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Sammlung für Debatten-Tisch

Die mächtigsten Menschen haben immer die Architekten


inspiriert; der Architekt war stets unter der Suggestion der
Macht. Im Bauwerk soll sich der Stolz, der Sieg über die
Schwere, der Wille zur Macht versichtbaren.
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900), deutscher
Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller

Rem Koolhaas:
“Utopia ist ein Staat, keine Künstlerkolonie. Utopia ist das
schmutzige Geheimnis der Architektur, selbst der
minderwertigsten. Denn im Grunde ihres Wesens, egal wie naiv
oder unplausibel, behauptet jede Architektur, die Welt zu
verbessern. Aber wie alle, die jemals mit Utopia in Berührung
gekommen sind, wurden die Architekten dafür schwer
bestraft. In jeder Bilanzierung utopischer Errungenschaften
stehen allein im 20. Jahrhundert einer Handvoll zerbrechlicher
Modelle an die einhundert Millionen Opfer gegenüber. Mehr als
sonst jemand ist der Architekt im Angesicht Utopias in einer
unmöglichen Situation: Ohne Bezug darauf ist seine Arbeit im
Grunde wertlos. Doch mit Bezug darauf wird sie mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zur Komplizin mehr
oder minder schwerer Verbrechen. Auf uns allein gestellt (und
“uns” schließt in diesem Fall alle Architekten mit ein), können
wir höchstens gute Absichten haben. Wir können jedoch nicht
das Allgemeinwohl repräsentieren, ohne die größeren
gesellschaftlichen Einheiten zu berücksichtigen, etwa den
Staat, oder seit kurzem, die Korporationen, die die
Öffentlichkeit repräsentieren. Und wie um das Ganze noch zu
erschweren: Je radikaler, innovativer und brüderlicher unsere
Empfindungen sind, desto eher benötigen wir Architekten
einen starken Auftraggeber.”
(Rem Koolhaas, Utopia Station, in: Content, S. 393, Deutsch
von Anh-Linh Ngo)

Der Lattenzaun

Es war einmal ein Lattenzaun,


Mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.

Ein Architekt, der dieses sah,


Stand eines Abends plötzlich da -

Und nahm den Zwischenraum heraus


Und baute draus ein großes Haus.

Der Zaun indessen stand ganz dumm,


Mit Latten ohne was herum.

Ein Anblick grässlich und gemein.


Drum zog ihn der Senat auch ein.

Der Architekt jedoch entfloh


Nach Afri- od- Ameriko.

Christian Morgenstern (1871 - 1914), deutscher Schriftsteller,


Dramaturg, Journalist und Übersetzer

Die Architektur ist die Fortsetzung der


Natur in ihrer konstruktiven Tätigkeit.
Karl Friedrich Schinkel (1781 - 1841), deutscher Architekt und
Maler

Koolhaas:
Die Architektur von heute ist dem Markt und seinen
Bedingungen unterworfen. Der Markt hat die Ideologie ersetzt.
Architektur ist ein Spektakel geworden, sie muss sich
inszenieren und hat nur noch Bedeutung als Wahrzeichen.

Die Architektur ist die Physiognomie der Nationen.


Adam Philippe Custine (1742 - 1793), französischer General

Die moderne Bauschablone


Will mir wahrlich gar nicht passen.
Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), eigentlich René Karl Wilhelm
Johann Josef Maria, österreichischer Erzähler und Lyriker
Der innere Architekt

Wem's in der Unterwelt zu still,


Wer oberhalb erscheinen will,
Der baut sich, je nach seiner Weise,
Ein sichtbarliches Wohngehäuse.
Er ist ein blinder Architekt,
Der selbst nicht weiß, was er bezweckt.
Dennoch verfertigt er genau
Sich kunstvoll seinen Leibesbau,
Und sollte mal was dran passieren,
Kann er's verputzen und verschmieren,
Und ist er etwa gar ein solch
Geschicktes Tierlein wie der Molch,
Dann ist ihm alles einerlei,
Und wär's ein Bein, er macht es neu.
Nur schad, daß, was so froh begründet,
So traurig mit der Zeit verschwindet,
Wie schließlich jeder Bau hienieden,
Sogar die stolzen Pyramiden.
Wilhelm Busch (1832 - 1908), deutscher Zeichner, Maler und
Schriftsteller

Unser Alltag wird zu einem wesentlichen Teil durch die


Architektur bestimmt, die uns Tag für Tag umgibt. [..] Die
Architektur schafft den notwendigen baulichen Rahmen, in
dem wir uns bewegen. Ohne Architektur wäre die menschliche
Gesellschaft nicht denkbar. Jürgen Tietz 1998 in: Geschichte
der Architektur des 20. Jahrhunderts

„Ich bin ein Zyniker oder Skeptiker, sondern ein Optimist. Das
ist die wichtigste Vorraussetzung, um Architekt zu werden.“
(Daniel Libeskind, in Der Spiegel, April 2003)

Architektur ist Kultur und Identität. Und diese Identität, die


auch die Vergangenheit einschließt, muss sich in der
Architektur manifestieren. Dadurch schafft man
Unverwechselbarkeit. Marion Wicher Scherübel 2006

„Architektur versteht sich als Dienstleistung für den ganzen


Menschen. Als solche hat sie eine materielle und eine
immaterielle Komponente; es sind rationale und irrationale
Bedürfnisse zu befriedigen.“ Justus Dahinden,
„Architektur ist das kunstvolle, korrekte und großartige Spiel
der unter dem Licht versammelten Baukörper. Man schafft
Steine, Holz, Zement herbei; man macht mit ihnen Häuser,
Paläste; das ist Sache der Konstruktion. Der Erfindungsgeist
ist am Werk. Aber mit einmal greift es mir ans Herz, tut mir
wohl, ich bin glücklich, ich sage: Das ist schön. Das ist
Baukunst. Das ist Kunst. [..] Einen Gedanken, der ohne Wort
oder Töne, allein durch die geometrischen Körper klar wird,
die in bestimmten Maßverhältnissen zu einender stehen. [..]
Das ist Architektur“
(Le Corbusier, Vers une architecture, 1922)

Das zentrale Problem der Architektur ist der Raum, der den
Menschen an Leib und Seele gesund erhält.“ Justus Dahinden

Architektur ist, unabhängig davon, wie profan oder


anspruchsvoll der Zweck ist, dem sie dient, letztlich die
Gesamtheit der durch Menschenhand veränderten Umwelt und
damit eine kulturelle Leistung der Menschen. (Meinhard von
Gerkan 1982 in: Die Verantwortung des Architekten)

„Wie die Räume ohne den Menschen aussehen ist unwichtig,


wichtig ist nur, wie die Menschen darin aussehen. “ (Bruno
Taut)

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