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ZERTIFIZIERTE FORTBILDUNG FOLGE 519

In Zusammenarbeit mit der


Prof. Dr. med. Gerhard Hesse Bayerischen Landesärztekammer
Tinnitus-Klinik am Krankenhaus Bad Arolsen Teilnahme unter
Universität Witten-Herdecke www.springermedizin.de/kurse-mmw

Diagnostik und Behandlung von Ohrgeräuschen

Tinnitus – Grundlagen einer


sinnvollen Therapie
Viele Menschen klagen über Ohrgeräusche und suchen entsprechende Behandlungsangebote.
In diesem Fortbildungsartikel werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Tinnitus zu-
sammengefasst und die möglichen Therapieformen beschrieben und bewertet. Was sollten
Hausärzte über den Tinnitus wissen? Welche Maßnahmen sollten sie primär einleiten?

_ Tinnitus (von lateinisch „tinnire“ =


© Jan-Otto / iStock

tönen, klingen) ist ein Synonym für Ohr-


geräusche bzw. akustische Sensationen,
die nicht durch von außen kommende
Reize hervorgerufen werden. Diese Töne
werden in 90% der Fälle im Innenohr ge-
neriert. Auslöser sind defekte oder über-
aktive Haarzellen.
In den meisten Fällen werden diese
Störgeräusche wie alle unbedeutenden
Dauerreize wieder weggefiltert. Wenn
jedoch das Ohrgeräusch mit einer be-
Quälende Ohrgeräusche –
sonderen Bedeutung belegt wird und das belastet die Lebensqualität!
eine Habituation nicht gelingt, dann
kann es zu einem störenden und manch-
mal auch zu Folgeerscheinungen füh-
renden Beschwerdebild kommen. Eine
eigenständige Erkrankung kann sich
entwickeln.
Epidemiologische Studien für Europa
und die Vereinigten Staaten zeigen, dass aber nur 3–5%. Von diesen ist etwa die (auskultiert) werden. In diesem Fällen
ca. ein Viertel aller Menschen bereits Hälfte erheblich belastet [1]. spricht man von einem objektiven Tin-
einmal Tinnitussensationen erlebt ha- nitus. Dieser entspricht allerdings eher
ben. 10–%% der Menschen hören Tinni- Objektiver und subjektiver Tinnitus einem gehörten Geräusch des eigenen
tus über einen längeren Zeitraum. Als Sehr selten kann das Ohrgeräusch auch Körpers. So können Gefäßprozesse oder
tatsächlich behandlungsbedürftig gelten von Außenstehenden wahrgenommen Stenosen als pulsierendes Ohrgeräusch

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imponieren, während Muskelkloni, z. B. Auch Störungen der Mittelohrfunktion erstmalig auf und ist, wie in den meisten
der Pharynxmuskulatur, als klackendes bis zu Verlegungen des Gehörganges Fällen, von einer plötzlichen Hörminde-
oder schmatzendes Geräusch wahrge- durch Ohrenschmalz können Ohrgeräu- rung begleitet, so ist es wie eine akute
nommen werden. sche hervorrufen (Abb. 1). Hörminderung zu behandeln.
Wesentlich häufiger ist der subjektive Durch die hohe Zahl betroffener Pa- Nach den gängigen Leitlinien [6] soll-
Tinnitus: Dieser ist von außen nicht tienten entstehen erhebliche Kosten für te in diesem Fall eine hochdosierte Kor-
nachweisbar und wird als Störgeräusch das Gesundheitswesen. Nach einer Stu- tisontherapie erfolgen. Dagegen ist beim
fortgeleitet, auch wenn die eigentliche die aus Holland wurden sie allein für chronischen, länger als drei Monate be-
Wahrnehmung und Belastung durch dieses Land auf fast 7 Milliarden Euro stehenden Ohrgeräusch, unabhängig
den Tinnitus erst durch Vernetzung im hochgerechnet [5]. von der Entstehungsursache, keine kau-
Kortex entstehen [2, 3, 4]. sale, d. h. das Tinnitusgeräusch abschal-
Die Prävalenz dieser Ohrgeräusche Akuter und chronischer Tinnitus tende Behandlung, bekannt.
steigt mit dem Lebensalter. Als Haupt- Für die Behandlung des Ohrgeräusches
risikofaktoren gelten eine Lärmbelas- ist bedeutsam, ob dieses akut und erst- Tinnitus und Schwerhörigkeit
tung und die damit verbundene Schwer- malig auftritt oder länger als drei Mona- 93% aller Tinnituspatienten haben be-
hörigkeit sowie Schwerhörigkeiten, die te besteht und damit als chronisch ein- gleitend (oder auslösend) eine messbare
sich aus anderen Ursachen entwickeln. zuschätzen ist. Tritt ein Ohrgeräusch Hörminderung. Dazu klagen mehr als
40% der Betroffenen gleichzeitig auch
über eine bestehende Lautheitsempfind-
lichkeit (Hyperakusis). Dabei sind die
Abb. 1 Tinnitusursachen in verschiedenen Stationen der Hörbahn meisten Ohrgeräusche hochfrequent
und imponieren als hoher Pfeifton und
Emotionen, Emotionen, Psychische Alteration, entsprechen dann praktisch immer
Bewertungen Abwehr, Angst Übererregungen einem besonders in den hohen Frequen-
ZNS zen ausgeprägten Hörverlust [7, 8].
Selbst bei akut auftretenden Hörstö-
rungen wird ein Ohrgeräusch häufig erst
dann bemerkt, wenn der Hörverlust sich
wieder etwas erholt hat oder nach einer
gewissen Latenzzeit. Entwickelt sich
limbisches System Thalamus Auditorischer Kortex
eine Schwerhörigkeit, so kann ein Tin-
nitus dann häufig unabhängig von äuße-
Colliculus ren Einflüssen plötzlich wahrgenommen
inferior HWS werden. Meistens wird dies durch emo-
Entzündungen Kiefergelenk
Demyelinisierung tionale Belastungen oder Stresssituatio-
apoplektische Herde nen getriggert.
Hirntumoren
Akustikusneurinom
Kompensiert – dekompensiert
Wesentlich für die Behandlung des chro-
virale Toxine
Zerumen Otitis media
Lärm
nischen Tinnitus ist die Frage, ob das
Otitis externa Otosklerose Nucleus
cochlearis Degeneration Ohrgeräusch kompensiert ist, d. h. nicht
zu wesentlichen Beeinträchtigungen
führt, oder ob der Tinnitus dekompen-
siert ist. Wenn der Höreindruck Tinni-
tus im Gehirn durch plastische Verän-
Corti-Organ derungen und durch Vernetzung in der
Haarzellen emotionalen Bewertung und dann auch
durch konsekutive Hinwendungsreak-
tionen verschaltet und verstärkt wird, so
verhindert dies eine normale Habitua-
Äußerer tion. Man beginnt unter Tinnitus zu lei-
Gehörgang Mittel-
ohr Innenohr mit den [9], der Tinnitus dekompensiert den
Haarzellen Nucleus cochlearis
Patienten. Das Symptom dominiert den
Mod. n. [6]

Ohr Ausschnitt des Innenohres Betroffenen, beherrscht seine Lebens-


und Gestaltungsfähigkeit und schränkt

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diese mehr oder weniger stark ein [7, 10].


Diese Entwicklung ist völlig unabhängig Abb. 2 Stationen der zentralen Hörbahn
davon, wo der Tinnitus primär generiert
wird (Abb. 2). Der eigentliche Krank-
heitswert entsteht durch psychosoziale Area 41, Gyri temporales
Begleiterscheinungen, die zu manifesten transversi (Heschlsche
Depressionen oder Angsterkrankungen Querwindungen) 20.000 Hz
führen oder sich als Konzentrations- Radiatio acustica 200 Hz
und Schlafstörungen bemerkbar ma- (durch hinteren Schenkel der
chen können. Capsula interna)
a
Besonders eine subjektive Überforde- Corpus
rung (Distress) wird nach neueren Un- geniculatum mediale
tersuchungen [11, 12, 13] als ein starker Corpus
Prädiktor für die Entstehung eines Tin- geniculatum laterale
nitus angesehen. Das Ohrgeräusch wird Colliculus inferior
200 Hz
dann plötzlich als eine Spontanerregung Kommissar der Colliculi inferiores
der Hörbahn wahrgenommen und als
Striae medullares
störend empfunden. Wichtig ist in die- b
sem Zusammenhang, dass das Ohrge- Lemniscus lateralis u.
Nuclei lemnisci laterales
räusch selbst praktisch nie lauter als 20.000 Hz
Fasciculus longitudinalis medialis c
5–% dB über der subjektiven Hörschwel-
le wahrgenommen wird [14]. Auch ist Pedunculus cerebellaris inferior
s
die subjektiv empfundene Lautheit von lari
Nucleus cochlearis dorsalis ibu
t
der (vergleichend gemessenen) tatsäch- ves
na Cortisches Organ
Nucleus cochlearis ventralis bra
lichen Lautstärke des Ohrgeräusches un- Me
m Tektorialmembran
Nucleus dorsalis corporis
abhängig. trapezoidei
Haarzellen
Da der Tinnitus so eng mit der Hör-
Nucleus corporis
wahrnehmung verknüpft ist, sprechen trapezoidei
wir auch nicht von einem eigenständi-
Lemniscus medialis
gen Krankheitsbild, sondern sehen den N. cochlearis Basilarmembran

Mod. n. [6]
Tinnitus als ein Symptom gestörter Hör- Nucleus olvaris Tractus corticospinalis Ganglion spirale
wahrnehmung und Hörverarbeitung.
Die Belastung durch das Ohrgeräusch
entsteht durch kortikale Vernetzungen,
insbesondere wenn die Hörsensationen kortikale und emotionale Verknüp- Daraus folgt, dass der Tinnitus prak-
mit emotionalen Anteilen verquickt wer- fung, die zu psychosomatischen tisch immer in der Frequenz des größten
den und zu einer negativen Bewertung Begleiterscheinungen führt. Hörverlustes liegt (Abb. 3). Dabei greifen
führen. Aus diesen negativen Bewertun- Verstärkungsmechanismen, wenn der
gen können abhängig vom Schweregrad Interessant ist, dass das Ohrgeräusch auditorische Kortex durch fehlende Fre-
des Tinnitus ständige Hinwendungs- auch dann häufig mit einem Hörverlust quenzen nicht ausreichend stimuliert
reaktionen und sogar ein negativer einhergeht, wenn dieser dem Betroffe- wird oder dem akustischen Gedächtnis
Kreislauf entstehen, aus dem potenzielle nen gar nicht bewusst wird. Häufig Frequenzen fehlen. Bedingt durch diese
Komorbiditäten erwachsen (Tab. 1). kommt erst im Verlauf der wegen des Schwerhörigkeit werden dann zuerst die
Insofern ist dann ein derart dekom- Tinnitus eingeleiteten diagnostischen Eckfrequenzen verstärkt und besonders
pensierter Tinnitus ein komplexes Maßnahmen heraus, dass die eigentliche die hemmenden Bahnen in der Hörbahn
Krankheitsbild, was auch erklärt, dass Ursache eine Schwerhörigkeit ist. Dies für diesen Frequenzbereich herunterge-
rein mechanistische, den Tinnitus ab- gilt für mehr als die Hälfte der Patienten fahren.
schaltende Therapiemodelle wenig grei- unserer eigenen Tinnitusambulanz [18,
fen, eben weil die Tinnituswahrneh- 19]. Als primäre Ursache wird dann ein Hyperakusis
mung als ein psychosomatisches Symp- Funktionsausfall von zumeist äußeren Besonders normalhörende Tinnitus-
tom zu deuten ist. Haarzellen des Innenohres angesehen patienten leiden häufig unter einer ge-
[20], während die tatsächliche Tinnitus- steigerten Form der Geräuschüberemp-
Merke: Die Belastung durch den wahrnehmung durch kortikale Verstär- findlichkeit, der Hyperakusis. Dabei
Tinnitus und damit der eigentliche kungsreaktionen und Bahnungen ent- werden praktisch alle von außen kom-
Krankheitswert entstehen durch die steht. menden Geräusche als zu laut empfun-

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Tab. 1 Graduierung des Tinnitusschweregrades. Einteilung nach Biesinger mit dem Tinnitus-Fragebogen (TF)
(40-Item-selbsteinschätzendes-Instrument) und der Mini-TQ 12 (12-Item-selbsteinschätzendes Instrument)
Tinnitusschweregrad TF- TQ-12- Einteilung nach Biesinger3
Gesamtscore1 Score2
Grad 1 leichtgradig 0–30 0–7 Ohrgeräusche, die nur in stiller Umgebung wahrnehmbar sind, kein Leidensdruck.
Grad 2 mittelgradig 31–46 8–12 Ohrgeräusche, die auch bei geringem Außengeräuschpegel wahrnehmbar sind,
jedoch durch gewöhnliche Umgebungsgeräusche und Lärm maskiert werden;
tritt hauptsächlich bei Stille auf und wirkt störend bei Stress und Belastungen.
Grad 3 schwergradig 47–59 13–18 Der Tinnitus stört unabhängig vom Pegel irgendwelcher Außengeräusche, d.h. er
ist praktisch nicht überdeckbar; führt zu dauernder Beeinträchtigung im privaten
und beruflichen Bereich, Instrument einer Sekundärsymptomatik im emotionalen
kognitiven und körperlichen Bereich.
Grad 4 schwerstgradig 60–84 19–24 Der Tinnitus führt zur völligen Dekompensation im privaten Bereich bis hin zur
Berufsunfähigkeit.
1 Normquartile des Tinnitus-Fragebogens (TF; nach [15]); 2 Normquartile des Mini-Tinnitus-Fragebogens (TQ-12; nach [16]); 3 Normquartile der Einteilung nach [17]

den. Auch nicht sehr laute akustische Gehörgänge frei oder mit Zerumen ver- BERA), besonders bei einseitigen
Sensationen führen zu vegetativen Reak- legt? Befunden,
tionen wie Schweißausbrüchen, Herzja- Gehörgangssäuberung · Evtl. mit handels- • orientierende Gleichgewichtsprüfung
gen, Schmerzen (im Ohr) oder Tinnitus- üblichen Sprays oder öligen Lösungen bei evtl. begleitendem Schwindel und
verstärkungen. durchführen. Cave: Vor Spülungen des • bei Auffälligkeit oder Verdachtsmo-
Die Hyperakusis entspricht im weites- Gehörgangs bei obturierendem Ohren- menten weitere röntgenologische
ten Sinne einer Angsterkrankung. Sie schmalz ist wegen der Verletzungsgefahr Untersuchungen: CT des Schädels
führt zu Vermeidungsreaktionen, die des Trommelfells abzuraten! oder kernspintomografische Dia-
wiederum die Empfindlichkeit erhöhen. Orientierende Hörprüfung · Stimmgabel- gnostik zum Ausschluss von Tumo-
Abzugrenzen ist die Hyperakusis von der proben nach Weber und Rinne zum ren des Hörnerven (Vestibularis-
Geräuschempfindlichkeit bei Innenohr- Ausschluss einer Mittelohrbeteiligung. schwannom).
schwerhörigkeit, dem Recruitment, und Auskultation des Ohres und der A. caro-
der primär psychisch bedingten Phono- tis · Dies ist insbesondere bei pulssyn- Psychologische Diagnostik
phobie, bei der in der Regel nur bestimm- chronem Ohrgeräusch wichtig, das auf Besteht eine hohe Belastung durch den
te, negativ besetzte oder emotional ge- Gefäßfehlbildungen oder -neubildungen Tinnitus, sollte auch eine psychosomati-
koppelte Geräusche aversiv empfunden (Aneurysma, Angiom) hinweist. sche oder psychologische Diagnostik
werden. Das Recruitment ist bedingt Im Übrigen sollte die schnelle Über- und Mitbeurteilung der Tinnitusbelas-
durch eine mangelhafte Funktion der äu- weisung zum Facharzt erfolgen, um dort tung und Komorbidität erfolgen. Hierzu
ßeren Haarzellen des Innenohrs, die eben die leitliniengestützte Diagnostik zu er- stehen hinreichend validierte Fragebö-
nicht mehr verstärken, aber auch nicht möglichen [23]: gen zur Verfügung wie der
abschwächen können. Alle diese Formen • Tonschwellenaudiometrie, 1 Tinnitusfragebogen nach Goebel
der Geräuschüberempfindlichkeit kön- • Tympanometrie mit Bestimmung und Hiller (TF) sowie die
nen nur durch Training und Exposition der Stapediusreflexe, 2 Hospital Anxiety and Depression
behandelt werden – mit sehr gutem Er- • otoakustische Emissionsmessung Scale (HADS) zur Erfassung von
folg und guter Prognose [21, 22]. zur objektiven Funktionsprüfung Ängsten und Depression.
der Haarzellen des Innenohres
Diagnostik bei Tinnitus (TEOAE und DPOAE), Untersuchung von Kopf und Hals
Zunächst muss man bei Tinnituspatien- • Bestimmung von Tinnitusfrequenz Deutlich in ihrer Aussagekraft über-
ten die Hörfunktion bestimmen. Die und -lautheit als vergleichende Mes- schätzt werden Untersuchungen des
hausärztliche Untersuchung hat daher sung mit Sinustönen und Schmal- Kauorgans und der Halswirbelsäule
mehr eine Screening-Funktion, aber bandrauschen, (HWS) [24], die zwar orientierend er-
dennoch können bereits wichtige Fragen • Bestimmung der Unbehaglichkeits- folgen können, aber häufig den Patien-
geklärt werden. schwellen, ten fehlleiten. Sehr oft werden zwar
Ohrinspektion · Gibt es Entzündungszei- • eventuell Hirnstammaudiometrie Veränderungen gefunden, diese haben
chen (Gehörgang, Mittelohr), sind die (elektrisch evozierte Potenziale – aber zumeist keine Relevanz für die

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Tinnitusgenese oder gar die Hörstö- Eine plötzliche Verschlechterung


rung. Sie können jedoch zu einer lang- eines schon länger bestehenden Ohrge- Abb. 3 Patient mit Hochtonschwäche
wierigen orthopädischen oder räusches, eine sogenannte Exazerbation, links, Tinnitus bei 6 kHz, verdeckbar
kieferchi rurgischen und oftmals über- ist kein neu aufgetretener, akuter Tinni- mit 60 dB, d. h. 10 dB überschwellig
flüssigen Therapie führen. tus und sollte ebenfalls nicht mit Korti-
Zu achten ist lediglich auf eine deut- son behandelt werden. Derartige Ver- 0,125 0,25 0,5 1 2 3 4 6 8 10
–10
liche Beeinflussbarkeit des Ohrgeräu- schlechterungen sind reine Wahrneh-
0
sches durch Kopf- oder Kieferbewegun- mungsphänomene, die z. B. durch eine 10
gen. Diese können die Tinnitusbelas- Stressreaktion hervorgerufen werden 20
tung unterstützen, sie aber in der Regel können [29]. 30
40
nicht hervorrufen.

Hörpegel in dB
50
Merke: Bei akut auftretenden 60
Merke: Pathologische Veränderungen Ohrgeräuschen mit begleitendem 70
am Kiefergelenk oder der HWS sind Hörverlust sollte wie bei einem 80
sehr häufig, aber haben nur in sehr Hörsturz behandelt werden, auch 90
100
seltenen Fällen einen direkten Bezug wenn der Hörverlust nicht sehr 110
zum Tinnitus und sind niemals für ausgeprägt ist. Als Therapie bietet 120
eine akute oder chronische sich eine hoch dosierte Kortison- 130
HV 9% (Rö73) Linkes Ohr
Hörminderung verantwortlich. therapie an – so lange keine 0% (Rö80)

Vereinzelt kann durch eine osteo- Kontraindikation hierzu besteht.


pathische oder krankengymnastische
Behandlung ein Tinnitus beeinflusst Durchblutungsfördernde Mittel · Soge-
oder gelindert werden, allerdings nur, nannte durchblutungsfördernde Medi- und Begleiterkrankungen wie Schlaf-
wenn dieser sich primär durch Kopf- kamente, die bis vor wenigen Jahren und Konzentrationsstörungen, Depres-
oder Halsbewegungen verändert. noch als Standard der Tinnitusbehand- sions- und Angsterkrankungen, ist the-
lung galten, sind heutzutage obsolet, rapeutischem Handeln sehr gut zugäng-
Therapie obwohl sie teilweise sogar noch eine lich. Insofern sind auch medikamentöse
Die Therapie des akuten Tinnitus Zulassung zur Behandlung der Schwer- Behandlungsansätze nur dann sinnvoll,
Kortikoide · Nur im Akut-Stadium, d. h. hörigkeit und des Hörsturzes haben. wenn sie diese Begleitsymptome im Fo-
wenn plötzlich ein Ohrgeräusch in Kom- Auch Ginkgo-Spezialextrakte in jedwe- kus haben. Ein Beispiel ist die Verabrei-
bination mit einem akuten Hörverlust der Konzentration und Dosierung sind chung antidepressiver Medikamente,
auftritt, ist eine kausale und dann auch zwar für die „adjuvante Therapie bei wenn der Tinnitus zu Depressionen ge-
medikamentöse Therapie sinnvoll. Die- Tinnitus vaskulärer und involutiver führt hat. Stark abzuraten ist jedoch von
se erfolgt in Anlehnung an die Leitlinie Genese“ zugelassen (Rote Liste), was Benzodiazepinen (hohes Abhängigkeits-
Hörsturz [6, 25] durch eine hoch dosier- diese Ursache jedoch tatsächlich bedeu- potenzial) und allen gängigen „Durch-
te Kortisontherapie, entweder syste- ten soll, bleibt unklar. Bislang konnten blutungsmitteln“.
misch oder intratympanal, d. h. direkt keine wissenschaftliche Belege für die
ins Mittelohr appliziert. Die Wirksam- Wirkung von Ginkgo-Präparaten vor- Merke: Eine „auslöschende“
keit dieser Hochdosistherapie bei akuten gelegt werden. Behandlung des chronischen Tinnitus
Hörstörungen wird z. Zt. in einer Multi- im Sinne eines Abschalten dieses
centerstudie (HODOCORT-Studie) wis- Die Therapie des chronischen Störgeräusches ist weder
senschaftlich evaluiert [26]. Tinnitus medikamentös, noch operativ, noch
Bei akut auftretendem Tinnitus mit Die Behandlungsbedürftigkeit bei chro- apparativ möglich. Häufig werden
komplett normalem Hörvermögen ist nischem Tinnitus wird im Wesentlichen durch derartige Therapieversuche die
dagegen mehr an eine Überreizung zu durch die mit dem Tinnitus assoziierten Symptome nur verstärkt.
denken. Hier sollte keine Kortison- oder durch diesen hervorgerufenen Be-
therapie erfolgen, da durch eine hoch gleiterscheinungen dominiert. Dabei ist Leider sind, besonders wegen des z. T.
dosierte Steroidbehandlung der Erre- der Leidensdruck individuell sehr unter- hohen Leidensdrucks der Patienten
gungslevel eher gesteigert wird und zu- schiedlich ausgeprägt, vor allen Dingen und des Bestrebens, den Tinnitus mit
sätzliche Schlafstörungen entstehen korreliert er weder mit der Tinnitus-Fre- allen Mitteln abzuschalten, sehr viele
können. Eine niedrig dosierte Steroid- quenz noch mit der Tinnitus-Lautstärke unseriöse Therapieverfahren auf dem
behandlung wirkt bei der akuten Hör- [30, 31]. Markt. Das gilt auch für therapeutische
minderung (und damit beim akuten Der Leidensdruck, der durch den Ansätze, die bislang zwar erforscht
Tinnitus) nicht besser als Placebo und Tinnitus besteht und der wesentlich ge- wurden, aber niemals den Nachweis
ist daher nicht sinnvoll [27, 28]. prägt wird durch die Begleitsymptome einer tatsächlichen Wirkung erbringen

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Wirksame Therapien bei chronischem


Abb. 4 Patientin mit beidseitiger Innenohrschwerhörigkeit, Sprachverstehen Tinnitus
bei 65 dB Sprachschallpegel, entsprechend der Lautstärke normaler Hörgeräte und Cochlea-Implantate
Umgangssprache aus 1 m Entfernung rechts 60% und links nur 40%. Sinnvolle Tinnitustherapien versuchen
Eine Hörgeräteversorgung beidseits konnte gut akzeptiert werden. den bestehenden und begleitenden Hör-
verlust bei Tinnitus auszugleichen und
0,125 0,25 0,5 1 2 3 4 6 8 10 0,125 0,25 0,5 1 2 3 4 6 8 10 damit den auditorischen Kortex wieder
–10 –10
0 0
zu stimulieren. Abb. 4 zeigt den Hörbe-
10 10 fund einer Patientin, die primär wegen
20 20 eines hochfrequenten und sehr belasten-
30 30 den Tinnitus in die Behandlung kam.
40 40
Hörpegel in dB

Hörpegel in dB
Letztlich aber war der ausgeprägte beid-
50 50
60 60 seitige Hörverlust Ursache der Stress-
70 70 belastung und des damit verbunden so-
80 80 zialen Rückzugs, der wiederum depres-
90 90
siv verarbeitet wurde. Allein durch die
100 100
110 110
Hörgeräteversorgung konnte eine deut-
120 120 liche Verbesserung erreicht werden. Die
130 130 Belastung durch den Tinnitus sank.
Rechtes Ohr HV 27% (Rö73) HV 40% (Rö73) Linkes Ohr
15% (Rö80) 30% (Rö80) Hörgeräte haben eine wichtige Funk-
Verständlichkeit in % Verständlichkeit in % tion in der Tinnitusbehandlung, wenn –
10 30 50 70 90 10 30 50 70 90 wie in den meisten Fällen – eine beglei-
0 0
tende Schwerhörigkeit vorliegt. Bei der
10 10 natürlich wesentlich seltener bestehen-
20 0 20 0 den ein- oder beidseitigen Ertaubung
30 10 30 10 kann durch Cochlea-Implantate (CI) die
Sprachpegel in dB

Sprachpegel in dB

40 20 40 20 Tinnitusbelastung in der Regel mit recht


50 30 50 30 gutem Erfolg gesenkt werden. Dies bele-
40 40
gen gute wissenschaftliche Studien [36,
60 60
37, 38, 39, 40]. Selbst für einseitig ertaub-
70 50 70 50
te Tinnituspatienten konnte durch eine
60 60
80 80 CI-Versorgung ein positiver Effekt be-
90 70 90 70 züglich des Ohrgeräusches nachgewie-
100 100 sen werden [41, 42].
Hörverlust

Hörverlust

110 110 Auf der organischen Seite wird dann,


(dB)

(dB)

120 120
begleitet durch eine entsprechende Hör-
ws e. –% ws e. –%
Rechtes Ohr ws gw. –% ws gw. –%
Linkes Ohr therapie [43], gelernt, den Tinnitus
durch spezielle Übungen wegzufiltern
bzw. wieder überhören zu können.

konnten. Dazu gehören sowohl soge- Studien [33] nicht besser wirken als Hilfreiche Psychotherapie
nannte neuromodulative Verfahren wie eben eine Placebobehandlung [34]. In Gut belegt ist die Wirksamkeit von Ele-
die transkranielle Magnetstimulation, den entsprechenden Leitlinien werden menten der kognitiven Verhaltensthe-
die Vagusstimulation, die Elektro- diese Therapieansätze daher nicht emp- rapie (KVT) bei chronischem Tinnitus.
stimulation – sowohl extrakraniell als fohlen [23, 35]. Die therapeutischen Ansätze zielen auf
auch intrakraniell – als auch alle eine Verbesserung der Verarbeitung
Sound-Therapien und musiktherapeu- Merke: In den Leitlinien zur und Bewältigung von Ohrgeräuschen
tischen Ansätze – es sei denn, die Mu- Tinnitusbehandlung sowohl für die ab bei gleichzeitiger Verbesserung der
siktherapie ist Bestandteil einer multi- Bundesrepublik Deutschland als auch Stressverarbeitung und der Behand-
modalen Behandlung [32]. für andere europäische Länder und lung komorbider Symptome wie Ängs-
Gerade diese „Musiktherapien“ wer- die USA werden medikamentöse te, Depressionen und Schlafstörungen
den neuerdings über Apps werbewirk- Verfahren und Behandlungsregimes [23, 44, 45].
sam angeboten und vollmundig bewor- aus der sogenannten Neuromodu- Der Tinnitus ist an sich keine psychi-
ben. All diesen Therapien ist gemein- lation wie auch verfremdete Musik sche oder psychosomatische Erkran-
sam, dass sie in placebokontrollierten ausdrücklich nicht empfohlen. kung, wohl aber können dem Umstand,

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FORTBILDUNG . ÜBERSICHT

dass manche Patienten unter ihrem Tin-


nitus leiden, psychische Prozesse zu-
grunde liegen. Deswegen sind schon
frühzeitig psychosomatische und psy-
chotherapeutische Interventionen indi-
ziert, die in der Regel Verständnis für
das subjektive Erleben vermitteln und
entängstigen.
Lerntheoretische Ansätze und Mo-
delle wie die KVT sind gut geeignet, die
Faktoren zu beschreiben, die den ein-
© shootingankauf / Fotolia
mal in die Wahrnehmung getretenen
Tinnitus zum Leiden werden lassen
Die Psychotherapie kann psychische
können und zu analysieren, was das Auslöser des Tinnitus aufdecken
Leiden aufrechterhält. Sie konzentrie- und die Habituation bahnen.
ren sich auf die Verbesserung der Be-
wältigungsfertigkeiten durch eine Ent-
katastrophisierung der Tinnitussymp-
tomatik, die bewusste Aufmerksam- aus einer Kombination von Aufklärung → Literatur: springermedizin.de/mmw
keitsumlenkung und den Erwerb von und Beratung (Conselling), auditori- → Title and Keywords: Diagnosis and
Copingfähigkeit (Ablenkung, positive scher Stimulation durch Masker („Noi- therapy of tinnitus
Selbstverbalisierung). Ziele sind eine ser“) oder Hörgeräte und Unterstützung Tinnitus / hearing loss / hyperacusis /
Unterstützung des Habituationsprozes- der Tinnitusumbewertung durch kogni- cognitive behavioural therapy / hearing
ses, eine Verringerung der psychischen tiv verhaltenstherapeutische oder psy- aids
Problematik, eine Erhöhung der Tinni- chodynamische Behandlungsansätze.
→ Anschrift des Verfassers:
tusakzeptanz und nicht zuletzt die Er- Die TRT allein (d. h. ohne begleitende Prof. Dr. med. Gerhard Hesse
arbeitung einer positiven Alternative verhaltenstherapeutische Behandlung) Ohr- und Hörinstitut
(„Refraiming“). konnte bislang in entsprechenden Meta- TInnitus-Klinik am KH Bad Arolsen
Einschränkend muss allerdings ge- analysen nicht eindeutig den Nachweis Große Allee 50
sagt werden, dass es häufig nur sehr einer Wirksamkeit belegen [55]. D-34454 Bad Arolsen
schwer gelingt, für Tinnituspatienten E-Mail: ghesse@tinnitus-klinik.net
entsprechend geeignete ambulante The- Merke: Für die Behandlung des
rapieplätze zu bekommen, sowohl für chronischen Tinnitus haben sich
KVT als auch für andere psychodynami- Therapieverfahren bewährt, die eine
sche Verfahren. Habituation des Tinnitus fördern FAZIT FÜR DIE PRAXIS
und den Leidensdruck verringern. 1. Ein Tinnituspatient muss gut
Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) Besonders die psychosomatische beraten, vor allem aber entängstigt
Das ursprünglich von Jastreboff und Ha- Behandlung von Folge- und werden.
zell entwickelte Tinnitus-Retraining- Begleiterscheinungen ist hier 2. Der Hausarzt sollte dem Patienten
Konzept (TRT) nach dem sogenannten sinnvoll und erfolgreich. Einen guten die Möglichkeit guter multimodaler
„neurophysiologischen Modell“ [52, 53, Evidenzbeleg gibt es für die Therapieansätze erklären können,
54] ist in den letzten Jahren erfolgreich kognitive Verhaltenstherapie. die sowohl zur Verbesserung der
modifiziert worden und besteht heute Hörwahrnehmung und der emotio-
Multimodale (ambulante oder nalen Entkopplung des Ohrgeräu-
INTERESSENKONFLIKT stationäre) Tinnitustherapien sches als auch zur Verbesserung
psychosomatischer Komorbiditäten
Der Autor erklärt, dass er sich bei der Erstellung des Daher haben sich zunehmend multimo-
eingesetzt werden.
Beitrages von keinen wirtschaftlichen Interessen lei- dale Therapieansätze und Programme
ten ließ. Er legt folgende potenzielle Interessenkon-
durchgesetzt, die Elemente des Retrai- 3. Es ist wichtig, Patienten vor unseriö-
flikte offen: keine. sen und sinnlosen Therapieansät-
Der Verlag erklärt, dass die inhaltliche Qualität des nings mit auditorischer Stimulation und
zen sowohl medikamentöser als
Beitrags von zwei unabhängigen Gutachtern geprüft psychotherapeutischen Interventionen auch apparativer Art zu warnen, da
wurde. Werbung in dieser Zeitschriftenausgabe hat
keinen Bezug zur CME-Fortbildung. Der Verlag kombinieren. Hierdurch kann sich die hierdurch nur hohe Kosten verur-
garantiert, dass die CME-Fortbildung sowie die CME- Lebensqualität deutlich verbessern und sacht werden und es vor allem
Fragen frei sind von werblichen Aussagen und kei- der Tinnitus-Schwergrad und die Belas- häufig durch Frustration zu einer
nerlei Produktempfehlungen enthalten. Dies gilt
insbesondere für Präparate, die zur Therapie des tung durch das Ohrgeräusch werden Verschlechterung kommen kann.
dargestellten Krankheitsbildes geeignet sind. deutlich reduziert [56, 57, 58, 59]. ■

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? Wie wird der subjektive Tinnitus am ? Wann ist ein Tinnitus wesentlich ◯ ein Akustikusneurinom.
genauesten definiert? durch die Halswirbelsäule oder das ◯ Gefäßfehlbildungen oder
◯ Als Phantomgeräusch. Kiefergelenk beeinflusst? -neubildungen (Aneurysma, Angiom).
◯ Als eine Dysfunktion im Hörsystem. ◯ Bei pulsierenden Ohrgeräuschen. ◯ Stoffwechselstörungen wie Diabetes.
◯ Als subjektive Wahrnehmung eines ◯ Wenn der Tinnitus durch Bewegungen, ◯ Schwerhörigkeit.
Geräusches bei Fehlen einer äußeren z. B. des Kopfes, der Halswirbelsäule
Schallquelle. oder des Kiefergelenks deutlich verän- ? Wie therapiert man den akuten
◯ Als ein Symptom der Schwerhörigkeit. dert werden kann. Tinnitus?
◯ Als eine Veränderung des auditori- ◯ Wenn suizidale Tendenzen bestehen. ◯ Mit vasoaktiven Substanzen.
schen Kortex. ◯ Bei einem dekompensierten Tinnitus. ◯ Mit hoch dosierten Kortikosteroiden.
◯ Bei Problemen der Filterfähigkeit des ◯ Mit Musiktherapie.
? Wo wird der Tinnitus am häufigsten Gehörs. ◯ Gar nicht.
generiert? ◯ Mit Vitaminpräparaten.
◯ In den Hirnnervenkernen. ? Was gehört immer zur Standard-
◯ Im äußeren Ohr. diagnostik im Rahmen der Tinnitus- ? Was gehört zur Therapie des chro-
◯ Im Innenohr. abklärung? nischen Tinnitus?
◯ Im primären auditorischen Kortex. ◯ Eine Kernspintomografie. ◯ Die Gabe von Betahistin.
◯ Im Hirnstamm. ◯ Ein Schädel-Computertomogramm. ◯ Die Gabe von Kortikosteroiden.
◯ Die ausführliche Audiometrie. ◯ Die Vermittlung von Verarbeitungs-
? Welche Aussage trifft zu? ◯ Die Vestibularisprüfung. und Bewältigungsprozessen.
◯ Die Mehrzahl der Patienten berichtet ◯ Die Messung evozierter Potenziale ◯ Eine Ohrspülung.
über eine Hyperakusis. (BERA). ◯ Die Gabe von Benzodiazepinen.
◯ Wenn ein Hörverlust vorliegt, dann meist
im Tieftonbereich. ? Woran macht sich eine Tinnitus- ? Welche Maßnahme(n) wird/werden
◯ Manchmal haben die Tinnituspatienten dekompensation fest? bei Patienten mit chronischem Tinni-
einen Hörverlust. ◯ Tinnituslautheit. tus am häufigsten eingesetzt?
◯ Über 80% der Tinnituspatienten haben ◯ Hörsturz. ◯ Operative Eingriffe.
eine messbare Hörminderung. ◯ Depression und Ängste. ◯ Hörgeräteversorgung.
◯ In der Regel kann der Tinnitus auch ◯ Frequenzveränderung des Tinnitus. ◯ Cochlea-Implantate.
von Außenstehenden wahrgenommen ◯ Kardiale Komplikationen. ◯ Ernährungsberatung.
werden. ◯ Neuraltherapie.
? Worauf kann ein pulssynchroner
Tinnitus hindeuten? Auf
◯ Stress.

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FORTBILDUNG

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