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Beschaffung Logistik Produktion Phillip Freitter PDF
Beschaffung Logistik Produktion Phillip Freitter PDF
Produktion
Phillip Freitter
2.1 Güterebene
Auch bonetäre Ebene genannt
Behandelt den Güterstrom von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, Zulieferteilen, Waren, Halb-
fertig- und Fertigprodukten in oder zwischen Unternehmen („Realgüterstrom“)
Diese Aktivitäten werden zur Logistik gezählt:
o Beginn des Güterflusses beim Lieferanten
o Anschließender Wareneingang in einem Eingangslager („Beschaffungslogistik“)
o Verarbeitung der Materialien in der Produktion („Produktionslogistik“ → beinhaltet
auch unternehmensinterne Bewegungen und Lagerungen von Waren)
o Vertrieb des fertigen Produkts über Fertigwaren- bzw. Auslieferungslager an die
Kunden („Distributionslogistik“)
o Der Strom an Recyclinggüter, Verpackungen und Leergut verläuft in die entgegenge-
setzte Richtung → endet entweder wieder beim Lieferanten oder bei einem Entsor-
gungsunternehmen bzw. können evtl. auch direkt in der Fertigung wiederverwendet
werden
In manchen Fällen (z.B. Lohnfertigung) kann das Material auch vom Kunden bereitgestellt
werden → Rückfluss in bearbeitetem Zustand
2.2 Finanzebene
Auch monetäre Ebene genannt
Erfasst die Geldflüsse in bzw. zwischen Unternehmen („Nominalgüterstrom“)
Umfasst die Zahlungsströme vom Kunden zum Produzenten (Bezahlung des Kaufpreises am
Absatzmarkt) und jene vom Produzenten an den Lieferanten (Bezahlung der Faktorpreise am
Beschaffungsmarkt) → Abgeltung in Form von Bargeld oder Buchgeld („Giralgeld“)
Gutschriften (aufgrund von Retournierungen, Gegenlieferungen und anderen Gegengeschäf-
ten) verlaufen in die entgegengesetzte Richtung
Verwendung von internen Verrechnungspreisen, um die Leistungen einzelner Abteilungen an
andere Abteilungen abzurechnen
3.1 Einführung
Produktion:
o Bezeichnet den Transformations- bzw. Wertschöpfungsprozess, der Ausgangsstoffe
unter Einsatz von Arbeitskraft, Betriebsmitteln und Energie in den gewünschten Zu-
stand transformiert
o Unterscheidung zwischen Sachgüter- und Dienstleistungsproduktion
o Unternehmen werden als Input-Output-Systeme dargestellt
3.3 Transformation
Beschreibt die Kombination des Inputs
Produktionsfunktionen:
o Beschreibt die Änderung des Outputs, wenn sich die Menge oder die Zusammenset-
zung der Produktionsfaktoren ändert
𝑥 = 𝑓(𝑟1 , 𝑟2 , 𝑟3 , … , 𝑟𝑛 )
Zwei Typen der Faktorkombination:
o Substitutionalität:
Hier kann ein bestimmter Output mit verschiedenen Faktorkombinationen
erreicht werden → Faktoren können in einem bestimmten Ausmaß durch
andere substituiert werden
Totale Faktorsubstitution:
Ein Faktor kann zur Gänze durch einen anderen ersetzt werden
Partielle Faktorkombination:
Von einem Faktor ist ein bestimmtes Mindestmaß erforderlich
Meist Unterstellung des Ertragsgesetztes:
o Bezeichnung als Produktionsfunktion des Typs A
𝐸𝑟𝑡𝑟ä𝑔𝑒 𝐿𝑒𝑖𝑠𝑡𝑢𝑛𝑔𝑒𝑛
𝑏𝑧𝑤.
𝐴𝑢𝑓𝑤𝑒𝑛𝑑𝑢𝑛𝑔𝑒𝑛 𝐾𝑜𝑠𝑡𝑒𝑛
Rentabilität:
o Verzinsung des eingesetzten Kapitals innerhalb einer Zeitspanne
o Umsatzrentabilität:
𝐺𝑒𝑤𝑖𝑛𝑛
𝑈𝑚𝑠𝑎𝑡𝑧
o Eigenkapitalrentabilität:
𝐺𝑒𝑤𝑖𝑛𝑛
𝐸𝑖𝑔𝑒𝑛𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙
Liquidität:
o Fähigkeit zur fristgerechten Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen
5.4 SCOR-Modell
„Supply Chain Operations Reference-Modell“
Werkzeug zur Darstellung, Messung und Analyse der Effizienz unternehmensinterner und un-
ternehmensübergreifender Geschäftsprozesse
Das Modell stammt von einer unabhängiger Non-Profit-Organisation namens „Supply Chain
Council“ (SCC)
Integration mehrerer Konzepte:
o Business Process Reengineering (BPR):
Radikale Änderung eines Ist-Zustandes zu einem Ideal-Zustand
o Benchmarking:
Der Vergleich von Geschäftsprozessen mit anderen Unternehmen soll zur Er-
hebung und Verbesserung der Performance von Geschäftsprozessen dienen
o Best Practice Analyse:
Identifikation von Management-Praktiken und Softwarelösungen, die die
bestmöglichen betrieblichen Leistungen innerhalb einer Branche aufweisen
Dient der Beschreibung aller auf die Befriedigung der Kundenbedürfnisse gerichteten Aktivi-
täten und Prozesse in Form einer einheitlichen Sprache
Ist sehr allgemein gehalten und kann auf verschiedenste SCs angewendet werden
Das Modell besteht aus 4 hierarchisch untergeordneten Ebenen:
o 1. Ebene: höchste Ebene:
Unterscheidet 5 Prozesstypen:
Planung („plan“):
Umfasst alle Planungsprozesse, die die SC betreffen und ist Basis für
die Abstimmung der folgenden 4 Prozesse
Beschaffung („source“):
Behandelt den Einkauf von Material
Herstellung („make“):
+ DLZ Eingangslager
+ DLZ Leistungserstellung (inkl. Zwischenlagerungen)
+ DLZ Ausgangslager
+ DLZ Kundenforderung
- DLZ Lieferantenverbindlichkeiten
= Cash-To-Cash Cycle Time
6 Fallstudien
Siehe Buch S. 79
Strategisch bedeutsa-
groß Hebelmaterialien
triebsergebnis
me Materialien
Unkritische Materia-
gering Engpassmaterialien
lien
gering groß
Beschaffungsrisiko
Unkritische Materialien:
o Verbesserung der Wirtschaftlichkeit durch Ausreizen der Verhandlungsposition
o Meist C-Teile
Strategisch bedeutsame Materialien:
o Aus Gründen der Versorgungssicherheit werden höhere Preise und Bestände in Kauf
genommen
o Etablierung langfristiger partnerschaftlicher Beziehungen und Suche nach Materi-
alsubstituten
o Bedürfen einer intensiven Beobachtung und exakten Bedarfsprognosen
Bei den verbleibenden zwei Materialien ist eine selektive Strategie anzuwenden (Kompro-
misse zwischen Versorgungswirtschaftlichkeit und –sicherheit)
Engpassmaterialien:
o Genaue Beobachtung und exakte Bedarfsprognosen
Hebelmaterialien:
Zusammengefasst von Phillip Freitter Seite 30 von 108
o Wichtig sind hier die Preisverhandlungen mit den Lieferanten, um die Versorgungs-
wirtschaftlichkeit zu verbessern
o Arithmetischer Mittelwert:
Gleichwertige Berücksichtigung aller Perioden
𝑡
1
𝑉𝑡+1 = ∗ ∑ 𝑇𝑖
𝑡
𝑖=1
o Gleitender Mittelwert:
Nur ein bestimmte Anzahl an früheren Perioden wird berücksichtigt
𝑡
1
𝑉𝑡+1 = ∗ ∑ 𝑇𝑖
𝑚
𝑖=𝑡−𝑚+1
Bei größerer Anzahl der berücksichtigten Perioden sinkt der Einfluss zufälli-
ger Schwankungen, aktuelle Werte werden aber nur schwach miteinbezogen
o Gewogener gleitender Mittelwert:
Ordnet jedem tatsächlichen Vergangenheitswert einen Gewichtungsfaktor G
(in %) zu (aktuelle Perioden meist höher gewichtet)
𝑉𝑡+1 = ∑ 𝑇𝑖 ∗ 𝐺𝑖
𝑖=𝑡−𝑚+1
𝑉𝑡+1 = 𝑉𝑡 + 𝛼 ∗ (𝑇𝑡 − 𝑉𝑡 )
Glättung 2. Ordnung:
Berücksichtigung von Trends
o Weitere Prognoseverfahren:
Regressionsanalyse:
Bildet kausale Zusammenhänge zwischen exogenen (unabhängigen)
und endogenen (abhängigen) Variablen ab
Programm- und verbrauchsorientierte Verfahren können auch kombiniert werden (z.B. pro-
grammorientierte Methoden für kurz- und mittelfristige und verbrauchsorientierte Metho-
den für längerfristige Prognosezeiträume)
8.4 Schätzungen
Wird angewendet, wenn die Voraussetzungen für die beiden anderen Verfahren fehlen
Analogschätzung:
o Basiert auf den Verbrauchsmengen artverwandter Güter
o Unterstellung eines ähnlichen Bedarfsverlaufs
Intuitivschätzung:
o Stützt sich anstatt auf Rechenverfahren auf Heuristiken („Faustregeln“)
Schätzungen besitzen eine geringe Prognosegenauigkeit → kann v.a. bei Gütern mit geringer
Beschaffungszeit bzw. niedrigem Wertanteil (C-Güter) toleriert werden
9.2 Objekte
Beschaffungsgüter:
o Untersuchung hinsichtlich der Beschaffenheit und Verwendung
o Die Bedarfsspezialisten müssen häufig die überzogenen Anforderungen von Bedarfs-
trägern und damit verbundene Kosten reduzieren
Preis:
o Erfassung aller Beschaffungskosten → „Total Cost of Ownership“:
Einstandspreise
Indirekte Beschaffungskosten (Beschaffungsprozess)
Logistikkosten
Entsorgungskosten
o Preisvergleiche unter Berücksichtigung von Liefer- und Zahlungskonditionen und die
Aufschlüsselung der Einstandspreise in ihre Komponenten stärkt die Verhandlungs-
position des Abnehmers
Lieferanten:
o Prüfung hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen und technischen Leistungsfähigkeit
o Oft durch etablierte Zertifizierungssysteme (z.B. EN ISO 9000)
Markt:
o Untersuchung der Marktstruktur → abhängig von:
Anzahl und Größenverhältnissen der Marktteilnehmer
Dynamik der Marktentwicklung
o Bei geringerer Marktmacht der Abnehmer und höherer Marktdynamik sollte eine in-
tensivere Marktforschung betrieben werden
9.3 Methoden
Differenzierung der Methoden nach:
o Häufigkeit:
Marktbeobachtung:
Orientiert sich in einer bestimmten Zeitspanne
Stetige Beobachtung der Mengen-, Preis- und Qualitätsentwicklung
Soll zeitgerechte Reaktionen von Unternehmen ermöglichen
Liefert Hinweise für Schwerpunkte einer Marktanalyse
Zusammengefasst von Phillip Freitter Seite 35 von 108
Marktanalyse:
Zeigt die Marktstrukturen zu einem bestimmten Zeitpunkt
Interne Anlässe:
o Unzufriedenheit mit dem derzeitigen Lieferanten
o Produktinnovationen
o Reorganisation des Unternehmens
Externe Anlässe:
o Unvorhergesehene Angebotsverknappung
o Ausfall von Stammlieferanten
o Auftreten neuer Wettbewerber und Lieferanten
o Technologischer Wandel
o Umweltveränderungen
o Datenquelle:
Primärforschung (direkte Methode, Field Research):
Daten werden für spezifische Zwecke der Beschaffungsmarktfor-
schung erhoben
Bevorzugte Datenquellen:
o Lieferantenkontakte (Befragung, Besuch, Begehung)
o Besuch von Messen, Tagungen und Ausstellungen
o Einholen von Auskünften (z.B. von Banken, Verbände, Infor-
mationsdiensten)
o Internetrecherchen
o Erhebungen durch Marktforschungsinstitute
Ist zeitaufwendig und kostspielig
Sekundärforschung (indirekte Methode, Desk Research):
Nutzung bereits vorhandenen Datenmaterials
Weniger aufwendig und bei mittelständischen Unternehmen weit
verbreitet
Unternehmensinterne Quellen:
o Bezugsquellen- und Lieferantendateien
o Einkaufsstatistiken
o Abteilungsspezifische Aufzeichnungen
Unternehmensexterne Quellen:
o Informationen der Lieferanten (Bilanzen, Kataloge, etc.)
o Medienberichte (Fachzeitschriften, etc.)
o Datenbanken und Auskünfte (z.B. Banken)
o Adressbücher, Branchenhandbücher, etc.
Vorteile bei der Nutzung des Inter- bzw. Intranets bei des Beschaffungsmarktforschung:
o Aktuelle, weltweite Informationen über Material, Märkte und Lieferanten
o Tools für systematische Recherchen
o Integration der Beschaffungsmarktforschung mit den anderen Beschaffungsprozes-
sen
10.2 Entscheidungskriterien
Kernkompetenz/Unternehmensstrategie:
o Einzigartige, nicht imitierbare und nicht substituierbare Ressourcen eines Unterneh-
mens → Sicherung von dauerhaften Wettbewerbsvorteilen
o Leistungen im Zusammenhang mit Kernkompetenzen sollten nach Möglichkeit in Ei-
genfertigung bleiben und v.v. (sog. Supportprozesse)
Kosten:
o Bei der Eigenfertigung fallen Kosten für Material, Personal sowie Fertigungs-, Trans-
port- und Lagereinrichtungen an
o Beim Fremdbezug fallen Kosten für die Lieferpreise, Wareneingang, Kontrolle und
Einsteuerung der Fremdteile an
Zusammengefasst von Phillip Freitter Seite 38 von 108
o
Outsourcing bedeutet häufig eine Kostensenkung, allerdings immer eine Variabilisie-
rung der Fixkosten
Höhe und Regelmäßigkeit des Bedarfs:
o Meist wird der (längerfristigere) Grundbedarf durch Eigenfertigung gedeckt
o Deckung des kurzfristigen, sporadisch auftretenden Bedarfs durch Fremdbezug
Qualitative und quantitative Produktionskapazität des Outsourcing-Gebers:
o Kurz- und mittelfristig ist die Kapazität meist nicht veränderlich, was die Eigenferti-
gung einschränkt
o Rechtliche Bindungen (z.B. Liefer- bzw. Beschäftigungsverträge, Patente/Lizenzen)
können die Eigenfertigung bzw. den Fremdbezug erschweren
o Häufig spricht die Furcht vor Qualitätsproblemen gegen Outsourcing
Autonomie:
o Outsourcing bedeutet häufig das Weitergeben von Know-How → Abhängigkeit von
Lieferanten und das Züchten von Konkurrenten
o Vermeidung von unbeabsichtigtem Know-How-Abflusses als Contra des Outsourcings
Lieferangebot/Marktmacht:
o Je höher das Lieferangebot und die Marktmacht des Abnehmers ist, desto mehr
spricht es für den Fremdbezug
o Bei steigendem Fremdbezug kann es allerdings aufgrund von Qualitäts-, Mengen-
und Terminrisiken zu Abhängigkeiten von den Lieferanten kommen
Kapitalbedarf:
o In finanzwirtschaftlich angespannten Situationen kann ein Fremdbezug den Kapital-
bedarf (aufgrund fehlender Ersatz- oder Erweiterungsinvestitionen) reduzieren
10.3 Entscheidungsinstrumente
10.3.1 Die Break Even Analyse
Abbildung der Gesamtkosten von Eigen- bzw. Fremdfertigung in Abhängigkeit der Bedarfs-
menge
Der Break Even Punkt zeigt die Menge, ab der die Eigenfertigung kostengünstiger wäre als
der Fremdbezug
Hier muss aber auch auf die Abbaubarkeit der Fixkosten geachtet werden
hoch Eigenfertigung
deutung
selektive
mittel
Entscheidung
gering Fremdbezug
Verfügbarkeit am Markt
10.3.5 Checklisten
Zählt zu den heuristischen Verfahren
Stellen von Fragen zu entscheidungsrelevanten Kriterien → Fällen eines Gesamturteils in wei-
terer Folge problematisch (v.a. geeignet für die Schaffung eines Problembewusstseins)
Die Fragen lassen sich grob in folgende Bereiche unterteilen:
o Bedarf (z.B. Qualitätsanforderungen? Dauer und Menge eines Bedarfs?)
o Lieferanten:
Qualitativ (Einhaltung der Qualitätsstandards? Möglichkeit einer Qualitäts-
kontrolle?)
Quantitativ-zeitlich (Mindestabnahmemengen? Lieferzeiten?)
o Markt (War Suche ausreichend? Einschaltung eines Vermittlers)
o Finanzierung (Leistung von Vorauszahlungen? Zahlungsziel? Finanzierungskosten?)
o Sonstige (Interessenswidersprüche? Ausreichend Know-How und Kapazität in der
Einkaufsabteilung?)
11.1 Grundbegriffe
Bestellung:
o Verbindliche Aufforderung des Abnehmers an den Lieferanten, bestimmte Güter o-
der Dienstleistungen zu vereinbarten Bedingungen zu liefern
o Regelt:
Art und Qualität
Menge
Zeit und Ort
Preis
Liefer- und Zahlungsbedingungen
Mengenarten:
o Bedarfsmenge:
Gesamtmenge, die von einem Gut oder einer Dienstleistung in einer Periode
benötigt wird
o Bestellmenge:
Menge, die beim Lieferanten bestellt wird
o Liefermenge:
Menge, die der Abnehmer als Einheit zu einem bestimmten Zeitpunkt erhält
Der Lagerbestand dient zur Überbrückung des Zeitdifferenz zwischen Bestellung und Liefe-
rung
Bestandsgrenzen:
o Abhängig von saisonalen und konjunkturellen Schwankungen
o Mindestbestand („Sicherheitsbestand“):
Abdeckung externer und interner Risikofaktoren
Hängt vom Servicegrad, dem Bedarfsverlauf und seiner Vorhersehbarkeit,
von der Wiederbeschaffungszeit und vom Wert des Materials ab
Sollte nicht unterschritten werden und auch nicht in laufende Bedarfs- bzw.
Bestelldisposition einbezogen werden („eiserne Reserve“)
o Meldebestand:
Bei dieser Grenze wird eine Bestellung ausgelöst
Die Differenz zwischen Melde- und Mindestbestand entspricht genau dem
Bedarf während der Wiederbeschaffungszeit
o Höchstbestand:
Limitierung des Bestandes aus Kostengründen (Raum- und Kapitalkosten)
und physischer Beschränkungen der Lagerkapazität
Komponenten der Bestellung:
o Administrative Komponente:
Routineprozesse
Beginnt mit der Angebotsbearbeitung und endet mit der Rechnungserledi-
gung
o Dispositive Komponente:
V.a. Ermittlung der optimalen Bestellmenge, Auswahl der geeigneten Be-
stellpolitik
q Bestellmenge
qopt (gesuchte) optimale Bestellmenge
hopt (gesuchte) optimale Bestellhäufigkeit
J Periodenbedarf
Bk Bestellfixe Kosten
Ep Einstandspreis
Zs Zinssatz für das durchschnittlich gebundene Kapital
Ls Lagerhaltungskostensatz
Gk Gesamtkosten
𝑞
Durchschnittlicher Lagerbestand
2
𝑞
∗ 𝐸𝑝 Durchschnittlicher Lagerwert
2
𝑞 𝑍𝑠 + 𝐿𝑠
∗ 𝐸𝑝 ∗ Zins- und Lagerhaltungskosten
2 100
11.4 Bestellpolitiken
Bestellperiode
Bestellrhythmusverfahren:
o Die Steuerung erfolgt über Termine („Terminsteuerung“)
o t,g-Politik („Bestellrhythmus-Losgrößen-Politik“):
Geringer Dispositionsaufwand
V.a. bei X-Gütern, sowie Gütern mit geringem Beschaffungsrisiko tolerierbar
Zusammengefasst von Phillip Freitter Seite 44 von 108
o t,S-Politik („Bestellrhythmus-Lagerniveau-Politik“):
Erfordert einen höheren Dispositionsaufwand (benötigte Menge muss immer
erst ermittelt werden)
Es kann hier zu Fehlmengen kommen
Ist lediglich für X- und evtl. Y-Güter vorteilhaft
Ist die am häufigsten angewendete Politik („der Mensch ist ein Gewohnheits-
tier“)
Bestellpunktverfahren:
o Die Steuerung erfolgt über die Menge („Mengensteuerung“)
o Die Bestellung erfolgt, wenn der Meldebestand erreicht bzw. unterschritten wird
o s,q-Politik („Bestellpunkt-Losgrößen-Politik“):
Beachtlicher Dispositionsaufwand
Berücksichtigung von auftretenden Bedarfsschwankungen
V.a. für A- und B- bzw. Y- und Z-Güter geeignet
o s,S-Politik (“Bestellpunkt-Lagerniveau-Politik“):
Ist in weiterer Folge vom Sollbestand S abhängig
Besitzt dieselben Vorteile und Anwendungsfälle wie die s,q-Politik, hat aller-
dings den Nachteil, dass der Dispositionsaufwand aufgrund der Überwa-
chung der Lagerbestände höher ist
Die Auswahl der geeigneten Bestellpolitik optimiert die Gesamtkosten unter Berücksichti-
gung der Bedarfsstruktur und anderer Entscheidungskriterien
12.1 Lieferantenauswahl
Lieferantenmanagement („Supplier Relationship Management” (SRM)):
o Maßnahmen zur Beeinflussung der Lieferanten im Sinne der Unternehmensziele
o Auswahl, Entwicklung und Beurteilung der Lieferanten im Rahmen der Lieferanten-
politik
Die Auswahl der Lieferanten wird v.a. aufgrund des Trends zum größeren Fremdbezugs-
Anteil immer wichtiger
Tandem Abnehmer-Dominanz
Grundhaltung Partnerschaft Ausnutzen der Marktmacht
Abhängig von der wirtschaftli-
Einsparungsziele Kontinuierlich
chen Lage des Abnehmers
gemeinsame Entwicklung ein-
facherer/billigerer Teile, Teil-
Ultimative Forderung von Lie-
Maßnahmen chenstandardisierung, inte-
ferpreis-Senkungen
grierte Qualitätssicherungs-
und Informationssysteme
Sanierungserfolg beim Abneh-
Faire Teilung der Rationalisie-
Erfolgszurechnung mer/Gewinnschmälerung beim
rungsgewinne
Lieferanten
Lieferantenpolitik:
o Abschöpfen:
Ausreizung der Verhandlungsmacht bei ungefährdeter Versorgungsicherheit
zur Erreichung einer besseren Versorgungswirtschaftlichkeit
o Abwägen („selektive Strategie“):
Kompromisse zwischen Versorgungssicherheit und –wirtschaftlichkeit
o Diversifizieren („Investitionsstrategie“):
Forciert v.a. die Versorgungssicherheit
Durch einen Pool an Lieferanten ist eine etwaige Güter- oder Dienstleistungs-
Substitution gewährleistet
12.4.2Lieferantenentwicklung
Maßnahmen zur Lieferantensicherung, -förderung und –pflege
Basiert auf den Maßgaben der Lieferantenpolitik
Die Lieferantenentwicklung ist v.a. an A- und B-Lieferanten adressiert
Maßnahmen der Lieferantensicherung:
o Abschluss längerfristiger Lieferverträge zur Stabilisierung der Geschäftsbeziehungen
o Partizipation der Lieferanten an den Rationalisierungsgewinnen („Rationalisierung“ =
Beseitigung innerbetrieblicher Unwirtschaftlichkeiten)
Zusammengefasst von Phillip Freitter Seite 49 von 108
o Kapitalverflechtungen mit den Zulieferunternehmen
o Vereinbarung von Gegengeschäften mit beiderseitigem Nutzen
Maßnahmen der Lieferantenförderung:
o Ist die aktive Unterstützung der Lieferanten bei Problemen, die sie nicht selbst lösen
können
o Abstellen von Spezialisten auf Zeit
o Gewährung von Investitionshilfen
o Preiszugeständnisse
Maßnahmen der Lieferantenpflege:
o Genaue Einhaltung der Verpflichtungen gegenüber den Lieferanten
o Toleranz bei seltenem/geringfügigem Fehlverhalten des Lieferanten
o Diskretion und Fairness bei Verhandlungen
o Lieferantenbefragungen und Veranstaltung von Lieferantentagen zur Abstimmung
gegenseitiger Verhaltensweisen, insbesondere mit Systemlieferanten
o Auslobung von Lieferanten-Awards
13.1 Beschaffungspolitik
Ziele:
o Versorgungssicherheit
o Versorgungswirtschaftlichkeit
o Umwelt- und Sozialziele
Grundsätze:
o Z.B. hoher Servicegrad, Schaffung partnerschaftlicher Beziehungen, etc.
Programme:
o Zeitlich befristete Schwerpunktaktionen
o Z.B. z.B. Verkleinerung des Materialsortiments
Ist mit der übergeordneten Unternehmenspolitik abzustimmen
Funktionen:
o Widerstreitende Interessen zwischen den Akteuren ausgleichen
o Verpflichtet die Akteure der Beschaffung zu einem Politik-konformen Verhalten
o Basis für die Beschaffungsentscheidungen, sowie für die Steuerung und Kontrolle der
Beschaffungsprozesse
o Informationsfunktion gegenüber (interner) Bedarfsträger und (externer= Lieferanten
Zielgruppen:
o Beschaffungsspezialisten (S):
Selbstgestaltung
o Bedarfsträger (B):
Interne Fremdgestaltung
o Lieferanten (L):
Externe Fremdgestaltung (Einhaltung bestimmter SLAs)
Handlungsebenen:
o Monetäre Ebene (M):
Z.B. Preiszugeständnisse an Lieferanten, Materialbudgets für Bedarfsträger
o Güterliche Ebene (G):
Einfluss auf den Fluss von Gütern und Dienstleistungen von den Lieferanten
zu den Bedarfsträgern
Z.B. Vereinbarung einer Just-In-Time Anlieferung
Selektive Beschaffungspolitik:
o Spricht nur eine Zielgruppe auf einer Handlungsebene an (z.B. SM oder BG)
Ganzheitliche Beschaffungspolitik:
o Adressierung an alle Zielgruppen (S, B, L) und an alle Handlungsebenen (M, G)
Ob der selektive oder ganzheitliche Ansatz verwendet wird hängt auch vom Aktionspotential
der Beschaffungsspezialisten ab
13.2 Beschaffungscontrolling
Unterstützung des Managements durch Mitwirkung an:
o Formulierung der Beschaffungsziele und –strategien
o Entwicklung von Instrumenten zur Steuerung der Beschaffungsprozesse
o Überwachung der Zielerreichung und Einleitung von Korrekturmaßnahmen
𝑀𝑎𝑡𝑒𝑟𝑖𝑎𝑙𝑎𝑢𝑓𝑤𝑎𝑛𝑑
𝐺𝑒𝑠𝑎𝑚𝑡𝑎𝑢𝑓𝑤𝑎𝑛𝑑
𝑀𝑎𝑡𝑒𝑟𝑖𝑎𝑙𝑒𝑖𝑛𝑧𝑒𝑙𝑘𝑜𝑠𝑡𝑒𝑛 + 𝑀𝑎𝑡𝑒𝑟𝑖𝑎𝑙𝑔𝑒𝑚𝑒𝑖𝑛𝑘𝑜𝑠𝑡𝑒𝑛
𝐺𝑒𝑠𝑎𝑚𝑡𝑘𝑜𝑠𝑡𝑒𝑛
o Sollten diese Kennzahlen kritische Werte erreichen, so kann mit Hilfe der Zielkosten-
rechnung („Target Costing“) oder der Wertanalyse deren Verursacher festgestellt
werden → Einleitung von Maßnahmen zur Aufwands- bzw. Kostensenkung (z.B. Ma-
terialbudgets → Basis für Soll-Ist-Vergleiche)
Ermittlung der Zielkosten:
o Vorschläge zur Optimierung des Produkts und der Beschaffungskosten
o Die Produkt-Komponenten werden analysiert und anschließend werden Komponen-
ten-Kostenziele festgelegt
o Hilft Schwerpunkte und Einsparungspotentiale zu identifizieren → v.a. bei:
Open Book-Politik (Lieferant legt seine Kalkulation offen)
Preisindices (Fortschreibung von Einkaufspreisen in Relation zur branchen-
spezifischen Preisentwicklung bzw. Inflationsrate)
Funktionsoptimierung:
o Analysiert sogar das Mengengerüst der Komponenten
o Z.B. Wertanalyse:
Hinterfragt, ob bestimmte Funktionen erwünscht bzw. notwendig sind oder
ob sie billiger oder besser erfüllt werden können
Auf Basis einer normierten Vorgangsweise werden hier die Objekte unter-
sucht
Große Bedeutung v.a. bei Billigfluggesellschaften
14.4 Prozesskennzahlen
Dienen dazu bestimmte Zielsetzungen bzw. Kriterien von Produktionsprozessen sichtbar zu
machen und zu analysieren
Durchlaufzeit T:
o Beschreibt die Zeit, die der Input braucht, um den Prozess zu durchlaufen und als
Output wieder zu verlassen
o Beinhaltet sowohl Bearbeitungs- als auch Wartezeiten
Output-Rate R („Durchsatz“):
o Ist die Menge an Produkten, die den Produktionsprozess pro Zeiteinheit verlassen
Bestand I („Inventory“):
o Bestimmt die Menge an Einheiten, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt im Pro-
duktionsprozess befinden
o Auch als Arbeits- oder Auftragsbestand oder WIP („Work in Process“) bezeichnet
Gesetz von Little:
B = R∗I
Umschlaghäufigkeit U:
o Gibt an, wie oft sich der Bestand innerhalb einer Zeiteinheit erneuert
R 1
U = =
𝐼 𝑇
Lagerreichweite:
𝑚𝑖𝑡𝑡𝑙𝑒𝑟𝑒𝑟 𝐿𝑎𝑔𝑒𝑟𝑏𝑒𝑠𝑡𝑎𝑛𝑑
𝑂𝑢𝑡𝑝𝑢𝑡 − 𝑅𝑎𝑡𝑒
15.1 Güterproduktion
15.1.1 Klassifizierungskriterien
Outputbezogene Produktionstypen:
o Erzeugnisstruktur
o Gestalt der Güter
o Anzahl der Erzeugnisse
o Auflagengröße
o Beziehung der Produktion zum Absatzmarkt
Transformationsbezogene Produktionstypen:
o Organisationstypen
o Struktur der Produktionsprozesse
Input- und ressourcenbezogene Produktionstypen:
o Anteil an den Herstellkosten
o Qualität des Inputs
15.1.5 Produkt-Prozess-Matrix
Werkstatt-
hoch
produktion
Produktions-
insel
Flexibles Fer-
Produktvielfalt
Materialfluss
(Flexibilität)
tigungssystem
Reihen-
produktion
Flie0produk-
tionslinie
kontinu-
niedrig
ierlich
Transfer-
straße
Einzel- Massen-
Serien-/Sortenfertigung
fertigung fertigung
15.2 Dienstleistungsproduktion
15.2.1 Klassifizierungskriterien
Intensität des Kundenkontakts
Funktions- und Objektprinzip
Ortsbindung
Beziehung der Produktion zum Absatzmarkt
15.2.4 Ortsbindung
Gebundene Produktion („facilities-based services“):
o Kunde muss den Ort der Dienstleistung aufsuchen
o Z.B. Besuch beim Friseur
Ungebundene Produktion („field-based services“):
o Erbringung der Dienstleistung im persönlichen Umfeld des Kunden
o Z.B. Hausbesuch des Friseur
15.2.6 Service-Prozess-Matrix
Individuelle Be-
Hoch
treuung
Flexibilität
Standardisierte
Betreuung
Gering
Selbstbedienung
16.1 Prozessanalyse
Untersucht den Ablauf des Leistungserstellungsprozesses mit dem Ziel Schwachstellen auf-
zudecken und Verbesserungspotentiale zu identifizieren
Aufgaben:
o Erstellung eines Flussdiagramms:
Darstellung verschiedener Aktivitäten und deren Beziehungen zueinander
o Durchlaufzeitanalyse:
Identifizierung des kritischen Weges
Berechnung der Mindestdurchlaufzeit
Ermittlung von Wartezeiten
Berechnung der Durchlaufzeit-Effizienz
o Kapazitätsanalyse:
Berechnung der Kapazitäten und Auslastung der Ressourcen
Identifizierung von Engpässen
Berechnung der Prozesskapazität und –auslastung
𝑀𝑖𝑛𝑑𝑒𝑠𝑡𝑑𝑢𝑟𝑐ℎ𝑙𝑎𝑢𝑓𝑧𝑒𝑖𝑡
𝐷𝑢𝑟𝑐ℎ𝑙𝑎𝑢𝑓𝑧𝑒𝑖𝑡
Je höher dieser Wert ist, desto effizienter ist der Prozess, da es wenig Warte-
zeiten gibt
Kapazitätsanalyse:
o Maximale Kapazität (Engpass):
Maximal mögliche Output-Rate eines Ressourcenpools
Die maximale Prozess-Kapazität ergibt sich aus dem Ressourcenpool mit der
geringsten Kapazität (Engpass)
o Auslastung:
Berechnung:
Ziel ist es, eine Auslastung mit zu finden, die einerseits nur vertretbare Kos-
ten verursacht, andererseits auch flexibel für Produktionsschwankungen ist
Die Auslastung des Gesamtprozesses entspricht der Auslastung des Engpas-
ses
o Die maximale Taktzeit ist die Zeit, die eine Einheit maximal in einer Arbeitsstation
verbringen darf → die Bearbeitungszeiten innerhalb einer Arbeitsstation dürfen ma-
ximal der Taktzeit entsprechen
𝐺𝑒𝑠𝑎𝑚𝑡𝑏𝑒𝑎𝑟𝑏𝑒𝑖𝑡𝑢𝑛𝑔𝑠𝑧𝑒𝑖𝑡
𝑀𝑖𝑛𝑑𝑒𝑠𝑡𝑎𝑛𝑧𝑎ℎ𝑙 𝑎𝑛 𝑆𝑡𝑎𝑡𝑖𝑜𝑛𝑒𝑛 =
𝑇𝑎𝑘𝑡𝑧𝑒𝑖𝑡
16.3 Kapazitätsmanagement
Analyse von Wartezeiten unter Berücksichtigung von Variabilität
Im Mittelpunkt steht eine Aktivität oder ein einstufiger Prozess mit dazugehörigem Warte-
raum (Puffer)
Hier sind die Kennzahlen „Auslastung“ und „maximale Kapazität“ relevant (lassen allerdings
Schwankungen in der Produktion außer Acht)
Mittler Servicezeit (Dienstleistungen) bzw. mittlere Bearbeitungszeit (Güter) Ts:
o Arithmetischer Mittelwert aus allen Messwerten
Mittlere Servicerate Rs:
o Sagt aus, wie viele Aufträge innerhalb einer Zeiteinheit bearbeitet werden können
o Ist der Kehrwert aus der mittleren Servicezeit
Mittlere Zwischenankunftsrate Ta:
o Ist die Zeit, die durchschnittlich zwischen den Ankünften zweier Aufträge vergeht
Mittlere Ankunftsrate Ra:
o Sagt aus, wie viele Aufträge innerhalb einer Zeiteinheit eintreffen
o Kehrwert aus der mittleren Zwischenankunftsrate
Durchschnittliche Auslastung p:
𝑅𝑎
𝑝=
𝑅𝑠
Mittlere Wartezeit Tw:
o Berechnung:
𝑝 𝑐𝑎2 + 𝑐𝑠2
𝑇𝑤 = 𝑇𝑠 ∗ ∗
1−𝑝 2
Mittlere Durchlaufzeit T:
𝑇 = 𝑇𝑤 + 𝑇𝑠
Berechnung des Bestandes:
𝐼 = 𝑅𝑎 ∗ 𝑇
Berechnung des Bestandes in der Wartezone:
𝐼 = 𝑅𝑎 ∗ 𝑇𝑤
Möglichkeiten zur Verringerung der Wartezeiten:
o Verringerung der Servicezeit:
Z.B. durch Schulung von Mitarbeitern
o Verringerung der mittleren Auslastung:
Aufgrund der schwankenden Nachfrage muss eine bestimmte Sicherheitska-
pazität (Differenz zwischen mittlerer Service- und Ankunftsrate) gehalten
werden
Zielkonflikt, da eine niedrigere Auslastung höhere Kosten verursacht
Eine Verringerung der Servicezeit würde neben der direkten Einwirkung auch
indirekt über die Auslastung die Wartezeit reduzieren
o Reduktion der Variabilität:
Maßnahmen zur Verringerung der Variabilität der Servicezeit:
Prozess-Standardisierung, Automatisierung, Verringerung der Pro-
duktvarianten, Mitarbeitertraining, etc.
Maßnahmen zur Verringerung der Variabilität der Ankunftsrate:
Verbesserte Prognose, Terminvereinbarung, differenzierte Preisge-
staltung
Bei steigender Auslastung steigt die durchschnittliche Wartezeit umso stär-
ker an, je höher die Variabilität ist (Servicezeit ist unabhängig von der Auslas-
tung)
16.4 Qualitätsmanagement
16.4.1 Total Quality Management
Qualität:
o Gesamtheit von Eigenschaften eines Produkts oder eines Prozesses, bezogen auf de-
ren Eignung zur Erfüllung vorgegebener Erfordernisse
o Basiert auf der Sicht des Kunden und im Vergleich zu Mitbewerbern
o Betrifft sowohl den Output als auch innerbetriebliche Abläufe
Qualitätsmanagementsysteme:
o Modelle zur Unternehmensführung, die alle Leistungserstellungssysteme und –
prozesse einer Organisation erfassen (z.B. Total Quality Management)
Total Quality Management (TQM):
Zusammengefasst von Phillip Freitter Seite 68 von 108
o Prozessorientierte Organisation:
Leistungserstellung wird in Form von kundenorientierten Prozessen gestaltet
o Integrierte Qualitätskontrolle:
Mitarbeiter sind neben der Aufgabendurchführung auch mit der Ergebnis-
kontrolle betraut → Erhöhung der Arbeitszufriedenheit
o Präventives Qualitätsmanagement:
Aktive Gestaltung von Qualität bei der Entwicklung von Produkten und Pro-
zessen (und nicht erst als nachträgliche Reaktion)
o Prinzip des internen Kunden:
Jeder Mitarbeiter betrachtet die nachfolgende Aktivität im Leistungserstel-
lungsprozess wie einen wirklichen Kunden
o Qualitätsmanagement betrifft das ganze Unternehmen
o Die Anwendung von TQM-Prinzipien wird national und international durch Preise ge-
fördert
EFQM-Modell:
o „Befähiger“ sollen gewährleisten, dass die Leistungserstellungsprozesse den Kunden-
und Marktanforderungen entsprechen
o „Ergebnisse“ haben mittelbar oder unmittelbar Einfluss auf den Unternehmenserfolg
o Hier gilt die Kundenzufriedenheit als wesentliche Voraussetzung für den langfristigen
Unternehmenserfolg
Kreislauf der Managementaufgaben:
o Planung (PLAN): Festlegung eines zu verbessernden Produkts oder Prozesses und an-
schließende Ist-Analyse (Identifizierung von Problemen und möglichen Ursachen)
o → Durchführung (DO): Lösungen werden geplant und bewertet, anschließend wird
eine ausgewählt und umgesetzt
o → Kontrolle (CHECK): Messen der Auswirkungen der Maßnahmen
o → Verbesserung (ACT): wirkungsvolle Maßnahmen werden in den Standardprozess
übernommen
o → Planung (PLAN) etc.
Prozessfähigkeitsindex cpk:
𝑀𝑖𝑛(𝑂𝑆𝐺 − 𝑥̅ , 𝑥̅ − 𝑈𝑆𝐺)
𝑐𝑝𝑘 =
3𝜎
o Auch hier gilt, dass der Prozess fähig ist, wenn der Wert 1
übersteigt
o Kann allerdings auch bei abweichendem Prozessmittelwert
eingesetzt werden
Verbesserung der Prozessfähigkeit:
Verschieben des Prozessmittelwerts Richtung Sollwert
Reduktion der Prozessstandardabweichung
Pareto-Diagramm:
o Stellt die Fehler (auf Basis derer ein Teil als Ausschuss klassifiziert wird) nach ihrer
Häufigkeit in einer einfachen Rangordnung dar
o Hier wird deutlich, dass wenige Fehler für einen Großteil des Ausschusses verant-
wortlich ist (diesen Fehlern sollte die größte Aufmerksamkeit geschenkt werden)
Ishikawa-Diagramm (Ursache-Wirkungs-Diagramm):
o Ziel ist es für einen Fehler alle möglichen Ursachen zu finden
o Klassifikation von vier Hauptgruppen an Ursachen (Material, Maschine, Methode,
Mensch) → weitere Unterscheidung zwischen primären und sekundären Ursachen
Six Sigma:
o Weiterentwicklung des TQM
o Grundprinzipien:
Orientierung am Kunden:
Veränderungen des Produkts oder Prozesses soll tatsächlich die Kun-
denzufriedenheit erhöhen
Steuerung durch Führungskräfte:
Der Erfolg von Verbesserungsprojekten hängt stark von der Unter-
nehmensleitung ab
Entscheidung aufgrund von Zahlen, Daten und Fakten:
Datenanalyse hat hohen Stellenwert
Gezielte Sammlung, Dokumentation und Auswertung von Daten
Anwendung bewährter Methoden:
Vernetzt diese Methoden und fokussiert sie auf eine bestimmte Auf-
gabenstellung
Ausführung in Methoden, qualifizierte Mitarbeiter:
Entsprechende Qualifikation der Mitarbeiter in vorher beschriebe-
nen Methoden
Rasche und nachvollziehbare Erfolge:
Geplanter Ressourceneinsatz
Zusammengefasst von Phillip Freitter Seite 71 von 108
Klare, strukturierte Projektauswahl und konsequentes Projektmanagement
o Auch hier wird die Qualitätskontrolle als unternehmensweite Aufgabe verstanden
16.5 Produktionsplanung
16.5.1 Aggregierte Produktionsplanung
Ziel: Erstellung eines Produktionsprogramms für Produktgruppen auf Basis einer Absatzprog-
nose („aggregierte Prognose“)
Prognose ist aufgrund des langen Planungszeitraumes (mittelfristig: 1-2 Jahre) ungenau →
Verbesserung der Genauigkeit durch Aggregation der Produkte zu Produktgruppen (Schwan-
kungen der einzelnen Endprodukte können sich gegenseitig ausgleichen)
Absatzsynchrone Produktion („Chase Strategy“):
o Im Quartal wird immer genau so viel produziert, wie prognostiziert wurde
o Vorteil: geringer bzw. kein Lagerbestand
o Nachteil: starke Schwankungen in der Auslastung
Emanzipierte Produktion („Level Strategy“):
o Die Prognosen werden hier addiert und gleichmäßig auf die Perioden aufgeteilt →
die Produktion einer Zeitperiode entspricht hier der durchschnittlichen Prognose
o Unterschiede in der Nachfrage werden durch Lagerbestände ausgeglichen
Meistens werden Mischformen dieser beiden Basistypen angewandt (abhängig von der Kos-
tenstruktur (Personalkosten, Lager- und Fehlmengenkosten))
Bei Kapazitätsengpässen können fehlende Einheiten prinzipiell auch fremdbezogen werden
16.5.2 Reihenfolgeplanung
Hier geht es um die sinnvolle Planung der Reihenfolge, wie freigegebene Aufträge ausgeführt
werden sollen → Ziel ist möglichst geringe Zahl an verspäteten Aufträgen bzw. eine möglichst
geringe Gesamtverspätung
Kurzfristige Orientierung
First Come First Serve-Regel (FCFS):
o Aufträge werden auf Basis ihrer Auftragsnummern bearbeitet
Shortest Processing Time (SPT):
o Aufträge mit der kürzesten Produktionszeit werden bevorzugt
Earliest Due Date (EDD):
o Aufträge mit dem frühesten Fälligkeitsdatum werden priorisiert
Schlupfzeitregel:
o Schlupfzeit (SZ) = Fälligkeitstermin – Produktionszeit
o Priorisiert werden die Aufträge mit der geringsten Schlupfzeit
Auch hier gibt es kein universale Strategie („Dilemma der Ablaufplanung“) → Entscheidung
anhand verschiedener Kriterien
Mögliche Entscheidungskriterien:
o Anzahl der verspäteten Aufträge
o Gesamtzeit der Verspätung
o Mittlere Durchlaufzeit
16.5.3 Personaleinsatzplanung
Ziel ist der optimale Einsatz von Mitarbeitern
V.a. im Dienstleistungsbereich wichtig
Zusammengefasst von Phillip Freitter Seite 72 von 108
Zielkonflikt zwischen guten Kundenservice und hoher Mitarbeiterauslastung
Abstimmung der im Tages- oder Wochenverlauf schwankenden Kundenachfrage
Wocheneinsatzplan:
o Ausgehend von einem wöchentlich konstanten Personalaufwand
o Pro Tag gibt es einen bestimmten Personalbedarf
o Angenommen jeder Mitarbeiter hat jede Woche zwei Tage (in Folge) frei
o Bei Mitarbeiter 1 liegen diese beiden Tagen an jenen Tagen mit dem geringsten Be-
darf (hier bleibt der Bedarf konstant, bei den fünf Tagen, an denen der Mitarbeiter
eingeplant wurde, wird der Bedarf um 1 reduziert)
o Analog für alle weiteren Mitarbeiter bis der Bedarf gedeckt ist
Tageseinsatzplan:
o Zu beachten ist, dass Mitarbeiter eine bestimmte Zahl an Stunden am Stück arbeiten
sollen
o Durchgehen von jeder einzelnen Stunde und anpassen des Personals an den Bedarf
(stehen dann allerdings auch die folgenden Stunden zur Verfügung)
o Alternativ könnten auch Mitarbeiter für eine Stunde angestellt werden oder einge-
plante Mitarbeiter leisten Überstunden
o Planung in der Praxis aufgrund vieler Restriktionen (Arbeitszeiten, Mitarbeitertypen,
etc.) deutlich komplexer → Lösung des Problems durch Optimierungsverfahren auf
Basis linearer Programmierung oder Heuristiken
18.1 Lagerung/Lagerhaltung
18.1.2 Lagerhaltungsfunktionen
„Input-Throughput-Output-Beziehung“
Produktionsfunktion:
o Lagerprozesse, die der Zeitüberbrückung als einen Abschnitt der Produktion dienen
(z.B. Gärung, Trocknung, Reifung, etc.)
Ausgleichsfunktion:
o Harmonisierung von nicht steuerbaren Dissonanzen zwischen Input- und Output-
Strömen
Sicherungsfunktion:
o Durch Lagerbestand können unsicherheitsbedingte Dissonanzen ausgeglichen wer-
den (z.B. Ausfall einer Maschine, Lieferverspätungen, etc.)
Spekulationsfunktion:
o Bewusstes halten von (höheren) Beständen oder Fehlbeständen
o Ausnutzen von vermuteten zukünftigen Änderungen auf den Märkten
Kostensenkungsfunktion:
o Beschaffung größerer Mengen aufgrund niedrigerer Transportkosten oder Mengen-
rabatte
Sortierfunktion:
o Z.B. bei der Lackierung im Fahrzeugbau
Bereitstellungsfunktion:
o Hier dient das Lager als Ort, an denen die Güter zur Abholung vom Empfänger be-
reitgestellt werden (z.B. Supermarktregal)
18.1.3 Lagerbewirtschaftungsstrategien
Betreffen die Lagerplatzwahl und –vergabe, Ein- und Auslagerungsstrategien
Bestimmen:
o Kapazitätsauslastung
Zusammengefasst von Phillip Freitter Seite 79 von 108
o Wegstrecke der Lagerfahrzeuge bzw. Lagermitarbeiter
o Alter des Lagerguts bzw. Vermeidung einer Überalterung
o Zugriffssicherheit bei technischen Defekten
Lagerplatzvergabe:
o Festplatzlagerung:
Jeder Artikel hat einen festen Lagerplatz
Zugriffssicherheit auch bei Ausfall des Computers
Allerdings schlechte Raumausnutzung
o Freie Lagerplatzvergabe innerhalb fester Bereiche:
Zonung:
Artikel werden entsprechend ihrer Umschlagshäufigkeit gelagert
Schnelldreher befinden sich näher an den Ein- und Auslagerungs-
punkten als Langsamdreher
Querverteilung:
Mehrere Lade-Einheiten eines Artikels werden über mehrere Lager-
gänge verteilt
Auch wenn die Fördereinheit eines Ganges ausfällt kann der Artikel
bezogen werden
o Chaotische Lagerung:
Lagerung der Artikel auf beliebigen Lagerplätzen (genaue Verfolgung durch
Computersysteme)
Bessere Ausnutzung des Lagerplatzes
Allerdings hoher Suchaufwand sollte das Computersystem versagen
Ein- und Auslagerungsstrategien:
o FIFO („first in, first out“):
Es wird jene Ladeeinheit ausgelagert, die zuerst eingelagert wurde
Verhindert die Veralterung einzelner Bestände
Möglicherweise keine Wege-Optimierung und höherer Aufwand durch not-
wendige Umlagerungen (z.B. bei Blocklagerungen)
o LIFO („last in, first out“):
Die zuletzt eingelagerte Einheit wird zuerst entnommen
Ermöglicht die Blocklagerung ohne Umlagerungs-Aufwänden
Möglicherweise Veralterung einzelner Bestände
o Mengenanpassung:
Wahl bestimmter voller oder angebrochener Lade-Einheiten entsprechend
der Auftragsmenge (auch unter Verletzung des FIFO)
Hohe Raumausnutzung und Vermeidung von Rücklagerung
o Wegoptimierte Ein- und Auslagerung:
Es wird immer jener Artikel ausgelagert, bei dem die Wegstrecke und/oder
Zeit des auslagernden Mitarbeiters oder Maschine optimiert werden
Förderung von „Doppelspielen“:
Eine Mitarbeiter soll im Zuge einer Einlagerung gleich auch eine Aus-
lagerung vornehmen können (Lagerplätze sollen maximal geringeren
Abstand voneinander haben)
Vermeidung von Leerfahrten
18.2 Bestandsmanagement
Hohe Lagerbestände sind heutzutage aufgrund sinkender Produktlebenszeiten oft nicht mehr
sinnvoll
Aufgabe:
o Versorgung von Bedarfsträgern mit den benötigten Materialien, Zwischenprodukten
oder Fertigprodukten
o Endscheidungen über Bestandshöhe
Beschäftigt sich mit der Betrachtung aller im Unternehmen vorhandenen Lagerbestände mit
dem Ziel, einem optimalen trade-off zwischen Kostensenkung und Lieferservice zu finden
Schaffen der notwendigen Versorgungssicherheit mit dafür notwendigen Beständen
Arten der Entscheidung:
o Durch den Logistikbereich für unterschiedliche Abteilungen
o Vom Logistikbereich in Abstimmung mit diesen Bereichen
o Von den Bereichen selbst → Umsetzung durch den Logistikbereich
Kann auch als betriebliche Querschnittsfunktionen angesehen werden
Spekulationsbestand:
o Einsatz zur Glättung schwankender Marktpreise am Beschaffungsmarkt
18.2.2 Bestandscontrolling
Kontrolle, Bewertung und Anpassung der Bestände (Prognosen stimmen meist nicht mit der
Realität überein)
Bestandsführung:
o Erfassung der Ist-Daten (Aufzeichnung von Zu- und Abgängen)
o Tatsächlicher Lagerbestand:
o Durchschnittlicher Lagerbestand:
Ausgangspunkt für die Berechnung der durchschnittlichen Kapitalbindung
o Durchschnittliche Lagerdauer:
Aufschluss über die Situation und Entwicklung der Kapitalbindung im Lager
𝑑𝑢𝑟𝑐ℎ𝑠𝑐ℎ𝑛. 𝐿𝑎𝑔𝑒𝑟𝑏𝑒𝑠𝑡𝑎𝑛𝑑
𝑑𝑢𝑟𝑐ℎ𝑠𝑐ℎ𝑛. 𝐿𝑎𝑔𝑒𝑟𝑑𝑎𝑢𝑒𝑟 =
𝐽𝑎ℎ𝑟𝑒𝑠𝑣𝑒𝑟𝑏𝑟𝑎𝑢𝑐ℎ
Zusammengefasst von Phillip Freitter Seite 83 von 108
o Umschlagshäufigkeit im Lager:
Zeigt wie oft sich ein Lagerbestand in einer Periode erneuert
Dient zur Identifizierung von Lagerhütern
o Bestands-Kennzahlen geben Auskunft über Umfang und Struktur der Bestände und
dienen als Frühwarnsystem
Maßnahmen zur Bestandsreduktion:
o Beseitigung von Lagerhütern
o Verbesserung der Bedarfsprognosen
o Reduktion von Lagerstufen
o Reduktion der Teile- und Variantenvielfalt
o Senkung der Fertigungstiefe
o SB soll einer 100%ige Lieferfähigkeit gewährleisten (Jmax ist allerdings oft unbekannt
und die Deckung von Jmax meistwirtschaftlich nicht sinnvoll)
Bestimmung des Lieferservicegrades:
o Cycle Service Level (CSL):
Gibt in die Wahrscheinlichkeit an, dass ein Bedarf in einer Periode vollständig
gedeckt wird
Wird hier kein SB gehalten, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50%, dass Fehl-
mengen auftreten
Berechnung des SB:
𝑆𝐵 = 𝑧 ∗ 𝜎
Ist meist weniger bedeutend
o Fill Rate (FR):
Gibt an, wie viel % der nachgefragten Menge gedeckt werden können
Berechnung:
𝐸𝑟𝑤𝑎𝑟𝑡𝑒𝑡𝑒 𝑉𝑒𝑟𝑘ä𝑢𝑓𝑒
𝐹𝑅 =
𝐸𝑟𝑤𝑎𝑟𝑡𝑒𝑡𝑒 𝑁𝑎𝑐ℎ𝑓𝑟𝑎𝑔𝑒
Unsicherheiten beim Bestand:
o Bestellungen erfolgen zu spät
o Bestellmengen sind zu gering
o Lieferung kommt zu spät
18.3 Transport
18.3.1 Begriff und Prozesse des Transports
Transport:
o Gewollte oder ungewollte Überbrückung der Raumdisparitäten von Objektfaktoren,
welche allerdings keinen oder maximal unwesentlichen Veränderungen ihrer Eigen-
schaften unterliegen dürfen
Aktivitäten des Transports:
o Transportvorbereitung:
Verpacken, Kennzeichnen der Güter
o Beladung
o Transportdurchführung
Zusammengefasst von Phillip Freitter Seite 85 von 108
o Entladung
o Transportnachbereitung:
Bearbeitung der Ladepapiere oder Säuberung des Transportmittels
Es kann zwischen innerbetrieblichem und außerbetrieblichem Transport unterschieden wer-
den
Die Transportmitteleinsatzplanung erfolgt oft nicht auf Basis von Produktionsplanung und –
steuerung → Folgen:
o Geringe Verkettung von Fertigungsteilen durch Stetigförderer
o Zu hoher Personal- und Fahrzeugbestand
o Schlechte Kapazitätsauslastung
o Zu viele und zu lange Leerfahrten
o „Selbsttransporte“ der Maschinenbediener und Verlust wertvoller Maschinen- und
Facharbeiterzeiten
18.3.4 Transportmodelle
Grundstruktur von Transportmodellen:
o Transport ist durch den Ausgangspunkt (Quelle) und den Zielort (Senke) gekenn-
zeichnet
o Neben Transportkosten werden auch Transportzeit, Transportfrequenz, Transport-
flexibilität und Transportqualität betrachtet
Startmodell:
o Ursprüngliche Modelle ziehen nur die Kosten als zu optimierende Größe in Betracht
o Das Steiner-Weber-Modell:
Geht von einem zweidimensionalen Raum aus
Zusammengefasst von Phillip Freitter Seite 86 von 108
Verkehrsnetz wird als so engmaschig gesehen, dass der Standort St überall
angesiedelt werden kann und direkte Verbindungen Aj zu den Senken beste-
hen
Transportkosten kt je Menge mj und Entfernungseinheit ist konstant
Berechnung der Gesamtkosten:
𝑖
𝐾𝑇 = 𝑘𝑡 ∗ ∑ 𝑚𝑗 ∗ 𝑎𝑗
𝑗=1
Der optimale Standort kann durch eine Optimierung (1. Und 2. Ableitung)
ermittelt werden (es können aber auch Iterationsverfahren eingesetzt wer-
den)
Klassisches Transportproblem (Hitchcock-Problem):
o Standorte der Quellen und Senken sind bekannt
o Die Abgabemengen der Quellen qi und die Nachfragemengen der Senken sj sind
ebenfalls gegeben
o Kosten kij für einen Transport einer Mengeneinheit von Qui zu Sej
o Anzahl der transportierten Einheiten xij (muss größer als 0 sein)
o Minimierung der Gesamtkosten K(x):
𝑛 𝑚
18.4 Unterstützungsprozesse
18.4.1 Handhabung
Ist das Schaffen, definierte Verändern oder vorübergehende Aufrechterhalten einer vorge-
gebenen räumlichen Anordnung
Handhabungsvorgänge sind meist spezifisch und zumeist von geringem Umfang
Meist von Menschen durchgeführt, obwohl der Trend auch Richtung Robotern geht („statio-
näre oder mobile Hilfsmittel zur Handhabung oder Fertigung, die über mindestens drei Ach-
sen verfügen“)
Zusammengefasst von Phillip Freitter Seite 87 von 108
18.4.2 Kommissionierung
Diese Leistungen sind auf die Änderung der Sortenbündelung von Objektmengen gerichtet
(aus einem gegebenen Bestand an Material- oder Warenarten soll eine separierte Teilmenge
zusammengestellt werden)
Teiltätigkeiten:
o Bewegung der zu kommissionierenden Güter zur Bereitstellung
o Bereitstellung:
Zentrale Bereitstellung („Prinzip Ware zum Mensch“):
Waren-Palette wird zum Kommissionierplatz gebracht, die entspre-
chende Anzahl an Produkten entnommen und wieder an seinen La-
gerplatz gebracht
Dezentrale Bereitstellung („Prinzip Mensch zur Ware“):
Ein Mitarbeiter geht zum Lagerplatz und entnimmt dort die notwen-
dige Anzahl an Produkten
o Fortbewegung des Kommissionierers zur Bereitstellung
o Entnahme der Gütermengen durch den Kommissionierer
o Transport der Güter zur Abgabe
o Abgabe der Güter
o Transport der Kommissioniereinheit
o Abgabe der Kommissioniereinheit
o Rücktransport
Orte der Kommissioniervorgänge:
o Eingangsbereich:
Hier kann ein Teil der Waren aufgrund der Verwendung vorkommissioniert
werden
o Produktionsbereich:
Zusammenstellung produkteinheitsbezogener Teilsätze
o Absatzbereich:
Hier bezieht sich die Kommissionierung meist auf die Aufträge der Kunden
Aufgrund der erheblichen handhabungstechnischen Diversität von Gütern und Waren ist eine
Automatisierung in diesem Bereich schwierig (zudem sind Arbeitskräfte in diesem Bereich
meist nur gering bezahlt)
18.4.3 Umschlag
Ist die Gesamtheit der Förder- und Lagervorgänge beim Übergang der Güter auf ein Trans-
portmittel, beim Abgang der Güter vom Transportmittel und, wenn die Güter das Transport-
mittel wechseln
Ist eine Unterkategorie von Materialflussleistungen (physischer Schnittstellenprozess)
Große Fortschritte durch Standardisierung von Transport- und Lagerhilfsmitteln
18.5 Auftragsabwicklung
18.5.1 Grundlagen der Auftragsabwicklung
Koordination aller auftragsbezogenen Tätigkeiten von der Übermittlung des Auftrages bis zur
Rechnungsstellung, sowie die Ausführung aller zur Erfüllung des Auftrages erforderlichen in-
formationsverarbeitenden administrativen Prozesse
Externe Aufträge (Kunden- und Bestellaufträge)
Interne Aufträge (Fertigungs-, Lager-, Transport-, Kommissionier- und Verpackungsaufträge)
Vorteilhaft ist vor allem ein rascher Fluss an Informationen
Formen von Informationsflüssen:
o Arbeitskarten
o Zoll- und Versandpapiere
o Dem Güterfluss nachlaufende Materialflüsse
19.1 Beschaffungslogistik
Aus Sicht der Logistik ist die Aufgabe der Beschaffung das zur Verfügung stellen von Lieferka-
pazitäten (zusätzlich u.a. Beschaffungsmarktforschung, Lieferantenmanagement, Make or
Buy-Entscheidung)
Die Beschaffung gibt eher langfristige Rahmenbedingungen vor
Der Prozess der Bereitstellung von Gütern und Materialien und der dazugehörigen Informa-
tionen (kurzfristig) unterliegt dem Aufgabenbereich der Beschaffungslogistik
Durch diese Abgrenzung können Spezialisierungsvorteile genutzt werden
Auch zur Produktionslogistik muss eine klare Grenze gezogen werden
Die Bedarfsermittlung erfolgt häufig auf Basis der Daten des Produktionsplanungs- und –
steuerungssystems (PPS)
Ziel der Beschaffungslogistik:
o Bereitstellung der richtigen Materialien zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen
Menge, am richtigen Ort zu minimalen Kosten
o Bestimmt maßgeblich die Leistungsfähigkeit der gesamten Logistik
19.2 Produktionslogistik
Sorgt für den reibungslosen Verlauf aller Material-, Güter- und Informationsflüsse von der
Bereitstellung der Materialien bis zur Fertigstellung der Güter
19.2.1 Produktionslayout
Grund für ein nur gering flussorientiertes Fertigungslayout ist meist, dass neue Maschinen
dort aufgestellt wurde, wo sich Platz fand
Bilden von funktionalen Einheiten (Zusammenfassung von Maschinen mit gleicher oder ähn-
licher Tätigkeit) zur besseren Aufsichtsmöglichkeit und Mehrmaschinenbedienung → behin-
dert allerdings den Materialfluss und führt zu Ineffizienzen:
o Produktionsplanung und Kapazitätsbestimmung werden erschwert
o Zu viele und zu lange Transporte
o Hohe Umlaufbestände
o Viele Handhabungsprozesse an einem Werkstück
o Lange Durchlaufzeiten
o Probleme der Fehlerermittlung und –beseitigung
o Unregelmäßige Materialflüsse
o Unübersichtliche Fertigung (räumliche Trennung aufeinanderfolgender Fertigungs-
schritte)
Gestaltung nach dem Objektprinzip sinnvoll → Mitarbeiter müssen lernen ein breites Spekt-
rum an Maschinen bedienen zu können
Alternativ dazu stehen Lean Production und Lean Logistics → Minimierung von Lagerbestän-
den, Personalaufwendungen und dispositivem Aufwand
Die Verbesserung der Organisationsstruktur in kleinen, zielgerichteten Schritten soll möglich
sein → Ausrichtung auf das Prinzip der Prozessorientierung
19.2.3 Kanban
Beschreibt eine Pendelkarte, die zwischen Produktionsbereichen, einem Produktionsbereich
und einem Lager oder zwischen einem Lieferanten und einem Kunden hin und her wandert
Die Quelle wird hier durch ein Pufferlager mit der Senke verbunden
Entnimmt die Senke Teile aus dem Lager, so wird ein Auftrag an die Quelle erteilt, das Lager
wieder aufzufüllen
Informationen auf der Pendelkarte:
o Entnahmeinformationen
o Transportinformationen
o Produktionsinformationen
Statt einer Karte können auch Behälter oder eine Softwarelösung verwendet werden
Kontrolliert, steuert und regelt den gesamten Güterfluss
Regeln des Kanban:
o Ein nachfolgender Arbeitsgang entnimmt dem vorangehenden die vom Kanban an-
gegebene Anzahl der Werkstücke
o Vorgelagerte Arbeitsgänge stellen Teile in der von Kanban angegebenen Menge und
Reihenfolge her
o Kein Werkstück wird ohne Kanban hergestellt oder transportiert
o Pflicht zur Anbringung eines Kanban an einem Gut
o Fehlerhafte Teile werden nicht an den nächsten Arbeitsgang weitergeleitet
Berechnung der Anzahl der Kanban:
𝐽 ∗ 𝑡𝑤 ∗ (1 + 𝑆𝐵)
𝐾=
𝑀
o Durchschnittliche Anzahl benötigter Einheiten pro Periode J
o Durchschnittliche Wiederbeschaffungszeit benötigter Einheiten pro Periode tw
o Sicherheitsbestand SB
o Fassungsvermögen pro Materialbehälter in Stück M
19.3 Distributionslogistik
Umfasst alle Güter- und Informationsflüsse von der Fertigstellung der Güter bis zur Annahme
der Güter durch den Kunden (sollte die gesamte Auftragsbearbeitung umfassen)
Abgrenzung zum Absatz- und Marketing-Bereich:
o Hat die Aufgabe Aufträge zu akquirieren, Kunden zu betreuen und zu gewinnen
19.3.2 Distributionskanäle
Sind unternehmenseigene oder unternehmensfremde Organisationseinheiten, die beim Ver-
kauf und beim physischen Weg der Ware vom Produzenten zum Endverbraucher beteiligt
sind
Der Distributionskanal kann ein- oder mehrstufig sein
Kriterien für die Wahl des Distributionskanals:
o Eigentumsübernahme („Ownership“):
Händler und Distributeure übernehmen Eigentumsrechte
Verkaufsmittel übernehmen keine Eigentumsrechte
o Nach der Übernahme der Funktionen:
Z.B. Erfüllung von Funktionen wie Transport, Lagerhaltung, etc.
19.3.3 Anzahl der Lager und Lagerstufen: Zentrallager vs. Dezentrale Lager
Distributionsstruktur:
o Gekennzeichnet durch die Anzahl der Lagerstufen, die Anzahl der Läger pro Stufe
und die Frage nach den Standorten der Lager
Für die Verbindungen müssen z.B. die Transportmittel, die Häufigkeit, die Zeitpunkte und die
Kapazitäten bestimmt werden
Durch ein verbessertes Logistikangebot von Speditionen sind regionale und mehrstufige Dis-
tributionsstruktur nicht zwingend notwendig
Trend zur zentralen Lagerhalt → Zentrallager erhöhen die Verfügbarkeit von Gütern und sen-
ken die Gesamtkosten
Kostengrößen:
o Kosten der Lagerung
o Bestandskosten
o Transportkosten zu den Lagern
o Auslieferungskosten von den Lagern zu den Kunden
19.3.5 eLogistik
Electronic business („ebusiness“):
o Abwicklung von Geschäftsprozessen, sowie die Integration von Wertschöpfungsket-
ten unter Nutzung elektronischer Medien
Electronic commerce („ecommerce“):
o Distanzhandel unter Nutzung elektronischer Medien
eLogistik:
o beschreibt die Logistik für ebusiness und ecommerce
Auf der Anbieter und der Nachfrageseite können die Administration (A), ein Business (B) und
Consumer (C) auftreten → je nach Gruppe von Anbietern und Nachfragern können die Soft-
warelösungen klassifiziert werden (z.B. B2B oder B2C)
Vorteile:
o Möglichkeit der Kostensenkung
o Einfachere Erschließung neuer Märkte
o Schnellere Verbreitung neuer Produkte
o Kundenbeziehung und –bindung
o Einfachere Programm- oder Sortenausweitung
Zwar sind die Logistik-Anforderungen im Bereich des ecommerce deutlich höher, allerdings
entfallen manche Kosten, die im stationären Einzelhandel anfallen würden (z.B. für Ladenge-
schäfte und Verkäufer)
Herausforderungen für die eLogistik:
o Steigendes Sendungsaufkommen
o Kleinere Sendungs- bzw. Losgrößen
o Hohe Anforderungen an die Lieferzeit
o Auslieferung an die Haustür des Endkunden
o Viele Rücksendungen, da der Kunde die Ware nicht austesten konnte
19.4 Entsorgungslogistik
19.4.1 Grundlagen der Entsorgungslogistik
Kann alle logistischen Teilbereiche betreffen
Die Flussrichtung ist von den Kunden hin zu den Unternehmen (ist dem Material- und Wa-
renstrom entgegengesetzt)
Großer Kundenwunsch nach umweltfreundlichen Gütern und Dienstleistungen
„Vermeidung vor Verwertung vor Entsorgung“ (ist vertretbar, solange die Mehrkosten zu-
mutbar sind)
Unterscheidung nach den Objekten der Entsorgungslogistik:
o Abfall:
Bewegliche Sachen, deren geordnete Entsorgung zur Wahrnehmung der All-
gemeinwohls (insb. Des Schutzes der Umwelt) erforderlich ist
o Recyclingobjekte:
Bewegliche Sachen, die einer Wiederverwertung, Wiederverwendung, Wei-
terverwertung oder Weiterverwendung zugeführt werden
o Abluft:
Nicht gefasste gasförmige Stoffe
o Abwasser:
Stoffe, die in Gewässer, Kanalisationen oder Kläranlagen eingeleitet werden
o Leergut:
Verpackungen und Transporthilfsmittel, deren Wiederverwendung vorgese-
hen ist
Aufgaben für alle Materialien und Produkte:
o Vermeidung von Faktorverbräuchen
o Reduzierung von Faktorverbräuchen
Zusammengefasst von Phillip Freitter Seite 100 von 108
o Wiederverwendung::
Materialien und Produkte werden auf derselben Stufe ohne zusätzliche Be-
arbeitung wiederverwendet
o Wiederverwertung:
Materialien und Produkte werden nach einer Bearbeitung auf derselben Stu-
fe eingesetzt
o Weiterverwendung:
Materialien und Produkte werden ohne Bearbeitung auf einer niedrigeren
Stufe verwendet
o Weiterverwertung:
Materialien und Produkte werden nach Bearbeitung auf einer niedrigeren
Stufe verwendet
o Beseitigung:
Sind die bisher angeführten Verwendungsarten nicht möglich, so erfolgt die
Beseitigung durch Deponierung, Verbrennung oder Kompostierung
Aufbau kreisförmiger Material- und Güterflüsse:
o Mehrwegsysteme:
Sicherstellung der Verwertung von Materialien und Waren durch Wieder-
verwendung
o Zyklische Einwegsysteme:
Gewährleistung der Verwertung von Materialien und Waren durch Recycling
oder Verwertung auf gleicher oder niedrigerer Stufe
Chancen Risiken
Abhängigkeiten durch Nutzung von Synergieef-
Nutzung von Synergieeffekten
fekten
birgt die Gefahr des Verlustes der Ressourcen
verbesserter Ressourcenzugang
(z.B. durch Abwerbung der Mitarbeiter)
Koordination der SC benötigt ebenfalls viel Zeit
Zeitersparnis
(meist unterschätzt)
eine eigenständiger Marktaustritt kann er-
bessere Markterschließung
schwert werden
die Zusammenarbeit kann den Wettbewerb re-
Risiko eines Machtgefälles
duzieren