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Die Sonatensatzform bei Beethoven

„Thematische“ Teile haben melodisch und rhythmisch klare, leicht wiedererkennbare


Merkmale und sind harmonisch in sich geschlossen.
Beethovens Hauptthemen sind stets klar in Motive aufzugliedern.

„Überleitende“ Teile sind oft von floskelhafter Melodik geprägt (z.B. Tonleiterausschnitte
oder gebrochene Dreiklänge) und sind harmonisch oft fluktuierend.
Das Seitenthema (T. -) bildet einen deutlichen Kontrast zum Hauptthema. Es ist
lyrischer, rhythmisch fließend; die Melodik ist von gebrochenen Dreiklängen geprägt.
Dass es sich um ein Thema und nicht um einen überleitenden Teil handelt, wird an zwei
Merkmalen deutlich:
. Das Seitenthema bildet eine geschlossene harmonische Einheit.
. Es wird wiederholt und damit als thematisch gekennzeichnet.

Das Schlussthema (die Schlussgruppe) bezieht seine Schlusswirkung vor allem aus der
exponierten Verbindung Dominante-Tonika.
Die Durchührung bezieht ihr Material aus der Exposition.
Im Falle der vorliegenden Sonate schließt die Durchührung mit dem Schlussthema an die
Exposition an, die Schlusswirkung wird jedoch durch die harmonische Fluktuation und das
Auflösen der Septakkorde (hier als Sekundakkorde) in den Sextakkord (statt in die
Grundstellung) völlig aufgehoben.

Im weiteren Verlauf ab T.  finden wir ein Musterbeispiel von Beethovens „thematisch-
motivischer Arbeit“; ein wesentliches Mittel ist hier die Motivabspaltung, das heißt, das
Zerlegen des thematischen Materials in seine Motive. Hier wird deutlich, dass das
Hauptthema bereits im Hinblick auf seine Verwendbarkeit in der Durchührung hin
konzipiert ist – es ist in klar voneinander abgrenzbare Motive gegliedert.

Bezeichnenderweise spielt das Seitenthema, das viel gesanglicher ist und weniger aus
abgrenzbaren Motiven besteht, in der Durchührung keine Rolle; es war daür von Anfang
an offensichtlich nicht vorgesehen.

Ebenso wird das Hauptthema in der Reprise verkürzt (die „Bekanntheit“, der
„Informationsgehalt“ spielt dort offensichtlich eine Rolle), das Seitenthema jedoch wird in
voller Länge wieder gebracht.
Insgesamt weist Beethovens Sonatenform gegenüber einem „Modell“ mit gleich großen
Formteilen eine stärkere Konzentration der thematischen Teile und ausladendere
Überleitungen auf.

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