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Lerneinheit 2
1 Lernen lernen
Lerntypen und kreative
Lerntechniken
Plutarch „Das Gehirn ist nicht nur ein Gefäß, das gefüllt werden muss, sondern ein Feuer, das
(ca. 45 bis ca. 125), gezündet werden will.“
griechischer
Schriftsteller Plutarch
Wir alle lernen. Jeden Tag. Wie du erkennen kannst, wie Lernen für dich am besten
funktioniert und wie du herausfindest, welcher „Lerntyp“ du bist und welche Lern-
techniken zu dir passen, erfährst du in dieser Lerneinheit.
Lernen
1 Vögel fliegen – Fische schwimmen
Von den verschiedenen Wegen zum (Lern-)Ziel
Unter Lernen versteht man den Erwerb von neuen Fähigkeiten, Kenntnissen, Verhaltensweisen.
Vgl. Kapitel 4 Jeder Mensch verfügt über individuelle Grundvoraussetzungen, um zu lernen.
Die Merkfähigkeit ist bei jedem Menschen anders, manche Menschen merken sich leicht
Zahlen, andere Bilder, andere merken sich schwer Namen, wieder andere verfügen über ein
Spezialgedächtnis für z. B. Jahreszahlen oder Gedichte. Dies kann auf Teilbegabungen oder
Teildefekte des Gedächtnisses zurückzuführen sein, aber auch auf Vorlieben und Abneigungen
gegenüber bestimmten Spezialgebieten. Fakten, die Sinn ergeben bzw. Zusammenhänge auf-
weisen, merken wir uns besser. Unser Gehirn spei-
chert Eindrücke und Informationen leichter, wenn
Vgl. Kapitel 2 sie mit bestimmten Emotionen verknüpft sind. Du
vergisst Ereignisse, bei denen du zum Beispiel große
Freude, Trauer, Überraschung gefühlt hast, nicht so
schnell wie emotional „neutrale“ Eindrücke.
Außerdem ist deine Merkfähigkeit auch davon ab-
hängig, wie dir Informationen vermittelt werden
Vgl. Kapitel 2 und welche Wahrnehmungsvorlieben du hast.
Wann geht dir ein Licht auf?
Aufgabe 1 Tauscht in der Gruppe eure positiven und negativen Lernerfahrungen aus.
Der Knackpunkt ist: Es gibt eine unübersichtliche Menge von Einteilungen in Lerntypen
und Lernstile, jedoch zu den verschiedenen Theorien kaum seriös wissenschaftliche Versuchs-
reihen und Auswertungen.
Frederic Vester Die bekannteste Einteilung in Lerntypen ist die von Frederic Vester, der von vier Lerntypen
(1925–2003), spricht und sie nach ihren Vorlieben für bestimmte Lernkanäle unterscheidet.
deutscher
Wissenschaftler ● optisch/visuell: Lernen durch Sehen
● auditiv/akustisch: Lernen durch Zuhören
● haptisch: Lernen durch Tun bzw. Handeln
● kognitiv: Lernen durch Erkennen
Vesters Einteilung wird von vielen Wissenschaftlern kritisiert, da drei seiner Lerntypen sich auf
die Wahrnehmungskanäle beziehen, während der vierte, der kognitive, sich auf den Verste-
hensprozess bezieht und nicht definiert wird, wie dieser Lerntyp an den Lernstoff kommt.
Modelle zu Lernstilen Also, auch Wissenschaftler stellen einander widersprechende Theorien auf, die spannend sind.
und Lerntypen lies Gemeinsam haben diese Theorien eines, nämlich die Empfehlung, dass beim Lernen möglichst
nach im alle Sinne miteinbezogen werden sollen, da Lerntypen in der Praxis fast immer Lern-Misch-
ID: 1003
Typen sind.
Wozu dann überhaupt die Einteilungen?
Das Wissen um die Einteilungen in Lernstile und Lerntypen bringt Lehrerinnen und Lehrer dazu,
den Lehr- und Lernstoff so vorzubereiten, dass möglichst viele Wahrnehmungskanäle ihrer Schü-
lerinnen und Schüler angesprochen werden. Schülerinnen und Schüler hingegen lernen, dass sie
einen Lernstoff vertiefen, wenn sie unterschiedliche Lernstile kombinieren und so ihren individu-
ellen, optimalen Lernstil finden, denn Fische können bekanntlich besser schwimmen als fliegen.
Fische
können
fliegen
Vögel
können
schwimmen
?
Aufgabe 2 Ordne diese vier Grundvoraussetzungen für effektives Lernen deiner persönlichen Wertung
nach in: sehr wichtig – wichtig – weniger wichtig – kaum wichtig bis unwichtig
Begründe deine persönliche Wertung und besprich sie mit deinen Klassenkolleginnen und
Klassenkollegen und deiner Lehrerin bzw. deinem Lehrer.
1 Lernen lernen
Richard Felder Der amerikanische Forscher Richard Felder setzt sich mit dem Lernen seiner Studenten aus-
(geb. 1939), einander. Er unterscheidet in seinem Lernstilmodell vereinfachend zwischen vier bipolaren
US-amerikanischer
Wissenschaftler
Lerntypen:
● aktiv – reflektiv
● sensorisch – intuitiv
● visuell – verbal
● sequenziell – global
Aufgabe 3 Lies die folgende Einteilung Felders genau durch und markiere die Lernstrategien, die du am
häufigsten anwendest. Sicher wendest du mehrere Strategien bzw. Lerntechniken an, die bei
unterschiedlichen Lernstilen Felders angeführt werden.
Welche Lerntechniken, die in der Aufstellung nicht angeführt werden, fallen dir noch ein und
welchem Lernstil würdest du sie zuordnen?
aktiv reflektiv
Als aktiver Lerntyp verstehst du Informa- Als reflektiver Lerntyp arbeitest du lieber al-
tionen besser, wenn du darüber diskutierst lein und denkst über das Gelernte nach.
oder sie ausprobierst bzw. anwendest.
Du liest gerne nochmals nach und es hilft
Du arbeitest gerne in Gruppen, kannst dir, kurze Zusammenfassungen in eigenen
auch gut Gruppenmitgliedern etwas erklä- Worten zu schreiben.
ren und Antworten ausarbeiten.
Es fällt dir schwer, wenn du im Unterricht
nur sitzt und zuhörst.
sensorisch intuitiv
Als sensorischer Lerntyp liebst du Fakten Als intuitiver Lerntyp liebst du Neues und
und kannst gut auswendig lernen. lehnst Wiederholungen ab.
Du magst Überraschungen nicht, bist prak- Du entwickelst gerne neue Konzepte und
tisch veranlagt, aber Neuem gegenüber kommst mit abstrakten Formen und Funktio-
eher vorsichtig. nen gut zurecht.
Mit herkömmlichen Lern- und Lehrme- Auswendiglernen magst du nicht, du brauchst
thoden fühlst du dich wohl. den Bezug zur realen Welt.
Aber Achtung: Du neigst wahrscheinlich zu
Flüchtigkeitsfehlern, weil du schnell arbeitest
und Details übersiehst.
visuell verbal
Als visueller Lerntyp lernst du leichter mit Als verbaler Lerntyp bevorzugst du das Wort
Unterstützung von Bildern, Grafiken, Dia- in Form von gesprochenen oder geschrie-
grammen, Filmen etc. benen Informationen.
Du markierst deine Unterlagen gerne mit Du schreibst gerne Zusammenfassungen
Farbmarkern und strukturierst den Lern- oder erklärst gerne deinen Gruppenmitglie-
stoff anhand von Tabellen, Pfeilen, gra- dern das Gehörte oder Gelesene. Wenn du
fischen Zeichen und Zeichnungen. etwas erklärst, verstehst du es selbst noch
besser.
sequenziell global
Als sequenzieller Lerntyp lernst du schritt- Als globaler Lerntyp lernst du gerne in
weise. großen Sprüngen.
Wichtig für dich ist, dass du den Lernstoff Du kannst komplexe Probleme schneller
in eine logische Reihenfolge bringst, Ver- lösen, wenn du das Gesamtbild verstanden
knüpfungen herstellst und erst dann auf hast.
andere Bereiche ausweitest.
Manchmal bleiben dir Details unklar, deshalb
hast du immer lieber einen Überblick über
das gesamte Kapitel, bevor du dich mit ein-
zelnen Lernschritten auseinandersetzt.
Aufgabe 4 Gestaltet in der Gruppe einen Ideenkatalog mit euren ganz persönlichen Lerntechniken und
Lernstrategien und ordnet sie den unterschiedlichsten Lerntypen zu.
Überlegt, wodurch Lernprozesse gestört werden können.
Wissen, reihenweise …
1. Emmentaler-Käse-Scheibchen-Technik
Einen Laib Emmentaler isst du nicht als Ganzes und die Löcher im
1 Lernen lernen
Käse kaust du nicht.
Was sagt uns das?
Auch den Lernstoff schneidest du, bevor du ihn deinem Gehirn als
Nahrung zuführst, in Scheibchen. Je nach Umfang des Lernstoffs So ein Käse!
wähle die Anzahl der Scheiben, so kannst du Lernschritt für Lern-
schritt durchführen. Wirf unnötigen Lernballast ab, hab auch den Mut zur Lücke bzw. zum
Loch im Käse. Erarbeite den Kernstoff vom Lernstoff, also den wichtigen Stoff, der geprüft
wird.
Wie weißt du nun, was wichtig ist und was nicht?
2. Detektiv-Technik
Beobachte deine Lehrerin bzw. deinen Lehrer beim Unterrichten und beim Prüfen.
Jede Lehrerin, jeder Lehrer hat ihren bzw. seinen bestimmten Fragestil.
Was dem einen beim ● Wer? Was? Wann? Wo?
Lernen hilft, kann dem
anderen hinderlich sein.
Du sollst Fakten aufzählen.
Um das zu erkennen,
● Warum? Wie?
muss man es
ausprobieren. Du sollst Zusammenhänge erklären und deine eigene Meinung dazu kundtun.
Auch während des Unterrichtens stellen Lehrerinnen und Lehrer immer wieder Fragen und
beantworten sie manchmal selbst. Genau diese Fragen findest du oft bei Tests und Prüfungen
wieder. Stell dir beim Durcharbeiten des Lernstoffs vor, welche Fragen die Lehrerin bzw. der
Lehrer stellen würde. Schreib dir einen Fragenkatalog zusammen und erarbeite die Antworten.
Du wirst herausfinden, dass man auch bei einer großen Menge an Lernstoff gar nicht so viele
sinnvolle Fragen stellen kann.
3. Gehirn-Aufräum-Technik
Du hast manchmal beim Lernen das Gefühl, dass du dir nichts merkst oder alles verwechselst?
Vgl. Kapitel 4 Wenn du lernst, arbeitet dein Gehirn auf vollen Touren, es bildet neue Verzweigungen, damit
die neuen Lerninhalte in die richtigen Schubladen wandern können, wo du sie auch wieder
finden kannst. Nach dem Lernen ist dein Gehirn noch immer mit diesen Umräumarbeiten
beschäftigt. Wenn du dich jetzt auf einen neuen Lernschritt konzentrieren willst und das noch
nicht geht, kann es sein, dass du dein Gehirn gerade beim Aufräumen störst.
Plane daher deine Lernzeiten so, dass du genug Pausen zwischen den einzelnen Lernschritten
hast. Belaste in diesen Pausen dein Gehirn nicht mit aufregenden Aktionen, sonst lenkst du es
wieder ab. Setz dich also nicht vor den Fernsehapparat, schau keine DVDs und spiele auch nicht
irgendwelche Computer-Games. Geh stattdessen spazieren.
Aufgabe 6 Nenne Beschäftigungen, die du während deiner Lernpausen ausführen kannst und die dein
Gehirn bei der Arbeit nicht ablenken.
Wenn du beim Lernen alles verwechselst, mag es sein, dass du gerade das Gesetz der Ähnlich-
keitshemmung kennenlernst. Ähnliche Inhalte können sich beim Lernen überlagern, wodurch
Blockaden beim Abrufen der Informationen auftreten können.
Das bedeutet für dich, dass du Lernstoffe mit ähnlichen
Inhalten zeitlich trennen sollst bzw. erst weiterlernen
sollst, wenn ein Lerninhalt gefestigt ist.
4. Hirn-Lese-Technik
Wenn du länger nicht an deinem PC arbeitest, fällt er in den Standby-Zustand. So funktioniert
auch dein Gehirn. Wenn ihm langweilig ist, fällt es in den Ruhezustand und du kannst dich nicht
laut und leise lesen: mehr konzentrieren. Das kann passieren, wenn du zu langsam liest oder laut liest. Auge und
Du kannst einen Text Gehirn arbeiten schneller als du reden kannst, daher ist es von Vorteil, wenn du das springende
schneller lesen, wenn du Lesen übst und so deine Lesegeschwindigkeit erhöhst. Das bedeutet, dass du ganze Wort-
ihn leise liest als wenn gruppen und nicht Wort für Wort liest.
du ihn laut vorliest.
5. Schummelzettel-Technik
Warum braucht man „perfekt gestaltete“ Schummelzettel bei Schularbeiten meistens nicht?
Weil man sowieso alles weiß, wenn der Schummelzettel gelungen ist.
Ein perfekt gestalteter Schummelzettel ist ein sehr gut verfasstes Exzerpt.
kurzsilbigen Wörtern
Seite sollte dann in etwa so aussehen wie z. B. die
besteht, lesen zu kön- Hauptseite
nen, müssen meist nur Seite dieses Buches, auf der wir uns gerade befinden.
der erste und der letzte Schreib in die Kopfzeile deines A4-Blattes das Thema,
Buchstabe eines Wortes in die Fußzeile kannst du kurze Erklärungen von
an der richtigen Stelle
stehen; zum Beispiel bei
Fachbegriffen schreiben. In die Marginalspalte kom-
unserem Text zu men Skizzen, Überschriften und Fragen, die die
luat und lsiee lseen: Lehrerin bzw. der Lehrer stellen könnte. Schreib dir
Du knanst enien Txet auch in die Marginalspalte die betreffende Seite im
schelelnr lseen, wnen
Lehrbuch, so kannst du beim Wiederholen oder bei
du ihn liese lseit als
wnen du ihn luat vro-
Unklarheiten schnell nachschlagen. Fußzeile
sielt. Auf die Hauptseite schreibe in eigenen Worten oder
Stichworten das, was du im Buch farbig markiert hast.
Wenn du mit diesem Exzerpt wiederholst, kannst du das Wichtigste nochmals farbig hervorhe-
ben oder mit Zeichen (Pfeilen, Kreisen etc.) strukturieren.
6. Kartenspiel-Technik
Du kennst sicher die Karteikasten-Methode, du schreibst zum Beispiel Englischvokabeln auf
die Vorderseite und die deutsche Entsprechung auf die Rückseite des Karteikärtchens. Je nach
Lernsystem ordnest du sie in deinen Karteikasten. Du bist aber nicht an deinen Karteikasten
gebunden!
Nimm ein Päckchen Karten (10 bis 30) mit, wenn du unterwegs bist, und verwende einige Mi-
nuten dieser Zeit zum Wiederholen.
7. Schauspieler-Technik
Gehen: Schauspieler lernen ihre Texte oft im Gehen. Im Gehen kann man konzentrierter nachdenken,
1 Lernen lernen
Der österreichische da mehr Sauerstoff ins Gehirn transportiert wird als im Sitzen.
Schriftsteller Thomas
Bernhard schrieb ein Wenn du lieber im Sitzen lernst, ist es wichtig, ab und zu aufzustehen, sich zu strecken, durch-
spannendes Buch zum zuatmen, herumzugehen.
Thema Denken und
Gehen mit dem Titel 8. Spinnen-Technik
„Gehen“.
Das wichtigste Werkzeug der meisten Spinnen ist ihr Netz. Alles, was sie zur Konstruktion des
Netzes benötigen, haben sie bei sich und können es beinahe zu jeder Zeit und an jedem Ort
anwenden.
Jeder Mensch verfügt über ein Vorwissen bzw. ein Wissensnetz, das ihn in die Lage versetzt,
beinahe zu jeder Zeit und überall ein Wissensnetz zu konstruieren. Alles neu zu Lernende kann
Vgl. Kapitel 4
in dieses Wissensnetz eingebaut und mit bereits vorhandenem Vorwissen verknüpft werden.
Menschen fällt es leichter, sich Neues zu merken, wenn sie Zusammenhänge herstellen kön-
nen. Dadurch wird das Netz dichter und bietet noch mehr Möglichkeiten, weitere Assoziatio-
nen „einzufangen“.
Aufgabe 9 Ein neues Wort merkt man sich leichter durch Assoziationen (= freie Gedankenverbindungen).
Stell dir zu Wörtern oder Wortteilen ein Bild oder eine Handlung vor.
Reimkunst vom Feinsten: Denk dir eine Geschichte aus, in der Fachbegriffe, die du neu gelernt hast, vorkommen.
Nach
„vom“, „zum“, „beim“ Bilde mit neuen Vokabeln ganze Sätze.
schreib das Zeitwort
niemals klein.
Erfinde Reime. Rhythmische Texte merkt man sich leichter!
Die Werbung bedient sich all der Hilfsmittel wie Assoziation, (bewegter) Bilder, Wiederholungen,
Rhythmus etc., um Konsumenten in dieses Netz an Informationen „einzuspinnen“. Bediene dich
der gleichen Methoden und fange Wissen ein!
9. Ganze-Familie-Lern-Technik
Du kennst vielleicht die Mindmapping-Methode, Brain-
storming oder Clustering. Assoziationen werden zu Papier
gebracht, je größer das Papier, desto besser. Es gibt kein „Das
geht aber nicht!“, „Das ist unrealisierbar!“ …
Jede Idee wird notiert. Erst nach Ende der freien fantasievollen
Assoziationsphase wird strukturiert und über die Vorschläge
diskutiert.
Mit diesen Methoden kannst du Überblick gewinnen, aber
nicht nur, um Ideen für ein Referat oder eine Projektarbeit zu
sammeln.
Du kannst strukturierte Plakate zum Lernen/Üben/Wiederho-
len gestalten (mindestens im Format A3).
A map of the mind
Aufgabe 10 Gestalte Lernplakate, z. B.: ein Grammatikplakat, ein Plakat für neue kaufmännische Begriffe,
ein Vokabel-Plakat, ein „Lernen lernen“-Plakat …
Diese Plakate befestige dort, wo du sie oft siehst: neben deinem Bett, neben der Kaffeema-
schine, auf der Kühlschranktür, an der Türinnenseite der Stoffwechsel-Recycling-Kabine …
Du wirst sehen, deine ganze Familie lernt ganz automatisch mit.
● Vorzeigeportfolio
In das Vorzeigeportfolio gibst du deine besten Ar-
1 Lernen lernen
beiten aus allen Gegenständen. Führe ein Vorzeige-
portfolio über mehrere Jahre hindurch. Teile aus dem
Vorzeigeportfolio kannst du in deinem Bewerbungs-
portfolio verwenden.
Vgl. Kapitel 8 ● Bewerbungsportfolio
In deinem Bewerbungsportfolio befinden sich die
Standardbewerbungsunterlagen (Lebenslauf, Be-
werbungsschreiben, Zeugnisse, Auszeichnungen, Zu- Feuerwerk an Ideen…
satzzertifikate …).
Je nach Anforderungsprofil leg deine ausgewählten Arbeiten (z. B. aus deinem Vorzeigeport-
folio) bei. Das können nicht nur schriftliche Dokumentationen sein, sondern auch CDs, DVDs,
CD-ROMs, wenn du zum Beispiel eine Radiosendung gestaltet hast, bei einem Theaterstück oder
einem Film mitgewirkt hast, eine besonders kreative PowerPoint-Präsentation erstellt hast.
● Entwicklungsportfolio
Ein Entwicklungsportfolio zu führen ist eine spannende Angelegenheit. Hier sammelst du Ar-
beiten, die du vor bestimmten Lernprozessen und nach Abschluss dieser Lernprozesse ge-
leistet hast.
Anhand dieses Entwicklungsportfolios kannst du erkennen, wie du deine Lernziele erreichst,
welche Schritte dir leicht fallen, welche nicht. Vor allem aber siehst du, was du geleistet und wie
du dich weiterentwickelt hast und dass du stolz auf dich sein kannst.
Aufgabe 12 Welche Arten von Portfolios eigenen sich deiner Meinung nach für den Gegenstand Persön-
lichkeitsbildung und soziale Kompetenz?
Welche Aufzeichnungen von Lernschritten aus LERNEN – ERFAHREN – SICHERN passen in wel-
che Art von Portfolio?
Kannst du Qualifikationen, die du dir in PBSK aneignest, auch in anderen Gegenständen an-
wenden? Wenn „ja“, welche?
Kannst du Qualifikationen, die du dir in PBSK aneignest, auch im Beruf und im Privatleben
anwenden? Wenn „ja“, welche?
Aufgabe 14 Hast du schon eine Vorstellung davon, welchen Beruf du ergreifen wirst?
Möchtest du einen ähnlichen Beruf, wie deine Mutter bzw. dein Vater ihn ausübt?
Welche Erwartungen stellst du an deine Ausbildung?
Nach welchen Kriterien wirst du deinen Beruf auswählen? Ist es dir wichtig, viel Geld zu verdie-
nen, über viel Freizeit zu verfügen oder Freude an der Arbeit zu finden?
Schreibe einen Text, in dem du auf diese Fragen Bezug nimmst.
Erfahren
Selbstreflexion Erinnere dich an eine von dir positiv erlebte Prüfungssituation in deiner bisherigen Schullaufbahn.
Jeder macht Fehler
Welche Voraussetzungen ließen dich diese Prüfungssituation positiv erleben? Zähle sie auf.
Zum Beispiel:
Wie hast du dich auf diese Prüfung vorbereitet?
Mit welcher Einstellung und welchem Ziel bist du zu dieser Prüfung angetreten?
In welcher Atmosphäre fand die Prüfung statt?
Hast du die Prüfung in einem Gegenstand, den du magst oder den du nicht magst, abgelegt?
Hast du eine Prüfungssituation negativ erlebt?
Welche Unterschiede zur positiv erlebten Prüfung fallen dir ein?
Was würdest du heute anders machen, um die von dir negativ erlebte Prüfungssituation in dei-
nem Sinne positiv zu verändern?
Sichern
1 Lernen lernen
aktiv tätig
Arbeitsportfolio Ein Arbeitsportfolio enthält Arbeiten, die abgeschlossen oder noch in Arbeit sind.
Beurteilungs- Ein Beurteilungsportfolio besteht aus einem Pflichtteil und einem Kürteil, wobei der Pflichtteil
portfolio zur Benotung herangezogen wird.
bipolar zweipolig
Brainstorming Kreative Arbeitstechnik, bei der durch freie Assoziationen Ideen gesammelt werden.
Clustering Spezielles Brainstorming-Verfahren, in dem die Ideen in Form von „Trauben“ strukturiert werden.
Entwicklungs- Ein Entwicklungsportfolio beinhaltet Arbeiten vor und nach Abschluss eines Lernprozesses.
portfolio
Felder, Richard geb. 1939, US-amerikanischer Wissenschaftler, erstellte u. a. das bipolare Lerntypenmodell
Gesetz der Von dem ungarischen Psychiater Paul Rauschburg erkanntes Gesetz, nach dem sich beim Lernen
Ähnlichkeits- ähnliche Inhalte überlagern und dadurch Blockaden beim Abrufen der Informationen auftreten
hemmung können.
Hemmschwelle Blockade, die ein Mensch durch Selbstmotivation oder Motivation beseitigt (vgl. Kapitel 4).
Lernklima Umfasst sowohl die Lernumgebung als auch die Beziehung zu und zwischen Lehrenden und
Lernenden.
Lernstile/ Unterschiedliche Arten zu lernen (z. B. durch Vorlieben für bestimmte Wahrnehmungskanäle
Lerntypen definiert)/Menschen, die einen bestimmten Lernstil bevorzugen.
Mindmapping Spezielles Brainstorming-Verfahren, in dem die Ideen in Form von Verzweigungen und Veräste-
lungen strukturiert werden.
Portfolio Ansammlung von Arbeiten, die die Entwicklung der Verfasserin bzw. des Verfassers dokumen-
tieren und je nach Art des Portfolios Selbstreflexionen enthalten.
Teilbegabungen Begabungen für spezielle Bereiche (z. B. Sprachbegabung); Mangel, Leistungsminderung in spe-
ziellen Bereichen (z. B. im Rechtschreiben oder Rechnen).
Vester, Frederic 1925–2003, deutscher Wissenschaftler, der sich mit Biochemie, Molekularbiologie und dem ver-
netzen Denken auseinandersetzte; entwickelte u. a. ein Lerntypenmodell.
Vorzeigeportfolio Ein Vorzeigeportfolio beinhaltet die besten Arbeiten der Verfasserin bzw. des Verfassers.
Wahrnehmungs- Kanäle, durch die wir über unsere Sinne Reize aufnehmen.
kanäle
Lerneinheit 3
1 Lernen lernen
Eigenverantwortliches Arbeiten
und Teambildung
Galileo Galilei „Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen,
(1564–1642), es in sich selbst zu entdecken.“
italienischer Mathe-
matiker, Physiker und Galileo Galilei
Astronom
Lernen
1 Gute Fehler…
Kurze Abhandlung zu Theorie und Praxis
Die Berufs- und Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert, so auch die
Anforderungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Früher planten Chefin bzw. Chef, Abteilungsleiterin bzw. Abteilungsleiter, Vorarbeiterin bzw. Vorar-
beiter die Arbeitsprozesse, gaben Anweisungen, lösten Probleme, trafen Entscheidungen …
Heute wird von guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, außer dass sie fachlich kompetent sind,
Vgl. Kapitel 2 noch gefordert, dass sie über folgende Eigenschaften verfügen: eigeninitiativ, verantwortungsbe-
wusst, kreativ, sozial kompetent, problemlösungskompetent, eigenverantwortlich usw.
Das Bildungssystem hat darauf reagiert: Durch die neuen Unterrichtsmethoden ist für Schülerinnen
und Schüler mehr Zeit für selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten vorgesehen.
Umwege … Als Schülerin bzw. Schüler nützt dir oberflächliches Faktenwissen, das du reproduzierst und wieder
Beim Lernen kommst du vergisst, vielleicht für eine gute Note bei einer Prüfung, nicht aber für deinen zukünftigen Beruf.
manchmal vom Weg ab
und gehst Umwege. Am intensivsten lernst du, wenn du Aufgaben und Probleme mit eigener Kraft und in eigener
Doch wie und wann Verantwortung löst. Vielleicht machst du Fehler und Lernumwege, aber du merkst dir Ge-
hättest du sonst die
lerntes, das du durch eigene Erfahrung aufgenommen hast, länger.
persönlichen, neuen Er-
fahrungen gemacht? Zwanzig Stunden Theorie „Wie lerne ich schwimmen?“ im Trockentraining können eine Stunde
Fehler sind erlaubt!
Schwimmen im Meer nicht ersetzen. Auch wenn du vielleicht Wasser schluckst oder ein wenig
untertauchst, du wirst auf diese Art die notwendigen Schwimmbewegungen erlernen.
Eigenverantwortliches Lernen hat, wie du dir denken kannst, viel mit praxisorientiertem Lernen
zu tun. Nicht die Lehrerin bzw. der Lehrer liefert dir fertige Informationen und Arbeitspläne, son-
dern du recherchierst, analysierst, organisierst, planst.
Du bist aktiv und trägst die Verantwortung für deinen eigenen
Lernprozess. So trainierst du:
● Lerntechniken anwenden Sei dein eigener Regisseur …
● Kommunikationsstrategien
● Kooperation im Team
König Artus' Tafelrunde Natürlich ist Einzelarbeit wichtig, vor allem wenn du Formeln oder Vokabeln lernst, individuelle
Die Idee eines runden Texte schreibst oder Arbeiten erledigst, bei denen es von Vorteil ist, dass du in deinem ganz per-
Tisches stammt aus den sönlichen Lerntempo arbeitest und dich allein und in Ruhe konzentrierst. Das heißt, manchmal
Erzählungen um den sa-
genumwobenen König
erfordern es die Arbeitsaufgabe und die Lernsituation „Einzelkämpfer“ zu sein, manchmal ist es
Artus (engl. Arthur), gut, Ritter einer Tafelrunde bzw. Mitglied eines Teams zu sein.
jenem König, der das
Schwert Excalibur aus
Wenn du in einem Team arbeitest, kannst du folgende Vorteile für dich in Anspruch nehmen:
dem Stein zog. König ● Du lernst auch die Sichtweisen und Ansichten der anderen Gruppenmitglieder kennen.
Artus führte bei Ritter-
versammlungen die
● Du kannst von Fähigkeiten und Kenntnissen deiner Gruppenmitglieder lernen.
Tafelrunde (den runden ● Du wirst durch die Gruppenmitglieder motiviert.
Tisch) ein, damit es
keine Streitigkeiten um
● Viele Köpfe finden kreativere Lösungen als einer.
die besten Plätze gab, ● Wenn du deine Ideen einbringst, lernst du zu diskutieren und zu argumentieren.
das heißt, alle Grup-
penmitglieder wurden
● Du lernst in der Gruppe Konflikte und Missverständnisse gemeinsam zu lösen.
gleich behandelt. Der ● Du lernst deinen Standpunkt zu vertreten, aber auch andere Meinungen zu akzeptieren.
König selbst saß nicht
an diesem Tisch.
● Die Gruppe kann die Ausdauer beim Arbeiten erhöhen.
Jetzt hast du viel über die Vorteile von Teamarbeit gehört. Das deutsche Psychologen- und Päda-
gogenteam Renkl, Gruber und Mandl untersuchte Hindernisse für effektive Gruppenarbeit und
diese Untersuchung wollen wir euch nicht vorenthalten. Dazu die folgende Aufgabe:
1 Lernen lernen
Aufgabe 4 Wir stellen dir Phänomene bei Gruppenarbeit vor. Kreuze deine Antwort, „Ja“ oder „Nein“,
neben den folgenden Fragen in der Marginalspalte an.
Ja Nein ● Der-Hans-der-machts-dann-eh-Phänomen
Du überlässt Arbeiten denjenigen Gruppenmitgliedern, die ein gutes Ergebnis erzielen wollen?
Ja Nein ● Ja-bin-ich-denn-der-Depp-Phänomen
Du übernimmst den Hauptteil der Arbeit und verlierst die Freude daran, weil alle anderen
Gruppenmitglieder nichts mehr tun?
Ja Nein ● Da-mach-ich-es-doch-gleich-lieber-selbst-Phänomen
Du arbeitest schneller als die anderen und denkst, dass die anderen nicht so gute Ergebnisse
wie du erzielen, darum übernimmst du fast die ganze Arbeit?
Ja Nein ● Das-kann-und-mag-ich-nicht-mach-du-Phänomen
Du übernimmst nur Teile der Arbeit, bei denen du dich
auskennst? Was du nicht kannst, lernst du auch nicht?
Ja Nein ● Ich-habe-meinen-Teil-erledigt-Phänomen
Du bist der Ansicht, wenn du deinen Teil der Arbeit er-
ledigt hast, dann bist du für die gesamte Gruppenarbeit
nicht mehr verantwortlich?
Überwindbare Hindernisse!
Ja Nein ● Gruppenarbeit-nein-danke-Phänomen
Du hast bisher schlechte Erfahrungen bei Gruppenarbeiten gesammelt und bist daher nicht
(mehr) bereit, in einer Gruppe zu arbeiten?
Erfahren
Schule und ● Hast du schon einmal überlegt, einen kurzen Film zu drehen, eine Exkursion oder einen Lehr-
Arbeitswelt ausgang selbst zu organisieren, einen Vortrag über dein Spezialgebiet zu halten, Straßeninter-
In Eigenregie views durchzuführen?
Das sind schon entwickelte Formen von eigenverantwortlichem Lernen.
● Notiere, welche Kenntnisse und Fähigkeiten du dir beim Drehen eines Filmes oder beim Orga-
nisieren eines Lehrausganges aneignen kannst.
Ähnliche Arbeiten kommen beim Verfassen einer Projektarbeit oder Fachbereichsarbeit auf
dich zu. Also, warum nicht jetzt damit beginnen?
Checkliste für gute ● Bin ich bereit, die Rollenverteilung und Arbeitseinteilung im Team zu akzeptieren?
Teamarbeit ● Kann ich mit Kritik an meiner Arbeit umgehen?
Teamquest 12
● Höre ich den anderen Gruppenmitgliedern zu?
Vgl. Kapitel 5 und 6
● Kann ich andere Meinungen und Ideen akzeptieren?
● Versuche ich, offen meine Meinung zu sagen?
Buchtipp: ● Bin ich bereit, manche eigenen Ideen der Gruppenidee unterzuordnen?
Gallagher, BJ;
● Frage ich nach, um Missverständnisse zu vermeiden?
Schmidt, Warren H.,
Unter Pinguinen, ● Setze ich meine Fähigkeiten und Kenntnisse für das Gruppenziel ein?
Ein tierisches Teambuch,
● Bin ich bereit, Konflikte gleich anzusprechen und zu lösen?
2002
● Kann ich mit Frustration und Hindernissen umgehen?
● Kann ich mich mit den Zielen der Gruppe identifizieren?
● Kann ich mir vorstellen, mit dieser Gruppe wieder zusammenzuarbeiten?
Teamqualifikation In der Literatur, in Filmen, in der Musikszene gibt es immer wieder „Dreamteams“, zum Beispiel
Warum die und die die drei Musketiere, die Fantastischen Vier, Batman und Robin, die glorreichen Sieben, Asterix
nicht? und Obelix, die Beatles, die Rolling Stones, G-Unit …
Was glaubst du, zeichnet diese Teams aus?
Wodurch hingegen können Teams auseinanderfallen?
Sichern
Arbeitsprotokoll Ein Verlaufsprotokoll oder Ergebnisprotokoll, in dem Arbeitsschritte festgehalten werden, nennt
man Arbeitsprotokoll oder Projektprotokoll.
Galileo Galilei 1564–1642, italienischer Mathematiker, Physiker und Astronom; geriet in Konflikt mit der
röm.-katholischen Inquisition (kirchliches Gericht), nachdem er die Theorie aufstellte, dass sich
die Erde um die Sonne dreht. Im Gegensatz zu Giordano Bruno widerrief er seine Theorie. Am
2. November 1992 wurde Galileo Galilei von der röm.-katholischen Kirche rehabilitiert (reha-
bilitieren = Ansehen wiederherstellen).
Gruber/Mandl/ Ein deutsches Psychologen- und Pädagogenteam, das sich vor allem mit neuen Lehr- und Lern-
Renkl techniken auseinandersetzt (z. B. Lernen mit neuen Medien, Lernen in der Gruppe, Lernen im
Erwachsenenalter).
Runder Tisch Außerhalb der Geschichte von König Arthus' Tafelrunde wurde der „runde Tisch“ als Begriff in
der politischen Geschichte der Gegenwart erstmals 1989 verwendet. Er bezeichnet eine Konfe-
renzform, die allen Beteiligten Gleichberechtigung sichert.
Tafelrunde „Runder Tisch“, um den sich die Ritter um den legendären König Artus versammelten.