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INDO-IRANISCHE QUELLEN UND FORSCHUNGEN

HlfFT IX
INDO-IRANISCHE
QUELLEN UND FORSCHUNGEN
her aus g eg eien von Johannes Hertel

Heft 1: Johannes Hertel, Die Zeit Zoroasters

Heft 2: Johannes Hertel, Die Himmelstore im


Veda und im Awesta .
DIE SONNE UND MITHRA
Heft 3: Johannes Hertel, Mundaka-Upanisad IM AWESTA
Heft 4: Johannes Hertel, Heimat und Alter des
Rgvedas (noch nicht erschienen) .... AUF GRUND DER AWESTISCHEN
Heft 5: Johannes Hertel, Achaemeniden und FEUERLEHRE DARGESTELLT
Kayaniden ,..
VON
Heft 6: Johannes Hertel, Die arische Feuerlehrel

Heft 6 (Beiheft): Johannes Hertel, Die Methode JOHANNES HERTEL


IC
der arischen Forschung .

Heft 9: Johannes Hertel, Die Sonne und Mithra


im Awesta. $
Die Sammlung wird
fortgesetzt

H. HAESSEL . VERLAG
LEIPZIG

Die ersten drei Hefte der indischen Abteilung


des Forschungsinstitutes für Indogermanistik
sind in Kommission hei Markert & Petters,
Leipzig, Seeburgstraße 63 erschienen. Die*
Hefte 1, 2, 3, 6 der IIQF. zählen nicht zu den
Veröffentlichungen des Forschungsinstitutes

19 27

LEIPZIG, H. HAESSEL, VERLAG


Dem Andenken

Eugen Hultzsehs
Copyright 1927 by
H. Haessel • Verlag • Leipzig
Druck von Max Schmersow, Kirchhaln N,-L.
des langjährigen treuen Freundes
Printed in Oermany
des großen Philologen

f 16. 1. 1927
Vorwort.
Den Anlaß zu der vorliegenden Schrift bildete ein
Gespräch, welches der Verfasser mit den Kollegen Haas
und Leipoldt hatte und in welchem er auf Grund der
awestischen Materialien seine Überzeugung aussprach, der
awestische MiGra könne nur der Sternhimmel sein. Einige
Tage später zeigte ihm Kollege Leipoldt Tafel 17 der
„Notizie degli Scavi di Antichitä“, Milano 1924. Diese
Tafel enthält eine schöne farbige Darstellung MiGras. Sie
zeigt ihn als einen Krieger, dessen Mantel sich im Winde
in Form des Himmelsgewölbes bauscht. Die Innenseite
des Mantels ist himmelblau und mit 7 goldenen Sternen
bedeckt, enthält aber weder Mond noch Sonne; diese
beiden sind außerhalb der Darstellung MiQras in je einer
Ecke des Bildes angebracht. Daraus ergab sich unwider-
sprechlich, daß der antike Maler von MiQra genau die¬
selbe Anschauung hatte, wie nach des Unterzeichneten Auf¬
fassung die Texte des Awestas. Der Aufforderung Pro¬
fessors Leipoldt, den Charakter des awestischen MiGra
zu bestimmen, kommt der Unterzeichnete hiermit nach.
Die folgende Untersuchung beschränkt sich also aus¬
schließlich auf den awestischen MiGra. Weder die Vor¬
geschichte noch die nachawestische Entwicklung des
awestischen „Opferwürdigen“ kann hier berücksichtigt
werden. Unter veränderten örtlichen, zeitlichen und
kulturellen Verhältnissen wandeln sich die mythologischen
Anschauungen und Gestalten so stark, daß sich oft sogar
der Grundcharakter eines „Gottes“ vollständig verändert.
Man braucht nur an den indischen Varuna und Yama
im Vergleiche mit dem vedischen Väruna und dem ari¬
schen Yamä zu erinnern, um die bekanntesten Beispiele
VIII
IX
solcher Wandlungen anzuführen. Innerhalb des Awestas
die awestischen Anschauungen über die Sonne und über
selbst läßt sich eine solche Wandlung Ahura Mazdähs
das Verhältnis der Sonne zu MiOra zu untersuchen. Es
nachweisen. Bei Zoroaster ist er „der Verstand, der
ergibt sich, daß selbst in den spätesten awestischen
Herrscher“; im jüngeren Awesta dagegen wird er zum
Texten die Sonne von MiOra streng geschieden
Himmelsgott im allgemeinen, nach Einführung des MiOra-
wird.
Kults zum Taghimmel, und bei späteren ostiranischen Nach den Erörterungen in den IIQF., insbesondere
ammen, wie sich im Verlaufe dieser Untersuchung zeigen
im Vorwort und im Beiheft zu IIQF. VI, bedarf es keiner
wird, zur Sonne.
weiteren Begründung dafür, daß ich mich durch die Fach¬
Aus dem späteren Charakter eines Gottes auf seinen literatur über MiOra in keiner Weise habe beeinflussen
Ursprung zu schließen, ist darum unstatthaft. Die Tat¬
lassen, sondern die Untersuchung lediglich auf Grund der
sache, daß Mi0ra zuletzt in Persien als die Sonne (mihir-)
awestischen Texte selbst geführt habe.
erscheint, ist für die Deutung des awestisehen Miöras
Diese Texte habe ich bis in alle Einzelheiten hinein
ebenso belanglos, wie die bei späteren ostiranischen Stäm¬
nach ihrem Sachgehalt verzettelt und habe namentlich
men auftretende Bedeutung „Sonne“ für die Bedeutung
alle in ihnen enthaltenen „religiösen“ Begriffe unter steter
Ahura Mazdähs in den Gä0ä.
Vergleichung mit dem RV. sachlich und sprachlich unter¬
Entgegen dem Grundsätze, die vedischen und die sucht. Die Veröffentlichung dieser Untersuchungen hat
awestischen Materialien immer nur im Zusammenhang zu
mit IIQF. VI begonnen und wird ihren, wie ich hoffe,
behandeln, sind die vedischen Materialien über Mitra in
ungestörten Fortgang nehmen. Auf die Richtigkeit der
dieser Abhandlung notgedrungen nicht berücksichtigt
Ergebnisse der genannten Untersuchungen habe ich vor
worden. Notgedrungen; denn aus den vedischen Lie¬
dem Beginne ihrer Veröffentlichung dadurch die
dern laßt sich der ursprüngliche Charakter Mitras nicht
Probe gemacht, daß ich das gesamte Awesta übersetzt
mehr bestimmen. Man kann im allgemeinen sagen, daß
und dabei an allen Belegstellen die durch die Unter¬
die Dualverbindung MitrS Värunä in Vielem dem awesti¬
suchung gefundenen Werte eingesetzt habe.
schen MiOra entspricht; aber die beiden devä- sind mit¬
Wären die gefundenen Werte falsch bestimmt, so
einander zu solcher Einheit verschmolzen, daß sie sich
müßte sich bei solcher Methode eine noch größere Wirrnis
nicht mehr reinlich voneinander scheiden lassen. Bei
ergeben, als diejenige ist, welche in den bisherigen Über¬
der vollkommenen Eindeutigkeit der Natur des awesti-
setzungen des Awestas vor aller Augen liegt. Aus dem
sehen MiQras kann eine etwaige Entlehnung dieses
Umstande aber, daß sich aus der in der angegebenen
„ Upf erwurdigen “ aus dem Pantheon der vedischen Stämme
Weise entstandenen Übersetzung ein vollkommen klares
um so weniger in Frage kommen, als das Dualkompo¬
Bild der awestischen Weltanschauung ergibt, darf ich
situm bereits in den Boghazköi-Texten erscheint. Schon
schließen, daß der eingeschlagene Weg der richtige ist,
diese eine Tatsache beweist, daß wir es dort nicht mit
zumal er zu Ergebnissen führt, von denen ich zuversicht¬
or a ren awestischer oder gar noch ungetrennter lich hoffe, daß sie den Ethnographen ebenso einleuchten
arischer Stämme, sondern mit einem alten vedischen
werden, wie den Religionshistorikern und den Psycho¬
otamm zu tun haben.
logen.
Da MiOra, wie bereits erwähnt, auf persischem
Es sei mir gestattet, an einigen Beispielen zu ver¬
Hebiete zur Sonne geworden ist und darum die Meinung
anschaulichen, wie sich die auf dem angegebenen Wege
mancher Mythologen noch heute von Vielen geteilt wird,
entstandene Übersetzung von der meiner Vorgänger unter¬
der awestische MiOra sei die Sonne, so war es nötig, auch
scheidet.
XI
„ J?as erste Ya§t enthält, wie es überliefert ist, in Ausdrücke ein, so ergibt sich für alle drei Listen
M 7/-iUnd 12~15 zwei Listen von Namen Ahura je ein sachliches Anordnungsprinzip, welches die
azdahs. Auf die erste Liste, welche 20 im Texte
Richtigkeit der von mir bestimmten Bedeu¬
geza te Namen enthält, folgt eine Ausführung über die
tungen um so sicherer beweist, als jede der
erwendung und den Nutzen dieser Namen, die durch
drei Listen in den beweisenden Teilen von den
die zwmte Namenliste unterbrochen wird, um hinter ihr
anderen beiden verschieden ist. Es ist selbstver¬
m ?§ 16ff- wieder aufgenommen zu werden. Dabei heißt
ständlich, daß hier unmöglich ein Zufall im Spiele sein
es m § 19. „Und diese 20 Namen können dienen als
kann. Wären die religiösen Ausdrücke falsch bestimmt, so
Rückendeckung und Schutzwehr (?) gegen die geistige
müßte sich ein ähnlicher Wirrwarr ergeben, wie in den
Lruj usw. Da die zweite, in §§ 12-15 enthaltene
bisherigen Übersetzungen; unmöglich könnten sich da¬
Namenliste insgesamt 52 (im Texte nicht gezählte) Namen
gegen in allen drei voneinander abweichenden
enthalt, so ist sie, wie schon Darmesteter gesehen hat
Listen die „religiösen“ Ausdrücke durch bloßen Zu¬
ganz sicher ein Einschub.
fall so aneinanderreihen, daß ein sachliches Anord¬
Eine genauere Betrachtung der eingeschobenen
nungsprinzip klar zu Tage tritt. Ich brauche nicht erst
Liste ergibt nun aber, daß sie ihrerseits aus zwei ohne
zu bemerken, daß die drei Namenlisten ihrer Natur nach
ermittelung mechanisch aneinander gereihten Listen
für die Bedeutungsfestsetzung der religiösen Ausdrücke
besteht, deren zweite mit data in § 13 beginnt. Um dies
gar nicht in Frage kommen konnten; wohl aber kommen
testzustellen, genügt es, die ersten Namen dieser beiden
sie als Probe für die Richtigkeit der gefundenen
Listen zu vergleichen.
Werte in Frage und sind für sie schlechthin be¬
Bezeichnen wir die ursprüngliche Liste in §§ 7f.
weisend.
mit I, die erste der eingeschobenen Listen in §§ 12 f.
Ich gebe nun die drei in Rede stehenden Namen¬
mit n die zweite in §§ 13-15 mit III, so enthält
listen. In der ersten Spalte stehen die awestischen
Liste I 20, Liste II 19, Liste III 33 Namen. Dabei sind
Namensformen, in der zweiten die Bartholomae-Wolff-
m Liste II unter 2 und 3 die durch doppeltes -ca mit-
schen, in der dritten meine eigenen Übersetzungen, in
einander verbundenen Namen im Sinne des Textes als je
der vierten Verweisungen auf Gleiches und Ähnliches in
einer gezählt. Zählt man sie gesondert, so ist die Zahl
den anderen Listen. Meine von Bartholomae-Wolff
der m Liste II enthaltenen Namen 21.
dem Sinne nach abweichenden Übersetzungen sind durch
Der nahezu gleiche Anfang der 2. und der 3. Liste
Sperrdruck hervorgehoben.
sowie der Umstand, daß in beiden häufig zu den im
Positiv stehenden Namen die dazu gehörigen Superlative
als weitere Namen gesetzt sind, beweisen, daß beide ein¬
geschobene Listen nach einem gemeinsamen, uns nicht
vorliegenden Schema gearbeitet sind, von dem die ursprüng¬
liche Liste (I) unabhängig ist.
Nach den bisherigen Übersetzungen, die unter sich
häufig abweichen, hat es den Anschein, als wären die
Namen in allen drei Listen ohne jedes Prinzip anein¬
ander gereiht. Setzt man dagegen die auf dem oben
angedeuteten Wege ermittelten Werte der „religiösen“
— XIII —
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13. xvaranaBMÄasfe- der Hoheitsvollste der größte Besitzer d
ma Herrschaftsfeuers
14. ^owrw-dafsta1 (der) vieles sieht der Vielseher ‘
XV
— XVIII —

. Man wird sogleich bemerken, daß jede der drei


(II, bc, 12 f.) sind und darum aus demselben Grunde in
^ ™ Hauptbestandteil enthält, welcher Namen Liste III unter den Feuernamen erscheinen, wie ahura in
auffuhrt, die sich auf Ahura Mazdähs Feuer- und Herr-
I, bc, 12 und II, b, 8.
schernatur beziehen; vgl. I, b, bc, c mit II, b, bc, c und
Hand in Hand mit diesem sachlichen Anordnungs¬
mi I, b, d Da der Herrscher für den awestischen
prinzip geht in allen drei Listen das etymologische,
Menschen zugleich der oberste Krieger ist, so sind die
und zwar nicht nur in den eben besprochenen, sondern
errschernamen natürlich mit den kriegerischen Namen
verbunden. auch in den übrigen Teilen der Namenlisten. I, a, 1—3
sind nach dem gleichen Suffix geordnet. Unter b, 4—11
Namen, welche sich auf andere Eigenschaften Ahura
folgen dann Namen, die paarweise den gleichen Wort¬
Mazdahs beziehen erscheinen außerhalb dieser Abschnitte:
1, a, d; II, a; III, a, c. stamm aufweisen. Dann folgen unter 12—18 etymo¬
Liste I nennt in b zunächst das höchste und um¬ logisch nicht mit einander verbundene Namen1. In 19
fassendste der guten Feuer, dann alle guten Feuer, dann und 20 sind 2 Namen aneinander gereiht, deren erster
verschmdene individuelle Feuer, wobei zu beachten ist, die Wurzel dä- im Wortanfang, deren zweiter sie am
a xratu-^(Geistes-) Kraft, synonym mit cisti- und manah-, Wortende enthält.
seiner Substanz nach Feuer ist (vgl. I, b, 6f.). In bc In der zweiten und dritten Liste sind nach demselben
ist zunächst der Name „Herrscher“ angeführt, und es Prinzip namentlich Positive und Superlative zu¬
olgt ein Name, der sich auf den Besitz des xvaranah- sammengestellt (II, 4f., 6f., 10f., 12f., 14f., 16f.; III, 4f.,
bezieht, welches die Grundbedingung des Herrscher- und 8f., 10f., 29f., 31 f.). III, 1—4 enthält vier Namen,
Kriegertums ausmacht. Daran reihen sich in c 4 weitere welche reine Reime bilden, dasselbe Suffix aufweisen
kriegerische Eigenschaften bezeichnende Namen. und von offenen Wurzeln auf ä- gebildet sind. Drei von
Anders ist die Anordnung in II. Hier steht an der ihnen stehen auch am Anfang der Liste II (2, 3), wäh¬
Spitze von b das Sakralfeuer, dann folgen als geson- rend dort statt päta (III, 2) das synonyme päyus (II, 1)
erte Namen der Name „Herrscher“ und der Name erscheint. Im übrigen vergleiche man noch II, 14—17;
„Verstand“, ersterer wie in I, bc, 12 zu beurteilen, wäh- III, 6f., 8—11, 12f., 22—26. Auf dem etymologis&hen
VQn&mazdah- nach arischer Anschauung selbst Feuer ist Anordnungsprinzip beruht es, wenn in III c 18 zwischen
in lOf erscheinen Namen, welche sich auf das höchste den Herrscher- und Kriegernamen einerseits und den
Feuer beziehen. In bc folgen Namen, welche durch in¬ Feuernamen andererseits der begrifflich zu keiner dieser
dividuelle Feuer bedingte kriegerische Eigenschaften beiden Gruppen gehörige Name vlspa-ta^e erscheint. Die
bezeichnen (zu 14-18 vgl. IIQF. VI, 32ffi), unter c end¬ Namen 16 und 17 sind durch Gleichheit des zweiten
lich ein kriegerischer Name, der nicht unmittelbar zu Kompositionsgliedes verbunden, die Namen 17—19
einem Feuer in Beziehung steht. durch das gleiche Anfangsglied, 19 und 20 durch den
Wiederum anders ist die Anordnung in III Hier gleichen zweiten Bestandteil, der in 21 als erster
smd in b zunächst die königlichen und kriegerischen Bestandteil des Kompositums auftritt.
Namen zusammengestellt, auf welche in d die Feuernamen Was demnach in den bisherigen Übersetzungen als
folgen. Wenn unter letzteren als 29 und .30 x$a9rya prinzipienlose Sammelsurien erscheint, hat sich uns hier
und xsa&ryotdma erscheinen, so braucht man keinen Ein¬ als drei nach doppeltem Prinzip sorgfältig geordnete
schub anzunehmen, sondern nur daran zu denken, daß diese
Namen synonym mit xvcmnmha und xvarananuhastema 1 Die etymologische Verwandtschaft von 13 mit 10 f. konnte
der Verfasser der Liste natürlich nicht ahnen.
H*
XX XXI
Listen herausgestellt. Wären nnn die „religiäsen“ Be- Awesta an allen Belegstellen zeigt, weder das eine, noch
giiffe, die in der dritten Kolumne der drei Listen er¬ das andere bedeutet? In welchen Beziehungen stehen
scheinen falsch bestimmt, so wäre es bei der gänzlichen das Gebirge Usidarona, die kavische Herrlichkeit, die
Verschiedenheit der drei Listen in den hier in Krage unnahbare Herrlichkeit, der mazdähgeschaffene Glanz, der
ommenden Abschnitten offenbar unmöglich, daß sich die mazdähgeschaffene Nutzen zueinander? Muß der Leser
nKffc ^eren Materialien bestimmten Be- einer solchen Übersetzung nicht annehmen, die awesti-
g -fö hier zufällig jedesmal zu sinnvollen Gruppen schen Schriftsteller seien alles gesunden Menschenver¬
ordneten; und damit ist der Beweis für die richtige Be¬ standes bare Schwätzer gewesen?
stimmung dieser Begriffe erbracht.
Und doch ist der Yasna ein bis in alle Einzelheiten
Y. 2, u lautet: ahmya mo&re barssmanaeca gairim hinein genau überlegter, logisch durchdachter Opfertext,
Widarensm maidadätam afoxvOlhm yamtsm äyese yesti der alle seine Ausdrücke aufs sorgsamste abwägt. Um
vispa garayo a?axva&rä pouruxväSrä mazdaöäta afrvana ihn zu verstehen, muß man allerdings die Anschauungen
asahe ratavo a. y. uyram kavaem xvarsnö mazdaöätam ä y kennen, von denen er ausgeht. Wer freilich, wie die
uyram axvaratam xvaranö mazdadätsm ä. y. ahmya zaoZe bisherigen Übersetzer, nicht einmal die Bedeutung so

m VmUMm ä- *’ ^Lm amZ


fundamental wichtiger Begriffe wie
kennt, dessen Tätigkeit kann
a§a- und xvaranah-
nur darinnen bestehen,
« daß er mechanisch Worte seiner Sprache für gänzlich
unverstandene Worte des Grundtextes einsetzt; diesen
sea, JülZl Übrr°S di9Ser SteIle lailtet: -Mit di»- selbst aber auch nur oberflächlich zu verstehen oder gar
sem Zao0ia und Baresman hole ich her zu verehren
das Gebirge Uäi.darona, den mazd äh geschaffenen anderen sein Verständnis zu vermitteln, vermag er nicht.
das Behagen des A§a gewährenden Yazata; hole Lh Setzen wir die durch unsere Untersuchungen gefun¬
denen Wortbedeutungen ein, so ergibt sich folgende
IVb T aIlß daS Behag0n deS A§a’ viel Behagen
die E6’n “azdahSeschaffenen aäaheiligen Gebirge, Übersetzung: „Zu [nicht „mit“!] dieser Opfergabe und zu
die Eatav's des Aäa; hole ich her zu verehren die diesem Barosman hole (oder: „lade") ich das Gebiige
starke mazd ah geschaffene kavische Herrlichkeit- hole Usidarona [= „Behälter der Morgenröte«], das mazdäh-
ieh her zu verehren die starke mazdähgeschaffene un¬ gegebene, welches das gute Keuer des Lichtes-des-Heils
nahbare Herrlichkeit. Mit diesem Zaoöra und Bares- besitzt, den Opferwürdigen, herbei, um ihm zu opfern.
man hole ich her zu verehren die gute A gay; die strah¬ Alle Gebirge, welche das gute Feuer des Lichtes-
lende hohe kraftvolle schöngewachsene segens eiche- hole des-Heils besitzen, welche viel gutes Feuer besitzen,
■ch her zu de; mazd äh geschaffenen 81J hot welche von Mazdäh gegeben sind, welche das Licht-
ich her zu verehren den mazd äh geschaffenen Nutzen « des-Heiles besitzen, die Ausstrahler1 [= Vertreter] des
Wer kann sich unter diesen Worten etwas Vernünfti¬ Lichtes-des-Heils, hole ich herbei, um ihnen zu opfern.
ges vorsteUen ? Was ist „das Behagen des Aga« was Das [politisch und kriegerisch] gewaltige königliche
sind aMaheilige Gebirge« i, was bedeutet , der mazdäh xvaranah- [= Herrschaftsfeuer], das mazdähgegebene,
geschaffene Glanz«? Weshalb wird in derselben Stelle hole ich herbei, um ihm zu opfern. Das gewaltige licht¬
lose xvaranah-2, das mazdähgegebene, hole ich herbei,
MaTmt daSieine((Mal“it »Herrlichkeit«, das andere
ai mit ”GIanz wiedergegeben, obwohl es, wie das 1 Über ratu- s. unten, S. 13 und 83.
2 Über die licbtlosen (axvarata-) Feuer s. IIQF. VI, Sach¬
1 S. oben, S. XIV, Fußnote 3.
verzeichnis S. 183 und unten, S. 34,
XXII XXIII
? lhm zu °Pfern- Zu dieser Opfergabe und zu diesem man im Gestein und in den Flüssen, wie im Zarenumapt-
Baresman hole ich A|i [= das Reichtumsfeuer], die („dem Goldhaltigen“) Gold, also nach arischer Anschau¬
leuchtende, herbei, um ihr zu opfern, die strahlende, ung festes Himmelsfeuer (s. IIQF. VI, 42 f.), fand, so war
die himmelslichtige, die kraftbegabte, die schönwuchsige, dies eine weitere Bestätigung für die Feuerhaltigkeit der
die ... . (xväparqm?). Das xvardnah-, das mazdäh- Gebirge. Der Gipfel des Hirnmeisgebirges bestand
gegebene, hole ich herbei, um ihm zu opfern. Das savah-
vollständig aus Gold.
[- das eschatologische Feuer], das mazdähgegebene, hole So ist für die Verfasser des Yasna die Verbindung
ich herbei, um ihm zu opfern.“
der Gebirge mit dem in ihnen enthaltenen xvardnah-
^ Hier sind drei Sonderfeuer des höchsten Feuers durchaus logisch. Hätte die Awesta-Forschung sich mehr
(a?a~) genannt, die als Opferwürdige zum Genuß der Opfer¬
um die Realien des Awestas gekümmert, so würde sie
gaben geladen werden: das xvardnah- mit seinen Arten
auch nicht auf den Gedanken gekommen sein, der erste,
das “genannte Feuer des Reichtums und das savah-,
die Gebirge aufzählende Teil des 19. YaSts, welcher ein
dasjenige Feuer, welches den Lichthimmel, den Aufent¬
Opfertext für das xvardnah- ist, stehe mit dem zweiten
halt der Seligen, erfüllt. Das xvardnah- ist das im Him-
außer Verbindung (s. unten, S. 69 nebst Fußn.).
melssee befindliche Blitzfeuer und leuchtet aus diesem
Y. 13,8 lautet: ahundm vairwi yazamaide. a&m va-
und aus der aus ihm abfließenden Milchstraße (Antot),
liistdm, sraestdm, amd&in spavpm, yazamaide. fraorditim
kommt in seiner leuchtenden Form auch beim Gewitter
häitlm yazamaide. fraorsitimcä ästao&wandmcä daenayä
aus beiden auf die Erde. Wie alle Feuer hat es eine
mäzdayasnöis yazamaide. In Wolffs Übersetzung: „Den
lichtlose Form, in der es z. B. gewöhnlich in den Krie¬
Ahuna Vairya beten (!) wir; das Aga Vahigta, den
gern und Herrschern, in ihren Rossen, Waffen und Kriegs-
schönsten Amoga Spe^ta, beten wir; den Fraorotay-
wagen brennt. ö
Abschnitt beten wir; das Sichbekennen und Sichangeloben
Alle Gebirge sind mit Feuer gefüllt; zum Opfer
an die mazdayasnische Religion beten wir.“
aber ladt man nur diejenigen ein, welche das gute Feuer
Richtig übersetzt dagegen besagt diese Stelle: „Dem
des Lichtes-des-Heils, nicht das daevische der Zerstörung,
Ahuna- vairya- (d. i. dem Texte Y. 27, 13) opfern wir;
besitzen; denn es gibt mindestens ein daevisches Gebirge
dem A|a- vahigta- (d. i. dem Texte Y. 27, u), dem
den Arozura. 6 ’
strahlendsten, dem erleuchteten Unsterblichen, opfern
Wenn bei allen zum Opfer Geladenen jedesmal hin¬ wir; dem Abschnitt „Glaubensbekenntnis“ (d. i. dem
zugefugt wird „den (die, das) mazdähgegebene(n)“, so hat
Texte Y. 12, iff.) opfern wir; dem Glaubensbekenntnis
dms darin semen Grund, daß es zu allen lichten Wesen
sowie dem Angelöbnis (d. i. dem Texte Y. 12, 8f.) opfern
der Schöpfung daevische Gegenstücke gibt, die man selbst¬
wir.“
verständlich vom Opfer auszuschließen wünscht.
Die Texte sind lichtlose Formen des Himmelsfeuers
, ... r6r Nfur nach sind die zur lichten Schöpfung und als solche Opferwürdige, wirkliche Personen,
gehörigen irdischen Gebirge dem Himmelsgebirge gleich
wie die vedische Väc-. Wolffs Übersetzung beweist,
Da nun aus dem auf jenem gelegenen Himmelssee und
daß er über die Natur der Texte ebenso wenig unter¬
den aus ihm strömenden Gewitterwässern das xvardnah-
richtet ist, wie über das Wesen des awestischen Opfers.
zum Vorschein kommt, so muß es auch in den irdischen
Sonst müßte er wissen, daß und warum die Texte selbst
Gebirgen und den aus ihnen strömenden Gewässern vor¬
als Opferempfänger an den Opfern ebenso beteiligt
handen sein. Man sah es ja auch aus den Gipfeln aus-
werden, wie z. B. die Opferspeise (myazda-, Yt. 8, 1), der
a en (s. IQF. VI, 184 unter „Gebirge“), und wenn
Haoma und seine Preßsteine, das Rind usw. Schon aus
XXIV
XXV
dies« Stelle müite er auch ersehen haben, ,]ali Teit
suebungen, wie sie jeder Philolog anstellen muß, der
Är. wissenschaftlich arbeiten will, die nötige Kenntnis der
es Heils l“h‘;'sr Le,ibfd“s ******
di. des Hunmelsfeuers, insbesondere in seiner
Realien zu verschaffen, den klaren Etymologien und
eschatolog,sehen Bedeutung, betraehtet wird. So ist der
sehr oft auch der Grammatik zum Trotze das Denken
Teat atryaman- (_ Y. 64, ,) ein Leib des „geistigen
der awestischen Schriftsteller gewaltsam in das
Opferwurdigen“ Airy.mau, der Test /}(Ty
Schema modern christlicher Weltanschauung

de, VertragstJ ein


™ :/i°t':rrptüdL pressen, von der sie sich nicht zu befreien ver¬
mögen. So kommt es, daß Bartholomaes altiranisches

tr r dt
(S. 14), tanu-m<,»„ „einen Li.dleib besiteendttw falsch)"
Wörterbuch, einen so großen Fortschritt es auch seinen
Vorgängern gegenüber bedeutet, eine große Anzahl fal¬
scher Wortbedeutungen und Übersetzungen enthält und
im Sachlichen sehr oft versagt.
ßartholomae war ein hervorragender Linguist, aber
kein Philolog.
verehrTn'w’iJiedS°nge’ ^ Leuchte (des Himmels)^ Das zeigt sich nicht nur in der Verständnislosigkeit,

bo1tz‘:, l: wtte si=thi6 rtd“


’ aie öonne und die AmoSa
mit der er den Kulturverhältnissen und
schauung des Awestas gegenübersteht, sondern auch darin,
der Weltan¬

verehret wir diT ^ ^ |Ut aus®efüllrteD Befehle daß er in der Grammatik wie im Wörterbuch die Metrik
> 6 sonnigen Wohnungen (des Asal vor
grundsätzlich nicht beachtet. Nun bildet aber die Metrik
ren wir diese Herrlichkeit verehren wir die von
die einzige sichere Grundlage für alle awestische Gram¬
(dastden N t" “ä TSIehre" ™. das Aäaheilige matik und Lexikographie. Denn die alten Handschi’iften,
( as) den Nutzen verbreitet, verehren wir die sclfaf
auf welche die im Awesta-Alphab et geschriebenen zurück¬
ji“ '“,1" keüie» Aramatay, verehren wir
gehen, waren in aramäischer Schrift abgefaßt und ließen
Wiedergabe“ " **>>*«*“ SWta> »«»er die Vokale, namentlich a, i und u, oft unbezeichnet. Aus
dem Awesta selbst ergibt sich, daß die Priester Missions¬
Weistst das" deS “l6,"9nt“rste" Verständnisses baren reisen unternahmen, die sie in ferne Gegenden des Reichs
se ist das ganze Awesta von Wolt'f übersetzt worden
führten. Die Handschriften, die sie mit sich führten,
Mit den angeführten Stellen wollte ich htW '
mußten darum möglichst wenig umfangreich sein. Diesem
Umstande ist es wohl zuzuschreiben, wenn in ihnen, wie
“es“ tSsC“ tiZt Üb”“b""S“ 2

Ä :it
seinen (Jrundanschanungen klar. Wenn die Übe'h l"”''
sich aus unseren Texten ergibt, die Endungen in zahl¬
reichen Fällen
geschrieben wurden.
weggelassen und nur die Wortstämme
Das war ungefährlich, so lange die
Priester das Awestische noch verstanden und beim Lesen
die fehlenden Endungen ohne weiteres richtig zu ergänzen
vermochten. Aber als Alexander das Perserreich ver¬
^tttooh sorgfältige sachliche’ und
nichtete, verfiel mit dem Reich die awestische Religion,
und der Zustand des arsakidischen Textes, der unseren
daß tAis- “e‘b' ,ieh *d“>”
Handschriften zugrunde liegt, zeigt mit aller Deutlichkeit,
über der Sont belfnZ t““ ^
daß die Priester das Awestische nicht mehr beherrschten,
— XXVI —
— XXVII —
als die parthischen Arsakiden (250 v. bis 226 n. Chr.)
gewinnen, aus ihnen und aus anderen jungawestischen
das Perserreich wieder aufrichteten und mit ihm die alte
Texten die metrischen Gesetze festgestellt, nach denen
Staatsreligion erneuerten. Die Metrik erweist, daß da¬
Prosa und Verse mit voller Sicherheit zu scheiden sind.
mals der Versuch gemacht wurde, aus den Handschriften
Das Ergebnis für die Textkritik war ein ebenso über¬
den Text wieder herzustellen. Da das Altiranische aber
raschendes wie erfreuliches. Es ergibt sich nämlich, daß
angst dem Mitteliranischen gewichen war, so waren die
die awestisehen Texte — abgesehen von der mangel¬
Redaktoren des Textes nicht mehr imstande, die endungs¬
haften Schreibung — viel getreuer überliefert sind, als
los geschriebenen Wörter richtig zu ergänzen. So stehen
man gemeinhin annimmt, und daß Glossen und sonstige
ie Wortstamme statt der ausgeschriebenen Wörter noch
prosaische Zusätze nur selten in die Texte eingedrungen
oft in allen den zahlreichen Handschrifteu des jüngeren
sind. Damit ist nun hoffentlich der Willkür, mit der
Awestas, viel häufiger aber Wörter mit falschen
manche Gelehrte den Text formell und inhaltlich nach
Endungen. In zahlreichen Fällen ist dann auch das
ihren Wünschen modeln, ein Ziel gesetzt1.
Metrum gestört. Setzt man die richtigen grammatischen
Die Awesta-Übersetzung von Wolff folgt sklavisch
urigen ein, so ergeben sich metrisch richtige Verse.
dem „Altiranischen Wörterbuch“.
FM6 7 7 aUCh nictt weniS0 Stellen, in denen
Fehler durch das Metrum gedeckt sind. Meist erweist dann
„Meine Übersetzung — so sagt er S. VII — beruht
so gut wie ausschließlich auf Bartholomae’s Wörter¬
on der Inhalt, daß es sich um späte Stellen handelt.
buch; sie will die im Air Wb. an unendlich vielen Stellen
JNun ist aber der jungawestische Text in viel größerem
zerstreuten Teilchen zusammenfassen, die zahllosen Punkte
Umfange rem metrisch, als es nach Geldners Ausgabe
und Striche des AirWb.’s, wenn ich so sagen darf, zu
den Anschein hat, und darum lassen sich die richtigen
einem Bild vereinen. In dieser Absicht habe ich mich
hfl:/?Tni aUS der defettiven Schreibung oft mit Sicher- streng an das Wb. gehalten: ich bin Wort für Wort,
t feststellen wenn man Sprache und Metrum kennt.
Stelle für Stelle Bartholomae’s Auffassungen nach¬
von6d!fsS1 . f16 metl'ische Analyse des Textes gegangen, ich habe seine Anschauungen überall wieder¬
on dei Sprache des Awestas ein ganz anderes Bild, als
gegeben, ich habe auch die kleinen und kleinsten Über¬
dasjenige ist das unsere Grammatiken und Wörterbücher
uns vortauschen. setzungsstückchen übernommen.“
Wolff hat sich also sehr eingehend mit dem Texte
“6r hrSCH Mn Über die Metrik des jüngeren des Awestas wie mit dem Wörterbuch beschäftigen
Awestas noch immer die größte Unsicherheit. Die Ira¬
müssen. Daß ihm dabei keine Ahnung von der völligen
nisten nehmen an, daß es Acht-, Zehn- und Zwölfsilbler
Unmöglichkeit einer Weltanschauung gekommen ist,
t ;ieleiCV°? and6re Verse) daß diese wie sie sich nach seiner Übersetzung im Einzelnen und
Verse ohne alle Zäsuren nur durch die Silbenzahl be-
im Ganzen darstellt (s. IIQF. VI, 6 ff.), daß er die zahl¬
timmt werden. Das war der Standpunkt, auf dem
reichen grammatischen Vergewaltigungen des Textes ruhig
SmTV? !„als er im Jahre 18” sein Buch „Über hat hinnehmen können, daß er ohne jede Rücksicht auf
die Metrik des jüngeren Avesta“ schrieb, und auf diesem
die Metrik gearbeitet hat, die in vielen Fällen gestattet,
Standpunkt steht die Awesta-Philologie noch heute. Dem-
den Grundtext mit vollkommener Sicherheit herzustellen,
/V e7 7 Mltte1, Zu entscheiden, ob eine Folge wird jedem unverständlich sein, der sich selbst eingehend
von 8 oder 10 oder 12 Silben Vers oder Prosa ist. Der
mit dem Awesta beschäftigt. Wie sie vorliegt, ist
Verfasser der vorliegenden Schrift hat darum, um für
die in ihr behandelten Texte eine sichere Grundlage zu 1 Vgl. Vf., Beiträge zur Metrik des Awestas und des Rgvedas,
Abhandl. d. Sächs. Ak. d. Wissensch.,ph.-h.Kl.,XXXVIII(1927),Heft3.
XXVIII

Wolffs Übersetzung unbrauchbar, teilweise unbrauch¬


barer, als die seiner Vorgänger1.
Bei dieser Sachlage konnte der Unterzeichnete für
die vorliegende Untersuchung auf keine der vorhandenen
Übersetzungen verweisen, sondern war gezwungen, die
Belegtexte selbst zu übersetzen.
Bekanntlich bezeichnen die persischen Mohamme¬
daner mit gäbr „die Magier, welche das Feuer anbeten“ Einleitung.
'“*■*" * cwjj d. h. die Parsen (s. Vullers

unter ^). Wer die vorhandenen Übersetzungen des Abriß der awestischen Feuerlehre.
Awestas liest, wird eine solche Definition der Parsen Als in der ersten Hälfte des 5. vorchristlichen Jahr¬
trotz des in ihren Tempeln brennenden Bahräm-Feuers’ hunderts Her odo tos Asien bereiste, um den Stoff zu seiner
wenig passend finden. Er wird aber auch nach den Geschichte der Perserkriege zu sammeln, da fiel ihm unter
vorhandenen Übersetzungen nicht verstehen, weshalb die anderem auch der Unterschied auf, der zwischen der grie¬
Parsen in ihren Tempeln dieses Feuer unterhalten und chischen und der persischen Auffassung der „Götter“ be¬
als den „König der geistigen Welt“, d. h. doch also als stand. I, 131 sagt er darüber: „Von den Persern aber
den Herrscher der „Götter“, bezeichnen, oder anders: weiß ich, daß sie folgende Satzungen einhalten. Es ent¬
weshalb der altarische „Gott“ Vsra&ragan, ved. Vrtrahän, spricht nicht ihrer Satzung, Standbilder und Tempel und
neupersisch Bahräm „Vrtra-Töter“ (= Feindetöter“) im Altäre zu errichten; sie zeihen diejenigen sogar der Tor¬
Allerheiligsten ihrer Tempel nicht durch eine Statue dar¬ heit, die dies tun, wie mich bedünkt, deswegen, weil sie
gestellt wird, sondern selbst gegenwärtig als Feuer sich die Götter nicht wie die Hellenen als mit
brennt. Menschennatur ausgestattet (&vö'pMJto<pu£a«) vorzu¬
Weder aus den Übersetzungen, noch aus den Dar¬ stellen gewohnt sind. Ihre Satzung aber erheischt
stellungen der awestischen Religion, die von europäischen es, auf die Gipfel der Gebirge zu steigen und dort dem
Gelehrten geliefert worden sind, ist etwas über die arische Zeus Opfer darzubringen, indem sie den Himmel in
und insbesondere über die awestische Feuerlehre zu finden. seinem ganzen Umfang (oder: das Himmelsgewölbe,
So war es denn zum Verständnis der folgenden Abhand¬ ttöv xux’Xov noivv« ttoö oupavou) als Zeus bezeichnen. Sie
lung nötig, in der Einleitung einen Abriß der awestischen opfern aber der Sonne und dem Monde und der Erde
Feuerlehre zu geben. Er beruht ausschließlich auf den und dem Feuer und dem Wasser und den Winden.
Angaben des Awestas und hilfsweise auch des Rgvedas und Und zwar sind diese die einzigen, denen sie ursprüng¬
mag als vorläufiger Ersatz für die Gesamtdarstellung der lich geopfert haben; doch haben sie späterhin gelernt,
Awestischen Weltanschauung („Religion“) dienen, deren auch der Himmlischen (nämlich Aphrodite: v?) Oöpocvfa])
Ausarbeitung sich der Unterzeichnete vorgenommen hat. zu opfern, und zwar haben sie das von den Assyriern
Leipzig. Johannes Hertel. und. von den Arabern gelernt. Die Assyrier aber nennen
die Aphrodite Mylitta, die Araber Alilat, die Perser
1 Darmesteters Übersetzung selbst ist zwar auch außer¬
ordentlich mangelhaft; dennoch ist sein Werk infolge der sach¬ Mitra.“
lichen Beigaben in den Einleitungen und Anmerkungen von außer¬ Der Hauptunterschied zwischen dem hellenischen
ordentlichem Werte. und dem arischen Begriffe der Gottheit ist hier durchaus
1
3

richtig hervorgehoben. Der Gottesbegriff, wie der joni¬ Verfügung steht, so ist er aufs Raten angewiesen und
sche Geschichtsschreiber ihn als persisch schildert, be¬ etymologisiert so: devö dänäd vä dipanäd vä dyötanäd vä
herrscht auch den Rgveda wie das jüngere Awesta. dyusthänö bhavatiti vä: „deva entweder von der Gabe
Das arische Wort *daiva-, vedisch devd-, das die ari¬ (= von Wurzel da- „geben“) oder vom Flammen (= von
sche. Forschung mit „Gott“ zu übersetzen gewohnt ist, Wurzel dtp- „flammen“, „strahlen“) oder vom Leuchten
ist ein Nomen actoris, abgeleitet von *<Mu-, *diü „Himmels- (= von Wurzel dyut- „leuchten“) oder daher, weil seine
licht“, „Lichthimmel“, und bedeutet „LeuchteV, „Spender Heimat der Lichthimmel (diu) ist.“ Die Verwandtschaft
des Himmelslichtes“. Demgemäß sind alle arischen des Substantivs devd- mit Wurzel da- „geben“ ist ausge¬
*daivd- Licht- oder Feuerwesen, d. h. Erschei¬ schlossen; die anderen Wörter aber sind alle mit ihm
nungsformen des Himmelslichtes und des mit ihm verwandt. Klar ist jedenfalls, daß Yäska noch wußte,
unzertrennlich verbundenen Himmelsfeuers. daß die devd- flammende, leuchtende Wesen sind. Auf
Ein vedisches Synonymon von devd- ist väsu- der diese Etymologie verweist er XII, 38 L
Leuchtende“, gleichfalls eine Bezeichnung der Götter. Aber noch lange nach Yäska wußten das die Inder.
Graßmann übersetzt in seinem Wörterbuch den Plural Die Heldin von Kälidäsas Säkuntala ist die Tochter einer
vasavah mit „die Lichten, Herrlichen, Guten“. Dies ist himmlischen Tänzerin (Apsaras), also einer devt-. Als
ein Musterbeispiel dafür, wie die europäischen Gelehrten Öakuntalä, vom König Dusyanta verstoßen, den Saal ver¬
überall, wo ihnen in der arischen Literatur Anschau¬ lassen hat, in welchem sie ihn vergeblich an die seinem
ungen. entgegentreten, die sich nicht mit den modern¬ Gedächtnis entfallene Ehe erinnerte, wird sie von ihrer
europäischen oder zum mindesten nicht mit den griechi¬ Mutter ihren Begleitern entführt. Der Vorgang wird
schen vereinbaren lassen, ohne weiteres „übertragene“ nicht auf der Bühne dargestellt, sondern dem König von
Bedeutungen annehmen und so das uns Modernen Auf¬ dem Oberpriester, der sie begleitet hat, mit folgenden
fällige, anstatt es zu erklären, eskamotieren. In den
1 Säyana eignet sich Yäskas Etymologie an, indem er (ed.
Übersetzungen erscheint dann immer nur die angeblich Max Müller, 2. Aufl. S. 24, Z. 11 v. n.) erklärt: devasabdo däna-
übertragene Bedeutung, und so kommt es, daß die mit dipana-dyotanänäm anyatamam artharn äcaste. yajnasya dätä
Volks- und Völkerkunde vertrauten, aber die arischen dipayitä dyötayitdyam agnir ity uktam bhavati. dipana-dyotanayor
Sprachen nicht beherrschenden Forscher trotz aller Über- ekärthatve ’py asti dhätubhedah. yady apy agnih prthmsthänas, tathäpi
devän prati havirvahanäd dyusthänö bhavati'. „Das Wort deva-
setzungen. gar nicht dazu gelangen können, von den ari¬
drückt den Sinn sowohl der Gabe (y'dä-) wie des Entflam-
schen Religionen und von der arischen Kultur ein auch mens (ydip-) wie des Erleuchtens (ydyut-) aus. Der Aus¬
nur m großen Umrissen zutreffendes Bild zu gewinnen. druck [yajnasya dcvdm] bedeutet „des Opfers Geher, Entflammer,
. ,Zu einer Zeit> in der man sich der vollen etymolo¬ Erleuchter ist dieser Agni“. Obwohl „Entflammen“ und „Erleuch¬
gischen Bedeutung der Wörter devd- und väsu- noch voll ten“ denselben Sinn haben, sind doch die Wurzeln (dtp- und dyut-)
verschieden. Obwohl Agnis Ort die Erde ist, so wird sein Ort
bewußt war, darf man natürlich nicht erwarten, Be¬
doch auch der Lichthimmel, da er die Opfergaben zu
schreibungen dieser Lichtgestalt zu begegnen. Denn was den devd- führt.“ Der letzte Satz, zu dem der erklärte Text RV.
allgemein bekannt ist, beschreibt man nicht. Besondere I, 1, l gar keine Veranlassung gibt, zeigt, daß Säyanas Erklärung
Umstände können trotzdem eine solche Beschreibung er¬ der etymologisierende Satz Yäskas zugrunde liegt. Während
heischen. ö aber Yäska lediglich die nach seiner Ansicht möglichen Etymolo¬
gien des Wortes devd- geben will, macht Säyana daraus die Er¬
So will Yäska, Nir. 7, ic, gelegentlich der Erklärung
klärung des Ausdruckes yajnasya devdm „den devd- des Opfers“,
der ersten Strophe des Rgvedas die Etymologie des Wortes deutet also Yäskas dipana- und dyötana- als „Entflammen“, „Er¬
deva- geben. Da ihm noch keine Sprachwissenschaft zur leuchten“.
1*
4
5
Worten gemeldet: „Indem die junge Frau die Schicksals-
Poona 90) und Burkhard (Ausg., Breslau 72, S. 83)
Schläge, die sie betroffen, verwünschte, ihre Arme empor¬
schreiben ihm das nach, trotzdem Böhtlingks eigene Über¬
warf und in Tränen ausbrach, hob ein weibgestaltiges
setzung (1842) der Stelle, S. 75, schon den Beweis für
Licht (tstrisamsthänam jyötih), aus der Ferne (kommend)
die Unrichtigkeit dieser Bedeutung erbringt: „ein einzelner
sie empor und entfernte sich mit ihr nach der Ladestelle
Blitz, in Gestalt einer Frau“. Blitz und Frauengestalt
der Apsarasen“ h
schließen ja doch einander völlig aus1.
, Diese Beschreibung ist durchaus unzweideutig; die Unter die devä- gehören auch die mahästra-, „die
dm- ist ein weibgestaltiges Licht. Das Wort jyötis-
großen Waffen“, oder divyästra- „die himmlischen Waffen“,
wird allgemein, und insbesondere von den himmlischen
die im indischen Epos eine wichtige Bolle spielen, mit
Lichtern, z. E. dem der Gestirne, gebraucht. Noch für
deren Hilfe z. B. Räma den Dämonenkönig Rävana be¬
den Kommentator derNägarl-Rezension, Räghavabhatta, siegte. Das Rämäyana, I, 29 ed. Schlegel, erzählt, wie
der, wie die Herausgeber Gfodabole und Par ab hervor-
der Asket Visvämitra sie seinem Schützling Räma über¬
heben* modern ist, ist die Lichtgestalt der devä selbst¬
gibt. Es handelt sich dabei um Götterwaffen aller Art,
verständlich; denn er erklärt unsere Stelle, wie folgt:
Geschosse, Stoß- und Hiebwaffen, Lassos usw., die meist
strisamsthänam lalanäkäram. tejörüpatvena spastam adrs-
nach bestimmten deva- genannt sind, denen sie eignen.
yamanam, ata eva samsthänasabdaprayögah. devena nit'äpi
Unter ihnen befindet sich auch Indras Waffe, der vajra-
stryakarepawetiparapurusäsamsparsitvam dhvanitam: „ Weib -
(Blitz), den allein von ihnen die vedische Zeit kennt und
gestaltig: frauenförmig. Infolge seiner Lichtgestalt
der jedenfalls ihr aller Urbild ist. In den verschiedenen
nich deutlich erkennbar, daher die Verwendung des Aus¬
Textrezensionen schwankt ihre Anzahl zwischen 49 und 582.
drucks „weibgestaltig“ [und nicht: „ein Weib“]. Durch
Der Text schildert die Übergabe dieser Waffen, wie
en Ausdruck „weibgestaltig“ wird angedeutet, daß sie
folgt3: „„Diese und andere Waffen verleihe ich dir; du
obwohi von einem deva- entführt, nicht von einem
fremden Mann berührt worden ist.“ Ebenso selbstver¬
1 Von den Übersetzern, die mir gerade zur Hand sind, fassen
ständlich ist die Lichtgostalt der devä- für den noch
die Stelle richtig Förster (2. Aufl. 1820, S. 122): „ein Lichtkörper,
moderneren Herausgeber Krspanätha Nyäyapaficä-
in weiblicher Gestalt“, Rückert (Aus F. Rückerts Nachlaß, 1867,
nana Bhattäcärya (Calcutta, Saka 1824 = n. Chr. 1902) S. 366): „in Frauengestalt ein Lichtglanz“ und Patankar (Poona
da er S. 225 in unserer Stelle jyotih „Licht“ einfach mit 86. S. 228): „a luminous body having the outline of a woman“,
Khecarah „Himmelsbewohner“ glossiert. falsch dagegen im Anschluß an Böhtlingk Lobedanz (1854, S. 107):
„Da fuhr ein Blitz herab Im Feuerglanz, wie eine Frau zu
Böhtlingk deutet im PW. (Sp. 163) unter dem Ein-
schaun“, und Fritze (1877, S. 120): „ein Lichtstrahl, wie ein
tluß modern europäischer Anschauungen von der Gottheit
Weib gestaltet“. Auch die Inder Godabole und Parab erklären
an unserer Stelle jyotis- als Bezeichnung des Blitzes in der englischen Note ihrer Ausgabe (2 Aufl. 86, zu S. 180,18):
scheint also hier speziell die Apsarasen als Verkörpe- flashing light. Auch Hirzel (Zürich 1833, S. 73) steht der indi¬
rungen des Blitzes zu betrachten, obwohl dazu selbst der schen Anschauung ratlos gegenüber und übersetzt: „strahlend ein

Artikel apsards des PW. keinerlei Berechtigung gibt; und Frauenbild“. — In der ersten der beiden vom PW. für die Bedeu¬
tung „Blitz“ angezogenen Stellen (Säk. I, 25) bedeutet jyotis-
f °anQor ™lU*ams (Sanskrit-Engl. Dict., New Ed., Ox- auch nicht „Blitz“, sondern der Ausdruck prabhätaralam jyoiir
ord 99, Sp. 427), Apte (Practical Sanskrit-Engl. Dict., „das in seinem Glanze zuckende Licht“ umschreibt den Be¬
griff „Blitz“.
, /^Ö^lingk’ Akt V’ Str' 126; Pischel Str. 148; Burlc- 2 S. Menrads Übersetzung, München 1897, S. 129, Fußn. 2.
d] Bie Ka9mlrer Cakuntalä-Handsehrift, Wien 84, S. 107, io usw
Vorwort der 2. Auflage, Bombay 86. 8 Schlegel 29,19ff.; geringfügig abweichend Parab 27, 21 £f.
Die ersten Worte spricht Visvämitra.
6
gehen sie in sein manas- ein, um einen von dessen Be¬
bist mein Liebling. Nimm du diese Waffen von mir ent¬
standteilen zu bilden. Spricht Räma sie nun seinen Feinden
gegen, Sohn des Trefflichsten der Männer!“ Darauf stellte
gegenüber aus, so wirken sie je nach ihrem Wortlaut
sich der leuchtende, trefflichste Asket so, daß er ihm
wie Blitz, Keule, Pfeil, Speer, Schwert, Lasso usw. Da
sein Antlitz zukehrte, und gab Räma wohlgeneigt die
nach arischer Anschauung ein und dasselbe Ding, oder
unübertreffliche Menge der Sprüche (mantragrämam),
arisch gesprochen, eine und dieselbe Person nach ihrer
deren vollständige Sammlung selbst für die Gottheiten
jeweiligen Wirkung ganz Verschiedenes sein kann1, so
(daivatair api) schwer zu erlangen ist. Diese Waffen
sind diese Sprüche zugleich Waffen und übermenschliche
teilte da der Brahmane dem Raghuiden mit (nyavedayat,
Personen der lichten Schöpfung, also deva-.
wörtlich: „ließ ihn wissen“). Während nun der Asket die
Deshalb läßt Bhavabhüti, der den ersten Teil der
Menge der Sprüche vollständig murmelte, traten die großen
Rämasage im 8. nachchristlichen Jahrhundert dramatisch
Waffen gestaltet (mürtimanti) an den Königssohn heran
behandelt, diese göttlichen Waffen vom Lichthimmel
und sprachen erfreut1 alle zu ftäma, indem sie ihre
herabsteigen. Nach I, 42 ed. Aiyar und Rangachanar
Hände zusammenlegten: „Hier sind wir, Höchstedler,
== 33 ed. Trithen sind sie die Substanz der Glut, welche
deine Diener, o Raghuide!“ Da nahm sie der Nachkomme
Gott Brahman und andere Asketen durch ihre mehr als
Kakutsthas entgegen und sagte, indem er sie mit seiner
tausendjährige Askese* zum Heile der Brahmanenkaste
Hand faßte: „Ihr sollt meinem manas (= Geistesfeuer,
hervorgebracht haben. Visvämitra verleiht sie dem Räma
Denkvermögen: pivo$) angehören!“ So wies er sie an“.
durch sein bloßes Wort. Ihre Erscheinung schildert Räma
Dem mit arischem Denken nicht vertrauten Euro¬
in den Strophen 43 und 44, wie folgt:
päer wird diese wie viele andere Stellen der altindischen
„Auf einmal erscheinen die Himmelsgegenden wie
Literatur unverständlich sein; sie fügt sich aber durch¬
benetzt von in höchstem Maße glühendem, flüssigen Golde;
aus zwanglos in die arische Weltanschauung ein.
der Tag erscheint bräunlich, als wäre er in Dämmerung
Im Verlaufe dieser Abhandlung werden wir noch
gehüllt. Der Luftraum, in dem sich die himmlischen
sehen, daß den Ariern der Begriff der Sache mangelt;
Waffen drängen, scheint erfüllt zu sein von einer Menge
alles, nach unseren Begriffen Lebloses wie Lebendes, Or¬
flammender Meteore, erscheint goldfarbig wie von un¬
ganisches wie Unorganisches, ist ihnen wie unseren in den
unterbrochenen Blitzen.
ersten Lebensjahren stehenden Kindern bewußt handelnde
Durch die Gluten, welche in allen Himmelsgegenden
Person. Ebenso werden wir noch sehen, daß die Arier
von allen Seiten her flammen, welche ausstrahlen, indem
den Begriff des Abstrakten noch nicht besaßen. Alle
sie den Glanz der Sonne beseitigen (= überstrahlen),, ver¬
Abstrakta sind ihnen konkrete Personen.
liert des Auges Strahl, nach einander schnell (von jenen
So sind die Götterwaffen, von denen in unserer Stelle
Lichtern) ergriffen und wieder abgestoßen, seine Fähigkeit .
die Rede ist, metrische Sprüche, die sich in dem im
Herzen befindlichen Denkvermögen {manas-, Geistesfeuer) 1 So sind die Gestirne als Lichtquellen Augen und Späher,
als Spender des himmlischen Nasses Kühe, als Öffnungen im
befinden. Indem Visvämitra sie mit der Absicht murmelt,
Himmelsgebirge die Himmelstore, und bei allem dem gleichzeitig
sie Räma zu übergeben, nehmen sie sichtbare, menschen¬ himmlische Personen, die auf ihren Kriegswagen fahren und sich
artige Gestalt an. Räma eignet sie sich an, indem er sie noch allerlei andere Leiber „beimischen“, d. h. in Menschen- und
mit der Hand ergreift. Seiner Weisung entsprechend Tiergestalt erscheinen können. Ich komme darauf im Verlauf
noch zu sprechen.
1 Auf das neutrale Subjekt mahästräni mürtimanti folgt muditä
3 Das indische Wort für Askese ist tapas- „Glut“, für Asket
. . . . sarve pränjalayas, und auch im folgenden werden sie als
täpasa- „Glutwesen“.
Maskulina behandelt, weil sie manträh „metrische Sprüche“ sind.
9
Diese. Waffen, im Texte ausdrücklich als devadäo
der letztere Ausdruck der umfassendste und im Awesta
(- sansknt devatäh „Gottheiten“) bezeichnet, stellen sich
gebräuchlichste ist, so soll er im folgenden der Kürze
itama und seinem Bruder Laksmana zur Verfügung; Räma
wegen überall zur Bezeichnung der im jüngeren Awesta
entlaßt sie .in ihre Heimat, den Feuerhimmel, mit dem
verehrten Lichtmächte gebraucht werden1.
Aufträge sich bei ihm einzustellen, so oft er an sie denke
Das Wirksame in allen Wesen der Schöpfung,
Hie Waffen sind also hier nicht mehr, wie im Rämä-
also ihre Kraft im weitesten Sinne, ist das Feuer.
auTs Tn
habt S-
h Pr!?Tdurch
h6*Tg6ht’
id6ntiSCl1’ S°ndern werden^ ^e
^stimmte Sprüche gehand-
In den Wesen der lichten Schöpfung ist das belebende
Feuer hell, warm und spendet ihnen Gedeihen, Ge¬
habt. Sie sind im Himmel wohnende männliche Gott-
sundheit, geistige, körperliche und sittliche Kraft,
tor dT d-6 TirUCkSV°lle Bes«breibung ihrer Lichtnatur, während es die daevischen Wesen schädigt oder ver¬
or der die Sonne sogar verschwindet und der Tag wie
nichtet; das daevische Feuer dagegen, welches die fin¬
braune Dämmerung erscheint, beweist um so mehr, daß
stere Schöpfung erfüllt, ist finster, kalt2 und wirkt
die deva- noch im 8. nachchristlichen Jahrhundert
auf die Wesen der lichten Schöpfung vernichtend,
Zllir* V?*'? ^ daS galten> was ^ Name während es denen der finsteren Schöpfung Kraft und
esagt, nämlich als persönliche Feuer.
Gedeihen spendet.
aher kommt es, daß sie nach indischem Glauben
Nach der Weltanschauung des Awestas sind darum
auch wenn sie lichtlose Menschengestalt annehmen;
alle Wesen, Himmel, Erde, Gebirge, Menschen, Tiere,
Schatte nderm„daraa zu erkennen sind, daß sie keinen Pflanzen, Waffen und sonstige Geräte sowie alle Abstrakta
Schatten werfen Denn ihre innere Substanz ist und
von Feuer erfüllt und scheiden sich nach der Art dieses
der'Leib T TT W°lcheS S° stark ist> dab selbst Feuers in zwei große, einander feindlich gegenüberstehende
der Leib aus anderer Materie, mit dem sie sich umhüllen,
Gruppen, die yazata- „Opferwürdigen“ und die daeva-.
keinen Schatten zu werfen vermag.
Da den Ariern der Begriff der „Sache“ noch fremd
,Da die.HaUptföinde der «""»tischen Stämme die rgve- ist, so sind alle diese Wesen bewußt handelnde
ta BJ1“”me W‘‘re"'Jdie U““r
ihre ßaubzuge gegen die ansässigen
ä« 'Li-
awestischen Vieh-
Personen; und da die Arier den Begriff des Abstrak¬
tums in unserem Sinne gleichfalls noch nicht kennen, s o
2 d T TT’ 80 erklärte sici Zoroaster ebenso sehr sind ihnen die Abstrakta ganz ebenso konkrete
als den Feind der devd-, awest. daeva-, wie als den der
Personen, wie Mensch und Tier. Lied, Himmelslicht,
raksas-, awest. ra(x)Sah-, der Mächte der Finsternis (vulgo
Unsterblichkeit, Wasser, Gebirge, Pflanzen sind ihrem
„Dämonen“). Die Folge davon war, daß im jüngeren
Wesen nach durchaus gleichartig und weichen von ein¬
tZZh tra? “ di6 St6lle des ererbten
'i axsah- trat und nunmehr die Mächte der Finsternis be¬
ander nur in ihren Erscheinungsformen bisweilen ab.
Das Lebensprinzip oder, anders ausgedrückt, die
zeichnte. Für die Lichtmächte, deren Kult das jüngere
80 beherrscht’ wie den %veda, Wählte man
1 Daß die Beschränkung des Ausdruckes amgga- spav£ta- auf
öara fTl8 TT" ”erleucbtete Unsterbliche“, eine Auswahl aus den von Zoroaster gelehrten Wesen ein Werk
14fin”ZTeiler (8wt^£S s' zu Yt. 10,«,, unten S späterer Dogmatiker war und durchaus nicht allgemein anerkannt
14b r.) und mainyava yazata- „geistige Opferwürdige“. Da wurde, ergibt sich schon aus Vispered 8,1, wo die Zahl der Am.
sp. auf „111160 und noch mehr als das“ angegeben wird. Davon
15>‘ heißt es: „Ich will opfern dem Wasser n„rl
uteiler“ (des Wassers, nämlich dem Wind dem das Yast m gar, daß Zoroaster selbst bereits eine Gruppe von sieben amg$a-
spgtita- gelehrt hätte, kann keine Bede sein.
- v«. 8e‘ 8 Über kaltes Feuer bei den Indern s. S. 44 f.
10 11

„seelischen“ Bestandteile der yazata-, besteht aus Himmels-, „MiOras Haus“, hujiti-, hujyäti- („das gute Leben“), hvan-
das Lebensprinzip der daeva- aus Höllenfeuer. haoya- („der Ort des guten Lebens“), vouru- asta- („das
Innerhalb beider Gruppen unterscheiden sich die ver¬ breite Unterkommen“), ravah- („der Raum“).
schiedenen zu ihnen gehörigen Wesen zunächst nur da¬ Die Bezeichnungen der „Hölle“ sind dementsprechend:
durch, daß ihr Körper ausschließlich aus Feuer, oder tomä („die Finsternisse“), duzä&ra- („der Ort des schlechten
daß er aus diesem und einer „Beimischung“ anderer Feuers“), akät a§ah- („was finsterer ist, als das Finstere“),
Materie besteht. acista- anhu- "(„des finsterste Leben“), anhu- tsmanhaena-
Die reinen Feuerwesen beider Gruppen sind u n - („das mit Finsternis ausgestattete Leben“), drujo goroda-
sterblich, die anderen sterblich. Bei ihrem Tode aber (”das Haus der Druj-“), duzanhu-, duzjyäti- („das schlechte
werden die sterblichen Wesen allen anderen Stoffes ent¬ Leben“), daozahva- („der Ort des schlechten Lebens“),
ledigt, gehen dadurch in mit anderer Materie ungemischte qsah- („die Enge“). .
Feuerwesen über und werden somit unsterblich. Je nach¬ Wenn an einer Stelle (Yt, 3, is) die Hölle mit dem
dem in ihnen das belebende Feuer Himmels- oder Höllen¬ vedischen Feuerhimmel (dyu-) gleichgesetzt und imOsten
feuer ist, leben sie von da an als verkörperte Himmels¬ lokalisiert wird, so entspricht das den tatsächlichen
oder Höllenfeuer, d. h. als Wesen fort, deren Leib in dem Verhältnissen, die zur Zeit der Abfassung dieser Stelle
einen Falle aus leuchtendem Himmelslicht, im anderen herrschten; s. unten, S. 64.
aus Finsternis besteht. Der Lichthimmel befindet sich Bei Mischungen beider Feuer entscheidet das über¬
über dem Himmelsgebirge, während sich die Hölle unter wiegende für die Zugehörigkeit zur lichten oder finsteren
der Erde befindet. Während der Lichthimmel ein Ort Schöpfung. .
ewigen Lichtes und ewiger Wonnen ist, ist die Hölle ein Theoretisch denkbar ist der Fall, daß in einem Wesen
solcher ewiger Finsternis und ewiger Qual. helles und finsteres Feuer zu genau gleichen Teilen ge¬
Bezeichnungen des Lichthimmels sind z. B.: savah-, mischt, seine Gedanken, Worte und Werke demgemäß zur
saolcä- (beide = „Glut“), xvä&ra- („Ort des guten Feuers“), Hälfte gut, zur Hälfte böse sind. Unter den „geistigen“
vahyah- („das Leuchtendere“), vanhaot vanhak- („was leuch¬ Wesen gibt es nur ein solches : den W i n d. Die sterb¬
tender als das Leuchtende ist“), a|a- vahista- („das leuch¬ lichen Wesen dieser Art gelangen nach ihrem Tode an
tendste Licht-des-Heils“), anayra raoca („die anfangslosen den misvan- gätu-, den „die Gemischten enthaltenden Ort ,
Lichter“), vahista raoca („die leuchtendsten Lichter“), anhu- d. h. in den zwischen dem Himmelsgewölbe und der Erde
vahista- („das leuchtendste Leben“), raocanha- anhu- („das gelegenen Luftraum. S. unten, S. 64 f.
leuchtende Leben“), vispö-xvä&ra- anhu- („das alles gute Diejenigen Wesen, deren Leib außer seinem Feuer¬
Feuer besitzende Leben“), manahya- anhu- („das geistige kern noch andere, im irdischen Leben von ihm unzer¬
Leben“), boroymya- §acta- („diehimmelslichtige Wohnstatt“), trennliche Materie enthält, heißen gacd-ya- „im (irdischen)
garö- domäna- („das Haus der Glut“) ‘, „Ahuras Haus“,
Öpfertraben des hellen Gedankens; ich mache dich glühend, das
Sakralfeuer, mit den Opfergaben des hellen Wortes; ich mac e
1 Die Übersetzung „Haus des Lobs“ (Bartholomae, Sp. 512) dich glühend, das Sakralfeuer, mit den Opfergaben der hellen
ist offensichtlich falsch, da sie der awestischen Ausdrucksweise Tat: zur Glut (sükai, = „damit du glühest“) durch den Gedanken,
widerspricht. Das Wort gar- ist Wurzelsubstantivum und gehört zur Glut durch das Wort, zur Glut durch die Tat. Verehrung
zur ved. Wurzel ghar- „glühen“ usw. (die auch in Graßmanns 1 dir, der du der Glühendste (szvistö) bist“ usw. — Bartholomae
ghar- vorliegt). Das Kausativ ä gärayemi findet sich im Nxrang i selbst bemerkt zum Substantiv wie zu der Belegstelle des Verbums
ätaä, Westerg. S. 317, § 2, wo zu übersetzen ist: „Ich mache dich (1 gar mit ä), daß seine Bedeutungsansätze (für das Verb setzt er
glühend (oder: leuchtend), das Sakralfeuer (ätarsm), mit den „wecken“ an) unsicher seien.
13
12
Es ist vorläufig leider noch nicht möglich, die Wir¬
Leben befindlich“, oder astvar^t- „knochenbegabt“; die nur
kung genau zu bestimmen, die man allen den einzelnen
aus Feuer bestehenden dagegen werden als mainyava-
Seelenbestandteilen“ zuschrieb. Selbst den Verfassern
„geistig“ bezeichnet1. Beide Gruppen sind bei den Wesen
des uns überlieferten Awestas sind die Begriffe nicht
der lichten wie bei denen der finsteren Schöpfung vor¬
immer mehr klar. Zum Teil haben wir es bei den ver¬
handen.
schiedenen sie bezeichnenden Wörtern mit Synonyma zu
Ein anderer Unterschied zwischen den sterb¬ tun; solche Synonyma sind z. B. cisti-, cistä-, daena-; unklar
lichen und den unsterblichen Wesen besteht nicht. aber ist z. B. das Verhältnis von urvan- und fravagi-,
So sind z. B. auch alle sterblichen Wesen der lichten die teils synonym gebraucht, teils voneinander deutlich
Schöpfung einschließlich der Haustiere und der nützlichen unterschieden werden. Ich muß das Nähere einer Ge¬
Raubtiere, ja einschließlich der Geräte „opferwürdig“ und samtbehandlung der awestischen Weltanschauung Vorbe¬
tatsächlich Empfänger der Opfer.
halten.
Die Macht und die Wirksamkeit der knochenbegabten 1 Die daenä- und der urvan-, nach V. 19,29 auch das
wie der geistigen Wesen der lichten wie der finsteren baodah- „Bewußtsein“ der Wesen der lichten Schöpfung
Schöpfung hängt ganz von der weiteren Artung und der stammen aus dem Lichthimmel und kehren, wenn es ge¬
Menge des lichten oder des finsteren Feuers ab, das in lingt, sie vor aller Vermengung mit finsterem Feuer zu
ihnen enthalten ist. schützen, nach dem Tode ihrer Träger in ihn zurück.
Das lichte oder Himmelsfeuer zerfällt nämlich je Das Gesamtgeschehen ist ein fortwährender Kampf,
nach seiner Wirksamkeit in verschiedene Arten. Es der sich zwischen der lichten und der finsteren Schöpfung
kann z. B. Körperkraft, Gesundheit, politische Macht, abspielt. Das Kampfmittel bilden die beiderseitigen Feuer.
Reichtum, Geisteskraft, Mut, Zeugungskraft, Wachstum, Durch Überstrahlung (taröditi; s. zu dl- IIQF. VI,
Aufnahme in den Feuerhimmel bewirken, während das S. 179 s. v.) sucht die lichte Schöpfung die finstere zu
finstere oder Höllenfeuer in der lichten Schöpfung von vernichten; die finstere wehrt sich durch Gegen Strahlung
dem allen das Gegenteil hervorruft. (paityära, W. r-, ar- „leuchten“, „strahlen“). Tistrya ist

Wie andere Primitive, so nehmen also auch die awe- unter den Gestirnen wie Zoroaster unter den Menschen
stischen Stämme verschiedene Bestandteile dessen an, der „Gegenstrahler“ (paitidaya-), natürlich gegen die
was wir „Seele“ nennen. Der Begriff „Seele“ in unserem Mächte der Finsternis. Das Wort paitidaya- steht hier
Sinne ist ihnen fremd, und wenn wir das Wort urvan- synonym neben ratu- „Strahler“, einem Wort, welches die
in Ermangelung anderer Bezeichnungen mit „Seele“ über¬ beschützenden Vertreter einzelner Gruppen der lichten
setzen, so müssen wir immer daran denken, daß dies ein Schöpfung bezeichnet (s. S. 82 f.). Ein Synonymen von
Notbehelf ist. Denn der urvan- besteht neben den an¬ paitidaya- ist paitis^da „entgegenleuchtend“; die „bei den

deren „seelischen“ Bestandteilen. Die Substanz der Vernichtungen Entgegenleuchtenden“ sind Y. hapt. 38,6
„seelischen“ Bestandteile ist Feuer, also im awestischen die Gewässer. Die Mazdayasnier heißen arddra- „die
Sinne persönlich gedachter Stoff, und sie ist im irdischen Glühenden“ (IIQF. VI, 146) oder a$avan- „die Besitzer
Leibe nur mit anderem, gröberen, vergänglichen Stoff des Lichtes-des-Heils.“
gemischt, während das Feuer unvergänglich ist. Im Herrscher und im Krieger wie in allen kraft¬
begabten Wesen ist vor allem das xvaranali- wirksam,
1 Über die Fähigkeit der „geistigen“ Wesen, sich nach Be¬ das Blitzfeuer, das in den geistigen wie in den sterb¬
lieben einen aus anderer Materie bestehenden Leib „beizumengen“, lichen Herrschern und Helden, in ihren Waffen, ihien
s. unten, S. 31. 66. 113 usw.
15
Kriegswagen, ihren Rossen loht; im Priester und in Zur Abwehr dieser druj- dienen die verschiedensten
anderen Gläubigen überwiegt die Wirkung der daenä- Arten des guten oder himmlischen Feuers. Der techni¬
(== cisti-), die z. B. auch die Lieder und anderen Texte sche Ausdruck für diese Abwehr ist yaoisdä-, yaoMäti-,
(mqd-ra-) ausstrahlt, deren Substanz wie die aller gei¬ wörtlich „Abwehr“ (Wurzel yu-, yav-). Diese Abwehr
stigen Opferwürdigen Feuer ist und die darum auch selbst wird im Vendldäd aufs eingehendste beschrieben; ihr Ziel
wieder geistige Opferwürdige sind und selbst Opfer empfan¬ ist, das Einstrahlen daevischen Feuers in die Herzen der
gen. So herrscht denn auch die Vorstellung, daß nicht Lebenden und somit die Infektion der lichten Feuer durch
nur ein Leib Ahura Mazdähs, MiGras und anderer geistiger die finsteren zu verhindern oder wieder zu beseitigen und
Opferwürdiger, sondern auch der vollkommenen Priester die letzteren möglichst zu vernichten.
und anderer Personen, welche die mq&ra- auswendig Wie falscher Glaube, so sind auch Erkrankung, Tod
können oder in ihnen erwähnt werden (vgl. S. XXIV) und Verwesung der lichten Geschöpfe die Folgen in ihre
aus den mq&ra- bestehe, und tanumq&ra- „dessen Leib aus’ Herzen eingedrungenen daevischen Feuers, der Substanz
en Liedern besteht“ ist synonym mit maiwyava- „geistig“. der druj- — nasu-l. Diese druj- kann sich mit den Körpern
Wie Zoroaster selbst, so vermag ein solcher voll¬ der lichten Schöpfung ebenso „vermischen“, wie die
kommener Priester die daenä- in die Herzen derer ein¬ geistigen und selbst gewisse „knochenbegabte“ Opferwür¬
zustrahlen, welche bisher der finsteren Schöpfung an- dige (Mazdäh-, Vohu manah-, Haoma-, Wasser, Pflanzen,
gehorten, und vermag auf diese Weise das sie erfüllende genossenes Rindfleisch usw.).
daevische Feuer zu vernichten. Da die mq&ra- aber wie Der technische Ausdruck für das Eindringen eines
alle anderen geistigen Opferwürdigen auch das xvarsnali- yazata- oder eines daeva-, wie der druj-, in einen Körper
esitzen, so wirken sie außerdem, wenn sie als Opfertexte ist raeS--y rae&waya- „vermischen“. Das davon abgeleitete
oder als Gebete in der Not verwendet werden, unmittel¬ Substantivum iristi- bedeutet wörtlich „Vermischung“,
bar als Mittel zur Vernichtung der Feinde (vgl. S. 6 ff.). das Partizipium irista- jemand, in dem diese Vermischung
Ganz gleichartig, aber natürlich im entgegengesetzten eingetreten, der mit hellem oder finsterem Feuer „ver¬
Sinne, wirken die daevischen Priester, Krieger und son- mischt“, d. h. innerlich behaftet worden ist.
stigen Menschen und Tiere durch ihr finsteres Feuer Das Vendldäd gibt uns ganz unmißverständliche Aus¬
auf die Wesen der lichten Schöpfung ein. Denn es gibt kunft darüber, was sich die jungawestischen Stämme unter
auch ein böses xvarsnah-, eine böse daenä-, und böse tnqöra-, Erkrankung und aus ihr folgendem Tode vorstellten: eine
deren Substanz nicht Himmels-, sondern Höllenfeuer ist. Vermischung des Herzensfeuers (daenä-) oder seiner Aus¬
T• a5"’, dem InbeSriff aller g^en Feuer, dem strahlung, des hellen Gedankens (vohu- manah-) mit daevi-
„Lichte-des-Heils“, wie ich den Ausdruck im folgenden schem Feuer. Genau so vermischt sich Ahura Mazdäh,
übersetzen werde, steht die druj- „Vernichtung“ als der dessen „Seele“ (urvan-) aus den Religionstexten (mqdra-),
nbegriff aller finsteren Feuer gegenüber. Aber während
druj- = nasu ist das Gegenstück des a$o-, der Inbegriff aller daevi¬
etymologisch „Licht“, „Feuer“ bedeutet, hat druj-
schen Feuer. Sie ist die Verwesung und somit alle verwesende
nur begrifflich diese Bedeutung. Die druj- ist mit der Materie, in der sie sich befindet, aber nur in Materie, die vorher
nasu-, der Zerstörung des Körpers“, der „Verwesung“, den Leib von Wesen der lichten Schöpfung gebildet hat; s. unten,
„Zersetzung“ identisch1. 6 S. 27 f. Ganz abwegig ist die Erklärung der nasu- als „Leichen¬
hexe“. Niemals wird die nasu- als Hexe (pairikä-) bezeichnet.
1 Denn auch bei körperlicher Erkrankung ist das von dem
MPn,lBartl!I0m0maeS ®edeutungsansatz „Leiche, Leichnam (von daevischen Feuer Infizierte nicht der Leib, sondern „der helle
Menschen und Tieren); Leichenteile; Leichenhexe“ ist falsch. Die
Gedanke“ (vohu- manah-), d. h. das Geistesfeuer.
17
16
Airyaman heilt nach V. 22,.* den Herrscher Maz-
also aus Himmelsfeuer, besteht, mit den Leibern der
däh-, den der finstere Geist mit 99 999 Krankheiten be¬
Amo$a- spor^ta-, die dadurch seine Leiber werden (Yt. 13, si).
strahlt hat (äkasat). So wird V. 19, verstanälmh.
Beim Exorzismus der durch die druj- = nasu- verursachten
„20. Es fragte ZaraOustra den Ahura Mazdah. „All¬
Erkrankung ruft man (V. 20, n) den heilenden Opfer¬
wissender Ahura Mazdäh, schlaflos bist du, frei von Betau-
würdigen Airyaman an: „Herbei komme der begehrens¬
bung(?), du, der Ahura Mazdäh. Der helle Gedanke (vohu
werte Airyaman (vgl. Y. 22,7 ff. = Y. 54,1) zur Hilfe den
manö) vermischt sich unmittelbar (hcym-rae&wayeiti] &. h.
Männern und Frauen ZaraOustras, zur Hilfe dem hellen
er steckt sich unmittelbar an der Leiche an), der helle
Gedanken (vcwhdus rafodräi manatsho); damit das Herzens¬
Gedanke vermischt sich mittelbar (paiti rae&wayeiti, d. h.
licht (daenä-) den erwählenswerten Lohn des Lichtes-des-
er steckt sich an einem bereits von der Leiche aus Ange-
Heiles (a$akyä) ersiegen kann, so bitte ich um das be¬
stekten an) von jenem Körper aus, dem durch die daeva-
gehrenswerte Licht1; der Herrscher, der Verstand (ahurö
getöteten. Es vermischen sich mit ihm (hqm-raethwayeih
mazdä) möge es mir zustrahlen!“2
die daeva-. Kann der helle Gedanke geschützt werdend
21. Da sagte Ahura Mazdäh: „Rindsurin sollst du
1 a$im; a§i- = orsti = ved. rti-, dazu Gegensatz ved. nirrti- als
sammeln, ZaraOustra, von einem Stier, in ein zweihenk¬
Gegensatz zum Lichthimmel = „Lichtlosigkeit“, „Finsternis“, Syn.
von tämas-, tämämsi, awest. tsmä. liges Gefäß, in ein nach der Vorschrift hergestelltes, bei
2 masata, 3. sg. conj. med., s-aor. von mad-, ps'Sopai usw. S. der Schutzhandlung (yaoz-däta, d. i. beim Exorzismus; s.
IIQF. VII in der Abhandlung über mazdäh-. Für die im Texte oben S. 15). Du sollst ihn bringen auf die ahura-gege-
übersetzte Stelle setzt B artbolomae eine besondere Wurzel 2 mad- bene* Erde. Eine Furche (= magischen Kreis) soll rings
= got. mitan an und übersetzt sie mit „zumessen, zuteilen“. Aber
ziehen der Schutzspender (= Exorzist, yaoZ-dä»ryo).
1. stände dieses 2 mad- im arischen (ved. wie awestischen) Sprach-
gut gänzlich isoliert da, 2. widerspricht der Inhalt unserer Stelle 22. Hundert Rezitationen des A^a (d. h. des Textes
dieser Etymologie. Der arische Ausdruck mad-, mada- ist viel um¬ alnn vohu vahiHom usw. = „Das Licht-des-Heiles ist das
fassender, als die übliche Übersetzung „Rausch“, „Rauschtrank“ leuchtendste Licht“ usw., Y. 27, n) sollst du zu Gehör
ahnen läßt, mad(a)- ist das Himmelsfeuer, das man in sich durch bringen. Vier Waschungen mit Rindsurin, von einem
Aufnahme seiner flüssigen Form, des Haoma (ved. Soma) hervor¬
vorschriftsmäßigen Rinde, zweimal (so viel) mit dem
bringt, und erzeugt im Menschen nicht nur Weisheit (weshalb
nach Herodot die Perser alle ernsten Angelegenheiten zunächst im ahura-gegebenen Wasser.
Rausche beraten), sondern auch Mut, kriegerische Tüchtigkeit, 23. Der helle Gedanke soll geschützt werden^),
Zeugungskraft und Gesundheit (s. das große Höm-Yast). Das der Sterbliche soll geschützt werden (?)'. Der helle Ge¬
Partizipium masta- entspricht seiner Bedeutung nach genau unserem
danke soll es (d. h. die vom Exorzisten angewendeten
„brünstig“. Die geistige wie die kriegerische Seite des mad(a)-
ist noch deutlich in pe'So, peSeopai, die geistige im lat. meditor,
Mittel) an sich nehmen3 mit dem linken Arme und mit
awest. masti- „Verstand“, die heilende wie in der oben übersetzten Spender dieses allumfassenden Himmelslichtes maidäh-{a,ns *mad-dah-)
Stelle (vgl. auch S. XIII, II, a, 4 f.) in lat. 1 nedeor, dessen syn¬ „Spender der Erleuchtung“, allerdings mit Betonung der gütigen
taktischer Dativ sich eben aus der Grundbedeutung „zustrahlen“ Seite. In der oben übersetzten Stelle ist sein Name aber deutlich zu
erklärt. Das Zugestrahlte ist das Heilungsfeuer (bisci&mn, ge¬ der heilenden Seite des mad- in Beziehung gesetzt. S auch b. b .
schrieben visciOrom, V. 20, s). Das awestische Wort für „Arzt“ ist 1 Ungrammatisch: yaoz-däta lun\ der zweite Satz schein os
darum m-mad- „der Zerstrahler“, und die ärztliche Tätigkeit wird zum ersten zu sein. 2 Von einem Ausziehen der Kleider, wie die
durch das Denominativum vimädaya- „als Zerstrahler wirken“ be¬ Pahlavi-Übersetzung die Stelle deutet, kann selbstverständlich nich
zeichnet. Dem entsprechend bestehen die Mittel der Heilung eines die Rede sein. Der Zusammenhang bei der Wiederholung er or
von der nasu- Infizierten aus den verschiedenen Formen des Him¬ in § 25 verbietet das ebenso wie alle sonstigen Belege des Verbums
melslichtes (Wasser, Urin, Erde — die aus dem Sternenlicht ent¬ us grab-. Zu unserer Übersetzung vgl. HaSöxt-Nask 2, s. 26.
standen ist —, Sternenlicht, mq&ra-). Zoroaster aber nannte den
2
18 19

dem rechten, mit dem rechten Arm und mit dem linken. liehe in den der lichten Schöpfung angehörigen Ge¬
Dann sollst du den hellen Gedanken niedersetzen unter schöpfen ist, dasjenige, was durch die „Ansteckung“ in¬
die von den Leuchtenden (süra-, d. h. von den Licht¬ fiziert wird, so steht dieser Ausdruck hier zugleich tür
mächten) geschaffenen Lichter (sürö-O-warstanqm raocav- den Menschen, in dem es mit daevischem Feuer^ „ver¬
hqm] über süra- s. IIQF. VI, 15 und VII. Gemeint sind mischt“ worden ist, genau so, wie nasu- zugleich die von
die Gestirne), damit ihn die von den „Zuteilern“ (baya-, ihr völlig in Besitz genommenen, d. h. verstorbenen Wesen
d. h. den Lichtmächten, s. oben S. 8) gegebenen Sterne der 1 i ch te n Schöpfung bezeichnet. Vgl. auch S. 225n. Fußn. 1.
bestrahlen, so lange, bis ihm 9 Nächte vergehen. Die „höchste Vermischung“ mit daevischem Feuer,
24. Danach sollst du nach Ablauf der 9 Nächte dem die durch kein Mittel mehr beseitigt werden kann, also
Sakralfeuer (Ätar-) Opfergaben darbringen, sollst du der Tod, ist para-iristi-, und ein davon befallenes Wesen ist
dem Sakralfeuer harte Feuerhölzer darbringen, sollst du para-irista- „imhöchsten Maße vermischt“, d.h.gestorben1.

dem Sakralfeuer duftende Vohu-gaona- (— „Feuerhaarig“, Wenn das daevische Feuer in ein Wesen der lichten
„Feuerfarbig“, Name eines Räuchorholzes) darbringen; Schöpfung eingedrungen ist, so daß dieses erkrankt oder
den hellen Gedanken soll man beduften (= beräuchern)1. stirbt, so fesselt es dieses Wesen. Astö-vlbätu- (auch
25. Der helle Gedanke soll es (= den Duft des -vidötu- geschrieben), „der Zerleger der Gebeine“, fesselt

Räucherholzes und das vorher genannte Sternenlicht) an (bandayeiti) den Ertrunkenen oder den durch Feuer Ge¬

sich nehmen mit dem linken Arme und mit dem rechten, töteten, und der Wind führt den Gefesselten fort (V.
mit dem rechten Arm und mit dem linken. Der helle 5,8.9)'h Die äfrlti- (Segens- und Fluchformel) fesselt
Gedanke soll sprechen: „Fußfall (nomö) dem Ahura (bai\dayeiti) den Nichtkranken3, d. h. sie macht ihn krank
Mazdäh, Fußfall den erleuchteten Unsterblichen, Fußfall (V. 22,6). N. 56 wird als das dem Ratu als Gabe nicht
den anderen Besitzern des Lichtes-des-Heiles!“ — genehme Vieh das „gefesselte“ (baeda-) und das (mit dä¬
Der Inhalt dieser Stelle, welche mit den gesamten monischem Feuer) „vermengte“ (irista-) genannt, wobei
Anschauungen des jüngeren Awestas im Einklänge steht, beide Ausdrücke nur erkranktes Vieh bezeichnen können.
ist klar. Der helle Gedanke (vohu- manah-) hat seinen
1 Die Zerlegung der Wortfamilie iristi- usw. in drei Gruppen
eigentlichen Sitz im Lichthimmel, wie alle anderen „gei¬
und ihre Zurückführung auf 3 verschiedene Wurzeln rä&- (angeb¬
stigen“ Opferwürdigen, lebt aber auch als Ausstrahlung
lich „haften“), raefr- „sterben“ (angeblich zu got. läpan) und raeb-
der daenä- im Herzen jedes zur lichten Schöpfung gehö¬ „(sich) mengen“ ist verfehlt. In Wahrheit handelt es sich um
rigen Wesens, dessen Körper er sich „beigemischt“ hat eine einzige Wurzel raeb- „mengen“, und die Bedeutung „sterhen“
(s. S. 30 f.). Die nasu- = druj- infiziert ihn mit ihrem ergibt sich eben aus den Anschauungen, welche die awestischen
Feuer. Die Mittel, durch welche das sein gutes Feuer Stämme von der Natur des Todes hatten.
2 Dieselbe Anschauung von solcher Fesselung durch Krank¬
infizierende schlechte Feuer vernichtet wird, sind ver¬
heit (Varunas Fesseln) und Tod oder durch die Mächte der Fin¬
schiedene Formen des Himmelslichtes, unter die auch der sternis herrscht auch hei den vedischen Stämmen und den arischen
Urin (IIQF. VI, Sachverzeichnis unter „Himmelsfeuer“; Indern (Belege dafür im PW. s. v. päsa). Natürlich fesseln dann
s. auch unter „Feuer“), das Wasser (IIQF. VI, 88. 114) ihrerseits die Wesen der lichten Schöpfung die der finsteren, so
und die Gebete, die wie die Opferlieder mq,&ra- sind, Haoma den, der sich gegen ihn vergeht (Y. 11,7). Die Druj wird
Yt. 4,6 durch einen mqbra-, also durch lichtes Feuer, gefesselt.
gehören (IIQF. VI, Sachverzeichnis unter „Lied“).
3 Charakteristisch für die Methode Bartholomaes ist es,
Da das vohu- manah-, der helle Gedanke, das Wesent- daß er, mit den awestischen Realien unvertraut, eigens für diese
1 Über den Grund der Verwendung duftender Hölzer zu zweite Stelle eine zweite Wurzel band- als -dh-EiWeiterung aus
exorzistischen Zwecken vgl. unten, S. 26. ban- konstruiert und als Bedeutung „kranken“ ansetzt.
2*
— 20 — — 21 —

Die gewöhnlichen Ausdrücke für die Fesselung durch erleuchteten Unsterblichen) ihnen zugeteilten Stätte, auf
dämonisches Feuer aber sind Ableitungen von hä(y)- = der zugeschnittenen, wasserreichen, nach dem Willen1
ved. sä(y)~ (syäti), „fesseln“, „binden“ und seinem Kom¬ Ahura Mazdähs, nach dem Willen der erleuchteten Un¬
positum ä-hä(y)-, das dieselbe Bedeutung hat. Das Ptc. sterblichen.
pf. pass, dieses Verbums lautet (ä-)liita-; seine Verneinung, 55. Den leuchtenden . . . usw. wie § 55 . . . opfern
anähita- „ungefesselt“ bildet das stehende Beiwort der wir, welche den ... (xvawrirancym?) Pflanzen ihre leuch¬
Aredvl (des Himmelsstroms, = Milchstraße), und das zu¬ tenden Schößlinge (= das Wachstum)2 zeigen, welche
gehörige Substantivum „Fesselung“ ist ähiti-1. vordem standen, gespendet, aber nicht weiterwachsend3,
Zum Verständnis dieser Ausdrücke muß man daran an derselben Stelle, eine gar lange Zeit.
denken, daß das daevische Feuer finster und kalt ist 56. Jetzt hingegen wachsen sie weiter auf dem maz-
und das Leben der lichten Schöpfung vernichtet. Diese däh-gegebenen Pfad, usw■ wie § 54.
Anschauung ist nicht theoretisch erklügelt, sondern durch 57. Den leuchtenden . . . usw. wie § 55 ... die Be¬
logische Schlüsse aus der Naturbeobachtung gewonnen. sitzerinnen des Lichtes-des-Heils, welche den Sternen,
Der Kranke und der Verwundete sind in ihren Bewegun¬ dem Monde, dem *Himm elslicht (= der Sonne),
gen gehemmt, also gefesselt. Tritt vollständige den anfangslosen Lichtern, die Pfade gezeigt haben, die
Fesselung (Leichenstarre) ein, so ist der Körper erkaltet, vordem an derselben Stelle lange gestanden hatten, sich
also nicht mehr von warmem, sondern von kaltem Feuer nicht vorwärts bewegend, infolge der Feindschaft
erfüllt. Ebenso ist es im Makrokosmos. Im Winter, der daeva-, infolge der Angriffe der daeva-.
wenn die daeva- die Oberhand haben, die ja deswegen im 58. Jetzt hingegen fahren sie4 dahin, die ferne Wende,
Norden zuhause sind, sind die Pflanzen in ihrem Wachs¬ die Wende des Weges erreichend, die der leuchtenden
tum, die Gewässer durch das Eis in ihren Bewegungen Neugestaltung (?).“
gehemmt, also gefesselt. Wenn so das kalte und finstere, also daevische Feuer
Nach Yt. 13,58 ff. war diese Fesselung der Gewässer, das Wasser in den Banden des Eises, die Pflanzen unter
der Pflanzen und sogar der Gestirne der Zustand, welcher der Schneedecke, die Gestirne unter der Decke der Fin¬
unter der Herrschaft der daeva- bestand: sternis, die menschlichen Glieder durch den Einfluß des
53. „Den leuchtenden, glühenden,himmelslichterfüllten Frostes, der Krankheit6, der Leichenstarre fesselte, so ist
Frava^i der Besitzer-des-Lichtes-des-Heiles opfern wir, es leicht zu sehen, wie man zu der Auffassung der Wir¬
welche den mazdäh-gegebenen Gewässern die leuch¬ kung des daevischen Feuers als einer Fesselung, ähiti-,
tenden Pfade zeigen, welche vordem standen, (von Maz¬ kam.
däh) gespendet, aber nicht vorwärtslaufend, an derselben
1 Wörtlich: „dem Willen“, dat. des Zwecks.
Stelle, eine gar lange Zeit.
a Air. W. falsch: „Garten, Plantage“ (diese Bedeutung nur
54. Jetzt hingegen laufen sie vorwärts auf dem maz- für diese Stelle!). Aber die Pflanzen, von denen das Awesta spricht,
däh-gegebenen Pfad, auf der von den Zuteilern (= den sind in erster Linie die Weide pflanzen, und von Gärten und
Plantagen ist im Awesta nie die Bede. Außerdem schließt doch
1 Die Bedeutungsansätze des Air W. unter ähita (Sp. 345) schon der ganze Zusammenhang diese Bedeutung aus, während
„befleckt, verunreinigt“, ähitay- (Sp. 346) „Befleckung, Verunreini¬ sich die richtige Bedeutung aus Y. 71, 9 ergibt.
gung, Makel“, anähita- (Sp. 125) „woran kein Fleck, kein Makel 8 Wörtlich: „vorwärtswachsend.“ Das bezieht sich offenbar
ist, haftet, makellos“ entbehren aller und jeder etymologischen nicht nur auf das Wachstum, sondern auch auf die Ausbreitung.
Stütze und sind lediglich auf Grund modern-christlicher Anschau¬ * Auf ihren Kriegswagen.
ung falsch erraten. 8 Vgl. im BV. Varunas Fesseln.
23
22
annehmen. Tatsächlich heißt es nun wenigstens in Bezug
Im Lichthimmel, auf dem Himmelsgebirge, fehlt natür¬
auf das Wasser im Nlrangistän 48: „Von wann an
lich diese ähiti- (Yt. 10, so = 12,"2s), da die daeva- dorthin
geht der Lauf der leuchtenden Gewässer vor sich.
keinen Zutritt haben. Haoma, der die Heilung spendet,
„Er erstreckt sich vom Sonnenaufgang bis zum Sonnen¬
ist ebenso wie MiOra, das bardsman-, die Opferlieder frei
untergang; so im Sommer, so im Winter.“ Und deshalb
von daevischer Fesselung (Yt. 10, ss), ebenso die Strahlen
ist es nach derselben Stelle verboten, dem Wasser nach
des Regensternes Tistriya (Yt. 8,2). Ganz besonders aber
Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang zu opfern (vgl.
ist es die Milchstraße, Aredvl, bei der das Beiwort anä-
Jiitä- „die Ungefesselte“ zum Namensbestandteil geworden Yt. 5,91). . . .. . ,
Mit der „höchsten Vermischung“, der para-msti-, ist
ist. Um sie vor dem Einfluß daevischer Wesen zu schützen,
der Zustand gegeben, in welchem sich, um mit dem Awesta
hat ihr Ahura Mazdäh den Pfad im Inneren des Feuer¬
zu reden, die „Knochen von dem Bewußtsein trennen .
himmels, über der Sonne, angewiesen (Yt. 5,90), und
Die exorzistiscben Handlungen, die am Kranken und an
Yt. 5,6 sagt Ahura Mazdäh von ihr: „Sie ist das einzige
der Leiche vorgenommen werden, verhindern zwar die
unter meinen Gewässern, das gleichmäßig herabströmt
Infizierung des in dem Lebenden vorhandenen vohu- manali-
im Sommer wie im Winter.“ Sie ist also frei von
und der anderen „Seelenbestandteile“, so weit sie m den
den Fesseln der daeva-, dem Eise, die alle anderen Ge¬
Lichthimmel gelangen, also der daenä- und des urvan-.
wässer zeitweilig fesseln1. Und darin, daß sie dieser
Diese aber sind durch die druj- „Vernichtung , welche
Fesselung durch daevisches Feuer nicht ausgesetzt ist,
von dem Körper Besitz ergriffen hat, aus ihm verdrängt
liegt es begründet, daß sie die Macht hat, andere, und
worden. Die „Seele“ (urvan-) hält sich noch drei Tage
insbesondere andere Flüssigkeiten, vor dem Einfluß
und Nächte lang in der Nähe des Hauptes der Leiche
daevischen Feuers zu schützen (yaots-dä-)2.
auf; dann wird sie von einem zur lichten bezw. finsteren
Yt. 5, i6 hebt hervor, daß die gewaltigen Wässer der
Schöpfung gehörigen Winde nach dem Lichthimmel bezw.
Aredvl bei Nacht wie am Tage fließen. Auch das ist
nach der Hölle getragen, und unterwegs begegnet ihr die
nicht ohne Bedeutung. Denn in der Nacht herrschen die
daenä-, welche ihr demnach vorausgegangen ist. Um die
daeva- mit ihrer Fesselung. Die Lebewesen liegen dann
Materie des Leibes, soweit sie nicht aus den daraus ent¬
im Schlafe gebunden, und so müßte man auch eine
fernten lichten Feuern (den „Seelenbestandtellen ) be¬
Fesselung der Pflanzen und der Gewässer in der Nacht
steht, nicht den Mächten der Finsternis verfallen zu
lassen, welche sie verzehren würden (s unten, S. 24),
1 Daß der finstere Geist den „dagva-gegebenen Winter“ ge¬ läßt man sie von Tieren verzehren, welche der lichten
schaffen hat, erzählt V. 19,43.
Schöpfung angehören, und rettet sie dadurch, daß diese
a Die Bedeutung „befleckt, verunreinigt“ für ähitar hat
Bartholomae auf Grund von V. 16, ie angesetzt, wo das Geschlechts¬ sie in ihren Leib überführen, davor, daß sie zur Nahrung
teil der Menstruierenden damit bezeichnet ist. Aber auch dort und also zur Kräftigung der daeva- dienen. Würde man
heißt ähita- nichts anderes, als „durch daevisches Feuer gebunden“. sie begraben, so würde die Leiche Würmern und Insekten,
Denn die Menstruation wird als Krankheit, als zeitweilige Besitz¬
also daevischen Wesen, zur Nahrung dienen1. Wollte
ergreifung durch die daeva- aufgefaßt; daher die sorgsame Ab¬
sperrung der Menstruierenden, die das Vendidäd vorschreibt. Wenn
1 Die Beschreibung der „Fliege“, der maxsl-vrvyaiU- V.8,16,
sich die Menstruation über 9 Nächte ausdehnt, dann ist das Leben
7,2, in deren Gestalt die Bmj- erscheint, und dm durch den Hun
der Frau gefährdet; „dann bringen die daeva- ihre Gegenstrahlung
(weil sein Auge Himmelsfeuer ausstrahlt; s. unte“’ S' )
(paityära-) gegen sie, zum Opfer und zum Feuer (vahmäi) der
trieben wird - sie streckt die Knie nach vorn reckt den Stoß
daeva-“. Dann beginnt also ein dem Yerwesungsprozeß, der gleich¬
von sich ab und ist über und über mit Flecken bedeckt - deutet
falls Opfer der daeva- ist (s. unten, S. 24 f.), analoger Vorgang.
25
24

diesen Leichenplätzen 1 und scheiden aus, wie in fiesem


man dagegen die Leichen verbrennen, so würde man
knochenbegabten Dasein ihr, die Sterblichen, ge oc e
das dazu benötigte helle Feuer der Gefahr aussetzen, es
mit daevischem Feuer zu infizieren. Es ist bekannt, daß
(xvästa-) Speisen verfeuert (= verdaut, huyares) un ge¬
kochtes Rindfleisch eßt (xvaraiti). Denn2 ebenso hat das,
man Feuer und Wasser sorgsam vor der Berührung der
was diese, die Sterblichen, essen, keinen Bestand.
Leichen bewahrt.
Wie noch die „arischen“ Inder, so betrachteten schon
Die von allen Fleisch- und Fettbestandteilen befreiten
die Indogermanen die Verdauung als ein Kochen,
Gebeine werden dem Sternenlicht ausgesetzt, um
welches durch das im Menschen brennende Feuer hervor-
durch dieses in Erde verwandelt zu werden (V. 6,49-61).
gerufen wird; vgl. ved. und sanskrit pac-, gnech. TOimo,
Denn die Sterne besitzen ja „das (Zeugungs-)Licht der
*4«r», lat. con-coquo. Wie nach devischer = vedischer
Erde (sie sind zdmas-ci-9'ra-, S. 1, is. 2,13. Yt. 12, so), d. h.
Lehre das Sakralfeuer Agni, „der Mund der deva , die
das Licht, welches die Erde erzeugt1. Seine Infektion
Leiche „kocht“, sich „angleicht“, dadurch m Feuer ver¬
aber fürchtet man nicht, da man annimmt, daß die bloßen,
wandelt und als Feuerleib im Lichthimmel wieder aus¬
nicht wie Fleisch und Fett verwesenden Gebeine nicht
scheidet (vgl. IIQF. VI, 147 ff.: RV. X, 16 1.2.6 uswO, so
mit dämonischem Feuer infiziert werden (V. 8,88 f.), eben,
verzehren nach der soeben übersetzten Vendidad-Stelle
weil man an ihnen selbst keine Wirkung der nasu- wahr¬
die daeva- die Leiche, verdauen sie und scheiden sie wieder
nahm.
aus. Der Verwesungsgeruch wird als Geruch des Ex¬
Wenn die Leiche, von Tieren unverzehrt, auf
krementes aufgefaßt.
dem Leichenplatze liegen bleibt, so wird sie von den Daß man die Verwesung als Feuerwirkung auffaßte,
Mächten der Finsternis verzehrt und „gekocht“ und
wird seinen Grund letzten Endes in der Erscheinung der
dadurch in ein Wesen der Finsternis verwandelt, genau
Leichenflecke und des Schwarzwerdens der menschlichen
so wie die Überführung derer, die ein gutes Herzensfeuer
Leichen haben, die als ein Verkohlen aufgefaßt wurden
haben, durch „Kochen“ mit gutem Feuer in Himmelslicht
Auf Naturbeobachtung beruht es also auch, wenn sic
vor sich geht (s. IIQF. VI, 147 ff.). In diesem Sinne
nach awestischem Glauben die nasu- = druj-, das daevi-
heißt es V. 7,641. von den Orten, an welchen die Leichen
sche Feuer, zunächst auf den Nägeln des Verstorbenen
ausgesetzt werden (daxma-): „Dies (d. h. der Leichenplatz)
niederläßt (V. 3, ur. 7,24. 9, m). Da die Leichenflecken
ist der daeva-, dies der Zusammenflug der daeva-, Dort¬
nicht unmittelbar nach dem Tode, sondern erst etwa am
hin laufen die daeva- zusammen . . . Man muß dies so
dritten Tage nach demselben auftreten, so erklärt sich
auffassen, Spitama Zaraöustra2: diese daeva- fressen an
daraus wohl die Anschauung, daß die durch die ««su-ver¬
triebene „Seele“ (urvan-) sich noch 3 Tage und Nachte
darauf hin, daß darunter Käfer der Gattung Totengräber zu ver¬
lang in der Nähe des Kopfes des von ihr verlassenen
stehen sind. Denn das Awesta hat noch keine im zoologischen
Sinne systematische Einteilung der Tiere und kennt keine „Käfer“.
Körpers auf hält (HaBöxt-Nask 2,2-7. «-«)• Als lichtes

1 Auch hier liegt ursprünglich wohl der Gedanke zu¬


Feuer verhindert sie die Wirkung des in den Körper ein¬
grunde, daß das Himmelslicht das dämonische Licht entfernen gedrungenen daevischen Feuers, der druj- = nasu-.
soll, da das Sternenlicht auch beim Exorzismus noch Lebender Nach heutiger parsischer Anschauung sind die vom
verwendet wird. Körper getrennten Teile (Ausscheidungen, abgeschnittene
2 Daß mq/nayan (ahe ya&a) nicht heißt „man könnte wirklich
T^gTdio indischen, die Leichen verzehrenden Wesen der
meinen“, „es ist, als ob“, sondern „man soll (muß) das so auf¬
fassen“, ergibt sich aus Stellen wie V. 3, 42 . 6, 24, wo von einem Finsternis (räksasa-) und Hexen.
2 Q4o+f /loe sinnlosen näviti hä vermute ich
Vergleiche keine Rede sein kann.
— 27 —
— 26 —

kennen die Männer sie (die Frara^i), bei denen der Geruch des
Haare und Nägel) desselben nasu-l, d. b. durch daevisches
Sieges ist. Sie strahlen ihnen Zustrahlungen (d. h. Opfer¬
Feuer verwesende Materie.
lieder; vgl. § 25) zu, den strahlenden, leuchtenden, licht¬
Nach dem Awesta ist es nur das Exkrement, was
erfüllten Frava^i der Besitzer des Lichtes-des-Heils.“ usw.
sich deutlich darin zu erkennen gibt, daß nicht für dieses,
Aus einem vor der Schlacht wehenden wohlriechen¬
wohl aber für unwillkürlich ergossenen Samen, für das
den Winde schloß man also auf die Anwesenheit der
Harnlassen, für die Behandlung abgeschnittener Haare
und Nägel genaue Vorschriften gegeben werden mit Frava|i. , „r
Die Verwesungserscheinungen sind bei den Wesen
Sprüchen, die es verhindern sollen, daß diese Dinge der
der lichten wie der finsteren Schöpfung die gleichen.
lichten Schöpfung verloren gehen und in die Gewalt der
Wo sie bei den Wesen der lichten Schöpfung das
daeva- gelangen: V. 18,45—C2.39—44. 17, 1 —11.
Awesta nennt immer nur Hund und Mensch auf-
Das Exkrement und alles Verwesende
treten, sind sie eine Folge des daevischen Feuers.
stinkt, und darum gehört der Gestank zum
Genau so wie das daevische Feuer auf die Wesen
Wesen dev daeva-. In dem Glaubensbekenntnis Y. 12,4
der lichten, wirkt das ahurische Feuer, auf die
heißt es: „Ich entsage der Gemeinschaft mit den daeva-)
der finsteren Schöpfung ein, indem es bei ihnen
den bösen, den nichtleuchtenden, die nicht das Licht-des-
Krankheit, Tod und Verwesung verursacht. So ist es
Heiles besitzen, die die Finsternis geben ( = verursachen),
verständlich, wenn z. B. Mi0ra, wie wir sehen werden,
mit den allervernichtendsten Qiätq,m draojistäis), mit den
seinen Gegnern Krankheit und Tod sendet. Das Awesta
allerstinkendsten Qiätqm paosistäis, Ypü- „faulen“,
erklärt es nirgends, wie man sich den Leichengeruch
„stinken“), mit den allerlichtlosesten Qiätq/m avawhutsniäis)“.
als Wirkung des die daevischen Wesen vernichtenden
Dieser Gestank (Fäulnisgeruch) wird durch die druj- —
lichten Feuers zurechtlegte; aber die Parsen er¬
nasu- bei den Wesen der lichten Schöpfung hervorgebracht,
klärten, die Leiche eines Feindes, also eines daevischen
von denen sie Besitz ergreift (V. 5,27), und so ist denn
Wesens, habe immer einen guten Geruch (D armesteter,
auch die Hölle (daozanhva-) der allerstinkendste Ort
(P. 40). Gestank ist also eine v om daevischen ZA. II, 78, Fußnote 75). u _ , ,
Daß es aber das lichte Feuer ist, welches Tod und
Feuer unzertrennliche Eigenschaft. Aus dem
Zersetzung der Lebewesen der finsteren Schöpfung ver¬
streng durchgeführten Dualismus des Awestas und aus
ursacht, darüber läßt das Awesta keinen Zweifel auf-
dem Duft der Pflanzen (s. H. 2, 7) erklärt es sich darum,
kommen. Lediglich aus dieser Grundanschauung her¬
wenn man die eigenen, d. h. die lichten Feuer mit
aus ist es nämlich verständlich, wenn die Leichen
R äucherhölzern nährt, wenn Wohlgerüche bei allen
menschlicher und tierischer Wesen der fin¬
exorzistischen Handlungen eine große Rolle spielen, und
steren Schöpfung nicht von der nasu- = druj-
wenn der Seelenweg der in den Lichthimmel Gelangenden
besessen sind und darum auch die Wesen der
und dieser selbst von Wohlgeruch erfüllt ist. So erklärt
lichten Schöpfung nicht zu infizieren ver¬
sich auch die Stelle Yt. 13,49: „Wenn zwischen ihnen2 der
mögen. Hier ist die Theorie also so stark, daß sie sich
Wind einherweht, welcher der Geruchsträger der Sterb¬
gegen die Naturbeobachtung, auf welcher sonst die ganze
lichen ist (= den Menschen den Geruch vermittelt), so er¬
awestische Anschauung vom Wesen des Todes und der
1 nasu-, etymologisch — griech. ve'xu;, bedeutet sowohl die Zersetzung beruht, völlig verschließt. Um so mehr beweist
Verwesung wie die verwesende Materie und gehört zu Wurzel sie die Richtigkeit der auf den vorhergehenden Seiten vor-
nas-, ved. nas- „zu Grunde gehen“. S. S. 14 n. Fußn. 1.
2 Den Fravagi.
28
ein Besitzer des Unheils, ein zweibeiniger, ebenso wie ein
Die beweisenden Stellen sind V. 5, ssm 12,21 fr. Die
Irrlehrer, der nicht das Licht-des-Heiles besitzt, des er¬
erste Stelle lautet:
leuchteten Geistes Geschöpfe unmittelbar, nur als L e b e n -
85. „Geber . . ., wenn es (nämlich der Gestorbene)
diger vermischt er sie mittelbar.
nun ein Feind (d. i. daevischer Krieger)1 ist, ein Besitzer
37. Als Lebendiger tötet er das "Wasser (vg .
des Verderbens, ein zweibeiniger, oder ebenso ein Irr¬
oben, S. 9), als Lebendiger löscht er das (awestische)
lehrer2, der nicht das Licht-des-Heiles besitzt, wie viel
Sakralfeuer (ätram) aus, als Lebendiger treibt er das
von den Geschöpfen des erleuchteten Geistes vermischt
gefangene (= erbeutete) Rind hinweg, als Lebendiger
er unmittelbar (nämlich mit daevischem Feuer), wie viel
trifft er den Mann, der das Licht-des-Heiles besitzt, mit
mittelbar?“
einem Schlage, der ihm das Bewußtsein vernichtet, der
36. Da sagte Ahura Mazdäh: „Nur wie ein völlig
ihm die Lebenskraft zerschneidet, nicht aber a s
ausgetrockneter Frosch3, der seit mehr als einem Jahre
gestorben ist. Denn nur als Lebendiger, Spitama
T°138* Nur als Lebendiger, Spitama ZaraGustra,
ZaraGustra, vermischt ein Feind (= daevischer Krieger),
beraubt ein Feind (= daevischer Krieger), ein Besitzer
des Unheils, ein zweibeiniger ebenso wie ein Irrlehrer,
1 mairya-. Bartholomae setzt für dieses Wort die Bedeu¬
tungen „betrügerisch, schurkisch, Schurke“ an, die nach Ausweis der nicht das Licht-des-Heiles besitzt, einen Mann, der
der Belegstellen nicht richtig sein können. In den meisten Stellen das Licht-des-Heiles besitzt, des Gebrauches der Nahrung
bezeichnet das Wort daevische Krieger, entspricht also dem und der Weide und des Holzes und des Reisigs und des
Sinne nach dem vedischen märya- „junger Held“ und ist, wie so
Erzes (oder: Metalles), nicht aber ein Toter. — .
viele daevische Ausdrücke — s. S. 64, Fußn. 2. — eben ein Wort,
Ebenso wenig vermag nach V. 12,21 ff. die Lern e
das die daevischen Stämme für Wesen der in ihrem Sinne
lichten Schöpfung verwendeten. Wenn auch einmal die „gehörnte eines nicht der mazdayasnischen Religion Angehörigen
Schlange“, die Koresäspa erlegte (T. 9, 11) mit mairya- und die Menschen seine mazdayasnischen Verwandten mit er
nasa- wie Büsyqstä- (Yt. 4, 8. FrW. 10, 42) mit dem entsprechenden nasu- unmittelbar oder mittelbar zu „vermischen und
Femininum bezeichnet werden, so ist das natürlich kein Gegen¬
die Begründung dieses Dogmas ist wörtlich dieselbe wie
grund. Denn sie sind vernichtende Wesen wie die daevischen
Krieger, und das Awesta kennt ja zwischen Mensch und Tier
in der eben in der Übersetzung gegebenen Stelle.
noch keinen Unterschied, wie die arischen Sprachen noch gar kein Nur die awestische Feuerlehre vermag uns zu erklären,
Wort für „Tier“ im Gegensatz zu „Mensch“ besitzen. An keiner weshalb die Leiche eines Rechtgläubigen,
Stelle des Awestas hat das Wort die Bedeutung „betrügerisch“, nicht aber die eines Verehrers der dawa-
die nur der falschen Etymologie zu Liebe angesetzt ist. Ebenso
die Rechtgläubigen infiziert. Das Wirksame
wenig heißt mairim V. 18, 4 „betrügerischer Weise“, „betrüglich“,
in allen Wesen ist das Feuer, helles oder finsteres. Die
sondern „in der Weise eines daevischen Kriegers“. Ist man zur
Übersetzung gezwungen, so wird man gegebenenfalls das Wort Vernichtung des irdischen Leibes tritt als Wirkung es-
„Feind“, „Feindin“ wählen, etwa im Sinne des englischen fiend. ieiligen Feuers ein, welches demjenigen entgegengesetzt
s asmaoya- ist an zehn Stellen drei-, an sieben viersilbig, an ist, das das betreffende Wesen belebt. Der Leib der
einer zweifelhaft. Es wird also nicht mit Bartholomae, Sp.
irdischen Wesen der lichten Schöpfung wird also
257 von afa- abzuleiten sein, as- ist die bekannte Vorsilbe, 3 Sva-
durch finsteres, der der finster en Schöpfung durch
rabhakti-Vokal. Die wörtliche Übersetzung ist „der sehr Ver¬
wirrende“. lichtes Feuer vernichtet, das in sie eindringt. Darum
8 Der Frosch gehört zu den daevischen Tieren. Die sind nur die Wesen der lichten Schöpfung nach ihrem
trockene Leichenmaterie ist auch bei Wesen der lichten Tode den Wesen der lichten Schöpfung gefährlich weil
Schöpfung nicht mit nasu- behaftet, sondern nur die verwe¬
nur sie nach ihrem Tode von finsterem Feuer durch-
senden Teile, also Fleisch, Fett und Flüssigkeiten.
31
30
sps^tanqm). Ebenso heißt es von Tistriya (dem Sirius)
drangen sind, das aus ihnen ausstrahlt und die mit ihnen
Yt. 8,13: „In den ersten zehn Nächten, Spitama ZaraQustra
in Berührung kommenden lebenden Wesen der lichten
vermischt sich (raedwayeiti) Tistriya, der Besitzer des Reich¬
Schöpfung infiziert. Die der finsteren Schöpfung an¬
tums, der Besitzer des xvaronah-, mit einem Leib, unter
gehörenden Wesen dagegen vermögen nur bei Leb¬
den Lichtern (= Sternen) einherfahrend im Leibe eines
zeiten in der durch das sie erfüllende finstere Feuer
fünfzehnjährigen Mannes“ usw.
bedingten Weise durch Gedanken, Worte und Taten zu
Auf diese Weise können die mainyava- yaeata-, die
wirken. Da ihr Tod durch lichtes Feuer verursacht
„geistigen Opferwürdigen“, deren Substanz an sich ledig¬
wird, welches das im Lebenden enthaltene finstere Feuer
lich Himmelsfeuer ist, in einen Leib eindringen, wie ihn
daraus verdrängt hat und nun ihre Leichen erfüllt, so
die noch im irdischen Leben befindlichen Opferwürdigen,
bann in ihnen keine nasu- enthalten, und sie können
d. h. alle sterblichen Wesen der lichten Schöpfung, be¬
darum den Wesen der lichten Schöpfung nicht ge¬
fährlich sein. sitzen, können dadurch eine beliebige Gestalt
annehmen und somit in nichtfeuriger Ge
Aber auch sonst vermögen sich die daeva- „Körper
st alt sichtbar erscheinen. In solchen Gestalten
beizumischen“, um in ihnen zu erscheinen. So erscheint
werden sie in den Yast oft beschrieben. V0re9raYna,
die nasu- in Gestalt einer „Leichenfliege“ (d. i. eines
„der Feindetöter“, „der Sieg“, der noch heute im Aller¬
Totengräberkäfers ? S. oben, S. 23, Fußnote 1), V. 7, 2.
heiligsten jedes parsischen Feuertempels erster Ordnung als
Der finstere Geist (avra- mainyu-) selbst wird nach
höchstes Feuer, als „König der geistigen Welt“, mit seinem
Yt. 15, 12 und 19,29 dreißig Jahre lang im Körper eines
rein „geistigen“ Leibe flammt, erscheint nach Yt. 14,2 w.
Rosses geritten, „durch eines Rosses Körper gestaltet“
Zoroaster nach einander in den Körpern eines Sturmes,
(framitdm aspahe leshrpa), wie sich der Text an beiden
eines Stiers, eines Roßhengstes, eines Kamelhengstes, eines
Stellen ausdrückt *. Ap a 0 § a, der Dämon der Dürre, be¬
Ebers, eines fünfzehnjährigen Jünglings, eines VäreYan-
kämpft den Regenstern Tistriya „im Körper eines
Vogels (= Geiers?), eines wilden Widders, eines wilden
schwarzen Rosses, eines kahlen, kahlohrigen, eines kahlen,
Ziegenbocks (= Steinbocks oder dgl.?), eines adeligen
kahlhälsigen, eines kahlen, kahlschwänzigen“ (Yt. , t usw.).
8 2
Kriegers. Tistriya springt in den Himmelssee, um ihn
Genau so dringen die „geistigen Opfer würdigen“ in
zum Überfluten zu bringen und dadurch Regen zu spenden,
andere Leiber ein. Daß der Haoma, der nach dem
im Körper eines feuerfarbigen Rosses und bekämpft in
RV. ja „ins Herz getrunken“ wird, ein solcher Opfer¬
dieser Gestalt den daeva- der Dürre, Apao|a. Er „mengt
würdiger ist, den man in sich aufnimmt, ist IIQF. ¥1,691?.
sich“ die Leiber eines fünfzehnjährigen Mannes, eines
dargelegt worden. Yt. 13, si ist von Ahura Mazdäh
goldhörnigen Rindes, eines feuerfarbigen Rosses „bei“
die Rede, „dessen Seele (urvan-) das Lied (mqd-ra-, seiner
(Yt. 8,13.16. iS.). Die daenä- erscheint roßgestaltig (Yt. 2,12)
Substanz nach Himmelsfeuer: IIQF. VI, Sachverz. unter
oder im Körper einer schönen Jungfrau (HaBöxt-Nask 2, 9).
„Lied“) ist, der feuerfarbige (aurusa-), leuchtende, weithin
Das „königliche“ xvaronah- entweicht aus Yima im
sichtbare“2, und die Körper, mit denen er sich
Körper dreier VäreYan-Vögel (Yt. 19, siff.). In Karsnas
vermischt (Jcshrpasca yd rae&ioayeiti) sind die glän¬
Hause ging A^i-, das Feuer des Reichtums, sichtbar um
zenden (srira) der erleuchteten Unsterblichen (amo^anq/m
im Körper einer schönen Jungfrau (Yt. 13,ioef.), usw..
' Die Bedeutungen „verbilden, um bilden, verwandeln“, Daß vohu- manah- „der helle Gedanke“ auf diese
die Bartholomae eigens für diese Stelle ansetzt, lassen sich Weise in den Wesen der lichten Schöpfung verkörpert
weder etymologisch, noch dem Sinne nach rechtfertigen.
ist und diese darum selbst als vohu- manali- „heller Ge-
* Über Ahura Mazdäh als Taghimmel s. unten, S. 250.
33
32
und des Lichtes-des-Heils, und des Besitzers des Lichtes-
danke“ bezeichnet werden können, haben wir S. 17 ff.
des-Heiles und derjenigen Schöpfung, welche das Licht-
bereits gesehen.
des-Heiles besitzt, der wahre (oder: gute) Geber des Lichtes,
Genau so wie die geistigen „Opferwürdigen“ und
und seiner Größe und seines Leuchtens und
daeva- vermögen sich den daeva- ähnliche Wesen einen
seines Strahlens wegen rühmen wir ihn euch1.“
Leib beizumischen und in fremde Leiber einzugehen. Ein
Fraiarasyan will also in die gesamte, von Ahura Mazdäh
solches ist Fraiarasy an, der Haupt- und somit Kriegs¬
durchdrungene lichte Schöpfung eindringen, um sie zu
gott der Turier. Daß es sich nicht um einen mythischen
seinem Leibe zu machen und das Licht des Heiles
Menschen handelt, ergibt sich schon aus der Holle,
aus ihr zu verdrängen, genau so, wie die nasu- in die
welche er im 19. Yast spielt, indem er sich aus dem
Wesen der lichten Schöpfung eindringt und aus ihnen die
Himmelssee das xvardnah- anzueignen sucht, sowie aus
„seelischen“ Bestandteile, d. h. das lichte Feuer, verdrängt.
dem Umstande, daß er, wie die mainyava- daeva-, als Wesen
Dabei findet also keine Verwandlung der gei¬
der Finsternis im Inneren der Erde wohnt. Wenn er
stigen Yazata oder Daeva statt; die Vorstellung ist viel¬
dort eine vom Aufenthalt der daeva- gesonderte Wohnung
mehr die, daß sich nur ein Teil des betreffenden Opfer¬
hat, so zeigt das nur, daß er von den daeva-, den ve-
würdigen verkörpert, etwa wie sich bei Visnus Avatära’s
di s ch en devä-, unterschieden wird, und das ist der Grund,
eben auch nur ein Teil, amsa-, verkörpert, während Visnu
weshalb er nie als daeva- bezeichnet wird. Aber als „Gott“
selbst in seinem Himmel weiter existiert, oder wie die
feindlicher Stämme steht er seinem Wesen nach natür¬
indischen devä- in ihren Statuen anwesend gedacht werden,
lich den daeva- gleich1. Nach dem ersten vergeblichen
unbeschadet ihrer gleichzeitigen Anwesenheit in ihren
Versuch, das xvardnah- einzufangen, sagt Fraiarasy an
Himmeln oder an anderen Orten.
Yt. 19,68:
Wenn, wie wir sehen werden, die Pflanzen und die
uvaem2 hqm-raed-wayeni,
Gewässer im Zuge MiSras erscheinen, so müssen wir wohl
vispa tar§uca xquöraca)
annehmen, daß sie dort in ihrer geistigen (mainyava-),
masanaca vanhanaca srayanaca
d. h. reinen Feuergestalt, existieren, während sie sich auf
fhvqzjaiti ahurö mazdä
der Erde einen Leib „beigemischt“ haben. Und wenn
paitigä dämqn da&änö.
Himmel und Erde oder die Gebirge wie andere „geistige
„Beides will ich mir heimischen, alles Trockene
Opferwürdige“ zum Opfer herbeigerufen und bei ihm als
und alles Nasse; samt „seiner Größe und seinem Leuchten
anwesend vorausgesetzt werden, so kann ihre Anwesen¬
und seinem Strahlen“ gerät Ahura Mazdäh in Bedräng¬
heit natürlich auch nur in ihrer geistigen Gestalt
nis (?), er, der die gegnerischen Geschöpfe gegeben hat.“
gedacht werden.
Der dritte, zwölfsilbige Vers ist eine Anspielung auf
Diese geistige Gestalt aber besteht aus
den F i| ü $ a - m q 0 r a -, Y. 58, t, wo es heißt: hd ptd gduScä,
Himmelsfeuer. Denn ihrem innersten Wesen nach
agavhäcä, ayaonascä, a§ävairyascä stöiS, hai&yö vavhudä,
sind alle geistigen Yazata identisch. Wir haben bereits
yevhe vd masänascä v avhänascä srayanascä card-
Jcdrdmahi: „Er (der Viehzüchter) ist der Vater des Hindes, 1 Charakteristisch für die Methode des AirW.s ist, daß Bar-
tholomae für die Wörter masan-, srayan- und vavhan- in der
1 Man sieht an diesem Beispiel wieder, wie unpassend die
Mutterstelle andere Bedeutungen ansetzt, als in der Tochterstelle;
Übersetzung von daeva- mit „Dämon“ oder gar „Teufel“ ist. Die
in jener seien sie Adjektiva, in dieser Substantiva, trotzdem nir¬
daeva- sind lediglich die „Götter“ feindlicher arischer Stämme.
gends sonst eine adjektivische Bedeutung der drei Wörter zu be¬
s Das Metrum erfordert es, mit G e 1 d n e r uvaem statt des
legen ist.
überlieferten vaem zu lesen.
3
34 35

S. 30 gesehen, daß Ahura Mazdäh dadurch die Gestalten Für die allgemein arische, noch in klassisch-indischer
sämtlicher „erleuchteten Unsterblichen“ annimmt, daß er Zeit bestehende Annahme des im Menschenherzen lodern¬
seine Seele (urvan-) mit ihnen „vermengt“, oder daß den Himmelsfeuers bietet Chändogya-Upanisad
VeroQrayna in den Leibern des Sturmes und anderer III 13,7f. einen schönen Beleg: atha yad atah paro divo
mächtiger Wesen auftritt. Je nach seinen Wirkungen jyotir dlpyate, visvatah prsthesu, sarvatah prsthesu, anutta-
aber wird das Himmelsfeuer spezialisiert (s. unten, S. 43ff.); mesüttamesu lokesu, idam väva tad yad idam asminn antah
es tritt dann als Wesenskern aller derjenigen Wesen puruse jyotih. tasyaisä drstih, yatraitad asmin charire sam-
auf, welche die dieser Sonderform entsprechenden Eigen¬ sparsenösnimänam vijänüti; tasyaisä srutir, yatraitat karnäv
schaften besitzen. Alle diese Wesen sind demnach nur apigrhya ninadam iva, nadathur iva, agner iva jvalata
verschiedene Erscheinungsformen derselben upasrnoti: „Das Licht (oder: Feuer) aber, das von hier
Substanz, die aber, wie alles in arischer Zeit, als aus (gesehen) über dem Himmel leuchtet (oder: flammt),
Person betrachtet wird, da den Ariern der Begriff von allen Seiten (gesehen) auf den Rücken (der Gebirge),
„Sache noch fremd ist. Da nun aber alle die verschie¬ von jeder Richtung (gesehen) auf den Rücken, in den
denen guten Feuer ihrem Wesen nach dasselbe, nur nach Welten, welche nicht die höchsten, und in denen, welche
seinen Wirkungen spezialisierte Himmelsfeuer sind, so die höchsten sind, das ist genau dasselbe Licht (oder:
werden alle Wesen der lichten, wie natür¬ Feuer), welches hier drinnen im Menschen (leuchtet). Man
lich andererseits die der finsteren, Schöp- kann das daran sehen, daß man so an diesem Leibe durch
fung in der höchsten Einheit je des guten Betasten die Wärme erkennt; man kann es hören, wenn
und des bösen Feuers zusammengefaßt, dem man sich so die Ohren zuhält und dabei etwas wie ein
«|a- und der druj- = nasu-, dem Licht-des- Geräusch, wie ein Knistern, wie das eines brennenden
Heils und dem Verderben. Diese höchste Ein¬ Feuers vernimmt.“
heit aller guten Feuer durch die Mischung Entsprechend heißt es B r ha där any ak a-Up ani-
der Wesen der lichten Schöpfung wirklich s a d V, 9, i : ayam agnir vaisvänaro yo ’yam antah puruse,
her- und sie als kompakte Masse des lichten yenedam annam pacyate yad idam adyate, tasyaisa ghoso
Feuers den Mächten der Finsternis entgegen- bhavati, yam etat karnäv apidhäya srnoti. sa yadotkramisyan
zustellen, das ist der Zweck des Opfers, wie bhavati, nainam ghosam irnoti: „Dieses in allen Menschen
es im Yasna ausgebildet ist. befindliche Feuer, das sich hier drinnen im Menschen be¬
Wenn man die auf dem Opferplatze vorhandenen findet, von dem die Speise gekocht (= verdaut; s. oben,
„geistigen Opferwürdigen“ nicht sah, trotzdem man von S. 24 f.) wird, die hier gegessen wird, das verursacht
ihrer Anwesenheit fest überzeugt war, so hatte man dafür dieses Geräusch, welches man hört, wenn man so die
eine ganz natürliche Erklärung: sie waren dann in ihrer Ohren bedeckt. Wenn es im Begriffe steht, (beim Tode
lichtlosen, d. h. unsichtbaren Gestalt gegen¬ aus dem Leibe) hinauszugehen, so hört man dieses Ge¬
wärtig. räusch nicht mehr.“
Die Anschauung, daß es ein lichtloses (ved. asürta-, Dieses „in allen Menschen befindliche
awest. axvardta-) Feuer gibt, ist im Veda wie im Awesta Feuer“ (agnir v ai sv änar äh) ist, wie sich aus
verbreitet und beruht auf Naturbeobachtung (s. IIQF. dem ganzen Zusammenhang ergibt, dasBräh-
VI, 16)h
der Finsternis (räjas-) belegt. Aber der Begriff des licbtlosen

1 Im Veda ist allerdings asürta- „lichtlos“ nur als Beiwort (d. h. unsichtbaren) Feuers ist auch hier vorhanden.
3*
36 37

man-, das im Menschen enthaltene Himmels¬ vermochte er ihn nicht in sich zu behalten Er (der
feuer, das beim Tode in den Feuerhimmel zu¬ agni- vaisvänard-) sprang ihm aus dem Munde heraus und
rückkehrt1. Es ist zugleich das Herrschaftsfeuer, gelangte dort auf diese Erde. „ , . ,
welches z. B. König Videgka zunächst in seiner un¬ 14 Videgha, der Nachkomme des Mathu, befand sich
sichtbaren Gestalt im Munde trägt, bis es bei der Rezi¬ damals’an der Särasvati. Von dort an nach Osten
tation einer Vedastrophe, welche das Wort „Butter“ brennend lief er (der agni- vaisvänara-) nun über diese
enthält, aufflammt, so daß er es nicht mehr in sich zu Erde hin. Als er aber so dahinbrannte, gingen ihm 0-
behalten vermag. Es spriugt ihm aus dem Munde und tama, der Nachkomme Rähüganas, und Videgha, der
flammt, über die Erde dahinbrennend, seinem nach Osten Nachkomme Mathus, nach. Er flammte über alle diese
gerichteten Eroberungszuge voran, bis der Fluß Sadänirä2, Flüsse hinweg. Die Sadänlrä (= „die immer Wasser
über den es nicht hinwegzubrennen vermag, seinem wei¬ Führende“) aber läuft von dem nördlichen Gebirge (- dem
teren Vordringen ein Ende bereitet. Der Text Satapatha- Himälaya) hernieder; über die flammte er nicht hinweg.
Brähmana I, 4, 1, ioa.) lautet3: rvfWtAn früher die Brahmanen sie nicht zu
„10. Videgka, der Nachkomme des Mathu, trug
den agni- vaisvänard- im Munde. Sein Oberpriester war nicht über sie weggeflammt.“
der Rsi Götama, Nachkomme des Rahügana. Als dieser 15. Jetzt leben viele Brahmanen östlich von ihr.
jenen anredete, gab ihm der König keine Antwort, weil Damals schien das Land gar zu unkultiviert, gar zu feucht
er dachte: „Daß mir nur der agni- vaisvänard- nicht aus zu sein, weil der agni- vaiivämrd- nicht von ihm gekostet
dem Munde springt!“
11. Da begann ihn der Rsi mit Rgveda-Strophen zu 16. Jetzt hingegen ist es mit Feldern sehr wohl be¬
rufen: stellt, und die Brahmanen haben durch ihre Opfer ja auch
„Dich, den Fürsten, der (die devä-) zum Mahle lädt, dem agni- vaisvänard- davon zu kosten gegeben, bie (die
den strahlenden, laßt uns entzünden, o agni-, den Sadänira) aber scheint selbst in der spätesten Sommer¬
himmelslichtigen, beim Opfer (= RV. V, 26, s)! zeit erst recht in Zorn zu geraten, ist dann noch immer
Videgha!“ kalt; das macht, daß der agni- vaisvänard- nicht über sie
12. Aber der König antwortete nicht. hinweggeflammt ist. . , ,
„Deine Flammen, o agni-, die lichten, leuchtenden, 17. Darauf sagte Videgha, der Nachkomme des Mathu.
strahlenden, deine Lichter lodern auf (= RV. VIII, „Wo soll ich denn nun bleiben?“ Der Rsi gab ihm zur
44,17). Antwort: „Von hier an östlich sei dein Land!“
Videgha!!“ Darum ist noch heute s i e die Mark der Kosala und
13. Der König antwortete noch immer nicht. Als der Videha; denn sie sind die Nachkommen Mathus.
er aber rezitierte: 18. Da fragte Götama, der Nachkomme Rähüganas:
„Wir flehen, Butterbeträufelter, dich (= RV. V,26,2)“, Weshalb hast du mir auf meinen Anruf nicht geant¬
da flammte, sowie er das Wort „Butter“ aussprach, der wortet?“ Der andere sprach: „Der agni- vaisvanara- be¬
agni- vaisvänard- dem König aus dem Munde empor. Da fand sich doch in meinem Munde; weil ich fürchtete, er
könne mir aus dem Munde springen, deshalb habe ich dir
* S. das Nachwort, unten S. 268 ff.
2 Der Name bedeutet „die immer Wasser Enthaltende“. keine Antwort gegeben.“
trotzdem geschehen?“
8 Vgl. auch Weber, ISt. I, 170 ff. IStr. I, 11. Muir, OST. II, 19. „Wie ist es denn nun
397 ff 402. „„Wir flehen, Butter-
„Sowie du die Worte rezitiertest:
39
38
Auf solches iu deu Lebewesen brenueudos^ Psusr
beträufelter““, da flammte, sowie du das Wort „Butter“ schloß man auch noch in anderer Werse. nCJF. VI, <12 f.
ausspracbst, der agni- vaisvänard- aus meinem Munde
empor; ich vermochte ihn nicht in mir zu behalten. Da a ,c Haß er nicht nur unter der Särasvati das indische
fiel er mir aus dem Munde.“ Adern daß er
20. In den Rgveda-Strophen, welche vom Anzünden
Videghä *‘f“ i“,j‘7rieU“n s.ineCn, Mund, rerncche.
handeln, ist darum das Wort, welches „Butter“ enthält,
dasjenige, welches das Anzünden bewirkt. Darum ent¬
zündet man mit ihm das Opferfeuer und verleiht ihm
dadurch Kraft.“ —
Als das Feuer dem König aus dem Munde sprang, herrschende Weltanschauung!
äir
Ich habe meine von den Facg; -
befand er sich also an der Särasvati, d. h. natürlich, nossen soweit ich zu sehen vermag, fast einmütig nmtata
Anschauungen über Heimat und Alter des Bgvedas im Beiheft zu
dem Arachotus. Daß er vorher schon gewandert wäre,
Heft VI de? IIQF., S. 16, auf Grund des in den Texten selbst ent-
wird mit keinem Worte angedeutet; es ist vielmehr klar,
daß ihn erst das Herausspringen des Feuers aus seinem £L« m"JSis ta» .Unli-h Hoc» «•>» 0“=tbrS. “t-
war, erschien der Bericht Sir John Marshalls ub« <he Am
Munde, welches ihm zu enteilen droht, veranlaßt, diesem „rahungen im Industal, wo man die Spuren der vedischen Kultur
nachzuziehen. Wirhaben hier also einenBericht g finrhm hoffte und — sumerische Kulturstätten, aber von ve-
“ u r Kultur keine Spur gefunden hat. Mein Beweis-
über die Einwanderung eines arischen, und
maleHal wffd v0; den im Bv" erwähnten und nicht erwähnten
zwar vedischen Stammes von Ostiran nach material w geographischen Namen und den gegen-
Indien vor uns, die darum nicht lange vor
der Zeit des Ö atap athabrähmanas liegen
lä. u*- ^ -Anriss
gebildet und ist .taotat »cbUls-g. Wenn B. “ 3^$“ J
kann. Denn in jener schriftlosen Zeit vergaßen die erst an zwei späten Stellen vorkommt (I, 64 7 und IV ,
, T v q o/j\ nrul noch. gar keinen Namen hat,
Inder sehr bald, daß sie früher in Ostiran gesessen hatten.
Man braucht nur die zweite, vom Satapathabrähmana er¬
haltene Wanderungssage (IY, 1,5, nr.) mit der entsprechen¬
Manzen au»., in einig.» »ng.t »P« '““HaupSba«
den Erzählung im Mahäbhärata zu vergleichen, um zu
sehen, daß letzteres jede Erinnerung an die Wanderung CÄ 2TÄS Sr - doch
selbstverständlich, daß die Mehrzahl seiner Lieder ^tin^Indien
verloren hat, die dem Öatapatha -Brähmana noch wohl
bekannt ist. Die Zeit des Satapatha-Brähmanas, in der
auch noch Lieder des Atharvavedas gedichtet wurden,
ist durch das Wort Bälhilca (oder anders geschrieben
ValhiTca) gegeben, das mittelpersischen Lautstand
zeigt *.
1 Auf Zimmers und Webers Versuche, in diesen Stellen
das Wort in einem anderen Sinne zu deuten, als in dem, den es
giabungen erwiesen; und wenn 8 Datum
überall sonst in der indischen Literatur bat (= Baktrien, Baktrier),
werde ich an anderem Orte eingehen. Wie blind die Indologie
im Banne Säyanas gegen die in den Texten enthaltenen geschicht¬
lichen Tatsachen ist, mag man aus Eggelings Fußnote zur “ÄTÄ-er die Ein-
Übersetzung der Videgha-Sage, SBE. XII, 104 ersehen. Und wie
wenig Ahnung Säyana von den vedischen Dingen hatte, entnehme
40 41

ist dargetan, daß die Arier das Sehen nicht einer Ein¬ Nasu- von dem Wege, auf welchem man die Leiche eines
wirkung des Lichtes auf die Netzhaut, sondern einem Hundes oder eines Menschen getragen hat (V. 8, «-is).
Ausstrahlen inneren Lichtes durch das Auge zuschrieben. Unter die Mittel, einen Menschen vom daevischen Feuer
Bei Vieh und Mensch (awest. pasu vira;) war das zu befreien, der auf eine von Tieren nicht angefressene
Auge am Tage gleichartig; aber der wertvollste Gehilfe Leiche gestoßen ist, gehört es, daß man Hunde zu i m
der arischen Nomaden, der Hund, der ihre Herden gegen (oder zu der Leiche?) bringt (V. 8, st). Nach dem Sayast
menschliche und tierische Räuber zu verteidigen hatte, lä-Säyast 2, i*. (SBE. V,245f.) wird dem Sterbenden ein
zeichnete sich dadurch aus, daß in der Nacht, also gerade Hund an den Fuß gebunden und zerstört die Nasu- da¬
dann, wenn seine Hilfe am nötigsten war, seine Augen durch, daß er sie anblickt. Nach demselben Text,
leuchteten. Vom Hundeauge ist also offenbar die Kap. 10,12 (SBE. V, 820) ist die Berührung einer Leiche
arische und wohl schon indogermanische Auffassung des ungefährlich, wenn sie vorher von einem Hunde ange¬
Auges als einer Lichtquelle ausgegangen1. Aber nur beim blickt worden ist. Dasselbe ergibt sich aus 10,*«.
Hunde unter den zahmen Tieren2, und auch bei diesem (S. 331 f-)> wo gesagt ist, man müsse die Leiche vor der
nur in der Dunkelheit, strahlte das innere Licht sicht¬ Berührung durch einen Hund beschauen lassen; ge¬
bar aus, bei Tage hatte es bei ihm wie bei „Vieh und schehe dies nicht, so werden selbst 1000 Personen, welche
Mensch“ seine lichtlose (axvarota-) Form. Das in ihm sie forttragen, durch die Nasu- infiziert. Dieselbe An¬
enthaltene „Himmelslicht“ strahlte er also sichtbar gerade gabe findet sieb 2,65 (S. 262). Schon der indogerma¬
zu der Zeit aus, in welcher die Mächte der Finsternis, nische Name des Hundes bezeichnet ihn darum als „den
die den Opferwürdigen feindlichen Daeva, herrschten. Leuchtenden“ (vgl. ved. svän- von Wurzel sw- „glühen“,
Wir werden sehen, wie MiQra, der Sternhimmel, gerade „leuchten“ = aw. span- = xüwv; vgl. got. hunds aus
deswegen verehrt wird und Opfer empfängt, weil er zur lun-to-s, und die Etymologie von MyO*
Zeit der Herrschaft der Daeva, d. h. in der Nacht, sein Alles Wirksame ist Feuer. Im Sommer, wenn
Licht durch seine 1000 oder 10000 Augen ausstrahlt. die Nächte kurz und die Temperatur warm sind, herrschen
Auf dem gleichen Grunde also beruht die bevorzugte Wachstum und Gedeihen, und die Gewässer strömen
Stellung, welche der Hund bei den Magiern und im ge¬ lustig dahin; im Winter mit seinen langen Nachten und
samten jüngeren Awesta genießt, in welchem er über seiner Kälte sind Wachstum und Gedeihen vernichtet und
den Menschen gestellt wird; vgl. IIQF. I, 48 ff. Noch die Gewässer erstarrt. Dies war der Zustand, welcher
heute wird bekanntlich bei den Parsen ein Hund an die infolge der Wirksamkeit der Daeva, der Mächte der Fin¬
Leiche geführt und muß sie a n s e h e n, eben weil das sternis und der Kälte, dauernd herrschte, bevor Ahura
aus seinen Augen ausstrahlende helle Licht das daevische Mazdäh die Regierung der Welt übernahm (Yt. 13,78.65t),
Feuer vernichtet, das sich der Leiche bemächtigt hat. oder sogar, bevor Zoroaster geboren wurde (Yt. 13,93.
Ein gelber, vieräugiger Hund (d. h. ein Hund, der über Yt. 17, is). n
jedem Auge einen Flecken hat) verscheucht die Druj- = Während also das gute Feuer Wachstum und Ge¬
deihen bedingt, bedingt das daevische Schädigung oder
1 Die Katze war den Ariern noch unbekannt. gar Vernichtung. Darum fürchtet man den bösen Blick,
’ Da auch Kaubtiere leuchtende Augen haben, so kennt d. h. den Blick daevischer Wesen, z. B. den der Zauberer
das Awesta auch unter ihnen ahurische Tiere und subsumiert sie
und Hexen {yätu- und pairilcä-), weil sie aus 1 hren
unter den Begriff „Hund“. Das hindert nicht, daß man z. B. Wölfe
Augen daevisches Feuer ausstrahlen und da¬
wie bösartige Hunde, ihren Taten entsprechend, unter die dae-
vischen Wesen rechnete. mit alles, was sie anblicken, soweit es zur lichten Schöpfung
42 43

Bei der oben festgestellten Eigenschaft der beiden


gehört, schädigen oder vernichten. Der leuchtendes
einander feindlichen .Feuer, die ihnen zugehörigen Wesen
Himmelslicht ausstrahlende Blick des Hundes dagegen
zu schützen, die vom entgegengesetzten erfüllten dagegen
wirkt diesem daevischen Feuer entgegen und zerstört es.
zu vernichten, ist die Wirkung des „bösen“ Blicks auf
So kennt das Awesta nicht nur einen bösen, sondern
die Wesen der lichten Schöpfung, wie sie von den Zau¬
seinem strengen Dualismus entsprechend auch einen guten
berern, den Hexen (S. 41) und der Hure (S. 46) und all¬
Blick, der in der Ausstrahlung guten oder himmlischen
Feuers durch die Augen besteht. gemein von den Verehrern der daeva (S. 96) ausgeht,
Der künftige Saosyai^t Astvat-oreta wird die Druj- wohl begreiflich.
Dieselbe Wirkung des aus dem Auge strahlenden
(„Vernichtung“, „Verderben“) besiegen und die gesamte
Feuers zeigt die indische Legende von Siva, den der Gott
knochenbegabte Schöpfung in lichtes Feuer verwandeln.
Er erreicht dies dadurch, daß er sie anblickt (Yt. 19,98t). der Liebe in seiner Askese stört. Da erscheint auf Sivas
Damit stellt er den Zustand wieder her, welcher unter Stirn ein drittes Auge, aus welchem ein Lichtstrahl schießt,
Yimas Regierung auf Erden herrschte. Nach Yt. 15, is der den Körper des Liebesgottes verbrennt.
Wenn darum in den arischen Sprachen „leuch¬
opferte dieser dem Winde, der ja nur eine andere Er¬
scheinungsform des Feuers ist, und bat ihn: „Diese Gabe ten“ und „sehen“, „Licht“ und „Sehkraft“, „Licht¬
quelle“ und „Auge“ identische Begriffe sind, so
gib mir, Wind der Übermächtige, daß ich das xvardnah-
handelt es sich bei diesen Ausdrücken natürlich
reichste der Wesen werde, das himmelslichtblickende
nicht um Metaphern. Als solche konnten sie erst
(hvars-darsssm) unter den Sterblichen, daß ich mache durch
einer späteren Zeit erscheinen, welche die herkömmlichen
meine Regierung nicht sterbend (= unsterblich) beide,
Ausdrücke für Dinge ererbt hatte, über deren Wesen
Vieh und Menschen (pasu vira), nicht austrocknend beide,
sie ganz anders dachte, als diejenigen, welche dereinst
die Gewässer und die Pflanzen, damit man unversiegliche
Nahrung zu verzehren habe.“ Y. 9,4 heißt Yima darum diese Ausdrücke gebildet hatten. Denn die Sprache ist
in erster Linie gewohnheitsmäßig, nicht logisch, und ein
„der leuchtende (xsaetö), der Besitzer guter Herden, der
von den Geborenen das meiste xvarsnah- besaß, der großer Teil der Ausdrücke, die uns heute als „bildlich
oder als „poetisch“ erscheinen, sind durch viele Gene¬
Himmelslichtblickende (hvan-dardsö) unter den Sterblichen,
rationen hindurch aus einer Zeit her vererbt, in welcher
daß er machte durch seine Regierung .. .“ usw. wie in
der eben übersetzten Stelle. sie die wirklich herrschenden Anschauungen im strengen
Wortsinn ausdrückten. Sache der Wortforschung ist es,
Yima war also unter den bisherigen Menschen der
festzustellen, wann diese ältere Zeit bestand, und wann
einzige, welcher leuchtendes Feuer (nicht lichtloses)
die ererbten Wörter und Wendungen zu Metaphern wurden.
durch seine Augen ausstrahlte, und der ganze Zusammen¬
Für die altarischen Sprachen fehlt solche Wortforschung,
hang in den beiden angeführten Stellen beweist, daß eben
und darin liegt ein Hauptgrund für den Wirrwarr, der
dies die Ursache davon war, daß die Wesen der lichten
in der Erklärung der vedischen und der awestischen
Schöpfung unter seiner Herrschaft unsterblich und von
Krankheit und Alter befreit waren. Das leuchtende Texte klar zu Tage tritt. .
Die arische Feuerlehre ist bei den vedischen
Himmelslicht, welches er durch seine Augen ausstrahlte,
wie bei den awestischen Stämmen noch weiter aus¬
bewirkte dies genau so, wie das, welches Astvat-orota aus
gebildet worden. Schon der Umstand, daß wie bei
den seinen ausstrahlt, wodurch er den Zustand wieder
anderen Primitiven die „Seele“ nicht als einheitliches
herstellen wird, der unter Yimas Regierung bestanden
hatte. Wesen, wie die griechische und die christliche 0e'
44
Die beiden letzten Feuer, Hitze und Frost, sind
trachtet wurde, sondern daß die Arier mehrere „see¬
diejenigen, mit denen der Asket von außen her seine
lische“ Bestandteile in einem und demselben Individuum
innere Glut zu vermehren sucht. Die Wirkung des
annahmen (s. IIQF. VI, 99), mußte bei der Annahme,
Frostes, das Erfrieren, drückt noch das klassische Sans¬
daß die Substanz dieser Bestandteile je nachdem Himmels¬
krit durch das Verbum dah- „verbrennen“ aus. Das
oder Höllenfeuer sei, zu der weiteren Annahme führen,
„Feuer der Zunge“ ist die Rede des Brahmanen, nament¬
daß im Individuum verschiedene Arten solchen Feuers
lich das Opferlied und sonstige Opfertexte, Segen und
vereinigt sein können. Das Feuer der Erkenntnis (awest.
Fluch u. dgl.; vgl. IIQF. VI, Sachverzeichnis unter „Lied“.
daenä-, cisti-, baodah-, manah- usw.) wird von dem der
Daß auch der Fluch noch in nachvedischer Zeit ganz
Gesundheit, der kriegerischen Kraft und politischen Macht
wortwörtlich als ein Feuer galt, ergibt sich aus der Lite¬
(xvaranah-) und von dem des Reichtums (afi-, drdti- usw.)
ratur. Es sei hier nur an die bekannte Geschichte des
wie vom Zeugungs- (Seelen-)Feuer (cid-ra-) und von dem¬
Königs Mitrasaha ( Visnupuräna IV, 4, i9«r.) erinnert, der
jenigen unterschieden, welches das eigentliche Lebens¬
seinem Guru fluchen will. „Dieser nahm eine Hand voll
prinzip darstellt (urvan-). Freilich sind die Grenzlinien
Wasser und schickte sich an, dem Asketen zu fluchen.
zwischen diesen Ausdrücken in den Texten nicht immer
Aber seine Gemahlin Madayanti besänftigte ihn, indem
mehr deutlich zu erkennen, gerade, weil die Verfasser
sie sprach: „„Der Heilige ist unser geistlicher Lehrer.
dieser Texte noch wußten, daß alle die in Frage kommen¬
Du darfst den Lehrer, der die Gottheit unseres Hauses
den Ausdrücke Feuer bezeichneten und weil sie sie darum
ist, nicht so verfluchen.““ Da warf er das Wasser dieses
z. T. synonym gebrauchten.
Fluches, um das Getreide und die Wolken zu schonen,
Es ist bekannt, daß die Herstellung des Bahräm-,
weder auf die Erde noch in den Raum. Er goß es auf
d. i. VereSrayna-Feuers aus anderen Feuerarten im heu¬
seine eigenen Füße. Weil nun das Wasser durch seinen
tigen parsischen Kult ein ganzes Jahr erfordert.
Zorn gekocht (srta-) war, so wurden seine beiden Füße,
Selbst die Spezialfeuer aber wurden im Laufe da ihre Farbe verbrannt (dagdha-) wurde, fleckig Qcalmä-
der Zeit immer weiter spezialisiert. Während z. B. im satäm upagatau); und davon erhielt er den Namen „Fleck¬
Bgveda das Wort brähman- im allgemeinen für das fuß“ (Kalmäsa-päda-).“ — Das „Feuer des Herzens“ ist
im Inneren des Menschen lodernde Feuer gebraucht wird, das brähman-, hier im Sinne des geistigen Feuers, das
das die Priester später für sich allein beanspruchten, in¬ „des Bauches“ der jatharägni-, das Verdauungsfeuer.
dem sie sich brähmanä- „Besitzer des brähman-“ nannten Daß endlich der männliche Same nach gemeinarischer
und als solche zur Kaste zusammenschlossen (s. Indog. Anschauung eine flüssige Form des Himmelsfeuers ist,
Forschungen XLI, 1923, S. 207 f.), sagt ein spätvedischer ist vom Vf. des öfteren dargetan worden; s. IIQF. VI,
Text, Suparnädhyäya 17, i:
186, Sachverzeichnis unter „Same“ *. So erklärt es sich,
säl agnäyo yäm pürusam iäpanti, 1 Die Sanskrit-Ausdrücke tejas- und sakra- und der awestische
jaihvo, härda, aüdaro, raitasas ca, ci&ra- für sevien virile bedeuten „Glut“ und „Licht.“ Es ist
taptäs ca gharmäh, sisiras ca sitah: leicht zu verstehen, wie die Arier dazu kamen, im Samen Feuer
sä brähmanah . . . zu sehen. Vor dem Geschlechtsakt ist der Mann von „Brunst
erfüllt, nach demselben ist sie verschwunden. Also muß das, was
„Der Mann, den sechs Feuer durchglühen, das der den Körper verlassen hat, selbst diese Glut sein, und da die Arier
Zunge, das des Herzens, das des Bauches und außer dem Feuer keine Wärmequelle kannten, so ist Same = Feuer.
das des Samens, und die glühende Hitze und der Durch den Genuß des Haoma wird die Brunst erregt, weshalb er
ja Verleiher der Nachkommenschaft ist (s. oben, S. 16, Fußn. 2).
kalte Frost: der ist ein Brahmane . . . “
Auch im Awesta werden die im Individuum befind¬
wenn nach Satapatha-Brähmana XIV, 6, 9, 2s der Same
lichen Spezialfeuer weiter spezialisiert. Als das wich¬
seinen Sitz im Herzen hat, oder wenn nach Vendidäd
tigste unter ihnen erscheint in den Texten das xvardnah-,
18,62ff. die Hure, weil sie „die Samen der Orthodoxen
welches Kraft, Sieg und Herrschaft verleih!,.
und der Nichtorthodoxen, der Daeva-Opferer und der
Das Wort xvardnah- gehört etymologisch zu hvar-,
Nicht-daeva-Opferer, derer, die den Leib verwirkt und
vedisch süar-, „Himmelsfeuer“, und ist eine Weiterbildung
derer, die ihn nicht verwirkt haben, zusammenmischt“,
aus dieser Basis mittels des neutralen Suffixes ar. -nas
den bösen Blick hat, durch den sie der fliehenden
(Whitney, § 1152b). In zahlreichen westarischen Adels¬
Gewässer am Fließen, l/B der Pflanzen am Wachstum
namen hat das Wort die dialektisch abweichende Form
hindert, den Schafen ]/3 der Wolle, den Männern 1/3 der
farnah- (vgl. Tapvaßaifo?, <hapvaxY], Tapvcb«]?, Oapvatrav]?,
Kraft usw. nimmt. Da Same = Feuer ist, so nimmt sie
’Apv«cp£pvY]s, TvvacpspvYi?, dieses altpersisch geschrieben =
in sich daevisches Feuer auf, welches das etwa in ihr
Vidafarna\ usw.; s. Justis Iranisches Namenbuch).
befindliche gute Feuer vernichtet, sie völlig erfüllt und
durch ihr Auge als böser Blick — s. oben, S. 41 ff. _ Yt. 13,102 steht der Eigenname Atard-xvardnah-, „Besitzer

ausstrahlt und seine vernichtende Wirkung ausübt. Mit des xvardnah- des Sakralfeuers“.
Nach dem Awesta ist dieses xvardnah- im Himmels¬
christlicher Ethik hat also der Abscheu des Awestas gegen
die Hure nichts zu tun ‘. see enthalten und gelangt aus ihm beim Gewitter auf
die Erde, wo es die Gebirge und die Gewässer erfüllt.
Da der Haoma aber flüssiges Feuer ist, so ist es auch der Same. Es ist darum das Blitzfeuer, ist im Besitze der Him¬
Was gleichen Ursprung hat, ist gleichen Wesens; so ist im Makro¬
melsherrscher und erfüllt diese wie ihre Waffen. Der
kosmos Regen wie Blitz Feuer. Der Makrokosmos ist eine Person,
wie die Mikrokosmen. So sind, da Regen befruchtet und Nahrung Besitz des xvardnah- ist die Vorbedingung des Sieges
spendet, Same, Milch und Regen wesensgleich, flüssige Feuer. und der Herrschaft auch für die sterblichen Krieger
Da aber der Urin für den primitiven Arier denselben Ursprung hat, und Herrscher. Um Reichtum und xvardnah- zu erlangen,
wie der Same, so sind diese beiden wiederum wesensgleich. Bei opfert man denjenigen „geistigen Opferwürdigen“, die
Milch und Urin bestätigt die Temperatur, bei letzterem auch die
letzteres in besonderer Menge besitzen, den Gestirnen,
Farbe diese Anschauung. Daraus erklärt sich die bei den awesti-
schen Stämmen wie bei den Indern übliche Verwendung des Urins der Milchstraße (Arddvi), VoreOrayna-, dem Sturme, den
für exorzistische Zwecke. Daraus erklärt sich auch die vedische Frava^i-, A§i- (= dem Feuer des Reichtums) usw., vor
Auffassung, nach der der Regen Same und Urin und Soma ist, allem aber, wie wir sehen werden, MiOra dem Stern¬
daraus, daß die Regenspender, Mi0ra im Awesta, Indra im Veda,
himmel und darum dem Urheber der Gewitter.
im Gewitter nicht nur die Fluren, sondern auch Tier und Mensch
Eine Folge des Systemzwanges und der praktischen
befruchten. — S. auch unten, S. 266 nebst Fußn. 2. — So versteht
man auch den über Asien und Europa verbreiteten Kult des Erfahrungen ist es, wenn das Awesta auch ein böses
phallus und des cunnus, ihre Verwendungen als Amulette, die am xvardnah-, also ein daevisches Herrschafts- und Sieges-
Körper getragen und an den Häusern angebracht werden. In der
Hure, helles und finsteres Feuer und vernichtet so das erstere.
häufigen Verwendung des phallus auf römischen Lampen wird
Daß kein anderer Grund für das Verdammen der Päderastie vor¬
man also wohl eine Nachwirkung der bei den Ariern noch leben¬
liegt, ergibt sich schon daraus, daß das Awesta nirgends sonst
digen Anschauung sehen dürfen, nach der er eben die Quelle des
gegen sexuelle Unsitten auch nur ein Wort sagt. Wie weit übrigens
Zeugungsfeuers ist, d. h. desjenigen Feuers, das alles Gedeihen
die sexuellen Anschauungen des Awestas von den unseren ab¬
bringt und das zerstörende dämonische Feuer vernichtet.
wichen, zeigt schon der Umstand, daß es die Geschwisterehe und
1 Ebensowenig hat die Feindschaft des Vendidäd gegen die
die Ehe zwischen Eltern und Kindern als die höchste Eheform
Päderastie etwas mit christlich gearteter Ethik zu tun (vgl. V.
8, 28—32). Der Päderast bringt den Samen mit dem Exkrement in empfiehlt.
1 = vinda-farnah- „Finder des Xvaranah-“.
Berührung, das daevisch ist (s. oben, S. 26), mischt also, wie die
feuer, kennt, welches dem finsteren Geiste (Vistäsp-Yt. 43), ihnen der Begriff des Abstrakten noch gänzlich fehlte,
dem Raubkrieg (Aesma-, Yt. 19,95) und Miöras mensch¬ ergibt sich mit völliger Gewißheit aus Stellen, wie Yt.
lichen Feinden (Yt. 10,105) eignet. Theoretisch aber 11,21 f. Hier heißt es: „Wir opfern dem Körper (kdhrpam)
gebührt das xvardnah- lediglich den awestischen Srao^as (des „Hörens“. „Gehorchens“), des zum Lichte-
Stämmen. Der „Gott“ der Turer, Franrasyan, sucht es des-Heils Gehörigen“, und dann wird mit ganz der gleichen,
vergebens zu erlangen, indem er sich in den Himmelssee sich nur in den Namen der Opferwürdigen unterscheidenden
stürzt. Das xvaranah- im strengen Sinne der lichten Formel nacheinander geopfert den Körpern Ra^nus
Schöpfung wird weiter spezialisiert in das arische, das (des Rechts), des Geradesten; MiQras, des Besitzers
fürstliche (oder: königliche, havaya-), das unsicht¬ der breiten Rinderweide; Vätas (des Windes), des Be¬
bare (axvardta-), das xvardnah- Zoroasters, das der sitzers des Lichtes-des-Heils; der D a § n ä (des Herzens¬
himmlischen und der irdischen Gewässer1. lichtes), der leuchtenden, der den Mazdäh-Opferern ge¬
Wie bereits gesagt, stehen den mainyava- „geistig“ hörigen; der ArStät, welche die Lebewesen hervorbringt,
genannten Wesen der lichten wie der finsteren Schöpfung die Lebewesen wachsen läßt, die Lebewesen (eschatologisch)
die gae&ya- „dem (irdischen) Leben angehörigen“ gegen¬ in Feuer verwandelt; der A|i, der leuchtenden; der Cisti,
über. Die letzteren werden auch astvar^t- „mit Knochen der leuchtenden; der geradesten Cistä; aller Opfer-
begabt“ genannt. würdigen; des erleuchteten m 3, 0 r a (= Liedes, Reli¬
Wenn Bartholomae mainyava- mit „unstoff¬ gionstextes); der gegen die daeva- gerichteten Satzung
lich“, gae&ya- und astvarit- mit „materiell“ erklärt, (dätahe vidaevahe, des Vendi däd); der langen Überlieferung
so beruht dies auf einer völligen Verkennung der arischen (der Texte: upayanayä); der erleuchteten Unsterblichen
Anschauungen. Man bedenke nur, welche Höhe der Spe¬ {amd^angm spsr^tangm); unserem Körper, dem derjenigen,
kulation dazu gehört, bis ein Volk zu der Annahme un- welche in (eschatologisches) Feuer verwandeln werden
stofflicher Wesen gelangen kann. Die ganze arische (saosyaritqtn), der zweibeinigen, der Besitzer des Lichtes-
Literatur beweist, daß den auf der Stufe der Primitiven des-Heils; der gesamten Schöpfung (stöis, wörtlich
stehenden Ariern der Begriff „unstofflich“ vollkommen „Bestehen“) des Besitzers des Lichtes-des-Heils.“
fehlt. Selbst das, was wir Abstrakta nennen, war den Können derartige Stellen den geringsten Zweifel
Ariern stoffliche Person. Der Stoff, aus welchem daran auf kommen lassen, daß die Arier alles, auch
solche Wesen bestanden, war Feuer, sei es in seiner die Abstrakta, nur körperlich zu denken ver¬
leuchtenden bzw. finsteren, sei es in seiner lichtlosen Form. mochten? Oder will jemand die Absurdität wagen, zu
Daß sich die Mazdayasnier selbst diejenigen „geistigen behaupten, daß sie sich die Körper unkörperlich gedacht
Opferwürdigen“ nicht unkörperlich, sondern körperlich
hätten ?
vorstellten, die wir als Abstrakta bezeichnen, eben weil So wird es denn verständlich, wenn im Endkampfe
1 Bartholomaes Erklärung des xvaranah-, Altir. Wörter!)., der lichten mit der finsteren Schöpfung, Yt. 19, 92 ff. als
8p. 1872 unten beruht auf einem Mißverständnis. Das xvarsnah- Kämpfer auf ahurischer Seite auftreten Astvat-erota, das
ruht nicht nur „in Zeiten, da ein Inhaber des X”. nicht vorhanden Licht-des-Heils (a|a-), der helle Gedanke (vohu- manah-),
ist“, im Vourukaga (= Himmelssee), sondern ist in ihm wie im
das leuchtend gesprochene Wort (drdz-ux'Sa- väk-), die Un- j
irdischen Hamün-See und in anderen Gewässern immer vorhan¬
Versehrtheit (haurvatät-), die Unsterblichkeit (amordtät-), j
den. Bei jedem Gewitter gelangt es mit dem Begenwasser auf
die Erde: Yt. 13, es. Die übliche Übersetzung des Wortes xvaranah- auf daevischer Seite die Vernichtung (druj-), der Raub- ,
mit „Herrlichkeit“ ist ebenso falsch wie die von räy-, rayi- mit krieg (ae§ma-), der finstere Gedanke {aha- manah-), die I
„Pracht“ statt mit „Reichtum“. Lüge {mi&aoxta- vak-), der Hunger (sud-), der Durst (tar§na-), j
4
50 51

der finstere Geist (anra- mainyu-). Von „Metaphern“ kann Feuers, neben anderen nach arischem Glauben himmels¬
hier keine Rede sein. lichthaltigen Stoffen auch Erde verwendet wird ».
Für die awestischen Stämme sind, wie die Texte Yasna 17,11 zählt verschiedene Arten des Sakralfeuers,
zeigen, Himmel, Erde, Gewässer, Gebirge, Pflanzen, Herr¬ Ätar-, auf. Die Stelle lautet: &wq,m ätrdm, ahurahe mazdä
schaft, Viehzucht, heller Gedanke, Opferlied usw. durch¬ pu&rdm, yazamaide . ätrdm bdrdzi-savanhdm yaeamaide . ätrdm
aus gleichartige Wesen, „geistige Opferwürdige“, wie vohu-fryändm yazamaide . ätrdm urväzistdm yazamaide . ätrdm
der finstere Geist, der finstere Gedanke, die Vernichtung, väziHdm yazamaide. ätrdm spdnistdm yazamaide. xsad-rdm (so!)
die Verwesung, Hunger, Durst usw. „geistige daeva-“ sind. nafddrdm nairyö-sanhdm yazatdtn yazamaide . ätrdm vispanqm
Zwischen den „geistigen“ und den „knochenbegabten“ Ge¬ nmänanqm nmänö-paitim, mazdadätdm, ahurahe mazda pu&rdm,
schöpfen besteht der Unterschied, daß erstere sich noch a$avandm, a§ahe ratüm, yazamaide mat vispaeibyö ätdräbyö.
einen aus anderer Materie als Feuer bestehenden nDir, dem Feuer, dem Sohne Ahura Mazdähs,
Körper „beizumischen“ vermögen, während letztere bis opfern wir. Dem Feuer, welches himmelslichtige
zu ihrem Tode immer mit einem solchen behaftet sind. Himmelsglut besitzt, opfern wir. Dem Feuer,
Den Kern aber auch der sterblichen Wesen der lichten welches das Licht liebt2, opfern wir. Dem Feuer,
Schöpfung bildet dasselbe Himmelsfeuer, welches die Sub¬ dem glühendsten, opfern wir. Dem Feuer, dem
stanz des „geistigen“ Leibes der „geistigen“ Opfer¬ bestenFahrer3, opfern wir. Dem Feuer, demlicht-
würdigen bildet. erfülltesten, opfern wir. Dem Enkel der Herr¬
Im Atharvaveda XII, 1,19er. heißt es genau der ge¬ schaft4, der Herrschaft über die Männer5,
meinarischen Anschauung entsprechend: dem Opferwürdigen, opfern wir. Dem Feuer, dem Haus¬
agnir bhümyäm, 6§adhisv, agnim äpo bibhraty, agnir herrn aller Häuser, dem von Mazdäh verliehenen,
äsmasu, dem Sohne Ahura Mazdähs, dem Besitzer des Lichtes-
agnir antäh pürusesu, gösv äsvesv agnäyah, des-Heiles, dem Strahler des Lichtes-des-Heiles, opfern
agnir divä a tapaty, agner deväsyorv äntäriksam ; wir, ihm samt allen (einzelnen) Feuern.“
agnim mdrtäsa indhate havyavaham ghrtapriyam. Wie dem Denken der Primitiven entsprechend die¬
agniväsäh prthivy äsitajnus tvisimantayi sämsitam mä selben Naturerscheinungen je nach ihrer Wirkung äußerlich
krnotu! ganz verschiedene Erscheinungsformen desselben Wesens
„Feuer ist in der Erde, in den Pflanzen, Feuer enthalten sind (die Gestirne z. B. als Lichtspender Augen — s. oben,
die Gewässer, Feuer ist in den Felsen, Feuer ist innen S. 39 ff. 193 ff. —, als Öffnungen im persönlich gedachten
in den Menschen; in den Rindern, in den Rossen sind Himmel Ohren, als Regenspender — Milchspender Kühe:
Feuer; Feuer brennt vom Lichthimmel herab; dem Devä
1 Die Erde entsteht ja durch die Wirkung des durch die
Feuer gehört der weite Zwischenraum (== der Raum
Sterne ausgestrahlten Himmelslichtes; s. oben S. 24.
zwischen Himmel und Erde); Feuer entzünden die Sterb¬ * Im Gegensatz zum finsteren = dämonischen Feuer.
lichen, den Opferfahrer, den Liebhaber der Schmelzbutter. 9 Ätar- ist wie der vedische Agni- der auf seinem Kriegs wagen
— Die Erde, deren Kleid das Feuer ist, deren Knie fahrende Bote der „geistigen Opferwürdigen“ und von diesen
schwarz sind, mache mich lichtbegabt und scharf!“ „Fahrern“ ist er — als Blitz — der schnellste und tötet die daevct-
(V. 19,40).
Das ist genau auch die Anschauung der awesti¬
4 Lies nach Ny. 5,6 xsa&rö-nafdSrom.
schen Stämme, und aus dem Schlüsse der angeführten 6 Dies ist der Sinn des awestischen nairyö-sanha- = ved.
Stelle mag man lernen, weshalb beim awestischen Exor¬ närya- säni-sa- (BV. I, 185, 9), näräsamsa-. Beide sind Synonyma
zismus, d. h. bei der Entfernung eingedrungenen daevischen von xvaranah-,
4*
53
52
und wie das Awesta dazu kommt, die „geistigen Opfer¬
s. unten, S. 191 ff. oder = harnendem Vieh: s. unten S. 266, würdigen“ von den gaed-ya- „den im (irdischen) Leben
Fußn. 2), so wird hier Ätar das Feuer je nach seinen befindlichen“ dadurch zu unterscheiden, daß sie letzteren
Eigenschaften und Wirkungen in verschiedene Personen
Knochen zuspricht.
zerlegt, und im Schlußsätze wird die Gesamtperson Die Substanz der geistigen Opferwürdigen ist mit
mit den Einzelpersonen zusammengefaßt. anderer Materie unvermischtes Himmelsfeuer; daher ist
TJns interessiert hier die Deutung, welche das aus das Himmelsfeuer der h ö c h s t e arische „Gott“. In unserer
der zweiten Hälfte des 9. nachchristlichen Jahrhunderts Sammlung des Rgvedas kommt dies z. B. darin zum Aus¬
stammende Bündahiän 17, i den meisten der hier auf¬
druck, daß die an Agni gerichteten Lieder an der Spitze
gezählten Feuer gibt. Denn diese Deutung zeigt, daß der einzelnen Familienbücher, also selbst noch vor den
die Parsen noch in so später Zeit dieselbe Anschauung Indra-Liedern, stehen, und es ist sicherlich kein Zufall,
hegten, die uns in der oben angeführten Stelle des Athar-
wenn der gesamte Rgveda mit dem Verse beginnt:
vavedas begegnete. Nach der angeführten Stelle des
agnim Ile purohitam: „Ich flehe das Feuer an, das voran¬
Bündahisn also ist der ätar- berezi-savah- („welches him-
gestellte“. Wie das zu verstehen ist, zeigt RV. III, 2, 5:
melslichtige Himmelsglut besitzt“) das Feuer, welches vor
agnim sumnaya dadhire puro jänä vajasravasam ihä vrktä-
Ahura Mazdäh, also im Lichthimmel, brennt, der
barhisah: „Um sein Wohlwollen zu gewinnen, haben von
ätar- vohu-fryäna- („welches das Licht liebt“) dasjenige jeher die Menschen, die das Barhis (mit Kuhhäuten) um¬
Feuer, das in den Leibern der Menschen und geben (d. h. Kuhhäute zu Polstern ausgestopft) haben,
der Tiere brennt, der ätar- urväzista- („das glühend¬
das Feuer (den anderen devä-) vorangestellt“, und III, 2, s :
ste“) dasjenige, welches in den Pflanzen, der ätar-
rathir rtäsya, brhato, vicarsanir, agnir devanäm abhavat
väziSta- („der beste Fahrer“) dasjenige, „welches sich in purohitah: „Der Wagenlenker des Lichtes-des-Heils, des
einer Wolke befindet, die im Kampfe gegen (den himmelsiichtigen, der die Lebewesen durchdringende, das
Dämon) Speryayrya (vgl. V. 19,40) steht“ (also
Feuer ist zum Vorgesetzten der devä- geworden.“
Blitzfeuer), der ätar- spsniSta- („das lichterfüllteste“) das
Man lasse sich nicht durch den Umstand täuschen,
Feuer des täglichen Gebrauches und das Bah-
daß im jüngeren Awesta das Feuer (ätar-) Ahura Mazdähs
räm-Feuer der Tempel. Sohn ist. Ahura Mazdäh, eine Geistesschöpfung Zoro-
Nach der PahlavI-Ubersetzung (s. Darmesteter, ZA.
asters, ist der durch Dogma anerkannte oberste Herr¬
I, 149) ist ätar- bdr9zi-savah- das Bahräm-, ätar- spanista- scher der Opferwürdigen im jüngeren Awesta; somit
das Himmelsfeuer, welches im „Hause der Glut“ (garö mußte auch Atar ihm untergeordnet werden. Die
nmäna-) vor Ahura Mazdäh brennt. Die übrigen Erklä¬ GäQä sprechen nur vom „Feuer (ätar-) des Verstandes,
rungen stimmen zu denen des Bündahisn. Man sieht, daß des Herrschers“, zeigen aber keine Spur von einer Auf¬
die parsischen Priester in so später Zeit zwar die ein¬ fassung dieses Feuers als seines Sohnes. Die Stellen
zelnen Ausdrücke nicht mehr mit Sicherheit zu deuten der Gä0ä, in welchen das Wort ätar- vorkommt, sind die
wußten, daß ihnen aber der Grundzug der ari¬
folgenden:
schen Feuerlehre, nach welcher Feuer die Y. 31,8: Die Befriedigung, die du durch Geist und
Welt umgibt und alle Wesen von Feuer er¬
Feuer geben wirst den beiden Gegnern und die du
füllt sind, noch im 9. nachchristlichen Jahrhundert
gelehrt (= verheißen) hast durch das Licht-des-Heiles,
geläufig war. die Satzung für diejenigen, welche (die Lehre) ins Herzens¬
Es ist nunmehr nicht schwer zu verstehen, was main- feuer aufnehmen, die wollest du uns verkünden, Verstand,
yava- „geistig“ und astvar\,t- „knochenbegabt“ bedeutet,
54
Y. 47 6: Darum wirst du die beiden Kämpfer je auf
auf daß wir sie kennen, mit der Zunge deines Mundes,
ihr Licht 'verteilen, Herrscher, Verstand, durch den er¬
damit ich mit Macht alle bekehre, die da leben.“
leuchteten Geist, durch das Feuer, durch des Lichtes-
Hier ist vom eschatologischen Feuer die Rede.
des-Heiles und durch Aramatis Stärke: denn diese wird
Y. 31,19: Höret auf den, der sich das Licht-des-Heiles
Viele, die jetzt noch suchen, bekehren.
ersann, der das Leben heilt, der der Wissende ist, o
Herrscher, der zu leuchtender Hede die Worte be¬ Y. 51,9: Von der Befriedigung, die du den beiden
herrscht, mächtig der Zunge durch dein leuchtendes Feuer, Kämpfern geben wirst, Verstand, durch dein leuchtendes

wenn er spricht, o Verstand, von der Verteilung der bei¬ Feuer, durch das flüssige Metall, von der sollst du ein
Zeichen legen in die Gemüter (?), um den Anhänger des
den Gegner auf das Licht!
Y. 34,*: Darum begehren wirdein Feuer, o Herr¬ Unheils in Finsternis, den des Lichtes-des-Heiles in Him¬

scher, das durch das Licht-des-Heiles mit Kraft begabte, melsfeuer zu wandeln.
das schnellste, das starke, auf daß es dem Helfenden Zu dieser Strophe s. IIQF. VI, 155 und unten, S. 217.

leuchtende Hilfe bringe, dem Feinde dagegen durch (seine, Ahura Mazdäh und die Kräfte, durch welche er wirkt,
oder: deine?) Flammenhände sichtbare Gewalt antue. sind auch nach Zoroasters Ansicht Feuerwesen; vgl. Y.
Y. 43,*: Und nun will ich dich denken, Verstand, 50,6: „Denn immerdar leuchten von euch, Verstand, durch
als den Tapferen und den Erleuchteten, wenn durch die das Licht-des-Heiles, 0 Herrscher, da ihr beständig strahlt
Hand, in welcher du die Flammen hältst, die du dem An¬ (oder: glüht) für euren Sänger mit sichtbarer, offenkun¬
hänger des Unheils und dem des Lichtes-des-Heiles geben diger Hilfe, die Flammen der Hände, die uns an des guten
wirst durch die Glut deines Feuers, dem das Licht- Feuers Ort (xvä&rä) versetzen werden.“
des-Heils seine Stärke verleiht, wenn durch diese Hand Zoroaster leugnet, der Etymologie zum Trotze, daß
zu mir die Siegeskraft des hellen Gedankens kommt. die daeva-, die Naturmächte, die Mächte des Lichtes seien
Y. 43,9: Als den Erleuchteten dachte ich dich da, und stellt sie in ihrer Wirksamkeit und ihrem moralischen
Verstand, Herrscher — so daß er mich umwändelte1 mit Werte den Mächten der Finsternis (ra§ah-, ved. ralcsäs-)
dem hellen Gedanken. — Er fragte mich: „Für wen willst gleich. Er stellt ihnen andere Mächte entgegen, Kultur¬
du dich entscheiden ?“ — „Ich will fortab bei der Spende mächte geistiger, sittlicher, politischer und wirtschaft¬
der Verehrung für dein Feuer des Lichtes-des-Heiles licher Natur, welche alle Ausflüsse einer großen, die Welt
gedenken, so lang ich es vermag.“ und ihr gesamtes Geschehen beherrschenden, mit den
Mit dieser Strophe lehnt Zoroaster die Tieropfer ab. Das
Naturmächten in beständigem überlegenen Kampfe stehen¬
hier erwähnte Feuer ist die Substanz Ahura Mazdähs; vgl.
den Intelligenz, mazdäh- = voö?, sind.
Y. 60, io.
Y. 46,7: Wen wird man einem Manne, wie mir, Ver¬ Die wörtliche Übersetzung von mazdäh- ist „Spender

stand, zum Beschützer geben, wenn der Genosse des Un¬ der Erleuchtung“ (mäd-, mäda-, zu griech. pibopat, psBfwv,

heils trachtet, mich festzunehmen, um mich zu versehren ? piSwv; vgl. oben, S. 16, Fußn. 2). Wäre Zoroaster unser

Wen anders, als dein eigenes Feuer und deinen Ge¬ Zeitgenosse gewesen, so hätte er vermutlich das Wort

danken, die beiden, durch deren Werke das Licht-des- „Vernunft“ zur Bezeichnung dieser Weltmacht gewählt.

Heiles genährt ward, o Herrscher? Diese Lehre verkünde Die Arier aber waren in der Differenzierung der geistigen
und seelischen Kräfte noch nicht so weit fortgeschritten
mir für meines Herzens Feuer!
wie wir; selbst zwischen Denken und Wollen und Fühlen
1 Das Umwdndeln mit zugekehrter rechter Seite ist, wie bei bestehen im Arischen noch keine festen Grenzen, und so
den Indem, eine Form der Verehrung.
56 57
>

mag die Übersetzung von mazdäh- mit „Verstand“ darin Besitz leuchtender Söhne, Erleuchtung und Wissen {mastlm)
ihre Entschuldigung finden, daß der Übersetzer durch die (Y. 9,19-22).
awestischen Texte gezwungen ist, einen Ausdruck männ¬ Unser Wort „Rausch“ deckt also bei weitem nicht
lichen Geschlechtes zu wählen. die Vorstellung, welche die Arier mit der Wirkung des
Der mäd(a)- „Rausch“ war den Ariern nicht, wie Alkohols verbanden. Auch im Griechischen vereinigen
uns, eine Alkoholvergiftung, sondern die Wirkung eines die Ableitungen der Wurzel idg. *med- unsere Begriffe
„Gottes“, d. h. Lichtwesens im arischen Sinne, den man „Weisheit“, „Klugheit“, „Geisteskraft“, „kriegerische
in sich aufnahm und der die höchsten geistigen, sittlichen Kraft“, „Macht“, und der Grundbegriff ist eben „Er¬
und körperlichen Kräfte verlieh (s. IIQF. VI, 69 ff.). Im leuchtung“, d. h. Erfüllung mit gutem Feuer. Aber das
großen Höm-YaSt betet man (Y. 9, m.) zu Haoma: „Herab, awestische masti- wie das vedische medhäs-, medhd- zeigen,
du Gelber, rufe ich deinen Rausch (madsm), herab die daß bereits in arischer Zeit die geistige Wirkung des
Kraft, herab die Feindetötung, herab die Gesundheit durch den Rauschtrank hervorgerufenen inneren Feuers
(? dasvaro), herab die Heilung, herab das Gedeihen, herab besonders betont wurde (vgl. auch oben, S. 16, Fußn. 2).
das Wachstum, herab die Stärke, welche den ganzen Den physiologischen Anschauungen seiner
Körper durchdringt, herab das Wissen (mastlm aus *mad- Zeit war selbstverständlich auch Zoroaster unter¬
ti-m, wörtlich „Erleuchtung“), welches allen Schmuck be¬ worfen, und darum ist auch nach seiner Anschauung
sitzt; herab das, daß ich unter allen Lebewesen als un¬ die Substanz seines Mazdäh- sowie aller von ihm aus¬
umschränkter Herrscher dahinschreite, die Feindschaft gehenden Wirkungen Feuer.
überwindend, das Verderben (oder: die Vernichtung, druj-) Entsprechend heißt es im Yasna haptanhäiti, Y. 36,sfr.,
besiegend; (18) herab das, daß ich überwinde die Feind¬ wo Ätar- das Feuer angeredet wird: „Denn du bist ja1
schaften aller Feinde, der daeva- und der Sterblichen, der das Feuer (ätars) des Verstandes (magdä), des Herr¬
yätu- (Zauberer) und pairilcä- (Hexen), der Machthaber, schers; du bist ja sein erleuchtetster Geist (mainyus . . .
der Fürsten und der daevischen-Priester (Jea-rapan-, wört¬ spsnistö); oder mit demjenigen deiner Namen,
lich: „der Schlechtredenden“, was sich auf das Abfassen welcher der am besten fahrende2 ist, Feuer des Verstandes,
von (aya-) mq'dra- bezieht), und der zweibeinigen Feinde, des Herrschers, mit dem umwandeln wir dich: mit dem
und der Irrlehrer *, der zweibeinigen, der Wölfe, der vier¬ hellen Gedanken (vohü mananha), mit dem hellen
beinigen, des daevischen Heeres mit breiter Front, des Lichte-des-Heils (vohü.. . agä) und mit den Taten
listigen, des fliegenden“2. des hellen Herzensfeuers (vanhuyä . . . cistöis) und
Da der Haoma eine flüssige Form des Himmelsfeuers ihren Worten umwandeln wir dich. Wir verehren dich,
ist, so heißt er düraosa- „Entferner des daevischen Feuers“ wir richten unsere Huldigungen an dich, Verstand, Herr¬
(IIQF. VI, 143,159 f.). Als solcher verleiht er „das leuch¬ scher; wir umwandeln dich mit allen guten Gedanken,
tendste Leben der Besitzer- des Lichtes-des-Heils, das mit allen guten Worten, mit allen guten Werken. Den
strahlende, welches alles gute Feuer besitzt“, Gesundheit, glänzendsten (sraestqm) Leib unter den Leibern weisen
Lebenskraft, Siegeskraft, vorheriges Erspähen der Feinde, wir darum dir zu, Verstand, Herrscher, diese Lichter
(raocä, Bezeichnung der Gestirne, und, da diese das Him¬
1 Über a$3-maoya- s. S. 28, Fußn. 2; über mairya- „Feind“ S. melslicht ausstrahlen, des den Lichthimmel erfüllenden
28, Fußn. 1.
8 „fliegen“ wird von allen daevischen Wesen, also auch
von den sterblichen, im Sinne der Vorwärtsbewegung überhaupt 1 vöi ist natürlich = ved. väi, die verstärkende Partikel.
gebraucht. 2 väzistdm; s. oben S. 61 nebst Fußn. 3.
I
— 58 — 59

Lichtes und Feuers), die himmelslichtigste unter zu Hilfe, als der Nächste, beim Ausstrahlen dieser
den himmlischen Lichterscheinungen (bara- Morgenröte!“ Er ist zugleich als Erwärmer, als Kocher
zistdm baragimanqm), jenes, welches das Himmelslicht der Speisen, als Lichtspender, als Beförderer der Opfer¬

(hvard, s. unten S. 97) genannt wird.“ gaben, als derjenige, der das Herrschaftsfeuer, das Seelen¬
Eben der Umstand, daß auch nach Zoroasters Meinung feuer und alle Befruchtung beim Gewitter herabbringt,
Mazdäh- „der Verstand“ und seine Ausströmungen, die als der Mund der Lichtwesen, als der devä, der, sich die
anderen von dem iranischen Philosophen gelehrten Wesen, Leichen angleichend, diesen den Feuerleib gibt und sie
ihrer Substanz nach Licht = Feuer sind, ermöglichte es zu neuem Leben erweckt, als der Wesenskern aller
dem jüngeren Awesta, welches im Gegensatz zu Zoroaster Wesen der lichten Schöpfung, der beweglichen wie der
den altarischen Naturdienst weiterführt, Ahura Mazdäh feststehenden, der irdischen wie der himmlischen, als der¬
und seine Wirkungen unter die Naturkräfte einzureihen jenige, der durch Sonne, Mond und Sterne herniederstrahlt
und sie als solche zu betrachten. (S. unten, S. 249 ff.). und dadurch alles Leben und Gedeihen in dieser ohne ihn
Da also die geistige (mainyava-) Gestalt wie das den Mächten der Finsternis verfallenden Menschenwelt
manah-, „der Gedanke“, „der Geist“ selbst, Feuer ist1, ermöglicht, der wichtigste und mächtigste
so wird man sich die Vorstellung über den aller Unsterblichen.
„geistigen“ Leib der Unsterblichen an der Da er dieSubstanz aller „H i m m el s 1 ich t-

Auffassung gebildet haben, die man vom spender“ (devä-), awest. aller geistigen Opfer¬
würdigen, ist, so ist es selbstverständlich,
Feuer hatte.
Nun gibt es auf Erden drei. Erscheinungsformen daß die Anschauungen, welche die Arier
des Feuers, denen nach arischer Anschauung kein aus von diesen hegten, eben vom Feuer ausge¬
anderem Stoffe „beigemengter“ Leib eignet: das flam¬ gangen sind.
mende Feuer, das Wasser, der Wind. Die Natur des Feuers aber mußte für den primitiven
Agni, das aus dem Feuerhimmel stammende, aber als Menschen ein großes, unlösbares Rätsel sein. Überall
apamnäpät- „Enkel“ oder „Sohn der Gewässer“ auch sah man es leuchten, aus der Sonne, dem Monde, den
in diesen befindliche und von den Sterblichen zu eigenem Sternen, aus der Erde wie aus Wasserflächen, aus den
Gebrauch aus dem Holze der Pflanzen hervorgelockte, in Spitzen metallener Waffen und Helme, sah es ausstrahlen
welchem es in seiner unsichtbaren Gestalt verborgen ist, aus den Gipfeln der Gebirge am Morgen und am Abend,
heißt RV. II, 35, la „der unterste (avamä-) Freund von wenn die Täler noch oder schon im Schatten lagen, sah
vielen“ (nämlich unsterblichen Freunden); und RV. IV, 1,6 es in Naphtha-Quellen und vielleicht auch aus Vulkanen

heißt es: „So komme du uns, Agni, als der Unterste emporlodern, lockte es durch Lied und Hantierung aus
dem hölzernen Feuerzeug hervor. Oft aber war es in
1 Vedisch mänas-, awest. manah- ist insbesondere diejenige denselben Wesen unsichtbar, obwohl es wie man aus
Ausstrahlung des Herzensfeuers, welche Sehen, Denken und Be¬
dem Leuchten der Augen, aus der Körperwärme, der
gehren hervorruft. Es ist, je nachdem das Wesen, dem es ent-
strahlt, der lichten oder der finsteren Schöpfung angehört, hell Temperatur der Milch und des Urins, aus Erhitzung im
(Vohu-) oder finster (aha-). Daß die Feuernatur des manah- bereits Rausch, im Zorn, in der „Brunst“ und aus dem Knistern
vor arisch galt, zeigt der homerische Gebrauch des W ortes jjxvq?, beim Zuhalten der Ohren schloß (s. oben, S. 35) in
das auch zur Bezeichnung der Körperkraft verwendet und von ihnen vorhanden war. Durch Trinken des Somas (awest.
dem gesagt wird, es befinde sich in der Lanze, im Winde, im
Haoma-) vermehrte man sein inneres ^ Feuer: also war
Feuer, in der Sonne, in den Strömen, also in allen den Dingen,
die nach awestischem Glauben xvav9nah- enthalten.
dieser eine seiner flüssigen Formen. Ähnliche Wirkung
61

dem alle körperlichen, seelischen und geistigen Kräfte


hatte die Milch, die warm aus der Kuh kam (IIQF. VI,
verleihenden Feuer, welches das eigentliche Wesen der
186 unter „Milch“); und in den Regengüssen, die aus
Lebenden bildete, nur „beigemischt“ war. Durch die
dem Lichthimmel herniedertroffen, kam es in seiner furcht¬
Beimischung des irdischen Stoffes also waren alle
barsten und doch zugleich segensreichsten Form zum Vor¬
Fähigkeiten verringert. Dereinst von diesem irdischen
schein. Nichts gab es, was seiner Wut hätte widerstehen
Leib befreit, knochenlos, als reines Feuer wieder m
können. Im Nu verzehrte es Wälder, Steppen und Woh¬
den Ursprungsort des eigenen feurigen Wesenskernes ein¬
nungen, vernichtete nach Belieben Mensch und Vieh. Zu
zugehen: darin bestand der eschatologische Wunsch der
ungeheuerer Größe wuchs es an, eilte dahin mit Windes¬
Arier, dies war auch das Ziel der Upani§adenlehrer und
eile und nahm dann wieder winzigste Gestalt an, um ^
das der brahmanischen Asketen. Nur suchten letztere
bald darauf gänzlich zu verschwinden. Aber aus einem
Funken wuchs es augenblicklich wieder zu einer Größe es bereits im irdischen Leben zu erreichen.
Die Anschauungen der Arier von den Lichtmachten
an, welche diejenige aller irdischen Wesen übertraf. Es
wie ihr Wunsch, dereinst als knochenlose Wesen in
vermochte also seinen Leib beliebig zu vergrößern und
den knochenlosen Feuerhimmel einzugehen sowie die
zu verkleinern, war nach Belieben sichtbar und unsicht¬
Upanisadenlehren und das Wesen der indischen Askese
bar, war in allem als Wesenskern enthalten, herrschte
erklären sich also aus den Anschauungen, welche
über alles als Freund oder als vernichtender Feind, be¬
die Arier vom Feuer hatten, und nur aus diesen.
wegte sich auf der Erde wie durch den Raum über ihr,
Denn die Arier wußten nichts von einem Oxydationsprozeß,
umgab, über dem Himmelsgebirge lohend, die ganze Welt1.
und selbst der Begriff „Sache“ im Gegensatz zu „Person
Wie sollte man dieses mächtigste bekannte Wesen
war ihnen fremd. Sie mußten also im Feuer ein
beschreiben? Abweichend von allen sterblichen Wesen
seiner Natur nach unbegreifliches, übermächtiges, allherr¬
hatte es keine feste Gestalt noch Größe. Als gefräßigster
schendes, allgewaltiges, nach Wunsch Leben zeugendes
Verzehrer hatte es keinen Mund, als schnellster Läufer
und Leben vernichtendes, alles durchdringendes Lebe¬
und Flieger hatte es weder Füße noch Flügel, als un¬
wesen, eine Person sehen. Diese Person aber war m
widerstehlichster Kämpfer weder Arme noch Waffen.
ihren Augen nicht immateriell, sondern war selbs
Wenn es sich nicht in Dunst (Rauch) kleidete, war es
der höchste, feinste, alle körperlichen, gei¬
durchsichtig, und da zeigte sich wohl das größte Wunder:
stigen und seelischen Kräfte'in sich vereini¬
gerade das, was den sterblichen Körpern
gende Stoff, der Stoff, welcher den Körper
überhaupt die Stütze gab, ohne die sie völ¬
aller arischen *daiva- „Lichtmächte“ bil¬
lig hinfällig gewesen wären, das fehlte ge¬
dete und, den sterblichen Leibern „beige¬
rade ihm, dem Stärksten aller bekannten
mengt“, diesen die genannten Kräfte ver¬
Wesen: die Knochen2.
lieh. „Zusammenknetung“, „Knetung“ (satpdeghä-, sam-
So mußte dem Primitiven der irdische, nicht aus
Feuer bestehende Leib als Hindernis erscheinen, das
delid-, deha-) ist darum seit spätvedischer Zeit Bezeichnung
des irdischen Leibes.
1 Die mittelalterlichen indischen Asketen, täpasa- („Glut¬
Die meisten seiner wunderbaren Eigenschaften aber
menschen“), yogin-, suchten sich darum durch ihre asketischen
Mittel schon auf Erden einen möglichst wenig mit anderer teilte das flammende Feuer mit den beiden anderen
Materie vermischten, aus möglichst viel Feuer bestehenden Leib Naturmächten, welche für die Arier von der größten Be¬
zu verschaffen und sich dadurch die Fähigkeiten der reinen Feuer¬ deutung waren, deren Gunst sie sich durch Opfer zu
wesen anzueignen. 2 Vgl. awest. asti-uojah- „Stärke der • i_ .„a A;a Wfio-fin ihrer vernichtenden
Knochen“ = Körperstärke, Tt. 8, 55.
62
aosa(h)- und »waefa(h)- (vedisch tve?äs- Himmels¬
Macht fürchteten: mit Wind und Wasser1.. Auch sie feuer“; Wurzel „leuchten“ usw.). Daevisehes
vermochten zu ungeheuerer Größe und Stärke anzu¬ Was er und daevischer Wind dagegen haben kerne
schwellen und sich zu winziger Kleinheit und Schwache behinderen Namen. Ersteres wird, so viel ich sehe, nur
zu verringern, vermochten größten Segen und größten an einer Stelle des Awestas als Hochwasser er-
Schaden zu stiften, eilten unwiderstehlich dahin, hatten wähni und erscheint neben daBvisehem Feuer (»waeSah-):
keine feste Gestalt, waren durchsichtig, ja unsichtbar2 3 Yt 11 t Inkonsequent ist es, wenn die Sternschnuppen,
und knochenlos. Das waren Gründe genug, um sie ie ia auch als helles Feuer erscheinen, orthodox als
lediglich für andere Erscheinungsformen des daevische Wesen (pairiM-) bezeichnet werden. Dieser
Feuers zu halten, zumal man ja beim Gewitter Wasser, Glaube wurde jedoch nicht allgemein geteilt, s. &^
Sturm und Feuer vereinigt sah und das leuchtende Fußnote. Aber auch sonst wurde man ja oftdurc
Feuer ja auch in sehr verschiedenen Gestalten auftrat. helles Feuer («or-) und durch Wasser geschädigt.
Die Unsichtbarkeit des reinen Windes und des
Diesen Zwiespalt zwischen der Theorie und en
reinen Wassers aber bestätigte nur den Glauben an eine fahrungstatsachen löst das Yendidäd durch folgende spitz¬
lichtlose Form des Feuers, den man schon auf Grund
findige Erörterung (5, s). Auf den Einwur , as ass
anderer Beobachtungen gewonnen hatte. töte gegebenenfalls die Lebewesen, anwortet Ahura Maz-
Die drei soeben besprochenen Erscheinungsformen
däh: „Das Wasser tötet den Menschen nicht. Astö-vfeotu
des Feuers, das leuchtende Feuer, der Wind und das (die als daeva- gedachte „Auflösung der Gebeine „de
Wasser, können als Freunde wie als Feinde des Tod“) fesselt ihn; der Wind führt den Gefesselten fort.
Menschen auftreten, und somit kommt die arische Das Wasser trägt ihn empor, das Wasser tragt ihn hinab
Theorie von der Natur der „geistigen Opfer¬
das Wasser läßt ihn zurück. Dann fressen ihn die Vogel
würdigen“ mit den alltäglichen Erfahrungs¬
an. Da geht er dann davon, dem Schicksal gemäß ge
tatsachen in Konflikt. Das daevische Feuer ist
er nieder“ (d. h. wohl, wenn es sein Schicksal ist gelang
der Theorie nach finster, kalt und vernichtend. Es wird er in die Hölle). Und im folgenden Paragraphen wird
fast nie mit dem Worte ätar- bezeichnet, welches das
mit denselben Worten der gleiche Einwand bezüglich
helle und wärmende Feuer bedeutet^*, sondern mit
hellen Feuers (ätar-) erhoben und entkräftet nur
1 Die Arier kannten nur die bewegte Luft und wußten vom Feuer heißt: „Das Feuer brennt die Knochen und
nichts von einer Atmosphäre. die Lebenskraft zusammen.“ Ganz eigentümlich ist die
3 Man vergesse nicht, daß die Arier noch keine die Gewässer Lösung des Zwiespaltes beim Winde (vata-, vayu).
verschmutzende Industrie hatten. diesem nimmt das gesamte jüngere Awesta den E-
8 Wenn Y. 8, 8 einmal duzä&ra- im Sinne von „Ort des bösen
fahrungstatsachen entsprechend an, daß er tei s
Feuers“, d. i. „Hölle“ gebraucht wird, so erklärt sich das daraus,
daß der' Verfasser einen Ausdruck verwenden will, der als Gegen¬ Opferwürdiger, teils ein daeva-, trotzdem
satz zu dem in derselben Stelle gebrauchten Ausdruck xvä&ra- aber eine einheitliche Person sei. Wenn man
„Ort des guten Feuers“ dienen soll. Auch Aog. 63 steht duzäöi a, ihm opfert, so macht man fast ausnahmslos den Vorbehalt
sei es im Sinne von „Hölle“, sei es in dem von „Besitz schlechten „nur dem an dir, Wind, was von dir dem erleuchteten
Feuers“ = Behaftung durch die nasu- (also Krankheit und Tod).
Geiste angehört1.“ Der Wind wird, wie wir noch sehen
Diese beiden Fälle sind Ausnahmen, die zu beurteilen sind, wie
dusxvarmah- „ein böses xvarenah- besitzend“ (Bartholomae 7^ dieser Umstand zeigt, daß Bartholomae 1367ff mit
falsch „übelberüchtigt“: Yt. 10, ios. 19,95. Vyt. 43; oben S. 47). Unrecht zwei verschiedene Stämme vayav- ansetzt und mit Unrech
V. 18, so. 36 nennt die druj- logischer axvä&rä „nicht das gute
jresren das Große Bündahisn polemisiert.
Feuer besitzend“ (Bartholomae falsch „unbequem, lästig“).
64 65
I
werden (S. 210 f.), vorzüglich als Kriegshelfer ange¬ misvan-) gätu-, dem „Ort der Gemischten“. An diesen ge¬
rufen; stand er den Gegnern bei, den vedischen Stämmen, langen nach ihrem Tode diejenigen, deren gute und böse
die ihn unter denselben Namen verehrten, so war er ein Gedanken, Worte und Taten einander die Wage halten,
daeva-. Als daevisch gilt ferner der Hagel bringende die also wie der Wind halb der lichten, halb der finsteren
(Yt. 8, ss), der kalte und der heiße Wind (letzteres Schöpfung angehören (s. S. 11). In ihm erhebt sich die
wieder eine Inkonsequenz, die sich aus den tatsächlichen „Brücke des Scheiders“, d. h. der Regenbogen1; er liegt
Verhältnissen erklärt), namentlich auch der Nordost¬ nach dem Dlnä-I mainög-i Khirad 7, is (SBE. 24,30) zwischen
wind. Letzterer kam aus dem Lande, welches die dae- t der Erde und der Region der Sterne und fällt demnach
vischen, d. h. vedischen Stämme bewohnten (s. IIQF. VI, mit dem Luftraum, dem Bereiche des Windes, zusammen.
Beiheft S. 16). Aus diesen tatsächlichen Verhält¬ Da nun Geist (manah-, mainyu-) Feuer und da Feuer
nissen heraus lokalisiert der ältere Teil des jüngeren , die Substanz aller „geistigen“ Opferwürdigen ist, so ist
Awestas unbeschadet der älteren Anschauung, der zufolge es nach dem eben Ausgeführten verständlich, daß die
die daeva- unter der Erde wohnen, diese daeva- im Norden, Arier die *daivd- und das Leben im Feuerhimmel als
eine späte Stelle dagegen, Yt. 3, ts im Osten1. Man „knochenlos“ den „knochenbegabten Sterb¬
darf daraus schließen, daß die daeva-Verehrer zur Zeit lichen“ und ihrem „knochenbegabten Leben“ gegen¬
der Abfassung dieser Stelle den Norden bereits geräumt überstellten. Mit „materiell“ und „immateriell“ aber haben
hatten und nur noch östlich der awestischen Stämme diese Ausdrücke nichts zu tun.
saßen. An dieser Stelle heißt es: „Von der östlichen Die Sterblichen haben demnach einen
Seite flog herbei, von dem dyu-, der vernichtendste der Leib, dessen „seelische“ Bestandteile, ver¬
daeva-, der finstere Geist, der vieltötende“. Der Aufent¬ schiedene Arten des Feuers, von einem aus
halt des finsteren Geistes ist also für den Verfasser der anderer Materie bestehenden Leib umgeben
dyu-, der Lichthimmel der daeva-Verehrer2, sind. Nach dem Tode gehen die feurigen Bestandteile,
gerade so wie V. 19,48 „der finstere Geist, der vieltötende“ oder nach vedischer und bisweilen auch nach awestischer
selbst mit Indra, Sarva, Näsatya, also mit vedischen Auffassung der in Feuer verwandelte ganze Mensch, als
deva-, gleichgesetzt wird. persönliches, lediglich aus Feuer bestehendes Wesen in
Als logische Folgerung der Anschauung, daß der Wind den Feuerhimmel ein. Die älteren Upanigaden depersoni-
zwar eine einheitliche Person, aber halb daeva-, halb yazata- fizieren und lassen das im irdischen Leibe verkörperte
sei, ergibt sich die Lehre vom misväna- (richtiger wäre Himmelsfeuer (brdhman-) unpersönlich im kosmischen
aufgehen, das ganz nach altarischer Auffassung zugleich
1 S. oben S. 11.
’ Mit Bündahisn 3, ll hat selbstverständlich diese Stelle nichts die Substanz alles Geistigen ist.
zu tun, und die Übersetzung von paurva-naemät mit „kopfüber“
1 V. 19,29 heißt die „Brücke des Scheiders" pa&ä- zrvödätä-
bei Bartholomae-Wolff ist sprachlich unmöglich. Auch sonst be¬
„der zeitgespendete Pfad“. Das Wort „zeitgespendet“ kommt nur
steht ja der größte Teil der „daevischen“ Ausdrücke des jüngeren
Bier vor und bedeutet natürlich, daß dieser Pfad nicht immer be¬
Awestas aus Wörtern, welche im Veda Wesen, Dinge und Hand¬
steht, sondern nur von Zeit zu Zeit erscheint. (Daß nicht mit
lungen der lichten Schöpfung bezeichnen. Ygl. z. B. a|i'-
dem Texte zrvö-dätanqm, sondern -dätqm zu lesen ist, ergibt das
„Auge“, ao$a(h)-, karona-, gah-, grivä-, &wae$a(h)-, draoman-, pat-,
Metrum). Diese Straße ist mit dem Seelenweg identisch, der nach
mar-, mairya-, maroSa-, haenä-, hünu-. In solchen Fällen handelt
Käthaka-Up. 3, u „scharf und ungangbar wie eine Messerschneide“,
es sich eben um Ausdrücke, die bei den Verehrern der devci- wirk¬
nach Bphadär.-Up. IV, 4,8 f. dünn und ausgedehnt ist und die
lich im Gebrauch waren, bei ihnen aber für Wesen und Hand¬
Regenbogenfarben besitzt.
lungen der lichten Schöpfung verwendet wurden. Diese aber sind
6
in den Augen der Zoroastrier eben Wesen der Finsternis.
67
66
lichtlose, d. h. unsichtbare Form, und darum können auch
Die *daiva- (vedisch devä-, awest. tnainyava- yazata-)
die geistigen daeva- unsichtbar auftreten.
besitzen einen mit anderer Materie nicht vermischten
Zwischen der oben S. 1 angeführten Angabe Herodots
Feuer leib, sind als Personen gedachte Feuer. Da
und der Tatsache, daß Ahura Mazdäh auf den achämeni-
das Feuer aber eine leuchtende (ved. väsu-, awest. vohu-)
dischen Skulpturen menschlich gestaltet erscheint,
und eine lichtlose, d. h. unsichtbare (awest. axvarsta-)
besteht also nur scheinbar ein Widerspruch. Ebenso
Form hat, so können sie sichtbar (als leuchtende Feuer)
wenig ist es nach dem Gesagten verwunderlich, wenn
oder unsichtbar (wie z. B. reiner Wind und reines
die Yast und die Lieder des RV. bei der Schilderung der
Wasser) erscheinen. In ihrer unsichtbaren Gestalt stellen
Opferwürdigen fortwährend zwischen der Naturerscheinung
sie sich beim Opfer oder als Helfer in den Schlachten und
und Anthropo- bzw. Theriomorphismus schwanken. Nur
in sonstigen Fährlichkeiten ein.
Unkenntnis der arischen Anschauungen kann hier „Me¬
Aber die Unsterblichen haben außerdem
taphern“ finden.
die Fähigkeit, in andere Leiber einzugehen,
Es sei nochmals betont, daß die arische Vorstellung da¬
sich einen b eli eb ige n Le ib „beizumischen“,
bei nicht die ist, daß sich ein „geistiges“ Wesen der lichten
wie der awestische Ausdruck lautet. Diese
oder der finsterem Schöpfung, welches anthropo- oder
Fähigkeit beruht gleichfalls auf ihrer Feuernatur, da das
theriomorph erscheint, verwandle. Davon kann keine
Feuer ja alle Wesen als Lebensprinzip erfüllt, in sie
Rede sein. Diese Wesen bleiben in ihrer geis¬
eingegangen“ (prävista-) ist, wie es im RV. heißt, Sie
tigen wie in ihrer Naturgestalt bestehen,
können also beliebig für sich eine Verbindung mit
auch wenn sie sich zu besonderen Zwecken
anderer Materie herbeiführen, wie sie bei den „knochen-
einen weiteren Körper „beimischen“. Himmel
begabten“ Wesen zwangsweise vorhanden ist. Nur
und Erde, Gebirge, Gewässer und Pflanzen verschwinden
sind die sterblichen Wesen im Gegensatz zu den unsterb¬
in der Natur ebenso wenig, wie der Sternhimmel MiGra,
lichen an einen bestimmten Leib gebunden.
wenn sie in ihrer unsichtbaren geistigen Gestalt an einem
Manche der „geistigen Opferwürdigen“, wie der
Opfer oder an einem Kampfe teilnehmen, Tistriya = der
Himmel, die Erde, die „vom guten Feuer erfüllten
Sirius nicht, wenn er als leuchtendes Roß in den Himmels¬
Berge, die Pflanzen sind zwar auch knochenlos,
see springt, um ihn überfluten und es dadurch regnen zu
haben aber in der Menschenwelt meist einen ihren Feuer¬
lassen, die Gewässer und die Pflanzen nicht von der Erde,
kern umschließenden, aus anderer Materie gebildeten Leib.
wenn sie mit MiGra als seine Gefolgsleute im Himmel
Beim Opfer aber, zu dem sie herbeigerufen und bei dem
dahinziehen. Im spätvedischen Suparnädhyäya 2, l heißt
sie als anwesend vorausgesetzt werden, sind sie m un¬
es: „Himmel und Erde sind Schwestern1; in (körper¬
sichtbarer geistiger (mainyava-) Gestalt zugegen. Un
licher) Gestalt (mürtiniatyau) aber gehen sie in
wenn z. B. unter MiGras Gefolge bei seinem königlichen
die Welten. So war denn einst der Himmel Vinatä,
Auszuge Yt. 10, ioo (unten S. 160) die Gewässer und die
Pflanzen erscheinen, so hat das nur einen Sinn, wenn
1 Man beachte, daß auch im RV. dyo- „Lichthimmel“ (wie der
wir uns MiOra, die Gewässer und die Pflanzen in ihrer
plur. von div-) bisweilen Fern, ist, während später das Fern, für
geistigen Gestalt vorstellen. divdyu-, dyo- ausschließlich herrschend wird. Man sieht, wie
Genau so wie mit den Wesen der lichten, verhalt hier die Wandlung des Sachlichen und Sprachlichen Hand in Hand
es sich mit denen der finsteren Schöpfung, nur mit geht. Denn im RV. ist die Wandlung zum Femininum erst an¬
gebahnt. Lichthimmel (div-, dyu- — Zeus) und Erde sind noch
dem Unterschiede, daß das sie erfüllende Feuer eben finster
ein Ehepaar, wie bei Hesiod.
und kalt ist. Aber auch dieses daevische Feuer hat eine
6*
68 69

das Adlerweib; die Erde aber ward eine Schlange Textes heißt, sie habe „viele Arten“. Das in
namens Kadrü. Bei einer großen Somafeier der Götter Yima lohende Herrschaftsfeuer, xvcmnah-, entweicht aus
ließen sich die beiden einen Verstoß zuschulden kommen“ ihm in Gestalt dreier Väreyan-Vögel und geht in Miöra,
in Oraetaona und in Kerosäspa ein. Es ruht gleich¬
usw.
Die „Welten“ sind Himmel, Luftraum und Erde, die zeitig im Himmelssee wie im Hamün-See und lodert
Somafeier findet natürlich im Himmel statt. Himmel und in den Herzen der geistigen und der sterblichen Krieger
Erde bestehen also in ihrer Naturgestalt, während sie sich und Herrscher. Trotzdem ist es eine einheit¬
in sich selbst in Gestalt eines weiblichen Adlers und liche Person, ein yazata-, dem geopfert wird, wobei
einer weiblichen Schlange bewegen. In den verschiedenen dasselbe 19. Yast gesungen wird, welches die eben ge¬
dramatischen Behandlungen der Hochzeit der Pärvati mit machten Angaben enthält'. Haoma ist wie der vedische
giva treten die Weltgebirge als Hochzeitsgäste auf. Soma eine einheitliche Person, deren verschiedene Körper
Selbstverständlich herrscht dabei nicht die Anschauung, die verschiedenen Somapflanzen wie die verschiedenen
daß sie während der Hochzeit in ihrer Naturgestalt ver¬ Somatränke sind, welche die Krieger in sich aufnehmen,
schwunden gewesen oder daß sie zur Hochzeit in ihrer indem sie ihren Leib um den yazata- legen (IIQF. VI,
Naturgestalt erschienen wären. 69 f.). Der „helle Gedanke“ (vohu- manah-), das „Licht-
Schon aus diesen Beispielen, die sich aus den arischen des-Heils“ (a|a-) und der Verstand (vou;, Mazdäh-) be¬
Literaturen vielfach vermehren lassen, ergibt sich die finden sich, jeder als einheitliche Person, im Lichthimmel
arische Anschauung, daß ein devä-, awest. ein mainyava- und doch gleichzeitig in den Herzen aller Wesen der
yazata-, — und dann natürlich auch ein mainyava- daeva-, lichten Schöpfung. Dasselbe gilt von der daenä-. Die
vgl. S. 200 nebst Fußn. 1— gleichzeitig in verschie¬ Erleuchtung geschieht dadurch, daß man mazdäh- oder
denen Gestalten vorhanden sein kann*. die gute daenä- „ins Herz aufnimmt“ (zraz-dä-), genau so,
Auch diese Anschauung geht in letzter Linie sicher wie man den Soma „ins Herz trinkt“ (IIQF. VI, 71. 73 ff.).
auf die Feuernatur der yazata- zurück. Ätar- ist der Nach dem bekannten Eröffnungsgebet zu Kälidäsas Öäkun-
Sohn Ahura Mazdähs und flammt doch gleichzeitig tala besitzt Öiva 8 sichtbare Leiber: Wasser, Opferfeuer,
in seiner geistigen Gestalt in unzähligen Einzelfeuern auf Opferveranstalter, Sonne, Mond, Raum, Erde, Wind.
der Erde. Man spezialisiert ihn nach seinen Eigenschaften Wenn nach der indischen Avatära-Lehre Visnu in seinem
und opfert ihm „samt allen Atar’s“ (s. oben, S. 51). Der Himmel bleibt und sich nur ein Teilchen (amsa-) von ihm
ihm entsprechende vedische Agni- hat sich geflüchtet und als Eber, Räma usw. verkörpert, so geht dies, wie man
ist gleichzeitig in viele Orte, u. a. in die Gewässer sieht, auf Grundanschauungen zurück, welche bereits in
und in die Pflanzen, eingegangen, bis ein devä- alle seine
an vielen Orten verborgenen Leiber erschaut hat (RV. X,
1 Wenn das 19. Yast mit einer Aufzählung der Gebirge be¬
51,1a.). Trotz aller dieser verschiedenen
ginnt, so hat dies seinen Grund darin, daß diese a^a-xväd'ra-, „das
Leiber bleibt er eine einheitliche Person, gute Feuer des Licbtes-des-Heils besitzend“ sind (IIQF. VI, 18
genau so wie die awestische Ai$i- (das Feuer nebst Fußnote 1, und S. 36 ff.), von dem das xvannah- nur eine,
des Reichtums), die in Yt. 17 als einheit¬ und zwar eine wichtigste, Sonderform ist. (Vgl- dus-ci&ra- in Yt.
10, no, das den Gegensatz zu pouru-xvä&ra- in § 108 bildet). Es
liche Person geschildert und verehrt wird
ist also nicht richtig, daß zwischen dem ersten und dem zweiten
und von der es doch in §§ 7 und 14 desselben Teile des 19. Yaäts „jedes geistige Band fehlt“ (Geldner, Drei
Yast, S. lf.). Das Yagt zählt zunächst die Orte auf, an denen
1 S. auch unten, S. 113 und 223. sich das xvannah- befindet.
71
70
aller Länder, dann Ahura Mazdäh, der Besitzer des
altarischer Zeit die Auffassung des Wesens der devd- be¬ Reichtums, der Besitzer des xvaranah- gesondert (Y. 6, io
herrschen. .. usw.), oder neben einander das Licht des Reichtums unter
Die Person eines arischen „Opferwurdi- seinen beiden nur mundartlich verschiedenen Namen Asi-
gen“ kann also zugleich in seiner „geisti¬ und Srati, (Y. 1, u usw.). Nur, wenn die beab¬
gen“ und in vielen anderen Gestalten vor¬ sichtigte Mischung wirklich eintrat, konnte
handen sein. Trotzdem bleibt er eine ein¬ man den Zweck des Opfers, Reichtum und
heitliche Person, und was mit einer seiner xvaranah-, wirklich erreichen. Mit lediglich
Gestalten geschieht, das geschieht mit dem symbolischen Handlungen war da nichts
gesamten Opferwürdigen. getan1.
Auf diesem Gedanken beruht das Opfer, wie es im Dieselbe Wechselbeziehung zwischen Natur- und
Yasna vorliegt. Man mischt die verschiedenen Opfer¬ mainyava- Gestalt liegt z. B. auch bei der awestischen
würdigen, Milch, Wasser, Haoma, Pflanzen, Rind = nütz¬ Auffassung des Ackerbaus vor. Indem man die Erde in
liche Haustiere, und indem der Priester diese Dinge ge¬ ihrer Naturgestalt pflügt, befruchtet man sie in ihrer
nießt, überträgt er die „Kräfte“, d. h. die Feuer, sämt¬ mainyava-Gestalt; indem sie in dieser gebiert, fruchtet
licher Wesen der hellen Schöpfung auf die zu ihr gehörenden sie in ihrer Naturgestalt.
Menschen. Denn da das „Licht-des-Heils“, das a$a-, allen Darüber, daß die arische Zeit Himmel und Erde als
zur lichten Schöpfung gehörigen Menschen eignet, so wirkliche Personen auffaßte, lassen die Texte keinen
bilden auch diese in ihrer Gesamtheit eine Zweifel aufkommen. Die vedischen Brähmana wie Hesiods
Person, und wenn ihr Vertreter (ratu-, wörtlich „der Theogonie wissen von der Hochzeit des Himmels mit der
Strahlende“, d. h. der durch das von ihm ausgestrahlte Erde zu erzählen. In der arischen Erzählung von Yamas
helle Feuer schützende. S. S. 13 und 83) die durch Mischung Nomadenkönigtum und der Art, wie er mit seinem Vieh
hergestellte Gesamtheit der guten Feuer in sich aufnimmt, und seinen Leuten nach der ewigen Rinderweide im
so nimmt sie damit die gesamte das Licht-des-Heils be¬ Himmel zog, „der Weide, die uns niemand rauhen kann“,
sitzende Menschheit auf. um so der Überfüllung der Erde zu steuern, tritt die
Europäisierte Parsen mögen hierin lediglich Symbole Erde teils in ihrer Naturgestalt, teils in ihrer geistigen
erblicken. Aber die Ausgestalter des Yasna-Opfers sahen Gestalt auf; aber beide werden im engsten Zusammen¬
in ihm gewiß keine symbolischen Ausdrücke und Hand¬ hang gedacht, sind wesenseins. Die Bürde, unter
lungen. Schon die Sorgsamkeit der langen Einladungen welcher die übervölkerte Erde in ihrer Naturgestalt ver¬
der einzelnen Yazata zum Opfer zeigt, wie bitter ernst sinkt, lastet ebenso auf ihr in ihrer „geistigen“ Gestalt,
es den Veranstaltern dieser Opfer war. Führt der be¬ in welcher sie sich zu Visnu begibt und um Erleichterung
treffende yazata- besondere Beiwörter, die ihm den Cha¬ fleht. Vgl. die Zusammenstellung der Berichte, IIQF.
rakter besonders wirkender Erscheinungsformen derselben
II, S. 12 ff., insbes. S. 28, Str. 40 ff.
Grunderscheinung geben, so wird er mit allen diesen
Beiwörtern geladen (z. B. das xvaranah-, das arische 1 Mit den Symbolen ist es, wie mit den Metaphern.
xvaranah-, das königliche xvaranah-, das unsicht¬ Diese entstehen erst, nachdem sich eine Weltanschauung geändert

bare xvaranah, oder die zu einer höheren Einheit (Person) hat. Sie sind die Fossilien dessen, was in einer primitiveren
Weltanschauung als gleiche Wesen, gleiche Handlungen,
zusammengeschlossenen, darum im Dualkompositum an¬
gleiche Vorgänge und als adäquater Ausdruck wirklich
gerufenen Mi Qra und Ahura (Mazdäh), dann ihre
lebte.
Körperteile, die Gestirne, dann MiGra, der Länderherr
72 73

In dem schönen Liede RV. I, 65, i heißt es von Agni- mit dem linken Arm und mit dem rechten, mit dem rechten
dem Feuer: Arm und mit dem linken, der verschafft ihr Körper¬
jämih smdhünäm haar1. Man muß das so auffassen2, wie ein Mann, ein
bhrateva sväsräm geliebter, einem geliebten Weibe, auf gespreitetem Lager
ibhyän nä rdjä liegend, einen Sohn oder Körperhaar ver¬
vanäny atti; schafft. Wer diese Erde bearbeitet, Spitama Zara-
yäd vatajüto Gustra, mit dem linken Arm und mit dem rechten, mit
vanä vy ästhäd, dem rechten Arm und mit dem linken, zu dem hat diese
agnir ha däti Erde gesagt: „Mann, der du mich bearbeitest, mit dem
romä prthivyäh: linken Arm und mit dem rechten, mit dem rechten Arm
„Den Flüssen verwandt wie ein Bruder den Schwestern, und mit dem linken! Wohlan! Ich will mich hier be¬
verzehrt er die Wälder wie ein König die Reichen; wenn fragen3 mit den Ländern (oder: Völkern). Wohlan! Ich
er sich, sturmgetrieben, nach allen Seiten durch die Wälder will hierher kommen, um zu gebären. Alle
verbreitet hat, dann schert Agni die Körperhaare der Nahrungsmittel sollen sie wegtragen4, abgesehen von dem
Erde ab.“ Zusammentragen (= der Ernte) der Gerste.“
Das Wort für „Flüsse“ ist im Texte Femininum. Wer also die Erde in ihrer N aturgestalt pflügt,
Die Flüsse sind Agnis Geschwister, da Wasser ja nur der befruchtet sie in ihrer geistigen Gestalt5. In
eine andere Erscheinungsform des Himmelsfeuers ist; vgl. i
1 Bartholomae und alle seine Vorgänger folgen der
oben, S. 59 und 61 ff. Die Bäume sind das Haar, und
PahlavI-Übersetzung, indem sie für diese eine Stelle statt „Körper¬
zwar das Körper-, nicht das Kopfhaar, der Erde, wie
haar“ „Gewinn“ einsetzen! Bartholomae übersetzt in der so¬
sich aus dem im Texte gebrauchten romä ergibt'. gleich folgenden Stelle: „wie ein lieber Mann seinem lieben Weib
Im Awesta wird die Saat als das zur Zeit der einen Sohn oder (andern) Gewinn verschafft“. Der ganze Zusam¬
Reife erscheinende Körperhaar (die Pubes) der Erde menhang macht doch solche Deutung unmöglich, ganz abgesehen
davon, daß das im Awesta allein und im Kompositum reichlich
betrachtet. Vendldäd 3,24ff. heißt es: „Denn nicht ist
belegte Wort gaona-, wie selbst aus dem Altir. Wörterbuch er¬
diejenige Erde glücklich, welche, obwohl vom Pflüger zu sichtlich, an allen anderen Stellen nie etwas anderes als „Kör¬
pflügen, lange ungepflügt gelegen hat, indem sie hier perhaar“, „Haarfarbe“ und darum bei Tieren auch „Körperfarbe“
Licht von dem Bewohner begehrt2, als junges Weib heißt. Der Sinn der Stelle ist natürlich der, daß der Landmann
hier, als schönwuchsiges, das lange söhnelos einhergeht, die jungfräuliche oder noch kindliche Erde durch seine Bear¬
beitung zumgeschlechtsreifen,fruchtbarenWeibe
indem sie nun das Licht (= Samen) begehrt von dem
macht. Die Stelle zeigt, daß man zur Zeit ihrer Abfassung die
Manne3. Wer diese Erde bearbeitet, Spitama Zaraöustra, Mädchen auch vor erlangter Eeife verheiratete. Nach V. 14, 15 gilt
das vollendete 15. Jahr als das Heiratsalter der Mädchen.
1 EV. III, 5,6 und IV, 6,7, wo die Erde eine Kuh ist, wer¬ 2 Daß dies der Sinn der Phrase mcynaysn alle ya&a ist, ergibt
den die Saatfelder sasdsya cärman- „das Fell des Getreides“, d. h. sich aus Stellen wie V. 3, 42. 5, 24.
das aus Getreide bestehende Fell genannt. 8 fräs- med. c. dat. in der Bedeutung „in Verkehr treten mit“.
2 vohu „Licht“ bezeichnet hier wie sonst das ihm synonyme 1 nämlich von den Feldern.

ci&ra- den männlichen Samen, der eine flüssige Form des Himmels¬ 5 Ähnlich befruchtet der Opfernde nach Jaiminlya-Brähmana
feuers ist; s. IIQF. VI, 48. 79, Fußn. 1, 186 unter „Same“, und I, 17,6 (Vf.. Weisheit der Upanischaden, 2. Auf!., S. 151) dadurch,
Suparnädhyäya 17,1, oben, S. 44 ff. daß er die Opfergabe ins Feuer legt, die Sonne, so daß sie ihm
8 arsan-, ausschließlich im Sinne des Mannes oder männlichen einen himmlischen Leib gebiert, den er erhält, wenn er ins Jen¬
Tieres als Geschlechts wesen gebraucht. seits kommt.
74 75

dieser gebiert sie und bringt dem Lande zugleich in Empfangenden). Sein „Haupt“ ist das Stirnjoch, das sich
ihrer irdischen Gestalt alle Früchte, nicht nur die Gerste, gegen das Haupt des Zugstiers legt. Bei diesem Rätsel
das arische Brotgetreide. wird es besonders klar, daß der verrätselte Gegenstand
Auch dem Yeda ist der Gedanke geläufig, daß die nicht einfach verhüllt, sondern gerade durch die Ver¬
Arbeit des Bauern eine Befruchtung der Erde darstellt. kleidung auf seine tiefere Bedeutung zurückgeführt wird.“
Die beiden Rätsel RV. I, 164,32 und X, 27, is beziehen Wie bei allen Primitiven, so gilt auch bei den Ariern
sich darauf, wie W. Porzig, Sievers-Festschrift 1925, der Name als ein Teil der Person. Kennt man
S. 653 überzeugend nachgewiesen hat. Im ersten Rätsel den Namen oder gar den höchsten Namen eines gei¬
aber bedeutet nir-rti- nicht „Nichts“, sondern „Lichtlosig- stigen Opferwürdigen, so hat man ihn in seiner Gewalt
keit“, „Finsternis“ (II QF. VI, Sachverzeichnis unter (vgl. IIQF. VI, 91 f.). Überträgt man diesen Namen auf
„Eschatologie“, „Feuer“, und rtä- S. 84, 97, 121, Fußn. 1; einen anderen, so überträgt man auf ihn sein
vgl. 48), und es ist zu übersetzen: „Der ihn erzeugt hat, Wesen1. Daraus erklären sich teilweise, glaube ich,
der weiß nichts von ihm; der ihn gesehen hat, der ist die dramatischen Lieder des Rgvedas. Auf der Wanderung
getrennt von ihm. In der Mutter Schoß eingehüllt im nach Indien kommt der Stamm, dessen Priester Visva-
Innern ist er, der Kinderreiche, in die Lichtlosigkeit mitra ist, an die Flüsse Vipäs und Sutudri, die so ge¬
(= Finsternis) eingegangen.“ Lösung: Der Gerstensame. schwollen sind, daß ein Übergang über sie unmöglich
Daraus, daß die Gerste (yava-) das Brotgetreide der ari¬ erscheint. So dichtet er denn einen Text, der ein Ge¬
schen Stämme war, erklärt sich das Maskulinum ya der spräch zwischen ihm und diesen beiden Flüssen darstellt
ersten Zeile. Die Mutter ist natürlich die Erde, nir-rti- und dessen Ergebnis das ist, daß sie dem wandernden
„Lichtlosigkeit“, „Finsternis“ ist Synonym von tämas-, Stamme die Durchfahrt gewähren (RV. III, 33). Dadurch,
tümärysi- und bezeichnet darum gewöhnlich den Auf¬ daß die Darsteller den Namen der Flüsse tragen, sind
enthalt der Mächte der Finsternis (raksäs-), die ja auch sie zu Trägern ihrer mit ihrem eigenen menschlichen
als unter der Erde hausend gedacht werden, ist aber hier, Körper vermischten „geistigen“ Gestalt geworden. Indem
im Rätsel, in seiner allgemeinen etymologischen Be¬ sie in dieser Gestalt den Durchzug gewähren, bewirken
deutung gebraucht. sie, daß es die Flüsse auch in ihrer Naturgestalt tun.
Vollständig einverstanden bin ich mit Porzigs Das Wesen eines geistigen Opferwür¬
glänzender Lösung des Rätsels X, 27, is. Er übersetzt: digen bleibt also dasselbe, gleichgiltig, in
„Von unten auf1 verschlingt er, den Gegenüberstehenden welcher seiner Gestalten er erscheint; und
ißt er, mit seinem Haupte hat er gegen ein Haupt eine darum ist auch seine Wirksamkeit in allen
Wehr gelegt. Sitzend zerreißt er die aufrecht Stehende diesen Gestalten dieselbe. Wir werden (S. 209 ff1.)
im Schoße, unten geht er der ausgestreckten Erde entlang.“ sehen, daß MiGra wie der vedische Indra in seiner Natur¬
Erläuternd fügt Porzig hinzu: „Das Pflügen wird als Be¬ gestalt mit dem vazra-, dem Blitze, ausgerüstet ist. Haupt¬
gattung der Erde durch den Pflug gefaßt. Dabei ist an sächlich aber verehrt man ihn als Helfer in der Schlacht,
den einfachen Hakenpflug zu denken, der gleichsam sitzt, eben weil der vazra- die wirkungsvollste aller bekannten
wenn er den Schoß der Erde zerreißt (uttänä bezeichnet Waffen ist. Das Zusammentreffen einer Schlacht und
auch sonst im Veda die Stellung der Gebärenden oder
1 Daher sind die Texte, die den Namen eines „geistigen
Opferwürdigen“ enthalten, gleichfalls seine Leiber: s. obenS.XXlIIf.;
1 Wörtlich wäre: „vom Fuße her“. Gemeint ist der eiserne daher übertragen die nach Indien gelangten vedischen Stämme
Haken, den der indische Pflug noch heute statt der Pflugschar hat. die Namen Särasvati und Saräyu auf die Flüsse ihrer neuen Heimat.
76

eines Gewitters und die Vernichtung gerade des feind¬


lichen Heeres durch einen Blitzstrahl ist jedenfalls ein
zu seltener Vorgang, als daß er die Stellung rechtfertigen
würde, die gerade MiGra als Kriegshelfer einnimmt.
Trotzdem zeigen die Schilderungen der Tätigkeit MiGras
in der Schlacht, die wir zu besprechen haben werden,
daß man sich bei ihnen der Naturgestalt und der Tätig¬
keit MiGras als des Gewittergottes voll bewußt war. Der awestische Begriff der Person»
Müßige Dichterphantasien liegen hier natürlich nicht vor;
Aus verschiedenen Stellen in den bisherigen Er¬
handelt es sich doch um die ernsteste Frage, die es für
örterungen hat sich bereits ergeben, daß der arische Be¬
den Mazdayasnier überhaupt gab, und die der ganzen
griff der Person von dem unsrigen erheblich abwich.
mazdayasnischen Religion und ihrem Kulte das Gepräge
Wenn die Wörterbücher der alt-arischen Sprachen häufig
gibt: die Frage der Existenz und der Abwehr und Ver¬
von „Personifikationen“ sprechen, so mißverstehen sie
nichtung der Feinde. Folglich werden wir die Kampf¬
einen Grundzug der arischen Weltanschauung. Denn
schilderungen, in denen MiGra wie der Gewittergott wirkt,
in den Augen der Arier war alles Vorhan¬
als völlig ernst gemeint aufzufassen haben. Dann kann
dene Person; dagegen fehlte ihnen noch der
ihnen wiederum nur der Glaube zugrunde liegen, daß
Begriff der Sache1. Im Awesta ist der Schritt zur
MiGra der Schlacht zwar in seiner geistigen,
Depersonifikation noch nicht getan; boi den indischen
unsichtbaren Gestalt beiwohnt, daß er aber
Ariern taten ihn die wichtigsten der älteren Upanisaden
auch in dieser Gestalt genau so wirkt, wie
in seiner Naturgestalt. Auch in seiner geistigen (s. Indog. Forschungen 41 (1923), iss).
Da der Charakter der Lebewesen durch die in ihnen
Gestalt also leuchtet er dem, dem er wohlwill, nimmt
verkörperten Feuer bestimmt wird, so ist der arische
dagegen seinen Gegnern das Licht, enthält ihnen das den
Begriff der Person durch die Anschauungen bedingt, welche
Sieg verleihende xv&vdntih- vor und tötet sie mit dem
die Arier vom Feuer hegten. Der vedische agnt- wie
vasra-, d. h. mit dem Blitze.
Auf die Frage nach dem Verhältnis der „geistigen“ der ihm entsprechende awestische ätar- sind einheitliche
Wesen, Personen, und haben doch unzählige Leiber.
Gestalt zur Frava|i gehe ich hier nicht ein, da sie für
den in dieser Abhandlung behandelten Gegenstand belang¬ Daraus ergibt sich, daß eine Person unter Umständen

los ist. Sie wird in einer ausführlicheren Darstellung der beliebig viele Leiber haben kann und darum kein In¬

gesamten awestischen Weltanschauung („Religion“) be¬ dividuum zu sein braucht (s. oben, S. 68 ff.).
Das Feuer kann licht (gut) oder finster (schlecht)
sprochen werden.
sein. Eines von beiden oder Mischungen aus beiden bilden
den Kern sämtlicher Wesen der Schöpfung. Diese sind

1 Sprachlich zeigt sich das z. B. darin, daß unter den awesti¬


schen geistigen Opferwürdigen nicht nur Maskulina und Feminina,
sondern auch eine ganze Anzahl Neutra vorhanden sind: vohu-
manah-, xsa&ra- (vairya-), hvar- (xsaeta-), xvaranah-, a§a- (vahista-),
&wäf/a- usw. Man vergleiche damit das Pantheon z. B. der klassi¬
schen Völker.
— 78 — — 79 —

darum alle nur verschiedene Verkörperungen der Feuer, brähman- das Urlicht oder Urfeuer (IIQF. VI, 26) >, und
sind je nach der Art dieser Feuer oder nach der des in ytä- und brähman- sind Synonyma, deren Bedeutungs¬
ihnen überwiegenden Feuers agavan- oder dru(g)vapt-, schattierung noch zu bestimmen bleibt.
A$a- und druj - sind darum die höchsten Auch das „knochenbegabte“ Einzelwesen ist kein
Personen, zu denen alle anderen Wesen der Individuum, sondern besteht aus verschiedenen Per¬
Schöpfung als Teile gehören. sonen, dem Körper, der daenä-, dem baoäah-, dem urvan-,
Die lichten wie die finsteren Feuer, welche die Wesen dem (vohu- „hellen“ oder aha- „finsteren“) manah- usw.2
erfüllen, sind zwar ihrer je lichten (warmen, das Gedeihen Genau so, wie sich die daenä-, das manah-, das baodah-,
fördernden) oder finsteren (kalten, vernichtenden) Grund¬ der urvan- teils in den Leibern befinden, teils außerhalb
substanz nach gleich, sind a|a- oder druj-] aber nach ihrer derselben als selbständige Wesen erscheinen, ist die
Intensität und Sonder Wirksamkeit unterscheiden Sonne (hvara xjaetam) ein selbständiges Wesen und
sie sich voneinander. So wird das B ahräm -Feuer, zugleich Ahura Mazdähs Auge, sind die Sterne
das die heutigen Parsen als das höchste Tempelfeuer selbständige Wesen und zugleich Augen MiQras, be¬
unterhalten, durch Zärimonien, deren Durchführung ein steht Ahura Mazdäh als selbständiges Wesen und als
ganzes Jahr erfordert, aus verschiedenen anderen lichten urvan- der amaja- spanja-, in die er eingegangen ist (s.
Feuern hergestellt, die zu immer höheren Feuerformen S. 30 und 33ff.), ist der finstere Geist (anra- mainyu-) selb¬
durchgeläutert werden. ständig und zugleich Indra, Sarva, Näsatya, d. h. die
Zwischen den einzelnen Verkörperungen je des lichten Kollektivperson, von der die Genannten unbeschadet
und des finsteren Feuers besteht darum nur ein Grad-, aber ihrer eigenen Selbständigkeit nur Teile sind, wie die
kein Wesensunterschied. Die einen sind a$avan- „Besitzer avatära- in der indischen Mythologie Teile (atpsa-) des
des Lichtes-des-Heils“, die anderen druvapt- „Besitzer der neben ihnen selbständig bestehenden Visnu sind. S. oben,
Vernichtung“. Aus dem fortwährenden Kampfe der lichten S. 69. Den Ohren Ahura Mazdähs opfert man als selb¬
und der finsteren Schöpfung, der durch die beiderseitigen ständigen Opferwürdigen genau so wie seinem Auge, dem
Feuer geschieht, ergibt sich, daß gegenseitige Mischungen hvar- xjaeta-, „dem Besitzer feuriger Bosse“.
in den Herzensfeuern eintreten können, die sich dann in In der Gä0ä Y. 51,8 heißt es: „Herbei sollen eure
entsprechenden Gedanken, Worten und Taten äußern. Ohren zu denen kommen, die sich euren Werken an¬
Das Überwiegen der guten oder der bösen entscheidet für schließen, o Herrscher, o Licht-des-Heils (a|ä),
die Zugehörigkeit eines Wesens zur lichten oder finsteren durch ihrer Zunge, durch des hellen Gedankens Worte,
Schöpfung. Gleichheit beider bedingt Zugehörigkeit zu deren erster Lehrer du bist, Verstand (Mazdäh)!“
beiden. S. oben, S. 11 und 64 f. Daß die druj- „Ver¬ Da die Wirkung eines Wesens durch die Arten
nichtung“ die höchste Form des daevischen Feuers ist, des Feuers bedingt ist, aus welchen es, ausschließlich oder
haben wir bereits gesehen. unter Beimischung anderer Materie, besteht, so schließt
Das a|a- („Licbt-des-Heils“) ist, wie das Ajam vohu man aus der Art seiner Wirksamkeit auf seine Zugehörig-
(Y. 27, h) besagt, „das leuchtendste Licht“. Das
„leuchtendste a|a-“ (aja- vahista-) wiederum ist mit 1 Die vedischen Stämme sind in der Spezialisierung der
Feuer noch nicht so weit fortgeschritten, wie die awestischen.
dem savah-, der saohä-, den anayra- raocah- („anfangslose
brähman- wird also auch im Sinne der awestischen Spezial feuer
Lichter“) identisch. Die eben genannten Wörter sind daenä- und xvannah- gebraucht.
Synonyma und bezeichnen dasjenige Feuer, welches den 2 Ygl. die ganz ähnliche Lehre der Taittirlya-Upanisad 2, l ff. j
Lichthimmel erfüllt. Somit ist das «|a- wie das vedische Vf., Weisheit der Upanischaden, S. 12.
— 80 — = 81 —

keit zur lickten oder zur finsteren Schöpfung. So kommt man einige wenige Tiernamen. Alles was sich durch die Luft
dazu, im Winde je nach seiner Wirksamkeit und seinen bewegt ist vi- oder mdrsya- „Vogel“; auch der Fisch
Eigenschaften, trotzdem man ihn als eine einheitliche ist als solcher bekannt. Daneben kommen einige wenige
Person betrachtet, teils einen Opferwürdigen, teils einen Vogel- und Fischnamen vor, die man unterscheidet. Daß
daeva- zu sehen (s. oben, S. 63). Man unterscheidet nicht dies aber mit unserer modernen Systematik nichts zu tun
etwa zwei verschiedene Winde, einen ahunschen hat, beweist schon die Tatsache, daß der Begriff „Säuge¬
und einen daBvischen, sondern nimmt, wie die oben an¬ tier“ unbekannt ist. Alle nützlichen, Nahrung
geführte, oft wiederholte Opferformel zeigt, eine Person und Kleidung liefernden Tiere sind „Kuh“
an, welche zum Teil dem leuchtenden, zum Teil dem (go-, fern.), und Y. 71,9 heißt es: „Wir opfern der ge¬
finsteren Geiste angehört, also eine Mischung von Be¬ samten Kuh, der unter dem Wasser lebenden und der
standteilen beider ist. unter der Erde lebenden und der sich im Fluge bewegen¬
Es versteht sich demnach von selbst, daß dem Awesta den und der im Raume gehenden und der auf der Weide
die Begriffe „Gott“ und „Teufel“ im christlichen Sinne befindlichen“. Ebenso sind alle nützlichen Raub¬
fremd sind. Die Wörter, welche die Iranisten mit „Gott“ tiere „Hund“1. Sie alle haben „Seelen“ (urvan-), wie
übersetzen, sind baya-, yamta-, ams§a- spwita-, während Y. hapt. 39,2 = Yt. 13,154 zeigt, und diesen ihren Seelen
sie daeva- mit „Teufel“ wiedergeben. wird geopfert. Wie der Hund einerseits eine hervor¬
baya- „Zuteiler“ ist Synonymon von dätar-, und dieses ragende Stellung neben oder gar über dem Menschen ein¬
ist genau = ötovYjp (läwv); s. S. 146 zu Yt. 10, so. nimmt, so wird er andererseits, wenn er seine Pflicht
yamta- heißt „opferwürdig“, und bezeichnet als Sub- nicht tut, genau so wie dieser nach ganz bestimmten
stantivum alle Wesen der lichten Schöpfung, die Unsterb¬ Gesetzen bestraft (V. 13,29ff.), also als vernunftbegabte
lichen so gut wie die sterblichen Tiere und Menschen Person behandelt.
sowie deren Eigenschaften, Handlungen und Geräte, die Die Sterblichkeit der irdischen Wesen bedingt
alle Teilpersonen der höchsten Kollektivperson
sind. Ihnen allen wird im Yasna tatsächlich geopfert. ‘Anwesen’; ‘Gehöft, Haus und Hof, Hausstand (familia)', überhaupt
atnsya- spsi^ta- heißt „erleuchteter Unsterblicher ; vgl. ‘Hab und Gut’ (im Gegensatz zu tanü-, tanus-), ‘weltlicher Besitz’
(im Gegensatz zu awhav- I 2)“. Über die Abwegigkeit der Pa¬
kJ. tl. rallele nhd. „Wesen“, „Anwesen“ zur Begründung der angeb¬
Für „Tier“ im Gegensatz zu „Gott“ und „Mensch“
lichen Bedeutungsentwicklung braucht man kein Wort zu ver¬
besitzen die arischen Sprachen gar kein Wort, pasu- lieren. Sachlich ist einzuwenden, daß hier wieder ganz naiv
heißt „Vieh“, nicht „Tier“, und das sehr bezeichnende Dual¬ die Verhältnisse unserer Landwirtschaft auf die awesti-
kompositum pasu vira bedeutet dasselbe, wie gaed-ä-, die sche Herdenwirtschaft übertragen werden. In den gä&ü-
spielt der Ackerbau überhaupt noch keine Rolle. Im jüngeren
einem Besitzer gehörigen Stücke Vieh und die zu dessen
Awesta heißt västrya- fäüyawjt,- „viehzüchtender Weidebesitzer“,
Schutz und Pflege nötigen Männer1. Sonst kennt man
nicht aber „Viehzüchter und Ackersmann“ (Geiger, OK. 373). Der
Kult der „Pflanzen“ im Awesta erklärt sich aus der Viehzucht,
1 Bartholomae gibt AirW. Sp. 478 ganz richtig die Ety¬ nicht aus dem Ackerbau. Der Ackerbau spielt in den Yast noch
mologie (Ableitung aus der Wurzel 'gay- „leben“). Das Wort gae&a- keine große Rolle (vgl. aber Yt. 10, 61. 13, 4S. 78) und gewinnt erst
bedeutet demnach „das Lebende“, „das Lebewesen“ im Sinne des im Vendldäd größere Bedeutung. Die Viehzucht bleibt aber auch
„knochenbegabten“, also im irdischen Dasein befind¬ hier die Hauptsache.
lichen Wesens, im Gegensatz zu dem aus reinem Feuer bestehen¬ 1 Bösartige Hunde dagegen gehören, wie die Wölfe und
den „geistigen“. Ganz unverständlich ist mir darum Bartho- deren Bastarde der finsteren Schöpfung an und sind von daevi-
lomaes Bedeutungsansatz (Sp. 477) „2) ‘Wesen’ im Sinne von schem Feuer (ao$ah~) erfüllt: V. 13, 42f. S. auch unten, S. 228.
6
82 83

keinen Wesens unterschied von den rein geistigen; denn tivpersonen zusammengefaßt werden. Die Häuser, die
der Tod entfernt nur die vergängliche Materie und Dörfer, die Gaue, die Länder haben je einen ratu- „Aus¬
damit eine rein äußerliche Schranke zwischen den strahler“, oder, wie der vollständige Titel lautet, einen
„geistigen“ und den „knochenbegabten“ Opferwürdigen. aqahya ratu- „Ausstrahler des Lichtes-des-Heils“ h Die
Genau dasselbe gilt von den Wesen der finsteren höchste über den übrigen sterblichen ratu- stehende Kol¬
Schöpfung. Auch zwischen ihnen besteht keinerlei Wesens¬ lektivperson, der „ratu- des gesamten knochenbegabton
unterschied. Der Päderast (V. 8, si), die Schildkröte Lebens“, ist ZaraGustra.
(V. 13, s), die Leichenstätte (daxma-, V. 7, 54; s. oben, Dieser strahlte seine daenä- aus und den zu Bekeh¬
S. 24), der Berg Arezüra (V. , . 19,447.) sind daeva-,
3 7 renden ein durch seine Lieder, die gä&ä-, welche als wir¬
die Schlange Dahäka ist druj- (Y. 9,s). Alle schäd¬ kungsvollste Opfertexte dem Yasna einverleibt sind. Jeder
lichen Raubtiere sind „Wolf“ oder „diejenigen, Priester muß sie gelernt haben und strahlt sie seinerseits
welche dasFeuer desWolfes besitzen“. Ähn¬ wieder und wieder durch ihren Vortrag aus. Die Sub¬
lich unterscheidet man „diejenigen, welche das Feuer der stanz dieser Lieder ist das Himmelsfeuer. Da nun die
Schlange“ und „diejenigen, welche das Feuer der Zwei¬ durch gleiches Feuer bedingte gleiche Wir¬
beinigen besitzen“. Unter letzteren sind alle mensch¬ kung P er s o n e n gl e i c hh e i t bedingt, so sind
lichen Feinde, Räuber, Diebe, Hexen, Zauberer, Irrlehrer die gelehrten Priester mit Zaraöuätra per¬
usw. zu verstehen. Ygl. unten, S. 228. sonengleich, sind nur verschiedene Verkör¬
DasWeltgebäudebestehtdarum aussich perungen desselben Wesens. So ist es zu er¬
zu immer höheren Kollektivpersonen zu- klären, wenn sich Y. , . 11, u der Zaotar selbst
8 7 als
sammenschließendenEinzelpersonen. Aredvl ZaraOuStra bezeichnet.
und die Gestirne sind Teile MiGras des Nachthimmels, die Y. 19,18 bezeichnet der Name ZaraGugtra aus dem
Sonne ist das Auge Ahura Mazdähs des Taghimmels (s. gleichen Grunde den obersten Priester als obersten
unten, S. 250), die Pflanzen und die Gebirge sind Körper¬ ratu-. Zur Bezeichnung dieses obersten ratu- verwendet
teile der Erde, und doch sind alle die Genannten zugleich man, eben weil sich auch die anderen, die gä&ä- auswendig
selbständige Opferwürdige. könnenden Priester mit ZaraGuStra identifizierten, auch den
Schon in urarischer Zeit vereinigte man die höch¬ Superlativ ZaraOuStrötoma „der höchste ZaraQu§tra “2.
sten dem- oft zu Kollektivpersonen, deren Einheit man Wenn Yt. 10,115 MiGra den „ratu- der Häuser, der
sprachlich durch Dualkomposita ausdrückte. Das Opfer, Dörfer, der Gaue, der Länder, der Zara&u$tröt9mau nennt,
wie es im Yasna ausgebildet ist, zieht aus dieser An¬ so kann das nur den Sinn haben, daß er seinerseits die
schauung die praktische Folgerung, indem es durch den Genannten übergeordnete Kollektivperson ist.
die Vermischung aller Wesen der lichten Schöpfung d i e Der ratu- der Gestirne ist nach Yt. ,
8 44 Tiätriya
Kollektivperson wirklich herstellt; s. oben, (der Regenstern Sirius).
S. 70. Die Y a s t kennen dieses Opfer nicht. Der höchste ratu- der „geistigen“ und somit der
VereGrayna- „die Feindetötung“, „der Sieg“, heute gesamten lichten Welt aber ist, wie sich aus zahlreichen
Bahräm, ist gleichfalls eine aus vielen Einzelfeuern her¬ Stellen ergibt, natürlich Ahura Mazdäh.
gestellte Kollektivperson; s. oben, S. 44. ■ S. S. 13.
Auf derselben Anschaung beruht die Gliederung 2 Ganz unverständlich ist mir Bartholomae, AirW., Sp. 1677:
der menschlichen Gesellschaft, in der die Ein¬ „der am meisten dem ZaraQustra gleicht“, mit der Erklärung:
zelpersonen gleichfalls zu immer höher gestuften Kollek¬ „Name der an der Spitze des Priestertums stehenden Gottheit“.

9*
Die Hauptmächte, denen man huldigte, blieben oder
waren bald wieder Ä t a r das Eeuer, der Rauschtrank
Haoma, Mi0ra der Sternhimmel, Aredvl die Milch¬
straße, VoroSrayna der arische Bezwinger des Haupt¬
feindes, der Dürre, und darum zugleich der Sieg überhaupt,
ferner der Wind, die Gewässer, die Gebirge und
die Pflanzen, weiter die Sterne als die Regenspender
sowie das Himmelslicht in seinen verschiedenen Formen
Die Yait, Insbesondere Yast 10.
und diejenigen Opferwürdigen, denen man seine Spendung
Wie der Name besagt und der Inhalt beweist, sind zuschrieb. Alle diese Opferwürdigen aber sind Natur -
die echten, d. h. die metrisch abgefaßten Yast Opfer¬ kräfte, arisch *daivä-, d. h. also diejenigen Wesen, die
te x t e. Sie wurden, wie wir noch sehen werden, ganz Zoroaster so leidenschaftlich bekämpfte, denen er die
ebenso wie die vedischen Lieder verwendet, also bei den Herrschaft über die Welt und ihre Teile absprach, die er
Opfern gesungen. mit den raTcsds-, den den Menschen feindlichen Mächten
Dabei ist das den Yast zugrunde liegende Opfer noch der Finsternis, auf gleiche Stufe stellte.
das alt arische, dem rgvedischen entsprechende. Es ist Zwar war seit Zoroaster oder der Einführung seiner
verschieden vom altpersischen, wie wir es aus Herodot Lehre der alte Ausdruck arisch *daivä-, awest. daeva- zur
I, 132 kennen, und vom arsakidischen und säsanidischen, Bezeichnung dieser Naturmächte verpönt und wurde, der
wie es im Yasna und im Vlspered vorliegt. Das Etymologie zum Trotze, nur noch zur Bezeichnung der
Yasna- und Ylspered-Opfer ist seinem Grundgedanken Mächte der Finsternis verwendet; aber ihrem Wesen nach
nach eine Eortbildung des altpersischen, nicht des ost¬ waren die mainyava- yazata- „die geistigen Opferwürdigen“,
iranischen, wie ich an anderer Stelle zeigen werde. oder die amd§a- spstita- „die erleuchteten Unsterblichen“,
Daß Zoroaster selbst das Haoma- und das Tier¬ wie man sie jetzt nannte, den alten arischen, noch bei
opfer bekämpfte, ist bekannt. Sein Versuch, der Vernunft den vedischen Stämmen verehrten *daiva- völlig gleich.
zum Siege zu verhelfen, scheiterte an den Tatsachen des Ein so in unserem Sinne abstraktes System die
Lebens. Die räuberischen vedischen Stämme, welche unter Welt regierender Mächte, wie Zoroaster es aufgestellt
dem Schutze der devä- fochten und deren Beistand durch hatte, vermochte natürlich niemals Gegenstand des Glau¬
das Soma- und Tieropfer gewannen, bewiesen den fried¬ bens für die Menge zu werden. Dazu waren die alt¬
lichen iranischen Viehzüchtern, unter denen die alten ererbten Vorstellungen zu tief eingewurzelt, dazu war die
Yast entstanden sind, durch die Tatsache ihrer Über¬ Bildung der Arier noch zu gering, ihre Weltanschauung
legenheit, daß nicht die von Zoroaster gelehrten Begriffe, noch viel zu kindlich. Wie stark die übererbten Vor¬
sondern die daeva-, d. h. also die Naturmächte, den Lauf stellungen waren, das ersehen wir daraus, daß sich selbst
des kosmischen wie des irdischen Lebens bestimmten. die von Zoroaster gelehrten Wesen, der Verstand
Wenn also Zoroasters Lehre, woran ich stark zweifle, Mazdäh-, die Herrschaft Xsa0ra-, die Viehzucht der Se߬
jemals in Ostiran wirklich in ihrer Reinheit durchgeführt haften Äramaiti- usw. eine Umbildung in Naturkräfte
worden ist, so wurde sie jedenfalls sehr bald wieder durch gefallen lassen mußten, offenbar, weil man sie anders
den Kult der Naturmächte verdrängt. Ein Teil der von zu begreifen nicht imstande war. Ahura Mazdäh „der
Zoroaster gelehrten Mächte wurde zwar theoretisch in den Herrscher Verstand“ wird auf diese Weise zum Himmel,
Kult aufgenommen, führte hier aber ein Schattendasein. dem vedischen Indra entsprechend, oder gar nur zum
86 87

Tagbimmel, den man MiQra dem Nachthimmel an die Yt. (Y. 57), sind ebenso wie die Gä6ä und andere selb¬
Seite stellt, und schließlich wird er, wie wir noch sehen ständige Texte in den Yasna aufgenommen worden, den
werden, bei ostiranischen Stämmen zur Sonne. Ähnlich Haupttext des säsanidischen Opfers. Die anderen Yt.
wird dem „hellen Gedanken“ Vohu manah der Schutz bilden heute einen Teil des „kleinen Awestas“ (Xorde
der nützlichen Tiere, dem „Lichte-des-Heils“ A§a der des Avesta) und werden bei den Opfern nicht mehr ver¬
Feuers, der „Herrschaft“ XsaQra der der Metalle, der wendet.
„Viehzucht der Seßhaften“ Äramaiti der der Erde, der Schon die Einteilung der Yaät in Tcardc „Abschnitte“
„Unversehrtheit“ Haurvatät (s. IIQF. VI, 152) der der beweist, daß wir in ihnen z. T. stark erweiterte Texte
Gewässer, der „Unsterblichkeit“ Amerotät der der vor uns haben. Diese Abschnitte bilden kleine, in sich
Pflanzen zugewiesen. selbständige Teile und werden daher mit je einer her¬
Das „leuchtende *Himmelslicht“, die Sonne, wird zu kömmlichen Opferformel eingeleitet und geschlossen.
Ahura Mazdähs Auge. Ja in einzelnen Ya§t wird Damit soll nicht gesagt sein, daß jeder dieser Ab¬
Ahura Mazdäh den alten Naturkräften untergeordnet, schnitte ursprünglich ein selbständiges Lied gebildet hätte.
was sich besonders darin zeigt, daß er ihnen opfert, wie Einer solchen Annahme widerspricht der Textbestand.
in Yt. 5, i7«. der Arodvl, in Yt. 8,25 dem Tiätriya, in In mehreren alten Yast ist eine zielbewußte Anordnung
Yt. 15,2 ff. dem Sturme (Väyu). Auch in Westiran wenden der Glieder, welche die einzelnen Karde bilden, nicht zu
sich die Achämeniden sehr bald wieder dem Kulte der verkennen. Neben dem Lobpreis des Yazata, dessen Opfer
Naturmächte zu, Xerxes (IIQF. I, 12), Artaxerxes II. und das betreffende YaSt zu begleiten bestimmt ist, finden wir
III. (IIQF. I, 20). als wiederkehrende Bestandteile die Nennung bekannter
Das Tier- und Haoma-Opfer aber bilden Personen, welche ihm geopfert haben und denen er, je
nach wie vorZoroaster den Mittelpunkt des nachdem diese Opferer der lichten oder der finsteren
Kultes in Ost- wie in Westiran1. Schöpfung angehörten, seine Hilfe gewährte oder versagte;
Die bei den Ostiraniern verwendeten Opfertexte liegen die Aufzählung seiner Eigenschaften, die Art seiner Hilfe,
uns zum Teil noch in den alten Ya§t vor, also in Yt. 5, seine Klage, daß man ihm nicht opfere, die Angabe der
9(?), 10, 13—17, 19, sowie in Y. 9—11 und 57. Vorteile, die man durch das ihm dargebrachte Opfer er¬
Sicherlich waren diese Opfertexte ursprünglich viel lange, Bestimmungen über diejenigen Personen, welche
weniger umfänglich, als die Yast-Texte, wie wir sie heute am Opfer beteiligt werden dürfen. Aber es ist ohne
besitzen. Aber wie bei den vedischen, so erweiterten auch weiteres zu erkennen, daß kein einziges dieser Yaät noch
bei den awestischen Stämmen die Priester die einfachen den unverfälschten Urtext enthält. Nicht nur enthalten
Opfer zu immer umfangreicheren Zärimonien, und dadurch verschiedene Yaät zahlreiche gleichlautende Stellen: auch
nahmen die Opfertexte im awestischen Kult immer größeren innerhalb einzelner Yast lassen sich auf Grund der Sprache,
Umfang an. der Metrik, des Inhalts frühere von späteren Stellen unter¬
Im Miöra-Yast, 10, iss, wird das Darbringen eines scheiden. Das Tiätriya-Yast z. B. enthält hintereinander
„langen Opfers“ für ketzerisch erklärt; aber das hat die vier verschiedene Darstellungen der Entstehung des Ge¬
Entwicklung nicht aufzuhalten vermocht. Zwei von den witters, die ihr verschiedenes Alter schon durch den Um¬
alten Yaät, das Haoma-Yast (Y. 9—11) und das Sraosa- stand beweisen, daß zwischen ihrer Abfassung die Ent¬
deckung gemacht worden war, daß der Regen nicht aus
1 Das Haoma-Opfer, von dem Herodot nichts weiß, ist wahr¬
scheinlich von Ost- nach Westiran verpflanzt worden. Der Haoma, dem Feuerhimmel, sondern aus den Wolken stammt (s.
ved. S6ma, ist außerhalb Ostirans noch nicht nachgewiesen. IIQF. II, 54 ff.).
— 88 —
— 89 —

Auch das zehnte Yaät, welches Mi0ra gewidmet gedacht. Diese Stücke widersprechen dem Liedcharakter1.
ist, ist nicht aus einem Gusse. Es besteht aus einer zu MiQra dagegen spricht in §§ 54f., 73 f., 108—111, 118,
einem Ganzen vereinigten Sammlung von Opferliedern, die Sonne in § 91.
deren zeitliche und örtliche Verschiedenheit schon durch Unter die spätesten Teile des 10. Yasts gehört Ab¬
das Metrum erwiesen wird. Die zweite Hälfte stammt schnitt XXXI (Tiraden 123—135), dessen Verfasser nicht
sicher in der Hauptsache aus späterer Zeit, als die erste, mehr imstande ist, richtiges Awestisch zu schreiben. In
obwohl sich auch in der ersten Hälfte Stücke verschiedenen 126 a steht der Genetiv rasnuvö, durch das Metrum ge¬
Alters befinden1.
deckt, als Subjekt, in 128a = 129a = 130ah = 131 ag =
^ Die verschiedenen „Abschnitte“ (Jcarde) sind im 10. 132 a steht avam väsahya — illum currüs in der Bedeutung
Yagt ohne jedes logische Prinzip aneinandergereiht. In „dort auf dem Wagen“. Danach wird man auch 126 d,
den meisten wird MiQra als Helfer im Kriege und wo der Akkusativ als Subjekt steht, nicht verbessern
als Bekämpfen der daeva- und ihres mensch¬ dürfen.
lichen Anhanges geschildert, gepriesen und angerufen. Wie fern der Verfasser der alten Zeit steht, in der
Da sich diese seine Eigenschaft aus seinem Natur¬ man die Bedeutung der mythologischen Namen noch
charakter ergibt, so ist es selbstverständlich, daß in kannte, zeigt § 127, wo dem DämöiS Upamana Ebergestalt
einzelnen dieser Stellen MiQras Charakter als Naturer¬ beigelegt wird. Daß man darin keinen mythologischen
scheinung und als Helfer im Kampfe mit einander ver¬ Tiefsinn suchen darf, beweist der Umstand, daß die Schilde¬
quickt sind. Denn diesen Unterschied machen nur wir rung der Ebergestalt Yt. 14, is entlehnt ist, wo sie eine
Modernen, während im arischen Denken die Natur- und der Erscheinungsformen VereQraynas bildet, dem allein sie
die Kriegsmacht MiOras eine Einheit bildete. Vgl. Karde nach dem dortigen Zusammenhang zukommt. Aus dieser
IV, VII, VIII, X, XV, XVI, XXI, XXIV, XXXIV, XXXV. Stelle ist sie, gleichfalls als Schilderung VoreQraynas, zum
MiOras Kriegswagen, seine Waffen und seinen Auszug größten Teil in Yt. 10,70 herübergenommen worden. Der
schildern die Karde IV, XII, XVII, XXIV—XXVI, XXVIII, Verfasser von Yt. 10,127 dagegen hat keine Ahnung mehr
XXXIf., XXXIV, seine Wohnung VIII (?), X, XII, während davon, weshalb VoreQrayna diese Gestalt zugeschrieben
XIII, XIX und XXVII seine Klage, daß man ihm nicht wird und benutzt das fremde Versmaterial rein mecha¬
opfere, mit auf sie folgendem Opfergelübde enthalten. nisch, um einem Opferwürdigen Gestalt zu verleihen,
Als Schützer des Bündnisses erscheint er in I und in den er offenbar auch nur dem Namen nach kannte.
XXIX, usw.
So ist auch die Schilderung der Waffen MiQras in
Die Sprecher der meisten Karde sind die Opfer¬ diesem Karde ohne jeden mythologischen Wert. Hier hat
priester in Vertretung der Gemeinde. Aber §§ 1—3 des einfach ein menschlicher Großer zum Vorbild gedient, der
ersten Karde enthalten eine von Ahura Mazdäh dem Zo- ,) auf seinem Kriegswagen einherfährt und dessen Aus¬
roaster gespendete Belehrung über MiQra, Karde XYY rüstung nur übertrieben wird. Nach Tirade 96 ist MiQras
dasselbe nebst Anweisung für die Ausführung des Opfers,
Karde XXXII dasselbe nebst Vorschrift über die zu ver¬
1 Auch andere, aber nicht alle Yaät sind stellenweise Ahura
wendenden Priester. In Karde XXXIV, 143 wird Spi- Mazdäh in den Mund gelegt: Yt. 1,1 ff.; 2,11; 3,1; 4,1; 5,1 (vgl. 6, 90
tama angeredet, als Sprecher also gleichfalls Ahura Mazdäh das Gespräch Zoroasters mit Aradvi); 8,1; 10,1; 11,4; 12, l; 13,1
(vgl. 18); 14,1; 18,i. In den übrigen Yast einschließlich Y. 9—11
und 67 ist dies nicht der Fall. Daß es sich bei der Einführung
1 Vgl. Vf., Beiträge zur Metrik des Awestas und des Rgvedas Ahura Mazdähs wenigstens in die Texte der älteren Yast um
S. 9 f. 19 und S. 25.
Zusätze handelt, ergibt der Zusammenhang.
90 9L

Waffe der vazra-, der Blitz, der ihm als dem Gewitter- Yt. 10, so teilweise = Yt. 12,2s.
Spender zukommt. Auch der Verfasser von Karde XXXI 6i teilweise = Yt. 13,92. Ny. 1, i.
weist ihm den vazra- zu. Dabei entlehnt er 6 von den 65 = Yt. 10,74 = Yt. 8,n (hier Worte TiStryas).
insgesamt 7 Versen der 132. Tirade der 96. Die Tat¬ 57-59 = Yt. 10, 82—84.
sache der Entlehnung wird durch den Umstand gesichert, 63 = Yt. 10, 28 f.
daß die in § 96 als Objektskasus richtigen Akkusative 68 teilweise = Y. 57, 27 (von den Rossen
in § 132 als Subjektskasus erscheinen. Srao^as).
Über die Komposition der 143. Tirade s. die 5. Fu߬ 70 teilweise = Yt. 14, is; teilweise = Yt. 10,127
note zu dieser, unten S. 172. (hier von Dämöig Upamana-).
Die späte Abfassung dieser Abschnitte 74 = Yt. 10,55.
setzt ihre Entstehung in Westiran, also in ss teilweise = Y. 57,19.
Persien, voraus, in dem Lande also, in wel¬ 91 teilweise = Y. 62,1.
chem das auf mi&ra-zurückgehende neuper¬ 981. = Y. 57, 25 1. (dort an Srao^a gerichtet).
sische Wort mihir die Bedeutung „Sonne“ 94 auch = Yt. 10,114.
hat. Wenn nun selbst in diesen Ab schnitten 95 teilweise = Yt. 10,99. V. 19,4. Aog. 66
Mi0ra durchaus noch von der Sonne ge¬ Vgl. auch Yt. 10,97.
schieden wird und sie nichts enthalten, was 96 = Yt. 10,132.
seine Deutung auf die Sonne zuließe, so sieht 97 = Yt. 10,181 (hier als Hauptsatz); vgl. auch
man, wie spät diese Bedeutungsübertragung Yt. 10,99.
ist und wie verhängnisvoll es auch für die 98 = Yt. 10, 186.
Mythologie ist, wenn sie von den Anschau¬ 99 teilweise = Yt. 10,9s; vgl. auch Yt. 10,97.
ungen einer späteren Zeit ausgeht, um das los = Y. 57,15 (dort von S r a 01 a gesagt).
ursprüngliche Wesen eines Gottes zu er¬ . 104 teilweise = Y. 57, 29 (dort von S r a 0 § a
gründen. gesagt).
Im übrigen sei das Bild, das die bisherigen Erörte¬ 109 vgl. Yt. 10,111.
rungen ergeben haben, noch durch folgende Konkordanz 11s = Ny. 1,7.
der hauptsächlichen Parallelstellen (vollständiger AiW. 114 = Yt. 10,94.
XVI) ergänzt. 127 teilweise = Yt. 10,70. Yt. 14, is.
Yt. 10, 4 — Ny. 2, is 182 teilweise = Yt. 10,96.
6 = Ny. 2,14 134 = Yt. 10,97; vgl. auch Yt. 10,99.
6 = Ny. I,i6. 2,15. Der Prosaschluß=Y.27,i5. 186 = Yt. 10, 98.
8 teilweise = Yt. 10, 47.48. 144 = Ny. 2,11.
9 teilweise = Yt. 13, 47 (dort von den Fra- 145 = Ny. 2,12. Vgl. Y. 6,10 = 17,io = 59,io.
va^i gesagt). Nach der Ausgabe erscheint das 10. Yast als eine
n teilweise = Yt. 5, ss (aus Yt. 10, n entlehnt). Mischung von Prosa und Versen. In Wahrheit jedoch
281. — Yt. 10,68. ist es ein von Anfang bis Ende rein metrischer Text.
82-84 = Yt. 10, 57—59. Wie die jungawestiscbe Dichtung überhaupt ist es in
47 f. teilweise = Yt. 10,8, teilweise = Yt. 14,63 Tiraden abgefaßt, die genau den Tiraden des altfranzösi¬
(dort von VeroOrayna gesagt). schen Epos und des frühmittelhochdeutschen Leichs ent-
sprechen. Der Hauptvers ist der Achtsilbler; an besonders
bervorgebobenen Stellen, wie Anfang und Schluß der
Tiraden und der Sätze, tritt daneben der Zehn- und der
Zwölfsilbler auf. Alle diese Verse zeigen Zäsuren, die
durch bestimmte Gesetze geregelt sind, welche auch im
Rgveda für diese drei Versarten gelten. Wie die euro¬
päischen Tiraden, so wurden die awestischen gesungen.
Wie diese, so sind sie durch Reime und durch Assonanzen Die Sonne.
geschmückt, die zwar in den awestischen Tiraden noch
Die Indogermanen betrachteten die Himmelskörper
nicht unbedingt erforderlich sind, aber schon in weitem
als Öffnungen im Himmelsgebirge, aus welchen der Regen
Maße herrschen. Das Nähere ist aus des Vfs. „Beiträgen
und das Himmelslicht auf die Erde herabgelangte. Der
zur Metrik des Awestas und des Rgvedas“ ersichtlich,
Begriff „Himmelskörper“ war ihnen also fremd.
aut die hier verwiesen sei.
Das Wort für Stern, das den meisten indoger¬
manischen Sprachen gemeinsam ist, ist ein Lehnwort1.
Eür den Mond hatten die Indogermanen kein gemein¬
sames Wort. Ein Teil von ihnen bezeichnete ihn als den
„Messer“ der Zeit (Sanskrit mas-, dazu unser „Mond“ usw.),
ein anderer als „die Leuchte“ oder „das Licht“ (asyWjvY),
luna), und selbst die etymologisch zusammengehörigen
Bezeichnungen des Mondes weisen Abweichungen in der
Wurzel wie im Suffix auf.
Ähnlich liegt der Fall bei den indogermanischen
Wörtern für „Sonne“. Diese sind Ableitungen aus
einer indogermanischen Wurzel Tiefstufe *sü-
„leuchten“; aber die in den indogermanischen Sprachen
überlieferten Wörter für „Sonne“ gehen auf verschie¬
dene indogermanische Grundformen zurück: *säy,el-,
*suuel-, *s(u)uen-, *sun-2.
Aus den einzelnen indogermanischen Sprachen ergibt
sich, daß diese Basis keinen Himmelskörper bezeichnete,
sondern „Himmelslicht“ bedeutete. Das griechische y^io;,
v)).ios aus *säuel-io-s, das vedische sür-ia-s aus *sül-io-s be¬
zeichnen die Sonne als etwas „zum Himmelslicht (*säuel-,
*sül-) Gehöriges“; das albanesische hül- bedeutet nicht
„Sonne“, sondern „Stern“, das irische süil „Auge“.

1 S. Günther Ipsen, Sumerisch-akkadische Lehnwörter im


Indogermanischen, Indog. Forschungen XLI (1923), S. 174 ff.
* S. Boisacq, Dictionnaire ötymologique de la langue
grecque, 2. Auflage, Heidelberg-Paris 1923, S. 321.
95 —

Der indogermanische Ausdruck für „Himmel“ (arisch


für die anderen himmlischen Lichtquellen verwendet
*diü-, *diu-, griechisch Zeds, lat. Jup-piter, Dies-piter), das
werden konnte.
griechische od&vjp und die vedischen und awestischen Im Rgveda bezeichnet süar- das Himmelslicht im
Wörter für „Himmel“ zeigen, daß sich die Indogermanen
allgemeinen wie die Sonne im besonderen. Bei der nahen
die Welt von einem großen Teuer umgeben dachten,
Verwandtschaft des Awestischen mit dem Vedischen ist zu
welches jenseits des auf den Rändern der Erde ruhenden
erwarten, daß es sich im Awestischen ebenso verhält.
steinernen Himmelsgebirges, das über der Erde eine
Darauf deutet zuvörderst schon der Umstand, daß
Höhlung bildet, den Raum erfülleDiese Anschauung
das Awestische nicht nur hvar-, gäQisch auch xvan- (d. i.
läßt sich nur daraus erklären, daß die Indogermanen
*huvan-), sondern auch den erweiterten Ausdruck hvar-
die Sonne, den Mond und die Sterne als Öff¬
xSaeta- „das leuchtende Himmelslicht“ zur Bezeichnung
nungen im Himmelsgebirge betrachteten,
der Sonne verwendet. Dieser Ausdruck ist zwiefacher
durch welche das kosmische Feuer sichtbar
Deutung fähig, entweder: „das (durch die Öffnung herein)
wurde.
scheinende Himmelslicht“, oder das „leuchtende Himmels¬
Bedürfte es eines weiteren Beweises für diese bei
licht“ im Gegensatz zu dem milderen, durch die Sterne
den arischen Völkern noch durchaus lebendige Vorstellung,
gestrahlten. Wahrscheinlich ist die zweite Deutung die
so würden ihn die indogermanischen Bezeichnungen der
richtige.
Sonne liefern. Das griechische und das vedische
Mag die eine oder die andere Deutung das Richtige
surj,as- bedeuten zufolge ihres Suffixes, idg. -io-, arisch
treffen, der Zusatz xsaeta- zeigt jedenfalls, daß hvar- an
-ia-, etwas zum Himmelslicht Gehöriges2. Wenn das
sich zweideutig war und wie das vedische süar- noch
irische süil, ursprünglich „Himmelslicht“, die Bedeutung
die ursprüngliche Bedeutung „Himmelslicht“ haben
„Auge“ hat, so erklärt sich das daraus, daß die Indo¬
konnte, so daß man das Bedürfnis fühlte, ein Beiwort
germanen wie noch die Arier und die späteren Inder
hinzuzusetzen, wenn man insbesondere das durch die
(s. die Bhavabhüti-Stelle oben, S. 7) das Sehen als ein
Sonnen Öffnung gestrahlte bezeichnen wollte. Und daß
Ausstrahlen des Herzensfeuers durch die Augen betrach¬
dies nicht nur im Ostiranischen (Awestischen), sondern
teten, daß ihnen also alle Öffnungen, durch welche Licht
auch im Westiranischen der Fall war, dafür zeugt das
strahlte, Augen waren. Wir werden noch sehen, daß die
neupersische xorbed „Sonne“ neben dem einfachen xor
Sterne MiOras, die Sonne im Awesta Ahura Mazdähs, im
„lux magna“ (Vullers).
Veda der devä- oder Miträ-Vdrunas Auge ist». An dem
Wenn Bartholomae im Altiranischen Wörterbuch
albanesischen laut- „Stern“ dagegen sehen wir, daß das
unter hvar- und unter hvar- xsaeta- neben „Sonne“ und
indogermanische Wort, welches in den meisten indo¬
„Sonnenlicht“ die Bedeutung „Sonnenball“ gibt, so ist
germanischen Sprachen später die Bedeutung derjenigen
dies durchaus unberechtigt und irreführend, da die alten
Öffnung angenommen hat, aus welcher das Himmelslicht
Iranier nach Ausweis der Texte und der gesamten An¬
am wärmsten und hellsten ausstrahlte, ursprünglich auch
schauungen, welche sie von den Gestirnen hegten, der
1 S. IIQF. VI, 12 ff.
Sonne ganz sicher keine Kugelgestalt zuschrieben.
3 Nach dem Maskulinum zu urteilen, ist vielleicht ein Wort
für „Feuer“ zu ergänzen, so daß die Grundbedeutung wäre „das
Himmlische (Feuer)“. Vgl. RV. HI, 14,4.
Vgl. auch IIQF. VI, 32. Diese Anschauung geht auf das
Leuchten des Hunde auges in der Nacht zurück. S. oben, S. 40 f.
96 97

aufs finsterste betrachten“ wäre eine sinnlose Bedensart,


Hvar- und hvar- xsaeta-. und daß Bartholomaes Erläuterung des Ausdruckes (er
übersetzt falsch: „der vom Bind und der Sonne als dem
Wir betrachten im folgenden sämtliche Stellen des
Bösesten spricht“) durch die Vermutung, daß die Tieropfer
Awestas, in denen die Wörter hvar- und hvar- xsaeta-1
zur Nachtzeit stattgefunden haben, nicht stichhaltig ist,
Vorkommen. Um die Bedeutungen dieser Wörter festzu¬ liegt auf der Hand. „In der Nacht opfern“ und „von der
stellen und auch demjenigen, der den Grundtext nicht zu Sonne als dem Bösesten sprechen“ sind doch ganz verschie¬
lesen vermag, die Bildung eines eigenen Urteils zu er¬ dene Dinge. Ebenso ist die Übersetzung „vom Bind als
dem Bösesten sprechen“ widersinnig, da auch für die An¬
möglichen, soll in allen diesen Stellen das Wort hvar-
hänger der devä- Binderzucht (bezw. Binderraub) die Grund¬
mit „Himmelslicht“, hvar- xsaeta- mit „leuchtendes Him¬
lage der Wirtschaft bildete.
melslicht“ wiedergegeben und in beiden Fällen diesen
Y. (hapt.) 36,6: „Darum erkennen wir dir den leuch¬
Übersetzungen ein Sternchen vorgesetzt werden. Wo
tendsten (sraeStqm) Leib der Leiber zu, Verstand, Herrscher,
das Wort „Himmelslicht“ ohne das Sternchen erscheint,
diese (also die irdischen) Lichter (imä raoca), jene him-
steht im awestischen Text nicht hvar-, sondern ein Syn-
onymon. melslichtigste unter den himmlischen Lichterscheinungen
(harszistsm barszimanqm), welche das *Himmelslicht ge¬
nannt wird.“
Man könnte auf den ersten Blick hin das „Himmelslicht“
Hvar- und xvan- ohne xsaeta„Himmelslicht“, hier als die Sonne deuten wollen; dem widerspricht Y. 68,8, wo
insbesondere „Sonne“. dieselben Worte stehen. Dort abergeht ihnen der Satz voraus:
„Der vollständigen Sammlung der Opferlieder (staotanqm yes-
1. Zur Bezeichnung des Himmelslichtes im
nyanqm) opfern wir bei (= unter Gesang) der höchsten Strophe
allgemeinen verwendet. (vacastastä, wörtlich „Wortzimmerung“, also vieBeicht hier
Y. 32, io (Gä&ä): Der Mann hat seinen Ruhm ver¬ im Sinne von „Dichtung“ im allgemeinen).“ Diese Worte
stehen in dem Kapitel, welches den Gä0ä-Abschnitt abschließt.
nichtet, der erklärt hat, daß man aufs finsterste betrachten
Sie werden durch die arische Anschauung verständlich, daß
müsse mit seinen Augen das Rind und das *H i m m e 1 s -
die Lieder als Ausstrahlungen des Herzensfeuers ihrer Sub¬
licht, und der zu Erleuchteten (dad-sr^g) die Be¬ stanz nach Licht, Feuer sind (IIQF. VI, S. 186 unter „Lied“
sitzer des Unheils gemacht hat, der die Weiden entgraste und die Bemerkung oben, S. 14 zu tanu-mq&ra). Die Lieder
und der die Waffe schwang gegen den Besitzer des Lichtes- werden hier, da Herzens- und Himmelsfeuer identisch sind,
des-Heils. als irdische Gegenstücke zum kosmischen Himmels¬
licht betrachtet.
„Auf s finsterste betrachten“ heißt „zur Ver¬
nichtung bestimmen“; vgl. oben, S. 41 ff., 46. In Bezug auf Daß in unserer Stelle wirklich vom Himmelslicht im all¬
das Bind bedeutet der Ausdruck, es zur Schlachtung be¬ gemeinen die Bede ist, ergibt sich ferner aus
stimmen, in Bezug auf das Himmelslicht, da dieses mit dem Yr. 19,2: „Dem *Himmelslicbte, dem Lichte
Herzenslicht identisch ist, die Besitzer dieses Himmelslichtes, (raocö), opfern wir. Dem *Himmelslichte, dem him-
die agavan-, dem Verderben weihen. Gemeint sind mit denen,
melslichtigsten unter den himmlischen Lichterscheinungen,
die dies tun, die Anhänger des devä-Kults, welche selbst
Anhänger des Unheils (dragvatg.!-) sind und sich und ihre opfern wir. Und dem *Himmelslichte, den erleuch¬
Glaubensgenossen für die „Erleuchteten“ halten, da sie sich teten Unsterblichen, opfern wir. Den *gutgewirkten
das brähman- zuschreiben und dieselbe Lehre von der Ein¬ Liedern opfern wir. Und den *himmelslichtigen
heit des Himmels- und Herzensfeuers besitzen. „Die Sonne
Wohnungen opfern wir. Herbei opfern wir das
1 So die Stammformen. Der Nominativ lautet hvar» und *xvarenah-, Den vom Feuer gegebenen Herden
hvar» xsaet»m. opfern wir. Dem mit dem Lichte-des-HeilesVer-
7
98 99

bundenen, das das (eschatologische) Himmelsfeuer unter allen himmlischen Lichtern, die Substanz der Un¬
(savah-) ausbreitet, opfern wir. Der Spenderin opfern wir, sterblichen, die Substanz der Lieder, das Licht, das die
der erleuchteten Ärmaiti (= Viehzucht der Seßhaften), himmlischen Wohnungen der Angehörigen der lichten
in (oder: mit?) deren (yehe\) sowie in des Lichtes-des- Schöpfung erfüllt, das Licht des xvaranah-, das Licht des
Heiles und der Besitzer des Lichtes-des-Heiles, der Ge¬ Sakralfeuers (ätar-), das Licht des eschatologischen Him¬
schöpfe, deren erstes das Licht-des-Heiles ist, Gaben.“ — melsfeuers (savah-), das Licht, das Aramaiti erfüllt.
Der Text des letzten Satzes ist unkorrekt; yelie ist Wie sehr dem Verfasser insonderheit noch die arische
nach Form und Konstruktion nicht richtig, möglicherweise Anschauung eignete, daß die Lieder (Opfertexte) Licht =
verderbt. — In diesem Abschnitt habe ich nicht nur das Feuer sind, geht daraus hervor, daß er volksety¬
Wort, welches hvara übersetzt, sondern auch die Wörter, mologisch dasBeiwort zu mqSra- „Liedern“,
die der Verfasser der Stelle mit ihm in etymologischen Zu¬ hvarsta-, von hvara „Himmelslicht“ ableitet,
sammenhang bringt, mit Sternchen versehen. Der awe- während es in Wirklichkeit aus hu „gut“ und varSta
stische Text lautet: „gewirkt“, „getan“ besteht.
h v a r e, raocö, yazamaide . hvara, Das Kapitel Vr. 19 wird nach der Rezitation der
baräziStam barazimanqm, yazamaide. Spei^tä-Mainyü-GäGä, Y. 47—50, rezitiert und steht zu
h v a r 9 ca, ama$3 spayda, yazamaide. ihrem Inhalt in enger Beziehung, was man den bisherigen
hvarstfa mq&rä yazamaide. Übersetzungen freilich nicht ansieht.
xvanvaitiS varäzö yazamaide. Vr. 19,2 insbesondere bezieht sich auf Y. 50, io: „Und
ä tat x v a r anö yazamaide. alle Taten, die ich wirken werde und die ich bisher ge¬
ätaradäta vqthva yazamaide. wirkt, und welche durch den hellen Gedanken im Auge
a§ava fra&asavö yazamaide. strahlen (arajat, Var-, Sskt. arjuna- usw.), die Lichter des
dämim yazamaide, yqm ärmaitim spar^qm, *Himmelslichtes (= die Gestirne), der... (aeruS?)
yehe dä&re agaheca Stier der Tage: sie dienen alle durch das Licht-des-Heiles
aqaonqmca agapaoiryanqm dämanqml. zum Lichte für euch, o Herrscher, Verstand!*
Wo 1 f f s Übersetzung s. oben, S. XXIV. Hier werden verschiedene Formen des Himmelslichtes
Zu den nicht kursiv gesetzten Wörtern ist zu bemerken, neben einander gestellt: die „leuchtenden“ Taten, das vom
daß hv- und xv- etymologisch und der Aussprache nach hellen Gedanken (vohu manah; s. IIQF. VI, S. 32 nebst
gleiche, nur graphisch verschiedene Laute sind. Fußn. 1) ausgestrahlte Augenlicht, die „Lichter des *Him-
Aus dieser Stelle ergibt sich mit voller Bestimmtheit, melslichtes“ = die Gestirne der Nacht und „der Stier der
daß ihr Verfasser in dem Ausdruck hvar- eine allge¬ Tage“ = die Sonne. Auch Y. 46,8 spricht Zoroaster von
meine Bezeichnung für das Himmelslicht sah. Es „der Tage Stieren“ (ux§änö asnqm). Zoroaster verwendet
ist nach ihm das helle Licht überhaupt, das leuchtendste sonst keine Bilder, so daß der Ausdruck auf den ersten
1 Tirade von der Form 8(3 + 6), 12(4 + 4+4), 10(6 + 4), 8 Blick auffällig ist. Wenn er ihn hier verwendet, so liegt
(4 + 4), 10(6 + 4), 8(4 + 4), 10(6 + 4), 10(6 + 4), 12(2+4+6), 8 der Grund offenbar darin, daß ihm die Etymologie noch
(4 + 4), 12 (4+6 + 3). — Über das silbische » und die Verschiebung klar ist. Denn ux§an- heißt wörtlich „der Strahler“
von a vor v vgl. meine „Beiträge zur Metrik des Awestas und des (y2 vaxs-) und ist synonym mit arsan-, rsabhd-, gr. &p<nf)v
ftgvedas“, S. 38 ff., 46 ff., über die Form von i, 2 + 4 + 6, S. 33,
(zu VT „leuchten“). Da Same nach arischer Anschauung
Fußn. 1. Geldners Text und die meisten und besten Hss. schreiben,
dem Metrum entsprechend, fra&asvö, lassen also das verschleifte.
Himmelslicht ist (oben, S. 45 nebst Fußn. 1; 72, Fußn. 3),
a aus. so sind diese Etymologien ohne weiteres ebenso verständ-
7*
100 101

lieh wie der von Zoroaster gebrauchte Ausdruck. Ähnlich tränken“) und Gewässern und Geländen und Pflanzen
heißt Miöra Yt. 10, 86 ar§an- „Stier“, weil die Grund¬ und dieser Erde und jenem Felsen (= Himmelsgebirge,
bedeutung „Strahler“ usw. noch klar ist. Steinhimmel) und dem Winde, soweit er zum Lichte-des-
Da Zoroaster verschiedene Formen des Himmels¬ Heiles gehört {a^aonö)1, und den Sternen und dem
lichtes aufführt und der Plural raoeä — eine häutige Be¬ Monde und dem *Hi mm eislichte, den anfangslosen
zeichnung der Gestirne — beweist, daß mit den „Lichtern Lichtern, den selbstgeschaffenen {xvaöätanqm), und
des *Himmelslichtes“ nicht die Sonne gemeint ist, so ist allen Geschöpfen des erleuchteten Geistes (spdtytahe main-
es klar, daß xvan- auch an dieser Stelle das Himmelslicht ydus), den männlichen und den weiblichen Besitzern des
im allgemeinen ist, welches durch die Öffnungen, die die Lichtes-des-Heiles, den Strahlern2 des Lichtes-des-Heiles.
Gestirne bilden, durch den Himmelsberg hindurchscheint. Wie hier das *Himmelälicht = „Sonne“ den Sternen und
dem Monde beigeordnet ist und alle als die „anfangs¬
In Y. 50,2 (Gä&ä) bleibt es unentschieden, ob Zoro¬
losen Lichter“ bezeichnet werden, so ist dies auch an fol¬
aster allgemein an das Himmelslicht oder an die Sonne
genden Stellen der Fall:
gedacht hat: „Wie, o Verstand, soll die Glückbereitende
Y. 6, io = Y. 17, io = Y. 59, io; vgl. 2, u: Wir opfern
(= Kuh) zu gewinnen suchen, wer da wünscht, daß sie
den beiden, Ahura und MiQra, den himmelslichtigen,
ihm samt dem Weideland werde? Die durch das Licht- den dem Verlust entrückten, den Besitzern des Lichtes-
des-Heiles Leuchtendlebenden unter den Vielen, die das
des-Heiles j wir opfern den Sternen und dem Monde
*Himmelslicht schauen, werde ich, wenn sie.... und dem *Himm eislicht bei den das Barosman bil¬
(äkästarig?), in die Wohnungen der leuchtenden ge¬
denden Pflanzen; M i 0 r a, dem Landesherren aller Länder3;
langen lassen.“
wir opfern Ahura Mazdäh, dem Besitzer des Reich¬
2. hvar-, xvan = Sonne. tums, dem Besitzer des xvardnah-] wir opfern den leuch¬
tenden, strahlenden, erleuchteten (oder: himmelslichtigen,
In Y. 44,» dagegen bezeichnet Zoroaster mit „Him¬
sparitä) Frava^i der Besitzer des Lichtes-des-Heiles.
melslicht“ {xvan-) die Sonne: „Danach frage ich dich —
— Y. 2, li mit dem Unterschiede, daß dort statt der
sag es mir leuchtend, o Herrscher —: Wer ist der Er¬
Formel „wir opfern“ die Formel steht: „zu dieser Opfergabe
zeuger, der Urvater des Lichtes-des-Heiles? Wer hat den und zu diesem Barosman hole ich herbei, um zu opfern“.
Weg des *Himmelslichts und der Sterne gegeben? Ygl. Yt. 10,1*6.
Wer ist’s, durch den der Mond wächst und wieder ab¬ Y. 71, o: Allen Gewässern, den in den Quellen
nimmt? Diese und andere Dinge begehr’ ich zu wissen, und den in den Flüssen befindlichen, opfern wir; allen
Verstand (mazdäh-)\u Pflanzen, an den Schößlingen und an den Wurzeln,
Und in allen übrigen Stellen des Awestas, an denen opfern wir; und der ganzen Erde opfern wir; und dem
hvar- ohne den Zusatz x§aeta- steht, wird es zur Be¬ ganzen Felsen (= Himmelsgebirge) opfern wir; und allen
zeichnung der Sonne verwendet *. Sternen und dem Monde und dem *Himmelslicht
Diese Stellen sind die folgenden: opfern wir; allen anfangslosen Lichtern opfern
wir; und der gesamten Kuh, der unter dem Wasser
hvar- in Verbindung mit anderen Gestirnen.
Y. 1, i6 = 3, i8 = 4,21 = 7, i8 = 22, i8: Diesen Stätten 1 S. oben, S. 63.
und Wohnplätzen und Kinderweiden und Häusern und 1 = Vertretern (ratu-); s. S. 13. 83.
8 Man beachte, daß im Texte Mi9ra nicht, wie Sterne, Mond
Wassertränken (? wenn richtig, dann im Sinne von „Vieh-
und Himmelslicht = Sonne, durch „und“ mit den vorher Genannten
1 Über die Komposita mit hvar- s. unten, Nachwort S. 284. verbunden ist.
103
102
(vor der Einwirkung der Mächte der Finsternis) schützen?
und unter der Erde (= in Höhlen) befindlichen und der
Wie soll ich das Feuer (ätram), wie das Wasser, wie
sich im Fluge bewegenden und der im freien Raume
die Erde, wie die Kuh, wie die Pflanze, wie den
gehenden (= dem Wilde) und der auf die Weide be¬
Mann, der das Licht-des-Heiles-besitzt, wie die Frau,
schränkten (= dem Vieh) opfern wir.
die das Licht-des-Heiles-besitzt, wie die Sterne, wie
Vgl. oben, S. 81 und IIQF. VI, 80 f., wo ich die dort
den Mond, wie das *Himmelslicht, wie die an¬
gegebene Erklärung Bartholomaes insofern hätte be¬
richtigen sollen, als die Kuh oder das Rind nur insoweit fangslosen Lichter, wie alle Lichter (vtspavom)
die nützlichen Tiere bezeichnet, als diese nicht Raubtiere schützen, die von Mazdäh gegeben (= geschaffen) sind
sind. Alle nützlichen Raubtiere sind dem Awesta Hund. und das Feuer des Lichtes-des-Heiles besitzen?“
V. 2, w: Da sagte Ahura Mazdäh: „Selbstgegeben Dieselbe Aufzählung in Mazdähs Antwort in § 2.

(= selbstgeschaflen) sind die Lichter, und durch die Y. 11, io: Ich wehre dich ab, schlechtleuchtender,

(bereits vorhandene) Schöpfung (sti-) gegeben (= hervor¬ finsterer Geist, vom H aus e, vom F e uer, vom Wa s s er,
gebracht). Einmal nur erscheinen (nämlich im Aufent¬ von der Erde, von der Kuh, von der Pflanze, von
halt der Seligen) beim Untergang und beim Erscheinen dem Manne, der-das-Licht-des-Heiles-besitzt, von der

(= beim Aufgang) die Sterne und der Mond und das Frau, die-das-Licht-des-Heiles-besitzt, von dem Stern,

*H im meislicht.“ von dem Monde, von dem *Himmelslicht, von den


V. 7,5a: Denn nicht werden bei diesem Manne die anfangslosen Lichtern, von allen Lichtern,

beiden Geister zum Kampfe (nämlich um seine „Seele“) die das Feuer (ci&ra) des Lichtes-des-Heiles-besitzen.
herabsteigen. „Geh stracks zum leuchtenden Leben hin!“ Yt. 10, ti: Gemacht haben sie (Mi0ras Wohnung) die
Es werden ihm mit-Himmelslicht-leuchten (bsrajayäf^ti-^e), himmelslichtigen Unsterblichen, alle eines Willens mit
Zara0u§tra, die Sterne und der Mond und das *Him- dem *Himmelslicht.
Yt. 13,9a: (Zara0u§tra), welchen die erleuchteten Un¬
melslicht, und ich werde ihm mit-Himmelslicht-leuch¬
ten (bdrdjaem), ich, der Geber (— Schöpfer) Ahura Maz¬ sterblichen suchten, alle eines Willens mit dem Rimmels-
däh: „Nach Wunsch (ergehe es) dir hier, o Mann, der licht, gern, mit voraus erkennendem Geiste (manö) infolge
du aus dem mit Verlust verbundenen Leben zu dem dem ihres ins Herz aufgenommenen Willens (oder: Antriebs)
Verluste entrückten durchgedrungen bist!“1 als Herrn und Vertreter (rata-) der Lebewesen. .
V. 9, 41: Auf die Nägel dieser (Leute) fliegt die Druj Ny. l,i: Verehrung dir, Ahura Mazdäh, dreimal vor
( = die Vernichtung, die Verwesung (nasus))\ dann werden den anderen Geschöpfen! Verehrung euch, erleuchtete
sie solche, die nicht mehr (vor der Einwirkung der Mächte Unsterbliche, die ihr alle gleichen Willens mit dem
der Finsternis) geschützt werden können für immer und *Himmelslichte seid!
Dies sind die drei Belegstellen für das angebliche Kom¬
ewig. Denn nur widerwillig, Spitama ZaraOuätra, erwärmt
positum hvar9-haeao$a-. In allen drei Fällen ist das Metrum
(= bescheint) die (mit der Druj) Behafteten jenes *H i m - gestört. Es wird richtig, wenn man liest hura hazaoganho ■
m eislicht, widerwillig dieser Mond, widerwillig jene hvarg ist falsche Transkription von nn. Über falsch ergänzte
S terne. Endungen der wortkürzenden Grundtexte s. meine „Beitr.
V. 11,i: Es fragte Zara0u§tra den Ahura Mazdäh: zur Metrik d. A. u. d. Bgv.“, S. 37 f. Ny. 1,1 ist überliefert
hazaotä, an den beiden Yt.-Stellen hazaofa. Es kommt
„Geber (= Schöpfer) der knochenbegabten Lebewesen,
noch hinzu, daß hazaofr- sonst ebensowenig wie das ent¬
Besitz er des Lichtes-des-Heils! Wie soll ich das Haus sprechende vedische sajösa(s)- als zweites Glied eines Kom¬
positums, sondern wie dieses immer nur mit dem Instru¬
1 Vgl. Yt. 10, ao, wo die Sonne Miöra ihre Glückwünsche zu-
mental konstruiert vorkommt.
st rahlt, S. 106 und 156.
104 105

Yt. 10, us (Schlußstrophe): MiQra und Ahura, den Lichtern opfern wir. Und dem guten Feuer (xvä-
d-rsm) der Fraglosen1 opfern wir, das ‘die Qualen des
beiden Himmelslichtigen, den dem Verluste Entrückten,
den Besitzern-des-Lichtes-des-Heiles, opfern wir, und den Mannes’ ist, ‘der der Druj (= Unheil, Vernichtung) an¬
Sternen und dem Monde und dem *H i m m eis¬ hangt’.
•_’ Zitat aus Y. 45, 7.
lichte, bei den zum Baresman verwendeten Pflanzen;
Vyt. 43: . • ■ • ZaraOustra antwortete: „Sohn, König
Miöra, dem Landesherren aller Länder, opfern wir.
Vgl. V. 2,11 (oben S. 101).
Viätäspa! Rufe das an, was schützend und von oben
Yt. 12,26: auf dem Gipfel des Berges der Haraiti herab schützend ist, den Mond und das *Himmels-
(= des Himmelsgebirges), um den mir rings kreisen die licht.“
Bei der schlechten Sprache des Grundtextes kann die
Sterne und der Mond und das *Himmelslicht.
Übersetzung dieser Stelle nur eine vermutungsweise sein.
Yt. 13,ie: Durch ihren (nämlich der Frava^i) Reich¬
Az. 6: Werde ein Besitzer feuriger Rosse, wie das
tum und durch ihr xvaranah- wird ein zur Versammlung
*Himmelslicht, werde leuchtend wie der Mond,
gehöriger Mann geboren, der in den Versammlungen sein
werde glühend (oder: flammend, saocinavantdtn) wie das
Wort zu Gehör bringt, der wegen seiner Geisteskraft
Feuer (ätaram), werde scharf wie Mi0ra, werde schön-
begehrt ist, der dem schwächeren Gaotoma vorangehend wuchsig, feindetötend wie der zum Lichte-des-Heiles-ge-
(wörtlich: als Vorgänger, d. h. als Sieger) aus der Ver¬
hörige Srao$a\
sammlung weggeht. Durch ihren Reichtum und durch
ihr xvaranah- geht das *Himmelslicht auf jenem Wege; hvar- ohne gleichzeitige Erwähnung anderer
durch ihren Reichtum und durch ihr xvaranah- geht der Gestirne.
Mond auf jenem Wege; durch ihren Reichtum und durch Y. 19, s: Und ich habe dieses Wort, in dem die
ihr xvaranah- gehen die Sterne auf jenem Wege. Worte ahu- und ratu- stehen, verkündet vor der Schöpfung
n: Sie werden in den gewaltigen Schlachten die¬ jenes Felsens (= Himmelsgebirges), vor der Schöpfung
jenigen, die den Beistand am meisten gewähren, die Fra- des Wassers, vor der der Erde, vor der der Pflanze,
va^i der Besitzer-des-Lichtes-des-Heiles. vor der der Kuh, der vierbeinigen, vor der Geburt des
Yt. 13,67f.: (Den Frava^i), welche den Sternen, dem Mannes (= des Menschen), des Besitzers des Lichtes-
Monde und dem *Himmelslicht, den anfangslosen Lichtern, des-Heiles, des zweibeinigen, vor der körperlichen (1. tohrp-
die Pfade gezeigt haben, die Besitzerinnen des Lichtes- yaya; s. die Lesarten) Zuschneidung (= Schöpfung) jenes
des-Heils, ihnen, die vordem an demselben Orte lange ge¬ *Himmelslichtes, nach der Schöpfung (dähim) der
standen hatten, sich nicht vorwärts bewegend infolge der erleuchteten Unsterblichen.
Feindschaft der daeva-, infolge der Anläufe (= Angriffe) V. 2, io: Da zog Yima hin, den Lichtern zu, nach
der daeva-. Jetzt hingegen fahren sie vorwärts zu der Mittag (= dem Süden) hin, dem Pfade des Rimmels-
fernen Wende des Weges, indem sie die Wende erreichen, lichtes entgegen.
der der leuchtenden Neugestaltung (? fra^ö-lcaratöit. L. Yt. 4,s: Nach dem Untergange des *Himmels-
-Tidntöib ?). lichtes schlägt (= tötet) er die nördlichere Hälfte2, und
G. 3,6: Dem Frädal-vlra (= Männerförderer), und
1 d. i. derer, die nicht mehr zu fragen brauchen, die, da sie
dem Daüyuma (= Genius des Landes), dem Besitzer-
reines Feuer geworden, mainyava- = tanumq&ra- sind und somit die
des-Lichtes-des-Heiles, opfern wir. Und den Sternen Beligionstexte in sich haben, wie Eäma die mantra (s. oben, S. 5).
und dem Monde und dem *Himmelslichte, den Vgl. Y. 9,25.
Lichtern (raocä), opfern wir. Den anfangslosen 5 = die Heimat der Mächte der Finsternis, der Dämo-
— 106 — — 107 —

nachdem das *Himmelslicht nicht aufgewachsen leuchtende, weithin sichtbare (ist), und dessen Leiber (die
(= aufgegangen, umx^yamno), die Verwesung (Nasu), mit sind), mit denen er sich vermengt, die leuchtenden der
niederstreckender Waffe blutig1; die Feindin2 wird fliehen erleuchteten Unsterblichen, die gewachsenen (vanriä, =
(oder: zugrunde gehen), zu der geistigen Opferwürdigen „gediehenen“ oder „großen“) der erleuchteten Unsterb¬
Zufriedenstellung und Preis (oder: Herrschaft). lichen. Dem feuchtenden Hi mm el s li ch t, dem
Yt. 5,91: Das sagte die Glühende (Aredvl, d. i. die Besitzer feuriger Rosse, opfern wir.“
Milchstraße), die Leuchtende, die Ungefesselte3: . («»?) Der Zusammenhang ergibt, daß mit dem „leuchtenden
Spitama, Besitzer-des-Lichtes-des-Heiles! Mit diesem Opfer »Himmelslicht, dem Besitzer feuriger Bosse“ hier die Sub¬
sollst du mir opfern, mit diesem Opfer darbringend opfern, stanz der Seele Ahura Mazdähs, also das höchste Himmels¬
licht, bezeichnet wird. In allen übrigen Stellen bedeutet
von dem Wachsen (= Aufgang, vax$ät) des Rimmels-
dieser Ausdruck die Sonne. Sie wird darum auch hier damit
lichtes bis zu seinem Untergange.“ gemeint sein, und der Sinn wird sein, daß dieses Himmels¬
Yt. 10, is: Als der erste geistige Opferwürdige naht licht durch die Sonne herabstrahlt. Dieses hvaro xsaetom
er sich über die HaraitI, voraus dem unsterblichen (neutrum!) ist trotzdem ein mainyava- yazata-, eine Person,
*Himmelslicht, dem Besitzer leuchtender Rosse, er, wie alles nach arischer Anschauung Person ist, und be¬
sitzt darum wie alle mainyava- yazata- (oder amgga- spxrjta-)
der als erster die goldgeschmückten, strahlenden Gipfel
Bosse, die seinen Streitwagen ziehen. Das verträgt sich
ergreift. nach arischer Anschauung sehr wohl mit der Auffassung,
Yt. 10, so: (MiQra) dem das *Himmelslicht, welches daß die Sonne die Öffnung ist, durch die das Himmelslicht
feurige Rosse hat, von ferne die Verehrung merken läßt strahlt. Vgl. die Stelle in der Kaus.-Up., in der der Mond
(= kund tut). Himmelstor und zugleich sprechende Person ist: S. 113.

Yt. 12, s: Da sagte Ahura Mazdäh: „Zu einem Drittel Wir sehen hier auch deutlich, wie AM., dessen Vor¬
stellung im jüngeren Awesta dem der Naturgötter ange¬
sollst du das Barosman hinstreuen entgegen dem Wege
glichen, der hier also an die Stelle des alten Lichthimmels
des *Himmelslichtes.“ (dyatis pitä) getreten ist, mit der Sonne identifiziert werden
F. 4b: wo dieses *Himmelslicht ausgeht (= auf¬ kann. S. unten, S. 260.
geht). Y. 0,9= S. 1, n: des feuchtenden Himmels¬
lichtes, des unsterblichen, des reichen, des Besitzers
II. hvar- xsaeta- „das leuchtende Himmelslicht“ feuriger Rosse.
= die Sonne4. S. 2,it: dem feuchtenden Himmelslicht, dem
unsterblichen, dem Reichtum (raeni), dem Besitzer feuriger
Dieser Ausdruck kommt in den GäOä nicht vor.
Yt. 13, si ist von der Frava^i Ahura Mazdähs die Rede, Rosse.
„dessen Seele (urva) das erleuchtete Lied, das feuerfarbige,
Y. l,n, Ny. l,io hvarvca xfaetahe falsche Umschrift für ÄwM>-(mn)-
nen. Man beachte, daß das Awesta noch den Unterschied zwischen ca xfaetahe sein, wie Y. 0,9 , 22,94, S. 1, n, Ny. 1, io hvaraxgaetahe
Person und Sache nicht kennt. für hürö xßaetahe. In den weitaus meisten Fällen liegt der Nomi¬
* Zu vixrümar\t»m ist vielleicht nach Y. 67, io dem Sinne nach nativ und der ihm gleichlautende Akkusativ hvars xfaetom vor,
xvarzm zu ergänzen (also: „eine blutunterlaufene Beule“). den als Kompositum zu fassen kein Anlaß vorhanden ist. Dasselbe
8 S. oben, S. 28, Fußn. gilt für den Vokativ hvaro xgaeta (V. 21, s). So bleibt nur der
8 S. oben, S. 22. Dativ hvarvxgaetäi (Y. 68,22 = Ny. 1,5) übrig, der für die Auf¬
4 B artholomae setzt Sp. 1848 hvan-xsaeta als Kompo¬ fassung des Ausdrucks als Kompositum sprechen könnte. Das
situm an. Aber Yt. 10, 51 = 13, »a = Ny. 1, i beweist das Metrum, Metrum aber zeigt, daß auch hier kein Kompositum vorliegt,
daß hvar$ falsche Umschrift für im = hüra ist, und so wird auch sondern küre xsaetäi zu lesen ist (8, 8, 10, 10, 8, 8).
108 109

„si der Besitzer-des-Lichtes-des-Heiles opfern wir.


Y. 1, u: Ich weise es an, ich lasse es zuhereiten für
Ahura und MiGra, die beiden himmelslichtigen (bars- VereGrayna (- der Feindetötung) dem ahuragege-

zawftya), dem Verluste entrückten, die Besitzer des Lichtes- benen (= geschaffenen), opfern wir. ß«», dem Be-

des-Heiles, und für die Sterne, die Geschöpfe des er¬ Ser der guter. Weide, opfern wir. Dem Wrnde. dem

leuchteten Geistes, und für Tistriya, den Stern, den erleuchteten, dem gutstrahlenden, opfern wir.

Besitzer des Reichtums, den Besitzer des xvardnah-, und


y 22 23: Zur Zufriedenstellung Ahura Mazdahs,
des Besitzers des Reichtums, des Besitzers des xvartndh-',
für den Mond, den das Zeugungslicht des Rindes be¬
sitzenden; für das feuchtende Himmelslicht, den der erleuchteten Unsterblichen (amasanqm spy-
(„«>»); MiSrns, dos Besitzers der breiten ltaderwe.de,
Besitzer feuriger Rosse, das Auge1 Ahura Mazdähs;
für MiGra, den Landesherren der Länder. Ich weise es und Rämans, des Besitzers der guten Weide;
24- des feuchtenden Himmelslichtes, des
an, ich lasse es zubereiten für (den Tag) Ahura Maz¬
dähs2, des Besitzers des Reichtums, des Besitzers des unsterblichen, des Besitzers des Reichtums des Besitzers
feuriger Rosse; des Windes, des übermächtigen, des die
xvaranah-. Ich weise es an, ich lasse es zubereiten für
anderen Geschöpfe überstrahlenden - nur dessen an dir
(den Monat) der Fraya^i3, der Besitzer-des-Lichtes-
des-Heiles. Wind was an dir dem leuchtenden Geiste angehort ,
der geradesten Cist» (.Herzeusfeuer“ im Sinne von
Wörtlich dieselbe Liste, nur mit anderen Einleitungs¬
formeln: Y. 3,18 = 22,18; Y. 4,16; Y. 7,18. Lehre“), der mazdäbgegebenen (- -geschaffenen), der
Besitzerin-des-Lichtes-des-Heiles; der Da«»» (- .Herzens-
Y. 16,4: Dem Geber (= Schöpfer) Ahura Maz¬
da h opfern wir. Dem Feuer (ätar), dem Sohne Ahura feuer“; IIQF. VI, S. 95 ff.), der leuchtenden, der mazda-
Mazdähs, opfern wir. Den leuchtenden Gewässern, yasnischen. n
__ y. 66,iii.; ohne „zur Zufriedenstellung _ Y. U, 8 .
den mazdäh-gegebenen, den Besitzerinnen des Lichtes-
des-Heiles, opfern wir. Dem feuchtenden Him¬ , .
24 281 72 61, . . .
Y. 25,4= Ahura Mazdäh, dem Besitzer des Reich¬
melslichte, dem Besitzer feuriger Rosse, opfern wir.
Dem Monde, dem das Zeugungslicht des Rindes be¬ tums, dem’Besitzer des xmrdnah-, opfern wir. Den er¬
leuchteten Unsterblichen, den Besitzern der
sitzenden, opfern wir. Dem Tiätriya, dem Sterne, dem
Besitzer des Reichtums, dem Besitzer des xvannah-i guten Herrschaft, den gutstrahlenden, opfern wir.

opfern wir. Der Seele des Rindes, des gutstrah¬ MiGra, dem Besitzer der breiten Rinderweide, opfern

lenden opfern wir. wir. Räman, dem Besitzer der guten Weide, opfern
wir ‘Dem feuchtenden Himmelslioht, dem
s: Dem Geber (= Schöpfer) Ahura Mazdäh opfern
wir. MiQra, dem Besitzer der breiten Rinderweide, unsterblichen, dem Reichtum, dem Besitzer feuriger Rosse,

opfern wir. S r a o § a, dem zum Lichte-des-Heiles-ge-


°Pfe™ Dem Winde, dem Besitzer des Lichtes-des-Heiles,
hörigen, opfern wir. Ra|nu, dem geradesten, opfern
wir. Den leuchtenden, strahlenden, erleuchteten Fra- opfern wir.
•—’ = Yt. 6,i.
1 wörtlich: das Strahlen, den Strahler, döi&ra-, das gewöhn¬ V 19, 28: Da sagte Ahura Mazdäh: „Nachdem der
liche Wort für „Auge“. Sterbliche gestorben ist (1. iristahe), wenn der Sterbliche
’ Erster Monatstag, für den je nach den Umständen die an¬ dahingegangen ist, dann packen ihn rings dieulaem-, die
deren Monatstage eingesetzt werden.
Besitzer-des-Unheils (M die bösstrahlenden. In der
8Erster Monat, für den je nach Bedarf die Namen der anderen
Monate eingesetzt werden. dritten Nacht leuchtet es auf. Es strahlt die Morgenrote
110 111

(w|t; IIQF. VI, 37 nebst Fußn. 1), die leuchtende, der und das *Himmelslicht“, § 26 von dem Sterne
Gebirge, welche das gute Feuer des Lichtes-des-Heiles- Van aut (= der Erobernde), § 27 von dem Sterne
besitzen; sie geht zu Mi 0r a, dem schöngewappneten; das TiStrya, §28 „von jenen Sternen, die durch Sieben
feuchtende Himmelslicht geht aus (= auf)“. gekennzeichnet sind“ (= den Plejaden: Yt. 8,12), § 29 von
V. 21,6: Gehe auf, gehe auf, feuchtendes Him¬ jenen Sternen, den Besitzern des Zeugungslichtes des
melslicht, Besitzer feuriger Rosse, quer über die Harä, Wassers, § 30 von jenen Sternen, den Besitzern des
die himmelslichtige! Mache es licht unter den Geschöpfen! Zeugungslichtes der Erde, § 31 von jenen Sternen,
Dazu gehe auf, wenn du dich auf dem Berge aufhältst, den Besitzern des Zeugungslichtes der Pflanzen, § 32
‘auf dem mazdähgegebenen (= -geschaffenen) Pfad, auf von jenen Sternen, die dem erleuchteten Geiste an¬
der von den Zuteilern (baya-, Bcov^psg Ikcov) zugeteilten gehören, § 33 von jenem Monde, dem Besitzer des
Stätte, auf der zugeschnittenen (= geschaffenen), im Be¬ Zeugungslichtes des Rindes, § 34 von dem feuch¬
sitze des Wassers befindlichen’. tenden Himmelslicht, dem Besitzer feuriger Rosse,
Wörtlich so, nur „Mond, Besitzer des Zeugungslichtes § 35 von den anfangslosen Lichtern, den selbst¬
des Rindes“ bzw. „Sterne, tiefe, Besitzer des Zeugungs¬ geschaffenen, § 36 von dem leuchtendsten Leben der
lichtes des Wassers“ statt „leuchtendes Himmelslicht, Be¬
Besitzer-des-Lichtes-des-Heils, dem strahlenden, dem alles
sitzer feuriger Rosse“ §§ 9 und 13.
gute Feuer besitzenden, § 37 von dem strahlenden Hause
’= 13-64 vom Wege, den die Fravagi gehen, wenn
sie dem Regenwasser die Bahn nach der Erde anweisen. der Glut (garö-nmämhe).
Mifira wird in dem ganzen Yast nicht erwähnt, obwohl
Yt. 5,90: Es fragte sie Zaraöuätra, die Aredvl („die
er sonst oft mit Ragnu zusammen genannt wird.
Glühende“ = die Milchstraße), die strahlende, die unge-
fesselte: „Aredvl, strahlende, ungefesselte! Mit welchem
Opfer soll ich dir opfern, mit welchem Opfer soll ich dir Ergebnis der Betrachtung der Einzelstellen: Sonne
darbringend opfern, da dir Mazdäh gemacht hat die von Miöra geschieden; MiSra = Nachthimmel.
Strömung innerhalb ', über dem feuchtenden Him¬
Diese Übersicht über sämtliche Einzelstellen des
mel s 1 i c h t, damit sie dich nicht verletzen, die Schlange
Awestas, in denen die Wörter xvan-, hvar- und hvar-
... (ars&näiSca vawzakaiS ca varsnväiSca varsnava-vljäis ca?)u
xSaeta- Vorkommen, beweist zunächst, daß diese Wörter
Yt. 10,iis: Wie jenes feuchtende Himmels¬
überall noch die Bedeutung „Himmelslicht“ und „leuch¬
licht über die himmelslichtige Harä vorwärtsschreitet
tendes Himmelslicht“ haben, in den meisten Fällen aber
und herbei fährt, so will auch ich, Spitama, durch die
zur Bezeichnung des Sonnenlichtes verwendet werden.
untere (= auf Erden) gespendete Verehrung kommen,
In der Mehrzahl der Fälle darf man sie also mit
durch die obere (= im Lichthimmel) gespendete, hinweg
„Sonne“ übersetzen; nur muß man dabei immer im Ge¬
über alles, was dem finsteren Geiste, dem Besitzer des
Unheils, beliebt. dächtnis behalten, daß die Verfasser dieser Stellen in der
Sonne nicht, wie wir, einen Himmelskörper sahen,
Yt. 12 wird Ra^nu zum Ordal gerufen, § 23 von
sondern das aus einer Öffnung im Himmels¬
der himmelslichtigen Harä, § 24 von dem himmels-
gebirge bei Tage ausstrahlende Licht, wel¬
lichtigen Hukairya, § 25 von dem „Gipfel des Berges
ches den Lichthimmel erfüllt, und daß hvara
(wörtlich: Himmelslichtstrahlers, baraz-) der HaraitI,
um den mir rings kreisen die Sterne und der Mond xsaetdm niemals die dem Worte von Bartholomae, Sp.
1848 zugeschriebene Bedeutung „der leuchtende Sonnen-
1 des Feuerhimmels. b all“, sondern immer nur die wörtliche Bedeutung „das
112 113

leuchtende Himmelslicht“, d. h. das aus dem, was wir von ihrer jeweiligen Wirksamkeit ab. Ein geradezu
Sonne nennen, hell ausstrahlende Himmelslicht im Sinne klassisches Beispiel für das Denken dieser Primitiven
von Tageslicht besitzt; vgl. S. 95. liegt in Kausitaki-Up. I, 2 vor: „Alle diejenigen, welche
Den handgreiflichen Einwand, daß Tag- und Nacht¬ aus dieser Welt abscheiden, begeben sich in den Mond.
himmel einander gleichen müßten, wenn das Tages- und Durch deren Odem schwillt er in der ersten Monatshälfte
die Nachtgestirne Öffnungen im Himmelsgewölbe wären, an, und durch die zweite Monatshälfte bringt er sie zu
macht sich der primitive Kulturmensch zunächst nicht. neuem Dasein. Der Mond ist das Tor des Himmelreichs.
Die arische Denkweise aber ist noch die typische Denk¬ Wer ihm zu antworten vermag, den läßt er weiter ziehen;
weise des Primitiven. Das hindert nicht, daß einzelnen wer ihm dagegen nicht antworten kann, den läßt er
Denkern in vedischer wie in awestischer Zeit die Wider¬ zur Erde fallen in dem Regen, in den er (nämlich der
sprüche zwischen den ererbten Anschauungen und den Mond) sich verwandelt.“ Der Mond ist also hier gleich-
Beobachtungstatsachen aufgefallen sind, und daß sie sich zeitig 1. ein durch die Odem der in ihn gelangten Ver¬
an der Lösung dieser Widersprüche versuchten. IIQF. storbenen anschwellender Körper, also wohl ein Schlauch;
II, 41 ff. ist darauf hingewiesen, daß einzelne vedische 2. ein Etwas, das einen Teil seiner Substanz in Regen
Dichter zur Erklärung der Bewegung der Gestirne eine verwandelt, in dem die zur Wiedergeburt bestimmten
Drehung des Himmelsgebirges annahmen. Der gleichen Seelen enthalten sind und auf die Erde zurückgelangen;
Ansicht ist der Dichter von RV. I, 113,2, wenn er in 3. das Tor des Lichthimmels; 4. der fragende und han¬
seinem an die Morgenröte gerichteten Liede singt: delnde Wächter des Lichthimmels.
rüsadvatsä ruiatl svetyagäd An der angeführten Stelle wird der Spruch gelehrt,
araig u Jcrsna sädanäny asyah mit dem man dem Monde auf seine Frage antworten muß,
samänabandhü amfte anüci damit er einen in den Himmel einlasse. Die Stelle ist
dyavä värnam carata äminäne. also ein Lehrtext, der durchaus ernsthaft gemeint ist
„Mit leuchtendem Kalbe ist die Leuchtende, Weißglän¬ und Anweisung geben will, wie man sich
zende herbeigekommen, und die Schwarze hat ihr die dereinst den Zutritt in den Lichthimmel
Sitze geräumt. Gleichen Stammes, unsterblich, einander verschaffen soll. Von irgendwelchen Metaphern
folgend gehen die beiden Lichthimmel, die Farbe u. dgl. kann hier nicht die Rede sein. Je nach seiner
wechselnd.“ Tätigkeit ist der Mond gleichzeitig alles das, als was
Hier sind der Tag- und der Nachthimmel als die er in der angeführten Stelle bezeichnet wird1.
beiden einander ergänzenden Hälften des Gesamtlicht¬ Ganz ebenso sind, wie wir sehen werden, die Sterne
himmels gedacht. zugleich Mi0ras Augen, seine Ohren und seine Späher,
Unter den Verfassern des Awestas weiß jedenfalls und einer von ihnen, TiStriya (= Sirius), geht in den Leib
der von Yt. 13,57 noch, daß die Gestirne ursprünglich eines leuchtenden Rosses ein, springt in den Himmelssee
unbeweglich waren; s. oben S. 104. und verursacht dadurch, daß dieser dabei überflutet, den
Mit der Anschauung, die Sonne sei das aus einer Regen (s. IIQF. II, 54 ff).
Öffnung hereinstrahlende Himmelslicht, verträgt sich im Wie manche andere Opferwürdige des Awestas ist
primitiven Denken sehr wohl ihre gleichzeitige Auf¬ hvard grammatisch neutralen Geschlechtes. Trotzdem ist
fassung als Person. Denn dem Arier ist eben alles
noch Person (s. oben, S. 9), und die Artung der Per¬ 1 Das beruht eben auf der Annahme verschiedener
sonen einer und derselben Naturerscheinung hängt ganz Leiber desselben Wesens; s. oben, S. 67.
8
— 115 —
114
Niemals wird in der häufige» A»fsähl»»g
das hvard (= Sonne) eine Person und fährt, wie alle
Sonne, Mond und Sterne- (oben, S. 100«) 4er
„geistigen Opferwürdigen“, auf einem Kriegswagen.
Begriff „Sonne“ durch „MiOra" ausgedruck .
Wäre darum Mi0ra ein Sonnengott, wie das
Nirgends ist die Sonne, wie MiSra, ein anderen
die meisten Mythologen annehmen, so müßten sich übergeordneter Yazata. Sie ist das Auge Ahura
zwischen ihm und dem hvard allerlei Be¬
Mazdähs (Y. 1,.. usw.; eben, S. 108). Mitra dagegen
rührungspunkte in den ihm und derSonne zu¬
ist niemals ein Auge, sondern hat, wie wir sehen werde ,
geschriebenen Eigenschaften, Tätigkeiten
10000 Augen und Späher und 1000 Obren. Nirgends wird
und Wirkungen auffinden lassen, zumal
das von der Sonne gesagt. .
solche zwischen ihm und anderen Yazata,
Mi0ra ist Gewittergott, Helfer m der Schlacht, ein
von denen noch niemand behauptet hat, sie
großer Nomadenfürst, der mit seinen Herden m die L^n
seien Sonnengötter, wie Ra§nu, Srao^a, Rä-
zieht. Er ist „der Besitzer der breiten Rinderweide , hat
m a n, Ve r e 0 r a y Q a vorhanden sind, die wieder viele Waffen auf seinem Kriegswagen und ist mit der
und wieder mit ihm zusammen genannt und
furchtbarsten von allen, mit dem Blitze {vazra) bewaffnet.
an seinem Opfer beteiligt werden.
Er verleiht die Feuer des Verstandes, das Seelenfeuer
Wir untersuchen zunächst, wie es sich damit verhält.
(Nachkommenschaft) und das eschatologische Feuer (die
Da ergibt denn eine Betrachtung der oben ange¬
himmlische Seligkeit). Sein Palast ist breit wie die Erde
führten Stellen, daß nicht an einer einzigen Stelle und steht auf der himmelslichtigen Haraiti, d. h. auf dem
des gesamten Awestas Mi0ra als die Sonne
Himmelsgebirge. Er selbst kommt einher, breit wie die
oder als einer ihrerTeile oder als eine ihrer
Erde, deren gesamten Rand er berührt. Nichts von
Wirkungen erscheint. allem dem schreibt das Awesta der Sonne zu.
Noch in einer so späten Stelle, wie den Afrln-i Darum sind auch die ständigen Beiwörter der beiden
ZartuSt 6 (oben, S. 105), werden Sonne {hvard), Yazata vollkommen verschieden. Mi0ra heißt nicht amäfr
Mond, Feuer, Mi0ra und Srao|a deutlich und unmi߬ „unsterblich“, aurvat-aspa „Besitzer feuriger Rosse , rayi-
verständlich von einander geschieden, und so in allen
„der Reichtum“ (Yt. 10, is. 90: S. 106; 13, »1: SQ106 fQ'>
anderen Stellen, in denen das Awesta die Sonne und
Y. 0,9 usw.: S. 107; 22,24: S. 109; 25,4: S. 109;
Mi0ra zugleich nennt: Y. 6, io usw. (oben, S. 101) Ahura-
S. 2,n: S. 107; Y. l,ii: S. 108; 16,4-. S. 108; Yt. 12,84:
Mi0ra (Dualkompositum); Sterne und Mond und Sonne
S. 111), nicht döi&rdm aliurahe mazdä „das Auge Ahura
(hvard); Mi0ra (nicht durch „und“ mit den Vorher¬
Mazdäh’s“ (Y. 1, n usw., oben S. 108). Die Sonne da¬
gehenden verbunden); Ahura Mazdäh; Frava^i; Y. 1, u usw.
gegen führt niemals die Beiwörter Mi0ras vöuru-gaoyaoiti-
(oben, S. 108) Ahura-Mi0ra und Sterne und TiStriya
„Besitzer der breiten Rinderweide“ (auch Y. 16,8. 22,23.
und Mond; die Sonne {hvard- xsaeta-)-, Y. 16,4f. (S. 108)
25,4, oben S. 108 f.), ars-vacah- „Besitzer leuchtender
Ahura Mazdäh, Feuer (Ätarj, Gewässer, Sonne (hvard-
Rede“, vyäxana- „zur Versammlung gehörig“,
xSaeta-), Mond, TiStriya, Seele des Rindes; s: Ahura Maz¬ gaola- „tausendohrig“, hutasta- „(körperlich) wohlgebildet ,
däh, Mi0ra, Srao^a, Ra^nu, Frava^i, Vore0raYna, Räman, haevard-casman- „zehntausendäugig“, bdrdzant- „himmels-
Wind; Y. 22, 28t. (oben, S. 109) Ahura Mazdäh, Amo|a-
lichtig“, pdrd&u-vaedayana- „Besitzer der breiten Warte ,
speipta-, Mi0ra, Räman; 24: Sonne (hvard- xsaeta-), Wind,
süra- „strahlend“, axvafna- „schlaflos“, jagaurvah- „immer
Cistä, Daenä; Y. 25,4t. (oben, S. 109) Ahura Mazdäh, wach“, wie Mi0ra in der Einleitungsformel der einzel¬
Ame|a- Spe^ta-, Mi0ra, Räman, Sonne, Wind; Yt.
nen Karde des 10. Ya§ts; sie heißt weder dahyunqm
6,5 = Ny. 1,15 (unten, S. 124) Mi0ra; Sonne und Mond.
8*
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dciwhupaiti- „der Landesherr der Länder“ (Y. 6,10 usw., Aber Yt. 10, ev und iss fährt er auf seinem geist¬
S. 101; 1, n: S. 108; Yt. 10, ms: S. 104) noch huzaena- gezimmerten, himmelslichträdrigen Wagen von dem Erd¬
„schöngewappnet“ (V. 19, 28, S. 109 f.), noch vasö-yäna- festhalten zu können, sich darauf zu berufen, daß er ja am Ende
„nach Wunsch seine Bahn ziehend“ (der Sonne ist ihr seines Tageslaufs auch nach Westen gelangen muß. Ja es scheint
Lauf um den Himmelsberg von Ahura Mazdäh angewiesen), eine gewisse Scheu zu bestehen, diesem Gott auch nur für den
Abend ausschließlich den Westen als Aufenthalt zuzuweisen, denn
noch „allwissend“, noch „unüberlistbar“ (Yt. 10, eo, S. 148f.).
Yt. 10,96 wird ausdrücklich gesagt, daß er nach Sonnenuntergang
Sie ist nicht „stets auf den Beinen“, nicht „wachend“,
beide Enden der Erde berührt“. Die Bemerkung über Yt. 10,95
kein „Späher“, nicht „tapfer“, füllt die Gewässer nicht verrät Unvertrautheit mit awestischem Sprachgebrauch. Das Wort
und läßt sie nicht fallen, läßt nicht die Pflanzen wachsen karana-, „Grenze“, „Band“, „Ufer“ wird von den Grenzen der Erde
und furcht nicht die Acker und besitzt keine Kriegslisten wie von den Ufern der Seen gebraucht und steht im Dual, wenn
man den Gesamtumfang bezeichnen will, wobei es meist
(Yt. 10,«i, S. 149).
noch durch den Dual uva „beide“ verstärkt wird (vgl. den Dual
Nur das Beiwort raevavf,- (spr. rayivant-) „Besitzer
von änta- zur Bezeichnung des Gesamtumfangs BV. IV, 1,11. V, 47,3).
des Reichtums“ ist MiOra und dem hvar- xsaeta- gemein¬ Aber auch ohne uva hat der Dual karana diese Bedeutung, wie sich
sam, beweist aber deshalb nichts für eine Gleichheit beider aus Yt. 5, 88 ergibt, wo Bartholomae ganz richtig upa yaoz^ta
Yazata, weil es auch den übrigen mainyava- yaxata- eignet, karana zraya (lies zrayahi) vourukafaya mit „an den wogenden Ufern
übersetzt. Auf derselben Betrachtungsweise beruht das arische
denen man ja eben, wie es in der ständigen Ya§t-Formel
Wort für „Insel“, awest. dvaepa-, ved. dvipä- „Zweiwasser“. Denkt
heißt, „ihres Reichtums und ihres xvardnah- wegen“ opfert. man dagegen an die Einzelheiten des Seeufers, die „vielen
Der Weg der Sonne geht von Osten nach Westen Buchten“ u. dgl., so setzt man den Plural, der in den beiden
(Yt. 12, i: S. 106; V. 2, io: S. 105), und sie umkreist wie Belegstellen bezeichnender Weise durch vlspe verstärkt ist. Der
die Sterne und wie der Mond den Gipfel des Himmels¬ Dual bedeutet also die zum Ganzen vereinigten beiden Hälften.
In Yt. 13,3 ist vom Himmel die Bede. Die beiden Verse yahmai
gebirges, der Haraiti (Yt. 12,25, oben S. 104 und 110).
nöit eahmäi naemanqm karana pairi-vaenöide bilden einen selbstän¬
Mi0ra dagegen fährt teils in der Richtung des Sonnen¬
digen Hauptsatz und sind zu übersetzen: „Niemand, wer es auch
pfades, teils aber auch in entgegengesetzter Rich¬ sei, vermag die beiden Bänder (Grenzen) der Teile (wörtlich:
tung. Aber nirgends wird von ihm gesagt, er Hälften, aber Plur.) zu überschauen,“ (wörtlich: „für niemand . . .
umkreise den Gipfel der Haraiti. sind zu überschauen“). „Die beiden Bänder“ bedeutet: „die Ge¬
samtheit der beiden Halbumfangslinien, durch welche der Himmel
Denn wenn es von ihm Yt. 10, ns (S. 110) heißt, er
am wirklichen, von keiner Stelle der Erde aus sichtbaren Horizont
schreite wie jenes leuchtende *Himmelslicht (die Sonne) die Erde berührt“. Daß L o m m e 1 s Deutung von Yt. 10, 99 gleich¬
über die himmelslichtige Harä (das Himmelsgebirge), so falls ganz unmöglich ist, ergibt seine eigene richtige Übersetzung.
kann dies sicherlich nur so gedeutet werden, daß er, da Berührt denn die Sonne in ihrer Süd Stellung den Band der
er der Sonne ja vorausgeht und ihr folgt, von Osten Erde?! Ebenso oberflächlich wie die Behandlung dieser beiden
Stellen ist in der Fußnote 2 a. a. 0. Lommels Begründung
nach Westen schreitet. Dementsprechend heißt es auch
seiner Ansicht, Mi0ra sei die Sonne. Er sagt: „Daß dies besonders
Yt. 10,99: „Vorwärts fährt der Herr der Länder, MiOra, aus Yt. 10,136 für das Awesta sichergestellt ist, scheint mir nicht
der Besitzer der breiten Rinderweide, nach der rechten immer recht gewürdigt zu werden; das eine goldene Bad seines
(d. i. westlichen) Grenze hin dieser Erde, der breiten, Wagens (aeva caxra zaranaena) kann nur als Sonne gedeutet werden“.
runden, deren Enden in der Ferne liegen1.“ So löst man im Handumdrehen die schwierigsten mythologischen
Fragen, um die auf solche Weise gefundenen Lösungen als Grund¬
1 L o m m e 1 meint ZII. 2, 206, dasina- heiße hier „sicherlich lage für die Lexikographie zu benutzen (vgl. unten, S. 185 ff.).
Süden; es heißt da von Mithra, der ja den Charakter eines Sonnen¬ Darin aber hat Lommel recht, daß im Awesta zwei Systeme
gottes hat, daß er zum rechten Bande dieser breiten .... Erde der Bezeichnung der Himmelsgegenden durcheinander geraten
fliegt. Es wäre gekünstelt, um an der Auslegung rechts = Westen sind, und daß paurva-, wie im Altpersischen und im Sanskrit, „öst-
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teil Arozahl („dem Westlichen“, von ardzali- „Abend“) nur einmal erscheinen beim Untergang und beim Auf¬
nach dem in der Mitte der Erde liegenden, Iran in sich gang — irixtahe saöayaca — die Sterne und der Mond
schließenden Erdteil XvaniraOa. Die Fahrt geht also und das »Himmelslicht“, V. 2,40 (oben, S. 102); -„nach dem
hier vom Westen aus. Mit dem Gange der Sonne Untergange des *Himmelslichtes“, pasca hu frägmö-däitim,
ist dies unvereinbar. Von MiOra als dem Schützer der „und nachdem das *Himmelslicht nicht aufgewachsen“
lichten Schöpfung während der Nacht dagegen läßt (pasca hvö nöit uzux§yamnö) Yt. 4,8 (oben, S. 105 f.); „von
sich solche Anschauung sehr wohl verstehen. Nach ihr dem Wachsen“ {vax$ät) des *Himmelslichtes bis zu seinem
beginnt er eben seine Tätigkeit da, wo die Sonne sie Untergange (frä§mö-dätöit), Yt. 5,91 (oben, S. 106).
endet, also im Westen1. Alle diese Ausdrücke werden niemals von der
Von MiOra wird nie, wie von dem hvar- (xsaeta-), dem Tätigkeit MiOras gebraucht.
Mond und den Sternen, gesagt, er gehe auf oder unter. Daß Mi0ra mit der Sonne weder als Gesamtperson
Vgl. „wenn (oder: wo) dieses *Himmelslicht (hvard) auf¬ gleich ist, noch als Teilperson einen ihrer Teile oder
geht (ueäiti)“, F. 4 b (oben, S. 106); „das leuchtende Wirkungen bedeutet, ergibt sich weiter aus Yt. 10,90
*Himmelslicht geht auf {uzyöraiti)“, V. 19,28 (oben, S. 109f.); (oben, S. 106), wo gesagt wird, die Sonne gebe ihm von
„gehe auf, gehe auf“ (uzayara, uzira), V. 21, c an die Sonne, ferne ihre Verehrung kund. Sie befindet sich also nicht
9 an den Mond, is an die Sterne gerichtet (oben, S. 110); einmal in seiner Nähe und kann darum erst recht nicht
mit ihm identisch sein. Derselbe Schluß ergibt sich aus
lieh“, „Osten“ bedeutet; aber ebenso sicher heißt apäxtara- überall
G. 1,2.7 f. io im Vergleiche mit G. 3, e. Danach huldigt
„nördlich“, „Norden“, paourvö-apäxtara- und aparö-apäxtara- „nord¬
östlich“ und „nordwestlich“. Bei dasina- kann darum nur die Frage man'MiOra zu Beginn desjenigen Tagesabschnittes, der
sein, ob man von der gemeinarischen oder von der speziell awe- von Sonnenaufgang bis Mittag währt, dagegen „den
stischen Orientierung auszugehen hat, auf welcher die Bedeutung Sternen und dem Monde und dem *Himmelslicht (= der
von apäxtara- beruht. Da ein Zug Mi0ras von Norden, dem Bereiche
Sonne), den Lichtern“, ferner „den anfangslosen Lichtern“
der daeva-, her nach Süden aus den awestischen Anschauungen
und dem „Orte des guten Feuers“ (= dem Feuerhimmel)
über ihn völlig unbegreiflich wäre, so kann an unserer Stelle davon
nicht die Bede sein, und dasina- kann darum in ihr nur im Sinne zu Anfang desjenigen Tagesabschnittes, der vom halben
von „westlich“ stehen. Nachmittag bis zu Sonnenuntergänge reicht. Man ersieht
1
Der Gedanke an den Nachtweg der Sonne — vgl. die daraus, daß für die Ansetzung der Verehrungszeiten nicht
„Wende des Wegs“, Yt. 13,68, oben S. 21 und 104 — ist an unserer
der Zeitpunkt maßgebend war, in dem der betreffende
Stelle schon dadurch ausgeschlossen, daß die Fahrt nur bis zum
Yazata seine Funktion übernahm, was ja bei den meisten
Erdteil XvaniraOa, also nicht bis zum Osthorizont, geht. Ebenso¬
wenig kann die Annahme einer Fahrt Miöras von Westen nach auch unmöglich gewesen wäre. Wie der Zusammenhang
Osten mit dem westöstlichen Vorrücken des Mondes unter den zeigt, ist hier bei MiOra an den Schutzherrn der
Sternbildern etwas zu tun haben; denn von seinem alltäglichen Rinderzucht gedacht; denn er, „der Besitzer der
oder allnächtlichen Erscheinen an bewegt sich der Mond doch breiten Rinderweide“, wird an der genannten Stelle zu¬
immer von Osten nach Westen. Daß Mi0ra auf einem mit nur
gleich mit Räman und Visya verehrt. Jedenfalls ist er
einem Rade versehenen Wagen fährt, besagt die späte Stelle
Yt. 10,136. Wird nun an unserer Stelle, in der das Wort „Bad“ auch hier aufs deutlichste von der Sonne geschieden.
im adjektivischen Kompositum steht, so daß sich nicht sagen läßt, YaSt 10,is heißt es von ihm: „Als der erste der
ob ihr Verfasser die Anschauung von dem einen Bade hatte, geistigen Opferwürdigen naht er sich über die Haraitl,
gesagt, Mi0ra fahre mit ihm von Westen nach Osten, so beweist voraus dem unsterblichen *Himmelslicht (= der Sonne),
das nur, daß der Verfasser dieser Stelle nicht mehr wußte, was
dem Besitzer leuchtender Rosse, er, der als erster die
unter dem Rade ursprünglich zu verstehen war. Auch sonst
ist ja dem Awesta die Deutung des Mondes als eines Rades fremd. goldgeschmückten, strahlenden Gipfel ergreift.
Geht MiGra der Sonne voraus, so kann er selbst¬ genröte; überall herrscht in ihm die Auffassung, diese
verständlich nicht mit ihr personengleich sein. Es ist sei eine Ausstrahlung des in den Bergen enthaltenen

bekannt, daß von den Ariern dasselbe gilt, was Tacitus, Feuers. Mit wünschenswertester Deutlichkeit zeigt die eben

Germ. 11, von den Germanen berichtet: nec dierurn numerum übersetzte Stelle, wie die awestischen Stämme sich die

ut nos, sed noctium computant, sic constituunt, sic condicunt: Vorgänge beim Übergange der Nacht in den Tag erklärten.

nox ducere diem videtur. Für die Arier genügt es, Zunächst herrscht MiGra. Dann strahlen die Gebirge, die

auf Zimmer, Altindisches Leben S. 360 und auf Bar- das gute Feuer besitzen, dieses empor. Es vereinigt sich

tholomae, Altir. Wörterbuch unter xsapan- b, xsapar- 2, mit MiGra und entfernt sich mit ihm, und dann geht die
hixSapar- 2, -9-rixSapar- 2, xSvas.xsapar-, nava.xsapar-, Sonne auf. Der Schluß ante solem, ergo propter solem liegt
dvädasa. xsapar- zu verweisen. dem awestischen Menschen vollständig fern.
MiGras Bereich ist also die Nacht. Was kann denn nach der Schilderung dieser Vor¬

Wer diesen Schluß bezweifeln und aller Wahrschein¬ gänge MiGra anders sein als der Nachthimmel? Daß
lichkeit zum Trotze annehmen wollte, MiGra sei eine mit dies tatsächlich der Fall ist, ergibt sich daraus, daß MiGra
der Sonne zusammenhängende Lichterscheinung, der könnte nicht nur dem leuchtenden *Himmelslicht vorausgeht,
nur auf Morgen- und Abendrot schließen. Er müßte also sondern ihm ebenso regelmäßig wieder folgt, er, „der
den männlichen MiGra mit der weiblichen U§ah-, so breit wie die Erde herankommt nach dem Unter¬
Uäi- identifizieren, wobei ihm die Erbringung des Be¬ gänge der Sonne (hü, d. i. Mrö); beide Ränder (d. h.
weises obläge, daß die awestischen Stämme das Morgen- den gesamten Umfang; s. oben, S. 117, Fußnote) berührt

und Abendrot mit der Sonne in ursächlichen Zusammen¬ er dieser Erde, der breiten, runden, deren Ränder ferne
hang gebracht hätten. Da die Arier aber von unserer sind. Alles das bestrahlt er, was zwischen der Erde und
modernen Optik noch keine Ahnung hatten, so dem Felsen (= „Himmelsgebirge“) ist“, usw. (Yt. 10,95).
ahnten sie zwischen dem Morgenrot und der Sonne Ich frage: Wenn es heißt: „Schulze steht Posten von
keinerlei ursächlichen Zusammenhang. IIQF. VI, 2—4, Müller von 4—6; dann folgt ihm wieder Schulze“,
36 ff. ist bereits gezeigt worden, daß die awestischen ist dann Müller = Schulze? Kann man von der Sonne
Stämme das Morgenrot für eine Ausstrahlung von sagen, sie komme daher, breit wie die Erde? Kann man
xvaronah- aus den mit ihm gefüllten Gebirgen von ihr sagen, sie berühre die gesamte Peripherie der
hielten, und unter anderen ist dort auch die Stelle Erde? Ist es nicht ohne jeden möglichen Zweifel klar,
V. 19, 28 übersetzt: „In der dritten Nacht (nach dem daß hier nur das rings auf dem Rande der Erde ruhende
Tode des Menschen) leuchtet es auf. Es strahlt die nächtliche Himmelsgewölbe gemeint sein kann?
leuchtende Morgenröte der Gebirge, welche das gute Die Hauptfunktion der Sonne und MiGras

Feuer des Lichtes-des-Heiles besitzen. Sie (die Morgen¬ besteht darin, daß beide das Himmelslicht
röte) geht zu MiGra, dem schöngewappneten; das spenden, durch welches sie die Mächte der
leuchtende *Himmelslicht (= die Sonne) geht auf Finsternis, die daeva-, verscheuchen. Aber
(uzyöraiti). “ sie tun dies nicht gleichzeitig, sondern
Müssen die Texte wirklich noch deutlicher reden, lösen einander, sich gegenseitig ergänzend,
damit ihre modernen Erklärer begreifen, wie sich die in dieser Tätigkeit ab. Darum sagt MiGra Yt. 10, ns

Naturvorgänge in der Seele der primitiven Verfasser s (oben, S. 110): „Wie jenes leuchtende *Himmelslicht
dieser Texte widerspiegelten? Nirgends ahnt das Awesta (= die Sonne) über die himmelslichtige Harä vorwärts¬
einen Kausalnexus zwischen der Sonne und der Mor¬ schreitet und darüber hinwegfährt, so will auch ich,
122

Spitama, durch die untere (= auf Erden) gespendete Ver¬ Das 6. Yast lautet unter Weglassung der Eingangs¬
ehrung kommen, durch die obere (= im Himmel) gespen¬ formeln :
dete, hinweg über alles, was dem finsteren Geiste, dem
Besitzer des Unheils, beliebt.“ Übersetzung von Yaät 6 (XorSed-YaSt).
So ist natürlich auch aus Yt. 10, 6i (oben, S. 103) 1 Dem ^leuchtenden Himmelslicht, dem
nicht zu schließen, Mi6ra sei die Sonne; „alle, eines msterblichen, dem Reichtum, dem Besitzer feuriger
Willens mit dem *Himmelslicht“ besagt nur, daß die bis
-R so onfern wir. Wenn daher das *Himmelslicht (hvar-)
dahin allein das Himmelslicht spendende Sonne keinen
TZntZL erwtent, wenn daher daS *Hi»melelicht,
Einspruch gegen den Bau des Hauses Mi0ras, d. h. da¬
das Licht (iraocö), erwärmt, dann stehen da die geistigen
gegen erhob, daß auch er zum Spender des Himmels¬
Opferwürdigen, hundert und tausend. Dieses xvaranah-
lichtes (;vvaranah-) eingesetzt wurde, also einen Teil ihrer
trasren sie zusammen, dieses xvaranah- bringen sie herab,
Funktion übernahm. dieses xvaranah- teilen sie auf der von Ahura gegebenen
Der Begriff Himmels k ö r p e r ist dem Awesta noch
Erde aus, um die Lebewesen des Lichtes-des-Heils _(<**)
fremd. Die alte Anschauung, nach der das Himmelslicht
zu fördern, und zur Förderung des Leibes des Lichtes-
aus Öffnungen im Himmelsgebirge herniederstrahlt, ist
noch nicht überwunden. Alle Dinge der Schöpfung sind des-Heib^enn das *Himmeislicht emporwächst
Personen. Die Körperöffnungen, aus denen das Licht
(uzuxsyeiti), dann schützt es (nämlich vor den Machten
ausstrahlt, sind die Augen (s. IIQF. VI, 31 ff.). Mi0ra der Finsternis) die ahuragegebene Erde, dann schützt es
und Ahura (Mazdäh) werden, wie wir noch sehen werden,
das fließende Wasser, dann schützt er das Quellwasser,
im jüngeren Awesta zu einer durch Dualkompositum aus¬
dann schützt es das Seewasser (= das Wasser der Seen),
gedrückten Einheit, d. h. Gesamtperson, zusammen¬
dann schützt es das stillstehende Wasser, dann schützt es
gefaßt. Ersterer spendet das Himmelslicht in der Nacht,
die zum Lichte-des-Heils gehörigen Geschöpfe, die dem
letzterer am Tage. Darum hat Mi0ra 10000 Augen,
erleuchteten (spavtfahe) Geiste gehören..
Ahura Mazdäh nur 1 Auge, und letzteres ist 3. Denn wenn das *Himmelslicht nicht empor¬
die Sonne1. Ist unter solchen Umständen das Rätsel
wächst, dann vernichten die daeva- (= die Machte der
wirklich so schwer zu lösen, was unter Mi0ras Augen
Finsternis) alles, was sich auf den 7 Erdteilen befindet,
zu verstehen, und wer Mi0ra selbst ist? und die geistigen Opferwürdigen finden m dem knochen-
Doch damit haben wir bereits Erörterungen vorweg¬
begabten Leben (= auf der Erde) keinerlei Halt und
genommen, die ausführlicher in späteren Abschnitten
keinerlei Standort. ,,. ,
dieser Arbeit anzustellen sind; vgl. S. 193 ff. Dies war 4 Wer dem *Himmelslicht, dem unsterblichen, dem
indessen zur richtigen Wertung der zusammenhän¬
Reichtum, dem Besitzer feuriger Rosse opfert, um zu
genden Texte nötig, welche das Awesta der Sonne
widerstehen den Finsternissen (tamavhqm), um zu wider
(hvar- xsaeta-) widmet: des Xoräed-Yast (Yt. 6) und
stehen den daeva-, deren Licht die Finsternis ist (tomasci-
des XorSed-NyäyiSn (Ny. 1).
tranctm'), um zu widerstehen den Dieben und den Ge¬
1 Di© im jüngeren Awesta ältere Auffassung Ahura Maz- walttätigen, um zu widerstehen den Zauberern Hexen
dähs als des gesamten Lichthimmels liegt Ny. 1,5, unten S. 127, (yätunqmca pairilcammca), um zu widerstehen dem Verluste
= Y. 68,22 vor, wenn von „seinen Augen“ die Rede ist, unter denen
i Oder wenn wie afsci&ra- usw. zu beurteilen: „die das Zeu¬
nur alle (guten) Gestirne verstanden werden können. Vgl. Y. hapt.
gungslicht deT Finsternis haben“ = die die Finsterms erzeugen.
36,6 und unten, S. 250 ff.
124 125

(i&yejcwhö), dem Vergessen (manqaonahe), der opfert dem


Besprechung des 6. TaSts: Sonne von MiGra geschieden.
Ahura Mazdäh, der opfert den erleuchteten Unsterblichen
(a»?a|9 spdnfi), der opfert seiner eigenen „Seele“ (urvänsm)-, Nach deu vorhergegangenen Erörterungen wird der
derjenige stellt alle geistigen und alle dem (irdischen) Inhalt dieses Textes klar sein. In kurzen Worten besagt
Leben angehörigen Opferwürdigen zufrieden, der dem das 6. Ya§t: Ich will dem (durch die Sonnenöffnung
*Himmelslicht, dem unsterblichen, dem Reichtum, dem strahlenden) Himmelslicht opfern, dem xvaranah-, das nach
Besitzer feuriger Rosse, opfert. Sonnenaufgang von den geistigen Opferwürdigen herab¬
5. Ich will MiGra opfern, dem Besitzer der breiten getragen und über diese Erde verteilt wird1.
Rinderweide, dem tausendohrigen, dem zehntausend¬ Dieses Himmelslicht wirkt das Wachstum der Ge¬
äugigen, ich will dem Vazra (= Blitz; s. unten, S. 214 ff.) schöpfe und schützt sie vor den Mächten der Finsternis,
opfern, der gut auf das verruchte Haupt der daeva- herab¬ welche die gesamte lichte Schöpfung vernichten würden,
geschleudert wird, — MiGra (Nominativ!), der Besitzer wenn die Sonne nicht schiene. Da dieses Himmelslicht
der breiten Rinderweide; und ich will der Genossenschaft die Substanz Ahura Mazdähs, der erleuchteten Unsterb¬
opfern, welche besteht, der leuchtendsten der Genossen¬ lichen und der „seelischen“ Bestandteile der Lebewesen
schaften, zwischen dem Mond und dem*Himmels- der lichten Schöpfung ist, so opfert allen diesen, wer
licht (= der Sonne, hvard). dem durch die Sonnenöffnung strahlenden Himmelslicht
6. Wegen seines Reichtums und seines xvardnah- opfert.
will ich ihm opfern mit hörendem1 Opfer, dem feuch¬ • Aus diesem Zusammenhänge ist § 5 zu erklären.
tenden Himmelslichte Qivard xsaetam), dem unsterb¬ Was das hvars am Tage, das 1 ei s t e t Mi 6 r a b e i
lichen, dem Reichtum, dem Besitzer feuriger Rosse, mit Nacht. Darum wird er hier an dem Opfer beteiligt,
Opfergaben. Dem feuchtenden Himmelslichte, welches man dem hvars darbringt, ebenso wie der Mond.
dem Unsterblichen, dem Reichtum, dem Besitzer feuriger Die „Genossenschaft“ besteht eben darin, daß auch der
Rosse, opfern wir mit haomahaltiger2 Milch, mit Baros- Mond Himmelslicht strahlt, aber meist in der Nacht.
man, mit der Orthodoxie der Zunge, und mit dem Liede Eine Gleichsetzung MiGras mit derSonne
0mq,9ra-), und mit Rede und mit Tat und mit Opfer¬ liegt also auch hier nichtvor. Abgesehen davon,
gaben, und mit leuchtend gesprochenen (arsuxdaeibyasca) daß kein Wort des Textes auf eine solche hindeutet und
Worten. daß in ganz gleicher Weise auch in den anderen Yaät-
Wem von den Seienden . . . (usw. die üblichen Schlu߬ Texten andere Yazata an dem Opfer für denjenigen be¬
formeln).
teiligt werden, dem das betreffende Yast zunächst ge¬
widmet ist, haben wir ja gesehen, daß noch in einem so
1 surunvata kann nur der Instrumental des Partiz. praes. sein.
späten Texte, wie die Äfrln-i ZartuSt, MiGra von der
Bartholomaes Ansatz eines Stammes surunvata- „hörbar“, „laut“
nötigt dem Texte einen grammatischen Fehler auf, der in dem
sicher alten metrischen Teile der Opferformel an sich schon unwahr¬ 1 Aus diesem Beispiele sieht man wieder, auf wie primitiver
scheinlich ist. Das Opfer ist wie alle Dinge (s. S. 9. 77 ff. 112 f.) Stufe das Denken der Arier noch steht. Jede Bewegung wird als
dem awestischen Menschen eine Person, welche die im Opfer¬ das Ergebnis einer persönlichen Einwirkung betrachtet. Ebenso
texte ausgesprochene Bitte denjenigen „Opferwürdigen“ überbringt, tragen nach Yt. 13, es ff. die Fravaiji, nach Yt. 8, 9 Satavaesa den
für die es veranstaltet wird. So ist es denn nötig, daß es diese Regen herab und verteilen ihn über die Länder. Im RV. wird die
Bitten selbst vernehme. Bewegung der Gestirne daraus erklärt, daß die Manit oder Vdruna
haomayö ist falsche Umschrift für haomayu, also regelrechter das Himmelsgebirge drehen (IIQF. II, 41 ff.). Die Gewässer fließen,
Instrumental. weil Indra sie antreibt, usw.
127
126

Sonne unterschieden wird. Nach Ausweis der Sprache Cbersetamg von SjlyBn 1 (XorWd-NjUylSo), 1-10.
aber ist YaSt 6 sicherlich älter, als dieser Text.
1 Verehrung dir, Ahura Mazdäh, dreimal vor
Ya§t 6 bildet den Kern des XorMed-Nyäyisn,
den anderen Greschöpfeu! Verehrung euch, erleuchtete
dem aber eine lange Einleitung, §§ 0—10, vorangesetzt
Unsterbliche, die ihr alle gleichen Willens mit dem
ist. In dieser ist MiQra noch ein gröberer Raum gewährt, rUimmelslichte seid!- Sie (- die Verehrung) suche
als im 6. YaSt; aber nicht nur dieser wird an dem „ Ahura Mazdäh zu gehen, sie zu den unsteib-
Opfer beteiligt, sondern auch Ahura Mazdäh, dessen
Hohen Erleuchteten, sie zu den Frava|i der Be¬
Augen, die Gestirne, so weit sie nicht daevische Lichter
sitzer des Lichtes-des-Heils, sie zu dem Winde , dem
sind1, das Rind, der erste Mensch (Gaya = „Leben“,
lange (= vor langer Zeit) selbstgeschaffenen.
„Lebewesen“), ZaraQuätras Fravasp, das Licht-des-Heiles
2 Unter Zufriedenstellung Ahura Maadahs un
(a|a-), der helle Gedanke (vohu- manah-), die Herrschaft
Überstrahlung3 des finsteren Geistes das Wirken (Akk.)
(x'sa&ra-), das leuchtendste Licht-des-Heiles (a|a-
des Guten, das nach Wunsch (= in unserem Sinne) das
vahista-, d. h. das eschatologische Licht, das ewige Leben);
Förderlichste ist (vgl. Y. 50, 11). Ich preise das Licht-
ferner neben MiQra seine Verbindung mit Ahura (Dual¬
des-Heils (a&m): „Das Licht-des-Heils (a$m) ist das
kompositum; siehe unten, S. 241 ff.), TiStriya und seine
leuchtendste Licht. Nach Wunsch ist es (vorhanden),
Frauen, Vanaijti ©wä|a, Zrvan, Väta, Cistä, Daenä, Pa0ä,
„ach Wunsch für uns, weil (oder: daß) es das Licht-
der Fluß Zaranumai}t, der Berg Saokeipta usw.
des-Heils für das leuchtendste Licht-des-Heiles is
Auch hier liegt also eine Gleichsetzung MiQras mit (= zum 1 e u c h t e n d s t e n Lichte-des-Heiles, in den Feuer¬
dem hvara nicht vor.
himmel, führt).“ (== Y. 27, w).
Diese Einleitung ist wörtlich dem Mi0ra gewidmeten
g_4. (Allgemeine Opferformeln.)
Mihir-Nyäyi§n entlehnt und lautet, wie folgt:
5. ‘Verehrung dem Ahura Mazdäh! Verehrung
den erleuchteten Unsterblichen! Verehrung
1 Nach der späteren parsischen Auffassung, BündahiSn 3, 26. MiGra, dem Besitzer der breiten Rinderweide,
5, i f. 28,4* ff. usw. gibt es auch daevische Gestirne. Das ist eine ehrung dem feuchtenden Himmehhchte,^
Anschauung, die erst spät auftritt und im Awesta sonst, soviel
Besitzer feuriger Rosse! Verehrung denjenigen Lichtern
ich sehe, noch fehlt. Nur die Sternschnuppen werden in diesem,
(I tugen, WMM welche Ahura Mazdäh mgneuj
Yt. 8,8. so fr. (8. S. 199), als Pairikä betrachtet. Unter den k»r»ma-
Sternen, die mit den Pairikä in Yt. 8, 8 identifiziert werden, sind Verehrung dem Rinde; Verehrung dem Gaya (- dem
wahrscheinlich „Wurmsterne“ gemeint (s. S. 199), worunter sicher ersten Menschen)! Verehrung der
Sternschnuppen zu verstehen sind. Dann wird unter der müs Gustras, des Spitama, des Besitzers des Lichtes-des-
pairikä (Y. 16, 8 = 68, 8), der „Pairikä Maus“, vielleicht der Komet Heils! Verehrung der gesamten Welt (stöiS) der Besitzer
zu verstehen sein. Wenn nach Yt. 8,51 „schlechtredende“
Menschen die Pairikä, die das böse Jahr hervorruft, als diejenige * Vers: 1. vispe hura hazaogäwM- S. oben S. 103.
bezeichnen, die das gute Jahr hervorruft (s. unten, S. 200), so
geht daraus hervor, daß nicht alle Mazdayasnier die orthodoxe ° durch das helle Licht, taröi-Mi; s.
Anschauung teilten, sondern daß manche in den Sternschnuppen,
da sie lichte Feuererscheinungen sind, wohltätige Wesen sahen.
Vgl. oben, S. 63. Unter den Gestirnen des Xorsed-Nyäyisn, die
nvmon von xvä&ra- „Ort des guten . ,
daevische Lichter sind, werden also Pairikä, d. h. Sternschnuppen dfeses den Lichthimmel, in den die „Besitzer des Lichtes-des-He
und Kometen nach orthodoxer Auffassung zu verstehen sein.
(agavan-) zu gelangen hoffen. S. oben, S.
Offenbar sind solche Pairikä auch in unserem Texte gemeint.
128 129

des Lichtes-des-Heils, derjenigen, welche ist und welche licht, dem unsterblichen, dem Reichtum1, dem Besitzer
wird und welche werden wird!’ feuriger Rosse, opfern wir.
‘—’ = Y. 68,22. 8. TiStriya, dem festäugigen (= dessen Augen

‘Laß gedeihen den Leib durch den hellen Gedanken, unverletzbar sind), opfern wir; TiStriya opfern wir.
durch die Herrschaft und durch das Licht-des-Heiles T i s tr i y a s Frauen (tiStryaenyö) opfern wir. Ti§-
nach "Wunsch!’ triya, dem reichen, dem Besitzer des xvaranah-2, opfern
‘—’ = Y, 33, io, zweite Hälfte. wir. Dem Stern Vanaqt (= „dem Erobernden“), dem von
‘Das Licht-des-Heils ist das leuchtendste Licht. Nach Mazdäh gegebenen, opfern wir. Dem Sterne Tiätriya,
Wunsch ist es (vorhanden), nach Wunsch für uns, weil dem reichen, dem Besitzer des xvaranali-, opfern wir.
(oder: daß) es das Licht-des-Heils für das leuchtendste 0wä§a (= dem Raum), dem selbstgegebenen (= selbst¬
Licht-des-Heiles ist.“ geschaffenen), opfern wir. Zrvan (= der Zeit), dem
‘—’ = 27,1*; Ny. 1,2. endlosen, opfern wir. Zrvan, dem (vor) lange(m) selbst¬
‘diese Lichter, jenes himmelslichtigste unter den gegebenen (= -geschaffenen), opfern wir. Väta (= dem
himmlischen Lichterscheinungen, welches das *Himmels- Winde), dem erleuchteten, dem gutstrahlenden, opfern wir.
licht (hvara) genannt wird.’ Der geradesten Cistä (= Licht, im Sinne von Lehre,
1—’ = Y. (hapt.) 36,a. S. oben, S. 97. syn. mit daenä-), der mazdähgegebenen, der Besitzerin
‘Das Licht-des-Heils . . . usw.’ = Y. 27, u. des Lichtes-des-Heils, opfern wir. Daenä, der leuch¬
‘bei der Wendung, bei der du mit deinem erleuchteten tenden, mazdayasnischen, opfern wir. PaGä3, der gut
Geiste kamst, Verstand (mazda), mit der Herrschaft, bei zu beschreitenden, opfern wir. Zaranumaqt (= „der
ihr mit dem hellen Gedanken, durch dessen Taten die Goldhaltige“, = ZarenumaitI-, ein Nebenfluß des Hilmend),
Lebewesen durch das Licht-des-Heils gefördert werden. dem strahlenden (swram), opfern wir. Saokeqta (= „der
Ihnen wird Äramaiti die Strahler künden, die deiner Leuchtende“), dem Gebirge, dem von Mazdäh gegebenen,
Geisteskraft, den (oder: die) niemand betrügen kann.’ opfern wir.
= Y. 43,6. 9. Und jedem im Besitze des Lichtes-des-Heiles be¬
6. Mi 0 r a, dem Besitzer der breiten Rinderweide, findlichen geistigen Opferwürdigen opfern wir.
opfern wir, dem leuchtend redenden, dem zur Versamm¬ Und jedem im Besitze des Lichtes-des-Heiles befindlichen,
lung gehörigen (= beredten?), dem tausendohrigen, dem dem (irdischen) Leben angehörigen Opfer¬
(körperlich) schöngebildeten, dem zehntausendäugigen, dem würdigen opfern wir. Unserer eigenen „Seele“
himmelslichtigen (bdrdzaiytdm), dem Besitzer der breiten (urvändtn) opfern wir. Unserer eigenen Frava|i opfern
Warte (jpardd-u-vaeöayandm), dem strahlenden (süram), dem wir. Komm’ mir zu Hilfe, Mazdäh! Den leuchtenden,
schlaflosen, dem (immer) wachen. strahlenden, erleuchteten Frava^i der Besitzer des
Lichtes-des-Heiles opfern wir.
7. Mi0ra, dem Länderherren aller Länder, opfern
Dem leuchtenden *Himm eislicht, dem un¬
wir, welchen Ahura Mazdäh herausgegeben (— aus¬
sterblichen, dem Reichtum, dem Besitzer feuriger Rosse,
gestrahlt) hat, der von den geistigen Opferwürdigen das
opfern wir. Das Licht-des-Heiles . . . usw. = Yt. 27, lt
meiste xvarsnah- besitzt. Dann möge er uns zu Hilfe
(oben, S. 128).
kommen', MiGra und Ahura, die beiden himmels¬
lichtigen (bdrdzarnta)\ Dem leuchtenden *Himme 1 s- 1 S. IIQF. VI, 182 unter „Besitz“.
* Im Text stehen Nominative.
1 S. S. 241 f. 8 Der Seelenstraße = Regenbogen; s. oben, S. 66 nebst Fußn.
9
130 131

10. Ich will für mich wählen1 als Mazdäh-Opferer, Bisheriges Ergebnis: im gesamten Awesta Sonne und
als ZaraSustrier, als Gegner der daeva-, als Ahura-Lehrer MiSra geschieden.
(= als Verkünder der Lehre, daß Ahura „der Herrscher“,
Aus den bisherigen Erörterungen hat
das höchste Wesen ist),
sich ergeben, daß das gesamte Awesta, d. h.
dem Hävani, dem Besitzer des Lichtes-des-Heils, alle in awestischer Sprache abgefaßten
dem Strahler des Lichtes-des-Heils, zum Opfer und zu Glut Texte, das leuchtende *Himmelslicht (hvar-
und zur Befriedigung und zum Preis (oder; zur Herr¬ und hvar- x$aeta-) von MiSra unterscheiden.
schaft) ; dem S ä v a n h i und dem V i s y a usw. wie vorher Das 6. Ya§t beteiligt an dem dem hvar- dargebrachten
bis „Preis“; dem RapiSwina usw.', dem Frädat-f§u Opfer MiSra; die ersten beiden Nyäyign, deren erstes dem
und dem Za:qtuma usw.; dem Uzayeirina usw.; dem hvar-, deren zweites MiSra gewidmet ist, haben eine lange,
Frädal-vlra und dem DaHyuma usw.; unter Zu¬ gleichlautende Einleitung, in welcher eine große Anzahl
friedenstellung des leuchtenden *Himmelslichtes, von Yazata, darunter auch MiSra und das hvar-, verehrt
des unsterblichen, des Besitzers des Reich- werden. Aber auch in diesen dreiTexten deutet
tums, des Besitzers feuriger Rosse, zum Opfer nichts auf eine Gleichsetzung MiSras mit
und zur Glut und zur Befriedigung und zum Preis (oder:
dem hvar-.
zur Herrschaft). Schon das bloße Bestehen eines Xoräed-
„Wie der erwählenswerte Herr“ (= Y. 27, is) spricht Yaäts und eines XorSed - Ny äy iSns neben
mir der Zaotar vor. „So der Strahler vom Lichte-des-Heiles einem Mihir-Yaät und einem Mihir-Nyäyiän
her“ soll der Besitzer des Lichtes-des-Heiles, der wissende, beweist ja doch, daß MiSra von der Sonne
vorsprechen.
verschieden ist.

Hann schließt Ny. 1 mit dem gesamten Texte von Yt. 6.


Der Text des 2. NyäyiSn, Mihir Nyäyign, das
dem MiSra gewidmet ist, stimmt in den §§ 1—9 wörtlich
zu dem von Ny. 1; Ny. 2, io = Ny. 1, io, fügt aber vor
dem zweiten Absatz folgenden Text ein:
„durch Zufriedenstellung MiSras, des Besitzers der
breiten Rinderweide, des tausendohrigen, des zehntausend¬
äugigen, des Opferwürdigen, dessen Name (beim Opfer)
genannt wird, Rämans, des Besitzers der guten Weide,
zum Opfer und zur Glut und zur Befriedigung und zum
Preis (oder: zur Herrschaft).“

Der übrige Text, bis auf die herkömmlichen Schlu߬


formeln in den §§ 16 und 17, ist dem 10. Yast wörtlich
entlehnt, nämlich § 11 = Yt. 10, iu; § 12 = Yt. 10, hs;
§ 13—15 = Yt. 10,4-6.

1 d. h. meine Wahl treffen zwischen der lichten und der


finsteren Schöpfung.
9*
133

2. Es vernichtet das ganze Land der Feind1, der


Schädiger MiGras2, Spitama, so sehr wie 100 KayaBa8
die Besitzer des Lichtes-des-Heiles tötend. Du sollst
MiGra nicht erschlagen (oder: töten), Spitama, nicht den,
den du dir von einem Besitzer des Unheils erfragst4,
nicht den, den du dir erfragst von einem Besitzer des
Lichtes-des-Heils, der dasselbe Herzenslicht6 hat wie du.

MiOra. Denn beiden gehört MiGra an, dem Besitzer des Unheils
wie dem des Lichtes-des-Heils.
Wir wenden uns nunmehr zu den Angaben, welche
3. Den Besitz schneller Rosse gibt MiGra, der Be¬
das Awesta über MiGra macht, geben zunächst den
sitzer der breiten Rinderweide, denen, die MiGra nicht
Haupttext, das 10. Ya§t (Mihir-Yast), und suchen im
verletzen. Den geradesten Weg gibt der Atar1 Mazdähs,
Anschluß an dieses und an die übrigen Stellen des Awestas,
des Ahura (= Herrschers), denen, die MiGra nicht ver¬
an denen es Mi0ra erwähnt, die Natur dieses Yazatas
letzen. Die leuchtenden, strahlenden, himmelslichterfüllten
genau zu bestimmen.
Frava|i der Besitzer des Lichtes-des-Heils gibt er, ange¬
borene Nachkommenschaft2, denen, die MiGra nicht ver¬

Übersetzung von Yt. 10 (Mihir-Yaät). letzen.


4. Wegen seines Reichtums und seines Xvarenah1
I. Abschnitt.
will ich ihm opfern mit hörendem2 Opfer, MiGra, dem Be¬
1. Es sagte Ahura Mazdäh zu Spitama ZaraGuStra: sitzer der breiten Rinderweide, mit Opfergaben.
„Als ich nun MiGra, den Besitzer der breiten Rinderweide*, MiGra, dem Besitzer der breiten Rinderweide, opfern
erschuf2, ich, Spitama, da erschuf ich ihn ‘so, daß er wir, welcher ruhigen Wohnsitz, guten Wohnsitz gewährt
strahlt8 durch Opferwürdigkeit4, strahlt durch Glutwür¬
den arischen Ländern (oder: Völkern).
digkeit6, wie mich selbst, den Ahura Mazdäh’.
4 = Ny. 2, iS.
’ = Yast 8,60 (von Tiätrya).

zu empfangen. 2 * mairyö, d. h. der feindliche Krieger; s.


1 1 vourugaoyaoiti- (zu sprechen vouru-gavyüiti-), vedisch urü- oben S. 28, Fußnote. 2 miörö druxs; vgl. S. 230. 3 Bedeutung
gavyüti- heißt „breite Rinderweide besitzend“, nicht allgemein unbekannt. 4 S. S. 220 ff. 6 daend- entspricht dem vedischen
„weite Fluren besitzend“. Als Spender des Regens = Milch hrahman- in seiner allgemeineren Bedeutung und ist das Himmels¬
(IIQF. VI, 186 unter „Milch“) sind die Sterne Rinder, als Spender
licht, das zugleich in den Herzen aller Wesen der lichten Schöp¬
des Lichtes wie die Sonne Augen oder Späher, als Höhlen im
fung strahlt; vgl. IIQF. VI, 95 ff. 3 * Atar- ist im jüngeren
Himmelsgebirge Ohren (Miöras). S. S. 191ff. 2 Wörtlich: „heraus¬ Awesta besonders das Sakralfeuer. 2 Mit Bartholomae ein
gab“ oder „herausstellte“. S. zu § 50, l. 8 aväritsm, ganz wört¬ zweites äsna- in der Bedeutung „tüchtig“ anzunehmen, liegt kein
lich „herbeistrahlend“. Auch Ahura Mazdähs Substanz ist Feuer Grund vor. Unter der „angeborenen“ Nachkommenschaft wird
= Licht. * Zum Opfer gehören die Opfertexte ebenso wie die die nicht im Ehebruch gezeugte zu verstehen sein. 4 1 Die
Opfergaben, da sie selbst als Feuer betrachtet werden und darum Übersetzung „ob seiner Pracht und Herrlichkeit“ ist falsch, rayi-
das Feuer des Opferempfängers vermehren, dem sie „zugestrahlt“,
(zu lat. res) heißt wie im Vedischen immer nur „Reichtum .
d. h. gesungen werden. Sie können darum auch allein das Xvarsnah- ist Himmels- und insbes. das Blitzfeuer und als solches
Opfer bilden. 5 vahmyata, zu vahma, yvah- = ved. vas- „leuch¬ das Feuer, welches kriegerische Wirksamkeit und Herrschaft ver-_
ten“; s. § 26, s. Wie das vedische re, so wird aw. vahma- in der leiht. In diesem Sinne erhält das Wort oft den Zusatz kavaya
Mehrzahl der Fälle zur Bezeichnung der Lieder verwendet.
„königlich“. Ausführliches darüber in IIQF. VII. 2 S. oben, S.
„Glutwürdigkeit“ ist also = Würdigkeit, die Glut (der Opferlieder)
185
— 134 —
kennt vom Licbte-des-Heiles her4, und welchen Frauen,
5. Und er komme uns zur Hilfe, und er komme uns diesen Männern und Frauen opfern wir.
zum Raume1, und er komme uns zur Stütze, und er 6 = Ny. 1,1«; 2,»5. Der letzte Prosaabschnitt, das Yonhe
komme uns zum Erbarmen, und er komme uns zur Hei- hät^m, = Y. 27,15.
lung2, und er komme uns zur Feindetötung, und er komme
uns zum guten Leben3, und er komme uns zum Besitze II. Abschnitt.
des Licbtes-des-Heils, der mächtige, der rings leuchtende4,
7. MiOra, dem Besitzer der breiten Rinderweide,
der opferwürdige, der glutwürdige, der unverletzliche,
opfern wir, dem Besitzer leuchtender Rede, dem zur
für das ganze knochenbegabte LebenE, MiOra, der Besitzer Versammlung1 Gehörigen, dem tausendohngen, schon¬
der breiten Rinderweide. gebildeten2, dem zehntausendäugigen, himmelslichtigen ,
6 = Ny. 2,14. dem Besitzer der breiten Warte4, dem strahlenden, schla -
6. Diesem kraftbegabten Opferwürdigen, dem leuch¬
losen, dem wachen,
tenden, dem leuchtendsten unter den Geschöpfen, MiOra
8 dem da opfern die Herren der Völker (oder:
will ich opfern mit Opfergaben, und ich will ihn um-
Länder), wenn sie in den Kampf gehen ‘gegen die blu¬
wandeln1 mit Lob und mit Verehrung, will ihm opfern
tigen Heere *, gegen die in Reihen zusammenkommenden ,
mit hörendem Opfer, MiOra, dem Besitzer der breiten
zwischen den beiden erbittert kämpfenden Völkern’.
Rinderweide, mit Opfergaben.
’ = §§ 47, 48.
MiOra, dem Besitzer der breiten Rinderweide, opfern
9. ‘Welches von beiden ihm als erstes opfern wird,
wir mit haomahaltigem Rinde2, mit Baresman, mit der
gern mit vorauserkennendem Gedanken1, infolge ins Herz
Orthodoxie der Zunge und mit dem Liede und mit dem
aufgenommenen Antriebs2, nach dieser Seite’ wendet sich
Wort und mit der Tat und mit Opfergaben, und mit
MiOra, der Besitzer der breiten Rinderweide, zugleich mit
leuchtendgesprochenen3 Worten.
dem Winde, dem Feindetöter, zugleich mit Damöiä
Wem von den Seienden und bei dem Opfer das
Leuchtendere der Verstand, der Herrscher, zuer- Upamana3. .
Wegen seines Reichtums . . . usw. me §$ 4 o.
124 Fußn. 1. 5 1 Die arischen Nomaden und Viehzüchter i_■ _ Yt. 13,4i, dort von den Fravai)i gesagt „zusammen
begehren vor allem Raum (aw. ravah-) und fürchten die E n g e mit Miöra undEagnu und mit dem gewaltigen Da möiS
(qzah-, ved. ämhas-), auch nachdem sie seßhaft geworden sind, genau Upamana, zusammen mit dem feindetötenden Winde ■
so wie die Germanen (Tac., Germ. 16). ’ Heilung besteht nach
awestischem Glauben in Befreiung von daevischem Feuer, dessen tend“ wird in den IIQF. bei der Besprechung der Wurzel r und
Wirkungen die Krankheiten sind, und wird darum durch alle Arten ihrer Ableitungen gehandelt werden. 4 = vom Lichthimmel her,

des guten Feuers, vor allem auch des Sternenlichtes, bewirkt. AiW 233 (mit falscher Erklärung). 7 1 der „geistigen Opferwürdigen .
Wenn Mi0ra wie VAruna denen, die ihn verletzen, gleich¬ ■ hutasUm, von der körperlichen Büdung. 8

falls Krankheit sendet, so liegt darin keine Inkonsequenz. Denn HOF VI 13 f. 4 pan&u-vaedayanam; „Warte“ nicht ganz siche .

das gute Feuer wirkt auf die Anhänger der Druj- wie das dae- Vgl § 45. 8 1 haenä- — ved. senä- bezeichnet meist die Heere
vische auf die des A§a- (oben, S. 27). Vgl. auch § 15, a. 8 Das der (Lewa-Verehrer. L. haenä (Metrik u. Grammatik) Df3« ®
„gute Leben“ bedeutet im Awesta immer das Leben im Licht¬ Fehler §§ 47 f. * entweder = „sich in Reihen ordnenden oder
himmel im Gegensatz zum irdischen. S. oben, S. lOf. 4 IIQF. „in Reihen heranrückenden“. 9 1 fraxjni am mano; vgl.§24.51.
VI, 23. 6 Im Gegensatz zu dem der Bewohner des Feuerhimmels, ” Gemeint ist wohl der Antrieb Mi0ras, der nach awestischer An¬
die aus reinem Feuer bestehen. S. oben, S. 60f. 6 Zum schauung natürlich im Einstrahlen ins Herz besteht. Lies
Zeichen der Verehrung wie bei den arischen Indern; vgl. IIQF. vwörüjana und upamana; vgl. Yt. 13, 4, DM»Upamana- <£
VI, 113. 2 = mit milchgemischtem Elaoma. Über den Zweck 2 man-) dürfte den „Bestand (= die Erhaltung) der Spendung
dieser Mischung s. nQF. VI, 71. * ars-uxda-. Über ars- „leuch¬
136 137

III. Abschnitt. sich die schiffbaren Gewässer regen, die breiten, mit
ihrem Schwall, nach Iskata und Pouruta und Möuru
10. MiGra . . . usw. wie § 7 . . .,
(= Margiana) und Häröivä (= Areia) und Gava und
11. ihm, dem ‘die Wagenkämpfer opfern bei denHälsen
Suguda3 (= Sogdien) und Xväirizam (= Chorasmia) hin.
ihrer Rosse1, Schnelligkeit erflehend für ihre Gespanne,
Festigkeit2 für ihre (eigenen) Leiber, früheres Erblicken 15. Auf Arezahl und Savahl, auf FradaSafäu und
der Feinde und die Fähigkeit zum Gegenschlag gegen VidaSafäu, auf Vourubareäti und VourujareSti, auf diesen
die Bösgesinnten, sofortige Besiegung der Gegner9, die Erdteil XvaniraOa1, den strahlenden, von Rindern be¬
nicht unsere Freunde sind, die uns hassen’. wohnten, den Wohnsitz der Rinder, den heilenden2, strahlt
‘—’ = Yt. 6,33. Daß dort, wo vom Opfer für Aredvl die (= schaut) der leuchtende MiGra,
Bede ist, unsere Stelle entlehnt ist, ergibt sich aus dem 16. der in (oder: nach) allen Erdteilen als geistiger
dort falschen Plural ra&aestärö. — Von „Schnelligkeit” an
Opferwürdiger dahinfährt', das Xvaronah spendend2,
= §§ 94, 114; Y. 67 , 26 (hier im Gebet an Sraoga).
der in (oder: nach) allen Erdteilen als geistiger Opfer¬
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6.
würdiger dahinfährt, die Herrschaft spendend3. Deren
Feindestötung ruft er aus, die ihm, orthodox, das Licht-
IV. Abschnitt.
des-Heils kennend, mit Opfergaben opfern.
12. MiGra . . . usw. wie § 7,
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6.
13. der sich als der erste geistige Opfer-
würdige naht über die Haraitl1, voraus dem
V. Abschnitt.
unsterblichen *Himmelslicht2, dem Besitzer
feuriger3 Rosse, er, der als erster die goldgeschmückten, 17. MiGra . . . usw. wie § 7,
glänzenden Gipfel ergreift4. Von da aus bestrahlt der von niemand verletzt werden kann, nicht von dem
( = besieht5) er das gesamte von den Ariern bewohnte Hausherrn eines Hauses, nicht von dem Dorfherrn eines
Land, der leuchtendste, Dorfes, nicht von dem Gauherrn eines Gaus, nicht von
14. in welchem die feurigen1 Herrscher ihre ersten dem Landesherrn eines Landes.
Angriffe richten (= vorschicken), in welchem die himmels-
ist ein Wort von unbekannter Bedeutung (dätairö). 8 L. sugu-
lichtigen Gebirge, die viele Weiden bietenden, wasser¬
ddinca (M.). Daß das Wort nicht interpoliert ist, wie Bartho-
reichen, für das Rind ...2 fördern, in welchem sich die
lomae meint, beweist das Versmaß. 15 1 Die in 16 enthal¬
tiefen Seen mit ihren breiten Fluten befinden, in welchem tenen Eigennamen sind die Namen der 7 Erdteile [harsvcir-, karsvan-).
Der mittelste und größte, auf welchem Iran liegt, ist Xvaniraöa-.
bedeuten. Über die „Spendung“ s. 60, l. 11 1 ra&aestar- heißt Die anderen umgeben ihn. Arozaln- liegt im Westen, Savahi- im
niemals „Krieger“, sondern immer nur „Wagenkämpfer“ (wörtliche Osten, FradaSaßu- und Vidadafgu- im Süden, Vourubansti- und
Übersetzung; „der auf dem Kriegswagen steht“), wird also nur Vourujarosti- im Norden. 8 Weil im Besitze des Lichtes-des-Heils
vom Kriegs ad el gebraucht. Das Opfer findet natürlich neben (oja-); s. zu § 6, 2. 16 1 Alle „geistigen Opferwürdigen“ sind
den Gespannen statt; baroga- heißt nicht „Kücken“, sondern „Hals“. als Besitzer des Xvaronah Herrscher und „fahren“ darum (auf
s drvatätgm, „Unerschütterlichkeit“, „Festigkeit“, letzteres im Sinne ihren Kriegswagen). 2 xvaronö-dä heißt gleichzeitig „Xvaronah
der Unverwundbarkeit wie der Gesundheit. 8 L. haimrg&qm (M.). ausstrahlend“, da die Wurzeln dä „geben“ und di „leuchten ,
13 1 haraitlm st. harq,m zu lesen (M.). 8 = Sonne. L. hürö (M.). „strahlen“ als Nominalausgänge formell zusammengefallen sind
8 aurvat-, yed. drvat- (vgl. ar-u-sd•, ar-u-nd) zu Syn. von süra. (IIQF. VI, 102 f. 146). Ebenso heißt xsa&rö-dä gleichzeitig „die
1 Da der Sternhimmel auf den den Horizont bildenden Gebirgen Herrschaft strahlend“. 18 1 Mit Yt. 13, 96 und Bartholomae zu
zu ruhen scheint. 6 IIQF. VI, 32. 14 1 ~ vom Feuer der lesen fratsmatätö; aber das „Erstesein“ (so die wörtliche Über¬
Herrschaft erfüllten. L. aurvänhö (M.). * Das Objekt des Satzes setzung) kann nicht die Obrigkeit im Sinne von „Behörden“, sondern
138 139

18. Wenn ihn jedoch verletzt (= zu verletzen sucht) VI. Abschnitt.

eines Hauses Hausherr oder der Dorfherr eines Dorfes, 22. MiQra . . . usw. wie § 7,
oder eines Gaues Gauherr oder der Landesherr eines der, wenn er nicht verletzt wird, den Mann aus der Enge
Landes: vorwärts (oder: sogleich?) zerschlägt Mi0ra der wegträgt, ihn wegträgt vom Verluste.
ergrimmte, der angefeindete, das Haus und das Dorf und 23. Weg aus der Enge, weg aus den Engen, MiQra,
den Gau und das Land und die Hausherren der Häuser wollest du uns tragen, da du (von uns) nicht verletzt
und die Dorfherren der Dörfer und die Gauherren der worden bist. Darum bringst du auf die eigenen Leiber
Gaue und die Landesherren der Länder und die Ober¬ der MiQra verletzenden Sterblichen Betörung1 herab. Weg
herrschaften der Länder1. trägst du von ihren Armen die Kraft, ergrimmt und (dazu)
19. Nach der Seite hin zieht er aus, MiQra, der er¬ fähig, weg aus ihren Füßen die Schnelligkeit, weg aus
grimmte, der angefeindete, nach welcher hin (auszieht) ihren Augen das Licht, weg aus ihren Ohren das Gehör.
der MiQraverletzer; und nicht hütet sich dieser durch 24 Nicht trifft man den mit den Verletzungen1 der
den Geist1. gutgeschärften Lanze, nicht mit denen des wegfliegenden
20. Die Rosse der Verletzer MiQras werden zu Pfeiles, dem mit voraus erkennendem Gedanken2 MiQra
Hassern der Last(P)1; laufend kommen sie nicht von der zu Hilfe kommt, der leuchtende, der 10000 Späher hat,
Stelle, tragend kommen sie nicht vorwärts, ziehend harren der allwissende, der nicht überlistet werden kann3.
sie nicht aus. Zurückgetragen2 wird die Lanze, die der §§23f. = §63.

MiQragegner wirft3, trotz der Menge der bösen Lieder, Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6.

welche der MiQragegner ins Werk setzt.


VII. Abschnitt.
21. Wenn er auch mit gutem Wurfe wirft1, wenn
25. MiQra . . . usw. wie §7,
er auch den Körper erreicht, so bringen sie ihn doch
dem Herrscher, dem tiefen, dem kraftbegabten, dem Spender
nicht in die Gewalt der Finsternis2, trotz der Menge der
der Himmelsglut1, dem zur Versammlung2 gehörigen, dem
bösen Lieder, welche der Gegner MiQras ins Werk setzt.
Licht strahlenden3, dem himmelslichtigen, dem sehr mäch¬
Der Wind trägt diese Lanze (weg), die der MiQragegner
tigen4, dessen Leib aus den Liedern besteht3, der Kraft
schleudert1, trotz der Menge der bösen Lieder, welche
in den Armen hat, dem Wagenkämpfer, _
der MiQragegner ins Werk setzt.
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6. 8 1218 d). Derselbe Fehler in § 37. 24 'Janmaoyö zu Sansk
Ln verletzen“, „verwunden“. 3 MiOra erkennt die Absichten
des Feindes im voraus. Vgl. § 9. 61. 8 Wie Veda und Awesta
nur die Oberherrschaft bedeuten, die ein Staat über die anderen
zeigen, ist die Bedeutung von dab, ved. dabh nicht „betrugen im
ausübt. fratgmatät- ist darum synonym mit daivhu-sasti-, § 87.
juristischen, sondern „überlisten“ im kriegerischen Sinne Das
Wir haben hier wie in § 109 und in Y. 62, 6 eine deutliche An¬
Wort hat darum in beiden Texten auch den Sinn „durch List (ir
spielung auf das medische und das persische Großreich vor uns.
19 1 d. h. wohl, Miflra greift ihn unversehens an. 20 1 L.
listiger Weise) schädigen, vernichten“. 25 sc a° °gl '
Üher saokä- s IIQF. VI, 16 und die Abhandlung in IIQF. Vll.
vazyqstränhö (M.). 2 Nämlich vom Winde, dem man das Tragen

der Geschosse zuscbrieb. Vgl. § 21. s L. avhyeiti (M.); s. auch


2 der geistigen Opferwürdigen; s. oben § 7. 2
über vahma. s. zu § 1, Fußn. 6. ‘ oder: „sehr fähigen Nach
§ 21. 21 1 L. awhyeiti (M.). 2 Die Gegner Mi0ras sind natür¬
Ausweis des Metrums ist as-hunanm zu lesen. a k
lich die Anhänger der Mächte der Finsternis. Zu rä$ayei\te s.
stanz der Lieder wie die der übrigen geistigen Opferwuxdigen
IIQF. VI, 21 ff. 66. 22 1 S. zu 6, l. 23 1 -divyqm ist
Licht = Feuer ist. S. oben, S. 14. 26 ' akatarm. Die Be¬
falsche Umschrift von dn'biu, d. i. *dawyq.m, dreisilbig zu lesen,
deutung von aka- und ama- ergibt sich daraus, daß diese Wörter
j/dab, ved. dabh\ Bildung wie vidyä, krtyä usw. (Whitney, Gr.
140 141

26. der die verruchten Häupter der Daeva schlägt, in welchem4 er wohlzufriedengestellt ist. . Die anderen
der finsterer1 ist für die, welche gezüchtigt werden zerschmettert er5, in denen er stets angefemdet wird.
sollen, der nicht leuchtet für die MiGra ver¬ 29. Du bist finster und leuchtendst, MiGra, für die
letzenden Sterblichen, dem Zusammenschmeißer T ander: du bist finster und leuchtendst, MiGra, für die
der Pairikä (pl.)2, Her, wenn er nicht angefeindet wird, Sterblichen; du herrschest über Frieden und Fnedlosigkei
das Land der überlegenen Kraft übergibt, der, wenn er der Länder, o MiGra!
nicht angefeindet wird, das Land der überlegenen Ab¬ 30. Du gibst Häuser, welche . . •1 Frauen...
wehr übergibt; Kriegswagen, ausgelegte Teppiche (?) [niedergelegt] be¬
27. der einem Lande, welches zur (= zu den Mächten sitzen, himmelslichtigste2, große; du gibst das Haus,
der) Finsternis hält1, die geradesten (Wege) wegträgt, welches . . -1 Frauen, . . -1 Kriegswagen, ausgelegte iep-
die Xvarenah abwehrt2, die Feindestötung von ihm weg¬ „iche (?)3 [niedergelegt] besitzt, das himmelslichtigste,
trägt, sie wehrlos dahinjagt, 10000 Schläge niedersendet, himmelslichtgebaute, für den, welcher dir mit einem
der 10 000 Späher hat, der leuchtende, der allwissende, Onfer, bei welchem dein Name genannt wird, mit der Zeit
der nicht überlistet werden kann. entsprechender Rede opfert, indem er Opfergaben bringt,
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6. der Besitzer des Lichtes-des-Heils4.
31 Mit einem Opfer, bei welchem dein Name ge¬
VIII. Abschnitt. nannt wird, mit der der Zeit entsprechenden Rede, mit
28. MiGra . . . usw. wie § 7, glutreicher1, MiGra, will ich dir opfern mit Opfergaben.
welcher die Säulen auseinanderstützt des himmelslicht¬ Mit einem Opfer, bei welchem dein Name genannt wird,
gebauten Hauses1, fest die Torflügel2 macht. Dann gibt mit der Zeit entsprechender Rede, mit glutreichster, M 6 ,
er diesem3 Hause Scharen des Rindes und der Männer, will ich dir opfern mit Opfergaben. Mit einem Opfer,
bei welchem dein Name genannt wird, mit der Zeit ent-
das Gegenteil von vohu- bedeuten. Über vohu- s. IIQF. VI, 137 ft.
* Pairikä- „Hexen“. Hier sind damit wie in Yt. 8, 8 wohl die
Sternschnuppen gemeint. S. S. 199 f. 27 1 Das Versmaß er¬ huxsmtö fälschlich als Auslaut des vorhergehenden Wortes ge-
fordert rq,x$ayq,töya\ s, zu 78, l und IIQF. VI, 21 ff. 2 „Die S" wurde. 8 Natürlich indem er in sie mit seiner Waffe.
Xvarenah“, Plural. Es sind die in den einzelnen Kriegern lodernden SI bbTz <«»«->, «***. » 1 d“T,t“C»
„Herzensfeuer“ gemeint. Der Sinn ist entweder: „MiSra wehrt die
Herzensfeuer der Krieger dieses Landes von dessen Feinden ab“,
oder: „er hält die Xvarenah von den Kriegern des ihm feindlichen
Landes zurück, während er sie den ihm huldigenden Kriegern liegen Wie das Himmelsfeuer allen Wesen der lichten Schöp¬
spendet.“ 28 1 Gemeint ist das garö nmäna-, „das Haus der fung eignet, so erfüllt es nach awestischer Anschauung natürlich
Glut“, d. h. der Feuerhimmel. S. zu 32, s. 2 qi&ya-, vgl. ved. auch ihre Häuser; vgl. auch Sachverzeichms unter dlegn ^ L-
ätä-. Die Bedeutung „Türflügel“ ergibt sich aus dem Dual RV. nistaratö-spayam. 4 In 28 und 30 ist das Rmmeishchtgebaute
IX, 5, 5. An unserer Stelle steht der Plural, weil mit den Türen (ibonzi-mitahe) Haus den himmelslicht i g e n Hauser ( g •
die Öffnungen im Steinhimmel, also die Gestirne, gemeint sind. Besitzer des Lichtes-des-Heils gegenubergestellt Seid™le
Entsprechend heißt es RV. VII, 88, 6 von Väruuas Palast: „In MiGra seinen Verehrern. Wie man^t VoH sinnlicher
dein himmelslichtiges Haus (brhäntam mänam = bmzi-mitam nmänttm dieselbe Vorstellung einer ewigen Seligkeit vo
unserer Stelle), selbstherrlicher Varuna, in das tausendtorige, will Freuden, wie im Veda. Vgl. Indog. Forschungen XLI ( 923),
ich ein gehen, in deine Wohnung." Über die Gestirne als Him¬ S. 192 f. 31 4 oder: „leuchtender“. Das Metrum erfordert W,
melstore s. IIQF. II. 8 dem irdischen. 4 L. yahmya hu- 2 Man beachte, daß die Lieder selbst Yazata sin ( ' „
xsnutö. Die Form ist schematisch dem Anfang yähva der über¬ usw.) und wie alles als Personen ge ac wer en. ^
nächsten Zeile gleichgemacht worden, wobei das anlautende in von ist, wie der Parallelismus mit Zeile 2 und 5 zeig ,
142 143

sprechender Rede, welche nicht überlistet werden kann2, „uten manah, alle Gegner (= hostes) besiegen; auf daß
tir mit gutem manah und mit vorstrebendem manah ver¬
Mi0ra, will ich dir opfern mit Opfergaben.
sehen als Glühende, im Besitze des guten manah, alle
32. Lausche auf dieses unser Opfer, MiQra, sei von
Bösgesinnten3 besiegen; auf daß wir mit gutem manah
unserem Opfer befriedigt, MiQra; du wollest dich zu (oder:
und mit vorstrebendem manah versehen, als. Glühende,
bei) unserem Opfer niederlassen! Stelle dich bei unseren
im Besitze des guten manah siegen. Alle Feindschaften
Opfergaben ein, stelle dich bei ihnen ein, welche gekocht1
wollen wir überwinden, die der Daeva und die der Sterb¬
sind; trage sie zusammen (= heimse sie ein) als Bezah¬
lichen, die der Yätu und die der Pairikä, die der Sätar,
lung2, lege sie nieder im Hause der Glut3!
der Kavi und der Karapan4.
33. Gib uns die Gabe, um die wir dich bitten, Leuch¬
§§ 32—34 = §§ 57—59.
tender, in Treue (?) der gegebenen Verheißungen: Licht1, Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4 6.
Kraft und Heindestötung, das gute Leben2 und den Besitz
des Lichtes-des-Heils, guten Ruhm und guten Zustand der
IX. Abschnitt.
Seele, Verstand, Erleuchtung3 und Wissen, und die von
Ahura gegebene (oder: geschaffene) Feindestötung und die 35. MiQra . . . usw. wie § 7,
1 dem das Heer findenden, dem Besitzer von 1000
erobernde Überlegenheit, die des leuchtendsten Lichtes-
(Krie’gs-)Listen, dem herrschenden, dem fähigen (oder:
des-Heils, und die Gegenfrage des himmelslichtigen Liedes4,
mächtigen), dem allwissenden,
34. auf daß wir mit gutem manah1 und mit vorstre¬
36. welcher die Schlacht vorwärts treibt, welcher m
bendem manah versehen als Glühende2, im Besitze des
der Schlacht Widerstand leistet, welcher, in der Schlacht
Aus der falschen Deutung von savista und aSaoyamna als Voc. m. Widerstand leistend, die Schlachtreihen zusammenhaut.
erklärt sich die Korruptel süra in Z. 2. 32 1 oder: „in Feuer Es wallen alle Enden der Schlachtreihe auf, die zum
verwandelt“; yastä, nicht istä; s. IIQF. VI, 163. 2 nämlich für
Kampfe ausgerückt ist; es wird die Mitte des blutigen
bereits geleistete Dienste. 8 garö nmäna- heißt natürlich „Haus
der Glut“ = Feuerhimmel. Die Deutung „Haus des Lobes“ be¬ Heeres erschüttert.
ruht auf unarischer Anschauung und setzt unarische Ausdrucks¬ 37. Über sie wird er Verderben (?) bringen und Be¬
weise voraus. Auch die Tt. 5,101 erwähnten, an den Abflüssen
törung1, er, der die Macht dazu (oder: der die Herrschaft)
der Milchstraße stehenden Paläste sind „hundertlichtig, strahlend“
hat. Die verruchten Häupter schleudert er weg (?) der
(satö-raocana-, bämya-). 33 1 istim, oft, wie hier, vom Feuer
des Besitzes gebraucht und darum = Reichtum (IIQF. VI, 141). Sterblichen, welche den MiQra verletzen; weg fährt er2
In der Mehrzahl der Fälle aber heißt isti- (yyaz) „Licht“, „Feuer“ die verruchten Häupter der Sterblichen, welche den MiQra
in allgemeinerer Bedeutung. Vgl. auch Yt. 10, los. uo. Y. 60, i.
verletzen.
Ny. 1, 4 = Yt. 6, 4 usw. 2 S. § 5, 3. 8 spänö, s. IIQF. VII.
4 d. h. die Kenntnis der metrischen awestischen Texte, namentlich
mit manah- synonym, so daß man auch übersetzen konnte „alle
der Lieder Zoroasters. Diese wurden in awestischer Zeit nur
Besitzer des bösen manah-*. 4 Yätu und Pamka- sind diejenigen,
mündlich gelehrt; ihr Besitz war darum nur durch „Gegenfrage“ welche durch dagvisches Feuer wirken, erstem = Zauberer, letz¬
zu erlangen, sporgta- heißt nicht „heilig“ im christlichen Sinne,
tere = Hexen (IIQF. VI, 21). Sätar- heißt „Machthaber, Fürst ,
sondern „himmelslichtig“ (Ableitung von spon- (Bartholomae 4 spä-),
Karapan- bezeichnet die daevischen Priester. Da die Priester die
zu ysü, ved. sü; s. IIQF. VII). 34 8 manah- ist dasjenige
Dichter der Opferlieder waren, so bedeutet lea-rapan- offenbar „die
Herzensfeuer, welches namentlich das Denken und Wollen hervor¬
Schlechtredenden“ (yVed. rap). 35 * annat-caesm, unerklärtes
ruft, die im Arischen noch nicht streng geschieden werden. Wie
Beiwort MiSras. 37 1 S. § 23, 1. 8 wie Koresäspa die Leiche
das homerische hevo; bezeichnet das Wort aber auch, wie hier, das
Hitäspas: Yt. 16,28. Vgl. die Schleifung der Leiche Hektors am
kriegerische Ungestüm. 8 urväz»mna. Die Wortfamilie wird
Kriegswagen durch Achill. 38 1 L. $itayö. 2 Im Text sg. statt
in den IIQF. noch behandelt werden. 8 dus-mainyus-, mainyu- ist
144 145

38. Die blutigen Wohnstätten1 werden verwüstet, sie von allen Seiten zusammen zu den beiden schützenden
die unwohnlichen Wohnungen, in denen die Miöraverletzer Opferwürdigen. Sie aber verlassen die Schlachtreihen,
wohnen2 und die den Guten [den Besitzer des Lichtes- weil ergrimmt . . . usw.,
des-Heils3] tötenden Anhänger des Unheils. Den blutigen, 42. indem sie also reden zu MiOra, dem Besitzer der
in die Gefangenschaft führenden Weg wird die Kuh der breiten Rinderweide: „0 MiOra, Besitzer der breiten
Weide dahingetrieben, die in den Befestigungen4 der Rinderweide! Jene führen hier unsere feurigen Rosse,
MiOra verletzenden Sterblichen, fortgezerrt auf deren MiOra, mit sich fort! Jene mit den gewaltigen Armen,
Straße, Tränen vergießend steht5, welche ihr das Maul MiOra, zerschlagen unsere Schwerter!“
entlang fließen. 43. Dann schleudert er sie zu Boden, MiOra, der
39. Ihre mit Geierfedern gefiederten Pfeile ‘, von Besitzer der breiten Rinderweide, 50 zu schlagen mit

dem gutangezogenen Bogen2, von der Sehne geschnellt 100 Schlägen, und 100 zu schlagen mit 1000 Schlägen,
fliegend, verfehlen3 das Ziel (?), weil ergrimmt, ange¬ und 1000 zu schlagen mit 10000 Schlägen, und 10000

feindet, nicht aufgenommen bleibt (oder: unter ihnen weilt) zu schlagen mit unzähligen Schlägen, weil ergrimmt

Mi0ra, der Besitzer der breiten Rinderweide. Ihre gut¬ , . . usw.


geschärften, spitzen Lanzen mit langen Lanzenschäften, Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6.

von ihren Armen fliegend, verfehlen das Ziel (?), weil


ergrimmt, angefeindet, nicht aufgenommen bleibt MiOra, X. Abschnitt.
der Besitzer der breiten Rinderweide. Ihre Schleuder¬ 44. MiOra . . . usw. wie § 7, dessen Wohnung, breit
steine, von den Armen fliegend, verfehlen das Ziel (?), wie die Erde, ausgebreitet ist über dem knochenbegabten
weil ergrimmt, angefeindet, nicht aufgenommen bleibt Leben, groß, ohne Enge, strahlend, breit bei dem breiten
Mi0ra, der Besitzer der breiten Rinderweide. Unterkommen (= dem Feuerhimmel),
40. Ihre Schwerter, die gutgeschwungen1 nieder¬ 45. in dessen Unterkommen1 die Gaben (sich befinden;
brennen2 auf die Köpfe der Sterblichen, treffen nicht s. § 32). Auf allen Gipfeln2, auf allen Warten sitzen
das Ziel (?), weil ergrimmt . . . usw.\ ihre Yazra, welche MiOras Späher, den MiOraverletzer erspähend, nach jenen
gutgeschwungen niederbrennen2 auf die Köpfe der Sterb¬ ausschauend3, auf jene merkend, welche von je den MiOra
lichen, treffen nicht das Ziel(?), weil ergrimmt . . . usw. verletzt haben, und deren Pfade schützend, welchen4
41. Mi0ra scheucht (sie) heran, Ra^nu scheucht (sie) die MiOraverletzer nachstellen und die den Guten [den
zurück, Sraoi§a, der zum Lichte-des-Heiles gehörige, jagt Besitzer des Lichtes-des-Heiles]5 tötenden Anhänger des
Unheils.
pl. des Verbs. 8 Text hai&lm-a$ava-janasca-, s. AS AW. XXXVIII, 3,65.
46. Helfend1, schützend, hinten schützend, vorne
4 oder „Aufenthaltsorten“? daronähu. 6 asänö hister^te st. azäna schützend, ein nach allen Seiten leuchtender (= blickender)
histaite. 39 ‘Geier federn: s. § 129. 8 L. Sanvanat. 8 Text Späher, der nicht zu überlistende, tritt er hervor, MiOra,
sg. st. pl. d. Verbs. 40 1 Wörtlich „gut angewendet“. 8 niyräire, der Besitzer der breiten Rinderweide, für den, dem mit
nur hier, wohl zu gar- „brennen“. Die Waffen, namentlich die
voraus erkennendem Gedanken2 MiOra zu Hilfe kommt,
schrecklichste, der vazra-, nach dem die awestischen Stämme auch
eine menschliche Waffe benennen, sind von xvarsnah- erfüllt. Im
Indischen sind die aus dem EpoB und der späteren Literatur be¬ 45 1 L. astaya (M ). 8 bartzähu, nur hier. Bedeutung zweifel¬
kannten „magischen“ Waffen, in denen sich die arische Anschau¬ haft. Es könnte auch ein Teil einer Burg oder eines Gebäudes
ung vom Wesen und von der Wirkung der Waffen fortsetzt, ihrer überhaupt gemeint sein. 8 L. dxSayarylö (M ). 4 L. yq,. 8 S.

Substanz nach gleichfalls Feuer und werden als vajra- bezeichnet. § 38, 3. 46 ‘ avä könnte auch = ä-vä, d. i. ä-bä „her(ab)-
10
146 147

Ahura Mazdäh ‘über der himmelslichtigen Harä2, der viele


der Besitzer von 10000 Spähern, der leuchtende (sürö),
Ausläufer besitzenden, strahlenden, wo es keine Nächte,
der allwissende, der nicht zu überlistende.
keine Finsternisse, keinen kalten Wind und keinen heißen,
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6.
keine Krankheit gibt, die Viele tötet, keine von den
XI. Abschnitt. Daeva gegebene Fesselung3; auch gehen keine Nebel aus4

47. MiOra . . . usw. wie § 7, von der himmelslichtigen HaraitI8’;


’ = Yt. 12,38.
dem weitberühmten1, dem zornigen, welchen die Breit-
51. (die Wohnung), die die himmelslichtigen Unsterb¬
hufigen ziehen ‘gegen die blutigen, in Reihen zusammen¬
lichen1 gebaut haben, “alle eines Willens mit dem
kommenden (daßvischen) Heere2 zwischen den beiden
♦Himmelslicht2” (= der Sonne), gern, mit vorauserken¬
erbittert kämpfenden Völkern’.
= § 8. nendem Gedanken3 aus dem ins Herz aufgenommenen
48. Wenn dann MiOra dahinfährt ‘gegen die blu¬ Antrieb; welcher das ganze Leben, das knochenbegabte,
tigen, in Reihen zusammenkommenden (daevischen) Heere1, beschaut von der himmelslichtigen HaraitI aus.
“—” = Yt. 13,93. Ny. 1, i.
zwischen den beiden erbittert kämpfenden Völkern1,
’ = § 8. 52. Wenn nun ein Bösesstrahlender1 vorläuffc (= her¬
“dann fesselt er den MiOra verletzenden Männern hinten anläuft), ein Böseswirkender, Eiligschreitender, so läßt er
die Hände, läßt sie die Augen abwenden2, macht ihnen schnell seinen Wagen schirren2, MiOra, der Besitzer der
die Ohren leer3”. Nicht vermag er (== der so von MiOra breiten Rinderweide, und Srao^a, der zum Lichte-des-
Behandelte) die Füße auseinanderzustemmen (= seine Heils Gehörige, 'der Leuchtende, und Nairyösanha der
Knie schlottern), nicht wird er fähig zur Gegenkraft (= er listenreiche. Er tötet ihn entweder als einen in der
verliert seine Widerstandsfähigkeit), diese Länder (oder: Schlachtreihe Getöteten oder als einen durch Kraft Ge¬
Völker), diese Gegner, bei denen schlecht gehalten wird4 töteten.
MiOra, der Besitzer der breiten Rinderweide. Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6.
1 ‘—’ ’ = Tt. 14, «3, dort von VoroOrayna gesagt.
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6. bezeichnet. Die Synonymität mit baya- „Zuteiler“ (= ved. bhaga-)
macht es wahrscheinlich, daß das Etymon ar. dä- „gehen“ ist.
XII. Abschnitt. Demnach bedeuten die Bezeichnungen des Schöpfers, das ptc. pf.
act. daSvah- = 8c8toxc6; und die Substantiva dämi-, dätar- = Surfo
49. MiOra .. . usw. wie § 7,
eigentlich den „Geber“, „Spender“. Die baya- sind also die 8»rij-
50. dem die Wohnung zugeschnitten1 hat der Spender pe; edtav. Nach dem jüngeren Awesta ist aber Ahura Mazdäh nicht
der Spender der gesamten lichten Schöpfung. Dieses unter¬
strahlend“ sein. 8 S. § 24, 2. 47 1 frasrütam, wörtlich: scheidet diejenigen Wesen, welche sti-däta- „durch das Bestehen¬
„weitgehörten“. 8 L. haena\ s. § 8, Fußn. 1. 48 1 L. haend; de) gegeben“ von denjenigen, welche xva-däta- „selbstgegeben“,
s. § 8, Fußn. 1. * so daß sie ihre Gegner nicht zuerst sehen; d. h. „selbstgeschaffen“ sind. Letztere sind der R a u m (8wa$a-),
s. oben, § 11. 8 d. i. macht sie taub, so daß sie ihre Gegner die „unbegrenzte (also seit Ewigkeit und in Ewigkeit bestehende)
nicht hören. Vgl. § 23. 4 L. duz-baratö baraite; s. Altheim, Zeit (zrvan-), die „anfangslosen Lichter“ = der Lichthimmel, (ur¬
Zeitschr. f. Indol, u. Iranistik III, 33 ff., Tedesco, ZII. II, 46, liest sprünglich wohl die Sterne), der misväna- gätu- = der Luft¬
bavoti. 60 1 frä-Swarasat. Dies ist der eigentliche Ausdruck raum (s. oben, S. 64 f.) und der W i n d. 8 dem Himmelsgebirge.
für die Schöpfertätigkeit Ahura Mazdähs. Daneben wird diese 8 ähiti-\ s. oben, S. 20 ff. 4 wie von den Gipfeln der irdischen
Tätigkeit durch fra-dä-, eigentlich „herausgeben“ oder „heraus- Gebirge. 6 = Haxä. 61 1 amasa- sparyla- Über sp»r\ta- s.
stellen“ (arisch da- S(Sw|j.i und dhä- sind im Iranischen zu¬ § 33, 3. 8 = der Sonne; zu dieser Stelle s. oben S. 104 u. 122.
sammengefallen), oder durch einfaches dä- „geben“ oder „stellen“ 4 s. § 9. 62 1 = Bösesdenkender; IIQF. VI, 32 ff. 146. L.
10*
149
148
Rinderweide besitzenden, den viehzuchtenden Weidebe¬
XIII. Abschnitt. sitzer hier, nicht überwältigt (= nicht vernichtet)), iin,
53. Mi0ra . . . usw. wie § 7, der gewißlich mit er¬ der nach Wunsch seine Stätte sucht (oder: wählt) , den
hobenen Händen dem Ahura Mazdäh klagt, also redend: Gutstrahlenden3; (MiGra), der 10000 Späher hat, der
54. „Ich schütze von oben herab alle Geschöpfe, du Leuchtende, der Allwissende, der nicht zu Überlistende.
Gutwirkender; ich behüte von oben herab alle Geschöpfe, Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4 0.
du Gutwirkender! Und dennoch opfern mir die Sterblichen
nicht mit einem Opfer, bei dem mein Name genannt wird, XV. Abschnitt.
wie sie den andern Opferwürdigen mit einem Opfer opfern,
61. MiGra . . . usiv. wie §7,
bei dem ihr Name genannt wird. dessen Unterschenkel aufrecht stehen1, dem wachenden,
55. Wenn sie mir aber, die Sterblichen, mit einem dem Späher, dem Tapferen (oder: Starken), dem zur Ver¬
Opfer opfern würden, bei dem mein Name genannt würde, sammlung gehörigen, dem die Gewässer füllenden, em
wie sie den andern Opferwürdigen mit einem Opfer opfern, auf den (Opfer-)Ruf hörenden, der die Gewässer fallen,
bei dem deren Name genannt wird, so würde ich mich die Pflanzen wachsen läßt, der die Acker furcht, den zur
für die Männer (oder: zu den Männern), welche das Licht- Versammlung Gehörigen, der die (Kriegs)-Listen besitzt,
des-Heiles besitzen, mit dem Lebensalter der zugeschnit¬ (aber selbst) nicht zu überlisten ist, der viele (^rieSs')
tenen Zeit1 aufmachen, würde eigenen himmelslichtigen, Listen besitzt, dem vom Spender (= Ahura Mazdah) ge¬
unsterblichen Lebens mit dem (Alter) des Zugeschnittenen
herbeikommen.“
spendeten ^ der Mi0ra verletzenden Sterblichen
§§ 65 = § 74 = Yt. 8, n, wo diese Worte Tiätrya spricht Schnelligkeit gibt noch Stärke; der keinem der MiGra ver¬
mit dem Zusatze: „auf eine Nacht, oder auf zwei, oder auf
letzenden Sterblichen das Xvarenah gibt noch den Lohn .
fünfzig“.
56. Mit einem Opfer, bei welchem dein Name ge¬
selbstverständlich das vedische yana-. * Die Stelle ist
nannt wird, mit der Zeit entsprechender Rede opfert dir,
fern verderbt, als die Hss., wie so häufig im Awesta, Trennung
Opfergaben bringend, der Besitzer des Lichtes-des-Heils.
punkte in ein Wort setzen, das nicht mehr verstanden wr« ^
Mit einem Opfer, bei dem dein Name genannt wird, mit Das a in der Endung steht, wie sonst häufig, für 9. Es ist zu
der der Zeit entsprechenden Rede, mit glutreicher *, MiGra, lesen vasö yaonäy^m, wobei vasö das bekannte Adverb, yao W
das utc pr. des Denominativs von yaona- „Stätte ist. Die
will ich dir opfern mit Opfergaben.
Bedeutung des Denominativs ergibt sich aus Analogien wie os-
57_59 = 32—34.
SS?!naSch Eossen verlangen“, asvayä „Begehren n«h B~;,
Wegen seines Reichtums . . . ustv. wie §§ 4—6. lcsemayäti „Ruhe suchen“, yusmayät- ptc. „nac euc . ’
devaydti „die devä suchen“ (oder: „wählen“) vasmyati
XIV. Abschnitt. heischen“ usw. - Nebenbei sei bemerkt, daß västrya- nicht »Bau ,
sondern „Weidehesucher“ (= Nomade) und „Werdebesitzer ,A«-
60. MiGra . . . usw. loie § 7 . . .,
yayfi- „viehbegehrend“, „viehzüchtend“ hel®tl ' 1Q9 { 146
dessen Ruhm leuchtend ist, dessen Leib leuchtend ist, gutes Herzenslicht, dalnä-, besitzenden; IIQF. W, J ’
dessen Preis (oder: Herrschaft, Autorität) leuchtend ist; fl i _ „der immer auf den Beinen ist“. Diese Eigenschaft wird
der den nach Wunsch seine Bahn ziehenden1, nach Wunsch Y. 62, t unter anderen kriegerischen Eigenschaften von
verliehen ’ S. zu 60, 1. Daß MiGra von Ahura Mazdah „ge
yaojayeiti (M.). 66 1 dwarstahe-, s. zu 60, l. Der Sinn ist wohl: spendet“ ist wird geflissentlich hervorgehohen, weil er ja auch
„Ich würde ihnen die normale Lebensdauer verleihen.“ Denn ‘«den V« Je,n de, äae.a- „»tot -
MiGra entzieht sie seinen Gegnern. 56 1 L. ra&wyaya vaca anerkennt. 62 ■ MUm, hlnflg« i»to,ek für d,e btototote
süraya-, s. § 31, 1. 60 1 In vasö-yänsm ist der zweite Teil
— 151 —

150
/nwiWa'l der selbstgespendete1 und der mächtige Dämoiä
63. = § 23 f. Tamat2 und dieg mächtigen Frava^i der Besitzer des
Wegen seines Reichtums . . . usw. tvie §§ 4- 6. Lichtes-des-Heils, der die Vielen vereinigt-, dm Beertzer
des Lichtes-des-Heils, die Mazdah-Opferer.
XVI. Abschnitt. Wegen seines Reichtums . . . usw. wie $s

64. MiOra . . . usw. wie § 7, XVII. Abschnitt.


in welchem beim Ausstrahlen1 für das Himmelslicht2 das
67. Miöra . . . usw. wie §7,
leuchtende, breit vorwärtsfließende3, kraftvolle Größe
der auf einem geistgezimmerten1 Wagen, einem imm
niedergelegt ist, bei welchem das Licht verteilt ist für
SöMrigen-, einherfahrt von den. Erdteil Arezata nach
alle die Erdteile, die sieben;
dem Erdteil XvaniraOa-, dem strahlenden, von dem
65. der der Schnelle der Schnellen, der der Leuch¬ £” entsprechenden Lichte* begleitet nnd dem von Mazdhh
tende der Leuchtenden (= der Glühende der Glühenden,
gefpendeten Xvarenah, nnd der von Mazdah gespendeten
arddranq,m arsdrö), der der Tapfere der Tapferen, der der
zur Versammlung Gehörige der zur Versammlung Gehörigen, Feindestotung^ Aiji, die leuchtende, le**t, dio
der der Spender ....*, der der Spender der Butter, der
himmelslichtige, dessen Pfade Daena', die den Mazdah-
der Spender der Herden, der der Spender der Herrschaft, Onferern gehörige, zu gutem Gang bereitet; welchen
der der Spender der Söhne, der der Spender des Lebens, geistige ‘Rosse2, feuerfarbige3, leuchtende weithin sicht¬
der der Spender des guten (= ewigen) Lebens, der der bare himmelslichtige, wissende, schattenlose, deren ^
Spender der Eigenschaft des Besitzers des Lichtes-des-
der des Geistes ist*, ziehen’, wenn ihn Damoiä Upamana. ,
Heiles2 ist; den schön Freigelassenen (oder: ihn schon freilassend)
66. welchem die leuchtende A^i folgt, und Päraqdl, freiläßt; vor welchem sich entsetzen (oder: en se z avon
die Besitzerin des schnellen Kriegswagens, und die laufen) alle geistigen Daeva*, und die varemschen
mächtige männliche Wehrhaftigkeit (H^mvareti), und das
bänger des Unheils;
mächtige königliche Xvarenah, und der mächtige Raum t_» ___ y. 67, 27 von den Rossen Srao§as.

Seligkeit. 64 1 wörtlich: „beim Auseinandergehen“ (vyäne, vi Himmelslichtes. 66 1 S. zu 60, l. 't &«•»«-


-|- ifyä). * daenayäi. Hier ist also ebenso wie § 68 auch im
tologisch. 67 1 darum —«JiJ gedacht wrnde, ist aus
J u n g awestischen daenä- im Sinne des makrokosmischen, natür¬ caxra-, ob der Wagen ein- oder zweira g g ^ ^ 4 VgL IIQF.
lich mit dem mikrokosmischen identischen Himmelslichtes ge¬ dieser SteUe nicht zu entnehmen. • ’ Feurige“, als
braucht. Danach ist HQF. VI, 115 zu berichtigen. 8 pzrd&u- „ rJ( ß8 i s 64, 2. 2 aurvanto, wortiicn „r eui g ,
VI, 53 f. 68 ö. Krieger“. 8 aurusa- hat
fräkayäi, sonst nur in Bezug auf den Himmelsstrom Aredvl (= Milch¬ Substantivum darum = «Roß un „ g . , . Auch
straße) gebraucht (Yt. 6, l = 13, 4 = Y. 65, l = Ny. 4, 2). Die
dieselbe Bedeutung wie vedJSC^ s0”ndern „leuchtend“.
von Bartholomae angesetzte Bedeutung „weit nach vorn sich Wc bedeutet ja ursprünglich nicht we ß ist die
wendend“, „sich weithin verbreitend“ ist deshalb unmöglich, weil
Der Gegensatz - ^persischen „weiß“
pars&u- immer nur „breit“ heißt. Das Wort kann nur heißen Farbe des „guten Feuers . Wenn arus ^ „rot“ an¬
„breit vorwärtsströmend“. Da Arodvi nur eine Teilperson MiOras
heißt, so hat arusa- dagegen^1 der gonne und des Tages,
ist, die ebenso Himmelslicht und Regen spendet, wie die Gestirne genommen, ist als subst. m. Be S 4 d jj die
und wie MiOra selbst, so ist paro&u-fräka- als Bezeichnung des von als subst. f. die der Morgenröte und der Flamme^ ^ 8 L>
MiOra gespendeten Himmelslichtes verständlich. Denn die Eigen¬ sich durch den freien Raum also w((hl mrunya-
schaften der Teilperson eignen natürlich auch der Kollektivperson. daevävhö (M.). ’ V««nj/a- metnsch dreiS, g, yaruaa8.
65 1 fraxsti-, eine ihrer Bedeutung nach unbekannte Bezeichnung zu sprechen. Gemeint sind offenbar die Anhänge
des Gespendeten. s d. i. des makro- wie des mikrokosmischen
152 153

69. Und mögen wir ja nicht hier dem Herrscher*, XIX. Abschnitt.
dem ergrimmten, in den Wurf (seiner Waffen) kommen,
73. MiGra . . . usw. wie § 7,
dessen 1000 Würfe dem Gegner entgegengehen, der 10000 der fürwahr mit erhobenen Händen, der leuchtende *, etwa
Späher hat, der Strahlende, der allwissende, der nicht seine Stimme herbeibringt (= erhebt), also sprechend:
überlistet werden kann.
Ahura Mazdäh, erleuchtetster Geist, Spender der Lebe¬
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6. wesen, der knochenbegabten, Besitzer des Lichtes-des-

Heils!
74. = § 55.
XVIII. Abschnitt. 75. Wir wollen deiner Wohnstatt Schützer werden.
Wir wollen nicht Preisgeber der Wohnstatt werden, nicht
70. MiQra . . . usw. wie § 7;
Preisgeber des Hauses, nicht Preisgeber des Dorfes, nicht
vor dem einherfährt ‘VereGrayna (= die Feindestötung), Preisgeber des Gaus, nicht Preisgeber des Landes, und
der ahuragegebene “in Gestalt eines Wildschweins \ eines zwar deshalb nicht, damit er, der mächtige Arme hat1,
Ebers, eines entgegenstrahlenden (d. i. wehrhaft entgegen¬ uns gegen unsere Hasser von obenher schützend umhülle2.
tretenden), scharfzähnigen, eines männlichen, scharf- . . ,2,
76. Du vernichtest dieser Anfeinder1, du dieser uns
eines auf einmal (= mit einem Stoße) tötenden Ebers,
Feindschaft Entgegenbringenden Feindschaften. Vernichte
eines unnahbaren, ergrimmten, geflecktantlitzigen, tapferen
die Töter der Besitzer des Lichtes-des-Heils! Du besitzest
(oder: starken)”’, erzfüßigen, erzhändigen, erzsehnigen,
gute Rosse, gutes Fuhrwerk; du leuchtest durch den
erzschwänzigen, erzstirnigen,
(Opfer-)Ruf auf als der Leuchtende (sürö).
1— — Yt. 14,15 von Vereörayna in Ebergestalt, ‘ ‘—’ ’ —
Yt. 10,137 von DämöiS Upamana in Ebergestalt.
77 Und ich will dich herbeirufen zur Hilfe! Und
er komme zu uns her zur Hilfe und zur reichlichen
71. der, dem Gegner entgegenlaufend, sich an ihn
Opferung von Opfergaben und zu guter Opferung, un
macht mit Ungestüm samt der männlichen Wehrhaftig¬
zur reichlichen Darbringung und zu guter Darbringung
keit1. Im Kampfe schlägt er die Gegner nieder, und
von Opfergaben, auf daß wir durch dich (oder: mit dir)
glaubt nicht, geschlagen zu haben, und nicht im min¬
rings bewohnen im langen (= ewigen) Wohnen die gut
desten scheint es ihm, als schlüge er, bis er niederschlägt
zu bewohnende, himmelslichtige1 Wohnstatt.
die . . .2, die Säulen des Lebens, und die . . . *, die Quellen
der Lebenskraft. 78. Du schützest von oben herab diejenigen Länder
(oder: Völker), welche MiGra, dem Besitzer der breiten
72. Auf einmal schneidet er alles entzwei, er, der
Rinderweide, gute Darbringung bieten; du vernichtest
auf einmal die Knochen und die Haare und die Schädel-
diejenigen Länder, welche zu den Mächten der Finsternis
wände(?) und die Feuerführungen1 mit der Erde (= dem
Staub) vermengt, die der Sterblichen, welche den MiGra
mengen“. S. HQF. VI, 147, Fußnote 1. 73 * urvä,-= urväd-
verletzen.
zu ved. vrädh- heißt wie dieses „leuchten“, „glühen mfo ge e
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6.
xwnnah- = brähman-, sdvas-- S. IIQF. VH- Bedeu
bäms * nivänät ist zwar etymologisch dunkel; aber die Bedeu
69 1 ahurahe. 70 1 L. huvö. J lizi-asürahe. Bedeutung IZS des Verbums kann deswegen nicht zweifelhaft sein weil es
unbekannt. — Zu dieser Stelle und ihrer weiteren Entlehnung s. Yt. 14,*l von den Wolken gebraucht wird, welche die höchste
oben, S. 89. 71 1 L. nairyaya hqmvanti (M.Gr.). 1 msrazu, Be¬ Gebirge „umhüllen“. 76 1 L. tbadaya^ (Lomme 1, ZII.
deutung unbekannt. 72 1 vohunis, entweder „Adern“ oder „Blut-
155

ruft [zu Hilfe], der Gauherr des Gaues, [wahrlich]


halten1. Und ich will dich herbeirufen zur Hilfe, und er
mit emporgestreckten Händen [ruft zu Hilfe],
komme zu uns zur Hilfe, der mächtige, der rings leuch¬
84. den der [des Dorfes] Dorfherr [wahrlich mit
tende2, der opferwürdige, der glutwürdige 3, MiGra, der
emporgestreckten Händen ruft zu Hilfe], der [des Hauses]
reiche, der Herr der Länder.
Hausherr [wahrlich mit emporgestreckten Händen ruft
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6.
zu Hilfe], irgend welche Zwei, die sich zu (gegenseitigem)
XX. Abschnitt. Schutz verbinden [wahrlich mit emporgestreckten Händen

79. MiGra . . . usw. wie § 7, der des Rai§nu* Wohn- ruft zu Hilfe]; den der Arme (oder: Schwache), welcher
statt genommen hat, welchem Ra^nu zu langer (= ewiger) das Licht-des-Heiles lehrt (= der Zoroastrier), seiner

Genossenschaft dargebracht hat . . .2. Rechte (oder: seines Besitzes?) beraubt [wahrlich] mit
§ 79 = § 81. emporgestreckten Händen ruft [zu Hilfe], .
80. Du bist der Beschützer der Wohnstatt, bist der, 85. der klagende, dessen Stimme nach jenen Lichtern
welcher die nicht dem Unheil Anhangenden von oben her (= Gestirnen) emporgelangt, [jenen] um diese Erde herum¬
beschützt; du bist der Gemeinde Be-, der Uberwacher geht, über die 7 Erdteile auseinander geht (= sich über
derer, welche nicht dem Unheil anhangen. Denn durch die 7 Erdteile verbreitet), wenn er mit Verehrung,
dich erlangt man die leuchtendste Bundesgenossenschaft und 86. wenn die Kuh die Stimme erhebt, die gefangen
die ahuragegebene Feindestötung, bei welcher daliegen die (= erbeutet) Dahingetriebene [wahrlich mit emporge¬
MiGraverletzer, die ...1 Getöteten, die vielen Sterblichen. streckten Händen ruft zu Hilfe], sich ihrer Herde* er¬
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6. innernd; „Wann wird der Stier2 unsere Herde erreichen,
der hinterher fährt3, MiGra, der Besitzer der breiten
XXI. Abschnitt. Rinderweide? Wann wird er unserm Gang die Wendung
81. MiGra . . . usw. wie § 7, dann = § 79, geben vorwärts nach dem Pfade des Lichtes-des-Heils,
82. welchem 1000 (Kriegs-)Listen gegeben hat Ahura die wir nach dem Hause des Unheils getrieben werden?
Mazdäh, 10000 Augen zum Schauen. Darum erspäht er 87. Wer darum MiGra stets zufriedengestellt hat, den
mit diesen Augen und mit diesen Listen den MiQra- Besitzer der breiten Rinderweide, dem kommt er zu Hilfe;
schädiger und den MiGraverletzer, darum ist er durch wer ihn dagegen stets angefeindet hat, MiGra, den Besitzer
diese Augen und durch diese Listen unüberlistbar, MiGra, der breiten Rinderweide, dem vernichtet er das Haus und
der 10000 Späher hat, der leuchtende, der allwissende, das Dorf den Gau und das Land und die Herrschaft des
der nicht überlistet werden kann.
Landes1. . _
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6. Wegen seines Reichtums . . . usw. wie $$ 4 O.

XXII. Abschnitt. XXIII. Abschnitt.


83. MiGra . . . usw. wie § 7, den der [des Landes]
88. MiGra . . . usw. wie § 7 . ■ ., welchem geopfert
Landesherr [wahrlich mit emporgestreckten Händen]
hat ‘der Haoma, der . . ■ *, der heilende, der leuchtende
2 aitvi&ürö: IIQF. VI, 28. 3 d. i. liederwürdige, vahmyö; s. zu 1, 6.
XXXVIII, 3, 56 ff. 86 1 L. gavyüitim. 2 arfa, beabsichtigtes
79 1 L. ragnaos. Der Sinn könnte auch sein: „der dem Eaänu
Wortspiel „der Leuchtende“. S. Bern, zu Vr. 19,, * (oben S. ).
eine Wohnung gegeben hat.“ 2 Bedeutung des Akk.-Objektes
, , „*, ” . « r iß i 87 ' dawhusastim-, s. zu
manavaiiylim unbekannt. 80 1 vi&üi nur hier. Bedeutung un¬
8 Auf dem Knegswagen. S. § lb, l.
18 l 88 1 frä$mis, Beiwort des Haomas von unbekannter Be¬
bekannt; die metrische Form des Verses ist unsicher, so daß nicht
deutung. 2 weil er das Herrschaftsfeuer {xvannah-) verleiht.
einmal die Form des Wortes feststeht. 83 ff. Vgl. ASAW.
156 157

(srtrö), der zur Herrschaft gehörige'2, der gelbäugige, auf


dem himmelslichtigsten Strahler (= Gipfel), auf der him-
melslichtigsten Haraitl’, welcher mit dem Namen Hukairya
genannt wird, ihm dem Ungefesselten der Ungefesselte,
mit dem ungefesselten Barosman, mit ungefesselter Opfer¬ Ahuna vairya3!
gabe, mit ungefesselten Worten3,
92 ^Durch^' diese Daenä wählten für sich1 Ahura
‘—» — Y. 57,19.
M fiah der Besitzer des Lichtes-des-Heils, wählten Vohu
89. den als Zaotar eingesetzt hat Ahura Mazdäh,
tnaM-d« Wl. Gedanke), wählten das A,a va«a
der Besitzer des Lichtes-des-Heils, den schnellopfernden,
dessen Lieder himmelslichtig sind. Es opferte der Zaotar, (- das leuchtendste Himmelsfeuer), wählten das X
(7irva = die erwählenswerte Herrschaft), wählte die
der schnellopfernde, dessen Lieder himmelslichtig sind,
«3a Sramaiti (= die himmelslichtige Viehzucht der Seß-
mit himmelslichtiger Hede, der Zaotar für Ahura Mazdäh,
Ä» die mit Haurvatät (Unvereebrtat) vet-
der Zaotar der erleuchteten Unsterblichen (amo^anq.m
i done Ameretät (= Unsterblichkeit), wählten die er-
spontanem); diese Rede gelangte empor bis zu jenen
Lichtern, [zu jenen]1 ging rings um diese Erde, ver¬ Sf—Chen, dntch

breitete sich (wörtlich: ging auseinander) über alle Erd¬


tt mm filsfeuer s (he . . . toraja daenayai). Ihm ubertrug
Mazdäh der gutwirkende die Vertretung2 (ratu»w9m) der
teile, die sieben;
Nachahmung von § 85.
90. der1 als erster Hävanan2 die Haoma ausstellte
(= auf ihren Platz brachte), die sternengeschmückten, die
geistbereiteten (mainyutäSta), auf der himmelslichtigen schöpfe (vor daevischem Einfluß) schützt .___
Haraiti; dessen schönwuchsigen Leib Ahura Mazdäh mit — --„ „7 ” 98 i Der Instrumental
9. zu 1, 5. 2 Dem Gebet J' f‘ immelslicht), die daenä-, (nur
Himmelslicht bestrahlte, die erleuchteten Unsterblichen
ergibt, daß das Herzens 1C ( ^ der Instrumental) die
mit Himmelslicht bestrahlten (oder: das Himmelslieht ein¬ in Verbindung mit dieser st ^ daSmya fraonnta be-
strahlten), dem das *Himmelslicht (= die Sonne), welches Ursache der Wahl ist. D UpVannten sich“, sondern:
feurige Rosse hat, von ferne die Verehrung merken läßt deutet also nicht „zu dieser Religion chtet0^ trafen ihre
„infolge dieses Herzenslichtes ( as finstere (daevische)
(— dem . . . kund tut): Wahl“, nämlich für das helle und nicht für das fanst .
91. „Verehrung MiOra, dem Besitzer der breiten
Feuer. Vgl. Y. 30, 3 (GM): ^^nd das Leuchtende
Rinderweide, dem tausendohrigen, zehntausendäugigen1! die beiden reichen Zwillinge ie en, und im Werke,
‘Opferwürdig bist du, glutwürdig2; opferwürdig sollst du und das Finstere im Denken, wie im d;o Gutleuchtenden

werden, glutwürdig in den Häusern der Sterblichen. Nach Und zwischen beiden trafen die richtige echtleuchtenden“.
(= diejenigen, deren daenä- gut war), ^b d e Sch chU
Wunsch soll es dem Manne ergehen, der dir opfern wird,
Vr. 4, s heißt: „Ich treffe meine Wahl durch diese ^
mit Brennholz in der Hand, mit Baresman in der Hand,
V, 19, a dagegen, wo der Akkusativ aenq^ _ ^ Beherrscher,
mit dem Rinde (= Rindfleisch oder Milch) in der Hand, sich die mazdayasmsehe Haena. . d r strahier“;

Batn = dm Beschützer ü»d »»“!“'Ibweh«-, 1»


IIQF. VI, 69 ff. ‘ Zu ähita- „gefesselt“ vgl. 66, Fußn. 3. 89 1 ava, oben. S. 83,. ■ „.bw.hr»»-,
aus § 85 entlehnt. S. ASAW. XXXVIII, 3, S. 57.
90 1 Das technischen Sinne von „Lxorzist . B ™ r8 teils dessen,
und bezeichnet die Abwehr des daevischen Feuers^ tefis^ ^
kann sich, wie sich aus dem Zusammenhänge mit § 91 ergibt,
nur auf MiSra beziehen. 2 Der Priester, der die Haoma-Preß- welches sich des Menschen oder ugen d sie erat be-
steine zu versorgen hat. 91 1 Vgl. S. 193 ff. 2 vahmyö, Schöpfung bereits bemächtigt hat, teils dessen, das
159
158
96. den Vazra (=■= Blitz) in der Hand haltend, ‘den
93. Darum für beide Leben, für beide Leben
hundertbuckligen, hundertschneidigen, den vorwärtsflie-
wollest du uns von oben her schützen, MiGra, Besitzer
genden, auf die Krieger niederfallenden, den aus gelbem
der breiten Binderweide, für dieses knochenbegabte1
Erz gegossenen, aus kraftbegabtem, goldenen, den Kratt-
Leben und für das, welches das geistige ist vor dem mit
erfüBtesten unter den Waffen, den Wehrhaftesten unter
dem Unheil (druj-) verbundenen Tod, vor dem mit dem
Unheil verbundenen Baubkrieg (ae|ma-), vor den mit dem
!_• wiederholt (s. die dort fehlerhafte Konstruktion) in
Unheil verbundenen Feindesheeren, welche das blutige
§ 132-
Banner erheben werden, vor des Baubkriegs Anstürmen,
97 vor dem sich entsetzt (= entsetzt flieht) der
deren Ansturm der Böses strahlende (= beabsichtigende)
finstere Geist, der Viele tötende, vor dem sich entsetzt
Baubkrieg veranlassen wird, samt VlSätu2, dem von den
der Baubkrieg (aesma-), der Böses strahlende (= beab¬
Daeva gegebenen.
sichtigende), der seinen Leib verwirkt hat, vor dem sich
§ 93 bis auf die Anrede = Y. 67, 25, dort an Sraosa be¬
richtet. 6 entsetzt BüSy^stä die langtatzige, vor dem sich entsetzen

94. Darum wollest du uns, Miöra, Besitzer der breiten alle geistigen Daeva und die varonischen1 Anhänger des
Einderweide, Schnelligkeit geben für unsere Gespanne,
' Der ganze § als Hauptsatz unten, § 134; vgl. auch § 99.
Festigkeit (= Unerschütterlichkeit und Unverwundbarkeit)
unseren Leibern, vorheriges Erblicken1 der Feinde, die 98. Mögen wir nicht dem MiGra, dem Besitzer der

Fähigkeit zum Gegenschlag gegen die Bösgesinnten, so¬ breiten Binderweide in den Wurf kommen, wenn er er¬

fortige Besiegung der Gegner, die nicht unsere Freunde grimmt ist! Schlage nicht erzürnt auf uns ein, MiGra, der
sind, die uns hassen. als Besitzer der breiten Binderweide, als der Stärkste
91 = § 114; bis auf die Anrede = Y. 67, 26, dort an der Opferwürdigen, als der Tapferste der Opferwurdigen,
Srao§a gerichtet. der Bührigste der Opferwürdigen, der Schnellste der Opfer-
Wegen seines Beichtums . . . usw. wie §§ 4—6. würdigen, der Allerfeindetötendste1 der Opferwurdigen
auf dieser Erde dahinschreitet, MiGra, der Besitzer der

XXIV. Abschnitt. breiten Rinderweide.

95. MiGra . . . usw. wie § 7, ‘der so breit wie die


Wegen seines Beichtums . . . usw. wie $$ 4 0.
Erde herankommt nach dem Untergang des »Himmels¬
lichtes (= der Sonne)1; beide Bänder2 berührt er dieser
Erde, der breiten, runden, deren Grenzen ferne sind’. XXV. Abschnitt.
Alles das bestrahlt3 er, was zwischen der Erde und dem 99 MiGra . . . usw. wie § 7, vor dem sich entsetzen
Stein(himmel)4 ist,
(= entsetzt fliehen) alle geistigen Daeva und alle vare-
‘ ’ = § 99- V. 19, 4. Aog. 66. Vgl. auch Yt. 10, «7.
nischen Anhänger des Unheils. Vorwärts fährt der Herr
droht. Das Mittel dieser Abwehr ist das Himmelslicht in seinen der Länder (oder: der Völker), MiGra, der Besitzer der
verschiedenen Gestalten und Verkörperungen, also Wasser, Erde, breiten Binderweide, nach dem rechten Bande1 m eser
Licht der Gestirne, Hundeblick, Spruch usw. 93 * yö zu Erde, der breiten, runden, deren Enden in der Ferne liegen.
streichen (M. und Gr.). 2 — „Trenner (des Knochengerüstes)“,
Vgl. §§ 95 und 97. _
Zerstörung des Körpers. 94 1 L. paourva-spaxstim; s. Lesarten
Y. 67, 26, oben § 11, und Y. 9, 21. 95 1 L. hürö (M.). a d. h.
das „Himmelsgewölbe“ als einen Berg betrachtete. 97 1 S. §
den gesamten Umriß; s. oben S. 117, Fußnote. 8 ädiSäüi, zu¬
68, 7. 98 > L. «6- statt «s. 99 1 - nach dem westlichen
gleich = erblickt. * asman- = „Felsen“ und „Himmel“, da man
100. Zu seiner rechten Seite fährt dahin der leuch¬ am nächsten bei der Morgenröte Gelegenen (= im fernsten
tende, zum Lichte-des-Heils gehörige Srao|a; zu seiner Osten) [in Indien], er holt einen2 mit seinem Griff heran.
linken Seite fährt dahin Rasnu, der himmelslichtige, kraft¬ Ob an dem am nächsten beim Abend Gelegenen (= im
begabte; auf allen Seiten1 von ihm fahren dahin die Ge¬ fernsten Westen), er schlägt ihn nieder’, ob am Gestade
wässer und die Pflanzen und die Frava^i der Besitzer der Ranhä3, ob in der Mitte der Erde.
des Lichtes-des-Heils. <—’ z=r Y. 67, 39.

101. Gegen sie1 richtet er, der die Macht dazu hat 105. Diesen tötet Mi0ra, indem er ihn mit beiden
(zugleich: der Herrscher) gleichzeitig (oder gleichmäßig; Armen umfängt. Der Besitzer eines schlechten Xvarenah,
hama&a) die Pfeile, die geierfedrigen. Wenn er dann welcher vom geradesten (Wege) abgegangen ist1, ist un¬
hier in die Ferne geht, dorthin fahrend, wo die miOra- froh in seinem Gemüt2; da (aber) denkt der Besitzer
feindlichen Länder sind, so schlägt er als Erster seine eines schlechten Xvarenah: „Nicht alle diese böse Tat,
Heide nieder auf das Roß wie auf den Mann. Gleich¬ nicht jede, die zur Schädigung dient, sieht MiOra, der
zeitig (oder: gleichmäßig, ha&ra) ängstigt er die Er¬ Nichtsehende (= wenn er nicht hersieht).“
schreckten, beide, das Roß und den Mann. 106. Da denke ich im Gedanken: „Nicht ist es
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6. möglich, daß ein dem (irdischen) Leben angehöriger Sterb¬
licher so stark den bösen Gedanken denkt, wie stark der
XXYI. Abschnitt. geistige Miöra den guten Gedanken denkt. Nicht
102. MiOra . . . usw. wie § 7, dessen Rosse feuer¬ ist es möglich, daß ein dem Leben angehöriger Sterblicher
farbig1 sind, dessen Lanze scharf (oder: spitz) und lang- so stark böse Rede redet, wie stark der g e i s t i g e MiOra
schäftig ist, dem schnellpfeiligen, dem ferntreffenden, dem gute Rede redet; nicht ist es möglich, daß ein dem Leben
kundigen (oder: fähigen), dem Wagenkämpfer, angehöriger Sterblicher so stark böse Tat tut, wie stark
103. den als Hüter wie als Aufseher herausgegeben1 der geistige MiQra gute Tat tut.
hat Ahura Mazdäh für die ganze ...» Gesamtheit-der-
Lebewesen; ‘der sowohl der Hüter wie der Aufseher der andern eignet. 2 nämlich den von Mi0ra Verfolgten. 8 sanakt

ganzen . . ,2 Gesamtheit-der-Lebewesen ist; der nicht ein¬ ranhaya. Die Ranhä entspricht der Rasa des Rgvedas. Für sanaka-
setzt Bartholomae die Bedeutung „Mündung“ an, weil das Wort
schlafend3, wachend, von oben herab die Geschöpfe Maz-
Yt. 12, 18 im Gegensatz zu aoSa- steht, dem er darum die Bedeu¬
dähs schützt, der nicht einschlafend3, wachend, die Ge¬
tung „Quelle“ gibt. Mit Recht bringt er aoSa- etymologisch mit
schöpfe Mazdähs von oben herab behütet’. sanskrit ud-, lat. unda zusammen. Daraus ergibt sich aber nicht
„Der sowohl der Hüter“ usw. von Srao§a gesagt Y. 67, ist die Bedeutung „Quelle“, sondern „Gewässer“, „Flut“, der in der
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6. angeführten Stelle das Gestade gegenübergestellt wird. Der
Gegensatz zu „Mitte der Erde“ an unserer Stelle zeigt gleichfalls,

XXVII. Abschnitt. daß die Ufer des die Erde umgebenden Stromes gemeint sind,
der dem RV. als Basa bekannt ist. „In Indien“ ist wohl Glosse; darauf
104. MiOra . . . usw. wie §7 . . ., dessen lange Arme
deutet das Versmaß, wie der Inhalt (ASGW. XXXVIII, 3, 22f.).
vorwärts greifen, seine, des MiOrakräftigen«. ‘Ob an dem Wollte man ugastaire als adj. Attribut zu hn^dvö (d. i. hiridau) fassen,
so müßte man das gleiche mit dao$astaire tun. Dadurch käme
Bande; s. oben S. 116ff., Fußnote 1. 100 1 L. anSq,. 101 1 Pro- man zu dem Gegensatz „im östlichen Indien . . . im westlichen ,
leptisch z= die Feinde. 102 1 S. 68, s. 103 1 frada&at; was offenbaren Unsinn ergibt. Denn der Verfasser der Stelle will
s. zu 50, l. 3 fravöis, Attribut von unbekannter Bedeutung zu doch ganz offenbar sagen: Mi0ra ergreift seine Feinde ebensogut
gaed-ayä „Gesamtheit der Lebewesen“. 8 L. avuhakdamnö (M.). auf der Mitte der Erde wie an ihren fernsten Enden. 106 L.
104 1 d. h. Mi0ras, dessen Kraft ausschließlich ihm und keinem nastö-rämtö. 3 d. h. er fürchtet sich wegen einer von ihm be-
168

107. Nicht eignet möglicherweise einem dem Leben 110. Wem soll ich Krankheit und Tod, wem soll ich
angehörigen Sterblichen gröbere angeborene (Geistes-?) von schlechtem Lichte erfüllte Besitzlosigkeit1 zuerteilen,
Kraft, als dem geistigen MiQra angeborene (Geistes-)Kraft ich, der ich die Gewalt dazu habe (zugleich = der ich der
eignet. Nicht ist es möglich, daß ein dem Leben ange- Herrscher bin)? Wem soll ich die angeborene Nach¬
höriger Sterblicher so stark mit seinen beiden Ohren hört kommenschaft mit einem Schlage niederschlagen?
wie der geistige Mi0ra, der hörende Ohren hat, der 1000 111. Wem soll ich die gewaltige Herrschaft, die mit
Listen besitzt. Er sieht jeden, welcher vernichtende (oder: versehene,1 mit vielen Heeren versehene, alles Vor¬
schädigende) Tat begeht. Kraftbegabt macht sich Mifjra stellungsvermögen übertreffende wegnehmen, die leuch¬
auf. Alles Gewaltige der Herrschaft (= alle Herrscher¬ tendste . . • usw. wie § 109 bis . . . „befiehlt?“ Auch
gewalten) fährt er1; alles Leuchtende strahlt er (= blickt des Befriedigten, nicht Angefeindeten Denken (oder: Geist,
er) mit seiner Bestrahlung (= mit seinem Gesicht), mit mano) regt MiGra auf, wenn MiGra nicht befriedigt wird.
seinen aus der Ferne leuchtenden Lichtern (= Augen)2. Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6.
108. „Wer wird mir opfern, wer mich schädigen?
Wer hält mich für einen Opferwürdigen, der guten, wer
XXVIII. Abschnitt.
für einen, der schlechten Opfers würdig ist? Wem soll
112. MiGra . . . usw. wie § 7, dessen . . .‘ von Silber
ich Reichtum und Xvarenah, wem Festigkeit des Leibes
ist und dessen Harnisch (?) von Gold, der mit der Peitsche
zuerteilen, ich, der ich die Gewalt dazu habe (auch == der
treibt, dem Kraftbegabten, dem Tapferen (oder: Starken),
ich der Herrscher bin)? Wem soll ich mit viel gutem
dem Herrn der Stämme2, dem Wagenkämpfer. Leuchtend
Feuer versehenen Besitz1 zuerteilen, ich, der ich die
sind MiGras Auszüge, wenn er in dasjenige Land hintreibt3,
Gewalt dazu habe? Wem soll ich künftig angeborene2
wo er gut gehalten wird4, die breiten, tiefen (Wege) zur
Nachkommenschaft aus dem Himmelslicht ausstrahlen3?
Rinderweide. Dann dringt er mit seinem Vieh und seinen
109. Wem soll ich gewaltige Herrschaft, mit . . .1
Mannen5 als unumschränkter Herrscher vor.
versehene, mit vielen Heeren versehene, alles Vorstellungs-
vermögen übertreffende verleihen, die leuchtendste, die 118. Dann möge er uns zu Hilfe kommen, MiOra
eines allherrschenden Herrschers 2, welcher die verruchten und Ahura, ihr beiden Himmelslichtigen1, wenn er
Häupter schlägt, eines feurigen3, eines siegreichen, der himmelslichtige Rede mit seiner Peitsche bringen wird2,
nicht besiegt wird, welcher den Befehl zur Ausführung und der Rosse . . .3 werden in Aufregung geraten, die
der Strafe gibt? Sobald sie befohlen ist, wird sie4 aus¬ Peitschen werden . . .4, die Bogensehnen werden . . .5, die
geführt, wenn er in seinem Grimme befiehlt. Auch des An¬
lieh: „mit schlechtem Licht (ci-d-ra) versehene Lieblosigkeit {am-
gefeindeten, nicht Befriedigten Denken (oder: Geist, manö)
stim-, s. zu 108, l)“. Hl 1 xvaini-, s. zu 109, l. 112 1 Be¬
beruhigt Mi0ra5, wenn Mi0ra gut befriedigt worden ist
deutung von fralna- unbekannt. 2 vispaitim. Da Mi0ra hier
_Vgl § Hl.
als umherziehender Nomadenfürst geschildert wird, muß vis- hier

gangenen Untat. 107 1 Nämlich in seinem Kriegswagen. die Bedeutung „Stamm“ haben, wie das vedische vis-. aca-
döi&räbyö, pl., lesen die meisten Hss. Das Metrum erfordert dürät- raiti, nämlich seine Herden. 4 Vgl- Altheim Zeitschr. f.
sükäbyö. 108 1 istim, eigentlich „Licht“. S. zu 33, l und vgl. Indol, und Iranistik II, 33ff. S. auch Tedesco, ZU. H, 46, der

die Parallelstelle § 110, l. Über xvä&ia- s. HQF. VI, 18, Fußnote. bavoti liest. 6 Das Versmaß erfordert ät hvaeibya pasu-viraeibya.

2 S. zu § 3, 2. us . . . barszayeni; s. vorläufig IIQF. VI, 13 ff. 118 ' Anrede. Zu btrzzanta und bsrszsm s. IIQF- VI, 13 ff. 2 Das

109 1 Bedeutuug von xvaini- unbekannt. 2 = eines Großkönigs. Metrum erfordert astraya. Die Peitsche ist natürlich der Blitz.

S. zu 18, l. “ aurvahe (]/r „leuchten“), d. h. von xvarsnah- er¬ 8 Subjekt srifa von unbekannter Bedeutung. 4 kahvqn, Bedeu¬

füllt, illustris. * hä zu streichen (M.). » L. midrö. 110 1 wört- tung unbekannt. 6 navidycyn, Bedeutung unbekannt. Ich

1*
164
165
spitzen Lanzene alsdann; die Söhne derer, welche 7
118. „Durch die untere (= auf Erden) gespendete
Opfer darbringen, werden, erschlagen, mit vornüberhän¬
Verehrung will ich kommen, durch die obere1 gespendete.
genden Haaren8 niederstürzen.
§ 113 = Ny. 1, ?.
Wie jenes leuchtende *Himmelslicht (hvara xsaetsm =
114. = 94. Sonne) über die himmelslichtige Harä vorwärts schreitet
und herbei fährt, so will auch ich, Spitama, durch die
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6.
untere gespendete Verehrung kommen, durch die obere
gespendete, hinweg über alles, was dem finsteren Geiste,
XXIX. Abschnitt.
dem Besitzer des Unheils, beliebt“.
115. Mi0ra . . . usw. wie § 7. Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6.
0 Miöra, Besitzer der breiten Rinderweide, du Schutz-
herr (ratu-)der Häuser, der Dörfer, der Gaue, der Länder,
der Zaraöugtrotema (= Oberpriester) i! XXX. Abschnitt.

. 116‘ Wie 20 ist Miöra in zwei . . .1 Freunden, wie 119. Miöra . . . usw. wie § 7.
30 in zwei Gemeindefreunden, wie 40 in zwei Lebewesen „Dem Miöra wollest du für dich opfern, Spitama; du
desse ben Hauses2, wie 50 in zwei . . .3, wie 60 in zwei wollest dies den Schülern1 verkünden. Es haben ihm
Priesternovizen, wie 70 in den beiden, dem Schüler und durch dich für sich opfern lassen die Mazdäh-Opferer mit
dem Schulmeister, wie 80 in dem Schwiegersohn und Kleinvieh wie mit Großvieh und mit Vögeln, die sich im
dem Schwiegervater, wie 90 in zwei Brüdern 4, Fluge bewegen, die gefiedert dahinfahren2.
inin ZU !°° werdend in den Eltern und dem Sohne, 120. Miöra ist es, der allen Mazdäh-Opferern, den
?onm°° Trd,end m ™ Ländern (oder: Völkern), zu Besitzern des Lichtes-des-Heiles, leuchtet1 und unter ihnen
10000 werdend ist der Miöra des mazdayasnischen Herzens¬ wirksam ist. Der Haoma ist angewiesen und zugewiesen,
lichtes (daenä-): mit so viel Kraft ist er verbunden und den man2 zuweisen und als Opfer darbringen soll. Der
W]rd es sem am Tage der Feindestötung. Mann, der das Licht-des-Heiles besitzt, soll die geschützte8
Opfergabe verzehren, der dafür sorgen will, daß Miöra,
lese arstayö J gowu-, Bedeutung unbekannt. • Beim Sturz

BMut" &rrr Un‘° H“' ■>« 0..1ehl z


Bildung vergleiche frä-smö-däti-, ved. pra-daJcsinä-, prd-patha- u ä
118 ' also infolge der durch die geistigen Opferwürdigen ge¬
spendeten. § 118 schließt sich als Antwort an das Gebet § 114
solchesT f Plel6n ^ jed6nfaUs nicht dieEed« «ein, da ein (— § 94) an. Demnach scheinen die §§ 115—117 noch spätere
soiches dem Awesta wie dem Veda unbekannt ist (über vinäOayzn
Einschiebsel zu sein, als § 118. 119 1 Gemeint sind die
m ^ R 115 ’ ZU Za^röt3ma s. oben, S. 83. Schüler der Priesterschulen. 3 Da die „geistigen Opferwür¬
116 Bedeutung von suptiSar^ga unbekannt. » gae&ä bedeutet
digen“ als in ihren Kriegswagen fahrend gedacht werden, so wird
JhöV 8 7°? d<>n BeSitZ 6ineS Einzelnen bezeichnet, die ihm das Verbum „fahren“ für alles zur lichten Schöpfung Gehörige
SesiS 7*7’ 7 alS° »Vieh und Viehwächter verwendet, was sich über der Erde fortbewegt, also „den Ort der
. . Bedeutung von huyaytia unbekannt. 4 Der Sinn
Geister besitzt“, mainyu-asah- ist. 120 1 araSivan-, y? + d-
, 7° , ef: .”We™ zwei Freunde gemeinsam „Miöra befragen“
Formans, in arzdvi-, arsdraved. ardayämi usw. Im Iranischen
V “ ’ d' h- Abmachung treffen, so nimmt Miöra das Zwan¬
ist mit ard- das aus derselben Wurzel mit dÄ-Formans gebildete
zigfache seiner Wirksamkeit an, straft also den Ungetreuen 20mal
ardh- „gedeihen“ zusammengefallen, und „leuchtet“ wird an unserer
so hart, wirkt in den Verbündeten gegen ihre (und seine) Feinde
Stelle um so mehr zugleich die Bedeutung „gedeihen läßt“ haben,
ma satäyu-, hazamayu-, baevanyu- in § 117 sind
so s ark, usw.
als das Licht-des-Heils (a$d-, rtä ) die Ursache alles Gedeihens ist.
gebildet wie rtayü-, yuvanyü- usw. (Whitney 1178 i), und das
3 Allgemeines Subjekt durch 3. pl. ausgedrückt; zaota Glosse (M.l.
' uffix muß hier dieselbe Bedeutung haben, wie -vant- in § 116.
8 yaozdätcym. d. h. die gegen die daüua-geschützte, ihrer Wirkung
166
126. Auf seiner rechten Seite fährt Ra|nuS der ge¬
der Besitzer der breiten Rinderweide, dem er für sich radeste der himmelslichtigste, der am meisten abwehren e,
opfern läßt, zufriedengestellt und unangefeindet sei4. ” s net' Linien aber fährt die geradeste ftstat Opfer-
121. Zaraöuätra fragte ihn: „Wie, o Ahura Maz- Taben tragend, die Besitzerin des Lichtes-des-Heüs -
däh, soll der Mann, der das Licht-des-Heiles besitzt, die
?„ weißleuehtende (spaela) Kleider, äi<> jV (fth“j
geschützte Opfergabe verzehren, der dafür sorgen will, den mazdayasnischen Daenä, ist sie gekleidet (ta )
. . . usw. wie § 720 . .?“
122. Da sprach Ahura Mazdäh: „3 Tage und 3 derUpamana ^ dabßi der tapfere Dämöiä Upamana1
Nächte lang sollen sie sich den Leib abspülen lassen; 30 in Gestalt eines Wildschweins, eines Ebers, .... usw.
Hiebe sollen sie als Buße auf sich nehmen, zu Miöras, des wie § 70 und Yast 14, u bis... tapferen eines (für d
Besitzers der breiten Rinderweide, Opfer und Glut (vah-
Angriff) bereiten, umherfahrenden (— sich rings ve
ma-). 2 Tage und 2 Nächte lang sollen sie sich den Leib
abspülen lassen, 20 Hiebe sollen sie . . . usw. bis . . . Glut. genden?)^ u u An dieser stelle wie in Yt. 10,70 ist

Keiner soll mir etwas von diesen Opfergaben verzehren, dieser Eber VeroOraTna, und beide Stellen des 10. Yaäts sind
Yt 14,13 entlehnt, wie sich aus dem dortigen Zusammen-
wenn er sich nicht über seine Kenntnis der Staota yes-
nya1 und des Yispered (Vispe ratavo) ausgewiesen hat.“
UnterThY^unter Mitra) fuhr dsr Star, der entflammte,
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6.
welcher das mächtige königliche Xvaronah ist.
XXXI. Abschnitt. 128 Es befindet sich da auf dem Wagen Miöras,
123. Miöra . . . usw. wie § 7, dem geopfert hat Ahura des Besitzers der breiten Rinderweide, ein Tausend . . .2,
Mazdäh bei dem leuchtenden Hause der Glut1 [Glosse: Was eine aus Sehne bestehende Bogens,3^ne aus
124. mit für die Nichtvernichtung erhobenen Armen1. Rindersehne bedeutet], schöngearbeiteter. ®10TjGeis™r
Miöra, der Besitzer der breiten Rinderweide, fährt dahin “abend»-fabrin dahin, die a.«te Habenden
von dem leuchtenden Hause der Glut aus, indem er seinen fallen auf das verruchte Haupt der a va.
glänzenden Wagen fährt, den allgewaltigen, mit allem 129 Es befindet sich da auf dem Wagen Miöras,
Schmucke gezierten, goldenen. des Besitzers der breiten Rinderweide, ein Tosend P e^,
125. An diesem Wagen ziehen 4 Feurige (= Rosse), die mit Geierfedern gefiedert sind , go r“ ® ^
weißglänzende (spaetita), gleichfarbige, Geisternahrung Hornständefn (= Widerhaken?) versehener [Glosse W
zehrende, die frei von dämonischem-Feuer sind1. Diese eherne (!) Sprossen (?) bedeutet]2, schongearbeiteter. Die
Vorderhufe2 sind mit Gold bekleidet3, die hinteren3 der¬ Geisterstätte Habenden . . ■ usw. wie § V2X. _
selben aber mit Silber. Und diese alle sind geschirrt an
. . . .4, und an . . . .5, an ... ,6,.7 ist versuchet keine Übersetzung und verzichte auch auf einen
Versuch, die beiden folgenden ^- ubem^n^l § ^
und ihrem Genuß entzogene. S. zu 92, 3. 4 Die fehlerhafte
fwwm he arsäe vazaite ragnuvo. 3 127 1 s. zu 9, s.
Sprache beweist den späten Ursprung dieses Abschnittes. 122 1 = die
iekt im Akkusativ! Upamana-, s. zu § , • folgende,
GäOä, das Yasna haptanhäiti und andere Abschnitte des Yasna.
Aus dieser Stelle geht hervor, daß der prosaische Abschnitt §§ 120-122
128 ■ <*om «f*.l .* intet’,
mitten in den Vers eingeschobene Glosse das>w ^ (fe8choß.
nicht älter sein kann, als die Zeit der Säsaniden. 123 1 S. zu
ist fraglich. Der Schluß des § gind die Geschosse; vgl.
32, s. 124 i L. uzbäzus. 125 1 anaogäwkö; s. IIQF. VI,
8 ^ ^nyu-a,anho wie» § ■ , Der Sinn der Glosse
169f. 9 Plural! 8 Dual! 4 hqmivqm, Bedeutung unbekannt.
6 simqm, Bedeutung unbekannt. 8 simöi&rq,m, Bedeutung unbe¬ •sUt sicher Der Text h!t — statt ayavhatna „ehern“,
kannt. 1 dgrzta. Da die Bedeutung dieses Wortes nicht sicher
169
168

strahlende (= beabsichtigende), der seinen Leib verwirkt


130. Es befindet sich da auf dem Wagen Mi0ras,
hat- vor ihm wahrlich entsetzt sich Bu$y%sta die la g-
des Besitzers der breiten Rinderweide, ein Tausend Lanzen,
Jatzige; vor ihm wahrlich entsetzen sich alle. geistigen
scharfschneidiger, schöngearbeiteter. Die Geisterstätte
Habenden . . . usw. wie § 128. Daeva und die varenischen Anhänger der Druj.

Es befindet sich da auf dem Wagen MiGras, des Be¬


Der gmme , = 8 97 (vgl. »et « <#), »«
des Relativpronomens yahmat durch das völlig
sitzers der breiten Rinderweide, ein Tausend Hämmer Mi (avi fratars ist begreiflicherweise nur hier beleg ,
. . . zweischneidiger, schöngearbeiteter. Die Geister¬ Wb. Sp. 803).
stätte Habenden . . . usw. wie § 128.
135. = § 98' . o
131. Es befindet sich da auf dem Wagen MiGras, Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4-0.
des Besitzers der breiten Rinderweide, ein Tausend Schwer¬
ter, zweischneidiger, schöngearbeiteter. Die Geisterstätte
Habenden . . . usw. wie § 128. XXXII. Abschnitt.
Es befindet sich da auf dem Wagen MiGras, des Be¬
136. MiGra .... wie § 7 . welcher 2 feuer¬
sitzers der breiten Rinderweide, ein Tausend Keulen,
farbige Feurige (= Bosse)1 hat. An dem geschirrten
eherner, schöngearbeiteter. Die Geisterstätte Habenden
Wagen ziehen sie; - an einem goldenen Rade -, und
. . . usw. wie § 128.
Steine, welche alles Licht besitzen*. Wenn (man?) i m
132. Es befindet sich da auf dem Wagen MiGras,
Opfergaben bringt in sein Haus3.
des Besitzers der breiten Rinderweide, den (!) Vazra1, den
137 „Heil dem maßgebenden (?) Manne“ - so sprach
glänzenden (srirsm), den gut niedergeschmetterten, den
Ahura Mazdäb -.„o ZaraGuMra, Besitzer des
hundertbuckligen . . . usw. wie § 96 bis . . . unter den
Lichtes-des-Heils, für welchen ein Zaotar, ein Besi z
Waffen.
des Lichtes-des-Heils, für das (ewige) Leben, ein ortho'
133. Nach dem Erschlagen der Daeva, nach dem
doxer einer, dessen Leib aus den Liedern (mqthra) besteht,
Erschlagen der MiGra verletzenden Sterblichen, fährt
beHL gespreiteten Baresman mit MiGras Rede opfern
MiGra, der Besitzer der breiten Rinderweide, dahin über
-wird!1 Geraden Weges zu diesem maßgebenden Manne
Arezahi1 und Savahl, über FradaBaf§u und VidaBafäu,
kommt2 MiGra ins Haus, wenn um seiner »abe wil e
über Vourubarogti und Vourujareäti, über diesen Erdteil,
die Lehre zum Nachlehren, die Lehre zum Nachdenken
nämlich das strahlende XvaniraGa.
wird3.
134. Vor ihm wahrlich entsetzt sich (= flieht ent¬
setzt) der finstere Geist, der Viele tötende; vor ihm wahr¬
lich entsetzt sich der Raubkrieg (ae^ma-), der Böses 16 i 136 1 S. zu 68, 2 und .. * Bartholomae, Sp. 207
’ ‘ _ ,, , . • s T)er Vers ist unvollständig. — Ger

und sparaya ist sonst nicht belegt. Die in barbarischer Sprache “^


geschriebene Glosse ist wieder mitten in den Vers eingeschoben.
130 1 haosafnaenqm, Adj. Bezeichnung eines Metalls. 132 1 Wört¬
n? •t .OH»«
welche eigene Worte MiGras enthalten, wie in unse
lich entlehnt aus § 96; daher der hier falsche, dort richtige Ak¬
.. 7Qf ,08—111 118. 2 L. caraiti (M.). »um s®mei
kusativ. Dieser § und darum wohl, da ja der Vazra MiGras Haupt¬
Gabe willen“ kann allgemein oder insbesondere ™ ^chatolog(-
waffe ist, die ganze Waffenschilderung in §§ 128—132, stammt
also aus einer Zeit, in der man den Nominativ vom Akkusativ schen Sinne aufgefaßt werden, erreicht ist,
nicht mehr zu unterscheiden vermochte, also wahrscheinlich aus sondern zu sqJi- zu stellen sein. " , j denkt.“
daß man der Lehre von MiGra entsprechend lehrt und denkt.
arsakidischer Zeit. 133 1 Über die Namen der Erdteile s. zu
170 171

138. „Wehe dem maßgebenden Manne“ — so sprach 141. der Wehrhafte, der mit gutgefertigter Waffe
Ahura Mazdäh — „o Zara0u§tra, Besitzer des Begabte1, dem in der Finsternis Wachen2, dem Unüber-
Lichtes-des-Heils, für welchen ein Zaotar, der nicht das listbaren, dem Allerstärksten3 unter den Stärksten, dem
Licht-des-Heiles besitzt, ein nicht orthodoxer, einer, dessen Allertapfersten4 unter den Tapferen. Unter den Zuteilern5
Leib nicht aus den Liedern besteht, hinter dem Baresman ist er der allergeisteskräftigste, der wehrhafte, mit dem
steht, indem er ein volles Baresman spreitet und ein Xvarenah begabte6, der tausendohrige, zehntausendäu¬
langes Opfer darbringt!“1 gige7, der 10000 Späher hat, der Leuchtende (sürö), der
139. Nicht stellt er Ahura Mazdäh zufrieden, nicht Allwissende, nicht zu Überlistende.
die anderen erleuchteten Unsterblichen, nicht MiQra, den Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6.
Besitzer der breiten Binder weide, er, der Mazdäh’ver¬
achtet, der da verachtet die anderen erleuchteten Un¬ XXXIV. Abschnitt.
sterblichen, der da verachtet MiQra, den Besitzer der
142. MiQra . . . usw. wie § 7, der die vielen . . . A
breiten Rinderweide, der da verachtet die Satzung und
herausgibt, die Geschöpfe des leuchtenden Geistes, der
Ra^nu, und Arätät, welche die Lebewesen fördert, welche
gutgeschaffene, größte Opferwürdige, wenn er seinen
die Lebewesen zum Wachstum bringt.
Leib erstrahlen läßt wie den des eigenes Licht
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4—6.
besitzenden Mondes;
XXXIII. Abschnitt.
bedeutsamen Unterschied vom vedischen Kult. 111 Un¬
140. MiQra . . . usw. wie § 7, . . Ich will dem MiQra grammatisch. * L. jägrv&nhsm. 8 L. as-aojistom (M.) st. asti

opfern, Spitama, der Leuchtende (lies: dem Leuchten¬ aojisttm. 4 L. astaricistgm (M.). 6 bayanqm; s. zu 60, l. 6 Zu

den), dein Tapferen, dem Geistigen, dem an der Spitze dieser Stelle vergl. ASAW. XXXVIII, 3, S. 62. 1 hazamä-
gaofo baSvan-eafmanö stellt offenbar einen verunglückten Versuch
Stehenden, dem sehr Erbarmungsvollen, dem Unerme߬
dar, den zweiten Vers von § 91 in den Nominativ zu verwandeln.
lichen (oder: nicht Gepaarten, d. i. Unvergleichlichen?), Auch die letzten beiden Verse sind entlehnt (= Yt. 10, 24. 46. 60.82.148).
dessen Haus das höchste ist, dem Kraftbegabten, dem Vgl. zu 136, 8 . 142 1 vaeiSis swrsm. Bei der schlechten Sprache,
Tapferen, dem Wagenkämpfer, die in diesem ganzen späten Teile des Textes herrscht, ist weder
zu sagen, ob eine Korruptel vorliegt, noch, was diese Worte be¬
138 « Höchstwahrscheinlich ist der nicht das Licht des Heiles deuten sollen. Keinesfalls sind sie richtiges Awestisch. Mög¬
besitzende zaotar- der vedische hötar. Das volle, wörtlich licherweise will der Verfasser sagen „die vielen leuchtenden
„gefüllte“ (pgrona-) bargsman- kann nur das vedische barhis- sein, Lichter“ (vgl. inr» fru-vaedayanam in § 7, woraus ein *vae§is „Licht“
das teilweise wenigstens aus ausgestopften Kinderhäuten bestand durch wahrscheinlich falsche Interpretation entnommen werden
und das Speisesofa für die devä- darstellte, auf dem ihnen zugleich konnte). Bartholomae setzt auf Grund nur unserer hiesigen
die Opferspeisen vorgesetzt wurden. Die Der s er legten nach Stelle ein besonderes Wort vaeSay- „Gestalt“, „Form“ an, und für
Herodots Bericht die Teile des zerstückelten Opfertieres auf eine sürsm (Sp. 1631) ebenfalls auf Grund nur dieser Stelle die Bedeu¬
Streu aus weichem Gras, die dem barhis entsprach. Das barssman- tung „am Morgen“, wobei er das Wort als thematisch gebildetes
des Yasna dagegen bestand aus wenigen Pflanzenstengeln, hatte Neutrum svar-, angeblich = ved. svdh, lat. cras auffaßt. Nicht nur
seinen sich aus dem vedischen wie aus dem persischen Kult er¬ die Bildung, sondern auch die Bedeutung widerspricht solcher
gebenden Charakter verloren und wurde nur als Vertreter des Auffassung, besonders aber der Umstand, daß ein so geläufiger
Pflanzenreichs betrachtet. Seinen Ursprung aber verrät noch Begriff wie „morgen“ nur hier in dieser späten Stelle belegt wäre,
deutlich das Verbum fra star- „hinstreuen“, welches in herkömm¬ ohne daß es im Mittel- und Neupersischen erhalten wäre. Auch
licher Weise von seiner Verwendung gebraucht wird. Das Opfer widerspricht die gesamte awestische Literatur einer Auffassung
in den Yast entspricht im großen und ganzen dem vedischen; wir der Wirkung des Lichtes, wie sie nach Bartholomaes Erklärung
sehen aber hier bei der Charakteristik des bansman- bereits einen hier vorliegen würde, da ja das Sehen im Awesta der Ausstrahlung
172 173

143. dessen Antlitz strahlt wie das des Sternes Tig- den Ländern ist (= der die Länder beschaut), opfern wir;
triya, dessen Wagen die untrügliche Paoiri1 lenkt, Spi- MiGra, der über den Ländern ist, opfern wir; MiGra, der
tama, wie die leuchtendsten Geschöpfe2, die Schön- unter den Ländern ist, opfern wir; MiQra, der die Länder
strahlende, für den Strahlenden. Ich will dem Gefertigten « umgibt, opfern wir; MiGra, der über die Länder hinstrahlt1,
opfern, der Spender*, der erleuchtete Geist; dem sternen¬ opfern wir.
geschmückten, geistgefertigten, der 10 000 Späher hat, § 144 = Ny. 2,11.
der Leuchtende, der Allwissende, der nicht betrogen 145. MiGra und Ahura, den beiden Himmelslichtigen,
werden kann5. den dem Verluste Entrückten, den Besitzern des Lichtes-
Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4_6. des-Heils, opfern wir *, und den Sternen und dem Monde
und *dem Himmelslicht2, bei den zum Baresman verwen¬
XXXV. Abschnitt.
deten Pflanzen; MiGra, dem Landesherren aller Länder,
144. MiGra . . . usw. wie § 7. MiGra, dem die Länder
opfern wir.
(oder: Völker) Umgebenden, opfern wir; MiQra, der in
§ 145 = Ny. 2,12.
von Licht aus dem Auge zugeschrieben wird (IIQF. VI, 32p End¬ Wegen seines Reichtums . . . usw. wie §§ 4-6.
lich beruhen Bartholomaes unmögliche Erklärungen dieser wie Darauf folgen in § 146 die üblichen, allen YaSt ge¬
der 143. Tirade (s. IIQF. VI, 38, Fußnote) nur auf dem irrigen meinsamen Schlußformeln.
Giauben, Miöra sei die Sonne. 143 * aSavü Paoiris, Übersetzung
un inn fraglich. Vgl. Yt. 8, 12. 2 dämqn sraestäis, ungramma- nachahmt. 144 1 aipi-daliyüm. Bedeutung nicht sicher. Bar-
l,' * = dem WaSen Mi@ras? S. Note 6. ‘ daSvä = Ahura tholomae: „der hinter dem Land ist“. 145 1 Vgl. Y. 6,10 =
Mazdah; s. zu 50, 1. « Die drei letzten Verse von 143 sind 10 = 59,10, wo im Anfang umgestellt ist: ahura miQra, und die
entlehntes Gut. Die beiden letzten — s. 141, 6 — sind auf vierte Zeile lautet: urvarähu paiti bansmanyähu. * = der Sonne.
MiSra zu beziehen. Der Vers „dem sternengeschmückten, geist-
geiertigten“ bezieht sich in Yt. 13, s auf den Himmel (d. h auf
das flimmelsgebirge, asman-), in Yt. 9,26 auf den Gürtel Haomas.
JNimmt man dazu, daß es zwar nicht ausgeschlossen, doch aber
nicht gerade wahrscheinlich ist, daß Ahura Mazdäh dem (im vor¬
hergehenden Prosasatz gar nicht genannten, sondern aus dem An¬
tang des § zu ergänzenden) Wagen MiSras opfere, so ist die An-
nahme einer falschen Umschrift hqmtastam statt hutastom wahr-
sc ein ic er. Über das Schwanken der Handschriften zwischen
qm und « s. schon Spiegels Ausg. des Vispered, S. 21 unter 2.
hutasta- heißt „(körperlich) wohlgebildet“ und ist ein häufiges Bei-
Zrllner7aZTu\in§ 7 UDd d6n SleicUautenden Einleitungs¬
formelnaller Abschnitte des 10. Yasts insbesondere auch MiSras.
Unter Voraussetzung dieser falschen Umschrift bezieht sich der
ganze § 143, wie an sich wahrscheinlich, auf Mi0ra, und sein letzter
Teil ist zu übersetzen: „Ich will dem (körperlich) Wohlgebildeten
opfern, der Spender, der erleuchtete Geist; dem Sterngeschmückten
Geistgebfideten (d. h. aus der Substanz der mainyava- yaeata- der
Än°Pferrdigen“ alS° r6inem Feuer- bestehenden),'der
10 000 Späher hat usw. Aber sicher ist diese Erklärung nicht,
a MiSras Wagen in § 67 das Beiwort mainyu-hqm-tästa, wörtlich
„geistzusammengezimmert“ führt und die M öglichkeit nicht
ausgeschlossen ist, daß der Kompilator von Tirade 143 diese Stelle
175

teilen. „Wenn mir die Menschen wie anderen Opfer¬


würdigen mit einem Opfer opfern würden, bei dem mein
Name genannt wird, so würde ich ihnen das^ und das
spenden“; in diesem Sinne locken AredvT Yt. 5 8 , ,
TiStriya Yt. 8,11.24, MiQr a Yt. 10,65, u, iobff., die Er a-
, ,
va|i Yt. 13 50 der Wind Yt. 15,56 zu ihrem Kult, oder
empfiehlt Ahura Mazdäh selbst den Kult Vere-
MI@ras Naturgestalt: der Sternhimmel. Qravnas Yt. 14 48 , . In verschiedenen Ya§t nimmt die
Schilderung der Vorteile, die man durch den Kult des
Im Anschluß an diese Übersetzung und die ihr voraus-
betreffenden Yazata erringt, namentlich durch Anführung
geschickten Bemerkungen können wir nun dazu übergehen,
im arischen Sinne geschichtlicher Beispiele einen breiten
festzustellen, was der awestische MiQra bedeutet.
Raum ein. Ja Ahura Mazdäh selbst muß diesen
Bei dieser Untersuchung schalten wir die Etymologie
Naturgewalten opfern, um Erfolg zu haben,
zunächst aus, da eine einigermaßen sichere Herleitung des
wie entweder er selbst oder der Sänger hervorhebt; und
Wortes nicht zu geben ist; s. S. 229. Wir lassen es auch
die stereotype Ya§t-Formel betont ja aufs deutlichste, daß
dahingestellt sein, ob es sich bei MiQra um einen indo¬
man allen diesen Opferwürdigen „wegen ihres Reich¬
germanischen oder um einen von anderswoher entlehnten
tums und wegen ihres xvaranah-“ opfert, also um von
„Opferwürdigen“ handelt. Solche Entlehnungen liegen
ihnen ganz materielle Vorteile zu erlangen, und es
natürlich durchaus im Bereiche der Möglichkeit. Der Kult,
ist unverantwortlich, wenn man den vollkommen unmi߬
den man einem „Opferwürdigen“ widmete, hing von dem
verständlichen Ausdruck ahe raya xmranmhaca mit „ob
Erfolge ab, den man unter seinem Schutze erlangen
ihrer Pracht und Herrlichkeit“ wiedergibt, nur weil die
zu können glaubte. Noch in vedischer Zeit sind die An¬
wörtliche und sinngemäße Übersetzung nicht zu einer
schauungen nicht so gefestigt, daß die Untreue gegen
geläuterten christlichen Ethik stimmen will.
einen der anerkannten Opferwürdigen etwa das Aus¬
Ebenso fern wie den Verfassern des jüngeren Awestas
scheiden aus der Religionsgemeinschaft bedeutet hätte.
liegt denen der vedischen Lieder der Gedanke, die deva-
Ein festes Dogma existierte noch nicht. Schon die große
als sittlicheideale in u n s e r e m Sinne zu verehren.
Wandlung, die sich im Gefolge der Wanderung von Iran
Auch Varuna ist kein sittliches Ideal, sondern ist erst
nach Indien im vedischen Pantheon vollzog, beweist dies.
von den europäischen Interpreten in ein solches umge¬
Aber auch im RV. selbst haben wir sehr bezeichnende
deutet worden. Man verehrt diejenigen devä-, von denen
Beispiele dafür, daß sich die Verehrung und Nichtver¬
man die meisten materiellen Vorteile erwartet. «Denn
ehrung eines devä- ganz nach dem Vorteile richtete, den
ich habe gehört, daß ihr beiden (nämlich Indra und Agni)
man durch das Bündnis mit ihm erlangt zu haben glaubte.
im höchsten Maße die vielen Güter spendet, mehr als ein
Nichts wäre verkehrter, als eine Auffassung von der
Schwiegersohn oder, fürwahr, auch als ein Schwager.
Gottheit, wie sie etwa Goethe in seinem Gedichte „das
Darum erzeuge ich für euch beide, Indra und Agni,
Göttliche“ ausspricht, in den arischen Texten finden zu
mit der Darreichung des Somas einen neuen Lobgesang ,
wollen. Wie in den Yast, so richtet sich auch
sagt der Verfasser von RV. I, 109,2. Der von RV. VIII,
im RV. die Verehrung und Nichtverehrung
2,18 sagt: „Reich möchte der sein, der den Reichen
der höheren Wesen nach dem Nutzen, den
(nämlich Indra) preist, einen wie dich, einen Freigebigen
der Verehrer von ihnen erwartet, und dieser
h e r v 0 r r a g e n d, Herr der Falben, vor dem Berühmten.
Nutzen besteht in ganz materiellen Vor¬
176 177

Daß man lediglich opfert, um für die dargebrachte Gabe achten wird, der mir mit Bindern nahen wird, wenn ich
Gegengabe zu erlangen, wird wieder und wieder betont; ihm presse.“
vgl. z. B. II, 5,7: „Möge der zur rechten Zeit Opfernde Das Vertrauen auf die devd- ist nicht unerschütter¬
(rtvij-) dem zur rechten Zeit Opfernden (= Agni), der Seine lich. RV. VIII, 79,9 heißt es in einem Lied an Soma:
dem Seinen, zur Glut (dhayase, d. h. um ihn zu entflammen, „Wenn du an deinem hohen Sitze herabschaust auf der
mit Glut zu erfüllen) den Preisgesang und auch das Opfer devd- böse Absichten (gegen uns), 0 König, dann halte
bereiten! Wir möchten empfangen! Wir haben die Feindschaften von uns ab; Regenspender (mldhvo),
gespendet!“ III, 26,1: „Nachdem wir ... Agni ... halte die Niederlagen (hridhah) von uns ab!“
mit dem Denkvermögen geschaut, . . . rufen wir, die Ku- Dasselbe Mißtrauen setzt man bei den devd- ihren
sika, Opfertrank spendend, Licht (=Gut) begehrend menschlichen Anhängern gegenüber voraus. In X, 27, 2
(vasüyävo; IIQF. VI, 126), mit Lobgesängen den Erfreu¬ verspricht der Sänger, Indra als Belohnung für den Sieg
enden herbei. s: ... Darum spende uns Agni gute einen Stier zu braten. Indra antwortet ihm: „Nicht kenne
Männer und gute Bosse, wertvolles Gut {rätnam), er, ich den, der so spräche, sobald er die nicht zu den devd-
der Wachsame unter den Devä!“ YI, 8, s: „In jedem Haltenden im Kampfe erschlagen hat. Wenn aber die
neuen Zeitalter spende, Agni, den dich Preisenden der glühende Schlacht (= das Gewitter) herniederleuchtet,
Opferversammlung würdigen, ruhmwürdigen, immer neuen dann freilich versprechen sie mir (wohl gar) zwei Stiere.“
Beichtum! Wie mit der Badschiene, 0 König (= Strah¬ Man scheut sich nicht davor, einem devd- vorzuwerfen,
lender, rajan), reiße den Unheil Kündenden (= unseren daß der unternommene Baubzug die erwünschte Beute
Feind), Nichtalternder, nieder, wie einen Waldbaum durch nicht geliefert hat, und fordert den Lohn seiner eigenen
die Schärfe (des Beils; oder: „durch deine Glut“, tejasä)\ Treue: „Du gebietest über das alles, über das Gut, das
7; Durch deine nie überlisteten Hüter (wörtlich: Binder¬ sich im Lichthimmel und das sich auf der Erde befindet.
hirten), Entflammer (iste), schütze du, der du drei Wohn¬ Was ist darunter unser Gut, was unser Schatz? Das
stätten hast, unsere Opferherrn (sürin) und schütze unsere verkünde uns, Wesenkenner (= Agni), der du es weißt.
Schar, da wir gegeben haben, Agm Vaiävänarä, Verborgen ist, was für uns dieses Weges höchstes Ziel
und führe sie vorwärts, da du von uns gepriesen war, an welches wir, obwohl wir keine Lästerer (der
wirst!“ X, 15,7 (An die Manen:) Im Schoße der Leuch¬ devd, also keine Zoroastrier) sind, als an einen leeren
tenden (arunfnäm, f.)1 sitzend spendet Beichtum dem frei¬ Ort gekommen sind. Welches ist die Mark, der Weg
gebigen Sterblichen! 11:. . setzet euch jeder auf seinen Sitz, (der zur Grenze eines reichen Landes führt)? Welches
die ihr gute Führung gewährt! Verzehret die Opferspeisen, das Gut? Wir wollen hingehen wie Schnelle (raghävo;
die euch auf dem Barbis aufgetragen sind; dann gewähret gemeint wohl „wie schnelle Bosse“) zur Beute (RV.
uns mit allen Mannen versehenen Beichtum!“ IV, 5, 11 ff.).
Deutlich ist auch II, 30,7: „Nicht soll Erschöpfung, In dem berühmten Spielerlied, RV. X, 34, in. weist
nicht Ermattung, nicht Ermüdung über mich kommen! der Spieler die devd-, denen er dient, also die Würfel,
Nicht werden wir sagen: „„Presset keinen Soma““, für darauf hin, daß Savitar ihm eingegeben habe, ein an¬
den, der mir die Fülle geben, der mir spenden, auf mich ständiger Mensch zu werden und sich dem Ackerbau
zuzuwenden, worin die deutliche Drohung liegt, daß. er
1 atuni bezeichnet die Kühe wie die Morgenröten. Vermut¬
ihrem Dienste entsagen wolle, wenn sie ihm nicht endlich
lich ist das in ausgestopften ßinderhäuten bestehende barhzs- ge¬
gnädig sein wollen. Und daß unter dem Einflüsse des
meint, der Sitz, auf dem man die Opferwürdigen beim Opfer
bewirtete. Kriegsglückes ein großer Abfall der Anhänger Indras zu
179 —
178
worden ist. Man verband mit seinem MiGra den
MiGra stattgefunden hatte, ergibt sich aus RV. X, 22
man ja auch als den der daeva-Verehrer anerkannte (Yt.
(s. IIQF. YI, 30 ff.).
10 2)den eigenen höchsten Beherrscher es euer
So kann auch MiGra sehr wohl ein ursprünglich
himmels, um so der Verbindung Miträ-Värunä eine min¬
nicht arischer Opferwürdiger sein, obwohl ich das nicht
destens gleiche Macht entgegenstellen zu können.
als meine wirkliche Meinung aussprechen will. Ich will
damit nur begründen, daß es unstatthaft ist, eine Unter¬ Schon die Verbindung Mitra-Värunä beweist darum,

suchung des Wesens MiGras lediglich auf eine durchaus daß wir diejenigen Arier, die die Verträge von Bog az 01
unsichere Etymologie aufzuhauen. Zu einer sicheren Ety¬ abschlossen, an die rgvedischen und nicht an die awe¬
mologie könnte umgedreht erst eine genaue Untersuchung stischen und persischen Stämme anzuschließen a en.
seines Wesens die Grundlage liefern. Eine Entlehnung MiGras von den vedischen Stämmen ist
Im großen und ganzen hat der awestische MiGra die¬ schon deswegen ausgeschlossen, weil es sonst völlig un¬
selben Eigenschaften, welche im RV. Mitra und Väruna begreiflich wäre, daß man Väruna nicht zugleich entlehn
gemeinsam zugeschrieben werden. Jeder Versuch, aus hätte. Auch der ganz bestimmte NaturCharakter
den rgvedischen Materialien den Grundcharakter des einen des awestischen MiGra macht eine Annahme solcher En -
oder des anderen zu bestimmen, erscheint mir als aus¬ lehnung unmöglich.
sichtslos. Beide sind Himmelsgötter, wie Dyü- (Div-), Daß MiGras Naturgestalt nicht die Sonne sein kann,
wie Indra, wie der Brhas päti = brähmanas päti. Die sondern der Sternhimmel ist, hat sich uns schon bei er
rgvedischen Stämme waren durchaus gewöhnt, die beiden Betrachtung der Stellen ergeben, in welchen das Awesta
als eine Einheit zu denken. Und daß diese Einheit nicht von der Sonne und insbesondere von der Sonne und von
erst in Iran entstanden ist, das beweisen die in Boghaz- MiGra zugleich spricht (s. oben, S. 114 ff.).
köi gefundenen Urkunden, in denen wir Mitra und Väruna Wir haben gesehen, daß sich MiGra und die Sonne
bereits in der aus dem RV. bekannten Dualverbindung in ihrer Haupttätigkeit, der Bekämpfung der Machte der
als Zeugen für geschlossene Verträge angeführt finden. Finsternis (jungaw. = daeva-), gegenseitig ergänzen, indem
Anders ist es mit dem awestischen MiGra. der Sonne diese Aufgabe am Tage, MiGra dagegen bei
Dieser wird zwar auch gelegentlich mit Ahura (Mazdäh) Nacht zufällt. Beide lösen einander regelmäßig ab. MiOra
zusammen im Dualkompositum genannt; aber daß es sich geht der Sonne voran und folgt ihr; nach dem Unter¬
dabei um keine alte Verbindung handelt, das ergibt gänge der Sonne kommt er heran, breit wie die Erde,
sich schon daraus, daß die Stellung der Glieder des Kom¬ deren gesamten Umfang berührend und alles bestrahlend,
positums noch frei ist (mid-ra ahura = ahura miO-ra). Auch was sich zwischen dem Steinhimmel, asman-, und der
andere Gründe beweisen dies; s. unten, S. 241 ff. Erde befindet. Wir haben ferner gesehen, daß die Sonne
Im Awesta sind demgemäß auch MiGra und Ahura Ahura Mazdähs Auge ist, während MiGra kein Auge ist,
(Mazdäh), deren Verbindung im Dualkompositum auch wohl aber 10 000 Augen besitzt, unter denen nur die
nicht annähernd verhältnismäßig so häufig ist, wie im Sterne verstanden werden können.
RV. die Verbindung Mitra Väruna, noch durchaus Ferner haben wir bereits die Schilderung des Sonnen¬
individuell verschieden. Da Ahura erst in nach- aufgangs in V. 19,28 besprochen, die ihrerseits über Mi¬
zoroastrischer Zeit als Eigenname gebraucht wird (s. IIQF.
Gras Natur keinem Zweifel Raum gibt.
VI, 49 ff.), so liegt die Vermutung nahe, daß die junge
Dualverbindung MiGras mit Ahura nur als Reaktion 1 in yt. 10, in wird freilich der Miöra „der mazdayasnischen

gegen die vedischen Miträ-Värunä gebildet


12*
181
180
für die Länder, du bist finster und leuchtendst,
Daß Miöra nicht mit dem Himmelsgebirge selbst,
Miöra, für die Sterblichen; du herrschest über Frieden
dem as(m)an-, identisch ist, ergibt sich aus Yt. , ,
13 86 wo
und Friedlosigkeit der Länder, o Miöra“; und Yt. 10,20:
beider Frava|i voneinander unterschieden werden.
„der die verruchten Häupter der daeva- schlägt, der
Wir betrachten nun noch die übrigen Stellen, welche
finsterer ist für die, welche gezüchtigt werden sollen,
uns über den Naturcharakter MiOras belehren.
der nicht leuchtet für die Miöraverletzer. “ Ebenso ergibt
Darüber, daß Miöra zunächst kein einzelnes Ge¬
sich aus Yt. 10, 142, daß Miöra in seiner Naturgestalt bis¬
stirn sein kann, lassen folgende Stellen keinen Zweifel
weilen nicht leuchtet: „der gutgeschaffene, größte Opfer¬
aufkommen.
würdige, wenn er seinen Leib erstrahlen läßt wie den
Yt. 10,76: „Damit er (nämlich Mi0ra), der mächtige
des eigenes Licht besitzenden Mondes.“
Arme hat, uns gegen unsere Hasser von oben her schüt¬
Eine Deutung auf die Sonne ist bei diesen Stellen
zend umhülle“. Das Verbum, das hier mit „umhüllen“
ausgeschlossen; denn auf das seltene Ereignis der
übersetzt ist, wird Yt. 14,«, an der anderen Belegstelle,
Sonnenfinsternis kann man sie offenbar nicht beziehen.
von den die Berggipfel umgebenden Wolken gebraucht,
Es muß sich hier um eine gewöhnliche Erscheinung han¬
läßt sich also nicht etwa auf das Licht beziehen.
deln. Wenn die Sonne am Tage durch die Wolken ver¬
Entsprechend schildert Yt. 10,46 Miöra als „helfend,
deckt wird, so wird sie deswegen nicht finster. Ein
schützend, hinten schützend, vorne schützend, ein nach Naturvolk aber konnte so leicht nicht feststellen, daß die
allen Seiten blickender (= leuchtender) Späher“. Die
Finsternis in stockfinsterer Nacht nur durch die
letztere Angabe könnte sich ebensogut auf ein Gestirn Wolken verursacht wurde; bemerkten die Mazdayasnier
beziehen als auf das von und nach allen Seiten leuchtende
doch nicht einmal, daß das Wasser auch in der Nacht
Himmelsgewölbe, nicht aber die vorhergehenden Epitheta;
fließt (s. oben, S. 22 f.).
denn kein Gestirn bescheint ein Wesen zugleich von Wenn ferner Yt. 10,96 von Miöra selbst gesagt
allen Seiten.
wurde, er komme nach dem Untergang der Sonne herbei,
Ähnlich heißt es Yt. 10,144: „Miöra, dem die Länder
breit wie die Erde, und berühre ihren gesamten Rand,
umgebenden, opfern wir; Miöra, der in den Ländern
so wird von seinem auf dem die Erde umgebenden Ring¬
ist, opfern wir; Miöra, der den Ländern zugekehrt ist,
gebirge Haraiti stehenden Hause Yt. 10,44 (vgl. Yt.
opfern wir; Miöra, der über den Ländern ist, opfern wir;
10,60) gesagt, es sei „breit wie die Erde, ausgebreitet
Miöra, der unter den Ländern ist, opfern wir; Miöra, der
über dem knochenbegabten Leben, groß, ohne Enge,
die Länder umgibt, opfern wir; Miöra, der über die
strahlend, breit bei dem breiten Unterkommen“. Hier
Länder hinstrahlt, opfern wir“. Von keinem Einzelgestirn
wird also sein Haus wesentlich so geschildert, wie er
kann gesagt werden, es umgebe die Länder, wie dies in
selbst in der vorher angeführten Stelle.
unserer Stelle zweimal von Miöra hervorgehoben wird.
Daß derselbe Gegenstand einmal als das Haus, das
Auf dieser Eigenschaft, daß Miöra alle Länder schützend
andere Mal als der Bewohner dieses Hauses betrachtet
überdeckt, beruht teilweise sein häufiges Beiwort „Länder¬
wird, hat für das Denken der Primitiven nichts Auffäl¬
herr aller Länder“.
liges.’ Der Vala des Rgvedas ist sowohl die Höhle, in
In dem gleichen Sinne heißt er Yt. 10,78 aiwidüra- welcher die Kühe eingeschlossen sind, wie der Besitzer
„rings leuchtend“. dieser Höhle, den Indra erschlägt; und in derselben Stelle
Von keinem einzelnen Gestirne könnte man ferner der Kausitaki-Upanisad ist der Mond zugleich Tor und
sagen, es sei aha- „finster“. Von Miöra dagegen heißt es
Torhüter des Himmels (s. oben, S. 113).
Yt. 10,39: „Du bist finster und leuchtendst, Miöra,
183
182
Wie sich aus dem 10. YaSt und aus den anderen
Auf genau derselben Vorstellung wie Yt. 10,44.95 awestischen Stellen ergibt, welche von MiGra hand^
beruht Yt. 10,85, wo es von dem zu MiGra flehenden be¬
beschränkt sich dessen Tätigkeit nämlich nicht auf die
raubten Schwachen heißt, seine Stimme gelange empor
Nacht Als Länderherr aller Länder, als Spender des
bis zu jenen Lichtern, gehe um diese Erde herum und
Gewitters, als Helfer in der Schlacht ^s Besclmtzer cr
verbreite sich über die sieben Erdteile. Die Stelle will
Viehzucht, als Hüter der Freundschaft und der Bundnisse
offenbar besagen, diese Stimme gelange an alle Stellen,
wirkt er am Tage wie in der Nacht. Und dieseall-
an denen sich Mi8ra befindet. So ist es auch zu verstehen,
gemeine Wirksamkeit tritt im 10. YaSt entschieden m
wenn Miöras lange Arme nach Yt. 10,104 bis auf die Mitte
den Vordergrund. Hier wird er vor allem als der mäch¬
und bis an die äußersten Enden der Erde reichen. Es
tige Führer und Schützer im Kriege gefeiert, und m
handelt sich also um einen an allen diesen Orten gegen¬
diesem Sinne stellt ihm der Rgveda ja Indra gegenüber
wärtigen Opferwürdigen.
(s 1IQF. VI, Beiheft, S. 30 ff.). Nur daraus daß diese
Für sich allein würde die zuletzt angeführte Stelle
allgemeine Wirksamkeit MiGras im Laufe der Zeit
nichts beweisen; denn was sie enthält, wird genau in
immer mehr betont wurde, ist es ja auch erklärlich, wenn
denselben Worten in Y. 57,29 von Srao^a gesagt. Solche
er schließlich unter Verdrängung Ahura Mazdahs zum
Übertragungen sind bekanntlich im Awesta nicht selten
Himmelsherrscher überhaupt und sein Name im Neuper¬
und haben ihren Grund z. T. in dem Umstande, daß alle
sischen unter der Form mihir zur Bezeichnung der Son e
Opferwürdigen nur verschiedene Erscheinungsformen der¬
wurde Im Altkhotanischen dagegen diente der Nam
selben Grundsubstanz, des guten, d. h. das Gedeihen
Aliura M azdäh s zur Bezeichnung der Sonne, wie w.r
fördernden Lichtes sind. Auch in Yt. 10 wird manches
noch sehen werden; s. unten, S. 250 ff.
von MiGra ausgesagt, was in denselben Worten an anderen
Die Wirksamkeit MiGras am Tag
Stellen des jüngeren Awestas von anderen Opferwürdigen
trägt sich nicht nur nach primitivem Denken
gesagt wird. Vgl. unsere Bemerkungen zu Yt. 10,1.55=74
mit seinem Grundcharakter als Sternhimmel,
(MiQra und Tistriya), 9 (MiGra und die Frava^i), 11 (MiGra
sondern ist durch ihn bedingt.
und Aredvi), 48 (MiQra und VeroQrayna), 11.68.93. 10s. 104 (MiGra
Nach altarischem Glauben kommt der Regen nicht
und Srao^a), sowie die Bemerkung zu § 127, in der ge¬
aus den Wolken, sondern aus dem Himmelssee un
zeigt ist, daß dieser Abschnitt von VoroGrayna auf DämöiS
Himmelsstrom oder den Himmelsstromen und fließt durc
Upamana übertragen ist (oben S. 167).
die als Öffnungen im Himmelsgebirge gedachten Sterne
Wir finden also allerlei Berührungen zwischen MiGra
auf die Erde; s. IIQF. II, 49ff. Daraus ergibt sich klar
und anderen Yazata, über die im Verlaufe dieser Ab¬
daß man den Sternen auch am Tage, an dem sie nich
handlung noch zu reden sein wird. Mit der Sonne hin¬
sichtbar sind, die Wirkung als
gegen hat er lediglich wie alle anderen „geistigen
ihr« Gegenwert also auch am Tage _
Opferwürdigen“ die Spendung von Reichtum und xvara-
wirkt ja auch TiStrlya - S.r.us, der ‘ J
nah- gemein, wobei er aber niemals, wie andere Yazata,
geren Awesta der Regenstern z i«Sn»
gleichzeitig, sondern, wie wir bereits gesehen haben,
am Tage ganz ebenso, wie in der Sacht, Jgk
nach Ort und Zeit getrennt von ihr handelt.
Yt. 8,64ff. und überhaupt das gan
Bevor wir in unseren Betrachtungen fortfahren, sei
TiStriya ist nur ein Teil MiGras, wie die Sonne em
hier ein Bedenken entkräftet, welches sich gegen MiGras
Teil Ahura Mazdähs; trotzdem sind beide gieichzeitg
Deutung als Nachthimmel vom Standpunkte unseres
selbständige Personen. Daß die Vorstellung M.Oras als
modernen Denkens aus erheben würde.
184 185

des Gewittergottes alt ist, zeigt seine Bewaffnung mit dern an ein Fahren im Kriegswagen (ra&a-, rdtha-) dachte.
dem Blitz (vazra; s. unten, S. 214 ff). Nach Yt. 10, er (s. S. 151 nebst Fußnote) sind die Räder
Das Gewitter wiederum ist die Schlacht x«t’ des Wagens MiOras oder ist das (sichtbare) Rad seines
I'|o/y)v, in welcher der Feind x«t’ l'ioyjp1 erlegt wird; der Wagens himmelslichtig (tordzarrf,-). Ob an dieser
Gewittergott ist also auch der Schlachtengott; und der Stelle von einem oder von zwei Rädern die Rede ist,
Sieger in dieser Hauptschlacht ist der mächtigste König, läßt sich nicht sagen, da das Wort „himmelslicbträdrig“
also auch der „Länderherr aller Länder“. beide Deutungen züläßt.
Diese Schlacht richtet sich im jüngeren Awesta gegen Yt. 10,136 hebt hervor, daß MiOras Wagen ein ein¬
die daeva-, die hier die Mächte der Finsternis und mithin ziges Rad habe. Diese Stelle ist sprachlich außer¬
der Vernichtung sind. Alle arischen Feinde betrachtet das ordentlich mangelhaft, und ihre Deutung darum teilweise
jüngere Awesta als Anhänger dieser daeva-. Trotzdem unsicher, dang- („ziehen“) wird sonst immer mit dem
das eigentliche Bereich der daeva- die Nacht ist, finden die Akkusativ konstruiert. Wenn es hier mit dem In¬
Kämpfe auf Erden auch am Tage statt. Dadurch ist strumental yuxta va§a verbunden erscheint, so liegt dem¬
gleichfalls MiOras Wirksamkeit am Tage gegeben. nach ein grammatischer Fehler vor. Die formell mög¬
Als der allmächtige Schlachtengott ist MiQra zugleich liche Deutung von yuxta va$a als acc. pl. ist sachlich
der Herr über Krieg und Frieden, und daraus folgt durch den Umstand ausgeschlossen, daß den „geistigen
sein Charakter als Schützer des Bündnisses Opferwürdigen“, wie ja selbstverständlich, immer nur ein
und der Freundschaft. Kriegswagen zugeschrieben wird. Der folgende Vers,
Sein Charakter als Schützer der Viehzucht ergibt aeva eaxra zaranaena, ist grammatisch zweideutig. Er
sich daraus, daß er der „Besitzer der breiten Rinder¬ kann Instrumental sein und dann der Konstruktion nach
weide“ (des Sternhimmels: s. S. 191 ff.) ist, der größte Her¬ zum Vorhergehenden gehören: „durch ein goldenes Rad“,
denbesitzer also und Nomadenfürst, als den unser Ya§t d. i. „an dem einen goldenen Rade“; dann nimmt er an
ihn ja schildert. der fehlerhaften Konstruktion des vorhergehenden Verses
Endlich glaubte man zwar nicht ihn selbst, wohl teil. Er kann aber auch als Nominativ aufgefaßt werden
aber ein Rad seines Wagens bisweilen am Tage zu und „ein (einziges) goldenes Rad“ bedeuten. In diesem
sehen. Falle wäre er zu dem folgenden, außer aller Konstruktion
Alle „geistigen Opferwürdigen“ werden als Angehö¬ stehenden Verse asänasca vlspöbäma „und Steine, welche
rige des Kriegsadels gedacht und „fahren“ {vaza^te) darum, alles Licht besitzen“ zu ziehen. Dieser Fall ist wegen
natürlich auf ihren Kriegswagen. Da die Fahrt durch des ca „und“ in asänasca der wahrscheinlichere. In diesem
den Himmel oder den Luftraum geht, so ist vaz- zum Falle steht der Vers aeva eaxra zaranaena „ein (einziges)
Ausdruck der Bewegung ahurischer Wesen durch den goldenes Rad“ gleichfalls außer aller Konstruktion. Der
Luftraum überhaupt geworden und wird auch von der fünfte Vers ermangelt des Subjekts, dem sechsten fehlen
Bewegung der Waffen und der Vögel gebraucht. Aber zwei Silben und zugleich das Prädikat. Durch Ergänzung
diese allgemeinere Bedeutung des Verbums ist die ab¬ von yäiti würde er metrisch und grammatisch richtig, und
geleitete, und Awesta wie Veda zeigen, daß man bei den man könnte übersetzen: „Wenn man ihm Opfergaben
unsterblichen Lichtmächten nicht an ein „Fliegen“, son- bringt, so geht man nach seinem Hause“. Die Ergänzung
aber ist deswegen nicht sicher, weil yä- ein im Awesta
1 Vrträ bedeutet im Veda auch „Feind“, und im Awesta ist
dem Worte nur diese Bedeutung geblieben (vgl. VereOrayna-),
seltenes Verbum, avi yä- aber gar nicht belegt ist und
während es in ihm als Name des Dämons vergessen ist. der Satz mit dem Vorhergehenden in keinem Gedanken-
187
186
di, Sonne als Wagenrad betrachtet', die, wenn ihr.
Zusammenhänge steht. Man könnte außerdem den Satz
Gestalt dem Auge unterscheidbar ist, immer
auch mit der vorgeschlagenen Ergänzung übersetzen:
kommen» Scheibe erscheint, so hätte er annehmen“““e’
„Wenn er (nämlich MiOra) die Opfergaben (auf seinem daß er sie in vollkommener Seitenansicht gewahrte.
Streitwagen) fortträgt, so geht er in sein Haus.“
Bei solcher Seitenansicht wurde aber auch an
Der ganze § 136 ist also außerordentlich mangelhaft. frVschen Wagen nur ein Rad sichtbar und d„^
Die Sprache zeigt, daß er aus sehr später Zeit stammen schloß man daraus, daß man nur ein Rad sah, nie
muß, aus einer Zeit, in der man das Awestische nicht mehr die Einrädrigkeit der Wagen. Wie hätte man also be
hinreichend verstand, um in dieser Sprache ganz einfache der Sonne zu einem solchen Schluß gelangen könne ,
Sätze richtig zu bilden. Offenbar sind hier wie in § 141 i • u ViaI ihm doch eine anscheinende Mangel
zumal sich bei ihm aoen eiue Tatsächlich
(s. S. 171) anderswoher entlehnte Verse äußerlich zusammen¬ haftigkeit dieses Wagens ergeben hatte? Tatsachlic
gestellt, die der „Verfasser“ der Stelle nicht grammatisch schreibt das Awesta zwar der Sonne, wie wir sahen den
richtig zu verbinden vermochte. Besitz „feuriger Rosse- zu, Msde alsoanfeinem'*Hj-
Es ist darum selbstverständlich ganz und gar un¬ fahren; aber niemals sagt es, dieser wag
zulässig, diese Stelle ohne jede Rücksicht auf ihren
Charakter und ohne jede Rücksicht auf sämtliche andere hlbD,rUGedlnkf d« einrädrigen Wagens widersprmht
Stellen, in denen das Awesta MiGra erwähnt, mit Lommel dermaßen allen Erfahrungstatsachen, a er em
(oben, S. 117) als für Miöras ursprünglichen Charakter Beschauer nur dann kommen konnte, wenn dies er de
schlechthin beweisend zu betrachten. Wenn mit Wagen in einer Stellung «inradrig sah >”
Lommel das eine Rad als die Sonne zu deuten ist, so
würde das, da dann diese Auffassung im Widerspruche
zu dem gesamten übrigen Awesta stände, nur beweisen,
daß § 136 aus jener späten Zeit stammt, in
welcher Mi0ra = miÄir zur Sonne geworden Seitenansichten eines nach der Außenseite hin ausg^
war (s. S. 253). Nach dem ganzen, soeben bespro¬ buchteten Rades deuten, sumaJ““. äer gonnen-
chenen Charakter dieses Paragraphen ist dies natürlich
denkbar.
Aber die Deutung des einen Rades an Wunsch seine Bahn ziehend“, Yt. lü,«o), ja S
Miöras Wagen auf die Sonne ist weder not¬ Sonnenbahn geradezu entgegen fahren he
Da nun der Mond bisweilen auch am läge sicnroa
wendig, noch wahrscheinlich.
ist, “mußte man auch ans diesem Grunde> e.neW.rk-
Wie auch der § 136 zustande gekommen sein mag,
samkeit »ras am Tage annehmen, wenn
das eine ist klar, daß sein Verfasser dem Wagen Miöras
ein einziges Rad zuschrieb. Da es in der Menschenwelt als das Rad seines Wagens deutete .
einrädrige Wagen nicht gab, so kann diese Eigenschaft r^Twas anderes wäre natürlich die

des Wagens MiGras nur die Deutung einer Natur¬ eines selbständig rollenden, n’c fahrt, beweist
erscheinung sein. Das Rad könnte also entweder
die Sonne oder den Mond bedeuten.
Die Deutung des Rades als die Sonne ist gänzlich “•rS“ ““»Chang —
unwahrscheinlich. Denn hätte der naive Naturbeobachter cakrd- und cakn- „Rad im ? g ’
188 189

Die Wirksamkeit aller geistigen Opferwürdigen beruht die Sterne dieses Beiwort führen, so. erklärt sich dies
auf der Menge und der Art des Himmelslichtes, daraus, daß man sie als durch das Himmelsgebirge hin¬
welches sie besitzen und spenden. So ist denn auch durch führende Höhlen betrachtete. Da die Sterne nur
Miöra im Besitze des Lichtes-des-Heils (a|a-), das man Teile Miöras sind, so teilt er die Eigenschaft der Tiefe
makro- oder mikrokosmisch deuten kann (Yt. 10, ss. 6s). ebenso mit ihnen, wie sein Licht Yt. 10,64 ein Beiwort
Sein Ruhm, sein Leib, seine Herrschaft (frasasti-) leuchtet führt, welches sonst nur der Milchstraße, Aredvl, eignet
(Yt. 10, so). Er spendet die eschatologische Himmelsglut (s. unten, S. 201).
(datö-saoJca-), ist lichtstrahlend (valimö-swtydah-) und him- Besonders wichtig zur Bestimmung der Natur Miöras
melslichtig (barazar^t-) (Yt. 10,2s), ist der Glühende der sind die Beiwörter, die ihm in der Einleitung gegeben
Glühenden (aradranq.ni aradrö, Yt. 10, es), ist leuchtend werden, welche den zweiten und jeden folgenden Abschnitt
(süra-, vorzugsweise von der Ausstrahlung des xvaranah- (Karde) des 10. YaSts beginnt. Diese Einleitung lautet:
gebraucht, Yt. 10,27.33.46. wo. ui), ist gutstrahlend (Yt. 10, eo), Mi&ram vouru-guoyaoitlm yazamaide,
ist derjenige, der von allen Opferwürdigen das meiste
ars-vacavham, vyäxanam,
xvaranah- besitzt (Ny. 1. 2,7).
hazavra-gao§am, hutästam,
Wenn er Yt. 10,2s gufra- „tief“ heißt, so teilt er baevara-caqmanam, barazar[tam,
dieses Beiwort mit den Sternen und mit den frava$i-,
para&u-vaedayanam, süram,
die, wie ich bei anderer Gelegenheit zu begründen ge¬
axvafnam, jayaurvänhani1.
denke, ursprünglich gleichfalls die Sterne sind. Wenn
„MiOra, dem Besitzer der breiten Rinderweide, opfern wir,
dem Besitzer leuchtender Rede, dem zur Versammlung
hier nicht veröffentlichen kann, hat ergeben, daß auch diesem
Texte die Anschauung eines einrädrigen Sonnenwagens fremd Gehörigen, dem Tausendohrigen, (körperlich) Schöngebil¬
ist. Aus V, 29, 10 ergibt sich klar, daß man ihm im Gegenteil deten, dem Zehntausendäugigen, Himmelslichtigen, dem
zwei Kader zuschrieb. Nur im Rätsel, I, 164,2 wird er gleich Besitzer der breiten Warte, dem (xvaranah-) Strahlenden,
im ersten Worte als „einrädrig“ bezeichnet. Gerade dieser Um¬
dem Schlaflosen, dem Wachen.“
stand beweist, daß man allgemein dem Sonnen wagen zwei
Mehrere von diesen Beiwörtern bezeichnen Eigen¬
Räder zuschrieb; denn ohne diese Annahme wäre ja, da sonst
einrädrige Wagen nirgends erwähnt werden, die Lösung ohne schaften, welche allen „geistigen Opferwürdigen“ zu¬
weiteres gegeben gewesen. Da im Rätsel die Sonne als „das Rad“ kommen und können uns darum über die Natur Miöras
bezeichnet wird (I, 164,11. iS. 14.48), so kann, gleichfalls im R ä t s el, keinen Aufschluß geben. Wenn MiÖra der Besitzer leuch¬
der Sonnenwagen als einrädrig bezeichnet werden; denn es
tender Rede heißt, so kann diese Eigenschaft aus dem
gibt ja nur eine Sonne. Daß aber der tiefere Sinn nicht der
Gewitter abgeleitet sein; aber „leuchtende Rede“ steht
ist, der Sonnenwagen sei buchstäblich einrädrig, ergibt sich
aus der Variante AV. X, 8,7, wo ausdrücklich gefragt wird, wo überhaupt im Sinne der durch das gute Herzensfeuer
sich seine zweite Hälfte befinde (nach den Varianten AV. XI, (daend-) verursachten Rede. „Zur Versammlung gehörig
4, 22. X, 8,13, was für ein Licht die andere Hälfte sei). Sieben soll zunächst wohl besagen, daß Miöra in der Versamm¬
Räder hat der Sonnenwagen in den Rätseln' RV. I, 164, 3.12, acht
lung der „geistigen Opferwürdigen“ eine ausschlaggebende
in dem Rätsel AV. XI, 4, 22. Für die Einrädrigkeit des Sonnen¬
Stimme besitzt; das Wort bezeichnet aber zugleich den
wagens läßt sich außerhalb des Rätsels, so viel ich sehe, in
der vedischen Literatur nur MS. II, 7,12 (S. 92,11) anführen. Daß Redner in der Versammlung und wird auch allgemein
aber hier nur eine durch die Rätselstrophen verursachte Ent¬ im Sinne von „beredt“ gebraucht. Ebenso wenig beweisen
stellung vorliegt, zeigt die ParallelsteUe ES. 38,14 (S. 116, 4 j, die Beiwörter süra- „strahlend“ und baramnt- „himmels-
welche statt ekacakrena „einrädrig“ etacakrena „leuchtendrädrig“
liest.
1 Lies jäyaravanham.
— 190 —
- 191

xvannah- bezieht, verwendet das jüngere Awesta vor¬


lichtig“ etwas für den N a t u r Charakter eines Yazata,
wiegend von den „geistigen Opferwürdigen . Die ein¬
da die Substanz aller mainyava- yazata- das Feuer ist
zigen Menschen, denen es zuerteilt wird, sin
und diese Beiwörter darum auf alle passen. banzarit-
ZaraQuStra. Sie führen es in ihrer Eigenschaft als vom
„himmelslichtig“, d. h. von Himmelslicht oder Himmels¬
xvannah- erfüllte Helden. Zoroaster selbst freilich weist
feuer erfüllt (s. IIQF. VI, 13 ff.) sind alle „erleuchteten
diese Eigenschaft Y. 29,9 von sich ab.
Unsterblichen“ {ama§a- spanßa-), MiQra, Rasnu, Ap^m na-
Ausschließlich MiGra dagegen eignet das Beiwort
pät- (der Blitz), der Haoma- (s. dazu IIQF. VI, 68 ff),
Sraosa-, TiStriya-, Ai|i-, Aredvi- und ihre Rosse, Ahura Vouru-gaoyaoiti-1 „Besitzer der breiten Rinderweide“.
Mazdäh, die Frava^i, die Gebirge (IIQF. VI, 36 ff),
Das Wort gaoyaoiti- heißt nicht allgemein „Weideland“
die daenä-, die väc- (Rede, Opfertext) sowie VeroGrayna
oder gar „Flur“, sondern „Rin der weide“, und zu der
in seiner Gestalt als Kamelhengst. Von Menschen und
Annahme, daß es im Kompositum im Sinne eines Plurals
irdischen Tieren wird das Wort niemals gebraucht'.
gemeint sei, fehlt jede Berechtigung. _ „
Auch süra-, das sich meist auf die Ausstrahlung des
Dem awestischen gaoyaoiti- entspricht m gleicher Be¬
deutung das vedische gävyüti-, das meist von irdischem
1 Bartholomae, der Sp. 959 für das häufig belegte Wort
Weideland gebraucht und wiederholt mit um- „brei
die falsche Bedeutung „hoch“ ansetzt, behauptet freilich das
Gegenteil. Nach ihm würde es auch von Menschen und verbunden wird (RV. V, 66,8. VII, 77,4. IX, 78,9. 80, s).
Tieren gebraucht. Aber seine Belegstellen erweisen, daß er im X, 14,2 heißt es:
Unrecht ist. Die beiden Stellen, in denen bsrazargt- angeblich von Yamo no gätum prathamö viveda,
Menschen gebraucht wird, sind Yt. 8,18 und H. 2,9. An der ersten
naisä gävyütir dpabhartava u,
Stelle aber ist es T.i ää t r iy a, der in Gestalt eines fünfzehnjährigen,
„leuchtenden, glanzäugigen, himmelslichtigen (bzrzzatö),
yäträ nah pürve pitdrah pareyür,
überkräftigen“ usw. Mannes erscheint, in der zweiten erscheint ena jajmnah pathyä änu svah.
die Daenä in Gestalt einer „glänzenden, leuchtenden, mit feuer¬ Yama hat als der Erste für uns den Gang gefunden
farbigen Armen versehenen, kräftigen, schönwuchsigen, ... (luzars- und diese Rinderweide kann uns niemand rauben nach
tayä), himmelslichtigen (bznzaityä)“ usw. Jungfrau. Von
der unsere früheren Väter (= unsere Ahnen) inu erSe
Tieren soll bdrazarg,- gebraucht sein Yt. 6, iS und Yt. 14,12. Aber
die in der ersten Stelle erwähnten „himmelslichtigen“ Rosse,
gangen sind, ihre eigenen Pfade entlang, die sie durch
welche die Feindschaften aller daeviscben Wesen überwinden, sind ihn kennen gelernt hatten.“ Wie dies g^chah, berichtet
Ar 9 d v i s Rosse, also „geistige Opferwürdige“, und das „himmels- uns ausführlich das Awesta, V. 2 (s. IIQF. II, 12 ff.) .
lichtige“ Kamel in Yt. 14,12, das auch das Beiwort „reich“ (raeoa)
^RBed^tung „hoch“ ist auch hier gänzlich ausgeschlossen weil
führt, ist eine Verkörperung Yan&raynas. Man braucht nur die
er, wie wir aus Veda und Awesta wissen, ein Kraut mit h a
übrigen anthropo- und theriomorphen Verkörperungen dieses yazata
in demselben Yast zu vergleichen, um zu sehen, daß sie nicht genden Stengeln war.
einfach wie sterbliche Wesen beschrieben werden: der Stier § 7 1 d. i. -gavyüiti-. x , .
* Wenn es X, 80, 6 heißt agner gävyütir ghrta a msatta „Agms
ist goldhörnig, das Roß § 9 goldohrig, der Mann § 17 leuchtend
Rinderweide hat sich in der Butter niedergelassen“, s° ist Agm
(xsaeta-, also wie Yima), glanzäugig, und das Kamel selbst ist
das Sakralfeuer der Stier, der sich von der °Pferbutil^den der
leuchtend (aetahe, § 13) und blickt um sich wie ein Welt-
74, 9 heißt der Somatrank eine „breite Rinderweide für den, der
herrscher. Die Gebirge, die gleichfalls geistige Opferwür¬
in Aditis HimmelsUcht (He) eingeht“, d. h. eingehen will. Hi«
dige sind, sind bdrzzayt- „himmelslichtig“, weil sie von xvaronak-
sind die Genießer des Somas die Rinder, die sich an ihm we den
erfüllt sind und darum die Beiwörter a$axvädra- „das gute Feuer
und durch diese Weide in den Lichthimmel gelangen. In dem¬
des Lichtes-des-Heils besitzend“ und pouruxvä&ra- „viel gutes
selben Sinne führt Soma IX, 90, 4 das Beiwort urugavyuü- „breite
Feuer besitzend“ führen (IIQF. VI, 36 ff). Wenn endlich der
Rinderweide bietend“ oder „die breite Rinderweide verschaffend .
Haoma so heißt, so deswegen, weil er das xvannah- verleiht.
■ — 192 — - 193 —

Das Beiwort vouru-gaoyaoiti- eignet im Awesta Mi0ra vielleicht auf die alte oder eine ihr ähnliche Anschauung
so ständig und ihm so ausschließlich, daß man mit hin1. Vor allem aber ist sie in der Yima-Sage wie in der
Sicherheit annehmen darf, daß es ihm seit seiner Auf¬ Auffassung Mi0ras als des Besitzers der breiten Rinder¬
nahme in den awestischen Kult eigen gewesen ist. Und weide erhalten. Denn was unter dieser zu verstehen ist,
daß man sich MiÖra wie Yima als einen nomadisierenden kann angesichts der Übereinstimmung des Awestas mit
Fürsten dachte, ergibt sich aus Yt. 10, 112, wo es heißt: dem RV nicht zweifelhaft sein.
„Leuchtend sind Mi0ras Auszüge, wenn er in dasjenige
Baevara-castnan- „10000 äugig“ ; baevara-spasana-
Land hintreibt, wo er gut gehalten wird, die breiten,
„10000 Späher besitzend“; hasama-gao^a „lOOOohrig“;
tiefen (Wege) zur Rinderweide. Dann dringt er mit
para&u-vaeäanaya „Besitzer der breiten Warte“.
seinem Vieh und seinen Mannen als unumschränkter Herr¬
Auch diese Beiwörter werden ausschließlich als
scher vor.“
Bezeichnungen Mi0ras gebraucht, also insbesondere nie¬
Wäre Mi0ra die Sonne, so wäre seine Auffassung als
mals von der Sonne. Das Beiwort baevara-caqtnan- „10000-
Nomadenfürst völlig unbegreiflich. Was hätte man denn
äugig“ findet sich Y. 1, s = 2, s = 3, b = 4, b = 6,2 = 7, b
als sein Vieh und als seine Mannen deuten sollen? Ist
= 17,2 = 22,5 = 59,2 - G. 1,2. s = S. 1. 2, ie. Yt. 10,7
Mi0ra eine Naturerscheinung, woran doch nicht zu zwei¬
(und zu Beginn aller einzelnen folgenden Karde). 82.91. ui.
feln ist, so kann nur die altarische Deutung der Sterne
Ny. l,i* = Yt. 6,6, baevara-spasana- „10000 Späher ha¬
als Rinder (und Mannen, wie Tiätriya, Satavaesa
bend“ Yt. 10, 24.46.6o.82.i4i,i«s. 17,16. Die Angabe, daß
— also Mi0ras gaed-ä-) seinem Charakter als Nomaden¬
Mi0ra 1000 Ohren besitze, findet sich in denselben Stellen,
fürst zugrundeliegen, und die breite Rinderweide,
in denen von seinen 10000 Augen die Rede ist, außer
derenBesitzererist, kannnur dieselbesein,
in Yt. 10,82, außerdem in einer Stelle, die von den 10000
wie die, welche Yamä „den Vätern“ ver¬
Spähern spricht, Yt. 17, ie. Nach Yt. 10,82 hat Mi0ra
schafft hat, also der Sternhimmel. Vgl. auch
1000 Listen und 10000 Augen.
ASAW. XXXVIII, 3, 83 und Fußnote 1. Wir werden
Da es sich bei den 10 000 Augen und den 1000 Ohren
noch sehen, daß Mi0ra auch der Beherrscher der Seligen
nur um runde, eine sehr große Menge bezeichnende Zahlen
ist, die er in sein Haus aufnimmt.
handeln kann, so fällt es auf, daß Mi0ra nicht die gleiche
Die Sterne sind nach arischer Auffassung die Öff¬
Zahl von Augen und Ohren zugesprochen wird.
nungen im Himmelsgebirge, durch welche das Licht und
Das Ursprüngliche wird eine gleiche Zahl von Augen
das Wasser in die Menschenwelt hereindringt. Als Licht¬
und Ohren gewesen sein. Man wird Mi0ra zunächst 1000
quellen sind sie, wie wir bereits gesehen haben, Augen
Augen und Ohren zugeschrieben haben. Eine spätere Zeit,
und Späher. Da Wasser und Milch ihrer Substanz nach
die weiter als bis 1000 zählen lernte, wird dann die Zahl
gleich sind (s. IIQF. VI, Sachverzeichnis unter „Milch“),
der Augen auf diese Zahl gesteigert haben, da man eben
so sind sie im RV. als Spender des Wassers = Milch
noch wußte, was sie bedeuteten.
Kühe (s. IIQF. VI, Sachverzeichnis unter „Kühe“). Im
Unter den Ohren sind vielleicht — s. unten, S. 195f.
Awesta haben wir nur noch Reste dieser Auffassung vor
gleichfalls ursprünglich die Sterne zu verstehen; aber im
uns. Die Sterne führen noch das stehende Beiwort afs-
1 Nach Kausitaki-Up. II, 8 f. gehen nicht nur die Seelen der
ci&ra, welches sie als „das (Zeugungs-)Licht des Wassers
verstorbenen Menschen, sondern auch die der gestorbenen Haus¬
strahlend“ bezeichnet, und wenn der Mond das Beiwort tiere in den Mond ein, werden also nach demselben Texte I, 2
gao-ci&ra führt und damit als „das (Zeugungs-)Licht des von diesem auch wieder auf die Erde herabgeregnet (s. Weisheit
Rindes strahlend“ bezeichnet wird, so deutet auch dies der Upanischaden, 2. Aufl. S. 167 ff. und 167 f.).
13
195
194

Yt. 10, 107 schildert darum den leuchtenden Stern¬


Awesta selbst haben wir keinen Anhaltspunkt dafür, daß
himmel: „Er sieht jeden, welcher vernichtende (oder:
man dies noch gewußt hätte. So mag für die Ohren die
ursprüngliche Zahl beibehalten worden sein. schädigende) Tat begeht . . . alles Leuchtende strahlt er
(= blickt er) mit seiner Bestrahlung (= mit seinem Ge¬
Daß die 1000 Augen das Ursprünglichere waren, darauf
sicht, daemana), mit seinen aus der Ferne leuchtenden
deutet der RV., in dem Varuna (VII, 34, io), Agni (I, 79, «),
dem Purusa (X, 90, i), der Kollektivperson Indra-Väyü Lichtern (Augen).“1
Das Wort döi&ra-, zu Wurzel dhi-, dl-, bedeutet ety¬
(I, 23, s), dem Soma (IX, 60, i f.; 65, i) und der Opfergabe
mologisch „Licht“ und bezeichnet im Awesta immer das
(X, 161, s) 1000 Augen zugeschrieben werden, während
die Angabe, daß irgend jemand 10000 Augen besitze, im Auge. Vgl. Sanskrit löcana-, adj., „erleuchtend“, subst. n.

RV. nicht vorkommt. „das Auge“, äloka-, m., „das Licht“ und „das Sehen“ usw.

Über die Deutung der 10000 Augen MiGras kann Vgl. IIQF. VI, 32 ff. Es kann also hier um so weniger

kein Zweifel obwalten. Nach arischer Anschauung beruht ein Zweifel darüber bestehen, daß unter MiGras Augen

das Sehen auf einem Ausstrahlen von Licht aus dem Auge, die Gestirne zu verstehen sind, als das Wort für Auge

wie IIQF. VI, 32ff. dargelegt worden ist; s. auch oben, an unserer Stelle im Plural steht. Der Dual, den vier

S. 39 ff. Auge ist also Lichtquelle. Darum ist an den¬ Hss. — darunter allerdings F 1, nicht aber J 10 — bieten,

jenigen Stellen des jüngeren Awestas, an denen Ahura erklärt sich natürlich daraus, daß das Wort für „Augen“

Mazdäh als der Yazata des Taghimmels erscheint, bei anderen Wesen als bei MiGra im Dual steht, ist

sein Auge die Sonne (Y. 1, n. 3, is. 4, ie), während Y. 68, ii also an unserer Stelle eine schematische Korrektur.
Wenn MiGra Yt. 10,7 usw. pars&u-vaedayana-,
= Ny. 1,6, wo er als Beherrscher des Lichthimmels
„Besitzer der breiten Warte“ heißt, so kann die
überhaupt gedacht wird, die Gestirne seine Augen
sind. Im RV. ist Agni „derjenige, durch welchen blickt breite Warte nur eine in der Natur vorausgesetzte

Varuna, Mitrd, Aryam&n, durch welchen die Näsatya Fläche sein, auf der sich die 10000 Späher befinden.

(blicken) und Bhaga“ (VIII, 19, ie). Die Sehkraft ist also Ich wüßte nicht, was man unter ihr verstehen könnte,

Feuer, und die Sonne ist darum das Auge verschiedener wenn nicht den gestirnten Himmel.
devä-, insbesondere auch Varunas allein und der durch Was unter MiGras Ohren zu verstehen ist, die, ab¬

ihn und Mitra gebildeten Einheit. gesehen von dem Beiwort auch Yt. 10, 107 erwähnt werden,

Es ist also selbstverständlich, daß die 10000 Augen ist nicht mit Sicherheit zu sagen.

MiGras nur die Sterne sein können. Betrachtete man sie Da, wie wir gesehen haben, ursprünglich die Zahl

als selbständige Personen, so sah man in ihnen nach der Augen und der Ohren MiGras vermutlich gleich war,

arischem Denken sehr natürlich MiGras Späher1. So er¬ so kann die Zahl der Ohren einfach aus der der Augen

scheint ja auch, wie wir sahen, die Sonne bald als Auge, geschlossen sein. Auch das Opfer heißt surunvatyt- „hörend“

also als Körperteil Ahura Mazdähs, bald als Yazata, der (s. oben, S. 124 nebst Fußnote 1), ohne daß dabei eine Natur¬

auf seinem Kriegswagen fährt, und Tistriya wie Arddvl deutung möglich wäre.
sind Körperteile MiGras und doch auch selbständige Per¬ Läge dagegen eine Naturerscheinung zugrunde, so

sonen. Vgl. die einleitenden Bemerkungen über den könnten die Ohren MiGras nur eine weitere Ausdeutung

awestischen Begriff der Person, S. 77 ff. der Sterne in ihrer Eigenschaft als Höhlen im Him¬
melsgebirge sein.

1 Nach den indischen Politikern sind die Späher die Augen 1 Abweichend von Bartholomae fasse ich jetzt daemana
der Könige. als Instrumental mit der Bedeutung „Gesicht“.
13*
196
vorhanden wäre. Gute Taten sind eine Wirkung des
Wir haben in der Einleitung gesehen, daß nach arischer
hellen, im Individuum befindlichen Himmelslichtes (hvar-)
Ansicht Himmel und Erde wirkliche Personen sind, die
So spricht denn Yt. 1, <i dafür, daß man die Gebirge und
wie Menschen handeln und körperliche Eigenschaften be¬
ihre Höhlen als Ohren (der Erde) auffaßte.
sitzen, welche denen der Menschen entsprechen. Nun hat
Die Primitiven deuten die Naturerscheinungen nach
H. 0 ertel, Journal of the American Oriental Society 28,
ihren Wirkungen. Die Gestirne bilden nach Anschauung
(1907), S. 82 ff. den Text des Jaimimya-Brähmana I, 125 ff.
der Arier Höhlen im Himmelsgebirge. Insofern aus ihnen
veröffentlicht, in dessen 126. Paragraphen die Redensart
der Regen = Milch oder = Urin (s. unten, S. 266) hernieder¬
angeführt wird: möccaih! karnint vai bhümih, „Nicht so
strömt, sind sie Kühe; insofern das Himmelslicht aus ihnen
laut! Denn die Erde hat Ohren!“
herableuchtet, sind sie Augen oder Späher; insofern sie
Dieser Redensart liegt gewiß eine alte Anschauung
die im Himmelsberg befindlichen Gegenstücke der irdischen
zugrunde, und wenn die Pflanzen, wie wir sahen, als
Höhlen sind und durch sie die Bitten der Menschen in
Haar der Erde betrachtet wurden, so könnten die
den über dem Himmelsgebirge liegenden Lichthimmel
Höhlen der Gebirge sehr wohl als ihre Ohren aufgefaßt
emporgelangen, können sie sehr wohl als Ohren gedeutet
worden sein. Vielleicht erklärt sich daraus die seltsame
worden sein. Man beachte, daß das Beiwort „tausend-
Bezeichnung des im Awesta erwähnten Landes Varena-
ohrig“ immer ausschließlich zur Bezeichnung Mi0ras ge¬
als „vierohrig“ (ca&ru-gaosa-), Yt. 5, ss und V. 1, n).
Dafür, daß die Auffassung der Berge (und ihrer braucht wird.
Darüber, daß alle diese verschiedenen Auffassungen
Höhlen) als Ohren dem awestischen Denken nahelag,
eines und desselben Naturgegenstandes im Denken der
läßt sich Yt. l,8i = HaSöxt-Nask II, 38 anführen: „Den
Primitiven sehr wohl gleichzeitig nebeneinander bestehen
beiden Ohren (m|i) Ahura Mazdähs opfern wir zum Halten
können, belehrt uns das oben S. 113 angeführte Beispiel
(d. i. Aufnehmen und Behalten: dard&räi) des erleuch¬
aus der Kausltaki-Upanisad.
teten Liedes (mq&rahe). Der Geisteskraft AM. s opfern
wir zum Erinnern (= damit wir uns erinnern) des er¬
Axvafna- „schlaflos“, jayanrvah(d. 1. jäyarava/t-)
leuchteten Liedes. Der Zunge AM.’s opfern wir zum
„immer wach“.
Vortrag des erleuchteten Liedes. Jenem Gebirge opfern
Nicht auf die Sonne, wohl aber auf den Sternhimmel
wir, dem Uitidam-, dem Uqidardna-, bei Tage, bei Nacht,
passen auch die Beiwörter axvafna- „schlaflos“ und jagaur-
mit ruhmgetragenen (oder: ruhmerfüllten) Opfergaben.
vah- „wach“ in § 7 usw. Denn wenn diese Bezeichnungen
Ui§idam- „das Haus der Morgenröte“ = U^idarona-
als ständige Beiwörter irgend einen Sinn haben sollen,
„Behälter der Morgenröte“ ist ein ostiranisches Gebirge,
so können sie natürlich nur ein Wesen bezeichnen,
dem im Awesta oft geopfert wird; s. IIQF. VI, 36 ff.
welches zu der Zeit wacht, in welcher die
Der Verfasser der eben übersetzten Stelle bringt aber
anderen schlafen. Wir werden sogleich sehen, daß
den Namen dieses Gebirges mit u$i, dem Dual von u§-
das Awesta selbst diese Auffassung in Bezug auf MiSra
„Ohr“, und mit dem „Behalten“, „Aufnehmen“, dardüra-,
bestätigt. Als Beiwort der Sonne wäre „schlaflos“ in
durch dasselbe in etymologische Beziehung, wie der
einem Texte unverständlich, welcher nirgends der Sonne
von Vr. 19, 2 (s. oben S. 97 f.) hvarSta „gut getan“ mit
eine nächtliche Wirksamkeit zuschreibt.
hvar- „Himmelslicht“ in etymologische Beziehung setzt.
Wenn Ahura Mazdäh im Vendldäd 19,20 axvafna-
Beides hätte natürlich nicht geschehen können, wenn
„schlaflos“ genannt wird, so wird er offenbar als der
zwischen den fälschlich in etymologische Beziehung ge¬
Himmelsherrscher im allgemeinen betrachtet, der sein
brachten Wörtern nicht eine begriffliche Beziehung
198
ihren Schutz gewähren. So heißt es auch von Srao^a
Himmelslicht auch in der Nacht spendet. Dieser Auf¬
im großen Srös-YaSt (Y. 57, 10): „der dem Schwachen und
fassung sind wir bereits an einer Stelle begegnet, an der
der Schwachen ein kraftvolles Haus zusammenzimmert
die Gestirne seine Augen sind (s. oben, S. 194), die sonst
nach dem Untergange der Sonne, der dem Ae^ma
nur Mi0ras Augen bedeuten. Axvafnya- „nicht einzu¬
(= dem Raubkrieg) mit nieder streckender Waffe eine
schläfern“ wird Y. 62,5 = Yt. 19, «9 die nairyä- hqmvarditi-,
blutunterlaufene Wunde (= Beule) schlägt.“ Vgl. auch
„die männliche Wehrhaftigkeit“, genannt, um deren Ver¬
Yt. 6, s (oben, S. 123). 4, s. 5,94.
leihung Ätar- das Feuer gebeten wird1: „(Du wollest mir
Daß wir MiOras Schlaflosigkeit im Sinne seiner awe-
geben ...) ferner männliche Wehrhaftigkeit, deren Schenkel
stischen Verehrer gedeutet haben, ergibt sich aus Yt.
aufrecht stehen (= die stets auf den Beinen ist), die nicht
10, ui; hier heißt es ausdrücklich: tdmavhäöa jiyäurväwhdtn
einzuschläfern ist, die, selbst wenn sie auf dem Lager ruht,
adaoyamnom „dem in der Finsternis Wachen, dem
wach ist.“
Unüb erlistb aren“. Es ist klar, daß sich das niemals auf
Die Überfälle der Viehräuber werden meist in der
die Sonne beziehen kann, wohl aber auf den Sternhimmel.
Nacht stattgefunden haben, und die eben angeführte Stelle
Von Mi0ra heißt es weiter Yt. 10, 103: „der nicht
läßt ja darüber auch keinen Zweifel aufkommen, daß in
schlafend, wachend, von oben herab die Geschöpfe Maz-
ihr das Wort jagaurvah- „wach“ im Sinne nächtlicher
dähs schützt, der nicht schlafend, wachend, die Geschöpfe
Wachsamkeit gebraucht ist. In diesem Sinne führt auch
Mazdähs behütet“.
das von Kerosäspa getötete, den Mächten der Finster¬
Da Srao|a, wie wir sahen, gleichfalls seinen Schutz
nis angehörige (daevische) Wesen Arezö-^amana- (Yt.
in der Nacht gewährt, so darf es uns nicht wundern,
19,42) dieses Beiwort. An allen übrigen Stellen ist
dieselben Worte als Beschreibung seiner Tätigkeit Y.
jagaurvah- „wach“ ausschließlich als Beiwort Mi0ras be¬
57,16 zu lesen.
legt. Es wird auch in diesem Falle ein Wesen
Die Stellen, in denen Mi0ra als Bekämpfer der daeva-
bezeichnen, das dann wacht, wenn die Wesen
auftritt, werden wir noch zu betrachten haben. Für seine
der lichten Schöpfung schlafen, also in der
Auffassung als Naturerscheinung kommt insbesondere
Nacht.
seine Bekämpfung der pairikä- in Betracht.
Die Nacht ist das eigentliche Bereich der daeva-, als
Von diesen unterscheidet das Awesta zwei Arten,
deren hauptsächlichster Bekämpfer eben Mi0ra verehrt
die geistigen und die menschlichen. Die ersteren sind
wird. Er verscheucht sie durch das von ihm gespendete
die den Mißwachs hervorrufenden Sternschnuppen, deren
Licht, welches er durch die Sterne ausstrahlt. Er leuchtet
Feind vor allem TiStriya (der Stern Sirius) ist. Von ihm
für seine Getreuen, ist dagegen finster für diejenigen,
heißt es Yt. 8, s: „Tiätriya, dem Stern, dem Besitzer des
welche ihn verletzen; s. oben, S. 180 f.
Reichtums, dem Besitzer des xvardnah-, opfern wir, der
Wie die „geistigen daeva-11, die aus reiner Finsternis
die Pairikä (Plur.) überwindet, der die Pairikä überwindet
bestehenden Mächte, so herrscht auch deren irdischer An¬
mit Macht, welche als Wurmsterne (stärö Jwramä, d. i.
hang, die Diebe, die Räuber, die Mörder, die yätu- (Zau¬
Sternschnuppen) fliegen zwischen der Erde und dem Stein-
berer) und die pairikä- (Hexen) in der Nacht (vgl. V. 7, ss),
(-himmel) bei dem breitbuchtigen See (= bei dem Him¬
und darum werden im Awesta diejenigen Yazata beson¬
melssee, der Mitte der Milchstraße)“. Und Yt. 8,50ff.
ders verehrt, welche der lichten Schöpfung inderNacht
spricht Ahura Mazdäh: „Ich habe, Spitama ZaraOuStra,
jenen Stern, den Tiätriya gegeben . . ., um jener Pairikä
1 Daß Ätar- um sie gebeten wird, erklärt sich natürlich daraus,
(Sing.) Widerstand zu leisten und sich ihr entgegenzu-
daß das Feuer die Substanz des xvarenah- ist.
200 201

stellen und sie zu überwinden und die Feindschaft gegen und ihren menschlichen Anhang, verscheucht. Es ist also
sie zurückzuwenden, die das böse Jahr (= den Mißwachs) wesensgleich und wird auch in seiner Eigenschaft als das
hervorruft (duzyäiryä) und welche die schlechtredenden Sieg verleihende Feuer mit dem gleichen Namen, xvara-
Menschen diejenige nennen, die das gute Jahr hervorruft nah-, bezeichnet.
(huyäiryqm) . . . . Hatte ich, Spitama ZaraGu§tra, nicht Um so charakteristischer für die von der Sonne ver¬
diesen Stern, den TiStriya gegeben, . . . so würde mir schiedene Natur MiGras ist es, daß sein Licht niemals
jeden Tag und jede Nacht die das böse Jahr hervor¬ mit dem der Sonne verglichen, sondern immer von ihm
rufende Pairikä des gesamten knochenbegabten Lebens unterschieden wird.
Lebenskraft vollständig zerspalten, indem sie hin- und Nach Yt. 10,67 fährt MiGra einher, „von dem der
widerliefe“ usw. Zeit entsprechenden Lichte und dem von Maz¬
An der zweiten Stelle steht der Singular kollektiv däh gegebenen xvaranah- begleitet“.
zur Bezeichnung der gesamten Wirksamkeit der in der Der Zusatz, durch den hier MiGras Licht bezeichnet
*
ersten genannten Pairikä1. Die Beschreibung in der wird, unterscheidet es deutlich vom Tageslicht, von dem
ersten Stelle läßt über ihre Natur keinen Zweifel auf- ein ähnlicher Ausdruck nie gebraucht wird.
kommen, wenn auch die Deutung des bei „Stern“ stehenden, Nach Yt. 10, na strahlt sein Antlitz wie das des
adjektivischen oder substantivischen Beiwortes Tcarzma- Sternes Tiätriya, nach Yt. 10, us läßt er seinen Leib
nicht ganz sicher ist2. Höchstwahrscheinlich aber be¬ erstrahlen wie den des Mondes, und Yt. 10,64 heißt
deutet der ganze Ausdruck „Wurmsterne“, was sich ja es: „MiGra . . ., in welchem beim Ausstrahlen für das
aus der Naturerscheinung ohne weiteres erklären würde. Himmelslicht (daenayäi), das leuchtende, breit vorwärts¬
Wenn nun als Bekämpfer dieser Pairikä (PI.) auch fließende, kraftvolle Größe niedergelegt ist“. Das Bei¬
MiGra erscheint und in Yt. 10,26 „der Zusammen- wort parzttu-frälca- „breit vorwärtsfließend“ ist ständiges
schmeißer der Pairikä“ (PI.) genannt wird, so kann sich Beiwort der Arodvl, also der Milchstraße.
das natürlich nicht auf eine Tätigkeit der Sonne, son¬ Gleicht somit das „der Zeit entsprechende“. Licht
dern nur auf die des Sternhimmels beziehen, von dem MiGras nicht dem der Sonne, wohl aber dem des Sirius,
TiStriya ja ein Teil ist. des Mondes und der Milchstraße, so wird man nicht
behaupten dürfen, MiGra sei darum die Sonne; wohl

MiGras Licht. aber wird man behaupten dürfen, daß durch diese Ver¬
gleiche das bisher gewonnene Ergebnis bestätigt wird,
MiGra spendet das Licht der Nacht, das er durch
nach welchem MiGra der Sternhimmel ist.
seine 10000 Augen ausstrahlt3; Ahura Mazdäh strahlt
das Licht des Tages durch sein eines Auge, die Sonne,
aus. Beider Licht ist Reichtum und Sieg spendendes MiOras Wirksamkeit.
Himmelslicht, das die Mächte der Finsternis, die Daeva Die Wirksamkeit eines Opferwürdigen richtet sich

1 Alle Sternschnuppen werden also als verschiedene Er¬ nach der Menge und den Arten des Himmelslichtes,
scheinungsformen desselben Wesens, als Einzelpersonen gedacht, welches er besitzt und verleiht.
die zusammen eine Kollektivperson bilden; s. Einleitung, S. 82. Die wichtigsten Arten des Himmelsfeuers sind 1. das
Vgl. auch S. 68 und S. 126, Fußnote. Feuer der Körperkraft, der kriegerischen Tüchtigkeit und
* Zu ved. kfmi- „Wurm“; vgl. die „Pairikä Maus“, oben S.
der Herrschaft, 2. das Feuer des Reichtums, 3. das heuer
126, Fußnote.
* S. oben, S. 193 ff.
der geistigen Tätigkeit, 4. das Seelenfeuer.
202 203

Wir betrachten im folgenden MiGras Tätigkeit unter schäften sind von einander unzertrennlich und treten in
dem Gesichtspunkte seines Verhältnisses zu diesen Feuern. den Texten miteinander meist vereint auf.
Wenn sie im Awesta in MiGra dem Sternhimmel
vereinigt sind, so hat das seinen Grund darin, daß die
MiGra und das Feuer der Herrschaft. himmlischen Gewässer eben durch die Sterne abfließen,
Dasjenige Feuer, welches seinem Besitzer körperliche MiGra also der eigentliche Regenspender ist.
Kraft und infolgedessen kriegerische Tüchtigkeit und Weiter hat natürlich auch der Umstand zu MiGras
Herrschaft verleiht, heißt awestisch xvardnah-1. Eigenschaft als Hauptkriegsgott beigetragen, daß er zur
Es bezeichnet insbesondere das beim Gewitter zum Nachtzeit eben durch die Sterne das die Mächte der,
Vorschein kommende, also das Blitzfeuer und findet Finsternis, im jüngeren Awesta also die daeva-, ver¬
sich darum vor allem im Himmelssee und Himmelsstrom, scheuchende Licht spendet. Darum ist MiGra der yaoz- \
durch die es auch in irdische Gewässer und in irdische dätar der zur lichten Schöpfung gehörigen Geschöpfe: s.
Gebirge gelangt. Yt. 10,92 nebst Fußnote 3.
Nach arischer, im RV. noch rein erhaltener An- Die Hauptfeinde der awestischen Stämme aber sind
l schauung ist das Gewitter die Schlacht xav’ &\oyr\v, in der die Verehrer der daeva-. Die Feinde werden als zur
der Gewittergott, der zugleich der Beherrscher des Licht¬ daevischen Schöpfung gehörig betrachtet, die Heere der
himmels ist, mit seinem von Himmelsfeuer erfüllten väjra-, Feinde darum mit dem Worte haenä- bezeichnet, das laut¬
dem Blitz, denjenigen Dämon tötet, welcher Vrtra- „der gesetzlich genau dem Worte send- entspricht, mit welchem
Einschließer“ heißt, weil er die himmlischen Gewässer die vedischen Stämme, also die Verehrer der daeva-,
umschließt. Durch seine Tötung werden diese Gewässer ihre eigenen Heere bezeichnen.
befreit und fließen durch die Sterne, welche das Himmels- Das individuelle xvardnah- ist diejenige Art des
(gebirge durchdringende Höhlen sind, auf die Erde her¬ Herzensfeuers, welches, mit dem kosmischen xvardnah-
nieder. MiGra läßt die Gewässer fallen (Yt. 10, ei), wie (Blitzfeuer) identisch, die Krieger und Könige erfüllt und
Indra sie „antreibt“. seinen Sitz wie andere Arten des Himmelsfeuers im /vWi,

I
Wie das Gewitter die Schlacht, so ist Vrtra der Herzen hat. Man vermehrt es, indem man Haoma (ved.
Feind xocv’ zfyyrp und hat darum im Vedischen wie im Söma) in sich aufnimmt, der seine flüssige Form ist.
Awestischen, hier in der Form vdrd&ra-, die Bedeutung Vgl. IIQF. VI, 68 ff. und VII.
„Feind“ überhaupt angenommen. Im Sanskrit ist in ähn¬ In der Natur der mainyava- yazata- als selbstver¬

licher Weise Indra zu einem Worte für „König“ geworden. ständlich persönlich gedachter Himmelsfeuer liegt es, daß

Im Awesta ist auch eine menschliche Waffe, die offen¬ sie alle mehr oder weniger Besitzer und Spender des

bar bei seinen Stämmen als die wirkungsvollste galt, xvardnah- sind, worin überhaupt der tiefere Grund für

mit vazra- bezeichnet worden, während im RV. der vajra- die Erscheinung des Kathenotheismus liegt. Alle werden,

ausschließlich den Blitz bezeichnet. wie die ständige Yaät-Formel besagt, „ihres Reichtums

Im Awesta ist der vazra- die Hauptwaffe MiGras, der und ihres xvardnah- wegen“ verehrt.
dadurch deutlich genug als der Gewittergott und der In den wilden Kriegszeiten, die nach Ausweis des

Schlachtengott zugleich bezeichnet wird2. Beide Eigen- Awestas wie des Rgvedas während der Entstehung dieser
Texte bestanden, mußte der Besitz des Sieg und Herr¬
schaft verleihenden Blitzfeuers (xvardnah-) besonders be¬
1 S. oben, S. 47.
a S. S. 214 ff. gehrenswert erscheinen, mußten diejenigen Opferwürdigen,
204 205

die es vor allem in ihrem Besitze hatten und ihren (Yt. 10, los), d. h. Widerstandsfähigkeit gegen feindliche
Verehrern verliehen, besonders in Ehren stehen. So Angriffe und Gesundheit.
ist es begreiflich, daß die Gewitter- und Kriegsgötter, im Seinen Gegnern aber sendet er Krankheit und Tod
RV. Indra, im Awesta Mi0ra und neben ihm der teil¬ (Yt. 10, 110). Daß er ihnen das xvardnah- nicht ver¬
weise Indra entsprechende Vereörayna-, dessen Wirksamkeit leiht, ist selbstverständlich, wird aber Yt. 10,62 noch be¬
aber im Awesta viel allgemeiner ist, die hervorragende sonders hervorgehoben.
Rolle spielen, die ihnen in den genannten arischen Texten Da er das meiste xvardnah- besitzt, so ist er natür¬
zugewiesen wird. lich auch der mächtigste König und Krieger.

Miöra als König und Krieger.


Miöra als Besitzer und Verleiher des xvardnah-.
Alle Herrschergewalten fährt Miöra mit sich auf
Die Geschichte des xvardnah- ist in Yt. 19 erzählt.
seinem Kriegswagen (Yt. 10,107); denn er ist der Herr¬
Nach Yt. 19, ioff. gesellte sich das xvardnah- dem ersten
scher (ahura-, Yt. 10, 26.69), der Länderherr der Länder
König, dem Nomaden Yima, und weilte in ihm lange
[dahyunq/m daivhu-paitis: Y. 1,11. 2,11. 4,16. 7,13. 22,13.
Zeit. Er beraubte die daeva- des Reichtums und des
Ny. 1,7. 2,7. Yt. 10,99. 145).
Himmelslichtes, und während seiner Herrschaft lebten
Als König wohnt er entweder in einem Palast, oder
Mensch und Vieh im Wohlstand und frei von Krankheit
er zieht wie Yima als Nomadenfürst umher. Letzteres
und Tod, bis er schädigende und ungute1 Rede ersann.
ist sicherlich die ältere Anschauung. Ist er doch, wie
Als er dies tat, entwich das xvardnah- sichtbar aus ihm
wir gesehen haben, der Besitzer der breiten Rinderweide
in drei Teilen und zwar in Gestalt dreier Värdgan-Vögel.
(vgl. auch unten, S. 265 ff.).
Das erste xvardnah- nahm Miöra an sich, der dadurch
Sein Haus ist das höchste (Yt. 10, ho), das garo
zum „Länderherren aller Länder“ wurde, und in den Be¬
nmändm, „das Haus der Glut“ oder der Feuerhimmel.
sitz des meisten xvardnah- kam (§ 35); das zweite ging
Dorthin fährt er nach Yt. 10,32 die ihm für geleistete
auf den König ©raetaona aus dem Hause Äöwya über,
Hilfe dargebrachten Opfergaben. Von diesem Hause der
der dadurch der siegreichste Mensch außer ZaraöuStra
Glut aus hält er seine königlichen Ausfahrten, bei ihm
wurde, das dritte auf den Helden Kerosäspa, der auf
nimmt er das Opfer entgegen, das ihm Ahura Mazdäh
diese Weise der mächtigste Sterbliche außer Zaraöuätra
darbringt (Yt. 10, 123 t). Ahura Mazdäh hat ihm diese
ward und die furchtbarsten Dämonen vernichtete.
Wohnung gebaut, welche auf dem Himmelsgebirge Harä
Wegen seines Reichtums und seines xvardnah- opfert
(= Haraitl) steht (Yt. 10, eo). Sie ist breit wie die Erde,
man Miöra, natürlich, um beides von ihm zu erhalten:
ausgebreitet über dem knochenbegabten Leben, groß, ohne
Yt. 10, i und am Ende jedes „Abschnittes“, ferner Yt.
Enge, strahlend, breit bei dem breiten Unterkommen
10, io8. in, und Yt. 10,66 erscheint das xvardnah- als Per¬
(= bei dem Aufenthalt der Seligen). In ihr sind die
son in seinem Gefolge.
Opfergaben aufgespeichert, die seine Verehrer ihm als
Da das xvardnah- zugleich das Feuer der Körper¬
Tribut bringen; hier sind seine Späher verteilt, welche
kraft ist, so ist Miöra natürlich kraftbegabt (Yt. 10,
seine Feinde erspähen und seine Anhänger schützen; von
se. 140), hat Kraft in den Armen (Yt. 10,25), ist der Aller¬
hier aus schützt er selbst als leuchtender Späher seine
stärkste unter den Starken (Yt. 10, ui). Seinen Verehrern
Getreuen (Yt. 10,441. si).
verleiht er die Kraft (Yt. 10,33), die Festigkeit des Leibes
Nach § 112 des 10. Yaäts dagegen zieht er, die
1 S. S. 231 f. Peitsche schwingend, „die breiten, tiefen Wege“ (also die
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Abhänge des Himmelsgebirges) dahin zur Weide, auf Er ist der unerbittliche Vernichter der Mächte der
seinem Kriegswagen fahrend, und dringt „mit seinem Finsternis, der geistigen wie der im irdischen Leben be¬
Vieh und mit seinen Mannen als unumschränkter Herr¬ findlichen, was sich ja aus seinem Naturcharakter er¬
scher vor“. klärt. Sehr finster ist er für diejenigen, welche er zu
Als Besitzer des größten Palastes verleiht er auch züchtigen gedenkt, nichtleuchtend für die Miöraverletzer
seinen Anhängern Paläste mit schönen Frauen und mit (Yt. 10, sö). Wenn er auf seinem geistgezimmerten, ein-
allem Kriegsbedarf, die von Himmelslicht erfüllt sind, rädrigen Wagen in der Nacht einherfährt, so laufen vor
wie er ihnen schließlich auch das mit allen Freuden aus¬ ihm entsetzt davon „alle geistigen daeva- und die vare-
gerüstete, himmelslichtgebaute (bsrvzi-mitvm) Haus, d. h. nischen Anhänger der Druj-“ (Yt. 10, 67f. 99. iss).
den Feuerhimmel, verleihen wird (Yt. 10, so). Wenn ihm die Menschen und die geistigen Opfer¬
Während er aber seine Verehrer mit der höchsten würdigen opfern, so kommt er ihnen zu Hilfe und schreitet
irdischen Herrschergewalt ausstattet, entzieht er über alles, was dem finsteren Geiste beliebt, hinweg wie
dieselbe Gewalt denjenigen Herrschern, die ihn ver¬ die Sonne über das Himmelsgebirge (Yt. 10, ns). Auf die
achten (Yt. 10, 65. 109. lll).
verruchten Häupter der daeva- richtet er seine zerstören¬
Ahura Mazdäh hat ihn zum Hüter wie zum Aufseher den Waffen (Yt. 10,12s ff.). Vor seinem Blitz (vazra-) fliehen
über die gesamte irdische Welt der Lebenden eingesetzt, erschreckt der finstere Geist (ama- mainyu-), der Viele
natürlich nur, soweit sie der lichten Schöpfung angehört Tötende, der Raubkrieg (aesma-■), Büüy^stä, die langtatzige
(Yt. 10, ios). Diese Welt schützt MiQra helfend hinten daevi- der Schläfrigkeit, alle geistigen daeva- und die
und vorne (Yt. 10,46). Alle Herren von denen der Länder varenischen Anhänger der Druj- (Yt. 10, 97 = m). Die
bis herab zu denen der Häuser, ja irgend welche Schutz- den Mißwachs verursachenden Hexen (pairiJcä-), d. h. die
bedürftigen flehen ihn um seine Hilfe an, und selbst des Sternschnuppen, zerschmeißt er (Yt. 10,62).
Schwachen Stimme, der seines Besitzes beraubt worden Seine Arme sind lang, und niemand gleicht ihm an
ist, weiß ihn zu finden; auch die Kuh, die als Beute der Kraft. Entflöhe der Verletzer Mi0ras auch an den Strom,
daeva-Verehrer dahingetrieben wird, setzt auf ihn ihre der im Osten und im Westen die Erde umgrenzt, oder
Hoffnung auf Befreiung (Yt. 10, aut.). Denn er gewährt in die Mitte der Erde, Mi0ra ergreift ihn, umfängt ihn
Schutz für dieses wie für jenes Leben, er bewahrt die mit beiden Armen und tötet ihn. Denn wenn der Be¬
Seinen vor Tod, vor Raubkrieg, vor Verwesung, gibt sitzer eines bösen xvaranah- auch glaubt, seine Untat
ihren Gespannen Kraft, ihren Körpern Unverletzbarkeit, werde von Mi0ra nicht bemerkt, so irrt er sich. Mi0ras
läßt seine Verehrer die Feinde vorher erblicken, macht gute Gedanken, Worte und Werke sind stärker als die
sie geschickt zum Gegenschlag und verleiht ihnen sofor¬ schlimmsten eines irdischen Bösewichtes, und stärker als
tigen Sieg (Yt. 10, 9s t). Und zwar schützt er die gei¬ dessen Geisteskraft, Gehör und Listen sind die des mäch¬
stigen Opferwürdigen, wenn sie ihm opfern, genau so tigen Mi0ra, der den Bösewicht sieht und vernichtet (Yt.
wie die Sterblichen (Yt. 10, ns). 10, 104 ff.).
Sowie ein Mensch in feindlicher Absicht gegen Mi- Und wie den einzelnen Übeltäter, so vernichtet
0ras Verehrer anstürmt, gewahrt er es vom Himmels¬ Mi0ra ganze Volke r, welche den Mächten der Finsternis
gebirge aus, läßt seine Rosse schirren und kommt auf huldigen, während er die zu ihm Haltenden von oben
seinem Kriegswagen den Bedrängten zu Hilfe (Yt. 10,53). herab beschützt (Yt. 10,7s). Einem ihm feindlichen Lande
Demjenigen Heere steht er bei, welches ihm zuerst opfert nimmt er die geradesten Wege weg, den Kriegern eines
(Yt. 10,9). solchen Landes ihre persönlichen xvannah- (Plural), die
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Fähigkeit, die Feinde zu töten; als Wehrlose jagt er sie ihren Armen nimmt er den Feinden die Kraft, aus ihren
dahin und vernichtet sie (Yt. 10,27). Füßen die Schnelligkeit, aus ihren Augen das Licht, aus
Er steht an der Spitze und erbarmt sich seiner Ge¬ ihren Ohren das Gehör (Yt. 10,23). Er hält ihre Arme zu¬
treuen (Yt. 10, ho), denen er die Fähigkeit, die Feinde zu rück, läßt sie die Augen abwenden, macht ihnen die Ohren
töten (Yt. 10, sa), erobernde Überlegenheit (Yt. 10, s«), stumpf, nimmt ihnen die Kraft aus den Beinen und be¬
Sieg (Yt. 10,34) und Ruhm verleiht (Yt. 10, »3). Er weiß raubt sie ihrer Widerstandsfähigkeit (Yt. 10,4s). Er bringt
ferner das feindliche Heer zu finden (Yt. 10, ss); denn Betörung über sie, enthauptet sie und fährt ihre Köpfe
seine 10000 Späher (s. oben, S. 193) wachen auf hoher mit sich fort, wie Keresaspa nach Yt. 15,28 die Leiche
Warte, und er selbst ist ein nach allen Seiten leuchten¬ Hitäspas (Yt. 10,37). Er hemmt und ermüdet die Rosse
der (= blickender) Späher (oben, S. 195). seiner Feinde, und alle bösen Lieder (= vedischen Hymnen),
Wie er selbst 1000 Kriegslisten besitzt (Yt. 10, s». durch welche sie die ihnen beistehenden daeva- zu stärken
ei. 82), so kann er von keinem anderen betrogen, d. h. über¬ suchen, bleiben ihm gegenüber wirkungslos (Yt. 10, 20 r.).

listet werden (Yt. 10,24.27.4«. eo. ei. ui. 143) *. Wenn ein Herrscher ihn verletzt, sei es ein großer

In den Kampf zieht er, wie es dem König gebührt, oder ein kleiner, so vernichtet Mi0ra dessen Leute; dem
Landesherrn zerstört er sein Volk, und dem Herrn eines
auf seinem Kriegswagen (Yt. 10, 35.477. 102. 140. i4ß). Dabei
ist er wehrhaft und gut gewappnet (Yt. 10, ui), tapfer herrschenden Volkes dieses Volkes Herrschaft (Yt.
10, 17 ff.).
(Yt. 10, ei. uo), der Tapfere, der Allertapferste der Tapferen
Während des Kampfes aber ist er es, der die
(Yt. 10, es. ui), der Schnelle der Schnellen (Yt. 10, as).
Schlacht vorwärts treibt, in der Schlacht Widerstand
Immer ist er auf den Beinen (Yt. 10, 6i), ist wachsam
(Yt. 10, ui) und lauscht mit 1000 Ohren (Y. 1, s = 2, < leistet, die Schlachtreihen zusammenhaut. Er verwüstet
die Wohnstätten der Daeva-Verehrer und befreit das von
= 3,6 = 4,8 = 6, 2 = 7,6 = 17,2 = 22,6 — 59,2 = Gr. 1,
2. s = S. 1. 2,18. Yt. 6,6 = Ny. 1, is. Yt. 10,91. ui. Yt. 17, u). diesen geraubte Vieh. Ihre Pfeile, ihre Lanzen, ihre
Steine, ihre Schwerter, ihre Vazra verfehlen durch seine
Seinen Getreuen verleiht er die von Ahura gegebene
Macht ihr Ziel. MiGra scheucht sie von der einen, RaSnu
Fähigkeit, die Feinde zu töten, so daß die Leichen der
von der anderen Seite, und SraoSa treibt sie diesen beiden
MiOraverletzer in Massen den Erdboden bedecken (Yt.
zu; und obwohl die Feinde, die bisher seinem Dienste
10,80)2 Aus der Enge trägt er seine Anhänger hinweg
nicht ergeben waren, sich nunmehr mit Klagen an
(Yt. 10,22) und schützt sie vor den Waffen der Feinde
ihn wenden, schleudert er sie zu Boden und vernichtet
(Yt. 10,24). Auf seinem Kriegswagen fährt er gegen die
sie (Yt. 10,36 —4s).
miGrafeindlichen Völker, richtet gegen sie seine mit Geier¬
Wie bereits hervorgehoben, sind die verschiedenen
federn gefiederten Pfeile, schleudert seine Blitzkeule auf
Seiten in MiGras Wesen nicht streng von einander zu
sie, ängstigt und tötet Boß und Mann (Yt. 10, 101). Aus
scheiden. Für seine Verehrer war er eine einheitliche
Persönlichkeit. Das zeigt sich schon darin, daß in den
1 Daß dies der Sinn von aSaoyamnö ist, ergibt sich aus § 61,
Stellen des Awestas, die von ihm handeln, seine Eigen¬
außerdem im allgemeinen aus dem Charakter MiÖras als Kriegsgott
und überhaupt aus dem Gebrauche des Verbums ved. dabh-,
schaften ohne die Spur einer Systematik aneinander ge¬
in den arischen Texten. reiht werden. Auch in seiner unsichtbaren tnain-
J Wenn die Glosse richtig übersetzt ist, so ist ihr Inhalt yava- Gestalt wirkt er im Kampfe, wie es
unrichtig. Es handelt sich an dieser Stelle offensichtlich nicht seinem Wesen als Sternhimmel und als Ge¬
um Hingerichtete, sondern um gefallene Krieger. wittergott entspricht: vgl. Einl., S. 75f.
14
— 210 — — 211 —

„Alles das bestrahlt (= beschaut) er, was zwischen oder ungünstige Wirkung auf die Kämpfenden hat be¬
der Erde und dem Felsen (= Himmelsgebirge) ist, den sonders mit dazu geführt, daß er im Awesta, obwohl als
Yazra (= Blitz) in der Hand haltend, den hundertbuckligen, eine Person gedacht, teils der lichten und teils der
hundertschneidigen, den vorwärtsfliegenden, auf die Krieger finsteren Schöpfung zugeteilt, also teils als Yazata-, teils
niederfallenden, den aus gelbem Erz gegossenen, aus kraft¬ als Daeva betrachtet wird *.
begabtem, goldenen, den Krafterfülltesten unter den Waffen, Für Völker, welche mit Pfeil und Bogen und mit
den Wehrhaftesten unter den Waffen, vor dem sich entsetzt Wurfwaffen fochten, mußte günstiger oder ungünstiger
(== entsetzt flieht) der finstere Geist, der Viele tötende, Wind in der Schlacht eine ungeheuere Bedeutung haben.
vor dem sich entsetzt Aeäma (= der Raubkrieg), der Böses Ob er ihnen im Rücken wehte, ihre Geschosse trug und
strahlende (= beabsichtigende und wirkende), der seinen ihnen die Augen frei hielt, oder ob er ihnen Staub in die
Leib verwirkt hat, vor dem sich entsetzt Büäysistä die Augen fegte und so Roß und Mann entmutigte (Yt. 15, cs),
Langtatzige, vor dem sich entsetzen alle geistigen Daeva den Flug ihrer Geschosse hemmte oder diese in seitlicher
und die varenischen Anhänger der Druj-“ (Yt. 10,95 f.). Richtung aus ihrer Bahn trieb, das wird die Kämpfe oft
Man sieht deutlich, daß hier zwischen der genug entschieden haben. Wir begreifen es darum, wenn
Naturmacht und demBundesgenossen inder ihm das ständige Beiwort uparö-lcairya- gegeben wird,
Schlacht keinerlei Unterschied gemacht wörtlich: „dessen Tätigkeit überlegen (d. h. ausschlag¬
wird. Miöra strahlt als Sternhimmel auf die Erde nieder, gebend) ist“. Je nachdem er dem Freunde oder dem
hält den Blitz in der Hand, der ihm als dem hervor¬ Feinde beistand, galt er darum als Opferwürdiger oder
ragendsten Inhaber des xvaranah- und als Gewittergott als daeva-.
eignet wie dem vedischen Indra und dem griechischen Zeus, Man wähne nicht, daß das eben Gesagte eine „Kon¬
und mit dieser die höchste Stärke des Himmelslichtes ver¬ struktion“ sei. Das 15. Yaät ist ein Opferlied, eigens
körpernden Waffe scheucht er alle Mächte der Finsternis, verfaßt, um des Windes Hilfe im Kriege zu sichern.
die geistigen wie die sterblichen, und schleudert sie auf So erscheint denn der Wind auch Yt. 10,9 als „Feinde¬
die feindlichen Krieger herab, um sie zu vernichten. töter“ und Kriegshelfer zusammen mit Miöra und Dämöiä
Die Überfälle der viehraubenden daevischen Stämme Upamana. Yt. 10,20f. schildert seine Tätigkeit: er trägt
werden meist in der Nacht stattgefunden haben und in¬ die Lanze des Miöragegners trotz der Lieder, welche dieser
folgedessen auch die meisten Kämpfe, bei denen es sich zur Stärkung seiner devd singt, hinweg. Nach Yt. 13, *7
ja nach Ausweis des Rgvedas hauptsächlich um Viehraub, hilft er samt den Frava^i, MiOra, Rasnu und DämöiS Upa¬
nach Ausweis des Awestas um Verteidigung der Vieh¬ mana demjenigen Heere, das den Frava^i opfert.
bestände gegen die Räuber handelte. Wir haben bereits
Auch in ihren Kämpfen sind eben die Primitiven
gesehen, daß die „männliche Wehrhaftigkeit“ das Beiwort
durchaus von der Natur abhängig, und die Naturmächte
„nicht einzuschläfern“ führt (oben, S. 198). Wem MiQra sind darum mehr oder weniger alle zugleich Kriegs¬
dabei leuchtete, um ihm seine Feinde zu zeigen, der war götter. Die Ausbildung besonderer Kriegsgötter ge¬
im Vorteil, für wen er finster war, der war im Nachteil.
hört erst einer Zeit an, die sich durch fortschreitende
Überhaupt spielten natürlich in den Kämpfen der
Zivilisation immer mehr von den Naturkräften unab¬
Arier mit ihren primitiven Waffen die Naturkräfte eine
hängig gemacht hatte.
viel größere Rolle, als in den modernen Kriegen. Wir
sehen dies deutlich an der Bedeutung des Windes, der
gleichfalls Helfer und Gegner im Kriege ist. Seine günstige 1 S. oben, S. 63.
213
— 212 —

und ihr Ort ist der der Geister, d. h. sie bewegen sich
Mi0ras Kriegsrüstung.
durch den Luftraum und durch den Lichthimmel. Yt. 10,12s
Wenn man die Opferwürdigen zum Opfer herbeirief
dagegen schildert sie als weißglänzend (spaetita-), gleich¬
und beispielsweise die Gebirge beim Opfer gegenwärtig
farbig, Geisternahrung zehrend, frei von dämonischem
glaubte, so muß die Vorstellung bestanden haben, daß
Feuer, mit goldbekleideten Vorder- und silberbekleideten
sie sich in ihrer unsichtbaren „geistigen“ Gestalt nahten.
Hinterhufen. Die darauf folgende Schilderung des Ge¬
Daß man sie sich trotz dieser Unsichtbarkeit in ihrer
schirrs läßt sich infolge der unbekannten Wortbedeutungen
„geistigen“ Gestalt oft anthropomorph vorstellte, das zeigen
nicht übersetzen.
die Schilderungen in den verschiedenen Yaüt.
Nach Yt. 10,i48 ist Mi0ras Wagenlenkerin die
Es wäre offenbar falsch, anzunehmen, daß die Stellen,
„untrügliche Paoirl“, ein uns seiner Bedeutung nach un¬
welche ArodvT, Mi0ra, TiStriya so gestaltet schildern, jünger
bekanntes Wesen, nach Yt. 10,68 dagegen die „leuchtende,
seien, als diejenigen, in denen diese Yazata in ihrer Natur¬
himmelslichtige A^i“ (= das Licht des Reichtums).
gestalt erscheinen. Die mainyava-Gestalt besteht neben
der Naturgestalt. S. oben S. 67 ff. Auch die Angaben über Mi0ras Gefolge stimmen

MiQra wird in seiner „geistigen“ Gestalt als ein König in den verschiedenen Teilen des 10. YaSts nicht mitein¬

gedacht, der auf seinem Kriegswagen einherfährt, und ander überein. Nach § 100 fahren links von ihm RaSnu,

wenn es von seinen Kossen heißt, sie verzehren „Geister¬ rechts Sraoga, rings um ihn herum die Gewässer, die

nahrung“, so sollen sie damit offenbar selbst als „geistig“, Pflanzen und die Frava^i der Besitzer des Lichtes-

d. h. unsichtbar bezeichnet werden. Dasselbe gilt von des-Heils (= der Mitglieder der lichten Schöpfung),

der Bezeichnung des Wagens selbst, der geistgezimmert nach § 126 dagegen rechts RaSnu, links Cistä und der

genannt wird (Yt. 10,67, vielleicht auch us; s. dort die DämöiS Upamana in Ebergestalt, unter Mi0ra dagegen

Eußnote). Nach Yt. 10,124 ist dieser Wagen glänzend, Ätar. Diese zweite Stelle erweist sich durch den Um¬

allgewaltig, mit allem Schmucke geziert und golden. stand als sehr unursprünglich, daß die Eberstelle in § 127

Daß dieser Wagen nur nach einer späten Stelle ein unverändert aus § 70 entlehnt ist, die ihrerseits wieder

einziges goldenes Rad besitzt (Yt. 10, ise), welches nach eine Entlehnung aus Yt. 14, 16 ist. S. die Fußnoten zu

Yt. 10,67 himmelslichtig ist, wurde bereits gesagt, auch, § 126 und oben, S. 89.
daß unter diesem Rade nur der Mond verstanden werden Nach Yt. 10, es ist es die mazdayasnische Daenä,
kann; s. oben, S. 185 ff. welche Mi0ras Wege gangbar macht Wie in § 64, so
Diesen Wagen ziehen nach Yt. 10, m zwei, nach wird man unter ihr auch hier die kosmische daenä zu
Yt. 10, i26 vier Rosse. Letzteres war vermutlich die ge¬ verstehen haben.
wöhnliche Anschauung, da Yt. 10, es = Y. 57,27 und Yt. Alles das hat natürlich keinerlei mythologischen Wert,
10, 47 zwar die Zahl nicht angeben, aber den Plural und abgesehen von der Einrädrigkeit des Wagens und von
nicht den Dual gebrauchen. Diese Rosse sind feuerfarbig den Angaben in § 100 über Mi0ras Gefolge, von denen
(aurusa-, Yt. 10,68. 102. ise) und breithufig (Yt. 10,47). Nach noch die Rede sein wird. Im übrigen haben den Schilde¬
Yt. 10,68 sind sie „geistig, feuerfarbig, leuchtend, weithin rungen des Wagens und seiner Begleitung natürlich die
sichtbar, himmelslichtig (spa^ia-), wissend, schattenlos“ ', Wagen und Ausfahrten menschlicher Großer zum
Vorbild gedient.
1 Schattenlos wie die indischen devä-, Die Schattenlosigkeit
ergibt sich natürlich aus der Feuernatur der „Götter“, die sie dem¬
nach auch beibehalten, wenn sie in Menschen- oder in Tiergestalt
1 Über daenä vgl. IIQF. VI, 95 fif.
erscheinen. Vgl. S. 8.
214 215

Dieselbe Bemerkung gilt auch von der Waffen¬ Diese Beschreibung ist in § 132 wörtlich wiederholt.

schilderung in § 128—132. Hier sind einfach Yt. 6,b = Ny. l,u heißt es: „Ich will dem Vazra
menschliche Verhältnisse übertrieben. Über die opfern, der auf den verruchten Kopf der Daeva gut nieder¬
gänzliche Wertlosigkeit dieser Stelle s. im übrigen die geschleudert ist.“
Fußnoten zur Übersetzung und S. 89 f. Diese Stelle ist Dies sind die Stellen, in denen der Vazra als MiGras

wohl veranlaßt durch die Schilderung in § 101 f., wo Waffe erwähnt wird. Außer MiGra erscheint einmal Srao§a

MiGra bewaffnet erscheint mit geierfiedrigen Pfeilen, der (V. 18, soff.) mit ihm bewaffnet, und an anderen Stellen

Keule (gada-, nicht Wurfkeule!), der Lanze. Die in § 136 (Yt. I,i8. 10,4o. 13,72. V. 14,9) ist der Vazra eine Waffe
erwähnten Steine sollen vielleicht auch als MiOras Waffen menschlicher Krieger. Daß auch eine menschliche

gelten; aber der Satz steht außer aller Konstruktion, so Waffe bei den Iraniern den Namen Vazra führte, ergibt
daß sich nicht mit Sicherheit sagen läßt, was sich der sich ferner aus dem dem awestischen vazra- lautgesetzlich

Stümper, der diesen § zusammengestoppelt hat, dabei ge¬ entsprechenden neupersischen gurz „clava ferrea et clava

dacht hat. Es braucht nicht erst gesagt zu werden, daß sexangula lignea“ (Vullers).
auch diese Stellen MiGra eine Bewaffnung nach mensch¬ Mit Rücksicht auf die Bedeutung des neu persischen
lichen Vorbildern zuschreiben und darum für die Be¬ Wortes setzt Bartholomae für das awestische vazra- die
stimmung des Naturcharakters MiGras völlig wertlos sind. Bedeutung „Keule, insbes. Haukeule“ an und sieht darin
Ganz anders verhält es sich mit der Hauptwaffe MiGras, die Bezeichnung einer Waffe, die im Gegensatz zu gadä-

mit dem stehe. Für gada- setzt er die Bedeutung „Wurfkeule“ an


und bemerkt: „Im Gegens. zu vazra-, womit gehauen wurde.
V a z r a. Vgl. Yt. 10, ui f., wonach sich in Mi&ras Wagen 1000 gadä-
Der vazra-, vedisch väjra-, ist bereits in arischer Zeit befinden, aber nur ein vazra-. Anders GGR. OK. 445,
die Waffe des Gewittergottes, mit welcher er die von Vrtra der auf die Grundbedeutung von zaena- zu viel Gewicht
zurückgehaltenen Gewässer befreit, und nach den zahl¬ legt.“
Daß man sich MiGras Vazra als Keule dachte, wird
reichen Stellen des Rgvedas, die ihn erwähnen, kann es
richtig sein; darauf deutet die Bezeichnung Indras als
keinem Zweifel unterliegen, daß mit ihm der Blitz gemeint
vdjrabähu- „den Vajra im Arme haltend“. Es muß sich
ist, der xspauv6<;, mit welchem auch der „Wolkenversammler
also um eine Waffe handeln, die man beim Tragen an den
Zeus“ bewaffnet ist.
Arm anlehnte, also „schulterte“. Aber Geiger, gegen
Wie man sich MiGras Vazra dachte, ergibt sich aus
den Bartholomae polemisiert, hat ohne jeden Zweifel
der Schilderung Yt. 10,96 f. Hier wird MiGra beschrieben
recht, wenn er vazra- mit „Wurfkeule“ übersetzt. Mit
als „den Vazra in der Hand haltend, den hundertbuckligen,
vollem Rechte macht er darauf aufmerksam, daß das
den hundertschneidigen, den vorwärtsfliegenden, auf die
Verbum, welche die Handhabung des vazra- bezeichnet, —
Krieger niederfallenden, den aus gelbem Erz gegossenen,
ich füge hinzu: ausschließlich nivig- ist, was
aus kraftbegabtem, goldenen, den Krafterfülltesten unter
Bartholomae selbst Sp. 1313 mit „herabschleudern
den Waffen, den Wehrhaftesten unter den Waffen, vor dem
übersetzt, freilich, indem er seiner falschen Erklärung des
sich entsetzt der finstere Geist, der Viele tötende, vor dem
vazra- zuliebe ganz unberechtigter Weise „herabschwingen
sich entsetzt AßSma, der Böses strahlende, der seinen Leib
hinzufügt. Ebenso setzt er für das Simplex vig- die Be¬
verwirkt hat, vor dem sich entsetzt Büsyqstä die Lang-
deutung „schwingen, schleudern“ an und übersetzt die
tatzige, vor dem sich entsetzen alle geistigen Daeva und
Belegstelle, Yt. 19,92, vaeddm vaejö yim värad-raynsm yim
die varonischen Anhänger der Druj.“
216 217

harat mit „das sieghafte Geschoß (so richtig!) schwingend Und doch ist der vctjra- wie der xspauvo's ohne Zweifel eine
(so falsch statt „schleudernd“), das er führte“. Und das, W urfwaffe.
obwohl er die Bedeutung von vaeda- ganz richtig als
Versetzt man sich in das Denken der Primitiven, so
„Wurfgeschoß“ ansetzt.
wird man es sehr begreiflich finden, daß schon in indo¬
Auch Indras väjra wird immer geschleudert.
germanischer Zeit der Glaube bestand, die Wurfwaffe des
Auch in unserer Stelle, Yt. 10, 96, wird der vazra- als
Gewittergottes sei nur eine. An einer durch den Blitz
„vorwärtsfliegend“ (fravaeya-) bezeichnet, wofür Bartho¬
zerschmetterten Eiche, einem durch ihn getroffenen Ge¬
lom ae die ganz unmögliche Übersetzung „anprallend“,
bäude wird man oft hach der Waffe gesucht haben, die
„aufschmetternd“ gibt. Denn fravaeya- und nivig- sind
diese gewaltige Wirkung hervorgerufen hatte. Niemals
von derselben Wurzel gebildet, und beide Ausdrücke werden
fand man sie, niemals zeigte der Befund des Erdbodens,
nur vom vazra- gebraucht.
daß sie in diesem verschwunden war. So mußte man zu
Ganz richtig hat ferner Geiger a. a. 0. schon darauf
dem Glauben kommen, daß sie nach dem Gebrauche wie
hingewiesen, daß gadä- an der einzigen Stelle, in der das
Thors Hammer in die Hand des Schleuderers zurück¬
Wort in Verbindung mit einem Verbum belegt ist, Yt. 10,101,
kehrte. Denn die in und mit der Natur lebenden Primitiven
mit nijan- „nieders chlagen“ verbunden wird, wie auch
beobachten oft besser und schließen auch oft logischer,
Bartholomae selbst Sp. 492 übersetzt, freilich indem
als der Mensch der Hochkultur. Trotzdem ist das Er¬
er seiner falschen Übersetzung von gadä zu liebe ohne
gebnis ihrer logischen Schlüsse sehr oft falsch, weil diese
Berechtigung hinzufügt: „niederschmettern“. Darauf, daß
Schlüsse von falschen, durch ihre kindliche Naturan¬
das Sanskrit wort gadä-, das Bartholomae anführt,
schauung bedingten Voraussetzungen ausgehen.
gleichfalls „Schlagkeule“ bedeutet, was er nicht an¬
führt, nimmt er bei seiner Bedeutungsansetzung keinerlei Daß MiOras vazra- der Blitz ist, ergibt sich deutlich
Rücksicht. aus seiner Beschreibung. Er ist aus gelbem Erz ge¬
Es kann also nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, gossen, ist golden; auch Indras väjra- ist häri-, härita-
daß der vazra- eine Wurf-, die gada- eine Schlagkeule „gelb“ und hiranyäya- „golden“. Das Gold aber stammt
war. Wenn Bartholomae die Bedeutungen beider nach arischer Anschauung aus dem Himmel und wurde
Wörter gerade verkehrt ansetzt, so tut er dies aus dem als feste Form des Feuers betrachtet; IIQF. VI, 42f.
einzigen Grunde, weil Yt. 10, mt. in Miöras Wagen Wenn Indras väjra- im RV. an anderen Stellen aus
1000 gadä-, aber nur ein vazra- vorhanden seien. Nun Stein besteht, so liegt darin höchstwahrscheinlich kein
haben wir aber bereits S. 89 f. gesehen, daß die angeführte Widerspruch mit der anderen Auffassung. Wenn wir uns
Stelle jeder Beweiskraft ermangelt. Daß sie in verhältnis¬ auf den naiven Standpunkt versetzen, mit dem noch das
mäßig später Zeit abgefaßt ist, ergibt sich aus der ge¬ jüngere Awesta die Natur betrachtete, indem es z. B. alle
ringen Sprachkenntnis ihres Verfassers, welcher nicht ein¬ nützlichen Nahrungstiere einschließlich der Fische und
mal den Akkusativ vom Nominativ zu unterscheiden ver¬ Vögel als Rinder, alle nützlichen Raubtiere als Hunde
mochte. Die mms-Stelle in § 132 aber hat er w ö r 11 i c h betrachtete, so werden wir es nicht für unwahrscheinlich
§ 96 desselben Yagts entlehnt (s. oben, S. 90). Folglich halten, daß man die Metalle, die man ja aus dem Gestein
mangelt ihr alle und jede Beweiskraft. gewann, selbst als „Steine“ betrachtete. So wird es sich
Auch Indra wird im ganzen RV. mit einziger Aus¬ auch erklären, wenn Yt. 13, af. der „Stein“, d. h. das
nahme von I, 80,8 immer nur ein väjra- zugeschrieben, Himmelsgebirge, als aus Metall bestehend bezeichnet wird,
wie ja auch der griechische Zeus einen xspauvö? führt. und ich hätte darum IIQF. VI, 155 nicht aus dieser Stelle
— 218 — — 219 —

schließen sollen, daß in ihr die Grundbedeutung von asman- Ähnlich wird der Name des Hauptfeindes der Arier, des
bereits vergessen sei. Dämons der Dürre, VHrd-, im Veda wie im Awesta zu
MiGras vazra- ist nach Yt. 10,96 satafstäna-, Indras einem Appellativum mit der allgemeinen Bedeutung „Feind“,
vdjra- nach dem RV. satdparvan-. Beide Ausdrücke be¬ der Name des irdischen Hauptfeindes, des Wfllfes,
deuten dasselbe, fstäna- ist die weibliche Brust, pdrvan- ist vfka-, in beiden Texten ebenso, und im RV. wird dahyu-,
ein Knoten im Pflanzenstengel. Der vedische wie der die Bezeichnung der „Kreise“ des Achämeniden- und
awestische Ausdruck bedeuten darum „mit hundert Buckeln Arsakidenreiches, aus dem gleichen Grunde in der lautlich
versehen“. Und wenn das Awesta MiGras vazra- als entsprechenden Form ddsyu- zu einer allgemeinen Be¬
„hundertschneidig“ (satödärä-) bezeichnet, so nennt derRV. zeichnung nationaler Feinde. Der Name des besten
Indras vdjra- sahdsrabhrsti- „tausendkantig“ oder „tausend¬ Freundes aber, des Regenspenders und Schlachtenhelfers
spitzig“. Mitra, wird zu einem Appellativum mit der allgemeinen
Daß der vdjra- im RV. der Blitz und deshalb Indras Bedeutung „Freund“ im Vedischen und im Sanskrit, zu
"Waffe ist, steht außer Zweifel. Nur an ganz wenigen von einem solchen mit der Bedeutung „Freundschaft „Bündnis
den vielen Belegstellen ist er die Waffe anderer devä-. im Vedischen wie im Awestischen. Bei der Übertragung
Dreimal wird er dem im Dualkompositum verbundenen des Namens des vazra- auf eine menschliche Waffe lag
Paare Indra und Ag ni zugeschrieben (I, 109, i. s. vermutlich die Absicht vor, mit dem Namen zugleich das
VI, 95,s), einmal Rudra (II, 33, s), einmal den Marüt Wesen und die Wirkung zu übertragen; vgl. oben, S. 75.
(VIII, 7,82), also ausschließlich Gewittergöttern. Das eine Rad an MiGras Wagen, das nur der Mond
Nur X, 83, 6 führt auch Manyii „der Zorn“ oder „der sein kann, und der vazra-, MiGras Waffe, führen uns also
Mut“ diese Waffe. Eine menschliche Waffe ist er im wieder zu dem Schlüsse, daß er der Sternhimmel ist,
ganzen RV. nicht. der Spender des nächtlichen Lichtes wie des Gewitters.
Wenn MiGra nach Yt. 10, as die Häuser zerschmettert, Die Sonne dagegen wird im Awesta zu beiden niemals
so kann das sich nur auf den Blitzschlag beziehen, und in irgendwelche Beziehung gesetzt.
wenn an dieser Stelle die Waffe nicht genannt ist, mit
der er es tut, so wird man als selbstverständlich voraus¬ MiQra = „Freund“, „Freundschaft“, „Bündnis“,
setzen dürfen, daß es mit seiner Haupt waffe, dem vazra-, „V ertrag“.
geschieht. Nach Yt. 10,29 herrscht MiGra über den
Die Tatsache, daß der vdjra-, so oft er auch im RV. Frieden und über die Friedlosigkeit der Länder,
erwähnt wird, niemals als die Waffe eines Menschen er¬ nach Yt. 13,96 setzt er die Hegemonien der Länder fest
scheint und die mit den Angaben des RV. übereinstimmende und zwingt den Aufruhr nieder; s. oben S. 138 zu 18, l.
Beschreibung das Vazras im Awesta zeigt, daß der vazra- Nach Yt. 10, es f. rufen ihn nicht nur die Herren, sondern
MiGras nicht das Abbild einer menschlichen Waffe ist. irgend welche zwei an, die sich zu gegenseitigem Schutze ver¬
Oder glaubt jemand, daß goldene, hundertbucklige binden (s. oben, S. 155). Da der Friede im privaten wie im
und hundert schneidige W urfkeulen unter den Ariern öffentlichen Leben durch Freundschaft bedingt ist und diese
wirklich im Gebrauche waren? wieder oft auf förmlichen Abmachungen beruht1, so sieht
Wenn der vazra- im Awesta, nicht auch im Veda,
1 Selbst die Texte des Awestas wurden in alter Zeit nur münd¬
auch als menschliche Waffe erscheint, so ist das begreiflich.
lich überliefert: IIQF. I, 39, Fußnote 1. Zu den dort verzeichneten
Man hat eben eine menschliche Waffe nach der himmlischen Stellen vgl. noch Y. 9,26. n. 36, 9. 66,6. 66, 9. Yt. 6, 91. V. 18, 6t.
Waffe, also der wirkungsvollsten Waffe überhaupt benannt. S. 1,29. Darum ist in den vom Vertrag handelnden Yast-Stellen
220 221
man leicht, wie MiÖra letzten Endes zu einem Appel¬ vorher gegebene Übersetzung entspricht dem Wortlaute
lativ in der Bedeutung „Freundschaft“, „Bündnis“, „Ver¬ wie dem Sinne des Textes.
trag“ werden konnte. Man erinnere sich dabei, daß der Dieser Text bezieht sich auf Friedensstörungen,
Begriff der „Sache“ den Ariern noch fehlte, daß sie alle wobei der Verfasser wahrscheinlich zugleich an solche
Dinge als Personen betrachteten. politischer wie privater Art, also an Krieg wie an Betrug,
Darum heißt es Yt. 10,2: „Du sollst MiÖra nicht er¬ Diebstahl und Nichteinhaltung geschlossener mündlicher
schlagen (oder: töten, janyä), Spitama, nicht den, den du Verträge denkt. In Yt. 10, iss stehen die Verächter Miöras,
dir von einem Besitzer des Unheils (druj-) erfragst, nicht der Satzung (oder: des Gesetzes, data-) und Ra^nus (des
den, den du dir erfragst von einem Besitzer des Lichtes- '* Rechtes) auf gleicher Stufe.
des-Heils, der dasselbe Herzenslicht (daenä-) hat, wie du. Der Abschluß desFriedens oder des Ver¬
Denn beiden gehört MiÖra an, dem Besitzer des Unheils trages wird als ein Erfragen Miöras be-
wie dem des Lichtes-des-Heils.“ 1 zeichnet. Da MiÖra, wie diese Stelle hervorhebt und
Der Wortlaut dieser Stelle läßt keinen Zweifel darüber wie sich aus dem übrigen Awesta und aus dem Rgveda
aufkommen, daß in ihr MiÖra selbst als der Ver¬ ergibt, ein von den awestischen und von den vedischen
trag betrachtet wird. Wolffs Übersetzung wird dem Stämmen in gleicher Weise verehrter „geistiger Opfer¬
Texte in keiner Weise gerecht. Sie lautet: „Den Ver¬ würdiger“ war, so rief man ihn demnach wahrscheinlich
trag sollst du nicht brechen, o Spitama, nicht den als Vertragszeugen wie als Rächer etwaiger Vertrags¬
du mit einem Druggläubigen, nicht den du mit einem verletzungen an.
aSagläubigen Religionsgenossen verabredest; Das Medium von fräs- mit dem Ablativ kann un¬
denn für beide gilt der Vertrag, für den Drug¬ möglich etwas anderes bedeuten als „für sich aus (oder:
gläubigen wie für den ASagläubigen.“ von) jemandem erfragen“, also sich eine natürlich er¬
Hier ist jede Spur des awestischen Denkens voll¬ widerte vertragliche Zusicherung geben lassen.
kommen verwischt, und kein der awestischen Sprache Diese Ausdrucksweise ist nach dem awestischen
Unkundiger vermag zu erkennen, weshalb dieser Paragraph Sprachgebrauch wie nach den awestischen Anschauungen
am Anfänge des Miöra-YaSts steht und wie er sich logisch vollkommen verständlich.
mit dem vorhergehenden und dem sogleich folgenden Texte Einen großen Teil der Texte des Awestas, nament¬
verbindet, der in Wolffs eigener Übersetzung lautet: lich das ganze Vendidäd, hat nach den Angaben des
„Besitz schneller Rosse gibt er, der weite Fluren be¬ Awestas selbst Zaraöuätra von Ahura Mazdäh erfragt,
sitzende MiÖra, (denen) die MiÖra nicht betrügen“ (so weshalb die Frage, die fsraSti-, schon im Yasna hap-
falsch für „verletzen“). tarahäiti, Y. 38, 2, als mainyava- yazata- erscheint. Da
der Unterricht in den awestischen Texten nur münd¬
Alle von mir in Wolffs Übersetzung von Yt. 10, 2
lich erteilt wurde (s. S. 219, Fußn. 1), so heißen in Yt.
gesperrten Wörter sind Übersetzungsfehler. Meine eigene,
5,9i die vollkommenen Priester, welche an dem Aredvi-
Opfer beteiligt werden, „solche, die das Wort erfragt
sicher an keine schriftlichen Verträge zu denken. Auch in
haben (parstö-vacawho), solche, welche die Überlieferung
V. 4,2 ff., wo die Verträge sechsfacher Art aufgeführt und be¬
sprochen werden, ist von schriftlichen Verträgen nicht die (wörtlich: das Hören) gegengefragt (d. h. durch Gegen¬
Rede, sondern nur von solchen, welche durch das Wort, durch frage erworben) haben (paitiparstö-sravawho), ein solcher,
Handschlag und durch Verpfändung eines Stückes Kleinviehs, der ein (sicheres) Gedächtnis hat (mckzdrö), der immer (im
Großviehs, eines Mannes oder eines Landes geschlossen werden. Ritual?) geschickt (hada-hünarö) ist, der einen Liedleib hat,
223

(tanu-mq,9-rö; s. darüber oben S. XXIV. 14)“. Ähnlich wird zu erklären. Der Gebrauch des Ablativs im Awesta ist
V. 18,6i der vollkommene Priester als ein Mann bezeichnet, eindeutig: er ist der ausgesprochene Woherkasus.
„welcher die GäGä weiß, welcher das Opfer weiß, welcher Ebenso klar ist bei der Menge der Belegstellen die
die Überlieferung gegengefragt hat, welcher ein Ge¬ Bedeutung von fräs-. Wenn also Bartholomae, AirW.
dächtnis hat, welcher immer geschickt ist, dessen Leib 999, für unsere Stelle eine S o n d e r bedeutung des Ver¬
die Lieder bilden“. Die Disputation heißt parsti- bums („verabreden mit“) ansetzt und diesen Ansatz nur
„Frage“ (Yt. 13, i6). Y. 12, 6 heißt es: „Genau so wie unter der Voraussetzung eines syntaktischen Textfehlers
Ahura Mazdäh den ZaraGugtra belehrte in allen Befra¬ zu begründen vermag, so ist unter den dargelegten Um¬
gungen (fdra§naeiiu, d. i. Unterredungen), in allen Zu¬ ständen seine Interpretation von vornherein gescheitert.
sammenkünften, in welchen sich befragten (apdrdsaetdm) Nach dem klaren und unmißverständlichen Wortlaut
Mazdäh und ZaraGugtra“. Ferner V. 2, u.: „Es fragte besagt unsere Stelle, daß man sich den MiQra von
ZaraGugtra den Ahura Mazdäh: „Ahura Mazdäh, . . . mit jemand erfragt. MiGra muß also einen Text be¬
wem (kahmäi) hast du dich zuerst unter den Sterblichen zeichnen, wie ihn sich ZaraGugtra von Ahura Mazdäh und
befragt, du, der Ahura Mazdäh, außer mit mir, dem der Schüler vom unterrichtenden Lehrer erfragt.
ZaraGugtra? Wem hast du das Herzenslicht (daenqm) Erinnern wir uns nun, daß die Texte, welche
vorgezeigt, das des Herrschers (= Mazdähs), das Zara- den Namen eines 0 p f er wür dig e n enthalten,
Gugtras?“ Da sagte Ahura Mazdäh: „Mit Yima (yimäi)“ als dessen Leiber gelten und daß sie darum
usw. V. 3,27 sagt die Erde: „Wohlan! Ich will mich mit demNamen d i e s e s 0 p f er wür dig en s elb st
befragen mit den Ländern. Wohlan! Ich will hier¬ bezeichnet und mit ihm völlig identifiziert
her kommen, um zu gebären“ usw.; s. oben, S. 73. werden (oben, S. XXIII), so ist unsere Stelle sofort klarl.
Aus diesen Stellen ergibt sich, daß fräs- im Medium Der Beginn des Paragraphen, welcher den mi&rö-
nicht nur in der Bedeutung „sich befragen“, sondern auch druj- erwähnt, und die Erwähnung des drvar^t-, den man
in der allgemeineren „mit jemand unterhandeln“, ja, wie in diesem Falle wie den aijuvan- behandeln müsse, lassen
in der zuletzt angeführten Stelle in dem Sinne von „mit keinen Zweifel daran aufkommen, daß es sich in dieser
jemand in freundschaftlichen (oder: vertragsmäßigen) Stelle um den Abschluß von Verträgen oder Bündnissen
Verkehr treten“ gebraucht wird. handelt. So kann denn der „erfragte“ Text nur die
Insonderheit ergibt sich aus Y. 12, 6, daß dieses Ver¬ Ve r t r a g s f o r m e 1 sein, welche den Namen
bum, wenn es auf zwei sich unterredende Personen zu¬ MiGras als des Vertragszeugen und des
gleich angewandt wird, auch die Tätigkeit des Antwor¬ Rächers etwaigen Vertragsbruches enthält.
tenden einschließend bezeichnet. Wir verstehen nun auch, weshalb die Warnung vor
In der Bedeutung „sich besprechen“, „verhandeln“ Vertragsbruch in die Worte gekleidet ist: »Du sollst
wird fräs- (med.) zur Bezeichnung des Partners mit dem MiGra nicht erschlagen2!“
Instrumental (nur in den zwei Vendldäd-Stellen mit dem 1 Die Strophe, welche das Wort „Butter“ enthält, ist Butter:
Dativ) verbunden. In unserer Stelle, Yt. 10, t, dagegen S. 36. Vgl. auch S. 5 ff.
ist es mit dem Ablativ konstruiert. Da die Stelle im 2 Bartholomae setzt hier wiederum für unsere Stelle eine
Sonderbedeutung („Vertrag brechen“) an, weil er nicht bemerkt
übrigen in gewandter und grammatisch einwandfreier
hat, daß den alten Ariern der Begriff der Sache noch fehlt; s. oben
Sprache abgefaßt ist, so ist es natürlich unzulässig, in 9. 112 f. 122. 124. 220. Auch die Ansetzung der dritten Bedeu¬
diesem Ablativ einen syntaktischen Fehler zu vermuten, tung unter gan-, lediglich für die Stelle V. 5,37, ist ein auf dieser
also ihn etwa im Sinne des sonst üblichen Instrumentals Unkenntnis beruhender Mißgriff. Der Frosch tötet an dieser Stelle
224 225

Der Vertragstext ist also ein den Namen MiOras ent¬ Auch hier ist MiGra- der Vertrag rein persönlich
haltender mqS-ra- und somit einer seiner Leiber, eine seiner gedacht, als der mainyava- yazata-, wie sich abgesehen von
geistigen Erscheinungsformen, und wer diesen Text durch der Tatsache, daß das Awesta den Begriff der Sache
Vertragsbruch verletzt, der tötet MiOra; s. unten S. 230 ff. überhaupt nicht kennt, schon aus den Ausdrücken «e|ö
unter mi&rö-druj miArö aiwi-druxtö („dieser verletzte MiGra“, §§ 5—10)
und yö mi&ram aiwi-druzaiti („wer MiGra verletzt“, §§11—16)
Die geistigen Gestalten der yazata- wie der daeva-
ergibt; denn (aiwi-)druj- ist technischer Ausdruck für das
können, wie wir gesehen haben, in fremde Leiber ein-
Handeln der Gegner MiGras, welche deswegen mi&rö-druj-
dringen (s. S. 25ff. 31f. 66£). W er die Vertrags¬
„MiGra-Verletzer“ heißen; s. unten, S. 230ff.
formel kennt, ihren Wortlau t in sieh aufge¬
nommen hat, „Miöra erfragt hat“, in dem be- Ist MiGra in eine Person eingegangen (s. auch oben,
findetsichMiGra genau so wie die awestisehen S- 31 f., 66f.), so bildet diese natürlich einen
Texte, die man sich mit dem Erfolge erfragt seiner Leiber, eine seiner Erscheinungs¬
hat, daß man tanu-mqS-ra- wird. (S. oben, formen. So erklärt es sich, wenn im RV. das Wort
S. 14), oder wie die mantra- = Zauberwaffen, die Räma mitra- oft „Bundesgenosse“, „Freund“ bedeutet1. Dem
in sich aufnimmt (oben S. 5 ff.). jüngeren Awesta ist diese Bedeutung fremd; aber in
So ist es denn nun weiter sofort verständlich, wie in der einzigen G ä G ä - Stelle, in der es belegt ist, hat es
Yt. 10,n« MiGra als in Personen befindlich und dieselbe Bedeutung. Y. 46, 5 lautet:
wirkend gedacht wird, die miteinander in irgend einem y5 vä x§ayqs adqs dritä ayartfdm
Vertragsverhältnis oder in einem Bündnis stehen. urvätöis vä, huzSr$tu$, mid-röibyö vä,
Von einer „Bindung“ im Sinne von „Verpflichtung“ ra§na jvqs yS afavä ärdyvaqtam,
(s. W o 1 f f s Übersetzung) zwischen solchen Personen durch vlcirö hqs, tat frö xvaetave mruyät,
MiGra steht in dem angeführten Paragraphen nichts. Es uzüid'yöi im, mazdä, xrünyät, ahurä!
ist nur gesagt, daß MiGra in ihnen wie ein Vielfaches von In der ersten Hälfte des zweiten Verses fehlt eine
sich selbst wirke, und der klare Wortlaut läßt nur die Silbe. Die Metrik sowie der Parallelismus mit miAröibyö
Deutung zu, daß solches Bündnis die dadurch Verbundenen zwingen also zu der Lesung urvatöibyö. Die beiden Wörter
stärkt. MiGra schützt diejenigen, die ihn gemeinsam in urvata- „Satzung“ und urva&a- „Freund“, „Genosse“ werden
sich aufgenommen haben. In diesem Sinne schließt sich in der Schreibung, wie die handschriftlichen Lesarten
auch § 118 an die vorigen beiden Paragraphen an. an den Belegstellen zeigen, fortwährend miteinander ver¬
Jeder Einzelvertrag ist also ein besonderer wechselt, und dasselbe Schwanken zeigt sich in ihren
Leib MiGras, und darum kann in diesem Sinne Mi&ra- etymologischen Verwandten (vgl. urvaitya- „vertrag¬
auch im Plural gebraucht werden, genau so wie Atar zur schließend“, urvad-ä- „Bündnis“). Es hindert also nichts,
Bezeichnung der Ges amtperson im Singular, zur Be¬ urvatöibyö im Sinne von wrva&öibyö zu fassen2. Unter
zeichnung seiner E inz e 1 gestalten im Plural steht (oben, dieser Voraussetzung übersetze ich die angeführte Strophe,
S. 51. 68). Dies ist der Fall V. 4, a—16, wo die verschie¬ wie folgt:
denen Arten der Verträge besprochen werden.
* Vgl. die Bezeichnung des zur lichten Schöpfung gehörigen

das Wasser, gerade so wie jemand nach dem Sonnenuntergang Menschen mit vohu- manah-, oben S. 18f.
2 Ob die Schreibung tirva&a- etymologisch richtig ist, kann
den Norden, aus dem die Mächte der Finsternis kommen, „tötet“
(Yt. 4,8). hier nicht untersucht werden.
15
226 227

„Oder wenn jemand, der die Macht hat, jemanden Wie sie zustande gekommen ist, ist oben, S. 225 dar¬
gelegt worden.
aufnehmen und bei sich behalten sollte, der von seinen
Freunden (nach der überlieferten Schreibung: „von Die mainyava- yazata- bestehen in ihrer reinen Ge¬

seinen Satzungen“) oder von seinen Genossen stalt nur aus Seelensubstanz, d. h. aus Feuer. In den

(oder: „Verbündeten“) herkommt, ein die richtige Sterblichen ist diese Seelensubstanz mit anderem Stoffe

Erkenntnis Besitzender, ein nach der Ordnung Lebender, vermischt. Von der Art und Menge dieser feurigen Seelen¬

ein Besitzer des Lichtes-des-Heils einen Besitzer des substanz hängt das Wesen eines jeden Geschöpfes ab.

Unheils (d. i. einen Verehrer der devä-), einer, der ur¬ Ein Mensch also, der Miträ in sich hat, ist selbst ein

teilsfähig ist, so soll er dies seiner Sippe (?) mitteilen, mitra-, wie alle Besitzer des a|a- yazata, wie die Schild¬
um ihm, o Verstand, herauszuhelfen aus blutiger Behand¬ kröte, die daevisches Feuer in sich hat und dement¬

lung (d. i. ihn vor blutiger Mißhandlung zu schützen), sprechend wirkt, selbst ein daeva- ist (V. 13, «t) usw.
Vgl. oben, S. 223.
o Herrscher!“
So erklären sich die awestischen Ausdrücke daevö-
Daß das Wort mi&ra- im jüngeren Awesta in der
ci&ra- „das Licht (oder: Feuer) der daeva- besitzend“
Bedeutung „Freund“, „Genosse“, „Verbündeter“ nicht
(Beiwort der Druj-, V. 8,21), azi-ci&ra- „das Licht der
vorkommt, ist natürlich kein Einwand gegen unsere Auf¬
Schlangen besitzend“, vzhrkö-ci&ra- „das Licht der Wölfe
fassung dieser Stelle. Denn die Mundart der GäOä ist
besitzend“. Yt. 3, nt ruft der finstere Geist: ävöya-me,
von der des jüngeren Awestas verschieden, und somit
bävoya! aja vahista.(15) azici&ra-azici&rötsmdm
sind es auch teilweise der Wortschatz und die Wort¬
janät, azici-frra-azicittrötamam tbae§ayät, vohrhöci&ra-vzhrlcö-
bedeutungen in beiden Texten.
ci&rötamam janät, vdhrhbci&ra - vdhrköciörötamam tbaejayät,
Die Bedeutung „Freundschaft“ hat miträ- im RV. biz3'ngröci&ra-biz3i>igröci&röt9mdm janät, biz3nlgröcid'ra-bizdni-
nur an zwei Stellen, im Spielerlied (X, 34, u) und im gröci&rötamam tbaejayät: „Weh’ mir, wehe! Mit dem
Gespräch zwischen Sardmä und den Pani (X, 108, s). Sie leuchtendsten Lichte-des-Heils (= Feuer des Heils)
findet sich also erst im jüngsten Teile des RV. und wird man von den das Licht (= Feuer) der Schlangen
auch hier erst ganz vereinzelt. Schon aus diesem rein Besitzenden den am meisten das Licht der Schlangen
sprachlichen Grunde kann also der Opferwürdige Miöra Besitzenden töten, wird man von den das Licht der
und der vedische devä- Mitra nicht etwa eine „Personi¬ Schlangen Besitzenden den am meisten das Licht der
fikation“ der Freundschaft oder des Vertrages sein. Schlangen Besitzenden befehden; wird man von den
das Licht der Wölfe Besitzenden den am meisten
Ebenso wenig kann der Name des geistigen Opfer¬
das Licht der Wölfe Besitzenden töten, wird man von
würdigen aus der Bedeutung „Freund“ abgeleitet werden,
den das Licht der Wölfe Besitzenden den am meisten
da diese zwar im Persischen und, wie wir bereits ge¬
das Licht der Wölfe Besitzenden befehden; wird man
sehen haben, in den Gä0ä und im RV., nicht aber im
von den das Licht der Zweibeinigen (= der
jüngeren Awesta vorkommt, also nicht auf dem ge¬
menschlichen Feinde) Besitzenden den am meisten
samten Sprachgebiete des Arischen verbreitet ist. Die
das Licht der Zweibeinigen Besitzenden töten, wird
Bedeutungen „Freundschaft“ und „Freund“
man von den das Licht der Zweibeinigen Besitzenden
gehen vielmehr auf den Eigennamen zurück,
den am meisten das Licht der Zweibeinigen Besitzenden
und die Bedeutungsentwicklung ist die¬
befehden“ usw. Der Sinn dieser Stelle ist vollkom¬
selben Wege gegangen, wie die von däsyu-,
men klar. Über ciöra- = „Licht“, „Feuer“ s. IIQF. VI,
vazra-, vftca-, vrträ-; s. S. 218f.
16*
— 228 —
— 229 —

45 ff. Das Wirksame in allen Wesen ist das Feuer (oben


oder derer, die (andere) Fertigkeiten1 gelernt haben, so
S. 9), und die Art ihrer Wirksamkeit sowie ihre Stel¬
daß sie (= die aber) die Lebewesen töten, solche, die mehr
lung in der Schöpfung ist durch die Art des in ihnen
daevisches Feuer besitzen (aoQötarasca), mehr
brennenden Feuers bedingt. Das a|a-, das „Licht-des-
bösen Gang (= Verderben) bereiten und mehr Lebewesen
Heils“, ist das höchste, alle guten Feuer in sich ver¬
töten, als andre (bösartige) Hunde. Auf der andern
einigende Feuer der lichten Schöpfung (s. S. 14), und im
Seite gehen2 Wölfe hervor, welche die Lebewesen töten,
Kampfe dieses und der übrigen Feuer der lichten Schöpfung
solche, welche mehr daevisches Feuer besitzen, mehr
gegen die vernichtenden finsteren Feuer der daevischen
bösen Gang bereiten und mehr Lebewesen töten, als die
Schöpfung besteht das gesamte Weltgeschehen (s. S. 13).
anderen Wölfe.“
So sind hier die Feuer, welche in den Schlangen, den
In der S. 225 f. in Text und Übersetzung angeführten
Wölfen und den zweibeinigen Feinden der lichten Schöpfung
Gäöä-Stelle übersetzt Bartholom ae mi&röibyö mit „Bin¬
lohen, daevische Sonderfeuer, und in wem diese
dungen“. Da aber „Bindung“ ein abstrakt juristischer
Feuer lohen, der gehört zu der betreffenden
Begriff ist, das gesamte Awesta aber solche Begriffe nicht
Gattung daevischer Wesen.
kennt, so ist diese Übersetzung sicher verfehlt. Sie beruht
Wo 1 ff übersetzt die Stelle nach Maßgabe der fal¬
offenbar nur auf der üblichen, ohne jede Rücksicht
schen, im AirW. gegebenen Bedeutungen: „Weh mir,
auf die in Frage kommenden Realien auf¬
wehe! Mit dem besten ASa .... wird man den, (der)
gestellte Etymologie.
unter den vom Drachen (!) abstammenden am meisten
Aber das griechische pdvo? „Litze“, „Faden“ und pi^pY)
vom Drachen abstammt (!), treffen (!)“ usw. Wie jemand
„Blechbinde unter dem Chiton“ hat gewiß nichts mit dem
von einem anderen am meisten abstammen kann, ist
arischen MiOra zu tun. Der Gedanke, daß ein Vertrag
ein Geheimnis, das ich beim besten Willen nicht zu er¬
„binde“, ist uns zwar geläufig, nicht aber den Ariern, was
gründen vermag. Der Text meint natürlich „die giftigste
man leicht durch Vergleichung der Stellen feststellen kann,
Schlange, den bösartigsten Wolf, den schrecklichsten
in denen die arischen Verba des Bindens, bandh- und si-
menschlichen Feind“.
(sä(y)-) Vorkommen. Eine Wurzel tni- „binden“ aber kommt
Wenn in den eben besprochenen Fällen für das das im Arischen, so viel mir bekannt, überhaupt nicht vor.
Wesen entscheidende Feuer das allgemeine Wort ciSra- Ebensowenig kann natürlich die in der Literatur gar nicht
steht und deswegen stehen kann, weil die Vorderglieder belegte Wurzel 5 mä-, angeblich == „tauschen“, in Betracht
der Komposita die Art des Feuers hinreichend als daevisch kommen, um sie in die Bedeutung „einen Vertrag schließen
charakterisieren, so wird V. 13, ut. dafür der unmißver¬ umzudeuten. Auf dem schwanken Boden derartiger sachlich
ständliche Ausdruck ao§a(h)- „daevisches Feuer“ (HQF. in keiner Weise gestützter Etymologien ist es natürlich
VI, 179) gebraucht. An dieser Stelle wird die Frage auf¬ gänzlich unzulässig, im Gegensatz zu den klaren, in den
geworfen, ob die Bastarde vom Hund, deren Mutter oder
i Vgl. §§ 8. 19. Selbstverständlich ist hier nicht mit Bar-
deren Vater ein Wolf ist, todeswürdiger seien. Die Antwort
tholomae und Wolff an Kunststücke (!) des Luxushundes zu
ist: „Auf der einen Seite gehen1 Hunde hervor (von der denken. Von Luxushunden weiß das gesamte Awesta nichts, und
Art) der Vieh bewachenden, der Dorf (oder vielleicht hünara- ist das Können, niemals aber ein „Kunststück“.
Hier ist
„Haus“) bewachenden (vishaurvqm) oder der Bluthunde wieder ein Zug des modernen europäischen Gesellschaftslebens
ganz naiv, ohne alle und jede Berechtigung in das Awesta über¬
1 ms patdrfli, daevischer Ausdruck, nicht einfach = nasci tragen.
(Air W.). s ms patd7\ti.
231
230
die Vernichtung gerichtet ist (vidruxS); unter¬
Texten enthaltenen Tatsachen den Grundcharakter
liegend sind diejenigen, welche den daeva- opfern, die
eines arischen Gottes bestimmen zu wollen.
Zersetzung (nasuS), die von den daeva- gegebene (= ge¬
schaffene), die Vernichtung (draogö), die falsch ge¬
Mi0rö-druj- „MiQra-Verletzer“.
sprochene“.
Wie bereits oben, S. 224f. angedeutet, hat dies Wort Der Ausdruck druxS vidruxS ist entscheidend; denn
nicht die ihm von Bartholomae gegebene Bedeutung eine Übersetzung „die Lüge, die gegen die Lüge
„den MiQra belügend, betrügend“, sondern heißt einfach gerichtet ist“, ist doch vollkommen ausgeschlossen1.
„MiQra verletzend“ oder „schädigend“, und ist Synonymon Der Ausdruck bedeutet dem Sinne nach „die Vernichtung
von mi&ro-zyä-. Vgl. auch Yt. 10,3, die soeben S. 220ff. der Vernichtung“, „das Unheil für das Unheil“.
behandelte Stelle. Im Awestischen hat die Wurzel druj- Der Ausdruck draogö mid-aoxtö „die falsch gesprochene
wie im Yedischen die allgemeinere Bedeutung „schädigen“, Vernichtung“ soll heißen „das falsch gesprochene Wort,
„verletzen", „Unheil stiften“. Die Beschränkung auf welches zur Vernichtung führt“. Denn das richtig ge¬
schädigende, d. i. lügnerische Rede ist altpersisch. sprochene Wort ist ein Ausfluß des hellen Gedankens
Das Substantivum druj- bezeichnet die Tätigkeit der daeva- {vohu manah-) und führt zum Heil, nicht zum Unheil.
im allgemeinen und bedeutet darum nicht „Lüge“, sondern Der helle Gedanke wirkt durch gute, der finstere
„Unheil“, „Schädigung“, Zerstörung“, „Vernichtung“. durch böse Gedanken, Worte und Taten. Auch die Jaina
Der MiQrödruj- „MiQraverletzer“ oder „MiGraVer¬ haben diese aus dem Awesta so bekannte Dreiheit, auch
nichter“ ist der Friedensbrecher wie der Vertragsbrecher bei ihnen ist nicht die Lüge, sondern schädigende
(V. 4,5 usw.) und Rechtsbrecher. Rede verboten, draogam vi&us, V. 4,64, steht neben

Die druj- ist, wie wir gesehen haben, identisch mit


vid-uSävaitim „wissend“, einem Attribut des Wassers,
welches der Übeltäter beim Ordal trinken muß, und heißt
der nasu- (s. oben, S. 14). Den Frieden brechen — sei es
„die Schädigung (oder: die Vernichtung, das Unheil)
durch kriegerische Tat, sei es durch Diebstahl, Raub und
andere Rechtsverletzung — wird ausgedrückt durch „den kennend“, diejenige nämlich, die der Unheilstifter be¬

MiQra erschlagen“ (s. oben, S. 220ff). Das Wort mid-rözyä-, gangen hat.
„MiQra schädigend“, ist synonym mit mi&rödruj- und steht Als Adjektivum findet sich draoga- Yt. 19,84.

darum in beiden Belegstellen, Yt. 10,82 und Y. 61,s An dieser Stelle wird erzählt, daß Y i m a, da er im Be¬

= 72,8, neben diesem, wie in der zweiten der Tcayada- sitze des xvaranah- war, den daeva- die guten Feuer und

neben der kayadi-, der Dieb (täyu-) neben dem Räuber damit die Herrschaft entriß, worauf er selbst lange auf

(hazmhan-). Im Veda und im Sanskrit haben das nominale Erden die Herrschaft führte, während deren Mensch und

wie das verbale druh- niemals die Bedeutung „Lüge“ Tier von Krankheit, Alter und Tod frei war. § 34 heißt es:

und „lügen“, sondern heißen immer „Schädigung“, „Ver¬ äat yat him aem draoyam väcim anhai&im
nichtung“, „schädigen“, „vernichten“. cintnäne paiti barata,
V. 19,46 klagt der finstere Geist: „Denn geboren ist vaenamnam ahmat haca xvaranö
der Besitzer des Lichtes-des-Heils, ZaraQuStra, (der Sproß) marayahe kahrpa frajusat:
des Hauses PouruSaspas. Wo sollen wir gegen ihn „Aber als er sich dazu brachte, verni cht ende (oder :
daevisches Feuer (ao|ö) finden? Er ist der Erschlager
(sna&ö) der daeva-, er der Gegenstrahler (paityärö) der 1 Bartholomae-Wolff enthalten sich darum auch einer
Übersetzung.
daeva-, erist die Vernichtung (druxS), die gegen
— 232 — — 233 —
j f
unheilbringende) Rede, ungute, zu ersinnen, da entfernte das ergibt sich aus den Vorwürfen, welche Zoroaster selbst
sich von ihm das xvaranah- im Körper eines Vogels“. Y. 32,6ff. gegen Yima erhebt:
Hier steht im ersten Verse anhaitHm neben draoyam. j „6. Wenn ein viel frevelnder Mensch sich den Ruhm
Das Wort hai&ya- heißt „sein sollend“, „so, wie etwas sein erworben durch die Taten, durch die er ihn erstrebt, so
soll“, „gut“, und kann darum, auf Denken und Reden gedenkst du, o Herrscher, seiner Eroberungen, bist
angewendet, natürlich auch im Sinne von „wahr“ stehen. unterrichtet durch den hellsten Gedanken. In deinem
Aber hier ist es gewiß nicht in diesem Sinne gebraucht. Reiche (oder: unter deiner Herrschaft), Verstand, darf nur
Daß Yima gelogen und deshalb das xvarsnah- ver¬ euer Gebot gelten, und zwar zugunsten des Lichtes-des-
loren hätte, erfahren wir weder im Awesta noch m. W. Heils.
in der Pahlavi-Literatur. Das xvaranah- ist das die Herr¬ 8. Als Vorüber dieser Frevel rühmt die Überlieferung
schaft verleihende und nur der lichten Schöpfung ge¬ sogar Yima, Vivahvai^ts Sohn, der zur Befriedigung der
bührende Feuer. Sein Verlust kann nur durch einen zu uns (= zu den Ariern) gehörigen Sterblichen Teile
übermächtigen Einfluß der finsteren Schöpfung, bei¬ des Rindes verzehrte. Bei dieser Aussonderung bin
spielsweise durch einen Abfall des Besitzers des xvarsnah- ich, Verstand, unter deiner Auswahl (= unter deinen
zu dieser, eintreten. Es entspricht also durchaus dem Erwählten).
parsischon Denken, wenn sich Yima nach Dd. 39, 1« 9. Als schlechter Herrscher (oder: Lehrer) hat er
(— SBE. 18, 127) durch den finsteren Geist zum Abfall (Yima) seinen Ruhm vernichtet, er durch seine Be¬
von Ahura Mazdäh und zum Streben nach der höchsten fehle (oder: Lehren) des Lebens Geisteskraft (=Ver¬
Herrschaft verführen läßt und dadurch das xvaranah- ver¬ nunft). Getrennt hat er von sich das Licht, die
liert. Eine weitere Ausführung dieses Gedankens liegt himmelslichtige Eroberung des hellen Ge¬
in Firdausis „Königsbuch“ I, 38 vor, einer Stelle, die dankens. Mit diesem Worte meines Geistes, Verstand,
Darmesteter, ZA. II, 624, Fußnote 44 zitiert. Das klage ich euch und dem Lichte des Heils.
Awesta weiß zwar von dieser Parsentradition noch nichts; 10. Der Mann hat seinen Ruhm vernichtet, der er¬
aber ihre Keime liegen im V., II, 3 f., wo erzählt wird, klärt hat, daß man aufs finsterste betrachten müsse mit
Yima habe sich geweigert, der daenä- Maz- seinen Augen das Rind und das Himmelslicht, und
dähs zu gedenken und siezutragen. Dk. VIII, der zu Erleuchteten die Besitzer des Unheils (oder, der
44,3 (= SBE. 37, lös) wenigstens deutet den Sinn dieser Vernichtung) gemacht hat, der die Weiden entgraste
Stelle so: „About Aüharmazd’s disclosing the religion und die Waffe schwang gegen den Besitzer
first among mankind to Yim; its non-acceptance by Yim des Lichtes-des-Heils“1.
owing to attachment to the religion of the Demnach ist die „vernichtende Rede“
ancients“, d. h. also wegen seiner Anhänglichkeit an Yimas Befehl, dasRind zu töten und andere
die daevische Religion. Bluttaten an Wesen der lichten Schöpfung
So viel ist also klar, daß die Pahlavisten draoydm zu begehen.
väcitn (whaiüim nicht im Sinne von „lügnerische, un¬ WennYt. 5,9o gesagt wird, Ahura Mazdäh habe der
wahre Rede“ faßten, sondern im Sinne einer Rede, welche Arodvi ihren Lauf über der Sonne, also über dem
den Kult der daeva- und damit die Schädigung der lichten schützenden Himmelsgebirge angewiesen, in dem diese
Schöpfung durch Gedanken, Worte und Taten empfahl. eine Öffnung ist, damit gewisse daevische Wesen sie
Was unter der „vernichtenden Rede“ in Wahrheit
zu verstehen ist, von der unsere Awesta-Stelle spricht, 1 Zu dieser Strophe s. oben, S. 96.
— 234 — — 235 —

nicht aiwidrumnte, so ist es klar, daß aiwidruz&yjte nicht II. MiOra und das Feuer des Reichtums.
„betrügen“, „belügen“, sondern nur „vernichten“ oder Nach Ausweis der Opferformel werden alle geistigen
„schädigen“ heißen kann. Nach Yt. 13, bi haben es die Opferwürdigen ihres „Reichtums und ihres xvaranah-“
daeva- „durch ihre Feindschaft, durch ihre Anstürme“, wegen verehrt. Denn die Substanz der „geistigen Opfer¬
also nicht durch „Lüge“ oder „Betrug“ verschuldet, wenn würdigen“ ist Himmelslicht, und Himmelslicht ist auch
vordem die Gestirne feststanden. So setzt denn Bartho- die Substanz des Reichtums (IIQF. VI, Sachverzeichnis
lomae auch für Yt. 5, so zu aiwi-druj- die Bedeutung
S. 182 unter „Besitz“).
„Jemandem ein Arg antun“ an. Dieselbe Bedeutung gibt Als Sternhimmel spendet MiOra das Himmelslicht und
er dem Simplex druj- in Yt. 8, 6. Wenn ferner in Yt. den Regen; denn die Gestirne sind nach altarischer An¬
10, io? MiOra jeden druzivjam sieht, nicht hört (trotz¬
schauung durch das Himmelsgebirge hindurcbgehende
dem ihm im Awesta 1000 Ohren zugeschrieben werden),
Höhlen, durch welche beide auf die Erde gelangen.
so ist es klar, daß druzinjam nicht auf Reden, sondern
S. IIQF. II.
auf Taten zu beziehen ist und darum nicht „jeden Zu den in dieser Abhandlung angeführten Stellen sei
Lügenden“, wie Bartholomae es deutet, sondern „jeden hier hinzugefügt, daß sich die altarische Anschauung auch
Vernichter , „jeden Unheilstifter“ meint. In Nlrangistän im Awesta noch nachweisen läßt. In der Gä0ä Y. 30, l
heißt es: „Jetzt werde ich den Suchenden die Dinge ver¬
84 heißt ävoya druyar^ti (1. drujanje) ... yö fraurvaixti
künden, jedes einzelne, die der Wissende in sein Denken
(d. i. fra-uruxti) havahe urunö druzaite nicht mit Bartho¬ auf nehmen muß, und die Lobgesänge für den Herrscher
lomae. „Weh dem, der lügt ... der (weil er) mit Zer¬ (ahura-, d. i. Mazdäh-), und die Opferlieder des hellen (vohu-)
störung seiner Seele lügt“, sondern: „Wehe dem, der Gedankens, und was gut im Gedächtnis zu behalten ist,
vernichtet (oder: Unheil stiftet), weil er nur unter durch das Licht-des-Heiles (a|a-), die Glut (= das Licht
tirväzä), die da sichtbar ist durch die Lichter.“
Zerstörung seiner eigenen Seele vernichtet (Unheil
„Die Lichter“ heißen die Sterne; vgl. IIQF. VI, 32 und 34
stiftet)“. Wenn weiter MiOra Yt. 10, ios fragt: Jcö mqm
oben. Über urväzä- s. IIQF. VII.
yazäite, Jcö druzät, so ist es selbstverständlich, daß nicht Auch darauf sei hier noch ergänzend hingewiesen, daß
mit Wolff zu übersetzen ist: „Wer wird mich verehren(!), außer den Sternen nach Yt. 5,120 auch die Milchstraße
wer betrügen:’“, sondern „Wer wird mir opfern, wer (Arzdm) Regen, Schnee und Hagel (?) spendet.

mich vernichten (oder: schädigen)?“ Denn das Opfer Als Sternhimmel spendet MiOra den Regen, die Vor¬
gibt Heil, der Gegner MiOras stiftet Unheil, und die Stelle bedingung für die Viehzucht. In dem Reichtum an Herden
erfordert Ausdrücke, die voneinander das Gegenteil be¬ und namentlich an Rindern bestand aber der Reichtum
sagen. der Ostiranier überhaupt. Da MiOra zudem der „Besitzer
Alle anderen Belege für das Verbum druj- beziehen der breiten Rinderweide“ und Nomadenfürst ist (s. S. 191 ff.
sich auf das Handeln der Gegner MiOras gegen 205. 260 ff.), so ist er natürlich einer der Hauptspender
diesen und bedeuten, wie in der zuletzt besprochenen des Reichtums.
Stelle, gleichfalls „vernichten“ oder „schädigen“. Als Regenspender führt er als Hauptwaffe den Vazra-
In keiner einzigen Stelle des Awestas (Blitz); s. oben, S. 214ff. Es ist also ohne weiteres ver¬
bat also das Verbum druj- die Bedeutung ständlich, wenn es Yt. 10, si von MiOra heißt, er fülle die
„lügen“, „betrügen“, wie in keiner einzigen Awesta-Stelle Gewässer, lasse die Gewässer fallen und die Pflanzen
das Substantivum druj- (draoga-) „Lüge“, „Betrug“ be¬ wachsen und furche die Äcker; denn durch den Regen
deutet. ermöglicht er den Ackerbau; vgl. Yt. 13, 48. 78. Darum
befinden sich unter den Opferwürdigen, welche MiOra auf
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seiner Ausfahrt begleiten, nach Yt. 10,100 auch die Ge¬


beruhende Geisteskraft wird Yt. 10,107 im Sinne der Klug-
wässer und die Pflanzen.
und Weisheit besonders betont.
Aus demselben Grunde ist MiGra der Besitzer und
Von den 10000 Kriegslisten, die erbesitzt, und davon,
Spender der Binderweide (Yt. 10, eo), der Herden und der
daß er selbst nicht überlistet werden kann, ist bereits
Butter (Yt. 10, es) und wird darum in G. 1, 2t. io zusammen
oben, S. 208, die Rede gewesen.
mit Käman und mit Visya verehrt (s. S. 119. 258).
Wenn, wie wahrscheinlich, das Beiwort vyäxana- „zur
Andererseits „zerschmeißt“ MiGra die den Mißwachs
Versammlung gehörig“ mit Bartholomae im Sinne von
verursachendenPairikä(dieSternschnuppen);s.oben, S. 199f.
beredt“ zu deuten ist, so eignet MiGra nicht nur ge¬
Da Reichtum und Yiehbesitz, wie bereits gesagt, für wöhnliche (Yt. 10,26. ei), sondern die höchste Beredsam¬
die Ostiranier identisch sind, so bedarf es keiner weiteren
keit (Yt. 10,65).
Erklärung dafür, daß MiGra nach Yt. 10, ios den Reichtum Das höchste Wissen ist für die Arier das der Opter-
überhaupt verleiht. Daß er mit allem Reichtum ausge¬ lieder und derjenigen Texte, die, wenn auch nicht
stattete Häuser spendet, haben wir bereits S. 206 gesehen. ursprünglich zu Opferzwecken gedichtet, als Opferlieder
Diejenige Form des Himmelslichtes, welche im Reichtum verwendet wurden {mq»ra-). Wie ein Leib Srao^as
besteht, wird in Yt. 17 und sonst unter dem Namen Ai§i ViStäspas und der vollkommenen Opferpriester, so besteht
verehrt. Wenn nun diese A§i in Yt. 10,68 als MiGras auch ein Leib MiGras aus diesen Liedern (Yt. 10,25). Da diese
Wagenlenkerin erscheint, oder wenn es Yt. 17,2 heißt: Lieder den Ariern als wirkliches Feuer gelten, das ja die
„Wer der A§i mit Opfergaben opfert, der opfert MiQra mit Substanz der geistigen Opferwürdigen bildet so wäre nichts
Opfergaben“, so ist auch das nach dem Gesagten ohne verkehrter, als in solchen Angaben „Metaphern zu sehen.
weiteres verständlich. So ist MiGra denn auch der Spender des guten Denkens
Ebenso verständlich ist es, wenn MiGra nach Yt. 10,110 (Yt. 10,84), des Wissens, des Verstandes, der Erleuchtung
über seine Gegner durch Entziehung des Reichtums die und des Liedes (mq,&ra-), Yt. 10, ss.
Armut verhängt. Über seine Feinde aber bringt er Betörung (Yt. 10,2»),

III. MiGra und das Feuer der geistigen Tätigkeit.


Das Feuer der Erkenntnis, als kosmische Potenz wie IV. MiGra und das Seeleufeuer.
als individuelles Herzensfeuer dem vedischen brähman- Nach arischem Glauben stammen die Seelen, deren
entsprechend, ist die daenä--, s. IIQF. VI, 95 ff. Auch Substanz Himmelsfeuer ist, aus dem Feuerhimmel und kehren
dieses Feuer also besitzt und verleiht MiGra. Die den unter günstigen Verhältnissen nach dem Tode in ihn zuruck.
Mazdäh - Opferern gehörige daenä bereitet ihm die Pfade Auf dieser Anschauung beruht, wie ich an anderer Stelle
(Yt. 10,68). Er strahlt sie mächtig über die Erde aus gezeigt habe, die brahman-Lehre der Upanisaden. Sie ist
(Yt. 10, 64), und durch diese seine daenä- erleuchtet, ent¬ aber bereits im RV. wie im Awesta vorhanden.
schieden sich Ahura Mazdäh und die übrigen geistigen
Indem ich das Nähere einer Gesamtdarstellung der
Opferwürdigen für das Licht-des-Heils (Yt. 10,92). MiGra
awestischen Weltanschauung („Religion“) Vorbehalte, fu re
ist darum allwissend (Yt. 10,24. 27. 86. 46. eo. ui. ui), ist
ich hier nur diejenigen Stellen an, in denen MiGra als
sogar der „Geisteskräftigste unter den Zuteilern“ (baya
Ausstrahler der Seelen, als Hüter der Seelen in ihrem
s. S. 8 und 146 f.) Yt. 10, uoc, und seine auf seiner Geistigkeit • „»A „1= Verleiher des eschatologischen
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also ohne die Glut. Auch hier stehen einander ver¬


Feuers oder, mit anderen Worten, als Verleiher der Selig¬
keit im Feuerhimmel bezeichnet wird. schiedene Anschauungen gegenüber.
Zu den in das jüngere Awesta als kanonisch auf¬
Yt. 10, s wird so zu verstehen sein, daß nicht MiGra,
genommenen devischen Anschauungen gehört es, wenn
sondern Ätar der Spender der Nachkommenschaft ist,
Haoma als Verleiher des ewigen Lebens im Lichthimmel
wie ihm nach Vr. 16,i alle Opferwürdigen, also auch die’
gilt. Neben ihm ist es, wie Yt. 10 zeigt, MiGra, der
Menschen, Tiere und Pflanzen der lichten Schöpfung ent¬
seinen Getreuen den Lichthimmel eröffnet und ihn seinen
stammen.
Verletzern entzieht.
Aber nach Yt. 10,65 ist MiGra der Spender der Söhne
MiGras Wohnung ist mit der Ahura Mazdähs und
und des irdischen wie des ewigen Lebens, und Yt. 10, ios
Srao^as identisch und wird bald auf dem Himmelsgebirge
fragt er: „Wem soll ich künftig angeborene (d. h. echte)
(Harä, Haraitl) stehend gedacht, bald mit diesem, das dann
Nachkommenschaft aus dem Himmelslicht ausstrahlen?“
als Gebäude aufgefaßt wird, gleichgesetzt. In Yt. 13,2
(Vgl. IIQF. VI, 14).
wird der „Felsen“ (asman-), d. h. das Himmelsgebirge
In seinem Zuge befinden sich darum auch die Fravasi
Harä=Haraitl, mit einem Palaste (vis-) verglichen.
(Yt. 10,100). *
Nach Yt. 10,4« ist MiGras Wohnung „breit wie die
Ganz entsprechend vernichtet er die Nachkommen¬ Erde, ausgebreitet über das knochenbegabte Leben, groß,
schaft derer, die ihn befehden (Yt. 10, no). ohne Enge, strahlend, breit bei dem breiten Unterkommen. “
Wenn er Yt. 10, ss um „guten Zustand der Seele“ Unter letzterem kann nur der Aufenthalt der Seligen ver¬
gebeten wird, so kann sich das natürlich nur auf die im standen werden.
irdischen Leibe verkörperte Seele beziehen. Nach § 50 steht sie „über der himmelslichtigen Harä,
Aus diesen Anschauungen heraus ist es wohl auch zu der viele Ausläufer besitzenden, strahlenden, wo es keine
erklären, wenn MiGra nach Yt. 10,55. 74 den Menschen Nächte, keine Finsternisse, keinen kalten Wind und keinen
die normale Lebenszeit verleiht, wie dies demselben Wort¬ heißen, keine Krankheit gibt, die Viele tötet, keine von den
laut zufolge in Yt. 8,11 der Stern TiStriya tut, der ia nur daeva- gegebene Fesselung (vgl. oben, S. 20ff); auch gehen
ein Teil MiGras ist. keine Nebel aus von der himmelslichtigen Haraitl“. Diese
Schilderung des Himmelsgebirges steht wörtlich so auch
Nach Zoroasters Lehre sind die SaoSyaqt, „diejenigen,
Yt. 12,23. Sie erinnert an die Beschreibung des Seelenwegs
welche (die Sterblichen) in Himmelsfeuer verwandeln
in HaSöxt-Nask 2 und an die des Varas Yimas, V. 2.
werden“, alle diejenigen, welche seine Lehre annehmen
Nach Yt. 10, so hat Ahura Mazdäh für MiGra das Haus
und fordern, also außer Mazdäh und ihm selbst vor allem
gebaut; nach Yt. 10,28 dagegen hat MiGra selbst, wie an
die Fürsten, die ihm anhangen, aber auch alle anderen
anderer Stelle die Fravasi, „die Säulen des himmelslichtig
„Besitzer des Lichtes-des-Heils“. Auch im jüngeren
gebauten (== aus Himmelslicht gebauten) Hauses ausein¬
Awesta begegnet diese Anschauung; vgl. Vr. 5,i. 11,13.
andergestützt.“ Hier wird also das Himmelsgewölbe selbst
Y. 61,5 usw. Aber in der synkretistischen Natur des
als das „Haus der Glut“ (garö nmänom) gedacht, wie
jüngeren Awestas ist es begründet, daß auch die alten
„Ahuras Haus“ nach V. 13,49 auf der Erde aufsteht.
devischen Anschauungen in ihm zum Ausdruck kommen,
Wenn es Yt. 10,66 von MiGra heißt, ervereinige „die
nach denen bestimmte geistige Yazata die himmlische
Vielen, die Besitzer des Lichtes-des-Heils, die Mazdayas-
Seligkeit, d. h. den Aufenthalt im Feuerhimmel, verleihen.
nier“, so kann sich das nur auf die eschatologische Ver¬
Zugleich zeigen einige Stellen, daß man sich den Feuer-
einigung im Feuerhimmel beziehen; denn wäre hier an
himmel manchmal nur noch als Lichthimmel dachte,
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Ebenso ist es im eschatologischen Sinne zu verstehen,


irdische Menschen gedacht, so wäre die hinzugefügte
Einschränkung nicht am Platze, da das Himmelsgewölbe wenn es Yt. 10, s heißt, Ätar gebe denen den geradesten

ja alle Menschen umschließt. Weg, die Mi0ra nicht verletzen, oder Yt. 10,27, Mi0ra

Dazu stimmt Yt. 10, so, wo ausdrücklich gesagt wird, trage denen, welche zu den Mächten der Finsternis halten,

MiOra verleihe seinen Verehrern das Haus, das treffliche die geradesten Wege weg; vgl. Y. 68,1s: „das Suchen und

Frauen, Kriegswagen, Teppiche (?) besitze, „das himmels- Finden des geradesten Weges, welcher der geradeste ist

lichtigste, himmelslichtgebaute“. Die Stelle ist deswegen nach dem Lichte-des-Heils und dem leuchtendsten Leben

wichtig, weil sie uns zeigt, daß in ihr ganz im ve- der Besitzer des Lichtes-des-Heils, nach dem strahlenden,

dischen, also devischen Sinne das Leben im alles gute Feuer besitzenden“1, und Yt. 10, iob, wo der

Jenseits als ein Leben höchster sinnlicher Mi0raverletzer „der Besitzer des schlechten xvaranah-“

Genüssegedachtwird. Vgl. die Indog. Forschungen ist, „welcher vom geradesten (Wege) abgegangen ist“.

XLI (1923), 193 gegebenen Nachweise. Die Sonne dagegen wird im Awesta nirgends zur
So wird denn Mi0ra auch Yt. 10, n zum Opfer ge¬ Eschatologie in Beziehung gesetzt.
laden, „auf daß wir durch dich (oder: mit dir) rings be¬
wohnen im langen (— ewigen) Wohnen die gut zu be¬
wohnende, himmelslichtige Wohnstatt (b9r9ymya-$aet9m)u.
Dementsprechend erhält Mi0ra Yt. 10,26 die Beiwörter MiBras Verhältnis zu anderen geistigen
dätö-saoha-, vahmö-sar^dah-, bdrazar^t-: „Spender der Him¬ Opferwürdigen.
melsglut, Licht strahlend, himmelslichtig“. Er wird ge¬
beten um „das gute Leben und den Besitz des Lichtes- MiOra und Ahura Mazdäli.
des-Heils“ (Yt. 10, ss); beides sind Ausdrücke für das
ewige Leben im Feuerhimmel. Yt. 10, ee heißt er „der Die Dualverbindungen MiOra Ahura und
Spender des Lebens, der Spender des guten Lebens, Ahura MiOra.
der Spender der Eigenschaft des Besitzers des Lichtes- Ny. 1,7 = 2,7, Yt. 10,iis und Yt. 10,145= Ny. 2,12
des-Heils“. Yt. 10,5 wird gebetet: „Er komme uns zum steht der Vers mi&ra ahura bdrdzar^ta „MiOra und Ahura,
guten Leben, und er komme uns zum Besitze des Lichtes- die beiden Himmelslichtigen“. Von diesen Stellen ge¬
des-Heils“, Yt. 10, os: „Darum, für beide Leben, für hören Ny. 1,7 (s. oben, S. 128) = 2,7 und Yt. 10,113 näher
beide Leben wollest du uns von obenher schützen, o zusammen, da dem gleichlautenden Verse an diesen Stellen2
Mi0ra, Besitzer der breiten Hinderweide, für dieses knochen¬ der Vers taöa nö jamyät avanhe („Dann möge er uns
begabte Leben und für das, welches das geistige ist“. zu Hilfe kommen“) vorausgeht. In diesem Verse steht
Ist er doch der yaoz-dätar-, d. h. der Besitzer des Him¬ also der Singular des Verbums statt des zu erwartenden
melsfeuers, mit dem er seine Getreuen umhüllt, um sie Duals.
dadurch gegen alles daevische Feuer zu feien (Yt. 10,92).
Wenn man ihm darum Opfergaben bringt, so gelangt man 1 Darum werden die Gewässer gebeten (die ja MiOra spendet).
in sein Haus (Yt. 10, isö). Wenn gerade MiOra als Spender des geradesten Weges genannt
Aber keinem der Mi0raverletzer gibt er den Lohn wird, so hat diese seine Eigenschaft ursprünglich wohl einen
anderen, als den eschatologischen Sinn; s. unten, S. 266.
(mizdam), Yt. 10,62. Da das Wort mizda- vorwiegend im
eschatologischen Sinne gebraucht wird, so ist auch unter 2 Ny. 1,7=2, 7 ist nach Ausweis der besten Hss. wie des Me¬
trums gegen Geldners Text wie im Yt. taSa statt tat zu lesen.
diesem Lohne ohne Zweifel das ewige Leben zu verstehen.
16
242 243

Yt. 10, i4» = Ny. 2, is lautet: d. h. unverletzlichen Auges (= Lichtes, IIQF. VI, 32;
mi&ra ahura barazar^ta oben S. 43), das zweitemal ohne jedes Beiwort, also mit
ai&yejawha aijavana yazamaide allen seinen (bekannten und etwa unbekannten) Eigen¬
strSusca manhamca hvaraca schaften, das dritte und vierte Mal als Besitzer des
urvarä paiti barasmanyä; Reichtums und des xvaranah-, und in der vierten Formel
mi&ram vispanqm dahyunqm wird er ausdrücklich als Stern bezeichnet. Zwischen die
dawhupaitim yazamaide. zweite und dritte Anrufung TiStriyas ist die seiner Frauen,
Die Übersetzung s. oben, S. 173. der TiStryaenI, eingeschoben, zwischen die dritte und
Diese Stelle liegt offenbar der oben, S. 101, übersetzten vierte die des von Mazdäh gegebenen Sternes Vanar;t.
Yasna-Stelle, Y. 6, io = 17, io = 59, io zugrunde, in der aber Darauf folgt die Anrufung anderer, mit MiGra und Ahura
die vierte Zeile ein Zebnsilbler ist: urvarähu paiti baras- in loserer Verbindung stehender „Opferwürdiger“. Man
manyähu: „bei den das Baresman bildenden Pflanzen“. opfert also der Naturkraft in allen ihren verschiedenen
Dieselbe Abweichung, außerdem aber eine andere Ein¬ Erscheinungen, in ihren verschiedenen Teilen und ihren
leitungsformel zeigt Y. 2,n (s. zu der Übersetzung von Verbindungen mit anderen Naturkräften.
Y. 6,io, oben S. 101). Zu demselben Ergebnis führt eine Betrachtung der
Durch veränderte Formeln und veränderte Kasus, anderen angeführten Stellen. Denn in Yt. 10,145 = Ny.
durch Hinzufügung des Sternes TiStriya, durch Einfügung 2,12, in Y. 6,10 = 17, 10 = 59,10, Y. 2,11 steht das MiGra
von Beiwörtern der Sterne, des Mondes und des *Himmels- und Ahura zu einer Person vereinigende Kompositum an
lichtes (= Sonne) und Nichterwähnung der das Baresman der Spitze, und dann werden die Bestandteile genannt,
bildenden Pflanzen endlich unterscheidet sich davon Y. 1, n, die Sterne, der Mond, das *Himmelslicht = Sonne, und
3, n, 4, io, 7, is, 22, is (Übersetzung oben, S. 108). MiGra, dieser als „Länderherr aller Länder“, aber doch
Allen angeführten Yasna-Stellen gemeinsam ist die sogleich hinter den Gestirnen. In den Yasna-Stellen
Umstellung der Glieder des Dual-Kompositums in ahura werden das Dualkompositum, die Gruppe der Gestirne
mi&ra bezw. ahuraeibya mid-raeibya. und MiGra als Herr der Länder je durch dieselbe Opfer¬
Der Singular des Verbums nach dem Dualkompositum formel besonders eingeführt.
des Namens in Ny. 1,7 = 2, 7 und Yt. 10, ns zeigt uns, In Y. 1, 11 usw. werden alle unter dieselbe Opfer¬
daß dem Dualkompositum die Anschauung zugrunde liegt, formel zusammengefaßt, aber MiGra wird auch hier außer¬
nach der die in ihm genannten beiden „geistigen Opfer¬ halb des Dualkompositums noch besonders erwähnt.
würdigen“ eine Einheit bilden. In Ny. 1. 2,7-9 wird Die Dualkomposita fassen zwei Einzelwesen zu einem
zunächst MiGra angerufen, „der Länderherr aller Länder, Gesamtwesen zusammen, pasu vira, „die beiden, Vieh
den Ahura Mazdäh herausgegeben (frada&at, wohl im Sinne und Mannen“ hat denselben Sinn wie gae&ä-, das Vieh
von „geschaffen“; s. oben, S. 146 zu Yt. 10,50, Fußn. 1) hat als samt den Mannen, die das Besitztum eines Herren bilden;
denjenigen, der von allen geistigen Opferwürdigen das meiste haurvata amaratäta, „die beiden, die Unversehrtheit und
xvaranah- besitzt; dann als Einheit im Dualkompositum die Unsterblichkeit“, bedeutet „die mit Unversehrtheit
MiGra und Ahura, die beiden himmelslichtigen; dann das verbundene Unsterblichkeit“ (s. IIQF. VI, 152); dyavä
^leuchtende Himmelslicht Qwara xqaetam), der unsterb¬ prthivl, „die beiden, der Lichthimmel und die Erde“, ist
liche Reichtum, der Besitzer feuriger Rosse; dann in vier im Vedischen ein Ausdruck für die ganze Welt.
gesonderten Opferformeln Ti§triya, jedesmal in geson¬ In der arischen Zeit betrachtete man die Naturkräfte
derter Eigenschaft, das erstemal als Besitzer des festen, als die devä- und, wie wir in der Einleitung sahen,
16*
244 245

als Personen, da der Begriff „Sache“ noch nicht vor¬ stammende Verbindung.“ Für mich duldet es keinen
handen war. Die devä- (auch Wind, Wasser usw.) sind Zweifel, daß hier ganz unmöglich eine bereits ari¬
verschiedene Arten des guten Feuers. Wenn man zwei sche Verbindung vorliegt.
derselben im Dualkompositum zu einer Einheit zusammen¬ Denn erstens wird das Wort ahura-, das wie das
faßte, so wollte man dadurch ihr Wesen zu entsprechende vedische Wort äsura- Appellativum ist
einerEinheit zu s a m m en s c hl i e ß e n, alsoihre und im Rgveda wie im Awesta „Herrscher“ bedeutet,
Macht, deren Schutz man für sich begehrte, erst in nachzoroastrischer Zeit zu einem Bestand¬
summieren (vgl. über solche Kollektivpersonen oben, teil des Namens Ahura Mazdähs. Einen arischen
S. 82). „Gott“ namens Ahura hat es niemals gegeben.
Wie in den angeführten Awesta- Stellen erst Mi0ra S. IIQF. VI, Beiheft, S. 49. Es gehört zu den mancherlei
und Ahura als Gesamtperson, dann ihre Teilpersonen, die Unverständlichkeiten des Altiranischen Wörterbuchs, wenn
Gestirne als die MiQras, die Sonne als die Ahuras, und Bartholomae, Sp. 285 ff. zwei verschiedene Wörter
schließlich MiOra selbst besonders angerufen werden, so ahura- ansetzt, von denen das erste „Gott“, das zweite
findet sich die gleiche Erscheinung im Rgveda. VII, 35, i „Herr, Machthaber, Fürst“ bedeute. In Wirklichkeit be¬
z. B. ruft die in Dualkompositis zusammengeschlossenen deutet das Wort ahura- niemals „Gott“, sondern immer
Einheiten Indra-Agni, fndra-Väruna, Indra-Söma, Indra- nur „Herrscher“, und wird von Zoroaster dem höchsten
Püsan an. Außerdem aber werden in demselben Liede von ihm gelehrten Wesen, Mazdäh- = voü?, beigelegt, weil
dieselben devä- noch als selbständige Wesen an¬ er diesem die Herrschaft über das Weltganze zuschreibt.
gerufen: Indra in Str. 6, Agni in Str. 4, Väruna in Str. 6, Das ganze jüngere Awesta kennt noch die eigentliche
Soma in Str. 7, Püsdn in Str. 9. Bedeutung des Wortes, wie sich schon daraus ergibt,
In der indischen Mythologie hat dies bekanntlich zu daß hier nicht, wie in den meisten Achämenideninschriften
Zusammenfassungen wie Hari und Hara, Öiva und Pär- und dann im Mittelpersischen, ahura mit dem Namen
vatl in eine Person geführt, die bildlich ganz Mazdäh zu einem Worte vereinigt ist. Die zahlreichen
schematisch so dargestellt werden, daß je eine Körper¬ Belege, die das Wort ahura- als Bezeichnung mensch¬
hälfte der einen Person einschließlich der Kleidung und licher Herrscher enthalten (Altir. Wb., Sp. 293), das
des Schmuckes mit der der anderen zu einer Gesamt¬ Kompositum ahurö-pu&ra- „der Sohn des Herrn, Fürsten“
person vereinigt wird. In der Trimürti werden sogar (Sp. 295) und sein Synonymon ahuirya- „Fürstensohn“
die drei höchsten devä- zu einer Einheit zusammengefaßt. (Sp. 347) lassen daran gar keinen Zweifel aufkommen.
Im Awesta zieht das Tasna-Opfer aus solcher Anschau¬ Andererseits wird das Wort nicht allgemein auf die
ung die letzten Folgerungen. Denn der Gedanke, der „Götter“ angewendet, wie man doch erwarten müßte,
diesem Opfer zugrunde liegt, ist der, die lichte Schöpfung wenn seine Bedeutung „Gott“ wäre, sondern mit ganz
durch Vermischung der Kräfte ihrer Einzelwesen zu einer wenig Ausnahmen ausschließlich als Bezeichnung
gewaltigen Gesamtmacht zusammenzuschließen und diese ihres höchsten Beherrschers, Ahura Mazdäh. Außer
auf die Menschen zu übertragen, um sie so gegen die diesem werden nur noch Mi0ra (Tt. 10, 25.69) und der
Mächte der finsteren Schöpfung zu feien. „Enkel der Gewässer“, apcym napät, ahura- genannt, letz¬
Bartholomae spricht wohl nur die herrschende terer Y. 1,5. 2, s. 65, is.
Ansicht aus, wenn er im Altiranischen Wörterbuch, Sp. Daß dasWort zur Bezeichnung Mi0ras, des „Länderherrn
1185, Note 4 zu der Dualverbindung Mi&ra Ahura bezw. aller Länder“ (s. S. 204; vgl. auch 205ff.) verwendet wird,
Ahura Mi&ra bemerkt: „Zweifellos eine aus arischer Zeit bedarf keiner weiteren Begründung. Ebenso selbstverständ-
246 247

Die stehende Dualverbindung im RV. ist mitra väruna,


lieh ist es, daß „der Enkel der Gewässer“, das Blitz¬
feuer, das im Himmelssee wohnt, durch ahura- als „der immer ohne jede Ausnahme mit dieser Stellung der

Herrscher“ bezeichnet wird. Denn nach Yt. 19,51 nahm Glieder. Und diese Stellung finden wir schon in den

er das xvaranah-, das Herrschaftsfeuer, an sich, dessen berühmten Verträgen von Boghazköi, die der Mitanni-

sich Ahura Mazdähs und des finsteren Geistes (ama- König Mattiuaza um 1380 v. Chr. mit dem Hettiterkönig
mainyu-) Boten vergebens zu bemächtigen versucht hatten. Subbiluliuma abschloß.
Die Stellen, in denen der „Enkel der Gewässer“ ahura- Daß diese Verbindung alt war, zeigt ja auch der

„Herrscher“ genannt wird, lauten, wie folgt. Y. 1, s: allseitig zugegebene Umstand, daß im RV. die Persön¬

„Ich weise es (das Opfer) zu, ich lasse es zubereiten für lichkeiten Mitras und Värunas so in einander überge¬
den himmelslichtigen Herrscher (bawzatö ahurahe), den gangen sind, daß es mit den rgvedischen Materialien, in

Enkel der Gewässer, und das von Mazdäh gegebene so großen Mengen sie auch vorhanden sind, nicht mög¬
Wasser“. Y. 2, 5: „Zu dieser Opfergabe und zu diesem lich ist, diese beiden devä- voneinander zu scheiden und
Baresman hole ich herbei, um ihm zu opfern, den himmels¬ ihre ursprüngliche Natur zu bestimmen. In den Haupt¬
lichtigen Herrscher, den die Herrschaft verleihenden zügen stimmen sie zu dem awestischen MiOra; aber der

(x§aArim, wörtlich: „zur Herrschaft Gehörigen“), den Hauptträger dieser Züge ist im RV. Väruna-, hinter dem

leuchtenden {x§aetdm) Enkel der Gewässer, den Besitzer Mitra zurücktritt.


feuriger Rosse (aurvat-aspam)“. Y. 65, »: „Darum (bitte Ganz anders liegt die Sache im Awesta.

ich dich,) himmelslichtiger Herrscher, die Herrschaft Hier tritt, wie wir gesehen haben, MiOras Natur in aller

Verleihender, Enkel der Gewässer, Besitzer feuriger Rosse“. Schärfe hervor. Nichts ist verschwommen an ihm; alle

Steht somit die Bedeutung von ahura- seine Eigenschaften und Tätigkeiten erklären sich aus

„Herrscher“ fest, so ist durch sie bereits seinem Naturcharakter. Den vedischen Stämmen kann

einearischeHerkunftdes Dualkompositums er nicht entlehnt sein. Dazu ist der vedische Mitra zu

AhuraMiAra — Mi Ar a Ahura ausgeschlossen. unbestimmt. Auch wäre es völlig unbegreiflich, daß man

Auch zeigt ja die noch freie Stellung beider Glieder des den Mitra-Kult entlehnt, dagegen den Väruna-Kult ab¬

Kompositums, daß es sich hier um keine feste, also alte gelehnt hätte, zumal ja eben Väruna als der entschieden

Verbindung handeln kann. Stärkere der beiden im RV. vereinigten devä- erscheint.

Daß dies nicht der Fall ist, beweist auch der Rgveda, Ein Übergang zum Kulte eines bisher nicht verehrten

in welchem das Wort äsura- häufig belegt ist. Auch hier „Gottes“ aber findet natürlich nur statt, wenn man ihn

ist es nicht Eigenname, sondern heißt „Herrscher“ und für den Mächtigeren hält. Das ganze jüngere Awesta
wird zur Bezeichnung der höchsten göttlichen, mensch¬ zeugt dafür, daß seine Verehrung der „geistigen Opfer¬
lichen und dämonischen Herrscher gebraucht. Obwohl würdigen“ durch die bitteren Notwendigkeiten

nun im Rgveda die Dualkomposita unvergleichlich viel des Lebens bestimmt wurde, und daß man sich keinen

häufiger sind, als im Awesta, erscheint das Wort Augenblick besann, zu Kulten zu greifen, die Zoroaster

äsura- auch nicht in einem einzigen Falle selbst auf das heftigste bekämpfte, wenn man sich von
in einem Dualkompositum. Man sieht also, ihnen Erfolg gegen die Bedrängnis der unaufhörlich

daß die Annahme, Ahura Mi A r a — Mi Ar a Ahura mordenden und plündernden Feinde versprach.

sei eine bereits arische Dual Verbindung, So kann also Mi0ra kaum etwas anderes sein, als

aller und jeder Grundlage im Awesta wie im eine bei gewissen arischen Stämmen seit alters, d. h.

Veda entbehrt. seit arischer Zeit, verehrte Naturmacht, und die Trennung
248 249

dieser von den später vedischen Stämmen muß stattge¬ Nun haben wir bereits gesehen, daß die Dualver¬
funden haben, b e v o r die Verbindung Miträs und Värunas bindung Mi&ra Ahura im Vergleich zum vedischen Miträ
zu einer Einheit stattgefunden hatte. Das Nähere über die Värunä unvergleichlich seltener ist, und wir konnten alle
Einführung des Mi0ra-Kults in Ostiran s. unten, S. 260 ff. Yasna- und die meisten anderen Stellen auf eine Stelle
Der Ahura, der an den angeführten Stellen des 10. YaSts zurückführen. Da liegt denn doch die An¬
im Dualkompositum mit MiOra erscheint, nahme nahe, daß diese Dualverbindung im Awesta in
kann nach alledem nur denjenigen Opfer- Reaktion gegen den vedischen Dual Miträ Värunä ge¬
würdigen bedeuten, der immer im Awesta schaffen worden ist. Man wollte den Verehrern Värunas,
gemeint ist, wenn kein Eigenname dabei welche ihren Värunä mit Miträ verbanden, eine mindestens
steht, derHerrscher derWelt, Mazdäh. Man gleiche Macht entgegensetzen und stellte ihnen darum
lese Stellen wie Yt. 10, is9 und frage sich, ob es schon die Einheit Mi0ra-Ahura entgegen.
an sich möglich ist, den dort genannten Ahura von Zoroaster hatte die daeva-, d. i. die Naturmächte,
dem in § 145 genannten zu trennen. Wen nicht Theorie bekämpft. Aber das ganze jüngere Awesta ist seinem
gegen die klaren Tatsachen der Texte blind Wesen nach überwiegend daevisch (s. oben, S. 8). Den
macht, der wird dies, glaube ich, für ausgeschlossen halten *. Mittelpunkt seines Kults bilden Haoma- und Tieropfer,
Es fragt sich nun, wie das jüngere Awesta dazu der Kult der Naturmächte, wie bei den vedischen Stämmen.
kam, Ahura Mazdäh mit Mi0ra im Dualkompositum zu Der Ausdruck daeva- für die verehrten Mächte ist seit
verbinden. Zoroaster zwar verpönt; aber diese Mächte selbst sind
Wenn wir nicht von Theorien, sondern von den Tat¬ die alten daeva-, für die man nur andere Bezeich¬
sachen ausgehen, so kann die Antwort nicht zweifelhaft nungen (baya-, amdqa- spartfa-, mainyava- yazata-) gewählt
sein.
hat. Die devä- zu schmähen, ist Pflicht (näismi daevo
Die Angaben des Rgvedas lassen daran keinen Zweifel usw. Y. 12, i), und die vedischen Stämme bezeichnen die
aufkommen, daß der größte Teil seiner Lieder in Ostiran Zoroastrier deswegen als devanid- „Schmäher der devä-u,
und zwar auf einem Gebiete entstanden ist, das etwa im oder kurz als nid- „Schmäher“. Trotzdem sind die regen¬
Halbkreis das Gebiet umschloß, welches von den awestischen spendenden Himmelsmächte, die Gewässer, die Pflanzen,
Stämmen bevölkert war (s. I1QF. VI, Beiheft S. 16). Daß Haoma und alle die übrigen verschiedenen, mit anderer
die vedischen und die awestischen Stämme miteinander Materie vermischten oder unvermischten Feuerarten die¬
in fortwährenden Kämpfen lebten, ergeben die beider¬ jenigen Mächte, welchen Mazdayasnier wie vedische Stämme
seitigen Texte. Die ganze Lehre Zoroasters, seine Be¬ ihre Verehrung widmen, und die mazdayasnischen Stämme
kämpfung der devä-, die Gleichsetzung der alten Licht¬ fügen sogar noch Naturmächte hinzu, deren Kult bei den
mächte mit denen der Finsternis, ihre Ersetzung durch vedischen Stämmen zurücktritt oder gänzlich fehlt, wie
alles beherrschende Kulturmächte, deren oberster Herrscher den des Himmelsstromes Aradvl (= der Milchstraße), der
der Verstand [mazdäh-, vou?) ist, ist psychologisch Gebirge, der Gestirne.
und historisch überhaupt nur aus dem Auch die von Zoroaster gelehrten Wesen können sich
kriegerisch-politischen Gegensatz zu den die Verfasser des jüngeren Awestas nicht anders denn als
vedischen Stämmen zu erklären. Naturgewalten, den alten *daivä- entsprechend, vorstellen.
1 Wenn Bartholomae mit der Annahme im Rechte ist, daß Man schließt zunächst die wichtigsten derselben zu
Y. 61, s ahurö aß Dualkompositum ist, so spricht auch diese Stelle einer Gruppe, den ama§a- spar^ta-, zusammen, obwohl der
gegen seine oben angeführte Meinung. Ausdruck ama§a- spar^ta-, „erleuchtete Unsterbliche“, da-
— 250 — — 251 —
1

neben in der allgemeineren Bedeutung als Bezeichnung ist Ahura Mazdah hier offenbar zum Taghimmel ge¬
der „geistigen Opferwürdigen“ bestehen bleibt; denn nach worden. Ja die Entwicklung geht noch weiter. War
Vr. 8,1 ist die Zahl der ama§a- spar$ta- „50 und 100 und der Satz „Ahura Mazdäh blickt herab“ gleichbedeutend
1000 und 10000 und unzählige (wohl im Sinne von 100000) mit „die Sonne scheint“, so mußte das notwendig
und noch mehr als das“. Schon das jüngere Awesta führt zur Gleichsetzung Ahura Mazdähs mit der
einen Teil der ama$a- spar^ta- in Naturgottheiten über, Sonne führen. Diese Gleichsetzung liegt schon Yt.
so xSa&ra- vairya- „die erwählenswerte Herrschaft“ = Me- 13,8i vor (s. Übersetzung oben, S. 106f.). Bei einem in
- talle, äramaitl- „Viehzucht der Seßhaften“ = Erde, haur- Ostturkestan lebenden iranischen Stamme ist der Be¬
vatät- „die Unversehrtheit“ = Wasser, amaratät- „die Un¬ deutungswandel abgeschlossen, indem bei ihm urmaysde
sterblichkeit“ = Pflanzen. zum Appellativum mit der Bedeutung „Sonne“ ge¬
Ahura Mazdäh ist es im jüngeren Awesta worden ist.
nicht anders ergangen. Bei Zoroaster ist er der i Unter den von Sir Aurel Stein auf seiner in den
im Lichthimmel herrschende Verstand, seiner Substanz Jahren 1906—1908 durchgeführten zentralasiatischen
nach Feuer wie dieser. Aber selbst Zoroaster vermag Forschungsreise in den „Hallen der 1000 Buddhas“ ge¬
sich von den überkommenen Anschauungen nicht so völlig fundenen handschriftlichen Schätzen (vgl. Stein, Ruins
zu befreien, daß er ihm nicht wenigstens an einer Stelle, of desert Cathay II, 24 ff.) befindet sich nämlich eine
Y. 30, s „die festesten Himmel“ als Gewand zuschriebe. in einer iranischen Sprache (Altkbotanisch) geschriebene
Es ist klar, daß ihm hier die alte Anschauung vom Himmels¬ , Handschrift, welche eine Übersetzung des buddhistischen
felsen vorschwebt. Das jüngere Awesta dürfte Ahura Textes Vajracchedikä enthält. Diesen Text hat
Mazdäh zunächst etwa im Sinne des arischen Dyü- „Licht¬ Sten Konow mit einer Einleitung, einer von ihm ge¬
himmel“ aufgefaßt haben, in dem sich die himmlischen fertigten Sanskrit-Interlinearversion, mit dem von Max
Gewässer befinden, die er spendet. Wir haben oben eine Müller in den Anecdota Oxoniensia veröffentlichten
Stelle, Y. 68,22 = Ny. 1. 2,6, angeführt, in welcher die Ge¬ Sanskrittexte, mit Anmerkungen, englischer Übersetzung
stirne im allgemeinen Mazdähs Augen sind. Schon und Glossar herausgegeben in „Manuscript Romains of
im Yasna haptaiahäiti, Y. 38, s f., heißen die Gewässer Buddhist Literature found in Eastern Turkestan. Facsi-
ahuräniS ahurahyä, was nichts anderes bedeuten kann, miles with Transcripts Translations and Notes, edited in
als „die Gemahlinnen des Herrschers (= Mazdähs), des conjunction with other scholars by A. F. Rudolf Hoernle...
Herrschers Töchter“*, und das ist auch sonst im jüngeren Vol. I... Oxford at the Clarendon Press 1916“, S. 214 ff.
Awesta eine Bezeichnung der Gewässer (s. Altir. Wörter¬ In dieser altkhotanischen Vajracchedikä wird Blatt 28a1
buch, Sp. 195). (S. 261) der Lokativ sürye „Sonne“ mit urmaysdäm wieder¬
Wenn aber Ahura Mazdähs Auge nach Y. 1, 11 = gegeben, während Blatt 41 b‘ der entsprechende Nominativ
3,13 = 4, iS = 7, iS = 22, iS = S. 1. 2,1 die Sonne ist, urmaysde steht. An der zweiten Stelle, die in der Über¬
während MiGra 10000 Augen zugeschrieben werden, so setzung erweitert ist, hat der Sanskrittext nichts Ent¬
sprechendes. Dazu bemerkt Konow auf S. 219: „The
1 Wenn Bartholomae Sp. 196 ahuräm- als Patronymikon word urmayzdäm [lies: urmaysdäm] in the Vajracche-
erklärt, so ist das ganz sicher falsch. Die Bildungen auf -äni dika 28 a1, where Max Müller’s Sanskrit text has sürya,
bezeichnen immer die Ehefrauen; vgl. ved. ürjäni-, varunäni-,
is evidently a rendering of Sanskrit äditya, which is often
aranyäni-, mudgalärii-, purukütsänl-, uslndräm-, indräni--, ganz ab¬
gesehen davon, daß ahura- kein Eigenname ist. Es ist natürlich used in parallel passages. It is clearly the same word as
an die altarische Inzestehe zu denken. Old Persian auramazda, Persian ormazd. The people must,
252 253

therefore, have known the Zoroastrian god as tho deity himmel führt er die Bezeichnung sahasrätyä- „der Tausend¬
corresponding to the Indian ädityaEntsprechend setzt äugige“, und so wird sein Name zu einem Worte für
Konow in seiner Interlinearversion äditya- ein. „Nacht“. Auf der anderen Seite wird der Name Indra
Das Beispiel zeigt, wie falsche Theorien zu einem Appellativ im Sinne von „Regenzeit“, „Wolke“
an der Erkenntnis der klarsten und ein¬ in derselben Weise, in der deva- dazu geworden ist, das
fachsten Tatsachen hindern. Ohne die völlig in der angeführten Redensart eben Indra bezeichnet.
verfehlte, weil von ganz falschen Vorstellungen über die Nach altarischer Anschauung ist die Substanz aller
Lehre Zoroasters und ihre Entstehung ausgehende Theorie deva- Eeuer. Noch heute hat darum in der Gujaräti
Oldenbergs wäre Konow schwerlich darauf verfallen, das Wort devatä (spr. devtä) die Bedeutung „Feuer“.
anzunehmen, in dem der altkhotanischen Übersetzung zu¬ Eine ganz genaue Parallele zu der Bedeutungs¬
grunde liegenden Sanskrittexte habe äditye statt des in entwicklung des Namens Ahura Mazdäh zum Appella-
Max Müllers Sanskrittext erscheinenden sürye gestanden tivum = „Sonne“ zeigt wiederum der Name Indra nach
(s. Müllers Ausgabe, S. 185). An sich könnte, da der Hemacandra, der in seinem Wörterbuch Anekärthasam-
Sinn des übersetzten Wortes an beiden Stellen unbedingt graha II, 385 dafür folgende Bedeutungen gibt: indra)),
„Sonne“ sein muß, natürlich jedes Sanskrit-Wort im Texte sahre ’ntarätmani äditye yogabhede ca. Daß äditye hier
gestanden haben, welches „Sonne“ bedeutet. Zum Über¬ im Sinne von „Sonne“ steht, beweist die Begründung der
fluß aber beweist ja der an der gleichen Stelle ge¬ Bedeutung im Kommentar des Verfassers: indrena drävite
fundene und in dem gleichen Bande veröffentlichte dhvänte „weil Indra die Finsternis vertrieben hat (= ver¬
Sanskrittext der Vajracchedikä, der genau so wie treibt)“.
Max Müllers Text sürye liest, daß die Vorlage des Übrigens teilt mir Prof. H. J u n k e r mit, daß Ahura
altkhotanischen Textes an der angeführten Stelle nicht Mazdäh auch in allen übrigen iranischen Ost dialekten
von dem Texte verschieden war, wie wir ihn seit langem die Bedeutung „Sonne“ angenommen hat.
kennen; vgl. a. a. 0., S. 185. Ähnlich wie hier der Name Indras zu Appellativen
Derartige „Bedeutungsübertragungen“ sind ja ganz wird, die auf der einen Seite „Sonne“, auf der anderen
gewöhnlich. So nimmt im Pali devä- die Bedeutung „Nacht“ bedeuten, ist Mi0ra in Westiran zu einem
„Wolke“ an in der herkömmlichen Redeweise devo vassati, Appellativum im Sinne von „Sonne“ geworden, wie das
wörtlich „der deva (nämlich Indra) regnet“. Ebenso wird neupersische mihir, mittelpersisch mihir-, als sanskritisches
deva- im Präkrit ein Wort für „Wolke“; s. Hargo- Lehnwort mihira-, beweist. Die Hauptbedeutungen des
vinddas Trikamchand Seth, Päi'a-sadda-mahan- neupersischen Wortes sind nach Vullers „Sonne“, „Liebe,
navo, Calcutta, Sam. 1976, S. 588. Die herkömmliche Freundschaft“; das Sanskritwort, das in den Texten vom
Redensart vererbt sich von Geschlecht zu Geschlecht, Mahäbhärata ab belegt ist, hat angeblich die Bedeutungen
aber die Maturanschauungen ändern sich, und „Sonne“, „Greis“, „Wind“, „Wolke“, „Mond“ und findet
mit ihnen die Wortbedeutungen. In der Ban- sich auch in Eigennamen, wie Mihiradatta- (Räjataran-
gä 11 verzeichnet Haughton unter indra Nr. 5 die ginl IV, 80) — MiTpaBccTY)?. Die Bedeutungen „Greis, Wind,
Bedeutung „Nacht“, im Präkrit heißt inda = sanskrit Wolke, Mond“ sind in der Literatur nicht belegt; „Greis“
indra u. a. „Wolke“, „Regenzeit“ (Hargovinddas s. v., beruht wahrscheinlich nur auf einer falschen Lesart (yrddha-
Nr. 11). Indra ist in alter Zeit der Himmelsgott im statt buddha-). Hemacandra (1088—1172 n. Chr.) gibt
allgemeinen, der Spender des Himmelslichtes und im Anekärthasamgraha 3, ees die Bedeutungen „Sonne“,
des Himmelswassers. In seiner Eigenschaft als Nacht- „Wolke“, „Buddha“. Mankha (Mitte des 12. Jhd.) und
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Säsvata (Zeit unbestimmt) kennen das Wort nicht, ist (s. unten, S. 260ff.). Zoroaster nennt in seinen Gä0ä
Amara (Zeit unbestimmt) I, 3,29 und Haläyudha Ahura Mazdäh niemals als Spender des xvaranah-, wie er
(Mitte des 10. Jh.) I, 36 geben, wie Hemacandra, letzteres überhaupt nur an einer Stelle, Y. 51, ts erwähnt:
Abhidhänacintämani 2, n die Bedeutung „Sonne“, letzterer „Diese Erleuchtung (cistlm — daenqm) wählt sich Jämäspa,
in seinem Kommentar zum Unädigana 416 „Wolke“ und der Hvogva, das xvaranah- des Lichtes (iStöiS), durch das
„Sonne“ und fügt daselbst ein Neutrum mihira- in der Licht-des-Heiles (a§a-), diese Herrschaft des hellen Ge¬
Bedeutung „Wasser“ hinzu. Von der Tatsache, daß dankens (wählen sich) die Wissenden. Das verleihe mir,
es sich um ein Lehnwort aus dem Persischen Herrscher, daß sie mich mit Macht unterstützen, Verstand!“
handelt, haben die indischen Gelehrten keine Es ist klar, daß er hier das Licht des hellen Ge¬
Ahnung. Hemacandra (Dhätup. I, 551, Unädig. 416, dankens, die Ausstrahlung Mazdähs, das xvaranah- des
Komm, zum Abhidh. II, 11) und Ujjvaladatta (Unädiv. Lichtes, dem daevischen xvaranah- entgegenstellt. Jenes
I, 52) leiten mihira- von der Sanskrit Wurzel mih- „min- wählen sich die Wissenden, dieses die verblendeten
gere“ ab. Aber in der Zeit, in welcher das Wort mihira- Verehrer der daeva. Jämäspa, der durch Zoroasters Lehre
auftritt, ist die vedische Anschauung bereits geschwunden, wissend gewordene, gibt dieses auf, um jenes zu wählen,
nach welcher Hegen und Harn identisch sind (s. IIQF. VI, „die Herrschaft (x§a&ram) des hellen Gedankens“. Für
Sachverzeichnis unter „Himmelsfeuer“, S. 185). Die hei¬ das, was im jüngeren Awesta xvaranah- heißt, verwendet
mische Etymologie ist also ohne Zweifel falsch. Zoroaster in den Gä0ä den Ausdruck x§a&ra-, eben weil
Wie die Bedeutung „Sonne“ in Westiran entstanden er das daevische Wort xvaranah- vermeiden will. Er weiß
ist, ist nicht schwer zu verstehen. Schon im jüngeren natürlich, daß xvaranah- „Himmelslicht“ bedeutet und zwar
Awesta tritt Mi0ra als der Hauptspender des xvaranah- die die Herrschaft verleihende Art oder Seite dieses
gegenüber Ahura Mazdäh stark in den Vordergrund. Es Lichtes. Hier wendet er das Wort an, weil es sich um
ist sehr bezeichnend, daß wir gegenüber dem Mihir-YaSt die Bekehrung eines Kriegers, der bisher unter dem Ein¬
kein altes Hormezd-Ya§t haben. Galt aber Mi0ra als flüsse des daevischen xvaranah- gestanden hat, zu seiner
der Spender der wichtigsten Art des Himmelslichtes, eigenen Lehre handelt.
des xvaranah-, wegen dessen Ausstrahlung im Awesta auch Die persischen Adelsnamen auf -farna- bezeugen, daß
die Sonne verehrt wird, welche Mi0ra in dieser Tätigkeit zu Zoroasters Zeit der Begriff des xvaranah- auch den
ablöst (s. S. 121), so war der Schritt zur Gleich¬ Westiraniern geläufig war. Und wenn das Ausstrahlen
setzung Mi0ras mit der Sonne nicht weiter, als desselben (oder zoroastrisch: des x§a&ra-) durch die Gestirne
zu der in den ostiranischen Dialekten ein¬ im allgemeinen, am Tage aber durch die Sonne stattfindet,
getretenen Gleichsetzung Ahura Mazdähs mit der so mochten es die Zoroastrier als Ausstrahlung Mazdähs,
Sonne. Im ganzen Awesta aber einschließlich die in der Überzahl vorhandenen Verehrer der daeva-
seiner jüngsten Teile ist die Gleich setzung als solche des Lichthimmels, dyu-, oder gegebenenfalls
Mi0ras mit der Sonne noch nicht einmal ange¬ Mi0ras deuten. Nach Herodot I, isi sei der Kult Mitras,
bahnt, geschweige denn durchgeführt. den er für eine Göttin hält, den Assyriern oder den
Da das Ausstrahlen des die Herrschaft verleihen¬ Arabern entlehnt; aber das persische Mitra sei Bezeich¬
den Himmelsfeuers, des xvaranah-, auch durch die nung des Himmels. Seit Artaxerxes II. ist der Mitra-
Sonne stattfindet, so ist es sehr wohl möglich, daß man Kult auch in den Inschriften der Achämeniden bezeugt.
in Persien eine andere Anschauung von Mi0ra hegte, Da Mi0ra, wie wir sahen, als Naturkraft, als Regen¬
als in Nordiran, wo der Kern des Mihir-Yaäts entstanden spender, auch am Tage wirkt und das xvaranah- in Ge-
256
257
stalt des Blitzes auch am Tage auf die Erde sendet, so
den Pflanzen usw. Als Kriegshelfer ist er mit Vere-
ist es verständlich, wenn man ihn mehr und mehr als
Qrayna, dem Winde und Ra^nu, als Spender des
den hauptsächlichen Himmelsgott betrachtete und
Lichtes des Verstandes mit Daenä, Vohu manah,
ihm schließlich auch die Sonne zuwies, um ihn zuletzt
Cisti, Äfrlti, als Spender des eschatologischen Feuers
mit dieser gleichzusetzen. Auch der griechische
mit den Seelen usw. verbunden. Da sich eine strenge
Oöpavö? ist ja ursprünglich der Nachthimmel, und sein
Scheidung der Eigenschaften MiOras in den anzuführenden
stehendes Beiwort bei Homer und Hesiod ist Äinrepösic.
Stellen nicht durchführen läßt, ordnen wir diese nach
denjenigen Yazata an, mit denen zusammen Miöra am
Miöra als Sohn Ahura Mazdähs. häufigsten angerufen wird.

In Yt. 17, i6 wird die Familie des den Reichtum


Miöra mit Ra^nu usw.
verkörpernden Himmelslichtes (A&-) gegeben. Die Stelle
lautet: „Dein Vater ist Ahura Mazdäh, der größte Y. 65, 12ff. werden gemeinsam angefleht: die Gewässer,

der Opferwürdigen, der leuchtendste (vcthistö) der Opfer¬ die Länder, die Pflanzen, die „erleuchteten Unsterblichen“,

würdigen; deine Mutter ist Äramaiti, die erleuchtete die Frava^i der Besitzer des Lichtes-des-Heils, Mi0ra,

(spenta)] dein Bruder ist der leuchtende (vanhus) Srao^a Srao|a, Ra^nu, Ätar, der Enkel der Gewässer (apqm
und der zum Lichte-des-Heils gehörige (a$yö) Ra^nu, der
napät-) und alle Opferwürdigen.
himmelslichtige {bdrazö), der kraftbegabte, und Miöra, Y. 70,2 f. wird die Verkündigung der Satzungen fol¬

der Besitzer der breiten Rinderweide, der zehntausend gender „Opferwürdiger“ gelobt: Ahura Mazdäh, Vohu

Späher und tausend Ohren besitzt; deine Schwester ist manah, A^a vahiSta, XSaOra vairya, der himmelslichtigen

die mazdayasnische Daenä.“ Da alle Opferwürdigen Äramati, der mit der Unversehrtheit verbundenen Unsterb¬

ihrer Substanz nach Himmelsfeuer sind, so sind sie natür¬ lichkeit, des Bildners des Rindes, der Seele des Rindes,

lich alle miteinander verwandt, und ihr Vater ist der Ätars, Srao^as, Ra^nus, Miöras, des Windes, der Daena,

Ahura Mazdäh, von dem wir bereits sahen, daß das der Äfrlti (= Spruch, Fluch wie Segen), der Anädruxti
(Nichtverletzung), der Anavauruxti.
jüngere Awesta ihn entweder als den Lichthimmel im
allgemeinen, also im Sinne des altarischen Dyü- (Dyaus Yt. 10,4i: Miöra, Ra^nu und Srao^a als Schlachten¬

pita), oder, namentlich in Verbindung mit Miöra, als den lenker (s. oben, S. 209).

Taghimmel auffaßte. Am häufigsten wird Ätar, das Yt. 10,79: Miöra teilt mit Ra^nu die Wohnung, die

Sakralfeuer, als sein Sohn bezeichnet, und daß die Ge¬ er ihm verliehen oder von ihm erhalten hat; s. oben, S.
154, nebst Fußnote.
wässer seine Gemahlinnen und Töchter zugleich sind, ist
bereits erwähnt worden (oben, S. 250). Yt. 10, ioo Miöras Gefolge : Srao|a, Ra^nu, Gewässer,
Pflanzen, Frava^i.
Wenn Miöra in der zuletzt angeführten Stelle der
Yt. 10, 126 r. Miöras Gefolge: Ra^nu, Cistä, die maz¬
Bruder der A^i genannt wird, so beruht dies natürlich
dayasnische Daenä, (Dämöi§) Upamana, Ätar = das könig¬
auf seiner Eigenschaft als Spender des Reichtums,
liche xvardnah.
namentlich der Herden. In ihr erscheint er darum zu¬
Yt. 10, i39: Wer Mazdäh verachtet, verachtet die
sammen mit einer anderen Verkörperung des Reichtums,
anderen erleuchteten Unsterblichen, verachtet Miöra, die
mit Päroqdi, aber auch mit Räman, einer männlichen
Satzung und Ra^nu und Arstät.
Entsprechung Äramaitis und anderen, die Viehzucht för¬
Yt. 13, 2 f.: Mazdäh nebst Miöra und Ra^nu und Ära¬
dernden Mächten, wie Rasgnu, Vlsya, den Gewässern,
maiti tragen den sternengeschmücktenHimmel als Gewand.
17
— 258 — — 259 —

Yt. 13,47: die Frava^i zusammen mit Mi0ra, Ra§nu, Diese Beschützer der Weide werden mit der ersten
Dämöi§ Upamana und dem Winde als Helfer in der Tageszeit (Hävani) zusammen angerufen: Y. 1, s = 2,s =

Schlacht; vgl. Yt. 10,9. 3,» = 4, 8 = 6,2 = 7, s = 17,2 = 22,6 = 59, a = G. 1, i, 2

Yt. 13,85». werden nebeneinander genannt: die Fra- Hävani, Sävanhi, Vlsya, MiGra, Räman; Ny. 2,10 Hävani,
vaip des Ätar urväzista-, 'des Srao|a, des Nairyösaraha, MiGra, Räman; G. 1, 7 (im Hävan Gäh) MiGra, Räman,
(86) des Ra^nu, des MiGra, des M%Qra (= Liedes), des Vlsya; G. 1, s. 10. S. 1. 2, ie MiGra und Räman.
Himmels, der Erde, der Pflanze, des Rindes, des ersten Obwohl MiGra ursprünglich der in der Nacht
Menschen (Gaya) und der verstorbenen Inhaber des A^a. schützende Opferwürdige ist, wird er hier zu Tages¬
Nach Y. 4, 64 wird der Verbrecher, dem man wissendes beginn verehrt als der Weide beschützer, wie sich klar
Wasser beim Ordal zu trinken gibt, als der bezeichnet, aus den mit ihm zusammen verehrten Opferwürdigen ergibt.
der Ra§nu widerspricht und MiGra verletzt. Daraus einen Schluß in dem Sinne zu ziehen, er müsse
Yyt. 52 werden zusammen genannt MiGra, Ra|nu, eine Tagesgottheit sein, ist natürlich unstatthaft.
Daenä.
MiGra mit VoroOrayna usw.
MiGra mit Räman usw. In dieser Verbindung erscheint er als der Helfer
Räman führt das nur in Verbindung mit seinem im Kriege.
Namen vorkommende Beiwort xvästra- „der Besitzer der Yt. 10,70 fährt ihm VereGrayna in Ebergestalt voraus;
guten Weide“. Das Wort räman- (wie ä-ramaiti- zu s. dazu oben, S. 89.
Wurzel ram- „ruhen“) bedeutet „Ruhe“, und Zoroaster Yt. 10,48 behandelt MiGra die MiGraverletzer; wie sie
selbst gebraucht es im Sinne der durch die Herrschaft Yt. 14, es von VereGrayna behandelt werden. (Quelle:
(x$a&ra-) gesicherten ruhigen Viehzucht; vgl. Y. 29, io. Yt. 10).
35,4. 48, ii. 53,8. Im jüngeren Awesta erscheint dieser Yt. 14,47 VereGrayna, MiGra und Ra^nu zusammen
Begriff als Yazata in Verbindung mit anderen die Vieh¬ in der Schlacht.
zucht fördernden Opferwürdigen:
MiGra und andere Opferwürdige.
Vr. 1,7. 2,9: das Lied Vohu x^aGra (= die GäGä
Y. 51), MiGra, der Besitzer der breiten Rinderweide, Yt. 13,94». Daenä mäzdayasni, MiGra, Ap$m napät.
Räman, der Besitzer der guten Weide. Yt. 10,66 sein Gefolge: die leuchtende A|i, Päreqdi,
Yt. 2, 4 : MiGra, der Besitzer der breiten Rinderweide, Nairyä H^mvareiti (= männliche Wehrhaftigkeit), das
Räman, der Besitzer der guten Weide, A^a vahiSta-, Ätar, königliche Xvarenah, der Raum (®wä|a), DämöiS Upamana,
Naptar apqm, Wasser. die Frava^i.
Yt. 10, 4 heißt MiGra wie Yt. 8, a Tistrya räma-qayana- Vr. 11,6 werden die Opfergaben überwiesen Ahura
„den Wohnsitz der Ruhe gewährend“, „ruhigen Wohn¬ Mazdäh, Srao^a, Ra^nu, MiGra, den erleuchteten Unsterb¬
sitz gewährend“. lichen, den Frava^i, den Seelen der Besitzer des Lichtes-
V. 3, i : Der Erde ist es am behaglichsten, wo man des-Heils, Ätar dem himmelslichtigen Ratu, dem Myazda
MiGra und Räman verehrt. (= Opferspeise) und der Ratubefriedigung.
Y. 22, 23 f. = 72, e f. werden miteinander angerufen: Vr. 7,2 wird geopfert dem leuchtendsten Zugang zum
Ahura Mazdäh, die erleuchteten Unsterblichen, MiGra, leuchtendsten Leben, Arstät, der leuchtenden, die Geschöpfe
Räman; ferner Sonne, Wind, soweit zur lichten Schöpfung fördernden, die Geschöpfe wachsen lassenden, die Geschöpfe
gehörig, Cisti, Daenä usw. (eschatologisch) in Feuer verwandelnden, ihr, welche die
17«
260 261
mazdayasnische Daenä ist; Mi0ra, dem Besitzer der breiten falsch ist, er sei den Arabern und den Assyriern entlehnt.
Binderweide; der flinken Päreqdi, (3) der männlichen Wehr¬ In schriftlich belegt istMiöra in Persien seit Artaxerxes II.
haftigkeit (hqmvaraiti-), dem Schlaf, (4) den Geschöpfen der (404—359); leider lassen sich daraus für die Einführung
lichten Schöpfung, welche vor dem Himmel und dem Wasser
des Mi0ra-Kultes in Ostiran keine Schlüsse ziehen. Sicher
und der Erde und den Pflanzen und der Kuh geschaffen aber war er zur Zeit des 10. Buches des Rgvedas bei den
sind, dem Himmelssee, dem guten Wind, dem Lichthimmel. ostiranischen Mazdayasniern bereits weit verbreitet, bei
denen MiOra damals schon als der mächtigste der yanata-
galt.
Einführung des MiGra-Kults im mazdayasnischen Der Dichter des Liedes X, 22 aber weiß noch, daß
es früher anders war, und beteuert emphatisch das Fest¬
Ostiran.
halten sein es Stammes am Indra-Kult trotz des allgemeinen
Zur Zeit des jüngeren Awestas und des Rgvedas Abfalls zu Mi0ra (s. IIQF. VI, Beiheft S. 30ff.).
war Ostiran von vielen arischen Stämmen besiedelt, welche Vedische Stämme lebten zur Zeit Zoroasters und in
dem arischenNaturdienst huldigten. Abernicht alleStämme den Jahrhunderten nach ihm in Ostiran als feindliche
verehrten dieselben Naturmächte unter denselben Namen. Nachbarn neben den awestischen, deren Existenz sie durch
Die vorübergehende oder dauernde Seßhaftigkeit führte fortwährenden Viehraub gefährdeten. Daher die Absage
allerdings zu Ausgleichungen, welche Synkretismus im Zoroasters und der jungawestischen Stämme an die devä-,
Veda wie im Awesta zeitigten.
unter deren Führung die vedischen Stämme die awestischen
Auch bei den zoroastrischen Stämmen dürfen wir mit Raub und Mord heimsuchten.
natürlich nicht annehmen, daß bei jedem derselben bereits Daß es sich bei dem Miträ RV. X, 22 nicht um den
alle die „geistigen Opfer würdigen“ verehrt worden seien, bei allen vedischen Stämmen seit alters mit Väruna im
welche im Yasna erscheinen. Eür den Synkretismus des Dualkompositum verbundenen Mitra, sondern um den
Yasnas zeugt unwidersprechlich schon die Tatsache, daß awestischen, selbständigen Mi0ra handelt, ist völlig klar.
eine und dieselbe „Opferwürdige“ in ihm unter ihren beiden Jener altvedische Mitra, der schon zur Zeit der Inschriften
nur mundartlich verschiedenen Namen A§i und Hreti von Boghazköi mit Väruna zur Dual-Person verwachsen
als zwei verschiedene Personen verehrt wird. Noch mehr
war und neben dem stärkeren Teil dieser Doppelperson,
aber zeugt dafür der Umstand, daß mehrere Ya§t Stellen Väruna, im Veda so zurücktritt, daß seine Eigenschaften
enthalten, welche die Einführung neuer „Opferwürdiger“ mit denen des anderen Teiles völlig zusammenfallen und
in den Kult empfehlen, indem sie die Vorteile aufzählen, zwar derart, daß sich sein ursprünglicher Charakter nicht
die man erlange, wenn man diesen oder jenen „Gott“ wie mehr erkennen läßt, kann nicht plötzlich eine solche Macht
die anderen yaeata- verehren würde. Solche Stellen finden über die Gemüter gewonnen haben, daß ein allgemeiner
sich in Yt. 5,7 ff. (Aredvl), 8, u. is. 17. 19. 23f. ss (Tiüstriya),
Abfall zu ihm überhaupt denkbar wäre. Denn die meisten
10,7*. los ff. (Mi0ra), 13, so (Frava^i) 14,48 (VereQrayna) und Lieder des RV. sind nicht im Behagen friedlichen Be¬
15,56 (Vayu). Wir sehen hier, wie neue Kulte eingeführt sitzes entstanden, sondern in Zeiten einer Völkerwanderung,
werden, leider ohne in den meisten Fällen bestimmen zu in der die einzelnen Stämme mit ihrem Viehbesitz nach
können, wann dies geschah und woher diese Kulte entlehnt Osten drängen. Die ersten arischen Siedler sind in den
wurden.
fruchtbaren Weidegründen um den Hamün-See seßhaft
Herodot weiß im 6. Jahrhundert, daß der Mi0ra-Kult geworden und wehren den nachdrängenden Stämmen die
in Persien nicht ursprünglich ist, wenn auch seine Angabe Ansiedlung. Diese, im Norden und Osten der awestischen
262 263

Siedelungen in die unfruchtbaren Gebirgstäler gedrängt, sogar schon öffentlich in den Wohnungen der vedischen
sind auf Viehraub angewiesen, weil der Boden zu karg Sänger (rsi-) verehrt wird, kann nur der awestische MiOra
ist, um große, die Existenz ihrer Besitzer sichernde Herden sein, unter dessen Führung die jungawestischen Stämme
zu nähren. So entwickeln sich zwischen den arischen die vedischen Stämme verdrängten, soweit sie sich ihnen
Stämmen die wildesten Fehden. Einzelne Stämme ziehen und dem awestischen Glauben nicht anschlossen1.
durch den Kabul-Paß weiter am Fuße des Himälayas ent¬ Daß die awestischen Stämme den vedischen ihren
lang, bis sie im Herzen von Hindustän zwischen Gangä Mi0ra-Kult entlehnt hätten, ist ausgeschlossen. Denn
und Tamunä seßhaft werden. Andere folgen und treiben hätten sie es getan, so wäre es ganz unverständlich, daß
die ersten Siedler von da nach Osten, Süden und Westen, sie sich dem Schutze des verblaßten und somit schwächeren
wie sich aus der von Grierson festgestellten Tatsache Teils der Dualgottheit, nicht aber dem des stärkeren, Värunas,
ergibt, daß die Sprachen des „inneren Kreises“, die sich anvertraut hätten. Auch hätte aus dem farblosen rgve¬
um das gangetische Doab gruppieren, und andrerseits dischen Mitra niemals eine so in allen ihren Zügen be¬
die des „äußeren Kreises“ unter sich bestimmte Eigen¬ stimmte Persönlichkeit, wie der awestische MiGra, ent¬
tümlichkeiten aufweisen, die je der anderen Gruppe mangeln. wickelt werden können (s. oben, S. 247).
Die beiden Wanderungssagen, die uns das Satapatha- Ein Teil des zehnten YaSts gibt uns nun bestimmte
Brähmana aufbewahrt hat, beweisen ihrerseits — was Hinweise dafür, woher der MiGra-Kult nach Ostiran ein¬
eigentlich ganz selbstverständlich ist —, daß die indischen geführt und unter welchen Stämmen MiGra ursprünglich
Arier nicht mit einem Male als kompakte Masse er¬ der Hauptgott war.
wanderten, wie etwa die Helvetier in Gallien, sondern Nach Yt. 10, u nämlich dürfen wir die Entstehung
nacheinander in kleineren oder größeren Familienver¬ des Kernes dieses Ya§ts und somit den Ausgangspunkt
bänden, wie etwa die Angeln und Sachsen in Britannien. des ostiranischen MiGra-Kults in Nordiran suchen, d. h. in
Wann die ersten arischen Siedler nach Indien kamen, dem Gebiete, welches zwischen dem kaspischen
wissen wir nicht. Fest steht aber, daß die meisten See und Sogdien liegt. An der angeführten Stelle
rgvedischen Lieder mitten in die Zeit dieser durch Se߬ werden „ die tiefen Seen mit ihren breiten Fluten und
haftigkeit zeitweilig unterbrochenen Wanderungen fallen die schiffbaren Gewässer“, von bestimmbaren Ländern
und die Opferlieder darstellen, durch die man sich erfolg¬ Chorasmien, Sogdien, Margiana und Areia, nicht aber
reiche Raub- und Kriegszüge sicherte. Hyrkanien, Baktrien, Drangiana und Arachosien erwähnt.
In solchen wilden Zeiten, in denen man um das nackte Das Zamyäd-Ya§t (Yt. 19) und das Vendldäd dagegen
Leben kämpft, sind die Bedingungen nicht gegeben, unter führen uns nach Ostiran, an den Hamün-See und an
denen man einen alten, allgemein verehrten Kriegs- und seine aus dem USidarona-Gebirge kommenden Zuflüsse.
Gewittergott wie Indra aufgibt zu gunsten eines bereits Daß der MiGra-Kult nicht allen arischen und in¬
aller Individualität entbehrenden Gottes, wie der vedische sonderheit nicht den awestischen Stämmen gemeinsam
Mitrd. war, ergibt sich aus Yt. 10, s< tr. 74. tos ff.
Wenn der Dichter des Liedes X, 22 einen solchen
allgemeinen Abfall von Indra zu Mitra — und nicht zu 1 Daß wir im RV. keine Sammlung der Lieder aller vedischen
Stämme vor uns haben, ist selbstverständlich. Bewiesen wird es
Vdruna — feststellt, so kann das nur durch die Tat¬
schon durch die Tatsache, daß das jüngere Awestu den finstern
sache veranlaßt sein, daß auf Seiten dieses Mitra die
Geist — avra- mainyu- — nicht nur mit Indra und den Näsatya,
sichtbarsten kriegerischen Erfolge Vorlagen; mit anderen sondern auch mit Sarva gleichsetzt, der in unserer RV-Sammlung
Worten, der in X, 22 erwähnte Mitra, der heimlich oder nicht, wohl aber im Atharva-Yeda erwähnt wird.
— 264 — 265

Wenn Yt. 13, ss und Yt. 10, me. den Hi0ra-Kult samt Da uns das Lied RV. X, 22 nun bezeugt, daß zur
seinen Tieropfern aufZoroaster zurückführen, so ist dies Zeit seiner Abfassung der Mi0ra-Kult sich schon zu den
nach Ausweis der Gä0ä natürlich eine glatte Unmöglich¬ vedischen Stämmen verbreitet hatte, so muß der Kern
keit. Ebenso unzoroastrisch ist es, wenn nach Yt. 10,90f. des 10. Ya§ts jedenfalls älter sein, als dieses vedische
Ahura Mazdäh und die ame$a- spar^ta- den Mi0ra als
Lied.
Hävanan einsetzen und ihn durch Bestrahlung mit Him- Über die Bewohner des Landes, in dem der Kult
melslicht zum Opferwürdigen weihen, oder wenn Ahura Mi0ras nach Yt. 10,14 heimisch war, belehrt uns Herodot,
Mazdäh ihn nach Yt. 10,92 zum Herrn und Vertreter (ahü- indem er uns I, 125 erzählt: ahXoi Bs IKpuat sld oiBs-
und ratu-) der Lebewesen der lichten Schöpfung einsetzt. ) üavö'iaT.aToi, AvjpoufftaToi, rsppidcvuH' o3xoi psv mÄvrec öporfpis
Historisch ist an diesen Stellen nur die Tatsache, daß et<n, oi aXXoi vo^aBs?' Aaoi, MapSoi, Apo7tixo£,
MiOra dem mazdayasnischen Kulte erst später einverleibt S«Y“pTl0t- Di® Daher lebten im Westen des Gebiets,
wurde.
welches das 10. Ya§t schildert, am Ufer des Kaspischen
Nach Yt. 10, ssff. 12s. 140 haben Ahura Mazdäh und die Sees, die Apoittxoi, offenbar identisch mit den ASpßwss
amaqa- spanta- selbst dem Mi0ra geopfert, werden ihm (Derblces)1 am (alten) Unterlauf des Oxus in der Landschaft
also untergeordnet. Margiana, die unsere Yast-Stello erwähnt, die Marder am
Kaspischen Meer als Nachbarn der Hyrkanier. Wenn
Yt. 10, ei aber hebt hervor, daß Mi0ra vom „Spender
das Ya8t von den tiefen Seen mit ihren breiten Fluten
gespendet“, d. h. von Ahura Mazdäh den Menschen als
und den breiten, schiffbaren Gewässern spricht, so sind
Schutzherr verliehen worden sei, natürlich um die Be- 1
damit natürlich in erster Linie der kaspische und der
denken derer zu entkräften, welche daran Anstoß nehmen
Aralsee und der Oxus mit seinen Nebenflüssen gemeint.
wollten, daß Mi0ra ja auch von den daevischen Stämmen
Unter nomadisierenden Stämmen also sind die
verehrt werde. Daß das 10. Ya§t also für die Ein¬
Lieder entstanden, die den Kern des 10. YaSts bilden.
führung dieses neuen Kultes in Ostiran Propa¬
Und daraus wird die Gestalt MiOras, wie sie in diesem
ganda macht, daß der Kult dort nicht heimisch
Texte erscheint, erst recht verständlich. Für den Nomaden
oder aus der Vorzeit übererbt war, steht außer
war der Sternhimmel von ganz anderer Bedeutung, als
Zweifel. Mit dem Texte dieses Yasts wurde er dort
für den seßhaften Viehzüchter. Wenn er dem Nomaden
erst unter den awestischen Stämmen begründet. Darum
nicht leuchtete, wie sollte dieser seine Herden gegen
werden auch in den Tiraden 54 ff. (55 = 74), 119—122
und 137 ff. besondere Vorschriften für seinen Kult gegeben.
1 Man braucht sich di© erst© Silbe nur mit den Svarabhakti-
Ein den anderen Ya§t fehlendes Moment bilden in ihnen
Vokalen des p gesprochen zu denken, um die verschiedenen Na¬
die Kasteiungen durch Hiebe und die Vorschriften über mensformen zu vereinigen. Der Dpbhika, den Indra RV. II, 14, 8
die Abspülungen, beides Züge, die an das Vendidäd ge¬ tötet und dessen Rinder er in den Pferch (valäm) des Stammes
mahnen (Tirade 122) *. treibt, welchem der Sänger des Liedes angehört, ist selbstverständ¬
lich, wie schon Ludwig und Brunnhofer gesehen haben, kein
Dämon, sondern ein Mensch mit Fleisch und Blut, ein von dem
Die Erwähnung der „Opferlieder“ (staota- ytsnya-, unter vedischen Räuberstamm erschlagener und beraubter Derbiker
welche die Gä0ä gehören) und des Vispered ist wohl ein später (Droplker). Säyana etymologisiert: sarvän vidärayati bhiyam karötiti
Zusatz. Der durch das Metrum gedeckte asyndetische Ausdruck Drbhikö nämäsurah, erklärt also, der (nur hier erwähnte) Dpbhika
ya (l. yo) nöit staotanqm yesnyanqm / ämätö, vispe ratavö ist jeden¬ sei ein Asura (Dämon), der deswegen so geheißen habe, weil
falls ungewöhnlich. Natürlich steht auch nicht fest, ob vispe ra- er alle zerriß (vi-dr-) und Furcht (bhi-) einflößte. Die Quelle seines
tavo hier das Vispered bezeichnet, wie es uns heute vorliegt. Wissens über den Dpbhika ist also lediglich seine alberne Etymologie.
266 267

menschliche und tierische Räuber schützen? Wenn er Miöras, mit der er himmelslichtige Rede bringt (Yt. 10, m),
ihm nicht leuchtete, wie sollte er sich in den weiten kann kaum etwas anderes sein, als der Blitz.
Ebenen der Steppen orientieren? Darum ist Mißra für Das Gewitter ist also hier mit dem Auge des No¬
seine Freunde leuchtend, für seine Feinde finster (Yt. maden geschaut und seinem Vorstellungskreis gemäß
10, äs. 29.); darum zeigt er ersteren die Pfade, während er gedeutet. Mit dem Kampf ist es zwar auch verbunden,
letzteren die geradesten Pfade wegnimmt, also veranlaßt, wie im RV. Aber in diesem hören wir nie, daß Indra
daß sie sich verirren (Yt. 10, in.)1; darum entfernt er für oder die Marut, sein schimmerndes Heldenheer, mit ihrem
seine Verehrer die Enge und schafft ihnen weiten Raum, Vieh zugleich Vordringen. Und die Anschauungen vom
dessen sie zur Ernährung ihres Viehs bedürfen (s. Yt. Gewitter, welche das Tiätriya-Yaät uns bietet, weichen
10,«. 22 f.). Darum ist er der Besitzer der breiten Rinder¬ völlig von denen der angeführten Stelle des 10. YaSts
weide, der ungeheueren Steppe, welche das Himmels¬ wie von denen des RV. ab.
gebirge bedeckt, auf dem seine leuchtenden Rinder, die
Sterne, weiden, die „Weide des Lichtes-des-Heils und Wirkung. So ist es zu verstehen, wenn es nach V. 3, 6 fünftens
des hellen Gedankens“, wie Zoroaster Y. 33, s sagt. der Erde da am wohlsten ist, „wo am meisten Kleinvieh und
Großvieh harnt“. Graßmanns Annahme (Wb., Sp. 1043), die
Als Nomad wählt er nach Wunsch seine Stätte (Yt.
Grundbedeutung von migh-, mih- mingere usw.) sei „aus¬
10, eo), als Nomadenfürst zieht er einher. Tirade 112 f. gießen“, und die Bedeutungen „harnen“ und „regnen“ hätten sich
zeigt uns, wie er in die Länder kommt, in denen seine aus ihr entwickelt, ist verfehlt. Wenn migh-, mih- den Erguß des
Verehrer wohnen. Hier ist er offenbar zugleich als Ge¬ Harns wie den des Samens bezeichnet, so beruht dies eben darauf,
daß man beide als wesensgleich betrachtete. Der Harn steht für
witterspender und als Kriegshelfer gedacht, wie diese
die Arier nicht auf gleicher Stufe mit dem Exkrement. Letzteres ist
beiden Eigenschaften ja auch sonst in ihm vereinigt sind.
dasvisch; für das Harnlassen aber bestehen im Awesta bestimmte
Denn nach 112 dringt er mit seinem Vieh und mit seinen Vorschriften über die einzuhaltende Art und die Sprüche, mit
Mannen vor, die breiten, tiefen (Wege) zur Rinderweide. denen man es begleiten muß, um diese flüssige Form des Himmels¬
Das kann nur eine Schilderung des Gewitters sein. Die feuers nicht in die Gewalt der daeoa gelangen zu lassen. Die
Sterne sind hier nicht als die Öffnungen im Himmels¬ wichtige Bolle, welche der Ham von Vieh und Mensch zur Ver¬
nichtung daevischen Feuers bei der Infizierung durch die nasu-
gebirge gedacht, durch welche das überflutende Wasser
spielt, erklärt sich nur aus der arischen Anschauung von seiner
beim Gewitter herabtrieft (s. IIQF. II, 49 ff.), sondern als
himmelsfeurigen Substanz.
das himmlische Vieh, während die Wolken offenbar der
Staub sind, den die Herde aufwirbelt. Man beachte, daß
die Erkenntnis der Natur der Wolken als Regenspender
erst spät im Awesta erscheint (s. IIQF. II, 54 ff.). Der
Regen wird, wie oft im RV., als Harn, und zwar als der der
himmlischen Rinder aufgefaßt. Harn ist eine flüssige Form
des Himmelsfeuers (s. IIQF. VI), seinem Wesen nach iden¬
tisch mit dem befruchtenden Samen, als der im RV. der
Regen gleichfalls aufgefaßt wird2. Und die Peitsche

1 Diese Eigenschaft wird freilich im Awesta eschatologisch


gedeutet; s. oben, S. 241.
* Die himmlischen Kühe sind mit den irdischen natürlich
wesensgleich. Der Harn beider hat also dieselbe befruchtende
269

seine Hypothese zwar brauchbar, aber doch nirgends not¬


wendig ist.“ Zum letzten Satze sagt er in der Fußnote:
Daß die Himmelswelt und mit ihr das brähman als Licht
gedacht wurde, ist selbstverständlich, desgleichen die
Assoziation des Geistigen mit dem Licht, wofür viele
auch nicht-arische Sprachen Zeugnis ablegen. Übrigens
erscheint der Ausdruck brdhma-loka zuerst an einer Stelle
Nachwort. (der Chänd.-Up.), „die deutlich den Stempel mystischer
Meine Arbeiten über die arische Feuerlehre sind von Spekulation trägt“ (Kirfel, Kosmographie p. 42); und
der Untersuchung der Bedeutung des Wortes brähman- wenn es in der pancägnividyä (Chänd.-Up. V, 3) vom
ausgegangen, deren Ergebnis in den „Indogermanischen Menschen heißt, er sei aus dem Feuer entstanden, so ist
Forschungen“ XLI (1923), S. 185 ff. veröffentlicht ist. hiermit doch gewiß nicht „das kosmische brähmanu (Hertel),
Gegen meine Erklärung des Wortes und des Begriffes sondern einfach, wie der Zusammenhang zeigt, der männ¬
brähman- haben sich neuerdings A. Hillebrandt und liche Same (retas, tejas, sukra) gemeint“.
F. Otto Schräder in der Festgabe H. Jacobi S. 265—270 Diese Ausführungen kleben an der Oberfläche der
und 271—275 geäußert; ich würde mißverstanden werden, Dinge, ein Fehler, den sie leider mit nur allzuvielen
wenn ich zu ihren Ausführungen nicht Stellung nähme. Schriften auf dem Gebiete der arischen Forschung teilen,
Hillebrandt wie Schräder gemeinsam ist, daß sie den ich der arischen Forschung überhaupt zum Vorwurf
die Beweise für die Feuernatur des brähman-, die ich a. a. 0. mache. Es soll selbstverständlich sein, daß die Him¬
S. 190 195 gebe, und insbesondere die nicht wegzudispu¬ melswelt und mit ihr das brähman- als Licht gedacht
tierenden Definitionen derUpanisaden, a. a.O. S. 196 (s. auch wurde, und ebenso selbstverständlich soll die Asso¬
oben, S. 35), mit Stillschweigen übergehen. Ferner be¬ ziation des Geistigen mit dem Lichte sein? Nun, wenn
trachten sie nur das Wort brähman-, ohne die etymolo¬ es selbstverständlich ist, daß das brähman- Licht ist,
gischen und begrifflichen Verwandten zur Bestimmung weshalb hat das dann die arische Forschung noch nicht
seiner Bedeutung heranzuziehen. Ohne einen Überblick bemerkt? Weshalb müht sie sich noch immer um die
über das System der arischen Feuerlehre aber ist es Feststellung der Natur des brähman? Weshalb kommen
natürlich nicht möglich, einen einzelnen Bestandteil dieses die einzelnen Forscher zu ganz verschiedenen Ergebnissen
Systems richtig zu bestimmen. oder auch zu keinem? (S. IF. XLI, 185 ff. und Hille-
Schräder stimmt mir zunächst darin bei, daß die brandt, Festgabe H. Jacobi 265). Vor allem weshalb
Arier die Sonne als eine Öffnung betrachteten, aus welcher bekämpft man denn dann meine Behauptung, das brah-
das Himmelslicht in die Menschenwelt hereinscheine, fährt man- sei Licht = Feuer und zwar das Urlicht (Urfeuer),
dann aber fort: „Weniger einleuchtend ist seine Behaup- und weshalb bekämpft sie insbesondere Schräder
mit jenem Himmelslicht das brähman ursprüng¬ selbst in dem Satze des Textes, zudem er in der
lich identisch sei. Seiner Gleichung brahma = Fußnote die Selbstverständlichkeit der Licht¬
„Lohe, Glut“ beizustimmen scheint mir unmöglich, solange natur des brähman- behauptet? _
er aus der Mantraliteratur auch nicht eine Stelle an¬ Die Assoziation des Geistigen mit dem Lichte soll
geführt hat, in der die Bedeutung „Feuer“ oder „Glut“ deshalb selbstverständlich sein, weil dafür arische
für das Wort brähman als sicher oder auch nur wahr¬ und nichtarische Sprachen zeugen? Vielmehr doch: wir
scheinlich gelten kann; während für die Upanisaden haben die Tatsache vor uns, daß in vielen Sprachen
271

auff?.Tt%e m\?’m
,?°Me K'oäohgesteJlt wird. Das ist birgshöhle, wie man in kleinen Gemeinschaften in
ffallig, mcht selbstverständlich. Sprachliche Tat irdischen Gebirgshöhlen wohnte. Daneben tritt später,
Sachen können niemals das Sachliche begründen sondern
als man in Häusern wohnte, die Anschauung, es sei ein
bedürfen zu ihrer Begründung des Sachlichen.
großes Haus.
Hatte die arische Forschung dies mehr berücksichtigt Daß in allen irdischen Wesen Feuer enthalten sei,
hatte sie nicht m so weitem Umfange mit Snbl! . lehrte die Beobachtung*. Nun kam das gewaltigste Feuer,
und bloßen Übersetzungen gewirtschaftet ScUagWOrtern der Blitz, scheinbar vom Himmel herab. Dieser mußte
sie immer von den Wörtern zu ^ also Öffnungen haben. Folglich schloß man, daß die
sie die EinzeltatsachenU übrigen himmlischen Lichter gleichfalls aus Öffnungen
Sachsystem geeinigt, so würden wir jetzt nicht am End strahlten. Da nun aus allen diesen vermeintlichen Öff¬
nungen, die man zu entdecken vermochte, Licht und Feuer
“Ä“dem strahlte, so schloß man ganz logisch, daß jenseits des
gesamten Himmelsgebirges Feuer lohe, die ganze Welt
also von Feuer umgeben sei. Nur so ist die Annahme
als selbstverständlich. "D^ZsTb^gläub^^A^"
eines Lichthimmels — Feuerhimmels überhaupt erklärlich.
Daß aus den Öffnungen im Himmelsgebirge zu einer Zeit,
in der man nicht mehr in Höhlen., sondern in Häusern
wohnte und demgemäß im „Himmelsgewölbe“ ein Haus
sah, Himmelstore wurden, ist verständlich. Aber die
Auffassung der Gestirne als Öffnungen im Himmels¬
gewölbe kann keinesfalls erst in der Upanisadenzeit ent¬
standen sein (s. Hillebrandt, Asia Major I, 792), weil
sie eben die Voraussetzung der Annahme eines Feuer¬
himmels bildet.
Das irdische Feuer stammt nach den arischen Texten
aus dem Feuerhimmel. Das Feuer verlieh nach ihnen den
irdischen Wesen alle körperlichen, geistigen und sittlichen
dT“^drheistr°ä^ Kräfte und bildete ihren Kern. Dieser Kern stammte
eines S;hil:,tTd%nVndrrren “ A”“b”° nach ihnen aus dem Himmelsfeuer und kehrte in dasselbe
meisfeuer das et ntlfehe W T *“ dss zurück. Alles dies geschieht nach den Upanisaden mit
«»»»-, sei? T der tntS6° a"» Sterbli0h<>”’ ibr dem brähman-, dem Kern der irdischen Wesen, der mit

i'ÄSssi"}«;: der die ganze Welt umgebenden aus Licht (Feuer) be¬
stehenden Masse identisch ist. Schon daraus ergibt sich
die Identität des brähman- mit dem Himmelsfeuer (Feuer¬
himmel), und da wir nun außerdem die oben angeführten

1 ^ XLI> 19L
SHSSS
nQF- VI* 186. 2- Spalte; oben S. 46f.
Definitionen des brähman- in den Upanisaden besitzen,
und da obendrein die Etymologie des Wortes brähman-

1 S. oben, S. 50 fl. 58 ff.


272 273

und die Bedeutungen der übrigen Ableitungen der Wurzel befördern sollte. Das Wort brähman hat diese Bedeutung
brh- beweisen, daß das Wort brähman- „Glut“, „Licht“, im RV. verloren; Haug hat in dem Vedabüschel, das aus
„Feuer“ bedeutet, so ist nicht der mindeste Zweifel daran Kusagras gebunden und eine Spanne lang ist, das dem
möglich, daß meine Erklärung des brähman- richtig ist1. baresman entsprechende Mittel gesucht.“ (S. 268). In
Da das brähman- den Kern der Lebewesen ausmacht, hardsman- und brähman- sei „ihre Wirksamkeit als sym¬
so ist es mit dem „Ich“, dem ütmän-, identisch. bolisches värdhana des Opfers ausgedrückt: värdhana ist
In der älteren vedischen Zeit finden sich noch an¬ ihr wesentliches, geistiges Element.“ RV. VII, 103, s be¬
dere Lichtausdrücke als Synonyma von brähman-; eines deute brähman- „Zauber“, wobei es sich um eine Frucht¬
von ihnen ist agni- vaisvänarä-, „das zu allen Menschen barkeitszeremonie für das ganze Jahr handle (S. 269).
gehörige Feuer“ (s. IIQF. VI, 35. 145 und oben S. 35ff.). Die Bedeutungsentwicklung des Wortes brähman- sei
Daraus erklärt sich der ätman- vaisvänara- der Upanisaden, demnach: „1. Pflanzenbündel als Wachstums-, Fruchtbar- -
der seinerseits, wenn es dessen noch bedürfte, die Feuer¬ keitszauber, värdhana. 2. Zauber überhaupt, als das ganze
natur des brähman- bestätigt. Opfer durchdringende mystische Kraft. 3. Alle einzelnen
Den Beweis dafür, daß brähman- im RV. gleichfalls Arten des Zaubers: Spruch, Lied, Gesang. Jedes davon
nur das kosmische wie das individuelle Feuer bedeutet, ist ein värdhana, brähman kann im Rk ein jedes dieser
werde ich noch erbringen; s. IIQF. VI, Beiheft S. 59. värdhana’s vertreten. 4. Schöpferische Kraft überhaupt,
Während Schräder nicht sagt, was er selbst unter die sich zum kosmogonischen Brahman entwickelt.“
dem brähman- versteht, kommt Hillebrandt auf Haugs Wie man sieht, beruht diese Aufstellung auf der
Erklärung zurück und sucht sie als im ganzen richtig zu unbewiesenen Annahme, daß man sich bei allen Opfern
erweisen. Er leitet brähman- = awest. barasman- von eines symbolischen ‘, das Wachstum bezeichnenden Ruten¬
der Wurzel 2 barh- (vrddhau) (d. i. „wachsen“) Dhätup., bündels, barasman- = brähman- genannt, bedient habe,
Böhtlingk S. 67, 1 r, ab und meint, da das barasman- welches ein Symbol des Wachstums gewesen sei, sowie
ein durch einen Halm zusammengebundenes Zweigbündel auf der weiteren unbewiesenen Annahme, brähman- habe
sei, welches die parsischen Priester noch heute beim diese Bedeutung im RV. verloren.
Haoma-Opfer verwenden, und welches symbolische Be¬ Andererseits läßt sich zeigen, daß die hier vorgetra-
deutung habe, so sei „anzunehmen2, daß man bei allen genen Anschauungen über das barasman- irrig sind.. Ist
Opfern, vor allem dem Somaopfer, sich solcher Symbolik dies aber der Fall, so sind es naturgemäß auch die aus
bediente, die das Wohlgelingen, das Gedeihen, das „Wach- ihnen gezogenen Folgerungen.
| sen“ der Zeremonien und ihrer Zwecke darstellen und Hillebrandt hätte beachten sollen, daß neben der
linguistischen Gleichung brähman- = barasman- die zweite,
1 Wenn Schräder unter dem in Chänd.-Up. V, 9, 2 erwähnten
Teuer den männlichen Samen statt, wie ich erklärt habe, das kos¬ barhis- = barazis-, steht. Die in beiden Gleichungen
mische brähman-, verstehen will, so ist das natürlich falsch. Er enthaltenen Wörter sind Ableitungen aus der Wurzel
übersieht, daß den Worten „aus dem er stammt“ die Worte vor¬ brh-, subst. „Himmelslicht“, verbal „Himmelslicht strah¬
ausgehen: „aus dem er gekommen ist“. Ferner kehrt der len“. barhis- = barazis- ist mit dem an sich seltenen,
Mensch doch nach seinem Tode nicht in den Samen zurück. End¬
aber gerade bei Ausdrücken des Lichtes verhältnismäßig
lich wird der Same niemals mit dem Worte agni- bezeichnet. Der
agni-, zu dem man den Verstorbenen trägt, ist natürlich das Feuer häufigen Suffix -is- gebildet; s. Whitney, § 1153: jyotis-,
des Scheiterhaufens und also mit dem Himmelsfeuer identisch, das
ihn aufnimmt und ihm seine Feuergestalt gibt; s. IIQF. VI, 147 ff. 1 Ich halte die Opferhandlungen der arischen Zeit nicht für
a von mir gesperrt. „symbolisch*; s. oben, S. 70f.
18
— 274 — — 275 —

dyotis-, arcis-, rocis-, socis-, bhräjis-. Nach der Analogie Kulte der Parsen ausgehen sollen. Während die ira¬

dieser Wörter wird also auch hier die Ableitung dieselbe nischen Parsen als barasman- ein Rutenbündel verwenden,

Bedeutung haben, wie das Grundwort, also „Himmels¬ so gebrauchen die indischen dafür ein Bündel von Metall¬
feuer“, „Himmelslicht“ bedeuten. Die in beiden Gleichun¬ stäbchen. Derlei sollte doch zur Warnung dienen. Das
gen enthaltenen Wörter sind darum Synonyma, und es heutige Opfer der Parsen unterscheidet sich in vielen
ist erklärlich, daß sachlich dem vedischen barhis-, wie Dingen vom awestischen, wie jedem Kenner des Awestas

nicht zu leugnen ist, das awestische barasman- entspricht. schon aus dem Texte des Yasna bekannt ist.
Daß das barhis- als „Speisesitz“ der devä- nicht erst
Der devische, also der vedische Kult ist älter, als
eine Einrichtung des vedischen Opfers war, sondern
der mazdayasnische, der eine Reaktion gegen jenen bildet.
aus arischer Zeit stammt, ergibt sich daraus, daß nach
Im RV. ist das barhis- bekanntlich die Streu, welche
Herodot die Perser bei ihrem Opfer die gleiche Ein¬
man für die devä- als Sitz oder Lager auf der Vedi her¬
richtung besaßen. I, 132 lesen wir bei ihm: oöve ßu|»&c
richtete und auf welcher man ihnen die Opfergaben vor¬
rcoisövvo« OÖTS xüp dtvocxodouffi [jiXAovce? 8-usiv .... ’sjtsäv Bk
setzte. Daß man den Ort, an dem die devä- beim Opfer
xavot pipsa vö Ipfjiov s<|)Vj<n) v« xpka, öitom&ras
schmausten und zechten, als das „Himmelsfeuer“ oder,
xo(y)v die ÄicaXonravYiv, p-aXiuva Bk %b vpicpiAXov, hh wüvtfi
was dasselbe ist, als den „Feuerhimmel“ bezeichnete, ist
|&Y)xe Sv iravva arofc xpka. Btabkvxo? Bk aövoö p.«Y°S &V*IP
nicht verwunderlich. Indem man der Opferstreu diesen
xapsuvsS? IroxsCBst &£0Yovfyv, ow)v N| iwÜVoi TJyown ctvat v*]v
Namen gab, übertrug man auf sie das Wesen des Feuer¬
taoiBfjV &vsu yap Bv) [J-ayou öS crcpt vop? tat fruofoc «oUza-
himmels; s. oben S. 75. 219.
&«i. imaytov Bk öTiyov ypövov äizocpkpevai 6 ö-iiff«? mit xpka xal
Das vedische barhis- bestand aus einer Streu, die
ypavai 6 n [nv 16yo? alpksi.
teils unverhüllt hingestreut, teils mit einer Rinderhaut
Also wie die späteren Mazdayasnier, so verbrann¬
umgeben war, also einen primitiven Polstersitz bildete.
ten die Perser zu Herodots Zeiten die Opfergaben nicht,
Diese Bedeutung hat auch das awestische baraziü-. Zwischen
wie er das ausdrücklich vorher bemerkt, sondern legten
dem vedischen und dem awestischen Worte aber besteht
die gekochten Teile des zerstückelten Opfertiers auf eine
der Unterschied, daß barhis- ausschließlich im sakralen,
möglichst weiche Streu. Dann sang der zelebrierende
baraziS- ausschließlich im weltlichen Sinne verwendet
Magier das Opferlied, das gewiß auch wie die vedischen
wird.
und die awestischen Opferlieder unter anderem eine Ein¬
Die Mazdayasnier haben in der sakralen Sprache die
ladung an die „Götter“ enthielt, worauf der Veran¬
übererbten devischen Ausdrücke für Dinge, die sie aus
stalter des Opfers noch eine Weile wartete, um
dem devischen Kult übernahmen, z. T. durch andere er¬
schließlich über die Opfergaben zu eigenem Gebrauche
setzt. Daraus wird sich die Ersetzung des alten barhis-
zu verfügen.
(baraziä-) durch das synonyme barasman- erklären. Da¬
Die Streu, die Herodot erwähnt, kann natürlich nur
neben blieb baraziS in der profanen Sprache mit der Be¬
dem vedischen barhis- entsprechen. Sie muß möglichst
deutung „Sitzstreu“ oder „Polstersitz“ im weiteren Ge¬
weich sein, natürlich, weil sie den „Göttern“ zum Sitze
brauch
oder zum Lager (vgl. die römischen Speisesofa) dienen
Hillebrandt hätte bei seiner Verwendung des sollte. Die Opfergaben werden auf sie gesetzt, wie auf
Wortes und des Begriffes barasman- nicht vom modernen das vedische barhis-. Wenn der Veranstalter der Opfers
nach dem Gesang des Opferliedes durch den Magier noch
1 Ob das awestische barazis- aus umhüllter oder nichtum-
hüllter Streu bestand, läßt sich aus den Texten nicht bestimmen. eine Weile wartet, so wartet er damit offenbar, bis die
18*
I

— 276 — 277

„Götter“ ihr Mahl verzehrt haben. Man nahm dabei bedeutung dieses Wortes und seiner Bedeutungsent¬
wahrscheinlich wie bei der Bewirtung der devd- auf dem wicklung.
vedischen barhis- an, daß die Götter von den ihnen Vor¬ Was endlich die angebliche Wurzel brh- „wachsen"
gesetzten Gerichten nur unmerklich wenig verzehrten; vgl. betrifft, so sei darüber noch Folgendes bemerkt.
RV. X, 95,ia. Im Dhätupätha 1,772, also an der einzigen Stelle, an
Wenn im heutigen parsischen Kult das bäresman- der dieser Wurzel die Bedeutung „wachsen“ zugeschrieben
ein Stabbündel ist, das schon Strabo kennt1, und als wird,schwanken die Handschriften zwischen brh- und vrh-.
Symbol für die Pflanzenwelt betrachtet wird, so läßt Das Ptc. des Kompositums mit pari- lautet vrQha-. Ehe man,
sich das aus dem uns überlieferten Yasna-Texte als spätere wie das PW. und Graßmann, die Wurzeln brh- und vrh-
Umdeutung erweisen. Noch im heutigen Yasna lautet zusammenwerfen dürfte, müßte man den Nachweis führen,
die solenne Einladungsformel an die „geistigen Opfer¬ daß sie identisch seien. Eigene Nachprüfung hat mir er¬
würdigen“, Y. 2, 2 ff.: ahmya zao&re barasmanaeca . . . äyese geben, daß dies nicht der Fall ist. Aber auch unter
yesti: „Zu dieser Opfergabe2 und zu diesem barasman- der stattlichen Zahl der Belegstellen dieser so zu¬
lade ich N. N., um ihm zu opfern.“ (S. oben, S. XXf.). sammengeworfenen Wurzeln und der aus ihnen ge¬
Auch sonst erscheinen zao&ra- und barasman- in fester bildeten verbalen Komposita findet sich im PW- nicht
Verbindung; s. das AirW. Daß beide miteinander ver¬ eine einzige, in welcher vrh- oder brh- die Bedeutung
bunden sind, ergibt sich aus den Formeln Y. 2, i. Ver¬ „wachsen“ im Sinne des naturgemäßen Größerwerdens
gleicht man damit die erwähnten Verhältnisse des persi¬ von Menschen, Tieren oder Pflanzen hätte. Das
schen und des vedischen Opfers, so kann an der ursprüng¬ Petersburger Wörterbuch hütet sich darum auch mit
lichen Bedeutung des barasman- als Sitzstreu für die Recht, in seinem die in Frage stehenden Wurzeln behan¬
„Opferwürdigen“ um so weniger ein Zweifel auf kommen, delnden Artikel 2 barh- das Wort „wachsen“ irgendwo
als der technische Ausdruck für die Bereitung des zu verwenden; und Hillebrandt selbst hebt ja hervor,
barasman- „hinstreuen“, fra-star-, ist. Der Veda ver¬ daß das angeblich von Wurzel vrh- „wachsen“ abgeleitete
wendet für die Bereitung des barhis- entweder star- Wort brähman- die Bedeutung „Wachstum“ niemals hat.
„streuen“ oder vi-star- „streuend ausbreiten“. Dieser Für die Wurzel vrh-, deren Anlaut an sich schon eine
Ausdruck läßt sich mit dem späteren, aus einem Ruten¬ Zusammenstellung mit brähman-, brh- verbietet, ist also
bündel bestehenden und auf zwei sich an den oberen die Bedeutung „wachsen“ erst noch zu erweisen. Der
Enden halbmondförmig spreizenden Metallständern ruhen¬ Dhätupätha allein ist bekanntlich keine sichere Autorität,
den Rutenbündel schlechthin nicht vereinigen, obwohl er und in unserem Falle um so weniger, als er der proble¬
beibehalten wurde, als das barasman- bereits zum Ruten¬ matischen Wurzel außerdem die Bedeutung sabdane „re¬
bündel geworden war. den“, „einen Laut von sich geben“ zuweist. So ist denn
Damit ist aber der Deutung, welche Haug und Haugs und Hillebrandts Erklärung des Begriffes und
Hillebrandt dem barasman- geben, der Boden entzogen, ihre Etymologie des Wortes brähman- auch rein sprach¬
und mit dieser Deutung fällt die gänzlich auf ihr be¬ lich unmöglich.
ruhende Deutung des brähman-, der angeblichen Grund- Ob das irische bricht, wie Osthoff vermutet, mit
dem vedischen brh- und seinen Ableitungen zusammen¬
1 Jackson, Grdr. II, 702.
hängt, muß ich den Kennern des Irischen zur Entschei¬
3 tao&ra- bezeichnet die Opferspeise wie den Opfertrank
(s. Yt. 10, hof., vgl. 119; 5, oiff.; Y. 7, 77; 18, 70); der Bedeutungs¬ dung überlassen. Wenn das Wort die Bedeutung „ma-
ansatz bei Bartholomae ist also zu eng. gical spell“ hat, so ist dies für die Bedeutungsbestimmung
278 279

und abgelehnt. Dem Nachweis, daß nach dem Veda


des vedischen brähman-, awest. barasman-, zunächst völlig
(insbes. AV. X, l,»t.) wie nach dem Awesta das Feuer
belanglos. Selbst nach der von Hillebrandt aufgestell¬
alle mikro- wie alle makrokosmischen Wesen durchdringt
ten Bedeutungsentwicklung würde ja die Bedeutung
(s oben, S. 50ff.), setzt er S. 449 folgendes erstaunliche
„Zauber“ nicht die Grundbedeutung sein. Gehört bricht
Argument entgegen: „Neither of tbese passages even
etymologisch zu brh-, brähman- usw., so wäre zu unter¬
suchen, wie sich seine Bedeutung mit der Bedeutung suggests that fire is the essential principle ofthe umverse.

seiner arischen Verwandten vereinigen läßt. Vorher aber Ich frage: Was ist denn das „wesentliche Prinzip des

wäre es gut, wenn die arische Forschung endlich einmal Weltalls“, wenn es nicht dasjenige ist, was alle Wesen

aufhörte, die Begriffe „Wunder“ und „Zauber“ fort¬ erfüllt? Der RV. und der AV. nennt als solches agnl-,
das Awesta ätar-, beides = „Feuer“. Außer vom Feuer
während durcheinanderzuwerfen und wenn sie nicht nur
behauptet die vedische Literatur dasselbe nur vom brahman-.
der Bedeutungsentwicklung von bricht auf irischem Ge¬
biete nachginge, sondern den durch das Wort ausgedrück¬ Das Feuer wie das brähman- sind also die das All und

ten Begriff genau definierte. Das Wort „Zauber“ kann alle seine Teile durchdringende Kraft. Will Prof. Keit

sehr Verschiedenes, z. T. sogar Gegensätzliches bedeuten. im Ernste den Satz bestreiten, daß zwei Größen, die einer

Der arische „Zauber“ z.B. ist yätü- und eignet lediglich dritten gleich sind, unter einander gleich sind? Die
Upanisad-Stellen, welche das brähman- mit Wörtern wie
den Mächten der Finsternis; s. IIQF. VI. Sein Wesen
besteht in der Wirkung der finsteren Feuer, und darum tejas- „Glut“ und jyotis- „Licht“, die es als das „Licht
sind die Anhänger des vedischen Kultes in den Augen
der Lichter“ {jyotisäm jyotis-, BrAU. IV, 4,ie) oder als die
unter den präm- aus Erkenntnis bestehende Lichtperson
der Zoroastrier, die des awestischen in den Augen der
im Herzen“, nach der anderen Rezension als die aus Er¬
vedischen Stämme yätü-. „Wunder“ und „Zauber“ in un¬
kenntnis bestehende Person unter den pränd-, das Licht
serem Sinne, d. h. im Sinne von Geschehnissen, welche
im Herzen“ (BrAU. IV, 3,0 usw. bezeichnen s. Jacob,
die Naturgesetze aufheben, konnten die Arier gar
Concordance, S. 388f.) sowie diejenigen, welche aus¬
nicht kennen, da sie von Naturgesetzen keine Ahnung
drücklich die Experimente angeben, durch welche
hatten, sondern alles Geschehen als Wirkung von Per¬
man die Feuernatur des brähman- feststellen kann
sonen betrachteten, die mit Feuern verschiedener Stärke,
Art und Wirkung ausgestattet seien oder aus ihnen be¬ (IF. XLI, 190 ff., oben, S. 35), werden in Bausch und

stehen. So können die Begriffe „Wunder“ und „Zauber“ Bogen als „bildlich“ bezeichnet! Dabei hütet sich Prof.
Keith wohlweislich, diese Stellen im Wortlaut oder auch
in unserem Sinne in den arischen Texten gar nicht
nur ihrem Inhalte nach anzuführen, weil er dadurch sich
Vorkommen, sondern nur im Sinne der Wirkung der höch¬
sten und mächtigsten Feuer je der lichten oder der finsteren selbst ohne weiteres widerlegen würde. Auf meinen Nach¬
weis, daß das tapas- der täpasa- („Glutwesen -Asketen)
Schöpfung. Die Höchstleistungen der Besitzer je der
lichten und der finsteren Feuer, also die „Wunder“ und ganz wörtlich als brennendes, sich durch Aufsteigen von
Rauch dokumentierendes Feuer aufzufassen ist (s. auch
die „Zauber“, sind darum beide nach arischer Anschauung
nichts Unnatürliches oder Übernatürliches, sondern etwas oben, S. 7), wird mit keinem Worte eingegangen. Die

vollkommen Natürliches. von Henry und von mir gegebene Etymologie von

Prof. Arthur Berriedale Keith hat in seinem in brähman-, zu der wir voneinander unabhängig auf ganz
verschiedenen Wegen gelangt sind, wird, da sie lmguistisc
der H.O.S. 32f. (1925) erschienenen Werke „The Keligion
and Philosophy of the Veda and Upanishads“, 2. Band, unanfechtbar ist, ohne jede Begründung kurzerHand als

S. 447ff., meine Abhandlung über das brähman- besprochen „most improbable“ abgelehnt (S. 450). Daß Wind und
280 281

Wasser nach arischer Weltanschauung nur andere Er¬ gedruckt, damit sie allen meinen Lesern zu Gesichte
scheinungsformen des Feuers sind, ist dem Verfasser der kommt.
„Religion und Philosophie des Vedas und der Upanisaden“
Wer ist Herr Charpentier? Nach seinen Worten
verborgen geblieben. Er bleibt also bei der alten An¬
offenbar eine Kompetenz ersten Ranges? 0 nein! Er ist
schauung, nach der das brähman- „die heilige Macht, das
völlig unkompetent, und das, wie wir sogleich sehen werden,
Absolute“ sei (S. 644), ohne sich über den Begriff, den
nach seinen eigenen Worten.
er mit „heilig“ verbindet, irgendwie zu äußern, und
Derselbe Herr Professor Charpentier erklärt im
trotzdem er die indische Etymologie, die erst zur
JRAS., Januar 1927, S. 139, Fußnote 1, der Ton, in dem
Deutung des brähman- als „das Absolute“ geführt
ich im Beiheft zu IIQF. VI seine „kritische“ Tätigkeit
hat (Ableitung von vrh- „loslösen“), mit Recht als
gekennzeichnet habe, hindere ihn an einer Entgegnung1.
„absurd“ ablehnt (S. 445). Prof. Charpentier aber
Demnach scheint er ganz vergessen zu haben, daß er mir
der im Bulletin of The School of Oriental Studios. London
den Empfang des ihm zugesandten „Beiheftes“ am
Institution. Vol. IV, S. 337 im übrigen das Werk von
28. März 1926 in einem Briefe quittierte, der fünf kleine
Beith in Grund und Boden rezensiert (z. B. S. 342: „On
Seiten umfaßt und mit den Worten beginnt: „Hochgeehrter
the whole, the present writer cannot, to his regret, find
Herr Kollege, Haben Sie für die gütige Übersendung Ihres
that any real progress has been made in the field of
letzten Werkes meinen allerbesten Dank. Ob ich
research on Vedic religion by this new attempt by Professor
darauf öffentlich zu antworten komme, weiß ich noch nicht,
Keith ), sagt auf S. 345 derselben Rezension: „Only one
denn ich bin mit vielen wichtigen Arbeiten über¬
detail must be touched upon, and the present writer feels
häuft2 und — nötig wäre es ja allenfalls nicht.“ Kein
very happy to confess that, much as he disagrees from
Wort davon, daß ihn der Ton, den er freilich beanstandet,
the views of Professor Keith in general, he is in complete
an einer Entgegnung hindere.
agreement with him there. Professor Keith is to be
congratulated upon the very acute (!) way in which he „Was ich also vielleicht öffentlich nicht zu sagen

has cnticized the entirely impossible (!) theories of Professor beabsichtige, wird deswegen in diesem Briefe folgen“.

Hertel on the meaning of brahman- and on the date of Seine Einwendungen schließen auf der vierten Seite mit

Zoroaster, and we must be thankful to him for having den Worten: „Dies ist so ziemlich alles3, was ich für

done so. Every (!) criticism of such premature and extra- jetzt zu sagen habe.“
vagant (!) theories is welcome, as it is eise to be feared Um den Fortschritt der Wissenschaft nicht unter der
that they may be re-echoed by persons with insufficient Entrüstung, die ihn an einer öffentlichen, nicht aber an
competence of judgment (!), and thus be converted into einer privaten Antwort hindert, oder, wenn sein Brief den
more or less a sort of doctrine, and the thorough (!) wahren Grund angibt, unter dem bedauerlichen Zeitmangel
criticism of Professor Keith undoubtedly will go a long leiden zu lassen, der ihm die Veröff entlichung dessen un¬
way towards preventing that.“ möglich macht, was er mir auf drei Briefseitchen mitteilt,
Die Gelehrten also, die mir bereits zugestimmt haben
und die mir noch zustimmen sollten, erfahren hier, wer 1 Die Auffassung, daß Herr Prof. Charpentier zugleich im
sie sind und was ihnen bevorsteht (Prophylaxe: s. IIQF. VI, Namen der beiden anderen von ihm im Texte genannten Gelehrten
Beiheft S. 8). Zu ihrem Nutz und Frommen, zugleich spricht, wäre nach dem Wortlaute der Fußnote möglich, ist aber,
wie ich beweisen kann, unzutreffend.
aber als hübsche Illustration zu dem, was ich im „Beiheft“
2 Von mir gesperrt.
b- 10 gesagt habe, habe ich die ganze Stelle hier ab¬
’ Von mir gesperrt.
— 283 —
282
vur Abgabe eines Werturteils über sie abgesprochen habe.
will ich seine Einwendungen gegen meine Gegenkritik
Daß er das Sprachrohr ungenannter Hintermänner bildete,
hier kurz anführen und ebenso kurz beantworten.
war mir auch ohne seine briefliche Bestätigung .
1. Er habe doch an anderen Stellen meine „gro߬
artige philologische Arbeit“ gelobt, müsse aber dabei vgl. „Beiheft“, S. 10. Ich stelle fest, ^ * 08
Ehre als Kritiker in wissenschaftlichen Zeitaehrrf i
bleiben, daß meine „historische Methode nicht derart
vereinbar hält, über eine ernste wissenschaftliche A ,
bewunderungswürdig ist wie die philologische“. — Auf
die wenn ihre Ergebnisse stichhaltig sind, für die arisch
Lob und Tadel kommt absolut nichts an, sondern lediglich
Eorschung von großer Bedeutung sein muß, wiederholt ein
auf ihre sachliche Begründung. Zwischen historischer und
Verdammungsurteü schärfster Art zu fällen sich dabei
philologischer Methode aber besteht kein Unterschied; sie
aber beharrlich zu weigern, dieses Urteil durch Argum ,
ist identisch.
sei es eigene oder solche seiner Hintermänner, irgendwie
2. Was ich auf S. 53 anführe, müsse „einem fach¬
männisch geschulten Linguisten als ‘a curious jumble’ zu b^run haben,s gebracht in der arischen
Vorkommen“. — Diese Behauptung lasse ich auf sich be¬
Philologie! Über wissenschaftliche Fragen ent¬
ruhen.
3. Er habe meinen Aufsatz über das brähtnan- mehr¬ scheiden nicht mehr Gründe, send"“wenTdw
mehrheit bei geheimer Abstimmung.
mals gelesen. „Dabei gewann ich die Überzeugung, daß
nicht Bankerott ist, so hat es nie einen gegebem.
das Ganze „wholly unconvincing“ war — eine Ansicht,
Mit dieser Feststellung ist der Fall un is
die ich zuerst zu bekämpfen suchte, da ich ein Werk von
Charpentier für mich erledigt. Er kann wirklich nicht
Ihnen nicht leicht schätzen wollte — die Überzeugung
wLC da« man ta -h solchem Verhalte» »och
drängte sich aber auf. Da ich aber, sowohl in Bezug auf
brahman- wie auf Zoroaster, nicht nur meinem eigenen
""cd des Bruches des vorliegenden Heft»
Urteil getrauen wollte, habe ich die Sache mehrfach mit
sandte mir Herr Dr. 1?. D. K. Bosch seine' sehr mter-
schwedischen, englischen und einem deutschen Kollegen
essante Abhandlung „Het Lingga-HeiUgdom.vanto). ,
.... besprochen und habe gefunden, daß sie in fast allen
Tiidschrift voor Indische Taal-, Land- en
Punkten mit mir ganz einig waren 1.“
Herr Charpentier gesteht somit ein, daß er nicht
ZT 227«. Auf S. 247, Mn. “tlart d.f Vf'
fasser* unter Bezugnahme auf meine Abhandlung «he^das
imstande war, sich selbständig ein abschließendes
brahman-, deren Hauptergebnis er anerkennt,
Urteil über meine Abhandlung zu bilden, bestätigt
sei mit dem agni- vaisvänarä- identisch und sei der ieurig
also, daß ich ihm auf S. 58 mit Recht die Kompetenz
Lebensodemf da es in den Upanisaden mit dem prana-
. , , t Auch ich setze brahman- und agni-
1 Ausdrücklich bemerke ich, daß sich Herr Oharpentier in gleichgesetzt werde. Auen -p- « 35 ff
seinem Briefe mit keiner Silbe zu dem schweren Vorwurf äußert, LJnarä- gleich, wie sich aus fe-am Hefte S. 35ff
den ich ihm S. 45 gemacht habe. Auf diejenige Interpretation, ergibt. Aus der dort angeführten Stelle aber geh^hervor,
die in dem S. 44 angeführten Satze eine Parenthese sieht, konnte
daß es sich bei dem agni- vaismnara- nicht um eme
er sich ja auch nicht berufen, da er mich ausdrücklich auf Prof.
( Lebensodem“), sondern um ein flammendes Feuer hande .
Olernen verwiesen hatte, um dessen Interpretation der Stelle es
sich a. a. 0. handelt. Sachlich ist es natürlich belanglos, welche Die Gleichsetzung des brahman- mit dem prana- m manc en
Interpretation man für die richtige hält. Die in der Stelle ent¬
Herr Charpentier
haltene historische Angabe ist, wie niemand bestreitet, falsch, und
wie der Xanthos-Text aussah, auf den sich Diogenes beruft, wissen
wir nicht. Vgl. Beiheft zu IIQF. VI, S. 76ff.
284 285

Upanisaden stellen hat ihren Grund darin, daß der individuelle andere Vorstellungen, als das Awesta, kennt ihn weder
pränd- mit dem Winde, seiner pratiäevatä-, identisch, dieser als ersten König noch als Nomadenfürsten, weiß auch
aber eine Erscheinungsform des Feuers ist (s. oben, S. 58ff. nichts davon, daß er für die Menschen und für das Vieh
Vgl. auch meine „Weisheit der Upanischaden“, 2. Auf! den Weg in den Himmel fand, und seine Erzählung von
S. 170ff.) - Zu Bosch, S. 2721 vgl. oben, S. 45f Yimas Ende steht völlig in Widerspruch mit V. 2; vgl.
Fußnote 1. ’
Mohl, I, 33 ff. 46 ff. Von allem dem, was Firdausi über
Zu meiner Zusammenstellung der Wurzel sü-, awest Yimas zivilisatorische Tätigkeit zu erzählen weiß, findet
T*AbleitUng0n mit (JIQF. VI, 1925, sich im Awesta ebensowenig eine Spur, wie in den
ö. löt., 180f.) sei bemerkt, daß gleichzeitig mit und unab¬ vedischen und indischen, zum Awesta stimmenden Quellen.
hängig von mir Prof. Heinrich Junker in den Un¬ Firdausi ist eben hier wie sonst für die Erklärung des
garischen Jahrbüchern V, 1925, S. 413 dieselbe Etymologie Awestas unbrauchbar.
aufgestellt hat. 6
Zu S. 253, Mitte, s. jetzt H. Junker, Caucasica,
Zu oben, S. 100, Fußn. 1. Über die Bedeutung von Leipzig 1926, S. 106, Fußn. 3.
hvars-darosa- s. S. 42. Dieselbe Bedeutung haben xvSng-
dardsa- (Y. 43, is) und hvara-casman-, wie Yt. 13, m. la8
zu lesen ist (s. die Lesarten und Dd. 36,i). Der weibliche
Eigenname IIvar9-dä(y). heißt „Himmelslicht (durch das
Auge) ausstrahlend“,- s. dazu S. 41ff; hvarz-darssya-,
V. 5, is i. heißt „vom Himmelslicht anzublicken (=zu be-
s rahlen)“, da es ja, worauf es in der angeführten Stelle
ankommt das Sternen-, nicht das Sonnenlicht ist,
welches die Gebeine in Erde verwandelt; s. S. 24. Daß
xvanvat- „himmelslichtig“, nicht „sonnig“ heißt, ergibt seine
Verwendung; es ist Beiwort des o|a-, des Lichthimmels
(der über der Sonne liegt: S. XXIV, Fußn. 1), des Sirius,
es Lebens MiQras und Haomas. Pourucistä ist Y. 53 4
„ des hellen Gedankens himmelslichtige (xvSnvat) Frucht“,
da die Seelen der lichten Schöpfung ja aus dem Licht-
himmel stammen. Auch der Gebirgsname Xvanvat- be¬
deutet der Himmelslichtige“, weil die Gebirge, die zur
lichten Schöpfung gehören, von Himmelsfeuer erfüllt sind
(s. Wörterverzeichnis 1 unter xvcl&ra- und S. XXII.). Der
Personenname Asmö-xvanvant- bedeutet „das himmels-
lichtige Himmelsgebirge“, der Personenname Hvara-ci&ra-
„der Besitzer des Lichtes des Lichthimmels“. Die Bedeutung
von hvars-baramh-, Y. 60, 4 ist unsicher. Über hvarl
hazaofta- s. S. 103.

. Zu S- 2H2- Im »Königsbuch“, Mohl I, S. 37 ff, liegt


keine alte Tradition vor. Firdausi hat von Yima ganz
138, 149, 198
160
219, Fußn. 1

32, 6, 8-10. 233


32, 10. 96
64 68, 8 . 126, Fußn. 1
34, 4.
35, 4. 258 58, 13 . 241
58, 22 . 106, Fußn. 4, 122,
Stellenverzeichnis. 35, 9. 219, Fußn. 1
Fußn. 1, 194, 260
36, 3 fl. 57
Seiten, auf denen eine Stelle mehrmals verwertet ist, sind nur 36, 6. 97, 122, Fußn. 1
70, 2f.267
einmal angeführt. 71, 9.21, Fußn. 2, 81,101
38, 2., 221
72, 3 . 230
Awesta. 38, 3 f.. 260
88, 5.. 13 72, 6f. 109, 268
Tasna. 9, 17 f. . . . . 66 89, 2.. 81
0, 8f. . . ... 109 9, 19—22 . Vispered.
. 56 f. 43, 4. . 64
0, 9 . . . ... 106, Fußn. 4 , 107, 9, 21 ... . 2, 6.258
. 168 43, 9. . 64
116 9, 26 . .. .. 105,, 219. Fußn. 1 44, 3. . 100
4, 3.167
1, 3 . .. .. . 193, 208, 259 9, 31 ... . . 219 , Fußn. 1 6, 1.238
46, 3. . 99
h 5 .. . . . . 246, 246 11a 7... . 1», -IQ 7, 2.269
46, 5. . 226
i, ii.. .. . 106, Fußn. 4, 108, 11, 14 ...,,. 83 8, 1.260
46, 7. . 54
114, 116, 116, 194, 12, 1. . 249 47, 6. . 55
11, 6.259
206, 242, 260 12, 4. . 26 11, 13.238
48, 11 .... . 258
1, 16 .. . .. 100 12, 6. . 222 16, 1.238
50, 2. . 100
2, 2 ff. . . . . 276 13, 8. . XXIII 1», 2.XXIV, 97, 196
50, 6. . 65
2, 3_.. . 193, 208, 259 16, 4f. . 108, 114 50, 10 ... . . 64, 99
2, 6 ... .. . . 246, 246 16, 4. . 116 51, 3. . 79, 248, Fußn. 1
2, 11 .... . . 101, 104, 205 16, 6. . 116 -10... 127 ff.
51, 9. . 65
2, 14 . . .... XXff. 16, 8. . 28, Fußn. 2. 126, . 103, 106, Fußn. 4,
51, 18 .... . 255
3j 5 . •. • .. 193, 208, 269 147
Fußn. 1 53, 8. . 258
3, 13 ... .. 108, 194, 242, 260 17, 2. . 193, 208, 269 .142
54, 1. . XXIV, 16
3, 18 . .. . . 100 17, 10 ... . . 101, 173, 242 .106, Fußn. 4, 122,
55, 6. . 219,, Fußn. 1
4, 8 .... . . 193, 208, 259 17, 11 .... . 61 Fußn. 1, 194, 260
4, 16 . . . . . 108, 194, 205, 242, _9_242
19, 8. . 106
250 19, 18 ... . . 83 . 164, 188, 206, 241,
4, 21 .. . .. 100 22, 6. . 193, 208, 259 nebst Fußn. 2
6, 2 ... . .. 193, 208, 259 ).106, Fußn. 4
22, 13 ... . . 108, 206, 242, 250
6, 10 ... .. 101, 114, 116, 173, 22, 18 _. 100 >. 114, 193, 208, 216
242 22, 23 . . . . 115 5.136
,
7 6 .... . . 193, 208, 269 22, 23f. . 109, 114. 258
161, 182
32 —16... 130
,
7 13 ... . . 108, 205, 242, 260 22, 24 ... . , 106, Fußn. 4. 115 97 .260
7, 18 ... .. 100 22, 28 f. 109 -9_242
193, 208, 259
8, 7- .. 83 26, 4. 116 . 188, 206, 241 nebst
101, 173, 242
8, 8 .... . . 62, Fußn. 3 26, 4f. 109, 114 Fußn. 2
9, 4 ... . . . 42 29, 9. 191 0.259
9, 8 .... . . 82 29, 10. 258 1 .173
9, 11 ... . 28, Fußn. 1 30, 1. 236 2 . 173, 241, 242
288 289
2? 13.133 5. 114, 126, 193, 208,
10, 28 .... .
218, 239 10, 83 f. ... .219
3, 14.134 215
10, 29 . • • • .
180f., 219, 266 10, 85 .... . 182
3, 16.135 8, 2 . 22, 268
10, 30 ... • .
206, 240 10, 86 .... . 100
4, 2.160 8, 5.234
10, 32 .... 206 . 10, 88 ff. .. .264
5, 6. 61, Fußn. 4 8, 8.126, Fußn. 1, 199
IO* 33 .. • • .
188, 204, 208, 238, 10, 88 ... . . 22
8, 9.126, Fußn. 1
240 10, 90 f. .. . .
264
Gäh. 8, 11 . 148, 175, 238, 260.
10, 34 ... ■ . 208, 237 10, 90 . ... . 102, Fußn. 1, 106,
1,1.269 8, 13. 31, 190, Fußn. 116, 119
8, 16.260 10, 36—43 . . 209
1, 2 . 119, 193, 208. 236, 10, 91 .. . . 193, 208
8, 16. 31 10, 35 .. . . . 208, 236
259 10, 92 ... . . 203, 236, 240, 264
8, 17.260 10, 37 . .. • . 209
1, 3.236 10, 93 f. . . . 206
8, 18. 31 10, 40 .... . 215
1, 7.119, 259 10, 93 ... . 240
8, 19.260 10, 41 ... . . 257
1, «. 119, 193, 208, 269 10, 44 f. . . . . 206 10, 96f. . .. . 210
8, 21. 30
1, 10 . 119, 236, 269
10, 44 . . . . . 181, 239 10, 95 . . . . 116, Fußn. 1, 121,
3, 6.104, 119 8, 23 . 260 181
8, 24 . 176, 260 10, 46 ... . 180, 188, 193, 206,
208, 236 10, 96 f.. . . 214
8, 26. 86
Yaät.
10, 47 f. . . . 208 10, 96 . .. . 216, 218
8, 33. 64
1, 7fi.Xff. 10, 47 . . . . 212 10, 70 . . . . 269
8, 44. 83 10, 74 . . . . 260, 263
1, 12ff. ... Xff. 8, 60 ff. ... 126, Fußn. 1, 199 10, 48 ... . 209, 269
10, 97 . . . . . 168, 207
1, 18.216 8, 60.132 10, 50 . .. . 22, 181, 205, 239
10, 99 . . . . . 116 n. Fußn. 1,
1, 31.106, 197 8, 61.126 10, 51 .. . . 103, 106, Fußn. 4,
206, 207
3, 4.268 122
8, 64 ff. ... 183 10, 100 . . .. 66, 213, 236, 238,
2, 12. 31 10, 52 . . . . 206
8, 65 . 60, Fußn. 2 267
3, 13 .... . 11, 64 8, 56 . 260 10, 63 ff. . . . 263
10, 101 f. . . . 214
8. 28, Fußn. 1, 106, 9, 26.172 10, 56 . .. .. 176, 238
10, 101 .. .. 208, 216
119,199,224, Fußn. 10, 1—145 . . 132 ff. 10, 60 . .. . . 116, 187, 188, 193,
208, 236, 266 10, 102 .. .. 208, 212
6, 1.160 10, 2 . 179, 220, 222, 230 10, 103 . . . . 199, 206
ö, 5. 22 10, 3 . 238, 241 10, 61 . .. .. 80, Fußn. 1, 116,
202, 206, 208, 235, 10, 104 ff.. .. 207
5, 7 ff.260 10, 4 . 204, 268
237, 264 10, 104 . . . . 182
6, 8.176 10, 5 . 240, 266 10, 105ff .. 263
5, 13.190, Fußn. 10, 62 .. . . . 206, 207, 240
10, 7.116f., 189,193,196, 10, 106 .. .. 48, 62, Fußn. 3,
5, 16. 22 10, 64 . .. . . 189, 201, 213, 236
197 241
6, 17ff. ... 86 10, 65 . . . .. 188, 206, 208, 236,
10, 9 . 206, 211
237, 238, 240 10, 107 .. .. 195, 206, 234, 237
6, 33 . 136, 196 10, 13.106, 116, 119 10, 108ff. . . 176, 260
6, 38.116, Fußn. 1 10, 14 . 263, 266 10, 66 . .. . . 204, 239, 269
10, 108 . . . 69, Fußn. 1, 142,
6, 90 . 22, 110, 233, 234 10, 17ff. ... 209 10, 67 f. . .. 207 204, 206, 234, 236,
5, 91 ff. ... 276, Fußn. 2 10, 67 . . . . . 117, 186, 201, 212
10, 20f. 209, 211 10, 109 . .. 206 [238
5» 91 . 23, 106, 119, 219, 10, 68 . . . . 212, 213, 236 .. 69, Fußn. 1, 142,
10, 22 . 208 10, HO .
Fußn. 1, 221 10, 69 . . .. 206, 245
10, 22 f.266 206, 236, 238
5, 94.199 10, 70 .. . . 89, 167, 213
10, 23 . 209 10, in . . . 206
5, 101 .... 142 10, 74 .. . . 175, 238
10, 24 . 193, 208, 236 10, 112 . . . 192, 205
5, 120 .... 236 10, 76 .. . . 180
10, 25 . 188, 204, 206, 208, 10, 113 . . . 241, 267
6, 1—6 ... 123 ff. 10, 77 . . . . 240
237, 240, 245 10, 116 . . . 224
«, 1.109 10, 78 . . . . 180, 207
10, 26 . 181, 200, 207, 266 10, 117 . .. . 179, Fußn. 1
6, 3.123, 199 10, 80 .. .. 208 n. Fußn. 2
10, 27 . 188, 208, 236, 241, 10, 118 . . . . 110, 116, 121, 206,
6, 4.142 10, 82 . . .. 193, 208, 230
266 n. Fußn, 1 207, 224
10, 83ff. .. 206
19
290 291

7, 2. 23, Fußn. 1, 30
10, 119ff. .. . 264 13, 46 . .. .. 26 19, 34 ff. .. . 31
10, 120 f. . . 276, Fußn. 2 13, 47 ... .. 135, 211, 268 19, 39 . 198 7, 24. 25
10, 123f. . . 206 13, 60 . . . . .176, 260 19, 42 . 198 7, 52.102
10, 123 . . . 264 13, 63—58 .. 21 246 7, 64. 82
19, 51.
10, 124 . . . 212 13, 64 ...,.. 110 19, 68. 32 7, 64f. 24
92 ff. • • ■
10, 125 . . . 212, 213 13, 65 f. ..... 41 49 7, 68.198
19,
10, 126 f. . . 267 7, 77 . 276, Fußn. 2
13, 57 f. .....104 19, 92 . 216
10, 126 . . . 89, 213 42 8, 16. 23, Fußn. 1
13, 67 .. . .. 112, 234 19, 93f.
10, 127 . . .. 89, 152, 213 13, 58 . .... 48, 62, Fußn. 3 8, 16—18 .. 41
118, Fußn. 1 19, 95.
10, 128 ff. .. 207 13, 66 ... ,. . 48, Fußn. 1
8, 23-32 .. 46, Fußn. 1
10, 128—132 ... 89, 214 13, 66ff. .,. . Sxröze. 8, 31. 82
125, Fußn. 1
10, 131 f. . . 216 8, 33 f. 24
13, 72 .... . 216 1, 1. 250
10, 132 . . . 90, 215 8, 37. 41
13, 78 .... . 41, 80, Fußn. 1, 1, 11. 106, Fußn. 4, 107
10, 133 . .. 117, 207 9, 40 f. 26
236 1, 13. 24
10, 134 . .. 207 9, 41.102
13, 81 . ... . XXIV, 16, 30, 106, 1, 16., 193, 208, 259
10, 136 . . . 116, Fußn. 1, 118, 115, 261 1, 29., 219, Fußn. 1 , .
11 1 102
11, 10.103
Fußn. 1, 186, 212, 13, 85f. ... . 268 2, 1.. 260
214, 240 12, 21 ff. ... 29
13, 86 ... . . 180 2, 11 .... . 107, 116
10, 138 .. 86 13, 92 . .. . . 103, 106, Fußn. 4, 2, 13 ... . . 24 13, 6. 82
10, 139 .. 221, 248, 267 147 2, 16 .... . 193, 208, 259 13, 6f.227
10, 140 f. .. 236 13, 94 f. ... . 269 13, 29ff. ... 81
10, 140 .. 188, 204, 205, 208, 13, 95 .... . 41, 138, 219, 264 Yendid&d. 13} 42 f. 81, Fußn. 1, 228
13, 49 . 239
264 13, 106 f. . . . 31 1, 7. . 268
14, 9.215
10, 141 . . 188, 193, 199, 204, 13, 164 ... . 81 1, 17. . 196
14, 16. 73, Fußn. 1
208, 236 14, 2 ff. ... . 31 2, lf. . 222
16, 16. 22, Fußn. 2
10, 142 .. 181, 201 14, 12 .... . 190, Fußn. 2, 3f. . 232
10, 143 . . 193, 201, 208, 212, 14, 16 .... . 89, 152, 167, 213 2, 10 . . . . . 105, 116 17, 1—11... 26
18, 4. 28, Fußn. 1
213, 236 14, 41 .... . 180 2, 11 •• • • . 242
18, 30ff. ... 216
10, 144 . .. 180 14, 47 .... . 259 2, 40 . . . . . 102, 119
10, 146 . .. 101, 104, 116, 205, 14, 48 .... . 175, 260 18, 30. 36 . . 62, Fußn. 3
3, 1. . 268
241, 242, 248 18, 39—44 .. 26
14, 63 .... . 259 3, 6. . 266, Fußn. 2
11, 4 . .. . . 63 15. . 211 3, 7. . 82
18, 46-52 . . 26
11, 21 f. . .. 49 15, 2 ff. ... . 86 3, 14 f. . . . . 25
18, 61.219, Fußn. 1, 222
12, 3 . . . . . 106, 116 15, 12 .... . 30 3, 24 ff. . . . 72 f.
18, 70 . 276, Fußn. 2
12, 18 .. . . 161 15, 15 .. 42 3, 27 .. . . . 222 19, 2.157
12, 23—3 .. 111 15, 28 ... . . 143, 209 3, 42 . . . .,. 24, Fußn. 2 19, 4.168
12, 23 . . . . 22, 147, 239 15, 63 _. 211 4, 2ff. . . ... 220, Fußn. 19, 20.197
12, 25 . . . . 104, 116 16, 56 .... . 176, 260 4, 2—16. ,. 224 f. 19, 20-26 . . 17 f.
12, 30 . . . . 24 17, 2., 236 19, 28 . 109, 116, 118, 120
4, 6-. . 230
12, 34 , . , . 116 17, 7. 68 4, 64 .. . . . 231, 268
19, 29 . 65, Fußn. 1
13, 2f. . . . . 217, 267 17, 14. 68 5, 8 ... . .. 63
19, 40. 61, Fußn. 3, 62
13, 2 . .. , . 239 17, 16. 193, 208, 266. 6, 8f. . .. .. 19
19, 43 . 22, Fußn. 1, 64
13, 3 . . . . 116, Fußn. 1, 172 17, 18. 41 5, 24 ... , . 24, Fußn. 2 19, 44f. 82
13, 4 . . . . 160 19. 263 5, 27 ... .. 26 19, 46 . 230
13, 16 f. . . 104 19, 29. 30 5, 35—38 .. 28f.
20, 3. 16, Fußn. 2
13, 16 . . . 222 19, 30ff. ... 204 5, 37 ... .. 223, Fußn. 2 20, 11. 16 I118
13, 43 . . . 80, Fußn. 1, 235 19, 34. 231 f. 6, 49—61 .. 24
21, 6.106, Fußn. 4, 110,
19*
292 293

Bj-hadäranyaka-Upanisad.
21, 9, 13 . , . 110 Dxnä-i mainog-I Khlrad. vn,34, 10. 194
22, 5. . 19 35 . . . 214 IV, 4, 8f. . 65, Fußn. 1
7, 18.
22, 7 ft. ... . 16, 17 77, 4 . 191 V, 9, 1 • • 36
Sayast lä-säyast. 88, 6 . , 140
Nirangistän Kätkaka- S amhitä.
2, lff 66. 10, 12. 32 f._41 VIII, 2, 13. , 176 38,’ 14 (S. 116, 4) .. . 188, Fußn.
48. . 23 7, 32. 218
56.. 19 Firdausi. Maiträyanl-Samhitä.
19, 16. , 194

CO
CO
84.. 234 . . 232, 284 f. 44, 17. . 36 II, 7, 12 (S. 92,11) 188, Fußn.

r.
79, 9 . . 177
Fursisiükg. Kätkaka-Upanisad.
IX, 60, lf. . 194
40. 26
Vedische und indische 3," 14 ...... 66, Fußn. 1
65, 7 . . 194
Texte. 74, 3 . . 191, Taittirlya-Upanisad.
Aogemadaecg. Bgveda. 78, 9 . . 191 2, lff. .... 79, Fußn. 2
63. 62, Fußn, 1,1, 1 . . 53 85, 8 . . 191
66. 158 23, 3 . . 194 Jaiminlya-Br&hmana.
90, 4 . . 191,
65, 4 . . 72 X, 11, 2 . . 191 1,17, 6 .. 73, Fußn. 6
HaSoxt-Nask, 79, 12 . 194 1,126ft. . 196
15, 7 . . 176
2. 239 80, 8 . . 216 82 . .. . 178, ChSndogya-Upanigad.
2, 2—7,19— 25 . .. 25 109, 2 . . 175 27, 2 . . 177 III, 13, 7 f.. 35
2, 7. 26 109, 7, Ji. . 218 27, 13. . 74 V, 9, 2 . . 272, Fußn. 1
2, 9. 31, 190, F 113, 2 ., . 112 34, 13f. . 177
2, 38. 196 164, 2 . . 188, Fußn. 34, 14. . 226 Atkarra-Yeda.
164, 3, 12 . . . 188, Fußn. 51, lff. .. 68 X, 8, 7 .. 188, Fußn.
Vistgsp-Yast. 164, 11, 13, 14, 48 ... . 188, X, 8, 13.. 188, Fußn.
80, 6 . . 191,
43. 48, 105 Fußn. 83, 6 . . 218 XI, 4, 22. . 188, Fußn.
47 . 62. Fußn. 3 164, 32 . 74 90, 1 . . 194 XII, 1, 19 ff. • • • 60
62 . 258 185, 9 . . 61, Fußn. 95, 16. . 276
II, 5, 7 . . 176 Bämäyana.
108, 3 . . 226
Afrxn-i Zartust. 14, 3 . . 265, Fußn. 1 I, 29 ed. Sohl.6f.
161, 3 . . 194
6.105, 114 30, 7 . . 176 Vignupuräna.
33, 3 . . 218 Suparnadkyaya.
Fräkang-i olm. IV, 4, 19 ff. 45
35, 12 . 68 2, 1. 67
4b.106, 118 III, 2, 5 . . 63 Kälidäsa, Säkuntala.
17, 1. 44
2, 8 . . 63 V, 126 ed. Boehtlingk-4
Fragment Westorgaard. Eausltakl-Upanisad.
5, 6 . ,. 72 n. Fußn. 1
10, 42 . 28, Fußn. 1 Bhavabhfiti, MahäTlrmcarita.
26, 1,3.. 176 I, 2 _113, 193, Fußn. 1
I, 33 ff. ed. Tr.7
Bündahisuo 33 ...., 76 II, 8f. . . . 198, Fußn. 1
IV, 1, 5 . . 58 Abendländische Schrift¬
3, 11. 64, Fußn. 2 Yäska, Nirukta.
1, 11. . 116, Fußn. 1
3, 25. 6, lf. 28, 44 ff._126,
5, 7 .. 72 n. Fußn. 1 ■ VII, 15_ 2f. steller.
Fußn. 1 Herodotos.
5, llff 177
17, 1. 52 Sftyana 1,131 ... 1, 265
V, 26, 2, 3 . . 36
Denkard. 29, 10.. 188, Fußn. zu RV. 1,1_3, Fußn 1 1,182 ... 276
8, 44, 3 ... 232 47, 3 . . 116, Fußn. 1
Satapatka-Brähmana. Tacitus, Germania.
66, 3 . . 191
Dätastän-i denik. I, 4, 1,10—20_36 ft. 11.120
VI, 8, 5,7. 176
39, 16 . 232 IV, 1, 5, lff ... . 38 16.134
95, 3 . . 218
295

ca&ru-gaoia- 196
qiah- 134
ci&ra- 44, 45, Fußn. 1, 227, 228
i&yejah- 123 f.
cistay- XII, XVIII, 13, 14, 44
irista- 16
iristay- 16, 19 n. Fußn. 1 cistä- 13
iss-xsa&ra- XVI cistivant- XII
isQ-xsa/dtyotsma- XVI jagaurvah- 197 ff.
tanu-mq&ra- XXIV, 14, 97, 222,
ista- 142
istay- 142, 162, 265 224, 237
tarö-ditay- 13
uxsan- 99
tzmas-ciöra- 123 n. Fußn. 1
W Örterverzeichnis. uparö-kairya- 211
tainah- 16, Fußn. 1
urvaitya- 226
1. Awestiscli.1 arsan- 72 n. Fußn. 3, 99, 155 urvata- 225
temä 11
aesma- 207 asti-aojah- 60, Fußn. 2 daenä- 13, 14, 17, Fußn. 3, 44, 79,
urvafra- 225
aoSa- 161 astvaryt- 12, 48, 52 f., 60 ff. Fußn. 1, 83, 133, 160 f. (64, 2.
urva&O,- 226
aom vägahe 89 asmö-xvanvant- 284 65, 2. 68,1). 213 n. Fußn. 1,
urvan- 12 f., 15, 44, 81
aosa(h)-63,64, Fußn. 2,81, Fußn. 1, afa- XVII, XX, XXII, 14 222, 232, 236
urväz- 153
228, 230 afa-ci&ra- XII daeman- 195 n. Fußn. 1
urväzä- 236
aiwi&üra- 154 agay-16,Fußn. l,44,64,Fußn.2,71 urväzsmna- 142 daeva- 8
aurusa- 161, 212 a|a«an- XIV n. Fußn. 3, 13, 78 daevö-ci&ra- 227 f.
urväzista- 51 f.
aurva- 162 agavastsma- XIV daozahva- 11
usi-datn- 196
aurvat-aspa- 116, 246 aga- vahista- XII, XXIV, 10, 78, daivhusastay- 166
usi-dar»na- 196
aurvaryt- 136, 161 127 n. Fußn. 4 daSvah- 147
kavaya- 48
aka- 68, Fußn. 1, 140 a$a-hünara- 139 dab- 139, 208 n. Fußn. 1
karapan- 66, 143
akät asah- 11 a|a%a ratav- 83 darona- 144
karana- 116, Fußn. 1
aeista- anhav- 11 a$a-xvätira- 69, Fußn. 1 dasina- 116, Fußn. 1
karma- 64, Fußn. 2
affaoyamnö 208 n. Fußn. 1 a&maoya- 28, Fußn. 2, 66 kzrama- 126, Fußn. 1,199, 200 n. daliyav- 219
aSavay- XVI azi-ci&ra- 227 f. dä- mit fra 146
Fußn. 2
apäxtara- 116, Fußn. 1 2 ah- 138 (20, 3. 21, 1) gae9ä- 80 n. Fußn. 1, 164, 243 dätar- XIII, XV, 80, 147
afsci&ra- 192 ahü- 157 dätö-saoka- 188, 240
gaedya- 11 f., 48fi., 62 f.
ama- 140 ahura- XII, 205, 246 dämay- 147
gao-cidra- 192
anhai&ya- 232 ahura mi&ra 178, 241 ff. döidra- 195
gaona- 73 n. Fußn. 1
anhav- tsmawhaena- 11 ahuränis ahurahyä 260 n. Fußn. 1 dürae-süka- XVII
gaoyaoitay- 191
anhav- vahista- 10 ahurö ajfä 248, Fußn. 1 düraosa- 66
gaSä- 216 f.
anaosa- 166 axvafna- 197 ff. dusci&ra- 69, Fußn. 1
gan- 223 n. Fußn. 2
anayra raocä 10, 78, 147 axvanta- 34, 40, 48 dusxvannah- 62, Fußn. 3
gam- mit paiti 54 n. Fußn. 1,134
anähita- 20 ätarg-xvarsnah- 47 duzawhav- 11
gav- 81
anistay- 163 ä&ravant- XIV n. Fußn. 1 duzddra- 11, 62, Fußn. 3
gar- 144
spsryta- 8, 80, 249 f. ä&ravastsma- XIV garö dsmäna-, nmäna- 10, 52, 111, duzjyätay- 11
ava 166 äramatay- 258 duzyäiryä- 200
140, 142, 206, 239
avä 146 äsna- 133 dyav- 11, 64
gah- 64, Fußn. 2
aväiitim 132 ahita- 22 n. Fußn. 2, 166 dvaepa- 116, Fußn. 1
grivä- 64, Fußn. 2
arojat 99 ähitay- 20 ff, 147 draog- 230 ff., mit aiwi 234
xratav- XVIII
andm 165 sntay- 16, Fußn. 1, 44, 71 draoga- 231
xsaeta- 42
andra- 13, 165, 188 srgäwan- 166 xsaürm nafäSnm 51 n. Fußn. 4 draoman- 64, Fußn. 2
ars- 134 qi&ya- 140 drug- 14, 230 ff.
xsadrö-dä 137
drujö g»r»Sa- 11
xsa&rya- XVII
1 Die prothetischen, anaptyktischen und Svarabhakti -Vokale drvant- 78
xsad’ryötma- XVII
sind an ihrer alphabetischen Stelle eingereiht.
296 297

drvatät- 136 barazi-caxra- 161 tüspa xvä&ra XVII


yaoxstay- 208
d-tvaSsa(h)- 63, 64, Fußn. 2 barazi-mita- 140, 141, 206 vispö-xvä&ra- anhav- 10
yaonay- 149
■Owaras- mit frä 146 barazi-savah- 61 f. vis-ci9ra- 16, Fußn. 2
yaoz-dü- 16, 22
&wä$a- 147 farastay- 221 vyäxana- 237
yaoz-däta- 17
&wyqm 139 farasna- 222 vyäna- 150
yaoz-dätar- 167, 203
paiti-daya- 13 fratamatät- 138 rae&-, rae&ioa- 1&, 19> Fußn. 1,
yaozdätay- 15
paitiparstö-sravah- 221 fravaeya- 216 30, 32; mit hqm und paiti 17
yaz- XXIII
paiti-päyav- XVI fravagay- 13 raocanha- anhav- 10
yazata- 80
paiti-SiT\da- 13 fräs- 73, Fußn. 3, 221 ratav 13, 70, 83, 167
yätav- 143
paityära- 13, 22, Fußn. 2, 230 frä-varssa- 164 ra&aestar- 136
vaöäa- 215 f.
pairikä- 14, Fußn. 1, 143 fsümant- XV ranhä- 161
vaeSay- 171
paurva- 116, Fußn. 1 fsüse-mqdra- XV rayay- 48, Fußn. 1, 133
vawhaot vavhah- 10
paurva-naemät 64, Fußn. 2 naed- 249 ravah- 11> 154
vatahan- 33, Fußn. 1
pat- 56 n. Fußn. 2, 64, Fußn. 2, nairyö-sanha- 51 n. Fußn. 6 ras- 138, 140
vay- 81
mit us 228, Fußn. 1 nas- 26, Fußn. 1 ragah- 8, 66
vayav- 63, Fußn. 1
para-irista- 19 rasnvö, nom., 89
nasav- 14, Fußn. 1, 16, 18 f., 26, var- mit frä 167
para-iristay- 19 Fußn. 1, 230 rä&- 19, Fußn. 1
varanya- 161
parstö-vacah- 221 räman- 268
nq,mö-xsaöra-, nqmö-xsa&ryötama- vasö-yäna- 148
parstay- 222 XVI rüy- 48, Fußn. 1
vazra- 202, 214 ff., 226
pasav- 80 niyräire 144 raxsyant- 140
vahista raoca 10
pasu vira 80, 243 maingav- 143 saoka-, saokä- XVII, Fußn. 2, 10,
vahma- 22, Fußn. 2, 132, 139
para&u-fräka- 160, 201 78, 139
mainyava- 12, 62 f., 48ff, 66, 71 ff vahmö-saridah- 188, 240
part&u-vasSanaya- 193 ff. mainyava■ yazata- 8 satafstäna- 218
vahmya- 164
pouru-daritar- XV n. Fußn. 1 mairim 28, Fußn. 1 satäyav- 164
vahmyatä- 132
pouru-darstama- XV mairya- 28, Fußn. 1, 64, Fußn. 2, satödara- 218
vahyah- 10
pouru-spaxstim 168 133 sanaka- 161
västrya- 80 f., Fußn. 1, 149
pouru scvä&ra XVII maxsx- arayaiix- 23, Fußn. 1 savah- XVII, Fußn- 2, 10, 78
väzista- 61 n. Fußn. 3, 52, 67,
pouru-xvä&ra- 69, Fußn. 1 mad- 16, Fußn. 2 savin- XVII
n. Fußn. 2
balvarg-casman- 193 ff. mad(a)- 66 ff, 16, Fußn. 2 savista- XIII, XVII
vara&ra- 202, 219
baSvarayav- 164 sü- 284
manah- XVIII, 44,68 n. Fußn. 1,142 varezi-saoka- XVII
baSvara-spasana- 193 ff. manahya- anhav- 10 süra- XVII, 18, 188, 189 f
varazi-savah- XVII
baoSah- 13, 44 mar- 64, Fußn. 2 süram 171
vahrka- 219
baya- 8, 80, 147 surunvant- 124 n. Fußn. 1, 195
masata 16, Fußn. 2 vahrkö-cifoa 227 f.
batid- 19 n. Fußn. 2 u. 3 masan- 33, Fußn. 1 star- mit fra 276
vouru- asta- 11
bar^day- 19 sti-däta- 147
mastay- 16, Fußn. 2, 66, 57 vouru-gaoyaoitay- 132
barasman- 170, 272 »pati- 41
mazdäh- XIII, XVIII, 16, Fußn. 2 vohav- XII, 66, 72, Fußn. 2
baraz- mit us 162 65 ff spänanuhant- XII
vohu-fryäna- 61 f.
barazä- 146 msraya- 81 spänah- XII, 142
vohuni- 162
baraziman- 68 maraSa- 64, Fußn. 2 spänista- 61 f.
vohu- manah- 18 f., 31 f226,
barazis- 273 ff sparfia- 142, 212
mqnayan 24, Fußn. 2 Fußn. 1
barazista- 68 miöra- 219 ff, 226, 229 spatiiötsma- XIII
vöi 67 n. Fußn. 1
barasa- 136 mi&ra ahura 178, 241 ff srayanr 33, Fußn. 1
viSavay- XVI
bsraymya- 163 miörö-drug- 230 ff. zao&ra- 276 n. Fußn. 2
vidrug- 231
bareymya- galta- 10, 240 mi&rö-zyär- 230 zara&uströtama- 83 n. Fußn. 2
mmad- 16, Fußn. 2
baraz- 163 zamasci&ra- 24
misvana- gätav- 11, 64 f., 147 vimäday- 16, Fußn. 2
barazant- XVII, 136, 163, 186, 188, mlzda- 240 »raz-dä- 69
vit- 163
189, 190 n. Fußn. 1, 240, 246 müs pairika 126, Fußn. 1 vüpa-vane XVI zrvan- 147
298 299

zrvö-däta- 65, Fußn. 1 vrädh- 153


2. Andere iranische devd- 2, 8, 252
§anmaoyö 139 satdparvan- 218
Sprachen. devanid- 249
znätar- XV sdvas- XVII, Fußn. 2
altpersisch -farna- 47 deha- 61
znoista- XV sukra- 45, n. Fußn. 1
dyava prthivi 243
altkhotanisch urmaysde 261 ff.
haenä- 64, FuBn. 2, 203 druh- 230 f. sü- 284
neupersisch gurz 215
haomayö- 124, Fußn. 2 dvipd- 116, Fußn. 1 svdn- 41
neupersisch mihir 90, 263 sajösa(s)- 103
hai&im-a$ava-gan- 144 dhäyase 176
haurvata am»r»täta 243 3. Vedisch nnd Sanskrit. samdeghd-, samdehd- 61
narya- sämsa- 61, Fußn. 6
haSa-hünara- 221 amsa- 33, 69, 79 sahdsrabhrsti- 218
nas- 26, Fußn. 1
ha&ra-vane XVI ämhas- 134 sahasräksd- 263
nid- 249
haptöiringa- 111 agni- vaisvänarä- 36 ff, 272, 283 nirrti- 16, Fußn. 1, 74 si-, 8ä(y)- 20
hazamagaosa- 193 ff. änta- 116, Fußn. 1 send- 203
pac- 25
hazawrä-yav- 164 apam näpät- 58 puröhita- 63 süar- 95
hä(y)- 20 aruni- 176, Fußn. 1 sürya- 93 f.
pränd- 279, 283 f.
häta-maranay- XIII arusä- 161 str-, star-, mit vi, 276
barhis- 63, 170, 273 fi.
hujitay-, hujyätay- 11 ärvat- 136 bdlhika- 38 n. Fußn. 1
hudänav- XVII
4. Andere indische
dsura- 246, 246 brh- 272, 277
hudänustama- XVII
Sprachen.
asurta- 34 n. Fußn. 1 brhdt- 140
hünav- 64, Fußn. 2 atä- 140 brahman- 44 f., 66. 79 n. Fußn. 1, Päli deva- 252
hünara- 229 n. Fußn. 1 ätmän- vaisvänarä- 272 133, 236, 268 ff, 278 ff, 282 ff Präkrit inda- 252
huyäiryä- 200 dem- 252
ädityä- 251 f. brähmand- 44
hvaiahaoya- 11 äloka- 195
Bangäli indra- 252
bhdga- 147
hvar- 58, 95, 96 ff. Gujaräti devatä- 253
indra- 253 mdd(a)- 66 ff.
hvar- xsaeta- 96, 106 ff., 106, ud- 161 mdnas- 6, 68 n. Fußn. 1
Fußn. 4
5. Griechisch.
urügavyüti- 191, Fußn. 2 märya- 28, Fußn. 1
hvara-caesman- 284 fc- 132 ald'rjq 94
mos- 93
hvara-ci&ra- 284 rtd- 74, 79, 191, Fußn. 2 aQ07JV 99
migh- 267, Fußn.
hvara-darasa- 42, 284 JiQßixes 265 n. Fußn. 1
rti- 16, Fußn. 1 miträ- 219, 226 ff.
hvara-darasya- 284 Jqotuv-oI 265 n. Fußn. 1
rsabhä- 99 mitra vdrunä 247
hvar9-dä(y)- 284 Süjttjq (iaojv) 80, 147 zu 50, 1
kfmi- 200, Fußn. 2 mih- 267, Fußn.
hvara-barazah- 284 ksan- 139 Zevs 94
mihira- 253 f.
hvara-hazaosa- 103 gdvyüti- 191 rtfooSy rjfoov 93 f.
medhds- 67
hvarsta- 97, 99, 196 gadä- 216
xegawos 214, 216 f.
medhä- 57
xvadäta- 147 jatharägni- 45 HV(OV 41
yätü- 278
xvan- 95, 96 ff. Xsvxog 151 zu 68, 3
jyötis- 4 yäna- 149
xvanvant- 284 tdpas- 7, Fußn. 1, 279 Xvy£ 41
raksds- 8, 65, 74
xvaranamihastama- XV fisSiojv 55
tdmas- 16, Fußn. 1 rasa- 161
xvarananhan. XIV fiidoficu 16, Fußn. 2, 55
täpasd- 7, Fußn. 1, 60, Fußn. 1, röman- 72 n. Fußn. 1
xvaranah- XVIII, XX, 13 f., 44, fxiSoj le, Fußn. 2
279 locana- 196
48 n. Fußn. 1, 61, Fußn. 6, 69 fitdojv 55
tejas- 46 n. Fußn. 1 vdjra- 5, 144, 202, 214 ff.
n. Fußn. 1, 70, 79, Fußn. 1,133, fitvos 6, 58, Fußn. 1
tvis- 63 vdjrabähu- 216
202 n. Fußn. 1 tvesäs- 63 (jiizos 229
valä- 266, Fußn. 1
xvaranö-dä 137 MizQttdäTTje 253
dabh- 139, 208, Fußn, 1 valhika- 38 n. Fußn. 1
xvä&ra- 10, 65, 62, Fußn. 3; vgl. däsyu- 219, 226 fzizQTj 229
vdstir 2, 66
vixvg 26, Fußn. 1
vispa xvä&ra, pouru xvä&ra dah- 45 vfka- 219, 226
xvang-darasa 284 oiiL%elv 267, Fußn.
div-, dyü- 64 vrträ- 184, Fußn. 1, 219, 226
ovQavos 256
dfbMka- 265 n. Fußn. 1. vrh- 277, 280
(B3S

— 300 —

•ninrut, niaooj 25 | meditor 16, Fußn. 2


aii^vTj 93 mingo 267, Fußn.
9iliy/ia 268 unda 181

6. Lateinisch.
concoquo 25 7. Andere europäische
Derbices 265 n. Fußn. 1 Sprachen.
Dicspiter 94
Albanesisch hüt 93 f.
Juppiter 94 Gotisch hunds 41 Sachverzeichnis.
luna 93
Irisch brichL 277 ff.
medeor 16, Fußn. 2 »üil 93 f. Abstraktum, den Ariern feh¬ Anähitä „die Ungefesselte“,
lender Begriff 49; als Konkre¬ ständiges Beiwort der Aredvi
tum behandelt 9 (Milchstraße) 20; vgl. „Aredvi“
Abw e hr (yaozdäöra-) daevischen und „Fesselung“
Feuers durch Exorzismus bei Aiara Mainyu „der finstere
Krankheit, Tod usw. 15. 16, Geist“, Kollektivperson der
Fußn. 2. 17 ff. 23. 26. 134. 157. daeva, darum mit vedischen
(Vgl. „Hund“, „Krankheit“, devd gleichgesetzt 64. 79. Als
„Himmelslicht“) Boß 30
A c h ä m e n i d e n wenden sichdem Apq.m napät 246f.
Kult der Naturmächte zu 86 ApaoSa, Daeva der Dürre, als
Ackerbau, nicht in den Gä0ä, schwarzes Boß 30
unbedeutend in den Yaät 80, Apsaras 3ff.
Fußn. 1; = Befruchtung der
Arachotus 38
Erde 71 ff.
Äramaiti im j. Awesta und in
Ä f r It i, Segens- u. Fluchformel 19
den Gä0ä 86 f.
Agni, das ved. Feuer, insbes.
Aredvi „die Glühende“, Name
das Sakralfeuer. Kollektiv-
des Himmelsstroms (der Milch¬
und Einzelperson 77. Bedeu¬
straße). Spendet Niederschläge
tung 53. In allen Wesen 60.
und Blitzfeuer, ist frei von
Enkel der Gewässer 58. Bru¬
daevischer Fesselung (s. d.),
der der Flüsse 72. Verwandelt
daher anähitä „die Ungefes¬
Menschen in Feuer 26
selte“ genannt. Hat ihren Weg
Ahura = „Herrscher“; s. Maz-
im Inneren des Feuerhimmels
däh. — Im Dualkompositum
über der Sonne, schützt darum
mit Mi0ra 70 f.
vor daevischem Feuer (bes.
Airyaman XXIV. 16ff.
andere Flüssigkeiten). XXII.
Alkohol, s. „Bausch“ und
XXIV. 22. 201. 236. Ist Teil¬
„Haoma“
person Mi0ras des Sternhim¬
Amoretät „Unsterblichkeit“,
mels 82. 160. Wird Mazdäh
im jüngeren Awesta in Natur¬
übergeordnet 86. Einführung
kraft umgedeutet 86
ihres Kults 260
Ame§a Speijta „erleuchtete
Unsterbliche“, im jüngeren Arezö-samana, ein daeva 198.
Awesta Bez. der unsterblichen Arezüra, daevisches Gebirge
Lichtwesen, 16. 30f. Ihre Zahl am Hölleneingang XXII. S.
249 f. auch „Daeva“
302 303

Sonnenball (93. 95. 122), Indi¬ Oinvat-perotu, Cinvatö pe-


Arier. Ihre Einwanderung nach von ihm 68 ff. Er ist Kollek¬
tiv- wie Einzelperson und wird viduum (67), Naturgesetz (126, retu, s. „Brücke“
Indien 35 ff. 261 ff.
Fußn. 1. 278), Oxydations¬ Ounnus; sein Kult 45, Fußn. 1
Arzt 16, Fußn. 2 nach seinen Erscheinungs¬
prozeß (61), Symbol (70), Daenä, Licht der Erkenntnis,
A§a (= vedisch rtä), dem Sinne formen und Wirkungen in
Sache im Sinne des Unbeleb¬ wie das Brahman der vedi-
nach = „Licht-des-Heils“, das verschiedene ätar- zerlegt, die
„leuchtendste Licht“, das Ur- teilweise Sondernamen erhal¬ ten, Anorganischen (6. 34. 112. schen Stämme individuell und
ten 52. 67 f. 68. 77. Sein 122. 124 n. Fußn. 1. 126 n. kosmisch (die Welt umgebend)
feuer der lichten Schöpfung
Wesen nach arischer Anschau¬ Fußn. 1. 220. 223, Fußn. 2. gedacht: 236. 160. 213. 23. 83.
(78 f.), die höchste Kollektiv¬
ung (69 ff.) bildet die Grund¬ 244; erst ein nach Ausweis In Roß- und Menschengestalt
person aller guten Feuer
(14. 34. 228) und somit der lage für den arischen Gottes¬ der Sprache spätes Zitat, P. 31. Kollektiv- und Einzel¬

lichten Schöpfung überhaupt begriff (68). Im jüngeren 68, Darmest., ZA. III, 77, un¬ person 69
(78). Darum im jüngeren Awesta, nicht in den Gäflä, terscheidet uzustana- „leblose“ D aeva, die alten arischen Licht¬
gilt er als der Sohn Mazdähs: von ustanavat- „belebter" Habe), mächte, ved. devä, die Zoro-
Awesta die Schutzgottheit des
61. 63ff. S. auch 62 n. Fußn. 1. unstofflich, immateriell (61. aster bekämpft, weil die de-
Feuers (86). — Vgl. „Himmels¬
feuer“ 133. Vgl. „Opfer“ 66), Verwandlung (67), Wun¬ vischen, d. i. vedischen Stämme
der (278) unter ihrer Führung Raubzüge
Agemaoga, s. „Irrlehrer“ Atmosphäre den Ariern un¬
Bewegung = Wirkung von ausführen und ihnen Rinder¬
Agem vohu, der Text Y. 27,14, bekannt 62
Personen 125, Fußn. 1 opfer darbringen (86. 249).
zur Heilung verwendet 17 Auge = Lichtquelle, s. „Sehen“
Bildliche Ausdrücke 43. 279 Im jüngeren Awesta darum
Agi, in mundartlich abweichen¬ Augen, 1000 Varunas, Agnis,
Blick, böser und guter, s. „Se¬ an die Stelle der rasah-, der
der Form Ureti (= ved. rtl) des Purusa, Indras, Väyus,
hen“ Mächte der Finsternis, getre¬
genannt, feminine Bildung Somas, der Opfergabe 194.
Blitz, eine Form des Feuers, ten; stehen auf gleicher Stufe
neben dem neutralen a$a, be¬ Vgl. „Mazdäh“, „Mi0ra“, „Ster¬
ätar. Verschiedene Namen: mit „Göttern“ unarischer Völ¬
deutet, wie dieses, „Licht“, ne“, „Sonne“
ätar- väzista- usw. 62, Apqm \ ker (32 nebst Fußn. 1). Ihre
„Feuer“ und wird insbes. vom Avatära-Lehre 69. 79
napät- „Enkel der Gewässer“, Substanz Höllenfeuer, das bei
Feuer des Besitzes ge¬ Bahräm, s. „VoreOrayna“
als Waffe des Himmels vajra-, ihren sterblichen Formen (Tie¬
braucht. XXII. 68 f. 71. 213. Barssman, ursprünglich der
awest. vazrar. Im Awesta ist ren und Menschen, 82) mit
236. 266. 260. Als junges Weib Sitz der Opferwürdigen beim
er die Waffe Mi0ras, 5. 76 f. irdischer Materie gemischt, in
gestaltet 31. Als Kollektiv- Opfer, im Yasna-Opfer und
89 f. 214 ff. Das Blitzfeuer ist den „geistigen“ rein vorhanden
und Einzelperson 68 f. bei den späteren Parsen um¬
gedeutet 22. 170. 272 ff. das Xvaronah; s. d. ist. Die „geistigen“ können
Askese 7, Fußn. 1
Boghazköi 179. 247. 261 demnach als Finsternis er¬
Asket „Glutwesen“ 60, Fußn. 1. Barhis, Sitz der devä im vedi-
Brahman, das die Welt um¬ scheinen oder unsichtbar sein,
Asto-vidätu (auch -vidötu) schen Opfer 53. 273 ff.
gebende und in allen Ge¬ oder können in andere Leiber
„der Zerleger der Gebeine“ Bastard von Hund und Wolf
81, Fußn. 1. 228 f. schöpfen brennende Feuer 44 f. eindringen, um sich beliebig
19. 63
Bauchfeuer 46 237. 268 ff. 278 ff. 283 f. zu gestalten (26 ff. 30 ff. 66 f.
Astvat-ereta, „der das Kno¬
Brücke des Scheiders, cin- 224). Dabei können sie gleich¬
chenbegabte in Feuer wan¬ Bedeutungsübertragungen
252 f. vatö pzrsto-, auch pa&ä „der zeitig in mehreren Leibern
delt“, esch. Opferwürdiger.
Begraben 23 Pfad“ (nämlich der Seelen) auftreten (68). Das jüngere
Sein guter Blick 42
genannt, liegt zwischen Him¬ Awesta weiß noch, daß sie
Ätar, Feuer, insbes. Sakralfeuer Begriffe, die den Ariern feh¬
len: Abstraktum (9,49), Alko¬ mel und Erde, führt zu jenem vor den orthodoxen „Opfer¬
der awest. Stämme, der höchste
hol und Alkoholvergiftung und in die Hölle unter der würdigen“ die Herrscher der
und feinste, aber persönlich
Erde, ist „von der Zeit ge¬ Welt waren (20ff. 41). Durch
gedachte Stoff (61). Ihm ent¬ (56ff), Atmosphäre, Luft (62,
spendet“, d. h. nur zeitweilig Zoroaster, welcher Mazdäh an
stammen alle Wesen der lich¬ Fußn. 1), Gott und Teufel im
griechischen und im christ¬ vorhanden: der Regenbogen ihre Stelle setzte, wurden sie
ten Schöpfung 238. Er be¬
lichen Sinne (1 ff. 32 n. Fußn. 1. 66 nebst Fußn. 1.129 n. Fußn.3 nach dem Norden und unter
findet sich in allen Wesen
80), Tier im Gegensatz zu Büäyq.stä-, daevi des Schlafs die Erde verscheucht. Sie
derselben 61 ff. Wasser und
Mensch (80f.), Himmelskörper, wirken durch das Höllenfeuer,
Wind sindErscheinungsf ormen 207
304 305

Opferwürdiger 135. In Gestalt 26 f„ 46, Fußn. 1, 267, Fußn. Feuer schädigt oder vernichtet
das finster, kalt und stinkend
eines Ebers 89 S. „Harn“ die daevischen Wesen 27. Das
ist. Sie herrschen darum in
Dämonen, die „Götter“ der Exorzismus, s. „Abwehr“ und daevische Feuer, seine Eigen¬
der Nacht und im Winter, den
sie „gespendet“ haben. Drin¬ vedischen (s. „Daeva“) und „Wohlgeruch“ schaften und Wirkungen 16,
gen sie in Wesen der lichten anderer feindlicher Stämme Fehlende Begriffe, s. „Be¬ 19 ff., 66. Bezeichnungen 62 f.
Schöpfung ein, so verursachen (Franrasyan: 32) griffe* Helle und finstere Feuer
sie in ihnen, indem sie das Daxma, s. Leichenstätte Fesselung,eine der Wirkungen können in denselben Personen
lichte Feuer daraus verdrängen, Derbhlker 265 n. Fußn. 1 des daevischen Feuers: 19 ff, gemischt sein 11, 77 ff., (s. auch
Krankheit und Tod. Im Makro¬ Disputation 222 19, Fußn. 2 u. 3, 20, 63. Vgl. „Wind“ und „Gemischten“).
kosmos hindern sie die Ge¬ Doppelgötter 244 „Nasu“und„Daeva“. Die Him¬ S. a. „Ätar“, „Himmelsfeuer“,
stirne und die Gewässer in Drama 76 melsfeuer „fesseln“ in gleicher „Hölle“
ihren Bewegungen, die Pflan¬ Druj, höchste Kollektivperson Weise die daevischen Wesen. Feuerarten XXII, 13f.
zen am Wachsen. Ihre Wir¬ der finsteren Schöpfung, In¬ S. „Lied“ und „Haoma“ Feuerhimmel, der von Feuer
kung wird darum auch als begriff aller daevischen Feuer, Feuer, entweder warm, hell, erfüllte Baum über dem Him¬
„Fesselung“ (ähiti-) bezeich¬ mit der Nasu („Verwesung“) lebenspendend und wohlrie¬ melsgebirge,dessenLicht durch
net (Schlaf, Leichenstarre, Be¬ und mit der Schlange Dahäka chend (Himmelsfeuer; s. d.), Öffnungen (Gestirne) auf die
hinderung des Pflanzenwuch¬ identisch, wie der finstere oder kalt, finster, vernichtend Erde herabscheint: 270ff. Da¬
ses, des Wasser- und Sternen- Geist mit den vedischen devä. und stinkend (Höllenfeuer; s. neben Anschauung von Licht¬
laufs usw.). Die Verwesung 78. 14 f. 82. Erscheint als d.). Von beiden gibt es eine himmel ohne die Glut: 238f.
besteht darin, daß sie die „Leichenfliege“ 23, Fußn. 1 lichtlose (daher unsichtbare) Bezeichnungen: 10, 62, 62,
Wesen der lichten Schöpfung Dualkomposita, s. Kollektiv¬ Form: XXH, 34,62. Bedeutung Fußn. 3, 239. Über der Sonne
opfern, verzehren, durch ihr personen des Feuers für die Arier 58 ff. XXIV, Fußn 1. „Selbstgege¬
Feuer (nosw-) verdauen (s. Duft, s. „Wohlgeruch“ und Schon nach indogermanischem ben“, also nicht von Mazdäh
„Verdauung“) und wieder aus- „Opfer“ Glauben umgibt das Feuer die geschaffen 147 (60, 1). Die
scheiden. Darum gehört der Einwanderung, s. Arier ganze Welt: 94, 270f. Es bildet Wesen, die in ihm leben, sind

Gestank zu ihrem Wesen. Da Einzelperson, s. „Person“ den Kern aller Wesen und ist reine Feuerwesen und, wie das
ihr irdischer Anhang von dem¬ Endkampf, esch., 49 bei den sterblichen mit anderer Feuer, „knochenlos“ 60ff. Be¬
selben Feuer erfüllt ist, so Enge 134. 266 Materie gemischt, während die freiung vom irdischen Leib
eignet ihm der böse Blick, Enkel der Gewässer, s. unsterblichen aus reinem Feuer und Eingehen in den Feuer¬
der in Höllenfeuer besteht, Ap:im napät bestehen (vgl. „Opferwürdige“ himmel 23, 65. Ein Ort sinn¬
welches die daevischen Wesen Erde, Kollektivperson 82. Ihre und „Daeva“). Es verleiht den licher Freuden 141 n. Fußn.
aus ihren Augen ausstrahlen Natur- und ihre „geistige“ Wesen alle geistigen, sittlichen zu 30, 4. Spendung der Selig¬
(s. „Sehen“), und welches die Gestalt 71 f. Ihr Haar 72 ff. und körperlichen Fähigkeiten keit durch die SaoSyant ^„die¬
Wesen der lichten Schöpfung 196. Ihre Ohren 196 f. Ent¬ und äußert sich in Gedanken, jenigen, welche in Feuer ver¬
schädigt oder vernichtet (43). steht aus Sternenlicht 16, Worten und Taten. Es bildet wandeln werden“) und andere
19 ff. 22. 24 ff. 40. 49 f. 198. Fußn. 2. 24. 51, Fußn. 1 die Substanz derSeelenbestand- Opfer würdige 238 ff. — Der
Nach Yt. 3, iS liegt die Hölle, Erdteile (kars(i)var-, kars(i)- teile und entscheidet über die vedische Feuerhimmel mit der
welche an dieser Stelle mit dem van-), sieben: 137 Artung der Wesen, die darum awest. Hölle gleichgesetzt 11.
Namen des vedischen Him¬ Greti = A§i; s. d.; neben A|i nach den in ihnen enthaltenen Fliege, s. „Leichenfliege“
mels (dyu-) bezeichnet wird, 260 Feuern eingeteilt werden. Fluch, seiner Substanz nach
im Osten: s. dazu 64. Die Erfragen 221 XXII, 9, 12, 34, 35ff., 39ff, 60, Feuer 45
meisten daevischen Ausdrücke Eschatologie, s. „Feuerhim¬ 71f., 82f., 227 ff., 271. Im Brah- Frage, geist. Opferwürdiger 221
sind vedische Wörter: 64, mel“, „Hölle“, „Seelenweg*, manen 6 Feuer 44 ff. Die Feuer Fragen 221
Fußn. 2 „Brücke“, „Tod“, „Endkampf“, bilden die Kampfmittel zwi¬ Franrasyan, „Gott“ der turi-
Dahäka, Schlange, ein daeva 82 „Gemischten“ schen der lichten und der fin¬ schen Stämme 32
Dämöis Upamana „der Be¬ Etymologie 97, 196 steren Schöpfung 13. Arten Frava^i, ursprüngl. die Sterne;
stand der Schöpfung“, ein Exkrement ist daevisch (nasu,-) des lichten Feuers 12. Lichtes ihr Kult von auswärts in Ost-
20
r — 307 —
306
l
Iran eingeführt 26 f., 188, 238, melsgebirge 94. Früher unter sehen Zwecken gegen Krank¬ Hundeauge 40f. 94, Fußn. 3
der Herrschaft der Daeva un¬ heit usw. verwendet 17, 46, Hure, hat den bösen Blick43.46
260
Freundschaft, s. „Vertrag“ beweglich 112. DieferneWende Fußn. 1. Harn des Himmels¬ Indra, Teilperson des anra
Friede, s. „Vertrag“ ihresWeges21,104,118,Fußn.l. viehs (der Sterne) = Regen 266 mainyu 79. 263, Fußn. 1
Frosch, daevisch 28 n. Fußn. 3, Vgl. „Sonne“, „Mond“, „Ster¬ Harnlassen, Vorschriften dafür Inzestehe 260 n. Fußn. 1
223, Fußn. 2 ne“, „Sternenlicht“ 26 Irrlehrer 28f. 66
Frost ein Feuer 44f. Gewässer, unter der Herrschaft Haurvatät „Unversehrtheit“, Kälte, s. „Frost“
Furche, s. „Kreis“ der Daeva unbeweglich, fließen verschieden in den GäSä und Karapan 66
Gebirge, Teilpersonen der Erde darum nicht im Winter und im jüngeren Awesta 86 Kasteiungen beim Mi0ra-
82. Ihre Ohren 196. Feuer¬ beiNacht 20—23. Sind Mazdähs Hegemonie, s. „Großreich“ Opfer 264.
haltig XXII und Wörterver¬ mit ihm vermählte Töchter 260. Heilung, s. „Abwehr“ Kathenotheismus 203
zeichnis 1 unter xvä&ra- Vgl. „Enkel“, „Opferwürdige“, Henotheismus 203 Keresäspa 204
Gedanke (manah-, n.) d. h. Aus¬ „Regen“, Wasser“ Herrschaftsfeuer, vedisch Knochenlos, s. „Opferwür¬
strahlung des geistigen Feuers, Gewitter die Hauptschlacht 36 ff.; a west.—Xvaranah: s.d. dige“
daher auch Wille, Mut usw., 177,184, 202. Miflras harnende Hexe, s. Pairikä Kochen eschatologisch 24
äußert sich in Worten und Herden 266. S. auch „Regen“ Himmelsfeuer, das höchste Kollektivperson, s. „Per¬
Werken und ist für die Artung Gold festes Himmelsfeuer XXIH, und umfassendste der mit ihm son“. Agahya ratu „Ausstrah¬
der Geschöpfe bestimmend, 217 wesensgleichen lichten Feuer ler des Lichtes-des-Heils“, der
hell (vohu-) in denen der lichten, Gott 80 (s. „Feuer“ und „Ätar“), das Vertreter und Beschützer der
finster (aka-) in denen der fin¬ Götter, arische, Feuerwesen 2ff. „leuchtendste Licht“ (aga va- zu ihm gehörenden Einzel¬
steren Schöpfung, seiner Sub¬ Großkönig 162 (zu 109, 2) hiöta, XXIV; s. „Aga“). S. auch personen (82 f.). In der mensch¬
stanz nach Feuer 68 n. Fußn. 1. Groß reich, modisches und per¬ „Spezialfeuer“ und „Sternen¬ lichen Gesellschaft 82 f. Beim
Bei Krankheit (s. d.) ist er der sisches 138 (18,1), 219 licht“. Yasna-Opfer aus Einzelper¬
affizierte Teil 16, Fußn. 1. Vgl. Haar, s. „Erde“ Himmelsgebirge (Steinhim¬ sonen hergestellt 70. 82. Bah-
„Vohu manah“ Haare, Behandlung der abge¬ mel) 10, 94, 168, 206 f., 207, räm-Feuer 82. Pairikä 200,
Gei st, finsterer, s. „AnraMainyu“ schnittenen 26 239. Sein Gipfel aus Gold XXHI Fußn. 1. MiSra 160 (64, 3).
Geistige Gestalt der unsterb¬ Haoma, der Rauschtrank des Hitäspa 209 Dualverbindungen 82.122.178.
lichen Mächte des Lichts und jüngeren Awestas, entspricht Hölle 10 f., 62, Fußn. 3. Von 241 ff.
der Finsternis besteht aus un¬ dem vedischen Soma. Er ist Gestank erfüllt 26. = dem Krankheit besteht in Ver¬
sichtbarem Feuer 33 ff. Sie be¬ flüssiges Himmelsfeuer, ein vedischen Feuerhimmel (im mischung des „hellen Gedan¬
steht neben der Naturgestalt Opferwürdiger, den man in Osten) 11. S. auch „Daeva“. kens“ (vohu manah) mit dem
209 f., 212 sich aufnimmt und der geistige, Höllenfeuer, ao$a(h), &wae- höchsten daevischen Feuer
Gemischten, Ort der, Aufent¬ sittliche und körperliche Kräfte, sa(h)\ s. d. Als höchste Kollek¬ (druj — nasu) und der durch
halt der zu gleichen Teilen namentlich Weisheit, Mut, Ge¬ tivperson Druj — Nasu dieses bewirkten „Fesselung“
aus hellem und finsterem Feuer sundheit und Zeugungskraft Hund, strahlt aus seinem Auge (s. d,). 15 n. Fußn. 1. 16 n.
bestehenden Seelen, Reich des verleiht 16, Fußn. 2, 22, 30, 46, leuchtendes Himmelsfeuer aus Fußn. 2. 17 ff. 19. Exorzismus
Windes (s. d.), zwischen Him- Fußn. 1, 66f., 69. Fesselt seine und verscheucht damit die dagegen 17 ff. Zu ihr gehört
melsgebirge und Erde: ll,64f., Feinde 19, Fußn. 2. Verleiht Nasu; darum steht er über Menstruation 22, Fußn. 2.
147 Xvaranah 203 und das ewige dem Menschen, wird bei Ver¬ Kreis, magischer, beim Exor¬
Gesamtperson, s. „Person“ Lehen 239. Kollektiv-und Ein¬ gehen aber wie dieser bestraft zismus 17
Geschöpfe, s. „Ätar“ u. „Feuer“ zelperson 69. — Vgl. „Rausch“ (23, Fußn. 1, 40f., 81). Keine Kriegsgötter 211
Gesellschaft, menschliche, und „Söma“ Luxushunde 229, Fußn. 1. Kuh, alle nützlichen, Nahrung
nach Kollektivpersonen (ratu) Harn, flüssiges Himmelsfeuer Alle nützlichen Raubtiere und Kleidung liefernden Tiere
gegliedert 82 f. (18, 267, Fußn.), dem Samen =Hund 40, Fußn. 1, 81. Bös¬ 81. 102. Himmlische Kühe
Gestalt, s. „Geistige“ wesensgleich, darum befruch¬ artige Hunde wie Bastarde = Sterne 266
Gestank, 26f. tend (46, Fußn. 1, 266, Fußn. 2); daevisch 81, Fußn. 1. Vgl. Kult des jüngeren Awestas
Gestirne, Öffnungen im Him¬ als Himmelsfeuer zu exorzisti- „Sehen“ devisch 249
20*

_J
308 309

Kulte, Einführung neuer 260 ff. Manah, s. „Gedanke'und „Yohu („die anfangslosen Lichter“) läßt sich zunächst auf den
Leichen, nur die der An¬ Manah“ sind ebenso wenig von ihm Nägeln nieder (Leichenflecke,
gehörigen der lichten Schöp¬ Mazdäh, „der Spender des mad- geschaffen, wie der Raum 25); ist nur in den feuchten
fung für Wesen der lichten (Himmelsfeuer, insbes. der (@wä|a), die Zeit (Zrvan), der Teilen vorhanden (24. 28, Fußn.
Schöpfung gefährlich 27. Be¬ Weisheit, der Gesundheit und Wind und sein Bereich, der 3). Nasu ist auch das Exkre¬
stattung durch Tierfraß 23 Körperkraft: s. S. 66)“, von „Ort der Gemischten“, die ment 26. Als Leichenfliege
Leichenflecke 25 Zoroaster als höchste die Welt „selbstgespendet“ (d. h. selbst¬ gestaltet 30. Durch den Blick
Leichenfliege 23, Pußn. 1.30. beherrschende Macht aufge¬ geschaffen) sind (147 zu 50, 1). des Hundes vertrieben 40 f.
Leichengeruch, s. „Gestank“ stellt und mit ahura „der Menstruation, s. „Krankheit“ Befindet sich nur in Leichen
und „Nasu“. Leichen daevi- Herrscher“ bezeichnet 55 ff. Metalle als Steine betrachtet der lichten Schöpfung 27.
scher Wesen haben einen Seine Substanz ist Licht (132), 65. 217 f. Naturerscheinungen, Na¬
guten Geruch 27 seine Seele (urvan-) ist das Metapher 43. 50. 71, Fußn. 1. turkräfte, s. „Opferwür¬
Leichenstarre, s. „Fesselung“ Lied (s. d.). Er dringt mit 237 dige“
Leichenstätte einDaeva 24f. seiner Seele in die „erleuchte¬ Meteore, s. „Sternschnuppen“ Naturvorgänge als Wirkun¬
Leichenverbrennung 23f. ten Unsterblichen“ ein, die Mikrokosmos, s. „Makrokos¬ gen von Personen betrachtet
Lichthimmel, s. „Feuerhim¬ dadurch seine Leiber werden mos“ 125, Fußn. 1.
mel“ (30. 34. 79). Kollektiv- und Milch, flüssiges Feuer 45, Fußn. 1 Natur- und geistige Ge¬
Lichtquelle = Auge; s. „Se¬ Einzelperson 69 ff. 83. Im jün¬ Misvana gätu, s. „Gemisch¬ stalt 209f.
hen“ geren Awesta ist er zur Natur¬ ten“ Nomaden 134. 192. 265ff.
Lieder, Religionstexte, mq&ra. kraft geworden, zum Licht¬ Miöra, s. das Inhaltsverzeichnis Ohren, s. „Erde“, „Gebirge“,
Als Ausstrahlungen des Her¬ himmel im allgemeinen (107. Mitrasaha 45 „Mazdäh“, „MiOra“, „Opfer“.
zensfeuers sind sie ihrer Sub¬ 122, Fußn. 1. 194. 197 f.) oder Mond 21. Erzeuger des Rin¬ Opfer, ist wie alles eine Person;
stanz nach Himmels- oder zum Taghimmel (82. 122 des 192.193, Fußn. 1. Aufent¬ seine Ohren 124 n. Fußn. 1.
Höllenfeuer 14. 18. 83. 97. 194); daher seine Augen die halt der Seelen und Regen¬ 196. Tier- und Haoma-Opfer,
132 (1, B). 139 (25, B); böse Sterne (122, Fußn. 1. 250) oder spender 193, Fußn. 1 von Zoroaster bekämpft, im
(= daevische) 66. Sie sind sein Auge die Sonne (122, 250). Morgenrot aus den Gebirgen Mittelpunkt des jungawest.
lichtlose Leiber der in ihnen seine mit ihm vermählten ausgestrahltes xvannah 120 Kults 64. 84. 86. 249. In den
erwähnten Opferwürdigen und Töchter die Gewässer (250), Nacht- und Taghimmel 112 Yaät das altarische 84, ver¬
darum selbst Opferempfänger Yt. 13, 81 und bei ostirani¬ Nachtweg der Sonne, s. „Ge¬ schieden vom Opfer des Yasna
XXIII. 75, Fußn. 1. 223, schen Stämmen wird er selbst stirne“ und Vispered, dessen Grund¬
Fußn. 1. Daher heißen die zur Sonne (261. 86. 260ff). Nägel, abgeschnittene; ihre gedanken 34. 70f. 244. Für
geistigen Opferwürdigen und Er wird nicht nur mit Mi0ra Behandlung 26 die Gewässer nicht bei Nacht
die vollkommenen Priester zu einer Dualperson zusam¬ Name, Teil der Person; darum 23. Für Ätar im Exorzismus
tanumq-d-ra „das Lied (oder: mengeschlossen (241 ff), son¬ mit ihm Wesen übertragen bei Krankheit Räucherhölzer
dieLieder) als Leib besitzend“, dern wird diesem und anderen 57. 76. 219. 274 18. Langes ketzerisch 86. Von
= „einen aus Lied bestehen¬ Naturkräften in den Yaät teil¬ Namen Mazdähs Xff. geistigen Opferwürdigen dar¬
den Leib besitzend“. — Das weise untergeordnet und op¬ Näsatya, Teilperson des awra gebracht 175. 206. Den Opfer¬
Lied fesselt die Druj (vgl. fert ihnen (86. 176. 264). Als mainyu 79, 263, Fußn. 1 texten und anderen Opfer¬
„Fesselung“) 19, Fußn. 2. — Vater Mi0ras 266. Seine Zunge N asu = Druj, höchste Kollek¬ gegenständen dargebracht
Dramatische Lieder 75 und seine Ohren als Teilper- tivperson des daevischen Feu¬ XXIIIf. Westiranisches 275.
Linga, s. Phallus sonenverehrt79.196. SeineNa- ers, Opfer der Daeva (22, Fußn. — Vgl. auch 170 (138, l).
Luft, den Ariern unbekannt 62 men Xff Als Spender des Hei¬ 2, 24), die Verwesung und S. auch „Kasteiung“.
n. Fußn. 1 lungsfeuers 16, Fußn. 2. Seine alle von ihr befallene Materie, Opfergaben in MiOras Haus
mainyava-, s. „geistige Gestalt“ Schöpfertätigkeit, ausgedrückt die daevi, welche Krankheit aufgespeichert 206.
Makrokosmos und Mikro¬ durch „zuschneiden“ und „her¬ und Tod verursacht (18f. 26); Opf er würdige, diejenigen
kosmos 20 ausgeben“ (146 zu 50, 1), ist fesselt die Wesen der lichten Wesen, denen geopfert wird:
Mq6ra, s. „Lieder“ beschränkt. Der Lichthimmel Schöpfung (s. „Fesselung“) 19; alle Wesen der lichten Schöp-
311
310
68ff. 77ff 82. 200 n. Fußn. 1. melslicht 44 ff., 45 n. Fußn. 1,
fung, Abstrakta, Konkreta sie gleichzeitig verschie¬
242 ff. „Ratu“ 70 72, Fußn. 2 u. 3, 99, 270. Hat
(Gegenstände, die aber als Per¬ dene Körper haben 68, trotz¬
Pflanzen, in erster Linie darum seinen Sitz im Herzen
sonen betrachtet werden; s. dem einheitl. Personen 70, und
Weidepflanzen (21 Fußn. 22 46. Behandlung des unwill¬
„Person“), Tiere, Menschen, gleichartige Wirksamkeit in
aber auch Nahrungspflanzen kürlich ergossenen S. 26
Unsterbliche: 12. 80. Sie wer¬ allen ihren Gestalten 75.
und Haoma, geistige Opfer¬ SaoSyant 238
den geschieden in „knochen¬ Unter ihre Leiber gehören die
würdige (s. d.); Teilpersonen Sarasvati 37
begabte“ (astvant-) oder „im Religionstexte, in denen sie
der Erde 82 S arv a, Teilperson Anra Mainyus
Leben befindliche (gae&ya)u genannt werden XXIIIf., da¬
Phalluskult 46, Fußn. 1 79, 263, Fußn. 1
und unsterbliche, die auch „gei¬ her tanamq&ra- „einen aus
Plejaden 111 Öatapatha-Brähmana, sein
stige“ (mainyava-) genannt Liedern bestehenden Leib be¬
„Poetische“ Ausdrücke 43 Alter 38
werden 11 f. 48 ff. 62 f. Zwi¬ sitzend“ (s. Wörterverzeich¬
Priester 221 f. = Zoroaster 83 Schattenlos 212 n. Fußn. 1
schen beiden Gruppen kein nis 1). Ihre Zahl 111 160 :
Rad, s. „Sonnenrad“ Schildkröte ein DaSva 82
Wesensunterschied 81 f. Der 260. Die von Zoroaster ge¬
Räksasa als Leichenverzehrer Schlaf, eine Daevi, weil die
Kern dieser Wesen ist helles lehrten Lichtwesen im jün¬
25, Fußn. 1 W esen fesselnd (s.„ Fesselung“)
oder Himmelsfeuer, das in den geren Awesta in Naturmächte
Räma 6 ff. s. BüSyqstä
sterblichen mit irdischem Stoff umgedeutet 84 f. (s. auch „Maz-
Räman 258 f. Schlaflos 197 f.
vermischt ist, während die däh“)
Ran hä der Strom, der die Erde Schöpfung, lichte, finstere und
„geistigen“ aus reinem Feuer Päderast, ein Daeva 82. 46,
umgibt 161 gemischte 11, 64 f. Die Wesen
bestehen 31. 50. 52f. 58f. 66. Fußn. 1
Raänu 267f. der lichten teils „selbstge¬
227. Nicht „unkörperlich“ 49. Pairikä „Hexe“, ein Menschen,
Ratu 83 geben“, teils „durch das Be¬
Sichtbar oder unsichtbar je Vieh, Pflanzenwuchs und Was¬
Raubtiere, s. „Hund“ und stehende gegeben“, d. h. durch
nach der Art des Feuers 66. ser schädigendes dagvisches
„Wolf“ Mazdäh und die Seinen her¬
Vorstellung ihrer Natur nach Weib, das durch Höllenfeuer
Räuchern, vgl. „Wohlgeruch“; vorgebracht 147
den arischen Anschauungen wirkt (143), welches es durch
beim Exorzismus der Krank¬ Seele, kein einheitliches Wesen
vom Feuer gebildet 68ff. Alle die Augen austrahlt 41 ff. 56.
heiten 18 43 f. Seelenbestandteile (ver¬
geistigen Opferwürdigen sind Verzehrt Leichen 26, Fußn. 1.
Raum 134, 266. Nicht von Maz- schiedene Feuer 66), 9, 12, 44,
demnach gleichartige We¬ Nicht die Nasu (14, Fußn. 1),
däh geschaffen 147 79; in den Himmel bzw. in die
sen,persönlich gedachte F euer; aber die Sternschnuppen sind
Rausch; arischer Begriff des HöUe gelangende (daenä, urvan,
Beispiele 33. 49 f. 66.85. Wohl¬ nach orthodoxem Glauben
Alkoholrauschs 56 baoSah) 23. Der urvan lichtes
tätige Naturerscheinungen und Pairikä und verursachen Mi߬
Rede = Feuer 44f. oder finsteres Feuer 25, auch
Naturkräfte, je nach ihrer wachs (nach anderen Gedeihen:
Regen = Same = Feuer 45, bei Tieren 81, 193, Fußn. 1;
Wirksamkeit gedeutet (61. 86. 200) 63. 126 n. Fußn. 1. 140.
Fußn. 1; = Harn 266. Fließt weilt drei Tage nach dem Tod
197), Weidepflanzen (80, Fu߬ 199 f. 200, Fußn. 1. 207. Als
durch die Sterne aus Himmels¬ am Kopf 26. Mazdähs urvan
note 1), Lieder (14, 141), See¬ Kollektivperson 200, Fußn. 1
see und Himmelsstrom 183, besteht aus „Lied“ 16
len der nützlichen Tiere (81), Paoiri 213
202f. Vgl. „Gewitter“ Seelenfeuer 237 ff.
Haoma (s. d.) usw. Nicht mit P aö ä „Pfad“ (eschat.), s. „Brücke“
Regenbogen, s. „Brücke“ und Seelenweg 23; =Regenbogen
Menschennatur ausgestattet und „Seelenweg“
“Seelenweg“ 65 n. Fußn. 1; duftet bei Wesen
(1). Auch Neutra (77 Fußn. 1. Person, jedes auch unbelebte
Religiosität, arische, 174 ff., der lichten Schöpfung 26
113). Andere Bezeichnungen Wesen der Schöpfung (s. „Be¬
260 ff. Sehen besteht im Ausstrahlen
der geist. 0. 8. 249. Sie ver¬ griffe“). Nicht Individuum 67 f.
Rgveda, Heimat und Alter 38, des inneren Feuers durch das
mögen in andere Wesen ein¬ 112f. Alle Naturvorgänge sind
’ Fußn. 1, 248 Auge; darum Lichtquelle =
zudringen und sich dadurch Wirkungen von Personen 126;
Rind, Gesamtperson; daher auch Auge, sehen = leuchten 7,
beliebig zu gestalten: 30. 26ff. Deutung nach Wirksamkeit
= Milch, Fleisch usw. 134 Fußn. 1, 39 ff., 46, 94, 99, 108,
31f. 60. 66f. 224. Keine Ver¬ 197. Einzelperson und Kol¬
Sache, s. „Begriffe“ Fußn. 1,122,194 f. Ausgangs¬
wandlung, sondern Ver¬ lektivperson (Gesamtperson;
Sadänirä 36ff. punkt dieser Anschauung das
körperung eines Teiles ihrer diese teilweise durch Dual¬
Same = Himmelsfeuer, Him¬ Hundeauge 40 f., 94, Fußn. 3.
Substanz 33. Daher können komposita ausgedrückt) 52.
312 313
l
Bei den meisten Wesen strahlt I Öffnungen im Himmelsge¬ Pairikä (Sternschnuppen) 199; Verwesung, s. „Nasu“ und
lichtloses (= unsichtbares) Feu¬ birge, durch die die Wesen ein- Ahura Mazdäh übergeordnet „Daeva“
er aus (s. „Feuer“); leuchtendes und ausgehen, Himmelstore 86. Einführung seines Kults Videgha 36
beim Hund (daher seine Ver¬ (140), als solche, durch welche 260 Visnu 33
wendung beim Exorzismus), die Lieder in den Lichthimmel Tod tritt ein durch Vermischung Vispered 264 n. Fußn. 1
bei Vima, bei Astvat-ereta, die gelangen, Ohren MiOras (61, mit Himmelsfeuer bei den Vohugaona „Feuerfarbig“, Na¬
durch ihren Blick beleben 40 ff. 113,132,195ff); 3.J als Regen¬ Wesen der finsteren, durch me eines Räucherholzes 18
Aus dieser Anschauung er¬ spender Kühe oder harnendes solche mit Höllenfeuer bei den Vohu- manah-, n., „das
klären sich guter und böser Vieh (MiOras des Nomaden): Wesen der lichten Schöpfung leuchtende Denken“, „der
Blick 41 ff.
51 f., 132,191 f., 266. Als geistige 10.16.19. 23. Vgl. „Astövidätu“ helle Gedanke“ (s. „Gedanke“).
Söma 59. Kollektiv-und Einzel¬ Opferwürdige können sie Men¬ Trimürti, Kollektivperson 244 Ausstrahlung Mazdähs, hat
person 69. Ins Herz getrunken schen- und Tiergestalten an¬ Um wandeln als Zeichen der seine Heimat im Feuerhimmel,
69. Vgl. „Haoma“ nehmen 7, Fußn. Ihr Licht Verehrung 64 n. Fußn. 1, 134 lebt aber als Ausstrahlung
Sonne 21, 93ff. Unter Aradvi erzeugt Erde und verwandelt, Unsterbliche, s. „Opferwür¬ der Daenä auch im Herzen
und dem Lichthimmel XXIV, die Gebeine in diese (24, 61 dige“, „Daeva“, „Wesen“ aller sterblichen, zur lichten
Fußn. 1. Kein Himmelskörper n. Fußn. 1) und gehört unter Upanisaden 61 Schöpfung gehörigen Wesen,
93, sondern Öffnung im Him¬ die beim Exorzismus gegen Urin, s. „Harn“ und „Himmels¬ die dadurch seine Leiber wer¬
melsgebirge 111. Teilperson Krankheiten usw. verwendeten feuer“ den und darum selbst als
(als Lichtquelle Auge) Mazdähs Formen desHimmelslichts(18). Uäidam, Uäidarena XXI. 196 vohu- manah- bezeichnet wer¬
79, 82, 86, 122. Im Veda Auge Ihr Ratu ist Tistriya (der Si¬ Vajracchedikä 251ff. den 18f., 31, Kollektiv- und
verschiedener devd- 94 rius, 83). — Später auch da li¬ Varunas Fesseln 19, Fußn. 2, Einzelperson 69. In späterer
Sonnenrad 185ff., 187, Fußn. vische Sterne (126, Fußn. 1)„ 21, Fußn. 6 Zeit umgedeutet 86. S. auch
1 u. 2 im Awesta nur die Sternschnup¬ Vayu, s. „Wind“ „Krankheit“
Spenjayrya 52 pen (s. Pairikä) Vazra, s. „Blitz“. Name einer Volksetymologie 97, 196
Spezialfeuerim Awes t a weiter Sturm, s. Wind menschlichen Waffe 216 Vpträ 202
spezialisiert 44, 47 f. Weniger Symbol 70 (vgl. „Metapher“), Vedische Stämme, Haupt¬ Waffen, „große“ oder „himm¬
im RV. 79, Fußn. 1 71, Fußn. 1, 273 n. Fußn. 1 feinde der awestischen 203. lische“, sind devä- und be¬
Sraoäa 199, 215 Tag- und Nachthimmel 112 Wohnsitze 35 ff, 64, 261, 266 stehen darum aus Feuer 6 ff.
Stein = Metall 217 f. tanumqOra-, s. „Opferwürdige“ n. Fußn. 1 144 (40,2).
Steinhimmel, s. „Himmelsge¬ Tausendäugig 194 Verdauung = Kochen 26, 46 Wanderung, s. „Arier“.
birge“ Tausendohrig 193 VereOrayna, neupers. Bahräm, Warte MiOras, 196
Sterbliche,s.„Wesen“, „Opfer¬ Teufel 32, Fußn. 1, 80 „die Feindestötung“, das Waschungen 17
würdige“, „Daeva“ Texte, religiöse, = Waffen 6 ff.
1 Siegesfeuer, heute als „König Wasser, s. „Gewässer“. Daevi-
Sterne sind geistige Opferwür¬ Vgl. „Lied“ der geistigen Welt“ im Aller¬ sches = Hochwasser 63. Das
dige 21, und zwar die Öffnun¬ Textüberlieferung mündlich heiligsten der Tempel erster Wasser ist eine Erscheinungs¬
gen im Himmelsgebirge, durch 219, Fußn. 1 Ordnung brennend 52, 259, aus form des Feuers und darum
welche Licht und Regen auf Öraetaona 204 vielen niederen Feuern her- mit diesem wesensgleich 58 ff,
die Erde herabkommt 202 f., Tier, im Arischen kein Wort für gestellte Kollektivperson 44, 62 ff, 72
236. Je nach ihrer sich daraus „Tier“ 28, Fußn. 1. Einteilung 78, 82, in tierischen, mensch¬ Wege, geradeste 241 n. Fußn.
ergebenden Wirksamkeit ver¬ der Tiere 81 lichen und and. Gestalten 31. 1, 266
schieden personifiziert 197: Tierfraß, s. „Leiche“ 89. Einführung seines Kults Weltgebäude, Kollektivper¬
l.)alsLicht Spender Augenöl Tieropfer, s. „Opfer“ 260 son 82
(vgl. 39 ff.), 132, und zwar Teil¬ Tistriya „Sirius“, der Regen¬ Vertrag bei den Ariern 219ff. Wende des Wegs, s. „Ge¬
personen MiOras (79, 113) oder stern 113, 183, frei von „Fesse¬ Vertragstext ein Leib MiOras stirne“
Mazdähs (250), oder, da auch lung“ (s. d) 22, der Ratu der 'fr
XXIV. 224 Wesen, s. „Schöpfung“, „Ätar“
die Augen Personen sind, Spä¬ Sterne83, in Mensch- und Tier¬ Valä 181 „Feuer“, „Opferwürdige“,
her (MiOras: 113, 132); 2.) als gestalten 31, 113, Feind der Verwandlung 33, 67 „Daeva“
314

Wind. Die Arier wußten nichts füllt. Es erfüllt auch das Yazata „Opferwürdige“ (s. d.) Awesta umgedeutet 85. 249 ff.
von „Gasen* und „Luft“, son¬ Himmels- und die irdischen Yima „der Leuchtende“, erster Angeblich Begründer des Mi-
dern nur von Wind (vayu-), Gebirge, aus denen es als König (Nomad), strahlt aus Öra-Kults 264. Strahlt andern
den sie für ein lichtloses, Morgenrot ausstrahlt und die seinen Augen (vgl. „Sehen“) seine Daenä ein 83. Höchste
darum unsichtbares Feuer darum xvä&ra- „Orte des gu¬ leuchtendes Himmelsfeuer aus Kollektivperson (Ratu) der
hielten 68, 62 ff. Nicht von ten Feuers“ heißen. Im Him¬ und macht dadurch Mensch sterblichen Lichtwelt 83. Mit
Mazdäh, sondern „selbst¬ melssee ist es im Besitze des und Vieh unsterblich 42. Sein den Priestern wesensgleich 83.
gespendet“ (= selbstgeschaf¬ „Enkels der Gewässer“ 246. Vergehen 231ff. Vgl. „Xva¬ Zaraöuätrötema „der höchste
fen) 147 (60,1; vgl. „Mazdäh“). Da das Gewitter die Haupt¬ renah“ Zara9u§tra“ 83 n. Fußn. 2
Jenach seiner Wirkung „Opfer¬ schlacht, der Blitz die Haupt¬ ZaraOustra, bekämpft die Da¬
Zauber 278
würdiger“ oder „Daeva“ 11, waffe ist, so sind alle großen eva und ihren Kult 8. 63 ff. 83.
Herrscher und alle erfolg¬ Zauberer, s. „Yätu“
63f., 80, 211. Sein Bereich der Seine Lehre nur aus dem
„Ort der Gemischten“ 66. Be¬ reichen Krieger sowie ihre Gegensatz zu den vedischen Zehntausendäugig 193ff.
sonders als Kriegshelfer ver¬ Waffen, Streitwagen und Rosse Stämmen erklärlich 248 ff. Auch Zeit (Zrvan), „selbstgespendet“,
ehrt 64, 138 (20,2), 210f. In vom Xvarenah erfüllt. 48, die von ihm gelehrten Wesen also nicht von Mazdäh ge¬
Yt. 15 Mazdäh übergeordnet Fußn. 1. XXII, 13 f., 47 f., nach seiner Anschauung Him¬ schaffen 147 (60, 1)
86. Einführung seines Kults 133 (4,1), 140 (27,2), 141 (40,2). melsfeuer 66, im jüngeren Zeitrechnung 120
260 Man ruft es in sich hervor,
Winter, in dem die Daeva indem man Haoma (s. d.)
herrschen, vom finsteren Geist trinkt 203. Es war im Be¬
„gespendet“ 20, 22, Fußn. 1 sitze Yimas, dem es der Wind
Wohlgeruch, eignet den le¬ (s. d.) verliehen hatte (42), und
benden Wesen der lichten entwich aus ihm in Gestalt
Schöpfung (26) und denLeichen dreier Vögel, um auf Mi0ra,
der Wesen der finsteren, da Oragtaona und Keresäspa über¬
durch lichtes Feuer getötet zugehen 231 f. (vgl. 31, 204),
(vgl. „Nasu“ und „Daeva“). 69. Miöra besitzt und ver¬
Darum duftet der Weg nach leiht es 202ff.; als Person in
dem Lichthimmel, kündet Duft seinem Gefolge 204. Kollektiv-
die Nähe der Fravaäi, wird bei und Einzelperson 69. Seine
Exorzismus geräuchert und Arten 48, 70. Seine Ge¬
werden die lichten Feuer mit schichte 204. Zoroaster ver¬
Räucherholz genährt 26f. Vgl. meidet das Wort und ver¬
„Opfer“ wendet dafür ocsa&ra „Herr¬
Wolf, alle schädlichen Raub¬ schaft“ 265. Da es nur den
tiere, daevisch 82, 81, Fußn. 1 Ariern gebührt, mißlingt
Wunder 278 Franrasyans Versuch, es aus
Xaaflra „Herrschaft“, von Zo- dem Himmelssee zu holen 32.
roaster an Stelle des Xvarenah Böses (= daSvisches) Xvare¬
gesetzt 265, im jüngeren nah 14, 47, 207
Awesta umgedeutet 86 f. Yast, die alten ostiranischen
Xvarenah-, etymol. = „Him¬ Opfertexte 84 ff.
melsfeuer“, ist das Blitzfeuer, Yätu, wer durch daevisches
das im Himmelssee ruht, beim Feuer wirkt, Daeva-Verehrer,
Gewitter auf die Erde gelangt „Zauberer“ 56. 143 (34, 4).
und die irdischen Gewässer, Hat bösen Blick (s. „Sehen“
besonders den Hamün-See, er¬ und „Pairikä“) 41 ff.
Inhalt.
S«lt«

Vorwort .VH
Einleitung. 1
Abriß der awestischen Feuerlehre. 1
Der awestische Begriff der Person. 77
Die YaSt, insbesondere YaSt 10.* 84
Die Sonne. ®3
Evar- und hvar- xsaeta-. 96
Ffnar- und xvan- ohne xsaeta- „Himinelslicht“, ins-
besondere „Sonne“. 96
Hvar- in Verbindung mit anderen Gestirnen . 100
Hvar- ohne gleichzeitige Erwähnung anderer
Gestirne.105
Hvar- xsaeta- „das leuchtende Himmelslicht“ =
die Sonne.10®
Ergebnis der Betrachtung der Einzelstellen: Sonne
von Hi0ra geschieden; Miöra = Nachthimmel 111
Übersetzung von YaSt 6 (XorSed-YaSt) .... 123
Besprechung des 6. YaSts: Sonne von MiBra ge¬
schieden .195
Übersetzung von Ny. 1 (Xorsed-NyäyiSn) . . . 127
Bisheriges Ergebnis: im gesamten Awesta Sonne
und Mi0ra geschieden.181
..199
Übersetzung von Yt. 10 (Mihir-YaSt).182
Mi0ras Naturgestalt: der Sternhimmel.174
Vourugaoyaoiti- „Besitzer der breiten Rinderweide* 191
Baevar» - casman- „10 000 äugig“, baevarv - spasana-
„10 000 Späher besitzend“, haeanra-gaosa- „1000-
ohrig“, ptrs&u-vaeSanaya- „Besitzer der breiten
Warte“.193
Axvafna- „schlaflos“, jayaurvah- „immer wach“ . 197
Mi0ras Licht.900
Mi0ras Wirksamkeit.901
Mi0ra und das Feuer der Herrschaft.202
Mi0ra als Besitzer und Verleiher des xvarmah- 204
Mi0ra als König und Krieger.205
318
Miöras Kriegsrüstung.212
Yazra.■ . 214
Miflra = „Freund“, „Freundschaft“, „Bündnis“,
„Vertrag“.219
Mi&rö-druj- „Miflra-Verletzer“.230
Miflra und das Feuer des Reichtums.236
Miflra und das Feuer der geistigen Tätigkeit . . 236
Miflra und das Seelenfeuer.237
Miflras Verhältnis zu anderen geistigen Opferwürdigen 241
Mi8ra und Ahura Mazdäh .241
Die Dualverhindungen Miflra Ahura und Ahura
Miflra.241
Miflra als Sohn Ahura Mazdähs.266
Miflra mit Ragnu ..267
Miflra mit Räman usw.268
Miflra mit Vereflrayna usw.269
Miflra und andere Opferwürdige.269
Einführung des Miflra-Kults im mazdayasnischen Ost¬
iran .260
Nachwort.268
Stellenverzeichnis.286
Wörterverzeichnis.294
Sachverzeichnis.301

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