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Prof. Dr. Dr. h. c. Jan C.

Joerden Wintersemester 2017/2018

1. Hausarbeit im Strafrecht
(Grundkurs II und Methodik)

Die befreundeten Fußballfans Thomas (T) und Bert (B) sitzen abends bei einem Bier
beisammen und beschließen, sich gegenseitig das Logo ihres Vereins auf den Oberarm zu
tätowieren. Dabei verschweigt T, dass er sich in Wahrheit gar nicht von B tätowieren lassen
will, da B auf diesem Gebiet keine Ahnung habe. T selbst verfügt über die notwendigen
Fertigkeiten und Instrumente zur Vornahme der Tätowierung, da er nebenbei in einem
Tattoostudio arbeitet. Nachdem der B von T unter Einhaltung aller fachmännischen Standards
fertig tätowiert worden ist, verkündet T gegenüber B, dass alles nur ein Spaß gewesen sei und
er sich nicht tätowieren lassen werde. B ist außer sich vor Wut. Wenn er gewusst hätte, dass T
es mit der Abmachung nicht ernst meint, hätte er niemals in die Tätowierung seines
Oberarmes eingewilligt. Der körperlich überlegene B stürmt auf T zu und versetzt ihm einen
kräftigen Faustschlag ins Gesicht. T erkennt die Möglichkeit zur Flucht, macht hiervon jedoch
zunächst keinen Gebrauch, weil er glaubt, seinen Freund B doch noch beruhigen zu können.
Jedoch will dieser sich nicht beruhigen. Stattdessen ergreift B das Tätowiergerät, fixiert den
Oberarm des am Boden liegenden T, indem er sich auf dessen Brustbereich lehnt, und will
den T nun zur Strafe zwangsweise tätowieren. Als T hört, dass B bereits das Tätowiergerät
eingeschalten hat, sieht T – zutreffend – keine andere Möglichkeit mehr, die Tätowierung zu
verhindern, als dem B mit einem zufällig in seiner Griffweite liegenden Messer in den Rücken
zu stechen. T erkennt dabei, dass er dem B lebensgefährliche Verletzungen zufügen kann,
nimmt den Tod des B dennoch billigend in Kauf. B lässt daraufhin wegen der schmerzenden,
aber nicht lebensbedrohlichen Stichverletzung von T ab. Aufgrund seiner Fixierung war es
dem T auch nicht möglich, in weniger empfindliche Körperregionen des B zu stechen. In
seiner späteren polizeilichen Vernehmung gibt T zutreffend zu Protokoll, dass ihm die
aufbrausende Art des B durchaus bekannt gewesen sei. Zwar habe er geahnt, dass B
ungehalten reagieren werde, wenn er die Wahrheit erfahre. Er habe aber nicht damit
gerechnet, dass B ihn tätlich angreifen würde.

Zudem gesteht der T bei seiner Vernehmung wahrheitsgemäß, dass er seine 70jährige Mutter
(M) umgebracht hat. T war vom Sozialamt zur Zahlung von Unterhaltsleistungen i. H. v. 400,-
Euro monatlich an die pflegebedürftige M verpflichtet worden. Er ärgerte sich so sehr über
die ihm dadurch entstehenden finanziellen Einbußen, dass er beschloss, die M zu töten, um
damit seine Zahlungsverpflichtung endgültig zu beenden. In diesen Plan weihte T seinen alten
Freund Carlos (C) ein und fragte, ob er ihm eine Waffe zur Ausführung des Planes besorgen
könnte. C kam dem nach, obwohl er wusste, dass T die M aufgrund der
Unterhaltsverpflichtung töten wollte. Einige Tage später suchte T die M auf. Es kam zunächst
zu einer heftigen verbalen Auseinandersetzung zwischen den beiden, in deren Verlauf der T
die M mit der von C beschafften Pistole erschoss. M war sofort tot.

Jura-Studentin (J) hat Probleme mit ihrem Nachbarn (N), der ihrer Meinung nach immer viel
zu laut Musik hört. J fühlt sich hierdurch massiv beeinträchtigt. Sie beschließt daher, dem N
eine körperliche Abreibung zu verpassen, ohne sich dabei selbst die Hände schmutzig machen
zu müssen. Als ihr WG-Mitbewohner (O) berichtet, dass sein Fahrrad letzte Woche durch
einen unbekannten Täter demoliert worden ist, erzählt J dem O wahrheitswidrig, sie habe
beobachtet, wie der N das Fahrrad beschädigt habe. O schenkt den Ausführungen der J – wie
J auch erwartet hatte – Glauben. J empfiehlt dem O, den N dafür „doch einmal ordentlich zu
verprügeln und am besten in der Dämmerung, damit es möglichst keine verwertbaren
Zeugenaussagen gibt.“ J könne ihm versichern, dass das Verprügeln in diesem konkreten Fall
durch das rechtfertigende körperliche Züchtigungsrecht gegenüber Kriminellen gedeckt sei. J
geht davon aus, dass der bekanntermaßen zu Gewalt neigende und bereits wegen
Körperverletzung vorbestrafte O diesen Rat gutheißen und alsbald in die Tat umsetzen wird. O
hingegen weiß nichts davon, dass J Groll gegen den N hegt. Stattdessen vertraut O dem Rat
der J und geht – wie es J auch erwartet hatte – davon aus, dass ihm ein solches
Züchtigungsrecht tatsächlich zustehe. Er versteckt sich am Abend im Stadtpark, da er weiß,
dass N diesen wochentags immer um 21 Uhr durchquert. Zudem weiß er, wie N aussieht, da
er ihn schon mehrfach im Treppenhaus getroffen hat. Als eine männliche Person erscheint,
die der O für den N hält, schleicht er sich von hinten an und schlägt die Person mit den
Fäusten nieder. Tatsächlich handelte es sich aber um den Zwillingsbruder (Z) des N, der dem
N sehr ähnlich sieht. Z erleidet ein münzgroßes Hämatom am Hinterkopf und mehrere
Schürfwunden.

Wie ist die Strafbarkeit von C, J, O und T wegen Körperverletzungs- und/oder Tötungsdelikten
nach dem StGB zu beurteilen? Eventuell erforderliche Strafanträge gelten als gestellt.
Nebenstrafrecht bleibt außer Betracht.

Hinweise für den Bearbeiter/die Bearbeiterin:

Die Arbeit soll bei einem Korrekturrand von 1/3 rechts oder links, einem Zeilenabstand von
1,5 und einer Schriftgröße von 12 (Times New Roman) einen Umfang von 25 Seiten nicht
überschreiten.
Die Ausgabe der Hausarbeit erfolgt am 12.02.2018.
Die empfohlene Bearbeitungszeit beträgt 4 Wochen.
Der späteste Rückgabetermin ist der 09.04.2018 bis 11.30 Uhr im Raum 141/142 des
Hauptgebäudes, für Bachelorarbeiten allerdings schon der 26.03.2018 von 10-15 Uhr im Raum
142 des Hauptgebäudes.

Zusätzlich zur Hausarbeit ist eine Erklärung zur selbstständigen Anfertigung der Arbeit
beizulegen, die Sie bitte unbedingt aus § 40 Abs. 1 und 2 der Prüfungsordnung entnehmen.
Weiterhin ist eine elektronische Datei, die dem gedruckten Text korrespondiert, wie weiter
unten beschrieben, elektronisch einzureichen.
Laden Sie Ihre Datei (nur den reinen Text ohne Inhalts- und Literaturverzeichnis) bitte
unter dem Link http://student.ephorus.com hoch und tragen den Code
WS 17-18 HA Anf SR
sowie Ihre Matrikelnummer in das Feld „studentno.“ ein.

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