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4 Bildgebung – Grundlagen A

4.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129


4.2 Standardverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
4.3 Kontrastmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
4.4 Darstellung der Blutgefäße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

H.-G. Zilch, L.J. Wurzinger

4.1 Einleitung 4.1 Einleitung

Durch die Entdeckung der Röntgenstrahlen 1895 wurde es erstmals möglich, Struk- Mit Röntgenstrahlen können Strukturen im
turen im Inneren des menschlichen Körpers ohne operativen Eingriff sichtbar zu Inneren des Körpers sichtbar gemacht wer-
machen. Die Entwicklung der Computertechnik im letzten Jahrhundert hat die bild- den.
gebende Diagnostik vielfach weiter verbessert und neue Verfahren ermöglicht.
Die ebenfalls auf der Basis von Röntgenstrahlen arbeitende Computertomografie, Neuere bildgebende Verfahren wie die CT und
CT (S. 134), die Magnetresonanztomografie, MRT (S. 136) und die Positronenemis- MRT haben zur Darstellung anatomischer De-
sionstomografie (PET) sind ohne leistungsfähige Rechner nicht denkbar. Auch die tailstrukturen geführt und damit die Feindiag-
Ultraschalldiagnostik, d. h. die Sonografie (S. 138), hat davon entscheidend profitiert. nostik vielfach verbessert.
So wurde eine vorher ungeahnte Darstellbarkeit anatomischer Detailstrukturen bis
in den makroskopisch-mikroskopischen Grenzbereich möglich. Die Interpretation
dieser Bilder erfordert Detailkenntnisse des klinischen Radiologen, da er diskrete
pathologische Veränderungen sicher von kleinen physiologischerweise vorhande-
nen anatomischen Strukturen differenzieren muss. Ferner stellt die Möglichkeit, mit
MRT und Ultraschall beliebige Schnitte durch den Körper zu legen, hohe Anfor-
derungen an das topografisch-anatomische Wissen bzw. das dreidimensionale Vor-
stellungsvermögen des Arztes.
Die nuklearmedizinischen Techniken wie Szintigrafie und PET sind in der Auflösung Nuklearmedizinische Techniken erlauben die
morphologischer Strukturen CT und MRT unterlegen; dagegen erlauben sie das Stu- Aufzeichnung von Funktionsbildern von Orga-
dium von Stoffwechselvorgängen in Organen und Geweben und ermöglichen somit nen und Körperregionen.
die Darstellung funktioneller Prozesse. Durch die Kombination von PET und CT- bzw.
MRT-Aufnahmen lassen sich Struktur und Funktion in einem Bild erfassen.

4.2 Standardverfahren 4.2 Standardverfahren

An dieser Stelle wird kurz auf gängige bildgebende Verfahren der Routinediagnostik
eingegangen. Speziellere Untersuchungstechniken und insbesondere nuklearmedi-
zinische Verfahren sind Lehrbüchern der Radiologie bzw. Nuklearmedizin zu ent-
nehmen.

4.2.1 Röntgendiagnostik 4.2.1 Röntgendiagnostik

Die konventionelle Röntgentechnik ist ein erprobtes diagnostisches Instrument. Es


liegt in der Natur der Röntgenstrahlen (s. u.), dass mit ihnen zunächst die Diagnostik
von Skelett und Thoraxorganen revolutioniert wurde.

Prinzip: Auf der Röntgenaufnahme wird ein an sich dreidimensionaler Körper auf Prinzip: Ein Körper (3D) wird auf einem zwei-
einem zweidimensionalen Film abgebildet (Abb. A-4.1). dimensionalen Film abgebildet (Abb. A-4.1).
Die wichtigste Eigenschaft der Röntgenstrahlen besteht darin, dass sie Materie zu Die Darstellung anatomischer Strukturen im
durchdringen vermögen, wobei sie geschwächt werden. Röntgenbild beruht auf unterschiedlicher
Der Grad der Schwächung wird durch Absorptions- und Streuvorgänge an den Ato- Schwächung von Röntgenstrahlen in den
men des durchstrahlten Körpers bestimmt. Das Ausmaß der Absorption hängt von Geweben.
Je höher die Ordnungszahl der Elemente des
folgenden Einflussgrößen ab:
durchstrahlten Gewebes, umso höher ist die
■ Wellenlänge (Härte) der einfallenden Strahlen,
Absorption der Röntgenstrahlen. Kalziumhal-
■ Dicke und Dichte des durchstrahlten Körpers sowie
tiger Knochen absorbiert Röntgenstrahlen
■ seine chemische Zusammensetzung, wobei insbesondere die Ordnungszahl der weitaus mehr als Weichteilgewebe, die v. a.
Elemente, aus der er besteht, eine Rolle spielt. Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und Sauer-
stoff enthalten.
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130 A 4 Bildgebung – Grundlagen

⊙ A-4.1 Röntgenprinzip am Beispiel einer Thoraxaufnahme (p. a.)

a b c

(b, c aus Reiser, M., Kuhn, F. P., Debus, J.: Duale Reihe Radiologie. Thieme, 2011)
a Schema der Aufnahmetechnik einer Röntgenuntersuchung.
b Negativbild (Röntgenthorax-Aufnahme): Trotz ihrer hellen Darstellung gegenüber dem umliegenden gesunden Lungengewebe werden die
Rundherde als Rundschatten bezeichnet.
c Positivbild (Durchleuchtungsbild, heute Bildmonitor): Durch Invertierung der Kontraste kann dieser Bildeindruck auch bei einer digitalen
Röntgenaufnahme erzeugt werden und entspricht dem früher üblichen Durchleuchtungsbild.

Daneben werden Röntgenstrahlen umso Absorptionsdifferenzen, die auf Dichteunterschieden beruhen, treten u. a. zwischen
mehr absorbiert, je dicker und dichter die Knochen und Weichteilgewebe auf. Dabei sind die Differenzen in erster Linie eine
durchstrahlten Gewebe sind. Folge der höheren Ordnungszahl des zu hohen Anteilen im Knochengewebe enthal-
tenen Kalziums. Dagegen besteht Weichteilgewebe zu einem großen Teil aus Wasser-
stoff, Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff mit deutlich niedrigeren Ordnungszahlen.

Bildliche Darstellung: Die Röntgenaufnahme Bildliche Darstellung: Anders als im früher häufiger genutzten Durchleuchtungsbild
ist ein Negativ, auf dem strahlentransparente (heute Bildmonitor), in dem die luftgefüllten Lungen aufgrund ihrer hohen Strahlen-
Organe, wie Lungen dunkel und strahlendich- transparenz hell und solide Organe durch stärkere Schwächung der Röntgenstrah-
te wie Knochen hell erscheinen. len dunkel erscheinen, ist die Röntgenaufnahme ein Negativbild. Hier erscheint die
Lunge als Ausdruck hoher Strahlentransparenz dunkel, da der hinter der aufzuneh-
menden Körperregion befindliche Röntgenfilm mit steigender Strahlenintensität
zunehmend geschwärzt wird. Weichteilstrukturen erscheinen je nach Dichte und
Beschaffenheit in unterschiedlichen Grauabstufungen und der für Strahlen relativ
undurchlässige Knochen hell (Abb. A-4.1).

▶ Merke. ▶ Merke. Regionen mit geringer Strahlenabsorption werden trotz dunkler Darstel-
lung als Aufhellung bezeichnet,
Regionen mit hoher Strahlenabsorption (hell) entsprechend als Verschattungen
oder Verdichtungen. Generell erscheinen im Röntgenbild in absteigender Reihen-
folge von hell nach dunkel:
Knochen > Muskeln und solide Organe > Wasser > Fett > Luft.

Übereinandergelagerte Körperstrukturen schwächen den Röntgenstrahl additiv, so-


dass Überlagerungsphänomene eine genaue Zuordnung der Strukturen verhindern.

▶ Merke. ▶ Merke. Röntgenaufnahmen sind Summationsaufnahmen, auf denen sich die


durchstrahlten hintereinander liegenden Körperschichten überlagern.

Grundsätzlich werden Röntgenaufnahmen in Daher werden zur besseren räumlichen Zuordnung von pathologischen Auffälligkei-
zwei Ebenen angefertigt: ten Röntgenaufnahmen grundsätzlich in zwei Ebenen angefertigt. Die beiden Stan-
■ Bei dorso-ventralem Strahlengang spricht
dardebenen sind:
man von posterior-anteriorem Strahlen- ■ dorsoventrale Aufnahme: Die Strahlen durchdringen den Körper von dorsal nach
gang (p. a.) oder umgekehrt (a. p.).
ventral, d. h. der Körper befindet sich zwischen Röntgenröhre und Röntgenfilm. Je
■ Bei Seitaufnahmen durchdringen die Strah-
nachdem ob die Röntgenröhre ventral oder dorsal liegt, spricht man von anterior-
len den Körper von lateral.
posteriorem (a. p.) Strahlengang oder umgekehrt (p. a.). Das Bild vermittelt den
Eindruck, als würde man von vorne auf den Körper schauen.
■ Seitaufnahme: Hier durchdringen die Strahlen den Körper seitlich (im rechten

Winkel zur a. p. Aufnahme), sodass man bei Betrachtung des Bildes von der Seite
auf die dargestellten Strukturen sieht.
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A 4.2 Standardverfahren 131

⊙ A-4.2 Prinzip der Darstellung einer Knochenlamelle im Röntgenbild je nach Position im Strahlengang

a b c

a Steht eine dünne Kortikalislamelle (S. 75) senkrecht zu den einfallenden Röntgenstrahlen (blaue Pfeile), so müssen diese nur eine kurze Strecke
von Knochengewebe (rote Markierung) durchdringen und werden kaum geschwächt; sie stellt sich daher im Röntgenbild als großflächiger grauer
Schatten dar.
b Liegt die Knochenlamelle schräg zur Richtung der Strahlen, so legen die Röntgenstrahlen eine etwas größere Strecke im Knochen zurück und
werden dementsprechend stärker geschwächt. Im Röntgenbild erscheint eine kleinere und hellere Fläche.
c Liegt die Knochenlamelle parallel zur Strahlung, so wird sie auf ihrer ganzen Ausdehnung von dieser durchdrungen; das Resultat ist ein ziemlich
scharf gezeichneter weißer Strich. Im dargestellten Positiv erscheint der Knochen von a nach c zunehmend dunkler.

Daneben kommen je nach Fragestellung spezielle „Einstellungen“ zur Anwendung.

Einsatz: Die konventionelle Röntgenuntersuchung wird hauptsächlich eingesetzt Einsatz: Die konventionelle Röntgendiagnos-
zur Diagnostik von Erkrankungen, die zu Veränderungen am Skelettsystem führen: tik kommt primär zum Einsatz in der:
■ einfache Frakturen (Knochenbrüche): Nachweis und Kontrolle des Therapie- ■ Traumatologie
■ Orthopädie
erfolgs.
■ Rheumatologie
■ degenerative Erkrankungen (S. 247),

■ entzündlich-rheumatische Erkrankungen (Basisbildgebung).

Weiterhin dient die konventionelle Röntgenaufnahme häufig der Basisdiagnostik Weiterhin wird sie zur Basisdiagnostik ge-
von Erkrankungen innerer Organe. nutzt, um Hinweise auf Erkrankungen inne-
Im klinischen Alltag von Bedeutung sind diesbezüglich v. a. die rer Organe zu erlangen:
■ Thoraxaufnahme,
■ Thoraxaufnahme in zwei Ebenen, der man Hinweise auf Erkrankungen von Herz
■ Abdomenübersichtsaufnahme bei „un-
und Lunge (S. 574) entnehmen kann, sowie die
klarem Abdomen“.
■ Abdomenübersichtsaufnahme in Rücken- und Linksseitenlage beim Bild des aku-

ten Abdomens (S. 647).


Zur Erhöhung der Aussagekraft werden diese Aufnahmen jedoch meist kombiniert
mit exakteren bildgebenden Verfahren (zunehmender Einsatz von Thorax- und Ab-
domen-CT).

▶ Exkurs: Prinzip der Röntgendarstellung des Skeletts. Wie für alle durch Röntgenstrahlen dar- ▶ Exkurs: Prinzip der Röntgendarstellung des
Skeletts.
gestellten Gewebe ist es auch bei der Abbildung von knöchernen Strukturen bedeutsam, ob sie
parallel zum Strahlenverlauf liegen oder quer (bzw. schräg) dazu. Dies bestimmt die Dicke, wel-
che der Röntgenstrahl durchdringen muss. Es leuchtet ein, dass eine dünne Knochenlamelle nur
eine geringe Schwächung des Strahls verursacht, wenn sie senkrecht zu diesem liegt und damit
nur als relativ schwacher Schatten auf dem Röntgenbild erscheint. Dagegen wird sie bei paralle-
ler Orientierung zum Strahlengang entsprechend ihrer Ausdehnung zu einer erheblichen
Schwächung des Strahls führen und sich somit als scharfer, heller Streifen darstellen
(Abb. A-4.3).
Bei den Gelenken absorbieren die hyalinen Gelenkknorpel als nicht mineralisierte Gewebe
kaum Strahlung, sodass zwischen den subchondralen Knochenlamellen ein deutlicher röntge-
nologischer Gelenkspalt sichtbar wird. Dieser entspricht nicht dem anatomischen Gelenkspalt,
da er aus den röntgenologisch nicht sichtbaren unverkalkten Gelenkknorpelbelägen und dem
dazwischenliegenden, mit Synovia ausgefüllten anatomischen Gelenkspalt besteht. Die Gelenk-
spaltbreite im Röntgenbild umfasst also den Raum zwischen den röntgenologisch erkennbaren
Knorpel-Knochen-Grenzen.

▶ Klinik. Verschmälerung des radiologischen Gelenkspalts, subchondrale Sklerosie- ▶ Klinik.


rung und knöcherne Appositionen an den Knochenrändern (Osteophyten) sind Aus-
druck einer degenerativen Abnutzung des Gelenks (Arthrose) aufgrund der Degene-
ration des Gelenkknorpels und reaktiven, knöchernen Randwulstbildungen.

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132 A 4 Bildgebung – Grundlagen

⊙ A-4.3 Röntgenanatomie des Skeletts am Beispiel der Lendenwirbelsäule

a I II

Strahlengang bei a.p.-Aufnahme Strahlengang bei Seitaufnahme

a Vereinfacht dargestellter Lendenwirbel in der Ansicht von links (I) und oben (II). Die Pfeile symbolisieren den Strahlengang bei einer anterior-
posterioren (a. p.) bzw. einer Seitaufnahme.
b Projektion eines vereinfacht dargestellten Lendenwirbels in einer a. p.-Aufnahme.
c Projektion zweier vereinfacht dargestellter Lendenwirbel in einer Seitaufnahme.

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A 4.2 Standardverfahren 133

⊙ A-4.3 Röntgenanatomie des Skeletts am Beispiel der Lendenwirbelsäule (Fortsetzung)

d I II

Corpus vertebrae
(Wirbelkörper)
Wirbelkörperdeckplatte

Zwischenwirbelraum Wirbelkörpergrundplatte
Intervertebralgelenk
Psoasschatten (kleines Wirbelgelenk)
Processus articularis superior
Processus transversus (oberer Gelenkfortsatz)
(Querfortsatz)
Processus articularis inferior
Processus spinosus (unterer Gelenkfortsatz)
(Dornfortsatz)
Pediculus arcus vertebrae

Os sacrum Articulatio sacroiliaca


(Iliosakralgelenk)

Foramina sacralia

III IV

Wirbelkörpergrundplatte
Foramen intervertebrale

Processus spinosus
Wirbelkörperdeckplatte
(Dornfortsatz))
Processus transversus
(Querfortsatz)
Intervertebralraum
(Zwischenwirbelraum)
Processus articularis inferior
Processus articularis superior (unterer Gelenkfortsatz)
(oberer Gelenkfortsatz)

Crista iliaca
Promontorium Os sacrum

(d aus Möller, T.B., Reif, E.: Taschenatlas der Röntgenanatomie. Thieme, 2010)
d Darstellung der LWS in zwei Ebenen (Röntgenaufnahme mit jeweiligem Schema): Sie zeigt die Übereinstimmung mit der schematischen
Darstellung einzelner Wirbel in b und c.

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134 A 4 Bildgebung – Grundlagen

4.2.2 Schnittbildverfahren 4.2.2 Schnittbildverfahren


Bei der Computertomografie (CT) und Mag- Bei den beiden nachfolgend beschriebenen bildgebenden Verfahren handelt es sich
netresonanztomografie (MRT) werden stan- um solche, bei denen der Radiologe aus einer Serie von Schnittbildern (Tomogram-
dardisierte Serien von Schnittbildern von men) Rückschlüsse auf pathologische Veränderungen anatomischer Strukturen
Körperregionen angefertigt. zieht und anhand dieser die Diagnose erstellt.

Computertomografie (CT) Computertomografie (CT)


Die CT erlaubte erstmals die überlagerungs- Die Computertomografie (CT) ist ein bildgebendes Verfahren, das seit der Entwick-
freie Querschnittsdarstellung von Körper- lung leistungsfähiger Computer in den 70er Jahren verfügbar ist. Mit ihrer Einfüh-
abschnitten in hoher Dichteauflösung. rung wurde erstmals die überlagerungsfreie Querschnittsdarstellung von Körper-
abschnitten mit hoher Dichteauflösung erreicht (Abb. A-4.4). Selbst die Abbildung
bisher nicht zugängiger anatomischer Strukturen wurde ermöglicht und die diag-
nostische Treffsicherheit generell verbessert.

⊙ A-4.4 ⊙ A-4.4 Schnittbildprinzip

Transversalschnitte durch ein be-


I kanntes Lebewesen (Auflösung,
s. Abb. A-4.9): oberster Schnitt
(I), mittlerer Schnitt (II), unterster
II Schnitt (III).

III

Prinzip: Bei der CT rotiert die Röntgenröhre Prinzip: Bei der CT sind Röntgenröhre und Strahlendetektor fest miteinander gekop-
auf transversalen Ebenen um den Patienten. pelt. Sie rotieren in transversalen Ebenen um den Patienten, wobei die Schwächung
Ein Detektor misst die Schwächung des Rönt- des Röntgenstrahls vom Detektor gemessen wird.
genstrahls, woraus ein Computer Transver- Ein Computer errechnet daraus transversale Schnittbilder, die aus verschiedenen
salschnitte errechnet (Abb. A-4.5).
Grauwerten zusammengesetzt sind (Abb. A-4.5).

▶ Merke. ▶ Merke. Sowohl bei der CT als auch bei der MRT werden Transversalschnitte stets
so beurteilt, dass der Untersucher von kaudal das Schnittbild betrachtet, d. h. Struk-
turen der rechten Patientenseite erscheinen im Bild links.

Bildliche Darstellung: die Bildinformation Bildliche Darstellung: Bei der CT werden Dichtewerte gemessen und als Graustufen
der CT liegt in über 2000 Grauwerten vor. dargestellt. Der Bezugswert, z. B. Wasser, wird als isodens bezeichnet. Gewebsstruk-
turen höherer Dichte sind hyperdens (im Bild hell), solche niedrigerer Dichte hypo-
dens (dunkel). Die Dichtewerte werden in Hounsfield-Einheiten (HE) angegeben,
wobei Luft zu -1000 HE und Wasser zu 0 HE gesetzt wird. Kompakter Knochen hat
eine Dichte von mehr als + 1000 HE. Die Bildinformation liegt somit in mehr als
2000 Grauwertstufen vor.

⊙ A-4.5 CT-Prinzip am Beispiel einer Oberbauch-CT

Röntgenröhre

Referenzdetektor
G

L V
A M
N
transversale N
Körperschicht

a Detektor b

a Rotation der Röntgenröhre mit gekoppeltem Detektor um die darzustellende Körperregion.


b Transversalschnitt in üblicher Betrachtungsweise von kaudal: dadurch kommt die Leber (L) „links“, die Milz (M) „rechts“ zur Abbildung (entgegen
der Patientenseite). Retroperitoneal sieht man Pankreas (➤), Nieren (N). Aorta abdominalis (A), Vena cava inferior (V), Gallenblase (G).
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A 4.2 Standardverfahren 135

⊙ A-4.6 Fenstertechnik zur optimierten Darstellung relevanter Strukturen in der CT


260 250 1250

Fenster- Fenster- Fenster- Fenster- Fenster- Fenster-


lage 60 weite 400 lage –500 weite 1500 lage 500 weite 1500

–140 –1250 –250

Weichteilfenster Lungenfenster Knochenfenster


Zahlen auf der Ordinate = Hounsfield-Einheiten
(Riemer A, Computertomografie für MTRA/RT, Thieme, 2017)

Da das menschliche Auge nur etwa 20 Graustufen unterscheiden kann, bedient man In der „CT-Fenstertechnik“ (Abb. A-4.6) wird
sich bei der CT-Diagnostik der „Fenstertechnik“ (Abb. A-4.6). Je nach klinischer Fra- ein Gewebetyp mit der gesamten Skala der
gestellung wird ein Gewebetyp mit der gesamten Skala der vom Auge auflösbaren vom Auge auflösbaren Graustufen (etwa 20)
Graustufen auf dem Monitor dargestellt. So sind z. B. bei Wahl des Weichteilfensters auf dem Monitor dargestellt. Durch Verschie-
bung des dargestellten Grauwertbereichs las-
nur die Weichteile in hoher Auflösung zu beurteilen, die Lungen sind dagegen über-
sen sich verschiedene gewebsangepasste
belichtet (schwarz) und Knochen unterbelichtet (weiß). Durch Verschiebung des
Fenster (z. B. Knochen, Lunge, Weichteile)
dargestellten Grauwertbereichs lassen sich verschiedene gewebsangepasste Fenster auswählen, ohne dass eine neue Unter-
(z. B. Knochen, Lunge) auswählen, ohne dass eine erneute Strahlenexposition in suchung nötig ist.
einem weiteren Untersuchungsgang nötig ist.
Grundsätzlich erbringt die CT überlagerungsfreie Transversalschnittbilder (S. 41), Die CT ergibt primär Transversalschnitte,
in der Bildgebung auch als axiale Schnittbilder bezeichnet, durch den menschlichen aus denen auch andere Schnittebenen rekon-
Körper. Mit moderner Mehrzeilen-CT-Spiraltechnik können sämtliche Ebenen re- struiert werden können.
konstruiert werden. Mittels geeigneter Software ist auch die Rekonstruktion dreidi-
mensionaler Bilder möglich.

Einsatz: Mittlerweile zählt die CT zur Standarddiagnostik. Im Vergleich zur MRT er- Einsatz: die kurzen Untersuchungszeiten
möglicht das CT sehr kurze Untersuchungszeiten von wenigen Sekunden und ist prädisponieren die CT für die Akutdiagnos-
deshalb besser für die Akut- und Notfalldiagnostik geeignet, wenn z. B. nach schwe- tik.
ren Unfällen Verletzungen innerer Organe und multiple Frakturen des Skelettsys-
tems (Polytrauma) in einem Untersuchungsgang zu diagnostizieren sind. Die kurze
Untersuchungsdauer ist auch von Vorteil, wenn für therapeutische Maßnahmen be-
grenzte „Zeitfenster“ zur Verfügung stehen (z. B. Schlaganfall) oder es sich um
schwerkranke Patienten handelt. Weitere Indikation ist die Feststellung der Ausdeh-
nung eines bösartigen Tumor-Leidens (präoperatives Staging maligner Tumoren wie
z. B. bei Lymphomen). Auch bei Verdacht auf postoperative Komplikationen und für
Therapiekontrollen (Tab. A-4.1) nutzt man die CT.

≡ A-4.1 Konventionelle Röntgenaufnahme und Schnittbildverfahren im Vergleich


Verfahren Darstellungs- Befund- Vorteile Nachteile Einsatz
möglichkeiten terminologie
konventio- Aufsicht auf ■ Aufhellung ■ Zeitaufwand ↓ ■ Überlagerungseffekte ↑ ■ Knochendarstellung (einfache
nelles Negativbild: (dunkel) ■ Kosten ↓ → Fehlbeurteilung ↑ Fraktur, degenerative und ent-
Röntgen ■ a. p./p. a. ■ Verschat- → Detektion kleiner zündliche Veränderungen)
■ seitlich tung = Verdich- Veränderungen ↓ ■ Basisdiagnostik:
■ Spezialeinstel- tung (hell) ■ Strahlenbelastung – Thoraxaufnahme
lungen – Abdomenübersichtsaufnahme
(akutes Abdomen)
Computer- Transversalschnitte ■ isodens (Dichte ■ Zeitaufwand ↓ ■ Strahlenbelastung ■ Knochendarstellung
tomografie (axial) durch den entspricht ■ Kontrast ↑ im ■ Weichteildifferenzierung ■ Polytrauma-Management
(CT) gesamten Körper Bezugsgröße) Vergleich zu konv. eingeschränkt ■ intrakranieller Blutungsaus-
■ hyperdens (hell) Röntgenauf- schluss (CCT)
■ hypodens (dunkel) nahme ■ Tumor-Staging
■ Thorax-Diagnostik
Magnet- multiplanar, meist ■ isointens ■ keine Strahlen- ■ Zeitaufwand ↑ vorwiegend Weichteilveränderun-
resonanz- jedoch ■ hyperintens (hell) belastung ■ Kontraindikationen: gen, wie z. B.:
tomografie ■ Transversal- ■ gute Weichteil- ferromagnetische ■ Nachweis von Tumoren (auch im
■ hypointens
(MRT) schnitte (axial) und Knochen- Implantate, Herzschritt- Frühstadium) und Entzündungen
(dunkel)
■ Sagittalschnitte darstellung macher usw. ■ Neurologische und orthopädi-

■ Frontalschnitte sche Fragestellungen


(koronar) ■ Gefäß- und Herzdiagnostik
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136 A 4 Bildgebung – Grundlagen

Magnetresonanztomografie (MRT) Magnetresonanztomografie (MRT)


▶ Synonym. ▶ Synonym. Kernspintomografie, engl.: magnetic resonance imaging (MRI)

Die MRT zeichnet sich aus durch: Die Magnetresonanztomografie (MRT) ist seit den 1980er-Jahren verfügbar und
■ multiplanare Darstellungsmöglichkeit, zeichnet sich durch die primäre multiplanare Darstellungsmöglichkeit und einen
■ hohe Weichteildifferenzierung,
hohen Weichteilkontrast aus, der eine genauere Differenzierung von Strukturen er-
■ Früherkennung knöcherner Läsionen,
laubt. Zudem ist sie sehr sensitiv in der Früherkennung knöcherner Läsionen. Die
■ Aktivitätsbeurteilung pathologischer Pro-
zusätzliche intravenöse Applikation von Kontrastmittel (s. u.) erlaubt eine Aktivi-
zesse,
■ fehlende Strahlenexposition.
tätsbeurteilung pathologischer Prozesse. Außerdem entfällt die Belastung des Pa-
tienten mit ionisierenden Strahlen.

Prinzip: Die MRT basiert auf dem Prinzip der Prinzip: Die MRT basiert auf dem Prinzip der Kernspinresonanz der Wasserstoffato-
Kernspinresonanz der Wasserstoffatome der me der Gewebe. Der wichtigste Teil des MRT-Geräts ist ein starker Magnet zur Er-
Gewebe und ihrer Wechselwirkung mit Mag- zeugung von Feldstärken des 10 000- bis 60 000-fachen der Erdmagnetfeldstärke
net- und Hochfrequenzfeldern. Die so erzeug- (bei MRT-Routineuntersuchungen in der Humanmedizin).
ten Schnittbilder des Körpers reflektieren v. a.
Wird ein Patient in ein Magnetfeld eingebracht, so orientieren sich seine Wasser-
den unterschiedlichen Wassergehalt der ver-
stoff-Atomkerne (Protonen) entlang den magnetischen Feldlinien. Durch die kurz-
schiedenen Gewebearten.
fristige Einstrahlung eines Hochfrequenzimpulses werden die Protonen aus ihrer
Orientierung (niederenergetischer Zustand) ausgelenkt und kehren erst nach Ab-
schalten der Hochfrequenzstrahlung langsam wieder in den Ausgangszustand zu-
rück. Dieser Rückkehrprozess der Protonen in den niederenergetischen Zustand (Re-
laxation) ist mit der Aussendung eines Signals verbunden, welches die Grundlage
der MRT darstellt. Dieses Signal hängt von der Wechselwirkung der Protonen mit
ihrer Umgebung ab: in kleinen Wassermolekülen ist sie anders als in großen Fett-
molekülen. Das unterschiedliche Relaxationsverhalten der Protonen in Wasser und
Fett ist, stark vereinfacht ausgedrückt, die Basis für die Bildgebung in der MRT.
Weitere Faktoren, welche die Signalintensitäten beeinflussen sind die verschiede-
nen Parameter der MR-Messsequenzen. T 1 und T 2 bezeichnen dabei Zeitkonstan-
ten von Relaxationsvorgängen in Abhängigkeit der Richtung (Längs- oder Querrela-
xation, s. Lehrbücher der Radiologie).

⊙ A-4.7 MRT-Prinzip

Anregung von rotierenden Protonen in einem Magnetfeld durch einen Hochfrequenzimpuls und Rückkehr in den Ausgangszustand unter
Aussendung eines Signals.

⊙ A-4.8 ⊙ A-4.8 Magnetresonanztomogramme des Gehirns mit unterschiedlicher


Gewichtung

a b
(Reiser, M., Kuhn, F.P., Debus J.: Duale Reihe Radiologie. Thieme, 2011)
a T 1-Gewichtung.
b T 2-Gewichtung.

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A 4.2 Standardverfahren 137

⊙ A-4.9 Auflösung ⊙ A-4.9


Schnittbildprinzip: Die in
I Abb. A-4.4 dargestellten
Transversalschnitte sind wie
eingezeichnet durch den hier
dargestellten Körper gelegt.
II

III

Bildliche Darstellung: Generell erlaubt die MRT eine besonders gute Differenzierung Bildliche Darstellung: Die MRT ermöglicht
der Weichteile. Je nach gewählter Sequenz stellen sich die unterschiedlichen Weich- eine exzellente Differenzierung der Weich-
teilgewebe ihrer Zusammensetzung entsprechend hyperintens (hell), isointens teile. Je nach gewählter Darstellung (z. B. T 1-,
(grau) oder hypointens (dunkel) dar. T 2-gewichtete Aufnahmen) kommen die ver-
schiedenen Gewebe in charakteristischer Sig-
Die Relaxation erfolgt in 2 Phasen, deren Signale getrennt ausgewertet werden und
nalintensitätsverteilung zur Darstellung.
ein sog. T 1-betontes bzw. T 2-betontes Bild liefern. Im T 2-betonten MR-Bild kommt
Wasser hyperintens (hell) und Fettgewebe hyper- bis isointens (grau) zur Darstel-
lung. Im T 1-betonten Bild ist Wasser dagegen dunkel und Fett hell. Straffes kollage-
nes Gewebe wie Sehnen, Gelenkkapseln und Menisci erscheint in beiden Modi hy-
pointens (dunkel).

▶ Klinik. Pathologisches (erkranktes) Gewebe hat sehr oft einen höheren Wasser- ▶ Klinik.
gehalt als das umgebende gesunde Gewebe und damit auch längere Relaxationszei-
ten (T 1- u. T 2-Zeiten). Demzufolge resultiert eine unterschiedliche Signalgebung
und damit die Abgrenzung des pathologisch veränderten Gewebes gegenüber dem
normalen.

Grundsätzlich zeichnet sich die MRT durch die multiplanare Darstellungsmöglich- Die MRT erlaubt die Darstellung einer Körper-
keit aus. Dies bedeutet, dass neben transversalen Schnitte in beliebigen Ebenen region in beliebigen Schnittebenen.
durch den Körper gelegt werden können. Allerdings beschränkt man sich meistens
auf die Beurteilung in den drei Hauptebenen: der transversalen (axialen), der sagit-
talen und der frontalen (koronaren) Ebene (S. 41).

Einsatz: Generell gilt, dass die MRT primär zur Diagnostik definierter Körperregio- Einsatz: ZNS-Erkrankungen, Gelenk- und
nen herangezogen wird. Insbesondere bei neurologischen Fragestellungen (ZNS), in Weichteildiagnostik, Herz und Blutgefäße.
der Gelenk- und Weichteildiagnostik und – mit zunehmender Relevanz – zur Dar-
stellung von Herz und Gefäßen (MR-Angiografie).
Vorteilhaft für den Patienten ist, dass sein Körper nicht, wie bei Röntgen und CT mit Vorteilhaft ist der Verzicht auf ionisierende
ionisierenden Strahlen belastet wird. Strahlen.

Kontraindikationen: Grundsätzlich dürfen keine ferromagnetischen Gegenstände in Kontraindikationen: Herzschrittmacher, In-


die Nähe des Magneten gebracht werden, da sie durch die magnetische Anziehung nenohrimplantate sowie jegliches ferromag-
zu lebensgefährlichen Geschossen werden können. Patienten müssen vor einer MR- netisches Material im Körper.
Untersuchung nach metallischen Fremdkörpern und Implantaten befragt und ggf.
untersucht werden, da diese disloziert werden und zu inneren Verletzungen führen
können.
Träger von Herzschrittmachern, Innenohrprothesen etc. sind von der MRT aus-
geschlossen. Unterschiedlich gefährlich sind Metallsplitter, Projektile, Gefäßclips
oder -stents oder -filter, intrauterine Spiralen und Piercings. Osteosynthesematerial
und Prothesen können Anlass zu Artefakten sein und die Bildinformation einschrän-
ken.

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138 A 4 Bildgebung – Grundlagen

4.2.3 Ultraschalldiagnostik (Sonografie) 4.2.3 Ultraschalldiagnostik (Sonografie)


Sie ist das am häufigsten eingesetzte bildge- Die Sonografie ist die am häufigsten angewandte bildgebende Methode in Deutsch-
bende Verfahren. land.
Das Untersuchungsverfahren verwendet hochfrequente Schallwellen mit einer Fre-
quenz von > 20 000 Hertz (jenseits des menschlichen Hörvermögens).

Prinzip: Durch unterschiedliche Schalllei- Prinzip: Die Sonografie beruht auf dem Prinzip des Impuls-Echo-Verfahrens: kurze
tungseigenschaften von Geweben werden Ul- Impulse von Ultraschallwellen erfahren an der Grenzfläche von Geweben mit unter-
traschallwellen an deren Grenzfläche reflek- schiedlichen Schallleitungseigenschaften eine Schallabschwächung oder eine Rück-
tiert. Die reflektierten Schallechos des zu strahlung (Echo, Reflexion). Die zurückkehrenden Schallwellen (Echos) werden
einer Ebene gebündelten Strahls liefern ein
dann bildlich dargestellt und können diagnostisch analysiert werden.
Schnittbild der durchschallten Region.
Dabei ist der Schallkopf (Applikator) zugleich Sender und Empfänger der Ultra-
schallwellen.

Bildliche Darstellung: Parenchymatöse Orga- Bildliche Darstellung: Im Allgemeinen können parenchymatöse Organe, wie z. B. Le-
ne lassen sich anhand ihrer Echostruktur ber, Milz oder Niere sehr gut von Fett, Muskulatur und anderen Organen abgegrenzt
(echodicht = hell, echoarm = dunkel) sehr gut werden.
beurteilen. Knochen und kalkhaltige Konkre- Die Echostruktur eines parenchymatösen Organes oder eines pathologisch verän-
mente (z. B. Gallensteine) werden von Ultra-
derten Bezirks hängen von Schallleitungsunterschieden (Impendanzdifferenzen)
schallwellen nicht durchdrungen (dahinter
zur Umgebung ab. Man unterscheidet: echoreich oder echodicht (hell), echogleich,
„Schallschatten“). Die Schallabsorption in Luft
und Knochen verhindert gleichfalls die Ein- echoarm, echofrei (dunkel) und echokomplex (gemischt echogen).
sicht in dahinter gelegene Gewebe. Knochen, Weichteilverkalkungen und kalkhaltige Konkremente (z. B. Gallensteine)
werden von Ultraschallwellen nicht durchdrungen und führen zu Schallaus-
löschungsphänomenen („Schallschatten“).
Luft (Lungen, Darmgase) stellt eine Schallbarriere dar, sodass die Sonografie z. B. in
der Diagnostik des Lungenparenchyms keine Rolle spielt.
Der Darm sollte daher vor der Ultraschalluntersuchung des Abdomens möglichst
entbläht werden.

Einsatz: Die hauptsächliche Indikation der So- Einsatz: Im Gegensatz zur Computertomografie (Abb. A-4.5) gelingt mit der Sono-
nografie liegt im breit angewandten Scree- grafie (Abb. A-4.10) nur die sektorale Darstellung eines kleinen Körperausschnitts
ning von Veränderungen parenchymatöser allerdings in variablen Schnittebenen. Dies erfordert vom Untersucher genaue ana-
Organe und der Gallenblase. tomisch-topografische Kenntnisse und das sonografische Untersuchungsergebnis ist
in hohem Maße abhängig von der Erfahrung des durchführenden Arztes. Die haupt-
sächliche Indikation der Sonografie liegt im breit angewandten Screening („Such-
test“).
Sie ist das in Deutschland am häufigsten angewendete bildgebende Verfahren. Ihre
Aussagekraft wird generell durch Fettleibigkeit (Adipositas) eingeschränkt. Ebenfalls
ungünstig wirkt sich eine insuffiziente Atemmechanik bei der Sonografie der Ober-
bauchorgane aus (Tab. A-4.2).

⊙ A-4.10 Ultraschall-Prinzip

a b c

Aussendung von Ultraschallwellen und deren Reflexion


a als Echolot in der Schifffahrt. (Delorme, S., Debus, J.: Duale Reihe Sonografie. Thieme, 2012)
b in der Oberbauchsonografie.
c Sonografische Darstellung der rechten Niere (Pfeil): Sie hat eine ovaläre Form mit echoarmem Parenchymsaum und echoreichem, zentralem
Nierensinus. Davon ventral und kranial der angeschnittene rechte Leberlappen (L).

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A 4.4 Darstellung der Blutgefäße 139

≡ A-4.2 Vor- und Nachteile der Sonografie ≡ A-4.2


Vorteile Nachteile
keine Strahlenbelastung Abhängigkeit vom Erfahrungsstand des Untersuchers (u. a.
topografische Kenntnisse)
variable Schnittebenen Beeinträchtigung durch konstitutionelle Faktoren (Adipositas)
häufige Verfügbarkeit Schallbarrieren (Knochen, Luft, Darmgase, Koprostase)
geringe Kosten kleiner Körperausschnitt (Sektor)

4.3 Kontrastmittel 4.3 Kontrastmittel

Wie der Name besagt, dienen diese Mittel dazu, den Bildkontrast zu verstärken, um Kontrastmittel verstärken den Bildkontrast
detailliertere Aufnahmen zu erstellen und damit die diagnostische Treffsicherheit und erhöhen die Bildqualität. Sie werden v. a.
zu erhöhen. oral zur Darstellung des Gastrointestinaltrakts
Sie werden v. a. oral und intravasal verabreicht: und intravasal zur Darstellung der Blutgefäße
(s. u.) verabreicht.
■ Orale Kontrastmittel dienen der Darstellung der Hohlräume des Gastrointestinal-

trakts.

▶ Klinik. Bei Gefahr der Perforation („Magen-, bzw. Darmdurchbruch“) dürfen die ▶ Klinik.
üblicherweise verwendeten bariumhaltigen Kontrastmittel nicht verwendet wer-
den, da sie die Gefahr der „Bariumperitonitis“ in sich bergen. In diesen Fällen ver-
wendet man jodhaltige Kontrastmittel.

■ Intravasal verabreichte Kontrastmittel finden in der Darstellung der Blutgefäße


(s. u.) im konventionellen Röntgen, in CT und MRT Verwendung. Neben der expli-
ziten Darstellung makroskopischer Gefäße liefert der Kontrast der (nicht abgrenz-
baren) mikroskopischen Gefäße genauere Informationen über die Binnenstruktur
von Organen.

▶ Klinik. Die üblicherweise zur Darstellung der Gefäße verabreichten jodhaltigen ▶ Klinik.
Kontrastmittel können bei Prädisponierten zu schweren allergischen Reaktionen, zu
Schilddrüsenüberfunktionen und Einschränkungen der Nierenfunktion führen. Aus
diesem Grunde sollte neben der sorgfältigen Anamnese auch die Bestimmung des
TSH- und Kreatininspiegels erfolgen.

In der MRT werden gadoliniumhaltige Kontrastmittel intravasal appliziert. Sie ver- Zur MRT nutzt man meist gadoliniumhaltige
ursachen nur äußerst selten allergische Reaktionen. Kontrastmittel.

4.4 Darstellung der Blutgefäße 4.4 Darstellung der Blutgefäße

Da Blutgefäße eine ähnliche Röntgendichte wie Muskeln und parenchymatöse Orga- Auf Grund ihrer Dichte stellen sich Blutgefäße
ne aufweisen, kommen in der konventionellen Röntgendiagnostik lediglich Verkal- in der konventionellen Röntgenaufnahme nur
kungen der Gefäßwände zur Darstellung, oder aber der Gesamtaspekt lässt auf ausnahmsweise dar.
grob-pathologische Gefäßveränderungen schließen (z. B. Verbreiterung des Media-
stinums bei einer ausgeprägten Erweiterung der thorakalen Aorta = thorakales Aor-
tenaneurysma). Daher bedient man sich zur Darstellung der Gefäße der Röntgen-,
CT- oder MR-Angiografie.

4.4.1 Angiografie 4.4.1 Angiografie

Zur röntgenologischen Darstellung der Blutgefäße sind Kontrastmittel notwendig, Die röntgenologische Darstellung der Blutge-
die in die zu untersuchenden Gefäßbahnen injiziert werden. Dabei wird meist die A. fäße erfolgt durch Injektion von Kontrast-
femoralis punktiert und ein Katheter über die Aorta bis zur gewünschten Gefäßregi- mitteln, die Elemente mit hoher Ordnungs-
on eingeführt. Diese Kontrastmittel enthalten Elemente mit hoher Ordnungszahl zahl (meist Jod) enthalten.
(meist Jod), welche die Röntgenstrahlen stark absorbieren (S. 129). Im Anschluss an
die Kontrastmittelinjektion werden Serienaufnahmen des in den Gefäßen abfließen-
den Kontrastmittels aufgenommen. Bei der heute üblichen digitalen Subtraktions-
angiografie (DSA), wird das „Leerbild“ (Hintergrund) von dem kontrastmittelgefüll-
ten Gefäßbild rechnerisch abgezogen. Man erhält eine detaillierte Darstellung eines
Gefäßes mit seinen Verzweigungen, Wandveränderungen, Kollateralkreisläufen und
der Dynamik der Blutströmung.
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140 A 4 Bildgebung – Grundlagen

4.4.2 CT- und MRT-Angiografie 4.4.2 CT- und MRT-Angiografie


CT- und MRT-Angiografie zeichnen sich aus Die CT- und MRT-Angiografie (Abb. A-4.11, Abb. A-4.12, Abb. A-4.13) erlauben, im
durch Gegensatz zur „klassischen“ Röntgenangiografie, Arterien nach intravenöser Injek-
■ intravenöse Verabreichung des Kontrast-
tion des Kontrastmittels darzustellen. Dadurch entfällt die für den Patienten belas-
mittels (fehlende Invasivität) tende und aufwändige Einbringung eines arteriellen Katheters (S. 139). Neben den
■ 3-dimensionale Gefäßdarstellung.
anfallenden Informationen zu arteriellen Gefäßen (S. 139) ermöglichen diese Tech-
niken unter anderem die Rekonstruktion detaillierter 3-dimensionaler Bilder der
Körpergefäße in einem Untersuchungsgang (Abb. A-4.11).

⊙ A-4.11 ⊙ A-4.11 Darstellung eines Aortenaneurysmas als Rekonstruktion aus einer Serie
transversaler CT-Schnittbilder nach Kontrastmittelinjektion

In beiden rechnerisch erstell-


ten Rekonstruktionen erkennt
man deutlich die Aussackung
der (sklerotisch elongierten)
thorakalen Aorta nach links
(Pfeil in b).
(Reiser, M., Kuhn, F.P., Debus, J.: Duale
Reihe Radiologie. Thieme, 2011)
a 3D-Rekonstruktion,
b frontale Rekonstruktion.

a b

⊙ A-4.12 Darstellung der Halsarterien mit Stenose in der A. carotis interna links

rechts links

A. carotis externa
A. carotis externa

A. carotis interna A. carotis interna

A. carotis communis A. carotis communis

A. vertebralis A. vertebralis
A. subclavia A. subclavia

Truncus cephalicus
Arcus aortae b
a

a Anatomie
b MR-Angiografie: In der linken Karotisgabel (Bifurcatio carotidis) zeigt sich eine Abgangsstenose der A. carotis interna (Pfeil).

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A 4.4 Darstellung der Blutgefäße 141

⊙ A-4.13 Becken und Beinarterien mit Verschluss der A. femoralis superficialis rechts

a Anatomie:
1 Aorta abdominalis
2 A. iliaca communis
1 3 A. iliaca externa
4 A. femoralis
5 A. profunda femoris
2 6 A. femoralis
7 A. poplitea
3
8 A. tibialis anterior
4 9 A. tibialis posterior
10 A. fibularis (peronea)
5 b MR-Angiografie: AVK vom Oberschenkeltyp mit
5 langstreckigem Verschluss der A. femoralis
6 6 superficialis rechts (*) mit Kollateralkreislauf-
bildung.

6
*
6

7 7

8 8
9
10 9
10

b
a

4.4.3 Doppler- und Duplexsonografie 4.4.3 Doppler- und Duplexsonografie

Diese Techniken stellen eine Erweiterung der Sonografie dar und nutzen den Unter Nutzung des „Dopplereffekts“ ermögli-
„Dopplereffekt“. Ultraschallwellen, die von bewegten Objekten, wie dem strömen- chen diese Techniken Aussagen über Blut-
den Blut, reflektiert werden, sind je nachdem, ob das Blut entgegen oder mit dem strömung, Daraus können Rückschlüsse auf
Schallstrahl strömt, von höherer bzw. niedrigerer Frequenz als der ausgesandte Gefäßveränderungen gezogen werden.
Strahl. Dadurch lassen sich Beschleunigungen oder Verlangsamungen der Blutströ-
mung erfassen, bzw. Wirbel, wie sie nach Stenosen (Engstellen) von Arterien auftre-
ten (Abb. A-4.14).

⊙ A-4.14 Farbkodierte Darstellung einer Duplexsonografie der Karotisbifurkation ⊙ A-4.14


Man erkennt den rot dargestellten ungestör-
ten Blutfluss in der A. carotis communis
(rechts), die sich nach links in die A. carotis in-
terna (oben) und die A. carotis externa (unten)
aufzweigt. Die Wirbelströmung in der A. caro-
tis interna distal der Verzweigung stellt sich
blau dar (Pfeilspitze). Man beachte den Ab-
gang der A. thyroidea sup. aus der A. carotis
externa noch im Bereich der Bifurkation (nach
unten).
(Reiser, M., Kuhn, F.P., Debus, J.: Duale Reihe Radiologie.
Thieme, 2011)

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Einführung in funktionelle Systeme

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Herz-Kreislauf-System – Grundlagen
Blut und lymphatische Organe – Grundlagen
Nervensystem – Grundlagen
Bewegungssystem – Grundlagen
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221
145

165 B

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