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im FB06 Landschaftsplanung
Universität Kassel
Bearbeiterin Qi Liu
Matrikelnummer: 33416506
Wintersemester 2019/20
Wolfhagerstr.83
34127 Kassel
Ehrenwörtliche Erklärung
Hiermit bestätige ich, dass ich die vorliegende Arbeit mit dem Titel:
_____________________________________________________________
eigenständig angefertigt und keine anderen als die angegebenen Quellen und
Hilfsmittel benutzt habe. Des Weiteren erkläre ich, dass ich alle wörtlichen
und indirekten Zitate sowie Grafiken, Tabellen und Abbildungen aus den
angegebenen Quellen und Hilfsmitteln korrekt gekennzeichnet habe. Mir
ist bekannt, dass ein Verstoß gegen diese Regelung als Plagiat betrachtet
wird. In diesem Fall wird die Arbeit mit „nicht ausreichend“ bewertet. Im
Wiederholungsfall hat dies den Ausschluss von weiteren Prüfungen – und
damit vom Studium – zur Folge.
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Datum Unterschrift
Inhaltverzeichnis
1 Einleitung................................................................................................. 1
5 Fazit.......................................................................................................... 27
6 Literaturverzeichnis................................................................................ 29
7 Abbildungsverzeichnis........................................................................... 33
8 Tabellenverzeichnis.................................................................................33
1 Einleitung
Die Weltbevölkerung soll von 7,7 Milliarden im Jahr 2019 auf 8,5 Milliarden im Jahr
2030 (Anstieg um 10%) und weiter auf 9,7 Milliarden im Jahr 2050 (26%) wachsen
(United Nations, 2019). 50-75% dieser Bevölkerung werden in Städten leben, was zu
immer weniger unbebauten städtischen Land führen wird, sodass Städte mit hoher
Bevölkerungsdichte unvermeidlich sein werden. Es ist wahrscheinlich, dass in einer
solchen Stadt nicht genügend Grünflächen vorhanden sein wird. Außerdem wird sich
das biologische Gleichgewicht voraussichtlich spürbar verändern und die Biodiversität
sich stark verringern (Samant, 2016; Boeri, 2015). Die Grünflächen werden jedoch
zunehmend als ein wichtiger Bestandteil der Stadt angesehen, der eine Reihe von
Dienstleistungen für die Menschen und die in städtischen Gebieten lebenden Wildtiere
erbringt (Philip et al. 2009).
Obwohl die Dichte der Städte zunimmt und der Verhärtungsprozess des Bodens
grundsätzlich irreversibel ist, könnte die Fassadenbegrünung mit vergleichsweise
geringem Aufwand Grünflächen schaffen und die Bedürfnisse der Stadtbewohner nach
einem natürlichen Lebensumfeld befriedigen. Die Nutzung von Gebäudefassaden als
„vertikale Grünfläche“ hat besonders viel Potential bei hohen Bauwerken mit einem
großen Wand-Dach-Verhältnis (Giacomello, 2014; Brune et al. 2017).
In Jahr 2014 entstand eine ganz neue Form der Fassadenbegrünung in Mailand:
Bosco Verticale, die von Stefano Boeri entworfen wurde. Dies sind zwei Hochhäuser
mit jeweils 80 und 110 Metern Höhe, die intensiv mit vielen mittelgroßen Bäumen und
Sträucher bepflanzt wurden und allseits begrünte Fassaden haben. Damit spielen im
Gegensatz zur traditionellen Fassadenbegrünung nicht die Kletterpflanzen, sondern
Bäume und Sträucher die wichtigste Rolle in der Fassadenbegrünung von Bosco
1
Verticale, was eine Reihe an Vorteilen bietet. Zum Beispiel, setzen solche Bäume,
Sträucher und Blühpflanzen jahreszeitlich viele neue farbige Akzente. Darüber
hinaus werden neue Lebens- und Nahrungsräume für Insekten und Vögel mit
der Bepflanzung der Hochhäusern geschaffen. Bosco Verticale zeigt als ein
Leuchtturmprojekt eine neue Ästhetik der Landschaftsarchitektur, steht für die
Zukunft des grünen Wohnens im Hochhaus und könnte auch einen neuen Trend
des Hochhauses für Städte mit einem Mangel an Grün setzen (Boeri, 2015;
Kobermaier, 2019).
Mit dieser Arbeit wird angestrebt, durch Recherchieren und Vergleichen zu zeigen,
was Bosco Verticale einzigartig macht und ob es eine bessere Form der Begrünung
als die klassische gibt. Das letztendliche Ziel dieser Arbeit besteht darin, Antworten
auf folgende Fragen zu finden: Warum gilt Bosco Verticale als ein durchführbares
und fertiggestelltes Leuchtturmsprojekt, ist es noch sehr schwierig zu fördern?
Welche Vor- und Nachteile hat es? Gibt es auch die Möglichkeit, das Projekt Bosco
Verticale zu verbessern?
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2 Kurzinformationen zur Fassadenbegrünung
Der Begriff Fassadenbegrünung steht für alle Formen der Begrünung von Fassaden.
Während die Formen der Fassadenbegrünung in der englischsprachigen Literatur nach
dem technischen Aufbau unterteilt werden - green facades (einfacher Aufbau, vor allem
Kletterpflanzen) und living walls (moderne Modulsysteme, flächige Konstruktionen,
nicht nur Kletterpflanzen) - werden die meisten deutschsprachigen Klassifikationen
nach dem Wurzelort der Pflanzen gegliedert: bodengebunden und fassadengebunden.
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ABB.2: FORMEN DER BODENGEBUNDENEN
BEGRÜNUNG © NICOLA PFOSER (2013)
Die fassadengebundene Begrünung wird auch vertikale Gärten oder Living Walls
genannt. Diese wird durch eine Vielzahl an Trägerstrukturen ermöglicht, in die
hineingepflanzt werden kann. Die Formen von fassadengebundener Begrünung
werden nach folgenden Bauweisen unterschieden:
1. Pflanzen in horizontalen Vegetationsflächen oder Pflanzgefäße an
Tragkonstruktionen mit Substrat in Gefäßen;
2. Modulsysteme wie begrünte Matten und Platten, die an der Fassade befestigt
werden;
3. Die flächige Konstruktion als „vertikaler Garten“ in Form von bepflanzten
Textilsystemen oder einer Direktbegrünung auf einer Nährstoff tragenden Wandschale
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ABB.3: LIVING WALL VON GALERIES
LAFAYETTE, BERLIN © PATRICK BLANC
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2.1 Wirkungen
Dazu kann eine Grünfassade als eine Schallmauer die Lärmentwicklung im städtischen
Bereich verringern. Im Gegensatz mit einer traditionellen Fassade, kann eine
Grünfassade die Geräusche zu 41% absorbieren und für mehr Umgebungsruhe sorgen
(Köhler, 2012; Finke, Osterhoff, 2001; Hüfing, G. et al. 2009).
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3 zu Bosco Verticale in Mailand
Xu, 2014).
Die Fassaden von 94% der nach dem Jahr 2000 gebauten Hochhäuser sind verglast
und allgemein tauchen Gebäude mit Glas- und Metallfassaden immer häufiger in
Städten auf (Polo, 2007), wie zum Beispiel die meisten Wolkenkratzern in Dubai.
Im Jahr 2007 fuhr Boeri dorthin, während er zwei Hochhäuser für Mailand entwarf.
Aufgrund dieser Erfahrung kam er auf die Idee, im Gegensatz zu den Wolkenkratzern
in Dubai seine beiden Türme nicht mit Glas, Metall oder Keramik sondern mit Bäumen
zu verkleidet.
Der ursprüngliche Zweck des Baus dieser beiden Gebäude bestand darin, durch
die Filterwirkung der Blätter das Mikroklima des Balkons zu optimieren und den
Energieverbrauch zu reduzieren, da dadurch der Temperaturunterschied zwischen
Innen und Außen um etwa 3℃ verringert werden kann (Boeri, 2015). Darüber hinaus
hatte dieses Projekts viel weiteres Potenzial: Pflanzen und Bäume tragen dazu bei,
dass die Mikroteilchen der durch den Verkehr entstehenden Schadstoffe absorbiert, die
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Hitzeinsel-Effekt durch direkte und indirekte Weise gemildert, Kohlendioxid durch
Photosynthese reduziert und Sauerstoff produziert werden könnten. Dadurch könnte
die Luftverschmutzung in Mailand reduziert werden, was Vertical Forest zum ersten
wirklich nachhaltigen Gebäude in Mailand macht (Giacomello, 2014; Nowak et al.
2006). Durch die Bäume entsteht eine neue Form der Fassadenbegrünung, die
zusammengenommen zwei Hektar Wald auf einem kleinen Gebiet von 1500m² im
Zentrum von Mailand bildet (Boeri, 2015).
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3.2.2 Living Fassade: Ansicht und ausgewählte Pflanzen
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Die Balkone des Gebäudes sind verstreut und ungleichförmig gestaltet. Sie sind
dabei linear entlang der Fassade angeordnet und auf verschiedene Etagen verteilt.
Dieses Design der Balkone zeichnet sich dadurch aus, dass es viele Räume mit
unterschiedlicher Höhe in vertikaler Richtung zwischen Balkon und Balkon schaffen
kann, was sie für den Anbau von Bäumen mit einer Höhe bis zu 9 m geeignet macht.
Die Gesamtfläche der Balkone beträgt ca. 8900 m2.
Dank der Vielfalt der auf den Balkonen beheimateten Pflanzenarten und den
zahlreichen Laubbäumen (insbesondere an den Nordwänden) verändert Bosco
Verticale je nach der Jahreszeit und Wetterablauf sowohl sein Aussehen als auch die
Farben seiner Fassaden. Die Farben der verschiedenen Jahreszeiten interpretieren
Bosco Verticale immer wieder neu: Sanfte Farben im Frühling, leuchtende Töne
im Sommer bis zum Ende der Vegetationsperiode und warme Farben im Herbst
machen Bosco Verticale zu einem sich verändernden Wahrzeichen der Stadt Mailand
(Giacomello, 2014; Boeri, 2015; Müller-Boscaro, 2014; Coffmann, 2018).
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3.2.3 Kriterium der Implantation
Die größte Schwierigkeit während des Aufbaus von Bosco Verticale ist die Auswahl
und Züchtung der Pflanzen. Im Vergleich zur klassischen Fassadenbegrünung
werden die Fassaden von Bosco Verticale nicht mit den Kletterpflanzen, sondern mit
Bäumen und Sträucher begrünt. Es ist jedoch schwieriger, sie dort im Vergleich zum
Boden anzubauen. Aus diesem Grund müssen nicht nur die ästhetische Bedeutung
und die physikalischen Eigenschaften der Pflanzen (insbesondere die Höhe und
die Kronenbreite), sondern auch die Position der Pflanzen auf der Gebäudefassade
berücksichtigt werden (Boeri, 2015).
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H W F S
Amerikanische Gleditschie
Gleditsia triacanthos
Higan-Kirche
Prunus subhirtella
Stern-Magnolie
Magnolia stellata
Primel-Jasmin
Jasminum mesnyi
Steineiche
Quercus ilex
Persische Eisenholz
Parrotia persica
Granatapfel
Punica granatum
Lilientraube
Liriope spicata
Tütkische Hasel
Corylus colurna
Westlicher Erdbeerbaum
Arbutus unedo
Purpur-Weide
Salix purpurea
Rotbuche
Fagus sylvatica
Kupfer-Felsenbirne
Amelanchier lamarckii
Perückenstrauch
Cotinus coggygria
Kamelie
Camellia japonica
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Die Anordnung der Bäume in verschiedenen Orientierungen folgt ihrer
Anpassungsfähigkeit an das Sonnenlicht. In Süd- und Westseiten befinden
sich die Fassaden mit solchen immergrünen Arten wie der Steineiche, die sich
gut an das Mediterrane oder ein ähnliches Klima anpassen kann und eine gute
Wärmebeständigkeit besitzt, während für die in Nord- und Ostseiten Laubbäume wie
Feldahorn und Frühlingskirschen vorgesehen wurden, die sich an schattige Orte und
kühle Temperaturen anpassen können.
Neben dem Beleuchtungsfaktor wird auch die Höhe der Pflanzen berücksichtigt. In
den oberen Stockwerken wurden kleinere, langsamer wachsende oder strauchförmige
Pflanzenarten installiert. Dadurch können die Wartungsarbeiten reduziert und Schäden
vom Wind vermieden werden. Beispielsweise wurde auf Turm E die Rotbuche (Fagus
sylvatica) bis zum 8. Stock und das persische Eisenholz (Parrotia persica) vom 13.
bis zum 26. Stock gepflanzt. Zwar haben die beiden Arten ähnliche Blätter und
gehören ebenfalls beide den Hartholzarten an, jedoch ist die Rotbuche ein großer
Baum, welcher nicht einfach zu kappen ist, während das persische Eisenholz einen
strauchigen Baum darstellt, welcher sich durch ein sehr langsames Wachstum
auszeichnet (Boeri, 2015; Giacomello, 2014).
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3.2.4 Windkanaltest
Außer den Pflanzen zählt auch der Wind zu den wichtigsten klimatischen Faktoren bei
der Entwicklung von Bosco Verticale: Einerseits aufgrund seiner direkten Auswirkung
auf die Pflanzen, andererseits muss der vom Wind auf das Gebäude übertragenen
Druck, der von Gewicht und Größe der Bäume abhängig ist, geprüft werden. Zu
diesem Zweck wurde in der vorbereitenden Planungsphase die erste experimentelle
Überprüfung mithilfe eines Windkanals des Polytechnikum Mailands durchgeführt.
Es wurde unter der Verwendung eines Modells mit dem Maßstab 1: 100 mit Bäumen
auf einer Federwaage die Simulation der Umgebung bei einem starken Wind
dargestellt, um in der Lage zu sein, die aerodynamischen Kräfte, Momente und
Koeffizienten bewerten zu können.
Durch solche Tests konnten die Belastungsorte von Bäumen und Gebäudestrukturen
bestimmt werden. Zudem wurde dadurch auf die lokalen Phänomene hingewiesen,
bei denen sich die Windgeschwindigkeit erhöhen könnte. Dabei wurden die erzielten
Ergebnisse auch zur Bewertung und Optimierung der Anordnung der Pflanzen auf den
Balkonen von zwei Hochhäusern ausgewertet (Boeri, 2015; Giacomello, Valagussa,
2015).
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3.2.4 Anbau, Umpflanzung und Pflege
Wenn die Bäume auf dem Boden wachsen, entwickeln sich ihre Wurzelsysteme
frei, so dass sie bei starkem Wind nicht umkippen können. Aufgrund der Änderung
ihrer Wachstumsbedingungen auf Bosco Verticale wird es sich ebenfalls auf die
Entwicklung der Wurzelsysteme auswirken, weil diese in den Betontöpfen der
Balkone zurückgehalten werden. Um die ausgewählten Pflanzen optimal an die
Wachstumsbedingungen von Bosco Verticale anzupassen, müssen alle Pflanzen somit
im Voraus kultiviert werden. Im Sommer 2010 wurden die Pflanzen, die später auf den
beiden Türmen gepflanzt werden sollten, aus ihren Herkunftsgärten entnommen und
in speziellen recycelbaren “Air-Pots” aus Plastik in der Gärtnerei von dem beauftragten
Gärtnerunternehmen “Peverelli” untergebracht. Material, Dimension und mechanische
Eigenschaften der Air-Pots wurden speziell kalibriert, damit sie für das Wachstum der
Bäume geeignet sind und gleichzeitig das Wachstum eines Wurzelsystems in den
Pflanzen mit der erforderlichen Größe und Eigenschaften fördern können. Während der
Kultivierung konnten die Experten des Projektteams die Pflanzen jederzeit inspizieren
und in einigen Fällen ihre Morphologie korrigieren, damit sie für die endgültige
Wachstumsumgebung am besten angepasst werden können (Boeri, 2015; Müller-
Boscaro, 2014).
Im Sommer 2012 wurden diese im Voraus kultivierten Bäume mithilfen eines Kranes
hochgezogen und auf dem Balkon in die Betontöpfe gepflanzt. Die Töpfe wurden dabei
mit einem Substrat gefüllt, welcher aus einer Mischung des vulkanischen Lapillus, Erde
und einer geringen Menge organischer Substanzen besteht (Giacomello, 2014).
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ABB.17: BÄUME WURDEN EINGEPACKT ABB.18: BÄUME WAREN FÜR TRANSPORT UND
© MARCO GAROFALO UMPFLANZUNG VORBEREITET © MARCO GAROFALO
ABB.21: DER ERSTE GEPFLANZTE BAUM IN BOSCO ABB.22: BAUM WURDE SOFORT BEFESTIGT
VERTICALE © FRANCESCO DE FELICE © FRANCESCO DE FELICE
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Zum Schutz von Bäumen, Bewohnern und den Nutzern des öffentlichen Raumes wurde
eine Absturzsicherung bzw. ein Ankersystem eingerichtet, das auf drei Schutzstufen
basiert:
1. Die vorübergehende Sicherheitseinrichtung: Die Wurzeln von allen mittleren
und großen Pflanzen (kugelförmig mit Erde bedeckt) wurden auf einem horizontalen
Rahmen aus Röhren in dem Betontopf befestigt. Der Betontopf wurde dabei mit Rasen
bedeckt und der Rasen später nochmal mit Gürtel befestigt. Dies verhindert, dass der
Stamm kippt oder die Bäume aus dem Betontopf fallen.
2. Grundbefestigung: Durch 3 elastische Sicherheitsgürtel wurden allen
mittleren und großen Pflanzen an einem hängenden Stahldraht befestigt. Ein Ende
des Stahldrahtes wurde mit dem Boden des Balkons und das andere Ende mit
der Unterseite des oberen Balkons verbunden, damit der Sturz der Bäume unter
unerwarteten, extremen Bedingungen wie dem Brechen des Stammes verhindern
könnte. Hervorzuheben ist, dass der Sicherheitsgurt regelmäßig an das Wachstum der
Bäume angepasst werden kann.
3. Zusätzliche Sicherheitsvorrichtungen: Neben Sicherheitsgurten und Drähten
umschließen Stahlkäfige die Wurzelballen, welche an die Struktur des Betontopfs
befestigt sind. Gemäß den Windkanalests umschließen sie den Wurzelballen und
verhindern auf diese Weise das Umkippen des Baumes (normalerweise an den
Ecken).
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Neben Sicherheitsvorrichtungen spielt auch die regelmäßige Pflege der Pflanzen
eine wichtige Rolle für Bosco Verticale. Zum einem werden die Betontöpfe 4 Mal pro
Jahr gewartet. Zudem werden die Pflanzen 2 Mal pro Jahr von den “Flying Gardners”
getrimmt und gepflegt. Diese Pflanzen können nicht von der Innenseite des Balkons
geschnitten werden, deshalb nutzen die “Flying Gardners” den Aufzug, um vom
obersten Stockwerk des Gebäudes zu den Betontöpfen für ihre Wartung aufzusteigen.
Einmal im Monat, zwischen Mai und Oktober, wird auch eine Überwachung und
Überprüfung der Pflanzengesundheit und des allgemeinen Zustands durchgeführt
(Boeri, 2015; Giacomello, Valagussa, 2015).
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3.3 Biosystem und Nachhaltigkeit
"Wie kann die Biodiversität in den Städten wiederherstellt werden?": Das war immer
eines der wichtigsten Themen während des Entwurfsprozesses von Bosco Verticale.
Das biologische Gleichgewicht wird aufgrund der Stadtentwicklung verändert und die
Artenvielfalt bzw. Biodiversität verringert sich dadurch stark. Die Reduzierung oder
Zerstörung der Biodiversität könnte viele Probleme verursachen, beispielsweise für die
Tiere, deren Lebensräume von dem städtischen Raum eingenommen werden und sie
daher in ihnen unbekannte Gebiete ziehen müssen.
Während das Hauptziel der Nachhaltigkeit darin besteht, die Auswirkungen auf die
Umwelt zu minimieren und gleichzeitig eine starke anthropozentrische Vision des
Projekts beizubehalten, berücksichtigt die Biodiversität nicht nur die Menschen,
sondern auch andere Organismen. Die Existenz der Biodiversität gleicht die
Komplexität und Eigenschaften jeder Art aus. Obwohl Nachhaltigkeit eine notwendige
Rolle spielte, war die Biodiversität jedoch während des Entwurfs von Bosco Verticale
wichtiger. Stefano Boeri vertritt nämlich die Meinung, dass die wirkliche Nachhaltigkeit
die Biodiversität sein sollte. Die Menschen stellen nur eine Art der Lebewesen dar,
welche die Erde bewohnen, und aus diesem Grund müssen sie lernen, in Harmonie
mit anderen Kreaturen gemeinsam zu leben.
Die verschiedenen Arten der Begrünung in Bosco Verticale wie Bäume, Sträucher oder
Rasenflächen bieten eine passende Umgebung für die Vögel und Insekten. Daher
wurden viele künstliche Vogelnester zwischen den Pflanzen eingerichtet. Gleichzeitig
wurden auch Untersuchungen durchgeführt, auf welche Weise die Pflanzenschädlinge
am besten bekämpft werden können. Es wurde entschieden, die nützlichen Insekten
anstelle von Pestiziden einzusetzen. Schädlingsbefall sollte somit biologisch kontrolliert
werden, um die Gesundheit der Pflanze zu gewährleisten und den darin lebenden
Vögeln und Insekten nicht zu schädigen.
Nach seiner Fertigstellung im Jahr 2014 siedelten sich allmählich Vögel und Insekten
auf Bosco Verticale an. Daher kann Bosco Verticale nicht nur als begrünte Hochhäuser,
sondern auch als eine Spritze der Biodiversität bezeichnet werden (Boeri, 2015&2016;
Boeri, Xu, 2014; Mell, 2016).
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Schwarzdrossel Nachtigall
Turdus merula Luscinia megarhynchos
Mönchsgrasmücke Mehlschwalbe
Sylvia atricapilla Delichon urbicum
Buchfink Italiensperling
Fringilla coelebs Passer italiar
Türkentaube Dohle
Streptopelia decaocto Coloeus monedula
Zaunkönig Flussregenpfeifer
Troglodytes troglodytes Charadrius dubius
Felsentaube Fahlsegler
Columba livia Apus pallidus
Stieglitz Mauersgler
Carduelis carduelis Apus Apus
Kohlmeise Grauschnäppe
Parus major Muscicapa striata
Grünfink Marienkäfer
Carduelis chloris pl. Coccinellidae
Rauchschwalbe
Hirundo rustica
TABELLE 1: SIEDELTEN VÖGEL UND INSEKTEN
(INFORMATIONEN VOM BOERI STUDIO)
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Bosco Verticale wurde ebenfalls als ein Projekt konzipiert, welches repliziert werden
kann. Die Hauptdesigner von Boeri Studio haben Bosco Verticale als Teil eines
größeren Plans für Mailand namens “BioMilano” positioniert. Deswegen wurde Bosco
Verticale nicht nur als zwei begrünte Hochhäuser entworfen, sondern auch als ein
Waldbiosystem und ein Energiesystem, das für den Menschen geeignet ist und
gleichzeitig Energie optimieren, zurückgewinnen und produzieren kann. Die Designer
stellten sich vor, dass wenn Bosco Verticale in großer Anzahl kopiert werden würde,
sich ein kontinuierliches Ökosystem bilden könnte. Somit würden die Probleme gelöst
werden, die bei der Stadtentwicklung entstehen, und auf diese Weise wäre es möglich,
die biologische Vielfalt wiederherzustellen und die Nachhaltigkeit zu realisieren
(VanderGoot, 2018).
Bosco Verticale hilft beim Aufbau eines Mikroklimas und bei der Filterung der Luft, was
derzeit als ein wichtiges Thema in der städtischen Umgebung angesehen wird. Die
breite Vielfalt von Pflanzen erzeugt Feuchtigkeit, absorbiert CO2 und Staub, produziert
Sauerstoff, schützt vor der Bestrahlung und Schallverschmutzung, verbessert den
Wohnkomfort und spart sogar Energie. All das bezeugt die Nachhaltigkeit von Bosco
Verticale. Das Projekt erhielt daher ebenfalls eine Gold-Zertifizierung von LEED
(Leadership in Energy and Environmental Desigh) im Jahr 2015 (Boeri, 2015; USGBC,
2015).
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3.4 Ästhetik
Bei Bosco Verticale zählen die Gebäude selbst nicht zum wichtigsten Teil des
Projektes: Es sind die Pflanzen, welche diese zwei Hochhäuser erst komplett machen.
Somit werden die Pflanzen zu einer Art Baumaterial, welcher die Fassaden der
Hochhäuser optisch schwächt und auf diese Weise den einzigartigen Begrünungseffekt
von Bosco Verticale betont. Denn die Hauptfarben der Gebäude von Bosco Verticale
sind mit Dunkelgrau und Weiß sehr schlicht gehalten. Die begrünten Fassaden heben
somit effektiv die Gebäude der Bosco Verticale von den anderen Gebäuden ab: Das
Grün der Bäume und Sträucher lässt sie lebendig wirken.
Bosco Verticale verändert seine Fassaden zyklisch entsprechend der Vielfalt der
Pflanzen und Schatten dank der Sonnenachse und bietet somit den Stadtbewohnern
auch eine sich verändernde Landschaft. Die Farbelemente variieren dabei das
ganze Jahr sehr stark. Die Veränderungen von Bosco Verticale sind nicht nur auf die
Veränderung der Farben zurückzuführen, sondern auch auf die Texturen, welche durch
die Zweigen und Blätter gebildet werden (Boeri, 2015).
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Aus klassischer Sicht verkörpert Bosco Verticale die Merkmale der klassischen
italienischen Gärten: Das Projekt besteht aus geometrischenen Formen und befindet
sich auf einer hohen Position mit einem breiten Sichtfeld (Xu, 2018).
Der wichtigste ästhetische Wert von Bosco Verticale spiegelt sich in seiner Biodiversität
wider. Metaphorisch und abstrakt könnte es auf die folgende Weise beschrieben
werden: Bosco Verticale selbst gleicht einem großen Baum. Seine Balkone sind
seine Zweige, die Pflanzen stellen die Blätter dar, der Körper des Gebäudes ist sein
Stamm und die Wurzeln gleichen dem Wasserversorgungssystem. Die Menschen,
Pflanzen und Tiere leben gemeinsam auf diesem “großen Baum”, und der Baum
selbst bereichert und multipliziert die Biodiveristät die Farben, Formen und Klänge des
Lebens, verringert die Gleichgültigkeit des städtischen Lebens und besticht durch sein
lebendiges Bild (Boeri, 2015&2016).
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4 Vor- und Nachteile von Bosco Verticale
Es besteht kein Zweifel darin, dass Bosco Verticale einen sehr erfolgreichen Projekt
darstellt, welches das Stadtleben beschönigt. Es demonstriert der Welt eine neue Form
der Fassadenbegrünung und eine neue Möglichkeit der Öko-Architektur.
Doch auch die Nachteilen von Bosco Verticale sind offensichtlich. Zum einen ist der
Bau von Bosco Verticale mit 65 Mio. Euro sehr aufwendig und kostspielig. Um Bosco
Verticale überhaupt bauen zu können, brauchte es eine lange Zeit, die verschiedenen
Experimente und Forschungen zur Umsetzbarkeit des Projektes durchzuführen. Die
Preise der Wohnungen sind ebenfalls sehr hoch. Somit können sie womöglich nur von
sehr wohlhabenden Bürgern erworben werden.
Zum anderen stellen auch die Auswahl und Kultivierung von Pflanzen eine
Herausforderung dar. Beispielsweise brauchte die Botanikerin mehr als zwei Jahre,
um die optimalen Pflanzen, die zum Bosco Verticale passen, zu bestimmen und ihre
Anpassungsfähigkeit zu den verschiedenen Bedingungen zu überprüfen. Darüber
hinaus gestaltet sich die Pflege der Pflanzen als sehr kompliziert. Wie bereits in einem
anderen Kapitel erwähnt können die Pflanzen nur von den fliegenden Gärtnern von
Außen geschnitten und gepflegt werden. Da die Pflanzen von Bosco Verticale sich
nicht in Privathand der Bewohner befinden haben diese somit kein Recht, die Pflanzen
selbst zu beschneiden. Die Kosten und die Wartungszeit jedes Baumes in Bosco
Verticale sind jedoch etwa fünfmal höher als die auf dem Boden angebauten Bäume
(Giacomello, 2014).
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Zwar ist Bosco Verticale ein zu replizierendes Projekt, doch wenn es in anderen
Gebieten gebaut werden würde, müsste auch über das lokale Klima nachgedacht
werden, weil nicht alle Pflanzen zu allen anderen Ländern passen. Bevor eine neue
Pflanzenart aus anderen Ländern eingeführt wird, müssen Überlegungen gemacht
werden, ob sie nicht eine Arteninvasion verursachen und dem einheimischen
Ökosystem schädigen könnte. Neben Klima und Pflanzen ist auch die lokale Kultur ein
zu berücksichtigender Faktor. Beispielsweise ist die Zeder, die im unfertigen Vertical
Forest II "Les Terrasses des Cedres" in der Schweiz angepflanzt wurde, wegen einiger
kulturellen Eigenschaften der chinesischen Kultur nicht für den unfertigen Vertical
Forest III in Nanjing geeignet. In China wird diese Art der Zeder in der Regel auf den
Friedhöfen und nicht in Wohn- oder Geschäftsgebieten gepflanzt. Aus historischen
Gründen stellen auch die Kirschbäume (Prunus subhirtella), die in Bosco Verticale
in Mailand angebaut wurden, keine gute Wahl für den unfertigen Vertical Forest III in
Nanjing dar (Jiang, 2018).
Der wesentliche und wichtigster Grund, weshalb Bosco Verticale sehr schwierig
zu fördern ist, besteht darin, dass seine Begrünung sich nicht so einfach wie die
“Bepflanzung des Balkons mit Bäumen” gestaltet. Bosco Vericale stellt nämlich
ein komplettes System dar. Die Pflanzen spielen dabei die Hauptrolle und müssen
sogar vor dem Beginn des Baus immer berücksichtigt werden. Daher wird deutlich,
dass diese Begrünungsform der Fassaden sich nicht für die bereits fertiggestellten
Gebäuden eignet. Es könnte sein, dass ein solches Projekt eine gute Lösung gegen
diverse Stadtentwicklungsprobleme solcher Städte wie Mailand oder Nanjing, Liuzhou
und Shijiazhuang in China darstellt, jedoch ist es zurzeit nicht die beste Lösung für das
gesamte Europa.
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5 Fazit
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, herauszufinden, weshalb Bosco Verticale
schwierig zu fördern ist und welche Vor- und Nachteile ein solches Projekt hat.
Um den Smog und die Probleme, die bei einer hohen Bevölkerungsdichte entstehen,
zu bekämpfen, baute China den ersten Vertical Forest in Nanjing. Für China stellt ein
solches Projekt eine großartige Lösung dar, weil es ein Land mit hohen Gebäuden
und einer großen Bevölkerungszahl ist. Ob Vertical Forest in China den Zweck der
Verbesserung der städtischen Umwelt erreichen kann, erfordert jedoch auch eine
langfristige Beobachtung und Forschung.
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Zusammenfassend kann gesagt werden, dass obwohl die Überlegenheit von Bosco
Verticale durch weitere Tests nachgewiesen werden muss und es noch viele ungelöste
Probleme gibt, ist es für Bosco Verticale noch möglich, zu einem Referenzbeispiel für
die Hochhäusern in der Zukunft zu werden, da eine nachhaltige Entwicklung derzeit ein
Thema darstellt, welches global diskutiert wird.
28
6 Literaturverzeichnis
29
Giacomello, E.; Valagussa, M., 2015:
Vertical Greenery: Evaluating the High-Rise Vegetation of the Bosco Verticale, Milan.
CTBUH Research Report 2015
30
Nowak, D.J.; Crane, D.E.; Stevens, J.C., 2006:
Air Pollution Removal by Urban Trees and Shrubs in the United Stadt, Urban Forestry
& Urban Greening, 2006/4: S.115-123.
RIBA, 2018:
https://www.architecture.com/awards-and-competitions-landing-page/awards/riba-
international-awards/riba-international-awards-2018/2018/bosco-verticale
31
VanderGoot, J., 2018:
Vertical Forest: Biosystems of the Human Forest Biome, Architecture and the Forest
Aesthetic: A New Look at Design and Resilient Urbanism, S.222-239.
32
7 Abbildungsverzeichnis
8 Tabellenverzeichnis