Versuche im deutschen Gartenbau 2014

Ökologischer Gemüsebau

Artischocken nach einer geglückten Überwinterung mit deutlich höheren

und früheren Erträgen. Die Frosthärte ist sortenabhängig

Die Ergebnisse – kurzgefasst

Durch den sehr milden Winter 2013/2014 konnte ein Sorten- und Kulturversuch mit Artischocken als
Gemüse im Gemüsebauversuchsbetrieb Bamberg der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und
Gartenbau auch im 2. Standjahr beerntet werden.
Dabei hat sich gezeigt, dass die Frosthärte sortenabhängig ist. Relativ frosthart bis -9 °C erwiesen
sich 'Madrigal', 'Symphony', 'Ametyste' und 'Lancelot'. Die marktfähigen Erträge in kg stiegen im 2.
Standjahr deutlich an, von etwa 0,43 kg/Pflanze im Jahr 2013 (Mittel aus den Sorten 'Madrigal',
'Symphony', 'Lancelot) auf 1,66 kg/Pflanze im Jahr 2014. Überwinterte Pflanzen kommen auch deut-
lich früher in den Ertrag. Im Pflanzjahr 2013 war die Haupternte zwischen der 29. und der 32.Woche,
im 2. Standjahr bereits zwischen der 22. und der 25. Woche. 'Symphony' und 'Ametyste' waren 10
Tage früher erntereif als 'Madrigal' und 'Lancelot'.

Versuchsfrage und Versuchshintergrund

Artischocken sind in südlichen Ländern ein begehrtes Gemüse. Zunehmend werden auch in Deutsch-
land importierte Artischocken angeboten. Für einen heimischen Anbau fehlen noch Erfahrungen. Die
mehrjährige, frostempfindliche Pflanze überwintert in unserem Klima nur ausnahmsweise. Gesucht
werden deshalb Sorten, die bereits im Pflanzjahr ausreichende Erträge liefern. Außerdem soll die
Frosthärte der einzelnen Sorten für eine mehrjährige Kultur geprüft werden.

Ergebnisse im Detail
Der Winter 2013/2014 war insgesamt sehr mild. Viele Frosttage, aber nur mäßige Tiefsttemperaturen
(siehe Tab.1) führten dazu, dass von Oktober bis April die Abweichungen z.T. deutlich über dem
langjährigen Monatsmittel lagen. Die kälteste Nacht war der 26.11.13 mit -9 °C. So konnte ein Arti-
schocken-Sortenversuch auch im 2. Jahr beerntet werden. Dabei hat sich gezeigt, dass die Frosthärte
sortenabhängig ist. Relativ frosthart erwiesen sich 'Madrigal', 'Symphony', 'Ametyste' und 'Lancelot'.
Die Sorten 'JW 106' und 'Imperial Star', die im Pflanzjahr 2013 ertragsmäßig etwas besser abschnit-
ten, waren stärker geschädigt. Zwar gab es auch bei diesen Sorten keine Ausfälle, aber der Neuaus-
trieb war später und geringer (siehe Bilder 1 bis 3). Die Erträge erreichten nur ca. 50 % der Erträge
vom Pflanzjahr.
Den höchsten Ertrag im 2. Jahr erzielte 'Lancelot' mit 2,26 kg/Pflanze, davon 1,75 kg marktfähig, ge-
folgt von 'Madrigal' mit 2,14 kg/Pflanze, 1,63 kg marktfähig und 'Symhony' (1,88 kg, davon 1,62 kg
marktfähig). Bei 'Ametyste' wurden 1,30 kg geerntet, davon 0,71 kg marktfähig.

1 Wilhelm Schubert, Birgit Rascher| Versuchsbetrieb für ökologischen Gemüsebau Bamberg der Bayerischen
Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau| Galgenfuhr 21| 96050 Bamberg|
Wilhelm.Schubert@lwg.bayern.de, Birgit Rascher@lwg.bayern.de | 0951 – 91726-125 bzw. -126
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Ökologischer Gemüsebau

Artischocken nach einer geglückten Überwinterung mit deutlich höheren

und früheren Erträgen. Die Frosthärte ist sortenabhängig

Die Ernte begann 2014 Mitte Mai, ca. 8 Wochen früher als 2013 (siehe Abb. 5), und endete Mitte Juli.
'Symphony' erwies sich als schnellste Sorte, 72 % der marktfähigen Knospen konnten zwischen dem
26.05. und 06.06. geerntet werden. 'Ametyste' war geringfügig langsamer. Bei 'Madrigal' und 'Lance-
lot' begann die Haupternte der marktfähigen Knospen am 06.06. und endete am 20.06.14. Zu dieser
Zeit waren 74 % bei 'Madrigal' und 72 % bei 'Lancelot' erntereif und marktfähig.
Das Gewicht marktfähiger Knospen mit Stiel lag bei ca. 150 g als Mittel aus allen Erntetagen (siehe
Abb. 6). Die ersten Knospen sind etwas schwerer, ca. 200 g, zum Ernteende ca. 120 g.
Abweichung
Tage mit tiefste
vom
Boden- Tempera-
langjährigen
frost turen
Monatsmittel
o
Okt. 13 10 -2 C + 0,8 K
o
Nov. 12 14 -9 C + 0,9 K
o
Dez. 13 19 -6 C + 2,5 K
o
Jan. 14 24 -5 C + 3,7 K
o
Febr. 14 25 -7 C + 3,3 K
o
Mrz. 14 25 -4 C + 2,9 K
o
Apr. 14 3 -5 C + 3,0 K
o
Mai 14 3 -2 C - 0,2 K
Tab. 1: Meteorologische Werte vom Winter 2013/2014 Bild 1: links 'Lancelot' rechts 'Imperial Star', Aufnahme 11.02.14
nach der Überwinterung ohne Winterschutz

Bild 2: links 'Lancelot' rechts 'Imperial Star', Aufnahme 28.04.14 Bild 3: Bestand am 30.05.14, Mitte 'Imperial Star',
rechts 'Concerto' (außer Versuch)

2 Wilhelm Schubert, Birgit Rascher| Versuchsbetrieb für ökologischen Gemüsebau Bamberg der Bayerischen
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Artischocken nach einer geglückten Überwinterung mit deutlich höheren

und früheren Erträgen. Die Frosthärte ist sortenabhängig

Abb. 1: Artischocken 2013 in Bamberg: Abb. 2: Artischocken 2014 in Bamberg:

Ertrag in Stück/Pflanze Ertrag in Stück/Pflanze
nicht marktfähig in Stück pro Pflanze nicht marktfähig in Stück pro Pflanze
marktfähig in Sück pro Pflanze marktfähig in Stück pro Pflanze
18,0 18,0
16,0 16,0
Ertrag in Stück pro Pflanze

14,0 6,4 5,9

Ertrag in Stück pro Pflanze

14,0
12,0 12,0
3,0
10,0 10,0
8,0 8,0 7,1
5,6 4,7
6,0 3,7 6,0 11,4
1,6 11,1
1,8 9,8
4,0 1,9 4,0 3,8 4,0

2,0 4,6 4,3 5,0 4,8

4,0 3,9 2,0
2,9 2,5 2,3
0,0 0,0

Abb. 3: Artischocken 2013 in Bamberg Abb. 4: Artischocken 2014 in Bamberg

Ertrag in kg/Pflanze Ertrag in kg/Pflanze
nicht marktfähig in kg pro Pflanze nicht marktfähig in kg pro Pflanze
marktfähig in kg pro Pflanze marktfähig in kg pro Pflanze
2,50 2,50

2,00 2,00 0,51

Ertrag in Kg pro Pflanze

Ertrag in kg pro Pflanze

0,51
0,26
1,50 1,50

1,00 1,00 0,59

1,63 1,62 1,75
0,36 0,28
0,50 0,10 0,24 0,11 0,50 0,30
0,12 0,71 0,27
0,47 0,50 0,45 0,46 0,55
0,33 0,35 0,29
0,00 0,00

3 Wilhelm Schubert, Birgit Rascher| Versuchsbetrieb für ökologischen Gemüsebau Bamberg der Bayerischen
Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau| Galgenfuhr 21| 96050 Bamberg|
Wilhelm.Schubert@lwg.bayern.de, Birgit Rascher@lwg.bayern.de | 0951 – 91726-125 bzw. -126
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Artischocken nach einer geglückten Überwinterung mit deutlich höheren

und früheren Erträgen. Die Frosthärte ist sortenabhängig

Ertragsverlauf der Artischockensorten 'Lancelot' und 'Imperial Star'

Stück/Pflanze (marktfähig Stück/Pflanze)
2013 (Pflanzjahr) und 2014 Bamberg
4,0

3,5 2014: gesamt

marktfähig 11,4
3,0 Stück/Pflanze

2,5

2,0
2013: gesamt
marktfähig 4,3
1,5 Stück/pflanze 2013: gesamt
2014: gesamt marktfähig 5,0
1,0 Stück/Pflanze
marktfähig 2,3
Stück/Pfl.
0,5

0,0
Wo Wo Wo Wo Wo Wo Wo Wo Wo Wo Wo Wo Wo Wo Wo Wo Wo Wo
19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36

Lancelot 2014 Imperial Star 2014 Lancelot 2013 Imperial Star 2013

Bild 4: die ertragreichsten Sorten im 2. Standjahr

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Abb. 6: Artischocken im 2.Standjahr 2014

Gewicht
in g
mittleres Gewicht marktfähiger
Knospen in g
200 164
147 148 154
140 129
150
100
50
0

Bild 5: Kindelbildung im 2. Jahr

Bild 6 und 7: nach der Ernte Rückschnitt, Aufnahme 30.07.14

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Artischocken nach einer geglückten Überwinterung mit deutlich höheren

und früheren Erträgen. Die Frosthärte ist sortenabhängig

Kultur- und Versuchshinweise

Versuchsanlage: Blockanlage mit 3 Wiederholungen
Parzellengröße: 21,45 m2, 13 Pflanzen pro Parzelle
Boden: lehmiger Sand bis sandiger Lehm
Pflanzung: 23.04.13 im Abstand 1,65 m (Spurweite ) x 1,00 m
Düngung 2013: 100 kg N/ha (1/2 Hornspäne, 1/2 Maltaflor) am 07.06.13
Ernte 2013: 10.07.13 – 05.09.13
Überwinterung: ohne Winterschutz (kältester Tag war der 27.11.13.mit -9°C)
Düngung 2014: 100 kg N/ha (1/2 Hornspäne, 1/2 Maltaflor) am 01.04.14
Ernte 2014: 16.05.14 – 15.07.14
Pflanzenschutz: Blühstreifen am Rand zur Förderung der Nützlinge
nach der Ernte: Rückschnitt der alten Blütenstände und des Laubes

Nr. Sorte Herkunft Saatgut

1 Madrigal F1 Hild cu
2 JW 106 F1 Enza cu
3 Symphony F1 Hild cu
4 Amethyste F1 Graines Voltz cu
5 Lancelot F1 Graines Voltz cu
6 Imperial Star F1 Graines Voltz bio

Bild 8: Bestand am 3.12.13

6 Wilhelm Schubert, Birgit Rascher| Versuchsbetrieb für ökologischen Gemüsebau Bamberg der Bayerischen
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