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Hl.

Pfarrer von Ars (1786 - 1859)

Berichte aus seiner Arbeit für das Heil der Seelen


(mit kirchlicher Erlaubnis)

Diese wahren Berichte sind aus französischen


Dokumenten übersetzt.
Sie wollen den Menschen zeigen, wie man sich durch die
guten Ratschläge des Pfarrers von Ars in diesem Leben
vor Schaden bewahren kann. Besonders aber im Jenseits
ersparen wir uns viele Qualen des Fegefeuers, wenn wir
hier die Sünde meiden und unsere Seele nicht beflecken.
Denn Gott will uns im Fegefeuer nicht quälen, sondern
reinigen, bevor wir zu Ihm in die Ewigkeit kommen.

Der Apostel Paulus sagt: „Nicht Unreines kann zu Gott kommen.”

Inhaltsverzeichnis

Berichte aus seiner Arbeit für das Heil der Seelen.......................................................................... 1


Inhaltsverzeichnis ......................................................................................................................... 1
Vorwort ....................................................................................................................................... 3
Wie eine Trauernde getröstet wurde .................................................................................................. 3
Zwei auserwählte Seelen..................................................................................................................... 4
Ja, aber er ist sehr tief unten ............................................................................................................... 4
Er ist gerettet ....................................................................................................................................... 4
Fahren Sie fort, für ihn zu beten ......................................................................................................... 5
Der Glöckner........................................................................................................................................ 5
Trauer um ein Kind .............................................................................................................................. 6
Himmel, Fegefeuer und Hölle ............................................................................................................. 6
Armer Familienvater............................................................................................................................ 7
Der Schutzengel ................................................................................................................................... 8
Spiritismus: „Julius, bleib stehen” ....................................................................................................... 8
Geisterbeschwörung ........................................................................................................................... 9

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Was er Geistlichen sagte ..................................................................................................................... 9
Was einer Weltdame gesagt wurde .................................................................................................... 9
An der Kommunionbank ................................................................................................................... 10
Aus der Tiefe des Abgrunds ............................................................................................................... 10
Trennung von Kirche und Staat ......................................................................................................... 11
Der verlorene Sohn ........................................................................................................................... 12
Die Zuflucht der Verzweifelten.......................................................................................................... 12
Himmlische Beziehungen .................................................................................................................. 12
Ein Hindernis für die Vollkommenheit .............................................................................................. 13
Lebenslauf des hl. Pfarrer von Ars ............................................................................................... 14
Jean-Marie Vianney ........................................................................................................................... 14
Ein kleiner Hirte unter der Schreckensherrschaft ............................................................................. 14
Die quälende Sorge um das Heil der Seelen ..................................................................................... 15
Ein umdrängter Beichtstuhl............................................................................................................... 16
Vertrauen in die Gnade ..................................................................................................................... 17
Meine älteste Liebe ........................................................................................................................... 17
Die Angriffe des Teufels auf den HI. Pfarrer von Ars..................................................................... 18
Der Pfarrer von Ars in der Begegnung mit dem Teufel ..................................................................... 19
Die unbezahlte Traube .................................................................................................................. 19
Exorzismus vor dem Hochaltar ...................................................................................................... 19
Die Macht des Segens ................................................................................................................... 20
Teufelsaustreibung in der Sakristei ............................................................................................... 20
Dämonische Beschimpfung im Beichtstuhl ................................................................................... 20
Da sagte der Teufel die Wahrheit.................................................................................................. 21
,,Ich werde mich im Paradies ausruhen“ ..................................................................................... 21
Gebet des hl. Pfarrers von Ars in schweren Anliegen ................................................................... 23

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Vorwort

Dieser Sammlung interessanter Tatsachen und Begebenheiten aus dem Leben des heiligen
Pfarrers von Ars nach Berichten glaubwürdiger Zeugen zusammengestellt. Sie zeigen in
vielfacher Weise auf, wie Gott durch seine Auserwählten spricht. Seine außerordentliche Gabe
befähigte ihn, mühelos in den Seelen zu lesen wie in einem aufgeschlagenen Buch. „Als sein Blick
den meinen traf, - berichtet ein Beichtkind - drang er mir buchstäblich bis auf den Grund der
Seele.“

Die Ereignisse, welche er voraussah, gaben ihm in der Folge ausnahmslos recht. Wir werden
hören, wie er den Schleier von der Zukunft hob, ob es sich nun um Laien, Ordensleute und
Priester oder Missionare handelte; wir erfahren, wie vertraut er mit den verschiedensten
Angelegenheiten war, mochte es sich um eine Bekehrung, um einen Abfall von Gott, um
Krankheit, Tod und Genesung handeln.

„Kann ich mich auf Ihr Wort verlassen“, wagte ihm ein junges Mädchen zu sagen, das er in einen
Orden verwiesen hatte, „Sie kennen mich doch gar nicht.“ - „Wie, ich kenne Sie nicht?“ erwiderte
er lebhaft; „aber ich lese doch in Ihrem Innern so als hätte ich Sie Ihr Leben lang beichtgehört.“
Menschlich betrachtet, sind diese Visionen nicht erklärlich.

Nach einem Urteil von Papst Benedikt XIV. handelt es sich hier um eine Wissenschaft und eine
Weisheit, die vom Heiligen Geist stammen und sind eine offensichtliche Belohnung und eine
Frucht des lebhaftesten Glaubens. Das Apostolat des Heiligen von Ars reicht weit über sein Grab
hinaus. Es gibt keine Lebenslage, in der die Seele guten Willens bei der Lektüre dieser
Aufzeichnungen nicht finden könnte, wessen sie bedarf: Ratschläge, Mahnungen, Warnungen,
Worte des Trostes, eine Anregung zu lebendigem Glauben und kindlichem Vertrauen und eine
heilsame Ermutigung, unverzagt voranzuschreiten, hinein in das ewige Leben.

Gebe Gott, dass es vielen Seelen zum Heile gereiche, den Frommen, den Ungläubigen, den
Irrenden, den Zweifelnden, den Verzagten, den Ratlosen, und allen Unglücklichen, die da meinen,
es gäbe für sie keine Rettung mehr. So wirkt Gott durch seine Heiligen

Wie eine Trauernde getröstet wurde

Herr und Frau Chervet, ausgezeichnete Christen, hatten aus eigenen Mitteln eine Schule eröffnet,
die von ihrer Tochter Josephine geleitet wurde. Als Lehrkraft erhielten sie eine Ordensfrau
namens Saint-Joseph, mit der sie vorzüglich zusammenarbeitete. Alles ging gut bis zum März
1852, als Katastrophe über Katastrophe über sie hereinbrach.

Frau Chervet erkrankte an Typhus und starb, während ihre Tochter, die sich bei der Pflege ihrer
Mutter infiziert hatte, ihr 10 Tage später folgte. Herr Chervet vermochte dem Ansturm dieser
Prüfungen nicht standzuhalten und starb kurz darauf mit 62 Jahren. Schwester Saint-Joseph
blieb allein zurück. Was konnte sie anderes tun als für ihre edlen Freunde zu beten um selbst auf
diese Weise Trost und Frieden zu finden. Eines Tages kam sie nach Ars und traf den Pfarrer in
der Sakristei an. Kaum hatte sie die Schwelle überschritten, als er ausrief: „O mein Kind, wie
glücklich sind sie doch alle! (Ihre Verstorbenen) Weinen Sie nicht! Sie würden sie bestimmt
nicht wieder zurückholen auf diese Welt so voll des Elends, jetzt nachdem sie ihr Ziel erreicht
haben!“ Sie hatte kein Wort gesprochen, er kannte weder ihren Namen, noch wusste er, woher
sie kam. Wie konnte er Kenntnis von diesen Dingen erlangt haben, wenn nicht auf
übernatürliche Weise! Als die Schwester ihn so reden hörte, fasste sie Mut, die Freude erfüllte
ihre Seele und sie kehrte getröstet und Gott preisend nachhause zurück.

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Zwei auserwählte Seelen

Die Baronin Prosper des Garets, die Gattin des Bürgermeisters von Ars gab beim
Heiligsprechungsprozess folgendes bekannt: Der Pfarrer liebte die Armen Seelen über alles. Ich
bin überzeugt davon, dass er in direkter Verbindung mit ihnen stand und dass das Fegefeuer ein
Ort war, an dem er gut Bescheid wusste. Frl. Ecrivieux aus Bourg machte sich schwere Sorgen
um ihren plötzlich verstorbenen Vater, der sich sein ganzes Leben lang jedem religiösen Einfluss
widersetzt hatte. Sie wandte sich an den Pfarrer, der ohne zu zögern antwortete: „Er ist gerettet,
bleibt aber für eine undefinierbar lange Zeit im Fegefeuer.” Für meine Mutter, die eine sehr
fromme Frau gewesen war, glaubte ich nach ihrem Tode nicht beten zu brauchen. Ich sprach mit
dem Pfarrer darüber. „Im Gegenteil sagte er beten Sie viel für sie.“ Und zu meiner Schwester
gewandt: „Seien Sie beruhigt, Ihre Mutter ist an einem guten Platz” - „Heißt das, dass sie im
Paradies ist?“ - „Nein, das meinte ich nicht.” Wir begriffen, dass er uns damit sagen wollte, dass
sie nicht lange zu leiden brauchte.

Nach einem Leben voll von guten Werken, war Frl. Adele Murinais an einer langwierigen und
schmerzhaften Krankheit gestorben. Ich empfahl sie dein Gebet des Pfarrers. „Für sie braucht
man nicht zu beten“, antwortete er mir und als eine Verwandte ihn bat, heilige Messen für ihre
Seelenruhe zu lesen, lehnte er ab und sagte: „Sie bedarf ihrer nicht.“ Frl. De Bar, eine meiner
Verwandten, beklagte den Tod ihrer Mutter, deren Leben voll von Prüfungen gewesen war: Der
Pfarrer sprach sie an und sagte zu ihr: „Sie haben Ihre Mutter verloren, sie ist im Himmel.” - „Ich
wage es zu hoffen, Herr Pfarrer.” - „Jawohl, sie ist im Himmel.“ Und als sie ihm den Rosenkranz
ihrer Mutter reichte, damit er ihn segne, führte er ihn voll Ehrfurcht an die Lippen. Ich habe viele
Begebenheiten ähnlicher Art erlebt und bin überzeugt, dass er wusste, was im Fegefeuer
geschah.

Ja, aber er ist sehr tief unten

Ein junges Mädchen aus Saoneet- Loire war in eine Kongregation ihres Heimatortes eingetreten,
vermochte sich aber bei bestem Willen nicht hineinzufinden. Von Mutlosigkeit erfasst, war sie
bereit aufzugeben, was sie für ihre Berufung gehalten hatte. Gleich so vielen anderen in
ähnlicher Lage, kam ihr der Gedanke, den Pfarrer von Ars zu befragen. Die Unterredung war nur
kurz. Kaum kniete sie im Beichtstuhl, als der Pfarrer zu ihr sagte: „Mein Kind, Sie sind nicht dort,
wo der liebe Gott Sie haben will. Sie müssen in jene Kongregation eintreten.” - „Aber ich habe
bereits mehrere Probe Monate hinter mir. Wird man mich anderswo aufnehmen?“ - „Ja mein
Kind, begeben Sie sich sofort in das genannte Kloster.“ - „Soll meine Schwester, die ebenfalls
Postulantin ist wie ich, auch mit mir kommen?“ - „Nein, sie nicht, sie soll bleiben, wo sie ist.”
Noch etwas wüsste ich gern: „Unser Vater starb durch einen Unfall. Ist er gerettet?“ - „Ja, er ist
gerettet, aber er ist sehr tief unten.”

Das junge Mädchen befolgte die Weisungen des Pfarrers. Sie wurde in die angegebene
Kongregation aufgenommen und wandelte fröhlich auf dem Wege, den der Heilige ihr gewiesen
hatte. Entgegen der Weisung des Heiligen, war ihre Schwester denselben Weg gegangen. Sie
starb bereits als Novizin.

Er ist gerettet

„Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken“, sagt der Herr. Seine Absichten sind in der Tat
undurchdringlich. Dort wo ein Mensch zuweilen verdammt, kann Gott hingegen lossprechen.
Sein Erbarmen ist ohne Grenzen. Manche Todesfälle lassen uns schaudern, da alle Anzeichen zu
einem schlimmen Ende gegeben scheinen; und Gott, der das für uns Verborgene durchdringt,

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verzeiht. Wie tröstlich ist doch dieser Gedanke! Der folgende Bericht ist ein rührender Beweis
dafür.

M. Guillaumet, langjähriger Superior eines Klosters in Saint-Dizier begab sich nach Ars. In
seinem Abteil sprach man von nichts anderem als von den Wundern, die in dem heiligen Dorf
geschahen. Der Name Vianney war in aller Munde. Neben dem Geistlichen saß eine
schwarzverschleierte Dame und hörte schweigend zu. Als die Pilger in Ars ausstiegen, wandte
sie sich an M. Guillaumet und sagte: „Erlauben Sie, dass ich Ihnen nach Ars folge. Es ist ja gleich,
wohin ich mich begebe, ich reise um mich abzulenken. „ Er versprach sein möglichstes zu tun,
um sie dem Heiligen zuzuführen. Er geleitete sie auf den Weg zwischen Kirche und Pfarrhof. Der
Heilige erschien, noch mit dem Chorrock bekleidet. Er ging langsam, gesenkten Hauptes.

Plötzlich blieb er vor dieser Dame in Trauer stehen und sagte leise zu ihr: „Er ist gerettet.“ Sie
war in höchstem Maße überrascht und nochmal sagte er: Er ist gerettet. Dann fügte er, jedes
Wort betonend hinzu: „Er ist im Fegefeuer und Sie müssen viel für ihn beten. Zwischen dem
Brückengeländer und dem Wasser hatte er soviel Zeit, dass er einen Akt der Reue erwecken
konnte. Die Mutter des Herrn hat ihm diese Gnade erlangt. Im Monat Mai hatten Sie eine
Marienstatue in Ihrem Zimmer stehen und Ihr ungläubiger Gatte ließ es geschehen; er hat sogar
manchmal mitgebetet. Dadurch hat er die Verzeihung im Tode erlangt.”

Guillaumet verstand von alledem nichts. Erst am darauffolgenden Tag erfuhr er den
Zusammenhang. Sie dankte ihm für seine Hilfe und sagte: „Ich verlasse Ars und kehre geheilt
nachhause zurück. Die Ärzte hatten mich der Gesundheit wegen auf die Reise geschickt, aber in
mir nagte ein verzweifelter Schmerz. Mein ungläubiger Mann hat Selbstmord begangen und ich
hatte doch so ganz in der Hoffnung gelebt, ihn Gott zuzuführen. Nach dem was geschehen war,
konnte ich ihn nur für ewig verloren halten. Nie mehr würde ich ihn wiedersehen! Und nun
haben Sie selbst gehört, wie der Heilige sagte: Er ist gerettet. Ich werde ihn im Himmel
wiederfinden, ich bin geheilt. „

Fahren Sie fort, für ihn zu beten

Anfangs 1859.verließ Frau Ladreyt aus Lyon eben den Beichtstuhl, als Vianney sie nochmals
zurückrief mit der Frage: „Haben Sie viel für M. Neyrand gebetet? Warum fahren Sie nicht damit
fort?“ Neyrand war ihr früherer Beichtvater gewesen und vor 3 Monaten gestorben. Nach
einigen Wochen hörte sie auf für ihn zu beten, da sie es im Falle dieses heiligen Priesters nicht
für nötig hielt. „Ich wähnte ihn im Himmel“ erwiderte sie „und habe deshalb nicht mehr für ihn
gebetet.“ - „Nein, mein Kind, seit er in Ajaccio gestorben ist, leidet er im Fegefeuer Qualen, weil
er mit seinen Beichtkindern zu nachsichtig gewesen ist.“

Der Glöckner

Am 1. Juli 1855, als ein junger Mann während eines heftigen Gewitters die Kirchenglocken
läutete, um den Blitz abzulenken, wurde er zusammen mit dem Mesner der Pfarrei im
Glockenturm erschlagen. Die arme Mutter war untröstlich. Sie trug ihren Schmerz dem Pfarrer
vor. Er dachte eine Weile nach und sagte dann: „Ihr Sohn war doch der jüngere der beiden
Männer, die läuteten? Nun, trösten Sie sich. Sein ewiges Heil ist gesichert. Er verdankt dies der
treuen Erfüllung seiner Christenpflichten und der guten Gewohnheit, monatlich und an den
Marienfesten die hl. Kommunion zu empfangen, wie Sie es ihn gelehrt hatten. Erinnern Sie sich
an seine letzte Beichte und Kommunion am Festtag unserer Lieben Frau vom Karmel, 14 Tage
vor seinem Tode? Dieses gute Kind hat sich bis zu seinem letzten Seufzer im Stande der Gnade
befunden. Also beruhigen Sie sich, aber beten Sie für ihn und lassen Sie für ihn beten.“ - „O,“

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schloss der Heilige das Gespräch, „wie ausgezeichnet ist es doch, den häufigen
Sakramentenempfang in den Familien zu pflegen.“

Trauer um ein Kind

Im Jahre 1846 kam eines Tages eine junge Frau in Trauer in Ars an. Ihre Augen waren vom
Weinen gerötet, denn seit sie das frische Grab ihres Töchterchens verlassen und ihrem kleinen
entflohenen Engel Lebewohl gesagt hatte, waren ihre Tränen nicht mehr versiegt. - Sie erreichte
Ars wunden Herzens und von heimlicher Auflehnung gegen Gottes Ratschluss erfüllt. Wie war es
möglich, dass ihr der gute Gott dieses heißgeliebte Kind wegnehmen konnte! Sie wird diese
unlösbare Frage dem Pfarrer vorlegen, der in den Seelen lesen und die verzweifelten Herzen
wieder aufrichten konnte. Als sie vor ihm erschien, wollte sie ihm alles berichten, ihre Trauer,
ihren Schmerz. Er ließ sie aber gar nicht zu Wort kommen, sondern fragte sie sogleich, nachdem
sich die Sakristeitüre hinter ihr geschlossen hatte: „Beten Sie auch viel für Ihre Kleine? Sie muss
sehr im Fegefeuer leiden!“ - „Mein Vater, Sie wissen also, dass ich sie verloren habe?“ - „Danken
Sie dem guten Gott, dass er sie hinweg genommen hat, denn sie wäre verloren gegangen, sie war
allzu frühreif und zum Bösen geneigt.“

Warum ihre Tochter gestorben war, das hatte sie nun erfahren und dass sie frühreif gewesen
war, diese Tatsache hatte sie mehr als einmal beunruhigt. Nie aber hätte sie geglaubt, dass ein 5-
jähriges Kind mit Wissen sündigen könne. An den Worten des Heiligen war indes nicht zu
zweifeln. Sie zog sich in einen Winkel der alten Kirche zurück und fand vorerst nicht die Kraft zu
beten, aber sie begann nachzudenken. Kein Mensch hatte mit dem Pfarrer über sie gesprochen,
dessen war sie sicher, dennoch hatte er durch eine menschlich unerklärliche Offenbarung vom
Tode und der frühreifen Entwicklung des kindlichen Verstandes Kenntnis gehabt. Wenn er das
wusste, konnte er sich kaum über das Fegefeuer geirrt haben. Ja, es war in der Tat besser, dass
die kindliche Seele durch ein vorübergehendes Sühneleiden geläutert wurde als ewig verdammt
zu werden. Ein Schauder erfasste sie bei dem Gedanken, dass ihr Kind auf ewig verloren wäre,
wenn das Erbarmen Gottes es nicht gerettet hätte. Sie murrte nicht mehr, sie dankte Gott und
betete eifrig um seine Befreiung.

Himmel, Fegefeuer und Hölle

Eine ehrenwerte Bewohnerin von Lyon hatte fünfmal das Glück, den Pfarrer von Ars zu
sprechen. Sie berichtet interessante Dinge. „Ich war 18 Jahre alt und schon hatte sich der Ruf des
Pfarrers weithin verbreitet. Ich war Krankenpflegerin geworden und beabsichtigte, ins Kloster
einzutreten. Als ich eine günstige Gelegenheit fand, fuhr ich mit Freunden nach Ars, wo ich eine
Generalbeichte abzulegen wünschte. Wir kamen gegen Abend an, aber da wir nur einen Tag und
zwei Nächte hier bleiben sollten, waren die Aussichten, den Pfarrer zu sprechen, äußerst gering.
Am besten war es wohl auf ihn zu warten, wenn er sich durch den Glockenturm in seinen
Beichtstuhl begab. Da kam er auch schon des Weges, von vielen umdrängt. Jeder erbat sich ein
Gebet oder einen guten Rat. Er antwortete voll Güte. Plötzlich richtete er seinen
durchdringenden Blick auf mich.

„Folgen Sie mir, - sagte er - Sie haben keine Zeit zu warten.“ Er bahnte sich einen Weg durch die
Menge bis zu seinem Beichtstuhl. „Sie sind nach Ars gekommen und Gott hat Ihnen eine große
Gnade geschenkt, eine sehr große Gnade; Sie werden sich später daran erinnern, denn es wird
eine Zeit kommen, in der sie von Ungläubigen umgeben sind. Sie wollen eine Generalbeichte
ablegen, das ist nicht notwendig. Sie haben eine sehr gute erste hl. Kommunion gefeiert.“ Was
meinen Beruf betraf, so sagte er: „Gott ruft Sie in die Welt und Sie werden dort Ihr Heil wirken.“
So widmete ich mich denn der Krankenpflege.

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Eine Kusine von mir lag am Typhus darnieder und dem Tode nahe. Ihre Mutter ließ sich
bewegen, eine Pilgerfahrt nach Ars zu geloben, falls ihre Tochter am Leben bliebe. So suchten
wir denn nach erfolgter Genesung zu zweit den heiligen Pfarrer auf. „Danken Sie Ihrer Kusine
dafür, dass Sie Ihnen den Weg hierher gewiesen hat. Ohne sie wären Sie in der Hölle. Und
nachdem er ihr die Gründe genannt hatte, fügte er nach der Beichte hinzu: Übrigens, wie
undankbar Sie doch sind! Seit 10 Jahren schmachtet Ihr Vater im Fegefeuer. Sie leben von
seinem Vermögen und denken nicht dar an, die einzige hl. Messe lesen zu lassen, die ihn befreien
würde.“ Bei diesen Worten dachte ich an meine Großmutter und wollte ihn eben fragen, als er
mir zuvorkam und antwortete: Ihre Großmutter bedarf Ihrer Gebete nicht, sie ist es, die für Sie
betet. Das war eine Heilige, die nicht einmal durch die Flammen des Fegefeuers hindurch
musste. „

Da ich ohne Stellung war, verwies mich der Pfarrer an eine Dame in Lyon. Aber unterwegs lernte
ich eine Frau aus St. Etienne kennen und ließ mich überreden, mit ihr zu kommen. In ihrem
Hause hatte ich viel zu leiden und fand mich gefährlichen Gelegenheiten zur Sünde gegenüber.
Als ich den Pfarrer wiederum traf, rief er aus: „So sind Sie also nach S. Etienne gegangen. Wenn
Sie mich um Rat gefragt hätten, wäre dies nicht geschehen. Sie werden viel, sehr viel Unglück
erleben. Sie müssen diese Person sofort verlassen. Sie verlangt 15 Francs von Ihnen, obwohl sie
Ihnen weit mehr schuldig ist. Aber geben Sie ihr, was sie fordert sobald Sie zurück sind, sie wird
Ihnen sonst allerlei antun.“ Bei meiner Rückkehr erledigte ich die Angelegenheit, wie er mich
geheißen hatte und nahm Stellung bei einer frommen Dame. Eines Tages kam mir der Gedanke,
ein junges Mädchen aus der Nachbarschaft mit nach Ars zu nehmen. Als ich den Beichtstuhl
betrat, sagte der Pfarrer, ohne dass ich ein Wort gesprochen hätte: „Sie haben ein junges
Mädchen hierher geführt, von dem nichts zu hoffen ist. Gott wird Sie trotzdem für Ihre gute Tat
belohnen, aber es wird Ihnen nicht gelingen, sie auf den rechten Weg zu bringen, Sie werden im
Gegenteil durch sie gefährdet. Brechen Sie diese Beziehungen sofort ab!“ Später habe ich
erfahren, dass diese traurige Prophezeiung sich erfüllte.“

Armer Familienvater

1849 begab sich Frau Meunier aus Perreux nach Ars um zu beichten und dem heiligen Pfarrer
ihre Sorgen anzuvertrauen. Eben hatte sie begonnen: „Mein Vater...“ als er sie unterbrach mit
den Worten: „Mein Kind, Ihr Gatte arbeitet am Sonntag. Sagen Sie ihm, er soll diese schlimme
Gewohnheit unterlassen. Es wird ein Augenblick kommen, an dem er froh ist, auf mich gehört zu
haben. „ Höchst erstaunt über diese Offenbarung, kehrte sie nachhause zurück um ihrem Gatten
Bescheid zu sagen. „Nie wieder werde ich sonntags arbeiten.“ sagte er und hielt Wort. Ein Jahr
später, als er am Dreifaltigkeitssonntag aus der Kirche zurückkehrte, scheute sein Pferd, er
stürzte und starb ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Welch ein Kummer für die
fromme Gattin! Der Gedanke, dass er plötzlich und ohne Sakramente gestorben war, erfüllte sie
mit unerträglicher Qual. Wieder in Ars, erklärte ihr der Pfarrer, noch ehe sie ein Wort geäußert
hatte: „Sie sind der Meinung, dass in Ihrer Familie ein Verlorener ist. Ich nicht.“

Sie erzählte ihm nichts von dem schrecklichen Unfall und erwähnte ihren Gatten nicht einmal.
Sie sagte nur: „Mein Vater, wird die Person, um die es sich handelt, lange Zeit im Fegefeuer zu
leiden haben?“ Er dachte schweigend einige Minuten nach, dann sagte er: „Der arme
Familienvater - seufzte er - welch ein Unglück!“ Es war aber bei dem Gespräch weder von dem
Unfall noch von der traurigen Lage der Witwe die Rede gewesen, die fast mittellos 5 Kinder zu
ernähren hatte. „Armer Familienvater! Er braucht mehrere hl. Messen um in den Himmel zu
kommen. In drei Jahren wird er am Ziel sein und Sie werden es durch eines Ihrer Kinder
erfahren. Drei Jahre später befand sich eines ihrer Kinder bei einer Tante weit weg. Eines Tages
träumte sie, dass dieses Kind tot war, sie sah es in Begleitung ihres Mannes in den Himmel
aufsteigen. Das Kind hatte Perreux in bester Gesundheit verlassen. Nun erinnerte sie sich an das
Wort des Heiligen: „Der Himmel... in 3 Jahren. Sie werden es durch eines Ihrer Kinder erfahren.“

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Der Schutzengel

„Mein Großvater Maurice Vernay war Fuhrunternehmer in Roanne und hatte reichlich zu tun,
denn seine Wagen waren bequem und seine Pferde kräftig. Er war ein frommer Mann, der
niemals eine lange Reise unternahm, ohne den Gottesdienst besucht zu haben. Eines Tages
ersuchte ihn eine Generalswitwe, sie mit ihrer Zofe nach Ars zu fahren. Großvater fand die Zeit
denkbar ungünstig, denn die Flüsse führten Hochwasser und man musste eine Fähre
überqueren; die Sache war also nicht ohne Gefahr. Aber trotz aller Einwendungen bestand die
befehlsgewohnte Dame auf ihrem Vorhaben. Man bricht also auf. Angesichts des reißenden
Flusses, den es zu überqueren gilt, zögerte mein Großvater abermals, aber die Dame schwingt
sich auf den Sitz des Kutschers und befiehlt loszufahren. Das Pferd kämpfte kräftig gegen die
Strömung an, verlor aber bald den Boden unter den Füßen und wurde mitsamt dem Gefährt
abgetrieben. Mein Großvater, der machtlos war, rief mit der ganzen Inbrunst seines Herzens
seinen Schutzengel zu Hilfe. Plötzlich war ihm als fasste eine kräftige Hand die Zügel des Pferdes
und geleite es ans andere Ufer. Das Tier verdoppelte seine Anstrengungen und erreichte das
Ufer. Großvater wandte sich diesmal mit Autorität in der Stimme an die Damen: „Danken wir
Gott, wir sind eben auf wunderbare Weise dem Tode entronnen.” Alle warfen sich ergriffen zu
Boden um Gott zu danken. In Ars angekommen, begaben sich die beiden Damen in ein Hotel,
während Großvater sofort zur Kirche ging, wo er als einer der ersten in die Sakristei gelangte.
Ehe er noch zu beichten begann, sagte der Pfarrer zu ihm: „Aber Vater Maurice, wie konnten Sie
nur! Was war das doch für eine Unvorsichtigkeit, sich in einen derart reißenden Strom zu
begeben! Sie wären alle zugrunde gegangen, wenn Ihnen Ihr Schutzengel nicht zu Hilfe
gekommen wäre.“ Man kann sich die Überraschung meines Großvaters vorstellen. Außer ihm
und den beiden Frauen hatte kein Mensch eine Ahnung von dem Ereignis gehabt.“

Spiritismus: „Julius, bleib stehen”

Es war zu der Zeit als viele Leute sich mit Spiritismus befassten und an Sitzungen teilzunehmen
pflegten, um mit Geistern in Verbindung zu treten. Bei der besseren Gesellschaft gehörte dies
geradezu zum guten Ton. Der folgende Bericht beweist wieder einmal, was von solchen
Spielereien zu halten ist.

Graf Jules de Maubou, der in Villefranche Güter besaß, verbrachte einen Teil des Jahres in Paris.
Er war der Typ des Weltmenschen und dennoch guter Christ. Wann immer er nach Ars kam,
besuchte er den Pfarrer und beichtete bei ihm; so waren sich Priester und Edelmann nahe
gekommen. Wieder einmal begab er sich nach Ars und freute sich im Voraus darauf, seinen
Seelenführer, seinen ehrwürdigen und heiligen Freund wiederzusehen. Fröhlichen Mutes geht er
geradewegs auf die Kirche zu. Welch ein Glück! Da steht ja der gute Pfarrer vor seiner Tür. Es
sieht so aus als wollte er etwas Luft schöpfen zwischen zwei Beichten. Bei seinem Anblick
beschleunigt unser Graf die Schritte. Lächelnd streckt er dem Pfarrer die Hände entgegen.
Schmerzliche Überraschung!

Der Pfarrer nimmt sie nicht, er nagelt ihn mit einer Handbewegung fest und sagt mit trauriger
und zugleich strenger Stimme: „Julius, bleiben Sie stehen! Vorgestern haben Sie mit dem Teufel
ein Geschäft gemacht. Gehen Sie beichten!“ Verblüfft bleibt der Graf stehen, stumm wie
angewurzelt und überlegt, was er wohl angestellt haben konnte. Er erinnert sich gar nicht mehr
daran, an einer spiritistischen Sitzung teilgenommen zu haben. Vianney lädt ihn mit sanften
Worten ein, ihm zu folgen. Gehorsam kniet er im Beichtstuhl nieder und muss sich erzählen
lassen, was sich zwei Tage zuvor im Salon der Gräfin zugetragen hatte. Er lässt auch nicht einen
Umstand aus. Schließlich erklärt er ihm, dass derlei Dinge des Teufels sind und nahm ihm das
Versprechen ab, in alle Zukunft die Finger davon zu lassen.

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Geisterbeschwörung

Antoine Saubin war 15 Jahre alt, als seine Mutter starb. Obwohl er im christlichen Geist erzogen
worden war, machte er bald mit allen religiösen Übungen Schluss. Er war kein schlimmer Junge.
In seinem Herzen glomm der Glaube unter der Asche. Wenn er an einer Kirche vorbeiging,
erfasste ihn eine Art Heimweh. 27-jährig nahm er Verbindung mit mehreren Familien auf, die
dem Spiritismus ergeben waren. Fürchterliche Halluzinationen verfolgten ihn. Er beschloss, den
Pfarrer von Ars aufzusuchen, um sich über diese Vorgänge Klarheit zu verschaffen. Er fand ihn in
der Kapelle der hl. Philomena, wo er sein Brevier zu beten pflegte. Antoine harrte eine
Viertelstunde aus und wurde ungeduldig. „Wenn dieser Priester den Geist Gottes hätte, wie man
von ihm sagt, dann wüsste er genau, dass ich ihn sprechen möchte und dass ich es eilig habe.“ In
diesem Augenblick wandte sich der Pfarrer um, schaute den verblüfften Antoine an und sagte:
„Geduld, mein Freund, gleich stehe ich Ihnen zur Verfügung.“ Als er dem Pfarrer sein Anliegen
auseinander gesetzt hatte, sagte dieser: „Alle Ihre Visionen sind nur Vorspiegelungen des Satans
um Sie zu täuschen. Besuchen Sie jene Häuser nicht mehr! Halten Sie eine Novene zu unserer
Lieben Frau von Fourviere und all dies wird aufhören.“ Schon empfand der junge Mann einen
ungekannten Frieden und doch war seine Seele noch mit Schuld beladen. „Soll ich nicht
beichten“, fragte er den Heiligen. „In Fourviere“ erwiderte dieser, „werden Sie einen guten
Priester finden, der Ihnen sagen wird, was Sie zu tun haben.“ Das war anfangs 1859. Am Feste
des hl. Joseph trat der junge Mann bei den Trappisten von Notre Dame des Dombes ein und
erhielt den Namen Bruder Joachim. Später wurde er durch Auflegung einer Reliquie des heiligen
Pfarrers von einer tödlichen Krankheit geheilt. Er starb eines heiligmäßigen Todes.

Was er Geistlichen sagte

Mehrere Priester besuchten gemeinsam den Heiligen in Ars. Einer von ihnen, M. Dewatine,
erzählt, dass er kein rechtes Vertrauen hatte in all das, was er zu hören bekam und als der
Pfarrer von seinem Pfarrhof zur Kirche ging, hielt er sich abseits. Wie groß aber war seine
Erregung, als der Heilige auf ihn zuging, ihm auf die Schulter klopfte indem er sagte: „Haben Sie
Vertrauen, mein Freund!“

M. Lefranc berichtet, dass ihm der Pfarrer nach der Beichte sagte: „Sie sollten sich bald auf den
Tod vorbereiten. Sie werden in Kürze mit einer kranken Schulter zu tun haben und daran
sterben. „ Lefranc fügte hinzu, er bereitete sich zwar vor, glaubte jedoch nicht an die
Prophezeiung, da er sich in ausgezeichneter Gesundheit befand. Wenige Monate später aber
starb er tatsächlich an dem vom Pfarrer genannten Leiden.

Was einer Weltdame gesagt wurde

Wie war diese junge Dame nur unter die frommen Pilger von Ars geraten? Ohne Zweifel war sie
von der Neugierde getrieben und auch von den Gewissensbissen wegen ihres eitlen Daseins, das
so fruchtbar hätte sein können. Kurz, sie gelangte in den Beichtstuhl, empfand keinerlei innere
Erregung und sagte sich: Was wird dieser kleine Bauernpfarrer mir schon beibringen! Plötzlich
begann sie zu zittern. Der Pfarrer hatte sie beim Namen genannt. „Oh Sie arme s Kind, wann
werden Sie Ihr nutzloses und ausschweifendes Leben aufgeben? Wann werden Sie aufhören, die
Geduld Gottes zu missbrauchen? Er will Sie bei den Maristenschwestern haben. Er hat Ihr
Versprechen, ihm ganz zu gehören, nicht vergessen.“

Richtig, sie war einmal sehr fromm gewesen und hatte sich durch dieses Versprechen gebunden,
war aber von ihrem Eifer abgefallen und suchte sich in einem Wirbel von Eitelkeit, Lustbarkeit
und Festlichkeiten zu betäuben. Die Worte des Pfarrers trafen sie zu tiefst, dennoch brachte sie
den Mut nicht auf zu jenem energischen Entschluss, den der Heilige für notwendig hielt. Sie fiel
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wieder in ihre früheren Lebensgewohnheiten zurück und heiratete. Um ihr Gewissen
einzuschläfern, versprach sie, falls Gott ihr ein Mädchen schenken sollte, es der heiligen Jungfrau
zu weihen und christlich zu erziehen.

10 Jahre später wurde ihr Wunsch erfüllt. Sie gab dem Kind den Namen Maria, aber es erkrankte
nach einigen Monaten und war dem Tode nahe. So nahm sie es in die Arme und trug es zum
Altar von Notre-Dame in Paris. Dort gelobte sie ihrer kleinen Maria ein wahrhaft christliches
Beispiel zu geben. Das Kind wurde gesund. Aber durch eine unbegreifliche Leichtfertigkeit geriet
sie abermals an den Rand des Unglaubens. Da nahm eine ihrer Schwestern die Kleine
kurzerhand zu sich und übergab die 7-jährige den Maristenschwestern in Saint-Etienne zur
Erziehung. Dort feierte sie ihre erste hl. Kommunion in engelgleicher Unschuld, weihte sich
später der hl. Jungfrau und trat in den Orden ein. Da sie um die sühnende Kraft des Leidens
wusste, bot sie sich als Opfer an für die Rettung ihrer allzu lebenslustigen Mutter und Gott
erhörte sie. Von unbeschreiblichen Leiden gequält, die sie ohne Klage ertrug, machte sie aus
ihrem Leben einen ununterbrochenen Akt der Liebe. Vor ihrem Tode hatte sie die Freude, ihre
Mutter für Gott wiedergewonnen zu haben. Sie war zum ersten Eifer ihrer Jugend
zurückgekehrt.

An der Kommunionbank

Frl. E. Poignard aus dem anmutigen Lande von Blace begab sich eines Morgens mit einer Gruppe
fröhlicher Gefährtinnen nach Ars. Sie war von aufrichtiger Frömmigkeit und kommunizierte
häufig. Der Gedanke, diesen guten Pfarrer wiederzusehen, versetzte sie in den Zustand einer
etwas ausgelassenen Freude, so dass sie unterwegs plauderte, sang und lachte. Man langte in Ars
an, gerade als der Pfarrer seine hl. Messe zu lesen begann. Sie suchte sich zu sammeln, was ihr
nicht gelingen wollte und ging als Einzige ihrer Gruppe zum Tisch des Herrn. Als der Pfarrer bei
ihr angekommen war, begann er wohl die üblichen Worte: Corpus Domini... aber er beendete sie
nicht. Unbeweglich blieb er vor ihr stehen, die Hostie zwischen den Fingern. Als sie die Augen
erhob, sah sie ein strenges Gesicht. Entsetzt betete sie still für sich einen Akt des Glaubens, der
Hoffnung und der Liebe, womit sie täglich ihr Morgengebet beschloss. Dann erst reichte ihr der
Pfarrer die hl. Kommunion. Sie zog sich zurück, aber sie wurde von Unruhe gequält. Gegen
Mittag gelang es ihr, dem Pfarrer auf seinem Weg zwischen Kirche und Pfarrhof nochmals zu
begegnen. Er wusste sogleich mit wem er zu tun hatte und dass die Lektion fruchten würde.
„Wenn man kein Morgengebet verrichtet hat, wenn man auf der ganzen Fahrt ausgelassen lustig
gewesen ist, wird man zum Kommunizieren kaum geeignet sein.“ Sie begriff und vergaß es nicht
wieder.

Vom Heiligen Pfarrer von Ars wird folgendes berichtet: Zwei ungläubige Professoren der
Universität Lyon beschlossen, nach Ars zu gehen, um den bekannten Pfarrer genau zu
beobachten. Als im Augenblick der heiligen Wandlung die anwesenden Gläubigen sich knieten,
sagten jene zueinander, wie es nur möglich sein könne, dass vernünftige Leute vor einem
Stückchen Brot niederknien. Als dann der Heilige Johannes Maria Vianney, wie der Name des
Pfarrers von Ars lautete, die erste Hostie vor dem Austeilen an die Gläubigen zeigte,
entschwebte sie seinen Fingern und legte sich von selbst auf die Lippen des ersten
Kommunizierenden. Einer der beiden Zweifler kehrte um und wurde später Priester und
Dominikanermönch.

Aus der Tiefe des Abgrunds

Der folgende Fall beweist mit aller Deutlichkeit, dass der verehrungswürdige Pfarrer von Ars
ganz und gar von übernatürlichem Licht erhellt war, um derart auf dem Grund einer Seele die
intimsten Geheimnisse und die verborgensten Gedanken zu lesen und um genauestens
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anzugeben was ihr passieren würde und außerdem auch noch die Heilmittel zu nennen, deren
sie sich bedienen musste, um aus dem Abgrund, in den sie gestürzt war, herauszukommen. Er
besaß keinerlei Kenntnis vom Innenleben dieser Seele, noch kannte er das Land, wo sie lebte,
noch jenes, in das sie zurückkehren wollte.

Es handelte sich um eine in Paris lebende liederliche Frau, die gegen die Religion und die
Geistlichen voreingenommen war. Aus Neugierde begab sie sich nach Ars. Als sie die
Sakristeitüre offen sah, bemerkte sie Vianney, der von Pilgern umgeben war, die ihm Almosen
und Mess-Stipendien überreichten. „Wieder so einer, der auf Geld aus ist“, sagte sie sich zu sich
selbst. Kaum hatte sie diesen verwegenen Gedanken zu Ende gedacht, als sie ein
durchdringender, vorwurfsvoller Blick traf, so dass sie glaubte, vom Blitz getroffen worden zu
sein; sie erkannte, dass der Pfarrer ihre Gedanken gelesen hatte.

Im Laufe des Nachmittags war sie mit einer Gefährtin auf der Straße zusammen, als der Pfarrer,
der von einem Krankenbesuch kam, direkt auf sie zustrebte. „Folgen Sie mir“, sagte er
kurzerhand zu der Pariserin. „Was Sie betrifft, bedeutete er der anderen, so haben Sie meine
Hilfe nicht nötig.“ Die beiden Damen trennten sich und die Sünderin ging neben dem Pfarrer her.
Unter einem der Nussbäume blieb er stehen und entschleierte Punkt um Punkt ihres Lebens vor
ihren Augen. Zum Schluss erinnerte er sie an die Begebenheit am Morgen (in der Sakristei, als
sie Vianney in Gedanken wegen der Entgegennahme von Mess-Stipendien und Almosen
verurteilt hatte) und sagte: „Sie haben einen Diener des Herrn verurteilt, Sie hielten ihn für fähig,
Vorteile zu ziehen aus Geldmitteln, die ihm anvertraut wurden.“ Sie war sprachlos. Kein Mensch
wusste um ihre innersten Gedanken. Aus Verlegenheit fragte sie, ob er ihre Beichte hören wollte.
„Ihre Beichte“ - sagte er - „wäre unnütz. Ich lese in Ihrer Seele und sehe zwei Dämonen, die Sie
gefangen halten: den Dämon des Ehrgeizes und den der Unreinheit. Ich kann Sie nur
lossprechen, wenn Sie nicht nach Paris zurückkehren und da ich Ihre Neigungen kenne, weiß ich,
dass Sie dorthin gehen werden. Der schmerzliche Blick, die angstvolle Stimme zeigten ihr, wie
weit sie „bis in die letzten Abgründe des Bösen hinabsteigen würde.“ - „Aber“ rief die Sünderin,
„ich bin unfähig, derartig abscheuliche Dinge zu tun. So bin ich also verdammt?“ - „Das habe ich
nicht gesagt, aber es wird schwer für Sie sein, Ihre Seele zu retten. Sie werden Paris verlassen
und sich an jenen Ort begeben, aus dem Sie kamen, und wenn Sie der Verdammnis entgehen
wollen, müssen Sie die folgenden Bußübungen auf sich nehmen! (Sie waren außerordentlich
schwer und streng, wie ein Priester bestätigte.)

Da sie keinen Gesinnungswechsel zeigte, verließ sie Ars, ohne die Lossprechung erhalten zu
haben. Und wieder begab sie sich auf den verbotenen Weg zurück nach Paris und beging dort
alle Schändlichkeiten, deren sie sich für unfähig gehalten hatte. Schließlich wurde sie von einem
unüberwindlichen Abscheu ergriffen. Sie dachte nur noch an Flucht und war von Entsetzen über
sich ergriffen. Nach Nice zurückgekehrt, traf sie den Priester wieder, der ihr geraten hatte, Ars
aufzusuchen und sagte ihm, dass sie sich den Vorschriften des Pfarrers nie und nimmer
unterwerfen könne. „Sie haben sich daran zu halten, koste was es wolle. Ich befehle es Ihnen
meinerseits“, bekam sie zur Antwort. Sie versprach es, strengte sich an und hielt drei Monate
lang durch. Gott segnete ihre mutigen Anstrengungen. Geist und Herz wandelten sich auf solche
Weise, dass sie nicht mehr begreifen konnte, wie sie ehedem lieben konnte, was sie heute mit
Abscheu erfüllte. - Der Pfarrer hatte nach ihrem Besuch in Ars eine ganze Nacht im Gebete mit
Bußübungen verbracht, um dieser Seele die Gnade der Bekehrung zu erlangen.

Trennung von Kirche und Staat

Emile Combes befand sich mit 3 Mitbrüdern im Priesterseminar von Albi. Sie beschlossen,
zusammen den Pfarrer in Ars aufzusuchen, um sich Rat bei ihm zu holen. Combes Freunde
waren die Kleriker Fabre, Pillac und Donnet. Vianney empfing sie mit gewohnter Herzlichkeit

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und richtete ermutigende Worte an sie. Sie baten ihn, doch einen Blick in ihre Zukunft zu tun
und ihnen Näheres mitzuteilen. Nachdem er sich gesammelt hatte, sagte er zu dem Kleriker
Fabre: „Sie werden den Priesterberuf nicht ergreifen, denn Ihre Eltern widersetzen sich Ihrem
Entschluss.“ Zu Pillac und Donnet: „Aus euch werden 2 gute Priester werden.“ Nachdem er den
Kleriker Combes scharf ins Auge gefasst hatte, sagte er: „Und Sie werden der Kirche großen
Schaden zufügen.“ Sämtliche Prophezeiungen erfüllten sich. Combes hat später die Trennung
von Staat und Kirche vorbereitet und auch bewerkstelligt.

Der verlorene Sohn

Guillaumet, Superior des Kollegs von der Unbefleckten Empfängnis in Saint Dizier machte mit
einem 17-jährigen jungen Mann eine Pilgerfahrt nach Ars. Dieser Junge, der einer
ausgezeichneten Familie entstammte und eine gute Erziehung genossen hatte, war ungläubig
geworden. Vordem war er Beichtkind des Geistlichen gewesen, der sich um ihn sorgte. Der
Superior beichtete beim Heiligen und sagte dann: „Ich habe einen jungen Mann dabei, den ich
Ihnen empfehle.“ Der frühreife junge Mann ließ sich auf eine Unterredung mit Vianney ein.
Während des Abends wunderte sich Guillaumet über die Schweigsamkeit seines Gefährten. Die
Gnade hatte ihn angerührt, dachte er, als der andere das Schweigen brach und zornig zu ihm
sagte: „Mit Ihnen bin ich durchaus nicht zufrieden. Sie haben dem Pfarrer alle meine Beichten
geoffenbart. „ - „Aber nein. Ich habe mich nur darauf beschränkt zu sagen: Ich empfehle Ihnen
den jungen Mann.“ - „Aber Sie waren der Einzige, der meine Vergangenheit kannte. Der Pfarrer
aber hat mir alles vorgehalten, was ich getan habe. Nur Sie konnten ihm dies mitgeteilt haben.“

Daraufhin erhob er sich und ging ungehalten hinaus. Guillaumet wollte diese peinliche Sache
nicht auf sich ruhen lassen, war er doch seiner absoluten Verschwiegenheit sicher. Es gelang
ihm, den Heiligen nochmals zu sprechen. Er erzählte ihm, was vorgefallen war und bat ihn, den
jungen Mann aufzuklären. „Ach“, erwiderte der Pfarrer, „mit diesem jungen Mann ist auf lange
Zeit hinaus nichts zu machen. Er wird seinen Weg weitergehen und wird an einer schweren
Krankheit sterben. Aber wenn dies geschieht, werden Sie immer noch Superior in Saint- Dizier
sein. Man wird Sie zu ihm rufen und Sie werden ihn mit Gott versöhnen und ihn dazu bringen,
eines heiligen Todes zu sterben.” Und so geschah es. Nach einem gottfernen Leben starb er 50-
jährig und genau unter den vom Pfarrer vorhergesagten Umständen.

Die Zuflucht der Verzweifelten

Im Laufe des Jahres 1857 wurde Fr. Antoinette Metrat, 23-jährig, vom Typhus befallen, der in ein
Gehirnfieber ausartete. Ärztlicher Seite war nicht mehr zu helfen. So entschloss sich die Familie,
den Heiligen von Ars aufzusuchen. Eine Schwester der Kranken begab sich dorthin und kam gar
nicht dazu, ihm ihr Anliegen vorzutragen. „Mein Kind“, sagte er als er vor ihr stehen blieb, „geben
Sie diese Medaille der Kranken; halten Sie eine Novene zur hl. Philomena und alles wird wieder
gut.“ Frl. Metrat kehrte voll Freude mit der Medaille heim. Ihre Schwester befand sich bereits
außer Gefahr und war in kurzer Zeit wieder hergestellt.

Himmlische Beziehungen

Eine fromme, dem Kanonikus Ball als sehr vertrauenswürdig bekannte Dame berichtet: „Ich
hatte ein großes Vertrauen zum hl. Pfarrer von Ars, dem ich viele übernatürliche Erleuchtungen
verdanke. Eines Tages, nachdem ich all mein Elend vor ihm ausgebreitet hatte, sagte ich
seufzend: Wenn ich mich doch in jeder Schwierigkeit sofort um Rat an Sie wenden könnte!

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Unglücklicherweise sind die Entfernungen zu groß.“ - „Nun, erwiderte der Heilige, „wenn Sie
mich sprechen wollen, schicken Sie mir ganz einfach Ihren Schutzengel!“

Ich hielt mich an diesen guten Rat und machte zum ersten Mal davon Gebrauch, als mir eine
besondere Schwierigkeit ernstlich zu schaffen machte. Mehrmals schickte ich meinen
Schutzengel mit einem Auftrag an den Heiligen. Als ich das Glück hatte ihn wieder persönlich zu
treffen, meinte er lächelnd: „Wissen Sie, dass Sie mir an Weihnachten ziemlich zusetzten! Ich
hatte reichlich zu tun, Ihrem Schutzengel Rede zu stehen. Wie oft haben Sie ihn denn zu mir
geschickt?“ - „Ich habe es gar nicht gezählt“, sagte ich. „Zehnmal ist es geschehen!“ Als ich
darüber nachdachte, stellte ich fest, dass der Pfarrer ein gutes Gedächtnis hatte. - Offenbar
führte er mit den Geistern der anderen Welt vertrauten Umgang.

Ein Hindernis für die Vollkommenheit

Eine Angestellte aus der Gegend von Lyon hatte beim Pfarrer einen seltsamen Auftrag zu
erfüllen. „Mein Vater“, sagte sie zu ihm, „meine Herrin schickt mich her um Sie zu fragen, ob sie
sich auf dem rechten Weg befinde. „ - „Ja mein Kind“, antwortete er sogleich. „Sie ist Gott
angenehm, nur wäre sie ihm noch viel angenehmer, wenn sie nicht bei jeder Schwierigkeit, die
ihr unterkommt, ein so großes Geschrei machen würde.” Die junge Angestellte hatte mit keinem
Wort verraten, wer ihre Herrin war und doch wusste der Pfarrer alles.

Der heilige Pfarrer von Ars, Johannes B. Maria Vianney, gestorben 1859, Patron aller Seelsorger,
bekennt: „Wenn die Heiligen, die im Himmel sind und unserer Hilfe nicht bedürfen, um unser
Heil besorgt sind, wie viel mehr noch die Seelen des Fegefeuers, die unsere geistigen Wohltaten
empfangen nach Maßgabe unserer Heiligkeit.

Es ist sicher: Diese armen Seelen im Fegefeuer können nichts für sich selber tun, aber sie
vermögen viel für uns. Die Erfahrung lehrt, dass es fast niemanden gibt, der die Seelen des
Fegefeuers angerufen hätte, ohne die erbetene Gnade zu erhalten. Wollen wir von Gott wahren
Reueschmerz über unsere Sünden erbitten? Wenden wir uns an die Armen Seelen, die seit so
vielen Jahren in den Flammen des Fegefeuers ihre Sünden bereuen, die sie begangen haben.
Wenn wir uns den Himmel sichern wollen, so müssen wir einen großen Eifer besitzen, für die
Armen Seelen im Fegefeuer zu beten. Man muss viel für sie beten, damit sie viel für uns beten.
O, wenn man wüsste, welche Macht diese guten armen Seelen über das Herz Gottes haben, und
wenn man wüsste, welche Gnaden man durch ihre Fürbitten erlangen kann, sie wären nicht so
sehr verlassen!” Er selbst hatte Gott gebeten, am Tag für die Bekehrung der Sünder zu leiden,
des Nachts für die Befreiung der armen Seelen. Der heilige Pfarrer von Ars hatte die Gabe der
Seelenschau.

Auch Pater Pio hatte diese Gabe und er trug noch dazu die Wundmale Jesu Christi.
Hier einige Ereignisse: Pater Pio überging öfters einzelne Gläubige bei der Spendung der Hl.
Kommunion, da ihr Seelenzustand nicht in Ordnung war. Eine Dame um die Vierzig kniete
einmal an der Kommunionbank. P. Pio herrschte sie streng an: „Weg, weg mit dir!“ Weinend und
totenbleich verließ sie die Kirche. Warum wohl wurde sie vor aller Augen von ihm
weggeschickt? Sie selber wusste es: Sie erzählte, sie habe bei einem anderen Pater gebeichtet
und sogar des Öfteren ihren Ehebruch bekannt – dies jedoch ohne Reue und ohne den Vorsatz,
von ihrem Jugendfreund zu lassen. Dieser Pater freilich konnte ihr nicht in die Seele schauen und
glaubte so ihren Worten und Vortäuschungen.

Pater Pio aber hatte sie sofort durchschaut und ihr diesen heilsamen Schock versetzt. Tagelang
rang sie nun mit sich, bis sie den Entschluss fasste, ein neues Leben zu beginnen. Nach einer

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reuigen Beichte kniete sie wieder bei P. Pio an der Kommunionbank und empfing aus seiner
Hand dankbar den Heiland.

Ein junger Mann wurde ebenso von P. Pio vorerst von der Kommunionbank verwiesen. Er legte
dabei die hl. Hostie in den Kelch zurück und verwarnte ihn: „Du hast zuerst die Beichte nötig!
Weg, weg!“ Hier sind nur einige Begebenheiten aufgezählt, es gibt dieser Art unendlich viele.
Diese aber seien zur Mahnung erwähnt.

Lebenslauf des hl. Pfarrer von Ars


Jean-Marie Vianney

Am Abend des 19. Februar 1818 fragte Jean-Marie Vianney, ein junger Priester, nachdem er die
dreißig Kilometer zwischen Ecully und dem Dorf Ars (in der Nähe von Lyon) zu Fuß
zurückgelegt hatte, einen kleinen Hirten nach dem Weg zu seiner neuen Pfarrgemeinde. Dieser
wies dem Unbekannten den richtigen Weg und bekam als Dank folgende Worte zu hören: ,,Mein
kleiner Freund, du hast mir den Weg nach Ars gezeigt; ich werde dir den Weg in den Himmel
zeigen“.

Jean-Marie Vianney, eine der Fackeln, die unseren Weg erleuchten, hilft uns durch sein Vorbild,
unserer christlichen Berufung gemäß zu handeln.

Ein kleiner Hirte unter der Schreckensherrschaft

1793. Die Schreckensherrschaft. In Lyon steht auf dem Place des Terreaux die Guillotine nicht
still. Die Kirchen sind geschlossen. An den Wegen stehen nur noch die Sockel der Kruzifixe: Die
Kreuze sind von den Revolutionären zerschlagen worden. Einzig das Heiligtum der Herzen bei
den wirklich Gläubigen bleibt unverletzt. Der 1786 geborene Jean-Marie Vianney verbringt seine
Kinderjahre in diesem Revolutionsklima.

Er bewahrt unter vielen Vorsichtsmaßnahmen eine kleine Statue der allerseligsten Jungfrau auf
und nimmt sie sogar in einer Tasche seines Hemdes auf die Felder mit. Dort stellt er sie in den
Stamm eines alten Baumes, umgibt sie mit Moos, Ästen und Blumen, kniet dann im Gras nieder
und betet den Rosenkranz. Das Bachufer ist an die Stelle der zweckentfremdeten Kirchen
getreten, wo niemand mehr betet. In der Umgebung hüten auch andere Hirten ihre Herden. Es
ist nicht immer vernünftig, dass sie sich versammeln; doch Jean-Marie kann sie nicht davon
abhalten, zu ihm zu kommen. So wird er, ohne auch nur daran zu denken, zum Apostel. Er wird
zum Katecheten seiner Gefährten, erzählt weiter, was er in der Stille der Nacht selbst gehört hat
und bringt ihnen die Gebete bei, die er von seiner Mutter gelernt hat. Seine Berufung zum
Priester blüht immer deutlicher auf: In der Tiefe seiner Seele ertönt jenes Folge mir nach (Mt 8,
22), das am Ufer des Sees von Galiläa Petrus, Andreas, Jacobus und Johannes in die Nachfolge
Jesu berufen hat.

Mit 19 Jahren nimmt er seine Studien als Seminarist auf. Wie widerspenstig erscheint ihm die
lateinische Grammatik. Der junge Mann hat einen lebhaften und feinen Ausdruck beim Sprechen;
man hört ihn gerne reden, doch die Studien fallen ihm schwer; sobald er eine Feder in den
Fingern hält, wird er langsam, gehemmt. Im Priesterseminar von Lyon scheinen seine

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Bemühungen fruchtlos zu bleiben. Die Anfechtung ist groß, als er nach fünf oder sechs Monaten
von den Vorstehern gebeten wird, aufzugeben, da sie glauben, dass er unmöglich bestehen kann.

Viele seiner Mitschüler sind sehr betroffen, als sie ihn das Seminar verlassen sehen. Auch selbst
tief betrübt, vertraut er sich der Vorsehung an. Nach einer langen und arbeitsreichen Wartezeit
wird er von seinem Mentor einem der Generalvikare, Herrn Courbon, der die Erzdiözese von
Lyon verwaltet, vorgestellt: ,,Ist der Geistliche Vianney fromm?“ fragt dieser. ,,Verehrt er die
heilige Jungfrau? Betet er den Rosenkranz?“ - ,,Ja, er ist ein Vorbild an Frömmigkeit.“ - ,,Ein
Vorbild an Frömmigkeit! Nun gut, ich berufe ihn. Die Gnade Gottes wird den Rest bewirken. Die
Kirche braucht nicht nur gelehrte Priester, sondern auch und vor allem fromme Priester.“

Herr Courbon ist wohlberaten. Dank der Gnade Gottes und seiner beharrlichen Arbeit erzielt
Jean-Marie Vianney wirkliche Fortschritte in seinen Studien. Bei der kanonischen Prüfung für
das Priesteramt wird er vom Prüfer eine Stunde lang über die schwierigsten Punkte der
Moraltheologie befragt. Seine klaren und genauen Antworten sind vollauf zufriedenstellend. Sein
ganzes Leben lang wird dieser heilige Priester der Kenntnis der richtigen Lehre eine große
Bedeutung beimessen und seine Predigten sorgfältig vorbereiten. Um seine Kenntnisse
aufzufrischen, wird er jeden Abend im Winter dem Studium widmen.

Die quälende Sorge um das Heil der Seelen

Dem Kandidaten Vianney steht nun der Zugang zum Priesteramt offen: Er wird am 13. August
1815 zum Priester geweiht. Gott sandte den Sohn in die Welt, dass die Welt gerettet werde durch
ihn (Joh 3,17). Die Mission der Priester besteht genau darin, dieses Heilswerk überall in der Welt
präsent und wirksam werden zu lassen. Deshalb wird der Pfarrer von Ars sagen können: ,,Ohne
den Priester dienten der Tod und das Leiden unseres Herrn zu nichts. Der Priester führt das
Erlösungswerk auf Erden fort“.

Nach dem Vorbild des guten Hirten verbringt er sein ganzes Leben damit, verlorene Schafe zu
suchen und in den Stall zurückzuführen. ,,Wenn ein Seelsorger stumm bleibt, sobald er sieht,
dass Gott beleidigt wird und Seelen auf Irrwege geraten“, sagt er eines Tages, ,,so Unglück über
ihn!“ Er fühlt sich besonders zur Bekehrung von Sündern berufen. Seine Klagen über den Verlust
von Seelen sind herzzerreißend: ,,Wenn der liebe Gott nicht so gut wäre, aber Er ist so gut! Rettet
eure arme Seele! Wie schade wäre es, eine Seele zu verlieren, die unseren Herrn soviel gekostet
hat! Welches Unrecht hat er euch denn angetan, dass ihr ihn so behandelt?“ Eines Tages hält er
eine denkwürdige Belehrung über das Letzte Gericht und wiederholt dabei mehrfach im
Hinblick auf die Verdammten: ,,Von Gott verflucht! Von Gott verflucht! Welches Unglück, welches
Unglück!“ Die Anwesenden werden nicht mehr durch Worte, sondern durch sein Schluchzen zu
Tränen gerührt.

Soweit er kann, hält er sich stets verfügbar, um reumütigen Seelen die Vergebung Gottes zu
spenden. Er hat in der Tat großen Abscheu vor dem Bösen: ,,Durch die Sünde jagen wir den
lieben Gott aus unseren Seelen, wir verachten den lieben Gott, wir kreuzigen ihn, wir fordern
seine Gerechtigkeit heraus, wir betrüben sein väterliches Herz, wir berauben Ihn der Anbetung,
der Ehrerbietung, die nur Ihm zukommen... Die Sünde wirft schreckliche Schatten in unseren
Geist, die die Augen der Seele verschließen; sie verdunkelt den Glauben, wie dunkle Nebel die
Sonne vor unseren Augen verdunkeln... Sie hindert uns, auf den Himmel zuzugehen. Oh! Welch
großes Übel die Sünde ist!“ Aus diesem Grunde verwendet er beträchtliche Zeit darauf, das
Sakrament der Buße zu spenden, das übliche Mittel, um den Zustand der Gnade und die
Freundschaft des Herrn wiederzufinden.

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Ein umdrängter Beichtstuhl

Das große Wunder des Pfarrers von Ars, konnte man sagen, ist sein Tag und Nacht besetzter
Beichtstuhl. Der Heilige verbringt drei Viertel seines Lebens in diesem engen Verschlag: Von
November bis März sitzt er jeden Tag mindestens 11 bis 12 Stunden lang darin, während der
schönen Jahreszeit sogar 16 bis 18 Stunden. Wenn im Winter seine von Frostbeulen
verunstalteten Hände zu sehr einschlafen, so entflammt er, komme, was wolle, ein Stück
Zeitungspapier, um sie zu wärmen. In bezug auf seine Füße gibt er selber zu: ,,Von Allerheiligen
bis Ostern fühle ich sie gar nicht!“ Das ist so wahr, dass er mitunter, wenn er abends seine
Strümpfe auszieht, gleichzeitig auch die Haut von seinen Fersen herausreißt. Aber was kümmern
ihn seine Schmerzen; um Seelen zu retten, ist er zu allem bereit.

,,Um seine Sünden richtig auszulöschen, muss man richtig beichten!“ pflegt er zu sagen. ,,Richtig
beichten“: Das heißt zunächst, man muss sich durch eine ernsthafte Gewissenserforschung
darauf vorbereiten. Papst Johannes-Paul II. hat daran erinnert, dass ,,die Beichte insofern
vollständig zu sein hat, als sie alle Todsünden aufzählen muss... Heute klagen sich viele Gläubige,
die sich dem Sakrament der Buße nähern, nicht vollständig sämtlicher Todsünden an und leisten
dem Beichtvater manchmal Widerstand, wenn er sie seiner Pflicht gemäß befragt, um eine
ausführliche und notwendige Beschreibung der Sünden zu erhalten, als würde er sich ein
ungerechtfertigtes Vordringen in das Heiligtum des Gewissens erlauben. Ich wünsche und bete
dafür, dass diese wenig erleuchteten Gläubigen davon überzeugt werden, dass die Regel, nach
der man die spezifische und erschöpfende Aufzählung der Sünden fordert, in dem Maße, in dem
das ehrlich befragte Gewissen sich daran erinnern kann, keine Last darstellt, die ihnen
willkürlich auferlegt wird, sondern ein Mittel zur Befreiung und zum inneren Frieden ist“
(Mitteilung an S.E. Kardinal W. Baum, am 22. März 1996).

,,Die Sünde fesselt den Menschen mit ihren schändlichen Ketten“, lehrt der heilige Jean-Marie
Vianney. Wie unser Herr Jesus sagt: Jeder, der die Sünde tut, ist Sklave der Sünde (Joh 8,34). Denn
die Sünde erzeugt wirklich einen Hang zur Sünde; sie führt zum Laster und verdunkelt das
Gewissen (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, 1865). Die in der erforderlichen seelischen
Verfassung empfangene sakramentale Absolution gibt der Seele ihre wahre innere Freiheit
zurück und schenkt ihr die Kraft, schlechte Gewohnheiten zu besiegen. ,,Es ist schön, daran zu
denken, dass wir ein Sakrament haben, das die Wunden unserer Seele heilt!“ ruft der heilige
Pfarrer von Ars. ,,Im Sakrament der Buße zeigt und teilt uns Gott seine bis ins Unendliche
gehende Barmherzigkeit mit. Ihr habt meine Kerze gesehen: Diese Nacht, diesen Morgen hat sie
aufgehört zu brennen. Wo ist sie? Es gibt sie nicht mehr, sie ist vernichtet: Ebenso gibt es die
Sünden, von denen man losgesprochen worden ist, nicht mehr: Sie sind vernichtet.“

Das Sakrament der Versöhnung mit Gott bringt eine wahrhafte ,,geistige Auferstehung“, eine
Wiederherstellung der Freundschaft mit Gott mit sich. Zu seinen sekundären Früchten zählt die
seelische Freude, der Frieden des Gewissens. Die Pönitenten von Ars, die das erfahren durften,
sind zahlreich. Einer von ihnen, ein ungläubiger Greis, der seit mehr als dreißig Jahren nicht
gebeichtet hatte, gestand, dass er nach der Bekenntnis seiner Verfehlungen ,,ein
unbeschreibliches Wohlgefühl“ empfunden habe.

Die Güte unseres Heiligen den Sündern gegenüber wird nie zur Schwäche. Bevor er die
Absolution erteilt, verlangt er hinreichende Anzeichen für eine Umkehr. Zwei Dinge sind dabei
absolut notwendig: zunächst die Reue, d.h. ,,der auf übernatürlichen Motiven gründende
Schmerz darüber, gesündigt zu haben, denn die Sünde verletzt die Liebe zu Gott, dem höchsten
Gut, sie verursacht dem Erlöser Leid und für uns bedeutet sie den Verlust der ewigen Güter“
(Johannes-Paul II., ibid.).

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Der heilige Jean-Marie Vianney tadelt eines Tages einen schlecht vorbereiteten Pönitenten mit
folgenden Worten: ,,Ihre Reue kommt nicht von Gott, auch nicht aus Schmerz über Ihre Sünden,
sondern nur aus Angst vor der Hölle“. In gleichem Maße notwendig ist der feste Vorsatz, nicht
mehr zu sündigen. ,,Zudem muss das Beklagen der Sünden selbstverständlich auch die ernste
Absicht beinhalten, in Zukunft keine Sünden mehr zu begehen. Wenn diese seelische Einstellung
fehlen sollte, kann es in Wirklichkeit keine Reue geben“ (Johannes-Paul II., ibid.). Die Absicht,
nicht mehr zu sündigen, beinhaltet auch den Willen, geeignete Maßnahmen zu ergreifen und,
wenn nötig, auf bestimmte Verhaltensweisen zu verzichten. In dieser Hinsicht fordert der
Pfarrer von Ars mit Festigkeit von seinen Pönitenten den Verzicht auf das Tanzen und auf
unschickliche Kleidung.

Vertrauen in die Gnade

,,Die Absicht, nicht zu sündigen, muss auf der göttliche Gnade begründet sein, die der Herr
demjenigen niemals verweigert, der das in seiner Macht Stehende tut, um redlich zu handeln.
Wir erwarten von der Güte Gottes auf Grund der Verheißungen und der Verdienste Jesu Christi
das ewige Leben sowie die notwendige Gnade, um es zu erlangen“ (Johannes-Paul II., ibid.).
Unser Heiliger ermuntert seine Pönitenten, aus den Quellen der Gnade zu schöpfen: ,,Es gibt
zwei Dinge, um sich mit unserem Herrn zu vereinen und das ewige Heil zu erlangen: das Gebet
und die Sakramente“. Mit der Gnade wird alles möglich und sogar leicht.

Vor allen Dingen zur eucharistischen Kommunion will der heilige Jean-Marie Vianney die
Gläubigen führen. Die Kommunion empfangen, bedeutet, Jesus Christus selbst zu empfangen und
unsere Vereinigung mit Ihm zu intensivieren. Das setzt den Stand der Gnade voraus: ,,Wer
Christus in der eucharistischen Kommunion empfangen will, muss im Stande der Gnade sein.
Falls jemand sich bewusst ist, dass er eine Todsünde begangen hat, darf er die Eucharistie nicht
empfangen, ohne vorher im Bußsakrament die Lossprechung empfangen zu haben“
(Katechismus, 1415).

Den gut vorbereiteten und nach weiteren Fortschritten dürstenden Seelen rät der Pfarrer von
Ars im Gegensatz zu den Gepflogenheiten seiner Zeit, häufig zur Kommunion zu gehen: ,,Die
Nahrung der Seele ist der Leib und das Blut eines Gottes! O schöne Nahrung! Die Seele kann sich
nur von Gott ernähren! Nur Gott kann sie erfüllen! Nur Gott kann ihren Hunger stillen! Sie
braucht ihren Gott absolut! Geht also zur Kommunion, geht mit Liebe und Vertrauen zu Jesus!“

Er selbst macht die Eucharistie zum Mittelpunkt seines Lebens. Man kennt die Bedeutung, die
die Messe in seinem Tagesablauf einnimmt, mit welcher Sorgfalt er sich darauf vorbereitet und
sie feiert. Er ermutigt auch vielfach zu Besuchen beim Allerheiligsten und erzählt gern folgende
Anekdote: ,,Es gab hier in der Gemeinde einen Mann, der vor einigen Jahren verstorben ist. Als er
einmal in die Kirche trat, um sein Gebet zu sprechen, bevor er auf die Felder ging, ließ er seine
Hacke an der Kirchentür zurück und vergaß sich ganz vor Gott. Ein Nachbar, der am gleichen Ort
arbeitete und der ihn gewöhnlich sah, wunderte sich über seine Abwesenheit. Als er wieder nach
Hause ging, fiel es ihm ein, in der Kirche vorbeizuschauen, da er dachte, der andere könnte
vielleicht dort sein. Er fand ihn auch. „Was machst du hier so lange?“ fragte er ihn. Der andere
antwortete: „Ich sehe den lieben Gott an, und der liebe Gott sieht mich an.“

Meine älteste Liebe

Der heilige Pfarrer von Ars führt die Seelen nicht nur zur heiligen Eucharistie, sondern
gleichzeitig auch zur heiligen Jungfrau, der Mutter der Barmherzigkeit und der Zuflucht der
Sünder. Er verharrt viele Stunden zu Füßen ihres Altars in Gebet. In seinen Katechismusstunden,
seinen Predigten und seinen Unterhaltungen spricht er mit überfließendem Herzen von ihr: ,,Die
Allerseligste Jungfrau steht zwischen ihrem Sohn und uns. Je sündiger wir sind, desto mehr
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Zärtlichkeit und Mitleid hat sie für uns. Das Kind, das seine Mutter die meisten Tränen gekostet
hat, ist ihrem Herzen das teuerste. Läuft eine Mutter nicht immer zum Schwächsten und
Gefährdetsten? Hat ein Krankenhausarzt nicht mehr Aufmerksamkeit für die am schwersten
Erkrankten?“ Er vertraut eines Tages Catherine Lassagne, einer seiner geistigen Töchter, an: ,,Ich
habe Maria geliebt, noch bevor ich sie kannte; das ist meine älteste Liebe!“ Die Allerseligste
Jungfrau ist das Licht seiner dunkelsten Tage. Am 8. Dezember 1854 verkündet Papst Pius IX.
das Dogma der Unbefleckten Empfängnis. Trotz seiner Müdigkeit besteht der Pfarrer von Ars
darauf, selbst das Hochamt zu halten. Am Nachmittag begibt sich die ganze Gemeinde nach der
Vesper in einer Prozession zur Schule der Brüder, wo der Priester eine im Garten aufgestellte
Statue der Unbefleckten segnet, deren Stifter er selbst ist. Am Abend werden im Dorf der
Glockenturm, die Wände der Kirche und die Hausfassaden erleuchtet. Dieses Fest ist wirklich
einer der schönsten Tage in seinem Leben. Beinahe siebzigjährig, sieht er plötzlich um zwanzig
Jahre jünger aus. Nie war ein Kind glücklicher, seine Mutter triumphieren zu sehen: ,,Welches
Glück, welches Glück! Ich habe immer gedacht, dass dieser Strahl dem Glanz der katholischen
Wahrheiten gefehlt hat. Diese Lücke im Glauben konnte nicht länger bestehen.“

Die Angriffe des Teufels auf den HI. Pfarrer von Ars
Dämonische Beunruhigungen und Quälereien sowie schwere Anfeindungen und Verleumdungen
blieben dem weltberühmtesten Pfarrer nicht erspart. Schon in seinen ersten Priesterjahren wird
Jean-Bapist Marje Vianney gepeinigt von großer Verzweiflung. Unter seinen Füßen sieht er
immerzu die Hölle und eine innere Stimme redet ihm ein, dass dort unten schon ein Platz für ihn
vorherbestimmt sei. Zu dieser inneren Bedrängnis kommt die Bosheit der Menschen, und nur
allzu bald die äußeren Belästigungen und Quälereien des Teufels und seiner Gesellen.

Zur Zeit, als der Pfarrer die Mädchenschule gründen will, wird sein Pfarrhaus von seltsamen
Geräuschen heimgesucht. Er hört nachts mächtige Keulenschläge an der Hoftür und später
heftige Schläge durch das Haus dröhnen. Auf die Frage wer ist denn da?“ antwortet niemand.
Vianney fürchtet Diebe, da er im Pfarrhaus prächtige Gewänder aufbewahrt. Darum nimmt er
einen starken, lebenslustigen Wagnergesellen im Hause auf. Nachts hört dieser im Pfarrhaus ein
Donnergepolter, „als ob alle Wagen Lyons über die Diele führen“. Das ganze Haus zittert und
bebt, als ob es jeden Augenblick einstürzen wollte. Der arme Geselle vibriert am ganzen Leibe
mitsamt Gewehr. Später meldet er dem Pfarrer: ,,Herr Pfarrer, ich glaube, es ist der Teufel.“Der
Klerus lacht nur über diese Teufelsgeschichten und sagt: ,,Der Pfarrer von Ars soll essen und sich
die nötige Ruhe gönnen, wie jeder normale Mensch, dann wird das Rumoren in seinem Hause,
das heißt, in seinem Kopf, gleich aufhören!“

Immer wenn sich ein großer Sünder Ars nähert, verdoppelt der Teufel seine wütenden Angriffe.
,,Der Grappin (so nennt er den Teufel) ist dumm, er meldet mir selbst die Ankunft der Sünder“,
erklärt der Pfarrer lachend. Sein Widersacher will sich auch rächen für die vielen Seelen, die ihm
der Heilige täglich entreißt. Doch in all seiner Bosheit vermag er nur so weit zu gehen, wie GOTT
es ihm in seiner unerforschlichen Weisheit und Güte gestattet. In der Katechese sagt Vianney
eines Tages seinen Schülern: ,,Der Teufel ist auch sehr schlau, aber er ist nicht stark. Schon ein
Kreuzzeichen schlägt ihn in die Flucht!“

Vor seinem Zimmer hat der Pfarrer ein grobgemaltes Marienbild hängen, das die Verkündigung
Mariens darstellt und das er sehr verehrt. Dieses Bild beschmutzt der Teufel nun täglich auf die
gemeinste Art und Weise mit Kot. Man mag es noch so gut säubern, am nächsten Morgen ist es
schmutziger denn je. Es bleibt dem Pfarrer nun nichts anderes übrig, als es zu entfernen. Am 23.
Januar 1840 kommt es zu einem aufschlussreichen Gespräch zwischen dem Pfarrer und einer
Besessenen in Gegenwart von acht Personen. Daraus seien ein paar Ausschnitte zitiert:

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„Garstige, schwarze Kröte, was lässt du mich leiden. Wären drei wie du auf Erden, wäre mein
Reich zerstört. Warum hältst du mit deinen Beichtkindern Gewissenserforschung? Du hältst
deine Leute für vorbereitet und sie sind es nicht. Du bist ein Lügner. Schon lange hast du gesagt,
du wollest von hier weggehen und bleibst nach wie vor. So viele andere ziehen sich zurück, um
auszuruhen; du hast mehr als genug gearbeitet. Warum predigst du so einfach? Man hält dich für
einen Nichtwisser. Ha, was ich mich über diese großartigen Reden freue, die niemandem lästig
fallen und die Leute nach ihrer Weise leben und tun lassen, was sie wollen!“

Im Februar zündet ihm der Böse das Bett an, während er im Beichtstuhl sitzt. Darauf erwidert
Vianney spontan: ,,Endlich hat GOTT mein Gebet erhört und ich bin nun der ärmste in der
Pfarrei. Alle haben ihr Bett, und ich habe GOTT sei Dank keines mehr“. Auf die Frage, ob der
Teufel der Brandstifter gewesen sei, antwortet er kaltblütig: ,,Das ist doch klar, Freund! Da jener
den Mann nicht verbrennen konnte, wollte er sich wenigstens das Vergnügen machen, sein Bett
zu verbrennen.“

Erst in den letzten vier Jahren seines Lebens lassen die dämonischen Verfolgungen merklich
nach, und der Pfarrer hat mit mancher Krankheit zu ringen. In den sechs Monaten vor seinem
Ende wagt es der Satan überhaupt nicht mehr wiederzukommen; vor allem nicht in der
Sterbestunde.

Der Pfarrer von Ars in der Begegnung mit dem Teufel

In einer Welt, wo Gebet und Opfer immer weniger werden, zeigt der Teufel seine Fratze immer
offener. Dabei eignet sich der heilige Pfarrer von Ars als Lehrmeister der Dämonologie. Sein
Diözesanbischof gab dem Pfarrer von Ars alle Machtbefugnisse, um als Exorzist zu wirken. Der
heilige Priester durfte darum, wo es die Umstände geboten, den Teufel austreiben.

Die unbezahlte Traube

Um 1850 brachte man eine alte Frau nach Ars, die alle Anzeichen von Besessenheit an sich trug.
Sie hüpfte, tanzte und redete wirres Zeug. Bald umstellten sie neugierige Gaffer. Jedem aus der
Schar enthüllte sie ein Stück seines Lebens. Da erschien Pfarrer Vianney. Zu ihm sagte die Frau,
aus welcher der Teufel sprach:
„Dir, dir habe ich nichts vorzuwerfen. Doch“ – besann sie sich – „Du hast früher einmal eine
Traube genommen.“
„Richtig, aber um sie zu bezahlen, habe ich unter den Stock an der Mauer einen Sou gelegt.“ -
„Den der Eigentümer nicht gefunden hat“, erwiderte die Geplagte. Pfarrer Vianney berichtete,
dass er diese Traube wirklich genommen, als er sich vor Jahren wegen der militärischen
Einziehung verstecken musste und von Durst verzehrt war.

Exorzismus vor dem Hochaltar

Ein Mann brachte seine unglückliche Gattin von weither nach Ars. Die Frau schnaubte vor Wut
und stieß unverständliche Schreie aus. Man ließ den Heiligen kommen, der sie beobachtete und
dann erklärte, man müsse sie ihrem Diözesanbischof vorführen.
„Gut! Gut!“ sprach es aus der Frau, die plötzlich die Sprache wiederfand: „Sie wird schon wieder
zurückkommen. Wenn ich die Macht Jesu Christi hätte, würde ich euch alle in die Hölle hinunter
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verschlingen.“
„Du kennst also Jesus Christus?“ erwiderte Pfarrer Vianney dem Dämon, der durch die Frau
sprach: „Gut, dann möge man sie an die Stufen des Hauptaltares tragen.“

Vier Männer brachten sie trotz ihres Widerstandes dorthin. Der Priester legte der Besessenen
ein Reliquienkästchen auf das Haupt, worauf sie wie tot hinfiel. Nach einer kurzen Zeit richtete
sie sich auf und ging eilig zur Kirche hinaus. Nach einer Stunde kehrte sie völlig ruhig zurück,
nahm Weihwasser und kniete sich nieder.

Die Macht des Segens

Eine arme Greisin aus der Gegend von Clermon-Ferrand tanzte den ganzen Tag auf dem
Kirchenplatz. In einer Art von Wutanfall scharrte sie mit den Zähnen an der Kirchenmauer. Sie
war in Begleitung ihres Sohnes, der sich nicht zu helfen wusste. Ein fremder Priester führte sie
zum Durchgang zwischen Pfarrhaus und Kirche, wo Pfarrer Vianney vorbeikommen musste. Der
Heilige erschien tatsächlich und sprach über die Unglückliche, aus deren Mund Blut tropfte,
einige Segensworte. Auf der Stelle wurde die Alte ganz ruhig. Seit diesem Zeitpunkt waren ihre
Anfälle für immer verschwunden.

Teufelsaustreibung in der Sakristei

Am Abend des 27. Dezembers 1857 brachte der Vikar von Sankt Peter in Avignon und die Oberin
der Franziskanerinnen von Orange eine junge Lehrerin nach Ars. Diese zeigte alle Anzeichen von
Besessenheit. Der Erzbischof von Avignon hatte den Fall persönlich untersucht und den Rat
gegeben, die Lehrerin zu Pfarrer Vianney zu bringen. Am nächsten Morgen führte man sie in die
Sakristei. Pfarrer Vianney war gerade dabei die heiligen Gewänder anzulegen. Sofort stürzte die
Besessene zum Ausgang.
„Hier sind zu viele Menschen“, schrie der Dämon in ihr.
„Zu viele Menschen?“ erwiderte der Diener Gottes, „dann geht hinaus.“
Die Anwesenden verschwanden auf ein Zeichen. Der Priester blieb alleine mit dem armen Opfer
des Teufels.
Der Vikar von Avignon lausche an der Tür und hörte einen Teil der Zwiesprache.
„Du willst also um jeden Preis ausfahren?“
„Ja!“ – antwortete der Dämon in der Frau.
„Und warum?“
„Weil ich mit einem Menschen zusammen bin, den ich nicht ausstehen kann.“
„Du hast mich also nicht gern?“ fragte der Pfarrer zurück.
Ein schneidiges Nein war die einzige Antwort des Dämons.

Dämonische Beschimpfung im Beichtstuhl

Am 23. Januar 1840 hörten einige Leute in der Pfarrkirche von Ars aus dem Beichtstuhl
folgendes lautes Gespräch. Eine Frau aus der Gegend von Puyen-Velay hatte sich zur Beichte
begeben. Mehrere Male forderte Pfarrer Vianney die schweigende Frau auf, mit ihrem
Bekenntnis zu beginnen. Plötzlich erklang eine geifernde, laute Stimme:
„Ich habe nur eine Sünde begangen und teile jedem, der es wünscht, von dieser schönen Frucht
mit. Heb deine Hand und sprich mich los. Aha, du musst sie oft meinetwegen heben. Denn ich bin
häufig in deiner Nähe im Beichtstuhl.“

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„Tu quis es?“ – „Wer bist du?“ frage der Heilige auf Lateinisch.
„Magister Caput!“ – „Meister Haupt“, antwortete der Dämon, und beschimpfte den Priester dann
in französischer Sprache: „Ah, du schwarze Kröte, was du mich leiden machst! Immer sagt du, du
willst fortgehen. Warum führst du es nicht aus? Es gibt schwarze Kröten, die mich weniger
leiden machen als du.“
„Um dich zu vertreiben, werde ich an den Bischof schreiben.“
„Ja, aber ich werde dir ein solches Zittern in die Hand setzen, dass du nicht schreiben kannst. Ich
kriege dich schon, geh nur! Ich habe stärkere, als du bist, überwunden. Du, du bist noch nicht
gestorben. Ohne diese [der Teufel beschimpfte die jungfräuliche Gottesmutter] dort oben, hätten
wir dich. Aber sie behütet dich, mit diesem großen Drachen [dem Hl. Erzengel Michael] an
deiner Kirchenpforte. Warum stehst du morgens so früh auf? Du folgst deinem Blaurock [dem
Bischof] nicht. Warum predigst du so schlicht? Das bringt dir dazu noch den Ruf eines
Ignoranten ein. Warum predigst du nicht im feierlichen Stil wie in den Städten?“
In dieser Weise setzte sich diese dämonische Begeiferung mehrere Minuten lang fort.

Da sagte der Teufel die Wahrheit

Der Pfarrer von Ars fuhr Anhänger des Okkultismus und Spiritismus sehr scharf an: „Wer lässt
die Tische drehen und kreisen und sprechen?“ frage er eines Tages eine vom Teufel Gequälte, die
auf dem Dorfplatz die Vorübergehenden beschimpfte.

„Ich“, antwortete die Frau, „das alles ist mein Geschäft!“


Der Pfarrer von Ars war davon überzeugt, dass der teuflische Betrüger dieses eine Mal die
Wahrheit gesagt hatte.

,,Ich werde mich im Paradies ausruhen“


Doch Seelen werden nicht ohne viel Leid gerettet. Widersprüche, Kreuze, Kämpfe und Fallen
lauern von allen Seiten dem heiligen Pfarrer auf, und zwar sowohl von Seiten der Menschen als
auch von Seiten des ,,Grappin“ (Enterhaken - ein Beiname, mit dem er den Teufel zu bezeichnen
pflegt). Sein Leben ist ein Kampf gegen die Kräfte des Bösen. Um ihn zu führen, hat er keine
anderen Mittel als seine Geduld, seine Gebete und sein Fasten, das mitunter über die Grenzen
der menschlichen Vernunft hinausgeht. Er entwickelt die Tugend der Sanftmut soweit, dass er
den Eindruck erweckt, er sei ohne Leidenschaften und unfähig, sich hinreißen zu lassen. Doch
die Personen, die ihn näher und häufiger sehen, merken recht schnell, dass er eine lebhafte
Phantasie und einen hitzigen Charakter hat. Unter den erstaunlichen Beweisen für seine Geduld
wird erzählt, dass sich einmal ein Mann aus Ars zum Pfarrhaus begab, um ihn zu beleidigen: Er
empfing ihn, hörte ihm ohne ein Wort zu, begleitete ihn dann aus Höflichkeit hinaus und gab ihm
den Bruderkuss, bevor er ihn verließ. Das Opfer kostete ihn soviel, dass er sogleich in sein
Zimmer hinaufgehen und sich aufs Bett legen musste. Sein Körper war wegen der Gewalt, die er
sich hatte antun müssen, mit Pusteln übersät...

Diese heldenhafte Geduld verdankt der Heilige seiner Liebe zu Jesus Christus. Unser Herr ist sein
Leben, sein Himmel, seine Gegenwart, seine Zukunft, und die anbetungswürdige Eucharistie ist
das einzig mögliche Mittel, um seinen verzehrenden Durst zu löschen. ,,O Jesus!“ ruft er oft mit
Augen voller Tränen. ,,Dich kennen heißt: dich lieben... Wenn wir wüssten, wie unser Herr uns
liebt, würden wir vor Freude darüber sterben! Ich glaube nicht, dass es Herzen gibt, die so hart
sind, dass sie nicht lieben, wenn sie sich so sehr geliebt sehen... Die Liebe ist so schön! Sie fließt

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aus dem Herzen Jesu, der ganz Liebe ist... Das einzige Glück, das wir auf Erden haben, besteht
darin, Gott zu lieben und zu wissen, dass Gott uns liebt...“

Am Ende seines Lebens angekommen, von dem wir nur einige Züge erwähnt haben, verlangt es
den heiligen Pfarrer von Ars heftig nach dem Himmel. ,,Wir werden ihn sehen! Wir werden ihn
sehen!... O meine Brüder, habt ihr je daran gedacht? Wir werden Gott sehen! Wir werden ihn
allen Ernstes sehen! Wir werden ihn so sehen, wie er ist... Von Angesicht zu Angesicht!... Wir
werden ihn sehen! Wir werden ihn sehen!!!“ sagt er glühend eines Tages. Wie ein Arbeiter, der
seine Aufgabe wohl erfüllt hat, geht er am 4. August 1859 Gott schauen und sich im Paradies
ausruhen. ,,Die Kirche betrachtet sein Erbe nicht als einen Schatz aus einer längst vergangenen
Zeit, sondern als einen kräftigen Ansporn, um in der Pilgerschaft des Glaubens auf immer neuen
Wegen vorwärtszukommen“ (Johannes-Paul II. in Reims am 22. September 1996). Das Leben des
Pfarrers von Ars ist ein Schatz für die Kirche.

,,Heiliger Jean-Marie Vianney, der du während deines Lebens einen großen Eifer für die Rettung
der Seelen und eine grenzenlose Liebe für die armen Sünder besessen hast, mehre die
Opferbereitschaft in uns und bereite uns einen Platz im Himmel vor, damit wir mit dir Gott in
Ewigkeit schauen können“.

Keine Gnade kommt vom Himmel, die nicht durch die Hände Mariens ginge.

Das einzige Glück


dass wir auf Erden haben:
Gott kennen und ihn lieben

Johannes-Maria Vianney (Originalunterschrift)

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Gebet des hl. Pfarrers von Ars in schweren Anliegen

Der hl. Pfarrer von Ars legt uns ans Herz, vertrauensvoll dieses
Gebet in schweren Anliegen zu beten:

O Mutter Jesu, durch deine unermesslichen Schmerzen beim


Leiden und Sterben Deines göttlichen Sohnes und um der
bitteren Tränen willen, die du vergossen hast, bitte ich dich,
opfere den heiligen, mit Wunden und Blut bedeckten Leib
unseres göttlichen Erlösers in Vereinigung mit deinen
Schmerzen und Tränen dem Himmlischen Vater auf zur Rettung
der Seelen und um die Gnade zu erlangen, um die ich dich bitte...

Zum Schluss dreimal:


„Jesus und Maria, ich liebe Euch, rettet Seelen, rettet die Gottgeweihten!“

„Liebe Kinder“, sagte eins Tages der hl. Pfarrer von Ars,
nachdem er in seiner Predigt von diesem Gebet gesprochen
hatte, „denkt immer daran: Jedesmal, wenn mir eine besondere Gnade zuteil wurde, habe
ich sie mit diesem Gebet erfleht.“

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