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Wegleitung

zum Arbeitsgesetz
und zu den Verordnungen
1 und 2

SECO  Arbeitsbedingungen  Publikation


Hinweise für die Benutzung der Wegleitung
Die Seitennummerierung erfolgt kapitel- bzw. artikelweise.
Beispiele: V-1 = Seite 1 der Vorbemerkungen
031-2 = Seite 2 der Erläuterungen zu Artikel 31 ArG
120-1 = Seite 1 der Erläuterungen zu Artikel 20 ArGV 1
226-3 = Seite 3 der Erläuterungen zu Artikel 26 ArGV 2
AH3-5 = Seite 5 des Anhangs 3

Bern, November 2021

Die vorliegende Wegleitung wurde von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Leistungsbereichs
Arbeitsbedingungen gemeinsam erarbeitet.

Graphische Unterstützung: HP Hauser/AVD Alles vor dem Druck, Bern


Gestaltung Umschlag: Michèle Petter Sakthivel, Bern

Herausgeber: SECO – Direktion für Arbeit


Arbeitsbedingungen, 3003 Bern
Download: www.seco.admin.ch (Suchbegriff: Wegleitung)

Nachdruck unter Quellenangabe gestattet


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Inhalts-
und zu den Verordnungen 1 und 2
Inhaltsverzeichnis verzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis I-1 Art. 13 Lohnzuschlag für Überzeitarbeit 013-1


2. Ruhezeit
Abkürzungsverzeichnis A-1 Art. 15 Pausen 015-1
Art. 15a Tägliche Ruhezeit 015a-1
Vorbemerkungen V-1 Art. 16 Verbot der Nachtarbeit 016-1
Art. 17 Ausnahmen vom Verbot der
Nachtarbeit 017-1
Arbeitsgesetz Art. 17a Dauer der Nachtarbeit 017a-1
I. Geltungsbereich Art. 17b Lohn- und Zeitzuschlag 017b-1
Art. 1 Betrieblicher und persönlicher Art. 17c Medizinische Untersuchung
Geltungsbereich 001-1 und Beratung 017c-1
Art. 2 Ausnahmen vom betrieblichen Art. 17d Untauglichkeit zur Nachtarbeit 017d-1
Geltungsbereich 002-1 Art. 17e Weitere Massnahmen bei
Art. 3 Ausnahmen vom persönlichen Nachtarbeit 017e-1
Geltungsbereich 003-1 Art. 18 Verbot der Sonntagsarbeit 018-1
Art. 3a Vorschriften über den Art. 19 Ausnahmen vom Verbot der
Gesundheitsschutz 003a-1 Sonntagsarbeit 019-1
Art. 4 Familienbetriebe 004-1 Art. 20 Freier Sonntag und Ersatzruhe 020-1
Art. 5 Sondervorschriften für industrielle Art. 20a Feiertage und religiöse Feiern 020a-1
Betriebe 005-1 Art. 21 Wöchentlicher freier Halbtag 021-1
Art. 22 Verbot der Abgeltung
II. Gesundheitsschutz der Ruhezeit 022-1
und Plangenehmigung
3. Ununterbrochener Betrieb
Art. 6 Pflichten der Arbeitgeber
und Arbeitnehmer 006-1 Art. 24 Ununterbrochener Betrieb 024-1
Art. 7 Plangenehmigung und Betriebs- 4. Weitere Vorschriften
bewilligung 007-1 Art. 25 Schichtenwechsel 025-1
Art. 8 Nichtindustrielle Betriebe 008-1 Art. 26 Weitere Schutzbestimmungen 026-1
Art. 27 Sonderbestimmungen für bestimmte
III. Arbeits- und Ruhezeit Gruppen von Betrieben
1. Arbeitszeit oder Arbeitnehmern 027-1
Art. 9 Wöchentliche Höchstarbeitszeit 009-1 Art. 28 Geringfügige Abweichungen 028-1
Art. 10 Tages- und Abendarbeit 010-1
Art. 11 Ausgleich ausfallender IV. Sonderschutzvorschriften
Arbeitszeit 011-1 1. Jugendliche Arbeitnehmer
Art. 12 Voraussetzungen und Dauer Art. 29 Allgemeine Vorschriften 029-1
der Überzeitarbeit 012-1 Art. 30 Mindestalter 030-1

SECO, November 2021 I-1


Inhalts- Wegleitung zum Arbeitsgesetz
und zu den Verordnungen 1 und 2
verzeichnis Inhaltsverzeichnis

Art. 31 Arbeits- und Ruhezeit 031-1 Art. 48 Mitwirkungsrechte 048-1


Art. 32 Besondere Fürsorgepflichten Art. 49 Bewilligungsgesuche 049-1
des Arbeitgebers 032-1
4. Verwaltungsverfügungen und
2. Schwangere Frauen und stillende Mütter Verwaltungsmassnahmen
Art. 35 Gesundheitsschutz bei Art. 50 Verwaltungsverfügungen 050-1
Mutterschaft 035-1 Art. 51 Vorkehren bei Nichtbefolgung
Art. 35a Beschäftigung bei Mutterschaft 035a-1 von Vorschriften
Art. 35b Ersatzarbeit und Lohnfort- oder Verfügungen 051-1
zahlung bei Mutterschaft 035b-1 Art. 52 Massnahmen des Verwaltungs-
3. Arbeitnehmer mit Familienpflichten zwangs 052-1
Art. 36 Arbeitnehmer mit Art. 53 Entzug und Sperre von
Familienpflichten 036-1 Arbeitszeitbewilligungen 053-1
Art. 54 Anzeigen 054-1
4. Andere Gruppen von Arbeitnehmern
Art. 36a Andere Gruppen von 5. Verwaltungsrechtspflege
Arbeitnehmern 036a-1 Art. 56 Beschwerde gegen Verfügungen
der kantonalen Behörde 056-1
V. Betriebsordnung Art. 58 Beschwerderecht 058-1

Art. 37 Aufstellung 037-1 6. Strafbestimmungen


Art. 38 Inhalt 038-1 Art. 59 Strafrechtliche Verantwortlichkeit
Art. 39 Kontrolle, Wirkung 039-1 des Arbeitgebers 059-1
Art. 60 Strafrechtliche Verantwortlichkeit
VI. Durchführung des Gesetzes des Arbeitnehmers 060-1
Art. 61 Strafen 061-1
1. Durchführungsbestimmungen
Art. 62 Vorbehalt des Strafgesetzbuches
Art. 40 Bundesrat 040-1
und Strafverfolgung 062-1
2. Aufgaben und Organisation der Behörden
Art. 41 Kantone 041-1 VII. Änderung von Bundesgesetzen
Art. 42 Bund 042-1
Art. 64 Mitwirkungsgesetz 064-1
Art. 43 Arbeitskommission 043-1
Art. 44 Schweigepflicht 044-1
Art. 44a Datenbekanntgabe 044a-1 VIII. Schluss- und
Art. 44b Informations- und Übergangsbestimmungen
Dokumentationssysteme 044b-1 Art. 71 Vorbehalt von Vorschriften
3. Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer des Bundes, der Kantone
Art. 45 Auskunftspflicht 045-1 und der Gemeinden 071-1
Art. 46 Verzeichnisse und andere
Unterlagen 046-1
Art. 47 Bekanntgabe des Stundenplanes
und der Arbeitszeit-
bewilligungen 047-1

I-2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz Inhalts-
und zu den Verordnungen 1 und 2
Inhaltsverzeichnis verzeichnis

Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz Art. 20 Wöchentlicher freier Halbtag 120-1


Art. 21 Wöchentlicher Ruhetag sowie
1.  Kap. Geltungsbereich Ersatzruhetag für Sonn-
1. Abschnitt: Begriffe und Feiertagsarbeit 121-1
Art. 1 Arbeitnehmer 101-1 3. Abschnitt: Wöchentliche Höchstarbeitszeit
Art. 2 Grossbetriebe des Detailhandels 102-1 Art. 22 Verlängerung mit Ausgleich 122-1
2. Abschnitt: Betrieblicher Geltungsbereich Art. 23 Verkürzung der wöchentlichen
Art. 4 Betriebe des Bundes, der Kantone Höchstarbeitszeit 123-1
und der Gemeinden 104-1 Art. 24 Ausgleich
Art. 4a Öffentliche Krankenanstalten ausfallender Arbeitszeit 124-1
und Kliniken 104a-1
4. Abschnitt: Überzeitarbeit
3. Abschnitt: Ausnahmen vom betrieblichen Art. 25 Grundsatz 125-1
Geltungsbereich Art. 26 Sonderfälle 126-1
Art. 5 Landwirtschaftsbetriebe 105-1
5. Abschnitt: Voraussetzungen für Nacht-
Art. 6 Gartenbaubetriebe 106-1
und Sonntagsarbeit und den
Art. 7 Öffentliche Anstalten und ununterbrochenen Betrieb
Körperschaften 107-1
Art. 27 Dringendes Bedürfnis 127-1
4. Abschnitt: Ausnahmen vom persönlichen Art. 28 Unentbehrlichkeit von Nacht-
Geltungsbereich und Sonntagsarbeit 128-1
Art. 8 Personal internationaler Organisationen
6. Abschnitt: Besondere Formen der
und öffentlicher Verwaltungen
Nachtarbeit
ausländischer Staaten 108-1
Art. 29 Verlängerte Dauer der
Art. 9 Höhere leitende Tätigkeit 109-1
Nachtarbeit 129-1
Art. 10 Wissenschaftliche Tätigkeit 110-1
Art. 30 Nachtarbeit ohne Wechsel
Art. 11 Selbstständige künstlerische mit Tagesarbeit 130-1
Tätigkeit 111-1
Art. 12 Erzieher und Fürsorger 112-1 7. Abschnitt: Lohn- und Zeitzuschlag
Art. 31 Lohn- und Zeitzuschlag
2. Kap. Arbeits- und Ruhezeiten bei Nachtarbeit 131-1
Art. 32 Ausnahmen vom Zeitzuschlag 132-1
1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen
Art. 32a Lohnzuschlag und Ersatzruhe bei
Art. 13 Begriff der Arbeitszeit 113-1
Sonntags- und Feiertagsarbeit 132a-1
Art. 14 Pikettdienst, a. Grundsatz 114-1
Art. 33 Berechnung des
Art. 15 Pikettdienst, b. Anrechnung an
Lohnzuschlages 133-1
die Arbeitszeit 115-1
Art. 16 Verteilung der Arbeitszeit 116-1 8. Abschnitt: Schichtarbeit
Art. 17 Entschädigung für Ruhe- und Art. 34 Schichtarbeit und
Ausgleichsruhezeiten 117-1 Schichtwechsel 134-1
Art. 35 Verzicht auf den Schichtwechsel
2. Abschnitt: Pausen und Ruhezeiten
bei Tages- und Abendarbeit 135-1
Art. 18 Pausen 118-1
Art. 19 Tägliche Ruhezeit 119-1

SECO, November 2020 I-3


Inhalts- Wegleitung zum Arbeitsgesetz
und zu den Verordnungen 1 und 2
verzeichnis Inhaltsverzeichnis

9. Abschnitt: Ununterbrochener Betrieb Art. 65 Verbotene Arbeiten während


Art. 36 Begriff 136-1 der Mutterschaft 165-1
Art. 37 Ruhetage 137-1 Art. 66 Untertagarbeiten in Bergwerken 166-1
Art. 38 Arbeitszeit 138-1
Art. 39 Zusammengesetzter 6. Kap. Besondere Pflichten der
ununterbrochener Betrieb 139-1 Arbeitgeber und Arbeitnehmer

10. Abschnitt: Arbeitszeitbewilligungen 1. Abschnitt: Betriebsordnung


Art. 40 Abgrenzungskriterien für die Art. 67 Vereinbarte oder erlassene
Bewilligungszuständigkeit 140-1 Betriebsordnung 167-1
Art. 41 Gesuch 141-1 Art. 68 Bekanntmachung der
Art. 42 Bewilligungserteilung 142-1 Betriebsordnung 168-1
2. Abschnitt: Weitere Pflichten gegenüber
3. Kap. Massnahmen bei Nachtarbeit Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen
1. Abschnitt: Medizinische Untersuchung Art. 69 Bekanntgabe der Arbeitszeiten
und Beratung und der Schutzvorschriften 169-1
Art. 43 Begriff der medizinischen Art. 70 Information und Anleitung
Untersuchung und Beratung 143-1 der Arbeitnehmer 170-1
Art. 44 Anspruch auf medizinische Art. 71 Beizug der Arbeitnehmer 171-1
Untersuchung und Beratung 144-1 3. Abschnitt: Pflichten gegenüber
Art. 45 Obligatorische medizinische Vollzugs- und Aufsichtsorganen
Untersuchung und Beratung 145-1 Art. 72 Zutritt zum Betrieb 172-1
2. Abschnitt: Weitere Massnahmen Art. 73 Verzeichnisse
Art. 46 Weitere Massnahmen 146-1 und andere Unterlagen 173-1
Art. 73a Verzicht auf die Arbeitszeit-
5. Kap. Sonderschutz von Frauen erfassung 173a-1
Art. 73b Vereinfachte Arbeitszeit-
1. Abschnitt: Beschäftigung bei Mutterschaft
erfassung 173b-1
Art. 60 Arbeitszeit und Stillzeit bei
Art. 74 Altersausweis 174-1
Schwangerschaft
und Mutterschaft 160-1
7. Kap. Aufgaben und Organisation
Art. 61 Beschäftigungserleichterung 161-1
der Behörden
2. Abschnitt: Gesundheitsschutz bei
1. Abschnitt: Bund
Mutterschaft
Art. 75 SECO 175-1
Art. 62 Gefährliche und beschwerliche
Art. 77 Verfügungen des SECO
Arbeiten bei Schwangerschaft
und Ersatzmassnahmen 177-1
und Mutterschaft 162-1
Art. 78 Massnahmen der Oberaufsicht 178-1
Art. 63 Risikobeurteilung und
Unterrichtung 163-2 2. Abschnitt: Kantone
Art. 79 Aufgaben 179-1
3. Abschnitt: Beschäftigungs-
einschränkungen und -verbote Art. 80 Mitteilungen
Art. 64 Arbeitsbefreiung und und Berichterstattung 180-1
Versetzung 164-1

I-4
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Inhalts-
und zu den Verordnungen 1 und 2
Inhaltsverzeichnis verzeichnis

3. Abschnitt: Eidgenössische Art. 7 Verlängerung der Arbeitswoche 207-1


Arbeitskommission Art. 8 Überzeitarbeit am Sonntag 208-1
Art. 81 Eidgenössische Art. 8a Pikettdienst 208a-1
Arbeitskommission 181-1 Art. 8b Pikettplanung und -einteilung 208b-1
Art. 9 Verkürzung
8. Kap. Datenschutz und Datenverwaltung der täglichen Ruhezeit 209-1
1. Abschnitt: Schweigepflicht, Art. 10 Dauer der Nachtarbeit 210-1
Datenbekanntgabe und Auskunftsrecht Art. 11 Verschiebung der Lage
Art. 82 Schweigepflicht 182-1 des Sonntags 211-1
Art. 83 Bekanntgabe von besonders Art. 12 Anzahl freie Sonntage 212-1
schützenswerten Personendaten 183-1 Art. 13 Ersatzruhetag für Feiertagsarbeit 213-1
Art. 84 Bekanntgabe bei Art. 14 Wöchentlicher freier Halbtag 214-1
nicht besonders schützens-
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten
werten Personendaten 184-1
und Arbeitnehmer
2. Abschnitt: Informations- und Art. 15 Krankenanstalten und Kliniken 215-1
Dokumentationssysteme Art. 16 Heime und Internate 216-1
Art. 85 Informations- und Dokumenta- Art. 17 Spitex-Betriebe 217-1
tionssystem des Bundes 185-1 Art. 18 Arzt-, Zahnarzt-
Art. 86 Informations- und Dokumenta- und Tierarztpraxen 218-1
tionssysteme der Kantone 186-1 Art. 19 Apotheken 219-1
Art. 87 Datenaustausch und -sicherheit 187-1 Art. 19a Medizinische Labors 219a-1
Art. 88 Eingabe, Mutation und Art. 20 Bestattungsbetriebe 220-1
Archivierung von Daten 188-1 Art. 21 Tierkliniken 221-1
Art. 89 Datenschutz 189-1 Art. 22 Zoologische Gärten, Tiergärten
Art. 90 Strafbestimmung 190-1 und Tierheime 222-1
Art. 23 Gastbetriebe 223-1
Art. 24 Spielbanken 224-1
Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz Art. 25 Betriebe in Fremdenverkehrs-
1. Abschnitt: Gegenstand und Begriffe gebieten sowie Einkaufszentren
für die Bedürfnisse des inter-
Art. 1 Gegenstand 201-1
nationalen Fremdenverkehrs 225-1
Art. 2 Kleingewerbliche Betriebe 202-1
Art. 26 Kioske, Betriebe für Reisende
2. Abschnitt: Sonderbestimmungen und Tankstellenshops 226-1
Art. 3 Geltung 203-1 Art. 26a Betriebe in Bahnhöfen und
Art. 4 Befreiung von der Bewilligungs- Flughäfen 226a-1
pflicht für Nacht- und Sonntags- Art. 27 Bäckereien, Konditoreien,
arbeit sowie für den Confiserien 227-1
ununterbrochenen Betrieb 204-1
Art. 27a Fleischverarbeitende Betriebe 227a-1
Art. 5 Verlängerung des Zeitraumes der
Art. 28 Milchverarbeitungsbetriebe 228-1
täglichen Arbeit bei
Art. 29 Blumenläden 229-1
Tages- und Abendarbeit 205-1
Art. 30 Zeitungs- und Zeitschriften-
Art. 6 Verlängerung der wöchentlichen
redaktionen sowie Nachrichten-
Höchstarbeitszeit 206-1 und Bildagenturen 230-1

SECO, November 2021 I-5


Inhalts- Wegleitung zum Arbeitsgesetz
und zu den Verordnungen 1 und 2
verzeichnis Inhaltsverzeichnis

Art. 30a Anbieter von Postdiensten 230a-1 Anhänge


Art. 31 Radio- und Fernsehbetriebe 231-1
Art. 32 Telekommunikationsbetriebe 232-1 Anh. 1 zu Art. 28 Abs. 4 ArGV 1:
Art. 32a Personal mit Aufgaben der Nachweis der technischen und wirt-
Informations- und Kommunika- schaftlichen Unentbehrlichkeit von
tions technik 232a-1 Nacht- oder Sonntagarbeit für
Art. 33 Telefonzentralen 233-1 einzelne Arbeitsverfahren AH1-1
Art. 34 Banken, Effektenhandel, Börsen Anh. 2 Verordnung des WBF
und deren Gemeinschaftswerke 234-1 über gefährliche und beschwerliche
Art. 35 Berufstheater 235-1 Arbeiten bei Schwangerschaft
Art. 36 Berufsmusiker 236-1 und Mutterschaft (Mutterschutz-
Art. 37 Betriebe der Filmvorführung 237-1 verordnung) AH2-1
Art. 38 Zirkusbetriebe 238-1 Anh. 3.1 Verordnung des WBF zur
Art. 39 Schaustellungsbetriebe 239-1 Bezeichnung der Bahnhöfe und
Art. 40 Sport- und Freizeitanlagen 240-1 Flughäfen gemäss Artikel 26a
Art. 41 Skilifte und Luftseilbahnen 241-1 Absatz 2 der Verordnung 2
Art. 42 Campingplätze 242-1 zum Arbeitsgesetz AH3.1-1
Art. 43 Konferenz-, Kongress- und Anh. 3.2 Verordnung des WBF zur
Messebetriebe 243-1 Bezeichnung der Einkaufszentren
Art. 43a Veranstaltungsdienstleistungs- für die Bedürfnisse des internationalen
betriebe 243a-1 Fremdenverkehrs gemäss Artikel 25
Art. 44 Museen und Ausstellungsbetriebe 244-1 Absatz 4 der Verordnung 2
Art. 45 Bewachungs- und zum Arbeitsgesetz AH3.2-1
Überwachungspersonal 245-1 Anh. 4 Leitfaden zur Medizinischen
Art. 46 Betriebe des Autogewerbes 246-1 Vorsorge für Nacht- und
Art. 47 Bodenpersonal der Luftfahrt 247-1 Schichtarbeitende AH4-1
Art. 48 Bau- und Unterhaltsbetriebe Anh. 5 Schichtpläne AH5-1
für Eisenbahnanlagen 248-1 Anh. 6 Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz,
Art. 48a Bau- und Unterhaltsbetriebe Zuordnung der Sonderbestimmungen
auf Nationalstrassen 248a-1 auf die Betriebsarten AH6-1
Art. 49 Betriebe der Energie- und
Wasserversorgung 249-1
Art. 50 Betriebe der Kehricht- und Stichwortverzeichnis S-1
Abwasserentsorgung 250-1
Art. 51 Reinigungsbetriebe 251-1
Art. 52 Betriebe für die Verarbeitung
landwirtschaftlicher Produkte 252-1

I-6
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
und zu den Verordnungen 1 und 2 Abkürzungs-
Abkürzungsverzeichnis verzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

°C Grad Celsius EKAS Eidgenössische Koordinationskommis-


Abb. Abbildung sion für Arbeitssicherheit
Abs. Absatz EVD Eidgenössisches Volkswirtschaftsde-
AN Arbeitnehmer partement (heute WBF)
ArG Arbeitsgesetz (SR 822.11) ff. und folgende
ARGE Arbeitsgemeinschaft Leq äquivalenter Dauerschalldruckpegel
ArGV 1 Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz MAK Maximale Arbeitsplatzkonzentration
(SR 822.111) OG Bundesgesetz über die Organisation
ArGV 2 Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz der Bundesrechtspflege (SR 173.110)
(SR 822.112) OR Obligationenrecht (SR 220)
ArGV 3 Verordnung 3 zum Arbeitsgesetz PG Postgesetz (SR 783.0)
(SR 822.113) SAMV Verordnung über den Schutz der Ar-
ArGV 4 Verordnung 4 zum Arbeitsgesetz beitnehmerinnen und Arbeitnehmer
(SR 822.114) vor Mikroorganismen
ArGV 5 Verordnung 5 zum Arbeitsgesetz (SR 832.321)
(SR 822.115) SBB Schweizerische Bundesbahnen
Art. Artikel SBBG Bundesgesetz über die Schweizerischen
ARV1 Verordnung über die Arbeits- und Bundesbahnen (SR 742.31)
Ruhezeit der berufsmässigen Motor- SECO Staatssekretariat für Wirtschaft
fahrzeugführer und -führerinnen SR Systematische Sammlung des Bundes-
(Chauffeurverordnung) (SR 822.221) rechts
ARV2 Verordnung über die Arbeits- und Ru- StGB Schweizerisches Strafgesetzbuch
hezeit der Führer von leichten Motor- (SR 311.0)
wagen zum gewerbsmässigen Perso- u.a und andere
nentransport (SR 822.222) usw. und so weiter
ASA Arbeitsärzte und andere Spezialisten UVG Bundesgesetz über die Unfallversiche-
der Arbeitssicherheit (Art. 11a VUV) rung (SR 832.20)
AZG Arbeitszeitgesetz (SR 822.21) v.a. vor allem
AZGV Ausführungsverordnung zum Arbeits- vgl. vergleiche
zeitgesetz (SR 822.211) VPG Postverordnung (SR 783.01)
BBG Bundesgesetz über die Berufsbildung VStR Bundesgesetz über das Verwaltungs-
(SR 412.10) strafrecht (SR 313.0)
BBl Bundesblatt VUV Verordnung über die Unfallverhütung
BBL Bundesamt für Bauten und Logistik (SR 832.30)
BG Bundesgerichtsentscheid VwVG Bundesgesetz über das Verwaltungs-
Bst. Buchstabe verfahren (SR 172.021)
bzw. beziehungsweise WBF Eidgenössisches Departement für
DSG Bundesgesetz über den Datenschutz Wirtschaft, Bildung und Forschung
(SR 235.1) z.B. zum Beispiel
(a) EDMZ Eidg. Drucksachen- und Materialzen- z.T. zum Teil
trale, heute Bundesamt für Bauten
und Logistik (BBL), Bereich Logistik

SECO, Mai 2015 A-1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
und zu den Verordnungen 1 und 2 Vorbemer-
Vorbemerkungen kungen

Wegleitung zum Arbeitsgesetz


und zu den Verordnungen 1 und 2
Vorbemerkungen

Wo ist das Arbeitsgesetz im zwischen Privatpersonen. Dazu gehört der Arbeits-


gesamten Bereich arbeitsrecht- vertrag, der durch übereinstimmende gegenseiti-
licher Normen einzuordnen? ge Willenserklärungen zwischen Arbeitgeber und
Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer entsteht. Die
Dieser Abschnitt soll einen kleinen Einblick in das Parteien sind grundsätzlich in der Ausgestaltung
komplexe Gebiet des Arbeitsrechts wiedergeben. ihres Vertrages frei. Die entsprechenden Normen
Das Arbeitsrecht regelt grundsätzlich die Bezie- können in der Regel durch gegenseitige Vereinba-
hung zwischen Arbeitnehmerinnen oder Arbeit- rung abgeändert werden. Das öffentliche Recht
nehmern und Arbeitgebern. Dabei ist das Arbeits- hingegen ordnet die Rechtsbeziehungen inner-
recht in verschiedenen Rechtsquellen verankert. halb des Gemeinwesens und/oder zwischen dem
Ganz grob lässt es sich in privates und öffentliches Gemeinwesen und Privatpersonen. Zu Letzterem
Arbeitsrecht aufteilen. Das private Arbeitsrecht gehört das Arbeitsgesetz, welches dem Arbeit-
wird vorwiegend im Obligationenrecht (OR) in den geber Pflichten und Auflagen zum Schutz der Ar-
Artikeln 319 ff. OR geregelt. Es handelt sich dabei beitnehmerinnen und Arbeitnehmer vorschreibt.
um Bestimmungen, die den Einzelarbeitsvertrag Von diesen zwingenden Mindestvorschriften darf
regeln. Zum privaten Arbeitsrecht zählt weiter das nur zugunsten der Arbeitnehmerinnen oder Ar-
Recht der Gesamtarbeitsverträge (GAV) und das beitnehmer abgewichen werden. Für die Durch-
Recht der Kollektivstreitigkeiten (z. B. Streik) dazu. setzung der Schutzbestimmungen ist das Ge-
Zum öffentlichen Arbeitsrecht gehört das Arbeit- meinwesen verantwortlich. Damit ist ein wichtiger
nehmerschutzrecht. Dies beinhaltet u. a. das Ar- Punkt der Unterscheidung zwischen öffentlichem
beitsgesetz (ArG) sowie die Verordnung über die und privatem Recht angesprochen. Das öffentli-
Verhütung von Unfällen und Berufskrankheiten che Recht muss von Amtes wegen durchgesetzt
(VUV). werden. Bei privatem Recht bedarf es hingegen ei-
Wie bereits erwähnt, sprechen wir beim Arbeits- ner Klage beim Gericht. Deshalb: Wo kein Kläger,
gesetz von öffentlichem Arbeitsrecht, während der da kein Richter. Entsprechend gelangen bei der
Einzelarbeitsvertrag überwiegend dem privaten Durchsetzung des Rechts unterschiedliche Verfah-
Arbeitsrecht zugeordnet wird. Wie unterscheidet ren zur Anwendung. So bei öffentlichem Recht die
sich das öffentliche vom privaten Recht: Einfach Verwaltungsrechtspflege und beim privaten Recht
gesagt, regelt das private Recht die Beziehungen das Zivilprozessrecht.

SECO, November 2006 V-1


Vorbemer- Wegleitung zum Arbeitsgesetz
und zu den Verordnungen 1 und 2
kungen Vorbemerkungen

Nachdem die Einordnung des geschränkt, teilweise oder gar nicht zur Anwen-
Arbeitsgesetzes innerhalb des dung gelangen. Uneingeschränkt gilt es für rund
Arbeitsrechts geklärt ist, wen- 240’000 Betriebe mit ca. 2,6 Millionen Arbeitneh-
mern und Arbeitnehmerinnen. Verschiedene Be-
den wir uns nachfolgend dem
triebsarten sind jedoch ausgenommen, so unter
Inhalt des Arbeitsgesetzes zu: anderem die Betriebe des öffentlichen Verkehrs,
Das Arbeitsgesetz hat zum Ziel, die Arbeitnehmer die landwirtschaftlichen Betriebe, und die priva-
und Arbeitnehmerinnen vor gesundheitlichen Be- ten Haushalte (bei den zwei Letzteren unter Aus-
einträchtigungen, welche mit den Arbeitsbedin- nahme der Vorschriften über das Mindestalter). Für
gungen verbunden sind, zu schützen. Einerseits die öffentlichen Verwaltungen schliesslich gilt das
enthält es Vorschriften über den allgemeinen Ge- Arbeitsgesetz grundsätzlich nur in Bezug auf den
sundheitsschutz (ergänzt durch Sonderschutzvor- allgemeinen Gesundheitsschutz, nicht aber bezüg-
schriften für jugendliche Arbeitnehmerinnen und lich der Arbeits- und Ruhezeiten.
Arbeitnehmer sowie für schwangere Frauen und
stillende Mütter), andererseits Vorschriften über
die Arbeits- und Ruhezeiten. Letztere sollen die Ar- Gesetz, Verordnung 1 und Ver-
beitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus gesund- ordnung 2 zum Arbeitsgesetz
heitlichen Gründen vor überlangen und anderen
beschwerlichen Arbeitszeiten schützen. Bei all die- Das Arbeitsgesetz regelt grundsätzlich folgende
sen Schutzvorschriften handelt es sich um zwin- Themen: Auf welche Betriebe und Personen fin-
gende Mindestvorschriften, von denen grundsätz- det das Gesetz Anwendung, erlaubte Arbeits-
lich durch Vertrag nicht abgewichen werden darf. und Ruhezeiten für erwachsene Arbeitnehmende,
Das Arbeitsgesetz setzt somit den Betrieben in Be- Sonderschutzbestimmungen für jugendliche Ar-
zug auf den Gesundheitsschutz und die Arbeits- beitnehmende und Mutterschaft sowie Aufgaben
zeitgestaltung Grenzen. Es bildet den gesetzlichen und Organisation der Behörden. Die Verordnung
Rahmen, innerhalb dessen sich die vertraglichen 1 zum Arbeitsgesetz führt die arbeitsgesetzlichen
Regelungen bewegen müssen. Das Arbeitsgesetz Bestimmungen in den obgenannten Themen aus.
ist nur auf Schweizer Territorium anwendbar, es sei D.h., die allgemeinen Bestimmungen des Gesetzes
denn, es liege ein Staatsvertrag vor, der etwas an- werden durch die Bestimmungen der Verordnung
deres vorsieht. Man spricht in diesem Fall vom Ter- 1 präzisiert. In der Verordnung 2 zum Arbeitsge-
ritorialitätsprinzip oder Gebietsgrundsatz. So kann setz werden bestimmte Gruppen von Betrieben
z.B. ein Arbeitgeber in der Schweiz nicht belangt oder Arbeitnehmern (z.B. Gastgewerbe, Bäcke-
werden, wenn festgestellt wird, dass seine Arbeit- reien, Kliniken, etc.) Sonderbestimmungen unter-
nehmerin oder sein Arbeitnehmer im Ausland ar- stellt, soweit dies aufgrund ihrer besonderen Ver-
beitsgesetzliche Bestimmungen verletzt hat. Hin- hältnisse betriebsnotwendig ist.
gegen ist in diesem Fall das öffentliche Arbeitsrecht
von jenem Land anwendbar, wo sich die Arbeit-
nehmerin oder der Arbeitnehmer während dieser Warum eine Wegleitung?
Zeit aufgehalten hat.
Das Arbeitsgesetz und seine Verordnungen sind
Innerhalb des Schweizer Territoriums gilt das Ar-
das Ergebnis eines politischen Prozesses. Dieser
beitsgesetz aber auch nicht uneingeschränkt für
Umstand sowie die Komplexität der zu regelnden
jeden Betrieb. Es wird im Geltungsbereich des
Materie sind zur Hauptsache dafür verantwort-
Arbeitsgesetzes festgelegt, auf welche Betriebe
lich, dass Gesetz und Verordnungen in Bezug auf
bzw. Arbeitnehmende die Bestimmungen unein-
Systematik, Transparenz und Verständlichkeit er-

V-2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Vorbemer-
und zu den Verordnungen 1 und 2
Vorbemerkungen kungen

heblichen Erklärungs- und Interpretationsbedarf mentare neben Grundsätzen und allgemeinen


aufweisen. Diesem Zweck dient die vorliegende Erläuterungen auch Hintergrundbemerkungen
Wegleitung. Die Wegleitung ist als Handbuch und und tiefergehende rechtliche Erläuterungen sowie
Nachschlagewerk für die Praxis konzipiert. Sie soll praktische Beispiele.
den Vollzugsbehörden des Arbeitsgesetzes als An- Zu erwähnen ist aber auch, dass die Kommentare
leitung dienen und damit im Vollzug ein einheit- der vorliegenden Ausgabe nicht in Stein gemeis-
liches und rechtsgleiches Vorgehen sichern. Sie selt sind. Sie sind vielmehr Ausdruck des jetzigen
richtet sich aber auch an Arbeitgeber, Arbeitneh- Stands des Wissens und der Praxis. Die Wegleitung
mer und Arbeitnehmerinnen sowie Berufsverbän- soll jeweils den neusten Erkenntnissen und Bedürf-
de und andere Personen und Interessengruppen, nissen entsprechen. Deshalb sind regelmässige
die sich im Berufsalltag mit arbeitsgesetzlichen Fra- Aktualisierungen vorgesehen. Die Wegleitung ist
gen auseinandersetzen müssen. All diesen will die auch in elektronischer Form im Internet erhältlich,
Wegleitung die Anwendung von Gesetz und Ver- wo die neusten Erkenntnisse fortlaufend aktuali-
ordnungen erleichtern. Die Wegleitung folgt der siert werden (www.seco.admin.ch/publikationen).
Systematik von Gesetz und Verordnungen. In der
Reihenfolge Gesetz, Verordnung 1 und Verord-
nung 2 werden die Erlasse artikelweise kommen- SECO - Direktion für Arbeit
tiert. Je nach Bedarf erhalten die einzelnen Kom- Arbeitsbedingungen

SECO, November 2006 V-3


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
I. Geltungsbereich ArG Art. 1
Art. 1 Betrieblicher und persönlicher Geltungsbereich

Artikel 1

Betrieblicher und persönlicher Geltungsbereich


1
Das Gesetz ist, unter Vorbehalt der Artikel 2–4, anwendbar auf alle öffentlichen und privaten Be-
triebe.
2
Ein Betrieb im Sinne des Gesetzes liegt vor, wenn ein Arbeitgeber dauernd oder vorübergehend einen
oder mehrere Arbeitnehmer beschäftigt, unabhängig davon, ob bestimmte Einrichtungen oder
Anlagen vorhanden sind. Wenn die Voraussetzungen für die Anwendbarkeit des Gesetzes nur für
einzelne Teile eines Betriebes gegeben sind, ist das Gesetz nur auf diese anwendbar.
3
Auf Arbeitnehmer, die ein im Ausland gelegener Betrieb in der Schweiz beschäftigt, ist das Gesetz
anwendbar, soweit dies nach den Umständen möglich ist.

Absatz 1 vorausgesetzt und bei Betrieben, die der Plan-


genehmigungspflicht nach Artikel 8 des Geset-
Das Arbeitsgesetz (ArG, nachfolgend Gesetz ge-
zes unterstehen. Das Gesetz erfasst auch Betrie-
nannt) ist auf alle öffentlich-rechtlich oder privat-
be mit gemeinnütziger Zielsetzung. Man spricht
rechtlich organisierten Betriebe anwendbar. Die in
also nicht nur bei gewinnorientierten Organisati-
den Artikeln 2 bis 4 ArG aufgeführten Betriebe
onen von Betrieben. Wesentlich ist vielmehr der
fallen aber nicht oder nur teilweise unter das Ge-
Umstand, dass ein Arbeitgeber einen Arbeitneh-
setz und müssen differenziert betrachtet werden.
mer oder eine Arbeitnehmerin beschäftigt. Ein Ar-
Weitere Ausnahmen bestehen nicht, auch wenn
beitsvertrag oder ein öffentlich-rechtliches Dienst-
im Titel des Gesetzes die Dienstleistungsbetriebe
verhältnis wird nicht vorausgesetzt: Das Gesetz
nicht ausdrücklich erwähnt werden. So ist das Ge-
erfasst tatsächliche Arbeitsverhältnisse. Es ist da-
setz auch auf die freien Berufe und auf weitere
her auch anwendbar auf Arbeitnehmer und Ar-
Dienstleistungserbringer anwendbar, soweit ein
beitnehmerinnen, die freiwillig Arbeit leisten, also
Arbeitsverhältnis nach Gesetz vorliegt.
beispielsweise für wohltätige Zwecke oder im
Rahmen einer Ausbildung. Auch Personen, die Tä-
tigkeiten ausführen, die der Zivilrichter als «sitten-
Absatz 2 widrig» betrachten könnte, sind als Arbeitnehmer
Jede Arbeitsorganisation, in der ein oder mehrere und Arbeitnehmerinnen zu bezeichnen.
Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen vorüber- Als Arbeitgeber bezeichnet man den Träger der
gehend oder dauernd beschäftigt werden, stellt Arbeitsorganisation. Dieser dürfte in vielen Fäl-
im Sinn des Gesetzes einen Betrieb dar. Feste Be- len wohl auch der Betriebsinhaber sein. Werden
triebseinrichtungen oder Anlagen werden nicht die betrieblichen Einrichtungen und die gesamte
zwingend vorausgesetzt, weshalb auch die Be- oder Teile der Arbeitsorganisation auf Grund ver-
schäftigung z.B. in der eigenen Wohnung unter traglicher Verpflichtungen einer Person für eine
das Arbeitsgesetz fallen kann (Ausnahme: Heim- Gegenleistung zur Verfügung gestellt, ist zu prü-
arbeit; Art. 3, Bst. f ArG). Hingegen werden fes- fen, welcher unternehmerische Handlungsspiel-
te Betriebseinrichtungen im Zusammenhang mit raum dieser belassen wird. Dies gilt beispielsweise
den Vorschriften über die industriellen Betriebe bei Franchiseverträgen, für Tankstellenshops oder

SECO, November 2006 001 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 1 ArG I. Geltungsbereich
Art. 1 Betrieblicher und persönlicher Geltungsbereich

Bahnhofsläden. Müssen aufgrund eines Exklusiv- wirtschaftliche Fortkommen der Person, wie das
vertrags die betriebliche Einrichtung sowie Dienst- beim Arbeitsvertrag der Fall ist, wo Lohn als Ge-
leistungen und Waren oder die Logistik übernom- genleistung für Arbeit bezahlt werden muss. Das
men werden, dürfte in aller Regel ein gesetzliches kann zur Folge haben, dass im Sinne des Geset-
Arbeitsverhältnis vorliegen, weil dem Betreiber zes auch solche Personen Arbeitnehmer oder Ar-
oder der Betreiberin praktisch kein unternehme- beitnehmerinnen sind, die freiwillig Arbeit leisten
rischer Handlungsspielraum belassen wird. Arbeit- oder die im Rahmen eines als Werkvertrag oder ei-
geber wäre dann nicht der rechtliche Betriebs- nes als Auftrag bezeichneten Vertrags oder ande-
inhaber, sondern jene natürliche oder juristische rer verwandter Vertragsverhältnisse tätig sind.
Person, die den Betrieb zur Verfügung stellt. Betroffen von dieser breiteren Auffassung des Ar-
Das Gesetz kann auch auf bloss einzelne Teile ei- beitsverhältnisses können Rechtsverhältnisse sein,
nes Betriebes anwendbar sein, soweit diese Tei- denen so genannte gemischte Verträge oder auch
le für sich eine organisatorische Einheit darstellen. Innominatverträge wie der Franchise-Vertrag zu-
Die Botschaft vom 30. September 1960 zum Ar- grunde liegen. Letzterer weist häufig eine starke
beitsgesetz erwähnt eine Gaststätte, die mit ei- arbeitsvertragliche Ausprägung auf. Eine betrof-
nem Landwirtschaftsbetrieb verbunden ist. Dieses fene Person kann somit zwar sozialversicherungs-
Beispiel hat nichts an Aktualität eingebüsst, wie rechtlich als selbstständig erwerbend eingestuft
verschiedene Entwicklungen im Landwirtschafts- werden, gilt jedoch arbeitsgesetzlich als Arbeit-
sektor bezüglich Nebenerwerbstätigkeiten zeigen: nehmer oder Arbeitnehmerin. Hingegen sind die-
Gastwirtschaftliche Tätigkeiten, eine Reitschule, jenigen Personen laut Gesetz keine Arbeitneh-
der Handel mit Blumen oder die Verarbeitung der mer oder Arbeitnehmerinnen, die im Rahmen
eigenen Produkte für überregionale Verkaufsor- einer Vereinsmitgliedschaft, einer körperschaftli-
ganisationen fallen als Teilbetrieb unter den be- chen Verpflichtung oder als Gesellschafter eines
trieblichen Geltungsbereich. In Zweifelsfällen hat Unternehmens Arbeitsleistungen erbringen. Auch
die zuständige kantonale Behörde zu entschei- Personen, die als selbständige Unternehmer oder
den (Art. 41 Abs.3 ArG). Unternehmerinnen tätig sind, werden nicht als Ar-
Das Gesetz ist anwendbar auf alle Arbeitnehmer beitnehmer oder Arbeitnehmerinnen bezeichnet.
und Arbeitnehmerinnen, soweit nicht eine Aus-
Differenziert zu betrachten sind dagegen die ge-
nahme vom persönlichen Geltungsbereich nach
schäftsführenden Organe juristischer Personen.
Artikel 3 oder 4 ArG besteht. Man spricht laut Ge-
Die Lehre ging bisher davon aus (vgl. Rehbinder/
setz von Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin,
Müller, ArG, 5. Auflage 1998, Art. 1 Abs. 2 Nr. 2),
• wenn sich eine Person bei der Ausübung einer dass sich die geschäftsführenden Organe einer
Tätigkeit in eine fremde Arbeitsorganisation ein- juristischen Person (Verein, Stiftung, Aktiengesell-
ordnen muss und schaft, Kommanditgesellschaft, GmbH, Genos-
• wenn die Arbeitsleistung in persönlicher Unter- senschaft) nicht in eine fremde Arbeitsorganisa-
ordnung zu erfolgen hat, die Ausübung der Ar- tion eingliedern müssten und deshalb kein Arbeit-
beit also an eine klare Weisung des Arbeitgebers nehmerstatus vorliege. Diese Betrachtung ist nicht
gebunden ist. immer eindeutig. Der Status einzelner Personen
Im Unterschied zum Arbeitsvertragsrecht ist somit muss entsprechend den Statuten, Reglementen
der Begriff des Arbeitnehmers bzw. der Arbeit- und Betriebsverhältnissen der jeweiligen juristi-
nehmerin breiter gefasst, weil weniger bestimm- schen Person beurteilt werden. Bei mittelgrossen
te Kriterien für den Begriff des Arbeitnehmerei- und grossen Unternehmen sind die Verantwort-
genschaft vorausgesetzt werden. So verlangt das lichen der Geschäftsführung meist in gegebene
Gesetz nicht die Ausrichtung der Arbeit auf das Rechtsstrukturen eingebettet, auf die sie nicht ei-

001 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
I. Geltungsbereich ArG Art. 1
Art. 1 Betrieblicher und persönlicher Geltungsbereich

nen gleich grossen Einfluss nehmen können wie Absatz 3


in einem kleineren Unternehmen. So hat das revi-
dierte Aktienrecht vom 4. Oktober 1991 eine Ver- Das Arbeitsgesetz enthält öffentliches Recht, das
schärfung der Vorschriften über die geschäftsfüh- von staatlichen Aufsichts- und Vollzugsorganen
renden Organe und die Revisionsstelle gebracht. überwacht und vollzogen wird. Gestützt auf das
Ist die Geschäftsführung, wie meist üblich, nicht Territorialitätsprinzip ist ein Vollzug des Gesetzes
mit dem Verwaltungsrat identisch, wird ein Or- auf die Schweiz beschränkt. Vorbehalten bleiben
ganisationsreglement verfasst, das die Geschäfts- allfällige Staatsverträge, die eine Anwendbarkeit
führung, deren Aufgaben und die Berichterstat- schweizerischen Rechts im Ausland vorsehen kön-
tung klar definiert (Art. 716b Obligationenrecht, nen.
SR 220). Diese Geschäftsführung ist dem Verwal- Das Gesetz ist ohne weiteres auf ausländische
tungsrat und der Aktionärsversammlung gegen- Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen anwend-
über verantwortlich. Ähnliche Strukturen kön- bar, die bei einem Schweizer Arbeitgeber Arbeits-
nen auch bei grossen Genossenschaften gegeben leistungen in der Schweiz erbringen. Das Gesetz
sein (Art. 898 Obligationenrecht), wo sich die ge- ist auch auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
schäftsführenden Mitglieder eindeutig in eine nen anwendbar, die von einem ausländischen Ar-
fremde Arbeitsorganisation einordnen müssen. beitgeber für die Ausführung von Arbeiten in die
In aller Regel liegt dann Arbeitnehmereigenschaft Schweiz geschickt werden. Es ist allerdings nicht
vor. In einem solchen Fall ist allerdings zu prüfen, immer durchsetzbar, und zwar insbesondere dann
ob die betreffende Person eine höhere leitende nicht, wenn es sich um vorübergehende, kurze
Tätigkeit ausübt (Art. 9 ArGV 1). Aufenthalte handelt.

SECO, November 2006 001 - 3


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
I. Geltungsbereich ArG Art. 2
Art. 2 Ausnahmen vom betrieblichen Geltungsbereich

Artikel 2

Ausnahmen vom betrieblichen Geltungsbereich


1
Das Gesetz ist, unter Vorbehalt von Artikel 3a, nicht anwendbar:
a. auf Verwaltungen des Bundes, der Kantone und Gemeinden, unter Vorbehalt von Absatz 2;
b. auf Betriebe, die der Bundesgesetzgebung über die Arbeit in Unternehmen des öffentlichen
Verkehrs unterstehen;
c. auf Betriebe, die der Bundesgesetzgebung über die Seeschifffahrt unter der Schweizer Flagge
unterstehen;
d. auf Betriebe der landwirtschaftlichen Urproduktion, mit Einschluss von Nebenbetrieben, in de-
nen überwiegend die Erzeugnisse des Hauptbetriebes verarbeitet oder verwertet werden, so-
wie auf örtliche Milchsammelstellen und die damit verbundenen Milchverarbeitungsbetriebe;
e. auf Betriebe mit überwiegend gärtnerischer Pflanzenproduktion, unter Vorbehalt von Absatz
3;
f. auf Fischereibetriebe;
g. auf private Haushaltungen.
2
Die öffentlichen Anstalten, die den Verwaltungen des Bundes, der Kantone und der Gemeinden
gleichzustellen sind, sowie die Betriebe des Bundes, der Kantone und der Gemeinden, auf die das
Gesetz anwendbar ist, werden durch Verordnung bezeichnet.
3
Auf Betriebe mit überwiegend gärtnerischer Pflanzenproduktion, die Lehrlinge ausbilden, können
einzelne Bestimmungen des Gesetzes durch Verordnung für anwendbar erklärt werden, soweit
dies zum Schutze der Lehrlinge erforderlich ist.
4
Die Bestimmungen des Gesetzes und seiner Verordnungen über das Mindestalter sind anwendbar
auf Betriebe im Sinne von Absatz 1 Buchstaben d–g.

Vorbemerkung Weiter ist zu beachten, dass Artikel 2 durch den


Vorbehalt in Artikel 71 Buchstabe a ArG ergänzt
Artikel 2 regelt die Ausnahmen vom betrieblichen
wird: Spezialregelungen bestehen für die berufs-
Geltungsbereich. Sie sind aber nicht uneinge-
mässigen Motorfahrzeugführer nach der Verord-
schränkt gültig, wie der Vorbehalt zu Gunsten des nung vom 19. Juni 1995 über die Arbeits- und
Artikels 3a ArG und Absatz 2 aufzeigt. Ruhezeit der berufsmässigen Motorfahrzeugfüh-
Nach Absatz 2 soll die Anwendbarkeit des Ge- rer (Chauffeurverordnung, ARV 1 und ARV 2 SR
setzes auf jene Verwaltungseinheiten beschränkt 822.221 und SR 822.222). Diese Verordnungen
werden, die als öffentliche Anstalten aus den je- sind allerdings nicht auf alle berufsmässigen Mo-
weiligen Zentralverwaltungen von Bund, Kanto- torfahrzeugführer anwendbar, so dass die Arbeits-
nen und Gemeinden ausgegliedert und dadurch und Ruhezeitbestimmungen des Arbeitsgesetzes
verselbständigt worden sind. Weiter sollen Betrie- trotzdem wieder zur Anwendung kommen.
be der öffentlichen Hand bzw. deren Tätigkeiten Die Berufsunfallverhütung und die Berufskrank-
näher umschrieben werden, die dem Gesetz un- heitenprophylaxe sind aus dem Gesundheitsschutz
terstellt sind. ausgeklammert. Sie werden durch das Bundes-
Die Absätze 3 und 4 schränken die Ausnahme gesetz vom 20. März 1981 über die Unfallversi-
vom betrieblichen Geltungsbereich bezüglich der cherung (UVG SR 832.20) näher geregelt. Gerade
Beschäftigung von Jugendlichen teilweise ein. bei den Berufskrankheiten bestehen grosse Über-

SECO, Juli 2020 002 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 2 ArG I. Geltungsbereich
Art. 2 Ausnahmen vom betrieblichen Geltungsbereich

schneidungen mit dem arbeitsgesetzlichen Ge- Buchstabe a:


sundheitsschutz, was eine klare Unterscheidung Die Verwaltungen von Bund, Kantonen und Ge-
in der Praxis nahezu verunmöglicht. meinden sind von den Arbeits- und Ruhezeitvor-
Ferner weist das Bundesgesetz vom 13. Dezember schriften ausgenommen (vgl. Art. 71 Bst. b ArG).
2002 über die Berufsbildung (BBG SR 412.10) ein- Unter Verwaltung wird in erster Linie die Zentral-
zelne Regelungen auf, die dem Arbeitsgesetz vor- verwaltung mit all ihren Aufgaben hoheitlicher
gehen, beispielsweise die Regelung über die An- oder nicht hoheitlicher Natur verstanden. Der Be-
rechnung des obligatorischen Unterrichts an die griff der Verwaltung erstreckt sich aber darüber
Arbeitszeit der Lehrlinge. hinaus auch auf die ausgegliederte Verwaltung in
Abgrenzung und Gestaltung des betrieblichen Gel- öffentlichen Anstalten wie Spitälern oder Kanto-
tungsbereichs werden dadurch sehr schwierig. nalbanken, sofern diese öffentlich-rechtlich orga-
Absatz 2 bezieht sich auf Buchstabe a und b des nisiert sind.
Absatzes 1, auch wenn Buchstabe b vom Wortlaut
ausgeschlossen zu sein scheint. Diese Unklarheit Buchstabe b:
hängt einerseits mit dem komplizierten Geltungs- Die Ausnahmen vom Geltungsbereich des Ge-
bereich des Arbeitsgesetzes selber zusammen, setzes beziehen sich auf Betriebe, die dem Ar-
andererseits aber auch mit der Aufsplitterung des beitszeitgesetz unterstehen. Artikel 1 AZG führt
öffentlichenArbeitnehmerschutzrechts auf verschie- die von ihm erfassten Unternehmensarten (= Be-
dene Gesetze. Gerade Betriebe, die dem Bundes- triebe im Sinn des ArG) einzeln auf. Es sind dies
gesetz vom 8. Oktober 1971 über die Arbeit in vom Bund konzessionierte Unternehmen wie die
Unternehmen des öffentlichen Verkehrs (Arbeits- Schweizerischen Bundesbahnen, die übrigen Ei-
zeitgesetz, AZG SR 822.21) unterstellt sind, schei- senbahnen, die Trolleybusunternehmen, Automo-
nen vollständig vom Arbeitsgesetz ausgenommen bilunternehmen für den öffentlichem Linienver-
zu sein. Die Ausführungen zu Absatz 1 Buchsta- kehr, Schifffahrts- und Luftseilbahnunternehmen
be b und Absatz 2 relativieren allerdings diese An- sowie Unternehmen, die im Auftrag der vorge-
nahme. nannten Unternehmen fahrplanmässige Fahrten
Der Vorbehalt der Gesundheitsschutzvorschriften durchführen. Nach Absatz 4 des Artikels 1 können
nach Artikel 3a bewirkt, dass bei den dort auf- auch so genannte Nebenbetriebe dem AZG unter-
geführten Kategorien von Arbeitnehmern und Ar- stellt werden, was für die Schlafwagen, Speisewa-
beitnehmerinnen zwar eine Ausnahme bezüglich gen, die ambulanten Verpflegungsdienste in den
der Arbeits- und Ruhezeiten besteht, nicht aber Eisenbahnen und für die Skilifte1 bereits gilt (Art. 1
bezüglich des Gesundheitsschutzes, der vollum- der Ausführungsverordnung zum AZG, AZGV SR
fänglich zu berücksichtigen ist (Art. 6, 35 und 36a 822.211).
ArG). Entscheidend für die Anwendbarkeit des Arbeits-
zeitgesetzes ist die Zweckbestimmung in Arti-
kel 1 Absatz 2 AZG: Es ist nur dann anwendbar,
Absatz 1 wenn das Unternehmen oder Teile davon dem
öffentlichen Verkehr dienen, also ein betriebli-
Die in den Buchstaben a bis g aufgezählten Be- cher Geltungsbereich besteht. Das AZG ist nicht
triebsarten sind vom Gesetz ausgenommen, so- anwendbar auf Betriebe oder Betriebsteile mit
weit nicht eine Anwendbarkeit auf Grund des in
Absatz 1 enthaltenen Vorbehaltes zu Gunsten
des Artikels 3a ArG betreffend den Gesundheits- Die Anwendbarkeit des AZG auf Skilifte gilt nicht generell: Sie ist nur dann ge-
1

ben, wenn das Unternehmen als Hauptbetrieb, z.B. die Luftseilbahngesellschaft


schutz vorliegt. oder eine Bergbahn, auch noch einen oder mehrere Skilifte als Nebenbetriebe
betreibt. Trifft das nicht zu, ist das Arbeitsgesetz auf die Skilifte anwendbar.

002 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
I. Geltungsbereich ArG Art. 2
Art. 2 Ausnahmen vom betrieblichen Geltungsbereich

Dienstleistungen, die dem öffentlichen Verkehr Buchstabe f:


gar nicht oder nur in untergeordneter Weise die- Unter Fischereibetrieben werden die Fischfangbe-
nen. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn triebe verstanden. Die Fischzucht und die Fisch-
ein Bahnunternehmen in einem Bahnwagen ei- verarbeitung gehören nur dann dazu, wenn ih-
nen Verkaufsladen unterhält. Solche Betriebsteile nen Nebenbetriebscharakter zukommt. Können
sind dem Arbeitsgesetz nach Artikel 1 bzw. Artikel sie hingegen als eigenständige und selbständige
2 Absatz 2 unterstellt. Einheiten bezeichnet werden, sind sie dem Gesetz
Im persönlichen Geltungsbereich unterscheidet unterstellt. Auch bei den Fischereibetrieben sind
das AZG zwischen Verwaltungs- und Betriebs- die Vorschriften über das Mindestalter von Ju-
dienst (vgl. Art. 2 AZGV). Auf Arbeitnehmer und gendlichen nach Absatz 4 zu berücksichtigen.
Arbeitnehmerinnen im Verwaltungsdienst ist das
AZG nicht anwendbar (Art. 2 Abs. 4 AZG). Diese Buchstabe g:
Kategorie von Arbeitnehmenden unterliegt dem
Die privaten Haushaltungen sind vom Gesetz
Arbeitsgesetz.
ausgenommen. Die für die privaten Bedürfnisse
eingesetzten Hausangestellten (Haushalthilfen,
Buchstabe c:
Chauffeur, Gärtner, Privatlehrer usw.) unterste-
Die Ausnahme erstreckt sich auf Betriebe, hen demnach ebenfalls nicht dem Gesetz. Wer-
die der Bundesgesetzgebung über die (Hoch- den aber Jugendliche beschäftigt, gelten für diese
)Seeschifffahrt unter Schweizer Flagge unterste- die Vorschriften über das Mindestalter nach Ab-
hen (Seeschifffahrtsgesetz SR 747.30). Davon be- satz 4.
troffen sind die Besatzungen der Schiffe auf See, Befinden sich Erwerbsräumlichkeiten des Arbeit-
also das fahrende Personal. Das Seeschifffahrtsge- gebers im gleichen Gebäude wie sein Privathaus-
setz bezieht sich demnach nicht auf das nicht fah- halt (z.B. Arzt- oder Zahnarztpraxis, Anwaltskanz-
rende Personal, auf welches das Arbeitsgesetz an- lei, Architekturbüro, Treuhandbüro usw.), dann
wendbar ist, soweit dieses in der Schweiz arbeitet. gelten jene Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
nen, die er für seine Erwerbstätigkeit angestellt
Buchstabe d: hat, nicht als Hausangestellte.
Ausgenommen vom betrieblichen Geltungsbe- Auch Botschaftsresidenzen, Konsulate usw., in de-
reich sind landwirtschaftliche Betriebe, sofern de- nen Hausangestellte beschäftigt werden, gehören
ren Tätigkeiten der Urproduktion zugeordnet wer- nicht zu den privaten Haushaltungen im hier ver-
den können. standen Sinn (vgl. Kommentar Art. 3 Bst. b ArG
Artikel 5 ArGV 1 enthält eine genauere Definition und Art. 8 ArGV 1).
der Begriffe landwirtschaftliche Betriebe und Ne-
benbetriebe sowie Milchsammelstellen.

Buchstabe e:
Absatz 2
Grundsätzlich sind Betriebe mit überwiegend Von der Zentralverwaltung ausgegliederte staat-
gärtnerischer Pflanzenproduktion ausgenommen. liche Verwaltungseinheiten, die den gleichen Re-
Artikel 6 ArGV 1 enthält eine genauere Definition geln wie die Zentralverwaltung unterstehen sol-
dieser Art von Betrieben. len, werden in der Verordnung 1 (vgl. Art. 7
Werden aber Lehrlinge beschäftigt, wird der Be- ArGV 1) näher bezeichnet. Zudem ist exakter zu
trieb sowohl vom betrieblichen als auch vom per- definieren, welche Betriebe von Bund, Kantonen
sönlichen Geltungsbereich des Gesetzes zumin- und Gemeinden dem Geltungsbereich des Geset-
dest teilweise erfasst, vgl. Art. 3 Abs. 1 ArGV 5. zes ganz oder teilweise zu unterstellen sind.

SECO, Juli 2020 002 - 3


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 2 ArG I. Geltungsbereich
Art. 2 Ausnahmen vom betrieblichen Geltungsbereich

Der Rechtspluralismus im öffentlichen Arbeitneh- meinden gehören nicht nur die so genannten Re-
merschutzrecht mit den unübersichtlichen Gel- giebetriebe (Rüstungsbetriebe), sondern alle Ar-
tungsbereichen führt zu Lücken im gesamten beitsorganisationen, ungeachtet dessen, ob sie in
Schutzsystem. die Zentralverwaltung eingegliedert sind oder ob
Aus Artikel 1 ArG des Gesetzes ergibt sich, dass sie verselbständigt sind. Massgebend für das Vor-
dieses überall angewendet werden soll, wo kei- liegen eines Betriebes im hier verstandenen Sinn
ne Ausnahme nach den Artikeln 2 bis 4 vorliegt. ist die Art ihrer Tätigkeit. Aus den Materialien er-
Weiter kann aus dem Wortlaut und aus der Sys- gibt sich, dass Betriebe gemeint sind, denen ein
tematik des Artikels 2 geschlossen werden, dass Versorgungs- oder Produktionsauftrag zukommt.
Absatz 2 die in Absatz 1 Buchstaben a und b ge- Beispielsweise gehören dazu die Strassenunter-
nannten Ausnahmen vom Geltungsbereich ganz halts-
oder teilweise rückgängig machen oder als Sub- dienste, die Kehrichtverwertungsbetriebe, Betrie-
sidiärlösung auffangen kann. Für jene Betriebe be der Stromversorgung, aber auch Spitäler usw.
und Betriebsteile des öffentlichen Verkehrs, die Bei vielen Betrieben, die nicht in einem Verwal-
nicht zum Geltungsbereich des AZG gehören, re- tungsorganisationsgesetz aufgeführt sind, geben
gelt Artikel 4 Buchstabe b ArGV 1 die Anwend- spezielle Gesetze darüber Auskunft, ob es sich um
barkeit des Arbeitsgesetzes. Ferner ergibt sich die Unternehmen des Bundes, der Kantone oder der
Anwendbarkeit des Arbeitsgesetzes in Bezug auf Gemeinden handelt. Als Beispiel seien die Schwei-
den Gesundheitsschutz – zumindest für das öf- zerischen Bundesbahnen genannt. Nach dem Bun-
fentlich-rechtlich angestellte Personal – aus Arti- desgesetz vom 20. März 1998 über die Schweize-
kel 3a ArG. rischen Bundesbahnen (SBBG SR 742.31) handelt
Überall dort, wo der Staat Verwaltungseinheiten es sich bei den SBB um eine spezialgesetzliche Akti-
ausgliedert und diese privatrechtlich in Konkur- engesellschaft des Bundes mit Sitz in Bern (Art. 2),
renz zu privaten Anbietern arbeiten lässt, sollen welche die Schweizerische Eidgenossenschaft als
diese den gleichen arbeitsrechtlichen Schutzregeln Allein- oder Mehrheitsaktionärin ausweist (Art. 7).
unterstehen wie die Konkurrenz, denn Arbeitsbe- Die SBB sind somit arbeitsgesetzlich – auch wenn
dingungen sind letztlich auch Wettbewerbsbedin- privatrechtlich organisiert – ein Betrieb des Bun-
gungen. Betroffen davon sind die öffentlichen An- des. Das Arbeitsgesetz ist allerdings nur anwend-
stalten. Das soll aber auch für Betriebe von Bund, bar, soweit bei den SBB das AZG nicht Vorrang hat.
Kantonen und Gemeinden gelten, die sich gleich
oder ähnlich wie private Betriebe strukturieren (zu
den Betrieben siehe weiter unten). Auskunft dar- Absatz 3
über, was zur Verwaltung gehört, geben die bei
Bilden Betriebe mit überwiegend gärtnerischer
Bund und Kantonen bestehenden Verwaltungs-
Pflanzenproduktion Lehrlinge aus, wird die in Ab-
organisationsgesetze2. Häufig wird zwischen zen-
satz 1 Buchstabe e gewährte Ausnahme vom be-
traler und externer Verwaltung unterschieden.
trieblichen Geltungsbereich eingeschränkt. So
Massgebend ist die gesetzliche Umschreibung der
kommen die Vorschriften über den Gesundheits-
Zugehörigkeitskriterien, nicht der Umstand, ob
schutz (Art. 6 ArG) und die Plangenehmigung
eine Einheit im Anhang aufgeführt ist oder nicht.
(Art. 7 oder 8 ArG) zur Anwendung. Die Lehrlinge
So gehören zur Bundesverwaltung die selbständi-
werden auch vom persönlichen Geltungsbereich
gen Anstalten und Betriebe.
erfasst, vgl. Art. 3 Abs. 1 ArGV 5.
Zu den Betrieben von Bund, Kantonen und Ge-

2
Z.B. die Verordnung vom 25. November 1998 über die Regierungs- und Ver-
waltungsorganisation, SR 172.010.1

002 - 4
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
I. Geltungsbereich ArG Art. 2
Art. 2 Ausnahmen vom betrieblichen Geltungsbereich

Absatz 4 schweizerischen Rechts war deshalb nötig, weil


entgegen dem Geltungsbereich des Übereinkom-
Im August 1999 hat die Schweiz das Übereinkom- mens im Arbeitsgesetz Ausnahmen bei der Land-
men Nr. 138 der Internationalen Arbeitsorganisa- wirtschaft, der gärtnerischen Pflanzenproduktion,
tion über das Mindestalter für die Zulassung zur den Fischereibetrieben und den privaten Haus-
Beschäftigung (1973) ratifiziert. Das Übereinkom- haltungen bestanden. Für die Zulassung der Ju-
men ist am 17. August 2000 in Kraft getreten. Die gendlichen zur Beschäftigung in diesen Bereichen
Ratifizierung bedingte eine Anpassung des Geset- musste daher eine gesetzliche Grundlage ge-
zes. Diese wurde mit der Einfügung des Absatzes schaffen werden.
4 in Artikel 2 vorgenommen. Die Anpassung des

SECO, Juli 2020 002 - 5


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
I. Geltungsbereich ArG Art. 3
Art. 3 Ausnahmen vom persönlichen Geltungsbereich

Artikel 3
Ausnahmen vom persönlichen Geltungsbereich
Das Gesetz ist, unter Vorbehalt von Artikel 3a, ferner nicht anwendbar:
a. auf Personen geistlichen Standes und andere Personen, die im Dienste von Kirchen stehen, sowie
auf Angehörige von Ordens- und Mutterhäusern oder anderer religiöser Gemeinschaften;
b. auf das in der Schweiz wohnhafte Personal öffentlicher Verwaltungen ausländischer Staaten
oder internationaler Organisationen;
c. auf die Besatzungen von schweizerischen Flugbetriebsunternehmen;
d. auf Arbeitnehmer, die eine höhere leitende Tätigkeit oder eine wissenschaftliche oder selbständige
künstlerische Tätigkeit ausüben;
e. auf Lehrer an Privatschulen sowie auf Lehrer, Fürsorger, Erzieher und Aufseher in Anstalten;
f. auf Heimarbeitnehmer;
g. auf Handelsreisende im Sinne der Bundesgesetzgebung;
h. auf Arbeitnehmer, die dem Abkommen vom 21. Mai 1954 über die Arbeitsbedingungen der
Rheinschiffer unterstehen.

Allgemeines Kriterien für eine religiöse Gemeinschaft erfüllen.


Anerkannte religiöse Gemeinschaften sind etwa
Die in Buchstaben a bis c sowie f bis h erwähn-
die freien evangelischen Kirchgemeinden, die Neu-
ten Personengruppen unterstehen generell nicht
apostolische Kirche, die Urchristen, die Zeugen Je-
dem Arbeitsgesetz. Für die Personengruppen in
hovas u.a.m.
den Buchstaben d und e sind die Arbeits- und Ru-
hezeitvorschriften des Gesetzes nicht anwendbar,
Buchstabe b:
dagegen gelten die Bestimmungen über den Ge-
sundheitsschutz. Vergleiche dazu Kommentar zu Artikel 8 ArGV 1.

Buchstabe a: Buchstabe c:
Hier sind ausschliesslich Personen gemeint, die Das Flugunternehmen muss seine Fluggeräte
eine Arbeitsleistung für eine Kirche oder für eine nach Schweizer Recht betreiben. Buchstabe c er-
religiöse Gemeinschaft erbringen. Die Arbeiten fasst nur ständige Besatzungsmitglieder. Darun-
müssen in einem engen und notwendigen Zu- ter werden jene Arbeitnehmende verstanden, die
sammenhang mit den religiösen Handlungen ste- überwiegend im Fluggerät zum Einsatz gelangen.
hen (Bsp. Sakristan). Nicht dazu gehört somit in Nicht dazu gehören Personen dieser Unterneh-
aller Regel das Verwaltungs-, Unterhalts- und Rei- men, die nur gelegentlich mitfliegen.
nigungspersonal.
Unter Kirchen werden die Landeskirchen verstan- Buchstabe d:
den, also die römisch-katholische, die evange- Vergleiche dazu Kommentar zu den Artikeln 9–11
lisch-reformierte, die christkatholische und die jü- ArGV 1.
dische Kirche. Bei den religiösen Gemeinschaften
müssen diese den Nachweis erbringen, ob sie die

SECO, August 2015 003 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 3 ArG I. Geltungsbereich
Art. 3 Ausnahmen vom persönlichen Geltungsbereich

Buchstabe e: räume des Arbeitgebers zu vermitteln oder abzu-


Für die Definition von Erziehern und Fürsorgern schliessen (sog. Verpflichtungsgeschäfte). Typisch
vgl. den Kommentar zu Artikel 12 ArGV 1. Aufse- für Handelsreisende ist, dass sie ihrer Tätigkeit
her sind Arbeitnehmende, die in Lokalen für Ruhe ausschliesslich oder vorwiegend (mehr als 50%)
und Ordnung zuständig sind, d.h. Kontrollgänge, ausserhalb der Geschäftsräume nachgehen und
Überwachung der Ein- und Ausgänge, Einhaltung somit auch nicht der Betriebsordnung des Arbeit-
der Nachtruhe, etc. Dazu zählt nicht das Personal gebers unterstehen. Die Handelsreisenden genies-
in medizinischen Anstalten, das gleichzeitig für sen auch Freiheit in der Arbeitseinteilung und ha-
die Pflege und Notfälle von Patienten oder Heim- ben insbesondere keine fixen Arbeitszeiten.
bewohnern zuständig ist. Nicht Handelsreisende sind aber Arbeitnehmende,
die den Vertrag auch gleich selber abwickeln, das
Buchstabe f: heisst die Ware sofort übergeben oder die Dienst-
leistung sofort erbringen (sog. Verfügungsge-
Heimarbeitnehmer sind Arbeitnehmer oder Ar-
schäfte). Deshalb fällt der Direktverkauf nicht un-
beitnehmerinnen, die in ihrer Wohnung oder in
ter die Definition des Handelsreisendenvertrags.
einem andern von ihnen bestimmten Arbeitsraum
Somit ist das Arbeitsgesetz namentlich auf Markt-
allein oder mit Familienangehörigen gewerbli-
fahrer und Hausierer, die in einem Angestellten-
che und industrielle Hand- und Maschinenarbei-
verhältnis stehen, anwendbar. Unerheblich für
ten gegen Lohn ausführen (vgl. Art. 1 Abs. 4 des
diese Beurteilung ist, ob diese für ihre Tätigkeit
Heimarbeitsgesetzes; SR 822.31). Für Heimarbeit-
eine Ausweiskarte gemäss Reisendengewerbege-
nehmer, die nicht unter das Heimarbeitsgesetz
setz besitzen oder nicht.
fallen, gilt der vorliegende Ausschluss vom Gel-
tungsbereich des Arbeitsgesetzes nicht.
Buchstabe h:
Buchstabe g: Dem Abkommen vom 24. Mai 1954 über
die Arbeitsbedingungen der Rheinschiffer
Handelsreisende sind Arbeitnehmende, die über
(SR 0.747.224.022) unterstehen Besatzungsmit-
einen Handelsreisendenvertrag verfügen nach Ar-
glieder an Bord aller Schiffe, die der gewerbsmäs-
tikel 347 ff. des Obligationenrechts. Sie verpflich-
sigen Beförderung von Gütern dienen und zur
ten sich, auf Rechnung des Inhabers eines Han-
Schifffahrt auf dem Rhein zugelassen sind. Nicht
dels-, Fabrikations- oder andern kaufmännisch
darunter fallen allerdings z.B. Fischereifahrzeu-
geführten Unternehmens (und nicht auf eigene
ge oder Schiffe, die ausschliesslich oder fast aus-
Rechnung, vgl. Art. 347 Abs. 2 OR) gegen Lohn
schliesslich in Häfen verwendet werden.
Geschäfte jeder Art ausserhalb der Geschäfts-

003 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
I. Geltungsbereich ArG Art. 3a
Art. 3a Vorschriften über den Gesundheitsschutz

Artikel 3a

Vorschriften über den Gesundheitsschutz


Die Vorschriften dieses Gesetzes über den Gesundheitsschutz (Art. 6, 35 und 36a) sind jedoch an-
wendbar:
a. auf die Verwaltungen des Bundes, der Kantone und Gemeinden;
b. auf Arbeitnehmer, die eine höhere leitende Tätigkeit oder eine wissenschaftliche oder selbstän-
dige künstlerische Tätigkeit ausüben;
c. auf Lehrer an Privatschulen sowie auf Lehrer, Fürsorger, Erzieher und Aufseher in Anstalten

Die Vorschriften über den Gesundheitsschutz sind sowie Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ge-
auch auf die öffentlichen Verwaltungen sowie auf mäss Buchstaben a bis c fixieren die spezifischen
gewisse andere Kategorien von Arbeitnehmern öffentlich-rechtlichen Gesetzgebungen (Verwal-
und Arbeitnehmerinnen anzuwenden, die vom tungen) oder das Obligationenrecht (Arbeitsver-
restlichen Arbeitsgesetz ausgeschlossen sind. träge) den Rahmen betreffend Arbeitszeit. Offen-
Die Artikel 6 (allgemeiner Schutz der Gesundheit sichtliche Missbräuche können aber über Artikel 2
der Arbeitnehmer), 35 (Schutz der schwangeren ArGV 3 (basierend auf Art. 6 ArG) bekämpft wer-
Frauen und stillenden Mütter) sowie 36a (Mög- den.
lichkeit des Verbots beschwerlicher oder gefähr- Der Begriff des Gesundheitsschutzes ist hier im en-
licher Arbeiten für bestimmte Kategorien von geren Sinne zu verstehen. Die Verordnung 3 zum
Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen) des Ge- Arbeitsgesetz ist auf Grund des direkten Bezuges
setzes halten diese Vorschriften fest. Diese Artikel zu Artikel 6 ArG auf die in Artikel 3a aufgeführ-
finden also auch Anwendung auf die Arbeitneh- ten Betriebe und Arbeitnehmer anwendbar. Da-
mer und Arbeitnehmerinnen der Verwaltungen gegen sind Bestimmungen anderer Verordnungen
von Bund, Kantonen und Gemeinden, auf Arbeit- des Arbeitsgesetzes, die einen nicht so direkten
nehmer und Arbeitnehmerinnen mit Kaderfunkti- Bezug dazu haben, nicht eingeschlossen. Dies gilt
on, solche mit wissenschaftlichen oder künstleri- beispielsweise für die Vorschriften über die medi-
schen Aufgaben sowie auf Lehrer und Lehrerinnen zinische Untersuchung (Art. 45 ArGV 1) oder den
in Privatschulen, Fürsorge- und Aufsichtspersonal Beizug der Arbeitnehmer (Art. 71 ArGV 1), aber
in Anstalten. insbesondere für alle im Kapitel Arbeits- und Ru-
Die Aufzählung in Artikel 3a ist abschliessend. hezeiten der Verordnung 1 enthaltenen Bestim-
Andere Schutzbestimmungen des Arbeitsgesetzes mungen (Art. 13 bis Art. 42 ArGV 1), auch wenn
sind deshalb nicht auf die dort aufgeführten Be- dort teilweise auf Artikel 6 ArG als Rechtsgrundla-
triebs- und Arbeitnehmerkategorien anwendbar, ge verwiesen wird.
auch wenn sie sicher einen Einfluss auf die Ge- Im gleichen Sinne sind auch die nicht auf Arti-
sundheit dieser Personen haben. So sind die Be- kel 35 abgestützten Bestimmungen zum Schutz
stimmungen über die Arbeitszeit, Stundenpläne schwangerer und stillender Frauen nicht auf die
und Ruhezeiten (Art. 9 bis 28 ArG) nicht Teil der von Artikel 3a betroffenen Arbeitsverhältnisse an-
Schutzbestimmungen im Sinne des Artikels 3a. Sie wendbar. Es handelt sich dabei vorab um die Arti-
sind nicht auf die dort aufgeführten Betriebs- und kel 35a ArG (Beschäftigung bei Mutterschaft) und
Arbeitnehmerkategorien anwendbar. Für Betriebe 35b ArG (Ersatzarbeit und Lohnzahlung).

SECO, November 2006 003a - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
I. Geltungsbereich ArG Art. 4
Art. 4 Familienbetriebe

Artikel 4

Familienbetriebe
1
Das Gesetz ist nicht anwendbar auf Betriebe, in denen lediglich der Ehegatte, die eingetragene
Partnerin oder der eingetragene Partner des Betriebsinhabers, seine Verwandten in auf- und ab-
steigender Linie und deren Ehegatten, eingetragene Partnerinnen oder Partner sowie seine Stief-
kinder tätig sind.
2
Sind im Betrieb auch andere als die in Absatz 1 erwähnten Personen tätig, so ist das Gesetz nur
auf diese anwendbar.
3
Auf jugendliche Familienglieder im Sinne von Absatz 1 können einzelne Vorschriften des Gesetzes
durch Verordnung anwendbar erklärt werden, soweit dies zum Schutze von Leben und Gesund-
heit der Jugendlichen oder zur Wahrung der Sittlichkeit erforderlich ist.

Allgemeines hörige arbeiten unter anderen Bedingungen zu-


sammen, als wenn sie einander völlig fremd wä-
Familienbetriebe lassen sich in reine Familienbe- ren. Die Zusammenarbeit erfolgt in gegenseitiger
triebe und gemischte Familienbetriebe untertei- Unterstützung.
len. In reinen Familienbetrieben arbeiten nur die
Ehepartner, die eingetragene Partnerin oder der Das Gesetz hat zum Zweck, die Arbeitnehmenden
eingetragene Partner des Betriebsinhabers bzw. zu schützen. Der Ausschluss vom Anwendungs-
der Betriebsinhaberin, seine bzw. ihre Verwand- bereich des ArG ist daher restriktiv auszulegen.
ten in auf- und absteigender Linie und deren Ehe-
partner, eingetragene Partnerinnen oder Partner
sowie seine bzw. ihre Stiefkinder. In gemischten Spezielle Prüfung der Franchisebetriebe
Familienbetrieben sind die Familienmitglieder der Ein Franchisevertrag kann wie folgt definiert wer-
Arbeitgeber sowie Drittpersonen tätig. den:
In einem Familienbetrieb haben der Betriebsinha- Ein Franchisenehmer fügt sich in ein vom Franchi-
ber und seine Familienmitglieder (siehe oben) die segeber entwickeltes und rechtlich beherrschtes
alleinige wirtschaftliche Haftung für den Betrieb Marketingsystem ein, um gegenüber den Kon-
zu tragen. Ausserdem muss die Geschäftsführung sumenten als Repräsentant dieses Franchisege-
ausschliesslich in der Hand des Betriebsinhabers bers, meistens Grossanbieter, auftreten zu kön-
liegen. nen und eine ausgewählte Leistung anzubieten.
Der Franchisenehmer ist rechtlich und wirtschaft-
Juristische Personen sind keine Familienbetriebe. lich in der Regel selbständig, es sei denn, der Fran-
Nur physische Personen können eine familien- chisegeber habe sich finanziell beteiligt. Der Fran-
rechtliche Beziehung haben. Dies hat das Bundes- chisenehmer trägt also das volle Betriebsrisiko,
gericht mit Urteil vom 29. Juni 2013 festgehalten während der Franchisegeber wichtige Entschei-
(BGE 139 II 529). Zu diesem Schluss kommen die dungen fällen kann. Diese Entscheidungsfähigkeit
Richter nach historischer Auslegung dieser Aus- kann je nach Umfang als Subordinationsverhältnis
nahmebestimmung. Der Gesetzgeber wollte sich (der Franchisevertrag ähnelt dem Arbeitsvertrag)
nicht ins Familienleben einmischen: Familienange- zwischen Franchisegeber und Franchisenehmer

SECO, März 2018 004 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 4 ArG I. Geltungsbereich
Art. 4 Familienbetriebe

betrachtet werden. Beispielsweise kann der Fran- Absatz 1


chisegeber anordnen, dass bestimmte Öffnungs-
zeiten eingehalten werden müssen. Wegen die- Reine Familienbetriebe fallen nicht unter das Ar-
ser Weisungsbefugnis des Franchisegebers ist der beitsgesetz.
Franchisebetrieb in der Regel nicht einem Famili-
enbetrieb gleichzustellen. Zu beachten ist jedoch,
dass der Franchisevertrag ein Innominatvertrag Absatz 2
und somit nicht im Obligationenrecht geregelt In den gemischten Familienbetrieben sind Famili-
wird. Dies hat zur Folge, dass die Vertragsparteien enmitglieder im Sinne von Absatz 1 dem Arbeits-
grosse Freiheiten in der Gestaltung des Vertrages gesetz nicht unterstellt. Auf die im Betrieb tätigen
geniessen und dass der Umfang oder die Zustän- Drittpersonen ist das Gesetz wie in allen anderen
digkeit für wichtige Entscheide variieren kann. Betrieben anwendbar. Es gilt auch ohne Einschrän-
Dementsprechend könnten in manchen Fällen kung für Familienmitglieder, die nicht in Absatz 1
Franchisenehmer doch als Familienbetriebe gel- aufgeführt sind, z.B. Brüder und Schwestern des
ten. Voraussetzungen dafür wären die alleini- Arbeitgebers sowie deren Kinder.
ge wirtschaftliche Haftung und die unabhän-
gige Geschäftsführung.
Im Zweifelsfall muss der Franchisenehmer bewei- Absatz 3
sen, dass er durch den Vertrag nicht wirtschaftlich
Auf jugendliche Familienmitglieder im Sinne von
gebunden ist (z.B. keine Gewinnbeteiligung des
Absatz 1 können einzelne Vorschriften des Ar-
Franchisegebers) und das Geschäft unabhängig
beitsgesetzes durch Verordnung anwendbar er-
führen kann, d.h. es dürfen keine arbeitsorgani-
klärt werden. Artikel 3 Absatz 2 ArGV 5 bestimmt,
satorischen Verpflichtungen in Bezug auf die Per-
dass das Arbeitsgesetz in Familienbetrieben auf
sonalpolitik, Öffnungszeiten, etc. im Vertrag fest-
jugendliche Familienangehörige anwendbar ist,
gelegt sein.
sofern diese gemeinsam mit anderen Arbeitneh-
mern und Arbeitnehmerinnen im Betrieb beschäf-
tigt werden.

004 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
I. Geltungsbereich ArG Art. 5
Art. 5 Sondervorschriften für industrielle Betriebe

Artikel 5

Sondervorschriften für industrielle Betriebe


1
Die besonderen Vorschriften des Gesetzes für industrielle Betriebe sind auf den einzelnen Betrieb
oder auf einzelne Betriebsteile nur anwendbar aufgrund einer Unterstellungsverfügung der kan-
tonalen Behörde.
2
Als industrielle Betriebe im Sinne des Gesetzes gelten Betriebe mit fester Anlage von dauerndem
Charakter für die Herstellung, Verarbeitung oder Behandlung von Gütern oder für die Erzeugung,
Umwandlung oder Übertragung von Energie, sofern
a. die Arbeitsweise oder die Arbeitsorganisation durch Maschinen oder andere technische Einrich-
tungen oder durch serienmässige Verrichtungen bestimmt werden und für die Herstellung, Ver-
arbeitung oder Behandlung von Gütern oder für die Erzeugung, Umwandlung oder Übertra-
gung von Energie wenigstens sechs Arbeitnehmer beschäftigt werden, oder
b. die Arbeitsweise oder die Arbeitsorganisation wesentlich durch automatisierte Verfahren be-
stimmt werden, oder
c. Leben oder Gesundheit der Arbeitnehmer besonderen Gefahren ausgesetzt sind.

Allgemeines Die besonderen Vorschriften für industrielle Be-


triebe bestehen aus folgenden Punkten:
Der Anwendungsbereich des Arbeitsgesetzes ist
sehr weit gespannt. Es erfasst trotz gewisser Ein- • grundsätzliche Unterstellung unter die Plange-
schränkungen (Ausnahmen vom Geltungsbereich) nehmigungspflicht (Art. 7 ArG) und damit An-
einen grossen Teil der Betriebe sowie der Arbeit- wendbarkeit der Artikel 2 bis 27 ArGV 4 auf die
nehmer und Arbeitnehmerinnen der schweizeri- Räumlichkeiten des Betriebs
schen Wirtschaft. In gewissen Betrieben oder Be- • auf 45 Stunden begrenzte wöchentliche Höchst-
triebssektoren ist die Arbeit so organisiert, dass arbeitszeit (Art. 9 ArG)
ein verstärkter Arbeitnehmerschutz notwendig • auf 170 Stunden erweiterte Möglichkeit von
ist. Dies trifft auf die industriellen Betriebe zu. Sie Überzeitarbeit (Art. 12 ArG)
unterstehen strengeren Bestimmungen und fallen
• Pflicht zur Aufstellung einer Betriebsordnung
in den Anwendungsbereich von Sondervorschrif-
(Art. 37 bis 39 ArG)
ten.
• Versicherungsobligatorium bei der SUVA (Art. 66
Abs. 1 a UVG)
Absatz 1
Die Unterscheidung von industriellen und nicht in-
Das Unterstellungsverfahren ist in den Artikeln 32 dustriellen Betrieben hat materiell an Bedeutung
bis 36 ArGV 4 geregelt (siehe auch Wegleitung verloren. So beträgt heute die wöchentliche Ar-
ArGV 4). Den Umständen entsprechend können beitszeit auch in vielen nicht industriellen Betrie-
auch nur einzelne Betriebsteile den Sondervor- ben vertraglich weniger als 45 Stunden und das
schriften unterstellt werden (z.B. die Druckerei ei- Plangenehmigungsverfahren ist auch auf nicht in-
ner Bank oder die mechanische Werkstätte einer dustrielle Betriebe mit besonderen Gefahren aus-
Bauunternehmung). geweitet worden. Die Unterscheidung hat darin

SECO, Januar 2009 005 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 5 ArG I. Geltungsbereich
Art. 5 Sondervorschriften für industrielle Betriebe

ihre Bedeutung, dass viele Anforderungen, die Die für den Begriff des industriellen Betriebs re-
zwar prinzipiell für alle Betriebe gelten, für die levanten Aspekte werden im Folgenden konkre-
plangenehmigungspflichtigen Betriebe quantifi- tisiert:
ziert wurden (z.B. Anforderung einer genügen-
Feste Anlage; dauernder Charakter:
den natürlichen Beleuchtung (ArGV 3), Anforde-
Für das Kriterium «dauernder Charakter» ist ent-
rung einer Fensterfläche von mindestens 1/8 der
scheidend, dass der Betrieb eine gewisse Zeit an
Bodenfläche (ArGV 4)).
einem Ort bestehen wird (als Mindestdauer kann
Ein systemfremder Haupteffekt der Unterstellung
von einem Jahr ausgegangen werden). Die erklär-
ist die obligatorische Unfallversicherung durch die
te Absicht des Arbeitgebers, den Betrieb nur vor-
SUVA für alle industriellen Betriebe. Diese Ver-
übergehend zu nutzen, ist nicht massgebend. So
pflichtung kann neu unterstellte Betriebe zum
wurde z.B. in Zusammenhang mit einem grossen
Wechsel ihres Versicherers zwingen. Sie basiert je-
doch auf dem Unfallversicherungsgesetz und ist Tunnelbauprojekt ein Betrieb zur Herstellung von
im Arbeitsgesetz nicht vorgesehen. Tübingen (speziellen Bauelementen), der voraus-
sichtlich während 4 Jahren produzieren sollte, den
Sondervorschriften unterstellt. Auch wenn diese
Absatz 2 Anlage nur während einer begrenzten Zeit produ-
Begriff des industriellen Betriebs: zieren sollte, hatte sie alle Eigenschaften einer Be-
Um als Betrieb definiert zu werden, müssen nach tonwarenfabrik und diese ist einer mobilen Anla-
Artikel 1 Absatz 2 ArG keine bestimmten Ein- ge auf einer Baustelle nicht gleichzusetzen.
richtungen oder Anlagen vorhanden sein. Um Damit eine Anlage «fest» ist, muss sie weder
als industrieller Betrieb zu gelten, ist das Vorhan- zwingend in einer Baute untergebracht, noch mit
densein einer festen Anlage von dauerndem Cha- dem Erdboden vermauert sein. Es genügt, wenn
rakter eine Voraussetzung. Auch der Zweck der sie während einiger Zeit auf dem vorbereiteten
Anlage wird im vorliegenden Absatz umschrie- Boden aufgestellt ist.
ben. Einrichtungen zum Erbringen einer reinen Solche Differenzierungen sind bei Anlagen zu
Dienstleistung fallen nicht unter die Begriffsdefi- beachten, die zwar mobil, aber an wechselnden
nition; deshalb sind auch grosse Dienstleistungs- Standorten für eine gewisse Zeit unverändert auf-
betriebe nicht industriell. Ob die materiellen Güter gestellt sind. Ein Beispiel dafür sind Bodenwasch-
für den Eigengebrauch oder für Dritte hergestellt, anlagen zur Sanierung kontaminierter Böden. Sie
verarbeitet oder behandelt werden, ist unerheb- werden für einige Monate auf einem Grundstück
lich. Die Betriebe für die Erzeugung, Umwandlung aufgestellt, ihr Standort ist also nicht über Jahre
oder Übertragung von Energie werden in Artikel fest. Die Anlage selbst bleibt aber während ihrer
28 ArGV 4 näher definiert (siehe auch Wegleitung Einsatzzeit fix aufgestellt und wird anschliessend
ArGV 4). an einem andern Ort unverändert weiterverwen-
Schon in der Botschaft vom 30. September 1960 det. Die Anlage hat in dem Sinn «dauernden Cha-
des Bundesrats an das Parlament wurde die For- rakter», als sie unverändert für eine unbestimmte
mulierung «Herstellung, Verarbeitung oder Be- Zeit besteht. Werden zusätzlich die Anforderun-
handlung von Gütern» sehr umfassend interpre- gen gemäss Buchstabe a, b oder c erfüllt (Arbeits-
tiert: Industrielle Betriebe sind Betriebe, «in denen weise und -organisation, Anzahl Beschäftigte
Gegenstände hergestellt, umgeändert, gereinigt, oder Automatisierung), so kann eine solche Anla-
ausgebessert, verziert, fertiggestellt, verkaufsbe- ge durchaus industriellen Charakter haben.
reit gemacht oder in denen Stoffe umgearbeitet Anlagen auf der Baustelle selbst (z.B. mobile Be-
werden, mit Einschluss des Schiffbaus und der Ab- tonmischanlagen) erfüllen diese Anforderungen
bruchunternehmungen.» oft nicht und fallen deshalb auch nicht unter den

005 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
I. Geltungsbereich ArG Art. 5
Art. 5 Sondervorschriften für industrielle Betriebe

Begriff der festen Anlage. Eine nur saisonale, aber ten sowie Arbeitsvorgänge in Wäschereien und
jährlich wiederkehrende Aktivität kann ebenfalls chemischen Reinigungen.
industriellen Charakter haben: Die Verarbeitung
Arbeitsweise:
von landwirtschaftlichen Produkten kann indust-
Die Arbeitsweise, d.h. die Geschwindigkeit, der
riell sein, auch wenn der Betrieb überwiegend nur
Rhythmus und die Intensität der Arbeit des einzel-
in den Monaten nach der Ernte produziert (z.B.
nen Arbeitnehmers oder der einzelnen Arbeitneh-
Konserven- oder Zuckerfabriken). Die tägliche Be-
merin, ist dann durch Maschinen bestimmt, wenn
triebsdauer ist nicht entscheidend für das Kriteri-
diese den wesentlichen Teil der eigentlichen Ar-
um «dauerhafter Charakter».
beit ausführen. Der menschliche Eingriff besteht
Herstellung und Verarbeitung von Gütern: in diesem Fall hauptsächlich im Einrichten, Zufüh-
Alle Tätigkeiten, die der Herstellung materieller ren oder Auslösen des Arbeitszyklus oder im Über-
Güter dienen, fallen unter den Begriff der «Her- wachen und Reinigen der Anlage. Folglich wird
stellung und Verarbeitung von Gütern», also auch der Arbeitsvorgang vom Menschen gesteuert, die
jene der Wiederherstellung (Reparaturen) oder eigentliche Arbeitsleistung aber von der Maschi-
der Wiederverwendung (Recycling). Reine Sam- ne erbracht. Es können auch mehrere Maschinen,
melstellen oder Deponien gehören nicht dazu, da die verschiedene Teilschritte ausführen, miteinan-
dort keine Behandlung von Gütern stattfindet. Ist der vernetzt sein. Die Abgrenzung zum automati-
jedoch einer solchen Deponie eine Anlage zur Er- sierten Verfahren (Art. 30 ArGV 4) liegt darin, dass
zeugung von Biogas angefügt, kann diese durch- es sich bei dieser Arbeitsweise noch nicht um den
aus als industriell gelten. selbsttätigen Ablauf eines ganzen Fertigungspro-
Betriebe, die natürliche Ressourcen der Erdkrus- zesses handelt.
te gewinnen (Asphalt-, Kies-, Sand-, Lehm- Salz- Kommt die aktive Rolle dem Arbeitnehmer oder
gewinnung usw.) fallen nicht unter die Definition der Arbeitnehmerin und nicht der Maschine zu,
der «herstellenden Betriebe». Dagegen ist eine so ist diese nur ein Hilfsmittel und bestimmt die
Aufbereitung oder eine Weiterverarbeitung dieser Arbeitsweise nicht. Beim Arbeiten mit einer Hand-
Produkte meistens industriell (automatisierte Ver- bohrmaschine beispielsweise bestimmt der Arbeit-
fahren). Ebenso präzisiert die Verordnung 4 zum nehmer oder die Arbeitnehmerin selbst Geschwin-
Arbeitsgesetz, dass Betriebe für die Verbrennung digkeit, Rhythmus und Intensität der Arbeit. Dabei
und Verarbeitung von Kehricht sowie Betriebe der kann es sich um eine serienmässige Verrichtung
Wasserversorgung und der Abwasserreinigung handeln, die mit Unterstützung eines Hilfsmittels
zu jenen Betrieben gehören, die Güter herstellen, (Werkzeug oder Maschine) ausgeführt wird.
verarbeiten oder behandeln (siehe Wegleitung
Arbeitsorganisation:
Art. 28 ArGV 4).
Der Begriff «Arbeitsorganisation» bezieht sich auf
Behandlung von Gütern: die körperliche oder intellektuelle Leistung von
Bei der Behandlung von Gütern wird deren Ur- Gruppen, die in einem ablaufgebundenen Ar-
sprungszustand in der Regel verändert. Dies ist beitssystem aufeinander abgestimmte Tätigkeiten
der Fall beim Rösten von Kaffee, beim Veredeln ausführen. In diesem Sinne muss die Arbeitsorga-
von Textilien oder bei der Konservierung von Le- nisation durch Maschinen oder serienmässige Ver-
bensmitteln (Gefrieren, Kochen). Es handelt sich richtungen bestimmt sein, damit ein Betrieb als in-
ebenfalls um eine Behandlung von Gütern, wenn dustriell gilt. Mit Arbeitsorganisation ist also die
zwar deren Ursprungszustand erhalten bleibt, sie Zerlegung der Arbeit in mehrere, von verschiede-
aber anschliessend ein anderes wirtschaftliches nen Arbeitnehmern oder Arbeitnehmerinnen aus-
Gut darstellen. Beispiele dafür sind das Abfüllen geführte Schritte und nicht die Organisation des
von Flüssigkeiten und das Abpacken von Produk- Betriebs gemeint.

SECO, Januar 2009 005 - 3


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 5 ArG I. Geltungsbereich
Art. 5 Sondervorschriften für industrielle Betriebe

Serienmässige Verrichtungen: Status des Betriebs:


Der Begriff «serienmässige Verrichtungen» be- Um als industrieller Betrieb zu gelten, ist der Sta-
zieht sich auf gleichförmige, durch die Arbeit- tus des Betriebs und die Art der Arbeitsverträge
nehmer und Arbeitnehmerinnen ausgeführte unerheblich. So können auch Betriebe des Bun-
Tätigkeiten, also auf alle Arbeiten, die häufig wie- des, der Kantone oder Gemeinden industriell
derkehren, immer gleich bleiben oder sich nur we- sein, sofern sie die grundsätzlichen Anforderun-
nig unterscheiden und in kurzen Intervallen aus- gen erfüllen (z.B. Kehrichtverbrennungsanlagen
geführt werden. Es handelt sich insbesondere um oder Abwasserreinigungsanlagen). Es ist auch un-
Teiloperationen, bei denen ein Arbeitnehmer oder wesentlich, ob die Arbeitnehmer und Arbeitneh-
eine Arbeitnehmerin meistens nicht die ganze Ar- merinnen privatrechtlich oder öffentlich-rechtlich
beit ausführt. angestellt sind.
Ein wichtiges Kriterium ist die individuelle, vom Auch Betriebe, die auf einem Beschäftigungs-
Arbeitnehmer oder von der Arbeitnehmerin per- programm der Arbeitslosenversicherung beru-
sönlich erbrachte Leistung. Wenn das Arbeitser- hen, können industriell sein. Wenn deren Aktivi-
gebnis weitgehend vom Beitrag der Person selbst tät die Kriterien eines industriellen Betriebs erfüllt,
abhängt, kann diese Tätigkeit nicht als serienmä- ist häufig auch der «dauerhafte Charakter» gege-
ssige Verrichtung bezeichnet werden (z.B. die Tä- ben: Das Weiterbestehen des Programms ist zwar
tigkeit von Steinhauerinnen, Korbmachern u. a.). nicht unbegrenzt gesichert, jedoch für längere
Die Herstellung von Fenstern des gleichen Typs Zeit vorgesehen.
mit verschiedenen Dimensionen ist als serienmäs-
sige Verrichtung zu betrachten. Hingegen ist die Einige der in Absatz 2 dieses Artikels definier-
Arbeit eines Karosseriespenglers, der «serienmäs- ten Elemente werden in der ArGV 4 näher be-
sig» Autos repariert, keine serienmässige Verrich- handelt (vgl. Wegleitung dazu). Es handelt
tung. Auch wenn es bei dieser Arbeit immer dar- sich insbesondere um:
um geht, ein beschädigtes Auto wieder in Stand
• Mindestzahl der Arbeitnehmer und Arbeit-
zu stellen, ist die Vorgehensweise dabei von Fall
nehmerinnen (Art. 29, ArGV 4)
zu Fall unterschiedlich. Es ist Aufgabe der Voll-
zugsbehörde, in einem konkreten Fall zu entschei- • automatisierte Verfahren (Art. 30, ArGV 4)
den, welches die hauptsächlichen Eigenschaften • Betriebe mit besonderen Gefahren (Art. 31,
einer Arbeit sind. ArGV 4)

005 - 4
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
II. Gesundheitsschutz und Plangenehmigung ArG Art. 6
Art. 6 Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer

Artikel 6

Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer


1
Der Arbeitgeber ist verpflichtet, zum Schutze der Gesundheit der Arbeitnehmer alle Massnahmen
zu treffen, die nach der Erfahrung notwendig, nach dem Stand der Technik anwendbar und den
Verhältnissen des Betriebes angemessen sind. Er hat im weiteren die erforderlichen Massnahmen
zum Schutze der persönlichen Integrität der Arbeitnehmer vorzusehen.
2
Der Arbeitgeber hat insbesondere die betrieblichen Einrichtungen und den Arbeitsablauf so zu ge-
stalten, dass Gesundheitsgefährdungen und Überbeanspruchungen der Arbeitnehmer nach Mög-
lichkeit vermieden werden.
2bis
Der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, dass der Arbeitnehmer in Ausübung seiner beruflichen Tätig-
keit keinen Alkohol oder andere berauschende Mittel konsumieren muss. Der Bundesrat regelt die
Ausnahmen.
3
Für den Gesundheitsschutz hat der Arbeitgeber die Arbeitnehmer zur Mitwirkung heranzuziehen.
Diese sind verpflichtet, den Arbeitgeber in der Durchführung der Vorschriften über den Gesund-
heitsschutz zu unterstützen.
4
Durch Verordnung wird bestimmt, welche Massnahmen für den Gesundheitsschutz in den Betrie-
ben zu treffen sind.

Allgemeines Die Vorschriften zum Gesundheitsschutz für die


Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind von
Das Arbeitsgesetz bildet zusammen mit dem Un-
öffentlichem Interesse. Sie sind auf Grund von Ar-
fallversicherungsgesetz, das die Vorschriften zur
tikel 3a ArG auch anwendbar auf manche Betrie-
Verhütung von Berufsunfällen und Berufskrank-
be und Personenkategorien, die vom Geltungs-
heiten (Arbeitssicherheit) enthält, die wichtigste
bereich des Arbeitsgesetzes ausgenommen sind
Grundlage für den Gesundheitsschutz am Arbeits-
(vgl. Kommentar Art. 3a ArG). Im Hinblick auf die
platz. Gemäss Arbeitsgesetz versteht sich dieser in
Wichtigkeit des Gesundheitsschutzes besagt der
einem weiten und umfassenden Sinn. Die Anfor-
Vorbehalt in Artikel 71 Buchstabe b ArG, dass die
derungen des Arbeitsgesetzes gehen damit über
diejenigen des Unfallversicherungsgesetzes hin- Vorschriften zu öffentlich-rechtlichen Dienstver-
aus. hältnissen von den Vorschriften zum Gesundheits-
Das Arbeitsgesetz verlangt, dass grundsätzlich schutz nur zu Gunsten der Arbeitnehmer und Ar-
jede Gesundheitsbeeinträchtigung zu vermeiden beitnehmerinnen abweichen dürfen.
ist und nicht nur die im Unfallversicherungsgesetz
definierten Berufskrankheiten. Die Verantwortung
für den Gesundheitsschutz nach Arbeitsgesetz
Absatz 1
und Unfallversicherungsgesetz liegt primär beim Die Arbeitgeber sind zu allgemeinen Massnah-
Arbeitgeber. Artikel 6 ArG bildet die gesetzliche men in Bezug auf den Gesundheitsschutz für die
Grundlage der meisten Gesundheitsschutzvor- Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen verpflich-
schriften der Verordnungen zum Arbeitsgesetz. tet. Im vorliegenden Absatz werden diese Mass-

SECO, November 2006 006 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 6 ArG II. Gesundheitsschutz und Plangenehmigung
Art. 6 Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer

nahmen umschrieben. Sie sind zum grössten Teil zen oder gegen diesen einen Prozess anstrengen.
in den Verordnungen 3 und 4 zum Arbeitsgesetz Massnahmen zur Erhaltung der physischen Ge-
konkretisiert. Folgt der Arbeitgeber den Richtlini- sundheit der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
en des Arbeitsgesetzes und der Verordnungen, so nen können andererseits selber ihrer persönlichen
kann vermutet werden, dass er seiner Pflicht vor- Integrität abträglich sein. Zu denken ist dabei be-
schriftsmässig nachgegangen ist. sonders an die Verpflichtung zu einer medizinischen
Diese Massnahmen sind in erster Linie techni- Eignungsuntersuchung der Arbeitnehmenden, um
scher und organisatorischer Art. Personenbezoge- sie zu bestimmten Formen der Nachtarbeit zuzu-
ne Schutzmassnahmen, wie z.B. das Tragen von lassen. Diese Beeinträchtigung der persönlichen
Atemschutzmasken, sollten erst dann zum Zuge Integrität lässt sich nur rechtfertigen beim Vorlie-
kommen, wenn die technischen und organisato- gen gewichtiger Gründe.
rischen Massnahmen ausgeschöpft sind oder sich
als unverhältnismässig erweisen. Die angeordne-
ten Massnahmen müssen dem Verhältnismässig- Absatz 2
keitsprinzip entsprechen. Das heisst, die Massnah-
Eine der Pflichten der Arbeitgeber bezieht sich auf
men müssen durch das Schädigungspotenzial der
die betrieblichen Einrichtungen. Diese dürfen kei-
Gefahren, denen die Arbeitnehmer und Arbeit-
ne Gefahr für die Gesundheit der Arbeitnehmer
nehmerinnen ausgesetzt sind, gerechtfertigt sein.
und Arbeitnehmerinnen darstellen; der Arbeitge-
Der Aufwand für die Umsetzung der Massnahmen
ber muss sicherstellen, dass die benutzten Maschi-
muss im Verhältnis zum Nutzen in einem zumutba-
nen, Einrichtungen und Werkzeuge den Anforde-
ren und wirtschaftlich vertretbaren Verhältnis ste-
rungen des Bundesgesetzes vom 19. März 1976
hen. Das Gesundheitsrisiko, die Art und die Grösse
über die Sicherheit von technischen Einrichtungen
und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Be-
und Geräten entsprechen (SR 819.1). Zudem müs-
triebs sind gegeneinander abzuwägen.
sen die Arbeitseinrichtungen und die Arbeitsräum-
Der Gesundheitsschutz umfasst sowohl die phy-
lichkeiten den ergonomischen und hygienischen
sische als auch die psychische Integrität der Ar-
Anforderungen der Verordnung 3 zum Arbeitsge-
beitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Vom Arbeit-
setz genügen.
geber kann beispielsweise verlangt werden, dass
Obwohl die Gesetzesbestimmungen über die Ar-
er im Betrieb Massnahmen gegen psychosoziale
beits- und Ruhezeiten formell nicht zu den Ge-
Missstände wie Mobbing oder andere Formen der
sundheitsschutzmassnahmen gehören, sind die Ar-
Belästigung ergreift.
beitgeber dazu angehalten, Arbeitseinsätze ohne
Der Schutz der persönlichen Integrität der Arbeit-
Gesundheitsrisiko vorzusehen. Ungünstige Stun-
nehmer und Arbeitnehmerinnen im Arbeitsgesetz
denpläne und unregelmässige Arbeitseinsätze kön-
entspricht dem Schutz der Persönlichkeit in Arti-
nen beispielsweise gesundheitsschädigend sein.
kel 328 des Obligationenrechts. Die Verankerung
dieses Schutzes im öffentlichen Arbeitsrecht ver-
stärkt dessen Wirkung im Hinblick darauf, dass die
Rechtswege im öffentlichen und im privaten Recht
Absatz 2bis
verschieden sind. Auf Grund des vorliegenden Ab- Dass der Arbeitgeber dafür zu sorgen hat, dass
satzes kann der Arbeitnehmer oder die Arbeit- die Arbeitnehmer gegen ihren Willen keinen Alko-
nehmerin die Vollzugsorgane des Arbeitsgeset- hol oder andere berauschende Mittel konsumie-
zes darum bitten, die notwendigen Massnahmen ren müssen, erfüllt folgende Zwecke: erstens den
beim Arbeitgeber durchzusetzen. Der Arbeitneh- Schutz der persönlichen Integrität des Arbeitneh-
mer oder die Arbeitnehmerin muss sich somit mers; zweitens die Vermeidung von Unfällen, die
nicht selber mit dem Arbeitgeber auseinander set- in berauschtem Zustand geschehen können.

006 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
II. Gesundheitsschutz und Plangenehmigung ArG Art. 6
Art. 6 Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer

Aufgrund seines Weisungsrechts gemäss Obligati- schiedene Aspekte zu berücksichtigen: Die Arbeit-
onenrecht und des vorliegenden Artikels kann der nehmer und Arbeitnehmerinnen müssen über die
Arbeitgeber den Arbeitnehmern verbieten, wäh- Massnahmen informiert sein (Art. 5 ArGV 3), be-
rend der Arbeitszeit Alkohol zu konsumieren. Mit stimmte Aufgaben der Gesundheitsvorsorge kön-
der Ausübung gewisser Berufe und Tätigkeiten ist nen geeigneten Arbeitnehmern und Arbeitneh-
der ständige Kontakt mit Alkohol verbunden. In merinnen übertragen werden (Art. 7 ArGV 3) und
solchen Fällen kann der Arbeitgeber von seinen zudem sind sie dazu verpflichtet, die Arbeitgeber
Arbeitnehmern nicht verlangen, dass sie Alkohol über Beeinträchtigungen der Gesundheitsvorsor-
konsumieren. Zudem muss er darauf achten, dass ge zu informieren, falls diese Beeinträchtigungen
sie nicht dazu gezwungen werden. Dies könnte nicht von Arbeitnehmern und den Arbeitnehme-
beispielsweise in Betrieben der Gastronomiebran- rinnen selbst beseitigt werden können (Art. 10
che der Fall sein. Vorliegende Regelung zwingt die ArGV 3).
Arbeitgeber nicht, den Konsum von Alkohol syste- Zudem steht den Arbeitnehmern und Arbeitneh-
matisch zu verbieten, sie gibt jedoch den Arbeit- merinnen nach Artikel 48 ArG und Artikel 6 der
nehmern die Möglichkeit, vom Konsum von Alko- Verordnung 3 ArG ein Mitspracherecht in Angele-
hol abzusehen, wenn sie dies wünschen. genheiten des Gesundheitsschutzes zu, und zwar
schon bevor entsprechende Massnahmen einge-
führt werden. Falls die Arbeitgeber die Vorschläge
Absatz 3 der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen nicht
berücksichtigen, müssen sie dies begründen.
Die Vorschriften zum Gesundheitsschutz sind
praktische Massnahmen, die ohne die Mitwir-
kung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Absatz 4
nicht durchgesetzt werden können. Es genügt bei-
spielsweise nicht, dass der Arbeitgeber Schutzaus- Ausführungsbestimmungen über den Gesund-
rüstungen zur Verfügung stellt, die Arbeitnehmer heitsschutz sind primär in der Verordnung 3 zum
und Arbeitnehmerinnen müssen diese auch be- ArG enthalten, allerdings nicht immer mit präzisen
nutzen. Da die einzelnen Arbeitsplätze nicht dau- technischen Anweisungen. Diese sind in der Weg-
ernd kontrolliert werden können, tragen die Ar- leitung zu den Verordnungen 3 und 4 zu finden.
beitnehmenden selbst die Verantwortung für die Das Arbeitsgesetz selber enthält weitere Bestim-
Einhaltung der Sicherheitsmassnahmen an ihren mungen über den Gesundheitsschutz, wie bei-
Arbeitsplätzen. Deshalb sieht Artikel 60 ArG die spielsweise in Artikel 35 den Gesundheitsschutz
strafrechtliche Verantwortung der Arbeitnehmer bei Mutterschaft oder in Artikel 29 Absatz 2 und 3
und Arbeitnehmerinnen vor, die sich nicht an die den Gesundheitsschutz jugendlicher Arbeitneh-
Vorschriften über den Gesundheitsschutz halten. mer.
In Zusammenhang mit deren Mitwirkung sind ver-

SECO, November 2006 006 - 3


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
II. Gesundheitsschutz und Plangenehmigung ArG Art. 7
Art. 7 Plangenehmigung und Betriebsbewilligung

Artikel 7

Plangenehmigung und Betriebsbewilligung


1
Wer einen industriellen Betrieb errichten oder umgestalten will, muss bei der kantonalen Behörde
um die Genehmigung der geplanten Anlage nachsuchen. Diese holt den Bericht der Schweizeri-
schen Unfallversicherungsanstalt ein. Die im Bericht ausdrücklich als Weisungen bezeichneten An-
träge werden von der kantonalen Behörde als Auflagen in die Plangenehmigung aufgenommen.
2
Entspricht die geplante Anlage den Vorschriften, so genehmigt die kantonale Behörde die Pläne,
nötigenfalls mit der Auflage, dass besondere Schutzmassnahmen zu treffen sind.
3
Vor der Aufnahme der betrieblichen Tätigkeit muss der Arbeitgeber bei der kantonalen Behörde
um die Betriebsbewilligung nachsuchen. Die kantonale Behörde erteilt die Betriebsbewilligung,
wenn Bau und Einrichtungen des Betriebes der Plangenehmigung entsprechen.
4
Ist für die Errichtung oder Umgestaltung eines Betriebs die Genehmigung einer Bundesbehörde
erforderlich, so erteilt diese auch die Plangenehmigung im Verfahren nach Absatz 1. Auf Berichte
und Mitberichte sind die Artikel 62a und 62b des Regierungs- und Verwaltungsorganisationsge-
setzes vom 21. März 1997 anwendbar.

Allgemeines Architektin bereits integriert werden und das de-


Das Plangenehmigungs- und Betriebsbewilli- finitive Projekt kann dann ohne grosse Vorbehalte
gungsverfahren verlangt, dass die Bestimmungen genehmigt werden.
zum allgemeinen Gesundheitsschutz nach Artikel Die Plangenehmigungs- und Betriebsbewilli-
6 ArG und die Massnahmen zur Verhütung von gung ist eine Verwaltungsverfügung und muss
Unfällen und Berufskrankheiten nach Artikel 82 deshalb schriftlich eröffnet werden. Verfügun-
Unfallversicherungsgesetz bereits bei der Planung gen, mit denen ein Gesuch ganz oder teilwei-
eines Betriebes berücksichtigt werden. Mit dem se abgelehnt wird, sind unter Hinweis auf Be-
Plangenehmigungs- und Betriebsbewilligungsver- schwerderecht, -frist und -instanz zu begründen
fahren kann zudem bereits im Projektstadium (vgl. Kommentar Art. 50 bis 58 ArG). Eine Plan-
möglichen Mängeln im Bereich des Gesundheits- genehmigungs- oder Betriebsbewilligungsverfü-
schutzes und der Arbeitssicherheit vorgebeugt gung mit Vorbehalten und Auflagen entspricht
werden, und die Behörden werden so nicht vor einer teilweisen Ablehnung des Gesuchs und
die Tatsache gestellt, dass der Bau nicht den Vor- kann mit einer Beschwerde angefochten werden.
schriften des Arbeitsgesetzes (ArG) und der VUV Es kommt vor, dass die Behörde erst spät über
entspricht. Denn solche Mängel lassen sich, wenn eine Errichtung oder Umgestaltung eines Betriebs
überhaupt, meistens nur mit komplizierten Mitteln Kenntnis erhält und die Arbeiten bereits fortge-
und verbunden mit hohen Kosten korrigieren. schritten oder (nahezu) abgeschlossen sind. Auch
Bei komplexeren Betriebserrichtungs- oder Um- in diesem Fall ist die Bauherrschaft verpflichtet,
gestaltungsprojekten ist es von Vorteil, schon die die Pläne zur Genehmigung vorzulegen und das
ersten Planungsentwürfe zu diskutieren. So kön- Gesuch für eine Betriebsbewilligung zu stellen.
nen allfällige Zusätze oder Korrekturen von der Hier gilt es zwei Fälle zu unterscheiden (siehe auch
Bauherrschaft oder vom Architekten bzw. von der Abbildung 007-1):

SECO, Juli 2010 007 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 7 ArG II. Gesundheitsschutz und Plangenehmigung
Art. 7 Plangenehmigung und Betriebsbewilligung

• Mit den Arbeiten ist gerade erst begonnen wor- Absatz 1


den: In diesem Fall müssen die Pläne sofort zur
Genehmigung vorgelegt werden. Die Genehmi- Bei einem industriellen Betrieb trägt in der Re-
gung und die Betriebsbewilligung werden nach gel die Bauherrschaft und nicht die Arbeitgebe-
dem normalen Verfahren erteilt. rin oder der Arbeitgeber die Verantwortung für
das Einreichen eines Plangenehmigungsgesuchs.
• Die Arbeiten sind fortgeschritten oder abge-
Dies lässt sich insbesondere dadurch rechtferti-
schlossen: Die Pläne müssen nachträglich geneh-
gen, dass viele Gebäude von Immobilienunter-
migt werden, d.h. nach einer Inspektion vor Ort,
nehmen gebaut und dann vermietet werden. Ent-
die Aufschluss darüber gibt, ob bei der Plangen-
sprechen solche Gebäude nicht den gesetzlichen
ehmigung gewisse Vorbehalte angebracht wer-
Vorschriften für industrielle Beriebe, so können sie
den müssen. Je nach Umfang der festgestellten
später auch nicht von industriellen Betrieben be-
Mängel müssen gestützt auf die Artikel 51 und nutzt werden.
52 ArG entsprechende Massnahmen verlangt In den Artikeln 37 bis 39 ArGV4 sind Form und In-
oder ein Betriebsverbot ausgesprochen werden. halt des Plangenehmigungsgesuchs beschrieben.
Eine nachträgliche Plangenehmigung und Be- Weitere Einzelheiten sind in den Kommentaren zu
triebsbewilligung muss mit der gleichen Verfü- diesen Artikeln enthalten.
gung eröffnet werden. Die kantonale Behörde holt den Bericht der SUVA
In solchen Fällen gelten die Strafbestimmungen ein. Ist eine Ausnahmebewilligung notwendig, so
nach Artikel 59 Absatz 1 Buchstabe a ArG. ist vorgängig die Stellungnahme des SECO (eidg.
Das nachträgliche Plangenehmigungsverfahren ist Arbeitsinspektion) einzuholen (siehe dazu die
auch dann anzuwenden, wenn die Behörde die Wegleitung zu Artikel 27 ArGV4). Die im Bericht
effektive Benutzung von Lokalitäten feststellt, für ausdrücklich als Weisungen bezeichneten Anträ-
die keine Pläne eingereicht worden sind. ge werden von der kantonalen Behörde als Aufla-
gen in die Plangenehmigung aufgenommen.

Errichtung oder Umgestaltung


Absatz 2
Gesuch PG kein Gesuch PG Die kantonale Behörde genehmigt die vorgeleg-
ten Pläne und fügt, sofern erforderlich, Bemer-
kungen und Vorbehalte an. Weichen die Pläne zu
Errichtung Errichtung bereits fort- stark von den Vorschriften ab, so werden sie zur
angefangen geschritten oder beendet
Korrektur dem Antragsteller zurückgesandt. Auf-
grund des ArG kann deswegen kein Baustopp
verfügt werden. Eine solche Massnahme könnte
PG gravierende Mängel kleinere konform
(evt. teilweiser oder Mängel sich gegebenenfalls auf kantonale oder kommu-
totaler Baustopp)
nale baupolizeiliche Vorschriften stützen, die aus-
drücklich in Artikel 71 Buchstabe c ArG vorbehal-
nachträgliche ten sind.
PG PG nachträglich PG nachträg-
und lich mit BB
BB provisorische BB kombiniert

Abbildung 007-1: Plangenehmigung und Betriebsbewilli-


gung; normales Verfahren und Verfahren mit nachträglicher
Genehmigung

007 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
II. Gesundheitsschutz und Plangenehmigung ArG Art. 7
Art. 7 Plangenehmigung und Betriebsbewilligung

Absatz 3 Absatz 4
Ist die plankonforme Errichtung oder Umgestal- Ist für die Errichtung oder Umgestaltung eines Be-
tung eines Betriebs abgeschlossen, so sind die triebs die Genehmigung einer Bundesbehörde er-
Bauherrschaft oder die Arbeitgeber verpflichtet, forderlich, so erlassen die Kantone keine Plangen-
schriftlich und zum Vornherein um eine Betriebs- ehmigungsverfügungen mehr, sondern geben nur
bewilligung nachzusuchen. noch eine Stellungnahme ab. Einzelheiten zum
Nach Einreichen des Gesuchs kann die Behörde koordinierten Bundesverfahren sind in den Arti-
die Betriebsbewilligung an zusätzliche Auflagen keln 41 und 44 ArGV 4 aufgeführt (vgl. Weglei-
knüpfen, wenn sich bei der Prüfung des Baus oder tung ArGV 4).
der Einrichtungen des Betriebs Mängel zeigen, die
der Plangenehmigungseingabe nicht entsprechen
oder die zum Zeitpunkt der Plangenehmigung
nicht vorausgesehen werden konnten (Art. 43
Abs. 2 ArGV 4).
Die Behörde kann von den Arbeitgebern auch
noch nach Erteilung der Betriebsbewilligung ver-
langen, dass sie die festgestellten Mängel behebt.
Kommt der Arbeitgeber dieser Aufforderung nicht
nach, kann die Behörde nach den Artikeln 51 und
52 ArG verfahren (Art. 46 ArGV 4).

SECO, Juli 2010 007 - 3


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
II. Gesundheitsschutz und Plangenehmigung ArG Art. 8
Art. 8 Nichtindustrielle Betriebe

Artikel 8

Nichtindustrielle Betriebe
Der Bundesrat kann Artikel 7 auf nichtindustrielle Betriebe mit erheblichen Betriebsgefahren an-
wendbar erklären. Die einzelnen Betriebsarten werden durch Verordnung bestimmt.

In gewissen Kategorien nichtindustrieller Betrie- Der Bundesrat hat in der Verordnung 4 zum Ar-
be sind die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen beitsgesetz von dieser Möglichkeit Gebrauch ge-
grossen Unfall- und Gesundheitsrisiken ausge- macht. In Artikel 1 Absatz 2 ArGV 4 sind die be-
setzt. Um diese Risiken zu minimieren, braucht es troffenen Betriebskategorien aufgelistet. Absatz 3
vorbeugende, bauliche Massnahmen, die schon hält einige Besonderheiten fest. Weitere Einzelhei-
bei der Konzipierung der Arbeitsräume einbezo- ten sind im Kommentar zu Artikel 1 ArGV 4 zu
gen werden müssen. Aus diesem Grund sieht das finden.
Gesetz vor, dem Bundesrat die Möglichkeit zu ge-
geben, auf Verordnungsstufe, das in Artikel 7 ArG
beschriebene Verfahren für industrielle Betriebe
auf solche nichtindustriellen Betriebe auszuweiten. Siehe auch Kommentar zu Artikel 7 ArG.

SECO, November 2006 008 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 9
1. Arbeitszeit
Art. 9 Wöchentliche Höchstarbeitszeit

Artikel 9

Wöchentliche Höchstarbeitszeit
1
Die wöchentliche Höchstarbeitszeit beträgt:
a. 45 Stunden für Arbeitnehmer in industriellen Betrieben sowie für Büropersonal, technische
und andere Angestellte, mit Einschluss des Verkaufspersonals in Grossbetrieben des Detailhan-
dels;
b. 50 Stunden für alle übrigen Arbeitnehmer.
2
Aufgehoben
3
Für bestimmte Gruppen von Betrieben oder Arbeitnehmern kann die wöchentliche Höchstarbeits-
zeit durch Verordnung zeitweise um höchstens vier Stunden verlängert werden, sofern sie im Jah-
resdurchschnitt nicht überschritten wird.
4
Eine Verlängerung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit um höchstens vier Stunden kann vom
Bundesamt für bestimmte Gruppen von Betrieben oder Arbeitnehmern oder für bestimmte Be-
triebe bewilligt werden, sofern und solange zwingende Gründe dies rechtfertigen.
5
Auf Büropersonal, technische und andere Angestellte, mit Einschluss des Verkaufspersonals in
Grossbetrieben des Detailhandels, die im gleichen Betrieb oder Betriebsteil zusammen mit Arbeit-
nehmern beschäftigt werden, für die eine längere wöchentliche Höchstarbeitszeit gilt, ist diese
ebenfalls anwendbar.

Vorbemerkung Allgemeines
Die Regeln über die Arbeits- und Ruhezeiten ge- Richtgrösse für die Bemessung der wöchentlichen
hören indirekt zum Gesundheitsschutz wie z.B. Höchstarbeitszeit ist die Kalenderwoche (Art. 10
die Bestimmungen über die persönliche Integri- in Verbindung mit Art. 16, 18 und 20 ArG); aus-
tät oder die Bestimmungen in der Verordnung 3 genommen davon ist allein der ununterbroche-
zum Arbeitsgesetz (vgl. Kommentar Art. 6, 35 und ne Betrieb (Art. 24 ArG). Die Arbeitgeber haben
36a ArG). Somit stellen sie eine Konkretisierung die Höchstarbeitszeiten zu respektieren, und zwar
des allgemeinen Auftrags dar, die Gesundheit der auch dann, wenn sie in ihren Betrieben Bandbrei-
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu schüt- ten- oder Jahresarbeitszeitmodelle eingeführt ha-
zen. Findet sich in den einzelnen Vorschriften auf ben. Die Verantwortung für die Einhaltung der
bestimmte Fragen in Bezug auf die wöchentliche gesetzlichen Rahmenbedingungen bzw. für die
Höchstarbeitszeit keine Antwort, ist zu prüfen, ob Einhaltung der Arbeitszeiten obliegt dem Arbeit-
subsidiär Artikel 6 Absatz 2 des Gesetzes über die geber, auch wenn er die Arbeitnehmer und Ar-
Überbeanspruchung der Arbeitnehmer und Ar- beitnehmerinnen im Rahmen der Mitwirkung ein-
beitnehmerinnen bzw. Artikel 2 der Verordnung bezieht. Diese Verantwortung kann daher nicht an
3 zum Gesetz zur Anwendung gelangt. So enthält die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen dele-
Artikel 2 ArGV 3 unter anderem Vorschriften über giert werden (vgl. Kommentar Art. 46 ArG).
die geeignete Arbeitsorganisation oder zur Ver-
meidung übermässig starker oder einseitiger Be-
anspruchung. Zur Arbeitsorganisation gehört auch
die Organisation der Arbeitszeit.

SECO, April 2015 009 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 9 ArG III. Arbeits- und Ruhezeit
1. Arbeitszeit
Art. 9 Wöchentliche Höchstarbeitszeit

Absatz 1 Absatz 2
Buchstabe a: Dieser Absatz ist aufgehoben worden.
Das Arbeitsgesetz legt als wöchentliche Höchst-
arbeitszeit die 45-Stunden-Woche fest. Diese ist
massgebend für alle Arbeitnehmer und Arbeitneh- Absatz 3
merinnen in industriellen Betrieben nach Artikel 5
des Gesetzes, für Büropersonal, Verkaufspersonal Die starre Grenze der wöchentlichen Höchstar-
in Grossbetrieben des Detailhandels gemäss Arti- beitszeit von 45 bzw. 50 Stunden bezogen auf die
kel 2 ArGV 1 sowie für technische und andere An- Kalenderwoche kann durch Verordnung um ma-
gestellte. ximal vier Stunden verlängert werden, sofern die
Höchstarbeitszeit im Jahresdurchschnitt eingehal-
Vielen ist heute unklar, was mit diesem Begriff der
ten wird. Allerdings setzt diese Abweichung von
technischen und anderen Angestellten gemeint
der Norm triftige Gründe voraus, wie z.B. saison-
ist. Früher haben sich diese zusammen mit dem
oder witterungsbedingte Schwankungen des Ar-
Büropersonal vor allem durch eine Bezahlung im
beitsanfalls oder Lichtverhältnisse, die beispiels-
Monatslohn von den vorwiegend handwerklich
weise auf dem Bau im Winter die Tagesarbeitszeit
und mit Hilfsarbeiten aller Art beschäftigten Ar-
stark einschränken und im Sommer begünstigen
beitnehmern und Arbeitnehmerinnen unterschie-
(vgl. Kommentar Art. 22 ArGV 1).
den, welche vorwiegend im Stundenlohn bezahlt
worden sind. Heute sind unter den technischen
und anderen Angestellten alle Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen zu verstehen, welche im Büro Absatz 4
oder in büroähnlichen Berufen tätig sind. Neben
Zwingende Gründe, die wöchentliche Höchstar-
der Art des Arbeitsplatzes unterscheiden sie sich
beitszeit um bis vier Stunden zu verlängern, kön-
auch durch die Art der Tätigkeit mit vorwiegend
nen z.B. übergangsrechtliche Probleme sein, wenn
Kopfarbeit gegenüber den vorwiegend handwerk-
der Geltungsbereich des Arbeitsgesetzes auf Be-
lich oder manuell beschäftigten übrigen Arbeit-
triebe oder Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
nehmern. Beispiele für technische oder andere An-
ausgedehnt wurde, die bisher nicht dem Arbeits-
gestellte sind Personen, die an Kundenschaltern, in
gesetz unterstanden und daher länger arbeiten
Versuchswerkstätten und Labors, in der Software-
konnten.
entwicklung, in einer Beratungsstelle oder in der
Die Unterstellung eines Betriebs unter die Vor-
Druckvorstufe im grafischen Gewerbe tätig sind.
schriften über die industriellen Betriebe nach Arti-
Nicht zu den technischen und anderen Angestell-
kel 5 des Gesetzes war bisher ein häufiger Grund
ten zählen dagegen die Arbeitnehmer und Arbeit-
für die Verlängerung von Höchstarbeitszeiten. Die-
nehmerinnen im Gesundheitsbereich, in den Kran-
ser Fall dürfte allerdings kaum mehr auftreten, da
kenanstalten und Heimen.
die vertraglich vereinbarten Arbeitszeiten heute
Buchstabe b: auch im Gewerbe in der Regel unter 45 Stunden
Für alle übrigen Arbeitnehmer und Arbeitnehme- liegen.
rinnen wird die Grenze für die wöchentliche Höchst- Auch die Bewältigung der Folgen unerwarteter Na-
arbeitszeit auf 50 Stunden festgelegt. Dazu gehö- turereignisse (z.B. Waldbrände, Windwurf, Über-
ren all jene Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, schwemmungen usw.) oder anderer Katastrophen
die vorwiegend manuelle Tätigkeiten ausüben, wie kann als zwingender Grund gelten, die Arbeitszeit
z.B. Handwerk, handwerkliche Hilfsarbeit, Verkauf über eine längere Dauer zu erhöhen, sofern das
in kleineren und mittleren Betrieben. Überzeitkontingent nach Artikel 12 ArG nicht aus-
reicht.

009 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 9
1. Arbeitszeit
Art. 9 Wöchentliche Höchstarbeitszeit

Absatz 5 Eine Umkehrung dieser Norm ist aber nicht statt-


haft. So kann z.B. eine grosse Versicherungsgesell-
In Betrieben oder Betriebsteilen, die mehrheitlich
schaft, für deren Belegschaft eine wöchentliche
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen beschäfti-
Höchstarbeitszeit von 45 Stunden gilt, wegen der
gen, auf welche die wöchentliche Höchstarbeits-
Beschäftigung eines Unterhaltsmechanikers oder
zeit von 50 Stunden anwendbar ist, soll keine Dis-
-elektrikers nicht verlangen, dass die wöchentliche
kriminierung unter den Beschäftigten hinsichtlich
Höchstarbeitszeit von 50 Stunden auch für die üb-
der Höchstarbeitszeit vorkommen. Dies ist der
rigen Beschäftigten gelten solle.
Sinn dieser Norm.

SECO, April 2015 009 - 3


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 10
1. Arbeitszeit
Art. 10 Tages- und Abendarbeit

Artikel 10

Tages- und Abendarbeit


1
Die Arbeit von 6 Uhr bis 20 Uhr gilt als Tagesarbeit, die Arbeit von 20 Uhr bis 23 Uhr ist Abendar-
beit. Tages- und Abendarbeit sind bewilligungsfrei. Abendarbeit kann vom Arbeitgeber nach An-
hörung der Arbeitnehmervertretung im Betrieb oder, wo eine solche nicht besteht, der betroffenen
Arbeitnehmer eingeführt werden.
2
Beginn und Ende der betrieblichen Tages- und Abendarbeit können zwischen 5 Uhr und 24 Uhr
anders festgelegt werden, wenn die Arbeitnehmervertretung im Betrieb oder, wo eine solche
nicht besteht, die Mehrheit der betroffenen Arbeitnehmer dem zustimmt. Die betriebliche Tages-
arbeit beträgt auch in diesem Falle höchstens 17 Stunden.
3
Die Tages- und Abendarbeit des einzelnen Arbeitnehmers muss mit Einschluss der Pausen und der
Überzeit innerhalb von 14 Stunden liegen.

Allgemeines Abendarbeit kann auch gegen den Willen der Ar-


beitnehmer und Arbeitnehmerinnen eingeführt
Der Arbeitstag wird in drei Phasen unterteilt: Ta-
werden. In dieser Frage steht ihnen kein Einspra-
ges-, Abend- und Nachtarbeitsphase (Art. 16
cherecht zu.
ArG). Es wird kein Unterschied zwischen Winter-
Tages- und Abendarbeit können bewilligungs-
und Sommerhalbjahr gemacht. In Bezug auf die
frei ausgeübt werden, womit sich der tägliche Ar-
Abendarbeit und die Verschiebungsmöglichkeit
beitszeitraum der Betriebe um bis zu drei Stunden
von Beginn und Ende der Tages- und Abendarbeit
erweitert.
gilt ein Mitwirkungsrecht der Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen.
Absatz 2
Die Lage des Zeitraums kann sich zwischen 5 Uhr
Absatz 1 und 24 Uhr nach den besonderen Bedürfnissen
Als Tagesarbeit gilt die Zeit zwischen 6 Uhr und des Betriebes verschieben. Der Zeitraum der be-
20 Uhr. trieblichen Tages- und Abendarbeit von 17 Stun-
Für den Zeitraum zwischen 20 Uhr und 23 Uhr den kann aber nicht ausgedehnt werden.
spricht man von Abendarbeit. Sie kann von einem Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen
Betrieb nach Anhörung der betroffenen Arbeit- kommt hier ein echtes Mitbestimmungsrecht zu.
nehmer und Arbeitnehmerinnen oder deren Ver- Sind sie mit einer Verschiebung nicht einverstan-
tretung im Betrieb eingeführt werden. Unter der den, darf diese nicht einseitig vom Arbeitge-
Arbeitnehmervertretung ist in aller Regel die Be- ber angeordnet werden. Das Einverständnis der
triebskommission zu verstehen. Das Anhörungs- Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ist also
verfahren hat nach den Grundsätzen der Mitwir- grundsätzlich bei der Einführung einer solchen
kungsbestimmungen zu erfolgen (Art. 48 ArG). abweichenden Regelung einzuholen. Bei Arbeit-
Das Ergebnis dieser Anhörung und der Entscheid nehmern und Arbeitnehmerinnen, die nachträg-
des Arbeitgebers sind zu dokumentieren. lich in den Betrieb eintreten, ist davon auszuge-

SECO, November 2006 010 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 10 ArG III. Arbeits- und Ruhezeit
1. Arbeitszeit
Art. 10 Tages- und Abendarbeit

hen, dass sie ihre Zustimmung durch den Eintritt

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Uhrzeit
in dieses Arbeiszeitsystem stillschweigend oder
ausdrücklich gegeben haben. Bezüglich Anhö- Normalfall
rungsverfahren und Dokumentation gilt das Glei-
che wie in Absatz 1.

verschoben gegen Morgen

Absatz 3
Der einzelne Arbeitnehmer bzw. die einzelne Ar- verschoben gegen Abend
beitnehmerin darf höchstens in einem Zeitraum
von 14 Stunden, Pausen, Überzeitarbeit und Aus-

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gleich ausfallender Arbeitszeit (Art. 11 ArG) einge-
schlossen, innerhalb der betrieblichen Tages- und
Tag Abend Nacht
Abendarbeit von 17 Stunden beschäftigt werden.
Vorbehalten bleibt allerdings der Einsatz im Rah- Abbildung 010-1: Lage des Zeitraums der Tages- und Abendarbeit
men von Sonderfällen nach Artikel 26 der Verord- von 17 Stunden im Normalfall und maximal verschoben gegen den
Morgen und gegen den Abend
nung 1 bzw. Artikel 12 Absatz 2 ArG (Überzeit-
arbeit in Notfällen). Im Gegensatz dazu bestehen
Einschränkungen bezüglich der zulässigen Höchst-
arbeitszeit für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
nen, die in Schichtsystemen zum Einsatz gelangen
(Art. 34, 38 und 39 ArGV 1). Ebenso bestehen für
die Leistung von Nachtarbeit spezielle Regelungen
(Art. 16 ff. ArG).

010 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 11
1. Arbeitszeit
Art. 11 Ausgleich ausfallender Arbeitszeit

Artikel 11

Ausgleich ausfallender Arbeitszeit


Wird die Arbeit wegen Betriebsstörungen, wegen Betriebsferien, zwischen arbeitsfreien Tagen oder
unter ähnlichen Umständen für verhältnismässig kurze Zeit ausgesetzt oder werden einem Arbeit-
nehmer auf seinen Wunsch arbeitsfreie Tage eingeräumt, so darf der Arbeitgeber innert eines an-
gemessenen Zeitraumes einen entsprechenden Ausgleich in Abweichung von der wöchentlichen
Höchstarbeitszeit anordnen. Der Ausgleich für den einzelnen Arbeitnehmer darf, mit Einschluss von
Überzeitarbeit, zwei Stunden im Tag nicht überschreiten, ausser an arbeitsfreien Tagen oder Halb-
tagen.

Als ausfallende Arbeitszeit, die nach vorliegendem Der Ausgleich hat innerhalb eines angemesse-
Artikel ausgeglichen werden kann, gelten in der nen Zeitraums zu erfolgen (vgl. Kommentar Art.
Regel länger vorhersehbare und somit planbare 24 ArGV 1). Dieser ist so festzulegen, dass dabei
Arbeitsunterbrüche von ganzen oder halben Ta- keine übermässigen Mehrbelastungen für die Ar-
gen. Solche Unterbrüche entstehen in der Folge beitnehmer und Arbeitnehmerinnen entstehen.
von Betriebsferien oder Brückentagen zwischen Wird der Ausgleich durch eine Verlängerung der
arbeitsfreien Tagen (z.B. zwischen Wochenenden täglichen Arbeitszeit erzielt, darf die Verlängerung
und Feiertagen) und sind immer verhältnismässig insgesamt keinesfalls mehr als 2 Stunden betra-
kurz. Sie dauern einzelne Tage oder längstens ein gen. In diese 2 Stunden sind auch allfällige Über-
bis zwei Wochen. Nicht vorhersehbare Arbeitsun- zeiten einzubeziehen. Bei Gleitzeitmodellen ist die
terbrüche können gemäss vorliegendem Artikel Verlängerung der täglichen Arbeitszeit als Abwei-
nur dann ausgeglichen werden, wenn sie in der chung der effektiven Arbeitszeit von der Sollar-
Folge von Betriebsstörungen entstehen, die in der beitszeit im Durchschnitt über die Arbeitstage ei-
Regel auf höhere Gewalt oder Einwirkungen von ner Woche zu ermitteln. Der Ausgleich kann auch
Aussen zurückzuführen sind. durch zusätzliche Arbeitsleistungen an sonst ar-
Meist betreffen solche ausfallenden Arbeitszeiten beitsfreien Werktagen erfolgen. Der Anspruch auf
einen ganzen Betrieb oder ganze Betriebsteile. einen wöchentlichen freien Halbtag muss dabei
Auf Grund der Bestimmungen können aber auch aber gewährt bleiben (vgl. Art. 20 ArGV 1).
einzelnen Arbeitnehmern oder Arbeitnehmerin- Die gesetzlich festgelegte wöchentliche Höchstar-
nen auf deren Wunsch arbeitsfreie Tage einge- beitszeit nach Artikel 9 ArG darf um die vereinbar-
räumt werden. te Ausgleichszeit verlängert werden. Diese Verlän-
gerung gilt nicht als Überzeit.

SECO, November 2006 011 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 12
1. Arbeitszeit
Art. 12 Voraussetzungen und Dauer der Überzeitarbeit

Artikel 12

Voraussetzungen und Dauer der Überzeitarbeit


1
Die wöchentliche Höchstarbeitszeit darf ausnahmsweise überschritten werden
a. wegen Dringlichkeit der Arbeit oder ausserordentlichen Arbeitsandranges;
b. für Inventaraufnahmen, Rechnungsabschlüsse und Liquidationsarbeiten;
c. zur Vermeidung oder Beseitigung von Betriebsstörungen, soweit dem Arbeitgeber nicht andere
Vorkehren zugemutet werden können.
2
Die Überzeit darf für den einzelnen Arbeitnehmer zwei Stunden im Tag nicht überschreiten, aus-
ser an arbeitsfreien Werktagen oder in Notfällen, und im Kalenderjahr insgesamt nicht mehr be-
tragen als:
a. 170 Stunden für Arbeitnehmer mit einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit von 45 Stunden;
b. 140 Stunden für Arbeitnehmer mit einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit von 50 Stunden.

Allgemeines muss die gesamte Arbeitszeit, also Normalarbeits-


zeit und Überzeit, innerhalb dieses Zeitraums lie-
Überzeit ist die Arbeitszeit, die über die gesetzlich
gen. Wird die tägliche Ruhezeit von elf Stunden
erlaubte wöchentliche Höchstarbeitszeit hinaus
verkürzt (Art.15a Abs. 2 ArG), so darf beim darauf
geleistet wird. Überzeit soll die Ausnahme sein.
folgenden Arbeitseinsatz keine Überzeit geleistet
Sie kann darum nur unter bestimmten Vorausset-
werden (Art.19 Abs. 2 ArGV 1).
zungen und nur in einem klar limitierten Umfang
Im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften kann
geleistet werden.
der Arbeitgeber die Leistung von Überzeit von sei-
Es liegt in der Kompetenz des Arbeitgebers, für
nen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen ver-
eine bestimmte Zeitdauer eine vertraglich niedriger
festgelegte wöchentliche Sollarbeitszeit so weit langen. Die Leistung von Überzeit und die Leis-
zu erhöhen, bis die gesetzlich erlaubte Höchst- tung von Überstunden nach Arbeitsvertrag sind
arbeitszeit erreicht wird. Dies gilt aber nur, so- nicht an das Einverständnis der betroffenen Ar-
fern keine anderen vertraglichen Regelungen be- beitnehmer und Arbeitnehmerinnen gebunden.
stehen, und nur nach Anhörung der betroffenen Diese sind zur Leistung von Überzeit so weit ver-
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Die Diffe- pflichtet, wie sie diese zu leisten vermögen und sie
renzstunden werden als Überstunden bezeichnet. ihnen nach Treu und Glauben zugemutet werden
Die Abgeltung dieser Überstunden ist eine Frage kann (OR Art. 321c).
des Arbeitsvertragsrechts.
Die Arbeitszeit, welche nach der Leistung von
Überstunden über die wöchentliche Höchstar- Absatz 1
beitszeit hinausgeht, zählt als Überzeit. Gründe für die Leistung von Überzeit:
Ausser in Notfällen darf Überzeit nur als Tages-
und Abendarbeit, d.h. im Normalfall zwischen 6 Buchstabe a:
Uhr und 23 Uhr bzw. 5 Uhr und 22 Uhr oder 7 Überzeit muss vor allem dann geleistet werden,
Uhr und 24 Uhr und an Werktagen, geleistet wer- wenn dringliche Arbeiten anstehen oder bei aus-
den (Art. 26 ArGV 1). Wird Überzeit geleistet, so serordentlichem Arbeitsandrang, der ohne Über-

SECO, November 2006 012 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 12 ArG III. Arbeits- und Ruhezeit
1. Arbeitszeit
Art. 12 Voraussetzungen und Dauer der Überzeitarbeit

zeit nicht bewältigt werden kann. Dringlichkeit Absatz 2


liegt dann vor, wenn vereinbarte oder verlangte
Liefertermine ohne die Leistung von Mehrarbeit In Absatz 2 wird die zeitliche Dauer der täglichen
nicht eingehalten werden können. Von ausseror- Überzeit und der jährliche Umfang der Überzeit
dentlichem Arbeitsandrang spricht man, wenn das festgelegt.
Auftragsvolumen kurzfristig die Leistungskapazi- Pro Arbeitstag darf die Überzeit neben der norma-
tät eines Betriebes oder eines Betriebsteiles über- len täglichen Arbeitszeit die Dauer von 2 Stunden
steigt, sich aber wegen des absehbaren Zustands nicht überschreiten und die tägliche Arbeitszeit
die Einstellung von zusätzlichem Personal nicht darf so angesetzt sein, dass die gesetzliche wö-
rechtfertigt. Überzeit fällt auch dann an, wenn bis chentliche Höchstarbeitszeit ausgeschöpft wird.
zur Inbetriebnahme von zusätzlichen Produktions- Die tägliche Arbeitszeit kann dabei innerhalb ei-
mitteln oder bis zur Arbeitsaufnahme von zusätz- ner Woche variieren (z.B. Gleitzeit). Es ist darum
lichem Personal ein gewisser Engpass überbrückt in der Praxis schwierig, die Einhaltung der tägli-
werden muss. chen Höchstdauer von zwei Stunden zu überprü-
fen. Dies wird in der Regel nur möglich sein bei
Buchstabe b:
einer regelmässigen Verteilung der wöchentlichen
Das Gesetz nennt unter Buchstabe b drei beson-
Arbeitszeit auf die einzelnen Arbeitstage. Fehlt
dere Situationen mit ausserordentlichem Arbeits-
eine solche regelmässige Verteilung, muss für die
anfall von beschränkter Dauer. Es sind dies Inven-
Ermittlung der geleisteten Überzeiten von der ge-
taraufnahmen, Rechnungsabschlüsse und Liqui-
leisteten Arbeitszeit ausgegangen werden, welche
dationen. Inventaraufnahmen und Rechnungs-
die wöchentliche Höchstarbeitszeit überschreitet.
abschlüsse können Abendarbeit oder Arbeiten an
Die Begrenzung der täglichen Überzeit entfällt,
sonst arbeitsfreien Werktagen oder Halbtagen in
wenn die Überzeit an sonst arbeitsfreien Werkta-
Überschreitung der wöchentlichen Höchstarbeits-
gen geleistet wird. Massgebend sind dann die Be-
zeit erforderlich machen. Liquidationen finden in
grenzungen der normalen Tages- und Abendar-
vorher bestimmten, beschränkten Zeiträumen statt,
beit. Ebenso entfällt die Begrenzung der täglichen
die das übliche Arbeitsausmass erheblich über-
Überzeit, wenn diese in Notfällen geleistet wer-
schreiten, so dass das Personal Mehrarbeit über
den muss (Art. 26 ArGV 1).
die gesetzliche wöchentliche Höchstarbeitszeit hi-
Unter Buchstaben a und b wird die maximale jährli-
naus leisten muss.
che Stundenzahl pro Arbeitnehmer für die Überzeit
Buchstabe c: festgelegt. Diese ist unterschiedlich für Arbeitneh-
Treten unvorhergesehene Betriebsstörungen auf mer und Arbeitnehmerinnen mit einer wöchent-
oder zeichnen sich solche ab, so kann die Behe- lichen Höchstarbeitszeit von 45 und 50 Stunden.
bung oder Vermeidung dieser Störungen und Die tiefere Zahl von 140 Stunden für Arbeitneh-
Schäden oft nicht ohne Mehrarbeit bewältigt wer- mer und Arbeitnehmerinnen mit einer wöchent-
den. Wird die gesetzliche wöchentliche Höchstar- lichen Höchstarbeitszeit von 50 Stunden trägt
beitszeit überschritten, gilt diese Arbeit als Über- der sonst schon höheren Belastung Rechnung.
zeit. Die Höchststundenzahl von 140 resp. 170 Stun-
Sind andere Möglichkeiten vorhanden und dem den pro Jahr ist die Summe aller in einem Jahr ge-
Arbeitgeber zumutbar, um Störungen zu verhin- leisteten Überzeitstunden der einzelnen Arbeit-
dern oder zu beheben, so ist diesen gegenüber nehmer und Arbeitnehmerinnen. Sie wird durch
der Leistung von Überzeitarbeit der Vorzug zu ge- das Kompensieren während des Jahres nicht wie-
ben. der abgebaut.

012 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 13
1. Arbeitszeit
Art. 13 Lohnzuschlag für Überzeitarbeit

Artikel 13

Lohnzuschlag für Überzeitarbeit


1
Der Arbeitgeber hat den Arbeitnehmern für die Überzeitarbeit einen Lohnzuschlag von we-
nigstens 25 Prozent auszurichten, dem Büropersonal sowie den technischen und andern Ange-
stellten, mit Einschluss des Verkaufspersonals in Grossbetrieben des Detailhandels, jedoch nur für
Überzeitarbeit, die 60 Stunden im Kalenderjahr übersteigt.
2
Wird Überzeitarbeit im Einverständnis mit dem einzelnen Arbeitnehmer innert eines angemesse-
nen Zeitraums durch Freizeit von gleicher Dauer ausgeglichen, so ist kein Zuschlag auszurichten.

Allgemeines in Grossbetrieben des Detailhandels, ist jedoch


nur Überzeitarbeit, die 60 Stunden im Kalender-
Überzeitarbeit ist in Artikel 12 des Arbeitsgeset-
jahr übersteigt, zwingend zu entschädigen. Den
zes definiert.
Arbeitgebern ist es jedoch erlaubt, auch diese 60
Stunden Überzeitarbeit zu entlöhnen.

Absatz 1
Die Überzeit kann durch Lohnzuschlag oder durch Absatz 2
Kompensation mit Freizeit abgegolten werden.
Unter der Bedingung, dass der Arbeitnehmer oder
Der Lohnzuschlag beträgt 25 Prozent. In Artikel
die Arbeitnehmerin zustimmt, kann Überzeitar-
33 der Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz ist formu-
beit durch Freizeit von gleicher Dauer kompen-
liert, wie der Lohnzuschlag zu berechnen ist (vgl.
siert werden. Diese Vereinbarung ist an keine be-
Kommentar Art. 33 ArGV 1).
stimmte Form gebunden. Artikel 25, Absatz 2 der
Der Lohnzuschlag für Überzeit ist, unter Vorbehalt
Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz präzisiert, dass
von Absatz 2, zwingend. Darum ist eine Verein-
Überzeitarbeit innert 14 Wochen durch Freizeit
barung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer,
auszugleichen ist (vgl. Kommentar Art. 25 ArGV
welche diese zusätzliche Abgeltung für Überzeit
1). In gegenseitigem Einverständnis von Arbeit-
wegbedingt, ungültig. Diese Regelung für Über-
geber- und Arbeitnehmerseite kann diese Frist je-
zeitarbeit ist zu unterscheiden von der Regelung
doch bis zu einem Jahr verlängert werden.
über Bezahlung von Überstunden (Arbeit, die
Überzeitarbeit, die in Sonderfällen nach Artikel 26
über die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit hinaus
der Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz am Sonntag
geleistet wird, aber die wöchentliche Höchstar-
geleistet wird, muss zwingend innert 6 Wochen
beitszeit nicht überschreitet). Auf Bezahlung von
durch Freizeit von gleicher Dauer kompensiert
Überstunden kann verzichtet werden, da diese
werden. Für Betriebe, die Sonderbestimmungen
privatrechtlich geregelt wird. Wird keine Verein-
nach der Verordnung 2 anwenden und in denen
barung im Sinne von Absatz 2 getroffen, so ist
Überzeitarbeit am Sonntag geleistet werden kann,
zum regulären Lohn ein Zuschlag von 25 Prozent
ist diese ebenfalls innert 14 bzw. 26 Wochen zu
geschuldet.
kompensieren (vgl. Kommentar Art. 8 ArGV 2).
Für Büropersonal sowie technische und andere
Angestellte, mit Einschluss des Verkaufspersonals

SECO, November 2006 013 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 15
2. Ruhezeit
Art. 15 Pausen

Artikel 15

Pausen
1
Die Arbeit ist durch Pausen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen:
a. eine Viertelstunde bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als fünfeinhalb Stunden;
b. eine halbe Stunde bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als sieben Stunden;
c. eine Stunde bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als neun Stunden.
2
Die Pausen gelten als Arbeitszeit, wenn die Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz nicht verlassen dürfen.

Allgemeines Buchstabe b:
Bei einer Arbeitszeit von über 7 bis zu 9 Stunden
Der Zweck der Pausen, die Erholung und die Ver- ist den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen
pflegung, ist nur erfüllt, wenn sie etwa in der Mit- eine Mindestpause von einer halben Stunde zu
te der Arbeitszeit gewährt werden. «Pausen» am gewähren. Wie unter Buchstabe a beschrieben,
Anfang oder am Ende der Arbeitszeit sind kei- können sich auch hier kürzere Mindestpausen er-
ne echten Pausen und gelten nicht als gewährt geben.
(vgl. Kommentar Art. 18 ArGV 1). Die aufgeführ-
ten Pausen bezeichnen Mindestwerte; eine länge- Beispiel:
re Dauer der Pause kann jederzeit vereinbart wer- Arbeitsbeginn: 6 Uhr, Arbeitsende: 13.20 Uhr, Prä-
den. senzzeit: 7 Stunden 20 Minuten. Es muss lediglich
eine Mindestpause von 20 Minuten gewährt wer-
den, da die effektive Arbeitszeit nicht mehr als 7
Absatz 1 Stunden beträgt.

Buchstabe a: Buchstabe c:
Bei einer Arbeitszeit von bis zu 5½ Stunden ist der Bei einer Arbeitszeit von mehr als 9 Stunden ist
Arbeitgeber nicht verpflichtet, dem Arbeitnehmer eine Mindestpause von 1 Stunde zu gewähren.
oder der Arbeitnehmerin eine Pause zu gewäh- Bei starren Arbeitszeitsystemen kann eine solche
ren. Bei einer Arbeitszeit von über 5½ bis zu 7 Pause problemlos eingeplant werden. Bei flexiblen
Stunden muss eine Pause von mindestens einer Arbeitszeitsystemen macht der abrupte Übergang
Viertelstunde gewährt werden. Je nach der zwi- von einer halbstündigen zu einer einstündigen
schen Arbeitsbeginn und Arbeitsende liegenden Pause beim Überschreiten der täglichen Arbeits-
Zeitspanne (Präsenzzeit) können sich Mindestpau- zeit von 9 Stunden Schwierigkeiten. In solchen
sen von anderer (kürzerer) Dauer als einer Viertel- Systemen ist darum die Mindestdauer der Pausen
stunde ergeben.
auf Grund der durchschnittlichen täglichen Sollar-
Beispiel: beitszeit festzulegen (vgl. Art. 18 ArGV 1).
Arbeitsbeginn: 6 Uhr, Arbeitsende: 11.40 Uhr, Prä- Da während der Tages- und Abendarbeit (6 Uhr
senzzeit: 5 Stunden 40 Minuten. Es muss lediglich bis 23 Uhr, vgl. Art. 10 ArG) in einem Zeitraum
eine Mindestpause von 10 Minuten gewährt wer- von 14 Stunden gearbeitet werden kann, entste-
den, da die effektive Arbeitszeit ohne Pause nicht hen nach der obligatorischen Pause von 1 Stunde
mehr als 5½ Stunden beträgt. Teilarbeitszeiten von mehr als 5½ Stunden. Aus

SECO, November 2006 015 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 15 ArG III. Arbeits- und Ruhezeit
2. Ruhezeit
Art. 15 Pausen

diesem Grund müssen zusätzliche Mindestpausen den. In gewissen Betriebsteilen oder Betrieben ist
gewährt werden (vgl. Art. 18 ArGV 1). dies jedoch nicht möglich, weil das Eingreifen in
einen Arbeitsprozess jederzeit möglich sein muss
(z.B. Bereitschaft zum Beheben von Störungen u.
a.). Sofern sich die Arbeitnehmer und Arbeitneh-
Absatz 2 merinnen unter vertretbaren hygienischen Bedin-
In den meisten Fällen kann der Arbeitnehmer oder gungen ausruhen und verpflegen können, gilt die
die Arbeitnehmerin über die Pausenzeit frei ver- Pause am Arbeitsplatz als gewährt; sie muss je-
fügen, d.h. der Arbeitsplatz kann verlassen wer- doch an die Arbeitszeit angerechnet werden.

015 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 15a
2. Ruhezeit
Art. 15a Tägliche Ruhezeit

Artikel 15a

Tägliche Ruhezeit
1
Den Arbeitnehmern ist eine tägliche Ruhezeit von mindestens elf aufeinander folgenden Stunden
zu gewähren.
2
Die Ruhezeit kann für erwachsene Arbeitnehmer einmal in der Woche bis auf acht Stunden her-
abgesetzt werden, sofern die Dauer von elf Stunden im Durchschnitt von zwei Wochen eingehal-
ten wird.

Allgemeines Absatz 2
Die tägliche Ruhezeit ist für Männer und Frauen Eine Abweichung gemäss Absatz 2 kann in be-
gleich. Sie wird im Gesetz geregelt. Abweichun- stimmten Schichtsystemen beim Schichtwechsel
gen zu Ungunsten der Arbeitnehmer oder Ar- oder in anderen besonderen Situationen nötig sein.
beitnehmerinnen sind damit grundsätzlich ausge- Die Ruhezeit für erwachsene Arbeitnehmer und
schlossen. Arbeitnehmerinnen kann höchstens einmal in
Die tägliche Ruhezeit für jugendliche Arbeitneh- der Woche verkürzt werden. Sie muss dann aber
mer und Arbeitnehmerinnen beträgt 12 Stunden. trotzdem mindestens acht Stunden betragen. Eine
Die einzige Abweichung im Sinne einer Verkür- mehrmalige Verkürzung der täglichen Ruhezeit in
zung der Dauer der Nachtruhe ist ebenfalls im der gleichen Woche ist ausgeschlossen.
Gesetz festgelegt und an klar definierte Bedin- Die Dauer der Verkürzung ist innerhalb von zwei
gungen geknüpft. Wochen auszugleichen, so dass die tägliche Ru-
hezeit im Durchschnitt dieser zwei Wochen wie-
der eingehalten wird. Dieser Ausgleich soll den
Absatz 1 Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen nach der
verkürzten täglichen Ruhezeit eine verlängerte
Die tägliche Ruhezeit beträgt generell mindestens Ruhezeit zusichern. Dies bringt in der Regel keine
elf Stunden für alle Männer und Frauen. Wo die Probleme, da normalerweise die tägliche Ruhezeit
Berechtigung zu Nachtarbeit durch eine entspre- ohnehin mehr als elf Stunden beträgt. Zudem ist
chende Bewilligung oder durch Sonderbestim- eine Verkürzung der täglichen Ruhezeit bei den
mungen gemäss Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz bekannten Schichtsystemen mit verkürzter Ruhe-
nicht vorliegt, umfasst die tägliche Ruhezeit zwin- zeit für die einzelnen Arbeitnehmer nicht in jeder
gend den Zeitraum ausserhalb der Tages- und Woche notwendig.
Abendarbeit nach Artikel 10 ArG, also den Zeit-
raum der Nacht.

SECO, November 2006 015a - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 16
2. Ruhezeit
Art. 16 Verbot der Nachtarbeit

Artikel 16

Verbot der Nachtarbeit


Die Beschäftigung von Arbeitnehmern ausserhalb der betrieblichen Tages- und Abendarbeit nach
Artikel 10 (Nachtarbeit) ist untersagt. Vorbehalten bleibt Artikel 17.

Vorbemerkung gründbar: Mit der Einführung der Sommerzeit


würde ein Beginn um 4 Uhr nach Sonnenstand ef-
Gesetzessystematisch gehört das Verbot der Nacht-
fektiv einem Beginn um 3 Uhr entsprechen. Unter
arbeit zur Ruhezeit, womit die Nachtruhe als Nor-
Berücksichtigung der immer länger werdenden
malfall der täglichen Ruhezeit betrachtet wird. Es
Arbeitswege müssten bei einem Arbeitsbeginn
ist heute auch arbeitswissenschaftlich erwiesen,
um 4 Uhr die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
dass die Nachtruhe für die Erholung des Men-
nen in vielen Fällen eigentlich schon um 2 Uhr –
schen grundsätzlich unentbehrlich ist. Dem hat
also mitten in der Tiefschlafphase – aufstehen und
der Gesetzgeber durch das Verbot der Nachtar-
den Arbeitsweg antreten. Untersuchungen haben
beit Rechnung getragen.
aber ergeben, dass ein Frühbeginn vor 5 Uhr für
eine Mehrheit der Arbeitnehmer und Arbeitneh-
Allgemeines merinnen langfristig gesundheitlich negative Fol-
gen hat.
Nachtzeit wird definiert als Zeitraum, der ausser- Diese Festlegung des Nachtzeitraums hat Auswir-
halb der betrieblichen Tages- und Abendarbeit kungen auf die Gestaltung der Tagesarbeit:
nach Artikel 10 des Gesetzes liegt, somit grund-
• Die Tagesarbeit, auch die zweischichtige Tages-
sätzlich zwischen 23 Uhr und 6 Uhr. Durch die Mög-
arbeit, darf frühestens um 5 Uhr aufgenommen
lichkeit, Beginn und Ende der Tages- und Abend-
werden. Ausnahmen sind allein dort erlaubt,
arbeit um eine Stunden vor- oder nachzuverschie-
wo aus zwingenden Gründen früher begonnen
ben (Art. 10 ArG), kann allerdings die Nachtzeit
werden muss. In diesen Fällen haben die Betrie-
bereits um 22 Uhr beginnen oder eben erst um
be die Unentbehrlichkeit nachzuweisen.
24 Uhr. Die Nachtzeit umfasst in jedem Fall sieben
Stunden, während deren eine Beschäftigung un- • In dreischichtigen Arbeitszeitsystemen darf die
tersagt ist. Frühschicht nicht vor 5 Uhr beginnen. Ausnah-
Vorbehalten bleiben Ausnahmen nach Artikel 17 men sind dann möglich, wenn es aus betrieb-
bzw. Artikel 24 ArG im Rahmen des ununterbro- lichen Gründen zwingend erforderlich ist. Per-
chenen Betriebes. sönliche Gründe der Mitarbeiter und Mitarbei-
Der frühe Morgen (Arbeitsbeginn um 4 Uhr) gilt in terinnen gehören nicht dazu.
jedem Fall als Nachtzeit. Die Festlegung des Nach- Zu beachten sind auch die Bestimmungen über
tendes auf frühestens 5 Uhr ist gesundheitlich be- den Schichtenwechsel (Art. 25 ArG).

SECO, November 2006 016 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 17
2. Ruhezeit
Art. 17 Ausnahmen vom Verbot der Nachtarbeit

Artikel 17

Ausnahmen vom Verbot der Nachtarbeit


1
Ausnahmen vom Verbot der Nachtarbeit bedürfen der Bewilligung.
2
Dauernde oder regelmässig wiederkehrende Nachtarbeit wird bewilligt, sofern sie aus technischen
oder wirtschaftlichen Gründen unentbehrlich ist.
3
Vorübergehende Nachtarbeit wird bewilligt, sofern ein dringendes Bedürfnis nachgewiesen wird.
4
Nachtarbeit zwischen 5 Uhr und 6 Uhr sowie zwischen 23 Uhr und 24 Uhr wird bewilligt, sofern
ein dringendes Bedürfnis nachgewiesen wird.
5
Dauernde oder regelmässig wiederkehrende Nachtarbeit wird vom Bundesamt, vorübergehende
Nachtarbeit von der kantonalen Behörde bewilligt.
6
Der Arbeitgeber darf den Arbeitnehmer ohne dessen Einverständnis nicht zu Nachtarbeit heran-
ziehen.

Allgemeines Der Nachweis dieser Unentbehrlichkeit ist ein Be-


standteil der Gesuchsbegründung und wird für
Dieser Artikel regelt vor allem die Voraussetzun-
die Erteilung einer Nachtarbeitsbewilligung zwin-
gen, die für die Leistung von Nachtarbeit nötig
gend vorausgesetzt (vgl. aber Abs. 4).
sind, und die behördlichen Zuständigkeiten für die
Erteilung von Arbeitszeitbewilligungen.

Absatz 1 Uhrzeit
Die Ausnahmen vom Verbot der Nachtarbeit un-
terstehen der Bewilligungspflicht. Bewilligungs-
pflichtig sind alle Tätigkeiten von Arbeitnehmern
und Arbeitnehmerinnen, die teilweise oder ganz
in der Nacht ausgeübt werden.
Damit ist auch klargestellt, dass allein die Beschäfti-
gung von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen
der Bewilligungspflicht untersteht und nicht etwa
betriebliche Vorgänge wie z.B. das Laufenlassen
von Produktionsanlagen in «Geisterschichten».
dringendes Bedürfnis Nacht
Unentbehrlichkeit Tag / Abend
Absatz 2
Abbildung 017-1: Bewilligungsvoraussetzungen bei Nacht-
Dauernde und regelmässig wiederkehrende arbeit: Randstunden zwischen 5 und 7 Uhr bzw. zwischen
Nachtarbeit wird bewilligt, wenn für den Betrieb 22 und 24 Uhr können mit einem dringenden Bedürfnis be-
willigt werden.
eine technische oder wirtschaftliche Unentbehr- Im übrigem Zeitraum der Nacht ist der Nachweis einer Un-
lichkeit vorliegt (vgl. Kommentar Art. 28 ArGV 1). entbehrlichkeit notwendig.

SECO, November 2006 017 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 17 ArG III. Arbeits- und Ruhezeit
2. Ruhezeit
Art. 17 Ausnahmen vom Verbot der Nachtarbeit

Vorbehalten bleiben weitere Bewilligungsvoraus- sche oder wirtschaftliche Unentbehrlichkeit nach-


setzungen im Zusammenhang mit speziellen Nacht- gewiesen werden. Dies würde in vielen Fällen zu
arbeitssituationen: einem aufwendigen Verfahren führen, und der
• verlängerte Dauer der Nachtarbeit (Art. 29 Unentbehrlichkeitsnachweis wäre wohl häufig
ArGV 1) schwierig. Aus Überlegungen der Verhältnismäs-
• Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit sigkeit wollte der Gesetzgeber dieses weit verbrei-
(Art. 30 ArGV 1) tete Schichtsystem nicht unnötig behindern. Für
weitere Einzelheiten sei auf den Kommentar zu
• Ausnahmebewilligung nach Artikel 28 ArG
Artikel 27 Absatz 2 ArGV 1 verwiesen.
• zusammengesetzter ununterbrochener Betrieb
(Art. 39 ArGV 1).
Absatz 5
Absatz 3 Für die Erteilung vorübergehender Arbeitszeitbe-
willigungen sind die kantonalen Behörden, für dau-
Für die Erteilung einer vorübergehenden Nacht- ernde und regelmässig wiederkehrende Arbeits-
arbeitsbewilligung muss der Betrieb ein dringen- zeitbewilligungen ist das Bundesamt zuständig.
des Bedürfnis nachweisen können (vgl. Kommen- Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass
tar Art. 27 ArGV 1). dadurch die Vollzugszuständigkeit der Kantone
Was die Frage der Definition von «vorüberge- grundsätzlich nicht berührt ist. Die Kantone sind
hend», «dauernd» oder «regelmässig wiederkeh- weiterhin für die Kontrolle der Einhaltung der
rend» anbelangt, siehe Artikel 40 ArGV 1 sowie Arbeits- und Ruhezeitvorschriften in den Betrie-
den entsprechenden Kommentar. ben verantwortlich. Zu den Abgrenzungskriteri-
en hinsichtlich der Zuständigkeiten vgl. Artikel 40
ArGV 1.
Absatz 4
Dieser Absatz enthält eine Ausnahmeregelung zu
Absatz 2. Sie besagt, dass Nachtarbeit zwischen
Absatz 6
5 Uhr und 6 Uhr sowie zwischen 23 Uhr und 24 Für die Leistung von Nachtarbeit müssen Arbeit-
Uhr bewilligt wird, sofern ein dringendes Bedürf- nehmer und Arbeitnehmerinnen ihr ausdrückli-
nis vorliegt. Diese Abweichung berücksichtigt be- ches Einverständnis geben. Dies kann schriftlich
stehende Zweischichtsysteme, die häufig Schicht- im Arbeitsvertrag vereinbart oder dann eingeholt
längen von bis zu 9 Stunden aufweisen. Da der werden, wenn neu Nachtarbeit zu leisten ist. Die
gesamte bewilligungsfreie Tages- und Abendzeit- Bewilligungsbehörde hat zu überprüfen, ob das
raum nicht 18, sondern nur 17 Stunden umfasst, Einverständnis vorliegt oder eingeholt worden ist
müsste für eine einzige Randstunde die techni- (Art. 41 Bst. e ArGV 1).

017 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 17a
2. Ruhezeit
Art. 17a Dauer der Nachtarbeit

Artikel 17a

Dauer der Nachtarbeit


1
Bei Nachtarbeit darf die tägliche Arbeitszeit für den einzelnen Arbeitnehmer neun Stunden nicht
überschreiten; sie muss, mit Einschluss der Pausen, innerhalb eines Zeitraumes von zehn Stunden
liegen.
2
Wird der Arbeitnehmer in höchstens drei von sieben aufeinander folgenden Nächten beschäftigt,
so darf die tägliche Arbeitszeit unter den Voraussetzungen, die durch Verordnung festzulegen
sind, zehn Stunden betragen; sie muss aber, mit Einschluss der Pausen, innerhalb eines Zeitrau-
mes von zwölf Stunden liegen.

Allgemeines Absatz 2
Die zulässige Dauer der Nachtarbeit für den ein- Das Gesetz erlaubt bei Vorliegen spezifischer Vor-
zelnen Arbeitnehmer und die einzelne Arbeitneh- aussetzungen (vgl. Kommentar zu Art. 29 ArGV 1)
merin ist zu unterscheiden von der eigentlichen eine tägliche Arbeitszeit von 10 Stunden im Zeit-
Nachtzeit, die immer einen Zeitblock von 7 Stun- raum von 12 Stunden unter Einschluss der Pau-
den umfasst. Als Nachtarbeit gilt jede Tätigkeit, sen, wenn in höchstens drei von sieben Nächten
die ganz oder teilweise in diesem Zeitblock liegt. auf diese Weise gearbeitet wird. Da 10 Stunden
Arbeit in der Nacht für den menschlichen Orga-
nismus eine starke Belastung darstellen, ist diese
Absatz 1 Beschäftigungsform nur bei guten Arbeitsplätzen
mit geringen Belastungsfaktoren zulässig. Neben
Leistet ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehme-
den drei aufeinander folgenden Nachteinsätzen
rin Nachtarbeit, und sei es auch nur für eine kurze
darf am Tag bis zum Erreichen der wöchentlichen
Zeitspanne, darf die tägliche Arbeitszeit insgesamt
Höchstarbeitszeit gearbeitet werden.
höchstens 9 Stunden in einem Zeitraum von 10
Die sinnvolle Verteilung der Pausen auf die gesam-
Stunden betragen. Diese Grundregel kommt im-
te Arbeitszeit ist bei Nachtarbeit besonders wich-
mer dann zur Anwendung, wenn ein Teil der Ar-
tig. In der Mitte des Arbeitsblocks sollte in der Re-
beit in der Nachtzeit geleistet wird. Das bedeutet,
gel eine einstündige Pause vorgesehen werden,
dass bei einem täglichen Arbeitsbeginn vor 6 Uhr
während der sich der Arbeitnehmer oder die Ar-
oder nach 14 Uhr nur mehr eine Arbeitszeit von
beitnehmerin verpflegen und entspannen kann.
9 Stunden möglich ist, weil als Nachtzeit die Zeit
Die verbleibende Pausenzeit sollte auf mehrere
zwischen 23 Uhr und 6 Uhr gilt. Was den Schicht-
Kurzpausen verteilt werden.
betrieb und Nachtarbeit anbelangt, sei auf Artikel
Eine verlängerte Dauer der Nachtarbeit ist dage-
25 ArG und Artikel 34 ArGV 1 verwiesen.
gen nicht möglich, wenn die Pause am Arbeits-
platz (z.B. im Druckereigewerbe) bezogen werden
muss, weil dadurch die Pause Arbeitszeit wird (vgl.
Art. 15 Abs. 2 ArG).

SECO, November 2006 017a - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 17b
2. Ruhezeit
Art. 17b Lohn- und Zeitzuschlag

Artikel 17b

Lohn- und Zeitzuschlag


1
Dem Arbeitnehmer, der nur vorübergehend Nachtarbeit verrichtet, hat der Arbeitgeber einen
Lohnzuschlag von mindestens 25 Prozent zu bezahlen.
2
Arbeitnehmer, die dauernd oder regelmässig wiederkehrend Nachtarbeit leisten, haben Anspruch auf
eine Kompensation von 10 Prozent der Zeit, während der sie Nachtarbeit geleistet haben. Die Aus-
gleichsruhezeit ist innerhalb eines Jahres zu gewähren. Für Arbeitnehmer, die regelmässig abends
oder morgens höchstens eine Randstunde in der Nachtzeit arbeiten, kann der Ausgleich auch als
Lohnzuschlag gewährt werden.
3
Die Ausgleichsruhezeit gemäss Absatz 2 ist nicht zu gewähren, wenn:
a. die durchschnittliche betriebliche Schichtdauer einschliesslich der Pausen sieben Stunden nicht
überschreitet, oder
b. die Person, die Nachtarbeit leistet, nur in vier Nächten pro Woche (Viertagewoche) beschäftigt
wird oder
c. den Arbeitnehmern durch Gesamtarbeitsvertrag oder die analoge Anwendung öffentlich-recht-
licher Vorschriften andere gleichwertige Ausgleichsruhezeiten innerhalb eines Jahres gewährt
werden.
4
Ausgleichsregelungen nach Absatz 3 Buchstabe c sind dem Bundesamt zur Beurteilung vorzulegen;
dieses stellt die Gleichwertigkeit mit der gesetzlichen Ausgleichsruhezeit nach Absatz 2 fest.

Allgemeines Absatz 1
Da Nachtarbeit von längerer Dauer für den Arbeit- Für vorübergehende Nachtarbeit ist dem Arbeit-
nehmer oder die Arbeitnehmerin gesundheitliche nehmer oder der Arbeitnehmerin ein Lohnzu-
Beeinträchtigungen oder Schäden mit sich brin- schlag von 25% zu zahlen. Dieser Lohnzuschlag
gen kann, sollen diese negativen Auswirkungen ist dem Grundlohn zuzuschlagen, womit der Ar-
mit einem Zeitzuschlag in Form eines bezahlten beitnehmer oder die Arbeitnehmerin 125% Lohn
Freizeitausgleichs kompensiert werden. Bei bloss erhält. Sollten tiefere vertragliche Zuschläge vor-
vorübergehender Dauer der Nachtarbeit hat der gesehen sein, muss der Arbeitgeber einem Arbeit-
Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin Anspruch nehmer oder einer Arbeitnehmerin bei vorüber-
auf einen Lohnzuschlag von 25% (= 125% Lohn). gehender Nachtarbeit trotzdem die Differenz bis
Zur Frage der Abgrenzung von vorübergehender auf 25% ausrichten, denn zwingendes Recht geht
und dauernd oder regelmässig wiederkehrender vertraglichem Recht vor. Sollten höhere Zuschläge
Nachtarbeit vgl. Kommentar zu den Artikeln 31 als 25% vereinbart sein, geht die vertragliche Ab-
und 40 ArGV 1. machung vor, weil dadurch das gesetzliche Mini-
mum bereits erfüllt ist.

SECO, November 2006 017b - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 17b ArG III. Arbeits- und Ruhezeit
2. Ruhezeit
Art. 17b Lohn- und Zeitzuschlag

Absatz 2 Der Zeitzuschlag stellt eine gesetzliche Ausgleichs-


ruhezeit dar. Diese darf nicht als ausfallende Ar-
Die tatsächlich in der Nacht geleistete Arbeitszeit ist beitszeit betrachtet werden, die vor- oder nach-
durch einen Zeitzuschlag von 10% auszugleichen. geholt werden kann (Art. 24 Abs. 3 ArGV 1). Es
Der Arbeitgeber ist verpflichtet, dem Arbeitneh- wäre daher unzulässig, den Zeitzuschlag in die
mer oder der Arbeitnehmerin diese Ausgleichsru- Vorholzeit einzurechnen.
hezeit innerhalb eines Jahres zu gewähren. Da-
mit bringt der Gesetzgeber zum Ausdruck, dass Absatz 3
dem Arbeitnehmer und der Arbeitnehmerin Aus-
gleichsruhezeiten von einer sinnvollen Dauer ge- Der Zeitzuschlag von 10% muss in drei weiteren
währt werden müssen, die dann auch tatsächlich Fällen nicht gewährt werden. Die Ausnahmen
einen Erholungseffekt zeitigen. nach den Buchstaben a und b kommen direkt auf
Eine Wahlmöglichkeit allerdings sieht das Gesetz betrieblicher Ebene zur Anwendung; die Ausnah-
vor für Fälle, in denen ein Arbeitnehmer oder eine me gemäss Buchstabe c ist auf der Stufe des Ge-
Arbeitnehmerin ausschliesslich für bloss jeweils samtarbeitsvertrags zu regeln. Der Gesetzgeber
eine Randstunde der Nachtzeit beschäftigt wird. geht bei diesen Ausnahmen von fortschrittlichen
In diesem Fall kann der Zeitzuschlag von 10% als Arbeitszeitsystemen aus, welche die durchschnitt-
Lohnzuschlag von 10% ausbezahlt werden. Der liche wöchentliche Arbeitszeit von 42 Stunden
Grund dafür liegt darin, dass für eine Randstun- deutlich unterschreiten (vgl. Kommentar Art. 32
de, in der Nachtarbeit geleistet wird, kaum sinn- ArGV 1). Bei der Regelung dieser Ausnahmen von
voll nutzbare Ausgleichsruhezeiten anfallen. der Gewährung des Zeitzuschlages geht der Ge-
setzgeber vom Arbeitszeitvolumen eines Vollzeit-
angestellten aus. Das bedeutet, dass bei Teilzeit-
angestellten die Ausnahmen im Verhältnis ihres
Beschäftigungsgrades zu einer Vollzeitstelle zu be-
Uhrzeit urteilen sind (vgl. Beispiel unter Buchstabe b).
Buchstabe a:
Das Gesetz spricht zum einen von betrieblicher
Schichtdauer und zum andern von durchschnitt-
licher Schichtdauer. Unter diesen Begriffen ist ein
betriebliches Arbeitszeitsystem zu verstehen, in
dem sich für die gleiche Arbeit am gleichen Ar-
beitsplatz verschiedene Arbeitnehmer oder Arbeit-
nehmerinnen nach einem bestimmten Zeitplan
ablösen (vgl. Art. 34 Abs. 1 ArGV 1). Normaler-
Lohnzuschlag Nacht weise hat ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitneh-
für Randstunden merin an allen Schichten gleichmässig Anteil (Art.
Zeitzuschlag Tag / Abend
ohne Zuschlag 25 Abs. 2 ArG), und es ist ein Durchschnitt von
Abbildung 017b-1: Entschädigungen bei Nachtarbeit: sieben Stunden über alle Schichten, also auch
Werden nur Randstunden der Nachtarbeit geleistet, so kön- über die Tagschichten, zu erreichen. Eine Auslas-
nen diese unabhängig von ihrer Lage mit einem Lohnzu- tung von mehr als vier Kalendertagen ist für einen
schlag entschädigt werden.
Für den übrigen Zeitraum der Nacht muss zwingend ein solchen Betrieb praktisch nur in einem Vierschich-
Zeitzuschlag gewährt werden. ten-Modell verwirklichbar, es sei denn, er nehme
Wird ausser in Randstunden der Nacht auch normale Nacht-
arbeit geleistet, so ist für die gesamte Nachtarbeit ein Zeit- Lücken zwischen den Schichten in Kauf oder las-
zuschlag zu gewähren. se mit geteilten und zeitlich verschobenen Schich-

017b - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 17b
2. Ruhezeit
Art. 17b Lohn- und Zeitzuschlag

ten arbeiten. Dies hat seinen Grund darin, dass Buchstabe c:


der einzelne Arbeitnehmer oder die einzelne Ar- Der Zeitzuschlag ist nach Buchstabe c in jenen Fäl-
beitnehmerin für höchstens 35 Stunden pro Wo- len nicht zu gewähren, wo ein Betrieb an einen
che zum Einsatz gelangen darf (5x7 Stunden; vgl. Gesamtarbeitsvertrag gebunden ist, der gleich-
Kommentar Art. 32 Abs. 1 Bst. a ArGV 1). wertige Ausgleichsruhezeiten innerhalb eines Jah-
Unter strengen Voraussetzungen können Betriebe res vorsieht. Solche Ausgleichsruhezeiten werden
für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die dann als gleichwertig betrachtet, wenn sie in er-
Nachtschicht leisten, keinen Wechsel mit Tagesar- sichtlicher Weise den Arbeitnehmern und Arbeit-
beit vorsehen (Art. 30 ArGV 1). In diesem speziel- nehmerinnen zugute kommen, die Nachtarbeit
len Fall darf die Nachtschicht für die Berechnung leisten, und insgesamt dem Zeitzuschlag von 10%
der sieben Stunden losgelöst von den Tagschich- entsprechen. Das Gleiche gilt für öffentlich-recht-
ten betrachtet werden. liche Vorschriften, die in Analogie im Rahmen von
privatrechtlichen Arbeitsverhältnissen zur Anwen-
Buchstabe b:
dung gelangen. Letzteres ist häufig der Fall bei
Beschäftigt ein Betrieb Arbeitnehmer und Arbeit-
Einrichtungen des Gesundheitswesens und bei
nehmerinnen an bloss vier Nächten pro Kalender-
Heimen.
woche, dann ist kein Zeitzuschlag zu entrichten.
Der Vorteil der Lösung über den Gesamtarbeitsver-
Im Gegensatz zum Modell nach Buchstabe a kann
trag liegt in der einfachen administrativen Hand-
hier die gesetzlich maximale Einsatzzeit von neun
habung im Betrieb. Eine detaillierte Buchführung
Stunden innerhalb 10 Stunden in jeder Nacht voll
über die Nachteinsätze jedes Arbeitnehmers und
ausgenützt werden. Die Nachtschicht wird für die
jeder Arbeitnehmerin entfällt.
Berechnung der neun Stunden losgelöst von den
Tagschichten betrachtet.
Unter Viertagewoche wird konkret verstanden,
dass die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen,
Absatz 4
die Nachteinsätze leisten, bei einer 100%-Anstel- Die Ausgleichsregeln in Gesamtarbeitsverträgen
lung an nicht mehr als vier Tagen oder Nächten oder in öffentlich-rechtlichen Vorschriften müs-
pro Woche zum Einsatz gelangen dürfen. Teilzeit- sen vom Bundesamt auf ihre Gleichwertigkeit
angestellte dürfen entsprechend ihrem tieferen hin überprüft werden. Ohne Genehmigung der
Anstellungsverhältnis nur einen Bruchteil von vier Gleichwertigkeit durch das Bundesamt entfaltet
Tagen pro Woche Arbeit leisten, bei 80% Beschäf- die Ausnahmeregelung keine Wirkung, und es ist
tigung also 3,2 Tage bzw. Nächte, bei 50% 2 Tage der ordentliche Zeitzuschlag zu entrichten.
bzw. Nächte und bei 25% 1Tag bzw. 1 Nacht pro Benötigen Betriebe eine Arbeitszeitbewilligung für
Woche. Beschäftigt ein Betrieb einen 80%-Teilzeit- Nachtarbeit, genügt hinsichtlich des Zeitzuschlags
angestellten an vier Tagen bzw. an vier Nächten der Hinweis auf den entsprechenden Gesamt-
pro Woche, dann ist diesem zwingend der Zeit- arbeitsvertrag; die Einhaltung des Zeitzuschlags
zuschlag zu gewähren, da die Ausnahmekriterien muss also nicht bei der Gesuchstellung im Einzel-
nach Buchstabe b nicht erfüllt sind. fall nachgewiesen werden.

SECO, November 2006 017b - 3


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 17c
2. Ruhezeit
Art. 17c Medizinische Untersuchung und Beratung

Artikel 17c

Medizinische Untersuchung und Beratung


1
Der Arbeitnehmer, der über längere Zeit Nachtarbeit verrichtet, hat Anspruch auf eine Untersu-
chung seines Gesundheitszustandes sowie darauf, sich beraten zu lassen, wie die mit seiner Arbeit
verbundenen Gesundheitsprobleme vermindert oder vermieden werden können.
2
Die Einzelheiten werden durch Verordnung geregelt. Für bestimmte Gruppen von Arbeitnehmern
kann die medizinische Untersuchung für obligatorisch erklärt werden.
3
Die Kosten der medizinischen Untersuchung und der Beratung trägt der Arbeitgeber, soweit nicht
die Krankenkasse oder ein anderer Versicherer des Arbeitnehmers dafür aufkommt.

Absatz 1 Ziel ist es, die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-


nen für die erhöhten Risiken zu sensibilisieren. Sie
Gesicherte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse
sollen ihr Verhalten den erhöhten Belastungen so
weisen darauf hin, dass Nachtarbeit über länge-
anpassen, dass möglichst keine Gesundheitspro-
re Zeit mit Gesundheitsrisiken verbunden ist, weil
bleme auftreten.
aus biologischen Gründen der Mensch auf Aktivi-
Alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die
tät am Tag und Ruhe in der Nacht programmiert
dauernd oder regelmässig wiederkehrend Nacht-
ist. Eine Umstellung dieses Rhythmus ist nicht
arbeit verrichten, haben Anspruch auf eine me-
möglich.
dizinische Untersuchung und Beratung. Ob-
Die Gesundheitsrisiken von Nachtarbeit bestehen
wohl diese Untersuchung und Beratung in den
hauptsächlich in einem chronischen Ermüdungs-
meisten Fällen nicht obligatorisch ist (s. Abs. 2),
zustand, da der Tagschlaf schlechter und kürzer
sollten sie dennoch in ihrem eigenen Interesse da-
als der normale Nachtschlaf ist. Zusätzliche Risi-
von Gebrauch machen. Folglich müssen die Ar-
ken sind Appetitstörungen und weiter gehende
beitgeber die Möglichkeit zu einer medizinischen
Beschwerden des Verdauungssystems, da nachts
Untersuchung und Beratung in den vorgesehenen
die Verdauungsvorgänge und die übliche Abfolge
Intervallen anbieten.
der Mahlzeiteneinnahme gestört sind. Ausserdem
besteht ein Risiko der Gewichtszunahme. Aus die-
sen Gründen zeigen Nachtarbeitende eine erhöh-
te Tendenz zur Einnahme von Genussmitteln (Ni-
Absatz 2
kotin, Alkohol) oder Medikamenten (Schlafmittel), Bei besonderen Formen der Nachtarbeit, wie zum
was die gesundheitlichen Risiken weiter erhöht. Beispiel einer verlängerten Dauer der Nachtschicht
Deshalb sind sowohl eine Überwachung des Ge- (Art. 29 ArGV 1), bei Nachtarbeit ohne Wechsel
sundheitszustands als auch eine Beratung ange- mit Tagesarbeit (Art. 30 ArGV 1) oder bei beson-
zeigt, die speziell auf die Probleme eingehen, die ders gefährdeten Personengruppen (z.B. jugendli-
durch die Nachtarbeit hervorgerufen werden. Fra- che Beschäftigte), besteht in der Regel gegenüber
gen zu den individuellen Belastungen stehen im der normalen Nachtarbeit eine erhöhte Belastung
Mittelpunkt; die speziellen Bedingungen der Ar- und damit ein noch grösseres Risiko für die Ge-
beit in der Nacht und ihren Einfluss auf die Wohn- sundheit. Um diese Gesundheitsrisiken zu redu-
und Familiensituation, auf die Freizeit und auf die zieren, ist für solche Arbeitnehmer und Arbeit-
Ernährung sollen erörtert werden. nehmerinnen eine medizinische Untersuchung

SECO, November 2006 017c - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 17c ArG III. Arbeits- und Ruhezeit
2. Ruhezeit
Art. 17c Medizinische Untersuchung und Beratung

und Beratung obligatorisch (Art. 45 ArGV 1). Eine Absatz 3


regelmässige Überwachung des Gesundheitszu-
standes ist notwendig, weil sich gesundheitliche Die Kosten für die medizinische Basisuntersu-
Störungen bei diesen Formen der Nachtarbeit chung, für die Beratung und für Folgeuntersu-
häufiger und oft verzögert einstellen. chungen trägt der Arbeitgeber. Die Kosten für
spezielle Abklärungen oder Behandlungen sind
dem zuständigen Krankenversicherer zu verrech-
nen. Näheres dazu in Artikel 43 ArGV 1.

017c - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 17d
2. Ruhezeit
Art. 17d Untauglichkeit zur Nachtarbeit

Artikel 17d

Untauglichkeit zur Nachtarbeit


Der Arbeitgeber hat den Arbeitnehmer, der aus gesundheitlichen Gründen zur Nachtarbeit untaug-
lich erklärt wird, nach Möglichkeit zu einer ähnlichen Tagesarbeit zu versetzen, zu der er tauglich ist.

Allgemeines jedem Fall eine ärztliche Entscheidung und bezieht


die Arbeits- und individuelle Situation des Arbeit-
Der Schutz der Arbeitnehmer und der Arbeitneh-
nehmer oder der Arbeitnehmerin mit ein.
merinnen kann so weit gehen, dass eine Beschäf-
tigung in der Nacht aus gesundheitlichen Grün- Zu unterscheiden sind in diesem Umfeld zwei Fäl-
den nicht mehr angezeigt ist oder verboten wird. le:
Wenn eine gesundheitliche Beeinträchtigung den Ein Arbeitnehmer bzw. eine Arbeitnehmerin er-
Einsatz in der Nacht nicht mehr erlaubt, so ist der fährt im Rahmen ihres Anspruches auf medizini-
Arbeitgeber verpflichtet, die betroffenen Arbeit- sche Untersuchung und Beratung (Art. 17c Abs.
nehmer und Arbeitnehmerinnen nach Möglich- 1 ArG), dass er bzw. sie für Nachtarbeit untaug-
keit in eine ihnen angemessene Tagesarbeit zu lich ist. Da der Arbeitgeber über dieses Ergebnis
versetzen. Eine Verpflichtung zur Weiterbeschäf- nicht automatisch informiert wird, ist es am Ar-
tigung, wenn keine ähnliche Tagesarbeit angebo- beitnehmer bzw. an der Arbeitnehmerin, den Un-
ten werden kann, besteht im Arbeitsgesetz nicht, tauglichkeitsbescheid dem Arbeitgeber bekannt
allerdings darf sich der Arbeitgeber den Entscheid zu geben. Ohne diese Information kann der Ar-
auch nicht zu einfach machen. Er muss unter Ein- beitgeber keine Versetzung zu einer ähnlichen Ta-
bezug aller betrieblicher Möglichkeiten prüfen, gesarbeit prüfen und vornehmen. Informiert ein
ob eine Versetzung zu Tagesarbeit möglich ist. Die Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin den Ar-
Konsequenzen aus einem Verbot für Nachtarbeit beitgeber nicht, dann hat jener bzw. jene die Kon-
(möglicher Arbeitsverlust, Zuteilung einer ande- sequenzen einer möglichen Verschlechterung des
ren, ähnlichen Arbeit, mögliche Lohneinbussen, Gesundheitszustandes durch nachtarbeitsbeding-
usw.) sind privatrechtlich zu regeln. te Faktoren zu tragen.
Gesundheitliche Beeinträchtigungen, die zu ei- Müssen sich Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin-
nem Ausschluss von der Nachtarbeit führen, sind nen obligatorisch medizinisch untersuchen und
entweder direkte gesundheitliche Auswirkungen beraten lassen (Art. 17c Abs. 2 ArG), wird der Ar-
der Nachtarbeit (z.B. chronische Schlafstörungen, beitgeber durch den untersuchenden Arzt oder
Verdauungsstörungen etc.) oder andere Erkran- die untersuchende Ärztin über das Ergebnis ori-
kungen. Solche gesundheitlichen Störungen kön- entiert (Art. 45 Abs. 3 ArGV 1). Bei Untauglichkeit
nen insbesondere nachts die Sicherheit und Leis- ist die Versetzung ohne weiteres zu prüfen und
tungsbereitschaft der betroffenen Person bzw. vorzunehmen, wenn die betrieblichen Verhältnis-
ihrer Umgebung gefährden. Der Ausschluss ist in se das erlauben.

SECO, November 2006 017d - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 17e
2. Ruhezeit
Art. 17e Weitere Massnahmen bei Nachtarbeit

Artikel 17e

Weitere Massnahmen bei Nachtarbeit


1
Soweit nach den Umständen erforderlich ist der Arbeitgeber, der regelmässig Arbeitnehmer in der
Nacht beschäftigt, verpflichtet, weitere geeignete Massnahmen zum Schutz der Arbeitnehmer
vorzusehen, namentlich im Hinblick auf die Sicherheit des Arbeitsweges, die Organisation des
Transportes, die Ruhegelegenheiten und Verpflegungsmöglichkeiten sowie die Kinderbetreuung.
2
Die Bewilligungsbehörden können die Arbeitszeitbewilligungen mit entsprechenden Auflagen ver-
binden.

Absatz 1 stellen. Es müssen Einrichtungen vorhanden sein,


die es erlauben, eine warme Mahlzeit zuzuberei-
Probleme ergeben sich nicht allein aus der Tatsa-
ten.
che, dass nachts gearbeitet werden muss. Wegen
In Bezug auf die Kinderbetreuung wird verlangt,
der speziellen Schichtantritts- und Schichtendzei-
dass der Arbeitgeber auf geeignete Weise unter-
ten sowie infrastruktureller Gegebenheiten kön-
stützende Massnahmen trifft. Alleinerziehenden
nen zusätzliche Schwierigkeiten auftreten. Dar-
ist besonders beizustehen. Der Arbeitgeber kann
um wird der Arbeitgeber verpflichtet, zusätzliche
selber geeignete Massnahmen organisieren oder
Massnahmen zu treffen, wenn diese erforderlich
solche vermitteln. Die Übernahme der Kosten ist
sind. Mindestens hat er zu überprüfen, ob ein ent-
privatrechtlich zu regeln.
sprechendes Bedürfnis besteht.
Arbeitswissenschaftliche Untersuchungen zeigen
Der Arbeitgeber muss dafür sorgen, dass der Ar-
auf, dass gerade diese Begleitmassnahmen für die
beitsweg gefahrlos zurückgelegt werden kann.
Akzeptanz und das Befinden der Arbeitnehmer
Für die Nachtstunden, in denen öffentliche Trans-
und Arbeitnehmerinnen in Nachtschichten von
portmittel nicht verkehren, sind geeignete Mass-
nicht zu unterschätzender Bedeutung sind.
nahmen zu treffen. Der Arbeitgeber muss sich
vergewissern, dass die Arbeitnehmer und Arbeit-
.
nehmerinnen z.B. ihr eigenes Verkehrsmittel be-
nutzen oder in Fahrgemeinschaft mit anderen
Absatz 2
Personen den Arbeitsweg zurücklegen können. Die Forderungen aus Absatz 1 sind in jedem Fall,
Besonderen Schutzanspruch geniessen Frauen auf auch bei bewilligungsfreier Nachtarbeit nach Ver-
ihrem Weg zur Arbeit. ordnung 2, zu überprüfen und gegebenenfalls
Weiter hat der Arbeitgeber dafür zu sorgen, dass umzusetzen. Die Bewilligungsbehörden können
für die Pausen ein geeigneter Aufenthaltsraum zur solche Massnahmen präventiv anordnen und Be-
Verfügung steht, in dem sich die Arbeitnehmer willigungen mit entsprechenden Auflagen verse-
und Arbeitnehmerinnen erholen können. Bei Be- hen.
darf sind geeignete Ruhegelegenheiten bereitzu-

SECO, November 2006 017e - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 18
2. Ruhezeit
Art. 18 Verbot der Sonntagsarbeit

Artikel 18

Verbot der Sonntagsarbeit


1
In der Zeit zwischen Samstag 23 Uhr und Sonntag 23 Uhr ist die Beschäftigung von Arbeitnehmern
untersagt. Vorbehalten bleibt Artikel 19.
2
Der in Absatz 1 festgelegte Zeitraum von 24 Stunden kann um höchstens eine Stunde vorgezogen
oder verschoben werden, wenn die Arbeitnehmervertretung im Betrieb oder, wo eine solche nicht
besteht, die Mehrheit der betroffenen Arbeitnehmer dem zustimmt.

Allgemeines Sonntag ist auch aus religiösen und kulturellen


Gründen in unserem Bewusstsein als Tag der Be-
Im Zeitraum zwischen Samstag 23 Uhr und Sonn-
sinnung und Entspannung verankert.
tag 23 Uhr gilt das Verbot der Sonntagsarbeit. In
der Regel ist der Sonntag der wöchentliche Ruhe-
tag. Für dessen Dauer ist auch Artikel 20 über den
freien Sonntag mit zu berücksichtigen, so dass der
Absatz 2
wöchentliche Ruhetag insgesamt 35 Stunden um- Der Zeitraum für das Verbot der Sonntagsarbeit
fasst, nämlich 24 Stunden Ruhetag und 11 Stun- kann in Abstimmung auf die Nachtarbeit um eine
den tägliche Ruhezeit. Stunde vorverlegt oder verschoben werden. Dazu
ist die Zustimmung der Mehrheit der betroffenen
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen oder de-
Absatz 1 ren Vertretung im Betrieb notwendig.
Das Verbot der Sonntagsarbeit erstreckt sich auf
den Zeitraum von Samstag 23 Uhr bis Sonntag 23
Uhr. Ausnahmen sind zulässig unter den in Artikel Normalfall
19 ArG genannten Voraussetzungen.
Das Verbot der Sonntagsarbeit ist sowohl aus verschoben gegen Samstag
Überlegungen des Gesundheitsschutzes als auch
aus sozialer, kultureller und religiöser Sicht zu verschoben gegen Montag
rechtfertigen. Nach längstens sechs aufeinander
folgenden Arbeitstagen garantiert der Sonntag
als wöchentlicher Ruhetag eine minimale Erho- Samstag Sonntag Mo
lung. Aus sozialer Sicht ist der Sonntag wichtig,
weil er der einzige Tag der Woche ist, an dem eine Sonntag Abend Nacht
grosse Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung die
Abbildung 018-1: Lage des Sonntags;er kann gleich wie
Gelegenheit hat, soziale Kontakte in der Familie, Tag und Abend um maximal eine Stunde vor- oder nachver-
im Freundes- und Bekanntenkreis zu pflegen. Der schoben werden.

SECO, November 2006 018 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 19
2. Ruhezeit
Art. 19 Ausnahmen vom Verbot der Sonntagsarbeit

Artikel 19

Ausnahmen vom Verbot der Sonntagsarbeit


1
Ausnahmen vom Verbot der Sonntagsarbeit bedürfen der Bewilligung.
2
Dauernde oder regelmässig wiederkehrende Sonntagsarbeit wird bewilligt, sofern sie aus techni-
schen oder wirtschaftlichen Gründen unentbehrlich ist.
3
Vorübergehende Sonntagsarbeit wird bewilligt, sofern ein dringendes Bedürfnis nachgewiesen
wird. Dem Arbeitnehmer ist ein Lohnzuschlag von 50 Prozent zu bezahlen.
4
Dauernde oder regelmässig wiederkehrende Sonntagsarbeit wird vom Bundesamt, vorübergehende
Sonntagsarbeit von der kantonalen Behörde bewilligt.
5
Der Arbeitgeber darf den Arbeitnehmer ohne dessen Einverständnis nicht zu Sonntagsarbeit her-
anziehen.
6
Die Kantone können höchstens vier Sonntage pro Jahr bezeichnen, an denen Arbeitnehmer in Ver-
kaufsgeschäften ohne Bewilligung beschäftigt werden dürfen.

Allgemeines prüfung von Anlagen aus sicherheitstechnischen


Die Zulassung von Sonntagsarbeit ist mit grosser Gründen usw. bleiben natürlich vorbehalten.
Zurückhaltung zu gewähren, und zwar noch rest-
riktiver als Nachtarbeit. Der strengere Massstab für
die Zulassung von Sonntagsarbeit ist unter ande- Absatz 2
rem aus der Regelung des Lohnzuschlags ersicht- Wie bei der Nachtarbeit sind auch hier die Vor-
lich: Vorübergehende Sonntagsarbeit ist mit 50% aussetzungen der technischen oder wirtschaftli-
zusätzlichem Lohn zu entschädigen, dagegen vor- chen Unentbehrlichkeit vom Betrieb zu belegen.
übergehende Nachtarbeit – obschon aus gesund- Es werden allerdings höhere Anforderungen als
heitlicher Optik schädlicher – nur mit einem Lohn- bei der Nachtarbeit an diese Voraussetzungen ge-
zuschlag von 25%. stellt. Dies wirkt sich vor allem bei der wirtschaft-
lichen Unentbehrlichkeit bzw. beim besonderen
Konsumbedürfnis aus.
Absatz 1
Bewilligungspflichtig sind alle Tätigkeiten, die teil-
weise oder ganz am Sonntag ausgeübt werden.
Absatz 3
Sonntagsarbeit kann z.B. für eine Kapazitätser- Was als dringendes Bedürfnis gelten kann, ist in
weiterung in der Produktion erst dann bewilligt Artikel 27 Absatz 1 ArGV 1 umschrieben. Arbeit-
werden, wenn die Kapazitäten während der Ka- geber haben Arbeitnehmern und Arbeitnehmerin-
lenderwoche auch tatsächlich ausgeschöpft wer- nen, die zu vorübergehenden Einsätzen an Sonn-
den. tagen oder an gesetzlichen Feiertagen aufgeboten
Es geht somit nicht an, dass z.B. zu Gunsten eines werden, einen Lohnzuschlag von 50% zu bezah-
freien Samstags Sonntagsarbeit geleistet werden len, insgesamt also 150% Lohn. Dieser Lohnzu-
soll. Spezialfälle wie Pikettdienste oder die Über- schlag ist zwingender Natur. Das bedeutet, dass

SECO, Januar 2009 019 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 19 ArG III. Arbeits- und Ruhezeit
2. Ruhezeit
Art. 19 Ausnahmen vom Verbot der Sonntagsarbeit

nicht nur Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen Zudem gilt unverändert der Vorbehalt kantona-
im Stundenlohn, sondern auch solche im Monats- ler oder kommunaler Polizeivorschriften über die
lohn entsprechend zu entschädigen sind. Dassel- Sonntagsruhe und über die Öffnungszeiten von
be gilt ebenfalls für so genannte Kader, die nicht Detailhandelsbetrieben (Art. 71 Bst. c ArG). Somit
als Angestellte mit einer höheren leitenden Tätig- kann der neue Absatz nur zum Tragen kommen,
keit betrachtet werden können (Art. 9 ArGV 1). wenn die Ladenöffnungsvorschriften die Öffnung
der Verkaufsgeschäfte zulassen.
Die Kompetenz, die vier Sonntage zu bezeich-
Absatz 4 nen, wird ausdrücklich den Kantonen zugewie-
sen. Grundsätzlich sind die maximal vier Sonntage
Vgl. Kommentar zu Artikel 17 Absatz 5.
für das ganze Kantonsgebiet einheitlich oder al-
lenfalls unter Berücksichtigung regionaler Unter-
schiede zu bestimmen. Kommt jedoch ein Kanton
Absatz 5 in seiner Beurteilung zum Schluss, eine Delegati-
Vgl. Kommentar zu Artikel 17 Absatz 6. on an die Gemeinden trage den kantonalen Ge-
gebenheiten am besten Rechnung, so steht einer
solchen Delegation aus Sicht des Bundesrechts
Absatz 6 nichts entgegen.
Es ist nicht zulässig, die Bezeichnung der Sonnta-
Diese Bestimmung ist am 1. Juli 2008 in Kraft ge- ge den einzelnen Geschäften zu überlassen.
treten. Damit wird den Kantonen die Möglichkeit Als Verkaufsgeschäfte gelten Betriebe des De-
gegeben, höchstens vier Sonntage zu bezeich- tailhandels. Ausgeschlossen sind Dienstleistungs-
nen, an welchen Arbeitnehmerinnen und Ar- betriebe wie Coiffeure, Banken, Reisebüros usw.
beitnehmer in Verkaufsgeschäften bewilligungs- In der Regel ist diese Bestimmung auf die in den
frei beschäftigt werden dürfen; die Kantone sind kantonalen Ladenöffnungsgesetzen aufgeführten
frei, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Detailhandelsbetriebe anwendbar.

019 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 20
2. Ruhezeit
Art. 20 Freier Sonntag und Ersatzruhe

Artikel 20

Freier Sonntag und Ersatzruhe


1
Innert zweier Wochen muss wenigstens einmal ein ganzer Sonntag als wöchentlicher Ruhetag un-
mittelbar vor oder nach der täglichen Ruhezeit freigegeben werden. Vorbehalten bleibt Artikel 24.
2
Sonntagsarbeit von einer Dauer bis zu fünf Stunden ist durch Freizeit auszugleichen. Dauert sie
länger als fünf Stunden, so ist während der vorhergehenden oder der nachfolgenden Woche im
Anschluss an die tägliche Ruhezeit ein auf einen Arbeitstag fallender Ersatzruhetag von mindes-
tens 24 aufeinander folgenden Stunden zu gewähren.
3
Der Arbeitgeber darf die Arbeitnehmer während der Ersatzruhe vorübergehend zur Arbeit heran-
ziehen, soweit dies notwendig ist, um dem Verderb von Gütern vorzubeugen oder um Betriebs-
störungen zu vermeiden oder zu beseitigen; doch ist die Ersatzruhe spätestens in der folgenden
Woche zu gewähren.

Absatz 1 Absatz 2
Innert zweier Wochen muss mindestens einmal Sonntagsarbeit bis zu fünf Stunden muss mit Frei-
ein ganzer Sonntag als wöchentlicher Ruhetag zeit von gleicher Dauer ausgeglichen werden. Die-
freigegeben werden. Dieser muss mindestens 35 ser Ausgleich muss gemäss Artikel 21 Absatz 7
aufeinander folgende Stunden (Sonntag plus täg- der Verordnung 1 innert 4 Wochen erfolgen. Wird
liche Ruhezeit) umfassen und gemäss Artikel 18 Sonntagsarbeit von mehr als fünf Stunden geleis-
Absatz 1 ArG zwingend die Zeit von Samstag 23 tet, so ist zwingend während der laufenden oder
Uhr bis Sonntag 23 Uhr einschliessen. Wie bei der nachfolgenden Arbeitswoche ein Ersatzruhetag
Tages- und Abendarbeit kann mit Zustimmung zu gewähren, der mindestens 35 Stunden dauern
der Arbeitnehmervertretung im Betrieb oder, wo und die Zeit von 6 bis 20 Uhr umfassen muss.
keine solche besteht, mit Zustimmung der Mehr-
heit der betroffenen Arbeitnehmer und Arbeit-
nehmerinnen diese Zeitspanne bis um eine Stun- Absatz 3
de vor- oder nachverschoben werden.
Vgl. Kommentar zu Artikel 26 ArGV 1 (Überzeitar-
Bei ununterbrochenem Betrieb ist der Vorbehalt in
beit, Sonderfälle).
Artikel 24 ArG über Sonntagsarbeit zu beachten.
Gemäss Praxis des SECO ist es möglich, Arbeit-
nehmende an maximal zwei aufeinander folgen-
den Sonntagen arbeiten zu lassen, unter der Be-
dingung, dass unmittelbar davor oder danach
nacheinander zwei freie Sonntage gewährt wer-
den.

SECO, Mai 2016 020 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 20a
2. Ruhezeit
Art. 20a Feiertage und religiöse Feiern

Artikel 20a

Feiertage und religiöse Feiern


1
Der Bundesfeiertag ist den Sonntagen gleichgestellt. Die Kantone können höchstens acht weitere
Feiertage im Jahr den Sonntagen gleichstellen und sie nach Kantonsteilen verschieden ansetzen.
2
Der Arbeitnehmer ist berechtigt, an andern als den von den Kantonen anerkannten religiösen
Feiertagen die Arbeit auszusetzen. Er hat jedoch sein Vorhaben dem Arbeitgeber spätestens drei
Tage im voraus anzuzeigen. Artikel 11 ist anwendbar.
3
Für den Besuch von religiösen Feiern muss der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer auf dessen Wunsch
die erforderliche Zeit nach Möglichkeit freigeben.

Absatz 1 Besteht ein kantonales oder kommunales Verbot


für eine bestimmte Tätigkeit und wird keine Po-
Der Bundesfeiertag (1. August) ist der einzige eid-
lizeierlaubnis erteilt, dann kann im Umfang des
genössische Feiertag. Die Kantone können bis zu
Verbotes auch eine allfällige arbeitsgesetzliche Be-
acht kantonale Feiertage den Sonntagen gleich-
willigung nicht ausgenützt werden, weil kantona-
stellen. Für die Beschäftigung von Arbeitnehmern
les Polizeirecht vorbehalten bleibt (Art. 71 Bst. c
und Arbeitnehmerinnen an Feiertagen, die den
ArG). Umgekehrt kann aber eine kantonale Po-
Sonntagen gleichgestellt sind, benötigen die dem
lizeierlaubnis z.B. für das Offenhalten von Ver-
Arbeitsgesetz unterstehenden Betriebe eine ar-
kaufsgeschäften an Sonntagen nicht als solches
beitsgesetzliche Bewilligung für Sonntagsarbeit
die Beschäftigung von Arbeitnehmern und Ar-
(Vorbehalt ArGV 2) und eventuell auch eine Poli-
beitnehmerinnen am Sonntag legitimieren. Dies-
zeierlaubnis gemäss kantonalem Ruhetagsgesetz
bezüglich sind die Kriterien des Arbeitsgesetzes
(Polizeivorschriften über die Sonntagsruhe.
massgebend (Nachweis des dringenden Bedürf-
Die Kantone können in ihren Ruhetagsgesetzen
nisses oder der Unentbehrlichkeit).
darüber hinaus beliebig viele Feiertage als öffent-
liche Ruhetage bezeichnen. Diese sind dann aber
nicht den gesetzlichen Sonntagen gleichgestellt,
sondern sie werden arbeitsgesetzlich als Werktage
Absatz 2
behandelt. Für die Beschäftigung von Arbeitneh- Die kantonalen Feiertage stützen sich vorwiegend
mern und Arbeitnehmerinnen an diesen Feierta- auf die christliche Tradition ab. Als Ausnahme gilt
gen benötigen die Betriebe deshalb keine Bewilli- z.B. der 1. Mai, der in einigen Kantonen gesetz-
gung. Gewisse Arbeiten sind je nach kantonalen licher Feiertag ist. Damit Arbeitnehmer und Ar-
oder kommunalen Vorschriften über die Ruhetage beitnehmerinnen anderen Glaubens ihre religi-
oder die Ladenöffnungszeiten allerdings trotzdem ösen Feiertage ebenfalls begehen können, wird
bewilligungspflichtig. Sie benötigen eine kantona- ihnen das Recht eingeräumt, an anderen als an
le Polizeierlaubnis. Dies ist meistens dann der Fall, den von den Kantonen anerkannten Feiertagen
wenn mit den Tätigkeiten Störungen wie Lärm, frei zu nehmen. Der Arbeitgeber darf gemäss Art.
belästigende Gerüche, grosse Menschenansamm- 11 ArG einen entsprechenden Ausgleich der aus-
lungen usw. verbunden sind. fallenden Arbeitszeit anordnen.

SECO, November 2006 020a - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 20a ArG III. Arbeits- und Ruhezeit
2. Ruhezeit
Art. 20a Feiertage und religiöse Feiern

Absatz 3
Wenn die Möglichkeit besteht, während eines or-
dentlichen Arbeitsunterbruchs religiöse Feiern zu
besuchen, braucht der Arbeitgeber dem Arbeit-
nehmer oder der Arbeitnehmerin nicht zusätzlich
frei zu geben.

020a - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 21
2. Ruhezeit
Art. 21 Wöchentlicher freier Halbtag

Artikel 21

Wöchentlicher freier Halbtag


1
Wird die wöchentliche Arbeitszeit auf mehr als fünf Tage verteilt, so ist den Arbeitnehmern jede
Woche ein freier Halbtag zu gewähren, mit Ausnahme der Wochen, in die ein arbeitsfreier Tag fällt.
2
Der Arbeitgeber darf im Einverständnis mit dem Arbeitnehmer die wöchentlichen freien Halbtage
für höchstens vier Wochen zusammenhängend gewähren; die wöchentliche Höchstarbeitszeit ist
im Durchschnitt einzuhalten.
3
Artikel 20 Absatz 3 ist sinngemäss anwendbar.

Allgemeines Absatz 2
Der wöchentliche freie Halbtag soll den Arbeit- Die wöchentlichen freien Halbtage dürfen im Ein-
nehmern und Arbeitnehmerinnen, die mehr als 5 verständnis mit dem Arbeitnehmer oder der Ar-
Tage pro Woche beschäftigt sind, die erforderli- beitnehmerin für höchstens 4 Wochen zusam-
che Zeit zur Erledigung persönlicher Angelegen- menhängend gewährt werden, so dass jede
heiten geben. Dieser freie Halbtag muss während zweite Woche ein ganzer freier Tag zur Verfügung
der normalen Öffnungszeit von Dienstleistungs- steht und die wöchentliche Arbeitszeit im Durch-
betrieben (z.B. verschiedener Detailgeschäfte) be- schnitt nicht mehr als 5½ Tage beträgt. Dies ent-
zogen werden können, also in der Zeit zwischen 6 spricht den Bestimmungen in Artikel 16 Absatz 2
Uhr und 20 Uhr. ArGV 1. Wenn während 3 Wochen 6 Tage gear-
beitet wird, so darf entsprechend den Bestimmun-
gen in Artikel 22 ArGV 1 in der vierten Woche nur
Absatz 1 4 Tage gearbeitet werden.

Wird die wöchentliche Arbeitszeit auf mehr als 5


Tage verteilt, so ist den Arbeitnehmern und Ar-
Absatz 3
beitnehmerinnen jede Woche ein freier Halb-
tag zu gewähren. Der freie Halbtag gilt als ge- In Sonderfällen, die in Artikel 26 ArGV 1 und den
währt, wenn er den Bestimmungen des Artikels entsprechenden Erläuterungen beschrieben wer-
20 ArGV 1 entspricht. den, können Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
Der wöchentliche freie Halbtag gilt auch als ge- nen vorübergehend auch während des wöchent-
währt in Wochen mit einem arbeitsfreien Tag, bei- lichen freien Halbtags beschäftigt werden. Der
spielsweise einem Feiertag im Sinne von Artikel freie Halbtag muss in diesem Fall spätestens in-
20a Absatz 1 ArG. nerhalb der folgenden 4 Wochen bezogen wer-
Ausgleichstage für zusammengefasste wöchentli- den können.
che freie Halbtage, Ersatzruhetage bei Sonntags-
arbeit oder Ausgleichsruhezeiten bei Nachtarbeit
gelten hingegen nicht als wöchentliche freie Halb-
tage.

SECO, November 2006 021 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 22
2. Ruhezeit
Art. 22 Verbot der Abgeltung der Ruhezeit

Artikel 22

Verbot der Abgeltung der Ruhezeit


Soweit das Gesetz Ruhezeiten vorschreibt, dürfen diese nicht durch Geldleistungen oder andere
Vergünstigungen abgegolten werden, ausser bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses.

Allgemeines menhang auch die Verordnungen 1 und 2 zu ver-


stehen, die gestützt auf die entsprechenden ge-
Eine Abgeltung von gesetzlichen Ruhezeiten durch
setzlichen Delegationsnormen abweichende oder
Geld oder andere Vergünstigungen während des
zusätzliche Ruhezeiten enthalten können. Zu den
Arbeitsverhältnisses ist verboten, da eine solche
Ruhezeiten gehören auch die Ausgleichsruhezei-
den Zweck der Ruhezeiten verfremden würde.
ten, z.B. der Zeitzuschlag, Vor- oder Nachholzei-
Der Grund dafür liegt in der Einsicht, dass die Ge-
ten, zwingender Freizeitausgleich für Überzeitar-
sundheit eines Menschen allein durch ein ausge-
beit in Sonderfällen usw.
wogenes Verhältnis von Arbeits- und Ruhezeit er-
Bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses können
halten werden kann. Dieser Grundsatz findet sich
nicht bezogene Ruhezeiten ausbezahlt werden.
übrigens auch in Artikel 329d Absatz 2 des Obli-
Dabei sind die Bemessungskriterien nach Artikel
gationenrechts über die Auszahlung von Ferien.
33 ArGV 1 sinngemäss anzuwenden.
Unter dem Begriff Gesetz sind in diesem Zusam-

SECO, November 2006 022 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 24
3. Ununterbrochener Betrieb
Art. 24 Ununterbrochener Betrieb

Artikel 24

Ununterbrochener Betrieb
1
Der ununterbrochene Betrieb bedarf der Bewilligung.
2
Dauernder oder wiederkehrender ununterbrochener Betrieb wird bewilligt, sofern er aus techni-
schen oder wirtschaftlichen Gründen unentbehrlich ist.
3
Vorübergehender ununterbrochener Betrieb wird bewilligt, sofern ein dringendes Bedürfnis nach-
gewiesen wird.
4
Dauernder oder wiederkehrender ununterbrochener Betrieb wird vom Bundesamt, vorübergehen-
der ununterbrochener Betrieb von der kantonalen Behörde bewilligt.
5
Durch Verordnung wird bestimmt, unter welchen zusätzlichen Voraussetzungen und wie weit bei
ununterbrochenem Betrieb die tägliche und wöchentliche Höchstarbeitszeit verlängert und die Ru-
hezeit anders verteilt werden kann. Dabei darf in der Regel die wöchentliche Höchstarbeitszeit im
Durchschnitt von 16 Wochen nicht überschritten werden.
6
Im übrigen sind auf den ununterbrochenen Betrieb die Vorschriften über die Nacht- und Sonntags-
arbeit anwendbar.

Allgemeines ununterbrochene Betrieb. Dabei handelt es sich


zwar aus der Sicht des Betriebes um einen Durch-
Der ununterbrochene Betrieb ist eine Arbeitsor-
laufbetrieb; aus der Sicht der Arbeitnehmer/-in-
ganisation, die durch ein mehrschichtiges Arbeits-
nen dagegen fehlt das Element der Teilnahme an
zeitsystem – bestehend in der Regel aus mindes-
allen Schichten in gleicher Weise. Es handelt sich
tens 4 Schichtgruppen – gekennzeichnet ist, für
dabei vielmehr um ein kombiniertes Arbeitszeit-
das spezielle Regeln zur Anwendung gelangen.
bzw. Schichtarbeitssystem, in dem einzelne Ar-
Aus der Sicht des Betriebes handelt es sich um
beitnehmer nur in bestimmten Schichten oder an
ein Arbeitszeitsystem, das während 24 Stunden
einzelnen Tagen (z.B bloss über das Wochenende)
und an sieben Tagen der Woche aufrechterhal-
zum Einsatz gelangen. Für diese Form des unun-
ten wird, wobei die einzelnen Arbeitnehmer und
terbrochenen Betriebes gelten andere Regeln (Art.
Arbeitnehmerinnen grundsätzlich alle Schichten
39 ArGV 1) als nachfolgend dargestellt.
eines Schichtzyklus (von der Früh- zur Spät- und
dann zur Nachtschicht) durchlaufen. Dieses Ar-
beitszeitsystem deckt somit den ganzen Tag, die
ganze Nacht und auch den Sonntag ab. Der un-
Absatz 1
unterbrochene Betrieb ist aufgrund seines spezi- Da der ununterbrochene Betrieb Nacht- und Sonn-
ellen Charakters für die Arbeitsorganisation von tagsarbeit beinhaltet und zusätzlich eine kom-
der Kalenderwoche abgekoppelt, allerdings nicht plexe Schichtarbeitsorganisation darstellt mit z.T.
für die Berechnung der wöchentlichen Höchstar- unregelmässigen Schichtfolgen, verlängerten wö-
beitszeit. chentlichen Arbeitszeiten und langen Schichtzyk-
Zu unterscheiden vom hier beschriebenen unun- len, bedarf es für diese Arbeitszeitform einer Be-
terbrochenen Betrieb ist der «zusammengesetzte» willigung.

SECO, November 2006 024 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 24 ArG III. Arbeits- und Ruhezeit
3. Ununterbrochener Betrieb
Art. 24 Ununterbrochener Betrieb

Absatz 2 • Hat der Betrieb genügend Personal, um den Vier-


schichtenbetrieb einzuführen?
Dauernder ununterbrochener und wiederkehrend
Das dringende Bedürfnis ist in Ergänzung zu Arti-
ununterbrochener Betrieb kann nur eingeführt
kel 27 ArGV 1 in folgenden Fällen als nachgewie-
werden, wenn die Voraussetzungen der tech-
sen zu betrachten:
nischen und/oder wirtschaftlichen Unentbehr-
lichkeit nachgewiesen sind (Art. 28 ArGV 1 und • Aufholen eines Produktionsrückstandes, bei-
Anhang zur Verordnung 1). Die Gründe für den spielsweise wegen einer Maschinenpanne, eines
ununterbrochenen Betrieb müssen nachweislich Unterbruchs in der Energiezufuhr, eines vorüber-
in der Natur des Betriebs, der betreffenden Tätig- gehenden Mangels an Rohstoffen oder Halbfa-
keit, dem Produktionsprozess, dem Produkt oder brikaten, Einhaltung von zwingenden Lieferter-
dem Markt, für den dieses bestimmt ist, liegen. minen mit Strafklausel oder Androhung einer
Bestellungsannullierung.
• Durchführung eines aussergewöhnlichen Anlas-
Absatz 3 ses (z.B. Ausstellungen mit Messecharakter).
Der Begriff «vorübergehend» enthält selbstver-
ständlich eine Zeitbegrenzung und wird bei Si-
tuationen von kurzer Dauer angewendet, wenn Absatz 4
also Beginn und Ende klar bestimmt werden kön-
Für alle Betriebe, industrielle und nicht industriel-
nen. Da für den ununterbrochenen Betrieb min-
le, ist für dauernden oder wiederkehrenden unun-
destens vier Schichtgruppen zum Einsatz gelan-
terbrochenen Betrieb eine Arbeitszeitbewilligung
gen, muss die betriebliche Situation derart sein,
des Bundesamtes notwendig.
dass ein durchgehender 24-Stunden-Betrieb für
Für vorübergehenden ununterbrochenen Betrieb
mindestens vier Wochen aufrechterhalten wer-
ist für alle Betriebe, industrielle und nicht indus-
den kann. Wenn dem nicht so ist, besteht keine
trielle, eine Arbeitszeitbewilligung der kantonalen
Notwendigkeit für einen vorübergehenden unun-
Behörde notwendig.
terbrochenen Betrieb. Es ist dann zu prüfen, ob
ein Dreischichtbetrieb mit zusätzlicher Sonntags-
arbeit kombiniert werden kann. Längstens dauert
ein vorübergehender ununterbrochener Betrieb Absatz 5
16 Wochen. Innerhalb dieser Periode ist die wö- Wie eingangs erläutert, bedarf es aufgrund der
chentliche Höchstarbeitszeit im Durchschnitt ein- speziellen Arbeitsorganisation des ununterbroche-
zuhalten. Die zuständige kantonale Behörde kann nen Betriebes im Vergleich zur Nacht- und Sonn-
also einen vorübergehenden ununterbroche- tagsarbeit weitergehender Regelungen, um die-
nen Betrieb für längstens 16 Wochen pro Betrieb ses Betriebssystem verwirklichen zu können. So
und Kalenderjahr bewilligen. Für weitere Abgren- können im Rahmen der Verordnung 1 vor allem
zungsfragen gibt Artikel 40 ArGV 1 Auskunft. die Grenzen für die tägliche und die wöchentliche
Die Beurteilung des dringenden Bedürfnisses er- Höchstarbeitszeit und auch die täglichen und wö-
folgt vorwiegend auf Grund der folgenden drei chentlichen Ruhezeiten anders festgelegt und ver-
Fragen: teilt werden. Dabei darf in der Regel die wöchent-
• Hat die Verweigerung der Bewilligung für den Be- liche Höchstarbeitszeit, die auf 45 Stunden für
trieb schwer wiegende wirtschaftliche Konse- industrielle und 50 Stunden für die übrigen Betrie-
quenzen? be beschränkt ist, im Mittel über einen Zeitraum
• Kann die Arbeit nur im ununterbrochenen Be- von 16 Wochen nicht überschritten werden.
trieb ausgeführt werden?

024 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 24
3. Ununterbrochener Betrieb
Art. 24 Ununterbrochener Betrieb

Absatz 6 • medizinische Untersuchung und Beratung


• weitere Massnahmen im Bereich Transport, war-
Auf den ununterbrochenen Betrieb sind ferner
me Mahlzeiten, Unterstützung bei Familien-
ebenfalls die Bestimmungen über Nacht- und
pflichten usw.
Sonntagsarbeit anwendbar, beispielsweise in fol-
genden Bereichen: • Schichtwechsel und Reihenfolge des Schicht-
wechsels
• Dauer der Pausen
• Verbot, Ruhezeiten durch andere Leistungen zu
• obligatorische Lohn- oder Zeitzuschläge
ersetzen.

SECO, November 2006 024 - 3


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit
ArG Art. 25
4. Weitere Vorschriften
Art. 25 Schichtenwechsel

Artikel 25

Schichtenwechsel
1
Die Arbeitszeit ist so einzuteilen, dass der einzelne Arbeitnehmer nicht länger als während sechs
aufeinander folgenden Wochen die gleiche Schicht zu leisten hat.
2
Bei zweischichtiger Arbeit am Tag und am Abend muss der Arbeitnehmer an beiden Schichten und
bei Nachtarbeit an der Tages- und Nachtarbeit gleichmässig Anteil haben.
3
Wenn die betroffenen Arbeitnehmer einverstanden sind und die durch Verordnung festzulegenden
Bedingungen und Auflagen eingehalten werden, kann die Dauer von sechs Wochen verlängert,
oder aber es kann auf den Wechsel ganz verzichtet werden.

Absatz 1 Nachtarbeit mindestens gleich gross sein wie die


Anzahl Schichten mit Anteilen an Nachtarbeit.
Aus gesundheitlichen Gründen sind bei der
Dies gilt auch bei Arbeitszeitsystemen mit wech-
Schichtplangestaltung zyklische Wechsel der
selnder Arbeit zwischen Tag oder Abend einerseits
Schichten anzustreben (z.B. Ablösung zwischen
und Nacht andererseits, die nicht der Definition
Früh-, Spät- und Nachtschichten). Solche regel-
von Schichtarbeit in Artikel 34 ArGV 1 entspre-
mässigen Wechsel schützen vor chronischer Über-
chen. Bei dreischichtiger Arbeit wird für die Früh-
beanspruchung durch ständig gleiche ungünstige
und die Spätschicht ein Zeitraum von insgesamt
Schichtzeiten und erleichtern insbesondere sozia-
höchstens 18 Stunden zwischen 5 Uhr und 24
le Kontakte und die Einhaltung gesellschaftlicher
Uhr mit einer Randstunde Nachtarbeit toleriert,
Verpflichtungen. In der Regel werden die Schichten
wenn dadurch die Nachtschicht nicht mehr als 7
wöchentlich oder alle zwei Wochen gewechselt.
Stunden inkl. Pausen beträgt. Das Verhältnis von
Schichten mit Nachtarbeit und ohne solche gilt in
diesem Fall noch als ausgeglichen.
Absatz 2
Grundsätzlich ist bei Schichtsystemen auf ausge-
glichene Anteile der verschiedenen Schichten zu
Absatz 3
achten. Wenn zwingende Gründe vorliegen, kann mit dem
Bei zweischichtiger Tages- und Abendarbeit müs- Einverständnis der Arbeitnehmer und Arbeitneh-
sen die Anteile an beiden Schichten gleich sein. merinnen auf die Vorschriften in Absatz 1 und 2
Bei dreischichtiger Arbeit oder im ununterbroche- teilweise verzichtet werden. Der Verzicht auf den
nen Betrieb sollen sich die Anzahl der Früh-, Spät- Wechsel muss jedoch kompensiert werden. Vor-
und Nachtschichten die Waage halten. Auf diese aussetzungen und Bedingungen regeln die Artikel
Weise lässt sich eine Begünstigung oder Benach- 30 und 35 ArGV 1.
teiligung infolge ungleicher Schichtanteile vermei- Sicherheit und Gesundheitsschutz müssen auf je-
den. Ausserdem soll die Anzahl Schichten ohne den Fall gewährleistet sein (Art. 30 und 35 ArGV 1).

SECO, November 2006 025 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit ArG Art. 26
4. Weitere Vorschriften
Art. 26 Weitere Schutzbestimmungen

Artikel 26

Weitere Schutzbestimmungen
1
Über die Überzeit-, Nacht- und Sonntagsarbeit sowie über die Schichtarbeit und den ununterbro-
chenen Betrieb können zum Schutze der Arbeitnehmer durch Verordnung im Rahmen der wö-
chentlichen Höchstarbeitszeit weitere Bestimmungen aufgestellt werden.
2
Die wöchentliche Höchstarbeitszeit kann für bestimmte Gruppen von Betrieben oder Arbeitneh-
mern durch Verordnung verkürzt werden, soweit dies zum Schutze der Gesundheit der Arbeitneh-
mer erforderlich ist.

Absatz 1 Absatz 2
Die allgemeinen Grundsätze zur Arbeitsorganisa- Durch besondere Umstände können in gewissen,
tion, die in den Artikeln 9 bis 24 des Arbeitsgeset- im Arbeitsgesetz nicht aufgeführten Betrieben
zes formuliert sind, gelten als Rahmenvorschriften oder Berufen gewisse Gefahren entstehen. Der
für den Arbeitnehmerschutz. Gewisse Formen der vorliegende Absatz ermöglicht es, solchen Gefah-
Arbeitsorganisation wie Nacht-, Sonntags- oder ren vorzubeugen, indem zum Schutz der Gesund-
Schichtarbeit verlangen schärfere Schutzbestim- heit der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
mungen. Diese stützen sich auf den vorliegenden die Arbeitszeit verkürzt werden kann. Eine solche
Artikel und sind festgehalten in Artikel 25 und 26 Massnahme müsste für alle Arbeitnehmer und Ar-
ArGV 1 zur Überzeitarbeit, Artikel 30 ArGV 1 zur beitnehmerinnen eines Berufs oder für alle Unter-
Nachtarbeit ohne Wechsel, Artikel 32 ArGV 1 zu nehmen einer Branche gelten. Bis heute wurde
den Ausnahmen vom Zeitzuschlag für dauernd von dieser Möglichkeit auf Verordnungsstufe in-
wiederkehrende Nachtarbeit, Artikel 34 ArGV 1 dessen noch nicht Gebrauch gemacht.
zur Schichtarbeit und Schichtwechsel, Artikel 39
ArGV 1 zum zusammengesetzten ununterbroche-
nen Betrieb.

SECO, November 2006 026 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit
ArG Art. 27
4. Weitere Vorschriften
Art. 27 Sonderbestimmungen für bestimmte Gruppen von Betrieben oder Arbeitnehmern

Artikel 27

Sonderbestimmungen für bestimmte Gruppen


von Betrieben oder Arbeitnehmern
1
Bestimmte Gruppen von Betrieben oder Arbeitnehmern können durch Verordnung ganz oder teil-
weise von den Vorschriften der Artikel 9–17a, 17b Absatz 1, 18–20, 21, 24, 25, 31 und 36 ausge-
nommen und entsprechenden Sonderbestimmungen unterstellt werden, soweit dies mit Rücksicht
auf ihre besonderen Verhältnisse notwendig ist.
1bis
Insbesondere werden kleingewerbliche Betriebe, für die Nacht- und Sonntagsarbeit betriebsnot-
wendig ist, von der Bewilligungspflicht ausgenommen.
1ter
In Verkaufsstellen und Dienstleistungsbetrieben in Bahnhöfen, welche auf Grund des grossen Rei-
severkehrs Zentren des öffentlichen Verkehrs sind, sowie in Flughäfen dürfen Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer sonntags beschäftigt werden.
1quater
Auf Autobahnraststätten und an Hauptverkehrswegen mit starkem Reiseverkehr dürfen in
Tankstellenshops, deren Waren- und Dienstleistungsangebot in erster Linie auf die Bedürfnisse der
Reisenden ausgerichtet ist, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sonntags und in der Nacht be-
schäftigt werden.
2
Solche Sonderbestimmungen können insbesondere erlassen werden
a. für Betriebe der Erziehung, des Unterrichts, der Fürsorge, der Krankenpflege, der ärztlichen Be-
handlung sowie für Apotheken;
b. für Betriebe der Beherbergung, der Bewirtung und der Unterhaltung sowie für Betriebe, die der
Versorgung des Gastgewerbes bei besonderen Anlässen dienen;
c. für Betriebe, die den Bedürfnissen des Fremdenverkehrs oder der landwirtschaftlichen Bevölke-
rung dienen;
d. für Betriebe, die der Versorgung mit leicht verderblichen Gütern dienen;
e. für Betriebe, die der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse dienen, sowie für Garten-
baubetriebe, die nicht unter Artikel 2 Absatz 1 Buchstabe e fallen;
f. für Forstbetriebe;
g. für Betriebe, die der Versorgung mit Elektrizität, Gas oder Wasser dienen;
h. für Betriebe, die der Versorgung von Fahrzeugen mit Betriebsstoffen oder ihrer Instandhaltung
und Instandstellung dienen;
i. für Redaktionen von Zeitungen und Zeitschriften;
k. für das Bodenpersonal der Luftfahrt;
l. für Arbeitnehmer auf Bauplätzen und in Steinbrüchen, für welche wegen ihrer geographischen
Lage oder wegen besonderer klimatischer oder technischer Verhältnisse eine besondere Ord-
nung der Arbeitszeit erforderlich ist;
m. für Arbeitnehmer, deren Arbeitszeit in erheblichem Masse blosse Präsenzzeit ist oder deren Tätig-
keit in erheblichem Masse Reisen oder eine häufige Verlegung des Arbeitsplatzes erfordert.

SECO, April 2014 027 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 27 ArG III. Arbeits- und Ruhezeit
4. Weitere Vorschriften
Art. 27 Sonderbestimmungen für bestimmte Gruppen von Betrieben oder Arbeitnehmern

Allgemeines zeitarbeit), Art. 15 (Dauer der Pausen), Art. 15a


(tägliche Ruhezeit), Art. 16 und 18 (Verbot der
Art. 27 bildet die gesetzliche Grundlage für den Er- Nacht- und der Sonntagsarbeit), Art. 17a (Höchst-
lass der Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz. Er sieht dauer der Nachtarbeit), Art. 17b und 19 (Lohn-
die Möglichkeit von Ausnahmebestimmungen für zuschlag für vorübergehende Nachtarbeit und
Branchen oder Gruppen von Arbeitnehmern vor, vorübergehende Sonntagsarbeit), Art. 20 (freier
für die der gesetzliche Arbeitszeitrahmen nach- Sonntag und Ersatzruhe), Art. 21 (wöchentlicher
weislich zu eng ist, wie etwa für die Krankenhäu- freier Halbtag), Art. 24 (Bewilligungspflicht für un-
ser, die Gastronomie oder die Freizeitbranchen, unterbrochenen Betrieb), Art. 25 (Schichtenwech-
deren Betriebszeiten auch abends, nachts oder sel), Art. 36 (Pflichten der Arbeitgeberin oder des
sonntags besondere Verhältnisse oder Schwer- Arbeitgebers gegenüber Angestellten mit Famili-
punkte aufweisen. Sonderbestimmungen sind nur enpflichten).
zu erlassen, wenn und soweit dies mit Rücksicht
auf die besondere Situation einer Branche unum-
gänglich ist. Damit ist auch gesagt, dass die Ver- Absatz 1bis
ordnung 2 nicht auf Einzelfälle zugeschnitten ist,
sondern auf berufsgruppen- oder branchenspezi- Dieser Absatz trägt der Tatsache Rechnung, dass
fische Bedürfnisse. Einzelfällen ist auf dem Bewilli- ein kleingewerblicher Betrieb oft nicht über eine
gungsweg im Rahmen des Gesetzes und der Ver- ausreichende Verwaltungsstruktur verfügt und
ordnung 1 gerecht zu werden. Abweichungen im die Bewilligungspflicht für Nacht- oder Sonntags-
Sinne von Art. 27 sind im Weiteren nur bezüg- arbeit für ihn einen nicht unerheblichen adminis-
lich der Arbeits- und Ruhezeiten vorgesehen. So- trativen Aufwand bedeutet. Kleingewerbliche Be-
weit eine Abweichung in der Verordnung 2 nicht triebe werden deshalb von der Bewilligungspflicht
ausdrücklich vorgesehen ist, sind die Arbeitszeit- ausgenommen, allerdings nur soweit, als Nacht-
vorschriften des Gesetzes und der Verordnung 1 und Sonntagsarbeit für sie betriebsnotwendig ist.
zwingend anwendbar. Schliesslich ist zu beach- Dabei kann es sich auch um Betriebe handeln, die
ten, dass die übrigen Schutzmassnahmen des Ge- als solche nicht zu einer Branche gehören, für die
setzes und der Verordnung 1 (Gesundheitsschutz, Sonderbestimmungen gemäss Verordnung 2 gel-
Mutterschaftsschutz, Mitwirkungsrechte usw.) ten. Die Begriffe kleingewerbliche Betriebe und Be-
auch bei den unter die Verordnung 2 fallenden triebsnotwendigkeit werden in Art. 2 der ArGV 2
Betriebe voll zur Anwendung kommen. Eine Aus- definiert. Weitere Einzelheiten können den Erläu-
nahme bildet die Befreiung von der Bewilligungs- terungen zu diesem Artikel entnommen werden.
pflicht für kleingewerbliche Betriebe im Sinne von
Art. 27 Absatz 1bis (siehe unten).
Absatz 1ter
Gemäss diesem Absatz darf in Verkaufsstellen
Absatz 1 und Dienstleistungsbetrieben in Zentren des öf-
Absatz 1 nennt im Sinne einer abschliessenden fentlichen Verkehrs (Bahnhöfe mit grossem Rei-
Aufzählung jene Gesetzesartikel, von denen durch severkehr und hoher Umsteigkadenz) und Flug-
Verordnung abgewichen werden kann. Es sind häfen sonntags Personal beschäftigt werden. Die
dies: Art. 9 (wöchentliche Höchstarbeitszeit), Art. Flughäfen werden zusammen mit den Bahnhöfen
10 (Grenzen der Tages- und Abendarbeit), Art. 11 aufgeführt, da diese ebenso als Zentren des öf-
(Ausgleich ausfallender Arbeitszeit, Art. 12 und fentlichen Verkehrs zu bezeichnen sind und au-
13 (Überzeitarbeit und Lohnzuschlag für Über- sserdem sowohl in Kloten als auch in Cointrin die
Bahnhof- und Flughafenlokalitäten direkt ineinan-

027 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit
ArG Art. 27
4. Weitere Vorschriften
Art. 27 Sonderbestimmungen für bestimmte Gruppen von Betrieben oder Arbeitnehmern

der übergehen und deshalb kaum zu unterschei- Absatz 2


den sind. In Artikel 26a Absatz 2 ArGV 2 werden
die Kriterien für die Bezeichnung der Zentren des In diesem Absatz werden Betriebsarten und Grup-
öffentlichen Verkehrs (Bahnhöfe) und Flughäfen pen von Arbeitnehmern aufgeführt, für die in
festgehalten. Weiter werden darin die Sonderbe- der Verordnung 2 Sonderbestimmungen erlassen
stimmungen festgelegt, welche auf die Betriebe werden können. Es handelt sich um Branchen, bei
in Zentren des öffentlichen Verkehrs bzw. auf die denen besondere Verhältnisse, die eine Ausnah-
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angewen- mebestimmung rechtfertigen, als gegeben ange-
det werden dürfen. nommen werden. Diese Betriebe brauchen infol-
gedessen den Nachweis der Unentbehrlichkeit für
Arbeiten ausserhalb der allgemeinen Grenzen des
Absatz 1quater Arbeitsgesetzes nicht mehr zu erbringen. Sie kön-
nen zum Beispiel Arbeitnehmer und Arbeitneh-
Gemäss dieser Bestimmung dürfen Tankstellen- merinnen nachts oder sonntags ohne behördliche
shops auf Autobahnraststätten und an Hauptver- Bewilligung beschäftigen, sofern dies im Rahmen
kehrswegen mit starkem Reiseverkehr ihr Personal der Bestimmungen der Verordnung 2 geschieht.
ohne behördliche Bewilligung am Sonntag und in Die Aufzählung von Betriebsarten und Gruppen
der Nacht beschäftigen. Dazu müssen sie ein Wa- von Arbeitnehmern ist nicht abschliessend. So
ren- und Dienstleistungsangebot führen, das in kommen auch Betriebe in den Genuss von Son-
erster Linie auf die Bedürfnisse der Reisenden aus- derbestimmungen gemäss Verordnung 2, die in
gerichtet ist. Für weitere Ausführungen vgl. den der Aufzählung nicht ausdrücklich erwähnt sind
Kommentar zu Art. 26 ArGV 2. (Zoologische Gärten, Tiergärten, Spielbanken, Te-
lefonzentralen, Banken usw.). Umgekehrt gibt es
auch Betriebe oder Gruppen von Arbeitnehmern,
die in der Aufzählung enthalten sind, für die sich
aber in der Verordnung 2 keine entsprechenden
Sonderbestimmungen finden (z.B. Arbeitnehmer
gemäss Art. 27 Absatz 2, Buchstabe l und m).
Weitere Einzelheiten können dem Kommentar zur
Verordnung 2 des Arbeitsgesetzes entnommen
werden.

SECO, April 2014 027 - 3


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
III. Arbeits- und Ruhezeit
ArG Art. 28
4. Weitere Vorschriften
Art. 28 Geringfügige Abweichungen

Artikel 28

Geringfügige Abweichungen
Die zuständige Behörde ist ermächtigt, in ihren Arbeitszeitbewilligungen ausnahmsweise geringfü-
gige Abweichungen von den Vorschriften des Gesetzes oder einer Verordnung vorzusehen, soweit
der Befolgung dieser Vorschriften ausserordentliche Schwierigkeiten entgegenstehen und das Ein-
verständnis der Mehrheit der beteiligten Arbeitnehmer oder deren Vertretung im Betriebe vorliegt.

Der vorliegende Artikel erlaubt den Behörden ei- Wenn nun diese Jugendlichen nur bis 22 Uhr ar-
nen gewissen Spielraum bei der Erteilung von Ar- beiten, fehlen ihnen in den Wochen mit Spät-
beitszeitbewilligungen. Die zuständige Behörde schicht 5 Stunden der wöchentlichen Arbeitszeit.
darf ihn nur mit aller Zurückhaltung und unter Da der Betrieb nur an 5 Tagen pro Woche pro-
Berücksichtigung der Konsequenzen für den ord- duziert (Montag bis Freitag, 40-Stunden-Woche),
nungsgemässen Gesetzesvollzug anwenden. Die würde er nach Ablehnung des Gesuchs keine Ju-
Frage, ob eine Abweichung von einer Vorschrift gendlichen beschäftigen können. Für die Bewilli-
als geringfügig betrachtet werden kann, lässt sich gungsbehörde gilt es nun zu beurteilen, ob eine
nicht auf Grund einer abstrakten Formel beant- solche Abweichung als geringfügig betrachtet
worten. Vielmehr liegt die Antwort im Ermessen und der Einsatz von Jugendlichen bis 23 Uhr er-
der zuständigen Bewilligungsbehörde. Massge- laubt werden kann. Für die Beurteilung wird be-
bend ist neben dem Umfang der Abweichung rücksichtigt:
(z.B. Verlängerung einer Arbeitszeit oder Verkür- • Die vertraglich festgelegte wöchentliche Arbeits-
zung einer Ruhezeit) auch die Dauer, für die die zeit von 40 Stunden liegt 5 Stunden unter dem
Abweichung gewährt werden soll. Ausschlagge- gesetzlich Möglichen.
bend für die Einschätzung einer Abweichung ist
• Die tägliche Arbeitszeit liegt mit 8 Stunden eine
jedoch, dass die «Substanz» des Schutzgedan-
Stunde unter dem gesetzlich Möglichen.
kens, der der betreffenden Vorschrift zu Grunde
liegt, durch die Abweichung nicht verloren geht. • Die tägliche Ruhezeit wird eingehalten.
Das folgende Beispiel zeigt, was unter geringfügi- Wenn durch zusätzliche Auflagen die «Substanz»
gen Abweichungen verstanden werden kann. des Schutzgedankens erhalten bleibt, könnte in
diesem Fall eine Bewilligung gestützt auf den vor-
Beispiel:
liegenden Artikel erteilt werden. Die Auflagen
Ein Betrieb hat die betriebliche Tages- und Abend-
würden wie folgt formuliert:
arbeit zwischen 6 Uhr und 23 Uhr festgelegt. In
der Produktion wird in diesem Zeitraum zwei- «Die Abweichung von Artikel 31 Absatz 2 ArG
schichtig gearbeitet. Neben Erwachsenen möchte wird gestützt auf Artikel 28 ArG für Jugendliche
der Arbeitgeber auch Jugendliche in diesem Be- bewilligt, sofern sie für den Weg von der Arbeit
triebsteil beschäftigen und im Schichtbetrieb ein- auf die Benützung des vom Betrieb organisierten
setzen. Der Arbeitgeber gelangt nun mit einem Personaltransportes oder auf die Mitnahme im
entsprechenden Gesuch an die zuständige Bewil- Wagen eines erwachsenen Schichtarbeitnehmers
ligungsbehörde. angewiesen sind oder zusammen mit einem Fami-
Nach Artikel 31 Absatz 2 ArG können Jugendliche lienangehörigen in derselben Schicht arbeiten. Ju-
über 16 Jahren höchstens bis 22 Uhr beschäftigt gendliche, die keine dieser Voraussetzungen erfül-
werden. len, dürfen die Arbeit nicht nach 22 Uhr beenden.»

SECO, November 2006 028 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
IV. Sonderschutzvorschriften
ArG Art. 29
1. Jugendliche Arbeitnehmer
Art. 29 Allgemeine Vorschriften

Artikel 29

Allgemeine Vorschriften
1
Als Jugendliche gelten Arbeitnehmer beider Geschlechter bis zum vollendeten 18. Altersjahr.
2
Der Arbeitgeber hat auf die Gesundheit der Jugendlichen gebührend Rücksicht zu nehmen und
für die Wahrung der Sittlichkeit zu sorgen. Er hat namentlich darauf zu achten, dass die Jugendli-
chen nicht überanstrengt werden und vor schlechten Einflüssen im Betriebe bewahrt bleiben.
3
Die Verwendung Jugendlicher für bestimmte Arbeiten kann zum Schutze von Leben und Ge-
sundheit oder zur Wahrung der Sittlichkeit durch Verordnung untersagt oder von besonderen Vo-
raussetzungen abhängig gemacht werden.
4
Bei der Einstellung eines Jugendlichen hat der Arbeitgeber einen Altersausweis zu verlangen.
Durch Verordnung kann bestimmt werden, dass ausserdem ein ärztliches Zeugnis beizubringen ist.

Allgemeines geht jedoch noch weiter, indem er auf die speziel-


le Situation Jugendlicher hinweist und die Arbeit-
Für jugendliche Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
geber verpflichtet, auf die Entwicklung der Betrof-
nehmer gelten strengere Schutzbestimmungen
fenen Rücksicht zu nehmen und für die Wahrung
als für die übrigen Arbeitnehmenden. Ihr Alter,
der Sittlichkeit zu sorgen. Ausserdem haben Ar-
ihre Unerfahrenheit und ihre Entwicklung bedin-
beitgeber darauf zu achten, dass Jugendliche
gen eine spezielle Rücksichtnahme im Arbeits-
nicht überanstrengt werden. Diese Verpflichtun-
umfeld. Die Artikel 29 bis 32 des Arbeitgesetzes
gen gründen darin, dass Überbeanspruchungen
beziehen sich direkt auf diese spezielle Kategorie
bei der Arbeit sich im jugendlichen Alter stärker
von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen. Am
auswirken als im reifen Alter. Erwachsene Arbeit-
1. Januar 2008 ist zudem die neue Jugendarbeits-
nehmer und Arbeitnehmerinnen sind weniger an-
schutzverordnung (ArGV 5) in Kraft getreten, wel-
fällig und können schädigenden Einflüssen besser
che die Jugendarbeit regelt.
entgegenwirken.

Absatz 1
Absatz 3
Als Jugendliche gelten Arbeitnehmerinnen und
Von der im vorliegenden Absatz vorgesehenen
Arbeitnehmer bis zum vollendeten 18. Altersjahr.
Möglichkeit wurde in den Verordnungen zum Ar-
Die Alterslimite entspricht somit der Volljährigkeit
beitsgesetz Gebrauch gemacht. Die Bestimmung
nach Zivilgesetzbuch.
ist eine der gesetzlichen Grundlagen der neuen
Jugendarbeitsschutzverordnung (ArGV 5). Im Ver-
gleich zu erwachsenen Arbeitnehmern und Ar-
Absatz 2 beitnehmerinnen fehlt Jugendlichen die Erfah-
Dieser Absatz nimmt die allgemeine Verpflich- rung und Sicherheit bei der Risikoeinschätzung.
tung des Arbeitgebers nach Artikel 6 ArG wieder Darum dürfen Jugendliche nicht beschäftigt wer-
auf, nämlich für den Gesundheitsschutz der Ar- den für Arbeiten, die ihrer Natur nach oder auf-
beitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu sorgen. Er grund der Umstände, unter denen sie verrichtet

SECO, Februar 2008 029 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 29 ArG IV. Sonderschutzvorschriften
1. Jugendliche Arbeitnehmer
Art. 29 Allgemeine Vorschriften

werden, die Gesundheit, die Ausbildung und die Leisten jugendliche Arbeitnehmer und Arbeitneh-
Sicherheit der Jugendlichen sowie deren physi- merinnen dauernd oder regelmässig wiederkeh-
sche und psychische Entwicklung beeinträchtigen rend Nachtarbeit, ist ein ärztliches Zeugnis erfor-
können (Art. 4 ArGV 5).). Die ArGV 5 verbietet derlich (Art. 12 Abs. 3 ArGV 5). Dieses wird auch
auch die Beschäftigung Jugendlicher in Betrieben, verlangt bei der Anstellung von Jugendlichen un-
in denen sie mit Arbeitsbedingungen konfrontiert ter 15 Jahren, die ihre obligatorische Schulpflicht
werden könnten, die nicht altersgemäss sind (vgl. bereits absolviert haben (Art. 9 ArGV 5). In der
Art. 5 und 6 ArGV 5). Verordnung sind keine weiteren Fälle aufgelistet,
für die ein ärztliches Zeugnis zwingend ist. Es ist
aber möglich, gewisse Arbeiten, die junge Arbeit-
Absatz 4 nehmer und Arbeitnehmerinnen nur mit einem
ärztlichen Zeugnis leisten können, spezifisch zu
Diese Bestimmung soll auf den altersspezifischen
bezeichnen (Art. 18 ArGV 5). Von dieser Mög-
Arbeitnehmerschutz aufmerksam machen und
lichkeit wurde aber bis jetzt noch nie Gebrauch
dafür sorgen, dass die Arbeitgeber das Mindestal-
gemacht. Die Kantone können heute schon wei-
ter bei der Anstellung von Jugendlichen berück-
tergehende kantonale Vorschriften über das Vor-
sichtigen. Die Modalitäten in Zusammenhang mit
weisen eines ärztlichen Zeugnisses oder einer
dem Altersausweis werden in Artikel 74 ArGV 1
ärztlichen Untersuchung erlassen; solche Bestim-
beschrieben. Die Urkunde gehört zu den Doku-
mungen bleiben ausdrücklich vorbehalten (Art. 18
menten, die der Arbeitgeber den Vollzugsbehör-
Abs. 2 ArGV 5).
den zur Verfügung halten muss, und ist deshalb
im Dossier des Arbeitnehmers oder der Arbeitneh-
merin aufzubewahren.

029 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
IV. Sonderschutzvorschriften
ArG Art. 30
1. Jugendliche Arbeitnehmer
Art. 30 Mindestalter

Artikel 30

Mindestalter
1
Vor dem vollendeten 15. Altersjahr dürfen Jugendliche nicht beschäftigt werden. Vorbehalten
bleiben die Absätze 2 und 3.
2
Durch Verordnung wird bestimmt, für welche Gruppen von Betrieben oder Arbeitnehmern sowie
unter welchen Voraussetzungen:
a. Jugendliche im Alter von über 13 Jahren zu Botengängen und leichten Arbeiten herangezogen
werden dürfen;
b. Jugendliche im Alter von unter 15 Jahren bei kulturellen, künstlerischen und sportlichen Darbie-
tungen sowie in der Werbung beschäftigt werden dürfen.
3
Die Kantone, in denen die Schulpflicht vor dem vollendeten 15. Altersjahr endigt, können durch
Verordnung ermächtigt werden, für schulentlassene Jugendliche im Alter von mehr als 14 Jahren
unter besonderen Voraussetzungen Ausnahmen zu bewilligen.

Absatz 1 Absatz 2
Der vorliegende Artikel regelt das Mindestalter Zwar dürfen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Da- nen unter 15 Jahren nicht für eine dauernd wie-
bei wird insbesondere den internationalen Ver- derkehrende Arbeit beschäftigt werden, doch
pflichtungen der Schweiz Rechnung getragen, die sind gewisse Ausnahmen - die in der Jugendar-
u. a. das Übereinkommen Nr. 138 der internati- beitsschutzverordnung (ArGV 5) weiter konkreti-
onalen Arbeitsorganisation über das Mindestalter siert werden - zugelassen.
für die Zulassung zur Beschäftigung ratifiziert hat.
Die Bestimmungen zum Mindestalter sind seit der
letzten Revision des Arbeitsgesetzes auch auf ge- Absatz 3
wisse Betriebe anwendbar, die nicht in den Gel-
Die Regelung trägt dem Umstand Rechnung,
tungsbereich des Arbeitsgesetzes fallen (z.B. auf
dass die obligatorische Schulzeit aus verschiede-
Betriebe in der Landwirtschaft, im Gartenbau, in
nen Gründen vor 15 Jahren enden kann. Die Ein-
der Fischerei und in Privathaushalten; vgl. Art. 2
zelheiten werden auf Verordnungsstufe geregelt
Abs. 4 ArG).
(vgl. Art. 9 ArGV 5).

SECO, Februar 2008 030 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
IV. Sonderschutzvorschriften ArG Art. 31
1. Jugendliche Arbeitnehmer
Art. 31 Arbeits- und Ruhezeit

Artikel 31

Arbeits- und Ruhezeit


1
Die tägliche Arbeitszeit der Jugendlichen darf diejenige der andern im Betriebe beschäftigten Ar-
beitnehmer und, falls keine anderen Arbeitnehmer vorhanden sind, die ortsübliche Arbeitszeit
nicht überschreiten und nicht mehr als neun Stunden betragen. Auf die Arbeitszeit sind allfällige
Überzeitarbeit sowie obligatorischer Unterricht, so weit er in die Arbeitszeit fällt, anzurechnen.
2
Die Tagesarbeit der Jugendlichen muss, mit Einschluss der Pausen, innerhalb eines Zeitraumes von
zwölf Stunden liegen. Jugendliche bis zum vollendeten 16. Altersjahr dürfen höchstens bis 20 Uhr
und Jugendliche von mehr als 16 Jahren höchstens bis 22 Uhr beschäftigt werden. Vorbehalten
bleiben abweichende Bestimmungen über die Beschäftigung Jugendlicher im Sinne von Artikel 30
Absatz 2.
3
Jugendliche dürfen bis zum vollendeten 16. Altersjahr zu Überzeitarbeit nicht eingesetzt werden.
4
Der Arbeitgeber darf Jugendliche während der Nacht und an Sonntagen nicht beschäftigen. Aus-
nahmen können, insbesondere im Interesse der beruflichen Ausbildung sowie für die Beschäfti-
gung Jugendlicher im Sinne von Artikel 30 Absatz 2, durch Verordnung vorgesehen werden.

Vorbemerkung der obligatorischen Unterrichtszeit sind der Ar-


beitszeit anzurechnen, soweit diese in die Arbeits-
Die Arbeits- und Ruhezeiten für Jugendliche rich-
zeit fallen.
ten sich nach dem Gesetz und den Bestimmungen
der Jugendarbeitsschutzverordnung (ArGV 5).
Nicht zur Anwendung gelangt die Verordnung 2,
da sie ausschliesslich auf erwachsene Arbeitneh- Absatz 2
mer und Arbeitnehmerinnen ausgerichtet ist. All- Die Tagesarbeit der Jugendlichen darf höchstens in
fällige Abweichungen im Sinne von Sonderbe- einem Zeitraum von 12 Stunden liegen; die Pau-
stimmungen sind in der ArGV 5 geregelt. sen sind darin inbegriffen, ebenso allfällige Über-
zeitarbeit und Ausgleich ausfallender Arbeitszeit.
Die Arbeit darf frühestens mit Anbruch des Tages
Absatz 1 nach Artikel 10 ArG, also zwischen 5 Uhr und 7
Die tägliche Arbeitszeit der Jugendlichen ist auf Uhr, je nach Tagesdefinition des Betriebes, begin-
neun Stunden begrenzt. Werden im Betrieb die er- nen. Am Abend ist die Arbeit für Jugendliche bis
wachsenen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zum vollendeten 16. Altersjahr spätestens um 20
weniger lang eingesetzt oder ist die ortsübliche Ar- Uhr zu beenden; ältere Jugendliche dürfen längs-
beitszeit tiefer als neun Stunden, dürfen auch die tens bis um 22 Uhr eingesetzt werden. Für den
Jugendlichen nicht über diese Dauer hinaus zu Ar- Einsatz der Jugendlichen zwischen 20 Uhr und 22
beiten herangezogen werden. Die wöchentliche Uhr bedarf es keiner Arbeitszeitbewilligung; aller-
Höchstarbeitszeit beträgt wie für die Erwachsenen dings sind die Jugendlichen, ihre gesetzlichen Ver-
grundsätzlich 45 bzw. 50 Stunden pro Woche. treter und die zuständige Berufsbildungsbehörde
Überzeitarbeit und Ausbildungszeit im Rahmen anzuhören, sofern diese nicht ohnehin gestützt

SECO, Juli 2011 031 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 31 ArG IV. Sonderschutzvorschriften
1. Jugendliche Arbeitnehmer
Art. 31 Arbeits- und Ruhezeit

auf die Vorschriften des Berufbildungsgesetzes Absatz 3


eine Genehmigung erteilen muss.
Für Jugendliche, die bei kulturellen, künstlerischen Überzeitarbeit ist erst für Jugendliche zulässig, die
und sportlichen Darbietungen sowie in der Wer- das 16. Altersjahr vollendet haben. Die Einzelhei-
bung beschäftigt werden, können Ausnahmen in ten sind in Artikel 17 ArGV 5 geregelt.
Bezug auf die Arbeitszeitbeschränkung bewilligt
werden. Die Einzelheiten dazu sind in der Jugend-
arbeitsschutzverordnung geregelt. Absatz 4
Aus der Festlegung der Tagesarbeit ergibt sich Nacht- und Sonntagsarbeit sind grundsätzlich ver-
für die Jugendlichen eine tägliche Ruhezeit von boten. Ausnahmen sind nur unter klaren, gesetz-
12 Stunden. lich festgehaltenen Rahmenbedingungen und Vo-
raussetzungen zulässig. Für die Ausnahmen sei
auf die Artikel 12 - 15 ArGV 5 verwiesen.

031 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
IV. Sonderschutzvorschriften ArG Art. 32
1. Jugendliche Arbeitnehmer
Art. 32 Besondere Fürsorgepflichten des Arbeitgebers

Artikel 32

Besondere Fürsorgepflichten des Arbeitgebers


1
Erkrankt der Jugendliche, erleidet er einen Unfall oder erweist er sich als gesundheitlich oder sitt-
lich gefährdet, so ist der Inhaber der elterlichen Sorge oder der Vormund zu benachrichtigen. Bis
zum Eintreffen ihrer Weisungen hat der Arbeitgeber die gebotenen Massnahmen zu treffen.
2
Lebt der Jugendliche in der Hausgemeinschaft des Arbeitgebers, so hat dieser für eine ausreichende
und dem Alter entsprechende Verpflegung sowie für gesundheitlich und sittlich einwandfreie Un-
terkunft zu sorgen.

Absatz 1 beständen auch der Strafverfolgungsbehörde


gemeldet werden, damit angemessene Mass-
Neben den allgemeinen Fürsorgepflichten, wie sie
nahmen eingeleitet werden können. Bis zum Ein-
in Artikel 29 des Gesetzes umschrieben sind, auf-
treffen dieser Anweisungen hat der Arbeitgeber
erlegt das Gesetz dem Arbeitgeber noch beson-
sichernde Massnahmen zu treffen. Diese beson-
dere Fürsorgepflichten. Eine verstärkte Bedeutung
dere Fürsorgepflicht des Arbeitgebers beschränkt
erlangen diese, wenn der oder die Jugendliche in
sich nicht auf das Betriebsgelände; besonders bei
Hausgemeinschaft mit dem Arbeitgeber lebt. Zur
Hausgemeinschaft erstreckt sie sich auch auf das
Hausgemeinschaft gehören auch Lehrlingsheime
Verhalten ausserhalb des Betriebs, z.B. in der Frei-
und ähnliche Einrichtungen, sofern sie zum Be-
zeit. Lebt der oder die Jugendliche dagegen bei
trieb gehören oder von diesem hauptsächlich fi-
den Eltern, dann ist der Arbeitgeber an sich von
nanziert werden.
der ausserbetrieblichen Betreuung entbunden, so-
Die besonderen Fürsorgepflichten sind im Ge-
weit ein Vorfall oder eine Gefährdung nicht mit
gensatz zu den allgemeinen Fürsorgepflichten
dem Betrieb in Zusammenhang steht. Gibt es hin-
bis zum Erreichen des Mündigkeitsalters von 18
gegen Hinweise auf eine sittliche Gefährdung, die
Jahren wahrzunehmen. Sie bestehen hauptsäch-
den Eltern oder dem Vormund auf Grund der Um-
lich darin, die Eltern oder die Vormundschaftsbe-
stände nicht bekannt sein können, dann besteht
hörde über bestimmte Ereignisse zu informieren
von Seiten des Arbeitgebers trotzdem eine Infor-
und gebotene Massnahmen zu treffen, bis sie sel-
mationspflicht.
ber die Verantwortung übernehmen können. Die
Benachrichtigungspflicht erstreckt sich auf Un-
fälle, Krankheiten, andere gesundheitliche Pro-
bleme (auch psychischer Natur), oder bei Anzei-
Absatz 2
chen dafür, dass der oder die Jugendliche sittlich Der Arbeitgeber hat für eine ausreichende und
gefährdet sein könnte. Der Begriff der gefährde- dem Alter entsprechende Verpflegung der Ju-
ten Sittlichkeit ist zwar vielschichtig und unterlie- gendlichen zu sorgen, wenn diese in Hausge-
gt dauerndem Wandel, grundsätzlich gehört aber meinschaft mit ihm leben. Das gilt natürlich auch
alles dazu, was die persönliche Integrität in kör- für Lehrlingsheime des Betriebs. Massgebendes
perlicher und seelischer Hinsicht gefährdet und als Kriterium für das Bestehen einer Hausgemein-
nicht altersgerecht zu beurteilen ist. Solche Ge- schaft mit dem Arbeitgeber ist der Umstand, dass
fährdungen müssen den Eltern und bei Straftat- sich der oder die Jugendliche der Autorität des Ar-

SECO, Januar 2013 032 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 32 ArG IV. Sonderschutzvorschriften
1. Jugendliche Arbeitnehmer
Art. 32 Besondere Fürsorgepflichten des Arbeitgebers

beitgebers oder der Hausordnung des Betriebs in sig, einen Lehrling in einer Schlafkammer ohne Ta-
Heimen unterziehen muss. geslicht oder ohne Heizung unterzubringen.
Die Unterkunft darf die Gesundheit der Jugendli- Die Unterkunft muss weiter frei von sittlich ne-
chen nicht gefährden. Sie muss demnach sicher- gativen Einflüssen sein. Es ist z.B. nicht statthaft,
heitstechnischen, bau- und materialhygienischen dass Lehrlinge des Gastgewerbes im Zimmer eines
Anforderungen genügen. Es wäre somit unzuläs- Stundenhotels untergebracht werden.

032 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
IV. Sonderschutzvorschriften ArG Art. 35
2. Schwangere Frauen und stillende Mütter
Art. 35 Gesundheitsschutz bei Mutterschaft

Artikel 35

Gesundheitsschutz bei Mutterschaft


1
Der Arbeitgeber hat schwangere Frauen und stillende Mütter so zu beschäftigen und ihre Arbeits-
bedingungen so zu gestalten, dass ihre Gesundheit und die Gesundheit des Kindes nicht beein-
trächtigt werden.
2
Durch Verordnung kann die Beschäftigung schwangerer Frauen und stillender Mütter für be-
schwerliche und gefährliche Arbeiten aus gesundheitlichen Gründen untersagt oder von besonde-
ren Voraussetzungen abhängig gemacht werden.
3
Schwangere Frauen und stillende Mütter, die aufgrund der Vorschriften von Absatz 2 bestimmte
Arbeiten nicht verrichten können, haben Anspruch auf 80 Prozent des Lohnes, samt einer ange-
messenen Vergütung für ausfallenden Naturallohn, soweit ihnen der Arbeitgeber keine gleichwer-
tige Ersatzarbeit zuweisen kann.

Absatz 1 dere Massnahmen zum Schutz ihrer Gesundheit


und der ihres Kindes getroffen worden, so kann
Schwangere und stillende Frauen sind am Arbeits-
auf ein Beschäftigungsverbot verzichtet werden.
platz besonderen Risiken für ihre Gesundheit und
Die Vorgehensweise bei der Ermittlung von Risi-
die ihres Kindes ausgesetzt. Aus diesem Grund
ken, die zu Beschäftigungsbeschränkungen für
sind Massnahmen zu treffen, um diese Arbeitneh-
schwangere und stillende Frauen führen können,
merinnen vor übermässigen Anstrengungen und
ist in Artikel 62 ArGV 1 näher umschrieben.
gesundheitlichen Schäden zu schützen.
Der Zeitraum von Schwangerschaft, Mutterschaft
und Stilltätigkeit ist grundsätzlich mit ausseror- Absatz 3
dentlichen Belastungen der Frau verbunden. Da-
her sind die Arbeitsbedingungen so zu gestalten Schwangeren und stillenden Frauen, die nach Ab-
oder anzupassen, dass gesundheitliche Schäden satz 2 an ihrem angestammten Arbeitsplatz nicht
vermieden werden können. mehr beschäftigt werden dürfen, soll nach Mög-
lichkeit eine gleichwertige Arbeit ohne solche Risi-
ken angeboten werden. Zur Gleichwertigkeit von
Ersatzarbeit wird auf den Kommentar zu Artikel
Absatz 2
35b, Absatz 1 ArG verwiesen.
Werden Frauen mit beschwerlichen oder gefähr- Kann eine gleichwertige Ersatzarbeit nicht ange-
lichen Arbeiten beschäftigt, so können ihnen die- boten werden, so haben die Arbeitnehmerinnen
se Tätigkeiten während der Schwangerschaft während der Zeit des Beschäftigungsverbots An-
oder Stillzeit verboten werden. Sind aber beson- spruch auf 80% des Lohnes ihrer üblichen Arbeit.

SECO, November 2006 035 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
IV. Sonderschutzvorschriften ArG Art. 35a
2. Schwangere Frauen und stillende Mütter
Art. 35a Beschäftigung bei Mutterschaft

Artikel 35a

Beschäftigung bei Mutterschaft


1
Schwangere und stillende Frauen dürfen nur mit ihrem Einverständnis beschäftigt werden.
2
Schwangere dürfen auf blosse Anzeige hin von der Arbeit fernbleiben oder die Arbeit verlassen.
Stillenden Müttern ist die erforderliche Zeit zum Stillen freizugeben.
3
Wöchnerinnen dürfen während acht Wochen nach der Niederkunft nicht und danach bis zur 16.
Woche nur mit ihrem Einverständnis beschäftigt werden.
4
Schwangere Frauen dürfen ab der 8. Woche vor der Niederkunft zwischen 20 Uhr und 6 Uhr nicht
beschäftigt werden.

Allgemeines Nach der Geburt wird ihr Körper mehrere Wo-


chen benötigen, um wieder einen ersten Gleich-
Schwangerschaft, Niederkunft und die Wochen
gewichtszustand zu finden. Dies ist auch eine Zeit,
danach sind Abschnitte im Leben einer Frau, die
die für die Mutter sehr ermüdend ist. Das Kind
besondere Risiken für ihre Gesundheit bergen und
hat sich noch nicht dem Rhythmus seiner Umge-
darum auch einen besonderen Schutz verlangen.
bung angepasst und verlangt auch während der
Besonders belastend ist die unmittelbare Zeit nach
Schlafperiode in der Nacht immer wieder nach der
der Geburt. Die Mutter erholt sich von den kör-
Mutter, sei es, weil es ernährt werden muss, oder
perlichen Umstellungen der Schwangerschaft und
einfach, weil es weint. Solche Schlafstörungen
muss gleichzeitig ihrem Kind ganz besondere Zu-
während der Nacht erlauben es der Mutter nicht,
wendung zukommen lassen.
sich so weit zu erholen, dass sie neben der Sorge

ab ab 8 Wochen 8 Wochen 16 Wochen 1 Jahr


4. Monat 6. Monat vor Geburt Geburt nach Geburt nach Geburt nach Geburt

Beschäftigung

keine von keine nur mit


20 bis 6 Uhr Einverständ-
nis

Stillen: Bezahlte Arbeitszeit in


stehende Tätigkeiten folgendem Umfang:
mindestens 12 Stunden tägliche Ruhezeit Bei einer täglichen Arbeitszeit von
und 10 Minuten Zusatzpause alle 2 Stunden < 4 Stunden = 30 Minuten
> 4 Stunden = 60 Minuten
> 7 Stunden = 90 Minuten
stehende Tätigkeiten
höchstens 4 Stunden pro Tag

Abbildung 035a-1: Zeitlich befristete Beschäftigungseinschränkungen bei Mutterschaft, Anrechnung der für das Stillen be-
nötigten Zeit (Art. 60 ArGV 1) und Beschäftigungserleichterung bei stehender Arbeitsweise (Art.61 ArGV 1)

SECO, Mai 2014 035a - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 35a ArG IV. Sonderschutzvorschriften
2. Schwangere Frauen und stillende Mütter
Art. 35a Beschäftigung bei Mutterschaft

für das Kind und den einfachsten Verrichtungen Bleibt eine schwangere oder stillende Frau aus
für Haushalt und Familie schon weitere Aufgaben den in den Absätzen 1–3 beschriebenen Gründen
übernehmen kann. der Arbeit fern, hat sie gestützt auf das Arbeitsge-
setz keinen Lohnanspruch, ausser es handelt sich
um Stillzeit, die in dem gemäss Artikel 60 Absatz
Absatz 1 2 ArGV 1 vorgesehenen Umfang entlöhnt werden
muss. Vorbehalten bleiben zudem vertragsrechtli-
Weil die Arbeit für schwangere und stillende Frau-
che Ansprüche oder solche, die sich aus der ana-
en beschwerlich ist, dürfen sie grundsätzlich nur
logen Anwendung eines öffentlich-rechtlichen Er-
mit ihrem Einverständnis beschäftigt werden.
lasses ergeben. Ein Lohnanspruch besteht nur im
Zusammenhang mit dem Verbot von beschwer-
lichen oder gefährlichen Arbeiten (Art. 35 ArG)
Absatz 2 oder wenn für sonst übliche Nachtarbeit keine
Wird einer schwangeren oder stillenden Frau trotz Ersatzarbeit angeboten werden kann (Art. 35b
allfälliger Massnahmen und besonderer Rück- ArG).
sichtnahme die Arbeit zu beschwerlich oder fühlt In Bezug auf die Lohnzahlung, siehe auch die neu-
sie sich gesundheitlich nicht wohl, so darf sie der en Bestimmungen über die Mutterschaft im Bun-
Arbeit fernbleiben oder die Arbeit jederzeit verlas- desgesetz vom 25. September 1952 über den Er-
sen. Sie hat dies dem Arbeitgeber aber vorgängig werbsersatz für Dienstleistende und bei Mutter-
mitzuteilen. schaft, SR 834.1.
Müttern ist die nötige Zeit zum Stillen freizugeben
(Art. 60 ArGV 1). Ihre Arbeitsverpflichtung darf
sie nicht daran hindern, ihr Kind nach Wunsch zu Absatz 4
stillen.
Im Zeitraum von 8 Wochen vor der Niederkunft
ist eine Beschäftigung nach 20 Uhr und vor 6 Uhr
(Abend- bzw. Nachtarbeit) nicht zulässig. Diese
Absatz 3
Beschäftigungsgrenzen sind fix und ändern sich
Nach der Niederkunft besteht für die Frau ein Be- nicht bei Verschiebung der betrieblichen Tages-
schäftigungsverbot von 8 Wochen. Weitere 8 Wo- und Abendarbeitszeit gemäss Artikel 10 des Ge-
chen darf die Frau nur mit ihrem Einverständnis setzes. Diese Regelung soll der Frau in der letzten
beschäftigt werden. Diese Regelung soll einerseits Zeit vor der Geburt eine angemessene Ruhezeit
die körperliche Umstellung und Rückbildung nach während der Nacht ermöglichen und dadurch
der Geburt erleichtern und anderseits die Früh- eine ausreichende Erholung von der Arbeit sicher-
entwicklung des Kindes durch vermehrte Zuwen- stellen.
dung unterstützen. Die Entschädigungsansprüche für das Arbeitsver-
bot am Abend und in der Nacht richten sich nach
Artikel 35b ArG.

035a - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
IV. Sonderschutzvorschriften ArG Art. 35b
2. Schwangere Frauen und stillende Mütter
Art. 35b Ersatzarbeit und Lohnfortzahlung bei Mutterschaft

Artikel 35b

Ersatzarbeit und Lohnfortzahlung bei Mutterschaft


1
Der Arbeitgeber hat schwangeren Frauen, die zwischen 20 Uhr und 6 Uhr beschäftigt werden,
nach Möglichkeit eine gleichwertige Arbeit zwischen 6 Uhr und 20 Uhr anzubieten. Diese Ver-
pflichtung gilt auch für die Zeit zwischen der 8. und der 16. Woche nach der Niederkunft.
2
Frauen, die zwischen 20 Uhr und 6 Uhr beschäftigt werden, haben während der in Absatz 1 fest
gelegten Zeiträume Anspruch auf 80 Prozent des Lohnes, ohne allfällige Zuschläge für Nachtar-
beit, samt einer angemessenen Vergütung für ausfallenden Naturallohn, soweit ihnen keine ande-
re gleichwertige Arbeit angeboten werden kann.

Absatz 1 und darf die betroffene Frau in ihrer besonderen


Situation körperlich nicht übermässig belasten.
Das Risiko einer gesundheitlichen Gefährdung
Ausserdem soll der Lohn für die Ersatzarbeit dem
von Mutter und Kind nimmt bei Arbeiten zu, die
für die sonst übliche Arbeit entsprechen. Nicht
zwischen 20 Uhr und 6 Uhr ausgeübt werden.
gleichwertig wäre eine Arbeit z.B. dann, wenn
Aus diesem Grund sind weiter gehende Vorsichts-
eine Frau anstelle einer verantwortungs- und an-
massnahmen als bei Tagesarbeit angezeigt.
spruchsvollen Arbeit reine Hilfsarbeit zu verrichten
Der Arbeitgeber ist verpflichtet, den von Abend-
hätte und dafür auch spürbar weniger Lohn erhal-
und Nachtarbeit betroffenen schwangeren Frau-
ten würde.
en eine Versetzung zu einer gleichwertigen Tages-
arbeit in seinem Betrieb anzubieten. Möchte die
betroffene Frau versetzt werden, dann ist diesem
Wunsch zu entsprechen. Dieses Anrecht geniesst
Absatz 2
sie für die Zeit ab Kenntnis der Schwangerschaft Ist der Arbeitgeber nicht in der Lage, den Frau-
bis zur 8. Woche vor der Niederkunft und ab Ende en gemäss Absatz 1 an Stelle einer Beschäftigung
der 8. Woche bis zum Ende der 16. Woche nach zwischen 20 Uhr und 6 Uhr eine gleichwertige Ar-
der Niederkunft. beit tagsüber anzubieten, so haben die betroffe-
Gleichwertig ist eine Arbeit dann, wenn sie den nen Frauen Anspruch auf 80% ihres Lohns ohne
vertraglichen Vereinbarungen in etwa entspricht. allfällige Zuschläge für Nachtarbeit, jedoch samt
Sie hat den geistigen und fachlichen Anforderun- einer angemessenen Vergütung für den ausfallen-
gen am üblichen Arbeitsplatz gerecht zu werden den Naturallohn.

SECO, November 2006 035b - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
IV. Sonderschutzvorschriften
ArG Art. 36
3. Arbeitnehmer mit Familienpflichten
Art. 36 Arbeitnehmer mit Familienpflichten

Artikel 36

Arbeitnehmer mit Familienpflichten


1
Bei der Festsetzung der Arbeits- und Ruhezeit ist auf Arbeitnehmer mit Familienpflichten
besonders Rücksicht zu nehmen. Als Familienpflichten gelten die Erziehung von Kindern bis
15 Jahren sowie die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger oder nahestehender Personen.
2
Diese Arbeitnehmer dürfen nur mit ihrem Einverständnis zu Überzeitarbeit herangezogen werden.
Auf ihr Verlangen ist ihnen eine Mittagspause von wenigstens anderthalb Stunden zu gewähren.
3
Der Arbeitgeber hat der Arbeitnehmerin oder dem Arbeitnehmer gegen Vorlage eines ärztlichen
Zeugnisses Urlaub für die Betreuung eines Familienmitglieds, der Lebenspartnerin oder des
Lebenspartners mit gesundheitlicher Beeinträchtigung zu gewähren; der Urlaub ist auf die für die
Betreuung erforderliche Dauer begrenzt, beträgt jedoch höchstens drei Tage pro Ereignis.
4
Ausser bei Kindern beträgt der Betreuungsurlaub höchstens zehn Tage pro Jahr.

Allgemeines Mahlzeit versorgen, sie zu besonderen Anlässen


begleiten usw.
Die Verpflichtung des Arbeitgebers, bei der Fest- Zu den Familienpflichten zählt auch die Betreu-
setzung der Arbeits- und Ruhezeit auf die Famili- ung pflegebedürftiger Angehöriger oder ande-
ensituation Rücksicht zu nehmen, gilt für alle Ar- rer nahestehender Personen. Die betroffenen Ar-
beitnehmenden mit Familienpflichten. beitnehmenden sollen die Möglichkeit haben, bei
Werden die Familienpflichten gemeinsam getra- geordneten Zeitstrukturen am Arbeitsplatz eine
gen, so wird in der Regel diejenige Person die be- regelmässige Betreuung pflegebedürftiger Ange-
sondere Rücksichtnahme in Anspruch nehmen höriger oder nahestehender Personen sicherzu-
können, die sich zum gegebenen Zeitpunkt um stellen.
die Betreuung kümmert. Wie sich die Familienan- Die Rücksichtnahme soll so weit gehen, wie es die
gehörigen im Interesse der Familie organisieren, betrieblichen Verhältnisse zulassen.
ist unerheblich.

Absatz 2
Absatz 1 Die Leistung von Überzeit wird vom Einverständ-
Zu den Familienpflichten gehören die Erziehung nis der betroffenen Arbeitnehmer und Arbeit-
und Betreuung von minderjährigen Kindern bis nehmerinnen mit Familienpflichten abhängig
zum vollendeten 15. Altersjahr. Die Familienpflich- gemacht. Sie haben das Recht, Überzeitarbeit ab-
ten umfassen alle Aufgaben, welche die Anwe- zulehnen, wenn sie sonst ihre Familienpflichten
senheit der betreuenden Person notwendig oder vernachlässigen müssen.
wünschenswert erscheinen lassen, weil die Kinder Arbeitnehmenden mit Familienpflichten können
diese Aufgaben noch nicht allein übernehmen eine Mittagspause von wenigstens anderthalb
können oder weil ihnen noch nicht genügend Ei- Stunden verlangen. Diese soll ihnen ermöglichen,
genverantwortung zugemutet werden kann: die zu Hause für die Familie rechtzeitig eine warme
Kinder rechtzeitig in die Schule schicken, sie in der Mahlzeit vorzubereiten. Über den genauen Zeit-
Mittagspause oder am Abend mit einer warmen punkt der Mittagspause gibt es keine gesetzlichen

SECO, März 2021 036 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 36 ArG IV. Sonderschutzvorschriften
3. Arbeitnehmer mit Familienpflichten
Art. 36 Arbeitnehmer mit Familienpflichten

Vorschriften. Die Arbeitgeber haben sich darü- In Artikel 329h Obligationenrecht (OR, SR 220)
ber mit den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerin- wird die Lohnfortzahlung für die Betreuung von
nen zu einigen. Es muss aber sichergestellt sein, kranken oder verunfallten Familienmitgliedern,
dass der Zweck der Vorschrift eingehalten werden der Lebenspartnerin oder des Lebenspartners ge-
kann. regelt. Die betreuende Person hat nach dieser Be-
stimmung Anspruch auf einen bezahlten Urlaub.
Der Anspruch ist jedoch auf höchstens 3 Tage pro
Absatz 3 u. 4
Ereignis und 10 Tage pro Jahr beschränkt. Diese
Die Absätze 3 und 4 regeln die Betreuung von Fa- Obergrenzen gelten für die Betreuung aller nahe-
milienmitgliedern, der Lebenspartnerin oder des stehenden Personen mit gesundheitlicher Beein-
Lebenspartners mit gesundheitlicher Beeinträchti- trächtigung, Kinder miteingeschlossen. Im Rah-
gung. Benötigen sie eine intensive Betreuung und men des OR kann die Betreuung von Kindern
wird darum die Anwesenheit der Arbeitnehmen- nach Artikel 324a OR vergütet werden, ohne dass
den mit Familienpflichten besonders wünschens- der im Artikel 329h OR vorgesehene Urlaub ange-
wert, so haben diese einen Anspruch auf Urlaub braucht wird.
für die dafür erforderliche Zeit. Dieser Anspruch
trägt dem Umstand Rechnung, dass es für Berufs- Für die Betreuung eines schwer erkrankten Kin-
tätige schwierig ist, kurzfristig die Betreuung ei- des sieht Art. 329i OR (in Kraft ab Juli 2021) einen
nes Familienmitglieds, der Lebenspartnerin oder Urlaub von bis zu 14 Wochen vor. Die in den Ar-
des Lebenspartners mit gesundheitlicher Beein- tikeln 329h und 329i OR vorgesehenen Urlaubs-
trächtigung sicherzustellen. Der Begriff der Fami- tage können kumuliert werden, so dass die Eltern
lienmitglieder und der Lebenspartnerin oder des im Falle einer schwerwiegenden Beeinträchtigung
Lebenspartners beinhaltet Verwandte in auf- oder der Gesundheit ihres Kindes einen dreitägigen Ur-
absteigender Linie (hauptsächlich die Eltern und laub nehmen können, um dringende Massnah-
die Kinder) und die Geschwister. Hinzu kommen men zu ergreifen, und anschließend Anspruch auf
die Ehegattin beziehungsweise der Ehegatte, die einen Langzeiturlaub haben, wenn die Bedingun-
Schwiegereltern, die eingetragene Partnerin be- gen von Artikel 329i OR erfüllt sind.
ziehungsweise der eingetragene Partner, sowie
die Lebenspartnerin oder der Lebenspartner, die
oder der mit dem Arbeitnehmer oder der Arbeit-
nehmerin seit mindestens fünf Jahren einen ge-
meinsamen Haushalt führt.

Für die Betreuung eines Kindes beträgt die Dauer


des Urlaubs höchstens 3 Arbeitstage pro Ereignis
(Krankheit oder Unfall). Für die Betreuung ande-
rer nahestehende Personen beträgt die Dauer des
Anspruchs auf Urlaub ebenfalls 3 Tage pro Ereig-
nis, aber der Anspruch auf Urlaub ist auf maximal
10 Tage pro Jahr begrenzt. Innerhalb dieser Ober-
grenzen können mehrere nahestehende Personen
innerhalb eines Jahres betreut werden. Die Pflege-
bedürftigkeit der zu betreuenden Person muss mit
einem ärztlichen Zeugnis belegt werden.

036 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
IV. Sonderschutzvorschriften ArG Art. 36a
4. Andere Gruppen von Arbeitnehmern
Art. 36a Andere Gruppen von Arbeitnehmern

Artikel 36a

Andere Gruppen von Arbeitnehmern


Durch Verordnung kann die Beschäftigung anderer Gruppen von Arbeitnehmern für beschwerliche
und gefährliche Arbeiten aus gesundheitlichen Gründen untersagt oder von besonderen Vorausset-
zungen abhängig gemacht werden.

Allgemeines mungen können sich beispielsweise für behin-


derte oder ältere Arbeitnehmer und Arbeitneh-
Dieser Artikel enthält eine Verordnungskomp-
merinnen aufdrängen. Auch biologische Gründe,
etenz, wonach beschwerliche und gefährliche wie Bestimmungen zur Erhaltung der Fruchtbar-
Arbeiten für bestimmte Gruppen von Arbeitneh- keit von Frauen und Männern, können einen be-
mern und Arbeitnehmerinnen aus gesundheitli- sonderen Schutz rechtfertigen. Dabei geht es zum
chen Gründen untersagt oder von besonderen Vo- Beispiel um den Schutz von Frauen, für die eine
raussetzungen abhängig gemacht werden kann. mögliche Schwangerschaft nicht ausgeschlossen
Gemeint sind zusätzliche Gruppen von Arbeitneh- werden kann. Es gibt Risiken für das keimende Le-
mern und Arbeitnehmerinnen neben jugendlichen ben, die gerade in der Frühzeit einer Schwanger-
Beschäftigten sowie schwangeren Frauen und stil- schaft schwer wiegende Folgen haben können; in
lenden Müttern, für die diese Möglichkeit bereits einer Zeit also, in der die Frauen oft noch gar nicht
in Artikel 29, Absatz 3 bzw. in Artikel 35, Absatz 2 wissen, dass sie schwanger sind.
ArG vorgesehen ist. Solche Sonderschutzbestim-

SECO, November 2006 036a - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
V. Betriebsordnung ArG Art. 37
Art. 37 Aufstellung

Artikel 37

Aufstellung
1
Für industrielle Betriebe ist eine Betriebsordnung aufzustellen.
2
Durch Verordnung kann die Aufstellung einer Betriebsordnung auch für nicht-industrielle Betriebe
vorgeschrieben werden, soweit die Art des Betriebes oder die Zahl der Arbeitnehmer dies recht-
fertigen.
3
Andere nicht-industrielle Betriebe können nach Massgabe der Vorschriften dieses Abschnittes
freiwillig eine Betriebsordnung aufstellen.
4
Die Betriebsordnung wird zwischen dem Arbeitgeber und einer von den Arbeitnehmern frei ge-
wählten Vertretung schriftlich vereinbart oder vom Arbeitgeber nach Anhören der Arbeitnehmer
erlassen.

Allgemeines en zur Festlegung eines industriellen Betriebs un-


ter Art. 5 ArG). Nur industrielle Betriebe sind zur
Eine Betriebsordnung umfasst verschiedene An-
Aufstellung einer Betriebsordnung verpflichtet.
weisungen der Geschäftsleitung zu den Punkten
Der Grund liegt darin, dass die Arbeitsmethoden
• Gesundheitsschutz und Unfallverhütung (Ver- in diesen Betrieben oft mit einem erhöhten Unfall-
pflichtungen der AN, Verwendung von risiko verbunden sind und in der Betriebsordnung
Schutzausrüstung, Verhalten und Meldung bei hauptsächlich Bestimmungen aufgeführt werden,
Vorkommnissen und Unfällen, etc.) die sich auf den Schutz der Arbeitnehmer und Ar-
• Verhalten im Betrieb beitnehmerinnen und auf die Unfallprävention
• Ordnung im Betrieb beziehen.
• Sanktionen
Diese Regeln werden auf wenigen Seiten zusam- Absatz 2
mengefasst, damit ein Überblick auf einfache Wei-
Dieser Absatz lässt die Möglichkeit offen, die Auf-
se möglich ist und die Mitarbeitenden die Regeln
stellung einer Betriebsordnung auch für Unter-
nicht an verschiedensten Orten zusammensu-
nehmen vorzuschreiben, die die Unterstellungsk-
chen müssen. Das Schreiben soll so gestaltet sein,
riterien für industrielle Betriebe nach Artikel 5 ArG
dass es z.B. am Anschlagbrett ausgehängt wer-
nicht erfüllen. Diese Massnahme drängt sich bei-
den kann. Sein Text muss von den Mitarbeitenden
spielsweise dann auf, wenn betriebliche Umstän-
leicht gelesen und verstanden werden können.
de die breite Information der Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen erfordern, etwa in Bezug auf
Schutzmassnahmen am Arbeitsplatz. Solche Infor-
Absatz 1 mationen werden am besten in einer Betriebsord-
Als industrieller Betrieb gilt ein Betrieb, der Ge- nung festgehalten. Von dieser Möglichkeit wurde
genstand eines Unterstellungsverfahrens nach jedoch bis heute in der ArGV 1 noch nie Gebrauch
den in der Verordnung 4 zum Arbeitsgesetz vor- gemacht.
gesehenen Abläufen war (siehe dazu die Kriteri-

SECO, November 2006 037 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 37 ArG V. Betriebsordnung
Art. 37 Aufstellung

Absatz 3 der Betriebsordnung. Wenn der Arbeitgeber allein


über die Betriebsordnung entscheidet, so muss
Im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen steht er lediglich dem Anspruch auf Anhörung der Ar-
es den Betrieben frei, sich einer Betriebsordnung beitnehmer und Arbeitnehmerinnen nach Art. 48
zu unterstellen. Mit einer Betriebsordnung kön- ArG genügen. Die Arbeitgeber sind rechtlich nicht
nen den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen verpflichtet, die Betriebsordnung den Wünschen
insbesondere auch Weisungen erteilt werden (Art. der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen anzu-
321d Obligationenrecht). Der vorliegende Absatz passen. Dennoch liegt es in ihrem Interesse, deren
soll die Betriebe dazu ermuntern, die Aspekte der Anliegen zu berücksichtigen, damit die Betriebs-
Gesundheit und der Sicherheit am Arbeitsplatz ordnung auch besser eingehalten wird. Die Erar-
zu regeln und die Arbeitnehmer und Arbeitneh- beitung der Betriebsordnung unter Mitwirkung
merinnen dafür zu sensibilisieren. aller Angestellten des Betriebs ist grundsätzlich
möglich, aber nur schwer realisierbar. Eine praxis-
nahe Lösung ist die Wahl einer Arbeitnehmerver-
Absatz 4 tretung, die mit dem Arbeitgeber eine Betriebs-
Die Artikel 67 und 68 ArGV 1 regeln den Erlass ordnung vereinbart. Bei der Wahl der Arbeitneh-
der Betriebsordnung. Die gleichen Modalitäten mervertretung sind die Bestimmungen des Mit-
gelten im Übrigen auch im Falle einer Änderung wirkungsgesetzes zu berücksichtigen.

037 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
V. Betriebsordnung ArG Art. 38
Art. 38 Inhalt

Artikel 38

Inhalt
1
Die Betriebsordnung hat Bestimmungen über den Gesundheitsschutz und die Unfallverhütung und,
soweit notwendig, über die Ordnung im Betrieb und das Verhalten der Arbeitnehmer im Betrieb
aufzustellen; Ordnungsstrafen sind nur zulässig, wenn sie in der Betriebsordnung angemessen ge-
regelt sind.
2
Die vereinbarte Betriebsordnung kann auch andere Bestimmungen enthalten, die das Verhältnis
zwischen dem Arbeitgeber und den Arbeitnehmern betreffen, jedoch nur soweit, als ihr Gegen-
stand in dem Bereich, dem der Betrieb angehört, nicht üblicherweise durch Gesamtarbeitsvertrag
oder durch andere kollektive Vereinbarung geregelt wird.
3
Der Inhalt der Betriebsordnung darf dem zwingenden Recht und den für den Arbeitgeber verbind-
lichen Gesamtarbeitsverträgen nicht widersprechen.

Absatz 1 Die Ordnungsstrafen nach Arbeitsgesetz sind eine


Art Konventionalstrafe. Die Arbeitnehmerseite ist
Die Betriebsordnungspflicht gilt in erster Linie für
ihnen automatisch unterstellt, wenn sie ein Ar-
industrielle Betriebe, in denen das Arbeiten mit
beitsverhältnis eingeht, da diese Strafen aus dem
Gefahren verbunden ist. Die Betriebsordnung soll
Arbeitsrecht hervorgehen. Folglich müssen die
hauptsächlich dazu beitragen, die Arbeitnehmer
Strafen genügend klar definiert sein und dem Ver-
und Arbeitnehmerinnen für die Gesundheit und
hältnismässigkeitsprinzip entsprechen. Der Arbeit-
die Unfallprävention zu sensibilisieren. Sie soll zu-
geber hat die strafrechtlichen Verfahrensgrund-
dem in klaren Weisungen vermitteln, wie die Ar-
sätze zu beachten (z.B. rechtliches Gehör).
beit zu verrichten ist und wie Maschinen, Werk-
Die Strafe muss der Verbesserung des Gesund-
zeuge und Schutzeinrichtungen zu verwenden
heitsschutzes und der Arbeitssicherheit förderlich
sind. Die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
sein und darf nicht zur Bereicherung des Arbeit-
sollen auch sensibilisiert werden für richtiges Ver-
gebers dienen.
halten bei drohender Gefahr. Strafen können als
effizientes Mittel eingesetzt werden, um Ziel und
Zweck der Betriebsordnung zu erreichen und sie
können die Arbeitnehmenden dazu bringen, ih-
Absatz 2
ren Pflichten bezüglich der Arbeitssicherheit nach- Die Betriebsordnung kann nur mit dem Einver-
zukommen (z.B. Helmpflicht). Solche Ordnungs- ständnis der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
strafen im Sinne des vorliegenden Artikels können nen erlassen werden, wenn sie zusätzlich Vorga-
Bussen, Lohnkürzungen, Nachholarbeit usw. sein. ben zu Arbeitsaspekten festhält, die gewöhnlich
Sie sind von den allgemeinen Strafen zu unter- in einem Arbeitsvertrag geregelt sind und die
scheiden, die der Arbeitgeber gestützt auf den nicht mit dem entsprechenden Wortlaut in den
Arbeitsvertrag auferlegen kann. Solche allgemei- Arbeitsverträgen der Beschäftigten übereinstim-
nen Strafen sind z.B. die Kündigung des Arbeits- men. Solche Vorgaben beziehen sich z.B. auf die
vertrags oder eine Forderung auf Grund eines von Erwerbsersatzversicherung, die Prämien, den Feri-
einem Arbeitnehmer oder einer Arbeitnehmerin enanspruch oder die Bezahlung von Überstunden.
verursachten Schadens. Die Betriebsordnung wird in solchen Fällen zu ei-

SECO, November 2006 038 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 38 ArG V. Betriebsordnung
Art. 38 Inhalt

ner Art internem Gesamtarbeitsvertrag, der nicht texte darf eine Betriebsordnung nur zu Gunsten
unilateral vom Arbeitgeber abgeschlossen werden der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen davon
kann. abweichen. Diese Anmerkung gilt auch für die
Regelungen zu den «privaten» Aspekten des Ver-
trags: So darf die Betriebsordnung nicht von den
Absatz 3
zwingenden Vorschriften des Obligationenrechts,
Die Betriebsordnung ist zunächst dazu da, die Si- des Arbeitsgesetzes oder eines für das Unterneh-
cherheits- und Gesundheitsnormen des Arbeits- men oder die Branche geltenden Gesamtarbeits-
gesetzes und allenfalls der Verordnung über die vertrags zu Ungunsten der Arbeitnehmenden
Verhütung von Unfällen zu konkretisieren. Auf abweichen; auch dann nicht, wenn diese der Be-
Grund der Verbindlichkeit dieser beiden Gesetzes- triebsordnung zugestimmt haben.

038 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
V. Betriebsordnung ArG Art. 39
Art. 39 Kontrolle, Wirkungen

Artikel 39

Kontrolle, Wirkungen
1
Die Betriebsordnung ist der kantonalen Behörde zuzustellen; stellt diese fest, dass Bestimmungen
der Betriebsordnung mit den Vorschriften dieses Gesetzes nicht übereinstimmen, so ist das Verfah-
ren gemäss Artikel 51 durchzuführen.
2
Nach der Bekanntgabe im Betrieb ist die Betriebsordnung für den Arbeitgeber und für die Arbeit-
nehmer verbindlich.

Absatz 1 nicht davon abhalten, allfällige Widersprüche zwi-


schen der Betriebsordnung und den verbindlichen
Die Betriebsordnung ist ein normatives Instru-
Vorschriften, die sich nicht aus dem Arbeitsgesetz
ment. Sie sorgt in erster Linie dafür, dass der ge-
ergeben, zu melden. Die Meldung hätte jedoch
setzlich vorgeschriebene Gesundheitsschutz der
nur konsultativen Charakter und könnte kein be-
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in die Pra-
hördliches Verfahren nach sich ziehen.
xis umgesetzt wird, indem verschiedene Massnah-
Wenn die Betriebsordnung nicht dem Arbeitsge-
men angeordnet werden (siehe Kommentar Art.
setz entspricht, setzt die kantonale Behörde eine
38 ArG). Die Regeln in der Betriebsordnung müs-
Frist, in welcher der Arbeitgeber die Betriebsord-
sen deshalb mit den Vorschriften des Arbeitsgeset-
nung gesetzeskonform ausgestalten muss (siehe
zes und der Verordnungen übereinstimmen. Die
Kommentar Artikel 51 und 52 ArG).
kantonalen Vollzugsbehörden des Arbeitsgesetzes
kontrollieren, ob die Bestimmungen der Betriebs-
ordnung das geltende Recht einhalten und ob all-
fällige Ordnungsstrafen angemessen festgesetzt
Absatz 2
wurden. Artikel 38 Absatz 3 ArG sieht zwar vor, Nach der behördlichen Kontrolle der Betriebsord-
dass der Inhalt der Betriebsordnung dem zwingen- nung wird diese an einem gut sichtbaren Ort im
den Recht und den für die Arbeitgeber verbindli- Betrieb aufgehängt oder direkt an die Arbeitneh-
chen Gesamtarbeitsverträgen nicht widersprechen mer und Arbeitnehmerinnen verteilt. Da es sich
darf. Es ist aber nicht Aufgabe der Behörden, die bei der Betriebsordnung um ein normatives Instru-
Zweckmässigkeit oder gar die Richtigkeit der Re- ment handelt, können die betroffenen Parteien
geln zu prüfen, die in einen anderen Bereich als gerichtlich für den Vollzug sorgen. Für Forderun-
denjenigen des Arbeitsgesetzes fallen (nicht dazu gen, die sich aus der Betriebsordnung ergeben,
gehören z.B. eine vertraglich vereinbarte Betriebs- die aber nicht unter das Arbeitsgesetz fallen, sind
ordnung, das Salär, Versicherungen). Dies soll die die Zivilgerichte (Arbeitsgerichte) zuständig.
mit der Kontrolle beauftragte Behörde allerdings

SECO, November 2006 039 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 40
1. Durchführungsbestimmungen
Art. 40 Bundesrat

Artikel 40

Bundesrat
1
Der Bundesrat ist zuständig zum Erlasse
a. von Verordnungsbestimmungen in den vom Gesetz ausdrücklich vorgesehenen Fällen;
b. von Ausführungsbestimmungen zur nähern Umschreibung einzelner Vorschriften des Gesetzes;
c. von Verwaltungsbestimmungen für die Vollzugs- und Aufsichtsbehörden.
2
Vor dem Erlasse von Bestimmungen gemäss Absatz 1 Buchstaben a und b sind die Kantone, die Eid-
genössische Arbeitskommission und die zuständigen Organisationen der Wirtschaft anzuhören.

Allgemeines zesvertretenden Verordnungen wird dem Bundes-


rat die rechtspolitische Entscheidung überlassen
Im vorliegenden Artikel wird der Bundesrat dazu
oder mit anderen Worten: Sie wird an ihn in den
ermächtigt, auf dem Gebiet des Arbeitsgesetzes
folgenden Artikeln delegiert.
zwei Arten von Rechtssätzen (Verordnungen) zu
erlassen. Es sind dies die gesetzesvertretenden Ver- Art. 2 Abs. 2
ordnungen und die Vollziehungsverordnungen. Gleichstellung der öffentlichen Anstalten mit den
Der Bundesrat hat von seiner Befugnis verschie- Verwaltungen und Bezeichnung der öffentlichen
dentlich Gebrauch gemacht. Die Erlasse enthal- Betriebe, auf die das ArG anwendbar ist.
ten Vorschriften unterschiedlicher Art: Die ArGV Art. 2 Abs. 3
1 betrifft die nähere Ausgestaltung der allgemein Auf Betriebe mit überwiegender gärtnerischer
anwendbaren Normen. Die ArGV 2, die sich auf Produktion, die Lehrlinge ausbilden, können ein-
Artikel 27 ArG stützt, enthält gesetzesvertretende zelne Bestimmungen des Gesetzes anwendbar er-
Arbeits- und Ruhezeitvorschriften für verschiede- klärt werden.
ne Gruppen von Betrieben sowie Arbeitnehmern
und Arbeitnehmerinnen. Die ArGV 3 regelt die Art. 4 Abs. 3
Massnahmen, die in allen dem Arbeitsgesetz un- Auf jugendliche Familienmitglieder, die in Fami-
terstellten Betrieben für den Gesundheitsschutz lienbetrieben beschäftigt sind, können einzelne
zu treffen sind. Die ArGV 4 formuliert die beson- Vorschriften des Gesetzes anwendbar erklärt wer-
deren Anforderungen an den Bau und die Einrich- den.
tung von Betrieben, die dem Plangenehmigungs- Art. 9 Abs. 3
verfahren unterstellt sind. Für bestimmte Gruppen von Betrieben oder Ar-
beitnehmende kann die wöchentliche Höchstar-
beitszeit zeitweise um höchstens vier Stunden ver-
Absatz 1 längert werden.
Buchstabe a: Art. 24 Abs. 5
In verschiedenen Artikeln werden der Exekutive Unter welchen zusätzlichen Voraussetzungen und
wichtige Gegenstände zur Regelung überlassen, wie weit bei ununterbrochenen Betrieb die täg-
so dass die entsprechenden Verordnungen geset- liche und wöchentliche Höchstarbeitszeit verlän-
zesvertretende Funktion erhalten. Mit den geset- gert und die Ruhezeit anders verteilt werden kann.

SECO, November 2006 040 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes
Art. 40 ArG
1. Durchführungsbestimmungen
Art. 40 Bundesrat

Art. 26 Abs. 2 Art. 35 Abs. 2


Die wöchentliche Höchstarbeitszeit kann für be- Die Beschäftigung schwangerer Frauen und stil-
stimmte Gruppen von Betrieben oder Arbeitneh- lender Mütter kann geregelt werden.
mern verkürzt werden.
Art. 36a
Art. 27 Die Beschäftigung anderer Gruppen von Arbeit-
Sonderbestimmungen für bestimmte Gruppen nehmern für beschwerliche und gefährliche Ar-
von Betrieben oder Arbeitnehmerinnen und Ar- beiten kann geregelt werden.
beitnehmern (Grundlage der ArGV 2).
Art. 37 Abs. 2
Art. 29 Abs. 3 Die Aufstellung einer Betriebsordnung kann auch
Die Verwendung Jugendlicher für bestimmte Ar- für nicht-industrielle Betriebe vorgeschrieben wer-
beiten kann zum Schutze von Leben und Gesund- den.
heit oder zur Wahrung der Sittlichkeit untersagt
Buchstabe b:
oder von besonderen Voraussetzungen abhängig
Verschiedene Vorschriften des Gesetzes sehen
gemacht werden.
vor, dass die nähere Umschreibung eines Gegen-
Art. 29 Abs. 4 stands in einer Ausführungsbestimmung geregelt
Bei der Einstellung eines Jugendlichen hat der Ar- wird. Die rechtspolitische Entscheidung ist bereits
beitgeber einen Altersausweis zu verlangen. Zu- im Gesetz getroffen worden und wird nicht dem
sätzlich kann bestimmt werden, dass ausserdem Bundesrat überlassen (z.B. Art. 9 Abs. 3 ArG).
ein ärztliches Zeugnis beizubringen ist.
Buchstabe c:
Art. 30 Abs. 2 Verwaltungsverordnungen werden mit verschie-
Welche Gruppen von Betrieben oder Arbeitneh- denen Namen bezeichnet: Verwaltungsvorschrif-
mern sowie unter welchen Voraussetzungen Ju- ten, Verwaltungsweisungen usw. Sie enthalten
gendliche über 13 Jahren und unter 15 Jahren be- Vorschriften, die sich an Vollzugs- und Aufsichts-
schäftigt werden dürfen. behörden wenden und die Rechtsstellung des Bür-
gers und der Bürgerin nicht direkt betreffen.
Art. 30 Abs. 3
Bemächtigung der Kantone, wo die Schulpflicht
mit 15 Jahren endet, unter besonderen Vorausset-
zungen Ausnahmen zu bewilligen.
Absatz 2
Vor dem Erlass von Bestimmungen im Sinne von
Art. 31 Abs. 4
Absatz 1 sind nicht nur die Kantone, wie im Ver-
Ausnahmen vom Beschäftigungsverbot Jugendli-
nehmlassungsverfahren des Bundes vorgesehen,
cher während der Nacht oder an Sonntagen kön-
sondern auch die Eidgenössische Arbeitskommis-
nen vorgesehen werden.
sion und die Arbeitnehmer- und Arbeitgeberver-
bände anzuhören.

040 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes
ArG Art. 41
2. Aufgaben und Organisation der Behörden
Art. 41 Kantone

Artikel 41

Kantone
1
Der Vollzug des Gesetzes und der Verordnungen obliegt, unter Vorbehalt von Artikel 42, den
Kantonen. Diese bezeichnen die zuständigen Vollzugsbehörden und eine kantonale Rekursbehörde.
2
Die Kantone erstatten dem Bundesrat nach Ablauf jedes zweiten Jahres Bericht über den Vollzug.
3
Bestehen Zweifel über die Anwendbarkeit des Gesetzes auf einzelne nicht-industrielle Betriebe
oder einzelne Arbeitnehmer in industriellen oder nicht-industriellen Betrieben, so entscheidet die
kantonale Behörde.

Allgemeines Absatz 2
Der Vollzug des Arbeitsgesetzes und seiner Ver- In Artikel 80 ArGV 1 wird im Detail ausgeführt,
ordnungen obliegt den Kantonen. Der Bund übt was die Kantone dem Bundesrat bzw. dem Bun-
die Oberaufsicht über den Vollzug aus. Darüber desamt mitzuteilen haben. Sie erstatten vor allem
hinaus obliegt ihm der Vollzug in den vom Gesetz Bericht über ihre Vollzugstätigkeit. So müssen die
ausdrücklich vorgesehenen Fällen (z.B. Bewilligun- bezeichneten Vollzugs- und Rekursbehörden bei-
gen für dauernde Nacht- und Sonntagsarbeit) und spielsweise aufführen, welche Feiertage sie den
in den Betrieben des Bundes. Sonntagen gleichgestellt haben oder sie müssen
über allfällige auf das Gesetz gestützte kantonale
Vollzugsregelungen informieren (vgl. Kommentar
Absatz 1 Art. 80 ArGV 1).
Der Vollzug des Arbeitsgesetzes wird den Kanto-
nen überlassen. Damit wird eine Verwaltungsauf-
gabe des Bundes delegiert. Bindeglied zwischen
Absatz 3
Kantonen und Bund ist die Aufsicht, die vom Die Kantone verfügen über die Anwendbarkeit
Bund gegenüber den Kantonen ausgeübt wird. des Gesetzes auf einzelne nicht-industrielle Betrie-
Die Aufgaben der Kantone sind in Artikel 79 Ab- be oder auf einzelne Arbeitnehmer oder Arbeit-
satz 1 und 2 ArGV 1 aufgelistet (vgl. auch Kom- nehmerinnen in industriellen oder nicht-industri-
mentar dazu). ellen Betrieben.
Die Kantone müssen besondere Behörden mit
dem Vollzug betrauen und Rekursinstanzen ein-
setzen, die Beschwerden gegen kantonale Verfü-
gungen oder Anordnungen behandeln. Massge-
bend für die Zuständigkeit bestimmter Kantone
ist der Standort des Betriebs, des festen Arbeits-
platzes oder der Wohnsitz des Betriebsinhabers
oder der Betriebsinhaberin bzw. der Firmensitz.

SECO, November 2009 041 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 42
2. Aufgaben und Organisation der Behörden
Art. 42 Bund

Artikel 42

Bund
1
Der Bund übt die Oberaufsicht über den Vollzug des Gesetzes und der Verordnungen durch die
Kantone aus. Er kann den kantonalen Vollzugsbehörden Weisungen erteilen.
2
Dem Bund obliegen ferner die Vollzugsmassnahmen, für die ihn das Gesetz ausdrücklich als zu-
ständig erklärt, so wie der Vollzug des Gesetzes und der Verordnungen in den Betrieben des Bun-
des im Sinne von Artikel 2 Absatz 2.
3
Die Aufgaben des Bundes im Sinne der Absätze 1 und 2 obliegen dem Bundesamt, soweit sie nicht
dem Bundesrat oder dem Eidgenössische Departement für Wirschaft, Bildung und Forschung vor-
behalten bleiben.
4
Für die Durchführung seiner Aufgaben stehen dem Bundesamt die Eidgenössischen Arbeits-
inspektorate und der Arbeitsärztliche Dienst zur Verfügung. Es kann ferner besondere Fachinspek-
torate oder Sachverständige heranziehen.

Absatz 1 Absatz 2
Bund und Kantone teilen sich in der Durchfüh- Die strikte Trennung von Vollzug und Oberauf-
rung des ArG. Während die Kantone für den ei- sicht wird in einigen Bereichen durchbrochen. So
gentlichen Vollzug verantwortlich sind (vgl. Art. weist das ArG dem Bund neben der Oberaufsicht
41 ArG), obliegen dem Bund in erster Linie Auf- auch gewisse direkte Vollzugsaufgaben zu. So ist
gaben im Bereich der Oberaufsicht. der Bund insbesondere direkt zuständig für die Er-
Die Verordnung 1 zum ArG schafft unter anderem teilung der Arbeitszeitbewilligungen für dauernde
die gesetzliche Grundlage für die Organisation oder regelmässig wiederkehrende Arbeitseinsätze
und Zusammenarbeit zwischen Bund und Kanto- sowie für den Vollzug des Gesetzes in den Ver-
nen im Bereich des Arbeitnehmerschutzes. In die- waltungen und Betrieben des Bundes. Dem Bund
sem Zusammenhang haben das SECO und die zu- obliegen Vollzugsaufgaben allerdings nur, sofern
ständigen kantonalen Vollzugsbehörden des ArG und soweit das ArG dies ausdrücklich vorsieht. In
gemeinsam ein Konzept für ihre künftige Zusam- allen anderen Fällen sind jeweils immer die Kanto-
menarbeit erarbeitet. Im Vordergrund steht eine ne zuständig.
möglichst klare Trennung zwischen Vollzug und
Aufsicht. Der Vollzug soll im Wesentlichen bei den Absatz 3
Kantonen liegen, während sich der Bund auf die
Oberaufsicht und die zentralen Steuerungsaufga- Die Aufsichts- und Vollzugsaufgaben des Bundes
ben konzentriert. Vergleiche dazu den Kommen- werden vom SECO wahrgenommen. Zum Aufga-
tar zu Artikel 75 ArGV 1. benbereich des SECO gehören u. a. die Oberaufsicht
In Ausübung seiner Oberaufsicht ist der Bund be- über den Gesetzesvollzug, der Vollzug des Arbeits-
fugt, den kantonalen Vollzugsbehörden verbind- gesetzes und seiner Verordnungen in den dem Ar-
liche Weisungen zu erteilen. Solche Weisungen beitsgesetz unterstellten Bundesbetrieben, die Er-
zielen im Wesentlichen darauf ab, eine gesamt- teilung von Weisungen an die kantonalen Vollzugs-
schweizerisch einheitliche Vollzugspraxis sicher- und Aufsichtsbehörden über die Anwendung des
zustellen. Gesetzes sowie der Erlass aller Einzelverfügun-
gen, die in die Zuständigkeit des Bundes fallen.

SECO, März 2013 042 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 42 ArG VI. Durchführung des Gesetzes
2. Aufgaben und Organisation der Behörden
Art. 42 Bund

Absatz 4 tungsbereichs gehört auch die Erteilung der Ar-


Innerhalb des SECO ist der Leistungsbereich Ar- beitszeitbewilligungen für dauernde oder regel-
beitsbedingungen die Fachstelle des Bundes für mässig wiederkehrende Arbeitseinsätze.
den Arbeitnehmerschutz. Ihm obliegen, nebst ar- Die in Absatz 4 erwähnten Bundesstellen sind
beitsrechtlichen Aufgaben, die eigentlichen Auf- Teil des Leistungsbereichs Arbeitsbedingungen
sichts- und Vollzugsaufgaben im Bereich des Ge- des SECO. Die Aufgaben des im Gesetz erwähn-
sundheitsschutzes nach Arbeitsgesetz und dessen ten Arbeitsärztlichen Dienstes werden im Ressort
Verordnungen 1 bis 5 sowie der Arbeitssicherheit «Grundlagen Arbeit und Gesundheit» wahrge-
nach UVG/VUV. Zu den Kernaufgaben des Leis- nommen.

Bereichsleitung Querschnittsaufgaben
und Projekte

Arbeitnehmerschutz Chemikalien und Arbeit

Grundlagen Arbeit und Gesundheit Produktesicherheit

Eidgenössische Arbeitsinspektion

Abbildung 042-1: Organigramm des Leistungsbereichs Arbeitsbedingungen

042 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 43
2. Aufgaben und Organisation der Behörden
Art. 43 Arbeitskommission

Artikel 43

Arbeitskommission
1
Der Bundesrat bestellt eine Eidgenössische Arbeitskommission aus Vertretern der Kantone und
wissenschaftlichen Sachverständigen, aus Vertretern der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände
in gleicher Zahl sowie aus Vertretern weiterer Organisationen.
2
Die Arbeitskommission begutachtet zuhanden der Bundesbehörden Fragen der Gesetzgebung
und des Vollzugs. Sie ist befugt, von sich aus Anregungen zu machen.

Allgemeines Absatz 1
Die Eidgenössische Arbeitskommission ist eine Die Anzahl Mitglieder sowie die prozentuale Ver-
ausserparlamentarische Kommission. Als ein vom teilung der Vertreter und Vertreterinnen werden
Bund eingesetztes Gremium erfüllt sie öffentliche in Artikel 81 Absatz 1 ArGV 1 festgelegt.
Aufgaben für Bundesrat und Verwaltung. Zu Han-
den der Bundesbehörden begutachtet sie Fragen
der Gesetzgebung und des Vollzugs des Arbeitsge- Absatz 2
setzes. Im Vordergrund stehen Ergänzungen oder
Änderungen des Gesetzes oder der Verordnun- Das für das Arbeitsgesetz zuständige Bundesamt
gen. Die Begutachtung von Fragen des Vollzugs erarbeitet Entwürfe für Gesetzesrevisionen oder
umfasst alle Fragen zur Anwendung des Arbeits- dazugehörende Verordnungen. Diese werden in
gesetzes und zu den Durchführungsbestimmun- der Arbeitskommission zu Handen des Parlaments
gen, die die Bundesbehörde der Kommission zur (in Bezug auf das Gesetz) oder des Bundesrats (in
Behandlung unterbreitet oder deren Behandlung Bezug auf Verordnungen) begutachtet.
von der Kommission selbst beschlossen wird.

SECO, November 2006 043 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes
ArG Art. 44
2. Aufgaben und Organisation der Behörden
Art. 44 Schweigepflicht

Artikel 44

Schweigepflicht
1
Personen, die mit Aufgaben nach diesem Gesetz betraut sind oder dabei mitwirken, sind
verpflichtet, über Tatsachen, die ihnen bei ihrer Tätigkeit zur Kenntnis gelangen, gegenüber Drit-
ten Stillschweigen zu bewahren.
2
Die mit der Aufsicht und dem Vollzug dieses Gesetzes betrauten kantonalen Behörden und das
Bundesamt unterstützen sich gegenseitig in der Erfüllung ihrer Aufgaben; sie erteilen einander die
benötigten Auskünfte kostenlos und gewähren auf Verlangen Einsicht in amtliche Akten. Die in
Anwendung dieser Vorschrift gemeldeten oder festgestellten Tatsachen unterliegen der Schweige-
pflicht nach Absatz 1.

Absatz 1 Absatz 2
Der Schweigepflicht unterstehen alle Personen, Zwischen Personen, die mit Vollzug und Aufsicht
die mit Aufgaben betraut sind, die sich aus dem im Zusammenhang mit dem Arbeitsgesetz betraut
Arbeitsgesetz ergeben. Ausschlaggebend dafür sind, wird das Prinzip der Schweigepflicht durch-
ist nicht die Art des Dienstverhältnisses, sondern brochen: Sie dürfen einander die für die Erfüllung
die Funktion, die die Personen ausüben. Ferner ihrer Aufgabe benötigten Auskünfte erteilen. Auf
unterstehen der Schweigepflicht alle beigezoge- Verlangen können sie einander Akteneinsicht ge-
nen Personen wie Sachverständige, Experten und währen. Im Sinne der gegenseitigen Unterstüt-
Expertinnen oder Mitarbeitende anderer Amts- zung sind Auskunftserteilung und Akteneinsicht
stellen. Nach Artikel 82 Absatz 2 ArGV 1 müs- kostenlos. Die gemeldeten oder festgestellten
sen alle betroffenen Personen schriftlich auf ihre Tatsachen unterstehen wiederum der Schweige-
Schweigepflicht aufmerksam gemacht werden. pflicht nach Absatz 1 des vorliegenden Artikels.
Die Schweigepflicht gilt auch für die Mitglieder
der Eidgenössischen Arbeitskommission. Sie dür-
fen zwar die jeweiligen Fragen mit ihren Verbän-
den besprechen, ohne jedoch bestimmte Betriebe
identifizierbar zu machen. Den Mitgliedern ist es
zudem nicht erlaubt, konkrete Fragestellungen an
die Öffentlichkeit zu tragen, bevor der Bundesrat
oder das Eidgenössisches Departement für Wirt-
schaft, Bildung und Forschung offiziell dazu Stel-
lung genommen hat.
Die Schweigepflicht umfasst alles, was die schwei-
gepflichtige Person in Ausübung ihrer Aufgaben
oder auch zufällig erfährt und das als vertraulich
erkennbar ist.

SECO, März 2013 044 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 44a
2. Aufgaben und Organisation der Behörden
Art. 44a Datenbekanntgabe

Artikel 44a

Datenbekanntgabe
1
Das Bundesamt oder die zuständige kantonale Behörde kann auf begründetes schriftliches Gesuch
hin Daten bekannt geben an:
a. die Aufsichts- und Vollzugsbehörde über die Arbeitssicherheit nach dem Bundesgesetz vom
20. März 1981 über die Unfallversicherung, sofern diese die Daten zur Erfüllung ihrer Aufgaben
benötigt;
b. Gerichte und Strafuntersuchungsbehörden, sofern es die Ermittlung eines rechtlich relevanten
Sachverhaltes erfordert;
c. Versicherer, sofern es die Abklärung eines versicherten Risikos erfordert;
d. den Arbeitgeber, sofern die Anordnung personenbezogener Massnahmen nötig wird;
e. die Organe des Bundesamtes für Statistik, sofern diese die Daten zur Erfüllung ihrer Aufgaben
benötigen.
2
An andere Behörden von Bund, Kantonen und Gemeinden oder an Dritte dürfen Daten auf be-
gründetes schriftliches Gesuch hin bekannt gegeben werden, wenn die betroffene Person schrift-
lich eingewilligt hat oder die Einwilligung nach den Umständen vorausgesetzt werden darf.
3
Zur Abwendung einer Gefahr für Leben oder Gesundheit der Arbeitnehmer oder von Dritten können
Daten ausnahmsweise bekannt gegeben werden.
4
Die Weitergabe von anonymisierten Daten, die namentlich der Planung, Statistik oder Forschung
dienen, kann ohne Zustimmung der betroffenen Personen erfolgen.
5
Der Bundesrat kann eine generelle Bekanntgabe von nicht besonders schützenswerten Daten an
Behörden oder Institutionen vorsehen, sofern diese Daten für den Empfänger zur Erfüllung einer
gesetzlichen Aufgabe notwendig sind. Er kann zu diesem Zweck ein Abrufverfahren vorsehen.

Allgemeines Absatz 1
Als Personendaten werden nach Artikel 3 des Da- In diesem Absatz wird aufgezählt, welchen
tenschutzgesetzes (DSG) alle Angaben bezeich- Adressaten oder Adressatinnen auf Grund eines
net, die sich auf eine bestimmte Person beziehen. schriftlich begründeten Gesuchs Daten bekannt
Als besonders schützenswerte Personendaten gegeben werden dürfen. Die Aufzählung ist ab-
(vgl. Art. 83 ArGV 1) gelten Daten über schliessend.
• die religiösen, weltanschaulichen, politischen
oder gewerkschaftlichen Ansichten oder Tätig- Absatz 2
keiten
Anderen als den in Absatz 1 aufgeführten Be-
• die Gesundheit, die Intimsphäre oder die Rassen-
hörden dürfen Daten nur bekannt gegeben wer-
zugehörigkeit
den, wenn die betroffene Person ihr Einverständ-
• Massnahmen der sozialen Hilfe nis schriftlich erklärt hat. Nach Artikel 19 Absatz 1
• administrative oder strafrechtliche Verfolgungen Buchstabe b DSG dürfen Daten zudem bekannt
und Sanktionen gegeben werden, wenn auf Grund bestimmter

SECO, November 2006 044a - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 44a ArG VI. Durchführung des Gesetzes
2. Aufgaben und Organisation der Behörden
Art. 44a Datenbekanntgabe

Umstände eine Einwilligung vorausgesetzt wer- Absatz 4


den kann. Detaillierte Ausführungen dazu sind in
Art. 83 Abs. 4 ArGV 1 formuliert. Anonymisierte Daten können ohne Zustimmung
weitergegeben werden. Unter keinen Umständen
dürfen Rückschlüsse auf die betroffenen Personen
Absatz 3 gemacht werden können.

Artikel 13 Absatz 1 DSG hält fest, dass ein über-


wiegendes privates und öffentliches Interesse die
Absatz 5
Verletzung der Persönlichkeit bei Bekanntgabe von
Personendaten rechtfertigen können. Im vorliegen- Hier wird an den Bundesrat die Befugnis delegiert,
den Absatz wird diese Bestimmung konkretisiert: nicht besonders schützenswerte Daten an Behör-
Daten dürfen ausnahmsweise bekannt gegeben den weiterzugeben; dies wird in Artikel 84 Ab-
werden, wenn dadurch eine Gefahr für Leben oder satz 1 ArGV 1 ausgeführt.
Gesundheit von Arbeitnehmern, Arbeitnehmerin-
nen oder von Dritten abgewendet werden kann.

044a - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 44b
2. Aufgaben und Organisation der Behörden
Art. 44b Informations- und Dokumentationssysteme

Artikel 44b

Informations- und Dokumentationssysteme


1
Die Kantone und das Bundesamt führen zur Erfüllung der Aufgaben nach diesem Gesetz Informa-
tions- oder Dokumentationssysteme.
2
Die Informations- und Dokumentationssysteme können besonders schützenswerte Daten enthalten
über:
a. den Gesundheitszustand einzelner Arbeitnehmer im Zusammenhang mit den von diesem Ge-
setz und seinen Verordnungen vorgesehenen medizinischen Abklärungen, Risikoanalysen und
Gutachten;
b. Verwaltungs- und Strafverfahren nach diesem Gesetz.
3
Der Bundesrat bestimmt die Kategorien der zu erfassenden Daten und deren Aufbewahrungs-
dauer sowie die Zugriffs- und Bearbeitungsberechtigung. Er regelt die Zusammenarbeit mit den
beteiligten Organen, den Datenaustausch und die Datensicherheit.

Allgemeines Grund werden im vorliegenden Absatz die Daten


über den Gesundheitszustand einzelner Arbeit-
Nach Artikel 17 des Datenschutzgesetzes (DSG)
nehmer und Arbeitnehmerinnen erwähnt. Solche
dürfen Organe des Bundes Personendaten nur
Daten werden beispielsweise in Zusammenhang
dann bearbeiten, wenn dafür eine gesetzliche
mit den vom Gesetz vorgesehenen medizinischen
Grundlage besteht.
Abklärungen bearbeitet. Zudem werden im Ar-
beitsgesetz sowohl Verwaltungs- als auch Straf-
massnahmen vorgesehen, sodass in deren Zu-
Absatz 1 sammenhang besonders schützenswerte Daten
Mit dieser Bestimmung wird Bund und Kantonen bearbeitet werden müssen.
erlaubt, Informations- und Dokumentationssyste-
me zu führen.
Absatz 3
Bei den in diesem Absatz formulierten Bestimmun-
Absatz 2 gen handelt es sich um eine Delegationsnorm. Sie
Die Bearbeitung von besonders schützenswerten gibt dem Bundesrat die Kompetenz zur Regelung
Daten muss auch besonders strengen Anforderun- der Details in Zusammenhang mit den Informati-
gen genügen. So dürfen z.B. solche Daten nur be- ons- und Dokumentationssystemen (vgl. Art. 85
arbeitet werden, wenn ein formelles Gesetz dies bis 90 ArGV 1).
ausdrücklich vorsieht (Art. 17 DSG). Aus diesem

SECO, November 2006 044b - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 45
3. Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Art. 45 Auskunftspflicht

Artikel 45

Auskunftspflicht
1
Der Arbeitgeber und seine Arbeitnehmer sowie Personen, die im Auftrag des Arbeitgebers Aufga-
ben nach diesem Gesetz wahrnehmen, haben den Vollzugs- und Aufsichtsbehörden alle Auskünf-
te zu erteilen, die diese zur Erfüllung ihrer Aufgaben benötigen.
2
Der Arbeitgeber hat den Vollzugs- und Aufsichtsorganen den Zutritt zum Betriebe, die Vornahme
von Feststellungen und die Entnahme von Proben zu gestatten.

Allgemeines den Behörde Auskunft über Arbeitszeiten oder


Betriebsordnungen geben können. Auch die Ar-
Damit die Aufsichts- und Vollzugsorgane ihre Auf-
beitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind zur Aus-
gaben wahrnehmen können, sind sie auf Informa-
kunft verpflichtet. Die Auskunftserteilung an die
tionen angewiesen. Aus diesem Grund werden im
Behörden stellt keine Verletzung der Treuepflicht
vorliegenden Artikel Arbeitgeber- und Arbeitneh-
gegenüber dem Arbeitgeber dar.
merseite sowie Beauftragte der Arbeitgeber zur
Alle auskunftspflichtigen Personen müssen alle
Auskunftserteilung verpflichtet. Die Arbeitgeber
Fragen in Zusammenhang mit dem Vollzug des
haben zudem den Zutritt zum Betrieb zu gewäh-
Arbeitsgesetzes und seiner Verordnungen wahr-
ren. Dazu kommt die in Artikel 46 ArG festge-
heitsgetreu beantworten. Dies betrifft insbeson-
haltene Pflicht, Verzeichnisse und Unterlagen zur
dere Fragen zu Arbeits- und Ruhezeiten sowie
Einsicht bereitzustellen. Bei Nichterteilen der er-
Fragen zum Gesundheitsschutz.
forderlichen Auskünfte kann ein Verfahren nach
Artikel 51 ArG eingeleitet werden.
Absatz 2
Sinnvollerweise müssen die Arbeitgeber den kon-
Absatz 1
trollierenden Behörden den Zutritt zu ihren Betrie-
Die Auskunftspflicht gegenüber den Behörden ben ermöglichen. Von besonderer Bedeutung ist
besteht für den Arbeitgeber und für Personen, in diesem Zusammenhang, dass auch Proben ent-
die in seinem Auftrag Aufgaben im Rahmen des nommen und Feststellungen getroffen werden
Arbeitsgesetzes wahrnehmen. Damit werden dürfen. Im Hinblick auf den Gesundheitsschutz
auch Personen verpflichtet, die nicht in einem ar- und die Unfallverhütung ermöglicht dies, Proben
beitsrechtlichen Verhältnis zum Arbeitgeber oder von allfällig gesundheitsschädigenden Stoffen zu
zur Arbeitgeberin stehen. Das sind beispielswei- gewinnen, Emissionen zu messen sowie beson-
se Dritte, die für die Arbeitgeber Aufgaben in dere Gefahren im Zusammenhang mit der Verar-
Zusammenhang mit der Personaladministrati- beitung von im Betrieb verwendeten Stoffen und
on wahrnehmen und deshalb der kontrollieren- Substanzen festzustellen.

SECO, November 2006 045 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 46
3. Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Art. 46 Verzeichnisse und andere Unterlagen

Artikel 46

Verzeichnisse und andere Unterlagen


Der Arbeitgeber hat Verzeichnisse oder andere Unterlagen, aus denen die für den Vollzug des Ge-
setzes und der Verordnungen erforderlichen Angaben ersichtlich sind, den Vollzugs- und Aufsichts-
organen zur Verfügung zu halten.

Bei den erwähnten Verzeichnissen und Unterlagen terlagen enthalten sind und leicht vorgelegt wer-
handelt es sich insbesondere um Angaben über den können. Neue Organisationsformen mit elek-
die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen (Per- tronischer Datenverarbeitung dürfen die Überprü-
sonalverzeichnis und Altersausweis der jugend- fung der gesetzlichen Vorschriften durch die Kon-
lichen Beschäftigten), über die Arbeitszeit (allge- trollorgane nicht beeinträchtigen. Auch bei elek-
meine Regelung und Angaben über die von allen tronischer Datenverarbeitung müssen also die
einzelnen Beschäftigten tatsächlich geleistete Ar- Informationen schriftlich oder in zu vereinbaren-
beit) sowie Informationen betreffend die beson- der Form den Behörden zur Verfügung gestellt
deren Schutzbestimmungen bei Nachtarbeit und werden. Diese Forderung ist während der ganzen
bei Mutterschaft (Eignungsnachweis, Ergebnisse vorgeschriebenen Aufbewahrungszeit zu erfüllen
von Risikoanalysen, vom Betrieb getroffene Mass- (Art. 73 ArGV 1: 5 Jahre nach Ablauf ihrer Gültig-
nahmen usw.). Die detaillierte Liste der gemäss keit). Vor der Einführung neuer Informatiksysteme
diesem Artikel benötigten Verzeichnisse und Un- ist dieser Tatsache Rechnung zu tragen. Es ist dar-
terlagen findet sich in Artikel 73 ArGV 1. auf zu achten, dass nicht aufgezeichnete Anga-
Besondere Verzeichnisse müssen nicht geführt ben keinesfalls zur Überschreitung der im Gesetz
werden, wenn die Angaben in bestehenden Un- festgelegten Richtlinien missbraucht werden.

SECO, November 2006 046 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 47
3. Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Art. 47 Bekanntgabe des Stundenplanes und der Arbeitszeitbewilligungen

Artikel 47

Bekanntgabe des Stundenplanes


und der Arbeitszeitbewilligungen
1
Der Arbeitgeber hat den Arbeitnehmern durch Anschlag oder auf andere geeignete Weise be-
kannt zu geben:
a. den Stundenplan und die Arbeitszeitbewilligungen sowie
b. die damit zusammenhängenden besonderen Schutzvorschriften.
2
Durch Verordnung wird bestimmt, welche Stundenpläne der kantonalen Behörde mitzuteilen sind.

Allgemeines men führen aber vermehrt dazu dass dieses An-


schlagbrett nicht mehr geeignet ist, die Arbeit-
Die Bekanntgabe des Stundenplans und der be-
nehmer und Arbeitnehmerinnen zu informieren.
sonderen Schutzbestimmungen bildet oft ein
Trotzdem muss weiterhin eine sinnvolle Informati-
wirksames Kontrollmittel sowohl für die Arbeit-
onsform gewährleistet sein.
nehmer und Arbeitnehmerinnen als auch für die
In traditionellen Betrieben sind beispielsweise Gar-
Durchführungsorgane. Bei flexiblen Arbeitszeit-
derobe oder Stempeluhr nach wie vor geeignete
systemen (Gleitzeit usw.) sind die Rahmenbestim-
Orte zum Anschlagen von Informationen. Gibt es
mungen bekannt zu geben, beispielsweise festge-
hingegen mehrere getrennte Arbeitsstätten oder
legte Grenzen der Gleitzeit, Blockzeiten, mittlere
kommen die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
Arbeitszeit und zulässige Abweichungen nach
nen nicht regelmässig in den Betrieb (z.B. Monteu-
oben oder nach unten.
re, Vertreter usw.), kann eine persönliche, schriftli-
Diese Informationen müssen bei der systemati-
che Information notwendig sein.
schen Einarbeitung neuer Mitarbeiter oder Mit-
Falls die Informationen über Computer zugäng-
arbeiterinnen bekannt gegeben und bei Bedarf
lich sind, muss für alle Beschäftigten ein einfacher
wiederholt mitgeteilt werden, insbesondere bei
Zugang gewährleistet sein. Dies bedingt insbeson-
Versetzung an einen andern Arbeitsplatz, bei der
dere, dass über jede Änderung informiert wird.
Neugestaltung oder Änderung der Stundenplä-
ne oder auch bei neuen Arbeitszeitsystemen für
Nachtarbeit.
Informiert werden müssen auch Arbeitnehmer
Absatz 1
und Arbeitnehmerinnen, die temporär oder nur Buchstabe a:
für eine beschränkte Zeit beschäftigt werden. Der Arbeitgeber hat den Arbeitnehmern und Ar-
Dazu gehören auch Arbeitnehmer und Arbeitneh- beitnehmerinnen den Stundenplan bekannt zu
merinnen, die von Drittfirmen angestellt, aber in geben. Dazu gehören auch dauernde oder vorü-
die Betriebsorganisation und Abläufe integriert bergehende Änderungen. Falls der Stundenplan
sind, oder Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, bewilligungspflichtig ist (Nacht- oder Sonntags-
die mit Personal des Betriebes zusammenarbei- arbeit, ununterbrochener Betrieb), muss die ent-
ten. sprechende Bewilligung den Arbeitnehmern und
Das übliche Informationsmedium bleibt weiterhin Arbeitnehmerinnen ebenfalls vorgewiesen wer-
das Anschlagbrett. Die neuen Organisationsfor- den.

SECO, November 2006 047 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 47 ArG VI. Durchführung des Gesetzes
3. Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Art. 47 Bekanntgabe des Stundenplanes und der Arbeitszeitbewilligungen

Buchstabe b: Absatz 2
Für bestimmte Stundenpläne bestehen speziel-
le Schutzvorschriften. Es handelt sich dabei um Dieser Absatz wird in den Verordnungen nicht
besondere Schutzmassnahmen für jugendli- konkretisiert. Es versteht sich von selbst, dass im
che Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, für Rahmen des Bewilligungsverfahrens bewilligungs-
schwangere oder stillende Frauen und für die pflichtige Stundenpläne den zuständigen Behör-
Nachtarbeit. Diese Schutzvorschriften gehen di- den bekannt gegeben werden müssen. Ebenso
rekt aus dem Gesetz und der Verordnung her- können die Durchführungsorgane von den Be-
vor oder sind Teil der Bewilligung, um von den trieben alle Angaben und Unterlagen verlangen,
normalen gesetzlichen Bestimmungen abzuwei- die zur Überprüfung der gesetzlichen Vorschriften
chen. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, Arbeit- notwendig sind (Art. 45 und 46 ArG). Dazu gehö-
nehmer und Arbeitnehmerinnen, die durch diese ren auch die Stundenpläne. Es gibt dagegen keine
Sonderbestimmungen geschützt sind, über ihre gesetzliche Verpflichtung des Arbeitgebers, den
Rechte zu informieren. Behörden Stundenpläne mit Tages- oder Abendar-
beit im Rahmen der Vorschriften über die Arbeits-
zeit bekannt zu geben. Für Betriebe der ArGV 2 ist
eine Bekanntgabe der Stundenpläne auch nicht
erforderlich.

047 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 48
3. Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Art. 48 Mitwirkungsrechte

Artikel 48

Mitwirkungsrechte
1
Den Arbeitnehmern oder deren Vertretung im Betrieb stehen in folgenden Angelegenheiten Mit-
spracherechte zu:
a. in allen Fragen des Gesundheitsschutzes;
b. bei der Organisation der Arbeitszeit und der Gestaltung der Stundenpläne;
c. hinsichtlich der bei Nachtarbeit vorgesehenen Massnahmen im Sinne von Artikel 17e.
2
Das Mitspracherecht umfasst den Anspruch auf Anhörung und Beratung, bevor der Arbeitgeber
einen Entscheid trifft, sowie auf Begründung des Entscheids, wenn dieser den Einwänden der Ar-
beitnehmer oder deren Vertretung im Betrieb nicht oder nur teilweise Rechnung trägt.

Absatz 1 konsultieren, ob ein ausreichendes Bedürfnis oder


die Unentbehrlichkeit im Sinne des Gesetzes vor-
Absatz 1 zählt die Bereiche auf, in denen den Ar-
liegt. Hingegen kommt den Arbeitnehmern und
beitnehmern und Arbeitnehmerinnen oder der
Arbeitnehmerinnen ein Mitspracherecht über die
Arbeitnehmervertretung im Betrieb ein Anspruch
eigentliche Gestaltung der Schicht- und Stunden-
auf Information und Mitsprache zusteht. Es han-
pläne zu.
delt sich dabei um eine Bestimmung, welche die
in Artikel 10 Mitwirkungsgesetz aufgeführten
und im Arbeitnehmerschutz zustehenden Mitwir-
kungsrechte konkretisiert: Nach Mitwirkungsge-
Absatz 2
setz stehen den Arbeitnehmern und Arbeitneh- Das Recht auf Information und Mitsprache um-
merinnen auch in Fragen der Arbeitssicherheit, fasst einen Anhörungs-, Beratungs- und Begrün-
bei Übergang von Betrieben in anderen Besitz so- dungsanspruch, den die Arbeitnehmer und Arbeit-
wie bei Massenentlassungen Mitwirkungsrech- nehmerinnen oder deren Vertretung im Betrieb
te zu. Neben dem Gesundheitsschutz werden im gegenüber ihrem Arbeitgeber haben. Der Arbeit-
ArG zwei weitere Bereiche aufgeführt, in denen geber hat die Anspruchsberechtigten vor einem
Mitspracherechte zu gewähren sind. Es handelt Entscheid anzuhören. Dabei haben sie die Mög-
sich um die Organisation der Arbeitszeit und der lichkeit, Vorschläge und Anregungen vorzubrin-
Stundenpläne sowie um die bei Nachtarbeit vor- gen. Fällt der Entscheid nicht oder nur zum Teil in
gesehenen Massnahmen gemäss Artikel 17e ArG. ihrem Sinne aus, so hat der Arbeitgeber diesen zu
Bei bewilligungstechnischen Fragen, die grund- begründen. Er ist also nicht verpflichtet, die Vor-
sätzlich vom Arbeitgeber nachzuweisen und von schläge der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
der Behörde abzuklären sind, steht den Arbeit- nen zu befolgen. Auf der andern Seite darf er sich
nehmern und Arbeitnehmerinnen oder der Ver- aber nicht damit begnügen, die Anliegen der be-
tretung im Betrieb kein Mitspracherecht zu. So troffenen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
hat der Arbeitgeber beispielsweise beim Einrei- bzw. der Arbeitnehmervertretung bloss zur Kennt-
chen einer Bewilligung für Nacht- oder Schichtar- nis zu nehmen: Er muss sich damit auch konkret
beit die Arbeitnehmervertretung nicht darüber zu auseinander setzen. Der Begriff «Beratung» be-

SECO, November 2006 048 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 48 ArG VI. Durchführung des Gesetzes
3. Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Art. 48 Mitwirkungsrechte

deutet hier, dass Probleme gemeinsam erörtert jenigen, welche die Hilfe beanspruchen. Etwas
werden (vgl. Wegleitung zu Art. 6 ArGV 3). anderes gilt natürlich dann, wenn sich der Arbeit-
Das Beratungsgespräch führt Arbeitgeber mit den geber bereit erklärt, eine solche Hilfe während der
betroffenen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerin- Arbeitszeit zuzulassen und/oder zu bezahlen.
nen oder mit der Arbeitnehmervertretung. Eine
externe Hilfe oder Unterstützung durch Gewerk- In der Reihe der vom SECO herausgegebenen
schaftspersonal oder Fachleute aus medizinischen Merkblätter befasst sich eines thematisch mit der
oder rechtlichen Berufen auf Kosten des Arbeit- Mitwirkung der Arbeitnehmer und Arbeitnehme-
gebers ist hingegen nicht erforderlich. Eine solche rinnen am Arbeitsplatz (Merkblatt Nr. 104). Es
Hilfe kann zwar herbeigezogen werden, doch hat enthält eine kurze Übersicht über die am Arbeits-
dies auf privater Basis zu geschehen, also ausser- platz zustehenden Mitwirkungsrechte und -pflich-
halb der Arbeitszeit und auf eigene Kosten der- ten der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen.

048 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 49
3. Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Art. 49 Bewilligungsgesuche

Artikel 49

Bewilligungsgesuche
1
Der Arbeitgeber hat Gesuche für die im Gesetze vorgesehenen Bewilligungen rechtzeitig einzurei-
chen und zu begründen sowie die erforderlichen Unterlagen beizufügen.
2
Kann in dringlichen Fällen das Gesuch für eine Arbeitszeitbewilligung nicht rechtzeitig gestellt wer-
den, so hat der Arbeitgeber dies so rasch als möglich nachzuholen und die Verspätung zu begrün-
den. In nicht voraussehbaren Fällen von geringfügiger Tragweite kann auf die nachträgliche Einrei-
chung eines Gesuches verzichtet werden.
3
Für Arbeitszeitbewilligungen dürfen lediglich mässige Kanzleigebühren erhoben werden.

Allgemeines Absatz 2
Der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin hat nach Für ausserordentliche Nacht- oder Sonntagsar-
dem Arbeitsgesetz in folgenden Fällen um eine beit kann in dringlichen oder nicht voraussehba-
amtliche Bewilligung nachzusuchen: ren Fällen das Gesuch für eine Arbeitszeitbewilli-
• Ausnahmebewilligung für die Arbeitszeit (Art. gung nachträglich eingereicht werden. Dies trifft
17 ArG: Nachtarbeit, Art. 19 ArG: Sonntagsar- beispielsweise dann zu, wenn sich ein dringendes
beit, Art. 24 ArG: ununterbrochener Betrieb) Bedürfnis im Sinne von Artikel 27 ArGV 1 so spät
manifestiert, dass es nicht mehr möglich ist, Ende
• Ausnahmebewilligung für die Beschäftigung Ju-
Woche bei der zuständigen Behörde um eine Be-
gendlicher (Art. 31 Abs. 4 ArG)
willigung für Sonntagsarbeit anzufragen. Gleiches
• Betriebsbewilligung (Art. 7 Abs. 3 ArG) gilt für Nachtarbeit, wenn die Büros der zustän-
• Ausnahmebewilligung (Art. 39 ArGV 3 und Art. digen Stelle bereits geschlossen sind. In solchen
27 ArGV 4). Fällen ist der Arbeitgeber oder die Arbeitgebe-
rin verpflichtet, das Gesuch so rasch als möglich
nachzureichen und die Gründe für die Verspätung
Absatz 1 aufzuführen.
In Fällen, die weder voraussehbar noch mit Pikett-
Die zuständige Behörde muss vor Erteilung einer
diensten (Art. 14 und 15 ArGV 1) oder Überzeit-
Bewilligung das Gesuch auf seine Rechtmässig-
arbeiten in Sonderfällen (Art. 26 ArGV 1) in Zu-
keit prüfen. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber
sammenhang stehen und die von geringfügiger
das Gesuch rechtzeitig einzureichen hat. Gesuche
«Tragweite» sind, muss nachträglich kein Gesuch
sind zu begründen und müssen die erforderlichen
eingereicht werden. Dies trifft beispielsweise zu
Angaben enthalten. Diese Angaben sind in den
auf eine unvorhersehbare Arbeitszeitüberschrei-
verschiedenen Verordnungen aufgeführt (z.B. in
tung von weniger als einer Stunde in einer Nacht-
Art. 41 ArGV 1 zur Arbeits- und Ruhezeit, in Art.
oder Sonntagsschicht.
42 ArGV 4 zur Betriebsbewilligung).
Gesuche sind in der Regel schriftlich an die zu-
ständige Bewilligungsbehörde zu richten.

SECO, November 2006 049 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes
Art. 49 ArG
3. Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Art. 49 Bewilligungsgesuche

Absatz 3 tet es hingegen, Gebühren mit fiskalischem Cha-


Für Arbeitszeitbewilligungen dürfen lediglich mäs- rakter zu erheben. In den einzelnen Kantonen ist
sige Kanzleigebühren erhoben werden. Sie verbie- die Höhe der Gebühren unterschiedlich.

049 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes
ArG Art. 50
4. Verwaltungsverfügungen und Verwaltungsmassnahmen
Art. 50 Verwaltungsverfügungen

Artikel 50

Verwaltungsverfügungen
1
Die auf Grund des Gesetzes oder einer Verordnung getroffenen Verfügungen sind schriftlich zu
eröffnen. Verfügungen, durch welche ein Gesuch ganz oder teilweise abgelehnt wird, sind zu be-
gründen, unter Hinweis auf Beschwerderecht, Beschwerdefrist und Beschwerdeinstanz.
2
Die Verfügungen können jederzeit geändert oder aufgehoben werden, wenn sich die zugrunde
liegenden Tatsachen ändern.

Allgemeines des Gesetzes sind Verfügungen über die Unterstel-


lung industrieller Betriebe (Art. 33 ArGV 4), Ver-
Artikel 5 des Bundesgesetzes über das Verwal-
fügungen über die Aufhebung der Unterstellung
tungsverfahren (VwVG, SR 172.021) definiert Ver-
(Art. 34 ArGV 4), Verfügungen über die Plange-
fügungen wie folgt:
nehmigung (Art. 40 ArGV 4), Verfügungen über
1
Als Verfügung gelten Anordnungen der Behör- die Betriebsbewilligung (Art. 43 ArGV 4), Ausnah-
den im Einzelfall, die sich auf öffentliches Recht mebewilligungen im Rahmen von ArGV 3 (Art.
des Bundes stützen und zum Gegenstand ha- 39 ArGV 3), Ausnahmebewilligungen im Rahmen
ben: von ArGV 4 (Art. 27 ArGV 4), Verfügungen des
a. Begründung, Änderung oder Aufhebung von Bundesamts gegenüber Arbeitgebern zur Herbei-
Rechten oder Pflichten; führung des gesetzmässigen Zustands (Art. 77
b. Feststellung des Bestehens, Nichtbestehens ArGV 1), Verfügungen beim Nichtbefolgen von
oder Umfanges von Rechten oder Pflichten; Vorschriften auf Grund von Artikel 51 Absatz 2
ArG, Verfügungen der Kantone über die Anwend-
c. Abweisung von Begehren auf Begründung,
barkeit des Gesetzes auf einen Betrieb oder einen
Änderung, Aufhebung oder Feststellung von
Arbeitnehmer bzw. eine Arbeitnehmerin (Art. 41
Rechten oder Pflichten, oder Nicht eintreten
ArG).
auf solche Begehren.
Die auf Grund des Arbeitsgesetzes erlassenen
2
Als Verfügungen gelten auch Vollstreckungsver- Verfügungen müssen den Verfahrensgrundsätzen
fügungen (Art. 41 Abs. 1 Buchst. a und b), Zwi- des Verwaltungsrechts entsprechen und mit den
schenverfügungen (Art. 45), Einspracheentschei- Bestimmungen des VwVG übereinstimmen, wenn
de (Art. 30 Abs. 2 Buchst. b, 46 Buchst. b, und sie von einer Bundesbehörde angeordnet wer-
74 Buchst. b), Beschwerdeentscheide (Art. 61 den. Erfolgt die Verfügung durch einen Kanton,
und 70), Entscheide im Rahmen einer Revision gelten die kantonalen Gesetze über das Verwal-
(Art. 68) und die Erläuterung (Art. 69). tungsverfahren. Diese Verfahrensgrundsätze sind
in den verschiedenen Gesetzen zum Verwaltungs-
verfahren in der Regel identisch, da sie von den
Absatz 1 Mindestanforderungen der Bundesverfassung
Die häufigsten Verfügungen auf Grund des Ar- und der Europäischen Menschenrechtskonventi-
beitsgesetzes sind Arbeitszeitbewilligungen (für on ausgehen.
Nachtarbeit, Sonntagsarbeit und ununterbroche- Die Verfügungen müssen infolge des Willkürver-
nen Betrieb). Die weiteren Verfügungen auf Grund bots begründet werden. Die Begründung einer

SECO, November 2006 050 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 50 ArG VI. Durchführung des Gesetzes
4. Verwaltungsverfügungen und Verwaltungsmassnahmen
Art. 50 Verwaltungsverfügungen

Verfügung ermöglicht es der Partei, der keine Be- rechtskräftig eröffnet wurde. Der Kreis der Perso-
willigung ausgestellt wurde, ihre Rekurschancen nen, die gegen eine Verfügung Beschwerde ein-
einzuschätzen, denn aus der Begründung wird er- reichen können, ist relativ gross (vgl. Art. 58 ArG)
sichtlich, welche Punkte problematisch sind. Zu- und lässt sich nicht immer problemlos abgren-
dem kann die Partei auf diese Weise sicher sein, zen. Deshalb erfolgt die Eröffnung der Verfügung
dass ihre Argumente bei den Behörden geprüft nicht nur schriftlich, sondern oft auch durch Ver-
worden sind. Artikel 35 Absatz 3 VwVG sieht vor, öffentlichung (z.B. bei Verfügungen des Bundes
dass die Behörde auf die Begründung verzichten im Bundesblatt), damit die betroffenen Personen
kann, wenn sie den Begehren der Parteien voll ihr Recht auf Anhörung geltend machen können.
entspricht und keine Partei eine Begründung ver-
langt. Diese Möglichkeit findet sich im Arbeitsge-
setz wieder. So genügt es beispielsweise für die
Absatz 2
Erteilung einer Arbeitszeitbewilligung, dass die Liegt der Sachverhalt, auf den sich die Bewilligung
gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Eine stützt (z.B. technische Unentbehrlichkeit von
weitergehende Begründung ist nicht nötig. Wich- Nachtarbeit) nicht mehr vor, so wird die entspre-
tig ist auch die Erwähnung der Rechtsmittelbeleh- chende Bewilligung entzogen.
rung und der Beschwerdefristen: Eine Verfügung, Mit vorliegendem Absatz wird verhindert, dass
die diese Hinweise nicht enthält, ist zwar gültig, die erlassenen Verfügungen in ein wohl erwor-
aber die Rechtswirkung gegenüber den Empfän- benes Recht des Empfängers oder der Empfän-
gern und Empfängerinnen ist sistiert. Auch wenn gerin übergehen. Änderungen des Sachverhalts
der vorliegende Artikel nicht ausdrücklich dar- oder der Gesetzesanforderungen können somit in
auf eingeht, so ist doch daran zu erinnern, dass jedem Fall eine Aufhebung oder eine Anpassung
eine Verfügung nur dann wirksam ist, wenn sie der Verfügung zur Folge haben.

050 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 51
4. Verwaltungsverfügungen und Verwaltungsmassnahmen
Art. 51 Vorkehren bei Nichtbefolgung von Vorschriften oder Verfügungen

Artikel 51

Vorkehren bei Nichtbefolgung


von Vorschriften oder Verfügungen
1
Werden Vorschriften des Gesetzes oder einer Verordnung oder wird eine Verfügung nicht befolgt, so
macht die kantonale Behörde, das Eidgenössische Arbeitsinspektorat oder der Arbeitsärztliche
Dienst den Fehlbaren darauf aufmerksam und verlangt die Einhaltung der nicht befolgten Vor-
schrift oder Verfügung.
2
Leistet der Fehlbare dem Verlangen keine Folge, so erlässt die kantonale Behörde eine entsprechende
Verfügung, verbunden mit der Strafandrohung des Artikels 292 des Strafgesetzbuches.
3
Wird durch einen Verstoss im Sinne von Absatz 1 zugleich ein Gesamtarbeitsvertrag verletzt, so
kann die kantonale Behörde in geeigneter Weise auf die Massnahmen der Vertragsparteien zur
Durchsetzung des Gesamtarbeitsvertrages Rücksicht nehmen.

Absatz 1 hörde erlassen. Die Bundesbehörde kann die kan-


tonale Behörde indessen verpflichten, eine solche
Infolge des Verhältnismässigkeitsprinzips wird bei
Massnahme zu treffen. Wenn bei einem Regelver-
Verstössen gegen das Arbeitsgesetz oder die Ver-
stoss ein Sachverhalt nach den Artikeln 59 bis 61
ordnungen oder bei Verstössen gegen Verfügun-
ArG nicht gegeben ist, so ist es oft sehr nützlich,
gen auf Grund des Gesetzes zunächst eine Ver-
die Arbeitgeber daran zu erinnern, dass das Straf-
warnung ausgesprochen und eine angemessene
gesetzbuch bei Nichtnachkommen der Verfügung
Frist gesetzt, bis zu deren Ablauf der oder die
eine Busse vorsieht. Damit eine solche Strafan-
Fehlbare die gesetzeskonforme Situation wieder-
drohung Rechtsgültigkeit hat, müssen Inhalt und
herstellen muss. Meistens handelt es sich bei den
Strafen von Artikel 292 des Strafgesetzbuches
Fehlbaren um die Arbeitgeber oder Arbeitgebe-
(StGB) ausdrücklich erwähnt werden. Es genügt
rinnen, die für die Einhaltung der Arbeits- und Ru-
nicht, einfach auf die Bestimmung hinzuweisen.
hezeitvorschriften sowie der Gesundheitsschutz-
Leistet der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin
vorschriften verantwortlich sind. In der Praxis ist
der erlassenen Verfügung nicht Folge, so würde
es die Aufgabe der kantonalen Behörden, eine
die Strafanzeige nicht auf den Artikeln 59 bis 61
Verwarnung auszusprechen, dem Bund obliegt
ArG gründen, sondern direkt auf Artikel 292 StGB.
in erster Linie die Oberaufsicht. In diesem Zusam-
Die Verfügung der kantonalen Behörde kann ne-
menhang ist eine Verwarnung keine Verfügung,
ben der Androhung nach Artikel 292 StGB auch
so dass die Empfängerseite dagegen nicht rekur-
eigentliche administrative Sanktionen vorsehen.
rieren kann.
Eine solche Verfügung wäre in den meisten Fäl-
len eine Feststellungsverfügung zu den Arbeitge-
berpflichten, in denen die Folgen der Missachtung
Absatz 2 dieser Pflichten aufgeführt sind (behördliche Voll-
Diesem Absatz entsprechende Verfügungen, die streckungsmassnahmen nach Art. 52 ArG).
die Herbeiführung des gesetzmässigen Zustandes
bewirken sollen, werden durch die kantonale Be-

SECO, März 2012 051 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 51 ArG VI. Durchführung des Gesetzes
4. Verwaltungsverfügungen und Verwaltungsmassnahmen
Art. 51 Vorkehren bei Nichtbefolgung von Vorschriften oder Verfügungen

Absatz 3 fügung oder die vorgesehene Sanktion mildern,


wenn sie feststellen, dass die Sozialpartner bereits
Vor dem Hintergrund des Verhältnismässigkeits-
Massnahmen getroffen haben, um den rechtmäs-
prinzips können die kantonalen Behörden auch
sigen Zustand herbeizuführen.
ihren Ermessensspielraum nutzen und die Ver-

051 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 52
4. Verwaltungsverfügungen und Verwaltungsmassnahmen
Art. 52 Massnahmen des Verwaltungszwangs

Artikel 52

Massnahmen des Verwaltungszwangs


1
Wird eine Verfügung im Sinne von Artikel 51 Absatz 2 missachtet, so ergreift die kantonale Be-
hörde die zur Herbeiführung des rechtmässigen Zustandes erforderlichen Massnahmen.
2
Werden Leben oder Gesundheit von Arbeitnehmern oder die Umgebung des Betriebes durch die
Missachtung einer Verfügung im Sinne von Artikel 51 Absatz 2 erheblich gefährdet, so kann die
kantonale Behörde nach vorheriger schriftlicher Androhung die Benützung von Räumen oder Ein-
richtungen verhindern und in besonders schweren Fällen den Betrieb für eine bestimmte Zeit
schliessen.

Absatz 1 Absatz 2
Der vorliegende Artikel bildet die gesetzliche Das Verhältnismässigkeitsprinzip besagt, dass die
Grundlage für Massnahmen des direkten Verwal- eingesetzten Zwangsmassnahmen den gegebe-
tungszwangs wegen Missachtung des Arbeitsge- nen Umständen angepasst sein müssen. Der vor-
setzes. Die kantonalen Behörden erlassen nicht liegende Absatz ist als Ultima ratio für die Vollstre-
nur die Verfügungen nach Artikel 51 Absatz 2, sie ckung einer Verfügung zu verstehen. Es handelt
sind auch und ausschliesslich für deren Vollstre- sich hier um sehr einschneidende Massnahmen,
ckung zuständig. Davon ausgenommen sind die die nur im äussersten Fall getroffen werden und
in Artikel 77 ArGV 1 vorgesehenen Fälle, bei de- wenn eine echte Gefahr für die Arbeitnehmer
nen das Bundesamt aber dennoch das Eingreifen und Arbeitnehmerinnen oder die Umgebung
der kantonalen Behörden verlangen kann. Mög- des Betriebs besteht. Der Schliessung eines gan-
lich sind die folgenden Massnahmen des Verwal- zen Betriebs oder von Räumen oder Einrichtun-
tungszwangs: Vollstreckung der Verfügung auf gen müssen eine schriftliche Androhung und eine
Kosten der Fehlbaren, und zwar durch die Behör- Verfügung vorausgehen, wie dies das Verfahren
de selbst oder eine beauftragte Drittperson (z.B. nach Artikel 51 ArG vorsieht. Angesichts der Trag-
Reparatur einer defekten Installation); direkte weite dieser Massnahmen (und im Gegensatz zu
Vollstreckung gegen die Fehlbahren oder ihr Ei- jenen in Absatz 1) verschickt die Behörde vor der
gentum (z.B. Beschlagnahmung von gefährlichen Vollstreckung der Verfügung eine letzte schriftli-
Werkzeugen oder Maschinen); Strafverfolgung che Androhung, in der eine Vollstreckungsfrist ge-
wegen Ungehorsam im Sinne von Artikel 292 des setzt und auf die Konsequenzen für den Betrieb
Strafgesetzbuches. Die Vollstreckung einer Verfü- bei Nichtbefolgen hingewiesen wird. Diese An-
gung mittels Bezahlung eines Geldbetrags erfolgt drohung erfolgt nicht in Form einer Verfügung,
entsprechend dem Bundesgesetz über Schuldbe- denn es handelt sich um einen Verwaltungsakt im
treibung und Konkurs. Anschluss an die Verfügung nach Artikel 51 Ab-
Alle diese Massnahmen müssen in einem ange- satz 2 ArG. Die Androhung ist infolgedessen auch
messenen Verhältnis zur Schwere des Falls stehen. nicht rekursfähig. Bei Bedarf kann die kantonale
Die Behörden können für die Umsetzung dieser Behörde für die Schliessung von Räumen und Ein-
Massnahmen polizeiliche Unterstützung beantra- richtungen oder Teilen davon die Unterstützung
gen. der Polizei oder von Sicherheitskräften anfordern.

SECO, November 2006 052 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 53
4. Verwaltungsverfügungen und Verwaltungsmassnahmen
Art. 53 Entzug und Sperre von Arbeitszeitbewilligungen

Artikel 53

Entzug und Sperre von Arbeitszeitbewilligungen


1
Wird eine Arbeitszeitbewilligung nicht eingehalten, so kann die Bewilligungsbehörde, unabhängig
vom Verfahren gemäss den Artikeln 51 und 52, die Bewilligung nach vorheriger schriftlicher An-
drohung aufheben und, wenn die Verhältnisse dies rechtfertigen, die Erteilung neuer Bewilligun-
gen für eine bestimmte Zeit sperren.
2
Missbraucht ein Arbeitgeber die Befugnis zur Anordnung von Überzeitarbeit ohne Bewilligung, so
kann ihm die kantonale Behörde diese Befugnis für eine bestimmte Zeit entziehen.

Absatz 1 festgesetzten Frist den Anforderungen der Ar-


beitszeitbewilligung angepasst werden. Der Be-
Die Massnahmen im vorliegenden Artikel unter-
willigungsentzug hat zur Folge, dass der Betrieb
scheiden sich von jenen in den Artikeln 51 und 52
auf die Nacht- oder Sonntagsarbeit oder den un-
ArG insofern, als sie sich auf eine Arbeitszeitbewil-
unterbrochenen Betrieb verzichten muss. Die Be-
ligung beziehen, also auf eine Befugnis, über die
hörde kann dem Betrieb in diesem Zusammen-
der Betrieb bereits verfügt und die ihm auf «nor-
hang ausserdem eröffnen, dass sie ihm während
malem» Weg und nicht im Rahmen einer Streit-
eines begrenzten Zeitraums auf Grund der Schwe-
sache erteilt wurde. Diese Massnahmen sollen
re des Vergehens keine Bewilligung mehr erteilt.
ein künftiges Zuwiderhandeln gegen das Arbeits-
Eine solche Verfügung muss nach Artikel 50 ArG
gesetz verhindern. Eine solche Bewilligung kann
und den Verfahrensgrundsätzen des betreffenden
nur von der Behörde widerrufen werden, die die
Kantons oder des Bundes erlassen werden.
Bewilligung erteilt hat (Kantons- oder Bundesbe-
hörde) und nur in Fällen von einer gewissen Trag-
weite. Dabei ist das Verhältnismässigkeitsprinzip
zu beachten. Dem Widerruf muss eine vorheri-
Absatz 2
ge schriftliche Androhung vorausgehen. Darin Diese Bestimmung hat mit der Revision des Ar-
wird dem Betrieb mitgeteilt, dass die Bewilligung beitsgesetzes, die seit 1. August 2000 in Kraft
aufgehoben wird, wenn die Arbeitsbedingungen ist, ihre Bedeutung verloren (keine Bewilligungs-
nicht innerhalb einer angemessenen behördlich pflicht mehr für Überzeitarbeit).

SECO, November 2006 053 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 54
4. Verwaltungsverfügungen und Verwaltungsmassnahmen
Art. 54 Anzeigen

Artikel 54

Anzeigen
1
Die zuständigen Behörden sind verpflichtet, Anzeigen wegen Nichtbefolgung des Gesetzes, einer
Verordnung oder einer Verfügung zu prüfen und, falls sie begründet sind, gemäss den Artikeln
51–53 zu verfahren.
2
Trifft die Behörde auf Anzeige hin keine oder ungenügende Vorkehren, so kann die übergeordnete
Behörde angerufen werden.

Absatz 1 Prüfung in Kenntnis gesetzt zu werden: wenn der


Anzeigende nicht direkt von den Aktivitäten des
Der Vollzug des Arbeitsgesetzes obliegt im We-
kantonalen Arbeitsinspektorates betroffen ist, z.B.
sentlichen den Kantonen. Anzeigen sind daher in
wenn er im angezeigten Betrieb nicht oder nicht
erster Linie an die kantonalen Behörden zu richten.
mehr angestellt ist, darf das Arbeitsinspektorat nur
Der Anzeigende hat Anspruch auf die Wahrung
darüber informieren, ob die Kontrolle im Betrieb
des Amtsgeheimnisses, d.h. dass beispielswei-
durchgeführt wurde oder nicht. Das kantonale Ar-
se seine Identität nicht bekannt gegeben werden
beitsinspektorat darf aber auf keinen Fall über den
darf. Die kantonalen Behörden kontrollieren, ob
Inhalt eines eventuellen Entscheides informieren.
ein Verstoss gegen das Gesetz, eine Verordnung
oder eine Verfügung vorliegt. Im Fall eines Ver-
stosses verfahren die Behörden wie folgt. Zuerst
wird eine schriftliche Androhung an den Arbeitge-
Absatz 2
ber gerichtet. Wenn diese Massnahme nicht aus- Wer die Anzeige einreicht, geniesst im Rahmen
reicht, erfolgt eine Verfügung nach Artikel 51 Ab- des Verfahrens keine besonderen Rechte und
satz 2 ArG. Falls nötig werden Massnahmen des kann folglich auch nicht verlangen, dass der Be-
Verwaltungszwangs ergriffen. Die kantonale Be- trieb z.B. Gegenstand einer besonderen Verfü-
hörde kann den Verstoss auch direkt der Strafbe- gung oder Zwangsmassnahme wird. Um jede
hörde melden. Anzeigen nach Artikel 54 Absatz 1 Willkür bei der Behandlung der Anzeige auszu-
ArG müssen in keiner besonderen Form eingehen schliessen, ist es wichtig, dass die übergeordnete
oder nicht zwingend von einer Person stammen, Behörde angerufen werden kann. Diese klärt ab,
die beispielsweise Beschwerde gegen eine Verfü- ob die Anzeige dem Gesetz entsprechend von der
gung führen kann. Wer die Anzeige einreicht, ge- kantonalen Vollzugsbehörde geprüft wurde und
niesst im Verfahren kein besonderes Recht, ausser erteilt gegebenenfalls Weisungen über die zu er-
jenes, über die Ergebnisse der anzeigebedingten greifenden Massnahmen.

SECO, November 2006 054 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 56
5. Verwaltungsrechtspflege
Art. 56 Beschwerde gegen Verfügungen der kantonalen Behörde

Artikel 56

Beschwerde gegen Verfügungen


der kantonalen Behörde
1
Gegen Verfügungen der kantonalen Behörde kann innert 30 Tagen, von der Eröffnung der Verfü-
gung an gerechnet, Beschwerde bei der kantonalen Rekursbehörde erhoben werden.
2
Der Entscheid ist dem Beschwerdeführer und der Behörde, deren Verfügung angefochten wurde,
schriftlich mit Angabe der Gründe und mit Rechtsmittelbelehrung zu eröffnen. Im übrigen richtet
sich das Verfahren nach kantonalem Recht.

Allgemeines Rekursbehörde erhoben werden. Dies kann auch


geschehen gegen Verfügungen über Plangeneh-
Nach Artikel 41 Absatz 1 ArG haben die Kantone
migungen und Betriebsbewilligungen. Nicht an-
für den Vollzug des Arbeitsgesetzes eine Rekurs-
fechtbar sind Androhungen mit Fristsetzung im
behörde zu bezeichnen (vgl. Kommentar Art. 41
Sinne von Artikel 51 Absatz 1 ArG, da diese nicht
ArG). Diese dient im kantonalen Verwaltungsver-
als Verfügung ausgestellt werden.
fahren als Rechtsmittelinstanz für arbeitsgesetz-
liche Verfügungen der kantonalen Vollzugsbe-
hörden. Grundsätzlich wird das Verfahren durch
das kantonale Verfahrensrecht geregelt, das Ar-
Absatz 2
beitsgesetz legt jedoch die Beschwerdefrist, die Da der Entscheid der kantonalen Rekursbehörde
Eröffnungsmodalitäten für die Entscheide der in der Regel an eine Bundesinstanz weitergezo-
Rekursinstanzen und in Artikel 58 ArG die Be- gen werden kann, werden seine formalen Vor-
schwerdelegitimation fest. aussetzungen entsprechend festgeschrieben. Im
Grunde genommen handelt es um die allgemei-
nen formalen Voraussetzungen für Verfügungen,
Absatz 1 wie sie in Artikel 5 VwVG verlangt werden.
Gegen alle kantonalen Verfügungen, die auf
Grund des Arbeitsgesetzes erlassen werden, kann Die übrigen Verfahrensfragen sind Sache der Kan-
innert 30 Tagen Beschwerde bei der kantonalen tone.

SECO, November 2006 056 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes
5. Verwaltungsrechtspflege ArG Art. 58
Art. 58 Beschwerderecht

Artikel 58

Beschwerderecht
Zur Beschwerde gegen Verfügungen der kantonalen Behörden und der Bundesbehörden sind auch
die Verbände der beteiligten Arbeitgeber und Arbeitnehmer berechtigt.

Grundsätzlich zur Beschwerde berechtigt ist, wer Beschwerde führen, wenn die von der Verfügung
durch die angefochtene Verfügung berührt ist belastete Person nicht Verbandsmitglied ist oder
und ein schutzwürdiges Interesse daran hat, de- von sich aus nicht Beschwerde führen würde. Im
ren Aufhebung oder Änderung zu begehren. In Gegensatz zur Verbandsbeschwerde muss nicht
Zusammenhang mit Verfügungen bzw. Bewilli- die Mehrzahl der Verbandsmitglieder ein Interesse
gungen sind sowohl Arbeitgeber als auch Arbeit- an der Aufhebung der in Frage stehenden Verfü-
nehmer zur Beschwerde berechtigt, wenn sie von gung haben.
der jeweiligen Verfügung direkt betroffen sind. Ar- Das Beschwerdeverfahren ist im Bundesgesetz
beitgeber- und Arbeitnehmerverbände haben ein vom 20. Dezember 1968 über das Verwaltungs-
eigenes Beschwerderecht. Sie können auch dann verfahren geregelt (SR 172.021).

SECO, November 2007 058 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes
ArG Art. 59
6. Strafbestimmungen
Art. 59 Strafrechtliche Verantwortlichkeit des Arbeitgebers

Artikel 59

Strafrechtliche Verantwortlichkeit
des Arbeitgebers
1
Der Arbeitgeber ist strafbar, wenn er den Vorschriften über
a. den Gesundheitsschutz und die Plangenehmigung vorsätzlich oder fahrlässig zuwiderhandelt;
b. die Arbeits- und Ruhezeit vorsätzlich zuwiderhandelt;
c. den Sonderschutz der jugendlichen oder weiblichen Arbeitnehmer vorsätzlich oder fahrlässig
zuwiderhandelt.
2
Artikel 6 des Verwaltungsstrafrechtsgesetzes vom 22. März 1974 ist anwendbar.

Allgemeines werke, Grosslager für Chemikalien) und ein Kon-


struktionsfehler oder ein unzulängliches Sicher-
Bei den Strafbestimmungen in den Artikeln 59 bis
heitsdispositiv (z.B. fehlender Notausgang) fatale
62 ArG handelt es sich um verwaltungsstrafrecht-
Folgen haben kann. Der vorliegende Absatz trägt
liche Gesetzesnormen. Obwohl sie im Arbeitsge-
den genannten Umständen Rechnung: Verstösse
setz enthalten sind, gehen diese Vorschriften aus
gegen solche Vorschriften können geahndet wer-
dem Strafrecht hervor, und zwar sowohl in Bezug
den, auch wenn diese nur fahrlässig begangen
auf das Materielle als auch in Bezug auf das Ver-
wurden, d.h. durch pflichtwidrige Unvorsichtig-
fahren. Die Einhaltung des Arbeitsgesetzes stellt
keit. Nach Definition in Artikel 12 Absatz 3 Straf-
das Rechtsgut dar, das durch diese Gesetzesbe-
gesetzbuch (StGB) bedeutet dies, dass der oder
stimmungen geschützt ist. Somit können sich der
die Fehlbare die Vorsicht nicht beachtet, zu der er
vorliegende Artikel oder der Artikel 60 und ande-
oder sie nach den Umständen und nach den per-
re Verstösse gemäss Strafgesetz konkurrenzieren.
sönlichen Verhältnissen verpflichtet ist.
Buchstabe b:
Absatz 1 Bei Verstössen gegen die Arbeits- und Ruhezeit-
Die Arbeitgeber müssen dafür sorgen, dass das vorschriften ist der Arbeitgeber strafbar, wenn er
Gesetz eingehalten wird. Denn sie entscheiden mit Absicht handelt.
über die Organisation der Arbeitszeiten und die Bevor die Behörde Strafanzeige erstattet, drängt
Einrichtung der Arbeitsplätze; folglich sind sie sich in diesem Fall ein Verwaltungsverfahren nach
auch vor allen anderen Beteiligten strafbar. Artikel 51 Absatz 1 und 2 ArG auf, auch wenn die
Artikel 59 bis 62 ArG unabhängig von einem Ver-
Buchstabe a: waltungsverfahren nach Artikel 50 bis 54 ArG an-
Ein Hauptzweck, den das Gesetz verfolgt, ist der wendbar sind. Im vorliegenden Absatz ist nämlich
Gesundheitsschutz für die Arbeitnehmer und Ar- das absichtliche Handeln als ein Element des Tat-
beitnehmerinnen (Art. 6 bis 8 ArG und ArGV 3). bestands formuliert, so dass die für die Strafverfol-
Auch die Plangenehmigung (ArGV 4) hat Auswir- gung zuständige Behörde mit der Strafandrohung
kungen auf die Gesundheit. Dieses Verfahren gilt nach Artikel 51 Absatz 2 ArG beweisen kann, dass
nämlich für Betriebe, die als besonders gefährlich der oder die Beschuldigte in der Tat vorsätzlich ge-
eingestuft werden (z.B. Industriebetriebe, Säge- gen das Gesetz verstossen hat.

SECO, Januar 2017 059 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 59 ArG VI. Durchführung des Gesetzes
6. Strafbestimmungen
Art. 59 Strafrechtliche Verantwortlichkeit des Arbeitgebers

Buchstabe c: lässt, eine Widerhandlung des Untergebenen,


Die Anmerkungen zum Gesundheitsschutz und Beauftragten oder Vertreters abzuwenden oder
zur Plangenehmigung gelten auch für den Son- in ihren Wirkungen aufzuheben, untersteht den
derschutz von jugendlichen Arbeitnehmerinnen Strafbestimmungen, die für den entsprechend
und Arbeitnehmern (Art. 29 bis 32 ArG und die handelnden Täter gelten.
Bestimmungen der ArGV 5) sowie von schwange- 3
Ist der Geschäftsherr oder Arbeitgeber, Auftrag-
ren Frauen und stillenden Müttern (Art. 35a und geber oder Vertretene eine juristische Person,
35b ArG und Art. 60 bis 66 ArGV 1). Kollektiv- oder Kommanditgesellschaft, Einzel-
firma oder Personengesamtheit ohne Rechts-
persönlichkeit, so findet Absatz 2 auf die schul-
Absatz 2 digen Organe, Organmitglieder, geschäftsfüh-
renden Gesellschafter, tatsächlich leitenden Per-
Artikel 6 des Verwaltungsstrafrechtsgesetzes
sonen oder Liquidatoren Anwendung.
(VStR, SR 313.0) hält Folgendes fest:
In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass der
1
Wird eine Widerhandlung beim Besorgen der An- Verweis auf Artikel 6 VStR lediglich dazu dient,
gelegenheiten einer juristischen Person, Kollek- im Betrieb die strafbare Person nach Artikel 59
tiv- oder Kommanditgesellschaft, Einzelfirma ArG zu bestimmen. Die anderen Bestimmungen
oder Personengesamtheit ohne Rechtspersön- des Verwaltungsstrafrechtsgesetzes sind nicht an-
lichkeit oder sonst in Ausübung geschäftlicher wendbar, da nur die durch eine Verwaltungsbe-
oder dienstlicher Verrichtungen für einen an- hörde des Bundes geahndeten Vergehen in den
dern begangen, so finden die Strafbestimmun- Geltungsbereich dieses Gesetzes fallen.
gen auf diejenigen natürlichen Personen An- Es können nur natürliche Personen strafrechtlich
wendung, welche die Tat verübt haben. verfolgt werden. Handelt es sich bei der Arbeitge-
2
Der Geschäftsherr oder Arbeitgeber, Auftragge- berin um eine juristische Person (z.B. Aktiengesell-
ber oder Vertretene, der es vorsätzlich oder fahr- schaft), so wird die natürliche, für das Vergehen
lässig in Verletzung einer Rechtspflicht unter- verantwortliche Person bestraft.

059 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 60
6. Strafbestimmungen
Art. 60 Strafrechtliche Verantwortlichkeit des Arbeitnehmers

Artikel 60

Strafrechtliche Verantwortlichkeit
des Arbeitnehmers
1
Der Arbeitnehmer ist strafbar, wenn er den Vorschriften über den Gesundheitsschutz vorsätzlich
zuwiderhandelt.
2
Gefährdet er dadurch andere Personen ernstlich, so ist auch die fahrlässige Widerhandlung strafbar.

Absatz 1 Absatz 2
Die Einhaltung des Arbeitsgesetzes obliegt grund- Abweichend zu Absatz 1 ist hier vorgesehen, dass
sätzlich dem Arbeitgeber und er trägt hierfür die die fahrlässige Widerhandlung auch strafbar ist,
Hauptverantwortung. Die Arbeitnehmer oder die wenn der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin
Arbeitnehmerinnen tragen ihrerseits auch eine dadurch andere Personen ernstlich gefährdet (da-
gewisse Verantwortung. Ihre strafrechtliche Ver- bei muss es sich nicht unbedingt um Mitarbeiten-
antwortlichkeit ist jedoch geringer als jene des de handeln). Das Strafgesetzbuch (StGB) enthält
Arbeitgebers. Sie sind folglich nur dann strafbar, in der Tat verschiedene Bestimmungen, die mit
wenn sie den Vorschriften über den Gesundheits- vorliegendem Absatz in Konkurrenz treten könn-
schutz vorsätzlich zuwiderhandeln. ten. Es sind dies insbesondere Artikel 129 StGB
zur Gefährdung des Lebens, Artikel 221 bis 230
StGB zu gemeingefährlichen Verbrechen und Ver-
gehen sowie vor allem Artikel 230 StGB, der es
untersagt, der Unfallverhütung dienende Sicher-
heitsvorrichtungen in Fabriken oder anderen Be-
trieben zu beseitigen oder nicht anzubringen.

SECO, November 2006 060 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes
ArG Art. 61
6. Strafbestimmungen
Art. 61 Strafen

Artikel 61

Strafen
1
Der Arbeitgeber wird mit Geldstrafe bis zu 180 Tagessätzen bestraft..
2
Der Arbeitnehmer wird mit Busse bestraft.

Absatz 1 Absatz 2
Der Art. 61 Abs. 1 ArG zielt auf ein Vergehen des Ar- Gemäss Art. 103 StGB sind Übertretungen Taten,
beitgebers ab. Gemäss Art. 10 des Strafgesetzbu- die mit Busse bedroht sind. Die Anwendbarkeit
ches (StGB, SR 311.0) sind Vergehen Taten, die mit der allgemeinen Bestimmungen des StGB (vgl.
Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstra- Art. 333 StGB) hat, unter anderem zur Folge, dass
fe bedroht sind. Die Geldstrafe hat den Vorrang ge- weder ein Versuch noch eine Beihilfe strafbar ist.
genüber den kurzen unbedingten Freiheitsstrafen. Wie im Kommentar zu Artikel 60 ArG bereits er-
Bei der Bemessung der Geldstrafe wird zunächst läutert, werden solche Strafen nur sehr selten ge-
- abgestützt auf das Verschulden des Täters - eine gen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ver-
bestimmte Anzahl Tagessätze festgelegt. An- hängt.
schliessend wird die Höhe des Tagessatzes in Fran-
ken nach den persönlichen und wirtschaftlichen
Verhältnissen des Täters bestimmt (vgl. Art. 34
StGB).

SECO, Januar 2009 061 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VI. Durchführung des Gesetzes ArG Art. 62
6. Strafbestimmungen
Art. 62 Vorbehalt des Strafgesetzbuches und Strafverfolgung

Artikel 62

Vorbehalt des Strafgesetzbuches


und Strafverfolgung
1
Die besonderen Bestimmungen des Strafgesetzbuches bleiben vorbehalten.
2
Die Strafverfolgung ist Sache der Kantone.

Absatz 1 Absatz 2
Ein Verstoss gegen das Arbeitsgesetz kann auch Der vorliegende Absatz erklärt die Kantone als
einen durch das Strafgesetzbuch geahndeten Ver- zuständig für die Strafverfolgung. Das bedeutet
stoss zur Folge haben. Dies trifft beispielsweise zu nicht, dass die kantonalen Vollzugsbehörden des
bei Körperschädigung, Tötung, Gefährdung des Arbeitsgesetzes die in den Artikeln 59 bis 61 ArG
Lebens, Beseitigung oder Nichtanbringung von Si- aufgeführten Strafen aussprechen können. Dafür
cherheitsvorrichtungen oder Brandverursachung. sind die Strafverfolgungsbehörden nach den kan-
Auch wenn sich die Arbeitgeber- oder Arbeitneh- tonalen Strafverfahrensbestimmungen zuständig.
merseite dieser Vergehen auf Grund des Arbeits- Das Verwaltungsverfahren nach den Artikeln 51
gesetzes schuldig gemacht hat, bleiben die Be- bis 53 ArG und das Strafverfahren sind voneinan-
stimmungen des Strafgesetzbuches vorbehalten. der unabhängig: Die kantonale Vollzugsbehörde
In einem solchen Fall gelten die Regeln über das des Arbeitsgesetzes kann der Strafbehörde einen
Zusammentreffen von strafbaren Handlungen, die Verstoss melden und das Verwaltungsverfahren
von den ahndenden Behörden angewendet wer- gegen die Strafbaren weiterführen. Die Anzeige
den. wegen eines Verstosses gegen das Arbeitsgesetz
bei der zuständigen Strafbehörde muss nicht aus-
schliesslich von der kantonalen Vollzugsbehörde
des Arbeitsgesetzes ausgehen. Auch eine Privat-
person kann direkt bei der Strafbehörde einen sol-
chen Gesetzesverstoss melden.

SECO, November 2006 062 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VII. Änderung von Bundesgesetzen ArG Art. 64
Art. 64 Mitwirkungsgesetz

Artikel 64

Mitwirkungsgesetz
Das Mitwirkungsgesetz vom 17. Dezember 19931 wird wie folgt geändert:
Art. 10 Bst. a
Der Arbeitnehmervertretung stehen in folgenden Angelegenheiten nach Massgabe der entspre-
chenden Gesetzgebung besondere Mitwirkungsrechte zu:
a. In Fragen der Arbeitssicherheit im Sinne von Artikel 82 des Unfallversicherungsgesetzes sowie in
Fragen des Arbeitnehmerschutzes im Sinne von Artikel 48 des Arbeitsgesetzes

Der neue Artikel 48 ArG erfordert eine Änderung kompensatorischen Massnahmen bei Nachtar-
des Artikels 10 Buchstabe a des Mitwirkungsge- beit (vgl. Kommentar Art. 48 ArG). Der in Ar-
setzes. Artikel 48 ArG sieht nicht nur eine Infor- tikel 10 Buchstabe a des Mitwirkungsgesetzes
mation und Mitsprache der Arbeitnehmer und verwendete eingrenzende Begriff des Gesund-
Arbeitnehmerinnen in Angelegenheiten der Ge- heitsschutzes wurde daher durch jenen des Ar-
sundheitsvorsorge (wie bisher gemäss Mitwir- beitnehmerschutzes ersetzt. Das Mitwirkungs-
kungsgesetz vorgesehen) vor, sondern neu auch gesetz verweist zudem nicht mehr auf Artikel 6
in Fragen der Arbeitszeitgestaltung und der ArG, sondern auf Artikel 48 ArG.

1
SR 822.14

SECO, November 2006 064 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
VIII. Schluss- und Übergangsbestimmungen ArG Art. 71
Art. 71 Vorbehalt von Vorschriften des Bundes, der Kantone und der Gemeinden

Artikel 71

Vorbehalt von Vorschriften des Bundes,


der Kantone und der Gemeinden
Vorbehalten bleiben insbesondere:
a. die Bundesgesetzgebung über die berufliche Ausbildung, über die Verhütung von Unfällen und
Berufskrankheiten sowie über die Arbeits- und Ruhezeit der berufsmässigen Motorfahrzeugführer;
b. Vorschriften des Bundes, der Kantone und der Gemeinden über das öffentlich-rechtliche Dienst-
verhältnis; Von den Vorschriften über den Gesundheitsschutz und über die Arbeits- und Ruhezei-
ten darf dabei jedoch nur zugunsten der Arbeitnehmer abgewichen werden;
c. Polizeivorschriften des Bundes, der Kantone und der Gemeinden, wie namentlich solche über die
Bau-, Feuer-, Gesundheits- und Wasserpolizei sowie über die Sonntagsruhe und über die Öff-
nungszeiten von Betrieben, die dem Detailverkauf, der Bewirtung oder der Unterhaltung dienen.

Dieser Artikel präzisiert, welche andere öffentlich- Arbeits- und Ruhezeit der Führer von leichten Mo-
rechtliche Gesetzgebung beachtet werden muss torwagen zum gewerbsmässigen Personentrans-
bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen. port ARV 2, SR 822.222).
Auf die den ARV 1 und 2 unterstellten Personen
Buchstabe a:
sind lediglich die Gesundheitsschutzvorschriften
Das Bundesgesetz über die Berufsbildung (BBG,
des ArG anwendbar.
SR 412.10) und seine Verordnungen über die Be-
rufsbildung (BBV, SR 412.101) und das Unfallver- Buchstabe b
sicherungsgesetz sowie die Verordnung über die Davon ausgehend, dass die öffentlich-rechtlichen
Verhütung von Unfällen und Berufskrankheiten Dienstvorschriften in der Regel für die Arbeitneh-
müssen eingehalten werden. Mit anderen Wor- merinnen und Arbeitnehmer vorteilhafter sind als
ten, von diesen Gesetzen kann aufgrund des Ar- die Minimalvorschriften des Arbeitsgesetzes, hat
beitsgesetzes nicht abgewichen werden. Bezüg- der Gesetzgeber vorgesehen, dass die öffentlich-
lich der Arbeits- und Ruhezeitbestimmungen für rechtlichen Vorschriften gegenüber dem Arbeits-
die berufsmässigen Motorfahrzeugführer hat der gesetz vorrangig anwendbar sind. An dieser Stelle
Vorbehalt eine andere Bedeutung. Vorab sei da- müssen die zwei Aspekte des Arbeitsgesetzes un-
ran erinnert, dass die Unternehmen des öffentli- terschieden werden: Gesundheitsschutz und Ar-
chen Verkehrs aufgrund von Art. 2 Abs. 1 Bst. b beits- und Ruhezeiten. Die Bestimmungen über
ArG vom Arbeitsgesetz ausgenommen sind. In den Gesundheitsschutz sind auf sämtlichen öf-
privaten Transportfirmen sind für Chauffeure von fentlichen Verwaltungen anwendbar (Art. 3a ArG).
Fahrzeugen, die mehr als 3.5 Tonnen wiegen, Sämtliche Vorschriften über öffentlich-rechtliche
nicht die arbeitsgesetzlichen Arbeits- und Ruhe- Dienstverhältnisse müssen die diesbezüglichen
zeitbestimmungen anwendbar, sondern die spe- Minimalvorschriften des Arbeitsgesetzes berück-
zifischen Bestimmungen der Verordnung über sichtigen. Hingegen müssen die Arbeits- und Ru-
die Arbeits- und Ruhezeit der berufsmässigen hezeitbestimmungen nur für die öffentlich-rechtli-
Motorfahrzeugführer (Chauffeurverordnung, SR chen Dienstverhältnisse in den Betrieben beachtet
822.22). Hingegen gilt die Verordnung über die werden, die dem Arbeitsgesetz unterstellt sind.

SECO, November 2006 071 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 71 ArG VIII. Schluss- und Übergangsbestimmungen
Art. 71 Vorbehalt von Vorschriften des Bundes, der Kantone und der Gemeinden

D.h. sie gelten nur für die Betriebe, die nicht direkt Schutz der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
einer Verwaltung angegliedert sind oder die der verfolgt. Der Vorbehalt zugunsten dieser Bestim-
Definition von Art. 7 ArGV 1 nicht entsprechen. mungen bedeutet, dass letztere im gleichen Masse
Zu diesen Betriebsarten gehören z.B. öffentlich- respektiert werden müssen wie das Arbeitsgesetz.
rechtliche Aktiengesellschaften, öffentlich-rechtli- Im Falle einer Plangenehmigung bedeutet dies
che Stiftungen, öffentlich-rechtliche Anstalten mit z.B., dass der Betrieb zudem sicherstellen muss,
eigener Rechtspersönlichkeit usw. dass die Bauvorschriften eingehalten werden.
Ebenso erlaubt zwar eine Bewilligung für Sonn-
Buchstabe c: tags- oder Nachtarbeit einem Betrieb, Personal
Die hier aufgeführten Polizeivorschriften ha- zu beschäftigen, aber dies kann nur geschehen,
ben den Schutz der öffentlichen Ruhe und Ord- wenn der Betrieb aufgrund der kantonalen oder
nung zum Zweck, während das Arbeitsgesetz den kommunalen Vorschriften auch offen sein darf.

071 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
1. Kapitel: Geltungsbereich ArGV 1 Art. 1
1. Abschnitt: Begriffe
Art. 1 Arbeitnehmer

Artikel 1

Arbeitnehmer
(Art. 1 ArG)

1
Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin ist jede Person, die in einem unter das Gesetz fallenden Be-
trieb dauernd oder vorübergehend während der ganzen Arbeitszeit oder eines Teils davon be-
schäftigt wird.
2
Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen sind auch Lehrlinge, Praktikanten, Praktikantinnen, Volon-
täre, Volontärinnen und andere Personen, die hauptsächlich zur Ausbildung oder zur Vorbereitung
der Berufswahl im Betrieb tätig sind.

Absatz 1 sind. Die Vollzugsorgane können beispielswei-


se nicht von einem Betrieb verlangen, dass er ei-
Das Arbeitsgesetz soll sämtliche in einem Betrieb
nem ehemaligen Angestellten die Lohnzuschlä-
beschäftigten Personen gegen die mit der Arbeit
ge für vorübergehende Nachtarbeit nachträglich
verbundenen Gefahren schützen. Deshalb behan-
bezahlt. Oder wenn eine ehemalige Angestellte
delt das Gesetz alle Personen gleich, unabhängig
von ihrem früheren Vorgesetzten noch immer be-
von ihrem Arbeitsverhältnis zum Betrieb. Es ge-
lästigt wird, haben die Vollzugsorgane keine Ein-
nügt, dass eine Person in einem Unternehmen
griffsmöglichkeiten. Die Vollzugsorgane können
beschäftigt ist, das nicht vom Geltungsbereich
sich folglich nicht individuell für eine Person ein-
des Gesetzes ausgenommen ist. Ein Betrieb hat
setzen, die nicht (mehr) im Betrieb tätig ist. Sie
beispielsweise die gleichen Gesundheitsschutz-
können hingegen dafür sorgen, dass der Betrieb
verpflichtungen gegenüber seinen eigenen Be-
künftig die Vorschriften des Gesetzes einhält, in-
schäftigten wie gegenüber Arbeitnehmern und
dem sie ihn auffordern, die notwendigen Mass-
Arbeitnehmerinnen, deren Dienste er von einem
nahmen zur Herbeiführung des gesetzmässigen
anderen Unternehmen mietet und mit denen er
Zustands zu treffen.
in keinem Vertragsverhältnis steht.
Das Arbeitsgesetz wird vorwiegend auf Betriebe
angewendet. Alle im Betrieb beschäftigten Perso-
nen fallen während der ganzen Dauer ihrer An-
Absatz 2
stellung unter den gesetzlichen Schutz. Dabei Das Arbeitsgesetz könnte seinen Zweck (Schutz
spielt die Dauer des Arbeitsverhältnisses keine Rol- der in einem Betrieb tätigen Personen) nicht er-
le. Nicht in den persönlichen Geltungsbereich des füllen, wenn der Begriff «Arbeitnehmer» bzw.
Gesetzes fallen nach Artikel 3 ArG Arbeitnehmer «Arbeitnehmerin» lediglich im Sinne des Obliga-
und Arbeitnehmerinnen, die eine höhere leiten- tionenrechts aufgefasst würde (der Arbeitneh-
de Tätigkeit ausüben, Erzieher und Erzieherinnen, mer oder die Arbeitnehmerin verpflichtet sich
Lehrpersonen, Personen geistlichen Standes sowie zur Leistung von Arbeit im Dienst des Arbeitge-
Heimarbeitnehmer und -arbeitnehmerinnen. bers und dieser zur Entrichtung eines Lohns). So
Die Vollzugsorgane des Arbeitsgesetzes können können Personen von einem Unternehmen be-
nur Massnahmen ergreifen zu Gunsten von Perso- schäftigt werden, mit dem sie keinen Arbeitsver-
nen, die zum Zeitpunkt, in dem die Massnahmen trag abgeschlossen haben, z.B. Personen, deren
gefordert werden, effektiv im Betrieb beschäftigt Dienste gemietet sind (von einer Leiharbeitsfirma),

SECO, November 2006 101 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 1 ArGV 1 1. Kapitel: Geltungsbereich
1. Abschnitt: Begriffe
Art. 1 Arbeitnehmer

die ein Praktikum oder ein Volontariat absolvie- des gleichen Schutzes wie die anderen Arbeitneh-
ren. Sie unterscheiden sich von den anderen Be- mer und Arbeitnehmerinnen im Sinne des Obli-
schäftigten insofern, dass sie nicht immer einen gationenrechts. Aus diesem Grund ist der Begriff
Lohn beziehen und nicht immer eine Arbeitsleis- «Arbeitnehmer» bzw. «Arbeitnehmerin» im Sinne
tung erbringen müssen. Diese Personen bedürfen des Arbeitsgesetzes weit zu fassen.

101 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
1. Kapitel: Geltungsbereich
ArGV 1 Art. 2
1. Abschnitt: Begriffe
Art. 2 Grossbetriebe des Detailhandels

Artikel 2

Grossbetriebe des Detailhandels


(Art. 9 Abs. 1 Bst a ArG)

Grossbetriebe des Detailhandels sind Betriebe, die im gleichen Gebäude oder in benachbarten Ge-
bäuden insgesamt mehr als 50 Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen, einschliesslich das Kassen-
personal, im Detailverkauf beschäftigen.

Im vorliegenden Artikel wird nur das Personal be- rücksichtigt, sondern der Personalbestand jeder
rücksichtigt, das in direktem Kontakt mit der Kund- einzelnen Filiale.
schaft steht, d.h. das eigentliche Verkaufs- und Zahlreiche Unternehmen, die unter die Definition
Kassenpersonal. Das Personal, das für das Auffül- des vorliegenden Artikels fallen, stellen seit einigen
len der Regale in den Verkaufsräumen zuständig Jahren ihre Verkaufsflächen anderen Unterneh-
ist, gehört ebenfalls dazu (insbesondere in Selbst- men zur Verfügung, die ihr eigenes Verkaufsper-
bedienungsläden). Hingegen zählen das Verwal- sonal anstellen (vor allem Hersteller oder Verteiler
tungspersonal sowie Personen, die ausschliesslich von Markenartikeln). In diesem Fall zählt das Per-
in für die Kundschaft nicht zugänglichen Räum- sonal dieser Unternehmen nicht zum Personalbe-
lichkeiten Waren verladen, einpacken, empfangen stand des Hauptbetriebs, sondern wird separat be-
und versenden, nicht in den Geltungsbereich des handelt.
vorliegenden Artikels. Auch ein Einkaufszentrum gilt nicht als Grossbe-
Ferner müssen die Verkaufsflächen eines Betriebs trieb des Detailhandels. In solchen Zentren muss
nahe beieinander liegen, damit sie als eine einzige jeder Betrieb einzeln untersucht werden, um fest-
Betriebseinheit gelten. Verfügt ein Betrieb des De- zustellen, ob er die Voraussetzungen des vorlie-
tailhandels über weiter auseinander liegende Filia- genden Artikels erfüllt.
len, so wird nicht der Gesamtpersonalbestand be-

SECO, November 2006 102 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
1. Kapitel: Geltungsbereich ArGV 1 Art. 4
2. Abschnitt: Betrieblicher Geltungsbereich
Art. 4 Betriebe des Bundes, der Kantone und der Gemeinden

Artikel 4

Betriebe des Bundes, der Kantone


und der Gemeinden
(Art. 2 Abs. 2 ArG)

Das Gesetz ist insbesondere anwendbar auf Betriebe des Bundes, der Kantone und der Gemeinden:
a. zur Herstellung, Verarbeitung oder Behandlung von Gütern sowie zur Erzeugung, Umwandlung
oder Übertragung von Energie, unter Vorbehalt von Artikel 2 Absatz 1 Buchstabe b des Gesetzes;
b. zur Beförderung von Personen oder Gütern, unter Vorbehalt von Artikel 2 Absatz 1 Buchstabe b
des Gesetzes;
c. für die Abfuhr, für die Verbrennung oder Verarbeitung von Kehricht, Betriebe der Wasserversor-
gung und der Abwasserreinigung.

Allgemeines und Industrien einerseits und den staatlichen Un-


ternehmen andererseits ausgeschlossen werden
Der vorliegende Artikel basiert auf Artikel 2 Ab- können.
satz 2 ArG. Abweichend vom Grundsatz des Ar-
tikels 2 ArG, der nur den Gesundheitsschutz auf Buchstabe a:
Verwaltungen des Bundes, der Kantone und Ge- Als Beispiele können staatliche Wasser- und Kern-
meinden anwendbar erklärt, sind in diesem Arti- kraftwerke genannt werden. Da die Produktions-
kel Betriebe aufgeführt, die zwar zur Verwaltung betriebe der Verwaltungen immer häufiger privati-
gehören, aber dennoch den gesamten Vorschrif- siert werden (z. B die Munitionsfabriken), wird die
ten des Arbeitsgesetzes unterstehen, und zwar Tragweite dieses Buchstabens immer geringer.
sowohl in Bezug auf den Gesundheitsschutz als
auch auf die Arbeits- und Ruhezeit. Der Vorbehalt Buchstabe b:
in Artikel 71 Buchstabe b ArG gilt auch für die Be- Unter diese Bestimmung fallen nur wenige Be-
schäftigten der hier bezeichneten Betriebe, wenn triebe, weil auf Bundesebene die meisten Betrie-
sie in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhält- be dieser Art der Bundesgesetzgebung über die
nis stehen. Arbeit in Unternehmen des öffentlichen Verkehrs
Die Tätigkeiten der Bundesstellen fallen haupt- (Arbeitszeitgesetz, AZG, SR 822.21) unterstehen,
sächlich in den tertiären Sektor (Büroarbeiten, die ausdrücklich in Artikel 2 Absatz 1 Buchstabe b
administrative Arbeiten für den Vollzug von Re- ArG vorbehalten ist. Auf kantonaler und kommu-
gierungsentscheiden usw.), in dem weder Güter naler Ebene unterstehen Betriebe, die vorwiegend
noch Dienstleistungen für die Wirtschaft herge- Personen- und Warentransporte durchführen und
stellt bzw. erbracht werden. Zur Verwaltung ge- deren Beschäftigte zumeist der Gesetzgebung
hören aber auch Betriebe des sekundären Sektors, über die Arbeits- und Ruhezeit der berufsmässi-
in dem Güter hergestellt werden. Diese haben zu- gen Motorfahrzeugführer und -führerinnen (Ver-
dem gewerblichen Charakter, so dass mit deren ordnung über die Arbeits- und Ruhezeit der be-
Unterstellung unter das Gesetz Wettbewerbs- rufsmässigen Motorfahrzeugführer (ARV 1, SR
verfälschungen zwischen den privaten Betrieben 822.221) und der Verordnung die Arbeits- und

SECO, November 2006 104 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 4 ArGV 1 1. Kapitel: Geltungsbereich
2. Abschnitt: Betrieblicher Geltungsbereich
Art. 4 Betriebe des Bundes, der Kantone und der Gemeinden

Ruhezeit der berufsmässigen Führer von leichten Buchstabe c:


Personentransportfahrzeugen und schweren Per- Die Erläuterungen zu Buchstabe a beziehen sich
sonenwagen (ARV 2, SR 822.222). Diese beiden auch auf die Betriebe der Wasserversorgung und
Gesetzesbestimmungen sind in Artikel 71 Buch- der Abwasserreinigung.
stabe a ArG vorbehalten. Als Beispiel für die ge- Chauffeure von Abfuhrunternehmen, die Fahr-
nannten Betriebe seien hier staatliche Ambulanz- zeuge zur Abfallbeseitigung lenken, fallen nicht
unternehmen genannt, die vom Geltungsbereich unter die ARV 1.
der ARV 2 ausgenommen sind.

104 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
1. Kapitel: Geltungsbereich ArGV 1 Art. 4a
2. Abschnitt: Betrieblicher Geltungsbereich
Art. 4a Öffentliche Krankenanstalten und Kliniken

Artikel 4a

Öffentliche Krankenanstalten und Kliniken


1
Das Gesetz ist anwendbar auf öffentliche Krankenanstalten und Kliniken im Rahmen von Arbeits-
verhältnissen mit Assistenzärztinnen und Assistenzärzten.
2
Öffentliche Krankenanstalten und Kliniken sind Krankenanstalten und Kliniken der Kantone und
der Gemeinden, die Bestandteil einer öffentlichen Verwaltung sind oder als öffentlich-rechtliche
Anstalten ohne Rechtspersönlichkeit oder als öffentlich-rechtliche Körperschaften organisiert sind.
3
Assistenzärztinnen und Assistenzärzte sind Ärztinnen und Ärzte der Human-, Zahn- oder Tierme-
dizin, die nach erworbenem Staatsexamen eine Weiterbildung absolvieren:
a. zur Erlangung des ersten Facharzttitels; oder;
b. für die Zulassung zur Eröffnung einer eigenen Praxis.

Absatz 1 Absatz 3
Dieser neue Artikel ist gemäss parlamentarischem In diesem Absatz wird der Begriff Assistenzärztin-
Willen notwendig, damit alle Assistenzärztinnen nen und Assistenzärzte definiert. Nicht zu den As-
und Assistenzärzte auch den Arbeits- und Ruhe- sistenzärztinnen und Assistenzärzten zählen die-
zeitbestimmungen unterstellt sind. Entsprechend jenigen, welche parallel zu ihrer Tätigkeit eine
müssen das Arbeitsgesetz und die Arbeits- und Weiter- oder Fortbildung oder eine weitere Aus-
Ruhezeitbestimmungen auch auf diejenigen As- bildung zur Erlangung eines zweiten Facharztti-
sistenzärztinnen und Assistenzärzte anwendbar tels besuchen. Ausserdem zählen nicht dazu die-
sein, die in einem Betrieb tätig sind, der vom be- jenigen, die eine Ausbildung gemäss Buchstabe a
trieblichen Geltungsbereich des Arbeitsgesetzes und b absolviert haben, aber weiterhin als Assis-
ausgenommen ist. tenzärztinnen oder Assistenzärzte angestellt sind.
Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Unter-
scheidung zwischen Assistenzärztinnen und Assis-
Absatz 2 tenzärzten und anderen Ärztinnen und Ärzten im
Die gemäss diesem Absatz definierten öffentlich- Sinne dieses Artikels nur diejenigen Betriebe be-
rechtlichen Krankenanstalten und Kliniken, ent- trifft, welche vom betrieblichen Geltungsbereich
sprechen der Definition von Art. 2 Abs. 1 Bst. a des Arbeitsgesetzes ausgenommen sind. In einem
ArG (eingegliedert in die öffentliche Verwaltung Betrieb, wo alle Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
oder der Verwaltung gleichgestellt, d.h. öffent- nehmer dem Arbeitsgesetz unterstellt sind – mit
lich-rechtliche Anstalten ohne eigene Rechtsper- Ausnahme von denjenigen, die vom persönlichen
sönlichkeit oder öffentlich-rechtliche Körperschaf- Geltungsbereich ausgenommen sind – finden die
ten). Sie sind von den Bestimmungen über die Schutzbestimmungen des Arbeitsgesetzes auf alle
Arbeits- und Ruhezeiten des ArG ausgenommen. Anwendung.
Einzige Ausnahme bilden die Assistenzärztinnen
und Assistenzärzte, welche aufgrund dieses Arti-
kels den Bestimmungen betreffend der Arbeits-
und Ruhezeiten des ArG unterstellt sind.

SECO, November 2006 104a - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
1. Kapitel: Geltungsbereich ArGV 1 Art. 5
3. Abschnitt: Ausnahmen vom betrieblichen Geltungsbereich
Art. 5 Landwirtschaftsbetriebe

Artikel 5

Landwirtschaftsbetriebe
(Art. 2 Abs. 1 Bst. d ArG)

1
Als Betriebe der landwirtschaftlichen Urproduktion gelten Betriebe des Acker-, Wiesen-, Obst-,
Wein- und Gemüsebaues, der Beerenkultur, der Zucht- und Nutztierhaltung sowie die zu einem
Landwirtschaftsbetrieb gehörenden privaten Waldungen.
2
Als örtliche Milchsammelstellen gelten Betriebe, die Verkehrsmilch aus einem örtlich beschränkten
Einzugsgebiet unmittelbar von landwirtschaftlichen Betrieben übernehmen und sie ganz oder teil-
weise in damit verbundenen Räumlichkeiten verarbeiten oder an andere Betriebe zur Verarbeitung
oder zum Verkauf weitergeben.
3
Ein Nebenbetrieb liegt vor, wenn die darin verarbeiteten oder verwerteten Erzeugnisse des Haupt-
betriebes für den Eigengebrauch oder den lokalen Markt bestimmt sind.

Allgemeines nigen Michsammelstellen, die ihre Verkehrsmilch


direkt von landwirtschaftlichen Betrieben bezie-
Diese Bestimmung definiert die in Artikel 2 Ab-
hen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Bauern die
satz 1 Buchstabe d ArG verwendeten Begriffe nä-
Milch bringen oder die Milchsammelstelle diese
her und erlaubt es, das Gesetz auf die betroffenen
abholen lässt. Wird die Verkehrsmilch von einem
Betriebe anwendbar zu erklären.
Drittunternehmen bezogen, so liegt keine Unmit-
telbarkeit im Sinne der Bestimmung vor.
Absatz 1
Darüber hinaus zeichnen sich die Milchsammel-
Ausgeschlossen vom Geltungsbereich sind Land- stellen gemäss Absatz 2 dadurch aus, dass die
wirtschaftsbetriebe, deren Aktivitäten zur Urpro- Milch von einem örtlich beschränkten Einzugs-
duktion gezählt werden können. gebiet stammt. Die Anforderung an ein regiona-
Zur Urproduktion gehören Betriebe des Ackerbaus les Einzugsgebiet ist restriktiv zu handhaben. Im
und der Zucht- und Nutztierhaltung. Die Hors-sol- Sinne des Ausnahmezweckes umfasst ein regio-
Produktion fällt beispielsweise nicht in diese Kate- nales Einzugsgebiet in der Regel höchstens einige
gorie (vgl. Kommentar Art. 6 ArGV 1). Gemeinden. Auch die Grösse eines Betriebs kann
Hinweise darüber geben, ob eine Milchsammel-
stelle und die damit verbundene Verarbeitung der
Absatz 2 Verkehrsmilch vom Zweck dieser Ausnahmerege-
lung erfasst werden. Diese Bestimmung wurde für
Die Ausnahmeregelung bezweckt eine Gleichstel-
kleinere Betriebe geschaffen. Beschäftigt ein Be-
lung der örtlichen Milchsammelstellen samt damit
trieb neben dem Arbeitgeber und allfälligen Fami-
verbundenen Milchverarbeitungsbetrieben mit
lienmitgliedern nicht mehr als 4 Vollzeitangestell-
Landwirtschaftsbetrieben, welche die Verarbei-
te, so ist davon auszugehen, dass der regionale
tung der Milch selbst vornehmen.
Charakter des Betriebs in aller Regel gegeben ist.
Von dieser Ausnahme betroffen sind einzig dieje-

SECO, September 2017 105 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 5 ArGV 1 1. Kapitel: Geltungsbereich
3. Abschnitt: Ausnahmen vom betrieblichen Geltungsbereich
Art. 5 Landwirtschaftsbetriebe

Auf Milchverarbeitungsbetriebe, die nicht unter


diese Ausnahmeregelung fallen, sind die Sonder-
bestimmungen gemäss Art. 28 ArGV 2 anwend-
bar.

Absatz 3
Sobald die Erzeugnisse des landwirtschaftlichen
Hauptbetriebs nicht mehr nur für den Eigenge-
brauch oder den lokalen Markt bestimmt sind, fällt
der Nebenbetrieb in den Geltungsbereich des Ar-
beitsgesetzes. So ist ein Nebenbetrieb eines Land-
wirtschaftsbetriebs dem Gesetz unterstellt, wenn
die meisten der verarbeiteten Produkte nicht aus
der eigenen Produktion stammen oder wenn die-
se Produkte regionalen oder überregionalen Ver-
teilern von Lebensmitteln (für Mensch und Tier)
geliefert werden.

105 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
1. Kapitel: Geltungsbereich ArGV 1 Art. 6
3. Abschnitt: Ausnahmen vom betrieblichen Geltungsbereich
Art. 6 Gartenbaubetriebe

Artikel 6

Gartenbaubetriebe
(Art. 2 Abs. 1 Bst. e und Abs. 3 ArG)

1
Als Betriebe mit überwiegend gärtnerischer Pflanzenproduktion gelten Gartenbaubetriebe, in
denen die Mehrzahl der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in einer oder mehreren der folgen-
den Betriebsarten beschäftigt werden:
a. Gemüsebau;
b. Topfpflanzen- und Schnittblumenkultur;
c. Baumschulen und Obstbau, einschliesslich Stauden und Kleingehölze.
2
aufgehoben

Absatz 1
Nicht in den Geltungsbereich des Arbeitsgesetzes Wie bei den Betrieben der Landwirtschaft sind
fallen Betriebe mit überwiegender gärtnerischer auch hier nur Betriebe der Urproduktion vom Ge-
Pflanzenproduktion. Zu dieser Produktion gehö- setz ausgenommen. Betriebe, die im Gartenbau
ren die in Buchstabe a bis c aufgeführten Kultu- oder in der Landschaftsgärtnerei tätig sind, fallen
ren. Der Anbau von Gemüse in Hors-sol- und Ge- damit unter das Arbeitsgesetz.
wächshauskulturen gehört zum Gemüsebau.

SECO, Februar 2008 106 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
1. Kapitel: Geltungsbereich ArGV 1 Art. 7
3. Abschnitt: Ausnahmen vom betrieblichen Geltungsbereich
Art. 7 Öffentliche Anstalten und Körperschaften

Artikel 7

Öffentliche Anstalten und Körperschaften


(Art. 2 Abs. 2 und 71 Bst. b ArG)

1
Die Arbeits- und Ruhezeitbestimmungen sind nicht anwendbar auf öffentlich-rechtliche Anstalten
ohne Rechtspersönlichkeit sowie Körperschaften des öffentlichen Rechts, sofern die Mehrzahl der
in ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in einem öffentlich-rechtlichen Ar-
beitsverhältnis stehen.
2
Beschäftigt ein Betrieb nach Absatz 1 Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen, die in einem privat-
rechtlichen Arbeitsverhältnis stehen, dann ist auf diese Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen das
Arbeitsgesetz auch bezüglich der Arbeits- und Ruhezeiten anwendbar, soweit das öffentliche Dienst-
recht für den Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin nicht günstigere Bestimmungen vorsieht.
3
Die Artikel 4 und 4a bleiben vorbehalten

Vorbemerkung was produzieren, lagern, unterhalten oder die


Personen und Güter befördern usw. Als Beispiele
Aus Artikel 2 Absatz 1 Buchstabe a und Absatz 2
sind Rüstungsbetriebe, Zeughäuser, Elektrizitäts-
ArG geht nicht genau hervor, was unter den Be-
werke und Werkhöfe für den Unterhaltsdienst
griffen «Verwaltung», «Anstalt» und «Betrieb» zu
von Strassen zu nennen. In gewissen Fällen dürf-
verstehen ist. Den Materialien zum Gesetz, vor al-
te die Abgrenzung zwischen Anstalt und Betrieb
lem den Amtlichen Bulletins der Bundesversamm-
aber schwierig sein, da auch diese Begriffe letzt-
lung zu den parlamentarischen Beratungen, den
lich unscharf sind.
ursprünglichen Artikeln 8 und 9 ArGV 1 sowie
den ersten Gesetzeskommentaren, kann entnom- Ging man ursprünglich davon aus, dass in der Ver-
men werden, was unter diesen drei Begriffen ver- waltung ebenbürtige, wenn nicht gar bessere Ar-
standen wird: beitsverhältnisse vorherrschten als im privatwirt-
schaftlichen Sektor, hat mit Beginn der neunziger
• Die Verwaltung umfasst alle Verwaltungszweige
Jahre eine stete Verschlechterung der Arbeitsbe-
öffentlicher Körperschaften. Hoheitliche und
dingungen im öffentlichen Sektor stattgefunden.
nicht hoheitliche bzw. zentrale und dezentrale
Das hängt mit der Wirtschaftskrise der 90er-Jahre,
Verwaltungseinheiten werden nicht unterschie-
aber auch mit gesellschafts- und wirtschaftspoliti-
den. Der Begriff ist somit weit auszulegen.
schen Ideen aus dem angelsächsischen Raum zu-
• Der Begriff «Anstalt» bezieht sich nicht nur auf sammen, die die Privatisierung staatlicher Aufga-
die technische Anstalt, also auf die aus der Zen- ben vorantreiben und ein neues Verständnis vom
tralverwaltung ausgegliederte Verwaltungsein- Staat als Unternehmen prägen (New Public Ma-
heit, sondern auch auf die mannigfaltigsten Kör- nagement). In manchen Fällen wird inzwischen
perschaften des öffentlichen Rechts, wie etwa nicht einmal mehr das für die Privatwirtschaft
die Landeskirchen, die Allmendgenossenschaf- vorgeschriebene Schutzniveau erreicht. Beispie-
ten oder Korporationen, die Bezirke usw. le hierfür sind Einsatzpläne in Spitälern, Heimen,
• Unter einem Betrieb wird jede ausgelagerte Ar- Feuerwehren und Strassenunterhaltsdiensten. Der
beitsorganisation verstanden, die von ihrer Tä- Staat hat aber die Aufgabe, überall den gleichen
tigkeit her einen mehr gewerblich-industriellen Mindestschutz zu garantieren, und zwar nicht
Charakter hat. Es geht also um Betriebe, die et- nur im Interesse des Arbeitnehmerschutzes, son-

SECO, November 2006 107 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 7 ArGV 1 1. Kapitel: Geltungsbereich
3. Abschnitt: Ausnahmen vom betrieblichen Geltungsbereich
Art. 7 Öffentliche Anstalten und Körperschaften

dern auch weil die Arbeitsbedingungen zugleich vatrechtlich anstellt, ist das Arbeitsgesetz voll-
auch Wettbewerbsbedingungen sind. Die unglei- umfänglich anwendbar, und damit sind auch die
chen Arbeitsbedingungen können überall dort zu Vorschriften über die Arbeits- und Ruhezeiten zu
Wettbewerbsverzerrungen führen, wo sich staat- beachten. Liegen in einem Betrieb gemischte Ar-
liche und private Betriebe konkurrenzieren. Aus beitsverhältnisse vor, dann sind die Bestimmun-
diesem Grund rechtfertigen sich für staatliche gen über die Arbeits- und Ruhezeiten zumindest
Anstalten und Betriebe, die privatwirtschaftlich auf die privatrechtlich angestellten Arbeitnehmer
organisiert sind oder in Konkurrenz zur Privatwirt- und Arbeitnehmerinnen anwendbar, weil diesen
schaft treten, keine Ausnahmen mehr. sonst in unzumutbarer Weise das Rechtsschut-
zinteresse beschnitten und der Rechtsweg verun-
möglicht würde. Diese Bestimmung ist subsidiärer
Absatz 1 Natur. Für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
Ausnahmen vom Geltungsbereich lässt das Gesetz nen gehen günstigere Vorschriften des öffentli-
nur noch bei öffentlichen Anstalten ohne juristi- chen Dienstrechts vor.
sche Persönlichkeit und bei Körperschaften des
öffentlichen Rechts zu, und zwar nur dann, wenn
diese ihre Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
Absatz 3
mehrheitlich öffentlich-rechtlich anstellen. Zu be- Dieser Absatz wurde in Zusammenhang mit der
achten bleibt, dass auf Grund des Artikels 3a ArG Revision von der ArGV 1 eingefügt und ist am
die Bestimmungen über den Gesundheitsschutz 1. Januar 2005 in Kraft getreten. Er regelt den
zur Anwendung gelangen, eine Ausnahme vom Konflikt zwischen diesem Artikel und den Ar-
Gesetz demzufolge nur hinsichtlich der Arbeits- tikeln 4 und 4a ArGV 1. Denn diese drei Artikel
und Ruhezeitbestimmungen besteht. können sich widersprechen: die Artikel 4 und 4a
Eine Privilegierung der öffentlichen Anstalten mit definieren die Betriebe des Bundes, der Kantone
juristischer Persönlichkeit gegenüber privatwirt- und der Gemeinden, welche trotz ihres öffentlich-
schaftlichen Betrieben rechtfertigt sich dagegen rechtlichen Status aufgrund ihrer Tätigkeit dem
nicht mehr, weil diese Anstalten heute oft kei- Gesetz unterstellt sind (Produktionsbetriebe, Be-
ne Verwaltungsaufgaben im eigentlichen Sinne triebe zur Verarbeitung des Kehrichts, Betriebe zur
mehr wahrnehmen und in aller Regel privatwirt- Wasserversorgung und zur Abwasserreinigung,
schaftlich organisiert sind, ja häufig sogar in Kon- Spitäler und Kliniken). Dieser Artikel hier legt die
kurrenz zur Privatwirtschaft stehen. Sollten diese Betriebe fest, auf die die Arbeits- und Ruhezeitbe-
aber ihr Personal in öffentlich-rechtlicher Anstel- stimmungen des Gesetzes nicht anwendbar sind,
lung beschäftigen, dann gilt zumindest der Vor- aufgrund ihrer juristischen Organisation. Auf ge-
behalt der öffentlich-rechtlichen Dienstvorschrif- wisse Betriebe können sowohl Artikel 4 und 4a
ten in Artikel 71 Buchstabe b ArG. Das bedeutet, als auch dieser Artikel zu Anwendung gelangen.
dass letztlich trotzdem eine Ausnahme hinsicht- Dem allgemeinen Anwendungsgrundsatz des Ge-
lich der Vorschriften über die Arbeits- und Ruhe- setzes entsprechend ist hier präzisiert, dass die Ar-
zeiten vorliegt. tikel 4 und 4a gegenüber diesem Artikel Vorrang
haben. Ausschlaggebend für die Anwendung von
Art. 4 oder 4a und diesem Artikel ist demzufolge
Absatz 2 die Tätigkeit des Betriebes.
Sobald eine öffentliche Anstalt oder Körperschaft
des öffentlichen Rechts ihre Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen dagegen mehrheitlich pri-

107 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
1. Kapitel: Geltungsbereich ArGV 1 Art. 8
4. Abschnitt: Ausnahmen vom persönlichen Geltungsbereich
Art. 8 Personal internationaler Organisationen und öffentlicher Verwaltungen ausländischer Staaten

Artikel 8

Personal internationaler Organisationen und


öffentlicher Verwaltungen ausländischer Staaten
(Art. 3 Bst. b ArG)

1
Zum Personal internationaler Organisationen und öffentlicher Verwaltungen ausländischer Staaten
gehören:
a. das Personal der diplomatischen Missionen und der konsularischen Posten ausländischer Staa-
ten in der Schweiz, sofern dieses hoheitliche Funktionen ausübt oder in einem öffentlich-recht-
lichen Anstellungsverhältnis zum Entsendestaat steht;
b. das Personal der ständigen Missionen bei internationalen Organisationen, mit denen die
Schweiz ein Sitzabkommen abgeschlossen hat, sofern dieses hoheitliche Funktionen ausübt
oder in einem öffentlich-rechtlichen Anstellungsverhältnis zum Entsendestaat steht;
c. das Personal internationaler Organisationen, mit denen die Schweiz ein Sitzabkommen abge-
schlossen hat;
d. das Personal der ausländischen öffentlichen Verwaltungen und der ausländischen Betriebe des
konzessionierten Eisenbahn-, Schifffahrts- und Luftverkehrs, unter Vorbehalt abweichender
zwischenstaatlicher Vereinbarungen.
2
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) stellt im Einvernehmen mit der Direktion für Völker-
recht des Eidgenössischen Departementes für auswärtige Angelegenheiten fest, welche Organi-
sationen die Voraussetzungen nach Absatz 1 Buchstaben b und c erfüllen.

Allgemeines rig wäre, die Einhaltung des Schweizer Rechts zu


prüfen. Auf das Personal der diplomatischen Mis-
Der vorliegende Artikel bezieht sich auf Artikel 3
sionen und der konsularischen Posten ausländi-
Buchstabe b ArG über die Ausnahmen vom per-
scher Staaten ist das Arbeitsgesetz deshalb nicht
sönlichen Geltungsbereich.
anwendbar, wenn mindestens eine der folgenden
Voraussetzungen erfüllt ist:

Absatz 1 • wenn das Personal in einem öffentlich-recht-


lichen Anstellungsverhältnis zum Entsendestaat
Artikel 3 Buchstabe b ArG zielt auf folgende Ar- steht
beitnehmerkategorien: • wenn das Personal hoheitliche Funktionen aus-
Buchstabe a: übt (damit ist eine Tätigkeit gemeint, die der
Diplomatische Missionen wie Botschaften oder Staat oder seine Angestellten nach dem Souve-
Konsulate haben insbesondere die Aufgabe, ihr ränitätsrecht ausübt)
Land im Ausland zu vertreten. Nach dem Wie- Die Unverletzbarkeit von Räumlichkeiten diplo-
ner Übereinkommen vom 18. April 1961 über di- matischer Missionen hat folgende Auswirkungen:
plomatische und konsularische Beziehungen und Auch wenn das Arbeitsgesetz für einen Arbeit-
nach dem Übereinkommen vom 24. April 1963 nehmer oder eine Arbeitnehmerin gilt, weil die
über die konsularischen Beziehungen sind deren hier aufgeführten Voraussetzungen nicht erfüllt
Räumlichkeiten unantastbar, sodass es schwie- werden, hat die Behörde nicht das Recht, in den

SECO, Juni 2017 108 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 8 ArGV 1 1. Kapitel: Geltungsbereich
4. Abschnitt: Ausnahmen vom persönlichen Geltungsbereich
Art. 8 Personal internationaler Organisationen und öffentlicher Verwaltungen ausländischer Staaten

Räumlichkeiten diplomatischer Missionen die An- Absatz 2


wendung des Gesetzes zu prüfen.
Eine Liste mit den internationalen Organisationen,
Buchstabe b: welche die Kriterien von Absatz 1 Buchstaben b
Die Anmerkungen unter Buchstabe a gelten auch und c des vorliegenden Artikels erfüllen, ist auf
für das Personal der diplomatischen Missionen bei der Internetseite des SECO verfügbar.
internationalen Organisationen.
Buchstabe c:
Siehe Auflistung der Organisationen in der Erläu-
terung zu Absatz 2.
Buchstabe d:
Bei der Ausarbeitung des Bundesgesetzes über
die Arbeit in Industrie, Gewerbe und Handel
(1960) ging man davon aus, dass die Arbeitsbe-
dingungen in den Verwaltungen in der Schweiz
wenigstens den Mindestvorgaben des Arbeits-
gesetzes entsprechen. Diese Annahme galt auch
für ausländische öffentliche Verwaltungen in der
Schweiz. Deshalb sind diese Verwaltungen vom
Arbeitsgesetz ausgenommen.
Es wäre widersprüchlich, z.B. die ausländischen
konzessionierten Transportbetriebe, die in der Re-
gel Sonderbestimmungen des Herkunftslandes
zur Arbeitszeit unterliegen, dem Arbeitsgesetz zu
unterstellen. Dies im Gegensatz zu schweizeri-
schen konzessionierten Transportbetrieben z.B.
SBB und Postautodienste, welche dem Arbeits-
zeitgesetz (SR 822.21) unterstehen und darum
vom Geltungsbereich des ArG ausgenommen
sind (nach Art. 2 Abs. 1 Bst. b ArG). Auf Grund
zwischenstaatlicher Vereinbarungen kann das Ar-
beitsgesetz aber doch auf ausländische konzessi-
onierte Transportbetriebe in der Schweiz anwend-
bar erklärt werden.

108 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
1. Kapitel: Geltungsbereich
ArGV 1 Art. 9
4. Abschnitt: Ausnahmen vom persönlichen Geltungsbereich
Art. 9 Höhere leitende Tätigkeit

Artikel 9

Höhere leitende Tätigkeit


(Art. 3 Bst. d ArG)

Eine höhere leitende Tätigkeit übt aus, wer auf Grund seiner Stellung und Verantwortung sowie in
Abhängigkeit von der Grösse des Betriebes über weitreichende Entscheidungsbefugnisse verfügt
oder Entscheide von grosser Tragweite massgeblich beeinflussen und dadurch auf die Struktur, den
Geschäftsgang und die Entwicklung eines Betriebes oder Betriebsteils einen nachhaltigen Einfluss
nehmen kann.

Artikel 3 Buchstabe d ArG schliesst Personen in ei- entsprechen, denn die Voraussetzungen müssen
ner höheren leitenden Tätigkeit vom persönlichen im Einzelfall auf Grund der Besonderheiten ei-
Geltungsbereich aus. Der Gesetzgeber ging davon nes Betriebs (insbesondere der Grösse) festgelegt
aus, dass der Status dieser Arbeitnehmerkategorie werden. In Zweifelsfällen entscheidet die kanto-
jenem selbständiger Unternehmer oder Unterneh- nale Behörde über die Anwendbarkeit des Geset-
merinnen gleichkommt und sich ein Schutz durch zes auf einzelne Arbeitnehmer und Arbeitnehme-
das öffentliche Recht deshalb erübrigt. Zudem rinnen.
können leitende Angestellte ihre Arbeitszeiten im Wenn die öffentlich-rechtliche Verpflichtung In-
Betrieb oft selber wählen. Vom Geltungsbereich halt eines Einzelarbeitsvertrags sein könnte, dann
ausgeschlossen sind aber nur die Arbeits- und Ru- steht dem Arbeitnehmer gestützt auf Artikel 342
hezeitbestimmungen, nicht aber die Vorschriften Obligationenrecht auch ein zivilrechtlicher An-
zum Gesundheitsschutz. spruch auf Erfüllung der Verpflichtungen nach Ar-
Die Botschaft zum Arbeitsgesetz (BBl 1960, beitsgesetz durch den Arbeitgeber zu. Zur öffent-
S. 947/948) führt folgende Beispiele für eine hö- lich-rechtlichen Verpflichtungen des ArG gehören
here leitende Tätigkeit auf: Direktoren und Direk- alle Verpflichtungen des Arbeitgebers, die ein ent-
torinnen sowie Betriebsleiter und Betriebsleiterin- sprechendes Recht der Arbeitnehmer schaffen
nen (keine Werkmeister), Teilhabende einer Kollek- wie z.B. die Bezahlung von Lohnzulagen (für vo-
tivgesellschaft, die diese vertreten können, unbe- rübergehende Nacht- oder Sonntagsarbeit oder
schränkt haftende Teilhabende einer Kommandit- für Überzeitarbeit). Gelangt ein Arbeitnehmer
gesellschaft, Verwaltungsratsmitglieder einer Ak- oder eine Arbeitnehmerin für die Erfüllung einer
tiengesellschaft, Teilhabende einer Gesellschaft im ArG verankerten Verpflichtung an das Arbeits-
mit beschränkter Haftung oder einer Genossen- gericht, so hat dieses zu prüfen, ob das Arbeitsge-
schaft. setz im spezifischen Fall anwendbar ist oder nicht.
Nach dem allgemeinen Anwendungsgrundsatz Ob eine Funktion als höhere leitende Tätigkeit ein-
des Arbeitsgesetzes ist die höhere leitende Tätig- gestuft werden kann, lässt sich insbesondere auf
keit restriktiv auszulegen. Als Referenz dienen die Grund der Rechtsprechung des Bundesgerichts
Kriterien des vorliegenden Artikels und nicht die klären: BGE 98 Ib 344, bestätigt durch das Urteil
Qualifikation der Funktion im Arbeitsvertrag, in ei- BGE 126 III 337. Diese beiden Urteile beruhen auf
nem Gesamtarbeitsvertrag oder in einer Persona- altem Recht, doch die Erwägungen haben immer
lordnung. noch Gültigkeit. Ausschlaggebendes Kriterium ist
Es ist schwierig, Berufe und Stellungen aufzulis- laut diesen Urteilen die Befugnis, für den Betrieb
ten, die den Kriterien des vorliegenden Artikels oder einen Betriebsteil Entscheide treffen zu kön-

SECO, November 2006 109 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 9 ArGV 1 1. Kapitel: Geltungsbereich
4. Abschnitt: Ausnahmen vom persönlichen Geltungsbereich
Art. 9 Höhere leitende Tätigkeit

nen, die den Geschäftsgang nachhaltig und mass- fene Angestellte unter sich hat, reichen nicht aus,
geblich beeinflussen. Die Höhe des Einkommens, um die Kriterien für eine höhere leitende Tätigkeit
die Unterschriftsberechtigung für das Unterneh- zu erfüllen.
men und die Tatsache, dass der oder die Betrof-

109 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
1. Kapitel: Geltungsbereich
ArGV 1 Art. 10
4. Abschnitt: Ausnahmen vom persönlichen Geltungsbereich
Art. 10 Wissenschaftliche Tätigkeit

Artikel 10

Wissenschaftliche Tätigkeit
(Art. 3 Bst. d ArG)

1
Zur wissenschaftlichen Tätigkeit gehören Forschung und Lehre. Eine wissenschaftliche Tätigkeit
liegt vor, wenn dem Arbeitnehmer oder der Arbeitnehmerin in Bezug auf die Zielsetzung der Ar-
beit, deren Ausführung und Einteilung eine grosse Freiheit zukommt.
2
Die Forschung umfasst neben der Grundlagenforschung auch die angewandte Forschung, nicht
aber deren Umsetzung in die Praxis wie die Entwicklung und die Produktion.
3
Auf das technische und das administrative Personal in der Forschung sind die Arbeits- und Ruhe-
zeitbestimmungen des Gesetzes und seiner Verordnungen anwendbar.

Allgemeines Absatz 2
Personen, die einer ausschliesslich wissenschaftli- In diesem Absatz wird präzisiert, was unter «wis-
chen Forschungs- oder Lehrtätigkeit nachgehen, senschaftlicher Tätigkeit» im ersten Absatz zu ver-
unterstehen nur den Bestimmungen des ArG zum stehen ist. Das entscheidende Kriterium ist, dass
Gesundheitsschutz (vgl. Art. 3a ArG), nicht aber diese Tätigkeit hauptsächlich aus geistig intellek-
den anderen Bestimmungen. tuellen Schritten besteht, die nur bei einer günsti-
In der bundesrätlichen Botschaft zum Arbeitsge- gen Disposition des Wissenschafters in Gang kom-
setz ist klar festgehalten, dass diese Bestimmung men und nur zu einem Abschluss führen, wenn
wie bei den leitenden Angestellten eher restrik- sie ungestört und ohne von aussen aufgezwun-
tiv zu handhaben ist. In beiden Fällen bezieht sich gene Unterbrechung oder Behinderung jeglicher
die Verordnung auf Personen und nicht auf Perso- Art ausgeführt werden kann. Eine solche Tätigkeit
nengruppen. Folglich ist das Hilfspersonal (z.B. im kann Literaturforschung und Laborversuche ein-
Labor) nicht vom Geltungsbereich des Gesetzes schliessen, sofern sie vom Forscher selbst gemacht
ausgeschlossen. Auf diese Personen sind alle Be- werden. Sobald es sich um eine Entwicklungsstu-
stimmungen des Arbeitsgesetzes und seiner Ver- die im Hinblick auf die Produktion (z.B. den Auf-
ordnungen anwendbar. bau einer Pilotanlage) handelt, gilt dieser Artikel
nicht mehr.

Absatz 1
Die folgenden zwei Voraussetzungen müssen er- Absatz 3
füllt sein, damit eine Person unter die Bestimmun-
Das in diesem Absatz erwähnte Personal (Labor-
gen von Art. 3 ArG fällt:
personal, Angestellte in der Administration usw.)
• es muss sich um eine wissenschaftliche Tätigkeit verfügt nicht über die gleichen Freiheiten wie die
in den Bereichen der Forschung oder der Lehre Forscher oder Forscherinnen, sondern arbeitet ge-
handeln mäss den Weisungen des Forschers. Somit fallen
• der Person muss bei der Organisationen und der diese Personen in den Geltungsbereich des Ar-
Ausführung ihrer Arbeit eine grosse Freiheit zu- beitsgesetzes.
kommen

SECO, November 2006 110 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
1. Kapitel: Geltungsbereich ArGV 1 Art. 11
4. Abschnitt: Ausnahmen vom persönlichen Geltungsbereich
Art. 11 Selbstständige künstlerische Tätigkeit

Artikel 11

Selbstständige künstlerische Tätigkeit


(Art. 3 Bst. d ArG)

Eine selbstständige künstlerische Tätigkeit liegt vor, wenn dem künstlerisch tätigen Arbeitnehmer
oder der Arbeitnehmerin in Bezug auf die Gestaltung der Arbeit, bei deren Ausführung und Eintei-
lung eine grosse Freiheit zukommt.

Wie bei der in Artikel 10 Absatz 1 ArGV 1 defi- ten Stundenplanes arbeiten: z.B. Kabaretttänze-
nierten wissenschaftlichen Tätigkeit müssen auch rinnen, die ihre Leistung während der Öffnungs-
bei der künstlerischen Tätigkeit zwei kumulative zeiten des Lokals ausführen müssen, üben keine
Bedingungen erfüllt sein: selbstständige künstlerische Tätigkeit aus. Eben-
• die Tätigkeit muss künstlerischer Natur sein so wenig ein Schauspieler in einem Theater, der
gemäss den Weisungen des Regisseurs zu Proben
• der Person muss bei der Organisation und der
und Vorführungen kommen muss und nicht sel-
Ausführung ihrer Arbeit eine grosse Freiheit zu-
ber über seine Arbeitszeiten entscheidet.
kommen
Ein Dirigent oder eine Solistin fällt unter diese Be-
Diese zwei Merkmale einer künstlerischen Tätig- stimmung, nicht aber die Mitglieder eines Orches-
keit haben zur Folge, dass der Rahmen des ArG ters oder einer Theatergruppe. In einem Unterhal-
sich als zu streng erweisen kann. Wenn die Ar- tungsbetrieb tätige Künstler und Künstlerinnen
beitnehmenden selber bestimmen, wie sie wäh- sind ebenfalls vom Geltungsbereich dieses Artikels
rend des Arbeitstages die Arbeit aufteilen, kann ausgenommen. Ein weiteres Beispiel ist der Mode-
der Arbeitgeber das Einhalten des ArG bezüg- schöpfer, der die Freiheit haben muss, dann arbei-
lich Arbeit- und Ruhezeiten nicht mehr kontrollie- ten zu können, wenn er inspiriert ist.
ren. Eine selbstständige Tätigkeit in diesem Sinn Sowohl in der bundesrätlichen Botschaft als auch
liegt nicht mehr vor, wenn die Arbeitnehmenden in den Kommentaren zum Arbeitsgesetz ist fest-
zwar eine künstlerische Tätigkeit ausüben, aber gehalten, dass diese Bestimmung, wie Artikel 9
im Rahmen eines von dem Arbeitgeber festgeleg- und 10 ArGV 1, eher restriktiv zu handhaben ist.

SECO, November 2006 111 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
1. Kapitel: Geltungsbereich ArGV 1 Art. 12
4. Abschnitt: Ausnahmen vom persönlichen Geltungsbereich
Art. 12 Erzieher und Fürsorger

Artikel 12

Erzieher und Fürsorger


(Art. 3 Bst. e ArG)

1
aufgehoben
2
Erzieher und Erzieherinnen sind Personen mit einer anerkannten pädagogischen Fachausbildung
oder einer gleichwertigen Aus- und Weiterbildung.
3
Fürsorger und Fürsorgerinnen sind Personen mit einer anerkannten Fachausbildung sozial-pädago-
gischer oder sozial-psychologischer Richtung oder einer gleichwertigen Aus- und Weiterbildung.

Vorbemerkung oder ein eidgenössischer Fähigkeitsausweis ge-


folgt von einer sechsmonatigen Einführungszeit
Die Ausnahme vom persönlichen Geltungsbereich
unter Anleitung einer diplomierten Fachperson.
bezieht sich nur auf die Arbeits- und Ruhezeiten.
Zudem müssen die hier in Frage stehenden Per-
Alle Gesundheitsschutzvorschriften, die sich auf
sonen an einer Weiterbildung, die mindestens ein
die Artikel 6, 35 und 36a des Gesetzes abstüt-
bis drei Tage pro Jahr dauert, teilnehmen.
zen, sind dagegen anwendbar (Art. 3 Bst. e und
3a ArG).
Absatz 3
Fürsorger oder Fürsorgerinnen können sich über
Absatz 2
ein Diplom einer anerkannten Fachausbildungs-
Erzieher oder Erzieherinnen verfügen über eine stätte sozial-pädagogischer oder sozial-psycholo-
anerkannte pädagogische Fachausbildung oder gischer Richtung ausweisen. Gleichwertige Aus-
können eine gleichwertige Aus- und Weiterbil- und Weiterbildungsnachweise werden anerkannt
dung vorweisen. Als gleichwertig anerkannt wird (vgl. auch Abs. 2). Personen im Fürsorgebereich,
heute eine Aus- oder Weiterbildung aufgrund fol- die sich nicht ausweisen können, haben sich nach
gender Voraussetzungen: Grundausbildung mit den Arbeits- und Ruhezeitvorschriften des Geset-
einem Diplomabschluss, wie z.B. eine Maturität zes zu richten.

SECO, November 2006 112 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 13
1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen
Art. 13 Begriff der Arbeitszeit

Artikel 13

Begriff der Arbeitszeit


(Art. 6 Abs. 2, 9 - 31 ArG)

1
Als Arbeitszeit im Sinne des Gesetzes gilt die Zeit, während der sich der Arbeitnehmer oder die
Arbeitnehmerin zur Verfügung des Arbeitgebers zu halten hat; die Zeit, die für den Weg zu und
von der Arbeit eingesetzt wird, gilt nicht als Arbeitszeit. Vorbehalten bleiben die Bestimmungen
über die Beschäftigung von schwangeren Frauen und stillenden Müttern sowie Artikel 15 Absatz
2.
2
Ist die Arbeit ausserhalb des Arbeitsortes zu leisten, an dem der Arbeitnehmer normalerweise sei-
ne Arbeit verrichtet, und fällt dadurch die Wegzeit länger als üblich aus, so stellt die zeitliche Dif-
ferenz zur normalen Wegzeit Arbeitszeit dar.
3
Durch die Rückreise von einem auswärtigen Arbeitsort im Sinn von Absatz 2 darf der Zeitraum
der täglichen Arbeitszeit oder die wöchentliche Höchstarbeitszeit überschritten werden, dabei
beginnt die tägliche Ruhezeit von 11 Stunden erst nach dem Eintreffen des Arbeitnehmers oder
der Arbeitnehmerin an seinem bzw. ihrem Wohnort zu laufen.
3bis
Begibt sich der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin im Rahmen seiner bzw. ihrer Tätigkeit ins
Ausland, so gilt die Zeit, die für die in der Schweiz zurückgelegte Hin- und Rückreise eingesetzt
wird, mindestens im Umfang von Absatz 2 als Arbeitszeit. Findet die Hin- oder Rückreise ganz
oder teilweise in der Nacht oder an einem Sonntag statt, so bedarf die Beschäftigung des Arbeit-
nehmers oder der Arbeitnehmerin während dieser Arbeitszeit keiner Bewilligung. Die Ruhezeit
von 11 Stunden ist unmittelbar nach der Rückreise zu gewähren; sie beginnt mit dem Eintreffen
des Arbeitnehmers oder der Arbeitnehmerin an seinem bzw. ihrem Wohnort zu laufen.
4
Muss sich ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin auf Anordnung des Arbeitgebers oder auf
Grund seiner bzw. ihrer beruflichen Tätigkeit von Gesetzes wegen weiter- oder fortbilden, dann
stellt die dafür aufgewendete Ausbildungszeit Arbeitszeit dar.

Absatz 1 heit oder der Hygiene am Arbeitsplatz als Vor-


bereitungshandlungen getätigt werden müssen,
Während der Arbeitszeit hat sich der Arbeitneh- bevor die eigentliche Arbeitshandlung angegan-
mer oder die Arbeitnehmerin zur Verfügung des gen werden darf. Im Zusammenhang mit Umklei-
Arbeitgebers zu halten, und zwar unabhängig den/Ankleidung gilt somit all das als Arbeitszeit,
vom jeweiligen Aufenthaltsort. Es spielt somit kei- was obligatorisch Teil des Arbeitsprozesses ist: An-
ne Rolle, ob sich der Arbeitnehmer oder die Ar- ziehen von persönlicher Schutzausrüstung für den
beitnehmerin im Betrieb, in der Eisenbahn oder Gesundheitsschutz und gegen Unfälle, Anziehen
anderswo zur Verfügung zu halten hat. Verwiesen von Überzugskleidern oder steriler Arbeitsklei-
sei auch auf die Bestimmung in Artikel 18 Absatz dung wie auch das Durchschreiten einer Schleuse
5 ArGV 1 , wo dieser Grundsatz konkretisiert ist. aus Gründen der Hygiene, etc.
Darunter fallen auch alle Tätigkeiten und Vorkeh- Gemäss Art. 28 ArGV 3 ist der Arbeitgeber ver-
rungen, die beispielweise aus Gründen der Sicher- pflichtet, in angemessenen Zeitabständen für die

SECO, Dezember 2020 113 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 13 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen
Art. 13 Begriff der Arbeitszeit

Reinigung der Arbeitskleidung zu sorgen, falls die- tuation eines Servicemonteurs oder einer Vertrete-
se durch übelriechende oder sonstige im Betrieb rin, die keinen Arbeitsweg an einen bestimmten,
verwendete Stoffe stark verunreinigt sind. gleich bleibenden Arbeitsort kennen.
Die Zeit, die für den Weg zu und von der Arbeit Die Bestimmung über die Wegzeit bei Dislokatio-
eingesetzt wird, stellt grundsätzlich nicht Arbeits- nen im Auftrag des Arbeitgebers ist grundsätzli-
zeit dar. Vorbehalten bleiben aber Wegzeiten, die cher Natur. Einschränkend ist jedoch darauf hinzu-
im Rahmen eines Pikettdienstes geleistet werden. weisen, dass sie auf die Weg- und Zeitverhältnisse
Bezüglich Mutterschaft siehe Artikel 60 Absatz 2 in der Schweiz angelegt ist. Das bedeutet, dass
ArGV 1 . diese Regel nicht geeignet ist, auf Auslandreisen
Die Regeln über die Arbeitszeit im Gesetz und angewandt zu werden. Im Grenzverkehr mit dem
in den Verordnungen haben zum Zweck, die ge- nahen Ausland wird empfohlen, das Arbeitsge-
sundheitlichen Belastungen zu begrenzen. Im Vor- setz sinngemäss anzuwenden. Die Details dazu
dergrund stehen dabei die Einhaltung der tägli- sind vertraglich zu regeln.
chen und wöchentlichen Höchstarbeitszeiten
sowie der Mindestruhezeiten. Es ist an dieser Stel-
le daher festzuhalten, dass sich die Entlöhnung Absatz 3
der Arbeitszeit nach dem Obligationenrecht bzw.
Häufig kommt es vor, dass auf der Rückreise von
nach den öffentlich-rechtlichen Anstellungsvor-
einem auswärtigen Arbeitsort der zulässige tägli-
schriften richtet.
che Zeitraum überschritten wird. Eine Überschrei-
tung ist unter diesen Umständen erlaubt. Das gilt
auch für die wöchentliche Höchstarbeitszeit. Die-
Absatz 2 se «Mehrzeit» gilt dann aber als Überzeitarbeit
Bei Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, die und ist nach Artikel 13 ArG zu entschädigen
auch ausserhalb ihres normalen Arbeitsortes oder bzw. auf Wunsch des Arbeitnehmers oder der Ar-
an regelmässig wechselnden Arbeitsorten zum beitnehmerin zu kompensieren.
Einsatz gelangen, stellt sich die Frage nach der De- Die tägliche Ruhezeit von 11 Stunden beginnt mit
finition des Arbeitsweges. Arbeitsort ist normaler- dem Eintreffen am Wohnort des Arbeitnehmers
weise der Stammbetrieb, der Anstellungsort oder bzw. der Arbeitnehmerin. Massgebend ist somit
im Baugewerbe etwa der Werkhof. Zu regeln ist nicht der Arbeitsort. Eine Verkürzung auf 8 Stun-
der Fall, in dem für den Arbeitsweg mehr Zeit auf- den ist in diesem Zusammenhang nicht statthaft.
gewendet werden muss als für den Weg zum ei- Auch bei Jugendlichen darf für die Rückreise nach
gentlichen Anstellungsort. Da sich der Arbeitneh- Hause der Zeitraum für die tägliche Arbeitszeit
mer oder die Arbeitnehmerin ja im Auftrag des von 12 Stunden überschritten werden. Es ist ihnen
Arbeitgebers zu einem anderen Arbeitsort begibt, nach dem Eintreffen zuhause eine tägliche Ruhe-
geht dieser zusätzliche Zeitaufwand zu Lasten des zeit von 12 Stunden zu gewährleisten (vgl. Art.
Arbeitgebers. 16 Abs. 1 ArGV 5 ). Auch eine Überschreitung
Die vorliegende Bestimmung regelt allein den Fall der maximalen wöchentlichen Höchstarbeitszeit
jenes Arbeitnehmers oder jener Arbeitnehmerin, ist in diesen Fällen erlaubt – ausgenommen sind
die grundsätzlich einen festen Arbeitsort haben allerdings Jugendliche in der beruflichen Grund-
und andere Einsatzorte aufsuchen müssen. Bei bildung (vgl. Art. 17 Abs. 2 ArGV 5 ).
Lehrlingen ist die Berufsschule als Einsatzort ein-
zustufen, weshalb der Schulweg als Arbeitszeit
anzurechnen ist. Nicht geregelt wird die Arbeitssi-

113 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 13
1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen
Art. 13 Begriff der Arbeitszeit

Absatz 3bis Wie bei den übrigen Reisezeiten innerhalb der


Schweiz (vgl. Absatz 3) ist den Arbeitnehmern
Das Arbeitsgesetz ist öffentliches Recht und es und Arbeitnehmerinnen auch bei Auslandreisen
gilt somit das Territorialitätsprinzip. Das bedeutet, eine tägliche Ruhezeit von 11 Stunden zu gewäh-
dass ein Vollzug des Arbeitsgesetzes und dessen ren, die mit dem Eintreffen des Arbeitnehmers
Verordnungen auf das Territorium der Schweiz oder der Arbeitnehmerin an seinem bzw. ihrem
beschränkt ist und somit nur die in der Schweiz Wohnort zu laufen beginnt. Diese Mindestruhe-
zurückgelegte Dienstreisezeit im Anwendungs- zeit hat zum Zweck, die gesundheitlichen Belas-
bereich dieses Gesetzes liegt. Betreffend die Zeit, tungen zu begrenzen und dient der Erholung.
welche der Arbeitnehmer bzw. die Arbeitneh-
merin ausserhalb der Schweizer Grenzen ver-
bringt, gilt, was im Vertrag zwischen Arbeitgeber
Absatz 4
und Arbeitnehmer bzw. Arbeitnehmerin verein-
bart wurde, vorbehaltlich einer zwingenden Re- Zur Arbeitszeit gehört die Zeit für Weiter- oder
gelung des ausländischen Rechts. Fortbildung dann, wenn sie auf ausdrückliche An-
ordnung des Arbeitgebers erfolgt oder wenn der
Mindestens die auf Schweizer Boden zurückgeleg- Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin sich auf
te Hin- und Rückreise im Rahmen von Dienstrei- Grund der beruflichen Tätigkeit von Gesetzes we-
sen ins Ausland gilt vollständig als Arbeitszeit, un- gen weiter- und fortbilden muss. Das trifft zum
abhängig vom verwendeten Transportmittel und Beispiel auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
auch ohne tatsächliche Arbeitstätigkeit. Wie bei nen zu, die der Berufsfeuerwehr angehören oder
Dienstreisen im Inland gilt nur die gegenüber der die als Giftverantwortliche oder als Flugleiter usw.
Fahrt zum gewöhnlichen Arbeitsort verursachte arbeiten. Bedeutung erlangt diese Bestimmung
Zeitüberschreitung als Arbeitszeit (siehe Absatz 2). auch für den Pflichtunterricht von Lehrlingen, da
der Lehrmeister oder die Lehrmeisterin von Geset-
Hin- und Rückreisen im Rahmen von Dienstreisen zes wegen verpflichtet ist, die Lehrlinge in den ob-
ins Ausland können in der Nacht, an einem Sonn- ligatorischen Unterricht zu schicken.
tag oder an einem gesetzlichen Feiertag bewilli-
gungsfrei erfolgen. Es handelt sich jedoch nach
wie vor um reguläre Arbeitszeit, weshalb die Be-
stimmungen des Arbeitsgesetzes betreffend Lohn-
und Zeitzuschläge sowie zu den Ersatzruhezeiten
einzuhalten sind. Demnach haben Arbeitgeber
den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, die
zu Dienstreisen an Sonn- und Feiertagen aufgebo-
ten werden, Ersatzruhezeit zu gewähren und bei
vorübergehender Sonntagsarbeit zusätzlich einen
Lohnzuschlag von 50% zu bezahlen (vgl. Art. 20
ArG ). Gemäss Art. 17b ArG ist dem Arbeit-
nehmer oder der Arbeitnehmerin für vorüberge-
hende Nachtarbeit ein Lohnzuschlag von 25%
zu bezahlen und bei dauernder oder regelmässig
wiederkehrender Nachtarbeit eine Kompensation
von 10% der Zeit, während der sie Nachtarbeit
geleistet haben, zu gewähren.

SECO, Dezember 2020 113 - 3


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
ArGV 1 Art. 14
1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen
Art. 14 Pikettdienst, a. Grundsatz

Artikel 14

Pikettdienst
a. Grundsatz
(Art. 6, 9 - 31 und 36 ArG)

1
Beim Pikettdienst hält sich der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin neben der normalen Arbeit
für allfällige Arbeitseinsätze bereit für die Behebung von Störungen, die Hilfeleistung in Notsitua-
tionen, für Kontrollgänge oder für ähnliche Sonderereignisse.
2
Der einzelne Arbeitnehmer oder die einzelne Arbeitnehmerin darf im Zeitraum von vier Wochen
an höchstens sieben Tagen auf Pikett sein oder Piketteinsätze leisten. Nach Beendigung des letzten
Pikettdienstes darf der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin während den zwei darauf folgen-
den Wochen nicht mehr zum Pikettdienst aufgeboten werden.
3
Ausnahmsweise kann ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin im Zeitraum von vier Wochen
an höchstens 14 Tagen auf Pikett sein, sofern:
a. aufgrund der betrieblichen Grösse und Struktur keine genügenden Personalressourcen für
einen Pikettdienst nach Absatz 2 zur Verfügung stehen; und
b. die Anzahl der tatsächlichen Piketteinsätze im Durchschnitt eines Kalenderjahres nicht mehr
als fünf Einsätze pro Monat ausmacht.
4
Kurzfristige Änderungen in der Pikettplanung und -einteilung und sich daraus ergebende Einsätze
dürfen für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen mit Familienpflichten nur mit deren Einverständ-
nis vorgenommen werden und soweit eine andere Lösung für den Betrieb nicht zumutbar ist.

Vorbemerkung Die Entlöhnung des Bereitschaftsdienstes richtet


sich nach dem Obligationenrecht und der entspre-
Der Pikettdienst ist eine von verschiedenen Aus-
chenden Rechtssprechung (vgl. Bundesgerichts-
prägungen des Bereitschaftsdienstes; daneben
urteil vom 14. Dezember 1998 in Sachen Arbeit
gibt es z.B. die «Arbeit auf Abruf», die sich al-
auf Abruf) oder nach den öffentlich-rechtlichen
lerdings stark vom Pikettdienst unterscheidet. Da
Dienstvorschriften. Da das Gesetz auch Arbeits-
Pikettdienst sehr verbreitet ist und zusätzlich zur
verhältnisse erfasst, bei denen keine Entlöhnung
normalen Arbeit geleistet werden muss, hat sich
vorgesehen ist oder erwartet wird, z B. bei der
eine genauere Regelung aufgedrängt, denn mit
freiwilligen Arbeit, hat die Frage der Entlöhnung
dieser Arbeitsform sind verschiedene Mehrbelas-
aus der Sicht des Gesetzes im Gegensatz zur Re-
tungen für die betroffenen Arbeitnehmer und Ar-
gelung der gesundheitlichen Auswirkungen keine
beitnehmerinnen verbunden.
Bedeutung.
Für die übrigen Formen des Bereitschaftsdienstes
findet sich keine spezifische Regel im Gesetz und
in der vorliegenden Verordnung. Diese Arbeits-
Absatz 1
formen sind nach den allgemeinen Grundsätzen Die Begriffsdefinition des Pikettdienstes bringt klar
über den Gesundheitsschutz (Art. 6 ArG und Art. zum Ausdruck, dass von Arbeit die Rede ist, die al-
2 Abs. 1 Bst. c und d ArGV 3) sowie über die Ar- lenfalls zusätzlich zur normalen Arbeit zu leisten
beitszeiten (v. a. Art. 13 ArGV 1) zu beurteilen. ist. Im Wesentlichen geht es um die Vermeidung

SECO, November 2006 114 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 14 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen
Art. 14 Pikettdienst, a. Grundsatz

von unerwünschten Ereignissen oder deren Behe- an Piketteinsätze muss der Arbeitnehmer oder die
bung im eigenen Betrieb bzw. bei Kunden oder Arbeitnehmerin in den Genuss der verbleibenden
um vereinzelte Kontrollgänge. Für solche allfäl- oder der gesamten Ruhezeit kommen.
ligen Arbeitseinsätze hat sich der Arbeitnehmer Ist der letzte Pikettdienst beendet, selbst wenn es
oder die Arbeitnehmerin im Pikettdienst bereit- dabei zu keinen Einsätzen gekommen ist, darf der
zuhalten. Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin während
Zu unterscheiden von diesem Pikettdienst sind Be- der nächsten 14 Tage nicht mehr zum Pikettdienst
schäftigungsformen, bei denen sich die Arbeit- aufgeboten werden. Vorbehalten bleiben Sonder-
nehmer oder Arbeitnehmerinnen ausschliesslich fälle nach Artikel 26 ArGV 1.
oder mehrheitlich in Bereitschaft halten müssen,
wie z.B. bei der Arbeit auf Abruf, mit der norma-
le Schwankungen des Arbeitsanfalls aufgefangen Absatz 3
werden können. Der Pikettdienst darf somit nicht
diesem Zweck dienen. Dazu sind die Verlänge- Für Betriebe, die von ihrer Grösse und Struktur her
rung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit (Art. 22 nicht über genügende Personalressourcen verfü-
ArGV 1) und die Überzeitarbeit (Art. 25 ArGV 1) gen, besteht eine Ausnahme zur Grundregel in
da. Sollten diese nicht genügen, müssen organi- Absatz 2. Die einzelnen Arbeitnehmer und Arbeit-
satorische Massnahmen ergriffen oder muss mehr nehmerinnen dürfen bis zu 14 Tagen im Zeitraum
Personal beschäftigt werden. von vier Wochen auf Pikett sein, aber die Anzahl
Müssen Piketteinsätze in der Nacht, am Sonntag möglicher Einsätze pro Monat wird eingeschränkt
oder an gesetzlichen Feiertagen geleistet werden, im Verhältnis zu Absatz 2: Insgesamt dürfen die
dann ist eine entsprechende Arbeitszeitbewilli- einzelnen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
gung einzuholen. Vorbehalten bleiben Einsätze im nicht mehr als fünf Einsätze pro Monat im Durch-
Rahmen von Sonderfällen nach Artikel 26 ArGV 1 schnitt eines Kalenderjahres leisten. Zu beachten
und für Betriebe und Gruppen von Arbeitnehmern gilt es, dass für den Durchschnitt von fünf Einsät-
und Arbeitnehmerinnen, die den Sondervorschrif- zen pro Monat die gesetzlichen Ferien nicht mit
ten der Verordnung 2 unterstehen, sofern in die- eingerechnet werden dürfen. Der Durchschnitt
sen Betrieben Nacht- und Sonntagsarbeit bewilli- berechnet sich aus der Anzahl der Einsätze geteilt
gungsfrei geleistet werden darf. durch die Anzahl der geleisteten Arbeitsmonate.
Trotz dieser Lockerung ist so weit möglich dar-
auf zu achten, dass auch Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer, welche zu solchen Pikettdiensten
Absatz 2 eingeteilt werden, zusammenhängende Wochen
Für die Einsatzplanung des Pikettdienstes ist ein erhalten, welche frei sind von Pikettverpflichtun-
Zeitraum von vier Wochen massgebend. In die- gen.
sem Zeitraum dürfen die einzelnen Arbeitnehmer
und Arbeitnehmerinnen an höchstens sieben Ta-
gen Pikettdienst leisten oder sich in Bereitschaft Absatz 4
halten. Die sieben Tage müssen nicht hintereinan-
der liegen, sondern können auf diese vier Wochen Bei der Pikettplanung und -einteilung kommt es
verteilt sein. An den einzelnen Tagen dürfen so vie- häufig zu kurzfristigen Änderungen. Die Gründe
le Einsätze wie nötig geleistet werden, die Anzahl dafür sind vielfältig: Unfälle, Krankheiten, geän-
Einsätze ist also nicht begrenzt. Zu beachten blei- derte Ferien- und Freizeitplanung von Arbeitneh-
ben allerdings die Regeln über die Ruhezeiten (vgl. mern und Arbeitnehmerinnen usw. Kommt eine
Kommentar Art. 19 Abs. 3 ArGV 1). Im Anschluss Änderung der Einsatzplanung nicht auf ausdrück-

114 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
ArGV 1 Art. 14
1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen
Art. 14 Pikettdienst, a. Grundsatz

lichen Wunsch der Arbeitnehmer und Arbeitneh- und für den Betrieb keine zumutbare Alternative
merinnen zu Stande, sondern ergibt sich diese aus besteht. In diesem Zusammenhang ist auch dar-
einer betrieblichen Notwendigkeit, dürfen Arbeit- auf hinzuweisen, dass der Arbeitgeber verpflich-
nehmer oder Arbeitnehmerinnen mit Familien- tet ist, die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
pflichten (Art.36 ArG) nur beigezogen werden, bei der Planung des Pikettdienstes beizuziehen
wenn sie damit ausdrücklich einverstanden sind (Art. 69 ArGV 1).

SECO, November 2006 114 - 3


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 15
1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen
Art. 15 Pikettdienst, b. Anrechnung an die Arbeitszeit

Artikel 15

Pikettdienst
b. Anrechnung an die Arbeitszeit
(Art. 6 und 9 - 31 ArG)

1
Wird der Pikettdienst im Betrieb geleistet, stellt die gesamte zur Verfügung gestellte Zeit Arbeits-
zeit dar.
2
Wird der Pikettdienst ausserhalb des Betriebes geleistet, so ist die zur Verfügung gestellte Zeit
soweit an die Arbeitszeit anzurechnen, als der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin tatsächlich
zur Arbeit herangezogen wird. Die Wegzeit zu und von der Arbeit ist in diesem Fall an die Arbeits-
zeit anzurechnen.

Vorbemerkung Absatz 1
Erfolgt der Pikettdienst im Betrieb, wird die Ar- Wird Pikettdienst im Betrieb geleistet, dann ist die
beitszeit voll angerechnet; erfolgt er ausserhalb, gesamte zur Verfügung gestellte Zeit als Arbeits-
dann wird die effektiv geleistete Einsatzzeit, Weg- zeit anzurechnen. Auch wenn kein Einsatz erfolg-
zeit inbegriffen, als Arbeitszeit angerechnet. te, muss anschliessend die volle tägliche Ruhezeit
Das Gesetz geht grundsätzlich von keinem fes- gewährt werden. Wird durch den Pikettdienst die
ten Betriebsbegriff aus (Art. 1 ArG), auch wenn wöchentliche Höchstarbeitszeit überschritten,
vereinzelt bauliche oder anlagespezifische Merk- liegt Überzeitarbeit vor.
male eine Rolle spielen, so z.B. bei der Plangen-
ehmigung für industrielle Betriebe (Art. 5 und 7
ArG). Von Betrieb spricht man grundsätzlich bei Absatz 2
jeder Arbeitsorganisation, in die sich ein Arbeit-
Erfolgt der Pikettdienst ausserhalb des Betriebes,
nehmer oder eine Arbeitnehmerin einordnet, und
muss nur die tatsächlich geleistete Einsatzzeit an
bei jedem Arbeitsplatz, an dem sich diese aufhal-
die Arbeitszeit angerechnet werden. In Abwei-
ten müssen (Art. 18 Abs. 5 ArGV 1).
chung zu Artikel 13 Absatz 1 ArGV 1 ist auch die
Verlangt der Pikettdienst, dass die Arbeitnehmen-
Wegzeit von und zu der Arbeit als Arbeitszeit an-
den innert sehr kurzer Frist intervenieren, z.B. in-
zurechnen. Bezüglich der täglichen Ruhezeit sei
nert 15 Minuten nach dem Anruf, so werden sie
auf Artikel 19 Absatz 3 ArGV 1 verwiesen. Hält
den Betrieb kaum verlassen und somit auch nicht
sich ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin
von ihrer Freizeit profitieren können. In solchen
an einem Sonntag in Rufbereitschaft, ohne dass
Fällen werden alle Umstände eines solchen Pikett-
ein Einsatz geleistet wird, so muss zwar kein Er-
dienstes berücksichtigt werden müssen, um darü-
satzruhetag gewährt werden, der Sonntag gilt
ber zu entscheiden, ob es sich um «gewöhnliche»
aber auch nicht als gewährter freier Sonntag.
Arbeitszeit oder um Pikettdienst handelt. Die Kan-
tone sind für solche Entscheide zuständig (Art. 41
Abs. 3 ArG).

SECO, November 2006 115 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 16
1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen
Art. 16 Verteilung der Arbeitszeit

Artikel 16

Verteilung der Arbeitszeit


(Art. 9 - 15a 18 - 21, 25 Abs. 2, 31 ArG)

1
Die Woche im Sinne des Gesetzes (Arbeitswoche) beginnt mit dem Montag um 0 Uhr und endet
mit dem Sonntag um 24 Uhr.
2
Für den einzelnen Arbeitnehmer oder die einzelne Arbeitnehmerin darf die Arbeitswoche höchs-
tens 5½ Arbeitstage umfassen. Sie kann auf sechs Arbeitstage ausgedehnt werden, sofern die wö-
chentlichen freien Halbtage im Einverständnis mit dem Arbeitnehmer oder der Arbeitnehmerin für
längstens vier Wochen zusammengelegt werden.
3
Die wöchentliche Arbeitszeit kann auf die einzelnen Arbeitstage und die einzelnen Arbeitnehmer
oder Arbeitnehmerinnen oder Gruppen von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen gleichmässig
oder zeitlich verschieden verteilt werden.

Absatz 1 höchstens 5½ Tage. Abweichungen sind ledig-


lich möglich bei Schichtarbeit (vgl. Art. 20 Abs. 2
Die Arbeitswoche beginnt mit Montag 0 Uhr und ArGV 1 ) und beim ununterbrochenen Betrieb
endet mit Sonntag 24 Uhr. Alle dazwischenlie- (vgl. Art. 37 Abs. 4 ArGV 1 ).
genden Arbeitszeiten bilden die wöchentliche Ar-
beitszeit. Dieser Zeitraum ist insbesondere für die
Bestimmung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit Absatz 3
(vgl. Art. 9 ArG ) von Bedeutung.
Es besteht kein Zwang, die Arbeitszeit einzelner
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen gleich-
Absatz 2 mässig auf eine Arbeitswoche zu verteilen. Sie
darf auch auf einzelne Arbeitstage konzentriert
Die Arbeitswoche kann für die einzelnen Arbeit- werden, solange die Vorschriften über tägliche
nehmer und Arbeitnehmerinnen bis zu höchs- Höchstarbeitszeiten, über den Arbeitszeitraum
tens 6 Tage dauern. Nach 6 Arbeitstagen an den und über die Ruhezeit eingehalten werden.
Werktagen von Montag bis Samstag folgt der wö- Die Arbeit kann auch unterschiedlich auf verschie-
chentliche Ruhetag. Dieser muss den Zeitraum des dene Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen oder
Sonntags von 24 Stunden und eine tägliche Ruhe- verschiedene Gruppen von ihnen verteilt werden.
zeit von 11 Stunden, insgesamt also 35 Stunden Es ist z.B. durchaus möglich, eine Gruppe beste-
umfassen. Wird an einem Sonntag gearbeitet, so hend aus Vollzeitbeschäftigten mit einer Gruppe
verlangt Artikel 21 ArGV 1 , dass die Arbeitneh- bestehend aus Teilzeitbeschäftigten zu ergänzen.
menden nicht mehr als an 6 aufeinander folgen- Handelt es sich um eigentliche Schichten von ver-
den Tagen beschäftigt werden dürfen. gleichbarer Dauer (vgl. Art. 34 Abs. 1 ArGV 1 ),
Darüber hinaus sind die Bestimmungen über so sind auch die Vorschriften über den Schichten-
den wöchentlichen freien Halbtag zu beachten wechsel (vgl. Art. 25 ArG ) zu befolgen.
(vgl. Art. 20 ArGV 1 ). Diese Bestimmungen re-
duzieren die Arbeitswoche im Durchschnitt auf

SECO, Dezember 2020 116 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen ArGV 1 Art. 17
Art. 17 Entschädigung für Ruhe- und Ausgleichsruhezeiten

Artikel 17

Entschädigung für Ruhe- und


Ausgleichsruhezeiten
(Art. 22 ArG)

Werden bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses die gesetzlichen Ruhe- und Ausgleichsruhezeiten
durch eine Geldleistung abgegolten, so ist für deren Bemessung Artikel 33 anwendbar.

Nach Artikel 22 AvG ist eine Abgeltung von ge- bezahlt werden. Der Hinweis auf Artikel 33 ArGV
setzlichen Ruhezeiten durch Geld oder andere 1 ist an dieser Stelle wesentlich, weil damit die Be-
Vergünstigungen während des Arbeitsverhältnis- messungskriterien für die Umrechnung der zuste-
ses grundsätzlich verboten, da sie den Zweck der henden Ruhe- und Ausgleichsruhezeiten bei Been-
Ruhezeiten verfremden würde (vgl. Kommentar digung eines Arbeitsverhältnisses vorgeschrieben
Art. 22 ArG). Nur bei Beendigung des Arbeitsver- werden (vgl. Kommentar Art. 33 ArGV 1).
hältnisses können nicht bezogene Ruhezeiten aus-

SECO, November 2006 117 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 18
2. Abschnitt: Pausen und Ruhezeit
Art. 18 Pausen

Artikel 18

Pausen
(Art. 15 und 6 Abs. 2 ArG)

1
Die Pausen können für einzelne Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen oder Gruppen von Arbeit-
nehmern und Arbeitnehmerinnen gleichmässig oder zeitlich verschieden angesetzt werden.
2
Die Pausen sind um die Mitte der Arbeitszeit anzusetzen. Entsteht vor oder nach einer Pause eine
Teilarbeitszeit von mehr als 5½ Stunden, so ist für diese eine zusätzliche Pause gemäss Artikel 15
des Gesetzes zu gewähren.
3
Pausen von mehr als einer halben Stunde dürfen aufgeteilt werden.
4
Bei flexiblen Arbeitszeiten, wie etwa bei der gleitenden Arbeitszeit, ist für die Bemessung der Pausen
die durchschnittliche tägliche Arbeitszeit massgebend.
5
Arbeitsplatz im Sinne von Artikel 15 Absatz 2 des Gesetzes ist jeder Ort im Betrieb oder ausserhalb
des Betriebes, an dem sich der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin zur Ausführung der ihm
bzw. ihr zugewiesenen Arbeit aufzuhalten hat.

Allgemeines fen, wenn beispielsweise die Pausenräume (Ca-


feteria, Restaurant) eine beschränkte Platzzahl
In Sinne des Arbeitsgesetzes gilt jeder Arbeitsun-
aufweisen oder wenn für einen kontinuierlichen
terbruch, der von den Arbeitnehmern und Arbeit-
Produktionsablauf zwei Gruppen von Arbeitneh-
nehmerinnen zur Verpflegung und Ruhe genutzt
mern und Arbeitnehmerinnen im Einsatz sind.
werden kann, als Pause. Nicht als Pausen gelten
hingegen technisch bedingte Arbeitsunterbrü-
che in den Arbeitsabläufen, die es nicht zulassen, Absatz 2
sich auszuruhen (z.B. weil die Zeit zu kurz ist oder
die Wiederaufnahme der Arbeit sich nicht vorher- Pausen dienen dazu, sich zu verpflegen und sich
sagen lässt). «Pausen», die am Anfang oder am zu erholen. Deshalb sind sie um die Mitte der in
Ende der Arbeit gewährt werden, gelten nicht als Artikel 15 ArG aufgeführten Arbeitszeit anzuset-
Pausen. zen.
Auch wenn die Hauptpause länger als gesetzlich
vorgeschrieben dauert (z.B. eine Stunde Mittags-
pause zwischen 12.00 und 13.00 Uhr), ist im Fal-
Absatz 1
le einer Teilarbeitszeit von mehr als 5½ Stunden
Die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen oder vor oder nach dieser Hauptpause eine zusätzliche
ihre Vertretung im Betrieb müssen vom Arbeit- Pause nach Artikel 15 des Arbeitsgesetzes zu ge-
geber betreffend der Pausenregelung angehört währen. Im erwähnten Beispiel wäre morgens eine
werden, bevor diese definitiv festgelegt wird. Pause von einer Viertelstunde zwingend, wenn
Die Pausen können für den ganzen Betrieb ein- die Arbeit vor 06.30 Uhr beginnt (06.30 Uhr bis
heitlich zu einem festen Zeitpunkt oder für Grup- 12.00 Uhr: 5½ Stunden) und nachmittags wäre
pen von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen eine Pause von einer Viertelstunde zwingend,
oder für einzelne von ihnen zeitlich verschie- wenn bis nach 18.30 Uhr gearbeitet wird (13.00
den angesetzt werden. Dieser Fall kann zutref- Uhr bis 18.30 Uhr: 5½ Stunden).

SECO, April 2016 118 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 18 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
2. Abschnitt: Pausen und Ruhezeit
Art. 18 Pausen

Absatz 3 sung der Hauptpause die durchschnittliche tägli-


che Sollarbeitszeit massgebend. Auch hier gilt die
Es dürfen nur Pausen von mehr als einer halben
Bestimmung in Absatz 2 des vorliegenden Arti-
Stunde aufgeteilt werden. Diese halbe Stunde ist
kels, wonach bei einer Teilarbeitszeit von mehr als
mindestens erforderlich, um sich bei einer tägli-
5½ Stunden eine Pause von einer Viertelstunde zu
chen Arbeitszeit von mehr als 7 Stunden verpfle-
gewähren ist.
gen und ausruhen zu können. Hingegen kann die
einstündige Pause für eine Arbeitszeit von mehr
als 9 Stunden in eine Pause von einer halben Stun-
de und mehrere Kurzpausen aufgeteilt werden. Es
Absatz 5
ist erwiesen, dass mehrere kleine Pausen eine bes- Als Arbeitsplatz im Sinne des Arbeitsgesetzes gilt
sere Erholung ermöglichen als eine einzige lange jeder Ort im Betrieb oder ausserhalb des Betriebs,
Pause (vgl. Kommentar Art. 17a Abs. 2 ArG). an dem sich der Arbeitnehmer oder die Arbeit-
nehmerin zur Ausführung der zugewiesenen Ar-
beit aufzuhalten hat. Ein Fahrzeug oder alle ande-
Absatz 4 ren Transportmittel im Sinne der Artikel 13 Absatz
2 und 15 Absatz 2 ArGV 1 gelten folglich als Ar-
Bei flexiblen Arbeitszeiten, bei denen die tägliche
beitsplatz, nicht aber als Pausenlokal.
Arbeitszeit zwischen weniger als 7 Stunden und
mehr als 9 Stunden liegen kann, ist für die Bemes-

118 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 19
2. Abschnitt: Pausen und Ruhezeit
Art. 19 Tägliche Ruhezeit

Artikel 19

Tägliche Ruhezeit
(Art. 15a, 20 und 6 Abs. 2 ArG)

1
Fallen zwei oder mehrere Ruhetage oder gesetzliche Feiertage in eine Woche, so kann die zusam-
menhängende Ruhezeit von 35 Stunden nach Artikel 21 Absatz 2 einmal auf 24 Stunden verkürzt
werden.
2
Wird die tägliche Ruhezeit nach Artikel 15a Absatz 2 des Gesetzes verkürzt, so darf der Arbeitneh-
mer beim darauf folgenden Arbeitseinsatz nicht zu Überzeiteinsätzen nach Artikel 25 herangezo-
gen werden.
3
Durch Piketteinsätze nach Artikel 14 darf die tägliche Ruhezeit unterbrochen werden, sie muss
jedoch im Anschluss an den Piketteinsatz im restlichen Umfang nachgewährt werden. Kann durch
die Piketteinsätze eine minimale Ruhezeit von vier aufeinander folgenden Stunden nicht erreicht
werden, so muss im Anschluss an den letzten Einsatz die tägliche Ruhezeit von 11 Stunden nach-
gewährt werden.

Allgemeines und einem neuerlichen Einsatz unmittelbar nach


dem Ruhetag. Ein wöchentlicher Ruhetag muss
Dieser Artikel behandelt Sonderfälle, in denen
im Normalfall also nur eine und nicht zwei Schlaf-
von der Standardregelung über die tägliche Ruhe-
perioden enthalten.
zeit gemäss Artikel 15a ArG abgewichen werden
Fallen nun zwei oder mehrere Ruhetage oder ge-
kann, oder es werden zusätzliche Randbedingun-
setzliche Feiertage in eine Woche, so kann die Ru-
gen festgelegt.
hezeit von insgesamt 35 Stunden einmal auf 24
Stunden verkürzt werden, das heisst, es muss kei-
Absatz 1 ne tägliche Ruhezeit vorangehen oder nachfol-
gen. Ersatzruhetage (Art. 21 ArGV 1) und Ruheta-
Artikel 20 ArG verlangt, dass der wöchentliche
ge im ununterbrochenen Betrieb (Art. 37 ArGV 1)
Ruhetag unmittelbar vor oder nach der täglichen
dürfen nicht verkürzt werden.
Ruhezeit freigegeben werden muss. Fallen zwei
oder mehrere Ruhetage oder gesetzliche Feierta-
ge in eine Woche, so führt diese Regelung zu ei-
ner wöchentlichen Ruhezeit von wenigstens zwei-
Absatz 2
mal 35 Stunden, also 70 Stunden, was praktisch Die Verkürzung der täglichen Ruhezeit nach Arti-
einen dritten freien Tag ergibt. kel 15a Absatz 2 ArG auf bis zu 8 Stunden stellt
Dies geht aber deutlich über den Zweck dieser Re- eine erhebliche Mehrbelastung der Arbeitnehmer
gelung hinaus, welche eigentlich verhindern soll, und Arbeitnehmerinnen dar. Sie soll nicht mit wei-
dass bei einem ungünstigen Stundenplan ein zu teren Belastungen kombiniert werden können.
grosser Teil des wöchentlichen Ruhetags als rei- Eine solche Zusatzbelastung wäre die Leistung von
ne Schlafzeit unmittelbar nach dem letzten und Überzeit in Verbindung mit dem Arbeitseinsatz
zusätzlich vor dem nächsten Arbeitseinsatz ver- unmittelbar nach einer verkürzten täglichen Ru-
loren geht. Dies wäre der Fall bei einem Arbeits- hezeit. Die Bestimmung von Absatz 2 dieses Arti-
einsatz bis unmittelbar zum Beginn des Ruhetags kels schliesst diese zusätzliche Mehrbelastung aus.

SECO, November 2006 119 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 19 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
2. Abschnitt: Pausen und Ruhezeit
Art. 19 Tägliche Ruhezeit

Absatz 3 einander folgende Stunden umfassen. Sind alle


Teil-Ruhezeiten kürzer als vier Stunden, so muss
Wird Pikettdienst geleistet, so kann die tägliche anschliessend an den letzten Piketteinsatz eine
Ruhezeit durch einen Notfalleinsatz oder einen ganze tägliche Ruhezeit von 11 Stunden gewährt
anders begründeten Arbeitseinsatz unterbrochen werden.
werden. Ein solcher Unterbruch im Zusammen- In beiden geschilderten Situationen kann das Ge-
hang mit Pikettdienst oder auch anderen unvor- währen der erforderlichen täglichen Ruhezeit den
hergesehenen Notfalleinsätzen nach Artikel 26 ordentlichen Arbeitsbeginn nach Ruhezeit und Pi-
ArGV 1 ist zulässig, sofern die Randbedingungen kettdienst verhindern. Die Wiederaufnahme der
dieses Absatzes eingehalten werden. Arbeit darf keinesfalls erfolgen, bevor die Ruhe-
Die tägliche Ruhezeit gilt als gewährt, sofern die zeiten im erforderlichen Umfang gewährt worden
Zeit zwischen Arbeitsschluss vor dem Pikettein- sind.
satz bis zum Piketteinsatz selber zusammen mit Bei Piketteinsätzen ist zu beachten, dass die Weg-
der Zeit nach dem Piketteinsatz bis zur erneuten zeit zu und von der Arbeit gemäss Artikel 15
Arbeitsaufnahme nach der täglichen Ruhezeit we- ArGV 1 an die Arbeitszeit anzurechnen ist. Sie ist
nigstens einen Zeitraum von 11 Stunden umfasst. in diesem Fall nicht Teil der täglichen Ruhezeit.
Bei einem oder mehreren Piketteinsätzen wäh- Eine Verkürzung der täglichen Ruhezeit auf insge-
rend ein und derselben täglichen Ruhezeit muss samt weniger als 11 Stunden ist im Zusammen-
wenigstens eine Teil-Ruhezeit mindestens vier auf- hang mit Pikett-Arbeitseinsätzen nicht zulässig.

119 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 20
2. Abschnitt: Pausen und Ruhezeit
Art. 20 Wöchentlicher freier Halbtag

Artikel 20

Wöchentlicher freier Halbtag


(Art. 21 ArG)

1
Der wöchentliche freie Halbtag umfasst 8 Stunden, die unmittelbar vor oder nach der täglichen
Ruhezeit an einem Werktag zu gewähren sind.
2
Der wöchentliche freie Halbtag gilt als gewährt, wenn:
a. der ganze Vormittag von 6 Uhr bis 14 Uhr arbeitsfrei bleibt;
b. der ganze Nachmittag von 12 Uhr bis 20 Uhr arbeitsfrei bleibt;
c. bei zweischichtiger Arbeit der Schichtwechsel zwischen 12 Uhr und 14 Uhr erfolgt; oder
d. bei Nachtarbeit die alternierende Fünftagewoche oder im Zeitraum von vier Wochen zwei Kom-
pensationstage eingeräumt werden.
3
An wöchentlichen freien Halbtagen darf der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin nicht zur Leis-
tung von Arbeit herangezogen werden; vorbehalten bleibt die Leistung von Arbeit in Sonderfällen
nach Artikel 26. In diesen Fällen ist der wöchentliche freie Halbtag innert vier Wochen nachzuge-
währen.
4
Vom Gesetz vorgeschriebene Ruhezeiten können nicht an den wöchentlichen freien Halbtag an-
gerechnet werden.
Der wöchentliche freie Halbtag gilt jedoch als bezogen, wenn der Werktag, an dem er üblicher-
weise gewährt wird, mit einem arbeitsfreien Feiertag im Sinne von Artikel 20a Absatz 1 des Ge-
setzes zusammenfällt.

Allgemeines Absatz 1
Das Prinzip des wöchentlichen freien Halbtags ist Der wöchentliche freie Halbtag muss eine Ruhe-
in Artikel 21 ArG definiert. Dieser Grundsatz ent- zeit von 8 Stunden innerhalb der Grenzen der Ta-
spricht der Notwendigkeit, den während 6 Tagen gesarbeit, also zwischen 6 Uhr und 20 Uhr, umfas-
in der Woche beschäftigten Arbeitnehmern und sen und unmittelbar vor oder nach der täglichen
Arbeitnehmerinnen die nötige Zeit zur Verfügung
zu stellen, damit sie unter der Woche ihre persön-
19 24 06 12 14 20 24 07
lichen Angelegenheiten regeln können. Dieser
Halbtag muss während der üblichen Öffnungs-
zeiten der Dienstleistungsbetriebe (Banken, Post,
verschiedene Verkaufsgeschäfte, öffentliche Ver-
waltungen usw.) gewährt werden, die das ArG in
Anlehnung an die Tagesarbeit zwischen 6 Uhr und
20 Uhr ansetzt. Für Arbeitnehmer und Arbeitneh- freier Halbtag Tag/Abend
merinnen, die Nachtarbeit oder zweischichtige
Tages- und Abendarbeit leisten, sind besondere tägliche Nacht
Ruhezeit
Bestimmungen vorgesehen. Sinngemäss sind die
Abbildung 120-1: Wöchentlicher freier Halbtag am Vormit-
Bestimmungen dieses Artikels auch auf den unun- tag oder am Nachmittag in Verbindung mit einer täglichen
terbrochenen Betrieb anwendbar. Ruhezeit

SECO, Juli 2010 120 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 20 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
2. Abschnitt: Pausen und Ruhezeit
Art. 20 Wöchentlicher freier Halbtag

Ruhezeit von 11 Stunden an einem Werktag ge- Absatz 3


währt werden (vgl. Abb. 120-1). Einmal pro Wo-
che ist gemäss Art. 15a ArG eine Reduktion der Für die Sonderfälle nach Artikel 26 ArgV 1 wird
täglichen Ruhezeit auf 8 Stunden möglich. auf die entsprechenden Erläuterungen verwiesen.
Wird der freie Halbtag direkt vor oder nach der
wöchentlichen Ruhezeit gewährt, so genügt eine
tägliche Ruhezeit von 11 Stunden für beide zu- Absatz 4
sammen. Die tägliche Ruhezeit muss nicht zwei- Unter den vom Gesetz vorgeschriebenen Ruhezei-
mal gewährt werden (vgl. Abb. 120-2). ten sind die tägliche Ruhezeit (Art. 19, ArGV 1),
die Ersatzruhe für Sonntags- und Feiertagsarbeit
(Art. 21, ArGV 1), die kompensatorische Ruhezeit
Absatz 2 im Fall von Nachtarbeit (Art. 17b, Abs. 2, ArG) zu
Der tägliche freie Halbtag ist also gewährt, wenn: verstehen. Hat der Arbeitnehmer oder die Arbeit-
nehmerin den freien Halbtag zum Beispiel norma-
Buchstabe a: lerweise am Donnerstagnachmittag, so gilt dieser
der ganze Vormittag von 6 Uhr bis 14 Uhr arbeits- an Auffahrt als bezogen.
frei bleibt; oder wenn
Buchstabe b: 12 20 23 Uhrzeit 23 07
der ganze Nachmittag von 12 Uhr bis 20 Uhr ar-
beitsfrei bleibt; oder wenn
Buchstabe c:
bei zweischichtiger Arbeit der Schichtwechsel zwi-
schen 12 Uhr und 14 Uhr erfolgt (vgl. Abb. 120-3), Samstag Sonntag Montag
oder wenn
Freier Halbtag tägliche Ruhezeit
Buchstabe d:
bei Nachtarbeit die alternierende Fünftagewoche Sonntag Tag / Abend
oder im Zeitraum von vier Wochen zwei Kompen-
Abbildung 120-2: Wöchentlicher freier Halbtag am Sams-
sationstage eingeräumt werden. tagnachmittag; die tägliche Ruhezeit ist für den freien Halb-
tag und den Sonntag nur einmal zu gewähren; ausserdem
kann sie aufgeteilt werden

120 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 20
2. Abschnitt: Pausen und Ruhezeit
Art. 20 Wöchentlicher freier Halbtag

Schichtplan Betriebs-Nr.
3-Schichtbetrieb (6-Tage-Woche)
Erstelldatum 01.01.2004
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
1 B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
2 B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
3 B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
Im Durchschnitt von 3 Wochen: 40:00 37:30

Pausen: Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pausen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen
(Art. 15 ArG):
- ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 5½ Stunden
- ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 7 Stunden
Pausen bis zu einer halben Stunde dürfen nicht aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1)t
Schichtwechsel: - wöchentlich oder spätestens nach 6 Wochen
Bemerkungen: - Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor- oder nachverschoben werden, mit entsprechend frühe-
rem bzw. späterem Arbeitsschluss
Diese Zeiten gelten für gesamte Bewilligungsdauer
Rechtsgrundlage: - Art. 17, 19 und 20 ArG

Abbildung 120-3: Schichtplan für Arbeit in 3 Schichten zu 8 Stunden, Frühschicht mit 6 Schichten, Spät- und Nachtschicht
mit 5 Schichten pro Woche

SECO, Juli 2010 120 - 3


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 21
2. Abschnitt: Pausen und Ruhezeit
Art. 21 Wöchentlicher Ruhetag sowie Ersatzruhetag für Sonn- und Feiertagsarbeit

Artikel 21

Wöchentlicher Ruhetag sowie


Ersatzruhetag für Sonn- und Feiertagsarbeit
(Art. 18 - 20 ArG)

1
Wöchentlicher Ruhetag ist grundsätzlich der Sonntag.
2
Der wöchentliche Ruhetag und die tägliche Ruhezeit müssen zusammen mindestens 35 aufeinan-
der folgende Stunden ergeben.
3
Muss am Sonntag gearbeitet werden, darf der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin nicht mehr
als an sechs aufeinander folgenden Tagen beschäftigt werden. Vorbehalten bleiben die Bestim-
mungen über den ununterbrochenen Betrieb.
4
Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, die sonntags arbeiten, dürfen Sonntage, die in ihre Ferien-
zeit fallen, nicht an die gesetzlich vorgeschriebenen freien Sonntage angerechnet werden.
5
Der Ersatzruhetag im Sinn des Artikels 20 Absatz 2 des Gesetzes weist zusammen mit der tägli-
chen Ruhezeit 35 aufeinander folgende Stunden auf; er hat in jedem Fall den Zeitraum von 6 Uhr
bis 20 Uhr zu umfassen.
6
Der Ersatzruhetag darf nicht auf einen Tag fallen, an dem der Arbeitnehmer oder die Arbeitneh-
merin üblicherweise seinen bzw. ihren Ruhetag oder freien Tag bezieht.
7
Der Freizeitausgleich für geleistete Sonntagsarbeit von bis zu fünf Stunden ist innert vier Wochen
vorzunehmen.

Absatz 1
Der Grundsatz, dass der Sonntag der wöchentli-
che Ruhetag sein soll, geht aus dem allgemeinen 12 23 Uhrzeit 23 10
Beschäftigungsverbot nach Artikel 18 Absatz 1
ArG hervor.

Absatz 2
Der Sonntag als wöchentlicher Ruhetag muss ne-
ben den 35 aufeinander folgenden Stunden auch Samstag Sonntag Montag
die Zeit von Samstag 23 Uhr bis Sonntag 23 Uhr
umfassen, allerdings mit der Möglichkeit der Vor- Sonntag tägliche Ruhezeit
oder Nachverschiebung um bis zu einer Stunde. Tag / Abend mögliche Lagen
Im Gegensatz dazu gilt der wöchentliche Ruhe- des Sonntags mit
täglicher Ruhezeit
tag, der nicht auf einen Sonntag fällt, als gewährt,
wenn die Ruhezeit von 35 aufeinander folgen- Abbildung 121-1: Der Sonntag umfasst mit einer täglichen
Ruhezeit insgesamt 35 Stunden. Die tägliche Ruhezeit kann
den Stunden die Zeit von 6 Uhr bis 20 Uhr ein- ganz oder aufgeteilt vor oder nach dem Sonntag gewährt
schliesst. werden.

SECO, November 2006 121 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 21 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
2. Abschnitt: Pausen und Ruhezeit
Art. 21 Wöchentlicher Ruhetag sowie Ersatzruhetag für Sonn- und Feiertagsarbeit

Absatz 3 Absatz 6
Mit Ausnahmen im ununterbrochenen Betrieb Diese Bedingung lässt sich am besten anhand ei-
muss jedem Arbeitnehmer und jeder Arbeitneh- nes Beispiels verdeutlichen: Ein Arbeitnehmer ar-
merin in einem Zeitraum von 7 Tagen mindestens beitet dauernd während 4 Tagen pro Woche von
eine wöchentliche Ruhezeit gewährt werden. Montag bis Donnerstag. Aus bestimmten Grün-
den muss er an einem Sonntag arbeiten, und zwar
mehr als 5 Stunden. Der Arbeitgeber schuldet ihm
Absatz 4 somit einen Ersatzruhetag. Dieser muss ihm an
einem seiner Arbeitstage zwischen Montag und
Die Vorschrift kommt vor allem beim ununter-
Donnerstag gewährt werden und kann nicht auf
brochenen Betrieb und in der Verordnung 2 ArG
seinen ohnehin freien Freitag oder Samstag fallen.
zum Tragen, wo der wöchentliche Ruhetag sehr
Die Anzahl arbeitsfreier Tage darf sich also für Ar-
oft nicht auf einen Sonntag fällt. Damit wird eine
beitnehmer und Arbeitnehmerinnen nicht verrin-
weitere Herabsetzung der ohnehin bereits redu-
gern wegen des ausserordentlichen Arbeitseinsat-
zierten Anzahl Ruhetage, die auf einen Sonntag
zes an einem sonst arbeitsfreien Sonntag.
fallen, verhindert.

Absatz 7
Absatz 5
Der Freizeitausgleich für Sonntagsarbeit bis zu 5
vgl. Absatz 2.
Stunden erfolgt im Verhältnis 1:1.

121 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 22
3. Abschnitt: Wöchentliche Höchstarbeitszeit
Art. 22 Verlängerung mit Ausgleich

Artikel 22

Verlängerung mit Ausgleich


(Art. 9 Abs. 3 ArG)

1
Die wöchentliche Höchstarbeitszeit von 45 bzw. 50 Stunden kann, sofern sie im Durchschnitt eines
halben Jahres nicht überschritten wird, um höchstens 4 Stunden verlängert werden:
a. bei Tätigkeiten mit witterungsbedingtem Arbeitsausfall; oder
b. in Betrieben mit erheblichen saisonalen Schwankungen des Arbeitsanfalles.
2
Die wöchentliche Höchstarbeitszeit von 45 Stunden kann für Arbeitnehmer und Arbeitnehmer-
innen mit einer im Durchschnitt des Kalenderjahres gewährten Fünftagewoche verlängert werden:
a. um 2 Stunden, sofern sie im Durchschnitt von acht Wochen nicht überschritten wird; oder
b. um 4 Stunden, sofern sie im Durchschnitt von vier Wochen nicht überschritten wird.
3
Der Arbeitgeber darf die Verlängerung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit nach den Absätzen 1
oder 2 ohne Bewilligung anordnen, wenn nicht nach einem bewilligungspflichtigen Stundenplan
gearbeitet wird.
4
Ist ein Arbeitsverhältnis befristet, so ist die durchschnittliche wöchentliche Höchstarbeitszeit nach
den Absätzen 1 oder 2 während der Dauer des Arbeitsverhältnisses einzuhalten, sofern dieses we-
niger lang als die in den Absätzen 1 und 2 genannten Ausgleichszeiträume dauert.

Allgemeines auszugleichen. Witterungsbedingter Arbeitsaus-


fall kann sich beispielsweise ergeben bei Bauarbei-
Ein Betrieb soll die Möglichkeit haben, auf
ten im Gebirge während des Winters, bei starkem
schwankende Auftragssituationen durch Anpas-
Regen oder an Skiliften wegen starken, anhalten-
sung seiner Arbeitskapazität flexibel zu reagie-
den Schneefalls usw.
ren. Zu diesem Zweck sieht das Gesetz in Artikel
Auch bei erheblichen saisonalen Schwankungen
9 Absatz 3 vor, dass die wöchentliche Höchstar-
des Arbeitsanfalls in einem Betrieb ist es möglich,
beitszeit zeitweise um höchstens vier Stunden ver-
bei Spitzenbelastungen die wöchentliche Höchst-
längert werden kann, sofern sie im Jahresdurch-
arbeitszeit zu verlängern und diese Mehrarbeit in
schnitt nicht überschritten wird.
Zeiten mit geringerer Auslastung wieder auszu-
Die Verordnung regelt, unter welchen Vorausset-
gleichen. Als saisonale Schwankungen gelten aus-
zungen und in welchem Ausmass die wöchentli-
serordentliche Belastungsschwankungen, die in
che Höchstarbeitszeit verlängert werden darf. Un-
direktem Zusammenhang stehen mit Jahreszeiten
ter Vorbehalt von Absatz 3 kann dies ohne weitere
oder Feiertagen. In indirektem Zusammenhang
Bewilligung erfolgen.
stehen beispielsweise die Verwendung bestimm-
ter Gebäckformen, die Herstellung von Schokola-
dehasen, die Montage und die Bereitstellung von
Absatz 1 Fahrrädern oder die Herstellung bestimmter Ker-
Leisten Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen zen. Es muss sich dabei um Spitzenbelastungen
Arbeiten, die witterungsbedingt ausfallen können, handeln, die kurzfristig auftreten und nicht auf
so besteht die Möglichkeit, diesen Arbeitsaus- andere zumutbare Weise bewältigt werden kön-
fall durch eine Verlängerung der wöchentlichen nen. Kann durch geschickte Planung die Mehrar-
Höchstarbeitszeit in den übrigen Arbeitsperioden beit auf einen längeren Zeitraum verteilt werden,

SECO, November 2006 122 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 22 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
3. Abschnitt: Wöchentliche Höchstarbeitszeit
Art. 22 Verlängerung mit Ausgleich

so ist auf eine Verlängerung der wöchentlichen An 5/6 der so berechneten Anzahl von Arbeits-
Höchstarbeitszeit möglichst zu verzichten. Sinnge- tagen darf gearbeitet werden; 1/6 muss frei blei-
mäss sind auch zeitlich begrenzte, saisonale Bais- ben.
sen zu behandeln. Wird die wöchentliche Höchstarbeitszeit von 45
Erhebliche saisonale Schwankungen im Arbeits- Stunden im Durchschnitt von 8 Wochen eingehal-
anfall liegen dann vor, wenn in bestimmten Jah- ten, so darf sie in einzelnen Wochen um bis zu
reszeiten, um bestimmte Feiertage oder andere 2 Stunden verlängert werden. Beim Einhalten des
kalendarische Ereignisse die Auslastung während Durchschnitts innerhalb von 4 Wochen darf sie in
wenigstens 4 Wochen um mehr als 50% von der einzelnen Wochen um bis zu 4 Stunden verlängert
durchschnittlichen Auslastung pro Kalenderjahr werden. Damit wird der grösseren Belastung der
abweicht und auch Zeiten mit ausgesprochenen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen bei einer
Auslastungsbaissen zu verzeichnen sind. Verlängerung der wöchentlichen Höchstarbeits-
Unter saisonalen Schwankungen sind also nicht zeit Rechnung getragen.
die üblichen Auslastungsschwankungen zu ver- Die Verlängerung der wöchentlichen Höchstar-
stehen, die bei unregelmässigem Bestellungsein- beitszeit kann dem Bedürfnis nach Flexibilisierung
gang und extrem kurzen Lieferfristen auftreten, der Arbeitszeit also nur bei kurzfristigen Kapazi-
was heute ja in vielen Betrieben der Fall ist. tätsengpässen Rechnung tragen.
Bei witterungsbedingtem Arbeitsausfall und bei Der alternierenden Arbeitseinsatz an fünf oder
Betrieben mit erheblichen saisonalen Schwankun- sechs Tagen pro Woche mit Verlängerung der
gen kann die wöchentliche Höchstarbeitszeit um wöchentlichen Höchstarbeitszeit in den Sechsta-
höchstens vier Stunden verlängert werden, sofern gewochen ist nur noch möglich, wenn für jede
sie im Durchschnitt eines halben Jahres eingehal- Sechstagewoche ein zusätzlicher arbeitsfreier Tag
ten wird. Dies ist unabhängig davon, ob die wö- im Laufe des Kalenderjahres gewährt wird. An-
chentliche Höchstarbeitszeit eines Betriebes 45 ders ist die durchschnittliche Fünftagewoche pro
oder 50 Stunden beträgt. Kalenderjahr nicht einzuhalten.

Absatz 2 Absatz 3
Gilt für einen Betrieb eine wöchentliche Höchst- Erfolgt die Verlängerung der wöchentlichen
arbeitszeit von 45 Stunden, so kann bei unregel- Höchstarbeitszeit innerhalb der regulären Tages-
mässigem Arbeitsanfall vorübergehend die wö- und Abendarbeit, so kann diese vom Arbeitgeber
chentliche Höchstarbeitszeit verlängert werden, ohne Bewilligung angeordnet werden. Bei Abend-
um Auslastungsspitzen zu bewältigen. Dabei sind arbeit sind zuvor die Arbeitnehmervertretung oder
folgende Randbedingungen einzuhalten: die betroffenen Arbeitnehmer und Arbeitnehme-
Im Durchschnitt über das ganze Kalenderjahr ist rinnen anzuhören.
die Fünftagewoche einzuhalten. Dieser Durch- Wird nach einem bewilligungspflichtigen Stun-
schnitt errechnet sich wie folgt: denplan (z.B. Nacht- und Sonntagsarbeit) gear-
beitet, so muss diese Bewilligung eine allfällige
365/366 Anzahl Tage des Jahres Verlängerung der wöchentlichen Höchstarbeits-
– XX Ferientage zeit bereits enthalten oder die Bewilligung muss
– 52/53 Ruhetage zumindest vorübergehend angepasst werden, so-
– 8+1 den Sonntagen gleichgestellte Feier- fern dies ohne Verletzung anderer arbeitsgesetzli-
tage cher Bestimmungen möglich ist.
= YYY Arbeitstage pro Jahr

122 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 22
3. Abschnitt: Wöchentliche Höchstarbeitszeit
Art. 22 Verlängerung mit Ausgleich

Absatz 4 Betrieb muss dafür sorgen, dass der Ausgleich in-


nerhalb der Einsatzdauer erfolgt. Sollte dies aus-
Die Bestimmungen dieses Absatzes sind auch bei nahmsweise nicht möglich sein, so ist nach Arti-
befristeten Arbeitsverhältnissen einzuhalten. Der kel 22 ArG vorzugehen.

SECO, November 2006 122 - 3


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 23
3. Abschnitt: Wöchentliche Höchstarbeitszeit
Art. 23 Verkürzung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit

Artikel 23

Verkürzung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit


(Art. 9 und 11 i.V.m. Art. 20 und 20a ArG)

1
In Wochen, in denen ein oder mehrere den Sonntagen gleichgestellte gesetzliche Feiertage auf ei-
nen Werktag fallen, an dem der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin üblicherweise zu arbeiten
hat, wird die wöchentliche Höchstarbeitszeit anteilsmässig verkürzt.
2
Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, die an einem den Sonntagen gleichgestellten gesetzlichen
Feiertag arbeiten, ist die anteilsmässige Verkürzung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit in der
Woche anzurechnen, in welcher der Ersatzruhetag für den Feiertag gewährt wird.

Allgemeines mit 41,5 Stunden. Nun fällt ein den Sonntagen


gleichgestellter Feiertag auf einen Donnerstag.
Die Bestimmungen des vorliegenden Artikels sol-
Es fallen also 8,5 Stunden im Verhältnis zu 41,5
len verhindern, dass die wegen Feiertagen ausfal-
Stunden aus. Das sind 20,5% der effektiven wö-
lenden Arbeitszeiten an anderen Tagen der Wo-
chentlichen Arbeitszeit. Die wöchentliche Höchst-
che vor- oder nachgeholt werden. Den Sonntagen
arbeitszeit ist also ebenfalls um 20,5% zu kürzen
gleichgestellte Feiertage, die auf einen Arbeitstag
und beträgt bei einer wöchentlichen Höchstar-
fallen, sind neben den Ferien, den wöchentlichen
beitszeit von 45 Stunden in dieser Woche nur
Ruhetagen oder Ersatzruhetagen zusätzliche ar-
noch 35,8 Stunden.
beitsfreie Tage und dürfen nicht kompensiert wer-
Bei flexiblen Arbeitszeitsystemen (z.B. Gleitzeit-
den.
systeme) ist bei der Berechnung der wöchentli-
chen Höchstarbeitszeit von der Sollarbeitszeit pro
Woche bzw. von deren gleichmässig auf die Ar-
Absatz 1 beitstage verteilten täglichen Anteilen auszuge-
Um das in den Vorbemerkungen erwähnte Ziel hen.
zu erreichen, wird in Wochen, in denen ein oder In Wochen mit einer verkürzten wöchentlichen
mehrere den Sonntagen gleichgestellte Feiertage Höchstarbeitszeit beginnt die Überzeit, sobald die
auf einen Tag fallen, an dem üblicherweise gear- verkürzte wöchentliche Höchstarbeitszeit über-
beitet wird, die wöchentliche Höchstarbeitszeit schritten wird.
anteilsmässig gekürzt. Dabei ist die wöchentliche
Höchstarbeitszeit um den Anteil der normalerwei-
se an den Feiertagen vorgesehenen Arbeitszeit im Absatz 2
Verhältnis zur vorgesehenen effektiven Arbeitszeit Muss an einem den Sonntagen gleichgestellten
der Woche zu kürzen. Feiertag gearbeitet werden, so ist die wöchent-
liche Höchstarbeitszeit in derjenigen Woche an-
Beispiel: teilsmässig zu verkürzen, in welcher der Ersatzru-
Normalerweise wird von Montag bis Donners- hetag gewährt wird. Die Kürzung berechnet sich
tag je 8,5 Stunden gearbeitet. Am Freitag ist die dann entsprechend dem Verhältnis der normaler-
Arbeitszeit um 1 Stunde kürzer, beträgt also 7,5 weise zu leistenden Arbeitszeit am Ersatzruhetag
Stunden. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt so- zur effektiven wöchentlichen Arbeitszeit in der

SECO, November 2006 123 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 23 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
3. Abschnitt: Wöchentliche Höchstarbeitszeit
Art. 23 Verkürzung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit

Woche mit dem Ersatzruhetag bzw. den entspre- effektive wöchentliche Arbeitszeit oder die Soll-
chenden Sollarbeitszeiten. arbeitszeit beträgt 40 Stunden. Die Kürzung der
wöchentlichen Höchstarbeitszeit in der Kompen-
Beispiel: sationswoche beträgt somit 8/40 oder 1/5 der ge-
Normalerweise wird an dem Arbeitstag, an dem setzlichen Höchstarbeitszeit von 45 Stunden. Die
der Ersatzruhetag für einen Feiertag gewährt Kürzung beträgt somit 9 Stunden, die gesetzlich
wird, während 8 Stunden gearbeitet oder die Soll- erlaubte Höchstarbeitszeit in der Kompensations-
arbeitszeit an diesem Tag beträgt 8 Stunden. Die woche 36 Stunden.

123 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 24
3. Abschnitt: Wöchentliche Höchstarbeitszeit
Art. 24 Ausgleich ausfallender Arbeitszeit

Artikel 24

Ausgleich ausfallender Arbeitszeit


(Art. 11 i.V.m. 15, 15a, 18, 20 und 20a ArG)

1
Der Ausgleich ausfallender Arbeitszeit nach Artikel 11 des Gesetzes ist unmittelbar vor oder nach
dem Arbeitsausfall innerhalb von höchstens 14 Wochen vorzunehmen, sofern Arbeitgeber und Ar-
beitnehmer nicht eine längere Frist vereinbaren, die aber zwölf Monate nicht überschreiten darf.
Die Arbeitsausfälle über Weihnachten und Neujahr gelten als eine Ausfallperiode.
2
Ausfallende Arbeitszeit darf nur soweit ausgeglichen werden, als dadurch die zulässige tägliche
Arbeitsdauer nicht überschritten wird.
3
Gesetzliche Ruhezeiten und Ausgleichsruhezeiten stellen keine ausfallende Arbeitszeit dar; diese
dürfen weder vor- noch nachgeholt werden.

Allgemeines gere Zeit vorher bekannt. Für die Bewältigung von


kurzfristigen Spitzenbelastungen sieht das Gesetz
Die grundsätzlichen Bestimmungen über den Aus-
die Leistung von Überzeit vor, die mit dem Einver-
gleich ausfallender Arbeitszeit sind in Artikel 11
ständnis der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
ArG geregelt. Insbesondere ist dort festgehalten,
nen durch Freizeit kompensiert werden kann. Das
welche Arten von ausfallender Arbeitszeit auf die-
Ausmass an Überzeitleistung ist durch gesetzliche
se Weise ausgeglichen werden dürfen.
Regeln klar begrenzt. Die strengeren Überzeitbe-
Der Ausgleich ausfallender Arbeitszeit darf nicht
stimmungen dürfen nicht umgangen werden mit
dazu benützt werden, um wechselnde Auslastun-
einer angeblichen Anwendung der Regeln über
gen in einem Betrieb auszugleichen. Er ist keine
den Ausgleich ausfallender Arbeitszeit.
Grundlage für flexible Jahresarbeitszeitmodelle.
Solche Modelle bezwecken eine Arbeitszeitreduk-
tion in Zeiten geringer Auslastung, um bei hohen
Auslastungen kurzfristig Arbeitszeitreserven ein-
Absatz 1
setzen zu können (und umgekehrt). Sie unter- Die ausfallende Arbeitszeit soll innert 14 Wochen
scheiden sich vom Prinzip des Ausgleichs ausfal- vor oder nach dem Arbeitsausfall ausgeglichen
lender Arbeitszeit dadurch, dass sich die Dauer, werden. Die Arbeitgeber- und die Arbeitnehmer-
das Ausmass und der Zeitpunkt der allfälligen aus- seite können eine längere Frist vereinbaren, die
fallenden Arbeitszeiten nicht im Voraus festlegen aber 12 Monate nicht überschreiten darf.
lassen. Die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen Der Ausgleich soll also innerhalb einer beschränk-
werden zusätzlich belastet, da sie erst kurz vorher ten Frist erfolgen, um Kumulationen von Aus-
wissen, wann sie allenfalls mehr oder weniger zu gleichszeitleistungen und damit eine erhöhte
arbeiten haben. Beim Ausgleich ausfallender Ar- Belastung der Arbeitnehmer und Arbeitnehme-
beitszeit nach Artikel 11 ArG sind die ausfallenden rinnen zu vermeiden. Es gilt aber auch zu beach-
Arbeitstage in der Regel für ein ganzes Jahr im Vo- ten, dass gerade durch einen zu kurzfristigen Aus-
raus bekannt und die Mehrarbeit wird über einen gleich, besonders wenn es sich um mehrere Tage
längeren Zeitraum verteilt oder ist wenigstens län- handelt, eine übermässige Belastung der Arbeit-

SECO, November 2006 124 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 24 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
3. Abschnitt: Wöchentliche Höchstarbeitszeit
Art. 24 Ausgleich ausfallender Arbeitszeit

nehmer und Arbeitnehmerinnen entstehen kann. Absatz 3


Es ist darum oft besser, wenn die im Voraus be-
kannten Ausgleichszeiten über ein ganzes Jahr Als ausfallende Arbeitszeit, die ausgeglichen wer-
verteilt werden. den kann, gilt die Zeit, während der normalerwei-
se gearbeitet würde und in der nach Artikel 11
ArG zusätzlich zu Ruhetagen, zu den Sonntagen
Absatz 2 gleichgestellten Feiertagen oder zu Ferien auch
Der Ausgleich ausfallender Arbeitszeit erlaubt noch ausserordentlich frei gegeben wird.
eine Verlängerung der wöchentlichen Höchstar- Ausfallende Arbeitszeiten dürfen keinesfalls we-
beitszeit. Doch müssen vorgeschriebene tägliche gen Gewährung von gesetzlichen Ruhezeiten,
Höchstarbeitszeiten (z.B. bei Nachtarbeit) unbe- Ausgleichsruhezeiten oder wöchentlichen freien
dingt eingehalten werden. Halbtagen vor- oder nachgeholt werden. Es ist
aber erlaubt, Arbeitszeit für frei gegebene Feier-
tage, die auf einen Arbeitstag fallen und die nicht
den Sonntagen gleichgestellt sind, vor- oder nach-
holen zu lassen.

124 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
4. Abschnitt: Überzeitarbeit
ArGV 1 Art. 25
Art. 25 Grundsatz

Artikel 25

Überzeitarbeit
Grundsatz
(Art. 12 und 26 ArG)

1
Unter Vorbehalt von Artikel 26 ist Überzeitarbeit nach Artikel 12 Absatz 1 Buchstaben a und b des
Gesetzes nur als Tages- und Abendarbeit nach Artikel 10 des Gesetzes und nur an Werktagen zu-
lässig.
2
Der Ausgleich von Überzeitarbeit durch Freizeit nach Artikel 13 Absatz 2 des Gesetzes ist innert 14 Wo-
chen vorzunehmen, sofern Arbeitgeber und Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin nicht eine längere
Frist vereinbaren, die aber zwölf Monate nicht überschreiten darf.

Allgemeines Zeitraum der Tagesarbeit begonnen hat, kann an


die Tagesarbeit nicht noch Überzeitarbeit ange-
In Ergänzung zum Gesetz regelt dieser Verord-
schlossen werden.
nungsartikel den Zeitraum, in dem Überzeit we-
gen Dringlichkeit der Arbeit oder ausserordentli-
chen Arbeitsandrangs, wegen Inventaraufnahme, Absatz 2
Rechnungsabschlüssen oder Liquidationsarbeiten
Im Einverständnis mit dem Arbeitnehmer oder der
geleistet werden darf. Ausserdem wird geregelt,
Arbeitnehmerin kann die Überzeit statt mit einem
in welchem Zeitraum ein möglicher Ausgleich
Lohnzuschlag von 25% durch Freizeit von gleicher
durch Freizeit zu erfolgen hat.
Dauer ausgeglichen werden. Dieser Ausgleich soll
in der Regel innerhalb von 14 Wochen erfolgen.
Es ist jedoch möglich, einen längeren Zeitraum
Absatz 1 für den Ausgleich zu vereinbaren; er darf aber
Leistung von Überzeit aus den erwähnten Grün- 12 Monate nicht überschreiten. Diese 12 Mona-
den ist an Werktagen innerhalb der betrieblichen te müssen nicht identisch sein mit dem Kalender-
Tages- und Abendarbeitszeit möglich. Sie ist aus- jahr; es kann sich z.B. auch um das Geschäftsjahr
geschlossen bei Nachtarbeit und bei Sonntagsar- handeln.
beit, ausser in Sonderfällen (Art. 26 ArGV 1). Auch Gibt der Arbeitgeber den Arbeitnehmern oder den
die wöchentlichen freien Halbtage müssen einge- Arbeitnehmerinnen innerhalb dieses Zeitraums
halten werden. keine Gelegenheit zum Ausgleich, so haben sie
Soll Überzeitarbeit geleistet werden, so muss die spätestens nach Ablauf dieser Frist ein Anrecht
gesamte tägliche Arbeitszeit eines Arbeitnehmers auf Bezahlung der Überzeit inklusive Lohnzu-
oder einer Arbeitnehmerin, also reguläre Arbeits- schlag nach Artikel 13 ArG. Vorbehalten bleibt
zeit inklusive Überzeit, innerhalb des Zeitraums die zuschlagsfreie Leistung von Überzeit gemäss
der Tages- und Abendarbeit liegen. Liegt auch nur dem gleichen Artikel des Gesetzes. Der Arbeitge-
ein Teil der gesamten täglichen Arbeitszeit ausser- ber hat das Recht, innerhalb der vereinbarten Frist
halb der betrieblichen Tages- und Abendarbeits- den Ausgleich zu verlangen. Er soll dabei aber die
zeit, so ist die Leistung von Überzeit ausgeschlos- Bedürfnisse der Arbeitnehmer und Arbeitnehme-
sen. Wenn also z.B. die Arbeitszeit bereits vor dem rinnen berücksichtigen.

SECO, November 2006 125 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 26
4. Abschnitt: Überzeitarbeit
Art. 26 Sonderfälle

Artikel 26

Überzeitarbeit
Sonderfälle
(Art. 12 Abs. 2 und 26 Abs. 1 ArG)

1
Überzeitarbeit darf auch in der Nacht und an Sonntagen sowie in Überschreitung der zulässigen
täglichen Arbeitsdauer geleistet werden, wenn es sich um vorübergehende Arbeiten in Notfällen
handelt, die unabhängig vom Willen der Betroffenen eintreten und deren Folgen nicht auf andere
zumutbare Weise beseitigt werden können, besonders wenn:
a. Arbeitsergebnisse gefährdet sind und dadurch unverhältnismässiger Schaden droht;
b. Piketteinsätze für die Schadensvorbeugung oder -behebung notwendig sind;
c. Arbeitsmaschinen, Geräte, Transporteinrichtungen und Fahrzeuge, die für die Aufrechterhal-
tung des Betriebes unabdingbar sind, wegen schwerwiegender Störungen oder erlittener Schä-
den instand gestellt werden müssen;
d. Betriebsstörungen infolge unmittelbarer Einwirkung höherer Gewalt vermieden oder behoben
werden müssen;
e. Störungen bei der Versorgung mit Energie und Wasser sowie Störungen des öffentlichen oder
privaten Verkehrs vermieden oder behoben werden müssen;
f. dem unvermeidlichen Verderb von Gütern, namentlich Rohstoffen oder Lebensmitteln, vorge-
beugt werden muss und damit keine Steigerung der Produktion verbunden ist;
g. unaufschiebbare Verrichtungen zur Erhaltung des Lebens und der Gesundheit von Mensch und
Tier sowie zur Vermeidung von Umweltschäden vorgenommen werden müssen.
2
Überzeitarbeit, die in Überschreitung der zulässigen täglichen Arbeitsdauer geleistet wird, ist in-
nerhalb von sechs Wochen durch Freizeit von gleicher Dauer auszugleichen. Vorbehalten bleibt Ar-
tikel 20 Absatz 3 des Gesetzes.

Allgemeines nen müssen sich in ihrer Art und Tragweite mit


den Beispielen der Verordnung vergleichen lassen.
Dieser Artikel konkretisiert Sonderfälle und zeigt, Grundsätzlich ist dieser Artikel restriktiv auszule-
wieweit und unter welchen Bedingungen von den gen.
Einschränkungen nach Artikel 25 ArGV 1 für die Zur Behebung solcher Notsituationen darf Über-
Leistung regulärer Überzeit abgewichen werden zeit auch über die zulässige tägliche Arbeitsdauer
kann. hinaus sowie in der Nacht und an Sonntagen ge-
leistet werden, allerdings nur, wenn die Notsitua-
tion nicht auf andere zumutbare Weise bewältigt
Absatz 1
werden kann.
Als Sonderfälle gelten Notsituationen, die vom Für geplante Arbeiten und Sondereinsätze, die vor-
Willen der Betroffenen nicht beeinflusst wer- hersehbar sind und darum mit anderen Massnah-
den können. Unter den Buchstaben a bis g die- men zu bewältigen wären, ist es unzulässig, sich
ses Verordnungsartikels werden Beispiele für sol- bei der Anordnung von Überzeit auf diese Son-
che Notfälle aufgeführt. Es handelt sich zwar um derfälle zu berufen. Selbst in Sonderfällen leisten
keine abschliessende Liste, aber andere Situatio- jene Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen keine

SECO, November 2006 126 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 26 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
4. Abschnitt: Überzeitarbeit
Art. 26 Sonderfälle

Überzeit, deren Arbeit innerhalb eines geregelten Absatz 2


Arbeitsprogramms ausschliesslich oder mehrheit-
lich im Beheben von Notsituationen besteht, wie Wird bei der Leistung von Überzeit zur Bewälti-
z.B. Störungsdienste eines Dienstleistungsanbie- gung von Sonderfällen die normalerweise zuläs-
ters, Unterhaltsdienste in Grossbetrieben usw. sige tägliche Arbeitsdauer überschritten, so muss
der Teil der Überzeit, der über diese zulässige tägli-
Von den Tatbeständen unter den Buchstaben
che Arbeitsdauer hinausgeht, innerhalb von sechs
a bis g wird lediglich Buchstabe f näher erläutert:
Wochen durch Freizeit von gleicher Dauer ausge-
Von einem Sonderfall ist auszugehen: glichen werden.
• wenn in einer bestimmten Zeit unvorhersehbar Wird also Arbeit und Überzeit innerhalb der Ta-
mehr Güter zur Verarbeitung anfallen, ges- und Abendarbeitszeit geleistet, so muss der-
• wenn wegen einer Produktionsstörung, eines jenige Teil der Arbeitszeit und der Überzeit, der
verzögerten Antransports usw. die geplante Ver- zusammen den Zeitraum von 14 Stunden über-
arbeitungskapazität nicht voll ausgenützt wer- schreitet, innerhalb von sechs Wochen ausgegli-
den konnte, chen werden. Fällt ein Teil der Arbeitszeit oder der
Überzeit in die Nacht, so ist der zusammen neun
• wenn bei einem Unterbruch der Verarbeitung
Stunden überschreitende Teil auszugleichen. An
ein Teil der Ausgangsgüter verderben würde.
einem Sonntag geleistete Überzeit muss innerhalb
Wurden dagegen bereits mehr Ausgangsgüter von zwei Wochen ausgeglichen werden (es gelten
beschafft oder für einen bestimmten Zeitraum dis- die Regeln gemäss Art. 20 Abs. 2 ArG). Bei Über-
poniert, als normalerweise auch verarbeitet wer- zeitarbeit am wöchentlichen freien Halbtag muss
den könnte, so muss die Verarbeitungskapazität dieser innert vier Wochen nachgewährt werden
auf andere Weise erhöht werden. Es handelt sich (Art. 21 ArG). Der übrige Teil der Überzeit im Rah-
dabei klar um eine Massnahme zur Steigerung der men von Sonderfällen kann wie normale Überzeit
Produktion und nicht um einen Sonderfall. abgegolten oder ausbezahlt werden.
Es bleibt zu beachten, dass die gesamte Überzeit
in Sonderfällen ebenfalls dem normalen Überzeit-
kontingent pro Jahr und Arbeitnehmer oder Ar-
beitnehmerin anzurechnen ist.

126 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 27
5. Abschnitt: Voraussetzungen für Nacht- und Sonntagsarbeit und den ununterbrochenen Betrieb
Art. 27 Dringendes Bedürfnis

Artikel 27

Dringendes Bedürfnis
(Art. 17, 19 und 24 ArG)

1
Ein dringendes Bedürfnis liegt vor, wenn:
a. zusätzliche Arbeiten kurzfristig anfallen, deren Erledigung zeitlich nicht aufschiebbar sind und
die am Tag und während den Werktagen weder mit planerischen Mitteln noch mit organisato-
rischen Massnahmen bewältigt werden können;
b. Arbeiten aus Gründen der öffentlichen Sicherheit oder aus sicherheitstechnischen Gründen nur
in der Nacht oder am Sonntag erledigt werden können; oder
c. Ereignisse kultureller, gesellschaftlicher oder sportlicher Art in Abhängigkeit von den örtlichen
Verhältnissen und Gebräuchen oder den spezifischen Bedürfnissen von Kunden die Erbringung
von zeitlich begrenzten Arbeitseinsätzen in der Nacht oder am Sonntag erfordern.
2
Ein dringendes Bedürfnis für Nachtarbeit im Sinn von Artikel 17 Absatz 4 des Gesetzes liegt vor,
wenn Betriebe mit einem zweischichtigen Arbeitszeitsystem:
a. aus Gründen der täglichen Auslastung regelmässig auf eine Betriebszeit von 18 Stunden ange-
wiesen sind;
b. dabei nicht mehr als eine Randstunde in Anspruch nehmen; und
c. dadurch die Leistung von weiterer Nachtarbeit zwischen 24 Uhr und 5 Uhr vermieden werden
kann.

Allgemeines lung her keinen Aufschub erlaubt. Daneben kann


ein dringendes Bedürfnis dem Betrieb auch von
Nacht- und Sonntagsarbeit sind grundsätzlich ver-
aussen auferlegt sein, wenn z.B. im öffentli-
boten (Art. 16 und 18 ArG). Ausnahmen von die-
chen Interesse gewisse Tätigkeiten zu bestimm-
sem Verbot werden nur dann bewilligt, wenn ein
ten Nachtzeiten erledigt werden müssen oder
Betrieb ein dringendes Bedürfnis oder eine techni-
wenn kulturelle Gepflogenheiten und Festlich-
sche oder wirtschaftliche Unentbehrlichkeit nach-
keiten gewisse Arbeiten auch sonntags erforder-
weisen kann.
lich machen. Ein dringendes Bedürfnis liegt auch
Das dringende Bedürfnis kommt im Gegensatz vor, wenn für vorübergehende Arbeitseinsätze ei-
zur Unentbehrlichkeit vor allem bei vorübergehen- ner der nachfolgenden Gründe geltend gemacht
den bzw. kurzfristigen Arbeiten zum Tragen (Ab- werden kann:
satz 1). Eine Ausnahme bildet der Nachweis des
dringenden Bedürfnisses für Betriebe mit zwei- Buchstabe a:
schichtigen Arbeitszeitsystemen, die bis zu einer Ein dringendes Bedürfnis liegt vor, wenn Produk-
Randstunde der Nacht für die Aufrechterhaltung tionsrückstände ohne Nacht- oder Sonntagsarbeit
der Produktion benötigen. oder ohne ununterbrochenen Betrieb nicht innert
nützlicher Frist aufgeholt werden können. Die
Produktionsrückstände können entstanden sein
Absatz 1 infolge von Pannen an Produktionsanlagen oder
Ein dringendes Bedürfnis besteht, wenn die Er- Maschinen, durch die Erneuerung dieser Anlagen,
ledigung einer Arbeit von der zeitlichen Abwick- wegen Energieausfall oder wegen eines Ausfalls in

SECO, Mai 2017 127 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 27 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
5. Abschnitt: Voraussetzungen für Nacht- und Sonntagsarbeit und den ununterbrochenen Betrieb
Art. 27 Dringendes Bedürfnis

der Zulieferung von Rohstoffen oder Halbfabrika- Buchstabe c:


ten. Insbesondere kann ein dringendes Bedürfnis Ein dringendes Bedürfnis liegt vor, wenn kulturelle
geltend gemacht werden, wenn Konventionalstra- und gesellschaftliche Anlässe (Trachtenfest, Sän-
fen zu zahlen sind oder der Verlust von weiteren ger- und Jodlerfest, Stadtfest, Dorfchilbi, Winzer-
Aufträgen droht, falls die Lieferfristen nicht ein- fest usw.), sportliche Anlässe (eidgenössische und
gehalten werden. Ein dringendes Bedürfnis kann kantonale Turn-, Sport- und Schwingfeste usw.),
auch vorliegen, wenn z.B. ein Betrieb von einem Auto-, Motorrad- oder Fahrradausstellungen (Vor-
Kunden einen zusätzlichen grösseren Auftrag mit stellung neuer Modelle) oder Campingausstellun-
kurzer Lieferfrist erhält, der neben der normalen gen, Firmenjubiläen und traditionelle Verkäufe
Produktion mit den vorhandenen Produktionsmit- oder Märkte vor Weihnachten den Zeitraum des
teln nicht bewältigt werden könnte und bei des- Sonntags oder der Nacht umfassen. Bei den Aus-
sen Ablehnung der Verlust des Kunden droht. stellungen handelt es sich nicht um grosse Mes-
sen wie z.B. die Muba oder die Olma, für die Son-
Buchstabe b:
derbestimmungen in der Verordnung 2 bestehen
Ein dringendes Bedürfnis liegt vor, wenn Arbeiten
(Art. 43 ArGV 2), sondern um Ereignisse von loka-
wie z.B. das Reinigen von Ventilations- und Kli-
ler oder regionaler Bedeutung.
maanlagen, das Überprüfen und Überholen von
Sicherheitsanlagen aus Sicherheitsgründen wäh-
rend des Tages nicht vorgenommen werden kön-
nen (Aufrechterhalten des Betriebes, Anwesen-
Absatz 2:
heit von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen Die Regelung in Absatz 2 bezweckt eine Erleichte-
oder der Kundschaft). Auch Unterhaltsarbeiten in rung des Bedürfnisnachweises für dauernde oder
Kraftwerken, in Tunneln, an Bahn- und Strassen- regelmässig wiederkehrende Nachtarbeit, die ma-
bahngleisen und Leitungen usw. gehören dazu. ximal eine Randstunde zwischen 5 Uhr und 6
Uhr morgens oder zwischen 23 Uhr und 24 Uhr
abends umfasst. Im Unterschied zum dringenden
Bedürfnis gemäss Absatz 1 liegt jenem nach Ab-
satz 2 ein zeitlicher Dauerzustand zu Grunde oder
05 06 07 Uhrzeit 20 22 23 24 ein Ereignis, das sich regelmässig wiederholt.

Mit dieser Erleichterung soll den weit verbreiteten


Zweischichtsystemen Rechnung getragen werden,
die einer täglichen Betriebszeit von 18 Stunden
bedürfen. Der aufwändige Nachweis einer techni-
schen oder wirtschaftlichen Unentbehrlichkeit soll
solchen Betrieben – aus Gründen der Verhältnis-
mässigkeit – erspart bleiben. Die Möglichkeit ei-
ner verlängerten Betriebszeit von 18 Stunden ist
05 06 07 20 22 23 24 deshalb nur für Betriebe mit einem zweischichti-
dringendes Bedürfnis Nacht gen Arbeitszeitsystem vorgesehen (vgl. zur Defi-
Unentbehrlichkeit Tag / Abend nition Schichtarbeit Art. 34 ArGV 1). Die einzel-
ne Schichtdauer inklusive Pausen beträgt somit 9
Abbildung 127-1: Bewilligungsvoraussetzungen bei Nacht-
arbeit: Randstunden zwischen 5 und 7 Uhr bzw. zwischen Stunden.
22 und 24 Uhr können mit einem dringenden Bedürfnis be-
willigt werden. Im übrigen Zeitraum der Nacht ist der Nach-
weis einer Unentbehrlichkeit notwendig.

127 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 27
5. Abschnitt: Voraussetzungen für Nacht- und Sonntagsarbeit und den ununterbrochenen Betrieb
Art. 27 Dringendes Bedürfnis

Ausserdem müssen die nachfolgenden Bedingun- Buchstabe c:


gen gemäss Buchstaben a bis c kumulativ erfüllt Schliesslich muss die Gewährung einer Randstun-
sein. de Nachtarbeit dazu beitragen, dass die Leistung
weiterer Nachtarbeit zwischen 24 Uhr und 5 Uhr
Buchstabe a: vermieden werden kann. Diese zusätzliche ku-
Zusätzlich zum Zweischichtmodell wird verlangt, mulative Bedingung schliesst nicht aus, dass ein
dass aus Gründen der täglichen Auslastung eine Betrieb auf der Grundlage eines dringenden Be-
Betriebszeit von 18 Stunden nötig ist. Die Not- dürfnisses gemäss Absatz 1 um vorübergehende
wendigkeit einer verlängerten Betriebsdauer auf- Nachtarbeit ersuchen kann.
grund der täglichen Auslastung ist in der Regel
nur dann gegeben, wenn die zur Verfügung ste-
henden Schichtarbeitsplätze vollständig belegt
und pro Schicht dieselbe Anzahl Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer beschäftigt werden.

Buchstabe b:
Dauernde oder regelmässige Nachtarbeit auf der
Grundlage eines dringenden Bedürfnisses gemäss
Absatz 2 ist auf eine Randstunde beschränkt. Aus
Artikel 17 Absatz 4 ArG geht hervor, dass der
Nachweis des dringenden Bedürfnisses nur die
Abweichung von bis zu einer Stunde am Morgen
(zwischen 5 Uhr und 6 Uhr) oder am Abend (zwi-
schen 23 Uhr und 24 Uhr) zulässt. Legt nun ein
Betrieb seine Tages- und Abendarbeit nach Arti-
kel 10 ArG anders fest, z.B. von 5 Uhr bis 22 Uhr,
so kann die Betriebsdauer nur noch am Abend
zwischen 22 Uhr und 23 Uhr verlängert werden.
Eine weitere Ausdehnung (Beginn vor 5 Uhr bzw.
Ende nach 23 Uhr) müsste mit der Unentbehrlich-
keit begründet und nachgewiesen werden. Ana-
log verhält es sich bei einer betrieblichen Tages-
und Abendarbeit zwischen 7 Uhr und 24 Uhr. In
diesem Fall könnte, der Zeitraum höchstens bis 6
Uhr ausgedehnt werden.

127 - 3
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 28
5. Abschnitt: Voraussetzungen für Nacht- und Sonntagsarbeit und den ununterbrochenen Betrieb
Art. 28 Unentbehrlichkeit von Nacht- und Sonntagsarbeit

Artikel 28

Unentbehrlichkeit von Nacht- und Sonntagsarbeit


(Art. 17, 19 und 24 ArG)

1
Technische Unentbehrlichkeit liegt insbesondere vor, wenn ein Arbeitsverfahren oder Arbeiten
nicht unterbrochen oder aufgeschoben werden können, weil:
a. mit der Unterbrechung oder dem Aufschub erhebliche und unzumutbare Nachteile für die Pro-
duktion und das Arbeitsergebnis oder die Betriebseinrichtungen verbunden sind;
b. andernfalls die Gesundheit der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen oder die Umgebung des
Betriebes gefährdet werden.
2
Wirtschaftliche Unentbehrlichkeit liegt vor, wenn:
a. die Unterbrechung eines Arbeitsverfahrens und dessen Wiederingangsetzung hohe Zusatzkos-
ten verursachen, die ohne die Leistung von Nacht- oder Sonntagsarbeit eine merkliche Schwä-
chung der Wettbewerbsfähigkeit des Betriebes gegenüber seinen Konkurrenten zur Folge hat
oder haben könnte;
b. das angewandte Arbeitsverfahren mit unvermeidlich hohen Investitionskosten verbunden ist,
die ohne Nacht- oder Sonntagsarbeit nicht amortisiert werden können; oder
c. die Konkurrenzfähigkeit gegenüber Ländern mit vergleichbarem sozialem Standard wegen
längerer Arbeitszeiten oder anderer Arbeitsbedingungen im Ausland erheblich beeinträchtigt
ist und durch die Bewilligung die Beschäftigung mit grosser Wahrscheinlichkeit gesichert wird.
3
Der wirtschaftlichen Unentbehrlichkeit gleichgestellt sind die besonderen Konsumbedürfnisse,
deren Befriedigung im öffentlichen Interesse liegt und nicht ohne Nacht- oder Sonntagsarbeit
möglich ist. Solche Konsumbedürfnisse sind:
a. täglich notwendige und unentbehrliche Waren oder Dienstleistungen, deren Fehlen von einem
Grossteil der Bevölkerung als wesentlicher Mangel empfunden würde; und
b. bei denen das Bedürfnis dauernd oder in der Nacht oder am Sonntag besonders hervortritt.
4
Unentbehrlichkeit wird für die im Anhang aufgeführten Produktions- und Arbeitsverfahren vermutet.

Allgemeines höher angesetzt und genauer überprüft werden,


als dies bei vorübergehenden Arbeiten auf Grund
Nacht- und Sonntagsarbeit sind grundsätzlich ver-
eines dringenden Bedürfnisses nötig ist.
boten (Art. 16 und 18 ArG). Ausnahmen können
dann bewilligt werden, wenn ein Betrieb ein drin-
gendes Bedürfnis oder eine technische oder wirt- Absatz 1
schaftliche Unentbehrlichkeit nachweisen kann. Eine technische Unentbehrlichkeit liegt dann vor,
Im Gegensatz zum dringenden Bedürfnis bei vo- wenn ein Arbeits- oder Produktionsprozess nicht
rübergehenden bzw. kurzfristigen Arbeiten wird unterbrochen werden kann, ohne dass dadurch
der Unentbehrlichkeitsnachweis dann zwingend die Produktionsanlagen, das Resultat der Arbeit,
verlangt, wenn es sich um ständige oder regel- die Sicherheit, die Gesundheit und das Leben der
mässig wiederkehrende Nacht- oder Sonntagsar- Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen oder die
beit oder ununterbrochenen Betrieb handelt. Für Unversehrtheit der Betriebsumgebung gefährdet
solche Arbeit muss die Hürde für eine Bewilligung werden.

SECO, November 2007 128 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 28 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
5. Abschnitt: Voraussetzungen für Nacht- und Sonntagsarbeit und den ununterbrochenen Betrieb
Art. 28 Unentbehrlichkeit von Nacht- und Sonntagsarbeit

Buchstabe a: chere gefährliche Zustände entstehen, die beim


Eine technische Unentbehrlichkeit im Sinne dieses Eintreten eines daraus resultierenden Ereignisses
Buchstabens liegt vor bei kontinuierlichen Produk- insbesondere die Gesundheit der Arbeitnehmer
tionsverfahren, die während mehreren Wochen, und Arbeitnehmerinnen oder die Betriebsumge-
Monaten oder gar Jahren nicht unterbrochen bung gefährden würden.
werden können, ohne dass dadurch die Anlagen
selbst endgültig beschädigt oder gänzlich zerstört
werden. Dies kann z.B. zutreffen auf Glasöfen Absatz 2
oder auf Aluminiumelektrolyseanlagen. Würden Während in Absatz 1 ausschliesslich technische
solche Anlagen beispielsweise über ein Wochen- Gründe oder die Sicherheit von Menschen, Anla-
ende abgeschaltet, so könnten sie in der Folgewo- gen und Umwelt für den Nachweis einer Unent-
che nicht wieder in Betrieb genommen werden. behrlichkeit massgebend sind, so sind im Absatz 2
Ähnliche Verhältnisse können beispielsweise vor- wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend.
liegen bei der Herstellung eines Produkts in ein-
Buchstabe a:
zelnen Chargen: In einer Anlage wird aus Roh-
Hier handelt es sich um Produktionsverfahren,
materialien ein Produkt hergestellt. Dabei nimmt
die zwar ohne Risiken nach Absatz 1 unterbro-
der Produktionsprozess eine bestimmte begrenzte
chen werden könnten, die aber bei jedem Unter-
Zeit in Anspruch. Nach jeder Charge wird die Pro-
bruch ausserordentlich hohe Verluste an Energie,
duktionsanlage mit einer neuen Charge wieder
Material oder Produktionszeit verursachen. Beim
gestartet. Wesentlich ist, dass der Prozess, wenn
Abstellen und Leerfahren einer Anlage kann Aus-
er einmal läuft, nicht unterbrochen werden kann,
schussmaterial anfallen, es braucht Energie und es
bevor er beendet ist. Die Gründe für die Unmög-
wird Produktionszeit für Reinigungsarbeiten ver-
lichkeit eines Prozessunterbruchs können verschie-
braucht, ohne dass ein brauchbares Produkt ent-
den sein, z.B. könnte das Produkt oder die Roh-
steht. Beim Wiederanfahren kann ebenfalls Aus-
materialien verderben oder die Produktionsanlage
schussmaterial anfallen, weil nicht von Anfang an
könnte zerstört oder schwer beschädigt werden.
die verlangte Qualität erreicht wird oder es wer-
Auch die Dauer des Produktionsprozesses spielt
den zusätzliche Energie und Produktionszeiten
eine Rolle: Dauert er länger als der Zeitraum einer
ohne positives Resultat verbraucht.
Tages- und Abendarbeit, wird zwingend Nachtar-
Diese zusätzlichen Verluste sind aber nur relevant,
beit nötig und die Unentbehrlichkeit ist gegeben.
wenn sich daraus eine Schwächung der Wettbe-
Dauert ein Produktionszyklus hingegen etwa ei-
werbsfähigkeit gegenüber anderen Betrieben er-
nen Arbeitstag oder gehen mehrere Zyklen in ei-
gibt, die z.B. nach anderen Verfahren mit geringe-
nen Arbeitstag, so kann am Ende eines Zyklus die
ren oder vernachlässigbaren Unterbruchskosten
Arbeit problemlos unterbrochen werden und es
arbeiten oder sich nicht an Nacht- oder Sonntags-
besteht keine Unentbehrlichkeit für Nacht- oder
arbeitsverbote halten müssen. Die Begründung
Sonntagsarbeit.
der Unentbehrlichkeit nach Buchstabe a ist darum
Buchstabe b: oft verbunden mit einer solchen nach Buchstabe c
Eine technische Unentbehrlichkeit nach Buchsta- des vorliegenden Absatzes.
be b unterscheidet sich von der in Buchstabe a im Unter diese Bestimmungen können auch Arbeits-
zweiten Abschnitt beschriebenen Situationen nur verfahren nach Absatz 1 dieses Artikels fallen,
dadurch, dass bei einem Unterbruch des Produk- wenn bei chargenweiser Produktion grosse Rest-
tionsprozesses in erster Linie die folgende Gefahr zeiten innerhalb eines Arbeitstags anfallen, in de-
überwiegt: Durch den Unterbruch könnten unsi- nen kein neuer Produktionszyklus Platz hätte.

128 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 28
5. Abschnitt: Voraussetzungen für Nacht- und Sonntagsarbeit und den ununterbrochenen Betrieb
Art. 28 Unentbehrlichkeit von Nacht- und Sonntagsarbeit

Buchstabe b: werden muss, nur um in bestimmten Branchen


Eine wirtschaftliche Unentbehrlichkeit liegt ferner konkurrenzfähig zu bleiben. Es ist aber Vorsicht
vor, wenn pro Arbeitsplatz hohe verfahrensbe- geboten, wenn ein EU-Land als «Wettbewerbs-
dingte Investitionskosten vorliegen, die nicht ohne land» angegeben wird, da EU-Mitglieder gemäss
Nacht- oder Sonntagsarbeit amortisiert werden der europäischen Richtlinie 2000/34 ähnliche oder
können. Ohne solche Nacht- oder Sonntagsarbeit gar arbeitnehmerfreundlichere Arbeitsbedingun-
wäre ein Betrieb dann nicht mehr konkurrenzfä- gen und eine wöchentliche Höchstarbeitszeit von
hig. Muss dagegen bei geringen Investitionskos- 48 Std. haben.
ten pro Arbeitsplatz die Produktionskapazität län-
gerfristig erhöht werden, so ist es zumutbar, mehr
Arbeitsplätze einzurichten statt dauernd zusätz- Absatz 3
lich Nacht- oder Sonntagsarbeit leisten zu lassen.
Die besonderen Konsumbedürfnisse sind der
Die Investitionskosten pro Arbeitsplatz, die die Zu- wirtschaftlichen Unentbehrlichkeit gleichgestellt.
lassung von Nacht- oder Sonntagsarbeit recht- Es geht dabei um die Befriedigung von Bedürf-
fertigen, liegen je nach Branche oder Arbeitsver- nissen, die im öffentlichen Interesse liegen und
fahren in der Grössenordnung von wenigstens die ohne Nacht- oder Sonntagsarbeit nicht zu er-
Fr. 300’000 bis Fr. 500’000 pro gleichzeitig besetz- füllen sind. Für den Nachweis eines solchen be-
tem Arbeitsplatz bei Nachtarbeit. Für Sonntagsar- sonderen Konsumbedürfnisses müssen sowohl
beit müssen sie etwas höher liegen, um eine Un- die Voraussetzungen nach Buchstabe a als auch
entbehrlichkeit zu rechtfertigen. diejenigen nach Buchstabe b erfüllt sein. Schwie-
Sonntagsarbeit, die aus wirtschaftlichen Grün- rig wird die Beurteilung dann, wenn ein besonde-
den unentbehrlich ist, kann zudem nur bewilligt res Konsumbedürfnis im Entstehen ist. Oft wird
werden, wenn alle anderen Möglichkeiten ausge- es erst dann als Bedürfnis wahrgenommen, nach-
schöpft sind (z.B. kann Sonntagsarbeit nicht be- dem es eine gewisse Zeit lang eigentlich wider-
willigt werden, wenn am Samstag oder während rechtlich angeboten worden ist. Entscheidend für
der Nacht nicht gearbeitet wird). sein Weiterbestehen wird dann die Akzeptanz
durch die Mehrheit der Bevölkerung sein. Dabei
Buchstabe c:
können durchaus auch regionale Unterschiede
Die Unentbehrlichkeit kann sich auch ergeben
vorhanden sein.
durch Konkurrenzbetriebe im Ausland. Diese kön-
nen unter Umständen ihre Produkte günstiger an- Buchstabe a:
bieten auf Grund von tieferen Löhnen, geringeren Ein besonderes Konsumbedürfnis liegt vor, wenn
Sozialkosten, geringeren Investitionskosten, län- Waren oder Dienstleistungen angeboten werden,
geren Arbeitszeiten, geringeren Transportkosten die täglich als notwendig empfunden werden.
oder grösserer Marktnähe. Um konkurrenzfähig zu Das Fehlen dieser Waren oder Dienstleistungen
bleiben, besteht ein Zwang zu Nacht- oder Sonn- müsste von einem Grossteil der Bevölkerung als
tagsarbeit. Der Betrieb muss die Wettbewerbs- wesentlicher Mangel empfunden werden.
vorteile seiner Auslandkonkurrenz aber nachwei- In der Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz werden
sen können oder diese müssen allgemein bekannt viele dieser besonderen Konsumbedürfnisse von
sein. Sonderbestimmungen für bestimmte Gruppen
Es werden aber nur Länder mit einem vergleich- von Betrieben erfasst. Es sind dies z.B. Betriebe in
baren sozialen Standard einander gegenüberge- Fremdenverkehrgebieten, Bäckereien, Radio- und
stellt. Es kann nicht sein, dass der soziale Standard Fernsehbetriebe, Theater, Sport- und Freizeitanla-
demjenigen von Entwicklungsländern angenähert gen, Betriebe der Energie- und Wasserversorgung

SECO, November 2007 128 - 3


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 28 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
5. Abschnitt: Voraussetzungen für Nacht- und Sonntagsarbeit und den ununterbrochenen Betrieb
Art. 28 Unentbehrlichkeit von Nacht- und Sonntagsarbeit

usw. Weitere Betriebe mit vergleichbaren Dienst- Absatz 4


leistungen oder Warenangeboten sind mit denje-
nigen in der Verordnung 2 zu vergleichen. Die Praxis hat gezeigt, dass für verschiedene Ar-
Es muss sich um Waren oder Dienstleistungen beitsverfahren die Unentbehrlichkeit in der Ver-
handeln, die wirklich täglich benötigt werden. gangenheit immer nachgewiesen werden konnte.
Könnten viele Leute am Sonntag oder in der Nacht Um den Aufwand für die Abklärungen zu redu-
auf das Angebot verzichten, ohne dadurch einen zieren, ist gestützt auf diesen Artikel und mit vor-
Mangel zu empfinden, so handelt es sich nicht um liegendem Absatz ein Anhang zur Verordnung 1
besondere Konsumbedürfnisse im Sinne der vor- geschaffen worden, in dem eine grössere Zahl von
liegenden Bestimmungen. Daran ändert sich auch Arbeitsverfahren aufgeführt ist, für die der Nach-
nichts, wenn kleinere Minderheiten sich für die weis für die Unentbehrlichkeit von dauernder
oder regelmässig wiederkehrender Nacht- und
Notwendigkeit der einen oder anderen Dienstleis-
Sonntagsarbeit im bezeichneten Umfang als ver-
tung einsetzen. Dies gilt besonders dann, wenn
mutet gilt.
die Gewährung solcher Dienstleistungen von ei-
Diese Vermutung des Nachweises bedeutet, dass
ner Mehrheit der Bevölkerung als störend emp-
für die aufgeführten Arbeitsverfahren keine Un-
funden würde.
entbehrlichkeitsabklärungen für Nacht- und Sonn-
Buchstabe b: tagsarbeit im bezeichneten Umfang gemacht
Das Konsumbedürfnis ist dann ein besonderes, werden müssen. Treten aber Zweifel an der Un-
wenn es über den ganzen Tag oder die ganze Wo- entbehrlichkeit auf oder legen interessierte Ver-
che dauernd vorhanden ist oder wenn es z.B. auf bände oder Personen (nach Art. 58 ArG) eine Be-
Grund des Freizeitverhaltens der Bevölkerung ge- schwerde gegen die Erteilung einer Bewilligung
rade in der Nacht und an Sonntagen in besonde- ein, so ist zu überprüfen, ob die Unentbehrlichkeit
rem Mass vorhanden ist. Dies trifft beispielsweise auch wirklich nachgewiesen werden kann.
auf die Benützung von Sport- und Freizeitanlagen
an Wochenenden zu.

128 - 4
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 29
6. Abschnitt: Besondere Formen der Nachtarbeit
Art. 29 Verlängerte Dauer der Nachtarbeit

Artikel 29

Verlängerte Dauer der Nachtarbeit


(Art. 17a Abs. 2 ArG)

1
Bei dauernd und regelmässig wiederkehrender Nachtarbeit ist eine Arbeitszeit von 10 Stunden im
Zeitraum von 12 Stunden zulässig, sofern:
a. für den Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin keine erhöhten Risiken bezüglich chemischer,
biologischer und physikalischer Einwirkungen bestehen;
b. der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin keinen ausserordentlichen physischen, psychischen
und mentalen Belastungen ausgesetzt ist;
c. der Arbeitseinsatz so organisiert ist, dass die Leistungsfähigkeit des Arbeitnehmers oder der Arbeit-
nehmerin erhalten bleibt und dadurch die Entstehung von Gefahrensituationen vermieden wer-
den kann;
d. in einer medizinischen Untersuchung die Eignung des Arbeitnehmers oder der Arbeitnehmerin
festgestellt worden ist; und
e. die effektiv zu leistende Arbeitszeit innert 24 Stunden 10 Stunden nicht überschreitet.
2
Bei vorübergehender Nachtarbeit ist eine Arbeitszeit von 10 Stunden im Zeitraum von 12 Stunden
gemäss Artikel 17a Absatz 2 des Gesetzes zulässig, sofern:
a. der Arbeitseinsatz so organisiert ist, dass die Leistungsfähigkeit des Arbeitnehmers oder der Ar-
beitnehmerin erhalten bleibt und dadurch die Entstehung von Gefahrensituationen vermieden
werden kann;
b die effektiv zu leistende Arbeitszeit innert 24 Stunden 10 Stunden nicht überschreitet; und
c. der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin einverstanden ist.

Allgemeines nen nicht beeinträchtigt wird. Der Gestaltung der


Arbeitszeit und der Arbeitsumgebung kommt da-
Nachtarbeit ist im Vergleich zur Arbeit am Tag mit
bei grosse Bedeutung zu. Aus betrieblicher Sicht
einer grösseren Belastung verbunden. Sie muss
kann nur mit einer geringen Gesamtbelastung die
zeitlich begrenzt werden, damit in Bezug auf Si-
Leistungsbereitschaft über die ganze Dauer der
cherheit und Gesundheitsschutz der Arbeitneh-
Nachtarbeit aufrechterhalten bleiben. Eine verrin-
mer und Arbeitnehmerinnen keine nachteiligen
gerte Aufmerksamkeit als Folge vorzeitiger Ermü-
Folgen entstehen. Die höchstzulässige tägliche
dung kann die Qualität der Arbeit beeinträchtigen
Nachtarbeitszeit wird darum gemäss Artikel 17a
oder sogar zu Unfällen führen.
Absatz 1 ArG auf 9 Stunden festgelegt.
Dieser Artikel legt die Voraussetzungen fest, un-
ter denen trotzdem eine verlängerte Nachtar-
beit nach Artikel 17a Absatz 2 ArG zulässig ist.
Absatz 1
Wesentlich ist, dass dabei die Gesamtbelastung, Die Zulassung der dauernd oder regelmässig wie-
die sich aus den Bedingungen des Arbeitsplat- derkehrenden Nachtarbeit (Art. 31 ArG) mit ver-
zes und aus der Art der Tätigkeit ergibt, gering längerter Dauer ist an folgende Voraussetzungen
sein muss, damit mittel- und langfristig die Ge- geknüpft:
sundheit der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-

SECO, November 2006 129 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 29 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
6. Abschnitt: Besondere Formen der Nachtarbeit
Art. 29 Verlängerte Dauer der Nachtarbeit

Buchstabe a: Buchstabe d:
Es sollen keine erhöhten gesundheitlichen Risiken Auf Grund ihrer ausserordentlichen Belastung ha-
in Kauf genommen werden, die sich aus physika- ben Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen, die
lischen Einwirkungen der Arbeitsumgebung oder dauernd oder regelmässig wiederkehrend Nacht-
aus Kontakten mit chemischen oder biologischen arbeit mit verlängerter Dauer leisten, ihre Eignung
Substanzen am Arbeitsplatz ergeben. Bei chemi- für Nachtarbeit in gesundheitlicher Hinsicht regel-
schen und biologischen Substanzen ist die medi- mässig kontrollieren zu lassen. Die Eignung für
zinische Überwachung wichtig, da die Kenntnisse Nachtarbeit ist Voraussetzung für die Bewilligung
über Langzeitexpositionen unter den Bedingun- (Art. 17c Abs. 2 ArG, Art. 45 Abs. 1e ArGV 1).
gen der Nachtarbeit noch wenig gesichert sind. Eine arbeitsmedizinische Kontrolle und Beratung
Unter erhöhten Risiken sind solche zu verstehen, ist notwendig, damit gesundheitliche Beeinträch-
die über denjenigen einer durchschnittlich übli- tigungen früh erkannt und entsprechende Mass-
chen allgemeinen Arbeitsplatzbelastung liegen. nahmen angeordnet werden können.
Sind an einem Arbeitsplatz erhöhte Risiken auszu-
Buchstabe e:
machen, muss dauernde oder regelmässig wieder-
Die effektive Arbeitszeit bei Nachtarbeit darf die
kehrende Nachtarbeit ausgeschlossen werden.
Dauer von 10 Stunden nicht übersteigen, und
Buchstabe b: zwar in einem Zeitraum von 12 Stunden am Ar-
Grosse physische, psychische und mentale Be- beitsplatz selbst und im Tageszeitraum von 24
lastungen, wie z.B. körperlich anstrengende Ar- Stunden. Die 24 Stunden beginnen mit dem
beiten, Arbeiten, bei denen Fehlhandlungen mit Antritt zum ersten Arbeitseinsatz mit Nachtar-
grosser negativer Auswirkung auftreten können, beit. Der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin
usw., sind zu vermeiden. Ein Arbeitnehmer oder kommt dadurch zu einer Ruhezeit von 12 Stun-
eine Arbeitnehmerin von durchschnittlicher Be- den.
lastbarkeit darf durch die im Betrieb vorkommen- Da gerade in diesem Arbeitszeitsystem die Pausen
den Belastungen nicht überfordert werden. sehr wichtig sind, müssen diese unbedingt freige-
Ausserordentlich sind solche Belastungen, wenn halten werden. Das bedeutet, dass eine Verlänge-
sie über das übliche durchschnittliche Mass an ei- rung der Nachtarbeit überall dort nicht möglich
nem Arbeitsplatz hinausgehen. Die unterschiedli- ist, wo ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehme-
che Belastbarkeit der einzelnen Arbeitnehmer und rin den Arbeitsplatz während der Pause nicht ver-
Arbeitnehmerinnen ist zu berücksichtigen. Beson- lassen darf, weil dann die Pause als Arbeitszeit an-
ders wenig belastbare Personen müssen durch die zurechnen ist.
Eignungsuntersuchung nach Ziffer d ermittelt und
von verlängerter Dauer der Nachtarbeit ausge-
schlossen werden. Absatz 2
Buchstabe c: Dieser Absatz regelt die vorübergehende Nacht-
Durch eine sinnvolle, wirksame Pausenregelung, arbeit bei einer Arbeitszeit von 10 Stunden inner-
die Bereitstellung geeigneter Aufenthaltsräume halb von 12 Stunden. Die Voraussetzungen dazu
mit guten Erholungsmöglichkeiten, die ergono- sind weniger umfassend, da sich hier vom Grund-
misch korrekte Gestaltung der Arbeitsplätze, der satz der Verhältnismässigkeit her eine etwas ande-
Arbeitsumgebung und der Arbeitsgeräte müssen re Gewichtung rechtfertigt. Vorausgesetzt werden
ein Leistungsabfall und das Entstehen von Gefah- die Bedingungen nach Absatz 1 c und e dieses Ar-
rensituationen verhindert werden. tikels. Der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin
muss mit dieser Arbeitsform einverstanden sein.

129 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 30
6. Abschnitt: Besondere Formen der Nachtarbeit
Art. 30 Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit

Artikel 30

Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit


(Art. 25 und 26 ArG)

1
Nachtarbeit von mehr als sechs Wochen bis höchstens zwölf Wochen ohne Wechsel mit Tagesar-
beit nach Artikel 25 Absatz 3 des Gesetzes ist zulässig, sofern:
a. sie aus betrieblichen Gründen unentbehrlich ist oder die Mehrheit der betroffenen Arbeitneh-
mer und Arbeitnehmerinnen schriftlich um einen Verzicht auf den Wechsel zwischen Tages-
und Nachtarbeit ersucht, weil ihnen der Wechsel insbesondere aus persönlichen oder familiä-
ren Gründen nicht zumutbar ist;
b. der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin schriftlich sein bzw. ihr Einverständnis erklärt hat; und
c. innert 24 Wochen die Tagesarbeits-Perioden insgesamt mindestens gleich lang sind wie die
Nachtarbeits-Perioden.
2
Nachtarbeit von mehr als zwölf Wochen ohne Wechsel mit Tagesarbeit nach Artikel 25 Absatz 3
des Gesetzes ist zulässig, sofern:
a. sie aus betrieblichen Gründen unentbehrlich ist oder die Mehrheit der betroffenen Arbeitneh-
mer und Arbeitnehmerinnen schriftlich um einen Verzicht auf den Wechsel zwischen Tages-
und Nachtarbeit ersucht, weil ihnen der Wechsel insbesondere aus persönlichen oder familiä-
ren Gründen nicht zumutbar ist;
b. der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin schriftlich sein bzw. ihr Einverständnis erklärt hat; und
c. die Voraussetzungen nach Artikel 29 Absatz 1 Buchstaben a–d erfüllt sind.
2bis
Betriebliche Unentbehrlichkeit nach den Absätzen 1 Buchstabe a und 2 Buchstabe a liegt vor, wenn:
a. es sich um Nachtarbeit handelt, für die es keine entsprechende Arbeit im Tages- und Abendzeit-
raum gibt; oder
b. auf dem üblichen Arbeitsmarkt nicht genügend qualifiziertes Personal für Wechselschichten re-
krutiert werden kann.
3
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Nachtarbeit nach Absatz 2 dürfen:
a. höchstens eingesetzt werden:
1. in fünf von sieben aufeinander folgenden Nächten; oder
2. in sechs von neun aufeinander folgenden Nächten; und
b . an ihren freien Tagen keine Überzeitarbeit nach Artikel 25 leisten.
4
Auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die höchstens für eine Randstunde zwischen 5 Uhr
und 6 Uhr oder 23 Uhr und 24 Uhr dauernd Nachtarbeit leisten, sind die Voraussetzungen und die
Bedingungen nach den Absätzen 1–3 nicht anwendbar.

Allgemeines de liegen in der Tatsache, dass der Mensch seine


Grundsätzlich stellt Nachtarbeit ohne Wechsel mit Körperfunktionen (z.B. Körpertemperatur, Puls,
Tagesarbeit (Dauernachtarbeit) längerfristig eine Blutdruck, Hormone, Stoffwechsel etc.) auch nach
besondere Belastung dar. Dieses Arbeitszeitsystem längeren Perioden von Nachtarbeit ohne Wechsel
soll daher wenn immer möglich durch ein Wech- mit Tagesarbeit nur ungenügend umstellen kann.
selschichtsystem ersetzt werden. Die Hauptgrün- Ein zyklischer Wechsel schafft den nötigen Aus-
gleich und schützt vor Überbeanspruchung.

SECO, Juli 2010 130 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 30 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
6. Abschnitt: Besondere Formen der Nachtarbeit
Art. 30 Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit

Häufig wird behauptet, dass sich der Mensch an von Dauernachtarbeit im Betrieb nicht mehr in der
die Umstellung auf Nachtarbeit erst nach einer Nacht(schicht) zum Einsatz kommen. Es gilt somit
längeren Folge von Nachtschichten gewöhnt. Die- die ganze Gruppe zu betrachten.
se Meinung wird jedoch in wissenschaftlichen Un- Beispiel: In einem 3-Schicht-Betrieb arbeiten je 10
tersuchungen nicht bestätigt. Diese zeigen zudem Personen in der Früh-, Spät- und Nachtschicht.
auf, dass der Tagschlaf qualitativ und quantitativ Vom Wechsel zwischen Tages- und Nachtarbeit
schlechter ist als der Nachtschlaf. sind somit total 30 Personen betroffen. Soll auf
Um die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen vor den Schichtwechsel verzichtet werden, so müssen
den ungünstigen gesundheitlichen Auswirkungen daher mindestens 16 Personen schriftlich darum
durch länger dauernde Nachtarbeit zu schützen, ersuchen und die Gründe darlegen.
werden in diesem Artikel Voraussetzungen für
Buchstabe b:
längere Perioden von Nachtarbeit ohne Wechsel
Der einzelne Arbeitnehmer oder die einzelne Ar-
formuliert und kompensatorische Massnahmen
beitnehmerin muss das schriftliche Einverständnis
vorgeschrieben.
für Dauernachtarbeit geben. Es ist Voraussetzung
für eine Bewilligungserteilung.
Absatz 1 Buchstabe c:
Nachtarbeit von mehr als 6 bis höchstens 12 Wo- Die Perioden ohne Nachtarbeit müssen in einem
chen ohne Wechsel mit Tages- und Abendarbeit Zeitraum von 24 Wochen insgesamt mindestens
ist unter folgenden Bedingungen zulässig: gleich lang sein wie die Dauernachts-Perioden.
Die Perioden mit Nachtarbeit ohne Wechsel dür-
Buchstabe a: fen somit total höchstens 12 Wochen betragen.
Dauernachtarbeit muss aus betrieblichen Grün-
den unentbehrlich sein. Wann dies der Fall ist,
wird in Absatz 2bis konkretisiert. Liegt keine be- Absatz 2
triebliche Unentbehrlichkeit vor, so ist Dauer-
nachtarbeit – beim Vorliegen der übrigen in Ar- Nachtarbeit von mehr als 12 Wochen ohne Wech-
tikel 30 ArGV 1 aufgeführten Voraussetzungen sel mit Tages- und Abendarbeit ist nur unter fol-
– auch dann zulässig, wenn die Mehrheit der be- genden Bedingungen zulässig:
troffenen Arbeitnehmenden schriftlich um einen Buchstabe a:
Verzicht auf den Wechsel zwischen Tages- und Vgl. den Kommentar zu Absatz 1 Buchstabe a.
Nachtarbeit ersucht. Dabei haben die betroffenen
Mitarbeitenden die Gründe darzulegen. In Frage Buchstabe b:
kommen vor allem persönliche Gründe (z.B. grös- Vgl. den Kommentar zu Absatz 1 Buchstabe b.
seres persönliches Wohlbefinden oder bessere Buchstabe c:
Vereinbarkeit mit dem Freizeitverhalten bei Arbeit Die Voraussetzungen nach Artikel 29 Absatz 1
ohne Wechsel als bei wechselschichtiger Arbeit) Buchstaben a bis d ArGV 1 müssen erfüllt sein. Das
oder familiäre Gründe (z.B. Betreuungspflichten). heisst, es dürfen keine erhöhten Risiken bezüglich
Bei der Berechnung, ob die Mehrheit der betroffe- chemischer, biologischer und physikalischer Ein-
nen Arbeitnehmenden einen Wechselverzicht will, wirkungen bestehen und die Arbeitnehmer und
ist nicht nur auf das Personal abzustellen, das kei- Arbeitnehmerinnen dürfen keinen ausserordentli-
nen Wechsel in die Tages- und Abendarbeit will. chen physischen, psychischen und mentalen Be-
Vielmehr müssen auch diejenigen Mitarbeitenden lastungen ausgesetzt sein. Der Arbeitseinsatz ist
berücksichtigt werden, die durch die Einführung so zu organisieren, dass die Leistungsfähigkeit der

130 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 30
6. Abschnitt: Besondere Formen der Nachtarbeit
Art. 30 Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit

Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen erhalten Buchstabe b:


bleibt. Ausserdem muss die Eignung der betroffe- Alternativ zu Buchstabe a kann ein Betrieb nach-
nen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in ei- weisen, dass auf dem üblichen Arbeitsmarkt nicht
ner medizinischen Untersuchung festgestellt wer- genügend qualifiziertes Personal für Wechsel-
den. schichten rekrutiert werden kann. Dies kann u.U.
der Fall sein, wenn die Stellensuche für eine Ar-
beit in einem Wechselschichtsystem über länge-
Absatz 2bis re Zeit erfolglos bleibt. Die entsprechenden Bemü-
hungen des Betriebs müssen dokumentiert sein.
Buchstabe a: Ebenfalls denkbar ist, dass bei einer Umstellung
Damit Dauernachtarbeit überhaupt in Betracht auf ein Wechselschichtsystem eine grosse Zahl des
fällt, muss zunächst einmal die Notwendigkeit davon betroffenen Personals kündigt bzw. mit ei-
zur Ausübung von Nachtarbeit an sich gegeben ner Kündigung droht und für die (eingetretenen
sein. Es handelt sich somit um einen Betrieb, der oder drohenden) Abgänge auf dem betriebsüb-
gemäss ArGV 2 von der Bewilligungspflicht für lichen/regionalen Arbeitsmarkt oder im eigenen
Nachtarbeit befreit ist oder der die Vorausset- Betrieb kein qualifizierter Ersatz gefunden wird.
zungen aufgrund von Art. 17 ArG i.V.m. Art. 28 Auch dies muss vom Betrieb dokumentiert wer-
ArGV 1 (bei dauernder oder regelmässig wieder- den können.
kehrender Nachtarbeit) bzw. Art. 17 ArG i.V.m.
Art. 27 ArGV 1 (bei vorübergehender Nachtarbeit)
erfüllt. Damit Dauernachtarbeit nach Buchstabe a Absatz 3
vorliegt, darf für die Nachtarbeit keine entspre-
Wird Nachtarbeit nach Absatz 2 geleistet, so wird
chende Arbeit im Tages- und Abendzeitraum (Ge-
die Anzahl Nächte, während denen gearbeitet
genschicht) vorhanden sein. Dies bedeutet, dass
werden darf, begrenzt. Dadurch soll eine zeitliche
es im Tages- und Abendzeitraum entweder gar
Überbeanspruchung verhindert werden. Nach der
keine Gegenschicht gibt (z.B. Bäcker, der nur in
Arbeit während 5 resp. 6 Nächten müssen we-
der Nacht arbeitet) oder aber, wenn das Verhältnis
nigstens 2 resp. 3 Nächte arbeitsfrei bleiben. Aus-
zwischen Tages- und Abendarbeit einerseits und
serdem dürfen die Arbeitnehmer und Arbeitneh-
Nachtarbeit andererseits nicht 1:1 ist, weil mehr
merinnen während dieser arbeitsfreien Tage und
Nachtarbeit als Tagesarbeit geleistet werden muss.
Nächte ausser in Sonderfällen nach Artikel 26
Als Beispiel dafür kann eine Zeitungsdruckerei ge-
ArGV 1 keine Überzeitarbeit leisten.
nannt werden, die fast ausschliesslich Tageszei-
tungen produziert: Damit die Zeitungen rechtzei-
tig ausgeliefert werden können, müssen diese in
der Nacht hergestellt werden. Da die Zeitungspro- Absatz 4
duktion der Hauptzweig des Betriebes ist, muss Die Einschränkungen der Absätze 1 bis 3 sind nicht
der Grossteil der Arbeiten in der Nacht verrichtet anwendbar, wenn es sich lediglich um Nachtar-
werden, weshalb es in der Nacht viel mehr Perso- beit ohne Wechsel an höchstens einer Randstun-
nal benötigt (z.B. 100 Personen) als während des de zwischen 5 Uhr und 6 Uhr oder 23 Uhr und 24
Tages (z.B. 10 Personen). Für die Personen, die in Uhr handelt.
der Nacht eingesetzt werden, hätte es daher bei
einem Schichtwechsel während des Tages keine
oder zu wenig Arbeit. Es liegt somit keine adäqua-
te Gegenschicht vor.

SECO, Juli 2010 130 - 3


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
7. Abschnitt: Lohn- und Zeitzuschlag
ArGV 1 Art. 31
Art. 31 Lohn- und Zeitzuschlag bei Nachtarbeit

Artikel 31

Lohn- und Zeitzuschlag bei Nachtarbeit


(Art. 17b Abs. 2 ArG)

1
Dauernde oder regelmässig wiederkehrende Nachtarbeit leistet ein Arbeitnehmer, der in 25 und
mehr Nächten pro Kalenderjahr zum Einsatz gelangt.
2
Der Zeitzuschlag ist ab dem ersten Nachteinsatz zu gewähren. Er berechnet sich aufgrund der
tatsächlich geleisteten Arbeitszeit.
3
Stellt sich erst im Verlaufe eines Kalenderjahres heraus, dass ein Arbeitnehmer wider Erwarten
Nachtarbeit in mehr als 25 Nächten pro Kalenderjahr zu leisten hat, so muss der Lohnzuschlag von
25 Prozent für die ersten 25 Nächte nicht in den Zeitzuschlag umgewandelt werden.

Allgemeines Absatz 2
Die begriffliche Umschreibung, was vorüberge- Ist ab Beginn der Arbeitseinsätze in der Nacht klar,
hende und was dauernde oder regelmässig wie- dass diese Grenze innerhalb eines Jahres erreicht
derkehrende Nachtarbeit für den einzelnen Ar- oder überschritten wird, so ist der Zeitzuschlag ab
beitnehmer oder die einzelne Arbeitnehmerin der ersten Nachtarbeitsstunde zu gewähren.
ist, entscheidet über Lohn- oder Zeitzuschlag bei Massgebend für den Zeitzuschlag ist die tatsäch-
Nachtarbeit. Die Abgrenzung erfolgt analog zu lich geleistete Arbeitszeit in der Nacht, das heisst
derjenigen, die den Anspruch auf medizinische für Arbeit innerhalb der 7 Stunden im Zeitraum
Untersuchung und Beratung begründet (Art. 44 der Nacht. Pausen gehören dann dazu, wenn die
ArGV 1). Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen während
der Pause den Arbeitsplatz nicht verlassen können
oder wenn sie aus der Pause an den Arbeitsplatz
Absatz 1 zurückgerufen werden und die Pause nicht nach-
gewährt wird.
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen mit 25
oder mehr Arbeitseinsätzen in der Nacht oder mit
Anteilen an Nachtarbeit innerhalb eines Jahres
leisten dauernde oder regelmässig wiederkehren-
Absatz 3
de Nachtarbeit. Ihnen ist eine Kompensation von Stellt sich erst im Verlauf des Jahres heraus, dass
10% der Zeit, während der sie Nachtarbeit geleis- ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin wi-
tet haben (Art. 17b ArG), zu gewähren. der Erwarten 25 Nächte oder mehr pro Kalender-
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen mit weni- jahr zu leisten hat, so muss ab dem Zeitpunkt, wo
ger als 25 Nachteinsätzen leisten vorübergehende diese Überschreitung festgestellt wird, vom Lohn-
Nachtarbeit. Sie haben Anspruch auf einen Lohn- zuschlag auf den Zeitzuschlag umgestellt werden.
zuschlag von mindestens 25% für die Zeit, wäh- Spätestens hat dies bei Erreichen der 25. Nacht
rend der sie Nachtarbeit geleistet haben (Art. 17b zu geschehen. Der Lohnzuschlag von 25% für
ArG). die vorher geleisteten Nächte muss nicht in einen
Zeitzuschlag umgewandelt werden.

SECO, November 2006 131 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
7. Abschnitt: Lohn- und Zeitzuschlag
ArGV 1 Art. 32
Art. 32 Ausnahmen vom Zeitzuschlag

Artikel 32

Ausnahmen vom Zeitzuschlag


(Art. 17b Abs. 3 und 4, Art. 26 ArG)

1
Der Zeitzuschlag nach Artikel 17b Absatz 3 Buchstaben a und b des Gesetzes ist nicht geschuldet,
wenn ein Betrieb ein betriebliches Arbeitszeitsystem aufweist, dessen wöchentliche Arbeitszeit für
einen vollzeitlich beschäftigten Arbeitnehmer folgende Dauer nicht übersteigt:
a. 35 Stunden, Pausen eingeschlossen, bei der auf 7 Stunden im Durchschnitt verkürzten Schichtdauer;
b. 36 Stunden, Pausen abgezogen, im Fall der Vier-Tage-Woche.
2
Betrieblich ist ein Arbeitszeitsystem, wenn dieses für den ganzen Betrieb oder einen klar davon
abgrenzbaren Betriebsteil integral Anwendung findet.
3
Die Gleichwertigkeit anderer Ausgleichsruhezeiten im Rahmen von Gesamtarbeitsverträgen oder
öffentlich-rechtlicher Vorschriften nach Artikel 17b Absatz 3 Buchstaben c des Gesetzes liegt vor,
wenn der entsprechende Gesamtarbeitsvertrag oder der zur Anwendung gelangende öffentlich-
rechtliche Erlass Ausgleichsregeln aufweist:
a. die speziell den Nachtarbeit leistenden Arbeitnehmern für die dafür geleistete Arbeit zusätzliche
Freizeit einräumen und
b. die in ihrem Umfang insgesamt mit dem Zeitzuschlag von 10 Prozent gleichwertig ist.

Allgemeines Absatz 1
Von der Gewährung eines Zeitzuschlags bei Nacht- Die beiden möglichen konkreten Modelle mit Be-
arbeit soll abgesehen werden können, wenn der freiung von der Zuschlagspflicht bei Nachtarbeit
Betrieb ein fortschrittliches Arbeitszeitsystem an- werden in Ergänzung zu Artikel 17b ArG unter
wendet, das nach arbeitsmedizinischen Erkennt- Buchstaben a und b genauer beschrieben.
nissen für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
Buchstabe a:
nen gesundheitlich weniger belastend ist als das
Das Gesetz bestimmt, dass bei einer durchschnitt-
übliche Arbeitszeitmodell mit der Gewährung des
lichen betrieblichen Schichtdauer inklusive Pau-
im Gesetz vorgeschriebenen Zeitzuschlags. Auch
sen, die sieben Stunden nicht überschreitet, ein
bei einem branchenweise angewendeten, z.B. in
Zeitzuschlag nicht gewährt werden muss. Darüber
einem Gesamtarbeitsvertrag verbindlich geregel-
hinaus präzisiert die Verordnung, dass in diesem
ten modernen Arbeitszeitsystem, das mit den Be-
Fall die wöchentliche Arbeitszeit für einen Arbeit-
dingungen von Absatz 1 dieses Artikels gleich-
nehmer oder eine Arbeitnehmerin in Vollzeitbe-
wertig ist, kann auf den Zeitzuschlag verzichtet
schäftigung die Dauer von 35 Stunden, Pausen
werden.
eingeschlossen, nicht übersteigen darf. In die-
Für solche Systeme werden abschliessend zwei
sem Fall darf somit an höchstens 5 Tagen pro Wo-
konkrete Modelle aufgeführt, die von der Ge-
che gearbeitet werden. Die Schichtdauer darf im
währung des Zeitzuschlags befreien. Dabei ist zu
Durchschnitt aller durchlaufenen Schichten nicht
beachten, dass diese Modelle von einer Vollzeit-
mehr als 7 Stunden, Pausen inbegriffen, betragen.
beschäftigung ausgehen. Die Befreiung vom Zeit-
Die Beschränkung auf 7 Stunden bezieht sich also
zuschlag darf nicht partiell auf Teilzeitangestellte
nicht auf die Nachtschicht allein.
angewendet werden, welche diese Bedingungen
nur wegen der Teilzeitbeschäftigung erfüllen.

SECO, November 2006 132 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 32 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
7. Abschnitt: Lohn- und Zeitzuschlag
Art. 32 Ausnahmen vom Zeitzuschlag

Diese zusätzliche Einschränkung auf eine Fünfta- Absatz 2


gewoche macht Sinn, weil die wöchentliche Ar-
beitszeit bei 6 Arbeitstagen pro Woche und einer Dieser Absatz definiert, was unter einem betrieb-
Schichtdauer von 7 Stunden, Pausen eingeschlos- lichen Arbeitszeitsystem zu verstehen ist, wie es
sen, länger wäre als in einem normalen System unter Absatz 1 erwähnt wird. Es geht darum, dass
mit Fünftagewoche und einer Schichtdauer von 8 ein Arbeitszeitsystem nicht als betrieblich angese-
Stunden, Pausen abgezogen, und mit der Gewäh- hen werden kann, wenn es sich nur auf ausge-
rung des Zeitzuschlags von 10%. Die Arbeitswo- wählte einzelne Betriebsteile oder Arbeitsplätze
che mit 6 Arbeitstagen zu je 7 Stunden wäre also bezieht.
von der Zahl der Wochenstunden und der Zahl Als klar abgrenzbar gelten Betriebsteile, die ört-
der Arbeitstage her belastender als eine normale lich getrennt sind. Das können verschiedene Ge-
Schicht-Arbeitswoche. Es wäre darum nicht ver- meinden oder verschiedene Ortsteile, sicher aber
ständlich, wenn diesem Modell ohne Beschrän- verschiedene Werksareale sein. Ebenfalls klar ab-
kung auf 5 Arbeitstage pro Woche die Erleichte- grenzbar sind Betriebsteile, die sich von ihrer
rung des Verzichts auf den Zeitzuschlag gewährt Funktion und Aufgabe her eindeutig unterschei-
würde. den lassen und zwischen denen kein direktes Zu-
sammenwirken besteht, z.B. Produktion, Admi-
Buchstabe b:
nistration, Verkaufslager und Spedition usw. Klar
Bei diesem Modell handelt es sich einfach um die
abgrenzbar können auch Betriebsteile innerhalb
Reduktion der Anzahl Arbeitstage auf höchstens
eines einzigen Betriebsbereichs sein, die unter-
4 pro Woche. Dabei kann die tägliche Höchstar-
schiedliche Funktionen mit unterschiedlichen Ar-
beitszeit von 9 Stunden, Pausen abgezogen, voll
beitszeitsystemen aufweisen, wie z.B. Produktion
ausgeschöpft werden. Hier kann die wöchentliche
in zwei Schichten am Tag und am Abend und ei-
Arbeitszeit annähernd die gleiche Stundenzahl er-
ner Reinigungsschicht in der Nacht mit anderen
reichen wie eine normale Schicht-Arbeitswoche.
Arbeitnehmern oder Arbeitnehmerinnen mit auch
Die wesentliche Verbesserung liegt hier im län-
anderen fachlichen Qualifikationen.
geren Freizeitblock von 3 Tagen pro Woche, was
den Verzicht auf den Zeitzuschlag rechtfertigt. Die
Beschränkung auf 4 Arbeitstage pro Woche gilt
auch bei diesem Modell für alle Schichten und alle Absatz 3
Wochen, nicht nur für Schichten mit Nachtarbeit. Im Rahmen von Gesamtarbeitsverträgen oder öf-
Wird neben Schichtarbeit nach den Modellen ge- fentlich-rechtlichen Vorschriften sind auch ande-
mäss Buchstaben a und b in den gleichen Betriebs- re Formen des Zeitzuschlags erlaubt, sofern die-
teilen auch in normaler Tages- oder Abendarbeit ser gleichwertig ist mit der Standardform des
gearbeitet, so gelten für diese die Einschränkun- Anspruchs auf Zeitzuschlag. Denkbar wären z.B.
gen für die Schichtarbeit nicht. Die Reduktion der insgesamt kürzere Arbeitszeiten oder längere Feri-
Arbeitsdauer und die Beschränkung auf vier oder en für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die
fünf Arbeitstage sind für die Tages- oder Abendar- Nachtarbeit leisten.
beit nicht anwendbar. Es darf dann allerdings zwi-
schen Tages- resp. Abendarbeit und Schichtarbeit
kein Wechsel stattfinden.

132 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
7. Abschnitt: Lohn- und Zeitzuschlag
ArGV 1 Art. 32a
Art. 32a Lohnzuschlag und Ersatzruhe bei Sonntags- und Feiertagsarbeit

Artikel 32a

Lohnzuschlag und Ersatzruhe bei Sonntags- und


Feiertagsarbeit
1
Vorübergehende Sonntagsarbeit leistet ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin, der oder die
in einem Kalenderjahr an höchstens 6 Sonntagen, gesetzliche Feiertage inbegriffen, zum Einsatz
gelangt.
2
Dauernd oder regelmässig wiederkehrend ist Sonntagsarbeit, wenn diese die in Absatz 1 genannte
Bedingung vom zeitlichen Umfang her überschreitet.
3
Stellt sich erst im Verlaufe eines Kalenderjahres heraus, dass ein Arbeitnehmer oder eine Arbeit-
nehmerin wider Erwarten Sonntagsarbeit an mehr als 6 Sonntagen, gesetzliche Feiertage inbegrif-
fen, zu leisten hat, so bleibt der Lohnzuschlag von 50 Prozent für die ersten sechs Sonntage, ge-
setzliche Feiertage inbegriffen, geschuldet.

Allgemeines mäss Art. 19 Abs. 3 ArG haben sie in diesem


Fall, nebst der Ersatzruhe gemäss Art. 20 ArG ,
Gemäss Art. 19 Abs. 3 ArG haben nur Arbeit-
Anspruch auf einen Lohnzuschlag von 50%.
nehmer und Arbeitnehmerinnen, welche vorüber-
gehende Sonntagsarbeit leisten, Anspruch auf ei-
nen Lohnzuschlag von 50%. Die Definition der
vorübergehenden und der dauernden oder regel-
Absatz 2
mässig wiederkehrenden Sonntagsarbeit ist da- Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen mit mehr
her entscheidend für die Tatsache, ob ein Lohnzu- als 6 Sonntags- bzw. Feiertagseinsätzen innerhalb
schlag geschuldet ist. eines Jahres leisten dauernde oder regelmässig
In jedem Fall ist Arbeitnehmern und Arbeitneh- wiederkehrende Sonntagsarbeit. Ihnen ist eine Er-
merinnen, die Sonntagsarbeit leisten, eine Ersatz- satzruhe i.S.v. Art. 20 ArG zu gewähren, jedoch
ruhe i.S.v. Art. 20 ArG zu gewähren: Sonntags- grundsätzlich nicht der Lohnzuschlag i.S.v. Art. 19
arbeit von einer Dauer bis zu 5 Stunden ist durch Abs. 3 ArG (Abs. 3 bleibt vorbehalten).
Freizeit 1:1 auszugleichen. Dauert sie länger, so ist
während der vorhergehenden oder der nachfol-
genden Woche im Anschluss an die tägliche Ru- Absatz 3
hezeit ein auf einen Arbeitstag fallender Ersatzru-
In manchen Fällen ist nicht genau vorhersehbar,
hetag von mindestens 24 aufeinanderfolgenden
wie viele Sonntagsarbeitseinsätze pro Kalender-
Stunden zu gewähren. Der Ersatzruhetag umfasst
jahr zu erwarten sind. Wird erst im Verlaufe des
also insgesamt 35 Stunden.
Jahres klar, dass ein Arbeitnehmer oder eine Ar-
beitnehmerin an mehr als 6 Sonntagen oder Fei-
Absatz 1 ertagen arbeitet, bleibt für die ersten 6 Sonntage
der Lohnzuschlag gemäss Absatz 1 geschuldet.
Werden Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
an bis zu 6 Sonntagen bzw. Feiertagen eingesetzt,
leisten sie vorübergehende Sonntagsarbeit. Ge-

SECO, Dezember 2020 132a - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
7. Abschnitt: Lohn- und Zeitzuschlag
ArGV 1 Art. 33
Art. 33 Berechnung des Lohnzuschlages

Artikel 33

Berechnung des Lohnzuschlages


(Art. 13 Abs. 1, 17b Abs. 1 und 2, 19 Abs. 3 und 24 Abs. 6 ArG)

1
Der Lohnzuschlag für Überzeitarbeit, Nachtarbeit und Sonntagsarbeit ist bei Zeitlohn nach dem
auf die Stunde berechneten Lohn, ohne Orts-, Haushaltungs- und Kinderzulagen, zu bemessen.
2
Bei Akkordarbeit ist der Lohnzuschlag in der Regel nach dem in der Zahltagsperiode durchschnitt-
lich erzielten Lohn, ohne Orts-, Haushaltungs- und Kinderzulagen, zu bemessen.
3
Für die Bewertung des Naturallohnes sowie der Bedienungs- und Trinkgelder sind die Vorschriften
der Bundesgesetzgebung über die Alters- und Hinterlassenenversicherung sinngemäss anwendbar.
4
Sind für die gleiche Zeitspanne verschiedene Vorschriften des Gesetzes über die Ausrichtung von
Lohnzuschlägen anwendbar, so ist der für den Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin günstigste
Zuschlag auszurichten.

Absatz 1 • Bei einer 5-Tage-Woche besteht ein Monat aus


21,75 Arbeitstagen
Die Frage des Lohnzuschlags stellt sich vor allem
bei Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, die • Bei einer 5½-Tage-Woche besteht ein Monat
im Monatslohn angestellt sind. Da es sich aber bei aus 23,9 Arbeitstagen
Überzeitarbeit sowie bei vorübergehender Nacht- Umrechnung von Monatslohn in Stundenlohn
und Sonntagsarbeit nicht um Monate, sondern
Beispiel:
um Stunden handelt (bei Nacht- und Sonntagsar-
42-Stunden-Woche / Monatslohn Fr. 4’000.–
beit evtl. um Tage), ist von dem jeweiligen Stun-
denlohn (evtl. Tageslohn) auszugehen. Für die Er- 52,178 x 42 = 2191,5 Jahresstunden: 12 =
mittlung des Stundenlohnes wird gewöhnlich der 182,6 Stunden/Monat
Monatslohn als Berechnungsgrundlage herange- Monatslohn: 182,6 Stunden =
zogen. Dabei ist jeweils vom gültigen Lohn zum Stundenlohn = Fr. 21.90
Zeitpunkt der Überzeitleistung auszugehen. Der
Umrechnung von Monatslohn in Tageslohn
13. Monatslohn sowie allfällige variable Lohnbe-
standteile wie Provisionen oder Boni sind demge- Beispiel:
genüber in diese Berechnungsgrundlage miteinzu- 42-Stunden-Woche / Monatslohn
beziehen (vgl. BGE 4A_352/2010 vom 5.10.2010 Fr. 4’000.– / 5-Tage-Woche
E. 3). Ausgenommen sind einzig die Orts-, Haus- Monatslohn: 21,75 = Tageslohn = Fr. 183.90
haltungs- und Kinderzulagen. Beispiel:
42-Stunden-Woche / Monatslohn
Folgende Eckwerte können für die Berechnung Fr. 4’000.– / 5½-Tage-Woche
des Stundenlohnes hilfreich sein:
Monatslohn: 23,9 = Tageslohn = Fr. 167.35
• Im Durchschnitt von 4 Jahren besteht ein Jahr
aus 52,178 Wochen
• Im Durchschnitt von 4 Jahren besteht ein Monat
aus 4,35 Wochen

SECO, Januar 2017 133 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 33 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
7. Abschnitt: Lohn- und Zeitzuschlag
Art. 33 Berechnung des Lohnzuschlages

Absatz 2 Absatz 4
Die Lohnzahlungen werden in den meisten Fällen Beispiel:
monatlich, selten auch 14-täglich oder wöchentlich Ein Betrieb hat seine Tages- und Abendarbeit zwi-
geleistet. Für die Berechnung eines Durchschnitts- schen 6 Uhr und 23 Uhr festgelegt (Art. 10 Abs. 1
lohns ist zu empfehlen, eine Zeitspanne von 6 Zahl- ArG). Muss nun ein Arbeitnehmer oder eine Ar-
tags-Perioden beizuziehen, sofern der Lohnzu- beitnehmerin vorübergehend vom Samstag
schlag nicht bereits früher bezahlt werden muss. abend um 23 Uhr bis am Sonntagmorgen um 7
Uhr arbeiten, so leistet er oder sie sowohl Nacht-
als auch Sonntagsarbeit. Der Lohnzuschlag von
Absatz 3 mindestens 25% für die vorübergehende Nacht-
arbeit nach Artikel 17b Absatz 1 ArG wäre für
Für die Bewertung des Naturallohns sowie der
die Zeit zwischen 23 Uhr und 6 Uhr zu bezahlen.
Bedienungs- und Trinkgelder sind die Vorschrif-
Von Samstagabend 23 Uhr bis Sonntagmorgen
ten der Bundesgesetzgebung über die Alters- und
um 8 Uhr wird jedoch nach Artikel 18 Absatz 1
Hinterlassenenversicherung sinngemäss anwend-
ArG auch Sonntagsarbeit geleistet. Diese ist nach
bar. Es handelt sich dabei um die Artikel 7 und 8
Artikel 19 Absatz 3 ArG mit einem Lohnzuschlag
der Verordnung über die AHV (SR 831.101).
von mindestens 50% zu entschädigen. Dem Ar-
beitnehmer oder der Arbeitnehmerin ist somit ein
Lohnzuschlag von 50% für die Zeit von Samstag
23 Uhr bis Sonntag 8 Uhr und somit der höhere
Zuschlag zu bezahlen. Eine Kumulierung von Zu-
schlägen wird nicht verlangt.

133 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
8. Abschnitt: Schichtarbeit
ArGV 1 Art. 34
Art. 34 Schichtarbeit und Schichtwechsel

Artikel 34

Schichtarbeit und Schichtwechsel


(Art. 25, 6 Abs. 2 und 26 ArG)

1
Schichtarbeit liegt vor, wenn zwei oder mehrere Gruppen von Arbeitnehmern und Arbeitnehme-
rinnen nach einem bestimmten Zeitplan gestaffelt und wechselweise am gleichen Arbeitsplatz
zum Einsatz gelangen.
2
Bei der Gestaltung von Schichtarbeit sind die arbeitsmedizinischen und arbeitswissenschaftlichen
Erkenntnisse zu beachten.
3
Bei zweischichtiger Tagesarbeit, die nicht in den Nachtzeitraum fällt, darf die einzelne Schichtdauer,
Pausen inbegriffen, 11 Stunden nicht überschreiten. Die Leistung von Überzeitarbeit nach Artikel
25 ist nur an sonst arbeitsfreien Werktagen zulässig und soweit, als an diesen Tagen nicht gesetz-
liche Ruhe- oder Ausgleichsruhezeiten bezogen werden.
4
Bei drei- und mehrschichtigen Arbeitszeitsystemen, bei denen der Arbeitnehmer oder die Arbeit
nehmerin alle Schichten durchläuft, gilt Folgendes:
a. die einzelne Schichtdauer darf 10 Stunden, Pausen inbegriffen, nicht überschreiten.
b. der Schichtwechsel hat von der Früh- zur Spät- und von dieser zur Nachtschicht (Vorwärtsrota-
tion) zu erfolgen; eine Rückwärtsrotation ist ausnahmsweise zulässig, wenn die Mehrheit der
betroffenen Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen schriftlich darum ersucht.
c. die Leistung von Überzeitarbeit nach Artikel 25 ist nur an sonst arbeitsfreien Werktagen zuläs-
sig und soweit, als an diesen Tagen nicht gesetzliche Ruhe- oder Ausgleichsruhezeiten bezo-
gen werden.

Vorbemerkung ArGV 1). Mit dem Begriff der Schichten ist dem-
nach sowohl der Wechsel zwischen Tages- und
Artikel 34 regelt Begriff und Inhalt von Schicht-
Abendarbeit bzw. Nachtarbeit als auch der ei-
arbeit und Schichtwechsel. Zu den Begriffen des
gentliche Schichtwechsel in einem Schichtsystem
Schichtwechsels und des Schichtenwechsels, wie
nach Artikel 34 ArGV 1 gemeint.
er in Artikel 25 ArG verwendet wird, ist eine er-
gänzende Erklärung nötig.
Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, die in
der Nacht zum Einsatz gelangen, muss ein Wech-
Allgemeines
sel zu Tagesarbeit ermöglicht werden, und zwar
unabhängig davon, ob diese in einem Schichtsys- Der Arbeitgeber hat nach Artikel 6 Absatz 2 ArG
tem arbeiten oder nicht. Der Anteil der Tagesar- den Arbeitsablauf so zu gestalten, dass Gesund-
beit soll mindestens gleich hoch sein wie jener der heitsgefährdungen und Überbeanspruchungen
Nachtarbeit, d.h. grundsätzlich darf der Anteil an der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen nach
Nachtarbeit jenen der Tagesarbeit nicht überstei- Möglichkeit vermieden werden. Darauf ist bei
gen. Das ist aus Gründen des Gesundheitsschut- der Gestaltung der Stundenpläne, insbesondere
zes, aber auch aus sozialen Überlegungen wich- bei solchen für Schichtarbeit, besonders zu ach-
tig. Eine Abweichung von diesem Grundsatz ist ten. Der Arbeitgeber hat sich dabei auf gesicher-
nur unter strengen und klar definierten Voraus- te arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse über die
setzungen möglich (Art. 25 Abs. 3 ArG, Art. 30 Schichtplangestaltung zu stützen.

SECO, Januar 2009 134 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 34 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
8. Abschnitt: Schichtarbeit
Art. 34 Schichtarbeit und Schichtwechsel

In Ergänzung zu Artikel 25 ArG werden hier Vor- 5. lange Arbeitsperioden ohne zwischenzeitliche
schriften zur Schichtarbeit festgelegt, die gewähr- Erholungstage vermeiden
leisten sollen, dass die grundsätzlichen Anforde- 6. Länge der Schicht in Abhängigkeit der Belas-
rungen des Gesetzes an den Gesundheitsschutz tung bemessen
erfüllt werden.
7. Länge der Nachtschicht je nach Arbeitslast be-
messen (bei starken Belastungen sind die
Schichtlängen zu verkürzen, oder es sind ver-
Absatz 1 mehrt Kurzpausen einzuschalten)
Damit von Schichtarbeit gesprochen werden kann, 8. möglichst Vorwärtswechsel, also von der Früh-
müssen alle in Absatz 1 genannten Kriterien zur Spät- und von dieser zur Nachtschicht, um
gleichzeitig erfüllt sein. Ein gestaffelter Einsatz verkürzte Ruhezeiten zu vermeiden
an verschiedenen Arbeitsplätzen allein genügt
9. Beginn der Frühschicht möglichst spät, keines-
z.B. nicht, damit man von Schichtarbeit sprechen
falls vor 5 Uhr. Wird vor 5 Uhr begonnen,
kann. Es muss gleichzeitig ein Wechsel an den
fallen zwei von drei Schichten in den Nacht-
gleichen Arbeitsplätzen stattfinden, oder das Per-
zeitraum hinein, damit ist das ausgewogene
sonal muss für die Bedienung der verschiedenen
Verhältnis von Tag zu Nacht nach Artikel 25
Arbeitsplätze gesamthaft austauschbar sein. Wer-
Absatz 2 ArG nicht mehr gewährleistet; bei
den verschiedene Arbeitsplätze von zwei nicht
einem Zweischichtsystem mit ausschliesslicher
austauschbaren verschiedenen Gruppen von Ar-
oder vorwiegender Tagesarbeit muss einmal
beitnehmern und Arbeitnehmerinnen zeitlich ge-
der ganze Tageszeitraum ausgenützt werden,
staffelt bedient, z.B. eine Frühgruppe in einer Pro-
und dann ist die wirtschaftliche bzw. die tech-
duktion und anschliessend oder zeitlich verscho-
nische Unentbehrlichkeit für einen Nachtein-
ben eine Spätgruppe in einem Verpackungsbe-
satz nachzuweisen, um ab 4 Uhr starten zu
reich, so handelt es sich nicht um Schichtarbeit
können. Für gewisse, unabdingbare Vorberei-
nach dieser Definition.
tungsarbeiten für die Aufnahme des norma-
len Schichtbetriebs oder der normalen Tages-
arbeit können für vereinzelte Arbeitnehmer
Absatz 2
oder Arbeitnehmerinnen Ausnahmen bewil-
Arbeitsmedizinische und arbeitswissenschaftliche ligt werden.
Erkenntnisse, die bei der Gestaltung von Schicht- 10. bezüglich Schichtantritt und Schichtende eine
arbeit zu berücksichtigen sind, lassen sich zusam- gewisse Flexibilität zulassen
menfassen in 14 Punkte für die Gestaltung von
11. regelmässige Schichtfolgen; schnelle und kurze
guten Schichtplänen:
Rotationen sind vorzuziehen
1. möglichst keine Dauernachtschicht
12. kurzfristige Änderungen vermeiden
2. möglichst wenige Nachtschichten in Folge
13. in Einzelfällen Spielraum lassen für Flexibilität
(empfohlen sind maximal vier Nachtschichten
(z.B. Schichtabtausch mit Kollegen)
hintereinander, bei Mutterschaft höchstens
drei hintereinander) 14. Schichtplan frühzeitig bekannt geben
3. möglichst keine verkürzten Ruhezeiten zwi- Diese Erkenntnisse sind geeignet, die besondere
schen zwei Schichten (vgl. Punkt 8: Problem Belastung, die in der Natur jeglicher Schichtarbeit
der Rückwärtsrotation) liegt, möglichst gering zu halten und ein gesund-
heitliches Risiko zu minimieren.
4. freie Wochenenden vorsehen

134 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 34
8. Abschnitt: Schichtarbeit
Art. 34 Schichtarbeit und Schichtwechsel

Gesetz und Verordnungen definieren den äussers- Absatz 4


ten zulässigen Rahmen für eine Ausgestaltung auf
betrieblicher Ebene. Arbeitgeber sowie Arbeitneh- In drei- und mehrschichtigen Arbeitszeitsystemen
mer und Arbeitnehmerinnen sollen bei der Suche gelangen die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
nach Lösungen diese Regeln bei der Schichtplan- nen in allen Schichten zum Einsatz. Dies können
gestaltung einfliessen lassen. klassische Dreischicht- oder Vierschichtsysteme
sein, aber auch solche mit fünf und mehr Schich-
ten.
Absatz 3 Buchstabe a:
Bei diesem Punkt geht es um zweischichtige Ta- Die einzelne Schichtdauer kann auf höchstens
gesarbeit am Tag und am Abend ohne Nacht- 9 Stunden in einem Zeitraum von 10 Stunden,
anteile. In diesem Fall darf die einzelne Schicht- Pausen inbegriffen, ausgelegt werden (Art. 17a
dauer bis 10 Stunden innerhalb eines Zeitraums Abs. 1 ArG). Ausgenommen davon ist die Bestim-
von 11 Stunden betragen. Darin ist bei maxima- mung über die verlängerte Dauer der Nachtar-
ler Ausnützung der Schichtdauer eine Pause von beit nach Artikel 17a Absatz 2 ArG und Artikel
einer Stunde inbegriffen. Die Leistung von Über- 29 ArGV 1.
zeitarbeit nach Artikel 12 ArG bzw. 25 ArGV 1 Buchstabe b:
ist für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen im Bei einem System mit drei und mehr Schichten ist
Schichtbetrieb nicht gestattet, da dies eine zusätz- grundsätzlich ein Vorwärtswechsel von der Früh-
liche Belastung zur Schichtarbeit darstellen wür- zur Spät- und von dieser zur Nachtschicht vorge-
de. Darüber hinaus sollte der Betrieb bei richti- schrieben. Eine Abweichung vom Grundsatz der
gem Personaleinsatz in einem Schichtbetrieb auch Vorwärtsrotation ist jedoch zulässig, sofern die
über genügend Personal verfügen. Überzeitarbeit Mehrheit der betroffenen Arbeitnehmer oder Ar-
ist demzufolge allein an arbeitsfreien Werktagen beitnehmerinnen schriftlich darum ersucht. Da-
der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zuläs- mit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass
sig, sofern diese damit einverstanden sind. Das manche Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
Einverständnis ist nötig, weil es sich in aller Regel eine Rückwärtsrotation bevorzugen (längere Ru-
um eine Vertragsänderung handelt. Ein allfälliger hezeit über das Wochenende; z.T. wird die Rück-
Überzeiteinsatz ist aber dann nicht möglich, wenn wärtsrotation als erholsamer empfunden als die
an diesem Tag Arbeitnehmer und Arbeitnehme- Vorwärtsrotation).
rinnen gesetzliche Ruhezeiten oder Ausgleichsru-
hezeiten beziehen. Buchstabe c:
Vgl. entsprechende Ausführungen zu Absatz 3.

SECO, Januar 2009 134 - 3


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 35
8. Abschnitt: Schichtarbeit
Art. 35 Verzicht auf den Schichtwechsel bei Tages- und Abendarbeit

Artikel 35

Verzicht auf den Schichtwechsel


bei Tages- und Abendarbeit
(Art. 25 Abs. 3 ArG)

Auf den Schichtwechsel kann verzichtet werden, sofern:


a. Arbeitnehmer aus besonderen persönlichen Gründen nur am Morgen oder am Abend arbeiten
können; oder
b. eine der beiden Schichten wesentlich kürzer ist und nicht mehr als 5 Stunden beträgt.

Schichtarbeit liegt gemäss Artikel 34 ArGV 1 dann warum sie im Rahmen ihrer regelmässigen Ar-
vor, wenn zwei Gruppen von Arbeitnehmern und beitsorganisation nicht zwischen den Schichten
Arbeitnehmerinnen wechselweise am gleichen wechseln will.
Arbeitsplatz zum Einsatz gelangen. Nach Artikel
Buchstabe b:
25 Absatz 3 ArG kann auf den Schichtwechsel
Bei Teilzeitarbeit kann es vorkommen, dass eine
zwischen Tages- und Abendschicht ganz verzich-
der zwei Schichten wesentlich kürzer ist und we-
tet werden, wenn eine der beiden Voraussetzun-
niger als 5 Stunden dauert. Beispielsweise arbeitet
gen unter Buchstabe a oder b erfüllt ist.
die erste Schicht Teilzeit zwischen 7.00 Uhr und
Buchstabe a: 12.00 Uhr und die zweite zwischen 12.00 Uhr
Diese Bestimmung eröffnet die Möglichkeit, auf und 23.00 Uhr gemäss der maximalen Schicht-
den Schichtwechsel zu verzichten, wenn dies ei- dauer von 11 Stunden, Pausen inbegriffen (Art.
nem spezifischen Bedürfnis des Arbeitnehmers 34 Abs. 3 ArGV 1). Der Arbeitsplatz ist dadurch
oder der Arbeitnehmerin entspricht (z.B. allein während 16 Stunden innerhalb der Grenzen der
erziehende Elternteile, welche nur am Vormit- Tages- und Abendarbeit besetzt.
tag oder nur am Nachmittag jemanden haben für In diesem Fall kann im Rahmen der regelmässigen
die Betreuung der Kinder). Die betroffene Person Arbeitsorganisation auf den Schichtwechsel ver-
muss der Arbeitgeberseite die Gründe mitteilen, zichtet werden.

SECO, November 2006 135 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 36
9. Abschnitt: Ununterbrochener Betrieb
Art. 36 Begriff

Artikel 36

Ununterbrochener Betrieb
Begriff
(Art. 24 ArG)

Als ununterbrochener Betrieb gilt ein Arbeitszeitsystem:


a. bei dem während 24 Stunden und an sieben Tage der Woche Schichtarbeit geleistet wird; und
b. das aus mehreren Schichten besteht, wobei der einzelne Arbeitnehmer oder die einzelne Arbeit-
nehmerin grundsätzlich alle Schichten durchläuft.

Der ununterbrochene Betrieb bedingt die durch- Produktionsanlagen während einer gewissen An-
gehende Anwesenheit von Arbeitnehmern oder zahl Stunden ohne die Anwesenheit von Arbeit-
Arbeitnehmerinnen an einem oder mehreren Ar- nehmern oder Arbeitnehmerinnen funktionieren
beitsplätzen. könnten.
Buchstabe a: Buchstabe b:
In diesem Arbeitszeitsystem ist jeder Arbeitsplatz Jeder Arbeitsplatz ist mit mehreren Equipen (min-
24 Stunden pro Tag während 7 Tagen pro Wo- destens 4) besetzt, die nach einem Schichtplan ro-
che mit mindestens einem Arbeitnehmer oder ei- tieren, der für die betroffenen Arbeitnehmer und
ner Arbeitnehmerin besetzt. Jede Unterbrechung Arbeitnehmerinnen insgesamt das beste Gleich-
in diesem Rhythmus würde nicht mehr dem unun- gewicht zwischen Arbeit, gesellschaftlichen Akti-
terbrochenen Betrieb entsprechen, auch wenn die vitäten und Familienleben ermöglicht.

SECO, November 2006 136 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 37
9. Abschnitt: Ununterbrochener Betrieb
Art. 37 Ruhetage

Artikel 37

Ununterbrochener Betrieb
Ruhetage
(Art. 24 Abs. 5 ArG)

1
Bei ununterbrochenem Betrieb sind den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen im Kalenderjahr
wenigstens 61 wöchentliche Ruhetage zu gewähren, die zusammen mit der täglichen Ruhezeit
mindestens 35 aufeinander folgende Stunden umfassen. Davon müssen wenigstens 26 Ruhetage
auf einen Sonntag fallen und mindestens die Zeit von 6–16 Uhr umfassen.
2
Unter der Voraussetzung, dass der Sonntag die Zeit von Samstag 23 Uhr bis Sonntag 23 Uhr um-
fasst, kann die Zahl der auf einen Sonntag fallenden Ruhetage wie folgt herabgesetzt werden:
a. auf 17, wenn die tägliche Arbeitszeit des einzelnen Arbeitnehmers oder der einzelnen Arbeit-
nehmerin 8 Stunden nicht übersteigt;
b. auf 13, wenn zusätzlich zu der in Buchstabe a genannten Voraussetzung die durchschnittliche
wöchentliche Arbeitszeit einschliesslich der Pausen nicht mehr als 42 Stunden beträgt.
3
Kann aus betrieblichen oder organisatorischen Gründen nicht in jeder Woche ein wöchentlicher
Ruhetag gewährt werden, so ist dieser spätestens in der dritten Folgewoche zu gewähren. Dieser
Ruhetag kann mit anderen wöchentlichen Ruhetagen zusammengelegt werden.
4
Nach spätestens sieben Tagen ist dem Arbeitnehmer oder der Arbeitnehmerin eine tägliche Ruhe-
zeit von 24 Stunden zu gewähren.

Allgemeines Absatz 1
Das Prinzip einer obligatorischen wöchentlichen Von den 61 wöchentlichen Ruhetagen pro Jahr
Ruhezeit ist auch für den ununterbrochenen Be- mit 35 aufeinander folgenden Stunden müssen
trieb gültig. Den Arbeitnehmern und Arbeitneh- mindestens 26 auf einen Sonntag fallen und den
merinnen sind im Kalenderjahr mindestens 61 Ru- Zeitraum zwischen 6 Uhr und 16 Uhr umfassen.
hetage von 35 zusammenhängenden Stunden zu
gewähren, was der Summe der 52 Sonntage, der 05 Uhrzeit 00 06 16 24 17
8 Feiertage und dem 1. August entspricht.
Betreffend die tägliche Ruhezeit zwischen zwei
aufeinander folgenden Arbeitseinsätzen sind die
Bestimmungen von Artikel 15a ArG anwendbar.
Sie beträgt also 11 aufeinander folgende Stunden
oder einmal je Woche 8 Stunden, sofern das Mittel
über zwei Wochen mindestens 11 Stunden ergibt. Samstag Sonntag Montag
Die 35 aufeinander folgenden Stunden der wö-
chentlichen Ruhezeit sind die Summe der gesetzli- Kernsonntag Wöchentliche
Ruhezeit
chen 24 Stunden des Sonntags (zwischen Samstag-
abend 23 Uhr und Sonntagabend 23 Uhr oder um
Abbildung 137-1: Lage des wöchentlichen Ruhetags im un-
eine Stunde vor- oder nachverschoben) und der täg- unterbrochenen Betrieb, dargestellt als Extremposition um
lichen Ruhezeit von 11 Stunden (Art. 21 ArGV 1). die Kernzeit des Sonntags zwischen 6 und 16 Uhr

SECO, Juli 2010 137 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 37 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
9. Abschnitt: Ununterbrochener Betrieb
Art. 37 Ruhetage

Der Sonntag ist somit für jene Arbeitnehmer und • zwischen Samstag 12 Uhr und Sonntag 23 Uhr
Arbeitnehmerinnen gewährt, deren Ruhezeit sich oder
zwischen folgenden Extremen bewegt: • zwischen Samstag 23 Uhr und Montag 10 Uhr.
• zwischen Samstag 5 Uhr und Sonntagabend (Wird die Lage des Sonntags um eine Stunde vor-
16 Uhr; oder oder nachverschoben, so verschieben sich ent-
• zwischen Sonntag 6 Uhr und Montagabend sprechend auch diese Zeiten.)
17 Uhr. In diesem Fall kann die Anzahl freier Sonntage he-
rabgesetzt werden, und zwar:
Absatz 2 Buchstabe a:
auf 17, wenn die tägliche Arbeitszeit, Pausen
Wenn der Sonntagszeitraum zwischen Samstaga-
nicht mitgerechnet, für jede Schicht 8 Stunden
bend 23 Uhr und Sonntagabend 23 Uhr liegt und
nicht übersteigt. Beispiel: 8 Stunden Arbeit inner-
die Dauer der wöchentlichen Ruhezeit 35 Stun-
halb von 8,5 Stunden
den beträgt, so ist der Sonntag jenen Arbeitneh-
mern und Arbeitnehmerinnen gewährt, für wel-
che die Ruhezeit wie folgt liegt:

Schichtplan Nr. 401 Betriebs-Nr.


4-Schichtbetrieb (Schichtzyklus 4 Wochen)
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
1 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
2 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
3 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
4 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
Im Durchschnitt von 4 Wochen: 42:00 39:22

Pausen: Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pausen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen
(Art. 15 ArG):
- ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 5½ Stunden
- ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 7 Stunden
Pausen bis zu einer halben Stunde dürfen nicht aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1)
Bemerkungen: - Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor- oder nachverschoben werden, mit entsprechend frühe-
rem bzw. späterem Arbeitsschluss
Diese Zeiten gelten für gesamte Bewilligungsdauer
Besonderheiten: - Jeweils nach 7 Arbeitstagen 3 Tage frei (72 Stunden)
Rechtsgrundlage: - Art. 24 ArG, Art. 36 - 38 ArGV 1

Abbildung 137-2: Schichtplan für ununterbrochenen Betrieb mit 4 Schichten; Schichtfolge von jeweils 7 Arbeitstagen zu 8
Stunden gefolgt von 3 freien Tagen

137 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 37
9. Abschnitt: Ununterbrochener Betrieb
Art. 37 Ruhetage

Buchstabe b: Absatz 3
auf 13, wenn die tägliche Arbeitszeit, Pausen nicht
mitgerechnet, für jede Schicht 8 Stunden nicht Die Stundenpläne in den Abbildungen 137-2 und
übersteigt und die durchschnittliche wöchentliche 137-3 zeigen klar, dass es nicht immer möglich ist,
Arbeitszeit einschliesslich der Pausen nicht mehr den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen jede
als 42 Stunden beträgt. Beispiele: Woche eine wöchentliche Ruhezeit von 35 Stun-
den zu gewähren. So können diese Ruhezeiten
Durch eine mehr oder weniger grosse Zerstücke-
pro Woche lediglich 24 Stunden (Abbildung 137-
lung der 7 aufeinander folgenden Abend- und
2 und 137-3) oder gar nur der täglichen Ruhezeit
Nachtschichten wird ein rascher Schichtwechsel
entsprechen. Den in Absatz 3 gemachten Bedin-
gefördert. Je mehr die Anzahl der aufeinander fol-
gungen wird Rechnung getragen, indem die so
genden Abend- und Nachtschichten vermindert
nicht gewährte gesetzliche wöchentliche Ruhezeit
wird, desto einfacher und rascher wird der nor-
innerhalb höchstens 3 Wochen zusätzlich zu den
male Rhythmus und die Anpassung an den nor-
andern Ruhetagen nachgewährt wird.
malen Tagesablauf wiederhergestellt.

Schichtplan Nr. 404 Betriebs-Nr.


4-Schichtbetrieb (Schichtzyklus 4 Wochen)
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 50:00 47:00
1 mit 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30
2 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 50:00 47:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
3 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 50:00 47:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 50:00 47:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
4 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30
Im Durchschnitt von 4 Wochen: 42:00 39:22

Pausen: Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pausen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen
(Art. 15 ArG):
- ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 5½ Stunden
- ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 7 Stunden
Pausen bis zu einer halben Stunde dürfen nicht aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1)
Bemerkungen: - Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor- oder nachverschoben werden, mit entsprechend frühe-
rem bzw. späterem Arbeitsschluss
Diese Zeiten gelten für gesamte Bewilligungsdauer
Besonderheiten: - Unregelmässige Schichtfolgen Früh-, Spät-, Nachtschicht, von dieser zur Spät- und anschliessend zur
Nachtschicht
- Alle 4 Wochen eine auf 8 Stunden verkürzte Ruhezeit
Rechtsgrundlage: - Art. 24 ArG, Art. 36 - 38 ArGV 1

Abbildung 137-3: Schichtplan für ununterbrochenen Betrieb mit 4 Schichten; Schichtfolge unregelmässig, alle 4 Wochen
eine verkürzte tägliche Ruhezeit und ein langes Wochenende, lange Freizeitblöcke

SECO, Juli 2010 137 - 3


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 37 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
9. Abschnitt: Ununterbrochener Betrieb
Art. 37 Ruhetage

Absatz 4
Es wird ebenfalls verlangt, dass unmittelbar nach
einem Zyklus von 7 Einsätzen (Morgen, Abend
oder Nacht) mindestens eine 24-stündige tägliche
Ruhezeit gewährt wird. Dies kann auf den bei-
den Schichtplänen in den Abbildungen 137-2 und
137-3 überprüft werden. Mit dieser Bestimmung
soll verhindert werden, dass in kürzester Zeit ein
Maximum an Arbeitsstunden angehäuft wird.

137 - 4
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 38
9. Abschnitt: Ununterbrochener Betrieb
Art. 38 Arbeitszeit

Artikel 38

Ununterbrochener Betrieb
Arbeitszeit
(Art. 24 Abs. 5 ArG)

1
Die wöchentliche Höchstarbeitszeit nach Artikel 9 des Gesetzes ist beim ununterbrochenen Betrieb
im Durchschnitt von 16 Wochen einzuhalten. Diese Zeitspanne kann ausnahmsweise bis auf 20
Wochen verlängert werden.
2
Die wöchentliche Höchstarbeitszeit kann für einzelne Zeiträume von sieben aufeinander folgen-
den Tagen auf der 52 Stunden verlängert werden. Ausnahmsweise kann sie auf 60 Stunden ver-
längert werden, wenn ein grosser Teil Arbeitszeit aus reiner Präsenzzeit besteht und der Arbeit-
nehmer oder die Arbeitnehmerin keinen physisch, psychisch und mental belastenden Tätigkeiten
ausgesetzt ist. Die wöchentliche Höchstarbeitszeit ist dann im Durchschnitt von 16 Wochen ein-
zuhalten.
3
Für den einzelnen Arbeitnehmer oder die einzelne Arbeitnehmerin darf die Arbeitszeit innert 24
Stunden nicht mehr als 9 Stunden betragen und muss, mit Einschluss der Pausen, innert eines Zeit-
raumes von 10 Stunden liegen. Wird zwischen Freitagabend und Montagmorgen in zwei Schich-
ten gearbeitet, so kann die Arbeitszeit bis auf 12 Stunden verlängert werden, doch ist in diesem
Falle eine Pause von 2 Stunden zu gewähren, die innerhalb der Schicht hälftig geteilt und gestaf-
felt angeordnet werden kann.
4
Auf den ununterbrochenen Betrieb sind im Übrigen die Vorschriften dieser Verordnung über die
Nacht- und Sonntagsarbeit sowie über die Schichtarbeit anwendbar, sofern die Artikel 37 und 38
nichts anderes bestimmen.

Allgemeines Höchstarbeitszeit von 45 Stunden resp. 50 Stun-


den nicht überschritten wird. Aus Gründen, die in
Um den besonderen Verhältnissen bei ununter-
der gewählten Arbeitszeitregelung für den unun-
brochenem Betrieb Rechnung zu tragen (Mög-
terbrochenen Betrieb liegen, ist es ausnahmswei-
lichkeit einer Abfolge von 7 Arbeitstagen), kann
se möglich, diese Zeitspanne bis auf 20 aufeinan-
die wöchentliche Höchstarbeitszeit in industriellen
der folgende Wochen zu verlängern.
und nicht industriellen Betrieben unter gewissen
Bedingungen überschritten werden. Das Gleiche
gilt für die tägliche Arbeitszeit innerhalb von 24
Stunden für jede Schicht. Unter Arbeitszeit wird
Absatz 2
die effektive Arbeitszeit, Pausen nicht inbegriffen, Die wöchentliche Höchstarbeitszeit kann auf 52
verstanden. Stunden erhöht werden, beispielsweise für eine
Abfolge von höchstens 7 aufeinander folgenden
Arbeitseinsätzen (Morgen, Abend oder Nacht)
Absatz 1 von je 8 Stunden inklusive Pausen. Die Pausen
Die Überschreitung der maximalen wöchentlichen müssen dann aber mindestens 35 Minuten dau-
Arbeitszeit ist unter der Bedingung möglich, dass ern, damit die wöchentliche Höchstarbeitszeit ein-
im Durchschnitt von 16 Wochen die gesetzliche gehalten wird.

SECO, Juli 2010 138 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 38 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
9. Abschnitt: Ununterbrochener Betrieb
Art. 38 Arbeitszeit

Ausnahmsweise kann die Maximaldauer auf 60 Absatz 4


Stunden erhöht werden, beispielsweise auf 5 auf-
einander folgende Tage (Montag bis Freitag) von Auf den ununterbrochenen Betrieb sind im Übri-
8 Stunden Dauer ohne die Pausen gerechnet, ge- gen die Vorschriften der Verordnung 1 anwend-
folgt von 2 Tagen (Samstag und Sonntag) von 10 bar, die beispielsweise folgende Punkte betreffen:
Stunden ohne die Pausen. Diese Ausnahmerege- • Pausen und Ruhezeit, Artikel 18 und 19
lung ist nur möglich, wenn die Bestimmungen in • Nacht- oder Sonntagsarbeit, Bedingungen dazu,
Artikel 29 ArGV 1 und im Kommentar dazu ein- Artikel 27 und 28
gehalten werden. • Lohn- und Zeitzuschläge, Artikel 31 bis 33
Die maximale wöchentliche Arbeitszeit ist ent-
• Schichtarbeit, Artikel 34
sprechend den Bestimmungen des Absatzes 1 im
Durchschnitt von 16 respektive 20 Wochen ein- • medizinische Untersuchung und Beratung, Ar-
zuhalten. tikel 43 bis 45
• weitere Massnahmen, Artikel 46
• Sonderschutz für Frauen, Artikel 60 bis 66
Absatz 3
• wöchentlicher freier Halbtag. In diesem Fall um-
Laut Artikel 17a ArG darf die Arbeitszeit je Schicht fasst die wöchentliche Ruhezeit einen Block von
9 Stunden innerhalb von 24 Stunden nicht über- 43 Stunden, was der Summe von 24 Stunden
schreiten und muss inklusive Pausen innerhalb ei- (Sonntag) + 11 Stunden (tägliche Ruhezeit) +
nes Zeitraumes von 10 Stunden liegen. Diese Be- 8 Stunden (wöchentlicher freier Halbtag) ent-
dingung ist im Allgemeinen dann eingehalten, spricht.
wenn die 24 Stunden des Tages in 3 Schichten
von 8 bis 8,5 Stunden unterteilt sind. Voraussetzung ist, dass die Artikel 37 und 38
Damit jedes zweite Wochenende am Samstag ArGV 1 nichts anderes bestimmen.
und Sonntag frei bleibt, kann die Arbeitszeit pro
Schicht zwischen Freitagabend und Montagmor- Soweit es um die Beschäftigung jugendlicher Ar-
gen bis auf 10 Stunden innerhalb eines Zeitraumes beitnehmerinnen und Arbeitnehmer geht, sind
von 12 Stunden (Pausen inbegriffen) erhöht wer- zudem die Bestimmungen der ArGV 5 zu beach-
den. Die entsprechende Pause von 2 Stunden kann ten.
aufgeteilt und über die Schicht verteilt werden.

138 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 38
9. Abschnitt: Ununterbrochener Betrieb
Art. 38 Arbeitszeit

Betriebs-Nr.
Schichtplan Nr. 472 4-Schichtbetrieb (Schichtzyklus 4 Wochen)
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 18:00 6:00 18:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 8:00 8:00 8:00 12:00 12:00
A ohne 7:30 7:30 7:30 10:00 10:00 48:00 42:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00 6:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 5:00 50:00 45:00
1 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00
2 mit 8:00 8:00 8:00 12:00 12:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 10:00 10:00 48:00 42:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00 6:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 5:00 50:00 45:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00 6:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 5:00 50:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 12:00 12:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 10:00 10:00 48:00 42:30
3 mit 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
4 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00 6:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 5:00 50:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 12:00 12:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 10:00 10:00 48:00 42:30
Im Durchschnitt von 4 Wochen: 42:00 38:07

Pausen: Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pausen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen
(Art. 15 ArG, Art. 38 Abs. 3 ArGV 1):
- - ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 5½ Stunden
- ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 7 Stunden
- 2 Stunden oder 2mal 1 Stunde oder 1 Stunde und 2mal ½ Stunde in jeder 12-stündigen Schicht
Pausen von mehr als einer halben Stunde dürfen aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1).
Bemerkungen: - Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor- oder nachverschoben werden, mit entsprechend frühe-
rem bzw. späterem Arbeitsschluss
Diese Zeiten gelten für gesamte Bewilligungsdauer
Besonderheiten: - Vier 12-Stunden-Schichten über das Wochenende
- Jede 2. Woche ein langes Wochenende frei
- Lange Freizeitblöcke
- Kurze unregelmässige Schichtfolgen
Rechtsgrundlage: - Art. 24 ArG, Art. 36 - 38 ArGV 1

Abbildung 138-1: Schichtplan für ununterbrochenen Betrieb mit 4 Schichten; kurze unregelmässige Schichtfolge, 12-Stun-
den-Schichten über das Wochenende, jede 2. Woche ein langes Wochenende frei, lange Freizeitblöcke

SECO, Juli 2010 138 - 3


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 39
9. Abschnitt: Ununterbrochener Betrieb
Art. 39 Zusammengesetzter ununterbrochener Betrieb

Artikel 39

Zusammengesetzter ununterbrochener Betrieb


(Art. 10, 17, 19, 25 und 24 Abs. 5 i.V.m 26 ArG)

1
Auf Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen, die im Rahmen eines ununterbrochenen Betriebs-
systems nur in einzelnen Schichten oder an bestimmten Tagen eingesetzt werden, sind die Artikel
37 und 38 nicht anwendbar.
2
Die Beschäftigung von Arbeitnehmern oder Arbeitnehmerinnen in Wochenendschichten zwischen
Donnerstagabend (20 Uhr) und Montagmorgen (5 Uhr bis 7 Uhr) ist zulässig, sofern:
a. die Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerinnen – abgesehen von Ausnahmefällen wie Ferien-
ablösungen – in der übrigen Zeit der Woche keiner weiteren Erwerbstätigkeit als Arbeitnehmer
oder Arbeitnehmerin nachgehen;
b. die Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen in keiner Schicht mehr als 10 Stunden Arbeitszeit
innerhalb von 12 Stunden leisten müssen; ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin, der
oder die in einer Nacht 10 Stunden Arbeitszeit innerhalb von 12 Stunden leistet, darf maximal
3 Nächte beschäftigt werden;
c. die tägliche Ruhezeit von 11 Stunden nicht verkürzt wird;
d. die Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerinnen nicht zu Überzeitarbeit nach Artikel 25 herange-
zogen werden; und
e. die Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen mindestens fünf auf einen Sonntag fallende Ruhe-
tage pro Kalenderjahr haben.

Allgemeines rend der Woche und eine zweite Gruppe mit 2


Schichten zu 12 Stunden während des Wochen-
Um dem Verlangen der Arbeitnehmer und Arbeit- endes kombiniert (Abbildung 139-1).
nehmerinnen nach einem ausgeglichenen Verhält- In diesem Fall sind die Bestimmungen für Nachtar-
nis von Arbeit und Sozialleben sowie den Bedürf- beit, Artikel 17a, Absatz 2 ArG und Artikel 29
nissen der Betriebe nach einer gewissen Flexibilität ArGV 1 , sowie die Bestimmungen über Sonn-
in der Festlegung der Stundenpläne besser ent- tagsarbeit, Artikel 19 und 20 ArG und Artikel
sprechen zu können, soll es bei ununterbroche- 21 ArGV 1 , anwendbar.
nem Betrieb möglich sein, die Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen nur an bestimmten Schichten
und an bestimmten Wochentagen zu beschäfti- Absatz 2
gen.
Die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen der
12-Stunden-Schichten (Wochenende) können im
Absatz 1 Rahmen des zusammengesetzten ununterbro-
chenen Betriebs gemäss Abbildung 139-1 nur
Im zusammengesetzten ununterbrochenen Be- zwischen Donnerstagabend (20 Uhr) und Mon-
trieb sind die auf den ununterbrochenen Betrieb tagmorgen (je nach Festlegung der betrieblichen
nach Artikel 36 ArGV 1 abgestimmten Artikel Tages- und Abendarbeit zwischen 5 Uhr und 7
37 und 38 ArGV 1 nicht anwendbar. In diese Uhr) beschäftigt werden, und zwar unter den fol-
Kategorie fällt der ununterbrochene Betrieb, der genden Bedingungen:
eine Gruppe mit 3 Schichten zu 8 Stunden wäh-

SECO, Dezember 2020 139 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz
Art. 39 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
9. Abschnitt: Ununterbrochener Betrieb
Art. 39 Zusammengesetzter ununterbrochener Betrieb

Buchstabe a: Buchstabe c:
In der übrigen Zeit der Woche dürfen sie keiner Die tägliche Ruhezeit von mindestens 11 Stunden
anderen Erwerbstätigkeit in anderen Betrieben muss eingehalten werden.
nachgehen. Für Ferienablösungen und als Ersatz
für ausfallende kranke Arbeitnehmer oder Arbeit- Buchstabe d:
nehmerinnen dürfen sie ausnahmsweise im glei- Die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen dürfen
chen Betrieb auch unter der Woche (Montag– nicht zu Überzeitarbeit gemäss Artikel 12 ArG
Freitag) eingesetzt werden. und 25 ArGV 1 herangezogen werden, ausser
in Ausnahmefällen nach Artikel 26 ArGV 1 .
Buchstabe b:
Buchstabe e:
Die Dauer der Schicht darf 10 Stunden inner-
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen
halb eines Zeitraumes von 12 Stunden nicht über-
müssen pro Kalenderjahr mindestens 5 Ruhetage
schreiten, wobei die gesetzliche Mindestpause
gewährt werden, die auf einen Sonntag fallen (35
von 2 Stunden unterteilt werden kann.
aufeinander folgende Stunden entsprechend Ar-
Gemäss Art. 17a Abs. 2 ArG kann bei Nacht-
tikel 21 ArGV 1 , welche die Zeitspanne zwi-
arbeit die tägliche Arbeitszeit in höchstens drei
schen Samstag 23 Uhr und Sonntag 23 Uhr oder
von sieben aufeinanderfolgenden Nächten bis zu
bis zu einer Stunde vor- oder nachverschoben um-
zehn Stunden in einem Zeitraum von zwölf Stun-
fassen); diese 5 freien Sonntage sind zusätzlich zu
den betragen. Dies bedeutet im Hinblick auf den
jenen während der Ferien zu gewähren.
zusammengesetzten ununterbrochenen Betrieb,
dass, sobald der Arbeitnehmer oder die Arbeit-
nehmerin im Rahmen einer Wochenendschicht in
Bemerkung
einer Nacht 10 Stunden in einem Zeitraum von 12 Artikel 38, Absatz 4 ArGV 1 ist analog auf den
Stunden beschäftigt wird, er oder sie maximal drei zusammengesetzten ununterbrochenen Betrieb
Nächte arbeiten kann. Dies selbst dann, wenn die anwendbar.
Arbeitszeit in den anderen Nächten weniger als
10 Stunden beträgt.

139 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 39
9. Abschnitt: Ununterbrochener Betrieb
Art. 39 Zusammengesetzter ununterbrochener Betrieb

Schichtplan Nr. 501 5-Schichtbetrieb (Schichtzyklus 2 bzw. 3 Wochen)


Betriebs-Nr.
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag


Schicht
Woche

Stunden/Woche
6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 18:00 6:00 18:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
1 C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 6:00 12:00 12:00
D ohne 5:00 10:00 10:00 30:00 25:00
mit 12:00 6:00
E ohne 10:00 5:00 18:00 15:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 08:00 08:00 08:00 08:00 08:00
B ohne 07:30 07:30 07:30 07:30 07:30 40:00 37:30
mit 08:00 08:00 08:00 08:00 08:00
2 C ohne 07:30 07:30 07:30 07:30 07:30 40:00 37:30
mit 12:00 06:00
D ohne 10:00 05:00 18:00 15:00
mit 06:00 12:00 12:00
E ohne 05:00 10:00 10:00 30:00 25:00

mit 08:00 08:00 08:00 08:00 08:00


A ohne 07:30 07:30 07:30 07:30 07:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 08:00 08:00 08:00 08:00 08:00
3 C ohne 07:30 07:30 07:30 07:30 07:30 40:00 37:30
mit
D ohne 0:00 0:00
mit
Zyklus beginnt wieder bei Woche 1!
E ohne 0:00 0:00
Schichten A, B und C; Im Durchschnitt von 3 Wochen: 40:00 37:30
Schichten D und E; Im Durchschnitt von 2 Wochen: 24:00 20:00

Pausen: Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pausen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen
(Art. 15 ArG , Art. 38 Abs. 3 ArGV 1 ):
- ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 5½ Stunden
- ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 7 Stunden
- 2 Stunden oder 2mal 1 Stunde oder 1 Stunde und 2mal ½ Stunde in jeder 12-stündigen Schicht
Pausen von mehr als einer halben Stunde dürfen aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1 ).
Bemerkungen: - Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor- oder nachverschoben werden, mit entsprechend frühe-
rem bzw. späterem Arbeitsschluss
Diese Zeiten gelten für gesamte Bewilligungsdauer
Besonderheiten: - Schichten A, B und C arbeiten in 3 Schichten von Montag- bis Samstagmorgen
- Schichten D und E arbeiten in 2 Schichten von Samstag- bis Montagmorgen
Rechtsgrundlage: - Art. 24 ArG , Art. 39 ArGV 1

Abbildung 139-1: Schichtplan für einen zusammengesetzten ununterbrochenen Betrieb mit einem 3-Schicht-Betrieb von
Montag- bis Samstagmorgen und mit 2 separaten Wochenendschichten von Samstag- bis Montagmorgen

SECO, Dezember 2020 139 - 3


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
10. Abschnitt: Arbeitszeitbewilligungen
ArGV 1 Art. 40
Art. 40 Abgrenzungskriterien für die Bewilligungszuständigkeit

Artikel 40

Abgrenzungskriterien
für die Bewilligungszuständigkeit
(Art. 17, 19 und 24 ArG)

1
Vorübergehend ist Nachtarbeit im Sinn von Artikel 17 des Gesetzes, wenn sie
a. bei sporadisch oder periodisch wiederkehrenden Einsätzen nicht mehr als drei Monate pro Be-
trieb und Kalenderjahr umfasst; oder
b. bei zeitlich befristeten Einsätzen von bis zu sechs Monaten einen einmaligen Charakter auf-
weist. Eine einmalige Verlängerung um sechs Monate ist möglich.
2
Dauernd oder regelmässig wiederkehrend ist Nachtarbeit, wenn diese die in Absatz 1 genannten
Bedingungen vom zeitlichen Umfang her überschreitet.
3
Vorübergehend ist Sonntagsarbeit im Sinn von Artikel 19 des Gesetzes, wenn sie
a. bei sporadisch vorkommenden Einsätzen nicht mehr als 6 Sonntage, gesetzliche Feiertage inbe-
griffen, pro Betrieb und Kalenderjahr umfasst; oder
b. bei zeitlich befristeten Einsätzen von bis zu drei Monaten einen einmaligen Charakter aufweist.
4
Dauernd und regelmässig wiederkehrend ist Sonntagsarbeit, wenn diese die in Absatz 3 genann-
ten Bedingungen vom zeitlichen Umfang her überschreitet.

Vorbemerkung können aufgeteilt oder zusammenhängend bean-


sprucht werden. Es ist daher zulässig, bis 90 Näch-
Artikel 40 nimmt die Abgrenzung hinsichtlich der
te pro Kalenderjahr und Betrieb zu bewilligen,
Kompetenz von Bund und Kantonen bei der Ertei-
und zwar verteilt auf das ganze Jahr. Der einzelne
lung von Arbeitszeitbewilligungen vor. Der Bund
Arbeitnehmer bzw. die einzelne Arbeitnehmerin
ist für Dauerbewilligungen zuständig, die Kan-
kann dagegen nicht so lange eingesetzt werden,
tone für vorübergehende Bewilligungen. Die Zu-
sondern höchstens:
ständigkeit des Bundes für die Bewilligungsertei-
lung ändert nichts daran, dass grundsätzlich die • 30 Nächte im Dreischichtbetrieb;
kantonale Behörde nach Artikel 41 ArG bzw. 79 • 45 Nächte (Zweischichtbetrieb);
und 80 ArGV 1 in diesen Betrieben Arbeitszeit-
• 60 Nächte
kontrollen vornimmt und bei Anzeigen die ent-
(Dauernachtarbeit: 5 Nächte x 12 Wochen)
sprechenden Abklärungen durchführt.
Buchstabe b:
Für einmalige befristete Einsätze von bis zu sechs
Absatz 1 Monaten kann ebenfalls eine vorübergehende Ar-
beitszeitbewilligung erteilt werden. Eine Verlän-
Bei der vorübergehenden Nachtarbeit werden
gerung um weitere sechs Monate ist möglich, je-
zwei Arten unterschieden.
doch nur einmal. Sollte sich danach herausstellen,
Buchstabe a: dass der Betrieb erneut ein Gesuch stellt, ist die
Es muss sich um Nachteinsätze handeln, die pro wirtschaftliche oder technische Unentbehrlichkeit
Kalenderjahr und Betrieb den Umfang von drei nachzuweisen. Die kantonale Behörde hat das Ge-
Monaten nicht übersteigen. Diese drei Monate such dann an das Bundesamt weiterzuleiten.

SECO, November 2006 140 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 40 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
10. Abschnitt: Arbeitszeitbewilligungen
Art. 40 Abgrenzungskriterien für die Bewilligungszuständigkeit

In diesem Zusammenhang bereitet die Definition Absatz 3


des Betriebsbegriffs manchmal Schwierigkeiten.
Auf dem Bau ist es üblich, dass sich verschiede- Von vorübergehender Sonntagsarbeit spricht man
ne Firmen zu einer Arbeitsgemeinschaft (ARGE) in zwei unterschiedlichen Fällen:
zusammenschliessen, um ein Bauprojekt gemein- Buchstabe a:
sam zu realisieren. Wenn nun gleiche Betriebe in Als vorübergehe Sonntagsarbeit gilt Arbeit an bis
immer wieder wechselnder Zusammensetzung als zu sechs Sonntagen, gesetzliche Feiertage inbe-
ARGE ein Gesuch stellen, stellt sich die Frage, ob griffen, pro Betrieb und Kalenderjahr. Die Sonn-
aus der Sicht des Gesetzes die ARGE oder die ein- tage müssen nicht aufeinander folgen, sie können
zelnen Firmen als Betriebe zu betrachten sind. So- über das Kalenderjahr verteilt sein.
lange den einzelnen Firmen bei der Ausführung
der Arbeit ihre Eigenständigkeit belassen wird und Buchstabe b:
sich die ARGE-Leitung auf die Koordination der Geht es um zeitlich befristete Einsätze von bis zu
Arbeiten, die Administration und die Einhaltung drei Monaten, die einen einmaligen Charakter
der Termine beschränkt, handelt es sich nicht um aufweisen, dürfen bis zu 12 Sonntage bewilligt
einen Betrieb nach Gesetz. Die einzelnen Firmen werden. Wie in Absatz 1 Buchstabe b fehlt der
sind als Betriebe zu betrachten. Das hindert aber Hinweis auf das Kalenderjahr. Damit wird verdeut-
die ARGE nicht daran, für alle Betriebe eine Bewil- licht, dass dieser Anspruch grundsätzlich nicht je-
ligung einzuholen. des Jahr geltend gemacht werden kann, da sonst
die Bedingung der Einmaligkeit nicht erfüllt ist.

Absatz 2
Was den unter Absatz 1 beschriebenen zeitlichen
Absatz 4
Umfang pro Kalenderjahr und Betrieb übersteigt, Sobald Sonntagsarbeit geleistet werden muss,
muss als dauernde oder regelmässig wiederkeh- welche die in Absatz 3 genannten Zeiträume über-
rende Nachtarbeit eingestuft werden. schreitet, liegt dauernde oder regelmässig wieder-
kehrende Sonntagsarbeit vor.

140 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
10. Abschnitt: Arbeitszeitbewilligungen
ArGV 1 Art. 41
Art. 41 Gesuch

Artikel 41

Gesuch
(Art. 49 ArG)

Das Gesuch um eine Arbeitszeitbewilligung ist schriftlich einzureichen und hat folgende Angaben
zu enthalten:
a. die Bezeichnung des Betriebes oder der Betriebsteile, für welche um die Bewilligung nachgesucht
wird;
b. die Zahl der beteiligten erwachsenen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und, im Fall eines
Gesuchs um eine Arbeitszeitbewilligung für die Beschäftigung von Jugendlichen, die Zahl der Ar-
beitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die das 18. Altersjahr noch nicht vollendet haben;
c. den vorgesehenen Stundenplan, mit Einschluss der Ruhezeit und Pausen sowie den Schichtwech-
sel oder allfällige Abweichungen; für die Nachtarbeit, für die drei- und mehrschichtige Arbeit
sowie für den ununterbrochenen Betrieb kann auf grafische Darstellungen von Stunden- und
Schichtenplänen verwiesen werden;
d. die vorgesehene Dauer der Bewilligung;
e. die Bestätigung, dass das Einverständnis des Arbeitnehmers oder der Arbeitnehmerin eingeholt
worden ist;
f. das Ergebnis der medizinischen Untersuchung hinsichtlich der Eignung der betroffenen Arbeit-
nehmer und Arbeitnehmerinnen, soweit von Gesetz oder Verordnung vorgesehen;
g. den Nachweis des dringenden Bedürfnisses oder der Unentbehrlichkeit und, im Fall eines Ge-
suchs um eine Arbeitszeitbewilligung für die Beschäftigung von Jugendlichen, den Nachweis,
dass die Voraussetzungen nach den Artikeln 12 Absatz 1 und 13 Absatz 1 der Jugendarbeits-
schutzverordnung vom 28. September 20071 erfüllt sind;
h. die Zustimmung Dritter, soweit von Gesetz oder Verordnung vorgesehen.

Der Arbeitgeber hat bei der zuständigen Stelle notwendig ist. Der Arbeitgeber muss deshalb ge-
schriftlich um eine Arbeitszeitbewilligung nachzu- nau bezeichnen, für welche Arbeitsplätze oder
suchen (vgl. Kommentar Art. 40 ArGV 1 ). Dem Aktivitäten er um eine Bewilligung nachsucht.
begründeten Antrag sind die erforderlichen Un-
Buchstabe b:
terlagen beizufügen. Die kantonalen Behörden
Eine weitere erforderliche Angabe ist die Höchst-
und das Bundesamt können den Betrieben ein
zahl der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
entsprechendes Gesuchsformular zur Verfügung
nen pro Schicht. Jede Schicht (Morgen-, Abend-,
stellen (Art. 75 Abs. 4 ArGV 1 ).
Nacht- oder Sonntagsschicht) kann eine unter-
Buchstabe a: schiedliche Höchstzahl von Arbeitnehmenden
Die Sonntags- und Nachtarbeit kann den ganzen aufweisen. Für Jugendliche im Sinne der Artikel
Betrieb oder einen Betriebsteil betreffen. Die Bewil- 29 und 32 ArG gelten besondere Bestim-
ligungen sind auf die Bereiche oder Arbeitsplätze mungen (siehe Buchstabe g). Deshalb muss die
zu begrenzen, für welche Nacht- oder Sonntags- Anzahl Jugendlicher separat angegeben werden.
arbeit oder ununterbrochener Betrieb tatsächlich

1
SR 822.115

SECO, Dezember 2020 141 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 41 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
10. Abschnitt: Arbeitszeitbewilligungen
Art. 41 Gesuch

Buchstabe c: Buchstabe g:
Der vorgesehene Stundenplan muss klar festge- Für befristete Bewilligungen ist der kantonalen
halten werden und dem gesetzlichen Rahmen des Behörde der Nachweis eines dringenden Bedürf-
Arbeitsgesetzes und der Verordnung 1 entspre- nisses gemäss Artikel 27 Absatz 1 ArGV 1 zu
chen. Das Gesuch kann eine grafische Darstellung erbringen. Der Nachweis eines dringenden Be-
der vorgesehenen Stunden- und Schichtpläne für dürfnisses nach Artikel 27 Absatz 2 ArGV 1 , der
die Nachtarbeit, für die drei- und mehrschichti- sich auf eine dauernde Betriebszeit von 18 Stun-
ge Arbeit sowie für den ununterbrochenen Be- den bezieht, geht an das Bundesamt.
trieb enthalten. Die Darstellung kann aber auch Für dauernde oder regelmässig wiederkehrende
der Bewilligung als integrierender Bestandteil bei- Arbeiten ist der Nachweis der technischen oder
gefügt werden. Anhand der Grafik, die die Sys- wirtschaftlichen Unentbehrlichkeit nach Artikel
tematik der Schichtwechsel und Rotationen auf- 28 ArGV 1 mit Hilfe eines Fragebogens zu er-
zeigt, können die betroffenen Arbeitnehmer und bringen, den das Bundesamt zur Verfügung stellt.
Arbeitnehmerinnen frühzeitig über ihr künftiges
Arbeitsprogramm informiert werden. Für Jugendliche im Sinne der Art. 29 und 32
Buchstabe d: ArG werden separate Bewilligungen erteilt,
Die vorgesehene Dauer der Bewilligung ist vor al- für die spezielle Voraussetzungen gelten. In die-
lem dann von Belang, wenn eine befristete Be- sem Fall muss das Arbeitszeitbewilligungsgesuch
willigung erteilt wird. Dies ist z.B. der Fall, wenn auch zusätzliche Informationen gemäss Art. 12
im Betrieb kurzfristig zusätzliche Arbeiten anfal- Abs. 1 und Art. 13 Abs. 1 ArGV 5 enthalten
len, deren Erledigung zeitlich nicht aufschiebbar (insbesondere den Nachweis, dass die Beschäf-
ist (Art. 27 Abs. 1 ArGV 1 ). Bei Arbeitszeitbe- tigung Jugendlicher in der Nacht und am Sonn-
willigungen für dauernde oder regelmässig wie- tag unentbehrlich ist, um die Ziele der beruflichen
derkehrende Arbeiten beantragt der Betrieb die Grundbildung zu erreichen).
Dauer der Bewilligung auf Grund der in Artikel
28 ArGV 1 definierten Unentbehrlichkeit (vgl. Buchstabe h:
Kommentar Art. 42 Abs. 2 ArGV 1). Diese Bestimmung ist insbesondere bei Gesuchen
Buchstabe e: zur Beschäftigung von Kindern oder Jugendli-
Der Betrieb bestätigt für befristete und dauern- chen nach den Artikeln 30 und 31 Absatz 2 und
de Bewilligungen, dass das Einverständnis der be- 4 ArG zu beachten.
troffenen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
vorliegt. Auf Verlangen der Durchführungsbehör-
den muss dies der Betrieb belegen können (vgl.
Art. 73 ArGV 1 ).
Buchstabe f:
Wo das Gesetz eine obligatorische medizinische
Untersuchung verlangt, muss der Arbeitgeber
bei einem Gesuch für eine Arbeitszeitbewilligung
der Behörde lediglich mitteilen, dass die Untersu-
chung stattgefunden hat und die Eignung der be-
troffenen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
bestätigt wurde. Die Bescheinung muss nicht bei-
gelegt werden (vgl. Kommentar Art. 45 ArGV 1).

141 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten ArGV 1 Art. 42
10. Abschnitt: Arbeitszeitbewilligungen
Art. 42 Bewilligungserteilung

Artikel 42

Bewilligungserteilung
(Art. 49 ArG)

1
In den Arbeitszeitbewilligungen sind anzuführen:
a. die Rechtsgrundlage;
b. der Betrieb oder der Betriebsteil oder die Art der Tätigkeit;
c. die Begründung der Bewilligung;
d. die Zahl der im Ganzen und, bei Schichtarbeit und ununterbrochenem Betrieb, der an den ein-
zelnen Schichten beteiligten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen;
e. die bewilligten Tage, Nächte oder Stunden, der bewilligte Stundenplan, die einzuhaltenden Ru-
hezeiten und Pausen, der Schichtwechsel sowie allfällige Abweichungen;
f. allfällige Auflagen und Bedingungen zum Schutze der Arbeitnehmer;
g. der räumliche Geltungsbereich, wenn mehrere Kantone von der Bewilligung betroffen sind.
2
Die Arbeitszeitbewilligungen sind nach ihrem Zweck zeitlich zu befristen.
3
Für vorübergehende Arbeitszeitbewilligungen, die kantonsübergreifende Tatbestände regeln, ist
der Kanton zuständig, in dem der Betrieb seinen Sitz hat.
4
Die Bewilligung darf nur von den im Gesetz oder in einer Verordnung vorgesehenen Vorausset-
zungen abhängig gemacht werden. Sie darf auch keine anderen Auflagen enthalten, als im Gesetz
oder in einer Verordnung vorgesehen sind.
5
Das SECO stellt seine Bewilligungen den Standortkantonen der Betriebe zu; gleich verfahren
die Kantone bei Bewilligungen, die kantonsübergreifende Tatbestände regeln.

Allgemeines nen Betrieb. Für jugendliche Arbeitnehmer und


Arbeitnehmerinnen gelten die entsprechenden
Die Erteilung einer Bewilligung für Nacht- und Sonderbestimmungen.
Sonntagsarbeit sowie für den ununterbrochenen
Betrieb hat unter anderem zum Zweck, den Betrieb Buchstabe b:
und die dort Beschäftigten sowie die betroffenen Vgl. den Kommentar zu Artikel 41 Buchstabe a
Sozialpartner darüber zu informieren, dass eine ArGV 1.
offizielle Ausnahmebewilligung für die Arbeitszeit Buchstabe c:
ausgestellt wurde und die in der Bewilligung fest- Vgl. den Kommentar zu Artikel 41 Buchstabe g
gesetzten Arbeitszeiten und Bedingungen gelten. ArGV 1.

Absatz 1 Buchstabe d:
Vgl. den Kommentar zu Artikel 41 Buchstabe b
Buchstabe a: ArGV 1.
Gesetzesgrundlage für erwachsene Arbeitnehmer
und Arbeitnehmerinnen sind die Artikel 17 ArG Buchstabe e:
zur Nachtarbeit, Artikel 19 ArG zur Sonntags- Vgl. den Kommentar zu Artikel 41 Buchstabe c
arbeit und Artikel 24 ArG zum ununterbroche- ArGV 1.

SECO, Dezember 2020 142 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 42 ArGV 1 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
10. Abschnitt: Arbeitszeitbewilligungen
Art. 42 Bewilligungserteilung

Buchstabe f: ten nacheinander in verschiedenen Kantonen vor-


Bei Bedarf können allgemein formulierte Geset- genommen, so werden diese getrennt behandelt,
zesbestimmungen konkretisiert werden, die für weil es sich nicht um zusammenhängende Arbei-
den Gesundheitsschutz für die Arbeitnehmer und ten handelt, für die eine kantonsübergreifende
Arbeitnehmerinnen einzuhalten sind. Bewilligung beantragt werden muss.
Buchstabe g:
Wenn mehrere Kantone von einer Arbeitszeitbe-
willigung für einen bestimmten Betrieb betroffen
Absatz 4
sind, so muss der räumliche Geltungsbereich fest- Die Bewilligung darf nur von den im Arbeitsgesetz
gelegt werden (in Verbindung mit Absatz 3 des als Voraussetzung vorgesehenen Bestimmungen
vorliegenden Artikels). Dies trifft beispielsweise über die Arbeitszeit abhängig gemacht werden.
bei «mobilen» Arbeitnehmern und Arbeitnehme- Alle anderen Auflagen, die nicht im Arbeitsgesetz
rinnen zu, die sehr punktuelle Arbeiten bei der oder den Durchführungsverordnungen enthalten
Kundschaft erledigen müssen. sind, sind unzulässig und als Voraussetzung nich-
tig. Durch andere gesetzliche Bestimmungen des
Bundes, der Kantone oder Gemeinden kann die
Absatz 2 Arbeitszeitbewilligung in ihrem Gebrauch aber
Für kantonale Bewilligungen im Sinne von Artikel eingeschränkt werden (z.B. Ladenschlussrege-
27 Absatz 1 ArGV 1 wird die zeitliche Befris- lung, Ruhetagsverordnung usw.).
tung auf Grund des nachgewiesenen dringenden
Bedürfnisses festgesetzt. Dabei darf jedoch die
in Artikel 40 ArGV 1 vorgesehene Geltungs- Absatz 5
dauer nicht überschritten werden. Eine erste vom Das SECO stellt jeweils eine Kopie seiner Bewilli-
Bundesamt ausgestellte Bewilligung für dauern- gungen dem Standortkanton des Betriebs zu. Eine
de oder regelmässig wiederkehrende Arbeiten im Ausfertigung der erteilten kantonalen Arbeitszeit-
Sinne von Artikel 28 ArGV 1 ist in der Regel ein bewilligungen geht an das SECO (Art. 80 Abs. 4
Jahr gültig. Sie wird bei Bedarf jeweils für drei Jah- ArGV 1 ). Nach Absatz 1 Buchstabe g (für den
re verlängert. Bund) und Absatz 3 (für die Kantone) des gleichen
Artikels erhalten die ebenfalls vom Arbeitseinsatz
betroffenen Kantone eine Kopie der Bewilligung.
Absatz 3
Arbeitet ein Betrieb von einem Kanton aus mit ei-
ner kantonalen Bewilligung in verschiedenen Kan-
tonen, so erteilt der Standortkanton des Betriebs
die Bewilligung für alle Kantone. Dies ist der Fall,
wenn ein Unternehmen auf einem Strassenab-
schnitt (Autobahn, Tunnel) arbeitet, der sich über
zwei Kantone erstreckt, oder wenn ein Unterneh-
men Arbeiten in Gewässern durchführt, die meh-
rere Kantone gleichzeitig betreffen. Die gleiche
Regelung gilt bei Informatiksystemen, wenn Ar-
beiten daran in mehreren Kantonen gleichzeitig
erfolgen müssen. Werden aber identische Arbei-

142 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
3. Kapitel: Massnahmen bei Nachtarbeit ArGV 1 Art. 43
1. Abschnitt: Medizinische Untersuchung und Beratung
Art. 43 Begriff der medizinischen Untersuchung und Beratung

Artikel 43

Begriff der medizinischen Untersuchung


und Beratung
(Art. 17c und 42 Abs. 4 ArG)

1
Die medizinische Untersuchung beinhaltet eine Basiskontrolle des Gesundheitszustandes des be-
troffenen Arbeitnehmers oder der Arbeitnehmerin. Der Umfang richtet sich nach der Art der aus-
zuübenden Tätigkeit und den Gefährdungen am Arbeitsplatz. Das SECO gibt für die medizinische
Untersuchung und Beratung einen Leitfaden heraus.
2
Die medizinische Untersuchung nach den Artikeln 29, 30 und 45 ist von einem Arzt oder einer
Ärztin vorzunehmen, der oder die sich mit dem Arbeitsprozess, den Arbeitsverhältnissen und den
arbeitsmedizinischen Grundlagen vertraut gemacht hat. Frauen haben Anspruch auf medizinische
Untersuchung und Beratung bei einer Ärztin.
3
Die Beratung nach Artikel 17 c des Gesetzes umfasst spezifische Gesichtspunkte, die im Zusam-
menhang mit der Nachtarbeit stehen. Das können Fragen familiärer und sozialer Art oder Ernäh-
rungsprobleme sein, soweit diese einen Einfluss auf die Gesundheit des in der Nacht beschäftigten
Arbeitnehmers oder der Arbeitnehmerin haben können.
4
Die im Rahmen des Obligatoriums beigezogenen Ärzte oder Ärztinnen und anderen beigezogenen
medizinischen Fachkräfte sind Sachverständige nach Artikel 42 Absatz 4 des Gesetzes.

Allgemeines formation über das Resultat einer solchen Unter-


suchung.
Die mit einer medizinischen Untersuchung und
Beratung beauftragten Ärzte und Ärztinnen müs-
sen sich ein Bild über die spezifische Arbeitssitu-
ation der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
Absatz 1
machen können. Sie sollen auf Grund einer klini- Bei der medizinischen Untersuchung handelt es
scher Untersuchung des Allgemeinzustands in der sich um eine Basiskontrolle des Gesundheitszu-
Lage sein, die für die Schichtarbeit vorgesehenen stands der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
Personen auf ihre Eignung und ihren Gesundheits- nen. Dabei werden ihre Voraussetzungen und ihre
zustand hin zu beurteilen. Bei der Beurteilung sind Vorgeschichte ebenso berücksichtigt wie die Art
mögliche Gefährdungen aus dem Arbeitsumfeld der ausgeübten oder vorgesehenen Tätigkeit und
einzubeziehen. Allenfalls drängt sich eine spezifi- die Gefährdungen am Arbeitsplatz. Die Untersu-
sche Beratung nach Absatz 3 auf. Die Ärzte und chung soll dem Arzt oder der Ärztin festzustellen
Ärztinnen richten sich bei ihrer Untersuchung und erlauben, ob eine Person für die vorgesehene Tä-
Beratung nach den Empfehlungen, die das SECO, tigkeit geeignet, bedingt geeignet oder nicht ge-
Direktion für Arbeit im «Vademecum zur medizi- eignet ist. Werden gleichzeitig weiter gehende
nischen Vorsorge für Nacht- und Schichtarbeiten- Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt,
de» formuliert. Ist die medizinische Untersuchung die keinen direkten Bezug zum Arbeitsplatz und
und Beratung nicht obligatorisch (Art.43 ArGV 1), zum Arbeitsprozess haben, so können deren Kos-
so hat der Arbeitgeber keinen Anspruch auf In- ten nicht dem Arbeitgeber überwälzt werden.

SECO, März 2013 143 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 43 ArGV 1 3. Kapitel: Massnahmen bei Nachtarbeit
1. Abschnitt: Medizinische Untersuchung und Beratung
Art. 43 Begriff der medizinischen Untersuchung und Beratung

Absatz 2 Absatz 3
Bei Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit, bei Der Arzt oder die Ärztin muss die Arbeitnehmer
verlängerter Dauer der Nachtarbeit und im Fall ei- und Arbeitnehmerinnen auch beraten in Fragen,
ner obligatorischen Untersuchung und Beratung die ihren Einsatz in der Nacht betreffen und ihre
haben solche Ärzte oder Ärztinnen diese Bera- Gesundheit beeinflussen können. Im Vordergrund
tung vorzunehmen, die sich mit dem Arbeitspro- stehen Probleme der Ernährung, der Freizeitge-
zess, den Arbeitsverhältnissen und den arbeitsme- staltung und des familiären Umfelds. Arbeitneh-
dizinischen Grundsätzen vertraut gemacht haben. mer und Arbeitnehmerinnen, die in der Nacht ar-
Das bedeutet, dass der Arzt oder die Ärztin Zutritt beiten, müssen darauf hingewiesen werden, dass
zum Betrieb haben muss, um sich informieren zu es für sie wichtig ist, sich während des Tages unge-
können. Er bzw. sie muss auch die Gelegenheit störte Ruhezeiten verschaffen zu können. Es kann
haben, mit den für die Sicherheit und Gesundheit sinnvoll und sogar wünschbar sein, dass eine an-
verantwortlichen Personen im Betrieb zu spre- dere Fachperson als ein Arzt oder eine Ärztin diese
chen. Es muss sich beim Arzt oder bei der Ärztin Beratung vornimmt. Das Angebot könnte im Sinn
aber nicht um einen Arbeitsmediziner oder eine einer regelmässigen Begleitung ausgestaltet wer-
Arbeitsmedizinerin handeln. den. Der Betrieb sollte diese Frage mit dem Arzt
In allen anderen Fällen, in denen es eine medizi- oder der Ärztin näher besprechen.
nische Untersuchung und Beratung gibt, dürfen
auch andere Ärzte und Ärztinnen Untersuchungen
und Beratungen vornehmen. Ein Arzt oder eine
Absatz 4
Ärztin kann auch weiteres medizinisches Personal Die im Rahmen des Obligatoriums beigezogenen
oder andere Fachpersonen beiziehen (z.B. Kran- Ärzte und Ärztinnen sind Sachverständige nach
kenschwestern, Ernährungsberaterinnen, Psycho- Artikel 42 Absatz 4 ArG. Sie unterstehen somit
logen oder Psychologinnen usw.; vgl. Abs. 4). Ar- der Schweigepflicht nach Artikel 44 ArG und sind
beitgeber und die betroffenen Arbeitnehmer und verpflichtet zu Rechtshilfe im Vollzug. Sie sind ge-
Arbeitnehmerinnen vereinbaren gemeinsam, ob genüber den Durchführungsorganen zu Auskünf-
ein Vertrauensarzt oder eine Vertrauensärztin des ten verpflichtet, soweit diese für den Vollzug nötig
Betriebs zu konsultieren ist oder ein Arzt oder eine sind. Sie müssen den Arbeitgebern und Durch-
Ärztin freier Wahl. Frauen haben Anspruch auf führungsorganen über die Eignung oder Nicht-
eine Konsultation bei einer Ärztin. eignung von Arbeitnehmern oder Arbeitneh-
Nach der arbeitsvertraglichen Praxis und Recht- merinnen bei der obligatorischen medizinischen
sprechung darf der Arbeitgeber eine medizinische Untersuchung und Beratung Bescheid geben.
Untersuchung und Beratung bei einem Vertrau- Die Ärzte und Ärztinnen melden sich bei den Voll-
ensarzt oder einer Vertrauensärztin des Betriebs zugsorganen des Arbeitsgesetzes, um bei mögli-
verlangen. Ein Betrieb arbeitet vorzugsweise mit chen Schwierigkeiten mit dem Betrieb oder ein-
zwei bis drei Ärzten oder Ärztinnen zusammen, zelnen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen
die über die nötigen Kenntnisse verfügen und bei eine amtliche Unterstützung zu erhalten und um
der Belegschaft eine möglichst grosse Akzeptanz die Basis für eine gute Zusammenarbeit zu legen.
finden.

143 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
3. Kapitel: Massnahmen bei Nachtarbeit ArGV 1 Art. 44
1. Abschnitt: Medizinische Untersuchung und Beratung
Art. 44 Anspruch auf medizinische Untersuchung und Beratung

Artikel 44

Anspruch auf medizinische Untersuchung


und Beratung
(Art. 17c ArG)

1
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die 25 und mehr Nachteinsätze pro Jahr leisten, haben auf
Verlangen Anspruch auf medizinische Untersuchung und Beratung.
2
Der Anspruch auf medizinische Untersuchung und Beratung kann in regelmässigen Abständen
von zwei Jahren geltend gemacht werden. Nach Vollendung des 45. Lebensjahres steht den Ar-
beitnehmern und Arbeitnehmerinnen dieses Recht in Zeitabständen von einem Jahr zu.

Absatz 1 ratung können überdies spezifische Risiken wie


z.B. Diabetes erfasst werden. Durch besondere
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen haben An-
Massnahmen oder durch die Empfehlung, auf
spruch auf eine medizinische Untersuchung und
Nachtarbeit zu verzichten, lassen sich so besonde-
Beratung, falls sie innerhalb eines Jahres 25 oder
re Gefährdungen der Arbeitnehmer oder Arbeit-
mehr Arbeitseinsätze in der Nacht oder mit Antei-
nehmerinnen vermeiden.
len an Nachtarbeit leisten. Sie können von diesem
Recht Gebrauch machen, sind aber nicht dazu ver-
pflichtet. Der Arbeitgeber hat die Arbeitnehmer
und Arbeitnehmerinnen nach den Bestimmungen
Absatz 2
über die Mitwirkung (Art. 48 ArG) sowie unter Die Erfahrung zeigt, dass sich gesundheitliche
Einhaltung der Pflicht, die Gesundheit der Arbeit- Gefährdungen mit zunehmendem Alter häufen.
nehmer und Arbeitnehmerinnen zu schützen (Art. Deshalb besteht der Anspruch auf gesundheit-
6 ArG), auf diesen Anspruch aufmerksam zu ma- liche Überwachung vor dem 45. Lebensjahr alle
chen. Die Arbeitgeber sind angehalten, die medi- zwei Jahre, danach jährlich. Ab dem 45. Alters-
zinischen Untersuchungen zu veranlassen und die jahr nimmt das Risiko einer Gesundheitsschädi-
notwendigen Kontakte mit Ärzten oder Ärztinnen gung durch Nachtarbeit allgemein zu, weshalb es
aufzunehmen. zu empfehlen ist, Arbeitnehmer und Arbeitneh-
Die Notwendigkeit medizinischer Untersuchun- merinnen im Alter von über 45 Jahren regelmäs-
gen ergibt sich aus der Tatsache, dass regelmäs- sig zu kontrollieren und bei Anzeichen von Risiken
sig wiederkehrende Nachteinsätze belastend sind eine Versetzung zu Tagesarbeit vorzunehmen. Ab
und das Risiko für gesundheitliche Schädigungen dem 60. Altersjahr sollte möglichst keine Nachtar-
erhöht wird. Mit regelmässiger Kontrolle und Be- beit mehr geleistet werden.

SECO, November 2006 144 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
3. Kapitel: Massnahmen bei Nachtarbeit ArGV 1 Art. 45
1. Abschnitt: Medizinische Untersuchung und Beratung
Art. 45 Obligatorische medizinische Untersuchung und Beratung

Artikel 45

Obligatorische medizinische Untersuchung


und Beratung
(Art. 17c Abs. 2 und 3, Art. 6 Abs. 2 ArG)

1
Die medizinische Untersuchung und Beratung ist obligatorisch für Jugendliche, die dauernd oder
regelmässig wiederkehrende Nachtarbeit leisten, und für Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen,
die dauernd oder regelmässig wiederkehrende Nachtarbeit leisten und dabei in erhöhtem Aus-
mass belastende oder gefährliche Tätigkeiten verrichten oder belastenden oder gefährlichen Situ-
ationen ausgesetzt sind. Belastende und gefährliche Tätigkeiten oder Situationen sind:
a. gehörschädigender Lärm, starke Erschütterungen und Arbeit in Hitze oder in Kälte;
b. Luftschadstoffe, wenn deren Konzentration mehr als 50 Prozent der maximalen Arbeitsplatz-
Konzentration gesundheitsgefährdender Stoffe gemäss den Richtlinien beträgt, die die Schwei-
zerische Unfallversicherungsanstalt gestützt auf Artikel 50 Absatz 3 der Verordnung vom 19.
Dezember 19831 über die Unfallverhütung erlassen hat;
c. ausserordentliche physische, psychische und mentale Belastungen;
d. Arbeit als allein arbeitende Person in einem Betrieb oder Betriebsteil;
e. verlängerte Dauer der Nachtarbeit und Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit.
2
Die medizinische Untersuchung und Beratung erfolgt erstmals vor Antritt zu einer in Absatz 1
genannten Tätigkeit und danach alle zwei Jahre. Sie kann mit der verkehrsmedizinischen Unter-
suchung nach Artikel 27 der Verkehrszulassungsverordnung vom 27. Oktober 19762 koordiniert
werden, wenn diese die für die Beurteilung der Eignung zur Nachtarbeit massgeblichen Aspekte
berücksichtigt. In diesem Fall kann der Abstand zwischen den einzelnen medizinischen Untersu-
chungen und Beratungen um bis zu einem Jahr verlängert werden.
3
Der untersuchende Arzt oder die untersuchende Ärztin teilt dem betroffenen Arbeitnehmer oder
der betroffenen Arbeitnehmerin und dem Arbeitgeber die Schlussfolgerungen hinsichtlich der Eig-
nung oder Nichteignung mit.
4
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die nach Feststellung des Arztes nicht geeignet sind oder
sich nicht untersuchen lassen, dürfen für Arbeiten gemäss Absatz 1 nicht in der Nacht eingesetzt
werden. Eignet sich ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin nur bedingt, so kann der unter-
suchende Arzt oder die untersuchende Ärztin die Beschäftigung des betroffenen Arbeitnehmers
oder der betroffenen Arbeitnehmerin ganz oder teilweise in der Nacht an die Bedingung knüpfen,
dass der Betrieb die als notwendig erachteten Massnahmen für die Erhaltung der Gesundheit er-
greift.
5
Bei bedingter Eignung werden die untersuchenden Ärzte und Ärztinnen von ihrem ärztlichen Be-
rufsgeheimnis gegenüber dem Arbeitgeber soweit entbunden, als dass der betroffene Arbeitneh-
mer oder die betroffene Arbeitnehmerin, nachdem sie oder er über das Ergebnis der Untersuchung
informiert wurde, in die Weiterleitung von Informationen einwilligt und es für das Treffen von
Massnahmen im Betrieb notwendig ist.

1
SR 832.30
2
SR 741.51

SECO, Dezember 2020 145 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 45 ArGV 1 3. Kapitel: Massnahmen bei Nachtarbeit
1. Abschnitt: Medizinische Untersuchung und Beratung
Art. 45 Obligatorische medizinische Untersuchung und Beratung

Allgemeines Vibrationen des Körpers wirken sich gesundheits-


schädigend aus. Bei der Beurteilung einer mög-
Dieser Artikel bezieht sich auf Jugendliche, die im lichen Schädigung sind die Häufigkeit und die
Rahmen der Berufsausbildung wiederholt wäh- Intensität der an einem Arbeitsplatz vorkommen-
rend der Nacht eingesetzt werden (z.B. Bäcker- den Erschütterungen massgebend. Erfolgen die
lehrlinge), sowie auf Arbeitnehmer und Arbeit- Erschütterungen dauernd oder regelmässig wie-
nehmerinnen, die in der Nacht in belastender derkehrend, stellt bereits eine niedrige Intensität
oder gefährdender Umgebung arbeiten müssen. ein beachtliches Schädigungspotenzial dar, das es
Gemäss Absatz 1 sind diese Personengruppen ei- zu überwachen gilt. Erfolgen die Erschütterungen
ner obligatorischen Untersuchung unterstellt. Als periodisch oder vereinzelt, aber immer wiederkeh-
belastend und gefährlich gelten Tätigkeiten mit er- rend und mit grosser Intensität, dann ist eine Ge-
heblichen physikalischen Einwirkungen (z.B. ge- sundheitskontrolle ebenfalls unabdingbar. Selbst
hörschädigender Lärm) oder mit Luftschadstoffen bei einem Verdacht auf ein vorhandenes Schädi-
am Arbeitsplatz. Belastend sind auch Schwerar- gungspotenzial ist vorsichtshalber die obligatori-
beit, Arbeiten unter hohem Verantwortungsdruck, sche medizinische Untersuchung und Beratung
Alleinarbeit (Unfallrisiko) sowie lange Nachtschich- angezeigt. Der Arbeitgeber kommt damit seiner
ten und Nachtarbeit ohne Wechsel mit Arbeit am Verpflichtung zum Gesundheitsschutz für seine
Tag (Gefährdung durch Übermüdung). Belastende Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen nach.
und gefährliche Tätigkeiten müssen im Einzelfall Als Hitze am Arbeitsplatz gilt eine stetige Raum-
bezüglich ihres Gefährdungspotenzials geprüft temperatur im Arbeitsbereich von über 28 °C. Zu-
werden. Dabei ist auch dem Zusammenwirken sätzlich sind die weiteren Klimaparameter, wie
verschiedener Risikofaktoren die nötige Aufmerk- Luftfeuchtigkeit, Strahlungswärme, Luftbewe-
samkeit zu schenken. gungen etc., mit zu berücksichtigen. Gelegentli-
che Arbeiten bis zu einer halben Stunde in solchen
Hitzebereichen sind kein Grund für eine obliga-
Absatz 1 torische medizinische Untersuchung. Zur Beurtei-
lung der Zumutbarkeit ist immer die Gesamtsitu-
Folgende Tätigkeiten oder Situationen gelten als
ation, also die physische Belastung, vorhandene
belastend oder gefährlich:
kompensatorische Massnahmen wie Schutzbe-
Buchstabe a: kleidung, Getränke, vermehrte Pausen usw., zu
Gemäss der Suva-Liste über Grenzwerte am Ar- berücksichtigen.
beitsplatz ist der auf einen Arbeitstag von 8 Das Gleiche gilt für Arbeiten bei tiefen Tempera-
Stunden berechnete energieäquivalente Dauer- turen. Darunter sind solche von –5 °C und tiefer
schalldruckpegel Leq als gehörschädigend einzu- zu verstehen.
stufen, wenn er bei ungeschütztem Gehör 85
dB(A) erreicht oder übersteigt. Zur Beurteilung Buchstabe b:
ist eine Exposition über eine längere Periode zu Die Belastungsgrenzen für Luftschadstoffe basie-
berücksichtigen. Für Arbeitnehmer und Arbeit- ren auf den von der Suva publizierten Grenzwer-
nehmerinnen in Teilzeitarbeit mit geringerer Ex- ten am Arbeitsplatz (MAK-Wert-Liste) . Über-
positionszeit werden nicht höhere Grenzwerte steigen die Konzentrationen am Arbeitsplatz
entsprechend ihrer Expositionszeit angewendet: 50 Prozent der in der Liste publizierten Werte, so
Auch für kürzere Expositionszeiten sind also gelten die Arbeitsplätze im Sinne dieses Artikels
grundsätzlich Grenzwerte anzuwenden, die für als gefährlich oder belastend. Wie unter Buchsta-
einen 8-Stunden-Tag berechnet sind. be a dürfen für Teilzeitarbeitnehmer und -arbeit-
Stärkere Erschütterungen und damit verbundene nehmerinnen keine erhöhten Grenzwerte ange-
wendet werden.

145 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
3. Kapitel: Massnahmen bei Nachtarbeit
1. Abschnitt: Medizinische Untersuchung und Beratung
ArGV 1 Art. 45
Art. 45 Obligatorische medizinische Untersuchung und Beratung

Buchstabe c: nehmerin während der Nacht, also zur natürlichen


Unter ausserordentlichen physischen Belastun- Schlafenszeit, allein im Betrieb arbeitet. Die Ge-
gen sind körperlich anstrengende Schwerarbeiten sundheit des Arbeitnehmers oder der Arbeitneh-
oder Arbeiten mit häufigem manuellem Bewegen merin wird ernsthaft gefährdet, wenn noch beson-
von Lasten, welche die Richtwerte für häufiges dere Risiken dazu kommen wie Asthma, Diabetes,
Handhaben überschreiten (gem. Wegleitung zum Herz-Kreislauf-Beschwerden, Alkohol-, Drogen-
Art. 25 ArGV 3 ). Es kommen Arbeiten in Fra- oder Medikamentenabhängigkeit usw. Die obliga-
ge, die den Körper überdurchschnittlich belasten torische Eignungsuntersuchung soll diese gesund-
und darum in der Regel zu einer schnelleren Er- heitlichen Risiken ermitteln und Arbeitnehmer
müdung führen. oder Arbeitnehmerinnen zu ihrer eigenen Sicher-
Ausserordentliche psychische Belastungen entste- heit von Arbeitsplätzen ausschliessen, an denen
hen in der Regel aus einem Konflikt zwischen den sie allein arbeiten müssten. Der Arbeitgeber kann
Verhältnissen am Arbeitsplatz und den persönli- sich zudem entlasten, weil er seinen Verpflichtun-
chen Voraussetzungen der Arbeitnehmer und Ar- gen zum Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer
beitnehmerinnen. Psychische Belastungen erge- und Arbeitnehmerinnen nachgekommen ist.
ben sich z.B. bei möglichen grossen Gefahren, bei
grossem Zeitdruck oder bei grosser Verantwor- Buchstabe e:
tung der Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen. Verlängerte Dauer der Nachtarbeit gemäss Artikel
Die Gründe können Termindruck, Qualitätsanfor- 29 ArGV 1 und Nachtarbeit von mehr als 12
derungen, Verletzungsgefahren und Schäden an Wochen ohne Wechsel mit Tagesarbeit nach Arti-
Anlagen bei Fehlhandlungen sein. Sind solche Ele- kel 30 Absatz 2 ArGV 1 gelten ebenfalls als be-
mente in grossem Ausmass vorhanden, gelten die lastend im Sinne dieses Artikels.
Arbeitsplätze als belastend.
Abgesehen von diesen psychischen Belastungen
kann auch eine andauernde geistige Anspannung Absatz 2
verbunden mit hoher Konzentration in einem
komplexen Arbeitssystem ausserordentlich belas- Die obligatorische medizinische Untersuchung
tend sein (mentale Belastung). Nicht jede Person, und Beratung muss erstmals durchgeführt wer-
die mit solchen Aufgaben betraut ist, kann gleich den, bevor die Arbeit an einem Arbeitsplatz mit
lang fehlerfrei arbeiten. Klassische Beispiele sind besonderen Gefahren oder Belastungen aufge-
Überwachungsaufgaben wie Flugüberwachung nommen wird. Sie ist Voraussetzung für die Ar-
oder Anlagenüberwachung. Solche anspruchs- beitsaufnahme. Der Gesundheitszustand der be-
vollen Aufgaben sollten zeitlich begrenzt und von troffenen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
regelmässigen Erholungszeiten in ausreichendem ist anschliessend unabhängig vom Alter normaler-
Ausmass unterbrochen sein. Ähnliches gilt für weise alle zwei Jahre obligatorisch zu überprüfen.
eine anhaltende Qualitätsüberwachung, die in der Ab 45 Jahren können Arbeitnehmer und Arbeit-
Regel mit Augenermüdung verbunden ist. nehmerinnen darüber hinaus in den Zwischen-
jahren eine medizinische Untersuchung und Be-
Buchstabe d: ratung nach Artikel 44 ArGV 1 in Anspruch
Personen, die nachts allein arbeiten, sind erhöh- nehmen.
ten Risiken ausgesetzt und stellen auch für den
Betrieb und die Umgebung ein Risiko dar. Dieses Die Dauer von zwei Jahren zwischen den obliga-
Risiko ergibt sich in besonderem Ausmass aus den torischen Prüfungen kann angepasst werden, falls
oben bereits erwähnten Belastungen und aus dem der Arbeitnehmer bzw. die Arbeitnehmerin der
Umstand, dass ein Arbeitnehmer oder eine Arbeit- Pflicht einer verkehrsmedizinischen Untersuchung

SECO, Dezember 2020 145 - 3


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 45 ArGV 1 3. Kapitel: Massnahmen bei Nachtarbeit
1. Abschnitt: Medizinische Untersuchung und Beratung
Art. 45 Obligatorische medizinische Untersuchung und Beratung

gemäss Art. 27 der Verkehrszulassungsverord- Absatz 5


nung (SR 741.51) untersteht und die Eignung
zur Nachtarbeit in diesem Rahmen abgeklärt wird. Bei der bedingten Eignung werden die untersu-
(Das Ziel ist eine Harmonisierung der verschiede- chenden Ärzte oder Ärztinnen so weit von ihrem
nen gesetzlichen Fristen.) Trotz der Möglichkeit Berufsgeheimnis entbunden, wie dies nötig ist
einer Zusammenlegung der medizinischen und und soweit der betroffene Arbeitnehmer oder die
der verkehrsmedizinischen Untersuchung müssen betroffene Arbeitnehmerin in die Weitergabe der
sich die Resultate nicht decken. So kann ein Ar- Informationen (Teile der Diagnose) einwilligt. Da-
beitnehmer bzw. eine Arbeitnehmerin beispiels- mit können die Ärzte oder Ärztinnen den Betrieb
weise als für die Nachtarbeit geeignet befunden neben dem Eignungsbefund auch über die zu-
werden, jedoch als ungeeignet für das Führen ge- sätzlichen Massnahmen zum Schutz des betroffe-
wisser Fahrzeuggruppen gemäss Art. 27 VZV . nen Arbeitnehmers oder der betroffenen Arbeit-
nehmerin informieren, wozu sie auch gemäss Art.
43 ArGV 1 verpflichtet sind. Verweigert der Ar-
Absatz 3 beitnehmer oder die Arbeitnehmerin die Weiter-
gabe der Informationen, so ist dies gleichbedeu-
Der Arzt oder die Ärztin informiert die untersuch- tend mit einem Bescheid auf Nichteignung.
te Person über die Schlussfolgerungen hinsichtlich
Eignung oder Nichteignung. Der Arbeitgeber wird
ebenfalls informiert, es besteht diesbezüglich also
eine gesetzliche Meldepflicht.
Der Arzt oder die Ärztin hat sich gegenüber dem
Arbeitgeber lediglich über Eignung oder Nichteig-
nung resp. über allfällige Vorbehalte zu äussern.
Zusätzliche Informationen dürfen nicht weiterge-
geben werden.

Absatz 4
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die nach
Feststellung des Arztes nicht geeignet sind oder
sich nicht untersuchen lassen, dürfen für Arbei-
ten gemäss Absatz 1 in der Nacht nicht eingesetzt
werden. Bei einer bedingten Eignung für Nacht-
arbeit kann der untersuchende Arzt oder die un-
tersuchende Ärztin eine Beschäftigung zulassen,
sofern vom Betrieb die besonderen Massnahmen
zum Gesundheitsschutz des Arbeitnehmers oder
der Arbeitnehmerin mit bedingter Eignung getrof-
fen worden sind. Neben der Gesundheit ist in die-
sem Fall aber auch die Wirksamkeit der Massnah-
men in geeigneten Zeitabständen regelmässig zu
überprüfen.

145 - 4
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
3. Kapitel: Massnahmen bei Nachtarbeit
2. Abschnitt: Weitere Massnahmen
ArGV 1 Art. 46
Art. 46 Weitere Massnahmen

Artikel 46

Weitere Massnahmen
(Art. 17e ArG)

Der Arbeitgeber hat als weitere Massnahmen bei Nachtarbeit insbesondere:


a. ein sicheres Transportmittel zur Verfügung zu stellen, wenn die persönliche Sicherheit eines Ar-
beitnehmers oder einer Arbeitnehmerin auf dem Weg zum und vom Arbeitsplatz gefährdet sein
könnte;
b. Transportmöglichkeiten beim Fehlen öffentlicher Verkehrsmittel bereitzustellen;
c. Kochgelegenheiten für die Zubereitung warmer Mahlzeiten in einem geeigneten Raum bereit-
zustellen oder warme Mahlzeiten abzugeben;
d. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen mit Erziehungs- oder Betreuungspflichten nach Artikel
36 des Gesetzes zu unterstützen, damit sie diese Aufgaben selber oder durch Dritte wahrneh-
men können.

Allgemeines gungskosten für Nachtarbeit sollten für die Ar-


beitnehmer und Arbeitnehmerinnen nicht höher
Der vorliegende Artikel führt aus, welche Mass-
ausfallen als diejenigen für die Arbeit, die sie wäh-
nahmen der Arbeitgeber auf Grund von Artikel
rend des Tages ausführen.
17e ArG ergreifen muss. Mit diesen Massnahmen
sollen die mit Nachtarbeit verbundenen Nachteile Buchstabe a:
(begrenztes Angebot an öffentlichen Verkehrsmit- Unter diesem Buchstaben werden die Fälle gere-
teln, fehlende Verpflegungsmöglichkeiten usw.) gelt, in denen zwar öffentliche Verkehrsmittel vor-
berücksichtigt werden. handen sind, die Sicherheit der Arbeitnehmer und
Aus der Pflicht des Arbeitgebers, diese Massnah- Arbeitnehmerinnen aber trotzdem nicht garan-
men vorzusehen, kann abgeleitet werden, dass der tiert ist. So kann z.B. der Weg vom Arbeitsort zu
Arbeitgeber zur Übernahme der damit verbunde- den öffentlichen Verkehrsmitteln und von da zum
nen Mehrkosten verpflichtet ist. Dabei ist zu be- Wohnort unsicher sein oder die Benutzung der öf-
rücksichtigen, dass Nachtarbeit vor allem für die fentlichen Verkehrsmittel an sich kann Gefahren
Arbeitgeber von Vorteil ist, so dass die Übernah- mit sich bringen.
me solcher zusätzlicher Kosten durch die Arbeit-
Buchstabe b:
nehmer und Arbeitnehmerinnen nicht dem allge-
Hat der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehme-
meinen Rechtsempfinden entsprechen würde. In
rin keine öffentliche Transportmöglichkeit zum
Bezug auf Buchstabe b können sich die Arbeitge-
Arbeitsort und wieder nach Hause, so wird der
ber beispielsweise nicht damit begnügen, auf Kos-
Arbeitgeber eine Alternative anbieten müssen:
ten der Arbeitnehmerschaft einen Taxiservice für
Minibus des Betriebs, Organisation eines Trans-
den Heimweg zu organisieren. Der Arbeitgeber ist
portdienstes unter der Arbeitnehmerschaft mit und
zwar befugt, von diesen einen Beitrag an die Kos-
ohne Auto oder einen Taxidienst. Selbstverständ-
ten für die Massnahmen, die wegen der Nacht-
lich müssen auch diese Transportmöglichkeiten
arbeit ergriffen werden, zu verlangen. Folgender
die Sicherheit der Arbeitnehmer und Arbeitneh-
Schlüssel sollte als Richtlinie für die Aufteilung der
merinnen garantieren.
Kosten zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-
seite angewendet werden: Die Weg- und Verpfle-

SECO, November 2006 146 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 46 ArGV 1 3. Kapitel: Massnahmen bei Nachtarbeit
2. Abschnitt: Weitere Massnahmen
Art. 46 Weitere Massnahmen

Buchstabe c: Buchstabe d:
Aus medizinischer Sicht ist es besonders wichtig, Die Unterstützung durch die Arbeitgeber kann
dass die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, auf zwei Arten erfolgen: Einerseits müssen sie bei
die nachts arbeiten, eine warme und damit leich- der Erstellung der Stundenpläne im Rahmen des
ter verdauliche Mahlzeit einnehmen können. Da Möglichen auf die Familienpflichten im Sinne von
die Restaurants, Kantinen usw. nachts geschlos- Artikel 36 ArG Rücksicht nehmen (damit ist die
sen sind, ist es schwierig, sich in den Nachtstun- Betreuung von Kindern unter 15 Jahren und die
den zu verköstigen. Der Arbeitgeber muss diesem Betreuung von pflegebedürftigen Familienange-
Umstand Rechnung tragen, indem er darauf ach- hörigen gemeint, vgl. Kommentar Art. 36 ArG).
tet, dass die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin- Ist es andererseits nicht möglich, die Arbeitszeiten
nen warme Mahlzeiten erhalten: Diese können so zu organisieren, dass die Arbeitnehmer und Ar-
von der betriebseigenen Kantine vorbereitet und beitnehmerinnen ihre erzieherischen oder familiä-
dann aufgewärmt werden, oder die notwendige ren Pflichten selber wahrnehmen können, so hat
Infrastruktur zum Erwärmen von Mahlzeiten wird der Arbeitgeber die Pflicht, sie bei der Organisati-
zur Verfügung gestellt (z.B. Mikrowellenofen im on ihres Familienlebens zu unterstützen; beispiels-
Pausenraum). weise indem er ihnen hilft, andere Lösungen zu
finden oder ihnen eine finanzielle Unterstützung
für das Hüten der Kinder anbietet.

146 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
5. Kapitel: Sonderschutz von Frauen ArGV 1 Art. 60
1. Abschnitt: Beschäftigung bei Mutterschaft
Art. 60 Arbeitszeit und Stillzeit bei Schwangerschaft und Mutterschaft

Artikel 60

Arbeitszeit und Stillzeit bei Schwangerschaft


und Mutterschaft
(Art. 35 und 35a ArG)

1
Schwangere Frauen und stillende Mütter dürfen nicht über die vereinbarte ordentliche Dauer der
täglichen Arbeit hinaus beschäftigt werden, jedoch keinesfalls über 9 Stunden hinaus.
2
Stillenden Müttern sind die für das Stillen oder für das Abpumpen von Milch erforderlichen Zeiten
freizugeben. Davon wird im ersten Lebensjahr des Kindes als bezahlte Arbeitszeit angerechnet:
a. bei einer täglichen Arbeitszeit von bis zu 4 Stunden: mindestens 30 Minuten;
b. bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als 4 Stunden: mindestens 60 Minuten;
c. bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als 7 Stunden: mindestens 90 Minuten.

Absatz 1 Absatz 2
Die Zeit von Schwangerschaft und Mutterschaft Der Nutzen von Stillen und dessen Förderung sind
stellt sowohl physisch wie auch psychisch für weltweit anerkannt. Stillen hat einen wesentli-
die Frau in aller Regel eine Sondersituation dar, chen Einfluss auf den Gesundheitszustand und die
die durch die Bedingungen am Arbeitsplatz po- Entwicklung des Säuglings, aus ernährungstech-
sitiv oder negativ mit beeinflusst werden kann. nischen und immunologischen Gründen und weil
Schlechte Arbeitsbedingungen wirken sich über es die Mutter-Kind-Beziehung fördert. Es ist über-
die Mutter auch auf das Kind aus und können sein dies bekannt, dass im Falle verfrühter Umstellung
Wohlbefinden und seine Gesundheit beeinträchti- auf Flaschennahrung später damit zu rechnen ist,
gen. Das trifft im besonderen Mass auf die Gestal- dass erwerbstätige Mütter am Arbeitsplatz häu-
tung der Arbeitsorganisation und die Strukturie- figer fehlen, weil die Kinder häufiger erkranken.
rung der Arbeitszeit zu. Aus diesem Grunde müssen alle notwendigen
Die tägliche Arbeit ist darum in jedem Fall auf die Massnahmen getroffen werden, um den erwerbs-
vereinbarte ordentliche Dauer zu beschränken. tätigen Frauen auch nach dem Mutterschaftsur-
Unter der vereinbarten ordentlichen Dauer ist die laub das Stillen zu ermöglichen. Die gesetzlichen
vertragliche Abmachung zu verstehen; schwan- Bestimmungen unterstützen diese Forderung:
gere und stillende Frauen dürfen nicht über das Stillenden Müttern ist die erforderliche Zeit zum
vor der Schwangerschaft vereinbarte Mass hin- Stillen freizugeben (siehe Art. 35a ArG) und der
aus beschäftigt werden. Der Gesetzgeber legt zu- Arbeitgeber muss, wenn im Betrieb gestillt wird,
dem eine Maximalbelastungsgrenze fest: Mehr als einen geeigneten Ort zur Verfügung stellen (siehe
9 Stunden pro Tag darf nicht gearbeitet werden. Art. 34 ArGV 3).
Ist eine höhere tägliche Arbeitszeit vereinbart wor- In Absatz 2 wird festgehalten, wie viel der zum
den, so ist diese auf 9 Stunden zu reduzieren. Es Stillen benötigten Zeit mindestens als bezahlte Ar-
dürfen auch in Ausnahmesituationen keine Zu- beitszeit angerechnet werden muss während des
satzarbeiten verlangt werden, die über diese 9 ersten Lebensjahres des Kindes. Dieser Grundsatz
Stunden hinausgehen. konkretisiert im schweizerischen Recht den Inhalt

SECO, Mai 2014 160 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 60 ArGV 1 5. Kapitel: Sonderschutz von Frauen
1. Abschnitt: Beschäftigung bei Mutterschaft
Art. 60 Arbeitszeit und Stillzeit bei Schwangerschaft und Mutterschaft

des von der Schweiz ratifizierten IAO-Überein- derslautende Abmachung zwischen dem Arbeit-
kommens Nr. 183 über den Mutterschutz und ins- geber und der betroffenen Arbeitnehmerin nicht
besondere Artikel 10 des Übereinkommens, der als bezahlte Arbeitszeit angerechnet. Eine solche
bezahlte Stillzeiten für stillende Mütter vorsieht. Abmachung kann auch eine Reduktion der tägli-
Gemäss Absatz 2 muss stillenden Müttern bei ei- chen Arbeitszeit vorsehen.
ner täglichen Arbeitszeit von bis zu 4 Stunden 30 Die Arbeitnehmerin verfügt unabhängig davon,
Minuten Stillzeit an die bezahlte Arbeitszeit an- ob sie im Betrieb stillt oder den Arbeitsplatz zum
gerechnet werden, bei einer täglichen Arbeitszeit Stillen verlässt, über dieselbe bezahlte Stillzeit.
von mehr als 4 Stunden 60 Minuten und bei einer Verlässt sie den Arbeitsplatz zum Stillen, ist für
täglichen Arbeitszeit von mehr als 7 Stunden 90 den Weg keine Verlängerung der bezahlten Still-
Minuten. Diese Zeiten können je nach den physio- zeit vorgesehen. Anderslautende Abmachungen
logischen Bedürfnissen des Kindes am Stück oder zwischen dem Arbeitgeber und der betroffenen
verteilt bezogen werden. Arbeitnehmerin sind jedoch möglich.
Es handelt sich bei diesen Bestimmungen nur um Die unter Buchstaben a, b und c vorgesehenen
Mindestzeiten, die an die bezahlte Arbeitszeit an- Stillzeiten dürfen nicht anderen gesetzlichen
zurechnen sind. Sollte das Kind aus physiologi- Ruhe- und Ausgleichsruhezeiten angerechnet
schen Gründen längere Stillzeiten benötigen, darf werden, zudem dürfen sie nicht im Überzeitkon-
die stillende Mutter der Arbeit auch länger fern- to als Negativsaldo geführt oder den Ferien belas-
bleiben (siehe auch Artikel 35a ArG). Die benötig- tet werden.
te Zeit, die über die in den Buchstaben a, b und Diese Bestimmung gilt auch für Frauen, die ihre
c festgelegten Minima hinausgeht, wird ohne an- Milch abpumpen.

160 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
5. Kapitel: Sonderschutz von Frauen ArGV 1 Art. 61
1. Abschnitt: Beschäftigung bei Mutterschaft
Art. 61 Beschäftigungserleichterung

Artikel 61

Beschäftigungserleichterung
(Art. 35 ArG)

1
Bei hauptsächlich stehend zu verrichtender Tätigkeit sind schwangeren Frauen ab dem vierten
Schwangerschaftsmonat eine tägliche Ruhezeit von 12 Stunden und nach jeder zweiten Stunde
zusätzlich zu den Pausen nach Artikel 15 des Gesetzes eine Kurzpause von 10 Minuten zu gewäh-
ren.
2
Ab dem sechsten Schwangerschaftsmonat sind stehende Tätigkeiten auf insgesamt 4 Stunden pro
Tag zu beschränken.

Allgemeines Durch die üblichen freiwilligen Kurzpausen z.B. je


am Vormittag und am Nachmittag wird diese For-
Verschiedene Tätigkeiten werden ausschliesslich
derung insbesondere bei einer täglichen Arbeits-
oder überwiegend im Stehen verrichtet. Typische
zeit von ca. 8 Stunden bereits weitgehend erfüllt.
Beispiele dafür sind etwa der Beruf der Verkäufe-
Solche Zusatzpausen gelten als zu bezahlende Ar-
rin, der Kellnerin, der Coiffeuse usw. Solche Tätig-
beitszeit.
keiten sind für schwangere Frauen sehr mühsam,
unabhängig davon, ob die Frau sich viel bewegen
(z.B. gehen) kann oder nicht. Mit dem Fortschrei-
ten der Schwangerschaft nimmt die Haltungsbe-
Absatz 2
lastung der Frau zu, und es stellen sich bei auf- Aus Gründen des Gesundheitsschutzes für Mut-
rechter Körperhaltung Rückenbeschwerden und ter und Kind während der Schwangerschaft sind
Zirkulationsbeschwerden in den Beinen (mit z.B. stehend zu verrichtende Tätigkeiten ab dem 6.
Krampfadern als Folgen) ein, die einen nachteili- Schwangerschaftsmonat auf maximal 4 Stunden
gen Einfluss auf den Schwangerschaftsverlauf ha- pro Tag einzuschränken. Diese 4 Stunden können
ben können. Es muss daher unbedingt für eine auch unregelmässig auf die ganze Arbeitszeit ver-
Entlastung gesorgt werden. teilt werden. Den Frauen, die üblicherweise wäh-
rend der gesamten Arbeitszeit stehend tätig sind,
muss für die über 4 Stunden hinausgehende Zeit
Absatz 1 eine andere gleichwertige Arbeit zugewiesen wer-
Für stehend zu verrichtende Tätigkeiten sind wäh- den, bei der sie nicht stehen müssen. Kann eine
rend der Schwangerschaft zeitliche Entlastungen geeignete Ersatzarbeit nicht angeboten werden,
vorgesehen. Ab dem 4. Schwangerschaftsmo- so haben die Arbeitnehmerinnen für die Ausfall-
nat ist dafür zu sorgen, dass die tägliche Ruhezeit zeit Anspruch auf 80 Prozent ihres Lohnes inkl.
mindestens 12 Stunden beträgt. Ausserdem ste- Naturallohn.
hen der betroffenen Frau alle 2 Stunden 10 Minu-
ten zusätzliche Pausenzeit zu, und dies über den
gesetzlich vorgeschriebenen Pausenanspruch hin-
aus (Art. 15 ArG).

SECO, Dezember 2012 161 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
5. Kapitel: Sonderschutz von Frauen ArGV 1 Art. 62
2. Abschnitt: Gesundheitsschutz bei Mutterschaft
Art. 62 Gefährliche und beschwerliche Arbeiten bei Schwangerschaft und Mutterschaft

Artikel 62

Gefährliche und beschwerliche Arbeiten


bei Schwangerschaft und Mutterschaft
(Art. 35 ArG)

1
Der Arbeitgeber darf schwangere Frauen und stillende Mütter zu gefährlichen und beschwerlichen
Arbeiten nur beschäftigen, wenn aufgrund einer Risikobeurteilung feststeht, dass dabei keine kon-
krete gesundheitliche Belastung für Mutter und Kind vorliegt oder wenn eine solche durch geeig-
nete Schutzmassnahmen ausgeschaltet werden kann. Vorbehalten bleiben weitere Ausschluss-
gründe nach Absatz 4.
2
Kann eine gefährliche gesundheitliche Belastung für Mutter und Kind nur durch das Ergreifen ge-
eigneter Schutzmassnahmen ausgeschaltet werden, ist deren Wirksamkeit periodisch, mindestens
vierteljährlich zu überprüfen. Stellt sich dabei heraus, dass das Schutzziel nicht erreicht wird, ist
nach Artikel 64 Absatz 3 beziehungsweise nach Artikel 65 zu verfahren.
3
Als gefährliche und beschwerliche Arbeiten für schwangere Frauen und stillende Mütter gelten alle
Arbeiten, die sich erfahrungsgemäss nachteilig auf die Gesundheit dieser Frauen und ihrer Kinder
auswirken. Dazu gehören namentlich:
a. das Bewegen schwerer Lasten von Hand;
b. Bewegungen und Körperhaltungen, die zu vorzeitiger Ermüdung führen;
c. Arbeiten, die mit Einwirkungen wie Stössen, Erschütterungen oder Vibrationen verbunden sind;
d. Arbeiten bei Überdruck, z.B. in Druckkammern, beim Tauchen usw.;
e. Arbeiten bei Kälte oder Hitze oder bei Nässe;
f. Arbeiten unter Einwirkung schädlicher Strahlen oder Lärm;
g. Arbeiten unter Einwirkung schädlicher Stoffe oder Mikroorganismen;
h. Arbeiten in Arbeitszeitsystemen, die erfahrungsgemäss zu einer starken Belastung führen.
4
Das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF legt in einer Ver-
ordnung fest, wie die in Absatz 3 aufgeführten gefährlichen und beschwerlichen Arbeiten zu beurteilen
sind. Überdies definiert es Stoffe, Mikroorganismen und Arbeiten, die auf Grund der Erfahrung und dem
Stand der Wissenschaft mit einem besonderen hohen Gefahrenpotential für Mutter und Kind verbunden
sind und die bei jeder Beschäftigung von schwangeren Frauen und stillenden Müttern verboten sind.

Allgemeines sen als Fachpersonen dort beigezogen werden,


wo der Arbeitgeber selber nicht in der Lage ist,
Der Gesundheitsschutz für die Arbeitnehmerin
die Gefahren für Mutter und Kind schlüssig zu be-
und ihr Kind am Arbeitsplatz liegt in der Verant-
urteilen.
wortung des Arbeitgebers; er kann diese nicht
an Dritte oder an die Arbeitnehmerin abgeben.
Die Arbeitnehmerin trägt aber Mitverantwor-
tung, nachdem sie über die gefährlichen oder be-
Absatz 1
schwerlichen Arbeitsbedingungen informiert und Der Arbeitgeber hat für gefährliche und be-
vom Arbeitgeber zur Mitwirkung aufgefordert schwerliche Arbeiten eine Risikobeurteilung vor-
worden ist (Art. 6 ArG, Art. 48 ArG). Dritte müs- zunehmen. Er muss Gewissheit darüber erlangen,

SECO, Mai 2014 162 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 62 ArGV 1 5. Kapitel: Sonderschutz von Frauen
2. Abschnitt: Gesundheitsschutz bei Mutterschaft
Art. 62 Gefährliche und beschwerliche Arbeiten bei Schwangerschaft und Mutterschaft

dass sich eine Beschäftigung von Frauen während Liste gilt als Orientierungsmassstab für die Risiko-
der Schwangerschaft oder der Stillzeit weder für beurteilung:
die Frau noch für das Kind nachteilig auswirken
Buchstabe a:
kann. Allenfalls sind geeignete Schutzmassnah-
das Bewegen schwerer Lasten von Hand;
men zu treffen, welche eine Gefährdung aus-
Beim Bewegen schwerer Lasten ist die Beanspru-
schliessen. Kann an einem Arbeitsplatz die Ge-
chung der Bauchmuskulatur und des Stütz- und
fährdung während der Schwangerschaft und der
Halteapparates, insbesondere des Rückens, kri-
Stillzeit nicht ausgeschlossen werden, so dürfen
tisch hoch.
schwangere und stillende Frauen dort nicht be-
schäftigt werden. Buchstabe b:
Die Risikobeurteilung soll nicht erst zum Zeit- Bewegungen und Körperhaltungen, die zu
punkt einer bestehenden Schwangerschaft erfol- vorzeitiger Ermüdung führen;
gen, sondern bereits im Hinblick auf eine mögli- Grundsätzlich bestehen die gleichen Gefahren
che Schwangerschaft der Arbeitnehmerinnen. Es wie unter Buchstabe a. Zusätzlich ist beim langen
müssen angemessene Schutzmassnahmen ergrif- Stehen die Blutzirkulation gefährdet.
fen werden; dies namentlich auf Grund der Tatsa-
Buchstabe c:
che, dass in der Frühschwangerschaft, also bis zur
Arbeiten, die mit Einwirkungen wie Stössen,
6. Schwangerschaftswoche, die Gefahr von Miss- Erschütterungen oder Vibrationen verbunden
bildungen am grössten ist. sind;
Zu erwarten sind ungünstige Auswirkungen wie
unter Buchstaben a und b. Zusätzlich besteht eine
Absatz 2 Gefährdung der Schwangerschaft infolge direkter
Müssen spezielle Schutzmassnahmen getroffen Einwirkung auf die Gebärmutter.
werden, so ist deren Wirksamkeit gemäss der
Buchstabe d:
Verordnung über gefährliche und beschwerliche
Arbeiten bei Überdruck, z.B. in Druckkam-
Arbeiten bei Schwangerschaft und Mutterschaft
mern, beim Tauchen usw.;
(Mutterschutzverordnung) des Eidgenössischen
Arbeiten, bei denen erhebliche Druckänderungen
Departements für Wirtschaft, Bildung und For- auftreten, sind für Schwangere und insbesondere
schung durch eine ärztliche Untersuchung der Ar- für das Kind gefährlich (Abortgefahr).
beitnehmerin mindestens vierteljährlich zu über-
prüfen. Zeigt sich, dass durch die getroffenen Buchstabe e:
Massnahmen das Schutzziel nicht erreicht wird, Arbeiten bei Kälte oder Hitze oder bei Nässe;
muss die Arbeitnehmerin an einen gleichwertigen Arbeiten unter extremen klimatischen Verhältnis-
Arbeitsplatz versetzt werden, wo sie keinem Risi- sen stellen eine hohe Belastung des Kreislaufs dar.
ko ausgesetzt ist. Wenn das nicht möglich ist, darf Schädigungen bei Mutter und Kind sind nicht aus-
sie nicht weiter beschäftigt werden. geschlossen.
Buchstabe f:
Arbeiten unter Einwirkung schädlicher Strah-
Absatz 3 len oder Lärm;
Die Liste listet Arbeiten auf, die für schwangere Arbeiten unter Einwirkung schädlicher Strahlen
und stillende Frauen als gefährlich und beschwer- oder Lärm können für Mutter und Kind in jeder
lich gelten, weil sie sich nachteilig auf die Gesund- Hinsicht gefährlich sein (Gefahr von Missbildun-
heit dieser Frauen und ihrer Kinder auswirken. Die gen). Deshalb sind solche Arbeiten zu unterlassen.

162 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
5. Kapitel: Sonderschutz von Frauen ArGV 1 Art. 62
2. Abschnitt: Gesundheitsschutz bei Mutterschaft
Art. 62 Gefährliche und beschwerliche Arbeiten bei Schwangerschaft und Mutterschaft

Buchstabe g: Kind ungünstig auswirken. Deshalb sind schwan-


Arbeiten unter Einwirkung schädlicher Stoffe gere und stillende Frauen von solchen Arbeiten zu
oder Mikroorganismen; befreien.
Arbeiten unter Einwirkung schädlicher Stoffe oder
Mikroorganismen sind für Mutter und Kind in
mancher Hinsicht gefährlich (Gefahr von Missbil- Absatz 4
dungen). Deshalb sind solche Arbeiten zu unter- In der Verordnung über gefährliche und be-
lassen. schwerliche Arbeiten bei Schwangerschaft und
Buchstabe h: Mutterschaft (Mutterschutzverordnung) des Eid-
Arbeiten in Arbeitszeitsystemen, die erfah- genössischen Departements für Wirtschaft, Bil-
rungsgemäss zu einer starken Belastung füh- dung und Forschung werden die gefährlichen und
ren; beschwerlichen Arbeiten gemäss Absatz 3 genau-
Psychisch und physisch anstrengende Arbeiten er beschrieben und beurteilt.
(z.B. längere Arbeitszeiten, verkürzte Ruhezeiten Die Mutterschutzverordnung findet sich im An-
usw.) ohne regelmässige Erholungsphasen kön- hang dieser Wegleitung.
nen sich auf das Wohlbefinden von Mutter und

SECO, Mai 2014 162 - 3


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
5. Kapitel: Sonderschutz von Frauen
2. Abschnitt: Gesundheitsschutz bei Mutterschaft
ArGV 1 Art. 63
Art. 63 Risikobeurteilung und Unterrichtung

Artikel 63

Risikobeurteilung und Unterrichtung


(Art. 35 und 48 ArG)

1
Ein Betrieb mit gefährlichen und beschwerlichen Arbeiten für Mutter und Kind nach Artikel 62 hat
die Risikobeurteilung durch eine fachlich kompetente Person nach den Grundsätzen der Artikel
11a ff. der Verordnung vom 19. Dezember 19831 über die Verhütung von Unfällen und Berufs-
krankheiten und den spezifischen Vorschriften über den Beizug von fachlich kompetenten Perso-
nen bei Mutterschaft vorzunehmen.
2
Die Risikobeurteilung erfolgt erstmals vor Beginn der Beschäftigung von Frauen in einem Betrieb
oder Betriebsteil nach Artikel 62 und bei jeder bedeutenden Änderung der Arbeitsbedingungen.
3
Das Ergebnis der Risikobeurteilung ist schriftlich festzuhalten, ebenso die vom Spezialisten der Ar-
beitssicherheit vorgeschlagenen Schutzmassnahmen. Bei der Risikobeurteilung sind zu beachten:
a. die Vorschriften nach Artikel 62 Absatz 4;
b. die Vorschriften der Verordnung 3 vom 18. August 19932 zum Arbeitsgesetz; und
c. die Verordnung vom 19. Dezember 1983 über die Verhütung von Unfällen und Berufskrankheiten.
4
Der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, dass Frauen mit beschwerlichen und gefährlichen Arbeiten
über die mit der Schwangerschaft und der Mutterschaft in Zusammenhang stehenden Gefahren
und Massnahmen rechtzeitig, umfassend und angemessen informiert sowie angeleitet werden.

Absatz 1 er kann die Risikobeurteilung der entsprechen-


den Branche übernehmen. Diese Branchenlösung
Die Risikobeurteilung in Betrieben nach Artikel 62
hat den Vorteil, dass die Risikobeurteilung für den
ArGV 1 hat durch fachlich kompetente Personen
einzelnen Betrieb weniger aufwendig und kosten-
nach Artikel 11a ff. der Verordnung über die Ver-
günstiger ist. Auf der anderen Seite hat sie den
hütung von Unfällen und Berufskrankheiten zu
Nachteil, dass allfällige Risiken, die sich nur im ei-
erfolgen. Diese Arbeitsmediziner, Arbeitshygie-
genen Betrieb zeigen, nicht erfasst werden. Stellt
niker und Sicherheitsingenieure müssen über die
der Arbeitgeber Lücken im Risikodispositiv der
notwendigen Kenntnisse und Erfahrungen ver-
Branchenlösung fest, müssen die betriebsspezifi-
fügen zur Durchführung einer Risikobeurteilung
schen Risiken nachbeurteilt werden.
nach Artikel 4 und 5 der Verordnung vom 25.
November 1996 über die Eignung der Spezialis-
tinnen und Spezialisten der Arbeitssicherheit. Die
fachlich kompetente Person sorgt dafür, dass bei
Absatz 2
der Risikobeurteilung alle Fachbereiche kompe- Beschäftigt ein Betrieb Frauen im gebärfähigen Al-
tent abgedeckt werden. Das bedeutet, dass sich ter, ist eine Risikobeurteilung für die Mutterschaft
z.B. ein Arbeitshygieniker für Fragen der Arbeits- möglichst rasch vorzunehmen, um konkreten Ge-
medizin an einen Arbeitsmediziner oder eine Ar- fahren für Mutter und Kind frühzeitig vorbeugen
beitsmedizinerin wenden muss. zu können.
Dem Betrieb bzw. dem Arbeitgeber stehen zwei
Wege offen: Er kann eine Risikobeurteilung spe- 1
SR 832.30
zifisch für seinen Betrieb vornehmen lassen, oder 2
SR 822.113

SECO, November 2006 163 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 63 ArGV 1 5. Kapitel: Sonderschutz von Frauen
2. Abschnitt: Gesundheitsschutz bei Mutterschaft
Art. 63 Risikobeurteilung und Unterrichtung

Für etliche Branchen bzw. Tätigkeiten wird das Für die Risikobeurteilung sind die Vorschriften
Verfahren recht einfach sein, weil im Betrieb keine nach Artikel 62 Absatz 4 ArGV 1 bzw. der Verord-
gefährlichen oder beschwerliche Arbeiten nach nung über gefährliche und beschwerliche Arbei-
Artikel 62 ArGV 1 ausgeführt werden. Dann ge- ten bei Schwangerschaft und Mutterschaft, der
nügt es, die betroffenen Frauen entsprechend zu Verordnung 3 zum Arbeitsgesetz sowie der Ver-
informieren und die von einer fachkompetenten ordnung über die Verhütung von Unfällen und
Person festgestellten Sachverhalte aufzuzeich- Berufskrankheiten massgebend. Risikobeurteilung
nen. Diese Feststellung darf aber nicht zu falschen und Massnahmenpläne müssen jederzeit auf dem
Schlüssen führen, denn die übrigen Schutzbestim- neusten Stand gehalten (Art. 6 ArG) und über-
mungen für die Zeit der Mutterschaft sind selbst- prüft werden können.
verständlich zu beachten und die Situation bezüg-
lich gefährlichen und beschwerlichen Arbeiten ist
ständig zu überwachen. Sollten sich die Arbeits- Absatz 4
bedingungen wesentlich ändern, ist erneut das
Der Arbeitgeber hat Frauen bei der Arbeitsauf-
Risiko zu beurteilen. Hat dagegen die Risikobe-
nahme vollumfänglich über vorhandene Gefah-
urteilung ein Gefahrenpotential nach Artikel 62
ren und Risiken bezüglich Schwangerschaft und
ArGV 1 ausgemacht, müssen die entsprechenden
Mutterschaft zu informieren. Er hat dies in einer
Schutzmassnahmen getroffen werden.
Weise zu tun, dass die betroffenen Frauen die Ri-
siken abschätzen und die notwendigen Massnah-
men verstehen können. Er leitet sie an, wie sie den
Absatz 3 Gefahren begegnen können und welche Schutz-
Das Ergebnis der Risikobeurteilung muss schrift- massnahmen notwendig sind. Er kontrolliert die
lich festgehalten werden. Das gilt auch für die Anwendung der verlangten Schutzmassnahmen
vorgeschlagenen Schutzmassnahmen. Diese Un- und setzt sie durch. In ihrem eigenen Interesse un-
terlagen sind sicher aufzubewahren und der Auf- terstützen die betroffenen Frauen den Arbeitge-
sichtsbehörde auf Verlangen zu zeigen. Die Ar- ber bei der Umsetzung der Schutzmassnahmen
beitnehmerinnen und Arbeitnehmer bzw. deren (Art. 6 Abs. 3 ArG).
Vertretung im Betrieb haben das Anrecht, diese
Unterlagen im Rahmen der Mitwirkung einzuse-
hen (vgl. Abs. 4).

163 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
5. Kapitel: Sonderschutz von Frauen ArGV 1 Art. 64
3. Abschnitt: Beschäftigungseinschränkungen und -verbote
Art. 64 Arbeitsbefreiung und Versetzung

Artikel 64

Arbeitsbefreiung und Versetzung


(Art. 35 und 35a ArG)

1
Schwangere Frauen und stillende Mütter sind auf ihr Verlangen von Arbeiten zu befreien, die für
sie beschwerlich sind.
2
Frauen, die gemäss ärztlichem Zeugnis in den ersten Monaten nach der Entbindung nicht voll leis-
tungsfähig sind, dürfen nicht zu Arbeiten herangezogen werden, die ihre Leistungsfähigkeit über-
steigen.
3
Der Arbeitgeber hat eine schwangere Frau oder eine stillende Mutter an einen für sie ungefährli-
chen und gleichwertigen Arbeitsplatz zu versetzen, wenn:
a. die Risikobeurteilung eine Gefahr für die Sicherheit und Gesundheit von Mutter oder Kind er-
gibt, und keine geeignete Schutzmassnahme getroffen werden kann; oder
b. feststeht, dass die betroffene Frau Umgang hat mit Stoffen, Mikroorganismen oder Arbeiten
ausführt, die mit einem hohen Gefahrenpotential nach Artikel 62 Absatz 4 verbunden sind.

Allgemeines fene Frau objektiv beschwerliche Arbeiten ausge-


übt, die sie z.B. gestützt auf die Risikobeurteilung
Welche Arbeit objektiv für eine schwangere oder
wegen Ungefährlichkeit oder mit Schutzmassnah-
stillende Frau als beschwerlich oder gefährlich gilt,
men ausführen durfte, und ist eine Versetzung
wird in Artikel 62 Absatz 3 Buchstaben a bis h
nicht möglich, wird die Lohnzahlung nach Artikel
ArGV 1 umschrieben. Es kann aber auch Arbei-
35 Absatz 3 ArG nicht automatisch ausgelöst (zur
ten geben, die die Frau subjektiv auf Grund ih-
Lohnfrage vgl. Art.65 ArGV 1).
res augenblicklichen physischen oder psychischen
Zustands als beschwerlich empfindet. Die Unter-
scheidung ist insofern bedeutsam, als bei den ob-
jektiven Kriterien der Arbeitgeber Lohnzahlung
Absatz 2
im Umfang von 80 % schuldet (Art. 35 ArG), falls Ähnlich liegt die Situation bei verringerter Leis-
eine Versetzung zu einer gleichwertigen Arbeit tungsfähigkeit der Mutter in den ersten Monaten
nicht möglich ist. Wird dagegen die ausgeübte nach der Geburt. Die eingeschränkte Leistungsfä-
Tätigkeit subjektiv als beschwerlich empfunden, higkeit ist mit einem ärztlichen Zeugnis zu bele-
erfolgt keine Lohnzahlung nach Artikel 35 Absatz gen. Aus diesem Zeugnis soll ersichtlich sein, zu
3 ArG. Eine Lohnzahlung richtet sich dann nach welchen Arten von Arbeiten die junge Mutter in
den vertragsrechtlichen Abmachungen oder nach der Lage ist und zu welchen nicht. Nach Möglich-
öffentlich-rechtlichem Anstellungsrecht, soweit keit sind geeignete Ersatzarbeiten anzubieten (zur
überhaupt ein Anspruch besteht (Art. 324a OR). Lohnfrage vgl. Art. 65 ArGV 1).

Absatz 1 Absatz 3
Eine schwangere oder stillende Frau kann eine Der Arbeitgeber ist unter den in diesem Absatz er-
Versetzung zu einer Arbeit verlangen, die nicht wähnten Bedingungen verpflichtet, die schwan-
beschwerlich oder gefährlich ist. Hat die betrof- gere oder stillende Frau zu einer gleichwertigen

SECO, November 2006 164 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 64 ArGV 1 5. Kapitel: Sonderschutz von Frauen
3. Abschnitt: Beschäftigungseinschränkungen und -verbote
Art. 64 Arbeitsbefreiung und Versetzung

und ungefährlichen bzw. nicht beschwerlichen


Arbeit zu versetzen (zur Gleichwertigkeit vgl.
Kommentar Art. 35b Abs.1 ArG). Zur Lohnfrage
vgl. Artikel 65 ArGV 1.

164 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
5. Kapitel: Sonderschutz von Frauen
3. Abschnitt: Beschäftigungseinschränkungen und -verbote
ArGV 1 Art. 65
Art. 65 Verbotene Arbeiten während der Mutterschaft

Artikel 65

Verbotene Arbeiten während der Mutterschaft


(Art. 35 ArG)

Ist eine Versetzung nach Artikel 64 Absatz 3 nicht möglich, darf die betroffene Frau im von der Ge-
fahr betroffenen Betrieb oder Betriebsteil nicht mehr beschäftigt werden.

Ist auf Grund der betrieblichen Organisation Frau trotzdem beschwerlich oder gefährlich, und
oder des Personalbestands eine Versetzung der ist eine Versetzung zu einer gleichwertigen Arbeit
schwangeren oder stillenden Frau an einen für sie nicht möglich, dann muss der untersuchende Arzt
ungefährlichen und gleichwertigen Arbeitsplatz oder die untersuchende Ärztin in einem Zeugnis
nicht möglich, dann darf diese Frau im von der bescheinigen, dass der Gesundheitszustand der
Gefahr betroffenen Betrieb oder Betriebsteil nicht betroffenen Frau eine Beschäftigung mit der be-
mehr beschäftigt werden. Sie hat dann Anspruch schwerlichen Arbeit vorübergehend oder dauernd
auf Lohn nach Artikel 35 Absatz 3 ArG. nicht zulässt. In diesem Fall ist Lohn geschuldet, es
Verfügt ein Betrieb über mehrere Betriebstei- sei denn, der Arbeitgeber könne eine ungefährli-
le, dann ist zu prüfen, ob eine Versetzung der che oder verträgliche Arbeit anbieten.
schwangeren oder stillenden Frau in einen Be-
triebsteil möglich ist, in dem keine Gefahr für die-
se besteht und ihr eine gleichwertige Arbeit ange- Artikel 64
boten werden kann. Sollte auch das nicht möglich Absatz 2 ArGV 1
sein, dann darf diese Frau nach Hause und ihr ist Liegt eine verringerte Leistungsfähigkeit der stil-
der Lohn nach Artikel 35 Absatz 3 ArG zu bezah- lenden Mutter in den ersten Monaten nach der
len, bis sie wieder arbeitsfähig ist und keine Ge- Geburt vor und kann keine geeignete Ersatzar-
fährdung mehr für sie und ihr Kind besteht. beit angeboten werden, beurteilt sich der Lohn-
In Bezug auf die in Artikel 64 ArGV 1 beschrie- anspruch der betroffene Frau nach den bei Arti-
benen Tatbestände sieht die Lohnzahlungspflicht kel 64 ArGV 1 unter «Allgemeines» aufgeführten
des Arbeitgebers folgendermassen aus: Kriterien.

Artikel 64 Artikel 64
Absatz 1 ArGV 1 Absatz 3 ArGV 1
Eine schwangere Frau oder stillende Mutter übt Kann im Fall von Absatz 3 Buchstaben a und b
eine beschwerliche oder gefährliche Tätigkeit aus, keine gleichwertige und ungefährliche Ersatzar-
obschon die Risikobeurteilung keine Gefährdung beit angeboten werden, so muss die Frau vom
ergeben hat oder die Arbeit wegen einer getrof- sie gefährdenden Betriebsteil ferngehalten wer-
fenen Schutzmassnahme weiter geleistet wer- den. Sie hat in diesem Fall Anspruch auf 80 Pro-
den kann. Wird nun die Arbeit für die betroffene zent des Lohnes nach Artikel 35 Absatz 3 ArG.

SECO, November 2006 165 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
5. Kapitel: Sonderschutz von Frauen ArGV 1 Art. 66
3. Abschnitt: Beschäftigungseinschränkungen und -verbote
Art. 66 Untertagarbeiten in Bergwerken

Artikel 66

Untertagarbeiten in Bergwerken
(Art. 36a ArG)

Frauen dürfen nicht zu Untertagarbeiten in Bergwerken herangezogen werden, ausser für:


a. wissenschaftliche Tätigkeiten;
b. Dienstleistungen der ersten Hilfe und der medizinischen Erstversorgung;
c. kurzfristige Tätigkeiten im Rahmen einer geregelten Berufsausbildung; oder
d. kurzfristige Tätigkeiten nicht handwerklicher Art.

Allgemeines
Da die Schweiz das Übereinkommen Nr. 45 der
IAO (Übereinkommen vom 21. Juni 1935 über die
Beschäftigung von Frauen bei Untertagarbeiten in
Bergwerken jeder Art) ratifiziert hat, dürfen Frau-
en in Bergwerken nur für die in den Buchstaben
a, b, c und d aufgezählten Tätigkeiten beschäftigt
werden.

SECO, Mai 2014 166 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ArGV 1 Art. 67
1. Abschnitt: Betriebsordnung
Art. 67 Vereinbarte oder erlassene Betriebsordnung

Artikel 67

Vereinbarte oder erlassene Betriebsordnung


(Art. 37 ArG)

1
Als frei gewählt gilt die Arbeitnehmervertretung, wenn die Wahl nach den Grundsätzen der Artikel
5–7 des Mitwirkungsgesetzes vom 17. Dezember 1993 erfolgt ist.
2
Wird die Betriebsordnung vom Arbeitgeber erlassen, so ist der Entwurf im Betrieb gut sichtbar an-
zuschlagen oder den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen auszuhändigen. Innert vier Wochen
können die Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen schriftlich dazu Stellung nehmen oder sie sind
vom Arbeitgeber mündlich anzuhören.

Absatz 1 triebs. Auf Verlangen eines Fünftels der Beschäf-


tigten ist diese Wahl geheim durchzuführen.
Die Wahl einer Arbeitnehmervertretung verläuft
nach den Artikeln 5 bis 7 des Bundesgesetzes
über die Information und Mitsprache der Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer in den Betrieben
Absatz 2
(Mitwirkungsgesetz, SR 822.14) wie folgt: Wenn Der Arbeitgeber kann nach Artikel 38 ArG die Be-
ein Fünftel der Belegschaft (oder 100 Beschäftig- triebsordnung allein erlassen, wenn diese lediglich
te in Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten) Vorschriften über den Gesundheitsschutz und die
sich für eine Arbeitnehmervertretung ausspricht, Unfallverhütung, die Ordnung im Betrieb und das
ist mit einer geheimen Abstimmung darüber zu Verhalten der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
befinden. Befürwortet die Mehrheit der Stimmen- nen im Betrieb enthält. Auch in diesem Fall steht
den eine Arbeitnehmervertretung, so organisieren diesen oder der Arbeitnehmervertretung, die nach
Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite gemeinsam Absatz 1 des vorliegenden Artikels gewählt wor-
eine allgemeine und freie Wahl von 3 oder mehr den ist, ein Mitspracherecht zu (vgl. Kommentar
Personen, je nach Grösse und Struktur des Be- Art. 37 und 38 ArG).

SECO, November 2006 167 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
1. Abschnitt: Betriebsordnung
ArGV 1 Art. 68
Art. 68 Bekanntmachung der Betriebsordnung

Artikel 68

Bekanntmachung der Betriebsordnung


(Art. 39 ArG)

1
Die Betriebsordnung ist im Betrieb gut sichtbar anzuschlagen oder den Arbeitnehmern oder Ar-
beitnehmerinnen auszuhändigen.
2
Die Betriebsordnung ist der kantonalen Behörde zuzustellen.

Allgemeines es möglich, die Betriebsordnung als Bestandteil


dieses Handbuchs abzugeben. Selbstverständ-
Die Betriebsordnung muss jedem Arbeitnehmer
lich ist es auch erlaubt, die Betriebsordnung als
und jeder Arbeitnehmerin eines Betriebs im je-
isoliertes Dokument individuell jedem Arbeit-
weils aktuellen Stand bekannt sein.
nehmer und jeder Arbeitnehmerin auszuhän-
digen.
Absatz 1 In allen Fällen ist es wichtig, dass die Betriebsord-
Für die Bekanntmachung der Betriebsordnung nung immer in der aktuellen Fassung allen zu-
bieten sich zwei Möglichkeiten an: gänglich ist und dass sie bei Änderungen (nach
erfolgter Konsultation der Arbeitnehmerseite) so-
1. Die Betriebsordnung wird an einem Anschlag-
fort an alle Betriebsangehörigen verteilt wird.
brett sichtbar gemacht, damit sie von allen Ar-
beitnehmern und Arbeitnehmerinnen eingese-
hen werden kann.
2. Ein Betriebshandbuch wird allen Arbeitnehmern
Absatz 2
und Arbeitnehmerinnen abgegeben. Es ent- Der Betrieb hat die Betriebsordnung dem kanto-
hält alle allgemein oder speziell geltenden Reg- nalen Durchführungsorgan des Arbeitsgesetzes
lemente und Vereinbarungen. In diesem Fall ist zu übermitteln.

SECO, November 2006 168 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ArGV 1 Art. 69
2. Abschnitt: Weitere Pflichten gegenüber Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen
Art. 69 Bekanntgabe der Arbeitszeiten und der Schutzvorschriften

Artikel 69

Bekanntgabe der Arbeitszeiten


und der Schutzvorschriften
(Art. 47 Abs. 1 ArG)

1
Bei der Planung für die im Betrieb massgeblichen Arbeitszeiten, wie Rahmeneinsatzzeiten, Pikett-
dienst, Einsatzpläne, bewilligte Stundenpläne, und deren Änderungen sind die Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen beizuziehen. Über den Zeitpunkt der konkreten Einführung der massgeblichen
Arbeitszeiten sind die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen möglichst frühzeitig zu informieren,
in der Regel zwei Wochen vor einem geplanten Einsatz mit neuen Arbeitszeiten.
2
Besondere Schutzvorschriften nach Artikel 47 Absatz 1 Buchstabe b des Gesetzes sind die Vor-
schriften des Gesetzes und dieser Verordnung über den Jugendschutz, die Mutterschaft und die zu
gewährenden Ausgleichsruhezeiten für geleistete Nachtarbeit.

Absatz 1 erfolgt, desto besser. In dringenden Fällen kann


Überzeitarbeit kurzfristig angekündigt werden
Die Mitwirkung der Arbeitnehmer und Arbeitneh-
(vgl. dazu die Art. 12 ArG, 25 und 26 ArGV 1 be-
merinnen bezieht sich auch auf die Festlegung der
treffend die Anforderungen, die an Überzeit ge-
Arbeitszeiten und Stundenpläne (Art. 48 ArG). Be-
knüpft sind).
sonders bei speziellen Stundenplänen, wie jenen,
Muss aus zwingenden Gründen der Stundenplan
die einer Bewilligung bedürfen (Nacht, Sonntag,
kurzfristig geändert werden, ist eine rasche, direkte
ununterbrochener Betrieb), und bei Pikettdienst
und vollständige Information der betroffenen Ar-
ist dieses Prinzip anzuwenden. Es handelt sich
beitnehmer und Arbeitnehmerinnen unabdingbar.
nicht nur darum, die betroffenen Arbeitnehmer
und Arbeitnehmerinnen über die einzuhaltenden
Stundenpläne zu informieren, sondern bei deren
Festlegung auch ihre Meinung zu berücksichtigen. Absatz 2
Diese Mitwirkung erfolgt während der Arbeitszeit. Dieser Absatz präzisiert, über welche besonderen
Sie kommt bei der Erarbeitung der Stundenplä- Schutzvorschriften der Arbeitgeber die betroffe-
ne zum Tragen, und zwar vor der zweiwöchigen nen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu in-
Frist, die zwischen der Information über die neu- formieren hat. Es sind dies insbesondere jene, die
en Stundenpläne und deren Einführung vorgese- aus folgenden Artikeln hervorgehen:
hen ist. Die gesetzlichen Vorschriften müssen aber
• Artikel 29 bis 32 ArG und das darauf abgestützte
auf jeden Fall eingehalten werden. Die Mitwir-
Verordnungsrecht (Arbeits- und Ruhezeiten für
kung der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
jugendliche Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
erlaubt also nicht, im gegenseitigen Einverständ-
nen)
nis von gesetzlichen Forderungen abzuweichen.
Die Frist von 2 Wochen soll den Arbeitnehmern • Artikel 35, 35a und 35b ArG, Artikel 60 bis 66
und Arbeitnehmerinnen ermöglichen, ihre Zeit in ArGV 1 (Schutz der schwangeren und stillenden
Abhängigkeit von Familie, Arbeit und Freizeit zu Frauen)
planen. Diese Frist darf ohne zwingenden Grund • Artikel 17b ArG, Artikel 31 und 32 ArGV 1 (Zeit-
nicht verkürzt werden. Je früher die Information zuschlag im Fall von Nachtarbeit).

SECO, Februar 2008 169 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ArGV 1 Art. 70
2. Abschnitt: Weitere Pflichten gegenüber Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen
Art. 70 Information und Anleitung der Arbeitnehmer

Artikel 70

Information und Anleitung der Arbeitnehmer


(Art. 48 ArG)

1
Der Arbeitgeber muss dafür sorgen, dass alle in seinem Betrieb beschäftigten Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen, einschliesslich der dort tätigen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen eines
andern Betriebes, ausreichend und angemessen informiert und angeleitet werden über die Orga-
nisation der Arbeitszeit, die Gestaltung der Stundenpläne und die bei Nachtarbeit vorgesehenen
Massnahmen im Sinne von Artikel 17e des Gesetzes. Diese Anleitung hat im Zeitpunkt des Stellen-
antritts und bei jeder Änderung der Arbeitsbedingungen zu erfolgen und ist nötigenfalls zu wie-
derholen.
2
Die Information und die Anleitung müssen während der Arbeitszeit erfolgen und dürfen nicht zu
Lasten der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen gehen.

Absatz 1 Beim Wechsel des Arbeitsplatzes oder bei der Ein-


führung neuer Arbeitszeitsysteme ist gegebenen-
Der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, dass jeder
falls entsprechend nachträglich zu informieren.
Arbeitnehmer und jede Arbeitnehmerin über die
Organisation der Arbeitszeit und die Gestaltung
der Stundenpläne im Betrieb Bescheid weiss. Wird
Nachtarbeit geleistet, so hat die Information auch
Absatz 2
die begleitenden Massnahmen gemäss Artikel 17e Die Einführung und Anleitung neuer Arbeitneh-
ArG zu umfassen, die vom Arbeitgeber allenfalls mer und Arbeitnehmerinnen wie auch spätere
getroffen wurden. Es kann sich dabei unter ande- Nach- und Zusatzinformationen sind Bestandteil
rem um Folgendes handeln: die Sicherheit des Ar- der Arbeitstätigkeit und haben bei vollem Lohn
beitsweges, die Organisation des Transportes, die und innerhalb der üblichen Arbeitszeit zu erfol-
Ruhegelegenheiten, die Verpflegungsmöglichkei- gen. Es dürfen dafür also nicht Freizeit oder Pau-
ten sowie die Kinderbetreuung. sen beansprucht werden. Es ist auch nicht zu-
Die Orientierung hat im Rahmen der systemati- lässig, die für die Unterweisung benötigte Zeit
schen Einführung von neuem Personal zu erfol- vor- oder nachholen zu lassen; ein Lohnabzug ist
gen. Besondere Beachtung ist der Instruktion von ebenso wenig erlaubt.
fremdsprachigen Arbeitnehmern und Arbeitneh- Die ArGV 3 und die VUV enthalten ebenfalls eine
merinnen zu schenken. Die Informationspflicht Bestimmung über die Anleitung der Arbeitnehmer
gilt auch für temporär angestelltes Personal sowie und Arbeitnehmerinnen. Inhaltlich geht es dabei
für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen von um die Gesundheitsvorsorge (Art. 6 ArGV 3) und
Drittfirmen, die vorübergehend oder auch für län- die Unfallverhütung (Art. 6 VUV).
gere Zeit im Betrieb arbeiten.

SECO, November 2006 170 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
2. Abschnitt: Weitere Pflichten gegenüber Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen
ArGV 1 Art. 71
Art. 71 Beizug der Arbeitnehmer

Artikel 71

Beizug der Arbeitnehmer


(Art. 48 und 6 Abs. 3 ArG)

1
Die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen oder ihre Vertretung im Betrieb sind vorgängig über
Besuche der Vollzugsbehörde zu informieren und auf ihren Wunsch in geeigneter Form zu deren
Abklärungen und Betriebsbesuchen beizuziehen. Bei unangemeldeten Betriebsbesuchen sind die
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ebenfalls beizuziehen.
2
Der Arbeitgeber hat den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen oder deren Vertretung im Betrieb
von Anordnungen der Vollzugsbehörde Kenntnis zu geben.

Vorbemerkung mer und Arbeitnehmerinnen bzw. die Arbeitneh-


mervertretung frühzeitig über den Zeitpunkt und
Die Arbeitnehmerschaft hat einen kollektiven An-
– sofern bekannt – über den Gegenstand zu infor-
spruch, bei Betriebsbesuchen sowie Anordnungen
mieren. Bei unangemeldeten Inspektionen sollte in
und Abklärungen der Vollzugsbehörde beigezo-
Betrieben mit Arbeitnehmervertretung zumindest
gen zu werden. Im Gegensatz dazu betrifft Arti-
ein Mitglied der Vertretung umgehend darüber
kel 70 ArGV 1 die arbeitsplatzbezogene Informa-
orientiert werden.
tion und Anleitung der einzelnen Arbeitnehmer
In Betrieben mit Arbeitnehmervertretung ist es
und Arbeitnehmerinnen. Artikel 71 ArGV 1 ist ein
angezeigt, dass ein Mitglied der Arbeitnehmer-
Anwendungsfall des Bundesgesetzes vom 17. De-
vertretung die Möglichkeit hat, die behördliche
zember 1993 über die Information und Mitspra-
Inspektion zu begleiten. Besteht keine Arbeitneh-
che der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in
mervertretung, so ist den interessierten Arbeitneh-
den Betrieben (Mitwirkungsgesetz, SR 822.14).
mern und Arbeitnehmerinnen die Möglichkeit zu
geben, bei der Inspektion ihres näheren Arbeits-
Absatz 1 umfeldes anwesend zu sein. In jedem Fall müssen
sie die Möglichkeit haben, den Behördendelegati-
Bei Inspektionen der zuständigen Behörden sowie
onen ihre Wünsche und Anliegen hinsichtlich der
bei Abklärungen, die auf Anweisung der Behör-
in Artikel 70 ArGV 1 genannten Bereiche (Orga-
den vorgenommen werden, haben die Arbeitneh-
nisation der Arbeitszeit, Stundenpläne, Massnah-
mer und Arbeitnehmerinnen das Recht, beigezo-
men bei Nachtarbeit) bekannt zu geben. Es steht
gen und umfassend orientiert zu werden. Besteht
ihnen im Übrigen auch frei, sich jederzeit auch
in einem Betrieb eine Arbeitnehmervertretung,
ausserhalb von Betriebsinspektionen an die zu-
so steht dieses Mitwirkungsrecht der Vertretung
ständige Behörde zu wenden.
selbst zu.
Der Arbeitgeber hat die Arbeitnehmer und Ar-
beitnehmerinnen über angemeldete Betriebsbesu-
che der Vollzugsbehörde im Voraus zu informie-
Absatz 2
ren. Nur so kann sichergestellt werden, dass sie ihr Werden von den Behörden Massnahmen ange-
Recht wahrnehmen können, an Abklärungen und ordnet, so hat der Arbeitgeber die betroffenen
Betriebsbesuchen der Behörden teilzunehmen. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen bzw. de-
Wenn die Inspektion von der Behörde angekün- ren Vertretung umfassend über diese Anordnun-
digt wird, so hat der Arbeitgeber die Arbeitneh- gen zu orientieren.

SECO, November 2006 171 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ArGV 1 Art. 72
3. Abschnitt: Pflichten gegenüber Vollzugs- und Aufsichtsorganen
Art. 72 Zutritt zum Betrieb

Artikel 72

Zutritt zum Betrieb


(Art. 45 ArG)

1
Der Arbeitgeber hat den Vollzugs- und Aufsichtsorganen Zutritt zu allen Räumen des Betriebes,
mit Einschluss der Ess-, Aufenthalts- und Unterkunftsräume, zu gewähren.
2
Die Vollzugs- und Aufsichtsorgane sind befugt, im Rahmen ihrer Aufgaben den Arbeitgeber und,
ohne Anwesenheit von Drittpersonen, die im Betrieb beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitneh-
merinnen über die Durchführung des Gesetzes, der Verordnungen und der Verfügungen zu be-
fragen.

Allgemeines Absatz 2
Die allgemeine Auskunftspflicht der Arbeitgeber, Hiermit wird den Aufsichtsorganen die Befugnis
der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sowie erteilt, mit den auskunftspflichtigen Personen ver-
derjenigen Personen, die im Auftrag der Arbeit- trauliche Gespräche zu führen. Damit erhält so-
geber Aufgaben nach Arbeitsgesetz wahrnehmen wohl die Arbeitgeber- als auch die Arbeitnehmer-
(nach Artikel 45 ArG, vgl. auch Kommentar Art. seite die Gelegenheit, über allfällige schlechte
45 ArG), wird im vorliegenden Artikel konkreti- Arbeitsbedingungen oder Missstände zu spre-
siert und das Vorgehen im Einzelnen geregelt. chen, ohne dass die andere Partei Einfluss auf die
Aussagen nehmen kann oder darüber etwas er-
fährt. Unter Umständen lassen sich Zuwiderhand-
Absatz 1 lungen gegen das Arbeitsgesetz in solchen Ge-
sprächen besser aufdecken. Keine der Parteien
Die Arbeitgeber müssen den Aufsichtsorganen
kann beanspruchen, bei einer solchen Befragung
den Zutritt zu allen Räumen des Betriebs gewäh-
anwesend zu sein.
ren, wo sich die Arbeitnehmer und Arbeitneh-
merinnen aufhalten. Dazu gehören nicht nur die
Arbeitsplätze. Es kann z.B. von Interesse sein, in
einem Betrieb mit Nachtarbeit auch die Ausstat-
tung der Pausenräume zu kontrollieren.

SECO, November 2006 172 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
3. Abschnitt: Pflichten gegenüber Vollzugs- und Aufsichtsorganen
ArGV 1 Art. 73
Art. 73 Verzeichnisse und andere Unterlagen

Artikel 73

Verzeichnisse und andere Unterlagen


(Art. 46 ArG)

1
Die Verzeichnisse und Unterlagen haben alle Angaben zu enthalten, die für den Vollzug des Ge-
setzes notwendig sind, namentlich müssen daraus ersichtlich sein:
a. die Personalien der Arbeitnehmer und der Arbeitnehmerinnen;
b. die Art der Beschäftigung sowie Ein- und Austritt der Arbeitnehmer oder der Arbeitnehmerinnen;
c. die geleistete (tägliche und wöchentliche) Arbeitszeit inkl. Ausgleichs- und Überzeitarbeit sowie
ihre Lage;
d. die gewährten wöchentlichen Ruhe- oder Ersatzruhetage, soweit diese nicht regelmässig auf
einen Sonntag fallen;
e. die Lage und Dauer der Pausen von einer halben Stunde und mehr;
f. die betrieblichen Abweichungen von der Tag-, Nacht- und Sonntagsdefinition nach den Arti-
keln 10, 16 und 18 des Gesetzes;
g. Regelungen über den Zeitzuschlag nach Artikel 17b Absätze 2 und 3 des Gesetzes;
h. die nach Gesetz geschuldeten Lohn- und/oder Zeitzuschläge;
i. die Ergebnisse der medizinischen Abklärungen hinsichtlich der Eignung oder Nichteignung bei
Nachtarbeit oder Mutterschaft;.
j. das Vorliegen von Ausschlussgründen oder die Ergebnisse der Risikobeurteilung bei Mutter-
schaft und gestützt darauf getroffene betriebliche Massnahmen.
2
Verzeichnisse und andere Unterlagen sind nach Ablauf ihrer Gültigkeit für mindestens fünf Jahre
aufzubewahren.
3
Die Vollzugs- und Aufsichtsorgane können Einsicht nehmen in weitere Verzeichnisse und Unterlagen,
soweit das für die Erfüllung ihrer Aufgaben notwendig ist. Sofern es für die Ermittlung notwendig
ist, kann die zuständige Behörde diese Unterlagen und Verzeichnisse mitnehmen. Nach Abschluss
der Ermittlungen sind diese dem Arbeitgeber zurückzugeben.

Vorbemerkung Allgemeines
Die Neugestaltung des Arbeits- und Ruhezeit- Aus der Liste der Angaben, die den Behörden
systems mit den verschiedenen Flexibilisierungs- zur Verfügung gestellt werden müssen, geht klar
möglichkeiten bedingt eine bessere Erfassung hervor, dass auch neue Formen von Arbeitszeit-
der Arbeits- und Ruhezeiten im Interesse des öf- regelungen (Gleitzeit, monatliche Sollarbeitszeit,
fentlichen Gesundheitsschutzes. Damit wird den Jahresarbeitszeit usw.) es nicht erlauben, auf die
Anforderungen aus dem Übereinkommen Nr. 81 Aufzeichnung der individuell geleisteten Arbeits-
der Internationalen Arbeitsorganisation entspro- zeit zu verzichten. Diese neuen Arbeitszeitformen
chen. Auch die Überprüfung der Risikobeurtei- müssen sich im Rahmen der Arbeitszeitvorschrif-
lungen bezüglich Mutterschaft, die Massnahmen ten bewegen, die auf die tägliche und wöchent-
bei Nachtarbeit oder die Wahrnehmung der Mit- liche Arbeitszeit ausgerichtet bleiben. Die geführ-
wirkungsrechte erfordern eine genügende Doku- ten Verzeichnisse und Unterlagen müssen klar
mentation, aus denen sich die notwendigen An- und verständlich aufgebaut und gegliedert sein,
gaben für den Vollzug ergeben müssen. so dass der Inhalt der Informationen für Arbeitge-

SECO, November 2006 173 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 73 ArGV 1 6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
3. Abschnitt: Pflichten gegenüber Vollzugs- und Aufsichtsorganen
Art. 73 Verzeichnisse und andere Unterlagen

ber, Arbeitnehmer wie auch für die zuständige Be- Buchstaben i und j:
hörde rasch erfassbar und überprüfbar ist. Die Überprüfung dieser Angaben erlaubt es si-
cherzustellen, dass die Arbeitnehmer und Arbeit-
nehmerinnen in besonderen Situationen nicht
Absatz 1 übermässigen Risiken ausgesetzt sind (Nachtar-
beit, Mutterschaft).
Die Aufzählung der Liste in Absatz 1 ist nicht ab-
schliessend.
Buchstaben a und b: Absatz 2
Die Angabe der Personalien des Arbeitnehmers
Dieser Absatz präzisiert die Aufbewahrungsdau-
oder der Arbeitnehmerin, die Angaben über die
er von Verzeichnissen und Unterlagen (vgl. Kom-
Art sowie über Beginn und Ende der Beschäfti-
mentar Artikel 46 ArG). Die Aufbewahrungsdauer
gung erlauben es erst, die auf diese Person kon-
beträgt 5 Jahre und beginnt mit dem Ablauf der
kret anwendbaren Vorschriften zu bestimmen.
jeweiligen Gültigkeit.
Buchstaben c bis f:
Die unter Buchstabe c bis f genannten Angaben
ermöglichen es, die verschiedenen Aspekte der Absatz 3
Arbeits- und Ruhezeitgestaltung zu überprüfen,
Wenn nötig hat der Arbeitgeber Einsicht in wei-
denn das Gesetz sieht neben der wöchentlichen
tere Dokumente zu gewähren, die in der Liste des
Höchstarbeitszeit ja noch andere Schutzmassnah-
1. Absatzes nicht erwähnte Informationen enthal-
men vor, insbesondere den maximalen täglichen
ten. Es kann sich dabei z.B. um Unterlagen zur
Zeitrahmen von Arbeitszeit und Pausen sowie der
Überprüfung der Lohnzuschlagszahlungen han-
täglichen und wöchentlichen Ruhezeit.
deln (Buchhaltung) oder um den Nachweis hoher
Buchstaben g und h: Abschreibungen für Anlagen, welche die Nacht-
Die Kenntnis dieser Daten ist notwendig für die oder Sonntagsarbeit unentbehrlich machen (Steu-
Überprüfung der vom Gesetz vorgesehenen Kom- ererklärung). Ebenso können z.B. Protokolle ein-
pensationen für Überzeit, Arbeit im ununterbro- gesehen werden, damit überprüft werden kann,
chenen Betrieb, Nacht- oder Sonntagsarbeit. ob die Mitwirkungsrechte im Betrieb sachgerecht
wahrgenommen werden.

173 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
3. Abschnitt: Pflichten gegenüber Vollzugs- und Aufsichtsorganen
ArGV 1 Art. 73a
Art. 73a Verzicht auf die Arbeitszeiterfassung

Artikel 73a

Verzicht auf die Arbeitszeiterfassung


(Art. 46 ArG)

1
Die Sozialpartner können in einem Gesamtarbeitsvertrag vorsehen, dass in den Verzeichnissen und
Unterlagen die Angaben nach Artikel 73 Absatz 1 Buchstaben c–e und h nicht enthalten sein müs-
sen, sofern die betroffenen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen:
a. bei ihrer Arbeit über eine grosse Autonomie verfügen und ihre Arbeitszeiten mehrheitlich selber
festsetzen können;
b. über ein Bruttojahreseinkommen, einschliesslich Boni, von mehr als 120 000 Franken verfügen,
wobei sich dieser Betrag bei Teilzeitanstellung anteilsmässig reduziert; und
c. schriftlich individuell vereinbart haben, dass sie auf die Arbeitszeiterfassung verzichten.
2
Die Höhe des Betrags nach Absatz 1 Buchstabe b wird an die Entwicklung des Höchstbetrags des
versicherten Verdiensts nach dem UVG angepasst.
3
Der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin oder der Arbeitgeber kann die Vereinbarung nach Ab-
satz 1 Buchstabe c jährlich widerrufen.
4
Der Gesamtarbeitsvertrag muss von der Mehrheit der repräsentativen Arbeitnehmerorganisatio-
nen, insbesondere der Branche oder des Betriebs, unterzeichnet sein und muss Folgendes vorse-
hen:
a. besondere Massnahmen für den Gesundheitsschutz und die Einhaltung der gesetzlich festge-
schriebenen Ruhezeiten;
b. die Verpflichtung des Arbeitgebers zur Bezeichnung einer internen Anlaufstelle für Fragen zu
den Arbeitszeiten.
5
Der Arbeitgeber hat den Gesamtarbeitsvertrag und die individuellen Verzichtsvereinbarungen so-
wie ein Verzeichnis der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die auf die Arbeitszeiterfassung
verzichtet haben, mit der Angabe ihrer Bruttojahreseinkommen den Vollzugs- und Aufsichtsorga-
nen zur Verfügung zu halten.

Vorbemerkung Ausgenommen davon sind somit z.B. höhere lei-


Mit dem Erlass der neuen Verordnungsbestim- tende Angestellte im Sinne von Artikel 3 Buchsta-
mungen wird der Forderung nach mehr Flexibilität be d ArG und Artikel 9 ArGV 1. Der persönliche
bei der Erfassung der Arbeitszeiten entsprochen. Geltungsbereich des Arbeitsgesetzes bleibt auch
Sie ermöglichen gewissen Gruppen von Arbeit- mit der Einführung der neuen Modalitäten für die
nehmenden, vollständig oder teilweise von der Arbeitszeiterfassung unberührt. Für Arbeitneh-
Dokumentation der Arbeitszeiten abzusehen und mende ohne oder mit nur vereinfachter Arbeits-
stellen somit Ausnahmeregelungen zur systema- zeiterfassung gelten die Vorschriften des Arbeits-
tischen Erfassungspflicht gemäss Art. 73 ArGV 1 gesetzes bezüglich der Arbeits- und Ruhezeiten
dar. unverändert.
Die Modalitäten der Arbeitszeiterfassung gemäss Eine SECO-Weisung an die Kantonalen Arbeits-
Artikel 73a und 73b ArGV 1 richten sich an Ar- inspektorate schuf per 1. Januar 2013 für einige
beitnehmende, die unter die Arbeits- und Ruhe- Arbeitnehmende die Möglichkeit, die Arbeitszei-
zeitbestimmungen des Arbeitsgesetzes fallen. ten vereinfacht zu erfassen. Diese Weisung bleibt

SECO, Februar 2016 173a - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 73a ArGV 1 6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
3. Abschnitt: Pflichten gegenüber Vollzugs- und Aufsichtsorganen
Art. 73a Verzicht auf die Arbeitszeiterfassung

für Betriebe, welche sie bei Inkrafttreten der neu- siert werden. Eine solche Gestaltungsautonomie
en Verordnungsbestimmungen bereits umgesetzt besitzen tendenziell das höhere Kader sowie Ar-
haben, bis Ende 2016 gültig. beitnehmende mit einem besonderen Pflichten-
heft, wie etwa Projektleitende.
Zusätzlich müssen diese Arbeitnehmenden die
Absatz 1 Freiheit geniessen, ihre Arbeits- und somit auch
ihre Ruhezeiten mehrheitlich selber festsetzen zu
Die nachfolgenden Bedingungen (Gesamtarbeits-
können. Diese erforderliche Zeitautonomie muss
vertrag, Bruttojahreseinkommen von mehr als
für mindestens die Hälfte der Arbeitszeit beste-
120‘000 CHF, Gestaltungs- und Arbeitszeitau-
hen. Dabei handelt es sich um einen Richtwert.
tonomie sowie Einverständnis des einzelnen Ar-
Bei der Festlegung dieser Zeitautonomie ist jeweils
beitnehmenden) müssen kumulativ erfüllt sein,
das Arbeitsumfeld als Ganzes in Betracht zu zie-
damit der Verzicht auf die Arbeitszeiterfassung
hen, unter Berücksichtigung der nachfolgenden
zulässig ist.
Faktoren:
Die Möglichkeit des Verzichts auf die Erfassung
und Dokumentation der Arbeitszeiten gemäss Positive Faktoren:
Art. 73 Absatz 1 Buchstaben c-e und h muss pri- - Telearbeit ohne festgelegten Zeitplan
mär in einem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) vorge- - Gleitende Arbeitszeiten
sehen sein. Dieser GAV hat bestimmte Kriterien zu
- Keine zwingenden Präsenzzeiten
erfüllen (vgl. dazu Absatz 4). Gleichzeitig müssen
der Betrieb und der betroffene Arbeitnehmende Negative Faktoren:
vom Geltungsbereich des GAV erfasst sein. - obligatorische Sitzungen
Die Sozialpartner können einen bestehenden GAV - Blockzeiten
um diesen Aspekt erweitern oder einen neuen
- Pflicht der ständigen Erreichbarkeit
GAV abschliessen. Sollten die betroffenen Arbeit-
nehmenden vom persönlichen Geltungsbereich - Pflichtenheft, das ständige Präsenz verlangt (z.B
eines bereits bestehenden GAV nicht erfasst sein, Baustellenleiter oder Werkstattleiter)
so ist es möglich, den Anwendungsbereich einzig - Grosser Koordinationsbedarf und somit zwin-
im Hinblick auf den Verzicht auf die Arbeitszeiter- gende Verfügbarkeit gegenüber Vorgesetzten
fassung um diese Arbeitnehmergruppe zu erwei- und/oder Kunden
tern. Welche Arbeitnehmerkategorien die Vorausset-
Sofern die inhaltlichen Vorgaben von Absatz 4 er- zungen erfüllen und damit in erforderlichem Mas-
füllt sind, kann sich ein neuer GAV auch auf die se über eine Gestaltungs- und Zeitautonomie ver-
Regelung von Fragen rund um die Arbeitszeiter- fügen, wird durch die Sozialpartner im Rahmen
fassung beschränken. Der GAV muss nicht allge- der Diskussionen zur Aushandlung eines GAV
meinverbindlich erklärt sein. konkret festgelegt. Dies unter Berücksichtigung
der Aufgaben, der Verantwortlichkeiten und des
Buchstabe a: allgemeinen Berufsumfelds der betroffenen Ar-
Der Verzicht auf die Arbeitszeiterfassung ist nur beitnehmergruppen.
für Arbeitnehmende möglich, welche bei ihrer Buchstabe b:
Arbeit über eine grosse Gestaltungsautonomie Für den Verzicht auf die Arbeitszeiterfassung wird
verfügen. Mit anderen Worten richtet sich die- weiter vorausgesetzt, dass die betroffenen Arbeit-
se Bestimmung einzig an Arbeitnehmende, wel- nehmenden über ein Bruttojahreseinkommen von
che weitgehend selber bestimmen, in welcher Art mindestens CHF 120‘000.- verfügen. Für die Be-
und Weise die Arbeiten ausgeführt und organi- stimmung des Bruttojahreseinkommens muss der

173a - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
3. Abschnitt: Pflichten gegenüber Vollzugs- und Aufsichtsorganen
ArGV 1 Art. 73a
Art. 73a Verzicht auf die Arbeitszeiterfassung

AHV-pflichtige Lohn des Vorjahres herangezogen derrufsmöglichkeit Gebrauch machen. Der Wider-
werden. Dies bedeutet im Konkreten, dass allfälli- ruf kann dabei schriftlich erfolgen oder anlässlich
ge Bonuszahlungen mitberücksichtig werden, So- des Endjahresgesprächs dokumentiert werden.
zialzulagen dahingegen nicht. Die Einhaltung der arbeitsvertraglichen Kündi-
Bei Teilzeitanstellung reduziert sich dieser Betrag gungsfrist ist dabei nicht erforderlich.
anteilsmässig. Gleiches gilt bei unterjähriger An-
stellungsdauer respektive bei Bezug von unbe-
zahltem Urlaub. Bei Neuanstellung ist auf den im Absatz 4
Arbeitsvertrag vereinbarten Lohn abzustützen.
Der Gesamtarbeitsvertrag muss von der Mehrheit
Allfällige variable Lohnbestandteile sind bei Neu-
der repräsentativen Arbeitnehmer-organisatio-
anstellung in demjenigen Umfange zu berücksich-
nen, insbesondere der Branche oder des Betriebs,
tigen, als sie gemäss betrieblicher Usanz Ende Jahr
unterzeichnet sein. Die Repräsentativität einer Ar-
auch tatsächlich ausbezahlt werden.
beitnehmerorganisation bestimmt sich nach den
Buchstabe c: konkreten Umständen des Einzelfalls im Zeitpunkt
Jeder betroffene Arbeitnehmende muss dem Ver- des Abschlusses der Vereinbarung.
zicht auf die Arbeitszeiterfassung persönlich zu- Für den Abschluss eines Gesamtarbeitsvertrags
stimmen. Dies geschieht in Form einer individu- wird eine betriebsunabhängige Arbeitnehmeror-
ellen und schriftlichen Vereinbarung mit dem ganisation vorausgesetzt. Im Übrigen gelten die
Arbeitgeber. Führt ein Betrieb die Personaldoku- allgemeinen Grundsätze des GAV-Rechts. Dem-
mente elektronisch, so kann diese Vereinbarung nach sind die tariffähigen Sozialpartner, welche
auch in elektronischer Form erfolgen. Es muss materiell, persönlich und örtlich zuständig sind
nachvollziehbar sein, dass der Arbeitnehmen- und sich nach Treu und Glauben verhalten, grund-
de seine Zustimmung gegeben hat. Hingegen sätzlich in den Verhandlungen zu begrüssen. Die
müssen die qualifizierten Anforderungen an die Schaffung von neuen Gewerkschaften, einzig mit
Schriftlichkeit gemäss Art. 13 f. OR nicht erfüllt dem Ziel, entsprechende Verträge betreffend die
sein. Arbeitszeiterfassung mit bestimmten Arbeitge-
bern abzuschliessen, ist unzulässig.
Bei bereits bestehenden Gesamtarbeitsverträgen
Absatz 2 kann angenommen werden, dass den unterzeich-
nenden Arbeitnehmerorganisationen die erforder-
Der Betrag von CHF 120‘000.- folgt der Entwick-
liche Repräsentativität zukommt. Die Repräsenta-
lung des Höchstbetrags des versicherten Verdiens-
tivität bezieht sich dabei auf die Belegschaft eines
tes nach dem Unfallversicherungsgesetz, welcher
Betriebes oder einer Branche. Sie kann sich auch
bei Inkrafttreten von Art. 73a ArGV 1 am 1. Janu-
- muss sich aber nicht - speziell auf die von der
ar 2016 CHF 148 200.- beträgt. Allfällige Anpas-
Ausnahme betroffenen Arbeitnehmenden bezie-
sungen dieses Betrags erfolgen im Rahmen einer
hen. Die Möglichkeit, auf die Arbeitszeiterfassung
Verordnungsrevision.
zu verzichten, kann auch in einem branchenüber-
greifenden (vgl. GAV Personalverleih) oder in ei-
nem regionalen GAV geregelt werden.
Absatz 3 Verlangt wird, dass die Mehrheit der potenziell in
Die Vereinbarung gemäss Art. 73a Absatz 1 lit. c Frage kommenden Arbeitnehmerorganisationen
ArGV 1 kann jährlich per Ende Jahr widerrufen zustimmt.
werden. Sowohl der Arbeitgeber als auch der be-
troffene Arbeitnehmende können von dieser Wi-

SECO, Februar 2016 173a - 3


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 73a ArGV 1 6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
3. Abschnitt: Pflichten gegenüber Vollzugs- und Aufsichtsorganen
Art. 73a Verzicht auf die Arbeitszeiterfassung

Buchstabe a: tungen und soll gegebenenfalls den einzelnen


Da mit dem Verzicht auf die Arbeitszeiterfassung Arbeitnehmenden Unterstützung bieten und der
ein wesentliches Kontrollinstrument wegfällt, sind Geschäftsleitung Massnahmen vorschlagen kön-
im Rahmen des Gesamtarbeitsvertrages besonde- nen. Ihre Rolle bezüglich der weiteren im GAV
re Massnahmen für den Gesundheitsschutz und vorgesehenen besonderen Massnahmen muss
für die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebe- festgelegt werden.
nen Ruhezeiten zwingend vorzusehen. Dabei ist Bei Kontrollen ist sie auch erste Ansprechstelle für
den Bedürfnissen von Teilzeitangestellten beson- die Vollzugsbehörden.
dere Beachtung zu schenken.
Bei der Festlegung dieser gesundheitsschutzrele-
vanten Massnahmen ist insbesondere den bran- Absatz 5
chenspezifischen Risiken übermässiger Arbeits-
Der Arbeitgeber wird nicht vollständig von seiner
belastung Rechnung zu tragen. Dabei ist der
Dokumentationspflicht befreit. An die Stelle der
Information der Mitarbeitenden, der Sensibilisie-
detaillierten Arbeitszeitdokumentation treten an-
rung der Vorgesetzten und der Begleitung der be-
dere Unterlagen, welche es den Vollzugsbehörden
schlossenen Massnahmen besondere Aufmerk-
ermöglichen, die Voraussetzungen für die Befrei-
samkeit zu schenken. Es kann sinnvoll sein, dass
ung von der Arbeitszeiterfassung zu überprüfen.
die Sozialpartner für die Beurteilung dieser Frage
Der Arbeitgeber muss den staatlichen Vollzugs-
und die Erarbeitung von Vorschlägen einen ASA-
und Aufsichtsorganen folgende Unterlagen zur
Spezialisten (gemäss der EKAS-Richtlinie 6508
Verfügung halten:
über den Beizug von Arbeitsärzten und anderen
Spezialisten der Arbeitssicherheit) beiziehen. • den Gesamtarbeitsvertrag
Da die Überprüfung der Einhaltung der gesetzli- • die individuellen Verzichtsvereinbarungen
chen Pausenregeln und Ruhezeiten gestützt auf • ein Verzeichnis der Arbeitnehmenden, die auf
eine lückenlose Arbeitszeitdokumentation weg- die Arbeitszeiterfassung verzichtet haben. Das
fällt, ist im Gesamtarbeitsvertrag zwingend der Bruttojahreseinkommen der einzelnen Arbeit-
Bezug von Pausen und Ruhezeiten zu regeln. nehmenden muss in diesem Verzeichnis nicht
Buchstabe b: ersichtlich sein. Es reicht die Bestätigung, dass
Im Gesamtarbeitsvertrag muss auch die Verpflich- sie die erforderliche Lohnhöhe erreichen. Der
tung des Arbeitgebers zur Bezeichnung einer be- Arbeitsinspektor kann gleichwohl stichproben-
triebsinternen Anlaufstelle für Fragen zu den weise die Korrektheit des Verzeichnisses über-
Arbeitszeiten vorgesehen sein. Dabei ist sicherzu- prüfen und gegebenenfalls den Lohnausweis
stellen, dass der Anlaufstelle bei der Ausübung ih- einzelner Arbeitnehmenden verlangen.
rer Funktion eine genügende Unabhängigkeit zu-
kommt und die Vertraulichkeit gewährleistet ist.
Im Übrigen ist der Arbeitgeber frei, die strukturelle
Ansiedlung im Betrieb festzulegen.
Diese Anlaufstelle soll in erster Linie Vorgesetzte
für das Thema Arbeits- und Ruhezeiten sensibili-
sieren. Ausserdem soll sie regelmässig den Stand
der Arbeitsbelastung der Arbeitnehmenden im
Betrieb eruieren. Sie bezweckt damit die frühzei-
tige Erkennung von Schwierigkeiten bei der Ein-
haltung der Ruhezeiten oder sonstigen Überlas-

173a - 4
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
3. Abschnitt: Pflichten gegenüber Vollzugs- und Aufsichtsorganen
ArGV 1 Art. 73b
Art. 73b Vereinfachte Arbeitszeiterfassung

Artikel 73b

Vereinfachte Arbeitszeiterfassung
(Art. 46 ArG)

1
Die Arbeitnehmervertretung einer Branche oder eines Betriebs oder, wo eine solche nicht besteht,
die Mehrheit der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen eines Betriebs kann mit dem Arbeitge-
ber vereinbaren, dass für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die ihre Arbeitszeiten zu einem
namhaften Teil selber festsetzen können, einzig die geleistete tägliche Arbeitszeit erfasst werden
muss. Bei Nacht- und Sonntagsarbeit sind zusätzlich Anfang und Ende dieser Arbeitseinsätze zu
dokumentieren.
2
Die Vereinbarung muss Folgendes festlegen:
a. die Arbeitnehmerkategorien, für welche die vereinfachte Arbeitszeiterfassung gilt;
b. besondere Bestimmungen zur Einhaltung der Arbeitszeit- und Ruhezeitbestimmungen;
c. ein paritätisches Verfahren, mit dem die Einhaltung der Vereinbarung überprüft wird.
3
In Betrieben mit weniger als 50 Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen kann die vereinfachte
Arbeitszeiterfassung nach Absatz 1 auch individuell zwischen dem Arbeitgeber und dem Arbeit-
nehmer oder der Arbeitnehmerin schriftlich vereinbart werden. In der Vereinbarung ist auf die gel-
tenden Arbeits- und Ruhezeitbestimmungen hinzuweisen. Zusätzlich muss jährlich ein Endjahres-
gespräch zur Arbeitsbelastung geführt und dokumentiert werden.
4
Den betroffenen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen steht es frei, trotz Vorliegens einer Ver-
einbarung die Angaben nach Artikel 73 Absatz 1 Buchstaben c–e aufzuzeichnen. Der Arbeitgeber
hat dafür ein geeignetes Instrument zur Verfügung zu stellen.

Vorbemerkung legte maximale tägliche Arbeitszeit für Nachtar-


beit kürzer als bei Tages- und Abendarbeit.
Siehe Vorbemerkungen zu Art. 73a ArGV 1.
Die Einführung der vereinfachten Arbeitszeiter-
fassung erfolgt in der Regel durch eine kollektive
Vereinbarung zwischen der gewählten betriebsin-
Absatz 1 ternen Arbeitnehmervertretung (Personalkommis-
Die vereinfachte Arbeitszeiterfassung ermöglicht sion) und dem Arbeitgeber. Die Verhandlung und
es, dass Arbeitnehmende mit einer gewissen Au- Genehmigung einer solchen kollektiven Vereinba-
tonomie in der Festsetzung ihrer Arbeitszeit, nur rung kann auch durch eine im Betrieb bereits ver-
noch die täglich geleistete Arbeitszeit erfassen. ankerte Gewerkschaft erfolgen, mit welcher ein
Die Lage respektive der Zeitpunkt der Arbeits- und GAV besteht.
Ruhezeiten ist nicht mehr dokumentationspflich- In Betrieben ohne Personalkommission gemäss
tig. Bei Leistung von Nacht- oder Sonntagsarbeit Mitwirkungsgesetz (SR 822.14) ist es möglich, für
sind demgegenüber der Anfang und das Ende die- die Aushandlung dieser Vereinbarung eine Pro-
ser Arbeitseinsätze gleichwohl festzuhalten. Dies jektgruppe ad hoc durch die Mitarbeitenden be-
ermöglicht es, die gesetzlich vorgeschriebenen stimmen zu lassen. Die Art und Weise, wie diese
Kompensationen für Nacht- und Sonntagsarbeit Projektgruppe bestellt wird, ist nicht vorgeschrie-
zu thematisieren. Zudem ist die gesetzlich festge- ben. Eine Wahl durch die Belegschaft ist nicht er-

SECO, Februar 2016 173b - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 73b ArGV 1 6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
3. Abschnitt: Pflichten gegenüber Vollzugs- und Aufsichtsorganen
Art. 73b Vereinfachte Arbeitszeiterfassung

forderlich. Diese Projektgruppe hätte dabei die Buchstabe b:


Aufgabe, einen Vorentwurf des Arbeitgebers zu Da keine detaillierte Arbeits- und Ruhezeiterfas-
prüfen oder einen solchen mit dem Arbeitgeber sung stattfindet, ist die Überprüfung der Einhal-
zu verhandeln, bevor er den betroffenen Arbeit- tung der Ruhezeiten auf der Grundlage einer voll-
nehmenden des Betriebs zur Abstimmung vorge- ständigen Dokumentation nicht mehr möglich.
legt wird. Die kollektive Vereinbarung wird durch Daher ist in der Vereinbarung zu erläutern, mit
die Zustimmung der Mehrheit der betroffenen Ar- welchen Massnahmen im Betrieb dafür gesorgt
beitnehmenden im Betrieb genehmigt. wird, dass die geltenden Arbeits- und Ruhezeiten
In Betrieben mit weniger als 50 Arbeitnehmenden eingehalten werden (z.B. Blockierung der Zustel-
kann die vereinfachte Arbeitszeiterfassung auch lung des Mailverkehrs in der Nacht oder am Sonn-
individuell mit den einzelnen Arbeitnehmenden tag, Festlegung eines späteren Arbeitsbeginns
vereinbart werden (siehe dazu Erläuterungen zu nach Auslandreisen, Pausenkultur).
Absatz 3).
Buchstabe c:
Der betroffene Arbeitnehmende muss in seinem
Zudem ist in der kollektiven Vereinbarung eine pa-
Arbeitsalltag die Freiheit geniessen, seine Arbeits-
ritätische Begleitung festzulegen. Die Modalitäten
zeiten zu einem namhaften Teil selber festsetzen
dieser Begleitung können frei durch die Parteien
können, damit die vereinfachte Arbeitszeiterfas-
definiert werden. Es muss aber zumindest sicher-
sung für ihn möglich ist. Dieses Kriterium ist er-
gestellt werden, dass ein periodischer Austausch
füllt, wenn als Richtwert mindestens ein Viertel der
zwischen den betroffenen Arbeitnehmenden,
Arbeitszeit frei bestimmt werden kann. Es handelt
bzw. deren Vertretung, und dem Arbeitgeber zur
sich dabei in der Regel um Personen im mittleren
Umsetzung der Vereinbarung stattfindet.
und oberen Kader oder um solche mit Funktio-
Dieser Austausch soll es ermöglichen, allfällige
nen, die nicht direkt in die Produktion/Leistungs-
Fragen oder Probleme anzusprechen und gegebe-
erbringung des Betriebes eingespannt sind. Einzig
nenfalls Anpassungen vorzunehmen.
der Umstand, dass der Betrieb grundsätzlich fle-
xible Arbeitszeiten ermöglicht, erfüllt das Kriteri-
um nicht. Blockzeiten von maximal 75 % können
das Kriterium nur dann erfüllen, wenn darüber hi- Absatz 3
naus keine weiteren zeitlichen Vorgaben erfolgen Kleine Betriebe mit weniger als 50 Arbeitneh-
(wie z.B. obligatorische Sitzungen ausserhalb der menden können die vereinfachte Arbeitszeiter-
Blockzeiten oder Dienstreisen). fassung auch individuell mit den einzelnen Arbeit-
nehmenden vereinbaren. Die Anzahl der in einem
Betrieb beschäftigten Arbeitnehmenden bemisst
Absatz 2 sich nach Personen und nicht nach Stellenprozen-
ten. Ausgeliehene Arbeitnehmende werden dabei
In Absatz 2 wird der erforderliche Inhalt einer kol-
nicht berücksichtigt.
lektiven Vereinbarung festgelegt. Die Vorgaben
Als Betrieb im Sinne der Vorschrift gilt die selbstän-
an den Inhalt einer kollektiven Vereinbarung ge-
dige organisatorische Einheit im Sinne des Mitwir-
hen deutlich weiter als diejenigen bei individuellen
kungsgesetzes (SR 822.14). Einzelne Filialen sind
Vereinbarung gemäss Absatz 3.
keine eigenständigen Betriebe im Sinne dieser Be-
Buchstabe a: stimmung. Bei einer Holding-Gesellschaft ist auf
In der kollektiven Vereinbarung ist genau festzu- die einzelnen Gesellschaften abzustellen.
legen, welches die Arbeitnehmerkategorien bzw. Die Vereinbarung muss einen konkreten Hinweis
die Stellen im Betrieb sind, die über den erforderli- auf die geltenden Arbeits- und Ruhezeiten enthal-
chen Grad von Zeitautonomie verfügen. ten. Vorgeschrieben ist zudem, dass ein Endjahres-

173b - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
3. Abschnitt: Pflichten gegenüber Vollzugs- und Aufsichtsorganen
ArGV 1 Art. 73b
Art. 73b Vereinfachte Arbeitszeiterfassung

gespräch stattfindet, anlässlich welchem die Fra- Absatz 4


ge der Arbeitsbelastung thematisiert wird. Dieses
Endjahresgespräch muss dokumentiert werden. Trotz Vorliegens einer kollektiven oder individu-
Die Dokumentationspflicht des Arbeitsgebers in ellen Vereinbarung kann der einzelne Arbeitneh-
kleinen Betrieben umfasst hinsichtlich der Arbeit- mende entscheiden, die Arbeitszeiten lückenlos
nehmenden mit vereinfachter Arbeitszeiterfas- zu dokumentieren. Der Arbeitgeber hat dafür ein
sung somit: geeignetes Instrument zur Verfügung zu stellen.
Dieses Instrument soll geeignet sein und dem Ar-
• die vereinfachte Arbeitszeitdokumentation
beitnehmenden und dem Betrieb keinen über-
• die Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Ar- mässigen Aufwand verursachen. Die von der
beitnehmer vereinfachten Arbeitszeiterfassung betroffenen
• die Endjahresgespräche Arbeitnehmende sind über diese Möglichkeit in
Kenntnis zu setzen.

SECO, Februar 2016 173b - 3


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ArGV 1 Art. 74
3. Abschnitt: Pflichten gegenüber Vollzugs- und Aufsichtsorganen
Art. 74 Altersausweis

Artikel 74

Altersausweis
(Art. 29 Abs. 4 ArG)

1
Für alle Jugendlichen hat der Arbeitgeber einen Altersausweis zur Verfügung der Vollzugs- und
Aufsichtsbehörden zu halten.
2
Der Altersausweis wird vom Zivilstandsbeamten des Geburts- oder Heimatortes, für nicht in der
Schweiz geborene Ausländer und Ausländerinnen von der zuständigen Polizeibehörde unentgelt-
lich ausgestellt.

Allgemeines überprüfen und das entsprechende Dokument


beziehungsweise eine Kopie davon in den ent-
Ein Arbeitgeber oder eine Arbeitgeberin hat bei
sprechenden Personalakten aufbewahren und auf
der Einstellung von Jugendlichen einen Alters-
Verlangen den Vollzugs- und Aufsichtsbehörden
ausweis zu verlangen. Damit soll sichergestellt
aushändigen können.
werden, dass die Bestimmungen über das Min-
destalter und die einzelnen altersabhängigen Be-
stimmungen eingehalten werden (vgl. Kommen-
tar Art. 29 Abs. 4 ArG).
Absatz 2
Im Sinne einer praktischen Anleitung wird in die-
sem Absatz erklärt, bei welcher Amtsstelle ein
Absatz 1
gültiger Altersausweis bestellt werden kann. Als
Zu den Pflichten der Arbeitgeber gehört, dass Altersausweis dient auch ein Pass, eine Identitäts-
sie mittels Altersausweise das Alter ihrer jugend- karte oder ein Ausländerausweis.
lichen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen

SECO, Juli 2016 174 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
7. Kapitel: Aufgaben und Organisation der Behörden ArGV 1 Art. 75
1. Abschnitt: Bund
Art. 75 SECO

Artikel 75

SECO
(Art. 42 Abs. 3 ArG)

1
Das SECO ist die Fachstelle des Bundes für den Arbeitnehmerschutz. Es hat namentlich folgende
Aufgaben:
a. Es beaufsichtigt und koordiniert die Durchführung des Gesetzes durch die Kantone und sorgt
für eine einheitliche Rechtsanwendung.
b. Es stellt die Weiter- und Fortbildung der Vollzugsbehörden sicher.
c. Es berät und informiert die kantonalen Vollzugsbehörden sowie die Arbeitgeber- und Arbeit-
nehmerverbände bei der Anwendung des Gesetzes und der Verordnungen sowie in allgemei-
nen Belangen des Arbeitnehmerschutzes auch andere interessierte oder betroffene Organisa-
tionen.
d. Es beschafft Informationen auf dem Gebiet des Arbeitnehmerschutzes.
e. Es stellt Fachleute und nötige Infrastrukturen für die Beurteilung und Lösung komplexer Fragen,
Probleme und Vorfälle bereit.
f. Es untersucht Grundsatz- und Spezialfragen aus dem Bereich des Arbeitnehmerschutzes und
klärt Fälle ab, die von allgemeiner Bedeutung sind.
g. Es unterstützt die Bemühungen zur Förderung des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz und es
initiiert und fördert Forschungsvorhaben zum Thema Arbeit und Gesundheit.
h. Es nimmt im Bereich des Arbeitnehmerschutzes die Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit sowie
die internationalen Kontakte wahr.
i. Es vollzieht das Gesetz und seine Verordnungen in den Betrieben und Verwaltungen des Bundes.
j. Es führt das Plangenehmigungsverfahren nach den Artikeln 7 und 8 des Gesetzes im koordi-
nierten Bundesverfahren nach Artikel 62a–62c des Regierungs- und Verwaltungsorganisations-
gesetzes vom 21. März 1997 durch.
2
Soweit es die Aufgaben nach Absatz 1 erfordern, hat das SECO Zutritt zu allen Betrieben.
3
Das SECO kann auf Gesuch hin gegen Ersatz der Kosten ganz oder teilweise Aufgaben eines
Kantons übernehmen, wenn dieser mangels personeller, fachlicher oder sachlicher Mittel seine
Aufgaben nicht erfüllen kann.
4
Für Gesuche, Bewilligungen und Genehmigungen kann das SECO einheitliche Formulare vor-
schreiben.

Allgemeines
Artikel 42 ArG umschreibt in allgemeiner summa- obliegen. Die Aufzählung ist nicht abschliessend.
rischer Form die Aufgaben des Bundes im Bereich Insbesondere hier nicht speziell erwähnt wird die
der Durchführung des Gesetzes (vgl. Kommentar Zuständigkeit des SECO für die Erteilung der Ar-
Art. 42 ArG). Der vorliegende Artikel zählt die we- beitszeitbewilligungen für dauernde oder regel-
sentlichsten Aufgaben auf, die dem SECO bzw. mässig wiederkehrende Arbeitseinsätze. Diese
dem Leistungsbereich Arbeitsbedingungen als Aufgabe ergibt sich bereits mit genügender Kon-
Fachstelle des Bundes für den Arbeitnehmerschutz kretisierung aus dem ArG selber.

SECO, März 2013 175 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 75 ArGV 1 7. Kapitel: Aufgaben und Organisation der Behörden
1. Abschnitt: Bund
Art. 75 SECO

Der vorliegende Artikel bildet die Basis für die desämtern und internationalen Institutionen auf
Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen dem Gebiet des Arbeitnehmerschutzes (u.a. Zu-
im Bereich der Durchführung des ArG. Er macht sammenarbeit mit der EU-Agentur für Sicherheit
deutlich, dass sich die Aufgaben des Bundes zur und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, Europä-
Hauptsache auf die Oberaufsicht und die zentralen ische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und
Steuerungsaufgaben konzentrieren, während der Arbeitsbedingungen, Internationale Arbeitsorga-
eigentliche Vollzug primär Sache der Kantone ist. nisation).
Buchstabe e:
Dieser Punkt bezieht sich vor allem auf komplexe
Absatz 1 Fragen, Probleme und Vorfälle, welche die fach-
Zur Oberaufsicht und den zentralen Steuerungs- lichen und infrastrukturellen Möglichkeiten der
aufgaben gehören insbesondere: kantonalen Arbeitsinspektorate übersteigen. Das
SECO steht den kantonalen Arbeitsinspektora-
Buchstabe a: ten unterstützend bei der Beurteilung und Lösung
Die Beaufsichtigung und Koordination der Durch- solcher Probleme zur Verfügung. Das SECO wird
führung des Gesetzes durch die Kantone. Das aber auch in weiteren Bereichen tätig sein, wo
SECO sorgt für eine gesamtschweizerisch einheit- Spezialwissen gefragt ist, das an anderen Orten
liche Rechtsanwendung und Vollzugspraxis. Dazu nicht oder nur ungenügend vorhanden ist.
gehört auch die Bereitstellung von Vollzugshilfen
und die Unterstützung der Kantone im Hinblick Buchstabe f:
auf den gezielten Aufbau des fachlichen Wissens. Grundsatz- und Spezialfragen aus dem gesam-
ten Bereich des Arbeitnehmerschutzes sowie die
Buchstabe b: Abklärung von Fällen, die von allgemeiner Bedeu-
Die Aus-, Weiter- und Fortbildung der kantonalen tung sind, gehören zu den Grundaufgaben des
Durchführungsorgane. Mit entsprechenden Schu- SECO. Dazu zählen namentlich Fragen von über-
lungsangeboten wird sicher gestellt, dass die Kan- kantonaler oder überbetrieblicher Tragweite.
tone in den relevanten Vollzugsbereichen über die
für ihre Tätigkeit notwendigen Kenntnisse und Fä- Buchstabe g:
higkeiten verfügen. Die Stärkung und Weiterentwicklung des Arbeit-
nehmerschutzes. In diesem Zusammenhang ob-
Buchstabe c: liegt es dem SECO, die Auswirkungen aktueller
Die Information und Beratung in allen Belangen Trends in der Arbeitswelt kritisch zu beobachten
des Arbeitnehmerschutzes. Im Vordergrund steht sowie den Informations-, Forschungs- und Ge-
hier die Information und Beratung der kantona- setzgebungsbedarf zu ermitteln und entsprechen-
len Durchführungsorgane sowie – im Sinne einer de Massnahmen einzuleiten.
überbetrieblichen Dienstleistung – die Informati-
on und Beratung der Arbeitgeber- und Arbeitneh- Buchstabe h:
merverbände sowie anderer interessierter Organi- Das SECO nimmt im Bereich des Arbeitnehmer-
sationen. schutzes ganz generell die Aufgaben der Öffent-
lichkeitsarbeit wahr. Im weiteren ist es für die
Buchstabe d: Kontakte zu nationalen und internationalen Insti-
Beschaffung von Informationen auf dem Gebie- tutionen des Arbeitnehmerschutzes zuständig.
te des Arbeitnehmerschutzes. Dies erfolgt u.a. in
Buchstabe i:
Kontakten zu Fachverbänden und Sozialpartnern.
Das SECO vollzieht das Gesetz und seine Verord-
Im weiteren pflegt das SECO die Zusammenarbeit
nungen in den Betrieben und Verwaltungen des
mit den in benachbarten Bereichen tätigen Bun-
Bundes.

175 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
7. Kapitel: Aufgaben und Organisation der Behörden ArGV 1 Art. 75
1. Abschnitt: Bund
Art. 75 SECO

Buchstabe j: lösungen Rechnung getragen werden. Es ist aber


Über das Plangenehmigungsverfahren im koordi- bereits heute abzusehen, dass die kleinen Kanto-
nierten Bundesverfahren vgl. die Kommentare zu ne kaum in der Lage sein werden, sämtliche für
den Artikeln 41 und 44 ArGV 4. den Vollzug notwendigen Fachkenntnisse in eige-
ner Regie bereit zu stellen. In diesem Fall kann ein
vielversprechender Ansatz in der interkantonalen
Absatz 2 Zusammenarbeit liegen. Eine andere Lösung bie-
tet der vorliegende Absatz, indem er die Möglich-
Nach Artikel 45 ArG haben die Arbeitgeber den keit vorsieht, kantonale Vollzugsaufgaben dem
Vollzugs- und Aufsichtsorganen den Zutritt zum Bund zu übertragen. Von dieser Möglichkeit sollte
Betrieb, die Vornahme von Feststellungen und die allerdings nur zurückhaltend Gebrauch gemacht
Entnahme von Proben zu gestatten. Der vorlie- werden, da die Übertragung von kantonalen Voll-
gende Absatz stellt klar, dass diese Verpflichtung zugsaufgaben an den Bund der angestrebten kla-
der Arbeitgeber auch gegenüber den Mitarbei- ren Trennung zwischen Vollzug und Oberaufsicht
tenden des SECO gilt, soweit der Zutritt zum Be- zuwider läuft.
trieb im Rahmen der Aufgabenerfüllung nach Ab-
satz 1 notwendig ist.
Absatz 4
Eine wichtige Aufgabe der Aufsichtsbehörde be-
Absatz 3 steht darin, so weit wie möglich eine «unité de
Die für die Umsetzung der Aufgabenteilung zwi- doctrine» für die Umsetzung des Arbeitsgesetzes
schen Bund und Kantonen notwendigen perso- durchzusetzen. Ein Mittel zur Erreichung dieses
nellen Kapazitäten sind heute noch nicht in allen Ziels kann z.B. die Einführung einheitlicher For-
Kantonen vorhanden. Diesem Umstand kann in mulare für Gesuche, Bewilligungen und Geneh-
den meisten Fällen mit angemessenen Übergangs- migungen sein.

SECO, März 2013 175 - 3


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
7. Kapitel: Aufgaben und Organisation der Behörden ArGV 1 Art. 77
1. Abschnitt: Bund
Art. 77 Verfügungen des SECO und Ersatzmassnahmen

Artikel 77

Verfügungen des SECO und Ersatzmassnahmen


(Art. 42, 50, 51 und 53 ArG)

1
Das SECO kann in seinem Aufgabenbereich gegenüber dem Arbeitgeber Verfügungen erlassen
und ihn auffordern, die notwendigen Massnahmen zur Herbeiführung des gesetzmässigen Zu-
standes zu treffen. Ist Gefahr im Verzug, können Verfügungen im Sinne vorsorglicher Massnah-
men getroffen werden.
2
Die in Absatz 1 genannten Verfügungen sind schriftlich zu eröffnen; vorsorgliche Massnahmen
sind nachträglich zu bestätigen und zu begründen. Dem Arbeitgeber ist eine Frist anzusetzen, in-
nert der er den gesetzmässigen Zustand herbeizuführen und darüber Bericht zu erstatten hat.
3
Kommt der Arbeitgeber nicht innert der gesetzten Frist den Verfügungen und angeordneten Mass-
nahmen nach, so ergreift das SECO die zur Durchsetzung notwendigen Massnahmen unter Kos-
ten- und Straffolge für den Arbeitgeber.
4
aufgehoben

Allgemeines auf Vorschriften des Gesundheitsschutzes und


den Entzug und die Sperre von Arbeitszeitbewil-
Im Rahmen seiner Aufsichtsaufgaben kann der
ligungen.
Bund den kantonalen Vollzugsbehörden Weisun-
gen erteilen und Vollzugsmassnahmen wahrneh-
men, für die ihn das Gesetz ausdrücklich als zu-
ständig erklärt. Diese Kompetenzen werden durch
Absatz 2
das SECO wahrgenommen (vgl. Kommentar Art. Verfügungen sind immer schriftlich zu eröffnen.
42 ArG). Die Bedeutung dieser Weisungsbefugnis Vorsorgliche Massnahmen können jedoch vor Ort
wird im vorliegenden Artikel konkretisiert. angeordnet werden, wie beispielsweise Massnah-
men zum Schutz einer schwangeren Frau. Solche
Anordnungen müssen jedoch nachträglich schrift-
Absatz 1 lich bestätigt werden; zudem ist eine angemesse-
ne Frist für deren Umsetzung zu setzen. Bei der
Dass das Bundesamt in seinem Aufgabenbereich
Aufforderung, die notwendigen Massnahmen zur
Verfügungen gegenüber den Arbeitgebern erlas-
Herbeiführung des gesetzlichen Zustands zu er-
sen kann, ist beispielsweise im Rahmen der Ar-
greifen, handelt es sich nicht um eine Verfügung.
beitszeitbewilligungen von besonderer Bedeu-
tung. In diesem Bereich kann das SECO neben
den erforderlichen Bewilligungen für regelmässi-
ge und dauernde Nachtarbeit auch unmittelbar
Absatz 3
auf säumige Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen Hat der säumige Arbeitgeber oder die säumige
ohne Beizug der kantonalen Behörden einwirken. Arbeitgeberin die gewährte Frist unbenutzt ver-
Solche Massnahmen sind insbesondere in Artikel streichen lassen, muss das SECO die notwendigen
51 Absatz 1 ArG vorgesehen und beziehen sich Massnahmen zur Durchsetzung seiner Auflagen

SECO, März 2013 177 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 77 ArGV 1 7. Kapitel: Aufgaben und Organisation der Behörden
1. Abschnitt: Bund
Art. 77 Verfügungen des SECO und Ersatzmassnahmen

ergreifen: Es kann Arbeitszeitbewilligung entzie- «wer der von einer zuständigen Behörde oder ei-
hen oder die Erteilung einer solchen aussetzen nem zuständigen Beamten unter Hinweis auf die
(Art. 53 ArG). Strafdrohung dieses Artikels an ihn erlassenen
«Unter Strafandrohung» bedeutet, dass beim Verfügung nicht Folge leistet, mit Haft oder mit
Durchsetzen der geforderten Auflagen auf Artikel Busse bestraft wird». Somit kann der säumige Ar-
292 des Strafgesetzbuches (SR 311.0) hingewie- beitgeber oder die säumige Arbeitgeberin straf-
sen werden kann. Der Artikel ist vollständig zu zi- rechtlich belangt werden.
tieren. In diesem Artikel wird festgehalten, dass

177 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
7. Kapitel: Aufgaben und Organisation der Behörden ArGV 1 Art. 78
1. Abschnitt: Bund
Art. 78 Massnahmen der Oberaufsicht

Artikel 78

Massnahmen der Oberaufsicht


(Art. 42 ArG)

Unterlässt die kantonale Vollzugsbehörde eine notwendige Amtshandlung oder widersprechen Ver-
fügungen ganz oder teilweise dem Gesetz, so erteilt das SECO die nötigen Weisungen. Ist Gefahr
im Verzug oder liegen erhebliche Rechtsgüterverletzungen vor, trifft das SECO von sich aus die nö-
tigen Massnahmen zur Herbeiführung des gesetzmässigen Zustandes.

Das SECO als Aufsichtsbehörde hat dafür zu sor- Mängel festgestellt, kann das SECO die den Um-
gen, dass das Arbeitsgesetz in allen Kantonen ge- ständen angepassten Ermahnungen, Belehrungen
setzeskonform angewendet wird. Es kann den oder Korrekturen folgen lassen (z.B. Wiederher-
kantonalen Vollzugsorganen Weisungen ertei- stellung des gesetz- oder ordnungsmässigen Zu-
len. Falls die Vollzugsbehörden die notwendigen stands, Handeln an Stelle der säumigen Instanz
Amtshandlungen nicht vornehmen oder nicht ar- mit einer so genannten Ersatzvornahme). Dies soll
beitsgesetzkonforme Verfügungen erlassen, kann jedoch nur dann geschehen, wenn klares Recht,
es von Amtes wegen einschreiten; eine Anzeige wesentliche Verfahrensvorschriften oder öffentli-
bzw. Aufsichtsbeschwerde ist nicht notwendig. che Interessen missachtet worden sind.
Werden bei der Anwendung des Arbeitsgesetzes

SECO, März 2013 178 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
7. Kapitel: Aufgaben und Organisation der Behörden
2. Abschnitt: Kantone
ArGV 1 Art. 79
Art. 79 Aufgaben

Artikel 79

Aufgaben
(Art. 41 ArG)

1
Soweit der Vollzug des Gesetzes und der Verordnungen nicht dem Bunde vorbehalten ist, nehmen
die kantonalen Behörden diesen wahr; insbesondere haben sie:
a. Kontrollen in den Betrieben über die Einhaltung der Vorschriften des Gesetzes und der Verord-
nungen durchzuführen;
b. Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Bauherren, Planer und andere mit Aufgaben des Arbeits-
gesetzes betraute Personen in Fragen der Anwendung des Gesetzes und der Verordnungen zu
beraten;
c. Arbeitgeber, Arbeitnehmer, deren Organisationen sowie weitere Fachorganisationen und andere
interessierte Stellen über aktuelle Fragen und Entwicklungen zu informieren.
2
Die Kantone sorgen dafür, dass:
a. gut ausgebildete Aufsichtspersonen in einer für die Erfüllung der gesetzlichen Aufgaben genü-
genden Zahl eingesetzt werden;
b. weibliches Aufsichtspersonal für spezifische Frauenanliegen eingesetzt wird oder beigezogen
werden kann;
c. den Aufsichtspersonen die nötigen Kompetenzen und Sachmittel eingeräumt werden; und
d. das Anstellungsverhältnis der Aufsichtspersonen diesen die nötige Stetigkeit bei ihrer Beschäf-
tigung erlaubt und die Wahrung ihrer Unabhängigkeit gewährleistet.
3
Das SECO erlässt Richtlinien hinsichtlich des Aus- und Weiterbildungsstandards und der Anzahl
der zu beschäftigenden Aufsichtspersonen pro Kanton in Abhängigkeit der Anzahl Betriebe und
der zu erfüllenden gesetzlichen Aufgaben sowie ihrer Komplexität.

Allgemeines Absatz 1
Die Kantone nehmen alle Vollzugsaufgaben wahr, Die Kantone haben dafür zu sorgen, dass die Be-
die im Arbeitsgesetz nicht dem Bund vorbehalten triebe die Vorschriften des Arbeitsgesetzes sowohl
sind. Somit werden den Kantonen mehr oder we- in Arbeits- und Ruhezeitfragen als auch in Fragen
niger die operativen Aufgaben übertragen, wäh- des Gesundheitsschutzes einhalten. Für die Erfül-
rend der Bund eher auf der strategischen Ebene zu lung dieser Aufgabe müssen die zuständigen Be-
handeln hat und beispielsweise dafür sorgen muss, hörden Einzelfallkontrollen durchführen und vor
dass die Rechtsanwendung in der ganzen Schweiz Ort abklären, ob die Arbeitsbedingungen den Vor-
einheitlich ist. Die einzelnen Kompetenzen wer- schriften des Arbeitsgesetzes und seiner Verord-
den im vorliegenden Artikel nicht wiederholt (z.B. nungen entsprechen. Falls Arbeitszeitbewilligun-
die Erteilung von Arbeitszeitbewilligungen für vo- gen erteilt wurden, müssen die Behörden deren
rübergehende Nacht- oder Sonntagsarbeit oder Einhaltung prüfen.
die Plangenehmigungen und Betriebsbewilligun- Ebenfalls zu den Aufgaben der Kantone gehören
gen). Vielmehr wird darauf hingewiesen, welche die Information und die Beratung für Personen,
Aufgaben zusätzlich zu erfüllen sind. die in ihrem Aufgabengebiet mit dem Arbeitsge-

SECO, März 2013 179 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 79 ArGV 1 7. Kapitel: Aufgaben und Organisation der Behörden
2. Abschnitt: Kantone
Art. 79 Aufgaben

setz konfrontiert werden; das sind Arbeitgeber Absatz 2


und Arbeitgeberinnen, Bauherrschaften oder Ar-
beitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen. Da- Für die Erfüllung ihrer Aufgaben im Bereich des
bei bezieht sich die Beratung vor allem auf Ver- Arbeitsgesetzes haben die Kantone genügend
fahrensfragen und die Wege, um Antworten auf Fachpersonal anzustellen. Zum Erkennen von
Fachfragen zu erhalten. In geringem Umfang kön- Situationen, die zu arbeitsbedingten Gesund-
nen auch Ratschläge für Lösungen gegeben wer- heitsproblemen führen können, genügt oft ein
den, grundsätzlich müssen aber Lösungen durch Grundwissen im betreffenden Fachgebiet und
Fachleute der Betriebe oder beigezogene externe die notwendige Sensibilität. Oft erkennen jedoch
Fachleute z.B. ASA erarbeitet werden. erst erfahrene Fachleute eine lauernde Gefahr.
Der Arbeitgeber ist verantwortlich dafür, dass im Die Beurteilung, ob die geforderten Massnahmen
Betrieb gute Arbeitsbedingungen herrschen und fachgerecht durchgeführt wurden, verlangt qua-
hat deshalb die dafür notwendigen Schritte zu lifizierte Fachpersonen. Aus diesem Grund ist es
unternehmen. Die Abklärung von Fragen in die- unabdingbar, in den kantonalen Vollzugsbehör-
sem Zusammenhang (inkl. Messungen) ist also den über gut ausgebildete Aufsichtspersonen in
nicht vorab Aufgabe der Vollzugsbehörde. Diese den verschiedenen Fachbereichen zu verfügen.
hat sich im Wesentlichen darauf zu beschränken Zudem muss für spezifische Frauenanliegen weib-
liches Personal eingesetzt oder zumindest beige-
• bei Missständen dafür zu sorgen, dass der Ar-
zogen werden. Die notwendigen Ressourcen sind
beitgeber diese beseitigt,
zur Verfügung zu stellen.
• in begründeten Fällen ein Fachgutachten ge-
mäss Art. 4 ArGV3 zu verlangen,
• wenn nötig Hinweise zu geben, wo die benötig-
Absatz 3
ten Fachleute zu finden sind (auch Hinweise auf Damit erhält das SECO die Kompetenz, den Kan-
Branchenlösungen), tonen Weisungen zu erteilen, um die in Absatz
• zu kontrollieren, dass die geforderten Mass- 2 formulierte Auflage gegenüber den kantona-
nahmen fachgerecht durchgeführt wurden. len Ausführungsorganen zu konkretisieren und
durchzusetzen. So kann das SECO beispielswei-
se vorschreiben, wie das Anforderungsprofil der
mit dem Arbeitsgesetz beschäftigten Personen
auszusehen hat und wie viele Personen ein Kan-
ton im Verhältnis zur Anzahl Betriebe und zu den
Aufgaben, die sie zu erfüllen haben, benötigt.

179 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
7. Kapitel: Aufgaben und Organisation der Behörden ArGV 1 Art. 80
2. Abschnitt: Kantone
Art. 80 Mitteilungen und Berichterstattung

Artikel 80

Mitteilungen und Berichterstattung


(Art. 41 ArG)

1
Die Kantone haben dem SECO mitzuteilen:
a. die nach Artikel 41 Absatz 1 des Gesetzes bezeichneten Vollzugsbehörden sowie die kantonalen
Rekursbehörden;
b. die nach Artikel 20a Absatz 1 des Gesetzes den Sonntagen gleichgestellten Feiertage;
c. die gestützt auf das Gesetz erlassenen kantonalen Vollzugserlasse wie jede Änderung derselben;
d. Entscheide über Verwaltungsmassnahmen, Strafurteile und Einstellungsbeschlüsse in vollstän-
diger und begründeter Ausfertigung.
2
Die Kantone liefern dem SECO jährlich die für die Berichterstattung an das internationale Arbeits-
amt sowie die zur Wahrnehmung der Oberaufsicht nötigen Angaben.
3
Die vom SECO verlangten Angaben sind diesem innert drei Monaten nach Ablauf des Berichtsjah-
res einzureichen.
4
Die kantonale Behörde hat dem SECO eine Ausfertigung der erteilten Arbeitszeitbewilligungen zu-
zustellen und ihm Kenntnis zu geben von ihren Verfügungen und Massnahmen, die sie nach den
Artikeln 51 Absätze 2 und 3 sowie 52 und 53 des Gesetzes getroffen hat.

Allgemeines Die Kenntnis dieser Daten ist notwendig für die


Überprüfung der vom Gesetz vorgesehenen Kom-
Damit der Bund seine Aufgabe als Aufsichtsbe-
pensationen für die Überzeit, Arbeit im unun-
hörde wahrnehmen kann, müssen ihm die Kanto-
terbrochenen Betrieb sowie für die Nacht- oder
ne Bericht erstatten (vgl. Kommentar Art. 41 Abs.
Sonntagsarbeit.
2 ArGV 1).
Buchstabe c:
Die auf das Arbeitsgesetz gestützten kantona-
Absatz 1 len Vollzugserlasse sowie deren Änderungen sind
dem SECO bekannt zu geben.
Buchstabe a:
Das SECO muss seine Ansprechpartner in den Buchstabe d:
Kantonen kennen. Deshalb sind ihm die Vollzugs- Ebenso müssen Entscheide bzw. Beschlüsse aus
behörden und die kantonalen Rekursbehörden zu dem Rechtsgebiet zur Information an das SECO
melden. Der Nutzen dieser Meldepflicht wird ak- weitergeleitet werden.
tuell, wenn Kantone ihre Organisation ändern.
Buchstabe b:
Absatz 2
Die Kantone können nach Artikel 20a ArG neben
dem Bundesfeiertag weitere acht Feiertage den Die Kantone haben dem SECO alle Daten zu lie-
Sonntagen gleichstellen. An diesen Feiertagen ist fern, die dieses für die Wahrnehmung der Ober-
die Sonntagsregelung für die vom Arbeitsgesetz aufsicht sowie für die Berichterstattung an das In-
erfassten Betriebe massgebend (vgl. Kommentar ternationale Arbeitsamt benötigt.
Art. 20a ArG).

SECO, März 2013 180 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 80 ArGV 1 7. Kapitel: Aufgaben und Organisation der Behörden
2. Abschnitt: Kantone
Art. 80 Mitteilungen und Berichterstattung

Absatz 3 Absatz 4
Im vorliegenden Absatz wird die Frist für die Ablie- Für die Kontrolle und zur Information müssen
ferung der oben erwähnten Daten festgelegt. die von den Kantonen im Rahmen ihrer Kompe-
tenzen erlassenen Arbeitszeitbewilligungen dem
SECO zugestellt werden. Bei Nichtbefolgung von
Auflagen haben die Kantone das SECO zudem
über die erlassenen Verfügungen und Massnah-
men zu informieren.

180 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
7. Kapitel: Aufgaben und Organisation der Behörden
3. Abschnitt: Eidgenössische Arbeitskommission
ArGV 1 Art. 81
Art. 81 Eidgenössische Arbeitskommission

Artikel 81

Eidgenössische Arbeitskommission
(Art. 43 ArG)

1
Die Eidgenössische Arbeitskommission besteht aus 19 Mitgliedern. In der Kommission sind vertreten:
a die Kantone mit zwei Mitgliedern;
b. die Wissenschaft mit zwei Mitgliedern;
c. die Arbeitgeberverbände und die Arbeitnehmerverbände mit je sieben Mitgliedern;
d. die Frauenorganisationen mit einem Mitglied.
2
Den Vorsitz führt der Direktor oder die Direktorin für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft
oder der Stellvertreter oder die Stellvertreterin.
3
Die Mitglieder werden für die jeweilige Dauer der für die Bundesbehörden geltenden Amtsperiode
gewählt.
4
Die Kommission kann für die Behandlung bestimmter Fragen Ausschüsse bestellen und Sachver-
ständige beiziehen.
5
Das Geschäftsreglement der Kommission wird in ihrem Einvernehmen vom WBF erlassen.

Allgemeines Absatz 3
Vgl. Kommentar zu Artikel 43 ArG. Die Mitglieder der ausserparlamentarischen Kom-
missionen werden jeweils für die Amtsdauer von
Absatz 1 4 Jahren gewählt. Die Amtsdauer fällt mit der Le-
gislaturperiode der eidgenössischen Räte zusam-
Die Arbeitskommission besteht aus 19 Mitglie- men. Für jede neue Amtsdauer werden Gesamter-
dern. Die Kantone und die Wissenschaft sind da- neuerungswahlen durchgeführt. Das Mandat von
rin mit je zwei Mitgliedern vertreten. Die Arbeit- Kommissionsmitgliedern, die während der Amts-
geber- und die Arbeitnehmerverbände können je dauer gewählt werden (Ersatzwahlen), endet mit
sieben Mitglieder delegieren. Die Frauenorganisa- dem Ablauf dieser Amtsdauer. Die Amtszeit der
tionen nehmen mit einer Vertreterin Einsitz. Mitglieder ist auf insgesamt 12 Jahre beschränkt;
Die Mitglieder werden in erster Linie nach ihrer sie endet mit dem Ablauf des entsprechenden Ka-
fachlichen Kompetenz ausgewählt. Bei den Wah- lenderjahrs. Die Wahlbehörde kann in begrün-
len ist darauf zu achten, dass Interessengrup- deten Einzelfällen die Amtszeit auf höchstens 16
pen, Geschlechter, Sprachen, Regionen und Al- Jahre verlängern. Die Mitglieder können ihre Tä-
tersgruppen ausgewogen berücksichtigt werden. tigkeit bis zum Ende des Jahres ausüben, in dem
Längerfristig ist eine paritätische Vertretung der sie 70 Jahre alt werden.
Geschlechter anzustreben.

Absatz 2 Absatz 4
Den Vorsitz führt der Direktor oder die Direktorin für Zur Behandlung von grösseren Projekten wie der
Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) Revision des Arbeitsgesetzes oder der Verordnung
bzw. der Stellvertreter oder die Stellvertreterin. 1 zum Arbeitsgesetz kann ein Ausschuss gebildet

SECO, März 2013 181 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 81 ArGV 1 7. Kapitel: Aufgaben und Organisation der Behörden
3. Abschnitt: Eidgenössische Arbeitskommission
Art. 81 Eidgenössische Arbeitskommission

werden, der die Entwürfe erarbeitet. Die jeweili- Absatz 5


ge Vorlage wird erst dann in der Kommission be-
handelt, wenn ein bereinigter Entwurf vorliegt. Das Geschäftsreglement legt insbesondere die Or-
Für diesen Ausschuss werden Sachverständige je ganisation, die Aufgaben sowie die Stellung der
nach Themenkreis beigezogen. Kommissionsmitglieder fest. So sind darin u. a. die
Anzahl der Mitglieder, die Bestimmungen zur Ein-
berufung und die Beschlussfähigkeit definiert.

181 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
8. Kapitel: Datenschutz und Datenverwaltung ArGV 1 Art. 82
1. Abschnitt: Schweigepflicht, Datenbekanntgabe und Auskunftsrecht
Art. 82 Schweigepflicht

Artikel 82

Schweigepflicht
(Art. 44 ArG)

1
Die Schweigepflicht nach Artikel 44 des Gesetzes erstreckt sich auf die Aufsichts- und Vollzugs-
behörden des Arbeitsgesetzes, die Mitglieder der Eidgenössischen Arbeitskommission, beigezoge-
ne Sachverständige und Fachinspektoren.
2
Werden Sachverständige und Fachinspektoren beigezogen, sind diese auf die Schweigepflicht ge-
genüber Dritten schriftlich aufmerksam zu machen.

Im vorliegenden Artikel wird präzisiert, welche gezogene Dritte schriftlich über die Belange der
Behörden und Personen der Schweigepflicht un- Schweigepflicht zu informieren sind (vgl. Kom-
terstehen. Zudem wird festgehalten, dass bei- mentar Art. 44 ArG).

SECO, November 2006 182 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
8. Kapitel: Datenschutz und Datenverwaltung ArGV 1 Art. 83
1. Abschnitt: Schweigepflicht, Datenbekanntgabe und Auskunftsrecht
Art. 83 Bekanntgabe von besonders schützenswerten Personendaten

Artikel 83

Bekanntgabe von besonders


schützenswerten Personendaten
(Art. 44a ArG)

1
Soweit die Datenbekanntgabe der betroffenen Person nicht ausdrücklich mitgeteilt wurde oder ihr
nicht aus den Umständen ersichtlich ist, muss die betroffene Person über die Bekanntgabe und
den tatsächlichen Umfang der Personendaten informiert werden und es ist ihr Gelegenheit einzu-
räumen, sich dazu zu äussern.
2
Auf die Einräumung des rechtlichen Gehörs vor der Datenbekanntgabe kann verzichtet werden,
wenn die Gefahr besteht, dass Rechtsansprüche oder wichtige Interessen Dritter beeinträchtigt
oder die Erfüllung gesetzlicher Aufgaben vereitelt werden, oder wenn der Betroffene innert Frist
nicht reagiert oder unauffindbar ist.
3
Eine generelle Datenbekanntgabe besonders schützenswerter Personendaten erfolgt allein zu sta-
tistischen Zwecken des Bundesamtes für Statistik, sofern sich dieses für die nachgefragten Infor-
mationen auf eine gesetzliche Grundlage mit klar umschriebenem Aufgabenprofil berufen kann,
und die Datenweitergabe an Dritte nicht oder nur in anonymisierter Form möglich ist.
4
Die Einwilligung der betroffenen Person nach Artikel 44a Absatz 2 des Gesetzes wird vorausgesetzt,
wenn die Datenbekanntgabe von grosser Dringlichkeit für den Adressaten ist, diese im Interesse
der betroffenen Person erfolgt und eine Stellungnahme der betroffenen Person nicht innert nütz-
licher Frist erfolgen kann.

Allgemeines Absatz 2
In Artikel 44a ArG werden die allgemeinen Grund- Im vorliegenden Absatz werden die Gründe auf-
sätze des Datenschutzes festgehalten und in Ab- gezählt, die einen Verzicht auf das Einräumen des
satz 5 dem Bundesrat die Kompetenz erteilt, die rechtlichen Gehörs, d.h. auf die vorherige Einwil-
Bekanntgabe von besonders schützenswerten Da- ligung, rechtfertigen. In bestimmten Fällen könn-
ten an Behörden oder Institutionen vorzusehen, so- ten durch eine vorherige Anfrage bei der betroffe-
fern diese Daten für den Empfänger oder die Emp- nen Person die Interessen Dritter verletzt oder die
fängerin zur Erfüllung einer gesetzlichen Aufgabe Erfüllung gesetzlicher Aufgaben vereitelt werden
notwendig sind (vgl. Kommentar Art. 44a ArG). (z.B. in einem Strafverfahren).

Absatz 1 Absatz 3
Besonders schützenswerte Daten können grund- Zur Erfüllung seiner Aufgaben muss das Bundes-
sätzlich nur mit der Einwilligung der betroffenen amt für Statistik über eine möglichst vielfältige
Person weitergegeben werden. Die Einwilligung Datenmenge verfügen können. Mit vorliegendem
kann während der Aufnahme oder vor der Be- Absatz wird diese Möglichkeit im Bereich des Ar-
kanntgabe der Daten erfolgen. Die Person muss beitnehmerschutzes geschaffen. Es muss jedoch
von besagten Informationen in Kenntnis gesetzt sichergestellt werden, dass die Daten keine Rück-
werden und die Gelegenheit erhalten, ausdrück- schlüsse auf die einzelnen Personen zulassen.
lich in die Bekanntgabe einzuwilligen.

SECO, November 2006 183 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Art. 83 ArGV 1 8. Kapitel: Datenschutz und Datenverwaltung
1. Abschnitt: Schweigepflicht, Datenbekanntgabe und Auskunftsrecht
Art. 83 Bekanntgabe von besonders schützenswerten Personendaten

Absatz 4
Weitere Rechtfertigungsgründe für die Bekannt-
gabe besonders schützenswerter Personendaten
können sein: die Dringlichkeit der Bekanntgabe
der Personendaten, das Interesse der betroffenen
Person an der Bekanntgabe und die Unauffind-
barkeit der betroffenen Person.

183 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
8. Kapitel: Datenschutz und Datenverwaltung ArGV 1 Art. 84
1. Abschnitt: Schweigepflicht, Datenbekanntgabe und Auskunftsrecht
Art. 84 Bekanntgabe bei nicht besonders schützenswerten Personendaten

Artikel 84

Bekanntgabe bei nicht besonders


schützenswerten Personendaten
(Art. 44a ArG)

1
Die generelle Bekanntgabe von nicht besonders schützenswerten Personendaten erfolgt an die
Vollzugs- und Aufsichtsbehörden des Arbeits- und Unfallversicherungsgesetzes.
2
Im Einzelfall können auf begründetes Gesuch hin auch an Dritte nicht besonders schützenswerte
Personendaten bekannt gegeben werden, wenn ein öffentliches oder ein erhebliches privates In-
teresse geltend gemacht werden kann.

Vorbemerkung Absatz 1
Als nicht besonders schützenswerte Personenda- Solche Daten können problemlos an die in vorlie-
ten gelten Angaben, die die Persönlichkeit nicht gendem Absatz aufgeführten Behörden und Insti-
im innersten Kern tangieren und in irgendeiner tutionen weitergegeben werden. Die Einwilligung
Form allgemein zugänglich sind (z.B. Name, Ge- der Betroffenen ist nicht erforderlich.
burtsjahr, Zivilstand usw.).

Absatz 2
Wenn andere als die in Absatz 1 aufgeführten Be-
hörden und Institutionen ein besonderes Interesse
nachweisen, können auch diesen ohne entspre-
chende Einwilligung Daten bekannt gegeben wer-
den, die nicht besonders schützenswert sind.

SECO, November 2006 184 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
8. Kapitel: Datenschutz und Datenverwaltung ArGV 1 Art. 85
2. Abschnitt: Informations- und Dokumentationssysteme
Art. 85 Informations- und Dokumentationssystem des Bundes

Artikel 85

Informations- und Dokumentationssystem


des Bundes
(Art. 44b ArG)

1
Das SECO führt im Rahmen seiner Aufsichts- und Vollzugstätigkeiten ein automatisiertes Informa-
tions- und Dokumentationssystem für:
a. die Arbeitszeitbewilligungen;
b. die Plangenehmigungsverfahren nach Artikel 7 Absatz 4 des Gesetzes;
c. die arbeitsrechtliche Datenbank, die allgemeine Informationen zum öffentlichen und privaten
Arbeitsrecht enthält;
d. die Vollzugsdatenbank der Eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeitssicherheit
(EKAS), die Daten aus der Inspektionstätigkeit der Durchführungsorgane des Gesetzes und des
UVG enthält;
e. die Betriebsbesuche;
f. die Adressverwaltung.
2
Das System enthält enthält zu jedem Betrieb:
a. den Namen, die Adresse und die Identifikationsnummer;
b. den Status (industriell oder nicht industriell);
c. die Art der wirtschaftlichen Tätigkeit; ;
d. das Datum der Aufnahme in das System sowie das Datum der Löschung.
3
Das System kann ausserdem enthalten:
a. Pläne, Planbeschreibungen, Plangenehmigungen und Betriebsbewilligungen im Rahmen der
Verfahren nach Artikel 7 Absatz 4 des Gesetzes;;
b. Protokolle über Betriebsbesuche;
c. den Grund des Eintrags;
d. Verfügungen, Risikobeurteilungen, Gutachten, Anzeigen und Strafurteile.

Allgemeines Absatz 1
In Artikel 44b Absatz 3 Arbeitsgesetz wird dem Im vorliegenden Absatz werden die Sachverhalte
Bundesrat die Kompetenz erteilt, die Details in Zu- aufgeführt, die den Bund zur Führung eines au-
sammenhang mit Informations- und Dokumen- tomatisierten Informations- und Dokumentations-
tationssystemen zu regeln. Zudem müssen Bun- systems berechtigen. Die Aufzählung ist abschlies-
desorgane sämtliche Datensammlungen beim send.
Datenschutzbeauftragten zur Registrierung an-
melden (Art. 11 Datenschutzgesetz). Im vorlie-
genden Artikel wird detailliert aufgelistet, welche Absatz 2
Datensammlungen geführt und welche Daten re-
Im vorliegenden Absatz werden die Daten aufge-
gistriert werden dürfen.
führt, die das automatisierte Informations- und
Dokumentationssystem des Bundes enthalten
muss.

SECO, März 2013 185 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
ArGV 1 8. Kapitel: Datenschutz und Datenverwaltung
Art. 85 2. Abschnitt: Informations- und Dokumentationssysteme
Art. 85 Informations- und Dokumentationssystem des Bundes

Absatz 3
Dieser Absatz bezeichnet diejenigen Daten, die
fakultativ in das automatisierte Informations- und
Dokumentationssystem des Bundes aufgenom-
men werden können.

185 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
8. Kapitel: Datenschutz und Datenverwaltung
2. Abschnitt: Informations- und Dokumentationssysteme ArGV 1 Art. 86
Art. 86 Informations- und Dokumentationssysteme der Kantone

Artikel 86

Informations- und Dokumentationssysteme


der Kantone
(Art. 44b ArG, Art. 97a UVG)

1
Die kantonale Behörde führt im Rahmen ihrer Aufsichts- und Vollzugstätigkeiten ein Informations-
und Dokumentationssystem für industrielle Betriebe.
2
Das System enthält zu jedem industriellen Betrieb:
a. die Daten nach Artikel 85 Absatz 2;
b. die Angabe, nach welchem Buchstaben von Artikel 5 Absatz 2 des Gesetzes der Betrieb unter-
stellt wurde;
c. Pläne, Planbeschreibungen, Plangenehmigungen und Betriebsbewilligungen.

Allgemeines Absatz 2
Da die Unterstellung industrieller Betriebe in der Hier wird ausgeführt, welche Daten das kantonale
Kompetenz der Kantone liegt, sind sie auch für Informations- und Dokumentationssystem für in-
die Erhebung und Verwaltung der entsprechen- dustrielle Betriebe enthalten muss. Damit wird auf
den Daten zuständig. Bundesebene der Minimalstandard für alle Kan-
tone gesetzt. Es verbleibt in der Kompetenz der
kantonalen Behörden, nach Massgabe der kanto-
Absatz 1 nalen Datenschutzgesetzgebung allenfalls weitere
Daten in diesem Bereich zu erheben.
Die Kantone sind verpflichtet, für industrielle Be-
triebe ein Informations- und Dokumentationssys-
tem zu führen. Dabei ist es ihnen überlassen, ob
sie die Daten automatisiert (EDV-System) oder in
Papierform führen wollen.

SECO, August 2009 186 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
8. Kapitel: Datenschutz und Datenverwaltung
2. Abschnitt: Informations- und Dokumentationssysteme
ArGV 1 Art. 87
Art. 87 Datenaustausch und -sicherheit

Artikel 87

Datenaustausch und -sicherheit


(Art. 44 Abs. 2 und 44b ArG)

1
Die Behörden des Bundes und der Kantone, die für den Vollzug des Gesetzes oder des UVG zu-
ständig sind, tauschen ihre Daten gegenseitig aus, soweit es für die Erfüllung ihrer Aufgaben nötig
ist. Die kantonale Behörde teilt dem SECO insbesondere die Daten nach Artikel 86 Absatz 2 Buch-
staben a und b umgehend mit.
2
Die Behörden des Bundes und der Kantone können ihre automatisierten Informations- und Doku-
mentationssysteme verknüpfen.
3
Sie gewähren einander, wo eine solche Verknüpfung besteht, den Zugriff im Abrufverfahren auf
alle nicht besonders schützenswerten Personendaten.
4
Das SECO und die Kantone ergreifen die erforderlichen Massnahmen, damit unbefugte Dritte
nicht auf die Daten zugreifen können.

Absatz 1 Absatz 3
Sowohl der Bund als auch die Kantone führen In- Bei einer Verknüpfung der Informations- und Do-
formations- und Dokumentationssysteme (vgl. kumentationssysteme kann ein Abrufverfahren
Kommentar Art. 44b ArG). Sie sind gehalten, zur eingerichtet werden. Mittels Abrufverfahren dür-
Erfüllung ihres gesetzlichen Auftrags die in diesen fen aber nur die nicht besonders schützenswerten
Systemen geführten Daten gegenseitig auszutau- Personendaten zugänglich gemacht werden.
schen. Die Kantone sind insbesondere verpflichtet,
dem SECO die für die Bearbeitung von Gesuchen
um Arbeitszeitbewilligungen notwendigen Anga- Absatz 4
ben im Zusammenhang mit der Unterstellung um-
Damit der Datenschutz auf jeden Fall sichergestellt
gehend mitzuteilen.
ist, muss der Zugriff so ausgestaltet werden, dass
unbefugte Dritte die Datensammlungen nicht ein-
sehen können.
Absatz 2
Die automatisierten Informations- und Dokumen-
tationssysteme des Bundes und der Kantone kön-
nen verknüpft werden.

SECO, März 2013 187 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
8. Kapitel: Datenschutz und Datenverwaltung ArGV 1 Art. 88
2. Abschnitt: Informations- und Dokumentationssysteme
Art. 88 Eingabe, Mutation und Archivierung von Daten

Artikel 88

Eingabe, Mutation und Archivierung von Daten


(Art. 44b ArG)

1
Die Daten werden für den Bund vom SECO zentral verwaltet; für den Kanton erfolgt die Verwal-
tung durch die zuständige Behörde.
2
Daten, die Personen betreffen, sind fünf Jahre nach Ablauf ihrer Gültigkeit zu vernichten, sofern
sie nicht dem Bundesarchiv übergeben werden müssen. Für anonymisierte Daten, die zu Zwecken
der Planung, Forschung oder Statistik erarbeitet worden sind, gilt diese Frist nicht.

Allgemeines Absatz 2
Ausgehend von Artikel 44b Absatz 3 ArG werden Nach Artikel 21 des Datenschutzgesetzes müssen
im vorliegenden Artikel die Zuständigkeiten und nicht mehr benötigte Personendaten anonymisiert
die Aufbewahrungsfrist festgelegt. oder vernichtet werden, ausser sie dienen Beweis-
oder Sicherungszwecken oder müssen dem Bun-
desarchiv abgeliefert werden. In Zusammenhang
mit den in Artikel 86 ArGV 1 aufgeführten Daten-
Absatz 1 banken treffen beide Bedingungen zu: Die Daten
Für die Bearbeitung der in Artikel 86 ArGV 1 auf- dienen einerseits als Beweismittel, andererseits
geführten Daten ist das SECO zuständig. Für die sind sie dem Bundesarchiv zur Aufbewahrung zu
Kantone sind es die nach ihren Organisationsge- übergeben. Sie müssen also nach Gebrauch nicht
setzen zuständigen Behörden. sofort vernichtet werden.

SECO, März 2013 188 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
8. Kapitel: Datenschutz und Datenverwaltung
2. Abschnitt: Informations- und Dokumentationssysteme
ArGV 1 Art. 89
Art. 89 Datenschutz

Artikel 89

Datenschutz
(Art. 16 Abs. 2 DSG, Art. 44 - 46 ArG)

Die Rechte der Betroffenen, insbesondere das Auskunfts-, Berichtigungs- und Löschungsrecht, rich-
ten sich nach den Bestimmungen des Bundesgesetzes vom 19. Juni 1992 über den Datenschutz,
soweit das Gesetz (ArG) keine abweichenden Bestimmungen kennt.

Das Datenschutzgesetz und das Arbeitsgesetz in Fällen, wo das Arbeitsgesetz in Bezug auf den
sind Bundesgesetze und somit gleichrangig. Aus Datenschutz nichts regelt, die Bestimmungen des
diesem Grund muss festgehalten werden, dass Datenschutzgesetzes beachtet werden müssen.

SECO, November 2006 189 - 1


Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
8. Kapitel: Datenschutz und Datenverwaltung ArGV 1 Art. 90
2. Abschnitt: Informations- und Dokumentationssysteme
Art. 90 Strafbestimmung

Artikel 90

Strafbestimmung
Die Strafverfolgung für Verletzungen des Datenschutzes und der Auskunftspflicht richtet sich nach
dem Datenschutzgesetz.

Falls im Rahmen der Erfüllung arbeitsgesetzlicher Datenschutzes (Art. 34 und 35 Datenschutzge-


Bestimmungen der Datenschutz und die Aus- setz). Dies muss an dieser Stelle präzisiert werden,
kunftspflicht verletzt werden, so gelten nicht die da sonst fälschlicherweise die arbeitsgesetzlichen
strafrechtlichen und verwaltungsrechtlichen Mass- Normen zur Anwendung gelangen könnten.
nahmen des Arbeitsgesetzes, sondern jene des

SECO, November 2006 190 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
1. Abschnitt: Gegenstand und Begriffe ArGV 2 Art. 1
Art. 1 Gegenstand

Artikel 1

Gegenstand
Diese Verordnung umschreibt die bei Vorliegen besonderer Verhältnisse nach Artikel 27 Absatz 1
des Gesetzes möglichen Abweichungen von den gesetzlichen Arbeits- und Ruhezeitvorschriften
und bezeichnet die Betriebsarten oder Gruppen von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, wel-
che unter diese Abweichungen fallen. Sie bezeichnet für die einzelnen Branchen oder Gruppen von
Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen den Umfang der Abweichungen.

Die gesetzliche Grundlage für die Verordnung 2 Gruppen von Arbeitnehmern oder Arbeitneh-
ist in Artikel 27 Absatz 1 ArG zu finden (vgl. Kom- merinnen gelten, die in der Verordnung bezeich-
mentar Art. 27 ArG). Im vorliegenden Artikel wird net werden. Damit wird der Rahmen für diese
festgehalten, dass in der Verordnung 2 Vorschrif- Ausführungsverordnung gesteckt, da Verordnun-
ten in Abweichung des Arbeitsgesetzes geregelt gen die vom Gesetz vorgegebenen Rahmenbedin-
werden. Zudem präzisiert er, dass diese abwei- gungen nicht überschreiten dürfen.
chenden Vorschriften nur für die Betriebe oder

SECO, November 2006 201 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
1. Abschnitt: Gegenstand und Begriffe ArGV 2 Art. 2
Art. 2 Kleingewerbliche Betriebe

Artikel 2

Kleingewerbliche Betriebe
1
Kleingewerbliche Betriebe (Art. 27 Abs. 1bis des Gesetzes) sind Betriebe, in denen neben dem
Arbeitgeber nicht mehr als vier Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, unabhängig von ihrem Be-
schäftigungsgrad, beschäftigt werden.
2
Betriebsnotwendigkeit (Artikel 27 Absatz 1bis des Gesetzes) liegt vor, wenn:
a. ein Betrieb zu einer im 3. Abschnitt dieser Verordnung aufgeführten Betriebsart gehört; oder
b. die Voraussetzungen nach Artikel 28 der Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz vom 10. Mai 2000
erfüllt sind.

Allgemeines Absatz 2
Artikel 27 Absatz 1bis ArG hält fest, dass kleinge- Buchstabe a
werbliche Betriebe, für die Nacht- oder Sonntags- Betriebsnotwendigkeit liegt dann vor, wenn es sich
arbeit betriebsnotwendig ist, von der Bewilligungs- um einen kleingewerblichen Betrieb jener Branche
pflicht ausgenommen werden. Der vorliegende handelt, für die im 3. Abschnitt dieser Verordnung
Artikel definiert nun, was unter kleingewerblichen Sonderbestimmungen formuliert sind. Dabei ist zu
Betrieben und unter der Betriebsnotwendigkeit zu beachten, dass in diesem Falle die Befreiung von
verstehen ist. der Bewilligungspflicht für Nacht- oder Sonntags-
arbeit für die ganze Nacht oder den ganzen Sonn-
tag gilt.
Absatz 1
In kleingewerblichen Betrieben werden neben Buchstabe b:
dem Arbeitgeber nicht mehr als vier Arbeitneh- Betriebsnotwendigkeit liegt ausserdem vor, wenn
mer oder Arbeitnehmerinnen beschäftigt. Mass- eine der Voraussetzungen erfüllt ist, die in Arti-
gebend ist ausschliesslich ihre Anzahl; nicht von kel 28 ArGV 1 genannt sind (vgl. Kommentar Art.
Bedeutung ist hingegen deren Beschäftigungs- 28 ArGV 1). Nacht- oder Sonntagsarbeit kann so-
grad. Keine Rolle spielt also, ob ein Arbeitgeber mit in kleingewerblichen Betrieben dann ohne Be-
bis zu vier Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen willigung angeordnet werden, wenn sie aus tech-
mit einem Beschäftigungsgrad von 100% oder nischen oder wirtschaftlichen Gründen im Sinne
nur mit einem Beschäftigungsgrad von 10% be- von Artikel 28 ArGV 1 unentbehrlich ist. Der wirt-
schäftigt. Familienmitglieder werden nicht mitge- schaftlichen Unentbehrlichkeit gleichgestellt sind
zählt (Art. 4 ArG). die besonderen Konsumbedürfnisse. Deren Be-
friedigung muss aber im öffentlichen Interesse lie-
Unter kleingewerblichen Betrieben versteht man gen und kann nicht anders als durch Nacht- oder
alle Arten von Kleinstunternehmen. Die Art der Sonntagsarbeit geschehen.
wirtschaftlichen Tätigkeit spielt keine Rolle. Ein
Gewerbe ist eine auf Gewinnerzielung gerichtete
wirtschaftliche Tätigkeit.

SECO, März 2018 202 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 2 ArGV 2 1. Abschnitt: Gegenstand und Begriffe
Art. 2 Kleingewerbliche Betriebe

Liegt keine Betriebsnotwendigkeit nach Buchsta-


be a oder b vor, wie dies insbesondere bei vor-
übergehender Nacht- oder Sonntagsarbeit der Fall
ist, so benötigt auch ein kleingewerblicher Betrieb
dafür eine Bewilligung. Damit er eine solche Be-
willigung erhält, hat der Betrieb den Nachweis des
Vorhandenseins eines dringenden Bedürfnisses zu
erbringen. Die Voraussetzungen für den Nach-
weis eines solchen dringenden Bedürfnisses rich-
ten sich dabei nach Artikel 27 ArGV 1 (vgl. Kom-
mentar Art. 27 ArGV 1).

202 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
2. Abschnitt: Sonderbestimmungen ArGV 2 Art. 3
Art. 3 Geltung

Artikel 3

Geltung
Die Bestimmungen dieses Abschnitts sind auf die einzelnen Betriebsarten sowie Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen entsprechend den Bestimmungen des 3. Abschnitts anwendbar.

Die Verordnung 2 ist in drei Abschnitte gegliedert: Abschnitt einer bestimmten Betriebsart zugeord-
1. Abschnitt: Gegenstand und Begriffe, 2. Ab- net sind. Damit wird den spezifischen Bedürfnis-
schnitt: Sonderbestimmungen, 3. Abschnitt: Un- sen der einzelnen Branchen Rechnung getragen,
terstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer. die aus unterschiedlichen Gründen auf Sonderbe-
In den Artikeln 4 bis 14 des 2. Abschnitts wer- stimmungen angewiesen sind.
den Abweichungen von den arbeitsgesetzlichen Bei dieser bedingten Anwendung der Artikel 4 bis
Normen geregelt. Im 3. Abschnitt sind die Bran- 14 handelt es sich um einen gesetzestechnischen
chen aufgeführt, die auf solche vom Arbeits- Mechanismus. Dieser muss im vorliegenden Arti-
gesetz abweichenden Regelungen angewiesen kel präzisiert werden, um Missverständnissen in
sind. Die Artikel 4 bis 14 des 2. Abschnitts kom- Zusammenhang mit den Sonderbestimmungen
men jedoch nur zur Anwendung, wenn sie im 3. vorzubeugen.

SECO, November 2006 203 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
2. Abschnitt: Sonderbestimmungen ArGV 2 Art. 4
Art. 4 Befreiung von der Bewilligungspflicht für Nacht- und Sonntagsarbeit sowie
für den ununterbrochenen Betrieb

Artikel 4

Befreiung von der Bewilligungspflicht


für Nacht- und Sonntagsarbeit sowie für den
ununterbrochenen Betrieb
1
Der Arbeitgeber darf die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ohne behördliche Bewilligung
ganz oder teilweise in der Nacht beschäftigen.
2
Der Arbeitgeber darf die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ohne behördliche Bewilligung
ganz oder teilweise am Sonntag beschäftigen.
3
Der Arbeitgeber darf die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ohne behördliche Bewilligung im
ununterbrochenen Betrieb beschäftigen.

Absätze 1 u. 2 Die uneingeschränkte Bewilligungsbefreiung für


Nachtarbeit erlaubt die Beschäftigung in allen
Die Befreiung von der Bewilligungspflicht für
Nächten zwischen Sonntagabend 23 Uhr bzw.
Nachtarbeit und Sonntagsarbeit kann sich auf die
22 Uhr oder 24 Uhr und Samstagabend gleiche
ganze Nacht oder den ganzen Sonntag erstre-
Zeit, je nachdem, wie die Lage des Sonntags in
cken. Sie kann sich aber auch auf einen Teil der
einem Betrieb festgesetzt worden ist. Die unein-
Nacht (z.B. auf die Nacht bis 2 Uhr oder auf die
geschränkte Bewilligungsbefreiung für Sonntags-
Nacht ab 2 Uhr) oder auf einen Teil des Sonntages
arbeit erlaubt die Beschäftigung im Zeitraum der
(z.B. auf den Sonntag ab 12 Uhr) beschränken.
Tages- und Abendarbeit am Sonntag. Für die Ar-
Eine Befreiung von der Bewilligungspflicht ist nur
beit während der Nachtstunden des Sonntags (=
für Tatbestände des Gesetzes möglich, also für die
Nacht vom Samstag auf den Sonntag) ist eine Be-
in den Artikeln 17, 19 und 24 umschriebenen Ein-
willigungsbefreiung für Nachtarbeit und Sonn-
satzformen und die darauf gestützt erlassenen
tagsarbeit notwendig. Liegt eine solche nicht vor,
Verordnungsbestimmungen. Beabsichtigt ein Be-
ist um eine Bewilligung für Nachtarbeit nachzu-
trieb, der nur teilweise von der Bewilligungspflicht
suchen.
befreit ist, Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin-
nen ausserhalb der bewilligungsfreien Zeitspanne
in der Nacht oder am Sonntag zu beschäftigen,
benötigt er dazu eine entsprechende Bewilligung.
Absatz 3
Dasselbe gilt, wenn ein Betrieb eine Bewilligung Die Befreiung von der Bewilligungspflicht für den
benötigt, die eine Abweichung nach Artikel 28 regulären ununterbrochenen Betrieb unterliegt
ArG enthält. keiner Beschränkung. Nicht befreit von der Bewil-
Dieser Artikel befreit lediglich von der Bewilli- ligungspflicht wird der zusammengesetzte unun-
gungspflicht. Alle anderen Bestimmungen des terbrochene Betrieb nach Artikel 39 ArGV 1.
Gesetzes und der Verordnung 1 zur Nacht-, Sonn-
tagsarbeit und zum ununterbrochenen Betrieb
bleiben ohne Einschränkung anwendbar.

SECO, November 2006 204 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
2. Abschnitt: Sonderbestimmungen ArGV 2 Art. 5
Art. 5 Verlängerung des Zeitraumes der täglichen Arbeit bei
Tages- und Abendarbeit

Artikel 5

Verlängerung des Zeitraumes der täglichen Arbeit


bei Tages- und Abendarbeit
Der Zeitraum der Tages- und Abendarbeit darf für die einzelnen Arbeitnehmer und Arbeitnehme-
rinnen, mit Einschluss der Pausen und der Überzeitarbeit, auf höchstens 17 Stunden verlängert wer-
den, sofern im Durchschnitt einer Kalenderwoche eine tägliche Ruhezeit von mindestens 12 aufein-
ander folgenden Stunden gewährt wird. Die tägliche Ruhezeit zwischen zwei Arbeitseinsätzen muss
dabei mindestens 8 aufeinander folgende Stunden betragen.

Im Rahmen der Tages- und Abendarbeit kann der Zwischen zwei Arbeitseinsätzen ist in jedem Fall
Zeitraum, in dem gearbeitet werden darf, von 14 eine tägliche Ruhezeit von mindestens 8 Stunden
Stunden (Art. 10 Abs. 3 ArG) bis auf 17 Stunden zu gewähren, wobei eine solche Verkürzung mehr
verlängert werden. Damit kann ein Arbeitneh- als einmal pro Woche möglich ist. Wird die tägli-
mer oder eine Arbeitnehmerin während des gan- che Ruhezeit verkürzt, so hat dies zur Folge, dass
zen Tages- und Abendzeitraums von 6 Uhr bis 23 innerhalb der gleichen Kalenderwoche an anderen
Uhr bzw. 5 Uhr bis 22 Uhr oder 7 Uhr bis 24 Uhr Tagen ein entsprechender Ausgleich zu gewäh-
beschäftigt werden. Wird von dieser Möglichkeit ren ist. Für die Berechnung der durchschnittlichen
Gebrauch gemacht, muss an Stelle einer täglichen täglichen Ruhezeit dürfen dabei die vorgeschrie-
Ruhezeit von 11 Stunden (Art. 15a ArG) im Durch- benen wöchentlichen Ruhezeiten (freier Sonntag,
schnitt einer Kalenderwoche eine solche von min- wöchentlicher freier Halbtag) nicht mit einbezo-
destens 12 Stunden gewährt werden. Dies hat zur gen werden.
Folge, dass der Zeitraum der täglichen Arbeit in-
nerhalb einer Kalenderwoche nur beschränkt ver-
längert werden kann.

SECO, November 2006 205 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
2. Abschnitt: Sonderbestimmungen ArGV 2 Art. 6
Art. 6 Verlängerung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit

Artikel 6

Verlängerung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit


Die wöchentliche Höchstarbeitszeit darf in einzelnen Wochen um 4 Stunden verlängert werden, so-
fern sie im Durchschnitt von drei Wochen eingehalten wird und im Durchschnitt des Kalenderjahres
die Fünf-Tage-Woche gewährt wird.

Diese Bestimmung ist nur von Bedeutung für Be- macht werden, wenn dem einzelnen Arbeitneh-
triebe mit einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit mer oder der einzelnen Arbeitnehmerin im Durch-
von 50 Stunden. Sie ermöglicht eine Verlängerung schnitt des Kalenderjahres die Fünftagewoche
der wöchentlichen Höchstarbeitszeit in einzelnen gewährt wird (vgl. Kommentar Art. 22 ArGV 1).
Wochen um bis zu 4 Stunden. Die Höchstarbeits- Weitere Möglichkeiten der Verlängerung der wö-
zeit muss dabei allerdings im Durchschnitt von 3 chentlichen Höchstarbeitszeit sind in Artikel 22
Wochen eingehalten werden. Im Weiteren kann ArGV 1 enthalten.
von dieser Bestimmung nur dann Gebrauch ge-

SECO, November 2006 206 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
2. Abschnitt: Sonderbestimmungen ArGV 2 Art. 7
Art. 7 Verlängerung der Arbeitswoche

Artikel 7

Verlängerung der Arbeitswoche


1
Die einzelnen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen dürfen bis zu elf aufeinanderfolgende Tage
beschäftigt werden:
a. wenn unmittelbar im Anschluss daran mindestens drei aufeinanderfolgende Tage frei gewährt
werden; und
b. wenn im Durchschnitt des Kalenderjahrs die Fünftagewoche gewährt wird.
2
Die einzelnen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen dürfen sieben aufeinanderfolgende Tage be-
schäftigt werden:
a. wenn die tägliche Arbeitszeit im Zeitraum der Tages- und Abendarbeit nicht mehr als neun Stun-
den beträgt;
b. wenn die wöchentliche Höchstarbeitszeit im Durchschnitt von zwei Wochen eingehalten wird;
und
c. wenn unmittelbar im Anschluss an den siebten Tag mindestens 83 aufeinanderfolgende Stun-
den frei gewährt werden: diese 83 Stunden schliessen die tägliche Ruhezeit, den Ersatzruhetag
für den Sonntag und den wöchentlichen freien Halbtag ein.

Dieser Artikel erlaubt es Arbeitgebern, unter be- 83 aufeinanderfolgenden Stunden (3 x 24 Std. +


stimmten Voraussetzungen die individuelle Ar- 11 Std.). Zusätzlich muss im Durchschnitt des Ka-
beitswoche auf länger als 6 aufeinanderfolgen- lenderjahres die Fünftagewoche gewährt werden
de Tage zu verlängern. Es besteht die Möglichkeit (vgl. Kommentar Art. 22 ArGV 1).
der Verlängerung der Arbeitswoche sowohl bei
Tages- und Abendarbeit als auch bei Nachtarbeit.
Bei Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit gilt Absatz 2
dieser Artikel nicht.
Es ist möglich, die Anzahl aufeinanderfolgender
Arbeitstage auf 7 zu erhöhen. Dazu müssen 3
Voraussetzungen erfüllt werden: Die tägliche Ar-
Absatz 1 beitszeit im Zeitraum der Tages- und Abendar-
Es ist möglich, die Anzahl aufeinanderfolgender beit darf neun Stunden nicht überschreiten (vgl.
Arbeitstage auf längstens 11 Tage zu erhöhen. Art. 10 ArG), die wöchentliche Höchstarbeitszeit
Macht der Arbeitgeber von dieser Möglichkeit wird im Durchschnitt von zwei Wochen eingehal-
Gebrauch, so muss er unmittelbar im Anschluss ten, und unmittelbar im Anschluss an den siebten
an die höchstens 11 aufeinanderfolgenden Ar- Tag werden mindestens 83 aufeinanderfolgende
beitstage eine wöchentliche Ruhezeit von min- Stunden frei gewährt; diese 83 Stunden schliessen
destens 3 Tagen gewähren. Diese Ruhezeit ist im die tägliche Ruhezeit, den Ersatzruhetag für den
unmittelbaren Anschluss an die tägliche Ruhezeit Sonntag und den wöchentlichen freien Halbtag
zu gewähren. Daraus ergibt sich eine zusammen- ein. Bei Nachtarbeit darf die tägliche Arbeitszeit in
hängende wöchentliche Ruhezeit von mindestens bestimmten Fällen 9 Stunden überschreiten (vgl.
Art. 10 ArGV 2).

SECO, April 2010 207 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
2. Abschnitt: Sonderbestimmungen ArGV 2 Art. 8
Art. 8 Überzeitarbeit am Sonntag

Artikel 8

Überzeitarbeit am Sonntag
1
Überzeitarbeit nach Artikel 12 Absatz 1 des Gesetzes darf am Sonntag geleistet werden. Die am
Sonntag geleistete Überzeitarbeit ist innert 14 Wochen durch Freizeit von gleicher Dauer auszu-
gleichen.
2
Überzeitarbeit nach Artikel 12 Absatz 1 des Gesetzes darf am Sonntag geleistet werden. Die am
Sonntag geleistete Überzeitarbeit ist innert 26 Wochen durch Freizeit von gleicher Dauer auszu-
gleichen.

Absatz 1 Absatz 2
Überzeitarbeit darf nicht nur an Werktagen (Art. 25 Dieser Absatz wurde mit der Revision der ArGV 2
Abs. 1 ArGV 1) geleistet werden, sondern auch vom 1. Juli 2004 neu eingeführt. Die Ausführun-
an Sonntagen und an gesetzlichen Feiertagen, die gen in Absatz 1 gelten auch für Absatz 2. Einziger
den Sonntagen gleichgestellt sind. Überzeitarbeit, Unterschied ist der Zeitraum für den Ausgleich der
die am Sonntag erbracht wird, muss zwingend Freizeit, welcher auf 26 Wochen ausgedehnt wur-
durch Freizeit von gleicher Dauer ausgeglichen de. Von dieser Bestimmung profitieren die Kran-
werden und zwar innert eines Zeitraumes von 14 kenanstalten und Kliniken sowie die medizini-
Wochen. Eine Ausdehnung dieser Frist auf das Ka- schen Labors.
lenderjahr (Art. 25 Abs. 2 ArGV 1) ist nicht zulässig.

SECO, November 2006 208 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
2. Abschnitt: Sonderbestimmungen ArGV 2 Art. 8a
Art. 8a Pikettdienst

Artikel 8a Pikettdienst

Pikettdienst
1
Im Rahmen des Pikettdienstes muss die Zeitspanne zwischen dem Einsatzaufruf an den Arbeitneh-
mer oder die Arbeitnehmerin und seinem oder ihrem Eintreffen am Arbeitsort (Interventionszeit)
grundsätzlich mindestens 30 Minuten betragen.
2
Ist die Interventionszeit aus zwingenden Gründen kürzer als 30 Minuten, so haben die Arbeit-
nehmer und Arbeitnehmerinnen Anspruch auf eine Zeitgutschrift von 10 Prozent der inaktiven Pi-
kettdienstzeit. Unter inaktiver Pikettdienstzeit wird die für den Pikettdienst aufgewendete Zeit au-
sserhalb einer Intervention sowie der Zeit für den Arbeitsweg verstanden. Die für die Intervention
effektiv aufgewendete Zeit sowie die Wegzeit zählen als Arbeitszeit und werden zur Zeitgutschrift
dazugerechnet.
3
Muss der Pikettdienst wegen der kurzen Interventionszeit im Betrieb geleistet werden, so gilt die
gesamte zur Verfügung gestellte Zeit als Arbeitszeit.
4
In den Fällen nach den Absätzen 2 und 3 darf der einzelne Arbeitnehmer oder die einzelne Arbeit-
nehmerin in einem Zeitraum von vier Wochen an höchstens sieben Tagen Pikettdienst leisten.

Allgemein Absatz 1
Der Grundsatz des Pikettdienstes ist in der Verord- Dieser Absatz präzisiert die «Interventionszeit».
nung 1 zum Arbeitsgesetz geregelt (Art. 14, 15 Unter «Eintreffen am Arbeitsort» ist die Ankunft
und 19 Abs. 3). Die Verordnung äussert sich je- des Arbeitnehmenden auf dem Betriebsgelän-
doch nicht zur Länge der zumutbaren Interven- de, auf dem die Arbeitsleistung erbracht werden
tionszeit zwischen dem Einsatzaufruf und dem muss, zu verstehen.
Eintreffen am Arbeitsort. Wenn der Pikettdienst Grundsätzlich sollte die Interventionszeit nicht we-
verlangt, dass der Arbeitnehmer innerhalb kür- niger als 30 Minuten betragen. Kann diese Vorga-
zester Zeit einsatzbereit ist, z.B. innerhalb von 15 be nicht eingehalten werden, gelten die Sonder-
Minuten nach dem Anruf, kann die Person den bestimmungen in den folgenden Absätzen.
Betrieb in der Praxis nicht verlassen und somit
nicht von ihrer Freizeit profitieren. Deshalb sieht
der vorliegende Artikel eine Zeitspanne für die Absatz 2
Interventionszeit vor und regelt die Ausgleichs-
Eine Interventionszeit von weniger als 30 Minuten
massnahmen zu Gunsten von Arbeitnehmenden,
ist nur aus technischen oder organisatorischen,
wenn sie von einer kürzeren Interventionszeit be-
nicht aber aus rein finanziellen Gründen rechtfer-
troffen sind. Diese Neuerung wurde ausdrücklich
tigbar (z.B. lässt sich eine solche Interventionszeit
für Krankenanstalten und Kliniken eingeführt (vgl.
im Rahmen eines Notfalldienstes in einem Spital
Art. 15 ArGV 2).
begründen).

SECO, Januar 2017 208a - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 8a ArGV 2 2. Abschnitt: Sonderbestimmungen
Art. 8a Pikettdienst

Bei Interventionszeiten unter 30 Minuten muss Absatz 3


der Arbeitgeber dem betroffenen Arbeitnehmer
eine Zeitgutschrift von 10 % der inaktiven Pikett- Muss der Pikettdienst wegen der kurzen Inter-
dienstzeit gewähren. Dieser Ausgleich darf nicht ventionszeit im Betrieb geleistet werden, so gilt
durch Geldleistungen oder andere Vergünstigun- die gesamte zur Verfügung gestellte Zeit als Ar-
gen abgegolten werden (vgl. Art. 22 ArG). beitszeit (vgl. Art. 15 Abs. 1 ArGV 1). Die Prä-
senzverpflichtung im Betrieb muss auf objektiven
Rechnungsmodell : Faktoren beruhen, die von Fall zu Fall für jeden
Pikettdienst: pikettdienstleistenden Arbeitnehmenden geprüft
von 20:00 bis 8:00 12 Std. werden müssen.
Intervention - 1 Std. 20 Minuten Es handelt sich hier um ausserordentliche Situatio-
Hin-/Rückweg - 40 Minuten nen, in denen die pikettdienstleistende Person ihren
Inaktive Zeit = 10 Stunden Dienst am Arbeitsort leisten muss, weil sie bei einem
Die Zeitgutschrift von 10% entspricht 1 Stunde Aufruf zum Einsatz innert der sehr kurzen Interven-
(10% von 10 Stunden). tionszeit nicht am Arbeitsplatz erscheinen kann.

Die für die Intervention effektiv aufgewendete Zeit


sowie die Wegzeit sind vollumfänglich an die Ar- Absatz 4
beitszeit anzurechnen und zur Zeitgutschrift von Bei verkürzter Interventionszeit (kürzer als 30 Mi-
10% dazuzurechnen. nuten) dürfen in einem Zeitraum von vier Wochen
Die Ausgleichsruhezeit ist innerhalb eines Jahres höchstens sieben Tage Pikettdienst geleistet wer-
zu gewähren (vgl. Art. 17b Abs. 2 ArG). den. Es gelten die Bestimmungen nach Art. 14
Abs. 2 ArGV 1.

208a - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
2. Abschnitt: Sonderbestimmungen ArGV 2 Art. 8b
Art. 8b Pikettplanung und -einteilung

Artikel 8b

Pikettplanung und -einteilung


1
Die einzelnen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen dürfen im Zeitraum von 4 Wochen an höchs-
tens 7 Tagen auf Pikett sein oder Piketteinsätze leisten. Die pikettdienstfreie Zeit von 2 Wochen
nach Artikel 14 Absatz 2 der Verordnung 1 vom 10. Mai 20001 zum Arbeitsgesetz muss nicht ge-
währt werden.
2
Die einzelnen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen dürfen im Zeitraum von 4 Wochen an höchs-
tens 10 Tagen auf Pikett sein oder Piketteinsätze leisten, wenn:
a. dem Betrieb aufgrund seiner Lage in einer Randregion oder der fachlichen Spezialisierung kei-
ne genügenden Personalressourcen für einen Pikettdienst nach Absatz 1 zur Verfügung stehen;
und
b. sie im Durchschnitt eines Kalenderjahres pro Monat nicht mehr als 7 Pikettdienste mit tatsäch-
lichem Einsatz leisten.
3
In Pikettdienstnächten kann die tägliche Ruhezeit auf 9 Stunden verkürzt werden, sofern sie im
Durchschnitt von 2 Wochen 12 Stunden beträgt.

Allgemein beitnehmerin an höchstens 7 Tagen auf Pikett sein


oder Piketteinsätze leisten.
Die Grundregeln des Pikettdienstes sind in der In Abweichung von der Regel in Artikel 14 Absatz
Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz festgelegt (Art. 2 ArGV 1 ist im Anschluss an den letzten Pikett-
14, 15 und 19 Abs. 3 ArGV 1). Mit der vorliegen- dienst keine pikettdienstfreie Zeit von 2 Wochen
den Bestimmung wird eine punktuelle Abwei- zu gewährleisten. Die 7 Tage können somit frei
chung von den allgemeinen Pikettdienstregeln für auf die 4 Wochen verteilt werden. Diese Sonder-
bestimmte Betriebe geschaffen. Diese Neuerung bestimmung erlaubt es, eine regelmässige Pikett-
wurde ausdrücklich für Tierarztpraxen und Tierkli- dienstplanung vorzusehen, gemäss welcher ein
niken eingeführt (vgl. Art. 21 ArGV 2). bestimmter Arbeitnehmer oder eine bestimmte
In der Praxis umfasst ein Pikettdiensttag maximal Arbeitnehmerin immer an den gleichen Wochen-
24 Stunden (z.B. einen Wochentag, Samstag oder tagen Pikettdienst leistet.
Sonntag) und eine Pikettdienstnacht (z.B. von
Montag auf Dienstag) zählt als ein «Pikettdienst-
tag». Absatz 2
Für kleine Betriebe mit höchstens 4 angestellten
Tierärzten und Tierärztinnen (vgl. Artikel 21 lit. b
Absatz 1 ArGV 2) besteht die Möglichkeit, die Anzahl der
Gleich wie in Artikel 14 Absatz 2 ArGV 1 ist für Pikettdienste pro Arbeitnehmer oder Arbeitneh-
die Pikettdienst Einsatzplanung ein Zeitraum von merin von 7 auf maximal 10 Tage pro 4 Wochen
4 Wochen massgeblich. Innerhalb dieser Zeit kann zu erhöhen. Zu einem solchen Pikettdienst kön-
der einzelne Arbeitnehmer bzw. die einzelne Ar- nen nur Tierärztinnen und Tierärzte herangezo-
gen werden.

1
SR 822.111

SECO, Februar 2018 208b - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 8b ArGV 2 2. Abschnitt: Sonderbestimmungen
Art. 8b Pikettplanung und -einteilung

Die Erhöhung der Anzahl Pikettdiensttage ist nur dies für die Einsatzplanung im Folgejahr, dass die
unter Einhaltung der folgenden zwei kumulativen Regel gemäss Absatz 1 zur Anwendung kommt,
Bedingungen erlaubt: wonach der Pikettdienst nur noch während 7 Ta-
gen pro 4 Wochen geleistet werden darf. Bei Neu-
Erstens verfügt der Betrieb aufgrund der geogra-
anstellungen ist auf die Erfahrungswerte der Vor-
fischen Lage in einer Randregion (z.B. in einem Tal
gänger abzustellen.
in den Bergen oder in einem wenig erschlosse-
nen, weitläufigen Gebiet) oder aufgrund der ein-
geschränkten fachlichen Spezialisierung der Praxis
(z.B. auf eine bestimmte Tierart wie Pferde, Hüh-
Absatz 3
ner oder Schweine) über zu wenig Personalres- In Abweichung zu den allgemeinen Regeln zum
sourcen für einen Pikettdienst gemäss den allge- Pikettdienst kann die tägliche Ruhezeit von 11
meinen Regeln. Ob in einem konkreten Fall diese Stunden auch in Pikettdienstnächten verkürzt
Bedingungen erfüllt sind, entscheidet das zustän- werden. Allerdings muss die Ruhezeit in diesem
dige kantonale Arbeitsinspektorat als Vollzugsbe- Fall – in Anlehnung an die Regel von Artikel 9
hörde. ArGV 2 – mindestens 9 Stunden betragen und die
Ruhezeit zwischen zwei Arbeitseinsätzen muss im
Zweitens lässt sich aufgrund der Zahlen vom Vor-
Durchschnitt von zwei Wochen mindestens 12
jahr belegen, dass im Durchschnitt eines Kalen-
Stunden betragen.
derjahres die einzelnen Arbeitnehmer oder Ar-
beitnehmerinnen pro Monat nicht mehr als 7 Darüber hinaus sind die allgemeinen Pikettdienst-
Pikettdienste mit tatsächlichem Einsatz geleistet regeln anwendbar: Die tägliche Ruhezeit (hier
haben. Der Durchschnitt berechnet sich aus der von 9 Stunden) kann durch Piketteinsätze un-
Anzahl der Pikettdienste mit Einsatz geteilt durch terbrochen werden. Das Total der Ruhezeitstun-
die Anzahl der geleisteten Arbeitsmonate (ohne den muss aber insgesamt 9 Stunden betragen vor
Ferien). Zur Berechnung dieses Durchschnitts wird dem Arbeitsantritt am nächsten Tag. Es muss zu-
nicht jeder einzelne Einsatz gezählt. Wurden z.B. dem zwischen den Einsätzen einmal eine zusam-
in einer Pikettdienstnacht mehrere Einsätze ge- menhängende Ruhezeit von 4 Stunden gegeben
leistet, zählt dies als ein Pikettdienst mit tatsäch- haben, ansonsten ist die gesamte tägliche Ruhe-
lichem Einsatz. Zeigt die Berechnung, dass im zeit von 9 Stunden nach zu gewähren (Art. 19
Durchschnitt eines Jahres pro Monat mehr als 7 Abs. 3 ArGV 1).
Pikettdienste mit Einsatz geleistet wurden, heisst

208b - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
2. Abschnitt: Sonderbestimmungen ArGV 2 Art. 9
Art. 9 Verkürzung der täglichen Ruhezeit

Artikel 9

Verkürzung der täglichen Ruhezeit


Die Ruhezeit darf für erwachsene Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen bis auf 9 Stunden herab-
gesetzt werden, sofern sie im Durchschnitt von zwei Wochen 12 Stunden beträgt.

Die tägliche Ruhezeit darf mehr als einmal pro Ruhezeit von 11 Stunden eine solche von 12 Stun-
Woche verkürzt werden. Die Ruhezeit muss aber den zu gewähren. Nach einer verkürzten Ruhezeit
mindestens 9 Stunden betragen, und nicht nur 8 darf beim darauf folgenden Arbeitseinsatz keine
Stunden (Art. 15a Abs. 2 ArG). Als Ausgleich für Überzeit nach Artikel 25 ArGV 1 geleistet werden
die mehrmalige Verkürzung ist in einem Zeitraum (vgl. Art. 19 Abs. 2 ArGV 1).
von 2 Wochen an Stelle einer durchschnittlichen

SECO, November 2006 209 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
2. Abschnitt: Sonderbestimmungen ArGV 2 Art. 10
Art. 10 Dauer der Nachtarbeit

Artikel 10

Dauer der Nachtarbeit


1
Bei Nachtarbeit darf die tägliche Arbeitszeit für die einzelnen erwachsenen Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen 9 Stunden nicht überschreiten. Sie muss, mit Einschluss der Pausen, innert ei-
nes Zeitraumes von 12 Stunden liegen. Dabei ist den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen eine
tägliche Ruhezeit von 12 Stunden und einmal in der Woche eine zusammenhängende Ruhezeit
von 48 Stunden zu gewähren.
2
Nachtarbeit darf in einem Zeitraum von 12 Stunden geleistet werden, wenn darauf mindestens 12
Stunden Ruhezeit folgen, eine Gelegenheit besteht, sich hinzulegen, und wenn:
a. die Arbeitszeit höchstens 10 Stunden beträgt und ein grosser Teil davon reine Präsenzzeit ist;
oder
b. während höchstens 8 Stunden tatsächlich gearbeitet wird, wobei die gesamten 12 Stunden als
Arbeitszeit gelten.
3
Bei Nachtarbeit mit einem Arbeitsbeginn nach 4 Uhr oder einem Arbeitsschluss vor 1 Uhr darf die
tägliche Arbeitszeit in einem Zeitraum von höchstens 17 Stunden liegen. Beginnt die tägliche Ar-
beitszeit vor 5 Uhr oder endet sie nach 24 Uhr, so ist im Durchschnitt einer Kalenderwoche eine
tägliche Ruhezeit von mindestens 12 Stunden zu gewähren. Die tägliche Ruhezeit zwischen zwei
Arbeitseinsätzen muss dabei mindestens 8 Stunden betragen.
4
Bei Nachtarbeit darf die tägliche Arbeitszeit innert eines Zeitraumes von 13 Stunden höchstens
11 Stunden betragen, sofern sie im Durchschnitt einer Kalenderwoche 9 Stunden nicht über-
steigt.
5
Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit darf in höchstens 6 von 7 aufeinanderfolgenden Nächten
geleistet werden, sofern im Durchschnitt des Kalenderjahrs die Fünf-Tage-Woche gewährt wird.

Allgemeines Absatz 1
Das Gesetz lässt Nachtarbeit nur im Rahmen von Der Zeitraum, in dem die tägliche Arbeitszeit ge-
9 Stunden innerhalb eines Zeitraumes von 10 leistet wird, kann auf 12 Stunden verlängert wer-
Stunden oder unter bestimmten Voraussetzun- den. Die tägliche Arbeitszeit selber bleibt jedoch
gen während drei von sieben Nächten im Rahmen auf 9 Stunden beschränkt. Wird von dieser Bestim-
von 10 Stunden innerhalb eines Zeitraumes von mung Gebrauch gemacht, so sind tägliche Ruhe-
12 Stunden zu (Art. 17a ArG). Dieser Rahmen ist zeiten von 12 Stunden und eine zusammenhän-
für verschiedene Branchen oder Tätigkeiten we- gende wöchentliche Ruhezeit inkl. einer täglichen
gen ihrer besonderen Verhältnisse zu eng. Arti- Ruhezeit von insgesamt 48 Stunden zu gewähren.
kel 10 zeigt die verschiedenen Möglichkeiten für
den Zeitraum der Nachtarbeit auf, die den spezi-
fischen Bedürfnissen der betreffenden Branchen
Absatz 2
Rechnung tragen. Er umschreibt zudem die Re- Wenn für Arbeitnehmende, die Nachtarbeit leis-
gelung für die Kompensation, die den Arbeitneh- ten, eine Gelegenheit besteht, sich auszuruhen
mern und Arbeitnehmerinnen für die vom Gesetz und hinzulegen, bietet dieser Absatz dem Arbeit-
abweichenden Einsatzdauern zu gewähren ist. geber zwei Möglichkeiten, die Arbeit seines Perso-

SECO, April 2010 210 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 10 ArGV 2 2. Abschnitt: Sonderbestimmungen
Art. 10 Dauer der Nachtarbeit

nals entsprechend zu organisieren. In beiden Fäl- Absatz 3


len muss der Arbeitgeber eine tägliche Ruhezeit
von mindestens 12 Stunden garantieren. Der Be- Der Zeitraum der täglichen Arbeitszeit darf bis auf
trieb muss für diese Art von Arbeitszeiten geeig- 17 Stunden ausgedehnt werden, sofern die Nacht-
net sein; der Arbeitgeber muss belegen können, arbeit nicht vor 4 Uhr beginnt oder nicht nach 1
dass das Personal nicht dauernd im Einsatz steht Uhr endet. Die Dauer der täglichen Arbeitszeit darf
(z.B. indem ein Ersatz vorgesehen ist). jedoch 9 Stunden nicht überschreiten. Im Durch-
schnitt einer Kalenderwoche ist eine tägliche Ru-
Buchstabe a: hezeit von mindestens 12 Stunden zu gewähren.
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen dürfen in Die minimale tägliche Ruhezeit zwischen zwei Ar-
mehr als drei Nächten pro Woche bis zu 10 Stun- beitseinsätzen hat in jedem Falle 8 Stunden zu be-
den pro Nacht in einem Zeitraum von 12 Stun- tragen. Für die Berechnung der durchschnittlichen
den beschäftigt werden. Voraussetzung dazu ist täglichen Ruhezeit dürfen dabei die vorgeschrie-
jedoch, dass ein erheblicher Teil der Arbeitszeit rei- benen wöchentlichen Ruhezeiten (freier Sonntag,
ne Präsenzzeit darstellt, in der sich der Arbeitneh- wöchentlicher freier Halbtag) nicht mit einbezo-
mer oder die Arbeitnehmerin ausruhen kann. Die gen werden.
reine Präsenzzeit umfasst dabei einen Anteil von
mindestens 25 % der effektiven Arbeitszeit. Das
heisst, dass bei einer Schichtdauer von 12 Stun- Absatz 4
den und einer Arbeitszeit von 10 Stunden von die- Die tägliche Arbeitszeit kann in einzelnen Näch-
ser Arbeitszeit wenigstens 2,5 Stunden reine Prä- ten bis auf 11 Stunden verlängert werden. Solche
senzzeit sein müssen (also 7,5 Stunden effektive Nachtarbeit darf in einem Zeitraum von höchstens
Arbeitszeit innerhalb von 12 Stunden). 13 Stunden stattfinden. Im Durchschnitt einer Ka-
Buchstabe b: lenderwoche darf die tägliche Arbeitszeit jedoch 9
Arbeitgeber dürfen Arbeitnehmende in mehr als Stunden nicht übersteigen.
drei Nächten pro Woche bis zu höchstens 8 ef-
fektive Arbeitsstunden in einem Zeitraum von 12 Absatz 5
Stunden beschäftigen. In diesem Fall müssen Ar-
beitnehmende die Möglichkeit haben, sich vor Ort Bei Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit dür-
während mindestens 4 Stunden auszuruhen, wo- fen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in bis
bei die gesamten 12 Stunden als Arbeitszeit gel- zu 6 von 7 aufeinanderfolgenden Nächten einge-
ten. setzt werden, allerdings nur unter der Vorausset-
zung, dass im Durchschnitt eines Kalenderjahres
die Fünftagewoche gewährt wird (vgl. Kommen-
tar Art. 22 ArGV 1). Nicht angewandt werden hier
die Einschränkungen von Artikel 30 ArGV 1.

210 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
2. Abschnitt: Sonderbestimmungen ArGV 2 Art. 11
Art. 11 Verschiebung der Lage des Sonntages

Artikel 11

Verschiebung der Lage des Sonntages


Die Lage des Sonntagszeitraumes nach Artikel 18 Absatz 1 des Gesetzes darf um höchstens 3 Stun-
den vor- oder nachverschoben werden.

Der Sonntagszeitraum kann bis zu drei Stunden en Sonntages wird dadurch nicht beeinträchtigt,
vor- oder nachverschoben werden. Dies bedeutet, d.h. der freie Sonntag ist auch in diesem Falle im
dass der Sonntag z.B. die Zeit von Samstag 20 Uhr unmittelbaren Anschluss an die tägliche Ruhezeit
bis Sonntag 20 Uhr oder von Sonntag 2 Uhr bis zu gewähren.
Montag 2 Uhr umfassen kann. Die Dauer des frei-

SECO, November 2006 211 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
2. Abschnitt: Sonderbestimmungen ArGV 2 Art. 12
Art. 12 Anzahl freie Sonntage

Artikel 12

Anzahl freie Sonntage


1
Im Kalenderjahr sind mindestens 26 freie Sonntage zu gewähren. Sie können unregelmässig auf
das Jahr verteilt werden. Im Zeitraum eines Kalenderquartals ist jedoch mindestens ein freier Sonn-
tag zu gewähren.
1bis
Im Kalenderjahr sind mindestens 18 freie Sonntage zu gewähren, sofern mindestens zwölfmal
pro Jahr die wöchentliche Ruhezeit mindestens 59 aufeinanderfolgende Stunden umfasst. Diese
59 Stunden umfassen die tägliche Ruhezeit sowie den ganzen Samstag und den ganzen Sonntag.
Die freien Sonntage können unregelmässig auf das Jahr verteilt werden.
2
Im Kalenderjahr sind mindestens zwölf freie Sonntage zu gewähren. Sie können unregelmässig auf
das Jahr verteilt werden. In den Wochen ohne freien Sonntag ist jedoch im Anschluss an die täg-
liche Ruhezeit eine wöchentliche Ruhezeit von 36 aufeinander folgenden Stunden zu gewähren.
2bis
Im Kalenderjahr sind mindestens zwölf freie Sonntage zu gewähren. Sie können unregelmässig
auf das Jahr verteilt werden. In den Wochen ohne freien Sonntag ist eine wöchentliche Ruhezeit
von 47 aufeinanderfolgenden Stunden oder von zweimal 35 aufeinanderfolgenden Stunden zu
gewähren.
3
Wird im Durchschnitt des Kalenderjahres die Fünf-Tage-Woche gewährt, so kann die Anzahl freie
Sonntage bis auf vier herabgesetzt werden. Die freien Sonntage können unregelmässig auf das
Jahr verteilt werden.

Allgemeines nehmer Anspruch auf 4 Wochen Ferien, so sind


ihr oder ihm die Anzahl Sonntage nach folgender
Das Gesetz geht grundsätzlich davon aus, dass
Berechnung zu gewähren:
der wöchentliche Ruhetag innert zweier Wochen
wenigstens einmal auf einen Sonntag fallen muss
Anzahl freie Anzahl freie Sonntage nach ArG x Arbeitswochen
=
(Art. 20 Abs. 1 ArG). Damit fällt der wöchentliche Sonntage

52 Wochen
Ruhetag im Laufe eines Jahres mindestens 26 Mal
auf einen Sonntag. Artikel 12 hält die Möglichkei- Hat die Arbeitnehmerin oder der Arbeitnehmer
ten fest, wie viele Sonntage in Abweichung von z.B. 26 freie Sonntage und arbeitet während 48
der gesetzlichen Regelung pro Jahr frei sein müs- Wochen im Kalenderjahr, so besteht ein Anrecht
sen. Er umschreibt auch, welche Ausgleichsruhe- auf 24 freie Sonntage.
zeiten zu gewähren sind. Die Bestimmung von
Artikel 21 Absatz 4 ArGV 1 gilt auch für die Tat-
bestände dieses Artikels. Demnach dürfen die in Absatz 1
die Zeit der gesetzlichen Ferien fallenden Sonnta- Die Anzahl der pro Kalenderjahr frei zu gewähren-
ge nicht an die Anzahl frei zu gewährender Sonn- den Sonntage wird gegenüber dem Gesetz nicht
tage angerechnet werden. Damit man die freien reduziert und beträgt ebenfalls 26. Hingegen kön-
Sonntage nach Abzug der Ferien berechnen kann, nen diese freien Sonntage unregelmässig auf das
ist eine Rechnung pro rata notwendig: auf 52 Ar- Kalenderjahr verteilt werden. Im Laufe eines Ka-
beitswochen sind 26 bzw. 12 freie Sonntag zu ge- lenderquartals muss mindestens ein freier Sonn-
währen. Hat die Arbeitnehmerin oder der Arbeit- tag gewährt werden.

SECO, Dezember 2017 212 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 12 ArGV 2 2. Abschnitt: Sonderbestimmungen
Art. 12 Anzahl freie Sonntage

Absatz 1bis Absatz 2bis


Dieser Absatz schreibt eine Mindestzahl von 18 Die Anzahl der frei zu gewährenden Sonntage
freien Sonntagen pro Kalenderjahr vor, die unre- kann bis auf 12 pro Kalenderjahr reduziert und
gelmässig auf das Jahr verteilt werden können. Im unregelmässig auf das Jahr verteilt werden. In den
Gegenzug muss den Arbeitnehmenden zwölfmal Wochen ohne freien Sonntag ist alternativ im An-
pro Jahr eine Ruhezeit von mindestens 59 aufei- schluss an die tägliche elfstündige Ruhezeit ent-
nanderfolgenden Stunden gewährt werden, die weder eine wöchentliche Ruhezeit von einmal
nebst der täglichen elfstündigen Ruhezeit jeweils mindestens 36 aufeinanderfolgenden Stunden
einen ganzen Samstag und Sonntag umfassen (insgesamt 47 Stunden) oder von zweimal min-
(11 Stunden + 2 x 24 Stunden). Als Sonntag gilt destens 24 aufeinanderfolgenden Stunden (insge-
die Zeit zwischen Samstag 23 Uhr und Sonntag samt je 35 Stunden) zu gewähren.
23 Uhr (vgl. Art. 18 Abs. 1 ArG). Dieser Zeitraum Die Ruhezeit gilt als gewährt, wenn sie in der lau-
von 24 Stunden kann um höchstens eine Stunde fenden oder darauffolgenden Woche, in welcher
vorgezogen oder verschoben werden, wenn die am Sonntag gearbeitet wird, bezogen wird.
Mehrheit der betroffenen Arbeitnehmenden oder
die Arbeitnehmervertretung im Betrieb dem zu-
stimmt (vgl. Art. 18 Abs. 2 ArG). Absatz 3
Diese Bestimmung erlaubt es, die Anzahl freier
Absatz 2 Sonntage bis auf 4 zu reduzieren. Sie können zu-
dem unregelmässig auf das Jahr verteilt werden.
Die Anzahl der frei zu gewährenden Sonntage Voraussetzung für die Herabsetzung ist allerdings,
kann bis auf 12 pro Kalenderjahr reduziert und dass im Durchschnitt des Kalenderjahres die Fünf-
unregelmässig auf das Jahr verteilt werden. In der tagewoche gilt (vgl. Kommentar Art. 22 ArGV 1).
laufenden oder darauffolgenden Woche, in de- Im Falle, wo die Fünftagewoche im Durchschnitt
nen der freie Sonntag nicht gewährt wird, muss des Kalenderjahres nicht erreicht wird, gelangt an
im unmittelbaren Anschluss an die tägliche Ruhe- Stelle von Art. 12 Abs. 3 Art. 12 Abs. 2 zur An-
zeit eine wöchentliche Ruhezeit von 36 aufeinan- wendung.
der folgenden Stunden gewährt werden. Diese
verlängert sich damit auf insgesamt 47 Stunden.

212 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
2. Abschnitt: Sonderbestimmungen ArGV 2 Art. 13
Art. 13 Ersatzruhetag für Feiertagsarbeit

Artikel 13

Ersatzruhetag für Feiertagsarbeit


Die Ersatzruhe für Feiertagsarbeit darf für ein Kalenderjahr zusammengefasst gewährt werden.

Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit (Art. er dieser zusammengefassten Kompensation be-
21 Abs. 5 Abs. 5 ArGV 1) muss nicht in der Woche rechnet sich aus der Anzahl der zu kompensieren-
gewährt werden, die dem Feiertag vorangeht oder den Feiertage mal 24 Stunden und zusätzlich einer
folgt (Art. 20 Abs. 2 ArG). Sie kann für ein ganzes einzelnen täglichen Ruhezeit von 11 Stunden.
Kalenderjahr zusammengefasst werden. Die Dau-

SECO, November 2006 213 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
2. Abschnitt: Sonderbestimmungen ArGV 2 Art. 14
Art. 14 Wöchentlicher freier Halbtag

Artikel 14

Wöchentlicher freier Halbtag


1
Der wöchentliche freie Halbtag darf für einen Zeitraum von höchstens acht Wochen zusammen-
hängend gewährt werden.
2
Der wöchentliche freie Halbtag darf in Betrieben mit erheblichen saisonmässigen Schwankungen
für einen Zeitraum von höchstens zwölf Wochen zusammenhängend gewährt werden.
3
Der wöchentliche freie Halbtag kann von 8 bis auf 6 aufeinander folgende Stunden verkürzt
werden. Er ist am Vormittag bis 12 Uhr oder am Nachmittag ab spätestens 14.30 Uhr bis spätes-
tens 20.30 Uhr zu gewähren. Die durch die Verkürzung ausfallende Ruhezeit ist innerhalb von
sechs Monaten zusammenhängend nachzugewähren.

Allgemeines Absatz 2
Artikel 21 Absatz 2 ArG lässt im Einverständnis Der wöchentliche freie Halbtag kann für einen
mit dem Arbeitnehmer oder der Arbeitnehmerin Zeitraum von 12 Wochen zusammengelegt wer-
eine Zusammenlegung von bis zu 4 wöchentli- den. Eine solche Zusammenlegung ist allerdings
chen freien Halbtagen zu. Artikel 14 weitet diesen nur möglich in Betrieben mit erheblichen saisona-
Zeitraum aus und trägt insbesondere den Bedürf- len Schwankungen im Arbeitsanfall.
nissen jener Betriebe Rechnung, die mit erhebli-
chen saisonalen Schwankungen des Arbeitsanfal-
les umzugehen haben (vgl. Kommentar Art. 22 Absatz 3
Abs. 1 ArGV 1). Er umschreibt, um wie viele Stun-
Durch die Verkürzung des wöchentlichen freien
den der wöchentliche freie Halbtag verkürzt wer-
Halbtages auf 6 Stunden braucht der Ersatzru-
den kann und in welchem Zeitraum die dabei aus-
hetag am Morgen nur bis 12 Uhr (anstatt bis 14
fallende Ruhezeit zu gewähren ist.
Uhr) und am Nachmittag erst ab spätestens 14.30
Uhr (anstatt ab 12 Uhr) bis spätestens 20.30 Uhr
(anstatt bis 20 Uhr) gewährt zu werden (Art. 20
Absatz 1 ArGV 1 ). Die durch die Verkürzung ausfallen-
Der wöchentliche freie Halbtag darf für einen Zeit- de Ruhezeit muss kumulativ erfasst und innerhalb
raum von 8 Wochen zusammengelegt werden. von 6 Monaten im Verhältnis 1:1 durch eine zu-
Die Dauer dieser Zusammenlegung berechnet sich sammenhängende Ruhezeit kompensiert werden.
aus der Anzahl der zusammengefassten wöchent-
lichen freien Halbtage und zusätzlich einer einzel-
nen täglichen Ruhezeit von 11 Stunden.

SECO, März 2019 214 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 15
Art. 15 Krankenanstalten und Kliniken

Artikel 15

Krankenanstalten und Kliniken


1
Auf Krankenanstalten und Kliniken und die in ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitneh-
merinnen sind Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag sowie die Artikel 5, 7 Absatz
2, 8 Absatz 2, 8a, 9, 10 Absatz 2 und 12 Absatz 2 anwendbar.
2
Krankenanstalten und Kliniken sind ärztlich betreute Betriebe für Kranke, Wöchnerinnen, Säuglinge,
Verunfallte und Rekonvaleszente.

Geltungsbereich (Absatz 2) Zeitraum verlängert wird, eine tägliche Ruhezeit


von mindestens 12 aufeinander folgenden Stun-
Zu den Krankenanstalten und Kliniken zählen
den gewährt werden. Zwischen zwei Arbeitsein-
alle Betriebe, die für die Pflege und Betreuung
sätzen kann die tägliche Ruhezeit bis auf 8 Stun-
von Kranken (Akutpatienten und -patientinnen),
den verkürzt werden.
Wöchnerinnen, Säuglingen, Verunfallten und Re-
konvaleszenten entsprechende Einrichtungen be- Artikel 7 Absatz 2
treiben. Notwendig ist, dass es in diesen Betrie- Krankenanstalten und Kliniken dürfen die Arbeit-
ben eine ärztliche Betreuung gibt, die aber weder nehmer und Arbeitnehmerinnen 7 aufeinander-
permanent noch durch betriebseigene Ärzte oder folgende Tage beschäftigen. Dazu muss der Ar-
Ärztinnen gewährleistet sein muss. Es ist also auch beitgeber allerdings gewisse Voraussetzungen
zulässig, dass die Betreuung nur zu bestimmten erfüllen. Den betroffenen Arbeitnehmenden muss
Tageszeiten und durch externe Ärzte oder Ärztin- unmittelbar im Anschluss an den 7. Tag mindes-
nen erfolgt. Die Betreuung hat aber nicht nur ge- tens 83 aufeinanderfolgende Stunden Ruhezeit
legentlich, sondern regelmässig zu erfolgen. gewährt werden; die wöchentliche Höchstarbeits-
zeit von 50 Stunden muss im Durchschnitt von
zwei Wochen eingehalten werden; die tägliche
Anwendbare Sonderbestimmun- Arbeitszeit (vgl. Art. 10 ArG) im Zeitraum der Ta-
gen (Absatz 1) ges- und Abendarbeit darf nicht mehr als 9 Stun-
Artikel 4 den betragen. Bei Nachtarbeit darf die tägliche
Die Krankenanstalten und Kliniken können Nacht- Arbeitszeit in bestimmten Fällen 9 Stunden über-
und Sonntagsarbeit in vollem Umfang ohne be- schreiten (vgl. Art 10 ArGV 2).
hördliche Bewilligung anordnen. Die übrigen ar-
Artikel 8 Absatz 2
beitsgesetzlichen Bestimmungen zur Nacht- und
Krankenanstalten und Kliniken können Überzeit-
Sonntagsarbeit sind aber einzuhalten (vgl. Kom-
arbeit im Sinne von Artikel 12 Absatz 1 ArG auch
mentar Art. 4 ArGV 2).
an Sonntagen leisten lassen. Solche Überzeitarbeit
Artikel 5 ist zwingend innert 26 Wochen durch Freizeit von
Krankenanstalten und Kliniken dürfen die Arbeit- gleicher Dauer auszugleichen. Nicht erfasst von
nehmer und Arbeitnehmerinnen bei Tages- und dieser Bestimmung ist Überzeitarbeit nach Artikel
Abendarbeit in einem Zeitraum von höchstens 12 Absatz 2 ArG, die in Notfällen geleistet wer-
17 Stunden beschäftigen. Dabei muss allerdings den muss. Voraussetzungen, möglicher Zeitpunkt,
im Durchschnitt der Kalenderwoche, in der dieser zulässige Dauer und Ausgleich solcher Überzeitar-

SECO, Dezember 2017 215 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 15 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 15 Krankenanstalten und Kliniken

beit richtet sich nach Artikel 26 ArGV 1. Die ge- Buchstaben a und b erfüllt sind, bietet dieser Ab-
samte Überzeit pro Arbeitnehmer oder Arbeitneh- satz den Arbeitgebern zwei Möglichkeiten die
merin darf im Kalenderjahr insgesamt nicht mehr Arbeit seines Personals entsprechend zu organi-
als 140 Stunden betragen. sieren. In beiden Fällen muss der Arbeitgeber die
tägliche Ruhezeit auf 12 Stunden ausweiten.
Artikel 8a
Aus zwingenden Gründen kann bei Pikettdienst Buchstabe a:
eine Interventionszeit von unter 30 Minuten vor- Die tägliche Arbeitszeit darf 10 Stunden in einem
gesehen werden. In diesem Fall muss der Arbeit- Zeitraum von 12 Stunden nicht überschreiten.
geber den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerin- Solch lange Schichten können unter der Voraus-
nen eine Zeitgutschrift von 10 % der inaktiven setzung geleistet werden, dass ein grosser Teil der
Pikettdienstzeit gewähren. Beträgt die Interventi- Arbeitszeit reine Präsenzzeit darstellt.
onszeit mindestens 30 Minuten, gelten die nor-
Buchstabe b:
malen Pikettdienstregeln gemäss den Artikeln 14,
Die 12-Stunden-Schicht muss mindestens 4 Stun-
15 und 19 Abs. 3 ArGV 1.
den enthalten, während der die Arbeitnehmer
Artikel 9 und Arbeitnehmerinnen nicht zur Arbeit herange-
Die tägliche Ruhezeit der Arbeitnehmer und Ar- zogen werden, wobei die gesamten 12 Stunden
beitnehmerinnen kann bis auf 9 Stunden herab- als Arbeitszeit gelten.
gesetzt werden. Die Herabsetzung kann mehr als
Artikel 12 Absatz 2
einmal pro Woche erfolgen. Im Durchschnitt von
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in
zwei Wochen muss in diesem Falle die tägliche
Krankenanstalten und Kliniken sind im Kalender-
Ruhezeit 12 Stunden betragen. Ausserdem darf
jahr mindestens 12 freie Sonntage zu gewähren.
beim darauf folgenden Arbeitseinsatz keine Über-
Sie können unregelmässig auf das Jahr verteilt
zeit nach Artikel 25 ArGV 1 geleistet werden (vgl.
werden. Die in die gesetzlichen Mindestferien fal-
Art. 19 ArGV 1).
lenden freien Sonntage dürfen nicht an die frei
Artikel 10 Absatz 2 zu gewährenden Sonntage angerechnet werden.
Nachtarbeit darf in einem Zeitraum von 12 Stun- In der laufenden oder darauffolgenden Woche, in
den geleistet werden. Diese Möglichkeit ist nur denen an einem Sonntag gearbeitet wird, ist eine
dann erlaubt, wenn der Arbeitgeber den Arbeit- wöchentliche Ruhezeit von 36 Stunden im unmit-
nehmenden eine Ruhegelegenheit zur Verfügung telbaren Anschluss an die tägliche Ruhezeit (also
stellt. Sofern die Sondervoraussetzungen in den insgesamt 47 Stunden) zu gewähren.

215 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 16
Art. 16 Heime und Internate

Artikel 16

Heime und Internate


1
Auf Heime und Internate und die in ihnen mit der Betreuung der Insassen beschäftigten Arbeitneh-
mer und Arbeitnehmerinnen sind Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag sowie die
Artikel 7 Absatz 2, 8 Absatz 1, 9, 10 Absatz 2, 12 Absatz 2 und 14 Absatz 1 anwendbar.
2
Heime und Internate sind Kinder-, Erziehungs-, Anlern-, Ausbildungs-, Beschäftigungs-, Alters-,
Pflege-, Kranken-, Unterkunfts- und Versorgungsheime.

Geltungsbereich (Absatz 2) Anwendbare Sonderbestimmun-


Als Heime und Internate gelten Institutionen, in gen (Absatz 1)
denen Erwachsene, Jugendliche oder Kinder un- Artikel 4
tergebracht werden und im weitesten Sinne eine
Betreuung erhalten. Nicht notwendig ist, dass die Die Heime und Internate können Nacht- und
Unterbringung Tag und Nacht sowie die ganze Sonntagsarbeit in vollem Umfang ohne behördli-
Woche umfasst; diese Unterbringung kann nur che Bewilligung anordnen. Die übrigen arbeitsge-
tagsüber oder unter der Woche erfolgen (z.B. Ta- setzlichen Bestimmungen zur Nacht- und Sonn-
ges- oder Beschäftigungsheime für Behinderte, tagsarbeit sind aber einzuhalten (vgl. Kommentar
die sich über das Wochenende bei ihren Angehö- Art. 4 ArGV 2).
rigen aufhalten). Artikel 7 Absatz 2
Die Betreuung der Erwachsenen, Jugendlichen Heime und Internate können ihr Personal bis zu
oder Kinder kann je nach Art der Institution in ver- 7 aufeinanderfolgende Tage beschäftigten. Dazu
schiedenster Weise erfolgen. Sie kann alle Lebens- muss der Arbeitgeber allerdings gewisse Voraus-
bereiche der Insassen umfassen (z.B. in Alters-, Pfle- setzungen erfüllen. Den betroffenen Arbeitneh-
ge- und Krankenheimen). Sie kann sich aber auch menden muss unmittelbar im Anschluss an den
auf bestimmte Bereiche beschränken (z.B. in An- 7. Tag mindestens 83 aufeinanderfolgende Stun-
lern-, Ausbildungs- und Beschäftigungsheimen). den Ruhezeit gewährt werden; die wöchentliche
Der Begriff der mit der Betreuung der «Insas- Höchstarbeitszeit von 50 Stunden muss im Durch-
sen» bzw. der Bewohnerinnen und Bewoh- schnitt von zwei Wochen eingehalten werden; die
ner beschäftigten Arbeitnehmenden ist weit ge- tägliche Arbeitszeit (vgl. Art. 10 ArG) im Zeitraum
fasst. Es fallen alle Arbeitnehmenden darunter, der Tages- und Abendarbeit darf nicht mehr als 9
die Dienstleistungen erbringen, welche den Be- Stunden betragen. Bei Nachtarbeit darf die täg-
wohnerinnen und Bewohnern zugutekommen. liche Arbeitszeit in bestimmten Fällen 9 Stunden
Neben dem Betreuungspersonal im engeren Sin- überschreiten (vgl. Art 10 ArGV 2).
ne umfasst dies z. B. das Küchenpersonal, wel-
Artikel 8 Absatz 1
ches sonntags Mahlzeiten für die Bewohner und
Heime und Internate dürfen Überzeitarbeit im Sin-
Bewohnerinnen zubereiten können muss oder
ne von Artikel 12 Absatz 1 ArG auch an Sonn-
die Techniker und Technikerinnen, welche Pi-
tagen leisten lassen. Solche Überzeitarbeit ist
kettdienst leisten, um Reparaturen an den für
zwingend innert 14 Wochen durch Freizeit von
die Bewohner und Bewohnerinnen wesentli-
gleicher Dauer auszugleichen. Nicht erfasst von
chen technischen Einrichtungen vorzunehmen.

SECO, Juni 2021 216 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 16 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 16 Heime und Internate

dieser Bestimmung ist Überzeitarbeit nach Artikel Artikel 12 Absatz 2


12 Absatz 2 ArG, die in Notfällen geleistet wer- Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in
den muss. Voraussetzungen, möglicher Zeitpunkt, Heimen und Internaten sind im Kalenderjahr min-
zulässige Dauer und Ausgleich solcher Überzeitar- destens 12 freie Sonntage zu gewähren. Die in
beit richten sich nach Artikel 26 ArGV 1. Die ge- die gesetzlichen Mindestferien fallenden freien
samte Überzeit pro Arbeitnehmer oder Arbeitneh- Sonntage dürfen nicht an die frei zu gewähren-
merin darf im Kalenderjahr insgesamt nicht mehr den Sonntage angerechnet werden. In denjenigen
als 140 Stunden betragen. Wochen, in denen an einem Sonntag gearbeitet
wird, ist eine wöchentliche Ruhezeit von 36 Stun-
Artikel 9
den im unmittelbaren Anschluss an die tägliche
Die tägliche Ruhezeit der erwachsenen Arbeitneh-
Ruhezeit (also insgesamt 47 Stunden) zu gewäh-
mer und Arbeitnehmerinnen darf bis auf 9 Stun-
ren.
den herabgesetzt werden. Die Herabsetzung kann
mehr als einmal pro Woche erfolgen. Im Durch- Artikel 14 Absatz 1
schnitt von zwei Wochen muss in diesem Fall die In Heimen und Internaten muss der wöchentliche
tägliche Ruhezeit 12 Stunden betragen. Ausser- freie Halbtag den Arbeitnehmern und Arbeitneh-
dem darf beim darauf folgenden Arbeitseinsatz merinnen nicht jede Woche, sondern kann für ei-
keine Überzeit nach Artikel 25 ArGV 1 geleistet nen Zeitraum von acht Wochen zusammenhän-
werden (vgl. Art. 19 ArGV 1). gend gewährt werden.
Artikel 10 Absatz 2
Nachtarbeit darf in einem Zeitraum von 12 Stun-
den geleistet werden. Diese Möglichkeit ist nur
dann erlaubt, wenn der Arbeitgeber den Arbeit-
nehmenden eine Ruhegelegenheit zur Verfügung
stellt. Sofern die Sondervoraussetzungen in den
Buchstaben a und b erfüllt sind, bietet dieser Ab-
satz den Arbeitgebern zwei Möglichkeiten die Ar-
beit seines Personals entsprechend zu organisie-
ren. In beiden Fällen muss der Arbeitgeber die
tägliche Ruhezeit auf 12 Stunden ausweiten.
Buchstabe a:
Die tägliche Arbeitszeit darf 10 Stunden in einem
Zeitraum von 12 Stunden nicht überschreiten.
Solch lange Schichten können unter der Voraus-
setzung geleistet werden, dass ein grosser Teil der
Arbeitszeit reine Präsenzzeit darstellt.
Buchstabe b:
Die 12-Stunden-Schicht muss mindestens 4 Stun-
den enthalten, während der die Arbeitnehmer
und Arbeitnehmerinnen nicht zur Arbeit herange-
zogen werden, wobei die gesamten 12 Stunden
als Arbeitszeit gelten.

216 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 17
Art. 17 Spitex-Betriebe

Artikel 17

Spitex-Betriebe
1
Auf Spitex-Betriebe und die von ihnen mit Pflege- und Betreuungsaufgaben beschäftigten Arbeit-
nehmer und Arbeitnehmerinnen ist Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag anwendbar.
2
Spitex-Betriebe sind Betriebe, die spitalexterne Aufgaben für pflege- und betreuungsbedürftige
Personen erfüllen.

Geltungsbereich (Absatz 2) Anwendbare Sonderbestimmun-


Spitex-Betriebe pflegen und betreuen hilfsbedürf-
gen (Absatz 1)
tige Menschen zu Hause. Die Grunddienstleistun- Artikel 4
gen umfassen Pflege, Hauswirtschaft und Betreu- Spitex-Betriebe können Nacht- und Sonntagsar-
ung. Ausserdem werden auch Mahlzeiten- und beit in vollem Umfang ohne behördliche Bewilli-
Fahrdienste angeboten. Die Sonderbestimmun- gung anordnen, soweit diese notwendig sind, um
gen sind anwendbar auf alle Arbeitnehmer und ihre Dienstleistungen an hilfsbedürftigen Men-
Arbeitnehmerinnen, die direkt oder indirekt für schen zu Hause zu gewährleisten. Die übrigen ar-
diese Tätigkeiten eingesetzt werden. Keine An- beitsgesetzlichen Bestimmungen zur Nacht- und
wendung finden die Sonderbestimmungen auf Sonntagsarbeit sind aber einzuhalten (vgl. Kom-
das übrige Personal (z.B. in der Administration). mentar Art. 4 ArGV 2).

SECO, November 2006 217 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 18
Art. 18 Arzt- und Zahnarztpraxen

Artikel 18

Arzt- und Zahnarztpraxen


Auf Arzt- und Zahnarztpraxen und die in ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
nen ist Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag anwendbar, soweit die Aufrechter-
haltung von Notfalldiensten zu gewährleisten ist.

Geltungsbereich Anwendbare
Arzt- und Zahnarztpraxen Sonderbestimmungen
Arzt- und Zahnarztpraxen sind Einrichtungen un- Artikel 4
ter ärztlicher Leitung, die über eine Praxisbewilli- Arzt- und Zahnarztpraxen können Nacht- und
gung verfügen. Die Praxen versorgen die Bevölke- Sonntagsarbeit in vollem Umfang ohne behörd-
rung ambulant mit ärztlichen bzw. zahnärztlichen liche Bewilligung anordnen, soweit diese für die
Dienstleistungen. Zur Belegschaft der Praxis ge- Aufrechterhaltung von Notfalldiensten notwendig
hört auch das nötige fachliche Hilfspersonal für sind. Die übrigen arbeitsgesetzlichen Bestimmun-
die Bedienung der Hilfseinrichtungen sowie für gen zur Nacht- und Sonntagsarbeit sind aber ein-
Untersuchungen, Behandlungen, Therapien usw. zuhalten (vgl. Kommentar Art. 4 ArGV 2).
Unter «Notfalldiensten» ist die ärztliche Betreu-
ung der Bevölkerung im Einzugsgebiet der je-
weiligen Arzt- oder Zahnarztpraxis bei akuten Er-
krankungen oder Verletzungen zu verstehen. Die
Sonderbestimmungen sind auf alle Arbeitnehmer
und Arbeitnehmerinnen anwendbar, die bei Not-
falldiensten in der Praxis eingesetzt werden müs-
sen. Für andere Tätigkeiten gelten sie nicht, ausser
wenn es sich dabei um Arbeiten handelt, die wäh-
rend Wartezeiten bei einem Bereitschaftsdienst
für Notfälle verrichtet werden.

SECO, Februar 2018 218 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 19
Art. 19 Apotheken

Artikel 19

Apotheken
Auf Apotheken und die in ihnen mit der Bereitstellung und dem Verkauf von Medikamenten be-
schäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ist Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen
Sonntag anwendbar, soweit die Aufrechterhaltung von Notfalldiensten zu gewährleisten ist.

Geltungsbereich Wenn Apotheken unter die Definition der Betrie-


be in Fremdenverkehrsgebieten gemäss Artikel 25
Apotheken sind Verkaufsgeschäfte unter der Lei-
ArGV 2 oder der Betriebe für Reisende gemäss
tung eines Apothekers oder einer Apothekerin.
Artikel 26 ArGV 2 fallen, dann sind zusätzlich
Sie haben die Berechtigung, verschreibungspflich-
die dort aufgeführten Sonderbestimmungen an-
tige Arzneimittel abzugeben.
wendbar.
Unter «Notfalldiensten» ist die Versorgung der
Bevölkerung im Einzugsgebiet der jeweiligen
Apotheken mit dringend benötigten Medikamen-
ten zu verstehen. Es spielt keine Rolle, ob es sich
Anwendbare
dabei um ärztlich verordnete oder frei beziehbare
Sonderbestimmungen
Medikamente handelt. Zur Notversorgung gehö- Artikel 4
ren auch Produkte zur Behandlung oder Pflege bei Apotheken können Nacht- und Sonntagsarbeit
Unwohlsein, Krankheit oder Unfällen. Nicht dazu in vollem Umfang ohne behördliche Bewilligung
gehören Produkte des täglichen Bedarfs wie Rei- anordnen, soweit diese für die Aufrechterhaltung
nigungsmittel, Kosmetika, Getränke, Lebensmit- von Notfalldiensten notwendig sind. Die übrigen
tel usw. arbeitsgesetzlichen Bestimmungen zur Nacht- und
Sonntagsarbeit sind aber einzuhalten (vgl. Kom-
mentar Art. 4 ArGV 2).

SECO, November 2006 219 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 19a
Art. 19a Medizinische Labors

Artikel 19a

Medizinische Labors
Auf medizinische Labors und die in ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind
Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag, sowie die Artikel 5, 8 Absatz 2, 9, 10 Ab-
satz 2 Buchstabe a und 12 Absatz 2 anwendbar.

Geltungsbereich Artikel 8 Absatz 2


Die medizinischen Labors können Überzeitarbeit
Dieser Artikel betrifft die privaten Labors, die für
im Sinne von Artikel 12 Absatz 1 ArG auch an
Spitäler und Kliniken sowie Arztpraxen Dienstleis-
Sonntagen leisten lassen. Solche Überzeitarbeit
tungen erbringen. Das Personal der medizinischen
ist zwingend innert 26 Wochen durch Freizeit von
Labors kann für medizinische Notfälle nachts und
gleicher Dauer auszugleichen. Nicht erfasst von
sonntags arbeiten, z.B. wenn ein Patient sofort ge-
dieser Bestimmung ist Überzeitarbeit nach Artikel
pflegt werden muss und für die Diagnose die La-
12 Absatz 2 ArG, die in Notfällen geleistet wer-
bortests notwendig sind. Sonntags- oder Nachtar-
den muss. Voraussetzungen, möglicher Zeitpunkt,
beit ist aber auch möglich, wenn sie in technischer
zulässige Dauer und Ausgleich solcher Überzeitar-
Hinsicht für die Qualität der Testresultate unent-
beit richtet sich nach Artikel 26 ArGV 1. Die ge-
behrlich ist (z.B. wenn Tests in regelmässigen Ab-
samte Überzeit pro Arbeitnehmer oder Arbeitneh-
ständen Manipulationen benötigen).
merin darf im Kalenderjahr insgesamt nicht mehr
als 140 Stunden betragen.
Anwendbare
Artikel 9
Sonderbestimmungen Die tägliche Ruhezeit der Arbeitnehmer und Ar-
Artikel 4 beitnehmerinnen kann bis auf 9 Stunden herab-
Die medizinischen Labors können Nacht- und gesetzt werden. Die Herabsetzung kann mehr als
Sonntagsarbeit in vollem Umfang ohne behördli- einmal pro Woche erfolgen. Im Durchschnitt von
che Bewilligung anordnen. Die übrigen arbeitsge- zwei Wochen muss in diesem Falle die tägliche
setzlichen Bestimmungen zur Nacht- und Sonn- Ruhezeit 12 Stunden betragen. Ausserdem darf
tagsarbeit sind aber einzuhalten (vgl. Kommentar beim darauf folgenden Arbeitseinsatz keine Über-
Art. 4 ArGV 2). zeit nach Artikel 25 ArGV 1 geleistet werden (vgl.
Art. 19 ArGV 1).
Artikel 5
Die medizinischen Labors dürfen die Arbeitnehmer Artikel 10 Absatz 2 Buchstabe a
und Arbeitnehmerinnen bei Tages- und Abendar- Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen können
beit in einem Zeitraum von höchstens 17 Stunden in der Nacht in 12-Stunden-Schichten beschäf-
beschäftigen. Dabei muss allerdings im Durchschnitt tigt werden. Dabei darf die tägliche Arbeitszeit
der Kalenderwoche, in der dieser Zeitraum verlän- 10 Stunden nicht überschreiten. Solche Schich-
gert wird, eine tägliche Ruhezeit von mindestens ten können unter der Voraussetzung geleistet
12 aufeinander folgenden Stunden gewährt wer- werden, dass ein grosser Teil der Arbeitszeit rei-
den. Zwischen zwei Arbeitseinsätzen kann die täg- ne Präsenzzeit darstellt und dass den betroffenen
liche Ruhezeit bis auf 8 Stunden verkürzt werden. Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in der

SECO, April 2010 219a - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 19a ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 19a Medizinische Labors

Nacht eine Ruhegelegenheit zur Verfügung steht. nen unregelmässig auf das Jahr verteilt werden.
Im Anschluss an eine solche Schicht ist in jedem Die in die gesetzlichen Mindestferien fallenden
Falle eine tägliche Ruhezeit von 12 Stunden zu ge- freien Sonntage dürfen nicht an die frei zu gewäh-
währen. renden Sonntage angerechnet werden. In denje-
nigen Wochen, in denen an einem Sonntag gear-
Artikel 12 Absatz 2 beitet wird, ist eine wöchentliche Ruhezeit von 36
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in Stunden im unmittelbaren Anschluss an die tägli-
medizinischen Labors sind im Kalenderjahr min- che Ruhezeit (also insgesamt 47 Stunden) zu ge-
destens 12 freie Sonntage zu gewähren. Sie kön- währen.

219a - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 20
Art. 20 Bestattungsbetriebe

Artikel 20

Bestattungsbetriebe
1
Auf Bestattungsbetriebe und die in ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
sind Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag und Artikel 8 Absatz 1 anwendbar, so-
weit Nacht- und Sonntagsarbeit für unaufschiebbare Tätigkeiten notwendig sind.
2
Bestattungsbetriebe sind Betriebe, die Formalitäten und Verrichtungen bei Todesfällen besorgen.

Geltungsbereich (Absatz 2) Anwendbare


Bestattungsbetriebe erbringen Dienstleistungen
Sonderbestimmungen (Absatz 1)
im Zusammenhang mit Todesfällen. Die Dienst- Artikel 4
leistungen bestehen beispielsweise in der Erledi- Die Bestattungsbetriebe können Nacht- und
gung von Formalitäten, der Durchführung von Sonntagsarbeit in vollem Umfang ohne behördli-
Transporten, der Vorbereitung und Organisation che Bewilligung anordnen, soweit diese für nicht
von Bestattungen oder der Betreuung von Ange- aufschiebbare Tätigkeiten notwendig sind. Sol-
hörigen. Wenn solche Dienstleistungen wegen che Tätigkeiten sind z.B. Einsargen, Überführen,
der Einhaltung von Fristen oder wegen behördli- Aufbahren, Führen von Trauergesprächen oder
cher Vorschriften keinen Aufschub erlauben, dür- Vorbereiten von Formalitäten. Die übrigen ar-
fen sie ohne Bewilligung auch in der Nacht und beitsgesetzlichen Bestimmungen zur Nacht- und
an Sonntagen erbracht werden. Falls aber keine Sonntagsarbeit sind aber einzuhalten (vgl. Kom-
zwingenden Gründe für Nacht- oder Sonntagsar- mentar Art. 4 ArGV 2).
beit bestehen, dann sind solche Dienstleistungen
Artikel 8 Absatz 1
in normaler Tages- und Abendarbeit an Werkta-
Bestattungsbetriebe können Überzeitarbeit im Sin-
gen zu erbringen.
ne von Artikel 12 Absatz 1 ArG auch an Sonnta-
gen anordnen, soweit die Voraussetzungen dazu
gegeben sind. Solche Überzeitarbeit muss innert
14 Wochen durch Freizeit von gleicher Dauer aus-
geglichen werden. Nicht erfasst von dieser Bestim-
mung ist Überzeitarbeit nach Artikel 12 Absatz 2
ArG, die in Notfällen geleistet werden muss. Die
Voraussetzungen, der mögliche Zeitpunkt, die zu-
lässige Dauer und der Ausgleich solcher Überzeit-
arbeit richten sich nach Artikel 26 ArGV 1. Die
gesamte Überzeit pro Arbeitnehmer oder Arbeit-
nehmerin darf im Kalenderjahr nicht mehr als 140
Stunden betragen.

SECO, November 2006 220 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 21
Art. 21 Tierarztpraxen und Tierkliniken

Artikel 21

Tierarztpraxen und Tierkliniken


Auf Tierarztpraxen und Tierkliniken und die in ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitneh-
merinnen sind, soweit die Aufrechterhaltung von Notfalldiensten oder die Pflege und Betreuung
von kranken, pflegebedürftigen oder verunfallten Tieren zu gewährleisten ist, die folgenden Be-
stimmungen anwendbar:
a
Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag sowie Artikel 8b Absätze 1 und 3;
b
auf Tierarztpraxen mit höchstens 4 angestellten Tierärzten und Tierärztinnen: zusätzlich Artikel
8b Absatz 2.

Geltungsbereich Anwendbare Sonderbestimmun-


Tierarztpraxen und Tierkliniken sind Einrichtun-
gen auf alle Tierarztpraxen und
gen unter tierärztlicher Leitung, die über eine Be- Tierkliniken (Buchstabe a)
willigung verfügen, einen Betrieb zur ambulanten Artikel 4
bzw. stationären ärztlichen Behandlung von Tie- Tierarztpraxen und Tierkliniken können Nacht-
ren aller Arten zu führen. und Sonntagsarbeit in vollem Umfang ohne be-
Die nachfolgenden Sonderbestimmungen sind hördliche Bewilligung anordnen, soweit diese für
anwendbar für die Aufrechterhaltung des Not- den Notfalldienst oder für die Pflege und Betreu-
falldienstes und für die Pflege und Betreuung von ung der anvertrauten Tiere notwendig sind. Es fal-
kranken, pflegebedürftigen oder verunfallten Tie- len alle Arbeitnehmenden darunter, welche an
ren, welche sich in der Obhut der Praxis oder Kli- diesen Aufgaben mitwirken. Die übrigen arbeits-
nik befinden. gesetzlichen Bestimmungen zur Nacht- und Sonn-
tagsarbeit sind aber einzuhalten (vgl. Kommentar
Neben der bewilligungsbefreiten Nacht- und Art. 4 ArGV 2). Für diese Tätigkeiten ist es auch
Sonntagsarbeit wurden für Tierarztpraxen und möglich, bewilligungsbefreit einen Pikettdienst
Tierkliniken besondere Pikettdienstregeln einge- während der Nacht und am Sonntag einzurichten.
führt, die teilweise von den allgemeinen Pikett-
dienstregeln abweichen (Buchstabe a). Artikel 8b Absatz 1
Für kleine Tierarztpraxen wurde zudem die Mög- Diese Bestimmung betrifft den Pikettdienst: Für
lichkeit geschaffen, unter bestimmten Voraus- Tierarztpraxen und Tierkliniken gilt grundsätz-
setzungen die Anzahl Pikettdiensttage pro Ar- lich die allgemeine Regel, wonach innerhalb von
beitnehmer oder Arbeitnehmerin zu erhöhen 4 Wochen maximal 7 Tage Pikettdienst geleistet
(Buchstabe b). werden kann. In Abweichung zu den allgemeinen
Regeln muss aber im Anschluss an den letzten Pi-
kettdienst nicht eine pikettdienstfreie Zeit von 2
Wochen gewährt werden (vgl. Kommentar Art.
8b ArGV 2)

SECO, Februar 2018 221 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 21 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 21 Tierarztpraxen und Tierkliniken

Artikel 8b Absatz 3
Diese Bestimmung betrifft ebenfalls den Pikett-
dienst: In Abweichung zu den allgemeinen Pikett-
dienstregeln kann die tägliche Ruhezeit auch in
einer Pikettdienstnacht verkürzt werden. In An-
lehnung an die Regel von Artikel 9 ArGV 2 muss
die Ruhezeit aber im Minimum 9 Stunden betra-
gen und im Durchschnitt von 2 Wochen muss eine
Ruhezeit von 12 Stunden gewährt werden (vgl.
Kommentar Art. 8b ArGV 2).

Zusätzliche Sonderbestimmung
betreffend Pikettdienst nur für
kleine Tierarztpraxen (Buchsta-
be b)
Artikel 8b Absatz 2
In kleinen Tierarztpraxen mit nicht mehr als 4 an-
gestellten Tierärztinnen und Tierärzten (vgl. Art. 2
Abs. 1 ArGV 2) besteht die Möglichkeit, die An-
zahl der Pikettdienste pro Arbeitnehmer oder Ar-
beitnehmerin auf maximal 10 Tage pro 4 Wochen
zu erhöhen. Der Betriebsinhaber oder die Be-
triebsinhaberin, die/der selber Tierarzt bzw. Tier-
ärztin ist, wird nicht gezählt. Zu einem solchen Pi-
kettdienst können nur Tierärztinnen und Tierärzte
herangezogen werden. Voraussetzung ist, dass
der Betrieb in einer Randregion liegt oder der Be-
trieb eine begrenzte fachliche Spezialisierung hat
und deshalb nicht über mehr Personalressourcen
verfügt und zudem die einzelnen Arbeitnehmen-
den im Durchschnitt eines Jahres tatsächlich nicht
mehr als 7 Pikettdienste mit Einsatz pro Monat
leisten (vgl. Kommentar Art. 8b ArGV 2).

221 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 22
Art. 22 Zoologische Gärten, Tiergärten und Tierheime

Artikel 22

Zoologische Gärten, Tiergärten und Tierheime


Auf zoologische Gärten, Tiergärten und Tierheime und die in ihnen mit der Beaufsichtigung und
der Pflege der Tiere, mit dem Unterhalt der Anlagen sowie der Bedienung der Kassen beschäftig-
ten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Artikel 4 Absatz 1 für die ganze Nacht für Überwa-
chungstätigkeiten und Absatz 2 für den ganzen Sonntag sowie die Artikel 8 Absatz 1 und 12 Ab-
satz 2 anwendbar.

Geltungsbereich Anwendbare
Zoologische Gärten und Tiergärten sind Anlagen,
Sonderbestimmungen
in denen Tiere gratis oder gegen Entgelt einem Artikel 4
breiten Publikum präsentiert werden. Dazu ge- Zoologische Gärten, Tiergärten und Tierheime
hören auch Aquarien, Volieren oder Papillioramas können Sonntagsarbeit in vollem Umfang ohne
und weitere ähnliche Einrichtungen. Präsentatio- behördliche Bewilligung anordnen. Die Nacht-
nen mit künstlerischem oder artistischem Charak- arbeit ist so weit von der Bewilligungspflicht be-
ter fallen hingegen nicht unter diesen Artikel. In freit, als sie für Überwachungstätigkeiten wie die
diesem Fall ist Artikel 38 ArGV 2 über Zirkusbe- Kontrolle der Tiere, Gehege und Anlagen erfor-
triebe anwendbar. derlich ist. Die übrigen arbeitsgesetzlichen Be-
Tierheime sind Einrichtungen, die (in der Regel ge- stimmungen zur Nacht- und Sonntagsarbeit sind
sunde) Tiere aller Arten dauernd oder vorüberge- aber einzuhalten (vgl. Kommentar Art. 4 ArGV 2).
hend in ihre Obhut nehmen und sie pflegen und
betreuen. Diese Sonderbestimmungen sind sinn-
Artikel 8 Absatz 1
Zoologische Gärten, Tiergärten und Tierheime
gemäss auch anwendbar auf Tierhandlungen, in-
dürfen Überzeitarbeit im Sinne von Artikel 12 Ab-
sofern diese Tiere pflegen und betreuen müssen.
satz 1 ArG auch an Sonntagen leisten lassen. Sol-
Die Sonderbestimmungen sind nur anwendbar
che Überzeitarbeit muss innert 14 Wochen durch
auf die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen,
Freizeit von gleicher Dauer ausgeglichen werden.
die mit der Beaufsichtigung und Pflege der Tiere
Nicht erfasst von dieser Bestimmung ist Überzeit-
beschäftigt sind oder mit dem Unterhalt von An-
arbeit nach Artikel 12 Absatz 2 ArG, die in Notfäl-
lagen, die für das Wohl der Tiere notwendig sind
len geleistet werden muss. Die Voraussetzungen,
und darum permanent funktionieren müssen. Die
der mögliche Zeitpunkt, die zulässige Dauer und
Sonderbestimmungen sind ausserdem anwend-
der Ausgleich solcher Überzeitarbeit richten sich
bar auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen,
nach Artikel 26 ArGV 1. Die gesamte Überzeit pro
die während der Öffnungszeiten der Anlagen für
Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin darf im Ka-
die Bedienung und Betreuung des Publikums an-
lenderjahr nicht mehr als 140 Stunden betragen.
wesend sein müssen, insbesondere für die Bedie-
nung der Kassen. Die Sonderbestimmungen sind Artikel 12 Absatz 2
allerdings nur anwendbar, wenn für diese Arbeit- Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in
nehmer und Arbeitnehmerinnen nicht bereits an- zoologischen Gärten, Tiergärten und Tierheimen
dere Sonderbestimmungen gelten (z.B. von denje- sind im Kalenderjahr mindestens 12 freie Sonn-
nigen für Gastbetriebe, Art. 23 ArGV 2). tage zu gewähren. Freie Sonntage, die in die ge-

SECO, November 2006 222 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 22 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 22 Zoologische Gärten, Tiergärten und Tierheime

setzlichen Mindestferien fallen, dürfen nicht an die tägliche Ruhezeit eine wöchentliche Ruhezeit
die frei zu gewährenden Sonntage angerechnet von 36 Stunden (also insgesamt 47 Stunden) zu
werden. In Wochen, in denen an einem Sonntag gewähren.
gearbeitet wird, ist im unmittelbaren Anschluss an

222 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 23
Art. 23 Gastbetriebe

Artikel 23

Gastbetriebe
1
Auf Gastbetriebe und die in ihnen beschäftigten gastgewerblichen Arbeitnehmer und Arbeitneh-
merinnen sind Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag sowie die Artikel 7 Absatz
2, 8 Absatz 1, 11, 12 Absatz 3, 13 und 14 Absätze 2 und 3 anwendbar.
2
Auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen mit Erziehungs- und Betreuungspflichten nach Arti-
kel 36 des Gesetzes ist anstelle von Artikel 12 Absatz 3 Artikel 12 Absatz 2 anwendbar.
3
Gastbetriebe sind Betriebe, die gegen Entgelt Personen beherbergen oder Speisen oder Getränke
zum Genuss an Ort und Stelle abgeben. Gastbetrieben gleichgestellt sind Betriebe, die fertig zu-
bereitete Speisen ausliefern.

Geltungsbereich (Absatz 3) sondern ausschliesslich einem geschlossenen


Benutzerkreis zugänglich sind (z.B. Personalre-
Gastbetriebe bieten gastgewerbliche Leistungen
staurants, Kantinen).
an. Zu diesen Leistungen gehören die Beherber-
gung von Personen und die Abgabe von im Betrieb • Auch nicht anwendbar sind die Sonderbestim-
zubereiteten Speisen oder Getränken zum Genuss mungen auf Betriebe, die nur Bestellungen ent-
an Ort und Stelle, wozu der Betrieb auch die nöti- gegennehmen und den Transport von Essen als
ge Infrastruktur zur Verfügung stellen muss. Nicht Dienstleistung erbringen. Solche Tätigkeiten in
notwendig ist, dass alle gastgewerblichen Leistun- der Nacht oder am Sonntag unterliegen der Be-
gen im Betrieb selber erbracht werden. Sie können willigungspflicht.
auch teilweise ausserhalb des Betriebes angebo- • Ebenfalls nicht anwendbar sind diese Sonder-
ten werden, z.B. in Festwirtschaften bei besonde- bestimmungen auf Betriebe, die zwar in einem
ren Anlässen oder an Banketten, die an einem an- beschränkten Rahmen gastgewerbliche Dienst-
deren Ort als im Betrieb stattfinden. Infolge einer leistungen erbringen, deren Haupttätigkeit sich
Verordnungsrevision, welche am 1. Juli 2005 in jedoch in einem anderen Rahmen bewegt (z.B.
Kraft getreten ist, sind die Sonderbestimmungen Cafébars in Warenhäusern, Internet-Cafés, Ki-
auch auf Betriebe anwendbar, die Speisen, welche oske oder Tankstellen mit Getränkeausschank).
sie selber zubereitet haben, ausliefern (z.B. Pizza-
Lieferdienste) oder neben der Möglichkeit, sie vor
Ort zu essen, auch zum Mitnehmen anbieten. Kei- Anwendbare Sonderbestimmun-
ne gastgewerbliche Leistung ist die blosse Liefe- gen (Absatz 1 und 2)
rung oder der reine Verkauf von Essen, Lebensmit- Artikel 4
teln, Tiefgefrierprodukten oder Getränken. Auch Die Gastbetriebe können Nacht- und Sonntagsar-
das Aufbacken von vorfabriziertem Brot und Be- beit in vollem Umfang ohne behördliche Bewilli-
streichen von Sandwiches allein ist keine gastge- gung anordnen. Die übrigen arbeitsgesetzlichen
werbliche Leistung im Sinne dieses Artikels. Bestimmungen zur Nacht- und Sonntagsarbeit
• Nicht anwendbar sind die Sonderbestimmungen sind aber einzuhalten (vgl. Kommentar Art. 4
auf Betriebe, die zwar gastgewerbliche Leistun- ArGV 2).
gen erbringen, jedoch nicht der Öffentlichkeit,

SECO, März 2019 223 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 23 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 23 Gastbetriebe

Artikel 7 Absatz 2 Mehrheit der betroffenen Arbeitnehmer und Ar-


Gastbetriebe dürfen die Arbeitnehmer und Ar- beitnehmerinnen notwendig ist (Art. 18 Abs. 2
beitnehmerinnen 7 aufeinanderfolgende Tage be- ArG ).
schäftigen. Dazu müssen allerdings folgende Be-
dingungen eingehalten werden: Den betroffenen Artikel 12 Absätze 2 u. 3
Arbeitnehmenden muss unmittelbar im Anschluss Gewährt ein Betrieb im Durchschnitt eines Kalen-
an den 7. Tag mindestens 83 aufeinanderfolgende derjahres die Fünftagewoche (vgl. Kommentar
Stunden Ruhezeit gewährt werden; die wöchent- Art. 22 ArGV 1 ), so kann er die Anzahl der frei zu
liche Höchstarbeitszeit von 50 Stunden muss im gewährenden Sonntage bis auf vier herabsetzen.
Durchschnitt von zwei Wochen eingehalten wer- Diese freien Sonntage können zudem unregelmä-
den; die tägliche Arbeitszeit im Zeitraum der Ta- ssig auf das Kalenderjahr verteilt werden.
ges- und Abendarbeit (vgl. Art. 10 ArG) darf nicht Für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen mit Er-
mehr als 9 Stunden betragen. ziehungs- und Betreuungspflichten im Sinne von
Dieser Artikel wurde eingeführt, um gerade Sai- Artikel 36 ArG (vgl. Kommentar Art. 36 ArG)
sonbetrieben diese Flexibilität gegenüber ihrem kann die Anzahl der frei zu gewährenden Sonn-
Personal zu geben, welches oft eine längerdau- tage nur auf 12 herabgesetzt werden (Art. 12
ernde Ruhezeit wegen weiter entferntem Wohn- Abs. 2 ArGV 2 ). Sie können ebenfalls unregel-
sitz oder der Familiensituation mit kleinen Kindern mässig auf das Kalenderjahr verteilt werden. Die
auch explizit wünscht. in die gesetzlichen Mindestferien fallenden frei-
en Sonntage dürfen nicht an die frei zu gewäh-
Artikel 8 Absatz 1 renden Sonntage angerechnet werden. Solchen
Gastbetriebe können Überzeitarbeit im Sinne von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen ist au-
Artikel 12 Absatz 1 ArG auch an Sonntagen sserdem in den Wochen ohne freien Sonntag im
leisten lassen. Solche Überzeitarbeit ist zwingend unmittelbaren Anschluss an die tägliche Ruhezeit
innert 14 Wochen durch Freizeit von gleicher Dau- eine wöchentliche Ruhezeit von 36 aufeinander
er auszugleichen. Nicht erfasst von dieser Bestim- folgenden Stunden (also insgesamt 47 Stunden)
mung ist Überzeitarbeit nach Artikel 12 Absatz zu gewähren.
2 ArG , die in Notfällen geleistet werden muss. Artikel 13
Voraussetzungen, möglicher Zeitpunkt, zulässige Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
Dauer und Ausgleich solcher Überzeitarbeit rich- nicht unbedingt in der Woche gewährt werden,
ten sich nach Artikel 26 ArGV 1 . Die gesamte die der Feiertagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie
Überzeit pro Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin kann auch für ein Kalenderjahr zusammengefasst
darf im Kalenderjahr insgesamt nicht mehr als werden (Art. 20 Abs. 2 ArG ).
140 Stunden betragen.
Artikel 14 Absatz 2
Artikel 11 Diese Bestimmung ermöglicht es den Gastbetrie-
Ein Gastbetrieb kann die Lage des Sonntagszeit- ben mit erheblichen saisonalen Schwankungen im
raumes (Art. 18 Abs. 1 ArG ) bis um drei Stun- Arbeitsanfall (vgl. Kommentar Art. 22 Abs. 1 ArGV
den vor- oder nachverschieben. Diese Verschie- 1), die wöchentlichen freien Halbtage den Arbeit-
bung kann nur für den ganzen Betrieb oder einen nehmern und Arbeitnehmerinnen nicht jede Wo-
abgrenzbaren Betriebsteil vorgenommen werden, che, sondern für einen Zeitraum von 12 Wochen
nicht aber nur für einzelne Arbeitnehmer oder Ar- zusammenhängend zu gewähren.
beitnehmerinnen. Zu beachten ist zudem, dass
Artikel 14 Absatz 3
für diese Verschiebung die Zustimmung der Ar-
Der wöchentliche freie Halbtag kann von 8 bis
beitnehmervertretung des Betriebes oder der
auf 6 Stunden verkürzt werden. Er ist am Vormit-

223 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 23
Art. 23 Gastbetriebe

tag bis 12 Uhr oder am Nachmittag ab spätestens


14.30 Uhr bis spätestens 20.30 Uhr unmittelbar
vor oder nach der täglichen Ruhezeit an einem
Werktag zu gewähren (vgl. Kommentar Art. 20
ArGV 1). Die durch die Verkürzung ausfallende
Ruhezeit ist den betroffenen Arbeitnehmern und
Arbeitnehmerinnen innerhalb von sechs Monaten
zusammenhängend nach zu gewähren.

SECO, März 2019 223 - 3


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 24
Art. 24 Spielbanken

Artikel 24

Spielbanken
1
Auf Spielbanken und die in ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Arti-
kel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag sowie Artikel 12 Absatz 2, 13 und 14 Absät-
ze 2 und 3 anwendbar.
2
Spielbanken sind Betriebe, die über eine Betriebskonzession gemäss Bundesgesetz vom 18. De-
zember 1998 über die Spielbanken verfügen.

Geltungsbereich (Absatz 2) Artikel 13


Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
Bei den Spielbanken handelt es sich um Grand
nicht in der Woche gewährt werden, die der Feier-
Casinos (Konzession A) oder um Kursäle (Konzes-
tagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie kann auch für
sion B) gemäss Bundesgesetz über Glücksspiele
ein Kalenderjahr zusammengefasst werden (Art.
und Spielbanken (SR 935.52 ). Die Spielbanken
20 Abs. 2 ArG ).
müssen über eine Standort- und über eine Be-
triebskonzession verfügen. Artikel 14 Absatz 2
Diese Bestimmung ermöglicht es den Spielbanken
mit erheblichen saisonalen Schwankungen im Ar-
Anwendbare Sonderbestim- beitsanfall (vgl. Kommentar Art. 22 Abs. 1 ArGV
mungen (Absatz 1) 1), die wöchentlichen freien Halbtage den Arbeit-
nehmern und Arbeitnehmerinnen nicht jede Wo-
Artikel 4
che, sondern für einen Zeitraum von 12 Wochen
Die Spielbanken können Nacht- und Sonntagsar-
zusammenhängend zu gewähren.
beit in vollem Umfang ohne behördliche Bewilli-
gung anordnen. Die übrigen arbeitsgesetzlichen Artikel 14 Absatz 3
Bestimmungen zur Nacht- und Sonntagsarbeit Der wöchentliche freie Halbtag kann von 8 bis
sind aber einzuhalten (vgl. Kommentar Art. 4 auf 6 Stunden verkürzt werden. Er ist am Vormit-
ArGV 2). tag bis 12 Uhr oder am Nachmittag ab spätestens
14.30 Uhr bis spätestens 20.30 Uhr unmittelbar
Artikel 12 Absatz 2
vor oder nach der täglichen Ruhezeit an einem
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen der
Werktag zu gewähren (vgl. Kommentar Art. 20
Spielbanken sind im Kalenderjahr mindestens 12
ArGV 1). Die durch die Verkürzung ausfallende
freie Sonntage zu gewähren. Freie Sonntage, die
Ruhezeit ist den betroffenen Arbeitnehmern und
in die gesetzlichen Mindestferien fallen, dürfen
Arbeitnehmerinnen innerhalb von sechs Monaten
nicht an die frei zu gewährenden Sonntage ange-
zusammenhängend nach zu gewähren.
rechnet werden. In denjenigen Wochen, in denen
an einem Sonntag gearbeitet wird, ist im unmit-
telbaren Anschluss an die tägliche Ruhezeit eine
wöchentliche Ruhezeit von 36 Stunden (also ins-
gesamt 47 Stunden) zu gewähren.

SECO, März 2019 224 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 25
Art. 25 Betriebe in Fremdenverkehrsgebieten sowie Einkaufszentren für die Bedürfnisse
des internationalen Fremdenverkehrs

Artikel 25

Betriebe in Fremdenverkehrsgebieten sowie


Einkaufszentren für die Bedürfnisse
des internationalen Fremdenverkehrs
1
Auf die Betriebe in Fremdenverkehrsgebieten, die der Befriedigung spezifischer Bedürfnisse der
Touristen dienen, und auf die in ihnen mit der Bedienung der Kundschaft beschäftigten Arbeitneh-
mer und Arbeitnehmerinnen sind während der Saison die Artikel 4 Absatz 2 für den ganzen Sonn-
tag sowie die Artikel 8 Absatz 1, 12 Absatz 1 und 14 Absatz 1 anwendbar.
2
Betriebe in Fremdenverkehrsgebieten sind Betriebe in Kur-, Sport-, Ausflugs- und Erholungsorten,
in denen der Fremdenverkehr von wesentlicher Bedeutung ist und erheblichen saisonmässigen
Schwankungen unterliegt.
3
Auf Einkaufszentren, die den Bedürfnissen des internationalen Fremdenverkehrs dienen, sind wäh-
rend des ganzen Jahres Artikel 4 Absatz 2 für den ganzen Sonntag und Artikel 12 Absatz 1 an-
wendbar.
4
Das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) legt auf Antrag der
Kantone die Einkaufszentren nach Absatz 3 fest. Dabei müssen die folgenden Voraussetzungen
erfüllt sein:
a. Das Warenangebot des Einkaufszentrums ist auf den internationalen Fremdenverkehr ausge-
richtet und umfasst in einer Mehrheit der sich im Einkaufszentrum befindenden Geschäfte
überwiegend Luxusartikel insbesondere in den Bereichen Kleider und Schuhe, Accessoires, Uh-
ren und Schmuck sowie Parfum.
b. Der im Einkaufszentrum gesamthaft erwirtschaftete Umsatz sowie der Umsatz der Mehrheit
der sich im Einkaufszentrum befindenden Geschäfte werden zu einem wesentlichen Teil mit in-
ternationaler Kundschaft erwirtschaftet.
c. Das Einkaufszentrum befindet sich:
1. in einem Fremdenverkehrsgebiet nach Absatz 2; oder
2. in einer Entfernung von höchstens 15 Kilometern zur Schweizer Grenze und in der unmittel-
baren Nähe eines Autobahnanschlusses oder Bahnhofs.
d. Die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen erhalten für die Sonntagsarbeit Kompensationen,
die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen.

Geltungsbereich in Bezug auf • Der Zustrom an Touristen und Touristinnen ist


Betriebe in Fremdenverkehrsge- derart gross, dass der Tourismus für den Ort
bieten (Absätze 1 und 2) bzw. das Gebiet von wesentlicher volkswirt-
schaftlicher Bedeutung ist. Das Bruttosozialpro-
Damit Betriebe die Sonderbestimmungen von Ar-
dukt einer Ortschaft oder einer ganzen Region
tikel 25 Absatz 1 ArGV 2 in Anspruch nehmen
wird also zu einem bedeutenden Teil durch die
dürfen, müssen sie sich in Ortschaften oder Ge-
Tourismusbranche erwirtschaftet. Weitere Hin-
bieten befinden, für die der Fremdenverkehr von
weise dazu können dem Bundesgerichtsent-
wesentlicher Bedeutung ist. Folgende Kriterien
scheid 2C_10/2013 entnommen werden.
müssen erfüllt sein:

SECO, März 2015 225 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 25 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 25 Betriebe in Fremdenverkehrsgebieten sowie Einkaufszentren für die Bedürfnisse
des internationalen Fremdenverkehrs

• Der Zustrom an Touristen und Touristinnen unter- Geltungsbereich in Bezug auf


liegt deutlichen saisonalen Schwankungen. Einkaufszentren, die den Bedürf-
• Die Touristen und Touristinnen, die an diesen Ort nissen des internationalen Frem-
bzw. in das Gebiet reisen, suchen Erholung, Ent- denverkehrs dienen (Absatz 4)
spannung, Unterhaltung, sportliche Betätigung,
kulturelle oder künstlerische Inspiration. Die in Absatz 3 genannten Sonderbestimmungen
sind anwendbar auf Einkaufszentren, die den Be-
• Die Betriebe führen ein Waren- und Dienst-
dürfnissen des internationalen Fremdenverkehrs
leistungsangebot, das auf die spezifischen Be-
dienen. Erfasst werden nur Einkaufszentren und
dürfnisse der Touristen zugeschnitten ist (Reise-
somit nicht einzelne Betriebe. Unter einem Ein-
führer, Souvenirs, lokale Spezialitäten, etc.). Das
kaufszentrum ist die räumliche und organisatori-
Bundesgericht hat im Entscheid 2A.578/2000
sche Konzentration von mehreren Betrieben unter
festgehalten, dass dazu auch ein Warenan-
einem Dach zu verstehen. Konkret bedeutet das,
gebot zur Befriedigung der Grundbedürfnis-
dass eine einheitliche wirtschaftliche Leitung und
se des Menschen zählt (z.B. Getränke, Verpfle-
ein einheitliches Marketing bestehen.
gung, Hygiene, etc.). Zur Abklärung, ob das
Waren- und Dienstleistungsangebot „der Be- Für die Bezeichnung der Einkaufszentren, die den
friedigung spezifischer Bedürfnisse der Touris- Bedürfnissen des internationalen Fremdenver-
ten“ dient, ist der Gesamteindruck des angebo- kehrs dienen, ist das Eidgenössische Departement
tenen Sortiments zu berücksichtigen. Zudem ist für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) zu-
zu prüfen, inwiefern die Bedürfnisse der Touris- ständig. Es legt diese Einkaufszentren in einer De-
ten anderweitig abgedeckt werden, was auch partementsverordnung fest. Das WBF wird jedoch
von den jeweiligen Tourismusformen abhängt. nur aktiv auf Antrag des betroffenen Kantons,
So hat das Bundesgericht etwa berücksichtigt, welcher vorgängig festgestellt hat, dass die Krite-
dass in den Franches-Montagnes der Camping- rien von Absatz 4 Buchstaben a bis d erfüllt sind.
Tourismus eine wichtige Rolle spielt und daher Falls diese Kriterien nicht erfüllt sind, ist es Aufga-
bei einer Anreise am Wochenende (nach La- be des Kantons, einen ablehnenden Entscheid zu
denschluss) ein Bedürfnis besteht, vor Ort Gü- treffen.
ter des täglichen Bedarfs einzukaufen (Urteil
Damit ein Einkaufszentrum als den Bedürfnissen
2A.612/1999, vgl. auch die Bundesgerichtsent-
des internationalen Fremdenverkehrs dienend be-
scheide 2C_379/2013 und 2C_10/2013).
zeichnet werden kann, müssen die folgenden Kri-
Von der Bestimmung werden Arbeitnehmende er- terien kumulativ erfüllt sein:
fasst, welche die Kundschaft bedienen. Darunter • Das Warenangebot ist auf den internationalen
ist nicht nur der unmittelbare Kundenkontakt zu Fremdenverkehr ausgerichtet. Eine Mehrheit der
verstehen, sondern auch der mittelbare. Als Bei- sich im Einkaufszentrum befindenden Geschäf-
spiel sei ein Sportgeschäft erwähnt, das einem te muss überwiegend (d.h. zu mehr als der Hälf-
Touristen ein Paar Ski verkauft. Neben dem Ver- te; im Regelfall ist dabei auf die Verkaufsfläche
kaufs- wird auch das Servicepersonal in der Werk- abzustellen) Luxusartikel anbieten (Bst. a). Häu-
statt erfasst, das die Skibindung montieren und fig wird es sich um Luxus-Markenartikel in den
auf die besonderen Sicherheits- und Komfortbe- Bereichen Kleider und Schuhe, Accessoires, Uh-
dürfnisse des Kunden eingehen muss. ren und Schmuck sowie Parfum handeln; die
Aufzählung ist jedoch nicht abschliessend. Bei
der Beurteilung, ob internationale Marken tat-
sächlich im Premium- oder Luxury-Bereich lie-

225 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 25
Art. 25 Betriebe in Fremdenverkehrsgebieten sowie Einkaufszentren für die Bedürfnisse
des internationalen Fremdenverkehrs

gen, kann z.B. darauf abgestellt werden, ob • Die betroffenen Arbeitnehmenden erhalten für
es sich um Marken mit einer tiefen Distributi- die Sonntagsarbeit Kompensationen, die über
onsdichte handelt. Die Beurteilung, ob das Wa- die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen (Bst. d).
renangebot im Einzelfall diese Anforderungen Beispielsweise kann eine längere Ersatzruhe für
erfüllt, kommt den zuständigen kantonalen Be- Sonntagsarbeit gewährt werden als in Artikel 20
hörden zu. Absatz 2 ArG vorgesehen.
• Sowohl der im fraglichen Einkaufszentrum ge-
samthaft erwirtschaftete Umsatz wie auch der-
jenige der Mehrheit der sich darin befinden- Sonderbestimmungen für
den Geschäfte wird zu einem wesentlichen Teil Betriebe in Fremdenverkehrs-
mit internationaler Kundschaft erwirtschaftet gebieten (Absatz 1)
(Bst. b). Dies muss vom jeweiligen Einkaufszen-
Vorbemerkung
trum belegt werden können. Wesentlich kann
Die nachfolgenden Sonderbestimmungen sind nur
auch ein Anteil am Umsatz von weniger als
während der Saison anwendbar. In der Zwischen-
50 % sein, 10 % erfüllt dieses Kriterium hinge-
saison gelangen allein die Bestimmungen des Ge-
gen klar nicht. Da die Einkaufszentren zum Zeit-
setzes und der Verordnung 1 zur Anwendung.
punkt des Gesuchs um eine Aufnahme in die
WBF-Verordnung grundsätzlich keine Arbeit- Artikel 4 Absatz 2
nehmenden am Sonntag beschäftigen dürfen, Betriebe in Fremdenverkehrsgebieten können Ar-
ist als Berechnungsgrundlage auf den an Werk- beitnehmende sonntags für die Bedienung der
tagen (Montag bis Samstag) erzielten Umsatz Kundschaft ohne behördliche Bewilligung be-
abzustellen. Was die Berechnungsperiode für schäftigen. Je nach Definition des Tages- und
den erzielten Umsatz anbelangt, so ist bei be- Abend- bzw. Nachtzeitraums ist der Arbeitsbe-
stehenden Einkaufszentren in der Regel auf den ginn frühestens um 5 Uhr möglich bzw. die Ar-
Umsatz während eines ganzen Jahres abzustel- beit spätestens um 24 Uhr zu beenden. Der ein-
len, damit verlässliche Zahlen vorliegen. Bei neu- zelne Arbeitnehmende kann aber für höchstens
en Einkaufszentren kann diese Zeitspanne auch 12 ½Stunden beschäftigt werden. Diese müssen
kürzer sein; sie sollte aber 3 Monate nicht un- in einem Zeitraum von 14 Stunden liegen, Pausen
terschreiten. und allfällige Überzeitarbeit inbegriffen.
• Das Einkaufszentrum liegt in einem Fremdenver- Artikel 8 Absatz 1
kehrsgebiet nach Absatz 2. Dies bedeutet, dass Da der Sonntag während der Saison für die Touris-
es in einem Kur-, Sport-, Ausflugs- oder Erho- musbranche einen normalen Arbeitstag darstellt
lungsort, in dem der Fremdenverkehr von we- und zudem häufig an diesen Tagen am meisten
sentlicher Bedeutung ist, gelegen sein muss. Al- Umsatz gemacht wird, ist Überzeitarbeit an Sonn-
ternativ kann sich das Einkaufszentrum in einer tagen zugelassen. Allerdings ist diese Überzeit in-
Entfernung von höchstens 15 Kilometern zur nert 14 Wochen durch Freizeit von gleicher Dau-
Schweizer Grenze und in unmittelbarer Nähe ei- er auszugleichen. Selbstverständlich muss diese
nes Autobahnanschlusses oder Bahnhofs befin- Überzeitarbeit als normal geleistete Arbeitszeit
den (Bst. c). Hinsichtlich der maximal 15 Kilome- bezahlt werden.
ter Entfernung zur Schweizer Grenze ist auf die
Luftlinie abzustellen. Massgebend für die Beur- Artikel 12 Absatz 1
teilung ist somit ein 15-Kilometer-Streifen ent- Nach Absatz 1 sind den Arbeitnehmenden 26 freie
lang der Schweizer Grenze. Sonntage pro Kalenderjahr zu gewähren, die je-
doch unregelmässig auf das Kalenderjahr verteilt

SECO, März 2015 225 - 3


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 25 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 25 Betriebe in Fremdenverkehrsgebieten sowie Einkaufszentren für die Bedürfnisse
des internationalen Fremdenverkehrs

werden können. Mindestens ein freier Sonntag oder Ruhetagsgesetze. Soweit die Ladenschluss-
muss pro Kalenderquartal eingeräumt werden. vorschriften restriktiver ausfallen als das Arbeits-
gesetz, können die weiter gehenden Spielräume
Artikel 14 Absatz 1
des Arbeitsgesetzes nicht ausgeschöpft werden
Der wöchentliche freie Halbtag von 8 Stunden,
(Art. 71 Bst. c ArG).
der unmittelbar vor oder nach der täglichen Ru-
Sofern die Voraussetzungen für einen Frem-
hezeit von 11 Stunden zu gewähren ist, darf für
denverkehrsbetrieb vorliegen und es die Laden-
einen Zeitraum von 8 Wochen zusammengefasst
schlussvorschriften auch zulassen, können Ar-
werden. Es ist dadurch möglich, in verschiedenen
beitnehmende, je nachdem, wie der Zeitraum der
Wochen Arbeitnehmende an sechs hintereinan-
Tages- und Abendarbeit festgelegt worden ist,
der liegenden Tagen zu beschäftigen, sofern im
innerhalb von höchstens 14 Stunden zwischen
Zeitraum von 8 Wochen eine Kompensation er-
frühestens 5 Uhr und spätestens 24 Uhr bewilli-
folgt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Ar-
gungsfrei beschäftigt werden.
beitnehmer und Arbeitnehmerinnen dazu ihr Ein-
Bestehen keine Ladenschlussvorschriften, dann
verständnis geben müssen (Art. 21 Abs. 2 ArG).
sind die Bestimmungen des Arbeitsgesetzes zu be-
achten. Nachtarbeit ist verboten, es sei denn, ein
Betrieb könne ein dringendes Bedürfnis (Art. 27
Sonderbestimmungen für Abs.1 ArGV 1) oder ein besonderes Konsumbe-
Einkaufszentren, die den Bedürf- dürfnis (Art. 28 Abs. 3 ArGV 1) nachweisen.
nissen des internationalen Frem-
denverkehrs dienen (Absatz 3) Fremdenverkehrsgesetze
Vorbemerkung Verschiedene Kantone kennen Fremdenverkehrs-
Da die Nachfrage nach Shopping-Angeboten über gesetze, welche die Fremdenverkehrsorte und
das Jahr hinweg relativ konstant ist, sind die nach- -gebiete näher umschreiben. Dabei ist zu berück-
folgenden Sonderbestimmungen nicht wie bei Ar- sichtigen, dass die dort verwendeten Begriffe und
tikel 25 Absatz 1 ArGV 2 auf die Saison einge- Voraussetzungen nicht immer mit den oben ver-
grenzt, sondern gelten für das ganze Jahr. wendeten identisch sind. Es kann daher in Ein-
zelfällen durchaus zutreffen, dass eine Ortschaft
Artikel 4 Absatz 2 zwar als Fremdenverkehrsort in einem kantona-
Vgl. Ausführungen zu den Betrieben in Fremden- len Erlass aufgeführt ist, die Voraussetzungen
verkehrsgebieten. nach Artikel 25 ArGV 2 jedoch nicht erfüllt. In
Artikel 12 Absatz 1 einem solchen Fall bleibt zu prüfen, ob allenfalls
Vgl. Ausführungen zu den Betrieben in Fremden- ein besonderes Konsumbedürfnis nach Artikel 28
verkehrsgebieten. ArGV 1 vorliegt, das Sonntagsarbeit begründen
liesse.
Das Gegenteil davon ist auch denkbar. Ein Gebiet
Verhältnis zu kantonalem Recht oder eine Ortschaft wird nicht in einem kantona-
len Fremdenverkehrserlass aufgeführt. Die tat-
Ladenöffnung sächlichen Verhältnisse vor Ort sind aber so, dass
die Voraussetzungen nach Artikel 25 ArGV 2 er-
Die Beschäftigung von Arbeitnehmenden wird
füllt sind. In solchen Fällen kommt Artikel 25
durch das Arbeitsgesetz geregelt, das Offenhalten
ArGV 2 zur Anwendung, soweit die kantonalen
von Verkaufs- und Dienstleistungsgeschäften und
bzw. kommunalen Ladenschluss- bzw. Ruhetags-
der damit verbundene Publikumsverkehr jedoch
gesetze ein Offenhalten der Betriebe gestatten.
durch kantonale bzw. kommunale Ladenschluss-

225 - 4
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 26
Art. 26 Kioske, Betriebe für Reisende und Tankstellenshops

Artikel 26

Kioske, Betriebe für Reisende und Tankstellenshops


1
Auf Kioske an öffentlichen Strassen und Plätzen sind Artikel 4 Absatz 2 für den ganzen Sonntag
sowie die Artikel 8 Absatz 1, 12 Absatz 1 und 14 Absatz 1 anwendbar.
2
Auf Kioske und Betriebe für Reisende und die in ihnen für die Bedienung der Durchreisenden be-
schäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Artikel 4 Absatz 1 für die Nacht bis 1 Uhr
und Absatz 2 für den ganzen Sonntag, sowie die Artikel 8 Absatz 1, 12 Absatz 2 und 14 Absatz 1
anwendbar.
2bis
Auf Tankstellenshops auf Autobahnraststätten und an Hauptverkehrswegen mit starkem Reise-
verkehr, die ein Waren- und Dienstleistungsangebot führen, das in erster Linie auf die Bedürfnisse
der Reisenden ausgerichtet ist, und die in ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
nen sind Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag sowie die Artikel 8 Absatz 1, 12
Absatz 2 und 14 Absatz 1 anwendbar.
3
Kioske sind kleinere Verkaufsstände oder Verkaufsstellen, die der Kundschaft überwiegend Presse-
erzeugnisse, Süssigkeiten, Tabak- und Souvenierwaren sowie kleine Verpflegungsartikel zum Ver-
zehr an Ort und Stelle oder für unterwegs anbieten.
4
Betriebe für Reisende sind Verkaufsstellen und Dienstleistungsbetriebe an Bahnhöfen, Flughäfen,
an anderen Terminals des öffentlichen Verkehrs und in Grenzorten, die ein Waren- und Dienstleis-
tungsangebot führen, das in erster Linie auf die Bedürfnisse der Reisenden ausgerichtet ist.

Geltungsbereich (Absätze 2bis, 3 Hauptverkehrswege mit starkem Reisever-


und 4) kehr:
Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie die
Lage der Betriebe Hauptverkehrsader bilden und grössere Ortschaf-
Tankstellenshops auf Autobahnraststätten ten bzw. Kantone oder Staaten miteinander ver-
und an Hauptverkehrswegen mit starkem binden und dass sich auf ihnen der Hauptreisever-
Reiseverkehr: kehr abwickelt. Darunter fällt jener Reiseverkehr,
Damit Tankstellenshops die Sonderbestimmun- der grössere Distanzen zurücklegt. Der tägliche
gen von Artikel 26 ArGV 2 in Anspruch nehmen Pendlerverkehr zwischen nahe liegenden Ort-
dürfen, müssen sie sich auf Autobahnraststätten schaften, der Agglomerations- wie auch der Orts-
oder an Hauptverkehrswegen mit starkem Reise- verkehr sind dagegen kein wesentlicher Bestand-
verkehr befinden. teil des Reiseverkehrs (vgl. BGE 134 II 265 E. 5).
Es ist Aufgabe der kantonalen Vollzugsbehörden
Autobahnraststätten: zu bestimmen, welche Strassen diese Kriterien er-
Diese sind durch die Bundesgesetzgebung über füllen.
die Nationalstrassen näher definiert. Die Raststät-
Kioske:
ten sind von den Rastplätzen klar zu unterschei-
Territorial beschränkt sich der Geltungsbereich bei
den, die bloss über eine minimale Infrastruktur
Kiosken auf solche, die an öffentlichen Strassen
verfügen (Toilettenanlagen).
und Plätzen gelegen (Abs. 1) oder die identisch mit

SECO, November 2017 226 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 26 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 26 Kioske, Betriebe für Reisende und Tankstellenshops

Betrieben für Reisende (Abs. 4) sind. Strassen oder dem Begriff des Grenzortes nicht abgeleitet wer-
Plätze sind dann öffentlich, wenn sie gestützt auf den, dieser erstrecke sich auf ein ganzes Gebiet
einen Rechtserlass von Bund, Kantonen oder Ge- wie z.B. die Schweizer Seite des Genfersees oder
meinden der Öffentlichkeit gewidmet sind. Keine das gesamte Mendrisiotto.
Rolle spielt in aller Regel die eigentumsrechtliche
Seite. Oft sind Strassen und Plätze im Eigentum Betrieblicher Geltungsbereich
von Privaten. Das trifft z.B. häufig zu bei See- und Tankstellenshops auf Autobahnraststätten
Flussuferwegen. und an Hauptverkehrswegen mit starkem
Betriebe für Reisende: Reiseverkehr sowie Betriebe für Reisende:
Solche befinden sich in oder unmittelbar an Bahn- Nebst der eingangs beschriebenen Standortge-
höfen, Flughäfen, anderen Terminals des öffent- bundenheit müssen diese Betriebe ein Waren-
lichen Verkehrs oder in Grenzorten. Betriebe für und Dienstleistungsangebot führen, das in erster
Reisende auf Autobahnraststätten fallen auch un- Linie auf die Bedürfnisse der Reisenden ausgerich-
ter den Geltungsbereich dieser Bestimmung. tet ist. Dazu werden Bahnreisende (Bahnhöfe),
Flugreisende (Flughäfen), Schiffsreisende (Hafen),
Terminal des öffentlichen Verkehrs: Bus- und Tramreisende (Bus- oder Trambahnhöfe),
Dieser Begriff ergänzt jenen des Bahnhofs, des Grenzgänger und Grenzgängerinnen inkl. Durch-
Flughafens oder auch etwa jenen eines Hafens reisende (Grenzorte) und Reisende in Privatfahr-
mit starkem Publikumsverkehr. Er umfasst gro- zeugen und Autobussen sowie Fernfahrer und
sse Anfangs- und Endstationen mit starkem Pu- Fernfahrerinnen (Autobahnraststätten, Einrich-
blikumsaufkommen, aber auch eigentliche Kno- tungen für Reisende an Hauptverkehrswegen) ge-
tenpunkte des öffentlichen Verkehrs, sofern diese rechnet.
nicht durch die anderen Begriffe abgedeckt sind
Das Warenangebot muss folgende Kriterien erfül-
(v.a. Bus und Tram).
len, damit es in erster Linie auf Reisende ausge-
Grenzorte: richtet ist:
Darunter werden Ortschaften verstanden mit ei- • Das Warenangebot entspricht einem Grundbe-
nem bedienten Grenzübergang zu einem Nach- darf der Reisenden (Verpflegung, Hygiene, Pres-
barstaat, aber auch eine bediente Zollstation, die seerzeugnisse, Reisebedarf für unterwegs und
sich ausserhalb einer Ortschaft befindet. Die Ort- ähnliches mehr) und umfasst keinesfalls ein Voll-
schaft selber muss am Grenzübergang oder in un- sortiment.
mittelbarer Nähe zu diesem liegen, wie das z.B.
• Die Waren werden in handlichen Volumen oder
für Basel, Chiasso oder Kreuzlingen usw. zutrifft.
Quanten verkauft, die von einer Person getra-
Nicht massgebend ist das blosse Bestehen einer
gen werden können.
gemeinsamen Grenze mit dem Ausland. Der Gren-
zort kann als Ganzes unter die Sonderbestimmun- • Der Kaufvorgang muss einfach und sofort abge-
gen fallen, weil er sehr klein ist (z.B. Castasegna wickelt werden können (Kauf «en passant»).
im Bergell). Bei grösseren Ortschaften oder gar Bei den Dienstleistungsangeboten geht es dar-
Städten sind dagegen jene Zonen als Grenzorte um, spezifische Bedürfnisse, die auf einer Reise
auszuscheiden, in denen sich der Grenzverkehr immer wieder und gehäuft vorkommen, zu be-
auch tatsächlich abwickelt. Es ist deshalb nicht friedigen. Dazu gehören je nach Standort: Infor-
zulässig, die Sonderbestimmungen für Grenzorte mations- und Reservationsdienstleistungen (z.B.
z.B. auf die ganze Stadt Basel auszudehnen, also Unterkunft, Taxi, Veranstaltungen, Miete von
auf Quartiere und Geschäftszonen, die nichts mit Fahrzeugen usw.), Erste-Hilfe-Angebote (Sanität,
dem Grenzverkehr zu tun haben. Weiter kann aus psychische Hilfe), Geldwechselstuben, Hygiene-

226 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 26
Art. 26 Kioske, Betriebe für Reisende und Tankstellenshops

einrichtungen (Toiletten, Duschen, Wickelmög- von Überzeitarbeit ist hier deshalb nötig, weil Ki-
lichkeiten für Kleinkinder, Bäder), Entspannungs- oske, vor allem, wenn sie auch noch Betriebe für
und Unterhaltungsangebote, Unterkunfts- und Reisende sind, in aller Regel sonntags geöffnet ha-
Verpflegungsmöglichkeiten, Kommunikationsein- ben und damit der Sonntag in dieser Branche ei-
richtungen, chemische Reinigungen usw. nen normalen Arbeitstag darstellt.
Artikel 12 Absatz 1
Kioske:
Nach Absatz 1 sind den Arbeitnehmern und Ar-
Der betriebliche Geltungsbereich der Kioske wird
beitnehmerinnen 26 freie Sonntage pro Kalender-
in Absatz 3 abschliessend umschrieben. Es geht
jahr zu gewähren, die jedoch unregelmässig auf
somit um kleinere mobile Verkaufsstände (Fahr-
das Kalenderjahr verteilt werden können. Mindes-
nisbauten) oder um feste Einrichtungen, die von
tens ein freier Sonntag muss pro Kalenderquartal
ihrer räumlichen Ausdehnung her überschaubar
eingeräumt werden.
bleiben. Diese Verkaufsstände oder Verkaufsstel-
len bieten überwiegend die in Absatz 3 genann- Artikel 14 Absatz 1
ten Erzeugnisse an. Zu den kleinen Verpflegungs- Der wöchentliche freie Halbtag, der neben dem
artikeln gehören aber nicht fertige Mahlzeiten, wöchentlichen Ruhetag anfällt, kann für acht Wo-
wie sie z.B. in Take-aways erhältlich sind und die chen zusammengefasst werden. Das bedeutet,
ohne Messer und Gabel kaum verspeist werden dass in einzelnen Wochen an sechs Tagen gear-
können. Vielmehr sind es Lebensmittel wie z.B. beitet werden darf. Nach Artikel 21 Absatz 2 ArG
Sandwiches, Früchte, Essriegel, die sofort verzehrt ist dazu allerdings das Einverständnis des Arbeit-
werden können. nehmers bzw. der Arbeitnehmerin nötig.

Betriebe für Reisende


Sonderbestimmungen Artikel 4
(Absätze 1, 2 und 2bis) Nach Absatz 1 können Arbeitnehmer und Arbeit-
Kioske an öffentlichen Strassen und Plätzen nehmerinnen in der Nacht bis 1 Uhr ohne Bewilli-
gung beschäftigt werden. Für Arbeiten danach ist
Artikel 4 das Einholen einer Nachtarbeitsbewilligung not-
Nach Absatz 2 besteht eine Bewilligungsbefrei- wendig. Voraussetzung dazu ist das Vorliegen ei-
ung für Sonntagsarbeit. Je nach Definition des Ta- nes dringenden Bedürfnisses oder der Unentbehr-
ges- und Abend- bzw. Nachtzeitraums ist die Ar- lichkeit (besonderes Konsumbedürfnis).
beitsaufnahme frühestens um 5 Uhr möglich bzw. Bezüglich Sonntagsarbeit vgl. Ausführungen zu
die Arbeit spätestens um 24 Uhr zu beenden. Der den Kiosken.
einzelne Arbeitnehmer oder die einzelne Arbeit-
nehmerin kann aber für höchstens 12 ½ Stunden Artikel 8 Absatz 1
beschäftigt werden. Diese müssen in einem Zeit- Vgl. Ausführungen zu den Kiosken.
raum von 14 Stunden liegen, Pausen und allfällige Artikel 12 Absatz 2
Überzeitarbeit inbegriffen. Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sind
Artikel 8 Absatz 1 im Kalenderjahr mindestens 12 freie Sonntage zu
Überzeitarbeit kann auch an Sonntagen geleis- gewähren. Sie können unregelmässig auf das Jahr
tet werden. Diese muss jedoch innert 14 Wochen verteilt werden. Die in die gesetzlichen Mindestfe-
durch Freizeit von gleicher Dauer ausgeglichen rien fallenden freien Sonntage dürfen nicht an die
werden. Die Überzeitarbeit ist voll zu entschädi- frei zu gewährenden Sonntage angerechnet wer-
gen, jedoch ohne den Zuschlag. Die Zulassung den. In der laufenden oder darauffolgenden Wo-

SECO, November 2017 226 - 3


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 26 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 26 Kioske, Betriebe für Reisende und Tankstellenshops

che, in denen an einem Sonntag gearbeitet wird, Ladenschlussvorschriften


ist eine wöchentliche Ruhezeit von 36 Stunden im
unmittelbaren Anschluss an die tägliche Ruhezeit Ladenschlussvorschriften sind nach Artikel 71
(also insgesamt 47 Stunden) zu gewähren. Buchstabe c ArG vorbehalten. Zu beachten bleibt,
dass diese allein das Offenhalten von Geschäften,
Artikel 14 Absatz 1 nicht aber die Beschäftigung von Personal regeln.
Vgl. Ausführungen zu den Kiosken. Massgebend ist diesbezüglich das Arbeitsgesetz.
In den Bahnhöfen ist auf dem Areal der Eisen-
Tankstellenshops auf Autobahnraststät- bahn die Bahnbehörde für die Regelung der La-
ten und an Hauptverkehrswegen mit denschlussvorschriften zuständig. Das Bahnareal
starkem Reiseverkehr umfasst nicht immer alles, was als zum Bahnhofs-
Artikel 4 gebäude gehörend empfunden wird. So befinden
Die fraglichen Tankstellenshops können Nacht- sich z.B. in Bern, Zürich und Genf wesentliche Teile
und Sonntagsarbeit in vollem Umfang ohne be- der Ladenstrassen auf dem Gebiet der Stadt und
hördliche Bewilligung anordnen. Die übrigen ar- gehören damit nicht zum Bahnareal. In diesen Ge-
beitsgesetzlichen Bestimmungen zur Nacht- und bieten gelangen kantonale oder kommunale Vor-
Sonntagsarbeit sind aber einzuhalten (vgl. Kom- schriften zur Anwendung. Aus einer liberalisierten
mentar Art. 4 ArGV 2). Ladenschlussgesetzgebung kann nicht geschlos-
sen werden, dass damit die Voraussetzungen der
Artikel 8 Absatz 1 Unentbehrlichkeit (Art. 28 ArGV 1) z.B. für Nacht-
Vgl. Ausführungen zu den Kiosken. arbeit erfüllt sind. Siehe im Weiteren die Ausfüh-
Artikel 12 Absatz 2 rungen zu Artikel 25 ArGV 2.
Vgl. Ausführungen zu den Betrieben für Reisende.
Artikel 14 Absatz 1
Vgl. Ausführungen zu den Kiosken.

226 - 4
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 26a
Art. 26a Betriebe in Bahnhöfen und Flughäfen

Artikel 26a

Betriebe in Bahnhöfen und Flughäfen


1
Auf Betriebe in Bahnhöfen und Flughäfen im Sinne von Artikel 27 Absatz 1ter des Gesetzes und
die in ihnen für die Bedienung der Kundschaft beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
nen sind Artikel 4 Absatz 2 für den ganzen Sonntag sowie die Artikel 8 Absatz 1, 12 Absatz 2 und
14 Absatz 1 anwendbar.
2
Das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) legt die Bahnhöfe
und Flughäfen nach Absatz 1 fest. Dabei gilt:
a. Die Bahnhöfe müssen mit dem Personenverkehr jährlich mindestens 20 Millionen Franken um-
setzen oder von grosser regionaler Bedeutung sein.
b. Die Flughäfen müssen Linienverkehr anbieten.
3
Vor der Bezeichnung hört das WBF an:
a. für Bahnhöfe, deren Umsatz mit dem Personenverkehr jährlich mindestens 20 Millionen Fran-
ken beträgt: das Bahnunternehmen;
b. für Bahnhöfe von grosser regionaler Bedeutung: das Bahnunternehmen und den betroffenen
Kanton;
c. für Flughäfen: den Flughafenbetreiber.

Geltungsbereich (Absätze 2 und 3) Formell


Für die Bezeichnung der Bahnhöfe und Flughä-
Sachlich
fen soll das Eidgenössische Departement für Wirt-
In Artikel 26a Absatz 2 und 3 der Verordnung 2 schaft, Bildung und Forschung zuständig sein. Es
zum Arbeitsgesetz werden die Kriterien für die Be- legt diese nach Anhörung eines Bahnunterneh-
zeichnung der Bahnhöfe und Flughäfen als Zen- mens bei Bahnhöfen, die mit dem Personenver-
tren des öffentlichen Verkehrs festgehalten. Als kehr einen jährlichen Umsatz von 20 Millionen
Zentren des öffentlichen Verkehrs können Bahn- Franken erzielen, nach Anhörung eines Kantons
höfe bezeichnet werden, die im Kalenderjahr mit und eines Bahnunternehmens bei Bahnhöfen von
dem Personenverkehr (Billettverkauf) einen Um- grosser regionaler Bedeutung und nach Anhö-
satz von 20 Millionen Franken erzielen. Ausser- rung eines Betreibers eines Flughafens mit Lini-
dem können Kantone und Bahnunternehmen ge- enverkehr in einer Departementsverordnung (SR
meinsam beantragen, dass weitere Bahnhöfe von 822.112.1) fest.
regionaler Bedeutung als Zentren des öffentlichen
Verkehrs bezeichnet werden. Hierbei muss es sich Lage der Betriebe
um einen Bahnhof handeln, der einen wichtigen Aufgrund des neuen Artikels 27 Absatz 1ter des
Verkehrsknotenpunkt für die Region darstellt. Das Arbeitsgesetzes wird die Definition der Läden, die
heisst, es ist ein Umsteigeort auf andere Bahnli- in Bahnhöfen und Flughäfen am Sonntag Per-
nien oder andere öffentliche Verkehrslinien wie sonal beschäftigen können, nur noch von deren
Postautos, die eine neue Region oder ein wichti- Lage abhängig gemacht und nicht mehr vom Sor-
ges Fremdenverkehrsgebiet erschliessen. Für Flug- timent, das auf Bedürfnisse der Reisenden ausge-
häfen ist der Linienverkehr massgebend. richtet ist, wie es in Artikel 26 der Verordnung 2

SECO, März 2013 226a - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 26a ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 26a Betriebe in Bahnhöfen und Flughäfen

zum Arbeitsgesetz vorgesehen ist. Somit können Artikel 8 Absatz 1


die Verkaufsgeschäfte und Dienstleistungsbetrie- Überzeitarbeit kann auch an Sonntagen geleis-
be in Zentren des öffentlichen Verkehrs unabhän- tet werden. Diese muss jedoch innert 14 Wochen
gig vom Sortiment oder der Verkaufsfläche Perso- durch Freizeit von gleicher Dauer ausgeglichen
nal am Sonntag beschäftigen. Der Betrieb muss werden. Die Überzeitarbeit ist voll zu entschädi-
sich eindeutig in einem Zentrum des öffentlichen gen, jedoch ohne den Zuschlag. Die Zulassung
Verkehrs, d.h. innerhalb des Bahnhofs- oder Flug- von Überzeitarbeit ist hier deshalb nötig, weil
hafenkomplexes, befinden. Wie für die Betriebe Kioske, vor allem, wenn sie auch noch Betriebe
nach Artikel 26 der Verordnung 2 zum Arbeits- für Reisende sind, in aller Regel sonntags geöffnet
gesetz wird auf den funktionalen Bezug des Ver- haben und damit der Sonntag in dieser Branche
kaufsgeschäfts zum Bahnhof bzw. Flughafen ab- einen normalen Arbeitstag darstellt.
gestellt.
Artikel 12 Absatz 2
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sind
im Kalenderjahr mindestens 12 freie Sonntage zu
Sonderbestimmungen
gewähren. Freie Sonntage, die in die gesetzlichen
(Absatz 1) Mindestferien fallen, dürfen nicht an die frei zu
Betriebe in Bahnhöfen und Flughäfen gewährenden Sonntage angerechnet werden. In
denjenigen Wochen, in denen an einem Sonntag
Artikel 4 Absatz 2
gearbeitet wird, ist im unmittelbaren Anschluss an
Betriebe in Bahnhöfen und Flughäfen gemäss ob-
die tägliche Ruhezeit eine wöchentliche Ruhezeit
genannten Kriterien können Arbeitnehmerinnen
von 36 Stunden (also insgesamt 47 Stunden) zu
und Arbeitnehmer sonntags für die Bedienung
gewähren.
der Kundschaft ohne behördliche Bewilligung be-
schäftigen. Je nach Definition des Tages-, Abend- Artikel 14 Absatz 1
und Nachtzeitraums ist der Arbeitsbeginn frühes- Der wöchentliche freie Halbtag, der neben dem
tens um 5 Uhr möglich bzw. die Arbeit spätestens wöchentlichen Ruhetag anfällt, kann für acht Wo-
um 24 Uhr zu beenden. Der einzelne Arbeitneh- chen zusammengefasst werden. Das bedeutet,
mer oder die einzelne Arbeitnehmerin kann aber dass in einzelnen Wochen an sechs Tagen gear-
für höchstens 12 1/2 Stunden beschäftigt werden. beitet werden darf. Nach Artikel 21 Absatz 2 ArG
Diese müssen in einem Zeitraum von 14 Stunden ist dazu allerdings das Einverständnis des Arbeit-
liegen, Pausen und allfällige Überzeitarbeit inbe- nehmers bzw. der Arbeitnehmerin nötig.
griffen.

226a - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 27
Art. 27 Bäckereien, Konditoreien, Confiserien

Artikel 27

Bäckereien, Konditoreien, Confiserien


1
Auf Bäckereien, Konditoreien, Confiserien und die in ihnen mit der Herstellung von Bäckerei-, Kon-
ditorei- oder Confiseriewaren beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind die Artikel
4 an zwei Tagen pro Woche für die ganze Nacht, für die übrigen Tage ab 1 Uhr sowie für den gan-
zen Sonntag sowie die Artikel 10 Absätze 4 und 5, 11, 12 Absatz 2 und 13 anwendbar.
2
Auf die Verkaufsgeschäfte in Bäckereien, Konditoreien, Confiserien und das in ihnen beschäftigte
Verkaufspersonal sind Artikel 4 Absatz 2 für den ganzen Sonntag sowie die Artikel 12 Absatz 2
und 13 anwendbar.
3
Bäckereien, Konditoreien oder Confiserien sind Betriebe, die Bäckerei-, Konditorei- oder Confi-
seriewaren herstellen, einschliesslich der dazugehörigen Verkaufsgeschäfte, sofern diese überwie-
gend selbst hergestellte Produkte verkaufen.

Geltungsbereich (Absatz 3) Verkaufsgeschäfte gehören nur dann in den Gel-


tungsbereich der Sonderbestimmungen, wenn sie
Als Bäckereien, Konditoreien oder Confiserien gel-
überwiegend selbst hergestellte Produkte verkau-
ten alle Betriebe, die Bäckerei-, Konditorei- oder
fen. Aus praktischen Gründen gehören dazu auch
Confiseriewaren herstellen. Unwesentlich ist, ob
Verkaufsstellen, die daneben Bäckerei-, Kondito-
es sich dabei um Klein- oder Grossbetriebe han-
rei- oder Confiseriewaren von anderen Herstellern
delt oder ob die Produkte vom Betrieb in angeglie-
zum Verkauf anbieten oder angelieferte Tiefkühl-
derten eigenen Verkaufsgeschäften direkt an die
produkte selber aufbacken und verkaufen. We-
Endverbraucher und -verbraucherinnen verkauft
sentlich ist bei all diesen Verkaufsgeschäften, dass
werden. In den Geltungsbereich fallen also auch
sie überwiegend Bäckerei-, Konditorei- oder Con-
solche Betriebe, die ihre Produkte zum Verkauf an
fiseriewaren zum Verkauf anbieten. Bilden die-
Betriebe des Lebensmittelhandels, an andere Bä-
se Produkte nur den kleineren Teil in einem Sor-
ckereien, Konditoreien oder Confiserien oder an
timent von mehrheitlich anderen Produkten, dann
Gastbetriebe oder andere Grossverbraucher lie-
fällt ein solches Verkaufsgeschäft nicht in den Gel-
fern.
tungsbereich der Sonderbestimmungen.
Der Geltungsbereich des vorliegenden Artikels um-
fasst alle mit der Herstellung von Bäckerei-, Kon-
ditorei- oder Confiseriewaren beschäftigten Ar- Anwendbare Sonder-
beitnehmer und Arbeitnehmerinnen, unabhängig
bestimmungen (Absatz 1 und 2)
davon, ob es sich um ausgebildetes oder angelern-
tes Personal handelt. Der vorliegende Artikel gilt Herstellung von Bäckerei-, Konditorei-
auch für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, oder Confiseriewaren
die in diesen Betrieben mit Hilfs- und Nebenar-
beiten beschäftigt sind (z.B. in den Bereichen Ver- Artikel 4
packung und Reinigung). Diese Hilfs- und Neben- Im Produktionsbereich von Bäckereien, Kondito-
arbeiten müssen allerdings einen direkten Bezug reien oder Confiserien kann Nachtarbeit an 2 Ta-
zur eigentlichen Produktion haben. gen pro Woche uneingeschränkt, an den übrigen

SECO, Januar 2011 227 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 27 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 27 Bäckereien, Konditoreien, Confiserien

Tagen ab 1 Uhr angeordnet werden. Sonntagsar- diese Verschiebung ist die Zustimmung der Arbeit-
beit ist im vollen Umfang ohne behördliche Be- nehmervertretung des Betriebs oder der Mehrheit
willigung zulässig. Diese Befreiung von der Bewil- der betroffenen Arbeitnehmer und Arbeitnehme-
ligungspflicht ermöglicht es den Betrieben, den rinnen notwendig (Art. 18 Abs. 2 ArG).
erhöhten Bedarf vor Wochenenden zu befriedi-
Artikel 12 Absatz 2
gen und auch an Sonntagen eine Auswahl von
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in
frischen Produkten anzubieten. Während der üb-
Bäckereien, Konditoreien oder Confiserien sind
rigen Zeit der Woche soll sich die Nachtarbeit auf
im Kalenderjahr mindestens 12 freie Sonntage zu
einen kürzeren Zeitraum beschränken. Wenn ein
gewähren. Freie Sonntage, die in die gesetzlichen
Arbeitsbeginn frühestens um 1 Uhr nicht genügt,
Mindestferien fallen, dürfen nicht an die frei zu
muss eine Nachtarbeitsbewilligung beantragt
gewährenden Sonntage angerechnet werden. In
werden.
denjenigen Wochen, in denen an einem Sonntag
Die übrigen arbeitsgesetzlichen Bestimmungen
gearbeitet wird, ist im unmittelbaren Anschluss an
zur Nacht- und Sonntagsarbeit sind einzuhalten
die tägliche Ruhezeit eine wöchentliche Ruhezeit
(vgl. Kommentar Art. 4 ArGV 2).
von 36 Stunden (also insgesamt 47 Stunden) zu
Artikel 10 Absatz 4 gewähren.
In Abweichung von den regulären Bestimmungen Artikel 13
des Arbeitsgesetzes und der Verordnung 1 darf Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
in Bäckereien, Konditoreien oder Confiserien die nicht in der Woche gewährt werden, die der Fei-
Dauer der Nachtarbeit in einzelnen Nächten auf ertagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie kann auch
11 Stunden in einem Zeitraum von 13 Stunden für ein Kalenderjahr zusammengefasst werden
ausgedehnt werden. Dies ermöglicht es den Be- (Art. 20 Abs. 2 ArG).
trieben, Spitzenbelastungen vor Wochenenden
oder vor Feiertagen zu bewältigen. Diese Mehr-
Verkaufsgeschäfte in Bäckereien,
belastung wird dadurch kompensiert, dass im
Konditoreien, Confiserien
Durchschnitt einer Kalenderwoche die Dauer der
Nachtarbeit die regulären 9 Stunden pro Nacht Artikel 4 Absatz 2
nicht überschreiten darf. In Verkaufsgeschäften von Bäckereien, Kondito-
reien oder Confiserien kann Sonntagsarbeit im
Artikel 10 Absatz 5 vollen Umfang ohne behördliche Bewilligung an-
Unter der Voraussetzung, dass im Durchschnitt geordnet werden. Das Offenhalten der Verkaufs-
des Kalenderjahrs die Fünftagewoche gewährt geschäfte ist aber nur dann möglich, wenn damit
wird (vgl. Kommentar Art. 22 ArGV 1), dürfen Ar- nicht gegen andere Vorschriften wie kantonale
beitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die Nacht- oder kommunale Ladenschluss- oder Ruhetagsge-
arbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit leisten, in 6 setze verstossen wird. Die übrigen arbeitsgesetzli-
von 7 aufeinander folgenden Nächten beschäftigt chen Bestimmungen zur Sonntagsarbeit sind ein-
werden (vgl. Kommentar Art. 29 und 30 ArGV 1). zuhalten (vgl. Kommentar Art. 4 ArGV 2).
Artikel 11 Artikel 12 Absatz 2
Bäckereien, Konditoreien oder Confiserien kön- Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in
nen die Lage des Sonntagszeitraums (Art. 18 Abs. Verkaufsgeschäften von Bäckereien, Konditoreien
1 ArG) bis um 3 Stunden vor- oder nachverschie- oder Confiserien sind im Kalenderjahr mindestens
ben. Diese Verschiebung kann nur für den ganzen 12 freie Sonntage zu gewähren. Freie Sonntage,
Betrieb und nicht für einzelne Arbeitnehmer und die in die gesetzlichen Mindestferien fallen, dür-
Arbeitnehmerinnen vorgenommen werden. Für fen nicht an die frei zu gewährenden Sonntage

227 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 27
Art. 27 Bäckereien, Konditoreien, Confiserien

angerechnet werden. In denjenigen Wochen, in Artikel 13


denen an einem Sonntag gearbeitet wird, ist im Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
unmittelbaren Anschluss an die tägliche Ruhezeit nicht in der Woche gewährt werden, die der Feier-
eine wöchentliche Ruhezeit von 36 Stunden (also tagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie kann auch für
insgesamt 47 Stunden) zu gewähren. ein Kalenderjahr zusammengefasst werden (Art.
20 Abs. 2 ArG).

SECO, Januar 2011 227 - 3


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 27a
Art. 27a Fleischverarbeitende Betriebe

Artikel 27a

Fleischverarbeitende Betriebe
1
Auf Fleischverarbeitende Betriebe und die in ihnen mit der Verarbeitung des Fleisches sowie dessen
Verpackung und Lagerung beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind der Artikel
4 an zwei Tagen pro Woche ab 2 Uhr und an den übrigen Tagen ab 4 Uhr für die Nacht sowie für
den Sonntag ab 17 Uhr sowie die Artikel 12 Absatz 1, 13 und 14 Absatz 1 anwendbar.
2
Fleischverarbeitende Betriebe sind Betriebe, die überwiegend Fleisch gewinnen, verarbeiten, ver-
edeln und Fleischerzeugnisse herstellen.

Geltungsbereich (Absatz 2) das Kalenderjahr verteilt werden können. Mindes-


tens ein freier Sonntag muss pro Kalenderquar-
Die hier definierten Betriebe sind im Metzgereibe- tal eingeräumt werden. Mit dieser Regel wird den
reich aktiv. Dies umfasst alle Betriebe, die mit dem saisonalen Schwankungen Rechnung getragen.
Schlachten, der Verarbeitung von Frischfleisch Im Übrigen stehen den Arbeitnehmern und Ar-
und ihrer Verpackung beschäftigt sind sowie mit beitnehmerinnen insgesamt 61 wöchentliche Ru-
Aktivitäten, die aus hygienischen Gründen keinen hetage von 35 Stunden pro Kalenderjahr zu (52
Aufschub dulden. Traiteurarbeiten (Vorbereitung Sonntage + 8 kantonale gesetzliche Feiertage +
von Fleischgerichten) oder die Verteilung und der Bundesfeiertag).
Verkauf von Fleischprodukten fallen nicht in den
Geltungsbereich dieser Regelung. Artikel 13
Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
nicht in der Woche gewährt werden, die der Fei-
Anwendbare Sonder- ertagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie kann auch
für ein Kalenderjahr zusammengefasst werden
bestimmungen (Absatz 1)
(Art. 20 Abs. 2 ArG).
Artikel 4
Artikel 14 Absatz 1
Die fleischverarbeitenden Betriebe können zwei
Der wöchentliche freie Halbtag von 8 Stunden,
Mal pro Woche Personal ab 2 Uhr und an den üb-
der unmittelbar vor oder nach der täglichen Ru-
rigen Tagen ab 4 Uhr ohne behördliche Bewilli-
hezeit von 11 Stunden zu gewähren ist, darf für
gung beschäftigen. Am Sonntag können sie Per-
einen Zeitraum von 8 Wochen zusammengefasst
sonal ab 17 Uhr bewilligungsfrei beschäftigen.
werden. Es ist dadurch möglich, in verschiede-
Fleischverarbeitende Betriebe, die in der Nacht
nen Wochen Arbeitnehmer und Arbeitnehme-
oder am Sonntag die Arbeit früher aufnehmen
rinnen an sechs aufeinander folgenden Tagen zu
wollen, müssen hierfür eine Bewilligung haben.
beschäftigen, sofern im Zeitraum von 8 Wochen
Artikel 12 Absatz 1 eine Kompensation erfolgt. Dabei ist zu berück-
Nach Absatz 1 sind den Arbeitnehmern und Ar- sichtigen, dass die Arbeitnehmer und Arbeitneh-
beitnehmerinnen 26 freie Sonntage pro Kalender- merinnen dazu ihr Einverständnis geben müssen
jahr zu gewähren, die jedoch unregelmässig auf (Art. 21 Abs. 2 ArG).

SECO, November 2006 227a - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 28
Art. 28 Milchverarbeitungsbetriebe

Artikel 28

Milchverarbeitungsbetriebe
1
Auf Milchverarbeitungsbetriebe und die in ihnen mit der Entgegennahme und Behandlung der
Milch beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ist Artikel 4 für die Nacht ab 2 Uhr und
für den ganzen Sonntag anwendbar, soweit Nachtarbeit und Sonntagsarbeit notwendig sind, um
den Verderb der Milch zu verhindern.
2
Milchverarbeitungsbetriebe sind Betriebe, welche Milch zur Lagerung und Weiterverarbeitung
entgegennehmen.

Geltungsbereich (Absatz 2) Anwendbare Sonder-


Milchverarbeitungsbetriebe im Sinne des vorlie-
bestimmungen (Absatz 1)
genden Artikels sind grössere Betriebe, die überre- Artikel 4
gional Frischmilch entweder zur Lagerung oder zur Die Milchverarbeitungsbetriebe können Nachtar-
direkten Weiterverarbeitung entgegennehmen. Un- beit ab 2 Uhr und Sonntagsarbeit im vollen Um-
ter die Sonderbestimmungen fallen neben der Ent- fang ohne behördliche Bewilligung anordnen.
gegennahme der Milch nur noch diejenigen Ver- Diese Befreiung von der Bewilligungspflicht er-
arbeitungsschritte, die zur Haltbarmachung der möglicht es den Betrieben, die eingesammelte
Milch notwendig sind (Thermisierung, Kühlung Milch auch am frühen Morgen und an Sonntagen
usw.). Weitergehende Verarbeitungsverfahren entgegenzunehmen und sie vorzubereiten für die
unterliegen der normalen Bewilligungspflicht und nachfolgende Verarbeitung in regulärer Tages-
fallen nicht unter die Sonderbestimmungen. und Abendarbeit an Werktagen. Die übrigen ar-
beitsgesetzlichen Bestimmungen zur Nacht- und
Sonntagsarbeit sind aber einzuhalten (vgl. Kom-
mentar Art. 4 ArGV 2).

SECO, November 2006 228 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 29
Art. 29 Blumenläden

Artikel 29

Blumenläden
Auf Blumenläden des Detailhandels und die in ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitneh-
merinnen ist Artikel 4 Absatz 2 für den ganzen Sonntag anwendbar.

Geltungsbereich Anwendbare Sonder-


Blumenläden des Detailhandels sind Verkaufsge- bestimmungen
schäfte, die den Konsumenten und Konsumen- Artikel 4
tinnen Blumen und andere Pflanzen zum Verkauf Blumenläden des Detailhandels können Sonntags-
anbieten. arbeit in vollem Umfang ohne behördliche Bewilli-
Die Sonderbestimmungen ermöglichen diesen gung anordnen, soweit diese für den Verkauf und
Geschäften, auch an Sonn- oder Feiertagen Blu- die tägliche Pflege der Blumen und anderer Pflan-
men und andere Pflanzen zu verkaufen. zen notwendig ist. Die übrigen arbeitsgesetzli-
Gartencenter sind von dieser Bestimmung nicht chen Bestimmungen zur Sonntagsarbeit sind aber
erfasst. Sie können im Rahmen der kantonalen einzuhalten (vgl. Kommentar Art. 4 ArGV 2).
Praxis betreffend den bis zu vier bewilligungsbe-
freiten Sonntagen für Verkaufsgeschäfte, gemäss
Art. 19 Abs. 6 ArG Arbeitnehmende beschäftigen.
Das Arbeitsgesetz regelt nur die Beschäftigung
von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen. Das
Offenhalten von Verkaufsgeschäften und der da-
mit verbundene Publikumsverkehr fällt in den
Bereich der kantonalen bzw. kommunalen La-
denschluss- oder Ruhetagsgesetze. Wenn die La-
denschlussvorschriften restriktiver ausfallen als die
Bestimmungen des Arbeitsgesetzes, können des-
sen Spielräume nicht ausgeschöpft werden (Art.
71 Bst. c ArG).
Die Sonderbestimmungen ermöglichen auch die
nötige Pflege der Pflanzen an Sonn- oder Feier-
tagen. Es handelt sich dabei um die Art von not-
wendiger Pflege, die ein vorzeitiges Verderben der
Blumen und Pflanzen verhindert (z.B. die Pflanzen
giessen, beschatten oder vor Unwettern schüt-
zen). Weitergehende Arbeiten oder solche, die
mit dieser kurzfristigen Pflege nichts zu tun ha-
ben, sind bewilligungspflichtig.

SECO, Oktober 2017 229 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 30
Art. 30 Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen
sowie Nachrichten- und Bildagenturen

Artikel 30

Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen


sowie Nachrichten- und Bildagenturen
1
Auf Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen sowie Nachrichten- und Bildagenturen und die in
ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Artikel 4 für die ganze Nacht und
für den ganzen Sonntag sowie die Artikel 8 Absatz 1, 11, 12 Absatz 1 und 13 anwendbar, soweit
Nacht- und Sonntagsarbeit zur Wahrung der Aktualität notwendig sind.
2
Auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die in der Sportberichterstattung tätig sind, ist anstelle
von Artikel 12 Absatz 1 Artikel 12 Absatz 2 anwendbar.
3
Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen sowie Nachrichten- und Bildagenturen sind Betriebe, die
Informationen oder Bildmaterial empfangen, verarbeiten, weiterleiten oder verbreiten.

Geltungsbereich (Absatz 3) Artikel 4


Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen sowie
Als Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen gelten
Nachrichten- und Bildagenturen können Nacht-
Betriebe, die Informationen irgendwelcher Art sel-
und Sonntagsarbeit in vollem Umfang ohne be-
ber beschaffen oder empfangen und zu Artikeln
hördliche Bewilligung anordnen. Die übrigen ar-
verarbeiten, die für die gedruckten oder die elek-
beitsgesetzlichen Bestimmungen zur Nacht- und
tronischen Medien (z.B. die Internet-Präsentation
Sonntagsarbeit sind aber einzuhalten (vgl. Kom-
von Tageszeitungen) bestimmt sind. Sie können
mentar Art. 4 ArGV 2).
für mehrere Institutionen tätig sein. Satz- und Lay-
outarbeiten sind nur so weit inbegriffen, als diese Artikel 8 Absatz 1
von der Redaktion selber erledigt werden. Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen sowie
Nachrichten- und Bildagenturen sind Betriebe, die Nachrichten- und Bildagenturen können Überzeit-
Informationen oder Bildmaterial irgendwelcher arbeit im Sinne von Artikel 12 Absatz 1 ArG auch
Art empfangen, verarbeiten, weiterleiten oder ver- an Sonntagen leisten lassen. Solche Überzeitarbeit
breiten. Diese Tätigkeiten erfolgen in der Regel für ist zwingend innert 14 Wochen durch Freizeit von
eine Kundschaft, die die Informationen oder das gleicher Dauer auszugleichen. Nicht erfasst von
Bildmaterial für eigene Zwecke weiterverwendet. dieser Bestimmung ist Überzeitarbeit nach Artikel
12 Absatz 2 ArG, die in Notfällen geleistet wer-
den muss. Voraussetzungen, möglicher Zeitpunkt,
Anwendbare Sonderbestimmun- zulässige Dauer und Ausgleich solcher Überzeitar-
gen (Absatz 1 und 2) beit richten sich nach Artikel 26 ArGV 1. Die ge-
samte Überzeit pro Arbeitnehmer oder Arbeitneh-
Allgemeine Bemerkungen
merin darf im Kalenderjahr insgesamt nicht mehr
Die Sonderbestimmungen der Zeitungs- und Zeit-
als 140 Stunden betragen.
schriftenredaktionen sowie der Nachrichten- und
Bildagenturen sind nur für Arbeiten anwendbar, Artikel 11
die für die Wahrung der Aktualität zwingend not- Die Lage des Sonntagszeitraumes darf (Art. 18
wendig sind. Abs. 1 ArG) um bis zu drei Stunden vor- oder

SECO, November 2006 230 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 30 Art. 30 Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen
sowie Nachrichten- und Bildagenturen

nachverschoben werden. Diese Verschiebung freier Sonntag zu gewähren ist. Für Arbeitnehmer
kann nur für den ganzen Betrieb oder einen ab- und Arbeitnehmerinnen, die in der Sportbericht-
grenzbaren Betriebsteil, nicht aber nur für ein- erstattung tätig sind, kann die Anzahl der frei zu
zelne Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen vor gewährenden Sonntage auf 12 herabgesetzt wer-
genommen werden. Zu beachten ist zudem, dass den (Art. 12 Abs. 2 ArGV 2). Sie können auch un-
für diese Verschiebung die Zustimmung der Ar- regelmässig auf das Kalenderjahr verteilt werden.
beitnehmervertretung des Betriebes oder der Solchen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen
Mehrheit der betroffenen Arbeitnehmer und Ar- ist ausserdem in den Wochen ohne freien Sonn-
beitnehmerinnen notwendig ist (Art. 18 Abs. 2 tag im unmittelbaren Anschluss an die tägliche
ArG). Ruhezeit eine wöchentliche Ruhezeit von 36 auf-
einander folgenden Stunden (also insgesamt 47
Artikel 12 Absatz 1
Stunden) zu gewähren.
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen der
Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen sowie der Artikel 13
Nachrichten- und Bildagenturen sind im Kalender- Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
jahr 26 freie Sonntage zu gewähren. Sie können nicht in der Woche gewährt werden, die der Fei-
unregelmässig auf das Jahr verteilt werden (an- ertagsarbeit vorangeht oder folgt (Art. 20 Abs. 2
statt jeder zweite Sonntag frei, nach Art. 20 Abs. 1 ArG). Sie kann auch für ein Kalenderjahr zusam-
ArG), wobei im Kalenderquartal mindestens ein mengefasst werden.

230 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 30a
Art. 30a Anbieter von Postdiensten

Artikel 30a

Anbieter von Postdiensten


1
Auf Anbieter von Postdiensten und die bei ihnen für die Verarbeitung von Postsendungen be-
schäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Artikel 4 für die ganze Nacht und den gan-
zen Sonntag sowie Artikel 13 anwendbar. Dies gilt nur, soweit im Durchschnitt des Kalenderjahres
die Mehrheit der Postsendungen, die nachts und sonntags verarbeitet werden, einem Angebot der
Grundversorgung im Sinne von Artikel 29 der Postverordnung vom 29. August 2012 entspricht.
2
Absatz 1 ist nicht anwendbar auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die Dienstleistungen am
Schalter erbringen oder die Auskünfte gegenüber Kunden erteilen.
3
Anbieter von Postdiensten sind Betriebe, die gewerbsmässig Postsendungen annehmen, abholen,
sortieren, transportieren und zustellen und für diese Dienstleistungen die Verantwortung gegen-
über den Kunden tragen, ohne aber alle diese Dienstleistungen selbst erbringen zu müssen.

Geltungsbereich und Steuerung von Anlagen betraut sind, die in


Verarbeitungszentren zum Einsatz gelangen.
Anbieter von Postdiensten sind Betriebe, die ge-
Arbeitnehmende, die Dienstleistungen am Schal-
werbsmässig Postsendungen annehmen, abholen,
ter erbringen oder Auskünfte gegenüber Kunden
sortieren, transportieren und zustellen (vgl. Art. 2
erteilen werden vom Anwendungsbereich aus-
Bst. a Postgesetz, PG) und die Verantwortung ge-
drücklich ausgeschlossen (Absatz 2). Diese Ein-
genüber dem Endkunden tragen. Es ist möglich,
schränkungen erfolgen in erster Linie, um die
dass der Anbieter von Postdiensten einzelne Teil-
Gleichbehandlung gegenüber anderen Branchen,
schritte oder den gesamten Prozess auf Drittun-
die gleiche Dienstleistungen anbieten, zu gewähr-
ternehmen auslagert, massgeblich ist jedoch, dass
leisten. Auf welchem Kommunikationsweg die
er jedes Prozesselement steuern kann und er die
Auskunft erteilt wird, spielt keine Rolle. Die Er-
Verantwortung gegenüber dem Endkunden trägt.
bringung von Kundendienstleistungen wird un-
Folglich sind die beiden Kriterien «Angebot res-
ter Umständen von einer anderen Sonderbestim-
pektive Steuerung der gesamten Verarbeitungs-
mung der ArGV 2 erfasst (z.B. Art. 33 ArGV 2;
kette» und «Verantwortung gegenüber dem End-
Telefonzentralen) oder sie unterliegen der Bewil-
kunden» entscheidend.
ligungspflicht.
Die Sonderbestimmung gelangt nicht für alle Mit-
Als Anknüpfungspunkt für die Anwendbarkeit der
arbeitenden eines Anbieters von Postdiensten zur
Sonderbestimmung wird darauf abgestellt, ob im
Anwendung, sondern nur für diejenigen, die Tä-
Betrieb Sendungen verarbeitet werden, die einem
tigkeiten im Zusammenhang mit der Verarbei-
Angebot der Grundversorgung mit Postdiensten
tung von Postsendungen verrichten. Dieser Ver-
gemäss Artikel 29 der Postverordnung (VPG) ent-
arbeitungsprozess umfasst alle Tätigkeiten im
sprechen. Festzuhalten ist dabei, dass die Sonder-
Zusammenhang mit dem Annehmen, Abholen,
bestimmung nur die Grundversorgung mit Post-
Sortieren, Transportieren und Zustellen von Post-
diensten betrifft und nicht die Grundversorgung
sendungen. Ebenfalls unter die Bestimmung fal-
mit Dienstleistungen des Zahlungsverkehrs im Sin-
len Arbeitnehmende (insbesondere Technikerin-
ne von Artikel 43 VPG.
nen und Techniker), die mit der Überwachung

SECO, Mai 2015 230a - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 30a ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 30a Anbieter von Postdiensten

Die Grundversorgung mit Postdiensten umfasst Umsatz), die nachts und sonn- bzw. feiertags in-
insbesondere Briefe und Pakete bis zu einem be- nerhalb der Grundversorgung verarbeitet werden.
stimmten Gewicht und abonnierte Zeitungen und Diese müssen im Durchschnitt eines Kalenderjah-
Zeitschriften in der Tageszustellung. Als Tages- res die Mehrheit (d.h. mehr als 50%) der Sen-
zustellung wird die Zustellung auf der ordentli- dungen ausmachen, im Vergleich zu den übrigen
chen Zustelltour von Postsendungen bezeichnet; Sendungen, die ausserhalb der Grundversorgung
dies in Abgrenzung zur Frühzustellung. Hervor- in der Nacht, am Sonntag oder an einem Feier-
zuheben ist, dass gemäss Artikel 29 Absatz 8 tag verarbeitet werden. Damit ist gewährleistet,
VPG die Expresssendungen nicht zur Grundver- dass sich die Haupttätigkeit eines Unternehmens
sorgung gehören. Es existiert keine Legaldefiniti- auf den für die Bevölkerung unverzichtbaren Ser-
on des Begriffes «Expresssendungen». Viele An- vice public konzentriert, ohne dass anderweitige
bieter bezeichnen schnell verarbeitete Sendungen Arbeiten ausserhalb der Grundversorgung ein-
als Expresssendungen, obwohl es sich bei diesen gestellt werden müssen. Nicht zulässig ist jedoch
um Sendungen im Sinne von Artikel 29 Absatz 1 Nacht-, Sonntags- und Feiertagsarbeit, ohne dass
Buchstabe a Ziffer 1 VPG handelt, die am ersten ein Anbieter in diesen Zeiträumen Dienstleistun-
dem Aufgabetag folgenden Werktag zugestellt gen der Grundversorgung erbringt.
werden und somit zur Grundversorgung gehören.
Deswegen ist insbesondere beim Vollzug nicht auf
die von den Unternehmen verwendeten Definiti- Anwendbare Sonderbestimmun-
onen der Sendungsarten abzustellen. Stattdessen gen (Absatz 1)
muss von Fall zu Fall entschieden werden, ob die
Artikel 4
als Expresssendungen bezeichneten Produkte zur
Anbieter von Postdiensten können Nacht- und
Grundversorgung gehören. Für die Zuordnung zur
Sonntagsarbeit in vollem Umfang ohne behörd-
Grundversorgung können z.B. folgende Kriterien
liche Bewilligung anordnen. Diese Bestimmung
herangezogen werden: Verarbeitung der Sendun-
befreit lediglich von der Bewilligungspflicht. Die
gen im gleichen Netzwerk, Zustellung spätestens
übrigen arbeitsgesetzlichen Bestimmungen zur
am folgenden Werktag (es wird eine bestimmte
Nacht- und Sonntagsarbeit sind aber einzuhalten.
sehr kurze Laufzeit garantiert), preislicher Unter-
schied. Es ist ferner zu bemerken, dass auch Ku- Artikel 13
riersendungen nicht unter die Sonderbestimmung In Abweichung von Art. 20 Abs. 2 ArG, muss die
fallen. Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit nicht in
Die bestehende quantitative Einschränkung be- der Woche gewährt werden, die der Feiertagsar-
trifft die Menge der Sendungen (gemeint ist die beit vorangeht oder folgt. Sie kann auch für ein
mengenmässige Anzahl und nicht der generierte Kalenderjahr zusammengefasst werden.

230a - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 31
Art. 31 Radio- und Fernsehbetriebe

Artikel 31

Radio- und Fernsehbetriebe


1
Auf Radio- und Fernsehbetriebe und die in ihnen mit der Vorbereitung, Produktion, Aufnahme-
oder Ausstrahlung der Sendung beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Artikel
4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag sowie die Artikel 5, 6, 7 Absatz 1, 8 Absatz 1, 9,
10 Absatz 3, 11, 12 Absatz 1 und 13 anwendbar.
2
Artikel 6, 7 Absatz 1 und 8 Absatz 1 sind nur anwendbar auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen,
die bei länger dauernden zusammenhängenden Produktionen zum Einsatz gelangen.
3
Auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die bei der Vorbereitung, Produktion, Aufnahme oder
Ausstrahlung von Sportveranstaltungen zum Einsatz kommen, ist anstelle von Artikel 12 Absatz 1
Artikel 12 Absatz 2 anwendbar.
4
Radio- und Fernsehbetriebe sind Betriebe, die Radio- und Fernsehsendungen vorbereiten, produ-
zieren, aufnehmen oder ausstrahlen.

Geltungsbereich (Absatz 4) Diese Bestimmung ist auch auf Filmproduktions-


firmen analog anwendbar.
Zu den Radio- und Fernsehbetrieben gehören alle
Betriebe, die Radio- und Fernsehsendungen vorbe-
reiten, produzieren, aufnehmen oder ausstrahlen. Sonderbestimmungen allgemein
Es ist dabei unerheblich, ob es sich um private oder (Absatz 1)
öffentliche Betriebe handelt.
Zu den Radio- und Fernsehbetrieben gehören nur Artikel 4
solche Betriebe, die sich überwiegend mit ent- Radio- und Fernsehbetriebe können Nacht- und
sprechenden Tätigkeiten befassen. Auf Betriebe, Sonntagsarbeit in vollem Umfang ohne behördli-
die nur zeitweise im Auftrag eines Radio- oder che Bewilligung anordnen. Die übrigen arbeitsge-
Fernsehbetriebs mit dem Vorbereiten, Produzieren setzlichen Bestimmungen zur Nacht- und Sonn-
oder Aufnehmen von Radio- oder Fernsehsendun- tagsarbeit sind aber einzuhalten (vgl. Kommentar
gen beschäftigt sind, können diese Sonderbestim- Art. 4 ArGV 2).
mungen nur so weit und so lange angewendet Artikel 5
werden, wie diese Betriebe eng mit den Radio- Radio- und Fernsehbetriebe dürfen die Arbeit-
und Fernsehbetrieben zusammenarbeiten und nehmer und Arbeitnehmerinnen bei Tages- und
unter deren direkter Weisungsbefugnis stehen. Abendarbeit in einem Zeitraum von höchstens
Diese Sonderbestimmungen sind nur auf dieje- 17 Stunden beschäftigen. Dabei muss allerdings
nigen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen an- im Durchschnitt der Kalenderwoche, in der dieser
wendbar, die direkt oder indirekt mit dem Vorbe- Zeitraum verlängert wird, eine tägliche Ruhezeit
reiten, Produzieren, Aufnehmen oder Ausstrahlen von mindestens 12 aufeinander folgenden Stun-
der Sendungen beschäftigt sind. Von den Sonder- den gewährt werden. Zwischen zwei Arbeitsein-
bestimmungen ausgeschlossen sind die übrigen sätzen kann die tägliche Ruhezeit bis auf 8 Stun-
Angestellten (z.B. das administrative Personal). den verkürzt werden.

SECO, April 2010 231 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 31 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 31 Radio- und Fernsehbetriebe

Artikel 9 Artikel 12 Absatz 1


Die tägliche Ruhezeit der Arbeitnehmer und Ar- Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in
beitnehmerinnen kann bis auf 9 Stunden herab- Radio- und Fernsehbetrieben sind im Kalenderjahr
gesetzt werden. Die Herabsetzung kann mehr als 26 freie Sonntage zu gewähren. Sie können un-
einmal pro Woche erfolgen. In diesem Fall muss im regelmässig auf das Jahr verteilt werden (anstatt
Durchschnitt von 2 Wochen die tägliche Ruhezeit auf jeden zweiten Sonntag, nach Art. 20 Abs. 1
12 Stunden betragen. Ausserdem darf beim dar- ArG), wobei im Kalenderquartal mindestens ein
auf folgenden Arbeitseinsatz keine Überzeit nach freier Sonntag zu gewähren ist. Die Anzahl frei-
Artikel 25 ArGV 1 geleistet werden (vgl. Art. 19 er Sonntage muss nach Abzug der Ferien pro rata
ArGV 1). berechnet werden.
Artikel 10 Absatz 3 Artikel 13
Die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Ra- Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
dio- und Fernsehbetrieben können bei Nachtar- nicht in der Woche gewährt werden, die der Fei-
beit mit einem Arbeitsbeginn nach 4 Uhr oder ei- ertagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie kann auch
nem Arbeitsende vor 1 Uhr in einem Zeitraum von für ein Kalenderjahr zusammengefasst werden
17 Stunden beschäftigt werden. Dabei ist zu be- (Art. 20 Abs. 2 ArG).
achten, dass die effektive tägliche Arbeitszeit 9
Stunden nicht überschreiten darf (Art. 17a ArG).
Beginnt die tägliche Arbeitszeit vor 5 Uhr oder en- Länger dauernde
det sie nach 24 Uhr, so ist im Durchschnitt einer zusammenhängende
Kalenderwoche eine tägliche Ruhezeit von min- Produktionen (Absatz 2)
destens 12 Stunden zu gewähren. Zwischen zwei
Als länger dauernd und zusammenhängend gel-
Arbeitseinsätzen muss die tägliche Ruhezeit min-
ten Produktionen, die wegen der Länge des zu
destens 8 Stunden betragen.
übertragenden Ereignisses oder dessen Besonder-
Artikel 11 heit länger als sechs Tage dauern und nicht un-
Der Sonntagszeitraum kann bis zu 3 Stunden vor- terbrochen werden können. Als Beispiele können
oder nachverschoben werden. Das bedeutet, dass hier gewisse Sportereignisse aufgeführt werden,
der Sonntag z.B. die Zeit von Samstag 20 Uhr bis wie z.B. die Tour de Suisse. Die für die länger dau-
Sonntag 20 Uhr oder von Sonntag 2 Uhr bis Mon- ernden Produktionen geltenden Ausnahmen sind
tag 2 Uhr umfassen kann. Die Dauer des freien nur auf spezialisierte Arbeitnehmerinnen und Ar-
Sonntags wird dadurch nicht beeinträchtigt, d.h. beitnehmer anwendbar, die unersetzlich sind.
der freie Sonntag ist auch in diesem Fall im un-
Artikel 6
mittelbaren Anschluss an die tägliche Ruhezeit zu
Unter der Voraussetzung, dass im Durchschnitt
gewähren. Die Verschiebung kann nur vorgenom-
des Kalenderjahrs die Fünftagewoche gewährt
men werden, wenn sie für den gesamten Betrieb
wird (vgl. Kommentar Art. 22 ArGV 1), darf die
gilt oder für klar abgrenzbare einzelne Betriebs-
wöchentliche Höchstarbeitszeit in einzelnen Wo-
teile, die mit dem übrigen Betrieb nicht direkt zu-
chen um höchstens 4 Stunden verlängert werden.
sammenarbeiten. Eine weitere Voraussetzung für
Im Durchschnitt von 3 Wochen muss sie jedoch
die Verschiebung ist die Zustimmung der Arbeit-
eingehalten werden. Diese Verlängerung ist nur
nehmervertretung des Betriebs oder der Mehrheit
bei länger dauernden zusammenhängenden Pro-
der betroffenen Arbeitnehmer und Arbeitneh-
duktionen statthaft.
merinnen (Art. 18 Abs. 2 ArG).

231 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 31
Art. 31 Radio- und Fernsehbetriebe

Artikel 7 Absatz 1 durch Freizeit von gleicher Dauer auszugleichen.


Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen dürfen für Nicht erfasst von dieser Bestimmung ist Überzeit-
länger dauernde zusammenhängende Produktio- arbeit nach Artikel 12 Absatz 2 ArG, die in Not-
nen länger als 6 aufeinander folgende Tage be- fällen geleistet werden muss. Voraussetzungen,
schäftigt werden (in Abweichung von Art. 21 möglicher Zeitpunkt, zulässige Dauer und Aus-
Abs. 3 ArGV 1). Wird von dieser Möglichkeit Ge- gleich solcher Überzeitarbeit richten sich nach Ar-
brauch gemacht, so muss unmittelbar im An- tikel 26 ArGV 1.
schluss an die höchstens 11 aufeinander folgen-
den Arbeitstage eine wöchentliche Ruhezeit von
mindestens 3 Tagen gewährt werden. Diese Ru- Sportveranstaltungen
hezeit ist im unmittelbaren Anschluss an die tägli- (Absatz 3)
che Ruhezeit zu gewähren. Daraus ergibt sich eine
Artikel 12 Absatz 2
zusammenhängende wöchentliche Ruhezeit von
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, die
mindestens 83 aufeinander folgenden Stunden (3
mit der Berichterstattung über Sportveranstal-
x 24 Std. + 11 Std.). Zusätzlich muss im Durch-
tungen beschäftigt werden, sind im Kalenderjahr
schnitt des Kalenderjahrs die Fünftagewoche ge-
mindestens 12 freie Sonntage zu gewähren. Die
währt werden (vgl. Kommentar Art. 22 ArGV 1).
Anzahl freier Sonntage muss nach Abzug der Feri-
Artikel 8 Absatz 1 en pro rata berechnet werden. In denjenigen Wo-
In Radio- und Fernsehbetrieben kann das Leisten chen, in denen an einem Sonntag gearbeitet wird,
von Überzeitarbeit im Sinne von Artikel 12 Absatz ist im unmittelbaren Anschluss an die tägliche Ru-
1 ArG auch an Sonntagen verlangt werden. Sol- hezeit eine wöchentliche Ruhezeit von 36 Stun-
che Überzeitarbeit ist zwingend innert 14 Wochen den (also insgesamt 47 Stunden) zu gewähren.

SECO, April 2010 231 - 3


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 32
Art. 32 Telekommunikationsbetriebe

Artikel 32

Telekommunikationsbetriebe
1
Auf Telekommunikationsbetriebe und die in ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitneh-
merinnen ist Artikel 4 dieser Verordnung für die ganze Nacht und für den ganzen Sonntag an-
wendbar, soweit Nacht- und Sonntagsarbeit für die Aufrechterhaltung der angebotenen Fernmel-
dedienste notwendig sind.
2
Telekommunikationsbetriebe sind Betriebe, die Anlagen zur Erbringung von Fernmeldediensten
betreiben.

Geltungsbereich (Absatz 2) Anwendbare Sonderbestimmun-


Als Telekommunikationsbetriebe gelten:
gen (Absatz 1)
• Betriebe, die Anlagen für die Erbringung von Artikel 4
Fernmeldediensten für Dritte im Sinne von Art. Telekommunikationsbetriebe können Nacht- und
3 Bst. b Fernmeldegesetz (FMG, RS 784.10) Sonntagsarbeit in vollem Umfang ohne behörd-
betreiben. Als Anlagen gelten alle Installatio- liche Bewilligung anordnen. Die übrigen arbeits-
nen (wie z.B. Antennen, Kabelnetzwerke), die gesetzlichen Bestimmungen zur Nacht- und Sonn-
zur Übertragung von Daten irgendwelcher Art tagsarbeit sind aber einzuhalten. Die Befreiung
dienen. Solche Daten können Telefongesprä- von der Bewilligungspflicht gilt nur für Nacht- und
che, andere über das Telefon übertragene Da- Sonntagsarbeit, soweit diese für die Aufrechter-
ten, E-Mails oder andere Internetdaten sein. haltung der angebotenen Fernmeldedienste erfor-
derlich ist. Dazu gehören auch Unterhaltsarbeiten,
• Dienstleistungszentren, die Supportleistungen
falls diese zwingend in der Nacht oder am Sonn-
erbringen, die für den Betrieb der Fernmelde-
tag ausgeführt werden müssen (vgl. Kommentar
dienste notwendig sind.
Art. 4 ArGV 2).

SECO, März 2019 232 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 32a
Art. 32a Personal mit Aufgaben der Informations- und Kommunikationstechnik

Artikel 32a

Personal mit Aufgaben der Informations- und


Kommunikationstechnik
Auf Personal mit Aufgaben der Informations- und Kommunikationstechnik ist Artikel 4 für die ganze
Nacht und den ganzen Sonntag anwendbar, soweit Nacht- und Sonntagsarbeit notwendig sind für
die folgenden Arbeiten an einer Netz- oder Informatikstruktur, deren Unterbrechung während der
Betriebszeiten die Aufrechterhaltung des Betriebs gefährden würde:
Behebung von Störungen an der Netz- oder Informatikstruktur; oder
a

b
Wartung der Netz- oder Informatikstruktur, die weder mit planerischen Mitteln noch mit organisa-
torischen Massnahmen am Tag und während der Werktage erfolgen kann.

Geltungsbereich Störungsbehebung
Nacht- und Sonntagsarbeit gelten als notwendig,
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wenn die Betriebstätigkeit eines Unternehmens
mit Aufgaben der Informations- und durch eine Störung an seiner Netz- oder Informa-
Kommunikationstechnik tikstruktur eingeschränkt oder zumindest gefähr-
Zu den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern det ist. In solchen Fällen soll es den dafür verant-
mit Aufgaben der Informations- und Kommuni- wortlichen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
kationstechnik im Sinne dieser Bestimmung gehö- mit Aufgaben der Informations- und Kommunika-
ren einerseits Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin- tionstechnik ermöglicht werden, die Arbeitstätig-
nen, die in einem Betrieb der Informations- und keiten zur Behebung dieser Störung auch in der
Kommunikationstechnik oder in einer Informatik- Nacht oder am Sonntag auszuführen. Die Behe-
abteilung eines Betriebes beschäftigt werden und bung einer Störung an einem Netz- oder Infor-
deren Aufgabe es ist, das einwandfreie Funktio- matiksystem umfasst dabei sämtliche dafür not-
nieren einer Netz- oder Informatikstruktur sicher- wendigen Arbeitstätigkeiten, wie etwa auch die
zustellen. Analyse und Identifizierung des Störungspro-
Werden im Rahmen von Wartungsarbeiten, wel- blems.
che die Kriterien dieses Artikels erfüllen, zusätz- Die von der Störung betroffene Netz- oder Infor-
lich andere Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- matikstruktur muss für die Aufrechterhaltung der
mer (auch von Drittfirmen) für den finalen Test Betriebstätigkeit eines Unternehmens wesentlich
der gewarteten Software benötigt, so sind diese sein. Dies ist namentlich bei Kundenplattformen,
ebenfalls vom persönlichen Geltungsbereich der Datenbanken, Zahlungssystemen und Ähnlichem
Ausnahmeregelung erfasst. der Fall.
Netz- oder Informatikstruktur Zudem muss die Erledigung der Arbeiten wäh-
Die Netz- oder Informatikstruktur umfasst sämt- rend des Tages oder eine Verschiebung auf den
liche Softwareapplikationen unter Einschluss der Montag nicht möglich oder zumutbar sein. Dies
physischen Serverkomponenten sowie aller Netz- ist insbesondere dann der Fall, wenn das betrof-
werkkomponenten. fene Netz- oder Informatiksystem eine Betriebstä-

SECO, Dezember 2019 232a - a


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 32a ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 32a Personal mit Aufgaben der Informations- und Kommunikationstechnik

tigkeit während der Nacht sicherstellt oder ohne prüfen, ob eine Durchführung der für die Wartung
sofortige Störungsbehebung die einwandfreie Ar- erforderlichen Arbeiten während des Abends und
beitsaufnahme durch die Mitarbeiter verunmög- an Werktagen möglich ist. Ist dies aufgrund aus-
licht würde. gedehnter Betriebszeiten oder aus anderen Grün-
den nicht möglich, ist eine Durchführung der für
Wartungsarbeiten die Wartung erforderlichen Arbeiten in der Nacht
Nacht- und Sonntagsarbeit gelten im Sinne der
und am Sonntag im Sinne der Ausnahmeregelung
Ausnahmeregelung überdies als notwendig,
ohne Bewilligung zulässig.
wenn Wartungsarbeiten an der Netz- oder In-
Nicht als Wartungsarbeiten gelten Arbeitstätigkei-
formatikstruktur anstehen, die mit der Unter-
ten im Zusammenhang mit der Entwicklung einer
brechung einer Softwareapplikation oder der
Softwareapplikation. Entstehen kurz vor einem
Netzinfrastruktur einhergehen und dadurch die
Release-Update zeitliche Engpässe bei der Vor-
Aufrechterhaltung des Betriebes gefährdet wird,
bereitung der Softwareapplikation, so kann dies
wobei weder planerische Mittel noch zumutbare
ein dringendes Bedürfnis im Sinne von Art. 27
organisatorische Massnahmen die Durchführung
ArGV 1 darstellen. Wie bis anhin kann auf des-
der für die Wartung erforderlichen Arbeiten tags-
sen Grundlage um Erteilung einer Nacht- und/
über und an Werktagen ermöglichen. Unter den
oder Sonntagsarbeitsbewilligung ersucht werden.
Begriff der Wartungsarbeiten fällt das Aktivieren
von vorbereiteten Netz- oder Informatikkompo-
Auch nicht als Wartungsarbeiten gilt der Aus-
nenten wie Server oder dergleichen, Installatio-
tausch von Endgeräten der Benutzer wie Personal
nen von Applikationen, Zertifikaten, Konfiguratio-
Computer, Laptops, Bildschirme, Tastaturen, Dru-
nen und dergleichen und Einspielen von Upgrades
cker, Kassenterminals und dergleichen. Dies soll in
von Software. Nicht darunter fallen beispielswei-
der Regel während der ordentlichen Arbeitszeiten
se Tests an den einzelnen Geräten sowie das Ein-
geschehen.
ziehen von Kabeln oder sonstige Tätigkeiten von
Elektrikern oder Netzbauern.
Eine Gefährdung der Aufrechterhaltung des Be-
triebes liegt bereits vor, wenn die Dienste ei-
Anwendbare Sonderbestim-
ner Softwareapplikation oder der Netzinfrastruk-
mung
tur im Falle einer Störung auf dem Primärsystem Artikel 4
nicht auf das vorgesehene Redundanz-System Für das Personal mit Aufgaben der Informations-
verschoben werden können, weil dieses während und Kommunikationstechnik kann Nacht- und
der Wartungsarbeit nicht zur Verfügung steht. Es Sonntagsarbeit in vollem Umfang ohne behördli-
wird in diesem Sinne nicht verlangt, dass auf eine che Bewilligung angeordnet werden. Die übrigen
bestehende Netz- oder Informatikstruktur über- arbeitsgesetzlichen Bestimmungen zur Nacht-
haupt nicht mehr zugegriffen werden kann. und Sonntagsarbeit sind aber einzuhalten (vgl.
Wartungsarbeiten an der Informatikstruktur er- Kommentar Art. 4 ArGV 2); insbesondere die Be-
folgen in aller Regel an Wochenenden oder über stimmung gemäss Art. 21 Abs. 3 ArGV 1 , wo-
Nacht – namentlich also zu Zeiten, an denen die nach der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin
Belastung der betroffenen Softwareapplikation bei Sonntagsarbeit nicht mehr als an sechs aufei-
gering ist. Im Unterschied zu Arbeitstätigkeiten im nanderfolgenden Tagen beschäftigt werden darf.
Zusammenhang mit der Behebung von Störun-
gen können Wartungsarbeiten für sog. Release-
Updates vorgängig geplant werden. Deshalb ist
bei der Planung solcher Wartungsarbeiten stets zu

232a - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 33
Art. 33 Telefonzentralen

Artikel 33

Telefonzentralen
1
Auf Telefonzentralen und die in ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ist Ar-
tikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag sowie für den ununterbrochenen Betrieb an-
wendbar.
2
Absatz 1 ist nicht anwendbar auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die ausserhalb der Er-
bringung von reinen Telefondiensten mit kommerziellen Dienstleistungen wie namentlich Telefon-
marketing und Verkauf von Waren sowie Dienstleistungen beschäftigt sind.
3
Telefonzentralen sind Betriebe, die in Zentralen telefonisch Auskunft erteilen, Anrufe und Aufträge
entgegennehmen und weiterleiten.

Geltungsbereich (Absatz 3) Anwendbare Sonderbestimmun-


Telefonzentralen erbringen Dienstleistungen, die
gen (Absatz 1 und 2)
im telefonischen Erteilen von Auskünften so- Artikel 4
wie im telefonischen Entgegennehmen und Telefonzentralen können in vollem Umfang Nacht-
Weiterleiten von Anrufen und Aufträgen beste- und Sonntagsarbeit sowie den ununterbrochenen
hen. Zu solchen Zentralen gehören insbesonde- Betrieb ohne behördliche Bewilligung anordnen.
re Unfall-Notrufzentralen, Einsatzzentralen von Die übrigen arbeitsgesetzlichen Bestimmungen
Pannen- und Notfalldiensten, Taxizentralen, Kre- zur Nacht-, Sonntagsarbeit und zum ununterbro-
ditkartendienste (Notfalldienste bei Kreditkarten- chenem Betrieb sind aber einzuhalten. Die Be-
verlusten) und Zentralen, die Anrufe für die Kund- freiung von der Bewilligungspflicht gilt nicht für
schaft umleiten. Keine Anwendung finden die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Telefon-
Sonderbestimmungen auf Betriebe (z.B. Versand- diensten, die rein kommerziellen Zwecken dienen,
häuser, Call-Center, Versicherungen), die Waren wie namentlich das Telefonmarketing und der Ver-
oder Dienstleistungen zum telefonischen Verkauf kauf von Waren oder Dienstleistungen (vgl. Kom-
anbieten oder die für sich oder im Auftrag Bestel- mentar Art. 4 ArGV 2).
lungen für Waren oder Dienstleistungen entge-
gennehmen (Telefonmarketing).

SECO, September 2014 233 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 34
Art. 34 Banken, Effektenhandel, Börsen und deren Gemeinschaftswerke

Artikel 34

Banken, Effektenhandel, Börsen


und deren Gemeinschaftswerke
Auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Banken, im Effektenhandel, in Börsen sowie in de-
ren Gemeinschaftswerken ist Artikel 4 für die ganze Nacht und für die auf einen Werktag fallen-
den gesetzlichen Feiertage anwendbar, soweit Nacht- und Feiertagsarbeit für die Aufrechterhaltung
des ununterbrochenen Funktionierens internationaler Zahlungsverkehrs-, Effektenhandels- und Ab-
wicklungssysteme notwendig sind.

Geltungsbereich Anwendbare
In den Geltungsbereich dieser Sonderbestim- Sonderbestimmungen
mung fallen die Bereiche von Banken, Effekten- Artikel 4
handel, Börsen und deren Gemeinschaftswerken, Banken, Effektenhandel, Börsen und deren Ge-
die auf Grund der internationalen Verknüpfung meinschaftswerke können Nacht- und Feier-
ihre Dienstleistungen auch zu Uhrzeiten anbie- tagsarbeit in vollem Umfang ohne behördliche
ten müssen, während deren in anderen Teilen der Bewilligung anordnen, soweit diese für die Auf-
Welt die entsprechenden Institutionen geöffnet rechterhaltung des ununterbrochenen Funktio-
sind. Der Geltungsbereich beschränkt sich aber nierens internationaler Zahlungsverkehrs-, Effek-
auf die Tätigkeiten, die zur Aufrechterhaltung des tenhandels- und Abwicklungssysteme notwen-
ununterbrochenen Funktionierens internationaler dig sind. Die übrigen arbeitsgesetzlichen Bestim-
Zahlungsverkehrs-, Effektenhandels- und Abwick- mungen zur Nacht-, Feiertags- oder Sonntagsar-
lungssysteme notwendig sind und in unmittelba- beit sind aber einzuhalten (vgl. Kommentar Art. 4
rem Zusammenhang damit sofort erledigt werden ArGV 2).
müssen. Andere Tätigkeiten unterstehen der Be-
willigungspflicht (z.B. Dienstleistungen, die aus
Konkurrenzgründen oder wegen Kundenbedürf-
nissen möglichst kurzfristig angeboten werden
und darum eine Verarbeitung während der Nacht
oder an Feiertagen nötig machen).

SECO, November 2006 234 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 35
Art. 35 Berufstheater

Artikel 35

Berufstheater
1
Auf Berufstheater und die in ihnen für die künstlerische Gestaltung der Aufführungen beschäftig-
ten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Artikel 4 für die Nacht bis 1 Uhr und für den gan-
zen Sonntag sowie die Artikel 11, 12 Absätze 1 oder 2, 13, 14 Abs. 2 und für die Vorbereitung von
Premieren Artikel 7 Absatz 1 anwendbar.
2
Für die mit den für die Aufführungen notwendigen Tätigkeiten sowie für die Bedienung und Be-
treuung der Theaterbesucher beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Artikel 4
für die Nacht bis 1 Uhr und für den ganzen Sonntag sowie die Artikel 10 Absatz 3, 12 Absätze 1
oder 2, 13, 14 Absatz 2 und für die Vorbereitung von Premieren Artikel 7 Absatz 1 anwendbar.
3
Für die mit der künstlerisch-technischen Gestaltung der Aufführungen beschäftigten Arbeitnehmer
und Arbeitnehmerinnen sind Artikel 4 für die Nacht bis 1 Uhr und für den ganzen Sonntag sowie die
Artikel 5, 9, 12 Absätze 1 oder 2, 13, 14 Absatz 2 und für die Vorbereitung von Premieren Artikel 7
Absatz 1 anwendbar. Dabei darf vor oder nach einer Verlängerung des Tages- und Abendarbeit ge-
mäss Artikel 5 die tägliche Ruhezeit nicht herabgesetzt werden.
4
Für die während Tourneen oder Gastspielen beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
nach Absatz 1, 2 und 3 ist Artikel 4 Absatz 1 für die Nacht bis 3 Uhr anwendbar.
5
Berufstheater sind Betriebe, die Schauspiel-, Opern-, Operetten-, Ballett- und Musical-Aufführungen
durchführen.

Geltungsbereich (Absatz 5) die Aufführungen notwendigen Tätigkeiten sowie


Als Berufstheater gelten Theaterbetriebe, die Schau- für die Bedienung und Betreuung des Theaterpub-
spiel-, Opern-, Operetten-, Ballett- und Musical- likums beschäftigt werden (technisches und kauf-
Aufführungen veranstalten. In den Geltungsbe- männisches Personal gemäss Absatz 2) oder gar
reich fallen auch andere professionelle Theaterbe- Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die mit
triebe (z.B. Kabaretts). Unerheblich ist, ob es sich der künstlerisch-technischen Gestaltung (Absatz
um Theater mit festem oder nicht festem Auffüh- 3) der Aufführungen beschäftigt sind.
rungsstandort handelt oder ob das Theater ein Das künstlerische Personal umfasst Arbeitnehmer
festes Ensemble oder Mitwirkende mit Stückver- und Arbeitnehmerinnen z.B. aus den Bereichen
trägen beschäftigt. Wesentlich ist, dass es profes- Gesang, Tanz, Schauspielkunst, Orchester- und
sionelle Theater und nicht Laienbühnen sind. Chormusik, Regie, Statisterie usw. Die vom Thea-
Der Geltungsbereich der Sonderbestimmungen ist ter angestellten Musikerinnen und Musiker gehö-
abhängig von der Art der Tätigkeit im Theater. Für ren auch zum künstlerischen Personal. Sie fallen
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die mit nicht in den Geltungsbereich der Sonderbestim-
der künstlerischen Gestaltung der Aufführungen mungen für Berufsmusiker und -musikerinnen
beschäftigt sind (künstlerisches Personal gemäss (Art. 36 ArGV 2).
Abs. 1), gelten nicht die gleichen Sonderbestim- Zum technischen und kaufmännischen Personal
mungen wie für die Angestellten, die mit den für zählen z.B. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-

SECO, April 2010 235 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 35 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 35 Berufstheater

nen im Bühnendienst, im technischen Dienst (z.B. willigung einzuholen. Für eine Bewilligung muss
Schreiner, Elektriker usw.), im Transportdienst, und ein dringendes Bedürfnis vorliegen oder die Un-
generell im Theater beschäftigte Arbeitnehmerin- entbehrlichkeit (besonderes Konsumbedürfnis)
nen und Arbeitnehmer, deren Tätigkeit zwar mit nachgewiesen werden können. Nach Absatz 2 ist
den Aufführungen zusammenhängen aber nicht der ganze Sonntag von einer Bewilligung befreit.
künstlerischer Art sind, wie beispielsweise die Die übrigen arbeitsgesetzlichen Bestimmungen
Platzanweisung, sowie die Bedienung der Garde- zur Nacht- und Sonntagsarbeit sind einzuhalten
robe und der Kassen u.a.m. (vgl. Kommentar Art. 4 ArGV 2).
Mit der Änderung der Verordnung vom 1. Juli 2004
wurde eine neue Personalkategorie eingeführt: Artikel 7 Absatz 1
die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die mit Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen dürfen für
der künstlerisch-technischen Gestaltung der Auf- länger dauernde zusammenhängende Produktio-
führungen beschäftigt sind (Absatz 3). Diese Be- nen länger als 6 aufeinander folgende Tage be-
stimmung definiert die Arbeitnehmerinnen und schäftigt werden (in Abweichung von Art. 21
Arbeitnehmer, deren Tätigkeit technisches Wissen Abs. 3 ArGV 1). Wird von dieser Möglichkeit Ge-
erfordert und gleichzeitig künstlerisch geprägt ist, brauch gemacht, so muss unmittelbar im An-
und die während einer Aufführung eine bestimm- schluss an die höchstens 11 aufeinander folgen-
te Kontinuität und Verantwortung zu gewährleis- den Arbeitstage eine wöchentliche Ruhezeit von
ten haben, und deshalb während der Produktion mindestens 3 Tagen gewährt werden. Diese Ru-
bzw. den Aufführungen eines bestimmten Stü- hezeit ist im unmittelbaren Anschluss an die tägli-
ckes nicht ersetzbar sind. Zu diesen Personalkate- che Ruhezeit zu gewähren. Daraus ergibt sich eine
gorien gehören beispielsweise der Bühnenmeister, zusammenhängende wöchentliche Ruhezeit von
der Gewandmeister, der Produktionsleiter und der mindestens 83 aufeinander folgenden Stunden (3
Tonmeister. Hingegen sind Funktionen wie Anklei- x 24 Std. + 11 Std.). Zusätzlich muss im Durch-
der, Ausstattungsassistent und Maschinist wäh- schnitt des Kalenderjahrs die Fünftagewoche ge-
rend der Produktion und den Aufführungen er- währt werden (vgl. Kommentar Art. 22 ArGV 1).
setzbar, und gelten somit nicht zur Kategorie der Als Premiere gilt die erste Vorstellung eines durch
künstlerisch-technischen Berufe. das betroffene Theater neu aufgeführtes Stück.
Auf das Personal der Theater sind viele verschiede- Artikel 11
ne Sonderbestimmungen anwendbar. Die beson- Der Sonntagszeitraum kann bis zu 3 Stunden vor-
deren Bestimmungen, die für einige gelten (z.B. oder nachverschoben werden. Dies bedeutet, dass
die Verkürzung der täglichen Ruhezeit) setzen in der Sonntag z.B. die Zeit von Samstag 20 Uhr bis
ihrer Umsetzung deshalb voraus, dass diese Son- Sonntag 20 Uhr oder von Sonntag 2 Uhr bis Mon-
derbestimmungen nicht alle gleichzeitig anwend- tag 2 Uhr umfassen kann. Die Dauer des freien
bar sein können. Sonntags wird dadurch nicht beeinträchtigt, d.h.
der freie Sonntag ist auch in diesem Fall im un-
mittelbaren Anschluss an die tägliche Ruhezeit zu
Künstlerische Gestaltung der gewähren. Es ist zu beachten, dass diese Verschie-
Aufführungen (Absatz 1) bung nur erfolgen kann, wenn sie für den gesam-
Artikel 4 ten Betrieb gilt. Eine weitere Voraussetzung für
Nach Absatz 1 kann das künstlerische Personal in die Verschiebung ist die Zustimmung der Arbeit-
der Nacht bis 1 Uhr ohne Bewilligung beschäftigt nehmervertretung des Betriebs oder der Mehrheit
werden (Ausnahme Absatz 4). Für Arbeiten zu ei- der betroffenen Arbeitnehmer und Arbeitneh-
nem späteren Zeitpunkt ist eine Nachtarbeitsbe- merinnen (Art. 18 Abs. 2 ArG).

235 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 35
Art. 35 Berufstheater

Artikel 12 Absatz 1 jede Woche, sondern für einen Zeitraum von 12


Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen Wochen zusammenhängend zu gewähren. Diese
in Berufstheatern sind im Kalenderjahr 26 freie Bestimmung ist nur auf die Theater anwendbar,
Sonntage zu gewähren. Sie können unregelmäs- die klare saisonal ausgerichtete Spielzeiten haben
sig auf das Jahr verteilt werden (anstatt auf jeden und deshalb während bestimmten Jahreszeiten
zweiten Sonntag, nach Art. 20 Abs. 1 ArG), wobei auch entsprechende Spielpausen haben.
im Kalenderquartal mindestens ein freier Sonntag
zu gewähren ist.
Notwendige Tätigkeiten für die
Artikel 12 Absatz 2 Aufführungen sowie Bedienung
Dem künstlerischen Personal sind im Kalender- und Betreuung des Theater-
jahr mindestens 12 freie Sonntage zu gewähren.
publikums (Absatz 2)
Freie Sonntage, die in die gesetzlichen Mindestfe-
rien fallen, dürfen nicht an die frei zu gewähren- vgl. Kommentare zu den Art. 4, 7 Abs. 1, 12 Ab-
den Sonntage angerechnet werden. In denjenigen sätze 1 und 2, 13 und 14 Abs. 2
Wochen, in denen an einem Sonntag gearbeitet
Artikel 10 Absatz 3
wird, ist im unmittelbaren Anschluss an die tägli-
Das technische und kaufmännische Personal kann
che Ruhezeit eine wöchentliche Ruhezeit von 36
bei Nachtarbeit mit einem Arbeitsbeginn nach
Stunden (also insgesamt 47 Stunden) zu gewäh-
4 Uhr oder einem Arbeitsende vor 1 Uhr in einem
ren.
Zeitraum von 17 Stunden beschäftigt werden.
In Bezug auf die zu gewährenden freie Sonntage
Dabei ist zu beachten, dass die effektive tägliche
haben die Berufstheater die Wahl zwischen Ab-
Arbeitszeit 9 Stunden nicht überschreiten darf
satz 1 und 2 von Artikel 12. Die Anwendung die-
(Art. 17a ArG). Beginnt die tägliche Arbeitszeit vor
ser Bestimmungen kann im selben Betrieb von ei-
5 Uhr oder endet sie nach 24 Uhr, so ist im Durch-
ner Organisationseinheit zur anderen variieren,
schnitt einer Kalenderwoche eine tägliche Ruhe-
muss aber für ein Jahr konstant bleiben. Werden
zeit von mindestens 12 Stunden zu gewähren.
bestimmten Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
Zwischen zwei Arbeitseinsätzen muss die tägliche
mer in einem Jahr beispielsweise weniger als 26
Ruhezeit mindestens 8 Stunden betragen.
freie Sonntage gewährt, so haben diese Anrecht
auf eine Ersatzruhezeit von 47 Stunden, selbst
wenn sie mehr als 12 Sonntage frei gehabt ha- Künstlerisch-technische
ben. Gestaltung der Aufführungen
Artikel 13 (Absatz 3)
Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
vgl. Kommentare zu den Art. 4, 7 Abs. 1, 12 Ab-
nicht in der Woche gewährt werden, die der Fei-
sätze 1 und 2, 13 und 14 Abs. 2.
ertagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie kann auch
für ein Kalenderjahr zusammengefasst werden Artikel 5
(Art. 20 Abs. 2 ArG). Die Berufstheater dürfen das künstlerisch-techni-
sche Personal bei Tages- und Abendarbeit in ei-
Artikel 14 Absatz 2
nem Zeitraum von höchstens 17 Stunden be-
Diese Bestimmung ermöglicht es den Betrie-
schäftigen. Dabei muss allerdings im Durchschnitt
ben mit erheblichen saisonalen Schwankungen
der Kalenderwoche, in der dieser Zeitraum verlän-
im Arbeitsanfall (vgl. Kommentar Art. 22 Abs. 1
gert wird, eine tägliche Ruhezeit von mindestens
ArGV 1), die wöchentlichen freien Halbtage den
12 aufeinander folgenden Stunden gewährt wer-
Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen nicht
den. Eine zusätzliche Sonderbestimmungen sieht

SECO, April 2010 235 - 3


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 35 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 35 Berufstheater

vor, dass nach einer solchen Verlängerung die Ru- Tourneen und Gastspiele
hezeit mindestens 11 Stunden betragen und sie (Absatz 4)
darf nicht auf 8 Stunden herabgesetzt werden.
Die Besonderheit dieser Tätigkeiten erlaubt zu
Artikel 9 Recht die bewilligungsfreie Verlängerung der
Die tägliche Ruhezeit der Arbeitnehmer und Ar- Nacht bis 3 Uhr. Wird ein Theaterensemble ein-
beitnehmerinnen kann bis auf 9 Stunden herab- geladen in einem anderen Theater aufzutreten
gesetzt werden. Die Herabsetzung kann mehr als oder ist ein Ensemble auf Tournee, so ist davon
einmal pro Woche erfolgen. Im Durchschnitt von auszugehen, dass das Dekor abmontiert und die
zwei Wochen muss in diesem Falle die tägliche Kostüme versorgt werden müssen, bevor die Ar-
Ruhezeit 12 Stunden betragen. Ausserdem darf beitnehmer und die Arbeitnehmerinnen zu ihrem
beim darauf folgenden Arbeitseinsatz keine Über- Stammtheater zurückkehren bzw. zu ihrem neuen
zeit nach Artikel 25 ArGV 1 geleistet werden (vgl. Auftrittsort weiterreisen können.
Art. 19 ArGV1).

235 - 4
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 36
Art. 36 Berufsmusiker

Artikel 36

Berufsmusiker
Auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die mit der Durchführung musikalischer Darbietungen
beschäftigt sind, sind Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag sowie die Artikel 12
Absatz 2 und 13 anwendbar.

Geltungsbereich Anwendbare Sonderbestimmun-


Der Geltungsbereich des vorliegenden Artikels
gen
umfasst alle Berufsmusiker und -musikerinnen, Artikel 4
die als Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen Für Berufsmusiker und -musikerinnen und andere
im Sinne des Arbeitsgesetzes beschäftigt werden. in den Geltungsbereich des vorliegenden Artikels
Dazu gehören insbesondere Mitglieder von Musi- fallende Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
korchestern, Musikgruppen, Bands oder anderen können Nacht- und Sonntagsarbeit in vollem Um-
Musikformationen, Solomusiker und -musikerin- fang ohne behördliche Bewilligung angeordnet
nen, aber auch Unterhaltungsmusiker und -musi- werden. Die übrigen arbeitsgesetzlichen Bestim-
kerinnen in Gastbetrieben usw. Vom vorliegenden mungen zur Nacht- und Sonntagsarbeit sind aber
Artikel ausgenommen sind Musiker und Musike- einzuhalten (vgl. Kommentar Art. 4 ArGV 2).
rinnen, die unter das künstlerische Personal eines
Artikel 12 Absatz 2
Berufstheaters nach Artikel 35 Absatz 1 der vorlie-
Den Berufsmusikern und -musikerinnen sind im
genden Verordnung fallen.
Kalenderjahr mindestens 12 freie Sonntage zu ge-
In den Geltungsbereich gehören auch Amateur- währen. Freie Sonntage, die in die gesetzlichen
oder Gelegenheitsmusiker und -musikerinnen, so- Mindestferien fallen, dürfen nicht an die frei zu
fern sie bei dieser Tätigkeit als Arbeitnehmer oder gewährenden Sonntage angerechnet werden. In
Arbeitnehmerinnen im Sinne des Arbeitsgesetzes denjenigen Wochen, in denen an einem Sonntag
gelten. Der Zweitarbeitgeber oder die Zweitarbeit- gearbeitet wird, ist im unmittelbaren Anschluss an
geberin hat dann dafür zu sorgen, dass die Be- die tägliche Ruhezeit eine wöchentliche Ruhezeit
stimmungen des Arbeitsgesetzes und seiner Ver- von 36 Stunden (also insgesamt 47 Stunden) zu
ordnungen insgesamt eingehalten werden. In den gewähren.
Geltungsbereich gehören auch vom gleichen Ar-
beitgeber angestellte Arbeitnehmerinnen und Ar- Artikel 13
beitnehmer mit Hilfsfunktionen, die direkt den Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
Musikern und Musikerinnen dienen (z.B. Orches- nicht in der Woche gewährt werden, die der Feier-
terwart). Werden solche Dienstleistungen aber tagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie kann auch für
von externen Firmen erbracht (z.B. für Beleuch- ein Kalenderjahr zusammengefasst werden (Art.
tung, Verstärker- und Lautsprecheranlagen, Be- 20 Abs. 2 ArG).
treuung des Publikums usw.), so fallen diese nicht
in den Geltungsbereich des vorliegenden Artikels
und unterstehen der Bewilligungspflicht.

SECO, November 2006 236 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 37
Art. 37 Betriebe der Filmvorführung

Artikel 37

Betriebe der Filmvorführung


Auf Betriebe der Filmvorführung, die gewerbsmässig Kinofilme vorführen, und die in ihnen beschäf-
tigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Artikel 4 für die Nacht bis 2 Uhr und für den gan-
zen Sonntag sowie Artikel 12 Absatz 2 anwendbar.

Geltungsbereich Betriebe der Filmvorführung können Sonntagsar-


beit in vollem Umfang ohne behördliche Bewilli-
Diese Sonderbestimmungen sind auf alle Betrie-
gung anordnen.
be der Filmvorführung anwendbar, in denen Filme
Es ist zu beachten, dass sich diese Befreiung von
einem breiten Publikum gegen Entgelt vorgeführt
der Bewilligungspflicht lediglich auf die Beschäfti-
werden. Sie sind auch anwendbar auf temporäre
gung von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen
saisonale Betriebe der Filmvorführung (z.B. Open-
bezieht. Für das Führen eines Betriebs der Filmvor-
air-Kinos) oder für Einrichtungen von dauerndem
führung generell oder im Zeitraum der Nacht oder
Charakter, die Teil einer anderen festen Einrichtung
an Sonntagen sind allenfalls weitere kantonale
sind (z.B. eines Museums). Nicht anwendbar sind
oder kommunale Vorschriften zu beachten.
sie hingegen auf vorübergehende Einrichtungen
der Filmvorführung, die Teil einer anderen tempo- Artikel 12 Absatz 2
rären Veranstaltung sind (z.B. einer Messe). Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sind
im Kalenderjahr mindestens 12 freie Sonntage zu
gewähren. Freie Sonntage, die in die gesetzlichen
Anwendbare
Mindestferien fallen, dürfen nicht an die frei zu
Sonderbestimmungen gewährenden Sonntage angerechnet werden. In
Artikel 4 denjenigen Wochen, in denen an einem Sonntag
Betriebe der Filmvorführung können Nachtarbeit gearbeitet wird, ist im unmittelbaren Anschluss an
bis 2 Uhr ohne behördliche Bewilligung anord- die tägliche Ruhezeit eine wöchentliche Ruhezeit
nen. Eine über diesen Zeitpunkt hinausgehende von 36 Stunden (also insgesamt 47 Stunden) zu
Beschäftigung ist hingegen bewilligungspflichtig gewähren.
(z.B. für Nachtvorstellungen an Wochenenden).

SECO, November 2006 237 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 38
Art. 38 Zirkusbetriebe

Artikel 38

Zirkusbetriebe
1
Auf Zirkusbetriebe und die in ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Ar-
tikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag sowie die Artikel 8 Absatz 1, 9, 10 Absatz 3,
12 Absatz 2, 13 und 14 Absatz 1 anwendbar.
2
Die Artikel 4 Absatz 1 und 10 Absatz 3 sind nur anwendbar, soweit Nachtarbeit für den Auf- und
Abbau der Zelte, für die Tierpflege und den Weitertransport notwendig ist.
3
Zirkusbetriebe sind Betriebe, die das Publikum gegen Entgelt mit einem artistischen Programm un-
terhalten und die ihren Standort in der Regel ständig ändern.

Geltungsbereich (Absatz 3) Spezieller Standardvertrag für


Zirkusbetriebe unterhalten ihr Publikum gegen
Zirkusarbeitnehmerinnen und
Entgelt mit artistischen Programmen. Dabei kön- -arbeitnehemer
nen auch Tiere zum Einsatz kommen. Unerheblich Für Zirkusarbeitnehmerinnen und –arbeitnehmer
ist, ob diese Vorstellungen in Zelten oder auf of- wurde ein Standardvertrag erlassen. Der Vertrag
fenen Bühnen oder in anderen dafür geeigneten wurde zusammen mit dem Zirkusverband, den
Einrichtungen stattfinden. Bundesämtern SECO und IMES sowie Vertretern
In der Regel ziehen Zirkusbetriebe von Vorstel- der Kantone Aargau und Thurgau ausgearbeitet.
lungsort zu Vorstellungsort. Die Dauer des Auf- Er ist seit 1. Januar 2005 in Kraft. Wird mit den
enthalts am selben Standort hat keinen Einfluss Zirkusarbeitnehmerinnen und –arbeitnehmern
auf die Anwendbarkeit der Sonderbestimmun- (ausgenommen sind Artistinnen und Artisten) die-
gen. Es wäre auch denkbar, dass ein Zirkusbe- ser Standardvertrag abgeschlossen, so gelten die
trieb während einer ganzen Saison am selben Ort im Vertrag vereinbarten Sonderbestimmungen
bleibt. Zu beachten ist, dass einzelne Sonderbe- für diese Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
stimmungen nur anwendbar sind auf Tätigkeiten, Sonst gelten die nachfolgenden Sonderbestim-
die mit Standortwechseln zusammenhängen. mungen.
Unterhält der Zirkusbetrieb auch einen öffentlich
zugänglichen Zoo oder eine Menagerie, dann sind
sinngemäss auch die Sonderbestimmungen in Ar- Anwendbare Sonderbestimmun-
tikel 22 der vorliegenden Verordnung anwend- gen allgemein (Absatz 1)
bar.
Artikel 4 Absatz 2
Führt der Zirkusbetrieb einen eigenen mit dem Zir-
Zirkusbetriebe können Sonntagsarbeit für beliebi-
kus verbundenen Gastbetrieb, dann sind auf die-
ge Arbeiten in vollem Umfang ohne behördliche
sen die Sonderbestimmungen nach Artikel 23 der
Bewilligung anordnen. Dies erlaubt den Zirkusbe-
vorliegenden Verordnung anwendbar.
trieben eine uneingeschränkte Tätigkeit auch an
Sonn- und Feiertagen. Je nach Definition des Ta-

SECO, November 2006 238 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 38 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 38 Zirkusbetriebe

ges- und Abend- bzw. Nachtzeitraums ist der Ar- ertagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie kann auch
beitsbeginn frühestens um 5 Uhr möglich bzw. für ein Kalenderjahr zusammengefasst werden
die Arbeit spätestens um 24 Uhr zu beenden. Der (Art. 20 Abs. 2 ArG).
einzelne Arbeitnehmer oder die einzelne Arbeit-
Artikel 14 Absatz 1
nehmerin kann aber für höchstens 12½ Stunden
Der wöchentliche freie Halbtag, der neben dem
beschäftigt werden. Diese müssen in einem Zeit-
wöchentlichen Ruhetag anfällt, kann für 8 Wo-
raum von 14 Stunden liegen, Pausen und allfällige
chen zusammengefasst werden. Das bedeutet,
Überzeitarbeit inbegriffen.
dass in einzelnen Wochen an 6 Tagen gearbei-
Artikel 8 Absatz 1 tet werden darf. Nach Artikel 21 Absatz 2 ArG ist
Überzeitarbeit darf nicht nur an Werktagen dazu allerdings das Einverständnis des Arbeitneh-
(Art. 25 Abs. 1 ArGV 1) geleistet werden, sondern mers bzw. der Arbeitnehmerin nötig.
auch an Sonntagen und an gesetzlichen Feierta-
gen, die den Sonntagen gleichgestellt sind. Über-
zeitarbeit, die am Sonntag geleistet wird, muss Auf- und Abbau der Zelte, Tier-
zwingend durch Freizeit von gleicher Dauer aus- pflege und Weitertransport
geglichen werden, und zwar innerhalb eines Zeit-
(Absatz 2)
raums von 14 Wochen. Eine Ausdehnung dieser
Frist auf das Kalenderjahr (Art. 25 Abs. 2 ArGV 1) Artikel 4 Absatz 1
ist nicht zulässig. Zirkusbetriebe können Nachtarbeit in vollem Um-
fang ohne behördliche Bewilligung anordnen, je-
Artikel 9
doch nur, wenn diese für den Auf- und Abbau
Die tägliche Ruhezeit der erwachsenen Arbeitneh-
der Zelte, für die Tierpflege und den Weitertrans-
mer und Arbeitnehmerinnen kann bis auf 9 Stun-
port notwendig ist. Andere Tätigkeiten in der
den herabgesetzt werden. Die Herabsetzung kann
Nacht sind bewilligungspflichtig (z.B. Vorstellun-
mehr als einmal pro Woche erfolgen. Im Durch-
gen oder andere damit verbundene Tätigkeiten).
schnitt von 2 Wochen muss in diesem Fall die täg-
Die übrigen arbeitsgesetzlichen Bestimmungen
liche Ruhezeit 12 Stunden betragen. Ausserdem
zur Nachtarbeit sind einzuhalten (vgl. Kommentar
darf beim darauf folgenden Arbeitseinsatz keine
Art. 4 ArGV 2).
Überzeit nach Artikel 25 ArGV 1 geleistet werden
(Art. 19 ArGV 1). Artikel 10 Absatz 3
Die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Zir-
Artikel 12 Absatz 2
kusbetrieben können bei Nachtarbeit in Zusam-
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sind
menhang mit dem Auf- und Abbau der Zelte, der
im Kalenderjahr mindestens 12 freie Sonntage zu
Tierpflege oder dem Weitertransport bei einem
gewähren. Freie Sonntage, die in die gesetzlichen
Arbeitsbeginn nach 4 Uhr oder einem Arbeits-
Mindestferien fallen, dürfen nicht an die frei zu
ende vor 1 Uhr in einem Zeitraum von 17 Stun-
gewährenden Sonntage angerechnet werden. In
den beschäftigt werden. Dabei ist zu beachten,
denjenigen Wochen, in denen an einem Sonntag
dass die effektive tägliche Arbeitszeit 9 Stunden
gearbeitet wird, ist im unmittelbaren Anschluss an
nicht überschreiten darf (Art. 17 a ArG). Beginnt
die tägliche Ruhezeit eine wöchentliche Ruhezeit
die tägliche Arbeitszeit vor 5 Uhr oder endet sie
von 36 Stunden (also insgesamt 47 Stunden) zu
nach 24 Uhr, so ist im Durchschnitt einer Kalen-
gewähren.
derwoche eine tägliche Ruhezeit von mindestens
Artikel 13 12 Stunden zu gewähren. Zwischen zwei Arbeits-
Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss einsätzen muss die tägliche Ruhezeit mindestens
nicht in der Woche gewährt werden, die der Fei- 8 Stunden betragen.

238 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 39
Art. 39 Schaustellungsbetriebe

Artikel 39

Schaustellungsbetriebe
1
Auf Schaustellungsbetriebe und die in ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
nen sind Artikel 4 Absatz 2 für den ganzen Sonntag sowie die Artikel 12 Absatz 2 und 13 anwendbar.
2
Schaustellungsbetriebe sind Betriebe, die bei Kirchmessen, Märkten oder ähnlichen Anlässen dem
Publikum gegen Entgelt Darbietungen vorführen, oder Vergnügungs- oder andere Unterhaltungs-
einrichtungen zum Gebrauch zur Verfügung stellen.

Geltungsbereich (Absatz 2) Tätigkeit auch an Sonn- und Feiertagen. Je nach


Definition des Tages-, Abend- und Nachtzeitraums
Schaustellungsbetriebe sind Betriebe, die bei
ist der Arbeitsbeginn frühestens um 5 Uhr mög-
Kirchmessen, Märkten oder anderen öffentlichen
lich bzw. die Arbeit spätestens um 24 Uhr zu be-
oder privaten Anlässen dem Publikum gegen Ent-
enden. Der einzelne Arbeitnehmer oder die ein-
gelt Darbietungen vorführen oder Vergnügungs-
zelne Arbeitnehmerin kann aber für höchstens
oder andere Unterhaltungseinrichtungen wie
12½ Stunden beschäftigt werden. Diese müssen
Karussells, Achterbahnen, Riesenräder, Schiess-
in einem Zeitraum von 14 Stunden liegen, Pausen
buden usw. zum Gebrauch zur Verfügung stellen.
und allfällige Überzeitarbeit inbegriffen.
Für Marktfahrende, die bei gemeinsamen Anläs-
sen mit den eigentlichen Schaustellungsbetrieben Artikel 12 Absatz 2
(z.B. an Kirchmessen) selber produzierte oder zu- Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sind
gekaufte Waren zum Verkauf anbieten, sind die- im Kalenderjahr mindestens 12 freie Sonntage zu
se Sonderbestimmungen ebenfalls gültig. Im Rah- gewähren. Freie Sonntage, die in die gesetzlichen
men von anderen Veranstaltungen gelten für die Mindestferien fallen, dürfen nicht an die frei zu
Marktfahrenden die lokalen Regelungen über die gewährenden Sonntage angerechnet werden. In
Ladenöffnungszeiten und die normalen Regelun- denjenigen Wochen, in denen an einem Sonntag
gen des ArG über die Beschäftigung von Arbeit- gearbeitet wird, ist im unmittelbaren Anschluss an
nehmenden in Verkaufsgeschäften. die tägliche Ruhezeit eine wöchentliche Ruhezeit
von 36 Stunden (also insgesamt 47 Stunden) zu
gewähren.
Anwendbare
Artikel 13
Sonderbestimmungen (Absatz 1) Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
Artikel 4 Absatz 2 nicht in der Woche gewährt werden, die der Feier-
Schaustellungsbetriebe können Sonntagsarbeit tagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie kann auch für
für beliebige Arbeiten in vollem Umfang ohne be- ein Kalenderjahr zusammengefasst werden (Art.
hördliche Bewilligung anordnen. Dies erlaubt den 20 Abs. 2 ArG).
Schaustellungsbetrieben eine uneingeschränkte

SECO, November 2006 239 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 40
Art. 40 Sport- und Freizeitanlagen

Artikel 40

Sport- und Freizeitanlagen


1
Auf die in Sport- und Freizeitanlagen mit der Bedienung, Betreuung und Anleitung der Kunden
sowie mit dem Unterhalt der Anlagen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind
Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag sowie die Artikel 8 Absatz 1, 10 Absatz 3,
12 Absatz 2 und 14 Absatz 1 anwendbar.
2
Artikel 4 Absatz 1 und 10 Absatz 3 sind nur anwendbar, soweit Nachtarbeit für den Unterhalt der
Anlagen notwendig ist.

Geltungsbereich (Absatz 1) Artikel 8 Absatz 1


In Sport- und Freizeitanlagen kann das Leisten
Sport- und Freizeitanlagen umfassen Gebäude,
von Überzeitarbeit im Sinne von Artikel 12 Absatz
Räumlichkeiten, Anlagen oder Einrichtungen, in
1 ArG auch an Sonntagen verlangt werden. Sol-
denen sich die Kundschaft im weitesten Sinne
che Überzeitarbeit ist zwingend innert 14 Wochen
sportlich oder spielerisch betätigen kann. Solche
durch Freizeit von gleicher Dauer auszugleichen.
sportliche oder spielerische Tätigkeit kann Spit-
Nicht erfasst von dieser Bestimmung ist Überzeit-
zen-, aber auch Breiten- und reiner Hobbysport
arbeit nach Artikel 12 Absatz 2 ArG, die in Not-
oder eine andere spielerische Freizeitbeschäfti-
fällen geleistet werden muss. Voraussetzungen,
gung sein. Gebäude, Räumlichkeiten, Anlagen
möglicher Zeitpunkt, zulässige Dauer und Aus-
oder Einrichtungen können z.B. Sportstadien,
gleich solcher Überzeitarbeit richten sich nach Ar-
Sportplätze, Schwimmbäder, Turnhallen, Fitness-
tikel 26 ArGV 1.
und Tanzräume, Spielsalons, Golf- und Minigolf-
anlagen, Ski- und Snowboard-Pisten oder Eisbah- Artikel 10 Absatz 3
nen sein. Zu beachten ist im Besonderen, dass die Die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in
Befreiung von der Bewilligungspflicht für Nacht- Sport- und Freizeitanlagen können bei Nachtar-
arbeit und die Sonderbestimmung über die Re- beit mit einem Arbeitsbeginn nach 4 Uhr oder ei-
gelung der Nachtarbeit nur so weit anwend- nem Arbeitsschluss vor 1 Uhr in einem Zeitraum
bar sind, als dies für den Unterhalt erforderlich von 17 Stunden beschäftigt werden. Dabei ist zu
ist (z.B. Unterhalt von Skipisten oder Eisbahnen). beachten, dass die effektive tägliche Arbeitszeit 9
Stunden nicht überschreiten darf (Art. 17 a ArG).
Beginnt die tägliche Arbeitszeit vor 5 Uhr oder en-
Anwendbare Sonderbestimmun- det sie nach 24 Uhr, so ist im Durchschnitt einer
gen (Absatz 1 und 2) Kalenderwoche eine tägliche Ruhezeit von min-
Artikel 4 destens 12 Stunden zu gewähren. Zwischen zwei
Sport- und Freizeitanlagen können Sonntagsar- Arbeitseinsätzen muss die tägliche Ruhezeit min-
beit in vollem Umfang ohne behördliche Bewilli- destens 8 Stunden betragen. Der Arbeitszeitraum
gung anordnen. Die Nachtarbeit ist von der Bewil- darf zudem nur verlängert werden, wenn solche
ligungspflicht nur so weit befreit, als Nachtarbeit Nachtarbeit für den Unterhalt der Anlagen erfor-
für den Unterhalt der Anlagen erforderlich ist (vgl. derlich ist.
Kommentar Art. 4 ArGV 2).

SECO, November 2006 240 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 40 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 40 Sport- und Freizeitanlagen

Artikel 12 Absatz 2 Artikel 14 Absatz 1


Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in In Sport- und Freizeitanlagen muss der wöchentli-
Sport- und Freizeitanlagen sind im Kalenderjahr che freie Halbtag den Arbeitnehmern und Arbeit-
mindestens 12 freie Sonntage zu gewähren. Die nehmerinnen nicht jede Woche, sondern kann für
in die gesetzlichen Mindestferien fallenden freien einen Zeitraum von acht Wochen zusammenhän-
Sonntage dürfen nicht an die frei zu gewähren- gend gewährt werden.
den Sonntage angerechnet werden. In denjenigen
Wochen, in denen an einem Sonntag gearbeitet
wird, ist eine wöchentliche Ruhezeit von 36 Stun-
den im unmittelbaren Anschluss an die tägliche
Ruhezeit (also insgesamt 47 Stunden) zu gewäh-
ren.

240 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 41
Art. 41 Skilifte und Luftseilbahnen

Artikel 41

Skilifte und Luftseilbahnen


1
Auf Skilifte und Luftseilbahnen und die in ihnen mit dem Betrieb und Unterhalt beschäftigten Ar-
beitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag
sowie die Artikel 8 Absatz 1, 12 Absatz 2, 13 und 14 Absatz 1 anwendbar.
2
Artikel 4 Absatz 1 ist nur anwendbar, soweit Nachtarbeit für den Unterhalt der Anlagen notwendig ist.
3
Skilifte und Luftseilbahnen sind vom Bund nicht konzessionierte Betriebe, die Anlagen zum Trans-
port von Personen betreiben.

Geltungsbereich (Absatz 3) Sonntagen gleichgestellt sind. Überzeitarbeit, die


am Sonntag erbracht wird, muss zwingend durch
Die Sonderbestimmungen gelten für Skilifte und
Freizeit von gleicher Dauer ausgeglichen werden,
Luftseilbahnen, die dem Arbeitsgesetz unterste-
und zwar innerhalb eines Zeitraums von 14 Wo-
hen. Betriebe für den Transport von Personen, die chen. Eine Ausdehnung dieser Frist auf das Kalen-
als Nebenbetriebe einer anderen konzessionierten derjahr (Art. 25 Abs. 2 ArGV 1) ist nicht zulässig.
Bahn (z.B. Bergbahn oder Luftseilbahn) geführt
werden, unterstehen, wie der Hauptbetrieb, dem Artikel 12 Absatz 2
Arbeitszeitgesetz (AZG) (vgl. Kommentar Art. 2 Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sind
Abs. 1 ArG). im Kalenderjahr mindestens 12 freie Sonntage zu
gewähren. Freie Sonntage, die in die gesetzlichen
Mindestferien fallen, dürfen nicht an die frei zu
Anwendbare Sonderbestimmun- gewährenden Sonntage angerechnet werden. In
gen allgemein (Absatz 1) denjenigen Wochen, in denen an einem Sonntag
Artikel 4 Absatz 2 gearbeitet wird, ist im unmittelbaren Anschluss an
Skilifte und Sesselbahnen können Sonntagsarbeit die tägliche Ruhezeit eine wöchentliche Ruhezeit
für beliebige Arbeiten in vollem Umfang ohne be- von 36 Stunden (also insgesamt 47 Stunden) zu
hördliche Bewilligung anordnen. Dies erlaubt den gewähren.
Skiliften und Sesselbahnen eine uneingeschränkte Artikel 13
Tätigkeit auch an Sonn- und Feiertagen. Je nach Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
Definition des Tages-, Abend- und Nachtzeitraums nicht in der Woche gewährt werden, die der Feier-
ist der Arbeitsbeginn frühestens um 5 Uhr mög- tagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie kann auch für
lich bzw. die Arbeit spätestens um 24 Uhr zu be- ein Kalenderjahr zusammengefasst werden (Art.
enden. Der einzelne Arbeitnehmer oder die ein- 20 Abs. 2 ArG).
zelne Arbeitnehmerin kann aber für höchstens
12½ Stunden beschäftigt werden. Diese müssen
Artikel 14 Absatz 1
Der wöchentliche freie Halbtag, der neben dem
in einem Zeitraum von 14 Stunden liegen, Pausen
wöchentlichen Ruhetag anfällt, kann für 8 Wo-
und allfällige Überzeitarbeit inbegriffen.
chen zusammengefasst werden. Das bedeutet,
Artikel 8 Absatz 1 dass in einzelnen Wochen an 6 Tagen gearbei-
Überzeitarbeit darf nicht nur an Werktagen (Art. 25 tet werden darf. Nach Artikel 21 Absatz 2 ArG
Abs. 1 ArGV 1) geleistet werden, sondern auch an ist dazu allerdings das Einverständnis des Ar-
Sonntagen und an gesetzlichen Feiertagen, die den beitnehmers bzw. der Arbeitnehmerin nötig.

SECO, November 2006 241 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 41 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 41 Skilifte und Luftseilbahnen

Unterhalt der Anlagen der Anlagen notwendig ist. Dazu gehört im Win-
(Absatz 2) ter auch das Präparieren der Skipisten und das Er-
zeugen von Kunstschnee. Andere Tätigkeiten in
Artikel 4 Absatz 1 der Nacht sind bewilligungspflichtig. Die übrigen
Skilifte und Sesselbahnen können Nachtarbeit in arbeitsgesetzlichen Bestimmungen zur Nacht-
vollem Umfang ohne behördliche Bewilligung an- arbeit sind einzuhalten (vgl. Kommentar Art. 4
ordnen, jedoch nur soweit diese für den Unterhalt ArGV 2).

241 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 42
Art. 42 Campingplätze

Artikel 42

Campingplätze
Auf Campingplätze und die in ihnen mit dem Betrieb und Unterhalt der Anlagen sowie mit der Be-
dienung und Betreuung der Kunden beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Ar-
tikel 4 Absatz 2 für den ganzen Sonntag sowie die Artikel 8 Absatz 1, 9, 12 Absatz 2, 13 und 14
Absatz 1 anwendbar.

Geltungsbereich Anwendbare Sonderbestimmun-


Campingplätze sind Betriebe, die Plätze im Freien
gen
an Dritte zum Aufstellen von Zelten oder Wohn- Artikel 4 Absatz 2
wagen temporär oder dauernd gegen Entgelt zur Campingplätze können Sonntagsarbeit für belie-
Verfügung stellen. Zu den Campingplätzen gehö- bige Arbeiten in vollem Umfang ohne behördliche
ren auch die Infrastruktureinrichtungen wie Toilet- Bewilligung anordnen. Dies erlaubt ihnen eine un-
ten, Waschanlagen usw., die für den Aufenthalt eingeschränkte Tätigkeit auch an Sonn- und Feier-
der Zelt- oder Wohnwagenbenutzer und -benut- tagen. Je nach Definition des Tages-, Abend- und
zerinnen nötig sind. Nachtzeitraums ist der Arbeitsbeginn frühestens
Nebeneinrichtungen wie eigene Läden für den um 5 Uhr möglich bzw. die Arbeit spätestens um
täglichen Bedarf, Kioske und Restaurants fallen 24 Uhr zu beenden. Der einzelne Arbeitnehmer
nur unter die Sonderbestimmungen für Cam- oder die einzelne Arbeitnehmerin kann aber für
pingplätze, wenn diese ausschliesslich den Benut- höchstens 12 ½ Stunden beschäftigt werden.
zern und Benutzerinnen der Plätze und nicht ei- Diese müssen in einem Zeitraum von 14 Stunden
ner breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. liegen, Pausen und allfällige Überzeitarbeit inbe-
Handelt es sich um öffentlich benutzbare Neben- griffen.
einrichtungen, so sind auf diese allenfalls die Son-
Artikel 8 Absatz 1
derbestimmungen für Gastbetriebe (Art. 23 ArGV
Überzeitarbeit darf nicht nur an Werktagen (Art.
2), für Betriebe in Fremdenverkehrsgebieten (Art.
25 Abs. 1 ArGV 1) geleistet werden, sondern auch
25 ArGV 2) oder für Kioske, Betriebe für Reisende
an Sonntagen und an gesetzlichen Feiertagen, die
und Tankstellenshops (Art. 26 ArGV 2) anwend-
den Sonntagen gleichgestellt sind. Überzeitar-
bar.
beit, die am Sonntag erbracht wird, muss zwin-
Unter diese Sonderbestimmungen fallen nur Ar-
gend durch Freizeit von gleicher Dauer ausgegli-
beitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die mit dem
chen werden, und zwar innerhalb eines Zeitraums
Betrieb und Unterhalt der Anlagen sowie mit der
von 14 Wochen. Eine Ausdehnung dieser Frist auf
Bedienung und Betreuung der Kundschaft be-
das Kalenderjahr (Art. 25 Abs. 2 ArGV 1) ist nicht
schäftigt werden. Für andere Tätigkeiten gelten
zulässig.
die regulären Bestimmungen des Arbeitsgesetzes
und der Verordnung 1.
Artikel 9
Die tägliche Ruhezeit der erwachsenen Arbeitneh-
mer und Arbeitnehmerinnen kann bis auf 9 Stun-
den herabgesetzt werden. Die Herabsetzung kann

SECO, April 2014 242 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 42 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 42 Campingplätze

mehr als einmal pro Woche erfolgen. Im Durch- Artikel 13


schnitt von 2 Wochen muss in diesem Fall die täg- Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
liche Ruhezeit 12 Stunden betragen. Ausserdem nicht in der Woche gewährt werden, die der Feier-
darf beim darauf folgenden Arbeitseinsatz keine tagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie kann auch für
Überzeit nach Artikel 25 ArGV 1 geleistet werden ein Kalenderjahr zusammengefasst werden (Art.
(Art. 19 ArGV 1). 20 Abs. 2 ArG).
Artikel 12 Absatz 2 Artikel 14 Absatz 1
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sind Der wöchentliche freie Halbtag, der neben dem
im Kalenderjahr mindestens 12 freie Sonntage zu wöchentlichen Ruhetag anfällt, kann für 8 Wo-
gewähren. Freie Sonntage, die in die gesetzlichen chen zusammengefasst werden. Das bedeutet,
Mindestferien fallen, dürfen nicht an die frei zu dass in einzelnen Wochen an 6 Tagen gearbei-
gewährenden Sonntage angerechnet werden. In tet werden darf. Nach Artikel 21 Absatz 2 ArG ist
denjenigen Wochen, in denen an einem Sonntag dazu allerdings das Einverständnis des Arbeitneh-
gearbeitet wird, ist im unmittelbaren Anschluss an mers bzw. der Arbeitnehmerin nötig.
die tägliche Ruhezeit eine wöchentliche Ruhezeit
von 36 Stunden (also insgesamt 47 Stunden) zu
gewähren.

242 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 43
Art. 43 Konferenz-, Kongress- und Messebetriebe

Artikel 43

Konferenz-, Kongress- und Messebetriebe


1
Auf Konferenz- und Kongressbetriebe und die mit der Betreuung und Bedienung der Besucher so-
wie mit dem Unterhalt beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Artikel 4 für die
ganze Nacht und für den ganzen Sonntag sowie die Artikel 12 Absatz 1 und 13 anwendbar.
2
Auf Messebetriebe und die in ihnen mit dem Auf- und Abbau, der Bedienung der Stände und Ein-
trittskassen sowie mit dem Unterhalt beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind
Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag, sowie die Artikel 7 Absatz 1, 12 Absatz 1
und 13 anwendbar.
3
Artikel 4 Absatz 1 ist nur anwendbar, soweit Nachtarbeit für den Auf- und Abbau von Veranstal-
tungseinrichtungen und Ständen sowie für den Unterhalt notwendig ist.
4
Konferenz- und Kongressbetriebe sind Betriebe, die politische, kulturelle oder wissenschaftliche
Informationsveranstaltungen durchführen.
5
Messebetriebe sind Betriebe, die für Aussteller Präsentations- und Verkaufsveranstaltungen durch-
führen.

Geltungsbereich (Absatz 4 und 5) Messebetriebe


Messebetriebe organisieren für sich selbst oder für
Konferenz- und Kongressbetriebe Dritte an ständigen oder an wechselnden Stand-
Konferenz- und Kongressbetriebe organisieren für orten Messen, Verkaufsveranstaltungen und Aus-
sich selbst oder für Dritte an ständigen oder an stellungen und führen diese auch ganz oder teil-
wechselnden Standorten Konferenzen und Kon- weise durch. Unter die Sonderbestimmung fallen
gresse und führen diese zum Teil auch durch. Es auch Betriebe, die mit einer Messe verbundene
sind Betriebe, die für solche Anlässe die nötige In- Dienstleistungen anbieten. Dabei handelt es sich
frastruktur bereitstellen oder sich diese bei Dritten um Tätigkeiten wie das Aufstellen, Einrichten und
besorgen. Sie stellen das Personal für die Organi- Abbauen von Ständen und das Vermieten oder
sation und die Durchführung von solchen Anläs- Verkaufen dazu benötigter Einrichtungen und
sen zur Verfügung. Materialien. Dazu gehören auch Arbeiten für Un-
Unter die Sonderbestimmungen fallen ausschliess- terhalt und technische Betreuung der Anlagen
lich Tätigkeiten in Zusammenhang mit der Durch- und Ausstellungseinrichtungen sowie Dienstleis-
führung der Konferenzen und Kongresse. Zu die- tungen für Aussteller und Ausstellerinnen und für
sen Tätigkeiten gehören z.B. die Betreuung der das Publikum an der Messe sowie für Kontroll-
Teilnehmer und Teilnehmerinnen, Kontrollaufga- und Überwachungsaufgaben in Zusammenhang
ben oder das Aufstellen, der Abbau und die Bedie- mit einer Messe.
nung und Wartung der Infrastruktureinrichtungen Unter die Sonderbestimmungen fallen ausschliess-
unmittelbar vor, während und nach einer Veran- lich Tätigkeiten, die in direktem Zusammenhang
staltung. Arbeiten, die nicht kurzfristig in engem mit dem Aufbau, Abbau und der Durchführung
Zusammenhang mit der Durchführung stehen, von Messen stehen. Andere Tätigkeiten wie ad-
fallen nicht unter die Sonderbestimmungen. ministrative Arbeiten, das längerfristige Vorberei-

SECO, April 2010 243 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 43 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 43 Konferenz-, Kongress- und Messebetriebe

ten von Messen und dazugehörigen Ausstellungs- ertagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie kann auch
materialien, Arbeiten für die Werbung im Vorfeld für ein Kalenderjahr zusammengefasst werden
einer Messe usw. fallen nicht unter diese Sonder- (Art. 20 Abs. 2 ArG).
bestimmungen. Hingegen sind die Sonderbestim-
mungen (ausser Art. 4 Abs. 1: Nachtarbeit ohne
Bewilligung) auf die Bedienung der Stände an- Messebetriebe allgemein
wendbar: sie gelten deshalb auch für das Personal Artikel 4 Absatz 2
der Aussteller, die sich um den Empfang, die Bera- Messebetriebe können Sonntagsarbeit für belie-
tung und den Verkauf an den Ständen der Messe bige Arbeiten in vollem Umfang ohne behördli-
kümmern, selbst dann, wenn die Aussteller, wel- che Bewilligung anordnen. Dies erlaubt ihnen
che Stände mieten, solche Messen nicht organi- eine uneingeschränkte Tätigkeit auch an Sonn-
sieren. und Feiertagen. Je nach Definition des Tages- und
Abend- bzw. Nachtzeitraums ist der Arbeitsbe-
ginn frühestens um 5 Uhr möglich bzw. die Arbeit
Sonderbestimmungen spätestens um 24 Uhr zu beenden. Der einzelne
(Absatz 1, 2 und 3) Arbeitnehmer oder die einzelne Arbeitnehmerin
kann aber für höchstens 12½ Stunden beschäf-
Konferenz- und Kongressbetriebe
tigt werden. Diese müssen in einem Zeitraum von
Artikel 4 Absatz 2 14 Stunden liegen, Pausen und allfällige Überzeit-
Konferenz- und Kongressbetriebe können Sonn- arbeit inbegriffen.
tagsarbeit für beliebige Arbeiten in vollem Um-
Artikel 7 Absatz 1
fang ohne behördliche Bewilligung anordnen.
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen dürfen
Dies erlaubt ihnen eine uneingeschränkte Tätig-
für Veranstaltungen, die länger als 6 Tage dau-
keit auch an Sonn- und Feiertagen. Je nach Defi-
ern, jedoch zeitlich beschränkt sind, auch länger
nition des Tages-, Abend- und Nachtzeitraums ist
als 6 aufeinander folgende Tage beschäftigt wer-
der Arbeitsbeginn frühestens um 5 Uhr möglich
den (in Abweichung von Art. 21 Abs. 3 ArGV 1).
bzw. die Arbeit spätestens um 24 Uhr zu been-
Wird von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht,
den. Der einzelne Arbeitnehmer oder die einzel-
so muss unmittelbar im Anschluss an die höchs-
ne Arbeitnehmerin kann aber für höchstens 12½
tens 11 aufeinander folgenden Arbeitstage eine
Stunden beschäftigt werden. Diese müssen in ei-
wöchentliche Ruhezeit von mindestens 3 Tagen
nem Zeitraum von 14 Stunden liegen, Pausen und
gewährt werden. Diese Ruhezeit ist im unmittel-
allfällige Überzeitarbeit inbegriffen.
baren Anschluss an die tägliche Ruhezeit zu ge-
Artikel 12 Absatz 1 währen. Daraus ergibt sich eine zusammenhän-
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in gende wöchentliche Ruhezeit von mindestens 83
Konferenz- und Kongressbetrieben sind im Kalen- aufeinander folgenden Stunden (3 x 24 Std. + 11
derjahr 26 freie Sonntage zu gewähren. Sie kön- Std.). Zusätzlich muss im Durchschnitt des Kalen-
nen unregelmässig auf das Jahr verteilt werden derjahrs die Fünftagewoche gewährt werden (vgl.
(anstatt auf jeden zweiten Sonntag, nach Art. 20 Kommentar Art. 22 ArGV 1).
Abs. 1 ArG). Im Kalenderquartal ist mindestens
Artikel 12 Absatz 1
ein freier Sonntag zu gewähren.
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in
Artikel 13 Messebetrieben sind im Kalenderjahr 26 freie
Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss Sonntage zu gewähren. Sie können unregelmäs-
nicht in der Woche gewährt werden, die der Fei- sig auf das Jahr verteilt werden (anstatt auf jeden

243 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 43
Art. 43 Konferenz-, Kongress- und Messebetriebe

zweiten Sonntag, nach Art. 20 Abs. 1 ArG). Im Messebetriebe, Auf- und Abbau von
Kalenderquartal ist mindestens ein freier Sonntag Einrichtungen und Ständen
zu gewähren.
Artikel 4 Absatz 1
Artikel 13 Konferenz- Kongress- und Messebetriebe kön-
Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss nen Nachtarbeit in vollem Umfang ohne behörd-
nicht in der Woche gewährt werden, die der Feier- liche Bewilligung anordnen, soweit diese für den
tagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie kann auch für Auf- und Abbau von Ständen und deren Einrich-
ein Kalenderjahr zusammengefasst werden (Art. tungen notwendig ist. Andere Tätigkeiten in der
20 Abs. 2 ArG). Nacht wie die Betreuung von Publikum oder an-
dere damit verbundene Tätigkeiten sind bewilli-
gungspflichtig. Die übrigen arbeitsgesetzlichen
Bestimmungen zur Nachtarbeit sind einzuhalten
(vgl. Kommentar Art. 4 ArGV 2).

SECO, April 2010 243 - 3


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 43a
Art. 43a Veranstaltungsdienstleistungsbetriebe

Artikel 43a

Veranstaltungsdienstleistungsbetriebe
1
Auf Veranstaltungsdienstleistungsbetriebe und die in ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Ar-
beitnehmerinnen sind Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag sowie die Artikel 7
Absatz 1, 10 Absatz 4, 11, 12 Absatz 1 und 13 anwendbar, soweit Nacht- und Sonntagsarbeit für
den Auf- und Abbau von Veranstaltungen und deren Einrichtungen sowie für deren Bedienung
und Unterhalt notwendig sind.
2
Artikel 7 Absatz 1 ist nur anwendbar auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die bei einer län-
ger dauernden zusammenhängenden Veranstaltung zum Einsatz gelangen. Artikel 7 Absatz 1 und
Artikel 10 Absatz 4 dürfen nicht gleichzeitig in Anspruch genommen werden.
3
Veranstaltungsdienstleistungsbetriebe sind Betriebe, die Leistungen für die Organisation und
Durchführung von Veranstaltungen wie Tourneeproduktionen, Festivals, Konzerte, Musicals, Mar-
ketinganlässe, Versammlungen, Galaveranstaltungen oder Sportanlässe erbringen.

Geltungsbereich (Absatz 3) Für Mitarbeitende von Veranstaltungsdienstleis-


tungsbetrieben gilt Artikel 43a ArGV 2 unabhän-
Veranstaltungsdienstleistungsbetriebe sind Be- gig davon, wo sie eingesetzt werden. Werden
triebe, die für sich selbst oder für Dritte an stän- Mitarbeitende eines Veranstaltungsdienstleis-
digen oder wechselnden Standorten Leistungen tungsbetriebes also z.B. vorübergehend in einem
für die Organisation und Durchführung von Pu- Berufstheater eingesetzt, so gelangen für diese
blikumsanlässen wie Tourneeproduktionen, Kon- Arbeitnehmenden gleichwohl die Bestimmungen
zerte oder Sportanlässe erbringen (nicht-abschlie- von Artikel 43a ArGV 2 zur Anwendung. Für The-
ssende Aufzählung). Zu den Tätigkeiten dieser aterangestellte gilt aber Artikel 35 ArGV 2, auch
Betriebe gehören u.a. organisatorische Arbeiten, wenn externe Mitarbeitende zum Einsatz gelan-
der Auf- und Abbau von Veranstaltungstechnik gen, für die teilweise andere arbeitsgesetzliche
(z.B. Bühne inkl. Beleuchtung und Ton) und von Regelungen gelten.
Dekoration und Mobiliar, die Bedienung und War-
tung der Einrichtungen vor, während und nach ei-
ner Veranstaltung sowie das Bereitstellen von Per- Anwendbare Sonderbestimmun-
sonal. gen (Absätze 1 und 2)
Die Bestimmung gelangt grundsätzlich nur zur An-
wendung, sofern die Haupttätigkeit eines Betrie- Allgemeine Bemerkungen
bes die Erbringung von Leistungen für die Orga- Die nachfolgend aufgeführten Sonderbestimmun-
nisation und Durchführung von Veranstaltungen gen dürfen nur in Anspruch genommen werden,
darstellt. Nacht- und Sonntagsarbeit in Betrieben, sofern Nacht- und Sonntagsarbeit für den Auf-
die nur gelegentlich Leistungen dieser Art erbrin- und Abbau von Veranstaltungen und deren Ein-
gen, sind bewilligungspflichtig (z.B. eine Schreine- richtungen sowie für deren Bedienung und Unter-
rei, die einmal im Jahr eine Bühne für ein Dorffest halt notwendig sind. Arbeiten, die nicht kurzfristig
aufbaut). in engem Zusammenhang mit der Durchführung

SECO, September 2014 243a - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 43a ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 43a Veranstaltungsdienstleistungsbetriebe

stehen – z.B. das längerfristige Vorbereiten einer Artikel 10 Absatz 4


Veranstaltung oder Arbeiten für die Werbung im In Abweichung von den regulären Bestimmungen
Vorfeld einer Veranstaltung – fallen nicht unter die des Arbeitsgesetzes und der Verordnung 1 zum Ar-
Sonderbestimmungen. beitsgesetz darf in Veranstaltungsdienstleistungs-
betrieben die Dauer der Nachtarbeit in einzelnen
Artikel 4 Absatz 1 und 2
Nächten auf 11 Stunden in einem Zeitraum von
Veranstaltungsdienstleistungsbetriebe können
13 Stunden ausgedehnt werden. Dies ermöglicht
Nacht- und Sonntagsarbeit in vollem Umfang
es den Betrieben Spitzenbelastungen zu bewälti-
ohne behördliche Bewilligung anordnen. Die-
gen. Diese Mehrbelastung wird dadurch kompen-
se Bestimmung befreit lediglich von der Bewilli-
siert, dass im Durchschnitt einer Kalenderwoche
gungspflicht. Die übrigen arbeitsgesetzlichen Be-
die Dauer der Nachtarbeit die regulären 9 Stun-
stimmungen zur Nacht- und Sonntagsarbeit sind
den pro Nacht nicht überschreiten darf.
aber einzuhalten.
Die Verlängerung der Dauer der Nachtarbeit darf
Artikel 7 Absatz 1 nicht gleichzeitig mit der Verlängerung der Ar-
Arbeitnehmende dürfen länger als 6 aufeinan- beitswoche gemäss Artikel 7 Absatz 1 ArGV 2
derfolgende Tage beschäftigt werden (in Abwei- in Anspruch genommen werden (vgl. Art. 43a
chung von Art. 21 Abs. 3 ArGV 1). Dies gilt jedoch Abs. 2 ArGV 2).
nur für Arbeitnehmende, die bei ein und dersel-
Artikel 11
ben länger dauernden zusammenhängenden Ver-
Veranstaltungsdienstleistungsbetriebe können die
anstaltung – d.h. mehr als 6 aufeinanderfolgende
Lage des Sonntagszeitraums (Art. 18 Abs. 1 ArG)
Tage – zum Einsatz gelangen. Die effektive Anzahl
um bis zu 3 Stunden vor- oder nachverschieben.
Arbeitstage ist auf das für die Aufgabenerfüllung
Diese Verschiebung kann nur für den ganzen Be-
tatsächlich erforderliche Mass und in jedem Fall
trieb oder einen klar abgrenzbaren Betriebsteil
auf maximal 11 Tage zu beschränken.
und nicht für einzelne Arbeitnehmende vorge-
Erfolgt eine Verlängerung der Arbeitswoche, so
nommen werden. Zu beachten ist zudem, dass für
muss unmittelbar im Anschluss an die höchstens
diese Verschiebung die Zustimmung der Arbeit-
11 aufeinanderfolgenden Arbeitstage eine wö-
nehmervertretung des Betriebs oder der Mehrheit
chentliche Ruhezeit von mindestens 3 Tagen ge-
der betroffenen Arbeitnehmenden notwendig ist
währt werden. Diese Ruhezeit ist im unmittelbaren
(Art. 18 Abs. 2 ArG).
Anschluss an die tägliche Ruhezeit zu gewähren.
Daraus ergibt sich eine zusammenhängende wö- Artikel 12 Absatz 1
chentliche Ruhezeit von mindestens 83 aufeinan- Den Arbeitnehmenden sind 26 freie Sonntage im
derfolgenden Stunden (3 x 24 Std. + 11 Std.). Zu- Kalenderjahr zu gewähren. Sie können unregel-
sätzlich muss im Durchschnitt des Kalenderjahres mässig auf das Kalenderjahr verteilt werden. Im
die Fünftagewoche gewährt werden. Kalenderquartal ist jedoch mindestens ein freier
Die Verlängerung der Arbeitswoche darf zudem Sonntag zu gewähren.
zum Schutz der betroffenen Arbeitnehmenden
Artikel 13
nicht gleichzeitig mit der verlängerten Dauer der
Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
Nachtarbeit gemäss Artikel 10 Absatz 4 ArGV 2
nicht in der Woche gewährt werden, die der Fei-
in Anspruch genommen werden (vgl. Art. 43a
ertagsarbeit vorangeht oder folgt (vgl. Art. 20
Abs. 2 ArGV 2).
Abs. 2 ArG). Sie kann auch für ein Kalenderjahr
zusammengefasst werden.

243a - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 44
Art. 44 Museen und Ausstellungsbetriebe

Artikel 44

Museen und Ausstellungsbetriebe


1
Auf Museen und Ausstellungsbetriebe und die in ihnen mit der Bedienung der Eintrittskassen, der
Verkaufsstände und der Garderoben, für Führungen und die Aufsicht sowie mit dem technischen
Unterhalt beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Artikel 4 Absatz 2 für den
ganzen Sonntag sowie die Artikel 12 Absatz 2 und 13 anwendbar.
2
Museen und Ausstellungsbetriebe sind Betriebe, die kulturelle Ausstellungen durchführen.

Geltungsbereich (Absatz 2) ohne behördliche Bewilligung anordnen. Dies er-


laubt ihnen eine uneingeschränkte Tätigkeit auch
Museen und Ausstellungsbetriebe präsentieren an Sonn- und Feiertagen. Je nach Definition des
für ein breites Publikum an festen Standorten per- Tages- und Abend- bzw. Nachtzeitraums ist der
manente oder wechselnde Ausstellungen mit kul- Arbeitsbeginn frühestens um 5 Uhr möglich bzw.
turellem Charakter. Damit gemeint sind z.B. die die Arbeit spätestens um 24 Uhr zu beenden. Der
Präsentation belehrender, bildender, erläutern- einzelne Arbeitnehmer oder die einzelne Arbeit-
der Inhalte und solcher, die einen geistigen oder nehmerin kann aber für höchstens 12½ Stunden
künstlerischen Genuss vermitteln. Davon ausge- beschäftigt werden. Diese müssen in einem Zeit-
schlossen sind Verkaufs- oder Werbeausstellun- raum von 14 Stunden liegen, Pausen und allfällige
gen jeder Art. Überzeitarbeit inbegriffen.
Unter die Sonderbestimmungen fallen alle Tätig-
keiten, die direkt oder indirekt mit der Bedienung
Artikel 12 Absatz 2
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sind
und der Betreuung des Ausstellungspublikums
im Kalenderjahr mindestens 12 freie Sonntage zu
zusammenhängen, wie z.B. die Betreuung der
gewähren. Freie Sonntage, die in die gesetzlichen
Eintrittskassen, der Verkaufsstände und der Gar-
Mindestferien fallen, dürfen nicht an die frei zu
deroben sowie Führungen und die Aufsicht. Dar-
gewährenden Sonntage angerechnet werden. In
unter fallen auch die während der Öffnungszeiten
denjenigen Wochen, in denen an einem Sonntag
notwendigen Arbeiten für den technischen Unter-
gearbeitet wird, ist im unmittelbaren Anschluss an
halt. Für alle anderen Arbeiten gelten die regu-
die tägliche Ruhezeit eine wöchentliche Ruhezeit
lären Bestimmungen des Arbeitsgesetzes und der
von 36 Stunden (also insgesamt 47 Stunden) zu
Verordnung 1.
gewähren.
Artikel 13
Anwendbare Sonderbestimmun- Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
gen (Absatz 1) nicht in der Woche gewährt werden, die der Feier-
Artikel 4 Absatz 2 tagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie kann auch für
Museen und Ausstellungsbetriebe können Sonn- ein Kalenderjahr zusammengefasst werden (Art.
tagsarbeit für beliebige Arbeiten in vollem Umfang 20 Abs. 2 ArG).

SECO, November 2006 244 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 45
Art. 45 Bewachungs- und Überwachungspersonal

Artikel 45

Bewachungs- und Überwachungspersonal


Auf die mit Bewachungs- und Überwachungsaufgaben beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitneh-
merinnen sind Artikel 4 für die ganze Nacht, für den ganzen Sonntag und für ununterbrochenen
Betrieb sowie die Artikel 6, 8 Absatz 1, 9, 10 Absätze 4 und 5, 12 Absatz 2 und 13 anwendbar.

Geltungsbereich Artikel 6
Unter der Voraussetzung, dass im Durchschnitt
Zu den Aufgaben des Bewachungs- und Überwa-
des Kalenderjahres die Fünftagewoche gewährt
chungspersonals gehören insbesondere die Be-
wird (vgl. Kommentar Art. 22 ArGV 1), darf die
wachung von Örtlichkeiten, Gebäuden, Personen
wöchentliche Höchstarbeitszeit in einzelnen Wo-
und Gegenständen sowie Einsätze in der Ver-
chen um höchstens 4 Stunden verlängert werden.
kehrslenkung und -überwachung, im Ordnungs-
Sie muss jedoch im Durchschnitt von drei Wochen
dienst oder bei Veranstaltungen (z.B. Sportveran-
eingehalten werden.
staltungen, Messen, Ausstellungen, Konzerten).
Diese Sonderbestimmungen gelangen nur bei Artikel 8 Absatz 1
denjenigen Arbeitnehmern und oder Arbeitneh- Vom Bewachungs- und Überwachungspersonal
merinnen zur Anwendung, deren Haupttätigkeit kann die Leistung von Überzeitarbeit im Sinne von
in der Bewachung oder Überwachung liegt. Gibt Artikel 12 Absatz 1 ArG auch an Sonntagen ver-
es im Betrieb eine betriebsinterne Bewachungs- langt werden. Solche Überzeitarbeit ist zwingend
oder Überwachungsabteilung, so dürfen diese innert 14 Wochen durch Freizeit von gleicher Dau-
Sonderbestimmungen nur zur Anwendung ge- er auszugleichen. Nicht erfasst von dieser Bestim-
langen, wenn diese Abteilung vorwiegend Bewa- mung ist Überzeitarbeit nach Artikel 12 Absatz 2
chungs- oder Überwachungsaufgaben wahrneh- ArG, die in Notfällen geleistet werden muss. Vo-
men. raussetzungen, möglicher Zeitpunkt, zulässige
Dauer und Ausgleich solcher Überzeitarbeit rich-
ten sich nach Artikel 26 ArGV 1. Die gesamte
Anwendbare Sonderbestimmun- Überzeit pro Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin
gen darf im Kalenderjahr insgesamt nicht mehr als
140 Stunden betragen.
Artikel 4
Das Bewachungs- und Überwachungspersonal Artikel 9
kann in vollem Umfang in der Nacht und am Die tägliche Ruhezeit der erwachsenen Arbeitneh-
Sonntag sowie im ununterbrochenen Betrieb mer und Arbeitnehmerinnen kann bis auf 9 Stun-
ohne behördliche Bewilligung eingesetzt werden. den herabgesetzt werden. Die Herabsetzung kann
Die übrigen arbeitsgesetzlichen Bestimmungen zu mehr als einmal pro Woche erfolgen. Im Durch-
Nacht-, Sonntagsarbeit und zum ununterbroche- schnitt von zwei Wochen muss in diesem Falle die
nen Betrieb sind aber einzuhalten (vgl. Kommen- tägliche Ruhezeit 12 Stunden betragen. Ausser-
tar Art. 4 ArGV 2). dem darf beim darauf folgenden Arbeitseinsatz
keine Überzeit nach Artikel 25 ArGV 1 geleistet
werden (Art. 19 ArGV 1).

SECO, Januar 2011 245 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 45 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 45 Bewachungs- und Überwachungspersonal

Artikel 10 Absatz 4 Artikel 12 Absatz 2


In Abweichung von den regulären Bestimmungen Dem Bewachungs- und Überwachungspersonal
des Arbeitsgesetzes und der Verordnung 1 darf sind im Kalenderjahr mindestens 12 freie Sonn-
für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die tage zu gewähren. Sie können unregelmässig auf
Bewachungs- und Überwachungsaufgaben erfül- das Jahr verteilt werden. Die in die gesetzlichen
len, die Dauer der Nachtarbeit in einzelnen Näch- Mindestferien fallenden freien Sonntage dürfen
ten auf 11 Stunden in einem Zeitraum von 13 nicht an die frei zu gewährenden Sonntage ange-
Stunden ausgedehnt werden. Diese Mehrbelas- rechnet werden. In denjenigen Wochen, in denen
tung wird dadurch kompensiert, dass im Durch- an einem Sonntag gearbeitet wird, ist eine wö-
schnitt einer Kalenderwoche die Dauer der Nacht- chentliche Ruhezeit von 36 Stunden im unmittel-
arbeit 9 Stunden pro Nacht nicht überschreiten baren Anschluss an die tägliche Ruhezeit (also ins-
darf. gesamt 47 Stunden) zu gewähren.
Artikel 10 Absatz 5 Artikel 13
Unter der Voraussetzung, dass im Durchschnitt des Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
Kalenderjahres die Fünftagewoche gewährt wird nicht in der Woche gewährt werden, die der Fei-
(vgl. Kommentar Art. 22 ArGV 1), dürfen Arbeit- ertagsarbeit vorangeht oder folgt (Art. 20 Abs. 2
nehmer und Arbeitnehmerinnen, die Nachtarbeit ArG). Sie kann auch für ein Kalenderjahr zusam-
ohne Wechsel mit Tagesarbeit leisten, in 6 von 7 mengefasst werden.
aufeinander folgenden Nächten beschäftigt wer-
den (vgl. Kommentar Art. 29 und 30 ArGV 1).

245 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 46
Art. 46 Betriebe des Autogewerbes

Artikel 46

Betriebe des Autogewerbes


Auf Betriebe des Autogewerbes und die in ihnen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
nen ist Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag anwendbar, soweit sie mit der Ver-
sorgung von Fahrzeugen mit Betriebsstoffen sowie für die Aufrechterhaltung eines Pannen-, Ab-
schlepp- und damit verbundenen Reparaturdienstes beschäftigt sind.

Geltungsbereich mungen. Sie fallen allenfalls unter die Bestim-


Zu den Betrieben des Autogewerbes im Sinne mungen für Betriebe in Fremdenverkehrsgebie-
dieser Sonderbestimmungen gehören Verkaufs- ten (Art. 25 ArGV 2) oder für Kioske, Betriebe für
stellen für Betriebsstoffe sowie Abschlepp- und Reisende und Tankstellenshops (Art. 26 ArGV 2).
Pannendienste und Autoreparaturwerkstätten,
soweit diese Arbeiten in Zusammenhang mit Pan-
Anwendbare
nenbehebungen ausführen. Anwendbar sind die
Sonderbestimmungen nur auf Arbeitnehmer und
Sonderbestimmungen
Arbeitnehmerinnen, die direkt mit solchen Tätig- Artikel 4
keiten beschäftigt sind. Betriebe des Autogewerbes können Nacht- und
Bei den Verkaufsstellen für Betriebsstoffe sind die Sonntagsarbeit in vollem Umfang ohne behörd-
Sonderbestimmungen auch anwendbar auf den liche Bewilligung anordnen, soweit diese für den
Verkauf von kleinerem Zubehör für den laufen- Verkauf von Betriebsstoffen und für Arbeiten
den Unterhalt und die Pflege der Autos, auf den im Zusammenhang mit der Behebung von Pan-
Verkauf von kleineren Ausrüstungsgegenstän- nen notwendig sind. Die übrigen arbeitsgesetzli-
den für den Gebrauch im Auto sowie auf den chen Bestimmungen zur Nacht- und Sonntagsar-
Verkauf von saisonalen Zubehörartikeln. Ande- beit sind aber einzuhalten (vgl. Kommentar Art. 4
re Verkaufsstellen oder solche mit erweitertem ArGV 2).
Sortiment fallen nicht unter diese Sonderbestim-

SECO, April 2014 246 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 47
Art. 47 Bodenpersonal der Luftfahrt

Artikel 47

Bodenpersonal der Luftfahrt


1
Auf das Bodenpersonal der Luftfahrt sind Artikel 4 für die ganze Nacht, den ganzen Sonntag und
für den ununterbrochenen Betrieb sowie die Artikel 5, 10 Absatz 3, 12 Absatz 1bis und 13 anwend-
bar.
2
Die Artikel 5 und 10 Absatz 3 sind nur anwendbar für Tätigkeiten zur Vermeidung oder Behebung
von Betriebsstörungen im Flugbetrieb.
3
Bodenpersonal der Luftfahrt sind Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die Dienstleistungen er-
bringen, die der Aufrechterhaltung des ordentlichen Flugbetriebes dienen.

Geltungsbereich (Absatz 3) be leicht verderbliche Waren für die unmittelba-


re Anlieferung an die Flugzeuge produzieren. Falls
Zum Bodenpersonal der Luftfahrt gehören die Ar-
aber auch haltbare Verpflegungsbestandteile her-
beitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die Dienst-
gestellt oder neben Flugzeugen auch andere Ver-
leistungen für die Aufrechterhaltung des ordent-
brauchsbetriebe wie externe Verpflegungsstätten
lichen Flugbetriebs direkt oder indirekt erbringen.
(z.B. Betriebskantinen) beliefert werden, so gehört
Keinesfalls ist damit das gesamte Personal einer
das damit beschäftigte Personal nicht in den Gel-
Fluggesellschaft, eines Flughafens oder eines an-
tungsbereich des vorliegenden Artikels. Ähnlich
deren in diesen Bereichen operierenden Betriebs
ist die Situation bei Transport-, Lager- und Fracht-
gemeint.
firmen. Zum Bodenpersonal der Luftfahrt können
Zum Bodenpersonal gehören z.B. alle Arbeitneh-
nur diejenigen gezählt werden, die unmittelbar
mer und Arbeitnehmerinnen, die unmittelbar mit
mit der Anlieferung der Luftfracht zum Flugzeug
der Abfertigung und Betreuung der Flugzeuge,
und der Entgegennahme der Fracht aus dem Flug-
der Besatzungen, der Passagiere, des Gepäcks
zeug beschäftigt werden oder kurzfristig für die
und der Fracht zu tun haben. Ausserdem gehören
Abfertigung der Fracht oder für die Verzollung be-
dazu Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die
nötigte Papiere und Unterlagen bereitstellen müs-
den Flugverkehr regeln, überwachen oder für die-
sen.
sen zwingend nötige Informationen bereitstellen.
Im Zweifelsfall sind Betriebe, die mit Flugver-
Auch zum Geltungsbereich gehört das Personal
kehr zu tun haben, genauer zu analysieren und
für den täglichen oder kurzfristig nötigen Unter-
Betriebsteile, die zum Bodenpersonal der Luft-
halt (Wartung, Kleinreparaturen) und für die Rei-
fahrt gezählt werden können, klar zu bezeichnen.
nigung von Fluggeräten, von Einrichtungen, die
für den Flugverkehr notwendig sind (z.B. Pisten),
und von anderen Infrastruktureinrichtungen.
Nicht zum Bodenpersonal der Luftfahrt gehören
Anwendbare Sonderbestimmun-
die übrigen in diesen Bereichen tätigen Arbeit-
gen allgemein (Absatz 1)
nehmer und Arbeitnehmerinnen (z.B. das admi- Artikel 4
nistrative Personal). Ein Teil des Personals von Ca- Für das Bodenpersonal der Luftfahrt können
teringbetrieben fällt dann in den Geltungsbereich Nacht- und Sonntagsarbeit sowie der ununterbro-
dieser Sonderbestimmungen, wenn die Betrie- chene Betrieb in vollem Umfang ohne behördliche

SECO, Juli 2013 247 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 47 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 47 Bodenpersonal der Luftfahrt

Bewilligung angeordnet werden. Die übrigen ar- Vermeidung oder Behebung


beitsgesetzlichen Bestimmungen zur Nacht- und von Betriebsstörungen im
Sonntagsarbeit und zum ununterbrochenen Be- Flugbetrieb (Absatz 2)
trieb sind aber einzuhalten (vgl. Kommentar Art.
4 ArGV 2). Artikel 5
Um Betriebsstörungen zu vermeiden, darf das Bo-
Artikel 12 Absatz 1bis denpersonal der Luftfahrt bei Tages- und Abend-
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sind arbeit in einem Zeitraum von höchstens 17 Stun-
18 freie Sonntage im Kalenderjahr zu gewähren, den beschäftigt werden. Dabei muss allerdings im
die unregelmässig auf das Kalenderjahr verteilt Durchschnitt der Kalenderwoche, in der dieser
werden können. Die Reduktion auf 18 freie Sonn- Zeitraum verlängert wird, eine tägliche Ruhezeit
tage ist aber nur dann möglich, wenn den betref- von mindestens 12 aufeinander folgenden Stun-
fenden Arbeitnehmenden mindestens zwölfmal den gewährt werden. Zwischen zwei Arbeitsein-
pro Jahr eine wöchentliche Ruhezeit von mindes- sätzen kann die tägliche Ruhezeit bis auf 8 Stun-
tens 59 aufeinanderfolgenden Stunden gewährt den verkürzt werden.
wird. Diese 59 Stunden müssen die tägliche Ruhe-
zeit gemäss Artikel 15a Absatz 1 ArG sowie den Artikel 10 Absatz 3
ganzen Samstag und ganzen Sonntag umfassen Das Bodenpersonal der Luftfahrt kann zur Ver-
(11 Stunden + 2 x 24 Stunden). Als Sonntag gilt meidung von Betriebsstörungen bei Nachtarbeit
die Zeit zwischen Samstag 23 Uhr und Sonntag mit einem Arbeitsbeginn nach 4 Uhr oder einem
23 Uhr (vgl. Art. 18 Abs. 1 ArG). Dieser Zeitraum Arbeitsende vor 1 Uhr in einem Zeitraum von 17
von 24 Stunden kann um höchstens eine Stunde Stunden beschäftigt werden. Die effektive tägli-
vorgezogen oder verschoben werden, wenn die che Arbeitszeit darf 9 Stunden nicht überschrei-
Mehrheit der betroffenen Arbeitnehmenden oder ten (Art. 17 a ArG). Beginnt die tägliche Arbeits-
die Arbeitnehmervertretung im Betrieb dem zu- zeit vor 5 Uhr oder endet sie nach 24 Uhr, so ist im
stimmt (vgl. Art. 18 Abs. 2 ArG). Durchschnitt einer Kalenderwoche eine tägliche
Ruhezeit von mindestens 12 Stunden zu gewäh-
Artikel 13 ren. Zwischen zwei Arbeitseinsätzen muss die täg-
Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss liche Ruhezeit mindestens 8 Stunden betragen.
nicht in der Woche gewährt werden, die der Feier-
tagsarbeit vorangeht oder folgt. Sie kann auch für
ein Kalenderjahr zusammengefasst werden (Art.
20 Abs. 2 ArG).

247 - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 48
Art. 48 Bau- und Unterhaltsbetriebe für Eisenbahnanlagen

Artikel 48

Bau- und Unterhaltsbetriebe für Eisenbahnanlagen


Auf Bau- und Unterhaltsbetriebe für Eisenbahnanlagen und die in ihnen mit Unterhalts- und Erneu-
erungsarbeiten an Eisenbahnanlagen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Ar-
tikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag sowie Artikel 12 Absatz 1 anwendbar, soweit
Nacht- und Sonntagsarbeit, namentlich an Anlagen der Fahrbahn und der Stromversorgung sowie
an Anlagen für die Steuerung und Sicherung des Zugverkehrs, für die Aufrechterhaltung des Bahn-
betriebes notwendig sind.

Geltungsbereich Anwendbare Sonderbestimmun-


Die Sonderbestimmungen gelten für Bau- und
gen
Unterhaltsbetriebe für Eisenbahnanlagen, welche Artikel 4
nicht Teil eines konzessionierten, dem Arbeitszeit- Bau- und Unterhaltsbetriebe für Eisenbahnanla-
gesetz (AZG) unterstellten Transportbetriebs sind. gen können Nacht- und Sonntagsarbeit in vollem
Sie führen Arbeiten aus an Anlagen der Fahrbahn Umfang ohne behördliche Bewilligung anordnen,
und der Stromversorgung sowie an Anlagen für soweit diese für die Aufrechterhaltung des Bahn-
die Steuerung und Sicherung des Zugverkehrs. betriebs notwendig sind. Dabei handelt es sich
Es handelt sich dabei um Bau- oder Unterhaltsar- namentlich um Arbeiten an Anlagen der Fahr-
beiten an aktiv betriebenen Anlagen oder an sol- bahn und der Stromversorgung sowie an Anlagen
chen, die für die Ausführung der Arbeiten kurz- für die Steuerung und Sicherung des Zugverkehrs.
fristig ausser Betrieb genommen werden. Dieser Artikel befreit lediglich von der Bewilli-
Nicht unter die Sonderbestimmungen fallen in der gungspflicht. Die übrigen arbeitsgesetzlichen Be-
Regel Arbeiten an Neubaustrecken sowie Arbei- stimmungen zur Nacht- und Sonntagsarbeit sind
ten, die zwar im Bereich der Bahnanlagen, aber aber einzuhalten (vgl. Kommentar Art. 4 ArGV 2).
nicht direkt an denselben ausgeführt werden
müssen (z.B. Brücken- oder Tunnelsanierungen). Artikel 12 Absatz 1
Der Bewilligungspflicht unterstehen auch andere Nach Absatz 1 sind den Arbeitnehmern und Ar-
Arbeiten im unmittelbaren Bereich der Bahnen, beitnehmerinnen 26 freie Sonntage im Kalender-
die aus Sicherheitsgründen nur in betriebsarmen jahr zu gewähren, die jedoch unregelmässig auf
Zeiten oder an stillgelegten Streckenabschnitten das Kalenderjahr verteilt werden können. Im Ka-
ausgeführt werden können. lenderquartal ist mindestens ein freier Sonntag
einzuräumen.

SECO, November 2012 248 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 48a
Art. 48a Bau- und Unterhaltsbetriebe auf Nationalstrassen

Artikel 48a

Bau- und Unterhaltsbetriebe auf Nationalstrassen


1
Auf Bau- und Unterhaltsbetriebe und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in diesen Be-
trieben beschäftigt sind mit Betriebs-, Unterhalts-, Ausbau- und Erneuerungsarbeiten in direktem
Zusammenhang mit Arbeiten an Tunnels, Galerien und Brücken von Nationalstrassen nach den
Artikeln 2–4 des Bundesgesetzes vom 8. März 19601 über die Nationalstrassen, ist Artikel 4 Ab-
satz 1 für die ganze Nacht anwendbar, soweit Nachtarbeit aus sicherheitstechnischen Gründen
notwendig ist, insbesondere, wenn eine Fahrspur gesperrt werden muss.

2
Der Betrieb muss Baustellen, auf denen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach Absatz 1 in
der Nacht eingesetzt werden, mindestens 14 Tage vor Arbeitsbeginn im Schweizerischen Handel-
samtsblatt publizieren. In der Publikation müssen der Name des Betriebs, der Einsatzort, die An-
zahl der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und die Dauer der geplanten Nacht-
arbeit ersichtlich sein.

Geltungsbereich Absatz 1 tung vor Ort. Dazu gehört auch die Revision von
Lüftungen und Beleuchtungen in den Tunnels.
Die Bestimmung definiert als Anwendungsbereich Nicht anwendbar ist die Bestimmung für den Bau
Bau- und Unterhaltsbetriebe, deren Mitarbeitende neuer Nationalstrassen.
Betriebs-, Unterhalts-, Ausbau- und Erneuerungs-
arbeiten in direktem Zusammenhang mit Arbeiten Nationalstrassen
an Tunnels, Galerien und Brücken von National- Darunter sind Nationalstrassen erster, zweiter und
strassen vornehmen. Die Anwendung des Artikels dritter Klasse gemäss den Artikeln 2, 3 und 4 des
wird somit von der Art der Arbeit, der Strassen- Bundesgesetzes über die Nationalstrassen (NSG,
kategorie und von der Art der betroffenen Bau- SR 725.11) zu verstehen. Nationalstrassen ers-
elemente respektive vom entsprechenden Sicher- ter und zweiter Klasse sind ausschliesslich für die
heitsaspekt abhängig gemacht. Benützung mit Motorfahrzeugen bestimmt und
nur an besonderen Anschlussstellen zugänglich.
Betriebs-, Unterhalts-, Ausbau- und Er- Sie weisen für beide Richtungen getrennte Fahr-
neuerungsarbeiten bahnen auf. Nationalstrassen erster Klasse wer-
Dabei handelt es sich um Arbeiten, die der In- den nicht, jene zweiter Klasse in der Regel nicht
standhaltung bestehender und aktiv betriebener höhengleich gekreuzt. Nationalstrassen dritter
Nationalstrassen dienen. Zu diesen Arbeiten zäh- Klasse stehen im Gegensatz zu den beiden bereits
len beispielsweise das Asphaltieren der Fahrbahn, genannten Klassen auch anderen Strassenbenüt-
das Auftragen von horizontalen und vertikalen Si- zern offen.
cherheitsmarkierungen und Signalisationen, Ar- Unter den Geltungsbereich des Artikels fallen
beiten an Leitplanken, an der Elektromechanik sämtliche Bestandteile der Nationalstrassen ge-
wie auch die Reinigung der Fahrbahn und der Re- mäss Artikel 2 der Nationalstrassenverordnung
genwasserkanäle sowie die Tätigkeit der Baulei- (NSV, SR 725.111) .

1
SR 725.11

SECO, November 2021 248a - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 48a ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 48a Bau- und Unterhaltsbetriebe auf Nationalstrassen

Arbeiten in direktem Zusammenhang Publikation im SHAB (Absatz 2)


mit Arbeiten an Tunnels, Galerien und
Brücken Bau- und Unterhaltsbetriebe auf Nationalstra-
Vom Geltungsbereich erfasst werden Arbeiten in ssen haben den Einsatz von Mitarbeitenden in der
direktem Zusammenhang mit Arbeiten an Tun- Nacht im Rahmen dieser Bestimmung mindestens
nels, Galerien und Brücken sowie weitere Arbei- 14 Tage vor Arbeitsbeginn im Schweizerischen
ten, wenn diese ebenfalls in direktem Zusam- Handelsamtsblatt (SHAB) zu publizieren.
menhang mit den Bauelementen stehen und die Mit der Publikation der Baustellen im Schweizeri-
Verhältnismässigkeit gewährt bleibt. Umfasst eine schen Handelsamtsblatt können sich die Verbände
Baustelle zwei der in Absatz 1 erwähnten Bauele- trotz Ausnahme von der Bewilligungspflicht infor-
mente (Tunnels, Galerien oder Brücken), so findet mieren. Falls umstritten ist, ob die Voraussetzun-
die Bestimmung auch auf den dazwischenliegen- gen von Artikel 48a ArGV 2 erfüllt sind, kann die
den Strassenabschnitt Anwendung, soweit dies kantonale Vollzugsbehörde gestützt auf Artikel 25
verhältnismässig ist. des Verwaltungsverfahrensgesetzes (VwVG, SR
172.021) angerufen werden, um mittels Fest-
Notwendigkeit aus sicherheitstechni- stellungsverfügung die Klärung herbeizuführen.
schen Gründen
Artikel 48a ArGV 2 ist nur dann anwendbar, wenn
die Arbeiten aus sicherheitstechnischen Gründen Anwendbare
in der Nacht ausgeführt werden müssen. Dies Sonderbestimmungen
ist der Fall, wenn eine Fahrspur gesperrt wer- Artikel 4
den muss. Das Kriterium der Notwendigkeit aus
sicherheitstechnischen Gründen bezieht sich auf Bau- und Unterhaltsbetriebe auf Nationalstrassen
den Schutz des Lebens und der Gesundheit der können Nachtarbeit in vollem Umfang ohne be-
auf der Baustelle beschäftigten Mitarbeitenden. hördliche Bewilligung anordnen, soweit Nacht-
Das hohe Verkehrsaufkommen auf Nationalstra- arbeit aus sicherheitstechnischen Gründen not-
ssen tagsüber und die daraus resultierende Unfall- wendig ist und insbesondere dann, wenn eine
gefahr wie auch die Belastung der Luft bergen ein Fahrspur gesperrt werden muss. Die übrigen ar-
hohes Unfall- und Gesundheitsrisiko für die Ar- beitsgesetzlichen Bestimmungen zur Nachtar-
beitnehmerinnen und Arbeitnehmer, das durch beit sind einzuhalten (vgl. Kommentar Art. 4
die Nachtarbeit reduziert werden kann. ArGV 2) .

Anwendbarkeit der Norm


Bei einer allfälligen Betriebskontrolle kann die
kantonale Vollzugsbehörde die Auftragserteilung
des ASTRA beiziehen und beispielsweise über-
prüfen, ob darin die Anordnung von Nachtarbeit
für die zur Frage stehenden Arbeitsschritte vorge-
schrieben wurde. Weiter spielt es eine Rolle, ob
die Notwendigkeit der Nachtarbeit für das in Fra-
ge stehende Bauprojekt bereits in der jährlichen
Gesamtschau der geplanten Unterhaltsarbeiten
mit den involvierten Ämtern und Sozialpartnern
bejaht wurde oder allenfalls sogar von der paritä-
tischen Kommission bewilligt wurde.

248a - 2
Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 49
Art. 49 Betriebe der Energie- und Wasserversorgung

Artikel 49

Betriebe der Energie- und Wasserversorgung


Auf Betriebe, die die Versorgung mit Elektrizität, Gas, Wärme oder Wasser sicherstellen und die in
ihnen mit der Produktion und der Sicherstellung der Verteilung beschäftigten Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen ist Artikel 4 für die ganze Nacht, den ganzen Sonntag und für den ununterbro-
chenen Betrieb anwendbar.

Geltungsbereich Anwendbare Sonderbestimmun-


Betriebe der Energie- und Wasserversorgung be-
gen
treiben Produktions- oder Verteilanlagen für Was- Artikel 4
ser oder für Energie in Form von Elektrizität, Gas Betriebe der Energie- und Wasserversorgung kön-
oder Wärme. Alle diese Betriebe verteilen Wasser nen Nacht- und Sonntagsarbeit sowie den un-
oder Energie über ein Netz von fest installierten unterbrochenen Betrieb in vollem Umfang ohne
Leitungen zu den Verbrauchern und Verbrauche- behördliche Bewilligung anordnen. Die übrigen
rinnen. arbeitsgesetzlichen Bestimmungen zur Nacht-
Die Sonderbestimmungen gelten ausschliesslich und Sonntagsarbeit und zum ununterbrochenem
für die Produktion oder Gewinnung von Was- Betrieb sind einzuhalten (vgl. Kommentar Art. 4
ser und Energie sowie für die Sicherstellung der ArGV 2).
Verteilung, also z.B. für die Überwachung der
Energieerzeugung in Kraftwerken, Pump- und
Speicheranlagen, der Trinkwasserproduktion in
Seewasserwerken oder für die Kontrolle oder Re-
paratur der Übertragungsanlagen. Der An- und
Verkauf von Elektrizität in solchen Betrieben fällt
auch unter den Geltungsbereich dieser Bestim-
mung.
Andere Arbeiten in diesen Betrieben unterstehen
der Bewilligungspflicht.

SECO, Januar 2009 249 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 50
Art. 50 Betriebe der Kehricht- und Abwasserentsorgung

Artikel 50

Betriebe der Kehricht- und Abwasserentsorgung


Auf Betriebe der Kehricht- und Abwasserentsorgung und die in ihnen mit dem Betrieb und dem Un-
terhalt der Anlagen beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ist Artikel 4 für die ganze
Nacht, den ganzen Sonntag und für den ununterbrochenen Betrieb anwendbar.

Geltungsbereich Anwendbare
Kehricht- und Abwasserentsorgungsbetriebe sind Sonderbestimmungen
z.B. Betriebe von Gemeinden, Regionen oder Artikel 4
Zweckverbänden, die Abwasserreinigungsanla- Kehricht- und Abwasserentsorgungsbetriebe kön-
gen oder Kehrichtverbrennungs-, Kompostier- nen Nacht- und Sonntagsarbeit sowie den un-
oder Deponieanlagen betreiben. Diesen Betrie- unterbrochenen Betrieb in vollem Umfang ohne
ben gleichgestellt sind auch solche von privaten behördliche Bewilligung anordnen. Die übrigen
Firmen oder Firmengruppen mit entsprechenden arbeitsgesetzlichen Bestimmungen zur Nacht-
Tätigkeiten. Es handelt sich mehrheitlich um An- und Sonntagsarbeit und zum ununterbrochenem
lagen, die rund um die Uhr ohne Unterbrechung Betrieb sind einzuhalten (vgl. Kommentar Art. 4
in Betrieb bleiben und eine ständige oder regel- ArGV 2).
mässige Bedienung oder Überwachung erfordern.
Die Sonderbestimmungen gelten ausschliesslich
für den Betrieb und den Unterhalt dieser Anlagen.
Andere Arbeiten unterstehen der Bewilligungs-
pflicht.

SECO, November 2006 250 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 51
Art. 51 Reinigungsbetriebe

Artikel 51

Reinigungsbetriebe
1
Auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen von Reinigungsbetrieben, die ausschliesslich oder vor-
wiegend in einem Betrieb eingesetzt werden, der dieser Verordnung unterstellt ist, sind die für die
betreffende Betriebsart geltenden Sonderbestimmungen anwendbar, sofern:
a. der betreffende Einsatzbetrieb die entsprechenden Sonderbestimmungen tatsächlich in An-
spruch nimmt; und
b. der Einsatz des Reinigungspersonals in der Nacht oder am Sonntag für den Betriebsablauf des
Einsatzbetriebes notwendig ist.
2
Reinigungsbetriebe sind Betriebe, die Reinigungs- und Aufräumarbeiten durchführen.

Geltungsbereich (Absatz 1 und 2) Reinigungsarbeit im Sinne dieser Bestimmung sind


Arbeiten, die einzig das Entfernen von Schmutz
Reinigungsbetriebe sind Betriebe, die Reinigungs-
zum Ziel haben. Nicht erfasst werden hingegen
und Aufräumarbeiten durchführen. Dazu gehören
Unterhalts-/Wartungsarbeiten. Diese haben die
alle Arbeiten dieser Art in Gebäuden, auf Strassen
Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung ei-
und Plätzen, in öffentlichen oder privaten Anla-
nes spezifischen Zustandes von Anlagen zum Ziel
gen usw.
oder betreffen das Erbringen einer bestimmten
Sonderbestimmungen nach der vorliegenden Ver-
Service-Dienstleistung (Service-Abonnemente).
ordnung können diese Betriebe aber nur dann in
Als Beispiel kann der regelmässige Unterhalt von
Anspruch nehmen, wenn ihre Arbeitnehmer oder
Lüftungsanlagen in Restaurants genannt werden
Arbeitnehmerinnen ausschliesslich oder überwie-
(Ziel: Verhinderung von technischen Störungen
gend in einem Betrieb eingesetzt werden, der sel-
und Brandschutz).
ber im Geltungsbereich der Sonderbestimmungen
Für Unterhalts-/Wartungsarbeiten ist Art. 51
dieser Verordnung liegt und diese auch in An-
ArGV 2 nicht anwendbar. Somit muss die Beschäf-
spruch nimmt. Das Reinigungspersonal ist dabei
tigung von Personal für diese Arbeiten im Einzel-
weitgehend in die jeweiligen Einsatzbetriebe inte-
fall bewilligt werden.
griert und untersteht wenigstens teilweise deren
Weisungsbefugnis.
Sonderbestimmungen sind nur dann und nur so
weit anwendbar, wie sie auch vom Einsatzbetrieb Anwendbare Sonderbestimmun-
auf das eigene für gleiche Arbeiten zuständige Per- gen (Absatz 1)
sonal angewendet werden könnten. Nacht- und Für die anwendbaren Sonderbestimmungen wird
Sonntagsarbeit muss für den Betriebsablauf des auf diejenigen der jeweiligen Einsatzbetriebe ver-
Einsatzbetriebs notwendig sein, damit externes wiesen. Bei Nacht- und Sonntagsarbeit müssen die
Reinigungspersonal in der Nacht und am Sonntag übrigen arbeitsgesetzlichen Bestimmungen einge-
eingesetzt werden kann. Könnten die Reinigungs- halten werden (vgl. Kommentar Art. 4 ArGV 2).
arbeiten ebenso gut in Tagesarbeit an Werktagen
erledigt werden, so ist Nacht- und Sonntagsarbeit
nicht erlaubt.

SECO, November 2009 251 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer ArGV 2 Art. 52
Art. 52 Betriebe für die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte

Artikel 52

Betriebe für die Verarbeitung


landwirtschaftlicher Produkte
1
Auf die Betriebe für die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte und die in ihnen beschäftigten
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind Artikel 4 für die ganze Nacht und den ganzen Sonntag
sowie die Artikel 5, 8 Absatz 1, 9, 10 Absatz 1, 11, 12 Absatz 2bis, 13 und 14 Absatz 2 anwend-
bar, sofern eine unverzügliche Verarbeitung zur Vermeidung einer erheblichen Qualitätseinbusse
der Produkte notwendig ist.
2
Betriebe für die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte sind Betriebe, die pflanzliche Erzeug-
nisse wie Früchte, Gemüse, Kartoffeln, Obst, Speisepilze oder Schnittblumen aufbereiten, lagern,
verarbeiten, kommissionieren oder verteilen.

Geltungsbereich (Absatz 2) Qualitätseinbusse über eine kürzere oder längere


Zeit gelagert werden können, sind diese Sonder-
Betriebe für die Verarbeitung landwirtschaftlicher
bestimmungen nicht anwendbar.
Produkte behandeln verderbliche pflanzliche Er-
zeugnisse. Unerheblich ist dabei, ob diese Erzeug- Artikel 4
nisse direkt aus der einheimischen Landwirtschaft Betriebe, die landwirtschaftliche Produkte ver-
stammen oder ob sie aus dem Ausland zugelie- arbeiten, können Nacht- und Sonntagsarbeit in
fert werden. Die Sonderbestimmungen sind nur vollem Umfang ohne behördliche Bewilligung
dann anwendbar, wenn die Behandlung dieser anordnen. Die übrigen arbeitsgesetzlichen Be-
Produkte zur Vermeidung eines Verderbs oder ei- stimmungen zur Nacht- und Sonntagsarbeit sind
ner erheblichen Qualitätseinbusse zwingend er- aber einzuhalten (vgl. Kommentar Art. 4 ArGV 2).
forderlich ist. Das kann bedeuten, ein Produkt ge-
eignet zu lagern oder zu konservieren, wie dies Artikel 5
beispielsweise bei der Herstellung von Konserven Betriebe, die landwirtschaftliche Produkte verar-
oder Tiefkühlprodukten der Fall ist. Auch die so- beiten, können die Arbeitnehmer und Arbeitneh-
fortige Weiterverarbeitung und Weiterleitung an merinnen bei Tages- und Abendarbeit in einem
die Kundschaft gehört dazu. Zeitraum von höchstens 17 Stunden beschäfti-
gen. Dabei muss allerdings im Durchschnitt der
Kalenderwoche, in der dieser Zeitraum verlängert
Anwendbare Sonderbestimmun- wird, eine tägliche Ruhezeit von mindestens 12
gen (Absatz 1) aufeinander folgenden Stunden gewährt werden.
Zwischen zwei Arbeitseinsätzen kann die tägliche
Allgemeine Bemerkungen Ruhezeit bis auf 8 Stunden verkürzt werden.
Diese Sonderbestimmungen sind nur in denjeni-
gen Fällen anwendbar, in denen eine unverzüg- Artikel 8 Absatz 1
liche Verarbeitung notwendig ist, um erhebliche Betriebe, die landwirtschaftliche Produkte verar-
Qualitätseinbussen der Produkte zu vermeiden. beiten, können das Leisten von Überzeit im Sinne
Für die Verarbeitung von Produkten, die ohne von Artikel 12 Absatz 1 ArG auch an Sonntagen

SECO, Dezember 2019 252 - 1


Wegleitung zur Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
Art. 52 ArGV 2 3. Abschnitt: Unterstellte Betriebsarten und Arbeitnehmer
Art. 52 Betriebe für die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte

verlangen. Solche Überzeitarbeit ist zwingend in- nehmer oder Arbeitnehmerinnen vorgenommen
nert 14 Wochen durch Freizeit von gleicher Dau- werden. Zu beachten ist zudem, dass für diese
er auszugleichen. Nicht erfasst von dieser Bestim- Verschiebung die Zustimmung der Arbeitnehmer-
mung ist Überzeitarbeit nach Artikel 12 Absatz 2 vertretung des Betriebes oder der Mehrheit der
ArG, die in Notfällen geleistet werden muss. Vo- betroffenen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
raussetzungen, möglicher Zeitpunkt, zulässige nen notwendig ist (Art. 18 Abs. 2 ArG).
Dauer und Ausgleich solcher Überzeitarbeit rich-
Artikel 12 Absatz 2bis
ten sich nach Artikel 26 ArGV 1.
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen der
Artikel 9 Betriebe für die Verarbeitung landwirtschaftlicher
Die tägliche Ruhezeit der erwachsenen Arbeitneh- Produkte sind im Kalenderjahr mindestens 12 freie
mer und Arbeitnehmerinnen darf bis auf 9 Stun- Sonntage zu gewähren. In den Wochen ohne frei-
den herabgesetzt werden. Die Herabsetzung kann en Sonntag ist eine wöchentliche Ruhezeit von 47
mehr als einmal pro Woche erfolgen. Im Durch- aufeinanderfolgenden Stunden oder von zweimal
schnitt von zwei Wochen muss in diesem Fall die 35 aufeinanderfolgenden Stunden zu gewähren.
tägliche Ruhezeit 12 Stunden betragen. Ausser- Artikel 13
dem darf beim darauf folgenden Arbeitseinsatz Die Ersatzruhe für geleistete Feiertagsarbeit muss
keine Überzeit nach Artikel 25 ArGV 1 geleistet nicht in der Woche gewährt werden, die der Fei-
werden (Art. 19 ArGV 1). ertagsarbeit vorangeht oder folgt (Art. 20 Abs. 2
Artikel 10 Absatz 1 ArG). Sie kann auch für ein Kalenderjahr zusam-
mengefasst werden.
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen dürfen in
der Nacht in 12-Stunden-Schichten beschäftigt Artikel 14 Absatz 2
werden. Dabei darf die tägliche Arbeitszeit nach In Betrieben, die erheblichen saisonalen Schwan-
Abzug der Pausen 9 Stunden nicht überschreiten. kungen des Arbeitsanfalls unterworfen sind, muss
Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, die der wöchentliche freie Halbtag den Arbeitneh-
in solchen Schichten zum Einsatz gelangen, ist mern und Arbeitnehmerinnen nicht jede Woche,
eine tägliche Ruhezeit von 12 Stunden und ein- sondern kann während einem Zeitraum von 12
mal in der Woche eine zusammenhängende Ru- aufeinanderfolgenden Wochen gewährt werden.
hezeit von 48 Stunden zu gewähren.
Artikel 11
Die Lage des Sonntagszeitraumes (Art. 18 Abs. 1
ArG) kann bis um drei Stunden vor- oder nachver-
schoben werden. Diese Verschiebung darf nur für
den ganzen Betrieb oder einen klar abgrenzba-
ren Betriebsteil, nicht aber nur für einzelne Arbeit-

252 - 2
Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz 1
2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten Anhang zu
5. Abschnitt: Voraussetzungen für Nacht- und Sonntagsarbeit und den ununterbrochenen Betrieb Art. 28 Abs. 4
Art. 28 Unentbehrlichkeit von Nacht- und Sonntagsarbeit ArGV 1

Artikel 28 Absatz 4 ArGV 1 (Anhang)

Nachweis der technischen oder wirtschaftlichen


Unentbehrlichkeit von Nacht- oder Sonntagsarbeit
für einzelne Arbeitsverfahren

Der Nachweis der Unentbehrlichkeit von dauern- 6. Herstellung von Papier, beschichteten und
der oder regelmässig wiederkehrender Nacht- und behandelten Papieren, Karton und Zellulose
Sonntagsarbeit gilt für die nachstehend genann- Nacht- und Sonntagsarbeit für die ganze Produk-
ten Arbeitsverfahren im bezeichneten Umfang als tion von Basisprodukten.
vermutet:
7. Druckereien
1. Milchverarbeitung
Nacht- und Sonntagsarbeit für den Druck von Ta-
Nacht- und Sonntagsarbeit für die Annahme und ges- und Wochenzeitungen, soweit sie einen ho-
Behandlung von Milch sowie die Herstellung von hen Aktualitätsbezug aufweisen.
Milchprodukten und die zugehörigen Reinigungs-
arbeiten. 8. Kunststoffverarbeitung und Folienherstel-
lung durch Spritzgiessen, Blasen, Extrudie-
2. Müllereien ren, inkl. direkt damit verbundene Verede-
Nachtarbeit für die Bedienung der Müllereianla- lungsverfahren
gen. Nacht- und Sonntagsarbeit für alle direkten Her-
stellverfahren.
3. Teigwarenherstellung
Nachtarbeit für automatisierte Produktionsanla- 9. Chemische, chemisch-physikalische und
gen inkl. Trocknereien. biologische Arbeitsverfahren
Nacht- und Sonntagsarbeit für Verfahren, die aus
4. Herstellung von Bäckerei- und Konditorei- technischen Gründen nicht unterbrochen werden
waren können;
Nachtarbeit für die Produktion.
Nacht- und Sonntagsarbeit für die Durchführung
langfristiger technischer oder wissenschaftlicher
5. Bierbrauereien
Versuche;
Nacht- und Sonntagsarbeit für Mälzerei und Gär-
prozess; Nacht- und Sonntagsarbeit für Arbeiten mit Ver-
suchstieren und die unerlässlichen Arbeiten in Ge-
Nachtarbeit für Sudhaus. wächshäusern;
Sonntagsarbeit für die Betreuung von Versuchs-
tieren.

SECO, Januar 2015 AH1 - 1


1 Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz
Anhang zu 2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten
Art. 28 Abs. 4 5. Abschnitt: Voraussetzungen für Nacht- und Sonntagsarbeit und den ununterbrochenen Betrieb
Art. 28 Unentbehrlichkeit von Nacht- und Sonntagsarbeit
ArGV 1

10. Textilindustrie 14. Tunnel- und Stollenbau


Nacht- und Sonntagsarbeit in Spinnereien, Zwir- Nacht- und Sonntagsarbeit für Vortriebs- und Si-
nereien für die Herstellung von Garnen und Zwir- cherungsarbeiten.
nen, inkl. direkt damit verbundene Veredelungs-
verfahren; 15. Uhrenindustrie
Nacht- und Sonntagsarbeit in Webereien, Wirke- Teilweise Sonntagsarbeit für die Überprüfung von
reien und Strickereien für die Herstellung von Ge- mechanischen und automatischen Uhrwerken,
weben und Gestricken, inkl. damit verbundene die anschliessende Reglage sowie für die Chrono-
Veredelungsverfahren; meter-Prüfung.

Nacht- und Sonntagsarbeit in Stickereien, inkl. da- 16. Elektronikindustrie


mit verbundene Veredelungsverfahren.
Nacht- und Sonntagsarbeit für die Produktion in-
tegrierter Schaltkreise (Mikroelektronik).
11. Kalk- und Zementindustrie
Nacht- und Sonntagsarbeit für alle Mahl- und 17. Glasindustrie
Brennprozesse sowie für die Überwachung des
Nacht- und Sonntagsarbeit zur Verarbeitung von
Materialzu- oder -wegflusses.
Rohmaterial zu Glas.
12. Keramische Industrie (Ziegeleien, Kera-
mik- und Porzellanfabrikation)
Nacht- und Sonntagsarbeit für Brenn- und Tro-
ckenverfahren.

13. Metallindustrie
Nachtarbeit für
- die Bedienung von Elektroschmelzöfen, Vorwär-
meöfen sowie der damit unmittelbar im Zusam-
menhang stehenden Anlagen;
- für die Bedienung von Kalt- und Warmwalzwer-
ken sowie der damit unmittelbar im Zusammen-
hang stehenden Anlagen;
- für das Schweissen von Werkstücken, an denen
die Arbeit aus technischen Gründen nicht unter-
brochen werden kann;
- für das Bedienen von Druckguss- und Strang-
pressanlagen;
Nacht- und Sonntagsarbeit für die Bedienung von
Wärmebehandlungsanlagen.

AH1 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 2: Verordnung des WBF über gefährliche und beschwerliche 2
Arbeiten bei Schwangerschaft und Mutterschaft

Verordnung des WBF 822.111.52


über gefährliche und beschwerliche Arbeiten
bei Schwangerschaft und Mutterschaft
(Mutterschutzverordnung)
vom 20. März 2001 (Stand am 1. Juli 2015)
Das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF)1,
gestützt auf Artikel 62 Absatz 4 der Verordnung 1 vom 10. Mai 20002
zum Arbeitsgesetz (ArGV 1),
verordnet:

1. Kapitel: tin vorzunehmen, der oder die im Rahmen der


Allgemeine Bestimmungen Schwangerschaft die Arbeitnehmerin medizinisch
betreut.
1. Abschnitt: Gegenstand 2
Der Arzt oder die Ärztin nimmt eine Eignungs-
Art. 1 untersuchung an der schwangeren Frau oder der
1
Diese Verordnung regelt die Kriterien für die Be- stillenden Mutter vor. Er oder sie berücksichtigt
urteilung der gefährlichen und beschwerlichen bei der Beurteilung:
Arbeiten (Risikobeurteilung) nach Artikel 62 Ab- a. die Befragung und Untersuchung der Arbeit-
satz 3 ArGV 1 und umschreibt Stoffe, Mikroorga- nehmerin;
nismen und Arbeiten mit einem hohen Gefahren- b. das Ergebnis der vom Betrieb durch eine fach-
potenzial für Mutter und Kind (Ausschlussgründe) lich kompetente Person nach Artikel 17 veran-
nach Artikel 62 Absatz 4 ArGV 1. lassten Risikobeurteilung;
2
Sie bezeichnet: c. allenfalls weitere Informationen, die er oder sie
a. die fachlich kompetenten Personen nach Arti- aufgrund einer Rücksprache mit dem Verfasser
kel 63 Absatz 1 ArGV 1, die für die Beurteilung oder der Verfasserin der Risikobeurteilung oder
der Risiken für Mutter und Kind oder der Aus- dem Arbeitgeber erhalten hat.
3
schlussgründe (Beschäftigungsverbote) beizu- Eine schwangere Frau oder eine stillende Mut-
ziehen sind; ter darf im von einer Gefahr betroffenen Betrieb
b. die Personen, welche die Wirksamkeit der ge- oder Betriebsteil nicht beschäftigt werden, wenn
troffenen Schutzmassnahmen nach Artikel 62 der Arzt oder die Ärztin auf der Grundlage der Be-
Absatz 1 ArGV 1 überprüfen. fragung und der Untersuchung feststellt, dass:
a. keine oder eine ungenügende Risikobeurtei-
2. Abschnitt: Überprüfung von Schutz- lung vorgenommen wurde;
massnahmen b. die nach der Risikobeurteilung erforderlichen
Schutzmassnahmen nicht umgesetzt oder nicht
Art. 23 Grundsatz
eingehalten werden;
1
Die Beurteilung des Gesundheitszustandes der
schwangeren Frau oder der stillenden Mutter im 1
Die Bezeichnung der Verwaltungseinheit wurde in Anwendung von Art. 16
Abs. 3 der Publikationsverordnung vom 17. Nov. 2004 (SR 170.512.1) auf den
Rahmen der Überprüfung der Wirksamkeit von 1. Jan. 2013 angepasst. Die Anpassung wurde im ganzen Text vorgenommen.
getroffenen Schutzmassnahmen nach Artikel 62 2
3
SR 822.111
Fassung gemäss Ziff. I der V des WBF vom 17. Sept. 2008, in Kraft seit 1. Okt.
Absatz 2 ArGV 1 ist durch den Arzt oder die Ärz- 2008 (AS 2008 4487).

SECO, Juli 2015 AH2 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
2 Anhang 2: Verordnung des WBF über gefährliche und beschwerliche
Arbeiten bei Schwangerschaft und Mutterschaft

c. die nach der Risikobeurteilung getroffenen Art. 7 Bewegen schwerer Lasten


Schutzmassnahmen nicht genügend wirksam 1
Als gefährlich oder beschwerlich für Schwan-
sind; oder gere gelten bis zum Ende des sechsten Schwan-
d. Hinweise auf eine Gefährdung bestehen. gerschaftsmonats das regelmässige Versetzen von
Art. 3 Ärztliches Zeugnis Lasten von mehr als 5 kg oder das gelegentliche
1 Versetzen von Lasten von mehr als 10 kg sowie
Der untersuchende Arzt oder die untersuchende
bei der Bedienung mechanischer Hilfsmittel wie
Ärztin hält in einem Zeugnis fest, ob eine Beschäf-
Hebeln und Kurbeln ein maximaler Kraftaufwand
tigung am betreffenden Arbeitsplatz vorbehalt-
in beliebiger Richtung, der dem Heben oder dem
los, nur unter bestimmten Voraussetzungen oder
Tragen einer Last von mehr als 5 beziehungsweise
nicht mehr möglich ist.
10 kg entspricht5.
2
Der untersuchende Arzt oder die untersuchende 2
Ab dem siebten Schwangerschaftsmonat dür-
Ärztin teilt der betroffenen Arbeitnehmerin und
fen Schwangere schwere Lasten im Sinn von Ab-
dem Arbeitgeber das Ergebnis der Beurteilung
satz 1 nicht mehr bewegen.
nach Absatz 1 mit, damit der Arbeitgeber nöti-
genfalls die erforderlichen Massnahmen im von Art. 8 Arbeiten bei Kälte oder Hitze oder bei
der Gefahr betroffenen Betrieb oder Betriebsteil Nässe
treffen kann. Als gefährlich oder beschwerlich für Schwangere
Art. 4 Kostentragung gelten Arbeiten in Innenräumen bei Raumtempe-
raturen unter –5°C oder über 28°C sowie die re-
Der Arbeitgeber trägt die Kosten für die Aufwen-
gelmässige Beschäftigung mit Arbeiten, die mit
dungen nach Artikel 2 und 3.
starker Nässe verbunden sind. Bei Temperaturen,
die 15°C unterschreiten, sind warme Getränke
bereit zu stellen. Arbeiten bei Temperaturen unter
2. Kapitel: Risikobeurteilung und 10°C bis –5°C sind zulässig, sofern der Arbeitge-
Ausschlussgründe ber eine Bekleidung zur Verfügung stellt, die der
thermischen Situation und der Tätigkeit ange-
1. Abschnitt: Beurteilungskriterien der passt ist. Bei der Beurteilung der Raumtemperatur
Gefährdung sind auch Faktoren wie die Luftfeuchtigkeit, die
Art. 54 Vermutung der Gefährdung Luftgeschwindigkeit oder die Dauer der Expositi-
Sind die Voraussetzungen nach den Artikeln 7–13 on zu berücksichtigen.
erfüllt, wird eine Gefährdung von Mutter und Art. 9 Bewegungen und Körperhaltungen,
Kind vermutet. die zu vorzeitiger Ermüdung führen
Art. 6 Gewichtung der Kriterien Als gefährlich oder beschwerlich gelten während
Bei der Gewichtung der Kriterien sind auch die der Schwangerschaft und bis zur 16. Woche nach
konkreten Umstände im Betrieb zu berücksich- der Niederkunft Tätigkeiten, die mit häufig auf-
tigen wie namentlich das Zusammenwirken ver- tretenden ungünstigen Bewegungen oder Kör-
schiedener Belastungen, die Expositionsdauer, die perhaltungen verbunden sind, wie z.B. sich er-
Häufigkeit der Belastung oder der Gefährdung heblich strecken oder beugen, dauernd kauern
und weitere Faktoren, die einen positiven oder oder sich gebückt halten sowie Tätigkeiten mit
negativen Einfluss auf das abzuschätzende Ge-
4
Fassung gemäss Ziff. I der V des WBF vom 17. Sept. 2008, in Kraft seit 1. Okt.
fahrenpotential haben können. 2008 (AS 2008 4487).
5
Fassung gemäss Ziff. I der V des WBF vom 17. Sept. 2008, in Kraft seit 1. Okt.
2008 (AS 2008 4487).

AH2 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 2: Verordnung des WBF über gefährliche und beschwerliche 2
Arbeiten bei Schwangerschaft und Mutterschaft

fixierten Körperhaltungen ohne Bewegungsmög- Art. 12 Arbeiten unter Einwirkung von ioni-
lichkeit. Ebenso gehören dazu äussere Kraftein- sierender und nichtionisierender Strahlung9
wirkungen auf den Körper wie Stösse, Vibratio- 1
Ab Kenntnis einer Schwangerschaft bis zu ihrem
nen und Erschütterungen. Ende darf für beruflich strahlenexponierte Frauen
Art. 106 Mikroorganismen die Äquivalentdosis an der Oberfläche des Abdo-
1
mens 2 mSv und die effektive Dosis als Folge ei-
Bei einer Exposition gegenüber Mikroorganis-
ner Inkorporation 1 mSv nicht überschreiten (Art.
men der Gruppen 2–4 nach Anhang 2.1 der Ver-
36 Abs. 2 Strahlenschutzverordnung vom 22. Juni
ordnung vom 25. August 19997 über den Schutz
199410).
der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor Ge-
2
fährdung durch Mikroorganismen (SAMV) muss Stillende Frauen dürfen keine Arbeiten mit
im Rahmen einer Risikobeurteilung die Gesund- radioaktiven Stoffen ausführen, bei denen die Ge-
heitsgefährdung für Mutter und Kind im Kontext fahr einer Inkorporation oder radioaktiven Konta-
der Tätigkeiten, des Immunstatus der Arbeitneh- mination besteht (Art. 36 Abs. 3 Strahlenschutz-
merin und der getroffenen Schutzmassnahmen verordnung).
bewertet werden. Es ist sicherzustellen, dass eine 3
Ab Kenntnis einer Schwangerschaft bis zu ih-
solche Exposition zu keiner Schädigung von Mut-
rem Ende ist sicherzustellen, dass die Exposition
ter und Kind führt.
gegenüber nichtionisierenden Strahlungen zu kei-
2
Beim Umgang mit Mikroorganismen der Grup- nen Schädigungen für Mutter und Kind führt. Die
pe 2, von denen bekannt ist, dass sie fruchtschä- Grenzwerte nach Anhang 1 sind in jedem Fall ein-
digend wirken können, wie das Rötelnvirus oder zuhalten.11
Toxoplasma, ist eine Beschäftigung von schwange-
ren Frauen und stillenden Müttern nicht zulässig; Art. 1312 Einwirkung von chemischen Gefahr-
davon ausgenommen sind Fälle, in denen nach- stoffen
1
gewiesen ist, dass die Arbeitnehmerin durch Im- Es ist sicherzustellen, dass die Exposition gegen-
munisierung ausreichend dagegen geschützt ist. über Gefahrstoffen zu keinen Schädigungen für
Die Arbeiten mit den übrigen Mikroorganismen Mutter und Kind führt. Insbesondere sind die in
der Gruppe 2 sind für schwangere Frauen und stil- der Schweiz gemäss Grenzwertliste der Schwei-
lende Mütter nur zulässig, wenn durch eine Risi- zerischen Unfallversicherungsanstalt (SUVA) gülti-
kobeurteilung der Nachweis erbracht wird, dass gen Expositionsgrenzwerte einzuhalten.
sowohl für die Mutter als auch für das Kind eine 2
Als für Mutter und Kind besonders gefährlich
Gesundheitsgefährdung ausgeschlossen ist. gelten insbesondere:
3
Beim Umgang mit Mikroorganismen der Grup- a.13Arbeiten mit gesundheitsgefährdenden Stof-
pe 3 oder 4 ist eine Beschäftigung von schwange- fen oder Zubereitungen, die eingestuft sind
ren Frauen und stillenden Müttern nicht zulässig; mit mindestens einem der nachfolgenden Ge-
davon ausgenommen sind Fälle, in denen nachge-
wiesen ist, dass die Arbeitnehmerin durch Immu- 6
Fassung gemäss Ziff. I der V des WBF vom 17. Sept. 2008, in Kraft seit 1. Okt.
2008 (AS 2008 4487).
nisierung ausreichend dagegen geschützt ist. 7
SR 832.321
8
Fassung gemäss Ziff. I der V des WBF vom 17. Sept. 2008, in Kraft seit 1. Okt.
Art. 118 Einwirkung von Lärm 2008 (AS 2008 4487).
9
Fassung gemäss Ziff. I der V des WBF vom 23. Juni 2015, in Kraft seit 1. Juli.
2015 (AS 2015 2299).
Schwangere dürfen an Arbeitsplätzen mit einem 10
SR 814.501
Schalldruckpegel von  85 dB(A) (LEX 8 Std) nicht 11
Eingefügt durch Ziff. I der V des WBF vom 23. Juni 2015, in Kraft seit 1. Juli
2015 (AS 2015 2299).
beschäftigt werden. Belastungen durch Infra- 12
Fassung gemäss Ziff. I der V des WBF vom 17. Sept. 2008, in Kraft seit
1. Okt. 2008 (AS 2008 4487).
oder Ultraschall sind gesondert zu beurteilen. 13
Fassung gemäss Ziff. I der V des WBF vom 23. Juni 2015, in Kraft seit 1. Juli
2015 (AS 2015 2299).

SECO, Juli 2015 AH2 - 3


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
2 Anhang 2: Verordnung des WBF über gefährliche und beschwerliche
Arbeiten bei Schwangerschaft und Mutterschaft

fahrenhinweise (H-Sätze) nach der in Anhang gefährlichen oder beschwerlichen Arbeiten nach
2 Ziffer 1 der Chemikalienverordnung vom den Artikeln 7–13 verbunden sind oder wenn
5. Juni 201514 genannten Fassung der Verord- ein besonders gesundheitsbelastendes Schicht-
nung (EG) Nr. 1272/200815, sowie Arbeiten mit system vorliegt. Als besonders gesundheitsbelas-
Gegenständen, aus welchen diese Stoffe oder tend gelten Schichtsysteme, die eine regelmässige
Zubereitungen unter normalen oder vernünfti- Rückwärtsrotation aufweisen (Nacht-, Spät-, Früh-
gerweise vorhersehbaren Verwendungsbedin- schicht), oder solche mit mehr als drei hinterein-
gungen freigesetzt werden sollen: ander liegenden Nachtschichten.
1. Keimzellmutagenität: Kategorie 1A, 1B oder
2 (H340, H341), 3. Abschnitt:20 Ausschlussgründe
2. Karzinogenität: Kategorie 1A, 1B oder 2
Art. 15 Akkordarbeit und taktgebundene Arbeit
(H350, H350i, H351),
3. Reproduktionstoxizität: Kategorie 1A, 1B Nicht zulässig ist Arbeit im Akkord oder taktge-
oder 2 oder die zusätzliche Kategorie im Fall bundene Arbeit, wenn der Arbeitsrhythmus durch
von Wirkungen auf oder über die Laktation eine Maschine oder technische Einrichtung vorge-
(H360, H360D, H360FD, H360Fd, H360Df, geben wird und von der Arbeitnehmerin nicht be-
H361, H361d, H361fd, H362), einflusst werden kann.
4. spezifische Zielorgan-Toxizität nach einmal- Art. 1621 Besondere Beschäftigungsverbote
iger Exposition: Kategorie 1 oder 2 (H370, 1
Schwangere Frauen dürfen nicht beschäftigt
H371);
werden für Arbeiten bei überdruck wie Arbeiten
b. Quecksilber und Quecksilberverbindungen; in Druckkammern oder Taucharbeiten.
c. Mitosehemmstoffe; 2
Schwangere Frauen dürfen Räumlichkeiten mit
d. Kohlenmonoxid. sauerstoffreduzierter Atmosphäre nicht betreten.
3 3
Als für Mutter und Kind besonders gefährlich Der Arbeitgeber muss Frauen vor einer Beschäf-
gelten auch Arbeiten mit gesundheitsgefährden- tigung nach den Absätzen 1 und 2 in angemesse-
den Stoffen und Zubereitungen, die, anstatt mit ner Weise über die Gefahren solcher Aktivitäten
den H-Sätzen nach Absatz 2 Buchstabe a, mit den während der Schwangerschaft informieren. Dabei
entsprechenden Risikosätzen (R-Sätzen) nach der muss er sie darauf aufmerksam machen, dass die
Chemikalienverordnung vom 18. Mai 200516 ge- Gefahren ab dem ersten Tag der Schwangerschaft
kennzeichnet wurden. Die Entsprechungen zwi- bestehen. Wenn eine Frau Zweifel über das Beste-
schen den H-Sätzen und den R-Sätzen sind in An- hen einer Schwangerschaft äussert, so sind solche
hang 2 festgelegt.17 Beschäftigungen in jedem Fall verboten.
4
Für Absatz 2 Buchstabe a sind die Übergangsbe-
stimmungen nach Anhang 2 Ziffer 4 der Chemi- 14
SR 813.11
kalienverordnung vom 5. Juni 2015 anwendbar.18 15
Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 des Europäischen Parlaments und des Ra-
tes vom 16. Dezember 2008 über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpa-
ckung von Stoffen und Gemischen, zur Änderung und Aufhebung der Richt-
linien 67/548/EWG und 1999/45/EG und zur Änderung der Verordnung (EG)
2. Abschnitt:19 Stark belastende Arbeits- Nr. 1907/2006.
zeitsysteme 16
AS 2005 2721, 2007 821, 2009 401 805 1135, 2010 5223, 2011 5227,
2012 6103, 2013 201 3041, 2014 2073 3857
17
Eingefügt durch Ziff. I der V des WBF vom 23. Juni 2015, in Kraft seit 1. Juli
Art. 14 2015 (AS 2015 2299).
18
Eingefügt durch Ziff. I der V des WBF vom 23. Juni 2015, in Kraft seit 1. Juli
Frauen dürfen während der gesamten Schwanger- 2015 (AS 2015 2299).
19
Ursprünglich 3. Abschn.
schaft und danach während der Stillzeit nicht 20
Ursprünglich 4. Abschn.
21
Fassung gemäss Ziff. I der V des WBF vom 17. Sept. 2008, in Kraft seit
Nacht- und Schichtarbeit leisten, wenn diese mit 1. Okt. 2008 (AS 2008 4487).

AH2 - 4
Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 2: Verordnung des WBF über gefährliche und beschwerliche 2
Arbeiten bei Schwangerschaft und Mutterschaft

3. Kapitel: Fachlich kompetente Art. 18 Information


Personen und Information 1
Der Arbeitgeber sorgt dafür, dass die zur Risiko-
beurteilung beigezogenen Personen zu allen Infor-
Art. 17 Fachlich kompetente Personen mationen gelangen, die für eine Beurteilung der
1
Fachlich kompetente Personen nach Artikel 63 betrieblichen Situation und zur Überprüfung der
Absatz 1 ArGV 1 sind Arbeitsärzte und Arbeitsärz- getroffenen Schutzmassnahmen notwendig sind.
2
tinnen sowie Arbeitshygieniker und Arbeitshygie- Der Arbeitgeber sorgt auch dafür, dass der Arzt
nikerinnen nach der Verordnung vom 25. Novem- oder die Ärztin nach Artikel 2 zu den für die Be-
ber 199622 über die Eignung der Spezialistinnen urteilung der Beschäftigung der schwangeren
und Spezialisten der Arbeitssicherheit sowie wei- Frau oder stillenden Mutter notwendigen Informa-
tere Fachspezialisten, wie Ergonomen, die sich tionen gelangt.
über die notwendigen Kenntnisse und Erfahrun-
gen zur Durchführung einer Risikobeurteilung 4. Kapitel: Schlussbestimmungen
nach Artikel 4 und 5 der genannten Verordnung
Art. 19
ausweisen können.
2 Diese Verordnung tritt am 1. April 2001 in Kraft.
Es ist sicherzustellen, dass bei der Risikobeur-
teilung alle zu beurteilenden Fachbereiche kom-
petent abgedeckt werden.

Grenzwerte für die Exposition von schwangeren Arbeitnehmerinnen durch


nichtionisierende Strahlung
1. Grenzwerte für die Exposition in einem Feld einer einzigen Frequenz

Anhang 123 (Art. 12 Abs. 3)


Grenzwert für den Effektivwert der Feldgrössen:

Frequenz elektrischen Feld- magnetischen Feld- magnetischen Fluss- Mittelungsdauer


stärke E (V/m) stärke H (A/m) dichte B (μT) (Minuten)

Statische Felder 0 Hz
< 1 Hz – 32 000 40 000 –*
Niederfrequenter Bereich 1–100 kHz
1–8 Hz 10 000 32 000 / f 2 40 000 / f 2 –*
8–25 Hz 10 000 4000 / f 5000 / f –*
0,025–0,8 kHz 250 / f 4/f 5/f –*
0,8–3 kHz 250 / f 5 6,25 –*
3–100 kHz 87 5 6,25 –*
Hochfrequenter Bereich > 100 kHz
100–150 kHz 87 5 6,25 6
0,15–1 MHz 87 0,73 / f 0,92 / f 6
1–10 MHz 87 / 0,73 / f 0,92 / f 6
10–400 MHz 28 0,073 0,092 6
400–2000 MHz 1,375 0,0037 0,0046 6
2–10 GHz 61 0,16 0,20 6
10–300 GHz 61 0,16 0,20 68 / f 1.05
f: Frequenz in der in der ersten Tabellenspalte angegebenen Einheit 22
SR 822.116
23
Eingeführt durch Ziffer. II der V des WBF
* Massgebend ist der höchste Effektivwert; dieser darf zu keinem Zeitpunkt überschritten vom 23. Juni 2015, in Kraft seit 1. Juli 2015
werden. (AS 2015 2299).

SECO, Juli 2015 AH2 - 5


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
2 Anhang 2: Verordnung des WBF über gefährliche und beschwerliche
Arbeiten bei Schwangerschaft und Mutterschaft

2. Grenzwerte für den Fall gleichzeitiger Ex- 3. Grenzwerte für den Fall von Expositionen
position in Feldern mit mehreren Frequenzen mit gepulsten oder oberwellenhaltigen Fel-
Die Berechnung der Grenzwerte für den Fall dern
gleichzeitiger Exposition in Feldern mit mehreren Die Berechnung der Grenzwerte für den Fall von
Frequenzen richtet sich nach der Richtlinie der In- Expositionen mit gepulsten sowie oberwellenhal-
ternationalen Kommission zum Schutz vor nichti- tigen niederfrequenten Feldern bis zu einer Fre-
onisierender Strahlung über die Begrenzung der quenz von 100 kHz richtet sich nach dem ICNIRP-
Immissionen elektrischer, magnetischer und elek- Statement «Guidance on Determining Compliance
tromagnetischer Wechselfelder (bis 300 GHz) of Exposure to Pulsed Fields and Complex Non-
(Guidelines for Limiting Exposure to Time-Varying sinusoidal Waveforms below 100 kHz with IC-
Electric, Magnetic, and Electromagnetic Fields (up NIRP Guidelines»25. Für hochfrequente Felder ab
to 300 GHz)24) (ICNIRP-Richtlinie). 100 kHz bis 300 GHz gelten die Berechnungen
und Bewertungen der ICNIRP-Richtlinie.

Entsprechungen zwischen H-Sätzen und R-Sätzen


Anhang 226 (Art. 13 Abs. 3)

H-Sätze R-Sätze
Gefahrenklasse, Gefahrenkate- Kodierung der Gefahren- Gefahrenbezeichnung Kodierung der besonde-
gorie und Gefahrenkodierung hinweise ren Gefahren

Muta. 1A oder 1B H340 Muta. Cat. 1 oder 2 R46


Muta. 2 H341 Muta. Cat. 3 R68
Carc. 1A oder 1B H350 Carc. Cat. 1 oder 2 R45
Carc. 1A oder 1B H350i Carc. Cat. 1 oder 2 R49
Carc. 2 H351 Carc. Cat. 3 R40
Repr. 1A oder 1B H360F Repr. Cat. 1 oder 2 R60
Repr. 1A oder 1B H360D Repr. Cat. 1 oder 2 R61
Repr. 1A oder 1B H360FD Repr. Cat. 1 oder 2 R60/61
Repr. 2 H361f Repr. Cat. 3 R62
Repr. 2 H361d Repr. Cat. 3 R63
Repr. 2 H361fd Repr. Cat. 3 R62–63
Lact. H362 Muta. Cat. 1 oder 2 R64
STOT SE 1 H370 T R39/23
T R39/24
T R39/25
T+ R39/26
T+ R39/27
T+ R39/28
STOT SE 2 H371 Xn R68/20
Xn R68/21
Xn R68/22

24
Guidelines for Limiting Exposure to Time-Varying Electric, Magnetic, and
Electromagnetic Fields (up to 300 GHz). Health Physics 74 (4): S. 494-522, hier
S. 513; 1998. Die englische Richtlinie kann eingesehen werden unter: www.
icnirp.de > Publications > EMF
25
Guidance on Determining Compliance of Exposure to Pulsed Fields and
Complex Nonsinusoidal Waveforms below 100 kHz with ICNIRP Guidelines.
Health Physics 84 (3): S. 383-387; 2003. Das englische Statement kann einge-
sehen werden unter: www.icnirp.de > Publications > EMF
26
Eingefügt durch Ziff. II der V des WBF vom 23. Juni 2015, in Kraft seit 1. Juli
2015 (AS 2015 2299).

AH2 - 6
Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 3.1: Verordnung des WBF zur Bezeichnung der Bahnhöfe und Flughäfen gemäss 3.1
Artikel 26a Absatz 2 der Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz

Verordnung des WBF 822.112.1


zur Bezeichnung der Bahnhöfe und Flughäfen
gemäss Artikel 26a Absatz 2
der Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
vom 16. Juni 2006 (Stand am 1. Mai 2013)
Das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF)1,
gestützt auf Artikel 26a Absatz 2 der Verordnung 2 vom 10. Mai 20002
zum Arbeitsgesetz (ArGV 2),
verordnet:

Art. 13 Bahnhöfe und Flughäfen Art. 2


1
Als Bahnhöfe, welche aufgrund ihres grossen Diese Verordnung tritt am 1. Juli 2006 in Kraft.
Reiseverkehrs Zentren des öffentlichen Verkehrs
gemäss Artikel 27 Absatz 1ter des Arbeitsgesetzes
vom 13. März 19644 sind, gelten:
Aarau, Baden, Basel Badischer Bahnhof, Basel SBB,
Bellinzona, Bern, Biel/Bienne, Brig, Bulle, Chur,
Frauenfeld, Fribourg/Freiburg, Genève, Genève-
Aéroport, Lausanne, Lugano, Luzern, Neuchâ-
tel, Nyon, Olten, Schaffhausen, Sion, Solothurn,
St. Gallen, Thun, Uster, Vevey, Visp, Wil, Winter-
thur, Zug, Zürich Flughafen, Zürich Altstetten, Zü-
rich Enge, Zürich Hauptbahnhof, Zürich Oerlikon,
Zürich Stadelhofen.
2
Als Flughäfen gemäss Artikel 27 Absatz 1ter ArG
gelten:
Bern Belp, Genève Cointrin, Lugano Agno, Sion,
St. Gallen Altenrhein, Zürich Kloten

1
Die Bezeichnung der Verwaltungseinheit wurde in Anwendung von Art. 16
Abs. 3 der Publikationsverordnung vom 17. Nov. 2004 (SR 170.512.1) auf den
1. Jan. 2013 angepasst. Die Anpassung wurde im ganzen Text vorgenommen.
2
SR 822.112
3
Fassung gemäss Ziff. I der V des WBF vom 6. März 2013, in Kraft seit 1. Mai
2013 (AS 2013 817).
4
SR 822.11

SECO, Januar 2015 AH3.1 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 3.2: Verordnung des WBF zur Bezeichnung der Einkaufszentren für die Bedürfnisse
des internationalen Fremdenverkehrs gemäss Artikel 25 Absatz 4 der Verordnung 2
3.2
zum Arbeitsgesetz

Verordnung des WBF 822.112.2


zur Bezeichnung der Einkaufszentren
für die Bedürfnisse des internationalen
Fremdenverkehrs gemäss Artikel 25 Absatz 4
der Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz
vom 13. Juli 2015 (Stand am 1. Februar 2016)
Das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF),
gestützt auf Artikel 25 Absatz 4 der Verordnung 2 vom 10. Mai 20001
zum Arbeitsgesetz (ArGV 2),
verordnet:

Art. 12 Einkaufszentren für die Bedürfnisse Art. 2 Inkrafttreten


des intern ationalen Fremdenverkehrs Diese Verordnung tritt am 1. August 2015 in Kraft.
Als Einkaufzentren, die den Bedürfnissen des in-
ternationalen Fremdenverkehrs gemäss Artikel 25
Absatz 4 ArGV 2 dienen, gelten die folgenden
Einkaufszentren:
a. Foxtown Factory Stores in Mendrisio;
b. Designer Outlet in Landquart.

SR 822.122.2
1
SR 822.112
2
Fassung gemäss Ziff. I der V des WBF vom 7. Jan. 2016, in Kraft seit
1. Febr. 2016 (AS 2016 349).

SECO, Februar 2016 AH3.2 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 4: Leitfaden zur medizinischen Vorsorge für Nacht- 4
und Schichtarbeitende

Leitfaden zur medizinischen Vorsorge


für Nacht- und Schichtarbeitende
(siehe auch Wegleitung zur Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz)
(Art. 43 bis 45, Massnahmen bei Nachtarbeit, Medizinische Untersuchung und Beratung)

1. Rechtliche Grundlagen Bei Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit, bei


verlängerter Dauer der Nachtarbeit und im Fall ei-
1.1 Einführung
ner obligatorischen Untersuchung und Beratung
1.1.1 Artikel 17c Absatz 1 ArG wird verlangt, dass der untersuchende Arzt sich
Gemäss Artikel 17c Absatz 1 des am 1.8.2000 in mit dem Arbeitsprozess, den Arbeitsverhältnissen
Kraft getretenen revidierten Arbeitsgesetzes (ArG) und den arbeitsmedizinischen Grundlagen ver-
hat der Arbeitnehmer, der über längere Zeit Nacht- traut gemacht hat. Das bedeutet, dass er sich ein
arbeit verrichtet, Anspruch auf eine Untersuchung Bild über die konkrete Arbeitssituation der zu un-
seines Gesundheitszustandes sowie darauf, sich tersuchenden Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
beraten zu lassen, wie die mit seiner Arbeit ver- nen machen kann.
bundenen Gesundheitsprobleme vermindert oder Aufgrund dieser Kenntnis und in Kenntnis der
vermieden werden können. persönlichen Situation (privates Umfeld) muss der
1.1.2 Artikel 17c Absatz 2 ArG Arzt die Person zusätzlich beraten.
Nach Absatz 2 dieses Artikels werden die Einzel- Frauen haben Anspruch auf medizinische Unter-
heiten über die medizinische Untersuchung und suchung und Beratung durch eine Ärztin.
Beratung in den Artikeln 43–45 der Verordnung 1 1.2.2 Artikel 44 ArGV 1: Anspruch
zum Arbeitsgesetz (ArGV 1) geregelt. Gemäss Artikel 44 ArGV 1 und basierend auf Arti-
1.1.3 Artikel 17c Absatz 3 ArG kel 17c Abs. 1 ArG haben alle Arbeitnehmer und
Der Arbeitgeber trägt die Kosten der medizini- Arbeitnehmerinnen mit 25 und mehr Nachtein-
schen Untersuchung und der Beratung, soweit sätzen pro Jahr Anspruch auf eine medizinische
nicht ein Versicherer des Arbeitnehmers dafür Untersuchung und Beratung. Dieser Anspruch
aufkommt. kann alle zwei Jahre, ab 45 Jahren jährlich geltend
gemacht werden.
1.2 Spezielles Es besteht dabei keine gesetzliche Grundlage zu
einer Mitteilung des Entscheides gegenüber dem
1.2.1 Artikel 43 ArGV 1: Medizinische Arbeitgeber. Der Arzt soll jedoch den Arbeitneh-
Untersuchung und Beratung mer umfassend über die möglichen Folgen seines
In Artikel 43 ArGV 1 wird, gestützt auf Artikel 17c Befundes informieren und das weitere Vorgehen
ArG der Begriff der Medizinischen Untersuchung absprechen.
und Beratung erläutert. Es handelt sich dabei um
eine Basiskontrolle des Gesundheitszustandes.
Der Umfang richtet sich nach der Tätigkeit.

SECO, November 2013 AH4 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
4 Anhang 4: Leitfaden zur medizinischen Vorsorge für Nacht-
und Schichtarbeitende

1.2.3 Artikel 45 ArGV 1: Obligatorium beit entstehen können. Beide Problemkreise gilt
Gemäss Artikel 45 ArGV 1 ist eine medizinische es frühzeitig zu erkennen. Sowohl die Erstunter-
Untersuchung und Beratung obligatorisch für Ju- suchung (z. B. Eignungsabklärung) als auch die
gendliche, die Nachtarbeit zwischen 1 und 6 Uhr Folgeuntersuchungen bestehen jeweils aus einer
verrichten, sowie für Arbeitnehmer und Arbeit- medizinischen Untersuchung (Anamnese, klini-
nehmerinnen, welche mit besonderen Belastun- scher Untersuch) und einer Beratung (Erörterung
gen und Gefahren verbundene Nachtarbeit leisten. der beruflichen und privaten Situation vor dem
Im Einzelnen versteht man unter «besonderen Hintergrund möglicher gesundheitlicher Risiken
Belastungen und Gefahren» physikalische Einwir- durch Nacht- und Schichtarbeit).
kungen wie gehörschädigender Lärm, starke Er-
schütterungen, Hitze und Kälte (lit. a), Exposition 2.1 Erstuntersuchung
an Luftschadstoffen mit Werten von >50% MAK Sie umfasst im wesentlichen die folgenden Punkte:
(= Max. Arbeitsplatzkonzentrationswerte gesund-
heitsgefährdender Stoffe) (lit. b), ausserordent- 2.1.1 Anamnese und Untersuchung
liche physische, psychische und mentale Belas- Persönliche Anamnese
tungen (lit. c), Arbeitsplätze, wo allein gearbeitet unter besonderer Berücksichtigung folgender ge-
wird (lit. d) sowie verlängerte Dauer der Nachtar- sundheitlicher Störungen:
beit und Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesar- – chronische bzw. rezidivierende Verdauungsstö-
beit (lit. e). rungen, vor allem bestehendes oder durchge-
Die obligatorische medizinische Untersuchung machtes Magen- oder Zwölffingerdarmge-
und Beratung muss vor Antritt der Arbeit erfolgen schwür
(im Sinne einer Eignungsabklärung) und dann alle – Angina pectoris, durchgemachter Herzinfarkt
zwei Jahre wiederholt werden. oder Hirnschlag, andauernde Hypertonie
Der untersuchende Arzt eröffnet seinen Entscheid – Diabetes mellitus
dem/der Betroffenen und dem Arbeitgeber. – Epilepsie sowie andere Anfallsleiden
Der Arzt kann eine Zulassung zur Nachtarbeit von – Asthma bronchiale
gesundheitserhaltenden Massnahmen am Arbeits- – schwere psychische oder psychosomatische Stö-
platz abhängig machen. rungen
Zur Umsetzung solcher Massnahmen muss sich – Suchterkrankungen
der Arzt in diesem Fall vom Berufsgeheimnis ent- – ausgeprägte Schlafstörungen
binden lassen, damit er dem Arbeitgeber für den – andere Gesundheitsstörungen, welche eine scho-
Einzelfall konkrete Vorgaben machen kann. nende Lebensführung erfordern, wie z.B. eine
Netzhautablösung
Untersuchung unter besonderer Berücksichti-
2. Erläuterungen zum Vorgehen gung folgender Merkmale:
des mit der Untersuchung – Allgemeinzustand
und Beratung beauftragten – Blutdruck
Arztes – Zucker und Eiweiss im Urin
Zweck der medizinischen Erstuntersuchung und Ergänzende Untersuchungen zur weiteren Ab-
der Nachuntersuchungen ist einerseits die Erken- klärung unklarer Beschwerden*)
nung von für eine Nachtschichttauglichkeit rele- *) Deuten klinische Befunde auf eine mögliche Pa-
vanten vorbestehenden Gesundheitsstörungen. thologie hin, soll sich der beurteilende Arzt mög-
Anderseits gilt es, Gesundheitsstörungen zu er- lichst auf bereits vorhandene Dokumente (z.B.
kennen, die infolge von Nacht- und Schichtar- EKG, Thorax-Röntgenbild, Nachfrage beim Haus-

AH4 - 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 4: Leitfaden zur medizinischen Vorsorge für Nacht- 4
und Schichtarbeitende

arzt bzw. behandelnden Arzt) stützen. Kostspie- Ausserberufliche Verpflichtungen:


lige Abklärungen können nicht vom Arbeitgeber Problematik der kumulativen Belastungsfaktoren
übernommen werden. (Nebenbeschäftigung, soziale Verpflichtungen,
Betreuungsaufgaben).
Eine Abklärung des psychosozialen Umfeldes
sollte, wo immer möglich, in die ärztliche Beurtei- 2.1.3 Entscheid
lung einbezogen werden; dies unter besonderer Grundsätzlich liegt der Entscheid bei dem die Un-
Berücksichtigung von: tersuchung durchführenden Arzt.
– Zusatzbelastungen durch Selbstversorgung,
Eignung
Haushaltarbeit, Betreuungspflichten;
Dem vorgesehenen Einsatz steht nichts im Wege.
– lärmige Wohnung;
– lange Wegzeiten etc. Vorübergehende Nichteignung
Die Nachtarbeit sollte vorübergehend aufgegeben
Bemerkung
werden, wenn damit gerechnet werden kann,
Die oben aufgeführten, anamnestischen und ob-
dass die Krankheit nur vorübergehend ist.
jektiven Befunde sprechen zwar im Allgemeinen
gegen die Eignung für die Nachtarbeit, sie sollten Bedingte Eignung
aber individuell beurteilt werden. Beispiel: Ein sehr Eine Weiterbeschäftigung am bisherigen Ar-
gut kompensierter Diabetes mellitus sollte nicht als beitsplatz kommt nur in Frage, wenn Verbes-
absolute Kontraindikation für Nachtarbeit gelten. serungen an den Arbeitsbedingungen erfol-
gen. Allenfalls können diese Verbesserungen
2.1.2 Beratung
vom Arbeitgeber nur nach Entbindung der
Jede Erstuntersuchung schliesst im Falle der Eig-
Schweigepflicht (gemäss Art. 45 Abs. 5 ArGV 1)
nung für Nachtarbeit eine Beratung mit ein. Die
des Arztes vorgenommen werden.
eigentliche Beratung zur Aufrechterhaltung der
Gesundheit berücksichtigt folgende Punkte: Nichteignung
Die Nachtarbeit sollte definitiv aufgegeben wer-
Erhöhte Gesundheitsrisiken durch Nachtarbeit:
den, wenn dauernde gesundheitliche Bedenken
– Schlafstörungen (mit der Gefahr eines chroni-
vorliegen.
schen Schlafdefizits): Massnahmen zur Sicher-
stellung ausreichenden Schlafes Untersuchung im Rahmen eines Anspruchs
– Magen-Darm-Störungen: Ernährung und Anpas- Der Entscheid über Eignung, bedingte Eignung
sung an die besonderen Bedürfnisse der unre- oder über Nichteignung ist dem/der Betroffenen
gelmässigen Arbeit, Pausenverpflegung, Proble- mitzuteilen.
matik des Übergewichts Grundsätzlich kann der Entscheid dem Arbeitge-
– Psychische Störungen: Umgang mit Genussmit- ber nur mit dem Einverständnis des Arbeitneh-
teln und Hinweis auf Suchtgefahr (Nikotin, Al- mers oder der Arbeitnehmerin mitgeteilt werden
kohol, Medikamente), Einnahme von Psycho- (Art. 44a Abs. 2 ArG i.V.m. Art. 83 ArGV 1). Aus-
pharmaka. nahmsweise können auch Daten über den Ge-
sundheitszustand bekannt gegeben werden, so-
Bedeutung von Erholungs- und Ruhezeit:
fern sie im Zusammenhang mit der Tätigkeit eine
Stellenwert sozialer Betätigung trotz erschwerter
Gefahr für Leben oder Gesundheit des Arbeitneh-
Bedingungen durch den unregelmässigen Schicht-
mers oder der Arbeitnehmerin bedeuten (Art. 44a
dienst, Problematik des Bewegungsmangels, Rolle
Abs. 3 ArG).
der Freizeit.

SECO, November 2013 AH4 - 3


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
4 Anhang 4: Leitfaden zur medizinischen Vorsorge für Nacht-
und Schichtarbeitende

Obligatorische medizinische Untersuchung – chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Hyper-


Der Entscheid «geeignet», «vorübergehend nicht tonie, koronare Herzkrankheit)
geeignet», «bedingt geeignet», «nicht geeignet», – endokrine Störungen (insbesondere Diabetes
ist dem betroffenen Arbeitnehmer / der betroffenen mellitus, Schilddrüsenfunktionsstörung)
Arbeitnehmerin und dem Arbeitgeber mitzuteilen. – psychische oder psychosomatische Störungen
Dieser hat das Dokument aufzubewahren und auf – Suchterkrankungen
Verlangen der zuständigen Behörde vorzulegen. – chronische Erkrankungen des zentralen Nerven
Um das Vertrauensverhältnis nicht zu gefährden, systems mit drohender Progredienz, z.B. Epilepsie
sollte der Arzt den Patienten über die Geheimnis- – gesteigerter Konsum von Medikamenten
offenbarung orientieren. Die Bekanntgabe ar- – bedeutende Gewichtsveränderungen
beitsmedizinischer Schlussfolgerungen an die
2.2.2 Beratung
Betriebsleitung, vor allem bei Vorliegen einer be-
Aufgrund der Feststellungen ist ein Beratungs-
dingten Eignung, soweit solche im Interesse des
gespräch durchzuführen, mit welchem eine Ver-
zweckmässigen Einsatzes eines Betriebsangehö-
besserung und Bewältigung von allfälligen Befun-
rigen mit Rücksicht auf die Gesundheit liegt, ist
den und Schwierigkeiten hingewiesen werden soll.
unerlässlich. Mit anderen Worten muss der Arzt
im Fall einer bedingten Eignung die Massnahmen 2.2.3 Entscheid
auflisten, die vom Arbeitgeber zu treffen sind. Der Entscheid ist wie unter 2.1.3 dargelegt mitzu-
Diese Massnahmen können personeller, organisa- teilen (s. oben).
torischer oder technischer Art sein.
Im Falle einer bedingten Eignung lässt sich der
Arzt von der Arbeitnehmerin oder dem Arbeit-
nehmer von der Schweigepflicht entbinden. Die 3. Kostenübernahme (s. Ziff. 1.1.3)
gesetzliche Grundlage dazu ist in Art. 45 Abs. 5
ArGV 1 geregelt. Gemäss Artikel 17c Absatz 3 ArG trägt der Ar-
Bei obligatorischer Untersuchung und Beratung beitgeber die Kosten für die medizinische Unter-
(gemäss Art. 45 ArGV 1) muss der Entscheid dem/ suchung und Beratung, soweit nicht ein anderer
der Betroffenen und dem Arbeitgeber mitgeteilt Kostenträger dafür aufkommt (Versicherung des/
werden. Eine Information muss in jedem Fall erfol- der Betroffenen).
gen. Im Übrigen gelten die gleichen Anweisungen Die Eignungsuntersuchung sollte prinzipiell den
wie im Abschnitt unter «Untersuchung und Bera- Rahmen einer Anamnese mit klinischer Untersu-
tung auf Anspruch» dargelegt (s. oben). chung und einer Beratung nicht sprengen. Mit an-
deren Worten handelt es sich hier nicht um eine
2.2 Folgeuntersuchungen vertrauensärztliche Untersuchung einer Versiche-
rung, sondern um eine eigentliche Triage-Unter-
2.2.1 Verlauf
suchung. Zusätzliche Abklärungen (EKG, Rönt-
Zunächst soll der Verlauf in gesundheitlicher
gen, Labor etc.) sollten die Ausnahme sein. In
Hinsicht seit dem Zeitpunkt der Aufnahme von
erster Linie sollte auf bereits vorliegende Doku-
Nacht- und Schichtarbeit erhoben werden. Weiter
mente und Untersuchungsresultate zurückgegrif-
sind allfällige Befunde aus der Erstuntersuchung
fen werden.
zu überprüfen. Allfällige in der Zwischenzeit auf-
Die Kosten bewegen sich je nach Aufwand zwi-
getretene Störungen müssen festgestellt werden.
schen 80 und 160 CHF und können gemäss unse-
Es kommen in Frage:
rem aktuellen Wissensstand nicht nach TARMED
– chronische, schwere Schlafstörungen
abgerechnet werden.
– chronische Erkrankungen des Magen-Darm-
Traktes

AH4 - 4
Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 5: Schichtpläne 5
Schichtplan Nr. 201: 2-Schicht-Betrieb mit 1 Randstunde Nachtarbeit

Schichtplan Nr. 201

2-Schicht-Betrieb mit 1 Randstunde Nachtarbeit


(5–6 Uhr)

Schichtplan Nr. 201 Betriebs-Nr.


2-Schichtbetrieb mit 1 Stunde Nachtarbeit
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


5:00 14:00 23:00 5:00 14:00 23:00 5:00 14:00 23:00 5:00 14:00 23:00 5:00 14:00 23:00 5:00 14:00 23:00 5:00 14:00 23:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00
A ohne 8:30 8:30 8:30 8:30 8:30 45:00 42:30
1 mit 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00
B ohne 8:30 8:30 8:30 8:30 8:30 45:00 42:30

mit 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00


A ohne 8:30 8:30 8:30 8:30 8:30 45:00 42:30
2 mit 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00
B ohne 8:30 8:30 8:30 8:30 8:30 45:00 42:30
Im Durchschnitt von 2 Wochen: 45:00 42:30

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- • Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen nachverschoben werden mit entsprechendem
(Art. 15 ArG): späterem Arbeitsschluss.
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 5½ Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilli-
Stunden gungsdauer.
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als • Die Schichtzeiten können bis um ½ Stunde ver-
7 Stunden längert werden (Überlappung).
Pausen bis zu einer halben Stunde dürfen nicht Die Betriebszeit von 18 Stunden pro Tag wird
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1) dabei nicht verlängert.

Schichtwechsel: Rechtsgrundlage:
Wöchentlich oder spätestens nach 6 Wochen. Art. 17, 19 und 20 ArG.

SECO, Juli 2010 AH5 - 1


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
5 Anhang 5: Schichtpläne
Schichtplan Nr. 202: 2-Schicht-Betrieb mit 2 Stunden Nachtarbeit

Schichtplan Nr. 202

2-Schicht-Betrieb mit 2 Stunden Nachtarbeit

Schichtplan Nr. 202 Betriebs-Nr.


2-Schichtbetrieb mit 2 Stunden Nachtarbeit
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


5:00 14:30 0:00 5:00 14:30 0:00 5:00 14:30 0:00 5:00 14:30 0:00 5:00 14:30 0:00 5:00 14:30 0:00 5:00 14:30 0:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 9:30 9:30 9:30 9:30 9:30
A ohne 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00 47:30 45:00
1 mit 9:30 9:30 9:30 9:30 9:30
B ohne 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00 47:30 45:00

mit 9:30 9:30 9:30 9:30 9:30


A ohne 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00 47:30 45:00
2 mit 9:30 9:30 9:30 9:30 9:30
B ohne 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00 47:30 45:00
Im Durchschnitt von 2 Wochen: 47:30 45:00

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- Betriebszeit von 19 Stunden pro Tag, nur mit
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen Verschiebung des Nachtzeitraumes möglich:
(Art. 15 ArG): 22:00 bis 5:00 Uhr oder 24:00 bis 7:00 Uhr
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 5½
Stunden Rechtsgrundlage:
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als Art. 17, 19 und 20 ArG.
7 Stunden
Pausen bis zu einer halben Stunde dürfen nicht
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1)

Schichtwechsel:
Wöchentlich oder spätestens nach 6 Wochen.

AH5 - 2 SECO, Juli 2010


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 5: Schichtpläne 5
Schichtplan Nr. 301: 3-Schicht-Betrieb mit Fünftagewoche

Schichtplan Nr. 301

3-Schicht-Betrieb mit Fünftagewoche

Schichtplan Nr. 301 Betriebs-Nr.


3-Schichtbetrieb (5-Tage-Woche)
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
1 B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
2 B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
3 B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
Im Durchschnitt von 3 Wochen: 40:00 37:30

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor-
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen oder nachverschoben werden mit entsprechend
(Art. 15 ArG): früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 5½ Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilligungs-
Stunden dauer.
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als
7 Stunden Rechtsgrundlage:
Pausen bis zu einer halben Stunde dürfen nicht Art. 17, 19 und 20 ArG.
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1)

Schichtwechsel:
Wöchentlich oder spätestens nach 6 Wochen.

SECO, Juli 2010 AH5 - 3


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
5 Anhang 5: Schichtpläne
Schichtplan Nr. 401: Ununterbrochener Betrieb

Schichtplan Nr. 401

Ununterbrochener Betrieb
(Schichtzyklus 4 Wochen)

Schichtplan Nr. 401 Betriebs-Nr.


4-Schichtbetrieb (Schichtzyklus 4 Wochen)
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
1 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
2 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
3 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
4 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
Im Durchschnitt von 4 Wochen: 42:00 39:22

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor-
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen oder nachverschoben werden, mit entsprechend
(Art. 15 ArG): früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 5½ Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilligungs-
Stunden dauer.
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als
7 Stunden Besonderheiten:
Pausen bis zu einer halben Stunde dürfen nicht Jeweils nach 7 Arbeitstagen 3 Tage frei (72 Stun-
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1) den).

Rechtsgrundlage:
Art. 24 ArG, Art. 36 - 38 ArGV 1.

AH5 - 4 SECO, Juli 2010


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 5: Schichtpläne 5
Schichtplan Nr. 402: Ununterbrochener Betrieb

Schichtplan Nr. 402

Ununterbrochener Betrieb
(Schichtzyklus 4 Wochen)

Schichtplan Nr. 402 Betriebs-Nr.


4-Schichtbetrieb (Schichtzyklus 4 Wochen)
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
A ohne 7:25 7:25 7:25 7:25 7:25 7:25 7:25 56:00 51:55
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
1 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
2 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:25 7:25 7:25 7:25 7:25 7:25 7:25 56:00 51:55

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30
3 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:25 7:25 7:25 7:25 7:25 7:25 7:25 56:00 51:55
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:25 7:25 7:25 7:25 7:25 7:25 7:25 56:00 51:55
4 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
Im Durchschnitt von 4 Wochen: 42:00 39:13

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor-
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen oder nachverschoben werden, mit entsprechend
(Art. 15 ArG): früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 5½ Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilligungs-
Stunden dauer.
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als
7 Stunden Besonderheiten:
Pausen bis zu einer halben Stunde dürfen nicht • Jeweils nach 7 Arbeitstagen 3 Tage frei (72 Stun-
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1) den).
• 35 Minuten Pause in der Frühschicht.

Rechtsgrundlage:
Art. 24 ArG, Art. 36 - 38 ArGV 1.

SECO, Juli 2010 AH5 - 5


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
5 Anhang 5: Schichtpläne
Schichtplan Nr. 403: Ununterbrochener Betrieb

Schichtplan Nr. 403

Ununterbrochener Betrieb
(Schichtzyklus 4 Wochen)

Schichtplan Nr. 403 Betriebs-Nr.


4-Schichtbetrieb (Schichtzyklus 4 Wochen)
Erstelldatum 07.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 50:00 47:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
1 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 50:00 47:00
2 mit 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
3 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 50:00 47:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
4 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 50:00 47:00
Im Durchschnitt von 4 Wochen: 42:00 39:22

Pausen: • Die Abweichung von Art. 37 Abs. 1 ArGV 1 wird


Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- gestützt auf Art. 28 ArG bewilligt, da den Ar-
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen beitnehmern zwischen den Schichtwechseln
(Art. 15 ArG): vermehrte Ruhezeiten von 24 bzw. 48 Stunden
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 5½ gewährt werden, was aus arbeitsmedizinischen
Stunden Erkenntnissen für die Arbeitnehmer vorteilhaft
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als ist.
7 Stunden
Pausen bis zu einer halben Stunde dürfen nicht Besonderheiten:
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1) • Kurze Schichtfolge Früh-, Spät-, Nachtschicht.
• Alle 4 Wochen ein langes Wochenende frei.
Bemerkungen:
• Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor- Rechtsgrundlage:
oder nachverschoben werden, mit entsprechend Art. 24 ArG, Art. 36 - 38 ArGV 1.
früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilli-
gungsdauer.

AH5 - 6 SECO, Juli 2010


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 5: Schichtpläne 5
Schichtplan Nr. 404: Ununterbrochener Betrieb

Schichtplan Nr. 404

Ununterbrochener Betrieb
(Schichtzyklus 4 Wochen)

Schichtplan Nr. 404 Betriebs-Nr.


4-Schichtbetrieb (Schichtzyklus 4 Wochen)
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 50:00 47:00
1 mit 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30
2 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 50:00 47:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
3 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 50:00 47:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 50:00 47:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
4 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30
Im Durchschnitt von 4 Wochen: 42:00 39:22

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor-
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen oder nachverschoben werden, mit entsprechend
(Art. 15 ArG): früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 5½ Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilligungs-
Stunden dauer.
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als
7 Stunden Besonderheiten:
Pausen bis zu einer halben Stunde dürfen nicht • Unregelmässige Schichtfolgen Früh-, Spät-,
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1). Nachtschicht, von dieser zur Spät- und anschlies-
send zur Nachtschicht.
• Alle 4 Wochen eine auf 8 Stunden verkürzte
Ruhezeit.

Rechtsgrundlage:
Art. 24 ArG, Art. 36 - 38 ArGV 1.

SECO, Juli 2010 AH5 - 7


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
5 Anhang 5: Schichtpläne
Schichtplan Nr. 451: Ununterbrochener Betrieb

Schichtplan Nr. 451

Ununterbrochener Betrieb
(Schichtzyklus 16 Wochen)

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor-
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen oder nachverschoben werden, mit entsprechend
(Art. 15 ArG): früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als 5½ Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilligungs-
Stunden dauer.
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als
7 Stunden Besonderheiten:
Pausen bis zu einer halben Stunde dürfen nicht
• Jeweils nach vier Arbeitstagen 2 Tage frei (48
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1).
Stunden).
• Im Durchschnitt von 16 Wochen 4 Wochenen-
den frei.

Rechtsgrundlage:
Art. 24 ArG, Art. 36 - 38 ArGV 1.

AH5 - 8 SECO, Juli 2010


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 5: Schichtpläne 5
Schichtplan Nr. 451: Ununterbrochener Betrieb

Schichtplan Nr. 451 Betriebs-Nr.


4-Schichtbetrieb (Schichtzyklus 16 Wochen)
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
1 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
2 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
3 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
4 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
5 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
6 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30
7 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30
8 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30
9 mit 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
10 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
11 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
12 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30

mit 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
13 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
14 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
15 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30
16 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
Im Durchschnitt von 16 Wochen: 42:00 39:22

SECO, Juli 2010 AH5 - 9


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
5 Anhang 5: Schichtpläne
Schichtplan Nr. 471: Ununterbrochener Betrieb

Schichtplan Nr. 471

Ununterbrochener Betrieb
(Schichtzyklus 4 Wochen)

Betriebs-Nr.
Schichtplan Nr. 471 4-Schichtbetrieb (Schichtzyklus 4 Wochen)
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 23:00 6:00 14:00 23:00 6:00 14:00 23:00 6:00 14:00 23:00 6:00 14:00 23:00 6:00 14:00 23:00 6:00 18:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00
A ohne 8:30 8:30 8:30 8:30 8:30 8:30 54:00 51:00
mit 6:00 8:00 12:00
B ohne 5:00 7:30 10:00 26:00 22:30
1 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 7:00 7:00 7:00 7:00 7:00 7:00 6:00
D ohne 6:45 6:45 6:45 6:45 6:45 6:45 5:00 48:00 45:30

mit 7:00 7:00 7:00 7:00 7:00 7:00 6:00


A ohne 6:45 6:45 6:45 6:45 6:45 6:45 5:00 48:00 45:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
2 mit 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00
C ohne 8:30 8:30 8:30 8:30 8:30 8:30 54:00 51:00
mit 6:00 8:00 12:00
D ohne 5:00 7:30 10:00 26:00 22:30

mit 6:00 8:00 12:00


A ohne 5:00 7:30 10:00 26:00 22:30
mit 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00
B ohne 8:30 8:30 8:30 8:30 8:30 8:30 54:00 51:00
3 mit 7:00 7:00 7:00 7:00 7:00 7:00 6:00
C ohne 6:45 6:45 6:45 6:45 6:45 6:45 5:00 48:00 45:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 7:00 7:00 7:00 7:00 7:00 7:00 6:00
B ohne 6:45 6:45 6:45 6:45 6:45 6:45 5:00 48:00 45:30
4 mit 6:00 8:00 12:00
C ohne 5:00 7:30 10:00 26:00 22:30
mit 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00 9:00
D ohne 8:30 8:30 8:30 8:30 8:30 8:30 54:00 51:00
Im Durchschnitt von 4 Wochen: 42:00 39:07

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor-
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen oder nachverschoben werden, mit entsprechend
(Art. 15 ArG, Art. 38 Abs. 3 ArGV 1): früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilligungs-
5½ Stunden. dauer.
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als
7 Stunden. Besonderheiten:
• 2 Stunden oder 2mal 1 Stunde oder 1 Stunde • Zwei 12-Stunden-Schichten über das Wochen-
und 2mal ½ Stunde in jeder 12-stündigen ende.
Schicht. • Lange Freizeitblöcke.
Pausen von mehr als einer halben Stunde dürfen
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1). • Verkürzte Nachtschicht.

Rechtsgrundlage:
Art. 24 ArG, Art. 36 - 38 ArGV 1.

AH5 - 10 SECO, Juli 2010


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 5: Schichtpläne 5
Schichtplan Nr. 472: Ununterbrochener Betrieb

Schichtplan Nr. 472

Ununterbrochener Betrieb
(Schichtzyklus 4 Wochen)

Betriebs-Nr. s

Schichtplan Nr. 472 4-Schichtbetrieb (Schichtzyklus 4 Wochen)


Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 18:00 6:00 18:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 8:00 8:00 8:00 12:00 12:00
A ohne 7:30 7:30 7:30 10:00 10:00 48:00 42:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00 6:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 5:00 50:00 45:00
1 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00
2 mit 8:00 8:00 8:00 12:00 12:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 10:00 10:00 48:00 42:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00 6:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 5:00 50:00 45:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00 6:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 5:00 50:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 12:00 12:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 10:00 10:00 48:00 42:30
3 mit 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
4 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00 6:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 5:00 50:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 12:00 12:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 10:00 10:00 48:00 42:30
Im Durchschnitt von 4 Wochen: 42:00 38:07

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor-
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen oder nachverschoben werden, mit entsprechend
(Art. 15 ArG, Art. 38 Abs. 3 ArGV 1): früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilligungs-
5½ Stunden. dauer.
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als
7 Stunden. Besonderheiten:
• 2 Stunden oder 2mal 1 Stunde oder 1 Stunde • Vier 12-Stunden-Schichten über das Wochen-
und 2mal ½ Stunde in jeder 12-stündigen ende.
Schicht. • Jede 2. Woche ein langes Wochenende frei.
Pausen von mehr als einer halben Stunde dürfen
• Lange Freizeitblöcke.
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1).
• Kurze unregelmässige Schichtfolgen.

Rechtsgrundlage:
Art. 24 ArG, Art. 36 - 38 ArGV 1.

SECO, Juli 2010 AH5 - 11


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
5 Anhang 5: Schichtpläne
Schichtplan Nr. 473: Ununterbrochener Betrieb

Schichtplan Nr. 473

Ununterbrochener Betrieb
(Schichtzyklus 4 Wochen)

Betriebs-Nr.
Schichtplan Nr. 473 4-Schichtbetrieb (Schichtzyklus 4 Wochen)
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 18:00 6:00 18:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00 6:00
A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 5:00 50:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 12:00 12:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 10:00 10:00 48:00 42:30
1 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
2 mit 8:00 8:00 8:00 12:00 12:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 10:00 10:00 48:00 42:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00 6:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 5:00 50:00 45:00

mit 8:00 8:00 8:00 12:00 12:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 10:00 10:00 48:00 42:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00 6:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 5:00 50:00 45:00
3 mit 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00
4 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00 6:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 5:00 50:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 12:00 12:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 10:00 10:00 48:00 42:30
Im Durchschnitt von 4 Wochen: 42:00 38:07

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor-
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen oder nachverschoben werden, mit entsprechend
(Art. 15 ArG, Art. 38 Abs. 3 ArGV 1): früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilligungs-
5½ Stunden. dauer.
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als
7 Stunden. Besonderheiten:
• 2 Stunden oder 2mal 1 Stunde oder 1 Stunde • Vier 12-Stunden-Schichten über das Wochen-
und 2mal ½ Stunde in jeder 12-stündigen ende.
Schicht. • Jede 2. Woche ein langes Wochenende frei.
Pausen von mehr als einer halben Stunde dürfen
• Rückwärtsrotation: Früh-, Nacht-, Spätschicht.
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1).
• Lange Freizeitblöcke.
• kurze unregelmässige Schichtfolgen.

Rechtsgrundlage:
Art. 24 ArG, Art. 36 - 38 ArGV 1.

AH5 - 12 SECO, Juli 2010


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 5: Schichtpläne 5
Schichtplan Nr. 474: Ununterbrochener Betrieb

Schichtplan Nr. 474

Ununterbrochener Betrieb
(Schichtzyklus 4 Wochen)

Betriebs-Nr.
Schichtplan Nr. 474 4-Schichtbetrieb (Schichtzyklus 4 Wochen)
Erstelldatum 01.01.2010
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 18:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 6:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 5:00 54:00 50:00
1 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 44:00 40:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 6:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 5:00 54:00 50:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00
2 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 44:00 40:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 44:00 40:00
3 mit 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 6:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 5:00 54:00 50:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 12:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 10:00 44:00 40:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 32:00 30:00
4 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 6:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 5:00 54:00 50:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 7:30 38:00 35:00
Im Durchschnitt von 4 Wochen: 42:00 38:45

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor-
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen oder nachverschoben werden, mit entsprechend
(Art. 15 ArG, Art. 38 Abs. 3 ArGV 1): früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilligungs-
5½ Stunden. dauer.
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als
7 Stunden. Besonderheiten:
• 2 Stunden oder 2mal 1 Stunde oder 1 Stunde • Zwei 12-Stunden-Schichten über das Wochen-
und 2mal ½ Stunde in jeder 12-stündigen ende.
Schicht. • Kurze Schichtfolge Früh-, Spät-, Nachtschicht
Pausen von mehr als einer halben Stunde dürfen
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1). Rechtsgrundlage:
Art. 24 ArG, Art. 36 - 38 ArGV 1.

SECO, Juli 2010 AH5 - 13


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
5 Anhang 5: Schichtpläne
Schichtplan Nr. 475: Ununterbrochener Betrieb

Schichtplan Nr. 475

Ununterbrochener Betrieb
(Schichtzyklus 4 Wochen)

Betriebs-Nr. Staatss ek retariat für Wirts chaft SECO

Schichtplan Nr. 475 4-Schichtbetrieb (Schichtzyklus 4 Wochen) Arbeitnehmerschutz ABAS

Erstelldatum 01.01.2010
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 18:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 6:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 5:00 54:00 50:00
1 mit 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 24:00 22:30
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 12:00
D ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 10:00 42:00 37:30

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 6:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 5:00 54:00 50:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 12:00
B ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 10:00 42:00 37:30
2 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
mit 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 24:00 22:30

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 12:00


A ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 10:00 42:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 24:00 22:30
3 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 6:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 5:00 54:00 50:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00

mit 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 24:00 22:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 48:00 45:00
4 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 12:00
C ohne 5:00 7:30 7:30 7:30 10:00 42:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 6:00
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 5:00 54:00 50:00
Im Durchschnitt von 4 Wochen: 42:00 38:45

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor-
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen oder nachverschoben werden, mit entsprechend
(Art. 15 ArG, Art. 38 Abs. 3 ArGV 1): früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilligungs-
5½ Stunden. dauer.
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als
7 Stunden. Besonderheiten:
• 2 Stunden oder 2mal 1 Stunde oder 1 Stunde • Zwei 12-Stunden-Schichten über das Wochen-
und 2mal ½ Stunde in jeder 12-stündigen ende.
Schicht. • Unregelmässige Schichtfolgen.
Pausen von mehr als einer halben Stunde dürfen
• Lange Freizeitblöcke.
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1).
Rechtsgrundlage:
Art. 24 ArG, Art. 36 - 38 ArGV 1.

AH5 - 14 SECO, Juli 2010


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 5: Schichtpläne 5
Schichtplan Nr. 501: Zusammengesetzter, ununterbrochener Betrieb

Schichtplan Nr. 501

5-Schicht-Betrieb,
zusammengesetzter ununterbrochener Betrieb
(Schichtzyklus 2 bzw. 3 Wochen)

Schichtplan Nr. 501 Betriebs-Nr.


5-Schichtbetrieb (Schichtzyklus 2 bzw. 3 Wochen)
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 18:00 6:00 18:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
1 C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 6:00 12:00 12:00
D ohne 5:00 10:00 10:00 30:00 25:00
mit 12:00 6:00
E ohne 10:00 5:00 18:00 15:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 08:00 08:00 08:00 08:00 08:00
B ohne 07:30 07:30 07:30 07:30 07:30 40:00 37:30
mit 08:00 08:00 08:00 08:00 08:00
2 C ohne 07:30 07:30 07:30 07:30 07:30 40:00 37:30
mit 12:00 06:00
D ohne 10:00 05:00 18:00 15:00
mit 06:00 12:00 12:00
E ohne 05:00 10:00 10:00 30:00 25:00

mit 08:00 08:00 08:00 08:00 08:00


A ohne 07:30 07:30 07:30 07:30 07:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 08:00 08:00 08:00 08:00 08:00
3 C ohne 07:30 07:30 07:30 07:30 07:30 40:00 37:30
mit
D ohne 0:00 0:00
mit
Zyklus beginnt wieder bei Woche 1!
E ohne 0:00 0:00
Schichten A, B und C; Im Durchschnitt von 3 Wochen: 40:00 37:30
Schichten D und E; Im Durchschnitt von 2 Wochen: 24:00 20:00

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor-
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen oder nachverschoben werden, mit entsprechend
(Art. 15 ArG, Art. 38 Abs. 3 ArGV 1): früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilligungs-
5½ Stunden. dauer.
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als
7 Stunden. Besonderheiten:
• 2 Stunden oder 2mal 1 Stunde oder 1 Stunde • Schichten A, B und C arbeiten in 3 Schichten
und 2mal ½ Stunde in jeder 12-stündigen von Montag- bis Samstagmorgen.
Schicht. • Schichten D und E arbeiten in 2 Schichten von
Pausen von mehr als einer halben Stunde dürfen Samstag- bis Montagmorgen.
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1).
Rechtsgrundlage:
Art. 24 ArG, Art. 39 ArGV 1.

SECO, Juli 2010 AH5 - 15


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
5 Anhang 5: Schichtpläne
Schichtplan Nr. 990: Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit

Schichtplan Nr. 990

Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit:


5 von 7 aufeinander folgende Nächte
(6-Tage-Woche)

Betriebs-Nr.
Schichtplan Nr. 990 Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit (6-Tage-Woche)
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 40:00 37:30
1 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##


A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 40:00 37:30
2 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
Im Durchschnitt von 2 Wochen: 40:00 37:30

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- • Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit in
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen 5 von 7 aufeinander folgenden Nächten.
(Art. 15 ArG): • Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor-
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als oder nachverschoben werden, mit entsprechend
5½ Stunden. früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilli-
7 Stunden. gungsdauer.
• 2 Stunden oder 2mal 1 Stunde oder 1 Stunde • Schichtbeginn in Sonntag-/Montag-Nacht frü-
und 2mal ½ Stunde in jeder 12-stündigen hestens ab 22:00 Uhr möglich und nur mit Ver-
Schicht. schiebung des Sonntagszeitraumes: Samstag
Pausen bis zu einer halben Stunde dürfen nicht 22:00 Uhr bis Sonntag 22:00 Uhr.
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1).
Rechtsgrundlage:
Art. 17, 19 und 20 ArG, Art. 30 ArGV 1.

AH5 - 16 SECO, Juli 2010


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 5: Schichtpläne 5
Schichtplan Nr. 991: Nacht- und Sonntagsarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit

Schichtplan Nr. 991

Nacht- und Sonntagsarbeit ohne Wechsel mit


Tagesarbeit: 5 von 7 aufeinander folgende Nächte
(7-Tage-Woche)

Betriebs-Nr.
Schichtplan Nr. 991 Nacht- und Sonntagsarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit (7-Tage-Woche)
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 6:00 8:00 8:00 8:00
A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 30:00 28:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
1 B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
2 B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 30:00 28:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00
3 B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 30:00 28:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 40:00 37:30
Im Durchschnitt von 3 Wochen: 34:40 32:30

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- • Nacht- und Sonntagsarbeit ohne Wechsel mit
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen Tagesarbeit in 5 von 7 aufeinander folgenden
(Art. 15 ArG): Nächten.
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als • Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor-
5½ Stunden. oder nachverschoben werden, mit entsprechend
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
7 Stunden. Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilli-
• 2 Stunden oder 2mal 1 Stunde oder 1 Stunde gungsdauer.
und 2mal ½ Stunde in jeder 12-stündigen • Schichtbeginn in Sonntag-/Montag-Nacht frü-
Schicht. hestens ab 22:00 Uhr möglich und nur mit Ver-
Pausen bis zu einer halben Stunde dürfen nicht schiebung des Sonntagszeitraumes: Samstag
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1). 22:00 Uhr bis Sonntag 22:00 Uhr.

Rechtsgrundlage:
Art. 17, 19 und 20 ArG, Art. 30 ArGV 1.

SECO, Juli 2010 AH5 - 17


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
5 Anhang 5: Schichtpläne
Schichtplan Nr. 992: Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit

Schichtplan Nr. 992

Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit:


6 von 9 aufeinander folgende Nächte
(6-Tage-Woche)

Betriebs-Nr.
Schichtplan Nr. 992 Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit (6-Tage-Woche)
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
1 B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 ## 32:00 30:00

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 ##
2 B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 ## 32:00 30:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 ## 32:00 30:00

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 ##


A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 ## 32:00 30:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 ##
3 B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 ## 32:00 30:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 ##


A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 ## 32:00 30:00
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
4 B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 34:00 32:00
Im Durchschnitt von 4 Wochen: 36:00 33:45

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- • Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit in
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen 6 von 9 aufeinander folgenden Nächten.
(Art. 15 ArG): • Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor-
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als oder nachverschoben werden, mit entsprechend
5½ Stunden. früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilli-
7 Stunden. gungsdauer.
• 2 Stunden oder 2mal 1 Stunde oder 1 Stunde • Schichtbeginn in Sonntag-/Montag-Nacht frü-
und 2mal ½ Stunde in jeder 12-stündigen hestens ab 22:00 Uhr möglich und nur mit Ver-
Schicht. schiebung des Sonntagszeitraumes: Samstag
Pausen bis zu einer halben Stunde dürfen nicht 22:00 Uhr bis Sonntag 22:00 Uhr.
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1).
Rechtsgrundlage:
Art. 17, 19 und 20 ArG, Art. 30 ArGV 1.

AH5 - 18 SECO, Juli 2010


Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Anhang 5: Schichtpläne 5
Schichtplan Nr. 993: Nacht- und Sonntagsarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit

Schichtplan Nr. 993

Nacht- und Sonntagsarbeit ohne Wechsel mit


Tagesarbeit: 6 von 9 aufeinander folgende Nächte
(7-Tage-Woche)

Betriebs-Nr.
Schichtplan Nr. 993 Nacht- und Sonntagsarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit (7-Tage-Woche)
Erstelldatum 01.10.2007
Pausen
Schicht
Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Stunden/Woche


6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 6:00 14:00 22:00 mit Pausen ohne Pausen
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
B ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30
1 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 ## 32:00 30:00
mit 6:00 8:00 8:00 ##
D ohne 5:30 7:30 7:30 ## 24:00 22:30

mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##


A ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 ##
B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 ## 32:00 30:00
2 mit 6:00 8:00 8:00 ##
C ohne 5:30 7:30 7:30 ## 24:00 22:30
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
D ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00

mit 6:00 8:00 8:00 8:00 ##


A ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 ## 32:00 30:00
mit 6:00 8:00 8:00 ##
B ohne 5:30 7:30 7:30 ## 24:00 22:30
3 mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
C ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
D ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30

mit 6:00 8:00 8:00 ##


A ohne 5:30 7:30 7:30 ## 24:00 22:30
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00
B ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 46:00 43:00
4 mit 8:00 8:00 8:00 8:00 8:00 ##
C ohne 7:30 7:30 7:30 7:30 7:30 ## 42:00 39:30
mit 6:00 8:00 8:00 8:00 ##
D ohne 5:30 7:30 7:30 7:30 ## 32:00 30:00
Im Durchschnitt von 4 Wochen: 36:00 33:45

Pausen: Bemerkungen:
Die Arbeit ist um die Mitte der Arbeitszeit durch Pau- • Nacht- und Sonntagsarbeit ohne Wechsel mit
sen von folgender Mindestdauer zu unterbrechen Tagesarbeit in 6 von 9 aufeinander folgenden
(Art. 15 ArG): Nächten.
• ¼ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als • Die Anfangszeiten können bis um 1 Stunde vor-
5½ Stunden. oder nachverschoben werden, mit entsprechend
• ½ Stunde bei einer Arbeitszeit von mehr als früherem bzw. späterem Arbeitsschluss.
7 Stunden. Diese Zeiten gelten für die gesamte Bewilli-
• 2 Stunden oder 2mal 1 Stunde oder 1 Stunde gungsdauer.
und 2mal ½ Stunde in jeder 12-stündigen • Schichtbeginn in Sonntag/Montag-Nacht frü-
Schicht. hestens ab 22:00 Uhr möglich und nur mit Ver-
Pausen bis zu einer halben Stunde dürfen nicht schiebung des Sonntagszeitraumes: Samstag
aufgeteilt werden (Art. 18. Abs. 3 ArGV 1). 22:00 Uhr bis Sonntag 22:00 Uhr.

Rechtsgrundlage:
Art. 17, 19 und 20 ArG, Art. 30 ArGV 1.

SECO, Juli 2010 AH5 - 19


AUSNAHMEN DER VERORDNUNG 2 ZUM ARBEITSGESETZ (ArGV 2)
Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
Arbeitnehmerschutz ABAS

SECO, Juli 2014


Art der Ausnahme >

7 Tage
von 12 h
von 12 h

Nachtarbeit
Pikettdienst

(14 Wochen)
(26 Wochen)
innerhalb 17 h
freien ½ -Tags

Sonntagsarbeit
Ruhezeit auf 9 h
Sonntags (± 3 h)

Nachtarbeit 11 h

und Abendarbeit
Verlängerung der

ohne Bewilligung
ohne Bewilligung
ohne Bewilligung
in 6 von 7 Nächten

innerhalb von 13 h
für max. 8 Wochen
für max. 12 Wochen
Lage und Dauer des

Jahr, unregelmässig
18 freie Sonntage pro

unregelmässig verteilt

Überzeit an Sonntagen
Überzeit an Sonntagen
zusammenfassen (1 J.)

verteilt mit RZ von 12 x


Ersatzruhe für Feiertage

Höchstarbeitszeit (+ 4 h)

17 h-Zeitraum für Tages-


Freier ½ -Tag zusammen
Freier ½ -Tag zusammen

Verkürzung der täglichen


Nachtarbeit 9 h innerhalb

Arbeitswoche bis 11 Tage

ununterbrochener Betrieb
Nachtarbeit ohne Wechsel

Nachtarbeit 10 h innerhalb
26 freie Sonntage pro Jahr,

Verschiebung der Lage des


unregelmässig verteilt mit

Verlängerung der wöchenti.


Nachtarbeit in Randstunden
12 freie Sonntage pro Jahr,
zeit von 47 h oder 2-mal 35 h
regelmässig verteilt mit Ruhe-
12 freie Sonntage pro Jahr, un-

Ruhezeit von tägl. RZ plus 36 h

Nachtarbeit 8 h innerhalb von 12 h

Verlängerung der Arbeitswoche bis


Artikel > 4 4 4 5 6 7 7 8 8 8a 9 10 10 10 10 10 10 11 12 12 12 12 13 14 14 14
Absatz > 1 2 3 1 2 1 2 1 2 Bst a 2 Bst b 3 4 5 1 1bis 2 2bi 1 2 3
Art. Abs. Art der Betriebe, Bezeichnung
15 Krankenanstalten und Kliniken X X X X X X X X X X
16 Heime und Internate X X X X X X X X X
17 Spitex-Betriebe X X
18 Arzt-, Zahnarzt- und Tierarztpraxen für Notfalldienste X X
19 Apotheken für Notfalldienste X X
19a Medizinische Labors X X X X X X X
20 Bestattungsbetriebe X X X
21 Tierkliniken X X
22 Zoologische Gärten, Tiergärten und Tierheime X X X X
1, 3 Gastbetriebe: allgemein X X X X X X X X
23
2, 3 Gastbetriebe: Arbeitnehmer mit Erziehungspflichten X X X X X X X X
24 Spielbanken X X X X X X
25 X X X X

1, 3 Kioske an öffentlichen Strassen X X


2, 3, 4 Kioske und Betriebe für Reisende X X X X X
26
bis 1:00
2bis Tankstellenshops X X X X X
26a Betriebe in Bahnhöfen und Flughäfen X X X X
1, 3 Bäckereien, Konditoreien, Confiserien: Produktion 2T/W, X X X X X X
27 5T ab 1:00
2, 3 Bäckereien, Konditoreien, Confiserien: Verkauf X X X
Fleischverarbeitende Betriebe 2T/W ab ab 17:00 X X X
27a 2:00,
5T ab 4:00
28 Milchverarbeitungsbetriebe: ab 2:00 X
um Verderb der Milch zu verhindern
29 Blumenläden X
1, 3 Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen, Nachrichten- X X X X X X
Anhang 6: Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz

und Bildagenturen: für Wahrung Aktualität


30
2, 3 Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen, Nachrichten- X X X X X X
und Bildagenturen: für Sportberichte
1, 4 Radio- und Fernsehbetriebe: für Vorbereitung, X X X X X X X X
Produktion, Aufnahme und Ausstrahlung
Zuordnung der Sonderbestimmungen zu den Betriebsarten

2, 4 Radio- und Fernsehbetriebe: X X X X X X X X X X X


31
für länger dauernde zusammenhängende
Produktionen
3, 4 Radio- und Fernsehbetriebe: für Sportveranstaltungen X X X X X X X X
32 Telekommunikationsbetriebe X X
33 Telefonzentralen X X X
(ohne kommerzielle Dienstleistungen)
Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2

Arbeitnehmerschutz
Staatsekretariat für Wirtschaft(ABAS)
SECO
Arbeitsbedingungen

Holzikofenweg 36, 3003 Bern


Juni 2014 Tel. +41 (31) 322 29 48, Fax +41 (31) 322 78 31
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6

AH6 - 1
AUSNAHMEN DER VERORDNUNG 2 ZUM ARBEITSGESETZ (ArGV 2)
Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
Arbeitnehmerschutz ABAS

AH6 - 2
Art der Ausnahme >

7 Tage
von 12 h
von 12 h

Nachtarbeit
Pikettdienst

(14 Wochen)
(26 Wochen)
innerhalb 17 h
freien ½ -Tags

Sonntagsarbeit
Ruhezeit auf 9 h
Sonntags (± 3 h)

Nachtarbeit 11 h

und Abendarbeit
Verlängerung der

ohne Bewilligung
ohne Bewilligung
ohne Bewilligung
in 6 von 7 Nächten

innerhalb von 13 h
für max. 8 Wochen
für max. 12 Wochen
Lage und Dauer des

unregelmässig verteilt
unregelmässig verteilt
unregelmässig verteilt
unregelmässig verteilt

Überzeit an Sonntagen
Überzeit an Sonntagen
zusammenfassen (1 J.)
Ersatzruhe für Feiertage

Höchstarbeitszeit (+ 4 h)

17 h-Zeitraum für Tages-


Freier ½ -Tag zusammen
Freier ½ -Tag zusammen

Verkürzung der täglichen


Nachtarbeit 9 h innerhalb

Arbeitswoche bis 11 Tage

ununterbrochener Betrieb
4 freie Sonntage pro Jahr,

Nachtarbeit ohne Wechsel

Nachtarbeit 10 h innerhalb
26 freie Sonntage pro Jahr,
18 freie Sonntage pro Jahr,
12 freie Sonntage pro Jahr,

Verschiebung der Lage des

Verlängerung der wöchenti.


Nachtarbeit in Randstunden

Nachtarbeit 8 h innerhalb von 12 h

Verlängerung der Arbeitswoche bis


Artikel > 4 4 4 5 6 7 7 8 8 8a 9 10 10 10 10 10 10 11 12 12 12 12 13 14 14 14
Absatz > 1 2 3 1 2 1 2 1 2 Bst a 2 Bst b 3 4 5 1 1bis 2 3 1 2 3
Art. Abs. Art der Betriebe, Bezeichnung
34 Banken, Effektenhandel, Börsen und deren X nur
Gemeinschaftswerke für internationale Dienste Feiertage
1 Berufstheater: künstlerische Gestaltung bis 1:00 X X X X X X
2 Berufstheater: bis 1:00 X X X X X X
für die Aufführungen notwendigen Tätigkeiten
35
3 Berufstheater: künstlerisch-technische Gestaltung bis 1:00 X X X X X X X
1, 2, 3 Berufstheater: für die Vorbereitung von Premieren X
4 Berufstheater: für Tourneen und Gastspiele bis 3:00
36 Berufsmusiker X X X X
37 Betriebe der Filmvorführung bis 2:00 X X
1, 3 Zirkusbetriebe: allgemein X X X X X X
38 2, 3 Zirkusbetriebe: Auf- und Abbau der Zelte, X X X X X X X X
Tierpflege und Weitertransport
39 Schaustellungsbetriebe X X X
1 Sport- und Freizeitanlagen: allgemein X X X X
40
1, 2 Sport- und Freizeitanlagen: Unterhalt der Anlagen X X X X X X
1, 3 Skilifte und Luftseilbahnen: Betrieb X X X X X
41
2, 3 Skilifte und Luftseilbahnen: Unterhalt der Anlagen X X X X X X
42 Campingplätze X X X X X X
1, 4 Konferenz-, Kongressbetriebe: X X X
Betreuung der Besucher
3, 4 Konferenz-, Kongressbetriebe: X X X X
43
Unterhalt
2, 5 Messebetriebe: Betreuung der Besucher X X X X
3, 5 Messebetriebe: Auf- und Abbau, Unterhalt X X X X X
44 Museen, Ausstellungsbetriebe X X X
45 Bewachungs- und Überwachungspersonal X X X X X X X X X X
46 Betriebe des Autogewerbes X X
1, 3 Bodenpersonal der Luftfahrt: allgemein X X X X X
47 2, 3 Bodenpersonal der Luftfahrt: Vermeidung und X X X X X X X
Behebung von Störungen im Flugbetrieb
48 Bau- und Unterhaltsbetriebe für Eisenbahnanlagen X X X
49 Betriebe der Energie- und Wasserversorgung X X X
50 Betriebe der Kehricht- und Abwasserentsorgung X X X
51 Reinigungsbetriebe bei ausschliesslicher Arbeit in einem Betrieb nach ArGV 2 gelten dessen Sondervorschriften
1, 3 Betriebe für die Verarbeitung X X X X X
landwirtschaftlicher Produkte: allgemein
52 2, 3 Betriebe für die Verarbeitung landwirtschaftlicher X X X X X X X X X X
Produkte: Erntezeit uund zur Vermeidung eines
Verderbes der Produkte
Anhang 6: Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz

Staatsekretariat für Wirtschaft SECO


Arbeitsbedingungen
Arbeitnehmerschutz (ABAS)
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Zuordnung der Sonderbestimmungen zu den Betriebsarten

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Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2 Stichwort-
Stichwortverzeichnis verzeichnis

Stichwortverzeichnis

Hinweis Beispiel: 012 = Arbeitsgesetz, Artikel 12


Die folgenden Themen sind hauptsächlich in den 141 = Verordnung 1, Artikel 41
aufgeführten Artikeln behandelt. 223 = Verordnung 2, Artikel 23

A Ausgleich ausfallender Arbeitszeit 011, 124


Auskunftspflicht 045
Abendarbeit 010
Ausnahmen vom Zeitzuschlag 132
Abwasserentsorgung 250
Ausstellungsbetriebe 244
Abweichungen 028
Autobahnraststätten 226
Abgeltung der Ruhezeit, Verbot 022
Autogewerbe 246
Alkoholkonsum 006
Altersausweis für Jugendliche 174
Angestellte 009
Anstalt 107
B
Anzahl freie Sonntage (Sonderbestimmungen) Bäckereien, Konditoreien 227
212 Bahnhöfe 226a
Anzeigen 054 Banken 234
Apotheken 219 Befreiung von der Bewilligungspflicht (Sonderbe-
Arbeitnehmer 101 stimmungen) 204
Arbeitnehmer/Arbeitnehmerin, Definition 001 Beizug der Arbeitnehmer 171
ausländische 001 Bekanntgabe, Arbeitszeiten und Schutzvorschrif-
Arbeitsbereitschaft 115 ten 169
Arbeitsbewilligungen, Bekanntgabe 047 Berufsmusiker 236
Arbeitskommission 043 Berufstheater 235
Arbeitsort 113 Beschäftigung bei Schwangerschaft 035a
Arbeitsverhältnis 001 Beschäftigung bei Mutterschaft 035a
Arbeitsweg 113 Beschwerderecht 058
Arbeitszeit, Begriff 113 Besonderes Konsumbedürfnis 128
Arbeitszeit, Verteilung 116 Bestattungsbetriebe 220
Arbeitszeiten, Bekanntgabe 169 Betreuung kranker Kinder 036
Arbeitszeitbewilligungen, Bekanntgabe 047 Betreuung von minderjährigen Kindern 036
Arbeitszeiterfassung 173, 173a, 173b Betriebe des Bundes, der Kantone und der Ge-
Archivierung von Daten 188 meinden 104
Arztpraxen 218 Betriebe für Reisende 226a
Assistenzärzte 104a Betriebe in Fremdenverkehrsgebieten 225
Aufbewahrungszeit 046 Betriebsbewilligung 007
Aufgaben der Kantone 179 Betriebsordnung 167

SECO, Februar 2016 S-1


Stichwort- Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
verzeichnis Stichwortverzeichnis

Betriebsordnung, Aufstellung 037 Energieversorgung 249


Betriebsordnung, Bekanntmachung 168 Entschädigung für Ruhezeiten 117
Betriebsordnung, Inhalt 038 Entzug von Arbeitszeitbewilligungen 053
Betriebsordnung, Kontrolle 039 Ersatzruhetag 121
Bewachungspersonal 245 Ersatzruhetag für Feiertagsarbeit (Sonderbestim-
Bewilligung für Arbeitszeit 142 mungen) 213
Bewilligungsgesuche 049 Erzieher 112
Bewilligungsvoraussetzungen bei Nachtarbeit 017
Bewilligungszuständigkeit 140
Blumenläden 229
F
Bodenpersonal der Luftfahrt 247 Familienbetriebe 004
Börsen 234 Familienpflichten 036
Bundesamt 175 Feiertage 020a
Bundesamt, Verfügungen 177 Fernsehbetriebe 231
Bundesrat 040 Filmproduktionsfirmen 231
Büropersonal 009 Filmvorführung 237
Fischereibetriebe 002
Fleischverarbeitende Betriebe 227a
C Flexible Arbeitszeitsysteme 047
Campingplätze 242 Flughafen 226a
Confiserien 227 Flugunternehmen 003
Freier Halbtag 021, 120
D Freier Halbtag (Sonderbestimmungen) 214
Freizeitanlagen 240
Daten, Archivierung 188 Fremdenverkehrsgebiete 225
Datenaustausch 187 Fremdenverkehrsgesetze 225
Datenbekanntgabe 044a Fünftagewoche, durchschnittliche 122
Datenschutz 189 Fürsorger 112
Datensicherheit 187
Dauer der Nachtarbeit (Sonderbestimmungen) 210 G
Dauernachtarbeit 130
Detailhandel 102 Garagen 246
Dokumentationssystem des Bundes 185 Gartenbaubetriebe 106
Dokumentationssysteme der Kantone 186 Gartenzentren 229
Dokumentationssysteme 044b Gärtnerische Pflanzenproduktion 002
Dringendes Bedürfnis 127 Gastbetriebe 223
Geltungsbereich, betrieblich, persönlich 001, 071
Ausnahmen, betriebliche 002
E Ausnahmen, persönliche 003, 071
Eidgenössische Arbeitskommission 181 Geschäftsführende Organe 001
Einkaufstourismus 225 Gesuch, Arbeitszeitbewilligung 141
Eisenbahnanlagen, Bau- und Unterhaltsbetriebe Gesundheitsschutz-Vorschriften 003a
248 Grenzorte 226
Elektrizitätshandel 249 Grossbetriebe des Detailhandels 102

S-2
Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2 Stichwort-
Stichwortverzeichnis verzeichnis

H Kreditkartendienste 233
Künstlerische Tätigkeit, selbstständige 111
Handelsreisende 003
Hauptverkehrswege mit starkem Reiseverkehr 226
Haushaltungen, private 002 L
Heimarbeitnehmer 003 Labors 219a
Heime 216 Ladenöffnung 071, 225
Höchstarbeitszeit, wöchentliche 009 Ladenschlussvorschriften, Betriebe für Reisende
Höhere leitende Tätigkeit 109 226
Ladenschlussvorschriften, Fremdenverkehrsgebie-
te 225
I Landwirtschaftliche Betriebe 002
Industrielle Betriebe 005, 009 Landwirtschaftliche Produkte 252
Informationen und Anleitung 170 Landwirtschaftsbetriebe 105
Informationssystem des Bundes 185 Leitende Tätigkeit 109
Informationsysteme der Kantone 186 Lohnzuschlag bei Nachtarbeit 017b
Informationssysteme 044b Lohnzuschlag für Überzeitarbeit 013
Internate 216 Lohnzuschlag, Berechnung 133
Internet-Cafés 223 Luftfahrt, Bodenpersonal 247
Interventionszeit 208a Luftseilbahnen 241

J M
Jugendliche Arbeitnehmer 029 Massnahmen bei Nachtarbeit 146
Jugendliche Arbeitnehmer, Arbeits- und Ruhezeit Medizinische Untersuchung und Beratung 017c
031 Medizinische Untersuchung und Beratung,
Jugendliche Arbeitnehmer, besondere Fürsorge- Begriff 143
pflichten 032 Medizinische Untersuchung und Beratung,
Anspruch 144
Medizinische Untersuchung und Beratung,
K
Obligatorium 145
Kantone 041 Messebetriebe 243
Kantone, Aufgaben 179 Mindestalter 030
Kantone, Mitteilungen und Berichterstattung 180 Milchverarbeitungsbetriebe 228
Kehrichtentsorgung 104, 250 Mitwirkungsrechte 048
Kinderbetreuung 017e Motorfahrzeugführer 002
Kinos 237 Museen 244
Kioske 226 Musiker 236
Kirchen 003 Mutterschaft, Arbeitsbefreiung 164
Kleingewerbliche Betriebe 202 Mutterschaft, Arbeitszeit 160
Kliniken 215 Mutterschaft, Beschäftigung 035a
Konferenzbetriebe 243 Mutterschaft, Ersatzarbeit 035b
Kongressbetriebe 243 Mutterschaft, gefährliche und beschwerliche Ar-
Krankenanstalten 215 beiten 162

SECO, Februar 2016 S-3


Stichwort- Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
verzeichnis Stichwortverzeichnis

Mutterschaft, Gesundheitsschutz 035 Personendaten, besonders schützenswerte 183


Mutterschaft, Lohnfortzahlung 035b Personendaten, nicht besonders schützenswerte
Mutterschaft, verbotene Arbeiten 165 184
Persönliche Integrität 006
Personen im Dienste von Kirchen 003
N
Pflichten der Arbeitgeber 006
Nachrichten- und Bildagenturen 230 Pflichten der Arbeitnehmer 006
Nachtarbeit, Ausnahmen vom Verbot 017 Pikettdienst, Arbeitszeit 115
Nachtarbeit, Bewilligungsvoraussetzungen 017 Pikettdienst 114
Nachtarbeit, Dauer 017a Pikettdienst im Betrieb 115
Nachtarbeit, dauernde 017b, 131 Pizza-Lieferdienste 223
Nachtarbeit, Lohn- und Zeitzuschlag 017b,131 Plangenehmigung 007
Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit 130 Postdienste 230a
Nachtarbeit, regelmässig wiederkehrende 131
Nachtarbeit, Verbot der 016
Nachtarbeit, verlängerte Dauer 129 R
Nachtarbeit, vorübergehende 017b, 131 Radiobetriebe 231
Nachtarbeit, weitere Massnahmen 017e Randstunden der Nachtarbeit 017b
Nachtstunden, Randstunden 017, 017b Randstunden bei Nachtarbeit, Bewilligungsvoraus-
Nachtzeitraum 016 setzungen 127
Nebenbetriebe von Landwirtschaftsbetrieben 105 Reinigungsbetriebe 251
Nichtbefolgung von Vorschriften 051 Religiöse Feiern 020a
Nichtindustrielle Betriebe 008 Rheinschiffer 003
Notrufzentralen 233 Risikobeurteilung 163
Notsituationen 126 Rückreise 113
Rufbereitschaft 115
Ruhegelegenheiten 017e
O
Ruhetag, wöchentlicher 018, 020
Oberaufsicht 178 Ruhezeit, tägliche 015a
Öffentliche Anstalten 002, 071, 107
Öffentliche Verwaltungen 002, 071
Öffentlicher Verkehr 002 S
Ordnungsdienst 245
Saisonale Schwankungen 122
Organisation des Transportes 017e
Schausteller 239
Schichtarbeit 134
P Schicharbeit, Gestaltung 134
Schichtdauer, betriebliche 017b
Pannendienste 246
Schichtwechsel 025, 134
Pausen 015, 118
Schutzvorschriften, Bekanntgabe 169
Pausen, aufgeteilte 118
Schwangerschaft 035, 035a
Pausen bei flexiblen Arbeitszeiten 118
Schwangerschaft, Arbeitsbefreiung 164
Personal internationaler Organisationen 108
Schwangerschaft, Arbeitszeit 160
Personal öffentlicher Verwaltungen ausländischer
Schwangerschaft, Beschäftigungserleichterung
Staaten 108
161
Personalrestaurants 223

S-4
Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2 Stichwort-
Stichwortverzeichnis verzeichnis

Schwangerschaft, gefährliche und beschwerliche Technische Angestellte 009


Arbeiten 162 Technische Unentbehrlichkeit 128
Schwangerschaft, stehende Arbeitsweise 161 Teilzeitangestellte 017b
SECO 175 Telefonmarketing 233
SECO Verfügungen 177 Telefonzentralen 233
Schweigepflicht 044, 182 Telekommunikationsbetriebe 232
Seeschifffahrt 002 Terminal des öffentlichen Verkehrs 226
Sicherheit des Arbeitsweges 017e Theater 235
Skilifte 241 Tierarztpraxen 218
Sommerarbeitszeit 010 Tiergärten 222
Sonderbestimmungen für bestimmte Gruppen Tierheime 222
von Betrieben oder Arbeitnehmern 027 Tierkliniken 221
Sonntag, Ersatzruhe 020 Touristen 225
Sonntag, Lage 018
Sonntagsarbeit, Verbot 018
Sonntagsarbeit, Ausnahmen vom Verbot 019
U
Sonntagsarbeit, Bewilligungsvoraussetzungen 019 Überwachungspersonal 245
Sonntagsarbeit in Gartenzentren 229 Überzeitarbeit 012
Sonntagsarbeit, Lohnzuschlag 019 Überzeitarbeit am Sonntag (Sonderbestimmun-
Spielbanken 224 gen) 208
Spielsalons 240 Überzeitarbeit, Grundsatz 125
Spitex-Betriebe 217 Überzeitarbeit, Lohnzuschlag 013
Sportanlagen 240 Überzeitarbeit, Sonderfälle 126
Stehende Tätigkeiten 035a, 161 Unentbehrlichkeit von Nacht- und Sonntagsar-
Stillen 035 beit 128
Stillen, Arbeitszeit 160 Untauglichkeit zur Nachtarbeit 017d
Stillende Frauen 035a Unterhaltsarbeiten 251
Strafbestimmung 190 Unterrichtung 163
Strafen 061 Untertagarbeiten in Bergwerken 166
Strafrechtliche Verantwortlichkeit des Arbeitge- Ununterbrochener Betrieb, Arbeitszeit 138
bers 059 Ununterbrochener Betrieb, Bewilligungsvoraus-
Strafrechtliche Verantwortlichkeit des Arbeitneh- setzungen 024
mers 060 Ununterbrochener Betrieb, Definition 024, 136
Strafverfolgung 062 Ununterbrochener Betrieb, Ruhetage 137
Stundenpläne, Bekanntgabe 047

V
T
Veranstaltungsdienstleistungsbetriebe 243a
Tagesarbeit 010 Verantwortlichkeit, strafrechtliche des Arbeitge-
Tägliche Ruhezeit 119 bers 059
Tägliche Ruhezeit, Verkürzung 119 Verantwortlichkeit, strafrechtliche des Arbeitneh-
Take-away 223 mers 060
Tankstellenshops 027, 226, 242, 246 Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte 252
Taxizentralen 233 Verfügungen der kantonalen Behörde 056

SECO, Februar 2016 S-5


Stichwort- Wegleitung zum Arbeitsgesetz und zu den Verordnungen 1 und 2
verzeichnis Stichwortverzeichnis

Verfügungen des SECO 177 W


Verkaufspersonal in Grossbetrieben des Detail-
handels 009 Wartungsarbeiten 251
Verkürzung der täglichen Ruhezeit 015a Wasserversorgung 249, 104
Verkürzung der täglichen Ruhezeit (Sonderbestim- Weiterbildung 113
mungen) 209 Weitere Massnahmen bei Nachtarbeit 017e
Verkürzung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit Weitere Schutzbestimmungen 026
123 Winterarbeitszeit 010
Verlängerung der Arbeitswoche (Sonderbestim- Wirtschaftliche Unentbehrlichkeit 128
mungen) 207 Wissenschaftliche Tätigkeit 110
Verlängerung der wöchentlichen Höchstarbeits- Witterungsbedingter Arbeitsausfall 122
zeit (Sonderbestimmungen) 206 Wöchentlicher Ruhetag 121
Verlängerung des Zeitraumes der täglichen Arbeit Wöchentliche Höchstarbeitszeit, Verlängerung 122
(Sonderbestimmungen) 205 Wöchentlicher freier Halbtag 021
Verlängerung mit Ausgleich 122
Verordnung 2, Gegenstand 201 Z
Verordnung 2, Geltung 203
Verpflegungsmöglichkeiten 017e Zahnarztpraxen 218
Verschiebung der Lage des Sonntages (Sonderbe- Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen 230
stimmungen) 211 Zeitzuschlag, Ausnahmen 132
Verteilung der Arbeitszeit 116 Zeitzuschlag bei Nachtarbeit 017b
Verwaltung 107, 071 Zirkus 238
Verwaltungsverfügungen 050 Zoologische Gärten 222
Verwaltungszwang 052 Zusammengesetzter ununterbrochener Betrieb 139
Verzeichnisse und andere Unterlagen 046, 173 Zutritt zum Betrieb 172
Verzicht auf Schichtwechsel, Tages- und Abend-
arbeit 135
Vorbehalt des Strafgesetzbuches 062

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