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ERSTER TEIL
„Urania, die glänzende Jungfrau, hält mit ihrem Zaubergürtel das All in tobendem Entzücken
zusammen!“
(Ardinghello)
ERSTER GESANG
2
Beschlossen ist des Philosophen Tod.
Man breche ruhig seinen Leib wie Brot!
Was soll der Philosoph vorm Tode bangen?
Lang war die Seele in dem Leib gefangen,
Und eingeengt im düsteren Gefängnis
War immer sie in Drangsal und Bedrängnis.
Viel überlegte hin und her der Geist,
Was Sein, was Werden und Vergehen heißt,
Was Erstursache ist und was die Welt.
So drehte sich der Geist in seinem Zelt,
Doch alles was die Philosophen hatten
Erkannt, das waren nur der Weisheit Schatten.
Der Philosoph begehrt nur, daß er seh
Von Schatten nicht verschleiert die Idee,
Die Schönheit selbst, nicht nur im Fleische Lais,
Sie selbst, die Unverschleierte von Sais,
Die unverschleierte, die bloße Wahrheit,
Idee der Schönheit selbst in reiner Klarheit!
Parmenides doch einst in der Vision
Wallfahrte durch die dunkle Nacht zum Thron
Der Göttin Weisheit, die ihn lehrte dort
Das reine Sein, das ist! Der Göttin Wort
Erleuchtete Parmenides in Klarheit,
Er sah das Sein, das sprach: Ich bin die Wahrheit!
Solch eine Reise durch die dunkle Nacht
Des Todes wird nun auch von mir vollbracht,
Die Seele zieht nun aus das Kleid der Schatten
Und scheidet sich vom Fleisch, dem Ehegatten,
Daß Psyche nackend in der Himmelfahrt
Zur Weisheit fährt, die dort sich offenbart!
Der Tod ist Sehnsucht aller Philosophen,
Die Schatten all wie Dirnen oder Zofen
Verachtend als Betörung zu verschmähen,
Um rein die bloße Göttin anzusehen!
Dort wird der Philosoph, erlöst von Schatten,
Sich der Idee der reinen Schönheit gatten,
Die reine Göttin Weisheit, göttlich nackt,
Die große Herrin voll Potenz und Akt,
Wird dort dem Philosophen sich entschleiern
Und in Elysium die Hochzeit feiern!
ZWEITER GESANG
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DRITTER GESANG
VIERTER GESANG
FÜNFTER GESANG
5
Nun wende dich von deines Körpers Schmerzen
Und von dem Erdenalltag voller Sorgen
Der innern Seele zu, dem Herz im Herzen,
ZWEITER TEIL
ERSTER GESANG
1
ZWEITER GESANG
1
Betrachten wollen wir des Kosmos Glanz,
Betrachten dann des reinen Geistes Tanz
Und dann mit einem gläubigen Vertrauen
Das schöne Licht des Ewigvaters schauen!
Wohlan denn, schauen wir den Künstler an,
Die Kunst lebt selber im geschickten Mann,
Wenn einer schaffen will ein Marmorbild
Der Charis oder eine Muse mild,
So ist die Schönheit in dem Maß enorm,
Als Stoff gestaltet wurde von der Form.
Denn Schönheit ist der Ordnung lichter Glanz.
Das Ideal der Schönheit rein und ganz
Ist aber nicht im Stoff, im Marmorstein,
Der Künstler gießt die Form dem Stoffe ein,
Gestaltend nach der Form der kluge Mann,
Der Form die Stofflichkeit ist untertan.
Der Künstler spricht: Die Schönheit, die ich seh,
Ist in sich selbst vollkommene Idee,
Ihr Gleichnis oder Abbild ist zu schauen
Im Licht der Schönheit aller schönen Frauen,
Der schönen Frauen Schönheit insgesamt,
Das ist das Ideal, das mich entflammt!
Und die Idee der Schönheit oder Form
Ist schöner als der Stein und ist enorm,
Unendlich rein, ist Schönheit anzuschauen
Im Geist, die schöner ist als schöne Frauen,
Sie ist der Schönheit göttliche Natur,
Die schöner als der Reiz der Kreatur.
Beim Eleusinischen Mysterium
Sah Phidias vorm Tempelheiligtum
Dem Meeresschaum entsteigen nackend Phryne,
Die schöne nackende Hetäre, kühne
Verführerin, die schön wie in der Mythe
Die schaumgeborne Göttin Aphrodite.
Doch Phryne Schönheit nicht allein besaß,
Auch andre Schöne schaute Phidias,
Liebreizend war auch die Hetäre Lais,
Erotisch war auch die Hetäre Thais.
Die Schönheit all von Lais, Thais, Phryne
Erhöhte durch sein Ideal der kühne
Bildhauer Phidias, daß Phidias
Das Ideal sah wie im Spiegelglas
In der Ideen himmlischem Gefild.
So schuf sein Geist der Aphrodite Bild,
Daß ihre Schönheit alle Welt versöhne,
Idee der Schönheit, ideale Schöne!
DRITTER GESANG
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4
Die Seele liebe, Schönheit guter Seele,
Das ist der reine Lichtglanz ohne Fehle,
Nicht wie der Sonnenkörper offenbar,
Geheimnisvoller Lichtglanz unsichtbar,
Der Seele Schönheit und des Glanzes Klarheit,
Das ist der Seele innerliche Wahrheit.
So Platon betete ein Bittgebet:
O Gott, du allerhöchste Majestät,
Gib, Gott, dass meine Seele werde schön,
Sei mir nichts anderes als Weisheit schön!
Die Seelenschönheit, Weisheit oder Wahrheit,
Wird euch von Gott geschenkt in Offenbarheit.
Die Wahrheit über Gott die Weisheit heißt,
Sie wird als Wahrheit über Gott gepreist.
Die Wahrheit über die Natur und Kraft
Des schönen Kosmos ist die Wissenschaft.
Die Wahrheit von dem Menschen Einsicht heißt,
Vernunft und Klugheit meine Harfe preist.
Der Seelenschönheit makellose Jugend
Ist sittlich und ist geistig reine Tugend.
Der Seelenschönheit sittlich-schöne Jugend
Verwirklichung der kardinalen Tugend
Von Keuschheit, Starkmut und Gerechtigkeit
Vom frommen Dichter werde benedeit.
Steig von der Tugend, die da sittlich ist,
Zur Tugend, die da geistig ist, o Christ.
Die Tugend, die da geistig ist, ist Wahrheit
Von Gott, das ist der Weisheit Offenbarheit.
Frau Weisheit, Wissenschaft und Einsicht spiegeln
Die Eine Wahrheit mit den sieben Siegeln.
Das Eine Licht der Wahrheit ohne Fehle,
Das ist die wahre Gloria der Seele,
Die wahre Seelenschönheit ist in Klarheit
Ein makelloses Spiegelbild der Wahrheit.
Vielfältig sind der Weisheit Lehren, alle
Frau Weisheit lehrt in der Ideenhalle,
Die Lehren fließen Welle über Welle
Gesamt nur aus der Einen Weisheit Quelle.
Die Mannigfaltigkeit der Menschenwahrheit
Stammt von der Einen Wahrheit Offenbarheit,
Der Wahrheit, die Person geworden ist
In Jesus Christus. So bekennt der Christ.
FÜNFTER GESANG