Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
und Chemie
Das Skript zur Vorlesung
von
Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Bildquelle: https://www.ruhr-ip.com/fach-rechtsgebiete/materialwissenschaften-verfahrenstechnik/
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Vorwort
Dieses Skript kann und will nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben, und ist
daher kein Ersatz für den Besuch der Vorlesungen. Es soll lediglich die Verfolgung
und das Nacharbeiten der vorgestellten Lehrinhalte erleichtern.
Bei der Erstellung eines neuen Skripts ist es nahezu unvermeidlich, dass sich an der
einen oder anderen Stelle der Schreibteufel einschleicht. Ich bitte daher eventuell
vorkommende Fehler einerseits zu entschuldigen, und andererseits mir diese mitzu-
teilen.
2 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Inhaltsverzeichnis
3 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
4 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Was sind eigentlich Materialien? „Stoffe, aus denen die Welt gemacht ist“
u.v.m.
Für was benötigen wir Materialien: Bau- und Werkstoffe zum unmittelbaren
Errichten von Gebäude, Anlagen, Geräte, etc.
(Stahl, Ziegel, Kupfer, PVC, dotiertes Silizium
…)
5 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
7 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
8 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
9 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Auswahlkriterien für Materialien: Die Auswahl erfolgt in erster Linie nach den
funktionsspezifischen Anforderungen und
den zu erwartenden Umgebungseinflüssen
(Umwelteinflüssen):
• Festigkeit
• Leitfähigkeit
• Korrosionsbeständigkeit
• Verstoffwechselbarkeit
• Toxizität
• u.v.m.
10 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Methodik: Für die Suche nach dem geeigneten Werkstoff wird zunächst ein
Lastenheft erstellt (Lastenheft = Zusammenstellung aller Anfor-
derungen), und danach in einer Entscheidungsmatrix mit den zur
Auswahl stehenden Materialien bewertet
(Quelle: https://www.sofregaz.fr/projects-archive/galsi/)
11 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Quelle: https://pixabay.com/de/photos/wind-
rad-propeller-energie-windkraft-685859/
Materialien (Auswahl)
Anforderungen
Holz mit Lein- Kunststoff
(Auswahl) Stahl Aluminium
wand (GFK)
hohe Festigkeit ++ -- ++ ++
spezifische Kosten ++ + 0 --
Quelle: https://www.ostron.de/Mecha-
nik/Turbinenschaufel-31cm-russisch-
Turbine-Titan.html
Materialien (Auswahl)
Anforderungen
hochwarm- Kunststoff
(Auswahl) Gusseisen Keramik
fester Stahl (GFK)
hohe Stabilität ++ + ++ 0
hohe Temperaturfestigkeit + + -- ++
hohe Dauerschwingfestig-
++ ++ ++ --
keit
flexible Verarbeitungsmög-
++ -- ++ 0
lichkeiten
chemisch nicht reaktiv + + - ++
12 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Quelle: https://www.security-insi-
der.de/datentraeger-im-zentrum-von-
datenpannen-a-966594/
Materialien (Auswahl)
Anforderungen
optischer Kupfer-
(Auswahl) Pergament Papier
Datenträger platte
dauerhafte Lesbarkeit 0 - - ++
Kosten -- ++ ++ --
Langlebigkeit ++ + 0 ++
Zerstörungssicherheit - -- + ++
Verfügbarkeit -- ++ ++ 0
Quelle: https://www.umwelt-
bundesamt.de/themen/chemi-
kalien/wasch-reinigungsmittel
Desinfektionswirkung -- -- + ++
ökologische Belastung 0 + 0 --
Handhabung ++ -- ++ ++
13 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
In diesem Kapitel wollen uns ansehen, aus was Materialien überhaupt aufgebaut
sind. Wir wollen uns Atome ansehen, ihren Aufbau, ihre Entstehung und ihre Rolle
für Materialien. Atome können aber auch interagieren und dadurch neue Strukturen
bilden. Diese Strukturen können sehr einfach sein, wie beispielsweise bei Kohlendi-
oxid CO2, das aus 3 Atomen besteht. Dies Strukturen können aber auch sehr kom-
plex werden, wie beispielsweise bei Makromolekülen wie Polyethylen (C2H4)n oder Bi-
omolekülen wie Proteine, die aus vielen zigtausende Atomen bestehen können.
Atome können sich auch in unterschiedlichen Strukturen binden; in streng mathema-
tisch-geometrischen Anordnungen, sogenannten kristallinen Strukturen, oder chaoti-
schen, regellosten Anordnungen, sogenannten amorphen Strukturen.
Atome sind die Grundbausteine der uns bekannten und uns zur Verfügung stehenden
Stoffe und Materialien. Dies bedeutet, dass alles Stoffliche auf unserer Welt auf Ato-
men basiert.
Die Bezeichnung „Atom“ leitet sich aus dem griechischen Begriff „atomos“ ab, der
„unteilbar“ bedeutet. Der Begriff geht auf den griechischen Philosoph Demokrit (ca.
460 – 370 v.Chr.) zurück, der die Vorstellung hatte, dass Atome die kleinsten, nicht
mehr weiter teilbaren Teilchen sind, aus denen die Welt ausgebaut ist.
Heute wissen wir jedoch, dass Atome aus mehreren Bausteinen bestehen und auch
teilbar sind (→ näheres dazu finden wir in Veröffentlichungen zur Atom- und Kern-
physik).
Für unsere Bedarfe im Bereich der Ingenieurwissenschaften genügt hierzu eine ver-
einfachte Vorstellung vom Aufbau der Atome, wie sie Niels Bohr (1885 – 1962) in
seinem „Bohr’schen Atommodell“ beschrieben hat. Danach bestehen Atome Aus
einen Kern, in dem alle positiv geladenen Protonen und neutralen Neutronen
dicht gepackt sind. Um diesen Kern herum bewegen sich negativ geladenen Elektro-
nen in einem definierten Abstand zum Kern, den sogenannten Schalen, auf unter-
schiedlichen Bahnen, den sogenannten Orbitalen
Quelle: https://systemdesign.ch/wiki/Da-
Quelle: https://www.ulfkonrad.de/phy-
sik/9-10/kern/atommodelle/bohr
tei:RutherfordAtommodell.jpg
14 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Die Schalen, auf denen sich die Elektronen bewegen, entsprechen den Energieni-
veaus der einzelnen Elektronen. Dies bedeutet, dass mit zunehmendem Kernabstand
das Energieniveau eines Elektrons zunimmt.
Quelle: https://de.serlo.org/che-
mie/158205/schalenmodell
Jede äußere Schale kann (mit Ausnahme der 1. Schale K) maximal 8 Elektronen auf-
nehmen. Ein Atom ist dann in einem energetischen Gleichgewichtzustand, wenn die
äußere Schale gefüllt ist.
Ist die äußeren Schale nicht vollständig mit 8 Elektronen gefüllt, versucht das Atom
die Schale durch Interaktionen mit anderen Atomen auszufüllen. Das Atom ist damit
reaktionsfähig.
15 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Kleinere Atome können unter einem enorm hohen Energieaufwand miteinander „ver-
schmolzen“ werden. In einfachen Fällen geschieht das durch die sogenannte Kernfu-
sion
H + H + H → 3He
Quelle: https://www.welt.de/wissenschaft/article111727578/Der-
Traum-von-endloser-Energie-aus-Kernfusion.html
bei der einfachen Kernfusion im Inneren von Sternen werden Temperaturen von ca.
15 Mio. Grad C. benötigt; damit können Atome bis zu ca. 26 Protonen (d.h. Eisen)
erzeugt werden
Größer Atome als Eisen können nur durch extrem energieintensive Prozesse erzeugt
werden → Super-Nova-Explosionen
Beispiel:
16 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Die Idee für das Periodensystem geht auf Dimitri Medelejew (1834 -1907) zurück.
Die Zeilen der Tabelle entsprechen den jeweiligen äußersten Schalen der Elemente,
und die Spalten die Anzahl an Elektronen in der äußersten Schale.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Periodensystem#/media/Datei:Periodensystem_Einfach.svg
Neben der Ordnungszahl ist das Atomgewicht des Elements in [g/mol] angegeben.
Das Atomgewicht setzt sich zusammen aus den Massen aller Protonen, Neutronen
und Elektronen des Elements unter prozentualer Berücksichtigung aller Isotope.
Die Mengenangaben von Atomen und Molekülen erfolgt über die Anzahl an Teilchen.
17 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Die Idee des Periodensystems ist, dass Elemente in einer Spalte ähnliche Eigenschaf-
ten haben:
Molekül: ein Molekül ist die Verbindungen von 2 oder mehreren gleichen oder
unterschiedlichen Atomen zu einer einzigen chemischen Struktur
Beispiele:
Quelle: https://www.w-hoelzel.de/che-
mie/08-klasse/4-quantitative-beziehun-
gen/06-molekuele
• das Methan-Molekül CH4 ist durch die Tetraederstruktur symmetrisch und da-
mit elektrisch neutral aufgebaut
Quelle: https://www.chemieseite.de/orga-
nisch/node13.php
Quelle: https://www.u-helmich.de/bio/lexikon/C/Ce/Cellulose.html
19 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Eine sehr häufige Bindungsart von Atomen in Molekülen ist die Kovalenzbindung. Da-
bei schließen sich die einzelnen Atome so zusammen, dass sie ihre äußeren Elektro-
nen gemeinsam nutzen können und somit ihre jeweiligen Schalen bis zum Edelgaszu-
stand (8 Außenelektronen) auffüllen.
Quelle: https://www.tec-sci-
ence.com/de/chemie/bindungsar-
ten/kovalente-elektronenpaar-bin-
dung-atombindung/
Quelle: http://www.ricki.ch/ct/chml/allg/script/Bind.htm
20 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Quelle: https://www.tec-science.com/de/werkstofftechnik/aufbau-
der-metalle/gitterstruktur-von-metallen/
Neben den beteiligten Atomen ist für Moleküle sehr häufig auch die räumliche Struk-
tur essenziell. Dies gilt insbesondere für bioaktive Makromoleküle (z.B. Proteine, En-
zyme, etc.). Beim Aufbau dieser räumlichen Strukturen spielt die Verteilung der
elektrischen Ladungen in Form von polar oder nicht polar Molekülbausteinen eine
wichtige Rolle.
Ein Beispiel für die Wichtigkeit der 3-D-Struktur von Molekülen ist der Wirkmechanis-
mus von Enzymen, das sogenannte Schlüssel-Schloss-Prinzip
Quelle: https://u-helmich.de/bio/stoffwechsel/reihe2/reihe23-Spezi-
fitaet/Spezifitaet.html
21 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Quelle: https://apiumtec.com/steuerung-von-materialeigenschaften-
fuer-unterschiedliche-anwendungsanforderungen
Beispiele: Thermoplaste
Quelle: https://link.sprin-
ger.com/chapter/10.1007/978-3-
658-03141-1_7
22 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Beispiel: NaCl-Kristall
Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Da-
tei:NaCl-Ionengitter2.png
Quelle: https://theoriefinder.fan-
dom.com/de/wiki/Struktur_der_Kris-
talle#Translationssymmetrie
23 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Quelle: https://prozesstechnik.indust-
rie.de/pharma/lexikon-pharmatechnolo-
gie/atompackungsdichte/
Beispiel: Eisen
Quelle: https://www.ahoefler.de/index.php?option=com_content&view=ar-
ticle&id=61:eisen&catid=32:eisen-kohlenstoff-diagramm&lang=de-DE&Itemid=105
24 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
dex.php/Datei:Bin%C3%A4res-Zustands-
Quelle: http://wiki.arnold-horsch.de/in-
diagramm.jpg
• Kristalle bilden sich aus der Schmelze der Ausgangsmaterialien
• Nach Unterschreiten der Liquiduslinie lagern sich an Keimen (Keimstellen)
Atome und bilden Kristallite (Mischkristall + Schmelze)
• Nach Unterschreiten der Soliduslinie können bei hohen Temperaturen die
Mischkristalle durch Festkörperdiffusion weiter zu größeren Körnern zusam-
menwachsen
Quelle: https://link.springer.com/chap-
ter/10.1007/978-3-658-25374-5_3
25 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
In der Technik werden Metall meist in Form von Legierungen verwendet, d.h. in ei-
ner Mischung aus einem Hauptelement und ein bis mehreren Nebenelementen
Fe + C (0,1-2,1%) → Stahl
Al + Mg (3%) → AlMg3
Quelle: https://www.giessereilexi-
kon.com/giesserei-lexikon/Encyclo-
pedia/show/mischkristall-
1097/?cHash=0da09893ebc6a05b
abac31a0f2d77eaa
26 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Quelle: https://www.tf.uni-kiel.de/matwis/amat/mw1_ge/kap_5/backbone/r5_4_1.html
Beispiel für teilweiser Unlöslichkeit im festen Zustand einer Legierung Pb-Sn: eutekti-
sches System
Quelle: https://www.tf.uni-kiel.de/mat-
wis/amat/mw1_ge/kap_5/backbone/r5_4_3.html
27 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Reale Kristalle haben stets Abweichungen von der idealer, mathematisch exakter An-
ordnung der Atome im Kristallgitter
28 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Liniendefekt:
Quelle: http://www.techniklexikon.net/d/gitterfehler/gitterfehler.htm
1-dimsionale Gitterfehler sind Versetzungen
in der Gitterebene (Modellvorstellung:
eingeschobene Gitterebene)
Quelle: https://blogs.uni-bremen.de/werkstofftechnik2020/05-formaenderung-verformung-verfestigung/
Versetzungen entstehen bei der Kristallisation als Schmelzen und bei der plastischen
Verformung von Metallen
wichtig: mit steigender Versetzungsdichte steigt die Festigkeit und Härte sowie
sinkt die elastische und plastische Verformbarkeit (Versprödung)
29 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Flächendefekt:
Quelle: http://www.techniklexikon.net/d/gitterfeh-
ler/gitterfehler.htm
Quelle: https://www.wotech-technical-media.de/elearning-
detail.php?post id=8915&cat id=
Quelle: https://www.edelmetall-
schmiede.ch/infos/hintergruende/
30 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Raumdefekte:
Quelle: https://www.giesserei-pra-
xis.de/giesserei-lexikon/glossar/lunker
Lunker in Schweißnaht
Quelle: Vorlesung Schadensanalyse
Schweißen und Schweißnahtfehler; Dr.
Jörg Bretschneider, Fraunhofer IWS
Dresden TUD 4. Dezember 2013
31 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Wenn sich Atome zu Molekülen zusammenlagern wollen, oder wenn die in Molekülen
zusammengelagerte Atome sich wieder trennen wollen, geht das immer einher mit
einer Änderung von Energieinhalten. Diese bedeutet, dass beim Zusammenlagern o-
der Trennen Energie entweder aufgewandt oder entnommen werden muss. Der Vor-
gang der Zusammenlagerung oder Trennung (oder Umlagerung) erfolgt in einer
chemischen Reaktion
• exotherm: Energiefreisetzung;
d.h. das Produkt der chemischen Re-
aktion ist energieärmer als die Aus-
gangssubstanzen (Edukte)
• endotherm: Energieaufnahme
d.h. das Produkt der chemischen Re-
aktion ist energiereicher als die Aus-
gangssubstanzen (Edukte)
Photosynthese (endotherm):
32 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Jede Form von chemischer Reaktion läuft in der Regel nicht spontan ab, sondern be-
nötigt einen energetischen „Schubs“, die sogenannte Aktivierungsenergie.
Quelle: https://www.seilnacht.com/Lexikon/aktiv2.html
Stöchiometrie:
Für chemische Reaktionen gilt, dass sich weder die Art noch die Menge der Atome
verändert, sondern nur deren Zuordnungen und Zusammenschlüsse zu Molekülen
(Ausnahme: radioaktive Zerfallsprozesse);
33 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Tricalciumsilikat (C3S)
2 (3CaO ⋅ SiO2) + 6 H2O → 3CaO ⋅ 2SiO2 ⋅ 3H2O + 3 Ca(OH)2
Dicalciumsilikat (C2S)
2 (2CaO ⋅ SiO2) + 4 H2O → 3CaO ⋅ 2SiO2 ⋅ 3H2O + Ca(OH)2
Tricalciumaluminat (C3A)
3 CaO ⋅ Al2O3 + 12 H2O + Ca(OH)2 → 4CaO ⋅ Al2O3 ⋅ 13H2O
Tetracalciumalumionatferrit (C3AF)
4 CaO ⋅ Al2O3 ⋅ Fe2O3 + 13 H2O → 4CaO ⋅ Al2O3 ⋅ Fe2O3 ⋅ 13H2O
34 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Im 19. Jhd. wurde durch unabhängige Arbeiten von Jöns Jakob Berzelius und Wil-
helm Ostwald das Prinzip der Katalyse entdeckt: die Senkung der Aktivierungs-
energie und/oder Verschiebung der Gleichgewichtsreaktionen durch unbeteiligten
dritten Partner, de, sogenannten Katalysator
Katalysator
2 C2H6 + 5 O2 4 CO2 + 6 H2O
Quelle: https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/chemie-
abitur/artikel/abgaskatalysator-bei-kraftfahrzeugen
35 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Selektive_kata-
lytische_Reduktion#/media/Datei:Diesel_tech.png
Quelle: https://www.seilnacht.com/Lexikon/HaberBo.htm
36 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Die Syntheserate von Ammoniak steigt mit abnehmender Temperatur und zuneh-
mendem Druck; aber abnehmende Temperatur bedeutet auch eine sehr geringe Re-
aktionsgeschwindigkeit; der beste Kompromiss hat sich bei ca. 450°C und 300 bar
herausgestellt.
Quelle: https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/chemie-
abitur/artikel/technische-herstellung-von-ammoniak
Reaktionsgeschwindigkeit
Chemische Reaktionen laufen nicht schlagartig ab, sondern verläuft mit einer be-
stimmten Geschwindigkeit, der sogenannten Reaktionsgeschwindigkeit r.
Reaktionsgeschwindigkeit = Konzentrationsände-
rung je Zeiteinheit
Reaktionsgeschwindigkeit r = ∆c / ∆t
k: Geschwindigkeitskonstante
(abhängig u.a. von Temperatur)
Beispiel: Reaktion von Salzsäure mit Zink (einfache und schnelle Herstellung von
kleinen Mangen an Wasserstoff im Labor)
2 HCl + Zn → H2 + ZnCl2
Quelle: https://www.seilnacht.com/Lexikon/reaktge.htm
38 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Metalle stehen wie keine andere Materialgruppe für die technische, wirtschaftliche
und kulturelle Entwicklung der Menschheit. Edelmetalle wie Gold und Silber sind seit
vielen tausend Jahren Tausch- und Zahlungsmittel sowie Insignien von Reichtum und
Macht. Bronze und Eisen sind nicht nur Namensgeber für ganze Zeitalter, sondern
war Motor für wirtschaftliches Wachstum, großräumige Handelsbeziehungen und glo-
balisierter Märkte (der Begriff „global“ bezieht sich dabei auf die jeweils bekannte
Welt).
Quelle: https://archaeo-
metallurgie.de/giesse-
reiwerkstatt/
Metalle sind heute und auch in absehbarer Zukunft sehr wichtige Materialien für die
Verwirklichung gebäude- und energietechnischer Konzeptionen und Ideen.
3.1 Eisen-Werkstoffe
Als Eisenwerkstoffe werden Legierungen mit den Hauptkomponenten Eisen und Koh-
lenstoff bezeichnet.
39 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Quelle: https://www.ebay.de/itm/153416395144
wirtschaftlich bedeutende Eisenerze sind dabei:
• Magneteisenstein / Magnetit (Fe3O4)
40 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Reduktion: eine Reduktion eine chemische Reaktion, bei der der zu reduzierende
Stoff Elektronen aufnimmt (Reduktion = Aufnahme von Elektronen)
• Reaktionsgleichungen bei der Reduktion von Hämatit und Magnetit mit CO:
In Zug der Reduktionsvorgänge werden Begleitstoffe der Eisenerze wie Calzium (Ca),
Aluminium (Al), Schwefel (S) als Schlacke gebunden
Das so entstandene Roheisen hat einen Kohlenstoffgehalt von bis ca. 4%. Zur wei-
teren Verringerung des Kohlenstoffgehalts wird Sauerstoff (O2) in die Roheisen-
schmelze geblasen („Frischen“). Dadurch werden Kohlenstoff und weiteren Eisenbe-
gleitstoffe (Phosphor P, Mangan Mn, Silizium Si) oxidiert und/oder verschlackt
(→ Stahl).
Konverter; Quelle: chemie-am-auto.de
weitere Verarbeitungsschritte:
jedes Legierungselement hat eine ganz bestimmte Wirkung auf die Ausbildung
der kristallinen Gitterstrukturen, der Bildung und Verteilung von Mischkristallen
sowie der Gefügestrukturen
42 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
• die Hauptkomponenten Eisen (Fe) und Kohlenstoff (C) bilden ein Gefüge aus
Mischkristallen; dabei ist berücksichtigen, dass Fe und C nur eine beschränkte
Löslichkeit aufweisen
• Kohlenstoff kann chemisch gebunden in Form von Zementit (Fe3C) oder in Form
von Graphit (elementarer Kohlenstoff C) als eigene Phase vorliegen
1.2%C Perlit-Zementit-Gefüge;
Quelle: www.muwi.rwth-aachen.de
43 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
• dabei liegt der Kohlenstoff zunächst in Form von Zementit (Fe3C) vor; durch Glü-
hen wandelt sich Zementit in Graphit und Eisen um: Fe3C → 3Fe + C
Quelle: mkdoc.de
44 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Der Kohlenstoffgehalt ist ein maßgebender Faktor für die Eigenschaften von Eisen-
werkstoffen. Mit zunehmendem Kohlenstoffanteil ergibt sich:
Anlassen / Vergüten: nach Härten wieder auf ca. 400°C – 700°C erwär-
men und dann langsam Abkühlen (→ gezielter Ab-
bau von Martensit und Erhöhung der Zähigkeit
45 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
wesentliche Eigenschaften:
46 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
wichtige Lieferformen:
wichtige Anwendungen:
Apparatebau:
• Schaltschränke
• Gehäuse
• Achsen und Wellen
• Turbinen- und Verdichterschaufeln
• Motoren- und Kompressoren
u.v.m.
Eisenmaterialien lassen sich gut trennen und durch Einschmelzen vollständig recy-
celn.
Der Primärenergieaufwand für die Herstellung von primärem Stahl aus Eisenerz
variiert mit der Art der erforderlichen Legierung; der Primärenergieaufwand für Re-
cycling-Stahl („Kreislaufmaterial“) beschränkt sich in erster Linie auf das Aufschmel-
zen.
47 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
3.2 Nichteisen-Werkstoffe
• Leichtmetalle: Metalle mit einer Dichte kleiner 5000 kg/m³; typische Vertreter
sind Aluminium (Al), Magnesium (Mg), Titan (Ti) etc. und deren
Legierungen (AlMg3; Ti-6Al-2Sn-4Zr-6Mo; …);
• Buntmetalle: Metalle mit einer Dichte größer 5000 kg/m³ unter Ausschluss der
Edelmetalle; typische Vertreter sind Kupfer (Cu), Nickel (Ni), Blei
(Pb), Zinn (Sn), Zink (Zn) und deren Legierungen (CuSn), Mes-
sing (CuZn), …)
48 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Anwendungen: ca. 10% des geförderten Golds wird technisch genutzt (Rest:
Schmuck und Wertanlage)
49 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Silber löst sich in Salpetersäure (HNO3); damit lässt sich aus ei-
ner Gold-Silber-Legierung (Elektron) das Gold abtrennen; daher
wurde Salpetersäure früher als „Scheidewasser“ bezeichnet
https://www.silber.de/anwendungen-silber.html
50 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Durch den chemischen Prozess kann Rohkupfer mit ca. 98% Reinheit erzeugt
werden. Höhere Reinheiten wird Rohkupfer durch Elektrolyse aus einer ange-
säuerten Kupfersulfat-Lösung (CuSO4 + H2SO4) in Reinkupfer („Elektrokup-
fer“) mit ca. 99,99% Reinheit erzeugt.
https://www.seilnacht.com/Lexikon/e_chem.html
51 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
(Quelle: https://wirautomatisierer.industrie.de/themen/re-
lais/der-kontakt-macht-den-unterschied/)
Vergleichende Gegenüberstellung der elektrischen Leitfähigkeit
von Kupfer zu anderen Metallen
52 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
(Quelle: https://top-seiko.com/de/werkstoffeigenschaf-
ten/warmeleitfahigkeit-von-keramiken/
Vergleichende Gegenüberstellung der Wärmeleitfähigkeit von
Kupfer zu anderen Metallen
Hochspannungskabel (110-V)
(Quelle: https://www.google.com/url?sa=i&url=https%3A%2F%2Fopen-
data.uni-halle.de%2Fbitstream%2F1981185920%2F13222%2F8%2FD01_HS-
Kabel.pdf&psig=AOvVaw2qsUlL0OcQkms_32gST-
Dtt&ust=1671615569301000&source=images&cd=vfe&ved=0CAMQtaYDa-
hcKEwiw2NW484f8AhUAAAAAHQAAAAAQIw)
53 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Rohrleitungen
Kupferrohre eignen sich aufgrund der einfachen und schnellen
Verarbeitbarkeit und hohen Dichtigkeit (z.B. Biegen, Hartlöten)
für Kälteanlagen, Wärmepumpen, Wärmetauscher und Heizungs-
leitungen
Vorsicht bei Trinkwasserleitungen, da Kupfer bei geringem pH-
Wert (z.B. Kohlensäure) gelöst wird, und damit Cu-Anteil im
Trinkwasser gesundheitskritisch werden könnte
Dichtungen
Metallische Dichtungen für hohe Temperaturen (wichtig: sauer-
stofffreies Kupfer verwenden)
wichtig: Kupfer wird beim Verschrauben der Dichtflächen und in
Spalten und Gewindegänge gedrückt (→ hohe Dichtigkeit); aber
bei jedem Öffnen der Verschraubung muss Kupferdichtung er-
Dichtscheiben aus Kupfer setzt werden
(Quelle: https://www.online-dichtungs-
shop.de/Kupfer-Dichtung-Unterleg-
scheibe-DIN-7603-Kupferring
54 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
wichtige Kupferlegierungen
Messing: Messing ist eine Legierung aus Kupfer (Cu) und Zink (Zn)
hoher Korrosionsbeständigkeit
55 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Bronze Bronze ist eine Legierung aus Kupfer (Cu) und Zinn (Sn)
Anwendungen:
• hochbeanspruchte Gleitlager, Schneckenräder
und Getriebebauteile
• etc.
56 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Quelle: https://kslmining.com/ksl-gmbh/der-rohstoff-kupfer/
Kupfer und Kupferlegierungen lassen sich gut trennen und durch Einschmelzen voll-
ständig recyceln.
57 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Aluminium (Al) ist neben Sauerstoff (O2) und Silizium (Si) das dritthäufigste Element
in der Erdkruste
Aluminium kommt in der Natur nur in chemisch gebundener Form als Oxid als Be-
standteil von Mineralien vor
wichtige Aluminiumerze: Bauxit: (ca. 60% Al2O3; ca. 8% SiO2, bis 28% Fe2O3)
58 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
2 Al3+ + 6 e- 2 Al
3 O2- 3/2 O2 + 6 e-
Al2O3 + 2 C 2 Al + CO2 + CO
hohe Korrosionsbeständigkeit
Aluminium bildet eine unmittelbar nach Luftkontakt eine festsit-
zende, gasdiffusionsdichte Oxidschicht an der Oberfläche, die ein
weiteres Oxidieren verhindert
lebensmittelecht
damit sind Aluminiumbehälter und Aluminiumfolie prädestiniert
für die Verpackung und Lagerung von Lebensmitteln
59 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Verarbeitbarkeit:
Reinaluminium ist sehr gut umformbar aber kann nicht zerspannt
werden (da Material zu weich und somit schmierender Span)
wichtige Aluminiumlegierungen
60 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Reinaluminium: Alu-Folie
Quelle: https://www.rk-rose-
krieger.com/deutsch/pro-
dukte/profiltechnik/
Aluminium und Aluminiumlegierungen lassen sich gut trennen und durch Einschmel-
zen vollständig recyceln.
Der Primärenergieaufwand für die Herstellung von Neu-Aluminium ist der höchste
Aufwand von allen NE-Metallen. Daher ist bei der Konstruktion die Möglichkeit der
sortenreinen Trennung und Recycling von Alu-Bauteilen essenziell wichtig.
61 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Die Basis und Quellen der nachfolgenden Diagramme und Zahlenwerte für den Ener-
gieaufwand und die CO2-Emissinen wurden von mir nicht verifiziert. Daher sollen die
Zahlenwerte in erster Linie als relative Vergleichswerte dienen, und weniger als abso-
lute Zahlenwerte.
Quelle: https://www.gesundes-haus.ch/metall-
CO2-Fußabdrücke bei der Herstellung verschiedener Metalle bauarbeiten/oekobilanz-metalle.html
Quelle: https://www.gesundes-haus.ch/metall-
bauarbeiten/oekobilanz-metalle.html
62 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Korrosion beruht stets auf einer Wechselwirkung zwischen dem Material und der Um-
gebung. Diese Wechselwirkung äußert sich in Form chemischer Reaktionen und führt
zu einer, in der Regel stofflichen Veränderung des Materials.
63 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Beispiel: Bahnschienen
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Korro-
sion#/media/Datei:Zeche-Zollern_2132.JPG
Beispiel Rohrleitungen
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Korro-
sion#/media/Datei:Zeche-Zollern_2132.JPG
Beispiel: Stahlseil
Quelle: https://www.hausjournal.net/span-
nungsrisskorrosion-edelstahl
64 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Metalle zeigen eine mehr oder weniger hohe Bereitschaft, Elektronen aufzunehmen.
Dabei gilt, dass Bereitschaft zur Elektronenaufnahme bei sogenannten edlen Metallen
größer ist als bei sogenannten unedlen Metallen. Das Maß für die Bereitschaft zur
Elektronenaufnahme wird als Redoxpotential bezeichnet. Als messbare Größe dient
dabei das sogenannte Elektrodenpotential.
Quelle: https://www.haustech-
nikdialog.de/SHKwissen/Sho-
wimage.aspx?ID=5178
65 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Aus der elektrochemischen Spannungsreihe ist zu erkennen, wenn man Zink (Zn)
und Kupfer (Cu) in Kontakt bringt, entsteht eine Spannung (Potential) von
Bei Kontakt von Zink (Zn) und Kohlenstoff (C) ergibt sich eine Spannung von
Kontaktkorrosion:
Die Folge davon ist, dass sich das unedlere Metall als Anode sukzessive auflöste und
dadurch zerstört wird. Das edlere Metall bekommt dagegen als Katode einen Schutz-
überzug.
Quelle: https://www.kfztech.de/kfztech-
nik/elo/grundlagen/elektrochemie-im-kfz-
korrosion.htm
Quelle: https://ratgeber.blauar-
beit.de/baustoffe/kontaktkorrosion
66 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Quelle: https://www.energie-ex-
perten.org/heizung/heizungs-
technik/warmwasserspeicher/op-
feranode
Quelle: https://www.tjdecho.com/de/what-is-cathodic-protec-
tion%EF%BC%9Fthe-methods-to-realize-cathodic-protection-
of-underground-pipelines-and-its-technical-requirement/
67 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Unter dem Begriff Kunststoffe werden Materialien verstanden, die nicht natürlich vor-
kommen, sondern die synthetisiert werden. Dies bedeutet, dass Kunststoffe letztlich
„zusammengebastelte“ Materialien sind.
Quelle: https://wiki.polymer-
cken; Entdeckung von Charles Goodyear 1839)
service-merseburg.de/in-
dex.php/Vulkanisation
Struktur-Formel
von vulkanisiertem Kautschuk
1,3-Butadien
Quelle: https://en.wikipe-
Struktur-Formel
von Styrol-Butadien-Kautschuk
Styrol
68 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Quelle: https://www.researchgate.net/figure/View-of-monomer-and-polymer-structure_fig1_301741426
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Polymer
69 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
70 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Polyethylen (PE) ist mit einem Marktanteil von ca. 30% einer der häufigsten Kunst-
stoffe weltweit.
Polyethylen wird aus dem Monomer Ethen (Ethylen) hergestellt. Ethen ist ein unge-
sättigter Kohlen-Wasserstoff mit der Summenformel C2H4 und der Strukturformel
An der Strukturformel ist zu erkennen, dass die beiden Kohlenstoffatome mit einer
Doppelbindung verbunden sind (→ ungesättigte Verbindung). Im Zuge der soge-
nannten Polymerisation wird bei hohem Druck und bei hohen Temperaturen und un-
ter Zuhilfenahme eines Katalysators die Doppelbindung der Monomere Ethen gelöst,
so dass sie sich miteinander zu langen Ketten verbinden können. Der dabei verwen-
dete Katalysator ist beispielsweise Titanchlorid (TiCl4) + Aluminiumtriethyl (Al(C2H5)3.
(Quelle: https://www.seilnacht.com/Lexikon/k_polyet.html
71 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Die physikalischen Eigenschaften hängen sehr stark von dem Druck und im geringe-
ren Maß von der Temperatur ab, unter denen die Polymerisation ablief. Es werden
daher folgende Sorten von Polyethylen unterschieden:
Hochdruck-Polyethylen: hergestellt bei Drücken von 150 bar bis 300 bar und Tem-
peraturen von ca. 300°C;
es entstehen stark verzweigte Polymerketten mit einem
Kristallisationsanteil von ca. 45%
aufgrund der vergleichsweise geringen Dichte (0,92-0,93
g/cm³) erfolgt die Bezeichnung „low density polyethyl-
ene“ (LDPE)
Der Kristallisationsanteil ist dabei ein Maß für die Steifigkeit des Materials; d.h.
HDPE ist steifer als LDPE; Kristallisationsanteil ist temperaturabhängig
72 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Neben der Polymerisation gibt es noch zwei weitere Verbindungsverfahren für die Bil-
dung von Polymerketten, die Polykondensation und die Polyaddition:
(Quelle: https://www.seilnacht.com/Lexikon/k_eint.html#Polymerisationl)
73 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
• etc.
74 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
• geringe Dichte; damit können Objekte und Strukturen mit geringem Eigengewicht
generiert werden
• relativ geringe Festigkeit, verglichen mit Metallen; die Zugfestigkeiten liegen in ei-
nem Bereich von ca. 30 – 50 N/mm²; durch Zugabe von Glas- oder Kohlefasern
erhöhen sich die Zugfestigkeiten auf ca. 100 – 250 N/mm²
(Quelle: https://encrypted-tbn0.gsta-
tic.com/images?q=tbn:ANd9GcTKW8pzWUqpwDz
FyAhUtF2y1gx8a6EVLBPGjf3O2QgewFXifB8o6jtr-
BwMCTgvs036kzM&usqp=CAU)
(Quelle: https://www.krv.de/wissen/klassifizie-
rung-der-kunststoffe-nach-ihrer-temperaturbe-
standigkeit-und-einsatzgebieten)
75 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
• kostengünstig; viele Kunststoffe können (bislang noch) sehr viel kostengünstig als
funktionsgleiche Metalle hergestellt werden, da die Grundstoffe (→ Monomere)
mit geringen Kosten aus Erdöl und vor allem Erdgas gewonnen werden (→ gro-
ßes Problem bezüglich Nachhaltigkeit)
76 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Polyethylen (PE)
Anwendungen: Verpackungsfolien
Trinkwasser- und Heizungsrohre
Benzin- und Heizöltanks (Quelle: https://www.mopack.de/filead-
min/_processed_/e/b/csm_Fo-
Beschichtungen für Stahlbleche, etc. lie_0031__800x533__2061ceffe7.jpg)
Polypropylen (PP)
Anwendungen: Folien
Steckdosen
Schalter (Quelle: https://m.media-ama-
zon.com/images/W/WEBP_402378-
Gehäuse für Haushaltsgeräte, etc. T1/images/I/31lqEo2F4mL._AC_SY450_.jpg)
Polyvinylchlorid (PVC)
line.de/magazin/pvc-kunststoff/)
(Quelle: https://www.rct-on-
77 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Polystyrol (PS)
Epoxidharz (EP)
Merkmale: Duroplast
Einsatz als Gieß- und Formharz
gut geeignet auch als Klebstoff
meist faser-verstärkt
Einsatztemperatur bis 80°C
(bei Warmaushärtung bis max. 200°C)
chemisch sehr gut beständig
gute elektrische Isolierung
Lacke
Klebstoffe
Leiterplatte
Flugzeug- und Bootskörper, etc.
78 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Polyurethan (PUR)
Merkmale: Duroplast
hohe Zugfestigkeit und Schlagbiegefestigkeit
Einsatzmöglichkeit ungeschäumt (hart) oder geschäumt (elastisch)
hohe Haftkraft auf Metall, Holz, Textilien, Glas, etc. (→ Montagekleber)
bei geringem Vernetzungsgrad: hohe Elastizität (→ Dichtungsmasse)
Anwendungen: Reifen
Dichtungen (O-Ringe)
Membranen
Schuhsohlen
Flachriemen, etc.
(Quelle: https://www.mcpolymers.com/hs-
fs/hubfs/Blog_Images/rubber-tire.jpg?width=320&name=rub-
weitere Kunststoffe: ber-tire.jpg)
4.6 Klebstoffe:
Quelle: plasma.de
80 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Die Monomere für die Kunststoffherstellung werden derzeit größtenteils aus Erdöl
und Erdgas gewonnen. Damit stehen insbesondere Kunststoffe derzeit noch für eine
Wirtschaft, die auf fossilen Rohstoffen basiert.
Ein Vergleich der Energiebedarfe für die Herstellung von Kunststoffen zeigt, dass die-
ser mit ca. 25 kWh/kg im Vergleich zu Stahl mit ca. 6 kWh/kg deutlich höher liegt.
Nur Aluminium weist mit einem Energiebedarf von ca. 33 kWh/kg einen signifikant
höheren Wert auf.
Die Basis und Quellen der nachfolgenden Diagramme und Zahlenwerte für den Ener-
gieaufwand und die CO2-Emissinen wurden von mir nicht verifiziert. Daher sollen die
Zahlenwerte in erster Linie als relative Vergleichswerte dienen, und weniger als abso-
lute Zahlenwerte.
(Quelle: https://www.hunold-knoop.de/kunststoffwissen/allgemeines/herstellung-von-kunststoffen/)
(Quelle: https://www.elektrotechnik.vogel.de/wie-sich-
unternehmen-auf-die-eup-direktive-richtig-vorbereiten-
koennen-a-63533/
81 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
(Quelle: https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcTXMBz9rBjPa_F88UPxTDSwR4RqQnTmIwcB2g&usqp=CAU)
(Quelle: https://www.oekologisch-unterwegs.de/images/stories/kunststoffwis-
sen/932_Trend_der_Verwertung_von_Kunststoffabfaellen_in_Deutschland.jpg
82 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Bei über 90% der Gesteine in der Erdkruste handelt es sich im Silikate (SiO4-). Die
wichtigsten Silikate sind Feldspäte, Quarze, Glimmer, Tonminerale, u.a.
Eine weitere wichtige Gruppe von Gesteinen stellen die Kalkgesteine dar. Diese ent-
stehen in der Regel aus den Resten von Kalkschalen mariner Lebewesen wie bei-
spielsweise Korallenpolypen, Muscheln und Coccolithen.
Die drei Hauptgruppen von Gesteinen unterscheiden sich nach ihrem Entstehungs-
prozess. Die Hauptgruppen sind:
83 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Beispiele: Kalkstein
Sandstein
Tonschiefer, Bauxit, u.v.m.
Sandsteinmauerwerk im Amun-
Tempel von Luxor
(Quelle: https://franks-travelbox.com/afrika/aegyp-
ten/luxor-tempel-in-luxor-aegypten/)
Beispiele: Gneis
Marmor
Glimmer
84 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Lockergestein: neben den Festgesteinen finden sich in der Natur und in techni-
schen Anwendungen noch die Gruppe der Lockergesteine; dies
sind letztlich kleinteilige Gesteinsstücke, die durch Erosionspro-
zesse gebildet wurden und als Material unverfestigt vorliegt.
Beispiele: Sand
Kies
Ton
u.v.m.
85 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Glimmer: Glimmer ist eine große und häufige Gruppe von Schichtsilikaten, die aus
einer Schichtenfolge von Silikaten mit SiO4-Tetraeder und Aluminaten
mit AlO6-Oktaedern aufbaut sind; die Schichtenstruktur gibt Glimmer ei-
nen schuppigen Habitus und eine geringe Festigkeit
86 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Gefügestrukturen
Quarz
Glimmer
(Biotit)
Kalifeldspat
Feldspat
(Plagioklas)
87 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
88 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Beispiele:
Tischgeschirr, Blumentöpfe, Fliesen, …
Beispiele:
Tischgeschirr, Fliesen (Feinsteinzeug), Rohre
für Kanalisation, Abwasser und Drainagen; …
Beispiele:
Tischgeschirr, Sanitärkeramik, elektrische
Isolatoren, säure- und laugenbeständige
Porzellan-Isolator für Hochspannung
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Isola-
Bauteile für chemische Industrie, …
tor_%28Elektrotechnik%29)
89 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
90 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
5.3 Gläser
Unter Gläser versteht man anorganischen, nicht metallischen Materialien, die im Ge-
gensatz zu keramische und mineralischen Materialien eine amorphe Struktur auf-
weisen.
(Quelle: tf.uni-kiel.de)
Quelle: uni-jena.de
91 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
• hohe optische Transparenz (ca. 350 nm bis ca. 2800 nm → optimiert auf
sichtbares Licht)
• lebensmittelecht
Die Festigkeit von Glaskörpern wird nahezu ausschließlich nur über die Oberflächen-
schichten bestimmt. Dies bedeutet, dass die Dicke einer Glasscheibe keinen signifi-
kanten Einfluss auf die Festigkeit des Glaskörpers hat. Weitere Folgen sind
Quelle: glastueren-shop.de
92 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
93 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
• Informationstechnik: Glasfaserkabel
• Konstruktionsgläser: Vollglas-Treppen,
Glas-Stützen, Glasbausteine
Glastreppe
Quelle: glaserei-schmitt.de
tragende Glasstütze
Quelle: ludwig-weiler.de
94 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Lehm: Lehm stellt den ältesten und einen der wichtigsten Baustoffe dar. Seit
der beginnenden Sesshaftigkeit vor ca. 12.000 Jahren wurden Bau-
werke mit Lehm errichtet:
Gründe hierfür: Lehm ist überall zu finden; Lehm findet sich an je-
dem Gewässer in konzentrierten Sedimentations-
schichten
Quelle: https://www.bauhandwerk.de/arti-
kel/bhw_Lebendige_Gefache_1734603.html
Quelle: https://de.versiontravel.com/altes-mesopotamien-wichtigste-zivilisationen/
95 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Beton ist ein Verbundwerkstoff der im Wesentlichen aus drei Hauptbestandteilen be-
steht:
Beton ist als mineralisches Material sehr druckstabil, aber nur sehr gering zugstabil.
Daher wird dem Beton Bewehrungsmaterial in Form von Stangen, Matten und Kör-
ben beigegeben: Dieses Bewehrungsmaterial gewährleistet die Festigkeit gegen-
über Zugbeanspruchung, während der mineralische Beton die Festigkeit gegen-
über Druckbeanspruchung übernimmt. Der Verbund wird als Stahlbeton bezeichnet.
Quelle: https://www.schlagbohrer.net/ratgeber/stahlbeton-bohren-keine-angst-vor-der-herausforderung/
96 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Abhängig von der Art der Zuschlagstoffe (Art, Körnung und Verteilung der Lockerge-
steine), dem Massenanteil an Zement und der Menge an Wasser (sog. Wasserze-
mentwert) gibt es eine Vielzahl von Betonqualitäten (sog. Normalbetone.
Zement: Zement stellt als Bindemittel den „Klebstoff“ zur Verbindung des Locker-
gesteins (Zuschlagstoffe) dar.
Zement wird aus Kalkstein, Sand und Ton hergestellt, die in einem
Drehrohofen bei Temperaturen zwischen 1.250°C und 1.450°C zu soge-
nanntem Klinker gebrannt werden. Damit besteht Zement aus chemi-
scher Sicht in erster Linie aus den Oxiden
• Kalziumoxid (CaO)
• Aluminiumoxid (Al2O3)
• Siliziumoxid (SiO2)
• Eisenoxid (Fe2O3)
• Titanoxid (TiO2)
Kalzinieren (Entsäuern):
CaCO3 → CaO + CO2
Klinkerbrand (Sintern)
Quelle: https://www.enargus.de/pub/bscw.cgi/d5797-2/*/*/Klinkerbrennen.html?op=Wiki.getwiki
97 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Die während der Hydration ablaufenden chemischen Reaktionen mit den Komponen-
ten des Klinkers sind
→ 1 kg CO2 je kg Zement
Für Beton mit 10% bis 20% Mindestzementgehalt ergibt sich da-
mit eine CO2-Emission in Höhe von
98 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Die Basis und Quellen der nachfolgenden Zahlenwerte für den Energieaufwand und
die CO2-Emissinen wurden von mir nicht verifiziert. Daher sollen die Zahlenwerte in
erster Linie als relative Vergleichswerte dienen, und weniger als absolute Zahlen-
werte
Quelle: https://www.gesundes-haus.ch/metallbauarbeiten/oekobilanz-metalle.html
99 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Quelle: https://www.gesundes-haus.ch/metallbauarbeiten/oekobilanz-metalle.html
100 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Biogene Materialien sind dadurch gekennzeichnet, dass die ausschließlich auf nach-
wachsenden Rohstoffen basieren. Damit sind biogene Materialien sehr eng mit den
Stoff- und Energiekreisläufen biologischer Systeme verbunden. Ein sehr bekanntes
Beispiel hierfür ist Ökosystem „Wald“ und dessen Nutzung für die Gewinnung des bi-
ogenen Werkstoffs „Holz“.
• stoffliche Nutzung
• energetische Nutzung
naturwissenschaftlicher Einschub:
→ Woher kommt die Biomasse auf der Erde?
→ Was ist der Ursprung der biogenen Energie?
Alle vielzelligen Lebensformen auf der Erde unterschieden sich hinsichtlich ihrer Ver-
sorgung mit Nahrung und damit mit Energie in zwei Gruppen:
ADP/NADPH
6 H2O + 6 CO2 6 O2 + C6H12O6 (Calvin-Zyklus)
101 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Der gesamte Vorgang wird als Photosynthese bezeichnet und spielt sich in den
Chloroplasten von Pflanzen und Grünalgen statt
(Quelle: https://slideplayer.org/slide/1554558/3/images/2/In+der+einfachsten+Definition%2C+die+Pho-
tosynthese+ist+die+Umwandlung+der+Energie+aus+Sonnenlicht%2C+eine+gespeicherte+chemi-
sche+Energie%2C+die+es+den+Lebewesen+zu+sp%C3%A4teren+Zeiten..jpg)
• Konsumenten: beziehen ihre Energie durch den Verzehr von Produzenten oder
Konsumenten
o Primärkonsument
o Sekundärkonsument
o Tertiärkonsument und höhere Ordnungen
o Endkonsument
102 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Die stoffliche Nutzung biogener Materialien kann auf unterschiedliche Weise erfolgen.
Nachfolgend werden einige der Nutzungspfade betrachtet
Prozessschritte:
(Quelle: https://www.seil-
nacht.com/Lexikon/agaerung.gif)
103 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
(Quelle: https://www.seil-
nacht.com/Chemie/ethol2.gif)
104 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
(Quelle:
https://ih1.redbubble.net/
image.692138680.7701/fl
at,750x1000,075,f.u3.jpg
(Quelle: https://www.seilnacht.com/Lexikon/kohlenh.html)
105 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
(Quelle: https://www.chemiezauber.de/images/q1/poly-
saccharide/saccharose-haworth-800.png) (Quelle: http://www.uni-kiel.de/down-
load/pm/2017/2017-176-1.jpg)
106 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
(Quelle: https://burgis.de/app/uplo-
ads/2021/03/Kartoffel-Feld-1024x683.jpg)
(Quelle: https://thumbs.dreamstime.com/b/bauteile-der-
st%C3%A4rke-chemische-formel-40390746.jpg)
107 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
(Quelle: https://www.igb.fraunhofer.de/de/forschung/industrielle-biotechnologie/bioprozessentwicklung/aufberei-
tung-von-nachwachsenden-rohstoffen-und-abfallstoffen/aufschluss-von-lignocellulose/jcr:content/contentPar/section-
component/sectionParsys/textblockwithpics_86/imageComponent1/image.img.4col.large.jpg/1599053494254/Lig-
nozellulose.jpg)
108 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Biogene Kunststoffe oder Bio-Kunststoffe sind Polymere, die aus biogenen Monome-
ren und damit aus Biomasse hergestellt werden. Ziel der Verwendung von Bio-
Kunststoffen ist der Verzicht auf fossile Rohstoffe (Erdöl und Erdgas) als Quelle für
Monomer und der der Verzicht auf anorganische, energieintensive Struktur- und Ver-
stärkungselemente (Glasfasern, Kohlefasern, …).
(Quelle: https://www.biooekonomie-bw.de/application/files/cache/thumb-
nails/b4fb298a5809cddcbaf3c691415a2297.jpg)
Der Abbau von nachhaltigen Bio-Kunststoffen erfolgt letztlich wie der Abbau von Bio-
masse enzymatisch durch sogenannte Destruenten (→ Gruppe von Organsimen,
die über mehrere Nahrungsstufen Biomasse re-mineralisieren; Destruenten sind
Pilze und Bakterien).
109 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Die Rohstoffbasis für Biokunststoffe sind Polysaccharide (Stärke und Cellulose) und
Proteine (Elastin, Seidenproteine, Casein, u.v.m.).
Polybutylenadipat-
terephthalat (PBAT): thermoplastisches Polymer; Ersatzstoff
für Polyethylen (PE)
(Quelle: https://media.springerna-
ture.com/lw685/springer-sta-
tic/image/chp%3A10.1007%2F978-
3-658-27795-6_2/MediaOb-
jects/466252_1_De_2_Fig2_HTML.p
ng)
110 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Anmerkungen: die Kosten für Biokunstoffen sind z.Z. noch höher als die Kosten
für konventionelle Kunststoffe; mit zunehmenden Produktions-
mengen werden die Kosten aufgrund von Mengeneffekten aber
sinken
111 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Wasser ist das wichtigste Material auf der Erde, da es ohne Wasser kein Leben gäbe.
• im Wasser liegt der Ursprung des Lebens vor ca. 4.000 Mio. Jahren
• als Lösemittel
• als Kühlmittel
• als Reinigungsmittel (Dampfstrahlen, …)
• als Transportmittel (für thermische Energie, Suspensionen, …)
• als Schneidmittel (Wasserstrahl-Schneiden)
• u.v.m.
Wasser ist eine Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff: H2O (Molmasse 18). Da-
bei sind die Elemente im Wassermolekül asymmetrisch angeordnet, wodurch das Mo-
lekül dipolar wird
(Quelle: https://www.leifichemie.de/sites/default/fi-
les/images/083bb136a3a5b6c2bd8d563078398342/
1000wechselwirkungen_wasser_molekuel.jpg)
(Quelle: https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn:
ANd9GcQ8sNghfCZmuDgqxeBxATZhA
wQQsz8X7eHEhebPo_vr1rZ1cniV77nYrrxEr633JKEHM&usqp=CAU)
112 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Aufgrund der Dipol-Struktur können Wassermoleküle eine Vielzahl von Bindungen mit
anderen dipolaren Molekülen eingehen. Eine Spezialform der Bindungen sind die
Wasserstoff-Brücken-Bindungen. Dadurch verbinden sich u.a. Wassermoleküle
in flüssigen Zustand zu einem „Gefüge“ mit vergleichsweise stabilen Rand (→ Ober-
flächenspannung von Wasser)
(Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipe-
dia/commons/thumb/e/ed/Wasser-
stoffbr%C3%BCckenbindungen-Wasser.svg/240px-
Wasserstoffbr%C3%BCckenbindungen-Was-
ser.svg.png)
(Quelle: https://www.grafs-bio-seiten.de/wp-con-
tent/uploads/2018/04/n_AB-1_2.3-7-Proteinstruk-
tur_Sekundaer_150dpi.png)
113 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Das Wassermolekül ist wenig stabil und ist daher im ständigen Elektronenaustausch
mit den benachbarten Wassermolekülen. Dadurch dissoziieren die Wassermoleküle
kurzzeitig zu Ionen. Diese Ionenbildung ist eine der Ursachen für das hohe Lösungs-
vermögen von Wasser.
Wasser als reines H2O kann nur künstlich hergestellt werden (→ destilliertes Was-
ser). Natürliches Wasser ist aufgrund des sehr guten Lösungsverhaltens immer mit
Fremdstoffen, insbesondere gelöste Mineralstoffe und gelöstem CO2 angereichert.
Dabei bewirkt das aus Luft aufgenommene CO2 die Bildung von Kohlensäure
(H2CO3). In wässriger Lösung liegt Kohlensäure (wie alle Säuren und Laugen) in dis-
soziierter Form vor
H2CO3 2 H+ + CO3-
Das mit CO2 angesäuerte Regenwasser kann dann während des Versickerns im Un-
tergrundgestein vorliegende Mineralstoffe lösen. Diese betrifft insbesondere die Car-
bonate im Sedimentgestein (→ Kalkstein)
114 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Bei den Wasserinhaltsstoffen (Salzen) sind hinsichtlich der Löslichkeit bei unter-
schiedlichen Temperaturen zwei Stoffgruppen zu unterscheiden:
• permanente Salze: die Löslichkeit der Salze in Wasser nimmt mit steigender
Temperatur nicht ab; dies betrifft alle Chloride, Sulfate,
Phosphate und Nitride
• veränderliche Salze: die Löslichkeit der Salze (→ Carbonate) nimmt mit stei
gender Temperatur ab; dies betrifft alle Carbonate
(Quelle: http://www.vias.org/kas/de/img/graph.jpg)
115 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
dies gilt auch für die Löslichkeit von O2 und CO2 im Was-
ser;
(Quelle: https://www.spektrum.de/lexika/images/geo/fff533_w.jpg)
gasförmig
Temperatur
• Calcium: Ca(HCO3)2 CaCO3 + H2O + CO2
116 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Wasserhärte: Die Wasserhärte ist eine Messgröße für die Bestimmung des
Salzgehalts, d.h. der gelösten Salze im Wasser ; dabei werden
folgende Größen unterschieden:
117 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
118 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Wie bereits des Öfteren erwähnt, ist Wasser die Wiege und der Ursprung des uns be-
kannten Lebens. Es ist daher sehr schwierig, die stete Bildung von neuem Leben in
Wasser zu verhindern.
Es verwundert daher nicht, dass in Rohwasser und auch in Trinkwasser neben chemi-
schen Inhaltsstoffe stets auch mikrobiologische Inhaltsstoffe, meist in Form von Bak-
terien oder Einzellern vorliegen
(Quelle: https://www.spektrum.de/lexika/images/biok/fff143_w.jpg
119 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Die meisten Organismen im Wasser sind gesundheitlich nicht relevant. Nur wenige
Organismen sind in den im Wasser vorliegenden Konzentrationen pathogen. Patho-
gene Organismen/Keime (Krankheitserreger) im Trinkwasser können auf folgende
Ursprünge zurückgehen:
Die Beprobung und Auswertung erfolgt dabei über Wasserproben, die auf Nährbö-
den (→ Agar) aufgebracht und über eine bestimmte Zeit und Temperatur bebrütet
werden; danach werden die sichtbaren Kolonien ausgezählt → KBE: koloniebil-
dende Einheiten.
120 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Das Reinigen von Objekten und Oberflächen stellt eine meist übersehene aber den-
noch sehr wichtige Maßnahme im Leben dar. Beginnend bei der Reinigung des eige-
nen Körpers über die Reinigung von metallischen Oberflächen (→ Entölen, Entrosten,
„Primern“) vor der Weiterverarbeitung bis hin zur Reinigungs- und Desinfektionsmaß-
nahmen in medizinisch und hygienisch relevanten Bereichen. Es stellten sich dabei
immer dieselben Fragen:
Die Funktion von Reinigungsmittel beruht auf sogenannten Tensiden. Dabei handelt
es sich um chemische Substanzen, die in der Lage sind, die Oberflächen- bzw.
Grenzflächenspannung in Flüssigkeiten und dabei insbesondere in Wasser zu ver-
ringern. Damit wird die Benetzungsfähigkeit der Flüssigkeit an Oberflächen massiv
erhöht, d.h. die Flüssigkeit kann u.a. Schmutzpartikel vollständig benetzten
und umschließen und damit die Haftungskräfte zur Oberfläche unterbrechen.
Dadurch können die Schmutzpartikel von den Oberflächen in die Flüssigkeit verbracht
(→ emulgiert) werden.
(Quelle: https://www.a-kutrovatz.at/tenside/fettablagerung_2.png)
121 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
Tenside: Tenside sind mittel- bis langkettige Moleküle, die eine unpolare, wasser-
abweisende (→ hydrophobe) Seite und eine polare, wasseranziehende
(→ hydrophile) Seite haben. Diese Eigenschaft, gleichzeitig hydrophob
und hydrophil zu sein, nennt man amphiphil („beides liebend“)
(Quelle: https://www.wisch-star.de/mediafiles/Bilder/Bildschirmfoto%202015-07-
28%20um%2010.07.03.png)
dies bedeutet:
• Tensid-Moleküle richtet sich mit der polaren, hydrophilen Seite hin
zu Wasser bzw. anderen polaren Substanzen aus
• Tensid-Moleküle richtet sich mit der unpolaren, hydrophoben Seite
hin zu unpolaren Substanzen wie Fetten, Ölen, etc. aus
Der unpolare, hydrophobe Teil der Tensid-Moleküle besteht aus einer Kohlen-Was-
serstoff-Kette, einer sogenannten Alkylgruppe.
Der polare, hydrophile Teil der Tensid-Moleküle besteht aus spezifischen funktionel-
len Gruppen, die bei Kontakt mit Wasser zum Teil dissoziieren und dadurch Ionen bil-
den können:
Tensid-Klassen
(Quelle: https://slideplayer.org/slide/5360244/17/images/17/2.1+Tenside+Tensidklassen.jpg)
• Alkylpolyglycoside (APGs):
nichtionisches Tensid; Verwendung in Wasch-
und Geschirrspülmitteln, Shampoo;
Reinigungsmittel in Lebensmittelindustrie
(da hohe Löslichkeit und geringe
Schaumbildung)
• Alkylbenzolsulfonate (LAS):
anionisches Tensid; weltweit wichtigstes Tensid
für Waschmittel
123 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
(Quelle: https://medso-
lut.com/de/blog/desinfekti-
onsmittel-arten/)
124 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
125 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
126 / 127
Materialwissenschaften und Chemie Prof. Dr.-Ing. Michael Haibel
/1/ Seidel W., Hahn F.; Werkstofftechnik; 2018 Carl Hanser Verlag
/3/ Feil S., Resag J., Riebe K.; Faszinierende Chemie, 2018 Springer Verlag
127 / 127