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Inhaltsverzeichnis

Einleitung...................................................................................................................................2
Der Beginn und das Ende des strafrechtliche Lebensschutz im Rahmen der StGB..............5
Das System der Straftaten gegen das Leben nach dem deutschen und georgischen
Strafgesetzbuch..........................................................................................................................8
Mord nach dem deutschen und georgischen Strafgesetzbuch..............................................12
Tötung auf Verlangen nach dem deutschen und georgischen Strafgesetzbuch...................17
Aufgabe des Staates..............................................................................................................24
Selbstbestimmung................................................................................................................25
In Bezug auf die EMRK im Kontext der Tötung auf Verlangen........................................29
Weitere Privilegierungstatbestände – eine kurze rechtsvergleichende Analyse.................33
Zusammenfassung....................................................................................................................36
~2~

Einleitung

Die vorliegende Masterarbeit behandelt das Thema „Tötungsdelikte nach deutschem und
georgischem Recht“. Der Schutz des Rechts auf Leben ist ein vorrangiger Bereich in jedem
Verfassungsstaat, und das Strafrecht ist einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der
effektivste Mechanismus in dieser Richtung. Das Recht auf menschliches Leben ist ein
universell anerkanntes und garantiertes Recht. Es wird sowohl durch die georgische und
die deutsche Verfassung als auch durch die Konvention zum Schutze der Menschenrechte
und Grundfreiheiten, dem wichtigsten Aktionsdokument der Europäischen Union,
bekräftigt. Gemäß Art. 10 der Verfassung Georgiens, „Das Leben ist ein unantastbares
Menschenrecht und gesetzlich geschützt, die Todesstrafe ist verboten“. Ebenfalls der
zweite Teil des zweiten Artikels des deutschen Grundgesetzes bezieht sich auf das Thema
Lebensschutz, wo es eindeutig heißt:, dass „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche
Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur
aufgrund eines Gesetzes eingegriffen werden“. Nach Auffassung des
Bundesverfassungsgerichts ist dieser Artikel Ausdruck des Grundrechts auf Leben 1 und
dieses Recht hat im Rahmen der Verfassungs - und Rechtsordnung den höchsten Wert. 2
Das menschliche Leben ist unantastbar, auch bei schweren körperlichen oder geistigen
Mängeln, eine Bewertung des Lebens und/oder seine Vernichtung auf dieser Grundlage ist
nicht erlaubt, was auch Ausdruck der Zusammensetzung der Euthanasie ist, die die
Person, die dieses Recht auf Leben hat, einschränkt, 3 worüber wir im Folgenden
ausführlicher sprechen werden. Es muss betont werden, dass das Recht auf Leben trotz
des Vorrangs des Rechts auf Leben nicht zu den absoluten Rechten gehört. Denn inGemäß
Art. 2 der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten heißt es:
„Eine Tötung wird nicht als Verletzung dieses Artikels betrachtet, wenn sie durch eine
Gewaltanwendung verursacht wird, die unbedingt erforderlich ist, um jemanden gegen

1
BVerfGE 18, 117.
2
BVerfGE 49, 53.
3
Wessels/Hettinger, Strafrecht Besonderer Teil I, 35. Aufl., Heidelberg u.a., 2011, Rn. 2.
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rechtswidrige Gewalt zu verteidigen oder jemanden rechtmäßig festzunehmen oder


jemanden, dem die Freiheit rechtmäßig entzogen ist, an der Flucht zu hindern oder einen
Aufruhr oder Aufstand rechtmäßig niederzuschlagen“.

Wie bereits erwähnt, ist der Schutz des Rechts auf Leben ein vorrangiger Bereich für
jeden Rechtsstaat, und das Strafrecht ist einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der
wirksamste Mechanismus in dieser Richtung. Sowohl im georgischen als auch im
deutschen Strafrecht spielen Straftaten gegen das Leben eine herausragende Rolle. Im
Gegensatz zum deutschen Strafgesetzbuch (Sechszehnter Abschnitt, §§ 211-222)
priorisiert das georgische Strafgesetzbuch Straftaten gegen die Person im Besonderen
Abschnitt (Kapitel 19). Doch trotz dieser Unterschiede betrachten beide Rechtssysteme
das menschliche Leben als das wichtigste Rechtsgut,4 wir werden in dem Papier
ausführlicher darauf eingehen.

Wenn wir über das Recht auf Leben und die Ausnahmen sprechen, in denen eine
Einschränkung des Rechts auf Leben als angemessen erachtet wird, können wir die Frage
der Euthanasie nicht außer Acht lassen. Es ist anzumerken, dass es bis heute keine
einheitliche Auffassung darüber gibt, ob Euthanasie als eine vernünftige Maßnahme zu
betrachten ist, die darauf abzielt, eine Person von schweren körperlichen Schmerzen zu
befreien, wenn sie eine der Möglichkeiten ist, das Leben eines anderen Menschen zu
beenden. Die Relevanz der Euthanasie wird durch unterschiedliche rechtliche, religiöse
oder moralische Auffassungen über die Einrichtung der Euthanasie bestimmt. Aufgrund
der Aktualität des Themas erörtern wir in dem Beitrag wichtige Fragen im Strafrecht
Deutschlands und Georgiens.

Es gibt viele Vorträge und Geschichten über Straftaten gegen dasim Leben, aber es gibt
immer noch Herausforderungen für das Strafrecht, sodass dieses Thema nicht an
Aktualität verliert. Der vorliegende Artikel befasst sich mit ausgewählten Fragestellungen
in diesem Bereich aus der Perspektive beider Rechtssysteme und stellt die allgemeinen

4
Hilgendorf, Eric, in: Arzt/Weber/Heinrich/Hilgendorf, Strafrecht, Besonderer Teil, 4. Aufl., 2021, § 2 Rn. 1
~4~

Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen dem georgischen Strafrecht und dem


deutschen Strafrecht dar.

Ziel dieses Beitrags ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Straftaten
gegen das Leben im deutschen und georgischen Strafrecht aufzuzeigen. Das genannte Ziel
wird auf der Grundlage einer rechtsvergleichenden Analyse wichtiger Fragen erreicht.
Die Arbeit besteht aus Einleitung, Hauptteil und Schluss.

Die Arbeit konzentriert sich auf den Beginn des strafrechtlichen Schutzes des Rechts auf
Leben und dementsprechend auf dessen Ende. Das System der Straftaten gegen das Leben
im Strafgesetzbuch von Georgien und Deutschland wird ebenfalls verglichen werden. Der
Hauptteil der Arbeit befasst sich mit der Problematik der vorsätzlichen Tötung unter
erschwerenden Umständen nach georgischem und deutschem Strafrecht sowie der Tötung
auf Verlangen des Opfers im georgischen und deutschen Strafrecht. Es wird eine kurze
vergleichende Analyse anderer mildernder Umstände vorgelegt. Als Ergebnis der Analyse
der oben genannten Kapitel werden die problematischen Punkte im Strafgesetzbuch von
Deutschland und Georgien in der Schlussfolgerung zusammengeführt. Interessant ist, ab
welchem Zeitpunkt der strafrechtliche Schutz dieses Grundrechts beginnt.?
~5~

Der Beginn des strafrechtliche Lebensschutz im Rahmen der StGB

Lassen Sie uns kurz auf denr Beginn des strafrechtlichen Schutzes des Lebens durch
Tötung eingehen. Der strafrechtliche Schutz des menschlichen Lebens als absolutes
Rechtsgut beginnt mit dem Moment seiner Geburt. Zu dieser Frage hat der
Bundesgerichtshof Stellung genommen und erläutert, wann das Leben eines Menschen
beginnt und sein strafrechtlicher Schutz. Laut Gerichtsurteil beginnt dieser Schutz, wenn
die Mutter Schmerzen hat und ihr Körper versucht, den Fötus zur Welt zu bringen.5 Eine
Strafbarkeit kann daher nur für die Tötung einer Person verhängt werden, ab dem
Zeitpunkt der Schmerzen, die der Geburt unmittelbar vorausgehen.6 Die Ausdehnung des
strafrechtlichen Schutzes des Menschen auf den Moment des Schmerzbeginns und den
Geburtsvorgang, aufgrund der Tatsache, dass dies die Phase erhöhter Gefahr für das Leben
des Kindes ist.7 In der deutschen Rechtsliteratur werden andere Meinungen von Autoren
vertreten, die der Meinung sind, dass der strafrechtliche Schutz des menschlichen Lebens
erst ab dem Zeitpunkt der Vollendung der Geburt beginnen sollte, da ein Fötus, der nicht
künstlich geboren wurde, zum Menschen erklärt wird. 8 Die forensische Wissenschaft
stützt sich auf die Medizin, um das Konzept der Geburtseinleitung zu verstehen. Aus
medizinischer Sicht beginnt der normale Geburtsvorgang mit kurzen Schmerzintervallen,
die zur Erweiterung des Gebärmutterhalses führen. Was folgt, ist ein interner Druck auf
der Seite des Körpers der Mutter und der Austritt des Kindes aus dem Körper . Der
Ursprung des Schmerzes ist für das Strafrecht nicht relevant. 9 Der strafrechtliche Schutz
einer Person beginnt erst mit dem Einsetzen der Wehen und nicht vorher. 10

Daraus folgt, dass für Straftaten, die vor Beginn der Wehen begangen werden, nur die §§
218-219b des deutschen Strafgesetzbuches gelten. Sie befassen sich insbesondere mit dem
5
BGHSt. 10,5.
6
Jäger C., Examens-Repetitorium, Strafrecht Besonderer Teil, 3.Aufl., Heidelberg u.a. 2009, Rn.3.
7
Kindhäuser U., Strafrecht Besonderer Teil I, 5. Aufl., Baden-Baden 2012, § 1 Rn.7.
8
Herzberg/Herzberg, Der Beginn des Menschseins im Strafrecht: Die Vollendung der Geburt, JZ 2001,1107.
9
Wessels/Hettinger, Strafrecht Besonderer Teil I, 35. Aufl., Heidelberg u.a., 2011, Rn. 11.
10
იხ. BGHSt. 32,195.
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Problem des Schwangerschaftsabbruchs und erklären ihn zu einer Straftate, wenn


bestimmte Voraussetzungen nicht erfüllt sind. Das Objekt ihres Schutzes ist der Fötus,
bevor er eine Person im strafrechtlichen Sinne wird. Ein Beispiel: Eine Person sticht auf
eine Frau mit der Absicht ein, sie zu töten, sie überlebt zwar dank des schnellen
Eingreifens eines Arztes, aber das per Entbindung zur Welt gebrachte Kind stirbt einige
Tage später, weil die Wunden, die der Mutter zugefügt wurden, während der
Schwangerschaft zu einer Unterbrechung der Blutversorgung geführt haben. In diesem
Fall ist der Täter aufgrund der an der Mutter begangenen Tat wegen versuchten Mordes
unter Strafschärfungsgrund strafbar (§211,22) Was den Tod eines zu früh geborenen
Kindes betrifft, so wurde die vom Täter begangene Handlung vor der Geburt ausgeführt,
sodass die strafbare Schädigung nicht der Person, sondern dem Fötus zugefügt wurde,
sodass sich die Frage der Verantwortlichkeit nach § 218 des deutschen Strafgesetzbuchs
(Schwangerschaftsabbruch) nur in Bezug auf das Kind stellt. 11 Die Verwendung von
Tötungsmitteln (§211,212) ist unzulässig, da sie das menschliche Leben schützen, nicht
aber den Fötus.12 Um zwischen den Tatbeständen des Mordes und des
Schwangerschaftsabbruchs zu unterscheiden, ist es daher wichtig, auf den Zeitpunkt der
Begehung der gegen das Rechtsgut gerichteten Handlung zu achten und nicht auf der
Zeitpunkt strafrechtlicher Konsequenzen.13

Das Ende des strafrechtliche Lebensschutz im Rahmen der StGB

Lassen Sie uns kurz auf das Ende des strafrechtlichen Schutzes des Lebens durch Tötung
eingehen. Der strafrechtliche Schutz des menschlichen Lebens als absolutes Rechtsgut
beginnt mit dem Moment seiner Geburt, aber es ist wichtig zu wissen, wann dieser Schutz
endet.14 Der strafrechtliche Schutz des Lebens endet mit dem Tod einer Person, das

11
Fischer T., Strafgesetzbuch und Nebengesetze, 59. Aufl., München 2012, Vorbemerkungen zu den §218-
219b, Rn. 2.
12
Schmidt/Priebe, Strafrecht Besonderer Teil I, 9.Aufl., Grasberg Bei Bremen 2010, Rn.4.
13
Momsen C., Satzger/Schmitt/Widmaier, StGB, Köln 2009, Vorbemerkungen zu den § 211ff., Rn. 11;
14
Rengier R., Strafrecht Besonderer Teil II, 10.Aufl., München 2010, § 3, Rn. 7.
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deutsche Strafgesetzbuch regelt jedoch nicht, wann eine Person als tot gilt. 15 Zuvor
beruhte die Rechtsprechung auf einem medizinischen Ansatz, und der Tod wurde ab dem
Zeitpunkt des klinischen Todes gezählt. Aufgrund des Entwicklungsprozesses der Medizin
konnte der klinische Tod rechtlich nicht mehr als ausreichend für die Definition des
Todes angesehen werden und deshalb wurde der Schwerpunkt auf den sogenannten
Hirntod verlegt, nämlich den ganzen Hirntod.16 Wenn die Arbeit des menschlichen
Gehirns eingestellt wird, hört der Mensch als Person und Individuum auf zu existieren,
und im Gegensatz zur Einstellung des Blutkreislaufs oder der Atmung ist eine
Wiederherstellung dieses Prozesses unmöglich. 17 Das einzige Organ, das die
Persönlichkeit eines Menschen definiert, ist das Gehirn und nichts anderes, das Strafrecht
betrachtet ihn daher als Ausgangspunkt für die Definition des Todes. 18 Aus rechtlicher
Sicht steht zwar fest, dass die Beendigung des Schutzes des Lebens einer Person im
Augenblick des Todes, d. h. ab dem Zeitpunkt der Einstellung der Hirntätigkeit, beginnt,
aber die Frage, wie die Einstellung der Hirntätigkeit zu bestimmen ist, wird bereits
kontrovers diskutiert, und es gibt unterschiedliche Meinungen dazu. Außerdem ist es
besonders wichtig zu beachten, dass das deutsche Recht den Hirntod als vollständigen und
nicht als teilweisen Tod bezeichnet, allerdings gibt es diesbezüglich unterschiedliche
Meinungen. Insbesondere Kritiker des derzeitigen Konzepts des totalen Hirntods lassen
zu, dass der strafrechtliche Schutz des menschlichen Lebens nach der Beendigung einer
solchen Teilfunktion des Gehirns, aufgrund derer seine kognitiven Funktionen aufhören
und die Person die Fähigkeit des Bewusstseins und des Denkens verliert, beendet werden
sollte.19 Dieser Ansatz wurde in der deutschen Rechtsliteratur heftig kritisiert und konnte
sich nicht durchsetzen. Der Mensch ist eine Einheit aus Seele und Körper, und bei einem
partiellen Ausfall des Gehirns läuft der Körper noch selbständig weiter, und es ist

15
Schneider H., Münchener Kommentar zum Strafgesetzbuch, Bd.3, München 2003,Vorbemerkungen zu
den § 211 ff., Rn. 14.
16
Rengier R., Strafrecht Besonderer Teil II, 10.Aufl., München 2010, § 3, Rn. 10.
17
Wessels/Hettinger, Strafrecht Besonderer Teil I, 35. Aufl., Heidelberg u.a., 2011, Rn. 21.
18
Eser A., Schönke/Schröder, Strafgesetzbuch, 28. Aufl., München 2010, Vorbemerkungen zu den § 211 ff.,
Rn. 19.
19
Dencker F., Zum Erfolg der Tötungsdelikte, NStZ 1992, 311.
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inakzeptabel, ihn als vorzeitig tot zu betrachten. 20 Würde man diese Meinung teilen,
würden die gleichen alten Leute ohne strafrechtlichen Schutz bleiben, deren Gehirn in
bestimmten Fällen die kognitiven Funktionen teilweise oder vollständig nicht erfüllen
kann. Die Anerkennung des Konzepts des partiellen Hirntods in der Rechtsprechung
würde die Gefahr mit sich bringen, dass das Konzept des "nicht anerkannten Lebens"
entsteht, was aufgrund des Grundsatzes des absoluten Schutzes des Lebens grundsätzlich
nicht zulässig ist.21

Das System der Straftaten gegen das Leben nach dem deutschen
und georgischen Strafgesetzbuch

Das Tötungsdelikt bezeichnet im deutschen Strafrecht einen Tatbestand, der eine Straftat,
die gegen das Leben eines anderen gerichtet ist, mit einer Strafe belegt. Es findet sich mit
jeder Kultur, jedem Gesellschaftssystem und jeder Rechtsordnung anders definiert. Diese
Straftaten gegen das Leben wie erwähnt nehmen sowohl im georgischen als auch im
deutschen Strafrecht eine wichtige Rolle ein. Im Gegensatz zum deutschen
Strafgesetzbuch (dStGB, Abschnitt Sechzehn) werden im georgischen Strafgesetzbuch
(StGB) Straftaten gegen die Person (Kapitel 19) in einem besonderen Abschnitt priorisiert .
Trotz dieses Unterschieds gilt in beiden Rechtsordnungen das menschliche Leben als
wichtigstes Rechtsmittel.

Theoretisch kann eine Straftat als Vortat und als damit verbundene Qualifikation bzw.
Vorrecht in einem besonderen Abschnitt des Strafgesetzbuches geregelt werden. Darüber
hinaus gibt es Straftaten sui generis, bei denen es um strafrechtlich bedeutsame Formen
der Vorbereitung oder Beteiligung geht. Diese treten allerdings nach der Entscheidung
des Gesetzgebers als selbstständige Straftaten und nicht als Erscheinungsformen des
allgemeinen Teils auf. Eine Straftat kann somit neben dem Grundtatbestand sowohl einen
qualifizierenden als auch einen privilegierten Tatbestand aufweisen. Wie im deutschen

20
Sternberg-Lieben D., Tod und Strafrecht, JA 1997, 84.
21
Sternberg-Lieben D., Tod und Strafrecht, JA 1997, 84.
~9~

Strafrecht lassen sich die Straftaten gegen das Leben auch im georgischen Strafgesetzbuch
in drei Gruppen aufteilen. Den Grundtatbestand stellt der Totschlag, Art. 108 StGB (vgl. §
212 dStGB), dar. Die Strafe ist Freiheitsstrafe von zehn bis zu fünfzehn Jahren. Anders als
Paragraf § 212 dStGB, der in besonders schweren Fällen auf lebenslange Freiheitsstrafe
verhängt. Der Mordtatbestand, Art. 109 StGB, besteht aus 16 verschiedenen
Qualifikationsmerkmale (vgl. § 211 dStGB), Sanktionen sind beide Artikel in besonders
schweren Fällen auf lebenslange Freiheitsstrafe. Worüber wir Ihnen im Folgenden
berichten werden. 110 bis 116 StGB umfassen die Privilegierungen (vgl. §§ 213 bis 222
dStGB). Darüber hinaus kennt das georgische Strafgesetzbuch weitere Straftaten wie
Terrorismus oder Verkehrsdelikte, die sich ebenfalls gegen Menschenleben richten
können, deren Zweck jedoch in erster Linie der Schutz anderer Rechtsgüter ist und daher
in diesem Abschnitt nicht berücksichtigt werden. Es gibt signifikante Unterschiede

zwischen den beiden Gesetzbüchern in Bezug auf die Systematik. Abtreibung ist nach
deutschem Strafrecht eine Straftat gegen das Leben (§§ 218 bis 219b dStGB) 22 gilt, und
dementsprechend zum Sechszehnter Abschnitt des Strafgesetzbuchs gehört, zählt das
Delikt nach dem georgischen Strafgesetzbuch (Art. 133) nicht zu den Straftaten gegen das
menschliche Leben. Vielmehr wird Abtreibung als Gefährdungsdelikt eingestuft und in
einem anderen Abschnitt erfasst, weil nach georgischem Verständnis vor allem das Leben
und die Gesundheit der schwangeren Frau als Rechtsgüter geschützt sind und nicht das
ungeborene Leben, wie wir bereits erwähnt haben, gibt es Ähnlichkeiten und
Unterschiede zwischen dem georgischen und dem deutschen System. Es ist wichtig, den
signifikanten Unterschied zwischen dem georgischen Strafgesetzbuch und dem deutschen
Strafgesetzbuch zu berücksichtigen, zum Beispiel der Gefährdung des Lebens. Die
Gefährdung des Lebens ist nach § 221 erster Teil des deutschen Strafgesetzbuches strafbar.
Nach diesem Artikel ist nicht nur das Leben, sondern auch die Gesundheit ein rechtlich
geschütztes Interesse. Wenn Paragraf 221 dem deutschen Strafgesetzbuch die menschliche
Gesundheit schützt, nach Artikel 127der georgischen Strafgesetzbuch ist die Gefährdung

Fischer, Thomas, Strafgesetzbuch mit Nebengesetzen, 69. Aufl., 2022, Vo §§ 218-219b, Rn. 2. Vgl.
22

Mamulashvili, Gocha/Todua, Nona, in: Lekveishvili/Mamulashvili/Todua, Strafrecht Besonderer Teil 1, 7.


Aufl., 2019, S. 205.
~ 10 ~

des Lebens einer Person strafbar. Zu berücksichtigen ist auch, dass nach der im deutschen
Strafrecht vorherrschenden Meinung ein Versuch einer Straftat mit Ausnahme von
Georgien auch mit dem Eventualvorsatz möglich ist und eine Anklage nach der
Aussetzung kann in Betracht gezogen werden, wenn dem Täter ein Mordversuch nicht
nachgewiesen werden kann. 23

Ebenso im georgischen Strafgesetzbuch gibt es einen eigenen Paragrafen "das Verlassen in


Gefahr", Artikel 128, und im deutschen Strafgesetzbuch gibt es keinen eigenen Artikel
über "das Verlassen in Gefahr". Die strafrechtliche Verantwortung für das Verlassen in
Gefahr ist in § 221 Abs. 1 Nr. 2 des deutschen Strafgesetzbuches vorgesehen. Der Täter
dieser Straftat kann nur ein gesetzlicher Bürge sein und es handelt sich um ein echtes
Unterlassungsdelikt.24 Nach dem georgischen Strafgesetzbuch ist das Verlassen in Gefahr
abstraktes Gefährdungsdelikt, da die Disposition der Norm nicht darauf hindeutet, dass
dem Opfer die Gefahr droht, sein Leben zu verlierentöten oder seine Gesundheit zu
schädigen, aber nach dem deutschen Strafgesetzbuch ist das Verlassen in Gefahr jedoch
konkretes Gefährdungsdelikt. Ein Tatbestandsmerkmal nach § 221 Abs. 1, Abs. 2 StGB ist
der Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschädigung. Um die Tat nach § 221
Abs. 1, Abs. 2 StGB zu qualifizieren, eine Person sollte sich nicht in einer
lebensbedrohlichen Situation befinden, sondern er sich in eine Situation befindet, dass aus
der er sich selbst nicht befreien kann (hilflose Lage). 25

Nach Artikel 128 des georgischen Strafgesetzbuchs wird die Handlung dann als Verlassen
in Gefahr eingestuft, wenn die Person sich bereits in einer lebensbedrohlichen Situation
befindet und die Person, die die Pflicht hat, sich um sie zu kümmern, leistet keine Hilfe
für sie. Nach § 221 Abs. 2 des deutschen Strafgesetzbuches wird die strafrechtliche
Verantwortung dann verschärft, wenn die Tat gegen sein Kind oder eine Person begeht,
die ihm zur Erziehung oder zur Betreuung in der Lebensführung anvertraut ist, oder

23
Arzt/Weber/Heinrich/Hilgendorf, Strafrecht, BT, Lehrbuch, 2. Aufl., Bielefeld, 2009, S. 917, 921, §35 Rn.
9, 21.
24
Rengier R., Strafrecht, BT II, Delikte gegen die Person und die Allgemeinheit, 13. Aufl., München, 2012,
S. 79, §10 Rn.4.
25
Rengier R., Strafrecht, BT II, Delikte gegen die Person und die Allgemeinheit, 13. Aufl., München, 2012,
S. 79, §10 Rn.6.
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wenn die Tat eine schwere Gesundheitsschädigung des Opfers verursacht. Artikel 128 des
georgischen Strafgesetzbuchs enthält keine derartigen Strafverschärfungsgründe .

Ein separater Artikel des georgischen Strafgesetzbuches regelt die Aussetzung einer
kranken Person. Die Aussetzung einer kranken Person impliziert „unterlassene
Hilfeleistung durch medizinisches Personal für die medizinische Notfallversorgung für
einen Patienten, die in einem lebensbedrohlichen Zustand sind, aus einem unehrenhaften
Grund „. Der Täter ist ein medizinischer Mitarbeiter, das Opfer ein Patient. Das deutsche
Strafgesetzbuch sieht keinen gesonderten Tatbestand für das Aussetzen einer kranken
Person vor. Wenn ein Arzt einen schwerkranken Patienten vernachlässigt, die Handlung
des Arztes wird durch § 221 Abs. 1 Nr. 2 StGB qualifiziert. 26 Diese Norm qualifiziert nicht
nur das Verlassen des Patienten durch den Arzt, sondern auch andere Fälle von
Aussetzung. (z.B. Verlassenheit einer aussetzt Person als Folge des schuldhaften Handelns
des Fahrers)

Während nach dem georgischen Strafgesetzbuch das Aussetzen einer kranken Person ein
Delikt der abstrakten Gefahr ist, gilt es nach dem deutschen Strafgesetzbuch als Delikt der
konkreten Gefahr,27 denn durch die Begehung § 221 erster Teil des Strafgesetzbuches, das
Opfer muss der Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschädigung ausgesetzt
sein.

Soweit eine kranke Person der Gefahr aussetzen, nach dem deutschen Strafgesetzbuch
konkretes Gefährdungsdelikt ist und das Leben und die Gesundheit des Patienten müssen
konkret gefährdet sein, es muss ein Kausalzusammenhang zwischen der konkreten
Gefährdung und der Unterlassung des Arztes bestimmen werden. Das Aussetzen einer
kranken Person gilt nach dem deutschen Strafgesetzbuch als Vergehen. Dementsprechend
gibt es viele Gemeinsamkeiten, aber auch viele Unterschiede zwischen dem georgischen
Strafgesetzbuch und dem deutschen Strafgesetzbuch. Daher gibt es einen Artikel im

26
Rengier R., Strafrecht, BT II, Delikte gegen die Person und die Allgemeinheit, 13. Aufl., München, 2012,
S. 82, §10 Rn.9a.
27
Lackner/ Kühl, Strafgesetzbuch Kommentar, 27. Aufl., München, 2011, S. 1026, §221 Rn. 1.
~ 12 ~

deutschen Strafgesetzbuch, nämlich § 221, der Inhalt drei Artikel des georgischen
Strafgesetzbuchs umfasst, die sich erheblich unterscheiden.

Mord nach dem deutschen und georgischen Strafgesetzbuch

Artikel 109 des georgischen Strafgesetzbuchs legt die strafrechtliche Verantwortung für
vorsätzliche Tötung unter erschwerenden Umständen fest. (dStgb §211), Art. 109 StGB
besteht aus einem Teil, aber aus 16 verschiedenen Qualifikationstatbeständen.Trotz dieser
detaillierten Auflistung sind einige Aspekte des Mordes selbst in Georgien immer noch
umstritten.28 Da der Hauptzweck dieses Artikels jedoch nicht darin besteht, diese
wichtigen Fragen zu diskutieren, werden die georgischen und deutschen Gesetze auf
rechtsvergleichender Grundlage dargestellt. Der Artikel enthält eine vergleichende
systematische Analyse mehrerer interessanter Aufsätze zum deutschen Strafgesetzbuch.

Eindeutige Unterschiede zwischen § 109 StGB und § 211 dStGB zeigen sich in der Höhe
des Tatbestands und der Strafhöhe. Das deutsche Strafrecht sieht bei Mord eine
lebenslange Freiheitsstrafe vor. Dies stellt eine Herausforderung für die deutsche
Rechtspraxis in der Frage der Strafgerechtigkeit dar. Aus diesem Grund interpretieren die
Gerichte das Verbrechen selten.29 Darüber hinaus versuchen sie, die Strafe durch die
Verwendung der allgemeinen Kategorie zu verkürzen, um eine lebenslange Haftstrafe zu
vermeiden.30 Das georgische Strafgesetzbuch ist diesbezüglich etwas flexibler und stellt die
Rechtspraxis nicht vor derartige Herausforderungen. Die Gerichte haben die Wahl

28
Z.B. die sog.niedrigen Beweggründe oder die Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers. Vgl. Jishkariani,
Bachana, Straftaten gegen die Person, 2016, Rn. 58 ff
29
Eschelbach, Ralf, in: Beck OK StGB, v. Heintschel-Heinegg, 53. Edition, Stand: 01.05.2022, Vor § 211;
Momsen, Carsten, in: Satzger/Schluckebier/Widmaier, StGB Kommentar, 5. Aufl., 2021, § 212 Rn. 14 ff
30
Kindhäuser, Urs/Schramm Edward, Strafrecht Besonderer Teil I, 10. Aufl., 2022, § 1 Rn. 15.
~ 13 ~

zwischen einer zeitigen (mind. 16 Jahre) und der lebenslangen Freiheitsstrafe. Es gibt
einige Probleme bei der Sanktionsverhängung. Wenn jemand ein Familienmitglied tötet,
muss er als Mörder bestraft werden (Art. 109, Satz "k" StGB) Das Gericht ist also
gezwungen, eine mindestens 16-jährige Freiheitsstrafe zu verhängen.

Es ist interessant zu sehen, dass neben dem Gesetz 211 dStGB auch § 212 Abs. 2 dStGB
besonders schwere Fälle in seinen Anwendungsbereich nimmt. Diese Norm gilt nach weit
überwiegender Meinung im Schrifttum als Grundtatbestand (Totschlag) Absatz zwei
besagt, dass in besonders schweren Fällen lebenslange Freiheitsstrafe verhängt werden
muss. Was einen besonders schweren Fall ausmacht, ist unklar. Daher steht § 212 Abs. 2
dStGB häufig in der Kritik.31 Diese Regel wird selten angewendet, weil § 211 dStGB als
Mordtatbestand wichtiger ist. Aber auch dieser hat nicht alle Merkmale von besonders
verwerflichen Tötungen. Aus diesem Grund stellt die vorsätzliche Tötung einer
schwangeren Frau, eines Familienmitglieds oder einer anderen Person eine Straftat im
Sinne von Artikel 212 dar. 2dStGB enthalten. 32 Das georgische Strafgesetzbuch erkennt
die Frage der Relevanz zwischen Mord und Totschlag nicht an, da die Artikel 108 (Mord)
und 109 (Mord) völlig unabhängig voneinander sind. Der Mord an einer schwangeren
Frau, einer Familie oder einer Personengruppe ist eindeutig in Artikel 109 des
Strafgesetzbuchs enthalten und kann ohne Auslegung leicht als Mord eingestuft werden.

Es ist interessant, einige erschwerende Umstände in Artikel 109 StGB zu betrachten, die
inhaltlich mit Artikel 211 des deutschen Strafgesetzbuches vergleichbar sind. Nach
deutschem Strafrecht heimtückisch begangener Mord ist der Strafschärfungsgrund mit
objektivem Tatbestandsmerkmal. In Bezug auf vorsätzlichen Mord besteht eine erhöhte
Gefährlichkeit der Tat, weil der Verbrecher das Opfer plötzlich angreift und alle
notwendigen Abwehrmittel zerstört. Nach der gefestigten Rechtsprechung des
Bundesgerichtshofs, heimtückisch begangener Mord ist offensichtlich, wenn der Täter ein

31
Eschelbach, Ralf, in: BeckOK StGB, v. Heintschel-Heinegg, 53. Edition, Stand: 01.05.2022, § 211 Rn. 58.
32
Engländer, Armin, in: Wessels/Hettinger/Engländer, Strafrecht Besonderer Teil 1, 45. Aufl., 2021, § 2 Rn.
34; Eisele, Jörg, Strafrecht Besonderer Teil I, 6. Aufl., 2021, § 3 Rn. 60.
~ 14 ~

Opfer tötet, das keine Gefahr wahrnimmt und daher wehrlos oder in der Verteidigung
stark eingeschränkt ist.33

Artikel 109 des georgischen Strafgesetzbuches, der eine Strafbarkeit für vorsätzliche
Tötung unter erschwerenden Umständen vorsieht, kennt im Gegensatz zur deutschen
Regelung kein solches Qualifikationsmerkmal, wie heimtückisch begangener Mord. Die
wissentliche Tötung einer hilflosen Person ist jedoch in gewisser Weise damit
vergleichbar. Um Ähnlichkeiten, Unterschiede oder gemeinsame Schnittpunkte
feststellen zu können, ist es daher angebracht, sie zu definieren. Nach der Rechtsprechung
des Obersten Gerichtshofs Georgiens (Bundesgerichtshof) handelt es sich bei den zu
behandelten Fällen die Tötung einer Person, wer aufgrund seines körperlichen oder
geistigen Zustands nicht in der Lage ist, zu reagieren und sich den Handlungen des Täters
zu entziehen. Für die richtige Lösung des Problems müssen die subjektiven und
objektiven Kriterien aufeinander abgestimmt werden. Insbesondere muss der Täter die
Hilflosigkeit der Person subjektiv wahrgenommen haben und sie muss ihm im Voraus
bekannt gewesen sein, außerdem muss sich das Opfer objektiv in diesem Zustand
befinden. Dementsprechend, wenn der Täter die Person durch sein eigenes vorsätzliches
Handeln in einen hilflosen Zustand versetzt, mit dem Ziel, sie zu töten, die Aktion wird
nicht mit dem fraglichen qualifizierenden Element bewertet.34 Die besondere Bedeutung
des subjektiven Tatbestands wurde auch vom Obersten Gerichtshof Georgiens
hervorgehoben, wenn der Täter sich der Hilflosigkeit des Opfers nicht sicher war oder sie
vermutete, wird die Tat nicht durch den erschwerenden Umstand qualifiziert. 35 Wie aus
der gerichtliche Auslegung hervorgeht, wird für das georgische Strafrecht ein
Hilflosigkeitszustand festgestellt, der vom körperlichen oder geistigen Zustand der Person
abhängt. Dazu können Schlaf, Bewusstlosigkeit, Unfähigkeit, sich körperlich zu bewegen,
gehören. Nach der derzeitigen Regelung ist für die deutsche Rechtswirklichkeit nicht die
körperliche oder geistige Hilflosigkeit für sich genommen relevant, sondern die

33
BGHSt 11,139,144.
34
Der Oberste Gerichtshof von Georgia, Fall Nr. 291 Ap.-14, Abs 13, Vgl. Jishkariani, Bachana, Straftaten
gegen die Person, 2016, Rn. 36 ff.
35
Vgl. Jishkariani, Bachana, Straftaten gegen die Person, 2016, Rn. 36 ff.
~ 15 ~

Unfähigkeit, sich zu verteidigen, weil die Gefahr nicht wahrgenommen wird. Konkret ist
für das deutsche Strafrecht ein völlig unerwarteter und hinterhältiger Angriff auf das
Opfer entscheidend, auf den die Unmöglichkeit der Selbstverteidigung folgt oder eine
36
solche Möglichkeit nur in sehr eingeschränktem Umfang besteht. Nach deutschem
Strafrecht wird die Tötung eines körperlich gesunden Menschen im Rahmen eines
plötzlichen, heimtückischen Angriffs als Mord unter erschwerenden Umständen
eingestuft, wofür es im georgischen Strafrecht keine normative Grundlage gibt. In der
Rechtsdogmatik und Praxis des georgischen Strafrechts wird der Zustand der Hilflosigkeit
je nach dem körperlichen oder geistigen Zustand des Opfers eng definiert. Nachdem
deutlich geworden ist, dass die Ursachen für den hilflosen/wehrlosen Zustand nach
georgischem und deutschem Strafrecht unterschiedlich sind, ist es relevant zu bestimmen,
ob diese beiden erschwerenden Umstände in bestimmten Fällen gemeinsame
Schnittpunkte haben. In diesem Zusammenhang ist die vorsätzliche Tötung eine s
Schlafendes interessant. In der georgischen Rechtswirklichkeit besteht kein Zweifel, dass
es sich bei dem oben genannten Fall um einen Mord an einer hilflosen Person handelt.
Nach georgischem Strafrecht ist eine schlafende Person nicht in der Lage, sich körperlich
zu wehren und ist aufgrund ihres körperlichen Zustands hilflos. Da nach deutschem Recht
die Gefahrwahrnehmungsfähigkeit des Opfers während eines Mordes im Schlaf davon
abhängt, ob er die Gefahr vor dem Schlaf "verdächtigt" hat (und wenn er dies vermutet
und gewusst hätte, hätte er den Schlafzustand nicht freiwillig gewählt), stellen solche
Morde nach ständiger Rechtsprechung des Gerichts die Zusammensetzung des
vorsätzlichen Tötens dar. Daher haben die Fälle von Tötung im Schlaf einen gemeinsamen
Schnittpunkt, nämlichdie heimtückisch und absichtliche Tötung einer hilflosen Person.
Interessant ist auch, ob diese beiden erschwerenden Umstände gemeinsame Schnittpunkte
haben, wenn der Täter ein Neugeborenes tötet? In Bezug auf das Neugeborene zeichnet
sich in der deutschen Gerichtspraxis eine differenzierte Herangehensweise ab. Im
Allgemeinen verfügen sie nicht über die Fähigkeit, Gefahren wahrzunehmen und können
daher nicht Opfer einer heimtückischen Tötung werden, die Ausnahme bezieht sich

36
Vgl. Jishkariani, Bachana, Straftaten gegen die Person, 2016, Rn. 36 ff.
~ 16 ~

jedoch auf den Fall, dass der Täter das "Sicherheitsgefühl" der Person, die das Opfer
beaufsichtigt, ausnutzt, um seinen kriminellen Willen zu verwirklichen. In der
Rechtsdogmatik des georgischen Strafrechts gibt es keine einheitliche Auffassung darüber,
zur Frage, inwieweit sich ein Opfer aufgrund seines Alters in einem hilflosen Zustand für
die Zwecke des betreffenden Merkmals befinden kann. Insbesondere in Anbetracht der
Tatsache, dass Neugeborene und Minderjährige als besonders schutzbedürftige
Personengruppe durch das georgische Strafgesetzbuch geschützt sind und sofern
bestimmte erschwerende Umstände vorliegen, wie beispielsweise der vorsätzliche Mord
eines Minderjährigen. Minderjährigen und Neugeborenen fehlt im Allgemeinen die
Fähigkeit, Bedrohungen wahrzunehmen und darauf zu reagieren, während einige
Minderjährige körperlich reifer und zur Selbstverteidigung fähig sein können als
Erwachsene. In Anbetracht all dessen können wir bei einer vorsätzlichen neugeborenen
Tötung eines Säuglings, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind, ein gemeinsamer
Schnittpunkt sehen, sowohl unter dem Gesichtspunkt der Tötung eines heimtückischen
und absichtlich hilflosen Menschen. Was die vorsätzliche Tötung einer bewusstlosen
Person betrifft, regeln das georgische und das deutsche Strafrecht diesen Fall
unterschiedlich. Nach der deutschen Praxis wählt eine Person in einem solchen Zustand
nicht freiwillig diesen Zustand und ist daher nicht in der Lage, Gefahren wahrzunehmen.
Daher kann er nicht das Opfer eines heimtückisch begangenen Mordes sein. Nach dem
georgischen Strafrecht ist dies ein klassisches Beispiel für die vorsätzliche Tötung einer
hilflosen Person.37 Aus subjektiver Sicht ist der Bewertungsmaßstab für beide
qualifizierenden Umstände identisch, was bedeutet, dass der Täter einerseits heimtückisch
und andererseits die Umstände, die den hilflosen Zustand begründen, bewusst nutzen
muss. Wenn der Täter die Person vorsätzlich in einen hilflosen/wehrlosen Zustand
versetzt, wird Mord in beiden Fällen weder nach deutschem noch nach georgischem
Strafrecht als qualifizierender Umstand gewertet.

37
Mamulashvili/Todua, Strafrecht Besonderer Teil I, Aufl., 2016, S.56.
~ 17 ~

Tötung auf Verlangen nach dem deutschen und georgischen


Strafgesetzbuch

Bislang waren die Überlegungen der Frage gewidmet, unter welchen Voraussetzungen
fremdes Leben getötet werden kann. Jetzt geht es darum, ob man sich (auch) selbst töten
oder durch andere mit Einwilligung töten lassen darf. Die Tötung auf Verlangen ist ein
Privilegierungstatbestand in beiden Rechtssystemen. Dementsprechend sind die dafür
vorgesehenen Sanktionen im Vergleich zum einfachen Totschlag viel niedriger. Es ist
interessant zu beobachten, dass sowohl Art. 110 StGB als auch § 216 dStGB eine
Höchststrafe von bis zu fünf Jahren festlegen.
Artikel 110 – Tötung auf Verlangen
1. Tötung auf ausdrücklichen Wunsch des Opfers und nach dessen wahrem Willen,
begangen mit dem Ziel, dem Sterbenden schwere körperliche Schmerzen zu
ersparen, -
wird mit Hausarrest von sechs Monaten bis zu zwei Jahren oder mit Freiheitsstrafe
von zwei bis fünf Jahren bestraft.
§ 216 Tötung auf Verlangen (dStGB)

(1) Ist jemand durch das ausdrückliche und ernstliche Verlangen des Getöteten zur
Tötung bestimmt worden, so ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf
Jahren zu erkennen.
(2) Der Versuch ist strafbar.
Das Strafrecht befasst sich mit der Abgrenzung von strafloser Beihilfe zum Suizid und
strafbarer Tötung auf Verlangen und kann bis heute nicht abschließend geklärt werden.
Die Tatherrschaft ist ein zentrales Kriterium für die Abgrenzungsversuche. Solange sie
beim Lebensmüden liegt, der Tod also buchstäblich von selbst eintritt, gilt der Vorgang als
Selbsttötung, die für den Beteiligten straflos bleibt. Geht die Tatherrschaft hingegen auf
den Helfer über, wird der Tod mithin von fremder Hand verursacht, ist dieser nach § 216
dStGB wie Art. 110 StGB der Tötung auf Verlangen schuldig. Konkret heißt das: der
~ 18 ~

straflose Teilnehmer am Suizid darf dem Sterbewilligen zwar die tödlichen Tabletten
oder Spritzen beschaffen und auf den Nachttisch legen – das ist straflos. Er macht sich
strafbar, wenn er ihm die Medikamente selbst verabreicht. 38

§ 216 StGB verlangt nicht nur eine schwierige und im Einzelfall prekäre Abgrenzung zur
straflosen Beihilfe beim Suizid. Es stellt sich die Frage, ob die beteiligten Ärzte nicht in
den Radius dieser Strafnorm geraten können, wenn sie bestimmte Medikamente oder
medizinische Behandlungen abbrechen. Eine strafausschließende Rolle spielt die
Einwilligung des Betroffenen bei der Tötung auf Verlangen nicht, dann wird schwer
begründbar, diese bei lebensbeendenden oder jedenfalls lebens verkürzenden
Therapiemaßnahmen oder auch im Falle des vom Patienten gewünschten, jedoch zum
Tode führenden Behandlungsabbruchs ausreichen zu lassen. Anders gesagt: Ärzte müssen
nicht befürchten, wegen eines Deliktes nach § 216 dStGB angeklagt und verurteilt zu
werden,die Dosis schmerzlindernder Mittel kann auf Wunsch des Patienten erhöht
werden, dass eine Lebensverkürzung eintritt und desgleichen, wenn sie (wiederum: vom
Patienten gewünscht) Es ist nicht möglich, eine medizinische Behandlung, die zur
Aufrechterhaltung vitaler Körperfunktionen erforderlich ist, fortzuführen oder gar nicht
einzuleiten.

Aus den Grundsätzen der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung sowie der
MBO-Ä geht hervor, dass grundsätzlich das Selbstbestimmungsrecht und die Würde des
Patienten zu achten sind. Unabhängig davon sind die Tötung auf Verlangen (aktive
Sterbehilfe) und die ärztliche Suizidbeihilfe wird bisher nicht als Teil der ärztlichen
Aufgaben anerkannt und wird strafrechtlich verfolgt. Laut BGH führt die passive
Sterbehilfe, auch „Sterbenlassen“ genannt, zum Abbruch der Behandlung. Dazu zählen die
Nicht-Einhaltung und Nicht Fortführung lebenserhaltender Maßnahmen. 39 Der bereits
eingetretene Sterbeprozess wird durch das Handeln des Arztes nicht aufgehalten, aber
auch nicht beschleunigt. Laut Bundesärztekammer „darf das Sterben durch Unterlassen,
Begrenzen oder Beenden einer begonnenen medizinischen Behandlung ermöglicht
38
Vgl. Roxin (Fn. 142), S. 112; Jakobs (Fn. 141), S. 4
39
vgl. Spickhoff & Pethke 2014, Rn. 7.
~ 19 ~

werden, wenn dies dem Willen des Patienten entspricht“. 40 Patienten, die das Recht auf
Selbstbestimmung haben, können eine medizinische Behandlung gesetzlich verweigern.
Die passive Sterbehilfe ist (berufs-)rechtlich zulässig, wenn der Sterbeprozess bereits
eingesetzt hat. In diesem Zusammenhang geht es darum, wann der Sterbeprozess beginnt,
also den Zweck des Sterbeprozesses im Allgemeinen zu definieren. Diese begriffliche
Unklarheit erschwert die Einzelfallrechtsprechung. 41 Die Rechtmäßigkeit der passiven
Sterbehilfe hängt von der Einwilligungsfähigkeit bzw. dem Selbstbestimmungsrecht des
Patienten ab. Die passive Sterbehilfe kann nur auf das Verlangen der
entscheidungsfähigen Person hin erfolgen. Bei der dritten zitierten Konstellation, wenn
der Patient nicht bei Bewusstsein ist, es ist notwendig, den mutmaßlichen Willen des
Patienten von Ärzten und Angehörigen zu ermitteln.muss der mutmaßliche Wille des
Patienten von Ärzten und Angehörigen ermittelt werden. Patientenverfügungen sind
schriftliche Anweisungen an den Arzt, die im Falle der Entscheidungsunfähigkeit des
Patienten von großer Bedeutung sind.42 Seit den achtziger Jahren stellt jeder ärztliche
Eingriff gegen den Willen des Betroffenen in rechtlicher Hinsicht eine ärztliche
Zwangsbehandlung im Sinne der strafbaren Körperverletzung dar. Jeder Patient ist
verpflichtet, sich in jede Behandlung einzulassen.

Die endgültige rechtliche Zulässigkeit passiver Sterbehilfe wurde durch ein Urteil des
Strafsenats des Bundesgerichtshofes vom 8. Mai 1991 bestätigt. Aus der Entscheidung des
BGHs geht hervor, dass unabhängig von der Prognose des Patienten die Sterbehilfe nur
nach dem erklärten oder mutmaßlichen Willen des Patienten und nur durch den
Abbruch oder die Nichteinleitung lebenserhaltender Maßnahmen, nicht jedoch durch
gezieltes Töten geleistet werden darf.43 Es ist nicht immer möglich, den Patientenwillen
und die Bitte nach passiver Sterbehilfe auf der Grundlage von Patientenverfügungen zu
erfüllen. Das Selbstbestimmungsrecht und der Patientenwille gelten in rechtlicher
Hinsicht als höchstes Gebot. In seltenen Fällen, insbesondere bei psychisch kranken

40
Deutsches Ärzteblatt 2011, S. 346ff.
41
vgl. Thiele 2010, S. 18f.
42
vgl. Joecks & Miebach 2003, S. 71.
43
vgl. BGH, Urteil vom 8.5.1991 – 3 StR 467/90, BGHSt 37, 376; vgl. Kutzer 2001, S. 77.
~ 20 ~

Menschen, ist es möglich, Behandlungen gegen den Patientenwillen zu erlauben, wenn


im Einzelfall der freie Wille nicht gebildet werden kann. 44 Die Sterbehilfe für psychisch
kranke Menschen ist ein kontroverses Thema, das in dieser Arbeit nicht ausführlich
behandelt wird.

Aktive Sterbehilfe

Die aktive Sterbehilfe entspricht der Tötung auf Verlangen nach § 216 dStGB sowie Art.
110 StGB. Bezogen auf die Sterbehilfe bedeutet dies die „gezielte Herbeiführung des Todes
durch das Handeln eines Arztes“. 45 Wenn also durch eine tödliche Spritze, eine Überdosis
an Medikamenten oder sonstige medizinische Eingriffe der Tod eines Sterbewilligen
bewusst herbeigeführt werden soll,handelt es sich umeine Tötung auf Verlangen. In
Deutschland wie In Georgien ist die aktive Sterbehilfe bisher kein eigenständiger
Straftatbestand. Im Falle einer aktiven Sterbehilfesituation werden die
Fremdtötungsparagraphen § 211 (Mord), sowie Art. 109 StGB , § 212 (Totschlag) sowie
Art. 108 StGB, und § 216 (Tötung auf Verlangen) sowie Art. 110 StGB. des StGB geprüft.
Dabei handelt es sich beim § 216 um eine sogenannte Privilegierung sowie Art. 110 StGB
in Georgien. Die aktive Sterbehilfe ist die Tötung auf Verlangen, die weniger schwer zu
bestrafen ist als Mord oder Totschlag. Die Tötung auf Verlangen setzt voraus, dass die
„handlungsleitende Motivation das Tötungsverlangen des Opfers war“. 46 Wenn der Täter
aus anderen Motiven wie Habgier oder sonstigen niedrigen Beweggründen handelt oder
das Opfer ist verantwortlich für den Todeswunsch des Opfers, ist der Tatbestand des § 216
dStGB nicht mehr erfüllt. Einerseits kann bei der Strafzumessung berücksichtigt werden,
dass ein minder schwerer Fall des Totschlags vorliegt, Wenn der Sterbewillige bereits
unerträgliche Schmerzen erlitten hat oder schwer krank war und eine Besserung des
Gesundheitszustandes ausgeschlossen ist. 47 Andererseits dürfen das Alter und der
Krankheitszustand des Opfers bei der Strafzumessung durch den Richter keine

44
BGH, Urteil vom 25.06.2010, 2 StR 454/09
45
Thiele 2010, S. 18.
46
Grimm & Hillebrand 2009, S. 24.
47
Grimm & Hillebrand 2009, S. 22
~ 21 ~

strafmildernde Berücksichtigung finden, da im Strafrecht das Leben keine qualitative


Beurteilung erfahren darf.48 Es ist zu erkennen, dass dem Richter ein Ermessensspielraum
bei der Strafzumessung zusteht, der durch seine persönliche Positionierung zu Sterbehilfe
am Lebensende beeinflusst werden kann. Der Tod eines bewusstlosen, nicht mehr
entscheidungsfähigen Patienten ist moralisch und rechtlich nicht geboten, wenn die
Entscheidung über die Beendigung des Lebens von Angehörigen oder Ärzten
übernommen wird und über den Patientenwillen lediglich gemutmaßt werden kann.
Diese Ausgangssituation stellt eine Tötung ohne Verlangen dar.

Der wesentliche Unterschied zur Beihilfe zur Selbsttötung liegt darin, dass die
Tatherrschaft nicht beim Sterbewilligen selbst, sondern beim Arzt oder anderen Helfer
liegt. Die Rechtslage zur aktiven Sterbehilfe ist in Deutschland eindeutig, denn die
gezielte Herbeiführung des Todes durch einen Arzt ist. Selbst wenn als Grundlage für die
aktive Sterbehilfe prinzipiell der freiverantwortliche Sterbewunsch des Sterbewilligen
vorausgesetzt ist, dies ändert nichts an der Strafbarkeit der Tötung auf Verlangen. Der
Arzt oder ein anderer Suizidhelfer, der auf Verlangen des betroffenen Sterbewilligen
handelt, entzieht sich damit nicht der strafrechtlichen Verfolgung, da das Leben ein
Rechtsgut darstellt, das unveräußerlich ist und dem „Inhaber“ unter keinen Umständen
entzogen werden darf, auch nicht auf dessen Verlangen hin. aktive Sterbehilfe ist ein
weiterer Aspekt, dass der Täter vom Sterbewilligen um die Handlung gebeten wird und
der Sterbewunsch ist ein selbstbestimmtes und freiverantwortliches Verlangen, das von
der Gesellschaft akzeptiert wird. Voraussetzung für die aktive Sterbehilfe ist weiterhin,
dass der Verlangende in der Lage ist, die Konsequenzen seiner Entscheidung vollständig
zu reflektieren und den Wunsch aus einem freien Willen zu begründen. 49 Das Verlangen
muss beständig sein und kann jederzeit zurückgenommen werden. Die aktive Sterbehilfe
wird in Deutschland wie in Georgien aktuell nach wie vor strafrechtlich sanktioniert. Die
Gegenüberstellung von Pro- und Contra Argumenten zum Verbot der aktiven Sterbehilfe
in dieser Arbeit nicht ausführlich behandelt wird.

48
Grimm & Hillebrand 2009, S. 22
49
Grimm & Hillebrand 2009, S. 23
~ 22 ~

Trotz dieser Gemeinsamkeit der Vorschriften stellt Art. 110 StGB fest, dass der Tatbestand
einer Tötung auf Verlangen nur dann erfüllt ist, wenn ein Sterbender ausdrücklich und
ernsthaft diesen Wunsch äußert. Selbst wenn der Wunsch nach Tötung ausdrücklich und
ernsthaft geäußert wurde, ist die Tötung nicht unter Art. 110 StGB und Art. 108 StGB zu
verstehen.50 Darüber hinaus ist zu beachten, dass nur sog. aktive, nicht aber die passive
Euthanasie strafbar ist. Die Patientenrechte Georgiens sehen vor, dass jeder
entscheidungsfähige Patient jederzeit und in jedem Stadium der Krankheit medizinische
Hilfe ablehnen oder abbrechen darf. Er muss über die Folgen dieser Entscheidung
umfassend informiert werden. Der Gesetzgeber weist ausdrücklich darauf hin, dass eine
handlungs- und entscheidungsfähige Person, abgesehen von gesetzlich geregelten
Ausnahmen, medizinische Hilfe nicht in Anspruch nehmen darf. 51

Der § 216 dStGB unterscheidet sich von georgischen Gesetzen darin, ob das Opfer bereits
im Sterbeprozess war. Damit fällt jede Tötung auf Verlangen auch die eines gesunden
Menschen – unter den Privilegierungstatbestand, 52 sofern nur die Handlung auf dem
freien, ernsthaften und ausdrücklichen Verlangen des Verstorbenen beruht. 53

2015 gab es eine lebhafte Diskussion über die Einführung von Suizidbeihilfe (§ 217
dStGB) in Deutschland.54 Die Teilnahmestrafbarkeit bei der Selbsttötung war bereits seit
der Einführung des Reichsstrafgesetzbuchs straflos. 55 Warum hat der deutsche
Gesetzgeber diese Entscheidung getroffen? Im Gesetzesentwurf steht zwar, 56 die
grundsätzliche Straflosigkeit des Suizids sollte nicht infrage gestellt werden. Eine
Korrektur sei aber dort erforderlich, wo geschäftsmäßige Angebote die Suizidhilfe als
normale Behandlungsoption erscheinen lassen und Menschen dazu verleiten könnten,
50
Ausf. dazu Lekveishvili, Mzia/Todua, Nona, in: Lekveishvili/Mamulashvili/Todua, Strafrecht Besonderer
Teil 1, 7. Aufl.,2019, S. 82 ff.
51
S. dazu Jishkariani, Bachana, Straftaten gegen die Person,2016, Rn. 122 ff., ausf. dazu Kindhäuser,
Urs/Schramm Edward, Strafrecht Besonderer Teil I, 10. Aufl., 2022, § 3 Rn. 4
52
Joecks, Wolfgang/Jäger Christian, Studienkommentar StGB, 13. Aufl., 2021, § 216 Rn. 1.
53
Fischer, Thomas, Strafgesetzbuch mit Nebengesetzen, 69. Aufl., 2022, § 216, Rn. 7 ff.; Hilgendorf, Eric, in:
Arzt/Weber/Heinrich/Hilgendorf, Strafrecht Besonderer Teil, 4. Aufl.,2021, § 3 Rn. 13.
54
Ausf. dazu auf Georgisch Jishkariani, Bachana, Die Problematik der Suizidbeihilfe nach der Entscheidung
des Bundesverfassungsgerichts, Justiz und Recht, 4/2020, 35 ff.
55
Eser, Albin/Sternberg-Lieben, Detlev, in: Schönke/Schröder, Strafgesetzbuch, 30. Aufl., 2019, § 217 Rn. 1.
56
BT-Drs. 18/5373, 2.
~ 23 ~

sich das Leben zu nehmen. In Deutschland hätten sich in den letzten Jahren Fälle
ereignet, in denen Vereine oder auch einschlägig bekannte Einzelpersonen die Beihilfe
zum Suizid regelmäßig anböten, beispielsweise durch die Gewährung, Verschaffung oder
Vermittlung eines tödlichen Medikamentes. Nach Ansicht des Gesetzgebers drohte eine
gesellschaftliche „Normalisierung“, ein "Gewöhnungseffekt" an organisierte Formen des
assistierten Suizids zu entstehen.

Die Vorschrift zielte darauf ab, die Strafbarkeit der geschäftsmäßigen Förderung der
Selbsttötung zu verhindern, war jedoch nicht auf einzelne Fälle beschränkt.
Schlussendlich wurde das Bundesverfassungsgericht mit der Angelegenheit befasst und
erklärte die Norm für verfassungswidrig. Die Entscheidung, das eigene Leben zu beenden,
ist für die Persönlichkeit eines Menschen von existenzieller Bedeutung,wie das Gericht
feststellte. Sie sei Ausfluss des eigenen Selbstverständnisses und grundlegender Ausdruck
der zu Selbstbestimmung und Eigenverantwortung fähigen Person. Die Frage, ob und aus
welchen Gründen sich ein Mensch vorstellen kann, sein Leben selbst zu beenden,
unterliegt höchstpersönlichen Vorstellungen und Überzeugungen. Das Recht auf
selbstbestimmtes Sterben umfasse deshalb nicht nur das Recht, nach freiem Willen
lebenserhaltende Maßnahmen abzulehnen und auf diese Weise einem zum Tode
57
führenden. Krankheitsgeschehen seinen Lauf zu lassen. Darüber hinaus wurde betont,
dass das Recht, sich selbst das Leben zu nehmen, sicherstelle, dass der Einzelne über sich,
dem eigenen Selbstbild entsprechend, autonom bestimmen und damit seine
Persönlichkeit wahren könne. Das Recht auf Suizid umfasst auch das Recht, fremde Hilfe
in Anspruch zu nehmen, falls diese angeboten wird. 58 Nach dieser Entscheidung ist die
geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung in Deutschland wieder legal.

In Georgien wird dieses Thema bisher nicht weiter diskutiert, da es keine Organisationen
oder Personen gibt, die die geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung anbieten. Die

57
BVerfG NJW 2020, 907
58
BVerfG NJW 2020, 907
~ 24 ~

Suizidbeihilfe wäre nach der aktuellen gesetzlichen Lage jedoch ohnehin straflos. Das
georgische Strafrecht kennt keine Strafbarkeit der Selbsttötung. 59

Aufgabe des Staates

Der Staat hat die Aufgabe, die Rechte des Einzelnen zu schützen und die Ausübung dieser
Rechte zu ermöglichen. Im Sinne der Selbstbestimmung, die zuvor durch die Grundrechte
erläutert wurde, ist es wichtig, dass der Staat auch eine würdevolle und möglichst
schmerzfreie Durchführung der Selbsttötung ermöglicht. 60 Der Staat hat die Aufgabe
sicherzustellen, dass Einzelne vor der Tötung durch Dritte geschützt sind. Dies gilt jedoch
nicht für die Beihilfe zum Suizid, wenn der Betroffene seinen Suizidwunsch
selbstbestimmt gebildet hat. Die Befürworter einer Suizidbeihilfe unter staatlicher
Aufsicht sehen die Verwirklichung durch den Staat als Selbstbestimmungsrecht an. „Auch
wenn aus dem Selbstbestimmungsrecht kein Anspruch auf Zurverfügungstellung von
Mitteln zur Selbsttötung folgt, braucht der Staat doch gute Gründe, um den Zugang zu
jenen Ressourcen (in weitem Sinne) zu versperren oder zu behindern, die der Suizident
zum Suizid benötigt; das gilt für medikamentöse und apparative Ressourcen ebenso wie
für Möglichkeiten und damit auch Zulässigkeiten menschlichen Handelns. Denn das
Versperren oder die Behinderung derartiger Ressourcen stellt einen Eingriff in das
Selbstbestimmungsrecht des Suizidenten dar, der entsprechend dem Charakter der
Grundrechte als Abwehrrechte gegen staatliche Eingriffe rechtfertigungsbedürftig ist“ 61

Das Selbstbestimmungsrecht von Sterbewilligen wird durch den Staat versperrt, indem er
den Zugang zu Ressourcen, zum Beispiel den tödlichen Medikamenten, versperrt. Hinzu
kommt auch, dass durch die Strafbarkeit der Beihilfe zum Suizid durch pro fessionelle
Helfer die Möglichkeit zu einem selbstbestimmten und würdevollen Suizid verwehrt
wird. Es ist legitim, solche Eingriffe in die Grundrechte der Selbstbestimmung und die

59
Vgl. Turava, Merab, Strafrecht Allgemeiner Teil, 9. Aufl.,2013, S. 332 ff.
60
vgl. Frieß 2012, S. 10.
61
Taupitz 2017, S. 78.
~ 25 ~

Freiheit zur persönlichen Entwicklung zu rechtfertigen. Der Staat hat bisher keine
Suizidbeihilfe verwirklicht, insbesondere wegen der Gefahr einer unkontrollierbaren
Lockerung des umfassenden Lebensschutzes.62

Selbstbestimmung

Nach Art. 1 Abs. 1 GG ist die Würde des Menschen unantastbar:


(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist
Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen
Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der
Gerechtigkeit in der Welt.
(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und
Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht

Nach Art. 9 Verfassungsgesetz Georgiens ist die Würde des Menschen auch unantastbar.
1) Würde eines Menschen ist unantastbar und untersteht dem staatlichen Schutz.
2) Es ist unzulässig, einen Menschen zu foltern, ihn unmenschlich oder erniedrigend
zu behandeln, gegen ihn eine unmenschliche oder erniedrigende Strafe zu verhängen.

Nach Art. 1 Abs. 2 GG sowie nach Art. 9 Verfassungsgesetz Georgiens sind die
Menschenrechte die Grundlage für Gesetze, die Rechtsprechung und das menschliche
Miteinander. Befürworter des selbstbestimmten Sterbens behaupten, dass freiwillige
Suizidwünsche bei schwerstkranken Menschen oder das Sterben des Menschen auf der
Würde des Menschen und somit auf Art. 1 Abs. 1 GG beruhen. 63 Das selbstbestimmte
Sterben ist Ausdruck der Selbstbestimmung, die aus der Menschenwürde hervorgeht.
Wenn Menschen infolge einer schweren Erkrankung Suizidgedanken verspüren,

62
vgl. Grimm & Hillebrand 2009, S. 46.
63
vgl. Frieß 2012, S. 116.
~ 26 ~

empfinden sie daher den Rest ihres Lebens als nicht mehr lebenswert und sind nicht in
der Lage, dies mit ihren persönlichen Vorstellungen von Würde zu vereinbaren, lässt sich
festhalten, dass es das aus den Menschenrechten und aus dem Schutz der Würde nach Art.
1 Abs. 1 GG sowie nach Art. 9 Verfassungsgesetz Georgiens garantierte Recht ist, dass
dieser Wille respektiert wird. Befürworter der Sterbehilfe leiten daraus ab, dass auch die
Beihilfe zum Suizid, zum Beispiel durch ärztliche Assistenz oder die Verfügbarkeit von
tödlichen Medikamenten vom Staat gewährleistet werden müssen, um ein
menschenwürdiges Sterben zu ermöglichen. Die Suizidbeihilfe ist ein Recht auf Leben,
aber keine Pflicht zum Leben. Die Selbstbestimmung über das eigene Leben und Sterben
ist ein höheres rechtliches Gut als der Schutz des Lebens. 64 Die Selbstbestimmung
resultiert insbesondere aus der Menschenwürde und ist mit ihr unantastbar. Art. 1 Abs. 1
GG „verpflichtet alle staatliche Gewalt, den Einzelnen – wie krank, schwach und hinfällig
er sein mag – vor der Missachtung seiner Subjektqualität zu bewahren und damit zugleich
seine Autonomie zu schützen“.65 Aus dem Schutz der Menschenwürde geht hervor, dass
Individuen nicht zu Objekten staatlicher Gewalt gemacht werden dürfen, sondern stets in
ihrer Autonomie geschützt werden müssen.

Das Recht auf die Selbstbestimmung über das eigene Leben und Sterben ist auch in Art. 2
GG sowie nach Art. 10 und 12 Verfassungsgesetz Georgiens verankert.

1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht
die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das
Sittengesetz verstößt.
2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der
Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen
werden.

Nach Art. 10 und 12 Verfassungsgesetz Georgiens


1) Das Leben eines Menschen wird geschützt.Die Todesstrafe ist verboten.

64
Taupitz 2017, S. 78
65
Nationaler Ethikrat 2006, S. 57.
~ 27 ~

2) Die körperliche Unversehrtheit eines Menschen ist geschützt


3) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung eigener Persönlichkeit

Aus Art. 2 Abs. sowie nach Art. 12 Verfassungsgesetz Georgiens geht das Recht auf die
freie Entfaltung der Persönlichkeit hervor, während der oben genannte Artikel das Recht
auf Leben, die körperliche Unversehrtheit und die Freiheit der Person schützt. Aus Art. 2
wird auch der Schutz der allgemeinen Handlungsfreiheit abgeleitet. 66 Daher ist es
sinnvoll, die legale, ärztliche Suizidbeihilfe zu befürworten, da der wohlüberlegte und
selbstbestimmte Suizid durch die allgemeine Handlungsfreiheit geschützt wird und daher
auch die Teilnahme daran oder Beihilfe zur Tat kein Unrecht fördert und straffrei ist. Der
freiverantwortliche Suizid als Ausdruck der persönlichen Handlungsfreiheit ist somit
grundsätzlich vor staatlichen Eingriffen durch die Verfassung geschützt. 67 Ärzte, die sich
in paternalistischer Absicht über den Patientenwillen hinwegsetzen und lebenserhaltende
Maßnahmen ergreifen, verstoßen gegen das grundgesetzlich verankerte
Selbstbestimmungsprinzip und die Handlungsfreiheit. Dies führt in der Regel zu einer
strafbaren Körperverletzung, die mit den Grundrechten auf freie Entfaltung der
Persönlichkeit und auf die körperliche Unversehrtheit nach Art. 2 und 12
Verfassungsgesetz Georgiens unvereinbar ist. Auch bei nicht mehr äußerungsfähigen
Personen ist der zu interpretierende, mutmaßliche Patientenwille durch Art. 2 zu achten.
Das Recht auf Leben ist ein Grundrecht, das den Einzelnen vor Gewalt oder Tötung durch
Dritte schützt. ImKontext der Sterbehilfe oder der Verweigerung von medizinischen
Maßnahmen wird die körperliche Integrität des Einzelnen jedoch nichtverletzt, wenn
dieser in die Handlungen einwilligt und in diesem Sinne seine Selbstbestimmung geltend
macht.68

Außerdem lässt sich mit dem Schutz der Glaubens- und Gewissensfreiheit nach Art. 4
Abs. 1 und Art. 16 Verfassungsgesetz Georgiens begründen, dass die Entscheidung zur
vorzeitigen Lebensbeendigung durch die Moral des Einzelnen zu rechtfertigen ist und

66
vgl. Hilgendorf 2010, S. 148.
67
vgl. Bernert-Auerbach 2012, S. 190.
68
vgl. Bernert-Auerbach 2012, S. 195
~ 28 ~

nicht durch moralisierende Vorgaben des Staates: Die Freiheit des Glaubens, des
Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind
unverletzlich.

Nach Art. 16 Verfassungsgesetz Georgiens


1) Jeder Mensch genießt Glaubens-, Bekenntnis- und Gewissensfreiheit.
2) Die Einschränkung dieser Rechte ist nur auf gesetzlicher Grundlage zulässig zur
Gewährleistung erforderlicher staatlichen oder öffentlichen Sicherheit in der
demokratischen Gesellschaftsordnung, des Gesundheitsschutzes bzw. Schutzes der Rechte
von Dritten

Gegner der Sterbehilfe begründen insbesondere den Schutz des Lebens damit, dass aus
christlicher Sicht die Nichtverfügbarkeit des Lebens eine vorzeitige Lebensbeendigung
nicht rechtfertigen könne. Gleiche Meinung haben von Gegnern der Suizidbeihilfe auch
in Georgien. Demgegenüber steht, dass in einem säkularen Staat wie Deutschland die
religiösen und weltanschaulichen Positionen von Einzelnen nicht bevorzugt in die
Rechtsordnung einfließen dürfen.69 In Art. 4 Abs.1 wie Art. 16 Verfassungsgesetz
Georgiens wird die freie Entscheidung darüber, ob man die Inanspruchnahme von
Sterbehilfe anhand persönlicherGlaubens und Gewissensgrundsätze für sich legitimiert
oder nicht geschützt. Nicht nur Betroffene, die über eine vorzeitige Lebensbeendigung
nachdenken, sondern auch Ärzte, die nach ihrem Gewissen entscheiden können, ob sie
Suizidbeihilfe leisten oder nicht.

EMRK

Da Georgien und Deutschland Vertragspartei der Europäischen Konvention sind, ist die
Haltung des Europäischen Gerichtshofs in diesem Ansatz interessant. Der Ansatz des

69
vgl. Hilgendorf 2006, S. 36.
~ 29 ~

Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ist interessant, wenn es um Fragen im


Zusammenhang mit Sterbehilfe geht.

Das Recht, über die Art und den Zeitpunkt der Beendigung des eigenen Lebens zu
entscheiden, ist auch in Art. 8 Abs. 1 EMRK enthalten, solange der Wille
freiverantwortlich gebildet wurde. Der Schutzbereich des Art. 8 EMRK ist neben dem
Folterverbot ein wesentlicher Aspekt des Würdeschutzes innerhalb der EMRK. Das in
Art. 8 EMRK garantierte Recht auf Achtung des Privat und Familienlebens lautet wie
folgt:

1. Jede Person hat das Recht auf Achtung ihres Privat- und Familienlebens, ihrer
Wohnung und ihrer Korrespondenz.
2. Eine Behörde darf in die Ausübung dieses Rechts nur eingreifen, soweit der
Eingriff gesetzlich vorgesehen und in einer demokratischen Gesellschaft notwendig ist für
die nationale oder öffentliche Sicherheit, für das wirtschaftliche Wohl des Landes, zur
Aufrechterhaltung der Ordnung, zur Verhütung von Straftaten, zum Schutz der
Gesundheit oder der Moral oder zum Schutz der Rechte und Freiheiten anderer

Nach Art. 8 Abs. 1 EMRK wird der Schutz des Privatlebens, des Familienlebens, der
Wohnung und der Korrespondenz geschützt. Diese Schutzbereiche sind miteinander
verbunden und basieren auf dem in der Würde begründeten Selbstbestimmungsrecht. Ein
Eingriff wird nur dann als solcher anerkannt, wenn er eine bestimmte Schwere und
Irreversibilität erreicht und nur gerechtfertigt wird, wenn er eines der in Art. 8 Abs. 2
EMRK genannten Ziele verfolgt. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (im
Folgenden: EGMR) vertritt die Ansicht, dass die Würde des Menschen besonders triftige
Gründe für Eingriffe erfordert.70 Dementsprechend fällt auch das Selbstbestimmungsrecht
über den eigenen Körper in den Schutzbereich des Art. 8 Abs. 1 EMRK. 71 Der Anspruch
auf Entscheidung über die Art und den Zeitpunkt der Beendigung des eigenen Lebens ist
auch im Selbstbestimmungsrecht nach Art. 8 Abs. 1 EMRK enthalten, solange der Wille

70
vgl. Von Schwichow 2016, S. 122.
71
vgl. Von Schwichow 2016, S. 118, m.w.N
~ 30 ~

freiverantwortlich gebildet wurde. In welchem Maße das Recht, über die eigene
Lebensbeendigung zu entscheiden auf nationaler Ebene umgesetzt wird, unterliegt einem
Ermessensspielraum der einzelnen Staaten. 72 Statt konkrete Handlungsempfehlungen zu
geben, verweist der EGMR auf die politische Willensbildung innerhalb der Einzelstaaten.
Es gibt jedoch bereits einige Fälle, die das Recht auf Suizidbeihilfe betreffen und die der
EGMR in den letzten Jahren verhandelt hat. Im Folgenden werden die Fälle Koch gegen
Deutschland aus dem Jahr 2012 vorgestellt, um die Positionierung des EGMR in Bezug auf
die Sterbehilfe als Menschenrecht zu verdeutlichen. Am 19. Juli 2012 wurde am EGMR
der Fall Koch gegen Deutschland verhandelt. 73 Der Bf versuchte darin, Koch hat eine
Verletzung der Würde seiner verstorbenen Ehefrau zu beklagen. Vorausgegangen war,
dass Frau Koch nach einem Sturz im Jahr 2002 eine hochgradige, sensomotische
Querschnittslähmung erlitt und daraufhin vollständig bewegungsunfähig, dauerhaft
pflegebedürftig und auf eine künstliche Beatmung angewiesen war. Dies führte zu
Schmerzen und Spasmen am ganzen Körper, Appetitlosigkeit und schließlich zu einer
Situation, die Frau Koch als ihr Leben unwürdig empfand und im Jahr 2004 ihren
Suizidwunsch äußerte.74 Die Ärzte prognostizierten Frau Koch eine Lebenserwartung von
weiteren 15 Jahren. Die Ehefrau des Bf. beantragte deswegen im Jahr 2004 beim
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die Erlaubnis zum Erwerb von 15g
Natrium-Pentobarbital um sich zu Hause auf würdige Weise das Leben zu nehmen. 75 Nach
Ablehnung der Bitte um das Medikament fuhr sie schließlich zur Suizidbeihilfe durch
DIGNITAS in die Schweiz, wo sie am 12. Februar 2005 in Zürich Suizid beging. 76
Der
EGMR urteilte im Fall Koch gegen Deutschland, dass sowohl die Entscheidung des
Bundesinstituts als auch der nationalstaatlichen Gerichte, die Klage des Bf. nicht zu
prüfen, einen Eingriff in das Recht des Bf. auf Achtung seines Privatlebens aus Art. 8
EMRK dargestellt haben.77

72
vgl. EGMR 2011, S. 3773; vgl. Giger 2012, S. 159.
73
EGMR, 19.07.2012, Koch gegen Deutschland, Rs. 497/09
74
vgl. EGMR, 19.07.2012, Koch gegen Deutschland, Rs. 497/09, Rn. 8
75
vgl. EGMR, 19.07.2012, Koch gegen Deutschland, Rs .497/09, Rn. 9.
76
vgl. EGMR, 19.07.2012, Koch gegen Deutschland, Rs. 497/09, Rn. 12
77
vgl. EGMR, 19.07.2012, Koch gegen Deutschland, Rs. 497/09, Rn. 54.
~ 31 ~

Der Bf. Aargumentierte in der Klage gegen die Verschreibung des tödlichen Medikaments
wurde insbesondere mit der Betonung der Würde seiner Ehefrau begründet, die bei einem
selbstgewählten Tod viel eher gewahrt würde als bei einem bevorstehenden langen Leid
oder dem qualvollen Tod durch die Krankheit. Dadurch musste der EGMR seine
Definition von Würde am Lebensende erneut genauer formulieren. 78 Tatsächlich stellte
der EGMR stattdessen die Verletzung des Art. 8 EMRK fest, „da die bestehende
Rechtsprechung zu einem würdevollen Tod in den nationalstaatlichen Instanzen nicht
angemessen berücksichtigt wurde“.79 In dem Urteil geht aus hervor, 80 dass der Begriff des
Privatlebens im Sinne des Art. 8 EMRK ein weit gefasster Begriff sei, der nicht
abschließend definiert werden könne. Mit Verweis auf den Fall Koch konstatiert der
Gerichtshof, dass der Begriff der Autonomie des Menschen einen wichtigen Grundsatz
widerspiegelt, der auslegungsfähig ist. Ohne den von der Konvention garantierten Schutz
des Lebens abzuschwächen erkennt der EGMR an, dass in Zeiten der fortschreitenden
medizinischen Entwicklung und gestiegener Lebenserwartung viele Menschen
befürchten, dass sie dazu genötigt werden, im hohen Alter einer Apparatemedizin
ausgeliefert zu sein bzw. einen Kontrollverlust zu erleben, der im Gegensatz zu ihren
persönlichen Vorstellungen der Würde steht.81 Der Gerichtshof bezieht sich auf den Fall
Haas gegen die Schweiz und betont, dass das Recht auf Privatleben auch das Recht des
Individuums umfasst, über die Art und den Zeitpunkt der Lebensbeendigung zu
bestimmen, sofern ein wohlüberlegter Wille besteht. 82 Der EGMR stellt fest, dass der Staat
die Rechte nach Art. 8 EMRK prüfen muss, selbst in Rechtssachen, in denen das
materielle Recht noch nicht festgelegt ist.83

Die Menschenwürde umfasst auch die Selbstbestimmung über den eigenen Tod, wobei
jede gesetzliche Vorschrift, die das Individuum an der Verwirklichung hindert, einen
Eingriff darstellt. Allerdings wurde in den genannten Fällen weniger das Recht auf einen

78
vgl. Von Schwichow 2016, S. 125
79
Von Schwichow 2016, S. 126f.
80
vgl. EGMR, 19.07.2012, Koch gegen Deutschland, Rs. 497/09, Rn. 51.
81
vgl. EGMR, 19.07.2012, Koch gegen Deutschland, Rs. 497/09, Rn. 51.
82
vgl. EGMR, 20.02.2011, Haas gegen die Schweiz, Rs. 31322/07, Rn. 51.
83
vgl. EGMR, 19.07.2012, Koch gegen Deutschland, Rs. 497/09, Rn. 53
~ 32 ~

selbst bestimmten Tod, sondern vielmehr die Schwere eines Eingriffs durch das Verbot
der Beihilfe nach Art. 8 Abs. 2 EMRK vom EGMR abgewogen. Die Frage des Rechts auf
Selbstmord stellt sich nicht, weil er grundsätzlich straflos bleibt und Bestandteil des
Selbstbestimmungsrechtes und der körperlichen Integrität darstellt. In den diskutierten
Fällen wird nicht die Frage gestellt, ob Individuen den Zeitpunkt ihres Todes selbst
bestimmen dürfen, sondern ob das Selbstbestimmungsrecht und die Menschenwürde die
Staaten dazu verpflichtet - beispielsweise durch die Verfügbarkeit eines tödlichen
Medikaments - einen menschenwürdigen, möglichst sicheren und qualfreien Suizid zu
ermöglichen.84 Der Art. 8 Abs. 2 EMRK ermöglicht es den Nationalstaaten, die
Selbstbestimmung im Privat- und Familienleben durch Abwägung mit nationalen und
gesellschaftlichen Interessen zu rechtfertigen. Dementsprechend ist laut EGMR das Recht
auf einen würdevollen Tod vorstellbar, jedoch durch den Ermessensspielraum der
Konventionsstaaten bislang einschränkbar. Die Abwägung der Interessen des Einzelnen
gegen die Interessen der Gesellschaft schließt nicht aus, dass Vorstellungen über das
eigene Leben verwirklicht werden können. Dies kann aus tiefen religiösen oder
moralischen Überzeugungen entstehen. Die individuellen Vorstellungen über ein
menschenwürdiges Sterben sind gegen die Interessen der Allgemeinheit, den Schutz der
Moral und den Schutz des Lebens anderer abwägbar. Der EGMR bemüht sich, den
fehlenden Konsens unter den Konventionsstaaten zu erreichen und kein generelles Recht
oder Verbot der Sterbehilfe zu formulieren.

Weitere Privilegierungstatbestände – eine kurze


rechtsvergleichende Analyse

Bezüglich weiterer Privilegierungstatbestände bestehen zwischen dem deutschen und


dem georgischen Strafrecht sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede. § 212 des
deutschen Strafgesetzbuches ist inhaltlich gleichartig Artikel 108 des georgischen

84
vgl. Von Schwichow 2016, S. 130, m.w.N.
~ 33 ~

Strafgesetzbuches, wenn der Mord ohne Strafschärfungsgrund und Milderungsgrund


begangen wird. Dies verdeutlichen die Tatbestände des sog. Affekttotschlags (Art. 111
StGB, § 213 dStGB) und der Tötung des neugeborenen Kindes (Art. 112 StGB). Im
georgischen Strafgesetzbuch sind beide Delikte mittels spezieller Normen erfasst. Im
deutschen Strafrecht werden sie jedoch nach § 213 StGB als minder schwere Fälle des
Totschlags eingestuft. Die affektive Situation wird in dieser Regelung sogar ausdrücklich
erwähnt, nicht jedoch der Kindsmord. Allerdings erkannte das deutsche Strafgesetzbuch
in der Vergangenheit auch Kindertötung gemäß § 217 an. Diese Klausel wurde später
aufgehoben, und heute kann Kindertötung unter den richtigen Voraussetzungen die
Strafregel von § 213 des deutschen Strafgesetzbuchs erfüllen, die alle anderen Fälle
abdeckt kleinere Morde.

Für die privilegierte Strafbarkeit der Kindstötung nach Art. 112 StGB genügt die Tatsache,
dass die Mutter das eigene Kind während oder gleich nach der Geburt tötet. Weil eine
Frau in diesem Zustand nicht zurechnungsfähig ist, fällt diese Tat automatisch unter Art.
112 StGB.85 Anders als im deutschen Strafrecht werden im deutschen Strafrecht alle
Einzelfallentscheidungen überprüft und erst danach entschieden, ob die Mutter minder
schwer bestraft wird.86 Zum Beispiel kann die psychische Ausnahmesituation einer
Mutter, wer sein eheliches oder uneheliches Kind bei der Geburt oder unmittelbar nach
der Geburt tötet, nach einer Gesamtwürdigung durch die Anwendung des § 213 StGB
Berücksichtigung finden.87 Ein georgisches Gericht würde in einem solchen Fall ohne
zusätzliche Gesamtwürdigung stets nach Art. 112 StGB verurteilen und einen minder
schweren Fall annehmen, weil das Gesetz ihm keine Alternative lässt. Wie bereits
angedeutet, geht der georgische Gesetzgeber davon aus, dass sich die Mutter eines
neugeborenen Kindes in einer psychologischen Ausnahmesituation befindet und
dementsprechend das eigene Verhalten nicht vollständig kontrollieren kann. 88

85
Gamkrelidze, Otar, in: Gamkrelidze u.A., Kommentar der Strafrechtspraxis, Straftaten gegen die Person,
2008, S 70
86
BGH NStZ-RR 2004, 80
87
BGH NStZ-RR 2004, 80.
88
Lekveishvili, Mzia/Todua, Nona, in: Lekveishvili/Mamulashvili/Todua, Strafrecht Besonderer Teil 1, 7.
Aufl., 2019, S.89.
~ 34 ~

Wichtige Unterschiede bestehen auch bezüglich des Schwangerschaftsabbruchs. Wie


bereits erwähnt, ist ein Schwangerschaftsabbruch in Deutschland eine Straftat gegen das
Leben. Das georgische Strafrecht kennt keine weiteren Tatbestände, wie das Werbeverbot
für Schwangerschaftsabbrüche (§ 219a StGB). Dieser Tatbestand war in Deutschland
jahrelang höchst umstritten.89 Ärzte mussten sogar dann mit strafrechtlicher Verfolgung
rechnen, wenn sie sachliche Informationen über den Ablauf und die Methoden des
Schwangerschaftsabbruchs öffentlich, etwa auf ihrer Homepage, bereitstellten. 90 am 24.
Juni 2022 hat der Gesetzgeber die Vorschrift komplett aufgehoben. 91

Was die Tötung auf Verlangen betrifft, so sieht § 216 des deutschen Strafgesetzbuches die
Tötung auf Verlangen vor, darüber hinaus muss dieses Verlangen ein ausdrückliches und
ernstes Verlangen sein, entspricht Artikel 110 – Tötung auf Verlangen StGB und
fahrlässige Tötung von Artikel 116 StGB, die § 222 dStGB entspricht, womit die
Ähnlichkeit der Straftaten gegen das Leben zwischen dem deutschen und dem
georgischen Strafgesetzbuch beendet ist. Wie wir bereits erwähnt haben, zählen zu den
Straftaten gegen das Leben auch die Aussetzung nach 221 dStGB, im Gegensatz zum
Strafgesetzbuch Georgiens, werden diese Straftaten in separaten Kapiteln behandelt.
Tatsächlich beinhaltet § 221 dStGB in seinem Kapitel drei Artikel von Strafgesetzbuch
Georgiens, nämlich Artikel 127- StGB Gefährdung des Lebens, Artikel 128 StGB Verlassen
in Gefahr und Artikel 130 StGB eine kranke Person der Gefahr aussetzen, die im Artikel
ausführlich behandelt wird.

Der besondere Teil des georgischen Strafgesetzbuchs kennt die Tatbestände des
Notwehrexzesses (Art.113) und der Überschreitung des Festnahmerechts (Art.114). Beide
Fälle sind minderschwere Fälle des Totschlags. Das deutsche Strafrecht kennt solche
Tatbestände nicht. Wird durch die Überschreitung der Notwehr oder des
Festnahmerechts der Tod eines Menschen verursacht, dies führt in der Regel zu einer
Strafbarkeit wegen Totschlags. Eine Ausnahme stellt § 33 dStGB dar, wonach der Täter

89
Heim, Maximilian, Geplante Abschaffung des § 219 a StGB,NJW-Spezial 2022, 120.
90
Eschelbach, Ralf, in: BeckOK StGB, v. Heintschel-Hein-egg, 53. Edition, Stand: 01.05.2022, § 219a Rn. 1.
91
https://beckonline.beck.de/Dokument?hlwords=on&pos=1&vpath=bibdata%2Freddok%2Fbecklink
%2F2023704.htm (aufgerufen am 06.02.2022).
~ 35 ~

straflos bleibt, wenn er die Grenzen der Notwehr überschreitet, kann er Verwirrung,
Furcht oder Schrecken verursachen. 92 Der allgemeine Teil des georgischen
Strafgesetzbuchs kennt keinen solchen Entschuldigungsgrund. 93 Das Problem wird über
den Besonderen Teil gelöst, wonach eine solche Tat als minder schwerer Fall des
Totschlags gewertet wird und Folglich ist eine verhältnismäßig geringe Strafdrohung zu
erwarten.94

Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in der Arbeit gemeinsame Problemfelder sowohl
im georgischen als auch im deutschen Strafrecht diskutiert wurden. Die Aufmerksamkeit
konzentrierte sich auf folgende problematische Themen, die für beide Rechtssysteme
relevant sind und in den genannten Rechtssystemen noch diskutiert werden. Trotz
gewisser Ähnlichkeiten zwischen den georgischen und den deutschen Strafrechtsnormen
in Bezug der Straftaten gegen das Leben gibt es dennoch einen wichtigen Unterschied
zwischen ihnen. Der Zweck dieses Beitrags bestand nicht darin, alle Bestandteile der in
seinen Artikeln vorgestellten Straftaten zu vergleichen. Die Beachtung konzentrierte sich

92
Ausf. dazu Joecks, Wolfgang/Jäger Christian, Studienkommentar StGB, 13. Aufl., 2021, § 33 Rn. 1 ff
93
Turava, Merab, Strafrecht Allgemeiner Teil, 9. Aufl.,2013., S. 231.
94
Vgl. Kherkheulidze, Irine, in: Nachkebia/Todua (Hrsg.), Strafrecht Allgemeiner Teil, 4. Aufl., 2019, S. 207
~ 36 ~

nur auf die wichtigsten Problemfälle. Diese kurze Arbeit wird hoffentlich zur
Weiterentwicklung und Vertiefung dieser Zusammenhänge zwischen dem deutschen und
georgischen Strafrecht beitragen.

In dem Papier wurde ebenfalls die problematische Frage der Euthanasie erörtert.
Euthanasie ist in beiden Rechtssystemen ein problematisches Thema. Dies ist auf seine
vielseitige Natur zurückzuführen, insbesondere wird die Euthanasie diskutiert, sowohl in
rechtlicher, moralischer, ethischer, medizinischer als auch religiöser Hinsicht. Ebenfalls
der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wurde zur Sichtbarkeit vorgestellt,
aufgrund der Problematik des Themas hat sogar das genannte Gericht die Frage der
Euthanasie offen, gelassen und die Entscheidung über die Euthanasie Frage in den
Ermessensspielraum der Staaten gestellt.

Wie in der Arbeit gezeigt wird, ist der heimtückische Mord in der Bundesrepublik
Deutschland einer der problematischsten Fälle im Hinblick auf die strafrechtliche
Subsumtion. Dies wird durch die verschiedenen in der Arbeit dargelegten Ansichten
belegt, und in einem rechtsvergleichenden Kontext kann gesagt werden, dass sowohl die
heimtückische Tötung einer Person als auch die Tötung einer hilflosen Person
grundsätzlich unterschiedliche Rechtsinstitute sind, auch wenn sie in einigen Fällen eine
gewisse Verwandtschaft aufweisen. Was die Stellungnahmen der Sachverständigen
betrifft, falls sie vom deutschen Gesetzgeber geteilt werden, es werden nicht nur die
gemeinsamen Schnittpunkte dieser erschwerenden Umstände zunehmen, sondern die
Änderung wird auch zu einem gleichartigen Inhalt führen, z. B. Mord an einer hilflosen
Person gemäß Artikel 109 des georgischen Strafgesetzbuchs.

Die vorstehende Analyse hat gezeigt, dass die Rechtslage in Deutschland und Georgien
trotz vieler Gemeinsamkeiten auch Unterschiede aufweist, die sich häufig aus dem Recht
ergeben, was besonders zu Beginn der Vorbereitungs- und Versuchsphase deutlich wird.
Das georgische Recht hingegen hat seine Vor- und Nachteile. Da die Gesetzgebung beider
Länder auf einer gemeinsamen Grundlage beruht und ein ähnliches System aufweist, wäre
es gut, unter Berücksichtigung der Rechtsentwicklung bestimmte Themen sowohl in der
~ 37 ~

Literatur als auch in der gerichtlichen Praxis einzuführen, was eine Voraussetzung für die
Lösung einiger problematischer Fragen ist. Dies natürlich, ohne alles zu kritisieren, denn
was in einem Land wirksam ist, kann in einem anderen nicht verwendet werden. Bei
allem ist es also notwendig, die Besonderheiten des jeweiligen Landes zu berücksichtigen.

Als Ergebnis der rechtsvergleichenden Analyse des georgischen und deutschen Strafrechts
in Bezug der Straftaten gegen das Leben wurden die Ähnlichkeiten und Unterschiede
zwischen dem georgischen und dem deutschen Strafrecht in Bezug der Straftaten gegen
das Leben aufgezeigt. Es kann gesagt werden, dass das zu Beginn des Papiers gesetzte Ziel
erreicht wurde.

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