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Mit einer sorgfältigen Anamnese kann die überwiegende Zahl aller respiratorischen
Erkrankungen eingeordnet werden! Die anamnestischen Informationen liefern die
Leitstrukturen für die Planung aller diagnostischen Abläufe.
Gesprächssituation
Ist der Vater dabei (→ deutet darauf hin, dass die Symptome ernster
genommen werden)? Wie alt sind die Eltern? Was ist ihr Beruf (notieren!)?
Wer ist der zuweisende Arzt, besteht Kontakt mit ihm?
Diagnosen wie Bronchitis, Asthma o. Ä. nicht akzeptieren, sondern sich die
Symptome – in der aktuellen Ausprägung und der zeitlichen Entwicklung seit
Geburt – beschreiben lassen.
Wann traten die Symptome erstmals auf (Angabe in Tagen postpartal)? Gibt
es freie Intervalle, was verbessert die Symptome? Jahreszeitenabhängigkeit,
Einfluss von Essen und Schlucken, Einfluss von Schlaf?
Welche weiteren Symptome gibt es? Jedes Symptom (Husten, Tachypnoe,
Atemgeräusche etc.) einzeln, analog und getrennt abfragen.
quantitative Abfrage der Anzahl klar definierbarer Ereignisse wie Otitiden,
Sinusitiden, Pneumonien (mit und ohne Röntgenbild) und der
Krankenhausaufenthalte
Welche Therapien wurden wann angewandt, welchen Effekt hatten sie?
Umweltanamnese:
o Irritanzien (wie Rauch oder Qualm)
o Tiere (wie Katzen, Hunde, Vögel)
o Daunenkissen und Bettzeug
o aktives Rauchen des Kindes (in Abwesenheit der Eltern fragen)
jegliche Auslandsaufenthalte
sich Video- oder Tondokumentationen (z. B. auf Mobiltelefon) mitbringen
lassen
Zur Untersuchung ist es gut, wenn sich kleinere Kinder während des Gesprächs
ungestört auf dem Schoß der betreuenden Person an die Situation gewöhnen.
Nebenbei kann dem Kind schon einmal der Oberkörper frei gemacht werden; dadurch
bessere Eingewöhnung in die Situation und Beurteilung von Atemfrequenz (Tab. 1.1)
und Atemmuster in Ruhe.
Auskultation
Gerade kleine Kinder mit hoher Atemwegscompliance haben zusätzlich noch eine
variable Komponente zur fixierten Komponente der Atemwegsobstruktion, z. B. bei
starker Inspiration. So kann es auch bei fixierter Stenose der unteren Atemwege zu
einem Kollaps der oberhalb gelegenen Atemwege kommen, der zu variablen
inspiratorischen Atemgeräuschen führen kann.
Grundwissen für die richtige und gezielte Indikation von Diagnostik
Ein möglicher Nutzen bzw. die mögliche diagnostische Relevanz und eine eventuell
daraus abzuleitende Therapie muss stets gegen die Beeinträchtigung des Patienten
durch die Untersuchung selbst abgewogen werden.
Altersstufen
Krankheitszustand
Falsche oder falsch interpretierte Ergebnisse dürfen nicht zur Planung weiterer
diagnostischer oder therapeutischer Entscheidungen herangezogen werden!
Untersuchungsgang
Röntgen-Thorax
Blutgasanalyse, C-reaktives Protein (CRP), Blutbild, Blutkultur
Echokardiografie
Zwerchfelldarstellung im Ultraschall-Abdomen in Spontanatmung bei V. a.
Parese, Hochstand (Relaxatio), ggf. Durchleuchtung, ggf. Zwerchfell-
Elektromyogramm (EMG; s. Neurologie)
+ Konjunktivitis (2.– 6. Lebenwoche) → Chlamydienabstrich
+ Stridor und relevante Dyspnoe/Hypoxie/Atemnotsanfälle → Bronchoskopie
+ übrige Untersuchungen unauffällig oder Familienanamnese auffällig →
genetische Surfactantanalytik, keine BAL-Diagnostik routinemäßig (BAL:
bronchoalveoläre Lavage)
+ V. a. Spalte/Fistel → Kontrastschluck (Bauchlage, gute Ösophagusfüllung),
dann ggf. Bronchoskopie
+ V. a. massiven Reflux → obere Magen-Darm-Passage (MDP), Endoskopie
(gastrointestinal + Bronchialäste)
+ CCAM, lobäres Emphysem → Thorax-Spiral-CT, bei Letzterem evtl.
Bronchoskopie zur DD Obstruktion des Bronchus versus primäres Emphysem
+ Hypoxie und Hyperkapnie ohne Dyspnoe beim wachen Kind → praktisch
diagnostisch für Undine-Syndrom, Early-onset-Form
Säugling
Untersuchungsgang
Röntgen-Thorax
evtl. Röntgen-Thorax in 2 Ebenen, ggf mit Breischluck
Blutgasanalyse, CRP, Blutbild mit Differenzierung, Blutkultur
Rachensekret: Respiratory-syncytial-Virus (RSV), Influenza, ggf. Adenovirus-
PCR, ggf Pertussis-Kultur
Echokardiografie
+ chronischer oder zunehmender Stridor (besonders auch bei begleitenden
Stimmstörungen) → Bronchoskopie
+ V. a. Immundefekt (zB. SCID, DiGeorge, Bruton, CVID, chronische
Granulomatose (CGD), Neutropenie, Wiskott-Aldrich [Blutungen,
Thrombopenie, Ekzem]) bei Pneumonie → mit BAL Erreger incl. PcP und
Zellmuster
Schweißtest (CF-Neugeborenenscreening mit Immunoreaktives-Trypsinogen-
Test [IRT], Genetik)
+ beidseitiges, interstitielles Muster → V. a. Surfactantabnormalitäten →
genetische Untersuchungen des Surfactantsystems
+ Tracheomalazie und Apnoen, Gedeihstörung → Spiral-CT des Thorax mit
Kontrastmittel-Gabe (KM) zur Identifizierung der Anatomie, mit der Frage
einer Aortotruncopexie zur Besserung der Tracheomalazie
+ V. a. Spalte/Fistel → Kontrastschluck (Bauchlage, gute Ösophagusfüllung),
dann ggf. Bronchoskopie
+ V. a. massiven Reflux → obere MDP
Untersuchungsgang
Cave Schweißtest
Typischer Untersuchungsgang
Typischer Untersuchungsgang
Hämoptysen
Synkopen
Thoraxschmerzen
Zystenlunge
Pneumatozelen
Aspirationen durch
oder Ohrfehlbildungen,
Schluckstörungen,
SEMA3E- Herzfehler,
Spalten,
Mutatione Entwicklungsverzögerung,
ösophagotracheale
n Genitalhypoplasie
Fisteln
kraniofaziale
T-zellulärer Dysmorphie,
Immundefekt mit Retrognathie, milde bis
pulmonalen mäßige mentale
Mikrodelet rezidivierenden Retardierung,
DiGeorge-Syndrom
ion 22q11 Infektionen, kardiovaskuläre Anomalien
tracheobronchiale (Ventrikelseptumdefekt
Gefäßkompressionen, [VSD], große Gefäße),
Gaumenspalte Hypokalziämie, renale
Anomalien
Down-Syndrom
vergrößerte Zunge,
Trachealstenosen, Muskelhypotonie,
Larynxstenosen, charakteristische Fazies,
Trisomie Lungenzysten, Vierfingerfurche, mentale
21 Pneumonie-Neigung, Retardierung,
Zilienfunktionsstörun Kleinwuchs,
Koronarer Ausschnitt
g Skelettdysplasien,
aus einem Thorax-CT
Herzfehler
mit apikalen,
subpleuralen Zysten.
VACTERL- tracheoösophageale Analatresie, radiale
Assoziation Fistel, Armstrahldefekte;
Choanalstenosen, Ohranomalien,
Lippen-Kiefer- Wirbeldefekte, Herzfehler,
Gaumen-Spalte Nierenfehlbildungen
(LKG), laryngeale
Stenosen
Tab. 1.3 Tipps bei Auffälligkeiten in anderen Organsystemen.
Zeichen weitere Zeichen suchen Diagnosen
Kartagener-Syndrom,
PCD
Lungenbiopsie:
verdickte
Alveolarwände mit
Misorganistion der
Kapillaren sowie
strukturell auffälligen
Alveolen. Hämalaun-
Tab. 1.3 Tipps bei Auffälligkeiten in anderen Organsystemen.
Zeichen weitere Zeichen suchen Diagnosen
Eosin-Färbung (HE-
Färbung).
Jeune-Syndrom,
asphyxierende
Thoraxdystrophie
U1 Neugeborenen-Erstuntersuchung
Die 1. Untersuchung soll unmittelbar nach der Geburt vorgenommen werden: „Diese
Untersuchung hat im Wesentlichen zum Ziel, lebensbedrohliche Zustände zu
erkennen und augenfällige Schäden festzustellen, ggf. notwendige Sofortmaßnahmen
einzuleiten“. Hinweise für respiratorische DD sind:
Hier ist oft eine Beurteilung der Atmung und Stimme besser möglich als
unmittelbar nach Geburt (Beurteilungskriterien wie zu U1)
Stridor in diesem Alter (evtl. nicht bei Geburt) → typisch für Laryngomalazie
Husten spricht für Schluckstörung/Aspiration, Fistel, Spalte, selten
Chlamydieninfektion, Ureaplasmen bei FG.
Sekret aus Nasengängen (Choanalatresie/Stenose, Ziliendysfunktion, Liquor)?
Stimmqualität (Larynxfehlbildungen, beginnendes subglottisches
Hämangiom)?
Muskeltonus nun oft besser zu beurteilen als nach Geburt
Vitien evtl. erst jetzt – nach Verschluss des Ductus – klinisch erkennbar
Bei obstruktiven Episoden → Tasten nach Zungengrundstruma/Zyste (mit
dem Kleinfinger auf der Zunge entlang Richtung Zungengrund vortasten)
Dyspnoe, Nasenflügeln, Mundatmung, graues Munddreieck, interkostale
Einziehungen, Schaukelatmung?
Tuberkulinprobe durchgeführt?