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SONDERDRUCK

präsentiert:

Die Zeitung für den Güterverkehr


Nr. 11 | 9. Juni 2023 | 33. Jhg. | HUSS-VERLAG GmbH | www.transport.de  B 11694 D
Fotos: R. Domina

Test Lkw
Volvo FH 460 Volvo Group Trucks Central Europe GmbH
Volvo FH mit I-Save
I-Save

Höchste Durchschnitts-
geschwindigkeit

Niedrigster Verbrauch

Helle Freude
lkw-test Die Freunde maximaler Effizienz werden mit dem FH 460 I-Save
mit Turbo-Compound-Aufladung ihre helle Freude haben. Wie gut hier voraus-
schauender Tempomat (I-See), ein geregelter Drehmomentverlauf (I-Torque)
und das quasi ebenfalls mitdenkende Getriebe (I-Shift) zusammenarbeiten, ist
nicht nur verblüffend, sondern mündet in Rekordverbräuchen bei gleichzeitig
hoher Transportleistung, sprich Geschwindigkeit.
„Mit vollen Hosen ist gut stin- Das haben die Lkw-Hersteller entfleucht freilich immer noch Der nur beinahe ebene Kabinen-
ken…“, ist eine althergebrachte in den letzten 25 Jahren ganz in Form von Wärme unnütz in boden mit 9 cm hoher Motor-
Ingenieurs-Weisheit. Olfakto- gut auf die Reihe gebracht: Wir die Umgebung. Und ja, die Frage kiste erlaubt eine sehr ange-
risch durchaus anrüchig, aber es haben immer mehr Leistung stellt sich: Worüber reden wir nehme Einstiegshöhe.
stimmte: Mit viel Leistung ist es im Lkw zur Verfügung, bei im-
einfach, tolle Transportleistun- mer weniger Verbrauch. Zuletzt
gen herauszuholen. Aber zu wel- waren es die Motorenbauer von
chem Preis? Als der Verbrauch Scania, die mit ihrer von Grund
eines Lkw dank billiger Diesel- auf neu kons­truierten „Super“-
preise weniger eine Rolle spielte, Motorenreihe neue Maßstäbe in
die gebotene Leistung aber umso Sachen thermischer Wirkungs-
mehr, war Performance um je- grad und folgerichtig in Sachen
den Preis (also hoher Verbrauch) Verbrauch setzten (vgl. Tabelle
durchaus legitim. Das hat sich Ergebnisse). 50 Prozent standen
ja nun gründlich geändert. Die plötzlich im Raum – 50 Prozent
volle Hose ist also nach wie vor der eingesetzten Energie konn-
erstrebenswert, nur stinken soll- ten in Transportleistung umge- Nach wie vor clever und keiner macht’s nach: der kleine Hand-
te sie nicht mehr. setzt werden. Die andere Hälfte wasch-Kanister im schmalen, unteren Stauraum.
Die kalte Motorseite ist ganz schön
zugebaut: Das Rohr für die gekühlte
Abgas-Rückführung liegt oben und
sorgt für einen geringen Ad-Blue-
Verbrauch von nur rund fünf
Prozent des Dieselverbrauchs.

hier eigentlich, wenn E-Moto-


ren mit Wirkungsgraden von
90 Prozent im Raum stehen? Ist
der Diesel da nicht Steinzeit?
Keineswegs. Denn erstens
„verbraucht“ ein E-Antriebs-
strang nicht etwa nur zehn
Prozent der Energie eines Die-
sel-Antriebsstrangs. Sondern Die Volvo-typische, gekröpfte Die Turbo-Compound-Turbine ist größer als der zuerst vom Abgas
es sind immerhin noch rund 40 Einblatt-Parabelfeder ist leicht, durchströmte Wastegate-Lader (im Hintergrund). Der grün lackierte
Prozent im direkten Vergleich. sorgt für stabile Achsführung Anschluss beherbergt das Untersetzungsgetriebe für den direkten
Aber: Das sind immerhin 60 und ist steif genug. Antrieb auf die Kurbelwelle.
Prozent weniger an Energiever-
brauch oder 60 Prozent mehr pich und widmen uns einem linder so sparsam? In diesem Turbo-Compound-Turbine da-
Effizienz. Die Probleme jedoch, zu einem vernünftigen Preis Fall ist es tatsächlich der bei gegen schaufelt mit der restli-
diese Effizienz in die Praxis kaufbaren Diesel-Lkw, ohne I-Save immer vorhandene Tur- chen Abgasenergie keinen Luft-
umzusetzen, sind hinlänglich Reichweiten- und Totgewicht- bo-Compound-Lader. Schnell strom, sondern wirkt mecha-
bekannt: Batteriekapazität, Problemen. Und da ist es schon erklärt: Die Turbo-Compound- nisch direkt auf die Kurbelwelle
Ladeinfrastruktur, Reichweite mal bezeichnend, dass der Typ- Turbine ist ein zweiter Lader, des Motors. Ein Zwischengetrie-
et cetera, et cetera. zusatz „I-Save“ bei unserem der direkt hinter dem „norma- be reduziert dabei die extrem
Testkandidat kein leeres Ver- len“ Turbolader sitzt, der die hohen Turbinendrehzahlen
Keine Worthülse sprechen ist, sondern schlicht Ansaug-Luft beschleunigt und von roundabout 10.000 Touren
Deshalb bleiben wir mal und einfach stimmt. Aber was für mehr Füllung im Brennraum auf die im Dieselmotor herr-
weiterhin schön auf dem Tep- macht den 12,8-Liter-Sechszy- sorgt. So weit ganz normal. Die schende Kurbelwellendrehzahl

Alles für die Aerodynamik: Gummilippen Das Servo der Dynamic Steering sitzt oben auf der Lenkhydraulik. Die Lenkung ist zwar vielfach
decken die Spalte ab, LED-Fahrlicht mit regelbar, wirkt aber in manchen Einstellungen etwas synthetisch. Die richtige Einstellung erfor-
Abblendautomatik ist Serie bei den Volvos. dert viel Erfahrung und Eingewöhnung.
Messwerte: Vergleich: Vergleich:
Volvo FH 460 I-Save DAF XF 450 Scania R 460 Super
©Transport

Diese Drei hier liefern sich


derzeit ein Kopf-an-Kopf-
Rennen: Alle drei sind
ziemlich neue Konstruktio-
nen. Der DAF in Sachen
Kabine, der Scania hat den
neuen Super-Sechszylin-
der unterm Haus und der
Volvo glänzt mit Turbo-
Compound sowie ausge-
feilter Triebstrang-Strate-
gie. Man beachte hier die
Wetterbedingungen: Kilometerstand: 31.000 km Kilometerstand: 23.400 km Kilometerstand: 48.000 km
Idealbedingungen hatte Testgewicht: 38.470 kg Testgewicht: 38.700 kg Testgewicht: 38.200 kg
der Scania, DAF und Volvo Auflieger: TP-Test-Trailer IV, Krone Auflieger: TP-Test-Trailer IV, Krone Auflieger: TP-Test-Trailer IV, Krone
Wetter: 15°C, trocken Wetter: 4-6° C, überw. trocken Wetter: 28-30°C, trocken
hatten mehr Windeinfluss
Wind: 15 km/h aus OSO Wind: 16 km/h aus WSW Wind: 10 km/h aus WSW
durch Schräganströmung Drehzahl 84 km/h: 1.040 /min (12.) Drehzahl 84 km/h: 1.000/min Drehzahl 84 km/h: 1.050/min (12.)
bei frischeren Temperatu- Achsübersetzung: 2,31 Achsübersetzung: 2,21 Achsübersetzung: 2,21
ren. Sehr geringer AdBlue- Höchster Gang (12.): 1,0 Höchster Gang (12): 1,0 Höchster Gang (OD): 0,78
Verbrauch bei DAF und GPS-Tempomat: I-See, I-Roll mit GPS-Tempomat: PCC III, Eco Roll, GPS-Tempomat: Active Prediction,
Volvo . Pulse & Glide, Dip +3 km/h Economy, Dip +1 km/h fest Eco Roll, Pulse & Glide, Dip +2 km/h

Verbrauch Ø-Geschwindig- Verbrauch Ø-Geschwindig- Verbrauch Ø-Geschwindig-


Strecke (Streckenanteil)
[l/100 km] keit [km/h] [l/100 km] keit [km/h] [l/100 km] keit [km/h]
AB (52 %) Südrunde A9 1) 23,4 83,2 22,3 83,0 23,1 83,5
AB (52 %) Nordrunde A9 2) 20,8 84,6 23,0 83,2 20,8 84,5
Rollzeit Nordrunde 12 min 02 s 13 min 56 s 14 min 03 s
% der Messstrecke 28 % 32 % 32 %
Ebene Rollautobahn 3) 18,4 84,6 17,5 84,1 16,8 84,5
Autobahn gesamt 22,3 83,8 22,6 83,1 22,1 83,9
Flache Landstraße (14 %) 23,0 59,7 24,9 57,3 26,2 58,8
Schwere Landstraße (24 %) 35,7 58,5 35,0 54,0 35,2 56,3
Landstraße gesamt 30,9 58,9 31,3 55,2 31,9 57,1

Gesamtrunde neu 25,2 73,3 25,6 70,7 25,5 72,2


Verbrauch AdBlue 4,9 % vom ­Dieselverbrauch 4,4 % vom ­Dieselverbrauch 10,2 % vom ­Dieselverbrauch
Fahrleistungen
Ø-Geschwindigkeit 43,2 km/h Ø-Geschwindigkeit 37,8 km/h Ø-Geschwindigkeit 42,5 km/h
Testberg A (Landstraße,
Langsamste Geschw.: 33 km/h Langsamste Geschw.: 28 km/h Langsamste Geschw.: 30 km/h
bei Pfahldorf, 9 %)
Im Gang: 7 von 12 Im Gang: 7 von 12 Im Gang: 7 von 12
Ø-Geschwindigkeit: 73,6 km/h Ø-Geschwindigkeit: 73,3 km/h Ø-Geschwindigkeit: 81,4 km/h
Verbrauch absolut (4,5 km): 3,3 Verbrauch absolut (4,5 km): 3,71 Verbrauch absolut (4,5 km): 3,7
Kindinger Berg 4)
Langsamste Geschw.: 62,1 km/h Langsamste Geschw.: 66,7 km/h Langsamste Geschw.: 75,0 km/h
(4,5 km)
Schaltfolge: 12-11 Schaltfolge: 12-11-10-11-10-11 Schaltfolge: 12-11
Fahrprogramm Eco Fahrprogramm Eco Performance Fahrprogramm Standard
59 dB(A) bei 85 km/h 12. Gang 62 dB(A) bei 85 km/h 12. Gang 60 61 dB(A) bei 85 km/h 12. Gang
Geräusch Kabine
56 dB(A) bei 65 km/h 11. Gang dB(A) bei 65 km/h 11. Gang 59 dB(A) bei 65 km/h 11. Gang
1) Autobahn A9, AS Eichstätt/Altmühltal bis bis Langenbruck und zurück 2) Autobahn A9, AS Eichstätt/Altmühltal bis AS Allersberg und zurück
3) Teilstück Südrunde, A9, Ingolstadt Süd bis Langenbruck und zurück 4) Teilstück Südrunde, A9 Eichstätt Altmühltal km 430,5 bis 435,0

Höhenprofil der Teststrecke


Entfernung: 93,1 km Höhendifferenz: 1.100 m, -972 m Maximale Steigung: 10,6 %, -10,3 % Durchschnittliche Steigung: 1,9 %, -1,7 %
525 m
Eichstätt Altmühltal

N ordrunde S ü drunde
500 m
Rollautobahn
Ingolstadt Nord

475 m
Denkendorf
Allersberg

Schweitenkirchen

450 m
u
rg

leda
r Be

425 m
Hol
i n ge

400 m
ieck
Kind

375 m
D re

Start 7,5 km 15 km 22,5 km 30 km 37,5 km 45 km 52,5 km 60 km 67,5 km 75 km 82,5 km 93,1 km


Technische Daten: Volvo FH 460 I-Save 4/23 Bremsen
Dauerbremsen VEB+ Motorbremse mit Brake Blending durch Be-
Motor, Bauart Volvo D13T460A Turbo TC, Sechszylinder
triebsbremse
Reihenmotor mit Turbo-Compound-Turbi-
ne, Wastegate Turbo, gekühlte Motorbrems­ 435 kW bei 2.300/min (VEB+, inkl. Auspuff­
Abgasrückführung leistung klappenbremse)
Abgasaufbereitung SCR-System mit AdBlue-Einblasung, Parti- Bremsanlage vor- EBS, Scheiben vorne und hinten, Federspeicher
kelfilter ne/hinten auch an VA, automatische Feststellbremse, Luft-
kessel Alu
Einspritzverfahren Common Rail, Einspritzdruck bis
2.400 bar, Rail unter Ventildeckel Sicherheits- und I-See, I-Roll (m. Pulse & Glide), I-Save (Turbo- Com-
Assistenz-Sys­ pound), I-Torque, Dynamic Steering;
Motorgewicht (trocken) 1.185 kg
teme Notbrems-Assistent mit Kollisionswarner;
Hubraum 12,8 Liter Aufmerksamkeits-Assistent (DAS); Abbiege-
Assistent (radar- und kamerabasiert), Spur­halte-
Leistung 338 kW (460 PS) bei 1.240 – 1.600/min
Assistent; ACC, ESP, Hill-Holder
DrehmomentVolvo FH 460 2.600
TC Nm bei 900 – 1.240/min
338 kW(460 PS)/1.240-1.600 Achsen und Fahrwerk
550
Vorne Starrachse an gekröpfter 1-Blatt-Parabelfeder, Stabi
500
Der Vergleich Hinten Starrachse an 4-Balg-Luftfederung, Differenzial­sperre,
gewichtsoptimierte Alu-Lenker
450 zwischen dem
Leistung
normalen Lenkung Volvo Dynamic Steering Evo: vielfältig einstellbares
400
500-PS-Motor (grau) Lenkgefühl, 4,6 Umdrehungen von links nach rechts, Le-
350 und dem 460er mit derlenkrad 45 cm
300 Turbo-Compound Bereifung Conti Efficient Pro, vorne 385/55 R 22,5,
Nm zeigt, warum der hinten 315/70 R 22,5, Alco Durabright Alufelgen
250 2800 460er so stark ist: Fahrerhaus XL Globetrotter-Fahrerhaus mit niedrigem Motortunnel
2600
200 2400
zwischen 900 und (9 cm), 4-Punkt-luftgefedert, 1-Bett-Ausstattung mit
Drehmoment 2200
2300 1300 Umdrehungen hohen Rollschränken hinten oben,
150 2000
2200 bringt er bei Volllast Komfortbett unten, B x L 66-82 x 200 cm, Kühl-Lade
PS 1800
2100
1600
2000
100 Nm mehr als der 33 Liter, Tote-Winkel-Kamera rechts, LED-Fahrlicht mit
1400
1900 500er mit Normal- adaptivem Fernlicht, statisches Abbiegelicht. Standkli-
Volvo 500
Volvo 460 TC
1800
1200 Turbo. Das entspricht ma I-Cool, Alexa-Sprachsteuerung
1000
800
zwischen 20 und Maße
25 kW mehr Leistung
Radstand 3.700 mm
800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 in diesem Drehzahl-
Drehzahl
bereich. Breite x Höhe SZM inkl. Dachspoiler 250 x 393 cm
Spezifische Leistung 26,4 kW pro Liter Hubraum Höhe 1. Stufe/Fahrerhausboden 42/154 cm
Ölwechselintervall 100.000 km oder einmal pro Jahr B x H x T großer Staukasten außen 56 x 41 x 64 cm
Getriebe Volvo I-Shift AT2612, voll automatisiertes Höhe Ladekante Staukasten über Boden 155 cm
12-Gang-Schaltgetriebe, Trocken­gewicht: Tankvolumen Diesel/AdBlue 405/64 Liter
278 kg
Gewichte
Spreizung 14,94 – 1,0, R 17,48 – 3,16
Leergewicht SZM gewogen 7.365 kg inkl. 1 Fahrer, rechter Tank
Achsübersetzung 2,31 voll, kein Reserverad
Drehzahl bei 65/85 km/h 790/1.032/min Zul. Achslasten vorne/hinten 7.500/12.000 kg
im höchsten Gang
Test-Gesamtgewicht 38.470 kg (inkl. 2 Fahrer)
Minim. Rangiergeschwin- rückwärts: 0,75 m/s oder 2,7 km/h
digkeit bei 500/min vorwärts: 0,8 m/s oder 2,7 km/h
Auf einen Blick

+
von rund 1.000 Umdrehungen maten I-See mit der Steuerung
bei Marschfahrt. des Motors und des Getriebes Niedriger Verbrauch bei gleichzeitig hoher Geschwindigkeit.
Dass die Volvo-Motorenbauer noch einmal neu verknüpft. Enormes Sparpotenzial bei schwerer Topografie durch Turbo-
Compound. Brake-Blending. Sehr niedriges Geräuschniveau in

-
es geschafft haben, dem zu- Heraus kam dabei ein Trieb-
Kabine, Verkehrszeichen-Erkennung.
vor als trinkfreudig geltenden strang, der sich exakt auf den
Turbo-Compound nun sprit- Streckenverlauf, sprich Steigun- Dynamic Steering in manchen Einstellungen sehr synthetisch,
knausernde Eigenschaften an- gen und Gefälle, und dem je- Lenk-Assistent zu wenig spurtreu
zukonstruieren, darf in der Tat weiligen Bestpunkt des Motors
als große Ingenieursleistung einstellt. Klingt eigentlich ganz 460er I Save: Wissend um die sparsamsten ist. Natürlich
betrachtet werden. selbstverständlich, erreicht kommende Steigung, erfolgt kommt hier die Zusatzpower
hier aber eine Perfektion, die ein kurzer Upspeed auf plus des Turbo-Compound-Laders
In Perfektion wir so noch nicht beobachten 2 km/h zur Setzgeschwindig- voll zum Tragen. Genau so lässt
Alle unsere Tests mit I-Save- konnten. keit, um ein bisschen Reserve sich die Extra-Energie aus der
Volvo zeitigten einen Ver- Ein Beispiel mag diese Erfah- zu haben. Dann rein in den Berg. zweiten Turbine optimal nut-
brauchrekord nach dem an- rung verdeutlichen: Den Berg Was dann folgt, ist Triebstrang- zen.
deren – das spricht schon mal hinauf zum Rasthof Köschinger Technik auf höchstem Niveau.
für sich. Aber nun kommt die Forst fährt ein 460er mit knapp Es passiert nämlich nichts – je- Gnadenloses Verweilen
völlig neu gedachte Steuerung 40 Tonnen im zwölften Gang an, denfalls keine Rückschaltung. Diese Raffinesse entfaltet
des Antriebsstranges hinzu: um dann am Fuß der Steigung Stoisch zieht der I-Save den der I-Save freilich nur in den
Einhergehend mit zahlreichen in den elften zu wechseln. Dann Berg hoch, fällt dabei auf etwa obersten beiden Gängen und
Effizienz-Verbesserung an den liegen wieder schöne 1.100 Tou- 930 Umdrehungen und 74 km/h im Fahrprogramm Economy,
Vorgängen im Brennraum ha- ren an, die Fuhre zieht zügig, ab – im Zwölften! Warum macht kurz Eco. Ein anderes Beispiel:
ben die Volvo-Techniker die meist so mit 76 bis 78 km/h den er das? Einfache Antwort: Weil Den Kindinger Berg hinauf,
Sehfähigkeiten des GPS-Tempo- Berg hoch. Ganz anders dieser er’s kann. Und weil es so am schaltet jeder 460er im letzten
Das FH-Cockpit ist um den Fahrer
orientiert, die flache Motorkiste
nimmt man kaum wahr. Die
Gummi-Ablageschale ist zwar
ganz originell, oben auf dem
Armaturenbrett wünscht man
sich aber doch mehr nutzbare
Ablagefläche.

Steilstück normalerweise in
den Zehnten, um halbwegs im
Speed zu bleiben. Nicht so der Viele Schalter in der Dachkonsole belegen allein zwei DIN-Schächte – da könnte es eng werden. Rechts der
460er I-Save: Er bleibt an der geniale Zentralschalter für die Kabinenlicht-Funktionen.
langsamsten Stelle gnadenlos
im Elften, fällt dabei aber auch Liter absolut gesehen. Ist das Fahrsituationen, in denen es gar de Abfall im Rollen auf minus
auf ziemlich langsame 61 km/h toll? Ja, das ist toll, weil alles, nicht gebraucht wird, scheint 2 km/h erfolgt zwar sehr unauf-
ab. Aber: Insgesamt erreicht er was hier knapp unter vier Liter einen ebenfalls sehr großen fällig und kaum spürbar, dürfte
trotzdem einen Schnitt von 73,6 liegt, schon sehr gut ist. Insbe- Einfluss auf das Verbrauchs- aber ebenfalls gut zwei Prozent
km/h bei einem Verbrauch von sondere die 3,3 Liter der Eco- geschehen dieses Motors zu ha- zur Spriteinsparung beitragen.
3,3 Liter für die 4,5 Kilometer Fahrt belegen sehr plastisch, ben. Dazu kommen aber noch Auf unserer Nordrunde, der hü-
lange Messstrecke. Zum Ver- was I-Save in Kombination mit andere kleine, aber feine Dinge. geligen A9 zwischen Altmühltal
gleich: Im Fahrprogramm Ba- der neuen Antriebsstrang-Ab- So etwa die sozusagen „softe“ und Allersberg, fällt zudem auf,
lanced erreichen wir zwar ei- stimmung vor allem bei hoher Version von Pulse & Glide. Das dass die reinen Segelphasen im
nen Schnitt von 77,9 km/h, was Last zu leisten vermag. kurze Angasen in der Ebene auf Leerlauf zusehends kürzer wer-
ziemlich flott für einen 460er Gerade die Zurücknahme des plus 2 km/h zur Setzgeschwin- den – zu beobachten übrigens
ist, verbrauchen aber schon 3,6 maximalen Drehmoments in digkeit und der anschließen- auch bei den Konkurrenten.

In den rückwärtigen Stauschränken ist jede Menge Platz – Vorne passen sogar in das abgeschrägte Mittelfach noch Handtuch und
auch für eine Mikrowelle. Toilettenbeutel rein.
Dem Idealzustand zwischen zwar so leise, dass man es kaum
Schubphasen mit Nullförde- mitbekommt. Reicht der Elfte
rung (also keinem Spritver- nicht, wechselt das Getriebe
brauch) und Segelphasen mit auch gerne gleich zwei Gänge
Leerlaufverbrauch scheint man auf einmal in den Zehnten zu-
sich langsam anzunähern. rück. Diese Schaltpause dauert
Bemerkenswert auch die schon mal eine Sekunde.
Motorbrems-Performance: Nun
wissen wir schon lange, dass Brake Blending
man bei Volvo aus Gewichts- Damit die Fuhre während der
und Kostengründen gerne auf geöffneten Kupplung nicht wie-
einen Retarder verzichtet. Zu der beschleunigt, hat Volvo das
Recht, schließlich verfügt man „Brake-Blending“ wieder einge-
mit der Ventilhebelbremse führt. Während der Schaltung
VEB+ über eine sehr potente hält ein kurzer, automatischer
Motorbremse. Die verlangt al- Bremsimpuls der Betriebsbrem-
lerdings auch beherzte Rück- se die Fuhre in Schach. Zwar Unter den Becherhaltern kleine Ablagen und Power-Outlets inklusive
schaltungen in den Bereich um mag diese Maßnahme nicht USB-Buchse. Der rote Schalter löst einen lauten Panikalarm aus.
2.000 Touren, wenn’s mal wie- hundertprozentig verschleiß-
der steiler bergab geht. Meist frei sein – bei steilen Abfahrten stätt wirkt Brake Blending aber einmal zurück, was tatsächlich
schaltet dieser 460er I-Save aber wie unserem Zehnprozenter enorm entspannend. Benutzt die Geschwindigkeit am Berg
nur in den Elften zurück. Und Spindeltal hinunter nach Eich- man zudem den Bergab-Tem- hoch hält. Hier lässt der Tur-
pomat, kann man sich quasi bo-Compound sogar den 460er
Kommentar den Berg hinab tippen, ohne
Risiko, sich zu verschalten. Die
Scania hinter sich und rauscht
zum Beispiel den Pfahldorfer
Betriebsbremse greift auch hier Berg mit 43er-Schnitt hinauf.
deutlich spürbar ein, wenn eine Schaltfolge: 11-9-7 bis zur lang-
weitere Rückschaltung ansteht, samsten Stelle – so bleibt man
weil man die Geschwindigkeit sogar hier schnell.
immer weiter runter tippt – sehr Nun kann man nicht sagen,
von Robert Domina,
geschmeidig das Ganze und vor dass der Volvo I-Save mit neu-
Ressortleiter Test und Technik
allem sicher. Bergauf ist der Vol- er Software und optimiertem

Entwickeln wir für die Tonne?


vo I-Save in seinem Element. Antriebsstrang wirklich über-
Um unsere Landstraßenanstie- rascht. Die Optimierungen sind
Es ist zum Verzweifeln: Da haben wir die besten Lkw-Motoren ge hurtig zu nehmen, wählten nachvollziehbar und müssen
ever – und wofür? Im Grunde für die Tonne. Klingt hart, aber wir hier statt Eco die Balanced- sich praktisch zwangsläufig in
ich fürchte, so wird’s kommen. In wenigen Jahren werden wir Einstellung. Das Programm hält, exzellenter Performance aus-
Fernverkehrs-Lkw mit E-Antrieb haben, ob der Strom dafür was es verspricht, wie wir ja wirken. So sind wir es von Vol-
aus einer Batterie kommt oder aus einer Brennstoffzelle – die schon am Kindinger Berg sehen vo seit vielen Jahren gewöhnt,
nahe Zukunft wird es zeigen. Aber was tauschen wir dafür konnten: schneller als in Eco bei allenfalls die Schlagzahl der
ein? Einen Lkw-Antrieb, der ungemein zuverlässig, kraftvoll, nur wenig Mehrverbrauch. ständig einfließenden Verbes-
langlebig und vor allem samt Treibstoff verfügbar ist. Was er Und: I-Shift schaltet hier ger- serungen verblüfft. Bitte weiter
nicht ist, gehört aber leider auch zur Wahrheit: Er ist weder ne auch mal zwei Gänge auf so.  rod
klimaneutral noch effizient. Wirkungsgrad eines Diesels: maxi-
mal 50 Prozent derzeit. Wirkungsgrad eines E-Motors: bis zu
98 Prozent (im Idealfall). Wie effizient die Bereitstellung von
grünem Strom oder Wasserstoff ist, darüber lässt sich freilich
auch trefflich streiten.
Eines ist aber sicher: Wir haben von allem nicht genug: Nicht
genug grünen Strom am richtigen Ort und in ausreichender
Menge. Daraus resultiert, dass wir über einen langen Zeitraum
auch nicht genug grünen Wasserstoff für Brennstoffzellen
haben werden – denn der bedingt nun mal neben einer Menge
Wasser auch Unmengen grünen Stroms. E-Fuels? Brauchen
genauso grünen Wasserstoff und Grünstrom. Der neue Wun-
derstoff heißt jetzt HVO 100. Der Begriff steht für 100 Prozent
hydrogenisiertes Pflanzöl. Als Dieselersatz ein wahrhaft geiles
Zeug: Kommt nahezu glasklar und geruchlos aus der Zapfsäule,
soll sogar für Uralt-Motoren wie in den Lokomotiven der Deut­
schen Bahn unschädlich sein, verbrennt auch supersauber.
Altes Frittenfett ist ein Grundstoff dafür, Pflanzenöle und
Reststoffe aus der Holzindustrie ebenso. Wenn wir im besten
Fall davon ausgehen, dass wir derzeit gerade mal fünf Prozent
unserer Kraftstoffe aus biogenen Grundstoffen gewinnen
können, liegt auch hier noch ein weiter Weg vor uns, zumal der
Flug- und Schiffsverkehr ebenfalls ziemlich scharf auf das Zeug
ist. „Esst mehr Fritten…!“ ist da ja auch keine Lösung. Der funk- Bild der Rückfahrkamera, wenn sie am hinteren Rahmenende platziert­
tionierende Diesel ist mir da im Moment doch näher. Und wird ist. Besser ist es, den Spalt zwischen Sattelplatte und Auflieger­boden
es die nächsten fünf bis zehn Jahre auch bleiben. beobachten zu können. Zahlreiche Anschlussmöglichkeiten für
Außenkameras sind im Fahrzeugmenü bereits vorgesehen.

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