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Training der

Hüftabduktoren bei
Patienten mit einer
Gonarthrose
Hintergrund
- Die Hüftabduktoren und die darunter liegenden Rotatoren gelten als
Schlüsselmuskeln für die Hüft- und Beckenstabilität. Gerade Ihre Wirkung auf das
Becken in der Dynamik (Gang oder Lauf) ist dabei auch für angrenzenden Gelenke
wie das Kniegelenk von großer Bedeutung.

- Im Kontext der Kniearthrose wird aus biomechanischer Sicht dem


Adduktionsmoment insbesondere für das mediale tibiofemorale Kompartment eine
wichtige Rolle als beitragender Faktor beigemessen. Eine defizitäre Beckenstabilität
führt in der Regel zu einer Vergrößerung dieses Moments und damit auch zu einer
größeren medialen Belastung.

- Ein Defizit der Hüftabduktoren ist sowohl bei Hüftarthrotikern als auch bei
Patienten mit einer Kniearthrose nachgewiesen. Ein Training der Hüftabduktoren
könnte also auch bei Kniearthrotikern hochrelevant sein. Die Wirkung von
unterschiedlichen Programmen wird nun in einem neuen Review von Thomas
zusammengefasst.
Design
N=12

- Patienten mit einer Kniearthrose (keine Einschränkung bezüglich des Alters, des
P Geschlechts oder des Arthrosegrades)

- Training der Hüftabduktoren (Programme siehe nächste Slide)


I
- Training der Kniemuskulatur, andere Übungsprogramme für Muskeln der unteren
C Extremität oder keine Behandlung
- Schmerz (VAS oder NRS)
O - Patient reported outcome measures (WOMAC-Score, KOOS-Score)
- Leistung: gemessen durch funktionelle Testverfahren (6-Minuten Gehtest, stair Test, sit
to stand Test)
- Biomechanik: Bestimmung des Adduktionsmoments im Gang

Es wurden ausschließlich randomisierte, kontrollierte Studien inkludiert (n=7). Die Qualität


wurde mittels PEDro-Skala bestimmt. Es wurden nur Studien mit einem Score von mindestens 6
Punkten mit aufgenommen (n=5). 
Die letztendliche Meta-Analyse wurde lediglich mit den Outcomes Schmerz und dem WOMAC-
Score durchgeführt (n=3).
Durchgeführtes Hüfttraining
Aufgeführt sind hier nur die Hüftübungen, sowie die Trainingsparameter, soweit
verfügbar. Analog zu fast allen anderen Studien sind beide Angaben lückenhaft und nicht
vollständig nachvollziehbar!

Autor Übungsauswahl Parameter


Bennell et al. - Training der Hüftabduktoren/Adduktoren in Seitlage und im - 6 Übungen
Stand - 3x10 Wiederholungen
- Gewichtsmanschette und elastische Widerstandsbänder - 5x/Woche über 12 Wochen
Jorge et al. - Training der Hüftabduktoren/Adduktoren und - 4 Übungen
Hüftextensoren/Flexoren - 2x8 Wiederholungen mit 50 %/ 70 % des 1 RM
- freie Gewichte und Training an Maschinen geführt - 2x/Woche über 12 Wochen
Singh et al. - u. a. Training der Hüftabduktoren in Seitlage - 50 % des 1 RM, progressiv gesteigert
- Gewichtsmanschette - 5-10 Sekunden Kontraktion
- 5x/Woche über 6 Wochen
Yuenyongviwat - u. a. Training der Hüftabduktoren in Seitlage, bis 45° - 10 Sekunden Kontraktion
et al. - Sandsack - 2x/Woche über 10 Wochen

Wang et al. - u.a. Training der Hüftabduktoren - 3x10 Wiederholungen, progressiv gesteigert
- täglich über 6 Wochen
Sled et al. - u. a. Training der Hüftabduktoren in Seitlage, im Einbeinstand - 20 Wiederholungen, progressiv gesteigert
- elastische Widerstandsbänder - 3-4x/Woche über 8 Wochen

Ashok et al. - u.a. Training der Hüftabduktoren in Seitlage und im - 3x10 Wiederholungen
Einbeinstand gegen Widerstand - 5 Sekunden Kontraktion
Ergebnisse
Schmerz
• Patienten, die mit einem Hüfttraining behandelt werden, haben eine größere
Schmerzreduktion als Patienten in der Kontrollgruppe (SMD -0,60 (-0,88- -0,33)).

WOMAC-Score
• Patienten, die mit einem Hüfttraining behandelt werden, haben ein besseres Ergebnis in
patient reported outcome measures (SMD -0,75 (-1,05- -0,45)).


Abb. aus.: Thomas DT, Shruti R, Prabhakar AJ et al. Hip abductor strengthening in patients diagnosed with knee osteoarthritis – a systematic review and meta-analysis. BMC
Musculoskeletal Disorders. 2022; 23: 622. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Diskussion
Die Ergebnisse der Analyse zeigen ein klinisch relevant besseres Ergebnis, wenn isolierte
Hüftübungen oder auch kombinierte Programme (Knie- und Hüftübungen) bei Patienten mit einer
Kniearthrose angeleitet werden. Dies zeigt sich in einer größeren Schmerzreduktion, besseren
subjektiven Outcomes und auch einer größeren Leistungsfähigkeit in funktionellen Testverfahren.
Im Gegensatz dazu veränderte sich das Adduktionsmoment nicht. Offensichtlich ist eine
Schmerzreduktion nicht von einer veränderten Biomechanik abhängig!
Betrachtet man die Übungsauswahl in den einzelnen Studien, so könnte ein Aufbau für ein
Hüfttraining folgende Komponenten haben:

Aktivierung der isoliertes Training in der


Hüftmuskeln Training Kette

Die Trainingsparameter waren in den einzelnen Studien äußerst heterogen. Für eine minimal
wirksame Dosis könnten aber folgende Empfehlungen gelten:
• Übungsanzahl: 4 Übungen
• Umfang: 2x pro Woche über 2-3 Monate 

• Intensität: 10-20 Wiederholungsmaximum (Kraftausdauer bzw. Hypertrophiebereich)
• Progression bei fehlender Ermüdung, Leistungssteigerung und passender Klinik
(z. B. Schmerzampel)
Übungsauswahl

Aktivierung der isoliertes Training in der


Hüftmuskeln Training Kette

AST: Rückenlage; um die AST: Seitlage


Oberschenkel wird ein Gurt angelegt Aktion: aktive Abduktion; eine IRO AST: Stand; um die Kniegelenke
Aktion: aktive Abduktion; die bahnt die Mm. glutaeus wird ein Widerstandsband angelegt
Trainierende kontrolliert die medius/minimus, eine ARO forciert  Die Trainierende führt
Aktion:
Kontraktion taktil die Aktivierung der Hüftflexoren kontrollierte side steps aus.
Progression: über die Intensität Progression: durch Progression: über die Verlagerung
oder die Kontraktionsdauer Gewichtsmanschette oder des Bandes nach distal
Widerstandsband
Literaturangaben
1. Thomas DT, Shruti R, Prabhakar AJ et al. Hip abductor strengthening in patients diagnosed with knee osteoarthritis – a systematic review and meta-
analysis. BMC Musculoskeletal Disorders. 2022; 23: 622.

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