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Grundlagen der kaufmännischen Rechnungslegung


Kleine Einführung in die wichtigsten Vorschriften und Methoden
Version 5.10 © Harry Zingel 2001-2009, EMail: info@zingel.de, Internet: http://www.zingel.de
Nur für Zwecke der Aus- und Fortbildung

Inhaltsübersicht
1. Grundbegriffe ......................................................................... 3 5.6. Bilanz und GuV ................................................................... 24
1.1. Aufgaben des Rechnungswesens ............................................ 3 5.7. Beispiel für eine GuV ........................................................... 25
1.2. Gliederung des Rechnungswesens .......................................... 3 5.8. Aufgabe 5: Aufstellung einer GuV ....................................... 25
1.3. Rechtsgrundlagen des Rechnungswesens ................................ 3 6. Die Ableitung der Buchungsmethodik .................................. 26
1.3.1. Gesetzliche Rechtsquellen ...................................................... 4 6.1. Bilanz und Buchungsregeln .................................................. 26
1.3.1.1. Handelsrechtliche Vorschriften ............................................... 4 6.2. Ableitung von Buchungssätzen ............................................ 27
1.3.1.2. Steuerrechtliche Vorschriften ................................................. 5 6.2.1. Was ist ein Buchungssatz? ................................................... 27
1.3.1.3. Hinweise zum Umgang mit Rechtsquellen ............................. 7 6.2.2. Beispiele für Buchungssätze ................................................. 27
1.3.2. Die Grundsätze der ordnungsgemäßen Buchführung ............. 8 6.2.2.1. Bestandsbuchungen .............................................................. 27
1.3.2.1. Dokumentationsgrundsätze .................................................... 8 6.2.2.2. Das Problem mit dem Bankkonto ......................................... 28
1.3.2.2. Bilanzierungsgrundsätze ........................................................ 8 6.2.2.3. Erfolgsbuchungen ................................................................ 29
1.3.2.3. Ordnungsgemäße computergestützte Buchhaltung ................. 9 6.3. Aufgaben .............................................................................. 29
2. Buchführungspflicht ............................................................. 10 6.3.1. Aufgabe 6: Bestandsbuchungen ........................................... 29
2.1. Handelsrechtliche Buchführungspflicht ................................ 10 6.3.2. Aufgabe 7: Bestands- und Erfolgsbuchungen ....................... 30
2.2. Steuerrechtliche Buchführungspflicht ................................... 10 6.3.3. Aufgabe 8: Buchungsfälle identifizieren ............................... 30
2.3. Weitere Aufzeichnungspflichten ........................................... 11 6.3.4. Aufgabe 9: Gesamtübung ..................................................... 30
2.4. Aufgabe 1: Grundlagen und Buchführungspflicht ................ 14 7. Übersichten zur Buchungssystematik ................................... 30
3. Buchführungsorganisation ................................................... 15 7.1. Übersicht über die wichtigsten Buchungsregeln.
3.1. Grund- und Hauptbuch ........................................................ 15 Teil 1: Die vier elementaren Buchungsfälle. ......................... 31
3.2. Nebenbuchhaltungen ............................................................ 15 7.2. Übersicht über die wichtigsten Buchungsregeln.
3.3. Aufbewahrungspflichten ....................................................... 15 Teil 2: Der Buchungskreislauf der Bilanzkonten. ................. 32
3.3.1. Handelsrechtliche Detailregelungen ..................................... 15 7.3. Übersicht über die wichtigsten Buchungsregeln.
3.3.2. Steuerrechtliche Detailregelungen ........................................ 16 Teil 3: Erfolgskonten, GuV und Eigenkapital. ..................... 33
3.4. Aufbewahrungsfristen .......................................................... 16 8. Anhang ................................................................................. 34
3.5. Unterscheidung der Belege ................................................... 17 8.1. Anhang A: Allgemeine Kontenübersicht ............................... 34
3.6. Muster für die Behandlung von Belegen gemäß GoB ........... 17 8.2. Anhang B: Gliederungsschema des Gemeinschafts-
3.7. Aufgabe 2: Belegwesen ........................................................ 18 kontenrahmen der Industrie (GKR) ...................................... 35
4. Inventur, Inventar, Bilanz ..................................................... 19 8.3. Anhang C: Gliederungsschema des Industriekontenrahmen
4.1. Das Inventar ......................................................................... 19 (IKR) ................................................................................... 36
4.2. Die Inventur ......................................................................... 19 8.4. Anhang D: Zur Abgrenzung des Gewerbebegriffes ............... 37
4.2.1. Grundlegende Definition ...................................................... 19 8.5. Anhang E: Das Merkblatt: Die Buchungsfälle der Geschäfts-
4.2.2. Bewertung und Bewertungsvereinfachung ........................... 19 buchführung ......................................................................... 38
4.2.3. Inventurorganisation ............................................................ 20 8.6. Anhang F: Alle Buchungsregeln: die elementaren
4.2.4. Besondere Arten der Inventur ............................................... 21 Buchungsregeln der Geschäftsbuchführung .......................... 39
4.2.4.1. Permanente Inventur ............................................................ 21 9. Lösungen zu den Aufgaben .................................................. 40
4.2.4.2. Verlegte Inventur ................................................................. 21 9.1. Lösung zu Aufgabe 1: Grundlagen und Buchführungspflicht 40
4.2.4.3. Stichprobeninventur ............................................................. 21 9.2. Lösung zu Aufgabe 2: Belegwesen ....................................... 40
4.3. Aufgabe 3: Inventur ............................................................. 21 9.3. Lösung zu Aufgabe 3: Inventur ............................................ 41
5. Inventar, Bilanz und GuV .................................................... 22 9.4. Lösung zu Aufgabe 4: Inventar und Bilanz .......................... 41
5.1. Grundlegende Definition ...................................................... 22 9.5. Lösung zu Aufgabe 5: Aufstellung einer GuV ...................... 41
5.2. Die Bilanzwaage .................................................................. 22 9.6. Lösung zu Aufgabe 6: Bestandsbuchungen .......................... 42
5.3. Das grundlegende Gliederungsschema ................................. 22 9.7. Lösung zu Aufgabe 7: Bestands- und Erfolgsbuchungen ...... 42
5.4. Beispiel für eine Bilanz ........................................................ 23 9.8. Lösung zu Aufgabe 8: Buchungsfälle identifizieren ............. 42
5.5. Aufgabe 4: Inventar und Bilanz ........................................... 23 9.9. Lösung zu Aufgabe 9: Gesamtübung ................................... 42

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Anstelle eines Vorwortes bitte nicht zu überlesen:
Die Buchführung ist der wichtigste Bestandteil des betriebli- wird daher empfohlen, mit diesem Skript sehr gründlich umzu-
chen Rechnungswesens und die Fertigkeit, Buchungen richtig gehen. Jedes seiner Elemente wird später wieder von Bedeutung
vorzunehmen, ist eine Grundqualifikation jeder kaufmänni- sein. Nichts ist überflüssig. Wer die Grundregeln nicht verstan-
schen Aus- und Fortbildung. Und daß es an dieser Qualifikation den hat, wird später mit Gewißheit scheitern. Also, bitte,
mangelt zeigt sich an dem Umstand, daß in kaufmännischen nehmen Sie es ernst!
Prüfungen in keinem anderen Fach so viele Prüfungskandidaten
Zwei didaktische Anmerkungen aus meiner langjährigen Lehr-
durchfallen wie in der Buchführung.
erfahrung möchte ich noch voranstellen:
Dieses Skript stellt die wichtigsten Grundzüge der kaufmänni-
1. Buchungsregeln sind entweder Rechtsvorschriften oder nur
schen Rechnungslegung dar. Es enthält alle grundlegenden
gegenseitig auseinander abzuleiten, aber nicht explizit ver-
Gedanken von den Rechtsvorschriften, der Buchführungspflicht
ständlich. „Soll“, „Haben“ oder „an“ bedeuten nichts.
bis hin zur Bildung von Buchungssätzen. Es wird ergänzt durch
die auf der CD befindliche Foliensammlung, die besonders für 2. Die Regeln zum Bilden von Buchungssätzen sind aus der
den Unterrichtenden gedacht ist, aber auch Handouts und Bilanz abgeleitet. Verstehen Sie erst den Inhalt der Bilanz.
Thesenpapiere enthält, die dem Lernenden unbedingt vorliegen Wenn Sie bildliches Vorstellungsvermögen besitzen, wer-
sollten. den Sie es wahrscheinlich einfacher haben, weil Sie sich
vorstellen müssen, was „außen“ und „innen“ im Bilanz-
In der Buchhaltung baut ein Thema auf dem anderen auf. Anders
schema steht!
als in manchem anderen Fach gibt es in der Regel nur „richtig“
oder „falsch“. Um Frustrationen und Fehlschläge zu vermeiden Harry Zingel

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1. Grundbegriffe z Buchführung: Diese ist eine unternehmensbezogene
Zeitraum- und Zeitpunktrechnung. Die zeitraum-
Rechnungslegung ist der Oberbegriff für die Gesamtheit bezogene Rechnungslegung gipfelt in der Gewinn-
der Aufzeichnungspflichten, mit denen internen und ex- und Verlustrechnung (GuV) und die zeitpunktbezogene
ternen Interessenten Rechenschaft über die Geschäftsvor- Rechnungslegung kulminiert in der Bilanz.
fälle und die Lage des Unternehmens gegeben wird.
z Kosten- und Leistungsrechnung: Diese ist eine betriebs-
Externe Interessenten könnten sein: bezogene Stück- und Gesamtrechnung, d.h., sie liefert
z Banken Daten über den einzelnen Betrieb (nicht das Unter-
z Gläubiger nehmen) bezogen auf einen Zeitraum (nbicht unbe-
z Behörden, insbesondere das Finanzamt dingt ein Geschäftsjahr) und eine Leistungseinheit
z Kapitalanleger (Stück, Exemplar, usw).
Interne Interessenten sind insbesondere z Statistik: Im Rechnungswesen versteht man hierunter
eine Vergleichs- und Analyserechnung, die etwa für
z Die Geschäftsleitung Zeit-, Unternehmens- oder Betriebsvergleiche einge-
z Controller und interne Revision setzt werden kann. Aufgrund ihrer Vielseitigkeit wird
z Mitarbeiter, insbesondere leitende die Statistik auch in anderen unternehmerischen Teil-
z Kapitaleigentümer bereichen eingesetzt, insbesondere in der Marktfor-
Dieses Skript stellt die wesentlichen Grundlagen der schung un im Qualitätsmanagement, so daß sich hier
betrieblichen Rechnungslegung dar. Schnittstellen des Rechnungswesens zu diesen Teil-
bereichen ergeben.
1.1. Aufgaben des Rechnungswesens
z Planrechnung: Diese ist eine betriebs- oder unter-
Allgemeine hat das Rechnungswesen die Aufgabe, das nehmensbezogene Vorschaurechnung, die Zukunfts-
gesamte Unternehmensgeschehen zahlenmäßig zu erfas- daten hinsichtlich relevanter Bereiche prognostiziert.
sen, zu überwachen und auszuwerten. Im besondere un- Sie wird auch als Budgetierung bezeichnet und ist
terscheidet man: zugleich ein Teilgebiet des Controllings.
1. Dokumentationsaufgabe: Aufzeichnung sämtlicher Dieses Skript befaßt sich ausschließlich mit der Buchfüh-
Geschäftsfälle anhand von Belegen: zeitnah, zeit- rung. Zu den anderen Teilbereichen stehen vom gleichen
richtig, geordnet, lückenlos, wahr und fortlaufend. Autor weitere Skripte zur Verfügung; zu allen Teilberei-
2. Rechenschaftslegungs- und Informationsaufgabe: chen (und vielen anderen Themen) sollten Sie auch im
Periodenweise (jährliche) Berichterstattung an Unter- „Lesikon für Rechnungswesen und Controlling“ des glei-
nehmenseigner, Behörden, Gläubiger (Kreditgeber) chen Autors nachschlagen sowie die zahlreich vorhande-
usw. über Vermögens- und Ertragslage (Jahresab- ne Lernsoftware des Autors benutzen.
schluß). 1.3. Rechtsgrundlagen des Rechnungswesens
3. Kontrollaufgabe: Aussagen über Produktivi-tät, Wirt-
Allgemein versteht man unter einer Rechtsquelle eine
schaftlichkeit u. Rentabilität des Unternehmens, sei-
Erkenntnisquelle aus der Vorschriften für ein relevantes
ner Betriebe und anderen Teilsysteme (z.B. Kosten-
Sachgebiet entnommen werden können. Die Buchhal-
stellen).
tung ist hochgradig reglementiert und (etwa im Gegen-
4. Dispositionsaufgabe: Bereitstellung von Zahlenma- satz zur Kostenrechnung, Statistik oder Planrechnung)
terial als Grundlage für unternehmerische Entschei- von zahlreichen Rechtsquellen bis ins Detail geregelt.
dungen, z.B. über Investitionen, Märkte, Produkt-
Hierbei ist die Gesamtheit aller Rechtsnormen, die die
sortimente oder Absatzpolitiken.
Rechnungslegung regeln von Bedeutung. Man unter-
1.2. Gliederung des Rechnungswesens scheidet dabei kodifiziertes Recht, Rechtsprechung und
Gewohnheitsrecht. Alle drei Arten von Rechtsnormen
Das Rechnungswesen besteht raditionell aus vier Teilbe- kommen im Rechnungswesen vor:
reichen:

Die allgemeine Gliederung


des betrieblichen Rechnungswesens

Buchführung: Kosten- und Statistik: Planrechnung:


unternehmens- Leistungsrechnung: Vergleichsrechnung Vorschaurechnung
bezogene Zeitraum- betriebsbezogene (Zeit-, Unterneh- zu Investition, Ein-
und Zeitpunkt- Stück- und Gesamt- mens- und Betriebs- kauf, Absatz, Pro-
rechnung. rechnung. vergleich). duktion usw.
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z Kodifiziertes Recht sind im Wesentli- 1.3.1. Gesetzliche Rechtsquellen
chen gesetzliche Regelungen im Steu-
er- und im Handelsrecht. Man un- Kodifiziertes Recht Man unterscheidet hier zwei grundsätz-
terscheidet hierbei insbesondere (Gesetze, Verordnungen, lich relevante Rechtsbereiche: das Steu-
Gesetze, Verordnungen und Er- Richtlinien) errecht und das Handelsrecht. Beide
lasse. (code law) Rechtsgebiete enthalten teilweise ver-
streut, teilweise konzentriert Rechts-
z Rechtsprechung kommt in vorschriften zur Rechnungsle-
großem Umfang in allen gung, die einander in der Theo-
Gebieten der Rechnungs- Rech- rie ergänzen, in der Praxis
legung vor. nungs- aber oftmals widersprechen.
z Gewohnheitsrecht findet wesen Besonders die Bonner und
Recht- Gewohn- Berliner Laienspieltruppe
sich in zahlreichen von
Gesetzen nur unscharf sprechung heitsrecht von 1998 hat mit ihren di-
oder überhaupt nicht de- (Richterrecht) (common versen Steuerreformen die-
finierten „Grundsätzen“, (case law) law) sen Zustand verschärft. Das
etwa den Grundsätzen der ist für den Unternehmer
ordnungsgemäßen Buch- schlecht, weil er allen ernstes
führung, die vielfach nur ge- gezwungen ist, einander direkt
wohnheitsrechtlichen Charakter ha- widersprechenden Rechtsvorschriften
ben, oder etwa auch in „Handelsbräuchen“ (z.B. §346 voll zu genügen, tewa einem steuerrechtlichen Verbot der
HGB) oder „Treu und Glauben“ (§157 BGB). Teilwertabschreibung bei einer gleichzeitigen handels-
rechtlichen Pflicht zu einer solchen Abschreibung.
Die kodifizierten Rechtsquellen und die Rechtsprechung
sind leider äußerst unsystematisch und vermitteln viel- Gesetzliche Grundlagen des Rechnungswesens
fach eher den Anschein zufälliger Sammlungen von
Vorschriften anstatt systematischer und planmäßiger Handelsrecht Steuerrecht
Rechtssetzung. Insgesamt lassen sich das aber Handels-
recht und das Steuerrecht als wesentliche Hauptrechts-
quellen unterscheiden. AktG EStG
Einst versuchte das Maßgeblichkeitsprinzip eine Einheit GmbHG KStG
zwischen diesen beiden Rechtsgebieten herzustellen. Das GenG UStG, GewStG
hatte den Zweck, daß eine Bilanz allen Vorschriften
gleichermaßen genügen sollte. Dieser Grundsatz wurde PublG BewertungsG
durch die Bilanzrechtsmodernisierung ab 2009/10 abge- HGB AO
schafft. Steuer- und Handelsbuilanz sind seither voneinan- Div. VO'en, EU-Recht
und allgemeine GoB
der völlig unabhängig.
Für kapitalmarktnahe Unternehmen, also solche, deren 1.3.1.1. Handelsrechtliche Vorschriften
Anteilsscheine an einem geregelten Markt wie z.B. einer
Börse gehandelt werden, kommen durch die Öffnung Nur die handelsrechtlichen Vorschriften sind konsistent
Deutschlands für die internationale Rechnungslegung an einem Ort zusammengefaßt und gliedern sich im 3.
derzeit auch die International Financial Reporting Stan- Buch HGB in folgende Teile:
dards (IFRS) als Rechtsquelle hinzu. Zudem gibt es 1. §§238–263: Grundlegende Vorschriften für alle Kauf-
Rechnungslegungen nach US-GAAP, die zwar ab 2007 leute
nicht mehr erlaubt, für in den USA tätige Unternehmen 2. §§264–335b: Zusätzliche Vorschriften für Kapitalge-
aber weiterhin vorgeschrieben ist. Die deutschen Rech- sellschaften
nungslegungsstandards bieten eine neue kodifizierte 3. §§336–339: Zusätzliche Vorschriften für eingetrage-
Rechtsquelle, die sich aber gerade erst am Anfang befin- ne Genossenschaften
det.

Geltungsbereich Handelsrecht Steuerrecht


Deutschland Handelsgesetzbuch (HGB) Abgabenordnung (AO)
(auch deutsche Gesetze sind meist in Rechnungslegungsvorschriften in Einzelsteuergesetze (EStG, KStG,
Brüssel gemacht)
Einzelgesetzen (AktG, GmbHG) UStG, GewStG)
Gewohnheitsrecht
Übernationales Recht IFRS EU-Richtlinien und -Verordnungen
US-GAAP (in EU nicht mehr Intrastat
zulässig, aber von in den USA
tätigen Unternehmen angewandt)

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4. §§340–341p: Zusätzliche Regeln für Unternehmen Vorschriften gebunden. Diese Ungleichbehandlung wird
bestimmter Geschäftszweige, insbesondere für Kredit- damit begründet, daß in Kapitalgesellschaften größere
institute, Finanzdienstleister und Versicherungen Kapitalbeträge, mehr Arbeitsplätze und höhere gesell-
5. §§342, 342a: Privates Rechnungslegungsgremium, schaftliche Risiken verkörpert sind. Eine verschärfte
Rechnungslegungsbeirat Überwachung durch größere und weitreichendere
6. §§342b–342e: Prüfstelle für Rechnungslegung. Offenlegungsvorschrtiften wird daher als angemessen
empfunden.
Rechtsformenspezische Vorschriften finden sich u.a. auch
in den gesellschaftsrechtlichen Regelungen des Handels- Größenspezifische Vorschriften sind insbesondere im
gesetzbuches für die offene Handelsgesellschaft und die Handelsgesetzbuch (vgl. z.B. §267 HGB) und im Publi-
Kommanditgesellschaft, ferner für die Aktiengesellschaft zitätsgesetz enthalten. Die Größenklassenregelung ist
im Aktiengesetz sowie für die GmbH im GmbHG. Weiter- insbesondere für den Grad der Differenziertheit des Aus-
hin sind zu beachten das Publizitätsgesetz und für die weises des Jahresabschlusses bedeutungsvoll. Kleine und
Genossenschaft, speziell die Genossenschaftsprüfung, das mittelgroße Gesellschaften haben Erleichterungen hin-
Genossenschaftsgesetz. sichtlich Zahl und Umfang der im Jahresabschluß offen-
zulegenden Tatsachen (u.a. §§266 Abs. 1 Satz 3 i.V.m.
Beispiel: Die Vorschriften zur Gewinnverteilung bei der
§327 Nr. 1 HGB oder §288 HGB). Alte Vorschriften,
offenen Handelsgesellschaft (oHG) befinden sich in §121
wonach nur große Gesellschaften im Bundesanzeiger
HGB, und das Aktiengesetz (AktG) enthält eine Vielzahl
publizieren müssen, sind jedoch inzwischen abgeschafft
von Gewinnverwendungsregeln für die AG.
worden: jetzt müssen alle im Unternehmensregister elek-
Allgemein kann man sagen, daß für Kapitalgesellschaf- tronisch offenlegen.
ten wesentlich detailliertere und spezifischere Regelun-
Branchenspezifische Regelungen finden sich insbeson-
gen gelten als für Personengesellschaften. Dies kann
dere für das Versicherergewerbe im Versicherungsauf-
insbesondere mit dem viel größeren volkswirtschaftli-
sichtsgesetz (VAG) und für das Kreditgewerbe im Kre-
chen Risiko begründet werden, das in Kapitalgesellschaf-
ditwesengesetz (KWG). Auch für Kraftwerksbetreiber,
ten präsent ist, insbesondere bei Insolvenz.
Krankenhäuser und viele andere Branchen gibt es mehr
Beispiel: Jeder buchführungspflichtige Kaufmann ist ver- oder weniger konsistente Sonderrechte. Dabei sind insbe-
pflichtet, einen handelsrechtlichen Jahresabschluß auf- sondere die sonderrechtlichen Einschränkungen für be-
zustellen (§242 Abs. 1 HGB). Dieser hat nach §246 stimmte Branchen verfassungsrechtlich bedenklich.
Abs. 1 Satz 1 HGB sämtliche Vermögensgegenstände,
Schulden, Rechnungsabgrenzungen, Aufwendun- 1.3.1.2. Steuerrechtliche Vorschriften
gen und Erträge zu enthalten. In der Bilanz Recht-
Waren schon die handelsrechtlichen Regelun-
müssen das Anlage- und das Umlaufvermögen, sprechung gen inhomogen, inkonsistent und über viele
das Eigenkapital und die Rechnungsabgren- Regelungsorte verstreut, so trifft dies auf die
zungen gesondert ausgewiesen und „hinrei- BMF- und steuerrechtlichen Regelungen noch viel
chend aufgegliedert“ werden (§247 Abs. 1 OFD-Schreiben mehr zu.
HGB). Wie weit diese „hinreichende
Aufgliederung“ geht, ist jedoch nir- Aufgrund internationaler Verträge und
Hinweise insbesondere dem Vertrag über die
gendwo geregelt.
zu den meisten Richtlinien Europäische Union („EU-Vertrag“)
Eine Kapitalgesellschaft hingegen werden zahlreiche nationale steu-
ist hinsichtlich der Inhalte der Richtlinien erliche Regelungen bestimmt.
Bilanz an das Gliederungs-
schema des §266 Abs. 2 und zu den meisten Steuergesetzen Die Europäische Union erläßt
3 HGB gebunden. Wäh- Richtlinien mit Mindestan-
rend der Personengesell- Verordnungen forderungen an die natio-
schaft also vergleichs- zu den meisten Steuergesetzen nale Gesetzgebung der
weise weitreichende Mitgliedsstaaten. Die
Freiheiten in Art müssen die Richtli-
Einzelne Steuergesetze nien innerhalb be-
und Inhalt der Bi-
(zahlreiche Steuerarten) stimmter Fristen
lanz gewährt
werden, ist die in nationales
Kapitalge- Abgabenordnung Recht über-
sellschaft (grundlegende steuerrechtliche Rechtsquelle) setzen, wo-
an sehr bei den
natio-
detail- Grundgesetz, Abschnitt X (Finanzwesen), Art. 104a bis 115
lier- n a -
insbes. Art 106 GG len
t e
Über- und zwischennationales Recht, insbes. Europarecht (aufgrund EU-Vertrag)
reglementiert immer mehr Details der nationalen Steuerrechtsregelungen

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Gesetzgebern die Art und Weise der Umsetzung zwar frei Die meisten Steuergesetze sind Bundesgesetze, d.h., sie
ist, inhaltlich aber die in der jeweiligen Richtlinie festge- gelten bundesweit, aber einige Regelungen sind auch
legten Punkte erfüllt sein müssen. Insofern sind bestimm- Ländergesetze, die nur in jeweils einem Bundesland
te Rechtsgebiete wie die Umsatzsteuer schon sehr weitge- gelten. Ein gutes Beispiel hierfür sind die 16 Kirchensteuer-
hend europaweit standardisiert. Ziel der europarechtlichen gesetze, die für jedes Bundesland einzeln die Höhe und
Standardisierung ist zweifellos in ferner Zukunft ein Detailregelungen der Kirchensteuer unterschiedlich reg-
europaweit identisches Steuerrecht; derzeit scheitert dies lementieren. Dieser absurde Föderalismus, der in einer
aber schon an den unterschiedlichen Umsatzsteuersätzen geradezu wahnwitzigen Bürokratie groteske Auswüchse
in den einzelnen Mitgliedsstaaten und den sich aus ihnen findet, ist eine der Lasten, die Deutschland von den
ergebenden Verfahrensdetails von zum Teil geradezu Alliierten Siegermächten nach dem Zweiten Weltkrieg in
unmäßiger Komplexität. das Grundgesetz geschrieben bekam, und die bis heute
den Staat schwerfällig, teuer, langsam und unmäßig
Weiterhin bestehen inzwischen weltweit zwischen zahl-
bürokratisch werden lassen.
reichen Staaten sogenannte Doppelbesteuerungsab-
kommen. Diese regeln die Verfahrensweise bei der Kol- Während Gesetze im Rahmen eines parlamentarischen
lision unterschiedlicher Steuerrechte, also wenn ein Aus- Verfahrens beschlossen und erlassen werden, sind Ver-
länder beispielsweise nach deutschem wie nach seinem ordnungen Regelwerke, die die Exekutive, im Bereich des
nationalen Recht gleichermaßen Steuern zahlen müßte. Steuerrechts in der Regel der Finanzminister erläßt. Sie
Zumeist wird dann so verfahren, daß ein Staat die Steuer unterliegen daher nicht der gleichen parlamentarischen
eines anderen Landes in irgendeiner Form anerkennt, um Kontrolle, sind einfacher und schneller zu erlassen, dür-
eine Doppelbesteuerung zu vermeiden. Diese Materie ist fen aber das Gesetz nicht in seiner Substanz antasten,
noch komplexer als das EU-Recht und umfaßt zusammen sondern nur konkretisieren. Zu den meisten Steuergesetzen
mit den jeweiligen zwischenstaatlichen Protokollen existieren Verordnungen. Jedes Steuergesetz muß jeweils
inzwischen über 15.000 Druckseiten! eine Verordnungsermächtigung erhalten, und ausschließ-
lich aufgrund dieser Verordnungsermächtigung darf die
Hinsichtlich des Grundgesetzes spricht man oft vom
ausführende Gewalt tätig werden.
Verfassungsrecht, was mit Blick auf Art. 146 GG natür-
lich falsch ist, denn das Grundgesetz ist keine Verfassung Beispiel: Das Einkommensteuergesetz als vermutlich
im Sinne eines demokratischen Staatswesens. Dennoch wichtigstes Steuergesetz enthält eine Vielzahl von Rege-
reglementiert es grundsätzliche steuerliche Regelungen lungen, die bereits außerordentlich kompliziert, aber den-
in Abschnitt X in den Artikeln 104a bis 115 („Finanz- noch beiweitem nicht ausreichend sind. Aus diesem Grund
verfassung“), auf die wir uns in diesem Zusammenhang müssen Einzelfragen immer wieder neu, und immer mehr
beschränken. Neben der grundsätzlichen Systematik der ins Detail geregelt werden. Um dies nicht jedes Mal durch
Steuern in Art. 106 GG regelt dieser Abschnitt des ein langwieriges Gesetzgebungsverfahren erledigen zu
Grundgesetzes haushaltsrechtliche Details, die im Zu- müssen, enthält §51 EStG eine Verordnungsermächtigung,
sammenhang mit dem vorliegenden Skript wenig bedeut- in der das Bundesfinanzministerium zum Erlaß von Ver-
sam sind. ordnungen zu genau in §51 EStG umrissenen Einzel-
fragen ermächtigt wird. Aufgrund dieser Vorschrift sind
Das grundlegende steuerliche Regelwerk ist die Abgaben-
u.a. die Einkommensteuer-Durchführungsverordnung
ordnung (AO) von 1977, die alle grundsätzlichen Rege-
(EStDVO) und die Lohnsteuer-Durchführungsverordnung
lungen zum Steuerschuldrecht, zum Steuerverfahren und
(LStDVO) erlassen worden.
zur Bestrafung von Steuersündern enthält. Bei der Klä-
rung einer grundsätzlichen steuerlichen Frage empfiehlt Art 3 Abs. 1 GG fordert Gleichheit vor dem Gesetz und
es sich daher immer, die AO griffbereit zu haben. In einer §85 AO eine gleichmäßige Steuererhebung. Während
Unzahl von Fällen sind insbesondere Verfahrensdetails man sich über die grundsätzliche Erreichbarkeit dieses
zur Erreichung konkreter steuerlicher Einzelziele rele- Zieles streiten kann, sind doch Richtlinien und Hinweise
vant, die sich sonst nicht erreichen ließen. So kann man Mittel, diesem hohen Ziel näher zu kommen. Beide
etwa ein Verfahren gezielt mit Verfahrensdetails verzö- Regelungsquellen werden wie Verordnungen von der
gern oder behindern, so daß die Erreichung eines Zieles, ausführenden Gewalt erlassen, aber nicht auf Minister-,
das aus den Steuergesetzen alleine kaum zu begründen sondern auf Behördenebene.
wäre, erleichtert wird.
In den Richtlinien werden Details des Steuerverfahrens
Einzelne Steuergesetze betreffen in der Regel jeweils geregelt, die in den Gesetzen oder Verordnungen nicht
einzelne Steuerarten, d.h., zu jeder Steuerart gibt es ein festgelegt sind, und für eine Vielzahl von Steuerpflichti-
Steuergesetz. Zu den wichtigsten gehören das Einkommen- gen in gleicher Weise angewandt werden sollen; zu jedem
steuergesetz (EStG), das Körperschaftsteuergesetz (KStG), Paragraphen des Hauptgesetzes existieren inzwischen
das Bewertungsgesetz (BewG), das Umsatzsteuergesetz zumeist mehrere Richtlinien, die ihrerseits wieder in
(UStG), das Gewerbesteuergesetz (GewStG), das zu ei- Nummern geordnet sind. Die Hinweise enthalten weiter-
nem allgemeinen Gemeindewirtschaftssteuergesetz um- gehende Informationen, insbesondere Verweise auf ande-
strukturiert werden soll, und eine Vielzahl weiterer Ge- re Rechtsquellen.
setze.
Beispiel: In den §§7ff EStG sind zum Teil hochgradig
komplexe Regelungen über die Abschreibung gegeben.

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Hierzu besteht keine Verordnungsermächtigung. Alleine Selbst dies reicht noch nicht. Vielfach entstehen über
zu §7 EStG selbst gibt es aber mehrere Richtlinien (näm- steuerliche Einzelfragen Strgeitigkeiten, die zunächst in
lich R 71. bis R 7.5 EStR); ebenso haben zu allen anderen einem Vorverfahren vor den Finanzbehörden selbst ent-
§§ jeweils ihre Richtlinien. Während dann das Gesetz nur schieden werden, nämlich im sogenannten Rechtsbehelfs-
anordnet, daß und in welcher grundsätzlichen Höhe abge- verfahren. Man unterscheidet hier den Einspruch und die
schrieben werden muß, regeln die Richtlinien beispiels- Wiedereinsetzung in den vorherigen Stand. Regelungs-
weise, daß die Abschreibung zu beginnen hat, wenn ein quelle sind die §§347-367 AO. Hauptgedanke ist, daß
Wirtschaftsgut angeschafft oder hergestellt wird (R 7.4 manche Probleme sich lösen lassen, indem sich das
Abs. 1 Satz 1 EStR). Bei beweglichen Wirtschaftsgütern, Finanzamt den Fall erneut ansieht. Dieses Vorverfahren
die bis einschließlich 2003 in der ersten Hälfte des Jahres ist zudem kostenfrei.
angeschafft oder hergestellt wurden, war es sogar nicht
Kommt es im Vorverfahren nicht zu einer Einigung, steht
einmal zu beanstanden, wenn der Steuerpflichtige für
der Weg vor den Gerichten offen. Man unterscheidet hier
dieses Jahr die volle Jahresabschreibung beansprucht, bei
zunächst die Anfechtungsklage, die Verpflichtungsklage,
Anschaffung oder Herstellung beweglicher Wirtschafts-
die Sprungklage und die Untätigkeitsklage im sogenann-
güter in der zweiten Hälfte des Jahres aber noch die halbe
ten ersten Rechtszug vor den zuständigen Finanzgerichten.
Abschreibung dieses Jahres in Anspruch nahm (R 7.4
Stellt das Ergebnis eines solchen Verfahrens den Kläger
Abs. 2 Satz 3 EStR). Insbesondere diese Regelung konkre-
(oder den Fiskus) nicht zufrieden, so kann vor dem
tisierte das Gesetz ganz erheblich, ohne aber in seine
Bundesfinanzhof im Wege der Revision weiterverhandelt
Substanz einzugreifen – ab 2004 ist hingegen stets genau
werden. Schließlich finden sich manche steuerliche Kla-
nach Anschaffungszeitpunkt abzuschreiben, also der je-
gen am Ende vor dem Bundesverfassungsgericht in
weilige Anteil des Jahres, auf den die Abschreibung
Karlsruhe wieder.
entfällt, zu berechnen. Diese Regelung wird noch weiter
konkretisiert in H 43, 44 EStH, wo zu Einzelfällen der Die Entscheidungen der Richter regeln zunächst nur die
Bemessungsgrundlage und der Höhe der Abschreibung Rechtsverhältnisse einzelner Fälle. Sie klären damit
Stellung genommen und auf andere Rechtsnormen ver- Einzelfragen. Ist eine Einzelfrage aber von grundsätzli-
wiesen wird. Solche Hinweise entstehen oft aus einzelnen cher Bedeutung, insbesondere nämlich dann, wenn eine
Steuerverfahren und werden von den Behörden verallge- grundgesetzliche Norm angewandt werden soll (oder ihre
meinert. Verletzung von einer Prozeßpartei argumentiert wird),
kann das Urteil Grundsatzwirkung entfalten. Dies bedeu-
Richtlinien, Hinweise und Verordnungen haben ähnliche
tet, daß das eigentlich in einem Einzelfall gefällte Urteil
Aufgaben und sind manchmal schwer systematisch ge-
die spätere rechtsprechung bindet. Es kann sogar sein,
geneinander abzugrenzen. Während man diesem System
daß das Verfavssungsgericht den Gesetzgeber zum Erlaß
aber zugegebenermaßen vorwerfen kann, hochgradig
oder zur Abschaffung gesetzlicher Regelungen verpflich-
komplex und unübersichtlich zu sein, so hilft es doch, die
tet. Auf diese Art ist im Laufe der Jahre eine Unzahl von
Gleichmäßigkeit der Besteuerung aufrecht zu erhalten.
Urteilen erlassen worden, die teilweise generelle Bedeu-
Schließlich existieren zu einer ebenfalls großen Vielzahl tung erlangt haben, teilweise aber auch nur auf Einzelfälle
von Einzelfragen Schreiben des Bundesfinanzministers beschränkt blieben.
und Verfügungen der Oberfinanzdirektionen der Länder,
die faktisch eine richtlinienähnliche Wirkung haben. Die 1.3.1.3. Hinweise zum Umgang mit Rechtsquel-
Hinweise im Steuerrecht verweisen oft auf diese Rechts- len
quellen. Insbesondere BMF-Schreiben haben oft „nur“ Buchhalter müssen vielfach Rechtsprobleme bewerten
erläuternden Charakter und legen Rechenschemata oder und im Sinne der Vorgaben der Geschäftsleitung anwen-
Verfahrensdetails fest. den. Sie tragen dabei eine große Verantwortung, weil
Beispiel: Das Thema Leasing ist bis heute praktisch Fehleinschätzung teuer sein können. Es hat soch daher
ungeregelt. Es bestehen keine Gesetzesvorschriften und bewährt, die folgende Reihenfolge bei der Konsultation
keine Richtlinien oder Hinweise zu diesem Thema. Man der zur Verfügung stehenden Rechtsquellen einzuhalten:
ist daher gezwungen, auf das BMF-Schreiben vom 1. Prüfen der anwendbaren Gesetze;
21.03.1972, F/IV B 2 – S 2170 – 11/72, BStBl I S. 188 mit
dem Titel „Ertragsteuerliche Behandlung von Finanzie- 2. Bei steuerlichen Verfahrensfragen zusätzlich in der
rungs-Leasing-Verträgen über unbewegliche Wirtschafts- Abgabenordnung nach Rechtsnormen suchen;
güter“, den sogenannten Immobilien-Leasingerlaß, und 3. Nach einer Verordnung zu den gefundenen Rechts-
das BMF-Schreiben vom 19.04.1971, IV B/2 - S 2170 - normen suchen und, falls eine vorhanden ist, dort
31/71, BStBl I 1971, 264 mit dem Titel „Ertragsteuerliche nach anwendbaren Regelungen nachsehen;
Behandlung von Leasing-Verträgen über bewegliche
Wirtschaftsgüter“, den sogenannten Mobilien-Leasing- 4. Die zu den gefundenen Gesetzes- und Verordnungs-
erlaß, zurückzugreifen. Daß es der Gesetzgeber in über 30 paragraphen möglicherweise vorhandenen Richtlini-
Jahren nicht geschafft hat, eine so häufige und wichtige en, Hinweise und BMF-Schreiben sowie OFD-Verfü-
Vertragsart wie den Leasingvertrag endlich einheitlich gungen überprüfen und dabei auch die in den Hinwei-
auf Gesetzesebene zu regeln, kann als Armutszeugnis sen möglicherweise genannten weiteren Rechtsquellen
gewertet werden, ist aber leider nicht zu ändern. aufsuchen;

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5. Schließlich in einer Rechtsprechungsdatenbank nach EStR). Darüber hinaus fordert §243 Abs. 2 HGB, daß der
früheren Urteilen zu ähnlichen Sachverhalten for- Jahresabschluß klar und übersichtlich sein muß.
schen. Wird in einer Argumentation mit dem Finanz-
Grundsatz der Richtigkeit: dieser verlangt richtige Ver-
amt auf Urteile, so hilft dies oft weiter, einen eigenen
buchung und Aufzeichnung von Geschäftsvorfällen (§239
Rechtsstandpunkt durchzusetzen;
Abs. 2 HGB).
6. In manchen Fällen ist schließlich das Europarecht zu
Grundsatz der Vollständigkeit: dieser gebietet, sämtliche
prüfen, das sich sogar in direktem Gegensatz zum
Vermögensgegenstände, Schulden, Rechnungsabgren-
nationalen Recht befinden kann, was die Rechts-
zungsposten, Aufwendungen und Erträge in den Jahres-
sicherheit nicht gerade erhöht.
abschluß einzubeziehen, soweit gesetzlich nichts anderes
Besonders die Widersprüche zwischen Europarecht und bestimmt ist (§246 Abs. 1 HGB). Dabei dürfen Bilan-
nationalen Vorschriften können problematisch sein, schon zierungswahlrechte und Bilanzierungsverbote nur im ge-
alleine deshalb, weil die EU-Richtlinie (im Gegensatz zu setzlich genau umgrenzten Rahmen wahrgenommen
einer EU-Verordnung) nur auf die Regierung eines Mit- werden. Es gilt das allgemeine Verrechnungsverbot, wo-
gliedsstaates (und nicht den einzelnen Rechtsteilnehmer) nach keine Verrechnung von Posten der Aktivseite mit
wirkt, also den nationalen Gesetzgeber verpflichtet, und Posten der Passivseite, von Aufwendungen mit Erträgen,
daher oft schlecht greifbar ist. von Grundstücksrechten mit Grundstückslasten zulässig
ist (§246 Abs. 2 HGB). Darüber hinaus sind alle Geschäfts-
Beispiel: In §4 UStG sind die steuerfreien Umsätze aufge-
vorfälle einzeln aufzuzeichnen (und grundsätzlich auch
zählt, darunter in Nr. 21 auch zahlreiche Umsätze von
einzeln zu bewerten).
Lehrern und Schulen. Der Autor selbst hat von diesen
Umsätzen vielfach profitiert. Die Regelung der Nr. 21 Grundsatz der Ordnungsmäßigkeit des Belegwesens: Da-
wurde ab 1999 durch die damalige rot-grüne Regierung mit sich die Geschäftsvorfälle in ihrer Entstehung und
noch erweitert, d.h., weitere Umsätze wurden in die Abwicklung verfolgen lassen (§238 Abs. 1 Satz 3 HGB),
Umsatzsteuerfreiheit einbezogen. Dennoch kann man müssen bei der Belegbehandlung folgende Regeln beach-
sich nicht auf den Bestand dieser Vorschrift verlassen, tet werden.
weil die europarechtlichen Regelungen zur Umsatz-
1. Belegzwang für Buchungen: Keine Buchung ohne
steuerpflicht eigentlich gar keine Umsatzsteuerbefreiung
Beleg.
bei Lehrtätigkeit zulassen – nur hat der deutsche Gesetz-
geber die entsprechende Richtlinie der Europäischen 2. Rechnerische Richtigkeit des Beleginhalts.
Union nicht vollständig umgesetzt. Es besteht also trotz 3. Datumspflicht von Buchungsbelegen: Jeder Beleg ist
der anscheinend eindeutigen Rechtslage keine Rechts-
mit einem Ausstellungsdatum zu versehen.
sicherheit hinsichtlich der Anwendung im Einzelfall!
4. Unmißverständlicher Belegtext bei hinreichender
1.3.2. Die Grundsätze der ordnungsgemäßen Erklärung des Geschäftsvorfalls: Belege müssen in
Buchführung einer lebenden Sprache gehalten werden (§239 Abs. 1
HGB), Aufstellung des Jahresabschlusses dagegen in
Diese sind ein mehr oder weniger unbestimmter Rechts-
deutscher Sprache (§244 HGB). Bedeutung von Ab-
begriff (Generalklausel), der die Gesamtheit der kodifi-
kürzungen, Ziffern, Buchstaben und Symbolen muß
zierten und nichtkodifizierten Vorschriften und Normen
eindeutig festliegen (§239 Abs. 1 Satz 2 HGB).
umschreibt, die für die Buchführung, die Jahresabschluß-
gliederung, den Ansatz und die Bewertung im handels- 5. Gegenseitiges Verweisprinzip: Von der Buchung zum
rechtlichen Jahresabschluß maßgebend sind. Man unter- Beleg, vom Beleg zur Buchung.
scheidet zwei Gruppen von „GoB“:
6. Korrekturverbot: Keine nachträgliche Veränderung
1. Grundsätze, die der Dokumentation dienen sind der einer Eintragung oder Aufzeichnung, so daß der ur-
Grundsatz der Übersichtlichkeit, der Grundsatz der sprüngliche Inhalt nicht mehr feststellbar ist (§239
Richtigkeit, der Grundsatz der Vollständigkeit und Abs. 3 Satz 1 HGB). Auch keine Vornahme solcher
der Grundsatz der Ordnungsmäßigkeit des Beleg- Änderungen, deren Beschaffenheit es ungewiß läßt,
wesens; ob sie ursprünglich oder erst später gemacht worden
sind (§239 Abs. 3 Satz 2 HGB). Pflicht zum Storno
2. Bilanzierungsgrundsätze sind der Grundsatz der Klar-
fehlerhafter Eintragungen, Aufzeichnungen und Bu-
heit, der Grundsatz der Wahrheit, der Grundsatz der
chungen (der fehlerhafte Vorgang ist aus Gründen der
Kontinuität und der Grundsatz der Vorsicht.
Klarheit und Übersichtlichkeit offen rückgängig zu
1.3.2.1. Dokumentationsgrundsätze machen). Pflicht zur Belegerstellung auch für Storno-
buchungen.
Grundsatz der Übersichtlichkeit: dieser verlangt eine
solche Beschaffenheit der Buchführung, daß sie einem 1.3.2.2. Bilanzierungsgrundsätze
sachverständigen Dritten innerhalb angemessener Zeit
Grundsatz der Klarheit: dieser schreibt vor, den Jahresab-
einen Überblick über die Geschäftsvorfälle und über die
schluß klar und übersichtlich aufzustellen (§243 Abs. 2
Lage des Unternehmens vermitteln kann. Die Geschäfts-
HGB). Er dokumentiert sich u.a. in den Vorschriften einer
vorfälle müssen sich in ihrer Entstehung und Abwicklung
Postengliederung nach vorgeschriebener Reihenfolge
verfolgen lassen (§238 Abs. 1 Satz 2 HGB, §145 AO, R 29

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(§265 Abs. 1 HGB), in der Verpflichtung zu zutreffender 1.3.2.3. Ordnungsgemäße computergestützte
und eindeutiger Postenbezeichnung, im Verrechnungs- Buchhaltung
verbot (§246 Abs. 2 HGB), in der Pflicht zur Einhaltung
der vorgeschriebenen Ausweisformen (à Kontoform für Hierbei handelt es sich um die Nachfolgevorschrift zu den
Bilanz, §266 Abs. 1 HGB, à Staffelform für GuV-Rech- alten „Grundsätzen ordnungsmäßiger Speicherbuchfüh-
nung, §275 Abs. 1 HGB) sowie in der Pflicht zur Beach- rung“. Regelungsquelle sind die „Grundsätze ordnungs-
tung des Grundsatzes der Wesentlichkeit (z.B. §265 Abs. mäßiger DV-gestützter Buchführungssysteme (GoBS)“
3 HGB). nach BMF, Schreiben v. 7.11.1995, IV A 8 – S 0316 – 52/
95, BStBl I 1995 S. 738
Grundsatz der Wahrheit: dieser bezieht sich auf die
materielle, inhaltliche Ordnungsmäßigkeit in bezug auf Die Ordnungsmäßigkeit einer DV-gestützten Buchfüh-
Ansatz- und Bewertungsfragen, umfaßt den Voll- rung ist grundsätzlich nach den gleichen Prinzipien zu
ständigkeitsgrundsatz (§246 Abs. 1 HGB), das Verbot der beurteilen wie die einer manuell erstellten Buchführung.
Täuschung oder Irreführung Dritter (d.h., Pflicht zur Mit den GoBS sollen die allgemeinen GoB – der Maßstab
Orientierung an der Generalklausel nach §264 Abs. 2 für die Ordnungsmäßigkeit der Buchführung – für den
HGB) und die Pflicht zu materiell richtiger Verbuchung Bereich der DV-gestützten Buchführung präzisiert wer-
von Geschäftsvorfällen und Gestaltung des Jahresab- den. Zu beachten sind neben den handelsrechtlichen
schlusses. Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung (vgl. hierzu
insbesondere §§ 238, 257 und 261 HGB) die §§ 145 bis
Grundsatz der Kontinuität: dieser gliedert sich in Bilanz- 147 AO. Die wichtigsten GoB sind in R 29 der Einkom-
identität (die die Übereinstimmung der Eröffnungsbilanz mensteuerrichtlinien 1993 (EStR 1993) dargestellt.
mit der Schlußbilanz des Vorjahres hinsichtlich Gliede-
rung, Ansatz und Bewertung fordert), formelle Kontinui- Auch an die DV-gestützte Buchführung wird die Anfor-
tät (welche die Beibehaltung von Gliederung und Posten- derung gestellt, daß Geschäftsvorfälle retrograd und pro-
bezeichnung im Zeitablauf verlangt) und in materielle gressiv prüfbar bleiben müssen. Zur Erfüllung der Beleg-
Kontinuität (welche auf die Beibehaltung des Wert- funktionen sind deshalb Angaben zur Kontierung, zum
zusammenhangs durch Wertfortführung im Zeitablauf Ordnungskriterium für die Ablage und zum Buchungsda-
zielt). tum auf dem Beleg erforderlich. Die Reihenfolge der
Buchungen ist zu dokumentieren.
Grundsatz der Vorsicht: dieses auch als Vorsichtsprinzip
bzw. Grundsatz der kaufmännischen Vorsicht bekannte Die ordnungsgemäße Anwendung des jeweiligen Verfah-
Grundprinzip (§252 Abs. 1 Nr. 4 HGB) ist auch nach der rens ist zu belegen. Der Nachweis der Durchführung der
Bilanzrechtsmodernisierung noch bedeutsam. Nach die- in dem jeweiligen Verfahren vorgesehenen Kontrollen ist
ser Grundregel hat sich ein Kaufmann bei Bilanzierung u.a. durch Programmprotokolle sowie durch die Ver-
im Zweifel ärmer darzustellen, als er ist. Oberbegriff für fahrensdokumentation zu erbringen. Detailvorschriften
eine Vielzahl von Einzelgrundsätzen und vorschriften, der Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung bei com-
die darauf abzielen, daß der Ausweis im Jahresabschluß putergestützten Verfahren umfassen Beleg-, Journal- und
nicht zu optimistisch ausfällt, sondern allen erkennbaren Kontenfunktion, Buchung, Internes Kontrollsystem, Da-
Risiken und Gefahren Rechnung trägt. Das Vorsichts- tensicherheit, Dokumentation und Prüfbarkeit, Auf-
prinzip wird überall dort zur Leitlinie, wo aufgrund bewahrungsfristen, Wiedergabe der auf Datenträgern
unvollständiger Information oder der Unsicherheit künf- geführten Unterlagen und Verantwortlichkeit.
tiger Ereignisse Ermessensspielräume bestehen. In die- Die wichtigsten Ordnungsvorschriften sind:
sen Fällen bedeutet das Vorsichtsprinzip, daß alle Ge-
sichtspunkte, die für die Bewertung von Bedeutung sein z Die buchungspflichtigen Geschäftsvorfälle müssen
können, sorgfältig und vollständig zu erfassen sind, ins- richtig, vollständig und zeitgerecht erfaßt sein sowie
besondere solche, die eingetretene Verluste erkennen sich in ihrer Entstehung und Abwicklung verfolgen
lassen oder die auf bestehende Risiken hindeuten. Der lassen (Beleg- und Journalfunktion).
Grundsatz der Vorsicht verlangt nicht, daß von der z Die Geschäftsvorfälle sind so zu verarbeiten, daß sie
verlustbringendsten Annahme auszugehen ist, allerdings geordnet darstellbar sind und ein Überblick über die
sollte von mehreren Schätzungsalternativen eine etwas Vermögens- und Ertragslage gewährleistet ist (Konten-
pessimistischere als die wahrscheinlichste gewählt wer- funktion).
den. Richtschnur und Grenze für das Vorsichtsprinzip ist
die vernünftige kaufmännische Beurteilung, die fordert, z Die Buchungen müssen einzeln und geordnet nach
daß für eine Maßnahme sachliche Gründe vorliegen Konten und diese fortgeschrieben nach Kontensummen
müssen. Die willkürliche Bildung stiller Rücklagen (stille oder Salden sowie nach Abschlußposition dargestellt
Reserven) mit dem Ziel, andere Gesellschafter zu benach- und jederzeit lesbar gemacht werden können.
teiligen und den Informationsgehalt des Jahresabschlus- z Ein sachverständiger Dritter muß sich in dem jewei-
ses zu vermindern, ist durch den Grundsatz der Vorsicht ligen Verfahren der Buchführung in angemessener
nicht gedeckt. Das Vorsichtsprinzip kommt insbesondere Zeit zurechtfinden und sich einen Überblick über die
bei der Bemessung der Abschreibungen, der Bewertung Geschäftsvorfälle und die Lage des Unternehmens
des Vorratsvermögens (Vorräte) und der Forderungen verschaffen können.
sowie der Dotierung der Rückstellungen zum Tragen.

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z Das Verfahren der DV-Buchführung muß durch eine Kaufleute, d.h., für alle Gewerbetreibende. Als Kaufleute
Verfahrensdokumentation, die sowohl die aktuellen im Sinne der Buchführungsvorschriften sind anzusehen:
als auch die historischen Verfahrensinhalte nach-
1. Nach §1 HGB nunmehr seit 1. Juli 1998 alle Gewer-
weist, verständlich und nachvollziehbar gemacht wer-
betreibende, wobei die alte branchenbezogene Defini-
den.
tion abgeschafft wurde;
z Es muß gewährleistet sein, daß das in der Dokumen- 2. Land- und Forstwirte, die nach §3 Abs. 2 HGB die
tation beschriebene Verfahren dem in der Praxis ein- Eintragung in das Handelsregister wegen ihres Ge-
gesetzten Programm (Version) voll entspricht (Pro- schäftsumfanges herbeigeführt haben (sogenannter
grammidentität). „Kannkaufmann“);
3. Handelsgesellschaften im Sinne des §6 Abs. 1 HGB,
Geschäftsvorfälle bei DV-Buchführungen sind dann ord-
d.h., alle Kapitalgesellschaften;
nungsgemäß gebucht, wenn sie nach einem Ordnungs-
4. Eingetragene Genossenschaften (§17 Abs. 2 GenG);
prinzip vollständig, formal richtig, zeitgerecht und
5. Versicherungsunternehmen, die nicht kleinere Verei-
verarbeitungsfähig erfaßt und gespeichert sind:
ne sind (§53 Abs. 1 VAG).
z Das Ordnungsprinzip bei DV-gestützten Buchfüh-
Freiberufler sind Nichtgewerbetreibende und damit auch
rungssystemen setzt die Erfüllung der Belegfunktion
aus handelsrechtlicher Sicht nicht buchführungspflichtig.
sowie der Kontenfunktion voraus. Die Speicherung
Sie können aber aus anderen Rechtsquellen heraus von
der Geschäftsvorfälle nach einem bestimmten Ord-
der B. betroffen sein.
nungsmerkmal ist nicht vorgeschrieben. Die Forde-
rung nach einem Ordnungsprinzip ist erfüllt, wenn Die handelsrechtliche Buchführungspflicht trifft jedoch
auf die gespeicherten Geschäftsvorfälle und/oder Tei- nur Kaufleute, deren Gewerbebetrieb nach Art und Um-
le von diesen gezielt zugegriffen werden kann. fang eine kaufmännische Einrichtung erfordert (§1 Abs.
2 HGB). Wo genau die diesbezügliche Untergrenze liegt,
z Die Verarbeitungsfähigkeit der Buchungen muß, an-
ist nirgendwo klar definiert. Dies ist ein großer Nachteil
gefangen von der maschinellen Erfassung über die
der handelsrechtlichen Regelung zur Buchführungspflicht.
weiteren Bearbeitungsstufen, sichergestellt sein. Sie
setzt voraus, daß – neben den Daten zum Geschäfts- Durch das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG)
vorfall selbst – auch die für die Verarbeitung erforder- wurde ab 2009/10 ein neuer §241a HGB mit eigenständi-
lichen Tabellendaten und Programme gespeichert sind. gen handelsrechtlichen Grenzwerten eingeführt. Nach
dieser Neuregelung brauchen Einzelkaufleute, die in zwei
z Durch Kontrollen ist sicherzustellen, daß alle Ge-
aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren
schäftsvorfälle vollständig erfaßt werden und nach
erfolgter Buchung nicht unbefugt (d. h. nicht ohne z 500.000 Euro Gewinn und
Zugriffsschutzverfahren) und nicht ohne Nachweis z 50.000 Euro Jahresüberschuß
des vorausgegangenen Zustandes verändert werden
nicht überschreiten, die §§238 bis 241 HGB nicht anzu-
können.
wenden. Die Buchführungspflicht (§238 HGB) und die
z Die formale Richtigkeit der Buchungen muß durch Pflicht zur Inventur und zur Führung eines Inventars
Erfassungskontrollen sichergestellt werden, um zu (§§239, 240 HGB) sowie die Inventurvereinfachungs-
gewährleisten, daß alle für die – unmittelbar oder verfahren (§241 HGB) entfallen daher. Die Zweijahres-
zeitlich versetzt – nachfolgende Verarbeitung erfor- regelung hat den Zweck zu verhindern, daß bei einem
derlichen Merkmale einer Buchung vorhanden und Kaufmann, dessen Gewinn um die 50.000 Euro pendelt
plausibel sind. Insbesondere müssen die Merkmale für und/oder dessen Umsatz immer so um die 500.000 Euro
eine zeitliche Darstellung sowie eine Darstellung nach pro Jahr herum liegt, die handelsrechtliche Buchführungs-
Sach- und Personenkonten gespeichert sein. pflicht mal eintritt und dann wieder entfällt. Sie stellt also
eine gewisse Rechtssicherheit sicher.
z Die Forderung nach zeitgerechter Verbuchung be-
zieht sich auf die zeitnahe und periodengerechte (der Die Regel ist zudem „nur“ eine rechtsformenspezifische
richtigen Abrechnungsperiode zugeordnete) Erfas- Erleichterung; Kapitalgesellschaften sind hiervon nicht
sung der Geschäftsvorfälle. betroffen. Die Neuregelung ist insofern eine Maßnahme
zur Entbürokratisierung und erleichtert das Rechnungs-
2. Buchführungspflicht wesen kleiner Unternehmen. Inwieweit diese von der
Wie nicht anders zu erwarten, ist die Buchführungspflicht Regelung Gebrauch machen, ist freilich eine ganz andere
im Handels- und im Steuerrecht uneinheitlich geregelt. Frage: durch eine vollumfängliche kaufmännische
Bilanzierung entstehen nämlich objektivere und ver-
2.1. Handelsrechtliche Buchführungspflicht gleichbarere Zahlen und sind mehr Auswertungen mög-
Gemäß §238 Abs. 1 HGB ist jeder Kaufmann verpflichtet, lich. Das kann insbesondere im Zusammenhang mit der
Bücher zu führen und in diesen seine Handelsgeschäfte Kreditvergabe interessant sein.
und die Lage seines Vermögens nach den Grundsätzen 2.2. Steuerrechtliche Buchführungspflicht
ordnungsmäßiger Buchführung ersichtlich zu machen.
Seit der Neuregelung des Kaufmannsbegriffes zum 1. Juli Die steuerliche Buchführungspflicht unterscheidet nicht
1998 gelten diese Vorschriften für alle eingetragenen nach Tätigkeit oder der Rechtsform, sondern nach dem

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dabei erzielten Erfolg. Allerdings beschränkt sich auch rechtliche Unterscheidung in Gewerbebetrieb und Land-
die steuerrechtliche Buchführungspflicht auf Gewerbe- und Forstwirtschaft, die das Handelsrecht nicht kennt.
treibende. Anders als das Handelsrecht unterscheidet das Ein Unternehmer kann nach steuerrechtlichen Regelun-
Steuerrecht aber zwischen „normalem“ Gewerbebetrieb gen buchführungspflichtig sein, ohne dies nach han-
und der Land- und Forstwirtschaft. Nach §141 AO ist delsrechtlichen Regeln ebenfalls zu sein, wie das vorste-
buchführungspflichtig, wer hende Beispiel zeigt.
1. pro Jahr über 500.000 Euro (ab 2007) bzw. 350.000 Problematisch ist auch die Beschänkung der han-
Euro (2004 bis 2006) bzw. 260.000 Euro (bis 2003) delsrechtlichen Neuregelung auf Einzelkaufleute. Auch
Umsatz macht oder hier können Fälle entstehen, wo ein Unternehmen nach
2. selbstgenutzte landwirtschaftliche Flächen im Wert einem Regelwerk buchführungspflichtig ist und nach
von über 25.000 Euro (ab 2004) bzw. 20.500 Euro (bis einem anderen nicht.
2003) besitzt, festzustellen nach Bewertungsgesetz,
Die durch das BilMoG angestrebte Entbürokratisierung
oder
ist damit sehr halbherzig und hat kaum praktischen Wert.
3. pro Jahr 50.000 Euro (ab 2008) bzw. 30.000 Euro
Inwieweit diese Reform wirklich nutzbringend ist, wer-
(2004 bis 2007) Gewinn aus Gewerbebetrieb oder
den die kommenden Jahre zeigen.
Land- und Fortwirtschaft erzielt.
Die steuerliche Buchführungspflicht kann ebenfalls nur 2.3. Weitere Aufzeichnungspflichten
Gewerbetreibende treffen. Bei der steuerlichen Buchfüh- Gesonderte steuerliche Aufzeichnungspflichten, die an
rungspflicht wird ferner die abgeleitete von der originären sich keine eigentliche Buchführungspflicht sind, die aber
Buchführungspflicht unterschieden. Die abgeleitete Buch- von der Buchführung wahrgenommen werden, bestehen
führungspflicht ergibt sich aus §140 AO: Wer nach hinsichtlich Warenein- und -ausgang (Führung des
anderen als den Steuergesetzen Bücher und Aufzeichnun- Wareneingangsbuch und Warenausgangsbuch, §§143,
gen zu führen hat, die für die Besteuerung von Bedeutung 144 AO), aufgrund von umsatzsteuerlichen Tatbeständen
sind, hat die damit auferlegten Verpflichtungen auch im (§22 UStG, §§63 ff. UStDV), zur Berücksichtigung be-
Interesse der Besteuerung zu erfüllen. Daneben beschreibt stimmter Betriebsausgaben bei der Gewinnermittlung,
§141 Abs. 1 AO eine originäre steuerliche Buchführungs- z.B. Geschenke, Bewirtungsaufwendungen (§4 Abs. 5
pflicht für gewerbliche Unternehmen (Gewerbebetriebe) und Abs. 7 EStG, R 4.10 EStR), für Arbeitnehmerdaten
sowie Land- und Forstwirte, die bestimmte Größen- auf dem Lohnkonto (§41 EStG, §4 LStDV), für Anbau-
merkmale erfüllen. verzeichnisse bei Land- und Forstwirten (§142 AO).
Vergleicht man die steuerrechtlichen Vorschriften mit Im Zusammenhang mit Verbrauchsteuern und dem
den (geplanten) handelsrechtlichen Neuregelungen, so Branntweinmonopol gibt es folgende Spezialbuchfüh-
kommt das folgende Bild heraus: rungspflichten:
z Betriebsbücher über die Verarbeitung der Rohstoffe
Grenzwert Steuerrecht Handelsrecht und die hergestellten steuerbaren Erzeugnisse,
(seit 2008) (ab 2009) z Lagerbücher über die Lagerung unversteuerter Er-
Umsatz pro Jahr 500.000 Euro 500.000 Euro zeugnisse,
Gewinn aus Gewerbe 50.000 Euro z Verwendungsbücher über die Verwendung unver-
50.000 Euro steuerter Erzeugnisse,
Gewinn Land-/Forstw. 50.000 Euro z Beleghefte, d.h. Sammlung von Schriftstücken über
Wert landw. Fläche 25.000 Euro (keine Regel) die Betriebsanmeldung, Betriebsräume, Lagerräume,
Betriebsgeräte und -Gefäße, Betriebserklärungen, steu-
Noch immer sind die beiden Regelwerke uneinheitlich. erliche Vergünstigungen, Änderung der angemelde-
Obwohl zwar oberflächlich betrachtet die gleichen Grenz- ten Verhältnisse (z.B. Änderung der Betriebserklärung,
werte genutzt werden, gibt es doch noch immer viel zu Besitzwechsel) u.a.
viele Unterschiede in den Details. Diese betreffen auch die
zugrundeliegenden Definitionen wie z.B. die steuer- Im Zusammenhang mit einzelnen Steuergesetzen im
Bereich der Verbrauchssteuern bestehen weitere Buch-
Ein Beispiel: Ein Landwirt habe einen Umsatz i.H.v. führungspflichten:
250.000 Euro und einen Gewinn i.H.v. 30.000 Euro. z Kaffeesteuer: Belegheft, Kaffeeherstellungsbuch,
Nebenher betreibt er einen Handel mit (eigenen und Kaffeelagerbuch.
fremden) landwirtschaftlichen Produkten, der einen z Tabaksteuer: Tabakbücher für Rohtabak im Her-
Umsatz von weiteren 200.000 Euro und weitere 35.000 stellungsbetrieb und für Rohtabak in Lagern (ausge-
Euro Gewinn vermittelt. Der Gesamtumsatz beträgt nommen Zollager), Betriebsbücher, Einfuhrbücher,
also 450.000 Euro und der Gesamtgewinn 65.000 Euro. Steuerzeichenbücher.
Nach der (neuen) handelsrechtlichen Regelung ist der z Biersteuer: Biersteuerbuch, Nachweis der Haustrunk-
Landwirt buchführungspflichtig, aber nach §141 AO berechtigten und der an diese abgegebenen Haus-
bleibt er unter allen Grenzwerten und muß steuer- trunkmengen (in der Regel Lohn- und Gehaltskonten),
rechtlich keine Bücher führen. Bierlagerbuch (bei Bierlagerbetrieben).

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Übersicht über die Definition der Kaufmannseigenschaft im Handelsgesetzbuch
Kaufmann kraft Gewerbebetrieb Kaufleute kraft Eintragung Formkaufleute (§6)
(§1) (Mußkaufmann, Istkaufmann) Kleingewerbekaufleute (§2) Kannkaufleute (§3) Juristische Personen des privaten oder öf-
Jeder, der ein Gewerbe betreibt. fentlichen Rechts (z.B. GmbH, Aktienge-
Gewerbetreibende, die nach Art und Umfang Land- und Forstwirte sind berechtigt aber
Dienstleistungsbetriebe und Handwerker sellschaft) erwerben durch Eintragung in das
einen in kaufmännischer Weise eingerichte- nicht verpflichtet, sich im Handelsregister
werden schon durch die tatsächliche Gewerbe- Handelsregister Rechtspersönlichkeit und
ten Geschäftsbetrieb nicht benötigen, und eintragen zu lassen. Lassen sie sich eintra-
ausübung Kaufleute, sofern sie einen in kauf- gleichzeitig auch die Kaufmannseigenschaft.
daher nicht durch §1 erfaßt sind. Grenze = gen, werden sie Kaufleute. Die Löschung
männischer Art und Weise eingerichteten §36 HGB, der bislang die juristischen Perso-
steuerliche Buchführungspflicht nach §§140, eingetragener Kannkaufleute findet jedoch
Geschäftsbetrieb benötigen. Maßgebliche nen des öffentlichen Rechts von der Eintra-
141 AO. Auch Kleingewerbetreibende er- nur noch nach den allgemeinen Vorschriften
Grenze hierfür werden wiederum die §§140, gung ausnahm, wird abgeschafft und beste-
halten nunmehr die Möglichkeit zur Bildung über das Handelsregister statt.
141 AO. Der Begriff des Minderkaufmannes hende juristische Personen des öffentlichen
einer OHG oder KG.
wird abgeschafft. Rechts müssen nachgetragen werden.

Handels- und steuerrechtliche Vorschriften für alle im Handelsregister eingetragenen Kaufleute


Die folgenden besonderen Rechtsinstitute kennt das Handelsrecht für Kaufleute:
1. Firma (§§17-37 HGB): Name des Kaufmannes, unter dem er klagt, verklagt werden kann und seine Geschäfts führt. Nicht der Betrieb des Kaufmannes. Man unterscheidet Sach-
und Personenfirma sowie Kombinationen aus beidem. Bisherige rechtsformenspezifische Vorschriften wurden ebenfalls abgeschafft.

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2. Handelsregister (§§8-16 HGB): Öffentliches Verzeichnis aller Kaufleute in einem Gerichtsbezirk. Das Handelsregister verzeichnet Tatbestände wie Gesellschafter, Geschäftsführer,
Prokuristen, Kapital und Beteiligungen und ist jedermann jederzeit ohne Bedarfsnachweis zugänglich.
3. Buchführungspflicht (§§238ff HGB und §§140, 141 AO): Umfaßt Vorschriften über Bewertung, Rechnungslegung und Bilanzierung.
4. Prokura (§§48-58 HGB): Generalvertretung in allen gewöhnlichen und außergewöhnlichen Angelegenheit mit Ausnahme des Verkaufens und Belastens von Grundstücken.
Sachverhalte, die nicht bevöllmächtigt werden dürfen, wie die Unterzeichnung der Bilanz und der Steuererklärung, sind auch dem Prokuristen nicht erlaubt.
Die Eintragung in das Handelsregister ist...
...deklaratorisch ...konstituiv (rechtsbegründend)
Die Kaufmannseigenschaft besteht vor der Die Kaufmannseigenschaft wird erst durch die Eintragung in das Handelsregister bewirkt. Sie besteht erst ab dem Moment der
Eintragung schon durch die reine Ausübung Eintragung. Vor Bewirkung der Eintragung sind ausschließlich bürgerlich-rechtliche Regeln anwendbar. Die Handelnden haften Dritten
des Gewerbes und wird durch die Eintragung gegenüber gesamtschuldnerisch (§421 BGB).
nur nach außen erklärt und bekanntgegeben.
Die Eintragung ist Die Eintragung ist Die Eintragung ist Die Eintragung ist
pflicht freiwillig freiwillig pflicht
Der Kaufmannsbegriff wurde zum 1. Juli 1998 neu gefaßt. Diese Übersicht zeigt nur noch die neue Rechtlage. Die alten Begriffe des Sollkaufmannes und des Minderkaufmannes wurden
abgeschafft und die Kaufmannseigenschaft wurde allgemein an den Gewerbebegriff gekoppelt. Insofern wurde die Rechtslage also vereinfacht. Freie Berufe bleiben Nicht-
gewerbetreibende und sind daher von der Reform der Kaufmannseigenschaft nicht betroffen, so daß auch diese Reform eigentlich nur ein Reförmchen geblieben ist.
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z Schaumweinsteuer: Betriebsbuch I (Flaschengärungs- aber ein genauer buchmäßiger Nachweis ist erforderlich.
verfahren), Betriebsbuch II (Tankgär- oder Imprägnier- Dies kann Anforderungen stellen, die über die eigentli-
ungsverfahren), Rückwarenbuch, Lagerbuch, Proben- che, den jeweiligen Steuerpflichtigen betreffende
buch. Buchführungspflicht hinausgehende Aufzeichnungen und
z Mineralölsteuer: Mineralölherstellungsbuch (nur bei Nachweise erfolgen. Im einzelnen sind dies:
Herstellungsbetrieben), Mineralöllagerbuch (nur bei
z Bildung und Auflösung von Rücklagen (§6b Abs. 4
Lagerbetrieben), Mineralölempfangsbuch (nur bei
Nr. 5 EStG; §6c Abs. 2 EStG, §6d Abs. 3 EStG, §7g
Gasgewinnungsbetrieben), Mineralölverwendungs-
Abs. 3 Nr. 3 EStG);
buch, Nachweis über Kraftstoffkontrollen, Anmel-
z Abzug aufgedeckter stiller Reserven beim Reinve-
dung der im Kalenderjahr bezogenen/abgegebenen
stitionsgut (§6b Abs. 4 EStG);
unversteuerten Mineralöle, Beleghefte bei Her-
z erhöhte Abschreibungen und Sonderabschreibungen
stellungsbetrieben.
(§7a Abs. 8 EStG).
Im Zusammenhang mit dem Branntweinmonopol gibt es
Neben der handels- und steuerrechtlichen Buchführungs-
die folgenden Buchführungspflichten:
pflicht gibt es eine Vielzahl weiterer spezieller Buchfüh-
z Herstellungsbetriebe: Betriebsbuch, Branntwein- rungspflichten. Insbesondere werden an vielen verstreu-
abnahmebuch, evtl. Meßuhrbuch, Belegheft A und B, ten Spezialrechtsquellen Buchführungspflichten für be-
Anschreibungen über Weingeistausbeuten, für Ab- stimmte Betriebe und Berufe vorgeschrieben. Wir sehen
findungsbrennereien vereinfachtes Belegheft, evtl. an dieser Stelle von einem vollständigen Abdruck aus
Brennbuch und Materialüberwachungsbuch. Platzgründen ab. Der Leser findet eine mehrseitige Über-
z Branntweinlager: Lagerbuch, Verwendungsbuch. sicht im Lexikon für Rechnungswesen und Controlling
im Stichwort „Buchführungspflicht“ (oder in der Betriebs-
Bei der Inanspruchnahme steuerlicher Vergünstigungen
prüfungskartei der OFD Düsseldorf/Köln/Münster).
bestehen zwar keine selbständigen Buchführungspflichten,

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2.4. Aufgabe 1: Grundlagen und Buchführ- 8.3. Ein Rechtsanwalt
ungspflicht 8.4. Ein Dozent, der zugleich auch die BWL CD
vertreibt
1. Nennen Sie die vier Bestandteile des kaufmännsichen 8.5. Ein Hotelier
Rechnungswesens! 8.6. Ein Maschinenbaubetrieb, Rechtsform GmbH
2. Nennen Sie mindestens drei Aufgaben, die das kauf- 8.7. Ein Handwerksbetrieb, ein Meisterbetrieb
männische Rechnungswesen erfollen soll! 8.8. Landwirtschaftlicher Familienbetrieb

3. Zählen Sie vier externe und vier interne Interessenten 9. Sind die folgenden Personen bzw. Organisationen
an den Daten der Buchführung auf! buchführungspflichtig? Bitte begründen Sie Ihre An-
sicht!
4. Nennen Sie zwei Fälle, in denen Gewohnheitsrecht
für die Buchführungspraxis bedeutsam ist! 9.1. Hotelier, 400 Zimmer, über 500.000 € Umsatz
9.2. Arzt, Gewinn über 200.000 € pro Jahr
5. In §267 HGB sind großenspezifische Vorschriften 9.3. Der bekannte Dozent, wenn er mit seiner CD pro
gegeben; diese dienen der Staffelung der Offenle- Monat knapp unter 2.000 € Gewinn erzielt und
gungspflichten. Große Unternehmen müssen dabei einen Umsatz von ca. 50.000 € pro Jahr erreicht,
mehr Daten offenlegen und dies schneller tun. Wel- und seine Umsätze aus Lehrtätigkeit nochmal
chen Grund könnte diese Regelung haben? weitere 50.000 € pro Jahr betragen
6. Nennen Sie jeweils vier Dokumentations- und vier 9.4. Der Handwerker, der einen Umsatz von 150.000
Bilanzierungsgrundsätze! € pro Jahr und einen Gewinn von 24.000 € pro
Jahr erzielt
7. Welche Anforderungen stellen Sie an ein Datenbank- 9.5. Der Handwerker aus der vorstehenden Aufgabe,
system, das für die Buchhaltung verwendet werden wenn sein jährlicher Gewinn auf 80.000 € an-
soll? Nennen Sie mindestens drei verschiedene Anfor- steigt
derungen an eine solche Software! 9.6. Ein Landwirt, dessen Gewinn 20.000 € pro Jahr
8. Bitte bestimmen Sie, ob es sich in den folgenden erreicht und dessen landwirtschaftliche Fläche
Fällen um Kaufleute handelt. Begründen Sie Ihre 35.000 € wert ist
Ansicht! 9.7. Der Landwirt aus der vorstehenden Aufgabe,
8.1. Ein Arzt wenn sein Gewinn infolge Nahrungsmittel-
8.2. Ein Zahntechniker knappheit nachg Einführung repressiver Öko-
vorschriften auf 50.000 € steigt

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3. Buchführungsorganisation
Belege Grundbuch (Journal) Haupt
Äußere Organisation der buchhalteri- buch
Grundbuch Seite: ... Jahr: ... Monat: ...
schen Arbeiten und insbesondere der Eing.-
Aufbewahrung und Ordnung der buch- rech- Datum: Beleg: Buchungstext: Konto: Betrag: S Kto... H
S H S H .... ....
halterischen Dokumente und Aufzeich- nungen
. . Æ Eröffnungs- . . . . .... ....
nungen:
Ausg.- . . buchungen, . . . . S Kto... H
3.1. Grund- und Hauptbuch rech- . . Æ Laufende Bu- . . . . .... ....
.... ....
nungen chungen,
Man unterscheidet zunächst in
Æ Vorbereitende
1. Grundbuch mit zeitlicher Aufzeich- Bank- Abschluß-

Sachliche Ordnung
nung aller Geschäftsfälle in Form auszüge buchungen,

der Buchungen
von Buchungssätzen und Æ Jahresab-
2. Hauptbuch mit sachlicher Ordnung Kassen- schluß.
aller Geschäftsfälle auf Konten. belege

Bei elektronischer Buchhaltung muß Bar-


nur das Grundbuch durch den Buch- Quittng.
halter durch die Eingabe von Buchungs-
Zeitliche Ordnung
sätzen geführt werden; die Konten des usw... der Buchungsaufzeichnung
Hauptbuches werden automatisch vom
Programm geführt. Nebenbücher nach Bedarf:
3.2. Nebenbuchhaltungen Lohn- u. Kassen- Anlage- Konto-
Ferner unterscheidet man Gehalts- buch buch- korrent-
buch führung buch
1. die Nebenbuchhaltungen, die spezielle buch- (Girokto)
halterische Tatbestände und Informationen ver-
arbeiten, z.B. Löhne und Gehälter, Wechsel,
Anlagen. Diese leistet Zuarbeiten, die in der Wechsel- Offene Bilanz- Inventur
2. Hauptbuchhaltung verarbeitet werden. Nur die ko- Posten buch buch
Hauptbuchhaltung liefert dem Leser ein voll- pierbuch Buch-
ständiges Bild über die Geschäftsvorfälle und führung
die Lage des Unternehmens.
Die Belege für beide Bereiche der Buchhaltung sind halb angemessener Frist“ verfügbar sind. Ab 2002 müs-
geordnet gemäß den handels- und steuerrechtlichen Auf- sen die aufzubewahrenden Aufzeichnungen während der
bewahrungsvorschriften aufzubewahren. Dauer der Aufbewahrungsfrist „jederzeit“, also nicht
mehr innerhalb der „angemessenen Frist“ verfügbar sein
3.3. Aufbewahrungspflichten und maschinell ausgewertet werden können (§147 Abs. 2
Die Aufbewahrung war im Steuerrecht und im Handels- Nr. 2 AO). Das ist eine wesentliche Verschärfung der
recht übereinstimmend geregelt; durch die Neufassung bisherigen Regelung.
des §147 AO ergeben sich ab 2002 jedoch gravierende
Änderungen. Kaufleute sind gemäß §257 HGB und §147
3.3.1. Handelsrechtliche Detailregelungen
AO zunächst zur Aufbewahrung folgender Unterlagen Eine detaillierte Vorschrift, wie die Aufbewahrung vor-
verpflichtet: zunehmen ist, besteht auf handelsrechtlicher Seite nicht,
1. Handelsbücher, Inventare, Eröffnungsbilanzen, Jah- jedoch wird allgemein eine geordnete Aufbewahrung
resabschlüsse, Lageberichte, Konzernabschlüsse, Kon- gefordert (§257 Abs. 1 HGB). Neben einer original-
zernlageberichte sowie die zu ihrem Verständnis er- schriftlichen Aufbewahrung läßt das Gesetz auch eine
forderlichen Arbeitsanweisungen und sonstigen Or- Aufbewahrung in Form der Wiedergabe auf einem Bild-
ganisationsunterlagen, träger oder anderen Datenträgern zu. Ausnahmen sind
2. Empfangene Handels- oder Geschäftsbriefe, Eröffnungsbilanz, Jahres- und Konzernabschlüsse. Die-
3. Wiedergaben der abgesandten Handels- oder Geschäfts- ses Verfahren muß zudem den GoB entspricht und sicher-
briefe, stellen ist, daß die Wiedergabe oder die Daten mit den
4. Buchungsbelege, empfangenen Handels- oder Geschäftsbriefen und Bu-
5. sonstige Unterlagen, soweit sie für die Besteuerung chungsbelegen bildlich und mit den anderen Unterlagen
von Bedeutung sind. inhaltlich übereinstimmen, wenn sie lesbar gemacht wer-
den, und wenn sie während der Aufbewahrungsfrist ver-
Aufzubewahrende Unterlagen sind in systematisch und fügbar sind und jederzeit „innerhalb angemessener Frist“
chronologisch (zeitlich) geordneter Weise bis zum Ende bzw. „jederzeit“ lesbar gemacht werden können.
der Aufbewahrungsfrist so zu verwahren, daß sie „inner-

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3.3.2. Steuerrechtliche Detailregelungen z Überlegungen zum Grundsatz der Verhältnismäßig-
keit: Der Datenzugriff erstreckt sich grundsätzlich
Auf steuerrechtlicher Seite besteht ab 2002 die Regelung, nur auf Daten, die ab dem 1. Januar 2002 erfaßt und
daß mit Hilfe der EDV erstellte Unterlagen erstellt wor- archiviert werden. Daten aus der Zeit bis zum
den von den Finanzbehörden im Rahmen von Außen- 31.12.2001 müssen weder erneut eingegeben noch
prüfungen auch maschinell ausgewertet werden dürfen. digitalisiert oder sonst zum unmittelbaren oder mittel-
Das entspricht einem Zugangsrecht der Finanzämtern zu baren Datenzugriff bereitgehalten (wohl aber auf tra-
den Computern der Steuerpflichtigen. Außerdem können ditionelle Art aufbewahrt!) werden. Auch die maschi-
die Prüfer verlangen, daß die Daten nach ihren Vorgaben nelle Ausrüstung ist vorzuhalten – d.h., Soft- und
maschinell ausgewertet oder ihr die gespeicherten Unter- Hardware einschließlich der dazugehörigen Doku-
lagen und Aufzeichnungen auf einem maschinell ver- mentationen (Handbücher!) sind archivierungs-
wertbaren Datenträger (CD, DVD, Band) zur Verfügung pflichtig, wenn alte Daten nicht auf neue Systeme
gestellt werden. Die Kosten dafür trägt der Steuerpflich- übertragen werden können (etwa beim Portieren einer
tige (§147 Abs. 6 AO). Buchhaltung auf ein neues System).
Zur konkreten Durchführung dieser neuen Form der z Archivierung und Aufbewahrung: Originär digitale
Außenprüfungen gibt es ein Inzwischen ist auch ein Daten dürfen nur noch in auswertbarer Form aufbe-
BMF-Schreiben vom 16.07.2001, in dem der Finanzmi- wahrt werden. Ausdrucke auf Papier, Microfilm oder
nister zu den Details der digitalen Steuerprüfung Stellung selbst in PDF-Dateien ist damit also nicht mehr ausrei-
nimmt. Hier sind die wichtigsten Eckpunkte zusammen- chend! Die maschinell auswertbare Form wird nicht
gefaßt: verlangt, wenn Daten originär in Papierform anfallen,
z Umfang und Ausübung des Rechts auf Datenzugriff etwa handschriftlich ausgefüllte Quittungen. Bei digi-
durch die Finanzbehörden: Der Datenzugriff soll sich talen Rechnungen muß auch die digitale Signatur
auf steuerlich relevante Daten beschränken (was nicht gemäß §14 Abs. 4 Satz 2 UStG mit Anbieterakkre-
verwundert, aber die Betonung dieses Sachverhaltes ditierung gemäß §15 Abs. 1 SigG aufbewahrt werden,
macht hellhörig). weil sie einen Teil der Rechnung bildet. Ansonsten
gelten die Grundsätze ordnungsgemäßer DV-gestütz-
z „Unmittelbarer Datenzugriff“ ist dabei der Zugriff ter Buchhaltungssysteme von 1995 fort.
der Finanzbehörde auf Datenbestände des Steuer-
pflichtigen, wobei dieser nur einen Nurlese-Zu- Ausblick: Als Maßnahme zur Terrorismusbekämpfung
griff bereithalten muß. Online-Zugriffe durch die wurde inziwschen eine zentrale Erfassung sämtlicher
Finanzbehörden aud Datenbestände des Steuer- Konten und Depots in den Gesetzgebungsprozeß ge-
pflichtigen werden (noch?) ausgeschlossen - die schickt, um verdächtige Geldbewegungen von Terrori-
Prüfer müssen also immernoch persönlich zum sten aufdecken zu können. Auch wenn Hans Eichel am 5.
Steuerfplichtigen kommen. Oktober 2001 auf einer Pressekonferenz die Verwendung
dieser Daten für Zwecke der Steuerfahndung bestritten
z „Mittelbarer Datenzugriff“ ist die Auswertung hat, so kann doch vermutet werden, daß nicht nur die
durch den Steuerpflichtigen nach den Vorgaben Finanzämter begehrlich nach dieser zentralen Erfassung
der Behörde und die Übergabe von Datenträgern schielen werden, sondern auch die Arbeitsämter, die
(§147 Abs. 6 AO). Sozialämter, die Versicherungen und weiß-Gott-wer-noch.
Da für alle aufzeichnungs- und aufbewahrungs- Die Terroranschläge vom 11. September scheinen uns
pflichtigen Daten der Buchführung ein unmittelbarer dem Überwachungsstaat mit Riesenschritten näherzu-
Datenzugriff verlangt werden kann, haben Systeme bringen!
wie Microfilme oder Microfiches ab 2002 wohl end-
gültig ausgedient, weil diese keine „maschinelle Aus-
3.4. Aufbewahrungsfristen
wertung“ der Daten erlauben: jetzt tut es nur noch die 1. Einer 10jährigen Aufbewahrungsfrist unterliegen
Datenbank. Handelsbücher bzw. Bücher und Aufzeichnungen,
Die Finanzbehörden müssen spätestens nach Bestand- Inventare, Eröffnungsbilanzen, Jahres- und Konzern-
kraft der aufgrund einer Außenprüfung erlassenen abschlüsse, Lageberichte und Konzernlageberichte,
Steuerbescheide die vom Steuerpflichtigen überlasse- die zum Verständnis erforderlichen Arbeitsanwei-
nen Datenträger löschen oder zurückgeben. sungen und sonstige Organisationspapiere sowie ab
1999 auch die Belege.
z Mitwirkungspflichten des Steuerpflichtigen: Der Steu-
erpflichtige muß entsprechende Computer (Hard- und 2. Einer 6jährigen Aufbewahrungsfrist unterliegen emp-
Software) und „eine mit der Datenverarbeitung ver- fangene Handels- oder Geschäftsbriefe, die Wiederga-
traute Person“ bereitstellen, so daß die Finanzbeamten be der abgesandten Handels- oder Geschäftsbriefe,
mit der modernen Technik auch klarkommen. Bei sonstige Unterlagen, soweit sie für die Besteuerung
Datenträgerüberlassung muß auch eine Dateibe- von Bedeutung sind, sowie bis 1998 die Belege.
schreibung (Feldnamen, Feldinhalte usw.) zur Verfü- Die Aufbewahrungsfrist läuft nicht ab, soweit und solan-
gung gestellt werden. ge die Unterlagen für Steuern von Bedeutung sind, für die
die Festsetzungsfrist noch nicht abgelaufen ist.

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Die Aufbewahrungsfrist beginnt mit dem Schluß des Eigenbelege sind alle Belege, die wir im Wirtschafts-
Kalenderjahres, in dem die letzte Eintragung in das verkehr mit anderen selbst hergestellt haben
Handelsbuch bzw. Buch gemacht, das Inventar aufge-
z Ausgangsrechnungen
stellt, die Eröffnungsbilanz oder der Jahresabschluß fest-
z Quittungsdurchschriften
gestellt, der Konzernabschluß aufgestellt, der Handels-
z Kopien eigener Wechsel und Schecks
oder Geschäftsbrief empfangen oder abgesandt, der Bu-
z Kopien abgesandter Handelsbriefe
chungsbeleg entstanden, die Aufzeichnung vorgenom-
z Gutschriftenanzeigen an Kunden
men oder die sonstigen Unterlagen entstanden sind (fast
z Entnahmebelege
gleichlautend in §257 HGB und in §147 AO).
z Lohn- und Gehaltslisten
Man beachte insbesondere, daß auch Unterlagen, die z Belege über Storno, Umbuchungen und Buchungsfeh-
anscheinend keine relevanten Belege sind, doch aufbe- ler
wahrungspflichtig sein können, wenn sie für das Ver- z Ergebnisverwendungebeleg
ständnis der Buchführung durch den sachverständigen
Dritten i.S.d. §238 HGB relevant sein können. Das betrifft 3.6. Muster für die Behandlung von Belegen
insbesondere Softwarehandbücher, betriebliche Arbeits- gemäß GoB
und Organisationsanweisungen usw. Skizze des Mindestumfanges der buchhalterischen Ar-
„Handelsbriefe“ sind alle Schriftstücke, die Handelsge- beiten, die erforderlich sind, um den Grundsätzen der
schäfte betreffen. Das faßt insbesondere auch Angebote, ordnungsgemäßen Buchführung zu genügen:
Kalkulationsgrundlagen und ähnliche Dokumente, die 1. Vorbereitende Arbeiten
damit ebenfalls der Aufbewahrungspflicht unterliegen, 1.1. Prüfung auf sachliche und rechnerische
obwohl sie nicht selbst gebucht worden sind. Richtigkeit
Die Aufbewahrungspflicht ist damit sehr umfangreich. 1.2. Bestimmung des Buchungsbeleges und Zusam-
menführung von Doppelbelegen (Vermeidung
3.5. Unterscheidung der Belege von Doppelbuchungen)
Allgemein kennt die Buchhaltung zwei Kategorien von 1.3. Ordnen nach Belegarten
Belegen: (Belegkategorisierung)
1.4. Fortlaufende und kategorienweise Nummerie-
Fremdbelege sind Belege, die von einem anderen Wirt- rung der Belege
schaftsteilnehmer erstellt wurden, und uns im Geschäfts- 1.5. Vorkontierung der Belege
verkehr zugegangen sind 2. Buchen der Belege
z Eingangsrechnungen 2.1. Buchung in Nebenbuchhaltung, wenn erforder-
z Quittungen lich
z Bank- und Postbelege 2.2. Buchung im Grundbuch
z Erhaltene Wechsel und Schecks 2.3. Buchung im Hauptbuch (in EDV-Buchhaltung
z Erhaltene Begleitbriefe zu Schecks und Wechseln automatisch aus Journalbuchung)
z Erhaltene sonstige Handelsbriefe 3. Ablage und Aufbewahrung (Fristen: §257 Abs. 4
z Gutschriftenanzeigen von Lieferanten HGB)
z Steuerbescheide Unten ist ein Muster für einen bearbeiteten Fremdbeleg zu
z Strafbescheide sehen.

Kapitalerträge sind einkommenssteuerpflichtig. BAYERISCHE Ein Kontoauszug


Kontoauszug/Statement Dieser Beleg ist keine Steuerbescheinigung.
BEISPIELBANK
Konto-Nr. Buchungstag(e) Blatt-Nr. Bankleitzahl Erstellungsdatum einer Bank, d.h.,
Bayerische Beispiel-Bank
5195415871 105-106 1 51210010 14.04.2003 Aktiengesellschaft ein Eingangs-
beleg, der gemäß
14.01. Gutschrift Kunde Meier 1170,23H den Regeln der
14.01. Barauszahlung 1000,00S GoB behandelt
worden ist. Als
Organisationsmit-
tel dienen
Buchungsstempel,
BA #6 in die die
Buchungssätze
Firma eingetragen
H.B. Nichts GmbH & Co. KG ALTER SALDO EUR 215,30S werden. Dieser
Zustand repräsen-
Am Leihhaus 13
tiert die Arbeits-
NEUER SALDO EUR 45,07S schritte bis
60586 Bankfurt 13 Nummer 1.5 in der
BAY. BEISPIELBANK AG vorstehenden
Art. 1540106 Kontoauszug KAD IBM 8912" Stand 4/2003 Nur für Übungszwecke ! Gliederung.

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3.7. Aufgabe 2: Belegwesen 8.3. Jahresabschluß 2003, Stichtag 31.12.2003, auf-
gestellt am 13.02.2003
1. Welchen grundlegenden Zweck erfüllen die Neben- 8.4. Datei mit Hauptbuch 2001 (letzter Buchungssatz
buchhaltungen? vom 31.12.2001)
2. Unterscheiden Sie das Grundbuch (auch Journal ge- 8.5. Software-Handbuch zu Buchführungssoftware.
nannt) grundsätzlich vom Hauptbuch! die im Frühjahr 2003 gekauft wurde
8.6. Verfahrensanweisungen des Qualitätsmanage-
3. In welchen Buchungskreis geben Sie Daten am Com- ments für die Buchhaltung aus 2002
puter ein? Grundbuch oder Journal oder beide? 8.7. Steuerbescheid zur Gewerbesteuer 2002 mit Fest-
4. Nennen Sie je drei Fremd- und je drei Eigenbelege! setzung einer Nachzahlung vom 10.07.2003
8.8. Verbindliches Angebot eines Lieferanten vom
5. Ihr Buchhalter wird die Durchschriften der Aus-
03.09.2003
gangsrechnungen in den Müll und behauptet, daß es
8.9. Zahlungserinnerung an Kunden vom 19.06.2003
genüge, die Daten auf Datenträger zu speichern. Hierfür
ohne Festsetzung von Mahngebühren, Zinsen
genüge insbesondere eine Datenbank mit Buchungs-
oder Kosten
sätzen. Hat er Recht?
9. Bringen Sie die folgenden Schritte durch Sortieren in
6. Könnte mit den Eingangsrechnungen ebenso verfah-
die richtige Reihenfolge:
ren werden?
z Nummerieren der Belege
7. Wäre es zulässig, Belege per Mikrofilm zu speichern? z Buchung im Grundbuch
z Prüfung auf rechnerische Richtigkeit
8. Bis zu welchem Tag müssen die folgenden Belege
z Vorkontieren
aufbewahrt werden?
z Buchung im Hauptbuch
8.1. Tankquittung vom 14.04.2003
z Einordnen in Belegablage
8.2. Kopie der Rechnung an Kunden vom 15.05.2003
z Zusammenführen von Doppelbelegen

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4. Inventur, Inventar, Bilanz 4.2. Die Inventur
Dieser Abschnitt führt die grundlegenden Begrifflichkeiten 4.2.1. Grundlegende Definition
der Buchführung ein. Untereiner Inventur versteht man die tatsächliche Be-
4.1. Das Inventar standsaufnahme des Vermögens und der Schulden zwecks
Aufstellung des Inventars. Die Inventur ist bei Beginn
Unter einem Inventar versteht man eine detaillierte Zu- oder Beendigung des Handelsgewerbes sowie bei Ge-
sammenstellung der am Bilanzstichtag im Jahresabschluß schäftsjahresschluß durchzuführen (§240 Abs. 1 und 2
anzusetzenden Vermögensgegenstände und Schulden ei- HGB) und muß sämtliche Vermögensgegenstände und
ner Unternehmung, und zwar nach Art, Menge und Wert. Schulden umfassen. Normalfall ist die Stichtagsinventur,
Der besondere Vorzug des Inventars gegenüber der Bi- bei der zu einem Stichtag eine Gesamtaufnahme aller
lanz liegt in seinem bis ins einzelne gehenden Nachweis. Vermögensgegenstände stattfindet. Diese muß zeitnah,
Das. Inventar folgt dabei der Staffelform und gliedert sich regelmäßig binnen 10 Tagen vor und nach dem Bilanz-
in stichtag (R 30 EStR), erfolgen. Zwischenzeitliche Be-
standsveränderungen sind ordnungsgemäß aufzuzeich-
1. Vermögenswerte,
nen. Daneben sind als Inventurerleichterungen die per-
2. Schuldwerte sowie
manente Inventur und die verlegte Inventur sowie die
3. Reinvermögen
Stichprobeninventur zulässig.
Die Vermögenswerte (unterteilt in Anlage- und Umlauf-
vermögen) gliedert man nach ihrer zeitlichen Bindung 4.2.2. Bewertung und Bewertungsvereinfa-
bzw. steigenden Liquidierbarkeit (beginnend mit Immo- chung
bilien, endend mit Kassenbestand), die Schulden nach
Grundsätzlich gilt stets der Grundsatz der Einzelbewertung
Fälligkeit bzw. Dringlichkeit der Zahlung (beginnend mit
(§252 Abs. 1 Nr. 3 HGB), der besagt, daß jeder Vermögens-
langfristigen, endend mit kurzfristigen Schulden).
gegenstand und Schuldposten einzeln zu bewerten ist.
Grundlage für die Aufstellung des Inventars ist die Erfas- Hierbei ist die Verkehrsfähigkeit zugrundezulegen, d.h.,
sung der Vermögensgegenstände und Schulden. Diese die selbständige Nutzbarkeit. Jede Schraube ist daher
nennt man auch Inventur. prinzipiell ein eigenständiger Vermögensgegenstand, der

Inventuraufnahmeblatt
(Entwurf)
Stempel
Datum:
Schreiber:
Zähler:
Kontrolle:

Nr. Art. Nr. Bezeichnung Alter; Warengruppe Einheit Menge,


Beschaffenheit Anzahl
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10

Abnahme von: Unterschrift:


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einzeln zu bewerten wäre. Dies ist in der Praxis kaum zu stellten Vermögensgegenstände zuerst oder in einer
bewerkstelligen, so daß der Gesetzgeber drei wesentliche sonstigen bestimmten Folge verbraucht oder veräu-
Arten von Erleichterungen vorgesehen hat: ßert worden sind. Dieses Verfahren ist auch als
Verbrauchsfolgebewertung bekannt und umfaßt das
1. Vermögensgegenstände des Sachanlagevermögens so-
FIFO-Verfahren und das LIFO-Verfahren.
wie Roh-, Hilfs-und Betriebsstoffe können, wenn sie
regelmäßig ersetzt werden und ihr Gesamtwert für das 4.2.3. Inventurorganisation
Unternehmen von nachrangiger Bedeutung ist, mit
einer gleichbleibenden Menge und einem gleichblei- Ein von der Geschäftsleitung zu bestimmender Inventur-
benden Wert angesetzt werden, sofern ihr Bestand in leiter ist für Planung und Durchführung verantwortlich.
seiner Größe, seinem Wert und seiner Zusammenset- Dieser hat ein Inventurprotokoll zu führen, das alle
zung nur geringen Veränderungen unterliegt (240 wesentlichen Tätigkeiten enthält. Wichtige Aufgaben des
Abs. 3 HGB). In diesem Fall ist dennoch alle drei Jahre Inventurleiters umfassen:
eine körperliche Bestandsaufnahme erforderlich. 1. Prüfung, ob alle Belege und Unterlagen vollständig
2. Gleichartige Vermögensgegenstände des Vorrats- vorhanden sind;
vermögens sowie andere gleichartige oder annähernd 2. Nummerierung und/oder Verzeichnung aller Auf-
gleichwertige bewegliche Vermögensgegenstände und nahmeorte (auch Produktions- und Werkstätten, Ver-
Schulden können jeweils zu einer Gruppe zusammen- kaufsräume, Außengelände und Büros gehören zu den
gefaßt und mit dem gewogenen Durchschnittswert Inventurbereichen);
angesetzt werden (§240 Abs. 4 HGB). Dieses Verfah-
ren ist auch als Durchschnittsmethode bekannt. 3. Einsatzplanung des Personals, insbesondere die Zu-
ordnung von Funktionen/Verrichtungen den einzel-
3. Soweit es den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buch- nen an der Inventur beteiligten Mitarbeitern (Æ Orga-
führung entspricht, d.h., soweit ein entsprechender nisation);
belegmäßiger Nachweis geführt werden kann, darf für
den Wertansatz gleichartiger Vermögensgegenstände 4. Das Personal den Aufnahmeorten zuordnen;
des Vorratsvermögens unterstellt werden, daß die 5. Wenn erforderlich Personalschulungen durchführen;
zuerst oder daß die zuletzt angeschafften oder herge-

Inventurprotokoll
(Entwurf)
Stempel

Nr. Tätigkeit erledigt/Datum Unterschrift


1 Belege und Unterlagen vollständig
vorhanden
2 Aufnahmeorte nummeriert und verzeichnet
3 Personal geplant und Funktionen
zugeordnet
4 Personal den Aufnahmeorten zugeordnet
5 Personal geschult
6 Lager geordnet und gekennzeichnet
7 Dritte informiert
8 Abgrenzung angewiesen
9 Einweisung Personal bei Inventur
10 Kontrolle, Freigabe und Belegablage
11 Abgrenzungsprotokoll
Inventurleiter: Unterschrift:

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6. Unmittelbar vor Durchführung der Inventur das Lager Bilanzstichtag, dessen Inventarposten lediglich wertmä-
ordnen und kennzeichnen; ßig, nicht aber nach Art und Menge fortzuschreiben bzw.
rückzurechnen sind.
7. Unmittelbar vor und während der Inventur Kunden,
Geschäftspartner und andere Dritte über die Betriebs- Dieses besondere Inventar kann auch auf Grund einer
unterbrechung/Schließung informieren; permanenten Inventur erstellt werden. Die in dem beson-
deren Inventar erfaßten Vermögensgegenstände brau-
8. Die Abgrenzung anweisen, insbesondere hinsichtlich
chen nicht im Inventar für den Schluß des Geschäftsjahres
der Aufnahme von Geringwertigen Wirtschaftgütern,
verzeichnet werden.
Fremdeigentum und Leasinggegenständen;
Die zeitlich verlegte Inventur ist wie die permanente
9. Personal bei Beginn der Inventur einweisen;
Inventur für Bestände, bei denen ins Gewicht fallende
10. Belege, insbesondere Inventuraufnahmelisten ausge- unkontrollierbare Abgänge eintreten, und für besonders
ben, nach Durchführung der Inventur einsammeln, wertvolle Wirtschaftsgüter nicht zugelassen (R 30 EStR).
kontrollieren und geordnet ablegen;
4.2.4.3. Stichprobeninventur
11. Ein Abgrenzungsprotokoll erstellen, das detaillierte
Arbeitsanweisungen für alle genannten Grenzfälle Bei der Aufstellung des Inventars darf der Bestand der
enthält. Vermögensgegenstände nach Art, Menge und Wert auch
mit Hilfe anerkannter mathematisch-statistischer Metho-
Das vorstehende Inventurprotokoll ist der Gesamtbeleg, den auf Grund von Stichproben ermittelt werden (§241
der die Durchführung aller einzelnen Schritte protokol- Abs. 1 HGB). Der Aussagewert des auf diese Weise
liert. Da Verstöße gegen den Grundsatz der Ordnungsge- aufgestellten Inventars muß dem eines auf Grund einer
mäßen Buchführung Straftaten sein können (§§283ff körperlichen Bestandsaufnahme aufgestellten Inventars
StGB), ist es ein wichtiges Dokument mit Beweiskraft. gleichkommen. Voraussetzung für die Anwendung dieser
Auf der Folgeseite ist ein Aufnahmeblatt abgebildet, das Methode ist, daß die Lagerpositionen durch Zufallsaus-
der Werterfassung der einzelnen Vermögensgegenstände wahl aus dem Lagerkollektiv in die Stichprobe gelangen.
und Schulden dient. Das Verfahren muß den GoB entsprechen.
4.2.4. Besondere Arten der Inventur 4.3. Aufgabe 3: Inventur
Da die Inventur eine große organisatorische Belastung 1. Ordnen Sie die folgenden Inventurobjekte dem Ver-
darstellt, hat der Gesetzgeber nicht nur Bewertungs- mögen bzw. den Schulden zu:
erleichterungsvorschriften erlassen, sondern auch beson- 1.1. Forderung gegen Finanzamt aus Umsatzsteuer
dere Arten der Inventur ermöglicht, die die mit der 1.2. Verbindlichkeit gegen Finanzamt aus Gewerbe-
vollständigen körperlichen Bestandsaufnahme verbunde- steuer
ne Arbeitsbelastung verringern sollen. 1.3. Summe aller unbezahlten Rechnungen an Liefe-
4.2.4.1. Permanente Inventur ranten beträgt ... Euro
1.4. Hypothekendarlehen von der Bank
Hierunter versteht man die Durchführung der Inventur 1.5. Unbezahlte Produktionsmaschine
über einen großeren Zeitraum oder ununterbrochen ge- 1.6. Girokonto bei der Bank, hoch überzogen
mäß §241 Abs. 2 HGB. Hier kann die Erfassung der 1.7. Girokonto bei einer anderen Bank, mit Guthaben-
einzelnen Bestände über das gesamte Geschäftsjahr ver- saldo
teilt werden (z.B. Bestandsaufnahme dann, wenn der
jeweilige Bestand sehr niedrig ist). Sie setzt genaue 2. Ordnen Sie die folgenden Vermögensgegenstände
Aufzeichnungen über Bestände, Zu- und Abgänge nach dem Anlage- bzw. dem Umlaufvermögen zu:
Tag, Art und Menge voraus, aus denen sich die Stichtags- 1.1. VW Golf, auf dem Hof eines Autohändlers zum
bestände der einzelnen Wirtschaftsgüter ermitteln und Verkauf ausgestellt
bewerten lassen. 1.2. Wie vorstehend, jedoch als Dienstfahrzeug des
Autohändlers verwendet
Die permanente Inventur ist nur dann ordnungsgemäß, 1.3. Mietwagen einer Mietwagenfirma, zur Vermie-
wenn gewährleistet ist, daß jeder Inventurposten einmal tung an Kunden
im Jahr inventurmäßig erfaßt wird; sie darf sich nicht nur 1.4. Wertpapiere, zur Spekulation gehalten
auf Stichproben oder die Verprobung eines repräsentati- 1.5. Wertpapiere, zur langfristigen Anlage von Geld
ven Querschnitts beschränken (vgl. R 30 EStR). 1.6. Wertpapiere des Inhabers, für seine Altersvor-
Für Wirtschaftgüter, die besonders wertvoll sind oder sorge gehalten
unkontrollierbaren Abgängen unterliegen, ist die perma- 3. Nennen Sie die Grenzen des Einzelwertprinzipes!
nente Inventur nicht zulässig (R 30 EStR). 4. Im Bereich des Materialwesens soll der Arbeitsauf-
wand durch die Inventur verringert werden. Wäre es
4.2.4.2. Verlegte Inventur
zulässig, die Inventur der Hilfsstoffe ganz zu unterlas-
§241 Abs. 3 HGB gestattet die Aufstellung eines besonde- sen?
ren Inventars auf einen Zeitpunkt innerhalb der letzten
5. Welche Werte können sich im Unternehmen befin-
drei Monate vor oder der beiden ersten Monate nach dem
den, aber im Rahmen einer Inventur nicht erfaßt
werden?
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5. Inventar, Bilanz und GuV Die Buchführung legt also stets doppelt Rechenschaft ab:
einmal auf der Aktiv- und einmal auf der Passivseite. Man
Dieser Abschnitt stellt dar, wie aus dem Inventar die spricht in diesem Zusammenhang auch von der soge-
Bilanz abgeleitet wird. Das ist grundlegend für die Dis- nannten doppelten Buchführung. Das Prinzip der doppel-
kussion der Buchungsmethodik, die sich anschließt. Über- ten Rechnungslegung ist kurz auch als Doppik bekannt.
gehen Sie diesen Abschnitt nicht, weil der folgende
Abschnitt darauf aufbaut! 5.3. Das grundlegende Gliederungsschema
5.1. Grundlegende Definition Dieses Schema gibt einen grundlegenden Überblick über
die Inhalte der Bilanz:
Allgemein ist eine Bilanz eine Gegenüberstellung der
Aktiva (Vermögensgegenstände) und Passiva (Kapital- Grundschema der Bilanz
positionen) mit dem Ziel, als Restgröße (Nettovermögens- Aktiva Passiva
größe) das Eigenkapital zu ermitteln. Die Bilanz wird Anlagevermögen Eigenkapital
damit durch Zusammenfassung der Summen der Inventur (langfristige
gebildet: Nutzungsabsicht)

Die Überleitung von der Inventur zur Bilanz Umlaufvermögen


(kurzfristige
Fremdkapital
Inventarschema Bilanzschema (Schulden, Verbindlichkei-
Nutzungsabsicht)
Vermögensgegenstände Aktiva = Anlage- und ten)
Umlaufvermögen Rechnungsabgrenzung Rechnungsabgrenzung
./. Schulden Fremdkapital Summe Summe
Passiva
= Reinvermögen Eigenkapital
Die Aktivseite legt Rechenschaft ab über das Vermögen.
Sie enthält Informationen über die Mittelverwendung,
Während im Inventar jedoch Einzelwerte aufgeführt sind, d.h., die Investition.
also Tausende von Einzelpositionen zu finden sind, wer-
den in die Bilanz nur die Summen übertragen. Die Bilanz Die Passivseite enthält Daten über die Mittelherkunft,
ist damit eine gedrängte Gegenüberstellung von Vermö- d.h., das Kapital, also die Finanzierung.
gen und Kapital der Unternehmung. Sie gründet sich auf Die Aktivseite wird von §247 Abs. 2 HGB in die Positio-
das Inventar, also das Verzeichnis der Vermögens- nen „Anlagevermögen“ und „Umlaufvermögen“ unter-
gegenstände und Schulden, liefert aber durch Kurzfassung teilt. Dabei entscheidet alleine die Nutzungsabsicht, und
der Ergebnisse der Inventur eine wesentlich übersichtli- nicht das tatsächliche Verhalten: eine Ware, die zur
chere Gesamtdarstellung. Der Vorzug der Bilanz gegen- Eigennutzung entnommen wird, geht in das Anlagever-
über dem Inventar besteht daher in ihrer Knappheit und mögen über, während eine mit Verkaufsabsicht gehaltene
Klarheit, da sie die vielen Einzelposten des Inventars in Ware im Umlaufvermögen bleibt, selbst dann, wenn sie
Gruppen zusammenfaßt. sich de facto nicht kurzfristig (sondern nur überhaupt
5.2. Die Bilanzwaage irgendwann) verkaufen läßt.

Man kann eine Bilanz gut als Waage visualisieren. tat- Das Eigenkapital ist das Kapital im Eigentum der Gesell-
sächlich kommt das Wort von ital. Bilancia, Balkenwaa- schafter, also ohne Rückzahlungsfrist, während Fremd-
ge. Das Bild stellt dar, daß die Bilanz stets ausgewogen kapital Finanzierungsmittel sind, die einem externen
sein muß, d.h., die Vermögensgegenstände müssen den Kapitalgeber zurückzuzahlen sind.
Schulden und dem Eigenkapital entsprechen: Die Rechnungsabgrenzungsposten enthalten vorausge-
zahlte Aufwendungen oder vorauserhaltene Erlöse.
AKTIVA PASSIVA
Aktiv- und Passivseite, d.h., Investition und Finanzie-
rung, müssen einander stets entsprechen. Die Summe der
verfügbaren Mittel (Passiva) muß der Summe der verfüg-
ten Mittel (Investition) entsprechen. Man sagt, die Bilanz
ANLAGE- EIGENES müsse ausgewogen sein. Unterschiede in der Summe der
UND UND Aktiva und Passiva deuten immer auf Fehler, z.B. auf
UMLAUF- FREMDES Vermögensgegenstände, die in der Inventur vergessen
worden sind.
VERMÖGEN KAPITAL
Die doppelte Rechenschaftslegung in der Bilanz setzt sich
im gesamten System der Buchführung fort. Über jeden
Euro wird zwei Mal Rechenschaft gelegt: wo er herge-
kommen ist (Finanzierung) und wo er hingekommen ist
(Investition). Man spricht daher auch von der doppelten
Die sogenannte „Bilanzwaage“ Buchführung.

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5.4. Beispiel für eine Bilanz Es hätte in diesem Fall gereicht, die Kommanditisten
gemeinsam in einer Position „Kommanditkapital“ auszu-
Nachfolgend betrachten wir als Beispiel die Bilanz einer weisen. Aus Gründen des besseren Verständnisses wurde
kleinen Kommanditgesellschaft: Das Unternehmen ist die Position jedoch separat dargestellt. Der Warenbestand
eine Handelsgesellschaft mit Ladengeschäft in einer Ein- umfaßt das Lager und den Warenbestand im Verkaufsbe-
kaufszone. reich. Die sonstigen Forderungen enthalten u.A. auch die
Die §§265ff HGB sind für Personengesellschaften nicht antizipativen Rechnungsabgrenzungsposten; in den son-
anwendbar, so daß das Anlage- und das Umlaufvermö- stigen Verbindlichkeiten sind außer diesen auch die
gen, Eigenkapital, Schulden und Rechnungsabgrenzungs- Umsatzsteuer-, Lohnsteuer- und Sozialversicherungs-
posten nur „gesondert ausgewiesen und hinreichend auf- verbindlichkeiten enthalten.
gegliedert“ (§ 247 Abs. 1 HGB) sein müssen. Zur dieser In dieser Bilanz (wie auch in allen folgenden) sind die
hinreichenden Aufgliederung gehört die Trennung der Unterschriften der persönlich haftenden Gesellschafter
verschiedenen Arten von Anlage- und Umlaufvermögen (§245 HGB) bzw. der entsprechenden Rechtsvertreter aus
sowie die Aufstellung über die Einlagen der beteiligten Vereinfachungsgründen weggelassen worden.
Gesellschafter.

Karl Franke KG
Aktiva Berichtsjahr Passiva Berichtsjahr
A. Anlagevermögen A. Eigenkapital
Maschinen und Anlagen 12.653,50 Komplementär Karl Franke 20.000,00
Fahrzeuge, Fuhrpark 25.650,00 Kommanditist K. Scheuermann 10.000,00
Betriebs- und Geschäftsausstatt. 31.450,00 Kommanditist P. Schneider 10.000,00
69.753,50 40.000,00
B. Umlaufvermögen B. Verbindlichkeiten
Warenbestand 45.876,29 Verbindlichkeiten gegenüber Banken 31.500,00
Forderungen aus Lieferungen 4.768,20 Verbindlichkeiten aus Lieferungen 47.067,81
Sonstige Forderungen 1.468,60 Sonstige Verbindlichkeiten 7.835,65
Schecks, Kasse, Bankguthaben 3.878,87 86.403,46
55.991,96 C. Rechnungsabgrenzungsposten 87,60
C. Rechnungsabgrenzungsposten 745,60

SUMME 126.491,06 SUMME 126.491,06


Stuttgart, den 31.12.20..

5.5. Aufgabe 4: Inventar und Bilanz B. Schulden


1. Darlehen
Das Inventar eines Handwerksbetriebes des Baugewerbes Sparkasse .............................................. 150.000 €
sieht zu einem Bilanzstichtag folgendermaßen aus: Hypobank ............................................... 50.000 €
A. Vermögen 2. Verbindlichkeiten Lieferanten
1. Fuhrpark Peters oHG ............................................. 25.000 €
Poclain Bagger ....................................... 60.000 € Schulz KG .............................................. 40.000 €
Toyota Drehkran .................................... 80.000 € Bauhof AG ............................................... 1.000 €
Mercedes Lastwagen .............................. 40.000 € 3. Sonstige Schulden
Ford Baustellenfahrzeug ........................ 10.000 € Sozialversicherung ................................... 6.000 €
Golf Dienstfahrzeug ............................... 12.000 € Finanzamt ................................................ 4.000 €
2. Betriebs- und Geschäftsausstattung ..................... C. Ermittlung des Eigenkapitals
Computer ................................................ 15.000 € Summe Vermögen ............................... 537.000 €
Büroeinrichtung ....................................... 8.000 € ./. Summe Schulden ................................. 276.000 €
Sonstige Geräte ........................................ 7.000 € = Eigenkapital ......................................... 261.000 €
3. Rohstoffe: Das Unternehmen gehört Herrn H.B. Nichts, der ein
Zement, Beton ........................................ 20.000 € Einzelunternehmer ist (eingetragener Kaufmann).
Div. Steine, Baumaterial ........................ 25.000 €
Div. Hilfsstoffe ......................................... 5.000 € Stellen Sie die Bilanz für Hern H.B. Nichts auf.
4. Forderungen an Kunden Ermitteln Sie den Wert der einzelnen Positionen und
Hinz ........................................................ 40.000 € gliedern Sie die Bilanz nach Anlage- und Umlauf-
Kunz ....................................................... 60.000 € vermögen sowie nach Eigen- und Fremdkapital.
Meier .................................................... 100.000 €
Müller ..................................................... 50.000 € Die gesetzliche Struktur der Bilanz nach §266 HGB
5. Bankguthaben .......................................... 3.000 € braucht nicht angewandt zu werden (weil es sich nicht
Kasse ........................................................ 2.000 € um eine Kapitalgesellschaft handelt).

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5.6. Bilanz und GuV entnahme ist später eine Grundlage für die Kalkulation.
Zudem kann aus dem Abgleich der Einkäufe und Entnah-
In der Bilanz wird Rechenschaft über die Mittelherkunft, men der künftige Bestellbedarf berechnet werden. Dasi st
also die Finanzierung (das Kapital), und über die Mittel- unmöglich, wenn Einkäufe als Aufwendungen erfaßt
verwendung, also die Investition (das Vermögen) gelegt. werden. Zudem ist die Erfassung von Einkäufen als
Die Bilanz ist darum eine Beständerechnung, denn Ver- Aufwendungen ein Rechtsverstoß.
mögen und Kapital zeichnen sich durch eine gewisse
Dauer aus. Sie sind Bestandsgrößen. Sie können daher im Neben den Aufwendungen gibt es noch ein zweites Phä-
Rahmen der Inventur durch Zählen, Wiegen, Nachrech- nomen, das nicht in der Bilanz zu erfassen ist:
nen und ähnliche Arbeiten festgestellt werden. z An Kunden werden Produkte oder Waren verkauft,
Es gibt aber auch Phänomene, die durch eine einzelne z an Kunden werden Dienstleistungen erbracht oder
Inventur nicht zu erfassen sind: z der Bestand an Produkten in Zwischenlagern steigt.

z An Mitarbeiter werden Löhne gezahlt, Diese Vorgänge heißen Erträge. Durch Erträge werden
z der Wert der Anlagen wird durch Abschreibung oder Bestände gemehrt:
durch Beschädigung gemindert und z das Lager wird größer oder
z die Bank bucht Darlehenszinsen ab. z die Forderungen oder der Bestand an Geld steigt.
Diese Vorgänge heißen Aufwendungen. Durch Aufwen- Beispielsweise zahlt der Kunde für eine Ware, die er
dungen werden Aktiva gemindert, also Vermögensge- kauft, in Bar (Geldbestand steigt) oder er bekommt eine
genstände verbraucht: Rechnung (die Forderungen steigen).
z der Wert von Anlagen sinkt durch Abschreibung, Erträge entstehen auch, wenn gleichzeitig Aufwendun-
z durch die Auszahlung von Gehältern und Beiträgen gen zu verbuchen sind. Ein Beispiel ist das Handelsge-
zur Zwangsversicherung oder durch die Abbuchugn schäft:
der Bank wird der Bestand an Bargeld gemindert.
z der Kunde entnimmt eine Ware, die er in den Ein-
Diese Phänomene ließen sich aber erfassen, indem man kaufswagen legt, und die an der Kasse erfaßt wird.
die Ergebnisse zweier Inventuren nacheinander vergleicht. Dieser Vorgang ist ein Aufwand.
Dadurch würden die Wertminderungen offenbar. Das ist z der Kunde legt die Ware an der Kasse vor, wo er sie
aber eien sehr ungenaue Methode. Also richtet man für bezahlt (Bar, Karte). Dieser Vorgang ist ein Ertrag.
jede Art von Aufwendung (Verbrauch) ein eigenes Konto
ein. Diese Konten heißen Aufwandskonten. Wichtige Erträge und Aufwendungen können gleichzeitig entste-
Beispiele sind: hen, müssen aber aufgrund des Einzelwertgrundsatzes
(§252 Abs. 1 Nr. 3 HGB) und des Verrechnungsverbotes
z Materialaufwendungen, (§246 Abs. 2 Satz 1 HGB) jeweils separat ausgewiesen
z Personalaufwendungen, und gebucht werden. Den Aufwand (Warenentnahme
z Abschreibungsaufwendungen, durch den Kunden) mit dem Ertrag (Verkauf an den
z Bestandsminderungen in Zwischen- und Ausgangs- Kunden) zu verrechnen ist verboten, obwohl diese beiden
lagern, Vorgänge in sachlichem Zusammenhang zueinander ste-
z Büroaufwendungen, hen, also unmittelbar gleichzeitig erfolgen.
z Energieaufwendungen,
z Zinsaufwendungen, Wichtige Beispiele für Erträge sind:
z usw. z Verkäufe an Kunden (Hauptgeschäft),
Leider werden hierbei viele Fehler gemacht. Das gilt z Nebengeschäfte (z.B. Vermietung leerstehender Ge-
besonders für den Handel. Dort werden die Einkäufe von bäude),
Waren oft als Aufwendung erfaßt. Dies ist dennoch ein z Verkäufe an Gesellschafter (Entnahmen),
schwerer Fehler: z Zinserträge aus vergebenen Darlehen,
z Erträge aus Währungsumrechnung (Fremdwährung
z der Einkauf von Waren (oder anderen Materialarten, steigt udn wir haben eine Forderung in dieser Fremd-
z.B. in der Industrie) ist ein ausschließlich bilanzieller währung),
Vorgang. Die eingekauften Bedarfsgegenstände sind z Erträge aus Wertaufholung (§253 Abs. 5 HGB),
in der Bilanz bei den Aktiva aufzuführen, denn sie z Mehrung in Zwischenlagern (Unfertigerzeugnisse)
werden ja ins Lager eingebracht. Sie sind Vermögens- und Ausgangslagern (Fertigerzeugnisse),
gegenstände. z usw.
z Erst bei Entnahme der Bedarfsgegenstände aus dem
Lager entsteht eine Aufwendung. Diese Aufwendung Der Ort, an dem die Aufwendungen und Erträge auszu-
ist ein Waren- oder Materialeinsatz. Der Buchungs- weisen sind, ist die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV).
beleg ist in der Industgrie ein Materialentnahme- Der Saldo der Gewinn- und Verlustrechnung verändert
schein und im Handel wird die Warenentnahme durch das Eigenapitalkonto, denn Aufwendungen sind Minde-
den Kunden mit der Scannerkasse erfaßt. rungen und Erträge sind Mehrungen von Vermögensge-
genständen. Das führt zu einer entsprechenden Verände-
Es ist von großer Wichtigkeit, das richtig zu machen, rung des Eigenkapitals, denn die Bilanz muß ja stets aus-
denn ein korrekter Ausweis der Waren- oder Material- gewogen sein.
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Die Gewinn- und Verlustrechnung ist eine Zeitraum- Zum Verständnis könnten einige Anmerkungen nützlich
rechnung. Sie wird jeweils für den Zeitraum zwischen sein:
zwei Bilanzstichtagen aufgestellt.
z „Sonstige betriebliche Erträge“ sind ein Nebenge-
Die allgemeine Form der Gewinn- und Verlustrechnung schäft.
ist: z Die Bestandsminderung ist eine Aufwendung. Sie
wird daher subtrahiert. „FE“ sind Fertigerzeugnisse
Erträge
und „UFE“ sind Unfertigerzeugnisse. Nur die Bestands-
– Aufwendungen
änderungen in Zwischen- und Ausgangslagern sind
= Jahresergebnis.
hier auszuweisen, nicht aber die in Eingangslagern:
Ist das Jahresergebnis ein Gewinn, so nennt man es auch dort werden ja die Entnahmen schon als Aufwendung
Jahresüberschuß. Ist das Jahresergebnis ein Verlust, so gebucht, so daß keine Bestandsänderung mehr zu
heißt es Jahresfehlbetrag. erfassen ist!
z Die „Erträge aus Währungsumrechnung“ sind
Dies ist eine Gewinndefinition von vielen möglichen
aufgrund §256a HGB ausgewiesen und entstehen,
Varianten. Man sollte daher nie von „Gewinn“ oder
wenn eine Forderung in Fremdwährung (nicht Euro)
„Verlust“ reden; dies sind umgangssprachliche Termini
besteht, und der Kurs dieser Fremdwährung steigt.
und keine Fachbegriffe. Im Rechnungswesen sollte immer
z „Zinsaufwendungen“ sind natürlich nur die eigentli-
exakt bezeichnet werden, welche Gewinndefinition im
chen Zinszahlungen, die die Bank aufgrund eines
Einzelfall gemeint ist.
Darlehens bucht. Die Rückzahlung des Darlehens
5.7. Beispiel für eine GuV selbst (die Tilgung) ist ein rein bilanzielles Phänomen
und hat nichts in der GuV zu suchen.
Nachfolgend betrachten wir als Beispiel die Gewinn- und
z „Außerordentlich“ sind in Anlehung an §277 Abs. 4
Verlustrechnung (GuV) einer kleinen Kommanditgesell-
HGB alle Posten, die nicht zum normalen Geschäfts-
schaft. Das Unternehmen ist ein Handwerksbetrieb des
ablauf gehören – wie z.B. Schadensfälle usw. Sie
Ausbaugewerbes, also ein Dienstleister und Produktions-
bilden zusammen das außerordentliche Ergebnis.
betrieb zugleich.
z Das Jahresergebnis entsteht, indem das Ergebnis der
Die §§265ff HGB sind für Personengesellschaften nicht gewöhnlichen Geschäftstätigkeit und das außeror-
anwendbar, was auch bedeutet, daß die Kommanditge- dentliche Ergebnis addiert werden. Im Beispiel ist dies
sellschaft (KG) die Gliederung der Gewinn- und Verlust- ein Jahresüberschuß (also ein „Gewinn“).
rechnung nach §275 HGB nicht anwenden muß. Die
Ein Einzelkaufmann oder eine Personengesellschaft ist
einzelnen Ergebnisse sind lediglich „hinrneichend aufzu-
nicht ertragsteuerpflichtig; die Gesellschafter hingegen
gliedern“, so daß ein sachverständiger Dritter sich in
selbst sind einkommensteuerpflichtig. Die Einkommen-
angemessener Zeit einen Überblick über die lager der
steuer ist aber kein betriebliches Phänomen und steht
Unternehmung verschaffen kann (§238 Abs. 1 Satz 2
daher nicht in der GuV. Die Gewerbesteuer wird im Bei-
HGB).
spiel aber aus Vereinfanchungsgründen ignoriert.
Umsatzerlöse 820.000 €
+ Sonstige betriebliche Erträge 20.000 €
5.8. Aufgabe 5: Aufstellung einer GuV
– Bestandsminderungen FE/UFE 15.000 € An einem Stichtag stehen die folgenden Informationen
+ Erträge aus Währungsumrechnung 5.000 € zur Verfügung:
– Materialaufwand 300.000 €
– Personalaufwand 250.000 € Umsatzerlöse 620.000 €
– Abschreibungen 150.000 € Personalaufwand 300.000 €
– Sonstige betriebliche Aufwendungen 80.000 € Materialeinkauf 200.000 €
– Zinsaufwand 10.000 € Materialaufwand 220.000 €
= Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit 40.000 € Minderung Guthaben Bankkonto 15.000 €
Abschreibungen 80.000 €
Außerordentlicher Ertrag 5.000 € Rückzahlungen Darlehen 25.000 €
– Außerordentlicher Aufwand 15.000 € Zinsaufwand 10.000 €
= Außerordentliches Ergebnis –10.000 € Privatentnahme Gesellschafter 20.000 €
= Jahresüberschuß vor Steuern 30.000 € Bestandsmehrungen Zwischenlager 40.000 €
Einkommensteuer Gesellschafter 8.000 €
Die Rechenzeichen sind in diesem Beispiel ausgewiesen. Sonstige betriebliche Erträge 80.000 €
Generell sind alle Erträge zu addieren („+“) und alle Sonstige betriebliche Aufwendungen 70.000 €
Aufwendugnen zu subtrahieren („–“). Das wird normaler-
weise nicht durch ein Rechenzeichen angedeutet. Der 1. Stellen Sie eine ordnungsgemäße Gewinn- und Verlust-
leser einer GuV muß also wissen, wo er es mit einem rechnung auf. Scheiden Sie Positionen aus, die nicht
Aufwand und wo mit einem Ertrag zu tun hat. Das ergibt in die GuV gehören.
sich aber i.d.R. schon aus der Bezeichnung der jeweiligen 2. Berechnen Sie das Jahresergebnis vor Steuern und
Position. bezeichnen Sie es mit dem richtigen Begriff.

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6. Die Ableitung der Buchungsmethodik Aktivkonto
Grundgedanke ist, daß die Position eines Bilanzobjektes Soll Haben
die Art und Weise definiert, wie buchhalterisch mit dem Anfangsbestand aus
Bilanzobjekt zu verfahren ist. Das Verständnis der – Minderungen
Eröffnungsbilanz
Buchungsregeln setzt also das Verständnis der Bilanz
voraus. Für jeweils die Aktiva oder die Passiva bestehen
= Schlußbestand in
eigene Buchungsregeln, die zwar in sich logisch aber als + Mehrungen
ganzes nicht begründbar sind außer aus den Zusammen- Schlußbilanz
hängen mit der Bilanz. Summe S = Summe H
Dieser Abschnitt ist der wichtigste von allem. Wenn Sie Passivkonto
diesen Teil nicht verstehen, haben Sie später keine Chan- Soll Haben
ce!
Anfangsbestand aus
6.1. Bilanz und Buchungsregeln – Minderungen
Eröffnungsbilanz
Buchungsregeln sind allgemein gesagt die Regeln, auf
welcher Seite von Konten welche Sachverhalte zu erfas- = Schlußbestand in
+ Mehrungen
sen sind. Die Buchungsregeln bilden Grundlage für die Schlußbilanz
Bildung von Buchungssätzen und betreffen Vereinbarun- Summe S = Summe H
gen darüber, was auf der linken „Soll“-Seite und der
rechten „Haben“-Seite der Konten zu stehen hat. Sie sind Aufwands- und Kostenkonto
für jede Kontenart einzeln definiert und bilden ein in sich Soll Haben
geschlossenes Regelwerk.
– Aufwands-
minderungen
Summe der
Kurz und bündig: Buchungsregeln Aufwandsbuchungen
= Schlußbestand in GuV
Aktiv- und Passivkonten:
Die Buchungsregeln der Aktiva und der Passiva sind Summe S = Summe H
genau spiegelverkehrt, d.h., was man in den Aktiva im Erlös- und Leistungskonto
„Soll“ bucht, das gehört bei den Passiva in’s „Haben“. Soll Haben
Merksatz: Die Bestandskonten haben ihre Anfangsbe-
stände und Mehrungsbuchungen auf der Seite, auf der
sie in der Bilanz stehen, und die Minderungsbuchungen – Erlösminderungen
und Schlußsalden auf der gegenüberliegenden Seite. Summe der
Erlösbuchungen
Aufwands- und Ertragskonten: = Schlußbestand in GuV
Diese Konten sind Unterkonten zum Eigenkapital.
Summe S = Summe H
Merksatz: Aufwendungen und Erträge bucht man so,
wie man ihre Auswirkung im Eigenkapitalkonto bu-
chen würde, also Aufwendungen im „Soll“ (=Eigen- z Aufwandskonten sind Konten, die einen Wertverzehr
kapitalminderung!) und Erträge im „Haben“ (=Eigen- von Vermögen (d.h., Verbräuche) abbilden und
kapitalmehrung!). z Ertragskonten sind Konten, die Verwertungen von
Vermögen (d.h., Wertmehrungen) darstellen.
Wichtig:
Im einzelnen gibt es für die vier Kontenarten die neben-
Diese Regeln sind Vereinbarungen. Sie passen zuein- stehenden Buchungsregeln.
ander, aber können nur gegenseitig aus einander be-
Um richtig zu buchen, muß der Buchhalter das vorstehen-
gründet werden. Lernen Sie diese Regeln, und hinter-
de gedankliche Schema vollkommen internalisiert haben
fragen Sie sie nicht!
und im Schlaf herbeten können!
Die vorstehenden Regeln haben den Charakter von Ver-
Diese Regeln können nicht aus der Sache heraus logisch
einbarungen, und lassen sich in keiner Weise aus der
begründet, sondern nur auswendig gelernt und angewen-
Sache begründen. Sie würden seitenverkehrt ebensogut
det werden.
funktionieren. Ihre vollständige Beherrschung durch den
Dabei unterscheidet man Regeln für vier Kontenarten: Buchhalter ist eine Grundvoraussetzung für das Funktio-
nieren des betrieblichen Rechnungswesens.
z Aktivkonten sind Konten, die Wertbestände auf
Vermögenskonten abbilden; Die Summe der Buchungen im „Soll“ und der im „Haben“
z Passivkonten sind Konten, die Wertbestände auf Ka- muß stets gleich sein, und zwar sowohl im einzelnen
pitalkonten abbilden; Konto als auch in jeder beliebigen Summe von Konten.

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Eine Saldendifferenz ist ein untrügliches Zeichen für muß die Buchungsregeln genau kennen um zu wissen, ob
einen Buchungsfehler. Es ist nicht möglich, durch regel- das zuerst genannte „Soll“-Konto sich durch einen
gerechtes Buchen Saldendifferenzen zu erzeugen, d.h., Geschäftsfall mehrt oder mindert; ebenso ist die Nennung
bei fehlerfreier und vollständiger Anwendung aller des „Haben“-Kontos an zweiter Stelle keine Gewähr
Buchungsvorschriften werden alle einzelnen Konten eben- dafür, daß dieses Konto eine Mehrung oder Minderung
so wie die Bilanz immer ausgewogen sein. Das ange- erfährt. Dies kann nur und ausschließlich aus den
wandte Regelwerk ist in sich stabil und fehlerintolerant. Buchungsregeln geschlossen werden.
Die Begriffe „Soll“ und „Haben“ deuten also heute nichts Das Wörtchen „AN“ hat damit nur und ausschließlich die
mehr an. Es ist jedoch bekannt, daß italienische Mönche Funktion der Trennung der Soll- von den Haben-Konten.
der Renaissance Schuldnerlisten führten, die unterteilt Es deutet keine Bewegungs- oder Buchungsrichtung an.
waren in „Gezahlt haben“ und „Zahlen sollen“. Dies
Auf folgende Art ist ein Buchungssatz zu bilden:
begründet die historische Entwicklung von „Soll“ und
„Haben“, die ihren damaligen Sinnbezug jedoch inzwi-
schen vollkommen verloren haben. Die Buchungsregeln
lassen sich heute überhaupt nicht mehr aus der Sache
Die „fünf eisernen Regeln“:
begründen, sondern müssen gelernt und angewandt wer- 1. Was für Konten sind an der durchzuführen-
den. den Buchung beteiligt? Es müssen immer
6.2. Ableitung von Buchungssätzen mindestens zwei verschiedene Konten sein,
6.2.1. Was ist ein Buchungssatz? können aber auch wesentlich mehr als zwei
Konten werden!
In der Praxis ist es schwierig, Buchungen so zu notieren, 2. Was für Konten sind das? D.h., handelt es
daß ein sachverständiger Dritter damit klarkommt. Eine sich um Aktiv-, Passiv-, Aufwands- oder
formelhafte Notationsweise ist also erforderlich, um
Erlöskonten?
z Fehler auszuschließen und 3. Nehmen diese Konten, jeweils einzeln be-
z die Kommunikation über buchhalterische Sachver- trachtet, durch die auf ihnen durchzuführen-
halte zu erleichtern und zu beschleunigen. de Buchung ab oder zu?
Dies ist im wesentlichen die Aufgabe des Buchungs- 4. Wo, d.h., im „Soll“ oder im „Haben“, sind
satzes, der die Kontierung eines Geschäftsvorfalles in diese Zu- oder Abnahmen zu buchen? Ver-
kurzer, formaler Art und Weise darstellt. wenden Sie die Buchungsregeln!
Der Buchungssatz hat die Form 5. Aus den bisherigen Erkenntnissen erst im
Grundbuch, d.h., durch einen Buchungssatz
„Soll“ AN „Haben“ SOLL AN HABEN, und dann im Hauptbuch
wobei unter „Soll“ und „Haben“ die jeweils beteiligten (d.h., auf Konten) buchen. Bei elektronischer
Konten und die dort zu erfassenden Geldbeträge zu ver- Buchführung wird die Hauptbuchbuchung
stehen sind, etwa: vom Programm erledigt, und der Buchhalter
Kasse AN Bank muß lediglich die Buchungssätze eingeben.

Es kann auch mehr als ein Konto unter „Soll“ und/oder


unter „Haben“ vorkommen: 6.2.2. Beispiele für Buchungssätze
Wir betrachten das an ein paar Beispielen. Nehmen Sie
Wareneinkauf und Vorsteuer
ggfs. die Übersichten auf den Folgeseiten zur Hilfe:
AN Verbindlichkeiten
6.2.2.1. Bestandsbuchungen
Die im „Soll“ und im „Haben“ zu buchenden Geldbeträge
müssen einander jedoch in der Summe stets entsprechen. Wir beginnen mit vier Beispielen für Bestandsbuchungen.
Ist das nicht der Fall, so wird die nachfolgende Bilanz Sie benötigen ausschließlich auf Anlage in Kapitel 7.1.
nicht ausgewogen sein. Eine unausgewogene Bilanz ist
damit immer ein sicheres Zeichen für einen fehlerhaften Beispiel 1: „Wir kaufen einen neuen Computer im
Buchungssatz. Wert von 8.000 €“. Der Buchungsbeleg ist eine
Das im „Soll“ zu bebuchende Konto ist immer zuerst und Rechnung (=Kauf „auf Ziel“).
das im „Haben“ zu buchende Konto immer zuletzt zu
nennen. Diese Reihenfolge kann der „Denkreihenfolge“ Bildung des Buchungssatzes für diesen Geschäftsfall
beim Ermitteln der Kontierung widersprechen, was die aufgrund der oben skizzierten „eisernen Regeln“ als
Sache erschwert. Schritt-für-Schritt-Anleitung:
Auf der Soll- und auf der Haben-Seite können jeweils 1. Was für Konten sind beteiligt?
Wertmehrungen oder auch Wertminderungen stehen, „Büro- und Geschäftsausstattung“ und „Lieferschul-
was die Angelegenheit ebenfalls nicht erleichtert: man den“

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2. Was für Konten sind das? Beispiel 4: „Der Lieferant aus Beispiel 1 und 2
„Büro- und Geschäftsausstattung“ ist ein Aktivkonto gewährt für die Restschuld eine langfristige Stun-
(Vermögensgegenstand!) und „Lieferschulden“ ist ein
dung“. Der Buchungsbeleg ist ein Handelsbrief.
Passivkonto (Schulden!)
3. Nehmen diese Konten ab oder zu? Bildung des Buchungssatzes:
„Büro- und Geschäftsausstattung“ nimmt zu und „Lief-
erschulden“ nimmt ebenfalls zu. Es liegt damit eine 1. Was für Konten sind beteiligt?
Bilanzverlängerung vor. „Lieferschulden“ und „Darlehen“ (Darlehensverbind-
lichkeiten sind immer langfristige Schulden)
4. Wo, ist zu buchen?
„Büro- und Geschäftsausstattung“ im SOLL (wegen 2. Was für Konten sind das?
Zunahme!) und „Lieferschulden“ im HABEN (eben- „Lieferschulden“ und „Darlehen“ sind beides Passiv-
falls wegen der Zunahme) konten. Es liegt damit ein Passivtausch vor

5. Buchungssatz: 3. Nehmen diese Konten ab oder zu?


„Büro- und Geschäftsausstattung AN Lieferschulden „Lieferschulden“ nimmt ab und „Darlehen“ nimmt zu
8.000“ 4. Wo, ist zu buchen?
„Lieferschulden“ im SOLL (wegen der Abnahme) und
Beispiel 2: „Wir leisten eine Teilzahlung aus vorste- „Darlehen“ im HABEN (wegen der Zunahme)
hender Rechnung in Höhe von 6.000 € in bar“. Der 5. Buchungssatz:
Buchungsbeleg ist eine Quittung. „Lieferschulden AN Darlehen 2.000“

Bildung des Buchungssatzes: 6.2.2.2. Das Problem mit dem Bankkonto


1. Was für Konten sind beteiligt? Wir variieren Beispiel 3 und kommen zu einem ganz
„Lieferschulden“ und „Kasse“ besonderen Problem, das nicht übersehen werden sollte:

2. Was für Konten sind das? Beispiel 3a: „Wir kaufen Rohstoffe im Wert von
„Lieferschulden“ ist ein Passivkonto und „Kasse“ ist
10.000 € gegen Bankscheck“. Der Buchungsbeleg
ein Aktivkonto
ist wiederum eine Quittung.
3. Nehmen diese Konten ab oder zu?
Beide Konten nehmen ab (es handelt sich damit um Vereinfachend nehmen wir an, daß die Belastung des
eine Bilanzverkürzung) Bankkontos sofort geschehe, d.h., wir ignorieren für diese
4. Wo, ist zu buchen? Übungssituation, daß die Bank normalerweise erst in ein
„Lieferschulden“ im SOLL (wegen der Abnahme) und paar Tagen die Buchung auf dem Kontoauszug bekannt-
„Kasse“ im HABEN (ebenfalls wegen Abnahme) gibt, so daß eigentlich auch erst in ein paar Tagen gebucht
werden könnte.
5. Buchungssatz:
„Lieferschulden AN Kasse 6.000“ Das Bankkonto weise ein ausreichendes Guthaben aus.
Wie wäre zu buchen?
Beispiel 3: „Wir kaufen Rohstoffe im Wert von 1. Was für Konten sind beteiligt?
10.000 € gegen Barzahlung“. Der Buchungsbeleg „Rohstoffe“ und „Bank“
ist ebenfalls eine Quittung. 2. Was für Konten sind das?
„Rohstoffe“ und „Bank“ sind beides Aktivkonten
Bildung des Buchungssatzes:
3. Nehmen diese Konten ab oder zu?
1. Was für Konten sind beteiligt? „Rohstoffe“ nimmt zu und „Bank“ nimmt ab. Es
„Rohstoffe“ und „Kasse“ handelt sich daher um einen Aktivtausch
2. Was für Konten sind das? 4. Wo, ist zu buchen?
„Rohstoffe“ und „Kasse“ sind beides Aktivkonten „Rohstoffe“ im SOLL (wegen der Zunahme) und
3. Nehmen diese Konten ab oder zu? „Bank“ im HABEN (wegen der Abnahme) - man
„Rohstoffe“ nimmt zu und „Kasse“ nimmt ab. Es bedenke, daß dies der Buchung auf dem Kontoauszug
handelt sich daher um einen Aktivtausch widerspricht, weil die Bank aus ihrer Sicht bucht, wir
aber aus unserer Perspektive kontieren!
4. Wo, ist zu buchen?
„Rohstoffe“ im SOLL (wegen der Zunahme) und 5. Buchungssatz:
„Kasse“ im HABEN (wegen der Abnahme) „Rohstoffe AN Bank 10.000“
5. Buchungssatz: Nun nehmen wir an, daß die Bank überzogen sei. Der
„Rohstoffe AN Kasse 10.000“ aktuelle Saldo ist also ein „Minussaldo“, d.h., wir schul-
den der bank Geld (anstatt sie uns). Dies ist eine häufige

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Situation, wenn Banken ihren Kunden Kreditlinien auf In diesem Fall würde der Verbrauch über die GuV-
Girokonten einräumen. Was hätte das für unser Beispiel Rechnung an das Eigenkapital abgerechnet werden und
für Konsequenzen? der Restbestand noch in der Bilanz erscheinen.
1. Was für Konten sind beteiligt? Betrachten wir ein anderes Beispiel:
„Rohstoffe“ und „Bank“ - wie zuvor
2. Was für Konten sind das?
Beispiel 6: „Nach Abschluß eines Projektes schrei-
„Rohstoffe“ ist immernoch ein Aktivkonto, aber da ben wir einem Kunden eine Rechnung im Wert von
„Bank“ überzogen ist, stellt dieses Konto eine Schuld- 20.000 € für erbrachte Leistungen“.
position dar, ist also ein Passivkonto. Die Bank kann
auf der Aktiv- oder der passivseite stehen! Bildung des Buchungssatzes:
3. Nehmen diese Konten ab oder zu? 1. Was für Konten sind beteiligt?
„Rohstoffe“ nimmt zu und „Bank“ nimmt jetzt auch „Forderungen“ und „Verkaufserlöse“
zu, weil die Schulden ja größer werden. Es handelt
2. Was für Konten sind das?
sich daher in diesem fall um eine Bilanzverlängerung
„Forderungen“ ist ein Aktivkonto (auch Forderungen
4. Wo, ist zu buchen? sind Vermögensgegenstände!) und „Verkaufserlöse“
„Rohstoffe“ im SOLL (wegen der Zunahme) und ist ein Ertragskonto (weil Vermögensgegenstände
„Bank“ im HABEN (wegen der Zunahme der Schul- verwertet wurden)
den) - man bedenke, daß die Kontierung hier also trotz
3. Nehmen diese Konten ab oder zu?
unterschiedlicher Ausgangsbedingungen unverändert
Beide Konten nehmen zu (es handelt sich damit um
ist!
eine Ertragsbuchung, die indirekt eine Bilanzverlän-
5. Buchungssatz: gerung ist)
„Rohstoffe AN Bank 10.000“ - unverändert, obwohl
4. Wo, ist zu buchen?
die Ausgangsbedingung nicht dieselbe ist!
„Forderungen“ im SOLL (wegen der Zunahme) und
6.2.2.3. Erfolgsbuchungen „Verkaufserlöse“ im HABEN (ebenfalls wegen Zu-
nahme)
In diesem Abschnitt betrachten wir Beispiele für Erfolgs-
buchungen. Sie benötigen hierzu die Anlagen in Kapitel 5. Buchungssatz:
7.1 und 7.2. Aus didaktischen Gründen ist es sinnvoll, „Forderungen AN Verkaufserlöse 20.000“
sich diesen Abschnitt erst anzusehen, wenn man die 6.3. Aufgaben
vorstehenden Beispiele verstanden hat.
6.3.1. Aufgabe 6: Bestandsbuchungen
Beispiel 5: „Wir verbrauchen Rohstoffe im Wert Bilden Sie Buchungssätze für die folgenden Geschäfts-
von 5.000 €“. Der Buchungsbeleg ist ein Material- fälle. Nur Bilanzkonten sind zu berücksichtigen. Die
entnahmeschein. Umsatzsteuer soll in dieser Übung nicht betrachtet wer-
den:
Bildung des Buchungssatzes für diesen Geschäftsfall 1. Kauf eines Dienstfahrzeuges auf Rechnung
aufgrund der oben skizzierten „eisernen Regeln“ als
Schritt-für-Schritt-Anleitung: 2. Einzahlung von der Kasse auf das Bankkonto

1. Was für Konten sind beteiligt? 3. Kauf einer Ware vom Lieferanten auf Rechnung
„Rohstoffaufwand“ und „Rohstoffe“ 4. Rücksendung der Ware aus der vorstehenden Aufgabe
2. Was für Konten sind das? wegen Mängeln
„Rohstoffaufwand“ ist ein Aufwandskonto (weil es 5. Eir nehmen ein Darlehen bei der Bank auf, das unbar
einen Verbrauch abbildet) und „Rohstoffe“ ist ein (also auf das Bankkonto) ausgezahlt wird
Aktivkonto (Bestand an Vermögensgegenständen!)
6. Wir gewähren einem Kunden ein Darlehen als Bar-
3. Nehmen diese Konten ab oder zu? zahlung
„Rohstoffaufwand“ nimmt zu (es kommt ein neuer
7. Ein Kunde, dem wir letztes Jahr eine Ware verkauft
Verbrauch hinzu) und „Rohstoffe“ nimmt ab (um den
hatten, zahlt seine Schulden bei uns durch Überwei-
Betrag des Verbrauches). Es liegt damit eine Auf-
sung
wandsbuchung vor, die indirekt eine Verminderung
des Eigenkapitals ist. 8. Der Inhaber legt Kapital durch Barzahlung in das
Unternehmen ein
4. Wo, ist zu buchen?
„Rohstoffaufwand“ im SOLL (wegen Verbrauchs- 9. Wir zahlen eine Forderung eines Lieferanten, indem
zunahme!) und „Rohstoffe“ im HABEN (wegen der wir ihm eine Forderung übereignen (d.h., durch Zes-
Abnahme des Bestandes) sion)
5. Buchungssatz: 10. Kauf eines Computers mit Anzahlung in bar; der Rest
„Rohstoffaufwand AN Rohstoffe 5.000“ wird erst in 4 Wochen fällig
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6.3.2. Aufgabe 7: Bestands- und Erfolgsbu- 11. Schlußbilanz AN Hilfsstoffe
chungen 12. Eigenkapital AN GuV (Einzelkaufmann)
Bilden Sie Buchungssätze für die folgenden Geschäfts- 6.3.4. Aufgabe 9: Gesamtübung
fälle. Verwenden Sie Bilanz- und Erfolgskonten. Die
Umsatzsteuer soll in dieser Übung nicht betrachtet wer- Ein kleiner Handelsbetrieb stellt zu Beginn eines Jahres
den: die folgende Eröffnungsbilanz auf:

1. Wir kaufen eine Ware vom Lieferanten auf Rechnung Aktiv Eröffnungsbilanz Passiv
2. Wir verkaufen einem Kunden die Ware aus der vorste- BGA 40.000,00 € Eigenkapital 26.000,00 €
Waren 10.000,00 € Darlehen 30.000,00 €
henden Aufgabe gegen Barzahlung
Bank 5.000,00 €
3. Wir zahlen eine Tilungsrate und Zinsen auf ein Dar- Kasse 1.000,00 €
lehen durch Banklastschrift 56.000,00 € 56.000,00 €
4. Verbrauch von Rohstoffen, gebucht per Materialent- Im Laufe des Geschäftsjahres sind die folgenden Buchun-
nahmeschein gen beispielhaft zu erfassen:
5. Ein Teil der Rohstoffe aus der vorstehenden Aufgabe 1. Ein neuer Computer im Wert von 2.000 Euro wird auf
wurde nicht verbraucht und kommt zurück ins Lager Ziel (d.h. gegen Rechnung) gekauft.
6. Wir kaufen Rohstoffe von einem Lieferanten auf Rech- 2. Für den Computer aus Nr. 1 werden durch Überwei-
nung sung 1.000 Euro angezahlt.
7. Die Miete für das Bürogebäude wird fällig 3. Es werden Waren im Wert von 6.000 Euro gegen
8. Die Miete aus der vorstehenden Aufgabe wird durch direkte Banklastschrift gekauft.
Bankabbuchung gezahlt 4. Die Miete für den Laden i.H.v. 2.000 Euro wird vom
9. Wir erhalten einen Steuerbescheid über Gewerbesteu- Bankkonto abgebucht.
er 5. Ein Kunde kauft Waren zum Verkaufspreis von 15.000
10. Der Inhaber erhält einen Einkommensteuerbescheid Euro gegen direkte Bankbuchung (EC-Karte). Diese
Waren hatten einen Einkaufspreis i.H.v. 9.000 Euro.
11. Kasse AN Maschinen und Außerordentliche Erträge
6. Die Bank bucht für das bestehende Darlehen: 5.000
12. Die GuV wird mit Gewinn abgeschlossen (Einzel- Euro Zinsen und 8.000 Euro Tilgung.
kaufmann)
7. An eine studentische Aushilfe werden 400 Euro Lohn
6.3.3. Aufgabe 8: Buchungsfälle identifizieren in bar bezahlt. Beiträge zur Zwangsversicherung sol-
Welche Geschäftsfälle haben zu den nachstehenden Bu- len nicht betrachtet werden.
chungen geführt? 8. Die Schlußinventur findet Waren im Wert von 7.000
1. Forderungen AN Warenverkauf Euro im Lager.

2. Warenverkauf AN Forderungen Aufgaben:

3. Bank AN Darlehensforderungen und Zinsertrag 1. Buchen Sie alle Buchungen im Grundbuch (Journal),
d.h. erstellen Sie die Buchungssätze, die diese Bu-
4. Forderungen und Kasse AN Verkaufserlöse chungsfälle abbilden.
5. Außerordentlicher Aufwand AN Kasse 2. Buchen Sie im Hauptbuch, d.h. führen Sie T-Konten.
6. Außerordentlicher Aufwand AN Rohstoffe 3. Stellen Sie eine ordnungsgemäße GuV-Rechnung auf.
7. Löhne und Sozialaufwendungen AN Verbindlichkei- 4. Ermitteln Sie die Schlußbilanz des Geschäftsjahres.
ten Mitarbeiter, Verbindlichkeiten Finanzamt, Ver-
bindlichkeiten Sozialversicherung 7. Übersichten zur Buchungssystematik
8. Instandhaltungsaufwendungen AN Kasse Auf den folgenden Seiten stellen wir die Buchungs-
systematik in der Form von Kreislaufdarstellungen dar.
9. Lizenzen/immaterielle Vermögensgegenstände an
Wir analysieren dabei, welche Wertbewegungen zu wel-
Verbindlichkeiten
chen Buchhalterischen Darstellungsformen führen.
10. Warenverkauf AN GuV Kontendarstellungen (Journal) und T-Konten (Haupt-
buch) werden einander ergänzen.
Sie müssen diese Darstellungen vollkommen verstanden haben – bis auf den Grund! Sie müssen sich absolut über die
Bedeutung jeder einzelnen Zahl klar sein. Ist das nicht der Fall, werden Sie mit größter Wahrscheinlichkeit massive
Probleme beim Verständnis der folgenden Skripte, Materialien und Übungsaufgaben haben. Alles in der Buchführung
und weiterhin im Rechnungswesen baut auf Grundlagen auf, die hier gelegt werden. Wer diese Fundamente nicht
festigt, kann darauf nicht sicher bauen!

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7.1. Übersicht über die wichtigsten Buchungsregeln. Teil 1: Die vier elementaren Buchungsfälle.
Man kann sich die Bilanz als Waage („Bilanzwaage“) mit einem kleinen Schälchen für jede Position vorstellen. Jeder Buchungsfall verändert die Gewichte in den Schälchen:

Aktiva Passiva
= Vermögen, Mittelverwendung, Investition Bilanz = Kapital, Mittelherkunft, Finanzierung
Geschäfts- Rohstoffe Kasse Summe Summe Eigenkapital Darlehens- Liefer-
ausstattung („Material“) (Bargeld) Aktiva Passiva schulden schulden
Anfangsstand 30.000,00 € 20.000,00 € 20.000,00 € 70.000,00 € 70.000,00 € 40.000,00 € 25.000,00 € 5.000,00 €
Buchung 1: 38.000,00 € 20.000,00 € 20.000,00 € 78.000,00 € 78.000,00 € 40.000,00 € 25.000,00 € 13.000,00 €
Buchung 2: 38.000,00 € 20.000,00 € 14.000,00 € 72.000,00 € 72.000,00 € 40.000,00 € 25.000,00 € 7.000,00 €
Buchung 3: 38.000,00 € 30.000,00 € 4.000,00 € 72.000,00 € 72.000,00 € 40.000,00 € 25.000,00 € 7.000,00 €
Buchung 4: 38.000,00 € 30.000,00 € 4.000,00 € 72.000,00 € 72.000,00 € 40.000,00 € 27.000,00 € 5.000,00 €
ªª
Erläuterungen zu den einzelnen Buchungsfällen:
Buchung 1: „Wir kaufen einen neuen Computer im Wert von 8.000 €“. Der Buchungsbeleg ist Geschäftsausstattung Ç Lieferschulden Ç

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eine Rechnung (=Kauf „auf Ziel“).
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Die Summe der Aktiv- und der Passivseite der Bilanz steigen gleichzeitig.
Geschäftsausstattung AN Lieferschulden 8.000 Bilanzverlängerung (Bilanzmehrung)
Buchung 2: „Wir leisten eine Teilzahlung aus vorstehender Rechnung in Höhe von 6.000 € in Kasse È Lieferschulden È
bar“. Der Buchungsbeleg ist eine Quittung.
Die Summe der Aktiv- und der Passivseite der Bilanz sinken gleichzeitig.
Lieferschulden AN Kasse 6.000 Bilanzverkürzung (Bilanzminderung)
Buchung 3: „Wir kaufen Rohstoffe im Wert von 10.000 € gegen Barzahlung“. Der Buchungs- Rohstoffe Ç Kasse È
beleg ist ebenfalls eine Quittung.
Die Summe der Aktiva sinkt und steigt zugleich, bleibt also insgesamt gleich.
Rohstoffe AN Kasse 10.000 Aktivtausch
Buchung 4: „Der Lieferant aus Buchung 1 und 2 gewährt für die Restschuld eine langfristige Darlehensschulden Ç Lieferschulden È
Stundung“. Der Buchungsbeleg ist ein Handelsbrief.
Die Summe der Passiva sinkt und steigt zugleich, bleibt also insgesamt gleich.
Lieferschulden AN Darlehensschulden 2.000 € Passivtausch
Jede Bilanzbuchung kann in einen der vier Fälle eingeordnet werden, aber manche komplexere Buchungen gehört zu mehreren Fällen gleichzeitig. Die Buchungsregeln sind so
beschaffen, daß bei sach- und regelgerechter Buchung niemals eine unausgewogene Bilanz entstehen kann. Allerdings führt man die Buchungen in der Realität auf Konten:
7.2. Übersicht über die wichtigsten Buchungsregeln. Teil 2: Der Buchungskreislauf der Bilanzkonten.
Passiva Aktiva
= Kapital, Mittelherkunft, Finanzierung Eröffnungsbilanzkonto (EBK) = Vermögen, Mittelverwendung, Investition
Eigenkapital ............................................................................... 40.000,00 € Geschäftsausstattung ................................................................. 30.000,00 €
Darlehensschulden ..................................................................... 25.000,00 € Rohstoffe ................................................................................... 20.000,00 €
Lieferschulden .............................................................................. 5.000,00 € Kasse ......................................................................................... 20.000,00 €
70.000,00 € 70.000,00 €

Soll Konto „Geschäftsausstattung“ Haben Das Eröffnungsbilanzkonto Soll Konto „Eigenkapital“ Haben
muß „seitenverkehrt“ erschei-
Eröffnungsbilanz 30.000 Schlußbilanz 38.000 Schlußbilanz 40.000 Eröffnungsbilanz 40.000
nen, damit die Buchungslogik
Buchung 1 8.000 Summe 40.000 Summe 40.000
„Soll AN Haben“ auch bei den
Summe 38.000 Summe 38.000
Eröffnungsbuchungen erhalten Konto „Darlehensschulden“
Soll Haben
Soll Konto „Rohstoffe“ Haben bleibt. Die Buchungen der Er-
öffnungssalden lauten: Schlußbilanz 27.000 Eröffnungsbilanz 25.000
Eröffnungsbilanz 20.000 Schlußbilanz 30.000 Buchung 4 2.000

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Buchung 3 10.000 Aktivkonto AN EBK Summe 27.000 Summe 27.000
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Summe 30.000 Summe 30.000 EBK AN Passivkonto


Die Abschlußbuchungen am Soll Konto „Lieferschulden“ Haben
Soll Konto „Kasse“ Haben Jahresende sind: Buchung 2 6.000 Eröffnungsbilanz 5.000
Eröffnungsbilanz 20.000 Buchung 2 6.000 Buchung 4 2.000 Buchung 1 8.000
SBK AN Aktivkonto
Buchung 3 10.000 Schlußbilanz 5.000
Passivkonto AN SBK
Schlußbilanz 4.000 Summe 13.000 Summe 13.000
Summe 20.000 Summe 20.000 Bei sach- und regelgerechter
Buchung kann es daher nie eine
unausgewogene Schlußbilanz
geben.

Aktiva Passiva
= Vermögen, Mittelverwendung, Investition Schlußbilanzkonto (SBK) = Kapital, Mittelherkunft, Finanzierung
Geschäftsausstattung.................................................................. 38.000,00 € Eigenkapital .............................................................................. 40.000,00 €
Rohstoffe .................................................................................... 30.000,00 € Darlehensschulden ..................................................................... 27.000,00 €
Kasse ............................................................................................ 4.000,00 € Lieferschulden ............................................................................. 5.000,00 €
72.000,00 € 72.000,00 €
7.3. Übersicht über die wichtigsten Buchungsregeln. Teil 3: Erfolgskonten, GuV und Eigenkapital.

Soll Aktives Bestandskonto Haben Soll Zahlungs- oder Forderungskto. Haben


Σ Minderung(en) 125.000 Σ Mehrung(en) 140.000

Soll Rohstoffaufwand Haben Soll Gewinn und Verlust (GuV) Haben Soll Umsatzerlöse/Warenverkauf Haben
Aktivkonto 30.000 Gewinn & Verlust 30.000 Rohstoffaufwand 30.000 Umsatzerlöse 140.000 Gewinn & Verlust 140.000 Zahlung/Forderg. 140.000
Löhne 20.000
Gehälter 15.000
Soll Löhne Haben Sozialversicherung 18.000
Aktivkonto 20.000 Gewinn & Verlust 20.000 Weitere Aufw. 42.000
Eigenkapital 15.000
Summe 140.000 Summe 140.000
Soll Gehälter Haben
Aktivkonto 15.000 Gewinn & Verlust 15.000

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Soll Sozialversicherung Haben


Aktivkonto 18.000 Gewinn & Verlust 18.000
Soll Konto „Eigenkapital“ Haben

Soll Weitere Aufwandsarten Haben


Schlußbilanz
ª55.000 Eröffnungsbilanz
Gewinn & Verlust
40.000
15.000
Aktivkonto 42.000 Gewinn & Verlust 42.000 Summe 55.000 Summe 55.000

Aufwand - Verbrauch: Ertrag - Verwertung:


Minderungen auf Aktivkonten, die Verbräuche darstellen, heißen Aufwand. Sie werden Mehrungen auf Aktivkonten, die keine Umbuchungen anderer Bestände sind, heißen
auf einer eigenen Kontenklasse, den Aufwandskonten erfaßt. Alle Aufwandskonten Ertrag oder Erlös. Es handelt sich um die Verwertung von Gütern. Sie mehren indirekt das
mindern eigentlich das Eigenkapital (d.h., verkürzen indirekt die Bilanz), werden aus Eigenkapital, sind also indirekte Bilanzverlängerungen. Erträge werden aus Gründen der
Gründen der Übersichtlichkeit und Klarheit jedoch über eigene Konten geführt, die Klarheit und Übersichtlichkeit ebenfalls über eigene Konten geführt, die Ertragskonten.
Aufwandskonten. Diese werden in die GuV-Rechnung abgerechnet. Auch die Ertragskonten rechnet man zunächst in die GuV-Rechnung ab.

Gewinn- und Verlustrechnung (GuV, G&V):


Diese ist ein Unterkonto zum Konto „Eigenkapital“. Da das Eigenkapital durch direkt abgerechnete Aufwendungen und Erträge jedoch unübersichtlich wäre, und Probleme bei der
Zurechnung zu den einzelnen Gesellschaftern entetehen würden, erfaßt die GuV-Rechnung zunächst alle erfolgswirksamen Vorgänge, und rechnet dann nur noch deren Saldo, d.h.,
den Gewinn der Rechnungsperiode, an das Konto „Eigenkapital“ ab, ggfs. in mehreren Teilbuchungen für jeden beteiligten Gesellschafter.
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Anhang A: Allgemeine Kontenübersicht


Aktiva, Passiva, Aufwands- und Ertragskonten
Aktiva Passiva Aufwendungen Erträge
Anlagevermögen: Eigenkapital: Rohstoffaufwand Warenverkauf (WVK)
Grundstücke Eigenkapital (Vollhafter) (=Fertigungsmaterial, FM, Verkaufserlöse (VKErl.)
Materialeinzelkosten)
Gebäude Eigenkapital (Kommandi- Mieterlös, Pachterlös
tist) Hilfsstoffaufwand
Maschinen Leasingerlöse
Gezeichnetes Kapital Betriebsstoffaufwand
Büro- und Geschäftsaus- Haus- und Grunderlöse
stattung (BGA) (Kapitalgesellschaft) Löhne (HuGE)
Büromaschinen Rücklagen Gehälter Zinserlös
Fuhrpark Bilanzgewinn (Kapitalge- Sozialaufwendungen Außerordentlicher Erlös
sellschaft) Steuern, Gebühren (A.o.Erl.)
Geringwertige Wirt-
schaftsgüter (GWG) Gewinnvortrag (Kapitalge- Rechtsberatungsaufwand Kundenskonti, Kunden-
sellschaft) boni, Erlösschmälerung
Wertpapiere des Anlage- Büroaufwendungen
vermögens (WPAV) Lfr. Fremdkapital: Kosten des Geldverkehrs
Darlehensforderungen Darlehens-
Eröffnungskonten
Mietaufwand, Pachtauf-
verbindlichkeiten wand Eröffnungsbilanzkonto
Umlaufvermögen:
Hypothekenverbindlk. Leasingaufwendungen (EBK)
Rohstoffe
Kfr. Fremdkapital: Haus- und Grundaufwand
Hilfsstoffe
(HuGA)
Abschlußkonten
Betriebsstoffe Verbindlichkeiten aus
Lieferungen und Leistun- Instandhaltungsaufwand Privatkonto
Fertigerzeugnisse (FE)
gen (Verb. L&L) Sondereinzelkosten des Betriebsergebniskonto
Unfertigerzeugnisse (UFE) Vertriebes (SEKV) (BEK)
Erhaltene Anzahlungen
Wareneinkauf (WEK) Abschreibung (AfA) Neutrales Ergebniskonto
Umsatzsteuer
Lieferantenskonti, Liefer- (NEK)
Schuldwechsel (=Wechsel- Zinsaufwand
antenboni, Erlösschmäle- Gewinn- und Verlust
schulden) Kalkulatorische Kosten
rungen (GuV; G&V)
Bankschulden (diverse)
Forderungen aus Lieferun- Schlußbilanzkonto (SBK)
gen und Leistungen (Ford. Postgiroschulden Außerordentlicher Auf-
L&L) wand (A.o. Aufw.)
Verbindlichkeiten gegen
Zweifelhafte Forderungen Finanzamt (Verb. FA)
Geleistete Anzahlungen Verbindlichkeiten gegen
Sozialversicherungsträger
Forderungen an Mitarbei-
(Verb. SV)
ter
Sonstige Verbindlichkeiten
Vorsteuer
Besitzwechsel (=Wechsel- Rechnungsabgrenzung:
forderungen)
Bitte beachten Sie: Diese Übersicht ist ausschieß-
Passive Rechnungsabgren-
zungsposten (PRAP)
lich ein Hilfsmittel für Übungen. Sie sollte
Protestwechsel
ebenso ausschließlich für Übungszwecke und
Sonstige Forderungen
keinesfalls zur realen Kontierung wirklicher
Schecks (Kundenschecks)
Geschäftsfälle verwandt werden. Bei Mißbrauch,
Bankguthaben Irrtum oder Verwendung im wirklichen buch-
Postgiroguthaben halterischen Geschehen keine Haftung! Dies ist
Kasse kein Kontenplan. Für Vollständigkeit wird kei-
Rechnungsabgrenzung: ne Garantie übernommen. Begriffe der Kosten-
Aktive Rechnungsabgren-
rechnung werden nicht berücksichtigt (d.h., keine
zungsposten (ARAP) Trennung von neutralen Aufwendungen und
Kostenarten).

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Anhang B: Gliederungsschema des Gemeinschaftskontenrahmen der Industrie (GKR)
Nachfolger des Pflichtkontenrahmen von 1937, Musterbeispiel für einen Prozeßgegliederten Kontenrahmen
Kontenklasse Kontenklasse Kontenklasse Kontenklasse Kontenklasse Kontenklassen Kontenklasse Kontenklasse Kontenklasse
0 1 2 3 4 5-6 7 8 9
Langfristige Kurzfristige Neutrale Auf- Aktivkonten: Echte Kosten- Frei für Ko- Bestandsverän- Betriebliche Abschluß-
Bestands- Bestands- wendungen Material- und arten stenrechnung derungen Leistungen konten
konten konten und Erträge Warenkonten Nach Kostenarten Für die Kosten- Abrechnung der Verkaufs- und Eröffnungs- und
niedrigliquide hochliquide Von Kosten oder Bestände an Roh-, gegliederte Kon- rechnung vorgese- Bestandsverände- sonstige Leis- Abschlußkonten
Aktiva, Eigenka- Aktiva, kurzfristi- Leistungen Hilfs- und Be- tierung echter hener Raum, rungen bei Fertig- tungskontierung, (EBK, BEK,
pital, langfristige ge Verbindlich- wesens- oder triebsstoffen sowie Kostenarten ein- wenn der BAB und Unfertiger- nicht jedoch NEK, GuV und
Verbindlichkei- keiten) periodenfremde Handelswaren, die schließlich der mit Buchungs- zeugnissen in Bestandsänderun- SBK).
ten. Größen wie bei Verbrauch als kalkulatorischen sätzen erstellt Bilanz und GuV. gen oder Neben-
außerordentliche Aufwendungen zu Kosten. werden soll (in Sonderfall der geschäfte.
Aufwendungen erfassen sind. Für der Praxis selten). Bestandskonten
oder Erträge, Einzelkosten- mit Erfolgs-
ferner verrechnete rechnung bedeut- komponente.

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kalkulatorische sam.
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Kosten.
Ruhende Bewegte Konten: Konten, die den betrieblichen Leistungserstellungsprozeß abbilden, und während des Geschäftsjah- Ruhende
Konten res vielfach bebucht werden. Konten
Bilanzkonten Erfolgskonten (Aufwand und Ertrag, Kosten und Leistungen) Bilanzkonten
(Aktiva und Passiva) (Sonderfälle: Waren- und Materialbestände, Bestandsänderungen: Aktiva mit Erfolgskomponente).

im Jahr 1951 allgemein empfohlener Kontenrahmen, Nachfolger des Pflichtkontenrahmen von 1937 Ergebnis (Klasse 9) weitergeleitet. Andere Aufwendungen, die das Betriebsergebnis betreffen und
(Erlaßkontenrahmen). daher Kosten darstellen, werden, gegliedert nach Kostenarten, in der Klasse 4 erfaßt, anschließend
in 5 und 6 auf die einzelnen Kostenstellen umgelegt und in 7 und 8 den Erzeugnissen und Leistungen
Beim GKR ist die Verzahnung zwischen Finanz- und Betriebsbuchführung deutlich sichtbar. Er
(Kostenträger) zugerechnet. Die Kontenklassen 0, 1, 3 und 7 beinhalten Bestandskonten. Sie werden
eignet sich daher besser für die Integration der Kostenrechnung. Die Kontenklassen 4 bis 8 enthalten
über das Schlußbilanzkonto abgeschlossen. Die Kontenklassen 2, 4 und 8 beinhalten Erfolgskonten.
die Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung. Jedoch nur die Kontenklassen 5 und 6
Ihr Abschluß erfolgt über das GuV-Konto, dem das neutrale Ergebniskonto und das Betriebsergebnis-
sind ausschließlich für die Betriebsbuchführung vorgesehen, die Klassen 4, 7 und 8 haben
konto vorgeschaltet sind.
Mischcharakter und dienen der Finanzbuchführung gleichermaßen.
Im Vergleich zum Industriekontenrahmen (IKR) hat der Gemeinschaftskontenrahmen der Industrie
Zu erkennen ist auch die Gliederung nach Prozeßabläufen (Prozeßgliederungsprinzip). In den
den Nachteil, für Anfänger schwerer verständlich zu sein, aber den gewichtigen Vorteil, eine
Klassen 0 und 1 sind die Anlage- und Finanzkonten untergebracht. Aufwendungen, die den
lückenlose Verkoppelung der Buchführung und der Kostenrechnung zu ermöglichen.
Produktionsprozeß selbst nicht betreffen, werden in der Klasse 2 abgegrenzt und zum neutralen
Anhang C: Gliederungsschema des Industriekontenrahmen (IKR)
Musterbeispiel für einen bilanzgegliederten Kontenrahmen mit sekundärer Berücksichtigung der Kostenrechnung
Kontenklasse Kontenklasse Kontenklasse Kontenklasse Kontenklasse Kontenklasse Kontenklasse Kontenklasse Kontenklasse Kontenklasse
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Sachanlagen Finanzan- Vorräte, Eigenkapital, Verbindlich- Erträge (Leis- Material- u. Zinsen, Steu- Eröffnungs- Kosten- und
und immateri- lagen und Forderungen, Wertbericht. keiten und tungen und Personalaufw., ern, sonstige u. Abschluß- Leistungs-
elle Anlagen Geldkonten Aktive RAP u. Rückstell. passive RAP neutrale Ert.) AfA Aufwend. konten rechnung
Grundstücke, Beteiligungen, Roh-, Hilfs- und Eigenkapital Anleihen, Umsatzerlöse, Materialauf- Zinsaufwendun- EBK, GuV, Unternehmens-
Gebäude, Ausleihungen, Betriebsstoffe, (rechtsformen- Kredite, Ver- Bestandsände- wendungen, gen, Steuern SBK. Im IKR bezogene
Maschinen, Wertpapiere, Waren, unferti- spezifisch), bindlichkeiten rungen, akti- Löhne, Gehäl- vom Einkom- existieren keine Abgrenzung,
Anlagen, Kassen, Ban- ge- und Fertig- Sonderposten aus Lieferungen vierte Eigenlei- ter, SV, AfA men und Ertrag, NEK- und Verrechnete
Konzessionen, ken. erzeugnisse, mit Rücklage- und Leistungen, stungen, Zinsen nach verschie- Sonst. Steuern, BEK-Konten, so Leistungen und
gewerbliche Forderungen, anteil, Indirekte Sonstige und neutrale denen Anlässen Einstellungen in daß keine kalk. Kosten, Kosten-
Schutzrechte. RAP. Wertbericht. Verbindlichkei- Erträge aller und Arten. Sonderposten Kosten gebucht stellen, Kosten-
EWB und PWB, ten, Passive Art. mit Rücklage- werden können. träger, interne
Rückstellungen. RAP. anteil, Versich. Leistungen usw.

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Ruhende Bewegte Konten: Konten, die den betrieblichen Leistungserstellungsprozeß abbilden, und während des Ruhende Bewegte
Konten Geschäftsjahres vielfach bebucht werden. Konten Konten
Bilanzkonten: Aktiva Bilanzkonten: Passiva Erfolgskntn: Erfolgskonetn: Aufwendun- Eröffnung Kostenrech-
Erträge gen und Kosten und Abschluß nung

Ein abschlußgegliederter Kontenrahmen (Abschlußgliederungsprinzip) im Gegensatz zum prozeß- einschließlich der Abgrenzungsrechnung umschließt. Er kann buchhaltersich oder statistisch durch-
gegliederten Gemeinschaftskontenrahmen der Industrie (GKR) (Prozeßgliederungsprinzip). Der geführt werden.
IKR ist eine neuer Entwicklung und derzeit weiter verbreitet als der GKR.
Die Kontenaufteilung im Rechnungskreis Abs. 1 des IKR führt durch ihre Abschlußorientierung
Die Kontenklassen 0 bis 8 bilden den Rechnungskreis Abs. 1 und umschließen die Finanz- automatisch zum klaren Ablauf der Abschlußarbeiten. Das gilt auch für Zwischenabschlüsse und für
buchführung (Dokumentation und Rechnungslegung). Diese ist streng an die Doppik gebunden. Die den Aufbau von Sonderbilanzen. Kostenrechnerische Gesichtspunkte entfallen im Rechnungskreis
Kontenklasse 9 wird als Rechnungskreis Abs. 2 bezeichnet, der die Kosten- und Leistungsrechnung Abs. 1 vollständig. Das ergibt sich schon aus der Übernahme der GuV-Gliederung nach dem
Gesamtkostenverfahren (§275 Abs. 2 HGB).
Anhang D: Abgrenzung des Gewerbebegriffes
Nichtselbständige Formen der Arbeit Selbständige Formen der Arbeit
Beamte Arbeitnehmer Freie Berufe Gewerbetreibende
Kodifizierte Freie Berufe Nichtkodifizierte Freie Berufe
Höchstpersönliche Arbeitspflicht (Vertretung durch Dritte ist unzuläs- Keine Persönliche Arbeitspflicht (Vertretung durch Dritte ist zulässig), nur im einzelvertraglichen Rahmen
sig), weisungs- und zeitgebunden tätig, einem Dienstherren/Arbeitge- zeitgebunden tätig, nur den Auftraggebern/Bestellern gegenüber verantwortlich. Ö Im bürgerlich-rechtli-
ber gegenüber verantwortlich Ö Verbraucher (§13 BGB). chen und umsatzsteuerrechtlichen Sinne Unternehmer, §14 BGB, §2 Abs. 1 Satz 1 UStG.
Erweiterte beamtenrechliche Treu- Allgemeine arbeitsrechliche Treu- Kodifizierte freie Berufe sind durch Eigentlich sollte das Gesetz ein- Sehr unübersichtlich geregelt; die
epflicht als Ausfluß des Treueeides epflicht als Ausfluß der Unselb- gesetzliche Regelung als freie Be- deutige Regeln enthalten; dennoch Grundregel steht in §15 EStG (Ein-
auf Staat und Verfassung zusätz- ständigkeit: rufe zu betrachten, beispielsweise haben sich im Laufe vieler Jahre künfte aus Gewerbebetrieb), aber
lich zu den allgemeinen arbeits- gemäß §6 Abs. 1 GewO: eine ganze Reihe von Tätigkeits- vgl. auch gemäß Abschn. 11 Abs. 1
z Wettbewerbsverbot
rechtlichen Treuepflichten: feldern entwickelt, die faktisch freie GewStR
z Abwerbungsverbot z Fischerei und Viehzucht,
Berufe sind, ohne durch gesetzli-
z Generelles Streikverbot z Geheimniswahrung z Ärzte und andere Heilberufe, z Selbständigkeit (vgl. Absatz 2,
che Regelung zu solchen erklärt zu
z Vorrechte z Verbot/Einschränkung der frei- z Verkauf von Arzneimitteln, R 15.1 EStR)
werden, beispielsweise die Tätig-
z Einsatz des Lebens en Meinungsäußerung und po- z Errichtung und Verlegung von z Nachhaltigkeit der Betätigung
keiten vieler Kreativberufe (etwa
litischen Betätigung Apotheken, (vgl. R 15.2 EStR),
Das Bestehen von Vorrechten wird in den Medien oder im Internet).
z Verbot/Einschränkung, auf ar- z Die Personenbeförderungen mit z Gewinnerzielungsabsicht (vgl.

© HZ
vielfach bestritten; das Vorhanden- Auch die Autoren gelten gemeinhin
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beitsvertraglichen Rechten zu Krankenkraftwagen R 15.3 EStR),


sein einer weitaus besseren Alters- als freie Berufe (z.B. ist auch der
bestehen z Erziehung von Kindern gegen z Beteiligung am allgemeinen
vorsorge, die durch das AltEinkG Autor des vorliegenden Werkes seit
z Verbot der Einleitung behörd- Entgelt, wirtschaftlichen Verkehr (vgl.
erst bis 2040 (!) abgeschmolzen Jahrzehnten Freiberufler).
licher Verfahren z Unterrichtswesen, R 15.4 EStR).
werden soll (Æ Rentenbesteuer-
z Rechtsanwälte und Notare,
ung), ist jedoch der beste Beweis. Die Unterscheidung zwischen Gewerbe und Freiberuflichkeit ist
z Rechtsbeistände,
insbesondere bei den nichtkodifizierten freien Berufen von Bedeutung,
Ähnlich wie die Die Unterscheidung zwischen Gewerbe und Frei- z Die Wirtschaftsprüfer und Wirt-
da durch Einstufung als freier Beruf die Gewerbesteuer eingespart
beruflichkeit ist auch die Abgrenzung zwischen Arbeitnehmern und schaftsprüfungsgesellschaften,
werden kann. Hier herrscht große Uneindeutigkeit, wie der dem Auto-
Beamtentum zweifelhaft. Diente das Beamtentum einst ausschließlich z die vereidigten Buchprüfer und
ren dieses Werkes persönlich bekannte Fall der beiden seit Jahrzehnten
hoheitlichen Aufgaben (Armee, Polizei, Strafvollzug), so hatte es seine Buchprüfungsgesellschaften,
gemeinsam arbeitenden freiberuflichen Cutterinnen nahe München
Berechtigung. Dann kamen Lehrer, Post- und sogar Telekombeamte z Steuerberater und Steuerbera-
zeigt: obwohl beide genau dasselbe taten, war eine der beiden Damen
hinzu, die mit den hoheitlichen Funktionen des Staates wenig (Lehrer) tungsgesellschaften,
lange Jahre als Gewerbetreibende und die andere beim Finanzamt als
oder nichts (Telekom) zu tun hatten. Inzwischen übernehmen öffentli- z Steuerbevollmächtigte,
Freiberuflerin geführt.
che Körperschaften sogar wahllos Mitarbeiter in das Beamtenverhältnis, z Auswandererberater (!),
um die Arbeitgeberanteile der Zwangssozialversicherungen zu sparen: z Seelotswesen und
ein wirtschaftspolitischer Wahnsinn. Es wundert daher nicht, daß z Vertrieb von Lotterielosen
immer mehr Stimmen die weitgehende oder gar völlige Abschaffung des Die Unterscheidung zwischen Gewerbe und Freiberuflichkeit bezog sich einst auf Handarbeit vs. geistige
Berufsbeamtentumes in nahezu allen Bereichen fordern. Arbeit. Gewerbetreibende waren in den Zünften des Mittelalters organisiert. Diese Differenzierung ist
überlebt und völlig zeitfremd; für eine Fundamentalreform fehlt indes die politische Kraft.
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DAS MERKBLATT DIE UMSATZSTEUER-


SPALTE:
Die Buchungsfälle der Geschäftsbuchführung Wichtige Rechtsgrundlagen:
Auf diesem kleinen Merkblatt finden Sie die wichtigsten Verfahrens- Steuersatz: Normalerweise beträgt
weisen und Rechtsvorschriften zur Bildung von Geschäftsbuchungs- die Steuer immer 19%. Andere Län-
sätzen übersichtlich auf einer einzigen Seite zusammengefaßt. der haben andere Steuersätze. Fol-
gende Ausnahmen bestehen von die-
© Harry Zingel 1999-2009 Internet: http://www.zingel.de, EMail: info@zingel.de
sem Satz in Deutschland:

BUCHUNGSREGELN DIE WICHTIGEN WERT- UMSATZSTEUERFREI:


AUF EINEN BLICK GRENZEN: Alle staatlichen Monopolleistungen
Und so bucht man auf Konten: Nur bei Kauf von Gegenständen (Behördengebühren usw.), Vermie-
zur eigenen Benutzung (also keine tung und Verpachtung von Wohnun-
Aktivkonto
Soll Haben Waren oder Materialarten): gen (Gewerberäume aber nur einge-
Anfangsbestand aus
schränkt), Alle Umsätze von Banken
Eröffnungsbilanz
– Minderungen Über 1.000 € Abschreibungs- (Gebühren, Kredite, der Wertpapier-
= Schlußbestand in pflicht: Der Gegenstand muß handel usw.), Leistungen von Ärz-
+ Mehrungen
Schlußbilanz
nach steuerlicher AfA-Tabelle ten, Krankenhäusern, Versicherun-
Summe S = Summe H gen, viele Kultureinrichtungen, Aus-
abgeschrieben werden. und Fortbildung und der Export (ver-
1.000 Euro
Passivkonto
Soll Haben einfacht).
Anfangsbestand aus
– Minderungen
Eröffnungsbilanz
Über 150 € bis 1.000 € (Werte UMSATZSTEUER 7%:
= Schlußbestand in
Schlußbilanz
+ Mehrungen ab 2008) gilt eine neue Pau- z Die meisten rohen Lebensmittel
Summe S = Summe H schalabschreibung über fünf z Bücher, Zeitungen und Zeitschrif-
ten (mit Ausnahme der jugendge-
Aufwands- und Kostenkonto Jahre (bis 2007: 60 € bis 410 € fährdenden Schriften)
Soll Haben
Bewertungsfreiheit, Sofortab- z Kunstwerke, Kunstsammlungen
– Aufwands-
Summe der
minderungen schreibung). Buchung als z Rollstühle und Prothesen
Aufwandsbuchungen z Nahverkehr (bis 50 km)
= Schlußbestand in GuV geringwertiges Wirtschaftsgut
Grundlegend: Folgendermaßen ist
150 Euro
Summe S = Summe H
eine Rechnung aufgebaut:
Erlös- und Leistungskonto
Soll Haben
Nettobetrag 100%
Unter 150 € (bis 2007: 60 €) ist
– Erlösminderungen + Umsatzsteuer 19%
Summe der der Gegenstand sofort als Auf-
Erlösbuchungen
wand (Verbrauch) zu erfassen = Bruttobetrag 119%
= Schlußbestand in GuV

Summe S = Summe H (die sog. Verbrauchsfiktion). Bei Belegen unter 150 € genügt der Bruttobe-
trag und die Nennung des Steuersatzes.

DIE SOG. FÜNF „EISER- SKONTOBUCHUNGEN: Die wichtigsten Rechenformeln:


NEN REGELN“: So bucht man Skonti im Einkauf:
So bildet man Buchungssätze: Brutto
Verbindlichkeiten aus L&L Netto =
1. Welche Konten sind berührt? AN Bank/Kasse 1,19
2. Was für Konten sind das? (Akti- <Aktivkonto>
Vorsteuer Brutto = Netto × 1,19
va, Passiva, Aufwendungen oder
Erträge) So bucht man Skonti im Verkauf: USt = Netto × 0,19
3. Nehmen diese Konten zu oder Bank/Kasse
nehmen sie ab? Die wichtigsten Kontierungen:
Verkaufserlöse/WVK
4. Wenden Sie das Buchungssystem Umsatzsteuer Einkauf immer mit Vorsteuer:
an! (vgl. nebenstehend) AN Forderungen aus L&L
5. Nennen Sie zuerst das im „Soll“ <Aktiv/Aufwand>
zu buchende Konto, dann das im Regeln: Skonto ist Teilstorno. Storno ist eine Vorsteuer
Umkehrung der ursprünglichen Buchung.
„Haben“ zu buchende Konto un- AN Kasse/Bank/Verbindlichkeiten
abhängig davon, ob diese Konten
zu- oder abnehmen:
BUCHUNG BEZUGS- U. Verkauf immer mit Umsatzsteuer:
NEBENKOSTEN: Kasse/Bank/Forderungen
SOLL AN HABEN Immer wie Sache selbst buchen!
AN Verkaufserlöse/WVK
Umsatzsteuer

© HZ
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ALLE BUCHUNGSREGELN
Übersicht: die elementaren Buchungsregeln der Geschäftsbuchführung
Nehmen Sie diese Seite zu Ihren Unterlagen und halten Sie sie in Sichtweite, solange Sie noch das
Gefühl haben, mit den Buchungsregeln nicht absolut und vollkommen sicher zu sein!
© Harry Zingel 1999-2008 Internet: http://www.zingel.de, EMail: info@zingel.de

Aktiva Bilanz Passiva


Definition: Vermögen, Wirtschaftsgüter, unter- Definition: Kapital, unternehmerische Mittel-
nehmerische Mittelverwendung, Investition herkunft, Finanzierung

SOLL Aktivkonto HABEN SOLL Passivkonto HABEN

Anfangsbestand Minderungen Minderungen Anfangsbestand

Mehrungen Mehrungen
Schlußbestand Schlußbestand

Summe im SOLL = Summe im HABEN Summe im SOLL = Summe im HABEN

Aufwand Gewinn- und Verlustrechnung Ertrag


Definition: Verbrauch von Gütern Definition: Verwertung von Gütern

SOLL Aufwandskonto HABEN SOLL Ertragskonto HABEN

Aufwendungen Minderungen Minderungen Erträge


Saldo (Summe) Saldo (Summe)
der Aufwendungen der Erträge

Summe im SOLL = Summe im HABEN Summe im SOLL = Summe im HABEN

UND DAS SIND DIE SOGENANNTEN FÜNF „EISERNEN REGELN“:


So bildet man Buchungssätze:
Beantworten Sie für jeden einzelnen Geschäftsfall die folgenden Fragen in der folgenden Reihenfolge:
1. Welche Konten sind berührt?
2. Was für Konten sind das? (also: sind es Aktiva, Passiva, Aufwendungen oder Erträge)
(Verwenden Sie hierfür die Definitionen!)
3. Nehmen diese Konten zu oder nehmen sie ab?
(Sehen Sie sich die Buchungsregeln oben an!)
4. Wenden Sie die Buchungsregeln an!
(d.h., finden Sie heraus, welches Konto im SOLL und welches im HABEN zu buchen ist!)
5. Nennen Sie zuerst das im „Soll“ zu buchende Konto, dann das im „Haben“ zu buchende Konto
unabhängig davon, ob diese Konten zu- oder abnehmen. Der Buchungssatz lautet also immer:
SOLL-Konto; SOLL-Betrag AN HABEN-Konto; HABEN-Betrag
Das Wörtchen „AN“ dient dabei lediglich der Trennung von Soll und Haben bei mehreren Konten
auf einer Seite und bedeutet ansonsten nichts.
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9. Lösungen zu den Aufgaben 8.6. Formkaufmann (wegen GmbH)
9.1. Lösung zu Aufgabe 1: Grundlagen und 8.7. Kaufmann, wegen Gewerblichkeit, ggfs. Klein-
kaufmann - sonst Mußkaufmann
Buchführungspflicht 8.8. Kannkaufmann
1. Buchführung, Kosten- und Leistungsrechnung, Sta- 9. Buchführungspflicht:
tistik (Betriebsstatistik), Planrechnung (Budgetierung) 9.1. Ja, wegen Überschreitung der Gewinngrenze
2. Dokumentation, Rechenschaftslegung, Information, 9.2. Nein, wegen Nichtgewerblichkeit
Kontrolle, Disposition 9.3. Nein, bei der Gewerbetätigkeit (CD) sind die
Grenzwerte nicht überschritten und die Lehr-
3. Externe: Banken, Finanzamt, Behörden, Kapitalan-
tätigkeit ist kein Gewerbe und daher nicht buch-
leger, Stellenbewerber, Kunden; Interne: Geschäfts-
führungspflichtig
führung, Controller, Revisoren, Mitarbeiter, Kapital-
9.4. Nein, Grenzwerte nicht überschritten
eigentümer
9.5. Ja, Gewinngrenze überschritten
4. Handelsbräuche nach §346 HGB, Treu und Glauben 9.6. Ja, Wert der landwirtsch. Flächen überschritten
nach §157 BGB, Buchungssätze mit „Soll“ und „Ha- 9.7. Ja, Gewinngrenze überschritten
ben“, Zahlreiche Grundsätze im Rechnungswesen,
soweit diese nicht kodifiziert sind 9.2. Lösung zu Aufgabe 2: Belegwesen
5. Großunternehmen sollen schärferen Vorschriften un- 1. Daten bereitzustellen, die die Hauptbuchhaltung nicht
terliegen, um die mit ihnen verbundenen Risiken enthält und auch nicht kennt, die aber zur Erstellung
(arbeitsplätze, Kapitalmarkt) besser kontrollieren und der Buchungen bedeutsam sind, etwa die vielen per-
damit minimieren zu können. sönlichen Daten der Mitarbeiter, die für die Lohn- und
Gehaltsabrechnung erforderlich sind.
6. Dokumentation: Übersichtlichkeit, Richtigkeit, Voll-
ständigkeit, Ordnung des Belegwesens; Bilanzierung: 2. Im Grundbuch ist der Buchungsstoff zeitlich, im
Klarheit, Wahrheit, Kontinuität, Vorsicht. Hauptbuch sachlich geordnet. Das Grundbuch enthält
Buchungssätze, das Hauptbuch die Konten.
7. Es muß den GoB genügen, d.h. Die buchungs-
pflichtigen Geschäftsvorfälle müssen richtig, voll- 3. Nur im Grundbuch; die Konten des Hauptbuches
ständig und zeitgerecht erfaßt sein sowie sich in ihrer werden automatisch vom System geführt.
Entstehung und Abwicklung verfolgen lassen (Beleg- 4. Fremdbelege: Eingangsrechnungen, Quittungen,
und Journalfunktion), die Geschäftsvorfälle sind so zu Bank- und Postbelege, Erhaltene Wechsel und Schecks,
verarbeiten, daß sie geordnet darstellbar sind und ein Erhaltene Begleitbriefe zu Schecks und Wechseln,
Überblick über die Vermögens- und Ertragslage ge- Erhaltene sonstige Handelsbriefe, Gutschriftenan-
währleistet ist (Kontenfunktion), die Buchungen müs- zeigen von Lieferanten, Steuerbescheide, Strafbeschei-
sen einzeln und geordnet nach Konten und diese de; Eigenbelege: Ausgangsrechnungen, Quittungs-
fortgeschrieben nach Kontensummen oder Salden durchschriften, Kopien eigener Wechsel und Schecks,
sowie nach Abschlußposition dargestellt und jederzeit Kopien abgesandter Handelsbriefe, Gutschriftenan-
lesbar gemacht werden können, ein sachverständiger zeigen an Kunden, Entnahmebelege, Lohn- und
Dritter muß sich in dem jeweiligen Verfahren der Gehaltslisten, Belege über Storno, Umbuchungen und
Buchführung in angemessener Zeit zurechtfinden und Buchungsfehler, Ergebnisverwendungebeleg.
sich einen Überblick über die Geschäftsvorfälle und
die Lage des Unternehmens verschaffen können, das 5. Ja, aber nur, wenn die Inhalte der Datenbank „inhalt-
Verfahren der DV-Buchführung muß durch eine lich“ mit den weggeworfenen Originalbelegen über-
Verfahrensdokumentation, die sowohl die aktuellen einstimmen (§257 Abs. 3 Nr. 1 HGB).
als auch die historischen Verfahrensinhalte nach- 6. Nein, weil hier eine bildliche Übereinstimmung erfor-
weist, verständlich und nachvollziehbar gemacht wer- derlich ist (§257 Abs. 3 Nr. 1 HGB). Es wäre jedoch
den und es muß gewährleistet sein, daß das in der ausreichend, wenn die Datenbank Scans der Belege
Dokumentation beschriebene Verfahren dem in der enthält und diese als Bilder wiedergeben kann.
Praxis eingesetzten Programm (Version) voll ent-
7. Aus handelsrechtlicher Sicht ja; aus steuerrechtlicher
spricht (Programmidentität).
Sicht nein, weil dies keine Auswertung durch die
8. Prüfung aus Kaufmannseigenschaft: Finanzbehörden i.S.d. §147 Abs. 6 zuläßt.
8.1. kein Kaufmann, wegen Freiberuflichkeit
8. Aufbewahrungsfristen:
8.2. Kaufmann, wegen Gewerblichkeit, ggfs. Klein-
8.1. 31.12.2013
kaufmann - sonst Mußkaufmann
8.2. 31.12.2013
8.3. kein Kaufmann, wegen Freiberuflichkeit
8.3. 31.12.2013
8.4. Kaufmann oder ggfs. Kleinkaufmann mit Ver-
8.4. 31.12.2011
trieb der CD, ansonsten kein Kaufmann wegen
8.5. 31.12.2013 (Organisationsunterlagen sind eben-
Freiberuflichkeit
falls aufbewahrungspflichtig!); die Frist würde
8.5. Kaufmann, wegen Gewerblichkeit, ggfs. Klein-
bei tatsächlich längerer Nutzung der Software
kaufmann - sonst Mußkaufmann

© HZ
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ebenfalls länger sein, weil das Handbuch dann 5. Werte, die einem Bilanzierungsverbot unterliegen,
noch für die Besteuerung relevant wäre. wie z.B. §248 Abs. 2 HGB; auch Werte, die durch
8.6. 31.12.2012 (wie vorstehend; es bestünde aber gar frühere Buchungen der Wertminderung wie z.B. Ab-
keine Aufbewahrungspflicht, wenn die Verfah- schreibung ausgebucht wurden, aber immernoch vor-
rensanweisungen nicht die Buchhaltung betref- handen sind.
fen bzw. nicht steuerlich relevant wären)
Hinweis für den Dozenten: Nr. 5 eignet sich, die
8.7. 31.12.2013 (das Belegdatum zählt, nicht der
Stillen Reserven schon an dieser Stelle einzuführen!
Veranlagungszeitraum der Steuer!)
8.8. 31.12.2009 (Angebote sind „Handelsbriefe“ im 9.4. Lösung zu Aufgabe 4: Inventar und Bi-
Sinne der §§257 HGB und 147 AO) lanz
8.9. 31.12.2009 (Die Mahnung ist ein „Handelsbrief“,
solange aus ihr keine Buchungen resultieren; AKTIVA:
wären Zinsen, Gebühren oder Kosten festgesetzt A. Anlagevermögen
worden, so wäre die Mahnung ein Buchungs- Maschinen 202.000 €
beleg und die Frist daher 10 Jahre, also bis zum Betriebs- und Geschäftsausstattung 30.000 €
31.12.2013) B. Umlaufvermögen
9. Die richtige Reihenfolge ist: Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 50.000 €
z Prüfung auf rechnerische Richtigkeit Forderungen 250.000 €
z Zusammenführen von Doppelbelegen Bargeld, Kasse 5.000 €
z Nummerieren der Belege PASSIVA:
z Vorkontieren
z Buchung im Grundbuch Summe 537.000 €
z Buchung im Hauptbuch A. Eigenkapital 261.000 €
z Einordnen in Belegablage B. Fremdkapital
9.3. Lösung zu Aufgabe 3: Inventur Bankschulden 200.000 €
Lieferverbindlichkeiten 66.000 €
1. Zuordnung Vermögen/Schulden: Sonstige Verbindlichkeiten 10.000 €
1.1. Vermögen
Summe 537.000 €
1.2. Schulden
1.3. Schulden 9.5. Lösung zu Aufgabe 5: Aufstellung einer
1.4. Schulden GuV
1.5. Vermögen (auch, wenn unbezahlt - die Verbind-
lichkeit wäre separat zu erfassen!) Lösung (beide Aufgaben):
1.6. Schulden Umsatzerlöse 620.000 €
1.7. Vermögen + Sonstige betriebliche Erträge 80.000 €
Hinweis für den Dozenten: 1.6 und 1.7 eignen sich um + Bestandsmehrungen Zwischenlager 40.000 €
zu demonstrieren, daß das Bankkonto sowohl ein – Materialaufwand 220.000 €
Aktiv- als auch ein Passivkonto sein kann! – Personalaufwand 300.000 €
– Abschreibungen 80.000 €
2. Zuordnen Anlage- und Umlaufvermögen:
– Sonstige betriebliche Aufwendungen 70.000 €
1.1. Umlaufvermögen
– Zinsaufwand 10.000 €
1.2. Anlagevermögen
= Jahresüberschuß 60.000 €
1.3. Anlagevermögen
1.4. Umlaufvermögen Lösungshinweise: die Positionen „Minderung Guthaben
1.5. Anlagevermögen Bankkonto“, „Rückzahlungen Darlehen“, „Privatentnah-
1.6. Gar kein Vermögensgegenstand, weil nicht be- me Gesellschafter“ und „Einkommensteuer Gesellschaf-
trieblich und damit nicht Gegenstand der Inven- ter“ sind bilanzielle Phänomene und daher nicht Teil der
tur! lösung.
3. Die Bewertungsvereinfachungsvorschriften sehen bei Es muß erkannt werden, daß „Bestandsmehrungen Zwi-
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, wenn sie regelmäßig schenlager“ ein Ertrag ist (Gegenteil zum vorstehenden
ersetzt werden und ihr Gesamtwert für das Unterneh- Beispiel!). Die Position ist daher zu addieren.
men von nachrangiger Bedeutung ist (§240 Abs. 3 Daß die Einkommensteuer kein Phänomen der GuV ist,
Satz 1), die Durchschnitts- und die Verbrauchsfolge- weil die Gesellschafter (und nicht die Gesellschaft!) ein-
bewertung vor. Diese entschärfen gleichsam das bei kommensteuerpflichtig sind, wurde im Kapitel 5.7 aus-
einer großen Zahl von kleinen Einzelobjekten nicht drücklich angemerkt.
unbeschränkt durchführbare Einzelwertprinzip.
Ferner muß erkannt werden, daß „Rückzahlungen Darle-
4. Ja, max. alle drei Jahre bei Gleichbewertung i.S.d. hen“ eine Tilgung (und daher ein bilanzielles Phänomen
§240 Abs. 3 Satz 2 HGB. und keine Aufwendung) ist.

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9.6. Lösung zu Aufgabe 6: Bestandsbuchungen 6. Verderb oder Verlust oder Schwund von Rohstoffen
wird entdeckt
1. Fuhrpark AN Verbindlichkeiten
7. Buchung der Löhne mit Steuern und SV-Verbindlich-
2. Bank AN Kasse keiten zum Monatsende
3. Waren AN Verbindlichkeiten 8. Barzahlung einer Reparatur
4. Verbindlichkeiten AN Waren 9. Kauf einer Softwarelizenz
5. Bank AN Darlehensverbindlichkeiten 10. Abschluß des Warenverkaufskontos
6. Darlehensforderungen AN Kasse 11. Abschluß des Hilfsstoffkontos
7. Bank AN Forderungen 12. Abschluß der GuV mit Verlust
8. Kasse AN Eigenkapital (oder: Kasse AN Privat, wenn
9.9. Lösung zu Aufgabe 9: Gesamtübung
das Privatkonto im Unterricht eingeführt worden ist)
1. Buchungssätze (Grundbuch, Journal):
9. Verbindlichkeiten AN Forderungen
1. BGA AN Verbindlichkeiten L&L 2.000
10. Geschäftsausstattung AN Kasse und Verbindlichkei-
2. Verbindlichkeiten L&L AN Bank 1.000
ten
3. Waren AN Bank 6.000
9.7. Lösung zu Aufgabe 7: Bestands- und 4. Mietaufwand AN Bank 2.000
Erfolgsbuchungen 5a. Bank AN Warenverkauf 15.000
5b. Wareneinsatz AN Waren 9.000
1. Wareneinkauf AN Verbindlichkeiten 6. Zinsaufwand 5.000 und Darlehen 8.000 AN Bank
2. Kasse AN Warenverkauf 13.000
7. Aushilfslöhne AN Kasse 400
Hinweis: Es sollte erkannt werden bzw. im Unterricht 8. Keine Buchnung
klargestellt werden, daß der Warenverkauf über zwei
Konten abgewickelt werden muß! Die Buchungen der Eröffnung sind nicht gefragt.
Sollen sie gebucht werden, so wäre dies:
3. Darlehensverbindlichkeiten und Zinsaufwand AN
Bank z BGA 40.000, Waren 10.000, Bank 5.000 und
Kasse 1.000 AN EBK 56.000
4. Rohstoffaufwand AN Rohstoffe z EBK 56.000 AN EK 26.000 und Darlehen 30.000
5. Rohstoffe AN Rohstoffaufwand Man beachte, daß das EBK die Anfangsbestände
6. Rohstoffe AN Verbindlichkeiten „seitenverkehrt“ enthält. Das ist kein Fehler.

7. Mietaufwand AN Verbindlichkeiten Weitere Anmerkungen hierzu:

8. Verbindlichkeiten AN Bank z Buchungen, die die Bank betreffen, werden aus


Vereinfachungsgründen jeweils direkt auf das
9. Gewerbesteueraufwendungen AN Verbindlichkeiten Bankkonto gebucht. Das ist nicht ganz refalistisch.
Finanzamt Zahlt ein Kunde beispielsweise per EC-Karte, so
10. Keine Buchung, weil kein betrieblicher Vorgang ist in der Wirklichkeit die Gutschrift auf dem
Bankkonto eine separate Buchung, weil ein eige-
11. Verkauf einer Altanlage über Buchwert gegen Bar- ner Buchungsbeleg besteht (der Kontoauszug).
zahlung z Fall 5. besteht aus einem Verkauf und einer
12. GuV AN Eigenkapitel zugehörigen Entnahme von Waren. Das sind
also zwei separate Buchungen!
9.8. Lösung zu Aufgabe 8: Buchungsfälle iden- z Fall Nr. 6. ist nur hinsichtlich der Zinsen eine
tifizieren Aufwendung. Die Tilgung ist ein rein bilanzielles
Phänomen und nicht erfolgswirksam. Das zu
1. Verkauf von Waren auf Ziel
erkennen ist Sinn der Frage.
2. Rücksendung von Waren durch Kunden oder Preis- z Im Fall Nr. 8 entspricht der Inventurbestand
nachlaß an Kunden z.B. wegen Mängelrüge genau dem Wert, der nach dem Zugang aus Nr.
3. Unser Darlehensschuldner zahlt eine Tilgungsrate 3. und dem Abgang aus Nr. 5b. vorhanden sein
und Zinsen muß. Daher ist nichts zu buchen. Wäre der
Warenbestand zu gering (z.B. durch Schwund),
4. Wir verkaufen eine Leistung und erhalten eine Teil- so wäre ein außerordentlicher Aufwand zu erfas-
zahlung sofort in bar sen; wäre er zu hoch, so wäre ein außerordentli-
5. Ein Fehlbetrag in der Kasse wird festgestellt cher Ertrag zu buchen.

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2. Buchungen auf Hauptbuchkonten:
Bila nzkonto Bilanzkonto
Soll BGA Haben Soll Eigenkapital Haben
AB 40.000,00 € SB 42.000,00 € GuV 1.400,00 € AB 26.000,00 €
Nr. 1 2.000,00 € SB 24.600,00 €
42.000,00 € 42.000,00 € 26.000,00 € 26.000,00 €

Bila nzkonto Bilanzkonto


Soll Waren Haben Soll Darlehen Haben
AB 10.000,00 € Nr. 5b 9.000,00 € Nr. 6 8.000,00 € AB 30.000,00 €
Nr. 3 6.000,00 € SB 7.000,00 € SB 22.000,00 €
16.000,00 € 16.000,00 € 30.000,00 € 30.000,00 €

Bila nzkonto Bilanzkonto


Soll Bank Haben Soll Verb. LL Haben
AB 5.000,00 € Nr. 2 1.000,00 € Nr. 2 1.000,00 € Nr. 1 2.000,00 €
Nr. 5a 15.000,00 € Nr. 3 6.000,00 € SB 1.000,00 €
SB 2.000,00 € Nr. 4 2.000,00 € 2.000,00 € 2.000,00 €
Nr. 6 13.000,00 €
22.000,00 € 22.000,00 €

Bila nzkonto
Soll Kasse Haben
AB 1.000,00 € Nr. 7 400,00 €
SB 600,00 €
1.000,00 € 1.000,00 €

GuV-Konto GuV-Konto
Soll Wareneinsatz Haben Soll Warenverkauf Haben
Nr. 5b 9.000,00 € GuV 9.000,00 € GuV 15.000,00 € Nr. 5a 15.000,00 €
9.000,00 € 9.000,00 € 15.000,00 € 15.000,00 €

GuV-Konto
Soll Aushilfslöhne Haben
Nr. 7 400,00 € GuV 400,00 €
400,00 € 400,00 €

GuV-Konto
Soll Mietaufwand Haben
Nr. 4 2.000,00 € GuV 2.000,00 €
2.000,00 € 2.000,00 €

GuV-Konto
Soll Zinsaufwand Haben
Nr. 6 5.000,00 € GuV 5.000,00 €
5.000,00 € 5.000,00 €

Man beachte, daß das Bankkonto zwar zu Beginn ausweislich der Eröffnungsbilanz ein Aktivkonto ist, aber nach Ende
des Buchungszyklus zu einem Passivkonto geworden ist. Das ist der tiefere Sinn, warum die einzelnen Konto nur mit
„Bilanzkonto“ (und „GuV-Konto“) beschriftet sind: sie lassen sich u.U. nicht eindeutig einer Seite zuordnen.
Didaktisch hat die Sache mit dem Bankkonto natürlich den Zweck zu zeigen, daß die starre Zuordnung der Bank zu
den Aktiva, die in vielen Lehrbüchern vorausgesetzt wird, falsch ist.
3. Aufstellung der Gewinn- und Verlustrechnung
Dann ist die Gewinn- und Verlustrechnung aufzustellen. Hierzu sind die Schlußbestände („SB“) der GuV-Konten in
die Gewinn- und Verlustrechnung einzutragen:

Aktiv GuV Passiv


Wareneinsatz 9.000,00 € WarenVK 15.000,00 €
Aushilfslöhne 400,00 € Verlust 1.400,00 €
Mietaufwand 2.000,00 €
Zinsaufwand 5.000,00 €
16.400,00 € 16.400,00 €

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Anstatt die Gewinn- und Verlustrechnung als Konto aufzustellen, ist auch eine Staffelrechnung in Anlehnung an §275
Abs. 2 HGB zulässig:
Warenverkauf 15.000,00 €
– Wareneinsatz 9.000,00 €
– Aushilfslöhne 400,00 €
– Mietaufwand 2.000,00 €
– Zinsaufwand 5.000,00 €
= Jahresfehlbetrag 1.400,00 €
3. Schlußbilanz
Schließlich ist die Schlußbilanz aufgrund der GuV-Daten und der Abrechnung des Verlustes in das Eigenkapital durch
Abschluß der Bestandskonten zu erstellen:

Aktiv Schlußbilanz Passiv


BGA 42.000,00 € Eigenkapital 24.600,00 €
Waren 7.000,00 € Darlehen 22.000,00 €
Kasse 600,00 € Verb. LL 1.000,00 €
Bank 2.000,00 €
49.600,00 € 49.600,00 €

Man beachte, daß diese Schlußbilanz nur aufgeht, wenn die Bank auf der Passivseite eingetragen wird. Dies kann
verwendet werden, um anschaulich zu demonstrieren, daß die Bank je nach Saldo ein Aktiv- oder ein Passivkonto ist.

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