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Qualitätshandbuch Hauskrankenpflege Tiede & Partner

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Standard S15
"30°-, 90°- und 135°-Grad Lagerungen"

Die 30°-, 90°- und 135°-Grad Lagerungen zählen zum kleinen


Einmaleins der Dekubitus- und Pneumonieprophylaxe.

Standard "30°-, 90°- und 135°-Grad Lagerungen"


Definition: • Die in diesem Standard beschriebenen Lagerungen dienen
unterschiedlichen Zwecken:
o Die 30°-Lagerung sowie die 135°-Lagerung werden vor allem
im Rahmen der Dekubitusprophylaxe genutzt.
o Die 90°-Lagerung hingegen ist - so wie sie hier beschrieben
wird - zumeist Teil der Pneumonieprophylaxe.
• Im Rahmen der Pflege von Hemiplegiepatienten wird eine
modifizierte Form der 90°-Lagerung genutzt, die wir aber in
gesonderten Standards beschreiben.

Grundsätze: • Die individuellen Wünsche des Kunden sind uns wichtig und werden
beachtet.
• Das Lagern ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel berufliche
Erfahrung erfordert.

Ziele: • Ein Dekubitus wird vermieden.


• Eine bereits geschädigte Hautfläche wird konsequent von Druck
entlastet und heilt dann ab.
• Der Kunde entspannt sich und fühlt sich wohl.
• Die Atemfläche wird vergrößert.
• Die Atmung des Kunden wird erleichtert.
• Das Wahrnehmungsvermögen wird gestärkt.(Hemiplegie)

Vorbereitung • Für den Kunden wird ein Lagerungs- und Bewegungsplan erstellt.
: Dieser richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen des Kunden
und dem Tagesablauf.
• Der Kunde wird über den Sinn der Lagerungen informiert und um

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Kooperation gebeten.

Durchführun 30°-Lagerung
g:

Indikation: • Die 30°-Lagerung führt zu einer gleichmäßigen


Druckverteilung auf die Weichteile. Beide Gesäßhälften
liegen auf.
• Diese Lagerungsform ist im Rahmen der
Dekubitusprophylaxe der 90°-Lagerung vorzuziehen, da
nur solche Körperbereiche mit Druck belastet werden,
die relativ widerstandsfähig gegen Druckgeschwüre
sind. Zudem berichten viele Senioren, dass sie diese
Lagerung als angenehmer empfinden.
• Bei immobilen Kunden mit Dekubiti im Sakralbereich
kann diese Lagerung zum essen und trinken genutzt
werden.

• Wenn der Kunde Angst hat, aus dem Bett zu fallen, kann
Kontraindik das Bettgitter hochgefahren werden.
ationen: • In einigen Fällen knickt das Ohrläppchen um. Dieses
sollte von den Pflegekräften ggf. korrigiert werden.
Ansonsten droht hier die Entstehung eines
Druckgeschwürs.

Durchführu • Der Kunde wird auf die Seite gedreht. Hinter seinem
ng: Rücken werden die für die Lagerung benötigten Kissen
platziert.
• Ein Lagerungskissen wird unter dem Oberschenkel bis
zum Gesäß des Kunden abgelegt. Daran schließt sich
ein zweites Kissen an, dass vom Gesäß aus über den
Rücken bis in Richtung Schulter geführt wird. Die
Schulter selbst wird frei gelagert.
• Nun wird der Kunde wieder in die Rückenlage gebracht
und auf den Kissen gelagert.

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• Die Wirbelsäule bleibt gerade.


• Der Kopf wird mit einem kleinen Kissen unterlegt.
• Die Druckbelastung im Bereich des Steißbeins und der
Rollhügel wird engmaschig überprüft.
• Alternativ zu den beiden Kissen kann auch eine
Lagerungsschlange genutzt werden.
• Diese Lagerung kann in Kombination mit der
Weichlagerung sowie auch bei erhöhtem Kopfteil
durchgeführt werden.
• Die Beine werden nebeneinander abgelegt. Sie sollten
nicht übereinander liegen. Falls sich Berührungspunkte
nicht vermeiden lassen, können diese Hautbereiche
abgepolstert werden.

90°-Lagerung

Indikation: • Die 90°-Lagerung wird zumeist im Rahmen der


Pneumonieprophylaxe genutzt. Durch die
Seitenlagerung wird der Schleim besser gelöst und
effektiver transportiert.
• Wichtig ist diese Lagerung (in abgewandelter Form)
auch als therapeutische Lagerung bei Hemiplegie.
• Darüber hinaus wird sie nach Lungenoperationen
angewendet.

• Bei einem hohen Dekubitusrisiko ist diese Lagerung


Kontraindika bedenklich. Der Auflagedruck fokussiert sich vor allem
tionen: im Bereich des großen Rollhügels und des
Darmbeinkamms. Hier können sehr schnell
Druckgeschwüre auftreten.
• Sie sollte daher nicht länger als 30 Minuten
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durchgeführt werden. Die Pflegekraft nutzt den


Fingertest, um Schädigungen der aufliegenden
Körperhälfte frühzeitig zu registrieren.
• Bei einseitiger Lungenentzündung ist diese Lagerung
problematisch. Aufgrund der Schwerkraft wird die oben
liegende Lungenhälfte zwar besser belüftet, aber dafür
schlechter durchblutet. Die unten liegende
Lungenhälfte wird zwar gut mit Blut versorgt, dieses
aber auf Kosten einer schlechteren Belüftung. Je nach
Seitenlage kann dieser Effekt dazu führen, dass sich
die Atemsituation des Kunden deutlich verschlechtern
kann.

Durchführun • Der Kunde wird auf die gewünschte Seite gedreht. Das
g: oben liegende Bein wird angewinkelt und ggf. mit
einem Kissen unterstützt. Das unten liegende Bein wird
gestreckt.
• Durch die Anwinkelung eines Beines wird die
Bauchdecke entspannt und der Rücken gerade
gehalten. Beides erleichtert die Atmung.
• Der unten liegende Arm wird angewinkelt und ggf.
unter das Kopfkissen gelegt. Der oben liegende Arm
wird leicht angewinkelt und vor dem Kunde auf der
Matratze oder einem zusätzlichen Kissen abgelegt.

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135°-Lagerung

Indikation: • Die 135°-Lagerung dient der Druckbefreiung im


Rücken-, Kreuzbein- und Fersenbereich. Sie ist ideal,
wenn sich in diesen Körperbereichen bereits ein
Druckgeschwür gebildet hat.
• Diese Lagerungsform wird darüber hinaus auch zum
Verbandswechsel im Rücken und Sakralbereich
genutzt, wenn keine zweite Pflegekraft verfügbar ist.
• Die Lagerung wird zumeist gut akzeptiert, da sie
oftmals der natürlichen Schlafposition entspricht.

Warnungen / • Die Knie- und Ellenbogengelenke müssen engmaschig


Kontraindikati auf Hautrötungen kontrolliert werden. Falls es
onen:
Anzeichen auf eine Druckbelastung gibt, sollten diese
Gelenke weich gelagert werden.
• Kunden, die unter Herzbeschwerden und Atemnot
leiden, werden diese Lagerung ggf. ablehnen. Die
Position übt Druck auf den Brustkorb aus. Zudem ist
die Sicht eingeschränkt.

Durchführun Aufbau der Lagerung


g:
• Der Kunde befindet sich in der Bauchlage.
• Die Beine und Arme werden angewinkelt. Der Kunde
wird in die Seitenlage gebracht. Arme und Beine liegen
auf der Matratze auf.
• Durch vorsichtiges Hin- und Herrollen bewegt die
Pflegekraft erst die Hüfte und dann den Oberkörper
des Kunden in Richtung Bettkante. Die Pflegekraft
achtet darauf, dass die einzelnen Körperteile nicht bis
an die Grenze der Bewegungsfähigkeit gedehnt

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werden.
• An der Bettkante wird der Kunde in die Seitenlage
gebracht.
• Das obere Bein wird nun noch stärker angewinkelt.
Das untere Bein wird gestreckt.
• Eine zusammengerollte Bettdecke, eine
Lagerungsschlange oder zwei Kissen werden vor dem
Kunden auf dem Bett abgelegt.
• Das obere Bein wird leicht angehoben und das
Lagerungskissen untergeschoben. Das Knie des
oberen Beines liegt auf dem Lagerungskissen.
• Vorsichtig wird der obere Arm soweit bewegt, dass der
Ellenbogen zum Kopfende des Bettes zeigt. Der Kopf
des Kunden kann auf dem darunter liegenden Arm
abgelegt werden.
• Der Kunde wird in Richtung Bauchlage gekippt. Der
Körper ruht auf dem Lagerungskissen.
• Der untere Arm liegt hinter dem Körper und weist in
Richtung Fußende des Bettes.
• Die Lage von Kopf, Armen und Beinen kann ggf.
korrigiert werden.

Beendigung der Lagerung

• Der hinten liegende untere Arm wird vorsichtig nach


oben zum Kopf bewegt. Der Kopf wird angehoben und
der untere Arm darunter abgelegt. Der Arm und der
Kopf zeigen nach vorne.
• Die Pflegekraft achtet darauf, die Schulter nicht zu
überdehnen.
• Die Beine werden in den Hüftgelenken gestreckt. In
den Kniegelenken bleiben sie gebeugt.
• Die Pflegekraft bewegt den Kunden in eine Seitenlage
und führt dann die Arme nach unten in Richtung
Bettende.
• Das Lagerungsmaterial wird entfernt.
• Die Beine des Kunden werden durchgestreckt. Die
Pflegekraft bewegt den Kunden wieder in die
Rückenlage.
• Durch vorsichtiges Hin- und Herrollen bewegt die
Pflegekraft erst die Hüfte und dann den Oberkörper
des Kundes in Richtung Bettmitte.

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Nachbereitu • Die Maßnahme wird im Lagerungs- und Bewegungsplan


ng: dokumentiert.
• Alle relevanten Veränderungen der Gesundheit oder des Verhaltens
des Kunden werden dokumentiert.
• Ggf. wird die Maßnahmenplan angepasst.

Dokumente: • Berichteblatt
• Lagerungs- und Bewegungsplan
• Maßnahmenplan

Verantwortli • Alle Pflegekräfte


chkeit /
Qualifikation
:

Bei jeder Pflegemaßnahme wird gleichzeitig eine Krankenbeobachtung durchgeführt und


somit ungewollte oder auch krankhafte Veränderungen erkannt und entsprechende
Maßnahmen eingeleitet.

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