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Shlomo SIMONSOHN, Tra Scilla e Cariddi. Storia degli ebrei in Sicilia. [Tra-
duzione di Gilberto TOFANO. Revisione di Antonella MAZZON ] (La storia.
Saggi 3) Roma 2011, Viella, 646 S., Abb., Karten, Tab., ISBN 978-88-8334-
550-0, EUR 65. – Die italienische Ausgabe der gleichzeitig auf Englisch und
Hebräisch gedruckten Zusammenfassung der 18-bändigen Quellensammlung
des Vf. (siehe vorige Anzeige) bringt die 40 000 edierten Dokumente einem
breiteren Publikum nahe. Die jüdischen Gemeinschaften Siziliens blieben an-
fangs spärlich dokumentiert, auch wenn es u. a. Gheniza-Urkunden gab, wur-
den aber unter den Normannen, Staufern, Anjou und besonders den aragone-
sischen Königen durch viele Quellen erhellt. Im Spät-MA sind die Quellen
sogar so zahlreich, daß, wie S. selbst betont, sein Lebenswerk nur einen Teil
aller denkbaren Aspekte ansprechen kann und vieles noch zu tun bleibt. Das
Buch ist in 20 Kapitel eingeteilt, wovon die ersten sieben die Ansiedlung, die
Geschichte und die wirtschaftliche sowie kulturelle Tätigkeit bis zum Ende der
Anjou-Dynastie auf der Insel, die anderen die aragonesische Epoche bis zur
Vertreibung 1492 (Kapitel 20) darstellen. Dabei geht es um das Verhältnis zum
König, die der Gemeinde auferlegten Steuern, die demographische Entwick-
lung, die Gesetzgebung, die Beziehungen zur Kirche und zu den Christen, die
Sozial- und Familienstrukturen, die Ausbildung, die Wirtschaftstätigkeit usw.
Der Anhang bietet nützliche Listen zu den Herrschern der Insel und den Vize-
königen (seit 1392), Verzeichnisse der Münzen, Maße und Gewichte, Regesten
der Eheverträge innerhalb der jüdischen Gemeinschaft etwa 1349 bis 1492,
Listen der Löhne einiger Arbeiter 1331 bis 1492 und der Preise einiger von den
Juden verkaufter Güter 1298 bis 1492. Die mehr als tausendjährige Präsenz der
Juden in Sizilien wird insgesamt genauer und tiefer als bisher beleuchtet und
die relative Duldung klar betont. Ein solch riesiges Werk kann natürlich nur
positive Eindrücke hinterlassen; allerdings widersprechen Folgerungen und
Hypothesen oft bisheriger Geschichtsschreibung, und für die kritische Ein-
ordnung sollte man auch andere Werke weiterhin lesen, z. B. Henri Bresc, Ara-
bi per lingua, ebrei per religione. L’evoluzione dell’ebraismo siciliano in am-
biente latino dal XII al XV secolo, Messina 2001. Kristjan Toomaspoeg
eingriffen. J.s Buch eröffnet nicht nur der Stiftskirchenforschung viele neue
Perspektiven. Enno Bünz
David ENGELS / Lioba GEIS / Michael KLEU (Hg.), Zwischen Ideal und
Wirklichkeit. Herrschaft auf Sizilien von der Antike bis zum Spätmittelalter,
Stuttgart 2010, Steiner, 363 S., ISBN 978-3-515-09641-6, EUR 54. – Der Band
versammelt 18 Beiträge einer Tagung von jüngeren Vertretern der Geschichte
des Altertums und des MA vom 13.–15. Februar 2008 in Aachen. Die Einlei-
tung der drei Hg. (S. 7–12) erläutert das Ziel des Projekts, das von den
Lehrstühlen für Alte sowie Mittlere Geschichte der RWTH Aachen und für
Römische Geschichte der Univ. Libre de Bruxelles koordiniert wurde: die
Analyse der Wechselwirkung von idealer (d. h. im Allgemeinen theoretischer)
Herrschaftskonzeption und der situationsbedingten Realität auf der Insel Sizi-
lien von der griechischen Kolonisation bis zur Sizilianischen Vesper. Die er-
noch König Peter von Aragon genehm war noch – anders als die italienischen
Guelfenstädte – stark und gefestigt genug, sich gegen diese Gewalten zu be-
haupten. – David ENGELS / Lioba GEIS / Michael KLEU, Herrschaft auf Sizi-
lien zwischen Ideal und Wirklichkeit. Bilanz und Perspektiven (S. 351–360),
fassen konzentriert und durchdacht die Resultate der wohltuend straff thema-
konzentrierten und entsprechend sehr ergiebigen Tagung zusammen. Ein Ver-
zeichnis der Vf. mit Angaben zur Person beschließt den reichhaltigen, auch
methodisch anregenden Band. Walter Koller
hang B). Der Hauptteil des Buches schildert den Seekrieg besonders aufgrund
erzählender Quellen. Erst im Anhang werden die konkreten technischen
Aspekte der Kriegsführung gebracht. Nach Meinung des Rezensenten ist die-
ses Material sogar interessanter als die allgemeinen Folgerungen über den See-
krieg, die wenig Neues bieten, sondern nur die Gesamtproblematik kurz und
knapp darstellen. Laut S. hätten die normannischen Kriegsoperationen ein
durchaus positives Ergebnis gezeitigt, indem sie vorher von Byzantinern und
Muslimen dominierte zentrale Regionen des Mittelmeers für westliche Kauf-
leute „öffneten“; und Friedrich II. hätte dies fortgesetzt. Dazu kommt die Rol-
le der Flotte bei der Unterwerfung Nordafrikas zur Zeit Rogers II. und, allge-
mein, im Rahmen der Politik der Normannenkönige. Die bisherige Ge-
schichtsschreibung hat dies gleichfalls betont, doch herrschte die Meinung, die
normannische Kriegsflotte sei relativ klein geblieben und habe keine feste und
dauerhafte Kontrolle auf dem Meer ausgeübt. Auffällig bleibt, daß die Nor-
mannen im Rahmen der Kreuzzüge keine eigenen Seetransporte nach Osten
durchführten; sie hatten offenbar nur wenig Interesse für den Kampf im Heili-
gen Land. S. bietet uns so eine Zusammenfassung zu den Seeoperationen der
Normannen und eine tiefere Studie einiger technischer Aspekte dieser Proble-
matik. Kristjan Toomaspoeg