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KLASSIK
Wellenreiten
Wie fliegt der Holländer? Bei Wagner flott durch die Fluten.
Mario Gerteis
Wann hört die «alte Musik» auf? Einige meinen: bei Bach & Co.
Andere sagen: bei den Wiener Klassikern. Der Dirigent Bruno Weil
stürmt mit Originalinstrumenten und «authentischem» Klang in die
Romantik. Nach Webers «Freischütz» ist er jetzt mit dem
«Fliegenden Holländer» beim jungen Richard Wagner gelandet. Ein
logischer Schritt, Wagner sah sich durchaus in (früh)romantischer
deutscher Tradition; samt – er war eben kein Kostverächter –
Verbeugung vor den Italienern Rossini und Bellini.
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hier Donald; Erik der Jäger Georg). Bei allen Einflüssen, die sich
Wagner noch so gerne aneignete, wird freilich auch das revolutionär
Neue spürbar: Psychologie und Bühneneffekte im Dienste eines
frappierenden Realismus.
Hörprobe Nummer zwei: die Ballade der Senta, die Keimzelle der
Oper. Astrid Weber singt sie im originalen a-Moll und nicht – wie
meist üblich – herabtransponiert. Das ist löblich und bereitet
zugleich Mühe, wie überhaupt die Vokalbesetzung der
problematischste Aspekt bleibt: Terje Stensvold als fast zu eleganter
Holländer, Franz-Josef Selig als fast zu gemütlicher Donald, Jörg
Dürmüller als fast zu aufgeregter Georg. Fazit: Die stürmische
Meerfahrt auf aufgewühlten Orchesterwellen (samt mitreisenden
Chören aus Köln und Prag) fällt aufregender aus als die
Erlösungssehnsucht der Protagonisten.
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