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Die Therapie von Wunden und insbesondere von chronischen Wunden stellt sowohl
in der ambulanten als auch in der stationären Versorgung von Patienten oft ein
Problem dar. Einerseits entspricht das Wissen der Patienten und des medizinischen
Personals und die daraus resultierende Erfahrung im Umgang mit Wunden oft nicht
dem aktuellen Stand der Wissenschaft, andererseits führen kurzsichtige
wirtschaftliche Überlegungen zu einem eingeschränkten Einsatz suffizienter
Wundheilungsstrategien. Eine insuffiziente Wundbehandlung führt jedoch zu
längeren Therapieintervallen und kann somit zur weiteren Kostenexpansion
beitragen. Die Zahl der in Deutschland an einer chronischen Wunde leidenden
Patienten wird auf mindestens 2,4 Millionen Menschen geschätzt. So werden
beispielsweise mindestens 0,6 Milliarden Euro jährlich für ambulante Leistungen in
der Therapie des Ulcus cruris im Rahmen der Versorgung durch die Gesetzliche
Krankenversicherung (GKV) ausgegeben. Einschließlich der Ausgaben für den
stationären Bereich kostet die Versorgung des Ulcus cruris die GKV mindestens eine
Milliarden Euro jährlich. Entsprechend der steigenden Lebenserwartung der
Bevölkerung werden diese Zahlen in den kommenden weiter zunehmen, wenn nicht
prophylaktische, diagnostische und therapeutische Maßnahmen optimiert werden.
Das Konzept einer Wundfibel soll neben einem kurzen Überblick über
Pathomechanismen von Wundheilung und Wundheilungsstörungen in erster Linie
der praktischen Anleitung im täglichen Umgang mit Wunden dienen und keinesfalls
den Anspruch erheben ein Lehrbuch zu ersetzten. Bei der Planung dieser Wundfibel
habe ich mich bei den meisten Kapiteln an der Wundfibel des Arbeitskreises des
Universitätsklinikums Essen orientiert, die mir zu diesem Zweck zur Verfügung
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gestellt worden ist. Ich möchte daher an dieser Stelle allen meinen Mitstreitern in
diesem Arbeitskreis für die Überlassung des grundsätzlichen kreativen Gerüstes für
die Erstellung auch dieser Wundfibel danken.
Nach Erstellung eines ersten Konzeptes wurde die nun vorliegende Form der
Wundfibel durch zahlreiche kompetente Anregungen von Mitarbeitern mehrerer
Wundambulanz ergänzt. Diese Wundfibel wird ebenso wie die Wundtherapie immer
wieder auf einen neuen Wissensstand gebracht werden müssen. Ich wäre den
Lesern auch weiterhin für konstruktive Rückmeldungen bezüglich Ergänzungen,
Aktualisierungen oder zur Beseitigung von formalen Fehlern dankbar.
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INHALT
3. Der Verbandswechsel 13
3.1. Vorbereitung 13
3.2. Der schmerzhafte Verbandswechsel 14
3.3. Kompressionsverbände 15
3.4. Hautpflege 16
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6. Therapieoptionen 31
6.1. Vakuumversiegelung 31
6.2. Biochirurgie 32
6.3. Ultraschall 33
6.4. Hyperbare Sauerstofftherapie 34
6.5. Perspektive 34
7. MRSA 36
7.1. Kolonisation versus Infektion 36
7.2. Maßnahmen bei MRSA 36
7.3. Therapie von MRSA 37
8. Gefäßsport 38
9. Anhang 39
9.1. Kürzelverzeichnis und Anschrift der Herstellerfirmen 39
9.2. Institutionen 41
9.3. Literatur 41
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1. Genese chronischer Wunden
1.1. Wundheilungsstörungen
Als chronisch wird eine sekundär heilende Wunde bezeichnet, die trotz kausaler und
sachgerechter lokaler Therapie innerhalb von 3 Monaten keine Tendenz zur Heilung
zeigt beziehungsweise nach 12 Monaten nicht spontan abgeheilt ist.
1.2. Ernährung
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Tipps zur Förderung des Essverhaltens besonders bei älteren Menschen:
- eine angenehme Essensatmosphäre schaffen
- viele kleinere Mahlzeiten anbieten (5-8), Spätmahlzeit reichen
- vertraute- oder Lieblingsgerichte erfragen und anbieten
- fremde Speisen meiden
- Schwerverträgliches vom Speiseplan streichen
- erkaltete Speisen wieder aufwärmen
- süße Zwischenmahlzeiten reichen (cave - Diabetes)
- auf Milchprodukte ausweichen, falls Fleisch als Eiweißquelle nicht akzeptiert wird
- Desserts und süße Suppen mit Eiweißkonzentraten anreichern
1.3. Dekubitus
Ein Dekubitus entsteht durch eine erhöhte Druckbelastung des Gewebes, die eine
verminderte lokale Durchblutung bedingt. Dadurch werden die Zellen nicht mehr
ausreichend mit Energie, Nährstoffen und Sauerstoff versorgt und sterben ab und
Nekrose entsteht. Ein Dekubitus kann je nach Lage überall dort entstehen, wo eine
relativ hohe Druckbelastung über eine relativ lange Zeit besteht, besonders wenn
über dem Knochen nur dünne Weichteilschichten sind, wie beispielsweise im Bereich
von Fersen, Hüfte, Steiß, Rücken, Schultern, Ellbogen, Hinterkopf oder Ohren.
Immobile und bettlägerige Patienten sind besonders gefährdet, einen Dekubitus zu
entwickeln.
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Prophylaxe und Therapie:
- Mobilisierung und Krankengymnastik
- Druckentlastung gefährdeter Körperstellen durch Lagerung
- vermeiden von verbleibender Feuchtigkeit am Patienten
- optimierte Hautpflege (W/O Emulsionen, Verbände)
- Infektionsmanagement
- bedarfsgerechte Ernährung und Flüssigkeitsbilanzierung
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Angesichts des hohen Amputationsrisikos bei Diabetikern mit DFS sind präventive
Maßnahmen von größter Bedeutung. Entscheidend hierfür sind:
⇒ Patientenschulung
⇒ tägliche Inspektion der Füße und Fußsohlen (Spiegel) durch den Patienten oder
Angehörige bzw. das Pflegepersonal (bei jeder Fußverletzung umgehende
ärztliche Konsultation!)
⇒ konsequente und richtige Fußpflege: tägliche Fußwaschung mit lauwarmem
Wasser, aber nicht länger als 3 min., Fußpflege mit rückfettenden Salben
⇒ Pediküre - Zehennägel gerade feilen, nur Kanten zur Nachbarzehe gering
abrunden, gegebenenfalls von ausgebildetem Fußpfleger(in) durchführen lassen
⇒ Vermeidung feuchter Kammern zwischen den Zehen durch Tragen
atmungsaktiver Materialien, wie Lederschuhe, Baumwoll- bzw. Wollsocken, evtl.
auch Mull zwischen die Zehen einlegen
⇒ Behandlung von Fuß- und Nagelpilz durch einen Hautarzt
⇒ Druck-entlastendes orthopädisches Schuhwerk, Schuhe vor dem Anziehen auf
Druckstellen oder Fremdkörper überprüfen
⇒ Alle Diabetiker sollten ihr Schuwerk mehrfach täglich wechseln
⇒ Neue Schuhe abends kaufen (Füße dicker!) und genügend lange anprobieren;
besser durch einen „diabetologischen“ Schuhmacher individuell anfertigen lassen
⇒ nie ohne Schuhwerk gehen
⇒ regelmäßige ärztliche klinische und apparative Kontrolle des ossären, vasculären,
und neurologische Status
Das Ulcus cruris bezeichnet das Auftreten von Geschwüren am Unterschenkel. Beim
Ulcus cruris unterscheidet man das Ulcus cruris venosum, arteriosum,
microangiopathicum, haematopathogenicum, exogenicum, infectiosum, metabolicum,
neurotrophicum, neoplasticum und mixtum. Die häufigsten Ursache für das Auftreten
eines Ulcus cruris ist eine chronische venöse Insuffizienz, die sowohl auf dem Boden
einer primären Varikose der oberflächlichen Venen als auch nach einer tiefen
Venenthrombose im Sinne eines postthrombotischen Syndroms entstehen kann. Der
erste Schritt in der Behandlung eines Ulcus cruris sollte immer mit der Abklärung der
Ursachen des Ulcus beginnen.
Die Behandlung eines Ulcus cruris venosum beruht neben der lokalen feuchten
Wundtherapie auf der Verminderung der ambulatorischen venösen Hypertonie durch
eine geeignete Kompressionstherapie, die eine Verminderung des erhöhten
Gewebedrucks, eine Entstauung und die Verbesserung der Mikrozirkulation erzielen
soll. Es sollte auch immer die Indikation zur operativen Sanierung des
Venenschadens erwogen werden.
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2. DIE OPTIMIERTE WUNDBEHANDLUNG
2.1. Therapieziel
Vor Beginn jeder Behandlung von Wunden sollten Überlegungen über die Genese
und die Wundheilung behindernden Faktoren angestellt werden. Wann immer
möglich müssen initial die kausalen Faktoren eleminiert oder zumindest verbessert
werden. Erst im Anschluss kann eine moderne Wundtherapie versuchen, eine
Wundheilung suffizient zu unterstützen. Als diagnostische Ansatzpunkte sollen hier
exemplarisch die Untersuchung des Gefäßstatus, Mobilisierung, Druckentlastung
oder Ernährung genannt werden.
2.3. Wundreinigung
Bei jeder Erstvorstellung eines Patienten mit einer chronischen Wunde oder bei
Verdacht auf eine Wundinfektion ist die Durchführung eines bakteriellen Abstriches
indiziert.
Soll die Wunde während des Verbandswechsels gereinigt werden, ist das vorsichtige
Abtupfen oder Spülen mit Ringerlösung oder physiologischer Kochsalzlösung das
Mittel der Wahl. Evtl. kann beim Verbandswechsel auch mit nicht-zytotoxischen
Antiseptika gespült werden.
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Optimal ist die Verwendung körperwarmer Lösung, da auch bei Spülung mit
raumtemperierter Lösung die an der Wundheilung beteiligten Zellen wie
Makrophagen, Granulozyten und Fibroblasten temporär geschädigt werden können.
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2.6. Reparative Phase - Epithelisierung
Die Fibroblasten bilden vermehrt Kollagen und Proteoglykane für den Aufbau des
Epithels und des Narbengewebes. Die Wundkontraktion setzt ein. Vom Wundrand,
bei flachen Wunden auch vom Wundgrund aus, wandern die Epithelzellen
konzentrisch zur Mitte hin in die Wunde ein. Wenn keine Hauttransplantation
durchgeführt werden soll, stellt die spontane Neubildung der Epidermis den
Abschluss der Wundheilung dar. In diesem Stadium hat die Wundabdeckung die
Aufgabe, das empfindliche neugebildete Gewebe zu schützen. Verbände können bis
zu einer Woche auf den Wunden verbleiben.
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3. DER VERBANDSWECHSEL
3.1. Vorbereitung
Personal
- der VW wird nach Möglichkeit von 2 Personen durchgeführt. Reihenfolge beachten
- Händedesinfektion vor und nach dem VW
- Schutzkittel beim Verbandswechsel von septischen Wunden tragen. Kittelwechsel
bei Zimmerwechsel (cave - Kreuzkontamination mit MRSA). Haarschutz und
Mundschutz bei großflächigen Wunden (z. B. Verbrennung) tragen
Durchführung
- Materialtablett und Abwurf für gebrauchtes Material bereitstellen.
- bei Durchführung des Verbandswechsel von einer Person muss eine sterile Arbeits-
bzw. Ablagefläche geschaffen werden
- zügig arbeiten, Wunde nicht auskühlen lassen
- den alten Verband mit Einmalhandschuhen abnehmen und im Abwurf ablegen
- Handschuhwechsel
- Wunde und Umgebung z. B. mit Ringerlösung reinigen
- Wundumgebung desinfizieren mittels steriler, getränkter Kompresse (aseptische
Wunden von innen nach außen, kontaminierte Wunde von außen nach innen)
- neuen Verband anlegen ⇒ no-touch Technik
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3.2. Der schmerzhafte Verbandswechsel
Viele Patienten mit chronischen Wunden klagen über Schmerzen, die sowohl
dauerhaft als auch durch die Verbandswechsel bedingt verstärkt auftreten können.
Es sollte daher bei jedem Patienten mit schmerzhaften Wunden überlegt werden, ob
eine kontinuierliche Schmerztherapie entsprechend dem Stufenschema der
Weltgesundheits-Organisation (WHO) eingeleitet werden sollte. Oft ist es zusätzlich
hilfreich weitere Maßnahmen zu ergreifen, wenn sich die Verbandswechsel als
schmerzhaft erweisen.
Lokale Therapie
- festhaftende Verbände lösen sich weitestgehend schmerzfrei, wenn sie zuvor
mindestens 30 min. mit z. B. Ringerlösung getränkt wurden
- sollten Krusten das Lösen des Verbandes oder die Beurteilung der Wunde
beeinträchtigen, so können diese mit Olivenöl getränkten Kompressen über 1
Stunde aufgeweicht und anschließend atraumatisch abgetragen werden
- Lokalanästhetika in Form von Salben wie beispielsweise Emla-Salbe eignen sich
zur unterstützenden lokalen Anwendung. Die Salbe sollte mindestens für 30-60
min. auf eine Wunde aufgetragen werden bevor beispielsweise eine
Wundsäuberung erfolgt. Die Wirksamkeit der Salbe kann durch die okklusive
Applikation mittels semipermeabler Wundfolie oder Frischhalte-Folie verstärkt
werden
- Lokalanästhetika wie Mepivacain oder Lidocain-Lösungen eigen sich zur cutanen
Injektion. Muss ausschließlich bis in die Dermis injiziert werden (Ausbildung einer
Quaddel) tritt die Wirkung unmittelbar ein, sollte bis zur Subcutis injiziert werden ist
mit dem Eintritt der Wirkung erst nach 20min. zu rechnen. Die Injektion von
Lokalanästhetika sollte invasiveren Eingriffen, wie beispielsweise dem
chirurgischen Debridement vorbehalten bleiben
Systemische Therapie
- vor der Gabe von Schmerzmitteln ist eine u. U. bereits vorbestehende dauerhafte
Schmerztherapie zu erfragen und entsprechend zu berücksichtigen
- orale und nicht-retardierte Zubereitungen von Analgetika sollten bevorzugt werden
- mit dem Wirkungseintritt ist frühestens nach 30 min., dem Wirkungsmaximum erst
nach 1 Stunde zu rechnen
- als Nicht-Opioidanalgetika eignen sich beispielsweise Paracetamol, Metamizol oder
nicht-steroidale Antirheumatica, wobei jeweils nur eine Substanz zur Anwendung
kommen sollte
- als Opioid-Analgetika sind sowohl die schwach als auch die stark wirkenden
Opioide einsetzbar. Hierbei ist jedoch eine vorbestehende Schmerzmedikation
sowohl bzgl. der Auswahl des Medikamentes (Beispiel: ist ein Patient bereits auf
ein stark wirkendes Opioid eingestellt, benötigt er auch ein solches zur Linderung
der akuten Schmerzen) als auch bei der Festlegung des Dosis (Beispiel: 1/6 der
Tagesdosis des Retard-Morphins entspricht der Dosis der Bedarfsmedikation eines
normal freisetzenden Morphins) zu berücksichtigen
- in Ausnahmefällen kann es notwendig sein einen Verbandswechsel oder eine
Wundsäuberung in Voll- oder Teilnarkose durchzuführen
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3.3. Kompressionsverbände
Für ein optimales Ergebnis ist nicht die spezielle Verbandstechnik, sondern vielmehr
die Erfüllung obiger Kriterien entscheidend.
Kontraindikation:
Arterielle Verschlusskrankheit Stadium II-IV (nach Fontaine) mit einem
Knöchelarteriendruck unter 60-80mmHg
Praktische Hinweise:
Das Bein wird „rund“ gemacht, indem alle anatomischen Kulissen (z. B. hinter den
Knöcheln) mit Verbandswatte oder Schaumstoff ausgepolstert werden.
Anwickeln von Kompressions-Kurzzugbinden vom Vorfuß (Beginn am
Zehengrundgelenk mit Binde von 8 cm Breite) bis zum Oberschenkel (10 cm Breite)
in zirkulären Touren unter Ausnutzung der gesamten Dehnbarkeit der Binde. Die
Bindentouren haben folgende Abstände
Fuß: 1 - fingerbreiter Abstand
Unterschenkel: 2 - fingerbreiter Abstand
Oberschenkel: 3 - fingerbreiter Abstand
Hierdurch wird eine gleichmäßige Kompressionsabnahme von distal nach proximal
erzielt („graduierte Kompression“). Ein Verrutschen der Binden wird durch
längsgeklebte Pflasterstreifen verhindert. Alternativ können auch andere
Kompressionstechniken z. B. nach Pütter oder Sigg angewendet werden werden.
Kompressionsstrümpfe:
Für die Versorgung im ambulanten Bereich ist es auch sinnvoll, auf
Kompressionsstrümpfe zurückzugreifen. Oft wäre die Verordnung einer
Kompressionsklasse III oder bei Lymphödem sogar IV sinnvoll. Aus Überlegungen
der Durchführbarkeit und der Akzeptanz durch den Patienten wird jedoch meist die
Kompressionsklasse II verordnet. Darüber hinaus existieren auch Strumpfsysteme
für Patienten mit Ulcus cruris, wie beispielsweise Tubulcus (Innothera), Ulcertec
(Bauerfeind)) die gleichzeitig mit Wundverbänden verwendet werden können.
Klasse IV 60 Lymphödem
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3.4. Hautpflege
Neben der grundsätzlich zu beachtenden Hautpflege von Patienten bedarf die Haut
unter Verbänden oft einer zusätzlichen Pflege, da es hier zur verstärkten
Austrocknung oder durch einen Sekretstau zu einer Mazeration kommen kann.
Massiv mazerierte Wundränder stellen sich weißlich dar und können therapeutisch
mit weicher Zinkpaste abgedeckt werden. Allerdings lässt sich dann der Wundrand
optisch nur erschwert beurteilen und Verbände können eventuell schlechter fixiert
werden. Alternativ stehen transparente Präparate wie beispielsweise Cavilon
Hautschutz oder Chiron-Schutzcreme zur Verfügung.
Eine sehr trockene Haut kann beispielsweise 2 x täglich mit 5-10% Urea haltigen
Salben behandelt werden. Es ist bekannt, dass Patienten mit chronischen Wunden
vermehrt zur Ausbildung von Typ IV-Sensibilisierungen und nachfolgend zur
Induktion von Kontaktekzemen neigen. Bei Auftreten von Ekzemen ist daher eine
dermatologische Vorstellung und ggf. die Einleitung einer allergologischen Testung
anzustreben.
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4. BEI DER BEHANDLUNG CHRONISCHER WUNDEN SIND ZU
MEIDEN
• Merbromin-Lösung
→ wirkt ausschließlich bakteriostatisch, ist zytotoxisch
→ kann Quecksilber freisetzen (toxische Nebenwirkungen, ökologische Probleme)
→ gerbt die Wunde und behindert die Epithelisierung
→ behindert durch Färbung die Wundbeobachtung
• Ethacridinlactat-Lösung
→ wirkt nur bakteriostatisch
→ potentes Allergen
→ Wäscheverfärbung führt zu hohen Folgekosten
→ Kühlung wird leichter durch feuchte Umschläge erreicht
4.2. Desinfektion
• Wasserstoffperoxid-Lösung (H2O2)
→ nur geringer antiseptischer Effekt
→ kann vitales Gewebe schädigen
→ wird durch Antiseptika inaktiviert
→ kann bei Anwendung in Wundhöhlen durch Freisetzung von Sauerstoff zu
Luftembolien oder Hautemphysemen führen
• Polyvinyl-Pyrrolidon (PVP)-Jod
→ wird durch Blut, Eiter und Wundexsudat inaktiviert
→ potentes Allergen
→ zytotoxisch
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• Chlorit-Peroxid-Reaktionsprodukthaltige-Lösung
→ die postulierte „gesteigerte Immunantwort“ ist unbewiesen
→ oxidierende Chlorverbindungen sind je nach Dosis zytotoxisch
→ ungünstiges Kosten/Nutzen Verhältnis
Für die Behandlung von chronischen Wunden ist eine trockenen Behandlung
prinzipiell als kontraproduktiv anzusehen.
• Puder
→ trocknen die Wunde aus, wirken der Granulation entgegen
→ lassen sich nur schwer entfernen
• Offenporige Schaumstoffkompressen
→ Traumatisierung des neu gebildeten Gewebes beim Wechseln durch
Einsprossen von Kapillaren in den Schaum, daher sehr schmerzhaft
→ propagierter Proliferationsreiz ist fraglich
Ausnahme: Wundgrundkonditionierung vor Spalthauttransplantation
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5. WUNDAUFLAGEN UND VERBANDSMITTEL
5.2. Alginate
Beispiele: Algosteril Trionic (J+J), Sorbalgon (Ha), Algosorb (L+R), Algisite M (S+N),
Comfeel Alginat (Co), Kaltostat (CT), Melgisorb (Mö), Seasorb (Co), Sorbalgon (Ha),
Sorbsan (Br), Tegagen (3M)
Variante - Hydrofaser: Aquacel (CT)
Beschreibung:
Alginat-Kompressen stellen einen lockeren Faserverband aus Calciumalginat-Fasern
dar, dadurch lassen sich die Kompressen auch zum Tamponieren verwenden und
gut in tiefe und zerklüftete Wunden einbringen.
Calciumalginat-Fasern wandeln sich im Kontakt mit Natriumsalzen, die im Blut und
Wundsekret vorhanden sind, unter Quellung in ein feuchtes Hydrogel um. Dabei
werden Keime und Zelltrümmer in die Gelstruktur eingeschlossen. Das Ausmaß und
die Geschwindigkeit der Gelbildung ist abhängig von der absorbierten Sekretmenge
und von der Webart der Fasern.
Indikationen:
Alginat-Kompressen sind ideal zur Behandlung von stark sezernierenden, nässenden
Wunden und in der Reinigungsphase. Sie eignen sich für verschmutzte und infizierte
Wunden, auch mit zerklüftetem Wundgrund. Sie sind ebenfalls geeignet zur
Behandlung von blutenden Wunden einschließlich Schnitt- und Rißwunden und zum
Abstillen blutender Kathetereinstichstellen.
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Kontraindikationen:
Alginat-Kompressen sollten nicht bei trockenen Wunden angewendet werden.
Hydrofaserverbände haben nur ein begrenztes sinnvolles Einsatzgebiet bei tiefen,
stark sezernierende Wunden. Mit Alginaten oder Naßtherapeutika bieten sich
ansonsten preiswertere Alternativen an.
Anwendung:
Je nach Art der Wunde und Menge des Exsudates wird die Alginat-Kompresse
trocken oder z. B. mit Ringerlösung angefeuchtet aufgebracht. Tiefe Wunden oder
Wundtaschen werden mit mehrfach gefalteten Kompressen ausgelegt oder locker
austamponiert. Bei stark sezernierenden Wunden empfiehlt sich als Abdeckung eine
saugfähige Kompresse, bei nachlassendem Exsudat dient eine nicht mit der Wunde
verklebende Auflage oder ein semipermeabler Folienverband zur Fixierung.
Das Entfernen der Alginatfasern bei nicht stark sezernierenden Wunden wird durch
Spülung mit Ringerlösung erleichtert.
Verbandswechsel:
Bei klinisch infizierten Wunden erfolgt der Verbandswechsel täglich. Ansonsten wird
je nach Exsudatmenge im Abstand von 2-4 Tagen der Verband erneuert.
Gelrückstände oder am Wundrand festklebende Alginatfasern können mit
Ringerlösung abgewaschen werden. Dennoch in der Wunde verbleibende Fasern
sind biologisch abbaubar und unbedenklich.
5.3. Aktivkohleverbände
Beispiele: Acticoat (S+N), Askina Carbosorb (Br), Carbonet (S+N), Carboflex (CT),
Vliwaktiv (L+R)
Variante – Activkohleverband + Silber: Actisorb Silver (J+J)
Hydrokolloid mit Aktivkohle: Contreet (Co)
Beschreibung:
Die Kompressen bestehen aus Fasern, die in einem spezifischen Prozess verkohlt
werden und von einer Vliesschicht umhüllt werden. Die Kompressen wirken Geruch-
absorbierend, bakterizid und nehmen Endotoxine auf.
Indikationen:
- stark sezernierende Wunden
- infizierte und infektionsgefährdete Wunden
- übelriechende Wunden
- exulzerierte Malignome
Anwendung:
Die Kompressen werden in die Wunde eingelegt und mit weiteren Kompressen
fixiert. Die Verbände dürfen nicht zerschnitten werden (Ausnahme - Carbonet). Der
Verband muss ggf. regelmäßig angefeuchtet werden.
Wenn sich der Verbandswechsel aufgrund des Anhaftens des Verbandes als
schmerzhaft erweist, kann der Wundgrund auch vor Einlage eines
Aktivkohleverbandes mit Fettgaze abgedeckt werden.
Verbandswechsel:
Der Verbandswechsel sollte alle 1-3 Tage erfolgen.
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5.4. Naßtherapeutika
Beschreibung:
Mehrschichtige, kissenförmige Wundauflage in äußerem Hüllgestrick mit zentralem
Saugkörper aus superabsorbierenden Polyacrylat. Das Kissen wird mit der
entsprechenden Menge Ringerlösung aktiviert. Die gespeicherte Ringerlösung wird
freigesetzt und Wundexsudat aufgenommen (höhere Affinität des Absorbers zu
proteinhaltigen- als zu salzhaltigen-Lösungen). Durch diesen Spüleffekt können
Nekrosen aufgeweicht und abgelöst werden.
Indikationen:
Reinigungsphase:
- bei fibrinös belegten Wunden
- bei klinisch infizierten Wunden
Kontraindikationen:
- tiefe zerklüftete Wunden (Kontakt zum Wundgrund erforderlich)
- späte Phasen der Wundheilung (längere Wundruhe wünschenswert, andere
Wundauflagen sind dann eher geeignet und preiswerter)
Anwendung:
Vor Gebrauch in der Peel-Packung mit der auf der Packung angegebenen Menge
Ringerlösung aktivieren, 2-3 min. quellen lassen, steril einbringen (Kontakt mit dem
Wundgrund erforderlich), den Wundrand überlappend, in tiefere Wunden einlegen.
Fixierung mit Pflaster, Klebevlies oder Schlauchverband. Wundauflagen sind nicht
schneidbar, nicht modellierbar.
Verbandswechsel:
Je nach Wundtyp nach 12-24 Stunden, evtl. vor dem Verbandswechsel nochmals mit
Ringerlösung tränken.
5.5. Hydrogele
Beispiele: Askina Gel (Br), Intrasite Gel (S+N), Normigel (Mö), Opragel (L+R),
Purilon Gel (Co), Urgo Hydrogel (Ur), Varihesive Hydrogel (CT)
Variante Gel-Kompresse: Geliperm (Ya), Hydrosorb (Ha), Suprasorb G (L+R)
Hydrogel mit Alginat: Nu-Gel (J+J)
Beschreibung:
Angeboten werden Hydrogele als Gel-Kompressen oder als Gel in Tuben bzw.
Balgflasche zum Einbringen in tiefere Wunden.
Die Wundauflagen bestehen aus einer semipermeablen Folie, auf die ein
Polyacrylamid-Agar-Gel mit einem hohen Wasseranteil aufgebracht ist. Das Gel kann
sowohl Feuchtigkeit an die Wunde abgeben als auch überschüssiges Wundexsudat
aufnehmen.
Indikationen:
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Trockene, mit Schorf bedeckte Wunden, Spalthautentnahmestellen, Schürfwunden.
Zum Aufweichen von Schorf und zum Ablösen von Fibrinbelägen.
Leicht bis mittelstark sezernierende Wunden (Granulations-/Epithelisierungsphase).
Kontraindikationen:
- infizierte Wunden
- stark sezernierende oder blutende Wunden
- der kühlende Effekt ist bei Ulcus cruris arteriosum unerwünscht
Anwendung:
Das Gel wird in einer Schichtdicke von 2-5 mm aufgetragen oder in tiefe Wunden
eingebracht und mit Kompressen oder semipermeablem Folienverbänden bedeckt.
Die Gelplatten werden auf die Wunde gebracht und fixiert. Auflagen mit
selbsthaftendem Rand müssen ausreichend groß gewählt werden, jedoch nicht zu
groß, um gesundes Gewebe nicht zu sehr zu mazerieren.
Verbandswechsel:
Die Transparenz des Verbandes erlaubt eine ständige Wundbeobachtung. Ein
Verbandswechsel ist erforderlich, wenn sich unter dem Verband eine Blasenbildung
in Größe der Wunde zeigt. Bei stark nässenden Wunden einmal täglich. Nach Beginn
der Granulation genügt meist ein Wechsel alle 2-3 Tage.
Das Gel kann bis zu 3 Tagen auf Wunden verbleiben, Reste lassen sich mit
Ringerlösung entfernen.
5.6. Hydrocolloide
Beispiele: Askina Biofilm (Br), Cutinova (S+N), Comfeel (Co), Suprasorb H (L+R),
Tegasorb (3M), Varihesive (CT)
Variante Hydrokolloidpaste: Comfeel Paste (Co)
Hydrocolloid mit Silber: Contreet (Co)
Beschreibung:
Hydrocolloid-Verbände bestehen aus einem Polyurethanfilm oder einem
Schaumstoff, auf dem eine selbstklebende Masse aufgebracht ist. Diese Masse
enthält eingebettet in eine Trägersubstanz aus Elastomeren und Klebstoffen stark
quellende Partikel wie Gelatine oder Pektine. Unter Aufnahme von Wundexsudat
verflüssigt sich die Hydrocolloidmasse und bildet ein visköses, gelbliches Gel.
Die Hydrokolloidmasse kann auch separat als Paste erworben werden und eignet
sich so als Kombinationspräparat mit anderen Wundverbänden.
Indikationen:
Entsprechend ihres Exsudataufnahmevermögens sind die verschiedenen Verbände
für leicht bis stark sezernierende Wunden insbesondere in der Granulationsphase
geeignet. Ihr Einsatz ist auch als vorübergehender steriler Wundverschluss von nicht
primär schließbaren Wunden sinnvoll. Durch ihre hydroaktiven Eigenschaften sind
die Hydrocolloide auch in der Lage, fibrinöse Beläge aufzuweichen und abzulösen.
Kontraindikationen:
Klinisch infizierte Wunden, ischämische Ulcera, tiefe schlecht zugängliche Wunden,
Wunden mit freiliegenden Sehnen oder Knochen.
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Anwendung:
Der selbsthaftende oder mit Kleberändern versehene Verband wird nach dem
Entfernen der Schutzfolie vorsichtig der Form der Wunde entsprechend angedrückt.
Um ein Undichtwerden des Verbandes zu vermeiden, sollte er möglichst faltenfrei
aufgebracht und den Körperformen entsprechend anmodelliert werden. Außerdem
sollte der Verband wenigstens 3 cm die Wundränder überlappen, um eine
ausreichende Haftung zu gewährleisten. Ist eine zusätzliche Pflasterfixierung
notwendig, sollte diese nur an den Rändern der Wundauflage erfolgen.
Hydrocolloide verflüssigen sich durch Kontakt mit Wundexsudat und bilden ein
visköses Gel. Dieses Gel kann je nach Wundbedingungen ein gelbes bis bräunliches
Aussehen annehmen und unangenehm süßlich riechen. Es sollte nicht mit Eiter
verwechselt werden. Eine Beurteilung der Wundverhältnisse kann erst nach
Abspülen des Gels z. B. mit Ringerlösung erfolgen.
Verbandswechsel:
Das sich auf der Wunde bildende Gel ist durch das Verbandmaterial hindurch als
Blase sichtbar. Erreicht die Blase Wundgröße, muss der Verband gewechselt
werden. Bei stärker sezernierenden Wunden kann dies täglich notwendig werden,
bei mäßig sezernierenden Wunden erfolgt der Wechsel in Abständen von bis zu 5
Tagen. Zu vermeiden ist eine Mazeration des Wundrandes, die bei zu seltenen
Verbandswechsel resultiert.
5.7. Hydropolymer-Verbände
Beschreibung:
Diese Produkte bestehen meist aus einer semipermeablen Folie, die mit einer
Hydropolymer-Schicht bedeckt sind. Diese Schicht ist sehr saugfähig, quillt nach
Applikation auf, passt sich der Wundtiefe an und bleibt dabei strukturbeständig.
Indikationen:
- Wunden mit mäßiger bis starker Sekretion,
- vorübergehender steriler Wundverschluss
Kontraindikationen:
- infizierte Wunden
- ischämische Wunden
- Wunden mit freiliegenden Sehnen oder Knochen
Anwendung:
Entsprechend der Form und Größe der Wunde wird der Verband geformt oder kann
in der Sonderform „Packing“ zugeschnitten und auf oder in die Wunde eingelegt
werden. Danach wird mit einer semipermeablen Folie oder einer Kompresse fixiert.
Verbandswechsel:
Verbandswechsel alle 2-7 Tage.
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5.8. Offenporige Schaumstoffkompressen
Beschreibung:
Schaumstoffkompressen bestehen aus chemisch und biologisch reizlosem
Polyurethan-Schaum. Sie besitzen eine hohe Exsudataufnahmefähigkeit, halten die
Wundoberfläche feucht und ermöglichen einen freien Luft- und
Wasserdampfaustausch. Die offenporigen Kompressen haften durch Einsprossung
von Kapillaren in den Schaum in der Granulationsphase am Wundgrund. Beim meist
schmerzhaften Verbandswechsel wird neben dem Wundsekret auch ein Teil des
frischen Granulationsgewebes entfernt. Somit soll aus einer chronischen Wunde eine
akute Wunde entstehen.
Indikationen:
- mäßig sezernierende Wunden
- präoperative Wundgrundkonditionierung
Kontraindikationen:
- trockene Wunden
- infizierte Wunden
Anwendung:
Die Auflage wird der Wundform entsprechend mit einer sterilen Schere
zugeschnitten, auf die Wunde aufgebracht und mit einer Kompresse oder Mullbinde
fixiert.
Verbandswechsel:
Der Verbandswechsel sollte alle 1-2 Tage erfolgen, um ein zu starkes Einwachsen
des Schaumstoffes zu vermeiden. Dennoch kann sich der Verbandswechsel sehr
schmerzhaft gestalten.
Beschreibung:
Geschlossenporige Schaumstoffkompressen bestehen aus reizlosem Polyurethan-
Schaum. Die Oberflächen sind entweder mit Silikon beschichtet oder thermisch
geglättet um einen möglichst atraumatischen Verbandswechsel zu ermöglichen
Indikationen:
- mäßig sezernierende Wunden
- temporärer Hautersatz, Förderung der Epithelisierung
- Besonderheit: Tracheostomaabdeckung mit Allevyn Tracheostoma
Anwendung:
Die Auflage kann zugeschnitten werden und sollte den Wundrand mindestens 2 cm
überlappen.
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Kontraindikationen:
- trockene Wunden
- infizierte Wunden
Verbandswechsel:
Je nach Exsudatmenge erfolgt der Wechsel der Wundauflage täglich oder erst nach
einem Zeitraum von bis zu 7 Tagen.
Beispiele: Adaptic (J+J), Atrauman (Ha), Grassolind (Ha), Jelonet (S+N), Mepitel
(Mö), Tegapore (3M)
Beschreibung:
Mit Salben, Fetten oder Silikon imprägnierte Gaze oder hydrophobe Netze, deren
durchbrochene Struktur einen Sekretabfluss erlaubt. Die Imprägnierung verhindert
ein Verkleben der Auflagen. Wirkstoffhaltige Produkte mit Antiseptika oder Antibiotika
sind in der Therapie chronischer Wunden zu meiden.
Indikationen:
- Spalthautentnahmestellen
- Schürf- oder Verbrennungswunden
- Abdeckung bei Vessel-Loops in der Granulationsphase
- Vermeidung des Verklebens der Wundoberfläche mit anderen Verbandsmaterialien
Kontraindikationen:
- klinisch infizierte Wunden
- stark sezernierende Wunden
- tiefe, zerklüftete Wunden
Anwendung:
Orientiert an der Menge der Sekretion mit Mull oder Saugkompresse abdecken. Nicht
als alleinige Wundauflage verwenden. Bei Applikation von mehreren Gazen entsteht
eine feuchte Kammer, die zumeist unerwünscht ist aber auch gezielt als okklusiver
Verband eingesetzt werden kann.
Verbandswechsel:
Bei stärkerer Sekretion oder zur Wundbeobachtung nur die Kompresse wechseln.
Salbenkompressen müssen nach Abtrocknen alle 12-24 Stunden gewechselt
werden. Mepitel darf bis zu 7 Tagen belassen werden.
5.11. Kompressen
Beispiele: Askina Pad (Br), Comprigel (Ha), Fil-Zellin (Ha), Melolin (S+N), Mesorb
(Mö), Mull- und Saugkompressen (Ur), Oprasorb (L+R), Steripad (J+J), Surgipad
(J+J), Zetuvit (Ha)
Beschreibung:
Kompressen aus Baumwolle oder Polyestervlies, die bei Saugkompressen
schichtweise aus unterschiedlichen Materialien aufgebaut sind.
25
Indikationen:
- mechanische Reinigung von Wunden vor Verbandsapplikation
- Erstversorgung von verschmutzten, blutenden oder stark sezernierenden Wunden
- frische OP Wunden, Sickerblutungen
- Abdeckung von Wundauflagen, die Exsudat abgeben
- Polsterung
Kontraindikationen:
- Granulations- und Epithelisierungsphase
- Verwendung als Dauerverband
Anwendung:
Zur Entwicklung der Saugwirkung ist der Kontakt mit dem Wundgrund oder der
Wundauflage erforderlich. Kompressen können auch mit (antiseptischen) Lösungen
getränkt werden.
Verbandswechsel:
Nach 1-24 Stunden.
Beispiele: Askina Derm (Br), Bioclusive (J+J), Hydrofilm (Ha), Mefilm (Mö), Opraflex
(L+R), Opsite flexigrid (S+N), Tegaderm (3M)
Beschreibung:
Selbsthaftende, transparente Polyurethan-Folien, die durchlässig für Luft und
Wasserdampf aber undurchlässig für Bakterien und Flüssigkeit sind. Die Folien sind
mit einem hypoallergenem Acrylatkleber beschichtet, die nur auf trockener Haut,
nicht aber auf feuchten Wundoberflächen haften.
Indikationen:
- trockene, primär heilende Wunden
- Fixierung von Kathetern, Kanülen oder Wundverbänden
- Schutz der Haut vor Reibung oder Feuchtigkeit (Inkontinenz, Duschen)
- Oklussionsverband
Kontraindikationen:
- klinisch infizierte, blutende oder sezernierende Wunden
- nekrotische oder tiefe Wunden
- ekzematisierte oder mazerierte Haut
- bekannte Typ IV-Sensibilisierung gegenüber Acrylaten
Anwendung:
Die Haut sollte trocken und fettfrei sein. Der Folienverband sollte etwa 2 cm den
Wundrand überlappend angelegt werden. Die Folien bei Verbandswechsel nicht
abreißen, sondern an einer Ecke anheben und parallel zur Hautoberfläche dehnen
und vorsichtig abziehen. Die meisten von den Patienten als „Pflasterallergie“
fehlgedeuteten Hautirritationen beruhen auf einer mechanischen Verletzung der Haut
beim Lösen festhaftender Verbände.
26
Verbandswechsel:
Verbände können1-5 Tage belassen werden.
5.13. Hyaluronsäure
Beschreibung:
Das Mucopolysaccharid Hyaluronsäure kann in Form eines Microgranulats oder als
Faserkompressen direkt auf die Wunde aufgebracht werden und ggf. auch als
Tamponade verwendet werden. Bei Kontakt mit dem Wundsekret bildet sich ein
hydrophiles Gel aus.
Indikationen:
- sezernierende Wunden
- Förderung der Granulation
- Förderung des autolytischen Debridements
Kontraindikationen:
- trockene Wunden
Anwendung:
Je nach Art der Wunde und Menge des Exsudates wird das Hyaluronsäure-haltige
Präparat trocken oder mit Ringerlösung angefeuchtet aufgebracht. Für die
Freisetzung der Hyaluronsäure ist die Ausbildung eines Gels unbedingt erforderlich,
daher muss bei zu trockenen Wundverhältnissen ein Anfeuchten stattfinden. Bei
stark sezernierenden Wunden empfiehlt sich als Abdeckung eine saugfähige
Kompresse, bei nachlassendem Exsudat dient beispielsweise eine nicht mit der
Wunde verklebende Auflage zur Fixierung.
Verbandswechsel:
Der Verband kann bis zu 3 Tage belassen werden.
5.14. Antiseptika
Beschreibung:
Die effektivsten Hautdesinfektionsmittel sind Alkohole. Als Antiseptika in der
Therapie von Wunden werden jedoch meist Präparate auf wässriger Basis
angewandt.
Indikationen:
- Desinfektion von intakter Haut und Schleimhaut
- antiseptische Behandlung infizierter oder verschmutzter Wunden
- Nachweis von Pilzen, Viren und Bakterien (incl. MRSA)
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Kontraindikationen:
- manifeste Hyperthyreose
- Dermatitis herpetiformis
- vor einer Radiojodtherapie
- chronische Wunden
Indikationen:
- Antiseptikum zur lokalen Anwendung auf Haut und Schleimhaut
- intraoperative Wundspülung oder zur Spülung infizierter Wunden
- Spülung von eröffneten Abszessen und Phlegmonen mittels Kanüle von
Drainstellen aus oder über eingelegte Spüldrains
- antiseptischen Abdeckung bei Weichteilwunden
- Nachweis von Pilzen, Viren und Bakterien (incl. MRSA)
- Anwendung auch bei chronischen Wunden
Kontraindikationen:
- Anwendung an offenem Gelenken wegen Gefahr der Knorpelschädigung
- Anwendung im Bereich von ZNS und Innenohr
Indikationen:
- Antiseptikum zur lokalen Anwendung auf Haut und Schleimhaut
- intraoperative Wundspülung oder Spülung infizierter Wunden
- Nachweis von Pilzen, Viren und Bakterien (incl. MRSA)
- Anwendung auch bei chronischen Wunden
Kontraindikationen:
- Anwendung im Bauchraum und in der Harnblase
- Anwendung am Trommelfell
Als Alternative der zweiten Wahl bietet sich beispielsweise Chlorhexidin Lösung an
(z. B. Hibitane 0,2%) die jedoch in höheren Konzentrationen als zytotoxisch gilt.
28
5.15. Proteolytische Enzyme
Beschreibung:
Proteolytische Enzyme ermöglichen im Rahmen einer enzymatischen Wundreinigung
eine schmerzfreie, selektive Nekrolyse, die ohne das Auftreten von Blutungen
durchgeführt werden kann. Das Auftragen ist einfach, sicher und schnell
durchzuführen. Die Therapiekosten sind relativ hoch und es können Mazerationen
der Umgebung der Wunde beobachtet werden.
Indikation:
Lösen avitaler Bestandteile aus Wunden. Die enzymatische Wundreinigung ergänzt
oder unterstützt ein chirurgisches Debridement.
Kontraindikation:
Festhaftende und trockene avitale Bestandteile sollten zuerst einem chirurgischen
Debridement zugeführt werden.
Cave - Inaktivierung der Enzyme durch viele Desinfektionsmittel, wie z. B. PVP-Jod.
Präparate:
Das aus dem Bakterium Clostridium histolyticum gewonnene Enzym
Clostridiopeptidase A (Kollagenase) baut direkt Kollagen ab. Kollagenasen sind nicht
gegen Keratin, Fett oder Fibrin aktiv. Allerdings bestehen 70-80% des
Trockengewichts der menschlichen Haut aus Kollagen und die meisten avitalen
Bestandteile in Wunden sind über Kollagen am Wundgrund fixiert. Der
Verbandswechsel sollte 1 x täglich durchgeführt werden.
Anwendung:
Alle Präparate werden nach Säuberung der Wunde in einer Schichtdicke von 2-4mm
aufgetragen. Die Abdeckung sollte mit einem nicht-adhäsiven Verband erfolgen. Eine
Verstärkung der Wirkung kann auch durch einen okklusiven Verband erzielt werden.
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Beschreibung:
Reicht ein chirurgisches Debridement und eine wundreinigende Verbandstechnik
nicht aus, besteht die Möglichkeit einer osmotischen Wundreinigung. Die
Hyperosmolarität ist Ursache für die bakterizide Wirkung der Zuckerpaste. Der
Verbandswechsel kann sich sehr schmerzhaft gestalten. Bei Diabetikern ist
Zuckerpaste nicht kontraindiziert, da eventuell resorbierte Saccharose nicht
verstoffwechselt, sondern unverändert ausgeschieden wird.
Da bessere Methoden verfügbar sind, gibt es für das osmotische Debridement kaum
noch einen klinischen Einsatzbereich.
Indikationen:
- infizierte und infektionsgefährdete Wunden
- übelriechende Wunden
- Nekrosen
Kontraindikationen:
- trockene Wunden
Anwendung:
Die Zuckerpaste wird im Behälter auf Körpertemperatur erwärmt und direkt vor dem
Gebrauch vermischt. Die Zuckerpaste wird mit einem Spatel entweder direkt in die
Wunde eingebracht oder auf eine Kompresse/imprägnierte Gaze mit einer
Schichtdicke von 2-4 mm aufgetragen und anschließend auf die Wunde appliziert
und mit Pflastern oder Mullbinden fixiert.
Cave - Niereninsuffizienz, wegen potentieller Resorption von Polyethylenglycol.
Verbandswechsel:
Der Verbandswechsel erfolgt 2 x täglich.
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6. THERAPIEOPTIONEN
6.1. Vakuumversiegelung
Beschreibung:
Sterile Unterdruck-Wundabdeckung mit verschiedenen Schwammsystemen, in die
eine Drainage integriert ist. Eine Wunde wird unter Erhaltung eines feuchten
Wundmilieus luftdicht verschlossen.
Vorteile:
1. durch ein Anlegen während einer Operation kann eine Wunde bereits intraoperativ
steril abgedeckt werden (auch bei Hauttransplantation)
2. durch den kontinuierlichen Sog wird die Wunde von einem großen Anteil der
Bakterien und Wundsekret mechanisch gereinigt
3. seltene Verbandswechsel
4. physikalische Barriere gegenüber Mikroorganismen
5. der negative zentripedale Druck zieht die Wundränder zur Mitte zusammen, wobei
die natürliche Wundkontraktion unterstützt, das interstitielle Ödem reduziert und
die Mikrozirkulation sowie die Regeneration angeregt wird
6. die Variante der Instillations-Vakuumversiegelung ermöglicht die temporäre
Spülung beispielsweise mit Antiseptika ohne den Verband zu lösen
Nachteile:
- zeitaufwendige Verbandswechsel
- bei Verlust des Vakuums droht Infektionsgefahr
Indikationen:
- stark sezernierende Wunden
- operativ versorgte Wunde (Applikation möglichst intraoperativ)
- von Infektion bedrohte Wunden
- Förderung der Granulation
Kontraindikationen:
- maligne Tumorwunden (Zellteilung wird beschleunigt)
- großflächige Nekrosen
- Fisteln oder Blutungen
Anwendung:
Die wichtigste Voraussetzung für die Anwendung ist, dass die Vakuumversiegelung
luftdicht angebracht werden kann und dieser luftdichte Verschluss auch über die Zeit
der Anwendung aufrecht erhalten werden kann. Eine Vakuumversiegelung muss
umgehend entfernt werden, wenn der Sog nicht aufrechterhalten wird. Die
Anwendung kann sowohl bei akuten wie auch bei chronischen Wunden sinnvoll sein.
Praktisch wird die Vakuumversiegelung mit einem sterilen, auswechselbaren
Polyurethan- oder Polyvinylalkoholschwamm und einem nicht kollabierbaren
Schlauchsystem mit einer Pumpeinheit, die einen Sog von 25-250 mmHg (für
chronische Wunden meist 75-125 mmHg) erzeugt, hergestellt. Es ist sowohl ein
offenporiger (schwarzer) Polyuretanschaum-Schwamm als auch ein
geschlossenporiger (weißer) Polyvenylalkohol-Schwamm erhältlich Das System
muss mit einer luftdichten Folie abgeklebt werden.
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Verbandswechsel:
Gewebebestandteile wie Transplantate, Knochen oder Sehnen können vor dem
Anlegen der Vakuumversiegelung auch beispielsweise mit Silikon-beschichteter
Gaze abgedeckt werden. Die Vakuumversiegelung kann 2-5 Tage belassen werden.
6.2. Biochirurgie
Beschreibung:
Als Biochirurgie wird die Behandlung von Wunden mit steril gezüchteten
Fliegenmaden bezeichnet. Für den Einsatz in der Biochirurgie eignen sich
beispielsweise die Maden der Fliegenart Lucilia sericata, da diese in der Lage sind
eine selektive Nekrosektomie zu induzieren. Diese selektive Nekrolyse erfolgt durch
Sekretion von Proteasen als Bestandteil des Verdauungssekretes der Fliegenmaden,
wodurch weder Blutungen noch Schmerzen verursacht werden. Durch die Sekretion
des Verdauungssekretes im Rahmen der extracorporalen Verdauung wird zusätzlich
eine Verschiebung des pH-Wertes des Wundsekretes aus dem überwiegend sauren
in den alkalischen Bereich beobachtet. Die Verschiebung des pH-Wertes stellt für
den physiologischen Ablauf der Wundheilung ein vorteilhafteres Milieu dar und soll
bakterielles Wachstum hemmen.
Anwendung:
Nach Reinigung der Wunde mit Ringerlösung erfolgt die Applikation der Maden auf
eine Wunde in einer Dichte von 5-10 Maden/cm². Es sind auch Fliegenmaden
kommerziell erhältlich, die bereits in eine Wundauflage eingebracht wurden und
denen somit kein weiterer „Käfig“ gebaut werden muss („Biobag“). Die initial 2-3 mm
großen Maden sind zu diesem Zeitpunkt bereits bis zu 10-15 mm groß und könnten
bereits wenige Tage später mit der Verpuppung beginnen. Nach Lieferung können
die Maden für 1-2 Tage dunkel und kühl (Kühlschrank) gelagert werden.
Technische Schwierigkeiten bei der Durchführung der Biochirurgie ergeben sich bei
zu starker Sekretion oder Austrocknung von Wunden, da Fliegenmaden sowohl
genügend Sauerstoff als auch Flüssigkeit benötigen. Die Gefahr der Metamorphose
zu Fliegen, die zu Vektoren von Kreuzinfektionen werden können, besteht bei der
Gattung Lucilia sericata nicht, da diese zur Verpuppung ein in Wunden meist nicht
vorhandenes trockenes Milieu benötigen würden. Weitere Probleme in der
Akzeptanz dieser Vorgehensweise der Wundtherapie kann durch die mit der
Proteloyse einhergehenden intensiven Geruchsbelästigung oder durch die
Entstehung von Schmerzen durch sich bewegende Maden resultieren.
Die Biochirurgie stellt eine innovative und sichere Methode des Debridements dar,
die auch ambulant durchgeführt werden kann. Der Kosten- und Zeitaufwand ist
allerdings nicht unerheblich.
Verbandswechsel:
Alle 2-4 Tage.
32
6.3. Ultraschall
Beschreibung:
Ultraschall niederfrequenter Bereiche kann zur Konditionierung von Wunden
therapeutisch eingesetzt werden.
Anwendung:
Die ursprünglich entwickelte Geräteart besteht aus einem Ultraschallgenerator und
einer Sonde, die über einen Stab an den zu therapierenden Bereich aufgebracht
werden kann. Die Ankopplung des niederfrequenten Ultraschalls, der entweder
kontinuierlich oder gepulst appliziert wird, erfolgt über einen Schallkopf am
Wirkungsort entweder direkt oder indirekt. Für die Direktbeschallung wird eine Sonde
suprakutan für jeweils etwa 20 min. auf einen mit Ultraschall-Gel bedeckten sterilen
Hydrogel- oder Hydrokolloidverband aufgebracht. Der Verband kann nach Abschluss
des jeweiligen Therapieintervalls auf der Wunde belassen werden.
Die subaquale indirekte Anwendung wird in einem thermoindifferenten Wasserbad in
einem Abstand von wenigen Zentimetern zur Ultraschallsonde für jeweils etwa 10-20
min. durchgeführt. Die Applikation ist ausschließlich an den Extremitäten praktikabel.
Die Verwendung eines Wasserbades ermöglicht auch den Zusatz von Medikamenten
oder Antiseptika. Diese Geräte eignen sich auch zur regelmäßigen Applikation durch
die geschulten Patienten oder durch das Pflegepersonal.
In den letzten Jahren ist ein sogenannter Ultraschall-Dissektor (Sonoca, Söring)
entwickelt worden, der die Ankopplung von niederfrequentem Leistungsultraschall
über eine Sonde, die in ein Handstück eingearbeitet worden ist, ermöglicht. In die zu
verwendende Spülflüssigkeit, die primär der Kopplung des Ultraschalls dient und
zentral durch das Handstück fließt, können medikamentöse Zusätze
beziehungsweise Antiseptika eingebracht werden.
Indikationen:
- Wundsäuberung, Debridement
- Reduktion von Mikroorganismen
Vorteile:
- einfache Handhabung
- Kombination mit anderen Wundheilungsmaßnahmen
- breiter Anwendungsbereich
- gute Akzeptanz bei Anwendern und Patienten
- geringen Folgekosten
Nachteile:
- regelmäßige Desinfektion der Geräte
- Zeitaufwand
- hohe Anschaffungskosten
33
6.4. Hyperbare Sauerstofftherapie
Beschreibung:
Bei der hyperbaren Oxygenierung (HBO) handelt es sich um ein ambulant
durchführbares Therapiekonzept, dass durch die kurzzeitige intermittierende
Erhöhung des Sauerstoffpartialdrucks im Blut zur Wiederherstellung von
physiologischen Gewebssauerstoffwerten in hypoxischen Arealen führen soll. Die
meisten Erfahrungen im Bereich der Wundbehandlung liegen für das diabetische
Fußsyndrom vor.
Wirkung:
- direkt bakterizide Effekte
- synergistische Effekte von zeitgleich eingesetzten Antibiotika
- Verbesserung der Mikrozirkulation
Kontraindikationen:
- Asthma bronchiale
- Pneumothorax
- Epilepsie
- Schwangerschaft
Anwendung:
Die Therapie der HBO wird in Deutschland überwiegend in großen hyperbaren
Druckkammern in speziellen Zentren angeboten. Dort erfolgt die Applikation von
100% reinem Sauerstoff bei einem Umgebungsdruck von 1,5-3 bar in einer
Überdruckkammer. Es kommt zu einem Anstieg des physikalisch gelösten
Sauerstoffs im Blut von 0,032vol.% auf bis zu 6 vol.%. Gleichzeitig steigt der
Perfusionsdruck, der für einen Anstieg des arteriovenösen Gradienten auf > 2000
mbar verantwortlich ist und somit einer Hypoxie durch Steigerung des
Sauerstofftransportes und einer vermehrten Diffusion auf kapillärer Ebene der
Endstrombahn entgegenwirkt. Es kommt zu einer Verbesserung der
druckabhängigen Löslichkeit des Sauerstoffs im Blut und somit zu einer Erhöhung
der Sauerstoffspannung im Gewebe, da die Sauerstoffmenge die in Lösung geht,
direkt proportional zu dem über der Flüssigkeit herrschenden Partialdruck des
Sauerstoffs ist. Als notwendige Anzahl an Applikationen werden von der HBO 10-100
meist jedoch ca. 40 Sitzungen angegeben. Diese Sitzungen können in Intervallen
beispielsweise einmal täglich fünfmal wöchentlich jeweils für 60-90 min. durchgeführt
werden.
Nachteile:
- kostenintensiv
- zeitintensiv
- ausschließlich adjuvante Therapieform
6.5. Perspektive
Debridement
Zahlreiche weitere innovative Optionen des Debridements können beispielsweise
mittels Laser-Therapie oder Hochdruck-Wasserstrahl durchgeführt werden.
Interessant ist ebenso ein proteolytisches Enzym, das aus Krill gewonnen wird und in
Skandinavien bereits kommerziell erhältlich ist.
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Hautersatzverfahren/Tissue-engineering
Autologe Keratinozytentransplantate können aus Hautbiopsien oder Haarwurzeln des
jeweiligen Patienten gewonnen werden. Nach Entnahme werden diese Keratinozyten
in vitro gezüchtet und beispielsweise mittels Fibrinkleber oder eingebettet in ein
Kollagenvlies auf die Wunde aufgebracht.
Zytokine/Wachstumsfaktoren
Chronische Wunden sind durch einen vermehrten proteolytischen Abbau von
Zytokinen und einen resultierenden Aktivitätsverlust gekennzeichnet, daher könnte
die externe Zufuhr sinnvoll sein. Nach sehr hoffnungsvollen wissenschaftlichen
Berichten beispielsweise über KGF, GM-CSF, PDGF, TGF, EGF oder VEGF und der
Zulassung von PDGF-Gel hat sich die praktische Umsetzung bislang nicht bewähren
können. Zudem sind die entsprechenden kommerziell erhältlichen Präparate sehr
teuer.
35
7. MRSA
Voraussetzung für den nicht verzögerten Ablauf jeder Wundheilung ist unter
anderem die vollständige Beseitigung klinisch relevanter Wundinfektionen.
Nahezu jede chronische Wunde zeigt eine Kolonisation mit Mikroorganismen. Bis zu
1000 Mikroorganismen pro Gramm Gewebe werden als physiologisch betrachtet.
Der Nachweis von mehr als 105 Mikroorganismen pro Gramm Gewebe kann als ein
Zeichen einer Infektion gesehen werden. Die Diagnose einer Wundinfektion sollte
sich aber auch immer zusätzlich an der entsprechenden Klinik mit den
Kardinalsymptomen von Calor (Wärme), Dolor (Schmerz), Tumor (Schwellung),
Rubor (Röte) und Functio laesa (gestörte Funktion) orientieren.
Das Abstrichmaterial zur Identifikation von Bakterien in chronischen Wunden sollte
aufgrund des falsch positiven Nachweises sogenannter Anflugkeime nicht von der
Wundoberfläche, sondern möglichst aus tieferen Schichten entnommen werden. Der
Nachweis von MRSA auf Haut oder Schleimhäuten ohne Infektionszeichen ist
ausschließlich als Kolonisation zu werten.
Seit mehreren Jahrzehnten wird über die weltweite Zunahme des Vorkommens
mutliresistenter Bakterien in chronischen Wunden berichtet. Insbesondere die
Verbreitung und Therapie von Methicillin resistentem Staphylococcus aureus
(MRSA) stellt ein ständig wachsendes Problem in der Behandlung ambulanter und
stationärer Patienten mit chronischen Wunden dar.
Bei Nachweis eines MRSA sollte überprüft werden, ob es sich bei dem betroffenen
Patienten lediglich um eine Kolonisation oder eine Infektion handelt und welche
Körperregionen betroffen sind. Hierfür ist es dringend erforderlich Abstriche nicht nur
von der Wunde sondern mindestens auch von der Nase, Rachen, Axillen, Leisten
und Hände zu nehmen. Insbesondere bei kolonisierten Patienten ist falls möglich
eine Versorgung innerhalb des häuslichen Bereiches oder gegebenenfalls in
speziellen Räumen einer ambulanten Versorgung anzustreben, um eine stationäre
Aufnahme zu vermeiden. Sollte es zur Ausbildung einer Infektion kommen, ist die
stationäre oder teilstationäre Aufnahme zur Einleitung einer systemischen Therapie
meist unumgänglich.
Stationär ist die Patientenisolation und die Kennzeichnung des jeweiligen Zimmers
erforderlich. Wünschenswert ist die Unterbringung in einem Einzelzimmer, ggf. ist
auch eine Kohorten-Isolierung möglich. Zusätzlich sollten vor Betreten des Zimmers
jeweils ein Schutzkittel, Mundschutz und Handschuhe angezogen werden, die vor
Verlassen des Raumes wieder in diesem Zimmer abgelegt werden. Obligat sollte im
Anschluss an den Patientenkontakt die Händedesinfektion erfolgen. Körper- und
Bettwäsche sind in kurzen Abständen zu wechseln, Pflege- und
Untersuchungsutensilien soweit möglich auf dem Zimmer zu belassen. Tägliche
Flächendesinfektion mit Desinfektionsmitteln nach Empfehlungen der Deutschen
Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) sollten erfolgen. Darüber hinaus
sollten regelmäßige mikrobiologische Kontrollen bei Patienten und dem
medizinischen Personal durchgeführt werden. Liegen mindestens 3 negative
bakteriologische Abstriche aus zuvor kolonisierten oder infizierten Regionen vor, die
36
in einem Abstand von jeweils mindestens 24 Stunden gewonnen wurden, darf die
Isolierung aufgehoben werden.
Die primäre Therapie von chronischen Wunden unterscheidet sich durch die
Kolonisation oder die Infektion mit MRSA prinzipiell nicht von der anderer
chronischer Wunden. Auch hier sollten die Prinzipien der modernen Phasen-
adaptierten feuchten Wundbehandlung beachtet werden.
37
8. GEFÄßSPORT
Sportliche Aktivität kann auch als Mittel der therapeutischen Intervention bei
Patienten mit chronischen Wunden, insbesondere wenn diese durch eine pAVK oder
auch durch eine CVI resultieren, eingesetzt werden. So beschreibt die sogenannte
3S-3L-Regel (Sitzen und Stehen ist schlecht, lieber Liegen oder Laufen) einen
Grundsatz für die Lebensführung bei chronischer venöser Insuffizienz.
Als potentiell durch regelmäßiges sportliches Training beeinflussbarer Faktor ist nicht
nur der seit langem bekannte Effekt der Ausbildung von Gefäßen bei Patienten mit
pAVK zu sehen, sondern auch die Beeinflussung des arthrogenen
Stauungssyndroms bei Patienten mit einem Ulcus cruris venosum. Das arthrogene
Stauungssyndrom resultiert aus der Einschränkung der Beweglichkeit im oberen und
unteren Sprunggelenk mit Plantarflexion bis hin zur Ankylose in Spitzfußstellung
durch schmerzbedingte Schonhaltung und führt somit reaktiv zu einer antegraden
Muskelpumpeninsuffizienz. Die Kontraktion der Beinmuskulatur ermöglicht jedoch
eine Kompression der inter- und intramuskulären tiefen Venen und der transfaszial
verlaufenden Perforansvenen. Im Stehen wird der venöse Bluttransport überwiegend
durch die Muskel-Gelenk-Pumpen gewährleistet. Die größte Bedeutung kommt der
Wadenmuskel-Sprunggelenk-Pumpe zu, deren Insuffizienz im Sinne eines Circulus
vitiosus zu einer Verschlechterung der Heilungstendenz des Ulcus cruris venosum
führen kann.
Krankengymnastik und selbstständige Bewegungsübungen sollten daher wenn
möglich als adjuvante Therapiemaßnahme bei Patienten mit chronischen Wunden
bei Gefäßerkrankungen empfohlen und dauerhaft durchgeführt werden.
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9. ANHANG
BioMonde BioCare
Kiebitzhörn 33 Weißenfelser Straße 67
22885 Barsbüttel 04229 Leipzig
Tel.: 040/6710570 Tel.: 0341/4 972050
Fax: 040/67105710 Fax: 0341/4972059
E-mail: info@biomonde.de E-mail: Labor@BioCare.de
www.biomonde.de www.BioCare.de
39
Smith & Nephew GmbH (S+N) Yamanouchi Pharma GmbH (Ya)
Max-Planck-Straße 1-3 Im Breitspiel 19
34253 Lohfelden 69126 Heidelberg
Tel.: 0561/95140 Tel.: 06221/34340
Fax: 0561/9514270 Fax: 06221/343414
E-mail: Burkhard.Reis@smith-nephew.de www.yamanouchi.de
www.smith-nephew.de
40
3M Deutschland GmbH (3M) Innothera GmbH
Carl-Schurz-Straße 1 Brühlmatten 3
41453 Neuss 79295 Sulzburg
Telefon: 02131/140 Tel.: 07634/528590
Fax : 02131/14-2649 Fax: 07634/528599
www.3m.com www.innothera.de
E-mail: info@innothera.de
9.2. Institutionen
Das Wundnetz
Ansprechpartner: Prof. Dr. G. Köveker Tel.: 07031/982402
Chirurgische Abteilung, Städtisches Krankenhaus Sindelfingen
Postfach 445, 71046 Sindelfingen www.wundnetz.de
9.3. Literatur
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