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STIMMFEHLER

Stimmbildung Teil III


Häufige Fehler

■ Tongebung ist flach, oft plärrig


■ Tiefe und hohe Töne sind in der Klangfarbe extrem weite voneinander entfernt
■ Laute Töne wechseln unfreiwillig mit leisen Tönen ab
■ Atemkapazität und –beherrschung ist mangelhaft, Legatosingen & Phrasierung so gut wie
unmöglich
■ Einatmung geschieht zu laut, zu gewaltsam, oft mitten im Wort; auch Singen während der
Einatmung findet statt; Zwerchfell wird zum Einatmen kaum genutzt (flache Atmung)
■ Artikulation und Formung von Sprache ist beim Singen oft ungenau, falsch und klangverhindernd
■ Intonation zeichnet sich durch große Unsicherheit und Nachlässigkeit aus; vielfach wird die
Produktion präziser Tonhöhen nicht beherrscht
Fehler im Atmungssystem
Stimmfehler sind eigentlich Atemfehler

■ Hochatmung: Schwerkraft & übermäßiges Sitzen im jungen Alter als „Ursache“


– Einatmung vorwiegend/ausschl. mit Brustmuskulatur, äußerer Zwischenrippmuskulatur, oberer
Atemhilfmuskulatur
– Zwerchfell wenig/gar nicht an der Atmung beteiligt, wird beim Atmen meist sogar hochgezogen
– Fehlverhalten wird häufig durch schlaffe Körpergesamthaltung unterstützt
■ Optisch: Dehn- & Hebebewegung des Brustkorbs bei Einatmung + Hochziehen der Schultern, Einfallen des
Brustkorbs bei Ausatmung, Zusammenfallen des Oberkörpers, Rundrücken, schlaffe Körpergesamthaltung
■ Akustisch: Kurzatmigkeit, Zu-tief-Singen, rauhe Tongebung, zu laute Einatmungsgeräusche, unfreiwillige
Akzentuierung von Anfangstönen, Glottis-Schlag
– Therapie: Haltungsübungen, Zwerchfellbewusstmachung, Erlernen eines neuen Körper- &
Atembewusstseins
Fehler im Atmungssystem
Stimmfehler sind eigentlich Atemfehler

■ Überluftetes Singen: fehlerhafte Atmung ohne Zwerchfelleinsatz


– Während des Singens bleibt das Zwerchfell nicht gespannt, so dass die Atemluft ungehindert ausströmt
– Stimmfalten setzen starkem Luftstrom keine präzise gebildete Stimmritze entgegen & schließen mangelhaft
– Atemgefäß bleibt beim Singen nicht weit, aufrechte Körperhaltung wird nicht beibehalten
■ Optisch: Einfallen des Brustkorbs beim Singen; starkes Nach-innen-Gehen oder Einziehen der Bauchdecke bei
Ausatmung; Rundrücken; schlaffe Gesamthaltung
■ Akustisch: kraftloser, glanzloser, meist zu dunkler Klang; Nebenluft; Kurzatmigkeit; leise Nebengeräusche; zu
leise Tongebung; Zu-tief-Singen (besonders bei Abwärtsbewegungen); überluftete Schlusstöne; vor dem
Toneinsatz strömt Luft aus
– Therapie: Atemgefäß muss während des Singens weit bleiben; Zwerchfellspannung muss während des
Ausatmens erhalten bleiben; beim Ausatmen nicht mit der Bauchmuskulatur den Atem auspressen;
Übungen mit Anhaltephasen; Übungen im Staccato
Fehler im Atmungssystem
Stimmfehler sind eigentlich Atemfehler

■ Gepresstes Singen: häufig aufgrund eines Atemfehlers oder Verspannungen


– Zu hoher Atemdruck
– alle Bauchmuskulaturen sind zu stark gespannt, Zwerchfell ist ungespannt & wird hochgedrückt
– Stimmfalten liegen zu fest aneinander (um dem zu hohen Atemdruck standhalten zu können)
– Kehlkopf steht hoch (vom Atemdruck hochgepresst)
■ Optisch: Hochrecken & Vorschieben des Kopfes; roter Kopf (Blutandrang); Vorschieben des Unterkiefers; starre
Mimik; hochstehender Kehlkopf
■ Akustisch: Reibegeräusche; harte, starre Tongebung; zu lautes Singen; verengte, „geknödelte“ Töne; brutaler
Klang, oft mit Registerdivergenz; Glottis-Schlag
– Therapie: Verzicht auf Forte; Lockerung von Haltung und Atmung (oft nur im Liegen möglich); Anleitung
zur Zwerchfellatmung; höhere Tonlagen bevorzugen (nicht laut!), Einziehen der Bauchdecke beim Ausatmen
vermeiden (Bauch nicht herausdrücken!)
Fehler im Tonerzeugungssystem
Häufig die Folge falscher Einstellungen der Stimme im
Atemsystem
■ Bruststimmiges Singen: Kinder werden oft zum Singen in tiefer Lage angehalten
(Vorbilder in Musikindustrie und Umfeld) in Verbindung mit übergroßer Lautstärke,
dadurch isolierte Brustregisterfunktion
■ Zu-Hoch-Führen der Brustregisterfunktion wird oft weder von Kindern noch von
Betreuern als stimmschädigend wahrgenommen
– Vollschwingung der Stimmfalten wird beim Aufwärtssingen über die physiologische Grenze (ca. d‘-f‘) hinaus
beibehalten und erst bei ca. c“-d“ ruckartig auf Randschwingfunktion umgestellt (Registerdivergenz). Abwärts
vollzieht sich der Wechsel zurück etwas tiefer (ca. a‘-g‘). Je lauter, desto geringer der Anteil der
Stimmfaltenränder an der Schwingung, oft bis zum Totalausfall
– Schäden/Irreparable Folgen: Überdehnungserscheinungen, Muskelverkrampfungen, Risse, Schwielen, Ödeme,
Knötchen, sowie andere Verletzungen an den Stimmfaltenrändern als Folge auf ständige Überdehnung & des zu
hohen Kompressionsdrucks
– Mangelnde Fähigkeit zur Entspannung & Lockerung aufgrund von Verkrampfung der beteiligten Muskulaturen
Fehler im Tonerzeugungssystem
Häufig die Folge falscher Einstellungen der Stimme im
Atemsystem
■ Bruststimmiges Singen
■ Optisch: Anspannen der Halsmuskulatur; Blutandrang im Kopf; Vorschieben des Kopfes; fester Unterkiefer;
ruckartiges Senken des Kopfes beim Abwärtssingen an der Wechselstelle; Heben des Kopfes und
Vorschieben des Unterkiefers beim Aufwärtssingen ab ca. g‘-a‘
■ Akustisch: Registerwechsel; Bruchstelle, deutliche Klangveränderung von einem Ton zum anderen
(Registerdivergenz); Tiefe: laut, brutal, „männlich“, Mittellage: hart, starr reibend, Töne oft zu tief, Höhe:
verluftet, dünn, leise -> später: Einengung des Tonumfangs, Verlust der Töne in den Extremlagen, an der
Divergenzstelle oft keine Tonansprache mehr möglich
– Therapie: konsequenter Verzicht auf die Brustregisterfunktion (kein Forte in der Tiefe, kein
Registerwechsel von oben nach unten, von unten nach oben nur aus dem Piano heraus singen!);
weiche Tongebung mit randschwingungsfördernden Vokalen & Konsonanten; Atmung auf
Zwerchfellfunktion umstellen, Atemhaltespannungen entwickeln; Gefühl für das „schöne“ Singen
fördern
Fehler im Tonerzeugungssystem
Häufig die Folge falscher Einstellungen der Stimme im
Atemsystem
■ Harter Stimmeinsatz (Glottis-Schlag)
– Stimmritze ist vor Beginn des Singens fest verschlossen, wird durch Atemdruck aufgesprengt
– Stimmfaltenmuskulatur meist zu stark gespannt
– Stimmfalten beginnen danach oft mit ganzer Masse zu schwingen (Brustregister), häufig im
isolierten Brustregister mit Registerdivergenz
■ Akustisch: hartes Knackgeräusch vor Vokalen, oft Verbunden mit nachfolgendem Luftstoß; oft
rauh, hart, brutal (besonders bei „a“)
– Therapie: Übungen im Piano mit Klingern & dunklen Vokalen; Kontrolle der Atmung &
Herstellung der gesunden Balance zwischen Atemdruck und Stimmfaltenkompression
notwendig
Fehler im Tonerzeugungssystem
Häufig die Folge falscher Einstellungen der Stimme im
Atemsystem
■ Verhauchter Stimmansatz
– Stimmritze ist vor Beginn des Singens nicht gebildet, Stimmfalten liegen nicht präzise aneinander
– Kompressionsspannung der Stimmfalten ist zu gering
– Stimmfalten beginnen beim Ausströmen der Luft erst allmählich zu schwingen
■ Akustisch: Luftgeräusch vor Beginn des Singens (Hauch), oft verbunden mit nachfolgenden verlufteten
Tönen (Nebenluft); dem Klang fehlt es an Kern, die Töne sind oft zu tief
– Therapie: Übungen mit hellen Vokalen steigern die Kompressionsspannung; Staccato-Übungen
trainieren Schließbewegung der Stellknorpel; Herstellung der Atembalance notwendig
Fehler im Tonerzeugungssystem
Häufig die Folge falscher Einstellungen der Stimme im
Atemsystem
■ Offenes Näseln: Klang wird künstlich in den Nasenraum hineingedrängt/
Schließschwäche der Stimmfalten
– Stimmfalten sind zur Klangbildung nicht ordentlich aneinandergelegt, es kommt keine präzise
Stimmritze zustande
– Entstehende schlaffe, kernlose Klang findet einen künstlichen Halt im Nasenraum (Triebresonanz)
■ Optisch: (Manchmal) zusammenziehen der Augenbrauen und Nasenflügel bei gleichzeitigem
Kleinerwerden der Augen das künstliche Hineindrängen des Klanges in den Nasenraum
■ Akustisch: deutlicher Nasenklang; Töne klingen schlaff und kernlos; hohe Obertöne fehlen;
Kurzatmigkeit
– Therapie: Atembalance herstellen; Kompressionsspannung der Stimmfalten trainieren (Staccato-
Übungen, helle Vokale); (Falls offenes Näseln Folge falsch verstandener Vordersitz-Bemühungen)
Übungen mit mundraumreichen Vokalen
Fehler im Tonverstärkungssystem
Störung im Resonanzbereich/einseitige Benutzung
bestimmter Resonanzräume
■ Flache, kraftlose, wenig tragfähige Tongebung
– Alle Resonanzräume ungenügend bewusstgemacht/mangelhaft angeregt
– Vokale und Konsonanten haben keine präzise Formung
– Atembewegungen oberflächlich
■ Optisch: Mundfaulheit; geringe Mundöffnung ohne Lippenspannung; unbeteiligter Gesichtsausdruck;
schlaffe Körpergesamthaltung
■ Akustisch: stumpfer, haltloser/nicht tragfähiger Klang (obertonarm); oft Nebenluft hörbar;
kehlige/halsige, unpräzise Vokalklänge
– Therapie: Bewusstmachen und Aktivieren aller Resonanzräume; Präzisierung der Artikulation;
Erarbeiten der Kehlsenkung, Gaumenbogenspannung & Vordersitz in Verbindung mit geformter
Mundöffnung; Zwerchfellatmung trainieren.
Fehler im Tonverstärkungssystem
Störung im Resonanzbereich/einseitige Benutzung
bestimmter Resonanzräume
■ „Plärriges“ Singen
– Durch Mundaufreißen Verlust des Mundraums als Resonanzraum
– Folge oft Verlust der nasalen Resonanz (Gaumensegel liegt an der Rachenwand an)
– Kehlkopf steht hoch, Luftdruck ist zu hoch (Häufig in Kombination mit Hochatmung)
■ Optisch: Mund wird gewaltsam nach unten aufgerissen; parallel dazu oft Kopf- &
Körperbewegungen
■ Akustisch: greller, flacher, „babyhafter“ Klang, meist zu laut, oft reibend; offene Vokale im
Verhältnis zu laut, geschlossene Vokale zu offen; häufig gekoppelt mir Registerdivergenz
– Therapie: Bewusstmachen der Mundöffnung in Verbindung mit dosierter Rundspannung der
Lippen; Verzicht auf größte Lautstärke; Weckung von Klangästhetik
Fehler im Tonverstärkungssystem
Störung im Resonanzbereich/einseitige Benutzung
bestimmter Resonanzräume
■ Überheller „Lächel“-Klang
– Durch breitgezogene Mundöffnung wird die Mundhöhle auf eine flache Resonanzzone
reduziert, Schwingung wird in die Nasalräume gezwungen
– Oft folgt Kehlhochstand/Kehlenge
■ Optisch: Lippen sind stark in die Breite gezogen; Mundöffnung ist schlitzförmig; Unterkiefer
bewegt sich (zu) wenig (oft fest/verspannt); Häufig Hochatmung als Zusatzfehler
■ Akustisch: kindliche Tongebung; fehlen dunkler Stimmfarben; übertriebener Lächelklang; „u“
& „o“ undeutlich; „a“ zu flach; „e“ & „i“ zu schmal/spitz
– Therapie: Bewusstmachen der runden Mundöffnung mit Unterkieferfall & dosierter
Lippenrundspannung; Zwerchfellatmung mit Gähnweite trainieren
Fehlverhalten im Artikulationssystem
ungenügende/falsche Mundöffnung bzw.
Ungelenkigkeit/Steifheit von Zunge & Lippen
■ Gaumiges/kehliges Singen
– Alle Vokale zu weit hinten im Hals gebildet; lockeres, freies Schwingen der
Stimmfalten durch Beengung unmöglich
– Kehlkopf steht zu hoch, Zunge ist unbeweglich, Unterkiefer wird häufig nach
hinten geschoben
■ Akustisch: Stimme klingt gaumig/kehlig; besonders der Vokal „a“ erreicht nicht seine
freie & offene Klanggestalt (auch andere Vokale leiden unter Überbetonung von
Schlundraumfarben); oft erklingt nebenher ein schnarrendes Geräusch
– Therapie: Vordersitzübungen; Lösen von Schlundverspannungen; Kehle senken;
lockeres Fallenlassen des Kiefers üben
Fehlverhalten im Artikulationssystem
ungenügende/falsche Mundöffnung bzw.
Ungelenkigkeit/Steifheit von Zunge & Lippen
■ Knödel (dunkler Knödel)
– Zungenwurzel drückt auf den Kehldeckel, verringert den Raum im oberen Kehlkopfbereich
– Zungenrücken ist nach hinten verschoben & verspannt
– Kehlkopf künstlich nach unten gedrückt
■ Optisch: Manchmal nach vorne-unten gekippter Kopf, an den Hals angedrücktes Kinn & und
nach hinten verschobener Unterkiefer
■ Akustisch: gedrückter Stimmenklang; Vokale dumpf & gaumig; schwerfällige Artikulation,
schnelle Konsonantenverbindungen lassen sich nicht durchführen
– Therapie: Zuerst kehlsenkende & -weitende Übungen zur Vermittlung des richtigen Halts
des Kehlkopfes im Hals, dann Lockerungstraining für die verspannte Zungenwurzel
Fehlverhalten im Artikulationssystem
ungenügende/falsche Mundöffnung bzw.
Ungelenkigkeit/Steifheit von Zunge & Lippen
■ Schwerfällige Artikulation:
– Alle Artikulationswerkzeuge, besonders Unterkiefer & Zunge, sind verspannt
– Unterkiefer häufig verschoben, meist nach hinten
– Artikulationsstellen von Konsonanten werden nur ungenau getroffen (zu spät/früh
o.Ä.)
■ Häufig bei Kindern mit Zahnregulierungen
■ Akustisch: gesamte Artikulation zu langsam/schwerfällig, zerstört Stimmsitz &
musikalische Linie
– Therapie: Artikulationstraining mit verschiedensten Konsonanten; möglichst
abwechselnd verschiedene Artikulationsplätze erüben
Fehlverhalten im Artikulationssystem
ungenügende/falsche Mundöffnung bzw.
Ungelenkigkeit/Steifheit von Zunge & Lippen
■ Nuscheln
– Zu geringe Lippenspannung
– Mund öffnet sich nicht weit genug
– Leicht rund gespannter Lippenring fehlt
■ Optisch: kaum Mundbewegungen beim Singen, besonders keine Lippenrundung
■ Akustisch: Klang der Vokale haltlos, ungeformt; Vokale nicht genügend voneinander
getrennt; der Stimme mangelt es an Präzision, Formung & Schall
– Therapie: Rundung der Vokale & Erarbeiten der elastischen, aktiven
Lippenspannung
„Brummer“ – notorische Falschsinger
■ Weckung der Randstimme, Kopfstimme: Übungen mit glissando von oben, Heulspiele, weiche
Lautierung und leises Singen auch in tieferen Lagen, Übungen mit klingenden Konsonanten
■ Hörübungen zur Tonhöhenunterscheidung: körperlicher Nachvollzug der Spannungsverhältnisse –
zunächst weg vom Singen und der Unsicherheit
■ Rückgriff auf sichere Komponenten: sehr bekannte Lieder, Texte optimal vorbereiten, Hörerlebnis
vervielfachen, Beschränkung auf sehr kurze Sequenzen und deren oftmalige Wiederholung (im
„loop“)
■ Haltung und Mimik beobachten und diese vor allem durch
positives Feedback und Zuwendung beeinflussen
■ zum Singen v. a. auch alleine immer wieder ermuntern - nie tadeln oder Enttäuschung zeigen!
■ instrumental/am Klavier eine Oktave höher unterstützen
■ sichere Sänger „strategisch“ günstig in der Nachbarschaft positionieren
■ „Telefonieren“: spontan einen Telefonhörer in die Hand nehmen lassen, um das starke Ohr
herauszufinden, Handteller verstärkt die Eigenwahrnehmung über das Außenohr; mit dieser
„Handmuschel“ wird nun gespielt, der Abstand verändert, der Drehwinkel usw.

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