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Au lärung
(13,284 words)

1. Begri f und De nition


Article Table of Contents
A. (im Deutschen 1691 erstmals belegt) und ihre europ.
1. Begri f und De nition
Parallelbegri fe enlightenment, lumières, illuminismo,
ilustración bezeichnen die wirkungsmächtigste europ. 2. Ursachen, Motive,
Bildungsbewegung des 18. Jh.s und zugleich deren Voraussetzungen
spezi sches Ziel: alle Autoritäten, Traditionen und 3. Akteure und Gegner
Hierarchien am Maß einer neu de nierten Vernunft 4. Kulturelle Formen und
kritisch zu prüfen und abzuscha fen, falls sie deren Folgen
Gesetzen widersprechen sollten, die gesamte Lebenswelt 5. Gesellschaftspolitische
nach diesen Gesetzen neu zu ordnen und möglichst viele Ziele und Wirkungen
Menschen fähig zu machen, kraft dieser Vernunft ein 6. Ästhetische Au lärung
besseres, glücklicheres, selbstbestimmtes Leben zu
7. Die Au lärung als Epoche
führen. Wie die zugehörigen Verben »au lären«, to
8. Ausblick
enlighten (schon 1667 bei John Milton), éclairer und
sinnverwandte Worte wie »Erhellung« oder
»Erleuchtung« sind diese Begri fe der religiösen Sprache
entliehen (der des Jansenismus bzw. des Pietismus) – ein Symbol für den Anspruch der A., der
Theologie eine ebenso universale weltliche Heilsbotschaft entgegenzustellen. Als allgemeine
Epochenbezeichnungen – »Zeitalter der A.« (I. Kant), Enlightenment, Lumières bzw. siècle des
Lumières, i lumi bzw. secolo di luce, siglo de las luces– kommen sie erst Ende des 18. Jh.s in
Gebrauch. Als wiss. Fachterminus etabliert sich der dt. Terminus »A.« um die Mitte des 19. Jh.s,
seine westeurop. Parallelbegri fe erst im 20. Jh. [45].

Obwohl ihre Vertreter die A. selbst so bezeichnen, nennen sie sich nur im dt. Sprachraum
»Au lärer« (= A.er), in Frankreich hingegen »Literaten« (gens de lettres) oder »Philosophen«
(philosophes, s. u. 5.4.). In England fehlt eine spezi sche Selbstbezeichnung. Das ital. illuminati
bezeichnet konkret die Freimaurer.

/
Schwierigkeiten bereitete die De nition von A. schon den Zeitgenossen. Anfangs synonym für
»Verbesserung des Verstandes«, nahm der Begri f bald immer mehr Bedeutungsgehalte und -
nuancen auf, bis er um 1760 zu einem Modewort wurde, mit dem schlechthin alle progressiven
Ideen, Tendenzen und Ambitionen bezeichnet werden konnten. Dass um diese Zeit eine rege
Diskussion über die Frage »Was ist A.?« begann – die bekannteste entzündete sich an einem
Artikel, der 1783 in der Berlinischen Monatsschrift erschien und Antworten von Moses
Mendelssohn und Immanuel Kant provozierte –, ist bereits das Indiz einer Krise der A. Deshalb
dürfen späte De nitionen wie die Kants, A. sei »der Ausgang des Menschen aus seiner
selbstverschuldeten Unmündigkeit«, keinesfalls zum Konsens der gesamten Epoche
generalisiert werden.

Es erschwert das histor. Verständnis von A., dass sie bis heute den wichtigsten Leitwert und
zugleich den Gründungsmythos westl. Zivilisation repräsentiert. Sie gilt als Ursprung und
Inbegri f aller emanzipatorischen Errungenschaften der Moderne (Menschenrechte / 
Grundrechte, Freiheit, Autonomie, Rationalität, Wissenschaft, Fortschritt usw.), als ein
»Projekt«, dessen Vollendung das oberste moralische Postulat jeder modernen Gesellschaft
sein müsse. Auch die unter dem Schock des »Dritten Reichs« vorgetragene Kritik an der
»Dialektik der A.« (M. Horkheimer / Th. W. Adorno 1947), am totalitären Charakter und an den
Zwangsmechanismen (M. Foucault, Überwachen und Strafen, 1975) einer selbstzweckhaften,
zum Dogma verabsolutierten, technisch-instrumentellen Vernunft, hat die ideologische
Attraktivität des Begri fs nicht gebrochen [25]; [34].

Eines der populären Missverständnisse, das diese moralische Aktualität der A. hervorruft,
besteht darin, A. undi ferenziert mit universalen Werten wie Rationalität, Kritik oder
Freiheitsstreben gleichzusetzen. Das führt bisweilen zu der Konsequenz, »aufgeklärte« (= 
aufg.) Werte und Tendenzen in schlechthin allen Epochen und Kulturen feststellen zu wollen,
etwa auch in der Antike (»sophistische A.«), im MA oder in der islamischen Welt [42]. Mögen
solche Perspektiven auch interessante interkulturelle Vergleiche erö fnen, so kommen sie als
wiss. Aussagen kaum über den Rang vager Analogien hinaus.

Ein weiterer Irrtum besteht darin, die A. nicht nur für die wichtigste Strömung des 18. Jh.s zu
halten, sondern sie geradezu mit diesem zu identi zieren – als seien alle zeitgenössischen
Ideen, Handlungen und Entwicklungen ursächlich mit ihr verbunden und von ihr
determiniert. Tatsächlich aber gab es »aufg.« wirkende Maßnahmen, die mit A. wenig zu tun
hatten (etwa Heeresreformen), und konkurrierende Weltanschauungen, die trotz mancher
Berührungspunkte nie ganz in ihr aufgingen. Ebenso falsch wäre es, die A. als jene einheitliche,
logisch geschlossene Weltanschauung aufzufassen, als die ihre Verfechter sie propagierten.
Tatsächlich war sie weder eine Philosophie noch eine Partei, sondern eher eine Zeittendenz,
ein kultureller Stil, eine »Denkform« [7] bzw. eine Diskursform, die sich unter spezi schen
histor. Bedingungen seit Ende des 17. Jh.s in der westeurop. Elitenkultur entfaltete und bald im
gesamten Abendland– auch unter jüd. Intellektuellen ( Haskala) – und den von Europa
dominierten Weltteilen Anhänger fand. Eben weil die A. überall in das praktische Leben

/
einzugreifen suchte, variierten ihre Erscheinungsformen, ihre intellektuellen Pro le,
Schwerpunkte und Wirkungsgrade je nach den Verhältnissen, die sie vorfand, nach Zeitpunkt,
Orten, Akteuren, Gegnern, spezi schen nationalen, lokalen wie sozialen Milieus.

Diese Vielfalt der Bedeutungen von »A.« erlaubt zunächst nur eine sehr allgemeine De nition.
Formal betrachtet war sie eine Diskursform, die durch bestimmte gemeinsame Feindbilder,
Ideale, Schlüsselbegri fe und Argumentationsmuster gekennzeichnet war. »Mit ›A.‹ meinte
man: Licht in das Dunkel der Unvernunft bringen, den Nebel des Aberglaubens, der Vorurteile
und der geistigen Bevormundung vertreiben, eigene, klare, überprü are Begri fe von allen
Gegenständen entwickeln. … Kennzeichnend für das Zeitalter … war der Optimismus, dass die
allen gemeinsame Vernunft die Menschen prinzipiell dazu befähige, Vorurteile, Aberglauben
und angemaßte Autorität zu durchschauen und die menschlichen Verhältnisse in
vernunftgemäßer Weise neu zu ordnen. An diesem Fortschritt wollte man praktisch mitwirken
und sich nicht mehr auf die Glückseligkeit im Jenseits vertrösten lassen« [44. 11].

Kein Gedanke, den A.er propagierten, war inhaltlich »neu«. Durch die Art und Weise aber, in
der sie kursierende Ideen zusammenfassten, neu pointierten, popularisierten, als
publizistische Wa fen verwendeten oder sonst praktisch umsetzten, gaben sie ihnen eine völlig
neue Qualität. So gelang es der A., in nahezu alle Lebensbereiche und Disziplinen einzugreifen,
sie zu verändern und dabei eine Breite und Intensität der Wirkung zu erreichen wie keine
Bewegung vor ihr. Insofern ist sie ein autonomes histor. Phänomen, das sich nicht zur Funktion
eines anderen (politischen, sozialen oder wirtschaftlichen) Systems reduzieren lässt, die
wirkungsmächtigste geistige Bewegung in Europa seit der Christianisierung.
Gerrit Walther
Silvia Serena Tschopp

2. Ursachen, Motive, Voraussetzungen

Die A. entstand aus der Opposition gegen die großen Autoritäten des 17. Jh.s, den Absolutismus
und die diesen legitimierende Theologie, sowie aus einer konsequenten Verfolgung und
Weiterentwicklung des cartesianischen Programms einer mathematischen Physik. Die
entscheidenden Entwicklungen der A. vollzogen sich daher innerhalb derjenigen europ.
Nationen, die führend an den politischen Kon ikten der Epoche beteiligt waren: in den
Vereinigten Niederlanden und in England, später in Frankreich und im Heiligen Römischen
Reich Deutscher Nation. Von diesen Staaten erhielten die A.er in Italien, Spanien und den
osteurop. Nationen die prägenden Impulse. Gründe und Anlässe für die wachsende Opposition
waren die Krise und der zunehmende Prestigeverlust der o. g. Autoritäten [21]; [35].

Diskreditiert schienen die großen Konfessionskirchen vielen Zeitgenossen seit den


Glaubenskriegen (den Französischen Religionskriegen, dem Dreißigjährigen Krieg, dem
Englischen Bürgerkrieg, s. Englische Revolution), in denen sich ihre Unfähigkeit erwiesen
hatte, den Frieden der Christenheit zu gewährleisten. Die fortdauernden Verfolgungen und
Vertreibungen religiöser Minderheiten durch die Gegenreformation (z. B. das Verbot der
Hugenotten 1685 und des Jansenismus 1710/13 in Frankreich, der Thorner Blutsonntag 1724 oder
/
die Ausweisung der Protestanten aus Salzburg 1729) bewirkten, dass zusehends die Geistlichen
selbst als Unruhestifter, Scharfmacher und Fanatiker erschienen, denen es nur darum zu gehen
schien, ihre eigene Macht auszudehnen. Kritik erregten die politisch-sozialen Privilegien des
kath. Klerus aber auch deshalb, weil er fast überall zum Arm der weltlichen Macht geworden
war (Antiklerikalismus). Insofern war die A. eine Reaktion auf die Spätphase der
Konfessionalisierung.

Die Schwäche des Königtums war zuerst in England o fenbar geworden. Hier hatten die
Versuche König Jakobs II., einen kath. Absolutismus zu errichten, 1688/89 zur Glorious
Revolution, zu seinem Sturz, zur Etablierung einer konstitutionellen Monarchie unter Wilhelm
III. von Oranien und zum Übergang der politischen Macht an das Parlament geführt. In
Frankreich scheiterten die Anstrengungen Ludwigs XIV. (reg. 1661–1715), durch eine
kriegerische Außenpolitik eine europ. Hegemonie zu errichten. Die mit diesem Misserfolg
einhergehende Finanz- und Wirtschaftskrise zog weite Kreise der Bevölkerung in
Mitleidenschaft und schürte den Unmut über die Regierung – und zwar um so mehr, als die
Krone große Teile des alten Adels, die Parlamente und das Bürgertum von der Regierung
ausschloss, an ihrer statt den neuen Hofadel und den Klerus begünstigte und eine aufwändige
Ho altung p egte. Bedrückt und benachteiligt fühlte sich das aufstrebende
Wirtschaftsbürgertum zudem durch ein Steuersystem, das Adel und Klerus schonte und alle
Lasten dem dritten Stand au ürdete (Ständegesellschaft), sowie durch die zentralistische
Reglementierung von Wirtschaft und Industrie durch Schutz-Zölle und Monopole[4]; [51]
(Merkantilismus).

Die allgemeinste Voraussetzung für Entstehung und Ausbreitung der A. aber war die
Vergrößerung und Ausdi ferenzierung aller Lebensbereiche in Europa seit dem 17. Jh.: die
Ausweitung der Bevölkerung, der Städte, der agrarischen, gewerblichen und industriellen
Produktion, des Konsums, des internationalen Verkehrs und des Welthandels. Sie vergrößerten
die Durchlässigkeit ständischer Hierarchien, erweiterten das politisch-literarische Publikum,
dessen Interessen, Horizonte und Bedürfnisse, schufen neue Podien der Kommunikation und
der Meinungsbildung (vgl. unten 5.4.). Die Menschen erwarteten und erho ften mehr vom
Leben [16]; [36]; [43].

Die häu ger und intensiver werdenden Kontakte mit anderen großen Weltzivilisationen (der
ind., pers., chines. oder japan.) – förderten weltweite Vergleiche und schürten Zweifel an der
bislang unbestrittenen Überzeugung, dass das christl. Abendland die einzig mögliche, einzig
wertvolle Form humaner Kultur besitze (Interkulturelle Beziehungen). Die Erzählungen von
Missionaren über indigene Völker Nord- und Südamerikas und die als Bestseller verkauften
Berichte über die Entdeckungsfahrten des Louis Anne de Bougainville und James Cook in die
Südsee (seit 1768) machten das europ. Publikum mit Völkern bekannt, die als Naturgeschöpfe
und »Edle Wilde« noch in paradiesischer Ursprünglichkeit lebten, fern von europ. Korruption,
gesund, freundlich, schön und von erstaunlicher sexueller Freizügigkeit [34]; [36].

/
Solche Erfahrungen relativierten die Hochschätzung der eigenen, europ. Verhältnisse. In
zeitgenössischen Satiren, etwa dem Espion turc (1684) des Jean Paul Marana oder
Montesquieus Lettres persanes (1721), wurde der durch Europa reisende Orientale oder
Indianer, der die dort herrschenden Dogmen, Traditionen und Konventionen mit
verfremdendem Blick entlarvt, zu einer beliebten Figur. Dies lässt ahnen, welchen Reiz die
Aussicht, das Gewohnte hinter sich zu lassen und neue, weltbürgerliche Formen von Kultur
und Geselligkeit zu erproben, für viele Zeitgenossen besessen haben muss.

Gerrit Walther

3. Akteure und Gegner

Die Verfechter und Förderer der A. kamen aus den Kreisen der traditionellen Gegner des
Absolutismus[48]; durchwegs – zumindest vor 1760 – waren es Angehörige der privilegierten
Stände bzw. deren Klienten. In England waren dies seit 1689 die Träger der politischen und
sozialen Macht: Abgeordnete des Unterhauses und ihre Anhänger (Gentry, städtisches
Unternehmertum), die politisch den Whigs und religiösen Minderheiten wie den Deisten
(Vernunftreligion) und den Freidenkern nahestanden. Nicht zuletzt deshalb zeichnete sich die
englische A. durch eine ruhige, selbstbewusste, gemäßigte Haltung aus.

In Frankreich hingegen standen die A.er in politischer Opposition. Ihre Wegbereiter kamen
teils aus dem Hochadel (wie der Herzog Louis de Saint-Simon oder der Prinzenerzieher und
Erzbischof von Cambrai, Fénelon), teils waren sie Mitglieder der Regierung, die mit ihren
Reformvorschlägen gescheitert waren (wie der Festungsbaumeister Vauban oder der Ökonom
Boisguilbert). Die A.er selbst setzten sich aus allen Ständen zusammen. Anfangs besaßen sie
einen starken Rückhalt in den Parlamenten, die oft mit Jansenismus oder Hugenotten
sympathisierten, weniger hingegen bei Kau euten und Unternehmern. Opfer der religiösen
Verfolgungen agitierten vom Ausland aus gegen die Krone, so schon der nach Rotterdam
exilierte Protestant Pierre Bayle, der in seiner Zeitschrift Nouvelles de la République des lettres
(1684  f.) und in seinem Dictionnaire historique et critique (1695) scharfe Angri fe gegen den
kath. Klerus, den Gewissenszwang und die biblische O fenbarung richtete. So blieben für die
franz. A. ein aggressiver Ton und eine anderenorts unbekannte Radikalität charakteristisch
[21]; [51].

In den Vereinigten Niederlanden, dem Exil vieler Glaubens üchtlinge und verfolgter A.er,
bildete die A. gleichwohl keine ö fentliche Macht. Zwar erlaubten die Generalstaaten aus
Gegnerschaft zum absolutistischen Frankreich, dass die dort verbotenen aufg. Schriften hier
gedruckt und von hier aus verbreitet wurden. Im Land selbst jedoch, über dessen calvinistische
Rechtgläubigkeit eine starke Kirche wachte (Calvinismus), blieben viele Werke der A.er
ebenfalls verboten [24].

Im Heiligen Römischen Reich hingegen kooperierte die A. mit den Obrigkeiten. Der
bedeutendste dt. Wegbereiter der A., Gottfried Wilhelm Leibniz, schrieb in fürstlichen
Diensten. Die beiden Begründer der dt. A., der Jurist Christian Thomasius und der Philosoph
Christian Wol f, entwickelten ihre schulbildenden Lehrgebäude als Professoren der Universität
/
Halle. Überhaupt spielten Professoren und Universitäten, aber auch Beamte und Geistliche– in
evang. wie in kath. Territorien – eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Verbreitung der
A. in Deutschland. Dass diese sich hier, wie auch in den span., den habsburgischen und den
osteurop. Ländern, vorzugsweise innerhalb von Kirche und Regierung entfaltete, gab ihr einen
gemäßigten, gelegentlich dogmatischen Ton, eine systemstabilisierende Wirkung, aber auch
eine große Bedeutung für die konkrete Reformtätigkeit. Fundamentale Kritik wurde hier
allenfalls gegen die Gegner des eigenen Landesherrn gerichtet. Die gleiche Konstellation
bedingte, dass die A. in diesen Ländern später einsetzte als in den Niederlanden, England und
Frankreich (s. u. 7.) [4]; [20]; [31].

Überall hing der »Erfolg« der A. vom Interesse und der Interaktion der Eliten ab, von der
Existenz eines Hofes und eines Lesepublikums, von der Macht der Kirche und der Haltung des
Adels [4]. Einig war diese disparate Gruppierung zunächst nur in ihrer Kritik. So konstituierte
sich die A. als ein Arsenal von Vorwürfen, die unterschiedliche Gruppen mit ebenso
unterschiedlichen Zielen und Absichten gegen die herrschenden Gewalten richteten, als eine
gemeinsame, standesübergreifende Sprache des Protests.

Das wichtigste unter den festen, stereotyp gebrauchten Feindbildern der A. war das des
»Despoten« bzw. »Tyrannen«. Nach Mustern der Bibel (Nebukadnezar) und der Antike (Nero)
konstruiert, stand er für eine ungerechte, den Prinzipien von Recht und Vernunft
hohnsprechende Herrschaft. Als Büttel dienten ihm die »Priester«, die seiner Willkürherrschaft
eine falsche sakrale Weihe verliehen und ihre geistliche Macht dazu missbrauchten, das Volk in
»Aberglauben« und »Vorurteilen« befangen zu halten, die Entfaltung seiner Vernunft zu
unterdrücken und es so daran zu hindern, ihre Machenschaften zu durchschauen. Dieses
Denken in Verschwörungstheorien charakterisiert die A. von Anfang an: Nicht Dummheit oder
Naivität stehe der Vernunft im Wege, sondern das »Vorurteil«, das durch böse Mächte gezielt
verbreitet worden sei. Die A. wollte daher nicht nur die Wahrheit aufdecken, sondern zugleich
die Übeltäter entlarven, die sie der Menschheit bislang vorenthalten hätten. Hatte die
Theologie das göttliche Licht durch den Sündenfall Adams verdunkelt gesehen, so beschuldigte
die A. die Theologen, das Licht der Vernunft ihrerseits zu ver nstern. So inszenierte sie ihr Tun
als einen Kreuzzug, ein Jüngstes Gericht gegen klerikalen »Fanatismus«. Das verlieh ihr jene
polemische Dynamik, die sie zu mehr als einer bloßen Weltanschauung, nämlich zu einer
progressiven politisch-kulturellen Bewegung machte.

Natürlich verzerrten diese Feindbilder die Fakten. Tatsächlich aber waren die konservativen
Kräfte innerhalb der kath. Kirche, der Orden (bes. der Jesuiten), des Hofes wie der Parlamente
die erbittertsten und wirksamsten Gegner der A.er. Nicht zu Unrecht warfen sie diesen vor, die
Kirche und ihre Moral zu bekämpfen und einen atheistischen Materialismus zu propagieren.
Ihre Wa fen reichten von einer durchaus e zienten Zensur über eine massive Publizistik in
kirchlichen bzw. regierungsnahen Organen (wie dem seit 1719 erscheinenden Journal de
Trévoux) bis hin zu Verhaftungen aufg. Schriftsteller. Selbst eine europ. Berühmtheit wie
Voltaire (vgl. Abb. 1) musste mehrmals vor polizeilichen Verfolgungen ins Ausland iehen. Die
Encyclopédie konnte nur mit Hilfe höchster Kreise publiziert werden (s. u. 4.2.). 1723 wurde

/
Christian Wol f auf Betreiben der Pietisten seines Lehrstuhls enthoben und »bei Strafe des
Stranges« aus Halle ausgewiesen [39. 95]. Propagandistisch nutzte die A. solche Ereignisse, die
Betro fenen als Märtyrer zu feiern [51] (Alethophile).

Gerrit Walther

4. Kulturelle Formen und Folgen

4.1. Philosophische Grundlagen und Leitbegri fe

Wollte die A. als Fundamentalopposition gegen Kirche


und Absolutismus durchschlagen, musste sie sich zum Abb. 1: Tischgesellschaft bei
Ziel setzen, die Theologie vollkommen zu entmachten Voltaire (Radierung des Genfer
und selbst zur obersten Legitimationsinstanz, zur Zeichners Jean Huber, um 1768).
höchsten moralischen Autorität und zur Quelle von Zu den Ritualen, die die
Bildung und Heil zu werden. Um aber nicht selbst in Au lärung erfand, gehörten
Theologie befangen zu bleiben, musste sie auf alle Besuche bei berühmten
biblischen Verweise und auf jede Trennung zwischen Schriftstellern. Eines der
einer irdischen und einer überirdischen Sphäre wichtigsten Ziele wurde Schloß
verzichten und stattdessen ein möglichst immanentes, Ferney, die Residenz Voltaires
anthropozentrisches Weltbild bieten nahe der Schweizer Grenze. Die
(Anthropozentrismus). Dies gelang, indem sie den im 17.  Radierung zeigt den
Jh. entwickelten Rationalismus auf eine radikale Weise Schriftsteller (mit erhobenem
weiterentwickelte [7]. Arm) als Mittelpunkt einer
angeregten Runde jüngerer
Die wirkungsmächtigste Alternative, die das 17. Jh. gegen
Au lärer Voltaires Gäste sind
das aristotelisch-scholastische Denken entwickelt hatte,
(von ihm ausgehend im
war die Physik des René Descartes. Ihre Stärke und ihr
Uhrzeigersinn): Diderot, Pater
Skandalon lagen im Versuch, die Natur rein
Adam, Condorcet, d’Alembert,
mathematisch zu erklären und aus wenigen, klar
der Abbé Mauri und La Harpe.
durchschaubaren Prinzipien herzuleiten. Dabei stärkte es
ihr Prestige als Medium der Theologiekritik, dass sie um
diese Zeit v. a. in den hoch angesehenen Universitäten der calvinistischen Niederlande gelehrt
wurde – und zwar parallel mit einer avancierten histor.-philologischen Dogmenkritik –,
während sie an franz. Schulen 1671 auf Betreiben der Jesuiten verboten worden war. Während
das cartesianische Programm einer durchgehenden mathematisch-mechanischen
Durchschaubarkeit der Natur zum Kern aller au lärerischen Naturbilder wurde, rief sein
starrer Dualismus von Geist und Materie starke Kritik hervor und setzte seine Metaphysik dem
immer noch disquali zierenden Vorwurf des Atheismus aus.

Bei den Bemühungen um ganzheitliche Naturmodelle hatte 1670 Baruch de Spinoza zweifellos
den kühnsten Vorschlag unterbreitet: In der Ethik hatte er eine Philosophie entwickelt, die die
Welt ebenfalls ohne O fenbarung und more geometrico, aber als eine Substanz erklärte. Seither
übte der Spinozismus– obwohl oder gerade weil er überall als »atheistisch« verboten wurde –
/
auf die europ. Intellektuellen eine enorme Anziehungs- und Anregungskraft aus. Die später für
die A. typische Gleichsetzung von Vernunft, Natur und Sittlichkeit wurde durch ihn begründet
[24]; [25].

Einen Ausweg aus diesen Diskussionen großer Systeme bot die auch aus anderen Gründen
favorisierte experimentelle Naturwissenschaft, wie sie seit den 1660er Jahren in England im
Umfeld der Royal Society praktiziert wurde (Akademie; Experiment). Als Inbegri f der
experimentellen Methode wurden bald die regulae philosophandi (»Regeln des
Philosophierens«) verhandelt, die Isaac Newton in seinem mechanisch-astronomischen
Hauptwerk prominent formuliert hatte (obgleich die mathematische Argumentation dieses
Werks eher wenig mit einer induktiven Methode im Sinne Francis Bacons zu tun hatte). In
seiner Kosmologie sah Newton die Rolle Gottes nicht auf einen einmaligen Schöpfungsakt
beschränkt und erö fnete damit Raum für den in England stark vertretenen Voluntarismus
(Wille; Kosmos). Die von ihm aktiv unterstützten physikotheologischen Agitationen
(Physikotheologie) gingen mit einer Argumentation einher, die in der Royal Society schon
früher vorgebracht worden war und die empirische Naturbetrachtung als beste Form des
Gottesdienstes propagierte.

Diese Konsequenz hatten die Anhänger des Deismus bzw. des Cambridger Neu-Platonismus
gezogen. Die radikalsten unter ihnen, etwa John Toland oder Anthony Collins, hatten die
O fenbarung für über üssig erklärt und für eine »natürliche Religion« geworben, die sich v. a.
durch sittliches Verhalten o fenbare. Dieser Versuch, eine natürliche Sittenlehre auf der Basis
eines moral sense zu begründen, sollte zum wichtigsten Beitrag engl. Denker zur A. werden
[24]; [25]. Sein Gründungsdokument war die Erkenntnistheorie John Lockes. Im Essay
Concerning Human Understanding (1689) hatte er die Existenz eingeborener Ideen bestritten
und den Geist als ein white paper beschrieben, auf das sensation und re lection einwirkten. Als
sinnliches Wesen sei der Mensch von Willen, Interessen und Leidenschaften bestimmt.
Erkenntnis sei daher immer sinnliche Erkenntnis, auch Vernunft sei eine Emotion, die aber
doch zuverlässig über moralische Fragen orientiere. Lockes Schüler Shaftesbury steigerte dies
bis zur Theorie eines sittlichen »Enthusiasmus«, der zugleich Sinn für das Schöne und Gute sei
[7].

So führte das engl. Denken unter dem Ein uss von Spinoza, Newton und Locke zu einer
epochalen Neubewertung der Sinnlichkeit und zu einem neuen, prinzipiell positiven Bild des
Menschen. Hatte die biblisch-theologische Tradition dieses durch die Erb-Sündeverdunkelt
gesehen, seine Kräfte und Vermögen daher pessimistisch beurteilt und das Ziel seines Lebens
ins Jenseits verlegt, so rückte er, seit er die Spitze einer göttlich inspirierten Natur bildete, in ein
helleres, glänzenderes Licht. Weil zwischen Denken und Leidenschaften (passions) nicht mehr
zu scheiden war, verloren letztere den Ruch der Sündhaftigkeit und wurden als Quellen des
Schöpferischen entdeckt. Das Ausleben sinnlicher Triebe konnte nun, im provokanten
Gegensatz zur theologischen Tradition, sogar als eigentliche menschliche Bestimmung
postuliert werden: als Gebot »natürlicher« Sittlichkeit oder als ein Akt individueller
Autonomie, jedenfalls als Protest gegen die kirchliche (und später auch gegen die bürgerliche)
Moral [25].
/
Wenn Descartes und Spinoza, Newton und Locke auch noch nicht mit jener moralischen
Emphase sprachen, die die A.er kennzeichnen sollte, prägten sie doch die Themen und Motive,
aus denen diese ihre Leitbilder entwarfen. Ebenso wie die Feindbilder wurden diese Ideale
zunächst polemisch, zur Abgrenzung gegen den theologischen Gegner, eingesetzt. Eine
gemeinsame positive Weltanschauung der A. stellte sich, wenn überhaupt, nur sehr langsam
her. Sie kreiste um die beiden Schlüsselbegri fe »Natur« und »Vernunft«. Beide bedingten
einander, ver ossen ineinander, gingen ineinander auf [7]; [25].

Die »Natur« der A.er zeichnet sich – wie der Kosmos Newtons – durch vollkommene Einheit,
Harmonie und innere Konsequenz aus. Sie umfasst die gesamte, unendliche Schöpfung. Nichts
ist außerhalb der Natur. Sie ist göttlich, daher gut oder zumindest erhaben über menschliche
Moral. Sie verdient absolute Verehrung – auch wenn diese, wie in La Mettries L’homme
machine (1748), Denis Diderots Pensées sur l’interprétation de la nature (1754), Claude Adrien
Hélvetius’ De l’esprit (1758) oder Paul d’Holbachs Système de la Nature (1770) in einen
dogmatischen, amoralischen Materialismus mündete [25].

Alles und jedes muss sich daran messen lassen, ob es mit dieser Natur in Einklang steht. Diese
Aufgabe obliegt der Vernunft. Sie thront als eine allmächtige, quasi göttliche Richterin über
allem und jedem. Sie hat das Recht, alles und jeden vor ihr Tribunal zu ziehen, am Maß der
Natur zu messen, ggf. als »unnatürlich«, also vernunftwidrig abzulehnen und durch eine
vernünftige Alternative zu ersetzen. Die einzige Autorität, die von der Prüfung durch die
Vernunft ausgenommen bleibt, ist sie selbst [32].

Die Prüfung aller vor ndlichen Meinungen, Dogmen und Verhältnisse am Maß der Natur
nennt die A. »Kritik«. Diese erstreckt sich somit nicht nur auf einzelne Bereiche oder
Disziplinen, sondern wird zur zentralen Tätigkeit der Vernunft überhaupt, damit aber zum
Ausweis wahrer Humanität. Jeder Mensch nämlich besitzt prinzipiell gleichen Anteil an der
Vernunft. Doch er muss sie kultivieren. »Mündigkeit«, Mitsprache in der aufg. Gesellschaft,
darf nur der beanspruchen, der seine Vernunft so weit aufgeklärt hat, dass er Kritik üben kann.
Nur er ist fähig, aber auch verp ichtet, am weiteren Fortschritt der A. mitzuwirken und die
Menschheit so jener Glückseligkeit näher zu bringen, die in der vollen Entfaltung der Vernunft
und in der vollkommenen Einrichtung der Welt an deren Idealen liegt.

»Fortschritt« ist eine für die A. zentrale Kategorie. Sie beschreibt einen nicht länger durch
Endzeit-Erwartungen versperrten, sondern jetzt o fenen Zukunftshorizont der Geschichte.
Anders als die Theologie, die die Schöpfung als fertig ansieht und Gelehrsamkeit als Aneignung
und Ordnung dieses prinzipiell bekannten, irdischen Wissens versteht (während Gott nie ganz
erkannt werden könne), glaubt die A. an eine unendliche Natur und daher auch an eine
unendliche Erweiterbarkeit der menschlichen Kenntnisse. Wie Gotthold Ephraim Lessing 1780
in seiner Erziehung des Menschengeschlechts und Condorcet 1794, auf der Flucht vor den
Jakobinern, im Esquisse d’un tableau historique des progrès de l‘esprit humain (»Entwurf eines
historischen Gemäldes der Fortschritte des menschlichen Geistes«) programmatisch
entwickelten, haben sich Wissen und Kultur im Laufe der bisherigen Menschheitsgeschichte

/
stetig, wenn auch mit Rückschlägen, verbessert und verfeinert (Au lärungshistorie). Diese
Erkenntnis wirkt zugleich als ein sittlicher Auftrag, aktiv zu ihrem weiteren Fortschritt
beizutragen.

4.2. Naturwissenschaften

Als originäre Tätigkeit der Vernunft gewann die Naturwissenschaft eine bislang unbekannte
Verbindlichkeit für jedermann: Dass jeder seine Vernunft ausbilden müsse, hieß auch, dass
jeder in einem gewissen Grade selbst Forscher sein sollte. So kultivierte die A. den Typus des
Dilettanten, des Gentleman-Gelehrten, zu einem allgemein attraktiven Rollenmuster. Große
Wissenschaftler der Vergangenheit wie Galileo Galilei oder Newton (dessen Ideen Voltaire
wirksam popularisierte), aber auch zeitgenössische Entdecker wie James Cook und
Bougainville wurden zu Heroen der A. stilisiert [36].

Insofern brachte die A. einen neuen wiss. Geist hervor, obwohl sie keine grundlegend neue
wiss. Methode begründete. Auch hier führte sie die der Vorgeneration fort – oft sogar weniger
scharf- und tiefsinnig als diese, dafür aber mit einem neuen Gespür für praktische Synthesen.
So sehr die A.er einen Descartes oder Leibniz als Bahnbrecher feierten, so wenig übernahmen
sie deren Systeme als ganze. Ein zunehmender Respekt vor empirischen Befunden schürte ihr
Misstrauen gegenüber geschlossenen Systemen: Nur solche Systeme schätzten sie als plausibel
und produktiv, die dynamisch und exibel genug waren, immer neue, auch unerwartete
Befunde in sich aufzunehmen [29] (Wissen und Wissensideale).

Den Naturwissenschaften der A. war keinesfalls ein durchgehender, großer Siegeszug


beschieden, aber überall standen die Zeichen auf Expansion. Sichtbar wurde dies in
zahlreichen Gründungen von Akademien, aber auch in den allenthalben statt ndenden
Neustrukturierungen der Universitäten, welche fast durchgehend die Naturwissenschaften
begünstigten [49]. Bereits etablierte Fächer (wie Astronomie, Mathematik, Chemie oder
Naturgeschichte) expandierten, andere entstanden durch Herauslösung aus ihnen
(Physiologie, Anthropologie, Mineralogie), wieder andere kamen ganz neu hinzu (Elektrizität).
Zugleich hielten die Naturwissenschaften in einem zuvor unbekannten Ausmaß Einzug in die
bürgerliche Gesellschaft[8].

Allerdings machte gerade die Expansion die vorher schon erkennbare Heterogenität der
Naturwissenschaften viel deutlicher sichtbar, auch hinsichtlich der Arbeitsweisen. Wohl wurde
vielerorts, oft mit Berufung auf Newton, eine empirisch-induktive Methode als der Königsweg
dargestellt, doch sollte man sich von der allgemeinen Rhetorik der Naturwissenschaftler nicht
darüber täuschen lassen, dass deren konkrete Praxis oft ganz anders aussah. Von einem
allgemeinen Siegeszug der empirischen Methode (Empirismus) lässt sich sicher nicht
sprechen; an spekulativen Ansätzen war die Naturwissenschaft auch in der A. nicht ärmer als
im vorausgegangenen Jahrhundert. Allerdings wurde ihr Stellenwert gegenüber den
systematisierenden Unternehmungen in Einzelbereichen zunehmend geringer, die für große
Wissensbestände neue Ordnungsbegri fe entwickelten.

/
Die sichtbarsten Erfolge wurden in der Naturgeschichte erreicht. In der Botanik setzte sich
unter der Vielzahl konkurrierender Systeme weitgehend dasjenige von Carl von Linné durch
(Art), und die monumentale Histoire Naturelle (1749–1788) G. L. Bu fons (1707–1788) stellte
einen Meilenstein dar. Ähnliche Erfolge gab es auch in experimentellen Forschungsgebieten
wie der Elektrizität, die als neue Naturkraft im 18. Jh. auch außerhalb gelehrter Zirkel höchstes
Aufsehen erregte. In der Chemie kulminierten die Versuche einer Systematisierung des
immens expandierenden Wissens in Antoine Laurent Lavoisiers Sauersto fchemie, die er
zusammen mit einer neuen Nomenklatur 1789 vorstellte – eine chemische Revolution, die ihr
Begründer nicht mehr weiterentwickeln konnte, weil er wenig später der im selben Jahr
ausbrechenden politischen Revolution zum Opfer fallen sollte.

Die vielerorts geforderte Mathematisierung der Naturwissenschaften blieb lange Zeit ein
unerfülltes Programm; sie setzte erst in den letzten Jahrzehnten des 18. Jh.s ein
(Mathematische Physik). Wesentlich mathematisch betrieben wurde nur die rationale
Mechanik, deren Veränderung und Formalisierung mit wesentlichen Weiterentwicklungen der
einst von Newton und Leibniz erfundenen In nitesimalrechung Hand in Hand ging (Analysis).
Einzig in der Astronomie ging die mathematische Behandlung mit der Entwicklung von
Präzisionsmessungen einher, zu der Instrumentenbauer und Beobachter gleichermaßen
beitrugen. So ermöglichte die hochpräzise Beobachtungstechnik, die v. a. im Dienste der
Navigation auf hoher See entwickelt wurde, spektakuläre Entdeckungen wie die der Aberration
( James Bradley, 1728) oder gar eines neuen Planeten, des Uranus ( William Herschel, 1781;
Astronomie).

Die doppelte Tendenz zu Expansion und Systematisierung war auch in technischen Bereichen
erkennbar, sehr markant an den wiederholten, aber vielerorts fehlgeschlagenen Versuchen,
Handwerkswissen ö fentlich und frei verfügbar zu machen. In einigen Feldern bestand ein
Zusammenhang zu Entwicklungen in den Naturwissenschaften, so in Teilbereichen des
Schi aus, der Hydrostatik und v. a. des Bergbaus. Keinesfalls aber standen der Aufschwung der
Naturforschung und der rasante technische Wandel in einem ursächlichen Zusammenhang.
Die spektakuläre, folgenreiche Entwicklung der Dampfmaschine (Damp raft) etwa vollzog
sich ganz im handwerklich-technischen Bereich und geriet erst im frühen 19. Jh. in Berührung
mit der akademischen Forschung. Ähnliches gilt für die expandierende Farbenforschung,
deren Protagonisten sich zwar immer auf Newtons Theorie von Licht und Farbe beriefen,
tatsächlich aber weitgehend unabhängig davon oder gar im Kontrast zu dieser arbeiteten.

Ihren markantesten Ausdruck fanden die aufg. Bemühungen um eine neue, praxisnahe,
populäre Systematisierung aller Wissensbereiche in der Gattung der Enzyklopädie. Das Vorbild
schuf Pierre Bayle in seinem Dictionnaire historique et critique (1695), dessen Artikel bereits die
charakteristische Mischung aus Gelehrsamkeit und (oft subversiver) Kritik zeigen. Das
wirkungsmächtigste Beispiel aber wurde die Encyclopédie von Jean Le Rond d’Alembert (1717–
1783) und Denis Diderot (1713–1784; vgl. Abb. 2). Anfangs als Übersetzung der zweibändigen
Cyclopedia; or an Universal Dictionary of Arts and Sciences (1728) des Ephraim Chambers
angelegt, wurde sie zum größten literarischen Projekt der A. überhaupt. Als
Gemeinschaftswerk aller franz. A.er erschien sie zwischen 1751 und 1780 in insgesamt 35
/
Foliobänden mit 68 000 Stichwörtern. Sie wolle, so erklärte die Vorrede, nicht nur
Informationen zu einzelnen Themen bieten, sondern »die Ordnung und Verkettung der
menschlichen Kenntnisse« und die diesen zugrunde liegenden »allgemeinen Grundsätze«
aufdecken, um so »das Genie anzuregen, sich unbekannte Wege zu bahnen und zu neuen
Entdeckungen vorzustoßen«. Dabei dokumentierte sie in Text und Bild nicht nur gelehrtes
Wissen, sondern auch handwerkliche und technische Verfahren – ein Beispiel dafür, wie die A.
die Hierarchien zwischen den Wissensgebieten beseitigte, um alle menschlichen Kenntnisse
und Fertigkeiten als grundsätzlich gleichwertig darzustellen [36]; [51].

Da die Gegner der A. das Erscheinen des Werks mit allen


Mitteln zu verhindern suchten, wurde seine Publikation
zu einem Politikum höchsten Ranges. Als die
Encyclopédie trotz zeitweiliger Verbote (Zensur) mit Hilfe
ein ussreicher Ho reise gleichwohl gelang, war dies ein
Symbol für den Sieg der A. überhaupt [11].
Gerrit Walther
Friedrich Steinle

5. Gesellschaftspolitische Ziele und Wirkungen

Je mehr ö fentlichen Anklang die A. fand, desto mehr sah


sie sich genötigt, ihre Polemik in ein positives Programm
zu transformieren. Diese Genese erklärt manche der
Widersprüche und Ungereimtheiten der aufg.
»Weltanschauung« [25].
Abb. 2: Die Wissenschaften
5.1. Religion und Kirche
entschleiern die Wahrheit
(Vorlage 1764 gezeichnet von
Von der Kirche erwartete die A. nicht Spiritualität,
Charles-Nicolas Cochin,
sondern praktische Sittlichkeit. Deshalb strebte sie von
Kupferstich 1765 von Benoît-
Anfang an, sie zu entsakralisieren und säkularen,
Louis Prévost als Frontispiz für
karitativen und sittlichen Zwecken nutzbar zu machen.
die Encyclopédie von Diderot
Dies taten christl. wie jüd. A.er gleichermaßen (Haskala).
und d’Alembert). Der Stich
Auch diese wollten das ethische, karitative Moment ihres
wurde erst 1772 den
Glaubens gestärkt sehen [41].
Subskribenten der Encyclopédie
Aus diesem Ziel resultierte zunächst die Forderung nach gratis verschickt. Die
religiöser Toleranz, wie sie in Deutschland durch den Personi kation der Wahrheit
Westfälischen Frieden (1648), der die Frage nach steht vor ihrem Tempel und wird
religiöser Wahrheit bewusst sistiert hatte, ohnehin zur von der Vernunft und der
politischen Notwendigkeit geworden war. Aus Metaphysik entschleiert,
moralischen, politischen, später auch wirtschaftlichen dazwischen zu ihren Füßen
Gründen bekämpften die A.er das Ideal konfessioneller kniet die Theologie. Darunter
Geschlossenheit. Die maßgeblichen Argumente scharen sich die
entnahmen sie Samuel von Pufendorfs De habitu Personi kationen der
/
religionis christianae ad vitam civilem (1687; »Von der Wissenschaften und der Künste
Stellung der christl. Religion zum bürgerlichen Leben«), und ganz unten das
Pierre Bayles Commentaire philosophique (1686) und John wissbegierige Publikum. Im
Lockes Epistola de tolerantia (1689). Den wichtigsten Frontispiz ist der Kon ikt
Beitrag der A. selbst lieferte Voltaire mit seinem Essai sur zwischen Wahrheit und
la tolérance (1763), v. a. aber durch sein ö fentliches Theologie, wie ihn d’Alembert in
Engagement zugunsten von Opfern konfessionell seinem Discours préliminaire
motivierter Justizwillkür (etwa im Fall des Jean Calas, formuliert hatte, aus Rücksicht
1763). auf die Zensur deutlich
entschärft.
Um den Bibeltext als Mittel geistigen Zwangs
unbrauchbar zu machen, suchten die A.er ihn als
historisch unhaltbar zu erweisen und so seinen göttlich inspirierten Charakter zu widerlegen.
Sie bedienten sich dazu der Methoden der Textkritik, die vom Humanismus, von der
reformatorischen Theologie seit den Magdeburger Centurien und den klösterlichen
Antiquaren der Mauriner, Bollandisten und Oratorianer (etwa von Richard Simons Histoire
critique du vieux testament, 1678) entwickelt worden waren (Mönchtum). Einen spektakulären
Höhepunkt fand dieses Bestreben in Deutschland seit 1774 in dem von Lessing ausgefochtenen
Streit um die »Fragmente« des Hermann Samuel Reimarus [31]; [47. 18–57].

Die Theologie selbst sah es als ihre epochale Aufgabe an, das Verhältnis zwischen Vernunft und
O fenbarung, natürlicher und positiver Religion zeitgemäß zu bestimmen. Die frühen Vertreter
des Pietismus prüften biblische Überlieferung, Dogmen und kirchliche Traditionen nach deren
vernünftigem Gehalt und ihrem Wert für das praktische Leben, hinter den man die »bloß
theoretischen Lehren« ( J. J. Spalding) zurücktreten ließ. Man äußerte Zuversicht in die Ideen
des Fortschritts und der Perfektibilität des Menschen und bemühte sich um eine populäre
Vereinfachung der Glaubensverkündigung, die einer Individuation des religiösen Subjekts
dienen sollte. In England entwarf der Deismus (der auch in Deutschland viele Anhänger fand),
inspiriert von altkirchlichen und humanistischen Impulsen, aber auch von der wachsenden
Kenntnis außereurop. Religionen, die Umrisse einer »natürlichen Religion«. In Frankreich
entwickelte J. J. Rousseau gegen die erklärte Kirchenfeindschaft zahlreicher A.er eine
neuprotest., auf dem »natürlichen Gefühl« des Menschen basierende Religion. In Deutschland
suchte die akademische »Übergangstheologie« die überkommenen Lehrbestände in kritisch-
eklektischer Anverwandlung zu erneuern ( J. F. Buddeus, Ch. M. Pfa f, S. J. Baumgarten). Die
daraus erwachsende Neologie ( A. F. W. Sack, J. F. W. Jerusalem, J. J. Spalding) suchte die
individuelle Religiosität zu stärken und revidierte zu diesem Zweck die Agenden, Gesang- und
Gebetbücher, v. a. aber die Predigt. Die Kanzel wurde zum Katheder einer religiösen A., die aus
dem biblisch-dogmatischen Lehrbestand nur das übernahm, was Verstand und Gefühl der
Hörer zu berühren vermochte. So gelang es, das gebildete, unter dem Ein uss der A. zusehends
religionskritische Bürgertum bei der Kirche zu halten. Komplementär dazu versuchte der
theologische Rationalismus (J. L. Schmidt und die »Wertheimer Bibel«, H. S. Reimarus), den
Traditionsbestand in eine vernünftige, moralische, den O fenbarungsgedanken
verabschiedende Gotteslehre umzuformen [38].

/
Die kirchlich-theologischen Ziele der A. wurden im Lauf des 18. Jh.s überall erreicht. Seit den
1730er Jahren verstärkten gerade kath. Regierungen ihren Zugri f auf die Kirche. Auch in
Spanien und in den geistlichen Ständen des Heiligen Röm. Reiches kam es – oft in
Nachahmung protest. Vorbilder – zu Reformen im Sinne der A. und zu kritischen
Distanzierungen von der röm. Kurie (Febronianismus). Zahlreiche Ordenshäuser elen der
Säkularisation zum Opfer: Zwischen 1766 und 1770 wurde ein Sechstel aller franz. Klöster
aufgelöst, zwischen 1782 und 1789 ein Drittel aller habsburgischen. Nur noch diejenigen galten
radikalen Reformern wie Kaiser Joseph II. (reg. ab 1765/80) als erhaltenswert, die sich dem
Unterricht oder der Krankenp ege widmeten (Josephinismus). Fanal und Höhepunkt des aufg.
Antiklerikalismus bzw. der sog. Katholischen A. aber war seit 1757 die Austreibung des Jesuiten-
Ordens aus den kath. Ländern (nicht aber aus den aufg. Monarchien Preußen und Russland)
und seine Au ebung durch den Papst 1773. Damit ging auch in den kath. Territorien die
Aufsicht über Schulen und Universitäten weitgehend in die Kontrolle des Staates über [4].

Diese Maßnahmen stießen im Klerus auf wenig Widerstand, da dessen führende Mitglieder
seit den 1780er Jahren selbst den Ideen der A. anhingen. Dies war jetzt wie nach 1789 eine
wesentliche Voraussetzung für den leichten Sieg der Säkularisation. Teils unter Zwang, teils
freiwillig wurden die Kirchen beider Konfessionen unter der Einwirkung der A. toleranter und
weltlicher.

5.2. Staat und Nation

Mit der Trennung der Kirche vom Staat endete dessen sakrale Legitimation. Nur mehr nach
den Geboten der Vernunft wollten die A.er ihn eingerichtet wissen. Paradigmatisch formuliert
ist dies in John Lockes Two Treatises of Government (1689), dem unter dem Ein uss des dt.
Naturrechtslehrers Samuel von Pufendorf verfassten Gründungsmanifest aufg.
Staatsphilosophie. Sie de nieren den Staat als ein kündbares Vertragsverhältnis zwischen
Bürgern und Regierung, dessen Ziel im Schutz von Leib, Leben, Freiheit und Eigentum seiner
Mitglieder besteht. Herrschaft beruht mithin nicht mehr auf Gottesgnadentum, sondern muss
sich durch gesetzliches Handeln zum Nutzen des Gemeinwohls legitimieren. Fürsten sind
nicht mehr Eigentümer des Staates, sondern dessen erste Diener, ihre Schutzbefohlenen nicht
mehr Untertanen, sondern Bürger, die Rechenschaft beanspruchen dürfen und durch
Gewaltenteilung vor Machtmissbrauch geschützt sind. Gesetze müssen kraft der Vernunft
einsehbar und zustimmungsfähig sein – ein Gedanke, den Jean Jacques Rousseau in Du contrat
social (1762) zur emphatischen Idee einer volonté générale (eines »Allgemeinen Willens«) und
zum Ideal der Volkssouveränität radikalisierte. 1776 wurde sie in der amerikan.
Unabhängigkeitserklärung, 1789 in der franz. Nationalversammlung realisiert [1]. Nicht minder
stark wirkten die Ideale der A. in den langfristigen, schwierigen Prozessen der Staatsbildung in
Lateinamerika. Hier prägten sie die verfassungspolitische Praxis und stärkten das
Selbstbewusstsein der jungen Gemeinwesen gegenüber europ. Überheblichkeit (Staats- und
Nationsbildung; Welt-Wahrnehmungen).

/
Für die Mehrheit der A.er aber blieb Lockes funktionalistische Sicht bestimmend, wie
Christian Wol f sie in seinen naturrechtlichen Schriften schulbildend systematisierte (z. B. in
den Vernün ftigen Gedancken von dem gesellschaftlichen Leben der Menschen, 1721, oder dem Ius
naturae methodo scienti co pertractum / »Naturrecht, in wissenschaftlicher Weise
durchgenommen«, 1740/48). Am Muster von Newtons Kosmos beschrieben sie die Welt als eine
perfekt ausbalancierte »Maschine«, in der alle einzelnen Teile harmonisch und reibungslos
ineinander greifen und zum Nutzen des Ganzen zusammenwirken, ohne die Freiheit des
Einzelnen mehr als nötig einzuschränken, tolerant nach innen, friedensliebend nach außen,
wirtschaftlich produktiv und e zient, Tüchtigkeit belohnend und eben dadurch zur
allgemeinen Sittlichkeit erziehend.

Politisches Ideal der A.er war der weise Gesetzgeber, der es versteht, die verborgenen Gesetze
der Natur zu erkennen und in positive Gesetze umzusetzen. Dies gelingt, indem er alle
natürlichen Gegebenheiten des Staates – geographische, klimatische, ethnische, mentale und
historische – in sein Kalkül integriert und sein Gesetzeswerk so genau auf den »Geist« des zu
regierenden Volkes oder Gemeinwesens einrichtet, dass er diesen nun seinerseits zu prägen
und zu lenken vermag. In De l’esprit des lois (1748; »Vom Geist der Gesetze«) entwarf
Montesquieu diese Wissenschaft pragmatischer Gesetzgebung auf naturwiss.-histor.
Grundlage.

Die akademische Systematisierung dieses Konzepts, wie sie v. a. auf dt. Universitäten gelehrt
wurde, war der  Kameralismus bzw. die Policeywissenschaft, deren Hauptwerk Johann H. G. von
Justi 1760/61 in Die Grundfeste zu der Macht und Glückseligkeit der Staaten, oder ausführliche
Vorstellung der gesamten Policey-Wissenschaft vorlegte. Sie kombinierte histor. und
mathematisch-statistische Methoden zu einer umfassenden aufg. Politikwissenschaft [34].

Anhand dieser Modelle fanden seit Mitte des 18. Jh.s in allen europ. Staaten rationalisierende
Reformen statt, meist unter dem Druck gravierender Finanzprobleme. Man versuchte, die
nationale Wirtschaft durch staatliche Initiativen zu beleben, eine gerechtere Verteilung der
Steuern und deren e zientere Einhebung zu erreichen, die Ausbeutung der Landbevölkerung
zu verhindern, die Bildung und die medizinische Versorgung der Untertanen zu verbessern,
eine staatliche Armenp ege aufzubauen und Siedler für strukturschwache Gebiete zu
gewinnen. Im Bereich der Justiz (die von der Theologie nun völlig abgelöst wurde – Ketzereien
stellten keinen Straftatbestand mehr dar) drängte man auf eine Beschleunigung und
Verstaatlichung der Gerichtsverfahren, scha fte vielerorts Folter und Todesstrafe ab, wie es der
Mailänder A.er Cesare Beccaria (1738–1794) 1764 in Dei delitti e delle pene (»Von den Verbrechen
und den Strafen«) gefordert hatte, humanisierte den Strafvollzug und veranlasste die
Kodi zierung und Vereinheitlichung der Landesgesetzgebung [36]; [44].

Dass solche Reformen nur in absoluten Fürstenstaaten gelangen (nicht aber im liberalen
England), zeigt die politische Ambivalenz der A.: So sehr sie in ihren Anfängen eine ständische
Bewegung war, so sehr kam ihre Forderung nach Säkularisierung und Rationalisierung dem
fürstlichen Absolutismus entgegen. Tatsächlich waren die A.er keineswegs prinzipiell gegen
einen starken Staat. Viele glaubten vielmehr, dass bei der allgemeinen Unvernunft und
/
Verfahrenheit der Verhältnisse nur ein absoluter Fürst der A. zum Sieg verhelfen könne.
Deshalb genossen die Repräsentanten des Aufgeklärten Absolutismus ( Reformabsolutismus)
– so etwa König Friedrich II. von Preußen (reg. ab 1740), Kaiser Joseph II. (reg. seit 1780) oder
Zarin Katharina II. (reg. seit 1762) – auch dann die Unterstützung der A.er, wenn sie bei ihren
Modernisierungsmaßnahmen gegenüber den Betro fenen so brutal und despotisch verfuhren
wie der portug. Premierminister Pombal (reg. 1756–1777) [4].

Diese Politiker setzten die Ideologie der A. gezielt ein, um ihre zentralistischen Ziele gegen die
Opposition der ständischen Gewalten durchzusetzen (vgl. Abb. 3). So halfen die aufg.
Justizreformen, die adlige Gerichtsbarkeit auszuhebeln. Durch die verfassunggebende
Versammlung, die Katharina II. 1766 nach Moskau einberief, gewann sie so viel ö fentliches
Prestige, dass ihren inneren Gegnern nichts übrigblieb als sich ihrer Herrschaft zu fügen. Mit
aufg. Argumenten stilisierten sich die Fürsten zu Anwälten des Interesses der Nation und
appellierten an den Patriotismus des Volkes. In einem neuen Sinn (nämlich als Symbol einer
von gleichen »natürlichen« und histor. Faktoren geprägten Gemeinschaft) machten sie den
Begri f »Nation« zu einem politischen Identi kationsmedium. So trug die A. entscheidend
dazu bei, die absolute Fürsten- und Staatsmacht weiter zu stärken.

5.3. Wirtschaft

Mit dem Absolutismus teilte die A. die Überzeugung, dass


die Macht eines Staates vom Reichtum seiner Bürger
abhänge. Deshalb – und weil die Vernunft der meisten
Menschen nach Ansicht der A.er so dürftig ausgebildet
sei, dass der Staat ihr Glück vorerst nur durch materielle
Güter stiften könne – genoss die Wirtschaft spätestens
seit Mitte des 18. Jh.s ihre besondere Aufmerksamkeit. Die
besondere Leistung des aufg. Wirtschaftsdenkens bestand Abb. 3: Balance de Frédéric (Ch. 
darin, Phänomene, die man bis dahin isoliert betrachtet G. Geyser, um 1780; Radierung).
hatte, in ihrem Zusammenhang zu begreifen, die Diese Allegorie zeigt das
Ökonomie als Funktion der gesamten Gesellschaft zu aufgeklärte Ideal guter
erkennen. Wirtschaftliche Reformen waren daher stets Regierung und ist zugleich ein
soziale Reformen und umgekehrt. Musterbeispiel fürstlicher
Propaganda. Die Radierung
Grundsätzlich konzipierten die A.er ihre ökonomischen
verherrlicht Friedrich II. von
Ideale im Sinne des Liberalismus. Im Gefolge von Bernard
Preußen dafür, daß er 1779 ein
de Mandevilles The Fable of the Bees, or: Private Vices,
vermeintlich ungerechtes Urteil
Public Bene ts (1714; »Bienenfabel«) glaubten sie an eine
des Berliner Kammergerichts
natürliche Balance der Kräfte, die sich zum Nutzen aller
gegen den Potsdamer
einstellen werde, sobald jedes Mitglied der Gesellschaft
Mühlenpächter Christian Arnold
seinen ebenso »natürlichen«, durchaus egoistischen
kassiert und diesem Recht
Erwerbsinteressen folgen könne. Sie forderten daher
gegeben hatte. Im Angesicht des
möglichst weitgehende Freiheit von staatlichen
knienden Müllers und seiner
Interventionen wie hemmenden Abgaben oder
Familie erhebt der kriegerisch
/
Produktions- und Handelsbeschränkungen. Privilegien, gerüstete König, begleitet von
zumal für ökonomisch »unproduktive Klassen« Personi kationen der
(Physiokratie), erschienen ihnen ungerecht, unvernünftig Gerechtigkeit und der
und schädlich für das Gemeinwohl. Das schloss nicht aus, Geschichte, eine Waage. Diese
dass sie sich vom Staat Hilfe erho ften, solange diese ist ausbalanciert, obwohl die
Harmonie sich noch nicht eingestellt habe. eine Schale von
Standesabzeichen überquillt, die
Das Vorbild dieses Konzepts gaben die engl. Wirtschaft andere hingegen nur ein Blatt
und das engl. ökonomische Denken, wie es v. a. von der mit der Aufschrift Indigence
Schottischen Au lärung entwickelt wurde und in Adam (»Armut«) enthält. Zugleich
Smith‘s Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of fährt ein rächender Engel mit
Nations (1776) ihr systematisches Fundament erhielt. preuß. Wappenschild auf die
Während Smith vorrangig Handel und Industrie adligen Richter herab und
behandelte, konzentrierten sich die franz. Physiokraten zwingt sie so, ihre Masken
auf die agrarische Produktion als die Quelle abzunehmen. Mit solch krassen
»natürlichen« Reichtums. Auf ihre Förderung sollte nach Gut/Böse-Stereotypen wirbt das
François Quesnays Tableau économique et maximes Blatt für das vom Aufgeklärten
générales du gouvernement économique (1758) das Absolutismus lancierte Bündnis
gesamte staatliche System ausgerichtet werden – eine in zwischen Krone und drittem
ihren Konsequenzen revolutionäre Idee, da sie die Stand gegen die traditionellen
Privilegien der oberen Stände zu eliminieren drohte. Das Honoratioren.
erklärt, warum die Reformen, die der Physiokrat Anne R. J.
de l’Aulne Turgot zwischen 1774 und 1776 als
Generalkontrolleur der Finanzen einleitete, spektakulär scheiterten. Die Ö fentlichkeit wertete
dies als einen schweren Rückschlag für die A. überhaupt [34]; [44].

Auch andere aufg. Wirtschaftsreformen wurden durch den Widerstand der etablierten Eliten
oder durch Kriege durchkreuzt, die eine langfristige Konsolidierung verhinderten. Dennoch
blieb die A. in der Geschichte der Ökonomie keineswegs folgenlos. Die spätere
Bauernbefreiung (vgl. Agrarreformen) verdankte ihr entscheidende Impulse. Sie bewirkte eine
positive Haltung zu Handel, Arbeit und Pro tstreben, trug zur Bildung einer moral economy bei
(Wirtschaftsethik) und machte wirtschaftliche Themen in den führenden Kreisen salonfähig.

5.4. Gesellschaft und Ö fentlichkeit

Angesichts der aristokratisch-elitären Trägerschicht der A. kann es nicht verwundern, dass die
A. die ständische Form der Gesellschaft (Ständegesellschaft) keineswegs grundlegend ändern,
sondern nur reformieren, ö fnen, liberalisieren wollte. Ungleichheit galt ihr als ebenso
naturgegeben wie die Vernunft. Deshalb war es für aufg. Großgrundbesitzer aus Ungarn oder
Virginia kein Widerspruch, für Freiheit einzutreten und zugleich die Leibeigenschaft bzw. die
Sklaverei beizubehalten [4. 214]. Diesen sozialen Konservatismus konnte weder die A. noch der
Aufgeklärte Absolutismus überwinden, wenn sie nicht ihre gesellschaftliche Basis zerstören
wollten.

/
Dennoch lag es in der Logik der aufg. Prinzipien der Gleichheit, Freiheit und Individualität, die
vorhandenen Standesgrenzen einzuebnen [31. 290]. Dies geschah aber nur innerhalb der Eliten
und nur im Bereich der Kultur. Hier schuf die A. das neue Leitbild des philosophe, der sich
souverän über und zwischen allen Ständen bewegt, sich allein der Vernunft verp ichtet fühlt,
autonom urteilt und handelt und zugleich als Patriot wie als Weltbürger agiert. Diese
Hochschätzung der Individualität manifestierte sich u. a. in der Verehrung einzelner,
herausragender Figuren (Voltaire, Rousseau), in der großen Zahl von Memoiren und
Autobiographien, aber auch am Typus des aufg. Abenteurers, der wie Giacomo Casanova oder
Alessandro di Cagliostro trotz dubioser Herkunft kraft seiner Virtuosität in den höchsten
Kreisen verkehren konnte [36].

Alle Mitglieder der Elite, auch und gerade Fürsten, versuchten, sich an diesem Leitbild zu
orientieren, ihr Handeln dem Urteil der Gebildeten zu unterwerfen. Dies war die
Voraussetzung für die Entstehung einer neuen Form von Ö fentlichkeit. Sie entwickelte sich
zunächst in den führenden Metropolen der Epoche, in Großstädten wie Paris, London,
Mailand oder Wien. Nur hier bestanden enge, permanente Austauschbeziehungen zwischen
Hof, Verwaltung, Geschäfts- und Handelswelt und urbanem Publikum, die neue Formen
politisch-kultureller Kommunikation hervorbrachten: ständeübergreifende Tre fpunkte wie
Cafés und Salons und gesellige Kreise wie Clubs, Lesegesellschaften oder Freimaurer-Logen,
deren Mitglieder fast immer zugleich Sympathisanten der A. waren (vgl. Abb. 4). Nur diese
großstädtischen Milieus boten hinreichende Möglichkeiten der raschen, präzisen Information
durch Korrespondenzbüros, Zeitungen und Zeitschriften. Nur hier provozierten Flugschriften
und Pamphlete eine rege politische Debatte. Nur hier konnte man manche neuen literarischen
Werke kennenlernen, weil diese vor der Drucklegung oft erst jahrelang in Abschriften
kursierten und so vorerst nur einem kleinen, elitären Kreis bekannt wurden. Politisch oder
moralisch brisante Schriften erschienen bisweilen nur in dieser Form [31]; [34]; [36]; [48].

In diesen urbanen Zentren entwickelte sich die A. zum


wichtigsten Code der Kommunikation. Jeder, der hier
mitsprechen, eine politisch-gesellschaftliche Rolle
spielen, als Gelehrter, Publizist oder Schriftsteller
reüssieren wollte, musste die aufg. Ideen kennen, den Stil
und Ton der aufg. Konversation beherrschen. Dieser
entsprach den Erfordernissen einer raschen Di fusion,
den Bedürfnissen des neuen, ständeübergreifenden, nicht Abb. 4: Salon der Marie-Therèse
mehr nur aus Fachleuten, sondern auch aus interessierten Geo frin (Ölgemälde von A. Ch. 
Dilettanten bestehenden Publikums. Popularität erschien G. Lemonnier, 1812). Der Salon,
nicht mehr als anrüchig, sondern als attraktiv. Deshalb den Madame Geo frin seit den
suchten aufg. Autoren, auch und gerade Gelehrte, 1730er Jahren in der Pariser Rue
verständlich, anschaulich, elegant und unterhaltsam zu Saint-Honoré hielt, galt als der
schreiben und alles zu vermeiden, was akademisch, attraktivste, vielseitigste und
umständlich, langweilig wirken konnte. Deshalb bestgeführte seiner Zeit. Hier
publizierten sie vorzugsweise in der Landessprache oder trafen sich Politiker, Diplomaten,
in der Weltsprache Französisch. Kaum mehr ein Viertel Schriftsteller und Künstler zu
/
aller gelehrten Werke erschien um 1750 auf Latein. Gesprächen, Au führungen und
kultivierter Geselligkeit. Mit dem
Aber auch in den Regionen Europas, in denen große Vermögen ihres früh
Städte und eine entsprechende Ö fentlichkeit fehlten, verstorbenen Mannes förderte
bestimmte die A. bald die Maßstäbe elitärer die aus schlichten Verhältnissen
Kommunikation. Auch hier gründete man stammende Dame, die mit
Lesegesellschaften, Bibliotheken oder Akademien, in Katharina II. und König Stanislas
denen aufg. Themen studiert und diskutiert wurden. II. von Polen korrespondierte,
Dabei halfen die Expansion des Buchmarktes und ein zudem Maler, Enzyklopädisten
verbesserter Post-Verkehr, der einen beschleunigten und philosophes. Das Gemälde
Austausch von Briefen und Korrespondentenberichten zeigt eine Lesung vor namhaften
garantierte (Aktualität). Der so intensivierte Austausch Au lärern wie Rousseau,
aktueller Informationen sorgte überall für ein stetig Rameau, Fontenelle, Diderot
wachsendes Interesse an Neuigkeiten aus allen Gebieten. und Malesherbes. Am Pult
Mochten also die Mittel beschränkt, die Erfolge vielerorts deklamiert der Schauspieler
bescheiden bleiben, so verbreiteten sich aufg. Werte und LeKain. Rechts neben der
Prinzipien doch unau altsam in ganz Europa. Voltairebüste erkennt man
d’Alembert und Helvetius.
Dennoch führte die aufg. Vernunft nicht nur zu
individueller Freiheit, sondern auch zu neuen
Ordnungen, etwa zur Restitution der väterlichen Gewalt (Elternrecht). Nicht minder
zweideutig war die Rolle, die sie Frauen zuwies (Geschlechterrollen). Zwar nahmen diese in
der aufg. Gesellschaft theoretisch den gleichen Rang wie Männer ein und besaßen als Brief-
und Gesprächspartnerinnen, Organisatorinnen von Salons, Mäzeninnen oder fürstliche
Mätressen tatsächlich mitunter bedeutende Funktionen. Einige ernteten als Ärztinnen,
Übersetzerinnen, Schriftstellerinnen oder Malerinnen internationalen Ruhm. Diese exponierte
Rolle aber geriet in Kon ikt mit dem neuen, naturwiss. Frauenbild. In diesem gurierte die
Frau nicht mehr als eine mindere Abart des Mannes, sondern als ein physiologisch
vollkommen anderes Wesen, dessen intime Bindung an die reine »Natur« sich in heftiger
Leidenschaft sowie dem Willen nach Hingebung und Mutterschaft o fenbarte. Dieses Bild, das
in emp ndsamen Romanen (wie Samuel Richardsons Clarissa Harlowe von 1747 oder Jean
Jacques Rousseaus Julie, ou la Nouvelle Héloïse von 1761) weite Verbreitung fand (s. u. 6.1.), trug
dazu bei, dass »die Rolle der Frau immer mehr über ihre Funktion für den Mann statt über ihre
wirtschaftliche Funktion im Haus de niert wurde« [44. 155] und bildete ein massives
Argument gegen den Zugang von Frauen zu Universitäten oder ö fentlichen Ämtern. So
erkaufte die A. die moralische Aufwertung der Frau mit deren politisch-sozialer Zurücksetzung
[34]; [36]. Diese Tendenz verstärkte sich, je mehr nach 1770 das Bürgertum den Anspruch der
A.er, »allgemeiner Stand« zu sein, übernahm und in zusehends polemischer Wendung gegen
die Ständegesellschaft durchsetzte [32. 38]; [36].

5.5. Bildungskonzepte, Schulen und Universitäten

/
Indem die A.er die vernünftige Einsicht aller Bürger in die Gesetze des Staates zur Bedingung
für dessen Gedeihen wie für das Glück jedes Einzelnen erklärten, machten sie die Bildung
möglichst breiter Schichten zu einer zentralen Aufgabe der Regierung. Das bedeutete, dass die
Regierungen sich um drei Bereiche zu kümmern hatten: um die Entwicklung einer ö fentlichen
Bildungspolitik, um die Ausbildung eines professionellen Lehrerstandes (Lehrer/in) und um
die konkrete Reform der Institutionen [36].

Auch das Bildungskonzept der A. ist zunächst polemisch zu verstehen. Weil es sich gegen die
Kirche als die traditionelle Trägerin des Unterrichts wandte, denunzierte es diesen insgesamt
als veraltet, unvernünftig und unpraktisch. Dagegen erhob die A. die praktische Brauchbarkeit
des Gelernten zum obersten Ziel der Erziehung. Nicht umfassend gebildete Bürger wünschte
sie, sondern nützliche. Deshalb favorisierten die meisten A.er eine naturwiss. Ausbildung vor
einer gelehrten, und deshalb wollten viele von ihnen – z. B. Kaiser Joseph II. – eine höhere,
wiss. Bildung nur künftigen Staatsdienern zugestehen (Beamtenausbildung). In der Praxis war
die alte, kirchliche Bildung vielfach breiter und o fener als diejenige der A.

Überall schuf sich der aufg. Staat seit den 1730er Jahren Institutionen, welche
Bildungsreformen voranbrachten (1729 in Piemont, 1758 in Portugal, 1760 und 1775 in
Österreich, 1763, 1779 und 1787 in Preußen, 1773 in Polen, 1782 in Russland) [36. 263]. Teils
wurden bestehende schulische und universitäre Einrichtungen reformiert, teils ganz neue
gescha fen, so v. a. im Bereich der Elementarschulen bzw. der Volksschulen, die in mehreren
Ländern jetzt ächendeckend eingerichtet wurden und von allen Kindern und Jugendlichen
besucht werden mussten. Parallel dazu schuf man Institutionen zur Bildung der Schullehrer. In
kath. Ländern wurden beide Maßnahmen v. a. nach der Au ösung des Jesuiten-Ordens 1773 zur
Notwendigkeit. Sie leiteten die Alphabetisierung breiter Schichten ein. Auch in ländlichen
Gegenden stieg die Lesefähigkeit seither deutlich an [31].

Die Universitäten erschienen zumeist in den Ländern als bes. reformbedürftig, in denen sie
unter geistlicher Aufsicht gestanden hatten, also in Spanien und Portugal, in Frankreich und in
den habsburgischen Landen, aber auch in England. Hier wurden sie im Zuge der Reformen
nicht selten in Fachhochschulen und Spezialanstalten (etwa für Ingenieure oder
Verwaltungseliten) umgewandelt (vgl. Berufsbildung). Die entscheidenden Diskussionen und
Innovationen allerdings fanden in diesen Ländern in Akademien, gelehrten Gesellschaften, an
Höfen und in Salons statt.

In den Niederlanden und im Heiligen Röm. Reich hingegen konnten die Universitäten ihr
traditionell hohes Ansehen im Zeichen der A. nicht nur halten, sondern sogar noch deutlich
vergrößern. Europaweite Ausstrahlung übten hier v. a. die beiden Neugründungen Halle (1694)
und Göttingen (1734) aus. Unter der Führung aufg. Obrigkeiten nahmen alle Disziplinen, auch
die Theologie, an der Erneuerung teil. V. a. die Jurisprudenz (Rechtswissenschaft) und die Artes
liberales pro tierten davon. Auch im Reich blieben Hochschulen zunächst P anzstätten für
Staatsdiener. Ihre Reform im aufg. Geist bewirkte, dass die gesamte staatliche Führungselite
sich binnen einer Generation aufg. Idealen verp ichtet wusste. Ähnliches gilt für Schottland,

/
dessen drei Universitäten (Edinburgh, Glasgow, Aberdeen) nach grundlegenden Reformen zu
Zentren v. a. für anwendungsbezogene Wissenschaften wurden. In diesen Nationen wurde das
Bildungswesen zum wichtigsten Garanten für den Erfolg der A. [20].

Mochten Bildung und Unterricht in der Praxis meist dem Nützlichkeitsprinzip unterworfen
sein, so lag es doch in der Konsequenz der A. und ihres neuen, progressiven »Forschungs«-
Begri fs, die Erweiterung des Wissens um seiner selbst willen zu akzeptieren und zu
privilegieren. Insofern bereiteten die aufg. Bildungsreformen diejenigen des Idealismus und
des Neuhumanismus vor.
Albrecht Beutel
Gerrit Walther

6. Ästhetische Au lärung

Weniger klar als auf den bisher dargestellten Gebieten treten die Konturen der A. auf den
Feldern der Literatur, der bildenden Kunst und der Musik hervor. Hier bezeichnet der Begri f
weder eine Epoche noch einen Stil, sondern eher die Tatsache, dass traditionelle Gattungen,
Fragen und Techniken im Zeichen des aufg. »Natur«- und »Vernunft«-Ideals vielfach neue
Kontexte, Konnotationen und Richtungen erhielten.

Charakteristisch für alle Künste war dabei zunächst ihr Bemühen, die eigenen poetisch-
kompositorischen Prinzipien rational durchschaubar, verstehbar, nachvollziehbar zu machen,
sich also theoretisch (neu) zu fundieren und so zugleich die eigene innere Wahrheit und
sittliche Würde zu erweisen. Überall suchte man nach ›natürlichen‹ Formen: Man
verabschiedete die rhetorisch-deklamatorische, kombinatorisch-manieristische Virtuosität des
Barock zugunsten einer klaren, schlichten, ›wahrscheinlichen‹ Darstellung, die ›unwillkürlich‹
– dadurch aber um so mächtiger – zum ›Gemüt‹ des Lesers, Zuschauers, Betrachters oder
Hörers sprechen sollte (vgl. Abb. 5). Im Gefolge Shaftesburys und Humes führte dieses
Bestreben die Ästhetik zusehends auf die Bahn des Sensualismus. »Geschmack« (engl. taste,
franz. goût) wurde aus einer logischen Operation bzw. aus einer gelehrten Kennerschaft zur
Fähigkeit intuitiver Schöpfung bzw. Wahrnehmung des Wahren, Schönen und Echten, zur
Begabung, durch Genie, Witz und Einbildungskraft die pleasures of imagination
heraufzubeschwören und zu genießen [5]. Insgesamt nahm die ästhetische Theorie der A.
immer mehr Elemente einer empirischen Psychologie in sich auf [7. 368–482]; [47. 210–240].

Nach 1760 führte die aufg. Rehabilitierung der


Sinnlichkeit nicht selten zu einem vitalistischen Pathos
(Vitalismus), das in seinem gesteigerten Ausdruckswillen
an barocke Muster erinnern kann, nun aber klassisch
gebändigt und am rousseauistischen ›Natur‹-Ideal
orientiert war (so in den frühen Gemälden Jacques Louis
Davids, im Klavierwerk Carl Philipp Emanuel Bachs, in
Joseph Haydns späten Sinfonien, in der Schauspielkunst Abb. 5: Antoine Houdon,
David Garricks). Durchaus planvoll verbanden sich dabei Voltaire (Marmorbüste, 1778).
Die veristische Büste zeigt den /
sinnliche und politische Leidenschaft, sentimentalische Schriftsteller als eine
Subjektivität und ideologischer Sendungseifer. V. a. von sympathische, eigenwillige
der Bühne herab wurden immer o fener politische Persönlichkeit und doch aus
Botschaften verkündet (so in den beiden »Figaro«- kritischer Distanz.
Komödien von 1772/1785 des P. A. Caron de Beaumarchais,
in deren Opernbearbeitung von 1786 durch Lorenzo da Ponte und W. A. Mozart, im dt. Sturm
und Drang oder in den patriotischen Tragödien Vittorio Al eris und Friedrich Schillers
(»Geben Sie Gedankenfreiheit«; Don Carlos III, 10). Indem das Theater als »moralische Anstalt«
(F. Schiller) die Forderungen nach unbedingter Sittlichkeit und persönlicher Autonomie
publikumswirksam popularisierte, leistete es einen entscheidenden Beitrag zur aufg.
Politisierung der Kultur und Gesellschaft.

6.1. Literatur

Im Bereich der Literatur manifestierte sich der Ein uss der A. auf mannigfaltige Weise. Im
Kontext einer rationalistischen Ästhetik postulierten die im 18. Jh. zahlreich gedruckten
Poetiken, literaturtheoretischen und -kritischen Monographien, Zeitschriftenbeiträge und
Lexikonartikel das Stilideal einer kunstlosen, ›natürlichen‹ Sprache. Im Rückgri f auf antike
Muster verfochten in Italien [9] die Arkadier, in Frankreich [27]; [18]; [3] die Anhänger eines
Nicolas Boileau (L’art poétique, 1674), in Deutschland [1]; [22] v. a. Johann Christoph Gottsched
klassizistische Dichtungsnormen: Rhetorische Manierismen seien zu verbannen; die Wirkung
eines literarischen Textes sollte sich, so beispielsweise Charles Batteux in Les beaux arts réduits
à un même principe (1746), strikter Naturnachahmung verdanken (Mimesis). Mit der Forderung
nach Einfachheit und ›Natürlichkeit‹ verband sich jene nach ›Wahrscheinlichkeit‹. Im Modus
des Möglichen schien die Wahrheitsfähigkeit literarischer Fiktion gewährleistet: Dichtung habe
nicht nur in einem engen Verhältnis zur Wirklichkeit zu stehen, sondern die zentrale Aufgabe,
moralische Wahrheiten zu vermitteln. Auch der ›schönen‹ Literatur wurde so eine
pragmatisch-belehrende Funktion zugewiesen. Ihre besondere Dignität gewann sie aus dem
Umstand, dass sie in der Lage war, gleichermaßen das rationale und das sinnlich-emotionale
Erkenntnisvermögen zu mobilisieren.

Nicht weniger bedeutsam für das aufg. Literaturverständnis nämlich war eine auf die Rührung
des emp ndsamen Lesers zielende sensualistische Ästhetik, die zunächst in Italien ( Ludovico
Antonio Muratori, Ri lessioni sopra il buon gusto, 1708–15; »Überlegungen zum guten
Geschmack«) und Frankreich ( Jean Baptiste Dubos, Ré lexions critiques sur la poësie et la
peinture, 1719) theoretisch begründet und in der Folge in anderen europ. Literaturen adaptiert
wurde [14]. Zugleich, spätestens aber seit Francis Hutchesons systematisierender Inquiry into
the Original of Our Ideas of Beauty and Virtue (1726), wurden Shaftesburys Ideen auch auf dem
Kontinent maßgebend.

Der instrumentelle Dichtungsbegri f der A.er zeitigte Folgen für das Gattungsgefüge: Er
begünstigte zum einen die Durchlässigkeit der Grenzen zwischen ktionaler und
nicht ktionaler Literatur und erklärte zum andern die o fenkundige Vorliebe für poetische
Genres mit didaktischer Ausrichtung. Diese didaktisch-diskursive Tendenz zeigte sich in der
/
aufg. Vorliebe für die Form des Dialogs, so etwa in Bernard Le Bovier de Fontenelles Entretiens
sur la pluralité des mondes (1686; »Unterhaltung über die Vielzahl der Welten«) oder David
Humes Dialogues concerning Natural Religion (1779), für die Fabel (zu nennen wären etwa
Friedrich von Hagedorn oder Gottlieb Konrad Pfe fel) und für das Lehrgedicht, das sich
naturwissenschaftlichen und philosophischen Themen widmete und für das Albrecht von
Hallers Die Alpen (1732) oder Alexander Popes Essay on Man (1733/34) berühmte Muster boten.
Angesichts der enormen Expansion des Zeitschriften-Marktes gewann der Essay rasch an
Bedeutung.

Das auf ästhetische Vermittlung moralischer Einsichten ausgerichtete Dichtungsideal der A.


begünstigte darüber hinaus Genres wie Epigramm und Aphorismus sowie satirische Romane
und Epen wie Jonathan Swifts Gulliver’s Travels (1726), Voltaires Candide ou l’optimisme (1759),
Lawrence Sternes The Life and Opinions of Tristram Shandy (1759–67), Christoph Martin
Wielands Geschichte der Abderiten (1774/21781) oder Giuseppe Parinis Il giorno (1763–1801).

Der psychologische Impuls der A., das Bedürfnis nach Klärung und Kultivierung der
Emotionen, entfaltete sich in der Brie iteratur (Brief), in der das aufg.
Kommunikationsbedürfnis charakteristischen Ausdruck fand. Dazu gehörten auch
Briefromane– wie Samuel Richardsons Pamela (1740), Jean-Jacques Rousseaus Julie, ou la
Nouvelle Héloïse (1761), Sophie von La Roches Geschichte des Fräuleins von Sternheim (1771) oder
Johann Wolfgang Goethes Die Leiden des jungen Werthers (1774) – sowie die stark
expandierende Gattung der Autobiographie– man denke an Jean-Jacques Rousseaus
Confessions (1782–89), Karl Philipp Moritz’ Anton Reiser (1785–90) oder Ulrich Bräkers
Lebensgeschichte und Natürliche Ebentheuer [sic] des Armen Mannes im Tockenburg (1789).
Lyrisch entfaltete sich die neue Emp ndsamkeit in der Anakreontik, der Idyllen-Dichtung
eines Salomon Geßner und den Hymnen eines Friedrich Gottlieb Klopstock.

Deutlich geprägt hat die A. aber auch die traditionsreichen Gattungen der Komödie und
Tragödie. In der Nachfolge Molières entstanden Komödien, die – im Sinne eines moralisch-
gesellschaftlichen Regulativs – unvernünftiges Verhalten der Lächerlichkeit preisgaben. Als
erfolgreiches Genre vermochte sich außerdem das rührende Lustspiel zu etablieren, das,
beispielhaft ist hier Christian Fürchtegott Gellerts Die zärtlichen Schwestern (1747),
tugendhaftes Verhalten auf eine Art und Weise inszeniert, die beim Publikum emotionale
Ergri fenheit erzeugen sollte. Bedeutender als in der Komödie waren die Wirkungen der A. im
Bereich der Tragödie. Die barocke hö sche Tragödie wurde verdrängt durch das bürgerliche
Trauerspiel, in dem die Ständeklausel aufgehoben und dem aristokratischen ein »bürgerliches«
Normensystem gegenübergestellt wurde. Anfängen in Frankreich (tragédie bourgeoise) folgten
in Deutschland eine Reihe von Dramen, die sich mit dem Namen Gotthold Ephraim Lessings
verbinden. Das Theater, das er in seiner Hamburgischen Dramaturgie (1767–69) theoretisch
fundierte, erfuhr in seinen neben Nathan der Weise (1779) berühmtesten Werken, Miss Sarah
Sampson (1755) und Emilia Galotti (1772), seine Realisierung.

/
Diese programmatische Ausrichtung an bürgerlichen Akteuren und als »bürgerlich«
de nierten Werten, die sich nicht nur in der Gattung des Trauerspiels manifestierte, verweist
auf fundamentale Wandlungsprozesse innerhalb des literarischen Kommunikationssystems.
Die Lektüre poetischer Werke, noch bis ins frühe 18. Jh. hinein das Privileg einer kleinen, meist
adligen Schicht, wurde in zunehmendem Maße zum Signum auch der bildungsbürgerlichen
Lebensweise (vgl. Bildungsbürgertum). Im Zuge der Ausweitung einer primär auf die sittliche
Vervollkommnung ihrer Leser zielenden Literatur gewann schließlich auch die zunehmend auf
Publikumsbedürfnisse reagierende Belletristik an Bedeutung. Ermöglicht wurde dies
wesentlich durch die Expansion des literarischen Marktes (vgl. 5.4.).

6.2. Bildende Kunst

In der bildenden Kunst lässt sich der Ein uss der A. nicht nach den Kategorien von Epochen
oder Stilen beurteilen (vgl. Barock, Rokoko, Klassizismus), denn die im 20. Jh. in der Forschung
lange gültige, aber verfälschende Formel »A. = Klassizismus = Bürgerlichkeit« ist einer
di ferenzierten Sichtweise gewichen. In Frankreich fasste man die bildenden Künste seit dem
17. Jh. unter dem Dachbegri f des »Schönen« zusammen (les beaux-arts, »die schönen
Künste«), um über die Nachahmung des Menschen und v. a. seiner Handlungen ideale
Tugendexempel zu schildern. Um die Mitte des 18. Jh.s setzte auch in den Bildkünsten eine
Resonanz auf das Gedankengut der A. ein [23]. Zunehmend bestimmten die Themen den Grad
dessen, was man als Kunst der A. umschreiben kann (freilich nur mit o fenen Grenzen). Es
waren dies etwa Bilder moralischer Handlungen, die stärker auf Rührung anstatt Belehrung
abzielten (die Gemälde von Jean-Baptiste Greuze in Paris), die mit künstlerischen Mitteln eine
Gesellschaftskritik wagten ( William Hogarths Bildergeschichten in London) oder durch
Illustrationen zu beispielhaften Verhaltensweisen erziehen wollten ( Daniel Chodowiecki in
Berlin). Tugend und Moral bestimmten auch immer mehr die Sto fwahl in der
Historienmalerei (Historienbild), sei es aus der Nationalgeschichte oder der röm. Antike, aber
auch »moderne« Themen aus Naturwissenschaft und Technik fanden ein großes Publikum (z. 
B. das »Experiment mit der Luftpumpe«, 1768, von Joseph Wright of Derby, London, National
Gallery).

Im Porträt herrschte zunehmend die Menschendarstellung ohne Idealisierung vor, in der


Landschaftsmalerei (Landschaftsbild) konkurrierten die pittoresken Idyllen mit den erhabenen
Motiven der Hochgebirgsdarstellung, die Genremalerei (Genrebild) widmete sich stärker
Familien- und Erziehungsthemen; die Druckgraphik illustrierte Publikationen der A. [6]; [28].
Der neue Geist äußerte sich auch in den Planungen zu ö fentlichen Denkmälern für Dichter
und Denker. Als spezi sche Orte, welche die Ideen der A. in ihrem Wandel re ektieren,
erweisen sich die Bibliotheken mit ihren Ausstattungsprogrammen, und selbst in der sakralen
Monumentalmalerei Süddeutschlands und Österreichs fand die kath. A. im ausgehenden 18. Jh.
ihren Widerhall.

Zur wichtigen, neuen Form der Meinungsbildung stieg die Kunstkritik auf, die durch Denis
Diderot zu einem ersten Höhepunkt geführt wurde. Der ö fentliche Diskurs über Kunst, der
nicht mehr als ein Vorrecht der Höfe und Akademien angesehen wurde, verlagerte sich in die
/
Salons und Gazetten. Auch die Künstler lösten sich immer mehr aus den Bindungen an
hö sche oder klerikale Auftraggeber und produzierten für einen wachsenden freien
Kunstmarkt. Symptomatisch dafür ist die berühmte Antwort des preuß. Romstipendiaten
Jacob Asmus Carstens auf die Au forderung, nach Berlin zurückzukehren, er gehöre nicht der
Berliner Akademie, sondern der Menschheit an (1796).

Ein wichtiger Grundzug in der Kunst der A. bestand in der Re exion über künstliche
Leidenschaften, die eine Verständigung über ein Kunstwerk auf der subjektiven Basis des
Gefühls herstellen sollten, wobei die Vernunft insofern daran Anteil nahm, als ihr durch das
ästhetische Geschmacksurteil eine Sinn lenkende Instanz zugestanden wurde. Ein gestiegener
Wirklichkeitssinn mit einer Vorliebe für das unverstellte Erscheinungsbild von Natur und
Leben entsprach dem Bedürfnis nach individueller Bezugnahme auf Kunstwerke. Natürlichkeit
und Wahrhaftigkeit galten als Leitkriterien für die künstlerische Darstellung, auch wenn die
Bilder letztlich den Konventionen des ö fentlichen Lebens verhaftet blieben.

6.3. Musik

Dem Anspruch der A., sämtliche Erfahrungsbereiche des menschlichen Lebens in rationale
Begri fszusammenhänge fassen zu können, musste die sprachlich nicht vermittelbare Musik als
Herausforderung erscheinen. Ihre Wirkungsweisen waren beständig dem Verdacht ausgesetzt,
die unkontrollierbare Erregung von A fekten zu fördern (vgl. A fektenlehre), auf welche sie im
17. Jh. schon Descartes begrenzt hatte. Weil sich das kritische Denken in den Wissenschaften
zwar auf die Vernunft, in den Künsten v. a. nach 1730 aber auch immer deutlicher auf die
wandelbaren Wertmaßstäbe des Geschmacks und der Einbildungskraft stützte, stand zunächst
weniger die Musik selbst im Mittelpunkt als vielmehr die theoretische Erfassung ihrer
empirisch benennbaren Grundlagen. Entsprechend entfaltete sich ein übergreifender Diskurs
zum Gegenstand Musik anfangs ohne Rücksicht auf die klanglichen Vorgänge selbst. Im frühen
18. Jh. gab es zwar erste Versuche dilettierender Musiker oder Dichter, v. a. die Oper als
musikalische Gattung in die Kunstdiskussion einzubeziehen, doch blieb die Debatte um ihre
Bedeutung noch lange Zeit eine vorwiegend poetologische; dies ungeachtet einer ganz neuen
Veranstaltungsform, in der das ständische Privileg einer durch göttliche Gnade legitimierten
Teilhabe an einer musikalischen Ö fentlichkeit durch das materielle Privileg der Leistung
ersetzt wurde, durch die Eintrittskarte für das Opernhaus und schließlich den Konzertsaal
(Konzert).

Eine unmittelbar gegenstandsbezogene Qualität erhielt die Diskussion erst, als professionelle
Musiker sich an ihr beteiligten. So hob der Komponist J. Mattheson ausdrücklich den Wert
sinnlicher Erfahrung und der Verbindung zur musikalischen Praxis hervor, um »daraus die
Musik [zu] erlernen / oder sich davon einen förmlichen Begri f« zu machen (Das neu-erö fnete
Orchestre, 1713). Aus solchem Geist entwickelten sich Ansätze zu einer Kategorienbildung, mit
denen die musikalische Erfahrung begri ich fassbar werden konnte: Es entstanden
Theoriekonzepte für die akustischen Grundlagen ( J. Sauveur, 1701), die Syntax ( J. Ph. Rameau,
1722; Akustik) und eine di ferenzierte Gattungssystematik ( J. J. Quantz, 1752) der Musik

/
(Gattung). Um 1750 gewann zugleich eine auf breitere Urteilsbildung und - ndung zielende
Musikästhetik an Gewicht. Sie wirkte zunächst erneut über den Umweg der Literaturkritik
(ausgehend von J. B. Dubos) auf das unmittelbar musikbezogene Schrifttum ein.

Die insbes. in Nord- und Mitteldeutschland gep egten, auf musikalische Zusammenhänge
abhebenden Überlegungen kreisten um 1750 kaum zufällig um die Rolle der Einbildungskraft.
Es ging darum, Musik nicht mehr nur als Nachahmung der Natur über streng kodi zierte
A fekte, sondern als Natur selbst zu bestimmen, die menschliche Gefühle nachzubilden
vermochte.

Diese Entwicklung schritt freilich nur zögerlich voran. Innerhalb des theoretischen Diskurses
der franz. Enzyklopädisten nahm die Musik zwar eine ebenso herausragende Stellung ein wie
in deren lebendiger musikalischer Erfahrung; allerdings wurde sie weiter (wie die als
»Bu fonistenstreit« berühmt gewordene Auseinandersetzung mit Rameau zeigt) als eine von
der sprachbezogenen Rhetorik abhängige, imitative Tonkunst betrachtet. Der als Politikum
ausgetragene ö fentliche Kon ikt um einen damals wesentlichen Träger bürgerlich-
musikalischer Emanzipation, die Bu fa-Oper, zeigt zum einen die Wirkungsmacht, welche eine
musikbezogene Diskussion entfesseln konnte, zum anderen aber auch deren Verdichtung auf
eine wesentlich vom gesungenen Wort bestimmte Gattung [46].

Die der Musik noch in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s verweigerte Anerkennung als
eigenständiges Darstellungsmedium musste erst durch die Ausbildung formalästhetischer
Denkströmungen in England (vergleichsweise früh bei Ch. Avison, 1752) und Deutschland
(etwa C. Ph. Moritz, 1788, oder Ch. F. Michaelis, 1795) durchgesetzt werden. Das Nachdenken
über Musik bildete dabei kaum nur einen verspäteten Re ex auf die kompositorische
Wirklichkeit. Der Verständniswandel gegenüber der Instrumentalmusik vom bloßen
»Geklingel« und »Geschwätz« zur maßgeblichen Kunstform überhaupt, der sich um 1800 im
dt.sprachigen Schrifttum vollzog, wäre ohne eine breitenwirksame Ö fentlichkeit jenseits
hö scher oder kirchlicher Repräsentationsbindungen undenkbar gewesen. Denn erst durch sie
konnte sich ein folgenreicher Paradigmenwechsel hin zu einem Verständnis von Musik als
formal autonom gedeutetem, tönendem Diskurs vollziehen [17] (Absolute Musik).

Voraussetzung hierfür war, dass Musik allmählich als sozialer Akt der Kommunikation in
Gestalt organisierten und anschaulich vermittelten Wissens »sichtbar« gemacht werden
konnte: ob in Wörterbüchern, Musikgeschichten, Zeitschriften oder einem zunehmend
orierenden Musikalienmarkt (Musikalienhandel). Die Diskussion über Sinn und Bedeutung
der Historie erfolgte auf der Grundlage des philosophischen Empirismus und fungierte auch
als Mittel der Kulturkritik (indem die Musikgeschichte beispielsweise als Fortschritts- oder
Verfallsprozess gedeutet wurde; Au lärungshistorie). Darüber hinaus zielten philanthropisch-
pädagogische Schriften auf ein Musikverständnis, das weniger dem Urteil professioneller
Künstler als vielmehr demjenigen gebildeter Laien unterstand. Im Dienste eines fasslichen
Gemeinsinns stand auch der Anspruch auf eine (gegenüber der Gelehrsamkeit) vereinfachte
Wahrnehmbarkeit unmittelbar und für sich selbst nachvollziehbarer musikalischer

/
Formverläufe, die ihre Wurzeln bereits im schlichten und wirkungsvollen »neuen Ton« (J.
Handschin) der Instrumentalmusik der sog. Neapolitaner (v. a. G. B. Sammartini) seit den 1720er
Jahren hatte [17].

Erst vor dem Hintergrund solcher Wirkungsästhetik kann sich aufg. Denken auch innerhalb
der Musik bestimmen lassen. Im Bereich der Instrumentalmusik äußerte es sich als Forderung
nach Techniken der kritischen Materialbeherrschung (im stringenten Einsatz von Motivik und
Thematik) und nach natürlichem Emp ndungsreichtum, einer gegliederten »Einheit in der
Mannigfaltigkeit«. Die Willkür der Stilauswahl und der Einbildungskraft des Komponisten
sollte als eine gänzlich vernunftvoll integralisierbare begri fen werden können. Tatsächlich
zeigen zahlreiche Streichquartette und Sinfonien J. Haydns motivisch diskursiv angelegte
Formverläufe, die mit der zeitgenössischen musiktheoretischen Idee einer allmählichen
»Entwicklung der Gedanken aus einander« ( J. N. Forkel, 1788) korrespondieren [40]. In
Klaviersonaten M. Clementis lässt sich das um seiner selbst willen entfaltete intellektuelle
Vergnügen (intellectual pleasure) einer anschaulichen musikalischen Logik nachweisen, wie sie
theoretisch von Ch. Avison oder A. Smith gefordert wurde. Die Auseinandersetzung mit dem
für die A. so wesentlichen Begri f des »Erhabenen« (Erhabenheit) in der Bach- und Händel-
Rezeption der Zeit kann als Auswirkung einer »emp ndsamen« Wahrnehmungsästhetik
bestimmt werden [15]; [17].

Als problematisch erweist sich die einheitliche Bestimmung einer A. in der Musik v. a. durch
deren regionale Di ferenzierungen seit den 1760er Jahren. Höchst ungleichartig erscheinen –
schon hinsichtlich des Tempos der Verbreitung – nicht nur die musikspezi schen Wirkungs-
und Ein ussbereiche der ital., franz. oder spanischen A., sondern bereits jene innerhalb des dt.
Sprachraums. In der bürgerlich-pietistischen Musikkultur Nord- und Mitteldeutschlands
zeigten sich deutliche Wirkungen des engl. Sentimentalismus. Er trug, wie etwa das Scha fen C. 
Ph. E. Bachs (1714–1788) erweist, nachhaltig zur Entstehung der Emp ndsamkeit bei, der dort
wichtigsten musikalischen Erscheinung aufg. Denkens. Seit den 1790er Jahren setzte sich die
ausgeprägte Theoriefreudigkeit einer solchen Regionaltradition in Versuchen fort, die
philosophische Systematik I. Kants auf musikalische Zusammenhänge zu übertragen (etwa bei
Ch. F. Michaelis, 1795, und F. Rochlitz, 1805/06) [17]; [19]; [30].

Im Gegensatz hierzu verharrte die Musikkultur unter dem Reformabsolutismus des süddt. und
österr. Raums in einer ausgeprägten Handwerksgesinnung und einer vergleichsweise
pragmatisch geführten Geschmacksdiskussion. Die Ein üsse aus dem nördl. Deutschland
blieben begrenzt. Es herrschte – wie in Italien – ein starker Traditionalismus und die Skepsis
gegenüber einem politisch-philosophischen esprit de système. Die »Verbürgerlichung« der
Musik gegenüber Hof und Kirche schritt vergleichsweise zögerlich voran, ließ aber zugleich
(insbes. in Wien nach 1750) eine Vielfalt von Kulturströmungen kaum vermittelt
aufeinandertre fen. Der Übergang zu den Ideen einer idealistischen Musikästhetik, der sich in
W. A. Mozarts (1756–1791) Lebenswelt und kompositorischem Werk andeutete, fand dabei
keinen nennenswerten Widerhall. Gleichwohl vereint etwa das an »gelehrten« und
»emp ndsamen« Zügen reiche Scha fen Haydns aufg. Momente verschiedenster Herkunft:
vom franz. Rationalismus bis zur engl. Wirkungsästhetik [37]; [40].
/
Die Ein üsse von politischen oder philosophischen Theorien der A. auf das europ.
Komponieren des 18. Jh.s bzw. die Parallelen zwischen ihren kulturellen Leitbildern und
musikalischen Stilrichtungen können daher nur von Fall zu Fall nachgewiesen werden. Die
Bestimmung einer »musikalischen A.« birgt insofern zwar zahlreiche Schwierigkeiten; ein
solcher Begri f vermeidet aber auch jene Aporien, die der nur auf Wien und einen Kanon
weniger Meisterwerke beschränkte Epochenbegri f der musikalischen »Klassik« aufweist. Er
erö fnet die Chance, die Musikhistoriographie nicht nur als Handwerksgeschichte des
Komponierens unter ausschließlich werkästhetischen Maßgaben aufzufassen, sondern ihr
Spektrum um die Strukturen von zeitgenössischer Rezeption und kulturgeschichtlichem
Umfeld zu erweitern [13]; [19]; [30].
Gerrit Walther
Silvia Serena Tschopp
Roland Kanz
Matthias Schmidt

7. Die Au lärung als Epoche

Gerade die gewaltige Wirkung der A. macht die Frage nach ihren Epochengrenzen zu einem
erheblichen Problem. Tragfähige Datierungen lassen sich allenfalls für einzelne Nationen,
Diskursräume und Disziplinen tre fen (Epoche).

Die meisten der heute üblichen Epochalisierungen orientieren sich an England und Frankreich
als den beiden Musterländern der A. In England bietet sich als symbolischer Beginn der A. 1689
an, das Jahr der Glorious Revolution und der Hauptwerke John Lockes. In Frankreich wäre es
der Tod Ludwigs XIV. im Jahr 1715, der eine allgemeine Abkehr vom Absolutismus und eine
ebenso allgemeine Ö fnung für engl. Ein üsse bewirkte. Die Epoche der »Krise der europ.
Vernunft 1680–1715« (Paul Hazard) wird gelegentlich als Vor-A. beschrieben, die Jahre bis 1740
als Früh-A. Die Hoch- und Blütezeit der A., in der fast alle beispielgebenden Werke entstanden,
wäre in die Jahre 1740 bis 1770 zu datieren. Danach beginnt die Spät-A. [36].

Auf Deutschland lässt sich diese Einteilung nur mit großen Einschränkungen übertragen. Hier
kann in ideengeschichtlicher Hinsicht der an Pufendorf anschließende Christian Thomasius
(1655–1728) mit seinem eklektischen Philosophiekonzept (Eklektik) und seiner säkularen
Naturrechts-Lehre als Begründer der A. gelten. Das an ihn anschließende System der Leibniz-
Wol fschen Schulphilosophie wirkte – trotz der »Kantischen Revolution« der 1780er Jahre, die
sie philosophisch entmachtete – schon deshalb länger fort, weil sie fest im akademischen
Unterricht etabliert war. Auch für die osteurop. Staaten wäre die A. aufgrund der weniger
entwickelten Sozial- und Kommunikationsstrukturen von Fall zu Fall später zu datieren. Hier
gilt eine »lange A.« bis weit ins 19. Jh. hinein [50].

Zu di ferenzieren ist ferner nach Rezipienten: Überall setzte die A. der Eliten früher ein als die
Volksau lärung, breiteten sich aufg. Ideen in urbanen Milieus rascher und intensiver aus als in
der Provinz, wo sie oft nur langsam im Umkreis einzelner, engagierter A.er voran kamen.

/
Da die franz. A. jedoch spätestens seit den 1740er Jahren eine Führungs- und Vorbildrolle für
alle anderen »Au lärungen« einnahm, taugt sie noch am ehesten als Epochenmodell. Es zeigt,
dass die A. sich seit den 1760er Jahren merkbar wandelte. Mit dem Ende des Siebenjährigen
Krieges (1763) nämlich verschärften sich in Frankreich, Österreich und den übrigen Staaten der
geschlagenen bourbonisch-habsburgischen Koalition die Debatten um aufg. Reformen und
damit zugleich die politischen Fronten. In Frankreich wurden diese Auseinandersetzungen seit
1776 – dem Jahr der amerikan. Unabhängigkeitserklärung, aber auch der Entlassung Turgots –
durch eine dramatische Finanzkrise zusätzlich forciert. Zugleich fand innerhalb der A.er ein
Generationswechsel statt, der Ton und Tendenz aufg. Schriften veränderte.

Als Symbol gur der A. galt nun nicht mehr Voltaire, sondern Rousseau, der zuvor als
Außenseiter angesehen worden war. Damit nahm die aufg. Vernunft einen anderen Charakter
an: Sie wurde sentimental und melancholisch, bisweilen national und chauvinistisch, sie
erhielt einen bürgerlichen, mitunter kleinbürgerlichen, klassenkämpferischen Impetus. Sie
neigte zusehends dazu, sich gegen sich selbst zu richten. Hatte Rousseau im Discours sur les
Sciences et les Arts (1750) und im Discours sur l’inégalité parmi les hommes (1755) ihre
zivilisatorischen Leistungen bestritten, so zertrümmerten Kants Kritik der reinen Vernunft (1781)
und seine folgenden Kritiken sie als dogmatische Autorität und als Garantin eines
»natürlichen« Rechts. Das autonome Individuum (Autonomie) radikalisierte sich nun
zusehends zum Libertin (wie in Les liaisons dangéreuses / »Gefährliche Verbindungen«, 1782,
des Pierre A. F. Choderlos de Laclos oder den Romanen des Donatien A. F. de Sade) oder es
vereinsamte (wie in Rousseaus späten Rêveries du promeneur solitaire / »Träumereien eines
einsamen Spaziergängers«, posthum 1782). Die Gesellschaft hingegen wurde durch Rousseaus
Autorität zu einem allmächtigen Kollektiv mit dem Recht, individuelle Abweichungen von der
volonté générale (dem »Allgemeinen Willen«) jederzeit als Verirrungen ahnden zu können.

Diese Veränderung der A. erklärte sich zunächst aus einem Wandel des literarischen Marktes:
aus der Verschlechterung der Karrieremöglichkeiten für philosophes seit den 1770er Jahren,
einer Ermüdung des Publikums angesichts aufg. Botschaften und der fortschreitende
Ausweitung der lesenden Ö fentlichkeit in bislang illiterate Schichten (Alphabetisierung). Um
noch originell zu erscheinen und das Interesse des Publikums wachzuhalten, mussten die A.er
ihre literarischen Mittel vergröbern und verschärfen. Ihre Kritik wurde mitunter maßlos, zum
arti ziellen Habitus. Dies gilt, obwohl pessimistische Stimmungen, Selbstkritik sowie
Übersteigerungen und Umkehrungen aufg. Werte (z. B. in Voltaires Candide, 1753, oder in
Diderots Jacques le fataliste et son maître, posthum 1796) die A. von Anfang an begleitet hatten.

Der entscheidende Grund für die Metamorphose der A. aber war gerade der allgemeine
Siegeszug aufg. Ideen und Ideale in ganz Europa. Was vor 1770 die Weltanschauung einiger
Eliten gewesen war, wurde nun zu einer immer breiteren, populären Strömung, zu einem
Weltgefühl, einem allgemeinen Bedürfnis, einer revolutionären Forderung nach konkreter
Veränderung der politisch-sozialen Verhältnisse. Die A.er und ihre Appelle an Wahrheit,
Vernunft, bürgerliche Freiheit, Gleichheit und Autonomie erhielten, überspitzt formuliert, eine
Massenbasis – mochten ihre Postulate dabei auch oft vergröbert, trivialisiert und
instrumentalisiert werden.
/
Deshalb ist das Ende der A. durch eben jenes Ereignis markiert, das ihre Forderungen in
politische Praxis umsetzte: Durch die Französische Revolution 1789 lebten die großen
Repräsentanten der französischen A. nicht mehr [36. 52]. Mit Kaiser Joseph II. scheiterte und
starb 1790 der konsequenteste Protagonist des Aufgeklärten Absolutismus
(Reformabsolutismus). Keiner der neuen Meinungsführer wäre als »A.er« hinreichend
charakterisiert. V.a. darin aber transzendierte die Französische Revolution die A., dass sie deren
Ziele vollständig einlöste: Mit dem Absolutismus, dem privilegierten Klerus und der
ständischen Hierarchie zerstörte sie diejenigen Institutionen, gegen die die A. gekämpft hatte
und von deren Existenz sie doch zugleich abhängig gewesen war. So gut wie alle aufg.
Forderungen – vom Gesellschaftsvertrag bis zur Vereinheitlichung der Maße und Gewichte–
wurden von ihr realisiert. Bestätigte sie so auf eine bis dahin unvorstellbare Weise den aufg.
Glauben an die Handlungsmacht des Menschen, so vernichteten ihre brutalen Exzesse und ihr
aggressiver Nationalismus wenig später die aufg. Zuversicht in den Sieg der Humanität und der
weltbürgerlichen Zivilisation. Der Selbstmord des Fortschritts-Theoretikers Condorcet 1793
und die Hinrichtung Lavoisiers 1794 manifestierten symbolisch das Ende des aufg. Traumes von
der Allmacht der Vernunft. Aus der Erschütterung der Revolution ging sie als eine andere,
dialektische und historische, hervor.

Gerrit Walther

8. Ausblick

Im Rückblick erschien die Revolution als das entscheidende Ergebnis der A.. Diese wurde
daher durchwegs aus deren Perspektive beurteilt – sei es im emphatischen oder polemisch-
kritischen Sinne ( Gegenau lärung). Da aber alle Zeitgenossen tief von der Revolution geprägt
worden waren, spiegelt ihr Urteil über die A. zumeist dieses Revolutionserlebnis wider.

Deshalb wurde die A. von der Generation der Romantik, des Idealismus wie des Historismus,
aber auch des politischen Katholizismus zumeist als Inbegri f einer abstrakten, dogmatischen
Bewegung kritisiert. Erst im Vormärz, etwa unter den Verfechtern des Hegelianismus und
später des frühen Sozialismus, änderte sich diese Einschätzung. Es begannen Versuche einer
Rehabilitierung aufg. Positionen in wiederum gegenwartskritischer Absicht [24]. Diese
Zusammenhänge zu erforschen, ist Aufgabe einer systematischen und europ. vergleichenden
Rezeptionsgeschichte der A. Sie aber ist bis heute ein Desiderat.

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| Rationalismus | Reformabsolutismus | Säkularisation | Schottische Au lärung | Vernunft

Gerrit Walther

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Cite this page

Walther, Gerrit, Tschopp, Silvia Serena, Steinle, Friedrich, Beutel, Albrecht, Kanz, Roland and Schmidt, Matthias, “Au lärung”, in: Enzyklopädie der
Neuzeit Online, Im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachherausgebern herausgegeben von
Friedrich Jaeger. Copyright © J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH 2005–2012. Consulted online on 14 May
2020 <http://dx-doi-org.uaccess.univie.ac.at/10.1163/2352-0248_edn_COM_242723>
First published online: 2019

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