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Ulf Kadritzke

über den Autor:


Ulf Kadritzke, geboren 1943, war bis 200g
Professor für Soziologie an der Hochschule frir Mythos »Mitte««
Wirtschaft und Recht Berlin. Er veröffentlichte
Studien zur Arbeits- und Industriesoziologie, zur
Soziologie und Ideologie des Managements, zur
Geschichte und Soziologie der Angestellten sowie
zur Klassenstruktur moderner Gesellschaften. Oder: Die Entsorgung der Klassenfrage
Der vorliegende Text ist die überarbeitete und
aktualisierte Fassung des Aufsatzes »Zur Mitte
drängt sich allesu, der 2016 in der pROKI.A,
Zeitschrift t'ür b,ritische Sozialwissenschat't
(Nr. 184 und 185) erschienen ist.

Dank:
Für ihre Argumente und Ratschläge während
der Arbeit am Text danke ich herzlich Dieter
Bertz und Katrin Fischer, Till Kadritzke,
Martin Kronauer, Stephan Lessenich, Dorothea
Schmidt, Rudi Schmidt, Ingo Stützle, Günter
Thien und Markus Wissen. Natürlich gilt: Für
das geschriebene Wort haftet der Autor. BERTZ- IISCHER
Bibliografi sche Information lnhalt
der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; Einleitung: Die Mitte und die Kohlweißlingsjagd
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb. dnb.de abrufbar. Historische Klassenstudien im Lichte det Gegenwart: 20

Die lohnabhängige Mitte als »verde(kte Klasse«

»Neuer Mittelstand« oder Lohnarbeiterfraktion? 20

Vom Nutzen alter Fragen


Dcr Verlag clrnkt Anclreas Bcierrvaltcs, L)
Theodor Geiger: Klassenanalyse als Kritik des überholten
Ingo Stiitzlc urrd Hens-Ciinter Thir..n M ittelstandsbegriffs
und ganz besonders LJI Kadritzke. Carl Dreyfuss: lllusorische Macht als Trostpreis der Deklassierung
)1
Hans Speier: Verdeckte Klassenzugehörigkeit und die Rolle )L
der Geltung
Siegfried Kracauers Gespür für moderne Ent-Iäuschungen 36

Zwischenfazit: Erste Lehren für die Gegenwart 40

p,ri6lrt-
Die Gegenwaft im l-ichte historischer Klassenstudien: 46
sy'l:rl'P\ät Vermessene Mitte, vergessene Klassen
''rt Q
Llt)
Geigers Kehre und Schelskys Beitrag 41

Die Nivellierung geht, die Mitte bleibt 51

Heinz Budes »Brennpunkte sozialer Spaltung« 53


Allc llct htc vorbchrltcn Steffen Mau: Die Mitte als »nicht ganz exakt zu definierende 59
O 20l7 by Bertz. * lrisr. her (lbR, llcrlin Großkategorien
Wrangr,lstr 67, l0!)!)7 Bcrlin Nicole Burzan u.a.: Die Mitte sicherer als gedacht - 63
Printcd in l)olan<l aber welche Mitte?
ISLIN 978-3 8(i505-746 4 Gustav von Schnoller ßelooded 66
Wovon wir schweigen, wenn wir von der Mitte reden 71 Einleitung: Die Mitte und
Die Mittelschichten in der Klassenstruktur:0ffene Fragen ... 72 die Kohlweißlingsiagd
... und vergessene Antworten 75

»Es kommt noch hinzu, dafi tMittelstand, (oder


Die Mitte als »Klasse des manistischen ,Mittelblasse) schon durch die Bestimmung tmitteLt
Missvergnügens«? auflerordentlich farblos und als blo$er Wrlegenheits'
begriff deutlich uerraten ist - das Wort ist [...]
der Posten jener Einheiten, mit denen man nichts
cLnnfarLgcn uteilt n
('['ht'orlor (icigcr lS)30/ l!)t;2: 235)

Anmerkungen 86
Literaturverzeichnis
h:rs IJntt'rnrltrt,'ti R.'rr:trtlt stt'ht rnit :tllt'n vit'r
95
Ll Rü,1".,r in tl..'r Wirklichkcit. In dcr clt'tttschcn
Vcrsion tlcs [.spacc, t'ilrcnr Gro13raurngefrihrt fiir
dic lrlrrlilic urit gt'lrolrcncrrr Einkortrrtrcn, ist attf
clt'r A rnrrt[tr r cl it' Zcntrrt lvcrrit'gt'ltr ng von i Ir ncn a ls
»Chctto St'hllttrngu lngezcigI Dcr l]cgrif I soll bc-
rrrhigcn unrl vcrsit lrcrn, tl,rss clit' Kuntlcn atts tlcn
gcsichcrtcn M ittclschir htt'n atrch dtlrch rLt'rsich,-:rc
Strallcn sichcr lir[rrt'rr. Dcr Nrtrnc clt's Mcchrnis-
r-ntrs, clcr clus lnnt'rc tlt's Wlrgcrrs vcrllisslich gcgcn
clrrs gr:[ührlichc Atr13t'n lbiliclrtct, grt'ilt nicht ntrr
Stinrnrrrngt'n trnt{ Bctlärl nissc clcs krttrft'rrtlcn ['trb
liktrrns atrl, cr ist scllrst Signtrrr tlicscr Angstc rLncl
ihrcs typischcn g,-'scllschrltlichcn Orts. Dic r-rn-
tcrnchnrcrischc Ccfiihlspolitik r'virbt rnit clcr Ab-
scl'rotttrng gcgcn rlic I(isikozonclr clcr GcscIlschrlt
EI N Tt ITU NG DIE MITTE UND DIE K()HTWEISSTINGSJAGD

und demonstricrt damit ihre dem Profit nicht ab- Zentralraum der politischen Ordnung«, als rctison
trägliche Sorgc um die Mitte. d'Affe mc:derner Ccsellschaften: ,Beim Blick auf
Auch wcnn selten so clf}en wie bci Renault mit die politische Mitte kommt dcr politischen Kultur
den Angsten cler Menschen gcspielt '"vird, zeigt das ein mindestcns ebcnso grol3es Ccwicht zu wie dcr
Beispic.l, in welchern Ma{Je clic [3esorgnis tiber dic: Sozialstrukttrr.u (Münklcr 2016t ) Ob also politisch,
tief'e Spaltung cler Gescllschrrlt zugenomrnen hat. kulturclI odcr gescllschaltlich gcdcutetl, die Mit-
Dabei geschicht etwrs atLf clcn crstcn Blick Se ltsa- tc der Ccscllschaft erschcint 'nvesentlicher als das
mes. Wenn r:s clarun'r gcht, clie otrjcl<tivc Lrgc rrnd Gunzc, cl,-:sscn 'fcil sic c'loch ist.
dic Uefincllichkcit von Mcnsr:hcn zrr crfirrschcn, ist in Die Iraszinltion filr clic Mittc nrrg sich ar-rch ba-
der tjftl'ntIichcn Disktrssion von sozirr lcr [Jnglcich hcit nnlcrcn LJrnstiinclen clcs alltäglichcn Dcnkcns ver-
clie Rcdr'. Abcr fnst nirgcnrls stcigt rlcr ijl[entlit hc chnhcn. Robcrt Mtrsil bcrncrktt' t937 in cir.rcnr Vtrr-
llrrcgtrngspcgcl so horh wic bci rlcr Sorgc trnr cl ic trrrg iiht'r rlcn Allt'rwcltsbcgriff tlcr l)tLntmheit, cl;tss
sogcnunntc Mittc. Vrn il'rr vor nllcrr ist tlic llcclc, wcr iil)cr sit' sprt't hcn will ,,von siclr vorltrlssctzcn
wt'nn jotrrnllistischt' trncl wisst'nsr hrItlicht' Wclt- nrtrss, rlrss cr nicht clttttrtn st'i.« Bc'i tlt'r Mitttl ist es
ktrnrligc uns clic Zcitcn crl<lrircn. Sobulrl rlie nt,u- rrnrgckchrt. [)trrnrnI'rt'it wiII sit h rricrnrtt'rd crrrsthaft
cstcn sozirr statistisc'hcn
I Jlrr I lt'ti ns lrsgi'gcbt'r-r si ncl, bcsr'hcinigcn lrrsst'n, zttr Mittc lbcr drringt sich allcs.
wircl tlic ,sclr rtrrnp[cnclc M ittclsr-h ichtu (C rlbka/ Wls lrcidt' ttcgriffi'gt'tnt'insrtttt hltlcn, ist dic clirs-
lrrick 2(X)8) lrcschworcn, unc] t'in Viclzitit'rtcr liigt t isc hc, d tr rt' h I J nstl(' g,cstti tztc Vcrr,vc rrd [lr rkci t,
h ri r
warncnrl ['rirrzu: »Dic gcst'llst l.ul]tlichc Mitt(, 1...1 \\'('n n ('s g i I t, l)t' rsont' r'r nt it ltt'sti ttt rttc n [1 gc rr sc l-raf:
r i

stt'lrt in clcr Ct.lirhr, sit h in cinc olrcrc trnrl t'irrt.rrrr- tcn zu vcrst'ht'n oclcr iilrcrintlivitltrclltln [1inh.'itcn
tcrt zrr spultcnu (Miinklcr 20 10b). Dic nrrhclicut.n- zrrzrrcrrlncrr. I)rs Vt'rfirhrt'n crinncrt Mtlsil ln c{ie
dc lrrrgc, warurn dicsc llntwit klrrng nir ht als Arrs briucrl ir hc Clo'vol'r n hcit, lrci dcr Koh lwcil3l i ngsiagcl
wcitrrng <lcr Arnrrrtszonc, Anwat'hsc'n rlcr soziulcn sii he rhcitshr ll-tcr tLlle Rrttrpcn clt:rrr scl'rricllicl.rcn Tag-
[Jnglcich hcit oclcr Stru ktrr rr,vr ndcl dcr K lrsscngr.- flltcr zttzurt'cltrrt'n ttncl cittzttsamm('ln; so ,,wci13 r'rlan
scllschirlt bcgriffcn wird, plsst ollcnbar niclrt zrrnr brltl nicht nrcl'rr, ob nltn nttch hintcr dcnr glciche n
bchlrrlichcn Clrrrrbcn rn tlit' »Kultur dt r Mittc rls hcr st'iu (Mtrsil ll)37: l5). llin solt'hcr Kohlwc'i{3ling
EINTEITUNG DIE MITTE UND DIE KOHTWEISSTINGSJAGD

ist gegenwärtig die Mitte, die große Menschengrup- Mitte«, dcren Erregungspegel von »bewegt«, »ner-
pen begrifflich einhegen soll. Nur gilt sie nicht wie vös und alarmiert« bis »enthemmt« anstcigt' Dic
die Dummheit als Schädling, sondern als Nützling: Mitte ist von ,Ausplünderung,,, ia rVcrwahrlosung«
als Rollenmodell einer geglückten, politisch den Ex- bedroht, kein Wunder, dass ,Angst, Verdruss« und
tremen abgeneigten Lebensführung, die auch noch ,große Paniku hcrrschen.sOb das alles zutrifft, auf
die Gesellschaft zusammenhält. wen und in welchcm Ma{3c, ist cmpirisch strittiS.
An der empirischen Erforschung und gesell- Davon unbcirrt halten Medicn unc'l I'olitik cinen
schaftspolitischen Ausdeutung dieser Mitte sind schcinrlclikalen Disktrrs in Gang, den Jürgcn Kau-
Okonomie und Soziologie gleichermaßen beteiligt, be in c{cr IrAZ als »inszernicrtc Mittclstandspaniku
zumeist unter dem Oberbegriff der »sozialen Un- (20 10) vcrspottet. Dcr clran-ratischc Ton solI c]ie:
gleichheit«. Gerade einige der neueren Themen- Lcscr Lrcwcge n, sich iibcr clls Ltts in c'lcr Mittc weit
bände2 vermitteln den Eindruck, als würde über mchr Sorgcn z.tt rltnchcn rls iilltlr Menschcn, rlic
die Mittelschichten weit intensiver nachgedacht als wirklich anr oclcr von Unsichcrht'il [rcc{roht sind.
über die missing class der Armen (Newman/Tan ()b schrtrrr.rl.rfcn<{, gcspaltcn otlcr nerv(js: Dic
Chen 2007). Das hat Folgen für den öffentlichen Mittc ist inrnrcr rllbci. Noch so z.trtlilligc Erschci-
Diskurs. Im Reich der gehobenen Begriffe hat es die nung('n clcs Alltrrgslcbcns l,tsscn sich irn Vcrhält-
Mitte aus den soziologischen Studien in die Feuil- nis oclcr irn Kor-rtrast z.rr ihr tlctrtcn.a Mrt't kann tlic
letons wie auf die Wirtschaftsseiten geschafft; sie Mittt' in rlic Ve rtikrlc stcllcn rtntl nitltrt dlrrn dic
wird als Dutzendware des Zeitgeistes gehandelt und llin lior n rrrcnshiihc orlcr clcn gcscl Iscl'rrftI ichcn Ra ng
in den Rang einer Tragödie erhoben: als Kampf um zwischcn trntcn r.tncl oltt'r'r in tlcrr Blit k. Sic liisst sich
die Mitte (Henkel 2OO7), Erosion der gesellschaftli- soz.iaIrriur-r-rIic'h clcnl<cn rrncl ist in Disktrrscn viclsci
chen Mitte (Müller 2013) oder grobschlächtig sug- tig vcrr'vcnclbrrr: Dic Mittc bt'wtlhnt clas Inncn uncl
gestiv im TitelVolk. ohne Mitte (Aly 2015). Ferner nicht chs Au13cn, ihrc Mitglicdcr sincl Zugehiirige
im Angebot: rschrumpfende Mitte«, »gefährdete unrl nicht Ircrrc'lc. I'olitisch ist (lic Mittc, sof'e rn sic
Mitte, »gebeutelter Mittelstandrr. Das Drama, das nicht ncrviis r'vircl, rnorllisch gcfi'stigt »Wir sincl
sich hier abspielt, fördert die rVerbitterung in der clic Crrtenrr (Lcsst'nich 20 1(i) rLncl cleshrlb ge nrri-
EI N LTITU NG DIE MITTE UND DIE KOHI.WEISSI.INGSJAGD

l3igt. Umso heftiger die otfentliche Aufregung über zcnt der Deutschen sich dcr Mittelschicht zugchörig
einc-n drohenden »Extremismus der Mitte«, vor fühlen, geht das noch über die Befundc der Sozi-
dcm das konfliktcntwöhnte Bildungsbürgertum er- alstatistik hinaus, die dcn [zurneist an Einkommcn
schrickt, weil es jenseits der Floskel die kontrover- und Bcrutsstatus) gemesscnen Umfäng auf knapp
sen Deutungcn zum Endc dcr Wcimarer Republik5 60 Prozent veransch[agt' Aber kaum iemanclem
kaurn mchr kennt. aus c'lcr Forscherzunft fällt auf, dass 2006, noch
Noch in der Sorge clcr Kulturkritik rrnd clcr vor Ausbruch clcr Finanzkrisr:, eine andc-rc c'mpi-
iibcr dic sch ru mpfencle M ittc
C ese I Ischaftsdcutcr rische Untcrsuchtrng r-nit clcr Arrsktrnft hcrvtlrtrlt:
rrimmt c{er misshlncleltc Bcgriff Rachc claron, wic »61 ['rozent rncincn, cs gibt kcine Mittc nrchr, nur
cr in clcr jtingcrcn Vcrgangenheit trngcualr und ideo- noch cin Obcn trncl L.[nLcn.« (Miillcr-[ Iilmcr 2006:
logisch venuvenclet r,vircl. Ursprünglich cingcfiihrt, 7). Dass nrcthodisch dcr Tontirll clcr Irragc scl'ron
urn clic chcr lüstigc Unte rschicht6 rrrf Abstancl z.r-r dic hrlbc Mrrsik rnocht, ist oflcnsichtlich in Ver-
haltcn, hat sich clic Mittclschicht arrf wunrlcrsanrc gcsscnht'it g('rttcn.
Wr.'isc rusgcclt:hnt, so cllss dic Ccse llschrlt in ihr Wrs dic l'olitik bctrif lt, rvircl ztrtrcffr-'ncl bcschrie-
fust atrfgcht - bis arrf zwt.i lk:stpostcn: Illitc obcn, bcn rrncl [rt'l<llrgt, cs gcl'rc tlct't tllcistcn ['artcicn nttr
Arrnt' rrntcn. l'olitisch trncl iclcologisch str.ht clicsc noch rrrrr dit' Wrihlt'rgttnst clcr dt'r'rroskopisch stJn-
M ittc f ü r jcn e stalri I is ir:rt. nrt: rr C cscl lsc hu ltsl< riiftc, clig ubgch(irte n Mittc. Wcnn tllnn dic arffi:ntlit'ht'
clic positivc I'.igcnschaItcn wic [.e istungswillcn trnd Mcinrrng rlit'sc nrit tlcr Mc[rrhcit glcichsctzt, karrn
Vc rlaissI ich l<cit rn it rncritokratischcn VrrstcI lrr ngcn clrs l<urrrn ntchr crstrtttt-tt'n. Vcrwtttttlcrlit'h ist nttr,
vcrbinclcn: iibcr IJnglcichhcit (in Ma].lcn niitzlich) 'r,v it' wcn ig sit'l'r tlr rii[tt'r cl it' Sozill I lirrschtLlrg lvtt n-

ulrd sozialc Ccrcchtiglicit (solungc sit: nit'l.rt lrltrl clcrt - trncl stnttdcsst't'r t'rst hri,. l<t, wcnn clcr Anttlil
hcit firrclcrt) bis zrrr Ccnrcinwohlbindung (solangc cler ii[rcr dic Iiinkonrrncn dclinit'rtt'n Mittc zlvi-
sic nicht zu tcLrcr korrnrt). Ke in Wtrnrlcr, dass dic schcn 2000 trncl 2(X)!) von (r7 atr[ (j2 l)rozcnt gt:-
me isten Mitglicc{t:r clcs bcfrlgtcn Ccnrcinlvcscns su'rkt'n ist.s An sit'ist rlcsl.rlllt rIic lrrlgc zu richtcn,
sich aus Ccwohnhcit cincr clcrart irlcllcn Mittc zrr- wurrrrn viclc ihrcr Vcrtrt:tcr an tlcln intcrcssicrtcn
rcchnen. Wenn nnn in cincr ncucn Umfrugc 7l ['ro- M issvc rstri ncln is rn itw i rl<cn, dls tl it' ltlcologic ci ncr
TINTEITUNG DIE MITTE UND DIE KOHTWEISSTINGSJAGD

»Wohlstand-für-alleu-Gesellschaft stützt und im- letariats, desscn Rolle im Vcrwertungsprozess des


plizit die Vorstellung, deren Inklusionskraft hänge Kapitals und der ihm systemisch versagtc Anteil
maßgeblich vom sozialen Vorbild einer durch Leis- am gesellschaltlichen Reichtun'r Iiel3en sich rvisscn-
tung erfolgreichen Mittelschicht ab. schrftlich und politisch lange bcschönigen, aber nicht
Soweit der erste, empirisch nicht exakt ver- mchr verdrängen, sobald dic Arbeitc'rklasse selbst
messene, aber kaum irrige Eindruck aus der Welt sich als soz.ialc Bcwegung z-u Wort meldctc. Die
der fachlichen und öffentlichen Diskurse. Wenn ncu entstehcnclen, nicht sclbstäncligcn Funktions-
es stimmt, dass die herrschende ökonomische The- und Bcrtrfsgruppon hingcgcn, zLLrn '['eil bcsscr be-
orie das Handeln von Akteuren auf Märkten nicht zahlt r-rncl in aIlgcstuftcr Wcisc in [,citungstutgaben
nur zum vorrangigen Erkenntnisgegenstand erhebt, cir.rgebundcn, bctrlrtr:n Ilntle clcs 19. .llhrhundcrts
sondern auch legitimiert und damit die Wirkllch- cin lrcrcits urnk:inrpftcs Tcrrain. ArLf rllcn llbe ncn
keit »performativ« mitgestaltet (vgl. Aspers/Becker wrrrdc ,schon rlic Bctrlchtung ncu rtr ltauchcnclcr
2008: 240), ist zu fragen, ob das sozialwissenschaft- St hichtcn oclcr Kllsscn clttrclr Intcrcsscnklirnp[c clcr
lich vermittelte Blld der Gesellschaft mit dafrir bcstchcndcn inflrrr.'nzicrt« ( [,ctlt'rcr l!)l 2: 52). Vrr
verantwortlich ist, dass die Mehrhelt der befragten nllcrn clic' inr Angcstclltcnvcrhliltnis bt'schriftigtcn
Menschen sich irgendwie zur Mitte zähltJ Haben [,ohnlrbcitcrschichtt'n wttrtlt'n ztttn ltcvttrzttgtcn
die Ungleichheitsforscher gründlich genug darüber lrcld von [)r-'rrtLrngskon [liktcn, in clic sit h Gcr,vcrk-
nachgedacht, welche begriffl ichen, theoretischen und schuftcr'' trr-rtl l)urtt'icn cbcnso cintrrischtcn wic dic
damit auch politischen Vorentscheidungen in den rlit clcr ,soziulcn lrragc, lrcfusstcn Wisscr-rst hlltcn.
Verfahren und empirischen Fragestellungen einge- In sbcsorrdt' rcr{ ic ntt'n rl ii' z.'.t tn » nctl('n M ittc stlr rrdu I

schlossen sind? Die folgenden überlegungen gehen crnAnntcn, trntcr tlt'nr Angcstclltcrrtitcl gcliihrtcn
davon aus, dass aus dem Rückblick auf frühere Stu- Loh na rbci tc ru lrtci I tr n gt'n r I s Kronzctr gc n clcr Lrii rgc r-
dien und Diskussionen zu lernen ist. lichcn Harrroniclchrc cincrscits, clcr Klasscnthco-
In der Entwicklung des modernen Kapitalismus ric andcrcrscits. ll('i(lc lbsitioncn botcn Antr,vortcn
und seiner Klassenstruktur sticht ein Unterschied arrl dic Iragc, wic sich ir-n t.rroclcrncn Krrpitrtlisr-nus
ins Auge. Das rasche Anwachsen des Industriepro- clicsc nctrt'n Schichtcn cinordnen lrrsscn: als Tcilei-
EINTEITUNG DIE MITTE UND DIE KOHTWTISSI.INGSJAGD

ner rlbergreif'enden Klasse, als eigenständige sozi- der Neuze it nicht mit in nerer Notr'vcndigkcit zu r Aufi-
ale Schicht, die nicht in den Klassengegcnsatz ein- löstrng eines lilr
dic Vermittlung sozialer Gegensätze
gespannt ist, odcr gar als gehobcnes Pcrsonal fiirs rv ichtigen u nd fü r das sitt I ic h-rel igiöse Volksleben er-
Kommando über die Prodr-rktionsarbcit man nennt fa h ru ngsgcmü 13 hochbedcutsr rnen M ittelsta ncles fiih-
das heute Managemcnt. rcn miissc, ch13 vic'lmchr zwirr ge-r'visse Teile des bis-
Um zu bcgrc.if'en, warum das ebcnso suggcstivc herigen Mittelsta nties voratrssichtI ich verschrvindcn,
wic schwammigc Bilcl clt-r Mittc bis heutc im iifli:nt- drgt'gt:n rnclcrc sich crltrtltcn ttnd ncu sich bildcncle
liche n Diskrrrs iiber die Gese llschaft vorhcrrscht, rlic lltcn nictlt'rgt'he rrclt'n crsctzcn lvt'rtlt'lr-u (Vcrhend
lohnt sich cin Riickblick urf clic pcrfirrrnative Rollc hrngt'n llll)7: l(itf.)
clcr dcutsc hc n Wi rtsc ha fts- u nrl Sozirr ll,v issc n sc haft,
clic ir.n Jrhr 1897 clcn,nt'ucn Mittclstlnd,, aus ct'r Nicht clrs [rcs. hlvorcnc »sittlit h-rcligi(isc Vllkslc-
Tau[c hob. Dic Rcsolrrtion, clic dt'r livlngt'liscl.r-so- bcn« hlt rlic Ccsc hit htt' tilrt'rclrltr('rt, wolrl rl[r,-'r clie
ziirlc Kongrcss irn Anscl'rlrrss irrr Ctrstrrv Schrnol- wi ssc t'rsc l'lt l tl ii lrt' Konst rLt kt itlrr t'i nt' r nt'ttt' tt sozi rt lt'tr
lcrs Vtrrtrug vcrlbschit.clctc, lcit'rtt' ztrrrr cir-rcn clit: M ittelst [r ir lrt, d it' i n tlt'r'r Wttnsclrtrritr rlrcn tlcs Bii r-
Wiclcrlc'gung clt.r Marx'scl.rcn Thcoric, rlic irtrs tlcnr g(. rtu nr s tl it' st' ho,r s pii r[tlt rt' tr rs«rzilt lt' n C cgt' rl sri tzt'r
clctrtsc hcn Wisscnsc[rl ltssystt.rn iu rsgcsp(.rrt blic[r nriltlt'rn trntl tlcn (lt'llhrcn tlcs Klrlsscnkrlrnp[i's t'nt
rrncl clirch stcts cinc hidtlen ageru.la bildctc. Zrrnr an- gcgcnrvirkcn solI PrciIieh zt'rstobt't't tlit' Illtrsi,rrrer-r
clcrt'n lassi'r'r sit'h Schnrollr:rs l.L.[i'rlt rrnrl dit'Rcso- rlt'r lriirgt'rlichcn,Krrthctlt'rsozirtlistt'r'rr irrr Ilrstcn
Iution als Cr(inrltrngsukt cincr )n('ucn( Mitte lt.st'n, Wcltkrit'g ttntI in tlt'rr Kriscn tlt'r Wt'irrrrlrcr Rcptr-
rlit' [ris ht'rrtc irls gcscllstlrrItspolitisr.ht's t.citbild blili, lls wcitc Ji'il('tlt's ttt'ttt'rr Mittt'lstlntls nicht
ihrcn Dicnst trrt: so hln<lt'ltt'n, wit' tnatr cs lll!)7 not lr t'rholtt hlttt'.
Vor rlt'rn I I i Irtcrgrtr rrtl clt'r vcrschli rf t t'i l-lst'lz.i'nclc n
, [)t'r livl ngr,I isch-soziu It. Kongrcss rr i rrr rrt nr it Ci t'rrtrg- Klrrsscnl<rirrrpli' cntIrrltett' sicl'r t'irrc nit'frt nLrr rvis-
ILrung von dcr bcrtrlrigcntlcn, urr l r,visst.r'rsrlr'rltlitlrt. scnschlItlich ltrl hoht'rn Nivcatr, sotrtlt'rn arrth lci
13colrirt htrr ng gt'stiitztt'n l l ht.rzt.r r!,r nE rl..s l(cl i.rentt.
r r.r clcnschlltlich gt'fiihrtc Dcblttc iillcr clcn Chrrruk-
Kt.nntnis, <lr ll dic volksrvi rt sc hu l tlit he ltntwick lrrrrg ter tlc r c rstcr.t z./enrr,, k ru is t' he n Kla ssc ngt'sc sc haf t
L II
DIE MITTT UND DIE KOHTWEISSTINGsJAGD

ltrf c'leutschem Boden. Die Analysen und konkretcn im Rahmen der Ungleichheitsforschung die ,Mitte
Bcfunde aus jener Zeit können dazu anregen, den der Gesellschaftr thematisieren. Es geht mir nicht
gcgenwärtigen Diskurs über sozialc Ungleichheit um empirische Details dieser Studien, sondern
und die in ihm gehätschelte Mitte im Lichte cler um deren theoretische Leerstellen und das auf die
F-ragc zu prüf-cn, ob er die clamaligen Erkenntnis- Mitte fixierte Bild einer Gesellschaft jenseits der
se und Zr-rgangsweiscn zrrr Klassenfragc aufnimmt, Klassen. Aus dieser Konfrontation entwickle ich
atLsblenclet ocler u nter Angrbc gcwichtiger Grüncle am Schluss einige Gedanken zum Klassencharakter
in lragc stcl lt.to der Gesellschaft und zur Rolle der lohnabhängigen
Dcr firlgcnclc 13citrag clicnt cincrn bcgrenz[cn, Mittelschichten.
lctztlich politischcn []rkcnntniszicl. It.h vcrsrrchc,
inr Rr'rckblick auf dic rWt'irnarcr Soziokrgicr clcn
Abschiccl von clcr klassc'nthcorctist hcn l,crspcktivr,
dcn iiingcrt. A nn lyscn z.tr r gcscl lsclrl I tl icht.n M ittc
g('nonrlcn habcn, uls Vc.rltrst von llrkcnntnisrrriig-
lichkt'itcn trnd ztrglcich rls rt,r'rovicrtc ltlt'ologic
arLtTrrwciscn. [)rs t'rfirrrlcrt ztrniir hst <lic Wictlcr
rncigntrng r,vir htigcr f)irgnost'n zrrr ilcutschcn Klrs-
scngcscllschllt c[.r Wcinrlrt'r [lt'prrblik, ur-r <lcrcn
Ilndc sir'h tlic sozinlcn Llngk'it lrhcitcn trnd rlic KLrs
scn k li rn pf'c ztr r Systr.rn k rist' vcrsr hli rl rcn. I rrsbcson
clcrc u ntr.rsut'l-rtt'r'r d icsc Soziu lr,r, isscnschr I tlcr rl it,
gcst'llschultlic[rc Stcllrrng rlcr lohnlbhringigcn Mit
tclsc[rit htcn rrr.rrl rlcrcn l{,,llt. h..inr übcrgrng v()r.r
c{cr [{cptrblik in cl ic NS-l)iktltrrr [)ic rlarnrrligcrr
[)ilgn«rscn vcrglcichc ich inr zwt'itc:n Teil rnit gc-
gcn."vrirtigcn soziologist ht'n Analyscn, die vor rllt.rr
»NEUER MITTE[5TAND« 0DER L0HNARBEITERtRAKTI0tI?

Historische Klassenstudien im lichte der destrichsoziologen, auch nicht als blol3c Beobachter
Gegenwart: Die lohnabhängige Mitte als der Vcränderungen in der Sphrire betrieblicher Ar-
beir. Sic studicrten übergreif'end die Entwicklung
»verdeckte Klasse«
der Klassengesellschrtft und suchten zugleich nach
politischen Anttuorten auf clie Krisen, die in ihrer
»Man wird sagen, diese Schicht sei aber doch sehr gro$
Deutr-rng clcr modcrne Kapita[isrnus systemis<'h
und wiege im sozialen und politischen Leben recht
erzcugt. [hrc bcsonclerc Aufrr.rcrksamkeit galt der
schwer. Sehen wir sie uns - ohne das zu leugnen - ein-
mal an! Wer gehört zum Mittelstand?« bis hctrte wichtigr.-n Iragc, wic dic Angcstclltcn als
(Theodor Geiger 1930/ rnodcrnstc:r Typr.rs cler Lohncbhängigcn ,clic Span-
1 9 62: 235)
nrrng zwischcn c{en wirklichcn Lcttensbcdingun-
»Neuer Mittelstand« oder lohnarbeiterfiaktion? gcn 1...1 trncl ihrcr lclcologicu (Krircltrt'r 1930: II5)
Vom Nutzen alter Fragen vcra rbcitcn. Dcn Zttsa nt tt'rcn I'ra ng von Kllrsscn lagc,
bctricbllchcr Stclltrng, Bcrtrlsiclcologit.n untl lrrtc-
l.r rt ntlt'ltt'n
rcssc no ric ntic rtt ng ltc cl it' Sozirr I lirrsc l'rc r
M :'".'il,#:::- .1;' J [1::i:i:]:'.:ä::. ä: rnit jc cigcncn Akzcntcn.
wurden auch die im zunächst sicheren Angestell_ Wrs ungt'sie hts clcr st'h trrrtlt'n lirtrrigc clcr gcgcn
tenstatus tätigen Arbeitskräfte den Konjunkturen, wrirtigcn L)nglcit hhcits-[lrnpiric lchrrt'it'h crst he irrt:
Strukturveränderungen und betrieblichen Rati- [)ic Wcinrrrre r Bcoltlclttcr cr{ltsscn trntl tlctrtcn tlic
onalisierungsprozessen unterworfen. Emil Lede- Lrgc clcr lvnt hscnclcn, rbhringig llcschri ltigtcn M it-
rer (1882-1939), Siegfried Kracauer (1889-t966), tclst'hir.htcn, ohtLc tlit' Kt'rnstrttliLtrr clcr Cc'scll-
Theodor Geiger (t89l-1952), Carl Dreyfuss (189g- schirft icnst'its tlcr KlasscnB ztt sttcht'l-t, wic tlit's
1969) und Hans Speier (1905-lgg0)il studierten in nrorlcrnen Schichttrngstlrt'oricn gcschiclit. Sic
den Strukturwandel des modernen Kapitalismus trntcrsut'ht'n tlcrr llinlltrss von [lildtrrrg, I Itrrlir-rnlts-
vor allem mit Blick auf diese neuen Schichten unter m i I ictr, bcru [l icht-r ()trrr I i fi krtion tr nd lrctricbl ic hcr
den abhängig Beschaftlgten.r2 Aber die Erforscher Stcllung lnrf tlic Lintwickltrng votr nratr.'ricllcn Lrnd
der Angestelltenwelt verstanden sich nicht als Bin- in-rmatcricllcn Intcrcsst'n wic aul c'li,-' forr-nt'n clcs
DIE t0HNABHANGIGE MITTE A[5 »VERDE(KTE K[ASSE«

individuellen und kollektiven Handelns. Die meis- ,besitzlose«, abhängig beschäftigte Person:rl cler bc-
ten nehmen, in modifizierender Absicht oder kriti- trieblichcn und staatlichen Verlvaltungen, das dank
scher Distanz, auf Karl Marx und Max Weber Be- »lntelligenz und Fachgeschultheitu dem Rationali-
zug. Sie gehen von Marx' Bestimmung der Klassen sierungsdmck weniger stark untcrllege als ,die Ar-
aus, von den Produktionsverhältnissen also, in de- beitcrschaft als Ganzcs,, (Webcr 1922/ 1972: 225).
nen sich die »Eigentümer von bloßer Arbeitskraft« In clcr biirokratischen Rollc trntcrscheiden sich tür
und die »Eigentümer von Kapital« als Lohnarbei- ihn die inr Untcrnchmcn tiitigt:n Priucttbeamtenntr
ter- und Kapitalistenklasse gegenüberstehen.ra Auf we n ig vorr Staittspe rso n a [. Gernr.-i n sa rnc Mcrkrnalc
dieser ökonomischen Grundlage nehmen sie auch cles Bcrr-rt.s sind strcngr: Sachlichl<cit und Loyalitiit
Webers ergänzende Differenzierung nach Besitz- gcgcniibcr LJntcrnt:l'rmcn irncl Arnt. Moclcrn ist We-
und Erwerbsklassen auf, die sie vor allem für die be rs Dilgnosc, wonrtch sich rnit tlcn MarktproT.esscn/
Ausdeutung besonderer Angestellteninteressen he- rrncl nicht ctwl gcgcn sit:, lrtirokrltischc Organislti-
ranziehen. Die Zugehörigkeit zu einer Klasse leitet onsrcgcln uuch icnscits dt's Stltatt's attsclchncn. Inl
Weber zunächst streng marktökonomisch aus der indtrstricllcn Cirolllrt'triclt, irtt KrtrI hntts, lht'r nuch
Tatsache ab, ,dass die Art, wie die Verfügung über in l)rrrtcicn, Cc'"vcrkschlrftcn ttncl Vt'rttär-rt]cn wcr-
sachlichen Besitz innerhalb einer sich auf dem Markt dc dit'lormul.e llutiottulitiit rlicscs []crtrls- trncl Vcr-
zum Zweck des Tauschs begegnenden und konkur- hl ltcnsty prrs tl ic gcscl lschir ltl it lrt'n Vcrlit'h rsl orrncn
rierenden Menschenvielfalt verteilt ist, schon für sich pnigcn. Dt'r Wcg i n tl ir-' ri ntltrstrit'l lc Dic'rrstlt'isttt ngs-
allein spezifische Lebenschancen schafftu (Weber gcst'l lschr I tt crscht'i nt clrt rlr it vorgt'zt'it h nct.
1922/ 197 2: 53 l). Der Ausschluss der Arbeiterlnnen
von diesem Besitz begründet sein am Ende des Ers- Theodor Geiger: l(lassenanalyse als Kritik des überholten
ten Weltkriegs gefalltes Urteil: »Jede Arbeiterschaft Mittelstandsbegriffs
wird immer wieder in irgendeinem Sinne sozialis- [)ic lrt'soncle rc Mcntrrlitüt, von tlcr viclt'Mitglicclcr
tisch sein.« (Weber l9l8/ 1964: 270) dcs,nt'rrcr.r Mittclstlntlsr typisch gcprligt sincl, hlt
Und die Kerngruppen des rneuen Mittelstandsr? rrtLch 'l'ht'oclor Ccigcr irl []lick,
als cr in clcr Krisc
Zu dieser sozialen Klasse zählt Weber vor allem das dcr Wt'inrarcr lLcptrblil< Die soziule St:hichrung des
»NTUER MITTEI.STAND« ODER I.OHNARBEITERTRAKTION?
Jetrtschen Volhes (
lg
l,raglose Rolle könne j
ISesitzbürgertum [...] um seincr ausgleichenclen, den
des alten und neuen
Klassenantagonismus dempf'enden Funktion wil-
iae puffbrschicht
bcg len.u (ebd.: 125) Den )ncuen( Mittelstand hält er fiir
so vc-rfahre, gliedc.re
eine semantisch fa lschel, und vor allem ideologische
Konstruktion. Sie übcrblcnclc dic gescllschaftliche
,nach c{er ökonorrischen
Lage, strrtzt aber, ReaIitait, inc{crn sie hiichst unterschicdliche Merk_
lvenn cs
,a die Angestelltcn male unci Cewohnheitc-n cirrcr als klcinbürgerlich
unter cjic.
n; l. . I cr ocler stri ndisc h bcsch ricbcncn Ccsa rntI,reit zuorclne:
r.yeilJ,
d.rll sie viel-
cht.s zrr tun ha[rcn ,Ein Llnbcgrifltist rlcr ,Mittelstandr nicht wegcn dcr
r,vollc.n,
te ilrrrrgsgrad grollen Zahl trnd Dilfcrunzicrthcit scincr Illcrnen_
ctwas irbhun
tc, sonilcrn wcgcn <lcr viilligcn Llwer{ktichbtLrkeit
dcr Me ntalitritcn, <lic sir.h typischr,rwcisc in scincnr
;rrr I ztrriickzrr Iii h rcn, IJnrkrcis vorlinrk'r'r.u (ctrcl: I 2lt.J
c]a lJ
lic.qrif f tlcr Mittclschicht Dic Zrrriir kwcisrrng cincr cliIfirscn soz.iulcn Mit_
chcr Ccsittu ng, t,ingcht,n
tc bcgriinclt't Ct'igcr nrit dt'rn liir rlcn Krpitrrlisrrtrs
l<onst ittrtivcn [ rrtcrsr h it'rl dt'r iilionorn isr- hcn I rrtt,-
.l

rcsscnlagcn. l,lr li'rrgnt,t nit.ht, rlrrss rl it, altc Mittcl-


k lrrsst' rr (i rtrppcn von L,olr nirbhri ngigcn
nrl rl ic ncucn
vt'rwu ncltcrr Lcitbi Idcrn ilcr Lcbt,nsf ii lr rrr ng l n hii n
gcn, clit.t'r irn [rlllc tlt'r Angt,stclltcn rrls »strindischc
Nur hklringc inncrhlIb rle r rnork,rnt.n Klirsscngcsr.ll-
schaftu (ebrl.: l2l) rlcrrLr,t. l)cnnoch hailt cr cllran
luf den historische.n It'st, drss clir, lrcirlcn Cirrrppt'n nit l.rt zrrciner r.inhcit-
rsirrn dt,r mitt(,lstiin_ lichcn ,Sr hii ht von rrcntulcr Vcrr,vanrltschoft rrncl
a/_Stand hieß cias gc'
rr-r t' i n slr c r S oz. e l i n k t o « zt.rslr
rr r i f r i n c n wn c lr scn,
r-r r-r-r r
altc
,wcil cl ic cinc cin sozitLLcs lleliht, die nnclrc.sozirr-
DIT TOHIIABHjiNGIGT MITTE AI.5 »VERDE(KTE KIASSE« »NEUER MITTTLSTAND« 0DER [0HNARBEITERFRAKTI0N?

les Netrelemenr ist« (ebd.: I36J. Für Geiger ist cine Druck der Wirtschaftskrise zunehmend realitäts-
Mitte, in der die bedrohte Bcsitzklasse des alten fiemd wurde. Schließllch setzten die mal3gcblichen
Mittelstands mit besitzlosen Verkäuf'erlnncn der Kapitalfraktioncn auf die NS-,Modcrnisierer,, in de-
eigenen Arbeitskraft zusam mengesperrt ist, ein wis- ren als Volksgcmeinschaft drapierter Klassendikta-
senschaftlich unhaltbares Gcdankcngebildc.re Der tur sich dcr vom Bürgerturn rntihsam konstruicrte
an Marx und Webcr geschulte Soziologe rcsümie rt ,Mittelstandr, wic Ccigcr vorattssah, rasch a[s ent-
am [,ndc c'ler Wcirnarcr Republik: bchrlich t'rwciscn sollte (vgl. cbcl.: Exkurs l09lf).

»Wo r'vir luch suchcn: Ansatzpunkte eincr Hornogc Carl Dreyfuss: lllusorische Macht als Trostpteis der
nität, dic gccignct crst'hrcnt., Mittcl- rrn<l Klc_-inrrntcr- Deklassierung
nchrner trncl hiihcr clualihzit,rtc l-ohnbczichcr otlcr Mit dcr Atrsdillcrt'nzicrtrlrg von Atrlgrrbcn trntl ['tt-
SchrcibstLrbcn-l)t'rsonlI iibcr dcn trcrrnt'rrrlt'n (ir:r- sitioncn i rr l<lpitr I istisclrcrr I nLt'rnch trrt'n bczogcn
J

br:n ihrt'r w,irtschaftlichcn [.]xistcnz[orrrrt,n hir.rr,vcg sich tlic r,visst't'rsr. hlltIithcn Kotrtrovcrst'tr iibcr tlit'
d:ttrcrncl zu vt'rkiltclr, sinrl nir ht rrtrthntlbur. lrt.lrlt,rr gt'scl I sr h.r f tI ichc [,rgt' t'rt'ttt'r [,oh rrl[tlrri ngigcngrttp-
clc,mrrar h rrrßcr- odcr iibcr',virtst hlItlir hc [[ornog.. pcn au( h lrrlrlic lrt'tricblir hc [:lrcrrc. Dic'['l'rt'st'vorn
n itntsnronrcntc, so,uv i r<l r{ it, Ve rsr'lr it.clcne rt gkt'it tlt. r
i ) tclstl rrd, hcgriirr«lctt' scint' Sontlcrstcl ltrrrg
n('r r('n M it
llr l tsgt'scl l sc l'rrr Itl ic ht'n Stu rrrlortt' zrvisr ht'rr,u l
',vi rt-st' v,rr rllt'nr nrit rlt'r lrt'tricblicht'rr I Iicrlrr hic trntl tlt'-
tcnrr turcl )ncucnr( Mit-tclstunil uls Motiv tlcr soziult'n rcn Stutrrsgeliigc. In tlit'st'r l't'rspt'litivt' glltcn tltra-
Mcinungsbildung nicht ltrI tlic I)urrt,r arrsgt,st hultct lihzit'rtc Arlrt'itsl.nilte, tlic of tnrrrls rtttl <lt'r (lrtrr.rtl-
wt.rtlcn kiinncn u (Cie igt.r l!)32: l3l) llgc cint's lrcs«rrrr]r'rcn lrut hwisst'ns in clic ['lirrrttng
clcs l'rorlrrlitiortsprrozt'sses oclcr grrr in tlit' Lt'ittrng
lndcs licgt liir Gcigcr dic politischc untl itlcobgi.sche tlcs [.J ntt'rnclr tnt'tts t'i rrbt'z()g('n wil r('tt/ lr ls, M i Ihcrr
Ftrnktion clcr in dc'r Krisc ncu lrcschworcncr-r Cc schcntlt', i n tlt'r ()rgrt n isrttiorr, Kontrol lt' tr ncl I)iszi p-
nrcir-rschlft von tltcnr rrncl rrctrt rlr Mittclstunrl uul Ii it'rrr ng rlt'r A rbt'itcrl rr nt'n. [)it' rast'h a ttlvltc h sct't-
n
cler LI:rncl: Ir soll als »'['rrigcr cine r,4u.rg/eir:h.sfirnkti- dcn A ngt'stt'I Itcn 1\ rn kt ioncn scIr i('ncn it'nt' Ansritz.t'
on,, (cbd: 124) lultretcn cinc llollc, clie Lrntcrclcrn clt'r nlr rx istischcn K lltsscrunrt lysc ztr ltlit rtt icrcn, d ic
DIT I.OHNABHiiNGIGE MITTE AI.S »VERDE(KTE KI.A55E« »NEUER MITTEISTAND« 0DER t0HNARBEITERtRAKTI0N?

den übergre if'enclen Ausbcuttr ngscharakter dcr Lohn- und Ingenieure - wichtigstc Berufsteld der Ange-
arbeit zum Angelpunkt ihrer Zwciklasscn-Theorie stellten, das wenigcr von der stofflichen Scite der
machten. Das damit schwerer zu entschlüsselnde Tätigkeit als vom rCeist des Kapitalismusr sclbst
Verhältnis von Realität und ldcologic der Angcstell- geprägt ist. Hier arbeitet er an vielen Bcispielen
tenberufe hat Carl Drcyfr-rss20 vor allern anhand dcr ILr:itcncle Angcstel[te, Sekrctärinnen und Steno-
bctriebliche n Praxis untersucht. Als L]nternchmer typistinncn, Angcstcllte im Ar,rl3enclienst und irn
und zugle ich kritischer Wissenschaftler bcobachtc- EinzcIhanclcl) dcn Einflr.rss dcr rnrttcricllcn Lagc rrncl
te c r cl ic Verri ndcru n gtrn clc- r i n nt-rc n A rbc itstci ltr ng der Bc-schriftigungslirrm, clcs Aufgabeninhalts und
trnd dercn Irolgcn fiir dic- Mcntrlitait, sozirlcn Intc- vor lllt.m cle r Bctricbshicrrtrchic ltrf clic llcruf.sidco-
rcssen und Dcnkwc.iscr.r dcr Angcstclltcn. [n wcl- Iogic hcrrrrrs (vgl. 1933: (i4lf.). t)rcyf rrss cntschlüs-
chcrn MalJc clicsc tatslicl'rlich oclcr nrrr vcrrnt'intlich sclt, wic cl ic rrr ntcrnch nrcrischc Bcci l'r1l ttssu rrg,, clcn
an c1,.:r bctricblichcn Flcrrschrft tc'ilhr[rcn untl wir.' Arr l.sticg wcit chcr vt'rspricht rrls l'virl<lich gcr,vrihrt
sie sich gcscllschaftlich verorten, zcigt sr:inc nor.lr tunrl rlcnnor h rnit clcr Moclcrnisicrtrrtg strirrclischcr
I933 crschicncnc' Strrtlic rnit anschnrrlii.hcn llci Illusioncn nt'trc [,cistturgsr('s('rv('lr in tlcr rWcrkqc
spiclcrr nus clcn kaufrnri n n ischcn tr nc[ vr.rwl ltt'nrlcn rnt'inst'hlItu crschliclJt (vgl. l!)33: llJ5ff.). Von clcr
[\rnl<tionsbcrcichcn. Wci I bci viclcn Angcstcl ltcn cl it' l<ritist hcn Arrlrlyst' tlicscr Mltnltgt'tttt'nIstrrttegiett
U bcrzcugung vorhcrrschr, ,clrrss gcraclc clcr Bt'rtrf llisst sit'h noch ht'utc lcrncn
sic von anc{r'rcn sozirlcn Crrrppcn, vor ullcn I)in- Angcsiclrts clcr t'rstcn, utrt h tlic Arrgt'stcll[cnrtrbcit
gcn von clcn Arbt'itt'rn,'uvcscntlich trr-rtcrsr.ht'i<lcrr i rn Kcrn crI rsscn(l('n llrrtionl I isicrtr lrgsphrtsc t'r'rtlIrvt

IDrcyfuss 1993: 31.), richtct sich scin ht'sonc]crcs Drcy [irss schon in rlcr AtrlTrilr ltrng tlt'r rr ngcblich gc-
llrkcnntnisintcrcssc rtrl rlt'n Inhrlt trnd clic l,riigr'- rrrt'i nsu rrt'r'r Mt'rl< rnl lt' clcn irlcologisc hcrr Cll-rl rir ktcr
r

krrrI t tlt.r Benrfsileologir'tt. clcr ,rrlt, rurrl ,r'rt'rt, iihcrgrt'ili'ntlcn Lt'gcntlc voltt so-
Als Untcrstrchrrngsfi'kl wlihlt Drcylrrss rlcn tlrr- z.ill lrrsglcit ht'nrlcn Mittclstrrntl: Nlch dit'st'r Vrr-
mr I s noc I'r k rr t r rrr c rf o rsc htc n k tnLl n u.irLr i.; c h - ue r t.t t tLl.
L stcl ltr ng zri h lcn zrr r M ittc icnt' rVol ksr ngt'hiirigen,,,
tendenen Bercich clcr privatcn [Jntcrnclrrncn. l-r bt'- clic iibt'r »cinigcs Vt'rn'riigcrr, cin cigt'ncs Clt'sc[rüft
gitrt sich cla nr it au f clas - r'rebcn clt'rn rlcr 'I'r'c hn ikcr oclcr cinc sicl'rcrt'Anstt'IIun{u vcrIiigcn trrrd irn ,bür-
l)ll I 0llN^BHANGtGt MtTTt A[S »VERDE(KTt Kt ASSt« »NEUER MITTETSTAN D« 0DER [0HNARBEITEßtRAKTl0N?

rt('rli( hcn Zuschnitt ihrer Lcbensführung über die gingen auch sozialdarwinistische und militaristische
grol3cn Masscn der arbeitenden Klassen hinausra- Vorstellungen vom Daseinskampf in das ,Gewcbe
gen, ohne aber durch ein gro{3es Einkommen oder von Berufsideologienrr ein. In Drcyfuss' Kritik der
einen grol3en Bcsitz zu der kapital- und besitzrei- Delcgationstheorie zcichnet sich schon clas zwie-
chen Klassc zu gchörenu (Wernicke 1922: 95). An spältige Lcitbild dcs,Arbcitskraftunternehmers,
diesen Kriterien nimmt Dreyfuss Ma{3 und zicht c{ic von hente (Voß/Pongratz 19913) ab:
nüchterne Bilanz: ,Kcines dcr in dicse-n Vorgaben
enthaltcnen Merkmalc ist in der aktur:llen Situation »ldcologicn, clie wir bci dt'r Ilrrtcrstrchr.rrrg der Be
noch clen Angcstcllten eigcn.« [1933: 25ti) tricbshierrrrclrit' rrls tiktivc Anordnrrrrgsbc[ugnis, als
Wic erkLirt si,-:h dcnnoch dcr fist panischc tlifcr, rungt'rnrlltc orlt'r ci ngebi ldctc Scl bstä ndigkcit tr rrcl Ve r-
r.r-lit clcm rrntcr dcrn Druck clcr Krisc vicle angcstcll- rntlvortlit lrti<'it kcnnt'nlt'rntcn, tr('tcn | | trntcrdcnr
te Loh nr rlrc itc-r[ n nc n,,vor dc r K[asscn zugc hirrigkcit Se tr lu gr,vort clcr tlt'lt'gic rtt' n
r [ ] rttcr rtt'h rltt' lls ftt tl k t iottr
untcr clas Obtlach cliescr fi ktivcn sozinlen Schicht,, ruul, cin so vicltlctrtig trrt<1 clchnt»r tle lrnit'rtcr llt'grif f,
(cbd.) fltchtcten? Zur-r'r cincn lvurclcn, gcruclc lveil rl:rlJ sich lirst jctlcr Arrgcstt'lltt' lris irr tlic grol3c Masst'
c{us altc Stlnclcsbcwtrsstscin tlcr rcalcn Situltion ilcr rnt't lr,tnisclr rrrrtl st'he rttrttist h llt'st hril'tigtcrl hi-
clcr Angcstcl ltcn zunch rncnd w iclcrsprlr.h, [,citbi I nt'irr uls nrit clicst'r lrtrnktion ltt'trltttt tviilltletl krtntl.u
rlcr nrrs ck'r stlinclischcn Verglngcnl-rcit lrcst-hr,vo- ([)rcytrrss l!)33: 2t;0)
ren, r,clic dtrrch clic gcwlltigcn ijkonomischcn ur.rcl
soziirlr.r.r LlrnwriIzrrngcn jcclc Bcwciskrrft vcrlor,-,r.r ALrch bctrichlichc Bcispiclc liir ft'ir.rt' sozillkrrltu-
hlbcnu (cbd.: 25(i). Sic solltc'n in clcr bctrichlichcrr rcllc I)il li'rcnzit.rtu'rgcrr zrtrtr Zwccl<c tlt'r Diszipli-
O rga n isrtionsktr ltu r d ic l:icsc hri f tigtcn i n ncrl ic h a n nicrrrng Iiihrt I)rt'ylttss rtus clt'r Wclt t1t'r Klttlhriu-
drs LJntcrnchnrcn binrL'n. Als zr,vcitc rnaflgcbliclrc st'r vor. L)ort
lli nflrrssl< ralt auf' dic Angcstcl ltcn i I lusioncn clctrtct
Dreyftrss dic von cler untcrnchnrcrischcn l)ropa- ,,uvcrtlcn rl i c [ [,.' rrt'n nrotlt'rr rti kcl, dc r ktr rtstgt'w'c rltl i
ga ndl c i ngc flö13tc, bc ru 1l ic he tr ncl soz ir lc Atr I st it,gs- r ht' (it'gt'nstrtrttl oilcr tlrs St lrrnttc ks[iit l< ztrlll doktr-
iclcologit--« (cbd.: 258); nrch tlc:nr Erstcn Wcltkricg n.rcntu rischcn llt'rvt'isnr ittt'l lii r dit' Clclroben hcit dcr
Dlt t0HNAßHANGtGE MTTTE At-S »VEßDE(KTt KLASSt« »NEUER MITTtLSTAND« 0DER t0HNARBEITERFRAKTI0N?

', t, I r r r rq,'i rrt, r Vcrkriulerin, Schuhe untl Wäsche ctwa


I
kurzvor I933 eine Soziologie der deutschenAngesteLl-
l,, rrrzt'it lrn,.:n dic mittlerc Sphäre der Hierarchie, bil- rcnschaft (1917) vorgelcgt, die dann in Deutschland
ligt' I Iaushaltsartikel uncl LebensmitteI ihre unterstc nicht mehr veriiff'entlicht'uvcrden konnte. Seine Ana-
Stufe. [.. ] Bezeichnend für die inncrbetriebliche Sozi lyse trägt sowohI clem strttkturc'llcn Wa ndcl als auch
ah,viri<ung ist dcr Brauch, nach dern in einem der Bcr- de n hi storischen lii gc nttim I ir:h kciten cler deutschen
Iiner Waren häuser die Angestellten fr-i r k leinc Verf-ch Gcsellschalt Rechnrrng. Speier bctont zunächst die
lungen bestraft werclcn. Bei c{er crstcn Stralfälligkcit iiko norr.r ische Nicht-Sclbstri ndigkeit a ls gcmei nsirrncs
lvird die Verkajtrfi rin liir lJngcre Zcit in rlie KJseab- Mcrknral von Arbcitcrlnnen trnd Angcstclltcn uncl
teilung ycrsctzt. tlei Riicl<frilligkcit crlblgt einc Strrt- vcrweist clarnit clic T'hcsc vom ncucn Mittclstund
vcrsctzung in dic Irischabteiltrnu. (c.trc1 : ll7t.) ins Rcicl.r rlcr Iclcologic. Zuglcich nirnrnt cr gcnatlcr
lls viclt: zcitgcnüssiscl-rc MlrrxistIrrncn withr, in lvcl-
In solchcn Bcispiclcn rrnd ihrer L)eutung nirnnrt clcr chc rr M rr{lc ic nrotlt'rlrc n Angt'stc I ltc n bcnr f'c l.r isto-
cl
kritischc Bcobachter clic in Birudrillards Konsurn- rischc Trocl itionsl i n icn tt ncl ci rrc sozilt lc S 1tl n lrwcil,c
theoric arrfgcwicst'nc Nutztrng der ,,[Jnglr:iclr l.rcit vor ci nsch I ic{lcn, rlic tlls gcscl I schu ltl it l'rc Bcwtrsstsci rr
dcn C)bicktcn irn iikononrischcn Sinn" (1979/20 15: ltr I l,-' r:igcnc Wcisc prligcn tt ntl i rrtt' rt'sst'rrpol i tist'ht
[37) vor',vcg uncl zcigt, wic sich clcrcn rliszipl init,- Spa lttrrgsl i n icn crz('ug('n k(rn nt'n.
rcnclc Krirft c[cr sozia[cn []orrrcticrung auclr in clcr Mit sr hrrli'nr Blick crfirsst Spcicr tlrrs Ztrsitrrr
Sphrirt: dcr Arbcit cntllltct. rncnspicl zwt'icr Krriltc, tlrts soz.ialc Schcidclinit n
von tlcr Art rlcs Arbcitcr- uncl Angt'stt'lltcntitcls [tis
Hans Speier: Verdeckte (lassenzugehörigkeit und die Rolle
hctrtc bcgiinstigL:ztrrn e incn clic [ristorisch gclvrrt'h-
der Geltung
scn('n, Dctrtschllr.rd str.inr/i.srlt trnl obrigkcits-
in
Die grirbstcn lvisst:nsc Irr ftl ichcn II lusioncn iibcr cl ic gcpnigtt'r'r [,lntt'rst hicclc (vor lllcrn rrlch
sttttLtLiL,h
I'trfft'rrolle cincs nctrcn Mittclsta nds wrircn vicllcicht sozialcr Hcrkrrnft, Ccschlct ht trr.rtl Staatsnrilic clcs
lrüher gcschwtrnden, hJttcn in clcn I950cr Johrcn []crufs); z.rrn'r zw'r'iten clic rnttclcrtrcn, [iffizit'nz urrtl
clic soziolog ischc n Wortfü h rcr i n c{cr Bu ncicsrcprrtrl i l< U f fi' kt i v it rit vc rbti rgc n<lc n ( ) r gan i : t L it t n s l o r n t u L, clic
sc['ron Hans Spcicrs Sttrdic lcscn k(jnncn. Dcr hattc jcnc Trurlitioncn nit ht ct'"va Lrescitigcn, sonc[crn fiir
DIt I.OHNABHANGIGE MITTT AI.S »VERDT(KTE KLASSE« »NEUER MITTETSTAND« 0DER t0HNARBEITERtRAKII0N?

den betrieblichen Rationalisierungsprozess und die Klassentheorie gerate in Erklärungsnot, wcnn es um


Beherrschung des gesellschaftlichen Wandels nut- das Begreifen dcr betrieblichen Abhangigkcitsver-
zen. Diese Kräfte fcirdern eine Geltungskonkurrenz hältnissc geht:
nach Geschlecht und Alter, Beruf und Bildungsgrad,
hierarchischer Position und betrieblicher Funktion, ,Diese Thcorie erölfnct zrtnächst eine ticf'ere Ein-
ja selbst nach dem Prestige von Waren und Dienst- sicht in clie lvirtschaftlichcn Lebensbeclingungen der
leistungen. Das moderne Unternehmen erzeugt und lngestclltcn Gelieltscmplringt'r, stöllt rbcr aul sehr
pflegt damit eine »verdeckte Klasse«, deren Mitglie- grolle Schlvicrigkeiten, wcnn sie dic sozirle Cc'ltrrng
der in den Genuss fein abgestufterVergünstigungen tu n d cl c' po I t isc hc n C) ri c nt i e ru n gc rr cle r A n gcste
i i I lte- n

und Statussymbole gelangen. Die betriebliche Per- zu bcstirnmen versucht « ('t.ld.)


sonalpolitik nutzt in den Büro- und Verkaufsberu-
fen auch das gesellschaftliche Geschlechterregime, Auf clcr bctricblichcn lihcnc zcigt cr bcispielhaft, rvic
das Irmgard Keun in Das hunstseidene Mädchen dic Entwicklung clcrArbcitstciltrng au[ [rrcitcr l"ront
(1932) ironisch schildert, ftir kostensenkende Loh- ,,c{asl'hü norre n dcr vcrclccktcn K lasscnztrgchitrigkcitu
nungleichheit. Gegen Croners Delegationstheorie l'örclcrt. Dcrcn llin [hrss vcrz.crrc auch das gcscllschalt-
stellt Speier den klassenuerdeckenden Charakter lic hc Bcwtrsstscin inr hctrichlir hcn AIltag:
dieser Mechanismen heraus: Statt »von delegierter
Leitung« sei »von delegiertem Ansehenu (speier »Nicht dls tlie [)crsiinlit [rkcit nrissrrclrtcndt' Kall<ril der
7977: 82) der Angestellten zu sprechen, weil sich LJ ntcr nch nrcnslcitrr ng bcs I i rrt rrr t i h rt'n wa lt rnt' h rt'rllr

tatsächlich »nur eine schmale Spitze der Schicht rcn lllng, soncit'rn tlls Mlll, irr tlt.ttr sic trn dcr l. .l :rtrf-
[...] i" gesellschaftlicher Nähe der Unternehmeru gcgl icc['rtc rr M.rt' l'rt, clcs Ka pi tir I istcn< k nr ltt ()rgl n is:l -

befinde (ebd.: 85). tion tcilhrbcn.u (clrtl.: l0l)


Im Kernbereich der anwachsenden rarbeitneh-
merischen Mitter macht Speier dennoch ein Dilem- Ausclrticklich rtnrnt Spt'icr vor clcrl't lrlollcn Vcr-
ma aus, das die betriebliche und gesellschaftliche wcis auf iibcrkornrnenc rrnittclstlindischc, Trac{i-
Einordnung der Angestellten erschwert. Die rreiner tioncn, wenn dic sozialiikonornische Stelltrng mit
DIE I.OHNABHiiNGIGE MITTE AI.5 »VERDE(KTT KLASSE« »NtUER MITTE[5TAND« 0DER [0HNARBEITERtRAKTI0N?

dem Verhaltcn nicht übereinstimmt. Die Mahnung zur Realität(r gewinnt (Kracauer 1930/2008: 215).
gilt bis heute. Der Journalist, Romancier und Wissenschaftler
Im Lichte derart nüchterncr Erkenntnisse bleibt entdcckt noch in clcn kleinen Syrnbolen und privl-
cine Frage ot'fen, die nach dem Schwinden vieler ar- ten Nischen dcr Angestelltcnwclt die allgemeincn
beitsrec ht icher Unte.rsc hicdc u nd dcm Becleutungs-
I Züge dcr Entfremdung. Zr.rglcich lragt er sich, wie
vcrlust rein hierarchischcr Machtpositioncn nach diese Realität drrs Dcnkcn und Tniumen der Mcn-
wie vor kontrovcrs erörtert l,vird: Sind clie typischcn schcn jcnscits cler Arbcit lrcstirnrnt. Scinc Essays
Sozillfiguren des vcrmeintlich netrcn Mitte[stanc{s gelten bis hcutc als gcschlillcnc, ins Ccwancl dcr
clie crstcn Rollcnrnodc.l[e fiir cine Morkrrnc, clic in Rcportcgc gcklciclctc Anrlyscn. Aber lvcl allc sich
rrsche m Wechscl stcts ncuc llrscheintrngstirrrncn atrf sic bcrtrfi'n, ist Vrrsicl'rt gcbotcn. Krlcaucr hot
cler frcmc{bcstimn'rtcn Arbcitskraft hcrvorbringt? runhlnrl rk'r Bcrl ine r Angcstclltcnlvclt einc lohnaLr-
Stcht die gröLle re Bcwcglichkt:it von Angcstclltcn, hringigc Schicht inr Unrbrrrch rltrrchlctrchtct unc{
clie ar.rdcrs irls dic ,lltc, Arbcitcrklassc lnclivicltulitlit clcrcn Rollc in rlt'r []ntwicliltrrg clcr gcscllschaftli-
zu vcrkiirpcrn schcincn, fiir cinr.n cxr.nrplrrrisclr nro- t hr:n VcrhriItnisst' insgcsnnrt.
clcrne n Sozialcharrktcr, clcr clcn fzurncist rnrinnlii-l-r Anr Ztrsunrnrenspir'l vort Scin ttnrl [3cwttsstseitr,
gccluchtcn) Mlsscna rhcitcr clcs I ndustricl<rrpita I is- ru rn Schwr n licn zlv iseht'n Atr l.st icgsstrt'bcn, bt'rtr Il i-
rnus altgcl(;st hlt odcr zunrinclcst crglinzt? chcr AIltrgsrorrtinc trrrrl Iliit I'rtigcr Zcrstrcttut'tg cut-
hiillt Krrrrrrtrcr iilrcr clic nrrrtcricllc Not hinrtrrs tlic:
Siegfiied Kracauers Gespür für moderne Ent-Täuschungen ()ricnticru ngsnot vit'lcr Angt'stt'l ltt'r. Intlcs lci stet
Anr fr(ihcstcn trncl griincllichstcn ist Sicgfriccl Krl cr sit h n ic [rt clirs lrt'clrrcnte I ntcl lck ttrcl lt'r'tvt'rgn(igr'n,
cutrcr clicscn [ragcn nlc'hgcglngen. t,]r hült rls..in rlt'rt' r'r gt'sch nli lt'rtc Ku rric rcc l-rl nt t' n prt t tsc h n I z.tt t lr
Itihlslnrcr l]cobrtchtcr clcr Zcit vor 1933 lrinsichtcn '['rtrglrilcl z,.r crkliircn. llr gcht ihrcrl Schwinclt'n artf
bcrcit, clic trngcuc htct dcr lrcsonclcrcn hist«rrisr hcn viclcn llbcnt'rr untl l'Ia<lt'n nrch: irn Systt'rtr clcr gc-
L.Jnrstiinclc dic Modcrnität scinr:r Dilgnosc bis lrcu- scl lsc hrr lttl it'hcn A rbcitstci lrr ng u nd i n clt'n ci nzt'l ncn
tc aLrsnla( hcn: als »rnatcrialc Diak-.ktiku, dic ihrc llc rrrfi' r.r, i m bc t ric[rl ic l.rc n Rat ion rr I i s ic rtr ngs prozt'ss
gesc'llschaftlichc Dcrrtr-rngskraIt aus scincm »[tlun wic anr Schicksalclcr Arbcitslosigkcit. Ilrst vor c{ie-
DIT I.OHNAEHiiNGIGE MITTE A[5 »VERDE(KTE KTA55E« »NEUEB MITTELSTAND« 0DER t0HNARBEITERtRAKTI0N?

sem Hintergrund tritt der zunehmend illusionärc wurzelnde Irremdheit gegenüber dem inclustriellen
Charakter eincr geborgten Geltung hervor, die als Proletariat empfinden. Aber dic objektivcn Gründc
gcistiges ,Asyl für Obdachlose,r dient (Kracauer für die gröbsten Vorurtcilc bcgannen zu verblassen,
1930: tl7). Die alltagskulturelle Distanz., dic vie- uncl irn Betriebsalltag war c{ie Gegnerschaft der Ar-
le Angestellte zur Arbeiterwelt aufrecht erhaltcn, beiter zu den Angestcllten oft stärker ausgeprigt als
deutct Kracauer als verzweif'e[tcn Gcstus, auf den uu'rgekehrt. Noch in seiner Analysc'der Gründc frir
cine nüchternc Antwort crlolgt: di,.: Anzichungskraft dcr NS-lcleologie hält Kräcauer
rn clcrgrundlegcnde n [rkenntnis fcst, c{ass nachdcn
»Aber ivinkcn nicht die h(;hercn Schichtcn? Wic sich obicktivr:n Intcrcsscn clic neuen, abhringig bcschifl
hcrrusgcste I lt ha t,',v i n kcn sie u nvt-rbi ncl I ic h von [t'rn.« tigtcn Mittclschichtcn nichts rnchr rrit clern rrl,en
(r'bd.: 120) Mittclstl ncl rlcr llc'sitzcndcn vcrbi ndct:

Solchc Ei nsichtt:n habcrr clcn jiicl isc hcn lntt:l lcktucl- »Wi rd h it'r rlic [ ) nlbhring igkc it ztr rn Sr hcin, so Irirrt sit'
Icn clcn »gcistig Ctrtsittricrtcnrr scincr Zt it cntfrrrn- bci dcn Angcstcllte n utrl, t'ine I [olInrrng ztr bilt]r'n u
dct, ,dic, ohnc cs wahrhlbcn ztr wollen, dcr Anl-rlng IKrite ittrt'r l!)331/ l!)!X): 225)
clcs hcrrschcndcn Wirtschrrlttssystcms sinc[u, trntl
schliclJlich ins Ilxi I gctricbcn.2l [)cnnor h n'rissui'htct cr in tlcnr l)rozt'ss, in c]crn clic
M it Krrcorrcr ki)n ntc cl ic Tl.rcsc ci ncr gcscI Ischaft- krrpitrrlistischr' [)ynrrnrik clic Kllsscntrczichr.rngcn
lichcrr Idcntität icnscits cicr Klasscn, clic ,clcn, Angc- trnrl sozirtlcn (lhlrrlrI<tcrt' irtrlnt'r lvictlcr vorr ncu-
stcl lten (ty pisch nrri nn I ich) zrr rn Kronzcugcn un rtrltt, cnr crzcugt, kcincswcgs rlie lristorischc Macht cler
ftir abgchcftct gt:ltcn. L)cnn clicsc Rollc sctzt t'int' gt'scllsr hlI tlir I'rt'r'r Instittrtiont'n, Ktrltrrrbt'strindc
C crrrcinsrr nr kcit clcr gcscl lschr ltl ichcn Llgc vonrrrs, rrnd Konvcntioncn, dic lntcrcssen rrncl Mcntalitii
clic arn llnde clcr Wcin. rrcr licprrblik cinc I<iinstlicl-rt', tcn pnigcn. llr hrrt rlicsr.' []infliissc in rlcr l\rlitik wic
nur noch illurninir:rtc war. Dic ,verdt't ktc Kllsscu dcr inr Filnr trncl dcn Mnsscrrnrcclicn scincr Zeit ar-rls
Angcstcl ltcn rnochtc ncbcn h istorischcn Sch nsiichtcn Gcnatrcstc trntt'rsucht (vgl.Kmclrrr 193 lbl 1990;
clic in c{cr Hicrarr:hic dc.r [>ctrietrlichcn Funktioncn 1947/ t979).
DIE TOHNABHÄNGIGE MITTE AI.5 »UEßDE(KTE K[A55E« ZWIS(HENTAZIT: ERSTE TEHREN TÜR DIE GEGENWART

Zwischenfazit: Erste [ehren für die Gegenwart )neuen Mittelstand, sozialökonomisch der Lohnar-
bciterklasse zu und decktcn den gesellschaftlichcn
Was lehren uns die nur scheinbar veralteten Stu- wie zugleich idcologischen Charakter dicseruver-
dienT Die angestellten Arbeitskräfte, am Ende deckten Klasseu auf. Ar-rch empirisch crscheint das
des 19. Jahrhunderts von Schmoller zum »neuen Bild schliissig: Offclnc uncl verdcckte Lohnabhän-
Mittelstandr, geadelt, waren in den sozialen Um- gigc zusammengenommcn, waren nach cler sozial-
wälzungen nach dem Ersten Weltkrieg als die am statistischcn Erhcbung von 1925 von 32 Millionen
stärksten wachsende Schlcht in der Gesamtklasse E rwcrlrstäti gc n 2 I M i I I ioncn trn sel bstü ncl ig b,-:sch rif'-
der abhängig Beschäftigten (des Kapitals oder des tigt bz.w. rrbcitslos, <1ic Klassc clcr Lohnabhiingigen
Staates) erkannt worden. Die hier vorgestellten urnIlsstc clurnit zwci Drittcl ((i(J'Xr) dcr Drlvcrhsbc-
Weimarer G esellschaftsforscher bedachten in ihren virlkcnrng. Wic viclc clnvon sit lr lvohl in clcr Antwort
Klassenanalysen neben den in der gesellschaftlichen ltrf dit' bc'srinf'tige nclt'n Irlgcn von ht'trtc clcr Mittc
und betrieblichen Arbeitsteilung hervortretenden zrLgcrccl'r nct hlittcn?
Differenzierungslinien auch den historischen Ein- Mit rlcn llinsir'lrtcn clt'r Soziologctr rltrs tlcr von
fluss der vergangenen Selbstbilder auf das rmittel- Krist'n gcpruigtcn ltnd phrst' rlt'r Wt'i rnl rcr Rcpttbl i k
ständischer Bewusstsein und die Lebensführung licl3c sit h irn J:ilirli arrl rlic gcrvrnclcltcn Vcrhliltnis-
der neuen Lohnarbeitergruppen. Sie nahmen sehr sc noch hctrtc lcbcn trntl lirrscl-rt'r-r. Sit' rrtat'he n clic
wohl wahr, dass die Fabrikarbeiterlnnen die meis- wur hsc ntlt' Vicl firlt a n Loh nl rlrc its Ionrtcr.t bcgrci [l ic h,
ten Angestellten im betrieblichen Alltag den them clit' wcclcr irr rncchnr.tistisr ht'r'r Klasscntlt'linititrne n
und nicht den us zurechneten - und dass vielen not'h in Mlx Wclrcrs lriirokrrrtischcrl'lyptrs lngc-
Angestellte noch der Sehnsuchtsort einer sicheren nlcsscn cingclrmgcn ist. Si l'ron tlit: lriillc rrn Qtrali-
beruflichen Existenz vor Augen stand: »Das ständi- li kltioncn, [retricbl ichcn l)osit ioncn, Bcrtr ls [clclcrn
scheWunschbildbezeichnet den Punkt, an dem sich trncl Arlrcitsinhrltcn lrisst it'tlcn Vt'rstrch st hcitcrn,
die Eigentümer und Arbeitnehmer des Mittelstands noch cint'objcktivc Uinhcit ,clcr, Angcstclltt'n oclcr
[...] finden konnten.« (Geiger 1932: 120) Dennoch gnr,clcr, Mittclschit'htcn zrr l<onstruicrcn. Wlrs frci-
ordneten die kritischen Weimarer Beobachter den lich bis ht:rrtc gilt, ist dic Ilrlilhrrrng, clrss Systcrne
DIE TOHNABHÄNGIGE MITTE AI.5 »VTRDE(KTE KI-A55E« ZWlS(HENFAZIT: ERSTT ttHREN tUR DIE GEGENWART

der Arbeitsteilung und der Differenzierung nach am Durchschnittslohn des Produktionsarbeitcrs,


Qualifikation und Verantwortung jene Mechanis- der indes häufig weit über de m vieler angestellter,
men fördern, die Geiger, Speier und Dreyfuss zu vor allem weiblichcr Arbeitskräfte im Dicnstleis-
einer modifizierten Klassentheorie nötigten. In ihr tungsbereich liegt.
spielen betriebliche Abstufungen und die Macht der In cler marxistischcn Diskussion uncl in dcr kri-
sozialen Geltung auch klassenpolitisch eine neu zu tischen Soz.irlfbrschung hcrrschten hä,.rfrg allzu op-
interpretierende Rolle. Eine genauere Analyse hät- tirnistischc IIlusioncn über c{ie Vcrgänglichkcit kon-
te, so Speier im Rückblick, »zur Einschränkung der kurrcnzge pnigtcr Ccrcchtigkcitsvorstcl ltrngen trnd
marxistischen Theorie vom ,falschenr und rrichti- lrcruflichcr McntaIitiitcn vor, clic ltrl Ancrkcnntrng
gen Bewusstsein [...] ftihren müssen« (speier 1977: clurch Tcil[ubc an clcr bctrit'blichcn Ht:rrschaft
89). Dass die betrieblich teils realen, teils bloß in- c'bcnso s(:tz('11 wir-' sic sche inhaltcn Stlttrsgcwin-
szenierten Abstufungen und Kontraste zwischen ncn lr-r[.sitz.cn. Kritisc lr vt'rnrcrl<tt' Ccigcr ztt cinigcn
Unten und Mitte, Produktion und Verwaltung, nrarx istischt'rr l'rogttoscn st'i rrcr Zcit:
Arbeiterlnnen und Angestellten noch lange wenn-
gleich in blasseren Farben überleben, zeigt sich dar- ,Mrn soll nir hl llt'v(ilkcrtrrgsrrrlsscn rtls cint'Scltit |rt,
an, dass bis heute die Einkommen der Angestellten Klassc orlt'r Stuntl lrt'zt'it lrrrcn, wt'il ttrittt iltrtt'tr r'itt.'
[und des Beamtenpersonals), die breiter denn je nach gcst lrit lrtsl«rnstrrrktiv gt'f orclcr-tc Irtrrrktion irtt gt'-
Branchen, Berufen, Hierarchiestufen und nach wie scllsr hlltlir lrcn l,t'bt'r'rsprozclJ zrrs, lrrt'ilrt'rt ttriit lrte .rr

vor nach dem Merkmal des Geschlechts streuen, ((it'igt'r l!).)2: 125)
dennoch von )unten( her häufig in dem Ruf stehen,
ungerechtfertigt hoch zu sein. Zum Ergötzen der Wcnnglcich tllnrit rlls ['roblt'nr
cincs ,tirlschcrr Bc-
ökonomischen Elite und ihrer Beraterkaste neigen wusstscinsr nicht lrinwcgcrklrirt ist, rrag clic crgrin-
viele Arbeiterlnnen dazu, das Angestellteneinkom- z.cnclc, sclron Max Wcbcr Iricht ttuvcrtrlrtrtt' Sic[rt-
men nicht an den allen nachvollziehbaren Leistungs- wcisc volr Bourdicir ( 1983) the«rrt'tist'lr rtngcrncsscn
maßstäben spottenden Prämien22 der vorwiegend trncl crnpirisr h t'rhcllcnrl st'it'r: class rrtrch irtncrhalb
männlichen Spitzenmanaget zt1 messen, sondern clcr Klussc clcr abhringig llcschriltigtcn sich cin his-
DIE t0HNABHANGIGE MITTE A[5 »UERDE(KTE KIASSE« 7wl(rHEitEATtr.Ep(TE I EHetN riip nrF ßFGFr{wlDT

torisch erworbencr Vorteil - nicht nur die soziale wie vor typisch männliche - Angestellte und Bcam-
Herkunft, sondern auch der seltene Bcrufoder die te bis heute, rnit wcm man sich nicht gemein macht.
spezielle Qualilikation zum lzultureLLen odcr so- Aber die Abgrenzungslinicn sind arrch im Denken
zialenKapitr-zl verf'cstigen kann. In welchcm Maßc und Empfi nc{en flüssigcr ger,vorden.
und wic rasch solche relativcn Vortcile anrvachsen Dieser Rtckblick soll kc.ineswegs suggcricrcn,
oder schl'vindc-n, ist jewcils nur empirisch ztr er- dic Erkenntnissc rrnd Katc.gorien aus dc-n ,Weirnii-
mitteln. In c{er Ccgenwart dürftc bei qualilizicrtcn rcr, Klasscnanalyscr.r und Angcstcllte nstudicn lic-
Angestcllten cin von der Fachrusbildung r-rnd den {Jen sich Lrnrrittclbrr auls Hetrtc ribcrtrlgcn, als
lretricbl ic he n Kooperatr'on sbczichungcn ge prägtcs habc sich in Wirtschrlt uncl Clcscllschaft, rn clcn
BerurÄbcwLrsstscir.r weit cher verbrcitct scin rls clas Bcschrif'tigrrngsfornren uncl institr-rtionellcn Rah-
llmpfinc1en, einer lrcsonclcrcn, von dcn Arbt:iterlnncn rncnbcclingtrngcn, an clcn Mr:ntrrlitritcn uncl in dcr
scha rf gctre n r.rtc n M ittc sc h icht a n zugc hii rcn.
I I ntcrcsscr.rl-rolitik nichts gcrir.rdcrt. A[rcr cs blcibcn
Drs [,rgebnis ist clarnit zr,vicspriltig. Ebrcrseits K lus s erute rhi iL t rL is.se. H i ntcr d icsc [) irrgnosc fli I lt cl ie
l'ehlcn dcn rncistcn dcr icnscits dcr trr-rnrittclbrrrcn clc rzcit vorhcrrsclrcnclc Sc [rst[rt'sclr rci bLr ng c]cr clcrrt-
I

['rocl u ktiorr Bcsc h äfti gtc n ci gc nstri nc1 igc, von clc r In - st'hcn Clt'scllsr hlft zuriick - trntcr tritigcr Mithilfc
clustrica rbcitcrschlft nlrgcgrcnztc ScI bsthi lclcr u ncl ci ncr wcit lr i n klttssc nbLind cn Soz.ir I I orschrr ng. [)crcn
Wcrtrnll3stäbc, c{ic cinc nt'rrc ,Mittelklassc fiir sir:h, vorl-rt'rrsc hc nr[' 1)t'utr r n g 11 r' r c rn pi risch vL,rr ncsscnc n
bcgrünrlcn kiin ntcn. Nrchclcrn clas l< assi sc hc l)rclctir rirrt
I Unglcir hhcitcn trrigt in ihrcr Ilcgrilf .spolitik rnit rluz.tr
nicht ntrr in seincrn rrnr;rrrrli[izicrtt n Scglncnt wciLr-:r [rci, rllss sir h rlic nrccliulc [)iskrrssion (ibcr sozialc
clckIlssicrt, sonc{crn utrclr irn L-lrnfirng gcsr hrurnpft Splltrrngcn ztrr talkslrowLrtrglit ht'n Sorgc urrr t'int'
u nc{ soz.il I stati st i sch i n clic M i ndc rhcit gcrrrtt.n ist (vgl. angr'[rlit h »t'ntht.nrrntc Mittcrr ([)cckcr tr.a. 20 1(i)
Beaucl/[)ialoux 2(X)4), diirftc hcr-rrc cht'r z.trtrcttcn, vcr('ngt ltls sci DcnrokraLic irn Unrkchrse hlLrss nrrr
class clas drrrchschnittlit hc Angcstclltcncluscin inr tlrr rch'l'ricbvt'rzicht zrr crkutrfi'n. Dl nr it clrol'rt r'i nc
irffcntliche n Bcwusstscin dcn (crl,viinschtcn) Nor Vcriicltrng, ja dcr Konktrrs clcs iillcntlichcn L)iskur
nra I zusta ncl d,.- r nroclcrne n Loh na rbc it rcprli sc nt icrt. scs [ilrcr cinc Morlcrnt', rlic nicrnnls heine Kllsse n-
Andererseils wisscn hriufig gcrrdc gelrobr:nc - r-lrr.l'r gcscllschrft wrr.
GEIGERS KEHRE UND S(HE[SKYS BEITRAG

Die Gegenwart im lichte historischer h a ftlic hen Deutungsstreit. Wie fügten


zialwisse nsc
Klassenstudien: Vermessene Mitte, sich in ihm die zumeist im Angestelltcnverhältnis
tütigen Gruppen in die Gescllschaft der Br-rndesre-
vergessene Klassen publik ein und was gcschah mit dcn grundlegcn-
dcn Weimarcr Einsichtcn in dic Gesellschaft des
»M ITT E LSTAN D : Ce s ells chat't s s chicht, de r, s e it d e m
modcrnen Kapital isrnus?
es sie nicht mehr gibt, alle anzugehören glauben.o
[Richard Schuberth 2014: 90)
Geigers Kehre und Schelskys Beitrag
f,! ach dem Zweiten Weltkrieg wuchs mit der Ent-
l\ wicklung des demokratischÄ Kapitalismus in der Dcr ln Wcirnnrcr Soziologcrr skizzicrtc llrkcnnt
Bundesrepublik der Anteil jener abhängig beschäf- nisstnncl zurrr Wtntlcl c1c'r Klrtsst'r'rstrttktttr ging rtrit
tigten Arbeitskräfte, die über den Kernbereich der clt'r Ilntwickltrng zrrrtt clcnrokrittischcn Krrpitlrlis-
industriellen Produktion hinaus den gesamten, für rrrrrs rutch 1945 wcitgcht'ntl vt'rlort't't
- tLntl Mr-rsils
die Verwertung des Kapitals notwendigen Repro- ,Kohlwt'ilJlingsjugrlu in tlt'r Mittc bcgrrrn von Nctt
duktionsprozess in Gang halten. In Zuge dieses Wan- crn. llrstrrrrnlieh ist dcr Zcitprrnkt, zu tlcnr in tlcr
dels prägten im Innern der Lohnabhängigenklasse, ht'gt'rtton iu lt'n Wl lr rnt'h rtru ng clas lli lcl ci ncr C cst'l l-
vor allem in deren mittleren Rängen, neben der so- sr hrl t cntstar.rrl, tlit' lngt'blich ilrrc,Arlrcitcrlilasst'
zialen Herkunft zunehmend auch der Bildungsgrad in rlic Mittt'lsthitht intt'gricrt« (Koppctst'h 20 13:
und die berufliche Qualifikation die Einkommens- lil) hlt. Wie I'lul Noltt' ztrtrcllt'r.rtl trrtt'ilt, setztc
chancen und Arbeitsbedingungen, die Sicherheit it' VorsLt'l lrr ng von, [',nt k llsstr ttg, tt ntl sttzilt lcr
sic l'r,,cl
und Planbarkeit der Lebenslage. Von dieser Seite Nivcllicrrrrrg 1...I niclrt t'rst rlnr l'lntk'tlt:r ltiinlzigcr
her schien die in der Arbeiterbewegung verbreitete orli'r i n tlt'r crstt'r'r I tri I I tc rlcr sechzigcr .la lr rc drr rt'h,
,einfache, Version des Kampfes zwischen der aus- sontlcrn bcrcits zwischt'r-r 1949 uncI t[cr Mittc'clcr
beutenden und der ausgebeuteten Klasse endgültig I iin lTigt'r.ll h rc, l... I r ls clic, Mlngclcrtl hrtt ng, t.toch
widerlegt. Vor allem die neuen Fraktionen der ab- n icht clcr,Woli lstu ndsgcscl lschaIt, l'lltz. gcrrrrcht hat
hängig Beschäftigten wurden zu Kronzeugen im so- tr:.« [)a nrch 1945 tl ic Klrrsscrrstrrrkttrr nir ht nrl[!-
VtRMTSSTNT MITTE, VTRGTSSENE KLASSEN GEIGERS KEHRE UND SCHETSKYS BEITRAG

rl('l)li( lr v()n den Weimarer Verhältnisscn abwich23, »zu cinem relativen Abbar.r der K[assengegensät-
rn[isscn Kräfte der Selbstsdcutung am Werk gewe- ze [...I und damit zu eincr soziirlen Nivellicrung in
sen sein, die solche »Denkmuster gewisscrmaßen einer verhältnisrrlä{3ig einheitlichen Cesellschafts-
der sozia[ökonomischen Rea[ität vorausschicktenu schicht, dic' ebenso 'uvcnig proletarisch wie btirger-
(Nolte 2000: 320.). An dcr Fertigung eincs Gcsell- lich ist, d.h. drrrch dcn Verlr.rst dcr KIassenspan-
schaftsbildes, das die Volksgcrneinschaft, gleich- nrrng rrnd sozialen I licrarchien gekennzcichnet ist.«
scm moclernisie.rtc, war clic von NS-ldeologen und (Schelsky 1953: 332)
Mitkiulärn keinc.swcgs frcie Nachkriegssoziologie
nra ßgeblich beteiIigt. Das strggcstivc Bikl clcr Nivcllit'rung kann angc-
Dcr frühe iiffcntlichc Diskurs stiitztc sich luf z.,vci sichts clcs LJbcrlcbcns obrigkcitsstrltlich gcprrig-
Leitbilclcl c{ic mrf vcrclrchte Wr:isc an c{ic l)ositiont n tcr L)cnkrvciscn uncl rassistist'hcr Vrrtrrtcilc in
atrs dcr Weinrarcr Rcpublik ankniipltcn: Theoc{or clcr Ccscllschalt rlcr ISr.rnrlcsrcprrbl ik rls dic mo-
Ccigcr (1919) gab nach clcnr Zwcitcn Wcltkrieg tl c r nis ie r t e I clcol og ic t' i nt' r Vol k sgc r ntr i n sc hr ft clc r
gcpruigt vom [1rnigrationsschicksaI trr-rrl spüte r vont Mittc gcltcn.25 Wrilrrcnrl rlit' Btrnclcsrcptrblil< orcl-
Kliml clcs Ku ltcn Kricgcs - e inigc [)ositioncn st,inr.r n ngs pol it i sc h rr I s Sozir.rle M t rk t.uti r t st.htrt' t lrr nit r t
L r

Studic von I932 prcis trncl ricl'clic KlassengeseLlschtLJ't (vgl. l'trrl' 2(X)4), hillt Se hclsl<y nrit dcr nh,eLlicr-
im Sc hnrc Lzt iegel rrrrs.2a f)cn vc rnrci nt I ic l-rc n Kc rn d ic- tcn Mit tclstuul.sgesellschrlt,dit' Klitsscn tltrrcl'r
scr Diagnose brachtc l lclnrtrt Sr hclsky ( 1953) cl.rnn 'l'hr'«rric zrrrn Vcrsr'hr,vinrlcn« ztt bringcn (Ritscrt
auf tlcn t3cgri 11, cic'r clcm l,vcstlichcn Nrchkrit.gs lS)9lt: 8tt). lrtir cl ic Konstrrrktion rlcr Wirl<[ich
clctrtschlancl zrr cincr ncucn, aus clcr biirgcrlichcrr l<cit bcnr(iht t'r rlcr»Mittclstrrnclu, ohwohl cr cl ic
Soziologir: frci I ii:h woh Ibcl<l n ntcn Idcnt itrit vt,rhl f: I , lintcl i f1i'rcnzicrrr ng rlt'r e ltt'r'r, not'l.r stri ncl isch gc-
<|ic nh,e l Lie r te M it Lc l s t ands ges e LLsc huJ t. Nl r. h d icscr pnigtcn []crrrl.sgrtrppcn,, (Schclsky 1953: 332) gar
'I'hcoric dic Incliviclucn
'"vcrrL:n r-ric.ht nur vor ck,n,r nir lrt lctrgnct. Ir'rclt'nr cr cl,-'nnot'h clas historisch
Gcsctz [fust) allc gleich, sondcrn clrnk r]cr sozirr[-,r.r cntlt't'rtt' Attril)ut lrcrniiht, fri llt cr h intcr tlit: von
Mobilitlit rruc h in clcn Lc[>cnschanccn trnd cle n C]c- Max Wcllcr cingcfiihrtc Untcrschcichrng von Starrd
wohnhcitcn dcs Konsums. Drs ftihrc trnci Kllssc zrrriick.
ylSl,lEsstNE MITTE, VtRGESStNE KtAssEN DIE NIVEI.LIERUNG GEHT, DIE MITTE BTEIBT

In welchem Maße das rück-stcindische Bild ei- Die Nivellierung geht, die Mitte bleibt
ner Gesellschaft, die doch zugleich eine radika-
le Modernisierung durchlief, das öffentliche Be- Wenn nach wie vor die materialistische Erkennt-
wusstsein in der frühen Bundesrepublik weiterhin nis gilt, class dcr Gegensatz und das institutiona[i-
beherrscht, zeigt sich daran, dass noch 1955 in der sicrtc Zusammcnspiel von Kapital und Lohnarbeit
deutschen Fassung von CW. Mtlls'White Collar- zwei hächst untcrschiecllichc Besitzklassen, die der
Studie (1951) dieMenschen im Büro begrifflich als »Lohn- trnd dcr Profitabhängigenu (Streeck 2013:
»Mittelstand« ausgewiesen sind - Mills' kritische 48) voraussetzr-n, dann rniisstcn l'vcscntliche Vcrrin-
Analyse der abhängig b e s chäftigte n }r4ittelk l a s s e n clcrtrngcn cingctretcn sr-:in, die in Dcutschland dic
versinkt im Kleinbürgerplüsch einer gedankenlo- Entsorgrrng des Klasscnbcgriffs ttncl clic Konstrlrk-
sen Ubersetzung.26 Die Rolle der »nivellierten Mit- tion cincr im lnncrn nat:h ncuen Kritcricn diffcrcn
telstandsgesellschaftu als öffentliches Leitbild ver- z.icrtcn Mitte bcgriinclcn k(inntcn. Dic hicr atrsgc-
dankt sich einerseits der griffigen Behebigkeit des wrihltcn soziologist hcn Sttrtlicn rviclnrcn sich dcr
Begriffs, andererseits dem auch frir die lohnarbei- lrragc, 'uvohin clic vicllrcschwor('n(' Mittc clriltct. Dic
tenden Klassen und Schichten steigenden Lebens- cnttriusc hcntl lrcI ichigcn Antwortcn vcrlvci scn lttrf
standard, den der - erst in weitgehend vergessenen drs tit'lcrc l'roblcnr: Wcr zrihlt irr clt'tr ncucn Ana-
Klassenkonfl ikten erkämpfte - Sozialstaat absichert. lysen ztrr rroclt'rncn Mittclschicht? [n r,vclclrcn l]c-
DasWirtschaftswunder ist noch heute Teil des kol- gritlti'n lvircl sie vcnlcss('n, r'vic fiigt sit' sit h in tlls
lektiven Gedächtnisses.27 Dieselbe Erzählung aus Uilcl clcr dcutst he n Ct'scllst hrlt? Wts ist ntts clcn-r
Arbeitgebermund kennt nur ein einziges Sub;ekt: kllsscnthcorctischclr I)asscprtrtottt trncl tL:n Sicht
Hier hat »die westdeutsche Wirtschaft [...] einem r,vciscr.r gt'wordcn, dic in c[cr Wt:itnnrcr Soziologic
ruinierten Volke wieder einen erträglichen Wohl- noch vorhcrrschtcn?
stand geschaffenu (Friedrich 1959). Auch in die- Dic nrcistcn rlcr ncrtt:rt:n crnpirischcn Sttrdicn2s
ser Deutung treten alte und neue Mittelschichten stirrrncn clarin iibcrcin, tlrss splitcstct'rs seit clcln
gemeinsam als Kronzeugen für die Segnungen der Lnclc clcr Systcrnkonli.Ltrrcnz l!)89 dic sozialc L.Jn-
Marktgesellschaft auf. glcichhcit clrastisch zugcnonrmcn hlt. Atrf clicse
VERMTSSENT MITTE, VERGESSTNE KLASSEN DIE NIVETTIERUNG GEHT, DIE MITTE BI.EIBT

Entwicklung antwortet der sozialwissenschaftliche haft zutage. Auffä[liges Merkma[: Der Begriff der
Diskurs zwiespältig. Einerseits rücken aufgrund der Klasse taucht in keinem Titel der zwanzig Beiträ-
harten Daten »vertikale Differenzierungen [...] wie- ge2e zum ,Strukturwandel der Ungleichheitu auf.
der stärker in den Vordergrund des Ungleichheits- Die vorhcrrschendc Fachsprache ist eine andcre:
diskurses« [Burzan u.a. 2Ol4: 13).Andererseits wid- Da ist von » UngLeic hhe irsbegren zungsoptim i smus rr

met sich die soziologische Diagnose auffallend häu- und u(J ngLe ic hh e i t sko r r ektu r m a {.ln a h mc' n« (M au/
fig der Mitte, und sei es in Gestalt der Sorge, ,dass Schi)neck 2015a: 14) die Redc, r-rncl mit sozialstetis-
vor unseren Augen mit Gesellschaftsmodellen ohne tischcr Grtindlichkcit cntdeckt e'in Arrtur clie ,zunch-
Mitte und Maß experimentiert wirdu (Bude 2015: rnendc BiJurkation zwischc:n cl:n absoltttcrn Spit-
lB). Mit der eilfertigen Vermischung von sozialstruk- zcnpos itionr:r'r und clcn cla rtrntcr Iiegc ndcn Posititr-
tureller und politischer Mitte lassen sich indes die ncn irn hirlicrcn rrnd rrittlcrcn Bcrcich clt:r Skalau
ökonomische Basis der Veränderungen und damit (M(inch 2015: (i7.) Dcntrt [rltrtlccrc 13cgriffc'sind
die Klassengesellschaft nicht zureichend erfassen. niclrt ntrr sprlchlichc Ciplcl cincr clöt'orntdLiotl pro-
Zu Recht klagt der Wirtschafts- und Sozialhistori- I ess ioneLLe. Arrch'uvas tl ir-''['hcoric clt r C cscl sc haft
I

ker Hans-Ulrich Wehler, dass der »in Deutschland bctri[][t, schlcicht clic Katzc urn clcn hcillcn Bre i.
immer noch verpönte Klassenbegriff und die Rea-
lität der in Klassen gegliederten Marktgesellschaft Heinz Budes rBrennpunkte sozialer Spaltungu

[...] sprachkosmetisch verdrängt« werden (Wehler Anr []cis1-rit'l cint's vit'lgclcscnt'n, dcttr Zcitgt'ist
2013:7). Der Vorwurf trifft nicht nur die Medien, stcts atrI clcr Spur blcibt'nclcn Sozirrllirrschcrs lJsst
sondern auch die Sozialwissenschaften. Er Iässt sich sich zcigcn, wic rIit' rrcttc Lchrc von tle r Mitte rtrit
nicht empirisch auszählen, aber doch exemplarisch clcn trntcre n soziulcn Rringcn trn-rgt'ht rrncl clic Gc-
an der Art und Weise belegen, wie die Mitte auf st'llst'hlft rls Clrnzt'lrcgrcilt llcinz Btrc]c (20 15)
das Ganze der Gesellschaft bezogen wird. sorgt sich rrerrcrclings trnr clic »[3rt'nrrptrnktc sozirt-
In dem Diskussionsband (Un-)Gerechte (Un-) lcr Sprrltrrngu unrl drol'rcnclc Konllil<tc.r0 Ztrnächst
Gleichheiten (Mau/Schöneck 2015) tritt die Deu- vcrwcist cr daraul, clrrss dcr friihr:rc »lntcgrations-
tung der gesellschaftlichen Entwicklung beispiel- optimisrnrrs cincr rlnngcn Nachkricgszcit, 1...1 auf
yE8!,lEsSEN E MITTE, VERGESSEl'l E l(LA55EN DIE NIVETTIERUNG GEHT, DIE MITTE BTEIBT

der Vorsteilung eincr sich ausbrcitenden und ticf die alleinerziehcndc Künstlerin mit ihrer Toch-
verankertcn Mitte der Cesellschaft bcruhte,,; cr tcr, in der Eigentumswohnung im Dachausbau cler
sei heute einem »prinzipiellen Pessimismus tiber Sportarzt mit seiner ftnfkopfigen Familic.u Die-
die Einigungs- rrnd Ausgleichslähigkeit« febd.: l7) selbe Mieter-Mitte bevijlkcrn f'ernenviele Ange-
cler Gescllschaft gewichen. Wo steht die Messlvar- stellten- und Facharbcitcrhaushalte [...1, die mit
tc der sozialen Tektonik? ,Das Gcfüh1, dass sich den Eineinhalb-llinkonrrrr-:n clcr Ehcleute [...I nur
unscre Gcsellschaft sprltet, wird zucrst unc{ zu- über cinr:n ,prcl<ürcn Wohlstunclr verfügcn.u Budc
mcist in der gescllschaftlichen Mittc artikulicrr.u sicht clurchaus, class bcidc, d ic gcnötigte Solou nter-
(ebd.: 1S)) Wenn lluclc zuclcm besorgt anrncrkt, nch nrcrin 'uvic dic abhringig bcschüftigte n rnittlcrcn
nur cicr »Puflcr cincr vertikal clilfcrcnzicrtcn urrd Ii rncnsgruppcn, » nr it ci ner gclvisscn Vcrbit-
n l<om
horizonta I pIr-r ra I isicrtcr.r Mittc« kiln ne vcrh i nclcrn, tcrung arrIdic D«rppclvcrclicncr-l lerrshaltc von high
dass ,,clic [)rivilcgicrte n trncl clic Untcrprivilc.git r- potentiuLs« sr hurrcn, ,rlic in rlcn lctztcn clrci{3ig Jah-
tcn 1...1 clirckt aulcinanclcrstol3t'nu (cbcl.: ltt), lässr rcn crhcbl it'lrr' Ii n kon r rtrt'nsgt'wi n nc crziclt l-rabcnu
sich lragcn, wclchc i n ncrcn Dil'fcrcnzicrrrngsl i n icn, (r'btl.: 20f.). Alrcr inrlcnr cr allc Crtrppcn r-r ngcaclrtct
Intcrcsscnlirgcn uncl Mcntalitütcr-r dir-' zur »c['trt- ihrcr trntcrschicdlit'hcn Stcllrrng irn gcsurntcn Rc-
schcn Mchrl'rcitsklrrsse rr (r'bil.: l9) crnunntc Mittc prothrktionsl)roz.css t'incr c[illtrscn Mittc z.trrcch-
kcnnzcicl'rncn trnd r,vit: sic siclr in cl ic gcsanrtc Cc- nct, blcibt'n dic tutsiichlicl'rcn Vcninclcrtrngcn rit'r
scllschal't cinIiigt. Klu sscnst rrr ktlrr, it' sich i rrr C rcnzgc[riet zw iscl'rcn
tl
Dic irn Iwrcrn scincr Mittclschicht-Mr,lrngc nclr dcn soziulstltistisclr gclusstcn LJntcr- trnd Mittcl-
rttr ft rctc ndr:n S pa ltr n gs I i n icn u nc[ U rnsr. l-r ic. httr ngt' r'r
r sr.hit htt'n zut-mgcn (turcl in rlcn Mictvcrhriltnisscn
nracht Btrd,-: zuniichst an zrvci ['crsoncn lrtrs clcr so nt r s1'ricgcl n), ltr l{crhl lb tk's []l ic l< ft'kls.
r

zialstatistisch untcrcn trncl oLrercn Mittc lcst, dic Wo sich [Juclc clcrn Kcllcrgcschoss zuwcnclct,
,klasscnl<r-rltrrrcll, vcrwlnclt sintl, rlcrcn finirnzir'l dus von rrntt'n un scirrc ,Mchrhcits-M ittcr grcnzt,
lc Rcssotrrcen jcckrch nrrscinanclcrclri Itr:n und dcn firllcn ihnr vor rllt'nr LJntcrschicclc utrf, clic noch drs
Mittc bcrlroht n: So rvohncn
Zusarnrrcr.rl.rrrlt in clcr ltrsdifti'rcnzit'rcn. IIicr stchcn clen
rLJntcnr wcitcr
»in ciner rnietprcisgcschiitztcn Alt[rauwohrrrrrrg »Angchärigcn cincr Cruppc clcr rurtrhtbczollcncn
VTRMESSTNE MITTE, VTRGESSENE KTASSEN DIE NIVETLIERUNG GEHT, DIT MITTE BI.EIBT

Proletarität, dic trotz Vo[[zeitbeschäftigung arm sentliche Untcrschied zwischen den Grundklas-
bleibenu, die Mitglieder »cines Milieus dcr strlctts- sen des Besitzes und der Lohnarbeit verloren. Er
bezogcnen Prekarität« gegenüber, »die zwischcn weicht eincr Feingliederung nach Einflusskräften,
Beschäftigung, Quasi-Beschäftigung und Nicht- die ',vichtig sein mi)gen, aber ihre Wirkung nltr im
Beschriftigung hin- und herwechseln. (ebd.: 22J. llnscmble der vom Klassengcgensatz geprägten Ab-
Die seltsanre Untcrscheidung läuft darauf hinaus, hringigkeitstbrmcn cntfalten. Bucle vergisst odcr hält
zwei cng verwtrndte, im ständigen Mitgliederaus- cs für lvcn ig crhcblich, dass nach wie vor der Klasse
tausch stehcncle Klassenfrcktioncn mentaIitätspo- clercr, die von Lohnlrbcit lcbcn müssen, dic Klasse
Iitisch gegencinunclcr in Stellung zu bringen: clic dcr Klpitalcigcntiirner sarnt ihrcm Managcment-
Mrrktgängigen hir:r, die Stlatsbecltirftigcn rlort. pcrsonal gcgcnribcrstcht, dic icnc zrrr ()uclle ihrcs
Dic Scrvic:clrbcitcrlnnen als »Prolctaricr trnsc-rer ['rofits incr zu)eiren Ebene
nrrrcht.r'r köunen.)1 Ar-rf e
Zcit« sincl angcblich stolz drrruf, vcrnaclrlässigt l]trdc in dcr Sorgc trm clic st:hwin-
clcndr' liollc rlcr Mittc liir rlcn Zttsntnrtrcrrhrlt dcr
»rlrss sicilrr Ccld st'lbst vcr<lit,ncn rrncl rricht vorn Gcse llst hrlt cl ic soziuliil<ononrisc'hct't Gcmcinsanr-
Strrt rbhringig sind [)cshrrlb sirrd ilrncn tlit, Circnz.- kcitcn cl,-'r Artrcitskrrrl tlrcsitzcntlcn. Währcncl rcrl
gängcr nrlr Arbcitsnrlrkt, rlic sich rlcnr Sozialste:rt rn dit: grol3c Mchrhcit clcr Mittc rt'tit ,clcnt'n tln ttntcnr
dic Arrnt, i,vt'rlcn rrrrrl aLrf clic Wictlt'rkchr dt'r ,goltlc- clic Lohnlbhringigkcit tcilt, nrircht Btrcle in scinttn
ne n [ipochr,r clcr irrbcitcrlii ht.n Rt.spcl<tlbilitüt hol' Kcllcrgcschoss, dns t'r ohnt'hit'r st'harf von tlcn Mit-
[t'n, nicht rriin.« (Burlr. 2015: 25) tclschit l'rtt'n ubgrcnzt, noe hnuls zwci ,Kultttrcn, lttts,
rlic sich wcnig zu sugcn l'rrtrt'n: Angchlich cntwickcln
Mit clcm cnrpirisch ungcnru('n, irr.r'[irn hot.hnriiti- rlic ultcn »Ciri'nzglingt'r unr Arbcitstlrrl<tu trr-rcl das
gcn Urtcil fiillt Bucle in doppcltcr H insicht h intt'r ncut' Scrvict'pcrsonal dcr Nicclrigliihncr kcinc ge-
Mrx Wclrcr (1921 / l9(i4: 2l) trncl clit: thcorcrischt n mcinsr nrc'r'r lntcrt'sscn tnch r:
llinsichtcn c{cr Wcin'rrrcr Klosscnnnalyscn rilrcr ty-
pischc Intcrcsscnlagcn zurück: ErsLens gr:ht bci rlcn »l)ts l'rcltttritrl <lcr vonr Markt Verbrrtntc'rr ttncl dls
lür clic Mittc hcrungczogcn('n Bcispiclcn clcr wr,- ProletarilLt. <1t'r rtt'rrt'n,(lcst'llsehr['t <lcr Individu-
VERMESSENE MITTE, VERGESSENE KI.ASSEN DIT NIVEI,I.ITRUNG GEHT, DIE MITTT BTEIBT

en( stchen sich so lremd gegenübe 1 dass sie kei- mischen Grundlagen der bürgerlichen Gesellschaft
ne Sprache ftir gemeinsame [deen, Interesscn und fast vergessen sind. Stattdessen wird begriffsstrate-
normative Ansprüche haben u fBtrde 2015: 25, Her- gisch eine Unterschicht konstruiert und mental - wie
vorh.: U K) implizit auch moralisch - von den Mittelschichten
abgesondert. Der ungenaue, ja ideologische Blick
Dcrart stcile, empirisch fragwürdige Thesen cliencn erscheint typisch für eine Sozialforschung, die auf
einer Diagnr)sc, die Bude in seincr übergrc--ifi:nden der Suche nach Differenzierungen die übergreifen-
Sttrdie z.ur CeseLLschat't tler Angs, schon festgelegt den Klassenverhältnisse aus dem Blick verliert, die
hat: »Heute ist clcr schwelencle Khssenkon flikt ke in Mitte zur eigenen Kultur stilisiert und dadurch von
Thcrra rnchr.« (2014 62) Dr-r ckrrt in c-iner Ful{no ,denen da untenr fernhält.
tc gefii h rte sozia statist sc he Bewci s,, c{ern zu fitl gc
I i r

die dcrrtschc Mittelschicht in clcn l920cr Jahren Steffen Mau: Die Mitte als »nicht ganz exakt zu definierende
nur rurrcl eirL DritteL, in clen l960cr Jahrcn abcr Großkategorie«
schon nahezu die Htilt'te clcr [bunclcsdctrtschen) Wenn schon das erste Kapitel einer Studie, deren
Bt'viilkt'rtrnq rrmlrrsst hrrht', gilrt Aplt'l liir l-lirnt'n Untertitel fragt, wohin die Mittelschicht driftet,
arrs: In I]oltes bcriihrntcr Zwicbcl hcstclrcn dic 2.t) mit dem Eingeständnis beginnt: »Der Begriff der
Prozent clt'r ,,trntcrcn Mittcu (vgl. Cci{3lcr 20 14: !)t)) Mitte ist unscharf, ja geradezu schwammig. Die
ltrs Arbcitcrlnncn, tlic Gcigr:r in scint:r Zlihh,vr.isc Mitte befindet sich irgendwo zwischen Oben und
nicht zur clifTtrscn rMittclsr hicht, schlligt.
g,-.raclc Unten« (Mau 2012: 13), dann kann das Publikum
Ohnc dicsc Crtrppe nbcr crwcist sich Buclcs be- vom Autor eine Begründung erwarten, warum er
hruptcte Auswcitung dcr Mittc in c'len l9(jOcr.l.rh- ausgerechnet dieses rlrgendwor fur wichtig hält, ztt-
rcn lls ['hontorn. mal Mau zugleich vor einer »ideologischen Uberhc;-
Drs Plrantorn vcrc{ankt sich ir-n Crrrnclc cincrn hungu (ebd.: 7) der Mitte warnt. Wer also gehört
Denkcn in Katc.goricn cler krrlturcllcn Diffc'rcnz. dazuT Mau verlegt den »gesellschaftlichen Kernbe-
Drmit Iiegt cler IalIcincr »Unrdcrrttrng von Klasscn- reich der Mittelschicht« in ein sozialökonomisches
theoricn« (Baron ?Ol4 225) vor, in cler clic ökono- Niemandsland. Er umfasse
DIE NIVETI.ITRUNG GEHT, DIT MII I} hI I II I
»(l(,n illten Mittels n (a lso Ha nch'r'erker'
c 1
rbetrei b.ro.lt"trnd
c",vc' H:i n d Jet ,Es gibt eine um die abhringige Erwerbsarbcit lr, r,,,,,
Lrndwirtc) :orvic cin
sr'!rncntd,.r hörre ncttes gruppierte rarbeitnehmerische Mitter [...], di,. rrr, Lr
Imr(.n und n*,1,.,.,i,r1',.1,, 8.. notwendigerweise akadernisch gebildet ist, sontl, rr,
[inl!1,^"*".r.,iltcn, durch beruflichc Ar"rsbildung zur Mittelschicht rrrrl
F'ür Mau ist clie so konstruierte sch I ie{.it, a lso zum Beispiel F'rcharbeiter, rn ittlere Angr.
,me h r den n Mittclschicht steUte und Menschen technischcr Beruf-e, Sie erzielcrr
ie ei n.
l :wl:c f:;il;,.",
wcsen«, für deren .1;;. ;rv itte r_
nr ittlcrt Ein kom rnen und e rreichen cla mit ci ncn durch-

li*t
l:;:li
i:;'ä,;:i:',iil.
I i' I' lll ;'l;:,.Xl:i,:;)ll;
:
m:
r-ins, h,itzrrng rrin-
schnittlichen Lcbcnsstandrrd ,r (Mau 2012: 3lJ

,.3:')l -ni'l'sc Hier gcnägcn die Merkmalc miLtleres Einhommen


klrr, *.ln-n ,;,;;';J.: "''''rtrr)8('n zrrriit hl;illt, wir,l wd durchschnittLicher Lebensstandctrd, um das Bild
tiglt' (rrngt.sr"ll, ,,,1,-::l.kt' 'Lrss, 'rhhinßir Bt'st h jil cincr nroclcrncn Mittelschichtgcscllschaft auszu-
malcn, clcsscn Klrsscnfarbcn vcrblasst sincl. Maus
Hl*i:*I:::li; I;::r:;:'},x:;l :;:Ilr;.,ii: Vorschllg, sclbst clic ['-achlrbcitcr clcr Mittc zuzu-
stre it('n' Si. bclinc{c)f'l:l''"'"'*:'n Qtrt'llcn bc- schlagcn, ist nicht cinr-nal von clcr Sclbstvcrortung
stt lt' \vrls tlit' I:rw,'rhslirr-
rn.'n, .1i..n., ,,,.,,r"i,..' dicscr Lohnabhängigcnlrrktion gcdcckt, auf die
' th'r, I:rrt hrl1n,,,,*,
rr, (if,rt,nrrit 1,.,, tri,, rr,,l sich rlic Ungle ichhcitslirrschung gcrnc bt'ruft: Laut
ctit,,r']
i;l j,,; Datcnrcport (Statistischcs lJunclcstrnt 2016: 208,
;:i li:l; uiif
;l l'
I in gegt'nslitzlit'hcn
.,:r;.1I : ;:l :il)i:t;I ;; 'l'obcllc 5) ordncn sich (j2 Prozcnt clcr Frcharbeiter
tiv('. l nt(,rcrr"n l,,u"rt' «rhlt'k- dcr »Untcr-/ArLrcitcrschichtu zu, rhcr ntrr 37 Pro-
, glcich ob lr.mn Murx otlcr
Wclrcr bcrnriht. zcnt clcr »Mittclschicht,,. Als sei cler Umgang mit
Bcgrillcn cinc Sachc von Angchot uncl Nachfrage,
,,,*l'i],:f, ;:lli:, :l :,:::,Zwittc'rwcscn ist n icht gc bcscl'rrt'ibt Matr ohnc Rcflcxior-r r-rnd Bcdauern, der
t it'li'r' t'in. g:r
k t it,rr, lt"'lt','t'ilts
nrrrl(Ht'hlit Jrt' Irrrr nz Bcgrif I sozioLLe SchichL habc sich nicht nur in der
t.t,h nrrlrr.ir sk l,rsst.
V it t., .f ;. ;:,;,,_, irr tlic irffcntlichcn, sondcrn rrrch ,,in dcr wissenschaftli-
". ;:li,tt,r
chcn Diskussion gcgcn Konkurrentcn wic Klassen
UERMESSENE MITTE, VTRGESSENE KTASSEN DIE NIVEI.I.IERUNG GEHT, DIT MITTE BTEIBT

oder soziale Lagenu durchgesetzt.r2 Während einc kann, sondern zugleich dysfunktional - m it grar.icren-
theoretisch anspruchsvolle Sozialforschung dcm dcn Folgeschäden für lvirtschaftliches Handeln und
verkündeten Markterfblg des Schichtbegriffs und soziale Intcgration.rr (Mau/Scharneck 2015: I3) Diescr
der Mitte grtndlich zu misstrauen hätte, begniigt Koppelung von wirtschattlichcr lrunktionalität und
sich Mau mit dcr Auskunft: sozialcr Integrati«rn licgt tin Bild der Gcsellschaft
zrrgrunc{e, dcrc-n soziale Binc1.ckniftc insbesonc-lerc
»Wir vyissen rus viclt n Umfragen um dieAnzichrrngs- vorn rnatcriellcn Wohlcrgchen und clern normativtn
kra lt dcr Mittc: Bitten Soziologen dic Mcnschcn, sich Vrrbild cier Mittc-lschicht abhringcn.rr In ihrn gilt clas
selbst cinztrorrlncn, so zeigen sich inrrrer wicdcr die wirtsr:haltlichc Ha nclcl n, krrpita I ist isch vcrflsst rr ncl
Schnsrrcht nach eincr Positionicrrrng in c'ler Mitte unc{ r-nu rktgctriebcn wic cs ist, r Is I rr n ktiona Icr C a ra nt rlcr

cinc Ablehnung cler Extren're.rr (Mrru 2012: 32) Rc i c h trr nr s uer te ilung cl l s c i gc nt I i ch t' P ro dtrh Lio tt sz.c n -
trtrrn clcr L-lnglcichhcit hlcibt rrnbcgriflcn.
Mcthodisch vcrc{ankt sich cliesc llntsorgung dcr
Klassenfragc cine r seltsarncn Erhcl>rrngstcr hnik: Nicole Burzan u.a.: Die Mitte sicherer als gedacht -
Empirisr:ht: lrors,r:hcr[nncn frlgcn, dic l-]efragten aber welche Mitte?
rnciden Extrerne, clic bc,griflsblinclc Soziologic bc- Dic Sttrclic von [3trrzun, K«rhrs rrn<l Kristcrs, dic sich
dankt sich uncl vcrsicht c{ic- »Mittclschichtgcsell- in'lirnlrrll trnrl rlcn sorgliiltig crholrcrrcn Bcfirnrlcn
schaftu (Btrrkhlrclt u.r. 20 13: 9) mit clcnlwisscr.r- vorn Allrnrisrnrrs tlt'r (illi'ntlichcn Dchrrttcn wohl-
schaftlichcnr Prtifstcrr per l. Lrrcnrl ublrcbt, sctzt rrn rrrkttrr-.1lt,n trnrl :rntizi1-ricrtcn
In rihnlich vcrcngter Spur bewegt sicl'r Mnrr, wt'nn Llnsichcrhcitscrl rr Ir rrr nst'r'r i n <lcr M ittclsc h it ht l n.«
ihn dic Sorgc rrm clic gcscllschrftlichc [lntwickltrng (Brrrzan tr.l.20 l4: ll) Dcn Hintcrunrnrl biltlen vcr-
insgt-su rnt tLnrtrciht. Angesichts clcr Polarisicrtrng dcs truutt' l)hlint)rr)('n(': tlic I)olurisicrrrng dcr liinkoln
Rcichtums ge hc cs danrnr, »norrrativc tLnd firnktio- nrcrr rrncl cir-rc r,vcit stli rl<crc clcr Vr.rnriigcn; wlch
nalc Aspcktc zusanrrrenzrrclenken. Dann sicht nran scndt Abstcigcrrr ntci lt' rrrrs rlcr [ii n k«»n nrcnsnr ittc;
schnell, dlss bcispielswcisc dic [ {ypcrkonzcntration clic in jungcn, lirst rcgclrrngslrcicn Brirnc.l'rt'n trnt.l irn
von Verrniigcn nicht nur nroralisctr zweif'cIhrlt scin f)icnstlcistungsbcrcich sptirllrrc Aushrcitung bc-
DIE NIVETTIERUNG GtHI, DIE MITTE BTEIBT

fristeter und scheinselbstän gesteltte Frage ,Wer ist dic rMitter?« Die Kategorie
formen, die auch in qualifizie bleibt ungeklärt. Die Autorinnen zeigen zwar, für
Das fordert die Angste, der e
welche Tcile der Mittelschicht die Unsichcrheitcn in
könnte im Alter gefahrdet sein und die Zukunft der
welchem Ausmaß gcltcn, und fässen ihre diff'eren-
Kinder erst recht. zicrten Befunde in eincm vorsichtigen »sicherer als
Empirisch versuchen die Autorinnen, das reale erwartet« (ebd.: I78ff.) zusammen.ra Damit wider-
Ausmaß und die Bereiche der Unsicherheit mit Da_
sprcchen sie z.war nüchtcrn dcm Mittc-Dramolett
ten des Sozioökonomischen panels
ISOEP) zu klären, clcs Fcrrilletons. Abcr ihrc Dcr-rtung spart c{en Ge-
ergänzt um qualitative Interviews mit zwei frir dle
sarntb[ick auf clen Strukturwanclcl cicr Klassenge-
modernen Mittelschichten typischen Berufsgruppen:
scllschrlt arrs, in clcn sich clic enrpirischcn Bcfunde
qualifizierte Angestellte in der Untern.hÄe.,ru.._
crst sinnvollcinorclncn liclJcn. Schon irn Untersu-
waltung und festangestellte wie rfreiei Medienschaf_
chungssarnplc lrndcn dic abhringig bescltiftigten
fende. Weil sie wissen, zu welchen »unterschiedli_
Mittclschichtcn rnit rll'n Sclbstrindigcn bzw. dcnr
chen Diagnosen unterschiedliche Definitionen der
Klcingcwcr[rt. in cincnr Boot. Dicsc Ilinclrnr-rng cle r
Zielgruppe führen [. . .]
sozill(ikonornischcn Gcgcnsritzc in <lcr Mittr: wircl
und dann um das Un nit'ht thcorctisclr, sonclt'rn nrrr nrcthocl isch nrit For-
wollen sie ausdrücklic sr hungskonvcntiont'r'r hcgriintlct, rlcrcn rVcrbrci-
zwischen verschiedenen Bestimmungen einer gesell_
tru'rg cinc gtrtc Vcrglcichlrrrrkcit unscrer Beftrncle
schaftlichen Mitte zu wechselnu
[ebd.: l6). rn it rlcrn Iorsr htr ngsstl ntl gcwrih rlt'istt'trr (cbtl.: 5).
Die Sozialforscherinnen beschreiben verschiede_ Drnrit prrigcn dic inr ll[)C-Schcrnn schon angeleg-
ne Mitte-Konzeptionen, erörtern die Abgrenzungs_
tcn [J n li lrr rht'itt'nr5 ilrs l< Iusscn jcn scitigc Vurstri ndn is
probleme nach unten wie oben und kritisieren den
rrnd rlcn crrlpirischcn Ztrschnitt clcr Mitte:
Versuch, als typisch geltende Mentalitäten oder Wer_
te vorschnell in den Begriff der Mittelschicht hin_
» St'l bstri ntL ige si nrl ty pist hcrn,t'ist' t.i nt. sc h r [reterogene
einzuziehen. Aber am Ende des Durchgangs durch
C rtrppc vonr sic lr :t r rsbr.'r Ltc rrrlc' n Sc hci nscl [rstri ndigcn
die Literatur erfolgt keine Antwort auf di; selbst_
bis zrrrr Crolluntt'rnchrrrt'n, rlot h sollen sie hier trotz

64
65
VERMESSENE MITTE, VTRGTSSENT KI.A55EN
DIT NIVEI[IERUNG GtHT, DIE MITTE BTEIBT

dieser Unschärfc einbcz-ogen rverclen, unr den sogc- lcgt die bösc F'rage nahc, was an dcm, was da seit
nannten ralten Mittelstand, nicht zu vernachliissigcn. 1897 fortschreitet, sich Erkenntnisfortschritt nen-
Durch die Kennzeichntrng dcr beidt-n Cruppen, der nen liclJe. Wie wcit es die Soziologie in der LJestim-
unteren Dicnstklasse und der Selbstündigen els rMit- mung cler Klassen und Schichtcn seit der cvangeli-
ergibt sich cine kleine, tendenziclllkadt trisch ge
te r, schcn Tauf'e dcs neuen Mittelstands gebracht hat,
pnigtc Mittclst: hic ht, dic I nclererse its kla r kontrr riert zcigt auf fäst parodistische Wcise ein II0 Jahre
ist« (ebd.: 45 46) spritcr atrfgesetztcs Dol<unrcnt: 2(X)7 lädt c'lie Hcr-
bc rt-Qua ndt-St fttr ng von
i i h r i n i ti it'rte F-orsc hr.rn gs-
Mit diescr Konstruktion gclingt cs den Forscht.rin- proickte ztr cincrn »Lagcbcrichtir iibr-,r ic ,gcsell- c1

ncn zwar, clcn UnrIlrng dcr Mittclschic ht, clcr in irn- schaftlichc Mittc in Deutschlancl«. Das Cclcitr,vort
deren Studicn fast 60 l)rozcnt clcr Sozillstrtrktrrr zunr Rcport lilingt wic t'inc Wiccicrarrf lii [rrung d,--r
umfnsst, cinz.rrgrc.nzcn irn cngcn, auf clic ()trali- Mittclstlnds-Aric von 1,S97 Crrstlv von Sr:hrnol
likrtion abhcbcnclcn Moclcll sincl cs 33 Prozcnt, I r rcLoutLcd, gcw tirzt rn it Modcrn isicru ngsrhctori k
inr r,vcitcn, arrl clas llinkomrrrcrr bczogcncn Morlcll rrncl t'incr l)risc [)hilosophic:
sind es 43 l)rozcnt - und clic rtrntcrc Schicht, (52
Iltw. 42 Prozent) nicht k(instlich zu vcrl<k.int'rn. »lrn lllirl< urrl tlit, llollc rlt'r Mittc irrr gt,scllst.lr,rltli-
Aber fiir ihr Vcrlirhrcn zrhlcn sit: cilrcr.r [)reis: l)ic eht'n Cicsnnrtgt.liigt, gt'ht rlit. StiItrrng v«rn rlr,r cbcr.r-
crnpirisc:l'rc Untersrrr:hrrng rriindct in Bcf trn<lc, dit' s() tll(.or('tis( lr Irrn<lit'rtcn r,vir, historisch t'ntpirist-h
- lvcnnglcir h arrIclifft're nzicrte rc Wc'isc - dirs Mit t'rhrirtctt'n Iiinsit lrt rrtrs, tlrrss rlir. gt'st,llst hll tlit hc
tclsc h ic htb i lc'l clc r C csc I lsc h a ft l ls Rca I itait rrtrsgt.bc n Mittc liir tl<,n Ztr.rttnnrctthtrlt und dic l'rosperitit r.i
tr ncl cl ie soziu ltil<ononr ischcn Kl:rsscnvc'rhli ltn issc ltrs nes rlcrnolirutisclr vt'rlirsstcrr ( it.rrrt'irrwt'st.ns zt'ntnrI
clcm lll ick Iclc'l riickcn. ist. Mit rlt'n Wortt.rr tlt,s Aristott'lr.s: r()t[i'nsichtlit lr
ist also die luf dit' Mittc irrrlqt.brrrrtt. ()cneilttt:hrll
Gustav von Schmoller ßeloaded
dit. lrt'stt', rrntl s,rl, lrt' Stuutt.r'r h:rbcn e int' grrtc Vcr-
Das Bild cler gt'scllschrftlichen Mittc, clas <1ic hicr lirsstrng, in rlcnt,n rlic Mittc strrrk rrrrrl rlr.n tlrtrcrncn
beispiclhrft [.rcrirngezr>gcncn Studicn vcrrnittcln, iibcrlt.gcn istr l. I l)ie Mittt. str,ht cincrscits Iiir /rr-
VERMESSENE MITTE, VERGESSENE K[A55EN DIE NIUE[I.ITRUNG GEHT, DIE MITTE BI.TIBT

nouation und Dynamih., andererseits filr Stabilitat Selbst wo einc moralisches Dilemma aufl
und Dauer. Sie ist sowohl Stütze als atchMotor der scheint, verengt sich der Blick auf den Imperativ
Gesellschat't, oder besser: Sie war dies in der Vergan- des Nutzcns. Das gilt auch für die Rolle dcs ,so-
genheit rndkann es auch hZukunft sern.« [Herbert- zialen Zusammenhalts,, der ohne die Mitte ge-
Quandt-Stifturg 2007 : 7, Hervorh. : UK) lährdet wärc.r7 Dic Ungleichheitsfbrschung ad-
rcssicrt ihrc Drwartung »innerer Stabilitiit uncl
Was lehrt uns der ungetrennte Phrasenmüll? Ideo- Kohärenzu [Nrchtwey 20 l6: l5l) zunreist rechr
logisch bleibt die leistungsorientierte, bewegliche lrglos an dcn clemokratischcn Kapitalismus und
Mittelschicht - oder was man dafrir halt - der Kron- sorgt sich, wcnn cs an beiclcrn rnrngc.lt, r-rrn dcs-
zeuge für die motivierende Kraft der Ungleichheit. scn iclcologischc Binclungskrllt: »Dic von viclen
Zwar sorgt sich die neue Soziologie der Mitte, an- Mcnschcn wnhrgcnornrrcncn Vcrwcrfungt n dcr
ders als die Neoklassik, die Ungleichheit als Motor Llnglcichhcit habcn ihrc Akzcptrnz prckrircr gc-
des marktgetriebenen Fortschritts voraussetzt, um macht.u (Matr/Schijncck 20 15: ll) Dic lrrugc, otr
dessen Nebenfolgen und den gesellschaftl ichen Zu,- clic Unglcichlrcit sclbst oclcr blolJ clcrcn Akzcptanz
sammenhalt. Aber sie zeigt sich erst alarmiert, wenn clas l)ro[rlcnr ist, clrs rrns clcr Klpitulisrnrrs bcschert
soziale Probleme in die bislang gesicherten Zonen hut, ist hier cinclt'rrtig bcantr,vttrtct. Wcnn dic so
der arbeitnehmerischen Mitte vordringen und die ziologischc Dcrrtu ng clcrl rt rtr [' rlcr-r.r Bcstchcnclcn
Legitimationsprobleme des demokratischen Kapi- bcstcht, nirnrnt cs kaunr Wunclcr, dass irn iifft nt-
talismus verschärfen. Während man auf der Wrtei- lichcn Diskrrrs rl ic Untcrschir:ht lbgcschric[rcn ist
lungsebenedie Einkommensmitte samt ihrem Angst- und uls C)bjckt kontrollicrtcr Iriirsorgc gilt oclcr
pegel penibel vermisst, bleiben die kapitalistischen bcstcnfirlls als Rcscrvoir, arrs clcnr sich clcr rZtr-
Produktionsformen der Ungleichheit und damit die strorr von Arrlstcigcrnr, ([]urklrrrclt t.t. 2Ol2: 7)
Grundlagen der Klassengesellschaft weitgehend im spcist. Dcr cigcrrtliclr sorge nvollc Blick blcibt aul
Dunkeln.s6 Stattdessen gilt Ungleichheit als unab- dic' Mittc gcrichtct: Als »Mcnschcn, clie clas Land
hängige Variable einer Marktwirtschaft, die allen- in Cang haltt'nu, stellt clas SPD Dcbattcnrragrrz_in
falls sozialstaatlich einzuhegen ist. Berliner RepubLik (Hcft 3/2016) sicben Ccwtihrs-

68
69
VERMESSENE MITTE, VERGESSENE KTASSEN

leute dieser Mitte vor. Von ihnen sind fünf und Wovon wir schweigen, wenn wir von
damit gut 70 Prozent Selbständige oder leitende der Mitte reden
Manager - ihr Anteil an allen Erwerbstätigen be-
trägt 15 Prozent. Mit derartigen Zuschreibungen ,Nur werLn der eint'ache, brutaLe Tutbestatd der
sendet die rMittelschichtssozialdemokratie« (Misik K lttss e ns c he i tlun g in ttLlc r Ko m pliz i e r th e i t d e r B e grit't' e
2017:204) dem Rest der Lohnabhängigen und vor sich crhäIt, werden liese nicht zur schwinlelhnlren
allem denen )ganz unten( die Botschaft: lhr hahet ldeobgie'n (Mux llorkhcirrcr M,15: 303)
das Land nicht einmal in Gang.
Gleich ob die neue Soziologie deruMittelschicht- f, ut tlenr Hiihcounkt dcr crstcn wcltr,veiten Krisc
gesellschaft,, die Klassen als Phantom, als belang- A.l,', m,,,lr'v1'',..'n' Klpitl lisrr rtrs hrtttt' Tht'orltrr C t'igt'r
lose Kategorie der vergleichenden Ungleiehheits- 1932 »clas Märchcn von clcr Unilirrrlitrit tles Prolc-
forschung oder als qualitö rtögligeable - vielleicht tarilts lufgcgcbcnu, ohnc clcshuIb dic Ilxistcnz.'incr
richtig, aber nicht so wichtig - behandelt: Man iibcrgreitcnclcn Klassc in lrragc z.rr stcllcn. Für ihrr
mag kaum urteilen, welche Form des Kleinredens war kllr, ,clrss cinc Ccscllschrftsklassc ltrch hin-
fragwürdiger ist. Was abel wenn der »Zustrom von sichtlir h clcr kLrsscntyl.rischcn llaltrrng ihrcr Clicdcr
Aufsteigernrr versiegt, die Integrationserzählung zur tnclgent,le in clicscr Hinsicht in sich trncncllich
bloßen Beschwörung der Marktkräfte verkommt fi'in cliltl'rcnzicrt ist.« [Ccigcr 1932: l4)
und in der Mitte wie runtenr gleichermaßen nicht Dicsc Ht'ra ngcht:nslvcisc clcs rttlt rx istisc['r ori-
mehr verfängt? cnticrtcn Klusscnthcorctikt'rsrs t'rst htlint rnir clcn
gcgcnr'vli rt igcn soz iol og i sc hc n Atl sfitrsc h u n gc n tlc r
Mittc tibcrlcgcn. [riir Ccsc'llschaltscle utt'r ',vic Btrdc
ist clic »sozialc Splltrrngu erst clnnn bctrnrtrhigcncl,
wt'nn übcr clic r,vachscnclc Klrrlt zwischcn Reichcn
rrnd Arnrcn hinaus »dit: Ncttocitrkorrmt't't clcr Mit-
tclschichtcn sta,jnicrcn 1...1 und wt'nn sich in dcn
Scl'r ichtzlvischcn ruir-r rncn C ru ppcn bi lclt'n, tlic sir:h

70
WOVON WIR S(HWTIGEN, WENN WIR VON DER MITTE REDEN DIE MITTEtS(HICHTtN lN DER KTASSENSTRUKTUR:0FttNE FRAGTN ...

von der gesellschaftlichen Entwicklung abgehängt satzes nicht deckungsglcich, und dennoch sind die
fühlen.u Die Mitte gilt hier als Garant eines sozi- Lebenschancen der Bctroff'enen nach wie vor ,klas-
alen Zusammenhalts, der unter den altvertrauten, senstrukturell ungleich verteilt« (Kronauer 2001:
»weithin akzeptierten Verhältnissen von oben und 442). Erst an ihrem Zusammenspiel ist gcnauer zu
unten« (Bude 20I5: l6) noch nicht als bedroht er- untersuchen, wclche neue n Irornren der Lohnrrbeit
schien. Der Gedanke unterschlägt, dass gerade dies die Zusam mcnsetzung dcr Klassenfrakticlncn, deren
alte Oben und (Jnten den Ausgangspunkt ftir dle Arbeitsbec{ingungcn, [-ebcnswcise n und sozia[e Bc-
nun auch die Mitte verstörende Entwicklung bil- zic'hungcn vcrändern rrnd ber-infltLssen Dic wcitcrc
dete. Erst wenn sich der starre Blick von den Mit- Arbeit an cincr Klasscnrnllysc, clie cler Marx'schen
telschichten löst, lässt sich mit den Einsichten aus Thcoric verptlichtc't [rleiLrt, lvrirc cin notr,vcncligcr
der Weimarer Republik die fortgeltende Klassehge- Schritt im Vcrsuc:h, dic Rollc dcr rl.loc{erncn lohn-
sellschaft in ihrer Entwicklung bis heute studieren lubhrirrgigcn Mittelklasscn zu kllircn.re Gcgcniibcr
und jenseits bloßer »Statistiken sozialer Ungleich- klasscnrcrlul<tionistisclrcn Vcrrstcllrrngcn ist clar
heit« (Kahrs 2016) kartieren. ztr crinncrn, cllss irn Vt'rhliltnis von Arbcit trncl
lur-r

Kapitl I cl ic gcnrt'i nsu n'rc iikorrom isc hc K lir ssen lagc


zr,var dcn Rrrrrn clcr olrjcktivc'r-r Intcrcsst.n konsti-
Die Mittelschichten in der Klassenstruktul:
trricrt, alrc r niry'rr untni r teLbur rl ls gcscI Ischr ltI ichc
0ffene Fragen ...
[Jclvusstscin oclcr gar rlls politisr:hcs IIrnclcln hc-
Das Bestehen auf dem Begriff der Klasse und auf stirnnrt. l)us Marx'schc Wcrk ist r,vcdcr [rlol$e ,Zu-
Klasseruerhältnissenist keine semantische Rechtha- strndslitcmtur«40 no( h Zt'nsurcnhclt liirs »cn()nn('
berei. Die heute noch feiner differenzierte Klassen- Bcr,vußtscin,, (Marx 1858/1953: 3(i(i) noi [r grr cinc
struktur der industriellen Dienstleistungsgesellschaft C cbrauc hsl rr lcitu ng lii r kon k rctt: Klrssr.nbiindn is-
erschließt sich nach wie vor nur über die kapitalis- sc. ALrcr clic gt'nurrc Kcnntnis dt'r Klusscnrrcrhailt-
tischen Produktionsverhältnisse, sonst bliebe ihre rTis.se, ihrcr rrltcn trncl ncrrcn inzcrcn Dif['rcnzit:-
Dynamik unbegriffen. Die neuen Spaltungslinien rtrngslinicnarhlcibt cinc Vtrrntrssctztrng [ür clic Br-
sind mit denen des übergreifenden Klassengegen- stirnmung von Intcressenlagcn. Wie grol3zugig tlic
TI'OVON WIR S(I{WEIGEN, WENN WIR VON DER MITTE REDEN ... UND VERGESSENE ANTWORTEN

soziologische Forschung die gesellschaftliche Mltte ... und vergessene Antworten


auch vermessen mag, in den Niederungen des Al1-
tags gilt weiterhin, dass ,eine Concierge, die einen Dle neucn DifTerenzicnrngslinien, die durch die
Notar verachtet, ein eher seltenes Phänomen ist.« Klassc der Lohnabhängigen gehcn, erschwcren un-
(Manotti 2006: I82). strittig eine gcmcinsame Intcrcsse'npolitik, sie ha-
Von den modernen Schichtungsmodellena2 un- bc.n dcnnoch eincn l<leinsten Ncnner: dcr strukttr-
terscheiden sich Klassentheorien vor allem darin, rcll rr-rfgenötigtc, in clcn Inhrltcn und Formen vicl-
dass sie von Produktionsverhältnissen ausgehen, fliltigc Klmpf um gcrcchtcn Lohn, gtrtc Arbcit trncl
die den Entwicklungsgang der Gesellschaft zwar clic soziale Absichcrr.rng cicr abhängig bcschäftigtcn
nicht ins Letzte prägen, aber die Mechanismen und Kllsscn. Dic irn Klnrp[ cntstnntlcncn Krriftc trrrcl
Institutionen der Verteilung des gesellschaftlichen lnstitrrtioncn - zu cle nct't Ccwt'rksr:hrttcn, sttz.ilrlc
Reichtums bestimmen, aus denen klassenspezifi- Bcwt'gttrrgcn untl tlt'r tnoclcrnc (Sozial-)Str.tt zlih-
sche Lebenschancen resultieren. Das sozialökono- lcn rnnrkicrcn clirs rrnrkrimpltt''[t'rrain, atrf clcrlr
mische Ausbeutungs-Kriterium, demzufolge die soziulc Kon[lil<tc rrrrt h tlic HcrrschlItsstrttkttlrcn
»materielle Wohlfahrt der einen Klasse [...] kausal in Irrirgc stcllcn [.lnstrittig ist, tlass rttit dt'nr Incle'
von der materiellen Benachteiligung der anderen tlcr imegrierenrlrrt Klrsse ngt'st'llschlf t (1)iirrc 20ll:
Klasse abfhängt)« (Solga 2009: 28), bedeutet im l33l l.) dic lolrnrbhiingigcn lirrtktiont'u in ncttt'n
Umkehrschluss, dass die so vielbeschworene Mitte llonlcn ttntl lrttl t'tt'ttt'n 1'.be nt'r'r (rrlrtionlrl wic trltt'ts-
im Innern nichts mehr zusammenhält. Denn auch nrtionlI) gcgcncinrtlr<1t'r rtttsgt's;-rit'lt wcrtlt'n. A[tcr
in der Klassengesellschaft der Gegenwart mit ihren ntrt'h clicsc Konl<trrre nz rtrrt Artrcitsrnrtrl<t v,tr ltllctl
veränderten Beschäftigungsformen und Arbeitsbe- zw isc hcn Strr nr nrbclcgscl'tt l'tt'n tr ntl prcl<ii r trcschä t-
dingungen ist die abhangig beschAt'tigte Mehrheit tigtt'n«rclcr st hcinst'llrstrincIigcn Arbcitskrriftcrr - ist
dieser rMittelschichten, als Träger des gesamten ka- nrrr Auscl rtrcli dcr zlvu r nrotlt'rn isit'rtt'r'r, t1r-rlt I itltiv
pitalistischen Reproduktionsprozesses zu begreifen icdoch kci r-rt'swcgs )ncrtcn( l)rocltr kt ittnsvcrhli ltn i s-
und damit als Gegenpol zur längst weltweit ope- sc, rnit clcncn cs rlic soziulcn llcrvcgungcn scit ie-
rierenden herrschenden Klasse.as hcr zrr tun hlt[t'n.

74 75
WOVON WIR SCHWEIGEN, WENN WIR VON DER MITTE REDEN .., UND VERGESSENE ANTWORTEN

Dass sich heute die ökonomisch konstituierten Gcsellschaft nicht zu gewinnen. Die Trennlinien
Klassen mit den beruflichen, kulturellen und mo- zwischen Arbeitern und der Mehrheit dcr Angc-
ralischen Milieus auf vielfaltige Weise durchkreu- stellten sind längst verblasst, weit wichtiger ist der
zen, ist keineswegs so neu wie uns manche Ana- d i ff'e renzierende Bl ic k auf die Rol le von Gcschlec ht
lysen vorspiegeln. Ztt erinnern ist daran, dass die und Milicus, auf Habitus und Lebcnsweise n, die von
Praxis der Solidarität schon immer über Normen gegcnwä rti gc n Ve-rä nde m n gcn und von dcr Ve rga rr -
und Werte vermittelt war. Auch in der ralten,, oft gcnheit bceinflusst sind.oo Dabci kirnncn typische
viel zu homogen gedachten Arbeiterklasse (vgl. I ntcressen lagcn sich crgli nzcn oc{cr kon kr-Lrriercn,

Schmidt 2014; Thien 2014) entsprang solidarisches sol idarisc hcs Hanclcl n begti nst igcn odcr elrsch'uvercn.
und politisch bewusstes Handeln nicht einfach {er So wichtig für ihrc Anrlysc clic von Dörrc (201 l:
bloßen Gemeinsamkeit des Lohnarbeitsdaseins. I 3lff.) bcschric['rcncn »ncuen sozillcn Spaltungen
Deren Verblassen wirft die Frage auf, ob das Leit- uncl Klasscntrczichtr ngcnrr sincl, so tl ngcnatl crsc hci nt
bild der Solidarität, die in der Arbeiterbewegung mir clcr cllfi:rr in Ar.rspmch gcnorn rrcnc Bcgrill clcr
an die Gerechtigkeitskonzepte des Kommunismus ,,se krrnc[ürcn Atrsbctrttrngr, (cbt[.: I l9llt.). [ir ist sogar
und des Sozialismus gebunden war, in der Reflexi- irrcf(ihrcncl, solvt'it cr clic strtrktttrcllt: llchcrrse hung
on der heutigen gesellschaftlichen Voraussetzungen dcr prcl<iir llcschri Itigti'n tr ntl Gcri ngvcrclicncndcn
zu überprüfen ist. Es könnte, statt auf individua- dtrrch clic vcrtrlglich bcsser gcschiitztcn Arbcits-
listisch überzogene Ansprüche zu setzel, auch an kniItc sttggcricrt.a5 Dic sozialcn Grcnzlinicrr trncl
den beruflichen Entfaltungsinteressen und reichen Intcrcsscnu ntcrsc h ictlc i n ncrha lb dcr Kllss,.' clcr ab-
Beständen an Expertenwissen anschließen, die in hiingig Bcschri ltigtcn lassctr sit h ohnc dic Arrlrlllnrc
den abhängig beschaftigten Mittelschichten - aber ci ncr scl<rr nrlü rcn Arrsbt'ttttt ng c ntst' h liisscl n - uncl
nicht nur dort - angesammelt sind. t[rrch pol itischc ])rlx is vcrtintlt:rn.
Der Ztgang zur Analyse schichtspezifischer
Besonderheiten und übergreifender Gemeinsam-
keiten von Interessen ist mit bloßen sozialstatisti-
schen und Befindlichkeitsbefunden zur Mitte der

76 77
DIE M MISSVERGNUGENS«

Die Mitte als »Klasse des marxistischen )neuen( Mittelschichten bestanden und nicht ver-
lernt hatte, in Widersprüchen und Ungleichzeitig-
Missvergnügens«?
keiten ztr denken. Den FaI der neuen Mittelschich-
ten - nicht des aLten,Mittelstanclsr - dcutete er als
ie meisten Ungleichheitsforscherlnnen, gleich ob ,Paradox cler Ccsellschaftsgeschichte: eine Klasse
[l
l/ sie die Klasse begrifflich noch dulden oder end- leugnet mit Entrüstung, Klasse zu sein, und führt
gültig abschaffen, behandeln die Mitte als »eine so- ei nc n erbittcrtcn Klassr-n l<am pf gcge n Wi rk I lc h kelt
ziale Klasse marxistischen Missvergnügensn (Vogel unc'l Idcc des Klrssenkanrpf,su [Geigcr I949: ltiS).
2009: 32). Nicht zufällig beruft sich der Botschaf- Was dic noch hcrrte misshandclte Thcsc vonuExt-
ter dieses Missvergnügens auf Geigers Schmelztie- rcmismus c{cr Mitte« bctrifft, so hiclt er an clcr llr-
gel-Thesen von 1949 und nicht auf die gründliche kenntnis f'est: ,Aus viillig vcrschicdcnen ztrrn Teil
Studie von 1932. Doch selbst dies Vergnügen am gc rarlcz-rt erl t gc {e nge s e tz fc it - Bc'nvcggrir n clc n n li h rc n
marxistischen Missvergnügen beruht auf einer Täu- 1...1 dic govcrblichc Mittclst:hicht lwic atrchl grollc
schung. BertholdVogel, der Entdecker der »sozialen Tcilc clcr Angcstclltcnschicht Widcrrvillcn gcgcn tlns
Fragen, die aus der Mitte kommenu, missachtet in Kllsscnkarrpiroclcll rls solclrcs,, (libcl: 167; Hcr-
seiner Studie Wohlst andskonflik t e die wesentlichen vorh.: L).K). Wcr lusgerechnct Ccigcr zum Krttn-
Unterschiede der sozialökonomischen Stellung, wenn zcugen clcs nrrrxistischcn Missvcrgnligcns bestcllt
er im historischen Rückblick Geiger bemüht und u nd',viclcr clcsscn A[rsichtcrr lti r clas cigcnc Bi ld ci ncr
behauptet: rGerade die sogenannten Kleinbürger, [rrcitcn, von dcr Angcstclltcn bis zulrt 1]inzclhrincllcr
die Angestellten ur.d Staatsbediensteten, die Krämer rcir,hcnclcn Mittc cinsplnnt, bezahlt clls Vcrgntigcn
und Einzelhcindler, widersetzten sich aufgrund ih- arl Vcrschlvindcr.r dcr Kllsscnlrrrgc rnit c1rrrrr Riick-
rer unklaren Klassenlage [...] allen antagonistischen firll h intcr clit' Wcinrarcr Ilrkcnntnissc.
Ordnungsversuchen.u (ebd.: 32, Hervorh. U.K) Seine Dic jcnigcn, tlic in clcr blasscn Sprachc dcr Un-
Auskunft unterschlägt, dass Geiger selbst in seiner glcichhcit clics Vcrschwindcn fiirdcrrr, hlltcn sich
rSchmelztiegelr-Diagnose von 1949 auf der entschei- nicht cinnrll an cint'n Gcclanltcn von I'lul Noltc.
denden Differenz zwischen ,altem, Mittelstand und Dcr historischc Kcnncr dcs Klasscnbcgriffs - clen

79
DIE MITTE AI.5 »KIASsE DES MARXISTISCHEN MISSVERGNÜGENSO? DIE MITTE AI.S »[I.A55E DES MARXISTIS(HEN MISSVTRGNÜGEiIsO?

er für die Gegenwart dennoch sorgsam meidet - die Menschen herabzusetzcn, die sie personili-
vermerkt, dass die »ökonomischen Krisen der letz- zieren, stünde den heutigcn Sozialwissenschaften
ten zehn Jahre [...] das Sensorium für die Macht gut an; er zielte auf dic ,Durchleuchtung unserer
der Sozialökonomie wieder gestärkt« haben (Nolte gesellschaftlichen Strukturcn zu politischen und
7015: 204). Diese Erkenntnis hat im soziologischen moralischen Z'"vcckenu (Kracaucr l93l). Jene, dic
Nachdenken über die inneren Verschiebungen in der das Bestehcndc nur in moderner Form bewahren
Klasse der Lohnabhängigen bislang wenig bewirkt. wollen, warntc cr davor, sich in Dcutungsmuster
Vorherrschend bleibt das Blld einer bloß empirisch zu verfltichtigcn, »die zttlct';,t clclch cler bcstchcn-
vermessenen, als »Identitätsmarker«a6 missbrauch- clen Gesellschaft zugutc l<onrrncn. Scinc- Wächtcr
ten Mittelschicht, die kulturell und moralisch.ge- wiircn in diesern Frll Schlafrnützcn rrnd ihrc Syn-
gen die Unterschicht in Stellung gebracht wird. Die tht:scn sclbcr Idcologicn.« (Krucrucr 1929/1990:
herbeigeforschte Mentalitatskluft zwischen An- l5l). Dcr nctrcn SchlafrniitT-ißkcit ist crst abzr-rhcl-
triebsschwachen und Leistungsstarken ersetzt das fe'n, wcnn cs gclingt, clic sozirlarkonon'rischc Basis
Klassenverhältnis von Arbeit und Kapital. Die breite clcr rnodcrnen Khsscngcscllschaft in ihrcn lringst
Mittelschicht beglaubigt die motivierende Kraft der tl i c n l t i o n a c' n G ri' n zc n ii bc rsc h rc i tc ncl r. n Vc ni n cle-
I

Ungleichheit, weil hier die Erziehung der Marktge- rrurgcn zu crfhsscn.a8 Dic Arlrcit rlaran schliclJt <lcn
fahle geglnckt erscheint. Gerade deshalb prägt die Clcbriruch ncrrcr, vcrnrittclnclcr Katcgoricn cin, wiII
Sorge, dass diese Karte frir die Mitte nicht mehr nlrn cl ic l.ristorisch politischcn rrnrl kulttrrcllcn, gc-
wie gewohnt sticht, die gegenwärtige Debatte weit sch lct'hts- rr ncl bcrtr l,sty pisc hcn Au sprrigu ngcn cler
stärker als die übergreifende Sorge um die wach- konkrctcn Kllsscnvcrhältnissc trnrl tlic MiIicus, clic
sende Ungleichheit und deren Ursachen. sic h zrLrn Tci I cl rr nrati st'lr rr ntc rsc hciclcn, lrcgrei li'n
Die hier vorgetragene Kritik an einer begriffs- trnd politisch cinschätze n. Das ist rlringcncl gcbo-
losen Soziologie der Mitte4T verweist auf ein ganz tcn, urr-r gcnliu('r(:n Arrfschluss iibcr clas rechts-po-
anderes Verhältnis von Theorie, empirischer Ana- puIistischc, lIlcnr Frcrnclcn It:inclIichc [)otcnziaI in
lyse und politischer Aufklarung. Siegfried Kracau- c{en curopriisr.hcn Liinclcrn zrr crhrltcn.ae Auch hier
ers Blick, der die Verhältnisse durchdrang, ohne kann clic Lcktiirc cler Weirnart:r Soziologen hcl[cn,

81
DIT MITTE A[S »KLASSE DE5 MAR)(ISTIS(HEN MISSVERGNUGENS«? DIE MITTE AtS »KtA55t DES MARXISTISCHEN MISSVERGNUGENS«?

in der Gegenwart die ,ideologischen Aquivalenter Allerdings hat die diskret herrschende Elitc samt
zu jenen Angsten und rückwärtsgewandten Hoff- ihrem Beratungspersona[5rwenig zu fürchten, so[an-
nungen zu entschlüsseln, die vor 1933 diskutiert gc es ihr gelingt, der angestc[lten Krankcnpflegerin
wurden. Man würde frindig werden. wie dem schlaflosen Proiektarbcitcr cler Cig-Eco-
Am Ende der Weimarer Republik kritisieren nomy52 ein Mittc-Dabei-Sein vorzuspiegeln und clie
Geigel Speier und Kracauer dle Unfahigkeit der Lehrerfämilie mit Iligcnhcim 1ür das Steuervcrmei-
beiden Arbeiterparteien, den lohnabhängigen Mit- dr.rngsinteressc dcr Plutok ratcn cinztrspan ncn.5r Ar.tf
telschichten in der Krise des Systems eine Perspek- die politisch beclucmc Sclbsttriuschung clicser Mitte
tive anzubieten.5o Die KPD stehe »im Banne einer kann dic Bourgcoisic clcr (iegcnwart zttnrindcst scr
ausgeleierten, teilweise überalterten Terminologie « lrnge z:ihlcn, rvic ihr luf dcrn fcld dcr l]cgriffspo-
und entwerte die lohnabhängigen Mittelschichten Iitik dic Bctrcibcr clcr LJnglcichhcitsfirrschtrng uncl
»bestenfalls zur Nachhut des Proletariats« (Kracau- cicr'fhcrncnsulons zrtr Illncl gt'hcn. Sic vt:rhltrren
er 1933b/1990 246,249f .). Die SPD diene sich op- nuf cilrcr Sc[.rwrrnrlsttrli' clcr Wirklichl<citsc'rktrn-
portunistisch den mittelständischen und volksge- rltrng, dic Krutenrrcr ztrnr llndc tlcr- Wt'irtrnrcr [{t'Jttt-
meinschaftlichen Sehnsüchten an. Bitter ironisch blik nn scincn Angestelltut rlilgnostiz.icrt hattc: [)t'-
zeichnet Kracauer in seinem Schlüsselroman Ge- rcn Mchrlrcit blcibc ,ohnc cin Zit'1, drs sic crlrrtgcn
org (1933/2004) das Spektrum der hilflosen geis- kiirrntt'. Also lclrt sit'in lrtrrcht rlavor, arrfzublickcr.r
tigen und politischen Haltungen zum Kapitalismus trncl sir h [ris z.trnr []r'rclc cltrrchzttIrrtgcn,, ( I 930: I l7).
in der Krise nach. Sie lassen sich, nach der je neu- Nicht rlrs lrchlcrr st'hliissigcr Antr,vortcn ist hctrtc
esten Mode kostümiert, auch heute wieder in den lrt'klagcns"vcrt, sondcrn tlcr fi'hlcntlc' Willt'n zrrrrr
maßgeblichen Organen des Zeitgeists entdecken. Du rchfrlgcn.
Ihr gemeinsamer Nenner bleibt die Illusion eines Dic vorherrsehcnclc R ht'tori l< dcr LJ nglcic h hcit
Endes von Klassengegensätzen. lcbt von clcr crnpirist'hcn Zerstlicl<cltrng citrcr so-
Nach wie vor gilt, dass der demokratische Kapi- zir lcn Rcr I itrit, c'l ic i n A I lcrwcltsbt'gri lfi'n nattr ral i-
talismus in seinen Krisen auch die Gegenkräfte her- sicrt unrl tlt.nnoi'h kiinstlich zusrlrrnrcngcfiigt ist.
vorbringt, die ihre Profiteure das Fürchten lehren. In ihr ist clic Mittc dcr tihcru'irllx'nclc Mythos, cler

82 8l
DIE MITTT At5 »KtASSE DE5 MAB)(ISTIS(HTN MISSVERGNÜGENSN? DIE MITTE AI.S »KTASSE DE5 MARXISTIS(HEN MISSVERGNUGENS«?

das Bild der Gesellschaft und deren getrübte Rati- auf ein genaueres Bild der Wirklichkeit und auf
onalität im Begriff beschönigt. Den Vernunfttraum das Nachdenken über die vernünftige Einrichtung
einer sozialen Emanzipation stellen die Ideologen einer Gesellschaft, in der »die freie Entwicklung
der Mitte unter Ideologieverdacht; sie gleichen der eines jeden Bedingung ftir die freie Entwicklung
Figur des ratlosen Intellektuellen, der »nichts tun aller ist« (Marx/Engels l84B/1977 482).
kann, weil schon sein Denken nichts tut« fKracauer
l93la/1990: 353). Dies Nichtstun mag auf den ersten
Blick harmlos erscheinen. Machte sich jedoch die
Phrase von der Mitte zur Tat auf, könnte sie wieder
leicht bei der Volksgemeinschaft anlangen.
Der Versuch, in dieser Lage denKlassenuerhält-
nissen und ihrem Wandel nachzuspüren, schließt
die Arbeit am Begriff ein. Das ist auch politisch
geboten, will man die identitäre Beschwörung
von Volk, Heimat und Nation bekämpfensa und
zugleich der bloß vermeintlichen Gegenrede von
»Mitte und Maßu, die derzeit den demokratischen
Diskurs beherrscht, eine andere Deutung der ge-
sellschaftlichen Verhältnisse entgegensetzen. Die
Wiederaufnahme der Klassenfrage verspricht weder
rasche noch abschließende Antworten und schon
gar keine, die andere Einflusskräfte und Konflikt-
linien missachten.55 Soll jedoch der Zusammenhang
von kritischer Theorie und eingreifender Praxis ge-
wahrt werden, ist dieser mühsame Weg zu gehen.
Wer ihn nicht nimmt, verzichtet gleich zweifach:

85
ANMERKUNGEN

Anmerkungen 9 Den Eintluss sozialwisscnschaftlicher Forschung auf clic


t Ausführlicherzur politischcnrrndsozialcn Begründungvon öff'entliche L)eutung dm BcispicI cles Crear British CLass
Mitte tmd Mzy'3 sichc Münklcr (2010a) Dcr Autor spcku Suruey zeigt Hrrpcr Scott [2013)
licrt noch mit einer clritten Dirrcnsion der Mittc; Es fulle l0 Irn Folgencl(:n sind.[ie tst-griffi' Mitte, neuer MitteLstand,
»rhs soziopolitische Schcitern an cle-n Aufglben clcr Mitte MitteLschicht !n.l MitteLklas.se trotz der kritisicrtt'tr Un-
und chs gcopolitischc Scheitern un der Mittc frst inrnrer schrirfi' n icht ztr vcnncidcn Solvcit n icht a nclc rs vcrnrcrkt,
zusxrnrncn« Münkler (20ltil: 3) Dicst'r kirhnc Ccclankt', ist bt'i ilen hicr vcrhrnrleltcn Mittclse hichtcn clrs Attrihut
dcr clcn Ber,vohncrn von Kiist('nstllrtcn clrs ,schcitern rn dbhäntig beschtil tigt rn itzuclcn kc n
clcr Mittc« erspurt, blcibt hicr rrul3cr [:]ctrrcht I I Spcicrs Strrriit'wrrrtle l!)33 in DcLrtschlrntl nit ht Incllrvcr-
2 Dcfinitiont,n rrnd Annrihcrungcn un rlie Mittc bictcn rn:Vogr.l irffi'ntlicht; tlics gest hrrh, rngcregt von .liirgcn Kocl<rt uncl
[2(X)l):2lll); Mrrr (2t)12: l3lf); Koppctsclr (2{)lj:
-['il I); vonr Arrtor unr irktrr('ll('Antnt'rkttngt'tr ergrinzl-, erst M77
Miillcr (2013: 7lf ); Ilrrrle (2014: (it)tf ), Burzrn t.t ul (201,1: lZ Mcin l{iit l<blick ht'hlntlclt ilu:Ecwihlte Sttrtlicn ülrcr rlie
ITff ); Mrrg (2t)14: 3tiff); Nuchtwt.y (2t)lii: l47lf ) lohnrrbhringigcn Mittclsrhichtcrr l)ic srhon in tlt'r Wcitrr
3 L)icAlrrnn Attrihrrtcstrnrncn rrrrs'lcxtr.nrlesJlrhrcs20I(i rcr 'h'it t'ntwit lieltc' [)clt'gut.ionstlreorit' von l]ritz (lrotrt'r
irr tlt'r Srir/r/auls chen T.eiturtg, | NZZ txl ttrr. ( ll)5.1), rlcr rlir Angcstt'lltt'tr vor rtllt'tr rls lrunktionrirt'tlt'r
4 ^2,'Zl.(1,
Dic Vt'rt'innrrhnrLrngslvrrt tlt.r Mittt'vcrschont nichts rrntl [.lntcrttclrnrt'nslt'itttng tlt'rrtet, hlt'ilrt rrrrl\r'r lJctrrtcltt Irnil
n it'nrr ntlen: So r.rnr.nnt cin lrt.tr i l lctorrist 13ruct' sprirrgstt,t.n Lt'tlt'rt'r rvirrl nit ht t'igt'ns gcrviiriligt; t'r stt'lltc rrrit lrkolr
t.v t n M e I s te r l t rct.l ige r l t:r M it Lt' lsr /rir /rr ( For stt'r 20 (i
1
), rv«r Murst hrrli tlcn li,'grill rlcs ne ttt'n Mittt'lstrrrrtls rtls ,ttlt,r,'t
gt'gt'n rli'r llot li nrr rsi kt,r rlc r tn rh ing t luss rr ngt.rrt lrtt'L st.i ncr rvt'rr rgt'r zutrt'l lt'rrrlu ( [,t'tlt'rt'r/ Mrr rst hrr k I l)2(i: l 4 l ) i rr Frl
l:rnti,.tn|lt lr, lr,'r rli. h :rrrsirrgl gr', lrt'zt,g jt'rloclr erst ttntt'r tlt'nr liirrtlrtrt k rlt'r Wirtst lrrrl ts
5 Vgl tluzrrvorrrlk.rn(icigtr(l!)31); l!)32); Speicr(l()77: Kup l<r is,' rlic Ang,cstt'lltt'n in tlii' [,olrnrtrlrcitt'rlilrrsst' t'irr (vgl
X XIV ); Knrcrrre r ( ll)33r/ l!)!)0); Lipst.t ( l!)(i0); Krrrtrirzlit, l,t'rlt rt'r ll)2S) t)it'Cit'st lrit lrtt'tlt'r Artgt sIt lltt'nsoziologit'
( l!)75: 313If); Korlia (l!)77: 4!)ll , 29(,ll') r t'silrrrit'rt , ingclrt'ntl Selrrrritlt (2()I(r)

6 Ztr politist hcn liollc trntl l'lrnrscologie tlt.s Ilcgrills vgl l3 [)it'l)r'trttrrrgskrirrrplt'spicgr'lrr sir lr irr tlctr'l'itclrt lvitler: l)rtr
[.t'sst'n it lr (2{)t)ti) zlrr:ik: l'rolctttritrt (St lrnritlt [,t',,nlrrrtlt Il)7ll\, I)ic tlng:stt:II
7 Vtl Crie l( 201(i Sclhst vorr tlt'rr l'r'rsorrr.n nrit t.int.rrr I lrrrrs t.t: tt ttl s s ut t l ttlrl l(/,tssr ( S ilsst'ngr
t t r t ll)?7 ); l ) it I t u:hic lt
J tt

hrltsnt.ttot.inlit)nrn)('n unt('r I (X)0 [uro ortlnt.rr sit lr nor lr tttrtgtle: IntlcLuriltts (l,t'tli'rcr ll)ZS);l)rr lvlit.tt'l;tttntl itr rltr
rnt'lrr rrls t.in Drittcl tlcr Mittclschicht ztr ktt pit ttl isl isclu' tt () *el I st:l t, I t ((i r(irrlrt'rg I l)32) Ztrr Kriti k
r

U t)ic l:icltrntlt.kritisicrt Wugncr (2012) in st'int'nr rrt,tlrotlt'n tlt'r rr r,,,lcrnt rt Sr lr it lrttr rrgstlrr'orit'rr l gl lt itst'rt ( l !)l)ll)
liritisrlrcrr Krrrrrrrrt'ntrrr ztr lnllttt iorL ler Mittclschit.ht. llt l4 l)it'irrr lttz-tt'rr Alrstlrnitt tlcs 3 lJrtntlts vott l)rts Kttl;itul
grillt:: r'ltihlt rnrrn jcrnrrnrlt'rr zrrr lVlitte ztrut.lriirig, !\/('nn (.r (Mrrrx llil),1/ll)(i7) henrrrntt' l{r'v,'tttrt't;ttt'llt tlt'r (lrtrntlt'i
glt'ie hze itig in rlt,r Mittc rlcr Ve rte ilrrngt.n von AtrshilrLrrng, gt'ntiirrrt'rlilusst ist lrit'rvt't nrrtlrllissigt l)ic l(rrliltrilr (Mllrr
[]e rul rrnrl Einl<onrrnt.n licgt, clrrrrn sclrrtrrrrlrlt rlit' Mitte in lll(j3-18(i5/ll)(;S) rrrit rlcrr vcrtit'Itt'tt IJlrt'rl,'gttrtgt'tr ztrtrr
Dt'rrtschlrrnil iibt.rhrrrpt nicht rr rkorrrlrirtit rtt'n Arlrtitst,t rtrriigt'rr( \vrrTctr tle n Wt'itttltrt'r So-

86 87
ANMERKUNGTN ANMERKUNGEN

ziologen noch nicht bekannt; ihre Lcl<tiire hüttc sic in cler 20 Von clcn hicr gen0nnten ,Wcimrrcrr Soziologen ist Cer[
BegrünrluLrg eincr lveiter gcfrssten, in sich differcnzicrten Dreyfuss arn t'enigsten bekrnnt Scin Frcund Theoclor W
Loh narbcitcrklusse vcrnrutIich bcstlirkt Aclorno beschrieb ihn .rls »Philosoph vorl Fach, Croßinclu-
t5 Ceigc,rs Klasscnvcrstänclnis wird hicr vor rllt-m anhrnc{ clcr strieller von Bt:ruf un.[ lus Zwang, uncl Litcrat n:ich Nc'i-
Stuclic von l!)32 belegt Einc konzcntrierte, rnclcrc Posi grrngu (Stcrn 2005: 59) N.rch Errichtung clcr NS-Diktatur
tiont-n sclrarfsinnig kritisierentle Thcorie rrncl Drrstc.llurrg vc rstcckte ilie Schrtrspiclcrin Mrrirnne I loppc i[rrcn iiidi-
der clcutsclrcn Klrsst'ngescllschrrft vcr(jffintl iclrtc cr zuvor schcn Frt'rrnrlzi:itrvcilig in ihre r DrrhlcnrcrWohntrng 1935
in Schnrollcrs Jahrbuch (Ccigcr I930/t9(i2) Sein tlcgritt fl(ichtt'tt'Ourl Drt'yfuss nrrt:lr Lonclon, wo cr in Annut lcb
clor »McntrIitiitcn«, vt.rstunrlcn rls rbtrvtgcnrlc Krülrtc in tc I93lJ t'rnigrit.rtt't'r nrtch Argcntinit'n, kehrtt'crst 1l)(j2
rlcr Irrtlvicklung dcs Wirtst'lrrftslcbcnsu (Cicigcr l!)32: 1) nrch [)t'Lrtsrlrlrr](l zlrriirk ttntl strrh l9t;9 Vgl tlrzu Stcrn
l<lnn rls Vorlritrlt.r rltr von llourdicu (l!)82; li)ll3) cntrvi (2tX)5: 5lll1, l09f I ) [)it' Angcstt'lltt'rrsttrtlit' von Drt'yfttss
cltcltcn Krtt.goricn gt.lterr; lrrrt h v«rrr I llbitus ist sclron rlit. wiir(ligt Se hrritlt (2t)l{i: 43f f )
Rcilc (Ccigt'r ll)32: l3). 7l Krrtrtrcr ( M;3: {;I) I)cn lJiirht'rvt'rlrri'nnungt'rr tlurch NS
t6 Zrrrn Vcrgle iclr: ,Nrt h ihrt'r sozirrlcn I [t'rl<urrft stt,llcn sit h SttrL['ntt'n urr l0 Mrri l!)33 ficl in Mi]nrht'n, Nürnbcrg,
| | dic tlt.Lrtst hcrr Angcstcl ltt'n clt'r.[rlrrhtrrrlt.rtlvt.nclt. rls K(in igslrerg rrntl L,eipzig lrrrt h Kntt ut rt'rs AngcstelItt'nstutlie
tlcLrtlicher rnrrch rrntcnr rrlrgctrt,nztt. St lr iclrI tlrr uls ih rc lt rrrt, ztt nt ()pft'r
rikunischt'n Kollt.gt.n zrrr sr.lbt.n Zcit « (Kotl<rr ll)77: 3{)7) 22 Ztrr ALrslriihlrrng tles L.eistrrngsprinzips ilrrrch tLts tlt's tnrrkt
7 Ein rvt.st'ntlicht's stlintlisr ht.s li,lt.rncnt, tlrs sith bis ht'utc lrt'zogt'rrt'n Iirfolgs vgl Nct kcl (2015)
hiilt: Intt'rcsst.npolitist h strrl<e, fri]ht.r tlrrrrhwr.g st'll;stiin 23 t)ie rclrlivt'n Antt'i['rlt r ( I) Arlrt'itt'r, (2) ungt'stt'lltcrr trntl
tligt'llt'rulsgrLrppt'n (nclrcrr rlcrrr I luntlrvt'rl< trnrl lilrrr.rrr vor lrt rrn rtctt'n llt'schri ltigtt n trnil (3) Sclhstri ntl igt'n rrrr tlt'r (it'
rllt'rrr Arztt', Arrwriltt., Art hite litt,n) rcgt,ln ihrc lrt.rrrllit ht'rr srrrrrIlrt'it tlt'r IirrvcrhstriLigt'n hrtlrt'n sit h zrvist hcn l!)25 trntl
rrrcl rrrrtt.rit'llt'rr lntt.rcsst'n ir) stuittlich lcgilirrrir.rtt'n Krrrrr l1)50 rrit lrI wcst'ntlitlr v,'rs, ltrrlrt'n, lvit' t'in Vt'rglt'it lr tlcr
ll('r
I Ir sozirrlstutisl.ist lrt rr [)utt'n von ll)25 (Spt'it'r l!)77: l(j l,'l]tlr
IJ »l I strt'ng u(.nor)rn('n i.sI es rrit lrt ,t'irr SIrntlr, sontlcrn in 23) trrrrl I!)50 (Strtististlrt's llrrttrlt'srtrttt 200(j: !)'[, Abh 5)
i lr rr r lt'[rt'n t l it' rr ltcrr llcrtr lsstri ntlt. hrrt; t's u ri rt. rr lso lvoh l gr.- lrt,l cg t
nlru('r t.t('!v('s('r), v<ln Stjintlt.rr rli,r M ittr. r,tlt'r vorr ci rrr.r strin- 2,1 Selhst Cieigt'rs rrt visionistist lrt', Strl,lit' von l !)4!) llisst sieh
rlistlr,'rr Mitt('ls(lritlrt zrr sprcrlrt.n « ((it.igt,r l1)32: 125) n ir lrt ci n l lt lr t ii r tl ic iihl it lrc Mrr rx- Kriti li rek Lr nr it'rt'n Vrr
r9 Arrclr rrrrtt.r rrrctlrorlisr ht'n (icsithtsptrrrktt.rr ist (ii,igt.rs rrllcrrr llilt t'r ,lrtr;rn li'st, rlrrss tlit' Vcrcirrigrrtrg von rtltt'ttr
Kritik rrn cint'r lrt.grif flit h rrrivcn Konstrrrktiorr ik r Mittc Ivlittt.lsLlrntl trrrtl ,nt'rrt'r Mitt('ls( Irir ht, ht'rrst hultsirleolo-
rktrrt'll, wcnn t'r zrr rlt'n sozillstrtistise lrt'n Arrrlyst.rr vt'r- gist ltcn Zrvt'ckt'rr tlit'rrL
nrcrkt, tlrrss hritrlig »rli,r Arrtt)r rnltcrwcgs v(,rg('ss(,rr llrt, l,ris 25 Nor lr Entlc l!),1!) wrrr I iir l< nul,p zu't'i [)rittcl tlt'r Mt'nscht'n
t r zrhlt'rrrrriil(ig lixicrt« ((it.igcr I!)32: l3) [)ls trillt ;rrrl in tlt'r []S Zotrt rtlt'r tlt'tttstlrt' Nltirrnrrlsozirlisrltrs | |

v iclt, tlcr gcgr.nrviirtigt'rr S( )lll' Strrrl ierr zLr, so i nt(.r(.ssr nt t'int'gtrtr', ttttr lt'itlt'r sclrlt elrt trrrges('t7tc Itlct'u ((icrlrrrclt
i h rc cnrpirisclrcn Bt.l r r nclt. i nr I iinzt'lnr.rr sr.i n nriilit'rr I l)l)l): (i2)

88 89

t-
ANMERKUNGEN ANMERKUNGEN

26 Dic strndes[astige LJbcrsetzung von Mil[s' Stuclic erschicn 34 Ahnlich c{ie nerrcstcn llefunile von Lcngfeld/C)rclcnrnnn
ausgc rechnet irr gerverkschrft [ichen l]u nd-Verh g Die u,c (201 6)
scntliche n Unterschiccle zrvischcn Deutschllnd uncl clen IJSA 35 Berut.s- uncl sozirlstttistische Anelysen stiitzen sich zumeist
in Bczrrg rG dic nidtiLe cla.ss belcgt Kock:r (t977: 2961f.) lut,f clas von Erikson, Colclthorpc und Portocrrcro erttwi-
27 Die historischcn rrnd itkonornischcn Bedingungcn clit-scs ckcltc Schcrrl Hier sincl in clcn L)ienstleistungs-Klassen I
,Wunclers, crläutt rt Abt lshruser (20 1 1 : 59 lf ) unrl ll ncbt'n clcn rbhringig l]cschriftigten luch Sclbstrintli-
2ll Vgl Fu13note 2 Hier kiinnc.n nicht rllc ernpirischcn Un gt.cnthnltcn, clic lnsonst('n tlcn Klassen IVt c zugettrclnct
gleich hcitsstudicn rufgez.ä h lt rverdt-n IJnter i hncn si nd thc sind (vgl. Llntuns u r 2000: 23) llcrrlistischer biltlct Koch
orttisch uncl klrsscnpolitisch rnr crgitbigstcn dic Bcitnigr- (201 t), clcr siclr lLrf ILO L)utcnsritzc stiitzt, (lic wichtigstt n
ion Croh Srnrbt,rg [ 2009), t)ürrc (201 l) unrl Koch (20t l) IJntcrschierlc rb: dic z.wischcn I Jntt't nt'h nrt'rtr, Selbstlintligcrr
29 l)ic cinzclncn [3citnigc in clicscrn l]anrl sincl rlt'nloch lt. ohnc Angt'stt'lltc trntl ubltiingig llt'scHiltigtcn, Frutcn tttrt[
sonswcrt, we il zu icclt'nr'['hcrrr zlvci l)ositioncn ztrrrr Zugc Mrin nt'rn, Wi rtschr f ts[rrrr ncllcn s()wi(' (i rn tcrtiii rt'n Scktor)
korr rncn zlvist ltt'rr Wtrt'n, Fi nrtttz- tt rttl sozir li'tr [)icnstlt'istrr ngcn
30 t)ic lrrihigkcit clrs gcschnrcidigt'n L)t.nkcns z-rigt sit lr rlur 3(j Nitht zrrtrillig ist rlit'Vt'rtt iltrng tlt'r Vcrrtriigcrt t'tnpiriseh
in, cluss clersclht. Atrtor noch t'inigc Jrrlrrt: zrrvor tlit. [igtrr w('nig('r crlotscht lrls tlit tlt r [iitrkLttrtttrclr,,rhrvohlsic tlt'rr
dcs rrrntt.rnr.h nrerischt'rr []inzr.l ncnr ztr nr gcst'llsr lrultl ichen Alil< rrrnu lrrtionsprozt'ss tles Krrpitrr ls wcit gt'rlttt,'r rvitlcr
Lcitl)ilLl rrrsgcrult.n hlttc (vgl llLrilc 2001: I2-17), spicgt'lt: So lltlrt'n tlrci Vit'rtt'l tlt'r l)t'trtst-ltt'lt gt't ingt rL'
3l Sclbst in nt'rrt'n [Jnrnt-hcn rrit ihrcrr rrrrr scht,inlrrr rrt.trt'n Vcnn(igt'n rrls Llcr l )rr t t ltst lt rtitLsrvt'rt [)rts olrt't stt' Zt'lt tt
llcschri ftigrr ngs lorrrt.n vt,rrichtcrr rl ir,frcie, c ro nttluo rlut r it t tt'l tlt'r llt'virlkt rrrng lt'rliigt ijlrcr rttt'lrr rrls (i0 l'rozcnt, tlit'
rrncL dt'r lcst rtngt.stelltt. lntornrrtikcr Lolrnlr[;cit (vgl t)i)r ri'ir hs[r'r r 5 l)rozt nt illrt'r '1 (i l)rozt rrt tlt's gt'srt ttrte tt tlet ttscht'tr
rc 20ll: l37ff.; lirrs u l 201(i) Arrctr tlort sirrtl iikonorrri Ncttovcr rniigt'rts; tlrts t ittt l'rozt'ttt rttt tlt'r Spitze hrilt , irr.'rr
sehe Aus[rt'uttrng rrnrl bctric[rliehc I [crrst hrtt ilic M ittt.l Autt'il von 2l l)rozcnt (Frit li/(ir:rbl«r 2(X)!)) t)rrs Attsrttrtß
rlt'r Kupitrlvt'rlvcr(rr ng ilcr Vt rrn(igt'nskorrzcrtInttiort lrt'tttrrrtlrigt sclbst tlic l)crrt
32 Ahnlit lr sr hon (ie igcrs briclliclrr.r llrt rn Spr.it.r inr AtLgrrst sr hc llttnilcslrrrnh (20I{i)
l!)33: »lVIrrn kunn rrrf rlt.n'[trrnirrrrs 1(1assa rritlrt !,rnz \/(.r 37 Zrrtrt'llt'rrrl vt rrvcist NlrthIrvty itt scint'r StLrtlic /)ic r1Ü
z-iclrtcn Dic Lctrtc h(irt'n ihn u[rt.r nir lrt ut'rn Mir st lrt'irrt, sl.it:gsgr:st:llxhrrl / (201(;) ;trrl gt'brot lrt'tt,' Arrlstiegsvt'rsprc-
clulJ rrrrn un viclt,n St('llcn stltt scint'r.scllicht srgt'n k(irrntt'« , lr,.rr rrn,I t'int'n nt'trt n rtlt'rtxtlintIist lrcrr Klrsst'rrlittrrlliktu
(Spcicr l!)77: l(j5, I It'rvorh : tl K ) L)ic politisclrt n IJnrstrin (r'hrl gt'gt'tt Llit' »rt ttt ssivt' Motlt rttisicrtrrtg« s('tzt ('r
: l 3);
rlc tlit'scs trktisrhcn lirts «rn l!)33 sirril rrrit ztr btrk.nlit.n [,cithilrl cint'r rsolitlrtrisr ltcn lVl,rtl,'rttt u (t lrtl : 233) Ahcr
rlrrs
hcrr tt. vt'rz-ir:lrtc n v iclc Soz.iologl n rrt'n i n r l lcr Irt.i lrt.i t rrr r l rrrrt h scin'l it('l ziclt v,rr rrllt'rr rtrrl rlit'Attgstt' in tle r Mittt'
rlt'n Kllsst.nbcgrift. rlic nit'nlrls Arrlgt'sLicgt'rten kiinttt'n jrt rricltt gt'trrcirrt scirt
33 Ztrztrstilllle n isI hingcgr.lr MrrLrs Kritili rn tlcr rrrt.ut'n l]ilr 3fl (ieigcr I l)30/ l ()(i2: 2 l()) rveist tk rt gt'gt'tr Mrrx t'rhoht'ttt'rr
gcrlie hkt.itr untl rlt.rr.n vor rllcrr ,irr rk'r Mitte lse hit:ht vt.r- V,rwrrrl t'i ncr rrt't lrt ttistisr lrt'tr Klrsst'rrtlrt'orit' ztt rilcl< []r
brcitctcn Wt'rtt.horiz.ontr, (MrLr 20I2: 30) rvt'rilt' ,vorrr t'inzt'llvisst'nst lrrl tlielr tlt'nlientlcrr llt'rrrtt'ilt'r

90 91
ANMERKUNGTN ANMERKUNGEN

hinci ngelese n, r,vei I cr clen komplexe n sozir lirkonomischcn 44 [ n B czrrg nu f <]i c


(] e schLe c hte rue rhaiLt nis s e [t Iaug 200 t ; Kl in-
Ceclankcn [ . I in eincn rein soziologischcn trncl cinen rein ger u r
2007), clcn Habirui srrnt cler,feincn Unterschiedeu
(ikononrischcn :rufl(istu. (Bourclieu 1982) und cll nLiLteuspezilLsche Lebenslührung
39 D:rs u,iircle tlen Rahrre n dieses Beitngs sprt,ngen Die Fr:r (Vester 2017.r) Dussclbc gitt fiir historischt: trncl nrtionrlc
ge dcr N,{ittelklassen/ schichtc-n bchanclcln tr,r clie Strrclicn Besondcrht'iten sowic ltir ctlrnischr- Zr.rschrcihungt:n, clie
von MaLrke (t!)70); Poulrntzas (t975); Wright (lS)85, 19.35r); Einlltrss rrrrf clic KIasst'nlcrhriltnissc, politisthcn Struktu-
Koch fl994, 20ll); Dirrrc (2011); Vcstcr (2017r), Milios/ ren rrnd Institrrtioncn tttstibcn
Econorrrl<is (201,1). Einc [Jbe rsic ht i]ber clcn Strncl der ln 45 Womit cinc IVlitvcrrntlvortung cle r Ccwcrl<schlften rn clic-
Marr r nsch I icl(cnck'n Klusscndisliussion bictcn clic Bt'itni- scr Entwicklrrng nicht lrcstrittt'rr w('r(1('n soll l)i)rrt'krntl
uc inr l'ht'rncnLrrnrl von'1-hicn (20t[) uncl irn Thcrncnhcft sirh irn iihrigen schn,i'rlich rrtl Mrtrx'tlegrifl (MEW 25:
Klusse nt hcor i: n. (l'«rklr I 75120 l.l) (i23) hcrrrfcn, tlt'rtt tlort ist vott tlt'r rst'littntlrircn Attsllt'tt
40 lnr Sirrnt Knrr:rut.rs, dcr rlic Schwaiclrt'eincr soziuIhriti tLrngn rlt'r Arbcitcrkllrsst' itr tlt'r KtttrsLttttsphlirc tltrrt h clit'
scht'n »Zrrstu ndsl itt'rrtrrr,, urr l lci rtrich Mr nns Ronlr n,l)i,., l)rt'istrt'ilrcrt'i von I lltttsvt'rttrit'tt'rtt tttttl Klt'irlhrirltllt'rrr tlic
gro$c Sruhe rlrrk'gt l)unrn rrrschlie I3cnrl kritisit.rt t.r rnrt lr lit'tlt'
r l lztt rrcchrt n ist ht' Vorstt.l ltr ngt.n z.Lr nr Vcrlrii lt rr is von St'i n ,1(i Soltlrc,Murl<t'rn lrringcn M(rnklt'r/Mürrklcr (20It;: 285ff )
rrntl lJcrvusstst.in inr nrrrristisclrt.n [)iskrrrs, tlic ilrrrr rrls glt'ir lrsrurr rrls,lrlt'illprrnktt', I iit rrttlt l)etrtschlrrrlil Ccflo
,r'Jrigonr lt' Vcrgriiherrr ng rlt'r Lr rsprii nul ielrt.n Lt.h rt.« gt ltt,rr: lrt'nt'ins Spit'l l)rrrin spicg,t'lt sitlt tlit'rtorttrrtivt'Wt'lt tle r
»ln tlcr Alrsieht, rlic rZrrstiintlc, zrr bt'sst'rn, lvr'rrlt,n so Llit MiItt': ,,11,'rt'itst lltlt zLtr St'lhstsorgt'u, ,Lt'istttttgsuillt'tl itr
Mt'nsr ht'n lls I)rotltrzt.ntt,n rlcr Ztrstlinclt. rrtrsgr.s, llrlt,'t u llt zrrli rrrrl rlir' (ics,'llsi lr,rItu rtrrtl tlie IJlrt'rzt'trgtrttg, tlrtss
(Knttrtrtcr |930/l!)!)0: 25 I) rrlrtt ,tlrtt t lt t'igt'trt'Atrst rt'ttgttttgt'lt t'itlt tl gt'rvisst'tl Atr lsticg
4t Itct kcr (201 l: 34) rrrrtr.rscht.irlt't zrvist lrt.n »r.llrLionrrlt,n t t t t'it Itt tt liltrtr,,
Klltssi'nu ( l,olrnurlrt'itcr Krpit;r | ) rr ncl »rrr]t:r'tliurtt.rr soz irlt.n .17 Arrsrlriirliticlr ist t'inzttrtttutt'tt, ilrtss lJtttzrttt tr r (2014),
Klrrsst'nu (nrrth llt'rrr[trrctt ) lc]r hrrltetlit'IJrrtt.rglit'rlt'rrrrrg Koppt Ist lr (2{)I:]), Mrrrr (20I2 ), Nrtt ltt tvt'y (20l(i) trntl Vrr
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nlte h (re gt'l (2001)) witlrtigt'Scitt'n tlcr vt rjitrtlcrtt tt (lt'st'llsehrfts
gicrtcn) sozirr lt'n Schi t ht e t t irrr Sin nt' (it.igr.rs l ii r si n nvol lt,r, strrrlitLr t'nrpir isr lr sorg,Iiiltig tlrtrlt'gt tt An ilrrt rll bcgrilt-
tlrs ist rtlrt'r t'ini'ol fi'nt' rrrrtl kt'irrt' (ilrtrlrt.nslrrrgt.. li. lr,'n rrrr,l rlrrnril rtrrL lr politisL lrt rt IJrttgrrrg Ittit (l('r Mittc
4? (icigt'r lrrsst scirrr.rr rlrtt'r tlcn Zr.itrrrrrstrintlen vorr l!)32 zt'igt sitlr jcLlor lr,,lrtss tli,' IVlissrrt ItLtttrg,l, r Klrssctttrrtgc
gt'rvrihltcn l:lc{rilf rlt,r soz.irrlt rr St lrit lrttrng tls ()lrrlrgrill tlt tt lit trlu iltr t t lirlit ttrttttisst' st ltrrlrilt'rt
tler ltistorist h sJrczitist lrt.rr Klrrsst'rr inr KupiIrrlisrrrrrs, lvrilr- ,18 Vgl tluztr rlit' []he rsit lrtt'tt votr l(oL lr ( ll)l)'1), Klirrgcr u rt
rt'nrl tlt.r nlrch l!)115 rrrs rlcr [.lS rrrrt.rihrrrist lrr.n Soziologr.. (2007) trrrtl Vestt'r (2Ol7rr)
iilrt'rnonr nrcrrc Sch it lrthcgri ll tlerr tlr.r Klrrsst' r:r:sa/z/ ,l() Solrrrrgt'z ll rlic s,rzirrli;l<ononrisr lrt'Stt lltrrrg ilcr Alt) Wih-
13 Vgl Skllir (20{)l), tlcr zcillt, !vi(. iihorronrist ht' untl poli- lersr lrrrtt ttirlrt lrlrtsst rst, ltlt'iht trrrg,'lilrir t, rveltlrc [)ro
tist hc il itcn i ntt'rcsst'npol itisclr l<oopt.rit'rt'rr, olr rrt. i nr.i n gnrrnrrrprrrrkte tlcr Al I ) (rvirtst lrrrl tslilrt'rrrl rrr;rrktrrtlilillc,
rnrlcr rrrfzrrgchcn rrrrtiorrtllibt'lrlc tttttl ut'r1 liotrst'rvrtt ivt') rttrl rvt'lelrc Klrsscn

92 93
ANMERKUNGEN

unci Schichtcn zielen und sich zuglcich rvidcrsprechen


Anelysen dnzu unrl Ccdanken zum politischen l-Lngung
Iiteraturverzeichnis
mit .[rr AID habcn Friedrich (2017) und V,ster (2017b)
vorgelegt Auch in Bcitnigen cles'ltxtb:rnds Die grole Re Abelshauscr, Werner (20 J I ): Drutsche Wirtschef tsgeschichtc
gression (Crisclbr:rger 2017, insbr.sondcrc bci Frlscr untl Von l!145 bis in clic (icgcnrvlrt Münchcn
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rcllcn, sozirlcn trrd politischen Cnibt.n zlvischcn r[.lntcrrr Irrci hcitsr ngst rr ncl Kol lchtiv isnrus Irrx n kfir rt/ M
trncl rlcr lolrn:rbhringigen Mittc zu iiberr,vindcn Aspcrs, ['ntrik / lJt'ckcrt, Jcns (20011): Mrirktt' ln: Maurcr, An
s0 Vgl rlrzu vorrllcrn Ociger (l1)30, I932: t0!)lf.); Spcicr (ll)77: rlrcu (Hg ): I Irnd[ruclr clcr Wirtschrf tssoziLrlogit' Wicsb.r-
I lOff ) Lrnrl KnrcurLr.r ( l93lh/l!)!)0, 1933.r,b/l!)!)0) dcn: 225 2.1(i
5l Vgl dic Drrstcllrrnu rlcr gr.gcnr,vlirtigcn Iirtrrgeoisie lrr,i l3rron, ClrrisIiln (20I4): Klrsst'untl Kllssisrtrtts In: l'R()K[,4
Wit'nolcl (20 I I ). t)ie engt.Vt.rlleclrtrrng von rvirtsr lrrrltlitht.n 175:225 235
unrl politisrht'n Dlitt.n zeigt I lrrrtrnrnrr (2{)t)7;2{)13) BrLrrlrillrrrtl, Iern ( l !)7!)/20 5): [)ie Konsurrrgt'scllst lrllt l hrc
1

52 ln rlcr iligitlle n Wt.lt rlt,r (iig-licononry urbt,itt.t tlit.Mt lrr Mythcn, ilrrt StrrtktLtrt'n Wit'sl;lrtlt'rr
lrcit lrerrrrlht.stir n rnt rst.lhstrinrl ig, Vgl lloes/Krir rrpl/ Lil lrr li ltrtl, Stiphrrrrt' / l'iuloux, Miclrcl (2(X)4): [)it' vt'rlorcnc Zrr
(20I(i), (irlry (20I4) trrrrl K«.yt.(20I7) lirrnlt rl,'r Arlrt itt r I)ie I't'Lrgt'ot Wt rlie vrrtr Soclrltttr-Mont
53 Ztrrrr nt'ucrr ArrrruIs rrnrl ltt.itlrtrrrrshr.ritht tlt r l]rrrrtlt.srr. bi'lirrrtl Korrstrrnz
git'rtrnu rrcrl<t llutt-r'r!vcl{11(.(2017) rrrr: »Korrzt'rnt.rlrt,rr llit. llt'rl<t'r, IJu,t'(201I): Zrrrr Strttts tl.r Klrtssr'trtlrt'oric trntl tlt'r
()urrrrtlt Lrrtl Klrrttt.rr rlilrilcrr sit lr lrrrlb toLlrrt lrt'rr, !v(,nn nlrl l<lrrsstnllrt'orctisrlr Irrntlit'rtcn l\rlitilirrrlrlyst' lterrte ln:
ilrnerr rrri(tciltc, rlrrss tlic llrrrrtlt'srt.git'run1i t,irrr.rr rllcirrstr. 'l'lrit n, I lrrns (iiirrtt'r (I Ig ) (2{)l I): Klrsst'rr inr l\rsttirrtlis-
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trrtl rt,llrtir icrt « rnorlLrsu r ls ( )rgrrrtisrtI irtrtsl rtrt tt lror rtltrrrl i lizit'rtcr lirltcrtt'n
I

51 In rlit'st'rrr Sinrrt'wrrrnt St.i'llle n (2017) vortlt.nr lrrlrrlrissigcrr rrrlrcit lrr: I lrript'ter, 'l'lronlts (l lr ): Arrgcstelltt llcvisitccl
(lt'bnrtrt lr rct lrtspoptrlististlrcr l3t,gril Ii. Wi,'sh:rtlt'rr: l.l I 155
55 Lotris (2017) vt'rtlerrtlit lrt tlic rrrrs tlt.r »l)il l rrsiorr tlt.s Klrrs llorrrrlicu, l'icrrt' ( ll)li2): [)iL' li'int'n IJrrtt rsrlrit'tle Kritik dcr
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1 1
g,'sclls, hrrI tIir lrcn I lrtcilslirrr I t [rrrrrkI rrrt/M
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