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Michael Matzigkeit

Carl Maria Weber – Zwischen Selbstfindung und Weltverlust


Wer heute Näheres über Leben und Werk des Düsseldorfer Autors Carl Maria Weber (1890-1953)
erfahren will, stößt auf fast unüberwindliche Schwierigkeiten. Selbst einschlägige Lexika wie Paul
Raabes „Die Autoren und Bücher des literarischen Expressionismus“ (1985)1 geben außer den dürren
Lebensdaten nur eine unvollständige Bibliographie seiner Buchveröffentlichungen wieder. Das ist
nicht weiter verwunderlich, zählt Weber doch zu den expressionistischen Vertretern, die nicht ins Exil
gingen und deren Spuren durch Bombenkrieg, drohende Verfemung und Achtlosigkeit der Nachgebo-
renen nur noch äußerst mühsam und fragmentarisch auszumachen sind.

Dabei gehörte der Lyriker und politische Essayist, der an verschiedenen staatsfreien Schulprojekten
als Lehrer mitwirkte, auf dem Höhepunkt seines literarischen Schaffens um 1920 zum engen Kreis de-
rer, auf die kaum ein Herausgeber expressionistischer Anthologien verzichten mochte. Webers si-
cherlich bekanntester Lyrikband „Erwachen und Bestimmung“ (1919) erschien in der renommierten
Reihe „Der jüngste Tag“ im Kurt Wolff Verlag, Leipzig, der sich mit Autoren wie Heinrich Mann, Franz
Werfel oder auch Franz Kafka einen Namen gemacht hat.

Das allgemeine literarische Interesse des jungen Weber wurde schon im Elternhaus geweckt; der Va-
ter war Lehrer an einer Düsseldorfer Mittelschule. Doch folgte Carl Maria bei der weiteren Wahl sei-
ner Lektüre seinem subjektiven Geschmacksempfinden.

Während seiner Bonner Studienzeit sah er seine Aufgabe zunächst in der Vermittlung von Schriften
der literarischen Avantgarde an interessierte Kommilitonen. Als Vorsitzender der „Litterarischen Ab-
teilung der Freien Studentenschaft“ in Bonn lud er so gegensätzliche Referenten wie Thomas Mann2
und Kurt Hiller3 zu Vorträgen ein und eröffnete sich damit den Weg zu einer lebenslangen Verbin-
dung.

Der Maler und Graphiker F. M. Jansen, Webers Freund seit der gemeinsamen Militärzeit in Koblenz
während des 1. Weltkriegs, schrieb über ihn:

„Da war C(arl) M(aria) W(eber), der mit allen Dichtern vertraute (...), dessen Verse in den Li-
teraturseminaren vorgelesen wurden (...). Mit aller Welt stand W(eber) in Briefwechsel, von
Thomas Mann bis zu seinem Schulfreund Hasenclever, von Eulenberg bis Blass, von Schickele,
dem Schöpfer der ‚Weißen Blätter‘, bis Werfel, von Wyneken bis zum Aktivisten Hiller. (...)“4

Ob der Unteroffizier C. M. Weber, der beim Pionier-Regiment Nr. 30 in Koblenz stationiert war, noch
einen direkten Kriegseinsatz miterlebt hat, ist nicht bekannt. Die Nachricht vom Tod zahlreicher
Freunde an der Front bekräftigte jedoch seine zunehmend pazifistische Haltung. Jansen, der Weber
im Herbst 1917 bei einer Diskussion über moderne Literatur im Atelier eines befreundeten Koblenzer
Malers kennen lernte, verweist in seinen Erinnerungen auf die beiden gemeinsame kritische Haltung
gegenüber den damaligen Zeitläufen:

„(...) Wie oft saßen wir an den Abenden in meiner Dachkammer und hörten über die still ge-
wordene Stadt hin das ununterbrochene, dumpfe Dröhnen des fernen Trommelfeuers, sahen
auf die zärtlichen Rheinhügel durch eine Häuserlücke und verstanden nicht den Irrsinn der
Jahre.“5
Weber wurde zum „politischen Dichter“. Auch Kurt Hillers Einfluss machte sich nun geltend. Er hatte
den jungen Autor für seinen Kreis „Bund zum Ziel“ gewinnen können, dessen Gedankengut von der
Durchsetzung der „Herrschaft des Geistes“ in allen Lebensbereichen nun auch das essayistische Werk
seines Freundes Weber durchzog. In einer Veröffentlichung des Bundes, dem zweiten Band der „Ziel-
Jahrbücher“ (1918), umreißt der Düsseldorfer Autor die wesentlichen Merkmale des „politischen
Dichters“ so:

„Dieser postulierte Typus (...) des Dichters von heute und morgen stellt (...) nicht mehr eine
erträumte Welt neben die nüchterne Welt der Empirie (um hinterher den katerigen Ekel nur
um so heftiger zu schmecken); er betäubt sich ebenso wenig mit dem behaglichen Dämmer
einer vergangenen Landschaft, wie er das billige Reizmittelchen gemalter Revolutionen ver-
achtet. Er verzichtet auf die Spiegelung der Wirklichkeit – aber er braucht darum nicht auf die
Wirklichkeit selbst zu verzichten; er muss durch die Wirklichkeit hindurch! Er weiß sehr um
das erbärmliche Erdgebundensein (...), um die schmählichen Erniedrigungen und Unzuläng-
lichkeiten allen Tuns (...). Aber gerade aus der allzu klaren Einsicht in diese Dinge heraus ver-
schmäht er es, die Hände in den Schoß zu legen und resigniert den tatenlosen Beobachter zu-
spielen.“6

Den Begriff der „Politik“ wollte er extensiv verstanden wissen:

„In dieser ‚Politik‘ geht es nicht so sehr um konkrete Umwälzung und Parteien, um die Greif-
barkeit von Personen, Systemen, Reformen und Programmen – als vielmehr um die allge-
meine Aufrüttelung, um den Aufruf zur Rückkehr und Besinnung. Den Boden vorbereiten, auf
dem die Erfüllung der Forderungen des Geistes erst möglich wird.“7

Wie andere Mitglieder des Bundes empfand sich Weber als Sozialist, allerdings fern jeder marxisti-
schen Doktrin. Seine theoretischen Beiträge, aber auch seine programmatische Lyrik, boten der
Gruppe und ihm selbst die Möglichkeit, sich Klarheit über die eigene Position zu verschaffen und
„Gesinnung“ auszudrücken, denn von einer Breitenwirkung dieser Ansichten konnte in der vorrevolu-
tionären Phase um 1917/18 noch keine Rede sein.

Im allgemeinen Verständnis der Aktivisten hatte die Dichtung längst ihren Eigenwert verloren und
konnte nur sinnvoll wieder belebt werden, wenn sie den dringenden Erfordernissen der Nachkriegs-
zeit nach geistiger Orientierung Rechnung trug und den Schritt vom Wort zur Tat vollzog. Im Be-
wusstsein der eigenen Sendung sollte der handelnde Dichter mit äußerster Empfindsamkeit und Dis-
ziplin, gleich einem „Projektionsapparat“ angefüllt „mit unermesslichen Bildern trunkenster Utopien
(...), der ins Universum ausstrahlt“8, den elementaren Forderungen nach Menschenliebe und Ver-
nunft zum Durchbruch verhelfen. Als mögliche Träger dieser Ideen sah Weber (mit Kurt Hiller) die Ju-
gend und den „aktivistischen“ Teil der Intellektuellen, denen er sich wesensgemäß verbunden fühlte.

Wir wissen heute, dass dieser Traum, der im Berliner „Politischen Rat geistiger Arbeiter“, als einem
Teil der revolutionären Exekutive, seine kurzfristige propagandistische Erfüllung fand9, an den Reali-
täten des Nachkriegsdeutschlands zerschellen musste.

Viele der Forderungen des „Rates“ sind allerdings längst Realität geworden. Weber muss die Aus-
sichtslosigkeit „Utopie“ bezogenen Handelns unter den restaurativen Verhältnissen bereits selber
frühzeitig erkannt haben. Dennoch unternahm er bis zu seiner Anstellung als Lehrer an der „Freien
Schulgemeinde Wickersdorf“ in Thüringen Mitte 1921 noch viele Versuche, seine Ideen und Gefühle
in Wort und Vers an die fortschrittswilligen Leser der zahlreichen expressionistischen, aber auch ju-
gendbewegten Zeitschriften zu richten.

Die Revolutionszeit verbrachte C. M. Weber mit einem hochfiebrigen Lungeninfekt im Lazarett seiner
Heimatstadt Düsseldorf. Nach seiner Genesung wieder in Koblenz, wurde er Ende 1918 aus dem Hee-
resdienst entlassen, den er nur als „Dreck und verstumpfenden Frondienst“10 empfunden hatte.

Das Jahr 1919 war für Weber mit geradezu hektischer Aktivität angefüllt. Nach seiner Entlassung und
(durch den Krieg) ohne abgeschlossenes Studium, war er, in ständiger Geldnot, auf die Hilfe der engs-
ten Freunde angewiesen. Eine gewisse Erleichterung überkam den jungen Autor, als er nach einigen
Verhandlungen mit Verlagen gleich drei Lyrikbände unterbringen konnte.11

Im Herbst schloss er sich für mehrere Wochen aktiv der Wandervogelbewegung an und zog mit einer
Jungengruppe durch das Rheinland. C. M. Webers Beziehungen zum „Wandervogel“ sind aber nicht
auf diese kurze Begebenheit beschränkt geblieben.

Hans Blühers Werk „Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft“ (I/1917; II/1919), mit weit-
reichender Wirkung auf die Jugendbewegung, hinterließ bei ihm einen tiefen Eindruck. So widmete
er dem „Führer“ Blüher, den Weber im „Ziel-Kreis“ sicher auch persönlich kennengelernt hatte, „in
Freundschaft und Verehrung“ ein Sonett12.

Mit dem „Freideutschen Jugendverlag“ in Lauenburg stand Weber in regem Verkehr. Die dort er-
schienene Zeitschrift „Der Leib“13 veröffentlichte zwischen 1920 und 1922 einige seiner wichtigsten
Texte, nachdem sich in der nachrevolutionären Phase die Euphorie für die Menschheitsverändernden
Ziele des Expressionismus bei den renommierten Verlagen längst gelegt hatte.

Noch unter dem Eindruck der Kriegserlebnisse, verband der junge Autor seine Wanderschaft durch
das Rheinland mit einer Werbung für den Pazifismus. Auch in Düsseldorf warb er bei Bekannten und
Freunden für Armin T. Wegners „Liga der Kriegsdienstgegner“ und konnte u. a. die Familie des Dich-
ters Herbert Eulenberg zum Beitritt bewegen. Dennoch hielt ihn nichts mehr in Düsseldorf, wo sich
keine Perspektiven für seine Zukunft boten.14

Weber kehrte nach Koblenz zurück. Ende Januar 1920 stand er bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung
auf der Bühne des Stadttheaters und trug zugunsten der Hochwassergeschädigten Lieder vor. Durch
diesen neuen Kontakt erhielt er kurz darauf die Möglichkeit, zwei Matineen zu den Themen „Das
neue Gedicht“ und „Politische Dichtung“ durchzuführen, die starken Zulauf fanden. Aber auch diese
freie Tätigkeit, die so hoffnungsvoll begonnen hatte, sollte sich nicht fortsetzen.

Doch dann deutete sich eine Aussicht an, die mehr Erfolg versprach. Sein Freund F. M. Jansen stellte
die Verbindung zu dem Autor und Industriellen Wilhelm Vershofen her, der Weber Ende Mai 1920 zu
den „Werkleuten auf Haus Nyland – Bund für schöpferische Arbeit“15 nach Sonnenberg in Thüringen
berief. C. M. Weber wurde Leiter des Vortragswesens, nachdem er sich bereits im Herbst 1919 den
Mitgliedern des Bundes mit dem Gedichtzyklus „Schweigen und Wort“ in der Vierteljahresschrift
„Nyland“ vorgestellt hatte.

Der neue Arbeitsbereich verlangte viel organisatorisches Geschick. Seine Aufgabe bestand vor allem
darin, die technischen Voraussetzungen für die mehrwöchigen Rundreisen zu schaffen, auf denen die
Bevölkerung Thüringens und der angrenzenden Gebiete für die kulturellen Ziele des Bundes gewon-
nen werden sollte. Während die erste Tournee fast an den Sonderwünschen von Josef Winkler, Jakob
Kneip, vor allem aber an Albert Talhoff gescheitert wäre, verlief die zweite Veranstaltungsreise mit F.
M. Jansen, Christoph Wieprecht und C. M. Weber glücklicher. In seiner Rückschau zieht Jansen aller-
dings ein kritisches Resümee, das die gesamten kulturellen Ambitionen des Bundes in Frage stellt:

„(...) Wir kamen schließlich nach Selb, (...) einem Ort der Armut, dessen Männer (...) zwar
keine Kommunisten, aber Radikale waren. Zu Beginn der Vorträge begrüßten uns die Anfüh-
rer mit Handschlag; nach Schluß verweigerten sie ihn, weil wir in der Diskussion auf politische
Fragen, die hauptsächlich gestellt wurden, nicht eingingen. Das war nur zu gut zu verstehen,
denn es ist zweifellos richtig, dass zu ‚schöpferischer Arbeit‘ in dem von uns vertretenen Sinn
ein gewisses Mindestmaß der freien Lebensgestaltung da sein muß, sonst wird das Wort zur
Phrase; dieses Mindestmaß war aber nicht da. (...)“16

Als C. M. Weber nach Sonnenberg berufen wurde, befand sich der Bund eigentlich schon in der Auf-
lösung. Die Besetzung des Rheinlandes und Ruhrgebiets durch Franzosen und Belgier hatten eine
Verlegung des Hauptsitzes der Organisation ins unbesetzte Thüringen notwendig gemacht; die Auf-
rechterhaltung einer regelmäßigen Verbindung mit den dort verbliebenen Mitgliedern erwies sich als
besonders schwer. Auch das idealistische, aber weltfremde Programm der „Werkleute“ vor dem Hin-
tergrund der gesamtpolitischen Stimmungslage, das nachlassende Interesse des beteiligten Verlegers
Diederichs und sehr persönlich gehaltene Querelen untereinander taten ihr übriges, um den vitalen
Fortbestand der Vereinigung zu gefährden. Die erlahmenden Aktivitäten des Bundes und der bevor-
stehende Umzug Vershofens nach Bamberg zwangen C. M. Weber wieder einmal, sich ein neues Be-
tätigungsfeld zu suchen.

Wie er den Weg ins nahe gelegene Wickerdorf fand, ist durch das vorliegende Quellenmaterial nicht
zu klären. Vielleicht hat ihm Kurt Hiller den Weg geebnet, der den Gründer der „Freien Schulge-
meinde“ Gustav Wyneken regelmäßig als Beiträger für die „Ziel-Jahrbücher“ gewinnen konnte.
Gleichwie, C. M. Weber begann Anfang Juni 1921 seine Tätigkeit am dortigen Landerziehungsheim
als Lehrer für Deutsch und Geschichte, eine Aufgabe, die ihn voll in Anspruch nahm. An Jansen
schrieb er knapp einen Monat später:

„(...) Du kannst nicht ermessen, wie sehr ich hier eingespannt bin in die Arbeit der mannig-
fachsten Art, wie ich kaum für ein paar Augenblicke am Tage zu mir selbst komme und mich
ein wenig zurückziehen kann auf mich; das Gemeinschaftsleben absorbiert einen so restlos,
dass das eigene Ich mit Mühe nur seine Selbstbehauptung wahren kann. (...)“17

An eine schriftstellerische Betätigung war kaum zu denken; zahlreiche Gedichte und einige Erzählun-
gen, die bis 1925 erschienen, konnte Weber noch aus dem reichen Fundus unveröffentlichter Arbei-
ten schöpfen, die in Koblenz und Sonnenberg entstanden waren.

Mehr und mehr war er bereit, seinen Drang nach Selbstverwirklichung zugunsten der reichen Ge-
meinschaftserfahrungen zurückzustellen. An Jansen schrieb er ein Jahr nach seinem Eintritt in Wi-
ckersdorf:

„(...) ich (ziehe) (...) doch manche Freude und Bereicherung und Erweiterung aus diesem Da-
sein (...) seit ich (im letzten Herbst) den eigentlichen Zugang zu dem inneren Leben dort ge-
funden habe dadurch, dass ich eine „Kameradschaft“ begründete, (...) die sich aus freier
Wahl an mich anschlossen und mit denen ich nun ständig zusammenlebe. (...) Überhaupt ist
die lebendige, direkte, unmittelbare Wirkung auf junge, bereite vorurteilsfreie und begeiste-
rungsfähige Menschen etwas, was mir (...) – eben im Sinne der sokratischen Paidagogia – als
eine schöpferische Auswirkung der edelsten Art erscheint. Wenn ich mir auch stets bewußt
bleibe, dass die mir eigenste Ebene schöpferischen Tuns eine andere ist (...). Trotzdem halte
ich diese Zeit keineswegs für verloren; (...) Und vielleicht ist es auch gar nicht fruchtlos, ein-
mal eine längere Pause im dichterischen Schaffen eintreten zu lassen: man gewinnt zumin-
dest einen unbefangeneren Abstand zu seinen Arbeiten und mit der Distanz wächst die Ur-
teilskraft. – (...)“18

Weber blieb bis zum Frühsommer 1926 in Wickersdorf. Diese fünf Jahre in der Gemeinschaft sollte
der Ruhelose später als die schönsten seines Lebens bezeichnen. Besonders schwer fiel ihm die Tren-
nung von der geliebten thüringischen Landschaft und von Gustav Wyneken, dem er auch menschlich
nahe gekommen war. Vermutlich drängten aber nun offizielle Stellen auf ein gültiges Lehrerexamen.
So zwang er sich, in Bonn sein Studium wieder auf zu nehmen, um es im Oktober 1928 mit einer Ar-
beit über den „Schlüsselroman“ abzuschließen.19

Ab Mitte 1930 finden wir den bald Vierzigjährigen auf Privatschulen in Glusingen/Kr. Lüneburg, Mü-
den (Örtze), einer „Presse“ in Schlesien und schließlich im Landerziehungsheim Marquartstein in
Oberbayern.

Immer auf der Flucht vor der „widerwärtigen Welt“, schmerzte es ihn doch sehr, trotz kleinerer Ver-
öffentlichungen in Zeitungen und gelegentlichen Rundfunklesungen, keinen rechten Zugang mehr
zum kulturellen Leben am Rhein zu finden. Es gab keine Verlage mehr, die seine Erzählungen drucken
wollten. Auch nahmen sich die Zeitungen Eigenmächtigkeiten heraus, auf die sich der junge Weber
sicher nicht eingelassen hätte.

Selbst Fälle, die man durchaus als vorweggenommene Zensur bezeichnen kann, kamen vor. 1932
passte eine Erzählung nach Ansicht des Feuilletonchefs der „Kölnischen Zeitung“ nicht in das politi-
sche Gesamtklima, und die pazifistisch-antimilitaristische Tendenz wurde einfach gestrichen.20 Resig-
nation machte sich breit. An eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, wie sie sein Freund Jansen
in einem Brief noch beschworen hatte, mochte Weber nicht mehr glauben.21 Er zog sich enttäuscht
zurück und wandte sich ausschließlich seinen pädagogischen Aufgaben zu, die ihm mehr Erfolg ver-
sprachen.

Als Carl Maria Weber sich entschloss, ab Ostern 1937 an das Landerziehungsheim nach Marquart-
stein in Oberbayern zu gehen, war er bereits 46 Jahre. Innerlich war er ein Gegner des Regimes ge-
blieben, das seit vier Jahren alle Hebel der Macht in den Händen hielt und einige seiner engsten
Freunde ins Exil getrieben hatte. Er hoffte, einen Zufluchtsort gefunden zu haben, der ihm, neben der
verlockenden freieren pädagogischen Betätigung, endlich auch wieder sichere materielle Verhält-
nisse verschaffte.

In einem Brief vom 27.12.1944, der an seinen pädagogischen Lehrer Gustav Wyneken gerichtet ist,
schrieb Weber über seinen Aufgabenbereich:

„(...) Die ersten Jahre war ich neben meiner unterrichtlichen Tätigkeit noch ‚Burgvater‘22, d.h.
ich betreute das Internat der Jungen, die heute noch auf der alten Burg hausen, und hatte die
Kameradschaft der Großen (7. und 8.Klasse).“23

Zwar kritisierte er gegenüber Wyneken, dass im Heim bis zum Kriegsbeginn 1939 „das kommerzielle
Element (...) eine zu betonte Rolle“ gespielt habe24, sonst zeigte er sich aber weitgehend zufrieden:
„(...) es war doch ein recht erfreuliches Arbeiten, das Kollegium gut aufeinander abgestimmt
und das Verhältnis zwischen Erwachsenen und Jugendlichen natürlich, heiter und ohne Drill –
bis auf den seit (19)33 unumgänglichen, den die Jugend-Formationen hereinbrachten.“25

Auch Weber konnte sich auf die Dauer dem Zugriff der NSDAP nicht ganz entziehen. Einen Eintritt
„aus taktischen Gründen“, wie es ihm der sonst integre Gründer und Leiter der Schule, Hermann
Harless, nahe gelegt hatte, widersetzte er sich 1937 noch kategorisch. Die Beitrittsverpflichtung in
den „Reichslehrerbund“ konnte er jedoch nicht ausschlagen, wollte er sich nicht auffällig machen.
Die Regelanfrage bei der „Staatspolizeistelle“ in Düsseldorf vom 2. Juli 1937 wies ihn noch als „poli-
tisch unverdächtig“ aus.26

Durch den Eintritt entstand eine besondere Eigendynamik; Weber musste nun auch Funktionen in-
nerhalb dieser Parteigliederung übernehmen:

„Meine Funktionen als Amtsträger des R(eichs) L(ehrer)B(undes) – zunächst nur für unseren
Heimbetrieb, dann innerhalb der Gemeinde, schließlich im ganzen Achental vom Chiemsee
bis zur alten Tiroler Grenze – wuchsen allmählich derart an, dass ich mich schließlich auf den
Unterricht beschränken mußte; erst mit meiner Krankheit im verg(angenen) Jahr27 konnte ich
diesen zeit- und kraftraubenden Ballast mit den endlosen Lehrkursen, Kontrollfahrten, Ap-
pellen etc. wenigstens zum größten Teil über Bord werfen.“28

Weber unterrichtete zunächst Französisch in allen Klassen, Latein auf der Mittelstufe und in vier Klas-
sen Geographie. Betroffen fügte er im Brief an Wyneken hinzu:

„(...) erst kürzlich (1944) habe ich auch wieder Deutsch übernehmen müssen, das ja heute
vorwiegend ein Gesinnungsfach ist. – “29

Auch über die radikale Umwandlung der Schule unter den Nazis gibt der Brief Auskunft:

„(...) Vor knapp 2 Jahren (Anfang 1943) wurden wir verstaatlicht, zunächst in eine
‚Staatl(iche) Internatsschule‘ verwandelt, und vor einem Jahr erhielten wir den Titel einer
‚Deutschen Heimschule‘. Der verdienstvolle Gründer und Leiter des Heims, Herm(ann)
Harleß, mit dem sich gut und reibungslos zusammenarbeiten ließ, wurde beiseitegeschoben
und durch einen jungen Studienrat ersetzt, der an seinem früheren Wohnsitz
Ortsgr(uppen)leiter gewesen war, während er sich hier mit der Ortspropagandaleitung be-
gnügen mußte, allerdings seit kurzem auch Führer der hiesigen Volkssturm-Komp(anie) ist. Es
wurde nun natürlich alles weit straffer und formationsmäßiger aufgezogen: das Jungenheim
auf der Burg verwandelte sich in eine Hundertschaft, die Kameradschaften in Züge etc. (...)
die vorgesehene Uniformierung für Schüler (‚Jungmannen‘) und Erzieher ist aus ‚kriegsbe-
dingten Gründen‘ gottlob noch nicht eingeführt.“30

Mit der Verstaatlichung des Heims wurde C. M. Weber auch vor die Entscheidung gestellt, entweder
der Übernahme in das bayrische Beamtenverhältnis zuzustimmen oder aus dem Schuldienst auszu-
scheiden und zum Kriegsdienst eingezogen zu werden.

An die Übernahme war allerdings eine Bedingung geknüpft, der der engagierte Pädagoge bisher im-
mer hatte ausweichen können: verpflichtend war die Mitgliedschaft in der NSDAP. In dem Gewis-
senskonflikt, als überzeugter Pazifist eventuell noch zum „Dienst mit der Waffe“ eingezogen zu wer-
den, oder „aus taktischen Gründen“ in die „Partei“ einzutreten, um so weitgehend ungehindert sei-
nen pädagogischen Ambitionen nachgehen zu können, entschied sich C. M. Weber 1942 kurz vor der
Verstaatlichung der Schule zum Beitritt. Es wurde ein Schritt, an dessen Folgen er bis kurz vor seinem
Tode zu tragen hatte.

Kurz vor Kriegsende geriet auch die Schule in den Strudel des Zusammenbruchs. Webers Brief an
Gustav Wyneken vom 19. Februar 1945, der die Ereignisse festhält, wird in diesem Zusammenhang
zu einem wichtigen Zeitdokument:

„Übrigens wäre Ende Jan(uar) (1945) unsere Schule um ein Haar geschlossen worden. Gerade
als die Kinder auf z. T. tagelangen Reisen aus den Ferien hierher unterwegs waren, erschien
eine Militär-Kommission, die Burg u(nd) Schloß, alle Nebengebäude, Lebensmittel- und Heiz-
vorräte für ein einzurichtendes Lazarett beschlagnahmte; sogleich trat ein Räumungskom-
mando in Aktion. Für mich persönlich hätte das bedeutet, dass meine UK-Stellung automa-
tisch entfallen u(nd) ich eingezogen worden wäre. Da brachte unser Schulleiter, der sogleich
nach München zu Ministerium und Gauleitung gefahren war, die erstaunliche Weisung mit,
dass der Schulbetrieb normal weitergehe; die ‚Deutschen Heimschulen‘ stünden unter dem
persönlichen Schutz des Führers und seien unantastbar! So mußte – mirabile dictu – das Mili-
tär wieder abziehen. Ob freilich unter den immer mehr sich verwickelnden allgem(einen)
Verhältnissen, zumal in Anbetracht der Millionenzahl von Ostflüchtlingen, man sich den Lu-
xus eines friedensmäßigen Heimschulbetriebes mit so großen Häusern in diesem Stadium des
Krieges noch lange wird leisten können, möchte ich bezweifeln. Es ist zur Z(ei)t alles im Fluß.
Auch muß man ja damit rechnen, dass aus dem V(olks)sturm Gruppen zum Einsatz herange-
zogen werden, wie es anderwärts schon geschehen ist. – “31

Der politische und militärische Zusammenbruch des „Deutschen Reiches“ hatte auch für das „Lander-
ziehungsheim“ in Marquartstein weitreichende Folgen. Die amerikanische Besatzungsmacht begann
ohne Verzögerung damit, ihre Zuständigkeit in allen Fragen der Erziehung und des Unterrichts gel-
tend zu machen. Im Oktober 1945 entließ sie – ohne individuelle Prüfung des Einzelfalls – fast den
gesamten Lehrkörper der Schule. C. M. Weber B als „Mitläufer“ in die Gruppe IV eingestuft – war un-
ter den Entlassenen. Grundsätzlich einverstanden mit einer genauen Prüfung der „Belasteten“, zeigte
er sich dennoch erbittert über die Pauschalität der Vorgehensweise. An Wyneken schrieb er:

„Meine Parteizugehörigkeit während der letzten drei Jahre und meine Tätigkeit als Ausbilder
im Luftschutz (!) haben mir den Hals gebrochen. Einem dem Fragebogen beigefügten aus-
führlichen Rechtfertigungsabriß, (...) worin auch Sie und Wickersdorf eine besondere Rolle
spielten, wurde offenbar kaum Beachtung geschenkt. So soll offenbar der aufgezwungene
Beitritt zu der einzigen Partei, der ich je angehört habe, die geistige und politische Grundhal-
tung eines ganzen Lebens, in dem von irgendwelchem Überläufertum nie die Rede sein kann,
illusorisch machen! –“32

Der Aufwand, den Weber für seine politische Rehabilitierung treiben musste, ohne letztlich „Recht“
zu bekommen, trägt geradezu groteske Züge. Er wurde nicht nur von seinem Dienst suspendiert,
sondern auch aus dem Beamtenverhältnis entlassen und verlor damit seinen Rentenanspruch. Weil
er in die niedrigste Kategorie der Belasteten eingestuft worden war, musste er ohnehin besonders
lange auf eine rechtswirksame Entscheidung warten, denn zunächst einmal wurden die Fälle verhan-
delt, die nach Ansicht des Gerichts als schwerer belastet galten. Hinzu kam, dass Weber mehrere In-
stanzen bemühte, um auch nach außen hin von jedem schuldhaften Vergehen entlastet zu sein.
Währenddessen hatte er über Jahre keine festen Einkünfte, und die Währungsreform 1948 machte
seine letzten Ersparnisse zunichte. Als er von den amerikanischen Behörden die unbegrenzte Reise-
bewilligung erhielt und für mehrere Monate bei Freunden am Rhein unterkroch, drohte ihm die
zwangsweise Exmietierung, weil für die Flüchtlinge aus dem Osten dringend Wohnraum gesucht
wurde. Ausgehungert und chronisch untergewichtig, war er besonders anfällig für Krankheiten. Noch
kurz bevor er dazu kam, mit seinen wenigen Habseligkeiten, die er schon gepackt hatte, ins Rhein-
land umzuziehen, wurde er ins Kreiskrankenhaus nach Prien eingeliefert, wo er am 15. August 1953
im Alter von 62 Jahren starb.

Es ist nicht verwunderlich, dass sich selbst am Ort seines letzten Wirkens nur noch wenige an Carl
Maria Weber erinnern. Die Zeitumstände, unter denen er als Gegner des Regimes leben und arbeiten
musste, zwang ihn zur äußersten Zurückhaltung und weitgehenden Anpassung. Nur ganz wenigen
Bekannten und Freunden gewährte er Einblick in das, was ihn bewegte. Einsamkeit und Verbitterung
standen über seinen letzten Lebensjahren. Mit seinem Tod fand eine „zigeunerhafte“ Existenz ihr ab-
ruptes Ende.
Carl Maria Weber – Zwischen Selbstfindung und Weltverlust
1
Vgl. Paul Raabe: Die Autoren und Bücher des literarischen Expressionismus. Stuttgart, 1985, 507f. Die erste li-
teraturgeschichtliche Erwähnung C. M. Webers findet sich in Adolf Bartels: Die deutsche Dichtung der Gegen-
wart. Die Jüngsten. Leipzig, 1921, S. 207, 219, 227f. Der Antisemit Bartels denunzierte dort Webers Lyrikband
„Erwachen und Bestimmung“ (1919), zusammen mit den Werken anderer Autoren aus der Reihe „Der jüngste
Tag“, sowohl aus stilistischen, aber auch aus thematischen Gründen, pauschal als „jüdisch, bzw. jüdisch infi-
ziert“, ohne sonst weitergehenden Informationen zu bieten.

Weiter wurde Webers literarisches Werk in den folgenden Veröffentlichungen berücksichtigt: Kürschners deut-
scher Literatur-Kalender 1922, Sp. 929; Kürschners deutscher Literatur-Kalender 1930, Sp. 1474. – Paul
Raabe/H. L. Greve: (Katalog) Expressionismus. Literatur und Kunst 1910-1923. Marbach 1960, S. 175, 177, 322,
324. – DER JÜNGSTE TAG. Die Bücherei einer Epoche. Neu herausgegeben und mit einem dokumentarischen
Anhang versehen von Heinz Schöffler, Frankfurt a.M., 1970, S. 175, 961. – Paul Raabe: Index Expressionismus.
Bibliographie der Beiträge in den Zeitschriften und Jahrbüchern des literarischen Expressionismus. 1910-1925.
Nendeln/Lichtenstein, 1972, Bd.4, 275, 360. –Vgl. zuletzt mein Kapitel „Vom Wort zur Tat – Die aktivistische
Zeit“ in dem Aufsatz von Michael Matzigkeit/Bernd Kortländer: Zwischen Aktivismus und Depression. In: Am
Anfang – Das junge Rheinland. Zur Kunst- und Zeitgeschichte einer Region 1918 B 1945. Düsseldorf [: Claassen],
1985, S. 149f.
2
Thomas Mann mußte Webers Einladung für den Winter 1912/13 allerdings ablehnen. Weber, der besonders
seit der Novelle „Tod in Venedig“ ein Freund der Dichtungen Thomas Manns geworden war, hielt den Kontakt
bis kurz vor seinem Tod. Die letzte belegte Antwort Thomas Manns ist auf den 4.6.1951 datiert. Vgl. DIE BRIEFE
THOMAS MANNS. – Regesten und Register. Frankfurt/a.M., 1976ff., Bd. 1 (1889B1933); Bd. 3 (1944B1950); Bd.
4, (1951B1955).
3
Kurt Hiller berichtet über die Lesung seines Werkes „Die Weisheit der Langeweile“ (1913), die Mitte Juni 1914
in Bonn stattfand, in seinen Erinnerungen „Leben gegen die Zeit“, (1973), Bd. 2 (Eros), S. 70f.
4
Franz M. Jansen: Von damals bis heute. Lebenserinnerungen bearbeitet von Magdalena Moeller. Köln [:
Rheinland Vlg.], 1980, S. 87.
5
Ders. , ebenda.
6
Carl Maria Weber: Der politische Dichter. In: Der Aktivismus 1915-1920, hrsg. von Wolfgang Rothe, München
1969, S. 94f. [Edr. war in: Tätiger Geist 2 (1917/18), München 1918, S. 330ff.]
7
Ebenda, S. 92 f.
8
Ebenda, S. 91.
9
Zu den „Leitsätzen“ des „Bundes zum Ziel“ (ab dem 8. 11.1918 in „Aktivistenbund“ umbenannt) vom August
1917 vgl. Kurt Hiller: Leben gegen die Zeit, Bd. 1 (Logos), Reinbek [: Rowohlt], 1969, S. 121f.; zum „Programm“
des „Politischen Rates geistiger Arbeiter, Berlin“ vom November 1918 vgl. Kurt Hiller, a. a. O.., S. 122, 125.

C. M. Weber war übrigens nach eigenen Angaben an verschiedenen Treffen des „Bundes“ in Berlin direkt betei-
ligt. Vgl. dazu: Korrespondenz C. M. Weber an A.T. Wegner 1918-1919, in: NL Wegner, DLA, Marbach.
10
Brief – C. M. Weber an A.T. Wegner vom 2.10.1918, a. a. O..
11
Es sind die Bände: Erwachen und Bestimmung. Eine Station. Leipzig [: Kurt Wolff], 1919. (Reihe: Der jüngste
Tag, Bd. 66); Der bekränzte Silen. Verse von einem tröstlichen Ufer von Olaf (Pseudonym; d. i. C. M. Weber).
Hannover [: Paul Steegemann], 1919. (Reihe: Die Silbergäule 34/35); Der ekstatische Fluß. Rheinklänge ohne
Romantik. Düsseldorf [: August Bagel], 1919. Auflage: 150. [Tatsächlich erschien der Band in Folge von Verzöge-
rungen beim Druck der Originallithographien erst Anfang 1921]
12
Vgl. C. M. Weber: Der Führer. (Sonett) In: Das junge Deutschland, (Berlin), Jg. 3 (1920), H. 5/6, S. 126.
13
Vgl. von C. M. Weber auch: Die Befreiung. Eine Szene. In: Der Leib. Blätter zur Erkenntnis wesentlichen Le-
bens aus der Vernunft des Leibes. (Lauenburg), Jg. 1 (1919/1920), H. 3, S. 86-94. Pilgerschaft. Ebenda, Jg. 2
(1920/1921), H. 1, S. 815. Läuterung oder Fest der Freude. (Ein Tanzspiel). Ebenda, Jg. 2 (1920/21), H. 3, S. 76-
89. „Läuterung“ ist auch als Sonderdruck erschienen.
14
Vgl. den Brief Webers an A. T. Wegner vom 28.10.1919, a. a. O..; vgl. auch Hedda Eulenberg: Im Doppelglück
von Kunst und Leben. Düsseldorf [: Die Fähre], (1952), S. 309.
15
Der Bund, von Jakob Kneip, Wilhelm Vershofen und Josef Winkler Ostern 1912 auf Haus Nyland bei
Rheine/Westfalen gegründet, zählte Richard Dehmel zu seinem Ehrenvorsitzenden. Seine erste programmati-
sche Forderung war: „Synthese von Imperialismus und Kultur, Industrie und Kunst, von modernem Wirt-
schaftsleben und Freiheit“.

Als Zweck des Bundes wurde die „Förderung schöpferischer Arbeit“ formuliert, als seine Mittel:

„a) Herausgabe der Zeitschrift ‚Nyland‘, b) Sonderveröffentlichungen, c) Vorträge und Ausstellungen,


d) Wirtschaftliche Unterstützung, e) Errichtung einer Stiftung, die die dauernde Erfüllung der Zwecke
a-d gewährleistet“.
16
F. M. Jansen: Von damals bis heute, a. a. O.., S. 112.
17
Brief B C. M. Weber an F. M. Jansen vom 23.6.1921. In: Korrespondenz – C. M. Weber an F. M. Jansen,
Nyland-Stiftung, Köln.
18
Brief – C. M. Weber an F. M. Jansen vom 14.4.1922, a. a. O..
19
Thomas Mann dankte ihm in einer Postkarte vom 22.10.1928 für die „ebenso anregende wie gelehrte
Schrift“. Vgl. Die Briefe Thomas Manns, a. a. O., Bd. 1, S. 529.
20
Vgl. Brief – C. M. Weber an Walter Kordt vom 14.3.1932. In: Korrespondenz – C. M. Weber an Walter Kordt,
Nyland-Stiftung (Köln).
21
Vgl. Brief – C. M. Weber an F. M. Jansen vom 11.3.1931, a. a. O..
22
Über die äußeren und inneren Beweggründe, die ihn im September 1939 schließlich dazu veranlaßte, den
Aufgabenbereich des „Burgvater“ niederzulegen, schrieb Weber:

„(...) Daß (...) (bei dem kommerziellen Lebensstil) der verantwortliche Erzieher, der die eigentliche Ar-
beit (vor allem die Kleinarbeit) zu leisten hatte – über dem Ganzen schwebte dann, meist sehr sanft
und gönnerhaft der ‚Pappi H(arless)‘, der z.B. selbst keinen Unterricht gab –, oft zu einer Art Domes-
tiquen degradiert wurde, war der Hauptgrund, weshalb ich zu Kriegsbeginn die Leitung des Jungenin-
ternats als ‚Burgvater‘ niederlegte u(nd) mich auf den Unterricht beschränkte. (Der äußere Grund wa-
ren die mancherlei Funktionen, mit denen ich vor allem als Ausbilder von der Gemeinde u(nd) der
Kreisgruppe des R(eichs)L(ehrer)B(undes) im Luftschutz eingesetzt wurde. Aber ich habe damals
H(arless), mit dem man gut offen reden konnte, m(eine) wahren Gründe sehr deutlich genannt.)“

Brief – C. M. Weber an Gustav Wyneken vom 19.2.1945. In: Nachlaß Wyneken, Nr. 934, Archiv der deutschen
Jugendbewegung, Burg Ludwigstein.
23
Brief – C. M. Weber an Gustav Wyneken vom 27.12.1944. In: NL Wyn. 934, a. a. O..
24
In einem späteren Brief an Gustav Wyneken vom 19.2.1945 präzisiert Weber diesen Kritikpunkt und führt
zum „Stil“ des Hauses aus:

„(...) Das Heim war seinem inneren und äußeren Habitus nach eine Art eklektischen Gebildes, in dem
etwas von den alten Lietz‘schen Heimen (Harless war doch angebl(ich) einige Zeit in Haubinda; eigent-
lich müßten Sie sich von da noch seiner erinnern?), von Geheebs Weichheit und Nachgiebigkeit, und in
der Programmatik natürlich auch von W(ickers)dorf lebte; in Wirklichkeit war es so, daß vorwiegend
Kinder sehr reicher Eltern ein mitunter gewiß auch recht jugendgemäßes, in der Hauptsache aber ein
sehr schönes, gepflegtes u(nd) bequemes Dasein führten.“ Vgl. NL Wyn. 934, a. a. O..
25
Brief – C. M. Weber an Gustav Wyneken vom 27.12.1944, a. a. O..
26
Vgl. Personalien des politisch in Erscheinung getretenen: Weber, Karl (...), HSTA Düsseldorf, RW 5853328.
27
Weber war durch seine Krankheit im Herbst 1943 für sieben Monate arbeitsunfähig; voller Trauer berichtet
er in seinem Brief an Wyneken vom 27.12.1944, daß er durch seine Krankheit auch gehindert wurde, seine Bib-
liothek in Düsseldorf vor dem Bombenangriff im April 1944 noch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen; damit
muß ca. die Hälfte seiner bedeutenden Sammlung expressionistischer Literatur, einschließlich der Korrespon-
denzen mit zahlreichen der wichtigsten Vertretern dieser Bewegung, unwiderruflich als verloren gelten.
28
Brief – Carl Maria Weber an Gustav Wyneken vom 19.2.1945, a. a. O.
29
Ebenda, a. a. O.
30
Ebenda, a. a. O.
31
Brief – C. M. Weber an Gustav Wyneken vom 19.2.1945, a. a. O.
32
Brief – C. M. Weber an Gustav Wyneken vom 12.11.1945, a. a. O.

Erstdruck/Folgedrucke:

Spurenlese in einem literarischen Niemandsland: Zwischen Selbstfindung und Weltverlust – Aus dem Leben des
Heimatlosen Carl Maria Weber. In: Das literarische Düsseldorf 1850-1933. Hrsg. Von Gertrude Cepl-Kaufmann
und Winfried Hartkopf. Düsseldorf: Verlag der Goethe-Buchhandlung/Teubig, 1988, S. 189-196.

Carl Maria Weber. Zwischen Selbstfindung und Weltverlust. In: Michael Matzigkeit, Literatur im Aufbruch –
Schriftsteller und Theater in Düsseldorf 1900-1933, Düsseldorf: Verlag der Goethe-Buchhandlung/Teubig, 1990,
S. 109-121, 288-291.

Carl Maria Weber (1890-1953). In: Staatliches Landschulheim Marquartstein, Jahresbericht 1989/90. Marquart-
stein: [Grassau], (August) 1990, S. 4-9.

Carl Maria Weber, ein rheinischer Expressionist. In: Die Moderne im Rheinland. Ihre Förderung und Durchset-
zung in Literatur, Theater, Musik, Architektur, angewandter und bildender Kunst 1900-1933. Vorträge des In-
terdisziplinären Arbeitskreises zur Erforschung der Moderne im Rheinland. Hrsg. von Dieter Breuer. Köln:
Rheinland-Verlag, 1994, S. 41-57.

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