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Igelfreundlicher

Garten Für die gezielte Förderung der


Artenvielfalt im Siedlungsraum.
Damit sich Igel & Co in Ihrem
grünen Paradies wohlfühlen.
Jeder Garten kann ein Inhalt
igelfreundlicher Garten sein
Igelfreundliche Elemente anbieten
Die Hecke 4
Der Blumenrasen 6
In dieser Broschüre zeigen wir Ihnen, «Mit wenig im Garten viel erreichen»,
wie Sie Ihren Garten mit einfachen heisst das Motto unseres Leitfadens. Der Kompost 8

Mitteln naturnah gestalten können. Wir möchten damit Unterstützung Der Ast-Laub-Haufen 10

bei entscheidenden Fragen anbie- Der Holzstapel 12


Es braucht dazu keine Wunder. ten, zum Nachdenken anregen, kon- Der Hohlraum 14
krete Tipps geben und nicht zuletzt Der Steinhaufen 16
Einzelne neu gestaltete Bereiche be-
auch zu einem entspannten Garten- Der Durchschlupf 18
wirken schon viel. Zum Beispiel ein
Ast-Laub-Haufen als Ergänzung. Ein genuss beitragen.
Gefahren für Igel vermeiden
bunter Blumenrasen, der eine Vielzahl Das erspart Ihnen vielleicht nicht die Motorsensen, Schächte und andere Fallen 20
von Schmetterlingen und anderen In- Schrecksekunden, wenn Sie plötzlich
sekten anzieht. Oder eine wilde Ecke, erste Blattläuse auf den Bohnen ent- Garten naturnah bewirtschaften
die Versteckmöglichkeiten bietet. decken oder sehen, wie ­Schnecken Sortenwahl und Pflege 24

auf die Salatsetzlinge zusteuern. Hilfsstoffe 25


Doch dann können Sie durchatmen
Biologie des Igels
und auf den hektischen Griff zur
Steckbrief 26
Chemiekeule verzichten. Denn ohne
Igeljahr 28
die ersten Blattläuse können sich
Lebensraum und Verbreitung 29
keine Marienkäfer entwickeln, die
den Garten später vor einer wirkli-
Erste Hilfe
chen Plage bewahren. Und bei den
Igel gefunden 30
Salatsetzlingen bringen Schnecken-
Igel füttern? 31
kragen oder -zäune Abhilfe.
Igelhaus selber bauen
Wir wünschen Ihnen viel Spass und
Materialien, Grösse, Bautipps 32
Erfolg beim Erlebnis Garten!
Tierische Nachbarn
Mit wem der Igel seinen Lebensraum teilt 34

Das Igelzentrum
Wer wir sind, was wir tun 38

Zum Weiterlesen
Sachbücher, Bilderbücher, Links, Impressum, Bildnachweis 39
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Die Hecke

Standort

Die Wahl des Standorts ist abhängig von der Funktion der Hecke (Sicht-
schutz, Sitzplatzeinfassung, Schattenspender). Vorschriften über Grenzab-
stände müssen abgeklärt werden.

Pflanzung

In einem kleinen Garten empfiehlt es sich, wenige, dafür buschige Sträucher


zu pflanzen. Die Äste der Sträucher sollten den Boden berühren, damit sich
der Igel darunter verkriechen kann. Das Laub dient zur Auspolsterung von
Nestern und als Versteck für Insekten und Würmer.

Besonders geeignet sind Holunder, Pfaffenhütchen, Liguster, Wolliger und


Gemeiner Schneeball. Stachelige Heckenpflanzen wie zum Beispiel die
Hunds­rose halten zusätzlich Hunde, Füchse und andere ungebetene Besu-
Nahrung / Tagesversteck / Winterplatz
cher fern. Wer einheimische Straucharten pflanzt, fördert aktiv Insekten und
andere Kleinlebewesen, von denen sich auch der Igel ernährt.
Einheimische Hecken und Büsche
ziehen viele Insekten an. Im Schatten In einem Hausgarten, der mehr Platz bietet, kann die Hecke grosszügiger
der Büsche leben zahlreiche Boden- angelegt werden.
bewohner. Sie alle profitieren von ei-
ner grossen Artenvielfalt im Garten. Wichtig zu wissen: Manche exotische Sträucher verdrängen die einheimi-
Und mit ihnen der Igel. schen und breiten sich ungehindert aus (sogenannte invasive Neophyten,
Beispiel: Kirschlorbeer). Deshalb: nicht kaufen! Falls im Garten vorhanden,
bitte entfernen und vernichten (nicht kompostieren).

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Der Blumenrasen

Standort

Überall dort, wo ein «normaler» Rasen gedeihen würde, wird auch ein Blu-
menrasen gut wachsen. Eine weniger üppige Nährstoffversorgung verleiht
dem Blumenrasen lediglich ein anderes, farbigeres Gesicht. Am besten eig-
nen sich sonnige bis halbschattige Standorte.

Aussaat

Der Blumenrasen besteht aus niedrigen, langsam wachsenden Gräsern und


Blumenarten. Im Fachhandel sind verschiedene Blumenrasenmischungen
erhältlich. Ideal für die Aussaat sind April oder Mai. Die Samen mit einem
Laub- oder Gartenrechen nicht tiefer als einen Zentimeter einarbeiten. Spä-
ter die Erde mit einer Schaufel anklopfen. Der Rasen darf mehrmals pro Jahr
gemäht werden, jedoch nicht im Juli oder August. Dann versamen nämlich
die Blumen.
Nahrung
Natürlich kann man statt des Blumenrasens eine Blumenwiese mit eher hoch-
wüchsigen Pflanzen ansäen. Sie erreichen eine Höhe von 60 bis 100 cm. Eine
Auf einem Blumenrasen oder auf ei-
Blumenwiese sollte man nur selten betreten. Für die Aussat sind trockene
ner Blumenwiese tummeln sich viele
und ungedüngte Standorte am besten geeignet. Gemäht wird ein- bis dreimal
Insekten. Einige dieser Insekten kön-
pro Jahr. Das Mähgut auf der Wiese trocknen lassen, damit die Samen her-
nen dem Igel als Nahrung dienen.
ausfallen können. Dann transportiert man das Heu ab.
Achtung: Ein englischer Rasen bietet
Wichtig: Beim Schnitt eines Blumenrasens oder einer Blumenwiese immer
dem Igel wenig Nahrung und keine
einen Streifen stehen lassen. So haben Insekten, die auf blühende Pflanzen
Deckung.
angewiesen sind, eine Ausweichmöglichkeit.

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Der Kompost

Standort

Halbschatten ist ideal für den Kompost. Den Behälter stellt man auf einen
natürlichen Untergrund, weil dieser die überschüssige Feuchtigkeit aus dem
Kompost gut aufnehmen kann.

Aufbau

Um gute Komposterde zu erhalten, sollte das Kompostmaterial zwar feucht,


aber nicht zu nass ein. Die Grünabfälle auf Fingerlänge zerkleinern: Ange-
strebt wird eine Mischung aus feuchtem und trockenem Material (Laub, dürre
Krautstängel … )

Gekaufte Kompostbehälter haben vielfach eine Entlüftungsklappe. Steht sie


offen, verkriecht sich der Igel tagsüber zum Schlafen im Kompost. Wird der
Kompost direkt auf dem Boden unter einem Vlies gelagert, dient er dem Igel
Nahrung / Tagesversteck / Winterplatz
als Unterschlupf.
Im Kompost lebt eine grosse Anzahl Daher ist stets Vorsicht geboten beim Abtragen oder Umschichten des Kom-
Insekten, Spinnen, Würmer und an- posts: Bitte keine Stechgabel verwenden!
dere Bodenlebewesen. Hier findet
der Igel ein abwechslungsreiches
Nahrungsangebot.

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Der Ast-Laub-Haufen

Standort

Eine schattige Lage ist für den Ast-Laub-Haufen optimal. So erwacht der Igel
nicht vorzeitig aus dem Winterschlaf, bloss weil die Sonne den Haufen ein
bisschen bescheint und erwärmt.

Material und Aufbau

Material: dünne Scheiter (zum Beispiel Spaltholz 100×10 cm) oder einige


dicke Äste, reichlich Laub, Tannenzweige (allenfalls andere dünne Äste).

Aufbau: Nötig ist eine Grundfläche von circa 2×2 m. Zuerst schafft man durch
kreuzweises Aufschichten der Scheiter oder dicken Äste einen Hohlraum,
der etwa 30×30×30 cm gross ist. Das ergibt einen idealen Tages- oder Win-
terschlafplatz. Der Hohlraum erhält anschliessend ein flaches «Dach» aus
Scheitern oder dicken Ästen, sonst sackt der Laubhaufen später zusammen
Tagesversteck / Winterplatz
und wird für den Igel fast undurchdringbar. Das Ganze bedeckt man gross­
zügig mit Laub. Davon wird sich der Igel das Nestmaterial nehmen. Oben-
Ein Ast-Laub-Haufen ist ein Lebens-
drauf kommen Tannenzweige. Sie überdecken den Haufen und verhindern,
raum für verschiedene Kleinlebe-
dass das Laub durch den Wind fortgetragen wird.
wesen wie Käferlarven und andere
Insekten oder für Würmer und Blind- Nach einem Jahr sollte der Haufen mit zusätzlichem Laub und weiteren ­Ästen
schleichen. Dem Igel bietet er einen bedeckt werden.
geeigneten Unterschlupf.

igelzentrum.ch > Für Fachleute und Interessierte > Ast-Laub-Haufen

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Der Holzstapel

Standort

Den Holzstapel baut man am besten auf der Regenschattenseite des Hau-
ses auf, damit das Holz nicht nass wird. So bleibt auch der Igel vom Regen
verschont.

Aufbau

Auf den Boden legt man parallel zwei lange Hölzer, die etwa 15 bis 20 cm dick
sind. Der Abstand dazwischen sollte 25 bis 40 cm betragen. Darauf wird das
Brennholz gestapelt.

Wichtig: Der Holzstapel sollte so gross sein, dass im Winter nicht alles zum
Heizen aufgebraucht wird. Wird trotzdem aus Versehen ein Igel im Winter-
schlaf gestört, deckt man ihn einfach wieder zu.

Tagesversteck / Winterplatz Auch Fledermäuse verstecken sich für den Winterschlaf oft in den Zwischen-
räumen. Ein Scheit mit einer Fledermaus schiebt man am besten sorgfältig
Ein Holzstapel hat viele Hohlräume, zurück.
in denen sich zum Beispiel Eidech-
sen gerne verstecken. Richtig aufge-
baut, bietet er auch dem Igel Platz.

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Der Hohlraum

Standort

Es freut den Igel, wenn zufällig entstandene Hohlräume erhalten bleiben. Des-
halb lässt man angelehnte Platten und Bretter am besten stehen, besonders
auf der Regenschattenseite des Hauses. Es spricht auch nichts dagegen,
wenn man dem Zufall etwas nachhilft und neue Hohlräume schafft.

Aufbau

Gut geeignet sind Bretter, die mindestens 1 m lang und 50 cm breit sind. Eines
oder mehrere davon lehnt man an die Hauswand. Das Ganze sollte schwer
genug sein, damit weder ein Sturmwind noch ein Igel etwas verschieben
kann. Den Raum zwischen Hauswand und Brett kann man mit Stroh oder
Laub ausfüllen. Man darf die Arbeit aber getrost auch dem Igel überlassen.
Das heisst, man stellt ihm im Garten ausreichend Material bereit, indem man
das Herbstlaub einfach liegen lässt.
Tagesversteck / Winterplatz

Ein doppelter Boden unter dem Gar-


tenhaus, ein an die Wand gelehntes
Wellblech – Igel lieben Hohlräume
jeder Art. Auch Europaletten können
einen guten Unterschlupf bieten.
Deshalb Vorsicht beim Wegräumen!
Oder besser gleich stehen lassen.

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Der Steinhaufen

Standort

Für einen Steinhaufen eignen sich störungsarme Standorte. Je nach Wunsch


und Situation kann das im Schatten oder an der Sonne sein. Steht er sonnig,
profitieren eher Blindschleichen, Zaun- oder Mauer­eidechsen. Steht er im
Schatten, haben Kröten, Frösche und Igel mehr davon.

Aufbau

Zuerst grosse Steine locker so aufschichten, dass ein Igel gut darin Platz
findet. Das bedeutet, der Raum sollte etwa 30×30×30 cm gross sein. Darauf
grössere, flache Steine als Dach legen. Achten Sie darauf, dass die Hohlräu-
me im unteren Bereich des Steinhaufens für den Igel passierbar sind.

Der Steinhaufen muss nicht unbedingt freistehend sein. Er kann dem Igel
auch als Übergang von sonst unüberwindbaren Stellen (z. B. bei einer Mauer)
dienen.
Tagesversteck / Winterplatz
Ein Steinhaufen nur aus Lesesteinen vom Gartenbeet oder vom Feld bietet
Ein Steinhaufen dient Spitzmäusen, dem Igel keinen Unterschlupf, weil die Hohlräume zu klein sind. Dennoch fin-
Kröten, Blindschleichen und Insek- den andere Tiere darin ein geeignetes Versteck. Sand unter und vor dem
ten als Unterschlupf. Steht der Stein- Steinhaufen dient auch als Eiablagestelle für Insekten und Eidechsen.
haufen in der Sonne, freut das die Ei-
dechsen. Diese Nützlinge tragen viel
zum biologischen Gleichgewicht im
naturnahen Garten bei. Sie vertilgen
übrigens kleine Nacktschnecken.

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Der Durchschlupf

Standort

Ein Durchschlupf sollte immer im geschützten Teil des Gartens sein und nicht
in Richtung Strasse liegen.

Umsetzung

Ein igelgerechter Durchschlupf kann zum Beispiel ein Loch im Gartenzaun


sein. Und bei hohen Treppenabsätzen hilft ein Backstein als Zwischenstufe.

Faustregel: Wo die Faust einer erwachsenen Person durchpasst, kann auch


der grösste Igel durchschlüpfen (10×10 cm).

Handregel: Die gespreizte Hand einer erwachsenen Person entspricht un-


gefähr der Höhe einer Treppenstufe; diese Höhe kann ein erwachsener Igel
Erweiterung des Lebensraums überwinden (15 – 20 cm).

Beim Durchstöbern seiner Umge-


bung stösst der Igel oft auf Hinder-
nisse. Er versucht dann, sie zu um-
gehen. Ist dies nicht möglich, muss
er darüber hinwegklettern oder un-
ten durchkriechen – das ist nicht im-
mer einfach für den Igel und andere
kleine Wildtiere.

igelzentrum.ch > Für Fachleute und Interessierte > Bahn frei – für die Igel

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Gefahren für Igel vermeiden

Motorsensen, Schächte und andere Fallen

Motorsensen, Fadenmäher, Rasenroboter Strassenverkehr


Immer wieder werden unter Hecken oder Büschen schla- In der Schweiz werden jedes Jahr Tausende von Igeln über-
fende Igel durch Mähgeräte getötet oder verstümmelt. Oft fahren. Strassen mit hoher Verkehrsdichte stellen fast un-
wird ihnen zum Beispiel ein Bein abgetrennt. überwindbare Hindernisse dar. Als Autofahrer muss man im
Siedlungsgebiet nachts stets mit Igeln rechnen.
Hohes Gras oder dichte Krautschicht mit Vorsicht mähen.
Potenzielle Verstecke vorgängig mit einem Laubrechen kon­ Tempo anpassen, rechtzeitig bremsen. Nie einen Igel zwi­
trollieren. Von blossem Auge sind Igel an ihren Schlafplätzen schen die Räder nehmen. Nötigenfalls Igel auf der Fahrbahn
kaum zu entdecken. Rasenroboter – wenn überhaupt – nur in seiner Laufrichtung über die Strasse tragen; dabei die
tagsüber laufen lassen. ­eigene Sicherheit nicht vergessen!

Schwimmbecken oder Gartenweiher Tierische Feinde


Igel sind wasserscheu, können aber schwimmen. Fallen sie Die Hauptfeinde des Igels in der Tierwelt sind der Dachs
in ein Schwimmbecken oder einen Teich mit senkrechtem und der Uhu. Beide können mit ihren langen Krallen sogar
Ufer, schaffen sie jedoch den Ausstieg nicht und ertrinken eingekugelte Igel töten. Füchse und Marder sind vor allem
qualvoll. Auch leere Swimmingpools können im Winter zur für junge, kranke und schwache Tiere gefährlich. Nicht
Igelfalle werden. ­angeleinte Hunde stellen ebenfalls eine grosse Gefahr dar.

Den Swimmingpool jede Nacht zudecken oder mit einem Hunde bei Dunkelheit an der Leine führen. Einen durch Hun­
Brett eine Ausstiegshilfe schaffen. Gartenteiche mit senk­ debisse verletzten Igel dem Tierarzt zeigen.
rechtem Ufer einzäunen.

Gifte Laubbläser und Laubsauger


Von Schneckenkörnern auf der Basis von Metaldehyd ist Laubbläser befreien den Garten von den letzten Blättern,
dringend abzuraten. Zwar ist die Giftigkeit für Igel vermut- die der Igel für das Auspolstern des Winterschlafplatzes
lich gering. Aber für Vögel, Laufkäfer und andere Nützlinge dringend nötig hätte. Zudem verursachen sie Lärm und
sowie für Hunde und Katzen sind diese Schneckenkörner Staub. Laubsauger häckseln nicht nur Laub, sondern auch
toxisch. Andere Pestizide schaden direkt, da sie die Futter- eingesogene Insekten.
tiere des Igels dezimieren.
Laubbläser sparsam und nur für grosse Flächen einsetzen.
Wenn immer möglich auf chemische Schädlingsbekämpfung Laub unter Büschen, Hecken und in Randbereichen liegen
verzichten (siehe S. 24/25). Nur Schneckenkörner mit dem lassen, denn es dient dem Igel als Material für den Nestbau
Wirkstoff Eisenphosphat («Adalan Schneckenkorn», «Ferra­ und als Versteck für Würmer und Insekten.
mol Schneckenkorn») verwenden.

igelzentrum.ch > Für Fachleute und Interessierte > Gefahren für Igel – sind vermeidbar

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Gefahren für Igel vermeiden

Gartenarbeiten Netze zum Schutz gegen Vögel


Vorsicht beim Umschichten offener Komposthaufen! Igel Igel verheddern sich mit den Stacheln, wenn Vogel-
halten sich gerne in solchen warmen, futter­reichen Verste- schutznetze in Bodennähe nicht gespannt sind oder nach
cken auf. Stechgabeln verursachen oft tödliche Verletzun- ­Gebrauch achtlos liegen gelassen werden.
gen. Durch das Abräumen von Ast- und Laubhaufen, Holz-
Netze immer straff spannen und 25 cm Abstand zwischen
beigen oder an die Wand gestapelten Liegestühlen können
Netz und Boden einhalten. Keine Netze herumliegen lassen.
Igel im Winterschlaf oder Igelmütter mit Jungen gestört
werden.

Einen versehentlich abgedeckten Igel im Winterschlaf oder


ein Igelnest mit Jungen sofort wieder zudecken.

Orange Weidezäune Offene Schächte, steile Treppen


Das orange Gitternetz-Zaunsystem wirkt wie ein Fangnetz. Einen Sturz überstehen die Igel meist gut. Können sie sich
Weide- oder Wildtiere können sich nicht selber befreien. aber nicht mehr aus ihrem Gefängnis befreien, verdursten
Führen die Netze Strom, erleiden darin gefangene Tiere oder verhungern sie. Während erwachsene Igel eine nor-
­einen qualvollen Tod. male Treppenstufe überwinden können, scheitern Jungigel
daran.
Wenn möglich andere Weideabgrenzungen (z. B. Litzen­
zäune) verwenden. Falls nicht realisierbar: Weidenetz stets Lichtschächte mit einem feinmaschigen Gitter versehen
gut spannen. Täglich kontrollieren. Nach der Weideperiode oder eine Ausstiegshilfe schaffen. Bei hohen Treppenstufen
sofort wegräumen. Bei Stromführung: Zum Schutz kleiner mit Backsteinen Zwischenstufen schaffen (siehe S. 18).
Wildtiere darauf achten, dass die untersten Drähte stromlos
sind.

Müll Feuer
In leeren Konservendosen, Styroporbechern und ande- Das Verbrennen von Asthaufen oder das 1.-August-­Feuer
ren Abfällen wie Schnüren oder Plastikfolien können Igel ist schon vielen Tieren zum Verhängnis geworden. Wird
­stecken bleiben oder sich verfangen. sein Versteck angezündet, verbrennt der Igel meistens.

Abfälle einsammeln und im nächsten Abfalleimer entsorgen. Holzstoss oder Laubhaufen erst unmittelbar vor dem Ab­
brennen aufschichten oder nach Errichtung einzäunen.

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Garten naturnah bewirtschaften

Sortenwahl und Pflege Hilfsstoffe

Es gibt unterschiedliche Methoden, um einen Garten naturnah zu bewirt- Dünger


schaften. Jede hat ihre Vor- und Nachteile. Eines aber ist allen gemein: Syn- Studien zeigen, dass die Böden von Haus- und Pflanz­gärten oft mit Nährstoffen überver-
thetische Gifte und Kunstdünger haben im Garten nichts verloren. Hinzu sorgt sind. Zu hoch ist vor allem der Gehalt an Phosphor und Kalium. Dies beeinträchtigt das
kommt: Ungeduld ist ein schlechter Ratgeber. Wer die Kunst des Wartens Bodenleben und nimmt dem Igel einen Teil seiner Nahrung weg. Deshalb: sparsam düngen!
auf den richtigen Zeitpunkt für die Aussaat beherrscht, erspart sich viel
Mühe, Hilfsmittel und Misserfolge. Dann hilft nämlich die Natur kräftig mit.
Düngertabelle
Schwachzehrer: Bohnen, Erbsen, Kräuter, Nüsslisalat, Radiesli, Sträucher,
Robuste Sorten Schneckenabwehr Rasen, Reben
1–2 Liter Reifkompost/m2
Besonders gute Voraussetzungen bietet Neben dem Schneckenzaun am Beetrand
bio­logisches Saat- und Pflanzgut. Robuste oder dem Einzelschnecken­zaun («Kragen») Mittelzehrer: Fenchel, Karotten, Beeren, Rhabarber, Zwiebeln, Rettich,
Pflanzen sind weniger von Schädlingen und um einen Setzling hilft auch das Ausstreu- Spinat, Salate
Krankheiten befallen und brauchen weniger en von Gerstenspreu. Ausserdem sollte die 2–3 Liter Reifkompost/m2
Dünger und Hilfsmittel. Erde feinkrümlig sein, damit sich Schne- Starkzehrer: Gurken, Kartoffeln, Lauch, Sellerie, Tomaten, Zucchetti
cken tagsüber nicht verkriechen können. 3–4 Liter Reifkompost/m2
Bodennahe Sträucher nicht zu nahe bei ge-
fährdeten Pflanzen setzen, da sich Schne-
Gründüngung cken dort gerne verkriechen. Die Pflan- Pflanzenschutzmittel Schneckenkörner
Vor und zwischen stark zehrenden Kulturen zen morgens statt am Abend giessen, um
Tauchen Schädlinge (z. B. Blattläuse) oder Heute gebräuchliche Schneckenkörner
(siehe Düngertabelle rechts) eine Grün- Schnecken fernzuhalten.
Krankheiten (z. B. Krautfäule) auf, ­ greifen ent­halten für den Igel ungiftige Stoffe
düngung mit Leguminosen, z. B. Kleearten,
viele rasch zu Pflanzenschutzmitteln. Che- (Eisen-III-Phosphat) und sind für den bio-
setzen. Sie bringen Stickstoff in den Boden.
misch-synthetische Mittel kommen im na- logischen Landbau zugelassen. Dennoch
Bei ausgesprochenen Starkzehrern kann
turnahen Garten nicht infrage. Sie können sollten sie – wenn überhaupt – sparsam und
der Boden zusätzlich mit Hornmehl versorgt
gut durch biologische Mittel ersetzt wer- gezielt ausgebracht werden.
werden. Gartenkräuter, zu Jauchen und Brü-
den, siehe:
hen verarbeitet, helfen, den Garten gesund Von Schneckenkörnern mit dem Wirkstoff
www.stadt-zuerich.ch/kleingaerten
zu halten. Metaldehyd wird abgeraten; z. B. Hunde
>Biologisch Gärtnern – mit Positivliste
können davon schwere, nicht selten tödli-
Doch aufgepasst: Falsch angewendet, che Vergiftungen erleiden.
können auch biologische Mittel negative
Auswirkungen auf Natur, Nützlinge, Bienen,
­Fische und den Menschen haben.
Deshalb: Anwendungshinweise befolgen.

igelzentrum.ch > Igelfreundlicher Garten

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Biologie des Igels

Steckbrief

Biologische Zugehörigkeit Lebensweise und Verhalten Fortpflanzung Benötigtes Biotop


Ordnung: Insektenfresser Dämmerungs- und nachtaktiver Einzelgän- Paarungszeit: April bis August; Tragzeit: Vielfältig und klein strukturierte Gebiete mit
Familie: Igel ger; stöbert in gemächlichem Tempo nach rund 35  Tage, 2 bis 7 Jungtiere pro Wurf; Versteckmöglichkeiten und ausreichendem
Futter; schläft tagsüber im Versteck; stand- Junge bei Geburt ohne Fell, aber mit weis- Futterangebot.
Unterfamilie: Stacheligel orttreu; sehr gute Ortskenntnisse innerhalb sen Stacheln; Augen und Ohren noch
Hauptlebensraum Schweiz: Siedlungs­gebiet,
Gattung: Kleinohrigel seines Streifgebietes; sucht bei Gefahr so- geschlossen; Geburtsgewicht 12 bis 20
naturbelassene Gärten und Parks.
fort eine Deckung auf; Einkugeln als letzte Gramm; Aufzucht der Jungen allein durch
Art: Braunbrustigel
Verteidigungsmöglichkeit; Winterschlaf Weibchen; Säugezeit: 6 Wochen; im Alter Vorkommen Schweiz: Mittelland, Voralpen
während der nahrungsarmen Zeit von No- von 3 bis 4 Wochen erstmaliges Verlassen und Alpen bis circa 1200 m ü. M. (selten
Aussehen
vember bis März im selbst gebauten Nest. des Nestes, die Jungigel sehen zu diesem auch höher).
Stachelkleid an Kopf, Rücken und Körper­ Zeitpunkt aus wie eine Minivariante eines
seiten; 6000 bis 8000 Stacheln; raues Sinnesleistungen erwachsenen Igels (braune Stacheln, Fell, Bestand Schweiz
graubraunes Fell an Gesicht, Beinen und Augen offen); Geschlechtsreife der Jung-
Hervorragender Geruchssinn, sehr gutes Laut Untersuchungen Abnahme des Igel-
Bauch; spitze Schnauze; kleine kugelige Au- tiere mit 9 bis 10 Monaten; Sterblichkeit der
Gehör, guter Tastsinn, mässiges Sehvermö- bestands, zumindest in gewissen Gebieten.
gen; kleine Ohren; kurzer Schwanz; 10  bis Jungtiere bis nach dem ersten Winterschlaf
gen. Vermutete Gründe: zunehmender Verlust
15 cm lange dünne Beine, Gewicht eines hoch.
an geeigneten Lebensräumen, Rückgang
erwachsenen Igels: 900 bis 1500 Gramm.
Nahrung der Beutetiere (Insekten), viele, meist vom
Lebenserwartung
Menschen verursachte Gefahren.
Insekten aller Art (Käfer, Larven, Schmetter-
Theoretisch 7 bis 8 Jahre, in freier Natur
lingsraupen, Heuschrecken, Ohrwürmer), Der Igel ist gesetzlich geschützt.
2 bis 4 Jahre.
Regenwürmer, Tausendfüsser, Schnecken
(wenig), bei Gelegenheit Aas, Eier von bo-
denbrütenden Vögeln oder andere tierische
Kost. Keine pflanzliche Nahrung.

igelzentrum.ch > Biologie

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Biologie des Igels

Igeljahr Lebensraum und Verbreitung

Lebensraum Verbreitung
Frühling Der Igel stellt nicht allzu grosse Ansprüche Als einzige natürlich vorkommende Igelart
an seine Umgebung. Zwingende Voraus­ in der Schweiz bewohnt der Braunbrustigel
Durch den Winterschlaf haben die Igel bis zu 30  Prozent
setzung für sein Überleben ist, dass er auf das Mittelland, die Voralpen und Alpen bis
ihres Körpergewichts verloren und jetzt einen grossen Nah-
rungsbedarf. Männchen erwachen früher als Weibchen. Mit kleinem Raum genügend Futter und Ver- auf etwa 1200 m ü. M. (selten auch höher).
dem erst knapp vorhandenen Futter stärken sie sich für die steckmöglichkeiten findet. Sein Hauptverbreitungsgebiet ist das Mit-
kommende Paarungszeit. telland. In Dörfern und Städten gibt es be-
Eine kleinräumige und abwechslungsreich
achtliche Igelpopulationen. Zu finden sind
gegliederte Kulturlandschaft bot den Igeln
sie eher in Stadtrandquartieren mit einem
lange optimale Lebensräume. Doch sie
grossen Grünanteil. In den versiegelten In-
ist drastischen Veränderungen zum Op-
Sommer nenstadtquartieren fehlen Igel.
fer gefallen. Vielerorts wichen artenreiche
Igelgeburten finden von Ende Mai bis Mitte September Magerwiesen, Hecken und Gehölze inten-
Gefährdung
statt. Mit etwa vier Wochen beginnen die Jungigel, die nä- siv gedüngten, mit Pflanzenschutzmitteln
here Umgebung des Nests zu erkunden und nach Fress- behandelten Land­wirtschaftsflächen. Dem Inzwischen sind auch die Lebensräume des
barem zu suchen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie da- Bedürfnis der Igel werden sie selten ge- Igels im Siedlungsgebiet bedroht. Das zeigt
bei alleine unterwegs sind, wenn sich die Igelmutter weiter recht. Ähnlich steht es um den Wald. Durch ein Blick auf die Stadt Zürich, wo das Pro-
weg auf Futtersuche befindet. die einseitige Ausrichtung auf den wirt- jekt StadtWildTiere 2016 und 2017 auf Spu-
schaftlichen Nutzen ist er uniform gewor- rensuche ging. Stadtwildtiere.ch hält dazu
den, meist fehlt ein abgestufter Waldrand. fest: «Die Igelpopulation der Stadt Zürich
Für das Stacheltier ist dieses Territorium war 1993 fast auf dem ganzen Gebiet der
Herbst
schon lange nicht mehr optimal. Stadt mit Ausnahme innerstädtischer Quar-
Die Igel fressen sich Reserven für den Winterschlaf an. tiere verbreitet. 25 Jahre später sind die Igel
Jungigel müssen ein Körpergewicht von mindestens 500 g So mussten die Igel ein neues Zuhause
auf einem Drittel der Fläche verschwun-
aufweisen, um den Winter zu überstehen. Männchen ge- suchen. Im menschlichen Siedlungs­gebiet
den.» Der rückläufige Trend decke sich mit
hen etwas früher in den Winterschlaf und machen so den wurden sie fündig. Naturbelassene Gärten
den Erfahrungen aus andern europäischen
Weibchen und den Jungtieren das knapper werdende Fut- und Parks in Städten und deren Agglome-
Ländern, heisst es dazu weiter. Die Gründe
ter nicht mehr streitig. ration, aber auch ländliche, vom Menschen
werden noch untersucht. Womöglich ist es
bewohnte Gebiete bieten alles, was der Igel
eine Kombination von Faktoren wie die bau-
zum Überleben braucht.
liche Verdichtung, der daraus resultierende
Winter Der Lebensraum eines Igels setzt sich aus Verlust wertvoller Grünräume und der zu-
Um den Nahrungsmangel in der kalten Jahreszeit zu über­ einer Vielzahl von Gärten zusammen. Ein nehmende Verkehr, die dem Igel zu schaf-
brücken, halten Igel von November bis März Winterschlaf. Igelweibchen nutzt im Durchschnitt pro fen macht.
In dieser Zeit sinkt ihre Körpertemperatur von 36º C auf Monat eine Fläche von 8 ha (200×400 m).
etwa 5º C, die Atemfrequenz von 40–50 auf 3–4 Atemzüge Männchen durchstreifen ein Gebiet von Igelbeobachtungen melden
pro Minute und die Herzfrequenz von 180–250 auf 8–20 20 ha (400×500 m), während der Paarungs-
Schläge pro Minute. Der Igel wacht zwischendurch manch- Sind Sie einem Igel begegnet? Helfen Sie
zeit sogar bis zu 100 ha (1000×1000 m) und
mal auf, bleibt aber meist in seinem gut isolierten Nest. herauszufinden, wie es um die Igel steht.
wandern bis zu 5 km weit in einer Nacht.
Melden Sie Ihre Beobachtungen unter
Dabei überqueren sie zahlreiche Strassen.
stadtwildtiere.ch.

igelzentrum.ch > Für Fachleute und Interessierte > Das Jahr des Igels igelzentrum.ch > Verbreitung

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Erste Hilfe

Igel gefunden Igel füttern?

Als Wildtier ist der Igel hervorragend an das Leben im Freien angepasst.
Normaler­weise kommt er bestens ohne menschliche Hilfe zurecht.
Braunbrustigel gehören in der Schweiz zu den geschützten Tierarten. Es
ist verboten, einen Igel grundlos zu berühren, einzufangen oder in Gewahr-
sam zu nehmen. Eine Ausnahme besteht einzig bei Tieren in absoluten Not­
situationen.
Wichtig: Wenn Sie einem Igel begegnen, der scheinbar Hilfe benötigt, beob-
achten Sie ihn zuerst genau, bevor Sie etwas unternehmen. Die folgenden
Angaben bieten dabei eine Hilfestellung.

Tagaktiver Igel Igelbabys Nur in Ausnahmesituationen füttern Ausnahmen


Grundsätzlich sind Igel nachtaktiv. Es kommt Wird aus Versehen ein Nest aufgedeckt, Die Fütterung von frei lebenden Igeln ist gut Wenn ein Igel im Spätherbst noch deutlich
jedoch vor, dass ein Tier tagsüber gestört rasch alles wieder zurücklegen und aus der gemeint. Doch der Igel ist ein Wildtier und unter dem für den Winterschlaf notwendi-
wird und einen neuen Schlafplatz aufsucht. Ferne beobachten, ob die Mutter zurück- nicht auf menschliche Kontakte angewie- gen Gewicht liegt (siehe S. 30).
Oder der Igel hat ein gesundheitliches Pro- kommt. Ist definitiv keine Mutter mehr vorhan- sen. Igel zu beobachten, ist eine schöne Er-
Wenn im Spätwinter ein Igel zu früh aus
blem. den, kriechen Igelbabys häufig aus dem Nest. fahrung, Igel mit Futter anzulocken, ist aber
dem Winterschlaf erwacht und der Boden
In diesem Fall müssen so rasch wie möglich falsch verstandene Tierliebe. Der Igel sollte
Krankes oder verletztes Tier noch gefroren ist.
Fachleute informiert werden! sein Futter selber suchen dürfen.
Krankheitsanzeichen sind: wiederholte Tag-
Jungigel im Herbst Warum Füttern schädlich sein kann Grundsätze
aktivität, abgemagerte Gestalt (schmaler
Körper, abgesetzter Kopf, eingefallene Flan- Wiegt ein Jungigel bei Wintereinbruch we- Im Spätherbst und im Winter gefütterte Igel Möglichst gezielt nur den untergewichtigen
ken), Röcheln, häufiges Husten, Hinken, Tau- niger als 500 g, ist er für den Winterschlaf gehen eventuell nicht in den Winterschlaf. Igel mit Katzenfutter (nass oder trocken)
meln, übermässiger Zeckenbefall, Befall mit zu leicht. Sofern er gesund ist, darf man ihm Der Winterschlaf ist wichtig, er gehört zum füttern; jede Fütterung so rasch wie mög-
Fliegeneiern oder -maden, breiig-dünnflüs- ausnahmsweise draussen eine Futterstel- normalen Zyklus unserer heimischer Igel. lich wieder beenden.
siger Kot, Herumliegen ohne jede Abwehr le mit Katzenfutter einrichten, bis er 500 g
oder Fluchtreaktion, äussere Verletzungen schwer ist. Ab diesem Gewicht muss die Unsachgemäss eingerichtete Futterstellen Eine Futterstelle einrichten, die nur dem
(oft an Glied­massen oder Kopf). Fütterung wieder eingestellt werden. ziehen Füchse, Katzen, Ratten und Mäuse an. Igel zugänglich ist: eine niedrige Holz- oder
Plastikkiste mit Eingangsloch von 10×10 cm.
Ist das Tier tatsächlich krank oder verletzt Verschmutzte Futterstellen sind ein Risiko
Wacher Igel im Winter
oder sind Sie bezüglich seines Gesundheits- für die Übertragung von Krankheiten von Futternapf täglich reinigen.
zustandes unsicher, wenden Sie sich bitte Ab und zu wird der Winterschlaf kurz unter- Igel zu Igel.
Pflanzliche Nahrung ist für den Igel nicht
unverzüglich an eine Fachstelle. brochen, eventuell verlässt der (gesunde)
Kein Ersatzfutter ist für Igel so bekömmlich geeignet; er kann diese nicht verwerten.
Igel dabei auch das Nest. Weist ein im Win-
Kontakt Igelzentrum: wie seine natürlichen Beutetiere. So eignet
ter aktiver Igel Anzeichen für Krankheit oder Niemals Kuhmilch anbieten. Igel können
044 362 02 03 (Mo–Fr, 16.00–18.00) oder sich z. B. auch Katzenfutter nur für eine
Verletzung auf, kontaktieren Sie bitte eine die Laktose nicht verdauen, wodurch es zu
info@igelzentrum.ch. kurzfristige Fütterung.
Fachstelle. Bauchkrämpfen und Durchfall kommen kann.

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Igelhaus selber bauen

Materialien, Grösse, Bautipps

Wann braucht es ein Igelhaus? Lage Das Schlafhaus ist kein Futterhaus
Normalerweise bauen Igel ihre Nester in Bei Sommerschlafhäusern reicht eine ein­- Die Schlafkiste an einem auch im Winter Nicht im Schlafhaus füttern! Eine zusätzli-
Hecken, unter Ast- und Laubhaufen oder fache Wein- oder P ­lastikkiste, da die schattigen Ort aufstellen (auf der Nordseite che niedrige Kiste dient als Futterhaus; sie
sonst wo in Hohlräumen. Nur in Ausnahme- Wärme­isolation im Sommer keine gros- des Hauses, unter einem Vordach, unter im- wird beschwert, damit Hund oder Fuchs
fällen sollte man dem Igel einen künstlichen se Bedeutung hat. Der Innenraum eines mergrünen Sträuchern oder unter einer Tan- nicht so einfach ans Futter kommen (siehe
Schlafplatz zur Verfügung stellen – etwa, Sommerschlafhauses kann kleiner als ne); notfalls im Frühling mit Behelfsdach be- S. 31).
wenn sein Winter­schlafnest zerstört wurde. 30×30×30 cm sein. schatten. Das Eingangsloch der Schlafkiste
Mit einfachen Mitteln kann ein Igelhaus sel- sollte auf die regenabgewandte Seite zei- Igelhaus kaufen
ber gebaut werden. Nestmaterial gen. Eine windgeschützte Lage ist sinnvoll.
Im Handel werden verschiedene Igelhäuser
Reichlich Stroh vom Bauernhof (kein Klein- angeboten. Leider weisen viele grundsätz-
Grundprinzip Dach
strohhäcksel!) ist dank seiner feuchtigkeits- liche Mängel auf. Manche sind zu klein und
• Hohlraum 30×30×30 cm gross, Ein­gang ausgleichenden und isolierenden Eigen- Jedes Schlafhaus erhält ein Dach gegen ohne Bodenbrett. Das ist für ein Winter-
10×10 cm. schaften das beste Nestmaterial. Laub ist Regen und Schnee. Wird das Dach nur auf schlafhaus ungünstig. Bewährt hat sich in
heikel, da es entweder zu feucht oder zu die Kiste gelegt (ohne Befestigung), ist eine der Praxis die Schwegler-Igelkuppel (Abbil-
• Schutz gegen Regen von oben, Schutz
trocken ist. Heu ist nicht geeignet, da es zu Beschwerung mit Steinen oder einer vollen dung ganz rechts). Sie eignet sich als Som-
gegen Nässe und Feuchtigkeit von unten.
schimmeln beginnt. Giesskanne wichtig! 15–20 cm Dachüber- mer- und als Winterschlafhaus. Sie besteht
• Nestmaterial Stroh (temporär auch zer- stand sind gut, vor allem auf der Seite des aus Holzbeton mit braunem Anstrich und
Bei einem Winterschlafhaus ohne Boden
knüllte Zeitungsschnitzel möglich). Eingangs, um diesen vor Schrägregen zu wiegt 17  Kilo. Eine Garantie, dass ein Igel
bildet eine dicke Lage Holzschnitzel eine
schützen. einzieht, besteht jedoch nicht.
• Jeder Igel braucht einen eigenen Schlaf- gute Isolationsschicht gegen Feuchtigkeit
platz. von unten.
Reinigung
• Ob das Baumaterial aus Holz, Plastik oder
Im Frühling wird das Nestmaterial entsorgt
Steinen besteht, ist dem Igel egal.
– Igel haben öfters Flöhe und Zecken – und
das Schlafhaus sehr gründlich gereinigt!

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Tierische Nachbarn

Tierische Nachbarn

Rotfuchs (Vulpes vulpes) Tagpfauenauge (Inachis io)


Der Rotfuchs ist das auf der nördlichen Halbkugel am Neben dem Schwalbenschwanz ist das Tagpfauen­ auge
weitesten verbreitete Raubtier. Seit den 1980er-­ Jahren einer unserer schönsten Falter. Seine Flügel haben eine
bewohnt er neben Wald- und Parklandschaften auch städ- Spannweite von 5–6 cm, sind rotbraun und jeweils mit einem
tische Gebiete. Dort bezieht er über zwei Drittel seines Fut- grossen, meist schwarz und blau gefärbten Augenfleck ge-
ters aus menschenbedingten Nahrungsquellen. Obst wie zeichnet. Die Unterseite des Schmetterlings ist dunkel und
Äpfel, Kirschen und Beeren aus Gärten machen dabei einen schwarz gestrichelt. Die Raupen des Tagpfauenauges er-
wichtigen Anteil seines Futters aus. Mit seinen kleinen Kral- nähren sich ausschliesslich von Brennnesseln. Grund ge-
len kann der Rotfuchs einem eingekugelten ausgewach- nug, im Garten immer einen Flecken mit Brennnesseln ste-
senen Igel kaum gefährlich werden, jungen Igeln hingegen hen zu lassen.
schon. Sie haben das Einkugeln noch nicht perfektioniert.

Dachs (Meles meles) Taubenschwanz (Macroglossum stellatarum)


Als Allesfresser stöbert der Dachs meist allein nach Nah- Der tagaktive Falter ist im Sommer regelmässig in Gärten
rung. Seinen Bau teilt er mit einer mehr oder weniger gros- zu beobachten, wo er nektarreiche Blüten zur Nahrungs-
sen Sippschaft. In den letzten Jahren wurden auch in urba- aufnahme besucht. Die Eier legt er einzeln, nah der Knos-
nem Gebiet vermehrt Dachse gesichtet. Dank seiner langen pen und Blüten des Labkrauts ab. Die dicken und fleischigen
Krallen kann das Raubtier das Stachelkleid eines Igels mü- Raupen schlüpfen nach rund einer Woche. Sie sind hellgrün
helos durchdringen und auch ausgewachsene Igel erbeu- gefärbt, haben an den Seiten einen gelben Längsstreifen
ten. Menschliche Siedlungsräume, in denen Dachse leben, und auf dem hinteren Körpersegment beidseits einen roten
werden von Igeln nach Möglichkeit gemieden. Somit sind Punkt. Am Körperende befindet sich ein spitzer, orange-
Begegnungen zwischen Dachs und Igel selten, selbst wenn blauer Stachel zur Abschreckung von Vögeln.
sich die Lebensräume gelegentlich überschneiden.

Uhu (Bubo bubo) Rosenkäfer (Cetonia aurata)


Mit einer Gesamtlänge von bis zu 70 cm ist der Uhu die Der Rosenkäfer ist die einzige Art dieser Gattung in Eu-
grösste Eulenart Europas. Er besitzt abstehende Feder­ ropa. Mit seinem intensiven grünlichen Glanz gehört er zu
ohren und orange Augen. Uhus leben in einer Dauerehe den auffälligsten Käfern. Sein lateinischer Name weist auf
und sind nacht- und dämmerungsaktiv. Sie jagen Tiere von den Goldstich in seinem Panzerglanz hin. Rosenkäfer sind
Maus- bis Hasengrösse und gelegentlich auch Igel. Der Uhu in Europa von April bis September anzutreffen. Typischer-
dürfte insgesamt eine unbedeutende Rolle für die Igelbe- weise sieht man sie auf Blüten sitzen. Nektar und Pollen
stände spielen, weil sich die Verbreitungsgebiete der bei- von Heckenrosen, Holunder, Weissdorn oder anderen Blü-
den Tierarten nur im Jura und in den niedrigen Lagen im ten stehen auf ihrem Speiseplan, ebenso reife Früchte. Der
Bündnerland und Wallis überlappen. Rosenkäfer verursacht keinen Schadfrass.

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Tierische Nachbarn

Wildbienen (verschiedene Arten) Zauneidechse (Lacerta agilis)


Die meisten Wildbienen leben einsiedlerisch, also nicht Die Zauneidechse schätzt naturnahe Gärten, welche ihr
in Sozialstaaten wie die Honigbiene, und werden deshalb gute Sonnenplätze, aber auch genügend Versteckmöglich-
meistens übersehen. Sie kennen keine Brutpflege. Wildbie- keiten wie Brombeerhecken oder Holzstapel bieten und
nenweibchen bauen ihre Nester in vorhandenen oder selbst möglichst katzenfrei sind. Im Frühling stechen die Männ-
geschaffenen Hohlräumen. Jede Brutzelle wird mit einem chen in ihrem grünen Hochzeitskleid besonders hervor.
Nahrungsvorrat aus Pollen und Nektar versorgt, der von der Manchmal kann man sie sogar bei ihren Kämpfen um die
Larve verzehrt wird. Viele Wildpflanzen sind für ihre Bestäu- Weibchen beobachten. Die Zauneidechse ernährt sich von
bung auf bestimmte Wildbienen angewiesen. Umgekehrt Insekten und deren Larven, frisst teilweise aber auch Wür-
hängt das Überleben vieler Wildbienen von jenen Wildpflan- mer und Schnecken.
zen ab, auf die sie sich spezialisiert haben.

Hornisse (Vespa crabro) Blindschleiche (Anguis fragilis)


Die Hornisse ist die grösste einheimische Wespenart. Sie Blindschleichen sind glattschuppige, glänzende Echsen.
ist eine geschickte Jägerin, die bis spät in die Nacht auf die Einen grossen Teil ihres Lebens verbringt die lebend­
Jagd nach Fliegen, Wespen, Raupen etc. geht. Hornissen gebärende Blindschleiche unterirdisch. Im Sommer kann
bevorzugen warme, insektenreiche Lebensräume. Ihre Wa- man unter Brettern, Fallholz, Geröll, Stein- und Blechplat-
ben legen sie in hohlen Stämmen oder Spechthöhlen an, ten sowie in Heu-, Laub-, Kompost- und Misthaufen oftmals
aber auch in Scheunen oder Vogelnistkästen. Hornissen gleich mehrere Blindschleichen zusammen entdecken. An
sind gefährdet – in erster Linie durch den Verlust ihrer Le- solchen Plätzen stellt die Echse ungestört ihren Haupt-
bensräume wie höhlenreiche Altbäume oder blütenreiche beutetieren, kleinen Nacktschnecken und Regenwürmern
Wiesen, aber auch durch die Zerstörung der Nester. nach. Der Mensch ist, nebst Hauskatzen und Hühnern, der
grösste Feind der Blindschleiche.

Erdkröte (Bufo bufo) Hausspitzmaus (Crocidura russula)


Die Erdkröte gehört zu den anpassungsfähigeren Amphibi- Die Hausspitzmaus mit ihrer typisch spitzen Kopfform be-
en und kann im Frühling auch am Garten­teich beobachtet wohnt trockene Habitate wie Wiesen, Waldränder und
werden. Oft sieht man, wie sich die kleineren Männchen auf buschbestandene Gebiete. Manchmal findet man sie auch
dem Rücken der Weibchen festklammern. Da die Erdkröte in menschlicher Nähe, in Gärten und vereinzelt in Häusern.
als Larve für viele Tiere unbekömmlich ist, kommt sie auch Die Tiere sind Einzelgänger, die sowohl am Tag als auch in
in Teichen mit Fischen oder einer hohen Bergmolchdichte der Nacht aktiv sein können, wobei der Höhepunkt ihrer
vor. Ausserhalb der Fortpflanzungszeit findet man die Erd- Aktivität in der Dämmerung liegt. Wie der Igel ist auch die
kröte in Böschungen, Kleingehölzen und Asthaufen, von wo Spitzmaus ein Insektenfresser. Ihre Nahrung besteht vor-
sie nachts auf die Jagd nach Schnecken und Käfer geht. wiegend aus Insekten, Würmern und Weichtieren – sie ist
also kein Vorratsschädling.

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Das Igelzentrum

Wer wir sind, was wir tun Zum Weiterlesen


Beratung Lage Sachbücher
Ein Team aus Fachleuten berät Sie in allen Das Igelzentrum liegt an der Hagenholz­ Igel im Garten. Monika Neumeier. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2018.
Fragen zu Igel und Natur im Siedlungsraum. strasse 108b (Tram 10, 11 oder 12 bis Zürich Igel im naturnahen Garten. Claudia Biermann. Cadmos / AV Buch, München 2013.
Pro Jahr beantwortet das Igelzentrum rund Leutschenbach oder Bus 781 bis Zürich
­Genossenschaftsstrasse). Bilderbücher
2000 Anfragen.
Der «Igelfreundliche Garten» liegt am Ende Wie kleine Igel gross werden. Friederun Reichenstetter, Hans-Günther Döring.
Medizinische Versorgung & Igelpflege Edition Bücherbär im Verlag Arena, Würzburg 2007.
der Hinterbergstrasse in den Familien­
Im Igelzentrum werden kranke und verletzte gärten Susenberg (Tram 3 oder 5 bis Zoo, Beni im Zaubergarten. Constance de Hesselle.
Igel gratis medizinisch versorgt. Bus 39 bis Krönleinstrasse). Igelzentrum Zürich. 1. Auflage 2014.
Pro Jahr werden rund 300 Igel gepflegt. Igel – Stachlige Urtiere. Claudia Knoblach / Gregor Schöner (Illustrationen).
Verein
Lebendige Umweltbildung Benny Blu – Kinderleicht Wissen Verlag, Regensburg 2007.
Das Igelzentrum ist als Verein organisiert
Sie können das Igelzentrum oder den «Igel- und wird mit Spendengeldern betrieben. Links
freundlichen Garten» mit Ihrer Schulklasse, Die Beratung und die medizinische Versor- bioterra.ch Gartenwissen, Kurse, Adressen von Biogärtnereien
Ihrem Verein oder Ihrer Firma besuchen. gung der Igel sind kostenlos.
kompost.ch Vertiefendes Wissen übers Kompostieren
Wir kommen für einen Vortrag oder für eine Spenden stadt-zuerich.ch/kleingaerten Biologisch gärtnern – mit Positivliste
Exkursion auch gerne bei Ihnen vorbei.
Wir freuen uns über Ihre Unterstützung! birdlife.ch Vögel und Naturschutz
Pro Jahr besuchen rund 2000 Schüler und
Postkonto: 87-119136-3 karch.ch Wissenswertes über Amphibien und Reptilien
Kindergärtler das Igelzentrum.
IBAN: CH66 0900 0000 8711 9136 3 fledermausschutz.ch Fledermäuse und ihr Schutz
Öffnungszeiten Igelzentrum
stadtwildtiere.ch Meldeplattform für Tierbeobachtungen
Das Igelzentrum ist Montag–Freitag von Hagenholzstrasse 108b
zuerchertierschutz.ch Gemeinsam für den Tierschutz seit 160 Jahren
16.00–18.00 Uhr geöffnet. 8050 Zürich
wwf.ch Tierarten und ihre Lebensräume erhalten
Zu den gleichen Zeiten erreichen Sie uns Zuwendungen an den Verein Igelzentrum
Zürich sind steuerabzugsfähig. pronatura.ch Für mehr Natur, überall!
für Beratungen und Auskünfte auch telefo-
nisch unter 044 362 02 03. naturschutz.ch Das Schweizer Portal für Natur- und Umweltschutzinfos
Das Igelzentrum kennen lernen
Anfragen an info@igelzentrum.ch werden Sie möchten mehr über das sympathische Impressum Herausgeber: Igelzentrum Zürich, Ausgabe 3, Zürich 2019.
innerhalb von 24 Stunden beantwortet. Stacheltier vor Ihrer Haustür erfahren und Bildnachweis Alle Bilder stammen vom Igelzentrum oder sind frei verfügbar, ausser:
einen lebenden Igel aus der Nähe sehen? Umschlagbild / S. 26 r. / S. 28 2. Bild v. o. / S. 38 und 39: Marlen Tinner;
S. 6 o.: Eric Schweizer AG; S. 21 u.: Alena Saklakova, 123rf.com;
Dann besuchen Sie uns doch von Mai bis
S. 24 und 25 (Hintergrund) / S. 26 m.: Ethan Oelmann; S. 34 o.: Claudia Kistler/swild.ch;
Dezember an einer der zahlreichen öffentli- S. 34 m.: Wolfgang Zacharias; S. 34 u.: Berndt Fischer; S. 37 m.: Andreas Meyer.
chen, kostenlosen Veranstaltungen.

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Hagenholzstrasse 108b
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044 362 02 03
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