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BS-News / Nr 15 / November 2008 Seite 1

Brandschutz-News
Über Treppen kann ein Gebäude betreten zu schwerwiegenden Problemen. Kinder und Behinderte
haben kaum eine Chance sich rechtzeitig in Sicherheit zu
und auch wieder verlassen werden. begeben. In Untersuchungen von Brandfällen wird immer
Benutzen viele Menschen gleichzeitig und wieder bestätigt: „Kinder und Behinderte werden
dazu noch panikartig eine Treppe – z.B. bei schonungslos zur Seite gedrängt.“ Besonders schlimm ist
die Situation bei grossen Personenansammlungen
Brandausbruch - müssen Treppen viele (Räume, in denen sich mehr als 100 Personen aufhalten
Anforderungen erfüllen. können. S. Brandschutznorm, Art 12 c, Definitionen) und
Die BS-News Nr. 15 behandeln das Thema ungeeigneten Fluchtverhältnissen.
Die schweizerischen Brandschutzvorschriften (s. Liste am
Treppen, Flucht- und Rettungswege. Schluss des Dokumentes) bezwecken in erster Linie den
Schutz von Personen vor den Gefahren und
Auswirkungen von Bränden und Explosionen. Dazu
Inhalt gehören Vorgaben zum Bau von Fluchtwegen und
Treppenanlagen.
− Einleitung
− Grundanforderungen Grundanforderungen
− Das Wichtigste aus der VKF-Brandschutzrichtlinie
Flucht- und Rettungswege Im Brandfall sollen sich Personen, vor den Auswirkungen
von Rauch und Flammen geschützt, über frei begehbare,
− Raumausgänge bei Räumen mit grossen gut sichtbare und signalisierte Fluchtwege schnellstens in
Personenansammlungen Sicherheit bringen können.
− Treppengeometrie Bei der Gestaltung sicherer Fluchtwege spielt die
Fluchtweggeometrie eine wesentliche Rolle. Ein
− Die Fluchttreppe als Interventionstreppe wichtiges Kriterium bildet die freie Gehwegbreite. Dabei
handelt es sich um die lichte, begehbare Stufenbreite von
− Gradläufige Treppen Treppenwange zu Treppenwange, wobei ein Handlauf
− Lange Treppen max. 10 cm vorstehen darf.

− Ergonomie
− Wendeltreppen
− Wohnungsinterne Treppenformen
− Nicht erlaubte Treppenformen in Fluchtwegen
− Schlusswort

Einleitung
Treppen dienen grundsätzlich der Erschliessung von
Gebäuden. Im normalen Alltag können Fehlkonstruktionen
baulicher Art allenfalls zu Komforteinschränkungen bei der Sturz von einer Treppe
Benützung zur Folge haben. Ganz anders verhält es sich
hingegen bei Ausbruch von Panik. Bei solchen „Rette sich
wer kann“-Situationen führen Fehlplanungen zwangsläufig

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Telefon 031 925 11 11, Telefax 031 925 12 22, info@gvb.ch, www.gvb.ch
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Das Wichtigste aus der VKF- Je nach Personenbelegung haben Räume mindestens
folgende Ausgänge aufzuweisen (Zi. 5.2.3):
Brandschutzrichtlinie (BSR) „Flucht-
und Rettungswege“ − bis 50 Personen: ein Ausgang mit 0.9 m Breite

− Als Fluchtweg gilt der kürzeste Weg, der Personen zur − bis 100 Personen: zwei Ausgänge mit je 0.9 m Breite
Verfügung steht, um von einer beliebigen Stelle in − bis 200 Personen: drei Ausgänge mit je 0.9 m Breite
Bauten und Anlagen ins Freie an einen sicheren Ort zu oder zwei Ausgänge, von denen einer 0.9 m und der
gelangen (Zi. 2.1, a) andere 1.2 m breit ist.
− Die Breite von Türen, Korridoren und Treppen ist nach Bei grösserer Personenbelegung haben Ausgänge
der Personenbelegung zu bemessen. In Abhängigkeit insgesamt mindestens folgende Breiten aufzuweisen:
der Geschosslage ist der Raum mit der grössten
Personenbelegung massgebend für die erforderliche − im Erdgeschoss: 0.6 m pro 100 Personen
Breite im Licht (Zi. 3.4.7, 1)
− im Obergeschoss: 0.6 m pro 60 Personen
− Die Mindestbreite von Treppen und Korridoren hat
− in den Untergeschossen: 0.6 m pro 50 Personen
1.20 m zu betragen (Zi. 3.4.7, 2)
Die einzelnen Ausgänge sind mindestens 1.2 m breit zu
− Treppen dürfen nicht geschossweise versetzt sein und
erstellen. Ergibt die Berechnung der erforderlichen Breite
müssen unmittelbar oder über einen als Fluchtweg
der Ausgänge mehr als 1.2 m, ist auf das nächste
ausgebildeten Korridor ins Freie führen (Zi. 3.5.1, 4).
Vielfache von 0.6 m aufzurunden.
− Treppen und Podeste sind sicher begehbar, nicht
brennbar und geradläufig auszuführen (Zi 3.5.2, 1).
− Die lichte Durchgangshöhe zwischen
Stufenvorderkante und Podest- oder
Treppenuntersicht muss mindestens
≥ 2.15 m im Licht betragen. Das Steigungsverhältnis
der Stufen muss gemäss der BSR „Flucht- und
Rettungswege“ (Anhang Seite 24) sichergestellt
werden.

grosse Personenansammlung

Skizze: lichte Durchgangshöhe

Raumausgänge bei Räumen mit grossen


Personenansammlungen
Die Personenbelegung in Räumen ist massgebend für
Anzahl und Bemessung der erforderlichen Fluchtwege Dimensionierte Treppe für grosse Personenanzahl
(Ausgänge, Korridore, Treppenanlagen).

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Treppengeometrie Gradläufige Treppen


Für einen effizienten Einsatz der Rettungskräfte Fluchttreppen sind bei Neu- und Umbauten immer
(Feuerwehr, Polizei, Sanität) sind die Treppenbreite und gradläufig zu erstellen.
die Treppengeometrie von entscheidender Bedeutung. Die mind.

Dimensionierung der lichten Breite von Fluchttreppen hat m 1.20

grundsätzlich in Abhängigkeit der Gebäudenutzungsart,

m 1.20
mind.

4
der Geschosslage massgebender Räume und deren

m 1.20
mind.
Belegung (grösstmögliche Personenzahl) gemäss dem 8

Kapitel 5 der BSR „Flucht- und Rettungswege“ zu


7 9

6 10 5

erfolgen. 5 11
6

7
4 12
8
3 13

2 14

m 1.20
mind.
1 15

mind.

14

13

12

11
Die Fluchttreppe als Interventionstreppe m 1.20

mind. mind.
m 1.20 m 1.20
Nachfolgend sind die wichtigsten Punkte der BSR „Flucht-
und Rettungswege“ aufgeführt. 7 8

m 1.20
mind.
mind.

− Als Einsatzweg gilt der kürzeste Weg (Fluchtweg) für


cm 15

die Feuerwehr und Rettungskräfte, um zu einer 6

5
9

10

beliebigen Stelle in Bauten und Anlagen zu gelangen 4 11

(Zi. 2.1, b) 3

2
12

13


1 14

Die Mindestbreite von Treppen und Korridoren hat


1.20 m zu betragen (Zi. 3.4.7, 2)
Detaillierte Angaben über Formgebung und
− Treppenhäuser, die als Fluchtweg dienen, sind als
Dimensionierung finden sich in der BSR „Flucht- und
Brandabschnitte mit dem für das Tragwerk
Rettungswege“.
erforderlichen Feuerwiderstand, mindestens aber REI
60 (nbb), zu erstellen (Zi. 3.5.1, 1)

Lange Treppen
Bei so genannten Kaskadentreppen besteht im Bereich
von Zwischenpodesten durch die Änderung vom Geh-
Rhythmus grosse Sturzgefahr. Dies ist insbesondere im
Gedränge bei zu kurzen Podesten der Fall. Zur
Risikominderung sind deshalb bei solchen Treppen
spätestens nach 15 bis maximal 18 Stufen Podeste mit
einer Länge, die mindestens der vorhandenen
Treppenlaufbreite (≥ 1.20 m) entspricht, nötig

Sperrige Einsatzgeräte fordern


eine vorschriftengemässe
Treppengeometrie.

Bilder: Einsatzleitzentrale Bern


Kaskadentreppe

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Ergonomie 15 14 13 12 11

Bei der Gestaltung sicherer Fluchtwege ist die Gehlinie

m 1.50
mind.
unter Berücksichtigung ergonomischer Aspekte
10
festzulegen. Beim Begehen einer Treppe läuft beim
Menschen ein eingespielter Bewegungsrhythmus ab, der
immer automatisch auf die zu Beginn erfassten 9

cm nd.
Treppenparameter eingestellt wird. Störungen wie

15
m 0.90

mi
mind.
8
Richtungsänderungen werden nicht zwangsläufig beim
Treppenantritt wahrgenommen und führen - insbesondere 7
wenn Eile angesagt ist - zu Unsicherheit und Sturzgefahr.
Gestürzte Personen bilden ein grosses Hindernis, was in 6
der Folge zu einer Kettenreaktion führen kann. Für

m 1.50
mind.
gestürzte Personen bedeutet diese Situation eine
lebensbedrohende Gefahr.
1 2 3 4 5

Wendeltreppen
Wohnungsinterne Treppenformen
Wendeltreppen beanspruchen weniger Platz als
gradläufige Treppen und werden deshalb häufig Hier muss die lichte Gehwegbreite mindestens 0.90 m im
bevorzugt. Vom ergonomischen Gesichtspunkt her Licht betragen.
gesehen sind Wendeltreppen eher ungünstig. Natürlich
ungenannt stehen dabei aber meistens die erheblichen
wirtschaftlichen Aspekte im Vordergrund.

Gewendelte Treppen als überbreite und repräsentative Aufgänge werden


von der Brandschutzbehörde zugelassen (Ziffer 3.5.2, 2 der BSR „Flucht-
und Rettungswege“)
Diese Beispiele dürfen nur als wohnungsinterne Treppen und niemals als
Fluchttreppen eingebaut werden.

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Nicht erlaubte Treppenformen in Schlusswort


Fluchtwegen
Bei diesen BS-News handelt es sich nur um einen Auszug
Die nachfolgenden Treppenformen sind in Fluchtwegen aus der BSR „Flucht- und Rettungswege“ hinsichtlich der
nicht gestattet. Bestimmungen über die Treppengeometrie. Die
allgemeinen Anforderungen für Fluchtwege (Anzahl, Lage
von Treppen, Messweise und Materialisierung von
Fluchtwegen, etc) sowie der genaue Wortlaut hinsichtlich
der Treppengeometriebestimmungen sind der BSR zu
entnehmen. Sämtliche Bestimmungen dieser BSR gelten
sinngemäss auch für Fahrnisbauten (z.B. Zirkuszelte,
Festhallen und dgl.), soweit diese grosse
Personenbelegungen aufweisen.

VKF-Brandschutzvorschriften
− FFG - Feuerschutz- und Feuerwehrgesetz
− FFV - Feuerschutz- und Feuerwehrverordnung
− Brandschutzvorschriften VKF
Brandschutznorm, Brandschutz-Richtlinien
Arbeitshilfen, FAQ
− Brandschutzregister VKF
zertifizierte Bauteile, Adressen von Herstellern
und Lieferanten)
− Brandschutzerläuterungen VKF

Mehrfach gewundene Treppen sind für Flüchtende


besonders gefährlich. Die Sturz- und somit die
Verletzungsgefahr ist sehr gross. Impressum
Solche Treppen werden von der kantonalen und der
kommunalen Brandschutzbehörde nicht toleriert. Im Redaktion: GVB, Brandschutz
Übersetzung: Daniel Paupe
Zweifelsfall lohnt es sich, frühzeitig mit der zuständigen Verteiler: Abonnenten des Newsletters
Behörde Kontakt aufzunehmen. Das Gleiche gilt für Internet: www.gvb.ch
bestehende Gebäude, bei denen wesentliche Umbauten
(Umbauten bei denen die bestehenden Treppenanlagen Kontaktadresse:
Gebäudeversicherung Bern
verändert werden) geplant sind. Abt. Brandschutz
Papiermühlestrasse 130
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Tel. 0800 999 666
E-Mail: bsnorm@gvb.ch

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