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Kapitel 2 – Planung & Entscheidung

Univ.-Prof. Dr. Karl F. Dörner, Sommersemester 2022


2. Planung & Entscheidung - Inhaltsübersicht
2.1 Planung
2.2 Modelle als Planungshilfsmittel
2.3 Grundmodell der Entscheidungstheorie
2.4 Lösung von Zielkonflikten
2.5 (Risiko-)Nutzentheorie
2.6 Mehrstufige Entscheidungsprobleme

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2. Planung & Entscheidung
2.1 Planung
2.2 Modelle als Planungshilfsmittel
2.3 Grundmodell der Entscheidungstheorie
2.4 Lösung von Zielkonflikten
2.5 (Risiko-)Nutzentheorie
2.6 Mehrstufige Entscheidungsprobleme

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2.1 Planung
2.1.1 Begriff der Planung 1/4
• Planung – Kernelement menschlichen Wirtschaftens
• Anlass der Planung: (Entscheidung-)Problem oder Entscheidungsmöglichkeit
• Subjekte der Planung: dispositiver Faktor, d.h. oberes, mittleres und unteres Management;
(Planer, Planungs- oder Entscheidungsträger)
• Entscheidungsproblem: Abweichung eines aktuellen oder erwarteten Zustandes von einem
angestrebten Zustand
• Aufgabe der Planung: Ermittlung geeigneter Maßnahmen zur (möglichst weitgehenden)
Erreichung des angestrebten Zustandes → Lösung des Problems, Schließen der Entscheidungslücke
• Ziel und Ergebnis der Planung: ausführbarer und durchsetzbarer Plan

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2.1.1 Begriff der Planung 2/4
• Wesentliche Merkmale der Planung:
◦ Zielorientierung: Ausrichtung an angestrebten Zielzuständen

◦ Zukunftsorientierung: Erreichung zukünftiger Zustände


- Unsicherheit, Abnahme der Informationsqualität mit zunehmender Planungsreichweite

◦ Subjektiver Prozess: Auswahl des Planungsgegenstandes, der Zielsetzungen, der


Planungsmethoden, Beurteilung der Ergebnisse nach Vorstellungen des Planers

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2.1.1 Begriff der Planung 3/4
◦ Informationsverarbeitender Prozess:
- Sammlung, Speicherung, Auswahl, Verarbeitung und Übertragung vielfältiger Informationen über
Zustände, Handlungsalternativen und deren Wirkung

◦ Rationaler und kreativer Prozess:


- Einerseits: systematische Vorgehensweise zur Erreichung von Zielen
- Anderseits: unvollkommene Information erfordert Intuition und Kreativität

◦ Vorbereitung von Entscheidungen: gedankliche Vorwegnahme zukünftiger Entwicklungen

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2.1.1 Begriff der Planung 4/4
• Planung ist somit ein von Planungsträgern auf der Grundlage unvollkommener Informationen
durchgeführter, grundsätzlich systematischer und rationaler Prozess zur Lösung von Entscheidungs-
problemen unter Beachtung subjektiver Zielvorstellungen
• Bei vielen betriebswirtschaftlichen Entscheidungsproblemen:
◦ Große zeitliche Reichweite
◦ Stark veränderliche, unsichere Umwelt
◦ Großer Informationsbedarf
◦ Schlecht strukturiert und komplex
◦ Häufig hoher Innovationsgrad
→ Planung ist schwierig und spielt eine große Rolle für die Lebensfähigkeit von Unternehmen

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2.1.2 Elemente der Planung 1/3
• Ausgangszustand des zu planenden Systems:
◦ Daten = nicht beeinflussbare Größen
◦ Zukünftige Zustände häufig unsicher → abgebildet durch mehrere Szenarien
• Handlungsalternativen: verfügbare Gestaltungsmöglichkeiten; wirken auf beeinflussbare
Tatbestände des Systems ein → Variablen
• Wirkungszusammenhänge zwischen Daten und Variablen
• Zielsetzung: ein oder mehrere Ziele bzw. Zielvorgaben
• Handlungsergebnisse: Beurteilung der Handlungsalternativen nach ihrem Beitrag zur
Zielerreichung

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Ergebniszustand
2.1.2 Elemente der Planung 2/3 E3

ZIELZUSTAND
Ausgangszustand Ergebniszustand
A E2

Ergebniszustand
E1

ENTSCHEIDUNGSPROBLEM

• Plan: enthält durchzuführende Maßnahmen (= Lösung des Problems) sowie Ziele,


Wirkungszusammenhänge, Anweisungen zur Planausführung und Kontrolle

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Produkt 1 Produkt 2
Stück-DB 6 3
Beispiel: Entscheidungsproblem
maximale Absatzmenge 80 70
Frage: Wie setzt sich das optimale
Produktionsprogramm zusammen?
Ziel = Gewinn G zu maximieren! G = 6 ⋅ 80 = 480

gewünschter Zielzustand
Manager der G = 6 ⋅ 70 + 3 ⋅ 30
Produktions- = 510
70 Stk. von Produkt 1 und 30 Stk. von Produkt 2
abteilung

𝐺 = 3 ⋅ 70 = 210

ENTSCHEIDUNGSPROBLEM

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2.1.2 Elemente der Planung 3/3
• Phasenmodell - idealtypische Einteilung des Planungsprozesses in eine Folge von Phasen
• Exemplarisch: 7-Phasenmodell
◦ Problemerkenntnis: Erkennen von (Entscheidungs-)Problemen
◦ Problemanalyse: Beschreibung und Strukturierung des Problems (ggf. Zerlegung in Teilprobleme)
◦ Zielbildung: Festlegen konkreter Planungsziele im Sinne der übergeordneten Unternehmensziele
◦ Prognose zukünftiger Entwicklungen und sich daraus ergebender Daten
◦ Alternativensuche: Erkennen von möglichen Handlungsalternativen unter Berücksichtigung
bestehender Restriktionen
◦ Bewertung der Alternativen in Hinblick auf prognostizierte Daten und zugrundeliegende Ziele
◦ Entscheidung: Auswahl der zu realisierenden Alternative

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2. Planung & Entscheidung - Inhaltsübersicht
2.1 Planung
2.2 Modelle als Planungshilfsmittel
2.3 Grundmodell der Entscheidungstheorie
2.4 Lösung von Zielkonflikten
2.5 (Risiko-)Nutzentheorie
2.6 Mehrstufige Entscheidungsprobleme

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2.2 Modelle als Planungshilfsmittel
• Entscheidungsprobleme: Gestaltung komplexer realer Systeme (bspw. Produktionssystem, Werk,
gesamtes Unternehmen) mit
◦ Großer Anzahl an Elementen
◦ Komplexen Beziehungen zwischen Elementen

• Handhabung der Komplexität mit Hilfe von Modellen

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Urbild

2.2.1 Zum Modellbegriff 1/2

• Modell: vereinfachtes Abbild eines realen Urbildes (System bzw. Problem)

• Isomorphes (strukturgleiches) Modell: jedem Element bzw. jeder Beziehung des Urbildes steht ein
Element bzw. eine Beziehung im Modell gegenüber und umgekehrt

• Homomorphes (strukturähnliches) Modell: vereinfachtes Abbild durch Abstraktion


(Vernachlässigen weniger-wichtiger realer Elemente und/oder Beziehungen) und Aggregation
(Zusammenfassen von Elementen/Beziehungen), dadurch mehrdeutige Abbildung

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2.2.1 Zum Modellbegriff 2/2
• Vereinfachung bewirkt:
◦ Erleichterte Durchdringung der planungsrelevanten Zusammenhänge (+)
◦ Schlechte Planungsergebnisse bei Vernachlässigung wesentlicher Aspekte (-)
→ Evaluierung der Planungsergebnisse wichtig
• Sinnvoller Abstraktionsgrad abhängig von:
◦ Gewünschter Planungsgenauigkeit
◦ Beschaffbaren Informationen (Detaillierungsgrad, Kosten)
◦ Verfügbaren Planungsmethoden

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2.2.2 Einteilung von Modellen 1/8
Nach dem Einsatzzweck:
• Beschreibungsmodelle: reine Darstellung
◦ der Elemente, und
◦ deren Beziehungen in realen Systemen
◦ keine Wirkungshypothesen
◦ keine Erklärungsfunktion
- Beispiele: Finanzbuchhaltung, verbale Stellenbeschreibung

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2.2.2 Einteilung von Modellen 2/8
• Erklärungsmodelle (Kausalmodelle): Untersuchung von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen
zwischen unabhängigen exogenen Größen und davon abhängigen Variablen, um das
Systemverhalten zu erklären
- Beispiele: Produktionsfunktion (Output als Funktion des Inputs), Kostenfunktion

• Prognosemodelle: What-If-Analysen zur Prognose der Auswirkungen von Handlungsalternativen


auf die abhängigen Größen
- Beispiele: Untersuchung verschiedener Faktorkombinationen in Bezug auf den jeweiligen Output,
Expertensysteme (z.B. zur Diagnose)

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2.2.2 Einteilung von Modellen 3/8
• Entscheidungs- bzw. Optimierungsmodelle:
◦ Zielrelationen zur Bewertung und Auswahl von Handlungsmöglichkeiten

◦ Entscheidungsmodell = formale Darstellung eines Entscheidungsproblems

◦ Auswahl der Handlungsalternative mit bester Zielwirkung (= optimale Lösung)

- Beispiele: Bestimmung einer Minimalkostenkombination bei gegebenem Output; Kürzeste-Wege-


Optimierung; Wahl einer Investitionsalternative

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2.2.2 Einteilung von Modellen 4/8
• Simulationsmodelle:
◦ Spezielle Prognosemodelle v.a. für Systeme mit komplexen Ursache-Wirkungs-Beziehungen und
stochastischen Einflüssen

◦ Durchspielen des Systemverhaltens → Beurteilung der Konsequenzen von


Handlungsmöglichkeiten

◦ Wichtig v.a. bei teuren oder gefährlichen Konsequenzen im realen System


◦ Beispiele: Flugzeugmodell im Windkanal; Konfiguration von Wartesystemen, so dass Wartezeit von
Kunden (Aufträgen) stets <= 3 Minuten; Konfiguration von Lager- oder Produktionssystemen

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2.2.2 Einteilung von Modellen 5/8
Nach der Art der Information:
• Quantitative Modelle:
◦ Zahlen- und formelmäßige Abbildung aller Sachverhalte in (Un-)Gleichungen
◦ Auswertung und Optimierung mit mathematischen Methoden
- Beispiele: Bestimmung des schnellsten Weges, Produktionsfunktion
• Qualitative Modelle:
◦ Verbale, subjektive Zustands- oder Problembeschreibungen
◦ v.a. in der strategischen (langfristigen) Planung
- Beispiele: Organigramm, Portfolio-Modell

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Varignonscher Apparat

2.2.2 Einteilung von Modellen 6/8


Nach der Darstellungsform:
• Graphische Modelle: z.B. Verlauf des Umsatzes über die Zeit

• Verbale Modelle: z.B. Stellenbeschreibung, Prozessbeschreibung, Organigramm

• Physi(kali)sche Modelle: z.B. Flugzeugmodell, Varignonscher Apparat zur Standortoptimierung,


Netzmodell zur Bestimmung kürzester Wege
• Formale bzw. mathematische Modelle: z.B. lineares Optimierungsmodell (vgl. Kap. 2.2.4.1)

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2.2.2 Einteilung von Modellen 7/8
Nach der Sicherheit der Daten:
• Deterministische Modelle: Daten & Wirkungszusammenhänge vollständig bekannt
• Stochastische Modelle: Informationen unsicher, höchstens Wahrscheinlichkeit bekannt

Nach der Veränderlichkeit des Problems/Systems:


• Statische Modelle:
◦ System ist stabil, Zeitaspekt spielt keine Rolle
• Dynamische Modelle:
◦ Berücksichtigung von zeitlichen Veränderungen

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2.2.2 Einteilung von Modellen 8/8
Nach dem modellierten Problemausschnitt:
• Totalmodelle: vollständige Modellierung eines realen Systems in seiner Gesamtheit
◦ i.d.R. zu aufwendig, jedoch geeignet für aggregierte Abbildung
- Beispiel: Modell des Umsatzprozesses

• Partialmodelle: Beschränkung auf Ausschnitte eines Systems und/oder der zeitlichen Reichweite
◦ Bei komplexen Problemen erforderlich
◦ Problem der Vernachlässigung wichtiger Elemente des Urbilds

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2.2.3 Das Grundmodell der Entscheidungstheorie 1/4
• Zur Abbildung und Lösung von Entscheidungsproblemen
• Menge von (Handlungs-)Alternativen explizit vorgegeben
◦ Einkriteriell: eine zu maximierende oder zu minimierende Zielsetzung
◦ Multikriteriell: mehrere Ziele
• Gegenstand der Entscheidungstheorie bzw. –analyse
• Elemente des Modells:
◦ H Ziele Z1,…,Zh,…,ZH und M (einstufige) Handlungsalternativen (Aktionen) A1,…,Ai,…,AM
◦ K Umweltzustände (Szenarien) S1,..,Sk,..,SK; ggf. Wahrscheinlichkeiten p1,..,pk,..pK mit σ𝐾
𝑘=1 𝑝𝑘 = 1

◦ Ergebnisse 𝑒𝑖𝑘 von Handlungsalternative Ai bei Szenario Sk bezüglich Ziel Zh

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2.2.3 Das Grundmodell der Entscheidungstheorie 2/4
Ergebnismatrix (bei H = 1 Ziel):
S1 … Sk … SK
p1 … pk … pK
A1 e11 e1k e1K

Ai ei1 … eik … eiK

AM eM1 eMk eMK

• Wahrscheinlichkeiten bekannt: Entscheidung unter Risiko


• Wahrscheinlichkeiten unbekannt: Entscheidung unter Ungewissheit
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4 E
2.2.3 Das Grundmodell der Entscheidungstheorie 3/4 C 3
2 3,9
• Einkriterielles deterministisches Auswahlmodell:
1,8
◦ Entscheidung: zeitlich kürzeste Reiseroute von A nach B A F B
2
- Alternativen: M = 4 Routen {A-C-E-B, A-C-F-B, A-D-F-B, A-D-G-B} 4
D 2,7
- Szenario: bekannte Reisedauern zwischen Orten
2 G
→ deterministisch (K = 1)
Dauer
◦ Ziel: Minimiere Gesamtreisedauer A1 = ACEB
ACEB 2+4+3=9
→ einkriteriell (H = 1) A2 = ACFB 2 + 3,9 + 1,8 = 7,7
◦ Optimale Lösung: A3 = ADFB 4 + 2 + 1,8 = 7,8
- Route A-C-F-B mit Gesamtdauer 7,7 (ZE) A4 = ADGB 4 + 2 + 2,7 = 8,7

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2.2.3 Das Grundmodell der Entscheidungstheorie 4/4
• Multikriterielles deterministisches Auswahlmodell
◦ Ziele: minimale Reisedauer, minimale Strecke, minimale Reisekosten
◦ Falls keine Zielkonflikte bestehen
→ wie im einkriteriellen Fall
◦ Zielkonflikt: Verbesserung eines Zieles
→ Verschlechterung mindestens eines anderen
◦ Was tun (siehe Kap. 2.4)
→ Ermittlung einer Kompromisslösung, die alle Ziele akzeptabel erfüllt

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2.2.4 Grundlegende Typen von Optimierungsmodellen
• Lösungen
= Handlungsalternativen
◦ sind durch ein System von Restriktionen implizit definiert

• Simultanes Ermitteln von Lösungen und Auswahl der optimalen Lösung

• Gegenstand des Operations Research

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2.2.4.1 Lineare Optimierungsmodelle 1/6
• Reellwertige (Entscheidungs-)Variablen und diese verknüpfende lineare Nebenbedingungen
• eine zu maximierende oder zu minimierende lineare Zielfunktion → einkriteriell
• Daten sind vollständig bekannt → deterministisch
aij P1 P2 i
• Beispiel: Produktionsprogrammplanung
Masch. Y (i=1) 1 1 100
- Herstellung von 2 Produkten P1 und P2
Masch. Z (i=2) 1 2 160
- Stück-Deckungsbeiträge der Produkte
Vorprod. (i=3) 3 1 240
- Beschränkte Kapazitäten i an Maschinen und Vorprodukten
Stück-DB 6 3
- Produktionskoeffizienten:
• Die Bearbeitung einer ME von Produkt j auf Ressource i benötigt aij KE Max.-absatz 80 70

- Absatzbeschränkungen: maximale Absatzmengen der Produkte

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2.2.4.1 Lineare Optimierungsmodelle 2/6
◦ Gesucht: Produktionsprogramm mit Maximierung des Gesamt-Deckungsbeitrags (= Zielsetzung)
- Variablen x1 und x2 für Produktionsmenge der Produkte P1 und P2
• Darstellung als lineares Optimierungsmodell:
(1) max ՜ 𝐷𝐵 𝑥1, 𝑥2 = 6𝑥1 + 3𝑥2
◦ unter den Nebenbedingungen aij P1 P2 i
Masch. Y (i=1) 1 1 100
(2) 𝑥1 + 𝑥2 ≤ 100 Kapazitätsbedingung Maschine Y
(3) 𝑥1 + 2𝑥2 ≤ 160 Kapazitätsbedingung Maschine Z Masch. Z (i=2) 1 2 160
(4) 3𝑥1 + 𝑥2 ≤ 240 Verfügbarkeit Rohstoff Vorprod. (i=3) 3 1 240
(5) 𝑥1 ≤ 80, 𝑥2 ≤ 70 Absatzgrenzen der Produkte Stück-DB 6 3
(6) 𝑥1, 𝑥2 ≥ 0 Nichtnegativitätsbedingungen Max.-absatz 80 70

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2.2.4.1 Lineare Optimierungsmodelle 3/6
• Lösung linearer Optimierungsmodelle
◦ Graphische „Lösung“ – nur bei zwei Variablen
◦ Simplex-Algorithmus (z.B. in Add-Ins von Tabellenkalkulationsprogrammen, wie Excel)
• Graphische Vorgehensweise:
◦ Einzeichnen der Nebenbedingungen und Ermittlung der zulässigen Lösungsmenge
- Umformen in Geradengleichungen
𝑥1 + 𝑥2 ≤ 100
wird umgeformt in:
𝑥1 + 𝑥2 = 100

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2.2.4.1 Lineare Optimierungsmodelle 4/6
◦ Bestimmen und Verbinden von 2 Punkten: x2
𝑥1 = 0 ՜ 𝑥2 = 100, 𝑥2 = 0 ՜ 𝑥1 = 100 100
(2) (4)
◦ Ermitteln der Wirkungsrichtung: 80
𝑥 = 0,0 erfüllt 𝑥1 + 𝑥2 ≤ 100 (5)

→ Wirkung in Richtung Ursprung 50

◦ Bilden der Schnittmenge aller für einzelne 30 zulässiger


Nebenbedingungen zulässige Bereiche Bereich X (3)

40 70 100 160 x1

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2.2.4.1 Lineare Optimierungsmodelle 5/6
◦ Einzeichnen der Zielfunktion und x2
Lösungsermittlung: 100
(2) (4)
- z.B. 6𝑥1 + 3𝑥2 = 360
80
◦ Einzeichnen der Höhenlinie bei (5)
Nebenbedingungen
◦ Verschieben der Höhenlinie in Richtung 50

höherer Werte (bei Maximierung!),


30
solange der Rand des zulässigen
(3)
Bereiches noch berührt wird

40 70 100 160 x1

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2.2.4.1 Lineare Optimierungsmodelle 6/6
• Ablesen der optimalen Lösung: x2
100 (4)
x* = (70,30) (2)
→ 70 ME von P1 und 30 ME von P2 80
(5)
DB* = 510
→ maximaler Gesamt-DB = 510 GE 50

30
(3)
• Optimale Lösung = optimales Produktionsprogramm

40 70 100 160 x1

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2.2.4.2 Das klassische Transportproblem (TPP) 1/2
• Beschreibung:
◦ Anbieter Ai (i = 1,…,m) eines bestimmten Gutes mit a1 A1 B1 b1
verfügbarer Menge ai
◦ Nachfrager Bj (j = 1,…,n) mit benötigter Menge bj eines Gutes
cij
◦ Transport einer ME von Ai nach Bj kostet cij GE ai Ai Bj bj

◦ Seien xij die von Ai nach Bj zu transportierenden ME, dann


werden also lineare Kostenfunktionen unterstellt, d.h.
am Am Bn bn
kij(xij) = 𝑐𝑖𝑗 ⋅ 𝑥𝑖𝑗
◦ Ziel: Suche kostenminimalen Transportplan, bei dem alle
Angebote ausgeschöpft und alle Nachfragen erfüllt werden

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2.2.4.2 Das klassische Transportproblem (TPP) 2/2
• Mathematische Formulierung des linearen Optimierungsmodells mit spezieller Struktur des
Nebenbedingungssystems:
𝑚𝑖𝑛 ՜ 𝐾 𝑥 = σ𝑚 σ 𝑛
𝑖=1 𝑗=1 𝑐𝑖𝑗 ⋅ 𝑥𝑖𝑗
◦ unter den Nebenbedingungen
NB x11 x12 x13 x21 x22 x23 ai / bj
σ𝑛𝑗=1 𝑥𝑖𝑗 = 𝑎𝑖 ∀ i = 1,…,m
A1 1 1 1 a1 = 75
σ𝑚𝑖=1 𝑥𝑖𝑗 = 𝑏𝑗 ∀ j = 1,…,n
A2 1 1 1 a2 = 65
𝑥𝑖𝑗 ≥ 0 ∀ i und j B1 1 1 b1 = 30
◦ Beispiel mit m=2 und n=3 B2 1 1 b2 = 50
B3 1 1 b3 = 60

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2.2.4.3 Ein binäres lineares Optimierungsproblem (Knapsack-Problem) 1/2
• Ein Wanderer kann zwischen n nützlichen Gegenständen auswählen
• Gegenstand j besitzt Gewicht gj und einen zuordenbaren Nutzen uj
• Welche Gegenstände bringen maximalen Nutzen, wenn er höchstens G Gewichtseinheiten tragen
möchte?
• Wir verwenden Binärvariablen xj:
1 𝐺𝑒𝑔𝑒𝑛𝑠𝑡𝑎𝑛𝑑 𝑗 𝑚𝑖𝑡𝑛𝑒ℎ𝑚𝑒𝑛
xj = ቊ
0 𝐺𝑒𝑔𝑒𝑛𝑠𝑡𝑎𝑛𝑑 𝑗 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡 𝑚𝑖𝑡𝑛𝑒ℎ𝑚𝑒𝑛

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2.2.4.3 Ein binäres lineares Optimierungsproblem (Knapsack-Problem) 2/2
• Mathematisches Modell:
𝑛

max ՜ 𝑈 𝑥 = ෍ 𝑢𝑗 ⋅ 𝑥𝑗
𝑗=1
◦ Unter den Nebenbedingungen
𝑛

෍ 𝑔𝑗 ⋅ 𝑥𝑗 ≤ 𝐺
𝑗=1

𝑥𝑗 ∈ ሼ0; 1} ∀ j = 1,…,n
• Anwendungsbeispiele?

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2.2.4.4 Ein nichtlineares Optimierungsmodell (Steiner-Weber-Problem) 1/3
• Gegeben:
◦ n Kunden, „angesiedelt“ auf homogener Fläche (Ebene)
◦ Standortkoordinaten (uj,vj) von Kunde j; Periodenbedarf bj ME eines Gutes
◦ Transportkosten zwischen je zwei Punkten (ui,vi) und (uj,vj) der Ebene proportional zu
Transportmenge und Entfernung
◦ Entfernungsmessung gemäß Euklidischer Metrik (Luftlinienentfernung):

𝑑 𝑖, 𝑗 ≔ (𝑢𝑖 − 𝑢𝑗 )2 +(𝑣𝑖 − 𝑣𝑗 )2

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2.2.4.4 Ein nichtlineares Optimierungsmodell (Steiner-Weber-Problem) 2/3
• Gesucht:
◦ Koordinaten (x*,y*) für transportkostenminimalen Standort eines Betriebes oder Lagers
• Mathematisches Modell:
𝑛

𝑚𝑖𝑛 ՜ 𝐾 𝑥, 𝑦 = 𝑐 ⋅ ෍ 𝑏𝑗 ⋅ (𝑥 − 𝑢𝑗 )2 +(𝑦 − 𝑣𝑗 )2
𝑗=1
𝑥, 𝑦 ∈ ℝ

• Lösung: Varignonscher Apparat; Iterationsverfahren (siehe Kap. 4)

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2.2.4.4 Ein nichtlineares Optimierungsmodell (Steiner-Weber-Problem) 3/3
• Varignonscher Apparat

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2. Planung & Entscheidung - Inhaltsübersicht
2.1 Planung
2.2 Modelle als Planungshilfsmittel
2.3 Grundmodell der Entscheidungstheorie
2.4 Lösung von Zielkonflikten
2.5 (Risiko-)Nutzentheorie
2.6 Mehrstufige Entscheidungsprobleme

2 Planung & Entscheidung Seite 42


2.3 Grundmodell der Entscheidungstheorie – Lösungsansätze
2.3.1 Entscheidung bei Risiko und einem Ziel 1/7
• „Optimale“ Lösung? → nicht so einfach zu finden wie bei Sicherheit
• Schwierigkeit:
◦ Kein eindeutiges Ergebnis, sondern Wahrscheinlichkeitsverteilung
◦ Erforderlich: Bewertung und Vergleich der Verteilungen
• Vorgehensweise:
◦ Präferenzfunktion:
- Ordnet jeder Handlungsalternative Ai einen Präferenzwert zu
◦ Entscheidungsregel oder –kriterium:
- Wählt zu verwendende Präferenzfunktion aus; evtl. zunächst Eliminierung von ineffizienten Alternativen

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2.3.1 Entscheidung bei Risiko und einem Ziel 2/7
• Bei einer zu maximierenden Zielsetzung gilt:
◦ Definition:
- Alternative Ai ist effizient, falls kein Aq existiert mit

𝑒𝑞𝑘 ≥ 𝑒𝑖𝑘 ∀ Szenarien k = 1,…,K sowie


𝑒𝑞𝑘 > 𝑒𝑖𝑘 mindestens ein k

→ Andernfalls wird Ai durch Aq dominiert (→ Ai ist ineffizient)

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2.3.1 Entscheidung bei Risiko und einem Ziel 3/7
• Gängige Präferenzfunktionen und Entscheidungskriterien (für Maximierung):
◦ Erwartungswert-Kriterium (µ-Kriterium):

𝑚𝑎𝑥 ՜ 𝜇 𝐴𝑖 = σ𝐾
𝑘=1 𝑝𝑘 ⋅ 𝑒𝑖𝑘 ∀ i = 1,…,M

◦ Standardabweichungs-Kriterium (σ-Kriterium):

𝑚𝑖𝑛 ՜ 𝜎 𝐴𝑖 = σ𝐾
𝑘=1 𝑝𝑘 ⋅ (𝑒𝑖𝑘 − 𝜇 𝐴𝑖 )
2 ∀ i = 1,…,M

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2.3.1 Entscheidung bei Risiko und einem Ziel 4/7
◦ Erwartungswert-Standardabweichungs-Kriterium(ES) ((µ,σ)-Kriterium) mit 𝑞 ∈ ℝ

𝑚𝑎𝑥 ՜ 𝐸𝑆 𝐴𝑖 = 𝜇 𝐴𝑖 + 𝑞 ⋅ 𝜎(𝐴𝑖 ) ∀ i = 1,…,M

- M.a.W.: Wähle diejenige Alternative Ai*, für die µ(Ai*) bzw. ES(Ai*) von allen Alternativen den größten
Wert annimmt.
- Im Buch wird ES(Ai) als Risikopräferenzfunktion Φ (µ,σ) bezeichnet

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2.3.1 Entscheidung bei Risiko und einem Ziel 5/7
• Beispiel: Ein Betrieb plant die Erneuerung des Maschinenparks
• Alternativen i = 1,…,3:
◦ A1: Ersatzinvestition
◦ A2: Erweiterungsinvestition
◦ A3: Rationalisierungsinvestition
• Mögliche Umweltlagen j = 1,…,4 (z.B. Konjunkturentwicklung):
◦ S1: Rezession mit Eintrittswahrscheinlichkeit p1 = 0,1
◦ S2: Stagnation mit p2 = 0,2
◦ S3: langsames Wachstum mit p3 = 0,5
◦ S4: beschleunigtes Wachstum mit p4 = 0,2
2 Planung & Entscheidung Seite 47
2.3.1 Entscheidung bei Risiko und einem Ziel 6/7
• Ziel ist die Maximierung des Umsatzes mit Umsatzerwartungen in 1000 GE:

d.h. q = - 1
pj 0,1 0,2 0,5 0,2
S1 S2 S3 S4 µ(Ai) σ(Ai) ɸ=µ-σ
A1 2 5 7 3 5,3 1,90 3,4
A2 6 3 5 4 4,5 0,92 3,6
A3 4 8 4 5 5,0 1,55 3,5

2 Planung & Entscheidung Seite 48


2.3.1 Entscheidung bei Risiko und einem Ziel 7/7
• Parameter q verdeutlicht die Risikoeinstellung des Planers:
q < 0 → risiko scheu q = 0 → risiko neutral q > 0 risiko freudig
σ ɸ=µ-σ σ ɸ=µ σ ɸ=µ+σ
4 ɸ=1 4 ɸ=2 ɸ=4 4

3 3 3
ɸ=4
2 ɸ=3 2 2
ɸ=2
1 1 1

1 2 3 4 µ 1 2 3 4 µ 1 2 3 4 µ

• Bei q < 0 bzw. q > 0 sieht der Planer σ als Bedrohung bzw. als Chance
2 Planung & Entscheidung Seite 49
2.3.2 Entscheidung bei Ungewissheit und einem Ziel 1/4
• Mögliche Entscheidungskriterien (bei zu maximierender Zielsetzung):
◦ Maximin-Kriterium:
max ՜ 𝑀𝑀𝑖𝑛 𝐴𝑖 = min 𝑒𝑖𝑘 | 𝑘 = 1, … , 𝐾 ∀ 𝑖 = 1, … , 𝑀
- Planer ist risikoscheu

◦ Maximax-Kriterium:
max ՜ 𝑀𝑀𝑎𝑥 𝐴𝑖 = max 𝑒𝑖𝑘 | 𝑘 = 1, … , 𝐾 ∀ 𝑖 = 1, … , 𝑀
- Planer ist risiko freudig

2 Planung & Entscheidung Seite 50


2.3.2 Entscheidung bei Ungewissheit und einem Ziel 2/4
◦ Hurwicz-Kriterium mit Parameter λ ∈ 0,1 :
max ՜ 𝐻 𝐴𝑖 = (𝜆 ⋅ max 𝑒𝑖𝑘 + 1 − 𝜆 ⋅ min 𝑒𝑖𝑘 ) ∀ i = 1,…,M
𝑘 𝑘

- Kompromiss zwischen Maximin und Maximax

◦ Laplace-Kriterium:
𝑚𝑎𝑥 ՜ 𝐿 𝐴𝑖 = σ𝐾
𝑘=1 𝑒𝑖𝑘 ∀ i = 1,…,M

- Annahme: Alle Umweltlagen besitzen dieselbe Wahrscheinlichkeit p = 1/K

2 Planung & Entscheidung Seite 51


2.3.2 Entscheidung bei Ungewissheit und einem Ziel 3/4
◦ Regret-Kriterium (Savage-Niehans-Regel):
- Bestimme szenariooptimale Werte: 𝑒𝑘∗ = max 𝑒𝑖𝑘 | 𝑖 = 1, … , 𝑀 ∀ k = 1,…,K

- Ermittle Regret (Bedauern, Nutzenentgang, Opportunitätskosten) 𝑟𝑖𝑘 = 𝑒𝑘∗ − 𝑒𝑖𝑘 für alle i und k

min ՜ 𝑅 𝐴𝑖 = max 𝑟𝑖𝑘 | 𝑘 = 1, … , 𝐾 ∀ i = 1,…,M

- D.h. wähle Alternative, bei der größter möglicher Nutzenentgang minimal ist

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2.3.2 Entscheidung bei Ungewissheit und einem Ziel 4/4
• Kriterien, angewandt auf obiges Beispiel:
Hurwicz
S1 S2 S3 S4 Min eik Max eik Laplace
λ=½
A1 1 7 9 3 1 9 5 20
A2 6 4 5 4 4 6 5 19 rik S1 S2 S3 S4 Max rik
A3 6 6 3 7 3 7 5 22 A1 5 1 0 4 5

A4 4 8 3 5 3 8 5,5 20 A2 0 4 4 3 4
A3 0 2 6 0 6
A4 2 0 6 2 6
e *k 6 8 9 7

2 Planung & Entscheidung Seite 53


2.3.3 Weiteres Beispiel – für ein Minimierungsziel 1/3
Sonne Regen Nebel
• Wir betrachten das Wegeproblem aus Kap. 2.2.3 (0,3) (0,5) (0,2)
◦ Szenarien: K = 6 Wenig Verkehr (0,3) S1 S2 S3
- verschiedene Wetter- und Verkehrsbedingungen Viel Verkehr (0,7) S4 S5 S6
- verschiedene Risikosituationen
S1 S2 S3 S4 S5 S6
pk 0,09 0,15 0,06 0,21 0,35 0,14
◦ Ergebnismatrix: A1= ACEB 9 10,7 11,1 16,1 18 19
- Reisedauern eik in Stunden A2= ACFB 7,7 10 12 14,3 15,7 16,9
- Wahrscheinlichkeit pk der Szenarien A3= ADFB 7,8 10,3 12,2 13,8 15,6 16,3
A4= ADGB 8,7 10,7 11,4 14,3 15,7 16,1

2 Planung & Entscheidung Seite 54


2.3.3 Weiteres Beispiel – für ein Minimierungsziel 2/3
• Bei einer zu minimierenden Zielsetzung gilt:
◦ Definition:
- Alternative Ai ist effizient, falls kein Aq existiert mit

𝑒𝑞𝑘 ≤ 𝑒𝑖𝑘 ∀ Szenarien k = 1,…,K sowie


𝑒𝑞𝑘 < 𝑒𝑖𝑘 mindestens ein k

→ Andernfalls wird Ai durch Aq dominiert (→ Ai ist ineffizient)


◦ Sämtliche Wege unseres obigen Beispiels sind effizient
- siehe graue Felder, die jeweils die minimalen Fahrzeiten der Szenarien darstellen

2 Planung & Entscheidung Seite 55


2.3.3 Weiteres Beispiel – für ein Minimierungsziel 3/3
• Einige Präferenzfunktionen bei Minimierung:
◦ (µ-Kriterium): min ՜ 𝜇 𝐴𝑖 = σ𝐾 𝑘=1 𝑝𝑘 ⋅ 𝑒𝑖𝑘

◦ ((µ,σ)-Kriterium): min ՜ 𝐸𝑆 𝐴𝑖 = μ 𝐴𝑖 + 𝑞 ⋅ σ𝐾
𝑘=1 𝑝𝑘 ⋅ (𝑒𝑖𝑘 − μ 𝐴𝑖 )
2

◦ Minimax-Kriterium: min ՜ 𝑀𝑀 𝐴𝑖 = max 𝑒𝑖𝑘 | 𝑘 = 1, … , 𝐾

◦ Regret-Kriterium: min ՜ 𝑅 𝐴𝑖 = max 𝑒𝑖𝑘 − 𝑒𝑘∗ | 𝑘 = 1, … , 𝐾


mit 𝑒𝑘∗ = min 𝑒𝑖𝑘 | 𝑖 = 1, … , 𝑀

2 Planung & Entscheidung Seite 56


BEISPIEL
S1 S2 S3 S4 S5 S6 Risiko Ungewissheit
ES mini
pk 0,09 0,15 0,06 0,21 0,35 0,14 µ σ R
q=1 max
9 10,7 11,1 16,1 18 19
A1

7,7 10 12 14,3 15,7 16,9


A2

7,8 10,3 12,2 13,8 15,6 16,3


A3

8,7 10,7 11,4 14,3 15,7 16,1


A4

e *k

2 Planung & Entscheidung Seite 57


BEISPIEL
S1 S2 S3 S4 S5 S6 Risiko Ungewissheit
ES mini
pk 0,09 0,15 0,06 0,21 0,35 0,14 µ σ R
q=1 max
9 10,7 11,1 16,1 18 19
A1 15,4

7,7 10 12 14,3 15,7 16,9


A2 13,8

7,8 10,3 12,2 13,8 15,6 16,3


A3 13,6

8,7 10,7 11,4 14,3 15,7 16,1


A4 13,8

e *k

2 Planung & Entscheidung Seite 58


BEISPIEL
S1 S2 S3 S4 S5 S6 Risiko Ungewissheit
ES mini
pk 0,09 0,15 0,06 0,21 0,35 0,14 µ σ R
q=1 max
9 10,7 11,1 16,1 18 19
A1 15,4 3,5

7,7 10 12 14,3 15,7 16,9


A2 13,8 2,9

7,8 10,3 12,2 13,8 15,6 16,3


A3 13,6 2,7

8,7 10,7 11,4 14,3 15,7 16,1


A4 13,8 2,5

e *k

2 Planung & Entscheidung Seite 59


BEISPIEL
S1 S2 S3 S4 S5 S6 Risiko Ungewissheit
ES mini
pk 0,09 0,15 0,06 0,21 0,35 0,14 µ σ R
q=1 max
9 10,7 11,1 16,1 18 19
A1 15,4 3,5 18,9

7,7 10 12 14,3 15,7 16,9


A2 13,8 2,9 16,7

7,8 10,3 12,2 13,8 15,6 16,3


A3 13,6 2,7 16,3

8,7 10,7 11,4 14,3 15,7 16,1


A4 13,8 2,5 16,3

e *k

2 Planung & Entscheidung Seite 60


BEISPIEL
S1 S2 S3 S4 S5 S6 Risiko Ungewissheit
ES mini
pk 0,09 0,15 0,06 0,21 0,35 0,14 µ σ R
q=1 max
9 10,7 11,1 16,1 18 19
A1 15,4 3,5 18,9 19,0

7,7 10 12 14,3 15,7 16,9


A2 13,8 2,9 16,7 16,9

7,8 10,3 12,2 13,8 15,6 16,3


A3 13,6 2,7 16,3 16,3

8,7 10,7 11,4 14,3 15,7 16,1


A4 13,8 2,5 16,3 16,1

e *k

2 Planung & Entscheidung Seite 61


BEISPIEL
S1 S2 S3 S4 S5 S6 Risiko Ungewissheit
ES mini
pk 0,09 0,15 0,06 0,21 0,35 0,14 µ σ R
q=1 max
9 10,7 11,1 16,1 18 19
A1 15,4 3,5 18,9 19,0

7,7 10 12 14,3 15,7 16,9


A2 13,8 2,9 16,7 16,9

7,8 10,3 12,2 13,8 15,6 16,3


A3 13,6 2,7 16,3 16,3

8,7 10,7 11,4 14,3 15,7 16,1


A4 13,8 2,5 16,3 16,1

e *k 7,7 10 11,1 13,8 15,6 16,1

2 Planung & Entscheidung Seite 62


BEISPIEL
S1 S2 S3 S4 S5 S6 Risiko Ungewissheit
ES mini
pk 0,09 0,15 0,06 0,21 0,35 0,14 µ σ R
q=1 max
9 10,7 11,1 16,1 18 19
A1 15,4 3,5 18,9 19,0
1,3 0,7 0 2,3 2,4 2,9
7,7 10 12 14,3 15,7 16,9
A2 13,8 2,9 16,7 16,9
0 0 0,9 0,5 0,1 0,8
7,8 10,3 12,2 13,8 15,6 16,3
A3 13,6 2,7 16,3 16,3
0,1 0,3 1,1 0 0 0,2
8,7 10,7 11,4 14,3 15,7 16,1
A4 13,8 2,5 16,3 16,1
1 0,7 0,3 0,5 0,1 0

e *k 7,7 10 11,1 13,8 15,6 16,1

2 Planung & Entscheidung Seite 63


BEISPIEL
S1 S2 S3 S4 S5 S6 Risiko Ungewissheit
ES mini
pk 0,09 0,15 0,06 0,21 0,35 0,14 µ σ R
q=1 max
9 10,7 11,1 16,1 18 19
A1 15,4 3,5 18,9 19,0 2,9
1,3 0,7 0 2,3 2,4 2,9
7,7 10 12 14,3 15,7 16,9
A2 13,8 2,9 16,7 16,9 0,9
0 0 0,9 0,5 0,1 0,8
7,8 10,3 12,2 13,8 15,6 16,3
A3 13,6 2,7 16,3 16,3 1,1
0,1 0,3 1,1 0 0 0,2
8,7 10,7 11,4 14,3 15,7 16,1
A4 13,8 2,5 16,3 16,1 1,0
1 0,7 0,3 0,5 0,1 0

e *k 7,7 10 11,1 13,8 15,6 16,1

2 Planung & Entscheidung Seite 64


2. Planung & Entscheidung - Inhaltsübersicht
2.1 Planung
2.2 Modelle als Planungshilfsmittel
2.3 Grundmodell der Entscheidungstheorie
2.4 Lösung von Zielkonflikten
2.5 (Risiko-)Nutzentheorie
2.6 Mehrstufige Entscheidungsprobleme

2 Planung & Entscheidung Seite 65


2.4 Lösung von Zielkonflikten 1/2
• In Kap. 1.3.4: Beschreibung von Zielbeziehungen
→ Hier: Lösung von Zielkonflikten bei nur einer Umweltlage

• Beispiel für wechselnde Beziehungen:


◦ Maximiere Umsatz 𝑈 𝑥 = 𝑝 𝑥 ⋅ 𝑥 bzw. Gewinn 𝐺 𝑥 = 𝑈 𝑥 − 𝐾(𝑥)
◦ in Abhängigkeit vom Absatz x bei monopolistischem Anbieter für
- monoton fallende Preisfunktion p(x) und
- monoton steigende Kostenfunktion K(x)

2 Planung & Entscheidung Seite 66


2.4 Lösung von Zielkonflikten 2/2
• Zum Beispiel:
◦ 𝑝 𝑥 = 6 − 2𝑥 für 0 ≤ 𝑥 ≤ 2 U(x)
◦ 𝐾 𝑥 = 2𝑥 für 0 ≤ 𝑥 ≤ 2
G(x)
◦ 𝑈 𝑥 = 6𝑥 − 2𝑥 2 mit Maximum an 𝑥𝑢 = 1,5
◦ 𝐺 𝑥 = 4𝑥 − 2𝑥 2 mit Maximum an 𝑥𝑔 = 1 x
2
→ 0 < 𝑥 < 𝑥𝑔 : U,G komplementär, wachsend mit x
xg
→ 𝑥𝑔 < 𝑥 < 𝑥𝑢 : U,G konfliktär
xu
→ 𝑥𝑢 < 𝑥 < 2: U,G komplementär, fallend mit x
• Zur Lösung von Zielkonflikten: Lexikographische Ordnung von Zielen, Zielgewichtung,
Zieldominanz, Goal Programming

2 Planung & Entscheidung Seite 67


2.4.1 Lexikographische Ordnung 1/2
• Zielhierarchie 𝐴 ≫ 𝐵 ≫ 𝐶: wichtigstes Ziel ≫ zweitwichtigstes Ziel ≫ drittwichtigstes Ziel
• Die Optimierung erfolgt in dieser lexikographischen Ordnung oder Reihenfolge:
1) Optimiere Problem ausschließlich bzgl. Ziel A
→ Menge der optimalen Alternativen XA
2) Optimiere Problem, beschränkt auf Alternativen XA, ausschließlich bzgl. Ziel B
→ Menge der optimalen Alternativen XB
3) Optimiere Problem, beschränkt auf Alternativen XB, ausschließlich bzgl. Ziel C
→ Menge der optimalen Alternativen XC
• Führe Schritte so lange aus, bis nur noch eine optimale Lösung verbleibt oder keine weitere
Zielsetzung zu berücksichtigen ist

2 Planung & Entscheidung Seite 68


2.4.1 Lexikographische Ordnung 2/2
• Beispiel: Ergebnismatrix mit 5 Alternativen und 4
(Maximierungs-)Zielen Z1 Z2 Z3 Z4
◦ Hierarchie 𝑍2 ≫ 𝑍1 ≫ 𝑍4 ≫ 𝑍3
A1 2 4 10 6
1) Optimal bezüglich Z2 ist {A1,A3}; somit XA = {A1,A3}
A2 4 3 16 8
2) Wegen gleicher Zielbeiträge (= 2) von A1 und A3 bzgl.
Z1 gilt XB = {A1,A3} A3 2 4 10 17
3) Aufgrund von Z4 scheidet A1 aus; XC = {A3} A4 8 0 0 20
→ Alternative A3 ist „optimal“ A5 14 2 12 8
◦ Z3 wird nicht berücksichtigt

2 Planung & Entscheidung Seite 69


2.4.2 Zieldominanz
• Das wichtigste Ziel wird dominierendes Hauptziel und als einziges in der Zielfunktion berücksichtigt
• Alle übrigen Ziele werden zu satisfizierenden Nebenzielen und mit vorzugebenden
Anspruchsniveaus (Mindest- oder Höchstwerten) in den Nebenbedingungen berücksichtigt
→ Schwierigkeit: Wahl der Anspruchsniveaus, so dass „sinnvolle“ Alternativen bleiben
◦ Beispiel: im obigen Problem Z2 als zu maximierendes Hauptziel Z1 Z2 Z3 Z4
- Für Z1 bzw. Z3 seien untere Schranken 𝑒𝑖1 ≥ 3 bzw. 𝑒𝑖3 ≥ 11 A1 2 4 10 6
- Für Z4 eine obere Schranke 𝑒𝑖4 ≤ 15 A2 4 3 16 8
- Aufgrund der Schranken sind nur Alternativen {A2,A5} zulässig A3 2 4 10 17
→ Wegen Z2 ist A2 „optimal“ A4 8 0 0 20
A5 14 2 12 8

2 Planung & Entscheidung Seite 70


2.4.3 Zielgewichtung
• Gewichtung der Ziele mit reellen Zahlen 𝜆1 , … , 𝜆ℎ , … , 𝜆𝐻 mit 0 ≤ 𝜆ℎ ≤ 1 und σ𝐻
ℎ=1 𝜆ℎ = 1
• Auswahl bei zu maximierenden Zielen:
𝑚𝑎𝑥 ՜ 𝑍𝐺 𝐴𝑖 = σ𝐻 ℎ ∀ i = 1,…,M
𝜆
ℎ=1 ℎ ⋅ 𝑒𝑖

• Schwierigkeit: Wahl geeigneter Gewichte bei unterschiedlichen Dimensionen der Ergebnisse der
Ziele

𝑒𝑖ℎ
→ u.U. besser: maximale gewichtete Summe der Zielerreichungsgrade 𝑔𝑖ℎ = ൗ𝑒 ∗


𝑚𝑎𝑥 ՜ 𝑍𝐸𝐺 𝐴𝑖 = σ𝐻 𝜆
ℎ=1 ℎ ⋅ 𝑔𝑖

2 Planung & Entscheidung Seite 71


2.4.4 Goal-Programming 1/10
• Vorzugeben sind gewünschte (z.B. bestmögliche) Ergebnisse 𝑒ҧ ℎ für die Ziele
◦ Auswahl:

min ՜ 𝐺𝑃1 𝐴𝑖 = σ𝐻 ℎ
ℎ=1 𝑒ҧ − 𝑒𝑖 ∀ i = 1,...,M

◦ bei unterschiedlichen Größenordnungen der Ziele zusätzlich Gewichtung:



min ՜ 𝐺𝑃2 𝐴𝑖 = σ𝐻 ℎ
ℎ=1 𝜆ℎ ⋅ 𝑒ҧ − 𝑒𝑖 ∀ i = 1,…,M
- Das verwendete Abstandsmaß heißt L1-Metrik (rechtwinkelige Entfernungsmessung)

2 Planung & Entscheidung Seite 72


2.4.4 Goal-Programming 2/10
◦ bei allgemeiner Lp-Metrik mit 𝑝 ≥ 1 gilt:
𝑝
σ𝐻 ℎ 𝑝
min ՜ 𝐺𝑃3 𝐴𝑖 = ℎ=1 𝑒ҧ ℎ − 𝑒𝑖 ∀ i = 1,…,M

◦ Für p = 2 ergibt sich die Euklidische Entfernungsmessung (Luftlinienentfernung)


◦ Für 𝑝 ՜ ∞ ist die größte bei einem Ziel auftretende Abweichung zu minimieren
- “Minimax-Kriterium”

2 Planung & Entscheidung Seite 73


2.4.4 Goal-Programming 3/10
• Beispiele: Zielgewichtung mit gegebenen 𝜆ℎ Maximierungsproblem :
◦ Ferner GP1 sowie GPu mit 𝑝 ՜ ∞
Z1 Z2 Z3 Z4 ZG(Ai) GP1(Ai) GPu(Ai)
A1 2 4 10 6
A2 4 3 16 8
A3 2 4 10 17
A4 8 0 0 20
A5 14 2 12 8
λh 0,3 0,4 0,1 0,2
Zielgewichtung
𝑒ҧ ℎ 8 3 10 8

2 Planung & Entscheidung Seite 74


2.4.4 Goal-Programming 4/10
• Beispiele: Zielgewichtung mit gegebenen 𝜆ℎ :

Z1 Z2 Z3 Z4 ZG(Ai) GP1(Ai) GPu(Ai)


A1 2 4 10 6 4,4
A2 4 3 16 8 5,6
A3 2 4 10 17 6,6
A4 8 0 0 20 6,4
A5 14 2 12 8 7,8
λh 0,3 0,4 0,1 0,2

2 Planung & Entscheidung Seite 75


2.4.4 Goal-Programming 5/10
• Beispiele: Zielgewichtung mit gegebenen 𝜆ℎ :
◦ Ferner GP1 sowie GPu mit 𝑝 ՜ ∞ und ohne zusätzliche Gewichtung
Z1 Z2 Z3 Z4 ZG(Ai) GP1(Ai) GPu(Ai)
A1 2 4 10 6 4,4
A2 4 3 16 8 5,6
A3 2 4 10 17 6,6
A4 8 0 0 20 6,4
A5 14 2 12 8 7,8
λh 0,3 0,4 0,1 0,2
𝑒ҧ ℎ 8 3 10 8

2 Planung & Entscheidung Seite 76


2.4.4 Goal-Programming 6/10
• Beispiele: Zielgewichtung mit gegebenen 𝜆ℎ :
◦ Ferner GP1 sowie GPu mit 𝑝 ՜ ∞ und ohne zusätzliche Gewichtung
Z1 Z2 Z3 Z4 ZG(Ai) GP1(Ai) GPu(Ai)
A1 2 4 10 6 4,4 9
A2 4 3 16 8 5,6 10
A3 2 4 10 17 6,6 16
A4 8 0 0 20 6,4 25
A5 14 2 12 8 7,8 9
λh 0,3 0,4 0,1 0,2
𝑒ҧ ℎ 8 3 10 8

2 Planung & Entscheidung Seite 77


2.4.4 Goal-Programming 7/10
• Beispiele: Zielgewichtung mit gegebenen 𝜆ℎ :
◦ Ferner GP1 sowie GPu mit 𝑝 ՜ ∞ und ohne zusätzliche Gewichtung
Z1 Z2 Z3 Z4 ZG(Ai) GP1(Ai) GPu(Ai)
A1 2 4 10 6 4,4 9 6
A2 4 3 16 8 5,6 10 6
A3 2 4 10 17 6,6 16 9
A4 8 0 0 20 6,4 25 12
A5 14 2 12 8 7,8 9 6
λh 0,3 0,4 0,1 0,2
𝑒ҧ ℎ 8 3 10 8

2 Planung & Entscheidung Seite 78


2.4.4 Goal-Programming 8/10
• Zielerreichungsgrad: 𝑔𝑖ℎ = 𝑒𝑖ℎ ൗ𝑒ℎ∗
Z1 Z2 Z3 Z4 𝑔𝑖ℎ Z1 Z2 Z3 Z4 ZEG(Ai)
A1 2 4 10 6 A1
A2 4 3 16 8 A2
A3 2 4 10 17 A3
A4 8 0 0 20 A4
A5 14 2 12 8 A5
λh 0,3 0,4 0,1 0,2 λh 0,3 0,4 0,1 0,2
𝑒ℎ∗ 14 4 16 20

2 Planung & Entscheidung Seite 79


2.4.4 Goal-Programming 9/10
• Zielerreichungsgrad: 𝑔𝑖ℎ = 𝑒𝑖ℎ ൗ𝑒ℎ∗
Z1 Z2 Z3 Z4 𝑔𝑖ℎ Z1 Z2 Z3 Z4 ZEG(Ai)
A1 2 4 10 6 A1 1/7 1 5/8 3/10
A2 4 3 16 8 A2 2/7 3/4 1 2/5
A3 2 4 10 17 A3 1/7 1 5/8 17/20
A4 8 0 0 20 A4 4/7 0 0 1
A5 14 2 12 8 A5 1 1/2 3/4 2/5
λh 0,3 0,4 0,1 0,2 λh 0,3 0,4 0,1 0,2
𝑒ℎ∗ 14 4 16 20

2 Planung & Entscheidung Seite 80


2.4.4 Goal-Programming 10/10 Gewichtete
Erreichungsgrade
• Zielerreichungsgrad: 𝑔𝑖ℎ = 𝑒𝑖ℎ ൗ𝑒ℎ∗
Z1 Z2 Z3 Z4 𝑔𝑖ℎ Z1 Z2 Z3 Z4 ZEG(Ai)
A1 2 4 10 6 A1 1/7 1 5/8 3/10 0,57
A2 4 3 16 8 A2 2/7 3/4 1 2/5 0,57
A3 2 4 10 17 A3 1/7 1 5/8 17/20 0,68
A4 8 0 0 20 A4 4/7 0 0 1 0,37
A5 14 2 12 8 A5 1 1/2 3/4 2/5 0,37
λh 0,3 0,4 0,1 0,2 λh 0,3 0,4 0,1 0,2
𝑒ℎ∗ 14 4 16 20

2 Planung & Entscheidung Seite 81


2.4.5 Zielkonfliktlösung bei (linearen) Optimierungsproblemen 1/5
• Die dargestellten Konzepte lassen sich auf x2
Optimierungsmodelle übertragen 100
DB
◦ Siehe v.a. Übungsaufgabe 2.4. 80
• Beispiele zu Kap. 2.2.4.1
◦ mit Zielfunktion 6𝑥1 + 3𝑥2 50
◦ Optimalpunkt R
30
R

40 70 100 160 x1

2 Planung & Entscheidung Seite 82


2.4.5 Zielkonfliktlösung bei (linearen) Optimierungsproblemen 2/5
• Lexikographische Ordnung: x2
𝑋𝐴 = 0,70 , … , (20,70)
100
A: Maximiere 𝑥2 DB
𝑋𝐵 = 𝑃; Ziel C nicht berücksichtigt
B: Maximiere 𝐷𝐵 = 6𝑥1 + 3𝑥2 80
C: Maximiere 𝐻 = 𝑥1 + 𝑥2 P

50

30
R

40 70 100 160 x1

2 Planung & Entscheidung Seite 83


2.4.5 Zielkonfliktlösung bei (linearen) Optimierungsproblemen 3/5
• Lexikographische Ordnung: x2
100
A: Maximiere 𝑥1 DB
𝑋𝐴 = 𝑆; Ziel B nicht berücksichtigt
B: Maximiere 𝐷𝐵 = 6𝑥1 + 3𝑥2 80

50

30
R

40 70 S 100 160 x1

2 Planung & Entscheidung Seite 84


2.4.5 Zielkonfliktlösung bei (linearen) Optimierungsproblemen 4/5
• Zielgewichtung: x2
100
◦ Gewichtung der zu maximierenden Funktionen DB Optimalpunkt ist Q
𝐷𝐵 = 6𝑥1 + 3𝑥2 mit 1/2 80
und 𝐻 = 𝑥1 + 5𝑥2 mit 1/2:
Q
50
max ՜ 𝑍𝐺 𝑥 = 3,5𝑥1 + 4𝑥2
30
R
ZG
◦ Allgemein liefert Zielgewichtung wieder eine
lineare Funktion
40 70 100 160 x1
→ optimal ist stets ein Eckpunkt

2 Planung & Entscheidung Seite 85


2.4.5 Zielkonfliktlösung bei (linearen) Optimierungsproblemen 5/5
• Zieldominanz: x2
100
◦ Maximiere 𝐷𝐵 = 6𝑥1 + 3𝑥2 und untere DB
Schranke 𝑥2 ≥ 40 80
→ Lösung T ist kein Eckpunkt des bisherigen
zulässigen Bereichs X
50

T
30
R

40 70 100 160 x1

2 Planung & Entscheidung Seite 86


2. Planung & Entscheidung - Inhaltsübersicht
2.1 Planung
2.2 Modelle als Planungshilfsmittel
2.3 Grundmodell der Entscheidungstheorie
2.4 Lösung von Zielkonflikten
2.5 (Risiko-)Nutzentheorie
2.6 Mehrstufige Entscheidungsprobleme

2 Planung & Entscheidung Seite 87


2.5 (Risiko-)Nutzentheorie –
Nutzenfunktionen bei Sicherheit 1/7
• Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung basierend auf Ergebnissen:
◦ Ergebnisse nicht immer quantifizierbar
- Beispiele: Farbe und Design eines Autos
◦ Nutzenzuwachs abhängig von bisheriger Ergebnishöhe
- Beispiele: Höchstgeschwindigkeit bei PKW, Bierkonsum
◦ Betrachtung mehrerer zumeist konfliktärer Ziele
- Beispiel: Leistung vs. Spritverbrauch
◦ Ergebnisse besitzen unterschiedliche Dimensionen und Bandbreiten
- Beispiele: Höchstgeschwindigkeit vs. Spritverbrauch, Kapazität einer Maschine vs. Anschaffungskosten
(Dimensionen), Umsatz und Gewinn (Bandbreite)

2 Planung & Entscheidung Seite 88


2.5 (Risiko-)Nutzentheorie –
Nutzenfunktionen bei Sicherheit 2/7
• Konzept der Nutzenfunktionen
◦ Abbildung u(x), die jedem Ergebnis x einen reellen Nutzenwert u(x) zuordnet
◦ Typischerweise Normierung auf das Intervall [0,1]
◦ Bestes Ergebnis → u(x) = 1; schlechtestes Ergebnis → u(x) = 0
a) Ordinale Nutzenfunktion: Ergebnisse lassen sich in eine Rangfolge bringen
b) Messbare Nutzenfunktion: Nutzendifferenz ist ein Maß für die Stärke der Präferenzen
u(x)
• Beispiel zu b): 1,0
0,75
◦ Dauer x eines Karibikurlaubs 0,50
◦ Konkaver Verlauf: typisch für „Sättigungseffekt“ 0,25
(Urlaubstage, Limonade, Schokolade) 10 11,2 13 15,5 20 x in Tagen

2 Planung & Entscheidung Seite 89


2.5 (Risiko-)Nutzentheorie –
Nutzenfunktionen bei Sicherheit 3/7
• Existenz einer Nutzenfunktion
◦ Entscheidungsträger besitzt eine Präferenz zwischen 2 Alternativen x und y, wenn:
- Er x gegenüber y präferiert (Schreibweise: 𝑥 ≫ 𝑦) oder
- Er y gegenüber x präferiert (𝑦 ≫ 𝑥) oder
- Er indifferent zwischen x und y ist (𝑥 ~ 𝑦)

◦ Rationales Handeln erfordert Einhaltung von Mindestanforderungen (Axiomen), z.B.


- Vollständigkeit: Präferenz existiert zwischen jedem Alternativenpaar
- Transitivität: aus 𝑥 ≫ 𝑦 und 𝑦 ≫ 𝑧 folgt 𝑥 ≫ 𝑧

2 Planung & Entscheidung Seite 90


2.5 (Risiko-)Nutzentheorie –
Nutzenfunktionen bei Sicherheit 4/7
• Im Falle 𝑥 ≫ 𝑦 ≫ 𝑧 ≫ 𝑥 „Geldpumpe“: bei jedem rekursiven Übergang – von x über z, y und
erneut auf x – ist Entscheider bereit, einen Betrag a, b bzw. c zu zahlen;
→ Am Ende wieder Alternative x (trotz Zahlung von a+b+c)
• Nicht rational handelnd, z.B. Aktie 1 (µ=10%,σ=10%) Aktie 2 (µ=10%,σ=15%) Aktie 3 (µ=10%,σ=18%)
→ ein risikoaverser Investor bevorzugt Aktie 1 vor Aktie 2, Aktie 2 vor
Aktie 3 ABER Aktie 3 vor Aktie 1
→ seine Präferenzen sind intransitiv
• Anforderungen für messbare Nutzenfunktionen
◦ Übergänge zwischen Ergebnissen sind durch Entscheider interpretierbar
◦ Vollständige und transitive Präferenzordnung auch für Übergänge (𝑥 ՜ 𝑦)

2 Planung & Entscheidung Seite 91


u(x)
1,0
2.5 (Risiko-)Nutzentheorie - 0,75
Nutzenfunktionen bei Sicherheit 5/7
0,50
• Beispiel: Dauer eines Karibikurlaubs
0,25
◦ Übergang von 10 auf 15 Tage „wertvoller“ als von 15 15,5
auf 20: (10 ՜ 15) ≫ (15 ՜ 20) 11,2 13 15 20 x

◦ Ersichtlich aus Nutzendifferenzen: u(x)


𝑢 15 − 𝑢 10 = 0,71 > 𝑢 20 − 𝑢 15 = 0,29
1,0

0,75
• Weiteres Beispiel: Nutzenfunktion für Klausurnoten 0,6

0,35

5 4 3 2 1 Note

2 Planung & Entscheidung Seite 92


2.5 (Risiko-)Nutzentheorie –
Nutzenfunktionen bei Sicherheit 6/7
• Bestimmung einer Nutzenfunktion (Halbierungsmethode)
◦ Schlechteste Ausprägung 𝑥0 : 𝑢 𝑥0 = 0
◦ Beste Ausprägung 𝑥1 : 𝑢 𝑥1 = 1
◦ Suche den wertmäßigen Mittelpunkt 𝑥0,5 des Intervalls 𝑥0 , 𝑥1 :
→ d.h. (𝑥0 ՜ 𝑥0,5 ) ~ (𝑥0,5 ՜ 𝑥1 ) und setze 𝑢 𝑥0,5 = 0,5

• Frage also: Bei welchem Wert 𝑥0,5 ist der Nutzenzuwachs für den Übergang (𝑥0 ՜ 𝑥0,5 ) gleich dem
für den Übergang (𝑥0,5 ՜ 𝑥1 ) ?

2 Planung & Entscheidung Seite 93


2.5 (Risiko-)Nutzentheorie –
Nutzenfunktionen bei Sicherheit 7/7
• Sukzessives Halbieren jedes Teilintervalls:
◦ 𝑥0 , 𝑥0,5 : Suche 𝑥0,25 mit (𝑥0 ՜ 𝑥0,25 ) ~ (𝑥0,25 ՜ 𝑥0,5 ) → setze 𝑢 𝑥0,25 = 0,25
◦ 𝑥0,5 , 𝑥1 : Suche 𝑥0,75 mit (𝑥0,5 ՜ 𝑥0,75) ~ (𝑥0,75 ՜ 𝑥1 ) → setze 𝑢 𝑥0,75 = 0,75

• Beispiel: Dauer eines Karibikurlaubs

x0 x0,25 x0,5 x0,75 x1


Nutzenwert 0 0,25 0,5 0,75 1
Urlaubsdauer 10 11,2 13 15,5 20

2 Planung & Entscheidung Seite 94


2. Planung & Entscheidung - Inhaltsübersicht
2.1 Planung
2.2 Modelle als Planungshilfsmittel
2.3 Grundmodell der Entscheidungstheorie
2.4 Lösung von Zielkonflikten
2.5 (Risiko-)Nutzentheorie
2.6 Mehrstufige Entscheidungsprobleme

2 Planung & Entscheidung Seite 95


2.6. Mehrstufige Entscheidungsprobleme 1/9
• Bislang Betrachtung von Modellen mit einmaliger Entscheidung (statische Modelle)
• Häufig Folge einander beeinflussender Entscheidungen (dynamische Modelle)
• Gesucht ist eine Folge bestmöglicher (optimaler) Entscheidungen
• Bei sicheren Informationen (= deterministisches Modell):
◦ Annahme eines Planungszeitraums mit T Perioden, t = 1,…, T
◦ In jeder Periode t ist eine Entscheidung zu treffen, d.h. eine Aktion At zu wählen, wodurch ein
Zielbetrag (Auszahlung, Gewinn, Kosten) et entsteht
◦ Ziel: Wähle eine Entscheidungsfolge (Politik) A1,…, AT so, dass die Summe der Zielbeträge σ𝑡 𝑒𝑡
maximiert oder minimiert wird

2 Planung & Entscheidung Seite 96


2.6. Mehrstufige Entscheidungsprobleme 2/9
• Beispiel: Grundmodell der dynamischen Losgrößenplanung mit folgenden Annahmen:
◦ Planung für ein Gut mit Bedarf (Nachfrage) bt zu Beginn von Periode t = 1,…, T
◦ Fixe Bestellkosten ft (GE), falls für Periode t eine Bestellung aufgegeben wird
◦ Lagerhaltungskosten ct (GE pro ME, die in Periode t gelagert werden)
◦ Anfangsbestand in t = 0 und Endbestand am Ende von T seien 0

→ Wie viele ME qt sind für jede Periode t zu bestellen, so dass bei Deckung aller Bedarfe minimale
Gesamtkosten entstehen?

2 Planung & Entscheidung Seite 97


2.6. Mehrstufige Entscheidungsprobleme 3/9
• Tabelle zeigt eine Modellinstanz mit T = 4
◦ Überlegungen:
- A1 = q1 = 11 Periode t 1 2 3 4
- A2 = q2 = 0
- A3? bt 7 4 5 6
- A4?
- Eine zulässige Lösung (Politik)? ft 3 3 4 5
- qt = bt für alle t mit Kosten σ𝑡 𝑓𝑡 = 15
ct 0,5 0,4 0,3 (0,4)

→ Optimale Lösung, siehe Kap. 4

2 Planung & Entscheidung Seite 98


2.6. Mehrstufige Entscheidungsprobleme 4/9
• Bei Entscheidung unter Unsicherheit (stochastische Modelle):
◦ In jeder Periode verschiedene Umweltlagen mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten (Risiko)
◦ Zielzustand Zt einer Periode (Entscheidungsstufe) t abhängig vom Anfangszustand Zt-1,
Entscheidung At und Umweltlage St
◦ Sachverhalt darstellbar durch stochastischen Entscheidungsbaum
- Baum mit Entscheidungsknoten (Kästchen) und Zufallsknoten (Kreise)
- Entscheidungen führen jeweils zu Kosten und/oder Erlösen

◦ Mögliche Entscheidungsregel: Bestimme die Entscheidungsfolge im Baum mit größtem


Erwartungswert aus Erlösen abzüglich Kosten

2 Planung & Entscheidung Seite 99


2.6. Mehrstufige Entscheidungsprobleme 5/9
• Erläuterung anhand eines Beispiels (Bamberg/Coenenberg (2000)):
◦ Eine Ölgesellschaft besitzt Bohrrechte für ein Gebiet
◦ Vor Bohrung in t = 2 könnte in t = 1 ein seismischer Test erfolgen → Kosten 30 GE
- Mit p = 0,6 ein positives Ergebnis → tatsächliche Ölfunde mit p = 0,85
- Mit p = 0,4 ein negatives Ergebnis → tatsächliche Ölfunde mit p = 0,1
◦ Wird ohne Test gebohrt → tatsächliche Ölfunde mit p = 0,55
◦ Bohrvorgang kostet 100 GE → bei Ölfund können die Bohr- bzw. Förderrechte für 400 GE
verkauft werden, sonst sind sie wertlos

→ Gesucht: Folge von Entscheidungen mit maximalem erwartetem Gewinn

2 Planung & Entscheidung Seite 100


Erlöse
2.6. Mehrstufige Entscheidungsprobleme 6/9 400

• Entwicklung des Entscheidungsbaumes


0

0
p=1
400

0
0
p=1

400

0
p=1
0
p=1
Stufe 1 Stufe 2

2 Planung & Entscheidung Seite 101


µ=0,85*400+0,15*0=340
Erlöse
2.6. Mehrstufige Entscheidungsprobleme 7/9 400

• Auswertung: µ=max{340-100;0}
=240 0
µ=0
0
µ=0,6*240+0,4*0=144 p=1

µ=40 400

µ=0 0
µ=max{40-100;0} 0
=0 p=1
µ=max{144-30;120}
µ=220 400
=120
µ=max{220-100;0}
=120
µ=0 0
p=1
µ=120
0
p=1
Stufe 1 Stufe 2

2 Planung & Entscheidung Seite 102


2.6. Mehrstufige Entscheidungsprobleme 8/9
◦ Optimale Politik durch Rückwärtsrechnung von rechts nach links zu ermitteln (dabei Bestimmung
von Gewinnerwartungswerten µ in stochastischen Knoten)
◦ An Entscheidungsknoten ist die Aktion zu wählen, die den höchsten erwarteten Gewinn aufweist
• Ergebnisse:
◦ Falls Test positiv ausfällt → bohren → Erwartungswert 240 GE
◦ Falls Test negativ ausfällt → nicht bohren → Erwartungswert 0 GE (sonst –60 GE!!)
◦ Falls kein Test ausgeführt → dennoch bohren → Erwartungswert 120 GE (sonst 0 GE)

• Insgesamt: Test ist bei Orientierung an Erwartungswerten (120 GE gegenüber 114 GE) nicht zu
empfehlen → besser kein Test und unmittelbar Bohrung

2 Planung & Entscheidung Seite 103


2.6. Mehrstufige Entscheidungsprobleme 9/9
• Mit stochastischen Entscheidungsbäumen lassen sich verschiedene mögliche
Zukunftsentwicklungen bei aktueller Entscheidung (z.B. in t = 1) antizipierend einbeziehen
• Entscheidungsfolgen in späteren Perioden haben den Charakter von bedingten Eventualplänen
◦ Werden beim Eintreten der entsprechenden Umweltentwicklungen relevant
• Man spricht von flexibler Planung
◦ Unsicherheit wird über zukünftige Entwicklung explizit und mehrwertig berücksichtigt

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