Sie sind auf Seite 1von 8

Gesichte 12/1

Wurzeln europäischer Denkhaltungen und Grundlagen moderner poli8scher


Ordnungsformen

An#ke Grundlagen europäischer Denkens im Überblick


Vom Mythos zum Logos

Mythos Logos
- Griechisch: Wort, Erzählung - Griechisch: Wahrheit, VernunI
- Komplexes Geflecht aus fantas@schen - VernunIgeleitetes Denken (Ra@onalität)
Sagen - Erfahrung und genaue Beobachtung
- Eingreifen von GoCheiten in das (Empirie)
Weltgeschehen als Erklärungsmuster - Diskussion unterschiedlicher
- irra@onal, nicht logisch Auffassungen (Diskurs)
- Beispiel: Sagen Homers - Grundlage für die Erklärung der Welt,
der GemeinschaI und des Individuums

Thalet von Milet: 6. JH.v.Chr.


- Begründer, Kaufmann, Astronomie, Naturphilosoph -> Orien@erung an Natur (Naturgesetze)
- Mensch selbst verantwortlich nicht GoC
- Wasser= Urstoff der Natur / Ursprung des Lebens
- Von Mythos zum Logos

Sokrates: 470 v.Chr. -> Tod durch Becher


- Gespräche mit Fremden (Fragen bis keine Antwort kommt)
- Prägte den ethischen Individualismus, demzufolge der Mensch nach gesellschaIlichen Konven@onen
lebt, ohne jedoch im Idealfall von den eigenen Überzeugungen Abstand zu nehmen.
- „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ -> selbstkri@scher Satz
- „Erkenn dich selbst“ -> nicht aubören zu streben Handeln -> tugendhaIes Denken

Platon: Schüler Sokrates -> erste Uni Europas (Akademie)


- Begierde, Wille, VernunI
- Staat: Ernährung, Erwerb <-> Leitung: VernunI
- Höhlengleichnis (erinnern an Ideale, Idee des Guten)
- Gleiche Bildungschancen
- Utopischer Idealstaat auf Basis allgemeiner Gerech@gkeit
- Hierarchische Ordnung unterschiedlicher Stände: Herrscher (idealerweise Philosophen), Wächter,
Handwerker und Bauern
- Status basierend auf individueller Leistung

Aristoteles: 20 Jahre Schüler Platons


- Mensch als poli@sches Wesen
- Legi@me HerrschaIsform des Allgemeinwohls: Monarchie, Aristokra@e, Poli@e (HerrschaI der
VernünIigen)
- Illegi@me HerrschaIsformen: Tyrannis, Oligarchie (HerrschaI einer kleinen Gruppe), Demokra@e als
HerrschaI des Pöbels
- Physik -> Verständnis Natur
- GoC= unabhängiger geis@ges Bewegungswesen -> liegt wie Natur funk@oniert
- Logik= wie man denken muss

Ra#onalität
- Der Begriff "Ra@onalität" bezieht sich auf die Fähigkeit, logisch und vernünIig zu denken sowie auf
Erklärungen und Handlungen auf der Grundlage von VernunI und Logik zu basieren.
- Thales von Milet gilt als erster Philosoph, der den Übergang von mythischem zu ra@onalem Denken
vollzog. Er suchte nach einem Grundprinzip (arché) der Natur und glaubte, dass Wasser der Urgrund
aller Dinge sei. Thales' Beitrag besteht darin, ra@onale Erklärungen für Naturphänomene zu suchen, wie
Erdbeben und Nilüberschwemmungen.
- Die vorsokra@schen Philosophen, einschließlich Anaximenes und Empedokles, boten verschiedene
Antworten auf die Frage nach dem Urstoff der Wirklichkeit. Anaximander postulierte einen
"unbes@mmten" und "unbegrenzten" Urstoff, während Empedokles die Idee der vier Elemente (Erde,
Wasser, Feuer, LuI) vertrat.
- Heraklit entwickelte die dialek@sche Theorie, die die Welt als geprägt von Gegensätzen und ihrem
ständigen Wandel sah. Sein berühmtes Konzept "panta rhei" (alles fließt) betonte die permanente
Veränderung. Für Heraklit war der Kampf gegensätzlicher KräIe die treibende KraI der Entwicklung,
jedoch offenbarte sich in der Tiefe eine harmonische WeltvernunI ("Logos"), die das Denken bis zur
Neuzeit beeinflusste, insbesondere bei Philosophen wie Hegel und Marx.

Empirie
- Defini@on des Begriffs "Empirie": Empirie bezieht sich auf das auf sinnlicher Anschauung basierende
Wissen, das durch direkten Umgang oder Erfahrung mit einem Gegenstand erworben wird.
- Bedeutung der "Ärzteschule der Empiriker": Die Ärzteschule der Empiriker, gegründet um 250 v. Chr.,
lehnte Ursachenforschung bei der Diagnose von Krankheiten ab. Ihre Herangehensweise betonte den
empirischen DreischriC, der auf eigener Erfahrung, Nutzung fremder Beobachtungen und
Analogieverfahren beruhte. Die genaue Beschreibung von Krankheiten stand im Vordergrund, und die
Therapie ergab sich aus dieser Beschreibung.
- Posi@on des Philosophen Aristoteles zur Empirie (unter Einbeziehung von M7): Aristoteles haCe eine
posi@ve Einstellung zur empirischen Forschung. Er betonte, dass Erkenntnis letztlich von der Nutzung
unserer Sinne abhängt. Aristoteles beschrieb den Prozess, wie viele gleiche Sinneswahrnehmungen zur
Erinnerung und schließlich zur Erfahrung führen. Diese Erfahrung sei der notwendige Ausgangspunkt
für die Abstrak@on von allgemeinen Aspekten, was wiederum zum Wissen über die Natur und den
Kenntnissen natürlicher Ursachen führe. Er legte Wert darauf, dass das Allgemeine nicht ohne
Erfahrung betrachtet werden könne, und Erfahrung sei ohne Wahrnehmung nicht möglich.

Diskurs
- Defini@on des Begriffs "Diskurs": Ein Diskurs bezeichnet einen auf Argumenten basierenden Dialog. In
moderner Philosophie bezieht sich der Begriff auf eine spezifische Form der Kommunika@on, die sich
mit Kommunika@on selbst, ihren Regeln und Geltungsansprüchen auseinandersetzt.
- Grundlegende Posi@onen der Sophisten (unter Einbeziehung von M9): Die Sophisten waren im 5.
Jahrhundert v. Chr. griechische Philosophen, die die Kunst der Rede in den MiCelpunkt ihrer
Betrachtungen stellten. Im Diskurs forderten sie etablierte Moralvorstellungen und Weltbilder heraus,
indem sie diese als nicht vor der VernunI bestehend argumen@erten. Als soziale Aurlärer lehrten sie
als Wanderlehrer die Kunst, Interessen und Meinungen in Demokra@eorganen erfolgreich zu vertreten.
- Historischer Hintergrund der Bedeutung der Redekunst für die Sophisten: Die Sophisten lebten in einer
Zeit des Wandels sozialer und poli@scher Strukturen. Ihr Fokus auf den Menschen und seine Rolle in der
GesellschaI brachte neue Fragen hervor. Die Redekunst wurde entscheidend, um in der Demokra@e
Einfluss zu nehmen, da es zu dieser Zeit keinen Juristenstand gab.
- Angemessenheit des Begriffs "Aurlärer" für die Sophisten: Der Begriff "Aurlärer" ist angemessen für
die Sophisten, da sie etablierte Werte und Normen infrage stellten, die Menschen zum Subjekt der
Geschichte erklärten und zur wissenschaIlich-ra@onalen Weltdeutung beitrugen.
- Moderne Person als "Aurlärer" seit 1945: Nelson Mandela kann als moderner "Aurlärer" betrachtet
werden. Seine Rolle im Kampf gegen die Apartheid und sein Einsatz für Gleichberech@gung und Freiheit
spiegeln Prinzipien der Aurlärung wider, indem er für universelle Menschenrechte und gegen
rassis@sche Ungleichheit eintrat.
Trennung von weltlicher und geistlicher Macht

Königliche Herrschaft mit Sakralem Charakter im Mittelalter


- Kirche und Staat eng verflochten
- Merowinger herrschten auf Grundlage des Königheils
- Pippin III. regierte eh schon wie ein König, deshalb verlangten die fränkischen Großen vom Papst eine
Entscheidung: Pippin sollte König werden
- Delegation von Funktionen führt zum Machtzuwachs bei sog. Hausmeiern -> Sturz der Merowinger
durch Pippin mit Hilfe des Papstes
- Kirche bestätigte im Auftrag des Papstes mit der Wiederholung der Königssalbung die gottgewollte
Würde des Frankenreichs
- Seitdem galt Salbung als Legitimation königlicher Herrschaft in Europa
- Durch Weihe und Salbung erhielt die königliche Herrschaft sakralen Charakter
- Festigung der Macht und Ausbau des Herrschaftsgebiets unter Karl d. Großen
§ Schutz für den Papst
§ Kaiserkrönung (800 n. Chr.)
§ Kaiser Alas Schutzherr der Kirche

Das sakrale Königtum


- gottgewollte Herrschaft (Salbung als Legitimation)
- König als Stellvertreter Gottes auf Erden
- Priesterähnliche Verantwortung des Königs gegenüber der ihm anvertrauten Gemeinschaft
-> rex et sacerdos“ (König und Priester)
-> „Patricius romanorum“ (Schutzherr der Kirche)

-> König stützt die Machtausübung auf die Äbte und Bischöfe seiner Reichskirchen, die teilweise von ihm
eingesetzt wurden und von ihm Privilegien und Macht erhielten
Bischöfe und Äbte als Machtstaaten, indem sie weltliche Macht erhalten

Einsetzung eines Mailänder Bischofs gegen Willen des Papstes + Reformbewegung der Kirche

Konflikte im 11. Jahrhundert: Kirchliche Reformbewegung, Ablehnung der Laieninvestitur (Nichtgeistliche


ins Bischofsamt einsetzen), Kritik an Ämterkauf und Vergabe von Kirchenämtern an Laien.

Streit zwischen König Heinrich IV und Papst Gregor VII


-> Investiturstreit
INVESTITURSTREIT (1075 - 1122)

- Kirchenreformer verbieten Laieninvestitur


- Papsttum fordert Unabhängigkeit der Kirche
- König beruft sich auf sakralen Charakter des Königtums.
- Machtkämpfe zwischen der Kirche und dem Staat
- Verhältnis von Kirche und Staat änderte sich drastisch
- Religionspolitische Auseinandersetzung
-> Trennung von Kirche und Staat

Ursache:
- König Heinrich setzte in Mailand einen Bischof ein -> Gregor forderte alleiniges Recht zur bestimmt der
Bischöfe
- Kirchliche Reformbewegung (Rückbesinnung auf alte Ideale: Armut, Gebete; Lehnte Einbindung in die
weltlichen Herrschaftsstrukturen ab)

Ablauf:
1075 Forderung nach Abschaffung der Investitur durch Gregor VII
1076 Befehl Heinrichs IV zurücktreten an Gregor VII
è Exkommunikation Heinrichs IV durch Gregor
1077 Ultimatum der Fürsten Heinrich IV: Gang nach Canossa
-> Bitte um Vergebung und Absolution -> Zurücknahme der Exkommunikation
Gregor VII demonstriert Gnade + revidiert Exkommunikation -> Höhe Punkt des Streits

Folgen des Investiturstreit


- Wormser Konkordat (1122)
§ Geschlossen zwischen Kaiser Heinrich V und Papst Callixt II
§ Verleihung der Regalien (Zepter) durch König und der Spiritualien (Ring und Stab) durch Gott
§ Wahl der Bischöfe durch Domkapitel in Anwesenheit kaiserlicher Vertretung
§ Wegfall der sakralen Legitimation des Königtums
§ Aufwertung der rationalen Rechtfertigung von Herrschaft
§ Definition der Kirche als eigene Institution
§ Schwächung der kaiserlichen Macht
§ Stärkung der Fürsten
§ Stärkung der Macht des Papstes
- Entzauberung der Welt
è Beginn der Säkularisierung -> Trennung weltlicher und geistiger Macht
- Veränderung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat
- Entsakralisierung des Kaisers:
Ø Ende des Prinzips der göttlichen Auserwähltheit des Kaisers
Ø Trennung weltlicher und geistlicher Macht
Ø Unterordnung des Königs/ Kaisers unter geistlicher Macht
Ø Folgen: Säkularisierung von Politik und Staat, suche nach neuer Legitimation von Herrschaft

Folgen des Inves@turstreits für das Königtum:


- schwere ErschüCerung der theokra@schen Legi@ma@on des Königtums;
- Erfordernis einer besonderen Betonung der Sakralität des Königtums;
- Suche nach ra@onalen Elementen der HerrschaIslegi@mierung (z. B. Römisches Recht) als Folge der
Notwendigkeit einer Neubegründung königlicher HerrschaI.

Folgen des Inves@turstreits für das PapsCum:


- Verfes@gung der Kirche zu einer rechtlich abgeschlossenen KörperschaI;
- großes Selbstbewusstsein der Päpste und ausgeprägte päpstliche Selbstdarstellung (quasikaiserliche
Stellung);
- poli@sche Ansprüche des PapsCums.

Folgen des Inves@turstreits für die Verfassungsstruktur des Reichs:


- Zerfall der frühmiCelalterlichen Einheit von weltlicher und geistlicher Ge-walt, staCdessen Dualismus
der beiden Gewalten;
- Reichsbischöfe werden zu geistlichen Fürsten, die ihre eigenen Territorien au{auen: Einleitung des
Territorialisierungsprozesses.
Aurlärung

John Locke Charles de Thomas Hobbes Jean- Jaques Rousseau


Montesquieu
Naturzustand Alle Menschen sind Freiheit des Menschen ohne Mensch ist von Natur
von Natur aus frei, Menschen staatliche aus völlig frei, gut und
gleich und Ordnung gleich
unabhängig im Naturzustand Nicht egois@sch
voneinander -> “Krieg aller gegen
natürliche alle”
Naturrechte Der Mensch ist
dem Mensch ein
Wolf
Mensch =
egois@sch und frei

GesellschaIsvertrag Zum Schutz der Keinen GV. 1 Souverän -< Alle gleicher Besitz -<
natürlichen Rechte+ Staat muss leitet den Staat alle gleiche Interessen
des Eigentums Leben und und alle Aufgabe Staat: gleiche
Freiheit der Menschen Güter Verteilung zur
Bürger schützen unterwerfen sich Sicherheit der
und verzichten auf Gleichheit aller; GV. Hat
ihre Rechte -> Zweck: Gemeinwohl zu
totaler Gehorsam wahren
Gewaltenteilung Einrichtung zum Legisla@ve, Keine Grundsatz der
Schutz d. Volkes Exeku@ve und Volkssouveränität
Trennung Legisla@ve Judika@ve è Schließt
(Kontrolle)und Gewaltenteilung
Execu@ve aus
è Alle haben diese
selben
HerrschaIsrechte
Staatsform Parlamentarische Parlamentarische Absolute Direkte Demokra@e
Monarchie Monarchie HerrschaI -> (kein Souverän)
absolu@s@sch
Widerstandsrecht Beim Verstößen Sieht nicht Nur wenn der Nicht nö@g, da
gegen die natürlichen expliziert vor Souverän seine Grundsatz der
Rechte und gegen das Keine Aufgaben, den Volkssouveränität +
Mehrheitsprinzip Notwendigkeit, Staat zuführen jeder mitentscheiden
è Recht auf wenn und Frieden und kann; jeder vertriC
Widerspruch Gewaltenteilung Sicherheit zu seine Meinung, dem
realisiert, ist sichern, nicht Volonté gernale
nachkommt. Gemeinwillen ordnen
è Sonst gibt es sich alle unter
kein
Parlament Inhaber der = Legisla@ve Keine Kein Parlament,
legisla@ven Gewalt muss regelmäßig sondern Abs@mmung
einberufen aller Bürger
werden

Das könnte Ihnen auch gefallen