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KanzleiNagel

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Rechtsanwalt Jürgen Nagel


Fachanwalt für Versicherungsrecht

Karlsruhe, den 13.12.2021


101204

P-00-030-736430-0002-BU 10

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich beziehe mich auf Ihr Schreiben vom 01.12.2021.

Es gibt meines Erachtens kein Urteil, das verlangt, dass von dem versicherten Betrieb
selbst eine Gefahr ausgehen müBte (Erreger / Krankheit im Betrieb). Das wird allein von
der Versicherungswirtschaft selbst vertreten.

Im Übrigen (Auslegung, Klauselkontrolle) verweise ich ergänzend zu dem bereits


angeführten Urteil des OLG Karlsruhe auf das Urteil des Landgerichts München I vom
01.10.2020 — 12 O 5895/20.

In beiden Fällen ist in den Bedingungen bezüglich des Kataloges auch von „namentlich
genannten“ Krankheiten und Erregern die Rede. Beide Urteile kommen, wenn auch auf
unterschiedlichen Wegen, dazu, den jeweiligen Versicherten Recht zu geben.

Dass es auch andere Urteile gibt, ist hier bekannt.

Niemand wird davon ausgehen können, dass der durchschnittliche Versicherungsnehmer


vor Vertragsschluss die Aufzählung in den Versicherungsbedingungen mit der Liste im
Infektionsschutzgesetz vergleicht.

IBAN DE1IO 6601 0075 0268 8797 52 Karlsruhe, Stephanienstr. 18, Parkmöglichkeit im Hof
StraBenbahnhaltestelle Europaplatz (Stadtmitte)
Schreiben KanzleiNagel vom 13.12.21
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Er wird der Regelung unter B1.1.1 vertrauen.

Jede andere Sichtweise geht an der Realität vorbei.

Ein Hinweis auf die spätere Einschränkung, die es in den Regelungen anderer Versicherer
durchaus gibt, gibt es in B1.1.1 nicht.

Der Katalog meldepflichtiger Krankheiten und Krankheitserreger schlieft räumlich auch


nicht unmittelbar an B1.l an. Dazwischen findet sich noch B1.2 Versicherungsfall.

Auch der Versicherungsnehmer, der nach B1.1l noch B1.2 liest, findet somit keinen
Hinweis darauf, dass das Leistungsversprechen des B1.1.1 im Folgenden wieder
eingeschränkt werden wird.

Warum hat man überhaupt vielfach (und an prominenter Stelle) auf das Infektions-
schutzgesetz Bezug genommen, wenn man doch eigentlich nur gegen das Auftreten ganz
bestimmter Krankheiten und Erregern versichern wollte?

Warum hat man es dann nicht bei einer einfachen Aufzählung belassen und klargestellt
„‚nur““), dass der Katalog abschlieBend ist?

Hätte man die Hinweise auf das Infektionsschutzgesetz weggelassen, hätte auch niemand
auf die Idee kommen können, dass in Wahrheit die (eweilige) Aufzählung des
Infektionsschutzgesetzes mafigeblich sei (und die dortigen Generalklauseln).

Der Ausschluss unter B5.1.4 kann nur als irritierend bezeichnet werden. Warum sollten
nicht namentlich im Infektionsschutzgesetz genannte Krankheiten und Erreger vom
Versicherungsschutz ausgenommen sein? Ausschlüsse beziehen sich denknotwendiger-
weise auf ursprünglich versicherte Gegenstände. Sonst bräuchte es keines Ausschlusses.
Was soll das?

Unklar ist auch, in welchem Verhältnis die Generalklauseln des Infektionsschutzgesetzes


zu Ihrem Bedingungswerk stehen?

Wie in meinem ersten Schreiben schon ausgeführt, sind Ihre Bedingungen zum Thema
BetriebsschlieBung inhaltlich wie sprachlich völlig missglückt.

Dies ist das Risiko des Versicherers und nicht dasjenige des Versicherungsnehmers.

Warum übernimmt man nicht die Verantwortung für diese Fehlleistung?

Ich fordere Sie hiermit nochmals auf, den Vorgang abzurechnen.

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