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DHGS

Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport

Hausarbeit im Studiengang Sportwissenschaft

Pädiatrisches Krafttraining – Diskussion anhand von Evidenz


und best-practice

Verfasser:

Moemen Chehadeh
Wilhelmstraße 129
10963 Berlin
Tel.: 017685446522
moemen@outlook.de

Dozent:

Abgabetermin:

x
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis...........................................................................................................1
Abkürzungsverzeichnis.................................................................................................3
Abbildungsverzeichnis..................................................................................................4
Tabellenverzeichnis........................................................................................................5
Abstract...........................................................................................................................6

1 Einleitung......................................................................................................................7
1.1 Hinführung zur Thematik.........................................................................................7
1.2 Inhaltlicher Überblick...............................................................................................8

2 Theoretischer Bezugsrahmen..................................................................................10
2.1 Begriffliche Präzisierungen ..................................................................................10
2.1.1 Kraft...............................................................................................................10
2.1.1.1 Krafttraining im Kindes- und Jugendalter..............................................10
2.2 Adaptationen durch ein Krafttraining im Kindes- und Jugendalter.......................11
2.2.1 Neuronale und morphologische Anpassungen.............................................11
2.2.1.1 Allgemeine Empfehlungen für die Trainingsgestaltung.........................12
2.3 Relevanz und Vorteile des Krafttrainings im Kindes- und Jugendalter................13
2.3.1 Knochenwachstum........................................................................................14
2.3.2 Trainierbarkeit...............................................................................................16
2.4 Risiken des Krafttrainings im Kindes- und Jugendalter…...................................17
2.4.1 Verletzungen.................................................................................................17

5 Trainingsmethodik.....................................................................................................23
5.1 Trainingsziele und -methoden..............................................................................23

6 Krafttraining für Schwimmer aus dem Nachwuchsleistungssport......................25


6.1 Langfristiger Leistungsaufbau und Trainingsübungen.........................................25
5.1 Transfer in die Zielbewegung...............................................................................25

7 Periodisierung............................................................................................................28
7.1 Verknüpfung von Wasser- und Krafttraining.......................................................31
7.2 Wochenplanung im Schwimmsport.....................................................................33

Literaturverzeichnis......................................................................................................35

Anhang...........................................................................................................................41
Anhang A: Ganzkörperplan A & B................................................................................41
Anhang B: Beispielhafte Trainingswoche im Aufbautraining..............................................41
Anhang C: Langfristiger Leistungsaufbau im Krafttraining- Streckenspezifisch..........42

Eidesstattliche Erklärung.............................................................................................43

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Abkürzungsverzeichnis

1-RM = one repetition maximum


IK-Training = Intramuskuläres Koordinationstraining
Koord. = Koordination
LA = Langfristiger Leistungsaufbau
m = Meter
min = Minuten
TE = Trainingseinheit
Tr. = Training
Vo2max = maximale Sauerstoffaufnahme
WK = Wettkampf
Wo. = Woche

2
Abbildungsverzeichnis

3
Tabellenverzeichnis

4
Pediatric strength training - discussion based on evi-
dence and best-practice

Moemen Chehadeh1
1
Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport

Abstract (English)
Numerous studies have already demonstrated the potential benefits of pedriatric strength trai-
ning. On the one hand, pedriatric strength training has a positive effect on muscle strength, on
the other hand, strength training is essential for long-term performance building. If elementary
training guidelines are continuously observed in the training process, this will provoke a signifi-
cant increase in bone density. Furthermore, the motor performance components are improved
as well as the sport-specific performance is increased. Along with this, the load spectrum of the
junior athletes is expanded in order to be able to tolerate mechanical loads in the training pro-
cess as well as to be able to handle the demands in the competition process without any pro-
blems. Consequently, junior coaches should consider the importance of pedriatric strength trai-
ning as a specific method of conditioning, as it can offer tremendous benefits. In this context, it
must be emphasized that qualified guidance and supervision is crucial. It must also be added,
that an appropriate progression of training volume and load intensity are decisive (cf. Faigen-
baum, 2000).

The implementation of a strength training program in swim training has been discussed in sports
science for many years. The focus is on performance at the start, turns and swimming speed. In
addition, the question of how to design strength training in swimming is also increasingly discus-
sed. Regardless of the age of the athlete, preventive aspects must also be considered in light of
this issue. Mainly, the age of entry into strength training is critically questioned (cf. Wirth et al.,
2021). It ist often postulated that in the early stages of development, athletes are negatively
affected by strength training.

As a result, this thesis aims to provide a comprehensive overview of this topic and dis-
prove unfounded claims.

Keywords: pediatric strength training, children, youth, swimming, junior competitive sports

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1 Einleitung

1.1 Hinführung zur Thematik

In den 1970er und 1980er Jahren hatte Krafttraining im Kindes- und Jugendalter keinen
beliebten Stellenwert. Dies ist darauf zurückzuführen, dass frühes Krafttraining scheinbar mit ei-
nem hohen Verletzungsrisiko verbunden ist. Lange Zeit wurde die Angst verbreitet, dass Kraft-
training das Längenwachstum und die Entwicklung des Kindes negativ beeinträchtigen kann.
Viele Verletzungen sind in erster Linie die Folge von übermäßige Belastungen, ungeeignete Be-
wegungsqualitäten und fehlende qualifizierte Trainer. Dennoch ist es irreleitend, diese Ergeb-
nisse auf vorschriftsmäßige und kontrollierte Trainingsprogramme für Kinder- und Jugendliche
zu verallgemeinern (vgl. Faigenbaum et al., 2009).
Besonders stellt die Gestaltung von Krafttraining im Schwimmsport ein gegenwärtiges
und vieldiskutiertes Thema dar. Darunter wird zum einen die Leistung beim Start, Wenden und
die Schwimmgeschwindigkeit und zum anderen die Frage nach der Gestaltung von Krafttraining
im Nachwuchsleistungssport hinterfragt (vgl. Wirth et al., 2021).

Durch die anhaltende Forschung und ständig neuen Erkenntnisse, konnte die bisherige
Position von Krafttraining im Kindes- und Jugendalter bereits frühzeitig in Frage gestellt werden.
Daher besteht derzeit Konsens darüber, dass pädiatrisches Krafttraining verletzungsfrei ist, so-
fern altersgerechte Trainingsprinzipien über viele Jahre eingehalten werden (vgl. Faigenbaum
et al., 2009). Überdies müssen pädiatrische Krafttrainingsprogramme von qualifizierten Fachleu-
ten konzipiert und überwacht werden (vgl. Faigenbaum & Myer, 2010). Weiterhin konnten be-
deutsame Sichtweisen der Verletzungsprävention und positive Effekte von Krafttraining erst-
mals auf psychischer Ebene festgestellt werden (vgl. Faigenbaum et al., 1996; Malina, 2006;
Faigenbaum et al., 2009).

Primär soll sich diese Arbeit mit der aktuellen Positionierung des pädiatrischen Krafttrai-
nings befassen. Überdies bezieht sich diese Ausarbeitung auf das Nachwuchsleistungsschwim-
men, weswegen auch mögliche Herangehensweisen verdeutlicht werden.

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1.2 Inhaltlicher Uberblick

Für die vorliegende Thematik werden vorwiegend Primärquellen herangezogen, die den
aktuellen wissenschaftlichen Stand der Sportwissenschaften widerspiegeln. Ebenfalls werden
Sekundärquellen verwendet, die häufig einen guten Überblick zu den verschiedensten Themen-
bereichen darstellen.

Die vorliegende narrative Review ist in X Kapitel unterteilt. Beginnend wird der Leser mit
der Literaturarbeit vertraut gemacht, um die allgemeine Problematik und Relevanz des Themen-
felds zu verstehen.

Im 2. Kapitel steht der theoretische Bezugsrahmen der Arbeit im Mittelpunkt. Es ist zu


beachten, dass die Themen in diesem Kapitel in chronologischer Reihenfolge angeordnet sind,
damit der Leser nach und nach die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Unterkapi-
teln verstehen kann, die zum Verständnis der späteren Kapitel notwendig sind. Zu Beginn der
Arbeit werden relevante Begriffe präzisiert, die während der Literaturarbeit des Öfteren aufge-
griffen werden. Des Weiteren werden die Unterkapitel 1.) Adaptationen durch ein Krafttraining,
2.) Relevanz und Vorteile des Krafttrainings im Kindes- und Jugendalter und 3.) Risiken des
Krafttrainings im Kindes- und Jugendalter explizit erläutert.

Im Fokus des 3. Kapitels steht die Trainingsmethodik. Hierbei werden die Trainingsziele
und -methoden detailliert beschrieben, die für das Verständnis des 5. Kapitels bedeutsam sind.

Im 4. Kapitel soll der langfristige Leistungsaufbau im Nachwuchsleistungssport verdeut-


lich werden. Dieses Kapitel berücksichtigt die Empfehlungen des Deutschen Schwimmverban-
des (DSV). Weiterhin wird der Transfer der Muskelkraft in die Zielbewegung im Schwimmen
konkretisiert.

Ausgangspunkt des 5. Kapitels ist die Periodisierung im langfristigen Leistungsaufbau.


Dabei wird eine mögliche Herangehensweise für zukünftige Periodisierungen präsentiert.
Weiterhin beschäftigt sich dieses Kapitel mit der Verknüpfung von Wasser- und Krafttraining
und der Wochenplanung im Schwimmsport.

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Abschließend wird die gesamte Thematik abgerundet und eine prägnante Schlussfol-
gerung gezogen. Ferner werden Empfehlungen für die Zukunft ausgesprochen.

8
2 Theoretischer Bezugsrahmen

2.1 Begriffliche Präzisierungen

Im folgenden Abschnitt werden erforderliche Begriffe für die vorliegende Arbeit beleuch-
tet. Zuvörderst wird der Terminus Kraft erklärt, woraufhin in einem weiteren Schritt das spezielle
Krafttraining im Kindes- und Jugendalter nähergebracht wird.

2.1.1 Kraft

Aus der Sicht der Trainingswissenschaft zählt die Kraft zu den konditionellen Fähigkeiten
mit verschiedenen Ausprägungs- und Erscheinungsformen. Mit Hilfe der Muskelkraft können
äußere Widerstände überwunden (konzentrisch), ihnen kann entgegengewirkt (exzentrisch)
oder sie können gehalten werden (isometrisch). Durch diese unterschiedlichen Arbeitsweisen
der Skelettmuskulatur können differenzierte Bewegungen erzielt werden. Darüber hinaus wird
die Kraft in vier Erscheinungsformen eingeteilt (vgl. Hottenrott & Neumann, 2016):

1. Maximalkraft,
2. Schnellkraft,
3. Reaktivkraft und
4. Kraftausdauer

2.1.1.1 Krafttraining im Kindes- und Jugendalter

Grundsätzlich bezieht sich der Begriff Krafttraining auf alle Trainingsformen, die mit Hilfe
muskulärer Arbeit gegen eine fortschreitende Belastung eine Steigung der Muskelkraft auslö-
sen. Wird in der Trainingswissenschaft von Krafttraining im Kinder- und Jugendalter gespro-
chen, so bezieht sich dieses auf das Krafttraining im eigentlichen Sinne. Daher sind spezifische-
re Sportarten wie zum Beispiel Bodybuilding, Kraftdreikampf oder Gewichtheben auszuschlie-
ßen (vgl. Menzi et al., 2007).

Angesichts des Krafttrainings im Kindes- und Jugendalter wird primär das Trainingsziel
verfolgt, mittels verschiedener Trainingsmethoden die Muskelkraft zu erhöhen. Daraus ableitend
erlernen die Athleten, äußeren Kräften entgegenzuwirken und diese zu überwinden. Abhängig
vom chronologischen Alter werden die einzelnen Übungen mit dem eigenen Körpergewicht,

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Thera-Bändern, Hilfsmitteln, Zusatzgewichten oder an Trainingsgeräten ausgeübt. Um die Wirk-
samkeit des Widerstandstrainings zu gewährleisten, wird die mechanische Belastung progressiv
gesteigert, unter der Voraussetzung, dass die Bewegungsausführung passend durchgeführt
wird. Bedeutsam ist, dass bei jüngeren Athleten vorzugsweise der Trainingsumfang in Relation
zur Intensität im Fokus stehen sollte, wenngleich bis heute nicht bekannt ist, in welchem Ver-
hältnis die Wiederholungszahl zur Belastungsintensität stehen sollte. Mit zunehmendem Alter
werden die einzelnen Übungen gezielter durchgeführt. Überdies können allgemeine Trainings-
formen aus dem Erwachsenenbereich übernommen werden, um die Muskelkraft langfristig zu
erhöhen (vgl. Menzi et al., 2007).

2.2 Adaptationen durch ein Krafttraining

In diesem Kapitel wird der zeitliche Verlauf der Anpassungsmechanismen durch eine
Krafttrainingsintervention dargestellt. Dabei werden die Adaptationen auf neuronaler und mor-
phologischer Ebene erklärt. Darauf aufbauend werden Empfehlungen für die Trainingsgestal-
tung ausgesprochen.

2.2.1 Neuronale und morphologische Anpassungen

Die Thematik hinsichtlich der Adaptationsmechanismen im Kindes- und Jugendalter wird


nach wie vor kontrovers diskutiert. Daher ist es schwierig zu beantworten, welche Adaptations-
mechanismen der nach einer Krafttrainingsintervention erhöhten Muskelkraftwerte zugrunde lie-
gen. Grundsätzlich finden Anpassungen in den ersten Trainingswochen auf neuronaler Ebene
statt (vgl. Wirth et al., 2013). Diese werden auf eine gesteigerte inter- und intramuskuläre Koor-
dination zurückgeführt. Das Erlernen von koordinativen Trainingsübungen in den frühen Trai-
ningsetappen stellt einen elementaren Faktor für die Steigerung der Muskelkraft dar, da das Zu-
sammenspiel zwischen den Muskelschlingen deutlich verbessert wird (vgl. Wirth, 2007). Je an-
spruchsvoller die Bewegungsausführung ist, desto länger kann man diese Anpassungsme-
chanismen auf die gesteigerte Muskelkraft zurückführen. Folglich ist das Erlernen einer komple-
xen Trainingsübung (zum Beispiel Kniebeuge) im Vergleich zu einer eingelenkigen Übung (zum
Beispiel Bizepscurl) schwieriger, jedoch langfristig mit einer größeren Kraftentwicklung ver-
bunden (vgl. Wirth, et al., 2013), weswegen ein Angebot an mehrgelenkigen Übungen nach ei-
ner Eingewöhnungsphase nicht ausgeschlossen werden sollte. Überdies wird das Zusammen-
spiel des Nerv-Muskel-Systems signifikant gesteigert, das ebenfalls für eine gesteigerte Muskel-
kraft verantwortlich ist (vgl. Wirth, 2007).
Nach etwa zwei bis drei Monaten haben auch Veränderungen in der Muskelquer-

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schnittsfläche einen elementaren Beitrag in der Steigerung der Muskelkraft. Diese morphologi-
schen Veränderungen werden besonders vor der puberalen Phase umstritten diskutiert. Zu die-
sem Zweck fügten Faigenbaum et al. (2009) hinzu, dass es aufgrund der aktuellen Datenlage
unzulässig ist, hypertrophische Veränderungen bei Kindern vor der Pubertät auszuschließen.
Vor allem betonen sie die kurzen Interventionszeiträume, unterschwellige Belastungsintensitä-
ten sowie eine geringe Sensitivität der Messmethoden. Zustimmung erhalten sie von Fukunaga
et al. (1992), die bei Grundschulkindern der 1., 3. und 5. Klasse eine vergrößerte Querschnitts-
fläche im Oberarm nach einer zwölfwöchigen Intervention nachweisen konnten. Nichtsdesto-
trotz muss hinzugefügt werden, dass die Testosteronwerte in diesem Altersbereich niedrig sind,
weshalb eine Zunahme in der Querschnittsfläche vorwiegend auf niedrigem Niveau stattfindet.
Trotz allem dürfen Anpassungen auf morphologischer Ebene keinesfalls ausgeschlossen wer-
den (vgl. Wirth et al, 2013). Weiterhin konnten bereits vor dem Eintritt in die puberale Phase be-
deutende Wachstumshormone als akute Reaktion nach einer Trainingsbelastung festgestellt
werden (vgl. Tsolakis et al., 2002).

2.2.1.1 Allgemeine Empfehlungen für die Trainingsgestaltung

Grundsätzlich sollte ein pädiatrisches Krafttraining zwei- bis dreimal pro Woche absol-
viert werden. Am Anfang sollten die einzelnen Trainingseinheiten recht kurz gehalten werden,
denn dies reduziert die Gefahr, dass die Kinder bereits in den frühen Entwicklungsphasen den
Antrieb am Kraftsport verlieren. Ebenfalls können lange Trainingseinheiten starke Ermüdungs-
effekte provozieren, die wiederum mit einer erhöhten Verletzungsgefahr einhergehen können.
Daher werden in der wissenschaftlichen Literatur etwa 30 bis 45 Minuten empfohlen. In den frü-
hen Phasen erlernen die Kinder die richtige Technik, um langfristig sportartspezifische Bewe-
gungen umsetzen zu können. Wird die Übungstechnik nach einer erreichten Wiederholungszahl
nicht mehr regelkonform durchgeführt, so ist die Serie zu beenden unabhängig davon, ob die
vordefinierte Wiederholungszahl erreicht werden konnte. Kann die inkorrekte Bewegungsaus-
führung nicht durch eine interserielle Pausenzeit, Hinweise und/oder eine Herabsetzung der
Trainingslasten korrigiert werden, ist das spezifische Training der Muskelgruppe oder die ge-
samte Trainingseinheit zu beenden. Langfristig sind für die meisten Sportarten zwei bis drei
Trainingseinheiten mit einer Belastungsdauer von 60 bis 120 Minuten angemessen, um ein
sportartspezifisches Kraftniveau zu erreichen (vgl. Wirth et al., 2013).

In dem frühen Entwicklungsabschnitt sollten mehrere Sätze pro Übung ausgeführt wer-
den, um die Trainingsübung effizient und umfangreich zu erlernen. Die Anzahl der Sätze wer-
den im Laufe der Trainingsjahre in Abhängigkeit von der Sportart erhöht. Des Weiteren werden

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in der Trainingslehre etwa zwei bis drei Minuten als Erholungszeit zwischen den Sätzen vorge-
schlagen, um besonders auf neuronaler Ebene keine frühzeitige Ermüdung auszureizen. In An-
betracht des Wiederholungsbereichs findet man in den Fachbüchern gängige Empfehlungen bei
sechs bis zwölf Wiederholungen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass auf hohe Belastungsin-
tensitäten bzw. niedrige Wiederholungszahlen verzichtet werden sollte. Besonders können
mehrgelenkige Übungen, wie zum Beispiel das Reißen, in diesem Wiederholungsspektrum effi-
zient geschult werden, da die Herz-Kreislauf-Belastung bei solch einer Trainingsübung enorm
hoch ist. Nichtsdestoweniger muss in diesem Kontext hinzugefügt werden, dass vor allem bei
solch einem Training ein qualifizierter Trainer fortwährend die Bewegungsausführung überwa-
chen und schulen muss, um Verschleißerscheinungen über die Jahre hinweg zu vermeiden
(vgl. Wirth et al., 2013).

Beiläufig haben sich in der Trainingswissenschaft Vorgehensweisen entwickelt, die wäh-


rend einer Trainingseinheit fundiert sein können:
1. Jede Trainingseinheit muss mit einer durchdachten Aufwärmroutine beginnen, während-
dessen auch die darauffolgenden Trainingsinhalte berücksichtigt werden sollten.
2. Zu Beginn einer Trainingseinheit sollten folgende Trainingsbausteine berücksichtigt wer-
den:
a.) Technikausbildung,
b.) technisch anspruchsvolle Übungen und
c.) Übungen, die innerhalb der Bewegung explosiv umgesetzt werden sollen.
3. Mehrgelenkige müssen vor eingelenkigen Übungen umgesetzt werden, da diese insbe-
sondere das zentrale Nervensystem beanspruchen. Daher sollten auch größere Muskel-
gruppen vor kleineren verrichtet werden (vgl. Wirth et al., 2013).

2.3 Relevanz und Vorteile des Krafttrainings im Kindes- und Jugendalter

Ein bedeutsames Ziel des Krafttrainings ist die Verhinderung degenerativer Abwandlun-
gen am aktiven und passiven Bewegungsapparat (vgl. Wirth et al., 2021). Folgerichtig sollen in
diesem Kapitel vorzugsweise die Bedeutsamkeit und der Nutzen von Krafttraining im Kindes-
und Jugendalter beleuchtet werden.

2.3.1 Knochenwachstum

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Die häufig zu vernehmende Befürchtung, dass hohe Belastungsintensitäten bei Kindern
und Jugendlichen zu einer Beschränkung des Längenwachstums führen, ist aus Sicht der aktu-
ellen Datenlage unbegründet (vgl. Faigenbaum & Meyer, 2010). Im Gegenteil, es konnten viele
Studienergebnisse zeigen, dass high impact-Belastungen für das physiologische Knochen-
wachstum maßgeblich sind (vgl. Vicente-Rodriguez, 2006). Eine Steigerung der Muskelkraft
durch Krafttraining erlaubt es, höhere Kräfte auf die Knochen auszuüben. Dies bewirkt einen
höheren Spannungszustand auf der Knochenstruktur, sodass der Knochenaufbau und -erhalt
positiv beeinflusst wird. Beiläufig hat auch eine gesteigerte Muskelmasse einen positiven Effekt
auf die Knochenstruktur (vgl. Rauch et al., 2003). Diese Aussagen werden von Conroy et al.
(1993) bestätigt, die in einer komparativen Studie zeigen konnten, dass jugendliche Elite-
Gewichtheber (17,4 ± 1,4 Jahre) im Vergleich zu Nichtsportlern eine signifikant höhere
Knochenmineraldichte und -gehalt aufzeigen. Positiv ist auch zu bewerten, dass eine entwickel-
te Knochenstruktur im Kindes- und Jugendalter einen signifikanten Einfluss auf das Osteoporo-
serisiko hat (vgl. Bass et al., 1998). Wirth et al. (2018) fügen zu diesem Zweck hinzu, dass eine
Steigerung der peak bone mass von 10 %, womöglich das Auftreten von Osteoporose um circa.
13 Jahre verzögern kann. Dieses Phänomen ist darauf zurückzuführen, dass durch ein aktives
Training im Sport der BMD-Wert (BMD = bone mineral density) deutlich erhöht werden kann. In
der Konsequenz wird die Gefahr, an Osteoporose zu erkranken, um einige Jahre nach hinten
verlagert (schwarze Kurve). Im Vergleich dazu erhöht eine körperliche Inaktivität die Gefahr
frühzeitig an Osteoporose zu erkranken (gestrichelte Kurve) (s. Abb. 1). Dies betont erneut,
weshalb ein Krafttraining im Kindes- und Jugendalter von großer Bedeutung ist. Dieser Effekt
scheint nochmals größer zu sein, wenn die Athleten bereits vor der Pubertät Sport betreiben
(vgl. Wirth et al., 2018). Bedeutsam ist, dass die beiden Belastungsnormativen - die Belastungs-
intensität und das Belastungsvolumen – ein bis heute nicht exakt definierbares Maß übertreffen
müssen, damit es zu den erwünschten Adaptationen kommen kann (vgl. Wirth et al., 2013).

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In Anbetracht dieser Thematik muss zuvörderst auf die Individualsportart Schwimmen
verwiesen werden, da durch den hohen Anteil an gewichtsentlastendem Training im Wasser
(statischer Auftrieb) die Knochenstruktur nur minimal belastet wird (vgl. Metzl & Busko, 2015).
Bestätigt wird diese Aussage von Schwarz et al. (2003), die in der Wirbelsäule und im Radius
degenerative Veränderungen feststellen konnten. Weitere Autoren konnten nachweisen, dass
die Knochendichte bei Schwimmern im Vergleich zu untrainierten Personen verringert ist (vgl.
Dias Quiterio et al., 2011; Duncan et al., 2002). Besonders sind hier die Lendenwirbelsäule und
die unteren Extremitäten betroffen. Dieses Phänomen legt nahe, weshalb ein Krafttraining im
frühen Kindesalter bedeutsam ist, da es zum einen die finale Knochendichte eines Erwachse-
nen gewährleistet und zum anderen einen elementaren Schlüsselfaktor für ein gesundes Ske-
lett darstellt (vgl. Rizzoli et al., 2010).

2.3.3 Trainierbarkeit

In diesem Abschnitt soll die Frage beantwortet werden, inwiefern ein Krafttraining im Kin-
des- und Jugendalter die sportliche Leistung positiv beeinflusst. Beginnend ist erneut zu beto-
nen, dass eine saubere Bewegungsausführung die höchste Priorität im Trainingsprozess dar-
stellen sollte (vgl. Wirth et al., 2013), um langfristige Adaptationen realisieren zu können. Wie

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bereits erwähnt, finden die ersten Anpassungen (zwei bis drei Monate) auf neuronaler Ebene
statt. Einzelne Untersuchungen, die ähnliche Trainingsprotokolle über alle Entwicklungsstufen
verwirklichten, konnten größere Kraftgewinne in der präpuberalen Phase im Vergleich mit der
Adoleszenz oder dem Erwachsenenalter nachweisen (vgl. Menzi et al., 2007; Granacher et al.,
2016). Daraus ableitend scheint die Trainierbarkeit der Kraft relativ gesehen in diesem Stadium
am größten zu sein. Bezüglich der frühen Entwicklungsstufe konnten bis dato keine ge-
schlechtsspezifischen Anpassungen aufgedeckt werden. Auch in der Pubertät bestehen derzeit
keine fundierten Daten, die von einer geschlechtsspezifischen Kraftanpassung ausgehen (vgl.
Fuhrmann et al., 2017). Überdies konnten Matos und Winsley (2007) belegen, dass die Muskel-
kraft bei Kindern um 13 bis 30 % signifikant gesteigert werden konnte. Demgegenüber konnte
man infolge eines anaeroben Ausdauertrainings die Leistung um 3 bis 10 % (Durchschnittsleis-
tung) bzw. 4 bis 20 % (Spitzenleistung) steigern. Weiterhin zeigten die Kinder eine reduzierte
Trainierbarkeit der Spitzen-VO2max. Dabei lag der Anstieg bei etwa 5 %. Folglich ist der Mythos
hinsichtlich der Unwirksamkeit von Krafttraining im Vergleich zur Trainierbarkeit anderer kondi-
tioneller Fähigkeiten äußerst fragwürdig (vgl. Fuhrmann et al., 2017). Bestätigt wird diese Aus-
sage unter anderem von Llyod et al. (2015). In ihrer Review wird deutlich, dass das Krafttraining
als effiziente Methode anzusehen ist, um die Muskelkraft bei Kindern und Jugendlichen auffal-
lend zu erhöhen.
Weiterhin muss hinzugefügt werden, dass in der deutschsprachigen Literatur repetitiv
empfohlen wird, das Krafttraining mit dem eigenen Körpergewicht durchzuführen. Entscheidend
ist, dass Trainingsübungen mit dem eigenen Körpergewicht langfristig kein Training mit mehr-
gelenkigen Übungen ersetzen kann. Daher ist es eminent, auch auf mehrgelenkige Übungen
zurückzugreifen. Besonders durch Hanteln lassen sich Trainingsintensitäten idealerweise dosie-
ren und können auf die aktuelle Leistungsfähigkeit angepasst werden (Individualität) (vgl. Wirth
et al., 2013).

2.4 Risiken des Krafttrainings im Kindes- und Jugendalter

2.4.1 Verletzungen

Bis heute beschäftigen sich Trainer, Eltern und Mediziner mit der Frage, ob sich ein
Krafttraining im Kindes- und Jugendalter dysfunktional auf die sportliche Leistungsfähigkeit aus-
wirken kann.

In der Review von Malina (2006) zeigte sich, dass von insgesamt zehn Studien, die sys-

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tematisch Verletzungen überwachten, insgesamt nur drei Verletzungen bei Jungen beobachtet
werden konnten. Dahingegen wurden bei Mädchen keine Verletzungen registriert. In diesem
Zusammenhang konnten Brown & Kimball (1983) mithilfe einer retrospektiven Untersuchung
von 71 Powerlifting-Athleten eine Verletzungsrate von 0,29 pro 100 Trainingsstunden ermitteln.
Risser et al. (1990) errechneten bei interschulischen Fußballspielern eine Verletzungsrate von
0,082 pro Person pro Jahr. Auffallend ist dabei, dass im Vergleich zu anderen Sportarten das
Verletzungsrisiko im Krafttraining als gering einzuschätzen ist (vgl. Fuhrmann et al., 2017).

Trotz der häufig aufkommenden Studien, die von akuten Verletzungen durch ein Kraft-
training berichten, muss bedacht werden, dass viele der Verletzungen durch übermäßige Belas-
tungsintensitäten, ungeeignete Techniken oder unqualifizierte Trainer entstanden sind (vgl. Fai-
genbaum et al., 2009).
Folgerichtig muss ein Krafttraining im Kindes- und Jugendalter ständig begleitet und
überwacht werden. Wird dies nicht umgesetzt, können langfristig schwerwiegende Verletzungen
und/oder Komplikationen entstehen, die den langfristigen Leistungsaufbau beeinträchtigen kön-
nen. Auch muss betont werden, dass der Trainer-Kind-Schlüssel bei einem Krafttraining zu we-
nig berücksichtigt wird (vgl. Wirth et al., 2013). Daher besteht die Gefahr, dass besonders uner-
fahrene Nachwuchsathleten die eigene sportliche Leistung überschätzen, sodass damit einher-
gehend auch die Technik negativ beeinflusst wird. Dauerhaft wird eine unangemessene Bewe-
gungsausführung anhaltende Schäden an den Gelenken provozieren (vgl. Wirth, 2007), sodass
der Sportler in seiner sportartspezifischen Leistung negativ beeinflusst wird. Des Weiteren stellt
ein Krafttraining auf langer Sicht ein eher monotones Training dar. Dies kann besonders in den
frühen Phasen die Motivation am Krafttraining rauben, jedoch auch die Gefahren hinsichtlich
der Trainingsverletzungen exponentiell erhöhen. Um insbesondere die Motivation des Heran-
wachsenden langfristig aufrechtzuerhalten, sollten im Trainingsprozess vielfältige Trainings-
übungen angeboten werden. Mit diesen Variationen können Athleten immer wieder neue Her-
ausforderungen annehmen. Demungeachtet muss betont werden, dass die Erfolgserlebnisse im
Training den entscheidenden Faktor darstellen, um das Engagement und die kontinuierliche
Verwirklichung von Krafttraining sicherzustellen (vgl. Wirth et al., 2013).

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