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verloren haben scheint. Gleiches ließe sich u. U. auch modal von der formalen
Implikation als logische Interpretation von Kausalrelationen sagen. Das
»Tautologische« soll womöglich anzeigen, daß es sich um keine
Geltungsdiskussion, vielmehr um eine Diskussion der Kriterien der
Einheitlichkeit des Existenzbegriffes handelt. Diese Diskussion findet in den
Grenzen der Differenz zwischen den ontologischen Grundlagen der
gesicherten logischen Allgemeinheit des Aussagen-Könnens über die jeweils
zutreffende Art einerseits und den ontologischen Implikaten des Aussagen-
Könnens von Einzelfällen andererseits statt.
Searle versucht vermutlich auch wegen dieser grundlegenden
Doppeldeutigkeit, die Existenzbehauptung vollständig von der Bedeutung
abhängig zu machen, jedoch ohne mit den Universalien wie Frege ein »Drittes
Reich« selbständiger Wesenheiten annehmen zu wollen. Schließlich wird
jedoch geleugnet, daß es für diese Erörterung so etwas wie außersprachliche
Voraussetzungen überhaupt gibt, womit aber zugleich geleugnet wird, daß
mit den behandelten Ausdrucken überhaupt etwas im Sinne Freges bedeutet
wird; und zwar, wie mir scheint, inklusive rein illokutionärer Inhalte. Übrig
bliebe dann nur mehr die Erörterung eines rein formalen Regelwerks vor jeder
Interpretationsregel.
Die Diskussion der Voraussetzung Quines, um der eigentlich ontologischen
Fragestellung auszuweichen, beginnt mit dem Übersetzungsproblem zwischen
verschieden logisch relevanten Notationen und ob deren Voraussetzungen
»vom Standpunkt des intuitiven Verstehens aus — genau dieselbe ist, wie die
Voraussetzung, die in einer ganz anderen Schreibweise ausgedrückten
Aussage enthalten ist«. (S. 165) Das bedeutet, dass man verschiedene
Übersetzungsmanuale zur Übersetzung der Quellsprache in die Zielsprache
erstellen kann, die sich untereinander widersprechen, aber dennoch passende
Übersetzungen sind. Man kann nicht entscheiden, welche dieser
Übersetzungen richtig ist. Als Grund dafür führt Quine eine prinzipielle
empirische Unterbestimmtheit an (Yablo). Ich glaube, daß eine Behauptung
von logischen Widersprüchen zwischen verschiedenen Übersetzungen
entweder nur darauf hinweisen kann, daß mindestens eine Übersetzung nicht
zutreffend ist, oder daß in der Behauptung eine Verwechslung einer
semantischen Doppeldeutigkeit mit einem logischen Widerspruch vorliegt.
Die Behauptung einer prinzipiellen empirischen Unterbestimmtheit ist aber
entweder eine unbegründete ontologische Festsetzung oder eine
unbegründete Festsetzung betreffs unseres Verstandes- und
Vernunftgebrauches. Ich werde diese Festsetzungen in dieser Arbeit als
ungenügend darstellen.
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Der Vorschlag, den Searle zuerst nach Alistons Vorstellungen macht (S. 164),
Voraussetzungen dieser Art als Implikationen nur eben dieser bestimmten
Sätze oder Theorien zu behandeln, ohne einen einheitlichen Begriff
ontologischer Vorausetzungen besitzen zu müssen, hat zunächst einiges für
sich, nachdem von einem obersten Gatttungsbegriffs des Seins in rein
ontologischer Hinsicht Abschied genommen werden mußte. Zumal auch
nichts gegen die Auffassung spricht, der auch Quine andernorts nahekommt,
daß es theoretische Aussagen geben muß, die selbst nichts über eventuelle
ontologische oder existentiale Voraussetzungen beinhalten. Ich möchte sogar
so weit gehen, zu behaupten, daß die allermeisten theoretischen Sätze und alle
empirische Sätze selbst gar keine ontologische Aussagen machen. Vielmehr
sehe ich die ontologische Frage als eine nach ontologische Implikate, die uns
erst nach einer Analyse der verschiedenen Weisen des Aussagens bekannt
werden könnten. Auch die Auffassung, daß es sich bei einem gelungenen
Ausschluß ontologischer Implikate um einen Vorteil handeln kann, will ich
nicht apodiktisch ausschließen. Ich bezweifle aber einen solchen Vorteil im
Zuge grundlegender Untersuchungen der Wahrheitsproblematik der formalen
und allgemeinen Logik. Der Kompromissvorschlag, den Searle offenbar
anpeilt, kann aber aus verschiedenen Gründen ebenfalls nicht das letzte Wort
sein, da zumindest die ontologischen Voraussetzungen über den konkret
abgrenzbaren Geltungshorizont von Einzelaussagen oder Einzeltheorien
hinausragen müssen. Das ist zumindest angesichts der Frage nach einer
ontologischen Bedeutung oder Grundlegung der logischen Allgemeinheit zu
fordern. Die Antwort kann mit einer begründeten Gesetzesaussage eines
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Diese Geordnetheit würde im nächsten Schritt erlauben, den nur logisch und
abstrakt umfaßten Horizont ontologischer Voraussetzungen für äquipollent zu
halten mit dem Horizont alles Wissens, wenn die Verwandlung ontologischer
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Searle hat insofern ganz recht, wenn er Quines ontologische Reduktion, die
mit der Übersetzung in die kanonische Schreibweise geschehen soll,
dahingehend kritisiert, daß zwar möglich ist, mit Hilfe des »gesamten
wissenschaftlichen Wissens« zwingend auf die Annahme der Existenz weiterer
existierender Gegenstände als diese Feder zu schließen (ich halte dafür nicht
einmal die Gesamtheit des wissenschaftlichen Wissens für notwendig), nicht
aber damit, daß auch die Gesamtheit des wissenschaftlichen Wissens nicht
zureicht, auch nur die Existenz eben der in Rede stehenden Feder zu beweisen
(S. 169). Zwar ist Existenz an sich selbst nicht beweisbar, nur Konzepte können
als wahr oder falsch erwiesen werden. Aber die Existenz von Wissen über
physikalische Gegenstände beweist in dieser grundsätzlichen Allgemeinheit
ebenfalls für die Vernunft zureichend die Existenz von physikalischen
Gegenständen.
Searle: Wenn Quine Synonymien in seiner Argumentation verwendet, so sei
dies nur in diesen Fällen geschehen, wo Quine dies ausdrücklich einführt, und
könne so nicht gegen Quines Verbot verstossen (S. 170). Ich habe oben
hingegen behauptet, daß Quine
erstens Synonymien wider seinen Voraussetzungen verwendet (die grundlose
Voraussetzung der einheitlichen Herstellbarkeit der Irrelevanz ontologischer
Voraussetzungen, vgl. die »zwei bis drei Gründe« der Widerlegung in b),
zweitens die Diskussion darüber gar nicht qua axiomatischer Einführung
entscheiden kann.
drittens, das allerdings ausdrücklich, die geforderte Einheit ontologischer
Implikationen mit der noch deutlich problematischeren Einheit »allen
Wissens« ersetzt wird. Abgesehen davon, daß die Kennzeichnung einer
gewaltsamen Analogie als Synonymie noch keine solche herstellt, bleibt der
mit der Transformation in die Sprachimmanenz des Wissens wohl erwartete
Fortschritt der Durchsichtigkeit und Eindeutigkeit der Konstruktion Chimäre.
Searle faßt zusammen »Es gibt keine Klasse von ontologischen oder
existenzialen Voraussetzungen« (S. 171):. Dieser Satz sagt aus, daß
ontologische oder existenzialen Voraussetzungen nicht zureichend logisch
geordnet sind. Hier stimme ich Searle zu.
Weiter unten: »Es gibt kein abstraktes Problem ontologischer
Voraussetzungen« (f). Wenn Quine garantieren könnte, daß die Übersetzung
in die kanonisierte Quantorenlogik keine ontologischen Implikate mehr
beinhaltet, obwohl die logische Allgemeinheit von Merkmalen, Regeln,
Konzepten oder Theorien Rückschlüsse auf wirkliche Verhältnisse erlaubt,
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