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Jahrestagung Bergsteigerdörfer, Liesing im Lesachtal, 27.9. - 30.9.2012
Europäischer Landwirtschaftsfonds
für die Entwicklung des ländlichen
Raums: Hier investiert Europa in
die ländlichen Gebiete.
Raumplanung und
nachhaltige Entwicklung
www.bergsteigerdoerfer.at
Herausgeber: Oesterreichischer Alpenverein, Fachabteilung Raumplanung-Naturschutz
Olympiastr. 37, 6020 Innsbruck Innsbruck, Februar 2013
Titelbilder: Hannes Schlosser
Bilder der Tagung und Umgebung: Hannes Schlosser, Ulrich Kirchmayr, Regina Hatheier-Stampfl
Textbearbeitung: Regina Hatheier-Stampfl, Christina Schwann, Roland Kals, Ulrich Kirchmayr
Redaktion: Christina Schwann
Layout: Christina Schwann
Druck: Sterndruck, Fügen
Inhalt
Diskussion
Zusammengefasst von Regina Hatheier-Stampfl 37
Die Teilnehmer 46
6 7
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Vorwort
Raumplanung und nachhaltige Entwicklung im
Zeichen 150 Jahre Alpenverein
Die Gemeinde Lesachtal hat ca. 1.500 Ein- durchwegs bestens erhalten sind bzw. reno-
wohner auf einer Fläche von 190 km2. Die viert wurden, findet man dort die Hofschen-
Hauptortschaften sind Maria Luggau, Liesing, ke Mühlenstüberl, den Kräutergarten, in dem
Birnbaum und St. Lorenzen. Dazu kommen Führungen angenboten werden, die maleri-
eine ganze Reihe von Weilern, die südlich und sche Jausenstation Steineckenalm, das Mär-
nördlich des Tales auf den Hängen liegen. chencamp, den Madonna-Rundwanderweg,
Zahlreiche Gräben entwässern sowohl den den imposanten Bruggen Wasserfall, den
Karnischen Kamm als auch die Gailtaler Alpen, Hundstrichsee und die Enderberghütte.
was immer wieder hochwassertechnisch zu
Problemen führt. Die Wiesen sind steil und die St. Lorenzen Besonders erwähnenswert sind die vielen alten Bau-
Bewirtschaftung entsprechend anspruchsvoll. Ausgehend von St. Lorenzen durch das Frohn- nerhäuser, die äußerst gepflegt sind.
tal erreicht man das Hochweißsteinhaus,
Dennoch steht das Lesachtal auf drei gleichbe- ebenfalls eine Schutzhütte der OeAV-Sektion
rechtigen Strukturen, die das Tal stützen: Tou- Austria. Die Hütte wird schon seit rund 30 Jah-
rismus, Landwirtschat und Kleingewerbe - vor ren von Ingeborg Guggenberger in vorbildhaf-
allem Holz spielt eine wichtige Rolle. Jede der ter Weise geführt.
vier Hauptortschaften legt ihre Schwerpunkte Daneben ist St. Lorenzen auch durch die Kraft-
auf gewissen Themenbereiche. quelle Radegund und das Tuffbad bekannt –
ein modernes Wellnesshotel mit langer Tradi-
Birnbaum tion.
Mit dem wunderschönen Wolayersee und der
Wolayerseehütte der OeAV-Sektion Austria hat Maria Luggau
Viele der alten Höfe verfügen zudem über ihre
Birnbaum ein Wanderziel der Sonderklasse. Maria Luggau ist wohl der bekannteste Ort im hauseigene Kapelle.
Im Herzen der Karnischen Alpen, umgeben Lesachtal. Die Wallfahrts-Basilika wird jährlich
von der imposanten Gebirgswelt der schrof- von rund 40.000 Wallfahrern besucht und hat
fen Gipfel von Hoher Warte und Seekopf ist sich weit über die Grenzen des Lesachtales hi-
dies einer der schönsten Plätze am Karnischen naus einen Namen gemacht.
Kamm. Dazu kommen in unmittelbarer Nähe zur Ba-
Birnbaum steht aber auch für Abenteuer - vor silika der Bauernladen, in dem die Bauern der
allem durch die Wildwasserfahrten in der Gail- Umgebung ihre Produkte verkaufen, sowie
schlucht und die „Mega Drive“ - Riesenschau- der Mühlenweg. Mehrere noch intakte Mühlen
kel. können dort besichtigt werden - am besten im
Rahmen einer Führung.
Liesing
Der Ort beherbergt das Gemeindeamt und Durch den Karnischen Höhenweg - Friedens- Das Lesachtal ist vor allem auch durch sein Brot be-
Die vier Hauptorte des Lesachtales: Liesing, Birnbaum, Maria Luggau und St. Lorenzen. das Tourismusbüro der Gemeinde Lesachtal. weg und Via Alpina - sowie durch den Gailta- kannt, das von der UNESCO ausgezeichnet wurde.
Mit der Musikakademie und dem Kultur- und ler Höhenweg ist das Lesachtal ein absolutes
Freizeitzentrum demonstriert Liesing ein- Wanderparadies, das für jeden Geschmack et-
drucksvoll den großen Wert von pesönlichem was bietet.
Engagement und Eigeninitiative des Tales. Aber auch im Winter erlangt das Lesachtal
Im Sommer 2012 wurde etwas oberhalb des nach und nach mehr Aufmerksamkeit. Gerade
Ortes die Abenteuer- und Walderlebniswelt Menschen, die Ruhe und Erholung in unbe-
mit Waldspielplatz, Schaumühle und familien- rührter Winterlandschaft suchen, sind - nicht
freundlichem Klettersteig durch die Mallnit- zuletzt durch kompetente Pauschalangbote
zenklamm eröffnet. zum Thema „Schneeschuhwandern“ und „Schi-
Zu erwähnen ist zudem das Ausflugsdorf touren“ - aufmerksam geworden. Auch hier
Obergail südlich von Liesing. Abgesehen von punktet das Lesachtal mit seiner eben nicht In Maria Luggau befindet sich der Mühlenweg, auf
den wunderschönen alten Bauernhöfen, die schitechnisch erschlossenen Landschaft. dem mehrere alte Mühlen besichtigt werden können.
Das Lesachtal – ausgezeichnet naturbelassen 10 11
die Handlungsfähigkeit der Gebietskörper- Zielen und Erfordernissen gefordert und in perschaften erarbeitet, sie sind auch mit die- Chancengleichheit gewährleisten,
schaften entsprechend zu stärken und spezi- Art. 2 unter lit. e um die internationale Dimen- sen unter Beteiligung der angrenzenden Ge- b) Maßnahmen, welche die wirtschaftliche
fische regionale Strategien einschließlich der sion ergänzt. Art. 4 hebt nun die Verpflichtung bietskörperschaften, gegebenenfalls auch im Vielfalt zur Beseitigung von Strukturschwä-
dazugehörigen Strukturen zu verwirklichen, aller Vertragsparteien zur internationalen Zu- grenzüberschreitenden Rahmen, zu erstellen chen und der Gefahren einseitiger Raum-
sondern auch um die Solidarität unter den sammenarbeit ausdrücklich hervor. In Öster- und abzustimmen. Damit würde – in Zusam- nutzung fördern,
Gebietskörperschaften. Bei Einschränkungen reich fehlen vielerorts in den einschlägigen menschau mit Art. 9 - das mancherorts eher c) Maßnahmen, welche die Zusammenarbeit
der Ressourcennutzung und bei anerkannten Gesetzen noch die erforderlichen Grundlagen unbedeutende Instrument der überörtlichen zwischen Tourismus, Land- und Forstwirt-
Erschwernissen der wirtschaftlichen Tätig- für die grenzüberschreitende Berücksichti- Raumordnung wieder intensiviert werden schaft sowie Handwerk insbesondere über
keit im Alpenraum sind Unterstützungsmaß- gung der vorhandenen, örtlichen Raumord- müssen. arbeitsplatzschaffende Erwerbskombinati-
nahmen zu ergreifen, wenn diese zur Erhal- nungskonzepte. Besonders hervorzuheben als mittlerweile onen verstärken.
tung der Wirtschaftstätigkeiten erforderlich etablierte Umsetzung wäre das Salzburger
und umweltverträglich sind. Der Forderung Landesentwicklungsprogramm 2003, das (2) Ländlicher Raum
nach Abstimmung der wirtschaftlichen Erfor- Artikel 8 durchgehend auf die Bestimmungen der a) Sicherung der für die Land-, Weide- und
dernisse mit denen des Umweltschutzes wird Pläne und/oder Programme für die Raum- Protokolle der Alpenkonvention verweist. Es Forstwirtschaft geeigneten Flächen,
damit besonders viel Raum geschenkt, wobei planung und nachhaltige Entwicklung war das erste repräsentative und verbind- b) Festlegung von Maßnahmen zur Erhaltung
der Umweltschutz als Kriterium für die Raum- liche Rechtsinstrument, das eine Verbindung und Weiterentwicklung der Land- und
planungspolitik hervorgehoben wird. (1) Die Verwirklichung der Ziele der Raum- der Alpenkonvention und ihren Protokollen Forstwirtschaft im Berggebiet,
planung und nachhaltigen Entwicklung herbeigeführt hat. Auch das Steiermärkische c) Erhaltung und Wiederherstellung der öko-
erfolgt durch das Ausarbeiten von Plänen Raumordnungsgesetz sieht in § 3 (7) eine logisch und kulturell besonders wertvollen
Artikel 4 und/oder Programmen der Raumplanung pauschale Berücksichtigung der Zielset- Gebiete,
Internationale Zusammenarbeit und nachhaltigen Entwicklung im Rahmen zungen der Alpenkonvention vor. d) Festlegung der für Freizeitaktivitäten, die
der jeweiligen Gesetze und sonstigen Vor- Einen weiteren Meilenstein stellt das Tiroler mit anderen Bodennutzungen vereinbar
(1) Die Vertragsparteien verpflichten sich, schriften der Vertragsparteien. Seilbahn- und Schigebietsprogramm 2005 sind, benötigten Flächen und Anlagen.
Hindernisse für die internationale Zusam- (2) Diese Pläne und/oder Programme werden dar, das ein umfassendes Bekenntnis zur Rele- e) Festlegung von Gebieten, in denen auf-
menarbeit zwischen Gebietskörperschaf- für den gesamten Alpenraum auf der Ebe- vanz der Alpenkonvention als Rahmen für die grund von Naturgefahren die Errichtung
ten des Alpenraums zu beseitigen und die ne der hiefür zuständigen Gebietskörper- nachhaltige Entwicklung alpiner Regionen von Bauten und Anlagen soweit wie mög-
Viel alte Bausubstanz und die Mühlen zeichnen das Peter Haßlacher und Roland Kals,
Lösung gemeinsamer Probleme auf der am schaften erstellt. enthält. lich auszuschließen ist.
Lesachtal aus. Projektteam Bergsteigerdörfer
besten geeigneten territorialen Ebene zu (3) Sie werden von oder mit den zuständigen Diese Bestimmung, in Zusammenschau mit
fördern. Gebietskörperschaften unter Beteiligung Art. 9, ist auch ein Anknüpfungspunkt für (3) Siedlungsraum
d) bei Einschränkungen der Nutzungsmög- (2) Die Vertragsparteien unterstützen eine der angrenzenden Gebietskörperschaften, die im Rahmen der Bergsteigerdörfer ange- a) Angemessene und haushälterische Ab- h) Erhaltung und Wiederherstellung der cha-
lichkeiten natürlicher Ressourcen und bei verstärkte internationale Zusammenarbeit gegebenenfalls im grenzüberschreiten- dachten Entwicklungskonzepte. grenzung von Siedlungsgebieten, ein- rakteristischen Bausubstanz.
anerkannten Erschwernissen der wirt- zwischen den jeweils zuständigen Institu- den Rahmen, erstellt und zwischen den schließlich der Maßnahmen zur Gewährlei-
schaftlichen Tätigkeit im Alpenraum Unter- tionen, insbesondere bei der Ausarbeitung verschiedenen territorialen Ebenen abge- stung deren tatsächlicher Bebauung, (4) Natur- und Landschaftsschutz
stützungsmaßnahmen zu ergreifen, wenn von Plänen und/oder Programmen für die stimmt. Artikel 9 b) Sicherung der erforderlichen Standorte für a) Ausweisung von Gebieten für Natur- und
diese zur Erhaltung der Wirtschaftstätig- Raumplanung und nachhaltige Entwick- (4) Sie legen die Vorgaben der nachhaltigen Inhalt der Pläne und/oder Programme für wirtschaftliche und kulturelle Tätigkeiten, Landschaftsschutz sowie von Sektoren für
keiten erforderlich und umweltverträglich lung im Sinne des Artikels 8 für die staat- Entwicklung und Raumplanung für zusam- Raumplanung und nachhaltige Entwick- für Versorgung sowie für Freizeitaktivi- den Schutz der Gewässer und anderer na-
sind, liche und regionale Ebene sowie bei der menhängende Gebiete fest. Diese werden lung täten, türlicher Lebensgrundlagen,
e) die Harmonisierung von Raumplanungs-, Festlegung raumbedeutsamer sektoraler regelmäßig überprüft und gegebenenfalls c) Festlegung von Gebieten, in denen auf- b) Ausweisung von Ruhezonen und son-
Entwicklungs- und Schutzpolitiken durch Planungen. In den Grenzräumen wirkt geändert. Ihre Erstellung und Durchfüh- Die Pläne und/oder Programme für die Raum- grund von Naturgefahren die Errichtung stigen Gebieten, in denen Bauten und An-
internationale Zusammenarbeit zu för- diese Zusammenarbeit vor allem auf eine rung stützen sich auf Bestandsaufnahmen planung und nachhaltige Entwicklung bein- von Bauten und Anlagen soweit wie mög- lagen sowie andere störende Tätigkeiten
dern. Abstimmung der Raumplanung, der wirt- und vorangehende Studien, mit deren halten auf der am besten geeigneten territori- lich auszuschließen ist, eingeschränkt oder untersagt sind.
Die Vertragsparteien verpflichten sich, die er- schaftlichen Entwicklung und der Um- Hilfe die besonderen Merkmale des jewei- alen Ebene und nach Maßgabe der jeweiligen d) Erhaltung und Gestaltung von innerört-
forderlichen Maßnahmen zur Erreichung der welterfordernisse hin. ligen Gebiets ermittelt werden. räumlichen Gegebenheiten insbesondere lichen Grünflächen und von Naherho- (5) Verkehr
Ziele gemäß Artikel 1 unter Wahrung des Sub- (3) Wenn die Gebietskörperschaften Maßnah- folgendes: lungsräumen am Rand der Siedlungsge- a) Maßnahmen zur Verbesserung der regio-
sidiaritätsprinzips vorzusehen men nicht durchführen können, weil sie Die Verwirklichung der im Raumplanungspro- biete, nalen und überregionalen Erschließung,
in gesamtstaatlicher oder internationaler tokoll festgeschriebenen Ziele erfolgt durch (1) Regionale Wirtschaftsentwicklung e) Begrenzung des Zweitwohnungsbaus, b) Maßnahmen zur Förderung der Benutzung
Angesichts der Heterogenität des Raumes Zuständigkeit liegen, sind ihnen Möglich- Ausarbeitung von Plänen und/oder Program- a) Maßnahmen, welche die ansässige Bevöl- f ) Ausrichtung und Konzentration der Sied- umweltverträglicher Verkehrsmittel,
und der Gesetzgebung der einzelnen Ver- keiten einzuräumen, die Interessen der Be- men im Rahmen der jeweiligen rechtlichen kerung mit zufrieden stellenden Erwerbs- lungen an den Achsen der Infrastrukturen c) Maßnahmen zur Verstärkung der Koordi-
tragspartner werden Grundverpflichtungen völkerung wirksam zu vertreten. Bestimmungen und Vorschriften der Vertrags- möglichkeiten und mit den für die gesell- des Verkehrs und/oder angrenzend an be- nierung und der Zusammenarbeit der Ver-
festgeschrieben, die Rahmenbedingungen parteien. Diese Pläne und Programme werden schaftliche, kulturelle und wirtschaftliche stehender Bebauung, kehrsmittel,
für die Verwirklichung der Protokollziele si- Schon in Art. 1 wird unter lit. b die Harmoni- nicht nur für den gesamten Alpenraum auf Entwicklung erforderlichen Gütern und g) Erhaltung der charakteristischen Sied- d) Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und
cherstellen. Dabei geht es nicht nur darum, sierung der Raumnutzung mit ökologischen Ebene der hierfür zuständigen Gebietskör- Dienstleistungen versorgen sowie ihre lungsformen, gegebenenfalls zur Einschränkung des
Das Raumplanung und nachhaltige Entwicklung 14 15 Das Raumplanung und nachhaltige Entwicklung
motorisierten Verkehrs, von innerörtlichen Grünflächen und entspre- sowie die Förderung der Benutzung umwelt- hat Kärnten etwa eine spezifische Raumver- geltungsmöglichkeiten zu prüfen. Dabei ist
e) Maßnahmen zur Verbesserung des Ange- chenden Naherholungsräumen am Rand verträglicher Verkehrsmittel einschließlich der träglichkeitsprüfung in sein Landes-Raum- darauf zu achten, dass Ressourcennutzer ver-
bots öffentlicher Verkehrsmittel für die an- von Siedlungsgebieten im Vordergrund. Die Verstärkung der Koordinierung und Zusam- ordnungsgesetz aufgenommen. Im Rahmen anlasst werden können, marktgerechte Preise
sässige Bevölkerung und Gäste. Begrenzung des Zweit-Wohnungsbaus, die menarbeit der Verkehrsmittel zu enthalten. der dort vorgesehenen Raumverträglichkeits- zu zahlen, welche die Kosten der Bereitstel-
Ausrichtung und Konzentration der Sied- Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, gege- prüfung sind die abschätzbaren, raumbe- lung der Ressourcen in ihren wirtschaftlichen
Dieser Art. hat eine zentrale und über dieses lungen an den Achsen der Infrastrukturen benenfalls zur Einschränkung des motorisier- deutsamen Auswirkungen bei einer Verwirk- Wert einbeziehen. In gleicher Weise sind auch
Protokoll hinausgehende Bedeutung, wobei des Verkehrs sowie die Erhaltung der charak- ten Verkehrs, aber auch zur Verbesserung des lichung eines Vorhabens, insbesondere auf im öffentlichen Interesse erbrachte Leistun-
den entsprechenden Plänen und Program- teristischen Siedlungsformen, einschließlich Angebots öffentlicher Verkehrsmittel für die Besiedlungs- und Verkehrsentwicklung, die gen abzugelten. Für natürliche Produktionser-
men inhaltlich weitgehende Freiheiten ver- einer Wiederherstellung der typischen Bau- ansässige Bevölkerung und Gäste, sind glei- regionale Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und schwernisse oder für einen Nutzungsverzicht
bleiben, jedenfalls aber die regionale Wirt- substanz, sind ebenfalls von diesem Bereich cher Maßen zu berücksichtigen. die Umwelt zu erheben und zusammenfas- im Interesse des Naturraumes sind ebenfalls
schaftsentwicklung, der ländliche Raum, der umfasst. Mittlerweile gibt es eine Fülle von Nachhal- send darzustellen. Gemeinsam mit der Beur- Abgeltungsmöglichkeiten zu prüfen.
Siedlungsraum, der Natur- und Landschafts- Die besonders im österreichischen Alpenraum tigkeitsprogrammen und –plänen, sodass zu- teilung der Verträglichkeit des geplanten Vor- Es geht an dieser Stelle ganz wesentlich um
schutz sowie der Verkehr einzubeziehen sind. regional nach wie vor zunehmende Zersiede- erst deren Übertrag- und Anwendbarkeit zu habens mit den Zielen und Grundsätzen der die Abgeltung von Benachteiligungen und
Im Rahmen der regionalen Wirtschaftsent- lung ist hingegen eher ein Indiz dafür, dass es prüfen wäre, bevor ein originäres Leitbild im Raumordnung, den überörtlichen Entwick- unter Umständen damit verbunden auch
wicklung sind Belange zu berücksichtigen, für diese örtliche Raumordnung mancherorts Zuge der Umsetzung des Raumplanungspro- lungsprogrammen und anderen bekannten um eine Neuorientierung der Förderungs-,
welche die ansässige Bevölkerung mit zu- noch einen Nachholbedarf geben kann. An- tokolls in Angriff genommen wird. Vorhaben und Planungsabsichten sind damit Finanz- und Wirtschaftspolitik, wie auch der
frieden stellenden Erwerbsmöglichkeiten gesichts des gerade im alpinen Bereich knap- die Voraussetzungen für das abschließende damit zusammenhängende nächste Artikel Ewald Galle, Focal Point Alpenkonvention,
und mit den für die gesellschaftliche, kul- pen Dauersiedlungsraumes und der Tatsache, Raumverträglichkeitsgutachten gegeben. In verdeutlicht. Lebensministerium
turelle und wirtschaftliche Entwicklung er- dass ein Großteil der Bodenversiegelung und Artikel 10 Umsetzung dieser Bestimmung des Raumpla-
forderlichen Gütern und Dienstleistungen Überbauungen auf Flächen mit hoher land- Verträglichkeit der Projekte nungsprotokolls sind zur Institutionalisierung
versorgen sowie ihre Chancengleichheit ge- wirtschaftlicher Nutzungseignung stattfindet, dieses Instruments weitere legistische Anpas- Artikel 12
währleisten. Neben Maßnahmen, welche die wäre möglicherweise die herrschende Flä- (1) Die Vertragsparteien schaffen die notwen- sungen notwendig. Finanz- und wirtschaftspolitische Einsatzes der bestehenden Fördermittel so-
wirtschaftliche Vielfalt zur Beseitigung von chenwidmungspraxis auf örtlicher Ebene zu digen Voraussetzungen für die Prüfung Maßnahmen wie die Unterstützung grenzüberschreitender
Strukturschwächen und Gefahren einseitiger überdenken. der direkten und indirekten Auswirkungen Projekte, was u. U. Auswirkungen auf den Fi-
Raumnutzung fördern, wird in gleicher Wei- Zum Komplex der Begrenzung des Zweit- öffentlicher und privater Projekte, welche Artikel 11 (1) Die Vertragsparteien prüfen die Mög- nanzausgleich haben könnte.
se die Zusammenarbeit zwischen Tourismus, wohnsitzbaus kommt den jeweiligen Grund- die Natur, die Landwirtschaft, die bauliche Ressourcennutzung, Leistungen im öffent- lichkeiten, die mit diesem Protokoll an-
Land- und Forstwirtschaft sowie Handwerk im verkehrsbehörden eine besondere Bedeu- Substanz und den Raum wesentlich und lichen Interesse, natürliche Produktions- gestrebte nachhaltige Entwicklung des
Wege Arbeitsplatz schaffender Erwerbskom- tung zu, andernfalls müssten wohl andere nachhaltig beeinflussen können. Bei die- erschwernisse und Nutzungseinschrän- Alpenraums durch wirtschafts- und finanz-
binationen verstärkt. Strategien zur Eindämmung von Zweit- und ser Prüfung wird den Lebensverhältnissen kungen der Ressourcen politische Maßnahmen zu unterstützen. Resümee
Zum ländlichen Raum wird die Sicherung der Freizeitwohnsitzen gefunden werden. In Salz- der ansässigen Bevölkerung, insbesondere (2) Neben den in Artikel 11 genannten Maß-
für die Land-, Weide- und Forstwirtschaft ge- burg ist beispielsweise jede Form der Zweit- ihren Belangen im Bereich der wirtschaft- Die Vertragsparteien prüfen, inwieweit im nahmen müssen in Betracht gezogen wer- Gerade dieses Protokoll trägt es in sich, dass
eigneten Flächen sowie von Maßnahmen zu wohnsitznutzung nur noch in eigens ausge- lichen, sozialen und kulturellen Entwick- Rahmen des nationalen Rechts den: man das Vertragsregime der Alpenkonven-
deren Erhaltung und Weiterentwicklung ge- wiesenen Zweitwohnungsgebieten sowie lung, Rechnung getragen. Das Ergebnis a) Nutzer alpiner Ressourcen veranlasst wer- a) Ausgleichsmaßnahmen auf geeigneter tion nicht als ein statisches betrachtet, son-
nauso zu berücksichtigen sein, wie die Erhal- unter der Voraussetzung zulässig, dass der dieser Prüfung ist bei der Entscheidung den können, marktgerechte Preise zu zah- Ebene zwischen Gebietskörperschaften, dern dass die Grundkonzeption eines Rah-
tung und Wiederherstellung von ökologisch Anteil von Zweitwohnsitzen am Gesamtwoh- über die Genehmigung oder Durchfüh- len, die die Kosten der Bereitstellung der b) Neuausrichtung der Politiken für traditio- menvertrages mit seinen fachspezifischen,
und kulturell besonders wertvollen Gebieten. nungsbestand 10 % nicht übersteigt. rung der Vorhaben zu berücksichtigen. genannten Ressourcen in ihren wirtschaft- nelle Sektoren und zweckmäßiger Einsatz bereichsübergreifenden Protokollen durch-
Für Freizeitaktivitäten benötigte Flächen und Im Natur- und Landschaftsschutzbereich wird (2) Soweit sich ein Vorhaben auf die Raumpla- lichen Wert einbeziehen, der bestehenden Fördermittel, aus ein flexibles Vorgehen erlaubt. Die alpine
Anlagen sind zuzulassen, wenn sie mit ande- der Ausweisung von Schutzgebieten sowie nung und nachhaltige Entwicklung sowie b) die im öffentlichen Interesse erbrachten c) Unterstützung grenzüberschreitender Pro- Raumordnung muss dabei angesichts ihrer
ren Bodennutzungen vereinbar sind. Darü- der Festlegung von Ruhezonen besondere auf die Umweltbedingungen einer be- Leistungen abgegolten werden können, jekte. großen Verantwortung mit großer Sorgfalt
ber hinaus sind jene Gebiete festzulegen, in Aufmerksamkeit geschenkt, womit der ex- nachbarten Vertragspartei auswirkt, sind c) die als Folge natürlicher Produktionser- (3) Die Vertragsparteien prüfen die Auswir- agieren. Die Begrenztheit der zur Verfügung
denen auf Grund von Naturgefahren die Er- pliziten Forderung zum Konventionsbereich die zuständigen Stellen dieser Vertragspar- schwernisse benachteiligten Wirtschaftstä- kungen bestehender und zukünftiger Fi- stehenden Fläche in den Alpen in Verbindung
richtung von Bauten und Anlagen soweit wie „Tourismus und Freizeit“ nach Festlegung von tei rechtzeitig darüber zu unterrichten. Die tigkeiten, insbesondere der Land- und nanz- und wirtschaftspolitischer Maßnah- mit den vielen thematischen Schnittpunkten,
möglich auszuschließen ist. Ruhezonen durch raumplanerische Instru- Information muss so frühzeitig erfolgen, Forstwirtschaft, eine angemessene Abgel- men auf die Umwelt und den Raum und die eine solch umfassende Planung mit sich
Für den Bereich Siedlungsraum werden mente entsprochen wird. Die geforderte Aus- dass eine Prüfung und Stellungnahme tung erhalten können, räumen denjenigen Maßnahmen Vorrang bringt, stellen große Herausforderungen für
eine angemessene und haushälterische Ab- weisung von „Ruhezonen“ bezeichnet im kon- möglich ist und in den Entscheidungspro- d) zusätzlich erhebliche Einschränkungen der ein, die mit dem Schutz der Umwelt und die Raumplanung dar. In diesem Zusammen-
grenzung von Siedlungsgebieten sowie die kreten Fall eine Flächenfunktionskategorie, zess einbezogen werden kann. umweltverträglichen Wirtschaftsnutzung mit den Zielen der nachhaltigen Entwick- hang wäre daher besonders darauf zu ach-
Sicherung der erforderlichen Standorte für die in dieser Form den meisten existierenden des Naturraumpotenzials auf der Grundla- lung vereinbar sind. ten, dass die alpine Raumplanung nicht zu
wirtschaftliche und kulturelle Tätigkeiten, für Raumordnungsplänen unbekannt ist und da- Die im Raumplanungsprotokoll geforderte ge von Rechtsvorschriften oder Verträgen einem Instrument einer fallweisen Umwelt-
Versorgung sowie für Freizeitaktivitäten ein- her einer gesetzlichen Abstützung bedarf. Raumverträglichkeitsprüfung auf Projektebe- angemessen vergütet werden können. Ausdrücklich erwähnt sind Ausgleichsmaß- politik mutiert, sondern stets die nachhaltige
gefordert. Neben dem Errichtungsausschluss Bezüglich Verkehrsmaßnahmen haben Pläne ne bzw. auf vorgelagerter Ebene ist bislang in nahmen zwischen Gebietskörperschaften, die Entwicklung eines ohnehin benachteiligten
in von Naturgefahren bedrohten Gebieten und Programme die Verbesserungen der re- Österreich in Ansätzen in einigen Raumord- Im Rahmen der nationalen Rechtssetzung Neuausrichtung der Politiken für traditionelle Raumes mit den darin lebenden und arbei-
stehen auch die Erhaltung und Gestaltung gionalen und überregionalen Erschließung nungsgesetzen der Länder vorgesehen. So haben die Vertragsparteien verschiedene Ab- Sektoren einschließlich des zweckmäßigen tenden Menschen im Auge behält.
16 17 Diskussion
Hüttenbesitzende Stadtsektionen des Alpen- sam eine Unkenntnis von den Alpen bzw.
vereines haben meist eines nicht: Berge direkt Gleichgültigkeit gegenüber den Alpen und
vor der Haustüre, die man zu Fuß erreichen damit fehlt eine soziale Kontrolle darüber,
kann. Aber gerade deshalb ist vielleicht die was mit Bergregionen passieren kann, die ins
Wertschätzung für die Bergwelt so groß, weil Interesse anderer, im wesentlichen nur (!) auf
sie nicht das Alltägliche sind. Umso mehr ist Profit gerichtete Akteure geraten (Energiewirt-
es eine Herzensangelegenheit, sich um ein Ar- schaft, Bodenschätze, Massentourismus etc.).
beitsgebiet zu kümmern, das weit entfernt ist Geradezu klischeehaft kann man dies aktuell
und so zur zweiten Heimat wird. Der Karnische bei den Aktivitäten der Tourismusindustrie am
Kamm ist für die Sektion Austria seit langem Beispiel Piz Val Gronda studieren. Der Teufels-
so ein Arbeitsgebiet. Aber es ist nicht nur das kreis dreht sich.
Gebiet, es sind vor allem auch die Menschen in Die Initiative der Bergsteigerdörfer setzt hier
der Region, mit denen wir oft schon seit Gener- einen sehr reizvollen Kontrapunkt. Und sie ist
ationen verbunden sind. nicht eine antiquierte, auf museale Einmot- Georg Hauger, 3. Vorsitzender der
tung klischeehafter Alpinromantik ausgelegte OeAV-Sektion Austria
In den Statuten zur Gründung des Alpenver- Konservierungsstrategie. Ganz im Gegenteil:
eins steht als Vereinszweck geschrieben: „die Sie ist eine moderne Politik nachhaltigen Han-
Kenntnis von den Alpen zu verbreiten, die delns, denn die ökologische Komponente wird
Liebe zu ihnen fördern und ihre Bereisung zu im Einklang mit sozialen und ökonomischen „Die Initiative der Bergsteigerdör-
erleichtern“. Aspekten gesehen und vertreten. Also auch fer setzt hier einen sehr reizvollen
Menschen, und zwar sowohl Einheimische Kontrapunkt. Und sie ist nicht eine
Damals war es kaum vorstellbar, dass Entwick- als auch Gäste mit ihren unterschiedlichen, antiquierte, auf museale Einmot-
Die Wolyerseehütte der OeAV-Sektion Austria am wunderschönen Wolyersee; Foto: Roland Kals
lungen eintreten würden, wie wir sie aus Mas- durchaus auch divergierenden Interessensla- tung klischeehafter Alpinromantik
sentourismusdestinationen kennen. Viel eher gen sind in das Konzept eingebunden. Damit
ausgelegte Konservierungsstra-
kann man auch heute nachvollziehen, was der ist der Fokus nicht nur auf die Hütten, Felsen,
Grundgedanke dieser Statuten war, wenn man Wege und Gipfel beschränkt, sondern es wer- tegie. Ganz im Gegenteil: Sie ist
sich in einsamen Berggegenden herumtreibt. den systematisch die Talschaften und Talorte eine moderne Politik nachhaltigen
Dazu muss man nicht weit reisen. Ein Besuch miteinbezogen. Dort nämlich kann der Alpen- Handelns, denn die ökologische
in den rumänischen Karpaten zeigt sehr deut- verein der Zukunft wesentliche Dienste an- Komponente wird im Einklang mit
lich, was es heißt in einer zwar wunderbaren bieten, die zu einem nachhaltigen Tourismus sozialen und ökonomischen Aspek-
Bergwelt unterwegs zu sein, wo alles noch in beitragen können. Das beginnt bei der Zur-
ten gesehen und vertreten.“
Ordnung zu sein scheint, wo es auch noch Wöl- verfügungstellung von benutzerspezifischen
fe und Bären gibt. Wo es aber keine gepfleg- Informationen, Ausbildung, Leihmaterial (ein
tes Wegenetz, keine Markierungen und auch wichtiger Aspekt für die Wahl des Anreisever-
keine Stützpunkte in Form von Schutzhütten kehrsmittels) und endet mit der schlichten
gibt. So bleibt die Bergwelt zunächst zwar in- Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, Begegnun-
takt, aber in gewisser Weise unerreichbar für gen mit Menschen der Region zu ermöglichen.
die Bergliebhaber und somit auch als zusätz- Was so banal klingt ist defacto in vielen ande- im wahrsten Sinne des Wortes best practis pro-
liche Einnahmequelle für die lokale Bevölker- ren Orten bereits verschwunden. Die Initiative duziert, um die uns viele bereits jetzt benei-
ung ohne Bedeutung. „Macht nichts“, könnte Bergsteigerdörfer vernetzt die Akteure und den. Als Sektion Austria sind wir stolz, aktiv die
man einwenden, dann stört der Mensch auch regt damit auch Innovationen an. Gemeinsam Initiative Bergsteigerdörfer zu unterstützen
nicht das natürliche alpine Gleichgewicht. werden innovative Mobilitätskonzepte entwi- und mit unseren Hütten und Arbeitsgebieten
Stimmt. Man erzeugt damit aber auch gleich- ckelt, neuartige Angebote erprobt, Teil davon zu sein.
20 21
Das Generalthema der diesjährigen Tagung entwickelten Gebiete gehoben werden. Der
ist das Thema Raumordnung, konkret festge- umgekehrte Fall, nämlich dass prosperieren-
macht am Raumplanungsprotokoll der Alpen- de Gebiete ihr materielles Wohlstandsniveau
konvention. zugunsten anderer absenken, ist kein Thema.
Es ist durchaus eine Herausforderung, dieses Nun gilt es als Binsenweisheit, dass Geld und
im allgemeinen Eindruck eher sperrige The- materieller Besitz nicht der alleinige Maßstab
ma möglichst „kulinarisch“ darzustellen. Dies aller Dinge sein kann. Hans Holzinger hat dies
ist schon deshalb notwendig, weil Raumord- in seinem Buch „Neuer Wohlstand - Leben und
nungsthemen im täglichen Leben auch der Wirtschaften auf einem begrenzten Planeten“
Alpenbewohnerinnen und Alpenbewohner im (Holzinger, Hans, 2012, S. 204 ff.) wieder sehr
Hintergrund immer präsent sind. schön gezeigt. Für die meisten Menschen in Peter Haßlacher und Roland Kals
Damit ist das Thema Raumordnung auch ein unserem Land sind ohnedies nicht mehr ma-
Schlüsselthema für das OeAV-Projekt „Bergstei- terielle Güter knapp, sondern zunehmend
gerdörfer“, das sich ja über die bergtouristische immaterielle Werte wie Zeit, Aufmerksamkeit
Angebotsentwicklung hinaus als Regionalent- für andere, Einbindung in soziale Strukturen, „Im allgemeinen meint man mit
wicklungsprojekt versteht. Naturgenuss. Also müssen wir von einem we-
‚Regionalentwicklung‘ ein Bündel
Konkret geht es um die Frage, wie Maßnahmen sentlich weiter gefassten Wohlstandsbegriff
der regionalen Entwicklung in den Ordnungs- ausgehen, der z.B. den Verzicht auf eine land-
von Maßnahmen zur wirtschaftli-
rahmen der Raumordnung sinnvoll eingepasst schaftszerstörende Maßnahme nicht alleine chen Belebung von „peripheren“
werden können. als entgangenen materiellen Gewinn, sondern Gebieten mit dem übergeordneten
als Erhaltung eines sehr knappen Gutes, das in Ziel, regionale Ungleichheiten ab-
Zunächst einige Worte zur begrifflichen Klä- diesem Fall sogar nicht wieder herstellbar ist, zubauen (...).“
rung: begreift.
Die Straße durch das Lesachtal schmiegt sich eng an den Hang, windet sich in die Gräben heinein und wieder heruas. Enge, unübersichtliche Kurven sind hier Standard. Was verstehen wir unter Regionalentwick-
lung? Vergegenwärtigen wir uns die Vielfalt der
Im Allgemeinen meint man damit ein Bündel Funktionen, die in peripheren Regionen erfüllt,
von Maßnahmen zur wirtschaftlichen Bele- gesichert und weiter entwickelt werden müs-
bung von „peripheren“ Gebieten mit dem sen. Dies geschieht nicht nur, um die eigene
übergeordneten Ziel, regionale Ungleichhei- Funktionsfähigkeit zu erhalten, sondern auch
ten abzubauen - oder anders ausgedrückt: als Leistung für andere Regionen, also etwa die
unterschiedliche Wohlstandsniveaus einander europäischen Ballungsräume:
anzunähern. • Erzeugungsfunktionen, wie etwa die Pro-
In diesem Konzept fällt zunächst der Begriff duktion hochwertiger Lebensmittel oder die
„Wohlstand“ auf, der üblicherweise mit dem Rohstoff- und Energieversorgung,
Einkommensbegriff synonym verwendet wird. • Raumfunktionen, wie etwa die Erhaltung ei-
Und in diesem Zusammenhang ist nicht zu ner angemessenen Besiedlungsdichte, die Si-
übersehen, dass die Wohlstandsentwicklung cherung der regionalen Wertschöpfung und
üblicherweise als Einbahnstraße gesehen wird: Beschäftigung, die Erhaltung und Sicherung
In sturer Fortschreibung unserer industriezeit- von Infrastrukturfunktionen (Verkehrswege,
lichen Wachstumsphilosophie - sie ist zwar auch Transitverkehre),
etwas brüchig geworden, aber immer noch • Ökologische Funktionen, wie z.B. die Erhal-
Richtschnur (nicht nur) regionalpolitischer tung von Arten, wasserwirtschaftliche Funk-
Entscheidungen - sollen so genannte weni- tionen oder Schutz gegen Naturgefahren,
ger entwickelte Gebiete auf das Niveau der • Vielfältigkeitsfunktionen, etwa durch land-
Wie eine gute Ehe 22 23 Wie eine gute Ehe
lung „von unten“, d.h. die Bevölkerung soll in seits auch keine erkennbaren Verbindungen verträgliche Tourismusentwicklung ... legt bei jektierten Engpassleistung von 47,5 MW und Kosten-Ertragsmodellen beruhen.
die Lage versetzt werden, ihre Vorstellungen zur hoheitlichen Raumplanung auf Länder- Beherbergung und Gastronomie Wert auf den einem prognostizierten Jahresarbeitsvermö- In unserem Fall heißt dies: So willkommen
über die gesellschaftliche, kulturelle und wirt- oder Regionsebene existieren. Erhalt der überschaubaren Strukturen und gen von 140 GWh wäre es das zweitgrößte Entwicklungsimpulse und neue Ideen für pe-
schaftliche Entwicklung selbstständig zu de- fördert eine Unternehmerschaft mit emotio- Kraftwerk in Osttirol. Dafür wäre es nötig, etwa riphere Regionen sind, so notwendig ist deren
finieren. Allerdings werden dafür einige Rah- Hieraus könnten sich in Zukunft vermehrt naler Standortbindung; ... schützt Natur und 70 % des Wasserpotentials zu entnehmen. Die Kanalisierung durch eine durchsetzungsfähi-
menbedingungen definiert: Konfliktfelder ergeben, nämlich dann, wenn Landschaft als wichtige touristische Erfolgs- obere Isel nimmt unter den Fließgewässern ge, am Gesamtwohl einer Region orientierte
Alle Maßnahmen müssen den unauflöslichen die lokalen Entscheidungsträger Entwicklun- faktoren auch für spätere Generationen, macht des Landes Tirol eine Sonderstellung ein. Es alpine Raumordnung, die neben dem nachhal-
Zusammenhang zwischen dem Menschen gen propagieren, die zwar in lokalen Initiati- sie aber auch einer behutsamen Nutzung handelt sich um den mit Abstand längsten zu- tigen Schutz von Gebieten auch eine nachhal-
und dem Ökosystem beachten. Daraus folgt, ven wurzeln, in ihrer Dimension und Wirkung zugänglich“ (Amt der Tiroler Landesregierung, sammenhängenden Fließgewässerabschnitt tige Entwicklung der regionalen Wirtschaft im
dass die Raumordnungspolitik als Instrument hingegen weit über die lokale Sphäre hinaus Abteilung Raumordnung – Statistik, 2010:9). Osttirols, der laut nationalem Gewässerplan Auge hat.
des vorbeugenden Umweltschutzes vorran- reichen und auch gegen fundamentale Grund- als „naturnah“ klassifiziert ist. Eine Wasserent-
gig jene Funktionen unterstützen muss, die sätze der räumlichen Ordnung verstoßen. Be- In auffallendem Gegensatz zu diesen Über- nahme in der beabsichtigten Größenordnung Die Durchführungsprotokolle der 2002 in Ös-
allgemeine Interessen betreffen. Das Raumpla- sonders „anfällig“ für derartige Entwicklungen legungen stehen allerdings die Hotelgroß- wird jedenfalls einen spürbaren Einfluss auf die terreich in Kraft getretenen Alpenkonvention
nungsprotokoll der Alpenkonvention spricht sind die Bereiche Tourismus und Energiewirt- projekte der neuesten Generation, die - von Qualität dieses Gewässers haben und ein klarer führen eine ganze Reihe von Bestimmungen
ausdrücklich davon, derartige Funktionen schaft. Angetrieben durch den gesellschaftli- Großinvestoren finanziert - wie UFOs auf der Widerspruch zum in der Europäischen Wasser- an, welche aus raumentwicklungspolitischer
und insbesondere Schutz- und ökologische chen Wandel (Stichworte: „Freizeitgesellschaft“ grünen Wiese manches Tiroler Dorfes landen. richtlinie enthaltenen Verschlechterungsver- Sicht Verordnungscharakter besitzen (z.B. Tou-
Ausgleichsfunktionen, aber auch Freizeit- und und Energiehunger) und wahrscheinlich auch Ein Beispiel dafür ist das Gradonna-Hotel in der bot sein. rismusprotokoll Kapitel II: Spezifische Maßnah-
Erholungsgebiete, mit angemessenen Unter- durch die im Gefolge der weltweiten Finanz- Osttiroler Gemeinde Kals am Großglockner. Ein Die genannten Beispiele besitzen ein gemein- men, Artikel 5 „Geordnete Entwicklung des
stützungsmaßnahmen abzusichern. Umwelt- krise angefeuerte Suche des Kapitals nach lu- durch die Chaletbauweise erzeugter enormer sames Merkmal: Dimension und Finanzie- Angebotes“). Längstens seit dem richtungs-
schutz, gesellschaftliche und kulturelle Fort- krativen Anlageformen, gewinnen solche im Flächenverbrauch paart sich mit einem ziem- rungsvolumen solcher Vorhaben überschrei- weisenden „Seminar über Probleme der Be-
entwicklung und die Wirtschaftsentwicklung Alpenraum schon immer recht dynamischen lich respektlosen Turmbauwerk, das zu den ten die lokalen Möglichkeiten in erheblichem lastung und der Raumplanung im Berggebiet,
sind somit gleichrangige Ziele, ein langfristig Entwicklungen weiter an Fahrt. höchsten Gebäuden Osttirols zählt. Alles in Ausmaß. Dies führt dazu, dass die Vorhaben insbesondere in den Alpen“, veranstaltet von
tragfähiges Gleichgewicht zwischen diesen allem also die Antithese dessen, was die offizi- zwar vor Ort verhandelt, die maßgeblichen der Europäischen Raumordnungsministerkon-
„Umweltschutz, gesellschaftliche muss gesucht und hergestellt werden.1) Sehen wir uns exemplarisch den Bereich Tou- elle Leitlinie der Tiroler Planungspolitik vorgibt, Entscheidungen aber auf einer anderen Ebene ferenz, Komitee der Hohen Beamten, in Grin-
und kulturelle Fortentwicklung rismus im Land Tirol an: trotzdem aber mit finanzieller Unterstützung gefällt werden. Zur Legitimation bedient man delwald (Schweiz) vom 13. bis 16. Juni 1978 ist
und die Wirtschaftsentwicklung Die Alpenkonvention selbst sieht keine Un- Der 2011 in Kraft getretene Raumordnungs- der öffentlichen Hand versehen, die immerhin sich lokaler Argumentationsmuster (üblicher- bekannt, dass dieser Alpenraum aufgrund sei-
terstützungsmaßnahmen vor, die etwa den plan „ZukunftsRaum Tirol“ enthält unter ande- 18 % der Errichtungskosten abdeckt (Landes- weise Arbeitsplätze oder Einnahmen für den ner besonderen Charakteristik ganz bestimm-
sind somit gleichrangige Ziele, ein
Förderprogrammen der Europäischen Union rem folgende Sätze: rechnungshof Tirol, Teil 1, 2012:59). kommunalen Haushalt), die von den örtlichen te Maßnahmen zur Bewältigung der künftigen
langfristig tragfähiges Gleichge- im Rahmen deren Regional- und Struktur- „Wir bekennen uns zu einer Entwicklung, die Auch in einem anderen Vorzeigeort der öster- Entscheidungsträgern dankbar angenommen Entwicklung benötigt. Schon gar nicht sollte
wicht zwischen diesen muss ge- fondspolitik vergleichbar wären. Allerdings hat auf Dauer ökonomisch sinnvoll, sozial verträg- reichischen Tourismusgeschehens plante man werden. Die Aussicht auf den versprochenen der Fall eintreten, dass alle Freiheiten, die un-
sucht und hergestellt werden.“ Österreich im Rahmen des Programmes für die lich und ökologisch tragfähig ist. Wir erkennen Großes. Im sonst eher durch sein vorbildliches materiellen Ertrag drängt „abstrakte“ Themen ersättlichen Begehrlichkeiten einer raumdy-
Ländliche Entwicklung einen Förderungstitel die Besonderheit der räumlichen Begrenztheit Engagement für die umweltverträgliche Gäste- wie örtliche Identität oder landschaftliche Un- namischen Seilbahn- und Tourismuswirtschaft
„Alpenkonvention“ eingerichtet, dem unter und Kleingliedrigkeit des Alpenlandes Tirol mobilität bekannten Urlaubsort Werfenweng versehrtheit rasch in den Hintergrund. sowie die Konsequenzen aus der Globalisie-
anderem auch die Bergsteigerdörfer-Initiative und richten unser politisches und wirtschaft- im Salzburger Land entsteht das „Bergresort Und hier liegt der Kern des Problems: Je schwä- rung ohne ordnungspolitische Rahmen auf die
schaftsangepasste Bau- und Wirtschaftswei- ihr finanzielles Dasein verdankt. liches Handeln danach aus“ (Amt der Tiroler Werfenweng“ einer Schweizer Unternehmung cher oder unklarer die Festlegungen über die Alpen losgelassen werden können.
sen oder die Erhaltung und Pflege typischer In Ihrer Ausrichtung den Inhalten der Alpen- Landesregierung, Abteilung Raumordnung – mit ca. 350 Gästebetten. Trotz der im Vergleich Gesamtentwicklung einer Region sind, umso Bereits aus den 1970er-Jahre datieren einige
Landschaftsbilder, konvention sehr nahe ist die im ländlichen Statistik, 2011). zum Hotelkomplex in Kals wesentlich kompak- mehr Spielraum öffnet sich für von der Tages- weit vorausschauende, modellhafte Planungs-
• Touristische Funktionen, etwa durch Beiträ- Raum Österreichs bestens verankerte LEA- teren Bauweise kommt man auch hier auf ei- politik diktierte Entscheidungen, die meist auf instrumente für eine geordnete Entwicklung
ge zur touristischen Infrastruktur (z.B. Wege, DER-Initiative, die sich aus Mitteln des öster- Und im Jahr 2010 in Kraft getretenen Raum- nen beachtlichen Flächenverbrauch, der etwa kurzfristig und eindimensional orientierten (siehe Tabelle):
Almen) oder Beiträge zum regionalen Touris- reichischen Programmes für die Ländliche ordnungsplan „Raumverträgliche Touris- ein Drittel des Dorfes Werfenweng beträgt.
musimage, Entwicklung finanziert. Tatsächlich decken musentwicklung“ heißt es: „Maßnahmen wer- - Bayerischer Alpenplan 1972 Speer 2008
• Sozialfunktionen, wie spezifische Dienstleis- die 86 österreichischen LEADER - Regionen den im Sinne der gegenständlichen Leitlinie Ein anderes Kapitel ist der Boom von Anlagen - Ruhegebiete nach Tiroler Naturschutzgesetz 1975 Haßlacher 1991, 1992
tungsfunktionen (z.B. Altenbetreuung) oder fast das gesamte Bundesgebiet außerhalb der dann als ‚raumverträglich‘ qualifiziert, wenn zur Energieerzeugung. Großzügige finanziel- - Grünzonenpläne für Rheintal und Walgau (V) 1977 Amt d. Vorarlberger Landesregierung 1996
sozio-kulturelle Funktionen (z.B. Brauchtum). Ballungsräume ab, mit einer schier unüberseh- sie mit den Zielen und Grundsätzen der Raum- le Förderungen ermöglichen nunmehr auch - Landwirtschaftliche Vorrangflächen in Tirol 1979 Amt der Tiroler Landesregierung 1979
baren Zahl an Initiativen und Projekten. Ana- ordnung vereinbar sowie untereinander abge- Projekte, die bisher als unwirtschaftlich er- - Schutz der Gletscher: Vorarlberg 1982 Haßlacher 2009
Die Alpenkonvention beschäftigt sich in prak- lysiert man die strategische Ausrichtung der stimmt sind. Eine diesbezügliche Beurteilung schienen. Und manche Talschaft erblickt in der Kärnten 1986
tisch jedem ihrer Protokolle mit Regionalent- alpinen LEADER-Gebiete, dann wird allerdings setzt auch voraus, dass die Wirkungen solcher Nutzung der heimischen Wasser- oder Wind- Tirol 1990
wicklungsthemen. Ein zentraler Ansatz dabei klar, dass es einerseits keinen systematischen Maßnahmen einer vernetzten bzw. ganzheitli- potentiale eine Chance, dem notleidenden Ge- Salzburg 1992
ist die Forderung nach einer Regionalentwick- Bezug zur Alpenkonvention gibt und anderer- chen Betrachtung unterzogen werden. Raum- meindebudget neuen Schwung zu verleihen. - Schutz der Alpinregion: Kärnten 1986 Haßlacher 2009
Das Projekt, die Wasserkraft der oberen Isel Salzburg 1992
1) vgl. Protokoll zur Durchführung der Alpenkonvention im Bereich „Raumplanung und nachhaltige im Virgental durch ein Ausleitungskraftwerk - Überörtl. Grünzonenpläne Tirol 1991 Fischler 1991, Partl 1991
Entwicklung“, Präambel und Artikel 1 bis 3 zu nutzen, ist dafür ein Beispiel. Mit einer pro-
Wie eine gute Ehe 24 25 Wie eine gute Ehe
Basierend auf diesen bruchstückhaft aufgelis- ckelten Tourismuszentren hinzuwirken, der touristischen, energiewirtschaftlichen Antworten und Raum-Planungen geben muss, nicht als gestaltende politische Kraft, sondern
teten Instrumenten zur Ordnung des Alpen- b) Strategien zur Vermeidung und Unterbre- und verkehrsmäßigen Erschließung, sowie hat das Europäische Parlament in diesem Zeit- bösartig ins Verhinderereck gestellt.
raumes entwarfen H. Barnick (1985) und P. chung der gefährlichen Wachstumsspirale der Erhaltung großräumiger naturnaher Räu- raum entstehender alpiner Raumordnungen Das alles geht Hand in Hand mit der Strategie
Haßlacher (1991) die Ecksteine einer Alpinen und automatisierten Engpaßüberwindung me als Ergänzung zu den intensiv genutzten am 17. Mai 1988 mit einstimmigem Plenums- in vielen Alpenregionen, die bestehenden ord-
Raumordnung: der Tourismusinfrastrukturen zu entwickeln, Wirtschafts- und Tourismusregionen hinzuar- beschluss auf Initiative der Fraktion der Europä- nenden Kräfte der Alpinen Raumordnung Zug
Aufgabe einer Alpinen Raumordnung ist es, c) Alternativen zum technisierten Tourismus zu beiten. (Haßlacher 1991) ischen Volkspartei den Startschuss für die Aus- um Zug aufzuweichen. Dazu einige Beispiele:
a) Auf eine Konsolidierung des Fremdenver- finden und arbeitung einer „Konvention zum Schutz des .) die Erarbeitung der überörtlichen Grünzo-
kehrsangebotes insbesonders in hochentwi- d) auf eine Festlegung von Endausbaugrenzen In der Tat wurden in einzelnen von den Alpen Alpenraumes“ beschlossen; Die Begründung nenpläne wird gestoppt (T);
besonders geprägten Bundesländern bemer- war dieselbe, wie sie heute nach wie vor aktu- .) die Ausweisung von neuen Schutzgebieten
kenswerte Schritte in Richtung der Umsetzung eller denn je ist: wird eingebremst;
des Ordnungsmix für eine Alpine Raumord- .) „Gefährdung der natürlichen Ressourcen .) Pläne für schitouristische Erschließungen in
nung gesetzt. In Tirol wurden nach für die ÖVP des Lebensraumes wie reine Luft, sauberes Schutzgebieten werden aktuell, z.B. Ruhe-
verlorenen Landtagswahlen im Fünf-Jahres- Wasser, gesunde Böden, großräumige Ru- gebiet „Kalkkögel“ (T), Naturschutzgebiet
Rhythmus die „Seilbahngrundsätze des Lan- hegebiete mit Tieren und Pflanzen, - durch „Warscheneck-Nord“ (OÖ);
des Tirol mit Festlegung der Grenzen der Schi- Umwelteinwirkungen wie Luftschadstoffe, .) keine neuen Ruhegebiete mehr, die den
gebiete in den Tourismusintensivgebieten“ Transitverkehr, Sommer- und Wintertouris- Endausbaugrenzen für den harten Tourismus
(1992, 1996, 2000) vorgelegt. In der Tat erfolgte mus und Großprojekte der „Wasserenergie- gleichkommen;
dadurch eine Dämpfung der flächenhaften Ex- gewinnung“,“ .) Gletscherschutz wird aufgeweicht (T);
pansion der Schigebiete und damit auch des .) „Regionale Maßnahmen gegen die Umwelt- .) großer Nachnominierungsbedarf an Natu-
dynamischen Wachstums der schitouristischen zerstörung der Alpen reichen nicht aus, weil ra 2000-Gebieten in Österreich (Isel, War-
Transportkapazität. In den „Seilbahngrundsät- ihre wesentlichen Ursachen jenseits der scheneck, Jfen, Piz Val Gronda);
zen 1996“ wurde sogar die Planungskategorie Grenzen der Alpenregion liegen.“ .) der im Jahre 1996 von der österreichischen
„Endausbaugrenze“ erstmals eingeführt. Es (Quelle: Sitzungsdokumente Europäisches Bundesregierung beschlossene nationale
wurde seitens des damals amtierenden Landes- Parlament, Serie B, Dokument B2-177/88) Umweltplan Österreich (NUP) „entschläft“;
hauptmanns W. Weingartner aber gleichzeitig .) das UVP-Gesetzt wird aufgeweicht (2012); „Die Alpenkonvention sollte ein
angefügt, dass „die Landesregierung natürlich Die Alpenkonvention sollte ein hervorragendes im Zuge zahlreicher Gesetzesnovellierungen hervorragendes Dach für die zahl-
keine auf ewige Zeiten währenden Ausbaugren- Dach für die zahlreichen Mosaiksteine alpiner werden Aushöhlungen der Umweltstandards reichen Mosaiksteine alpiner Raum-
zen garantieren kann; diese Festlegungen sollten Raumordnung und den alpenweiten Ansatz für versucht; ordnung und den alpenweiten
aber ein Signal an die Unternehmen sein, dass alpenpolitisches Handeln darstellen. Denn nur .) das im Jahre 2005 als Meilenstein für die Alpi-
Ansatz für alpinistisches Handeln
über diese Grenzen bei der Neuverhandlung im dann, wenn regionale Aktivitäten und Maßnah- ne Raumordnung anerkannte „Tiroler Raum-
ordnungsprogramm betreffend Seilbahnen
darstellen. Denn nur dann, wenn
Jahre 2000 nicht debattiert wird“ (Amt der Tiroler men großräumig abgestützt und ergänzt wer-
Landesregierung 1996). Im „Tiroler Raumord- den, können sie langfristig erfolgreich sein. Die und skitechnische Erschließungen 2005“ regionale Aktivitäten und Maßnah-
nungsprogramm betreffend Seilbahnen und Durchführungsprotokolle traten in Österreich wurde im Zuge der Evaluation im Jahre 2011 men großräumig abgestützt und
skitechnische Erschließungen 2005“ wurde am 18. Dezember 2002 in Kraft, in einer Zeit, bereits wieder zu Gunsten der Seilbahnwirt- ergänzt werden, können sie lang-
auf die „Endausbaugrenze“ wieder verzichtet, in welcher Raumplanung/Raumordnung sehr schaft aufgeweicht; fristig erfolgreich sein.“
umgekehrt jedoch eine Reihe von restriktiven viel von ihrem ordnenden Charakter einbüßte .) im Jahre 2012 hätten die Beschwerderechte
„Ausschlusskriterien“ eingeführt, wie unter und ihr eine moderierende Aufgabe zugedacht der Tiroler Landesumweltanwaltschaft weiter
anderem das Verbot von schitechnischen An- worden ist. Zahlreiche der vorhin aufgelisteten geschwächt werden sollen;
lagen in allen Schutzgebieten, auf Gletschern ordnenden Räder der Alpinen Raumordnung .) der im Jahre 2007 erfolgreich ausgearbei-
und Gletschervorfeldern. wurden aufgeweicht oder sind verschwunden. tete Raumordnungsplan „ZukunftsRaum Alpenkonvention mit einem mittlerweile um-
Ende der 1980er Jahre wurde für Kärnten ein Bis Ende 2012 sind andererseits die Durchfüh- Tirol“ wurde zwar 2011 fortgeschrieben, fangreich angehäuften Know-how mit der im
„Wintererschließungskonzept“ vorgestellt, wel- rungsprotokolle der Alpenkonvention in Italien jedoch nur marginal umgesetzt; der Raum- Gespräch stehenden makroregionalen Alpen-
ches klare Realisierungsprioritäten vorgab. Das und der Schweiz noch immer nicht in Kraft ge- ordnungsplan ist (leider) kein verbindliches raumstrategie bestmöglich und mit Mehrwert
Amt der Salzburger Landesregierung veröffent- treten. Relevante Inhalte der Protokolle werden Raumordnungsprogramm; für die Alpenbevölkerung zu verknüpfen. Das
lichte 1990 die ersten „Richtlinien für Schier- im Anlassfall sofort rechtlich bekämpft; der Dilemma für eine geordnete Alpenentwick-
schließung im Land Salzburg“ mit klaren Defi- Überprüfungsausschuss wurde erstmals im Jah- Schließlich gibt es Kräfte in den Alpenregi- lung liegt einfach darin, dass sehr zeitnah mit
nitionen von verwendeten Begriffen und der re 2012 im Fall des auf Südtiroler Boden in den onen, die Alpenkonvention – ähnlich dem der Annahme, Unterzeichnung, Ratifikation
Einführung einer Raumverträglichkeitsprüfung Brennerbergen geplanten Windparks „Sattel- Schicksal vergleichbarer internationaler Ver- und In-Kraft-Treten der Durchführungsproto-
von Vorhaben. berg“ wegen vermuteter Nichteinhaltung der träge und Konventionen – durch eine man- kolle der Alpenkonvention der lange Prozess
Eingebettet in diese Erkenntnis, dass es im Bestimmungen der Alpenkonvention tätig und gelnde Umsetzung ins Leere laufen zu lassen. des Aushöhlens der (Alpinen) Raumordnung
Auszug aus den Seilbahngrundsätzen des Landes Tirol 1996. Die roten Dreiecke markieren die damals festgelegte Berggebiet aufgrund der spezifischen Rahmen- traf unverständlich weiche Entscheidungen; die Es wird die große Herausforderung sein, das begonnen hat (Motto: „Im Zweifel für die Wirt-
Endausbaugrenze im Skigebiet Ischgl. bedingungen auch exakt darauf abgestimmte Alpenkonvention wird von den Vertragsstaaten völkerrechtlich verbindliche Vertragswerk der schaft“ © Ferdinand Eberle, Mitglied der Tiroler
Wie eine gute Ehe 26 27
tun. Das ist ein echtes Problem, weil man na- somit auch eine Landschaft, die für Urlauber Peter Angermann, Sektion Mallnitz: Das Bild ler direkt daneben und nicht drei Kilometer
türlich dann bei den Planungsbetroffenen ein keine besonderen Reize mehr bietet. erinnert mich sehr an die Gemeinde und das entfernt steht. Damit erhöhe ich möglicher-
Klima schürt, in dem raumplanerische Ent- ehemalige Bergsteigerdorf Kals. Was ist dort weise die Effizienz was die Schneeräumung,
scheidungen fast schon automatisch als ne- Das wichtigste ist, dass man sich gemein- raumplanerisch danebengegangen, dass hier den Kanal betrifft, dann hat dieser Weiler eben
gativ wahrgenommen schaftlich und mit ei- so massiv eingegriffen wurde? ein oder zwei Haushalte mehr, aber in sich ist
werden. Stichwort: ner möglichst breiten er dicht bebaut. Wenn aber komplett neues
Einschränkungen des Beteiligung der eige- Roland Kals: Das ist meiner Ansicht nach ein Bauland irgendwo in the middle of nowhere
Peter Angermann, Sektion Mallnitz Eigentums. Wobei es nen Bevölkerung über Totalversagen der Raumplanung. Da hat sich ausgewiesen wird, dann fördere ich zusätzlich Erwin Soukup, Partnerbetrieb Lesachtal
in unserer Rechtsord- die wesentlichen Ziele ein starker Lobbyist durchgesetzt. die Zersiedelung.
nung durchaus selbst- klar wird, die man er-
verständlich ist, dass reichen will. Dazu gibt Peter Haßlacher: Roland Kals hat dieses Pro- Alois Weidinger, Bgm. Grünau im Almtal:
Private gewisse Ein- es eben Instrumente, gramm „Zukunftsraum Tirol“ erwähnt, das in Genau das ist eigentlich unser Problem. Wenn
schränkungen hinneh- wie das berühmte der Ära van Staa, Hosp erarbeitet worden ist, ich vom Almsee bis zum Schindlbach überge-
men müssen, wenn diese im öffentlichen Inte- Entwicklungskonzept, ein Zielkatalog dessen, mit breiter Zustimmung und unter Mitarbeit he, dann sind das 30 Kilometer und auf diesen
resse liegen. Dieser Ansatz scheint mir gerade was man sich in den nächsten 10 bis 20 Jah- von vielen Bürgermeistern, Tourismusverbän- 30 Kilometern wohnen 2.000 Einwohner. Und
im Bereich Raumplanung immer schwächer zu ren vornimmt. In dieses formulierte Zielsystem den usw. Aber alles was sich auf Raumplanung da kommt es zwangsläufig zu Zersiedelung
werden. Das heißt: „Dürfen wir das überhaupt, hänge ich dann meine täglichen Planungsent- bezieht, ist nicht verbindlich und die darauf bzw. sind das zum Teil jahrhundertealte Ge-
weil es könnte ja jemand mit einer Schaden- scheidungen hinein. Je eindeutiger und klarer folgende Generation an Politikern bekennt bäude, wo daneben ein Kind bauen will. Das
ersatzklage daherkommen“. Und mittlerweile dieses Konzept formuliert ist, desto einfacher sich trotz Fortschreibung nicht mehr zu die- ist das Problem.
gibt es ja schon spezialisierte Rechtsanwälte, sind dann die täglichen Entscheidungen. sem Raumordnungs- Wir haben 70 Kilome-
die nach jedem kleinen Verwaltungsfehler Und manchmal muss man jemandem auch plan, wo hervorragen- ter Kanal, die Gegend
Ingeborg Guggenberger, Wirtin des Hochweißstein- fahnden. weh tun. Raumplanung ist im Grunde unge- de zukunftsorientierte, wird überall mit Kanal Gerhard Moser, Partnerbetrieb Vent und Paul Steger,
hauses Was ich damit ausdrücken will, Gemeinden recht für das Individuum, mit einem Feder- auch die Resilienz be- entsorgt, die Infra- OeAV-Sektion Zillertal
und vor allem peri- strich mache ich den treffende, Aspekte ent- struktur zu erhalten
phere Gemeinden, einen zum Millionär halten sind. Und das ist ist natürlich schwierig,
sind diesbezüglich in und der andere schaut heute die Schwierig- jedes zusätzliche Ge-
keiner beneidenswer- durch die Finger. Aber keit ständigen Wech- bäude ist eine Mög-
ten Lage. Sie müssen es ist deswegen unge- sels unterschiedlicher lichkeit, diese auch
irgendwie den Spa- recht, weil es in einem Anschauungen und heute setzt sich der Starke wirklich zu erhalten.
gat zwischen Ent- übergeordneten, öf- in diesem Bereich durch. Aus meiner Sicht hät-
wick lungsimpulsen fentlichen Interesse te diese Siedlung als „achter Weiler“ von Kals Roland Kals: Man muss dazusagen, der Kanal
einerseits und einer geschieht. Und das nicht entstehen dürfen, das widerspricht den ist ohnehin das Ärgste. Weil früher hatte man
notwendigen Steue- öffentliche Interes- Bestimmungen der Raumordnung. Wenn der wenigstens ein gutes Argument gegen eine
rung und Begrenzung se kann nur eine auf Gemeinderat dafür stimmt und heute in die- Baulandwidmung, wenn keine geordnete Ab-
andererseits schaffen. In unserem Fall natür- Langfristigkeit ausgerichtete Entwicklungs sem Bereich die Zukunft gesehen wird, dann wasserbeseitigung vorhanden war. Mittlerwei-
lich auch in Hinblick auf unsere touristischen sein, die resilient, das heißt krisenbeständig, passiert so etwas. le haben wir zu jedem Einzelgebäude einen
Peter Haßlacher, Leiter der Fachabteilung Raumpla- Zielsetzungen: Eine Gemeinde, ein Ort oder ist. Wir haben sehr schöne Planungen und wich- Kanalanschluss und als Gemeinde den Zwang, Josef Außerlechner, Bürgermeister Kartitsch
nung/Naturschutz des OeAV
eine Region dauerhaft in einem Zustand zu er- Dass eine Gemeinde das nicht allein stemmen tige politische Vorgaben, aber sie werden im dass das wirtschaftlich halbwegs läuft. Man
halten, der es wert ist, dass man als Gast noch kann, ist klar. Aber ich habe bereits erwähnt, konkreten Fall nicht respektiert und angewen- hat ja förmlich den Zwang, dass man weitere
hinfährt. dass mein Eindruck wirklich der ist, dass sich det. Nur ein Programm, ein Raumordnungs- Anschlüsse dazu bekommt.
Wenn ich natürlich überall die selbe Situa- die öffentliche Hand aus diesem Aufgaben- programm, ist in Tirol verbindlich und das wird
tion habe, wie in der Umgebung von Linz, bereich immer mehr zurückzieht. Notwendig bei Bedarf geändert, sonst hätte man z.B. auch Alois Weidinger, Bgm. Grünau im Almtal:
Salzburg oder Wien, eine Situation, die man wäre aber das Gegenteil. den Bereich in Ischgl nicht erschließen kön- Darf ich vielleicht noch etwas dazu sagen: Der
mit dem Begriff „Zwischenstadt“ bezeichnet, Man bräuchte im Prinzip eine starke finanziel- nen. Kanal zum Almsee war in der gelben Zone,
nämlich nicht Stadt aber auch nicht Land, ein le Unterstützung, um zum Beispiel eine aktive wenn wir den nicht gebaut hätten, hätten wir
völlig undifferenzierter Teppich von verstreu- Bodenpolitik in den Gemeinden machen zu Georg Hauger, TU-Wien: Ich habe kein gro- mehr an Förderungen zurückzahlen müssen,
ten Wohnhäusern mit ein wenig Grünfläche können. Man müsste sich als Gemeinde am ßes Vertrauen in das Rechtssystem. als der Bau des Kanalstranges Almsee gekostet
dazwischen, wo im Laufe der Zeit immer mehr Grundstücksmarkt vernünftig bewegen kön- Man kann aber schon im Raumordnungspro- hätte. So erhalten wir den Höchstfördersatz,
die landwirtschaftliche Sinnhaftigkeit verloren nen, dann ist man nicht darauf angewiesen, gramm auch über Dichte arbeiten. Wenn ne- logisch dass wir gebaut haben.
geht, weil die Flächen immer mehr zerstückelt dass man zu jedem Bauernhaus ein Wohnhaus ben einem Bauernhof für den Sohn ein Haus
Aldo Mosena, CAI Val di Zoldo und Camillo de Pel- sind, dann werde ich dort eine sozusagen dazu bauen muss, weil sich sonst niemand gebaut werden soll, dann ist das kein so gro- Josef Außerlechner, Bgm. Kartitsch: Eine An- Engelbert Wassner, Heribert Kulmesch und
legrin, Bürgermeister Forno de Zoldo „europäische Einheitslandschaft“ haben und Baugrund leisten kann. ßes Problem, vor allem wenn es in einem Wei- regung noch zur Raumordnung im ländlichen Egon Wassner aus Zell-Sele
Diskussion 30 31
Gemeinden Kartitsch und Obertilliach, die seit Qualitätsentwicklung Die 5. Auflage wurde in der Höhe von 26.000 den Themen zugeordneten Bildern machen Seite sowohl in Österreich als auch in Deutsch-
Beginn der Bergsteigerdörfer-Initiative dabei Stück aufgelegt. die Webseite wesentlich lebhafter. land unter den Top 3.
sind. Der Oesterreichische Alpenverein und Jedes Bergsteigerdorf hat seine ganz beson- Die Zugriffszahlen auf die Webseiten sind wei- Die Webseite eignet sich außerdem sehr gut,
der Club Alpino Italiano fungieren als Promo- deren Stärken und Schwächen. Um diese zum terhin steigend und belaufen sich auf zwischen Neuigkeiten und Veranstaltungen zeitgerecht
toren, helfen bei der Entwicklung des alpin- Vorschein zu bringen und mit den Stärken ein Einzelbroschüren 250 und 300 Besucher pro Tag, die sich mit fast anzukündigen. Zusäztlich werden vermehrt
touristischen Angebotes und achten auf den klares Profil auszuarbeiten, auf dem weitere 3 Minuten ziemlich lange auf der Webseite die von den Gemeinden zusammengestellten
Gleichklang zwischen Inhalten und Zielen des Schritte aufgebaut werden können, wird je- Viele der Einzelbroschüren waren relativ rasch aufhalten. Die typischen Ausreißer nach oben Pauschalangeboten eingepflegt, was sich auf
Vorhabens. dem Bergsteigerdorf eine Qualitätsentwick- vergriffen, was durchaus erfreulich ist, zeigt sind auf Online-Berichterstattungen zurück zu der Seite „Aktiv am Berg“ äußerst positiv aus-
Zur Zeit arbeiten zahlreiche Personen in ver- lungssitzung angeboten. Ulrich Kirchmayr dies doch das rege Interesse der Gäste und der führen, meist aus dem deutschen Raum. Aber wirkt und hoffentlich bald auch direkt bei den
schiedenen Arbeitsgruppen zusammen: Ver- wurde dafür Anfang 2012 eigens über Roland einheimischen Bevölkerung an den wertvollen auch die Zugriffe von Seiten der allgemeinen Partnerbetrieben, die damit mehr Gäste be-
treter des italienischen Alpenvereines CAI, Kals im Raumplanungsbüro arp angestellt. Er Informationen in den Broschüren. Webseite des Oesterreichischen Alpenvereins kommen sollen.
Vertreter der OeAV-Sektionen Austria und verstärkt das Team insofern, dass er bereits im Nachdem die Einzelbroschüren von Johns- sind sehr hoch. Im Google-Ranking liegt die
Sillian, Touristiker, Kulturschaffende und Ge- Vorfeld jeder Sitzung mit den Personen vor Ort bach, Hüttschlag und Lunz bereits Ende 2011
meindepolitiker, aber auch junge Leute, die spricht und den aktuellen Ist-Zustand - vor al- neu aufgelegt wurden, erschienen im Jahr
in diesem Projekt eine Rolle spielen möchten lem aus Sicht des Gastes - erhebt und darstellt. 2012 die Broschüren von Hüttschlag, dem Tiro-
und vielleicht die eine oder andere persönli- In den Sitzungen wird versucht, spezielle An- ler Gailtal, der Steirischen Krakau, Malta, Mall-
che Chance sehen. gebote zu erarbeiten, bereits vorhandene Ini- nitz, Vent im Ötztal und Ginzling im Zillertal in
Die Österreicher stellen ihre bisher gemachten tiativen zu bündeln, da und dort das Profil zu der 2. Auflage.
Erfahrungen zur Verfügung, die Italiener ihre schärfen. Ziel ist es, dass die Arbeitsgruppe
Begeisterung für die Initiative sowie ihre spe- vor Ort eine Prioritätenliste estellen kann und
zielle Kompetenz im Bereich der lokalen Um- nach und nach verschiedene Punkte entwi- Alpingeschichte reisen.t-online.de
welt- und Kulturpflege. ckelt bis hin zu ausgewählten Pauschalange-
Das gemeinsame Ziel ist es, nach österreichi- boten für die Gäste. Die Alpingeschichte von Vent im Ötztal wurde
schem Vorbild einen regional angepassten Die Qualitätsentwicklung stellt einen sehr von Hannes Schlosser - Redakteur der Alpin- zeit.de
Bergtourismus aufzubauen, der wertschöp- wichten Schwerpunkt in dieser zweiten Pro- geschichtebücher - selbst verfasst. Die Buch-
fende Ergebnisse bringt, mit geringem Kapi- jektphase der Bergsteigerdörfer dar. Broschü- präsentation am 19. Juni 2012 in Vent war ein
tal- und Technikaufwand auskommt und eine ren und Webseiten sind zwar schön, bringen voller Erfolg und das Buch kommt sehr gut an.
Die Gesamtbroschüre mit dem Titelbild Vent wurde in Gästeschichte anspricht, die eine Alternative aber für sich alleine kaum Gäste in die Orte. Damit sind zur Zeit zehn Alpingeschichtebü-
einer Auflage von 26.000 Stück gedruckt. zur touristischen Einheitskost sucht. Aus diesem Grund ist es von großer Bedeu- cher erhältlich: Gr. Walsertal - schon in der 2.
tung, dass vor Ort einerseits die vorhandene Auflage -, Ginzling, Gailtal, Lesachtal, Mallnitz,
Infrastruktur verbessern und andererseits Steinbach am Attersee, Grünau im Almtal, Vill-
neue Impulse geschaffen werden. gratental, Johnsbach im Gesäuse und Vent. nzz.ch
Bis zum Jahresende 2012 konnte in allen Ge- Weitere Bücher stehen an: Aktuell wird an den
meinden bis auf Malta eine Qualitätsentwick- Büchern von Malta, Mauthen, Steirische Kra-
lungssitzung abgehalten werden. kau, Reichenau an der Rax, Lunz am See, Hütt-
schlag und Weißbach gearbeitet.
Gesamtbroschüre
Webseite
An der Gesamtbroschüre wurde Ende 2011 vor
allem von Regina Hatheier-Stampfl sehr inten- Auch auf der Webseite www.bergsteigerdoer-
siv gearbeitet. Ziel war es, diese mittlerweile fer.at gibt es einige Neuerungen: So wurden
schon 5. Auflage zur Ferienmesse Anfang Jän- zum Bespiel die Sommertouren auf Englisch
ner 2012 nach Wien mitnehmen zu können. übersetzt und eingepflegt. Die Wintertouren
Dieser Termin konnte Dank des Engagements werden folgen.
der Gemeinden und Reginas großem Einsatz Die Partnerbetriebe erhielten jeweils eine ei-
tatsächlich eingehalten werden. gene Seite mit einem Online-Anfrageformular,
Neu ist in dieser Auflage vor allem, dass auch mit Beschreibungen und Bildern zum Haus
alle Partnerbetriebe mit kompletter Adres- und zur Umgebung.
sensangabe aufgelistet sind. Außerdem ist Die Broschüren können in Form von so ge- 2012 fanden bisher im Durchschnitt 288 Besucher pro Tag auf die Website. Sie sahen sich 3,15 Seiten an und
Mauthen als neues Bergsteigerdorf hinzu ge- nannten Flip-Books angesehen werden und hielten sich 02:51 (Min:Sek) lang auf. Verglichen mit dem gleichen Zeitraum 2011 ergibt sich eine Steigerung von
Cibiana di Cadore; Foto: Ulrich Kirchmayr kommen. eine ganze Reihe von neuen und spezifisch zu +38% bei den Besuchen, +1,3% bei den Seitenaufrufen und +13% bei der Aufenthaltsdauer.
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Den Samstag verbrachten die Teilnehmer die Reiseveranstalter Neckermann und Tho-
auf dem legendären Hochweißsteinhaus der mas Cook. Die Unterkunft (meist verschiedene
OeAV-Sektion Austria. Das Schutzhaus ist von Kategorien) sowie der Flug werden über den
der Ingridalm - Zufahrt mit Kleinbussen mög- Reiseveranstalter gebucht. Verkauft wird das
lich - in ca. 45 Minuten zu erreichen. Ingeborg Paket über jene Reisebüros die z.B. Necker-
Guggenberger, Hüttenwirtin des Hochweiß- mann im Programm haben.
steinhauses ist bekannt für ihre hervorragen-
de Küche. Sie ist stehts bemüht, ihren Gästen Die Kunst, ein gutes Paket zu entwickeln liegt
regionale und saisonale Speisen anzubieten. darin, dass es auf die Zielgruppe zugeschnit-
Erst kürzlich hat die Sektion Austria beim Oe- ten ist. Es muss also bereits bei der Planung
sterreichischen Alpenverein das Umweltgüte- eine Marketingstrategie im Hintergrund ste-
siegel beantragt. hen.
An diesem Samstag mussten die Teilnehmer
leider bei schlechtem Wetter den Anstieg zum Krauland Reisen bietet 4 Kataloge:
Hochweißsteinhaus erklimmen. Kurzfristig 1. Katalog für Neckermann/Thomas Cook: Die- Wetterfest machten sich die Teilnehmer auf den Weg
sackte die Motivation etwas ab, konnte aber ser Katalog wird von Krauland für den Rei- zum Hochweißsteinhaus.
zum Glück schnell wieder hergestellt werden severanstalter produziert, der Verkauf und
und schließlich mussten doch alle zugeben, Vertrieb erfolgt ausschließlich über den Rei-
dass die Berge gerade bei Wind und Wetter severanstalter. Das Angebot umfasst Flug-
besonders beeindruckend sind. Abgesehen reisen in Europa (Flugzeit bis ca. 3 Stunden),
davon schmeckt dann das Essen auf der Hütte wie zum Beispiel den Mittelmeerraum, die
um so besser. Kanarischen Inseln, Nordeuropa (Lofoten,
Im gemütlichen Ambiente der Hütte fand Schottland) und viele mehr.
dann der Gastvortrag von Wolfgang Krauland 2. Eigener Katalog mit weltweiten Zielen: In
als Experte für Packeges statt. diesem Katalog werden Ziele, die Necker-
mann nicht im Programm hat, sowie maßge-
Wolfgang Krauland studierte Tourismus & Mar- schneiderte Pakete für Gruppen angeboten.
Das Hochweißsteinhaus der OeAV-Sektion Austria stellte eine der Tagungslokalitäten im Rahmen dieser Jahrestagung dar.
keting in Wien und gründete 1993 die Firma Der Trend geht hier zur individuellen Anrei-
„Krauland Reisen“. Krauland Reisen bietet welt- se bei Flugreisen.
Anfängliche Motivationsschwierigkeiten waren
weit Wanderreisen an, die genau auf die jewei- 3. Kärnten-Katalog: Dieser Katalog, der auch schnell überwunden.
lige Zielgruppe abgestimmt sind. von den Neckermann Reisebüros aufgelegt
Die Auslastung der Vor- und Nachsaison vor wird, umfasst 16 Regionen in Kärnten und
allem auf den Kanarischen und Mittelmeerin- bietet verschiedene Kategorien an Wander-
seln bereitet den großen Reiseveranstaltern programmen (Wanderungen für Familien
Probleme. Die Charterflüge werden jedoch mit Kindern, erlebnisorientierte Genusswan-
aufgrund der Slots immer nur für ein halbes derungen, sportive Bergwanderungen und
Jahr vergeben, die Reiseveranstalter sind so- Spezialprogramme). Auch hier sind maßge-
mit an gewisse Flugzeiträume gebunden. Um schneiderte Programme möglich. Die Regio-
die Vor- und Nachsaison zu beleben, wurden nen erhalten zusätzlich gegen einen Druck-
bei vielen großen Reiseveranstaltern unter kostenbeitrag die Möglichkeit, sich auf einer
anderem Wanderreisen in das Programm ge- Seite vorzustellen.
nommen. 4. Virtuelle Kataloge: In Zusammenarbeit mit
Krauland Reisen entwickelt diese Wanderan- Kooperationspartnern. Hier werden Ziele
gebote (inkl. Touren, Guide und Logistik) für vorgestellt, die aufgrund der limitierten Sei- Auf der Hüttenterrasse war‘s windig.
Was ist ein „Package“? 36 37 Was ist ein „Package“?
Erwin Soukup: Ich als Betrieb mache meine nehmende Personen. Wenn ich am Vorabend
Arbeit, mein Partner muss es vermarkten. etwas präsentiere, steht der Wanderführer
sehr unter Zugzwang, dies am nächsten Tag
Wolfgang Krauland: Wenn bei Krauland Rei- auch zu erfüllen. Ich habe mehr Handlungs-
sen ein neues Paket gestaltet und angeboten spielraum, wenn ich keine zu großen Ankündi-
wird, wird erst nach drei Jahren Bilanz gezo- gungen mache und kann die Tour individueller
gen. Man muss das Paket mindestens zwei gestalten.
Erwin Soukup, Partnerbetrieb Lesachtal Jahre lang anbieten, Erwin Soukup, Partnerbetrieb Lesachtal Das Hochweißsteinhaus - seit 85 Jahren hochalpine Die Fahne am Hochweißstein ist am Ende der Saison
Gastlichkeit von Wind und Wetter schon recht zerzaust.
um eine Bilanz ziehen Wolfgang Krauland:
zu können. Die Leute wollen aber
Krauland Reisen bietet sehr wohl eine grund-
zu 80% Flugziele und legende Information
zu 20% Ziele im Alpen- zur Region, zu den
raum an. Im weltwei- Besonderheiten, zur
ten Katalog sind nur Kultur usw. Diese Infos
zwei Angebote aus Kärnten enthalten, es gibt soll der Guide liefern, der dazu ein Storybuch
aber einen eigenen Kärnten-Katalog. Dieser ist haben muss.
unabhängig von Neckermann Reisen und wird
speziell für die Regionen in Kärnten als Mar- Christina Schwann: Das Problem ist, dass
keting-Plattform produziert. Darin enthalten man etwas zusammenstellt, wie man es auch
sind 10 Touren in fünf Regionen, ein Paket ist selbst buchen würde und damit oft eher er-
Andreas Kleinwächter, TVB-Mallnitz immer ein spezielles folglos bleibt. Christian Unterguggenberger mit Helga Beermeister Wolfgang Krauland, Krauland Reisen, in vollem Cristina Gavaz und Roland Kals ins Gespräch vertieft
Familienpaket. Wer- und Cristina Gavaz Einsatz
den Packages einge- Wolfgang Krauland:
kauft, so werden diese Man muss sich überle-
im Vorfeld geprüft. gen, wie man gemein-
Die Kärnten-Packages sam auf dem Markt
werden aber wiede- auftreten kann. Eine
rum auch an andere Möglichkeit wäre ein
Reiseveranstalter weiterverkauft. Gegen einen virtueller Katalog mit den schönsten Angebo-
Druckkostenbeitrag können sich die einzelnen ten.
Regionen zusätzlich im Katalog vorstellen.
Christina Schwann: Wenn ich auf der Messe
Cristina Gavaz: Es gibt Experten zu den ver- bin, wollen die Leute buchen, sie hätten gerne
schiedenen Themen, denen man auf den Wan- konkrete Packages. Unser Anliegen ist es, dass
derungen begegnet. Ist es sinnvoll einen Ein- diese auch etwas über das Bergsteigerdorf
Sepp Lederer, OeAV-Sektion Obergailtal-Lesachtal, führungsabend mit Vorträgen dieser Experten vermitteln.
Bergsteigerdorf Mauthen
zu machen?
Monika Bischof: Wie aufwändig ist eigentlich
Wolfgang Krauland: Ich würde das nicht ma- diese Konzessionsprüfung?
chen, da der Erlebniswert für den nächsten Tag
wegfällt. Besser wäre es, die Experten vor Ort Wolfgang Krauland: Es gibt nicht viele Rei-
einzubinden. severanstalter die Wanderangebote im Pro-
gramm haben. Bei Paketverkauf an Privatgäste
Monika Bischof: Der Begrüßungsabend ist ist es kein so großes Problem, hier werde ich
für allgemeine Themen, hier wird das Interesse kaum Schwierigkeiten bekommen. Vorsicht ist
aufgebaut und am Abend schließt man dieses bei Gruppenreisen geboten.
Thema wieder ab.
Christina Schwann: Bei guten Wanderpa-
Inge Wurzer: Auch bei einer Strecke mit be- ckages gäbe es auch die Möglichkeit, diese
Karl Heinz Hesse, DAV-Sektion Göppingen und ARGE- stimmten Highlights unterliege ich immer über die Bergsteigerschule des OeAV zu ver-
Höhenwege Mallnitz noch dem Faktor Wetter und dem Faktor teil- kaufen.
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Der liebevoll eingerichtete Bauernladen in Brigitte Lugger führt den Bauernladen und ist maßgeb- Natürlich wurden auch die Mühlen ausführlich
Maria Luggau. lich für den Erhalt der alten Mühlen verantwortlich. besichtigt.
Die alten Mühlen wurden liebevoll restauriert und sind Karl Kapferer und Christoph Stock vom neuen Bergstei- Ein würdiger Abschluss des Tages: Die detailreichen
voll einsatzfähig. gerdorf Sellrain mussten allerdings eine Rast einlegen. Informationen von Frau Lugger.
Sonnenuntergang in Maria Luggau, fotografiert durch Auch die Besichtigung der großen Basilika in Maria Der sehr schön gepflegte Friedhof gehörte natürlich
das Tor der Wallfahrtskirche. Luggau war Teil des Programms. auch dazu.
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Der „harte Kern“, die da waren Regina Hatheier-Stampfl, Wilfried Türtscher, Helga Beermeister, Jo-
achim Benz, Karl-Heinz Hesse, Monika Bischof, Ulrich Kirchmayr und Christina Schwann, war am
Sonntag, den 30.9.2012 bei doch etwas durchwachsenem Wetter noch auf einer kleinen Bergtour
in der Umgebung des Hochweißsteinhauses unterwegs. Von der Hütte machten wir uns auf den
Weg zum Öfnerjoch, wo uns der Nebel wieder ziemlich vereinnahmte. Bei schlechter Sicht und
kurzfristigen Orientierungschwierigkeiten, die wir aber schnell wieder im Griff hatten, ging es
weiter zum Bladnerjoch - genau entlang der Grenzlinie zu Italien.
Dort angekommen waren wir dann schon etwas müde und zum Teil ein wenig durchnässt. Der
Abstieg zur Hütte war aber nicht mehr allzu weit und dort erwartete uns Ingeborg Guggenberger
mit heißem Tee, Suppe und sensationellem Kuchen.
An dieser Stelle ein riesengroßes Dankeschön an Ingeborg Guggenberger für die einzigartig gute
Verpflegung auf ihrer Hütte - selten so gut gegessen!! Außerdem war es ein sehr gelungener Hüt-
tenabend - der letzte der Saison, der natürlich gebührend gefeiert wurde.
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Das Projektteam „Bergsteigerdörfer“ bedankt sich sehr herzlich bei Bürgermeister Franz Guggenberger, Viezebürgermeister Johann Windbichler,
Tourismusverantwortlichem Christian Unterguggenberger, Partnerbetriebsinhaber Erwin Soukup, Hüttenwirtin des Hochweißsteinhaueses Inge-
borg Guggenberger sowie allen weiteren Helfern und Helferinnen für die hervorragende Planung und Organisation der Tagung und der Ausflüge
sowie für das ausgezeichnete Menü am Begrüßungsabend im Gasthaus Wilhelmer, auf das uns die Gemeinde Lesachtal eingeladen hat.
Vielen Dank außerdem allen Teilnehmern, die durch ihre aktive Mitarbeit die Diskussionen sehr lebhaft gestalteten und so dazu beitrugen, dass jeder
einen Teil für sich mit nach Hause nehmen konnte.
Anbei noch ein paar Eindrücke aus dem wunderschönen Lesachtal, damit es allen Teilnehmern in guter Erinnerung bleibt und all jenen, die nicht
dabei sein konnten, Lust auf einen Besuch macht.
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Die Teilnehmer
www.bergsteigerdoerfer.at