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Ergänzende Informationen zum LehrplanPLUS

Förderschwerpunkt Sprache und Verhalten, Jahrgangsstufe 1-9

Wortschatzarbeit im Bereich „emotionale Entwicklung“ –


Wortschatz im Bereich Emotionen
Ein Projekt zur Erarbeitung des Wortfeldes „Gefühle“

Zu jedem Zeitpunkt in unserem Alltag beschäftigen wir uns mit unseren eigenen
Gefühlen und den Gefühlen anderer. Im schulischen Kontext in besonderem Maße.
Diese Stimmungs- und Gefühlslagen bei sich selbst und auch bei Mitmenschen zu
erkennen, zu verbalisieren und damit umgehen zu lernen - dies müssen sich
Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf im Förderschwerpunkt Sprache häufig
unter erschwerten Bedingungen aneignen. Von großer Bedeutung ist hier gemäß
LehrplanPLUS Förderschwerpunkt Sprache, Fachprofil Deutsch eine wertschätzende
Lern- und Arbeitsatmosphäre, in der die Auseinandersetzung mit eigenen und fremden
Emotionen zugelassen wird. Dies ermöglicht den Aufbau von Empathie.
In der Auseinandersetzung mit dem Wortschatz im Bereich Emotionen erwerben die
Schülerinnen und Schüler dabei u.a. folgende entwicklungsbezogene Kompetenzen,
die v.a. den Fächern Deutsch und Ethik zuzuordnen sind (LehrplanPLUS
Förderschwerpunkt Sprache):
Die Schülerinnen und Schüler…
 zeigen Mitgefühl und nehmen Anteil, indem sie sich mit sprachlich vereinfachten Geschichten
und Bilderbüchern auseinandersetzen und mithilfe des sprachlichen Vorbilds der Lehrkraft
über Gefühle und Befindlichkeiten literarischer Charaktere sprechen und reflektieren
(Deutsch).
 unterscheiden Gefühle und beschreiben die Auswirkungen auf eigenes und fremdes Handeln
(Ethik).
 zeigen Mitgefühl und Anteilnahme, indem sie Gesten des Verstehens (z. B. für Trost, Freude)
anwenden und Verständnis mimisch und sprachlich ausdrücken (Ethik).

Das Buch „Heute bin ich“ von Mies Van Hout (2012) zeigt anhand der Darstellung von
Fischen mit unterschiedlichsten Gesichtern und bunten Farben, welche Gefühle uns
im Alltag begegnen. Es dient als Orientierung und Basis des hier vorgestellten
Projekts.

1. Ideen für den Einstieg in das Projekt


 Situationen aus dem Alltag aufgreifen und die dazu passenden Gefühle
verbalisieren (z.B. In dieser Situation würde ich mich … fühlen.; Das Kind könnte
sich … fühlen.)
 Gefühlswörter wie wütend, fröhlich, traurig oder entsprechende Gesichter als
stummen Impuls; ggf. einander zuordnen
 Spiele wie Tabu (Erklären der Gefühlswörter) oder Activity (vgl. Piatnik-Verlag;
pantomimisches Darstellen der Gefühle) mit den Gefühlswörtern spielen
 Einstieg mit dem Buch „Heute bin ich“, Betrachten der einzelnen Seiten/Bilder
 Einbettung in eine Sequenz zum Thema „Pubertät“
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2. Durchführung des Projekts


Durch einen gewählten Einstieg in das Projekt haben die Schülerinnen und Schüler
bereits über Wörter wie stolz, traurig, fröhlich, aggressiv etc. gesprochen und die
Gefühle ggf. selbst pantomimisch nachgespielt.

2.1 Gesichtsausdrücke bei anderen erkennen


Eine bedeutsame Phase ist nun das Erkennen der Gesichtsausdrücke anderer.
Bestens geeignet hierfür sind Comicfiguren. Hier wird die Körpersprache und Mimik
übertrieben deutlich dargestellt (Abb. 1). Die Schülerinnen und Schüler sammeln z.B.
in Gruppenarbeit Gesichtsausdrücke aus alten Comicheftchen und ordnen diese den
entsprechenden Gefühlswörtern zu.

fröhlich böse, zornig

Abb. 1: Gesammelte Gesichtsausdrücke aus alten Comics

2.2 Erarbeitung der Mimikmerkmale


Im Rahmen der Vorstellung und Besprechung der Ergebnisse leiten die Schülerinnen
und Schüler Merkmale des jeweiligen Gesichtsausdrucks ab. Beispiel zum Adjektiv
zornig: „Die Mundwinkel zeigen nach unten; die Augen sind schmal; zwischen den
Augenbrauen gibt es eine Falte.“
Im nächsten Schritt findet der Transfer der erarbeiteten Merkmale auf das Bilderbuch
„Heute bin ich“ von Mies Van Hout (2012) statt. Dabei kommt es nicht darauf an, dass
jedem Fisch das exakt gleiche Gefühlsadjektiv wie im Buch zugeordnet wird. Es geht
vielmehr um eine Wahrnehmung und Zuordnung der gleichen Merkmale (Abb. 2).

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fröhlich

Abb. 2: Exemplarisches Ergebnis aus dem Transfer: Gleiche Mimikmerkmale wiedererkennen

2.3 Transfer auf Personen


In einem weiteren Schritt wenden die Schülerinnen und Schüler ihr gewonnenes
Wissen an Mitschülerinnen und Mitschülern sowie weiteren Personen an. Ideen zur
Umsetzung:
 Marionettenspiel: Eine Schülerin/ein Schüler zieht eine Emotionskarte. Sie/Er
muss ihrem/seinem Teampartner bzw. ihrer/seiner Teampartnerin sagen, wie
ihr/sein Mundwinkel, die Augen, die Stirn und später auch der Körper zu sein
hat. Das Ergebnis kann ggf. mit einem Foto festgehalten werden. Alle
Schülerinnen und Schüler raten gemeinsam, welche Gefühlskarte es war.
 Pantomimenspiel: Gezogene Gefühlskarten pantomimisch vorspielen. Die
anderen Kinder raten.
 Smileys nachspielen: Eine Schülerin/Schüler zieht einen Smiley (traurig,
zornig, fröhlich …) und spielt diesen nach.
 Paare finden: Paare vorbereiten (Karte mit Mimikbild – Karte mit passendem
Wort). Die Schülerinnen und Schüler ziehen eine Karte und müssen jetzt
stumm ihren passenden Partner finden.

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3. Sicherung und Projektabschluss


Zum Ende des Projekts dürfen die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Fische mit
Zuckerkreide malen (Abb. 3). Hilfreich ist, die Gesichtszüge der Fische mit weißem
Stift bereits vorgezeichnet zu haben. Sie finden diese Vorlagen am Ende der Datei.
Eine Ausstellung rundet das Projekt ab (Abb. 4).

Abb. 3: Auszug aus der didaktischen Abb. 4: Bilder aus der Ausstellung im Treppenhaus
Erarbeitung zum Malen mit Zuckerkreide

4. Rituale zu den Gefühlen im Alltag


Tägliche Rituale unterstützen einen strukturierten Tagesablauf. In diesen kann bzw.
sollte auch das Verbalisieren von Gefühlen integriert werden. Dies kommt
insbesondere Schülerinnen und Schülern mit einem sonderpädagogischen
Förderbedarf im Bereich Sprache zugute, die in einem ritualisierten, geschützten
Rahmen ihre Gefühls- und Stimmungslage ausdrücken. Satzstarter wie sie im Beitrag
„Sprachliche Rituale für ein wertschätzendes Klassenklima“ zu finden sind, helfen den
Kindern enorm.

4.1 Ritual zum Projekt „Heute bin ich“ (Mies Van Hout, 2012)
Am Morgen oder nach der Pause kann eine ritualisierte Phase geschaffen werden, in
der die Schülerinnen und Schüler regelmäßig ihre Gefühle verbalisieren.
Nachfolgendes Beispiel bietet sich im Rahmen des hier erläuterten Projekts an:

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zornig, gelangweilt,
wütend müde

Fatma

ängstlich, fröhlich
erschrocken

Julia

Oskar

aggressiv zufrieden

Vanessa stolz

Jasin

Abb. 5: Namenskarten der derzeitigen Gefühlslage zuordnen

Die Kinder ordnen ihr Namensschild dem zu ihrer Stimmung passenden


Gefühlszustand zu (Abb. 5). Anhand des roten Rahmens erkennen andere Kinder,
mit welchen Mitschülerinnen und Mitschülern sie gerade behutsam umgehen
müssen. Beim Anheften der Namen erklären die Kinder auch, warum sie sich so
fühlen.
„Ich bin…, weil …“
„Ich fühle mich …, weil …“

Kinder, die sich auf ein Gefühl mit rotem Rahmen heften, sollten auch sagen, was
ihnen jetzt hilft.

„Es wäre schön, wenn …“ „Es würde mir guttun,


wenn…“
…“

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4.2 Ritual individuelles Gefühlsrad (Abb. 6)


Jede Schülerin/jeder Schüler kann ein eigenes Gefühlsrad gestalten. Dieses wird dann
individuell zu vereinbarten Zeitpunkten entsprechend des aktuellen Gefühlszustandes
eingestellt.

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Abb. 6: Individuelle Gefühlsräder

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4.3 Ritual Gefühlsampel


Bei diesem Ritual nutzen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam ein
Instrumentarium zur Visualisierung und Versprachlichung ihrer Gefühle. Sie klammern
sich mit ihrer Namensklammer bei der entsprechenden Smiley Karte an (Abb. 7).

ÖZge

Sören

Noah

Karim

Abb. 7: Gefühlsampel

Werden die Namensschilder, die im roten Bereich angeheftet sind, auf der rechten
Seite angeklammert, sehen alle sofort, auf wen sie jetzt besonders achten und
eventuell Rücksicht nehmen sollten. Natürlich können statt der Smileys auch andere
Objekte verwendet werden, wie beispielsweise obige Fische.
Durch das tägliche, immer wieder kehrende Sprechen über eigene Gefühle und
Gefühle anderer lernen die Schülerinnen und Schüler nicht nur sich selbst besser
kennen, sondern entwickeln neben sprachlichen Fähigkeiten auch Empathie für ihre
Mitmenschen.

4.4 Ritual Wortschatzrakete


Die verschiedenen Farben der Wortschatzrakete stellen die verschiedenen
Sprachebenen dar, die ein neu zu lernendes Wort durchlaufen sollte, um am besten
gespeichert werden zu können (Stumpf & Hufnagel 2016).
Exemplarisch soll nachfolgend ein Gefühlswort mit dem Konzept der Wortschatzrakete
bearbeitet werden (Abb. 8). In den Spalten rechts befindet sich eine kleine Auswahl
möglicher Aufgabentypen.

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Aufgabenauswahl

Morphologische Ebene
 Steigere das Adjektiv: stolz, stolzer, am stolzesten

Phonetisch- Phonologische Ebene
 Bilde (Quatsch-) Reimwörter: Stolz – Holz – Rolz 😊
 Baue das Wort auf und ab: st-sto-stol-stolz, stolz-stol-sto-st
Steigere das
Adjektiv.
 Nenne andere Adjektive mit dem gleichen Anfangslaut:
stolz, stumm, steinig
 Finde Wörter mit der gleichen Silbenanzahl: stolz, Stift, Ball
Bilde (Quatsch-) …
Reimwörter.
Syntaktische Ebene
 Bilde einen Satz mit dem Wort: Ich bin sehr stolz auf mein
Bilde einen
Schwimmabzeichen.
Satz mit dem …
Wort. Pragmatisch-episodische Ebene
 Erzähle eine Geschichte zu dem Wort: Am Montag war ich
mit meinen Eltern im Schwimmbad. Wir sind gerutscht,
getaucht und geschwommen. Am Schluss durfte ich beim
Schwimmabzeichen mitmachen. Ich habe bestanden und
bin sehr stolz darauf.
Schreibe das …
Wort drei Ergänzend: graphomotorische Ebene
Mal ab.  Schreibe das Wort in deinen Lieblingsfarben.
 Schreibe das Wort 5mal ab.
Stelle das Wort
dar.

Ergänzend: mimisch-gestische Ebene
 Male das passende Gesicht.
 Zeige das passende Gesicht.
 Spiele das Wort.

Abb. 8: Wortschatzrakete

In der ritualisierten Form lässt ein Kind das neue Wort von Etage zu Etage hüpfen.
Nach dem (mündlichen) Bearbeiten der Aufgabe kommt die nächst höhere, bis das
Wort „durchgestartet ist“. So wird nicht nur das das Wort an sich gespeichert, sondern
auch Grammatik und Satzbau geübt.

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5. Lernlandkarten zu den Gefühlen

5.1 Lernlandkarte zur Mimik

Das kenne ich schon:


Schreibe das passende Adjektiv darunter, wenn Du es schon weißt.
Kreise jede Mimik in der für Dich passenden Farbe ein.
Die Mimik kenne ich ganz sicher. Sie heißt …
Ich bin mir nicht sicher. Aber ich glaube diese Mimik heißt …
Diese Mimik kenne ich nicht. Ich weiß nicht, wie sie heißt.

Bin ich schon


Mimikexperte?

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5.2 Lernlandkarte zu den Gefühlswörtern

Kreise in der für Dich passenden Farbe ein.


Das Wort kenne ich ganz sicher. Es bedeutet …
Ich bin mir nicht sicher. Aber ich glaube das Wort bedeutet …
Das Wort habe ich schon mal gehört, aber ich kenne die Bedeutung nicht.

neidisch zufrieden
aggressiv
glücklich

Gefühlswörter traurig

gelangweilt

gereizt verwundert

geschockt ängstlich betrübt

beunruhigt
fröhlich

Literatur:
Van Hout, M. (2012). Heute bin ich. Zürich: Aracari Verlag.
Stumpf, P. & Hufnagel, S. (2016). Die Wortschatzrakete. Ein theoriebasiertes,
ökonomisches und flexibles Konzept zur Wortschatzarbeit im (Schul-)Alltag. In: Praxis
Sprache 4, 268-270.
Bildquellen: eigene Darstellungen, Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler.

Anhang: Vorlagen für das Projekt

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