VDE 0100
und die Praxis
Wegweiser für Anfänger und Profis
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Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
1.1 Gesetze, Verordnungen, Vorschriften, Bestimmungen und
dergleichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
1.2 Internationale Organisationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1.3 Nationale Organisationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.4 Aufbau, Organisation und Tätigkeit der DKE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
1.4.1 Das VDE-Vorschriftenwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
1.4.2 Entstehung einer DIN-VDE-Norm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
1.4.3 Anpassung der Normen an den Stand der Technik. . . . . . . . . . . . . . . . 42
1.4.4 Widerspruchsfreiheit des VDE-Vorschriftenwerks . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
1.4.5 VDE-Prüf- und Zertifizierungswesen – VDE 0024 . . . . . . . . . . . . . . . . 43
1.4.6 Pilotfunktion und Gruppenfunktion von Normen . . . . . . . . . . . . . . . . 47
1.5 Rechtliche Stellung des VDE-Vorschriftenwerks . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
1.6 Anwendungsbereich und rückwirkende Gültigkeit von
VDE-Bestimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
1.7 Die Normen der Reihe VDE 0100 – Anwendungsbereich und
grundsätzliche Aussagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
1.8 Statistik elektrischer Unfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
1.9 Mensch und Elektrizität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
1.9.1 Stromstärke und Einwirkdauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
1.9.2 Wirkungen des elektrischen Stroms auf den menschlichen
Körper. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
1.9.3 Stromart und Frequenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
1.9.4 DC-AC-Gleichwertigkeitsfaktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
1.9.5 Körperwiderstand und Stromweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
1.9.6 Herz-Strom-Faktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
1.9.7 Verhalten bei elektrischen Unfällen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
1.10 Errichten elektrischer Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
1.11 Literatur zu Kapitel 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
2.4 Erdung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
2.5 Raumarten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
10 Inhalt
16 Schaltgeräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497
16.1 Schalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497
16.2 Steckvorrichtungen, allgemein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497
16.3 Steckvorrichtungen für industrielle Anwendung . . . . . . . . . . . . . . . . 500
16.4 Überstrom-Schutzeinrichtungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508
16.4.1 Niederspannungssicherungen – DIN EN 60269 (VDE 0636) . . . . . . 509
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25 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 913
25.1 Anhang A: Kurzschlussstrom und Leitungslänge . . . . . . . . . . . . . . . . 913
25.1.1 Kurzschlussstromberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 913
25.1.1.1 Kurzschlussstromberechnung nach DIN EN 60909-0 (VDE 0102) . 913
25.1.1.2 Beispiel zur Berechnung des kleinsten einpoligen
Kurzschlussstroms nach DIN EN 60909-0 (VDE 0102). . . . . . . . . . . . 922
25.1.1.3 Kurzschlussstromberechnung in der Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 924
25.1.1.4 Beispiele zur Kurzschlussstromberechnung in der Praxis . . . . . . . . . 928
25.1.2 Berechnung der maximal zulässigen Leitungslängen . . . . . . . . . . . . 931
25.2 Anhang B: Maximal zulässige Leitungslängen
unter Berücksichtigung des Spannungsfalls –
DIN VDE 0100 Beiblatt 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 966
25.3 Anhang C: Berechnung des k-Faktors zur
Schutzleiter-Querschnittsbestimmung – DIN VDE 0100-540 . . . . . . 970
25.3.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 970
25.3.2 Tabellen zur Ermittlung des k-Faktors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 971
25.3.3 Beispiele zur Berechnung des Schutzleiterquerschnitts . . . . . . . . . . . 974
25.3.3.1 Berechnung des k-Werts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 974
25.3.3.2 Berechnung des Schutzleiterquerschnitts in einem
TN-C-S-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 975
25.3.3.3 Berechnung des Schutzleiterquerschnitts in einem TT-System
beim Einsatz einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) . . . . . . . . 978
25.3.3.4 Berechnung des Schutzleiterquerschnitts, wenn unterschiedliche
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27 Abkürzungsübersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1025
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1035
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1 Allgemeines
• Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV)
1
28 1 Allgemeines
• Unfallverhütungsvorschrift BGV A3; seit 01.05.2014 ist dies die DGUV Vor-
schrift 3, herausgegeben vom der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
e. V. (DGUV)
• EMV-Gesetz
gleichzeitig auch ein Normenausschuss des DIN. Die DKE koordiniert die Interessen
der verschiedenen betroffenen Kreise innerhalb Deutschlands und vertritt die deut-
1
30 1 Allgemeines
schen Interessen auf regionaler und internationaler Ebene bei den europäischen
und weltweiten Normenorganisationen IEC, CENELEC und ETSI. Weiter ist sie zu-
ständig für die Umsetzung internationaler und regionaler Normen in das deutsche
Normenwerk. Die Ergebnisse der elektrotechnischen Normungsarbeit der DKE wer-
den in DIN-Normen niedergelegt und, wenn sie gleichzeitig sicherheitstechnische
Festlegungen enthalten, auch – mit VDE-Klassifikation – als VDE-Bestimmung,
VDE-Leitlinie oder als VDE-Vornorm in das VDE-Vorschriftenwerk aufgenommen.
Seit dem Jahr 2000 gibt der VDE zu bestimmten Themen auch sogenannte VDE-
Anwendungsregeln heraus.
DIN: Deutsches Institut für Normung
Unter Federführung des DIN werden in über hundert Normenausschüssen für
fast alle technischen und naturwissenschaftlichen Bereiche Normen erarbeitet,
die als „Deutsche Normen“ herausgegeben werden. Zu erwähnen ist in diesem
Zusammenhang auch das „Deutsche Informationszentrum für technische Regeln“
(DITR) im DIN, das die Aufgabe hat, alle in Deutschland geltenden technischen
Regeln in einem Gesamtverzeichnis zusammenzufassen.
VDE: Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V.
Der VDE ist ein nach dem BGB eingetragener Verein. Er wurde am 22.01.1893
in Berlin gegründet.
Der VDE hat rund 36 000 persönliche und korporative Mitglieder (Unternehmen,
Institutionen), die regional in 29 Bezirksvereinen organisiert sind, und ist einer
der größten technisch-wissenschaftlichen Vereine Europas.
1
32
Fachbereich 1 Fachbereich 2 Fachbereich 3 Fachbereich 4 Fachbereich 5
Allgemeine Allgemeine Sicherheit; Betriebsmittel der Betriebsmittel der Geräte für Haushalt
Elektrotechnik, Planen, Errichten Energietechnik Stromversorgung, und ähnliche Zwecke,
Werkstoffe der und Betreiben von Nachrichtenkabel Installationstechnik
Elektrotechnik, elektrischen Energie-
Umweltschutz versorgungsanlagen
Technischer Technischer Technischer Technischer Technischer
Beirat 1 Beirat 2 Beirat 3 Beirat 4 Beirat 5
Sachgebiete: Sachgebiete: Sachgebiete: Sachgebiete: Sachgebiete:
1.1 Begriffe, Zeichen und 2.1 Allgemeine 3.1 Drehende elektrische 4.1 Kabel und Leitungen 5.1 Geräte für Haushalt
Bezeichnungen Sicherheitsfragen Maschinen 4.2 Freileitungen und ähnliche Zwecke
1.2 Hochstrom- und 2.2 Errichten und Betrieb 3.2 Transformatoren und 4.3 NS- und HS-Schalt- 5.2 Leuchten, Lampen
Hochspannungs- 2.3 Einrichten und Be- Drosselspulen geräte und -anlagen und Zubehör
technik trieb von elektrischen 3.3 Leistungselektronik 5.3 Elektrische Geräte
4.4 Überspannungs-
1.3 Umgebungs- Anlagen zum Einsatz 3.4 Starkstrom- ableiter und Anlagen für die
bedingungen und unter Sonderbedin- Kondensatoren Landwirtschaft
Zuverlässigkeit gungen 4.5 Isolatoren
3.5 Elektrische Fahr- 5.4 Installationstechnik
1.4 Nanotechnologie 2.4 Explosions- und 4.6 Zähler
zeuge und ihre
1.5 Nicht belegt schlagwetter- Betriebsmittel 4.7 Wandler
geschützte Betriebs-
1.6 Nicht belegt mittel 3.6 Elektro-Schweiß-
1.7 Magnetische anlagen, industrielle
2.5 Blitzschutzanlagen Elektrowärme
Werkstoffe
2.6 Liberalisierung des 3.7 Stromquellen
1.8 Isolierstoffe elektrischen Energie-
1.9 Umweltschutz und markts 3.8 Turbinen
Nachhaltigkeit
1 Allgemeines
Tabelle 1.1 Einteilung der Fachbereiche (Auszug aus DKE-Organisationsplan; Stand 2014-07-06)
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Tabelle 1.1 (Fortsetzung) Einteilung der Fachbereiche (Auszug aus DKE-Organisationsplan; Stand 2014-07-06)
33
1
1
34 1 Allgemeines
Die angegebenen Gruppentitel sind dem technischen Wandel bzw. dem heutigen
Sprachgebrauch angepasst.
In der Zeit von 1979 bis 1984 wurden VDE-Bestimmungen, die auch gleichzeitig
DIN-Normen waren, doppelt nummeriert. In einer Kopfleiste standen jeweils eine
fünfstellige DIN-Nummer (in der Regel „57“ für die ersten beiden Ziffern) und
zusätzlich noch eine vierstellige VDE-Nummer (die „0“ als erste Ziffer), wobei
jedoch die letzten drei Ziffern bei beiden Nummern gleich waren.
Beispiel:
• DIN 57105 Teil 1:1983-07 als DIN-Bezeichnung
• VDE 0105 Teil 1:1983-07 als VDE-Bezeichnung
In das Normenverzeichnis wurde dann z. B. die kombinierte Nummer DIN 57105
Teil 1/VDE 0105 Teil 1/07.83 aufgenommen. Diese Bezeichnung war auch beim
Zitieren zu verwenden.
Seit 1985 wurde als wesentliche Vereinfachung nur noch die vierstellige VDE-
Nummer verwendet, d. h., die doppelte Kennzeichnung entfiel, und jede VDE-
Bestimmung oder VDE-Leitlinie hatte nur noch eine Kopfleiste. Die neue Be-
nummerung ist somit z. B. DIN VDE 0211/Dezember 1985. Zitiert und in das
Normenverzeichnis aufgenommen wird jetzt nur noch DIN VDE 0211:1985-12.
Dieses Benummerungssystem gilt seit Anfang 1986 generell, d. h. auch für VDE-
Bestimmungen, die bisher nur eine VDE-Nummer trugen.
Beispiel:
bisher: VDE 0510/1.77
neu: DIN VDE 0510:1977-01
Durch diese vereinfachte Benummerung ist nicht mehr zu erkennen, ob eine VDE-
Bestimmung mit oder ohne den Zusatz „DIN“ erschienen ist.
Abweichend von den getroffenen Festlegungen gibt es folgende Ausnahmen:
Da neue Normen außer der DIN VDE-Nummer auch als EN-Norm oder als HD
nummeriert sind und häufig einer IEC-Publikation entsprechen, also unter Um-
ständen drei voneinander unabhängige Nummern tragen, wurden von der DKE
Regeln erarbeitet, wie diese Normen künftig einheitlich zu kennzeichnen und zu
zitieren sind. Ab 1993 ist festgelegt:
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Beim Zitieren wird dann nur DIN VDE 0298-4:2003-08 oder VDE 0298-4:
2003-08 angegeben.
1
1.4 Aufbau, Organisation und Tätigkeit der DKE 37
Zusammenfassend kann man nach VDE 0022 folgende Regeln bei der Art von
Verweisen auf VDE-Normen unterscheiden:
Ein neues Layout für Normen und Normentwürfe usw. wurde zum 01. Januar 2004
eingeführt. Die neu gestaltete Titelseite zeigt im bisherigen Titelfeld nur noch
die Benummerung der Norm. Der Titel der Norm wird auf dem Deckblatt, etwa
in Seitenmitte, nacheinander in deutscher, englischer und französischer Sprache
angegeben. Daneben werden auf der Titelseite noch die ICS-Nummer, die Ersatz-
vermerke, der Gesamtumfang, der Anwendungswarnvermerk bei Entwürfen und
die Träger der Norm angegeben. Bild 1.1 zeigt ein Beispiel.
Ab 01.04.2005 wird auch die Schreibweise der VDE-Nummer, entsprechend den
Festlegungen in DIN 820-11 „Normungsarbeit; Gestaltung von Normen mit si-
cherheitstechnischen Festlegungen, die VDE-Bestimmungen oder VDE-Leitlinien
sind“, in der Art geändert, dass das Wort „Teil“ durch einen Bindestrich ersetzt
wird. So wird zum Beispiel aus DIN VDE 0636-201 (VDE 0636 Teil 201) die Be-
zeichnung DIN VDE 0636-201 (VDE 0636-201), wie in Bild 1.1 auch gezeigt. Die
neue Schreibweise wird auch bei der Angabe von VDE-Bestimmungen verwendet,
die noch die alte Nummerierung tragen. In Normen wird fast immer auf andere
Normen Bezug genommen oder darauf verwiesen. Zu der dabei angewandten
Verweistechnik ist zu bemerken:
zieht sich die Verweisung immer auf die Ausgabe der Norm, auf die Bezug
genommen wurde.
1
38 1 Allgemeines
Diese Norm ist zugleich eine VDE-Bestimmung im Sinne von VDE 0022. Sie ist nach
Durchführung des vom VDE-Präsidium beschlossenen Genehmigungsverfahrens unter
der oben angeführten Nummer in das VDE-Vorschriftenwerk aufgenommen und in der
„etz Elektrotechnik + Automation“ bekannt gegeben worden.
Niederspannungssicherungen –
Teil 2: Zusätzliche Anforderungen an Sicherungen zum Gebrauch durch
Elektrofachkräfte bzw. elektrotechnisch unterwiesene Personen
(Sicherungen überwiegend für den industriellen Gebrauch) –
Beispiele für genormte Sicherungssysteme A bis J
(IEC 60269-2:2010, modifiziert);
Deutsche Fassung HD 60269-2:2010
Low-voltage fuses –
Part 2: Supplementary requirements for fuses for use by authorized persons (fuses mainly for
industrial application) –
Examples of standardized systems of fuses A to J
(IEC 60269-2:2010, modified);
German version HD 60269-2:2010
Gesamtumfang 91 Seiten
© DIN Deutsches Institut für Normung e. V. und VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. Preisgr. 48 K
Jede Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des DIN, Berlin, und VDE-Vertr.-Nr. 0636041
des VDE, Frankfurt am Main, gestattet.
Einzelverkauf und Abonnements durch VDE VERLAG GMBH, 10625 Berlin
Einzelverkauf auch durch Beuth Verlag GmbH, 10772 Berlin
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Bild 1.1 Titelseite (Deckblatt) einer DIN-VDE-Norm ab Januar 2004 für das Layout und ab
April 2005 für die Schreibweise der VDE-Nummer
1
1.4 Aufbau, Organisation und Tätigkeit der DKE 39
Die Kopfzeilen und die Benummerung zeigen den Status einer VDE-Bestimmung
auf und geben an, ob eine VDE-Bestimmung aus der internationalen, regionalen
oder nationalen Arbeit stammt. So zeigt die Kopfzeile auch, ob sie als EN oder
HD in das Deutsche Normenwerk überführt wurde. Neben der DIN-Nummer ist
dabei die VDE-Klassifikation im Kopfteil einer Norm eine wichtige Aussage. Im
Kopfteil einer Norm ist auch das Erscheinungsdatum platziert.
Bis zum 31.12.2003 wurde auch der Titel der Norm (in deutscher Sprache) im
Kopfteil angegeben. Weitere wichtige Angaben wie
• ICS-Nummer
• Ersatzvermerk
• Titel und Untertitel in englischer und französischer Sprache
• Warnhinweis zur Vervielfältigung
• Aussagen über internationale und regionale Zusammenhänge
• Anzeige von Entwurfsveröffentlichungen
• Anzeige von Pilotfunktionen
sind auf dem Deckblatt einer VDE-Bestimmung angegeben. Bild 1.1 zeigt einige
Beispiele für Kopfzeilen von VDE-Bestimmungen, die aber keinen Anspruch auf
Vollständigkeit erheben können.
Die Kriterien für die Durchführung der Normung sind in DIN 820 und
VDE 0022:2008-08 festgelegt. Wenn einem Normungsvorhaben zugestimmt
1
40 1 Allgemeines
Die ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Fachgremien werden von den oben ge-
nannten Verbänden und Institutionen sowie von vielen weiteren Vertretungen
von Fachkreisen vorgeschlagen und von der DKE berufen.
Das beauftragte
erarbeitet – betreut durch einen Referenten der DKE – nun einen Text der neuen
oder zu überarbeitenden Norm als Entwurf, der der Öffentlichkeit zur Stellung-
nahme vorgelegt wird. Bis Ende 2001 wurden Entwürfe und Vornormen auf
farbigem Papier herausgegeben. Ein auf „gelbem Papier“ gedruckter Entwurf
hatte lediglich nationale Bedeutung, während ein Entwurf auf „rosa Papier“ der
regionalen oder internationalen Arbeit (CENELEC, IEC) entstammte. Eine Vornorm
wurde auf „blauem Papier“ gedruckt. Seit Januar 2002 werden VDE-Bestimmungen
und Normen nicht mehr auf farbigem Papier herausgegeben. Normen, Vornormen,
Entwürfe usw. werden generell auf weißem Papier gedruckt.
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Eine Sonderstellung nimmt ein „Entwurf mit Ermächtigung“ ein. Bei einem sol-
chermaßen gekennzeichneten Entwurf hat das zuständige Komitee/Unterkomitee
1
1.4 Aufbau, Organisation und Tätigkeit der DKE 41
anträge die Überprüfung einer Norm vorgenommen. Dabei sind die beschriebenen
Verfahrensregeln einzuhalten.
1
1.4 Aufbau, Organisation und Tätigkeit der DKE 43
Benennung Anwendung
VDE-Gutachten Gutachtliche Prüfung nach VDE-Bestimmungen oder anderen aner-
kannten Regeln der Technik. Das Gutachten enthält das Ergebnis der
vollständigen Prüfung nach der jeweils gültigen Prüfbestimmung.
VDE-Informations- Prüfung auf einzelne Abschnitte von VDE-Bestimmungen, anderen
prüfung Regeln der Technik oder vom Hersteller vorgegebenen Regeln.
Der Prüfbericht dient der „Information des Antragstellers“.
Konformitätsprüfung Prüfung zur Bestätigung der Konformität nach den Richtlinien der EU.
nach Richtlinien Der Antragsteller erhält eine Konformitätsbescheinigung, z. B. eine
der EU Baumusterprüfbescheinigung.
CB-Zertifikat Zertifikat für Installationsmaterial, Komponenten und Geräte nach
IEC-Normen.
CCA-Mitteilung Zertifikat für Installationsmaterial, Einzelteile und Geräte nach Euro-
von Prüfergebnissen päischen Normen oder Harmonisierungsdokumenten.
Konformitäts- Zertifikat für die Sicherheit elektrotechnischer Erzeugnisse nach den Richt-
bescheinigung linien der EU; Systeme nach Anhängen einschlägiger Richtlinien der EU und
deren Umsetzung in nationales Recht und nach Zertifizierungsverfahren.
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Tabelle 1.3 Gutachten und Zertifikate durch das Prüf- und Zertifizierungsinstitut
1
46 1 Allgemeines
Geprüft wird in der Regel nach den Prüfbestimmungen einer VDE-Norm oder
nach den Bestimmungen von anderen allgemein anerkannten Regeln der Technik,
wie Europäische Normen, Harmonisierungsdokumente oder IEC-Publikationen. In
Sonderfällen kann ein Komitee auch einen Normenentwurf ermächtigen, wobei
dann – bereits nach dem Text des Norm-Entwurfs – geprüft und ein VDE-Zeichen
vergeben werden kann. Zu den Erzeugnissen, für die ein VDE-Zeichen erteilt
werden kann, gehören z. B. Installationsmaterial, Bauelemente und Baugruppen
der Elektronik, Komponenten, Kabel und isolierte Leitungen, Geräte, Leuchten,
Medizinprodukte, persönliche Schutzausrüstungen, Maschinen und Anlagen,
soweit VDE-Bestimmungen im Sinne von VDE 0022 oder andere allgemein aner-
kannte Regeln der Technik vorliegen oder sinngemäß angewandt werden können.
Der Vollständigkeit halber sollen auch noch einige wichtige weitere Prüfzeichen
angegeben werden (Tabelle 1.4).
ETL SEMKO
Electrosuisse
SEV Verband für Elektro-, Energie- und Informationstechnik
Russland
Weißrussland
Korea
Polen
China
Argentinien
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Eine Norm mit Pilotfunktion oder Gruppenfunktion hat deshalb folgende Ziel-
setzung:
• die sachliche Übereinstimmung von Normen auf Gebieten, die in der Nor-
mungsarbeit mehrerer Arbeitsgremien von Bedeutung sind, sicherzustellen
und so sich widersprechende Festlegungen sowie Doppelarbeit zu vermeiden
• den sachlichen Zusammenhang des Normungssystems durchsichtiger zu
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machen, zu straffen und damit auch die Kompatibilität der Normen zu ver-
bessern
1
48 1 Allgemeines
Beispiele:
DIN EN 61140 (VDE 0140-1):2007-03
„Schutz gegen elektrischen Schlag – Gemeinsame Anforderungen für Anlagen
und Betriebsmittel“
Nationales Vorwort: Diese Norm ist eine Sicherheitsgrundnorm zum Schutz
gegen elektrischen Schlag.
DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2007-06
„Errichten von Niederspannungsanlagen – Schutzmaßnahmen – Schutz gegen
elektrischen Schlag“
Einleitung: Diese Norm hat nach IEC-Leitfaden 104 den Status einer Gruppen-
sicherheitsnorm (GSP) für den Schutz gegen elektrischen Schlag.
DIN VDE 0100-540 (VDE 0100-540):2007-06
„Errichten von Niederspannungsanlagen – Auswahl und Errichtung elektrischer
Betriebsmittel – Erdungsanlagen, Schutzleiter und Schutzpotentialausgleichs-
leiter“
Nationales Vorwort: Diese Norm ist eine Sicherheitsgrundnorm zum Schutz
gegen elektrischen Schlag.
Beispiel: (Originalzitat)
DIN VDE 0100-430:2010-10 „Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 4-43:
Schutzmaßnahmen –Schutz bei Überstrom“
Anwendungsbeginn dieser Norm ist 2010-10-01.
Daneben darf DIN VDE 0100-430:1991-11 noch bis 2013-03-01 angewendet
werden.
Der Anwendungsbereich (sachlicher Geltungsbereich) gibt an, für welche Berei-
che, Anlagen, Betriebe und Betriebsarten die entsprechende Bestimmung gilt.
Oft werden außerdem die Bereiche, Anlagen oder Betriebe ausdrücklich genannt,
für die die Bestimmung nicht gilt oder nur bedingt unter Berücksichtigung von
Zusatzanforderungen anwendbar ist.
Beispiel: (Originalzitat)
DIN VDE 0100-701 (VDE 0100-701):2008-10 „Errichten von Niederspannungs-
anlagen – Teil 7-701: Anforderungen für Betriebsstätten, Räume und Anlagen
besonderer Art – Räume mit Badewanne oder Dusche“
701.1 Anwendungsbereich
Die besonderen Anforderungen dieses Teiles von DIN VDE 0100 (VDE 0100) sind
anzuwenden auf elektrische Anlagen in Räumen mit fest errichteter Badewanne
oder fest errichteter Dusche, die dem Baden und/oder Duschen von Personen
dienen, und für die umgebenden Bereiche, die in dieser Norm beschrieben sind.
Anmerkung: Räume im Sinne dieser Norm sind von Wänden, Böden und Decken
umschlossene Teile von Gebäuden oder Ähnlichem, z. B. Caravans oder Dusch-
container.
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Anmerkung 1: Für Räume mit Badewanne oder Dusche zur medizinischen Be-
handlung können besondere Anforderungen notwendig sein.
1
52 1 Allgemeines
Anlagen, bei Änderung der Raumart und/oder Änderung der Nutzung oder wenn
eine Anpassungsforderung in einer Bestimmung aufgenommen ist.
1
1.7 Die Normen der Reihe VDE 0100 – Anwendungsbereich und Aussagen 53
• Wohnungsanwesen
• Gewerbeanwesen
• öffentliche Anwesen
• Industrieanwesen
• landwirtschaftliche und gartenbauliche Anwesen
• Fertighäuser
• Caravans, Campingplätze und ähnliche Plätze
• Baustellen, Ausstellungen, Messen und andere vorübergehend errichtete
Anlagen
• Marinas
• nicht öffentliche Beleuchtungsanlagen im Freien und ähnliche Anlagen
• medizinisch genutzte Bereiche
• bewegliche oder transportable elektrische Anlagen
• Photovoltaikanlagen
• Niederspannung-Stromerzeugungsanlagen
Anmerkung: Der Begriff „Anwesen“ beinhaltet das Grundstück und alle darauf
befindlichen Einrichtungen, z. B. Gebäude.
Außerdem ist die Norm DIN VDE 0100 für folgende Anlagen und Bereiche an-
zuwenden:
In den verschiedenen Teilen der Gruppe 400 bis 600 sind die allgemein für elek-
trische Anlagen gültigen Forderungen wie „Schutzmaßnahmen“ (Gruppe 400),
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Die Teile der Gruppe 700 – Anforderungen für Betriebsstätten, Räume und Anla-
gen besonderer Art – enthalten in der Regel zusätzlich geltende Forderungen. Für
diese Betriebsstätten, Anlagen und Räume gelten neben den Anforderungen, die in
den Teilen der Gruppen 400 bis 600 beschrieben sind, noch zusätzliche Anforde-
rungen, die in den verschiedenen Teilen der Gruppe 700 enthalten sind. Wichtige
Teile sind zum Beispiel (Titel nur in Kurzform, Aufzählung nicht vollständig):
• Teil 701 Baderäume
• Teil 702 Schwimmbäder
• Teil 703 Saunen
• Teil 704 Baustellen
• Teil 705 Landwirtschaftliche und gartenbauliche Betriebsstätten
• …
• Teil 710 Medizinisch genutzte Räume
• Teil 711 Ausstellungen, Shows und Stände
• Teil 712 Solar-Photovoltaik(PV)-Stromversorgungssysteme
• Teil 714 Beleuchtungsanlagen im Freien
• Teil 718 Bauliche Anlagen für Menschenansammlungen
• Teil 721 Caravans, Boote und Jachten
• Teil 722 Stromversorgung von Elektrofahrzeugen
• Teil 737 Feuchte und nasse Bereiche und Anlagen im Freien
• Teil 739 Zusätzlicher Schutz bei direktem Berühren in Wohnungen
• …
• Teil 753 Fußboden- und Decken-Flächenheizungen
Für eine Reihe von Anlagen, die mit Niederspannung betrieben werden, gilt
DIN VDE 0100 nicht, da die Forderungen in besonderen Bestimmungen enthal-
ten sind. Hierzu gehören zum Beispiel (Titel nur in Kurzform, Aufzählung nicht
vollständig):
• DIN VDE 0108 Sicherheitsbeleuchtungsanlagen
• DIN VDE 0113 Sicherheit von Maschinen
• DIN VDE 0118 Anlagen im Bergbau unter Tage
• DIN VDE 0165 Anlagen in gasexplosionsgefährdeten Bereichen
Außerdem gilt DIN VDE 0100 nicht für:
• elektrische Bahnanlagen (einschließlich Fahrzeuge und Signaltechnik)
• elektrische Betriebsmittel von Kraftfahrzeugen (einschließlich Elektroautos)
• elektrische Anlagen an Bord von Schiffen sowie auf beweglichen und fest
verankerten Plattformen vor Küsten (z. B. Bohr- und Förderplattformen)
• elektrische Anlagen von Flugzeugen
• öffentliche Beleuchtungsanlagen, die Teil des öffentlichen Versorgungsnetzes
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sind
Anmerkung: Für andere Beleuchtungsanlagen im Freien gilt DIN VDE 0100-714.
1
1.8 Statistik elektrischer Unfälle 55
• Sonstige
1
56 1 Allgemeines
650 650
600 TWh
550 550
Anzahl der tödlichen Elektrounfälle
500 500
450 Stromerzeugung 450
400 tödliche Unfälle 400
Stromerzeugung
350 350
300 300
250 250
200 200
150 150
100 100
50 50
0 0
1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
140
Wohnungen
120 Gewerbe
Sonstige
100 Männer
Frauen
80
Anzahl
60
40
20
0
1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2011
Die unter „Sonstige“ genannten Unfälle enthalten Unfälle mit Angabe des Un-
fallorts, die nicht den Unfällen in Wohnungen oder in gewerblichen bzw. indus-
triellen Betrieben zuzuordnen sind (z. B. Unfälle in Krankenhäusern, Schulen,
öffentlichen Gebäuden, Landwirtschaft und dgl.), und Unfälle ohne Angabe des
Unfallorts. Es fällt auf, dass die Zahl der tödlichen Unfälle im Wohnbereich in
den letzten Jahren vor 1990 deutlich höher liegt als die Zahl der tödlichen Unfälle
in Gewerbe und Industrie. Die Analyse der Unfälle zeigt, dass die Zahl tödlicher
Elektrounfälle von Frauen in den letzten Jahren nahezu konstant blieb (etwa
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zehn Unfälle/Jahr, für die letzten zehn Jahre); die Unfälle passierten überwie-
gend im Haushalt. Von Bedeutung ist hierbei die Häufung der Unfälle im Bereich
1
1.9 Mensch und Elektrizität 57
„Küche“, „Baderaum“ und „Freizeit“ (Hobby). An den genannten Orten liegt häufig
eine erhöhte Gefährdung vor, weil Erdpotential großflächig berührt werden kann.
In „Küchen“ ist als Unfallschwerpunkt die Reparatur von Elektrogeräten durch
Laien sowie die Beschädigung von Unterputzleitungen zu erkennen. Im Bereich
„Bad“ werden Unfälle hauptsächlich durch die Verwendung von Elektrogeräten
in der Badewanne verursacht.
Es wird die Aufgabe der entsprechenden Fachgremien sein, aus der Unfallforschung
weitere Konsequenzen zu ziehen und so zunächst für die Bereiche „Haushalt“ und
„Freizeit“ ein künftig höheres Sicherheitsniveau als bisher zu schaffen.
Der elektrische Strom bewirkt beim Fließen durch den menschlichen Körper phy-
sikalische, chemische und physiologische Wirkungen.
Physikalische und chemische Wirkungen:
Physiologische Wirkungen:
• Muskelkontraktion
• Nervenerschütterungen
• Muskelverkrampfungen (Erstickungsgefahr)
• Blutdrucksteigerung
• Herzstillstand
• Herzkammerflimmern
Schon lange beschäftigen sich Mediziner und Ingenieure damit, die Wirkungen
des Stroms auf den menschlichen Körper zu analysieren und gefährliche Grenzen
aufzuzeigen. Besonders in den letzten Jahren wurden die Untersuchungen weltweit
forciert. So hat z. B. die Arbeitsgruppe TC 64/WG 4 der IEC die Aufgabe erhalten,
die in elektropathologischer Sicht notwendigen Schutz- und Sicherheitsbedürf-
nisse für Mensch und Tier zu untersuchen. Bei diesen Untersuchungen wurden
alle maßgebenden Arbeiten aus diesem Gebiet beachtet und ausgewertet, wobei
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besonders die Faktoren und Größen, die die Gefährdung von Mensch und Tier
bestimmen, untersucht wurden.
1
58 1 Allgemeines
Längsdurchströmung
Strom, der längs durch den menschlichen Körper fließt, z. B. von einer Hand zu
den Füßen.
Querdurchströmung
Strom, der quer durch den menschlichen Körper fließt, z. B. von Hand zu Hand.
Körperinnenimpedanz
Impedanz zwischen zwei Elektroden in Berührung mit zwei Teilen des mensch-
lichen Körpers bei Vernachlässigung der Hautimpedanz. Sie kann überwiegend
als ohmsch angenommen werden und hängt hauptsächlich vom Stromweg ab.
Der Einfluss der Größe der Berührungsfläche ist gering.
Hautimpedanz
Impedanz zwischen einer auf der Haut aufliegenden Elektrode und dem darunter
liegenden leitfähigen Gewebe. Sie ist abhängig von der Spannung, der Durchströ-
mungsdauer, der Berührungsfläche, dem Kontaktdruck, der Feuchte der Haut und
dem Hauttyp. Bei niedrigen Berührungsspannungen ändert sich die Hautimpe-
danz stark mit den übrigen Einflussgrößen, bei höheren Berührungsspannungen
sinkt die Hautimpedanz beträchtlich und wird vernachlässigbar, wenn die Haut
durchschlägt. Mit steigender Frequenz sinkt die Hautimpedanz.
Gesamtkörperimpedanz
Vektorielle Summe der Körperinnenimpedanz und der Hautimpedanz. Sie besteht
aus Ohm’schen und kapazitiven Komponenten. Bild 1.12 zeigt als Beispiel die
Gesamtkörperimpedanz ZT in Abhängigkeit von der Berührungsspannung UT
bei AC 50/60 Hz und trockener Haut, einem Stromweg von Hand zu Hand und
Werte, die von 5 %, 50 % und 95 % aller Menschen nicht überschritten werden.
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1
1.9 Mensch und Elektrizität 59
Wahrnehmbarkeitsschwelle
Minimalwert des Berührungsstroms, der von einer durchströmten Person noch
wahrgenommen wird.
Reaktionsschwelle
Minimalwert des Berührungsstroms, der unbeabsichtigte Muskelkontraktionen
bewirkt.
Die Wahrnehmbarkeitsschwelle und die Reaktionsschwelle (Linie a in Bild 1.4)
hängen hauptsächlich von der Berührungsfläche, den Berührungsbedingungen
(Trockenheit, Feuchte, Temperatur) und den individuellen physiologischen Eigen-
schaften des Menschen ab.
Loslassschwelle
Maximalwert des Berührungsstroms, bei dem eine Person, die die Elektroden hält,
noch loslassen kann.
Die Loslassschwelle (Linie b in Bild 1.4) hängt bei Wechselstrom von der Berüh-
rungsfläche, der Form und Größe der Elektroden sowie von den individuellen
physiologischen Eigenschaften des Menschen ab. Bei Gleichstrom gibt es keine
festlegbare Loslassschwelle, lediglich der Beginn und die Unterbrechung des Stroms
führen zu schmerzhaften und krampfartigen Muskelkontraktionen.
Schwelle des Herzkammerflimmerns
Minimalwert des Berührungsstroms, der Herzkammerflimmern bewirkt.
Die Schwelle für Herzkammerflimmern hängt sowohl von den physiologischen
Eigenschaften des Menschen (Aufbau des Körpers, Zustand der Herzfunktion) als
auch von den elektrischen Einflüssen (Einwirkungsdauer, Stromweg, Stromstärke)
ab. Die Kurven c1 bis c3 in Bild 1.4 zeigen die Wahrscheinlichkeit des Herzkam-
merflimmerns auf.
Vulnerable Phase
Bild 1.8 zeigt das Elektrokardiogramm (EKG) mit dem Bewegungsablauf eines
Herzschlags. Der Aufbau der T-Zacke wird als vulnerable Phase bezeichnet.
Sie überdeckt einen kleinen Teil (etwa 10 %) des Herzzyklusses, bei dem sich das
Herz in einem inhomogenen Zustand der Erregbarkeit befindet und Herzkammer-
flimmern auftritt, wenn es durch einen Strom genügender Größe erregt wird.
Die über den menschlichen Körper fließenden Ströme dürfen – hinsichtlich mög-
licher Schäden – nicht nur nach ihrer Stromstärke betrachtet werden; gleichzei-
tig ist auch die Dauer des Stromflusses wichtig. Der in einem Muskel (Nerven,
Blutbahnen) fließende Strom ruft in diesem eine Kontraktion hervor, wenn ein
bestimmter Wert (Reizwert oder Schwellenwert genannt) überschritten wird. Die
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Wirkungen des elektrischen Stroms auf den menschlichen Körper sind nicht bei
allen Menschen gleich (vergleiche Grenzwerte des Körperwiderstands). Alle Aussa-
1
60 1 Allgemeines
gen hierüber sind deshalb nur als Mittelwerte zu betrachten. Die mittleren unteren
Grenzwerte (Schwellenwerte) nach Dr. Hauf, Freiburg, sind bei Wechselstrom mit
einer Frequenz von 50 Hz bis 60 Hz:
Dies sind, wie erwähnt, untere Grenzwerte; die Mittelwerte liegen um 50 % höher.
Die Auswertung aller wichtigen Untersuchungen, die von der IEC durchgeführt
und veröffentlicht wurden, geben Mittelwerte hinsichtlich der Stromstärke und
Zeitdauer sowie die zu erwartenden Schädigungen an. Bild 1.4 und Bild 1.5
gelten für Körperlängsdurchströmungen bei Stromfluss von der linken Hand zu
beiden Füßen. Die Grenzkurven gelten unabhängig vom Alter und Gewicht der
Personen; es wird lediglich ein normaler Gesundheitszustand vorausgesetzt. Die
Kurven gelten also auch für Kinder.
Das Bild 1.4 und die oben erwähnten Grenzwerte stammen aus verschiedenen
Quellen; sie stimmen deshalb nicht unmittelbar überein. Außerdem stammen
Dr. Hauf ’s Angaben aus den frühen 1960er-Jahren, während Bild 1.4 auf den
neuesten Forschungsergebnissen beruht.
Zu den verschiedenen Bereichen, die in Bild 1.4 (Wechselspannung von 15 Hz bis
100 Hz) und Bild 1.5 (Gleichspannung) dargestellt sind, ist zu bemerken:
a b c1 c2 c 3
10 000
ms AC-4-1
5000 AC-4-2
AC-4-3
2000
Durchströmungsdauer t
1000
500
AC-1 AC-2 AC-3 AC-4
200
100
50
20
10
Körperstrom I
Bild 1.4 Wirkungsbereiche von Körperströmen bei Wechselstrom;
Effektivwerte bei 15 Hz bis 100 Hz
(Quelle: DIN IEC/TS 60479-1 (VDE V 0140-479-1):2007-05)
a b c1 c2 c3
10000
ms DC-4-1
5000 DC-4-2
DC-4-3
2000
Durchströmungsdauer t
1000
500
DC-1 DC-2 DC-3 DC-4
200
100
50
20
10
0,1 0,2 0,5 1 2 5 10 20 50 100 200 500 1000 mA 10000
Körperstrom I
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80
mA/mm2
70
60
3 Verkohlung der Haut
50
Stromdichte J
40
30
2 Strommarken
20
Bild 1.6 Abhängigkeit der Veränderungen der menschlichen Haut von der Stromdichte J und der
Durchströmungsdauer t
(Quelle: DIN IEC/TS 60479-1 (VDE V 0140-479-1):2007-05)
Hauptaufgabe des Herzens ist es, den Blutkreislauf aufrechtzuerhalten. Das Herz
(Bild 1.7) besteht aus vier hintereinander liegenden, vom Blut durchströmten
Kammern.
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Von den Venen gelangt das dunkle, mit Kohlendioxid angereicherte Blut zunächst
in den rechten Vorhof und von dort in die rechte Herzkammer. Von dort fließt das
1
64 1 Allgemeines
1 2
2 3
1 Sinusknoten
2 Kammern
3 Atrioventrikular-Knoten
R R
T
P P
Q S vulnerable Phase Q
|0,15 s
Systole Diastole
Periode
0,75
Blut zur Lunge, wird dort mit Sauerstoff angereichert und gelangt – inzwischen
hellrot geworden – zum linken Vorhof und dann über die linke Herzkammer
durch die Arterien wieder in den Körper. Der Bewegungsablauf, d. h. das jeweils
gleichzeitige Zusammenziehen der beiden Vorhöfe und der beiden Kammern, ist
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EKG
elektrischer Schlag mit
Herzkammerflimmern
120
mm Hg
Blutdruck
40
0
t
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Bild 1.9 EKG und Blutdruck beim normalen Herzschlag und bei Herzkammerflimmern
1
66 1 Allgemeines
Beispiele:
10 kHz Reizstromtherapie (Lähmungsbehandlungen)
500 kHz Diathermie (Wärmewirkungen im Körper)
10 MHz Kurzwellenbehandlung
300 MHz Mikrowellenbehandlung
U TI
I (1.1)
R0
mit
Î Einschaltstrom in A
UTI Berührungsspannung, Momentanwert in V
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R0 Körperanfangswiderstand in :
1
1.9 Mensch und Elektrizität 67
300
V
250
200
150
UL DIN VDE 0800
100
50
0
5 10–1 2 5 100 2 5 101 2 5 102 kHz 5
f
Bild 1.10 Zulässige Berührungsspannung in Abhängigkeit von der Frequenz
5
4
3
Frequenzfaktor
1
50 100 200 500 1000 2000 Hz 10 000
f
Bild 1.11 Frequenzfaktor für Flimmer-, Wahrnehmbarkeits- und Loslassschwelle
1.9.4 DC-AC-Gleichwertigkeitsfaktor
Der Gleichstrom-Wechselstrom-Gleichwertigkeitsfaktor gibt das Verhältnis
von Gleichstrom zu dem entsprechenden Wechselstrom (Effektivwert) an, das die
gleiche Wahrscheinlichkeit hat, Herzkammerflimmern auszulösen. Es gilt
I DC-Flimmern
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k (1.2)
I AC-Flimmern
1
68 1 Allgemeines
I DC-Flimmern 180 mA
k 1,8
I AC-Flimmern 100 mA
Bei sehr kleinen Spannungen ist die Hautbeschaffenheit (Hautimpedanz Zp) be-
sonders wichtig, da die Haut als Isolator wirkt. Bei höheren Spannungen wird die
Haut durchschlagen, wobei dann nur noch der innere Körperwiderstand (Körper-
innenimpedanz Zi) maßgebend ist. Der Isolationsdurchschlag der Haut beginnt
je nach Hautbeschaffenheit bei etwa 20 V (Minimalwert) und liegt bei horniger
Haut bei etwa 200 V. Nach dem Spannungsdurchbruch durch die Haut steht dem
Strom nur noch der innere Widerstand des menschlichen Körpers gegenüber. Er
ist nahezu konstant und liegt bei etwa 750 : (Mittelwert, der für AC und DC
gilt). Der Maximalwert der Körperimpedanz ist bei dicker, horniger, trockener
Haut zu erwarten, der Minimalwert bei dünner, feuchter Haut (nahezu innerer
Körperwiderstand).
Bild 1.12 zeigt die Gesamtkörperimpedanz ZT eines Kollektivs von Untersu-
chungspersonen (Erwachsene mit einem Körpergewicht von mindestens 50 kg)
unter folgenden Bedingungen:
• Stromweg von der linken Hand zur rechten Hand, mit einem zylindrischen
Kontakt mit einer Fläche von ungefähr 80 cm2
• Wechselstrom mit 50/60 Hz
• Haut in trockenem Zustand
• Angabe der Werte, die von 5 %, 50 % bzw. 95 % aller Menschen nicht über-
schritten werden
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95 %
Gesamtkörperimpedanz Z T
50 %
5%
ungefähr 80 cm2. Stromweg ist auch hier wie bei Wechselstrom von der linken
Hand zur rechten Hand. Die Messungen wurden bei trockener Haut durchgeführt.
Den Zusammenhang zwischen der Körperinnenimpedanz Zi, der Hautimpedanz
Zp und der Gesamtkörperimpedanz ZT zeigt Bild 1.14.
Die Bilder 1.12 und 1.13 geben die Gesamtkörperimpedanz (AC) bzw. den Gesamt-
körperwiderstand (DC) bei einem Stromweg von Hand zu Hand an. Für andere
Stromwege können die Gesamtkörperimpedanz bzw. der Gesamtkörperwiderstand
unter Anwendung von Bild 1.15 abgeschätzt werden. Dabei zeigt Bild 1.15 a die
prozentualen Anteile der Körperinnenimpedanz des entsprechenden Körperteils im
Verhältnis zum Stromweg von Hand zu Fuß mit 100 %. Da der Unfall von Hand zu
Fuß relativ selten ist und die Bilder 1.12 und 1.13 Impedanzen und Widerstände
für den Stromweg von Hand zu Hand angeben, wurden in Bild 1.15 b noch die
prozentualen Anteile angegeben, die für den Stromweg von Hand zu Hand mit
100 % gelten.
Bei der Ermittlung der Körperinnenimpedanz für einen bestimmten Stromweg
durch den menschlichen Körper müssen die Körperinnenimpedanzen aller Teile
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9000
Ω 95 %
8000
7000
Gesamtkörperwiderstand R T
6000
5000
50 %
4000
3000
5%
2000
1000
0
0 100 200 300 400 500 600 V 700
Berührungsspannung U T
Z p1
Zi Körperinnenimpedanz
Zi ZT Z p1, Z p2 Hautimpedanz
ZT Gesamtkörperimpedanz
Z p2
Bild 1.14 Impedanzen des menschlichen Körpers; der gestrichelte Teil stellt den kapazitiven
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a) b)
10,0
12,4
6,9 6,1 8,6 7,6
9,9 13
,9 ,5 ,5
10 13
32,7
26,4
32,7
1,3
5,1
8,7
1
14,
32,3
Wenn die Impedanz des Körperrumpfs vernachlässigt und beachtet wird, dass die
häufigsten Körperdurchströmungen von Hand zu Hand bzw. von einer Hand zu
beiden Füßen erfolgen und die Impedanzen hauptsächlich durch die Extremitäten
(Arme und Beine) gebildet werden, kann eine stark vereinfachte Schaltung nach
Bild 1.16 zur Anwendung gelangen.
Wird bei Überlegungen bezüglich der Sicherheit oder hinsichtlich einer Körper-
durchströmung mit Körperimpedanzen oder Körperwiderständen gearbeitet, kann
bei einer Berührungsspannung von AC 230 V die untere Grenzkurve (5-%-Kurve)
aus Bild 1.11 zugrunde gelegt werden. Unter der Annahme, dass die Gesamtkör-
perimpedanz in diesem Fall von Hand zu Hand etwa 1 000 : beträgt, ergeben
sich für andere Stromwege durch den Körper die in Tabelle 1.5 gezeigten Ge-
samtkörperimpedanzen, wenn die Hautimpedanzen vernachlässigt werden, was
bei AC 230 V tolerierbar ist.
Da die bisherigen Betrachtungen immer von großflächigen Berührungen (Hand
mit etwa 80 cm2 Berührungsfläche) ausgingen, aber auch Berührungen und damit
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Körperdurchströmungen über einen Finger zustande kommen, ist auch die Impe-
1
72 1 Allgemeines
Zip/5
Z ip Zip
Z ip Z ip
Z ip Innenteilimpedanz
einer Extremität
(Arm oder Bein)
Stromweg Gesamtkörperimpedanz
genaues Verfahren Näherungsverfahren
Bild 1.15 Bild 1.16
Hand zu Hand 1 000 : 1 000 :
Hand zu Fuß 1 239 : 1 000 :
Hand zu Füßen 920 : 750 :
Hände zu Füßen 628 : 500 :
Hand zu Brust 585 : 500 :
Hände zu Brust 293 : 250 :
Fuß zu Fuß 1 258 : 1 000 :
danz eines Fingers von Bedeutung. Messungen hierzu haben gezeigt, dass bei der
Berührung eines aktiven Teils mit der Spitze des Zeigefingers (Berührungsfläche
etwa 250 mm2) bei 200 V die durch einen Finger hinzukommende zusätzliche
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Impedanz (AC) bzw. der Widerstand (DC) mit etwa 1 000 : angenommen werden
kann.
1
1.9 Mensch und Elektrizität 73
1.9.6 Herz-Strom-Faktor
Die verschiedenen Stromwege im menschlichen Körper beeinflussen auch die
Stromstärke. Die Stromstärke erlaubt aber noch keine Aussage über die Gefahr des
Herzkammerflimmerns, da bei den verschiedenen Stromwegen auch unterschied-
liche Teilströme über das Herz fließen. Mithilfe des Herz-Strom-Faktors kann die
Gefahr des Herzkammerflimmerns bei unterschiedlichen Stromwegen durch den
menschlichen Körper abgeschätzt werden. Diese Faktoren beziehen sich auf den
Herz-Strom-Faktor 1,0 für den häufigsten Stromweg von der linken Hand zu den
beiden Füßen. Einige wichtige Herz-Strom-Faktoren sind in Tabelle 1.6 dargestellt.
Es gilt für die verschiedenen Stromwege durch den menschlichen Körper die
Beziehung:
I ref
Ih (1.3)
F
Dabei bedeuten:
Iref Strom in mA, der über den menschlichen Körper zum Fließen kommt, bei
einem Stromweg linke Hand zu beiden Füßen (Herz-Strom-Faktor F = 1,0)
Ih Strom in mA, der bei einem Stromweg durch den menschlichen Körper
zum Fließen kommen muss, um die gleiche Gefährdung hinsichtlich Herz-
kammerflimmern darzustellen; Stromweg nach Tabelle 1.6
F Herz-Strom-Faktor; siehe Tabelle 1.6.
Stromweg Herz-Strom-
von zu Faktor
linker Hand linkem oder rechtem Fuß
1,0
linker Hand beiden Füßen
beiden Händen beiden Füßen 1,0
linker Hand rechter Hand 0,4
rechter Hand linkem oder rechtem Fuß
0,8
rechter Hand beiden Füßen
Rücken rechter Hand 0,3
Rücken linker Hand 0,7
Brust rechter Hand 1,3
Brust linker Hand 1,5
Gesäß linker oder rechter Hand
0,7
Gesäß beiden Händen
linkem Fuß rechtem Fuß 0,04
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Beispiel:
Bei einem Stromweg von der linken Hand zu beiden Füßen mit Iref = 150 mA
(Herz-Strom-Faktor F = 1,0) ist die Gefahr des Herzkammerflimmerns sehr groß.
Gefragt ist, welcher Strom bei einer Durchströmung linke Hand zu rechter Hand
die gleiche Gefährdung hervorrufen würde.
Mit dem Herz-Strom-Faktor F = 0,4 bei einer Durchströmung linke Hand zu
rechter Hand ist:
I ref 150 mA
Ih 375 mA
F 0,4
c) Wiederbelebung einleiten
Wenn Atmung fehlt – Atemspende (von Mund zu Nase oder von Mund zu
Mund). Wenn Puls fehlt – Herzdruckmassage. Mit diesen Maßnahmen wird nur
ein Notkreislauf aufgebaut; das Gehirn wird durch das Blut weiter mit Sauerstoff
versorgt. Es sterben keine Gehirnzellen ab. Um das Absterben der Gehirnzellen
(keine Regeneration) zu verhindern, ist eine frühzeitige Beatmung unbedingt
notwendig. Amerikanische Wissenschaftler haben die mittlere Zerfallsgeschwin-
digkeit der Gehirnzellen untersucht, die auftritt, wenn die Sauerstoffzufuhr
unterbleibt. Die dabei gefundene Funktion kann mit hinreichender Genauigkeit
der Überlebenschance gleichgesetzt werden (Bild 1.17). Die künstliche Beatmung
darf erst eingestellt werden, wenn von einem Arzt der Tod festgestellt worden
ist. Bei der Herzdruckmassage (nur wenn Puls fehlt) soll etwa 70- bis 80-mal
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pro Minute gleichmäßig mit dem Handballen das Brustbein nach innen gedrückt
werden.
1
1.10 Errichten elektrischer Anlagen 75
100
%
80
Überlebenschance
60
40
20
0
0 1 2 3 4 5 6 min 8
t
Bild 1.17 Überlebenschance in Abhängigkeit von der Zeit zwischen Atemstillstand und Beginn der
künstlichen Beatmung
Neben der Elektrofachkraft kennen die technischen Regeln auch Fachkräfte, die
auch im Bereich der elektrischen Anlage tätig sein können, ohne dass diese die
1
1.10 Errichten elektrischer Anlagen 77
Nach der „Verordnung über Allgemeine Bedingungen für den Neuanschluss und
dessen Nutzung für die Elektrizitätsversorgung in Niederspannung (Niederspan-
nungsanschlussverordnung – NAV) vom 08.11.2006, von der Bundesregierung
und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie mit Zustimmung des
Bundesrats erlassen, dürfen elektrische Anlagen hinter der Hausanschlusssicherung
nur von Elektrotechnikern, die in das Installateurverzeichnis eines Elektrizitäts-
versorgungsunternehmens eingetragen sind, errichtet, erweitert, geändert und
instand gehalten werden. Auch hier ist erwähnt, dass nur Materialien verwendet
werden dürfen, die entsprechend dem in der Europäischen Union gegebenen
Stand der Sicherheitstechnik entsprechen. Die Einhaltung dieser Anforderung darf
vermutet werden, wenn das Zeichen einer anerkannten (akkreditierten) Prüfstelle
vorhanden ist (z. B. VDE-Zeichen oder GS-Zeichen).
Die Auswahl der elektrischen Betriebsmittel hat mit großer Sorgfalt, auf den je-
weiligen Verwendungszweck abgestimmt, zu erfolgen. Elektrische Betriebsmittel
müssen den zutreffenden Europäischen Normen (EN oder HD) oder nationalen
harmonisierten Normen entsprechen. Wenn keine Europäischen Normen existieren,
müssen die Betriebsmittel den zutreffenden nationalen Normen entsprechen. In
allen anderen Fällen sollte auf entsprechende IEC-Normen oder entsprechende
Normen eines anderen Landes verwiesen werden.
Im Fall des Fehlens anwendbarer Normen muss jedes elektrische Betriebsmittel
auf der Basis einer Übereinkunft zwischen dem Planer und dem Errichter der
elektrischen Anlage ausgewählt werden.
Elektrische Betriebsmittel müssen so ausgewählt werden, dass sie den Umgebungs-
bedingungen, die charakteristisch für ihren Aufstellungs- oder Anwendungsort
sind, und den Beanspruchungen, denen sie ausgesetzt werden, sicher standhalten.
Alle Anforderungen sind in der Regel erfüllt, wenn beim Errichten von Nieder-
spannungsanlagen die Bestimmungen der Normenreihe DIN VDE 0100 eingehalten
werden und ein ordnungsgemäßer Betrieb nach DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1)
möglich ist. Für Deutschland gilt hierfür DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100).
Wichtige Verbände und Institutionen haben zur Anwendung der Elektrizität
„Gemeinsame Erklärungen“ erarbeitet und herausgegeben. Damit soll eine Sen-
sibilisierung der Verbraucher und Anwender erreicht werden. Sie sind hier als
„Gemeinsame Erklärung“ abgedruckt in:
Der Begriff Starkstromanlage ist in VDE 0100-200, nationaler Anhang NC, Ab-
schnitt NC.1.1 definiert. Danach geht es bei diesem Begriff um eine elektrische
Anlage mit Betriebsmitteln zum Erzeugen, Umwandeln, Speichern, Fortleiten,
Verteilen und Verbrauchen elektrischer Energie mit dem Zweck des Verrichtens
von Arbeit – z. B. in Form mechanischer Arbeit, zur Wärme- und Lichterzeugung
oder bei elektrochemischen Vorgängen. In einer Anmerkung wird betont, dass
Starkstromanlagen gegen elektrische Anlagen anderer Art nicht immer eindeu-
tig abgegrenzt werden können, und es wird dabei auf die Tatsache aufmerksam
gemacht, dass die Werte von Spannung, Strom und Leistung allein keine ausrei-
chenden Unterscheidungsmerkmale sind.
Die Begriffe Verteilungsnetz und Verbraucheranlage hängen unmittelbar mit-
einander zusammen. In der öffentlichen Energieversorgung ist die Abgrenzung
zwischen Verteilungsnetz und Verbraucheranlage klar festgelegt (Bild 2.1). Dabei
stimmt die Definition mit den Festlegungen in der Niederspannungsanschlussver-
ordnung (NAV) überein. Für Industrieanlagen ist als Abgrenzung die Abgangs-
klemme der letzten Verteilung vor den Verbrauchsmitteln – also am Anfang der
Endstromkreise – festgelegt (siehe DIN VDE 0100-200:2006-06, Abschnitt NC.1.4).
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2 82 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
Hausanschlusskasten
Verbraucher-
Verteilungsnetz anlage
Freileitung Hausanschlussleitung
Hauseinführungsleitung
Hauseinführung
Hausanschlusskasten
Hausanschlusskasten
Hausanschluss
Hausanschlusskabel
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Als elektrische Anlage (von Gebäuden) sind alle einander zugeordnete elektrische
Betriebsmittel mit koordinierten Kennwerten einzuordnen, die für den Zweck
bestimmt sind, die Versorgung mit elektrischer Energie zu gewährleisten. Hierzu
gehören z. B. Hauptverteilungen und Unterverteilungen, Kabel und Leitungen,
Installationskanäle und Installationsrohre, Steckdosen und Schalter sowie Ver-
brauchsmittel.
Der Speisepunkt einer elektrischen Anlage (Anfang der elektrischen Anlage) ist
der Punkt, an dem die elektrische Energie in die Anlage (in der Regel die Ver-
braucheranlage) eingespeist wird. Dieser Punkt kann ein Hausanschlusskasten, eine
Hauptverteilung oder eine dem gleichen Zweck dienende andere Einrichtung sein.
Als Hausinstallation gilt eine Anlage mit einer Nennspannung bis 250 V gegen
Erde. Der Umfang der Anlage muss in Art und Ausführung einer Wohnung ent-
sprechen. Häufig wird in diesem Zusammenhang von Wohnungen und „ähnlichen
Nutzungseinheiten“ gesprochen, wie z. B. im § 7 der Feuerungsanordnung (FeuAO).
Beispiele:
Wohnungen, kleinere Büros, kleine trockene Werkstätten für Optiker, Sattler,
Schuhmacher, Uhrmacher, Einzelhandelsgeschäfte usw.
Kfz-Werkstätten, Schmiedewerkstätten, Nasswerkstätten, Färbereien, Gerbereien,
Wäschereien, Bürohäuser, Warenhäuser und ähnliche Anlagen gehören nicht zu
den Hausinstallationen.
Eine Freileitung ist die Gesamtheit einer zur Fortleitung der elektrischen Ener-
gie dienenden Anlage, bestehend aus Masten, Dachständern, Verankerungen,
Querträgern, Isolatoren, Leiterseilen und dgl., die oberirdisch verlegt sind. Für
Freileitungen bis 1 000 V gilt DIN VDE 0211.
Die Begriffe Hausanschlussleitung, Hauseinführung, Hauseinführungsleitung und
Hausanschlusskasten nach DIN VDE 0211 für Freileitung und DIN VDE 0100-732
für Kabel sind in Bild 2.2 und Bild 2.3 dargestellt.
Eine elektrische Anlage im Freien ist eine Anlage, die außerhalb des Gebäudes
als Teil einer Verbraucheranlage auf Straßen, Wegen oder Plätzen betrieben
werden soll. Dabei kann man unterscheiden in „geschützte Anlagen“ und in
„ungeschützte Anlagen“:
Nach Teil 200 sind gemäß internationalen Festlegungen noch folgende Begriffe
für elektrische Anlagen in Gebäuden üblich:
• ortsveränderlich
ist ein Betriebs- oder Verbrauchsmittel, das während des Betriebs bewegt wer-
den kann oder muss oder das leicht von einem Platz zum anderen gebracht
werden kann, während es an den Versorgungsstromkreis bzw. Endstromkreis
angeschlossen bleibt, beispielsweise Bohrmaschine, Staubsauger, Rasenmäher,
Rasierapparat, Toaster, Küchengeräte (Grill, Handmixer) usw. Dabei sind
Handgeräte ortsveränderliche Verbrauchsmittel, die während des üblichen
Gebrauchs in der Hand gehalten werden, wobei ein eingebauter Motor fester
Bestandteil des Betriebsmittels sein kann (Bohrmaschine), aber nicht sein muss
(Lötkolben, Frisierstab).
Zu den ortsveränderlichen Verbrauchsmitteln zählen auch handgeführte
Elektrowerkzeuge. Diese sind in der Normenreihe DIN VDE 0740 behandelt
und sind dort folgendermaßen definiert:
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dass Motor und Maschine eine Baueinheit bilden, die leicht an ihren Einsatzort
gebracht werden kann und die während des Gebrauchs von Hand geführt wird
oder in einer Halterung befestigt ist.
• ortsfest
ist ein fest angebrachtes Betriebs- oder Verbrauchsmittel, das keine Trage-
vorrichtung besitzt und dessen Masse so groß ist, dass es nicht leicht bewegt
werden kann. Nach IEC-Normen ist diese Masse für Haushaltsgeräte mit
maximal 18 kg festgelegt (siehe VDE 0100-200, Abschnitt 826-16-06). Bei-
spielsweise Elektroherd, Speicherheizgerät, größere Motoren, Waschmaschinen,
Geschirrspüler, Kühl- und Gefriergeräte usw. Dabei sind fest angebrachte
Betriebsmittel auch solche Betriebs- oder Verbrauchsmittel, die über eine
Haltevorrichtung verfügen oder in einer anderen Weise (mit Dübeln befestigt)
fest an einer bestimmten Stelle montiert sind, z. B. Speicherwasserwärmer
oder Durchflusserwärmer.
Leitungen hingegen werden entweder als fest verlegte (ortsfest) oder bewegliche
(ortsveränderlich) Leitungen bezeichnet, wobei Folgendes gilt:
• fest verlegt
ist eine Leitung, die aufgrund ihrer Verlegung keine Änderung in ihrer Lage
erfährt, also in oder unter Putz verlegt ist oder durch Schellen an einer Wand,
Decke o. Ä., bzw. an einem Spanndraht befestigt ist.
• beweglich
ist eine Leitung, wenn sie zwischen den Anschlussstellen beliebig bewegt
werden kann, auch dann, wenn es sich um ortsfest montierte Betriebsmittel
handelt, wobei der Anschluss wie folgt möglich ist:
– an beiden Seiten fest, z. B. Elektroherd
– eine Seite fest, andere Seite beweglich, z. B. Bügeleisen, Stecker
– beide Seiten beweglich, z. B. Verlängerungsleitung oder Leitung mit Stecker
und Gerätestecker
Als fester Anschluss einer Leitung oder eines Kabels gilt die Befestigung eines
Leiters durch:
• Schrauben z. B. Lüsterklemme, Herdanschlussdose
• Löten z. B. Lötkabelschuh
• Schweißen z. B. Schweißverbindungen
• Nieten z. B. Nietverbinder
• Kerben z. B. Kerbverbinder im Freileitungsbau
• Quetschen z. B. Quetsch- oder Pressverbinder
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• Crimpen z. B. Crimpverbinder
2.3 Leiterarten, Stromverteilungssysteme, elektrische Größen 87 2
G 65 V G 110 V G 220 V
125 V 500 V
125 V 500 V
125 V 500 V
400 V
G 220 V 400 V
400 V
440 V
230 V
G 220 V
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schalter der Bemessungsstrom und der Nennstrom den gleichen Wert. Auch bei
einem Synchronmotor mit einer Umdrehungszahl von 1500 min–1 ist dieser Wert
sowohl Nenndrehzahl, weil der Anwender von dieser Drehzahl ausgeht, wie auch
Bemessungsdrehzahl, weil sie Grundlage für die Konstruktion des Motors ist.
Bei einem Mittelspannungsnetz, das zum Beispiel als „20-kV-Netz“ bezeichnet
wird, der Begriff also der Bezeichnung des Netzes dient, das aber für eine obere
Grenzspannung (Grenzwert) von 24 kV gebaut ist, ist die Bemessungsspannung
Ur = 24 kV, die Nennspannung Un = 20 kV. Ein Nennwert kann also Grenzabwei-
chungen nach oben und/oder nach unten haben.
Die vorgegebene Verwendung der Indizes hat sich in Deutschland und auch im
Ausland noch nicht richtig durchsetzen können. So werden auch in verschiedenen
neuen Normen weiterhin die Bemessungsspannung mit Un, der Bemessungsstrom
mit In und die Bemessungsfrequenz mit fn bezeichnet.
Fast alle Normgrößen in der Elektrotechnik, Spannung und größere Querschnitte
ausgenommen, entstammen den Normreihen nach DIN 323 (geometrische Reihen),
wobei die Hauptreihe R 5 noch durch die Zwischenwerte der Reihen R 10 und
R 20 ergänzt werden. In Tabelle 2.1 sind die Normzahlen dieser Reihen dargestellt.
R5 R 10 R 20
1,0 1,00 1,00
1,12
1,25 1,25
1,40
1,6 1,60 1,60
1,80
2,00 2,00
2,24
2,5 2,50 2,50
2,80
3,15 3,15
3,55
4,0 4,00 4,00
4,50
5,00 5,00
5,60
6,3 6,30 6,30
7,10
8,00 8,00
9,00
10,0 10,00 10,00
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6,3 / / 10
13 / 16 / 20 / 25 / 31,5 / 40 / 50 / 63 / 80 / 100
125 / 160 / 200 / 250 / 315 / 400 / 500 / 630 / 800 / 1000
Der Bemessungsstrom Ir ist die Bemessungsgröße für eine Anlage, einen Strom-
kreis oder ein Betriebsmittel.
Der Betriebsstrom Ib ist der Strom, der im ungestörten Betrieb fließen soll.
Die zulässige Dauerstrombelastbarkeit – auch zulässige Strombelastbarkeit – Iz ist
der höchste Strom, der von einem Leiter unter festgelegten Bedingungen dauernd
geführt werden kann, ohne dass seine zulässige Dauertemperatur überschritten
wird.
Überstrom ist jeder Strom, der die zulässige Strombelastbarkeit Iz überschreitet.
Überstrom ist der Oberbegriff für:
Die Bemessungsspannung Ur ist die Spannung, für die ein Betriebsmittel (Gerät)
bemessen ist.
Die früher gültige Norm für Nennspannungen DIN 40031 wurde zunächst durch
DIN IEC 60038 (VDE 0175) „IEC-Normspannungen“ und schließlich durch
DIN EN 60038 (VDE 0175-1) „CENELEC-Normspannungen“ abgelöst. Damit
sollten auf europäischer Ebene die Spannungen vereinheitlicht und die Zahl der
genormten Werte reduziert werden. Die Vorzugswerte für die nach DIN EN 60038
(VDE 0175-1) genormten Gleich- und Wechselspannungen sind in Tabelle 2.3
dieses Buchs dargestellt. Zusätzliche, ergänzende Werte für Gleich- und Wech-
selspannung sind DIN EN 60038 (VDE 0175-1) zu entnehmen. Das festgelegte
Toleranzband der Spannungen liegt bei r10 %.
Die wichtigste, durch DIN EN 60038 (VDE 0175-1) vorgenommene Änderung ist,
dass die Nennspannungen (AC) der vorhandenen 220/380-V- und 240/415-V-
Netze auf die Spannungen 230/400 V umgestellt werden müssen. Die Übergangs-
zeit sollte möglichst kurz sein. Während dieser Zeit sollten als ersten Schritt die
Gleichspannung in V Wechselspannung in V
(U bzw. U0/U)*
6 6
12 12
24 24
36
48 48
60
72
96
110 110
220
230
230/400
440
400/690
750
1 000
1 500
* Bei vorhandenem Neutralleiter wird zunächst die Spannung Außenleiter–Neutralleiter (U0)
angegeben und danach die zwischen den Außenleitern (U)
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Tabelle 2.3 Vorgegebene Spannungswerte für Gleich- und Wechselspannungen bis 1 000 V AC
und 1 500 V DC nach DIN EN 60038 (VDE 0175-1):2012-04
2 92 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
a)
G G G
220 V 220 V 220 V
V V V V V
0V 220 V 220 V 0V 220 V
230 V 230 V
230 V
400 V 400 V
400 V
V V V V V V V
0 V 230 V 230 V 230 V 230 V 230 V 0V
b)
G G
220 V 220 V
230 V 230 V
440 V 230 V
V V V V V V
440 V 220 V 0V 230 V 230 V 0 V
• Schutzleiter (Bezeichnung PE) ist ein Leiter zum Zweck der Sicherheit, zum
Beispiel zum Schutz gegen elektrischen Schlag (IEV 195-02-09). Der Schutzlei-
ter hat die Aufgabe, die elektrische Verbindung folgender Teile sicherzustellen:
– Körper der elektrischen Betriebsmittel
– fremde leitfähige Teile
– Haupterdungsklemmen, Haupterdungsschiene, Schutzpotentialausgleichs-
schiene
– Erder
– geerdeter Punkt der Stromquelle oder künstlicher Sternpunkt
• PEN-Leiter ist ein geerdeter Leiter, der zugleich die Funktion eines Schutzleiters
(PE) und eines Neutralleiters (N) erfüllt (IEV 195-02-12).
Außenleiter
Antenne
L1 L2 L3 N
Neutralleiter Erdungsleiter
fremdes
PE Metallrohr leitfähiges
Teil
Schutz- Verbrauchsmittel
Wasser-
leiter leitung
W
HAK Potential-
ausgleichs-
Schutzleiter PE leiter
Hauptschutzleiter
(Hauptpotentialausgleichsleiter)
(Haupt-)Erdungsleiter
(Zugang)
Haupterdungs-
PEN-Leiter schiene
Erder
(Fundamenterder)
Bild 2.7 Leiterarten; Definitionen
Weitere kombinierte Leiter, die eine Doppelfunktion ausüben, sind im IEV 195
noch definiert. Sie dürften in der Praxis relativ selten vorkommen, werden aber
der Vollständigkeit wegen dargestellt:
• PEM-Leiter ist ein geerdeter Leiter, der zugleich die Funktion eines Schutz-
leiters (PE) und die eines Mittelleiters (M) in einem Gleichstromsystem erfüllt
(IEV 195-02-13)
• PEL-Leiter ist ein geerdeter Leiter, der zugleich die Funktion eines Schutzleiters
(PE) und die eines Außenleiters (L) in einem Wechselstrom-, Drehstrom- oder
Gleichstromsystem erfüllt (IEV 195-02-14)
• Erdungsleiter ist ein Leiter, der den Strompfad oder einen Teil des Strompfads
zwischen einem gegebenen Punkt in einem Netz, in einer Anlage oder in einem
Betriebsmittel und einem Erder herstellt (IEV 195-02-03)
• Schutzpotentialausgleichsleiter ist ein Schutzleiter zum Sicherstellen des
Potentialausgleichs
• Haupterdungsanschlusspunkt, Haupterdungsklemme, Haupterdungsschiene
ist ein Anschlusspunkt oder eine, die Teil der Erdungsanlage einer Anlage
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Gleichzeitig berührbare Teile sind Leiter oder leitfähige Teile, die von einer Per-
son – gegebenenfalls auch durch Nutztiere – gleichzeitig berührt werden können.
Solche Teile können sein:
• aktive Teile
• Körper von elektrischen Betriebsmitteln
• fremde leitfähige Teile
• Schutzleiter, Schutzpotentialausgleichsleiter
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• Erder
2 98 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
Schutzleiter Funktionsleiter
Schutzleiter1 | Masseleiter
Gemeint ist der Schutzleiter eines Stromkrei- Einen „Schutzleiter“ gibt es für Funktions-
Leiter im Stromkreis
ses, der für die Schutzvorkehrung „Schutz zwecke natürlich nicht, aber in Bezug auf
durch automatische Abschaltung im Fehlerfall“ die Anordnung eines solchen Leiters (Leiter
im TT-, TN- und IT-System vorgesehen wird. eines Stromkreises) und der Tatsache, dass
Die zugrunde liegende Anforderung wird ein Schutzleiter keinen direkten Anteil an der
unter dem Begriff „Schutzerdung“ in Funktion der übrigen (aktiven) Leiter über-
DIN VDE 0100-410, Abschnitt 411.3.1.1 be- nimmt, ist ein Schutzleiter vergleichbar mit
schrieben (siehe auch die Ausführungen dem Leiter, der das „Massepotential“ in infor-
im Abschnitt 2.6 dieses Buchs beim Begriff mationstechnischen Stromkreisen führt bzw.
„Schutzerdung“). überträgt.
Schutzpotentialausgleichsleiter Funktionspotentialausgleichsleiter2
Dieser Leiter verbindet beim Dieser Leiter wird bei informationstechnischen
Leiter für den Potentialausgleich
2.4 Erdung
• natürliche Erder (Erder, dessen ursprünglicher Zweck nicht der Erdung diente,
der aber als Erder wirkt)
2 100 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
Der spezifische Erdwiderstand, das ist der spezifische Widerstand der Erde, ist
der Widerstand eines Erdwürfels von 1 m Kantenlänge zwischen zwei gegenüber-
liegenden Würfelflächen.
Die Impedanz gegen die Bezugserde ist die Impedanz zwischen einem gegebenen
Punkt in einem Netz, in einer Anlage oder einem Betriebsmittel und Bezugserde
bei einer gegebenen Frequenz.
Der Wirkwiderstand gegen die Bezugserde ist der Ohm’sche Anteil der Impedanz
gegen die Bezugserde.
Der Erdungswiderstand einer Anlage ist der Widerstand zwischen Potentialaus-
gleichsschiene oder Haupterdungsschiene des Erders und der Erde. Er setzt sich
somit zusammen aus dem:
Der Gesamterdungswiderstand eines Netzes ist der Widerstand, der sich durch
das Zusammenwirken aller Erder eines Netzes ergibt.
Als Bezugserde (auch neutrales Erdreich genannt) gilt der Bereich der Erde
außerhalb des Einflussbereichs eines Erders, in welchem zwischen zwei belie-
bigen Punkten keine merklichen Spannungsunterschiede vorhanden sind. Das
elektrische Potential der Bezugserde wird vereinbarungsgemäß gleich null gesetzt
(IEV 195-01-01).
Die Ausdehnung eines Erders oder einer Erdungsanlage (mehrere leitend mit-
einander verbundene Erder) und der spezifische Erdwiderstand, d. h. der Poten-
tialverlauf, bestimmen also die Entfernung zur Bezugserde.
Ein Steuererder ist ein Erder, der nach Form und Anordnung mehr zur Poten-
tialsteuerung als zur Einhaltung eines bestimmten Ausbreitungswiderstands
dient.
Eine örtliche Erde ist ein Teil der Erde, der sich in elektrischem Kontakt mit einem
Erder befindet und dessen elektrisches Potential nicht notwendigerweise gleich
null ist (IEV 195-01-03).
Ein unabhängiger Erder ist ein Erder, der sich in einem solchen Abstand von
anderen Erdern befindet, dass sein elektrisches Potential nicht nennenswert von
Strömen zwischen der Erde und den anderen Erdern beeinflusst wird.
Elektrisch unabhängige Erder sind Erder, die in einem solchen Abstand von-
einander angebracht sind, dass der höchste Strom, der durch einen Erder fließen
kann, das Potential des anderen Erders nicht nennenswert beeinflusst.
Die übrigen mit Erde und Erdung zusammenhängenden Begriffe werden in Kapi-
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Potentialaus-
gleichsleiter
Potentialaus-
gleichsschiene
Leitplanke
Erdungs-
Bezugs- Transfor- leiter Straße
erde mator W
Fels (Erde)
2.5 Raumarten
Beim Errichten von elektrischen Anlagen ist es von besonderer Wichtigkeit zu
wissen, welche Beanspruchungen am Verwendungsort zu erwarten sind. Den Raum
bzw. Raumteil oder auch Ort im Freien zu klassifizieren, ist besonders wichtig. In
Teil 200 sind die wichtigsten Raumarten mit Beispielen, die als Entscheidungshilfe
anzusehen sind, aufgenommen. Die richtige Klassifizierung ist vom Errichter der
Anlage zu treffen. In schwierigen Fällen sollte ein Sachverständiger oder das
Bauaufsichtsamt eingeschaltet werden. Als Hilfe dienen kann auch Teil 510; siehe
hierzu Abschnitt 14.3 „Äußere Einflüsse“ und Anhang H.
Die teilweise in Teil 200 definierten und in den Teilen der Gruppe 700 behandelten
Raumarten und Betriebsstätten:
• elektrische Betriebsstätten
• abgeschlossene elektrische Betriebsstätten
• trockene Räume
• feuchte und nasse Räume
• feuergefährdete Betriebsstätten
• fliegende Bauten
• Baderäume
• Baustellen
• landwirtschaftliche Betriebsstätten usw.
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2.6.1 Fehlerarten
Man unterscheidet folgende Fehlerarten:
• Körperschluss
• Leiterschluss
• Kurzschluss
• Erdschluss
Diese Fehler entstehen in den meisten Fällen durch einen Isolationsfehler. Dabei
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ist ein Isolationsfehler ein fehlerhafter Zustand, bei dem der Ohm'sche Wider-
stand zwischen zwei Teilen der elektrischen Anlage, die durch eine Isolation
2.6 Fehlerarten, Fehlerspannung, Fehlerstrom, Berührungs- und Schrittspannung 103 2
a) b) c)
L1
L2
L3
PEN
(in der Regel ein Isolierstoff) voneinander getrennt wurden, einen festgelegten
Wert unterschreitet.
Erreicht der Widerstandswert extrem niedrige Werte, spricht man von einem
„Schluss“ (Körper-, Leiter-, Kurz- und Erdschluss).
Die Fehlerspannung ist die Spannung zwischen einer gegebenen Fehlerstelle und
der Bezugserde bei einem Isolationsfehler.
Ein Körperschluss ist eine durch einen Fehler entstandene leitende Verbindung
zwischen Körper und aktiven Teilen elektrischer Betriebsmittel (Bild 2.9 a).
Ein Kurzschluss ist eine durch einen Fehler entstandene leitende Verbindung
zwischen betriebsmäßig gegeneinander unter Spannung stehenden Teilen (Leiter),
wenn im Fehlerstromkreis kein Nutzwiderstand liegt (Bild 2.9 b).
Ein Erdschluss ist eine durch einen Fehler entstandene leitende Verbindung eines
Außenleiters oder eines betriebsmäßig isolierten Neutralleiters (Mittelleiter) mit
Erde oder geerdeten Teilen (Bild 2.9 c).
Ein Körper-, Kurz- oder Erdschluss ist:
• vollkommen (direkt),
wenn kein Fehlerwiderstand im Kreis vorhanden ist
• unvollkommen (indirekt),
wenn ein Fehlerwiderstand im Kreis vorhanden ist (z. B. nasser Ast, Lichtbogen)
Ein Leiterschluss (Bild 2.10) liegt vor, wenn im Fehlerstromkreis ein Nutzwider-
stand oder ein Teil eines Nutzwiderstands vorhanden ist.
Betriebsmittel sind:
• kurzschlussfest,
wenn durch die thermischen und dynamischen Wirkungen des Kurzschluss-
stroms keine Schäden entstehen können
• kurzschlusssicher bzw. erdschlusssicher,
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wenn durch Anordnung, Bauart o. Ä. mit dem Auftreten von Erd- oder Kurz-
schlüssen nicht zu rechnen ist
2 104 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
L1
L2
L3
PEN
RB
2.6.2 Fehlerstrom
Ein Fehlerstrom ist der über einen Isolationsfehler fließende Strom. Seine Größe
ist vom Schleifenwiderstand abhängig. Dabei sind sowohl der Widerstand des
Leitungsnetzes (vom Kraftwerk bis zur Fehlerstelle) als auch der Fehlerwiderstand
(Lichtbogen oder Kriechstrecke) und evtl. – je nach Fehlerart – Verbraucher-
widerstände oder Teile derselben zu berücksichtigen (Bild 2.11).
L1
L2
RL
L3
RT
IF
RF
RK
RB
RA R St
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• Transformatorenwiderstand RT
• Leitungswiderstand RL
• Fehlerwiderstand RF
• Erdungswiderstände RA und RB
• Körperwiderstand RK
• Standortwiderstand RSt
• die Berührungsspannung tritt infolge eines Fehlers auf, ohne dass durch eine
Person oder ein Nutztier die Spannung überbrückt wird; UPT bezeichnet im
Folgenden die Berührungsspannung (prospektive Berührungsspannung)
• die Berührungsspannung tritt infolge eines Fehlers auf, aber durch Berührung
durch eine Person wird eine Körperimpedanz in den Stromkreis geschaltet,
sodass die Körperimpedanz mit den anderen Impedanzen des Fehlerstromkrei-
ses in Reihe liegt. Die in diesem Fall über dem Körperwiderstand wirkende
Berührungsspannung wird im Folgenden mit UB (Berührungsspannung über
dem Körper) bezeichnet
Grenze der Berührungsspannung (frühere Bezeichnung UL) hängt von den äußeren
Einflüssen ab. Sie beträgt im Normalfall:
2 106 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
wobei für besondere Anlagen oder bei besonderen Bedingungen auch geringere
Werte gelten können.
Bei der Betrachtung der Berührungsspannung ist zu unterscheiden, ob die Span-
nung gemessen wird oder ob ein Strom über den menschlichen Körper zum Fließen
kommt. Bei der messtechnischen Erfassung der Berührungsspannung kann diese
je nach Fehlerstelle auftreten zwischen dem fehlerbehafteten Betriebsmittel und
Bei einer Nachrechnung der Situation mit Messgeräten ist in Gl. (2.1) der Körper-
widerstand gegen den Innenwiderstand des Spannungsmessers auszutauschen.
2.6 Fehlerarten, Fehlerspannung, Fehlerstrom, Berührungs- und Schrittspannung 107 2
L1
L2
L3
PEN
V V
V
Sonde
Wasser
a) U/U0 = 400/230 V b)
L1
L2 RL
RL
L3
N U0 RF
RPE RPE
PE
RB RK
RF
RK RSt
RB
RSt
a) Schaltung
b) Ersatzschaltbild
2 108 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
RF = 0 Ω RF
RPE
RB = 1 Ω RB
RE
UB RK
RE = 100 Ω
Bild 2.14 Beispiel zur Berührungsspannung
a) Schaltung
b) Ersatzschaltbild bei Betrachtung von UPT
c) Ersatzschaltbild bei Betrachtung von UB
Beispiel 1:
Für nachfolgend dargestellten Fall sollen die Berührungsspannungen UPT und UB
ermittelt werden. Dabei ist von unterschiedlichen Querschnitten der Außenleiter
zum PE-Leiter auszugehen (Bild 2.14).
Die Spannungsaufteilung ergibt sich für
RK U PT 600 : 131,4 V
UB 112,5 V
RK RE RB 600 : 100 : 1 :
U PT
IF
RK RE RB
oder
UB 112,5 V
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IF 0,187 A 187 mA
RK 600 :
2.6 Fehlerarten, Fehlerspannung, Fehlerstrom, Berührungs- und Schrittspannung 109 2
• bei Ri = 1 000 :
RPE = 0,280 :, UPT = 131,4 V, UB = 119,4 V
• bei Ri = 3 000 :
RPE = 0,280 :, UPT = 131,4 V, UB = 127,1 V
• bei Ri = 40 k:
RPE = 0,280 :, UPT = 131,4 V, UB = 131,1 V
Beispiel 2:
Ein elektrischer Unfall soll rekonstruiert werden. Eine Frau (RK = 1 500 :) hat
gleichzeitig eine metallene Fensterzarge und ein defektes elektrisches Gerät der
Schutzklasse I, das nicht an den Schutzleiter angeschlossen ist, berührt. Die
Nachprüfung der Situation ergab folgende Widerstände:
Transformatorenwiderstand RT = 0,01 :
Leitungswiderstand RL = 0,68 :
Fehlerwiderstand RF = 386 :
Standortwiderstand RSt o f
Erdungswiderstand, Fensterzarge RE = 210 :
Betriebserdungswiderstand RB = 0,6 :
Spannung U0 = 230 V
Rges RT RL RF RK RE RB
0, 01 : 0,68 : 386 : 1500 : 210 : 0,6 : 2097,29 :
U0 230 V
IF 0,1097 A 109,7 mA
Rges 2097,29 :
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L1
L2
L3 Fenster aus
RT RL
PEN Metall
RE
RT RL RF RK RE RB
IF UB
RB
U = 230 V
• Spannungsmesser mit Ri = 40 k:
U 0 Ri
U PT
RT RL RF Ri RE RB
230 V 40 000 :
226,6 V
0,1 : 0,68 : 368 : 40 000 : 210 : 0,6 :
• Bei einem Spannungsmesser mit Ri = 3 k: ergibt sich UB = 191,8 V, und bei
Ri = 1 k: wird UB = 144,0 V.
Der Berührungsstrom IT ist der Strom, der durch den Körper von Menschen oder
Nutztieren fließt. Als Beharrungsberührungsstrom wird der Berührungsstrom
bezeichnet, der sich einstellt, wenn ein konstanter Strom erreicht ist, also Ein-
schwingungsvorgänge beendet sind, strom- bzw. spannungsabhängige Wider-
stände als konstant anzusehen sind und die Einspeisespannung aufgrund der
angelegten Impedanz (Körperimpedanz) sich nicht mehr ändert.
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2.6 Fehlerarten, Fehlerspannung, Fehlerstrom, Berührungs- und Schrittspannung 111 2
IE
UE
V
1m êP
Erder Sonde
US UB
US = 0 V
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UB V Ri = 1 ð US V Ri = 1ð
250 N
200 cm2
200 cm2
zusammen 400 cm2
1m 1m Messelektrode
Bild 2.17 Messung der Berührungs- und Schrittspannung
Die Berührungs- und Schrittspannung an einem Erder misst man wie in Bild 2.17
angegeben.
Wenn kein Spannungsmesser mit 1 000 : Innenwiderstand zur Verfügung steht,
kann durch Parallelschaltung eines Widerstands zum Spannungsmesser der
Messwiderstand auf 1 000 : verringert werden. Bei einem 40-k:-Instrument ist
z. B. ein Widerstand von etwa 1 025 : parallel zu schalten. Es ist auch möglich,
die Spannung mit einem hochohmigen Voltmeter (digitales Gerät) an einem
1000-:-Widerstand zu messen.
Die Messelektroden, die die Füße nachbilden sollen, müssen jeweils eine Fläche
von etwa 200 cm2 haben und mit einer Kraft von jeweils 250 N auf dem Boden
liegen. Anstelle der Messelektroden kann auch eine 20 cm tief eingebrachte Sonde,
mit etwa 10 mm Durchmesser, verwendet werden.
Bei Beton oder ausgetrocknetem Boden sind durch ein nasses Tuch oder durch
einen Wasserauftrag ungünstige Verhältnisse nachzubilden.
2.6.5 Ableitstrom
Der Ableitstrom einer Anlage oder eines Stromkreises ist nach DIN VDE 0100-200
(VDE 0100-200):2006-06 ein „elektrischer Strom in einem unerwünschten
Strompfad unter üblichen Betriebsbedingungen“. Es geht also nicht um einen
Fehlerstrom, der einen Isolationsfehler voraussetzt, sondern vielmehr um einen
betriebsbedingten Strom, der von den aktiven Leitern fließt:
• zum Schutzleiter (PE)
• zur Erde
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L1
PEN
Kochplatte
Ableitstrom
vorwiegend
Wirkstrom
L1 N
Ableitstrom
vorwiegend
Blindstrom
Ableitströme können somit als reine Wirkströme, als reine (überwiegend kapazitive)
Blindströme sowie als Scheinströme mit Blind- und Wirkanteilen vorkommen.
Wenn der Ableitstrom über den Schutzleiter (PE) fließt, wird er auch „Schutz-
leiterstrom“ genannt. Durch die immer stärkere Nutzung von elektronischen
Geräten steigt der Anteil der kapazitiven Ableitströme in heutigen Anlagen in
Summe enorm an und wirkt für informationstechnische Einrichtungen im Sin-
ne der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) als Störgröße. Beispiele von
Verbrauchsmitteln, die Ableitströme verursachen, zeigt Bild 2.18 dieses Buchs.
Weitere Einzelheiten zu Ableitströmen, die gleichzeitig als Schutzleiterströme
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auftreten, sind im Abschnitt 10.24 dieses Buchs zu finden. Befinden sich Feh-
lerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) in den betroffenen Stromkreisen, müssen
2 114 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
Für Leuchten gelten nach DIN EN 60598-1 (VDE 0711-1) „Leuchten; Allgemeine
Anforderungen und Prüfungen“ folgende Ableitströme:
Die Werte für Leuchten der Schutzklasse II sind Scheitel- bzw. Amplitudenwerte,
während die übrigen Angaben Effektivwerte bezeichnen.
Nach DIN EN 60950-1 (VDE 0805-1) „Sicherheit von Einrichtungen der Informa-
tionstechnik“ sind folgende Ableitströme, in der Norm Berührungsströme genannt,
zulässig:
1750 Ω ± 250 Ω
mA
C
R
Fehlerschutz ist der Schutz gegen elektrischen Schlag unter den Bedingungen
eines Einzelfehlers.
2 116 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
• Schutz gegen direktes Berühren, das sind alle Maßnahmen, die zum Schutz
von Mensch und Tier getroffen werden, um eine Berührung von aktiven Tei-
len zu verhindern (Basisschutz bzw. Schutz gegen elektrischen Schlag unter
normalen Bedingungen).
• Schutz bei indirektem Berühren, das sind alle Maßnahmen, die zum Schutz
von Mensch und Tier getroffen werden, um auch im Fehlerfall bei Berührung
eines Körpers einen elektrischen Schlag zu verhindern (Fehlerschutz bzw.
Schutz gegen elektrischen Schlag unter Fehlerbedingungen).
• Basisisolierung ist die Isolierung von gefährlichen aktiven Teilen und ge-
währleistet den grundsätzlichen Schutz gegen gefährliche Körperströme.
Der Begriff „Basisisolierung“ gilt nicht für eine Isolierung, die ausschließlich
Funktionszwecken dient (IEV 195-06-06; IEV 826-02-17).
• Betriebsisolierung ist die für die Reihenspannung des Betriebsmittels bemes-
sene Isolierung. Basisisolierung und Betriebsisolierung müssen nicht, können
aber identisch sein.
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2.7 Schutz gegen gefährliche Körperströme, Schutz gegen elektrischen Schlag 117 2
• Eine Umhüllung (Gehäuse), das ist ein Teil, das ein Betriebsmittel gegen be-
stimmte äußere Einflüsse schützt und durch die Schutz gegen direktes Berühren
in allen Richtungen gewährt wird (IEV 826-03-12).
• Eine Abdeckung ist ein Teil, durch das Schutz gegen direktes Berühren in allen
üblichen Zugangs- oder Zugriffsrichtungen gewährt wird (IEV 826-03-13).
• Ein Hindernis ist ein Teil, das ein unbeabsichtigtes direktes Berühren verhindert,
nicht aber eine Berührung durch eine absichtliche Handlung (IEV 826-03-14).
• Handbereich ist der Bereich, der von einer normalerweise üblichen Standfläche
aus von einer Person mit der Hand ohne besondere Hilfsmittel erreicht werden
kann (IEV 826-03-11). Dabei wird die Reichweite nach oben mit 2,5 m, nach
der Seite mit 1,25 m und nach unten (unterhalb der Standfläche) mit 0,75 m
angegeben. An den Übergängen sind entsprechende Rundungen anzusetzen
(Bild 2.20).
1,25
2,50
2,50
1,2
5
0,75 Maße in m
• Schutz durch Anwendung von Kleinspannung (ELV), als SELV- oder PELV-
System, also durch die Anwendung kleiner Spannungen.
2 118 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
Ein elektrisches Schutzhindernis ist ein Teil, das unabsichtliches direktes Be-
rühren, nicht aber direktes Berühren, durch absichtliche Handlung verhindert.
2.7 Schutz gegen gefährliche Körperströme, Schutz gegen elektrischen Schlag 119 2
Ein elektrischer Schutzschirm ist ein leitfähiger Schirm, der zur Trennung eines
Stromkreises und/oder elektrischer Leiter von gefährlichen aktiven Teilen ver-
wendet wird.
Eine elektrische Schutzschirmung ist die Trennung von Stromkreisen und/oder
Leitern von gefährlichen aktiven Teilen mittels eines elektrischen Schutzschirms,
der mit der Schutzpotentialausgleichsanlage verbunden und für den Schutz gegen
elektrischen Schlag vorgesehen ist.
Eine elektrische Schutztrennung ist eine Schutzmaßnahme, bei der gefährliche
aktive Teile eines Stromkreises und Teile gegen örtliche Erde und gegen Berüh-
rung isoliert sind.
Eine einfache elektrische Trennung ist die Trennung zwischen elektrischen
Stromkreisen oder zwischen einem elektrischen Stromkreis und örtlicher Erdung
durch Basisisolierung.
Eine elektrisch sichere Trennung, auch sichere Trennung genannt, ist die gegen-
seitige Trennung von Stromkreisen mittels:
• doppelter Isolierung oder
• Basisisolierung und elektrischer Schutzschirmung oder
• verstärkter Isolierung
2.7.4 Kleinspannung
Kleinspannung (ELV) ist eine Spannung, die die in IEC 60449 für den Span-
nungsbereich I festgelegten Spannungsgrenzwerte nicht überschreitet (siehe
hierzu Tabelle 2.4).
Ein SELV-System ist ein elektrisches System, in dem die Spannung die Grenzwerte
für Kleinspannung (ELV) nicht überschreitet
• unter üblichen Bedingungen
• unter Einzelfehlerbedingungen, auch bei Erdschlüssen in anderen Stromkreisen
Anmerkung: SELV ist die Abkürzung für Sicherheitskleinspannung in einem nicht
geerdeten System.
Ein PELV-System ist ein elektrisches System, in dem die Spannung die Grenzwerte
für Kleinspannung (ELV) nicht überschreitet
• unter üblichen Bedingungen
• unter Einzelfehlerbedingungen, ausgenommen bei Erdschlüssen in anderen
elektrischen Stromkreisen
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2.8 Schutzarten
Zum Aufbau und zur Anwendung des IP-Kurzzeichens ist noch zu bemerken:
• wenn eine Kennziffer nicht angegeben werden muss, ist sie durch den Buch-
staben „X“ zu ersetzen
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• wenn mehr als ein ergänzender Buchstabe notwendig ist, ist die alphabetische
Reihenfolge einzuhalten
• gegen Strahlwasser
• zeitweiliges Untertauchen
• Hochdruck und hohe Strahlwassertemperatur
Man spricht in diesem Fall sowie auch bei der zuvor erwähnten Doppelbezeich-
nung von einer „vielseitigen“ Anwendung.
Der zusätzliche (fakultative) Buchstabe hat eine Bedeutung für den Schutz von
Personen und trifft eine Aussage über den Schutz gegen den Zugang zu gefähr-
lichen Teilen mit:
• Handrücken Buchstabe A
• Finger Buchstabe B
• Werkzeug Buchstabe C
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• Draht Buchstabe D
2 122 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
Der ergänzende (fakultative) Buchstabe hat eine Bedeutung für den Schutz des
Betriebsmittels und gibt ergänzende Informationen speziell für:
• Hochspannungsgeräte Buchstabe H
• Wasserprüfung während des Betriebs Buchstabe M
• Wasserprüfung bei Stillstand Buchstabe S
• Wetterbedingungen Buchstabe W
Zu den ergänzenden Buchstaben ist noch zu erwähnen, dass in den Produkt-
normen auch andere Buchstaben verwendet werden dürfen. Die Kennzeichnung
eines Betriebsmittels mit dem Buchstaben M bedeutet, dass die beweglichen Teile
während der Prüfung in Betrieb sind. Bei der Kennzeichnung mit dem Buchstaben
S sind die beweglichen Teile, z. B. der Rotor einer umlaufenden Maschine, nicht in
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Betrieb. Ein Betriebsmittel mit der Kennzeichnung W ist geeignet zur Verwendung
unter festgelegten Wetterbedingungen und bietet einen entsprechenden Schutz.
2.8 Schutzarten 123 2
IP12
• Berührungsschutz: Schutz gegen Berührung mit dem Handrücken
• Fremdkörperschutz: Schutz gegen feste Fremdkörper mit 50 mm Durchmesser
• Wasserschutz: Schutz gegen schräg (15q) tropfendes Wasser
IPX4
• Berührungsschutz: freigestellt
• Fremdkörperschutz: freigestellt
• Wasserschutz: Schutz gegen Spritzwasser aus allen Richtungen
IP3XH
• Berührungsschutz: Schutz gegen Berührung mit Werkzeugen
• Fremdkörperschutz: Schutz gegen feste Fremdkörper 2,5 mm Durchmesser
• Wasserschutz: freigestellt
• Betriebsmittel für Hochspannung
IP23CS
• Berührungsschutz: Schutz gegen Berührung mit Fingern
• Fremdkörperschutz: Schutz gegen feste Fremdkörper mit 12,5 mm Durchmesser
• Wasserschutz: Schutz gegen Spritzwasser schräg bis 60q
• Schutz von Personen, die mit Werkzeugen mit einem Durchmesser von 2,5 mm
und einer Länge von 100 mm umgehen
• Schutz gegen schädliche Wirkungen durch das Eindringen von Wasser; geprüft,
während alle Teile des Betriebsmittels im Stillstand sind
IP66/IP67
• Berührungsschutz: Schutz gegen Berührung mit einem Draht
• Fremdkörperschutz: staubdicht
• Wasserschutz: Schutz gegen starkes Strahlwasser und Schutz gegen zeitweiliges
Untertauchen in Wasser
Falls in der betreffenden Produktnorm nichts anderes festgelegt ist, müssen die mit
der IP-Bezeichnung versehenen Betriebsmittel einer Prüfung unterzogen werden.
Ist ein Betriebsmittel mit IP-Code und einer ersten Kennziffer versehen, ist davon
auszugehen, dass die in Tabelle 2.8 beschriebenen Prüfungen bestanden wurden.
Zur Prüfung der Anforderungen nach Tabelle 2.8 stehen verschiedene Prüfsonden
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zur Verfügung. Mit diesen Prüfsonden (Zugangssonden) kann auch die Einhaltung
der Anforderungen nach den zusätzlichen Buchstaben A bis D überprüft werden.
2 124 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
Tabelle 2.8 Prüfbedingungen für Schutzgrade, gekennzeichnet durch die erste Kennziffer
|100 4
starre Prüfkugel
Ø 45
(Metall)
Ø 10
50 + 0,05
0
Isoliermaterial
Bild 2.21 Zugangssonde: Kugel-Durchmesser 50; Maße in mm
(Quelle: DIN VDE 0470-1:2014-09)
Ø 50 ´ 20
Anschlagläche gegliederter Prüfinger
(Metall)
80 Ø 12
Isoliermaterial
Bild 2.22 Zugangssonde: gegliederter Prüffinger; Maße in mm
(Quelle: DIN VDE 0470-1:2014-09)
2,5+ 0,05
Kugel Ø 35 ± 0,2
0
starrer Prüfstab
Isoliermaterial (Metall) Kante verrundet
Kugel Ø 35 ± 0,2
1+ 0,05
starrer Prüfstab
Isoliermaterial (Metall) Kante verrundet
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Kugel Ø 35
(Isoliermaterial)
15
100
Ø 2,5
(Metall)
Bild 2.25 Prüfung auf den Schutz mit der Bezeichnung IP1XC; Maße in mm
2.9 Schutzklassen
Für eine Reihe von Betriebsmitteln (Geräten), besonders für Haushaltsgeräte, ist
eine Einteilung in Schutzklassen vorgenommen. Die Ausdehnung auf andere (alle)
Gerätearten ist zwar vorgesehen, stößt aber vor allem wegen der europäischen
Normungsarbeit auf große Schwierigkeiten.
Die Schutzklassen sind in Tabelle 2.9 zusammengestellt. Die wichtigsten Konstruk-
tionsmerkmale werden nachfolgend beschrieben. Siehe hierzu auch DIN EN 61140
(VDE 0140-1).
Schutzklasse 0:
Der Schutz gegen elektrischen Schlag beruht auf der Basisisolierung; ein Schutz-
leiter kann nicht angeschlossen werden. Der Schutz beim Versagen der Basisiso-
lierung muss durch die Umgebung gewährleistet sein.
I Schutzleiter-Anschluss
II Schutzisolierung
Schutzklasse I:
Der Schutz beruht nicht nur auf der Basisisolierung, sondern darauf, dass alle
leitfähigen Teile (Körper) mit dem Schutzleiter der festen Installation verbunden
sein müssen; beim Versagen der Basisisolierung kann somit keine Berührungs-
spannung bestehen bleiben.
Schutzklasse II:
Der Schutz beruht nicht nur auf der Basisisolierung, sondern darauf, dass eine
doppelte oder eine verstärkte Isolierung so angebracht wird, dass sie die Bedin-
gungen der Schutzisolierung erfüllt.
Schutzklasse III:
Der Schutz beruht auf der Anwendung der Kleinspannung (ELV).
Anmerkung: In DIN EN 60535-1 (VDE 0700-1) ist auch ein Gerät mit der Schutz-
klasse 0I beschrieben. Danach besitzt ein solches Gerät eine Basisisolierung und
ist mit einer Schutzleiterklemme ausgerüstet, besitzt jedoch eine Anschlussleitung
ohne Schutzleiter und einen Stecker ohne Schutzkontakt.
Kabel dürfen prinzipiell überall, auch im Erdboden, verlegt werden und sind im
Niederspannungsbereich für U0/U = 0,6/1 kV gebaut. Sie können ohne irgendeine
Einschränkung verlegt werden; besondere Verlege- und Betriebsbedingungen
können aber z. B. die Belastbarkeit einschränken.
Leitungen dürfen, gleich welcher Bauart, nicht im Erdboden verlegt werden. Die
jeweilige Anwendungsmöglichkeit ist aus den Einzelbestimmungen zu entnehmen,
besonders aus DIN VDE 0298-3 (siehe Kapitel 19).
Unter Kabel- und Leitungssystem sowie Kabel- und Leitungsanlage wird die
Gesamtheit aller Kabel, Leitungen und Stromschienen einschließlich deren Be-
festigungsmittel sowie gegebenenfalls deren mechanischer Schutz verstanden.
Weitere für Kabel- und Leitungssysteme sowie Kabel- und Leitungsanlagen häufig
verwendete Begriffe sind:
• Ein Elektroinstallationsrohr ist ein Teil einer geschlossenen Kabel- und Lei-
tungsanlage mit rundem oder nicht rundem Querschnitt für isolierte Leiter
und/oder Kabel und Leitungen in elektrischen Anlagen, das es ermöglicht,
diese einzuziehen und/oder auszuwechseln.
• Ein zu öffnender Installationskanal ist ein System mit verschlossenen Um-
hüllungen, das aus einem Unterteil mit einem abnehmbaren Deckel besteht
und das zur Aufnahme von isolierten Leitern, Kabeln, Leitungen, Anschluss-
leitungen und zur Aufnahme von anderen elektrischen Betriebsmitteln (z. B.
Steckdosen, Schutzeinrichtungen usw.) bestimmt ist.
• Ein Kabelkanal ist ein offener, belüfteter oder geschlossener Teil eines Kabel-
und Leitungssystems (einer Kabel- und Leitungsanlage) oberhalb oder innerhalb
des Erdbodens oder des Fußbodens, mit Abmessungen, die Personen keinen
Zutritt, aber den Zugang zu den Elektroinstallationsrohren und/oder Kabeln
auf der gesamten Länge während und nach der Installation ermöglichen.
• Ein begehbarer Kabelkanal ist ein Gang, der Haltekonstruktionen für Kabel und
Verbindungselemente und/oder andere Teile des Kabel- und Leitungssystems
enthält und dessen Abmessungen Personen die Möglichkeit geben, sich frei
innerhalb seiner gesamten Länge zu bewegen.
• Eine Kabelwanne ist eine Kabelhalterung, die aus einer durchgehenden Trag-
platte mit hochgezogenen Rändern besteht und keine Abdeckung hat.
• Eine Kabelpritsche ist ein Kabeltragesystem, das aus einer Reihe von Halte-
rungen besteht, die starr mit den Haupttrageteilen verbunden sind.
• Ein Ausleger ist ein waagrechtes Kabeltrageteil, das nur an einem Ende be-
festigt ist und in Abständen angebracht wird.
• Kabelschellen bzw. Rohrschellen sind in Abständen angebrachte Trageteile,
die ein Kabel oder ein Elektroinstallationsrohr mechanisch halten.
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2.10 Kabel und Leitungen, Schaltanlagen, Verteiler und Schienenverteiler 129 2
• Niederspannungsschaltgerätekombinationen
Hierunter fallen eine ganze Reihe von Elektroverteilern, wie typische Nie-
derspannungsverteilungen, Kabelverteilerschränke, Baustromverteiler und
Schienenverteiler. Gefertigt werden sie nach folgenden Normen:
– DIN EN 61439-4 (VDE 0660-600-4)
Niederspannungs-Schaltgerätekombinationen – Teil 4: Besondere Anfor-
derungen für Baustromverteiler (BV)
– DIN EN 61439-6 (VDE 0660-600-6)
Niederspannungs-Schaltgerätekombinationen – Teil 6: Schienenverteiler-
systeme (busways)
– DIN EN 60439-5 (VDE 0660-503)
Niederspannungsschaltgerätekombinationen – Teil 5: Besondere Anforde-
rungen für Schaltgerätekombinationen in Energieverteilungsnetzen
(Diese Norm darf noch bis zum 03.01.2016 parallel zur nachfolgenden
Norm angewendet werden – danach gilt nur noch die nachfolgende Norm.)
– DIN EN 61439-5 (VDE 0660-600-5)
Niederspannungs-Schaltgerätekombinationen – Teil 5: Schaltgerätekom-
binationen in öffentlichen Energieverteilernetzen
– DIN VDE 0660-505 (VDE 0660-505)
Niederspannungsschaltgerätekombinationen – Teil 505: Bestimmung für
Hausanschlusskästen und Sicherungskästen
Die früher übliche Einteilung in „typgeprüfte Niederspannungsschaltgeräte-
kombination“ (TSK) und „partiell typgeprüfte Niederspannungsschaltgeräte-
kombination“ (PTSK) ist mit Herausgabe von DIN EN 61439-1 und -2 entfallen.
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sich bei ihnen genau genommen um linienförmige Verteileranlagen, die (wie ein
Kabel) die Energie transportieren und gleichzeitig die Möglichkeit bieten, (wie
eine typische Elektroverteilung) über entsprechende Anschlusskästen Abgänge
für Verbrauchsmittel oder Niederspannungsunterverteilungen zu bilden.
a
f b
c
d
e
g
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2.11 Überstrom-Schutzeinrichtungen
Bei der Auswahl der in einer ungeheuren Vielfalt zur Verfügung stehenden
Überstrom-Schutzeinrichtungen sind neben der Art des Einsatzes, also der zu
2 132 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
a) b) c) d)
t t t t
B
C
D
I ´ In ´ In I
vorhanden, wenn bei einem Kurzschluss oder einem Überstrom nur das Gerät, das
schalten soll, tatsächlich schaltet (DIN VDE 0635 Abschnitt 2.2.2).
2.11 Überstrom-Schutzeinrichtungen 133 2
c b a
Bei der in Bild 2.28 dargestellten Anlage muss bei Kurzschluss 1 die Überstrom-
Schutzeinrichtung a und bei Kurzschluss 2 die Überstrom-Schutzeinrichtung b
den Fehler abschalten. Beim Hintereinanderschalten von Überstrom-Schutzein-
richtungen mit unterschiedlichen Kennlinien muss besonders sorgfältig geplant
werden. Grundsätzlich gilt, dass die Strom-Zeit-Kennlinien der einzelnen
Überstrom-Schutzeinrichtungen sich nicht schneiden dürfen, wobei ein ent-
sprechender Abstand sogar besser ist. Bild 2.29 stellt die Zusammenarbeit eines
Leitungsschutzschalters a und von Schmelzsicherungen b und c dar, wobei c als
Vorsicherung dient.
Betrachtung von a nach Bild 2.29 und c und Kurzschluss in Punkt 1 (Bild 2.28):
Bei Strömen bis zu 9 500 A löst a zuerst aus, wodurch Selektivität besteht. Über
9 500 A löst c zuerst aus – keine Selektivität.
ab c
Zeit
P P
Strom
Bild 2.29 Selektivitätsbetrachtungen
2 134 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
Back-up-Schutz
Wenn der Kurzschlussstrom so groß ist, dass ein vorgesehener LS-Schalter diesen
Strom nicht mehr schalten kann, dann müssen andere Schutzeinrichtungen, z. B.
Schmelzsicherungen, vorgeschaltet werden, die in diesem Fall – unter Aufgabe
der Selektivität – die Abschaltung so schnell übernehmen, dass der LS-Schalter
nicht anspricht. Die vorgeschaltete Schutzeinrichtung übernimmt somit den
Kurzschlussschutz über den LS-Schalter hinaus, der LS-Schalter dient nur noch
als Überlastschutzeinrichtung und als Kurzschlussschutzeinrichtung für kleinere
Kurzschlussströme.
Beispiel:
In einer Industrieanlage soll ein Gerät durch LS-Schalter, Typ C, Nennstrom 40 A,
abgesichert werden. Der maximale Kurzschlussstrom an der Einbaustelle liegt bei
12 kA. Gesucht ist die einsetzbare Vorsicherung der Betriebsklasse gG.
Die Lösung erfolgt zweckmäßigerweise durch Übertrag der Strom-Zeit-Kennlinie
des verwendeten LS-Schalters in ein Kennlinienfeld von NH-Sicherungen, die
zur Verfügung stehen.
Wie Bild 2.30 zeigt, reicht eine 125-A-gG-Sicherung gerade noch aus, um se-
lektives Abschalten zu gewährleisten. (Auf die Kennlinienstreuung ist Rücksicht
zu nehmen – eine 100-A-Sicherung reicht nicht aus.) Das Bild zeigt, dass bis
etwa 3,5 kA der LS-Schalter schneller schaltet als die gG-Sicherung. Bei Strömen
über 3,5 kA schaltet die gG-Sicherung schneller als der LS-Schalter (Back-up-
Schutz). Bei der Auswahl des LS-Schalters ist in diesem Fall zu beachten, dass
er mindestens 3,5 kA abschalten kann. Dafür wäre also ein handelsüblicher LS-
Schalter mit einem Bemessungsschaltvermögen von 6 kA ausreichend. Bei einer
160-A-gG-Sicherung hingegen ist der Back-up-Schutz für einen LS-Schalter mit
6 kA Bemessungsschaltvermögen fraglich, da sich die Kennlinien bei etwa 6 kA
schneiden. Es wäre nicht auszuschließen, dass bei einem Strom, der etwas über
6 kA liegt, der LS-Schalter zuerst auslösen und dabei unter Umständen zerstört
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100 A
125 A
160 A
200 A
250 A
315 A
400 A
500 A
600 A
25 A
32 A
40 A
50 A
63 A
80 A
103
s
2
102
4
2
101
4
2
100
t
4
2
10–1
4
2
10–2
LS-Schalter
4 Typ C 40 A
2
10–3 1
10 2 4 102 2 4 103 2 4 104 2 A
I
Bild 2.30 Strom-Zeit-Kennlinien von NH-Sicherungen der Betriebsklasse gG und einem LS-Schalter
Typ C 40 A
Nach DIN VDE 0100-530 (VDE 0100-530), Anhang A sind für Schutzmaßnah-
men, die in Normen der Normenreihe VDE 0100 gefordert werden, nur Hilfs-
spannungsunabhängige Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) vorzusehen.
Im erwähnten Anhang A werden auch weitere Unterscheidungsmerkmale dieser
Schutzeinrichtung beschrieben.
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2.14 Schirme, Schutzschirme und Trennung 137 2
Trennen ist die Funktion, die dazu bestimmt ist, aus Gründen der Sicherheit die
Stromversorgung von allen Abschnitten oder von einem einzelnen Abschnitt
der Anlage zu unterbrechen, indem die Anlage oder deren Abschnitte von jeder
elektrischen Stromquelle abgetrennt werden.
(Quelle: DIN VDE 0100-200 Abschnitt 826-17-01)
Ausschalten für mechanische Instandhaltung ist die Betätigung, die dazu be-
stimmt ist, ein einzelnes oder mehrere Betriebsmittel, die mit elektrischer Energie
betrieben werden, abzuschalten, um andere Gefahren als solche durch elektrischen
Schlag oder Lichtbogen während nicht elektrischer Arbeiten an diesen Betriebs-
mitteln zu verhüten.
(Quelle: DIN VDE 0100-200 Abschnitt 826-17-02)
Not-Ausschaltung ist die Betätigung, die dazu bestimmt ist, Gefahren, die uner-
wartet auftreten können, so schnell wie möglich zu beseitigen.
(Quelle: DIN VDE 0100-200 Abschnitt 826-17-03)
Not-Halt ist die Not-Ausschaltung, die dazu bestimmt ist, eine Bewegung anzu-
halten, die gefährlich geworden ist.
(Quelle: DIN VDE 0100-200 Abschnitt 826-17-04)
Betriebsmäßiges Schalten ist die Betätigung, die dazu bestimmt ist, die Stromver-
sorgung für eine elektrische Anlage oder für einen Teil der Anlage im normalen
Betrieb ein- oder auszuschalten oder zu verändern.
(Quelle: DIN VDE 0100-200 Abschnitt 826-17-05)
Schalt- und Steuergeräte sind Betriebsmittel, die in einem elektrischen Strom-
kreis eingesetzt werden, um eine oder mehrere der nachfolgenden Funktionen zu
erfüllen: Schützen, Steuern, Trennen, Schalten.
(Quelle: DIN VDE 0100-200 Abschnitt 826-16-03)
Schirm, elektrischer Schirm ist ein leitfähiges Teil, das Stromkreise und/oder
elektrische Leiter umschließt oder trennt.
(Quelle: EN 61140 (VDE 0140-1) Abschnitt 3.20)
Schutzschirm, elektrischer Schutzschirm ist ein leitfähiger Schirm, der zur Tren-
nung eines Stromkreises und/oder elektrischer Leiter von gefährlichen aktiven
Teilen verwendet wird.
(Quelle: EN 61140 (VDE 0140-1) Abschnitt 3.21)
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2 138 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
2.15 Betriebsarten
S1 Dauerbetrieb
S2 Kurzzeitbetrieb
S3 Periodischer Aussetzbetrieb
S4 Periodischer Aussetzbetrieb mit Einfluss des Anlaufvorgangs
S5 Periodischer Aussetzbetrieb mit elektrischer Bremsung
S6 Ununterbrochener periodischer Betrieb
S7 Ununterbrochener periodischer Betrieb mit elektrischer Bremsung
S8 Ununterbrochener periodischer Betrieb mit Last-/Drehzahländerungen
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tB tB tSt
P P P
t t tS t
PV PV PV
t t t
- max -max - max
- - -
t t t
Dauerbetrieb Kurzzeitbetrieb Periodischer Aussetzbetrieb
tS
P tS
P
tA
tA tSt t tBr t
tB tB tSt
PV
t t
max
max
t t
Periodischer Aussetzbetrieb mit Anlaufvorgang Periodischer Aussetzbetrieb mit
elektrischer Bremsung
P tS P tS
tB tL tB
t tA tBr t
PV
PV
t
t
- - max
- - max
t t
Ununterbrochener periodischer Betrieb Ununterbrochener periodischer Betrieb mit
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elektrischer Bremsung
Bild 2.31 Betriebsarten nach DIN EN 60034-1 (VDE 0530-1):2011-02
2 140 2 Begriffe und technische Grundlagen – DIN VDE 0100-200
t
P
t
- - max
n t
tA tB tu t
tBr tSt
Betrieb mit nicht periodischer Last- und Drehzahländerung
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P TC
Pref
P1 P2 P3
P4
t1 t2 t3 t4 t
PV
t
- ∆- 2
∆-1
-ref
∆-4
t
Betrieb mit einzelnen konstanten Belastungen
Bild 2.31 (Fortsetzung) Betriebsarten nach DIN EN 60034-1 (VDE 0530-1):2011-02
In Bild 2.31 sind für die verschiedenen Betriebarten von drehenden elektrischen
Maschinen Leistungs-, Verlustleistungs- und Erwärmungsdiagramme dargestellt.
Die für Transformatoren nach DIN VDE 0550-1 üblichen Betriebsarten sind:
DB Dauerbetrieb
KB Kurzzeitbetrieb
AB Aussetzbetrieb
DKB Durchlaufbetrieb mit Kurzzeitbelastung
DAB Durchlaufbetrieb mit Aussetzbelastung
Während die verschiedenen Teile in den Gruppen 100 bis 600 die Bestimmun-
gen darstellen, die allgemein und immer zu beachten sind, stellen die Teile der
Gruppe 700 Bestimmungen dar, die zusätzlich in Betriebsstätten, Räumen und
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Anlagen besonderer Art gelten. Die Teile der Gruppe 700 verschärfen oder erleich-
tern die allgemein gültigen Anforderungen. Auf eine Auflistung der allgemeinen
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3
144
DIN VDE 0100 Errichten von Niederspannungsanlagen
Gruppe 100 Anwendungsbereich, Allgemeine Grundsätze Teil 100: Bestimmungen allgemeiner Merkmale
Gruppe 200 Begriffe Teil 200: Begriffe (Erläuterungen dazu sind im Teil 100)
Die Bestimmungen Teil 410: Schutz gegen Teil 510: Teil 600:
allgemeiner Merkmale elektrischen Schlag Allgemeine Bestimmungen Erstprüfungen
wurden in den Teil 100 mit den Abschnitten:
Teil 420: Schutz gegen Teil 520: Kabel- und Leitungs-
Bild 3.1 Struktur der Normen der Reihe DIN VDE 0100
3.1 Leistungsbedarf und Gleichzeitigkeitsfaktor 145
Bestimmungen der DIN VDE 0100 und den Zusatzbestimmungen der Gruppe 700
3
wird hier verzichtet.
Zur internationalen und regionalen Verflechtung der DIN VDE 0100 ist zu be-
merken, dass sehr viele Teile der Norm international in IEC-Publikation 60364
und regional in CENELEC HD 60364 aufgenommen sind. Die IEC- und CENELEC-
Festlegungen wurden entweder im Original oder in modifizierter Form in die
nationalen Bestimmungen übernommen.
Der aktuelle Stand konnte bis 2012 der VDE-Schriftenreihe Band 2, „Katalog
der Normen des VDE-Vorschriftenwerks“ entnommen werden. Natürlich ist
es auch möglich, den aktuellen Stand einer Norm im Internet auf der Seite
www.vde-verlag.de (durch einen Eintrag im Feld „Suchen“) zu ermitteln.
Eine Darstellung zur Gliederung der DIN VDE 0100, die auch den funktionellen
Ablauf der Planung einer Starkstromanlage erkennen lässt, zeigt Bild 3.1.
mit
Pmax maximal benötigte Leistung
Leistung in gleicher Dimension
Pinst installierte Leistung
einsetzen, z. B. in W, kW, MW
g Gleichzeitigkeitsfaktor
3
Objekt g
Schulen, Kindergärten 0,6 bis 0,9
Schreinereien 0,2 bis 0,6
Gaststätten, Hotels 0,4 bis 0,7
Großküchen 0,6 bis 0,8
Metzgereien 0,5 bis 0,8
Bäckereien 0,4 bis 0,8
Wäschereien 0,5 bis 0,9
Versammlungsräume 0,6 bis 0,8
Kleine Büros 0,5 bis 0,7
Große Büros 0,4 bis 0,8
Kaufhäuser, Supermärkte 0,7 bis 0,9
Metallverarbeitungs-Betriebe 0,2 bis 0,3
Automobil-Fabriken 0,2 bis 0,3
Beleuchtung von Straßentunnels 1,0
Baustellen 0,2 bis 0,4
Für den Anteil der elektrischen Raumheizung ergibt sich sinngemäß noch zu-
sätzlich:
Pmax gH PH (3.3)
Die in den Gln. (3.2) und (3.3) genannten Gleichzeitigkeitsfaktoren sind in Bild 3.2
dargestellt.
1,0
0,9
0,8
1
0,7
0,6
0,5 2
g 0,4
0,3
0,2 3
0,1
0 4
1 2 3 45 10 20 50 100 WoE 300
n
Bild 3.2 Gleichzeitigkeitsfaktoren
1 gH für Speicherheizung (Aufladezeit: 8 h bis 10 h)
2 gH für Direktheizung
3 gN für allgemeinen Bedarf
4 gDE für Durchflusserwärmer (18 kW bis 24 kW)
Beispiel:
Die maximal benötigte Leistung, die von einer 10/0,4-kV-Umspannstation zur
Verfügung gestellt werden muss, ist zu ermitteln. Von der Station aus werden
versorgt:
• drei Mehrfamilienhäuser mit jeweils acht WoE
• sechs Einfamilienhäuser mit elektrischer Heizung 16 kW/WoE und Warm-
wasserbereitung über Durchflusserwärmer mit Pinst = 21 kW
• vier Zweifamilienhäuser
• eine Gaststätte mit Pinst = 42 kW
• ein Supermarkt mit Pinst = 70 kW
Pmax 262,6 kW
PH 6 WoE 16 kW/WoE 96 kW
ergibt sich zu
wobei zu beachten ist, dass sich diese Leistung nur in der Zeit an der Station
bemerkbar macht, in der die Freigabe zur Aufladung der Heizung vorliegt. Da die
Freigabe der Heizung in der Regel in lastarmen Zeiten erfolgt, ist es also nicht
notwendig, die Leistung der Speicherheizung zu der Leistung des allgemeinen
Bedarfs zum Zeitpunkt der Höchstlast zu addieren.
3.2 Stromversorgung
Sowohl bei der Versorgung aus einem öffentlichen Netz als auch beim Einsatz
von Eigenerzeugungsanlagen sind bei der Planung einer Anlage charakteristische
Größen zu beachten:
• Nennspannung
• System nach Art der Erdverbindung
• Stromart, Frequenz
• Leistungsbedarf
• Kurzschlussströme an der Einspeisestelle
Liegt zur Versorgung einer Anlage eine Einspeisung aus dem öffentlichen Netz vor,
so sind die Daten der vorgenannten Größen vom Netzbetreiber (NB) des öffent-
3.2 Stromversorgung 149
Die Werte gelten natürlich nur im Netzkern; bei Netzausläufern muss die Impedanz
berechnet werden. Über die vom NB genannte Anschlussimpedanz können dann für
die Einspeisestelle und für jeden Punkt der Anlage der kleinste Kurzschlussstrom
(siehe Abschnitt 5.1.1.2) und der größte Kurzschlussstrom (siehe Abschnitt 14.4)
berechnet werden.
250
A
kVA mit elektrischer Warmwasserbereitung
für Bade- oder Duschzwecke 250
150
200
Überstrom-Schutzeinrichtungen
160
100
125 Bemessungsstrom der
100
Gesamtleistung
80
50
63
40
ohne elektrische Warmwasserbereitung
30 für Bade- oder Duschzwecke
20
10
1 2 3 4 5 10 15 20 30 40 60 80 100
Anzahl der Wohnungen
Bild 3.3 Bemessung von Hauptleitungen für Wohnungen ohne elektrische Heizung, Un = 230/400 V
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3
3.2.3 Autarke Versorgung
Ist keine öffentliche Stromversorgung vorhanden und eine Ersatzstromversor-
gungsanlage geplant, muss der Planer die entsprechenden Angaben der eingesetz-
ten oder geplanten Ersatzstromquelle (Generator, Batterie) als Planungsgrundlage
heranziehen.
3
Niederspannungsnetz ~ 400 V/230 V
Hausanschlussleitung
Hausanschlusskasten
Netzbetreiber Eigentumsgrenze
Kunde
(1) Zähler für Kundenanlage
(2) Zähler für Lieferung und
Bezug der Erzeugungs-
Z Z anlage
(1) (2)
Stromkreisverteiler Stromkreisverteiler
Allgemeinverbrauch Erzeugungsanlage
NA-Schutz
NA-Schutz
Integrierter NA-Schutz
(Smax ≤ 30 kVA) und
integrierter Kuppel-
schalter
1~ 1~ 1~
I II III
Photovoltaik Photovoltaik Photovoltaik
Generatur Generatur Generatur
mit mit mit
Umrichter Umrichter Umrichter
Bild 3.4 Beispiel einer Eigenerzeugungsanlage (hier als PV-Anlage dargestellt) mit drei einphasigen
Erzeugungseinheiten mit einer maximalen Anschlussleistung 4,6 kVA pro Außenleiter nach
VDE-AR-N 4105:2011-08
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3.2 Stromversorgung 153
Durch einen „Netz- und Anlagenschutz (NA-Schutz)“, der auf einen Kuppelschalter
3
wirkt, mit dem die Eigenerzeugungsanlage direkt vom Netz bzw. von der Ver-
braucheranlage getrennt werden kann (Bild 3.4), müssen nach VDE-AR-N 4105
folgende Schutzanforderungen erfüllt werden:
Dabei geht man von einer Reaktionszeit des NA-Schutzes von etwa 100 ms aus,
sodass eine Abschaltung in einer Gesamtzeit unter 200 ms gewährleistet wird.
Wenn ein sogenannter „zentraler NA-Schutz“ realisiert wurde, kann, sofern keine
negativen Auswirkungen auf die Verbraucheranlage zu erwarten sind, der Span-
nungssteigerungsschutz auf 1,15 Un eingestellt werden.
Weiterhin muss nach VDE-AR-N 4105, Abschnitt 5.7.3.3 bei einer Frequenz der
Eigenerzeugungsanlage zwischen 50,2 Hz und der oben angegebenen oberen
Frequenz von 51,5 Hz die abgegebene Leistung der Erzeugungsanlage automatisch
reduziert werden. Auf Frequenzen der Eigenerzeugungsanlage zwischen 47,5 Hz
und 50 Hz trifft dies allerdings nicht zu.
Beim NA-Schutz handelt es sich um eine typgeprüfte Schutzeinrichtung mit
Konformitätsnachweis. Im Anhang G, Abschnitt G.3 aus VDE-AR-N 4105 wird
ein entsprechendes Nachweisformular wiedergegeben. Für Eigenerzeugungs-
anlagen bis zu einer Leistung von 30 kVA darf dieser NA-Schutz auch durch
einen integrierten NA-Schutz realisiert werden. Dann handelt es sich um eine
Schutzeinrichtung, die vom Hersteller der Eigenerzeugungsanlage mitgeliefert wird
(z. B. als integrativer Bestandteil innerhalb der Elektronik eines Wechselrichters
bei PV-Anlagen – siehe Bild 3.4).
Bei dem zuvor erwähnten Kuppelschalter handelt es sich z. B. um ein Leistungs-
relais, einen Motorschutzschalter oder um einen mechanischen Leistungsschalter,
bei dem zwei in Reihe geschaltete elektrische Schalteinrichtungen eine redundante
Abschaltung gewährleisten. Er kann als „integrierter Kuppelschalter“ (Teil der
Eigenerzeugungsanlage) oder separat als „zentraler Kuppelschalter“ ausgeführt
sein.
Bei Eigenerzeugungsanlagen müssen bezüglich der Planung und Errichtung fol-
gende Anforderungen erfüllt werden:
3
3.3 Netzarten und Erdungen
Netze werden nach der Art der Erdverbindung, nach der Spannung (Gleich- oder
Wechselspannung) und der Anzahl der aktiven Leiter (2-, 3- oder 4-Leiter-Netze)
unterschieden. Zur eindeutigen Beschreibung eines Stromversorgungssystems
sind folgende Angaben in der angegebenen Reihenfolge notwendig (siehe hierzu
auch DIN EN 61293):
3 Für die verschiedenen, in der Praxis vorkommenden Systeme nach Art der Erd-
verbindung sowie die Erdung der zu schützenden Körper wurde auf internatio-
naler Basis eine einheitliche Kennzeichnung (durch Buchstaben) erarbeitet. In
dieses System können alle im Niederspannungsbereich vorkommenden Netzarten
eingeordnet werden. Die Anwendung des Systems ist auch für Einphasenwech-
selstromsysteme und Gleichstromsysteme möglich.
Das Kurzzeichen besteht in der Regel aus zwei Buchstaben, die die Erdverbin-
dungen der speisenden Stromquelle und die Erdverbindungen der Körper be-
schreiben. Durch einen Bindestrich wird ein dritter und gegebenenfalls ein vierter
Buchstabe angefügt. Der dritte bzw. vierte Buchstabe macht Aussagen über die
Anordnung des Neutral- und Schutzleiters.
Die angewandten Kurzzeichen haben folgende Bedeutung:
Erster Buchstabe
Erdverbindungen der speisenden Stromquelle
T direkte Erdung eines Punkts; in Drehstromnetzen ist der geerdete Punkt im
Allgemeinen der Sternpunkt
I entweder Isolierung aller aktiven Teile von der Erde oder Verbindung eines
Punkts mit Erde über eine Impedanz
Zweiter Buchstabe
Erdverbindungen der Körper der elektrischen Anlage
T Körper direkt geerdet, unabhängig von der etwa bestehenden Erdung eines
Punkts der Stromversorgung
N Körper direkt mit der Betriebserde verbunden
Weitere Buchstaben
Anordnung des Neutralleiters und des Schutzleiters
S Neutralleiter und Schutzleiter sind getrennt (separat)
C Neutralleiter und Schutzleiter sind in einem Leiter kombiniert
3.3.1 TN-Systeme
In TN-Systemen ist ein Punkt direkt geerdet (Betriebserdung). In üblichen Ver-
sorgungsnetzen besteht diese Betriebserdung allerdings nicht aus einem Punkt
(z. B. die Sternpunkterdung des einspeisenden Transformators), sondern aus
einer Vielzahl von Erdern, die alle über den Schutzleiter (PE- oder PEN-Leiter)
des Versorgungssystems untereinander sowie mit dem Sternpunkt des einspei-
senden Transformators verbunden sind. Dazu gehören im TN-System auch die
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VDE 0100-100 wird dies dadurch verdeutlicht, dass nicht mehr ein Punkt ange-
3
geben wird, der als Betriebserder bezeichnet wird (siehe die Bilder 3.5 bis 3.7).
Eigentlich müsste man genauer von einem „Betriebserdersystem“ sprechen. Die
Körper der elektrischen Anlage sind entweder über Schutzleiter und/oder über PEN-
Leiter mit diesem Betriebserdersystem verbunden. Entsprechend der Anordnung
der Neutralleiter und der Schutzleiter sind drei TN-Systeme zu unterscheiden:
Strom- Verteilungsnetz
quelle (wenn vorhanden) Anlage
L1
L2
L3
N
PE
Körper Körper
Strom- Verteilungsnetz
quelle (wenn vorhanden) Anlage
L1
L2
L3
PEN
Körper Körper
Strom- Verteilungsnetz
quelle (wenn vorhanden) Anlage
L1
L2
L3
N
PEN PEN PE
Körper Körper
3
3.3.2 TT-System
Im TT-System (Bild 3.8) ist ein Punkt direkt geerdet (Betriebserdung). Die Körper
der elektrischen Anlage sind mit Erdern verbunden, die von der Betriebserdung
getrennt sind.
L1
L2
L3
N
Körper
RB RA
3.3.3 IT-System
Das IT-System (Bild 3.9) hat keine direkte Verbindung zwischen aktiven Leitern
und geerdeten Teilen; die Körper der elektrischen Anlage sind geerdet.
L1
L2
L3
Körper
RA
Bild 3.9 IT-System
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3 Die in den Bildern 3.5 bis 3.9 gewählte Darstellung der verschiedenen Leiter ent-
spricht der in Deutschland üblichen Art, die auch in DIN EN 60617-11 festgelegt
ist (siehe hierzu auch Tabelle 2.5 und Tabelle 3.3 dieses Buchs).
Die alphanumerische Kennzeichnung der verschiedenen Leiter und die Kenn-
zeichnung der Anschlussklemmen an den Betriebsmitteln sowie die grafischen
Symbole – soweit festgelegt – sind in Tabelle 3.4 zusammengestellt.
Neutralleiter N
Schutzleiter PE
PEN-Leiter
Wechselstromnetz Außenleiter 1 U L1
Außenleiter 2 V L2
Außenleiter 3 W L3
Neutralleiter N N
Gleichstromnetz1) Positiver Leiter C L+
Negativer Leiter D L–
Mittelleiter M M
PE PE X
– PEN
Erde E E X
Fremdspannungsfreie Erde TE TE
Masse MM MM
Äquipotential CC CC
1)
Die Bezeichnungen C und D für den Betriebsmittelanschluss sind international noch in Bera-
tung.
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3
3.4 Stromkreisaufteilung in einer Anlage
Nach VDE 0100-100, Abschnitt 314 müssen in einer elektrischen Anlage mehrere
Stromkreise gebildet werden. Die Gründe hierfür nennt die Norm ebenfalls:
Tabelle 3.5 Anzahl der Stromkreise für Beleuchtung und Steckdosen in Wohnungen
(Quelle: DIN 18015-2:2010-11)
• Elektroherd
• Mikrowellengerät
• Geschirrspülmaschine
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• Waschmaschine
162 3 Planung elektrischer Anlagen – DIN VDE 0100-100
3 • Wäschetrockner
• Bügelstation, Dampfbügelstation
• Warmwassergerät (sofern die Warmwasserversorgung nicht auf andere Weise
erfolgt)
• Heizgerät (sofern die Heizung nicht auf andere Weise erfolgt)
• Außenbeleuchtung
Außerdem weist DIN 18015-2 noch darauf hin, dass bei der Auslegung der
Stromkreisverteiler stets ein ausreichend großer Platz für eine Reserve vorgesehen
werden muss.
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3.5 Äußere Einflüsse 163
3
3.5 Äußere Einflüsse
Äußere Einflüsse sind in Teil 510 behandelt (siehe hierzu auch Abschnitt 14.3 und
Abschnitt 25.8, Anhang H).
Die Betriebsmittel müssen so ausgewählt werden, dass durch die normalerweise
zu erwartenden äußeren Einflüsse keine betrieblichen Ausfälle, Schäden oder
Störungen zu erwarten sind. Äußere Einflüsse können sein bzw. herrühren von:
3
3.6 Verträglichkeit
• transiente Überspannungen
• Unterspannung
• Lastunsymmetrien
• schnell wechselnde Lasten
• Einschalt- und Anlaufströme
• Oberschwingungsströme
• Gleichstromanteile in Wechselströmen
• hochfrequente Schwingungen
• Ableitströme gegen Erde
• Notwendigkeit zusätzlicher Erdverbindungen
• überhöhte Schutzleiterströme, die nicht durch Fehler verursacht sind
3.7 Wartbarkeit
Die Wartbarkeit ist ein Maß für die Einfachheit, mit der es möglich ist, eine Anlage
zu warten. Dabei ist zu berücksichtigen, mit welcher Häufigkeit, Gründlichkeit und
mit welchem Aufwand eine Anlage während ihrer Lebensdauer zu warten ist. Da
die Sicherheit einer Anlage letztendlich auch von deren Wartung (Pflege, Prüfun-
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gen und dgl.) abhängt, empfiehlt es sich, bei der Planung einer Anlage mit dem
Betreiber der Anlage über dessen Vorstellung hinsichtlich der Wartung zu sprechen.
166 3 Planung elektrischer Anlagen – DIN VDE 0100-100
3
3.8 Elektrische Anlagen für Sicherheitszwecke
Nach DIN VDE 0100-410 Abschnitt 410.3.2 gibt es zwei Arten von Schutzmaß-
nahme zum Schutz gegen elektrischen Schlag:
168 4 Der Schutz gegen elektrischen Schlag
(1) Die vorzusehende Schutzmaßnahme besteht aus einer Kombination von zwei
4 unabhängigen Schutzvorkehrungen. Diese beiden Schutzvorkehrungen werden
„Basisschutzvorkehrung“ und „Fehlerschutzvorkehrung“ genannt.
(2) Die vorzusehende Schutzmaßnahme besteht aus einer einzigen, verstärkten
Schutzvorkehrung, die die Basisschutzvorkehrung und die Fehlerschutzvor-
kehrung gleichzeitig einschließt.
Basisschutzvorkehrung (Basisschutz)
Nach DIN VDE 0100-100 Abschnitt 131.2.1 geht es beim Basisschutz darum, Per-
sonen und Nutztiere vor Gefahren zu schützen, die durch Berührung mit aktiven
(unter Spannung stehenden) Teilen der Anlage entstehen können.
Die Basisschutzvorkehrung umfasst in der Regel die Auswahl von geeigneten
elektrischen Betriebsmitteln sowie deren korrekte Montage. Im Grunde müssen die
Hersteller der Betriebsmittel für diesen Basisschutz sorgen bzw. durch Montage-
anleitungen darstellen, wie der Basisschutz bei der Errichtung sichergestellt werden
kann. Weitere Einzelheiten werden im nachfolgenden Abschnitt 4.2.2 beschrieben.
Fehlerschutzvorkehrung (Fehlerschutz)
Nach DIN VDE 0100-100 Abschnitt 132.2.2 geht es beim Fehlerschutz darum,
Personen und Nutztiere vor Gefahren zu schützen, die beim Berühren von Körpern
elektrischer Betriebsmittel im Falle eines Fehlers (Versagen des Basisschutzes)
entstehen.
Bei den Anforderungen zum Fehlerschutz muss also verhindert werden, dass durch
das Versagen des Basisschutzes keine gefährlichen Zustände entstehen können.
Dies geschieht, indem
Natürlich ist auch bei der Fehlerschutzvorkehrung die Wirksamkeit von der
korrekten Auswahl und Errichtung der beteiligten elektrischen Betriebsmittel 4
abhängig. Wie der Fehlerschutz im konkreten Fall verwirklicht wird, hängt von
der Wahl der Schutzmaßnahme ab. Im nachfolgenden Abschnitt 4.2.3 werden
die verschiedenen Schutzmaßnahmen beschrieben und kurz erläutert, wie die
beiden Schutzvorkehrungen bei diesen Schutzmaßnahmen verwirklicht werden.
Im Kapitel 5 werden detailliert die häufigste Schutzmaßnahme (Schutz durch
automatische Abschaltung der Stromversorgung) sowie die üblicherweise damit
verbundene Fehlerschutzvorkehrung beschrieben.
Grundlage aller Schutzmaßnahmen, ganz unabhängig davon, ob sie der zuvor
beschriebenen Möglichkeit (1) oder (2) entsprechen, ist die Tatsache, dass ihre
Wirksamkeit in jedem Fall durch die gemeinsame Wirkung der Basisschutz- und
Fehlerschutzvorkehrungen sichergestellt werden muss. DIN VDE 0100-410 erwähnt
in diesem Zusammenhang folgende Arten von Schutzmaßnahmen:
L1
4 L2
L3
RB
Bild 4.1 Prinzip der Schutzmaßnahme „Schutz durch doppelte oder verstärkte Isolierung
(Schutzisolierung)“
Auch die Schutzmaßnahme, die der Möglichkeit (2) entspricht, kommt in der Re-
gel nur bei bestimmten Anlagenteilen oder für bestimmte Betriebsmittel infrage.
Warum eine komplette elektrische Anlage nicht mit dieser Schutzmaßnahme
betrieben werden kann, dürfte klar sein, denn durch die Anforderungen einer
solche Schutzmaßnahme würde eine Art „schutzisolierte Anlage“ entstehen (siehe
Bild 4.1), die für die Gesamtheit einer elektrischen Anlage praktisch kaum zu
verwirklichen ist.
• Verhindern, dass der Strom durch den Körper einer Person oder eines Nutztiers
fließen kann, oder
• Begrenzen des Stroms, der durch einen solchen Körper fließt, auf einen Wert,
der niedriger ist als der gefährliche Körperstrom
Beim Basisschutz (Schutz gegen direktes Berühren) wird zunächst durch Basis-
isolierung der grundsätzliche Schutz gegen elektrischen Schlag unter normalen
Bedingungen erzielt. Die Basisisolierung muss nicht mit der Betriebsisolierung
identisch sein (Bild 4.2), da die Betriebsisolierung der Isolierung aktiver Teile
gegeneinander und gegen Körper dient.
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4.2 Die Schutzmaßnahmen für den Schutz gegen elektrischen Schlag 171
Isolierstoff Metall
4
Sammelschiene
b a, b
a a
d d
c c
a a
b a, b
Kunststoffabdeckung Metallabdeckung
Außerdem muss die Isolierung den Anforderungen der entsprechenden Norm für
das Betriebsmittel entsprechen. Farbanstriche, Lacke, Emailleüberzüge und Faser-
stoffumhüllungen sind normalerweise nicht geeignet, den Schutz sicherzustellen.
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172 4 Der Schutz gegen elektrischen Schlag
erforderlich. Wenn die statische Ladung innerhalb von 5 s auf DC 120 V absinkt,
besteht normalerweise keine Gefahr.
4.2 Die Schutzmaßnahmen für den Schutz gegen elektrischen Schlag 173
U ≥ 40 V … ≤ 50 V
4
Schranke
M z. B. Gebläse
> 2,5 m
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4
Schutz gegen elektrischen Schlag
176
Schutzmaßnahme: Schutzmaßnahme: Schutzmaßnahme: Schutzmaßnahme:
SELV1 oder PELV1 Schutztrennung2 Schutz durch automatische Schutz durch verstärkte Isolierung3
mit nur einem angeschlossenen Abschaltung der Stromversorgung (Schutzklasse II)
Verbrauchsmittel
Basisschutzvorkehrung Fehlerschutzvorkehrung
muss zur alternativen Fehlerschutzvorkehrung
(z. B. angeschlossene elektrische Betriebsstätte)
schließt ein
hinzukommen
Abdeckung • Überstrom-Schutzeinrichtung
TN-System • Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD)
Umhüllung
• Überstrom-Schutzeinrichtung
TT-System • Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD)
teilweise Schutz
1
nicht leitende Räume In der Regel mit Basisschutz (je nach Spannungshöhe und Umgebung);
Abstand der Fehlerschutz wird durch sichere Trennung und kleine Spannungen
unabhänging vom Vorhandensein erfüllt
der Fehlerschutzvorkehrung 2
Mit Basisschutz; der Fehlerschutz wird durch einfache Trennung und
erdfreier örtlicher Isolierung der Sekundärseite erfüllt
Schutzpotentialausgleich 3
Basisschutz und Fehlerschutz werden gemeinsam durch eine verstärkte
oder doppelte Isolierung erfüllt
Bild 4.6 Übersicht über die Schutzmaßnahmen und zugehörige Schutzvorkehrungen nach DIN VDE 0100-410
4.2 Die Schutzmaßnahmen für den Schutz gegen elektrischen Schlag 177
Punkt b) wird in Abschnitt 5.1.2 dieses Buchs näher beschrieben. Für die Vorkeh-
rung in Punkt a) wird in jedem Stromkreis ein Schutzleiter mitgeführt, der mit
sämtlichen leitfähigen und berührbaren Teilen der angeschlossenen Betriebsmittel
sowie mit dem Sternpunkt des einspeisenden Transformators verbunden wird.
Solche Teile werden in der Regel als Körper dieser Betriebsmittel bezeichnet. Tritt
jetzt ein Fehler auf, indem z. B. ein Teil der elektrischen Anlage, das betriebs-
mäßig unter Spannung steht, diesen Körper berührt, wird durch die entstandene
Fehlerspannung ein Fehlerstrom verursacht, der über den Schutzleiter zurück zur
Spannungsquelle fließen kann. Ziel ist es, dass dieser Fehlerstrom groß genug
ist, um bei einer vorgeschalteten Schutzeinrichtung (z. B. ein LS-Schalter) eine
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L1
4 L2
L3
PE
SE
IF
RB
SE
RB RA
IF
RB Betriebserder
RA Anlagenerder
4.2 Die Schutzmaßnahmen für den Schutz gegen elektrischen Schlag 179
L1
L2
L3
kapazitive
SE und Ohm‘sche
Widerstands-
Teilströme beläge
von Id
Id
RA
Bild 4.9 Fehlerschutzvorkehrung im IT-System (Darstellung beim ersten Fehler)
SE Schutzeinrichtung
Id Summe der kapazitiven und Ohm’schen Ableitströme
RA Anlagenerder
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180 4 Der Schutz gegen elektrischen Schlag
L1
L2 4
L3
Transformator
mit mindestens
einfacher Trennung
RB
Bild 4.10 Schutz durch Schutztrennung bei nur einem einzigen Verbrauchsmittel
L1
L2
L3
Transformator
mit sicherer
Trennung
50 V 120 V
RB
Der Fehlerschutz wird dadurch hervorgerufen, dass die Spannung die zuvor
beschriebene Grenze nicht überschreitet und die Spannungsquelle eine sichere
Trennung aufweist (Bild 4.11). Weitere Einzelheiten werden im nachfolgenden
Kapitel 8 behandelt.
L1
4 L2
L3
Transformator
mit sicherer
Trennung
50 V 50 V 120 V
RB
Detail: Klemmenbrett
Schutzleiter darf nicht
4
angeschlossen werden!
Klemmenbrett
(siehe Detail) ≥ 1,25 m L1 L2 L3 N PE
Hindernis
> 2,5 m
≥ 2,5 m
U V W N PE
• zwischen den einzelnen Körpern untereinander und zwischen den Körpern und
fremden leitfähigen Teilen ein Abstand von mindestens 2,5 m eingehalten ist
(außerhalb des Handbereichs genügen 1,25 m)
• zwischen den Körpern oder zwischen Körper und fremdem leitfähigen Teil
Hindernisse angebracht sind (Hindernisse sollen aus Isolierstoff bestehen; sind
sie aus Metall, so dürfen sie nicht geerdet werden)
• fremde leitfähige Teile isoliert werden, wobei eine ausreichende mechanische
Festigkeit der Isolierung vorausgesetzt wird; die Prüfspannung muss mindes-
tens 2 000 V betragen, und der Ableitstrom darf bei normalen Betriebsbedin-
gungen 1 mA nicht überschreiten
• die Verwendung von ortsveränderlichen Geräten in der Regel ausgeschlossen
ist (sofern ortsveränderliche Betriebsmittel verwendet werden sollen, müssen
die gesamten Bedingungen sinngemäß eingehalten werden)
• der Widerstand der isolierenden Fußböden und Wände nicht kleiner ist als
– 50 k: bei Un d 500 V Nennspannung der Anlage
– 100 k: bei Un > 500 V Nennspannung der Anlage
Die Impedanz oder der Widerstand von isolierenden Fußböden kann gemessen
werden nach DIN VDE 0100-600 „Errichten von Niederspannungsanlagen“,
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PA
Alle gleichzeitig berührbaren Körper und fremde leitfähige Teile müssen durch
einen Potentialausgleichsleiter miteinander verbunden werden. Das Potentialaus-
gleichssystem muss neutral (erdfrei) bleiben (Bild 4.16).
Detail: Klemmenbrett
Schutzleiter darf nicht
Klemmenbrett angeschlossen werden!
(siehe Detail)
L1 L2 L3 N PE
≥ 2,5 m
U V W N PE
Hinsichtlich des Querschnitts ist festzustellen, dass nach Teil 540 Abschnitt 544.2
folgende Festlegungen bestehen. Es gilt:
4.2 Die Schutzmaßnahmen für den Schutz gegen elektrischen Schlag 185
Ein Schutzleiter gilt als geschützt, wenn er Bestandteil einer Leitung oder eines
Kabels ist, in einem Installationsrohr, in einem Elektroinstallationskanal oder auf
ähnliche Weise geschützt verlegt ist.
Die Schutzmaßnahme „Schutz durch erdfreien, örtlichen Schutzpotentialausgleich“
ist nicht unproblematisch in der Anwendung. Sie sollte deshalb auf Sonderfälle
beschränkt werden.
Schutzpotential-
ausgleichsleiter
RB
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L1
L2
L3
PE
M M
bei Verbrauchsmitteln (Geräten) auslösen, die während des Betriebs in der Hand
gehalten und mit U0 d 230 V betrieben werden. Bei U0 > 230 V … d 400 V sind 4
0,2 s und bei U0 > 400 V sind 0,1 s als Abschaltzeit gefordert.
Beispiel
Für den nachfolgend dargestellten Versorgungsfall nach Bild 4.19 soll überprüft
werden, ob im Doppelfehlerfall die Abschaltung in ausreichend kurzer Zeit erfolgt.
Gerät 2
3 × 230 V
Leitung 2
L = 30 m
(Potentialaus- 3 × 1,5 mm2
gleichsleiter)
L1 L2 L3 PA
Bild 4.19 Beispiel; Schutztrennung mit mehreren Geräten
Es gilt, die Impedanz (in diesem Fall der Ohm’sche Widerstand) im ungünstigsten
Fehlerfall zu ermitteln. Hierzu wird angenommen, dass im Gerät 1 ein Körper-
schluss von L1 und im Gerät 2 ein Körperschluss von L2 vorliegt. Die Impedanz
des Transformators und die der Leitungen bis zu den Steckdosen werden ver-
nachlässigt.
Das Ersatzschaltbild ist in Bild 4.20 dargestellt.
Leitung 1
RA RF = 0 Ω RPA
Un = 230 V RA RF = 0 Ω RPA
Leitung 2
Bild 4.20 Ersatzschaltbild
RA RPA 0,571 :
N S 56 m : mm2 2,5 mm 2
188 4 Der Schutz gegen elektrischen Schlag
Leitung 2:
4 L 30 m
RA RPA 0,357 :
N S 56 m : mm2 1,5 mm 2
Kurzschlussstrom:
U 230 V
Ik 100 A
R 2,3 :
Die Abschaltzeit beträgt 1,0 s im ungünstigsten Fall bei einer 16-A-Sicherung der
Betriebsklasse gG. Diese Zeit reicht nicht aus, um den Schutz sicherzustellen. Bei
Verwendung von Sicherungen mit Bemessungsstrom 10 A liegt die Abschaltzeit
bei 0,2 s, was bei U0 = 230 V ausreichend ist.
Die benutzten Steckvorrichtungen müssen einen Schutzkontakt haben. Zu ver-
wenden sind Schutzkontaktsteckdosen, Perilexsteckvorrichtungen oder Steck-
vorrichtungen für industrielle Anwendung nach DIN EN 60309-2 (VDE 0623-2)
(siehe Abschnitt 21.2).
In leitfähigen Bereichen mit begrenzter Bewegungsfreiheit ist die Schutztrennung
mit mehreren Geräten nicht zulässig.
Die Schutztrennung mit mehreren Verbrauchsmitteln ist eine Schutzmaßnahme,
die einen hohen Schutzwert bietet, vorausgesetzt, der Potentialausgleich wird
gewissenhaft und sorgfältig ausgeführt. Vor allem zur Stromversorgung von
Verbrauchern bei Unfällen, Brand- und Katastrophenfällen ist ein optimaler
Schutz zu erreichen.
gung oder Meldung sind die Netzformen TN-, TT- und IT-System miteinander
kombinierbar.
4.3 Kombinationen von Schutzmaßnahmen 189
SE SE SE
L3
PEN N PEN
PE
SE SE SE
unzulässig
Bild 4.21 Kombinationen von verschiedenen Systemen nach der Art der Erdverbindung
SE Schutzeinrichtung
190 4 Der Schutz gegen elektrischen Schlag
5.1.1 Einführung
Der Schutz durch automatische Abschaltung der Stromversorgung muss erfüllt
werden durch den
• Basisschutz (Schutz gegen direktes Berühren), realisiert durch eine Basis-
isolierung der aktiven Teile oder durch Abdeckungen oder Umhüllungen
und den
• Fehlerschutz (Schutz bei indirektem Berühren), realisiert durch den Schutz-
potentialausgleich über die Haupterdungsschiene und die automatische
Abschaltung im Fehlerfall
Den Zusammenhang zwischen der übergeordneten Schutzmaßnahme für den
Schutz gegen elektrischen Schlag und den damit verbundenen Schutzvorkeh-
rungen zeigt Bild 5.1.
Als Basisschutz (Schutz bei direktem Berühren) kommen in erster Linie Schutz durch
Isolierung und Schutz durch Abdeckungen oder Umhüllungen zur Anwendung.
Wenn die Verhältnisse dies zulassen, sind auch die Maßnahmen „Schutz durch
Hindernisse“ und „Schutz durch Anordnung außerhalb des Handbereichs“ zulässig.
Beim Fehlerschutz (Schutz bei indirektem Berühren) gilt nach DIN VDE 0100
Abschnitt 131.2.2 folgender Grundsatz:
Personen oder Nutztiere müssen vor Gefahren geschützt werden, die beim
Berühren von Körpern elektrischer Betriebsmittel im Falle eines Fehlers ent-
stehen können.
Dies wird bei der Schutzmaßnahme „Schutz durch automatische Abschaltung der
Stromversorgung“ dadurch erreicht, dass
a) im normalen Betriebsfall keine gefährliche Spannung berührt werden kann
(Basisschutz)
b) eine vorgeschaltete Schutzeinrichtung im Fehlerfall (z. B. Körperschluss in
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und
c) die im Fehlerfall auftretende Berührungsspannung bis zur endgültigen Ab-
schaltung möglichst gering bleibt
5
Die Anforderung nach Punkt a) entspricht der Basisschutzvorkehrung, die bereits
im Abschnitt 4.2.2 dieses Buchs besprochen wurde. Die Punkte b) und c) sind
Teilschutzvorkehrungen innerhalb der Fehlerschutzvorkehrung. Punkt b) wird
durch die erste Teilschutzvorkehrung erfüllt (siehe Bild 5.1), die auch „Schutz
durch automatische Abschaltung im Fehlerfall“ bezeichnet wird. Anforderungen
hierzu sind in DIN VDE 0100-410 Abschnitt 411.3.2 zu finden. Die festgelegten
Mindestabschaltzeiten werden in Tabelle 41.1 der Norm angegeben.
Voraussetzung ist dabei immer, dass sämtliche Körper der elektrischen Betriebs-
mittel mit einem Schutzleiter verbunden sind, der in jedem Stromkreis mitgeführt
wird. Die verschiedenen Schutzleiter werden in den Abzweigdosen, Klemmenkästen
und Elektroverteilungen miteinander sowie letztlich mit dem Schutzleiter des
einspeisenden Netzsystems (beim TN-System) bzw. mit dem Anlagenerder (beim
verstärkte Isolierung
(Schutzklasse II)
Fehlerschutzvorkehrung: Basisschutzvorkehrung:
Schutz bei indirektem Berühren, Schutz gegen direktes Berühren
bestehend aus:
Bild 5.1 Darstellung der Schutzmaßnahmen für den Schutz gegen elektrischen Schlag in TT- und
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• Schutzeinrichtung
– Überstrom-Schutzeinrichtung (ÜSE)
– Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD)
– Isolationsüberwachungseinrichtung (IMD)
– Differenzstrom-Überwachungseinrichtung (RCM)
– Isolationsfehler-Sucheinrichtung
Anmerkung: Differenzstrom-Überwachungseinrichtungen (RCMs) sind keine
Schutzeinrichtungen, sie dürfen jedoch verwendet werden, um Differenz-
ströme in elektrischen Anlagen zu überwachen. RCMs lösen ein hörbares
oder ein hör- und sichtbares Signal aus, wenn der vorgewählte Wert des
Differenzstroms überschritten ist.
• Überstrom-Schutzeinrichtung
TN-System • Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD)
• Überstrom-Schutzeinrichtung
TT-System • Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD)
• Isolationsüberwachungseinrichtung (IMD)
• Differenzstrom-Überwachungseinrichtung (RCM)
IT-System • Isolationsfehler-Sucheinrichtung
• Überstrom-Schutzeinrichtung
• Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD)
Bild 5.2 Schutzeinrichtungen für den „Schutz durch automatische Abschaltung im Fehlerfall“ in den
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verschiedenen Netzsystemen
194 5 Schutzmaßnahme: Automatische Abschaltung der Stromversorgung
• Steckdosen mit einem Bemessungsstrom nicht größer als 20 A, die für die
Benutzung durch Laien und zur allgemeinen Verwendung bestimmt sind
Ausnahme: Steckdosen, die durch Elektrofachkräfte oder elektrotechnisch
unterwiesene Personen überwacht werden, und Steckdosen, die jeweils für
den Anschluss eines Betriebsmittels errichtet werden.
• Endstromkreise für im Außenbereich verwendete tragbare Betriebsmittel mit
einem Bemessungsstrom nicht größer als 32 A
Diese Anforderungen können erfüllt werden durch den Einsatz einer netzspan-
nungsunabhängigen Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) mit eingebautem
Überstromschutz (FI/LS-Schalter) nach DIN EN 61009-2-1(VDE 0664-21)
in jedem Endstromkreis. Diese Schutzeinrichtungen ermöglichen Personen-,
Brand- und Leitungsschutz in einem Gerät.
• am Außenleiter
• am PEN-Leiter
U0 230 V
UB | 115 V
2 2
Detailliertere Angaben sind im nachfolgenden Abschnitt 5.2 zu finden (siehe auch
Bild 5.5 dieses Buchs).
Im TT-System fällt im Fehlerfall noch eine viel höhere Spannung an. Da der
Fehlerstrom in TT-Systemen über den Anlagenerder RA fließt, der in diesem
Fehlerstromkreis den höchsten Widerstand darstellt, wird die mögliche Berüh-
rungsspannung im TT-System fast so groß wie die Spannung gegen Erde (U0). Bei
Felduntersuchungen hat man typische Werte zwischen 190 V und 220 V gemessen.
In der Regel kann auf eine automatische Abschaltung im Fehlerfall nur dann
verzichtet werden, wenn die Berührungsspannung unter 50 V bleibt. Allerdings
wird diese Spannung im Fehlerfall, wie zuvor beschrieben, sowohl beim TT- als
auch beim TN-System deutlich überschritten. Deshalb gelten für alle Netzsysteme
mit Nennspannungen über 50 V die Abschaltzeiten aus DIN VDE 0100-410, Ta-
belle 41.1. Die Zeiten werden im nachfolgenden Abschnitt 5.2 angegeben.
Da die Spannung innerhalb dieser Abschaltzeit in allen Netzsystemen allerdings
immer noch recht hoch ist, wird eine zweite Teil-Schutzvorkehrung vorgeschrieben,
um die Berührungsspannung weiter zu reduzieren. Diese zweite Teilvorkehrung
ist der Schutzpotentialausgleich über die Haupterdungsschiene.
Die Hauptaufgabe des Schutzpotentialausgleichs über die Haupterdungsschiene
kann demnach wie folgt beschrieben werden:
5.1.2.2 Funktionsweise
Die gewünschte Reduzierung der möglichen Berührungsspannung wird erreicht, in-
dem das Potential der „neutralen Erde“ aus dem Gebäude herausgehalten wird. Das
5 „Potential der neutralen Erde“ wird oft ganz unterschiedlich bezeichnet, so z. B.:
B2
K3
N
PE
G2 W
400/230 V HAK
K1 L1
L2 B1
L3 K2
PEN X N N
PE PE
A IF G1
HPA STV
Bild 5.3 Darstellung von Fehlern im TN-System und der Wirkung des Schutzpotentialausgleichs
über die Haupterdungsschiene
W Wasserleitung, die im Außenbereich Erdpotential annimmt
RE Erdungswiderstand der Wasserleitung
RB Widerstand des Betriebserders; der Betriebserder nimmt wie die Wasserleitung
Erdpotential an
G elektrisches Verbrauchsmittel (Gerät)
K Ort des Fehlers (Körperschluss); K1 im Gerät G1 und K2 im Gerät G2
B Stelle der Berührung (B1 im Erdgeschoss und B2 im Obergeschoss)
X Aufteilungspunkt des PEN-Leiters in Neutralleiter und Schutzleiter und zugleich
Anschlusspunkt des Schutzpotentialausgleichs (HPA) an den PEN-Leiter des
Versorgungsnetzes
A Aufteilungspunkt des PE-Leiters in PE-Leiter zum Gerät G1 und PE-Leiter zum Gerät
G2 im STV
HAK Hausanschlusskasten
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STV Stromkreisverteiler
HPA Schutzpotentialausgleich über die Haupterdungsschiene
5.1 Allgemeine Anforderungen 197
Im Bild 5.3 wird beispielhaft die Wirkung des Schutzpotentialausgleichs über die
Haupterdungsschiene veranschaulicht. Zur Erläuterung kann Folgendes gesagt
werden:
Der Fehler an der im Bild 5.3 mit K1 bezeichneten Stelle findet im Außenbereich 5
des Gebäudes statt und soll hier nicht weiter beschrieben werden. Bei einem Fehler
bei K2 im Gerät G2 fließt über den Schutzleiter ein Fehlerstrom IF. Dieser Strom
verursacht einen Spannungsfall entlang der gesamten Länge des Schutzleiters
von der Fehlerstelle (Punkt K2) bis zur Haupterdungsschiene (Punkt X) und im
weiteren Verlauf auch über den PEN-Leiter bis zum Sternpunkt des speisenden
Transformators.
Durch den Schutzpotentialausgleich (im Bild 5.3 als HPA bezeichnet) wird das
Potential am Punkt X mit dem Potential am Berührungspunkt (B1) kurzgeschlos-
sen. Der Spannungsfall über den PEN-Leiter fällt deshalb innerhalb des Gebäudes
nicht mehr an. Darum kann die mögliche Berührungsspannung UB bei einem
Fehler bei K2 wie folgt berechnet werden:
UB I F RPE
RPE Widerstand des Schutzleiters von der Fehlerstelle K2 bis zum Punkt X
(Punkt X im HAK ist zugleich der Anschlusspunkt an der Haupterdungs-
schiene)
Typische Werte für UB liegen im TN-System in der Größenordnung von 80 V … 100 V.
Beispiel:
RPEN 50 m:
RPE 150 m:
RSch 400 m: = 2 · (RPEN + RPE), Innenwiderstand der Stromquelle vernachlässigt
230 V
IF 575 A
0,4 :
• Fundamenterder
• metallene Rohrleitungen von Versorgungssystemen (z. B. Frischwasser)
• metallene Mäntel von Kabeln (dabei Absprachen mit den Eignern oder Betrei-
bern solcher Kabel nicht vergessen)
• metallene Verstärkung der Gebäudekonstruktion aus bewehrtem Beton, sofern
möglich
• metallene Teile der Gebäudekonstruktion (z. B. Stahlstützen bei Stahlskelett-
bauten)
Anmerkung: Immer wieder taucht die Frage auf, warum der Vor- und Rücklauf
der Heizungsanlage mit einbezogen werden soll, obwohl diese kein Erdpoten-
tial in das Gebäude einführen können. Genau genommen ist dies auch für die
Funktion des Schutzpotentialausgleichs über die Haupterdungsschiene nicht
erforderlich. Gemeint waren immer solche Teile, die das Erdpotential einführen
können. Trotzdem ist es natürlich nicht falsch, die Heizung mit anzuschließen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Gasrohr, sofern ein Isolierstück das Eindringen
des Erdpotentials verhindert.
• Überstrom-Schutzeinrichtungen
• RCDs
Dabei ist zu beachten, dass im TN-C-System RCDs nicht anwendbar sind. RCDs
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können hier keinen Schutz bieten, weil auch der Fehlerstrom durch den Ringkern-
wandler des RCD fließen würde und im Fehlerfall kein Auslösen möglich wäre.
5.2 Der Schutz durch automatische Abschaltung im Fehlerfall im TN-System 199
Buchs beschrieben. In Bild 5.4 zeigt die Kurve AC (Wechselspannung) die Ab-
schaltzeiten entsprechend der zu erwartenden Berührungsspannung bei Wech-
selspannungsanlagen; die Kurve DC (Gleichspannung) zeigt die Abschaltzeiten
5 bei Gleichspannungsanlagen.
Für Gleichstromanlagen gelten für Endstromkreise mit maximal 32 A Nennstrom
folgende maximale Abschaltzeiten:
10000
ms
DC
1000
Zeit AC
100
10
10 100 V 1000
Berührungsspannung UPT
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In der Praxis muss aber damit gerechnet werden, dass der PEN-Leiter an ver-
schiedenen Stellen im System geerdet wird. Beispielsweise am Transformator-
Sternpunkt und an den Haupterdungsschienen der vom Transformator versorgten
Gebäude, die in der Regel je über einen eigenen Fundamenterder verfügen. Dies 5
würde den Widerstand des Rückleiters, über den der Fehlerstrom fließt, verkleinern
und damit die berührbare Spannung im Fehlerfall reduzieren.
Rechnet man jedoch überschlägig mit einem Gesamterdungswiderstand aller
mitwirkenden Betriebserder (zu denen im TN-System auch die Fundamenterder
der versorgten Gebäude gehören) von RB = 1 : und einem PEN-Leiterwiderstand
zwischen dem Gebäudeanschluss (z. B. Hausanschlusskasten) und dem einspeisen-
den Transformator von z. B. 20 m:, so ergibt sich eine Reduzierung von etwa 1 V
für die an der Fehlerstelle berührbare Spannung. Selbst wenn der Widerstand des
PEN-Leiters noch höher ausfällt, kann von einer tatsächlichen Reduzierung der
Fehlerspannung durch die Erdung des PEN-Leiters kaum gesprochen werden.
Die eigentliche Reduzierung der Fehlerspannung bewirkt hingegen der Schutz-
potentialausgleich (siehe Abschnitt 5.1.2 dieses Buchs); dies wird im Bild 5.5 an
einem entsprechenden Ersatzschaltbild erläutert.
Für Gleichspannungssysteme liegen unter gleichen Voraussetzungen mit aus-
reichenden Erdungsverhältnissen dieselben Voraussetzungen vor, sodass die
Abschaltzeiten für die verschiedenen Spannungssysteme ebenfalls nach Bild 5.4
abgeschätzt werden können.
RL1 IF
L1 K2
IF = IF1 + IF2
RPEN IF1 X RPE
PEN
U B1
HPA
IF2
B1
RB RE
Bild 5.5 Ersatzschaltbild der Situation bei einem Isolationsfehler bei K2 nach Bild 5.3.
Die berührbare Fehlerspannung UB1 reduziert sich um den Betrag, den der Fehlerstrom
zwischen Punkt X und dem Sternpunkt des Transformators verursacht. UB1 entspricht
somit im Wesentlichen dem Spannungsfall, den der Fehlerstrom IF über den Schutzleiter
PE im Gebäude verursacht.
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202 5 Schutzmaßnahme: Automatische Abschaltung der Stromversorgung
ist ein TN-C-System unzulässig (Bild 5.7). Nach DIN VDE 0100-444 ist ein PEN-
Leiter in einem neu zu errichtenden Gebäude überhaupt zu vermeiden. Dies gilt
auch dann, wenn der Betreiber der elektrischen Anlage einen eigenen Transfor-
mator unterhält (der Netzbetreiber also lediglich eine Mittelspannungsversorgung
zur Verfügung stellt), sofern in der elektrischen Anlage eine „wesentliche Anzahl“
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Industrieverteilung
L1
L2
L3
N
PE
(PEN)
S ≥ 10 mm2 S < 10 mm2 S ≥ 10 mm2
L1 L2 L3 N PE L1 L2 L3 N PE
M
M M Wohnungs-
verteilung
L1
L2
L3
N
PE
203
Bild 5.7 TN-System mit TN-C- und TN-S-Systemteilen (alle Querschnittsangaben beziehen sich auf Kupferleiter)
5
204 5 Schutzmaßnahme: Automatische Abschaltung der Stromversorgung
Bemessungsstrom in A
1 000
1 250
100
125
160
224
250
315
400
500
630
800
10
16
20
32
40
50
63
80
2
4
6
104
25
35
5
200
s
103
102
101
5s
t
100
0,4 s
10−1
10−2
Bei einer Verteilung mit vier Schienen (L1/L2/L3/PEN) dürfen an der PEN-Schiene
wahlweise Schutzleiter, Neutralleiter und/oder PEN-Leiter angeschlossen werden.
Ist die Verteilung mit fünf Schienen (L1/L2/L3/N/PE) ausgestattet, so darf an der
PE-Schiene auch ein PEN-Leiter angeschlossen werden, vorausgesetzt, die PE-
Schiene entspricht den Bedingungen, die an eine PEN-Schiene gestellt werden.
Die Koordinierung der Systeme nach Art der Erdverbindung und Überstrom-
Schutzeinrichtungen, die durch Gl. (5.1) gegeben ist, macht es erforderlich, bei
der Planung einer Anlage die Größe des „kleinsten einpoligen Kurzschlussstroms“
– künftig der Einfachheit halber nur noch „Kurzschlussstrom“ genannt – zu berech-
nen. Er kann in bestehenden Anlagen auch gemessen werden. Mit dem (gerechneten
oder gemessenen) Kurzschlussstrom muss jetzt unter Verwendung des Strom-
Zeit-Diagramms der entsprechenden Schutzeinrichtung die Abschaltzeit ermittelt
werden. Die jeweils obere Grenzkurve der Kennlinien von Leitungsschutzsiche-
rungen der Betriebsklasse gG bzw. gL ist in Bild 5.8 dargestellt. Für LS-Schalter
der Charakteristiken B, C und D gibt Bild 5.9 die jeweils obere Grenzkennlinie an.
Die Berechnung des Kurzschlussstroms muss unter Beachtung von DIN EN 60909-0
(VDE 0102) „Kurzschlussströme in Drehstromnetzen – Berechnung der Ströme“
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100
50
20
Minuten
10
Auslösezeit 5
1
10
Sekunden
5
2
1
0,5
0,2 B C D
0,1
0,05
0,02
0,01
0,005
0,001
1 1,21,5 2 3 4 56 10 20 50
I/In
Häufig taucht die Frage auf, ob für den Schutz durch automatische Abschaltung
auch ein selektiver (zeitverzögerter) RCD eingesetzt werden kann. Diese RCDs
werden mit einem c gekennzeichnet und sie dürfen Abschaltzeiten von 500 ms
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L1
L2
L3
5 PEN
N
PE
RB
I F d 5 I 'n (5.3)
Bei Fehlerströmen ab dieser Größenordnung sinkt die Abschaltzeit eines RCD vom
Typ S auf Werte deutlich unter 150 ms. Deshalb ist es nach DIN VDE 0100-410
Abschnitt 411.4.4 erlaubt, für den Schutz durch automatische Abschaltung auch
einen selektiven RCD vorzusehen.
Es bedeuten (siehe auch Gl. (5.1)):
ZS Impedanz der Fehlerschleife in :
IΔn Bemessungsdifferenzstrom in A
Ia Strom in A, der das automatische Abschalten bewirkt, wobei gilt:
Ia = IΔn für normale RCDs
U0 Spannung gegen den geerdeten Leiter in V
Dies hat zur Folge, dass bei Nennspannung Un = 230/400 V und Bemessungsdif-
ferenzstrom IΔn = 0,5 A der Widerstand der Fehlerschleife
U0 230 V
ZS 460 :
I 'n 0,5 A
betragen dürfte. Auch bei einem selektiven RCD ergäbe sich noch ein genügend
hoher Wert für den maximal möglichen Schleifenwiderstand, der in üblichen
Anlagen nie erreicht wird. Deshalb können unter Berücksichtigung von heute
üblichen Bemessungsdifferenzströmen im TN-S-System RCDs aller bekannten
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Typen eingesetzt werden, ohne dass die Gefahr besteht, die Abschaltzeiten für
die automatische Abschaltung im Fehlerfall zu überschreiten.
5.2 Der Schutz durch automatische Abschaltung im Fehlerfall im TN-System 207
Potentialausgleichsschiene
RA Stromkreis
für Zusatzschutz
Versorgungsnetz, auch wenn er tatsächlich durch den Ort seiner Errichtung zur
elektrischen Anlage im Gebäude gehört.
5.2 Der Schutz durch automatische Abschaltung im Fehlerfall im TN-System 209
Strom- Verteilungsnetz
quelle (wenn vorhanden) Anlage
L1
5
DIN VDE 0100-100
TN-System nach
L2
L3
N
PEN PE
Körper Körper
Die Frage, die sich hier stellt, ist also: Benötigt eine elektrische Anlage einen
Erder, wenn es um den Schutz gegen elektrischen Schlag geht?
Für diese Frage muss zunächst der Schutz gegen elektrischen Schlag, wie er in
Normen der Reihe DIN VDE 0100 angeführt wird, genauer beschrieben werden.
Bild 5.1 zeigt den Zusammenhang zwischen den verschiedenen Vorkehrungen
zu den übergeordneten Schutzmaßnahmen. Danach besteht die typische Schutz-
maßnahme im TN- und TT-System (Schutz durch automatische Abschaltung der
Stromversorgung) aus zwei Schutzvorkehrungen: Basisschutzvorkehrung und
Fehlerschutzvorkehrung. Mit den bekannten Abweichungen gilt dies natürlich
auch für das IT-System.
Bei der Fehlerschutzvorkehrung wird der Schutz durch „automatische Ab-
schaltung im Fehlerfall“ hervorgerufen sowie durch die zusätzliche Wirkung
des Schutzpotentialausgleichs über die Haupterdungsschiene (siehe vorherigen
Abschnitt 5.1.2).
Um den Schutz durch automatische Abschaltung im Fehlerfall korrekt ausführen
und seine Wirkung anschließend überprüfen zu können, gibt DIN VDE 0100-410
Abschnitt 411.4.4 hierfür folgende Formel an:
I0
ZS d (5.4)
Ia
In dieser Formel wird mit ZS bei einem TN-System keinesfalls ein Erdungs-
widerstand eingeschlossen. Vielmehr werden mit ZS die Leitungswiderstände
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der beteiligten Außenleiter sowie des Schutzleiters und der Innenwiderstand der
Stromquelle zusammengefasst.
210 5 Schutzmaßnahme: Automatische Abschaltung der Stromversorgung
RB 50 V
d (5.5)
RE U 0 50 V
Auch in Gl. (5.5) ist RB der Betriebserder als Summe aller parallelen Erder (Erder der
des Transformatorsternpunkts und der Erder der durch ihn versorgten elektrischen
Anlagen). RE ist der kleinste Widerstand in Ohm eines fremden leitfähigen Teils, das
sich in Kontakt mit Erde befindet und nicht mit einem Schutzleiter verbunden ist.
Es wird angenommen, dass dieses fremde leitfähige Teil aus irgendeinem Grund
mit einem Außenleiter in Kontakt kommen kann. Dabei fließt ein Fehlerstrom über
RE zur Erde und weiter über RB zurück zur Stromquelle. Die Spannung, die durch
diesen Strom über RB entsteht, liegt im gesamten Netzsystem zwischen Schutzleiter
und Erde an. Die Einhaltung der Gl. (5.5) soll gewährleisten, dass diese Spannung
nicht größer wird als 50 V. In älteren Normen war in diesem Zusammenhang mit
Bezug auf die Gl. (5.5) von der „Spannungswaage“ die Rede. Näheres hierzu wird
im nachfolgenden Abschnitt 5.2.6 erläutert.
Im Innern des Gebäudes soll durch den Schutzpotentialausgleich über die Haupt-
erdungsschiene ein solches fremdes leitfähiges Teil nicht vorhanden sein (siehe
Kapitel 5.1.2 dieses Buchs). Das gilt jedoch nicht für den Außenbereich; hier darf
nach der Anforderung der Spannungswaage ein Schluss zwischen einem Außen-
leiter und einem leitfähigen Gegenstand, der mit Erde in Verbindung steht, keine
gefährliche Spannungsanhebung des Schutzleiters entstehen. Erreicht wird dies
dadurch, dass RB einen möglichst kleinen Wert annimmt. Dies kann jedoch nur der
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a) L1 b) L1
UL1−E
U0
U U0 U U E U
−E
E U L3 UV
=
S Um S
U0 U0 U0 U0
L3 U L2 L3 U L2