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Geburtstag | Seite 1
Michael Kühnen - Festschrift zum 50. Geburtstag | Seite 2
Micael Kü h n e n
Sein Leben, sein Wirken, sein Kampf
Herausgeber: Freundeskreis Michael Kühnen
IMPRESSUM
Vorliegende Broschüre ist eine Dokumentation und keine politische Agitationsschrift.Mit dieser Gedenkschrift soll
ausschließlich das politische Lebenswerk des Michael Kühnen nachgezeichnet werden. Es ist nicht beabsichtigt, lan-
ge verbotene Organisationen wieder zum Leben zu erwecken oder in irgendeiner Weise fortzusetzen. In freiwilliger
Selbstzensur haben die Herausgeber alle verfassungsfeindlichen Kennzeichen entfernt, um trotz der sog. Sozialadä-
quanzklausel des §86 a StGB keinen Anlaß zu juristischer Beanstandung oder strafrechtlicher Verfolgung zu bieten.
Die Wortbeiträge werden von den namentlich genannten Verfassern selbst verantwortet.
Mit vorliegender Gedenkschrift soll jener Mann geehrt werden, der wie kein anderer all das
beeinflußt hat, was wir heute im weitesten Sinn als Nationalen Widerstand bezeichnen.
Natürlich gab es auch vor ihm schon Versuche, an das nationale und sozialistische Ge-
dankengut vorangegangener Jahre anzuknüpfen aber nach dem Verbot der Sozialistischen
Reichspartei waren die nationalrevolutionären Kräfte in Deutschland mehr und mehr in die
Defensive geraten, bzw. hatten sich zum Teil selbst dort hinein manövriert.
Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts war dann ein Zustand erreicht, wo sich jeder
Nationalist, egal ob Nationalrevolutionär, Nationalsozialist, Nationaldemokrat oder bürger-
licher Patriot in einer ständigen Verteidigungsposition befand. Man mußte sich fortwährend
für alles mögliche entschuldigen und ein Bekenntnis zum historischen Nationalsozialismus
wurde zur Unmöglichkeit.
In dieser Situation begann Michael Kühnen sein großes Werk und vielen seiner Gefolgsleute
aus den ersten Jahren seines Ringens mag es am meisten imponiert haben, daß er immer
wieder betonte, daß wir uns, als nationale Sozialisten der neuen Generation für gar nichts
entschuldigen und schon gar nicht verstecken brauchen. Er vermittelte seinen Getreuen
ein neues Selbstbewußtsein, sie empfanden sich fortan als Vertreter der Reichsinteressen,
Gegner waren die Herrschenden und all die, die auch als Nationalisten ihren kleinen Frie-
den mit dem herrschenden System gemacht hatten. Das war neu und neu war auch, daß
Kühnen eine überwiegend junge Schar nationalrevolutionärer Kräfte kommandierte, mit
der natürlich sehr viel eher eine Politik der Straße gemacht werden konnte, als mit den satt
oder müde gewordenen Vertretern des bürgerlichen Nationalismus. Hier schon beginnt der
Mythos um Michael Kühnen und als die alten ausgetretenen Pfade einmal verlassen waren,
schockierte „der Chef“, wie er mittlerweile von seinen Gefolgsleuten anerkennend genannt
wurde, mit seiner Agitationspropaganda eine staunende Öffentlichkeit, irritierte Institutio-
nen des Staates und eine immer interessierter werdende Presse des In- und Auslandes.
Zugute kam ihm hier -wie später noch so oft- seine umfassende Bildung, sein eloquentes
Auftreten und ein untrügliches Gespür für medienwirksame Auftritte. Seine ANS (Aktions-
front Nationaler Sozialisten) war bald über die Grenzen Deutschlands bekannt und sorgte
mit immer neuen Propagandaaktionen für ein nicht nachlassendes Interesse von Freund
wie Feind. Die Bilder seiner Eselsmaskenaktion* gingen um die Welt und fehlen in kaum
einem einschlägigen Werk über die Entwicklung des „Neonazismus“ in der Bundesrepublik
Deutschland.
Das alles hatte seinen Preis und so büßte Michael Kühnen seinen durchweg gewaltfrei-
en Widerstand gegen das herrschende System mit insgesamt fast acht Jahren Haft. Wer
allerdings geglaubt hatte, diese Haftstrafen könnten Kühnen von seinem Tun abbringen,
hatte sich geirrt. Nach beiden großen Langzeitstrafen ging er sofort wieder ans Werk und so
gründete er nach dem Ende seiner Kerkerhaft, die er im Hochsicherheitstrakt der JVA-Celle
verbüßt hatte, im Januar 1983 aus den Kadern seiner alten ANS und den inzwischen auch
Auch nach dem Ende der zweiten Langzeitstrafe kam er mit neuen Ideen aus der Haft
und entfachte mit der neugegründeten NATIONALEN SAMMLUNG (NS) sofort einen
Kommunalwahlkampf, der beinahe die ersten bekennenden Nationalsozialisten der Nach-
kriegszeit in ein bundesdeutsches Regionalparlament (Langen/Hessen) gebracht hätte. Die
Herrschenden griffen jedoch erneut zu der Waffe des Verbots, einer überaus undemokrati-
schen Maßnahme, wie nicht nur Gesinnungsfreunde Kühnens damals meinten.
Wie jeder, der sich einmal aus der Masse der übrigen Aktivisten hervorgehoben hat, war
Michael Kühnen nicht unumstritten. Bekämpft wurde er aus den unterschiedlichsten Grün-
den. Vom System, weil man ihn für gefährlich hielt, was sich durch eine Unzahl von Aussa-
gen von Zeitzeugen belegen läßt. Vom politischen Gegner aus den selben Gründen, wobei
hier mitunter auch Hass spürbar wurde. Bekämpft wurde er leider auch von einigen die er
für seine Kameraden - im weitesten Sinne jedoch zumindest für Mitstreiter hielt. Die Ursa-
chen mögen vielfältig gewesen sein, Gründe ihn zu hassen gab es nach objektiven Kriterien
keine. Auch wer seine politischen Vorstellungen und Konzepte ablehnte, fand in ihm einen
stets gesprächsbereiten Diskussionspartner, der um Bündnisse zu schmieden, auch zu weit-
reichenden Konzessionen bereit war.
Sicher gab es auch unter jenen, die wir damals für Mitstreiter hielten, solche, die ihn im
staatlichen Auftrag bekämpften und es werden nicht wenige gewesen sein. Andere mögen
ihm seinen Erfolg geneidet haben, obwohl sie ganz genau wußten, daß der strahlenden Welt
der surrenden Fernsehkameras und dem Blitzlichtgewitter der Fotografen, die einsame Welt
der Kerker von Celle und Butzbach gegenüber stand und daß all das, was hier durch ihn
erreicht wurde, von ihm auch bitter bezahlt werden mußte, indem er seinen politischen
Vorstellungen die besten Jahre seines Lebens opferte.
Von seinem Ableben hat jedenfalls niemand seiner Gegner aus dem Nationalen Widerstand
profitieren können. Zu sehr unterschieden sich sein Wissen, sein Weitblick und seine weit-
reichenden politischen Vorstellungen von jenen der Kleingeister, die ihn bekämpft hatten.
Mit Michael Kühnen hat die nationalrevolutionäre Front in Deutschland einen ihrer Bes-
ten verloren, daran kann es keinen vernünftigen Zweifel geben. Auch einige seiner Gegner
von damals räumen das heute ein. Wer ihn allerdings heute noch bekämpft, meist ohne ihn
je gekannt oder gar erlebt zu haben, soll wissen, daß er damit zu spät kommt. Längst hat
Michael Kühnen seinen festen Platz in der Geschichte des nationalrevolutionären Wider-
standes eingenommen. Dafür sorgen schon jene, die ihm -allen Anfeindungen zum Trotz-
stets ein ehrendes Andenken bewahren werden. Diese Schrift soll sichtbares Zeichen dafür
sein...
In dieser Zeit betritt ein junger Mann die politische Bühne, dem eine glänzende Karriere
in der bundesdeutschen Gesellschaft sicher gewesen wäre. Er kommt, aus begütertem El-
ternhaus stammend, im nordrheinwestfälischen Bonn-Beuel am 21.06.1955 zur Welt und
schlägt nach dem Abitur die Soldatenlaufbahn ein. Mittlerweile zum Leutnant befördert,
studiert er auf der Bundeswehrhochschule in Hamburg, sein Name: Michael Kühnen.
Und Kühnen ist kein Spinner. Er ist intelligent, redegewandt und belesen. Er hat sich mit
dem Kommunismus und seinen geistigen Wurzeln ebenso auseinandergesetzt wie mit dem
Nationalsozialismus und in letzterem sieht er die Chance für eine gerechtere Zukunftsord-
nung, zunächst in seinem Vaterland Deutschland, im Laufe seiner weiteren politischen
Tätigkeit aber auch weit über dessen Grenzen hinaus.
Bevor er eine eigene Organisation gründet, erkundet er die bereits vorhandenen und merkt
bald, daß ihm keine dieser Parteien oder Gruppen eine wirkliche politische Heimat bieten
kann. Schon gar nicht die um ständige Aus- und Abgrenzung bemühte NPD, auf deren Ver-
anstaltung zum 8. Mai 1977 er ein entscheidendes Schlüsselerlebnis hat. Ausgerechnet am
Jahrestag der deutschen Niederlage hetzt ein NPD-Funktionär gegen das Dritte Reich und
den Nationalsozialismus. Kühnen verläßt wutentbrannt diese Veranstaltung, einige Getreue
folgen ihm und man beschließt spontan die Gründung einer nationalsozialistischen Frontor-
ganisation mit dem Ehrennamen dieses denkwürdigen Tages: „SA-Sturm >8. Mai<“.
Mit dieser Gründung verwirklicht Michael Kühnen eine später noch oft erhobene, in jenen
Tagen des Mai 1977 aber erstmals formulierte Forderung: Nationalsozialisten gehören in
eine nationalsozialistische Organisation!
Über diese Zeit des Beginns seiner aktiven Tätigkeit schreibt Kühnen selbst in seiner 1979
entstandenen Schrift „Die Zweite Revolution“:
„Die Welt staunt: 35 Jahre nach der Zerschlagung des Großdeutschen Reiches, nach immer
neuen Umerziehungsversuchen, nach dem Verbot der NSDAP, gibt es in Deutschland wie-
der junge Menschen, die hakenkreuzähnliche Armbinden tragen und mit schwarzen oder
braunen Hemden, schwarzen Hosen und Knobelbechern auftreten (...) Ja, unseren jungen
Kameraden geht es wohl wirklich zu gut in diesem System: Sie stammen fast durchweg
aus Arbeiterfamilien, sind selber Lehrlinge mit wenig Geld, finden keine Lehrstellen, sind
arbeitslos oder wegen ihrer Gesinnung entlassen! Vor allem aber: Sie sehen keine Aufstieg-
schance in einem System, in dem Herkunft und Vermögen mehr zählen als Leistung, in
dem die Handarbeit gering geachtet und ein Volksschüler wie der letzte Dreck behandelt
wird. Sie haben ständig Krach zu Hause und werden von der Polizei gejagt, wenn sie ihre
Parteikluft tragen. Sie sind mit 16 oder 17 Jahren schon häufiger festgenommen worden
als der Durchschnittsspießer in seinem ganzen Leben (...) Sie sind mit ihrem Herzen dabei,
mit ihrem jungen, glühenden Herzen; sie wollen ein besseres Deutschland; sie wollen eine
Heimat, keine technokratisch gelenkte materialistische Betonwüste! Sie können es vielleicht
nicht in Worte fassen, aber das ist das Schlüsselwort: Heimat! Und es gibt noch ein zweites:
Haß! Haß auf die bürgerliche, verlogene Welt, die ihnen die Zukunft stiehlt; Haß auf die
Staatsschützer, die Sechzehnjährige durch die Straßen deutscher Großstädte jagen; Haß auf
die Feinde und Verräter, die Deutschland ausbeuten wie eine fremde Kolonie, weil sie nicht
deutsch empfinden können!“
Natürlich staunen nicht nur Medien und Öffentlichkeit, auch der Polizei- und Justizapparat
muß sich erst auf diesen unerwarteten Angriff von rechts einstellen und beginnt -nach dem
ersten Schock- sehr bald mit wirkungsvollen Gegenmaßnahmen. Aber war man von den
bürgerlich-nationalen Biedermännern bisher gewohnt, daß sie sich staatlichen Weisungen
widerstandslos unterwerfen, so bildet das Verhalten der ANS und ihrer Aktivisten auch
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Biographie
hier eine bisher nicht gekannte Ausnahme. Der Versuch der Polizei, eine Veranstaltung der
ANS zu sprengen und damit die Enthüllung einer Adolf-Hitler-Gedenktafel zu verhindern,
verläuft kläglich und erst unter massivem Einsatz und nach stundenlangem Kampf ende-
te die „Saalschlacht von Lentföhrden“ mit Auflösung der Veranstaltung und zahlreichen
Festnahmen. Nicht nur die älteren Kameraden, auch die Polizeieinsatzleitung kann sich des
Eindrucks nicht erwehren, daß sich die SA zurückgemeldet hat.
Durch den Bückeburger Prozeß und die sich anschließenden viereinhalb Jahre Haft ist
Kühnen zwar zunächst aus dem Verkehr gezogen, und auch die Aktivitäten der ANS ru-
hen, aber unmittelbar nach Verbüßung der Strafe meldete sich „der Chef“ an die politische
Front zurück. Im Januar 1983 verschmilzt dann die „alte“ ANS mit den aus Mitgliedern
verbotener Organisationen und zahlreichen neuen Kämpfern gebildeten NATIONALEN
AKTIVISTEN (NA) zur legendären ANS/NA. Die darauffolgenden Monate bis zum Ver-
bot der Aktionsfront im Dezember 1983 werden zum erfolgreichsten Abschnitt offen nati-
onalsozialistischer Agitation und Propaganda seit Kriegsende. Spätestens jetzt gilt Michael
Kühnen als der „Nazi-Führer“ schlechthin, eine
Rolle, die er gar nicht zu spielen beabsichtig-
te, in die seine Gefolgsleute ihn aber immer
wieder hineindrängen. Er ist eben der Beste
und Fähigste.
Von Frankreich aus bereist Kühnen auch andere Länder, wie die Schweiz oder aber auch
Spanien, wo er unter den staunenden Augen eines deutschen Fernsehteams sogar mit
Leon Degrelle zusammentrifft, jenem legendären Divisionskommandeur der Waffen-SS-
Division „Wallonie“, der interessanterweise nur französisch und spanisch spricht. Für Küh-
nen, der mehrere Sprachen fließend beherrscht, kein Problem. Zum Abschied erklärt sich
Degrelle auch bereit, Kühnens ebenfalls in Spanien gegründetes „KOMITEE ZUR VORBE-
REITUNG DER FEIERLICHKEITEN ZUM HUNDERTSTEN GEBURTSTAG ADOLF
HITLERS“ (KAH) tatkräftig zu unterstützen.
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Biographie
Zwischenzeitlich laufen die Drähte der französischen und deutschen Sicherheitsbehörden
heiß, die Deutschen würden Kühnen gern verhaften, ein neuer großer Prozeß ist in Vor-
bereitung, die Franzosen wären froh, ihn los zu sein, diesen deutschen Nationalsozialisten,
der unter soviel Medieninteresse von Frank-
reich aus die „Nazi-Internationale“ schmiedet.
Man einigt sich und Ende 1984 wird Kühnen
nach Deutschland abgeschoben. In dem da-
rauffolgenden Verfahren wird er erneut zu ei-
ner langjährigen Haftstrafe verurteilt, die er im
hessischen Butzbach bis zum letzten Tag absitzt.
Kühnens Abwesenheit nutzen einige Neider
und Spalter zur Demontage ihres einstigen
Vorbildes, sie verbreiten Gerüchte und schüren
Mißstimmungen. Unfähig, eigene politische
Vorstellungen und Konzepte zu entwickeln,
halten sie ihre „große Stunde“ am Vorabend des
20. Juli 1986 für gekommen. Auf der Grund-
lage angeblich unterschiedlicher Moralvorstel-
lungen wird eine gänzlich unpolitische Debatte
zum Anlaß genommen, um gegen Kühnen zu
putschen. Er ist ensetzt, als er -im Gefängnis
sitzend- den schriftlichen Bericht seines Stell-
vertreters Thomas Brehl erhält und erklärt so-
fort seinen Austritt aus der eigenen Truppe und
die Niederlegung aller Funktionen, Brehl folgt
ihm.
Der Erfolg ist überwältigend: Aus allen Teilen Deutschlands treffen Treuebekundungen für
Michael Kühnen - Festschrift zum 50. Geburtstag | Seite 10
Biographie
Michael Kühnen ein, verbunden mit der inständigen Bitte, weiterzuarbeiten und zu kämp-
fen und sich dieser heiligen Aufgabe nicht zu entziehen. Kühnen ist überrascht und gerührt
und er entzieht sich nicht. Sofort nach seiner abermaligen Haftentlassung im März 1988
steht „der Chef“ wieder da, wo er in all den Jahren seines politischen Ringens gestanden
hat: an der Spitze der ihm ergebenen Kampfgemeinschaft überwiegend junger Aktivisten,
die -von ihm nicht gewollt- von Freund und Feind mittlerweile die „Kühnen-Truppe“ ge-
nannt wird.
Mit der ihm eigenen Dynamik baut Kühnen aus Teilen seiner Kadertruppe und neu hinzuge-
kommenen Aktivisten in kürzester Zeit eine Wahlpartei, die NATIONALE SAMMLUNG
(NS), auf. Alle Kräfte seiner kleinen, aber schlagkräftigen Bewegung konzentriert er in ei-
nem Städtchen im Rhein-Main-Gebiet, im hessischen Langen. Hier will er die Demokraten
mit ihren eigenen Waffen schlagen, hier rüstet er zur „Durchbruchsschlacht“. Die Unter-
stützung ist enorm, aus allen Gauen des Reiches und darüberhinaus kommen ständig Kame-
raden zur Wahlkampfhilfe in die hessische Gemeinde zwischen Frankfurt, Darmstadt und
Offenbach. Nicht nur die Stadtoberen befürchten für die Kommunalwahl das Schlimmste,
auch die Linkspresse, darunter die FRANKFURTER RUNDSCHAU, prophezeien entwe-
der den Einzug der NS´ler ins Langener Rathaus oder schließen ihn zumindest nicht mehr
aus. Das System zieht die Notbremse: Mit einem Verbot -der denkbar undemokratischsten
aller Maßnahmen- beendet der Staat die Träume vom ersten Einzug bekennender Natio-
nalsozialisten in ein Stadtparlament nach dem Zweiten Weltkrieg.
Zunehmend von seiner schweren Krankheit gezeichnet, gibt Kühnen dennoch nicht auf.
Unentwegt reist er, hält Reden, schreibt und gründet nationale Kampfverbände. Er schont
sich nicht und die unerwartete Teilwiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1989 erweitert
sogar noch sein ohnehin schon großes Betätigungsfeld. Auch in Mitteldeutschland findet
er schnell Zuspruch und ungezählte neue Anhänger. Ein Jahrhundertwerk wartet auf jenen
Mann, der spürt, daß ihm die Zeit davonläuft und ihm die Krankheit schnell und unaufhalt-
sam die noch verbliebenen Kräfte raubt.
Michael Kühnen, eine tragische Figur im klassischen Sinne, stirbt, ohne sein großes Ziel,
die „Neugründung der NSDAP als legaler Partei in Deutschland“, erreicht zu haben, am
25.04.1991. Er blieb zeitlebens seinen Zielen und seinem Bekenntnis zu Volk und Nation
treu. Er hinterläßt eine nicht zu schließende Lücke in der Front der Kämpfer für Deutsch-
land! Seine Schriften sind illegal, seine Organisationen verboten und aufgelöst und es wäre
politisch unsinnig, den Versuch ihrer Wiederbelebung zu machen. Was sie waren, waren
sie durch ihn, aber die Erinnerung an Michael Kühnen lebt. Und wir lassen es uns nicht
verbieten, ihm ein ehrendes Andenken zu bewahren. Seinen Gegnern zum Trotz und seinen
ehemaligen Anhängern zum Zeichen der Treue rufen wir ihm zu:
Es war ein sonniger Augusttag im Jahre 1983, als ich wie vereinbart,
einen alten Aktivisten der Münchner Rechten telefonisch kontaktie-
ren sollte. Er eröffnete mir sogleich am Telefon, daß noch am selben
Tag ein Treffen mit nationalen Persönlichkeiten aus dem Reichsgebiet
in einem Münchner Traditionslokal stattfinden sollte, mit dabei: Mi-
chael Kühnen. Am frühen Abend dieses denkwürdigen Tages betrat
ich dann das „Donisl“ jene Gaststätte, in der ich den größten Sohn
der deutschen Nachkriegsgeschichte das erste Mal sehen sollte. Ich
war ziemlich aufgeregt, als ich zu der Gruppe von Aktivisten stieß, die schon bundesweit
Schlagzeilen machten. Mitten unter ihnen: Michael Kühnen.
Korrekt gekleidet, schneidiger Haarschnitt und mit einem offenen Lächeln, das mir sofort
sympathisch war. Nachdem ich allen als junger Aktivist vorgestellt worden war -einschließ-
lich Michael Kühnen- faßte ich all meinen Mut zusammen und bat meinen baldigen obers-
ten Chef persönlich um ein Gespräch. Er gewährte es mir und ich konnte endlich all die
Fragen zu unserem zukünftigen Ringen stellen, die mir schon lange auf den Nägeln brann-
ten. Die Beantwortung seinerseits erfolgte in einer Klarheit und politischen Präzision, wie
ich vorher noch nie so deutlich gehört hatte.
Nachdem der Abend voranschritt, wurde die Gaststätte gewechselt und wir kamen zu un-
serem ersten Sturmlokal der jungen Bewegung in München. Hier fand auch die Gründung
der Kameradschaft München der ANS/NA mit der Sturmnummer „16“ unter Federführung
von Kühnen noch am selben Abend statt. Und noch heute, über 20 Jahre später, erfüllt
es mich noch immer mit ungeheurem Stolz, eines der Gründungsmitglieder in München
gewesen zu sein.
Ab da begannen wohl die turbulentesten Jahre meines Lebens unter immerwährender Füh-
rung unseres geliebten Chefs Michael Kühnen. Immerhin fast Acht Jahre bis zu seinem Tode
1991, habe ich ihn begleitet durch gute und schlechte Zeiten. Damals wie heute gilt ihm
mein Dank und er wird mir daher immer unvergessen bleiben.
Danke Michael!
Ich war gerade 14 Jahre alt und seit einigen Monaten ein sehr aktives
Mitglied im ANS/NA >Sturm 5, Bielefeld<. Und nun sollte es endlich
soweit sein, ich würde erstmals Michael Kühnen persönlich treffen, den
Chef, bei einer Veranstaltung in Heiden im westlichen Teil Westfalens.
Heimlich war ich zu Hause ausgebüchst und hatte unterwegs die Uni-
form angezogen, nun ging es zusammen mit meinem Kameradschafts-
führer Manuel Haberhauer und der HNG-Vorsitzenden Christa Goerth
und den anderen Jungs auf zur Aktion. Auch andere Führungsmitglie-
der waren da, ich kannte sie schon von ihren regelmäßigen Besuchen
in Bielefeld. Es waren Thomas Brehl, Christian Worch, Arnd-Heinz Marx, Jürgen Mosler,
Peter Müller, Dieter Weißmüller und >Steiner<. Christa Goerth war indes längst zu einer
Art „Ersatzmutter“ für mich geworden.
In Heiden angekommen, wurden wir sofort auf das herzlichste von Michael Kühnen be-
grüßt. Der war sichtlich begeistert von seinen jungen Bielefelder „SA-Männern“, waren ihm
doch unsere ständigen Aktivitäten und deren Medienecho und die bereits einsetzenden
Verfolgungen unserer Truppe nicht verborgen geblieben.
Die Begrüßung kann ich bis heute nicht vergessen, es war so etwas wie eine innere Ver-
pflichtung, ein Treuebekenntnis, das auch über seinen Tod anhalten sollte. Es gibt Men-
schen, die haben dieses gewisse Etwas, man spürt es bei der ersten Begegnung. Ich habe
in meinem Leben viele außergewöhnliche Menschen kennengelernt, aber keiner hatte die
Ausstrahlung eines Michael Kühnen.
Ich habe es auch später immer wieder miterlebt: Michael konnte mit seinem Wesen Junge
und Alte in seinen Bann ziehen und selbst viele überzeugte politische Gegner zollten ihm
ehrlichen Respekt. Bielefeld wurde zu einem wichtigen Meilenstein (wie schon fast 60 Jahre
zuvor) in der neueren Kampfzeit. Für Michael Kühnen aber wurde es -auch Dank Christa
Goerth und den treuen Bielefelder Kameraden- zur zweiten Heimat.
Sein Charisma, Ideenreichtum, Kameradschaft und Glaube steckte uns alle an, seine über-
wältigenden Reden, Ausführungen und Visionen rissen uns ständig mit. Seine Schriften,
sein fundamentales geschichtliches Wissen, seine Neukommentierungen, Referate und Ar-
tikel lehrten und formten uns. Seine Selbstlosigkeit, sein Prinzip nur das von anderen zu
verlangen, was er selbst jederzeit zu leisten bereit war, prägten uns und waren uns Vorbild im
Kampf. Seine „10 Gebote des Politischen Soldaten“ gaben uns inneren Halt und waren uns
ständiger Antrieb. Man kann ohne jede Übertreibung sagen -und wer Michael Kühnen mit-
erleben durfte, wußte das- „Dort wo Michael war, war vorne!“. Ich werde Michael Kühnen
nie vergessen, mit ihm verlor ich einen Chef, Kameraden, Freund und ewigen Vertrauten.
Und dies ist auch der Grund für meine Trauer. Soviel Unrecht ist diesem Vorkämpfer wi-
derfahren – gerade auch aus eigenen Reihen – daß es einen heut` noch schmerzt, wenn
die Erinnerung auf jene Jahre kommt. Nicht die langen Haftjahre, die Kamerad Kühnen
als Frontmann unserer Bewegung absitzen mußte, haben ihn belastet. Nein, es waren die
dauernden Angriffe und der Verrat aus den eigenen Reihen. Ich spüre tiefe Trauer in mir,
wenn ich an Michael Kühnen denke, denn ich spüre schmerzlich den unersetzbaren Verlust
für unseren Kampf, den der Tod dieses Mannes bedeutete. Mir ist niemand mehr begegnet
mit dem Charisma eines Michael Kühnen. Dieser Mann hat mich politisch kämpfen gelehrt.
Er hat mir gezeigt, wie mit Menschen umzugehen ist. Er hat mir eine tiefe Ahnung davon
gegeben, was für eine ungeheure Kraft in unserer Idee steckt. Einige Erlebnisse unseres
Kampfes haben sich für immer in meine Erinnerungen gebrannt.
Es war eine HNG-Veranstaltung mit „Begleitmusik“. Das heißt, die Antifa lungerte über-
all herum. Wir konnten unsere Veranstaltung ohne direkten Feindkontakt bis zum Schluß
durchführen. Am Ende der Veranstaltung gab es die Meldung, daß erste abreisende Teil-
nehmer auf dem Weg zu den Fahrzeugen von der Antifa überfallen wurden. Ich machte
mich mit zwei Kameradinnen und einem Kameraden ebenfalls auf den Weg zum Fahrzeug,
welches allerdings auf Grund von Polizeivorgaben sehr weit abseits stand. Während wir
Lieber Michael!
Von wo auch immer Du jetzt auf uns schaust, diese Zeilen sind Dir gewid-
met. Kannst Du Dich noch erinnern, wann wir uns kennenlernten? Es
war Ende der 80er, als Du in Butzbach inhaftiert warst. Ich war in jener
Zeit Mitglied der HNG unter Führung von Christa Goerth. Ich wurde
einer der vielen Betreuer, die das Vergnügen hatten, mit Dir in Briefkon-
takt zu treten und ich war echt stolz darauf, Dich meinen Brieffreund
nennen zu dürfen, denn Du warst ein feiner Kamerad und Mensch. Dei-
ne Art Menschen zu führen, sie für unsere Sache zu begeistern, war beispielhaft. Auch in
Haft bist Du Mensch geblieben und bist auch hier vor allem Deiner politischen Linie treu
geblieben. Das wurde durch Rundschreiben, Verfassen von Broschüren stets unter Beweis
gestellt. Nie hast Du Dich beugen lassen. Du warst und bist auch heute noch unser Vorbild.
Deine Briefe haben immer zum Ausdruck gebracht, wie Du fühltest und dachtest. Viele
haben sich Dir angeschlossen, sind Deinen Weg im Kampf um Deutschland mitgegangen.
Du hast mir in Form Deiner Briefe sehr gut vor Augen geführt, wie es um Deutschland steht
und was man tun kann, um bessere Zeiten zu erstreiten. Dies werde ich nie vergessen. Ich
werde Dich nie vergessen. Am 21.6. hast Du Geburtstag, Du würdest 50 Jahre.
Bereits bei unserem ersten Gespräch offenbarte sich mir die völlige in-
tellektuelle Überlegenheit Kühnens und sein fast magisches Charisma.
Hier stand ein Mann, der ganz genau wußte, was er wollte. Er hatte
ein unglaubliches Hintergrundwissen, hatte sich mit allen möglichen
politischen Strömungen der letzten Jahrhunderte eingehend befasst. Er
sprach mehrere Sprachen, war Bundeswehroffizier gewesen und ver-
fügte über ein weltmännisches Auftreten, das uns allen damals fehlte.
Solch einen Mann hatte nicht mal der politische Gegner aufzubieten
und so war das Beste an dieser ganzen Erscheinung: Er war überzeug-
ter Nationalsozialist und ließ keinen Zweifel daran, daß er in dieser Ideologie die Zukunft
Deutschlands sah. Ich mochte ihm bei seinen Ausführungen in nichts widersprechen, alles
Michael Kühnen - Festschrift zum 50. Geburtstag | Seite 20
Erlebnisberichte
was er vorbrachte erschien mir zwingend logisch und so war mir nach wenigen Minuten
klar, daß es völlig unsinnig sein würde, sich diesem Mann und seinen Planungen zu verwei-
gern oder gar gegen ihn arbeiten zu wollen. Das zeigte sich besonders im Zusammenhang
mit dem einzigen Thema, bei dem wir tatsächlich andere Vorstellungen entwickelt hatten.
Nämlich in der Frage, wie es weitergehen solle und ob es wirklich noch Sinn mache, eine
bundeseinheitliche Organisation ins Leben zu rufen. Wir hatten diese Frage ja bereits mit
einem eindeutigen „Nein!“ beantwortet, Kühnen indes beantwortete sie mit einem ebenso
eindeutigen „Ja!“ und begründete dies so detailliert, daß wir noch am selben Tag seine Vor-
stellungen übernahmen und einem Zusammenschluß der alten Hamburger ANS mit un-
seren Nationalen Aktivisten zur neuen
ANS/NA zustimmten und sofort an
die konkreten Vorbereitungen gingen.
Zwar schloß Kühnen die von uns ent-
wickelte Organisationsform nicht für
alle Zukunft aus, aber zunächst -so er-
klärte er uns- müßten wir alle Kräfte
bündeln, um aus der Isolation und aus
der ständigen, ermüdenden und frust-
rierenden Defensive herauszukommen.
Dies könnten unabhängige Kamera-
denkreise nicht leisten, sondern nur
eine nach dem Kaderprinzip aufgebau-
te junge Kampfgemeinschaft mit dem
Der Chef mit Stellvertreter eindeutigen Bekenntnis zum National-
Thomas Brehl sozialismus. Er wisse, wie die Medien
zu instrumentalisieren seien, deshalb
könne er uns auch versprechen, daß wir mit unseren bereits vorhandenen und sicher noch
schnell anwachsenden Kräften die Schlagzeilen der bundesdeutschen Medienlandschaft
bestimmen würden. Er plane einen Paukenschlag, mit ständigen Aktionen, Aufmärschen,
Demos und Saalveranstaltungen. Journalisten von „SPIEGEL“, „stern“ und anderen Print-
medien würden ihn bereits mit Anfragen überschütten. Gerade jetzt sei die Chance da, mit
minimalem Kräfteeinsatz eine maximale Wirkung zu erzielen. Nach höchstens einer hal-
ben Stunde fragte ich mich bereits verwundert, wie wir eigentlich auf diesen Blödsinn mit
den unabhängigen Kameradschaften gekommen waren. Was Kühnen uns hier anbot, war
ja nichts weniger als die aktive Teilnahme an einer -in aller Bescheidenheit- historischen
Weichenstellung. Da wollten, nein, da mußten wir dabei sein.
In aller Offenheit sprach Kühnen auch gleich das Thema „Verbotsgefahr“ an und auch hier
gab er sich keinen Illusionen hin. Wir werden mit der ANS nicht an die Macht marschieren
können aber wir können mittels dieser Truppe dafür sorgen, daß die nationalsozialistische
Bewegung aus ihrer Isolation heraustritt und eine staunende Öffentlichkeit wie vom Don-
nerschlag gerührt zur Kenntnis nehmen muß, daß es junge Nationalsozialisten in Deutsch-
land gibt, die dem Verbot öffentlich trotzen, ihr Bekenntnis laut nach außen tragen und für
Bei unserem Eintreffen erwartete uns vor dem Lokal bereits ein Aufgebot der Polizei. Nach-
dem von JN-Funktionären einige Reden gehalten worden waren und die Kameraden einige
Bierchen konsumiert hatten, packte ich mein Akkordeon aus und schon bald erklangen alt-
bekannte Kampfgesänge. Bei dem SA-Lied aus der Kampfzeit „Als die goldne Abendsonne
sandte ihren letzten Schein, zog ein Regiment von Hitler in ein kleines Städtchen ein!“
fiel mir ein ganz in Schwarz gekleideter junger Kamerad der Hamburger Truppe auf, der alle
Strophen kräftig mitsang. Auch andere bekannte Lieder der Bewegung wie „Einst kommt
der Tag der Rache“, „Durch Groß-Berlin marschieren wir“ oder das Lied der LEGION
CONDOR „Vorwarts, Legionäre“ erschollen. Als Höhepunkt dröhnte dann das „HORST-
WESSEL-LIED“ durch den Saal. Heutzutage wären wir alle sofort festgenommen worden,
aber damals, bei den ersten offen nationalsozialistischen Aktionen, war die Polizei ratlos,
verunsichert und wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. Es dauerte aber nur ein paar
Wochen, bis die Staatsgewalt bei jeglichem NS-Gebaren mit größter Härte zuschlug!
Dann kamen Michael Kühnen und seine Mannen, alle ganz in Schwarz, mit Kampfstiefeln
und Hakenkreuzarmbinden zünftig ausstaffiert, den Berg hochmarschiert. Den Nachbarn
fielen bei diesem Anblick fast die Augen aus dem Kopf, denn so schneidige Jungs hatten
sie seit 1945 nicht mehr gesehen. Bei eingehenden Gesprächen stellte ich fest, daß Michael
trotz seiner Jugend sehr belesen, hochintelligent und vor allem politisch glänzend informiert
war. Er war ein Nationalsozialist, wie er im Buche steht. Ich war fasziniert von diesem jun-
gen Mann, der später durch seine Aktionen als sogenannter „Neo-Nazi“ weltweit bekannt
wurde.
Da ist z.B. die „Esels-Aktion“, bei der vier Kameraden mit Eselsmasken und den Schildern
mit der Aufschrift „Ich Esel glaube, daß in deutschen KZs“ usw, usf. durch Hamburg mar-
schierten. Das Foto mit den Eseln war rund um den Globus in der Presse zu sehen. Es war
der geniale Propagandist Kühnen, der immer wieder in den Massenmedien für Wirbel sorg-
te. Dieser politische Kämpfer der Spitzenklasse, damals noch unbekannt, war nun bei mir zu
Gast. Neben den politischen Diskussionen kamen aber auch Spaß und Humor nicht zu kurz.
Es gab immer wieder viel zu Lachen.
Nach dem Abendbrot wurde rege den geistigen Getränken zugesprochen und schon bald
donnerte der Kampfgesang „Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen“ über die abend-
liche Bundeswehrsiedlung. Der Enderfolg war, daß wir am nächsten Tag von einigen Nach-
barn sehr freundlich, von den meisten aber überhaupt nicht mehr gegrüßt wurden. Es sprach
sich wie ein Lauffeuer herum: „Bei Koetters war gestern Abend Reichsparteitag!“ Das war
mein erstes Zusammentreffen mit dem späteren NS-Führer Michael Kühnen.
Während die sogenannten Führer noch munter über ihn hetzten, saß ich ihm nun gegenü-
ber und konnte mir selber ein Bild machen. Nach nur wenigen Minuten stand für mich fest:
Diese Spalter und Hetzer hatten Angst vor einem Mann der mit seiner Ausstrahlung, seiner
Gesinnung und der daraus folgenden Kameradschaft in wenigen Jahren mehr geschaffen
hat, als sie es in ihrem gesamten Leben geschafft haben und auch schaffen werden. Von nun
an stand für mich fest, wenn Michael ruft, sind wir da.
Er war es, der in Cottbus vor den „neuen Kameraden“ stand, zu ihnen sprach, ihnen Mut
machte, den neuen Weg zeigte und die selben Opfer aufnahm. Trotz der Verfolgung und
dem drohendem „Fortführungsverbot“ ging er auf Deutschlandfahrten, arbeitete an seinen
Schriften und suchte den reichsweiten Bund der Kameradschaften. Er war sich nicht zu
schade Standorte mit nur wenigen Aktivisten zu besuchen, er verlangte keine Hotels oder
Spesen, wie es sich heute so mancher glaubt zu erlauben.
Michael Kühnen zeigte das Leben eines National Sozialisten und ist somit ein Vorbild für
jeden. Seine Worte und Schriften werden keine Gültigkeit verlieren und im Kreise der treu-
en Kameraden wird sein Andenken stets hochgehalten. Was Michael Kühnen uns gegeben
hat, lassen wir uns nicht nehmen.
„Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, schwankt sein Charak-
terbild in der Geschichte.“ Man ist versucht, dieses Dichterwort für
Michael Kühnen in Anspruch zu nehmen, wenn man dessen Persön-
lichkeit im Lichte der Zeitgeschichte, der Presse und der öffentlichen
Meinung betrachtet.
Auf der einen Seite Hochachtung und Verehrung bei jenen, die Mi-
chael Kühnen als Kamerad unter Kameraden und Führer seiner Ge-
folgschaft kennen und schätzen gelernt haben. Jene Männer und Frau-
en, welche mit ihm gemeinsam die lange Nacht des Nationalsozialismus überwunden haben,
mit ihm Seite an Seite immer wieder spektakuläre Aktionen durchführten wie die schon
zu Kühnens Lebzeiten legendär gewordene Eselsmaskenaktion, die Saalschlacht von Lent-
föhrden usw. usf., mit ihm in der ANS und später in vielerlei anderen Organisationen ihren
Dienst versehen haben und dort mit dem Menschen Kühnen in Berührung gekommen sind,
viele von ihnen haben über Kämpfe und Stürme hinweg unentwegt ihre Verbundenheit
diesem Mann gegenüber bewahrt, der Teil der nationalsozialistischen Geschichte geworden
Michael Kühnen - Festschrift zum 50. Geburtstag | Seite 24
Erlebnisberichte
ist und über zwei Jahrzehnte hinweg die Politik des Widerstandes maßgeblich prägte.
Auf der anderen Seite schon an Fanatismus grenzende Hasser und Feinde, denen kein Mit-
tel zu elend oder zu schmierig ist, um das Andenken und das Lebenswerk des Politikers Mi-
chael Kühnen in Mißkredit zu bringen. Wenige persönliche Feinde sind unter dieser Sparte
zu finden, vielleicht ein paar, welche sich mit Kühnen überworfen haben oder nicht willens
waren seine Politik mitzutragen. Die anderen aber alle bilden die geschlossene Front von
Widersachern, welche entweder aus Unwissen oder Unverständnis heraus, Kühnen und
seine Ansichten nicht nur ablehnen, sondern mit Mißgunst, Neid und Böswilligkeit über-
häufen.
Michael Kühnen war Nationalsozialist und verstand sich Zeit seines Lebens als politischer
Soldat, als solcher stellte er sein Leben in den Dienst der Sache und opferte dafür nicht nur
seine bürgerliche Existenz, Blut und Gut, sondern auch Acht Jahre seines jungen Lebens,
die er als einer der gefährlichsten „Neo-Nazis“ hinter bundesdeutschen Gefängnismauern
verbringen mußte. Nicht weil er Gewalt anwendete oder Gewalt progagierte, sondern einzig
und alleine für seine Gesinnung, seine freie Meinungsbekundung und sein Eintreten für das,
was er für gut und richtig erachtete.
Anhand dessen kann man ablesen wie das System Kühnen einschätze, einen der einfalls-
reichsten Köpfe, der fähigsten Organisatoren und begabtesten Propagandisten, welche die
Bewegung nach 1945 hervorgebracht hat. Als politischer Aktivist, der nie abseits stand, sich
nie schonte, sondern ständig für seine Überzeugung eintrat und versuchte diese anderen nä-
her zu bringen und zu vermitteln, als echter Revolutionär, dem dogmatisches und verstock-
tes Denken trotz seines Traditionsverständnisses ebenso fremd war, wie Berührungsängste
jeglichen Ansichten und Gruppierungen des politischen Spektrums gegenüber, stellte er in
der Tat eine Gefahr für das System dar, welches ihn weder durch mehrjährige Haftstrafen,
unzählige Strafanzeigen und Verfahren, noch durch Verbote seiner Vereinigungen und sons-
tige repressive Maßnahmen ins politische Abseits drängen konnte.
Auch Schmutz und Verleumdung haben Kühnen nicht verschont. Aber unbeirrt ging er
seinen Weg des Kampfes um ein neues Deutschland, an welches er selber innig glaubte und
an das er in hunderten von Herzen den Glauben neu erweckte.
Dieses Verdienst werden selbst die erbittertsten Gegner Kühnens nicht bestreiten können
und selbst wenn man wenig von seiner Überzeugung des rücksichtslosen Eintretens für den
Nationalsozialismus, seinen taktischen und strategischen Ansätzen, die im übrigen auch
heute noch unbewußt in breiten Kreisen des Widerstandes verankert sind und praktiziert
werden, halten mag, kommt man nicht umhin, die Uneigennützigkeit und den Opferwillen
dieses Mannes anzuerkennen. Kühnen ist Geschichte, der Mensch wird bald in Vergessen-
heit geraten sein, der Politiker Michael Kühnen aber hat sich als Pionier, als Vorkämpfer und
prägende Kraft unserer noch immer in den Kinderschuhen steckenden politischen Zusam-
menhänge einen ehrenden Platz in den Annalen der Bewegung erworben und als solcher
verdient er den Respekt und die Achtung aller ehrlichen Streiter für Europas Erwachen.
Für einen Menschen wie mich, der viele Jahrzehnte (1966 – 97) in
den Reihen der deutschen Arbeiterbewegung auf kommunistischer
Seite tätig war, bedeutete die erste Publizistische Begegnung mit
dem Hamburger „Neonazi“ in der „Jungen Welt“ (Organ der FDJ,
vor 1945 der HJ) im Sommer 1976 einen ideologischen Schock.
Die Junge Welt titelte damals mit einem Zitat Kühnens: „Ich baue
eine Europäische SA auf“ und berichtete unseren Jugendfreunden,
daß der besagte Faschist sich offen zur NS-Epoche bekannte. Bei
allem Haß, den wir aufgrund unseres antifaschistischen Weltbildes
gegenüber Kühnen empfunden haben, war da doch bei vielen von
uns eine Hochachtung vor dem „Klassenfeind“ von der anderen
Feldpostnummer. Einige Jahre später (1987) bekam ich während meiner Tätigkeit für die
Politabteilung der Deutschen Reichsbahn, Auszüge von Michel Kühnens „Zweiter Revolu-
tion“ (Kopien aus dem Giftschrank der Sicherheitsorgane) zum Studium in die Hände. Ziel
dieser Übung war es den „Rechtsradikalen“ Jugendlichen in den Betrieben mit Argumenten
entgegenzutreten anstatt diese sofort als Nazis zu kriminalisieren.
Was ich da zu lesen bekam unterschied sich sehr von dem Konterrevolutionären Mist à la
„Nationalzeitung“ oder „Bayernkurier“, was bisher durch die Finger des Politarbeiters ge-
gangen war. Michael Kühnen blieb zwar unser und auch mein Gegner, aber zum erstenmal
kam ich auf den Gedanken, daß es neben dem realexistierenden Sozialismus auch einen
nichtmarxistischen Sozialismus geben könnte.
Nach meiner „Säuberung“ aus der KPD, deren stellvertretender Vorsitzender ich bis 1997
war, begann ich nun die Werke Michael Kühnens zu studieren und mußte feststellen, daß
dieser Revolutionär nicht nur ein Visionär war, sondern auch die Dialektische Methode
meisterlich auf die Realität unseres Landes anzuwenden verstand. All jene „Führungsper-
sönlickeiten“, die ich seit 1997 im rechten und linken Lager kennenlernte und die über
Kühnen „Kübel von Dreck“ ausschütteten, haben uns nur Chaos und Anarchie in der Be-
wegung hinterlassen. Michael Kühnens Werke hingegen bilden eine wertvolle Bereicherung
für unseren Kampf für ein vereintes, unabhängiges und sozialistisches Deutschland, das es
vor allen Verleumdungen zu schützen gilt. Kühnens Schriften sind kein Dogma
sondern eine Anleitung zum Handeln für die friedliche Revolution!
Michael Kühnen - Festschrift zum 50. Geburtstag | Seite 29
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Michael Kühnen - Festschrift zum 50. Geburtstag | Seite 33
Michael Kühnen - Festschrift zum 50. Geburtstag | Seite 34
Michael Kühnen - Festschrift zum 50. Geburtstag | Seite 35
Zitate
„Seit ich zur Weltanschauung des revolutionären Nationalen Sozialismus gefunden habe,
führe ich den Kampf mit Michael Kühnen gemeinsam. Er ist der Mann, der den Stein ins
Rollen gebracht hat. Er ist in meinen Augen der fähigste Mann, den die noch junge und
kleine Bewegung bisher hervorgebracht hat.“
Christian Worch im November 1986 in seiner Schrift >Die Farbe der Treue<
„Michael (Kühnen) war in der Geschichte der Bundesrepublik eine ganz bedeutende Per-
sönlichkeit. Für mich war er nicht nur im nationalen Lager die einzige Persönlichkeit, die
mich jemals politisch überzeugt hat.
Die ehemalige HNG-Vorsitzende Christa Goerth, im Oktober 1998
„Michael Kühnen ist im Bereich Rechtsextremismus die einzige wirklich bedeutende Figur
innerhalb der letzten zehn Jahre !“
Christian Lochte, Chef des Hamburger Verfassungsschutzes 1988
„Was ich geschrieben habe, ist: daß er in dieser Diskussion mit mir nicht nur ein vorbildlich
ehrlicher Diskussionspartner war, sondern auch weit entfernt von jeder Verstocktheit und
Unbelehrbarkeit. Und daß ich nach dieser Begegnung ihm jederzeit mein Leben anvertrau-
en würde. Das war mein Eindruck. Und ich habe keine andere Möglichkeit, als dazu zu
stehen!“
Der kommunistische Vorzeige-Dichter und jüdische Emigrant Erich Fried nach seiner
Begegnung mit Michael Kühnen
Michael Kühnen - Festschrift zum 50. Geburtstag | Seite 36
Zitate
„99 Prozent von dem, was Kühnen sagt und macht, ist richtig!“
Oberst Hans-Ulrich Rudel, der „Adler der Ostfront“, 1979
„Für das neonazistische Lager hatte er in mehrfacher Hinsicht eine herausragende Rolle
gespielt. Zunächst als Ideologe, der in der Lage war, die in der Szene kursierenden Ideologie-
elemente in systematischer Form im Sinne eines Programms darzustellen. Darüber hinaus
spielte Kühnen als Organisator eine wichtige Rolle: Er gründete nicht nur neonazistische
Gruppen und führte mit diesen öffentlichkeitswirksame Aktionen durch, sondern schuf auch
immer wieder Ersatz- und Parallelorganisationen. Und schließlich erwies sich Kühnen als
wichtiger Propagandist, der insbesondere das Medieninteresse weidlich für sich ausnut-
zen konnte. Sein Tod und die unmittelbar darauf folgende Welle von Verbotsmaßnahmen
lähmten die weitere Entwicklung der Neonazi-Szene allgemein, aber auch besonders in den
neuen Bundesländern.“
Aus: >Rechtsextremismus in der Bundesrepublik< von Armin Pfahl-Traughber, C.H.
Beck´sche Buchdruckerei, München 1999, Seite 60.
„Wer Michael Kühnen persönlich gut gekannt hat, wird nachvollziehen können, daß es
seine Kooperationsbereitschaft und Zugänglichkeit, sowie eine gewisse Form von Integri-
tät gelegentlich schwermachten, das vorgeformte Bild des >bösen< Neonazis auf ihn zu
übertragen....Michael Kühnen persönlich empfand ich als durchaus vertrauenswürdig, ja
sogar integer. Und das hat nichts damit zu tun, welche politische Einstellung er hatte. Ihm
deswegen aber politisch eine Chance zu geben wäre töricht gewesen.“
Der Journalist („Inside-Report aus der Neo-Nazi-Szene“) und Filmemacher („Wahrheit
macht frei!“) Michael Schmidt in seinem Buch „Heute gehört uns die Strasse“, Econ-Ver-
lag, 1993, Seiten 142 und 143.
Da waren wir denn doch allesamt mehr als überrascht, als uns Michael Kühnen im Kreise
Frankfurter Kameraden eines Abends im Jahre 1983 mit der Ankündigung überraschte, daß
er von Radio Bremen für deren „Live-Talkshow“ >Drei nach Neun< eingeladen worden
war. Endlich einmal die Gelegenheit zu ungeschnittenen Aussagen vor großer Öffentlich-
keit, endlich mal die Möglichkeit, dem politischen Gegner in direkter Gegenrede zu antwor-
ten. Wir wollten es erst gar nicht glauben, nach all den schlechten Erfahrungen mit der von
uns allen mittlerweile so titulierten „System-Presse“ und den anderen gleichgeschalteten
Medien. Nach zusammengeschnittenen Befragungen, mit aus dem Zusammenhang geris-
senen Äußerungen, nach den durch übelste Kommentare verfälschten Berichten über uns-
ere vielfältigen Aktivitäten bis hin zu völlig erfundenen Interviews, wie es z.B. ein Journalist
namens Schütte in der „Quick“ hatte drucken lassen.
Nein, jetzt hatten sie einen entscheidenden Fehler gemacht: Michael Kühnen „live“ auftre-
ten zu lassen, das konnte für sie nicht gut ausgehen, der Schuß mußte für das herrschende
System nach hinten losgehen. Unsere Vorfreude auf dieses denkwürdige Ereignis war riesen-
groß. Der Chef im Fernsehen, im direkten Streitgespräch mit einer handverlesenen Schar
seiner Gegner. Das war die Art der Auseinandersetzung wie wir sie, wie Michael Kühnen sie
immer wieder gesucht und sich gewünscht hatte. Nur zu oft war sie ihm bisher leider ver-
weigert worden. So hatte sich denn am vorgesehenen Abend eine getreue Schar bei einem
Aktivisten der Frankfurter Kameradschaft eingefunden. In dessen Wohnung im Rodgau
saßen wir wie gebannt vorm Fernsehschirm und warteten auf den Auftritt unseres Chefs.
Der war mit dem Frankfurter Kameradschaftsführer schon früh nach Bremen aufgebrochen,
damit auch ja nichts schief gehen möge, denn so eine Chance, das wußten wir alle, würden
sie Michael Kühnen nach dessen Auftritt so bald nicht wieder geben, das war klar. So saßen
wir also erwartungsfroh im Rodgau und wähnten unseren Organisationsleiter im fernen
Bremen, als es plötzlich an der Haustüre klingelte. Und so froh wir ansonsten stets über sein
Erscheinen waren, so perplex waren wir nun als Michael Kühnen und der ihn begleitende
Kamerad plötzlich vor der Türe standen.
Was war geschehen? Zunächstmal hatte die „Antifa“ vom geplanten Auftritt Kühnens in der
Talkshow Wind bekommen, vermutlich hatten sie ihre Leute in diesem ohnehin als „links“
eingestuften Sender. Das führte dazu, daß das Sendegebäude, dessen Besetzung zwar miß-
lang, von hunderten herbeigetrommelter und von einem seltsamen Demokratieverständnis
erfüllter Berufsdemonstranten belagert wurde. Die drohten für den Fall des Auftritts von
Kühnen mit empfindlichen Übeln. Von Bombendrohungen war die Rede, vom Stürmen des
Funkhauses, die Verantwortlichen wurden zum Rücktritt aufgefordert und bekamen recht
schnell „kalte Füße“. Kühnen hatte das Funkhaus noch unbemerkt betreten können aber
drinnen wurde ihm sehr schnell eröffnet, daß man ihn keinesfalls würde auftreten lassen.
Michael Kühnen - Festschrift zum 50. Geburtstag | Seite 42
Kühnen und Fried
Auch die Polizei sprach von „Gefahr im Verzuge“, vorm Sender herrschten mittlerweile
beinahe bürgerkriegsähnliche Zustände. In aller Eile drückte man Kühnen ein Bündel Hun-
derter in die Hand, er hatte zu Recht auf seine Auslagen hingewiesen, aber einen Auftritt
hätte er natürlich nicht erzwingen können und eine
„Schutzhaft“ wäre ebenfalls wenig sinnvoll gewesen.
Es waren zwar noch mehrere Stunden bis zur eigent-
lichen Sendung und sicher hätte die Polizei mit star-
ken Kräften die Ordnung wieder herstellen können,
aber diesen Aufwand nur damit ein böser „Neo-Nazi“
seine verfassungswidrigen Reden halten kann? Dafür
wollte kein Entscheidungsträger die Verantwortung
übernehmen und so fügte sich Kühnen ins Unver-
meidliche und verließ auf Schleichwegen das Gebäu-
de, den unwissenden Mob hinter sich lassend.
So saßen wir also nun -den Chef in unserer Mit-
te- im fernen Rodgau und überlegten, ob es nun
überhaupt noch Sinn machen würde, die Sendung
anzusehen. „Natürlich sehen wir uns das an“, meinte
Erich Fried Kühnen, „...ich bin zwar nun nicht mehr dabei aber
das Thema ist doch geblieben und was vorm Sender los war, werden sie nicht totschweigen
können.“ So erwarteten wir denn eine der üblichen demokratischen Selbstbeweihräuche-
rungsdiskussionen, zumal ja unsere „alte Bekannte“ und Jüdin von eigenen Gnaden, Lea
Rosh, die Diskussionsleitung inne hatte.
Es fing auch alles an wie gewohnt, Lea Rosh schilderte kurz den „heldenhaften, antifaschis-
tischen Widerstand“ der mutigen Demokratieverteidiger vorm Haus, die wenige Stunden
vorher noch mit der Sprengung des Gebäudes gedroht hatten. Na ja, der Zweck heiligt be-
kanntlich die Mittel... Dann wurden die anderen Diskussionsteilnehmer vorgestellt und ich
erinnere mich heute nicht mehr, wer das im einzelnen war. Nur einen freilich habe ich nicht
vergessen und sein unerwarteter Auftritt stürzte Lea Rosh alsbald in die schwerste Nerven-
krise seit sie „Drei nach Neun“ moderierte. Es handelte sich um den Schriftsteller Erich
Fried, bekennender Kommunist und Jude, der während der Zeit des Nationalsozialismus
nach England emigriert war. Gerade als das „Wir-sind-unter-uns-Gefühl“ um sich greifen
wollte, polterte Fried plötzlich völlig überraschend los und das Gesicht, das Lea Rosh dabei
machte, mag dem geähnelt haben, das sie aufsetzte, nachdem sie erfahren hatte, daß eine
Tochterfirma der DEGUSSA Materialien für ihr geliebtes Holocaust-Mahnmal geliefert
hatte. Es sei unmöglich, daß hier über einen neuen Nationalsozialismus gesprochen werde,
meinte Fried, ohne einen Vertreter dieser Überzeugung am Tisch zu haben. Man habe ihm
gesagt, der „Neo-Nazi-Führer“ Kühnen sei heute da und nun habe man den wieder ausgela-
den wegen einiger Spinner vor dem Tor. Das sei ein Skandal! Er habe mit Kühnen sprechen
wollen! Wenn er das vorher gewußt hätte, dann hätte er sich den Flug auch sparen können
usw.usf. Ich muß zugeben, daß unsere eigenen Gesichter sich nicht wesentlich von denen
der anderen Diskussionsteilnehmer unterschieden haben mögen, auch wir waren völlig per-
Freilich dauerte es nicht lange und man kam zu jenem Thema, um das ich schon allein aus
strafrechtlichen Gründen einen weiten Bogen machen muß: Die zum Dogma erhobene,
fabrikmäßige Massenvernichtung von Menschen im Dritten Reich. Ich befürchtete, daß
Fried das Telefonat spätestens bei diesem Thema abbrechen würde, aber auch hier war die-
ser bemerkenswerte Mann für eine Überraschung gut. „Wir müssen uns noch viel öfter und
eingehender unterhalten, Herr Kühnen,“ sagte Fried am Ende „...und wenn sie mich davon
überzeugen können, daß die Geschichte von der fabrikmäßigen Ermordung von Menschen
zumindest so nicht stimmt, werde ich nicht zögern öffentlich für eine Revision der Ge-
schichtsschreibung einzutreten!“
Mit einem Schlag war uns allen klar geworden, welche ungeheure Chance für uns in der
Person von Erich Fried unerwartet aufgetaucht war. Ein Szenario enstand vor unserem geis-
tigen Auge, das die Säulen der Nachkriegsordnung hätte erschüttern können, aber es sollte
leider alles anders kommen und es scheiterte letztendlich weder an Michael Kühnen noch
an Erich Fried. Bald nach diesen aufwühlenden Ereignissen ging Michael Kühnen ins fran-
Nachdem Kühnen auch in seinem zweiten großen Prozeß nur wegen seiner Meinungsäuße-
rung und nicht wegen irgendwelcher Gewalttaten vor Gericht stand und eine mehrjährige
Haftstrafe drohte, lud der Hessische Rundfunk zu einer über mehrere Sender ausgestrahlten
Podiumsdiskussion ein. Thema: „Darf man einen Mann nur wegen seiner Worte einsperren?“
Als Gast unter anderem: Erich Fried! Auch hier lehnte sich Fried wieder mächtig aus dem
Fenster, stellte die freie Meinungsäußerung außerhalb jedweder Strafverfolgung und ergriff
unnmißverständlich für Michael Kühnen Partei. Wohlgemerkt wegen der zu befürchtenden
Verurteilung, nicht aus ideologischen Gründen. Den Linken aber reichte das. Ein Aufschrei
ging durch die Republik und viele Altlinke fielen nun über ihre Ikone her, was den freilich
nicht erschüttern konnte. Vor Prozeßbeginn hatte Fried bereits öffentlich erklärt, wenn es
Kühnen nutzen würde, wäre er bereit auf eigene Kosten als Entlastungszeuge nach Frankfurt
zu kommen. Das hatte schon für Entrüstungsstürme in einschlägigen Kreisen gesorgt, in
Kreisen freilich, die sich ihrerseits sehr um die wegen schwerster Gewaltdelikte verurteilten
RAF-Angehörigen sorgten. Diese doppelte Moral prangerte Fried nun auch in der Podiums-
diskussion an und die Presse war anderntags voll damit. Um das Maß voll zu machen und
allen seine Bereitschaft zu konsequentem Handeln unter Beweis zu stellen, besuchte Fried
Michael Kühnen dann nach der Verurteilung zu knapp vier Jahren Haft sogar in der Zwing-
burg Butzbach, wo der Chef seine Strafe bis auf den letzten Tag verbüßte.
Für die Zeit nach dem Ende der Haft wurde die Fortsetzung des außergewöhnlichen Dialogs
vereinbart, aber im Jahre der Freilassung Michael Kühnens, 1988, starb Erich Fried plötzlich
und unerwartet, nur drei Jahre später starb auch Kühnen. So müssen wir rückblickend fest-
stellen, daß der Nationale Widerstand und besonders auch der Revisionismus um eine große
Chance beraubt wurden. Was genau geschehen wäre, wissen wir natürlich nicht, aber daß
zwei völlig unterschiedliche Menschen einen für die Herrschenden höchst unangenehmen
Dialog begonnen hatten, das wissen wir. Daß jeder den anderen für subjektiv ehrlich und
für einen aufrechten Charakter hielt, auch das wissen wir und so wollen wir abschließend
noch einmal Erich Fried zu Wort kommen lassen, der sein Eintreten für Michael Kühnen
gegenüber seinen Gesinnungsgenossen und der Öffentlichkeit mit den Worten verteidigte:
„Was ich geschrieben habe, ist: daß er in dieser Diskussion mit mir nicht nur ein vor-
bildlich ehrlicher Diskussionspartner war, sondern auch weit entfernt von jeder Unbe-
lehrbarkeit. Und daß ich nach dieser Begegnung ihm jederzeit mein Leben anvertrauen
würde. Das war mein Eindruck. Und ich habe keine andere Möglichkeit als dazu zu
stehen!“
Totenleite und Beisetzung gestalteten sich in der ungewöhnlichsten Art, die man sich nur
vorstellen kann. Noch einmal entlud sich der geballte Haß bolschewistischer Gewalttäter
ebenso wie die Angst des etabliert-bürgerlichen Gutmenschentums über den Toten; nicht
anders, als der Lebende es während der zwanzig Jahre seines politischen Wirkens erfahren
hat. Die Nachricht von seinem Tode kam nicht unerwartet – noch tags zuvor hatte ich in
Kassel ein Gespräch mit der behandelnden Ärztin gehabt. Michael Kühnen hatte die Ärztin
Lisa Wohlschläger und mir gegenüber von der ärztlichen Schweigepflicht entbunden. Daß
er sterben würde, war auch für den Laien völlig klar zu erkennen; offen war nur die Frage,
wie lange es dauern würde. Als ich die Einzelheiten der Laborbefunde erfuhr, wußte ich, daß
es sich um eine Frage von allenfalls Tagen, möglicherweise nur noch Stunden handeln wür-
de. Noch einmal führten wir ein Gespräch. Auch auf dem Sterbebett galten seine Gedanken
noch ausschließlich dem politischen Kampf. Ein Händedruck, von dem ich spürte, daß es
der letzte sein werde. Dann fuhr ich nach Hamburg. Am nächsten Morgen, gegen acht Uhr,
kam der Anruf aus dem Krankenhaus. Michael Kühnens Herz hatte zu schlagen aufgehört.
Vorher schon hatten Lisa Wohlschläger und ich mit dem ersten Bestattungshaus am Ort
Kontakt aufgenommen, Pietät Dötenbier. Sicherlich waren sie zu recht das erste Haus am
Platz, und sicherlich trugen sie den Namen „Pietät“ zu recht. Sie erledigten ihre Arbeit
würdevoll und zu unserer vollsten Zufriedenheit. Nur den Auftrag, eine Traueranzeige in der
regional führenden Zeitung zu schalten den „Hessischen Nachrichten und Anzeigen“ HNA,
konnten sie nicht erfüllen. Fassungslos und empört berichteten sie, daß trotz völlig neutraler
Formulierung der Anzeige das Blatt sich geweigert hatte, sie aufzunehmen....
Dies war nicht der letzte Fall, in dem die Mitarbeiter des Bestattungshauses – ein alteinge-
sessener und traditionsreicher Familienbetrieb – fassungslos waren. Wenige Tage später war
die Einäscherung, verbunden mit einer Totenfeier im Kameradenkreis. Im Nebenraum der
Aufbahrungshalle nahm ich am offenen Sarg einen letzten Abschied. Seinem Wunsch und
Parallel zu der Klage wurde – rein vorsorglich und übergangsweise – nach anderen für eine
Bestattung infragekommenden Orten gesucht. Michael Kühnen war aus Beul gebürtig, im
Jahre 1955 eine eigenständige Gemeinde, nunmehr in die Stadt Bonn eingemeindet. Die
Stadt Bonn verweigerte eine Beisetzung. Zwar sei Kühnen dort geboren, hieß es, aber die
Bestattungsordnung sehe nur vor, daß Personen, die in Bonn verstorben seien, dort beige-
setzt würden. Als nächstes wurde die Gemeinde Rheinsberg angeschrieben; das war Michael
Kühnens letzter formeller Wohnsitz gewesen. Rheinsberg aber weigerte sich ebenfalls – es
sei nur ein Scheinwohnsitz gewesen, argumentierte man, und Michael Kühnen habe nie
in Rheinsberg gelebt. Tatsächlich gelebt hatte er in der Gemeinde Zimmern in Thüringen.
Aber auch diese weigerte sich; Michael Kühnen habe nie offiziell in Zimmern gelebt, daher
stünde dem Toten kein Recht zu, dort bestattet zu werden.
Es war die wohl würdeloseste Form des Schwarzen-Peter-Spiels, die man sich nur vorstellen
konnte; eine moderne Köpenickiade, oder eher ein kafkaesker Vorgang. Anfang 1992 – die
verwaltungsgerichtliche Klage gegen die Stadt Langen lief natürlich noch immer – kontak-
tete mich die Friedhofsverwaltung Kassel. Die Urne lag seit nunmehr über acht Monaten in
ihrem Panzerschrank. Ein Zustand, der mit Totenruhe nichts gemein hatte. Es mußte etwas
geschehen, darin waren sich alle Beteiligten einig. So stimmte dann die Friedhofsverwaltung
Kassel einer Beisetzung auf dem dortigen Nordfriedhof zu; natürlich mit dem ausdrücklichen
Vorbehalt von unserer Seite, daß nach dem erfolgreichen Abschluß des Klageverfahrens
gegen die Stadt Langen die Urne dorthin überführt werde. Die Beisetzung war an einem
kalten Januartag des Jahres 1992. Über hundert Kameradinnen und Kameraden kamen
nach Kassel; und die mehr als doppelte oder nahezu dreifache Anzahl anarchistischer und
Dies gab der Stadt Langen, die Panik hatte, zum Wallfahrtsort für Nationalsozialisten der
jüngeren Generation zu werden, Auftrieb. Denn das Verwaltungsgericht hatte nun einen
formellen Vorwand, die Klage abzuweisen. Das Klagbegehren sei nicht mehr erfüllbar,
schrieben die spitzfindigen Juristen; da die Urne gestohlen sei, sei ihre Überführung nach
Langen nicht mehr möglich, und folglich gäbe es keine Rechtsgrundlage, die Stadt Langen
zu verpflichten, daß sie die Beisetzung Michael Kühnens dort selbst zu dulden hätte.
Natürlich erhoben Lisa Wohlschläger und ich hiergegen Berufung zum Hessischen Verwal-
tungsgerichtshof. Wir begründeten dies damit, daß der Urnenraub überhaupt erst durch die
Also gibt es nirgendwo in diesem Lande einen Stein, in den das Epitaph gemeißelt ist, das
ich für Michael Kühnen ausgewählt hatte: