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2.) Wähle eine der beiden Texte [A] oder [B] und bearbeite die zugehörigen Aufgaben.
Untersuche anschließend Text [C] und bearbeite die zugehörigen Aufgaben.
In jener Zeit, als im Menschen noch nicht wie jetzt alles in Einheit harmonisiert, sondern die
einzelnen Glieder ein jedes seine eigenen Vorstellungen, seine eigene Struktur gehabt habe, hätten
sich alle übrigen Teile entrüstet, dass durch ihre Fürsorge, ihre Arbeit und Dienstleistungen alles dem
Magen zuteilwerde, der Magen aber in ihrer Mitte behaglich nichts tue, als die gebotenen Genüsse
5 zu verzehren. Daraufhin hätten sie sich verschworen: Die Hand solle dem Mund keine Nahrung
zuführen, der Mund Gereichtes nicht annehmen, die Zähne Empfangenes nicht verarbeiten. Durch
dieses Wüten seien, während sie doch den Magen durch Hunger bezwingen wollten, die Glieder und
mit ihnen der ganze Körper selber schrecklich verfallen. Da habe sich gezeigt, dass sich der Magen
einen nicht geringen Dienst leiste und dass er Nahrung nicht so sehr nehme als gebe, indem er an alle
10 Teile des Körpers austeile, was uns Leben und Kraft gibt: das gleichmäßig auf die Adern verteilte, aus
der verdauten Nahrung zubereitete Blut.
[A] Aufgabe 1: Übertrage die Bildebene der Parabel auf die Sachebene: Wofür stehen Magen und
Glieder?
[A] Aufgabe 2: Lies die folgende Information zum historischen Hintergrund der Parabel. Erkläre vor
diesem Hintergrund, was der Text aussagen und bewirken sollte.
Titus Livius (ca. 59 v. Chr. – 17 n. Chr.) war ein römischer Geschichtsschreiber. Aus dem 5. Jh. v. Chr. berichtet er
über einen für den Staat bedrohlichen Konflikt zwischen der bäuerlichen Bevölkerung (Plebejern) und den
adligen Grundbesitzern (Patriziern). Die Patrizier hatten den Plebejern nicht das gegeben, was sie ihnen als Lohn
für ihren Dienst versprochen hatten. Nun weigern sich die Plebejer, weiterzukämpfen. In dieser Situation wird
der Patrizier Menenius Agrippa zu den Plebejern geschickt. In seiner Rede erzählt er unter anderem die Parabel
vom Magen und den Gliedern. Diese Parabel ist im Laufe der Jahrhunderte literarisch immer wieder neu
gestaltet und kommentiert worden. Als Beispiel für rhetorisch geschickte Manipulation zugunsten fragwürdiger
Herrschaftsverhältnisse wurde sie auch kritisiert.
[A] Aufgabe 3: Prüfe, inwiefern sich die Parabel auch auf aktuelle politische Verhältnisse (z.B. in
einem demokratischen Staat wie Deutschland oder auf die Europäische Union)
übertragen lässt.
Inwiefern kann die „Lehre“ der Parabel als politisch fragwürdige Botschaft gesehen
werden?
Text [B]: Erhöhte Schwierigkeit
Marie von Ebner-Eschenbach
Wertbestimmung (1892)
[B] Aufgabe 1: Der Text stammt aus einer älteren Zeit. Finde solche zeitbedingten Merkmale.
Schreibe anschließend eine aktuelle Version der Parabel, indem du den Bildbereich
des Textes und die Sprache auf die gegenwärtige Zeit umstellst.
[B] Aufgabe 2: Worauf zielt die Aussage der Parabel? Suche Beispiele aus dem Zusammenleben von
Menschen, an denen du deine Deutung deutlich machen kannst.
[B] Aufgabe 3: Prüfe anschließend, inwiefern sich mit deinen Deutungsansätzen auch Details der
Parabel „übersetzen“ lassen, zum Beispiel:
Erst nachdem der Dukaten eine Weile im Land ist, wird sein Wert thematisiert.
Die alten Kreuzer vertreten eine andere Ansicht als die jungen.
Die Position der Jungen wird zum Gesetz erhoben.
Sobald du mit einem der Texte [A] oder [B] fertig bist, untersuche
anschließend Text [C] auf der Folgeseite und bearbeite die Aufgaben.
1
die Patina: durch Alterung auf Kupfermünzen entstandene grünliche Schicht (Edelrost)
2
die Legierung: metallischer Werkstoff
Text [C]: Für alle; Bearbeitung nach [A] bzw. [B]
Günter Kunert
Die Maschine (1972)
[C] Aufgabe 1: „Ein kleines Rädchen im Getriebe sein“: Veranschauliche die Bedeutung dieser
Redewendung anhand von Beispielen aus Alltag und Gesellschaft.
Beziehe die Redewendung anschließend auf die Parabel von Kunert. Mache dabei
deutlich, inwiefern Kunerts Text mehr oder anderes besagt als die Redewendung
[C] Aufgabe 2: Inwiefern lassen sich die Parabeln von Titus Livius (Text [A]) oder Ebner-Eschenbach
(Text [B]) mit der von Kunert (Text [C]) vergleichen? Nutze einen solchen Vergleich,
um die Aussage von Kunerts Text zu verdeutlichen.
[C] Aufgabe 3: Formuliere eine Lehre oder einen Appell, die bzw. der am Ende von Kunerts Parabel
stehen könnte.
Bis gleich!
3
der Antagonismus: Gegensatz, Widerstreit
4
arrhythmisch: nicht rhythmisch