Sie sind auf Seite 1von 9

studie

Hubert C. Braendle1

Die „beste“ Trainingsmethode:


Literatur-Analyse und -Synthese
Eine aktuelle Studie zur Methodik des optimierten Muskelaufbaus (Teil 1)

Anm. d. Red: Aufgrund des begrenzten Schwächen beseitigt. Das Bestechende Hintergrund
Platzangebotes können sehr umfang- an der neuen hybriden Methode ist nicht
reiche Publikationen in 2 Teilen publi- zuletzt ihr äußerst hoher Effizienzgrad, Was zeichnet unsere heutige Gesell-
ziert werden. Es soll dadurch die Mög- was die optimale Integration im übervol- schaft aus? Stress, Fast Food und wenig
lichkeit einer Publikation bewahrt len Terminkalender gewährleistet. Bewegung sind einige Dinge, die einem
bleiben und andererseits durch ein nach kurzem Überlegen einfallen. Von
Querlesen mehrerer Ausgaben der Schlüsselwörter: Krafttrainingsme- den Menschen wird immer mehr ver-
Zeitschrift ein Diskussionsprozess er- thode, Effektivität, Effizienz, Sicherheit, langt, bei weniger Zeit für Hobbys und
möglicht und erhalten werden, der sich Nachhaltigkeit anderen Dingen, die der Erholung die-
auch auf andere Inhalte beziehen kann. nen. Wenn man neben der täglichen Ar-
The „best“ training method beit, der Familie und dem Haushalt
auch noch regelmäßig Sport treiben
Zusammenfassung: Der gesellschaftli- Abstract: Today the appointment book of möchte, kommen viele an ihre Grenzen.
che Alltag in der heutigen Zeit ist geprägt an average societal member is bulging. A Was meistens dabei zu kurz kommt ist
durch den Anspruch, unzählige Dinge countless number of things have to be die Bewegung, die man seinem Körper
im Terminkalender unterzubringen, taken care of, not least due to the numer- gönnen sollte.
nicht zuletzt, um global verbreiteten, so- ous common social demands that have to Nicht zuletzt aufgrund dieser unvor-
zialen Idealvorstellungen gerecht zu be fulfilled. In doing so, it is usually the teilhaften gesellschaftlichen Entwick-
werden. Zu kurz kommt dabei meist die health-promoting physical activities that lung hat die Sportwissenschaft im Be-
gezielte körperliche Bewegung in Form fall short. Ambitiously taken up fitness reich Fitnesstraining während der
eines ausgewogenen Trainings zur För- programs are abandoned after six months letzten Jahrzehnte verstärkt nach dem
derung der allgemeinen Fitness und on average. The author of this study, doc- „besten“ Konzept geforscht, welches
langfristigen Krankheitsprävention. Der toral candidate and longtime athlete das genetisch bedingte Potenzial des
Autor dieser Studie, Doktorand und sel- himself, seeks to fathom this widespread Trainierenden innert möglichst kurzer
ber seit vielen Jahren aktiver Fitness- phenomenon and to elicit, on the basis of Zeit voll zur Entfaltung bringt. In der
sportler, hat sich zum Ziel gesetzt, dieses contemporary sportsscientific literature, sportlichen Praxis besteht jedoch nach
Phänomen zu ergründen und, auf der the “best” training method, measured wie vor keine Klarheit darüber, welches
Basis aktueller Literatur aus Praxis und against the key parameters effectivity, effi- Trainingskonzept den größten Nutzen
Wissenschaft, die in Bezug auf Effektivi- ciency, safety, and longevity. While focus- verspricht. Im Gegenteil, die diesbezüg-
tät, Effizienz, Sicherheit und Nachhaltig- ing on the strength part of general fitness liche Konfusion scheint heute, nicht zu-
keit beste Trainingsmethode zu ermit- training, where the grade of confusion letzt aufgrund der vielen verschiedenen
teln. Die Untersuchung fokussiert auf concerning the most desirable character- von Sportfachleuten empfohlenen Trai-
den Fitness-Teilbereich des Trainings für istics of a training regimen seems to be ningsmethoden, grösser denn je.
Kraft- und Muskelaufbau, wo die gesell- the highest, systematic analysis and syn- Die Spanne reicht vom Volumentrai-
schaftliche Konfusion bezüglich Wirk- thesis of a wide variety of literature leads ning [1], welches in jeder Beziehung zur
samkeit der verschiedenen propagierten to the insight that there is no existing maximierten Ausnützung der verschie-
Methoden am größten zu sein scheint. “best” training method, that would inte- denen Trainingsaspekte (Anzahl Übun-
Die Analyse und Synthese aktueller, the- grate all the necessary attributes in one gen, Sätze, Wiederholungen), bei
menspezifischer Literatur führt im Ver- method. Due to this fact the author de- gleichzeitig – zwangsweise – mäßiger
lauf dieser Studie zur Erkenntnis, dass es cides to create the “best” method by com- Intensität, rät, über das in Fitnessstu-
die „beste“ Trainingsmethode noch bining the strengths of the established dios häufig empfohlene „Programm für
nicht gibt. Aufgrund dieser Tatsache wird methods, while trying to eliminate the jedermann“, bestehend aus drei Sätzen
eine neue Methode kreiert, welche die obvious weaknesses. The final hybrid à zwölf Wiederholungen pro Übung, bei
Stärken der bestehenden Methoden in product of this study features a balanced ebenfalls mäßiger Intensität und hoher
idealer Weise vereint und gleichzeitig die profile of key properties and ensures its Übungsanzahl, bis hin zum Hochinten-
optimal integration in the overfull ap- sitätstraining [2], welches als Antithese
Hubert C. Braendle, cand. med. DBA
1 pointment book. zum vorerwähnten Volumentraining
Eschenstrasse 6 angesehen werden kann, geprägt durch
CH-6312 Steinhausen
SCHWEIZ
Keywords: Strength training, effectivity, die Absicht, mit minimalem Trainings-
E-Mail: sportsscientific@gmx.at efficiency, safety, longevity volumen und maximaler Trainingsin-

12 2/2011 © Springer-Verlag sport- und präventivmedizin


studie

Zu kurze Zeiträume zwischen den Einheiten


Gesellschaft und Fitness

Fitnesstraining

Zeit
Krafttraining

Trainingsmethode

Effektivität
Optimale Zeiträume zwischen den Einheiten

Zeit

Effizienz Sicherheit

Zu lange Zeiträume zwischen den Einheiten

Nachhaltigkeit
Zeit

Abb. 1: Konzeptioneller Bezugsrahmen Abb. 2: Superkompensation

tensität ein optimales Ergebnis in effizi- werden – Effektivität (Trainingsergebnis komponenten der sportlichen
enter Weise zu erzielen. bezüglich Zunahme von Kraft und Mus- Vorbereitung, die Konditionierung von
Diese Studie versucht, auf Basis der kelmasse), Effizienz (Zeitaufwand für Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit,
aktuellen Literatur, die in Bezug auf Ef- die Erreichung des Trainingsergebnis- sowie Trainingstechniken und Periodi-
fektivität, Effizienz, Sicherheit und ses), Sicherheit (Vermeidung der Verlet- sierung beinhaltet. Unter Krafttraining
Nachhaltigkeit beste Trainingsmethode zungsgefahr) und Nachhaltigkeit (lang- versteht man im Allgemeinen ein kör-
zu eruieren und praxisnah darzustellen. fristige Aufrechterhaltung guter perliches Training, welches Hauptau-
Gesundheit und disziplinierter Ausfüh- genmerk auf die Steigerung der Kraftfä-
Methodik rung des Trainingsprogramms sowie higkeiten und die Erhöhung der
Vermeidung von körperlichen Ver- Muskelmasse legt. Dies geschieht durch
Diese Studie hat rein induktiven, d. h. schleißerscheinungen) (Abb. 1). die Anpassung des Körpers an die phy-
hypothesenbildenden Charakter und Die Studie fokussiert auf die am wei- sische Belastung, genannt Adaptation.
bezweckt die im Sinne der Triangula- testen verbreiteten Trainingsmethoden Beim Training besteht die Hauptzielset-
tion [3] durchgeführte Integration von und berücksichtigt die Extrempositio- zung darin, spezifische Adaptationen
Theorie und Praxis, um ein möglichst nen auf der Variantenskala sowie die auszulösen. Dies erfordert die Einhal-
realistisches und im sportlichen Alltag weit verbreitete Kompromisslösung. tung eines sorgfältig geplanten und
sinnvoll und einfach anzuwendendes Somit ist die wesentliche inhaltliche Ab- konsequent ausgeführten Trainings-
Ergebnis zu erzielen. deckung des Feldes gewährleistet. Die programms. Von der praktischen Seite
Die der Studie zugrunde liegende Li- Studie hat dialektischen Charakter, in- her sind während des sportlichen Trai-
teratur wurde durch die Eingabe der dem sie durch Synthese der Extrempo- nings die vier folgenden Merkmale von
studienrelevanten Schlüsselbegriffe in sitionen zum Ergebnis gelangt [4]. Am erstrangiger Bedeutung für den Adapta-
eine universitäre Forschungsdatenbank Schluss der Studie steht die fundierte tionsprozess [5]:
namens „EBSCOhost“ eruiert. Der kon- Hypothese, in Form des Konzepts der ■ ■ die Reizgröße (Überlastung)

zeptionelle Bezugsrahmen der Studie „besten“ Trainingsmethode. ■ ■ die Akkommodation (Anpassung an

beinhaltet die Schlüsselbegriffe Gesell- die Belastung)


schaft und Fitness, Fitnesstraining, Ergebnisse ■ ■ die Spezifik (Ausrichtung der Trai-

Krafttraining, und den Kernbereich der Terminologie und Grundlagen: ningsmethode auf die konkreten
Untersuchung, die Trainingsmethode, Ziele des Trainierenden)
mit den spezifischen Untersuchungspa- Die Theorie des Krafttrainings ist Teil ei- ■ ■ die Individualität (persönliche phy-

rametern – anhand derer die verschie- nes breiten Wissensgebietes der Trai- siologische Konstellation des Trai-
denen Trainingsmethoden beurteilt ningswissenschaft, welche die Haupt- nierenden)

sport- und präventivmedizin © Springer-Verlag 2/2011 13


studie

Die Überlastung erfolgt durch das abgestimmt werden [6].2


Training einer bestimmten Muskelpartie Die Methoden des Krafttrainings Effektivität: 8
über das gewöhnliche Maß hinaus, so- werden im Wesentlichen nach den fol- Effizienz: 2
dass die entsprechenden Energiereserven genden Kriterien unterschieden [10]: Sicherheit: 4
Nachhaltigkeit: 3
angegriffen werden. Das ist der essentielle ■ ■ Ganzkörper- und Split-Training
Total Score: 17
Wachstumsreiz. Der Körper reagiert nun ■ ■ Art und Anzahl der Übungen

auf diesen Reiz, indem er die Energiespei- ■ ■ Anzahl Sätze (Serien)


Effektivität
cher und Muskelstrukturen regeneriert – ■ ■ Anzahl Wiederholungen 10
9
und zwar durch sogenannte Superkom- ■ ■ Intensitätsniveau und -gestaltung 8
7
6
pensation (Abb. 2) über das bisher ■ ■ Art der Kraftausübung (isometrisch,
5
4
vorhandene Maß hinaus, um für zukünf- isokinetisch, exzentrisch, dyna- 3
2
tige Belastungen Vorsorge zu treffen, bzw. misch) 1
Effizienz 0 Sicherheit
um sicherzustellen, dass er der gestiege- ■ ■ Erholungszeit zwischen den Trai-

nen Beanspruchung gewachsen ist. Die- ningseinheiten


ser Vorgang entspricht dem erwünschten
Trainingseffekt. Dabei ist zu beachten, Im Anschluss werden die drei wich- Rating
dass der Zeitraum zwischen den Trai- tigsten Methoden – Volumentraining, Volumentraining

Nachhaltigkeit
ningseinheiten ideal gewählt wird, sodass Ein-Satz und Hochintensitätstraining
der Effekt der Superkompensation voll sowie das „3 x 12 Training“ – vorgestellt
zum Tragen kommen kann [2]. und anhand der Parameter Effektivität, Abb. 3: Bewertung Volumentraining
Um zu verhindern, dass sich der Kör- Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit
per an einen bestimmten Trainingsreiz bewertet [11].3 Gewährleistung des maximalen Trai-
gewöhnt und die Kompensationsvor- ningsreizes ausgeht. Akkommodation
gänge schließlich einstellt (Akkommo- Volumentraining: wird meist, nebst Anhebung des Ge-
dation), muss die Belastung periodisch wichts, durch Erhöhung der Anzahl der
verändert werden. Trainingspro- Im Rahmen dieser Studie bezeichnet Sätze und/oder Wiederholungen und/
gramme müssen variieren. Um dem ne- Volumentraining eine Methode, welche oder Trainingseinheiten zu verhindern
gativen Einfluss der Akkommodation üblicherweise als Split-Training (d. h. versucht [12, 13].
vorzubeugen, gibt es grundsätzlich zwei das Training des gesamten Körpers wird Keine der verwendeten Literatur-
Wege: auf mehrere Trainingseinheiten aufge- quellen bezweifelt die Effektivität des
■ ■ quantitativ: durch die Veränderung teilt) ausgeführt wird, mit einer hohen Volumentrainings, d. h. die Ergebnisse
der Trainingsbelastungen (z. B. Ge- Anzahl Übungen (3–10) pro trainierter bezüglich Kraft- und Muskelaufbau. In
wicht) Muskelgruppe, einer ebenso hohen An- Frage gestellt wird jedoch gemeinhin
■ ■ qualitativ: durch das Austauschen zahl Sätzen (3–10) pro Übung und einer der enorme Zeitaufwand, der mit der
von Übungen variierenden Anzahl Wiederholungen Bewältigung dieser hohen Volumina
(6–20) pro Satz. Aufgrund des hohen einhergeht (Effizienz). Kritisiert wird
Bereits jetzt wird offensichtlich, dass Belastungsumfangs – Trainingseinhei- auch der potenziell hohe körperliche
der Trainings-Intensität eine Schlüssel- ten dauern zwischen ein und zwei, Verschleiß über längere Zeit (Nachhal-
rolle zukommt. Sowohl beim Setzen des manchmal bis zu drei Stunden – kann tigkeit). Im Weiteren bezweifeln viele
initialen Trainingsreizes, als auch bei der Trainierende nur ein beschränkt Fachleute, dass der äußerst hohe Belas-
der Verhinderung der unerwünschten hohes Intensitätsniveau ansetzen. Den- tungsumfang dieser Trainingsart über-
Akkommodation [2, 6, 7, 8]. noch ist das Ziel, die Sätze (außer die haupt ohne die Einnahme (illegaler)
Bezüglich der Trainingsspezifik wird Aufwärmsätze) bis zum Muskelversa- leistungssteigernder Substanzen bewäl-
im Rahmen dieser Studie, der Einfach- gen auszuführen. tigt werden kann, ohne innert kurzer
heit und Zweckmäßigkeit halber davon Die Erholungszeit zwischen den Zeit völlig auszubrennen (Übertraining
ausgegangen, dass der Trainierende Trainingseinheiten variiert stark (von mit kataboler Stoffwechsellage4). Diese
eine Erhöhung der Muskelkraft und vier bis 48 Stunden). Die Grundidee die- Tatsache, in Kombination mit der er-
Muskelmasse anstrebt. Anderweitige ser Trainingsart besteht darin, dass man höhten Verletzungsgefahr bei einer der-
Trainingseffekte, wie z. B. Verbesserung erst bei diesem hohen Volumen von der artig hohen anhaltenden körperlichen
der aeroben Leistungsfähigkeit oder die Belastung, führt schließlich zur schlech-
Reduktion des Körperfettanteils, wer- 1 Obwohl die Reduktion des Körperfettanteils
grundsätzlich nicht integraler Bestandteil dieser
den nicht behandelt.1 Studie ist, wird auf den Umstand hingewiesen,
Der maximale Score beträgt 40 Punkte (4 Para-
3

meter à 10 Punkte). Das Rating der beurteilten


Alle Menschen sind verschieden. Ein dass die Erhöhung der relativen Muskelmasse
Parameter erfolgt auf Basis der Ergebnisse der in
eine Erhöhung des Kalorien-Grundumsatzes be-
und dieselbe Trainingsmethode ruft bei wirkt, d.h. der Menge an Kalorien, welche zur
dieser Studie erwähnten Literaturquellen und
entspricht einer (qualitativen) Konsolidierung der
verschiedenen Sportlern einen unter- Aufrechterhaltung der körperlichen Grundfunkti-
zugrundeliegenden qualitativen und quantitativen
onen benötigt werden. Somit führt Krafttraining
schiedlichen Trainingseffekt hervor (In- indirekt zu einer Reduktion des Körperfettanteils
Kernaussagen. Aufgrund des beschränkten Um-
fangs dieser Studie wird darauf verzichtet, die in
dividualität). Deshalb muss jedes [9].
der Referenz-Literatur enthaltenen Details auszu-
potenziell erfolgreiche Trainingspro-
­ 2 Auf die möglichen Formen der Individualisierung führen. Die verwendeten Quellen genügen in je-
von Trainingsprogrammen wird im Rahmen die- der Hinsicht aktuell gültigen wissenschaftlichen
gramm konsequent auf die individuel- ser Studie nicht eingegangen. Diese wird fallspe- Kriterien bezüglich Methodik und werden des-
len Begebenheiten des Trainierenden zifisch vor Ort vorgenommen. halb als valid betrachtet.

14 2/2011 © Springer-Verlag sport- und präventivmedizin


studie

ten Bewertung des Sicherheitsaspekts.


Gesamthaft erzielt das Volumentraining Motivation, Disziplin und Archetypus
einen Score von 17 [5, 6, 8, 14] (Abb. 3). Unabhängig von der gewählten Trainingsmethode werden gewünschte Ergebnisse
nur dann erzielt, wenn das Training diszipliniert und über einen längeren Zeitraum
Ein-Satz- und konsequent durchgeführt wird [19]. Disziplin und Durchhaltewillen wiederum
Hochintensitätstraining hängen stark von der Motivation des Trainierenden ab [18]. Die Thematisierung
dieses Trainingsaspekts ist essentiell, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die
Das Ein-Satztraining bildet im Wesentli- meisten Trainingsabbrüche auf einem Mangel an Motivation zurückzuführen sind.
chen die Antithese zum vorerwähnten Eine aktuelle amerikanische Studie zeigt auf, dass rund ein Drittel aller Fitnessstu-
Volumentraining. Diese Methode wird dio-Besucher pro Jahr das Training abbricht [20]. Die Hälfte aller Trainingsnovizen
üblicherweise ebenfalls als Split-Trai- bricht das Programm bereits innerhalb von sechs Monaten ab [21]. Eine gewichtige
ning ausgeführt, mit einer relativ hohen Rolle spielt dabei der Zusammenhang zwischen dem subjektiven Aufwand, der für
Anzahl Übungen (1–10) pro trainierte die Zielerreichung investiert werden muss, und der Beurteilung des Ergebnisses der
Muskelgruppe, mit jedoch nur einem Bemühungen. Kurzfristig entscheidend für die Aufrechterhaltung der Trainingsmoti-
sogenannten „Ausbelastungssatz“5 pro vation ist die subjektiv empfundene Qualität des Trainingserlebnisses, welche
Übung (exkl. Aufwärmsätze) und einer während des Trainings, oder auch im Anschluss, beim Trainierenden entsteht.
von der Übung abhängenden Anzahl Längerfristig wichtig ist die beurteilte Veränderung des eigenen Aussehens über die
Wiederholungen (3–20). Aufgrund des Zeit, d.h. die Annäherung an das visionär angestrebte Selbstbild. Im Idealfall
relativ geringen Belastungsumfangs – unterstützt das eine das andere, im ungünstigen Fall sabotieren sie sich gegensei-
Trainingseinheiten dauern vorzugs- tig. Entsteht beim Trainierenden das Gefühl, etwas Befriedigendes und emotional
weise nur gerade 30 Minuten – kann der Wertvolles zu tun, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er dieses Gefühl wieder
Trainierende ein sehr hohes Intensitäts- erleben will und folglich weiterhin das Trainingsprogramm absolviert. Die Überwin-
niveau erreichen. Dies ist schließlich dung der eigenen Trägheit spielt dabei eine große Rolle. Aufgrund der beschränkten
auch die Grundidee dieser Trainings- menschlichen Fähigkeit zur Aufrechterhaltung eines hohen Motivationsniveaus soll
form. Sowohl die relative Intensität, d. h. sich die Zeit, in welcher die Widerstände überwunden werden, auf das notwendige
das Verhältnis eines bestimmten Trai- Minimum beschränken [18] – im Sinne des Leitspruches „So intensiv wie möglich
– so lange wie nötig“.
ningsgewichts zum maximal bewältig-
Krafttraining hat, wie andere Sportarten auch, eine ausgeprägte archaische
baren Gewicht der entsprechenden
Komponente [22, 23],6 welche, vor allem im Zusammenhang mit der Trainingsmoti-
Übung, als auch die vorerwähnte Aus-
vation, nicht unterschätzt werden darf. Eine Person, die große Widerstände zu
belastungsintensität sind von großer
überwinden hat, fühlt sich – meist unbewusst – in einen Kampf involviert, den nur
Bedeutung. Die Erholungszeit zwischen
sie selbst entscheiden kann. Der ernsthaft Trainierende will diesen Kampf nicht nur
den Trainingseinheiten wird, aufgrund
durchstehen, er will ihn gewinnen, d.h. die Trainingsziele erreichen. Als metaphori-
der enormen körperlichen Belastung,
scher Gegner fungiert, einerseits, der zu bewältigende Widerstand – in physischer
besonders hoch angesetzt (48 bis 120 Form des Trainingsgeräts, und, andererseits, die eigene inhärente Trägheit, welche
Stunden). Um der Akkommodation ent- überwunden werden muss [27]. Auf dieser Erkenntnisbasis kristallisiert sich ein
gegen zu wirken, wird versucht, die aktivierendes Vorstellungsmuster heraus, das mit einer konsolidierenden Metapher7
Trainingsintensität weiter zu erhöhen, umschrieben werden kann: Der mythische Heldenkampf.8
indem längere Erholungsphasen zwi-
schen den Trainingseinheiten vorgese-
hen werden, sodass der Körper die ge- gut bezeichnet werden, auch wenn sie Verschleißerscheinungen über die Zeit
steigerte Intensität während des das Niveau des Volumentrainings nicht wurden im Rahmen dieser Trainingsart
Trainings bewältigen und sich anschlie- erreicht. Verblüffend ist jedoch die au- bisher kaum untersucht. Es ist davon
ßend genügend regenerieren kann [1, 2, ßerordentlich hohe Effizienz, mit der auszugehen, dass sie weniger ausge-
6, 15, 17]. diese Ergebnisse erzielt werden. Sie ent- prägt sind, als beim Volumentraining,
Die Bewertungssituation des Ein- spricht ungefähr einem Fünftel des jedoch, in erster Linie aufgrund der vor-
Satz- und Hochintensitätstrainings Zeitaufwandes des Volumentrainings. erwähnten Art der konzentrierten Be-
zeigt, im Vergleich zum Volumentrai- Der Sicherheitsaspekt wird aufgrund lastung des – nur minimal vorbereiteten
ning, ein komplett anderes Bild. Dies er- der relativ hohen Verletzungsgefahr als – Muskels, nicht zu vernachlässigen.
staunt nicht, da es bereits vorgängig als ungenügend bewertet. Dies deshalb, Gesamthaft erzielt das Ein-Satz- und
„Antithese“ zum Volumentraining be- weil die betreffende Muskelgruppe in Hochintensitätstraining einen Score
zeichnet wurde. Die Effektivität kann als nur einem Satz mit dem Maximalwider- von 21 [2, 6, 15, 16, 17] (Abb. 4).
stand belastet wird. Die körperlichen
Eine katabole Stoffwechsellage ist ein Zustand,
4

bei der mehr Energie verbraucht als durch die


Nahrung zugeführt wird. Bei einer längeren kata-
Archaisch: Bedeutet altertümlich, aus der Urgeschichte der Menschheit stammend. Im Rahmen dieser
6
bolen Phase und nach Abbau der Fettdepots be-
Studie wird der Begriff im Sinne von „archetypisch“ [23] verwendet, d.h. im kollektiven Unbewussten an-
ginnt der Körper, seine Zell- und Muskelmasse
gesiedelte Urbilder menschlicher Vorstellungsmuster.
zur Energieversorgung zu verbrennen. Folge: die
Muskelmasse nimmt ab. Metaphern eignen sich vorzüglich, um abstrakte Begriffe durch einen anschaulichen Sachverhalt zu ver-
7

deutlichen. Nach Coenen [25] kann die Bildung von Metaphern als motivierender und handlungsleitender
„Ausbelastung“: Muskelversagen durch Intensi-
5
Akt, der unbewusste Denk- und Verhaltensmuster anregt, verstanden werden.
tätstechniken, wie z.B. Partnerhilfe. Mobilisie-
rung der letzten Reserven zur Bewältigung der fi- Mythos: Erzählerische Verknüpfung von (archaischen) Ereignissen. Zu „Heldenkampf“ siehe auch „Hel-
8

nalen Wiederholungen eines Satzes [2]. denreise“ und „Monomythos“ [26].

sport- und präventivmedizin © Springer-Verlag 2/2011 15


studie

„3x12 Training“: Tabelle 1


Gegenüberstellung Parameter-Ausprägung
Der Autor dieser Studie bezeichnet die
Parameter Starke Ausprägung (Score 5+) Schwache Ausprägung (Score -5)
in den meisten Fitnessstudios empfoh-
lene Art des Krafttrainings als „3 x 12“, Volumentraining (Score 9)
Effektivität „3x12-Training“ (Score 7)
wobei die „3“ für drei Sätze pro Übung Ein-Satztraining (Score 6)
steht und die „12“ für durchschnittlich
Volumentraining (Score 2)
zwölf Wiederholungen pro Satz. Pro Effizienz Ein-Satztraining (Score 8)
„3x12-Training (Score 5)
Muskelgruppe wird üblicherweise eine
relativ geringe Anzahl Übungen ange- Volumentraining (Score 4)
Sicherheit „3x12-Training“ (Score 8)
Ein-Satztraining (Score 2)
setzt (2–5), sodass der Trainierende
wenn nötig ein Ganzkörpertraining aus- Volumentraining (Score 3)
Nachhaltigkeit „3x12-Training“ (Score 6)
Ein-Satztraining (Score 5)
führen kann (Training des gesamten
Körpers pro Trainingseinheit).
Für die Wahl des – zumeist relativ ge- mit inkrementeller Erhöhung der Ge- training nicht markant unterscheidende
ringen – Intensitätsniveaus ist hier nor- wichte und einer Änderung der Übungs- Trainingsergebnis mindestens der dop-
malerweise nicht der Belastungsum- auswahl entgegen gewirkt [6, 16]. pelte Zeiteinsatz veranschlagt. Gesamt-
fang entscheidend – Trainingseinheiten Im Vergleich zu den beiden vorer- haft erzielt das „3x12 Training“ einen
dauern im Mittel ungefähr eine Stunde wähnten Methoden zeigt sich beim Score von 26 [7, 6, 14, 16, 18, 20, 21]
–, sondern Sicherheits- und Nachhaltig- „3x12 Training“ ein wiederum differen- (Abb. 5).
keitsüberlegungen. Die Erholungszeit tes Bild. Der Wert der Effektivität liegt
zwischen den Trainingseinheiten vari- ungefähr zwischen den beiden anderen Zwischenfazit:
iert, je nach Programm, relativ stark. Methoden, wobei der Sicherheitsaspekt
Empfohlen wird meist das Training aller eindeutig Priorität hat – und in diesem Zur Bestimmung der „besten“ Trai-
Muskelgruppen innerhalb einer Woche. Bereich den klar besten Wert erzielt. Die ningsmethode muss festgestellt wer-
Die Grundidee dieser Trainingsform in jeder Hinsicht maßvoll ausgerichtete den, welche Methode die bewerteten
entspricht dem klassischen Fitness-Ge- Methode gewährleistet einen relativ gu- Parameter auf hohem Niveau möglichst
danken: „Fit for fun for everyone“. Ein ten Erfolg bei minimalem Verletzungs- optimal vereint. Exakt in diesem Punkt
für die meisten Trainingswilligen tole- risiko. Ebenfalls auf dieser Tatsache ba- scheitern jedoch alle untersuchten Trai-
rierbares Programm, meist in Kombina- sierend präsentiert sich der gute Wert ningsmethoden. Die Methoden sind
tion mit Übungen für Ausdauer, Beweg- im Bereich Nachhaltigkeit – trotz hoher entweder ausgesprochen effektiv (Volu-
lichkeit und Koordination, zur Trainingsabbruch-Rate aufgrund man- mentraining), effizient (Ein-Satztrai-
Steigerung des aktuellen Wohlbefin- gelnder Motivation. Langfristige Ver- ning), oder sicher („3x12 Training“). Be-
dens und der längerfristigen Gesunder- schleißerscheinungen sind kaum zu be- achtet man den erzielten Total Score,
haltung, mit geringer Gefahr von Verlet- fürchten. Als Wermutstropfen dieser – aus steht das „3x12 Training“ mit einem
zungen und Verschleiß. Einer mit der offensichtlichen Gründen weit verbrei- Wert von 26 an der Spitze (Ein-Satztrai-
Zeit eintretenden Akkommodation, teten – Methode kann die bescheidene ning 21, Volumentraining 17). Unter Be-
welche auch im Rahmen dieser Trai- Effizienz betrachtet werden. Schließlich rücksichtigung der maximal erzielbaren
ningsform unerwünscht ist, wird meist wird für das sich vom Hochintensitäts- Punktzahl von 40 ist jedoch auch dies
ein bescheidener Wert und wird dem
Titel „beste“ Trainingsmethode nicht
Effektivität: 6 Effektivität: 7
gerecht. Somit ist klar, dass die Me-
Effizienz: 8 Effizienz: 5 thode, welche möglichst hohe Werte bei
Sicherheit: 2 Sicherheit: 8
Nachhaltigkeit: 5 allen Parametern aufweisen soll, neu
Nachhaltigkeit: 6
Total Score: 21 Total Score: 26 kreiert werden muss.

Effektivität
Effektivität Synthese: Die beste
Trainingsmethode
10
10
9
9
8
8
7
7
6
6
5
4
5 Die Kreation der „besten“ Trainings-
4
3
2
3 methode, welche die Stärken der beste-
2
Effizienz
1
0 Sicherheit
1 henden Methoden in idealer Weise ver-
Effizienz 0 Sicherheit
eint und die Schwächen so weit wie
möglich ausschließt, erfolgt aufgrund
der spezifischen Charakteristika der
Rating
Rating
untersuchten Methoden und den dar-
Ein-Satz- und
Hochintensitätstraining
„3x12-Training“
auf basierenden Ausprägungen der
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit
Schlüsselparameter (Tab. 1).
Abb. 4: Bewertung Ein-Satz- und
Hochintensitätstraining Abb. 5: Bewertung „3x12 Training“ Teil 2 (Fortsetzung) folgt im Heft 3/2011

16 2/2011 © Springer-Verlag sport- und präventivmedizin


studie

Hubert C. Braendle1

Die „beste“ Trainingsmethode:


Literatur-Analyse und -Synthese
Eine aktuelle Studie zur Methodik des optimierten Muskelaufbaus (Teil 2)
Fortsetzung aus Heft 2/2011

Effektivität: scheinungen über die Zeit und Trainingsmethode


langfristiger Durchführung des Effektivität
Alle untersuchten Methoden gewährleis- Trainingsprogramms, sorgen in intensiv
ten eine gute Effektivität. Entscheidend erster Linie die konsequente
für die Ausprägung dieses Parameters Einhaltung der für die Sicher-
sind die im Training erzeugte Reizgröße heit entscheidenden Maßnah-
und die dadurch ausgelöste Adaptation. men sowie die Aufrechterhal-
Die Art der Reizerzeugung ist sekundär – tung eines hohen Niveaus an Effizienz Sicherheit
kurz progressiv
unter der Voraussetzung, dass die Trai- Motivation und Disziplin [20].
ningsintensität hoch genug ist [2]. Trotz erheblicher Relevanz die-
ses Parameters erzielt hier keine
Effizienz: der untersuchten Methoden ei-
nen hohen Wert. Dies ist darauf
Die Ausprägung des Effizienz-Parame- zurückzuführen, dass die Me- Nachhaltigkeit
motivierend
ters ist abhängig von der für die Errei- thoden entweder zu wenig Trai-
chung des Effektivität-Parameter-Werts ningsmotivation generieren
eingesetzten Trainingsdauer. Somit ist („3x12 Training“) oder aber den Abb. 6: Kerneigenschaften
klar, dass das Ein-Satztraining mit Ab- guten Motivationswert mit ungenügen-
stand am besten abschneidet, während der Sicherheit ruinieren (Ein-Satz- und Das 5-Satz-Training, faktisch beste-
das Volumentraining hier einen äußerst Volumentraining). hend aus zwei Vorbereitungssätzen
schlechten Wert erzielt. Aus der Beschreibung und Bewer- und drei hochintensiven Belastungs-
tung der Untersuchungsparameter erge- sätzen, verfolgt in erster Linie den
Sicherheit: ben sich die Kerneigenschaften der Zweck, dem zu trainierenden Organis-
„besten“ Trainingsmethode: „Intensiv, mus die Gelegenheit zu bieten, Körper
Hohe Sicherheit wird durch ausgewo- kurz, progressiv und motivierend“. Diese und Geist auf die Belastung vorzube-
gene Strukturierung des Trainingspro- dienen im weiteren Verlauf der Metho- reiten und diese während der Belas-
gramms gewährleistet. Der Muskel denformulierung als Leitbild (Abb. 6). tung möglichst optimal zu synchroni-
muss auf die reizauslösende Belastung Die „beste“ Trainingsmethode kann sieren, sodass eine maximale
vorbereitet werden. Die Dauer der Be- somit in kompakter Form wie folgt cha- organismische Gesamtleistung er-
lastung wird auf die für die Reizauslö- rakterisiert werden: Die maximale Ef- bracht werden kann [28]. Aufgrund der
sung notwendige Zeitdauer beschränkt. fektivität wird durch mehrere konzent- progressiven Belastungssteigerung mit
Für genügend Regeneration des belas- rierte und intensive Sätze erzielt. Kurze unterschiedlichen Wiederholungszah-
teten Muskels zwischen den Trainings- Trainingseinheiten gewährleisten die len und Bewegungsausführungstempi
einheiten ist zu sorgen. Nur das „3 x 12 erwünschte Effizienz. Die schrittweise wird gewährleistet, dass der Großteil
Training“ erfüllt diese Anforderungen. gesteigerte Muskelbelastung, in Kombi- der verschiedenen Muskelfasertypen
nation mit großzügigen Regenerations- aktiviert wird10 und sowohl Muskelhy-
Nachhaltigkeit: phasen zwischen den Trainingseinhei- pertrophie11 als auch Muskelkraft –
ten, führt zu hoher Sicherheit, während
Für einen hohen Nachhaltigkeitswert, die ausgeprägte Nachhaltigkeit durch
im Sinne von minimalen Verschleißer- langfristig wirksame Sicherheitsorien- 10
Detaillierte Beschreibung der verschiedenen
Muskelfasertypen siehe Hatfield [29]. Dr. F. C.
tierung und hohe Trainingsmotivation Hatfield, selber ein Topathlet und Kraftdreikampf-
Hubert C. Braendle, cand. med. DBA
1 erreicht wird. Die Soll-Charakteristika Champion, betont die Wichtigkeit einer Trai-
ningsmethode, welche sowohl langsame und
Eschenstrasse 6 der „besten“ Trainingsmethode erge- schnelle Bewegungen als auch Sätze mit niedri-
CH-6312 Steinhausen
SCHWEIZ
ben die folgende konkrete Disposition ger und hoher Wiederholungsanzahl beinhaltet,
um alle Muskelfasertypen zu aktivieren und so-
E-Mail: sportsscientific@gmx.at einer Trainingseinheit: (Tab. 2) mit die maximale Steigerung des Muskelvolu-
Zur Verdeutlichung der während der mens und der Muskelkraft zu bewirken.
Der Trainingsintensität kommt eine tragende
9
Trainingseinheit wirksamen Dynami- 11
Muskelhypertrophie: Vergrößerung des Muskel-
Rolle bei der Reizerzeugung, der anschließenden querschnittes durch „Dickenwachstum“ der
Adaptation und der Aufrechterhaltung des hohen
ken dient die folgende Illustration Muskelfasern (zu unterscheiden von der „Hyper-
Motivationsniveaus zu (Abb. 7). plasie“ von Muskelfasern).

10 3/2011 © Springer-Verlag sport- und präventivmedizin


studie

Tabelle 2 Körper nach jeweils vier Trainingsein-


Disposition einer Trainingseinheit heiten komplett trainiert worden ist.12
Dabei wird davon ausgegangen, dass
Körperliche und mentale Vorbereitung auf das Trainingsprogramm (Aufwärmen)
das gesamte Trainingsprogramm auf
Konzentrationsphase (1. Satz): die folgenden vier Muskelgruppen auf-
leichtes Gewicht (ca. 20 WH)18
volle Konzentration auf den Muskel, die Bewegung und Belastung geteilt wird:13
■ ■ 1. Tag: Brust (inkl. Trizeps)
langsame Ausführung der Bewegung (je ca. 5 Sekunden für die positive und negative Phase der
Bewegung)19 ■ ■ 3. Tag: Rücken (inkl. Bizeps)

■ ■ 5. Tag: Schultern
Anpassungsphase (2. Satz):
Gewichtserhöhung (ca. 15 WH) ■ ■ 7. Tag: Beine

Konzentration aufrecht erhalten


etwas schnellere Ausführung (je ca. 3 Sekunden für die positive und negative Phase der Bewegung)
Sollte ein Trainierender nur zwei Mal
Belastungsphase (3. Satz): pro Woche Zeit für Sport haben, müss-
Gewichtserhöhung (ca. 10 WH)
ten pro Trainingseinheit je zwei Mus-
Ausführung bis zum Muskelversagen20
kelgruppen, mit insgesamt zehn Sätzen
Überlastungsphase (4. Satz) trainiert werden. Bei nur einer Trai-
Gewichtserhöhung (6 – 8 WH)
Explosive positive Phase des Bewegungsablaufs ningseinheit pro Woche müssten alle
Ausführung bis zum Muskelversagen vier Muskelgruppen zusammen trai-
Erschöpfungsphase (5. Satz): niert werden. Dies wird jedoch als nicht
Gewichtserhöhung (4 – 6 WH) mehr optimal erachtet. Dennoch ist da-
Komplette Entleerung der Kraftreserven von auszugehen, dass auch diese Trai-
Bei Fortgeschrittenen Unterstützung durch Intensitätstechniken (z. B. Partnerhilfe) ningsart zu befriedigenden Ergebnissen
Entspannung, Lockerung, aktive Erholung durch leichtes Cross-Training (Abwärmen) führt.
18 WH: Anzahl Wiederholungen pro Satz. Die Anzahl der Übungen pro Mus-
19 Positive Phase: Das Gewicht wird angehoben. Negative Phase: Das Gewicht wird gesenkt. kelgruppe soll sich auf ein absolutes Mi-
20 Muskelversagen: Es darf keine weitere Wiederholung möglich sein.
nimum beschränken, um die nötige Fo-
kussierung zu gewährleisten, bzw. um
zu verhindern, dass sich der Trainie-
rende verzettelt, d. h. in kontraprodukti-
Vorbereitung Hochintensität vem Aktivismus verliert – was in Fit-
Konzentration Muskelversagen nessstudios oft zu beobachten ist. In
Widerstand
diesem Sinne muss eine (!) Übung pro
Anzahl und Ausprägung

Muskelgruppe als ideal beurteilt wer-


den. Um die Belastung der gesamten
Muskelgruppe zu gewährleisten, muss
Intensität
(Prägnanz) bei der Auswahl der Übung zwingend
eine sogenannte „Grundübung“ be-
rücksichtigt werden (z. B. Bankdrücken,
Lat-Ziehen, Nackendrücken, Knie-
beuge, Beinpresse, Kreuzheben, etc.).
Empfohlen werden pro Muskel-
Wiederholungen gruppe die folgenden Grundübungen:
■ ■ 1. Tag (Brust): Bankdrücken

1. Satz 2. Satz 3. Satz 4. Satz 5. Satz ■ ■ 3. Tag (Rücken): Lat-Ziehen

■ ■ 5. Tag (Schultern): Nackendrücken


t
■ ■ 7. Tag (Beine): Kniebeuge (alternativ:

Abb. 7: Trainingsdynamik Beinpresse)

welche sich gegenseitig beeinflussen – kelgruppe müssen 10 bis 15 Minuten Um eine Akkommodation, d. h. eine
gefördert werden. Die Pausen zwischen dazu gerechnet werden. Einstellung des Muskelwachstums, zu
den Sätzen sollen nicht mehr als eine Die Anzahl der pro Trainingseinheit
Minute betragen, um das maximale In- trainierten Muskelgruppen hängt in der Ruhezeiten und Anzahl Muskelgruppen pro Trai-
12

tensitätsniveau und die Aufrechterhal- Praxis von der durchführbaren Anzahl ningseinheit können nach genügender Einge-
wöhnungsphase (mind. ein Monat) angepasst
tung höchster Konzentration zu ge- der Einheiten pro Woche ab. Jede Mus- werden, um die Trainingsintensität weiter zu er-
währleisten. Der Zeitbedarf für eine kelgruppe sollte ungefähr ein Mal pro höhen (siehe auch Anhang „Variabler Trainings-
plan“).
komplette Trainingseinheit beträgt Woche trainiert werden, um im Sinne
Es handelt sich um eine grobe Aufteilung der
13
rund 30 Minuten – unter der Vorausset- der Superkompensation beste Ergeb- Muskelgruppen, bzw. Körperregionen [2]. Sekun-
zung, dass pro Trainingseinheit nur nisse zu erzielen [6]. Ideal ist demnach där mitbelastete Muskeln werden an dieser Stelle
nicht erwähnt. Die Reihenfolge Brust-Rücken-
eine (!) Muskelgruppe trainiert wird. eine Trainingseinheit pro Muskel- Schultern-Beine gilt als ideal, auch für den im
Für die Integration jeder weiteren Mus- gruppe jeden zweiten Tag, sodass der Anhang erläuterten Hardcore-Zyklus.

sport- und präventivmedizin © Springer-Verlag 3/2011 11


studie

Neue Methode

1. Tag Brust Brust Brust Brust Brust


& Rücken & Rücken

Trainingstage pro Woche


Effektivität
Erholung Erholung Erholung Schultern Erholung

Trainingsintensität
10 2. Tag
9
& Beine
8
7 Rücken Rücken Schultern Erholung Rücken
6 3. Tag & Beine
5
4
3
Erholung Erholung Erholung Brust Erholung
4. Tag & Rücken
2
1
Effizienz 0 Sicherheit Schultern Schultern Brust Schultern Schultern
5. Tag & Beine & Rücken & Beine

Erholung Erholung Erholung Erholung Erholung


6. Tag

Beine Brust Schultern Brust Beine


7. Tag & Beine & Rücken

Nachhaltigkeit 1. Monat 2. Monat 3. Monat 4. Monat 5. Monat

Hardcore Phase
Abb. 8: Bewertung neue Methode
t

vermeiden, wird die Übungsauswahl im Abb. 9: Hardcore Zyklus


Sinne der Periodisierung14 bei jeder
Trainingseinheit variiert. Am Beispiel basis, transparente Datenanalyse und wähnt, dass die Trainingsintensität nach
der Muskelgruppe „Brust“ (Grund- Schlussfolgerung, sowie praktische An- einer mindestens einmonatigen Ange-
übung Bankdrücken): Flachbank / wendbarkeit der Ergebnisse. Aufgrund wöhnungsphase weiter erhöht werden
Schrägbank, Maschine / freie Gewichte. der qualitativ hochwertigen und breiten kann, indem die Ruhezeiten zwischen
Auch wird das Ziel verfolgt, die Ge- Datenbasis ist ein hoher Grad an Gene- den Trainingseinheiten verkürzt und/
wichte stetig zu erhöhen – jedoch nie- ralisierbarkeit gewährleistet. Die „beste“ oder die Anzahl der trainierten Muskel-
mals zu Lasten der Trainingsqualität Trainingsmethode verspricht allen Trai- gruppen pro Trainingseinheit erhöht
und Sicherheit. Die Regenerationszeit nierenden gute Ergebnisse, unabhän- werden. Diese Phase der Intensitätsstei-
zwischen den Trainingseinheiten ist auf gig davon, ob es sich um einen Anfänger gerung sollte jedoch auf einen Zeitraum
mindestens 48 Stunden anzusetzen15. oder einen fortgeschrittenen Sportler von höchstens drei Monaten beschränkt
Unter Berücksichtigung aller er- handelt. Über die verschiedenen „Stell- werden, um Übertraining zu vermeiden.
wähnter Eigenschaften der neuen hyb- schrauben“ kann das Trainingspro- Nach dieser Phase ist das Programm der
riden Trainingsmethode kann davon gramm auf die individuellen Bedürf- Angewöhnungsphase wieder aufzuneh-
ausgegangen werden, dass bei allen nisse angepasst werden, sodass in men und mindestens einen Monat bei-
Schlüsselparametern ein Wert um die jedem Fall nachhaltig gute Ergebnisse zubehalten, bevor eine weitere Phase der
acht Punkte (aus zehn) erzielt wird16. gewährleistet sind. Mit der Verbreitung Intensitätssteigerung vorgesehen wird.
Dies resultiert in einem Total Score von dieser Methode, welche den heutigen – Im Folgenden wird der vorerwähnte
32 (aus 40), d. h. in einem Vorsprung sehr vielfältigen – gesellschaftlichen An- exemplarische Trainingsplan als Basis
von sechs Punkten im Vergleich zum forderungen in jeder Hinsicht gerecht verwendet, um diesen Zyklus darzustel-
bisherigen Spitzenreiter (Abb. 8). wird, kann ein wichtiger Beitrag zur all- len (Abb. 9).
gemeinen Gesundheitserhaltung und Dieser im höchsten Masse an-
Allgemeine -förderung geleistet werden. spruchsvolle Trainingsplan darf aus-
Schlussfolgerungen Die Durchführung einer deduktiv schließlich nur durch erfahrene Trai-
und Fazit für die Praxis und longitudinal angelegten Untersu- nierende angewandt werden. Die
chung zur objektiven und quantitativen Erschöpfung des Körpers ist außeror-
Die Erkenntnisse dieser Studie basie- Überprüfung dieser Hypothese wird dentlich hoch. Es ist zu empfehlen,
ren auf einem qualitativen, induktiven vom Autor dieser Studie begrüßt. während der hochintensiven Trainings-
Analyse- und Synthese-Prozess, ohne phase sowohl die Ernährung als auch
Anspruch auf Objektivität im Sinne des Anhang die Ruhephasen entsprechend anzu-
positivistischen wissenschaftstheoreti- passen. Bei den ersten Anzeichen von
schen Paradigmas. Die Studie fokussiert Variabler Trainingsplan „Hardcore“ Übertraining17 soll das Training für min-
ausschließlich auf Gültigkeit der Daten- destens eine Woche ausgesetzt und an-
In der Studie wurde darauf hingewiesen, schließend für einige Zeit auf dem Ni-
dass die zwingende Berücksichtigung veau der Angewöhnungsphase weiter
Periodisierung: Periodische Variation des Trai-
14
von Spezifik und Individualität zu mar- geführt werden. n
ningsprogramms [6].
kanten Abweichungen zwischen den als
Regeneration: Zur Ergänzung des Krafttrainings
15

kann z. B. jeden zweiten Tag, im konstanten optimal zu bezeichnenden Trainings- 17


Anzeichen von Übertraining (nicht abschließend):
Nachlassen der Leistungsfähigkeit, Unruhe,
Wechsel mit dem Krafttraining, ein Ausdauer- programmen führen kann und einen leichte Erreg- und Ermüdbarkeit, Schlaflosigkeit,
und/oder Koordinationstraining (mit niedriger bis
mittlerer Intensität) absolviert werden.
entsprechend großen Einfluss auf die Stimmungslabilität und mangelndes Konzentrati-
onsvermögen, Anfälligkeit gegenüber Erkäl-
Die Bewertung erfolgt relativ zu den Ausprägun-
16 konkrete Ausarbeitung des Trainings- tungskrankheiten, Kopfschmerzen, Depressio-
gen der untersuchten Methoden. plans ausübt. Im Weiteren wurde er- nen, Muskelschmerzen und –verspannungen.

12 3/2011 © Springer-Verlag sport- und präventivmedizin


studie

Literatur
1 High Intensity Training, Fitness-Revue, http:// 11 Haeske-Seeberg H, Handbuch Qualitätsma- 20 Mullen SP, Whaley DE, Age, Gender, And Fit-
www.fitnessrevue.de/content/view/139/93, nagement (2 ed.), Stuttgart, Kohlhammer, ness Club Membership: Factors Related To Ini-
2010. 2008. tial Involvement And Sustained Participation, In-
2 Giessing J, Hochintensitätstraining (4 ed.), 12 Build Muscle With High Volume Training, ternational Journal of Sport & Exercise
Arnsberg, Novagenics-Verlag, 2008. MuscleNet, http://www.musclenet.com/vo- Psychology, 8, 24-35, 2010.
3 Denzin NK, Sociological Methods: A Source- lume.htm, 2005. 21 Dishman R, The problem of exercise adhe-
book (5 ed.), New Jersey, Transaction Publis- 13 Schwarzenegger A, Das perfekte Programm rence, Quest, 53, 279-294, 2001.
hers, 2006. für Körper- und Muskeltraining, München, 22 Blech J, Fit wie in der Steinzeit, Der Spiegel,
4 Ritsert J, Dialektische Argumentationsfiguren Heyne Verlag, 2004. 5, 2006.
in Philosophie und Soziologie. Hegels Logik und 14 Gehrke T, Sport Anatomie (8 ed.), Reinbek, 23 Jung CG, Der Mensch und seine Symbole,
die Sozialwissenschaften, Münster, Monsenstein Rowohlt Verlag, 2009. Düsseldorf, Patmos Verlag GmbH, 2003.
und Vannerdat, 2008. 15 Yates D, Blood and Guts - The Ultimate Ap- 24 Wilborn JJ, The effects of training intensity
5 Zatsiorsky VM, Kraemer WJ, Science and proach To Building Maximum Muscle Mass, on regulators of muscle-building, Journal of
Practice of Strength Training (2 ed.), Champaign, Heilbronn, Sport Verlag Ingenohl, 1995. Pure Power, 5(1), 12-14, 2009.
Human Kinetics, 2006. 16 Greiwing A, Zum Einfluss verschiedener 25 Coenen HG, Analogie und Metapher, Grund-
6 Fleck SJ, Kraemer WJ, Designing Resistance Krafttrainingsmethoden auf Maximalkraft und legung einer Theorie der bildlichen Rede, Berlin,
Training Programs (2 ed.), Champaign, Human Kraftausdauer sowie auf die Muskeldicke des De Gruyter, 2002.
Kinetics, 1997. M. quadrizeps femoris, Inauguraldissertation, 26 Campbell J, Der Heros in tausend Gestalten,
7 Faigenbaum AD, Myer GD, Pediatric Resis- Wuppertal, Bergische Universität, 2005. Frankfurt a. M., Insel, 1999.
tance Training: Benefits, Concerns, and Program 17 Mentzer M, Heavy Duty, Heilbronn, Sport 27 Jonke C, Sportliches Zeitmanagement,
Design Considerations, Current Sports Medicine Verlag Ingenohl, 1995. http://fitnesstraining.suite101.de/article.cfm/
Reports, 9(3), 161-168, 2010. 18 Gao Z, Xiang P, College Student‘s Motiva- sportliches_zeitmanagement, 2008
8 Krieger JW, Single versus multiple sets of re- tion Toward Weight Training: An Application of 28 Gratzon F, The lazy way to success, Biele-
sistance exercise: A meta-regression, Journal of Expectancy-Value Model, Journal of Teaching feld, Kamphausen, 2004.
Pure Power, 5(1), 21-23, 2009. in Physical Education, 27, 399-415, 2008. 29 Hatfield FC, Bodybuilding: A Scientific Ap-
9 Gottlob A, Differenziertes Krafttraining (2 ed.), 19 Audia PG, Locke EA, Smith KG, The para- proach, New York, McGraw-Hill, 1984.
München, Elsevier, 2007. dox of success: An archival and a laboratory 30 Lehrer J, Blame it on the brain - The latest
10 Riehl J, Vergleich von Einsatz- und Mehrsatz- study of strategic persistence following radical neuroscience research suggests spreading reso-
training im Krafttraining, Norderstedt, Grin Ver- environmental change, Academy of Manage- lutions out over time is the best approach, The
lag, 2000. ment Journal, 43, 837-853, 2000. Wall Street Journal(12), 2009.

Hier steht eine Anzeige

sport- und präventivmedizin © Springer-Verlag 3/2011 13

Das könnte Ihnen auch gefallen