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Name: MatrNr.

Rechtswissenschaftliche Fakultät
Universität Wien

VO Patentrecht I
Beetz
Klausur WS 20/21
12. Jänner 2021

Wichtige Hinweise:
- Gehen Sie bei der Beantwortung der Fragen ausschließlich von den Angaben aus und ergänzen Sie
keine Sachverhaltselemente.

- Zur Beantwortung der nachstehenden Fragen kreuzen Sie bitte das entsprechende Kästchen an oder
schreiben Sie die Antwort an den mit dem Aufzählungszeichen  gekennzeichneten Stellen.

- Wenn die Antwort aus einer Liste gewählt werden muss, ist jeweils mindestens eine Antwort in der
Liste richtig. Es können aber auch mehrere Antworten richtig sein.

- Wenn eine Antwort aus einer Liste gewählt werden muss, zählt jede richtige Antwort 1 Punkt. Für
jede falsche Antwort wird 1 Punkt abgezogen. Die Minimum-Punkteanzahl für jede Frage ist 0, es
werden keine negativen Punktzahlen vergeben.

- Die maximale Punkteanzahl beträgt: 45

Prüfungsfragen

1. Gemäß österreichischem PatG und dem EPÜ erfüllt der Gegenstand einer Patentanmeldung das
Erfordernis der Neuheit, wenn

□ eine Europäische Patentanmeldung eingereicht wird, welche zu Recht die Priorität einer
Österreichischen Stammanmeldung beansprucht, wobei eine Erstveröffentlichung der
Erfindung innerhalb des 1-jährigen Prioritätsjahres erfolgt ist

□ eine Patentanmeldung innerhalb von 6 Monaten nach der Erstveröffentlichung der


Erfindung in Österreich eingereicht wird

□ der Anmeldungsgegenstand bisher nur außerhalb Europas der Öffentlichkeit zugänglich


gemacht wurde

□ die Erfindung bisher lediglich gegenüber potentiellen Geschäftspartnern veröffentlicht


wurde, die alle vorab eine Geheimhaltungserklärung unterzeichnet haben

□ die Erfindung lediglich ein einziges Mal in Japan - eine Woche vor Einreichung der
Erstanmeldung - der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde

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2. Ein erteiltes österreichisches Patent berechtigt den Patentinhaber

□ andere Unternehmen davon auszuschließen den Erfindungsgegenstand in Österreich


herzustellen

□ andere Unternehmen davon auszuschließen den Erfindungsgegenstand in Italien in Verkehr


zu bringen

□ den Erfindungsgegenstand in Österreich selbst herzustellen und anzubieten

□ andere Unternehmen davon auszuschließen den in der Slowakei hergestellten


Erfindungsgegenstand für den Verkauf in Österreich zu importieren

□ andere Unternehmen davon auszuschließen den Erfindungsgegenstand nach Österreich zu


importieren

□ Privatkunden zu verbieten den Erfindungsgegenstand in Österreich zu gebrauchen

3. Das Unternehmen A hat vor 4 Monaten ein neu entwickeltes Produkt bei einer öffentlichen
Präsentation in den USA vorgestellt. Angenommen die Neuentwicklung erfüllt alle anderen
Schutzvoraussetzungen, welche durchsetzbaren Schutzrechte kann das Unternehmen A durch
Anmeldung noch erhalten:

□ ein Europäisches Patent

□ ein österreichisches Patent

□ ein österreichisches Gebrauchsmuster

4. Beschreiben Sie kurz zumindest drei Grundsätze bei der Auslegung von Patenten:

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5. Das Unternehmen M stellt atmungsaktive und wasserabweisende Membranen in Österreich her,


welche für die Verwendung in einem atmungsaktiven Schuh, der unter das aufrechtes österreichische
Patent AT 564 785 B fällt, bestimmt sind. Das Unternehmen M beliefert damit den Schuhersteller S,
welcher im patenfreien China produziert und die Schuhe nach Österreich und ins patentfreie
Slowenien liefert. Die handelsüblichen Fersenkappen, werden vom Unternehmen F ebenfalls in
Österreich hergestellt und an den Schuhhersteller geliefert. Der Schuhersteller S verklebt die
Membran mit anderen Schichten des Sohlenaufbaus gemäß einem Verfahren in China, das mit dem
aufrechten österreichischen Patent AT 699 120 B geschützt ist:

□ Das Unternehmen S verletzt das österreichische Patent AT 699 120 B unmittelbar

□ Das Unternehmen F verletzt mittelbar das österreichische Patent AT 564 785 B

□ Das Unternehmen M verletzt mittelbar das österreichische Patent AT 564 785 B

□ Das Unternehmen S verletzt das österreichische Patent AT 699 120 B unmittelbar

□ Das Unternehmen M verletzt das österreichische Patent AT 564 785 B unmittelbar

6. Das Unternehmen O ist Inhaberin eines österreichischen Patents für das Herstellungsverfahren eines
Medikaments zur Reduktion der Magensäurebildung. Unternehmen G verletzt mit folgenden
Handlungen das österreichische Patent von Unternehmen O:

□ das Unternehmen G stellte das Medikament mit dem patentgeschützten


Herstellungsverfahren in Slowenien her und importiert das Medikament sodann nach
Österreich.

□ das Unternehmen G führt Versuche im AKH Wien mit dem nach dem patentgeschützten
Verfahren in Österreich hergestellten Medikament durch, um Daten zu ermitteln, welche es
für eine arzneimittelrechtliche Zulassung in Österreich benötigt

□ das Unternehmen G bietet auf Preislisten kurz vor Ende der maximalen Patentdauer das in
Slowenien nach dem patentgeschützten Verfahren hergestellte Medikament in Österreich
an

□ das Unternehmen G liefert den aktiven Wirkstoff des Medikaments an das Unternehmen L
in Österreich, welches dem Wirkstoff gemäß dem patentgeschützten Verfahren Hilfsstoffe
beimischt

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7. Nennen Sie 3 wesentliche Unterschiede zwischen den Bestimmungen des österreichischen


Patentgesetzes (PatG) und jenen des österreichischen Gebrauchsmustergesetzes (GMG):

8. Erläutern Sie kurz auf Basis welcher Werte die Höhe der Vergütung eines Diensterfinders berechnet
wird:

9. Gemäß dem PatG ist folgendes für Erfindungen von Angestellten zutreffend:

□ der Dienstgeber hat jedenfalls Anspruch auf sämtliche Erfindungen von Dienstnehmern

□ der Dienstgeber muss innerhalb einer gewissen Frist die Inanspruchnahme der
vom Dienstnehmer mitgeteilten Erfindung erklären

□ ohne schriftlichen Vertrag oder gesetzlicher Regelung für die Inanspruchnahme von
Diensterfindungen hat der Dienstgeber keinen Anspruch auf die Erfindung

□ dem Dienstnehmer steht eine angemessene besondere Vergütung für vom Dienstgeber
beanspruchte Diensterfindungen zu

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10. Für Patentanmeldungen auf Basis des Patent Cooperation Treaty (PCT) ist folgendes zutreffend:

□ die World Intellectual Property Organisation (WIPO) erteilt Patente mit Wirkung in allen
Vertragsstaaten des PCT

□ bei Einreichung einer PCT-Anmeldung kann die Priorität einer Erstanmeldung in einem PVÜ-
Vertragsstaat beansprucht werden

□ innerhalb einer bestimmten Frist (üblicherweise 30 Monate) nach Einreichung der PCT-
Anmeldung bzw. nach dem Datum einer eventuell in Anspruch genommenen Priorität muss
die Einleitung in die nationale bzw. regionale Phase vor den nationalen bzw. regionalen
Patentämtern erfolgen

□ im Rahmen der PCT-Anmeldung wird von der Internationalen Recherchenbehörde eine


Recherche erstellt

11. Das Europäische Patentübereinkommen (EPÜ)

□ ist Bestandteil des EU-Rechts

□ sieht ein Einspruchsverfahren vor, mittels welchem Dritte das Europäische Patent zentral
angreifen können

□ sieht vor, dass das Europäische Patent automatisch Rechtswirkung in allen Vertragsstaaten
des EPÜ entfaltet

□ sieht vor, dass die Vertragsstaaten eine Übersetzung des Europäischen Patents in eine
offizielle Amtssprache des jeweiligen Vertragsstaates vorschreiben können

12. Nennen Sie 3 grundlegende Patentierbarkeits-Voraussetzungen:

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13. Das auf die Herstellung von Ski spezialisierte Unternehmen A hat eine erfinderische Idee für einen
neuen Skischuh. Für die tatsächliche Realisierung der erfinderischen Idee ist das Kunststofffachwissen
im Unternehmen A nicht ausreichend. Demzufolge sucht das Unternehmen A einen
Kooperationspartner. Nennen Sie zumindest drei wesentliche Klauseln, die in einem etwaigen
Zusammenarbeitsvertrag zwischen A und einem etwaigen Kooperationspartner in Bezug auf etwaige
Erfindungen geregelt werden sollten:

14. Welche der folgenden Gegenstände sind grundsätzlich – d.h. bei Erfüllung der übrigen
Patentierbarkeitsvoraussetzungen – einem Patentschutz zugänglich:

□ Spielregeln für eine neues Brettspiel

□ eine Kinderschaukel mit einer neuartigen Aufhängungsvorrichtung

□ neuer medizinscher Wirkstoff

□ eine neue Indikation eines bekannten Wirkstoffs

□ der Quellcode eines Computerprogramms

□ ein neuartiges Verfahren zur Entfernung eines Ekzems

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15. Das Unternehmen A wird aufgrund einer vermeintlichen Patentverletzung eines österreichischen
Patents verwarnt. Welche der folgenden Einwände können erheblich sein, so dass das Unternehmen A
keine verletzenden Handlungen begangen hat:

□ das österreichische Patent ist nicht verletzt, da das Unternehmen A die vermeintlichen
Verletzungsgegenstände nur in China produzieren lässt und von dort nach Italien,
Slowenien und Deutschland exportiert

□ die vermeintlichen Verletzungsgegenstände wurden vom Patentinhaber mit dessen


Zustimmung auf den italienischen Markt gebracht und das Unternehmen A importiert diese
Gegenstände nur von Italien nach Österreich.

□ das österreichische Patent ist nichtig, da der Schutzgegenstand am Erteilungstag bereits der
Öffentlichkeit bekannt war

□ das österreichische Patent ist nichtig, da der Schutzgegenstand vor dem Anmeldetag bereits
der Öffentlichkeit bekannt war

16. Unternehmen A möchte – bevor es ein neues Produkt auf den österreichischen Markt bringt –
sicherstellen, dass es keine Patente verletzt, wobei Unternehmen A insbesondere ein kritisches
österreichisches Patent bekannt ist.

Wie kann Unternehmen A Rechtssicherheit erlangen? Welche Behörde ist ggf. für die Abklärung
zuständig? Wie sieht ggf. der Instanzenzug aus?

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