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2.

Integralrechnung Theorie -1-

2. Integralrechnung

1. Integral, Fläche mit Orientierung

Aus der Geometrie kennen wir, wie man geradlinig begrenzte Flächen berechnen kann. Ziel der
Integralrechnung ist es, beliebige, also auch krummlinig begrenzte Flächen bestimmen zu können.

Situation 1: Sie haben ein Konto als Anlagefonds eingerichtet, d.h. Sie haben Wertpapiere, die Ihnen
je nach Kurs an der Börse Geld einbringen oder an Wert verlieren. Die Funktion f (x) gibt den
momentanen Geldzufluss bzw. Geldabfluss und die x-Achse stellt die Zeit dar. Jeder Punkt auf der
Kurve gibt also an, wie viel Geld man zu einem bestimmten Zeitpunkt dazubekommt oder verliert.

Frage: Wie viel Geld ist auf Ihrem Konto dazugekommen?

Situation 2: Sie machen einen gemütlichen Spaziergang. Die Funktion f (x) gibt die momentane
Geschwindigkeit an und die x-Achse stellt die Zeit dar. Jeder Punkt auf der Kurve gibt also an, mit
welchem Tempo Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt unterwegs sind.

Frage: Welchen Weg legen Sie zurück?

Beispiel 1: f ( x) = 3
Interpretation 1: Sei die x-Achse die Zeit in Tagen, die y-Achse sei der Wert in CHF. Jeden Tag
bekomme ich also CHF 3 dazu. Zwischen Tag 1 und Tag 4, d.h. in 3 Tagen bekomme ich also CHF 9
dazu. Dieser Zuwachs ist dargestellt in der eingezeichneten Fläche.

Interpretation 2: Sei die x-Achse die Zeit in Stunden, die y-Achse sei die Geschwindigkeit in
Stundenkilometern. Jede Stunde legen Sie also 3km zurück. Zwischen Stunde 1 und Stunde 4, d.h. in
3 Stunden legen Sie also 9km zurück. Dieser Weg ist dargestellt in der eingezeichneten Fläche.

Um die Frage oben zu beantworten ist also folgendes gesucht:


Fläche zwischen Funktion f und der x-Achse auf dem Intervall [1; 4 ] .

Geometrische Berechnung:
Fläche = Rechteck = Breite ⋅ Höhe = ( 4 −1) ⋅ ( f ( 4)) = 3⋅ 3 = 9

Berechnung mit Integralrechnung:


4 4
= F(4) − F(1) = 12 − 3 = 9 , wobei F ( x) = 3x
4
∫ f (x)dx = ∫ 3dx = [ F(x)]
1
1 1
2. Integralrechnung Theorie -2-

Beispiel 2: f ( x) = 2 x + 1
Gesucht: Fläche zwischen Funktion f und der x-Achse auf dem Intervall [1; 4 ] .

Geometrische Berechnung:
Fläche = Rechteck + Dreieck =
( 4 −1) ⋅ ( f (1)) + 12 ( ( 4 −1) ⋅ ( f ( 4) − f (1))) =
3⋅ 3+ 12 (3⋅ ( 9 − 3)) = 9 + 9 = 18

Berechnung mit Integralrechnung:


4 4
4
∫ f (x)dx = ∫ (2x +1) dx = [ F(x)] 1
=
1 1

F(4) − F(1) = 20 − 2 = 18
wobei F ( x) = x 2 + x

Beispiel 3: f ( x) = - x 2 + 4 x
Gesucht: Fläche zwischen Funktion f und der x-Achse auf dem Intervall [1;3] .

Da es sich bei der Fläche um eine krummlinig


begrenzte Fläche handelt, findet man keine einfache
geometrische Berechnung.

Idee der Integralrechnung:


Man zerlegt die Fläche in n Rechtecke gleicher Breite, deren Flächeninhalt man berechnen kann.
Jedes Rechteck hat die Breite Δx = b−a
n , wenn man die Fläche auf dem Intervall [ a;b ] sucht. Die
Höhen der Rechtecke sind die Funktionswerte der Funktion f. Der Flächeninhalt eines Rechtecks
berechnet sich also mit Δx ⋅ f (xi ) . Addiert man alle Inhalte der Rechtecke, erhält man einen
Näherungswert für die gesuchte Fläche.
Addiert man alle Inhalte der umbeschriebenen Rechtecke, so ergibt sich als Näherungswert für die
n
gesuchte Fläche die Obersumme S n = ∑ f (x )⋅ Δxi
i=1
Addiert man alle Inhalte der einbeschriebenen Rechtecke, so ergibt sich als Näherungswert für die
n−1
gesuchte Fläche die Untersumme S n = ∑ f (x )⋅ Δx i
i=0

Für die gesuchte Fläche I muss gelten: Sn £ I £ Sn


2. Integralrechnung Theorie -3-

Obersumme: Untersumme:

S 4 = 3−1
4 ⋅ f (1.5) + 4 ⋅ f (2) + 4 ⋅ f (2) + 4 ⋅ f (2.5) = 2 ⋅ 4 + 2 ⋅ 4 + 2 ⋅ 4 + 2 ⋅ 4 = 4 = 7.75
3−1 3−1 3−1 1 15 1 1 1 15 31

S 4 = 3−1
4 ⋅ f (1) + 4 ⋅ f (1.5) + 4 ⋅ f (2.5) + 4 ⋅ f (3) = 2 ⋅ 3+ 2 ⋅ 4 + 2 ⋅ 4 + 2 ⋅ 3 = 4 = 6.75
3−1 3−1 3−1 1 1 15 1 15 1 27

Weitere Obersummen:

S 8 = 7.56 S 32 = 7.39 S128 = 7.35

Weitere Untersummen:

S 8 = 7.06 S 32 = 7.27 S128 = 7.32

Exakte Berechnung mit Integralrechnung:


3 3
3
∫ f (x)dx = ∫ (−x 2
+ 4x ) dx = [ F(x)]1 = F(3) − F(1) = (−9 +18) − (− 13 + 2 ) = 223 = 7.3 ,
1 1

wobei F ( x) = - 13 x 3 + 2 x 2 . (F(x) nennt man Stammfunktion, wir sehen später, wie man sie findet.)
2. Integralrechnung Theorie -4-

Je mehr (und dadurch schmalere) Rechtecke man macht, desto näher der gesuchten Fläche wird der
Wert sein. Man nimmt also den Grenzwert der Obersumme bzw. Untersumme für n ® ¥ . Existiert
ein gemeinsamer Grenzwert lim S n = lim S n , so heisst dieser Integral von a bis b der Funktion f
n®¥ n®¥
b
und man schreibt: ∫ f ( x )dx = lim S
n→∞
n = lim S n . Die gesuchte Fläche nennt man Integral.
n→∞
a
b

∫ f ( x )dx heisst bestimmtes Integral der Funktion f(x) von a bis b.


a

§ Das Berechnen eines Integrals nennt man Integrieren.


§ Die Zahlen a und b heissen Integrationsgrenzen, a ist die untere Grenze und b ist die obere
Grenze.
§ Die Funktion f nennt man Integrand oder Integrandenfunktion.
§ x ist die Integrationsvariable.
§ Das Integralzeichen ò ist ein langgezogenes S und erinnert an die vorangehende Bildung von
Unter- und Obersummen (lateinisch summa).
§ f(x) (Funktionswert) gibt die Höhe der Rechtecke an.
§ dx steht für Dx , was die Breite der Rechtecke darstellt.

Beispiel 4: f ( x) = - x 2 + 3 x
Gesucht: Integral zwischen Funktion f und der x-Achse auf dem Intervall [1; 4 ] .
Wenden wir wieder die Situation mit dem Geldzu-/abfluss an, erkennt man, dass zwischen Tag 1 und
Tag 3 ein Geldzufluss stattfindet, hingegen zwischen Tag 3 und Tag 4 ein Geldabfluss.

4 4
4
∫ f (x)dx = ∫ (−x 2
+ 3x ) dx = [ F(x)]1 =
1 1

F(4) − F(1) = (− 643 + 24) − (− 13 + 23 ) = 23


wobei F ( x) = - 13 x 3 + 32 x 2

Die gesuchte Fläche zwischen Funktion und x-Achse entspricht nicht immer dem
Flächeninhalt.
Ein Integral ist eine Fläche mit einer Orientierung.
Falls die ganze Fläche oberhalb der x-Achse liegt, ist das Integral positiv und somit
sind Integral und Flächeninhalt gleich.
Falls die ganze Fläche unterhalb der x-Achse liegt, ist das Integral negativ und somit
nicht gleich dem Flächeninhalt. Nimmt man den Betrag des negativen Integrals, hat
man den Flächeninhalt, der ja nur positiv sein kann.
2. Integralrechnung Theorie -5-

2. Stammfunktion

Überlegung:

Funktion = zurückgelegter Weg Funktion = momentane Geschwindigkeit


1. Ableitung von f = momentane Geschwindigkeit Integral = zurückgelegter Weg

Überlegung:
In der Differentialrechnung haben wir gesehen, dass wir durch Ableiten der
Wegfunktion die momentane Geschwindigkeit finden.
In unserer Situation 2 (Theorieseite 1) haben wir gesehen, dass das Integral der
Funktion, welche die momentane Geschwindigkeit angibt, den Weg ergibt.
Um vom zurückgelegten Weg auf die momentane Geschwindigkeit zu kommen, muss
man ableiten. Also muss man das GEGENTEIL tun, um von der momentanen
Geschwindigkeit auf den zurückgelegten Weg zu kommen.

Schlussfolgerung:
Integrieren muss das Gegenteil vom Ableiten sein.
(Statt Integrieren sagt man auch Aufleiten.)

Definition
Eine Stammfunktion ist jede differenzierbare Funktion F, für die gilt: F ' ( x) = f ( x) .

Definition
Unter dem unbestimmten Integral von f versteht man die Menge aller Stammfunktionen von f.
Man schreibt ∫ f (x)dx = F(x) + c mit c Î  . Eine Funktion f (x) hat also unendlich viele
Stammfunktionen.

Definition
b
b
Das Integral ∫ f ( x )dx = "#F ( x )$%
a
= F ( b) − F ( a ) ist die orientierte Fläche zwischen dem
a
Graphen von f und der x-Achse über dem Intervall [a;b], wobei gilt F ' ( x) = f ( x) , d.h. F (x) ist
Stammfunktion von f (x) .
2. Integralrechnung Theorie -6-

Aus einigen wichtigen Ableitungen …

f ( x) c x 1
sin ( x ) cos ( x )
x2 x3 x x
f '( x) 0 1 2x 3x 2 − x12 1
cos ( x ) −sin ( x )
2 x

… schliessen wir auf einige wichtige Stammfunktionen:

f ( x) 0 1 x x2 1 1
cos ( x ) sin ( x )
x2 x

F ( x) c x 1
x2 1
x3 − 1x 2 x sin ( x ) −cos ( x )
2 3

Satz
F, U und V bezeichnen Stammfunktionen von f, u und v. Es gilt:
§ Für f ( x) = x n ist F ( x) = n1+1 x n+1 wobei n Î  0 (Potenzregel)

§ Für f ( x) = u ( x) + v( x) ist F ( x) = U ( x) + V ( x) (Summenregel)

§ Für f ( x) = c × u ( x) ist F ( x) = c × U ( x) wobei c Î  (Fakorregel)

§ Für f (x) = u(rx + c) ist F(x) = 1r U(rx + c) (lineare Verkettung)

Beispiel 1
f (x) = x 4
F(x) = 15 x 5

Beispiel 2
f (x) = x 2 + x
F(x) = 13 x 3 + 12 x 2

Beispiel 3
f (x) = 8x 3
F(x) = 8⋅ 14 x 4 = 2x 4

Beispiel 4
2
f ( x ) = ( 2x + 3)
3 3
F ( x ) = 12 ⋅ 13 ( 2x + 3) = 16 ( 2x + 3)
2. Integralrechnung Theorie -7-

3. Berechnung von Integralen und Flächeninhalten

3.1 FLÄCHEN OBERHALB DER X-ACHSE

Für Flächen oberhalb der x-Achse gilt: Integral = Flächeninhalt

Beispiel 1
Gegeben sei die Funktion f ( x) = 3 x - x 2 .
§ Berechnung des Integrals zwischen der Funktion f und der x-Achse über dem Intervall [1;2.5] .
§ Berechnung des Flächeninhalts A über dem Intervall [1;2.5] .

2.5 2.5
2.5 2.5
∫ f (x)dx = ∫ (3x − x ) dx = [ F(x)]
2
1
= #$ 23 x 2 − 13 x 3 %& = F(2.5) − F(1) = 256 − 67 = 3
1
1 1
2.5
A= ò f ( x)dx = 3
1

Beispiel 2
Gegeben sei die Funktion f ( x) = 1 - x12 .
§ Berechnung des Integrals zwischen der Funktion f und der x-Achse über dem Intervall [1;3] .
§ Berechnung des Flächeninhalts A über dem Intervall [1;3] .

3 3
3 3
∫ f (x)dx = ∫ (1− ) dx = [ F(x)] = [ x + ]
1
x2 1
1
x 1 = F(3) − F(1) = 103 − 2 = 43
1 1
3
A = ò f ( x ) dx = 4
3
1
2. Integralrechnung Theorie -8-

3.2 FLÄCHEN UNTERHALB DER X-ACHSE

Ist f(x)≤0 im Intervall [a;b], dann ist das Integral negativ. Durch
Spiegelung an der x-Achse erhält man eine Fläche mit dem
gleichen Flächeninhalt. Für den Flächeninhalt nimmt man also den
Betrag des Integrals.

Satz
Für den Flächeninhalt A der Fläche unterhalb der x-Achse gilt:
b
b
A= ∫ f (x)dx = [ F(x)] a
= F(b) − F(a) oder
a
b
b
A = − ∫ f (x)dx = − [ F(x)]a = − ( F(b) − F(a))
a

Beispiel 3
Gegeben sei die Funktion f ( x) = - 14 x 2 .
§ Berechnung des Integrals zwischen der Funktion f und der x-Achse über dem Intervall [1.5;3] .
§ Berechnung des Flächeninhalts A über dem Intervall [1.5;3] .

3 3
3 3
∫ f (x)dx = ∫ (− 1
4 x 2 ) dx = [ F(x)]1.5 = #$− 121 x 3 %& = F(3) − F(1.5) = − 12
1.5
27 27
+ 96 63
= − 32
1.5 1.5
3
A= ∫ f (x)dx = − 63
32
63
= 32
1.5
2. Integralrechnung Theorie -9-

3.3 FLÄCHEN TEILS UNTERHALB, TEILS OBERHALB DER X-ACHSE

Die Flächen A1 und A3 sind positive Integrale, die Fläche A2 ist ein negatives Integral.

A3
A1

A2
Um das Integral über dem Intervall [ a;b] zu berechnen, geht man genau gleich vor wie für Flächen,
die nur oberhalb oder nur unterhalb der x-Achse liegen, d.h. in diesem Beispiel hat man folgende
b
Rechnung: ∫ f (x)dx =A + (−A ) + A
1 2 3
a

Für den Flächeninhalt über dem Intervall [ a;b] muss man die Inhalte der drei Teilflächen getrennt

berechnen. Dazu muss man zuerst die Nullstellen (hier x1 und x2 ) finden. Dann nimmt man von
jeder Teilfläche den Flächeninhalt, d.h. man nimmt den Betrag bei negativen Integralen, und somit
addiert man drei positive Flächeninhalte. In diesem Beispiel hat man also folgende Rechnung:
A = A1 + A2 + A3

Satz
Hat f in [ a;b] die Nullstellen x , x , …, x
1 2 k mit x1<x<2…<xk, dann gilt für den Flächeninhalt A zwischen

dem Graphen von f und der x-Achse über dem Intervall [ a;b] :
x1 x2 b
A= ∫ f (x)dx + ∫ f (x)dx +... + ∫ f (x)dx
a x1 xk
2. Integralrechnung Theorie -10-

Beispiel 4
Gegeben sei die Funktion f ( x ) = 1
8 (x 3
− 7x 2 +10x ) .
§ Berechnung des Integrals zwischen der Funktion f und der x-Achse über dem Intervall [1;6] .
§ Berechnung des Flächeninhalts A über dem Intervall [1;6] .

6 6
6 6
∫ f (x)dx = ∫ ( 1
8 (x 3 − 7x 2 +10x)) dx = [ F(x)]1 = #$ 321 x 4 − 247 x 3 + 85 x 2 %& = F(6) − F(1) = 0 − 96
1
35 35
= − 96
1 1

Für den Flächeninhalt A:


1. Schritt: Bestimmung der Nullstellen
1
8
( x 3 - 7 x 2 + 10 x) = 0
1
8
x( x 2 - 7 x + 10) = 0
1
8
x( x - 2)( x - 5) = 0
x1 = 0; x2 = 2; x3 = 5
Nur die Nullstellen x2 und x3 liegen im Intervall [1;6].

2. Schritt: Berechnung des Flächeninhalts


2 5 6
A= ∫ f (x)dx + ∫ f (x)dx + ∫ f (x)dx =
1 2 5
2 5 6

∫( 1
8 (x − 7x +10x)) dx +
3 2
∫( 1
8 (x − 7x +10x)) dx +
3 2
∫( 1
8 (x 3 − 7x 2 +10x)) dx =
1 2 5
2 5 6
[ F(x)]1 + [ F(x)]2 + [ F(x)]5 =
2 5 6
#$ 321 x 4 − 247 x 3 + 85 x 2 %& + #$ 321 x 4 − 247 x 3 + 85 x 2 %& + #$ 321 x 4 − 247 x 3 + 85 x 2 %& =
1 2 5

F(2) − F(1) + F(5) − F(2) + F(6) − F(5) = 23 − 96


35
96 − 3 + 0 − (− 96 ) =
+ − 125 2 125

29 63 125
96 + − 32 + 96 = 29 63 125 343
96 + 32 + 96 = 96
2. Integralrechnung Theorie -11-

3.4 FLÄCHEN ZWISCHEN ZWEI KURVEN

Die gesuchte Fläche zwischen f und g über dem Intervall [ a;b] setzt sich aus mehreren Teilflächen
zusammen.

Es sei F die Stammfunktion von f und G die Stammfunktion von g. Dann gilt für die schraffierte Fläche:
z z b b

∫ f (x)dx + ∫ (−g(x))dx + ∫ f (x)dx − ∫ g(x)dx =


a a z z

# z z & # b b &
% ∫ f (x)dx − ∫ g(x)dx (' + % ∫ f (x)dx − ∫ g(x)dx ( =
$a a $ z z '

([ F(x)] z
a
z
) ( b
− [G(x)] a + [ F(x)] z − [G(x)] z =
b
)
((F(z) − F(a)) − (G(z) − G(a))) + ((F(b) − F(z)) − (G(b) − G(z))) =
−F(a) + G(a) + F(b) − G(b) = ( F(b) − F(a)) − (G(b) − G(a))
b b
= ∫ f (x)dx − ∫ g(x)dx
a a

Durch andere Anordnung der gleichen Terme gilt auch:


b

( F(b) − G(b)) − ( F(a) − G(a)) = ∫ ( f (x) − g(x))dx


a

Satz
b b b
Für die Fläche zwischen f und g gilt: ∫ f (x)dx − ∫ g(x)dx = ∫ ( f (x) − g(x))dx ,
a a a
wobei f die obere Funktion ist.

Da man immer die obere minus die untere Funktion nimmt, wird die Fläche zwischen den zwei
Funktionen immer positiv sein. Daher gilt in diesem Fall: Integral = Flächeninhalt.
2. Integralrechnung Theorie -12-

Beispiel 5
Gegeben seien die Funktionen f ( x) = 18 x 2 + 1 und g ( x) = - 12 x 2 + 3x - 4 .
§ Berechnung des Integrals zwischen dem Graphen von f und dem Graphen von g über dem
Intervall [1;3] .
§ Berechnung des Flächeninhalts A zwischen f und g über dem Intervall [1;3] .

3 3 3 3

∫ f (x)dx − ∫ g(x)dx = ∫ ( f (x) − g(x))dx = ∫ (( 1


8 x 2 +1) − (− 12 x 2 + 3x − 4))dx =
1 1 1 1
3
3 3
∫( 5
8 x 2 − 3x + 5)dx = [ H (x)]1 = #$ 245 x 3 − 23 x 2 + 5x %& = H (3) − H (1) = 578 − 89 41
24 = 12
1
1

3
A = ò ( f ( x) - g ( x))dx = 12
41

1
2. Integralrechnung Theorie -13-

3.5 FLÄCHEN ZWISCHEN ZWEI SICH SCHNEIDENDEN KURVEN

Satz
Schneiden sich die Graphen der Funktionen f und g im
betrachteten Intervall [ a;b] einmal an der Stelle x=z, dann
gilt für den Flächeninhalt zwischen den beiden Kurven:
z b
A= ∫ ( f (x) − g(x))dx + ∫ (g(x) − f (x))dx
a z

Da man mit dieser Berechnung von Teilflächen immer die obere minus die untere Funktion nimmt,
wird die Fläche zwischen den zwei Funktionen immer positiv sein. Daher gilt in diesem Fall: Integral
der Teilflächen = Flächeninhalt.
b
Will man hingegen das Integral bestimmen, rechnet man ∫ ( f (x) − g(x))dx oder
a
b

∫ (g(x) − f (x))dx , was positiv oder negativ sein kann.


a

Beispiel 6
Gegeben seien die Funktionen f ( x) = x3 - 6 x 2 + 9 x und g ( x) = - 12 x 2 + 2 x .
§ Berechnung des Integrals zwischen dem Graphen von f und dem Graphen von g über dem
Intervall [0;3.5] .
§ Berechnung des Flächeninhalts A zwischen f und g über dem Intervall [0;3.5] .

3.5 3.5
3
∫ ( f (x) − g(x))dx = ∫ ((x − 6x 2 + 9x) − (− 12 x 2 + 2x))dx =
0 0
3.5
3.5 3.5
∫ (x 3
− 112 x 2 + 7x)dx = [ H (x)]0 = #$ 14 x 4 − 116 x 3 + 27 x 2 %& = H (3.5) − H (0) = 192
343
− 0 = 192
343
0
0
2. Integralrechnung Theorie -14-

oder

3.5 3.5

∫ (g(x) − f (x))dx = ∫ ((− 1


2 x 2 + 2x) − (x 3 − 6x 2 + 9x))dx =
0 0
3.5
3.5 3.5
∫ (−x 3
+ 112 x 2 − 7x)dx = [−H (x)]0 = #$− 14 x 4 + 116 x 3 − 27 x 2 %& = −H (3.5) + H (0) = − 192
343
+ 0 = − 192
343
0
0

Für den Flächeninhalt A:


1. Schritt: Bestimmung der Schnittpunkte
x 3 − 6 x 2 + 9 x = − 12 x 2 + 2 x
x 3 − 112 x 2 + 7 x = 0
x( x 2 − 112 x + 7) = x( x − 2)( x − 72 ) = 0
x1 = 0; x2 = 2; x3 = 3.5

2. Schritt: Berechnung des Flächeninhalts


Für 0≤x≤2 ist f(x)≥g(x) und für 2≤x≤3.5 ist g(x)≥f(x). Also rechnet man:
2 3.5
A= ∫ ( f (x) − g(x))dx + ∫ (g(x) − f (x))dx =
0 2
2 3.5
3 2 2
∫ ((x − 6x + 9x) − (− x + 2x))dx +
1
2 ∫ ((− 1
2 x 2 + 2x) − (x 3 − 6x 2 + 9x))dx =
0 2
2 3.5
3
∫ (x − 112 x 2 + 7x)dx + ∫ (−x 3
+ 112 x 2 − 7x)dx =
0 2

2 2
#$ 14 x 4 − 116 x 3 + 27 x %& + #$− 14 x 4 + 116 x 3 − 27 x 2 %& =
3.5

0 2

( H (2) − H (0)) + (−H (3.5) + H (2)) = 937


192
!" #$# !" %#'
! # − 0$ + !− !%& + #
$ = !%&
2. Integralrechnung Theorie -15-

4. Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung

Satz
a

∫ f ( x)dx = 0
a

Beweis:
a

∫ f ( x)dx = F (a) − F (a) = 0


a

Satz
a b

∫ f ( x)dx = − ∫ f ( x)dx
b a

Beweis:
a b

∫ f (x)dx = F(a) − F(b) = − (−F(a) + F(b)) = − ( F(b) − F(a)) = − ∫ f (x)dx


b a

Satz (Intervalladditivität)
Ist die Funktion f auf einem Intervall J stetig und a, z, b Î J, dann gilt:
z b b

∫ f ( x)dx + ∫ f ( x)dx = ∫ f ( x)dx


a z a

z b b

Beweis: ∫ f (x)dx + ∫ f (x)dx = F(z) − F(a) + F(b) − F(z) = F(b) − F(a) = ∫ f (x)dx
a z a

Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung


Ist die Funktion f auf einem Intervall J stetig und F eine Stammfunktion von f, dann gilt
b

∫ f ( x)dx = F (b) − F (a)


a
für alle a Î J, b Î J.

Satz
Sind die Funktionen f und g auf einem Intervall J stetig, dann gilt für alle c Î  und alle a, b ÎJ:
b b

∫ c ⋅ f (x)dx = c ⋅ ∫ f (x)dx
a a
b b b

∫ f (x)dx + ∫ g(x)dx = ∫ ( f (x) + g(x)) dx


a a a
2. Integralrechnung Theorie -16-

Definition
Uneigentliche Integrale sind Integrale, bei denen mindestens eine Integrationsgrenze oder der
Integrand unendlich wird. Bei beiden Situationen reicht die Fläche unter dem Graphen ins Unendliche.
Trotzdem kann man für manche Integranden das bestimmte Integral von a bis b berechnen, weil es
einem bestimmten Wert zustrebt.
∞ b b b
Man definiert: ∫ f (x)dx = lim ∫ f (x)dx
b→∞
und ∫ f (x)dx = lim ∫ f (x)dx .
a→−∞
a a −∞ a
Wenn ein solcher Grenzwert nicht existiert, nennen wir das Integral divergent, ansonsten konvergent.

Beispiel 1

Zu berechnen sei das folgende Integral ∫ 1
x2
dx .
1

Lösung:
∞ b
b
∫ 1
x2
dx = lim ∫
b→∞
1
x2
dx = lim [− 1x ]1 = lim ( F(b) − F(1)) = lim (− 1b − (− 11 )) = lim (− 1b +1) = 0 +1 = 1
b→∞ b→∞ b→∞ b→∞
1 1

Beispiel 2

Zu berechnen sei das folgende Integral ∫ 1
x dx . (Die Stammfunktion ist F ( x) = ln x + C .)
1

∞ b
b
Lösung: ∫ 1
x dx = lim ∫ 1x dx = lim $%ln x &'1 = lim ( F(b) − F(1)) = lim ( ln b − ln 1 ) = +∞ − 0 = +∞
b→∞ b→∞ b→∞ b→∞
1 1
2. Integralrechnung Theorie -17-

5. Berechnung von Rauminhalten

Nebst Integralen und Flächeninhalten kann man mit Hilfe von Stammfunktionen auch Volumen von
sogenannten Rotationskörpern oder Drehkörpern berechnen.

Rotiert die Fläche zwischen dem Graphen der Funktion f und der x-Achse über dem Intervall [𝑎; 𝑏] um
die x-Achse, so entsteht ein Rotationskörper.

Weitere Beispiele:

Für die Berechnung des Volumens eines solchen Rotationskörpers nutzt man eine ähnliche Idee wie
bei Flächen.
Erinnerung:
Für die Berechnung von Flächen war die Grundidee, dass man die Fläche in n Rechtecke zerlegt und
anhand der Ober- und Untersumme näherungsweise berechnen kann:

& 𝑓(𝑥! ) ∙△ 𝑥

Lässt man die Anzahl n gegen unendlich streben (und somit die Breite gegen 0), dann hat man die
exakte Fläche:

- 𝑓(𝑥) 𝑑𝑥
2. Integralrechnung Theorie -18-

Das Volumens eines Rotationskörpers kann man als n aneinandergehängte zylinderförmige Scheiben
&
betrachten. Jede Scheibe hat den Radius 𝑓(𝑥( ) und somit das Volumen 𝜋 ∙ -𝑓(𝑥( ). ∙△ 𝑥. Mit der
Summe aller Scheibenvolumen kann man also das Volumen approximieren:
&
0 𝜋 ∙ -𝑓(𝑥( ). ∙△ 𝑥

Lässt man die Anzahl n gegen unendlich streben (und somit die Breite gegen 0), dann hat man das
exakte Volumen:
"
𝑉 = 𝜋 ∙ -3𝑓(𝑥! )4 𝑑𝑥

Satz
Ist f in [𝑎; 𝑏] stetig, so entsteht bei der Rotation der Fläche zwischen dem Graphen von f und der x-
b
2
Achse über dem Intervall [𝑎; 𝑏] ein Rotationskörper mit dem Volumen V = π ⋅ ∫ ( f (x)) dx .
a

Beispiel
Gegeben sei die Funktion 𝑓(𝑥) = √𝑥 . Gesucht ist das Volumen des Rotationskörpers über dem
Intervall [0; 3].

Lösung:
# #
" % # & &
𝑉 = 𝜋 ∙ -3√𝑥4 𝑑𝑥 = 𝜋 ∙ - 𝑥 𝑑𝑥 = 𝜋 ∙ 8"𝑥 " 9 = 𝜋 ∙ :" − 0< = "𝜋 ≈ 14.14
$
$ $

Der Körper hat also ein Volumen von 14.14 Kubikeinheiten.


2. Integralrechnung Theorie -19-

Wenn die Fläche zwischen den Funktionen f und g über dem Intervall [𝑎; 𝑏] um die x-Achse rotiert (f
sei die obere Funktion), dann entsteht ein hohler Rotationskörper.

Das Volumen des so entstehenden hohlen Rotationskörpers berechnet man, indem man vom
Volumen des gefüllten Drehkörpers das Volumen des kleineren Drehkörpers subtrahiert:
' '
" "
𝑉 = 𝜋 ∙ -3𝑓(𝑥)4 𝑑𝑥 − 𝜋 ∙ -3𝑔(𝑥)4 𝑑𝑥
( (
Daraus ergibt sich
𝒃
𝟐 𝟐
𝑽 = 𝝅 ∙ -3𝒇(𝒙)4 − 3𝒈(𝒙)4 𝒅𝒙
𝒂
2. Integralrechnung Theorie -20-

6. Mittelwert von Funktionswerten

Anhand des Integrals kann man auch den Mittelwert der Funktionswerte von f(x) über dem Intervall
[𝑎; 𝑏] bestimmen. Es gilt
)
1
𝑓̅ = 8 𝑓(𝑥) 𝑑𝑥
𝑏−𝑎
*

Beispiel
! !
Gegeben sei die Funktion 𝑓(𝑥) = − 𝑥 # + 𝑥 & . Der Graph von f stellt die Flugbahn eines Fussballs
&++ !,
nach einem Freistoss dar. Berechnen Sie die mittlere (durchschnittliche) Flughöhe des Balls im
Bereich zwischen 7m und 16m nach dem Abschuss.

Lösung:
! !, ! ! ! ! ! !, ! &., .+#! &%%#
𝑓̅ = !,-' ∫' !− &++ 𝑥 # + !, 𝑥 & $ 𝑑𝑥 = % ;− !!.& 𝑥 $ + $+ 𝑥 # < = %! − !!.&$ = !!.& ≈ 2.598
' %

Der Ball hat im Intervall [7; 16] eine mittlere Flughöhe von 2.598m.

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