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Sex findet im Kopf statt. Deshalb wird soviel


über ihn geschrieben: Callboys erzählen aus
ihrem Leben. Eine heterosexuelle Porno-
Autorin berich-

SEX
tet von ihren
schwulen Fanta-
sien. Ein Kaba-
rettist testet die
einschlägige Rat-
geberliteratur. Und ein Buch versammelt
peinliche Pannen beim Liebesspiel. Dazu ei-
ne Umfrage und eine Bestseller-Liste. Viele
Worte, aber es geht immer nur um das Eine.

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EIN GANZER KERL


Seit seinem 17. Lebensjahr arbeitet Cem Yildiz als Callboy und
macht seinen Kunden den dominanten „Türkenstecher“. In
seinem Buch „Fucking Germany“ zieht der 31-Jährige Bilanz

h Cem, wie war das für dich, beim Schreiben cher-sein-wollen-als-jede-Frau – das ist für mich schwuch-
deine Erfahrungen Revue passieren zu lassen? telig, das mag ich nicht. Und wenn wir ehrlich sind: Sol-
So in einem Stück hatte ich meinen Job noch nie reflek- che Typen gehen den meisten Leuten auf den Kranz.
tiert. Das kam dann schon bombastisch. Ich dachte: Wenn sich ein Mann in den Arsch ficken lässt, ist der für
„Wow! Wie krass, was hast du da alles mitgemacht?“ mich noch lange keine Frau.
Aber es gibt nichts, was ich nun im Nachhinein bereuen
würde. Ich habe mich auf alles immer ganz bewusst und h Inwieweit hat dich der Job verändert?
überlegt eingelassen. Ich habe sexuell schon eine dominante Art. Durch den
Job möchte ich das im privaten Bereich inzwischen nicht
h Warum machst du nun mehr ausleben. Wenn ich jemanden mag oder liebe, dann
Schluss mit dem Escort- habe ich keine Lust, dem ins Gesicht zu schlagen. Weil
Geschäft? Ist der Sex ich das aber auch mal ganz gut finde, hatte ich mit dem
langweilig geworden? Job einen guten Ausgleich.
Im Job schon, im Privatleben:
nein. Es gab Zeiten, da hab ich h Also Kuscheln zu Hause und Schlagen auf
drei-, viermal am Tag gearbei- der Arbeit.
tet, auch mal zwei Tage durch- Das trifft‘s voll auf den Nagel.
gemacht und nebenbei auch
noch meinen privaten Sex ge- h Wie kamst du darauf, als Escort speziell die
habt. Frag nicht, wie ich das Getto-Türken-Nummer zu liefern?
hingekriegt habe. Aber wenn Das hat sich erst nach und nach so entwickelt. Natürlich
man geil ist, ist man geil. hatte ich auch Kunden, mit denen ich kuschelnd im Bett
(lacht) Und notfalls gibt‘s Via- lag, und die haben mir dann ganz lieb einen geblasen.
gra. Aber das bin nicht ich. So bin ich dann auf dieser harten
Schiene gelandet.
h Wie unterscheidest du
für dich privaten und be- h Warum suchen sich diese Kunden für ihre
ruflichen Sex? SM-Spiele ausgerechnet osteuropäische oder
Im Job bin ich klar dominant türkische Callboys?
und aktiv. Privat bin ich zwar Vielleicht assoziieren sie damit etwas Barbarisches, Tieri-
nicht das genaue Gegenteil, sches, vielleicht auch was Primitives. Sie wollen sich etwas
aber ich bin nicht so rücksichtslos, sondern auch ein- Außergewöhnliches gönnen. Und da ich viele Stamm-
fühlsam und verständnisvoll, aber doch noch ganz Kerl. kunden hatte, gehe ich davon aus, dass ich es gut gemacht
habe.
h Im Buch unterscheidest du zwischen Schwu-
len und Männern, die Sex mit Männern haben. h Es wird schwer werden, einen Job mit ähn-
Fandest du das diskriminierend? lich gutem Stundenlohn zu finden.
Da muss ich eben durch. (lacht) Ich bin erst 31, da kann
h Ich fand das etwas klischeebeladen. Schwul man noch viel ausprobieren. Vielleicht mache ich erstmal
= CSD-Parade, Parfüm und Weichei. das Abi nach und studiere. INTERVIEW: AXEL SCHOCK
So habe ich das nicht gemeint. Ich bin ja auch schwul,
oder genauer bi. Aber man kann ja schwul sein und doch
seine Männlichkeit behalten. Ich hab auch nichts gegen
Männerparfüm, aber ich hatte oft genug Kunden, die ihre
Weiblichkeit herausgestellt haben und dann auch so ge- Cem Yildiz: „Fucking Germany“, Westend Verlag,
rochen haben. Dieses affektierte Reden und Noch-weibli- 224 Seiten, 16,95 Euro

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scort zu sein heißt immer, sich auf andere ein-
zustellen, die kleinen Unterschiede zu bemer-
ken. Wer bekommt schon gerne ein Wasser
ohne Kohlensäure, wenn er eins mit bestellt hat?“ Le-
bensweisheiten wie diese sprudeln aus Hartwig Schröder
nur so heraus. Kein Wunder: Der Mann hat viel erlebt,
nichts Menschliches scheint ihm fremd. Der 44-Jährige
lebt heute als Software-Entwickler in Karlsruhe. Mitte
der 80er jedoch begann er in Hamburg gemeinsam mit
seinem damaligen Freund als Callboy zu arbeiten. Nicht
aus finanzieller Not, sondern aus reiner Neugier und
Tdinjeu!Uifbufs
gehörigem Exhibitionismus – Spitzname: Hafennutte. J:?D@;K@ECFM<<`e\I\ml\d`kC`\Y\ Y`j,%((%
Das klingt nach romantischer Verklärung, nach Stri-
cherlatein. Allerdings werden die Einblicke ins Milieu, der ;8J><?<@DE@J;<I@ID8M<GY`j.%((%
Sex-Rausch, schräge Kunden oder tragische Schicksale
seiner Wegbegleiter mit Floskeln und einer seltsamen J:?D@;KD@KK<IE8:?KJJ?FNjXdjkX^j )+L_i
8C=FEJD\`e;\lkjZ_cXe[  /%((%

HAFENNUTTE ;A8E>F8J|C=iX^`c
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 0%((%

Callboy: Hartwig Schröders Lebensbeichte


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Emotionslosigkeit endlos aufgezählt. Das wirkt schnell BXpIXpjjZ_i`cc\JZ_c`kk\e]X_ik[liZ_[\e8[m\ekXY(/%((%
beliebig, ja langweilig. Bei vielen Themen wie etwa der
Angst vor Aids, Drogen, Sex-Sucht oder Beziehungs- 9IF;FNPNLKJ:?@B;`\N\ie\iDfdj\e`_dj\`e\J_fn)*%((%
problemen vermisst man die notwendige Tiefe. Die Paral-
lelwelt des schwulen Sex-Business wäre eine spannende
8LJ9@C;<IJ:?D@;KQld9i•cc\ebfd`jZ_ *'%((%
Erzählung wert, aber vielleicht trifft die Belanglosigkeit
des Buches auch nur die Banalität des Gewerbes, das
seinen vermeintlichen Glamour vor allem in den Köpfen
Tdinjeut!UJWPMJ
derer versprüht, die sich in eine Callboy-Karriere hin- c€l]kn\`k\i
einfantasieren.
Schröder verlor in dem Job am Ende die Kontrolle
?XdYli^jY\jk\jDlj`ZXcÆa\kqk`dj`\Yk\eAX_i
über sein Leben – es folgten Burn-out, Therapie und der
Ausstieg. Er kehrte Hamburg den Rücken und zog nach
B8PI8PC8K<E@>?K )+L_i-%((%
Karlsruhe. Sein Heimweh hält sich in Grenzen, die Angst :8M<D8E;XjFi`^`eXc(%Æ.%"('%Æ(-%((%
vor Suff und erneutem Abrutschen ist zu groß. Und doch
bleibt ein Rest: „Es gibt Tage, da zerreißt es mich bei- ;I%<:B8IKM%?@IJ:??8LJ<EC`\Y\jY\n\`j\/%"0%((%
nahe. Da habe ich richtig Sehnsucht nach dem Ham-
burger Leben. Dann sehe ich mich, wie ich nackt vor ei- <DD@N@CCEFNJBP=fi\m\i8c`m\)*%((%
nem Kunden stehe, und es läuft mir kalt den Rücken
runter.“ SM
><FI><KK<;<<DLJ@B<INfd\`e\Jfee\jZ_\`ek*'%((%
Änderungen vorbehalten

Hartwig Schröder: „Mein Prinz, der Callboy”:


Eichborn Verlag, 255 Seiten, 14,95 Euro
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titel

DIE LUST
AM MANN
Cliff Morten ist einer der bekanntesten deutschen
Pornoautoren. Und im wahren Leben alles andere
als ein Mann. Ein Hausbesuch von Elmar Kraushaar

I
hre Helden heißen Viggo Mortensen und Sean Bean. Den
beiden Stars aus den „Herr der Ringe”-Filmen gilt Lenas
ganze Aufmerksamkeit. In ihrer Fantasie. Ihrer sexuellen
Fantasie. Und Lena ist wahrlich kein Teenager mehr. Eine gestan-
dene Frau, seit 25 Jahren verheiratet, zwei erwachsene Töch-
ter. Sie arbeitet als Lehrerin für Mathematik und Physik an einem
Gymnasium in einer süddeutschen Kleinstadt. Das sieht ganz
nach Bilderbuch aus, nach vertrauter Normalität.
Dass bei ihr da doch etwas anders ist, hat Lena bereits gemerkt,
als sie noch ein Mädchen war. Die ihr zugewiesene Rolle passte ihr
nicht, sie spielte gerne Fußball, skalpierte ihre Puppen, wäre lieber
ein Junge gewesen. In der Pubertät kamen dann die Fantasien
hinzu. Sie stellte sich vor, ein Mann zu sein, der Sex hat mit einem
anderen Mann. Was war los mit ihr? War sie vielleicht transsexu-
ell? Oder eine Lesbe, die sich hinter schwulen Fantasien versteckt?
Nichts von alledem, längst weiß Lena es besser: „Ich habe die
Rolle als Mädchen abgelehnt. Ich wollte nicht diese passive Rolle
einnehmen, sondern habe mir eine Beziehung kämpferischer
vorgestellt, als gegenseitige Herausforderung, eine Beziehung, in
der man auch die Rollen wechseln kann.” Lange hat sie gedacht,
sie sei mit diesen Fantasien ganz allein auf der Welt, bis sie im In- Die Geschichten, die in diesen Foren entstehen, oftmals in Koproduktion mit
ternet entdeckte, dass sie bei Weitem nicht die Einzige ist. Auf den einer oder mehreren anderen, liegen inzwischen auch in Buchform vor, haben sich
entsprechenden Seiten lernte sie Tausende von Frauen kennen, als Unterabteilung der so genannten Fanfiction unter dem Namen Slash (Schräg-
weltweit, die so oder so ähnlich fühlen wie sie selbst. strich) etabliert. Mit Tausenden von Leserinnen auf der ganzen Welt, mit Verla-
Mit denen tauscht Lena sich aus seitdem, gegenseitig schrei- gen, die sich darauf spezialisiert haben, mit Wissenschaftlern, die sich akade-
ben sie sich ihre sexuellen Fantasien auf, die eine fängt an, eine misch um das Phänomen kümmern. Lena wollte ihre Geschichten auch als Buch
andere übernimmt, entwickelt die in der Hand halten und hat sich in Deutschland auf die
Story weiter. Die Männer in den Fan- Suche nach Verlagen gemacht. Natürlich ist sie von
tasien, in den Geschichten haben rea- „Es geht nicht darum, schwul zu den etablierten abgelehnt worden, bis sie in einer Ni-
le Vorlagen, sind in der Regel Schau- sein. Es geht eher darum, sche unterkam, bei schwulen Verlagen – unter dem
spieler oder Figuren aus populären männlichem Pseudonym Cliff Morten.
Filmen und TV-Serien, aber auch aus einen Schwanz zu haben.“ Heute veröffentlicht Lena beim Hamburger Ver-
Popgruppen und Fußballmannschaf- lag Männerschwarm, ihr Lektor weiß von Anfang an
ten. Die ersten jener Slash-Geschichten erschienen Anfang der Bescheid, dass er es mit einer Frau zu tun hat. Einer Frau, die pornographische
1970er Jahre als eine Sparte der Fan-Literatur zu der Fernseh- Romane für ein schwules Publikum schreibt. „Ich maße mir dabei aber nicht an,
serie „Raumschiff Enterprise“ mit Kirk/Spock als bevorzugtem dass ich über Schwule schreiben kann”, sagt Lena. „Ich schreibe keine schwulen
Paar. Lena hat ihre Idealtypen in Viggo Mortensen und Sean Bean Geschichten, sondern vielmehr über die schwulen Anteile in mir.” Ihre amerika-
gefunden, zwei gestandene Männer, nicht zu jung, nicht zu alt, at- nische Kollegin Dorothy-Rose Devereaux sagt dazu: „Slash bedient sich der bei-
traktive Draufgänger mit Gefühl. Auch mit dieser Vorliebe ist sie den männlichen Figuren nur, weil Frauen in der Fiktion mit Männern keinen Sex
nicht allein, mit rund 50 Frauen auf vier Kontinenten kommuni- auf Augenhöhe haben können, weil ihnen da alle möglichen gesellschaftlich und
ziert sie im Netz. Sie folgen alle der gleichen Vorgabe: „The pai- literarisch festgeschriebenen Rollenmuster dazwischenkommen.” Und weiter:
ring is strictly VigBean!” „Es geht nicht darum, schwul zu sein. Es geht vielleicht eher darum einen

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Schwanz zu haben. Und zu zeigen, dass man dafür kein Mann Teil begeisterte Leserinnen, ihre Töchter schmunzeln eher über
sein muss.” ihre Geschichten, und ihr Mann ist immer wieder erstaunt über
Es geht in Lenas Geschichten nicht um den schnellen Sex ne- die Fantasie seiner Frau, ohne sich davon bedroht zu fühlen.
benbei, wie man ihn aus der Pornographie von homo- ebenso wie Auf die Frage, ob sie eine Feministin sei, antwortet sie ohne
von heterosexuellen Männern kennt. Bei ihr gibt es auch ein Vor- wenn und aber mit „Ja”. Die Plots für ihre Storys kommen durch-
und ein Nachspiel, alles mit viel Gefühl, aber auch einer richtigen aus aus eigenem Erleben. „Ich habe meine eigene Beziehungs-
Portion Aggression an der passenden Stelle. „Die strikte Tren- geschichte immer auch als Kampf erfahren, und daraus erge-
nung zwischen pornographischen und romantischen Geschich- ben sich dann die Geschichten.” Und sie schaut sich auch keine
ten lehne ich ab. Ich will beides.” Seit sie gezielt für ein schwu- Schwulenpornos an, um sich so den Stoff für ihre Bücher abzu-
les Publikum schreibt, muss Lena immer wieder Konzessionen schauen. „Ich will das ja gar nicht echt machen, ich schreibe nur
machen. Es sollen gar keine Frauen vorkommen, bei den ge- das auf, was ich mir in meiner Fantasie vorstellen kann.” Ihre ei-
fühligen Passagen muss sie sich disziplinieren, und einmal, als ihr gene Lust steht über allem, erlebt im Kollektiv: „Frauen feiern ge-
Fantasieheld Viggo sich ein Kleid überzieht, um sich dann von sei- meinsam nicht nur ihre zärtliche Hingabe, sondern auch ihre
nem Geliebten Sean penetrieren zu lassen, muss sie hart kämp- wilde, erobernde, triumphierende Lust am Mann. Vielleicht”,
fen, dass ihr der Lektor diese Passage nicht streicht. fügt Lena verschmitzt hinzu, „ist das alles auch meine Rache
Dass sie mit ihrem wirklichen Namen nicht erscheinen darf, am Mann.”
weder in diesem Artikel noch auf den Buchdeckeln, ist Lena egal.
„Ich muss Rücksicht nehmen auf meine Tätigkeit als Lehrerin, Von Cliff Morten erschienen im Verlag Bruno Gmünder
u.a. „Spot an, Hose auf“, im Verlag Männerschwarm
das allein ist der Grund.” Darüber hinaus hat sie keine Lust, sich
u.a. „Bastard“, „Seilschaft“ und „Mit Haut und Haar”
zu verstecken. Ihre Freundinnen kennen ihre Texte und sind zum
http ://seilschaft.livejournal.com
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ORGIE
Schwule Sexratgeber überschwemmen den Büchermarkt.
auf dem
Wohnzimmertisch

Volker Surmann stellt sich der Flut entgegen

V
olker, gibt‘s etwas, das du uns sagen möch- sieren ‘nen Bart haben?“ –„Nee, das ist das ästheti-
test?“ Lucy hält das Handbuch für Meister sche Konzept.“ Ralf Rühmeiers Bilder sind hoch-
hoch. Verdammt, ich sollte aufräumen, wertig, aber man sollte Bärte mögen. Bart haben
wenn Besuch kommt! „Recherche für einen Artikel“, leider auch Überschriften wie „Berührt werden, um
sage ich. Das hat schon damals die Buchhändlerin berührt zu sein“. Da bin ich eher geschüttelt als
nicht geglaubt, als ich meinen ersten schwulen Rat- berührt. Immer wieder Niederwieser. Der wird noch
geber kaufte, da mein sexuelles Wissen auf dem Ni- zum schwulen Sex-Papst. 180 Seiten über Analver-
veau von Mike Krügers „Nippel durch die Lasche zie- kehr? Kein Problem: Bück dich! – Stellungen, Übun-
hen“ stagnierte. Das Buch war grün mit Kleeblättern gen, Tipps vom Bruno-Gmünder-Ratgeber-Fließ-
drauf und enthielt u.a. Ralf-König-Comics. Nach drei band, von dem auch gerade Das Orgasmusbuch ge-
Kapiteln hab ich nur noch die Comics angeguckt. fallen ist. Hier „10 Schritte“, da „15 Stufen“, schöner
Nach hinten wird‘s immer spezieller; die erste Über- kommen.
schau der Ratgeberorgie auf meinem Wohnzim- Ausgerechnet der schmächtige Paul liest ver-
mertisch bestätigt diese Regel. Es sei denn, man sor- sunken Pauls Handbuch für Meister. Sein Kopf ist
tiert alphabetisch wie die Herren Silverstein & Pica- dienungsanleitung lesen. Um Sven Rebels Gay Sex rot. Ob das an dem Buch liegt, das in seiner An-
no in ihrem Klassiker Die Freuden der Schwulen. Guide streiten sich meine Gäste. „Das ist doch ‘n schaulichkeit zur Einhandliteratur tendiert? Mal
„Mann, muss schwuler Sex langweilig sein“, unkt Pornoname!“ – „Quatsch, da steht drin, der ist Do- sehn, ob er gleich mal kurz im Bad verschwindet.
Lucy, „wenn ihr so viele Ratgeber braucht.“ Das kumentarfilmer!“ – „Das sagen sie alle.“ Lucy be- Dabei kommt mir die Idee zu einem neuen Sex-
kommt, weil jeder Verlag einen eigenen rausgibt, er- trachtet den bunten Querschnitt aktueller Pornofo- party-Konzept: „Read & Try. Ratgebersex auspro-
kläre ich, und noch welche übersetzt. Oder Nischen tos, „auch mal was fürs Auge!“, und kichert ab und biert.“ Ich könnte es einschlägigen Locations ver-
besetzt wie mit dem Lederhandbuch II, das unhand- zu, denn neben klaren Worten zu Bareback („Selbst- kaufen. Oder gleich einen passenden Ratgeber
lich dick ist, aber harte Kerle müssen das stemmen mord“), ist der Ton angenehm rotzig, zum Beispiel schreiben.
können. Tom Schmitts Bondage besetzt eine ähnli- über die Nebenwirkungen von Poppers: „Mit aller
che Nische: seitenlange Knotenanleitungen. „Kenn Gewalt ein entspanntes Arschloch und doof für den
ich alles,“ kommentiert Lena, „vom Segeln.“ All Rest des Lebens. Oder einfach etwas mehr ent-
meine Gäste sind am Blättern. spannende Vorarbeit...und sich auch morgen noch
„Ich mag keine Ratgeber von Doktoren“, nölt Jens selbständig die Schuhe zubinden können.“ In mei- Der Kabarettist Volker Surmann
und legt Dr. Alex Vass‘ Schwuler Sex, schwule Ge- nem erotischen Zufallslesezirkel kommt das an. hat noch keinen Ratgeber ge-
schrieben, aber zwei Bände mit
sundheit weg: 300 Seiten, das einzige Bild ein Un- Lena wendet sich Erotisch Massieren von Stephan Kurzgeschichten herausgegeben.
terleibsschema. Fundiert und freundlich geschrie- Niederwieser zu, da könne sie als Hetera sicher auch Sie heißen „Sex – von Spaß war
ben, aber wenig Lust machend. Etwas für Leute, die was lernen. Sie liest auffällig lange im Kapitel nie die Rede“ (Satyr Verlag)
auch bei einer neuen Kaffeemaschine zuerst die Be- „Schwanzmassage“. „Muss man für‘s erotische Mas- www.volkersurmann.de

&)&)0-7&%'/
Fotos: ABILÈNE DISC/André RAU (all rights reserved).

„All In One“ - das neue Album der


Bossa-Pop-Königin. Produziert von
Mark Ronson (Amy Winehouse),
Mario Caldato Jr. (Beastie Boys) u.a.

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Verve 06025 11/09

MireilleMa
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GESCHICHTEN ÜBER
SCHLECHTEN SEX
Pleiten, Pech und Pannen: die Kurzgeschichtensammlung
„F*CK! Wenn Sex daneben geht“

S
Sex kann außerordentlich ekstatisch, be- Butt-Plug-Unfall nach sich zieht. Sirko Salka lässt
friedigend, befreiend und erfüllend sein. sich unter der Dusche des Sportstudios angesichts
Das weiß ein jeder aus eigenem Erleben. testosterongeladener Türken-Machos zur unüber-
Sex kann aber auch ganz schön in die Hosen ge- legten Anmache hinreißen. Der Hamburger Baby
hen. Auch das haben wir ganz sicher alle schon ein- Neumann stellt die schwule Gretchenfrage „Gibt
mal am eigenen (Unter-)Leib erfahren. Schlimm es Sex ab vierzig? Und wenn ja, mit wem?“ und ge-
ist‘s, wenn es einen selbst trifft. Ziemlich komisch winnt beim Geburtstagskaffeekränzchen die Er-
kann es sein, wenn man von Pleiten und Pannen kenntnis, dass schlechte Liebhaber über die Jahr-
der anderen erfährt. 18 solcher Reinfälle, peinlichen zehnte durchaus an Bettqualitäten zulegen kön-
Bett-Desaster und frustrierenden Sexerlebnisse nen. Der Kabarettist Volker Surmann wiederum
sind nun zu unser aller Freude in dem Band „F*ck. gibt einen Einführungskurs „Schwuler Instant-Sex“
Wenn Sex daneben geht“ nachzulesen. für Heterosexuelle und bringt so die Geschehnisse
„Mit dieser Textsammlung soll schwuler schlech- in Saunen und Darkrooms, auf Autobahnraststät-
ter Sex endlich sein Coming-out haben“, verkün- ten, Sexpartys und Klappen satirisch auf den Punkt:
det der Herausgeber Egbert Hörmann program- „Hier sind Schwule tatsächlich ein bisschen wie
matisch. Was folgt sind 200 Seiten mit Berichten Frauen, sie gehen manchmal zu zweit aufs Klo.“
über Vögeln mit Bandscheibenvorfall und ernüch- Schlechtem Sex kann man durchaus gute Sei-
ternden Sex mit der heterosexuellen Jugendliebe ten abgewinnen – zumindest, wenn er so lustig und
aus alten Schultagen; One-Night-Stands, die sich unterhaltsam dargeboten wird wie in den Kurzge-
als Taschendiebe entpuppen oder glauben, dass schichten dieser Anthologie. AXEL SCHOCK
schwülstig-dramatische Klassik oder schamlos peit-
schende Schlager-Rhythmen eine passende Hin-
tergrundmusik sein könnten. Die 17 Autoren – dar-
unter Christian Lütjens, Jan Gympel, Jan Stressen-
reuter, Simon Rhys Beck und Martin Schacht – er-
zählen in ihren Kurzgeschichten von derart skurri-
len Peinlichkeiten und absurden Missgeschicken,
dass einem als Leser hinterher die letzte selbst er-
lebte Sexpleite fast schon banal normal vorkommt. Egbert Hörmann (Hg.): „F*CK!
Bei Christian Lütjens beginnt das Dilemma be- Wenn Sex daneben geht“, Quer-
reits im Alter von neun Jahren und unter Einfluss verlag, 201 Seiten, 14,90 Euro
von Astrid Lindgren, welches Jahre später einen www.querverlag.de

Weltstar

MIREILLE MATHIEU
www.sonymusic.de · www.ariola.de · www.mireillemathieu.com
Fotos: ABILÈNE DISC/André RAU (all rights reserved).

Eine große Stimme. Wunderschöne neue Lieder, Leidenschaft pur!

Die Tournee 2010 Das brandneue Album:


„Meine größten Erfolge“
Mireille Mathieu · Live mit Orchester

14.04.
16.04.
Halle/Saale
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Kultur- und Kongresszentrum
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17.04. Magdeburg Stadthalle 04.05. A - Wien Stadthalle D
18.04. Erfurt Messe 07.05. Dresden Kulturpalast
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21.04. Nürnberg Meistersingerhalle 09.05. Braunschweig Stadthalle
22.04. Frankfurt Alte Oper 11.05. Mannheim Rosengarten
23.04. Düsseldorf Philipshalle 12.05. Ilsenburg Harzlandhalle
25.04. Wetzlar Rittal Arena 14.05. Berlin ICC
26.04. Stuttgart Liederhalle
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titel

Mit welchem
hättest du gerne mal Sex?
PROMI

Dorothy (33), Saxofonistin: Matt Da-


mon. Der hat für seine letzte Rolle 15
Kilo zugenommen. Das ist ein echt süßer
Bauch geworden.

Andreas (35), Krankenpfleger: Gale


Nadine (19), Auszubildende: Jessica Alba. Die habe ich schon in so vielen Filmen Harold aus „Queer As Folk“. Vom Typ
gesehen – einfach genial die Frau! Matthew (18), Schüler: Ross Anthony, der her wäre das mein Fall. Und privat ist er
Dschungelkönig. So ein Tarzan ist doch voll geil! sicher ganz anders.

Fotos: Stephan Pflug

Lothar (50), Angestellter: Manfred Alvaro (24), Friseur: David Beckham, Devon (29), Art Director: Michel Gon- Michael (48), Wirtschaftsberater: Jo
Krug. Den kenne ich als Westberliner der ist verdammt heiß. Ich mag Sportler. dry! Er hat viele Björk-Videos gedreht. Weil aus „Verbotene Liebe“, der sieht
noch aus dem DDR-Fernsehen. Krug Aber das ist ja nur Fantasie. Mein aller- Sex mit ihm stelle ich mir vor, als ob man einfach niedlich aus. Und er lacht so
wirkt intelligent, das finde ich erotisch. liebster Promi ist mein Freund. in einem Kaleidoskop wäre. schön!

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Bestseller
Sexbücher, auf die wir immer noch warten

11. Der Butt-Plug


Günter Grass

12. Wer fickt mich – und wenn ja, wie viele?


Richard David Precht

13. Ich steck’ ihn dann mal weg


Hape Kerkeling

14. Der Daniel ist dem Gerald sein Stecher


Bastian Sick

15. Die Latte wächst mit ihren Aufgaben


Eckhart von Hirschhausen

16. Auf eine Zigarette danach mit Helmut Schmidt


Helmut Schmidt/Giovanni di Lorenzo

17. In Analgewittern
Ernst Jünger

18. Gerne unten


Günter Wallraff

19. Radetzkyarsch
Joseph Roth

10. Axelwichs und Obelfick


René Goscinny/Albert Uderzo

11. Der Graf von Monte Fisto


Alexandre Dumas

12. Der Name der Rosette


Umberto Eco

13. Die Beulen der Erde


Ken Follett

14. Der Stecher


Theodor Fontane

15. Ledersumpf
James Fenimor Cooper

Sex-Demonstration
Die Fotos unserer Titelgeschichte hat Vicky Drukker 2008 auf dem HustlaBall in Berlin geschossen.
Auf der Party feiert sich jedes Jahr im Oktober die schwule Porno-Industrie, die zur Erotikmesse
Venus in die deutsche Hauptstadt kommt. Die Darsteller zahlreicher Film-Labels haben dort Sex auf
offener Bühne. Aus Gründen des Jugendschutzes zeigen wir nur Details. Mehr Fotos und Infor-
mationen zum europäischen HustlaBall finden sich unter www.hustlaball.de

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