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Mit dem „Futurium“, eine sonderbare Wortschöp- Wie soll die Architektur zum Thema Zukunft aus-
fung, hat man sich zum Ziel gesetzt, „eine Aus- sehen? Diese Frage stellten sich die Teilnehmer
stellung mit lebendigen Szenarien, ein Mitmach- des 2011 ausgelobten Wettbewerbs. Gewonnen
labor zum Ausprobieren und ein interdisziplinä- hatte damals das junge Büro Richter Musikows-
res Veranstaltungsforum als Ort des Dialogs“ zu ki. Bei der Betrachtung des nun fertigen und zur-
schaffen. Wie dies alles aussehen soll, ist noch zeit wunderbar leeren Gebäudes sollte man sich
nicht definiert. Eine Firma für Innenraum-Inszenie- von der Zukunft einfach lösen, denn zum Glück
rungen ist zwar beauftragt, die Eröffnung der wurde von den Architekten erst gar nicht ver-
Ausstellung plant man aber erst für 2019. Finan- sucht, Innovation oder zukunftsweisende Ideen
ziert wird das Haus der Zukunft vom Ministe- baulich zu interpretieren, Ideen, die dann schnell
rium für Bildung und Forschung gleich nebenan, altern und nicht mehr ernst genommen werden.
dazu von Wissenschaftssorganisationen wie Das Gebäude ist in sich stimmig und hat vor al-
die Helmholtz-Gemeinschaft oder Deutsche Aka- lem innenräumlich Qualtäten als Ausstellungs- und
demie der Technikwissenschaften – und von Veranstaltungsort. Die Feinheiten liegen in der
Konzernen wie Bayer oder Siemens. Konzeption vieler baulicher Details.
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15
1. Zwischengeschoss Dachaufsicht
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1 Eingang Süd
2 Eingang Nord
3 Informationstresen 2 6
4 Shop
5 Garderobe
6 Anlieferung 12
7 Caféteria 5
8 Veranstaltungssaal 8
9 Verwaltung 3
9
10 Futurium Lab
4
11 Ausstellungssaal
1 2 Gläserne Brücke 12
13 Lager
14 Technik
1 7
15 Skywalk
Erdgeschoss 2. Zwischengeschoss
14 11
Der Aussellungsbereich im
Obergeschoss ist dunkel
gehalten. Man konzentriert
sich auf die großen Schau-
fenster im Süden und Nor- 14 9
den. Die Wendeltreppe
führt zu einer der gläsernen 13
Brücken.
1 Aufzüge Tepper
ben den Panoramafenstern die Kassettenele- K.4 K.3.AU K.3.AU K.3.AU K.3.AR W.3.F W.4.F
Terrazzoboden GTF Freese ten „hängenden“ Fassadenkonstruktion. Ober- rungswettbewerb für das Futurium war unser ers-
mente der einheitlichen Hülle das Gebäude. Die halb der Öffnungen spannt jeweils ein zwei Me- ter gemeinsamer Wettbewerb. Nach der Beauf-
K.3.AR W.3.G W.3.G K.3.AL W.2.G W.4.Ö W.4.F
Mobiltrennwände Parthos
K.3 W.3.G W.3.F W.2.G K.3.AR W.4.F W.4.F
Elemente bestehen entweder aus unterschied- K.3.AR W.3.F W.2.F K.3.AL W.3.G W.3.G W.3.G
2 Fliesen Mosa ter hoher Kastenträger aus Stahl, der auf den tragung haben wir das Büro gegründet.
Schalter Jung
lich gefalteten Edelstahlreflektoren oder aus be- K.3 W.3.G W.3.F W.3.G K.3.AR W.3.G W.3.G
Armaturen Grohe
auskragenden Betonwänden aufliegt. An diesem
K.3.AR W.2.G W.2.G K.3.AL W.3.G W.3.G W.4.G
drucktem Gussglas, die das Licht je nach Tages- K.3 K.2.AO K.3.AO K.3.AO K.3.AR W.3.F W.3.F 3 Träger sind schlanke Stahllamellen befestigt, Welche Leitbilder sind Ihnen wichtig?
und Jahreszeit unterschiedlich reflektieren. Die K.2.AU K.3.AU K.3.AU K.3.AU W.4.G W.4.Ö W.4.F
welche die komplette Glasfassade und anteilig JM Ich glaube, die Architektur muss zu den Be-
K.3 W.3.G W.3.G W.3.G K.4.AR W.4.F W.4.F
zwei 28 Meter breiten Öffnungen der Panorama- K.3.AR W.3.F W.3.F K.4.AL W.4.G W.3.G W.3.G
auch den auskragenden Vorbau tragen. Durch trachtern ebenso wie ein Bild sprechen können.
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fenster zum Kanzleramt und zur Charité waren K.3 W.3.G W.3.F W.3.G K.4.AR W.3.G W.3.G
die Schwerkraft zieht sich die Konstruktion im Leitbilder sind für mich Objekte, die sich mit der
K.3.AR W.4.F W.4.F K.4.AL W.3.G W.3.G W.3.G
konstruktiv schwierig zu bewerkstelligen. K.3 W.4.G W.4.G W.4.G K.4.AR W.3.F W.4.F
Prinzip selbst straff und kann trotz ihrer filigra- Architektur des Hauses gedanklich verweben
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Das Obergeschoss soll in drei Denkräume ge- K.4.AO K.4.AO K.4.AO K.4.AO W.3.G W.4.Ö W.4.F nen Erscheinung hohe Windlasten aufnehmen. lassen. Ob die Betrachter diese Bilder wiederfin-
gliedert werden, die sich mit „zentralen Zukunfts- den, ist eigentlich irrelevant. Wichtig ist eher, das
dimensionen“ befassen: Unserem künftigen Ver- Hatten Sie Einfluss auf die nun folgenden sie das Architekturerlebnis am Ende berührt und
hältnis zur Technik, zur Natur und zu uns selbst. Ausstellungseinbauten? eigene Bilder in den Köpfen erzeugt.
Es bleibt zu hoffen, dass man sich von dieser Zu- JM Nein. Mit der Konzeption der Ausstellung wur-
kunfts-Dauerausstellung wieder trennt und der Details der 8000 Kassetten- de erst in der Bauphase begonnen. Wir wissen Zukunftsneugier: Wie stellen Sie sich das
elemente der Fassaden.
Raum mit seinen Panoramafenstern weiter so zu nicht, ob wir darüber eher froh oder betrübt sein Jahr 2100 vor?
Jede Kassette ist 1 x 1 m groß
erleben ist, ohne interaktive Inszenierungen. Dafür und besteht aus unter- sollen. Am Ende ist die Zukunft wahrscheinlich CR Irgendwie heiß und fiebrig. Alle in Aluminium-
sollte das Futurium Lab ausreichen. Das Ober- schiedlich gefalteten Metall- schwerer zu bändigen als ein Dinosaurierskelett. anzügen ...
Reflektoren bzw. keramisch
geschoss könnte dann temporäre Ausstellungen
bedrucktem Gussglas.
zum Thema aufnehmen. Mehr braucht es nicht, Zeichnungen und Fotos:
Christoph Richter und Jan Musikowski
geboren 1982 und 1974, seit 2012 Büropartnerschaft in Berlin
um an die Zukunft zu glauben. Richter Musikowski