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(Springer-Lehrbuch) Wolfgang Nolting (Auth.) - Grundkurs Theoretische Physik 3 - Elektrodynamik-Springer Spektrum (2013)
(Springer-Lehrbuch) Wolfgang Nolting (Auth.) - Grundkurs Theoretische Physik 3 - Elektrodynamik-Springer Spektrum (2013)
(Springer-Lehrbuch) Wolfgang Nolting (Auth.) - Grundkurs Theoretische Physik 3 - Elektrodynamik-Springer Spektrum (2013)
Grundkurs
Theoretische
Physik 3
Elektrodynamik
10. Auflage
Springer-Lehrbuch
Grundkurs Theoretische Physik
Grundkurs
Theoretische Physik 3
Elektrodynamik
10. Auflage
Professor Wolfgang Nolting
Humboldt-Universität Berlin
Berlin, Deutschland
ISSN 0937-7433
ISBN 978-3-642-37904-8 ISBN 978-3-642-37905-5 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-642-37905-5
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Allgemeines Vorwort
Die sieben Bände der Reihe „Grundkurs Theoretische Physik“ sind als direkte Begleiter
zum Hochschulstudium Physik gedacht. Sie sollen in kompakter Form das wichtigs-
te theoretisch-physikalische Rüstzeug vermitteln, auf dem aufgebaut werden kann, um
anspruchsvollere Themen und Probleme im fortgeschrittenen Studium und in der physi-
kalischen Forschung bewältigen zu können.
Die Konzeption ist so angelegt, dass der erste Teil des Kurses,
Klassische Mechanik (Band 1)
Analytische Mechanik (Band 2)
Elektrodynamik (Band 3)
Spezielle Relativitätstheorie, Thermodynamik (Band 4),
als Theorieteil eines „Integrierten Kurses“ aus Experimentalphysik und Theoretischer Phy-
sik, wie er inzwischen an zahlreichen deutschen Universitäten vom ersten Semester an an-
geboten wird, zu verstehen ist. Die Darstellung ist deshalb bewusst ausführlich, manchmal
sicher auf Kosten einer gewissen Eleganz, und in sich abgeschlossen gehalten, sodass der
Kurs auch zum Selbststudium ohne Sekundärliteratur geeignet ist. Es wird nichts voraus-
gesetzt, was nicht an früherer Stelle der Reihe behandelt worden ist. Dies gilt inbesondere
auch für die benötigte Mathematik, die vollständig so weit entwickelt wird, dass mit ihr
theoretisch-physikalische Probleme bereits vom Studienbeginn an gelöst werden können.
Dabei werden die mathematischen Einschübe immer dann eingefügt, wenn sie für das wei-
tere Vorgehen im Programm der Theoretischen Physik unverzichtbar werden. Es versteht
sich von selbst, dass in einem solchen Konzept nicht alle mathematischen Theorien mit
absoluter Strenge bewiesen und abgeleitet werden können. Da muss bisweilen ein Verweis
auf entsprechende mathematische Vorlesungen und vertiefende Lehrbuchliteratur erlaubt
sein. Ich habe mich aber trotzdem um eine halbwegs abgerundete Darstellung bemüht, so-
dass die mathematischen Techniken nicht nur angewendet werden können, sondern dem
Leser zumindest auch plausibel erscheinen.
VI Allgemeines Vorwort
Die mathematischen Einschübe werden natürlich vor allem in den ersten Bänden der Reihe
notwendig, die den Stoff bis zum Physik-Vordiplom beinhalten. Im zweiten Teil des Kurses,
der sich mit den modernen Disziplinen der Theoretischen Physik befasst,
Quantenmechanik: Grundlagen (Band 5/1)
Quantenmechanik: Methoden und Anwendungen (Band 5/2)
Statistische Physik (Band 6)
Viel-Teilchen-Theorie (Band 7),
sind sie weitgehend überflüssig geworden, insbesondere auch deswegen, weil im Physik-
Studium inzwischen die Mathematik-Ausbildung Anschluss gefunden hat. Der frühe Be-
ginn der Theorie-Ausbildung bereits im ersten Semester gestattet es, die Grundlagen der
Quantenmechanik schon vor dem Vordiplom zu behandeln. Der Stoff der letzten drei Bän-
de kann natürlich nicht mehr Bestandteil eines „Integrierten Kurses“ sein, sondern wird
wohl überall in reinen Theorie-Vorlesungen vermittelt. Das gilt insbesondere für die „Viel-
Teilchen-Theorie“, die bisweilen auch unter anderen Bezeichnungen wie „Höhere Quanten-
mechanik“ etwa im achten Fachsemester angeboten wird. Hier werden neue, über den Stoff
des Grundstudiums hinausgehende Methoden und Konzepte diskutiert, die insbesondere
für korrelierte Systeme aus vielen Teilchen entwickelt wurden und für den erfolgreichen
Übergang zu wissenschaftlichem Arbeiten (Diplom, Promotion) und für das Lesen von
Forschungsliteratur inzwischen unentbehrlich geworden sind.
In allen Bänden der Reihe „Grundkurs Theoretische Physik“ sollen zahlreiche Übungsauf-
gaben dazu dienen, den erlernten Stoff durch konkrete Anwendungen zu vertiefen und
richtig einzusetzen. Eigenständige Versuche, abstrakte Konzepte der Theoretischen Physik
zur Lösung realer Probleme aufzubereiten, sind absolut unverzichtbar für den Lernenden.
Ausführliche Lösungsanleitungen helfen bei größeren Schwierigkeiten und testen eigene
Versuche, sollten aber nicht dazu verleiten, „aus Bequemlichkeit“ eigene Anstrengungen zu
unterlassen. Nach jedem größeren Kapitel sind Kontrollfragen angefügt, die dem Selbsttest
dienen und für Prüfungsvorbereitungen nützlich sein können.
Ich möchte nicht vergessen, an dieser Stelle allen denen zu danken, die in irgendeiner Wei-
se zum Gelingen dieser Buchreihe beigetragen haben. Die einzelnen Bände sind letztlich
auf der Grundlage von Vorlesungen entstanden, die ich an den Universitäten in Münster,
Würzburg, Osnabrück, Valladolid (Spanien), Warangal (Indien) sowie in Berlin gehalten
habe. Das Interesse und die konstruktive Kritik der Studenten bedeuteten für mich ent-
scheidende Motivation, die Mühe der Erstellung eines doch recht umfangreichen Manu-
skripts als sinnvoll anzusehen. In der Folgezeit habe ich von zahlreichen Kollegen wertvolle
Verbesserungsvorschläge erhalten, die dazu geführt haben, das Konzept und die Ausfüh-
rung der Reihe weiter auszubauen und aufzuwerten.
Die ersten Auflagen dieser Buchreihe sind im Verlag Zimmermann-Neufang entstanden.
Ich kann mich an eine sehr faire und stets erfreuliche Zusammenarbeit erinnern. Danach
erschien die Reihe bei Vieweg. Die Übernahme der Reihe durch den Springer-Verlag im
Allgemeines Vorwort VII
Am eigentlichen Konzept des „Grundkurs Theoretische Physik“ und damit auch an dem
dritten Band der Reihe („Elektrodynamik“) hat sich natürlich mit der vorliegenden Auflage
nichts geändert. Er ist nach wie vor auf ein Physik-Studienprogramm zugeschnitten, das
bereits im ersten Semester mit der Theoretischen Physik (Mechanik) beginnt, so wie es die
meisten neuen Bachelor/Master-Studienordnungen an deutschen Hochschulen vorsehen.
Techniken und Konzepte werden weiterhin so detailliert vermittelt, dass ein Selbststudium
ohne aufwendige Zusatzliteratur möglich sein sollte. In diesem Zusammenhang spielen
natürlich die Übungsaufgaben, die nach jedem wichtigen Teilabschnitt angeboten werden,
eine für den Lerneffekt unverzichtbare Rolle. Die mathematisch anspruchsvolle „Elektro-
dynamik“ macht das übende Anwenden von Konzepten und Methoden sogar besonders
notwendig. Dabei sollten die ausführlichen Musterlösungen nicht von der selbständigen
Bearbeitung der Aufgaben abhalten, sondern nur als Kontrolle der eigenen Bemühungen
dienen. Die jetzt vorliegende 10. Auflage besitzt ein stark erweitertes Aufgabenangebot und
diverse Korrekturen im Text an Stellen, wo ich glaubte, die Darstellung verständlicher ma-
chen zu sollen. Dazu kommen zwei kleinere, neue Unterkapitel (Abschn. 4.3.16 und 4.3.17).
Wie auch schon bei den früheren Auflagen habe ich außerdem sehr von Kommentaren,
Druckfehlermeldungen und diversen Verbesserungsvorschlägen zahlreicher Kollegen und
insbesondere Studierender profitiert. Als Beispiel sei die „Lorenz-Eichung“ genannt, die
in dieser 10. Auflage endlich seinem wahren Urheber zugeschrieben wird (nicht mehr
„Lorentz“). Für solche und ähnliche Hinweise möchte ich mich an dieser Stelle ganz herz-
lich bedanken. Besonders erwähnen sollte ich frühere und jetzige Mitarbeiter meiner Ar-
beitsgruppe an der Humboldt-Universität zu Berlin, die mir durch konstruktive Kritik und
Unterstützung bei der Lösung von redaktionellen und organisatorischen Problemen sehr
geholfen haben. Stellvertretend seien hier Dr. Jochen Kienert, Dr. Fritz Körmann, Dr. Niko
Sandschneider und insbesondere auch M. Sc. Mirek Hänsel genannt. Die Zusammenarbeit
mit dem Springer-Verlag, insbesondere mit Frau Dr. V. Spillner, verlief, wie auch früher
schon, absolut reibungslos und produktiv.
1 Mathematische Vorbereitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.1 Dirac’sche δ-Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.2 Taylor-Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.3 Flächenintegrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
1.3.1 Orientierte Flächenelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
1.3.2 Flächenintegrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
1.4 Differenziationsprozesse für Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
1.4.1 Integraldarstellung der Divergenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
1.4.2 Integraldarstellung der Rotation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
1.5 Integralsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.5.1 Der Gauß’sche Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.5.2 Der Stokes’sche Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.5.3 Die Green’schen Sätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
1.6 Zerlegungs- und Eindeutigkeitssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
1.6.1 Zerlegungssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
1.6.2 Eindeutigkeitssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
1.7 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Kontrollfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
2 Elektrostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
2.1 Grundbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.1.1 Ladungen und Ströme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
XII Inhaltsverzeichnis
3 Magnetostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
3.1 Der elektrische Strom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
3.1.1 Elektrischer Strom: geordnete Bewegung elektrischer Ladungen . 176
3.1.2 Stromstärke I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
3.1.3 Stromdichte j . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
3.1.4 Kontinuitätsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
3.1.5 Ohm’sches Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
3.1.6 Stromfaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
3.1.7 Elektrische Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
3.1.8 Spezialfall: dünner Draht ⇒ Stromfaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
3.2 Grundlagen der Magnetostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
3.2.1 Biot-Savart-Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
3.2.2 Maxwell-Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
3.2.3 Vektorpotential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188
3.2.4 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
3.3 Magnetisches Moment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
3.3.1 Magnetische Induktion einer lokalen Stromverteilung . . . . . . . . 193
3.3.2 Kraft und Drehmoment auf eine lokale Stromverteilung . . . . . . . 197
3.3.3 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
3.4 Magnetostatik in der Materie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201
3.4.1 Makroskopische Feldgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202
3.4.2 Einteilung der magnetischen Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206
3.4.3 Feldverhalten an Grenzflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211
3.4.4 Randwertprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212
3.4.5 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216
Kontrollfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219
XIV Inhaltsverzeichnis
4 Elektrodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221
4.1 Maxwell-Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223
4.1.1 Faraday’sches Induktionsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223
4.1.2 Maxwell’sche Ergänzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
4.1.3 Elektromagnetische Potentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
4.1.4 Feldenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234
4.1.5 Feldimpuls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
4.1.6 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
4.2 Quasistationäre Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244
4.2.1 Gegen- und Selbstinduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244
4.2.2 Magnetische Feldenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250
4.2.3 Wechselströme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251
4.2.4 Der Schwingkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
4.2.5 Resonanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265
4.2.6 Schaltvorgänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267
4.2.7 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270
4.3 Elektromagnetische Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274
4.3.1 Homogene Wellengleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275
4.3.2 Ebene Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
4.3.3 Polarisation ebener Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281
4.3.4 Wellenpakete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285
4.3.5 Kugelwellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291
4.3.6 Fourier-Reihen, Fourier-Integrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294
4.3.7 Allgemeine Lösung der Wellengleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . 303
4.3.8 Energietransport in Wellenfeldern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305
4.3.9 Wellenausbreitung in elektrischen Leitern . . . . . . . . . . . . . . . . . 308
4.3.10 Reflexion und Brechung elektromagnetischer Wellen am Isolator . 316
4.3.11 Interferenz und Beugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
4.3.12 Kirchhoff ’sche Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333
Inhaltsverzeichnis XV
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 671
Mathematische
1
Kapitel 1
Vorbereitungen
Wir wollen in diesem Kapitel zunächst die für praktische Anwendungen wichtige Di-
Kapitel 1
Um die Einführung der δ-Funktion zu motivieren, denken wir an die Klassische Mechanik
zurück. Das Konzept des Massenpunktes hatte sich unter bestimmten Voraussetzungen als
recht nützlich erwiesen. Der Schwerpunktsatz (s. Abschn. 3.1.1, Bd. 1) besagt z. B., dass sich
der Schwerpunkt eines Massenpunktsystems so bewegt, als ob die gesamte Masse in ihm
vereinigt wäre und alle äußeren Kräfte allein auf ihn wirken würden. Nach (s. (4.4), Bd. 1)
lässt sich die Masse M eines Körpers über ein Volumenintegral durch die Massendichte
ρ(r) ausdrücken:
M = ∫ d3 r ρ(r) .
V
Wie sieht nun aber die Massendichte eines Massenpunktes aus? Sie darf nur in einem Punkt
von Null verschieden sein,
ρ(r) = 0 ∀r ≠ r 0 ,
das Volumenintegral
3
∫ d r ρ(r)
V
soll jedoch trotzdem endlich sein, falls r 0 im Volumen V liegt. Wir symbolisieren ρ(r)
deshalb wie folgt:
und fordern:
⎧
⎪
⎪1 , falls r0 ∈ V
∫ d r δ(r − r 0 ) = ⎨
3
(1.2)
⎪0
⎪ sonst ,
V ⎩
δ(r − r 0 ) = 0 ∀r ≠ r 0 . (1.3)
Gleichungen (1.2) und (1.3) sind die Definitionsgleichungen für die Dirac’sche δ-Funktion
(kurz: δ-Funktion). Man darf das Integral (1.2) offensichtlich nicht als gewöhnliches
1.1 Dirac’sche δ-Funktion 3
Kapitel 1
Grenzfunktion einer Folge von 1
Lorentz-Kurven
πη η1
×
α a β x
1 η
Lη (x − a) = , (η > 0) . (1.4)
π η + (x − a)2
2
1
→ ∞
πη η→0+
2η
→+ 0 .
η→0
β
1 η 1 β−a α−a
∫ dx [ ] = [arctan ( ) − arctan ( )]
π η + (x − a)
2 2 π η η
α
⎧
⎪
⎪
⎪1, falls α < a < β ,
⎪
⎪1
→ ⎨ 2 , falls a = α oder a = β ,
η→0+ ⎪
⎪
⎪
⎪ sonst (a ≠ α, β) .
⎪
⎩0
4 1 Mathematische Vorbereitungen
lim Lη (x − a) = 0 ∀x ≠ a , (1.5)
η→0+
⎧
⎪
β ⎪
⎪1, falls α < a < β ,
⎪
⎪1
lim ∫ Lη (x − a) dx = ⎨ 2 , falls a = α oder a = β , (1.6)
η→0+ ⎪
⎪
α ⎪
⎪
⎪ sonst (a ≠ α, β) .
⎩0
Wichtig ist die Reihenfolge von Integration und Grenzübergang in (1.6), die nicht ver-
tauscht werden darf. Wenn wir das beachten, können wir abkürzend schreiben:
1 η
δ(x − a) = lim+ (1.7)
η→0 π η + (x − a)2
2
mit
δ(x − a) = 0 ∀x ≠ a ,
⎧
⎪
β ⎪
⎪1 , falls α < a < β ,
⎪
⎪1
∫ dx δ(x − a) = ⎨
⎪ 2
, falls a = α oder a = β , (1.8)
⎪
⎪
⎪
α
⎪
⎩0 sonst (a ≠ α, β) .
Man kann die δ-Funktion auch durch andere Grenzprozesse darstellen (s. Aufgaben!), wo-
bei diese nur (1.5) und (1.6) erfüllen müssen.
Über (1.5) bis (1.7) verifiziert man die folgenden Eigenschaften der δ-Funktion:
1. f (x) sei eine in der Umgebung von x = a stetige Funktion. Dann gilt:
⎧
⎪
β ⎪
⎪f (a) , falls α < a < β ,
⎪
⎪1
∫ f (x) δ(x − a) dx = ⎨
⎪
f (a) , falls a = α oder a = β , (1.9)
⎪2
⎪
α ⎪
⎪ sonst (a ≠ α, β) .
⎩0
Beweis
β β
Kapitel 1
von Null verschieden ist. ξ muss in diesem effektiven Integrationsbereich liegen, der
sich für η → 0+ auf den Punkt a zusammenzieht:
2.
1
δ [f (x)] = ∑ δ(x − xi ) , (1.10)
i ∣ f ′ (x i )∣
b)
1
δ (x2 − a2 ) = [δ(x − a) + δ(x + a)] . (1.12)
2∣a∣
3.
g(x)δ(x − a) = g(a)δ(x − a) , (1.13)
xδ(x) = 0 . (1.14)
4.
x ⎧
⎪
⎪1 für x > 0 ,
∫ dx̄ δ(x̄) = Θ(x) = ⎨
⎪
(1.15)
−∞ ⎩0 für x < 0
⎪
Stufenfunktion.
β β β
′ ′ ′
∫ δ (x − a)f (x) dx = f (x) δ(x − a)∣ − ∫ δ(x − a)f (x) dx = −f (a) .
α α α
Diese formale partielle Integration führt, da f (x) lediglich differenzierbar sein muss,
sonst aber beliebig sein darf, zu der folgenden Identität:
6. Man kann die δ-Funktion auch als Ableitung der Stufenfunktion auffassen:
Kapitel 1
d
δ(x − a) = Θ(x − a) . (1.17)
dx
Es gilt nämlich:
β β ⎧
⎪
d ⎪1 , falls α < a < β ,
∫ dx Θ(x − a)dx = Θ(x − a)∣ = ⎨
⎪0
⎪ sonst ,
α α ⎩
d
Θ(x − a) = 0 ∀x ≠ a .
dx
r = (x, y, z) ; r 0 = (x0 , y0 , z0 )
∫ d r . . .
→ ∭ dx dy dz . . .
3
V V
Ansatz:
V V
Dies bedeutet:
γ=1
und damit:
Kapitel 1
Nach ((1.367), Bd. 1) gilt für das Volumenelement:
∂(x, y, z)
d3 r = dx dy dz = du dv dw .
∂(u, v, w)
Funktionaldeterminante
∂(x, y, z)
∫ d r δ(r − r 0 ) = ∭ du dv dw γ(u, v, w) δ(u − u0 )
3
∂(u, v, w)
V V
!
⋅ δ(v − v0 ) δ(w − w0 ) = 1 , falls r 0 ∈ V .
Beispiele:
Kugelkoordinaten (r, ϑ, φ) (s. (1.390), Bd. 1):
1
δ(r − r 0 ) = δ(r − r0 ) δ(ϑ − ϑ 0 ) δ(φ − φ 0 ) . (1.21)
r02 sin ϑ 0
Die große Bedeutung der δ-Funktion für die Theoretische Physik wird sehr bald
klar werden. Man sollte sich deshalb unbedingt mit ihr vertraut machen.
1.2 Taylor-Entwicklung
Häufig ist es für den Physiker unumgänglich, gewisse mathematische Funktionen in be-
stimmten, interessierenden Bereichen zu vereinfachen, um für ein gegebenes physikali-
sches Problem zu konkreten Resultaten zu gelangen. Diese Vereinfachung muss physika-
lisch sinnvoll sein, d. h., sie darf das eigentliche Resultat nicht zu grob verfälschen. Insbe-
sondere wäre eine verlässliche Fehlerabschätzung wünschenswert.
8 1 Mathematische Vorbereitungen
Betrachten wir zunächst Funktionen einer Variablen f = f (x). Wenn diese beliebig oft diffe-
Kapitel 1
renzierbar sind, was wir voraussetzen wollen, dann lassen sie sich häufig in eine so genannte
Potenzreihe
∞
f (x) = ∑ an xn
n=0
entwickeln, wobei die Koeffizienten an durch das Verhalten der Funktion im Punkt x = 0
bestimmt sind:
1 ′′ 1 (n)
a0 = f (0) ; a1 = f ′ (0) ; a2 = f (0) ; ... ; an = f (0) ; ... .
1⋅2 n!
Also gilt mit 0! = 1! = 1:
∞
1 (n)
f (x) = ∑ f (0)xn . (1.23)
n=0 n!
Man sagt, man habe f (x) in eine Taylor-Reihe um den Punkt x = 0 entwickelt. Entschei-
dende Voraussetzung ist neben der beliebig häufigen Differenzierbarkeit, dass die Reihe
konvergiert. Die Werte der Variablen x, für die das der Fall ist, definieren den Konver-
genzbereich der Potenzreihe.
In einer konvergenten Reihe müssen notwendig die Beträge der Summanden mit wach-
senden Potenzen der Variablen gegen Null gehen. Dies ermöglicht eine Näherung für f (x)
durch Reihenabbruch nach endlich vielen Termen:
m
f (x) = ∑ an xn + Rm (x) . (1.24)
n=0
Restglied
Näherungspolynom m-ten Grades
Beispiel
f (x) = sin x ,
(2n)
(sin x) ∣x=0 = (−1)n sin 0 = 0 ,
(sin x)(2n+1) ∣x=0 = (−1)n cos 0 = (−1)n .
∞
x2n+1 x3 x5
sin x = ∑ (−1)n =x− + − ...
n=0 (2n + 1)! 3! 5!
Kapitel 1
3! 5!
funktion durch Mitnahme
unterschiedlich vieler Terme
der exakten Reihenentwick-
lung y = sin x
×
π2 π x
x3
y3 = x −
3!
Sinnvoll ist die Darstellung der Funktion f (x) durch ein Näherungspolynom natürlich nur
dann, wenn
Rm (x)
→ 0 .
m→∞
Das ist in vielen praktischen Anwendungen leider nicht eindeutig vorhersagbar. Man kennt
verschiedene Abschätzungen für das Restglied, z. B. die nach Lagrange:
xm+1
Rm (x) = f (m+1) (ξ) , 0<ξ<x. (1.25)
(m + 1)!
Wir können den Wert ξ 0 ∈ (0, x), bei dem die rechte Seite maximal wird, nehmen, um eine
obere Schranke für Rm anzugeben.
Wollen wir f (x) statt um x = 0 um eine beliebige Stelle x = x0 entwickeln, so muss (1.23)
abgewandelt werden:
u = x − x0 ⇒ f (x) = f (u + x0 ) ≡ g(u) .
Es sei φ(r) ein skalares Feld. Wir wollen φ(r + Δr) um r entwickeln:
Kapitel 1
∞
1 (n)
F(t) = ∑ F (0)t n .
n=0 n!
3
∂φ
F ′ (0) = ∑ Δxj ,
j=1 ∂xj
∂2
F ′′ (0) = ∑ Δxj Δxk φ(r)
j,k ∂xk ∂xj
2
⎛ ∂ ⎞
= ∑ Δxj φ(r) ,
⎝ j ∂xj ⎠
⋮
n
(n) ⎛ ∂ ⎞
F (0) = ∑ Δxj φ(r) .
⎝ j ∂xj ⎠
Wir erhalten ein Näherungspolynom m-ten Grades für φ(r + Δr), wenn wir die Taylor-
Reihe nach m Summanden abbrechen. Für das Restglied gilt nach (1.25):
1
Rm = Rm (t = 1) = F (m+1) (ξ) , 0<ξ<1.
(m + 1)!
1.2 Taylor-Entwicklung 11
Dies bedeutet:
Kapitel 1
m+1
1 ⎛3 ∂ ⎞
Rm = ∑ Δxj φ(r + ξΔr) . (1.28)
(m + 1)! ⎝ j=1 ∂xj ⎠
Beispiel
Wir wollen
α
φ(r) = (Coulomb-Potential einer Punktladung)
∣r − r 0 ∣
n = 1:
∂ α α ∂ α xj − xj0
=− ∣r − r 0 ∣ = −
∂xj ∣r − r 0 ∣ ∣r − r 0 ∣2 ∂xj ∣r − r 0 ∣2 ∣r − r 0 ∣
∂ α
⇒ ∑ xj φ(0) = 3 ∑ xj xj0 ,
j ∂xj r0 j
α
φ 1 = 3 (r ⋅ r 0 ) , (1.30)
r0
n = 2:
∂2 α ∂ α
∑ xj xk = ∑ xj xk [− (xj − xj0 )]
j,k ∂xk ∂xj ∣r − r 0 ∣ j,k ∂xk ∣r − r 0 ∣3
−α δ kj 3α
= ∑ xj xk [ + (xj − xj0 )(xk − xk0 )] ,
j,k ∣r − r 0 ∣3 ∣r − r 0 ∣5
2
⎛3 ∂ ⎞ α δ kj xj0 xk0
∑ xj φ(0) = ∑ xj xk (− 3 + 3α 5 )
⎝ j=1 ∂xj ⎠ jk r 0 r0
(r ⋅ r 0 )2 r 2
= α [3 − 3] ,
r05 r0
1α
φ2 = [3(r ⋅ r 0 )2 − r 2 r02 ] . (1.31)
2 r05
12 1 Mathematische Vorbereitungen
Kapitel 1
α 1 r ⋅ r 0 1 3(r ⋅ r 0 )2 − r 2 r02
φ(r) = = α[ + 3 + + ⋯] (1.32)
∣r − r 0 ∣ r0 r0 2 r05
1.3 Flächenintegrale
Im Zusammenhang mit der Definition der Arbeit in Abschn. 2.4.1, Bd. 1 haben wir das
Linienintegral kennen gelernt. Das Volumenintegral wurde in Abschn. 1.2.5, Bd. 1 ein-
geführt. Ein weiteres Mehrfachintegral ist das Flächenintegral, das als spezieller Typ von
Mehrfachintegralen in der Elektrodynamik häufig angewendet wird und deshalb etwas aus-
führlicher besprochen werden soll.
Der Ortsvektor aller Punkte einer Raumkurve lässt sich als Funktion eines Parameters
schreiben (s. Abschn. 1.4.1, Bd. 1). Entsprechend werden Flächen durch zwei Parameter
dargestellt:
F = {r(u, v) ; u, v ∈ D} . (1.33)
Dies kann man sich wie folgt verdeutlichen: Wir halten zunächst u fest und variieren v. Dies
ergibt eine bestimmte Raumkurve. Dann ändern wir u auf u + du; wir erhalten durch er-
neute Variation von v eine zweite Raumkurve usw. Eine weitere Kurvenschar erhalten wir,
wenn wir v festhalten und u variieren. Dies entspricht im Übrigen den in Abschn. 1.7.1,
Bd. 1 eingeführten Koordinatenlinien eines passend gewählten krummlinigen Koordina-
tensystems. Wir können somit die gesamte Fläche F in kleine Flächenstücke zerlegen.
Wir geben jedem Flächenelement df eine Orientierung, fassen df also als Vektor auf, und
zwar so, dass df senkrecht auf dem Flächenelement steht. Dies lässt natürlich noch zwei
weitere Möglichkeiten zu. Bei Oberflächen S(V) eines Raumbereiches V werden wir stets
vereinbaren, dass der Flächenvektor nach außen zeigt. Nun gilt, eventuell bis auf das Vor-
1.3 Flächenintegrale 13
Kapitel 1
df
db
u + du
da
u
r(u, v) r(u, v + dv)
r(u + du, v)
×
zeichen:
df = da × db ,
∂r
da = r(u, v + dv) − r(u, v) ≈ dv ,
∂v
∂r
db = r(u + du, v) − r(u, v) ≈ du .
∂u
Wir können die entsprechenden Taylor-Entwicklungen jeweils nach dem linearen Term
abbrechen:
∂r ∂r
df = ( × ) du dv . (1.34)
∂v ∂u
Die Vektoren
∂r ∂r
rv = und r u =
∂v ∂u
spannen eine Ebene auf, die im Punkt r(u, v) tangential zur Fläche F orientiert ist. Man
nennt sie deshalb die
▸ Tangentialebene
mit der
▸ Flächennormalen
rv × ru
n(r) = . (1.35)
∣rv × r u ∣
df = df n(r) .
14 1 Mathematische Vorbereitungen
Beispiel (Kugeloberfläche)
Kapitel 1
Parameterdarstellung:
F = {r = r(r = R; ϑ, φ) ; 0 ≤ ϑ ≤ π , 0 ≤ φ ≤ 2π} .
z R sin ϑ dϕ
dϕ df
R sin ϑ Rdϑ
R
ϑ
dϑ
x = R sin ϑ cos φ ,
y = R sin ϑ sin φ ,
z = R cos ϑ ,
folgt:
∂r
= R(cos ϑ cos φ, cos ϑ sin φ, −sin ϑ) ,
∂ϑ
∂r
= R(−sin ϑ sin φ, sin ϑ cos φ, 0) .
∂φ
∂r ∂r
= Re ϑ ; = R sin ϑeφ .
∂ϑ ∂φ
Beispiel (Zylindermantelfläche)
Kapitel 1
Parameter-Darstellung:
+ L
2
dz
R df
0×
dϕ
− L
2
x = R cos φ ,
y = R sin φ ,
z=z,
ergibt sich:
∂r
= R(−sin φ, cos φ, 0) = Reφ ,
∂φ
∂r
= (0, 0, 1) = ez .
∂z
df = (R dφ dz)e ρ . (1.37)
Eine geschickte Darstellung des Flächenelementes erfordert die Wahl eines ge-
eigneten Koordinatensystems. Deswegen ist es wichtig, sich an die Methode der
Variablentransformation zu erinnern, die in Abschn. 1.7.1, Bd. 1 eingeführt wurde.
16 1 Mathematische Vorbereitungen
df
a(r)
1.3.2 Flächenintegrale
und ein Volumen V mit der geschlossenen Oberfläche S(V). In der Elektrodynamik in-
teressiert häufig die Frage, wie stark a(r) die Oberfläche S(V) von innen nach außen oder
umgekehrt durchsetzt.
Definition 1.3.1
An jeder Stelle der Fläche S ist das Skalarprodukt aus dem Vektorfeld a(r) und dem Flä-
chenelement df zu bilden, wobei Letzteres die Richtung der nach außen gerichteten Nor-
malen hat. Der Fluss ist also eine skalare Größe und das Flächenintegral ein Spezialfall der
in Abschn. 1.2.5, Bd. 1 besprochenen Mehrfachintegrale.
Untersuchen wir das Flächenintegral in (1.38) noch etwas genauer. Zu einer näherungswei-
sen Berechnung zerlegen wir die Fläche S in viele kleine Flächenelemente Δf (r i ), wobei das
Argument r i angeben soll, an welcher Stelle auf S das Flächenelement zu finden ist. Es ist
dann
a(r i ) ⋅ Δf (r i )
der Fluss durch das Flächenelement Δf (r i ). Sind die Flächenelemente hinreichend klein,
so können wir das Feld a auf Δf als homogen annehmen, also durch einen repräsentativen
1.3 Flächenintegrale 17
Kapitel 1
Flächenelemente
a(r)
Δ f (ri )
Δ f (rj )
Δ f (rk)
Wert a(r i ) ersetzen. Einen Näherungsausdruck für den gesamten Fluss φ S (a) des Feldes a
durch die Fläche S erhalten wir durch Addition aller Teilflüsse durch die Flächen Δf (r i ),
φ S (a) ≃ ∑ a(r i ) ⋅ Δf (r i ) ,
i
der sich durch Verfeinerung der Teilflächen Δf immer weiter verbessern lässt. Der Li-
mes dieser Riemann-Summen der Teilflüsse bei beliebig fein werdender Flächenaufteilung
heißt Flächenintegral:
n
φ S (a) = ∫ a(r) ⋅ df = lim ∑ a(r i ) ⋅ Δf (r i ) . (1.39)
n→∞ i=1
S
Voraussetzung dabei ist, dass dieser Grenzwert unabhängig von der Art der Parzellenauftei-
lung existiert. So muss die konkrete Gestalt der Teilfläche Δf beim Grenzübergang beliebig
sein.
Das Oberflächenintegral über eine geschlossene Fläche wird durch ein spezielles Integral-
zeichen symbolisiert:
a = (ax , ay , az ) ; ax , ay , az const
∮ a ⋅ df = ab az − ab az + ca ay − ca ay + cb ax − cb ax = 0 .
S(V)
18 1 Mathematische Vorbereitungen
Kapitel 1
Der Fluss eines homogenen Feldes durch einen Quader ist also Null. Dies lässt sich
bei homogenen Feldern offensichtlich auf beliebige, geschlossene Flächen verallge-
meinern: Das, was in das Volumen V hineinfließt, fließt auch wieder heraus.
z
df
a
c
df
df
df
df
y
x a
b
df
Abb. 1.8 Fluss eines homogenen Vektorfeldes a(r) durch einen Quader
Das verbleibende Zweifachintegral wird nach den Regeln aus Abschn. 1.2.5, Bd. 1
gelöst.
1.4 Differenziationsprozesse für Felder 19
Kapitel 1
und Senken eines elektrischen ΔV
−
Feldes +
E
S(ΔV)
Nachdem wir uns im letzten Abschnitt mit Integrationsmethoden befasst haben, bespre-
chen wir nun die für Felder relevanten Differenziationsprozesse. Die Divergenz („div“) und
die Rotation („rot“) von Vektorfeldern wurden bereits in Abschn. 1.5, Bd. 1 eingeführt. Sie
sollen hier noch einmal auf andere Weise dargestellt werden.
Wir führen die folgenden Überlegungen anhand eines physikalischen Beispiels. ΔV(r) sei
ein Volumen mit dem Punkt r im Innern. In diesem befinde sich die elektrische Ladung
ΔQ(r). An positiven Ladungen (Quellen) entspringen die Feldlinien der elektrischen Feld-
stärke E, an negativen Ladungen (Senken) enden sie. Wenn die Oberfläche S(ΔV) eine
positive Ladungsdichte umschließt, dann ist der Fluss von E durch S(ΔV) der eingeschlos-
senen Ladung ΔQ proportional. Man nennt deshalb
1
∮ E ⋅ df die mittlere Quelldichte des Feldes E in ΔV .
ΔV
S(ΔV)
Wir interessieren uns für die Quelldichte in einem bestimmten Raumpunkt r, die wir über
ein immer kleiner werdendes ΔV(r) um r bestimmen. Wir behaupten, dass diese dann mit
der in ((1.278), Bd. 1) definierten Divergenz des E-Feldes identisch ist:
1
div E = lim ∮ E ⋅ df . (1.43)
ΔV→0 ΔV
S(ΔV)
Wir betrachten eine Folge von Volumina ΔVn , die um den Punkt r 0 zentriert sein mögen
und sich für n → ∞ auf diesen zusammenziehen. Der Einfachheit halber denken wir dabei
20 1 Mathematische Vorbereitungen
an Quader mit den Kantenlängen Δxn , Δyn , Δzn , die für n → ∞ gegen Null streben:
Δf 1 = Δy Δz ex = −Δf 2 ,
Δf 3 = Δx Δz ey = −Δf 4 ,
Δf 5 = Δx Δy ez = −Δf 6 .
1 1
∮ E ⋅ df = ∬ dy dz [Ex (x0 + Δx, y, z) − Ex (x0 − Δx, y, z)]
2 2
S(ΔV) F1
1 1
+ ∬ dx dz [Ey (x, y0 + Δy, z) − Ey (x, y0 − Δy, z)]
2 2
F3
1 1
+ ∬ dx dy [Ez (x, y, z0 + Δz) − Ez (x, y, x0 − Δz)] .
2 2
F5
Auf den Integranden wenden wir nun die Taylor-Entwicklung (1.26) an:
∂Ex
∮ E ⋅ df = ∬ dy dz [ (x0 , y, z)Δx + 0(Δx3 )]
∂x
S(ΔV) F1
∂Ey
+ ∬ dx dz [ (x, y0 , z)Δy + 0(Δy3 )]
∂y
F3
∂Ez
+ ∬ dx dy [ (x, y, z0 )Δz + 0(Δz 3 )] .
∂z
F5
ΔV = Δx Δy Δz
1.4 Differenziationsprozesse für Felder 21
Kapitel 1
1 ∂Ex ∂Ey
∮ E ⋅ df = (x0 , y1 , z1 ) + 0(Δx2 ) + (x2 , y0 , z2 ) + 0(Δy2 )
ΔV ∂x ∂y
S(ΔV)
∂Ez
+ (x3 , y3 , z0 ) + 0(Δz 2 ) .
∂z
Dabei sind:
1 1
x2 , x3 ∈ [x0 − Δx, x0 + Δx] ,
2 2
1 1
y1 , y3 ∈ [y0 − Δy, y0 + Δy] ,
2 2
1 1
z1 , z2 ∈ [z0 − Δz, z0 + Δz] .
2 2
Unsere Ableitung mithilfe einer Folge von Quadern stellt natürlich eine gewisse Einschrän-
kung dar. In der Theorie der Differenzialformen wird der allgemeine Fall mithilfe bestimm-
ter Abbildungstheoreme auf die obige Situation zurückgeführt. Damit lässt sich zeigen, dass
die Integraldarstellung (1.43) der Divergenz für jede Folge von sich auf den Punkt r 0 zu-
sammenziehenden Volumina gültig ist.
Rechenregeln für die Divergenz sind in ((1.279)–(1.281), Bd. 1) aufgeführt. Die allgemeine
Darstellung in krummlinigen Koordinaten gibt ((1.378), Bd. 1).
Wir wollen die Ergebnisse dieses Abschnitts noch etwas verallgemeinern. Dazu setzen wir
in (1.43) E = aφ (a: konstanter Vektor; φ(r): skalares Feld). Nach ((1.153), Bd. 1) gilt dann
zunächst:
1
grad φ = ∇φ = lim
ΔV ∮
df φ . (1.45)
ΔV→0
S(ΔV)
22 1 Mathematische Vorbereitungen
Wählen wir stattdessen E = a × b(r), wobei a wieder konstant sein möge und b(r) ein hin-
Kapitel 1
1
−a ⋅ rot b(r) = lim ∮ df ⋅ [a × b(r)]
ΔV→0 ΔV
S(ΔV)
1
= lim a⋅ ∮ b(r) × df .
ΔV→0 ΔV
S(ΔV)
1
rot b(r) = ∇ × b(r) = lim df × b(r) .
ΔV ∮
(1.46)
ΔV→0
S(ΔV)
Aus (1.43), (1.45) und (1.46) gewinnen wir die folgende allgemeine
Dabei steht
Wir haben die Rotation, die einem Vektorfeld a(r) ein anderes Vektorfeld
zuordnet, mit ((1.286), Bd. 1) bereits eingeführt. Wir suchen nun, wie im letzten Abschnitt
für die Divergenz, eine entsprechende Integraldarstellung, die die geometrische Bedeutung
der Rotation verdeutlicht.
1.4 Differenziationsprozesse für Felder 23
Kapitel 1
C2 C2 C2
C1
C1
C1
Abb. 1.11 Vektorfelder mit unterschiedlichen Wirbelstärken längs der kreisförmigen Wege C1 und C2
Definition 1.4.1
a(r)∶ Vektorfeld ,
C∶ geschlossene, doppelpunktfreie Kurve (Weg) ,
ZC (a) = ∮ a ⋅ dr∶ Zirkulation von a(r) entlang des Weges C . (1.48)
C
Das zur Berechnung von ZC benötigte Linienintegral wurde in Abschn. 2.4.1, Bd. 1 einge-
führt.
Die Zirkulation ist anschaulich ein Maß für die Wirbelstärke des Vektorfeldes a(r) inner-
halb der vom Weg C umschlossenen Fläche FC . Man interpretiere a z. B. als das Geschwin-
digkeitsfeld einer strömenden Flüssigkeit. In Abb. 1.11 ist für das links gezeichnete Feld die
Zirkulation längs der kreisförmigen Wege C1 , C2 maximal, während sie für das Feld rechts
verschwindet.
Wir wissen bereits aus Abschn. 2.4.2, Bd. 1, dass ZC (a) genau dann Null ist, wenn rot a ≡ 0
gilt. Es ist deshalb zu erwarten, dass zwischen Zirkulation und Rotation ein Zusammen-
hang besteht, den wir ableiten wollen.
Cn : Folge von geschlossenen, ebenen Kurven, die sich für n → ∞ auf den Punkt r 0 zusam-
menziehen.
FCn sei die von Cn umschlossene Fläche. Wir berechnen zunächst die Zirkulation
ZCn (a) = ∮ a ⋅ dr
Cn
für eine spezielle Folge von Wegen Cn , nämlich für Rechtecke in der x, y-Ebene mit Kan-
tenlängen Δxn , Δyn , die mathematisch positiv durchlaufen werden. Die Flächennormalen
24 1 Mathematische Vorbereitungen
×
x0 x
x0 + 12 Δxn
1 1
ZCn (a) = ∫ dx {ax (x, y0 − Δyn , z0 ) − ax (x, y0 + Δyn , z0 )}
2 2
x0 − 12 Δxn
y 0 + 12 Δy n
1 1
+ ∫ dy {ay (x0 + Δxn , y, z0 ) − ay (x0 − Δxn , y, z0 )}
2 2
y 0 − 12 Δy n
x0 + 12 Δxn
∂ax
= ∫ dx {− (x, y0 , z0 )Δyn + 0 (Δyn3 )}
∂y
x0 − 12 Δxn
y 0 + 12 Δy n
∂ay
+ ∫ dy { (x0 , y, z0 )Δxn + 0 (Δxn3 )} .
∂x
y 0 − 12 Δy n
Im letzten Schritt haben wir die Taylor-Entwicklung angewendet. Nutzen wir schließlich
noch den Mittelwertsatz der Integralrechnung aus, wobei
1 1 1 1
x̄ ∈ [x0 − Δxn , x0 + Δxn ] ; ȳ ∈ [y0 − Δyn , y0 + Δyn ]
2 2 2 2
∂ax ∂ay
ZCn (a) = − (x̄, y0 , z0 )Δxn Δyn + 0 (Δxn Δyn3 ) + (x0 , ȳ, z0 )Δxn Δyn + 0 (Δyn Δxn3 ) .
∂y ∂x
Beim Grenzübergang n → ∞,
zieht sich der Weg Cn auf den Punkt r 0 zusammen. Die Zwischenwerte x̄, ȳ gehen in x0 , y0
Kapitel 1
über:
ZC n ∂ax ∂ay
lim = [− (r 0 ) + (r 0 )] + lim [0 (Δyn2 ) + 0 (Δxn2 )]
n→∞ FC n ∂y ∂x n→∞
∂ay ∂ax
=( − ) (r 0 ) = [∇ × a(r 0 )]z .
∂x ∂y
Nach ((1.286), Bd. 1) stellt die rechte Seite gerade die z-Komponente der Rotation von a
dar.
Wir können nun dieselbe Überlegung für Folgen von Flächen FCn wiederholen, die in x-
bzw. y-Richtung orientiert sind, und erhalten dann entsprechend die x- und y-Komponen-
ten der Rotation. Das lässt sich in der folgenden wichtigen Kurvenintegraldarstellung der
Rotation zusammenfassen:
1
n ⋅ rot a(r) = lim ∮ a ⋅ dr , (1.49)
F C →0 FC
C
n: Flächennormale von FC .
Man kann die Rotation als Flächendichte der Zirkulation interpretieren.
Rechenregeln für die Rotation sind in ((1.287), Bd. 1) bis ((1.293), Bd. 1) aufgelistet. Die
Darstellung in beliebigen krummlinigen Koordinaten folgt aus ((1.380), Bd. 1).
Wir haben im letzten Abschnitt aus der Integraldarstellung der Divergenz eine allgemei-
ne Form des Nabla-Operators als Flächenintegral ableiten können. Dies gelingt auch mit
Kurvenintegralen. Es sei
a(r) = b ⋅ φ(r) ,
wobei b ein konstanter Vektor ist und φ(r) ein skalares Feld; dann gilt mit ((1.289), Bd. 1):
1
n × ∇φ = lim ∮ φ(r)dr . (1.50)
F C →0 FC
C
Es sei andererseits
a(r) = b × E(r) .
26 1 Mathematische Vorbereitungen
Dann folgt durch mehrfaches Ausnutzen der zyklischen Invarianz des Spatproduktes:
Kapitel 1
1
(n × ∇) × E = lim ∮ dr × E(r) . (1.51)
F C →0 FC
C
wobei △:
⋅ φ(r) ⇔ (1.50) ,
× E(r) ⇔ (1.51) ,
⋅ a(r) ⇔ (1.49) .
1.5 Integralsätze
1.5.1 Der Gauß’sche Satz
Bei der Einführung der Divergenz in Abschn. 1.4.1 hatten wir gefunden:
Der Rest verschwindet beim Grenzübergang ΔV → 0. Wir legen nun an ein erstes Teilvolu-
men ΔVi (r i ) einen weiteren Quader, ΔVi+1 (r i+1 ), der mit ΔVi eine Seitenfläche gemein-
1.5 Integralsätze 27
Kapitel 1
den Fluss des Vektorfeldes E
durch die Oberflächen infini-
tesimal kleiner Volumina
Der Beitrag der gemeinsamen Seitenfläche zu den Flächenintegralen auf der linken Seite
der Gleichung hebt sich wegen der entgegengesetzten Richtungen der entsprechenden Flä-
chennormalen gerade heraus. Es bleibt das Oberflächenintegral über die Einhüllende des
Gesamtvolumens. Das Verfahren können wir fortsetzen und auf diese Weise ein vorgegebe-
nes Volumen V mit lauter kleinen Quadern ΔVi ausfüllen. Die Beiträge der gemeinsamen
Seitenflächen fallen heraus, und wir erhalten einen Näherungsausdruck für den Fluss des
Vektorfeldes E durch die Oberfläche S(V):
n n
2/3
∮ E ⋅ df ≈ ∑ div E(r i ) ΔVi + ∑ ΔVi O (ΔVi ) .
i=1 i=1
S(V)
Wir können nun die Zerlegung immer feiner werden lassen. Dabei ändert sich auf der
linken Seite nichts, während auf der rechten Seite der erste Summand zu einer typischen
Riemann-Summe und damit zu einem Volumenintegral (Abschn. 4.2, Bd. 1) wird. Die Kor-
rektur auf der rechten Seite strebt gegen Null:
n n
2/3 2/3
∣∑ ΔVi O (ΔVi )∣ ≤ ∑ ΔVi ∣max O (ΔVi )∣
→ 0 .
i=1 i=1 i n→∞
▸ Gauß’sche Satz:
Seien E(r) ein hinreichend oft differenzierbares Vektorfeld und V ein Volumen mit ge-
schlossener Oberfläche S(V), dann gilt:
∫ div E(r) d r = ∮ E ⋅ df .
3
(1.53)
V S(V)
28 1 Mathematische Vorbereitungen
b) Ist j die Stromdichte (Strom pro Fläche), dann ist ∮S(V) j ⋅ df der Strom durch die Ober-
fläche des Volumens V. Ist schließlich ρ die Ladungsdichte (Ladung pro Volumen) und
damit ∂/∂t ∫V ρ d3 r die zeitliche Änderung der Gesamtladung in V, dann muss die
zeitliche Änderung der Ladung in dem Volumen V dem Ladungsstrom durch die Ober-
fläche entgegengesetzt gleich sein:
∂ρ !
3
∫ d r + ∮ j ⋅ df = 0 .
∂t
V S(V)
∂ρ
∫ d r( + div j) = 0 .
3
∂t
V
∂ρ
+ div j = 0 (1.55)
∂t
richtig sein kann. Dies ist die fundamentale Kontinuitätsgleichung, deren physikali-
scher Inhalt uns später noch eingehend beschäftigen wird.
c) Wir leiten den Gauß’schen Satz für skalare Felder ab. Dazu setzen wir in (1.53)
E(r) = A φ(r)
ein, wobei A ein beliebiger konstanter Vektor und φ(r) ein skalares Feld sind. Mit
((1.281), Bd. 1) bilden wir die Divergenz:
∫ grad φ d r = ∮ φ df .
3
(1.56)
V S(V)
1.5 Integralsätze 29
Kapitel 1
E(r) = A × b(r) ,
wobei A wiederum ein konstanter Vektor und b(r) ein Vektorfeld sind. Wir nutzen
∮ df ⋅ (A × b) = −A ⋅ ∮ df × b ,
S(V) S(V)
∫ div(A × b) d r = −A ⋅ ∫ rot b d r .
3 3
V V
∫ rot b d r = ∮ df × b .
3
(1.57)
V S(V)
Gleichungen (1.53), (1.56) und (1.57) sind verschiedene Formulierungen des Gauß’-
schen Satzes, die man wie folgt zusammenfassen kann:
∮ df ○ . . . = ∫ d3 r ∇ ○ . . . (1.58)
S(V) V
Mit einer Beweisidee, die der des letzten Abschnitts sehr ähnlich ist, leiten wir nun einen
Satz ab, der für ein beliebiges Vektorfeld das Linienintegral über den Rand einer belie-
big großen und beliebig orientierten Fläche mit dem entsprechenden Flächenintegral ver-
knüpft.
Die Fläche F sei durch die Randkurve C begrenzt. Es muss sich dabei nicht notwendig um
eine ebene Fläche handeln. Sie kann jedoch näherungsweise durch n Flächenelemente ΔF i
dargestellt werden, die so klein sein mögen, dass wir sie einzeln als eben ansehen können.
Die Richtungen der einzelnen Flächenelemente brauchen dagegen nicht übereinzustim-
men. Sie seien berandet durch Kurven Ci , die mit ΔF i eine Rechtsschraube bilden.
30 1 Mathematische Vorbereitungen
Ci
Auf dem Weg zur Integraldarstellung (1.49) der Rotation hatten wir als Zwischenergebnis
gefunden:
Das Flächenelement ΔF i+1 hat mit ΔF i ein gemeinsames Berandungsstück, das auf Ci und
Ci+1 jedoch antiparallel durchlaufen wird. Addiert man zu der letzten Gleichung die ent-
sprechende Gleichung für i+1, so fällt der Beitrag dieses Stückes zum gesamten Linieninte-
gral heraus. Übrig bleibt das Integral für die die Gesamtfläche ΔF i ∨ ΔF i+1 einschließende
Randkurve Ci+(i+1) . Addiert man die n Flächenelemente auf, so erhält man:
n n
∑ ΔF i ⋅ rot a(r i ) + ∑ ΔFi O(ΔFi ) = ∮ a ⋅ dr .
i=1 i=1
C 1+2+...+n
Wir machen nun die Flächenaufteilung immer feiner und füllen damit F immer exakter
auf. Der Korrekturterm auf der linken Seite verschwindet dann in die Grenze n → ∞:
n
∑ ΔFi O(ΔFi ) ≤ F ⋅ max ∣O(ΔFi )∣
→ 0 .
i=1 i n→∞
Der erste Summand ist dann wieder eine übliche Riemann-Summe, und der Weg C1+2+...+n
wird mit C identisch. Dies ergibt schlussendlich den
▸ Stokes’schen Satz:
Seien a(r) ein hinreichend oft differenzierbares Vektorfeld und F eine Fläche mit dem Rand
C(F) = ∂F, dann gilt:
∫ a ⋅ dr = ∫ rot a ⋅ df . (1.59)
∂F F
1.5 Integralsätze 31
Kapitel 1
Rotationsfeldes durch eine
geschlossene Fläche
C = ∂F
Wir wollen auch hier eine erste Diskussion dieses fundamentalen Satzes anschließen.
a) Wegunabhängigkeit von Kurvenintegralen
Bei der Diskussion konservativer Kräfte F in Abschn. 2.4.2, Bd. 1 hatten wir als mögli-
che Kriterien für die Existenz eines Potentials
rot F ≡ 0 und ∮ F ⋅ dr = 0
C
gefunden. Die Äquivalenz lässt sich mit dem Stokes’schen Satz leicht beweisen: Es gelte
∮C F ⋅ dr = 0 für beliebige geschlossene Wege C und damit mit dem Stokes’schen Satz
∮FC rot F ⋅ df = 0 für beliebige Flächen FC . Dies ist aber nur bei rot F ≡ 0 möglich.
b) Wirbelfluss durch eine geschlossene Fläche
Eine geschlossene Fläche kann man sich durch Zusammenziehen des Randes C = ∂F
auf einen Punkt entstanden denken. Dann ist aber
∮ a ⋅ dr = 0 ,
∂F
∮ rot a ⋅ df = 0 (1.60)
F
für jedes Vektorfeld a(r). Dasselbe Ergebnis haben wir in (1.54) aus dem Gauß’schen
Satz ableiten können.
c) Spezielles Beispiel
Es sei
1
a(r) = B × r ; B = const .
2
Es gilt dann (s. Aufgabe 1.5.7, Bd. 1):
rot a(r) = B .
Der Wert des Integrals stellt sich als unabhängig von der Gestalt des Randes ∂F heraus,
Kapitel 1
also auch als unabhängig von der Form der Fläche F. Es geht nur die Projektion F der
Fläche senkrecht zu B ein.
d) Stokes’scher Satz für skalare Felder
Wir setzen
a(r) = A φ(r) ,
wobei A ein beliebiger konstanter Vektor und φ(r) ein skalares Feld sind, und benutzen
((1.289), Bd. 1):
A ⋅ ∫ φ dr = ∫ df ⋅ (grad φ × A) = A ⋅ ∫ df × grad φ .
∂F F F
∫ φ dr = ∫ df × grad φ . (1.62)
∂F F
a(r) = A × b(r) ,
wobei A wieder ein beliebiger konstanter Vektor ist. Durch mehrfaches Anwenden der
zyklischen Invarianz des Spatproduktes ergibt sich dann:
(1.59)
∫ (A × b) ⋅ dr = A ⋅ ∫ b × dr = ∫ rot(A × b) ⋅ df
∂F ∂F F
= ∫ [∇ × (A × b)] ⋅ df = ∫ (df × ∇) ⋅ (A × b)
F F
Gleichungen (1.59), (1.62) und (1.63) sind verschiedene Versionen des Stokes’schen Sat-
Kapitel 1
zes, die wir symbolisch wie folgt zusammenfassen können:
∫ dr △ . . . = ∫ (df × ∇) △ . (1.64)
∂F F
△∶ ⋅ φ(r) ⇔ (1.62) ,
⋅ a(r) ⇔ (1.59) ,
× b(r) ⇔ (1.63) .
Als einfache Anwendungen des Gauß’schen Satzes lassen sich zwei wertvolle Aussagen
ableiten, die man als Green’sche Sätze, Green’sche Theoreme oder Green’sche Identitäten
bezeichnet.
φ, ψ seien zwei mindestens zweimal stetig differenzierbare, skalare Felder und V ein Volu-
men mit geschlossener Oberfläche S(V). Wir definieren das Vektorfeld
und wenden darauf den Gauß’schen Satz (1.53) an. Dazu benötigen wir div E, wofür wir
((1.281), Bd. 1) und ((1.282), Bd. 1) ausnutzen:
df = n df ,
E ⋅ df = φ(∇ψ ⋅ n)df .
34 1 Mathematische Vorbereitungen
Definition 1.5.1
Kapitel 1
∂ψ
∇ψ ⋅ n ≡ . (1.65)
∂n
1. Green’sche Identität:
∂ψ
∫ (φ Δψ + (∇ψ ⋅ ∇φ)) d r = ∮ φ
3
df . (1.66)
∂n
V S(V)
Vertauscht man in unserer Ableitung die Felder φ und ψ und zieht die sich dann ergebende
Green’sche Identität von (1.66) ab, so folgt die
2. Green’sche Identität:
∂ψ ∂φ
∫ (φΔψ − ψΔφ)d r = ∮ (φ − ψ ) df .
3
(1.67)
∂n ∂n
V S(V)
Setzt man schließlich noch in (1.66) φ ≡ 1, so folgt eine weitere nützliche Identität:
∂ψ
∫ Δψd r = ∮
3
df . (1.68)
∂n
V S(V)
Wir wollen in diesem Kapitel zwei Sätze beweisen, die für Vektorfelder von großer Be-
deutung sind. Zusammengefasst besagen sie, dass unter gewissen Voraussetzungen jedes
Vektorfeld a(r) eindeutig durch sein Quellenfeld div a und sein Wirbelfeld rot a bestimmt
ist. Oder anders ausgedrückt: Jedes Vektorfeld lässt sich eindeutig als Summe eines wirbel-
freien und eines quellenfreien Anteils darstellen. Zum Beweis dieser Aussagen sind einige
Vorbereitungen notwendig:
1.6 Zerlegungs- und Eindeutigkeitssatz 35
Behauptung:
Kapitel 1
1 1
δ(r − r′ ) = − Δ . (1.69)
4π ∣r − r′ ∣
Beweis
Wir haben zu zeigen, dass diese Darstellung der δ-Funktion die beiden Relationen
(1.2) und (1.3) erfüllt:
a) r ≠ r′ , δ(r − r′ ) = 0:
−1 −1 r − r′
Δ = div grad = div
∣r − r′ ∣ ∣r − r′ ∣ ∣r − r′ ∣3
′
((1.281), Bd. 1) div(r − r ) 1
= + (r − r′ ) ⋅ grad
∣r − r′ ∣3 ∣r − r′ ∣3
3 r − r′ 1
− 3(r − r′ ) ⋅
((1.284), Bd. 1)
= ′
∣r − r ∣ 3 ∣r − r′ ∣ ∣r − r′ ∣4
=0.
Wegen a) ist der Integrand für r̄ ≠ 0 Null. Dies führt zu der ersten Schlussfolgerung
1
3
∫ d r̄ Δ r̄ =0, falls r̄ = 0 ∉ V̄ .
r̄
V̄
Enthält V̄ den Nullpunkt, so können wir offensichtlich, ohne den Wert des Integrals
zu ändern, V̄ durch eine Kugel, deren Mittelpunkt im Ursprung liegt, ersetzen:
1 1 (1.53) 1
∫ d r̄ Δ r̄ r̄ = ∫ d r̄ div (grad r̄ r̄ ) = ∫ df̄ ⋅ (− er̄ )
3 3
r̄ 2
V̄ VK S(V K )
2π π
(1.36) 1
= ∫ dφ̄ ∫ sin ϑ̄ d ϑ̄ r̄02 er̄ (− er̄ ) = −4π .
r̄02
0 0
36 1 Mathematische Vorbereitungen
Kapitel 1
r̄0 ist der Radius der Kugel. Wir haben also insgesamt gefunden:
⎧
⎪−4π ,
1 ⎪ falls r′ ∈ V ,
3
∫ d rΔ = ⎨ (1.70)
∣r − r ∣ ⎪
′
⎪ falls r′ ∉ V .
V ⎩0 ,
1.6.1 Zerlegungssatz
a(r) sei ein im ganzen Raum definiertes Vektorfeld, das einschließlich seiner Ableitungen
im Unendlichen mit hinreichend hoher Ordnung gegen Null strebt. Dann lässt sich a(r)
als Summe eines rotationsfreien (longitudinalen) und eines divergenzfreien (transversalen)
Anteils schreiben:
Der transversale Anteil ist dabei durch die Rotation von a(r), der longitudinale durch die
Divergenz von a(r) festgelegt:
Beweis
Für die folgenden Umformungen werden wir mehrfach die früher abgeleiteten For-
meln
Kapitel 1
verwenden. Falls nicht eindeutig ist, auf welche Variablen die Differenzialoperatoren
wirken, werden die Symbole mit zusätzlichen Indizes versehen:
1 a(r′ )
rotr rotr ∫ d3 r′
4π ∣r − r′ ∣
1 a(r′ ) 1 a(r ′ )
= gradr ∫ d3 r′ divr − 3 ′
∫ d r Δr
4π ′
∣r − r ∣ 4π ∣r − r′ ∣
1 1 1
= gradr ∫ d3 r′ { div r a(r′ ) +a(r′ ) ⋅ gradr }
4π ∣r − r′ ∣ ∣r − r′ ∣
=0
+ ∫ d3 r′ a(r′ )δ(r − r′ )
1 1
= a(r) − gradr ∫ d3 r′ a(r′ ) ⋅ gradr′
4π ∣r − r′ ∣
1 1
= a(r) − gradr ∫ d3 r′ div r′ (a(r′ ) )
4π ∣r − r′ ∣
′
1 div r′ a(r )
+ gradr ∫ d3 r′
4π ∣r − r′ ∣
1 a(r′ )
= a(r) − al (r) − gradr ∫ df ′ ⋅ .
4π S(V→∞) ∣r − r′ ∣
Im letzten Schritt haben wir den Gauß’schen Satz ausgenutzt. Da nach Voraus-
setzung das Vektorfeld a(r) im Unendlichen hinreichend rasch verschwinden soll,
liefert das Oberflächenintegral keinen Beitrag:
1 a(r′ )
a(r) = al (r) + rotr rotr ∫ d3 r′ .
4π ∣r − r′ ∣
a(r′ ) 1 1
rotr ∫ d3 r′ 3 ′ ′ ′
((1.289), Bd. 1)
= ∫ d r ( ∣r − r′ ∣ rotr a(r ) −a(r ) × gradr ∣r − r′ ∣ )
∣r − r′ ∣
=0
1
= ∫ d3 r′ a(r′ ) × gradr′
∣r − r′ ∣
a(r′ ) rotr′ a(r′ )
= − ∫ d3 r′ rotr′ ( ) + ∫ d3 r ′
′
∣r − r ∣ ∣r − r′ ∣
a(r′ )
df ′ ×
(1.57)
= −∫ + 4πβ(r) .
S(V→∞) ∣r − r′ ∣
38 1 Mathematische Vorbereitungen
Kapitel 1
1 a(r′ )
rotr rotr ∫ d3 r′ = rot β(r) = at (r) .
4π ∣r − r′ ∣
1.6.2 Eindeutigkeitssatz
Das Vektorfeld a(r) ist eindeutig festgelegt, wenn für alle Raumpunkte
bekannt sind.
Beweis
gilt dann:
div D = 0 ; rot D = 0 .
D = ∇ψ ,
1.6 Zerlegungs- und Eindeutigkeitssatz 39
Kapitel 1
sodass aus der ersten folgt:
Δψ = 0 .
∫ [ψ Δψ + (∇ψ) ] d r = ψ ∇ψ ⋅ df = 0 .
2 3
∮
S(V→∞)
2
∫ (∇ψ) d r = 0 ⇔ ∇ψ = 0 = D .
3
Schlussfolgerungen
1. Ein wirbelfreies Feld (rot a = 0) ist ein Gradientenfeld! Nach (1.71) und (1.72) gilt näm-
lich:
2. Ein quellenfreies Feld (div a = 0) ist ein Rotationsfeld! Aus (1.71) und (1.75) folgt:
4. Das skalare Potential α(r) bestimmt sich aus den Quellen von a(r):
5. Das Vektorpotential β(r) bestimmt sich aus den Wirbeln von a(r):
1.7 Aufgaben
Kapitel 1
Aufgabe 1.7.1
Zeigen Sie, dass sich die Dirac’sche δ-Funktion δ(x − a) als Grenzwert der Funktio-
nenfolge
1 (x − a)2
fη (x − a) = √ exp (− )
πη η
für η → 0+ schreiben lässt.
Aufgabe 1.7.2
Aufgabe 1.7.3
Aufgabe 1.7.4
∫ (x − 5x + 6) δ(x − 3) dx ,
2
1.
−2
β
Kapitel 1
∞
∫ x δ(x − 3x + 2) dx ,
2 2
3.
0
+∞
′
4. ∫ ln x δ (x − a) dx ,
0
π
π
∫ sin ϑ δ (cos ϑ − cos ) dϑ .
3
5.
3
0
Aufgabe 1.7.5
Aufgabe 1.7.6
Aufgabe 1.7.7
f (x, y) = x2 y3
Aufgabe 1.7.8
Berechnen Sie für das Rechteck mit den Eckpunkten (b, √a2 , 0), (0, √a2 , 0),
(0, 0, √a2 ), (b, 0, √a2 )
1. das vektorielle Flächenelement df ,
2. den Vektor der Gesamtfläche F,
3. den Fluss des Feldes
a(r) = (y2 , 2xy, 3z 2 − x2 )
Aufgabe 1.7.9
Berechnen Sie den Fluss des Vektorfeldes a(r) durch die Oberfläche einer Kugel mit
dem Radius R um den Koordinatenursprung:
r
1. a(r) = 3 2 ,
r
(x, y, z)
2. a(r) = √ ,
α + x2 + y 2 + z 2
3. a(r) = (3z, x, 2y) .
Aufgabe 1.7.10
Gegeben sei ein Zylinder der Höhe L mit dem Radius R. Der Mittelpunkt des Zylin-
ders bilde den Koordinatenursprung.
1. Führen Sie passende Parametrisierungen ein und berechnen Sie das vektorielle
Flächenelement df der Zylinderoberfläche (Mantel und Stirnflächen!)!
2. Berechnen Sie ohne Benutzung des Gauß’schen Satzes den Fluss des Vektorfeldes
E(r) = α r (α = const)
durch die Zylinderoberfläche.
3. Bestätigen Sie mithilfe des Gauß’schen Satzes das Ergebnis aus Teil 2.!
1.7 Aufgaben 43
Kapitel 1
Aufgabe 1.7.11
a(r) = αr
ψ = ∫ a(r) × df
F
Aufgabe 1.7.12
Q = ∫ d3 r ρ(r)
p = ∫ d3 r r ρ(r)
Aufgabe 1.7.13
Beweisen Sie die folgenden nützlichen Relationen:
1. Gradient eines Skalarproduktes:
∇(a ⋅ b) = (b ⋅ ∇)a + (a ⋅ ∇)b + b × (∇ × a) + a × (∇ × b) ,
2. Divergenz eines Vektorproduktes:
∇ ⋅ (a × b) = b ⋅ (∇ × a) − a ⋅ (∇ × b) ,
3. Rotation eines Vektorproduktes:
∇ × (a × b) = (b ⋅ ∇)a − b(∇ ⋅ a) − (a ⋅ ∇)b + a(∇ ⋅ b) .
44 1 Mathematische Vorbereitungen
Kapitel 1
Aufgabe 1.7.14
Verwenden Sie für ΔV das Volumen des differenziellen Spates, gebildet aus den
yi -Koordinatenlinien.
2. Stellen Sie die Divergenz in Zylinderkoordinaten dar.
3. Formulieren Sie die Divergenz in Kugelkoordinaten.
Aufgabe 1.7.15
Aufgabe 1.7.16
Berechnen Sie
1. die Komponenten von grad (α ⋅ r) in Kugelkoordinaten,
2. div er , grad div er , rot er , div eφ , rot e ϑ in Kugelkoordinaten,
3. die Komponenten von rot(α × r) in Zylinderkoordinaten (α = const).
Aufgabe 1.7.17
Zeigen Sie, dass für ein konservatives Kraftfeld F(r) das Flächenintegral
ψ = ∮ F(r) × df
S(V)
Kapitel 1
Aufgabe 1.7.18
Aufgabe 1.7.19
Zeigen Sie einmal durch direkte Berechnung und dann alternativ mithilfe des Sto-
kes’schen Satzes, dass gilt:
∫ r × dr = 2F .
∂F
Deuten Sie das Ergebnis geometrisch und zeigen Sie dessen Gültigkeit für beliebige
Flächen F!
Aufgabe 1.7.20
z
×
C2
C3 F
×
y
C1
Abb. 1.16 Die Fläche F als Teil der Ebene 6x + 3y + 2z = 12, umrandet von dem Weg C = C1 +
C2 + C3
46 1 Mathematische Vorbereitungen
Kapitel 1
a(r) = (0, 0, y)
sowie die Fläche F, definiert als der im ersten Oktanten gelegene Teil der Ebene
6x + 3y + 2z = 12 .
1. Wie lautet die Parameterdarstellung der Fläche F? Geben Sie das vektorielle Flä-
chenelement df an.
2. Berechnen Sie den Fluss von a durch F.
3. Begründen Sie, warum sich a als Wirbelfeld rot β(r) darstellen lässt. Ist die Wahl
von β(r) eindeutig? Konstruieren Sie ein mögliches β(r).
4. Berechnen Sie noch einmal den Fluss von a durch F, nun mithilfe eines Linien-
integrals über den Weg C = C1 + C2 + C3 . Bestätigen Sie damit das Resultat aus 2.
Wie wirkt sich die Nicht-Eindeutigkeit von β(r) aus?
Aufgabe 1.7.21
Beweisen Sie die für Vektorfelder a(r), b(r) allgemein gültige Beziehung:
∫ d r b ⋅ rot a = ∫ d r a ⋅ rot b + ∮ df ⋅ (a × b) .
3 3
V V S(V)
Aufgabe 1.7.22
das Linienintegral
∮ a(r) ⋅ dr
C
längs des in der xy-Ebene liegenden Kreises um den Koordinatenursprung mit dem
Radius R.
Kontrollfragen 47
Kapitel 1
Aufgabe 1.7.23
Aufgabe 1.7.24
Gegeben seien zwei skalare Felder φ 1 (r), φ 2 (r), die beide die Differenzialgleichung
im Volumen V erfüllen. Auf der Oberfläche S(V) gelte φ 1 (r) = φ 2 (r). Zeigen Sie,
dass dann
φ 1 (r) ≡ φ 2 (r) in V
gilt. Hinweis: Benutzen Sie die Green’schen Sätze für ψ(r) = φ 1 (r) − φ 2 (r).
Kontrollfragen
Zu Abschn. 1.1
1. Was versteht man unter einer Distribution?
2. Wodurch ist die Dirac’sche δ-Funktion definiert?
3. Nennen Sie einige Eigenschaften der δ-Funktion.
4. Wie lautet die dreidimensionale δ-Funktion in krummlinigen Koordinaten?
Zu Abschn. 1.2
1. Wann ist eine Funktion f (x) in eine Taylor-Reihe entwickelbar?
2. Was versteht man unter dem Näherungspolynom und dem Restglied einer Taylor-
Reihe?
3. Wie lautet die Abschätzung des Restgliedes nach Lagrange?
4. Geben Sie die Taylor-Entwicklung für ein skalares Feld φ(r) an.
48 1 Mathematische Vorbereitungen
Zu Abschn. 1.3
Kapitel 1
Zu Abschn. 1.4
1. Was versteht man unter der mittleren Quelldichte des Feldes E im Volumen V?
2. Wie erhält man aus der mittleren Quelldichte die Divergenz des E-Feldes?
3. Wie lautet die allgemeine Flächenintegraldarstellung des Nabla-Operators?
4. Was bedeutet die Zirkulation des Feldes a(r) längs des Weges C ?
5. Was bezeichnet man als Wirbelstärke eines Vektorfeldes?
6. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Zirkulation und Rotation?
7. Formulieren Sie die Kurvenintegraldarstellung der Rotation.
8. Wie lautet die allgemeine Kurvenintegraldarstellung des Nabla-Operators?
Zu Abschn. 1.5
1. Formulieren Sie den Gauß’schen Satz.
2. Was kann mithilfe des Gauß’schen Satzes über den Wirbelfluss rot E eines Vektorfeldes
E(r) durch eine geschlossene Fläche ausgesagt werden?
3. Wie lautet der Gauß’sche Satz für skalare Felder?
4. Formulieren Sie den Stokes’schen Satz.
5. Beantworten Sie Frage 2. mithilfe des Stokes’schen Satzes.
6. Wie lautet der Stokes’sche Satz für skalare Felder?
7. Geben Sie die allgemeine (symbolische) Form des Gauß’schen und des Stokes’schen
Satzes an.
8. Was versteht man unter der Normalableitung eines skalaren Feldes auf der Fläche S?
9. Wie lauten die erste und die zweite Green’sche Identität? Wie leitet man die zweite aus
der ersten ab?
Kontrollfragen 49
Zu Abschn. 1.6
Kapitel 1
1. Was besagt der Zerlegungssatz?
2. Was versteht man unter dem longitudinalen, was unter dem transversalen Anteil eines
Vektorfeldes? Wodurch sind diese bestimmt?
3. Wie lautet der Eindeutigkeitssatz?
4. Was kann über ein wirbelfreies, was über ein quellenfreies Feld ausgesagt werden?
5. Was versteht man unter dem skalaren Potential, was unter dem Vektorpotential eines
Vektorfeldes?
Elektrostatik
2
Kapitel 2
2.1 Grundbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.1.1 Ladungen und Ströme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.1.2 Coulomb’sches Gesetz, elektrisches Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
2.1.3 Maxwell-Gleichungen der Elektrostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
2.1.4 Feldverhalten an Grenzflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
2.1.5 Elektrostatische Feldenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
2.1.6 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
2.2 Einfache elektrostatische Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
2.2.1 Plattenkondensator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
2.2.2 Kugelkondensator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
2.2.3 Zylinderkondensator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
2.2.4 Der Dipol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
2.2.5 Dipolschicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
2.2.6 Der Quadrupol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
2.2.7 Multipolentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
2.2.8 Wechselwirkung einer Ladungsverteilung mit einem äußeren Feld . 100
2.2.9 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
2.3 Randwertprobleme der Elektrostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
2.3.1 Formulierung des Randwertproblems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
2.3.2 Klassifikation der Randbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
2.3.3 Green’sche Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
2.3.4 Methode der Bildladungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
W. Nolting, Grundkurs Theoretische Physik 3, Springer-Lehrbuch, 51
DOI 10.1007/978-3-642-37905-5_2, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
52 2 Elektrostatik
2.1 Grundbegriffe
Kapitel 2
2.1.1 Ladungen und Ströme
sind mehr oder weniger direkt über unsere Sinnesorgane und unser angeborenes Zeitgefühl
erfahrbar. Wir können sie gewissermaßen ohne experimentelle Hilfsmittel wahrnehmen.
In der Elektrodynamik tritt als vierte Grundgröße die
▸ Ladung
hinzu, deren Beobachtung allerdings spezielle Hilfsmittel erfordert. Es gibt kein Sinnesor-
gan für eine direkte Wahrnehmung elektrischer Erscheinungen. Das macht sie dem An-
fänger unanschaulich und begrifflich schwieriger.
Bereits vor Thales von Milet (625 bis 547 v. Chr.) war bekannt, dass bestimmte Körper ihre
Eigenschaften ändern, wenn man sie an anderen Körpern reibt. Mit einem Tuch geriebener
Bernstein (griechisch: elektron) ist z. B. in der Lage, kleine, leichte Körper (Körner, Papier-
schnitzel o. Ä.) anzuziehen. Die dabei auftretenden Kräfte können mechanisch nicht mehr
erklärt werden. Man sagt deshalb zunächst einfach, das geriebene Material befinde sich in
einem
▸ elektrischen Zustand.
Man beobachtet weiter, dass sich dieser Zustand durch Berühren von einem zum anderen
Körper übertragen lässt, was sich am elegantesten durch Einführen einer substanzartigen
Größe, der
▸ elektrischen Ladung Q,
erklären lässt. Diese wird als Ursache der oben erwähnten Kräfte angesehen. Sie kann bei
entsprechendem Kontakt als
▸ elektrischer Strom I
Das Ladungsvorzeichen ist so festgelegt, dass Reiben eines Glasstabes auf diesem die La-
dung Q > 0 zurücklässt, Reiben eines Hartgummistabes dagegen die Ladung Q < 0. Diese
Kapitel 2
Festlegung hat zur Folge, dass die Ladung des Elektrons, die man als natürliche Einheit
wählt, negativ ist. Bezüglich additiver und multiplikativer Rechenoperationen verhalten
sich Ladungen wie gewöhnliche positive und negative Zahlen:
Gesamtladung:
n
Q = ∑ qi . (2.2)
i=1
Q = 0 bedeutet zunächst nur, dass sich positive und negative Ladungen kompensieren, und
nicht notwendig, dass der gesamte Körper aus elektrisch neutralen Bausteinen aufgebaut
ist. Abführen von positiver Ladung lässt den Körper negativ geladen zurück und umge-
kehrt.
Für Ladungen gilt ein Erhaltungssatz:
In einem abgeschlossenen System bleibt die Summe aus positiver und negativer Ladung
konstant.
Bei den oben angeführten Reibungsversuchen ist also keine Ladung erzeugt worden; es
wurden lediglich positive und negative Ladungen voneinander räumlich getrennt.
Für einen tieferen Einblick in die elektromagnetischen Vorgänge ist die experimentelle
Erkenntnis entscheidend, dass ebenso wie die Materie auch die Ladung eine gequantelte,
atomistische Struktur besitzt. Es gibt eine kleinste, nicht mehr teilbare
▸ Elementarladung e.
Jede andere Ladung lässt sich dann als ganzzahliges Vielfaches von e schreiben:
Q = ne ; n∈Z. (2.3)
Beispiele:
Elektron: n = −1 ,
Proton: n = +1 ,
Neutron: n=0,
Atomkern: n = Z (Ordnungszahl) .
2.1 Grundbegriffe 55
+ (−)
Kapitel 2
+ (−)
− (+) + (−)
▸ Ladungsdichte ρ(r),
die als Ladung pro Volumeneinheit aufzufassen ist. Aus ihr berechnet sich die Gesamt-
ladung Q im Volumen V gemäß
Q = ∫ d3 r ρ(r) . (2.4)
V
In strenger Analogie zum Konzept des Massenpunktes in der Klassischen Mechanik führt
man in der Elektrodynamik die
▸ Punktladung q
dann ein, wenn die Ladungsverteilung von allseitig vernachlässigbarer Ausdehnung ist.
Dies ergibt für die Ladungsdichte einer Punktladung:
Diese Abstraktion bedeutet häufig eine starke mathematische Vereinfachung, die jedoch
bisweilen auch mit Vorsicht zu behandeln ist.
Die Tatsache, dass geladene Körper aufeinander Kräfte ausüben, kann zur Messung der
Ladung ausgenutzt werden (Elektrometer). Man beobachtet, dass sich Ladungen gleichen
Vorzeichens abstoßen und die ungleichen Vorzeichens anziehen. Das ist sehr einfach an
einer Ladungs-Waage zu demonstrieren.
56 2 Elektrostatik
Zur vorläufigen (!) Definition der Ladungseinheit benutzen wir das Konzept der Punkt-
Kapitel 2
ladung:
Zwei Punktladungen gleichen Betrages, die im Vakuum im Abstand von 1 m die Kraft
1012
F= N (2.6)
4π ⋅ 8,8543
1 Coulomb (1 C) = 1 Amperesekunde (1 A s) .
Die Bedeutung dieser Definition wird später klar werden. Sie hat für die Elementarladung e
zur Folge:
Wie bereits erwähnt, bilden bewegte Ladungen einen elektrischen Strom bzw. eine
▸ Stromdichte j(r)
j
∶ Normale in Bewegungsrichtung der fließenden Ladung ,
∣ j∣
∣ j∣∶ Ladung, die pro Zeiteinheit durch die Flächeneinheit senkrecht
zur Stromrichtung transportiert wird.
Beispiel
Homogene Verteilung von N Teilchen der Ladung q über ein Volumen V, die alle
die gleiche Geschwindigkeit v aufweisen:
N
j = nqv , n= . (2.8)
V
Als Stromstärke I durch eine vorgegebene Fläche F bezeichnet man dann das Flächen-
integral
I = ∫ j ⋅ df . (2.9)
F
2.1 Grundbegriffe 57
Die Einheit ist das Ampere. Ein Strom der Stärke 1 A transportiert in 1 s die Ladung 1 C. Die
Kapitel 2
genaue Festlegung der Einheit erfolgt über die Kraftwirkung zwischen zwei von definierten
Strömen durchflossenen Leitern (s. später).
Der Erhaltungssatz der Ladung lässt sich als Kontinuitätsgleichung formulieren:
∂ρ
+ div j = 0 . (2.10)
∂t
Diese Beziehung haben wir bereits früher (1.55) mithilfe des Gauß’schen Satzes abgeleitet.
Wir hatten dabei vorausgesetzt, dass die zeitliche Änderung der Gesamtladung in einem
beliebigen Volumen V dem Ladungsstrom durch die Oberfläche S(V) entgegengesetzt
gleich sein muss. Dies entspricht aber gerade der Ladungserhaltung in einem abgeschlos-
senen System.
Wir untersuchen nun etwas genauer die Art und Weise, wie geladene Körper miteinan-
der wechselwirken. Dabei stützen wir uns zunächst ausschließlich auf die experimentelle
Erfahrung.
Die beiden Ladungen q1 und q2 haben den Abstand
Dieser soll sehr viel größer sein als die Linearabmessungen der beiden Ladungsverteilun-
gen, sodass wir letztere als Punktladungen auffassen können. Dann gilt für die Kraftwir-
kung zwischen den beiden Ladungen das Coulomb’sche Gesetz:
r1 − r2
F 12 = k q1 q2 = −F 21 . (2.11)
∣r1 − r 2 ∣3
F 12 ist die von Teilchen 2 auf Teilchen 1 ausgeübte Kraft. Gleichung (2.11) ist als experi-
mentell eindeutig verifizierte Tatsache aufzufassen. Die Konstante k hängt einerseits vom
Medium ab, in dem sich die Punktladungen befinden, andererseits von den Einheiten, in
denen wir die elektrischen Grundgrößen messen wollen. Dies wird weiter unten genauer
erläutert.
Die Coulomb-Kraft F 12
1. ist direkt proportional zu den Ladungen q1 , q2 ;
2. ist umgekehrt proportional zum Quadrat des Abstandes der beiden Ladungen;
3. wirkt entlang der Verbindungslinie anziehend für ungleichnamige, abstoßend für
gleichnamige Ladungen;
4. erfüllt actio = reactio.
58 2 Elektrostatik
Gesetzes
r1
r12
×
0 r2 q2
Entscheidende Voraussetzung für die Gültigkeit von (2.11) ist, dass die Ladungen ruhen.
Bei bewegten Ladungen treten Zusatzterme auf, die wir später diskutieren werden.
Für die Elektrostatik ist (2.11) als experimentelles Grundgesetz aufzufassen. Der gesamte
Formalismus der Elektrostatik baut auf (2.11) und dem so genannten Superpositionsprin-
zip auf, das dem vierten Newtonschen Axiom entspricht ((2.47), Bd. 1). Dieses besagt, dass
sich die von mehreren Ladungen qj auf die Ladung q1 ausgeübten Coulomb-Kräfte vekto-
riell addieren:
n r1 − rj
F 1 = k q1 ∑ qj . (2.12)
j=2 ∣r 1 − r j ∣3
Das Coulomb’sche Gesetz verknüpft Ladungen mit rein mechanischen Größen, was zur
Definition der Ladungseinheit benutzt werden kann. Es gibt für die Elektrodynamik leider
eine ganze Reihe verschiedener Maßsysteme, die im Prinzip alle gleichwertig sind, lediglich
verschiedenen Verwendungszwecken angepasst sind. Da man die genauen Festlegungen
eigentlich erst dann versteht, wenn man mit der gesamten Elektrodynamik vertraut ist,
begnügen wir uns hier mit ein paar vorläufigen Bemerkungen:
k=1,
womit die Ladungseinheit (LE) sich über (2.11) eindeutig aus mechanischen Größen ab-
leitet, d. h. keine neue Grundgröße darstellt:
cm
1 LE = 1 cm dyn 1/2 (1 dyn = 1 g ) . (2.13)
s2
Zwei Einheitsladungen üben im Abstand von 1 cm eine Kraft von 1 dyn aufeinander aus.
∎ 2) SI-System (MKSA-System)
(SI wegen Systeme International d’Unités) Zu den mechanischen Grundeinheiten Meter,
Kilogramm, Sekunde tritt als elektrische Einheit das Ampere für die Stromstärke hinzu.
2.1 Grundbegriffe 59
Kapitel 2
1 C (Coulomb) = 1 A s .
Das Ampere ist so definiert, dass für die Konstante k in (2.11) gilt:
N
k = 10−7 c2 .
A2
Dabei ist
m
c = 2,9979250 ⋅ 108 (2.14)
s
die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum. Man setzt
1
k= (2.15)
4π ε 0
A2 s2 As
ε 0 = 8,8543 ⋅ 10−12 2
= 8,8543 ⋅ 10−12 . (2.16)
Nm Vm
Dabei haben wir noch
Nm
1 V (Volt) = 1 (2.17)
As
benutzt. Um die Verwirrung so klein wie möglich zu halten, wird ab jetzt ausschließlich
das SI-System verwendet.
Obgleich die eigentliche Messgröße eine Kraft darstellt, erweist es sich als zweckmäßig, das
Konzept des
einzuführen. Es wird durch eine Ladungskonfiguration erzeugt und ist durch die Kraft auf
eine Testladung q definiert:
F
E = lim . (2.18)
q→0 q
Es handelt sich also um eine vektorielle Größe. Der Grenzübergang ist notwendig, da die
Testladung das Feld selbst ändert, ist andererseits wegen (2.3) aber auch fragwürdig. Die
Einheit der elektrischen Feldstärke ist damit:
N V
1 =1 . (2.19)
C m
60 2 Elektrostatik
Kapitel 2
+ −
r0 × r0
× 0
0
lokal reagiert. Auf M. Faraday (1791 bis 1867) geht die Idee zurück, das Feld-Konzept durch
eine Bildersprache zu verdeutlichen, die allerdings mehr qualitativen als quantitativen Cha-
rakter hat. Man führt
▸ Feldlinien
ein und versteht darunter die Bahnen, auf denen sich ein kleiner, positiv geladener, an-
fangs ruhender Körper aufgrund der Coulomb-Kraft (2.11) bzw. (2.20) fortbewegen würde.
Demgemäß sind die Feldlinien von Punktladungen radial (Abb. 2.3).
In jedem Raumpunkt r liegt das Feld
q r − r0
E(r) = (2.21)
4π ε 0 ∣r − r 0 ∣3
Kapitel 2
Abb. 2.4 Feldlinienverlauf zweier ungleichnamiger bzw. gleichnamiger Punktladungen
r′
×
0
Druck, sich also abstoßen. Aus der Definition der Feldlinie als Bahn eines positiv geladenen
Probekörpers folgt:
1 n r − rj
E(r) = ∑ qj . (2.22)
4π ε 0 j=1 ∣r − r j ∣3
dq = ρ(r′ )d3 r′ ,
dq r − r′
dE(r) = .
4π ε 0 ∣r − r′ ∣3
r − r′ 1
= −∇r .
′
∣r − r ∣ 3 ∣r − r′ ∣
Wegen (2.24) stehen die Feldlinien senkrecht auf den Äquipotentialflächen! Wegen (2.24)
gilt ebenfalls
rot (q E) ≡ 0 ,
d. h., die Coulomb-Kraft (2.20) ist konservativ, besitzt somit ein Potential V:
F = −∇V ; V = q φ(r) .
φ(r) kann damit als potenzielle Energie einer Einheitsladung q = 1 C im Feld E an der Stelle
r interpretiert werden.
Das Linienintegral über E muss wegunabhängig sein:
r
φ(r) − φ(r 0 ) = − ∫ E(r′ ) ⋅ dr′ . (2.26)
r0
Man bezeichnet diese Potentialdifferenz als Spannung U(r, r 0 ). Die Einheit von U und φ
ist das Volt (2.17).
Beispiel (N Punktladungen)
N
1 N qj
ρ(r′ ) = ∑ qj δ(r′ − r j ) ⇒ φ(r) = ∑ . (2.27)
j =1 4π ε 0 j =1 ∣r − r j ∣
Kapitel 2
r′ r
Abb. 2.6 Anordnung zur Berechnung des skalaren Potentials einer homogen geladenen Kugel
⎧
⎪
⎪ρ0 , falls r′ ≤ R ,
ρ(r′ ) = ⎨ (2.28)
⎪
⎪
⎩0 sonst .
Die Richtung von r definiere die z-Achse. Dann gilt für das skalare Potential φ:
ρ0 1
φ(r) = d3 r ′
4π ε 0 ∫ ∣r − r′ ∣
Kugel
R 2π π
ρ0 ′ ′2 ′ ′ ′ 1
= ∫ dr r ∫ dφ ∫ dϑ sin ϑ √ 2 ′2
4π ε 0
0 0 0
r + r − 2rr′ cos ϑ ′
R +1
2π ρ 0 d √ 2 ′2 1
= ∫ dr′ r′2 ∫ d cos ϑ ′ r + r − 2rr′ cos ϑ ′ (− ′ )
4π ε 0 d cos ϑ ′ rr
0 −1
R
2π ρ 0 1 ′ ′ ′ ′
=− ∫ dr r (∣r − r ∣ − ∣r + r ∣)
4π ε 0 r
0
R ⎧
⎪ ′ ′
2π ρ 0 1 ′ ⎪2rr , falls r < r ,
= ∫ dr ⎨ ⎪ ′2 ′
⎩2r , falls r ≥ r
⎪
4π ε 0 r
0
⎧
⎪ R
⎪
⎪
⎪ ′ ′2
⎪
⎪∫ dr r , falls r > R ,
ρ0 1 ⎪⎪
⎪0
= 4π ⎨ r
4π ε 0 r ⎪⎪
⎪
R
⎪
⎪ ′ ′2
+ ′ ′
⎪
⎪
⎪ ∫ dr r ∫ dr rr , falls r ≤ R
⎪
⎩0 r
⎧
⎪ R 3
⎪ falls r > R ,
ρ 0 4π ⎪ ⎪
⎪3
,
= ⎨ 3
4π ε 0 r ⎪⎪r
⎪ r
⎪
⎪ + (R2 − r 2 ) , falls r ≤ R .
⎩3 2
64 2 Elektrostatik
Kapitel 2
⎧
⎪ 1
⎪
⎪ für r > R ,
Q ⎪r
φ(r) = ⎨ (2.29)
4π ε 0 ⎪
⎪ 1 (3R2 − r 2 )
⎪
⎪ für r ≤ R .
⎩ 2R3
ϕ
3 Q
2 4πε0 R
Q
4πε0 R
R r
Abb. 2.7 Radialer Verlauf des skalaren Potentials einer homogen geladenen Kugel
Außerhalb der Kugel ist das Potential mit dem einer Punktladung Q im Koordina-
tenursprung identisch.
Er
Q
2
4πε0 R
R r
Abb. 2.8 Radiale Abhängigkeit der elektrischen Feldstärke einer homogen geladenen Kugel
⎧
⎪ Q
⎪
⎪ für r > R ,
1 ⎪
⎪ r2
E(r) = er ⎨ (2.30)
4πε 0 ⎪
⎪
⎪
Q(r)
⎪
⎪ für r ≤ R .
⎩ r2
Dabei ist Q(r) die Ladung, die innerhalb der Kugel mit dem Radius r zu finden ist:
r3 4π
Q(r) = Q = ρ0 r3 (r ≤ R) .
R3 3
2.1 Grundbegriffe 65
Kapitel 2
z
Abb. 2.9 Anordnung zur Berechnung der elektrischen Feldstärke einer homogen geladenen Ge-
raden
Die Gerade definiere die z-Achse. κ sei die Ladung pro Länge. Man benutzt zur
Berechnung des elektrischen Feldes nach (2.23) dann zweckmäßig Zylinderkoor-
dinaten (ρ, φ, z). Die explizite Auswertung führen wir als Aufgabe 2.1.4 durch:
κ
E(r) = eρ . (2.31)
2π ε 0 ρ
E E
Es handele sich um die unendlich ausgedehnte xy-Ebene mit der homogenen Flä-
chenladung σ. Die Auswertung in Aufgabe 2.1.5 ergibt:
σ z
E(r) = ez . (2.33)
2ε 0 ∣z∣
Dies entspricht dem skalaren Potential
σ
φ(r) = − ∣z∣ + const . (2.34)
2ε 0
66 2 Elektrostatik
Aufbauend auf dem Coulomb-Gesetz (2.11) bzw. (2.20) und dem Superpositionsprin-
zip (2.12), die wir als experimentell bewiesene Grundtatsachen auffassen, leiten wir nun
zwei fundamentale Feldgleichungen für E ab. Es geht uns dabei in diesem Kapitel um
zeitunabhängige Felder im Vakuum, die durch irgendwelche Ladungsverteilungen ρ(r)
hervorgerufen werden.
Wir benutzen die allgemeine Form (2.23) für das elektrische Feld E(r) und berechnen des-
sen Fluss durch die Oberfläche S(V) eines vorgegebenen Volumens V:
1 3 ′ ′ r − r′
∫ E(r) ⋅ df = ∫ d r ρ(r ) ∫ df ⋅
4π ε 0 ∣r − r′ ∣3
S(V) S(V)
−1 1
= d3 r′ ρ(r′ ) ∫ df ⋅ ∇r
4π ε 0 ∫ ∣r − r′ ∣
S(V)
−1 3 ′ ′ 1
= ∫ d r ρ(r ) ∫ d rΔ r
3
4π ε 0 ∣r − r′ ∣
V
1 3 ′ ′ ′
= ∫ d r ρ(r ) ∫ d rδ(r − r )
3
ε0
V
1 3 ′ ′ 1
= ∫ d r ρ(r ) = q(V) . (2.35)
ε0 ε0
V
Bei dieser Umformung wurden ((1.282), Bd. 1), (1.58) und (1.69) angewendet. Der Fluss
des E-Feldes durch die Oberfläche eines beliebigen Volumens V ist also bis auf einen unwe-
sentlichen Faktor gleich der von V eingeschlossenen Gesamtladung q(V). Diese Beziehung
wird
genannt. Wendet man auf (2.35) noch einmal den mathematischen Gauß’schen Satz (1.53)
an, so folgt weiter:
ρ(r)
∫ d r (div E − )=0.
3
ε0
V
1
div E(r) = ρ(r) . (2.36)
ε0
Damit haben wir eine erste Feldgleichung abgeleitet. Sie drückt die Tatsache aus, dass die
Quellen des elektrischen Feldes elektrische Ladungen sind.
2.1 Grundbegriffe 67
Die Beziehung (2.36) hätten wir auch direkt am Zerlegungssatz (1.71) für allgemeine Vek-
Kapitel 2
torfelder ablesen können. Nach (2.24) ist E(r) ein reines Gradientenfeld, enthält damit
keinen transversalen Anteil. Vergleicht man dann (2.25) und (1.75), so folgt unmittelbar
(2.36).
Die zweite Feldgleichung folgt automatisch aus (2.24):
rot E = 0 . (2.37)
Das elektrostatische Feld ist wirbelfrei. Für zeitlich veränderliche elektromagnetische Fel-
der wird diese Beziehung später zu modifizieren sein.
Mit dem Stokes’schen Satz (1.59) erkennt man, dass die Zirkulation des E-Feldes längs eines
beliebigen geschlossenen Weges verschwindet:
∫ E ⋅ dr = ∫ rot E ⋅ df = 0 . (2.38)
∂F F
Wegen ihrer Bedeutung fassen wir die Feldgleichungen (2.35) bis (2.38), die man die
Differenzielle Darstellung:
1
div E = ρ,
ε0
rot E = 0 ; (2.39)
Integrale Darstellung:
1
∫ E ⋅ df = q(V) ,
ε0
S(V)
∫ E ⋅ dr = 0 . (2.40)
∂F
Durch die Einführung des skalaren Potentials φ(r) in (2.24) lassen sich die beiden
Maxwell-Gleichungen (2.39) zusammenfassen zur so genannten Poisson-Gleichung:
1
Δφ(r) = − ρ(r) . (2.41)
ε0
68 2 Elektrostatik
und keine Randbedingungen für φ(r) im Endlichen vorliegen, dann lässt sich die Poisson-
Gleichung mithilfe von (2.25) lösen:
′
1 3 ′ ρ(r )
φ(r) = ∫ d r .
4π ε 0 ∣r − r′ ∣
1 3 ′ ′ 1
Δφ(r) = ∫ d r ρ(r ) Δ r
4π ε 0 ∣r − r′ ∣
1 1
= − ∫ d3 r′ ρ(r′ ) δ(r − r′ ) = − ρ(r) .
ε0 ε0
Häufig ist die Situation jedoch eine andere: ρ(r′ ) ist in einem endlichen Volumen V gege-
ben, und die Werte für φ(r) oder für die Ableitungen von φ(r) auf der Oberfläche S(V)
sind bekannt. Gesucht wird dann das Potential φ(r) für alle r ∈ V. Man spricht von einem
Δφ(r) ≡ 0 (2.42)
zu lösen. Die allgemeine Lösung der Poisson-Gleichung lässt sich als Summe einer spezi-
ellen Lösung der Poisson-Gleichung und der allgemeinen Lösung der Laplace-Gleichung
darstellen.
Schlussbemerkung: Der physikalische Gauß’sche Satz kann dazu dienen, die E-Felder
hochsymmetrischer Ladungsverteilungen recht einfach zu berechnen. Wir demonstrieren
dies am Beispiel (2.28) der homogen geladenen Kugel. Es liegt nahe, Kugelkoordinaten zu
verwenden:
Kapitel 2
E(r) = Er (r) er + E ϑ (r) e ϑ + Eφ (r) e φ .
Die Ladungsverteilung ändert sich auch durch Spiegelung an der xy-Ebene nicht. E muss
deshalb entsprechend spiegelsymmetrisch sein, d. h.
ϑ→π−ϑ
(Ex , Ey , Ez )
→ (Ex , Ey , −Ez ) .
E ϑ (r) ≡ 0
sein. Zudem bleiben genau dann Ex und Ey bei der Spiegelung an der xy-Ebene unverän-
dert.
Ganz analog erfordert die Spiegelsymmetrie an der yz-Ebene:
φ→π−φ
(Ex , Ey , Ez )
→ (−Ex , Ey , Ez ) .
Beim Übergang φ → π − φ ändert cos φ sein Vorzeichen, sin φ aber nicht. Das erfordert:
Eφ ≡ 0 .
E(r) = Er (r) er .
Das Feld einer homogen geladenen Kugel ist aus Symmetrie-Gründen radial gerichtet. Dies
gilt für alle kugelsymmetrischen Ladungsverteilungen.
Wir berechnen nun das Flussintegral von E(r) durch die Oberfläche einer Kugel vom Ra-
dius r:
2π π
(1.36)
∫ E ⋅ df = Er (r) ∫ dφ ∫ dϑ sin ϑ r 2 = 4πr 2 Er (r) .
S(V r ) 0 0
70 2 Elektrostatik
⎧Q ,
1 1 ⎪ ⎪
⎪ falls r > R ,
∫ E ⋅ df = q(Vr ) = ⋅ ⎨ r3
ε0 ε0 ⎪⎪
⎪Q , falls r ≤ R .
S(V r ) ⎩ R3
Damit folgt
⎧
⎪ 1
⎪
⎪ falls r > R ,
Q ⎪ r2 ,
E(r) = er ⋅ ⎨ r
4π ε 0 ⎪
⎪
⎪ , falls r ≤ R ,
⎪
⎩ R3
wenn Q die Gesamtladung der Kugel ist. Dies entspricht unserem früheren Ergebnis (2.30).
Wie verhält sich das elektrostatische Feld E(r) an Grenzflächen, die eine Flächenladungs-
dichte σ tragen? Die Antwort auf diese Frage lässt sich mithilfe der Integralsätze einfach
finden. Wir legen zunächst, wie dargestellt, um die Fläche ein so genanntes
▸ Gauß’sches Kästchen
mit dem Volumen ΔV. Die Kante senkrecht zur Grenzfläche habe die Länge Δx, die wir in
einem Grenzprozess gegen Null gehen lassen:
1 1
∫ d r div E(r) = ε ∫ d r ρ(r) = ε σ ΔF .
3 3
0 0
ΔV ΔV
2.1 Grundbegriffe 71
Kapitel 2
des Grenzflächenverhaltens
der Normalkomponente des
elektrischen Feldes
Ei
Δx
df
σ
n ⋅ (Ea − Ei ) = . (2.43)
ε0
Die Normalkomponente des elektrischen Feldes verhält sich an der Grenzfläche also un-
stetig, falls σ ≠ 0 ist. Das Verhalten der Tangentialkomponente untersuchen wir mithilfe
der so genannten
▸ Stokes’schen Fläche.
(t × n) ⋅ (Ea − Ei ) = 0 (2.44)
ab, d. h., die Tangentialkomponente geht auf jeden Fall stetig durch die Grenzfläche!
72 2 Elektrostatik
Nach (2.20) wird im elektrischen Feld E(r) am Ort r auf die Punktladung q die Kraft
F(r) = q E(r)
Die Arbeit wird positiv gezählt, wenn sie an dem System geleistet wird.
Definition 2.1.1
∎ 1) N Punktladungen
(i − 1) Punktladungen qj an den Orten r j erzeugen am Ort r i das Potential
1 i−1 qj
φ(ri ) = ∑ .
4π ε 0 j =1 ∣r i − r j ∣
Die Arbeit, um die i-te Ladung qi von ∞ nach r i zu bringen, ist dann
Wi = qi φ(ri ) , [φ(∞) = 0] .
Wir summieren nun diese „Teil-Arbeiten“ Wi von i = 2 bis i = N auf. Die erste Ladung
(i = 1) wird mit dem Arbeitsaufwand Null von ∞ nach r 1 verschoben, da der Raum noch
feldfrei ist:
N
1 N i−1 qi qj 1 ′ qi qj
W= ∑∑ = ∑ . (2.46)
4π ε 0 i=2 j =1 ∣ri − r j ∣ 8π ε 0 i,j=1 ∣r i − r j ∣
′
∑ bedeutet, dass der Term i = j ausgeschlossen ist.
2.1 Grundbegriffe 73
∎ 2) Kontinuierliche Ladungsverteilungen
Kapitel 2
Die entsprechende Verallgemeinerung zu (2.46) lautet:
′
1 3 ′ ρ(r)ρ(r ) 1
W= 3
∬ d rd r = ∫ d3 r ρ(r)φ(r) . (2.47)
8π ε 0 ′
∣r − r ∣ 2
φ(r) ist das von der Ladungsdichte ρ selbst erzeugte elektrostatische Potential. Man kann
nun W statt durch ρ und φ auch durch das von ρ bedingte elektrische Feld ausdrücken:
ε0 ε0 ε0
W=− ∫ d r Δφ φ = − ∫ d r div(φ ∇φ) + ∫ d r (∇φ)
3 3 3 2
2 2 2
ε0 ε0
= − ∫ df ⋅ (φ ∇φ) + ∫ d3 r(∇φ)2 .
2 2
Das Flächenintegral erfolgt über eine im Unendlichen liegende Oberfläche. Wegen (2.25)
ist dort
1 1
φ∼ , φ ∇φ ∼ , df ∼ r 2 .
r r3
ε0
W= 3 2
∫ d r∣E(r)∣ . (2.48)
2
ε0 2
w= ∣E∣ . (2.49)
2
Beim Vergleich von (2.46) und (2.48) ergibt sich ein Problem: In der Feld-Formulierung
ist W ≥ 0, wohingegen für Punktladungen nach (2.46) auch W < 0 sein kann. Ist dies ein
Widerspruch? Die Ursache liegt in der Selbstenergie einer Punktladung, die in (2.46) nicht
mitgezählt wird (∑′ij . . .), wohl aber in (2.48). Die beiden Ausdrücke sind also nicht völlig
äquivalent. Dies zeigen wir an einem
Beispiel
1 r − r1 r − r2
E= (q1 + q2 ) .
4π ε 0 ∣r − r 1 ∣ 3 ∣r − r 2 ∣3
74 2 Elektrostatik
Kapitel 2
⎡ ⎤
ε0 2 1 ⎢ ⎢ q1 + q2
2 2
(r − r 1 ) ⋅ (r − r 2 ) ⎥ ⎥
w= ∣E∣ = + 2q q
32π 2 ε 0 ⎢ ∣r − r 1 ∣3 ∣r − r 2 ∣3 ⎥
1 2
2 ⎢ ∣r − r 1 ∣4 ∣r − r 2 ∣4 ⎥
⎣ ⎦
Selbstenergie-Dichte Wechselwirkungsenergie-Dichte
= wSE + www .
r
r1 r2
×
0
Abb. 2.14 Anordnung zur Berechnung des Wechselwirkungsanteils der Energiedichte zweier
Punktladungen
R = r − r2 , R − x = r − r1 , d3 r = d3 R ∶
q1 q2 3 R ⋅ (R − x)
∫ d r www =
3
∫ d R 3 .
2
16π ε 0 R ∣R − x∣3
Ohne Selbstenergie ergibt sich damit das für Punktladungen nach (2.46) erwartete
Ergebnis.
2.1 Grundbegriffe 75
Die Selbstenergie kann als die Energie angesehen werden, die notwendig ist, um die Punkt-
Kapitel 2
ladungen aus einer unendlich verdünnten Ladungswolke zusammenzuziehen. Dazu be-
rechnen wir die Energie der homogen geladenen Kugel und lassen dann den Kugelradius
beliebig klein werden. Mit (2.30) gilt:
∞
ε 0 4π ⎛ R 2 ⎞ Q2
2 r 2 1 1 1 1
W= Q 2
⎜∫ dr r + ∫ dr r ⎟ = ( + ) .
2 16π 2 ε 20 ⎝0 R 6 r 4
⎠ 8π ε 0 5R R
R
3 Q2
W= , (2.50)
5 4π ε 0 R
divergiert also für R → 0. Dies verdeutlicht die Divergenz der Selbstenergie einer Punktla-
dung, die bis heute ein nicht gelöstes Problem der Elektrodynamik darstellt. Man begnügt
sich mit der Hilfsvorstellung, dass die Selbstenergien der Punktladungen konstant und da-
mit physikalisch uninteressant sind.
2.1.6 Aufgaben
Aufgabe 2.1.1
Aufgabe 2.1.2
Eine unendlich dünne Kreisscheibe vom Radius R liege in der xy-Ebene und besitze
die konstante Flächenladungsdichte σ0 . Der Scheibenmittelpunkt bilde den Koordi-
natenursprung. Berechnen Sie das elektrostatische Potential und das elektrische Feld
auf der z-Achse. Diskutieren Sie das Verhalten für z = 0 und z → ±∞!
76 2 Elektrostatik
Kapitel 2
Aufgabe 2.1.3
1. Der Raum zwischen zwei konzentrischen Kugeln mit dem Radius Ri und Ra
(Ri < Ra ) sei mit der Dichte
⎧
⎪ α
⎪
⎪ 2 für Ri < r < Ra (α > 0) ,
ρ(r) = ⎨ r
⎪
⎪
⎪
⎩
0 sonst
p = ∫ r ρ(r) d3 r .
Aufgabe 2.1.4
Ein unendlich dünner, unendlich langer, gerader Draht trage die homogene Linien-
ladung κ (Ladung pro Längeneinheit).
1. Wie lautet die Raumladungsdichte ρ(r)?
2. Berechnen Sie direkt (ohne Verwendung des Gauß’schen Satzes) die elektrische
Feldstärke und ihr Potential.
Aufgabe 2.1.5
Kapitel 2
Aufgabe 2.1.6
Aufgabe 2.1.7
Berechnen Sie für die Ladungsdichte ρ(r) aus Aufgabe 2.1.3, 1) die elektrische Feld-
stärke E und das elektrostatische Potential in den drei Raumbereichen
a) 0 ≤ r < Ri ; b) Ri ≤ r ≤ Ra ; c) Ra < r .
Aufgabe 2.1.8
Aufgabe 2.1.9
Ein unendlich langer Kreiszylinder ist homogen geladen. Berechnen Sie die elektri-
sche Feldstärke und ihr Potential.
78 2 Elektrostatik
Kapitel 2
Aufgabe 2.1.10
Berechnen Sie die Energiedichte und die Gesamtenergie der elektrostatischen Felder,
die aus den folgenden Ladungsverteilungen resultieren:
1. Homogen geladene, dünne Kugelschale,
2.
⎧
⎪
α
⎪ r 2 für R1 < r < R2 (α > 0) ,
⎪
ρ(r) = ⎨
⎪
⎪
⎪
⎩0 sonst .
Wir wollen als Einschub ein paar einfache Anwendungen der bislang entwickelten Theorie
der Elektrostatik diskutieren.
2.2.1 Plattenkondensator
Unter einem Plattenkondensator versteht man ein System von zwei parallel zueinander
angeordneten Platten mit dem Abstand d und der Fläche F. Um später Randeffekte ver-
nachlässigen zu können, soll
d ≪ F 1/2
vorausgesetzt werden.
Die beiden Platten tragen homogen verteilt die entgegengesetzt gleich großen Ladungen
±Q, d. h. die Flächenladungen
Q
σ(0) = = −σ(d) .
F
Das von der unteren Platte erzeugte elektrische Feld wird aus Symmetriegründen bis auf
Randbereiche in positiver oder negativer z-Richtung orientiert sein (s. (2.33)):
z
E+ (r) = E+ (z) ez .
∣z∣
2.2 Einfache elektrostatische Probleme 79
Kapitel 2
densators d
0
+Q
Wir legen ein Gauß’sches Kästchen mit dem Volumen ΔV = ΔF Δz „um die Platte“, sodass
die Grundflächen ΔF an den Stellen ±(1/2)Δz parallel zur Kondensatorplatte liegen. Die
Seitenflächen tragen dann nicht zum Fluss des E-Feldes durch die Oberfläche S(ΔV) bei,
da E und df orthogonal zueinander sind.
1
∫ E+ ⋅ df = 2 E+ (z = ± Δz) ΔF
2
S(ΔV)
! 1 σ σ
= q (ΔV) = ΔF ⇒ E+ (z) = .
ε0 ε0 2 ε0
Das Resultat ist ein fast im ganzen Raum homogenes Feld, das lediglich bei z = 0 seine
Richtung umkehrt (s. (2.33)):
σ z
E+ (r) = ez .
2 ε 0 ∣z∣
σ z−d
E− (r) = − ez .
2 ε 0 ∣z − d∣
Das resultierende Feld ist dann nur zwischen den Platten von Null verschieden:
⎧
⎪ σ
⎪
⎪ ε ez für 0 < z < d ,
E(r) = E+ (r) + E− (r) = ⎨ 0 (2.51)
⎪
⎪
⎪
⎩0 sonst .
⎧
⎪ für z < 0 ,
⎪
⎪const1
⎪
⎪
⎪
⎪ −σ
φ(r) = ⎨ z + const2 für 0 ≤ z ≤ d , (2.52)
⎪
⎪
⎪ ε0
⎪
⎪
⎪
⎪ für z > d .
⎩const3
σ Q
U = φ(z = 0) − φ(z = d) = d= d. (2.53)
ε0 ε0 F
Q=C⋅U . (2.54)
F
C = ε0 . (2.55)
d
Die Kapazität C ist damit durch rein geometrische Materialgrößen bestimmt. Als Einheit
wählt man:
As
[C] = 1 F (Farad) = 1 . (2.56)
V
Es handelt sich um eine riesige Einheit, da 1 Farad einem Fläche-Abstand-Verhältnis von
etwa 1011 m entspricht (1 F = 106 μF = 109 nF = 1012 pF).
Mit (2.51) berechnet sich leicht die Energiedichte im Kondensator:
ε0 2 σ2
w(r) = ∣E(r)∣ = (2.57)
2 2 ε0
1 Q2 1 Q2 1 1
W = w Fd = d= = QU = C U 2 . (2.58)
2 ε0 F 2 C 2 2
2.2 Einfache elektrostatische Probleme 81
Kapitel 2
tors E
R2
R1 Q
−Q
2.2.2 Kugelkondensator
In diesem Fall besteht der Kondensator aus zwei konzentrischen Kugelschalen mit den
Radien R1 , R2 und den homogen verteilten Ladungen ±Q. Die Ladungsdichte (s. Auf-
gabe 2.1.1)
Q Q
ρ(r) = 2
δ(r − R1 ) − δ(r − R2 ) (2.59)
4π R1 4π R22
ist damit auf einen endlichen Raumbereich beschränkt, das Potential wird deshalb gemäß
(2.25) im Unendlichen verschwinden. Die Ladungsverteilung ist kugelsymmetrisch, folg-
lich gilt für das E-Feld:
⎧
⎪
⎪
⎪0, falls R1 > r ,
⎪
⎪
Q ⎪1
E(r) = er ⎨ 2 , falls R2 > r > R1 , (2.61)
4π ε 0 ⎪ ⎪r
⎪
⎪
⎪
⎪ falls r > R2 .
⎩0 ,
eines Kugelkondensators
1
~
r
R1 R2 r
Q 1 1
U = φ(R1 ) − φ(R2 ) = ( − ) .
4π ε 0 R1 R2
R1 R2
C = 4π ε 0 . (2.63)
R2 − R1
Die Energiedichte ist auf den Raum zwischen den konzentrischen Kugelschalen be-
schränkt:
Q2 1
w(r) = für R1 ≤ r ≤ R2 .
32π 2 ε 0 r 4
R2
Q2 1
W= 2
⋅ 4π ∫ r 2 dr 4
32π ε 0 r
R1
Q R2 − R1 1 Q2 1
2
1
= = = Q U = C U2 . (2.64)
8π ε 0 R2 ⋅ R1 2 C 2 2
2.2.3 Zylinderkondensator
Die Anordnung besteht aus zwei koaxialen Zylindern der Höhe h mit den Radien R1 < R2 .
Wir vernachlässigen wieder die Streufelder an den Rändern und können deshalb davon
ausgehen, dass das E-Feld axialsymmetrisch verläuft. Bei Verwendung von Zylinderkoor-
dinaten (ρ, φ, z) bedeutet das den folgenden Ansatz:
E(r) = E(ρ) e ρ .
2.2 Einfache elektrostatische Probleme 83
Kapitel 2
sators Q z
R2 R1
Wir betrachten einen weiteren koaxialen Zylinder Z ρ und berechnen den Fluss des E-Feldes
durch dessen Oberfläche. Die Stirnflächen liefern keinen Beitrag, da E und df senkrecht
zueinander orientiert sind; auf dem Mantel gilt nach (1.37):
df = (ρ dφ dz) eρ .
! 1 3 ′ ′
∫ E ⋅ df = ρ E(ρ) 2π h = ∫ d r ρ (r )
ε0
S(Z ρ ) Zρ
⎧
⎪
⎪0 , falls ρ < R1 ,
1 ⎪⎪
⎪
= ⎨Q , falls R1 < ρ < R2 ,
ε0 ⎪
⎪
⎪
⎪
⎪ falls R2 < ρ .
⎩0 ,
Daraus folgt für das elektrostatische Potential unter Erfüllung aller physikalischer Rand-
bedingungen:
⎧
⎪ R2
⎪
⎪ln , falls ρ < R1 ,
⎪
⎪
⎪ R1
Q ⎪ R2 ⎪
φ(r) = φ(ρ) = ⎨ln , falls R1 < ρ < R2 , (2.66)
2π ε 0 h ⎪
⎪
⎪ ρ
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪ falls R2 < ρ .
⎩0 ,
Q R2
U= ln . (2.67)
2π ε 0 h R1
84 2 Elektrostatik
2π ε 0 h
C= . (2.68)
ln(R2 /R1 )
⎧
⎪ 1
Q2 ⎪
⎪ ρ2 , falls R1 ≤ ρ ≤ R2 ,
w(r) = ⎨
8π 2 ε 0 h2 ⎪
⎪0
⎪
⎩ sonst .
R2
Q2 1
W = ∫ ρ dρ dφ dz w(r) = 2πh ∫ dρ
8π 2 ε 0 h2 ρ
R1
2
Q R2
= ln . (2.69)
4π ε 0 h R1
1 Q2 1 1
W= = Q U = C U2 .
2 C 2 2
Eine Anordnung von zwei entgegengesetzt gleich großen Punktladungen ±q nennt man
einen Dipol. Wenn a der von −q nach +q orientierte Abstandsvektor ist, so bezeichnet
man als Dipolmoment den Vektor p = qa. Das ist die übliche Definition, die wir hier aus
Gründen, die später klar werden, etwas strikter fassen wollen.
p = lim q a (2.70)
a→0
q→∞
dabei konstant und endlich bleibt. Der so definierte Dipol liegt dann in einem festen
Raumpunkt.
2.2 Einfache elektrostatische Probleme 85
Kapitel 2
zwei Punktladungen
−q
Nicht nur Ladungen (Monopole), sondern auch solche Dipole sind Quellen elektrostati-
scher Felder, die wir nun etwas genauer untersuchen wollen.
Sei a zunächst noch endlich, die Ladung −q befinde sich im Nullpunkt. Dann bewirken die
beiden Punktladungen das folgende Potential:
1 q q
φ(r) = (− + ) .
4π ε 0 r ∣r − a∣
1 1 r ⋅ a 1 3(r ⋅ a)2 − r 2 a2
= + 3 + +...
∣r − a∣ r r 2 r5
q r ⋅ a 3(r ⋅ a)2 − r 2 a2
⇒ φ(r) = ( 3 + + . . .) .
4π ε 0 r 2r 5
Lassen wir nun im Sinne von (2.70) bei wachsendem q den Abstand der Ladungen beliebig
klein werden, so verschwinden der zweite und alle höheren Terme der Entwicklung:
1 r⋅p
φD (r) = . (2.71)
4π ε 0 r 3
Eine elektrostatische Ladungskonfiguration mit einem solchen skalaren Potential heißt Di-
pol. Das zugehörige elektrische Feld E(r) wird zweckmäßig in Kugelkoordinaten ausge-
drückt, wobei als Polarachse die Dipolrichtung p gewählt wird:
1 p cos ϑ
φD (r, ϑ, φ) = .
4π ε 0 r 2
−q
86 2 Elektrostatik
∂φD p 2 cos ϑ
r =−
ED = ,
∂r 4π ε 0 r 3
1 ∂φD p sin ϑ
EDϑ = − = , (2.72)
r ∂ϑ 4π ε 0 r 3
1 ∂φD
EDφ = − =0.
r sin ϑ ∂φ
1 1
ED (r) = −∇ φD (r) = ∇ (p ⋅ ∇ ) .
4π ε 0 r
Kapitel 2
einem elektrostatischen Feld r +a
r
auf einen Dipol wirkt
×0
1 1 1
ED (r) = [(p ⋅ ∇) ∇ + p × rot (∇ )]
4π ε 0 r r
−1 r 1 ∂ r
= (p ⋅ ∇) 3 = − ∑ pi
4π ε 0 r 4π ε 0 i ∂xi r 3
1 ei 3r xi
=− ∑ pi ( 3 − 4 ) .
4π ε 0 i r r r
Es bleibt schließlich:
1 3(r ⋅ p)r p
ED (r) = [ − 3] . (2.73)
4π ε 0 r5 r
Analog zu den Ladungsdichten elektrischer Monopole lässt sich auch eine Dipoldichte
einführen:
N
Π(r) = ∑ pj δ(r − Rj ) . (2.74)
j =1
Das gesamte Potential von N diskreten Dipolen pj ergibt sich durch Superposition der Ein-
zelbeiträge nach (2.71):
1 N 1
φD (r) = − ∑ pj ⋅ ∇ r
4π ε 0 j =1 ∣r − Rj ∣
1 1
=− d3 r′ Π(r′ ) ∇r
4π ε 0 ∫
. (2.75)
∣r − r′ ∣
Den letzten Schritt kann man als die zu den Ladungsdichten analoge Verallgemeinerung
der mikroskopischen auf die kontinuierliche Dipoldichte auffassen. Dieser Ausdruck wird
uns in Abschn. 2.4 bei der Diskussion des elektrostatischen Feldes in der Materie wieder
begegnen.
Welche Kraft wirkt auf einen Dipol im elektrostatischen Feld? Diese Frage beantworten wir
am einfachsten durch Betrachtung der beiden Punktladungen ±q im zunächst endlichen
Abstand a. Die Ladung −q möge sich bei r, die Ladung +q bei r + a befinden (Abb. 2.24).
E(r) ist ein externes Feld!
1
E(r + a) = E(r) + (a ⋅ ∇) E (r) + (a ⋅ ∇)2 E(r) + . . .
2
Damit folgt für die Gesamtkraft:
1
F(r) = q(a ⋅ ∇) E(r) + q (a ⋅ ∇)2 E(r) + . . .
2
Machen wir nun den Grenzübergang (2.70), so bleibt nur der erste Term:
Im homogenen Feld erfährt der Dipol also keine Kraft, wohl aber ein Drehmoment M:
Das Drehmoment versucht, den Dipol in eine energetisch günstige Lage zu drehen, d. h.
in eine Position minimaler potenzieller Energie V. Letztere können wir einfach wie folgt
bestimmen:
Ausgehend von der allgemeinen Vektorrelation aus Aufgabe 1.7.13 können wir wegen p =
const schreiben:
Dies ergibt für die Kraft auf den Dipol am Ort r nach (2.76) die alternative Darstellung:
F D (r) = −∇ VD (r) ,
Kapitel 2
P r ′−r n(r ′)
r r'
′) d(r ′) = dn(r ′)
0 r ′−dn(r
Der Zustand geringster Energie ist stabil. Er entspricht der Parallelstellung von Dipol und
Feld.
Wir hätten den Ausdruck (2.79) auch direkt aus
2.2.5 Dipolschicht
Unter einer Dipolschicht (auch Doppelschicht) versteht man eine mit Dipolen belegte Flä-
che, deren Achsen überall die Richtung der Flächennormalen haben. Wir wollen unter-
suchen, wie sich das elektrostatische Potential beim Durchgang durch eine solche Dipol-
schicht verhält.
Wir realisieren die Dipolschicht durch zwei parallele Flächen S und S′ mit entgegengesetzt
gleichen Flächenladungsdichten σ(r′ ) und −σ(r′ ). n(r′ ) sei die ortsabhängige Flächen-
normale.
d(r′ ) = d n (r′ ). Soll D bei diesem Grenzübergang endlich bleiben, so muss offen-
sichtlich die Flächenladungsdichte über alle Grenzen wachsen (vgl. (2.70)).
Nach (2.25) erzeugt die Dipolschicht im Aufpunkt P bei r das folgende Potential:
⎡ ⎤
⎢ ′
σ(r′ ) ⎥
φ(r) =
1 ⎢∫ df ′ σ(r ) − ∫ df ′ ⎥ .
⎢ ′
∣r − r ∣ ′ ∣r − r + d(r )∣ ⎥
′ ′
4π ε 0 ⎢ ⎥
⎣S S ⎦
90 2 Elektrostatik
Da d beliebig klein werden soll, können wir eine Taylor-Entwicklung für den zweiten Sum-
manden nach dem linearen Term abbrechen. Wir benutzen (1.27):
1 1 1
= + (d ⋅ ∇) +...
∣r − r′ ′ ′
+ d(r )∣ ∣r − r ∣ ∣r − r′ ∣
1 n(r′ ) ⋅ (r − r′ )
= − d +...
∣r − r′ ∣ ∣r − r′ ∣3
1 ′ ′ n(r′ ) ⋅ (r − r′ )
φ(r) = ∫ df [σ(r ) d] +...
4π ε 0 ∣r − r′ ∣3
−1 (r′ − r)
→ ∫ df ′ D(r′ ) ⋅ ′ (2.81)
d→0 4π ε 0 ∣r − r∣3
(vgl. (2.75)).
Wir wollen das Integral durch einfache geometrische Überlegungen weiter auswerten. Da-
zu betrachten wir ein Flächenelement df ′ auf der Fläche S. Dieses erscheint vom Aufpunkt
r aus gesehen unter dem Raumwinkel dΩ. Für die zu r′ − r senkrechte Projektion df′ gilt
dann offenbar:
r′ − r
df′ = df ′ (n ⋅ ) = df ′ cos α
∣r′ − r∣
≃ dΩ ∣r′ − r∣2 (für hinreichend kleine dΩ) .
Liegt, anders als in Abb. 2.26, der Aufpunkt r auf der positiven Seite der Doppelschicht
direkt gegenüber P auf der Verlängerung des Vektors r′ − r, so ist
r′ − r
n⋅ = cos(π − α) = − cos α .
∣r′ − r∣
r − r′
dΩ = df ′ (n ⋅ )
∣r − r′ ∣3
2.2 Einfache elektrostatische Probleme 91
mit der Geometrie aus Abb. 2.26 berechnet wird. Das bedeutet in (2.81):
Kapitel 2
1 ′
φ± (r) = ± ∫ dΩ D(r ) . (2.82)
4π ε 0
KΩ
Integriert wird über den durch die Fläche S bedeckt erscheinenden Teil KΩ der Einheitsku-
gel. Das Minuszeichen gilt, falls wie in Abb. 2.26 der Aufpunkt P auf der negativ geladenen
Seite der Doppelschicht liegt, das Pluszeichen, falls er sich auf der positiven Seite befindet.
Nehmen wir der Einfachheit halber an, dass
dann ist das Potential φ durch das Produkt aus Dipoldichte D und dem Raumwinkel Ω S (r)
gegeben, unter dem die Fläche S von r aus erscheint. Die konkrete Gestalt von S ist dabei
unerheblich:
D
φ± (r) = ± Ω S (r) . (2.83)
4πε 0
Nehmen wir nun zusätzlich an, dass die Fläche S eben ist, und nähern den Punkt r dem
Punkt r′ auf der Dipolschicht, so geht Ω S (r) gegen 2π. Beim Durchgang durch die Dipol-
schicht macht das Potential also einen Sprung um
1
Δφ = φ− − φ+ = − D. (2.84)
ε0
Dieses Ergebnis lässt sich nun leicht auf den Fall verallgemeinern, dass a) S nicht überall
eben und b) D(r′ ) nicht überall auf S konstant ist. Dazu zerlegt man zunächst die gesamte
Fläche S in ein kleines Flächenstück ΔF um den Aufpunkt, an dem das Potentialverhalten
untersucht werden soll, und den Rest. ΔF wird so klein gewählt, dass ΔF als eben und D(r′ )
als konstant auf ΔF angesehen werden können. Das Potential φ(r) ist dann eine Superposi-
tion der Beiträge dieses Flächenstücks ΔF und des gesamten Restes von S. Nähert man nun
den Aufpunkt r der Fläche ΔF, so ergibt sich für das von ΔF erzeugte Potential ein Sprung
gemäß (2.84). Andererseits ist für Punkte r ′ außerhalb ΔF beim Durchgang von r durch
das Dipolflächenstück ΔF der Vektor r′ − r stetig. Das gilt dann auch für n ⋅ (r ′ − r)/∣r′ − r∣3 .
Das durch die Dipolschicht S ohne ΔF bewirkte Potential ist für r ∈ ΔF stetig und trägt nicht
zum Potentialsprung bei. Insgesamt gilt also für den Potentialsprung:
1
Δφ = − D(r) r∈S. (2.85)
ε0
Man kann sich diesen Potentialsprung als Potentialabfall innerhalb der Dipolschicht er-
klären. Fasst man diese bei ΔF ′ als einen kleinen Plattenkondensator mit Plattenabstand d
auf, so entspricht (2.85) exakt (2.53).
92 2 Elektrostatik
r +p
−p
Wir haben in Abschn. 2.2.4 den Dipol mithilfe des Grenzübergangs (2.70) aus zwei entge-
gengesetzt gleichen Punktladungen ±q aufgebaut. Durch einen ähnlichen Grenzübergang
lassen sich zwei antiparallele, gleich große Dipole zu einem Quadrupol zusammensetzen.
Wir definieren als
Quadrupolmomente,
und fordern, dass diese bei dem Grenzübergang endlich bleiben. i, j indizieren z. B. die
kartesischen Komponenten. Das Potential eines solchen Quadrupols berechnen wir als
Überlagerung der Potentiale der beiden Dipole, die zunächst den endlichen Abstand d ha-
ben mögen. Im Resultat wird dann der Grenzübergang (2.86) vollzogen. Nach (2.71) gilt:
1 1
4π ε 0 φ(r) = p ⋅ ∇r ( − )
r ∣r − d∣
1 1 1
= p ⋅ ∇r [ − + (d ⋅ ∇r ) ± . . .]
r r r
1
= p ⋅ ∇r [(d ⋅ ∇r ) ] + . . .
r
Höhere Terme der Taylor-Entwicklung spielen wegen (2.86) keine Rolle. Einen Ausdruck
dieser Form haben wir bereits in Vorbereitung auf (2.73) behandelt:
1 1 1
∇r [d ⋅ ∇r ] = (d ⋅ ∇) ∇ + d × rot (∇ )
r r r
=0
1
= 5 [3(r ⋅ d)r − r 2 d] .
r
2.2 Einfache elektrostatische Probleme 93
Kapitel 2
1 1
φ(r) = [3(r ⋅ d)(r ⋅ p) − r 2 (d ⋅ p)] + . . .
4π ε 0 r 5
Schreiben wir die Skalarprodukte in kartesischen Komponenten und vollziehen den Grenz-
übergang (2.86), so ergibt sich das Quadrupolpotential:
1 1
φQ (r) = ∑ qij (3xi xj − r δ ij ) .
2
(2.87)
4π ε 0 r 5 i,j
qij ≃ q ai dj
setzen:
1 1 1 1
4πε 0 φ(r) = q ( + − − )
r ∣r − a − d∣ ∣r − a∣ ∣r − d∣
1 1 1 1 2 1
= q{ + − [(a + d) ⋅ ∇] + [(a + d) ⋅ ∇] + . . .
r r r 2 r
1 1 1 1
− + (a ⋅ ∇) − (a ⋅ ∇)2 + . . .
r r 2 r
1 1 1 1
− + (d ⋅ ∇) − (d ⋅ ∇)2 + . . .}
r r 2 r
Monopol- und Dipolbeiträge kompensieren sich:
1 1
4πε 0 φ(r) = q [(a ⋅ ∇)(d ⋅ ∇) + (d ⋅ ∇)(a ⋅ ∇)] + . . .
2 r
∂2 1 ∂ xj
= +q ∑ ai dj + . . . = ∑ qij (− 3 ) + . . .
i,j ∂x i ∂x j r i,j ∂x i r
3xj xi 1
= ∑ qij ( 5
− δ ij 3 ) + . . . (2.88)
i,j r r
In der Fernzone (r ≫ a, d) können wir die höheren Terme vernachlässigen. Es bleibt dann
das reine Quadrupolpotential (2.87), das in der Nahzone starke Modifikationen aufweisen
wird.
94 2 Elektrostatik
vier Punktladungen
a d
a+ a
+q −q
d
a
q
a = (0, 0, a) ; d = (0, 0, a) .
3z 2 − r 2
4πε 0 φQ (r) = q a2
r5
3 cos2 ϑ − 1
= q a2 . (2.89)
r3
∂φQ 3q a2 3 cos2 ϑ − 1
EQr = − = ,
∂r 4πε 0 r4
1 ∂φQ 6q a2 cos ϑ sin ϑ
EQϑ = − = ,
r ∂ϑ 4πε 0 r4
EQφ = 0 . (2.90)
2.2 Einfache elektrostatische Probleme 95
Kapitel 2
Feldlinien des gestreckten Q
E - Feldlinien
Quadrupols in der Fernzone
+q −q
Es sei noch einmal daran erinnert, dass in der Nahzone des obigen Punktladungssystems
das Feld ganz anders aussieht. Das reine Quadrupolfeld (2.90) gibt es erst in der Grenze
a→0
mit q a2 = const ,
q→∞
a = (0, 0, a) ,
d = (0, a, 0) ,
q32 = q a2
(alle anderen qij = 0). Also gilt für das Potential dieser Anordnung
endlichen Radius R
r P
R
ρ(r ′) ≠ 0
x
2.2.7 Multipolentwicklung
Wir diskutieren nun das Potential und das elektrische Feld einer räumlich begrenzten La-
dungsverteilung ρ(r′ ), d. h. wir setzen voraus, dass sich das gesamte ρ ≠ 0-Gebiet in eine
Kugel mit endlichem Radius R einbetten lässt. Falls keine Randbedingungen im Endlichen
zu erfüllen sind, gilt (2.25):
′
1 3 ′ ρ(r )
φ(r) = ∫ d r .
4πε 0 ∣r − r′ ∣
Die Auswertung eines solchen Volumenintegrals ist nicht immer einfach. Andererseits
interessiert häufig auch nur das asymptotische Verhalten von φ und E in der Fernzone
(r ≫ R), d. h. weit außerhalb des ρ ≠ 0-Gebietes. Es bietet sich deshalb eine Taylor-
′
Entwicklung des Integranden nach rr -Potenzen an:
1 1 1 1 1 1
= exp(−r′ ⋅ ∇) = − (r′ ⋅ ∇) + (r′ ⋅ ∇)2 ± . . .
′
∣r − r ∣ r r r 2 r
′ ′ ′2 2
(1.32) 1 r ⋅ r 3(r ⋅ r) 2
− r r
= + 3 + +...
r r 2r 5
Dies setzen wir in den obigen Ausdruck für φ(r) ein:
1 3 ′ ′ 1 3 ′ ′ ′
4πε 0 φ(r) = ∫ d r ρ(r ) + 3 r ⋅ ∫ d r r ρ(r )
r r
1
+ 5 ∫ d3 r′ ρ(r′ ) (3(r ⋅ r′ )2 − r′2 r 2 ) + . . .
2r
Den dritten Summanden formen wir noch etwas um:
3 ′ ′ ′ 2 ′2 2 3 ′ ′ ⎛ ′ ′ ′2 ⎞
∫ d r ρ(r ) (3(r ⋅ r ) − r r ) = ∫ d r ρ(r ) ∑ 3xi xi xj xj − r ∑ δ ij xi xj
⎝ i,j i,j ⎠
Kapitel 2
▸ Momente der Ladungsverteilung
q r⋅p 1 xi xj
4πε 0 φ(r) = + 3 + ∑ Qij 5 + . . . (2.94)
r r 2 i,j r
zeigt, dass sich das Potential einer beliebigen Ladungsverteilung aus den Potentialen einer
Punktladung, eines Dipols, eines Quadrupols, eines Oktupols usw. zusammensetzt. Man
spricht von einer Multipolentwicklung. Für sehr weit vom ρ ≠ 0-Gebiet entfernte Punkte
wirkt die Ladungsverteilung wie eine Punktladung im Ursprung, da das erste Glied der
Entwicklung dominiert. Je dichter man an das ρ ≠ 0-Gebiet heranrückt, desto mehr Terme
der Entwicklung sind zu berücksichtigen!
Diskussion:
1. Ist q ≠ 0, so dominiert in der Fernzone der Monopolterm:
1 q
φM (r) = . (2.95)
4πε 0 r
Das E-Feld entspricht dem einer Punktladung q im Ursprung ((2.21) mit r 0 = 0).
2. Ist q = 0, so dominiert der Dipolterm:
1 r⋅p
φD (r) = , (2.96)
4πε 0 r 3
den wir im Anschluss an (2.71) ausgiebig diskutiert haben. Eine einfache Realisierung
einer Ladungsverteilung mit q = 0 ist ein Paar aus entgegengesetzt gleichen Punktla-
dungen,
p = −q ⋅ 0 + q a = q a .
98 2 Elektrostatik
Das zugehörige Feld ist dann in der Fernzone, sobald die höheren Multipole unbedeu-
tend werden, ein reines Dipolfeld (2.73).
Das Dipolmoment p (2.92) ist invariant gegenüber Drehungen des Koordinatensys-
tems, aber in der Regel nicht gegenüber Translationen, d. h. gegenüber Verschiebungen
des Nullpunktes:
Verschwindet die Gesamtladung q, dann ist das Dipolmoment auch gegenüber Trans-
lationen invariant.
Spiegelsymmetrische Ladungsverteilungen
ρ(r′ ) = ρ(−r′ )
r ′ →−r′
p = ∫ d3 r′ r′ ρ(r′ ) = 3 ′ ′ ′ 3 ′ ′ ′
∫ d r (−r )ρ(−r ) = − ∫ d r r ρ(r ) = −p
⇒ p=0.
1 xi xj
φQ (r) = ∑ Qij 5 . (2.98)
8πε 0 i,j r
Den Tensorbegriff haben wir in Abschn. 4.3.3, Bd. 1 eingeführt (s. Aufgabe 2.2.12). An
(2.93) liest man einige Eigenschaften des Quadrupoltensors Q ab:
2.2 Einfache elektrostatische Probleme 99
a) Spurfrei
Kapitel 2
Unter der Spur einer Matrix versteht man die Summe ihrer Diagonalelemente
3 ′ ′ ′2 ′2
∑ Qii = ∫ d r ρ(r ) (3 ∑ xi − 3r ) = 0 . (2.99)
i i
1 3 ′ ′ ′ ′
qij = ∫ d r ρ(r )xi xj . (2.100)
2
Dadurch erfahren die qij ihre Deutung bei beliebigen Ladungsverteilungen. Der
Vergleich mit (2.93) führt zu:
und damit wegen (2.99) Qii = 0, i = 1, 2, 3. Dass Qij = 0 für i ≠ j, sieht man durch
direkte Winkelintegration. So gilt für i ≠ j:
∞ +1 2π
Qij = ∫ d3 r′ ρ(r′) (3x′i x′j ) = 3 ∫ dr′ r′2 ρ(r′) ∫ d cos ϑ ∫ dφx′i x′j .
0 −1 0
1 d
x′ y′ = r′2 sin2 ϑ ′ cos φ′ sin φ′ = r′2 sin2 ϑ ′ ′ sin2 φ′ .
2 dφ
Die φ′ -Integration bringt demnach diesen Term zum Verschwinden. Das kann man
so für alle Nichtdiagonalterme zeigen.
e) Beispiel: gestreckter Punktquadrupol (Abb. 2.29).
Ladungsdichte:
Gesamtladung:
Kapitel 2
q=0.
Dipolmoment:
+∞
p = q ∫ dz′ (0, 0, z′ ) [δ(z′) − 2δ(z′ − a) + δ(z′ − 2a)] = 0 .
−∞
Quadrupolmomente:
Qij = 0 für i ≠ j ,
Q11 = ∫ d3 r′ ρ(r′ ) [3x′2 − r′2 ]
+∞
= q ∫ dz′ (−z′2 ) [δ(z′) − 2δ(z′ − a) + δ(z′ − 2a)]
−∞
= −2q a2 = Q22 ,
+∞
Q33 = q ∫ dz′ 2z′2 [δ(z′) − 2δ(z′ − a) + δ(z′ − 2a)] = 4q a2 .
−∞
⎛−1 0 0⎞
Q = 2q a2 ⎜ 0 −1 0⎟ . (2.102)
⎝0 0 2⎠
Die externe Ladungsverteilung ρex erzeugt ein elektrisches Feld, mit dem die Ladungsver-
teilung ρ(r) wechselwirkt. Nach (2.47) gilt für die elektrostatische Feldenergie der gesam-
ten Ladungsdichte:
′ ′
1 3 ′ [ρ(r) + ρ ex (r)] [ρ(r ) + ρ ex (r )]
W= 3
∬ d rd r .
8πε 0 ∣r − r′ ∣
Kapitel 2
schränkte Ladungsdichte im
ρ(r) ≠ 0
Feld einer externen Ladungs- ρex ≠ 0
dichte (schematisch)
φex ist das von ρex erzeugte skalare Potential. Wir nehmen an, dass das ρ ≠ 0-Gebiet so
klein ist, dass dort φex ungefähr als konstant angesehen werden kann:
1
φex (r) = φex (0) + (r ⋅ ∇)φex (0) + (r ⋅ ∇)2 φex (0) + . . .
2
1 ∂ 2 φex
= φex (0) − r ⋅ E(0) + ∑ xi xj ∣ +...
2 i,j ∂xj ∂xi r=0
Innerhalb des ρ ≠ 0-Gebietes liegen keine das Feld E erzeugende Ladungen. Deswegen gilt
dort div E = 0. Das heißt:
∂ ∂ 2 φex ∂ 2 φex
0=∑ Ei = − ∑ = − ∑ δ ij .
i ∂xi i ∂xi2 i,j ∂xj ∂xi
1 ∂Ei (0)
φex (r) = φex (0) − r ⋅ E(0) − ∑ (3xi xj − r δ ij ) +...
2
6 i,j ∂xj
1 ∂Ei (0)
W1 = q φ(0)
ex − p ⋅ E(0) − ∑ Qij +... (2.104)
6 i,j ∂xj
Die Ladung (Monopolmoment) wechselwirkt mit dem externen Potential, das Dipolmo-
ment mit dem externen Feld E und das Quadrupolmoment mit dessen Ortsableitungen.
Wir können diesen Ausdruck ausnutzen, um die Wechselwirkung zwischen zwei Dipo-
len zu bestimmen. Wir setzen dazu in den zweiten Summanden das Dipolfeld (2.73) eines
zweiten Dipols ein:
1 p ⋅p (r 12 ⋅ p1 ) (r 12 ⋅ p2 )
W12 = [ 13 2 −3 5
] (2.105)
4πε 0 r12 r12
2.2.9 Aufgaben
Kapitel 2
Aufgabe 2.2.1
1. Berechnen Sie die Energiedichte und die Gesamtenergie des elektrischen Feldes
in einem Kugelkondensator. Die beiden Belegungen sollen die Ladungen Q und
−Q tragen.
2. Wie ändert sich die Energie in dem Kondensator, wenn einmal die innere Bele-
gung die Ladung Q, die äußere Belegung die Ladung −Q/2 trägt und umgekehrt?
3. Welcher Druck wird in beiden Fällen auf die Belegungen des Kugelkondensators
ausgeübt?
Aufgabe 2.2.2
Die beiden Platten eines Kondensators (Abstand d, Fläche F, die linke Platte bei
x = 0, die rechte bei x = d) seien mit Q1 bzw. Q2 geladen. Zwischen diesen beiden
Platten befinde sich an der Stelle x0 isoliert eine dritte Platte mit bekannter Ladung Q.
1. Berechnen Sie das elektrische Feld im Innern des Kondensators. Welche Span-
nung U liegt am Kondensator?
2. Welche elektrostatische Kraft wirkt auf die mittlere Platte? Was passiert im Kurz-
schlussfall U = 0?
3. Die mittlere Platte, mit der konstanten Ladung Q und der Masse M, sei frei be-
weglich (keine Schwere!). Wie sieht ihre mechanische Bewegungsgleichung aus?
Aufgabe 2.2.3
p
r
Ein Dipol mit dem Moment p befinde sich am Ort r. Im Koordinatenursprung liegt
die Punktladung q.
1. Berechnen Sie die potenzielle Energie des Dipols.
2. Berechnen Sie die Kraft, die auf den Dipol einwirkt.
3. Überlegen Sie, ob das dritte Newton’sche Axiom erfüllt ist.
2.2 Einfache elektrostatische Probleme 103
Kapitel 2
Aufgabe 2.2.4
Aufgabe 2.2.5
Aufgabe 2.2.6
C C
Ein Kondensator C wird auf die Spannung U0 aufgeladen und dann von der Span-
nungsquelle abgetrennt. Wie groß sind die Ladung und die gespeicherte Energie?
Anschließend wird ein zweiter, jedoch ungeladender Kondensator gleicher Kapazi-
tät parallel geschaltet. Wie groß sind jetzt die Spannung und die Gesamtenergie der
beiden Kondensatoren (C = 100 μF; U0 = 1000 V)?
Aufgabe 2.2.7
Berechnen Sie die Kapazität einer unendlich langen Kette von Kondensatoren der
gleichen Kapazität C.
Hinweis: Durch Abtrennen einer Einheit (gestrichelt) ändert sich die Kapazität C∞
der unendlich langen Anordnung nicht.
Aufgabe 2.2.8
Berechnen Sie
1. die Gesamtladung q,
2. das Dipolmoment p,
3. die Komponenten Qij des Quadrupoltensors,
4. das elektrostatische Potential φ(r) und das elektrische Feld E(r) bis zu Quadru-
poltermen.
2.2 Einfache elektrostatische Probleme 105
Kapitel 2
Aufgabe 2.2.9
Aufgabe 2.2.10
Aufgabe 2.2.11
Aufgabe 2.2.12
Warum muss die 3×3-Matrix der Quadrupolmomente Qij (2.93) ein Tensor 2. Stufe
sein?
106 2 Elektrostatik
Wir hatten in Abschn. 2.1.3 die Lösung der Poisson-Gleichung (2.41) als das Grundpro-
blem der Elektrostatik bezeichnet. Alle Überlegungen zielen deshalb darauf ab, Lösungs-
verfahren für diese lineare, inhomogene, partielle Differenzialgleichung zweiter Ordnung
zu entwickeln.
Falls die das Potential φ(r) erzeugende Ladungsdichte ρ(r′ ) bekannt ist und keine spezi-
ellen Randbedingungen auf Grenzflächen im Endlichen zu erfüllen sind, dann reicht die
allgemeine Lösung (2.25) völlig aus:
′
1 3 ′ ρ(r )
φ(r) = ∫ d r (Poisson-Integral) .
4πε 0 ∣r − r′ ∣
Ist ρ räumlich begrenzt, so gilt insbesondere
φ
→ 0 ; ∇φ
→ 0 .
r→∞ r→∞
Dies ist jedoch bei vielen praktischen Problemen nicht der eigentliche Ausgangspunkt.
Wir wollen zunächst untersuchen, unter welchen Bedingungen ein elektrostatisches Rand-
wertproblem eine eindeutige mathematische Lösung besitzt. Dazu benutzen wir als we-
sentliche Hilfsmittel die beiden Green’schen Sätze (1.66) und (1.67), mit denen wir die
Poisson-Gleichung (2.41) in eine Integralgleichung umwandeln. Setzt man in (1.67)
1
φ → φ(r′ ) ; ψ→ ,
∣r − r′ ∣
so folgt:
′ 1 1 ′ 3 ′
∫ [φ(r )Δ r′ ∣r − r′ ∣ − ∣r − r′ ∣ Δ r′ φ(r )] d r
V
′
1 3 ′ ρ(r )
= −4π ∫ d3 r′ φ(r′ )δ(r − r′ ) + ∫ d r
ε0 ∣r − r′ ∣
V V
∂ 1 1 ∂φ
= ∫ df ′ [φ(r′ ) − ] .
∂n′ ∣r − r′ ∣ ∣r − r′ ∣ ∂n′
S(V)
2.3 Randwertprobleme der Elektrostatik 107
Wir haben im zweiten Schritt (1.69) ausgenutzt und die Poisson-Gleichung (2.41) einge-
Kapitel 2
setzt. Die Normalableitungen entsprechen (1.65).
′
1 3 ′ ρ(r ) 1 ′ 1 ∂φ ∂ 1
φ(r) = ∫ d r + ∫ df [ − φ(r′ ) ′ ] . (2.106)
4πε 0 ∣r − r′ ∣ 4π ∣r − r′ ∣ ∂n′ ∂n ∣r − r′ ∣
V S(V)
1. ρ in V und φ bzw. ∂φ/∂n = n ⋅ ∇φ auf S(V) (n: Flächennormale) bestimmen das Po-
tential in ganz V. Vorhandene Ladungen außerhalb von V gehen nur implizit über die
Oberflächenintegrale ein.
2. Ist V ladungsfrei, dann gilt mit r ∈ V:
1 ′ 1 ∂φ ∂ 1
φ(r) = ∫ df ( − φ(r′ ) ′ ) . (2.107)
4π ′
∣r − r ∣ ∂n′ ∂n ∣r − r′ ∣
S(V)
φ ist also vollständig durch seine Werte und die seiner Normalableitung auf S(V) be-
stimmt.
3. Ist V der ganze Raum und
1
φ(r′ )
→ ,
′
r →∞ r′
d. h.
1 ∂φ 1
→ ,
∣r − r′ ∣ ∂n′ r′ →∞ r′3
∂ 1 1
φ(r′ )
→ ,
∂n ∣r − r ∣ r →∞ r′3
′ ′ ′
Dirichlet-Randbedingungen:
Neumann-Randbedingungen:
∂φ
= −n ⋅ E auf S(V) gegeben!
∂n
Von gemischten Randbedingungen spricht man, wenn diese auf S(V) stückweise Dirichlet-
und stückweise Neumann-Charakter haben.
Bevor wir uns über den physikalischen Ursprung solcher Randbedingungen Gedanken
machen, zeigen wir die aus ihnen folgende Eindeutigkeit der Lösungen (s. Aufgabe 1.7.24):
φ 1 (r), φ 2 (r) seien Lösungen der Poisson-Gleichung
1
Δφ 1,2 (r) = − ρ(r)
ε0
mit
oder
∂φ 1 ∂φ 2
≡ auf S(V) (Neumann) .
∂n ∂n
Für
gilt dann
Δψ ≡ 0
2.3 Randwertprobleme der Elektrostatik 109
mit
Kapitel 2
ψ ≡ 0 auf S(V) (Dirichlet)
oder
∂ψ
= 0 auf S(V) (Neumann) .
∂n
Der erste Green’sche Satz (1.66) lautet für φ = ψ:
∂ψ
∫ d r [ψ Δ ψ + (∇ ψ) ] = ∮ ψ
3 2
df .
∂n
V S(V)
Beide Typen von Randbedingungen machen die rechte Seite zu Null. Es bleibt:
∫ d r(∇ψ) = 0 ⇒ ∇ψ ≡ 0 ⇒ ψ = const .
3 2
Dirichlet:
Neumann:
∂ψ
ψ = const in V und = 0 auf S(V) ⇒ φ 1 (r) = φ 2 (r) + C .
∂n
Die Konstante C ist ohne Bedeutung. Sie fällt z. B. weg, wenn man durch Gradientenbil-
dung zur eigentlich interessierenden Feldstärke E übergeht. Beide Typen von Randbedin-
gungen legen also physikalisch eindeutig die Lösung der Poisson-Gleichung fest. Dies gilt
auch für gemischte Randbedingungen.
Warum sind Dirichlet- oder Neumann-Randbedingungen von praktischem Interesse? Wo
und wann sind sie relevant? Dazu sind ein paar Vorüberlegungen notwendig: Man kann
die Stoffe, die Ladungen tragen können, grob in zwei Klassen einteilen:
E(r) ≡ 0
} im Leiter . (2.108)
φ(r) = const
Was passiert an der Grenzfläche zwischen Leiter und Vakuum? Auf der Innenseite der Lei-
teroberfläche muss nach unseren Vorüberlegungen gelten:
(n) (t)
Ei = Ei =0. (2.109)
Tangential- und Normalkomponenten des E-Feldes sind Null. Nach (2.44) verhält sich die
Tangentialkomponente an der Grenzfläche stetig:
σ
E(t)
a =0; Ea(n) = . (2.110)
ε0
Wichtige Folgerung: Das elektrische Feld steht stets senkrecht auf der Leiteroberfläche,
d. h.
▸ Leiteroberfläche = Äquipotentialfläche.
Aus (2.109) folgt mit dem physikalischen Gauß’schen Satz, dass das Innere eines elektri-
schen Leiters stets ladungsneutral ist. Daran ändert sich auch nichts, wenn wir den Leiter
aushöhlen. Das dadurch entstehende Loch bleibt feldfrei (Faraday-Käfig).
Bringen wir einen elektrischen Leiter in ein externes elektrostatisches Feld, so werden sich
die quasifreien Ladungsträger so lange verschieben, bis das resultierende Feld senkrecht in
die Leiteroberfläche einmündet, d. h., die Tangentialkomponente von E verschwindet. Das
(n)
externe Feld wird damit deformiert. Wenn aber Ea ≠ 0 ist, so folgt aus (2.110), dass sich
eine passende Oberflächenladungsdichte σ gebildet haben muss. Man sagt:
Kapitel 2
e
Poisson-Gleichung Leit Fläche
ρ≠0
∂ϕi ∂ϕa
D ϕi ∂n ∂n
ϕa Dipolschicht
Wir kommen nun zu unserem Randwertproblem zurück. Wir suchen das elektrostatische
Potential φ(r) als Lösung der Poisson-Gleichung in einem gewissen Raumbereich V. Die
Poisson-Gleichung ist definiert durch eine
▸ Ladungsdichte ρ(r).
Auf solche Fälle, für die die zu erfüllenden Randbedingungen vom Dirichlet- oder
Neumann-Typ sind, sind die folgenden Überlegungen zugeschnitten.
Wir wollen das Randwertproblem zunächst formal lösen, und zwar mithilfe der so genann-
ten Green’schen Funktion G(r, r′ ).
hat, wobei f (r, r′ ) eine beliebige, in r und r′ symmetrische Funktion sein kann, die lediglich
Kapitel 2
in V
Δ r f (r, r′ ) = 0 (2.113)
erfüllen muss. Die Freiheit bezüglich der Wahl von f nutzen wir später aus, um spezielle
Randbedingungen zu realisieren.
Wir benutzen noch einmal die zweite Green’sche Identität (1.67):
3 ′ ′ ′ ′ ′
∫ d r [φ(r )Δ r′ G(r, r ) − G(r, r )Δ r′ φ(r )]
V
1 3 ′ ′ ′ 1 3 ′ ′ ′
=− ∫ d r φ(r )δ(r − r ) + ∫ d r G(r, r )ρ(r )
ε0 ε0
V V
∂G ∂φ
= ∫ df ′ [φ(r′ ) ′ − G(r, r′ ) ′ ] .
∂n ∂n
S(V)
Diese Beziehung ist natürlich völlig äquivalent zu (2.106); nur haben wir jetzt die Möglich-
keit, über die noch frei verfügbare Funktion f (r, r′ ) die Überbestimmtheit des Problems
zu beseitigen.
1. Dirichlet-Randbedingungen
Falls φ(r′ ) auf S(V) vorgegeben ist, wird man f (r, r′ ) so wählen, dass
′ ′ ∂φ
∫ df GD (r, r ) =0 (2.115)
∂n′
S(V)
gilt. Häufig, aber nicht notwendig immer, realisieren wir dies durch
Da φ auf S(V) und ρ in V bekannt sind, ist hiermit die Lösung des Problems auf die Be-
stimmung der Green’schen Funktion zurückgeführt, wobei letztere (2.115) bzw. (2.116)
erfüllen muss.
2.3 Randwertprobleme der Elektrostatik 113
2. Neumann-Randbedingungen
Falls ∂n = −E ⋅ n auf S(V) vorgegeben ist, wird man f (r, r′ ) so wählen, dass
∂φ
Kapitel 2
∂GN (r, r′ )
ε 0 ∫ df ′ φ(r′ ) = −φ 0 (2.118)
∂n′
S(V)
gilt, wobei φ 0 eine beliebige Konstante sein darf. Die nahe liegende Forderung, analog
zu (2.116) f (r, r′ ) so zu wählen, dass
∂
GN (r, r′ ) ≡ 0 ∀ r ′ ∈ S(V)
∂n′
gilt, führt zum Widerspruch. Dies sieht man wie folgt:
3 ′ ′ 1 3 ′ ′ 1
∫ d r Δ r′ GN (r, r ) = − ∫ d r δ(r − r ) = − , falls r ∈ V .
ε0 ε0
V V
Werten wir das Integral links mithilfe des Gauß’schen Satzes aus,
3 ′ ′ ′ ′ ′ ∂GN
∫ d r Δ r′ GN (r, r ) = ∫ df ⋅ ∇r′ GN (r, r ) = ∫ df ,
∂n′
V S(V) S(V)
′ ∂GN 1
∫ df ′
=− , falls r ∈ V . (2.119)
∂n ε0
S(V)
∂ 1
′
GN (r, r′ ) = − ∀ r ′ ∈ S(V) (2.120)
∂n ε0 S
gilt. Dann hat die an sich irrelevante Konstante φ 0 in (2.118) die Bedeutung des Mittel-
wertes von φ auf der geschlossenen Oberfläche S(V):
1 ′ ′
φ0 = ∫ φ(r )df . (2.121)
S
S(V)
∂φ
φ(r) − φ 0 = ∫ d3 r′ ρ(r′ )GN (r, r′ ) + ε 0 ∫ df ′ GN (r, r′ ) ′ . (2.122)
∂n
V S(V)
114 2 Elektrostatik
ausgedehnten, geerdeten
Metallplatte
y
z
ρ≠0
Da ∂φ/∂n′ auf S(V) und ρ in V bekannt sind, ist auch in diesem Fall das zu lösende
Problem auf die Bestimmung einer Green’schen Funktion, also auf die Bestimmung des
Potentials einer Punktladung, zurückgeführt. Die Green’sche Funktion GN (r, r′ ) muss
nun die Randbedingung (2.120) bzw. (2.118) erfüllen.
Anwendungsbeispiel: Gegeben sei eine gewisse Ladungsverteilung ρ vor einer in der xy-
Ebene unendlich ausgedehnten, leitenden, geerdeten Platte.
Wir suchen das Potential in V = Halbraum (z ≥ 0). Die zu erfüllenden Randbedingungen
sind vom Dirichlet-Typ:
φ ist also auf S(V) identisch Null. Nach (2.117) bleibt die Green’sche Funktion GD (r, r′ )
zu bestimmen, für die nach (2.112) zunächst gilt:
1 1
GD (r, r′ ) = + fD (r, r′ ) .
4πε 0 ∣r − r′ ∣
Wir können per def. GD als das Potential einer Punktladung bei r′ ∈ V auffassen. Folgende
Bedingungen sollen dabei erfüllt sein:
Δ r fD (r, r′ ) = 0 ∀r ∈ V ,
′ ′ ∂φ
∫ df GD (r, r ) =0.
∂n′
S(V)
Wir betrachten zunächst die xy-Ebene, die einen Teil von S(V) darstellt. Dort ist zu fordern:
Kapitel 2
−1
fD (r, r′ )∣z′ =0 =
!
√ .
4πε 0 (x − x )2 + (y − y′ )2 + z 2
′
−1
fD (r, r′ ) = .
4πε 0 ∣r − r′B ∣
Dies bedeutet:
−1
fD (r, r′ ) = √ .
4πε 0 (x − x′ )2 + (y − y′ )2 + (z + z′ )2
Wenden wir den Laplace-Operator auf das so definierte fD (r, r′ ) an, so ergibt sich:
1 1
Δ r fD (r, r′ ) = δ(r − r′B ) = δ(x − x′ )δ(y − y′ )δ(z + z′ ) = 0 ∀ r, r′ ∈ V .
ε0 ε0
Damit ist die erste Forderung an fD (r, r′ ) erfüllt. Mit unserem Ansatz für fD lautet die ge-
samte Green’sche Funktion:
1 1 1
GD (r, r′ ) = ( − )
4πε 0 ∣r − r ∣ ∣r − r′B ∣
′
1 1
= [√
4πε 0 (x − x′ )2 + (y − y′ )2 + (z − z′ )2
1
−√ ]. (2.124)
(x − x ) + (y − y′ )2 + (z + z′ )2
′ 2
Auf der xy-Ebene (z = 0) kompensieren sich die beiden Summanden in der Klammer. Für
die im Unendlichen liegenden Begrenzungsflächen von V ist jeder Summand für sich be-
reits Null:
GD (r, r′ ) = 0 ∀ r ′ ∈ S(V), r ∈ V .
Damit sind alle Forderungen erfüllt. Wir können mit (2.124) und (2.117) das vollständige
Resultat für das skalare Potential φ der Ladungsdichte ρ angeben:
1 3 ′ ′ 1 1
φ(r) = ∫ d r ρ(r ) [ − ] (2.125)
4πε 0 ∣r − r′ ∣ ∣r − r′B ∣
V
116 2 Elektrostatik
(r = (x, y, z); r′ = (x′ , y′ , z′ ); r′B = (x′ , y′ −z′ )). Beachten Sie, dass, wie erwartet, die Green’-
sche Funktion GD (r, r′ ) symmetrisch bezüglich Vertauschung von r und r′ ist.
Kapitel 2
Es sei daran erinnert, dass das Ergebnis (2.125) für die spezielle Randbedingung φ ≡ 0 auf
S(V) abgeleitet wurde. Dadurch fällt der zweite Term in (2.117) weg. Ändern wir die Rand-
bedingungen dahingehend, dass die z = 0-Ebene nicht wie bisher als geerdete Metallplat-
te mit demzufolge verschwindendem Potential interpretiert wird, sondern ein beliebiges
φ(x, y, z = 0) ≠ 0 trägt, dann ändert sich zwar nichts an der Green’schen Funktion (2.124).
Wir benötigen aber für den zweiten Term in (2.117) noch deren Normalenableitung:
φ(r) = φ(x, y, z)
z +∞ +∞ φ(x′ , y′ , 0)
= ∫ d3 r′ GD (r, r′ )ρ(r′ ) + ∫ dx′ ∫ dy′ 3/2
.
V 2π −∞ −∞ ((x − x′ )2 + (y − y′ )2 + z 2 )
Wir haben im letzten Abschnitt die formale Lösung des Randwertproblems vollständig auf
die Bestimmung der Green’schen Funktion
1 1
G(r, r′ ) = + f (r, r′ )
4πε 0 ∣r − r′ ∣
Δ r f (r, r′ ) = 0 ∀ r, r′ ∈ V .
Diese Interpretation ist der Ausgangspunkt für die Methode der Bildladungen: Man bringt
Kapitel 2
außerhalb von V an von der Geometrie des Problems abhängenden Stellen fiktive Ladun-
gen, so genannte Bildladungen, an, durch die die geforderten Randbedingungen erfüllt
werden. Da diese Bildladungen außerhalb von V liegen, stören sie andererseits die Poisson-
Gleichung innerhalb von V nicht.
z z
q q
V
r′ = (0,0, z ′) r′
ϕ=0 r′B
qB
Abb. 2.42 Ersetzung der Randbedingungen eines elektrostatischen Problems durch passende
Bildladungen, demonstriert am einfachen Beispiel einer Punktladung über einer geerdeten Metall-
platte
Dieses Problem haben wir in etwas allgemeinerer Form bereits im vorigen Abschnitt
diskutiert:
V∶ Halbraum z ≥ 0 .
Wir können das Koordinatensystem stets so wählen, dass die Punktladung q auf
der z-Achse liegt. Die Bedingung φ = 0 auf der xy-Ebene realisieren wir durch eine
Bildladung qB außerhalb von V. Es liegt nahe zu vermuten, dass es sich bei dieser
ebenfalls um eine Punktladung auf der z-Achse handeln muss. Deswegen machen
wir den folgenden Ansatz für das Potential:
q qB
4πε 0 φ(r) = +
∣r − r′ ∣ ∣r − rB′ ∣
118 2 Elektrostatik
(r′ = (0, 0, z′ ); r′B = (0, 0, zB′ )). Wir müssen qB , r′B so bestimmen, dass r′B ∉ V und
Kapitel 2
φ(r) = 0 ∀ r = (x, y, 0)
! q qB
0= √ +√ .
2 2 ′
x + y + (−z ) 2 x + y2 + (−zB′ )2
2
Wegen
1
Δr = −4π δ(r + r′ ) = 0 ∀ r, r′ ∈ V
∣r + r′ ∣
q (x, y, z − z′ ) (x, y, z + z′ )
E(r) = [ − ] .
4πε 0 ∣r − r′ ∣3 ∣r + r′ ∣3
z=0
Abb. 2.43 Verlauf des elektrischen Feldes einer Punktladung vor einer geerdeten Metallfläche
2.3 Randwertprobleme der Elektrostatik 119
Kapitel 2
Die Metalloberfläche ist eine Äquipotenzialfläche (φ = 0). Das Feld E steht
deshalb senkrecht auf dieser, entsprechend unseren allgemeinen Überlegungen
(2.110):
q z′
E(r; z = 0) = − ez . (2.127)
2πε 0 (x2 + y2 + z′2 )3/2
2. Influenzierte Flächenladungsdichte
Für diese gilt nach (2.110):
q z′
σ = ε 0 E(r; z = 0) = − . (2.128)
2π (x2 + y2 + z′ 2 )3/2
Wir erhalten die gesamte influenzierte Flächenladung durch Integration über die
Metalloberfläche
q̄ = ∫ df σ ,
z=0
df = ρ dρ dφ
∞
z′
⇒ q̄ = −q ∫ dρ ρ
(ρ 2 + z′2 )3/2
0
∞
′ d 1
= −q z ∫ dρ (− ) = −q . (2.129)
dρ (ρ 2 + z′2 )1/2
0
dF̄ = ez (σ df )̃
E(z = 0) .
̃
E(z = 0) ist der Beitrag, den die Punktladung q allein zum Feld bei z = 0 beisteu-
ert. Da das Feld unter der Platte (z < 0) verschwindet, d. h., dort sich die von q
und σ bewirkten Beiträge gerade kompensieren, gilt:
̃ 1 σ
E(z = 0) =
2 ε0
120 2 Elektrostatik
Kapitel 2
1
F = − ∫ dF̄ = −ez 2
∫ df σ .
2ε 0
z=0 z=0
q2 1
F=− ez . (2.130)
4πε 0 (2z′ )2
F ist also stets anziehend und entspricht exakt der Coulomb-Kraft, die die fiktive
Bildladung qB bei r′B auf die Ladung q bei r′ ausüben würde. Man nennt F die
Bildkraft.
∞ r p
R α r′
rB′ q
qB
Abb. 2.44 Punktladung q über einer geerdeten Metallkugel mit passend gewählter Bildla-
dung qB
durch Einführen einer Bildladung qB , die nicht in V liegen darf, also im Innern der
Metallkugel lokalisiert sein muss. Aus Symmetriegründen ist zu erwarten:
Kapitel 2
Dies ergibt den Ansatz:
q
q qB qB /rB′
4πε 0 φ(r) = + = r
′ +
∣r − r ∣ ∣r − rB ∣ ∣er − r er′ ∣ ∣(r/rB′ )er − er′ ∣
′ ′ r
−1/2 −1/2
q r′2 r′ qB R2 R
0= (1 + 2 − 2 cos α) + ( + 1 − 2 ′ cos α) ,
R R R rB′ rB′2 rB
durch
q qB r′ R
=− ′ ; = .
R rB R rB′
R2 R
rB′ = ≤ R; qB = −q . (2.131)
r′ r′
Je dichter q an der Kugeloberfläche liegt, desto größer ist der Betrag der Bildladung
und desto weiter rückt diese aus dem Kugelmittelpunkt in Richtung Oberfläche.
Das Potential
q 1 R/r′
φ(r) = ( − ) (2.132)
4πε 0 ∣r − r′ ∣ ∣r − (R2 /r′2 )r′ ∣
erfüllt in V die Poisson-Gleichung und auf S(V) Dirichlet-Randbedingungen, ist als Lö-
sung des Potentialproblems damit eindeutig.
Wir können an (2.132) die
⎡ −1/2 ⎤
1 ⎢ 2 ′2
⎢(r 2 + r′2 − 2r r′ er ⋅ er′ )−1/2 − ( r r + R2 − 2r r′ er ⋅ er′ )
⎥
⎥ .
= ⎢ ⎥
4πε 0 ⎢ R 2
⎥
⎣ ⎦
(2.133)
122 2 Elektrostatik
GD (r, r′ ) = GD (r′ , r) ,
GD (r, r′ ) = 0 ∀ r ′ ∈ S(V) und r ∈ V . (2.134)
Damit haben wir automatisch über unser spezielles Beispiel eine große Klasse von wesent-
lich allgemeineren Potentialproblemen gelöst. Die Green’sche Funktion GD (r, r′ ) ist nach
unserer allgemeinen Theorie (2.117) alles, was wir brauchen, um das Potential φ(r) einer
beliebigen Ladungsverteilung ρ(r′ ) über einer Kugel vom Radius R zu berechnen, auf de-
ren Oberfläche φ beliebig, aber bekannt ist. Es muss sich also nicht notwendig um eine
geerdete Metallkugel (φ = 0) handeln. Für die vollständige Lösung benötigen wir noch die
Normalenableitung von GD . Dabei ist zu beachten, dass der Normaleneinheitsvektor senk-
recht auf S(V) nach außen gerichtet ist, nach unserer Wahl von V also ins Kugelinnere:
∂GD ∂GD 1 r 2 − R2
∣ = − ∣ = − .
∂n′ S(V) ∂r′ r′ =R 4πε 0 R (r 2 + R2 − 2r R er ⋅ er′ )3/2
∎ 1) Flächenladungsdichte
Es gilt:
∂φ ∂φ
σ = +ε 0 ∣ = +ε 0 n ⋅ ∇φ∣r=R = −ε 0 ∣ .
∂n r=R ∂r r=R
Dieselbe Rechnung wie oben für ∂GD /∂n′ führt zu:
q R 1 − R2 /r′2
σ =− ( ) . (2.136)
4πR2 r′ (1 + R2 /r′2 − 2(R/r′ ) cos α)3/2
2.3 Randwertprobleme der Elektrostatik 123
Kapitel 2
Metallkugel influenzierte
Flächenladungsdichte σ als
Funktion des in Abb. 2.44 r′2 < r 1′
definierten Winkels α
r1′
π2 π α
σ ist rotationssymmetrisch um die Richtung er′ und maximal für α = 0. Je kleiner der
Abstand der Punktladung von der Kugeloberfläche, desto schärfer die Konzentration der
influenzierten Flächenladung um die er′ -Richtung.
Man rechne nach, dass für die gesamte influenzierte Flächenladung q̄ gilt:
R
q̄ = ∫ df σ = −q = qB . (2.137)
r′
Kugel
∎ 2) Bildkraft
Die Metalloberfläche ist eine Äquipotenzialfläche, das E-Feld steht also senkrecht auf ihr.
Die Kraft, die von q auf das Flächenelement ausgeübt wird, ist deshalb radial gerichtet. Wie
im vorigen Beispiel begründet, gilt dann für die Kraft auf das Flächenelement df :
σ2
dF̄ = df .
2ε 0
σ ist rotationssymmetrisch um die er′ -Richtung. Integrieren wir dF̄ über die gesamte Ku-
geloberfläche, so mitteln sich deshalb die zu er′ senkrechten Komponenten heraus:
1
F = − ∫ dF̄ = −er′ 2
∫ df σ cos α .
2ε 0
r=R Kugel
Nach einfacher Rechnung (s. Aufgabe 2.3.1) ergibt sich wie in (2.130) die normale
Coulomb-Kraft zwischen Ladung und Bildladung:
1 q (−q R/r′ ) q ⋅ qB
F = e r′ = e r′ . (2.138)
4πε 0 (r′ − R2 /r′ )2 4πε 0 ∣r′ − r′B ∣2
Die explizite Lösung eines Potentialproblems lässt sich häufig durch eine Entwicklung nach
geeigneten orthogonalen Funktionensystemen finden. Was man dabei unter geeignet zu
verstehen hat, wird durch die Geometrie der Randbedingungen festgelegt. Wir wollen zu-
nächst eine Liste von Begriffen zusammenstellen, die auch für andere Disziplinen der Theo-
retischen Physik von Bedeutung sind.
Zwei Begriffe sind für das Folgende entscheidend: Orthonormalität und Vollständigkeit.
∎ 1) Orthonormalität
ist gegeben, falls
b
∗
∫ dx Un (x)Um (x) = δ nm (2.139)
a
gilt. Zur
∎ 2) Vollständigkeit
müssen wir uns etwas mehr Gedanken machen. Es sei
und fragen uns, wie die cn gewählt werden müssen, damit fN (x) die vorgegebene Funktion
f (x) möglichst gut approximiert, d. h. damit
Kapitel 2
b
2 !
∫ dx ∣f (x) − fN (x)∣ = minimal
a
wird.
b b N b
2 ∗ ∗ ∗
∫ dx ∣f (x) − fN (x)∣ = ∫ dx f (x)f (x) − ∑ cn ∫ dx Un (x)f (x)
a a n=1 a
N b N
− ∑ cn ∫ dx Un (x)f ∗ (x) + ∑ c∗n cn .
n=1 a n=1
Wir bilden
b
∂
. . . = − ∫ dx Un (x)f ∗ (x) + c∗n ,
!
0=
∂cn
a
b
∂
. . . = − ∫ dx Un∗ (x)f (x) + cn .
!
0=
∂c∗n
a
b
cn = ∫ dx Un∗ (x)f (x) . (2.140)
a
Rein intuitiv würde man erwarten, dass die Approximation von f (x) durch fN (x) immer
besser wird, je mehr Terme des Funktionensystems {Un (x)} berücksichtigt werden. Man
spricht von
▸ Konvergenz im Mittel,
falls
b
2
lim ∫ dx ∣f (x) − fN (x)∣ = 0 . (2.141)
N→∞
a
Das ist gerade bei den so genannten vollständigen Funktionensystemen der Fall.
126 2 Elektrostatik
Definition 2.3.2
Kapitel 2
∞
f (x) = ∑ cn Un (x) (2.142)
n=1
Der exakte Beweis, dass ein bestimmtes Funktionensystem vollständig ist, ist nicht immer
einfach zu führen. – Setzen wir (2.140) in (2.142) ein,
∞ b
f (x) = ∑ ∫ dy Un∗ (y)f (y)Un (x) ,
n=1 a
∞
∗
∑ Un (y)Un (x) = δ(x − y) . (2.143)
n=1
Beispiele
1. Intervall [−x0 , x0 ]
1 1 nπ 1 nπ
Un (x)∶ √ ; √ sin ( x) , √ cos ( x) (2.144)
2x0 x0 x0 x0 x0
(n = 0) (n = 1, 2, . . .) .
∞
nπ nπ
f (x) = C + ∑ [an sin ( x) + bn cos ( x)]
n=1 x0 x0
(Fourier-Reihe).
2.3 Randwertprobleme der Elektrostatik 127
Kapitel 2
2. Funktionen der Kugelfläche
In Kugelkoordinaten (r, ϑ, φ) lässt sich der Laplace-Operator wie folgt schrei-
ben:
1 ∂ 2 ∂ 1
Δ= 2
(r ) + 2 Δ ϑ,φ ,
r ∂r ∂r r
1 ∂ ∂ 1 ∂2
Δ ϑ,φ = sin ϑ + . (2.145)
sin ϑ ∂ϑ ∂ϑ sin2 ϑ ∂φ 2
∂
Die Eigenfunktionen der Operatoren Δ ϑ,φ und i ∂φ ,
heißen Kugelflächenfunktionen:
Sie bilden ein vollständiges System auf der Einheitskugel. Wir listen ihre wich-
tigsten Eigenschaften auf, ohne diese hier im Einzelnen beweisen zu wollen:
a) ^
_ 2l + 1 (l − m)! m
Yl m (ϑ, φ) = _
` P (cos ϑ)eimφ ,
4π (l + m)! l
Yl−m (ϑ, φ) = (−1)m Yl∗m (ϑ, φ) . (2.147)
dm
Plm (z) = (−1)m (1 − z 2 )m/2 Pl (z) ,
dz m
(l − m)! m
P−m
l (z) = (−1)
m
P (z) . (2.148)
(l + m)! l
d dP m2
[(1 − z 2 ) ] + [l(l + 1) − ] P(z) = 0 . (2.149)
dz dz 1 − z2
128 2 Elektrostatik
c) Pl (z): Legendre-Polynome
Kapitel 2
1 dl 2
Pl (z) = (z − 1)l . (2.150)
2l l! dz l
Es handelt sich um Lösungen der so genannten gewöhnlichen Legendre-
Gleichung:
d dP
[(1 − z 2 ) ] + l(l + 1)P(z) = 0 . (2.151)
dz dz
Sie bilden ein vollständiges Orthogonalsystem im Intervall [−1, +1]. Sie sind
nicht auf 1 normiert; vielmehr gilt:
d) Orthogonalitätsrelationen:
+1
2
∫ dz Pl (z)Pk (z) = δ lk , (2.153)
2l + 1
−1
+1
2 (l + m)!
∫ dz Pl (z)Pk (z) =
m m
δ lk , (2.154)
2l + 1 (l − m)!
−1
2π
′
i(m−m )φ
∫ dφ e = 2π δ m m′ , (2.155)
0
2π +1
∗
∫ dφ ∫ d cos ϑ Yl′ m′ (ϑ, φ)Yl m (ϑ, φ) = δ l l′ δ m m′ . (2.156)
0 −1
e) Vollständigkeitsrelationen:
1 ∞ ′ ′
∑(2l + 1)Pl (z )Pl (z) = δ(z − z ) , (2.157)
2 l=0
∞ +l
∗ ′ ′ ′ ′
∑ ∑ Yl m (ϑ , φ )Yl m (ϑ, φ) = δ(φ − φ )δ(cos ϑ − cos ϑ ) . (2.158)
l=0 m=−l
f) Entwicklungssatz:
∞ +l
f (r) = f (r, ϑ, φ) = ∑ ∑ Rl m (r)Yl m (ϑ, φ) , (2.159)
l=0 m=−l
2π +1
Rl m (r) = ∫ dφ ∫ d cos ϑ f (r, ϑ, φ)Yl∗m(ϑ, φ) . (2.160)
0 −1
2.3 Randwertprobleme der Elektrostatik 129
Kapitel 2
g) Additionstheorem:
+l
∗ ′ ′ 2l + 1
∑ Yl m (ϑ , φ )Yl m (ϑ, φ) = Pl (cos γ) (2.161)
m=−l 4π
(γ = ∢(ϑ ′ φ′ , ϑφ)).
h) Spezielle Funktionen:
P0 (z) = 1 ,
P1 (z) = z ,
1
P2 (z) = (3z 2 − 1) ,
2
1
P3 (z) = (5z 3 − 3z) , . . . ;
2
1
Y00 = √ ,
4π
√
3
Y11 = − sin ϑ eiφ ,
8π
√
3
Y10 = cos ϑ ,
4π
√
1 15
Y22 = sin2 ϑ ei 2φ
4 2π
√
15
Y21 = − sin ϑ cos ϑ eiφ ,
8π
√
5 3 1
Y20 = ( cos2 ϑ − ) , . . .
4π 2 2
1
Δ φ(r) = − ρ(r) ,
ε0
130 2 Elektrostatik
die eine lineare, partielle, inhomogene Differenzialgleichung zweiter Ordnung für ein Ge-
Kapitel 2
biet darstellt, auf dessen Rand gewisse Bedingungen vorgeschrieben sind. Vom Konzept
her einfach ist die Methode der Separation. Sie besteht im Wesentlichen aus einem Lö-
sungsansatz:
φ(r) wird geschrieben als eine Kombination (z. B. Produkt) von Funktionen,
die nur von einer unabhängigen Koordinaten (Variablen) abhängen, z. B. φ(r) =
f (x)g(y)h(z).
Man versucht damit zu erreichen, dass die partielle in mehrere gewöhnliche Differenzial-
gleichungen zerfällt, die sich in der Regel einfacher lösen lassen. Wir demonstrieren das
Verfahren an zwei Beispielen:
Δ φ = 0 in V .
Gesucht wird φ(r) für r ∈ V unter den angegebenen Randbedingungen auf S(V), die sämt-
lich vom Dirichlet-Typ sind. Es empfiehlt sich die Verwendung von kartesischen Koordi-
naten,
∂2 ∂2
Δ= 2
+ 2 ,
∂x ∂y
φ(x, y) = f (x)g(y) .
Setzen wir diesen Ansatz in die Laplace-Gleichung ein und dividieren durch φ, so ergibt
sich:
1 d2 f 1 d2 g
+ =0.
f dx2 g dy2
Da der erste Summand nur von x, der zweite nur von y abhängt, muss jeder für sich konstant
sein:
1 d2 g 1 d2 f
= α 2
= − .
g dy2 f dx2
2.3 Randwertprobleme der Elektrostatik 131
Kapitel 2
mit Randbedingungen für
Punkte in einem ladungsfrei- y0
en Raum V ϕ=0
V
ϕ=0
x0 x
ϕ=0
φ(0, y) ≡ 0 ⇒ ā = 0 ,
φ(x, 0) ≡ 0 ⇒ a=0,
nπ
φ(x0 , y) ≡ 0 ⇒ α → αn = ; n∈N.
x0
Eine spezielle Lösung, die diese drei Randbedingungen erfüllt, wäre dann:
nπ nπ
φ(x, y) = ∑ cn sinh ( y) sin ( x) .
n x0 x0
Die Koeffizienten cn legen wir durch die noch verbleibende vierte Randbedingung fest:
nπ nπ
φ 0 (x) = ∑ cn sinh ( y0 ) sin ( x) .
n x0 x0
Wir multiplizieren diese Gleichung mit sin (mπ/x0 x), integrieren von 0 bis x0 und nutzen
die Orthonormalitätsrelation (2.139) des vollständigen Funktionensystems (2.144) aus:
x0
nπ nπ mπ
∑ cn sinh ( y0 ) ∫ dx sin ( x) sin ( x)
n x 0 x 0 x0
0
nπ x0 x0 mπ
= ∑ cn sinh ( y0 ) δ nm = cm sinh ( y0 ) .
n x 0 2 2 x0
132 2 Elektrostatik
d
geerdeten Metallplatten als
Beispiel für ein Dirichlet- y0 d q V
Randwertproblem
0
×
x0 x
ϕ=0
Randbedingungen:
φ = 0 auf den Platten und für x → ±∞. Es handelt sich also um ein Dirichlet-Randwert-
problem.
Wir wollen das Problem jedoch etwas umformulieren. Wir zerlegen den interessierenden
Raumbereich V in die beiden Teilvolumina V+ und V− :
und lösen in V± jeweils die Laplace-Gleichung, wobei wir die Punktladung bei r 0 formal
Kapitel 2
als Oberflächenladung auffassen:
Δφ = 0 in V− , V+ .
Randbedingungen:
a) φ
→ 0 ,
x→±∞
b) φ(x, y = 0) = 0 ,
c) φ(x, y = d) = 0 ,
∂φ+ ∂φ−
d) σ(x0 , y) = q δ(y − y0 ) = −ε 0 ( − )∣ .
∂x ∂x x = x0
Die letzte Bedingung folgt aus dem Grenzflächenverhalten (2.43) der Normalkomponente
des elektrischen Feldes:
σ = ε 0 n ⋅ (Ea − Ei ) .
und für V−
gewählt werden muss. In beiden Fällen ergibt sich dieselbe Randbedingung d).
Ferner muss φ bei x = x0 (y ≠ y0 ) stetig sein. Wir haben es jetzt mit gemischten Randbe-
dingungen zu tun. a) bis c) sind vom Dirichlet-Typ, d) ist vom Neumann-Typ.
Wir starten mit einem Separationsansatz:
φ(x, y) = f (x)g(y) .
Die Laplace-Gleichung
1 d2 f 1 d2 g
= − = β2
f dx2 g dy2
f (x) = a e βx + b e−βx ,
g(y) = ā cos(βy) + b̄ sin(βy) ; β>0.
134 2 Elektrostatik
ā = 0 .
Die Koeffizienten an bestimmen wir aus der noch nicht benutzten Randbedingung d):
∞
nπ nπ nπ
σ(x0 , y) = −ε 0 ∑ an sin ( y) (− − ) .
n=1 d d d
Dies führt zu
q sin ( d y0 )
mπ
am =
π ε0 m
q ∞ 1 nπ nπ − nπ ∣x−x0 ∣
φ(x, y) = ∑ sin ( y0 ) sin ( y) e d .
π ε 0 n=1 n d d
Für nicht zu kleine ∣x − x0 ∣ kann man sich wegen der Exponentialfunktion auf die ersten
Summanden beschränken.
2.3 Randwertprobleme der Elektrostatik 135
ϕ Ex
y = y0
Kapitel 2
y = y0
y ≠ y0
y ≠ y0
x0 x x0 x
y = y0
Abb. 2.49 Qualitative Lösung des Randwertproblems aus Abb. 2.48 für das skalare Potential φ und die
x -Komponente der elektrischen Feldstärke E
Häufig sind Randbedingungen auf Oberflächen zu erfüllen, die eine spezielle Symmetrie
aufweisen. Dann wird man entsprechende Koordinaten zur Beschreibung verwenden und
das Potential nach Funktionen entwickeln, die diesen Koordinaten angepasst sind. Wir
wollen in diesem Abschnitt als wichtiges Beispiel die allgemeine Lösung der Laplace-
Gleichung
ΔΦ(r, ϑ, φ) = 0
Wegen der Orthonormalität der Kugelflächenfunktionen muss jeder Summand Null sein.
Dies führt zu der so genannten Radialgleichung:
1 d 2 dR l(l + 1)
2
[r ]− R=0. (2.163)
r dr dr r2
136 2 Elektrostatik
1
R(r) = u(r) .
r
d2 l(l + 1)
( 2
− ) u(r) = 0 .
dr r2
∞ +l
Φ(r, ϑ, φ) = ∑ ∑ (Alm r l + Blm r−(l+1) ) Ylm (ϑ, φ) . (2.164)
l=0 m=−l
▸ azimutaler Symmetrie
der Randbedingungen vor. Dann muss die Lösung der Laplace-Gleichung dieselbe Sym-
metrie aufweisen, d. h. muss φ-unabhängig sein. Nach (2.147) erfüllen das nur die m = 0-
Kugelflächenfunktionen. Dann wird mit (2.147) aus (2.164):
∞
Φ(r, ϑ) = ∑(2l + 1) [Al r l + Bl r−(l+1) ] Pl (cos ϑ) . (2.165)
l=0
Bei vielen Randwertproblemen der Elektrostatik stellen die Ausdrücke (2.164), (2.165) au-
ßerordentlich nützliche Ausgangspunkte dar.
Bei azimutaler Symmetrie bilden die Legendre-Polynome Pl (cos ϑ) (2.150) auf der
Kugel ein passendes vollständiges Orthogonalsystem. Man wird deshalb auch die
vorgegebene Flächenladungsdichte σ(ϑ) nach ihnen entwickeln:
∞
σ(ϑ) = ∑(2l + 1)σl Pl (cos ϑ) . (2.166)
l=0
2.3 Randwertprobleme der Elektrostatik 137
Kapitel 2
Der Faktor (2l+1) ist wie in (2.165) ohne besondere Bedeutung. Er wird lediglich aus
Zweckmäßigkeitsgründen eingeführt. σ(ϑ) ist vorgegeben, also bekannt. Mithilfe
der Orthogonalitätsrelation (2.153) für Legendre-Polynome können wir die Koeffi-
zienten σl sämtlich aus σ(ϑ) ableiten:
+1
1
σl = ∫ d cos ϑ σ(ϑ)Pl (cos ϑ) . (2.167)
2
−1
Für das skalare Potential Φ(r, ϑ, φ) gilt zunächst (2.165). Wir teilen Φ auf:
∞
(i)
⇒ Φi (r, ϑ) = ∑(2l + 1)Al r l Pl (cos ϑ) ,
l=0
2. Φa → 0 für r → ∞:
∞
(a) −(l+1)
⇒ Φa (r, ϑ) = ∑(2l + 1)Bl r Pl (cos ϑ) ,
l=0
(a) (i)
⇒ Φi (r = R, ϑ) = Φa (r = R, ϑ) ⇒ Bl = Al R2l+1 ,
∂Φa ∂Φi
σ(ϑ) = −ε 0 ( − )∣
∂r ∂r r=R
∞
(a) (i)
= −ε 0 ∑(2l + 1)Pl (cos ϑ) [−(l + 1)Bl R−l−2 − l Al Rl−1 ] .
l=0
Daraus folgt:
∞
(i)
σ(ϑ) = ε 0 ∑(2l + 1)2 Al Rl−1 Pl (cos ϑ) .
l=0
138 2 Elektrostatik
Kapitel 2
(i)
σl = ε 0 (2l + 1)Al Rl−1 .
Damit sind die Al ’s bestimmt, sodass wir die vollständige Lösung angeben kön-
nen:
R ∞ r l
Φi (r, ϑ) = ∑ σl ( ) Pl (cos ϑ) ,
ε 0 l=0 R
R ∞ R l+1
Φa (r, ϑ) = ∑ σl ( ) Pl (cos ϑ) . (2.168)
ε 0 l=0 r
Wir haben in Abschn. 2.2.7 die Multipolentwicklung des elektrostatischen Potentials Φ(r)
bei fehlenden Randbedingungen im Endlichen aus einer Taylor-Entwicklung des Terms
1/∣r − r′ ∣ im Integranden des Poisson-Integrals gewonnen. Es gibt eine alternative Multi-
polentwicklung, wenn man diesen Term nach Kugelflächenfunktionen entwickelt.
Wir wollen diese Entwicklung zunächst unter einem etwas allgemeineren Aspekt diskutie-
ren, nämlich im Zusammenhang mit dem Potential einer Punktladung q am Ort r 0 . Wir
denken uns eine Kugel mit dem Koordinatenursprung als Mittelpunkt und dem Radius r0 :
Wir nehmen die allgemeine Gestalt (2.164) für die Lösung der Laplace-Gleichung inner-
halb und außerhalb der Kugel und bestimmen die Koeffizienten Alm und Blm , indem wir
die Punktladung q als Flächenladung auf der Kugel auffassen:
q
σ(r0 , ϑ, φ) = δ(φ − φ 0 ) δ(cos ϑ − cos ϑ 0 ) .
r02
Randbedingungen:
1) Φ regulär bei r = 0 ,
2) Φ → 0 für r → ∞ ,
3) Φ stetig bei r = r0 für (ϑ, φ) ≠ (ϑ 0 , φ 0 ) ,
∂Φ> ∂Φ<
4) σ = −ε 0 ( − ) .
∂r ∂r r=r0
2.3 Randwertprobleme der Elektrostatik 139
Kapitel 2
Potentials einer Punktladung
in Kugelkoordinaten
r0 q
ϑ0
y
x ϕ0
1 r< l
Φ(r) = ∑ alm ( ) Ylm (ϑ, φ) .
r> l,m r>
Die Koeffizienten werden durch die vierte Randbedingung festgelegt. Zunächst nutzen wir
die Vollständigkeitsrelation (2.158) aus:
q ∗ ∂Φ> ∂Φ<
σ(r0 , ϑ, φ) = ∑ Y (ϑ 0 , φ 0 )Ylm (ϑ, φ) = −ε 0 ( − )
r02 l,m lm ∂r> ∂r< r> =r< =r0
r<l r l−1
= −ε 0 ∑ alm Ylm (ϑ, φ) [−(l + 1) l+2
− l <l+1 ]
l,m r> r> r< =r0
>
ε0
= 2 ∑ alm (2l + 1)Ylm (ϑ, φ) .
r0 l,m
∗
ε 0 alm (2l + 1) = q Ylm (ϑ 0 , φ 0 ) .
140 2 Elektrostatik
q q ∞ +l 1 r< l ∗
Φ(r) = = ∑ ∑ ( ) Ylm (ϑ 0 , φ 0 )Ylm (ϑ, φ) . (2.169)
4πε 0 ∣r − r 0 ∣ ε 0 r> l=0 m=−l 2l + 1 r>
Der Wert dieser Darstellung liegt in der vollständigen Faktorisierung der Koordinatensätze
(r, ϑ, φ) und (r0 , ϑ 0 , φ 0 ). Dies kann von sehr großem Nutzen sein, wenn der eine Satz zum
Beispiel Integrationsvariable, der andere die Koordinaten eines festen Aufpunktes darstellt.
Wir können dieselben Überlegungen noch einmal für den Fall wiederholen, dass die
Punktladung auf der z-Achse liegt. Dann haben wir azimutale Symmetrie und können von
der Darstellung (2.165) für Φ ausgehen. Die obige Randbedingung 4) wird dann zu
q (2.157) q ∞
σ(r0 , ϑ) = 2
δ(cos ϑ − 1) = ∑(2l + 1)Pl (cos ϑ) .
2πr0 4πr02 l=0
∞
q r< l
Φ(r) = ∑ ( ) Pl (cos ϑ) . (2.170)
4πε 0 r> l=0 r>
Da die Achsen immer so gelegt werden können, dass sich q auf der z-Achse befindet, müs-
sen die beiden Beziehungen (2.169) und (2.170) natürlich völlig äquivalent sein. Ersetzt
man in (2.170) ϑ durch
γ = ∢(r, r 0 ) ,
+l
1 1 ∗
Pl (cos γ) = ∑ Ylm (ϑ 0 , φ 0 )Ylm (ϑ, φ) . (2.171)
4π 2l + 1 m=−l
Wir kommen nun zu der eingangs erwähnten Multipolentwicklung. Setzen wir in (2.169)
q = 1 und multiplizieren mit 4πε 0 , so haben wir die Entwicklung von ∣r − r 0 ∣−1 nach
Kugelflächenfunktionen, die wir für das Poisson-Integral
ρ(r′ )
4πε 0 Φ(r) = ∫ d3 r′
∣r − r′ ∣
einer räumlich begrenzten Ladungsverteilung benötigen. Wir beobachten das Feld bzw. das
skalare Potential Φ weit außerhalb des Ladungsgebietes ρ ≠ 0. Es ist deshalb in (2.169)
r ≫ r ′ ⇔ r ′ = r< , r = r>
2.3 Randwertprobleme der Elektrostatik 141
Kapitel 2
∞ +l
1 qlm
4πε 0 Φ(r) = 4π ∑ ∑ Ylm (ϑ, φ) (2.172)
l=0 m=−l 2l + 1 r l+1
(2.172) ist zu (2.94) analog. Die Multipolmomente sind jedoch etwas anders definiert:
∎ 1) Monopol (l = 0)
Mit Y00 = (4π)−1/2 folgt:
1 q
q00 = √ ∫ d3 r′ ρ(r′ ) = √ . (2.175)
4π 4π
√
Dies stimmt bis auf den unwesentlichen Faktor 1/ 4π mit (2.91) überein.
∎ 2) Dipol (l = 1)
Mit den Kugelflächenfunktionen
√ √
3 3 z
Y10 (ϑ, φ) = cos ϑ = ,
4π 4π r
√ √
3 3 x + iy
Y11 (ϑ, φ) = − sin ϑ e = −
iφ
,
8π 8π r
∗
Y1−1 (ϑ, φ) = −Y11 (ϑ, φ)
finden wir den folgenden Zusammenhang zwischen den sphärischen und den kartesischen
Dipolmomenten (2.92):
√
3
q10 = pz ,
4π
√
3
q11 =− (px + i py ) = −q∗1−1 . (2.176)
8π
142 2 Elektrostatik
∎ 3) Quadrupol (l = 2)
Kapitel 2
ergeben sich die folgenden fünf unabhängigen Komponenten des Quadrupoltensors (Qij
aus (2.93)):
√
1 5
q20 = Q33 ,
2 4π
√
1 15
q21 =− (Q31 − i Q32 ) = −q∗2−1 ,
3 8π
√
1 15
q22 = (Q11 − Q22 − 2i Q12 ) = q∗2−2 . (2.177)
12 2π
2.3.9 Aufgaben
Aufgabe 2.3.1
Berechnen Sie die Bildkraft F zwischen einer geerdeten Metallkugel und einer
Punktladung q über der Kugel. Verifizieren Sie Gleichung (2.138)!
Aufgabe 2.3.2
Kapitel 2
Aufgabe 2.3.3
Eine Punktladung q befinde sich am Ort r′ über einer isolierten Metallkugel, die die
Gesamtladung Q trage. Der Radius der Kugel sei R. Berechnen Sie das Potential φ(r)
außerhalb der Kugel und diskutieren Sie die Kraft F auf die Punktladung.
Aufgabe 2.3.4
Δ G(ρ, φ) = Δ G(ρ) = 0
und zeigen Sie mithilfe des Gauß’schen Satzes in zwei Dimensionen, dass
1
G(ρ) = − ln c ρ
2πε 0
gilt.
2. y
y0 q
ϕ=0
ϕ=0 x0
Abb. 2.51 Zweidimensionales elektrostatisches Randwertproblem für das durch eine Punktla-
dung bewirkte skalare Potential
Berechnen Sie das Potential einer Punktladung q bei r 0 = (x0 , y0 ) für das in
Abb. 2.51 dargestellte zweidimensionale Randwertproblem. Benutzen Sie dazu
die Methode der Bildladungen.
144 2 Elektrostatik
Kapitel 2
Aufgabe 2.3.5
0
Φ=
G Φ(R, ϕ) = Φ 0 (ϕ)
α
Φ=0
Lösen Sie mithilfe der Methode der Separation das abgebildete zweidimensiona-
le Randwertproblem. Das Gebiet G sei ladungsfrei. Auf den beiden Schenkeln sei
Φ = 0, auf dem Kreisbogen Φ = Φ 0 (φ). Berechnen Sie das Potential Φ(r) = Φ(ρ, φ)
innerhalb G.
Aufgabe 2.3.6
Auf der Oberfläche einer Kugel vom Radius R liege die Flächenladungsdichte
σ(ϑ) = σ0 (3 cos2 ϑ − 1) .
Aufgabe 2.3.7
φ(0, y, z) = φ(a, y, z) = 0
φ(x, 0, z) = φ(x, b, z) = 0
φ(x, y, 0) = φ(x, y, c) = φ 0 .
2.3 Randwertprobleme der Elektrostatik 145
Kapitel 2
z
c
y
a
x b
Abb. 2.53 Zur Berechnung des skalaren Potentials in einer ladungsfreien, rechteckigen Schachtel
Aufgabe 2.3.8
zu lösen.
1. Leiten Sie eine Rekursionsformel für die Koeffizienten an ab. Zeigen Sie damit,
dass die beiden linear unabhängigen Lösungen aus einem Polynom l-ten Gra-
des (Legendre-Polynom) und einer nicht abbrechenden Potenzreihe (Legendre-
Funktion 2. Art) bestehen.
2. Bestimmen Sie mit der Bedingung
Pl (1) = 1
Aufgabe 2.3.9
1. Der zur Lösung eines elektrostatischen Problems interessierende Raumbereich V
sei ladungsfrei. Für das elektrostatische Potential Φ(r, ϑ, φ) ist deshalb die
Laplace-Gleichung
ΔΦ = 0
zu erfüllen. Die vorliegenden Randbedingungen mögen azimutale Symmetrie
besitzen, was sich auf das Potential Φ überträgt:
Φ = Φ(r, ϑ) .
146 2 Elektrostatik
Kapitel 2
Zeigen Sie, dass sich in einem solchen Fall die Lösung wie folgt nach Legendre-
Polynomen Pl (cos ϑ) entwickeln lässt:
∞
Φ(r, ϑ) = ∑ (α l r l + β l r−(l+1) ) Pl (cos ϑ) .
l=0
2. Zeigen Sie mit dem Ergebnis aus Teil 1., dass im Innern einer metallischen, ge-
erdeten Hohlkugel (Φ(r = R, ϑ) = 0)
Φi = 0
gelten muss.
3. Die geerdete Metallhohlkugel aus Teil 2. befinde sich in einem elektrischen Feld,
das auf ihr die Flächenladungsdichte
σ = ε 0 σ0 cos ϑ
Aufgabe 2.3.10
an.
Aufgabe 2.3.11
E = E0 ez .
Kapitel 2
Aufgabe 2.3.12
Zeigen Sie durch direkte Rechnung, dass sich das Skalarprodukt r ⋅ r′ der beiden
Ortsvektoren
r = r(r, ϑ, φ)
r′ = r′ (r′ , ϑ ′ , φ′)
Aufgabe 2.3.13
Eine Hohlkugel vom Radius R sei auf der Oberfläche mit der Ladungsdichte
ρ(r) = σ0 cos ϑ δ(r − R)
belegt. Berechnen Sie das elektrostatische Potential Φ und das elektrische Feld E
innerhalb und außerhalb der Kugel. Gehen Sie dazu vom Poisson-Integral aus,
1 ρ(r′ ) 3 ′
Φ(r) = ∫ d r ,
4πε 0 ∣r − r′ ∣
und benutzen Sie für ∣r−r ′ ∣−1 die Entwicklung nach Kugelflächenfunktionen (2.169)!
Aufgabe 2.3.14
Betrachten Sie einen elektrischen Dipol p im Abstand a vor einer ebenen, geerdeten
Metalloberfläche, die als unendlich ausgedehnt angenommen werde.
1. Wie lauten Potential und elektrisches Feld eines (punktförmigen) Dipols im frei-
en Raum
a) im Koordinatenursprung,
b) am Ort a?
2. Berechnen Sie mithilfe der Bildladungsmethode das Potential im Raum über der
Metallplatte (Vakuum) unter Erfüllung der Randbedingungen.
148 2 Elektrostatik
Kapitel 2
n Vakuum
× p
0 a
Metall
Abb. 2.54 Elektrostatisches Randwertproblem für das durch einen elektrischen Dipol vor einer
geerdeten Metallfläche bewirkte elektrische Feld
3. Berechnen Sie das elektrische Feld E(r) und die Dichte σ(r) der Influenzladung
auf der Metalloberfläche.
4. Diskutieren Sie das Vorzeichen der Influenzladungsdichte für die Fälle, dass das
Dipolmoment
a) senkrecht zur Oberfläche,
b) parallel zur Oberfläche
orientiert ist. Skizzieren Sie qualitativ den Verlauf der elektrischen Feldstärke für
die beiden Fälle.
5. Berechnen Sie für die Fälle 4a) und 4b) die gesamten Influenzladungen, und zwar
für jedes Vorzeichen separat.
Aufgabe 2.3.15
y ϕ=0
y0
V
ϕ0 (y)
ϕ=0
ϕ=0 x
x0
Abb. 2.55 Zweidimensionales Randwertproblem für das skalare Potential in einem ansonsten
ladungsfreien Raum
Kapitel 2
auf der vierten Rechteckseite
π
φ 0 (y) = sin ( y)
y0
gelten soll.
Bestimmen Sie das skalare Potential in ganz V.
Aufgabe 2.3.16
z
y
x0
x
Ein gerader, langer, dünner Draht, der gleichmäßig geladen ist (λ = Ladung pro Län-
geneinheit) befindet sich im Abstand x0 parallel zu einer sehr großen, geerdeten
Metallplatte.
1. Berechnen Sie das skalare Potential φ des Drahtes zunächst ohne Metallplatte
(Hinweis: Gauß’scher Satz mit passenden Symmetrieüberlegungen).
2. Bestimmen Sie dann für die gegebene Anordnung das Potential φ im Halbraum
V rechts der Platte mithilfe der Bildladungsmethode.
3. Wie groß ist die influenzierte Flächenladungsdichte auf der Platte?
150 2 Elektrostatik
Unsere bisherigen Überlegungen bezogen sich ausschließlich auf elektrische Felder im Va-
kuum, beschrieben durch die beiden Maxwell-Gleichungen (2.39),
ρ
div E = ; rot E = 0 .
ε0
Jetzt sollen die entsprechenden Feldgleichungen der Materie abgeleitet werden. Materie be-
steht größtenteils aus geladenen Teilchen (Protonen, Elektronen, Ionen, . . .), die selbstver-
ständlich auf äußere Felder reagieren, d. h. durch diese Felder aus ihren Gleichgewichtspo-
sitionen mehr oder weniger stark verschoben werden. Dies führt zu induzierten Multipolen
und damit zu Zusatzfeldern im Inneren der Materie, die sich dem äußeren überlagern. Es ist
klar, dass die Art und Weise, wie sich die geladenen Teilchen der Materie mit dem äußeren
Feld arrangieren, die bisher diskutierte Elektrostatik des Vakuums deutlich modifizieren
wird. Wir wollen deshalb nun versuchen, die Maxwell-Gleichungen so zu formulieren, dass
in angemessener Weise die äußerst komplizierten mikroskopischen Korrelationen der Ma-
terie berücksichtigt werden. Streng genommen müssten dazu zwei Teilaufgaben bewältigt
werden:
1. Aufbau eines theoretischen Modells zur Deutung der atomistischen Wechselwirkun-
gen,
2. Definition makroskopischer Feldgrößen auf der Grundlage atomistischer Daten.
Das atomare Modell lässt sich korrekt nur im Rahmen der Quantenmechanik entwickeln.
Wir müssen uns deshalb an dieser Stelle auf Andeutungen beschränken.
Die Betrachtungen dieses Abschnitts gelten den Isolatoren (Dielektrika), d. h. Substan-
zen, die keine frei beweglichen Ladungen enthalten und aus stabilen Untereinheiten (z. B.
Atomen, Molekülen oder Elementarzellen des Kristalls) bestehen, deren Gesamtladungen
verschwinden.
Wir beginnen mit Punkt 2., fragen uns also zunächst nach den makroskopischen Observa-
blen. Ausgangspunkt ist das grundlegende Postulat:
Wenn wir die mikroskopischen Felder und Ladungsverteilungen kennen würden, dann be-
Kapitel 2
stünde keinerlei Anlass, die bisherige Theorie zu ändern. Diese Kenntnis haben wir jedoch
nicht, da sich im Mittel etwa 1023 molekulare (atomare, subatomare) Teilchen pro Ku-
bikzentimeter in Bewegung befinden (Gitterschwingungen, Bahnbewegungen der Atom-
elektronen, . . .), woraus räumlich und zeitlich rasch oszillierende Felder resultieren. Deren
exakte Bestimmung erscheint hoffnungslos. Andererseits bedeutet aber eine makroskopi-
sche Messung immer ein grobes Abtasten eines mikroskopisch großen Gebietes und damit
automatisch eine Mittelung über einen gewissen endlichen Raum-Zeit-Bereich, wodurch
schnelle mikroskopische Fluktuationen geglättet werden. Eine Theorie ist deshalb nur für
gemittelte Größen sinnvoll. Eine mikroskopisch exakte Theorie ist einerseits nicht mach-
bar, andererseits aber auch unnötig, da sie sehr viel überflüssige, weil experimentell nicht
zugängliche Information enthalten würde. Wie beschreibt man nun theoretisch den experi-
mentellen Mittelungsprozess?
1 3 ′ ′ 1 3 ′ ′
f (r, t) = ∫ d r f (r , t) = ∫ d r f (r + r, t) . (2.179)
v(r) v
v(r) v(0)
Man kann sich überlegen, dass wegen der großen Zahl von Teilchen im makroskopischen
Volumen v(r) durch die räumliche Mittelung auch die raschen zeitlichen Fluktuationen
geglättet werden. Gleichung (2.179) ist nicht die einzige Möglichkeit für die Mittelung. Sie
ist für unsere Zwecke hier jedoch besonders angenehm. Die physikalischen Resultate müs-
sen und werden von der Art der Mittelung unabhängig sein. Wichtig für die folgenden
Abhandlungen ist die Annahme
∂ ∂f
∇f̄ = ∇f (später auch: f̄ = ) , (2.180)
∂t ∂t
die offensichtlich auf den Mittelungsprozess (2.179) zutrifft. Wir definieren nun:
Rj r
×
0
makroskopischen Maxwell-Gleichungen
ρ̄ m
div E = ; rot E = 0 . (2.182)
ε0
Wir werden E wieder als Gradienten eines skalaren Potentials schreiben können:
Wir müssen noch φ(r) festlegen. Dazu berechnen wir zunächst das Potential φ j eines
einzelnen Teilchens (Ion, Molekül, . . . ), das sich aus Atomelektronen und Kernen zusam-
(j)
mensetzt, die als Punktladungen qn aufgefasst werden können. Das soll auch für die sich
momentan im Raumbereich des j-ten Teilchens befindlichen Überschussladungen (freie La-
dungen) gelten.
(j)
(j)
qj = ∑ qn ∶ Gesamtladung des j-ten Teilchens ,
n
(j)
(j)
ρ j = ∑ qn δ(r − r n )∶ Ladungsdichte im j-ten Teilchen ,
n
Die Abstände innerhalb des herausgegriffenen Teilchens sind von atomaren Dimensio-
nen, damit in der Regel klein gegenüber dem Abstand zwischen Schwerpunkt Rj und Auf-
punkt P. Es empfiehlt sich deshalb eine Multipolentwicklung des skalaren Potentials φ j (r)
2.4 Elektrostatik der Dielektrika 153
Kapitel 2
qj pj ⋅ (r − Rj )
4πε 0 φ j (r) ≈ + .
∣r − Rj ∣ ∣r − Rj ∣3
Eigentlich gilt diese Entwicklung nur für einen festen Zeitpunkt t, da natürlich Rj = Rj (t)
ist. Diese Zeitabhängigkeit fällt allerdings, wie schon erwähnt, durch den späteren Mitte-
lungsprozess heraus und wird hier deshalb nicht weiter beachtet.
Wir führen noch eine effektive Ladungsdichte
N
ρe (r) = ∑ qj δ(r − Rj )
j =1
ein, wobei N die Gesamtzahl der Teilchen sein möge, sowie eine effektive Dipoldichte
(s. (2.74))
N
Πe (r) = ∑ pj δ(r − Rj )
j =1
und können dann für das gesamte, von allen Teilchen erzeugte, skalare Potential φ(r)
schreiben:
ρe (r′ ) r − r′
4πε 0 φ(r) = ∫ d3 r′ [ + Π e (r′ ) ⋅ ] .
′
∣r − r ∣ ∣r − r′ ∣3
1 3 ′ ρe (r′ ) r + x − r′
4πε 0 φ(r) = ∫ d x∫ d r [
3
+ Πe (r′ ) ]
v ∣r + x − r ∣′ ∣r + x − r′ ∣3
v(0)
′′
1 3 ′′ ρ e (r + x) r − r′′
= ∫ d x∫ d r [
3
′′
+ Πe (r′′ + x) ]
v ∣r − r ∣ ∣r − r′′ ∣3
v(0)
ρe (r′′ ) r − r′′
= ∫ d3 r′′ [ + Π e (r ′′ ) ⋅ ] .
∣r − r′′ ∣ ∣r − r′′ ∣3
Dies ist das für die Elektrostatik der Dielektrika relevante Potential.
1
ρ(r) = ρe (r) = ∑ qj . (2.184)
v(r) j∈v
154 2 Elektrostatik
Man beachte, dass ρ(r) sich durch Mittelung über alle Ladungen in v(r) ergibt. Die ge-
Kapitel 2
bundenen Ladungen des Festkörpers werden sich dabei in der Regel kompensieren, sodass
ρ(r) letztlich aus freien Überschussladungen resultiert.
1
P(r) = Π e (r) = ∑p . (2.185)
v(r) j∈v j
P(r) ist so zunächst nur definiert. Es entsteht durch Einwirkung innerer und äußerer Fel-
der und muss deshalb später mithilfe von Modellen als Funktional dieser Felder berechnet
werden.
Mit diesen Definitionen lautet das gemittelte skalare Potential:
ρ(r′ ) 1
4πε 0 φ(r) = ∫ d3 r′ [ + P(r′ ) ⋅ ∇r′ ] .
′
∣r − r ∣ ∣r − r′ ∣
1 1
4πε 0 div E = −4πε 0 Δ φ = − ∫ d3 r′ [ρ(r′ )Δ r ′
+ P(r′ ) ⋅ ∇r′ Δ r ]
∣r − r ∣ ∣r − r′ ∣
= 4π ρ(r) + 4π ∫ d3 r′ P(r′ ) ⋅ ∇r′ δ(r − r′ )
(1.69)
−∇r δ(r−r′ )
= 4π [ρ(r) − ∇ ⋅ P(r)] .
Kapitel 2
trisches Feld in Materie − +
hervorgerufenen Polarisati- − + S(V)
+
on. Das „fiktive“ Volumen V − P
+
dient der Berechnung der −
gesamten Polarisationsladung
E0
Man beachte, dass D von den wahren Überschussladungen erzeugt wird und damit unab-
hängig von der betrachteten Materie ist. E hängt dagegen über P vom Medium ab. Zwei
elektrostatische Felder gleicher Geometrie mit denselben Überschussladungen haben das-
selbe D-Feld.
Die Beziehungen (2.187) und (2.188) legen die Definition einer
nahe. Damit lässt sich dann die Maxwell-Gleichung auch wie folgt schreiben:
1
div E(r) = [ρ(r) + ρp (r)] . (2.190)
ε0
Das elektrische Feld reagiert also auf die tatsächliche, lokale Ladungsdichte in der Mate-
rie, im Gegensatz zum D-Feld, das ausschließlich über die Überschussladungsdichte ρ(r)
zustande kommt. Damit ist klar, dass die eigentliche Messgröße das E-Feld sein wird; D ist
lediglich eine Hilfsgröße. Die Polarisation P wirkt wie ein inneres Zusatzfeld Ep , das sich
dem durch die Überschussladungen bewirkten Feld E0 überlagert, sodass für das Gesamt-
feld E gilt:
E = E 0 + Ep ,
1
Ep = − P . (2.191)
ε0
Aus der obigen Ableitung müssen wir folgern, dass das Polarisationsfeld aus induzierten
Dipolen resultiert. Bei diesem Prozess wird Ladung weder zu- noch abgeführt. Die gesamte
Polarisationsladung muss also verschwinden:
P ist natürlich nur im Inneren der Materie von Null verschieden. Obwohl die Gesamtla-
dung Qp verschwindet, tritt jedoch lokal eine endliche Polarisationsladungsdichte ρp (r)
156 2 Elektrostatik
elektrische Polarisation
hervorgerufenen Oberflä- Pi
chenladungsdichte
auf, sobald div P(r) ≠ 0 ist. Dies ist z. B. an der Oberfläche der Fall. Dort induziert P(r)
eine Oberflächenladungsdichte σp , die sich mithilfe des Gauß’schen Satzes wie in (2.43)
berechnen lässt:
n ⋅ (Pa − Pi ) = −σp .
σp = n ⋅ P . (2.193)
Man beachte jedoch, dass lokale Polarisationsladungen immer dann auftreten, wenn
div P ≠ 0 ist, also nicht notwendig nur an der Oberfläche.
Bisher haben wir P nur definiert. Wir müssen uns nun noch Gedanken über die Ursache
von P ≠ 0 machen. Man unterscheidet verschiedene Typen von Polarisationen, nach denen
man die Dielektrika klassifizieren kann:
∎ 1) (Eigentliches) Dielektrikum
Das äußere Feld verschiebt die in einem Teilchen gebundenen, positiven und negativen La-
dungen relativ zueinander, wodurch lokale elektrische Dipole erzeugt werden. Man spricht
von Deformationspolarisation.
Beispiel
− ze
+ ze
E a
− ze
⇒ p≠0
+ ze
E=0 E≠0
Im neutralen Atom fallen ohne äußeres Feld die Ladungsschwerpunkte von ne-
gativer Elektronenhülle und positivem Kern zusammen. Im Feld E werden diese
gegeneinander verschoben und bilden damit ein resultierendes Dipolmoment p.
2.4 Elektrostatik der Dielektrika 157
Kapitel 2
O2 −
∎ 2) Paraelektrikum
Enthält die Materie permanente Dipole, z. B. aufgrund der Molekülstruktur wie in Was-
ser (H2 O), Ammoniak (NH3 ), . . . , dann sind diese ohne äußeres Feld in ihren Richtungen
statistisch verteilt, heben sich in ihren Wirkungen also auf. Ein äußeres Feld E0 ≠ 0 sorgt
dann für eine gewisse Ausrichtung der Momente, da wegen (2.79) dadurch die potenzielle
Energie des Systems abnimmt. Man spricht von Orientierungspolarisation. Dieser Ord-
nungstendenz steht eine Unordnungstendenz der thermischen Bewegung entgegen. Beide
Tendenzen führen zu einem temperaturabhängigen Kompromiss.
∎ 3) Ferroelektrikum
Darunter versteht man Stoffe mit permanenten Dipolen, die sich unterhalb einer kritischen
Temperatur TC (TC : Curie-Temperatur) spontan, d. h. auch ohne äußeres Feld, ausrichten.
Beispiele:
Diese Substanzen zeigen im Feld ein äußerst kompliziertes Verhalten, sie sind deshalb bei
den folgenden Überlegungen nicht gemeint.
Für Dielektrika vom Typ 1) oder 2) gilt auf jeden Fall
Pi ≈ γ E i ∶ isotropes Dielektrikum .
158 2 Elektrostatik
εr
−Q
P = χe ε 0 E . (2.196)
D = (1 + χe )ε 0 E ≡ εr ε 0 E , (2.197)
εr = 1 + χe : (relative) Dielektrizitätskonstante.
Für nicht polarisierbare Medien (χe = 0) ist εr = 1. Das gilt insbesondere für das Vakuum.
Eine einfache Demonstration der hier entwickelten Theorie stellt der Kondensator mit
Dielektrikum dar. Für die Kapazität des Kondensators gilt nach (2.54):
Q
C= .
U
Q ist dabei die wahre Überschussladung auf der einen, −Q die auf der anderen Platte. Die
Kondensatorfläche sei F und damit die Flächenladungsdichte σ = Q/F. Für Letztere leiten
wir aus (2.188) mithilfe des Gauß’schen Satzes wie in (2.43) ab:
σ =D⋅n =D . (2.198)
Das Dielektrikum möge homogen sein, sodass sich zwischen den Platten homogene D und
E-Felder ausbilden:
d
U = Ed = D,
εr ε 0
Q = σ F = DF .
Es folgt:
F
C = εr ε 0 . (2.199)
d
Der Vergleich mit (2.55) zeigt, dass das Dielektrikum die Kapazität des Kondensators um
den Faktor εr > 1 erhöht! Dies ist wie folgt zu verstehen:
2.4 Elektrostatik der Dielektrika 159
Kapitel 2
trikum zwischen den Platten
− E −
eines Kondensators − + P +
− − +
− +
∎ 1) U fest:
Ohne Dielektrikum ist Q = Q0 = C0 U. Mit Dielektrikum zwischen den Platten bilden sich
an dessen Oberfläche Polarisationsladungen, die, um U konstant zu halten, von der Quelle
kompensiert werden müssen:
Q0 + Qp Qp σp
C= = C0 + C0 = C0 (1 + )
U Q0 σ0
P D
= C0 (1 + ) = C0 = ε r C0 .
ε0 E ε0 E
∎ 2) Q konstant
Ohne Dielektrikum ist nun U0 = Q/C0 . Mit Dielektrikum nimmt die Spannung zwischen
den Platten wegen des von den Polarisationsladungen erzeugten Gegenfeldes ab:
Q σ D
C= = C0 = C0 = ε r C0 .
U 0 − Up σ − σ p D−P
Die nun noch verbleibende Aufgabe besteht in der Entwicklung modellmäßiger Vorstel-
lungen für die makroskopischen Parameter χe und εr .
Dabei soll
N(v)
n(r) = (2.201)
v(r)
160 2 Elektrostatik
E0
die Teilchendichte im Mittelungsvolumen v(r) sein, während p(r) das mittlere Dipolmo-
ment pro Teilchen in v(r) ist. Für das exakte, am Teilchenort r wirkende Feld können wir
schreiben:
Hier sind E(r) das im letzten Abschnitt diskutierte, gemittelte, makroskopische Feld und
Ei (r) ein inneres Zusatzfeld, gewissermaßen das mikroskopische Korrekturfeld.
Unser erstes Ziel ist es, die atomare Kenngröße α durch makroskopische Größen wie εr
und n auszudrücken, woran sich eine Entwicklung von mikroskopischen Modellen für α
selbst anschließen muss.
Wir versuchen zunächst, das exakte Feld Eex am Teilchenort zu bestimmen. Das betrach-
tete Teilchen befinde sich im Koordinatenursprung. Dieser sei gleichzeitig Mittelpunkt
eines Kugelvolumens V, das mikroskopisch groß und makroskopisch klein gewählt wird. Das
(exakte oder gemittelte) Feld am Teilchenort wird durch das äußere Feld E 0 der Überschuss-
ladungen und durch die Polarisation des Dielektrikums erzeugt. Der Unterschied zwischen
dem exakten und dem gemittelten Feld am Teilchenort ergibt sich aus der Art und Weise,
wie die Polarisation behandelt wird. Das resultierende Feld ist auf jeden Fall eine Super-
position von Feldbeiträgen, die von jedem einzelnen Teilchen der Materie ausgehen. Für
den Beitrag der weiter entfernt liegenden Teilchen zum Feld bei r = 0 wird es relativ unbe-
deutend sein, ob wir mitteln oder nicht. Der Unterschied zwischen dem exakten und dem
gemittelten Feld wird vornehmlich von den nächstbenachbarten Teilchen, z. B. von denen
aus V, herrühren. Der folgende Ansatz erscheint deshalb plausibel:
(V)
Ei (0) ≈ Ep,ex (0) − Ep(V) (0) . (2.204)
2.4 Elektrostatik der Dielektrika 161
Kapitel 2
Polarisation entstehenden + + Pn
Feldbeitrags der „Hilfskugel“ +
ϑ +
in Abb. 2.64
P
R V
− −
−
− −
(V)
Ep ist der makroskopische, gemittelte Beitrag der Ladungen in V zum Polarisationsfeld,
(V)
während Ep,ex ihr tatsächlicher Beitrag ist.
(V)
Wir beginnen mit der Diskussion von Ep (0). P ist eine makroskopische Feldgröße, und
V wurde makroskopisch klein gewählt. Wir können deshalb annehmen, dass P innerhalb
der Kugel praktisch konstant ist. Nach (2.193) bewirkt P eine Oberflächenladung auf der
(fiktiven) Kugel:
σp = Pn = P cos ϑ .
′
1 ′ (−r )
Ep(V) (0) = 3 ′
∫ d r ρp (r )
4πε 0 ∣ − r ′ ∣3
∞ +1 ′ ′
−P
2π
⎛sin ϑ cos φ ⎞
′ ′ ′ ′ ′ ′ ′
= ∫ dr δ(r − R) ∫ dφ ∫ d cos ϑ cos ϑ ⋅ ⎜ sin ϑ sin φ ⎟ .
4πε 0 ⎝ cos ϑ ′ ⎠
0 0 −1
P 1
Ep(V) (0) = − ez = − P(0) . (2.205)
3ε 0 3ε 0
Die Berechnung des zweiten Feldterms in (2.204) erfordert etwas mehr Rechenaufwand,
insbesondere wird die konkrete Anordnung der Gitterbausteine, die so genannte Gitter-
struktur, eine Rolle spielen. Wir machen die folgenden Annahmen:
1. Alle atomaren Dipole pi innerhalb V sind nach Richtung und Betrag gleich.
2. Dipole sind auf einem kubisch primitiven Gitter mit der Gitterkonstanten a angeordnet.
162 2 Elektrostatik
Gitter
r ijk = a(i, j, k) ; i, j, k ∈ Z .
Der Dipol bei r ijk erzeugt dann nach (2.73) in 0 das folgende Feld:
Das gesamte Feld erhalten wir durch Summation über alle in V erlaubten i, j, k. Dies be-
deutet z. B. für die x-Komponente:
(V)
V
1 V 3i(i px + j py + k pz ) − px (i2 + j2 + k2 )
x Ep,ex (0) = ∑ Exijk = ∑ .
ijk a3 ijk 4πε 0 (i2 + j2 + k2 )5/2
Dasselbe zeigt man für die beiden anderen Komponenten, sodass insgesamt gilt:
(V)
Ep,ex (0) = 0 . (2.206)
2.4 Elektrostatik der Dielektrika 163
Kapitel 2
1
Eex (0) = E(0) + Ei (0) = E(0) + P(0) . (2.207)
3ε 0
Mit den Definitionsgleichungen (2.200) und (2.203) kommt nun die Polarisierbarkeit ins
Spiel,
1
P(0) = n p̄(0) = n α Eex (0) = n α [E(0) + P(0)] ,
3ε 0
nα
χe ε 0 E(0) (1 − ) = n αE(0) .
3ε 0
Daraus folgt:
nα
χe = nα . (2.208)
ε0 −
3
Führen wir über χe = εr −1 noch die Dielektrizitätskonstante ein, so ergibt sich die nützliche
Clausius-Mossotti-Formel
3ε 0 εr − 1
α= ( ) , (2.209)
n εr + 2
die die atomare Kenngröße α mit den makroskopischen Parametern εr und n verknüpft.
Es existieren eine Reihe von mehr oder weniger genauen Modellvorstellungen für die Po-
larisierbarkeit α der verschiedenen Typen von Dielektrika. Eine ausführliche Präsentation
übersteigt jedoch den Rahmen dieser Darstellung. Diese Modelle verknüpfen α mit atom-
physikalischen Messgrößen. Der Wert der Relation (2.209) liegt dann u. a. auch darin, dass
sich atomare Eigenschaften durch Messung makroskopischer Größen wie εr und n erfahren
lassen.
Die Maxwell-Gleichungen der Materie (2.188) haben sich von der Struktur her gegenüber
denen des Vakuums (2.39) und (2.40) nicht geändert. Die Grundaufgabe besteht nach wie
164 2 Elektrostatik
vor darin, das E-Feld zu bestimmen. Im Prinzip haben dazu dieselben Überlegungen und
Verfahren Gültigkeit, die wir in Abschn. 2.3 detailliert für den Fall des Vakuums entwickelt
haben.
Falls die relative Dielektrizitätskonstante εr ortsunabhängig ist, ist die Poisson-Gleichung
ρ
Δφ = − (2.210)
εr ε 0
zu lösen. Das ist gegenüber Kapitel 2.3 nichts Neues, die Ladungsdichte erhält lediglich
den Zusatz 1/εr . Ist der interessierende Raumbereich durch verschiedene Dielektrika mit
(i)
unterschiedlichen εr aufgefüllt, dann ist es für das Lösen der Grundaufgabe wichtig, das
Verhalten der D- und E-Felder an den Grenzflächen zu kennen. Exakt dieselben Überle-
gungen wie in Abschn. 2.1.4 führen dann zu den folgenden Aussagen:
Mit div D = ρ und dem Gauß’schen Satz folgt wie in (2.43):
n ⋅ (D2 − D1 ) = σ . (2.211)
(t × n) ⋅ (E2 − E1 ) = 0 . (2.212)
Die Notation ist dieselbe wie in Abschn. 2.1.4. Auf ungeladenen Grenzflächen (σ = 0) gilt
also:
(2)
εr
D1n = D2n ⇔ E1n = (1)
E2n ,
εr
(1)
εr
E1t = E2t ⇔ D1t = (2)
D2t . (2.213)
εr
(1) (2)
Bei εr ≠ εr können demnach nicht beide Felder gleichzeitig an der Grenzfläche stetig
sein.
2.4 Elektrostatik der Dielektrika 165
Wir wollen dieses Kapitel mit ein paar Überlegungen zur elektrostatischen Energie ab-
Kapitel 2
schließen. Für das Vakuum hatten wir in (2.47) gefunden:
1
WVakuum = 3
∫ d r ρ(r)φ(r) .
2
Dieser Ausdruck kann nicht direkt übernommen werden, da im Dielektrikum der Aufbau
der Polarisationsladungen ebenfalls Energie erfordert.
Die Ladung δρ(r)d3 r hat im (von anderen Ladungen erzeugten) Potential φ(r) die Energie
φ(r)δρ(r)d3 r .
Für die Arbeit, die notwendig ist, um die Ladungsdichte von ρ auf ρ + δρ zu ändern, gilt
damit:
δ W = ∫ d3 r φ(r)δρ(r) .
φ δρ = φ div(δ D) = div(φ δ D) − ∇φ ⋅ δ D
folgt weiter:
δ W = ∫ d3 r div(φ δD) + ∫ d3 r E ⋅ δ D .
Den ersten Summanden verwandeln wir mit dem Gauß’schen Satz in ein Oberflächen-
integral, welches für den Fall φ(r → ∞) = 0 (mindestens wie 1/r) verschwindet. Für die
Gesamtenergie folgt dann:
D
W = ∫ d r∫ E⋅δD .
3
(2.214)
0
Setzen wir ein isotropes, lineares Medium voraus, also D = εr ε 0 E, dann können wir weiter
umformen:
1 1
E ⋅ δ D = εr ε 0 E ⋅ δE = εr ε 0 δ(E2 ) = δ(E ⋅ D) .
2 2
1
W= d3 r E ⋅ D .
2∫
(2.215)
166 2 Elektrostatik
2.4.4 Aufgaben
Kapitel 2
Aufgabe 2.4.1
Aufgabe 2.4.2
(2)
Eine dielektrische Kugel (εr , Radius R) sei von einem homogenen, isotropen Di-
(1)
elektrikum umgeben (εr ) und befinde sich in einem (ursprünglich) homogenen
Feld
E0 = E0 ez .
Gesucht ist das resultierende Feld innerhalb und außerhalb der Kugel. Bestimmen
Sie die Polarisation der Kugel. Wie lautet das Dipolmoment der Kugel?
r P
ε(r2 )
z
R
ε(r1 )
E0
Kapitel 2
Aufgabe 2.4.3
Aufgabe 2.4.4
a
−Q
εr (I)
(II) d
x
+Q
Aufgabe 2.4.5
Gegeben sei eine dielektrische Kugel vom Radius R. Diese sei homogen polarisiert:
P 0 = P0 e z für r < R ,
P(r) = {
0 für r > R .
Die Dichte der „Überschussladungen“ ρ(r) sei Null.
1. Berechnen Sie das skalare Potential φ(r) innerhalb und außerhalb der Kugel!
2. Berechnen und skizzieren Sie die elektrische Feldstärke E!
3. Bestimmen Sie die Polarisationsladungsdichte ρP (r)!
4. Wie kann man sich die Ausgangssituation realisiert vorstellen?
Aufgabe 2.4.6
Die yz-Ebene trenne Vakuum (linker Halbraum) von einem Dielektrikum (εr > 1)
im rechten Halbraum. Am Ort r 0 = −aex (a > 0) im Vakuumbereich befinde sich
eine positive Punktladung q. Berechnen Sie das elektrostatische Feld E im gesamten
Raum und diskutieren Sie die Polarisation P des Dielektrikums und die Polarisa-
tionsladungsdichte ρP (r).
Vakuum Dielektrikum
εr = 1 εr > 1
q x
×
a 0
Kapitel 2
Kontrollfragen
Zu Abschn. 2.1
1. Wie lautet der Ladungserhaltungssatz?
2. Was bezeichnet man als Elementarladung?
3. Was versteht man unter Ladungsdichte? Wie hängt diese mit der Gesamtladung zusam-
men?
4. Geben Sie die Ladungsdichte einer Punktladung q an.
5. Formulieren Sie die Ladungserhaltung als Kontinuitätsgleichung.
6. Auf welchen experimentellen Erfahrungstatsachen baut die Elektrostatik auf?
7. Wie lautet das Coulomb-Gesetz für Punktladungen?
8. Wie ist das elektrostatische Feld definiert?
9. Wie lautet das elektrische Feld einer Punktladung; wie das von n Punktladungen; wie
das einer kontinuierlichen Ladungsverteilung?
10. Wie hat man den Wechselwirkungsprozess zwischen Punktladungen im Feldkonzept zu
verstehen?
11. Ist die Coulomb-Kraft konservativ?
12. Wie ist das skalare elektrische Potential definiert?
13. Wie verlaufen die elektrischen Feldlinien relativ zu den Äquipotentialflächen?
14. Wie lauten skalares Potential und elektrisches Feld einer homogen geladenen Kugel
(Radius R, Gesamtladung Q)?
15. Was versteht man unter dem physikalischen Gauß’schen Satz?
16. Formulieren Sie die Maxwell-Gleichungen der Elektrostatik in differenzieller und inte-
graler Form.
17. Was versteht man unter dem Grundproblem der Elektrostatik?
18. Stellen Sie den Zusammenhang zwischen den Maxwell-Gleichungen und der Poisson-
Gleichung her.
19. Wie verhalten sich Normal- und Tangentialkomponente des elektrostatischen Feldes
beim Durchgang durch eine Grenzfläche mit der Flächenladungsdichte σ?
20. Wie ist die Energie einer statischen Ladungskonfiguration definiert?
21. Wie ist die Energiedichte des elektrostatischen Feldes definiert?
Zu Abschn. 2.2
1. Was ist ein Plattenkondensator?
2. Wie ist die Kapazität eines Kondensators definiert?
3. Welche Energiedichte liegt in einem Kugelkondensator vor? Wie lautet seine Gesamt-
energie?
4. Wie verläuft das elektrische Feld in einem Zylinderkondensator?
170 2 Elektrostatik
5. Was versteht man unter einem Dipol? Wie sieht das von einem Dipol p bewirkte skalare
Kapitel 2
Potential aus?
6. Welche r-Abhängigkeit besitzt das elektrische Dipolfeld?
7. Welche Kraft und welches Drehmoment wirken auf einen Dipol im homogenen elek-
trostatischen Feld? Bei welcher Stellung hat der Dipol die geringste potenzielle Energie?
8. Was versteht man unter einer Dipolschicht?
9. Welcher Potentialsprung ergibt sich beim Durchgang durch eine Dipolschicht mit der
Dipolflächendichte D(r)?
10. Was ist ein Quadrupol? Wie sieht das Quadrupolpotential aus?
11. Skizzieren Sie die Äquipotentialflächen und die elektrischen Feldlinien des gestreckten
(linearen) Quadrupols.
12. Was versteht man unter einer Multipolentwicklung?
13. Definieren Sie das Dipolmoment und das Quadrupolmoment einer Ladungsdichte
ρ(r).
14. Wie verhält sich das Dipolmoment bei einer Drehung, wie bei einer Translation des
Koordinatensystems?
15. Nennen Sie spezielle Eigenschaften des Quadrupoltensors.
16. Haben kugelsymmetrische Ladungsverteilungen ein Dipolmoment und ein Quad-
rupolmoment? Begründen Sie Ihre Antwort.
Zu Abschn. 2.3
1. Was versteht man unter einem Randwertproblem?
2. Definieren Sie Dirichlet- und Neumann-Randbedingungen.
3. Nennen Sie physikalische Situationen für Dirichlet- bzw. Neumann-Randbedingungen.
4. Wie ist die Green’sche Funktion in der Elektrostatik definiert?
5. Wie bestimmt die Green’sche Funktion das elektrostatische Potential bei vorgegebenen
Dirichlet- (Neumann-) Randbedingungen?
6. Beschreiben Sie die Methode der Bildladungen.
7. Was versteht man unter influenzierter Ladungsdichte?
8. Was ist eine Bildkraft? Wie groß ist diese für eine Punktladung q vor einer unendlich
ausgedehnten, geerdeten Metallplatte?
9. Eine Punktladung q befinde sich im Abstand r vom Mittelpunkt einer geerdeten Me-
tallkugel vom Radius R (r > R). Wie groß ist die gesamte, auf der Kugel influenzierte
Flächenladung? Ist die Bildkraft anziehend oder abstoßend?
10. Wann heißt ein Funktionensystem un (x) vollständig?
11. Formulieren Sie die Vollständigkeitsrelation.
12. Nennen Sie Beispiele vollständiger Funktionensysteme.
13. Was versteht man unter einem Separationsansatz?
14. Wie lautet die allgemeine Lösung der Laplace-Gleichung in Kugelkoordinaten?
15. Welches vollständige Funktionensystem bietet sich zur Lösung der Laplace-Gleichung
bei Randbedingungen mit azimutaler Symmetrie an?
16. Was versteht man unter sphärischen Multipolmomenten?
Kontrollfragen 171
Zu Abschn. 2.4
Kapitel 2
1. Wie hängt das makroskopische mit dem mikroskopischen elektrischen Feld zusam-
men?
2. Was versteht man unter der makroskopischen Polarisation?
3. Wie hängen dielektrische Verschiebung, elektrisches Feld und Polarisation zusammen?
4. Erläutern Sie den Unterschied zwischen D und E.
5. Wie lauten die Maxwell-Gleichungen der Elektrostatik in der Materie?
6. Was ist die eigentliche Messgröße: D oder E?
7. Was versteht man unter Deformationspolarisation, was unter Orientierungspolarisati-
on?
8. Definieren Sie Di-, Para- und Ferroelektrika.
9. Wie ist die elektrische Suszeptibilität definiert?
10. Wie hängen Suszeptibilität und Dielektrizitätskonstante zusammen?
11. Beschreiben Sie die Bedeutung der molekularen Polarisierbarkeit.
12. Wie lautet die Clausius-Mossotti-Formel? Skizzieren Sie die Herleitung dieser Formel.
13. Wie lautet die elektrostatische Feldenergie im materieerfüllten Raum?
Magnetostatik
3
Kapitel 3
3.1 Der elektrische Strom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
3.1.1 Elektrischer Strom: geordnete Bewegung elektrischer Ladungen . . . 176
3.1.2 Stromstärke I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
3.1.3 Stromdichte j . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
3.1.4 Kontinuitätsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
3.1.5 Ohm’sches Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
3.1.6 Stromfaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
3.1.7 Elektrische Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
3.1.8 Spezialfall: dünner Draht ⇒ Stromfaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
3.2 Grundlagen der Magnetostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
3.2.1 Biot-Savart-Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
3.2.2 Maxwell-Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
3.2.3 Vektorpotential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188
3.2.4 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
3.3 Magnetisches Moment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
3.3.1 Magnetische Induktion einer lokalen Stromverteilung . . . . . . . . . 193
3.3.2 Kraft und Drehmoment auf eine lokale Stromverteilung . . . . . . . . 197
3.3.3 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
3.4 Magnetostatik in der Materie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201
3.4.1 Makroskopische Feldgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202
3.4.2 Einteilung der magnetischen Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206
3.4.3 Feldverhalten an Grenzflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211
W. Nolting, Grundkurs Theoretische Physik 3, Springer-Lehrbuch, 173
DOI 10.1007/978-3-642-37905-5_3, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
174 3 Magnetostatik
Elektrostatische Felder entstehen durch ruhende elektrische Ladungen und lassen sich
Kapitel 3
durch Kraftwirkungen auf elektrische Ladungen beobachten.
Magnetostatische Felder entstehen durch stationäre elektrische Ströme, also durch bewegte
elektrische Ladungen. Man beobachtet, dass ein im ganzen ungeladener, aber stromdurch-
flossener Leiter eine Kraft ausübt. Da von einem ungeladenen System kein elektrisches Feld
ausgehen kann, ordnet man diese Kraftwirkung einem anderen Feld zu, das man Magnet-
feld nennt.
Wir werden im Folgenden immer wieder erkennen, dass zwischen den elektro- und den
magnetostatischen Phänomenen deutliche Analogien existieren. Es gibt jedoch auch cha-
rakteristische Unterschiede. Die meisten beruhen auf der Tatsache, dass es zwar freie elek-
trische Ladungen, aber keine freien magnetischen Ladungen gibt. Die Grundeinheit des
Magnetismus ist nicht irgendeine Elementarladung, sondern der magnetische Dipol m.
Das magnetische Feld lässt sich deshalb nicht wie das elektrische durch irgendein magne-
tisches Probeteilchen ausmessen, sondern nur durch das Drehmoment M, das auf einen
Magneten von bekanntem Moment m ausgeübt wird. Für dieses gilt ganz analog zu der
Gleichung (2.77) für das Drehmoment auf einen elektrischen Dipol p:
M =m×B . (3.1)
Diese Beziehung werden wir später noch explizit ableiten. B ist die so genannte magneti-
sche Induktion, das relevante Feld des Magnetismus. Die Definition von B macht begriff-
lich mehr Schwierigkeiten als die des analogen elektrischen Feldes E. Sie gelingt über die
Tatsache, dass B durch Ströme erzeugt wird.
Die Grundaufgabe der Magnetostatik wird darin bestehen, aus einer vorgegebenen Strom-
dichte j die magnetische Induktion B zu berechnen.
Die Begriffe der Stromdichte j(r) und Stromstärke I wurden bereits in Abschn. 2.1 einge-
führt. Sie sind aus der Experimentalphysik wohlvertraut. Wir beschränken uns hier deshalb
auf eine stichwortartige Zusammenstellung:
176 3 Magnetostatik
Mögliche Realisierungen:
a) Verschiebung eines geladenen Körpers (Leiter oder Dielektrikum) im Raum ⇒ Kon-
vektionsstrom.
b) Erzeugung einer Potentialdifferenz zwischen den Enden eines metallischen Drahtes ⇒
Kraftwirkung auf quasifreie Ladungsträger.
Annahme:
Damit ist dQ = (F v dt) n q die in der Zeit dt durch den Leiterquerschnitt fließende La-
dung.
3.1.2 Stromstärke I
ΔQ dQ
I = lim = . (3.2)
Δt→0 Δt dt
I ist also die den Leiterquerschnitt in der Zeiteinheit durchsetzende Ladungsmenge. In dem
obigen einfachen Beispiel ist damit die Stromstärke durch
I = nF vq
gegeben.
Die Einheit der Stromstärke
Kapitel 3
Stromdichte
3.1.3 Stromdichte j
Das ist der Vektor, dessen Richtung durch die Bewegungsrichtung der elektrischen Ladung
gegeben ist und dessen Betrag der pro Zeiteinheit durch die Flächeneinheit senkrecht zur
Stromrichtung transportierten Ladung entspricht. Im obigen Beispiel heißt dies:
I
j= = nqv .
F
n q ist die in diesem Beispiel homogene Ladungsdichte. Im allgemeinen Fall ist die Strom-
dichte ein zeitabhängiges Vektorfeld,
das über die Ladungsdichte ρ(r, t) mit dem Geschwindigkeitsfeld v(r, t) des Systems ver-
knüpft ist.
Die Stromstärke I durch eine vorgegebene Fläche F ist das Flächenintegral von j über F:
I = ∫ j ⋅ df . (3.4)
F
3.1.4 Kontinuitätsgleichung
∂ρ
+ div j = 0 . (3.5)
∂t
Diese wichtige Beziehung, die wir bereits früher in (2.10) abgeleitet haben, ist unmittelbar
mit dem Ladungserhaltungssatz verknüpft.
∂ρ
In der Magnetostatik interessiert nur der stationäre Fall = 0, der wegen (3.5)
∂t
div j ≡ 0 (3.6)
nach sich zieht; eine Beziehung, die wir in diesem Abschnitt noch häufig ausnutzen werden.
Zwei Konsequenzen seien bereits jetzt erwähnt:
178 3 Magnetostatik
variablem Querschnitt
df j df
F1
F2
S(V )
I2
I1
a) Im stationären Fall (3.6) fließt durch jeden Querschnitt derselbe Strom. Zum Beweis
berechnen wir das Flächenintegral über die Oberfläche S(V) eines Volumens V, die die
beiden Querschnitte F1 und F2 enthalten möge:
0 = ∫ d3 r div j = ∫ df ⋅ j = ∫ j ⋅ df + ∫ j ⋅ df
V S(V) F1 F2
= I1 − I2 ⇒ I1 = I2 .
0 = ∫ d3 r div j = ∫ df ⋅ j
V S(V)
= −I1 − I2 + I3 + I4 ⇒ I1 + I2 = I3 + I4 .
Am Leiterknoten ist also die Summe der zufließenden gleich der Summe der abfließen-
den Ströme.
Die experimentelle Beobachtung lehrt, dass der in einem elektrischen Leiter fließende
Strom I der angelegten Spannung U proportional ist:
U =I⋅R . (3.7)
3.1 Der elektrische Strom 179
Kapitel 3
Ohm’sche und nicht-Ohm’sche ohmsch
Leiter (schematisch)
U
nicht-ohmsch
Der Proportionalitätsfaktor R heißt elektrischer oder Ohm’scher Widerstand mit der Ein-
heit:
U V
[R] = [ ] = 1 = 1 Ω (Ohm) . (3.8)
I A
R hängt in der Regel von der Temperatur ab, sodass (3.7) streng genommen voraussetzt,
dass trotz der durch den Strom hervorgerufenen Wärmeentwicklung die Temperatur kon-
stant gehalten wird.
Das Ohm’sche Gesetz ist kein physikalisches Gesetz im eigentlichen Sinne. Es wird durchaus
nicht immer von allen elektrischen Leitern erfüllt. Man unterteilt Letztere deshalb biswei-
len in Ohm’sche und nicht-Ohm’sche Leiter.
Der Widerstand R ist keine Materialkonstante. Er hängt vielmehr von den Abmessungen
des elektrischen Leiters ab. Zu einer entsprechenden Materialkonstanten kommen wir aber,
wenn wir das Ohm’sche Gesetz in lokalen Größen formulieren. In diesem Sinn entspricht
der Spannung die elektrische Feldstärke E(r) und dem Strom die Stromdichte j(r):
Die eigentliche Aussage des Ohm’schen Gesetzes besteht darin, dass in einem Ohm’schen
Leiter die
genannt, wobei ρ nicht mit der Ladungsdichte verwechselt werden darf, ebenso wenig wie
σ mit der Flächenladungsdichte.
Wir berechnen σ zum Schluss in einem einfachen Modell für ein Metall: Die den metal-
lischen Festkörper aufbauenden Atome sitzen als positiv geladene Ionen an Gitterplätzen
180 3 Magnetostatik
körper
− −
−
+ + + +
−
−
+ + + +
− −
+ + + +
E
einer hochsymmetrischen Struktur. Sie sind positiv geladen, da sich die besonders schwach
gebundenen Valenzelektronen der äußersten Schale vom Mutteratom gelöst haben und
sich quasifrei im Gitter bewegen. Man sagt, sie bilden ein Elektronengas. Ihre Geschwin-
digkeitsvektoren vj haben ohne Feld keine Vorzugsrichtung. Im Feld E ≠ 0 überlagert sich
eine feldparallele Komponente, die mit der Zeit zunimmt, bis das Elektron bei einem Stoß
wieder auf Null abgebremst wird. Wenn tj die Zeit ist, die für das j-te Teilchen seit dem
letzten Stoß vergangen ist, so gilt für die mittlere Geschwindigkeit:
1 e
v̄ ≃ ∑ (vj − E tj ) .
N j m
Man definiert
1
τ= ∑ tj als mittlere Stoßzeit
N j
und hat dann, da der erste Term in der obigen Summe verschwindet:
eτ
v̄ = − E.
m
e2 n τ
j = −n e v̄ = E
m
e2 n τ
σ= . (3.10)
m
3.1 Der elektrische Strom 181
Kapitel 3
dr
df
3.1.6 Stromfaden
In der Elektrostatik hat sich das Konzept der Punktladung als außerordentlich nützlich
erwiesen. Das Analogon für den elektrischen Strom ist der Stromfaden, unter dem man
einen linienförmigen Strom I längs eines Weges C versteht.
Wir parametrisieren C nach der Bogenlänge s und errichten in jedem Punkt der Bahn das
begleitende Dreibein (Abschn. 1.4.4, Bd. 1). t̂: Tangenteneinheitsvektor; r = r(s). In diesem
lokal kartesischen Koordinatensystem gilt:
dr = ds t̂ ; df = df t̂ ; d3 r = df ⋅ dr = df ds ;
j = j t̂ ; I = j ⋅ df = j df .
Damit folgt:
j d3 r = j t̂ df ds = j df dr = I dr .
j d3 r ⇒ I dr . (3.11)
Wenn in einem elektrischen Feld E die Ladung q um die Strecke dr verschoben wird, so
wird an der Ladung die Arbeit
dW = F(r) ⋅ dr = q E(r) ⋅ dr
geleistet. Geschieht dies in der Zeit dt, so besitzt die Ladung die Geschwindigkeit v = dr/dt,
und das Feld bewirkt die Leistung
dW
= q E(r) ⋅ v(r) .
dt
Betrachten wir nun eine allgemeine Ladungsdichte ρ(r), so ist die vom Feld am Volumen-
element verrichtete Leistung:
Die gesamte, vom Feld E an dem System im Volumen V bewirkte Leistung P beträgt dann:
1 2
P = I ∫ E ⋅ dr = I U = R I 2 = U , falls Ohm’scher Leiter . (3.13)
R
C
Im stationären Fall nimmt in einem Ohm’schen Leiter die mittlere Geschwindigkeit der
Ladungsträger nicht zu, d. h., die Arbeitsleistung des Feldes an den Ladungen dient nicht
mehr der Erhöhung der kinetischen Energie, sondern wird durch Stoßprozesse an die Git-
terbausteine übertragen. Sie manifestiert sich als Wärmeenergie = Joule’sche Wärme. Man
nennt deshalb auch
P = R I2 Verlustleistung ,
die beim Durchgang des Stromes I durch den Ohm’schen Verbraucher R auftritt.
Einheit:
3.2.1 Biot-Savart-Gesetz
Das Coulomb-Gesetz (2.11) stellt als experimentell eindeutig verifizierte Tatsache die
Grundlage der gesamten Elektrostatik dar. Diese Rolle übernimmt in der Magnetostatik
das
▸ Ampère’sche Gesetz,
3.2 Grundlagen der Magnetostatik 183
Kapitel 3
geschlossener Leiter r 12 dr2
dr1
r1 r2
×
0
c ist dabei die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum (2.14). Die beiden Konstanten ε 0 und μ0
sind also nicht unabhängig voneinander. Im Rahmen der speziellen Relativitätstheorie wird
die Unterscheidung zwischen ruhenden und bewegten Ladungen lediglich eine Frage des
Bezugssystems, woraus eine Äquivalenz von Coulomb- und Ampère-Gesetz folgt. Der Zu-
sammenhang (3.17) zwischen μ0 und ε 0 ist also nicht zufällig.
Für manche Zwecke ist es günstig, das Kraftgesetz (3.15) noch etwas umzuformen:
F 12 = −F 21 .
184 3 Magnetostatik
Beispiel
Kapitel 3
d
I1 , C1 I2 , C2
r1
r 2−
dz1
r2
r1
z
0
Wir betrachten zwei lange, parallele, gerade Drähte mit dem Abstand d, durch die
die Ströme I1 bzw. I2 fließen (Abb. 3.9). Welche Kraft übt der stromdurchflossene
Leiter C2 auf das Element dz1 des Leiters C1 aus? Um (3.18) anwenden zu können,
stellen wir uns vor, dass C1 , C2 im Unendlichen auf großen Halbkreisen geschlossen
sind, sodass die Beiträge zur Kraft auf dz1 von den Halbkreisen keine Rolle spielen:
+∞
I1 I2 r 12
dF 12 = −μ0 dz1 ∫ dz2 3
4π r12
−∞
+∞
I1 I2 −dex − (z2 − z1 )ez
= −μ0 dz1 ∫ dz2 3/2
4π [d2 + (z2 − z1 )2 ]
−∞
+∞
I1 I2 dz2
= μ0 d dz1 ex ∫
4π 2 3/2
−∞ [d + (z2 − z1 ) ]
2
⎧
⎪ ⎫
⎪
z2 =+∞
I1 I2 ⎪ (z2 − z1 ) ⎪
= μ0 d dz1 ex ⎨ ⎬
⎪
⎪ 2 1/2 ⎪
⎩ d [d + (z2 − z1 ) ] ⎪
4π 2 2
⎭z2 =−∞
I1 I2
= μ0 dz1 ex .
2πd
3.2 Grundlagen der Magnetostatik 185
Kapitel 3
Die von C2 auf C1 ausgeübte Kraft pro Länge,
I1 I2
f 12 = μ0 ex , (3.19)
2π d
wirkt also senkrecht zu den beiden Stromrichtungen, und zwar anziehend, falls die
Ströme gleichgerichtet, und abstoßend, falls sie entgegengerichtet sind. Diese Be-
ziehung dient im Maßsystem SI der Festlegung der Maßeinheit des elektrischen
Stromes. Man betrachtet zwei unendlich lange, parallele, gerade Stromfäden im Ab-
stand von 1 m, die von gleichen Strömen I1 = I2 = I durchflossen werden. I beträgt
gerade 1 A, wenn nach (3.19) dadurch auf einen 1 m langen Leiterabschnitt eine Kraft
von 2 × 10−7 N ausgeübt wird.
Wir benutzen nun (3.15), um die durch den Strom I2 in der Schleife C2 erzeugte magneti-
sche Induktion zu definieren,
I2 dr 2 × r 12
B2 (r 1 ) = μ0 ∮ 3
, (3.20)
4π r12
C2
ganz analog dazu, wie wir in (2.20) das elektrische Feld E(r) über die Coulomb-Kraft
zwischen Punktladungen eingeführt haben. Mit dem vom Strom I2 erzeugten B-Feld wech-
selwirkt der Strom I1 in der Leiterschleife C1 :
F 12 = I1 ∮ dr 1 × B2 (r 1 ) . (3.21)
C1
Beispiel
I dr ′ × (r − r′ )
B(r) = μ0 ∫ .
4π ∣r − r′ ∣3
C
Zylinderkoordinaten:
r′ = z′ ez ⇒ dr′ = dz′ ez ,
r − r′ = ρ eρ + (z − z′ )ez
+∞
I dz′
⇒ B(r) = μ0 ρ eφ ∫ .
4π [ρ + (z − z′ )2 ]3/2
2
−∞
186 3 Magnetostatik
Kapitel 3
Z
I
r − r′
r′ ρ
r
0×
Abb. 3.10 Anordnung zur Berechnung der magnetischen Induktion eines linearen elektrischen
Leiters
Es folgt:
I
B(r) = μ0 eφ . (3.22)
2π ρ
Die B-Linien sind also konzentrische Kreise um den geraden Leiter. Sie umlaufen
den Strom im Sinne einer Rechtsschraube. Der Betrag der magnetischen Induktion
ist proportional zur Stromstärke I und umgekehrt proportional zum senkrechten
Abstand ρ vom Leiter.
Formel (3.20), das so genannte Biot-Savart-Gesetz, soll nun auf beliebige Stromdichten
j(r) erweitert werden, ähnlich dem Übergang von Punktladungen auf räumliche Ladungs-
verteilungen ρ(r) in der Elektrostatik (2.23). Wir benutzen dazu (3.11):
μ0 3 ′ ′ r − r′
B(r) = ∫ d r j(r ) × . (3.23)
4π ∣r − r′ ∣3
Die Analogie zur Elektrostatik ist augenfällig. Vergleicht man mit dem Ausdruck (2.23) für
das elektrische Feld E(r), so ist an die Stelle des Produktes aus Ladungsdichte ρ und Vektor
(r−r′ ) nun das Vektorprodukt aus j und (r−r′ ) getreten. Im Übergang von (3.20) zu (3.23)
steckt implizit das Postulat der Superponierbarkeit magnetischer Felder, das zusammen
mit dem Ampère’schen Gesetz (3.15) die experimentelle Grundlage der Magnetostatik bil-
det.
3.2 Grundlagen der Magnetostatik 187
Wir können schließlich noch mit (3.11) in (3.21) die Kraft angeben, die auf eine Strom-
Kapitel 3
dichte j(r) von einem von einer anderen Stromdichte erzeugten B-Feld ausgeübt wird:
Beispiel
Das ist die so genannte Lorentz-Kraft, genau genommen der magnetische Teil der-
selben.
Die magnetische Induktion B(r) übt letztlich auch noch ein Drehmoment M auf die Strom-
dichte j aus:
N Vs
[B] ∶ 1 = 1 2 = 1 Tesla (1 T) . (3.27)
Am m
3.2.2 Maxwell-Gleichungen
Das fundamentale Biot-Savart’sche Gesetz (3.23) lässt sich noch etwas umformen
(s. (1.289), Bd. 1). Wenn man
j(r′ ) 1 1
∇r × [ ]= ∇r × j(r′ ) − j(r ′ ) × ∇r
∣r − r′ ∣ ∣r − r′ ∣ ∣r − r′ ∣
(r − r′ )
= j(r′ ) ×
∣r − r′ ∣3
in (3.23) verwendet, so erkennt man, dass sich B als Rotation eines Vektorfeldes schreiben
lässt:
′
μ0 3 ′ j(r )
B(r) = ∇r × ∫ d r . (3.28)
4π ∣r − r′ ∣
188 3 Magnetostatik
Die magnetische Induktion ist also ein reines Rotationsfeld und als solches quellenfrei:
Kapitel 3
div B = 0 . (3.29)
Dies ist die homogene Maxwell-Gleichung der Magnetostatik. Die entsprechende integrale
Form ergibt sich mithilfe des Gauß’schen Satzes:
∮ B(r) ⋅ df = 0 . (3.30)
S(V)
Der Fluss durch die Oberfläche S(V) eines beliebigen Volumens V ist Null. Das ist Aus-
druck der Tatsache, dass es keine magnetischen Ladungen (Monopole) gibt.
Nach dem allgemeinen Zerlegungssatz (1.71) für Vektorfelder muss wegen (3.29) für B(r)
gelten:
′
1 3 ′ rot B(r )
B(r) = rotr [ ∫ d r ′
] .
4π ∣r − r ∣
Der Vergleich mit (3.28) liefert die inhomogene Maxwell-Gleichung der Magnetostatik:
rot B = μ0 j . (3.31)
Mithilfe des Stokes’schen Satzes ergibt sich die äquivalente integrale Form:
∫ B ⋅ dr = μ0 ∫ j ⋅ df = μ0 I . (3.32)
∂F F
▸ Ampère’sche Durchflutungsgesetz
kann bei der Berechnung des B-Feldes für hochsymmetrische Stromverteilungen sehr
nützlich sein, ähnlich dem physikalischen Gauß’schen Satz (2.35) in der Elektrostatik.
(Man überlege sich als einfaches Anwendungsbeispiel noch einmal die magnetische In-
duktion eines geraden Leiters (3.22).)
3.2.3 Vektorpotential
Gleichung (3.28) zeigt, dass die magnetische Induktion B(r) sich als Rotation eines Vek-
torfeldes A schreiben lässt:
′
μ0 3 ′ j(r )
A(r) = ∫ d r . (3.33)
4π ∣r − r′ ∣
3.2 Grundlagen der Magnetostatik 189
Das Vektorpotential A(r) übernimmt für die Magnetostatik die Rolle, die das skalare Po-
Kapitel 3
tential φ(r) in der Elektrostatik spielt. Man beachte die formale Ähnlichkeit mit (2.25). Es
gilt:
B = rot A . (3.34)
Das Vektorpotential ist durch den obigen Ansatz allerdings nicht eindeutig bestimmt. Die
physikalisch relevante Feldgröße B ist offensichtlich invariant gegenüber einer
▸ Eichtransformation
des Vektorpotentials:
A ↦ A′ = A + grad χ . (3.35)
χ darf dabei eine beliebige skalare Funktion sein, die sich ganz nach Zweckmäßigkeitsge-
sichtspunkten festlegen lässt, da in jedem Fall
rot grad χ = 0
gilt.
Beispiel
Homogenes B-Feld: B = B0 e z.
Wir haben in Aufgabe 1.5.7, Bd. 1 gezeigt, dass dann
1 1
A(r) = B × r = B0 (−y, x, 0)
2 2
(Die Bezeichnung wird später klar!) Mit dieser wird aus der inhomogenen Maxwell-
Gleichung (3.31):
Δ A = −μ0 j . (3.37)
Dies ist vom formalen mathematischen Standpunkt aus gesehen dieselbe Problemstellung
wie bei der Lösung der Poisson-Gleichung der Elektrostatik. Die in Kap. 2 entwickelten
Lösungsmethoden können direkt übernommen werden.
Es macht an dieser Stelle noch wenig Sinn, konkrete Randwertprobleme der Magnetostatik
zu diskutieren, da wir diese bislang nur für das Vakuum formuliert haben. Typische Rand-
bedingungen ergeben sich jedoch erst in der Materie!
3.2.4 Aufgaben
Aufgabe 3.2.1
Über den Querschnitt eines geraden Leiters des Radius R sei gleichmäßig ein Strom
verteilt. Bestimmen Sie mithilfe der Maxwell-Gleichungen und einfacher Symme-
trieüberlegungen das B-Feld im Inneren des Leiters und im Außenraum.
Aufgabe 3.2.2
Kapitel 3
Aufgabe 3.2.3
j = j(r, ϑ)eφ .
1. Zeigen Sie, dass dann auch das Vektorpotential diese Struktur hat:
Aufgabe 3.2.4
Aufgabe 3.2.5
Ein Koaxialkabel bestehe aus einem unendlich langen geraden Draht mit kreis-
förmigem Querschnitt vom Radius ρ 1 , der koaxial von einem Metallzylinder mit
Innenradius ρ 2 und Außenradius ρ 3 umgeben ist. Innen- und Außenleiter seien von
den Strömen I1 und I2 durchflossen, die sich homogen über die jeweiligen Leiter-
querschnitte verteilen.
1. Berechnen Sie das B-Feld im ganzen Raum! Skizzieren Sie den Feldverlauf für
I1 = 0 und I2 < 0 bzw. I1 > 0 und I2 = 0!
2. Was ergibt sich für den Spezialfall I1 = −I2 = I? Skizzieren Sie den Feldverlauf!
Aufgabe 3.2.6
1. Für einen unendlich ausgedehnten, kreiszylindrischen Leiter (Radius R), der von
einem Strom konstanter Dichte
j = j ez
Kapitel 3
y
z
x R
R0 x
a
2R
1 1 r′ ⋅ r
= + 3 +... (≙ Multipolentwicklung) .
∣r − r′ ∣ r r
μ0 3 ′ ′ μ0 1 3 ′ ′ ′
A(r) = ∫ d r j(r ) + ∫ d r (r ⋅ r )j(r ) + . . . (3.38)
4π r 4π r 3
194 3 Magnetostatik
f (r), g(r): stetig differenzierbare, sonst aber beliebige skalare Felder. Dann gilt in
der Magnetostatik:
̂
I = ∫ d3 r [f (r) j ⋅ ∇ g + g(r) j ⋅ ∇ f ] = 0 . (3.39)
Beweis
⇒ ̂I = ∫ d r div(g f j) =
3
∫ df ⋅ (g f j)
S(V)→∞
f ≡ 1 und g = x, y oder z
und erhalten:
∫ d r j ⋅ ex,y,z = 0 .
3
Dies bedeutet:
∫ d r j(r) = 0 .
3
(3.40)
Der erste Summand in (3.38), der Monopolterm, verschwindet also. Dies ist erneut eine
Bestätigung der Tatsache, dass es keine magnetischen Ladungen gibt. Es bleibt also zu be-
3.3 Magnetisches Moment 195
rechnen:
Kapitel 3
μ0 r 3 ′ ′ ′
A(r) = ∫ d r r j(r ) . . . (3.41)
4π r 3
Dazu verwenden wir noch einmal den Hilfssatz (3.39), und zwar für f = xi , g = xj , wobei
xi , xj ∈ {x, y, z}:
0 = ∫ d3 r (xi jj + xj ji ) ⇒ ∫ d3 r xj ji = − ∫ d3 r xi jj .
1
a ∫ d3 r′ r′ ji (r ′ ) = ∑ aj ∫ d3 r′ x′j ji (r′ ) = − ∑ aj ∫ d3 r′ (x′i jj − x′j ji )
j 2 j
1
= − ∑ ε ijk aj ∫ d3 r′ (r′ × j)k .
2 j,k
↑
(s. (1.65), Bd. 1)
3 ′ ′ ′ 1 ′ ′ 3 ′
∫ d r (a ⋅ r ) j(r ) = − {a × ∫ [r × j(r )] d r } . (3.42)
2
Mit der
1
m= ∫ d r [r × j(r)]
3
(3.43)
2
hat dann das Vektorpotential in großem Abstand vom j ≠ 0-Bereich die folgende Gestalt
(a = r):
μ0 m × r
A(r) = +... (3.44)
4π r 3
Wir beschränken uns hier auf den niedrigsten, nicht verschwindenden Term in der Ent-
wicklung. Da der Monopolbeitrag Null ist, handelt es sich um den Dipolterm.
Zur Berechnung der magnetischen Induktion benutzen wir die Formeln
rot(aφ) = φ rot a − a × ∇φ ,
rot(a × b) = (b ⋅ ∇)a − (a ⋅ ∇)b + a div b − b div a
196 3 Magnetostatik
F
I
μ0 3(r ⋅ m)r m
B= [ − 3] . (3.45)
4π r5 r
Die von j erzeugte magnetische Induktion B verhält sich hinreichend weit entfernt von der
Stromdichteverteilung stets wie ein Dipolfeld, wenn der Dipol m wie in (3.43) definiert
wird.
Wir wollen das Dipolmoment m für zwei Beispiele explizit ausrechnen:
Dieses einfache Resultat gilt unabhängig von der Gestalt der umflossenen Fläche (s. Auf-
gabe 1.7.19). m steht senkrecht auf der Leiterebene (Rechtsschraubenregel!).
Teilchen bewege sich zur Zeit t am Ort Ri (t) mit der Geschwindigkeit vi (t):
Kapitel 3
N
j(r) = q ∑ vi δ(r − Ri ) . (3.47)
i=1
1 N q N
m = q ∑(Ri × vi ) = ∑ li , (3.48)
2 i=1 2M i=1
Nach (3.24) und (3.26) übt eine äußere magnetische Induktion B(r) auf eine Stromdichte
j(r) die Kraft
F = ∫ [ j(r) × B(r)] d3 r
M = ∫ {r × [ j(r) × B(r)]} d3 r
aus. Diese Beziehungen wollen wir nun für den Fall untersuchen, dass sich B über das
j ≠ 0-Gebiet, das lokal begrenzt sein möge, nur wenig ändert. Dann bietet sich eine Taylor-
Entwicklung von B um den im j ≠ 0-Gebiet liegenden Ursprung r = 0 an:
verteilungen
j(r ′) ≡/ 0
F(r
), M
(r)
Wegen (3.40) verschwindet der erste Summand, d. h., ein homogenes B-Feld übt auf eine
stationäre Stromverteilung keine Kraft aus.
Wir berechnen die i-te Komponente der Kraft:
An dieser Stelle können wir die Vektoridentität (3.42) ausnutzen, wenn wir in dieser a =
∇Bj setzen:
1
Fi ≈ + ∑ ε ijk {[∇Bj (0)] × ∫ [r × j(r)] d3 r}
2 j,k k
Damit haben wir für die Kraft F auf die Stromverteilung j den folgenden Ausdruck gefun-
den:
F ≈ (m × ∇) × B(0) . (3.50)
Man beachte jedoch, dass es sich hier um den ersten nicht verschwindenden Term einer
Entwicklung handelt:
F ≈ −m [∇ ⋅ B(0)] + ∇ [m ⋅ B(0)] .
3.3 Magnetisches Moment 199
Kapitel 3
F ≃ ∇(m ⋅ B) . (3.51)
Auch dieser Ausdruck stimmt formal exakt mit der analogen Beziehung (2.78) der Elek-
trostatik überein. Allgemein ist die (konservative) Kraft als negativer Gradient einer po-
tenziellen Energie V definiert. Dies bedeutet:
V = −m ⋅ B . (3.52)
Der Dipol wird versuchen, sich parallel zum B-Feld einzustellen, um den Zustand gerings-
ter Energie einzunehmen.
Die magnetische Induktion B übt also auf die Stromverteilung j ein Drehmoment M aus.
Im Gegensatz zur Kraft F trägt zum Drehmoment bereits der erste Term der obigen Feld-
entwicklung bei, auf den wir uns hier auch beschränken wollen:
M ≈ ∫ {r × [ j(r) × B(0)]} d3 r
= ∫ d3 r { j(r)(r ⋅ B) − B [r ⋅ j(r)]} .
Wir nutzen noch einmal den Hilfssatz (3.39) aus, und zwar für f = g = r:
M ≈ ∫ d3 r [r ⋅ B(0)] j(r) .
An dieser Stelle benutzen wir erneut die Vektoridentität (3.42) mit a = B(0):
1
M ≈ − {B(0) × ∫ d3 r [r × j(r)]} .
2
Mit der Definition (3.43) für das magnetische Moment m nimmt der führende Term in der
Entwicklung des Drehmoments dann die Form
M ≈ m × B(0) (3.53)
an, die wir bereits in der Einleitung dieses Kapitels in (3.1) als eine Möglichkeit diskutiert
haben, Richtung und Betrag von B zu messen.
200 3 Magnetostatik
3.3.3 Aufgaben
Kapitel 3
Aufgabe 3.3.1
Berechnen Sie das Vektorpotential A(r) und die magnetische Induktion B(r) einer
kreisförmigen Leiterschleife (Stromfaden!). Die Stromdichte lautet in Zylinderkoor-
dinaten (ρ, φ, z):
Die Berechnung von A(r) führt auf ein elliptisches Integral, das nicht elementar
gelöst werden kann. Schätzen Sie dieses für die Grenze ρ ≪ R und ρ ≫ R mithilfe
passender Taylor-Entwicklungen ab. Zeigen Sie, dass sich für ρ ≫ R ein Dipolfeld
ergibt! Geben Sie das entsprechende magnetische Dipolmoment an!
Aufgabe 3.3.2
Auf der Oberfläche einer Hohlkugel mit dem Radius R sei eine Ladung q gleichmäßig
verteilt. Die Kugel rotiere mit der konstanten Winkelgeschwindigkeit ω um einen
ihrer Durchmesser.
1. Bestimmen Sie die dadurch erzeugte Stromdichte j(r).
2. Berechnen Sie das von j hervorgerufene magnetische Moment der Kugel.
3. Bestimmen Sie das Vektorpotential A(r) innerhalb und außerhalb der Hohlku-
gel. Drücken Sie A(r) und die magnetische Induktion B(r) für r > R durch das
magnetische Moment der Kugel aus!
Aufgabe 3.3.3
σ = σ0 cos ϑ
verteilt. Man berechne das magnetische Moment der Kugel, wenn sie
1. translatorisch mit der Geschwindigkeit v in x-Richtung bewegt wird,
2. mit der Winkelgeschwindigkeit ω um eine beliebige Achse durch den Mittel-
punkt rotiert.
3.4 Magnetostatik in der Materie 201
Kapitel 3
Aufgabe 3.3.4
Aufgabe 3.3.5
Gegeben sei eine sehr dicht gewickelte Spule der Länge L (Spulenradius R, Win-
dungszahl n), die vom Gleichstrom I durchflossen wird.
1. Berechnen Sie die magnetische Induktion auf der Achse (z-Richtung).
2. Diskutieren Sie die Grenzfälle L ≫ R und L ≪ R.
3. Berechnen Sie das magnetische Moment m der Spule.
4. Wie sieht die magnetische Induktion B(r) in großer Entfernung vom Spulen-
mittelpunkt aus?
Wir sind bis jetzt davon ausgegangen, dass die Stromdichte j eine vorgegebene und damit
bekannte Größe ist. Von dieser Annahme können wir streng genommen nicht mehr star-
ten, wenn wir die Magnetostatik in der Materie untersuchen. Die Elektronen der atomaren
Festkörperbausteine bilden komplizierte, rasch fluktuierende, mikroskopische Ströme, mit
denen nach (3.46) magnetische Momente verknüpft sind, die wiederum nach (3.45) einen
Beitrag zur magnetischen Induktion B liefern. Die quantitative Erfassung dieser Beiträge
erscheint unmöglich. Wie jedoch bereits im entsprechenden Abschn. 2.4 der Elektrostatik
erläutert, reichen uns gemittelte Feldgrößen (s. (2.179)).
202 3 Magnetostatik
Wir gehen wieder davon aus, dass die Maxwell-Gleichungen des Vakuums (3.29) und (3.31)
mikroskopisch universell gelten:
Wegen der Vertauschbarkeit von Mittelwert und Differenziation bleibt die homogene
Maxwell-Gleichung nach der Mittelungsformel unverändert:
div B = 0 . (3.56)
Damit ist auch das makroskopische B-Feld ein reines Rotationsfeld, d. h., wir werden wie
in (3.34) ein Vektorpotential A(r) definieren können:
B = rot A . (3.57)
Wie sieht jedoch die gemittelte Stromdichte jm aus? Sie setzt sich aus zwei Bestandteilen
zusammen. Es wird Beiträge durch freie, d. h. nicht gebundene (manipulierbare), Ladungen
geben. Man denke z. B. an die quasi-freien Leitungselektronen. Es werden aber auch die
gebundenen Ladungen auf Felder reagieren, sich verschieben und damit Ströme bilden:
jm = jf + jgeb . (3.58)
Wenn ρf die Ladungsdichte der ungebundenen Teilchen ist, so gilt für den Beitrag zur
Stromdichte:
jf = ρf v . (3.59)
Die gebundene Stromdichte wird zweckmäßig noch in zwei weitere Bestandteile zerlegt:
jp ist die Stromdichte der Polarisationsladungen. Die Polarisation P(r) bewirkt nach
Kapitel 3
(2.189) eine Polarisationsladungsdichte
ρp (r) = − div P ,
∂
ρp (r) + div jp = 0 ,
∂t
∂
jp (r) = P. (3.61)
∂t
Als partielle Zeitableitung spielt sie allerdings für die Magnetostatik keine Rolle. Wir wer-
den bei der Behandlung elektrodynamischer Phänomene auf diesen Punkt zurückkom-
men müssen.
Entscheidend ist hier die Magnetisierungsstromdichte jmag . Sie resultiert aus den Be-
wegungen der Atomelektronen auf ihren stationären Bahnen um die jeweiligen positiv
geladenen Kerne. Jede dieser Bewegungen stellt einen kleinen magnetischen Dipol dar.
Ohne äußeres Feld werden diese Dipole in ihren Richtungen statistisch orientiert sein, sich
im Mittel in ihren Wirkungen deshalb kompensieren. Nach (3.53) wird ein äußeres Feld
ein Drehmoment auf den Elementardipol ausüben, damit für eine gewisse Ordnung sor-
gen, was letztlich zu einem inneren Zusatzfeld Bmag führt. Dieses Zusatzfeld stellen wir uns
(i)
durch jmag bewirkt vor. jmag (r) sei die Magnetisierungsstromdichte des i-ten Teilchens, von
der wir annehmen, dass sie stationär ist (3.6):
(i)
div jmag =0. (3.62)
1 (i)
mi = ∫ d r [(r − Ri ) × jmag (r)] .
3
(3.63)
2
Ri sei der Ort, an dem sich der Dipol befindet. Die Erfüllung dieser beiden Gleichungen
gelingt mit dem folgenden, relativ allgemeinen Ansatz:
(i)
jmag (r) = −mi × ∇fi (r) = rot (mi fi (r)) . (3.64)
Die Funktion fi ist hier nur als Zwischengröße gedacht. Ihre genaue Bedeutung ist gar nicht
so wichtig. Sie hat nur die folgenden Bedingungen zu erfüllen:
204 3 Magnetostatik
1. fi sei innerhalb des vom i-ten Teilchen eingenommenen Volumens glatt, außerhalb
Kapitel 3
identisch Null.
2.
∫ d3 r fi (r) = 1 . (3.65)
Teilchen (v i )
Dass der Ansatz (3.64) die Bedingung (3.62) erfüllt, ist unmittelbar klar. Gleichung (3.63)
verifiziert man durch Einsetzen:
1
mi = − ∫ d3 r (r − Ri ) × (mi × ∇fi )
2
1
= − ∫ d3 r {mi [(r − Ri ) ⋅ ∇fi ] − ∇fi [(r − Ri ) ⋅ mi ]}
2
1 1
= − mi ∫ d3 r (r − Ri )∇fi + ∫ d3 r ∇fi [(r − Ri ) ⋅ mi ]
2 2
1 1
= − mi ∫ d3 r div [(r − Ri )fi (r)] + mi ∫ d3 r fi (r) div(r − Ri )
2 2
1 1
+ ∫ d3 r ∇ {fi [(r − Ri ) ⋅ mi ]} − ∫ d3 r fi ∇ [mi ⋅ (r − Ri )]
2 2
1 3
= − mi ∫ df ⋅ (r − Ri )fi (r) + mi
2 2
S(V→∞)
1 1
+ ∫ df fi (r) [(r − Ri ) ⋅ mi ] − mi ∫ d3 r fi (r)
2 2
S(V→∞)
= mi q.e.d.
und definieren
als Magnetisierung.
Die Funktion fi hat wegen (3.65) die Dimension 1/Volumen, die Magnetisierung damit die
Dimension magnetisches Moment pro Volumen. Führt man die Mittelung explizit aus, so
3.4 Magnetostatik in der Materie 205
folgt:
Kapitel 3
1 3 ′ ′
M(r) = ∫ d r (∑ mi fi (r ))
v i
v(r)
1 N(v(r)) 3 ′ ′
= ∑ mi ∫ d r fi (r ) .
v(r) i=1
vi
↑
Volumen des i-ten Teilchens
Damit folgt:
1 N(v(r))
M(r) = ∑ mi . (3.67)
v(r) i=1
Dieser Ausdruck liefert die anschauliche Deutung der Magnetisierung als mittleres ma-
gnetisches Moment pro Volumen. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass ähnlich wie
Gleichung (2.185) für die makroskopische Polarisation P(r) die Gleichung (3.67) die Ma-
gnetisierung M(r) eigentlich nur definiert. Die magnetischen Momente mi werden durch
innere und äußere Felder beeinflusst, d. h., M(r) wird ein Funktional dieser Felder sein
und muss als solches mithilfe von Modellen berechnet werden.
Nach diesen Vorüberlegungen können wir nun die makroskopische, inhomogene Maxwell-
Gleichung formulieren. Nach Mittelung in (3.54) gilt:
Ṗ fällt in der Magnetostatik weg. Wir führen eine neue Feldgröße ein:
1
H= B−M (Magnetfeld) . (3.69)
μ0
Diese Definition des makroskopischen Magnetfeldes H erfolgt völlig analog zu der der di-
elektrischen Verschiebung D in der Elektrostatik (2.187). Bei beiden handelt es sich genau
genommen nur um Hilfsgrößen. Die eigentlichen Messgrößen sind E und B:
B = μ0 (H + M) . (3.70)
rot H = jf . (3.71)
206 3 Magnetostatik
H ist nun mit dem freien Strom, B mit dem tatsächlichen (Gesamt-)Strom verknüpft (vgl.
Kapitel 3
A
[H] = [M] = . (3.72)
m
Unter bestimmten Voraussetzungen (isotropes, lineares Medium) können wir analog zur
Beziehung (2.196) ansetzen:
M = χm H , (3.73)
wodurch die
▸ magnetische Suszeptibilität χm
▸ relative Permeabilität μr = 1 + χm
ein:
B = (1 + χm ) μ0 H = μr μ0 H . (3.74)
B = B0 = μ 0 H (Vakuum!) . (3.75)
Die magnetische Suszeptibilität χm eignet sich vortrefflich zur Klassifikation der magneti-
schen Materialien. Sie kann im Unterschied zur elektrischen Suszeptiblität χe auch negativ
werden.
∎ 1) Diamagnetismus
Diese Erscheinungsform des Magnetismus ist charakterisiert durch:
Kapitel 3
schalen eines Atoms
1 2 3…n
nächsten Abschnitt diskutieren werden, sind diese induzierten Dipole (Vektoren!) dem er-
regenden Feld entgegengesetzt. χm ist deshalb negativ. Typisch ist ferner, dass χm praktisch
temperatur- und feldunabhängig sowie betragsmäßig sehr klein ist:
∣χm ∣ ≈ 10−5 .
Diamagnetismus ist eine Eigenschaft aller Stoffe. Man spricht von Diamagnetismus aber
nur dann, wenn nicht noch zusätzlich Paramagnetismus (s. u.) oder kollektiver Magnetis-
mus (s. u.) vorliegen, die den relativ schwachen Diamagnetismus überkompensieren.
Beispiele:
fast alle organischen Substanzen,
Edelmetalle wie Zn, Hg,
Nichtmetalle wie S, I, Si,
Supraleiter (Meißner-Ochsenfeld-Effekt: χm = −1 ⇒ ideale Diamagnete).
∎ 2) Paramagnetismus
Entscheidende Voraussetzung für Paramagnetismus ist die Existenz von permanenten ma-
gnetischen Dipolen, die im Feld mehr oder weniger stark ausgerichtet werden (vgl. mit der
Orientierungspolarisation der Paraelektrika). Dieser Ausrichtungstendenz steht die Un-
ordnungstendenz der thermischen Bewegung entgegen. Typisch ist deshalb:
Diese permanenten Dipole können an gewissen Gitterplätzen streng lokalisiert sein. Das
ist dann der Fall, wenn eine innere Elektronenschale der den Festkörper aufbauenden
Atome nicht vollständig gefüllt ist. Maximal kann eine Elektronenhülle 2n2 Elektronen
aufnehmen, wobei die so genannte Hauptquantenzahl n von innen nach außen die Werte
n = 1, 2, 3, . . . durchläuft. Jedes Elektron hat einen Bahndrehimpuls li . In einer geschlosse-
nen, d. h. vollständig besetzten Elektronenschale kompensieren sich die Drehimpulse zum
Gesamtdrehimpuls L = ∑i li = 0. Ist die Schale nicht vollständig besetzt, dann bleibt L ≠ 0
208 3 Magnetostatik
und damit nach (3.48) ein resultierendes, magnetisches Moment m. – Diese Situation ist
Kapitel 3
typisch für magnetische Isolatoren, deren Suszeptiblität bei hohen Temperaturen das
Curie-Gesetz
C
χm (T) = (3.78)
T
∎ 3) Kollektiver Magnetismus
Die Suszeptibilität ist hier eine im Allgemeinen sehr komplizierte Funktion des Feldes und
der Temperatur:
χm = χm (T, H) . (3.79)
Voraussetzung ist wie in 2) die Existenz von permanenten magnetischen Dipolen, die sich
aufgrund einer nur quantenmechanisch erklärbaren Austausch-Wechselwirkung unterhalb
einer kritischen Temperatur T ∗ spontan, d. h. ohne äußere Felder, geordnet ausrichten. Die
permanenten magnetischen Momente können
Der kollektive Magnetismus lässt sich noch in drei große Unterklassen gliedern:
∎ 3.1) Ferromagnetismus
Die kritische Temperatur heißt in diesem Falle
T ∗ = TC ∶ Curie-Temperatur .
Kapitel 3
MS
0 < T < TC (c)
(a)
(d)
H
MS
T > TC verhält sich der Ferromagnet wie ein normaler Paramagnet. Die Curie-Temperatur
einiger Substanzen zeigt die folgende Tabelle:
Typisch für den Ferromagneten ist einerseits die betragsmäßig sehr große Suszeptibilität
χm , zum anderen die starke Abhängigkeit von der Vorbehandlung des Materials, die zu der
so genannten
▸ Hysteresekurve
führt. Beim Einschalten des Feldes wird das jungfräuliche Material zunächst längs der so
genannten
▸ Neukurve (a)
▸ Sättigung (b)
zu erreichen. Beim Abschalten des Feldes bleibt eine Restmagnetisierung, die man
▸ Remanenz (c)
▸ Koerzitivkraft (d),
▸ Permanentmagneten.
210 3 Magnetostatik
0 < T < TC
Die Hystereseschleife ist letzlich durch die Tatsache bedingt, dass das makroskopische Ma-
terial in kleine mikroskopische Bereiche, die so genannten
▸ Weiß’schen Bezirke,
zerfällt, die jeweils spontan magnetisiert sind, aber aus thermodynamischen Gründen in
unterschiedlichen Richtungen. Das äußere Feld H richtet diese bis zur schlussendlichen
Parallelstellung (Sättigung) aus. Es versteht sich von selbst, dass für Ferromagnete die li-
neare Beziehung (3.73) nicht gilt.
∎ 3.2) Ferrimagnetismus
Das Festkörpergitter setzt sich in diesem Fall aus zwei ferromagnetischen Untergittern A
und B zusammen, die unterschiedliche Magnetisierungen
MA ≠ MB (↑ ↓ ↑ ↓ ↑ ↓ ↑)
aufweisen, wobei
M = MA + MB ≠ 0 für 0 ≤ T < TC
gilt.
∎ 3.3) Antiferromagnetismus
Es handelt sich um einen Spezialfall des Ferrimagnetismus. Die beiden Untergitter sind
entgegengesetzt gleich magnetisiert. Die kritische Temperatur heißt hier
T ∗ = TN ∶ Néel-Temperatur.
Die Gesamtmagnetisierung
M = MA + MB
(↑ ↓ ↑ ↓ ↑ ↓)
MA = −MB
3.4 Magnetostatik in der Materie 211
Kapitel 3
Verhaltens der magnetischen
Induktion an der Grenzfläche } Δx μ (r 1 )
zwischen zwei Materialien 1
unterschiedlicher Permeabili- df
B1
tät
ist also stets Null. Oberhalb TN wird auch der Antiferromagnet zum normalen Paramagne-
ten. Die lineare Beziehung (3.73) ist nicht anwendbar.
Wir haben mit (3.37) die Grundaufgabe der Magnetostatik formuliert. Konkrete Randbe-
dingungen ergeben sich häufig durch spezielles Verhalten der Felder B und H an Grenz-
flächen. Das soll nun genauer untersucht werden, wobei wir wie in Abschn. 2.1.4 die Inte-
gralsätze zu Hilfe nehmen.
Wir legen um die Grenzfläche ein
▸ Gauß’sches Kästchen
0 = ∫ d3 r div B = ∫ df ⋅ B
→ ΔF n ⋅ (B2 − B1 ) .
Δx→0
ΔV S(ΔV)
Die Normalkomponente der magnetischen Induktion ist also an der Grenzfläche stetig:
(1) (2)
Bei unterschiedlichen Permeabilitäten μr , μr der beiden Medien gilt das aber nicht
mehr für die Magnetfelder:
(1)
μr H1n
H2n = (2)
. (3.81)
μr
▸ Stokes’sche Fläche.
212 3 Magnetostatik
}
Abb. 3.21 Stokes’sche Flä- Δl2 μ (r 2 )
che zur Bestimmung des n Δx
Kapitel 3
t sei die Flächennormale von ΔF, tangential zur Grenzfläche gerichtet. Dann gilt:
jF sei die Flächenstromdichte, d. h. der Strom pro Längeneinheit auf der Grenzfläche.
∫ df ⋅ rot H = ∫ df ⋅ jF Δx→0
→ ( jF ⋅ t)Δl ,
ΔF ΔF
∫ df ⋅ rot H = ∫ ds ⋅ H Δx→0
→ Δl(t × n) ⋅ (H 2 − H 1 ) .
ΔF ∂ΔF
(t × n) ⋅ (H 2 − H 1 ) = jF ⋅ t . (3.82)
(t × n) ist ein Einheitsvektor parallel zur Stokes’schen Fläche. Bei fehlender Flächenstrom-
dichte ist also die Tangentialkomponente des H-Feldes stetig:
(2)
μr
jF = 0 ∶ H2t = H1t ⇔ B2t = (1)
B1t . (3.83)
μr
3.4.4 Randwertprobleme
Wir hatten in (3.37) die Grundaufgabe der Magnetostatik für das Vakuum formuliert. Das
muss nun noch für die Materie diskutiert werden. Ausgangspunkt sind die beiden Maxwell-
Gleichungen
div B = 0 ; rot H = j ,
wobei wir ab jetzt, wie üblich, den Index f an der Stromdichte j weglassen. Gemeint ist
natürlich stets die Stromdichte der ungebundenen Ladungen. Wir wollen in Form einer
Liste mehrere typische Problemstellungen diskutieren.
3.4 Magnetostatik in der Materie 213
Kapitel 3
Dann ist in isotropen, linearen Medien
rot B = μr μ0 j . (3.84)
Das Problem hat sich dadurch gegenüber (3.37) nicht geändert. Bei Anwendung der
Coulomb-Eichung lautet die zu lösende Differenzialgleichung:
Δ A = −μr μ0 j . (3.85)
Es ist auf der rechten Seite lediglich der konstante Faktor μr hinzugekommen.
H = −∇φm . (3.86)
Setzen wir wieder ein lineares Medium mit zumindest stückweise konstantem μr voraus,
dann folgt aus div B = 0:
Das ist die aus der Elektrostatik bekannte Laplace-Gleichung, die mit Berücksichtigung der
vorgegebenen Randbedingungen zu lösen ist.
∎ 4) M (r ) ≠ 0 mit j ≡ 0 in V
Diese Situation lässt sich z. B. mit einem Ferromagneten für T < TC realisieren. Dann
ist wegen rot H = 0 wie in (3.86) ein skalares Potential φm definierbar, sodass die zweite
Maxwell-Gleichung wie folgt umgeschrieben werden kann:
Dies entspricht der Poisson-Gleichung der Elektrostatik, div M(r) übernimmt die Rolle
von (−1/ε 0 )ρ(r). Falls keine Randbedingungen im Endlichen vorliegen, finden wir des-
Kapitel 3
Wir nehmen an, dass M auf einen endlichen Raumbereich beschränkt ist, dann setzen wir
in (3.89):
Der erste Summand führt mithilfe des Gauß’schen Satzes in (3.89) zu einem Oberflächen-
integral, das wegen der Lokalisation von M verschwindet. Es bleibt:
1 M(r′ )
φm (r) = − ∇r ∫ d3 r ′ . (3.90)
4π ∣r − r′ ∣
Liegt der Aufpunkt r weit entfernt vom M ≠ 0-Gebiet, so können wir für den Integranden
die schon mehrfach verwendete Entwicklung
1 1 r ⋅ r′
= + 3 +...
∣r − r′ ∣ r r
Damit nimmt das skalare magnetische Potential eine uns bereits bekannte Gestalt an:
1 r ⋅ mtot
φm (r) ≈ . (3.92)
4π r 3
Dies entspricht dem elektrostatischen Dipolpotential φD (r) (2.71). Da H aus φm so wie
ED (r) aus φD (r) folgt, können wir die Rechnung von (2.73) direkt übernehmen. H hat die
typische Gestalt eines Dipolfeldes:
1 3 (r ⋅ mtot ) r mtot
H≈ [ − 3 ] . (3.93)
4π r5 r
3.4 Magnetostatik in der Materie 215
Man beachte, dass die Ergebnisse (3.89) und (3.90) bei fehlenden Randbedingungen im
Kapitel 3
Endlichen gültig sind. Sind dagegen Randbedingungen auf S(V) zu erfüllen, z. B. durch
∂φm
= n ⋅ ∇φm = +n ⋅ M ,
∂n
dann sind dieselben Überlegungen wie zu den Randwertproblemen der Elektrostatik in
Abschn. 2.3 anzustellen. Es ergibt sich analog zu (2.122):
1 3 ′ div M(r )
′
1 df ′ ⋅ M(r′ )
φm (r) = − ∫ d r + ∫ . (3.94)
4π ′
∣r − r ∣ 4π ∣r − r′ ∣
V S(V)
P
r
VK R
M = M0 (0,0,1)
Abb. 3.22 Anordnung zur Bestimmung des skalaren magnetischen Potentials einer homogen
magnetisierten Kugel
M0 d 3 ′ 1
φm (r) = − ∫ d r .
4π dz ∣r − r′ ∣
VK
Bei der Auswertung des Integrals empfiehlt es sich, r als Polarachse zu wählen:
R +1
3 ′ 1 1
∫ d r = 2π ∫ r′2 dr′ ∫ dx 2 ′2
∣r − r′ ∣ (r + r − 2rr′ x)1/2
VK 0 −1
R
2π ′ ′ ′2 ′ 1/2 x=+1
=− ∫ r dr (r + r − 2rr x) ∣x=−1
2
r
0
R
4π ′2 ′ 4π 3
= ∫ r dr = R .
r 3r
0
216 3 Magnetostatik
Kapitel 3
Mit
d 1 z cos ϑ
=− 3 =− 2 ; ϑ = ∢(r, M)
dz r r r
folgt dann:
1 cos ϑ
φm (r) = M0 R3 2 .
3 r
Das gesamte magnetische Moment der Kugel lässt sich einfach berechnen, da M als
homogen vorausgesetzt war:
4π 3 4π 3
mtot = R M= R M0 ez . (3.95)
3 3
1 mtot ⋅ r
φm (r) = , (3.96)
4π r 3
das exakt mit (3.92) übereinstimmt. Das skalare magnetische Potential und damit
auch das zugehörige H- oder B-Feld ändern sich also nicht, wenn man die ho-
mogene, magnetisierte Kugel durch einen Dipol im Koordinatenursprung mit dem
Moment (3.95) ersetzt. Für diesen hochsymmetrischen Spezialfall ergibt sich also
nicht nur asymptotisch in großem Abstand das Dipolfeld (3.93), sondern auch in
unmittelbarer Kugelnähe.
3.4.5 Aufgaben
Aufgabe 3.4.1
Kapitel 3
Aufgabe 3.4.2
Betrachten Sie eine Kugel vom Radius R mit der Permeabilität μr . Sie sei im Inneren
homogen magnetisiert:
M = M0 ez .
H = −∇φm
j = α(ϑ)δ(r − R)eφ
Aufgabe 3.4.3
z I
y
x
Abb. 3.23 Dünner Draht vor großer Platte, wobei der Bereich vor der Platte und die Platte selbst
unterschiedliche relative Permeabilitäten besitzen
Ein gerader, langer und dünner Draht befinde sich im Abstand a parallel zu einer
(1)
sehr großen Platte der Permeabilität μr . Der Bereich vor der Platte habe die Per-
(2)
meabilität μr . Durch den Draht fließe der Gleichstrom I.
1. Unter welchen Voraussetzungen ist die Einführung eines skalaren magnetischen
Potentials φm mit H = −∇φm möglich und sinnvoll?
2. Wie groß sind H und φm bei zunächst fehlender Platte (rot A = μr μ0 H)?
218 3 Magnetostatik
Kapitel 3
3. Formulieren Sie das Problem der Bestimmung von φm für die gegebene Anord-
nung als Randwertproblem.
4. Führen Sie zur Lösung des Problems Bildströme I1 bei x = −a und y = 0 sowie I2
bei x = a und y = 0 ein, sodass I1 zusammen mit I das Potential im Bereich 2 und
I2 allein das Potential im Bereich 1 realisiert. Drücken Sie φm , H und A durch
I1 , I2 aus.
5. Bestimmen Sie I1 , I2 aus den Randbedingungen für die Felder.
6. Wie groß ist die Kraft, die pro Längeneinheit auf den Draht wirkt?
Aufgabe 3.4.4
Ein unendlich langer Vollzylinder (μr = 1) vom Radius R führe die konstante Strom-
dichte j0 . Berechnen Sie das Vektorpotential und die Magnetfeldstärke innerhalb
und außerhalb des Leiters durch Lösen der Poisson-Gleichung für das Vektorpo-
tential. Überprüfen Sie das Ergebnis für das Magnetfeld mithilfe des Stokes’schen
Satzes.
Aufgabe 3.4.5
M(r) = M(r) er ,
1.
z 2.
Kapitel 3
2. für einen Hohlzylinder, der in azimutaler Richtung magnetisiert ist:
̂
M(r) = M(ρ) eφ .
Kontrollfragen
Zu Abschn. 3.1
1. Wie sind Stromdichte und Stromstärke definiert?
2. Was besagt die Kontinuitätsgleichung?
3. Leiten Sie die Kirchhoff ’sche Knotenregel ab.
4. Wie lautet das Ohm’sche Gesetz?
5. Ist der elektrische Widerstand R eine Materialkonstante?
6. Was versteht man unter einem Stromfaden?
7. Wie groß ist die von einem Feld E an einer Ladungsdichte bewirkte Leistung?
8. Was bedeutet Verlustleistung?
Zu Abschn. 3.2
1. Welche experimentelle Beobachtung bildet die Grundlage der Magnetostatik?
2. Formulieren Sie die Kraft zwischen zwei von stationären Strömen I1 und I2 durchflos-
senen Leiterschleifen C1 , C2 . Gilt actio gleich reactio?
3. Wie kann man die Kraftwirkung zwischen Strömen zur Festlegung der Maßeinheit des
elektrischen Stromes ausnutzen?
4. Wodurch ist die magnetische Induktion definiert?
5. Wie verlaufen die A-Linien eines geraden Leiters?
6. Welche Kraft und welches Drehmoment werden von einer magnetischen Induktion
A(n) auf eine Stromdichte j(n) ausgeübt?
7. Wie lauten die Maxwell-Gleichungen der Magnetostatik?
8. Was besagt das Ampère’sche Durchflutungsgesetz?
9. Wie hängt das Vektorpotential mit der Stromdichte zusammen?
10. Was versteht man unter einer Eichtransformation?
11. Wie ist die Coulomb-Eichung festgelegt?
12. Formulieren Sie die Grundaufgabe der Magnetostatik.
Zu Abschn. 3.3
1. Definieren Sie das magnetische Moment einer Stromdichte j(n).
2. Welche Gestalt hat A hinreichend weit vom j ≠ 0-Gebiet entfernt?
220 3 Magnetostatik
3. Wie lautet das magnetische Moment eines beliebigen, geschlossenen, ebenen Strom-
Kapitel 3
kreises?
4. Welche Kraft übt ein homogenes Magnetfeld auf eine stationäre Stromverteilung aus?
5. Welche potenzielle Energie besitzt ein magnetisches Moment m im Feld der magneti-
schen Induktion A?
Zu Abschn. 3.4
1. Erläutern Sie den Begriff der Magnetisierungsstromdichte.
2. Was versteht man unter der Magnetisierung? Welcher Zusammenhang besteht zwi-
schen Magnetisierung, Magnetfeld und magnetischer Induktion?
3. Wie lauten die makroskopischen Maxwell-Gleichungen der Magnetostatik?
4. Welche Analogien bestehen zwischen den Feldgrößen E, D und P der Elektrostatik und
A, H und M der Magnetostatik? Was sind die eigentlichen Messgrößen?
5. Welche physikalische Größe eignet sich besonders gut zur Klassifikation der magneti-
schen Materialien? Wodurch sind Dia- und Paramagnetismus ausgezeichnet, wodurch
unterscheiden sie sich?
6. Nennen Sie einige typische Merkmale des Ferromagnetismus.
7. Was versteht man unter Ferri- bzw. Antiferromagnetismus?
8. Wie verhalten sich A und H an Grenzflächen?
9. Wann ist es sinnvoll, ein skalares, magnetisches Potential zu definieren? Unter welchen
Bedingungen genügt dieses einer Laplace- bzw. einer Poisson-Gleichung?
10. Wie sieht das Magnetfeld einer homogen magnetisierten Kugel aus?
Elektrodynamik
4
Kapitel 4
4.1 Maxwell-Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223
4.1.1 Faraday’sches Induktionsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223
4.1.2 Maxwell’sche Ergänzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
4.1.3 Elektromagnetische Potentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
4.1.4 Feldenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234
4.1.5 Feldimpuls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
4.1.6 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
4.2 Quasistationäre Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244
4.2.1 Gegen- und Selbstinduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244
4.2.2 Magnetische Feldenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250
4.2.3 Wechselströme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251
4.2.4 Der Schwingkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
4.2.5 Resonanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265
4.2.6 Schaltvorgänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267
4.2.7 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270
4.3 Elektromagnetische Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274
4.3.1 Homogene Wellengleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275
4.3.2 Ebene Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
4.3.3 Polarisation ebener Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281
4.3.4 Wellenpakete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285
4.3.5 Kugelwellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291
4.3.6 Fourier-Reihen, Fourier-Integrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294
W. Nolting, Grundkurs Theoretische Physik 3, Springer-Lehrbuch, 221
DOI 10.1007/978-3-642-37905-5_4, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
222 4 Elektrodynamik
Die Kap. 2 und 3 haben gezeigt, dass sich elektrostatische und magnetostatische Proble-
Kapitel 4
me völlig unabhängig voneinander behandeln lassen. Gewisse formale Analogien erlauben
zwar, weitgehend identische Rechentechniken zur Lösung der Grundaufgaben anzuwen-
den, führten jedoch nicht zu einer direkten Abhängigkeit. Dies wird nun anders bei der
Betrachtung von zeitabhängigen Phänomenen, d. h., die Entkopplung von magnetischen
und elektrischen Feldern wird aufgehoben. Man sollte deshalb ab jetzt von elektromagne-
tischen Feldern reden. Verständlich wird die enge Korrelation zwischen magnetischen und
elektrischen Feldern im Rahmen der Relativitätstheorie.
4.1 Maxwell-Gleichungen
div D = ρ ; rot E = 0
div B = 0 ; rot H = j
Das Biot-Savart-Gesetz (3.23) enthält die Aussage, dass eine Stromdichte j eine mag-
netische Induktion B erzeugt. Faraday befasste sich im Jahre 1831 mit dem Problem, ob
umgekehrt mithilfe von B auch Strom erzeugt werden kann. Seine berühmten Experimen-
te zum Verhalten von Strömen in zeitlich veränderlichen Magnetfeldern führten zu den
folgenden Beobachtungen: In einem Leiterkreis C1 wird ein Strom erzeugt, wenn
1. relativ zu diesem ein permanenter Magnet bewegt wird,
2. ein zweiter, von konstantem Strom durchflossener Leiterkreis C2 relativ zu C1 bewegt
wird,
3. der Strom im (relativ zu C1 „ruhenden“) Leiterkreis C2 geändert wird.
j=σE,
224 4 Elektrodynamik
df B
FC C
überträgt sich diese unmittelbar auf elektrische Felder. Wir wollen die Faraday’schen Be-
obachtungen in einer mathematischen Formel zusammenfassen.
Definition 4.1.1
EMK = ∮ E ⋅ dr , (4.1)
C
Φ = ∫ B ⋅ df . (4.2)
FC
Die Faraday’schen Experimente beweisen die Proportionalität zwischen Φ̇ und EMK. Fa-
raday’sches Induktionsgesetz:
d ′
∮ E ⋅ dr = −k ∫ B ⋅ df . (4.3)
dt
C FC
Dabei ist E als das elektrische Feld in dem („mitbewegten“) Koordinatensystem, in dem
der Leiterkreis C „ruht“, zu verstehen. B′ ist die magnetische Induktion im („festen“) La-
borsystem und dtd vermittelt die zeitliche Änderung des magnetischen Flusses durch die
Leiterschleife aus Sicht des „mitbewegten“ Beobachters.
Das Gesetz (4.3) gilt nicht nur, wenn C ein tatsächlicher Leiterkreis ist, sondern auch dann,
wenn C eine fiktive, geschlossene, geometrische Schleife darstellt.
Wir müssen jedoch noch die Proportionalitätskonstante k festlegen. Dazu benutzen wir
die folgende Überlegung: Der Stromkreis C, in dem der induzierte Strom beobachtet wird,
4.1 Maxwell-Gleichungen 225
Kapitel 4
geschlossener Stromkreis) zur
Festlegung der Konstanten k FC dr
im Faraday’schen Induktions-
gesetz (4.3) v
C
bewege sich mit der nach Richtung und Betrag konstanten Geschwindigkeit v relativ zum
Labor (Abb. 4.2). Im Labor liege die (evtl. zeitabhängige) magnetische Induktion B′ vor.
Dagegen ist, wie erwähnt, im Faraday’schen Induktionsgesetz (4.3) mit E das Feld bei r
im „mitbewegten“ Bezugssystem gemeint, in dem das Leiterelement dr „ruht“. Die totale
Zeitableitung auf der rechten Seite von (4.3) bezieht sich auf die Sicht des mit C „mitbe-
wegten“ Beobachters und kann deshalb auf zwei Arten beitragen:
Formal sieht man dies wie folgt. Es gilt für die zeitliche Änderung von B′ aus Sicht des
mitbewegten Beobachters:
d ′ ∂ ′
B = B + (v ⋅ ∇)B′
dt ∂t
und auch
d ′ ∂ ′
B = B + rot(B′ × v) .
dt ∂t
′ ′ ′
∫ df ⋅ rot(B × v) = ∮ dr ⋅ (B × v) = ∮ B ⋅ (v × dr) .
FC C C
d ′ ∂B′
∫ B ⋅ df = ∫ ⋅ df + ∮ B′ ⋅ (v × dr) . (4.4)
dt ∂t
FC FC C
≙ 1) ≙ 2)
226 4 Elektrodynamik
Dabei haben wir ausgenutzt, dass sich im mitbewegten Bezugssystem FC nicht ändert. Die
Kapitel 4
Zeitableitung kann also in den Integranden gezogen werden. Damit wird aus (4.3):
′ ∂B′
∮ [E − k(v × B )] ⋅ dr = −k ∫ ⋅ df . (4.5)
∂t
C FC
′ ∂B′
∮ E ⋅ dr = −k ∫ ⋅ df . (4.6)
∂t
C FC
E = E′ + k(v × B′ ) . (4.7)
Entscheidende Voraussetzung für die Ableitung dieser Beziehung war die Annahme, dass
das Faraday’sche Gesetz (4.3) in allen mit konstanten Geschwindigkeiten v relativ zuein-
ander bewegten Bezugssystemen gleichermaßen gültig, d. h.
▸ galilei-invariant
ist (s. (2.63), Bd. 1). Das ist im nicht-relativistischen Bereich v2 /c2 ≪ 1 eine erlaubte An-
nahme. Um nun endgültig k festzulegen, betrachten wir die Kraft auf eine einzelne Punkt-
ladung q, die sich in dem bewegten Leiter in Ruhe befinden möge. Sie erfährt dann die
Kraft
F = qE .
Vom Labor aus gesehen, stellt die Punktladung einen Strom dar,
j = q v δ(r − R0 ) ,
′ ′
∫ d r ( j × B ) = q(v × B )
3
ausübt. Die gesamte, auf das Teilchen wirkende Kraft ist dann vom Labor aus gesehen:
F ′ = q [E′ + (v × B′ )] .
4.1 Maxwell-Gleichungen 227
Kapitel 4
E = E′ + (v × B′ ) . (4.8)
Diese wichtige Beziehung für das elektrische Feld E in einem relativ zum Labor mit der
Geschwindigkeit v bewegten Koordinatensystem macht die enge Verknüpfung von ma-
gnetischen und elektrischen Feldern deutlich. Man beachte jedoch, dass sie wegen der
angenommenen Galilei-Invarianz nur nicht-relativistisch korrekt ist.
Über (4.7) und (4.8) ist schließlich auch die Konstante k im Induktionsgesetz (4.3) festge-
legt:
d
∮ E ⋅ dr = − ∫ B ⋅ df . (4.10)
dt
C FC
Nehmen wir an, dass das Laborsystem dem Ruhesystem des Leiters entspricht (B = B′ ),
sodass also E und B in demselben System definiert sind, dann können wir (4.10) mit dem
Stokes’schen Satz umformen zu:
∫ df ⋅ (rot E + Ḃ) = 0 .
FC
Dies gilt für beliebige Flächen FC . Demnach können wir weiter schließen:
Fassen wir einmal die Grundgleichungen zusammen, die uns bislang zur Beschreibung
elektromagnetischer Phänomene zur Verfügung stehen:
div D = ρ (Coulomb) ,
rot E = −Ḃ (Faraday) ,
rot H = j (Ampere) ,
div B = 0 .
228 4 Elektrodynamik
Bis auf das Faraday’sche wurden alle diese Gesetze aus Experimenten gefolgert, die statische
Kapitel 4
Bei nicht-stationären Strömen ist das ein Widerspruch zur Kontinuitätsgleichung (3.5):
∂ρ
div j = − .
∂t
Maxwell löste diesen Widerspruch durch den folgenden Ansatz, den man die Maxwell’sche
Ergänzung nennt:
rot H = j + j0 . (4.12)
∂ρ
div j0 = div rot H − div j = = div Ḋ .
∂t
Der erwähnte Widerspruch ist also behoben, wenn wir die Ampère’sche Beziehung durch
rot H = j + Ḋ (4.13)
ersetzen. Der statische Grenzfall ist offensichtlich enthalten. Nach Maxwell nennt man Ḋ
den
▸ Verschiebungsstrom.
Wir haben hier die Erweiterung der Maxwell-Gleichungen auf zeitabhängige Phänomene
gleich für die makroskopischen Feldgleichungen durchgeführt. In der Elektro- und Magne-
tostatik sind wir bei der Herleitung der makroskopischen Feldgleichungen jeweils zunächst
von den entsprechenden Maxwell-Gleichungen des Vakuums ausgegangen und haben die-
se dann für die Materie passend verallgemeinert. So hätten wir auch hier vorgehen können.
Dieselbe Überlegung wie oben (Maxwell’sche Ergänzung) hätte anstelle von (4.13) für das
Vakuum zunächst ergeben:
rot B = μ0 j + ε 0 μ0 Ė .
4.1 Maxwell-Gleichungen 229
Von dieser Beziehung nimmt man dann wieder an, dass sie mikroskopisch universell ist,
Kapitel 4
d. h. in der Materie gelten würde, wenn man nur die benötigten mikroskopischen Ströme
kennen würde:
rot b = μ0 jm + ε 0 μ0 ė .
rot B = μ0 jm + ε 0 μ0 Ė .
jm = jf + Ṗ + rot M .
Damit folgt:
rot(B − μ0 M) = μ0 jf + μ0 (ε 0 Ė + Ṗ) .
Benutzen wir noch die Definitionen (2.187) und (3.69) für die Hilfsfelder D und H, so folgt
in der Tat (4.13). Man beachte, dass in (4.13) mit j stets die freie Stromdichte gemeint ist.
Der Index f wird ab jetzt unterdrückt.
Damit haben wir den vollständigen Satz elektromagnetischer Grundgleichungen zusam-
men:
Maxwell-Gleichungen:
Die typische Aufgabenstellung der Elektrodynamik besteht darin, mithilfe der Maxwell-
Gleichungen das von vorgegebenen Ladungs- und Stromdichteverteilungen erzeugte
230 4 Elektrodynamik
elektromagnetische Feld zu berechnen. Dabei können wir direkt von den Maxwell-
Kapitel 4
div B = 0
ist trivialerweise gelöst, wenn wir wie in der Magnetostatik (3.34) die magnetische Induk-
tion als Rotation eines Vektorfeldes, des
ansetzen:
rot(E + Ȧ) = 0 ,
wodurch sich für das elektrische Feld der folgende Ansatz anbietet:
Das skalare Potential φ(r, t) und das Vektorpotential A(r, t) müssen über die inhomo-
genen Maxwell-Gleichungen bestimmt werden. Es handelt sich bei beiden eigentlich um
Hilfsgrößen, die über (4.20) und (4.21) die wirklichen physikalischen Observablen E und B
festlegen.
Die Induktion B(r, t) ändert sich offensichtlich nicht, wenn wir von A zu
übergehen, wobei χ ein beliebiges skalares Feld sein kann. Eine solche Nicht-Eindeutigkeit
des Vektorpotentials kann rechentechnische Vorteile bieten. Wir haben aber zu bedenken,
dass sich bei einer solchen Transformation auch E im Allgemeinen ändern würde, wenn
wir φ(r, t) konstant hielten. φ muss deshalb passend mittransformiert werden:
! ˙ = ∇φ + Ȧ + ∇ χ̇ .
∇φ + Ȧ = ∇φ + A
4.1 Maxwell-Gleichungen 231
Bis auf eine unbedeutende Konstante, die wir gleich Null setzen wollen, ergibt sich also die
Kapitel 4
folgende, stets erlaubte
Eichtransformation
ρ
−Δφ − div Ȧ = ,
ε0
rot rot A = grad(div A) − ΔA = μ0 j − μ0 ε 0 ∇φ̇ − μ0 ε 0 Ä .
1 ∂2 1
(Δ − ) A − ∇ (div A + 2 φ̇) = −μ0 j ,
c2 ∂t 2 c
∂ −ρ
[Δφ + (div A)] = . (4.25)
∂t ε0
∎ 1) Coulomb-Eichung
Man wählt die Eichfunktion χ so, dass
div A = 0 (4.26)
ist. Dann erfüllt nach (4.25) das skalare Potential eine Differenzialgleichung,
−ρ
Δφ = , (4.27)
ε0
232 4 Elektrodynamik
die bei fehlenden Randbedingungen im Endlichen formal identisch ist mit der Poisson-
Kapitel 4
Gleichung der Elektrostatik, deren Lösung wir deshalb sofort angeben können:
′
1 3 ′ ρ(r , t)
φ(r, t) = ∫ d r . (4.28)
4πε 0 ∣r − r′ ∣
φ(r, t) ist das instantane Coulomb-Potential der Ladungsdichte ρ(r, t). Man spricht des-
halb von der Coulomb-Eichung.
Für das Vektorpotential A(r, t) haben wir gemäß (4.25) in der Coulomb-Eichung die fol-
gende Differenzialgleichung zu erfüllen:
1
◻ A(r, t) = ∇φ̇ − μ0 j . (4.29)
c2
d’Alembert-Operator:
1 ∂2
◻≡Δ− (4.30)
c2 ∂t 2
eingeführt. Auf der rechten Seite von (4.29) setzen wir für φ (4.28) ein und nutzen die
Kontinuitätsgleichung (3.5) aus:
μ0 div j(r′ , t)
◻ A(r, t) = −μ0 j − ∇r ∫ d3 r ′ . (4.31)
4π ∣r − r′ ∣
Nach dem allgemeinen Zerlegungssatz (1.71) für Vektorfelder lässt sich die Stromdichte
j(r, t) in einen longitudinalen (jl ) und einen transversalen Anteil (jt ) zerlegen:
Man erkennt damit an (4.31), dass das Vektorpotential vollständig durch die transversale
Stromdichte jt bestimmt ist:
Die Coulomb-Eichung wird deshalb auch transversale Eichung genannt. Sie ist nicht
Kapitel 4
lorentz-invariant, d. h., Beobachter in relativ zueinander bewegten Bezugssystemen ei-
chen unterschiedlich. Das ist an sich irrelevant, da die Eichung ja völlig freigestellt ist,
andererseits aber auch ungünstig bei der Behandlung relativistischer Probleme.
Man kann sich einfach überlegen, dass die Coulomb-Eichung stets erfüllt werden kann.
Falls nämlich
wobei χ(r, t)
!
div A = div A + Δχ = 0
Δχ = −a(r, t) .
∎ 2) Lorenz-Eichung1
Diese Eichung führt zu einer vollständigen Entkopplung der beiden Differenzialglei-
chungen (4.25) für φ und A, die zudem dann eine besonders symmetrische Gestalt
annehmen.
Lorenz-Bedingung:
1
div A + φ̇ = 0 . (4.37)
c2
1
Dies ist kein Schreibfehler! Die Lorenz-Eichung (-Bedingung) geht zurück auf den dänischen Phy-
siker Ludvig Lorenz (1829–1891) und nicht, wie man meinen könnte, auf den vielleicht berühmteren
Niederländer Hendrik Antoon Lorentz (1853–1928). Letzterer ist verantwortlich für so wichtige Din-
ge wie Lorentz-Kraft und Lorentz-Transformation. Aber es sollte nicht alles Lob nur auf den einen
konzentriert werden. Das wird in vielen Lehrbüchern übersehen, auch in früheren Auflagen dieses
Grundkurses.
234 4 Elektrodynamik
◻ χ(r, t) = −a(r, t)
erfüllt. Wir sehen, dass auch die Wahl von χ noch nicht eindeutig ist, da zu χ ja noch jede
Lösung Λ der homogenen Wellengleichung
◻ Λ(r, t) = 0
hinzuaddiert werden darf. Die Lorenz-Bedingung definiert damit eine ganze Eichklasse.
4.1.4 Feldenergie
Als eine erste wichtige Konsequenz der Maxwell-Gleichungen wollen wir den
diskutieren. Dazu betrachten wir zunächst ein Teilchen mit der Ladung q (Punktladung),
das im elektromagnetischen Feld nach (2.20) und (3.25) die Lorentz-Kraft:
F = q(E + v × B) . (4.40)
erfährt. Bei der Verschiebung um dr leistet das Feld am Teilchen Arbeit. Diese wird also
positiv gezählt:
dW = F ⋅ dr = q E ⋅ dr .
4.1 Maxwell-Gleichungen 235
Kapitel 4
Leistung
dW
= qv ⋅ E . (4.41)
dt
Nur der elektrische Anteil der Kraft F beteiligt sich am Energieaustausch zwischen Teilchen
und Feld. Die magnetische Kraftkomponente leistet keine Arbeit, sie steht stets senkrecht
auf der Teilchengeschwindigkeit v.
Dieselben Aussagen gelten auch für kontinuierliche Ladungsverteilungen ρ(r, t) mit dem
Geschwindigkeitsfeld v(r, t), die im Feld die Kraftdichte
Leistungsdichte
ist allein durch das elektrische Feld E und die Stromdichte j bestimmt. Die gesamte Ar-
beitsleistung des Feldes im Volumen V beträgt dann
dWV
= ∫ d3 r j ⋅ E . (4.44)
dt
V
Diese Beziehung wird physikalisch durchsichtiger, wenn wir sie mithilfe der Maxwell-
Gleichung (4.17) weiter umformen:
j ⋅ E = E ⋅ rot H − E ⋅ Ḋ .
Wegen
gilt dann:
dWV
= ∫ d3 r [−H ⋅ Ḃ − E ⋅ Ḋ − div(E × H)] .
dt
V
236 4 Elektrodynamik
1
w(r, t) = [H(r, t) ⋅ B(r, t) + E(r, t) ⋅ D(r, t)] . (4.46)
2
Diese Definition enthält den Spezialfall (2.215) der Elektrostatik. Ob sie wirklich sinnvoll
ist, müssen die folgenden Überlegungen zeigen. Zumindest die Dimensionen stimmen;
denn neben E ⋅ D hat auch das Produkt H ⋅ B die Dimension einer Energiedichte:
A Vs J
[H ⋅ B] = 1 =1 3 .
m m2 m
Gleichung (4.46) trifft auf jeden Fall nur auf die so genannten linearen, homogenen Medien
zu,
1 ∂
H ⋅ Ḃ = (H ⋅ B) ,
2 ∂t
1 ∂
E ⋅ Ḋ = (E ⋅ D) .
2 ∂t
Für die Leistung des Feldes im Volumen V bleibt nach diesen Definitionen und Umfor-
mungen:
dWV ∂w
= ∫ d3 r j ⋅ E = − ∫ d3 r ( + div S) .
dt ∂t
V V
∂w
+ div S = −j ⋅ E . (4.47)
∂t
4.1 Maxwell-Gleichungen 237
Diese Gleichung, die man auch Poynting’sches Theorem nennt, liefert, wenn wir die De-
Kapitel 4
finitionen und Interpretationen von w als Energiedichte und S als Energiestromdichte ak-
zeptieren, die Aussage, dass sich die Feldenergie im Volumen V
dWV(Feld) ∂w
= ∫ d3 r
dt ∂t
V
dWV(mech)
= ∫ d3 r j ⋅ E ,
dt
V
ändert und zum anderen durch einen Energiestrom (Strahlung) durch die Oberfläche
von V:
∫ d r div S = ∫ df ⋅ S .
3
V S(V)
Wir schließen mit einer Bemerkung zum Poynting-Vektor S, den wir offensichtlich sinnvoll
als Energiestromdichte interpretieren konnten. Man beachte jedoch, dass er über (4.47)
nur als div S in unsere Überlegungen einging. Nur auf diesen Ausdruck bezieht sich die
angegebene physikalische Bedeutung. S selbst ist damit eigentlich nicht eindeutig, denn
eine Transformation der Form
S → S + rot α
ändert div S nicht. Es kann also durchaus S ≠ 0 sein, ohne eine Energieabstrahlung statt-
finden zu lassen.
Beispiel
Da aber div S = 0 ist, tritt keine Energiestrahlung durch die Oberfläche von V auf:
0 = ∫ d3 r div S = ∫ df ⋅ S .
V S(V)
238 4 Elektrodynamik
4.1.5 Feldimpuls
Kapitel 4
als weitere wichtige Konsequenz der Maxwell-Gleichungen diskutieren. Wir betrachten ein
System von geladenen Teilchen, auf die nur die Lorentz-Kraft des elektromagnetischen
Feldes wirken soll. Dann gilt nach dem zweiten Newton’schen Axiom, wenn P(mech)
V der
Gesamtimpuls aller Teilchen in V ist:
d (mech)
P = ∫ d3 r ρ(E + v × B) = ∫ d3 r (ρ E + j × B) . (4.49)
dt V
V V
Wir eliminieren ρ und j durch die inhomogenen Maxwell-Gleichungen (4.16) und (4.17):
ρ E + j × B = E div D + rot H × B − Ḋ × B
d
= E div D + H div B + rot H × B − (D × B) − D × rot E .
dt
Im letzten Schritt haben wir eine „günstige Null“ (H div B) addiert und die homogene
Maxwell-Gleichung (4.15) ausgenutzt.
Wir definieren versuchsweise:
p(Feld)
V = ∫ d3 r (D × B) . (4.50)
V
d (mech)
(p + p(Feld) ) = ∫ d3 r (E div D − D × rot E + H div B − B × rot H) . (4.51)
dt V V
V
Die rechte Seite ist symmetrisch in magnetischen und elektrischen Größen. Wir müssen
versuchen, sie als Impulsfluss durch die Oberfläche S(V) darzustellen, um (4.51) als Im-
pulsbilanz interpretieren zu können. – Wir setzen dazu wieder ein lineares, homogenes Me-
dium (εr = const, μr = const) voraus und bezeichnen mit x1 , x2 , x3 die kartesischen Orts-
4.1 Maxwell-Gleichungen 239
koordinaten:
Kapitel 4
∂E1 ∂E2 ∂E3
(E div D − D × rot E)1 = εr ε 0 [E1 ( + + )
∂x1 ∂x2 ∂x3
∂E2 ∂E1 ∂E1 ∂E3
− E2 ( − ) + E3 ( − )]
∂x1 ∂x2 ∂x3 ∂x1
∂ 1 2 1 2 1 2
= εr ε 0 [ ( E − E − E )
∂x1 2 1 2 2 2 3
∂ ∂
+ (E1 E2 ) + (E1 E3 )] .
∂x2 ∂x3
1 3 ∂ 1
(H div B − B × rot H)i = ∑ (Bi Bj − B2 δ ij ) .
μr μ0 j=1 ∂xj 2
Wir definieren:
1 1 1 2
Tij = εr ε 0 Ei Ej + Bi Bj − δ ij (εr ε 0 E2 + B ) . (4.52)
μr μ 0 2 μr μ 0
Mit den Elementen dieses symmetrischen Tensors zweiter Stufe (Tij = Tji ) ergibt sich aus
(4.51):
3
d (mech) ∂
(pV + p(Feld)
V )i = ∫ d 3 r ∑ Tij . (4.53)
dt j=1 ∂x j
V
Wenn wir die i-te Zeile des Tensors T als einen Vektor T i auffassen,
dann stellt die Summe auf der rechten Seite von (4.53) die Divergenz von T i dar, sodass wir
mithilfe des Gauß’schen Satzes weiter umformen können:
d (mech)
(p + p(Feld) )i = ∫ d3 r div T i = ∫ df ⋅ T i . (4.54)
dt V V
V S(V)
240 4 Elektrodynamik
Sei n = (n1 , n2 , n3 ) der nach außen gerichtete, in der Regel ortsabhängige Normalenein-
Kapitel 4
df = df n ,
3
d (mech)
(pV + p(Feld)
V ) i
= ∫ df ∑ Tij nj Impulssatz . (4.55)
dt j=1
S(V)
Der Ausdruck
3
∑ Tij nj
j=1
ist in dieser Impulsbilanz offensichtlich als die i-te Komponente des Impulsflusses durch
die Einheitsfläche auf S(V) zu interpretieren. – Da die linke Seite die gesamte, auf das
System in V wirkende Kraft darstellt, bedeutet der obige Ausdruck auch:
3
∑ Tij nj = i-te Komponente der auf S(V) pro Flächeneinheit wirkenden Kraft.
j=1
Man kann diese Tatsache ausnutzen, die Kraft auf einen beliebigen materiellen Körper im
elektromagnetischen Feld auszurechnen. Dazu wählt man für S(V) eine den Körper um-
schließende Fläche.
Beispiel (Plattenkondensator)
S(v)
ΔF +
Z
E F
Abb. 4.3 Zur Berechnung der Kraft auf eine Kondensatorplatte mithilfe des Maxwell’schen Span-
nungstensors
Kapitel 4
Damit ergibt sich der Maxwell’sche Spannungstensor:
1 ⎛−1 0 0⎞
T̄ = (Tij ) = εr ε 0 E2 ⎜ 0 −1 0 ⎟ .
2 ⎝0 0 +1⎠
Für die Flächennormale auf der Innenseite der oberen Kondensatorplatte gilt nach
Abb. 4.3:
n = (0, 0, −1) .
3
F
( ) = ∑ T1j nj = −T13 = 0 ,
ΔF x j=1
3
F
( ) = ∑ T2j nj = −T23 = 0 ,
ΔF y j=1
3
F 1
( ) = ∑ T3j nj = −T33 = − εr ε 0 E2 .
ΔF z j=1 2
Es gilt also für die Kraft auf die Flächeneinheit der Innenseite der oberen Konden-
satorplatte:
F 1
= (0, 0, − εr ε 0 E2 ) .
ΔF 2
4.1.6 Aufgaben
Aufgabe 4.1.1
Aufgabe 4.1.2
Durch
Aufgabe 4.1.3
Fehlen Ströme und Ladungen, dann erfüllen in der Lorentz-Eichung skalares Poten-
tial φ(r, t) und Vektorpotential A(r, t) im Vakuum die homogene Wellengleichung
◻ φ(r, t) = 0 ,
◻ A(r, t) = 0 ,
Aufgabe 4.1.4
Zeigen Sie mithilfe der Maxwell-Gleichungen, dass die Felder E und B im Vakuum
die inhomogenen Wellengleichungen der Form
1 ∂2
(Δ − ) E = ◻ E = λ 1 (r, t)
c2 ∂t 2
1 ∂2
(Δ − ) B = ◻ B = λ 2 (r, t)
c2 ∂t 2
erfüllen. Bestimmen Sie λ 1 und λ 2 .
4.1 Maxwell-Gleichungen 243
Kapitel 4
Aufgabe 4.1.5
Z
+Q
d
+
2
d
−
2 −Q R
Abb. 4.4 Kondensator (Ladung ±Q ) mit kreisförmigen Platten vom Radius R im Abstand d
Aufgabe 4.1.6
Eine homogen geladene Kugel mit der Gesamtladung q und dem Radius R rotiere
mit der konstanten Winkelgeschwindigkeit ω um eine Achse durch den Mittelpunkt.
Berechnen Sie
1. das elektrische Feld E im gesamten Raum,
2. die durch die Kugelrotation bewirkte Stromdichte j,
3. das Vektorpotential A im gesamten Raum,
4. die magnetische Induktion B im gesamten Raum,
5. die Feldimpulsdichte p̄Feld = D × B,
6. den Drehimpuls des elektromagnetischen Feldes
LFeld = ∫ d3 r(r × p̄Feld ) !
244 4 Elektrodynamik
Wir haben in den Kap. 2 und 3 diskutiert, wie man typische Probleme der Magneto- und
Elektrostatik löst. Ausgangspunkt waren stets die Maxwell-Gleichungen, die in der Statik
etwas vereinfachte Strukturen aufweisen. Bei zeitabhängigen Phänomenen haben wir den
vollen Satz (4.14) bis (4.17) der Maxwell-Gleichungen zu integrieren. Wegen ihrer großen
technischen Bedeutung wollen wir uns jedoch zunächst auf relativ langsam veränderli-
che, auf so genannte quasistationäre Felder beschränken, die sich mit einem genäherten
Satz von Maxwell-Gleichungen behandeln lassen. Die Näherung besteht darin, den Ver-
schiebungsstrom Ḋ in (4.17) zu vernachlässigen. Das Induktionsgesetz (4.15) wird dagegen
vollständig berücksichtigt:
Nach dem Induktionsgesetz (4.10) entspricht die zeitliche Änderung des magnetischen
Flusses Φ durch die Fläche FC ,
Φ = ∫ B ⋅ df ,
FC
4.2 Quasistationäre Felder 245
Kapitel 4
der Induktionsspannung
C
P 2 P1
einer elektromotorischen Kraft EMK längs des Randes C, die man auch als Induktions-
spannung bezeichnet:
Uind = ∮ E ⋅ dr . (4.57)
C
Zur anschaulichen Interpretation stellen wir uns den Weg C durch einen Leiterkreis rea-
lisiert vor, den wir uns für einen Moment zwischen zwei eng benachbarten Punkten P1
und P2 aufgetrennt denken. Gemäß der Faraday’schen Beobachtung fließt längs C ein In-
duktionsstrom. Es muss daher im Leiter ein elektrisches Feld E vorliegen. Nehmen wir
diesen als linear an, so ist E also längs C orientiert. Wir haben früher (s. z. B. (2.45)) Span-
nung als die Arbeit interpretiert, die aufgebracht werden muss, um die Einheitsladung q = 1
zwischen zwei Punkten zu verschieben. Deswegen ist die Arbeit
2
W21 (q = 1) = − ∫ E ⋅ dr , (4.58)
1
(−C)
die benötigt wird, um q = 1 gegen das Feld von P1 nach P2 zu verschieben, als Spannung
zwischen diesen Punkten zu verstehen. Sie macht sich z. B. durch einen Funkenüberschlag
real bemerkbar:
2
Uind = W21 (q = 1) = + ∫ E ⋅ dr = ∮ E ⋅ dr .
1 C
(−C)
Im letzten Schritt haben wir noch benutzt, dass die Punkte P1 , P2 sehr eng benachbart sind.
– Man beachte, dass in der Elektrostatik das Integral rechts stets Null ist. Das induzierte
elektrische Feld ist dagegen nicht mehr wirbelfrei.
Die in C induzierte Spannung ist so lange ungleich Null, wie sich der Fluss Φ durch die
Leiterschleife ändert,
Das induzierte elektrische Feld ist so gerichtet, dass die Ursache seiner Entstehung ab-
geschwächt wird.
Beispiel
dB df
Bind
C , I ind
Abb. 4.6 Feldverlauf der magnetischen Induktion eines in einem geschlossenen Leiter induzier-
ten Stromes zur Erläuterung der Lenz’schen Regel
dB ↓↑ df ⇔ dΦ < 0 .
Dies bedeutet:
Uind = ∮ E ⋅ dr > 0 .
C
Der Induktionsstrom Iind fließt damit parallel zu C. Iind erzeugt seinerseits eine
magnetische Induktion Bind , die nach der Rechtsschraubenregel (s. (3.22)) dB ent-
gegengerichtet ist.
Von großer Bedeutung ist die wechselseitige Induktion verschiedener Stromkreise. Fließt
in einem geschlossenen Leiter Ci ein zeitabhängiger Strom Ii (t), so erzeugt dieser eine
magnetische Induktion Bi (r, t). Falls deren Feldlinien einen anderen Leiter Cj durchsetzen,
so wird in diesem eine Spannung induziert. Das soll nun etwas genauer untersucht werden:
C1 , . . . , Ci , . . . , Cj , . . . , Cn seien geschlossene Leiterwege, deren Umlaufsinn durch die
Stromrichtung definiert ist. Mit F i bezeichnen wir die von Ci umlaufende Fläche (Rechts-
schraubenregel!). Nach (4.2) verursachen die diversen Ströme durch F j den magnetischen
Fluss
Φ j = ∫ df ⋅ B( j) . (4.60)
Fj
4.2 Quasistationäre Felder 247
Kapitel 4
der magnetischen Induktion Cm
verschiedener geschlossener Cj
Leiterschleifen zur Diskussion
der wechselseitigen Induktion Bi
n n
B( j) = ∑ Bm = ∑ rot Am . (4.61)
m=1 m=1
Die den einzelnen Strömen zugeordneten Vektorpotentiale Am bestimmen sich wie in der
Magnetostatik, da die zu lösende Differenzialgleichung in der quasistationären Näherung
formal identisch mit der Grundaufgabe (3.37) der Magnetostatik ist. Benutzen wir die
Coulomb-Eichung, so befolgt das Vektorpotential die Poisson-Gleichung,
′
μr μ 0 3 ′ jm (r , t)
Am (r, t) = ∫ d r . (4.62)
4π ∣r − r′ ∣
Wir nehmen an, dass die Stromverteilung über den Leiterquerschnitt homogen ist, sodass
das Konzept des Stromfadens (3.11) angewendet werden darf:
3 ′ jm (r′ , t) 1
∫ d r ⇒ Im (t) ∫ dr′ .
∣r − r′ ∣ ∣r − r′ ∣
Cm
Damit gilt:
n n
Φ j = ∑ ∫ df ⋅ rot Am = ∑ ∮ dr ⋅ Am
m=1 F m=1
j Cj
μr μ 0 n ′ 1
= ∑ Im (t) ∮ ∮ dr ⋅ dr
4π m=1 ∣r − r′ ∣
Cj C m
n
= ∑ Ljm Im (t) . (4.63)
m=1
248 4 Elektrodynamik
Der nur von der Geometrie der Leiterkreise und der Permeabilität des Zwischenmediums
Kapitel 4
abhängige Koeffizient
μr μ 0 dr ⋅ dr′
Ljm = ∮ ∮ = Lmj (4.64)
4π ∣r − r′ ∣
Cj Cm
Ljj ∶ Selbstinduktivität ,
Ljm ; j ≠ m∶ Gegeninduktivität .
Nach (4.59) gilt dann also für die im Leiterkreis Cj induzierte Spannung:
n
( j)
Uind (t) = − ∑ Ljm İm (t) . (4.65)
m=1
Induzierte Spannung setzt sich demnach aus zwei Anteilen zusammen: Der eine wird durch
Stromänderung in fremden Leitern, der andere durch solche im betrachteten Leiter verur-
sacht. Auch wenn nur ein einzelner Stromkreis vorliegt, wird in diesem bei einer Strom-
änderung eine Spannung induziert, da sich der die Fläche des Stromkreises durchsetzende
magnetische Fluss ändert. Dies wird durch die Selbstinduktivität beschrieben:
( j)
Uind (t) = −Ljj İj (t) . (4.66)
Die Berechnung der Selbstinduktivität nach (4.64) stößt auf Schwierigkeiten, da das Dop-
pelintegral divergent ist. Die Ursache liegt in dem verwendeten Konzept des Stromfadens.
Dieses ist bei der Berechnung der Gegeninduktivität unproblematisch, da man in aller Re-
gel davon ausgehen kann, dass die Abstände zwischen den Leitern groß gegenüber dem
Leiterquerschnitt sind. Eine derartige Annahme ist bei der Selbstinduktion nicht möglich,
für die deshalb der Ausdruck (4.64) nur formaler Natur ist und nicht als Rechenvorschrift
dienen kann. Man hat andere Methoden zu versuchen, z. B. den in dem betrachteten Lei-
ter fließenden Strom selbst wieder in Stromfäden zu zerlegen und dann die gegenseitige
Beeinflussung dieser Fäden zu berücksichtigen. Auf jeden Fall ist in die Überlegungen der
endliche Querschnitt des Leiters einzubeziehen. Die Berechnung der Selbstinduktion ist
deshalb wesentlich mühsamer als die der Gegeninduktion.
Manchmal gelingt die Bestimmung der Selbstinduktivität allerdings auch durch direktes
Ausnutzen der Beziehung (4.66) bzw. (4.65):
4.2 Quasistationäre Felder 249
Kapitel 4
cd
eρ
ca FC ez cc 2R
cb
lˆ
B = B(ρ) ez .
I sei der Strom in der Spule, I(FC ) der Gesamtstrom durch die Fläche FC . Dann
können wir
rot B ≈ μr μ0 j ⇔ ∮ B ⋅ dr = μr μ0 I(FC )
C
∫ B ⋅ dr + ∫ B ⋅ dr = n l̂ μr μ0 I .
Cb Cd
Dabei ist n die Anzahl der Spulenwindungen pro Längeneinheit. Die Abstände der
beiden Wegstücke Cb und Cd von der Spulenachse gehen offensichtlich nicht ein;
B muss deshalb innerhalb und außerhalb der Spule jeweils homogen sein. Da B im
Unendlichen wieder Null ist, folgt:
∫ B ⋅ dr = B l̂ = μr μ0 n l̂ I .
Cb
250 4 Elektrodynamik
Kapitel 4
B = μr μ 0 n I e z (n = N/l) . (4.68)
Das Feld innerhalb der langen, aus insgesamt N Windungen bestehenden Spule ist
also homogen. Dies bedeutet für den magnetischen Fluss durch den Querschnitt F:
Φ = B F = μr μ 0 n F I .
Die in der ganzen Spule induzierte Spannung ist dann bei N Windungen nach (4.59):
N2
Uind = −N Φ̇ = −μr μ0 F İ .
l
N2
L = μr μ 0 F, (4.69)
l
die, wie erwartet, nur von der Geometrie derselben und der Permeabilität des Füll-
materials abhängt.
Haben wir ein System stromdurchflossener Leiter, so ist dessen Energie vor allem durch
die von den einzelnen Leitern erzeugte magnetische Feldenergie gegeben. Die elektrische
Energie ist bei den schwachen elektrischen Feldstärken, um die es sich in solchen Fällen in
der Regel handelt, demgegenüber zu vernachlässigen. Der Ausdruck für den magnetischen
Anteil an der Feldenergie lässt sich mithilfe von Selbst- und Gegeninduktion in eine für
viele Zwecke nützliche Form bringen.
Nach (4.46) gilt für die magnetische Feldenergie:
1 1
Wm = d3 r H(r, t) ⋅ B(r, t) = ∫ d3 r H(r, t) ⋅ rot A(r, t) .
2∫ 2
Wegen
folgt weiter:
Kapitel 4
1 1
Wm = d3 r A(r, t) ⋅ rot H(r, t) + ∫ d3 r div(A × H) .
2∫ 2
Das zweite Integral formen wir mithilfe des Gauß’schen Satzes um:
∼ r2 ∼ 1/r2 (3.23)
↓ ↓
∫ d r div(A × H) = df ⋅ (A × H) = 0 .
3
∫
S(V→∞) ↑
∼ 1/r (3.33)
Es bleibt also:
1
Wm = d3 r j(r, t) ⋅ A(r, t) .
2∫
(4.70)
Man beachte, dass in diesem Ausdruck A durch die Stromdichte j erzeugt wird, d. h., wir
können (4.62) einsetzen:
′
μr μ 0 3 ′ j(r, t) ⋅ j(r , t)
Wm = 3
∫ d r∫ d r . (4.71)
8π ∣r − r′ ∣
Besteht das gesamte System ausschließlich aus fadenförmigen Leitern, so folgt mit (3.11):
μr μ 0 dr ⋅ dr′
Wm = ∑ Ii (t)Ij (t) ∮ ∮ .
8π i,j ∣r − r′ ∣
Ci Cj
Wir können nun noch die Induktionskoeffizienten Lij nach (4.64) einsetzen:
1
Wm = ∑ Lij Ii (t)Ij (t) . (4.72)
2 i,j
1
Wm = L I 2 . (4.73)
2
4.2.3 Wechselströme
und Induktivität L
U e (t ) R
I (t ) C
Die Teilspannungen an den einzelnen Bauelementen sind uns bekannt bzw. leicht bere-
chenbar. So gilt für den Spannungsabfall am Ohm’schen Widerstand:
1 l
∫ E ⋅ dr = ∫ j ⋅ dr = I.
σ σF
(R) (R)
UR = I R
und dem spezifischen Widerstand ρ = 1/σ schreibt sich der Ohm’sche Widerstand R:
l
R=ρ . (4.74)
F
Am Kondensator stellt sich nach (2.54) die Spannung
Q
UC =
C
ein, die der eingeprägten Spannung, wie man sich leicht klarmacht, entgegengerichtet ist.
An der Spule fällt die induzierte Spannung
UL = −L İ
Q
Ue − L İ − =IR
C
oder
Q
L İ + R I + = Ue . (4.75)
C
4.2 Quasistationäre Felder 253
Ferner haben wir noch den Zusammenhang zwischen Strom und Ladung:
Kapitel 4
I = Q̇ . (4.76)
Dies ist ein gekoppeltes System von linearen, inhomogenen Differenzialgleichungen ers-
ter Ordnung zur Bestimmung des zeitabhängigen Stromes I(t) bei vorgegebenem Ue (t).
Durch nochmaliges Differenzieren nach der Zeit in (4.75) und Einsetzen von (4.76) kön-
nen wir die beiden Gleichungen zu einer Differenzialgleichung zweiter Ordnung für I(t)
zusammenfassen:
I
L Ï + R İ + = U̇e . (4.77)
C
In dem häufigen Fall einer rein periodischen Maschinenspannung
Ue = U0 cos ωt (4.78)
I
L Ï + R İ + = −U0 ω sin ωt ,
C
die wir bereits aus der Mechanik kennen ((2.189), Bd. 1). Eine vollständige Lösung im
Reellen ist natürlich möglich, aber recht mühsam. Es empfiehlt sich, die Rechnung im
Komplexen durchzuführen, da die Exponentialfunktion wesentlich einfacher als die tri-
gonometrischen Funktionen (Additionstheoreme!) zu handhaben ist. Man macht deshalb
anstelle von (4.78) den komplexen Ansatz:
Ue = U0 eiωt
I(t) = I0 ei(ωt−φ) .
Natürlich sind physikalische Messgrößen stets reell. Als physikalisches Resultat hat man
deshalb den Realteil der komplexen Lösung von (4.77) zu interpretieren. Da die Differen-
zialgleichung (4.77) linear ist, werden Real- und Imaginärteile nicht miteinander gemischt.
Löst nämlich I = I0 ei(ωt−φ) (4.77) für Ue = U0 eiωt , so trifft dieses offensichtlich, da R, L und
C reell sind, auch auf I ∗ (t) für Ue∗ (t) zu. Also ist nach dem Superpositionsprinzip
1
Re I(t) = (I(t) + I ∗ (t)) = I0 cos(ωt − φ)
2
Lösung von (4.77) zu
1
Re Ue (t) = (Ue (t) + Ue∗ (t)) = U0 cos ωt .
2
254 4 Elektrodynamik
Im Z im Zeigerdiagramm
/I0
U0
ϕ
Re Z
Der komplexen Schreibweise für I und U angepasst, definiert man einen komplexen Wi-
derstand Z:
U U0 iφ
Z= = e = ∣Z∣eiφ . (4.79)
I I0
Man veranschaulicht sich diese Größen im so genannten Zeigerdiagramm (Abb. 4.10). Für
die Phasenverschiebung φ gilt:
Im Z
tan φ = .
Re Z
In der Wechselstromtechnik diskutiert man häufig Effektivwerte von Strom und Span-
nung und meint damit die Wurzeln aus den zeitgemittelten Quadraten von U und I, d. h.
beispielsweise (τ: Periodendauer):
τ
1
2
Ueff = U02 ∫ cos2 ωt dt (ωτ = 2π)
τ
0
2π
U2 U2
= 0 ∫ cos2 x dx = 0 .
2π 2
0
Es gilt also:
U0 I0
Ueff = √ ; Ieff = √ . (4.80)
2 2
▸ Leistung im Wechselstromkreis
4.2 Quasistationäre Felder 255
Kapitel 4
Widerstand und zugehöriges
Zeigerdiagramm
U e (t ) R
Im Z
Z
R Re Z
müssen wir die reellen Ansätze verwenden. Die momentane Leistung ergibt sich aus der
Lösung von (4.77) zu:
Ue (t) = I R
Z = R = Re Z = ∣Z∣ .
256 4 Elektrodynamik
zugehöriges Zeigerdiagramm
U e (t ) L
Im Z
ωL
Z
ϕ
Re Z
φ=0. (4.83)
1
P(t) = U0 I0 = Ueff Ieff . (4.84)
2
Der komplexe Widerstand ist also rein imaginär und verschwindet für Gleichstrom (ω = 0):
Z = i ωL ; ∣Z∣ = ωL . (4.85)
π
φ= . (4.86)
2
4.2 Quasistationäre Felder 257
Kapitel 4
zugehöriges Zeigerdiagramm
U e (t ) C
Im Z
ϕ Re Z
1
ωC
Z
P=0 (4.87)
(wattloser Strom).
Q 1
Ue = ⇔ U̇e =
I
C C
1
⇔ iωUe = I ,
C
i
Ue (t) = − I(t) .
ωC
Z ist wiederum rein imaginär:
i 1
Z=− ; ∣Z∣ = . (4.88)
ωC ωC
ständen
Z1
Z2
Z3
I (t )
Für Gleichstrom (ω = 0) ist die Impedanz unendlich groß, da dieser über einen Konden-
sator nicht fließen kann. Die zeitgemittelte Leistung ist wiederum Null!
Z = Z1 + Z2 + . . . + Zn . (4.90)
Beispiel
1
Z = ZR + ZL + ZC = R + i (ωL − ) . (4.91)
ωC
Kapitel 4
Z
Z1 Z2 Z3
n
1 1
=∑ . (4.92)
Z i=1 Zi
Abbildung 4.9 stellt einen so genannten Serienresonanzkreis dar. Er besteht aus einer äu-
ßeren Spannungsquelle Ue (t) und in Serie geschaltetem Ohm’schen Widerstand R, Spule
L und Kondensator C. Die Spannung Ue (t) sei bekannt. Gesucht ist der Strom I(t) als
Lösung der inhomogenen Differentialgleichung zweiter Ordnung (4.77) bzw. (4.75). Die
allgemeine Lösung setzt sich zusammen aus der allgemeinen Lösung der zugehörigen ho-
mogenen Differenzialgleichung und einer speziellen Lösung der inhomogenen Gleichung.
Wir diskutieren deshalb in diesem Abschnitt zunächst eine Situation, die der homogenen
Differenzialgleichung entspricht, d. h. den
L İ + R I + Q/C = 0 ,
I = Q̇ (4.93)
zu lösen ist. Wir denken uns diesen durch die in Abb. 4.17 skizzierte Anordnung realisiert.
In der Schalterstellung (1) wird der Kondensator durch die Gleichstromspannungsquelle
auf die Spannung U0 gebracht. Durch Umlegen des Schalters nach (2) wird der Stromkreis
kurzgeschlossen und die Spannungsquelle abgekoppelt. Den Zeitverlauf des Stromes I(t)
beobachten wir dann z. B. oszillographisch über die an R abfallende Spannung UR (t) =
260 4 Elektrodynamik
R I(t). Dieser Sachverhalt entspricht den folgenden Anfangsbedingungen, die sich am ein-
fachsten für die am Kondensator abfallende Spannung UC (t) formulieren lassen:
UC (0) = U0 ,
1 1
U̇C (0) = Q̇ = I(0) = 0 . (4.94)
C C
Wir schreiben deshalb auch die Differenzialgleichung (4.93) auf UC um (I(t) = Q̇(t) =
CU̇C (t)):
L CÜC + R CU̇C + UC = 0 .
R
2β = ∶ Dämpfung ,
L (4.95)
1
ω 20 = ∶ Eigenfrequenz
LC
die formal identisch mit der Bewegungsgleichung ((2.170), Bd. 1) des freien, gedämpften,
linearen harmonischen Oszillators ist. Wir kennen deshalb bereits den Lösungsweg. Start-
punkt ist der komplexe Ansatz:
UC ∼ eiωt , (4.97)
−ω 2 + 2iβω + ω 20 = 0 .
4.2 Quasistationäre Felder 261
Kapitel 4
i ω 1,2 = −β ± i ω ,
√
√ 1 R2
ω = ω0 − β 2 =
2 − 2 . (4.98)
L C 4L
(1) (2)
UC (t) = e−βt (U0 eiωt + U0 e−iωt ) . (4.99)
(1) 1 β
U0 = U0 (1 − i ) ,
2 ω
(2) 1 β
U0 = U0 (1 + i ) . (4.100)
2 ω
An der Frequenz ω (reell, imaginär oder Null) lassen sich wie beim harmonischen Oszil-
lator drei Lösungstypen erkennen:
L
β 2 < ω 20 ⇔ R2 < 4 (4.101)
C
erfüllt ist. Die Frequenz ω ist dann reell und (4.99) und (4.100) lassen sich kombinieren zu
β
UC (t) = e−βt U0 (cos ωt + sin ωt)
ω
ω0 ω β
= e−βt U0 ( cos ωt + sin ωt)
ω ω0 ω0
ω0
= e−βt U0 sin(ωt + φ) , (4.102)
ω
wobei für die Phase
ω β
sin φ = ; cos φ = (4.103)
ω0 ω0
gelten muss (vgl. (2.178), Bd. 1). Die Spannung am Kondensator vollzieht eine gedämpfte
Schwingung mit exponentiell abklingender Amplitude:
ω 0 −βt
A = U0 e = A(t) .
ω
262 4 Elektrodynamik
Serienresonanzkreises ab-
fallenden Spannung im Fall
schwacher Dämpfung
t
τ = 2π/ ω02 − β2
Durch zeitliches Differenzieren in (4.102) erhalten wir den uns eigentlich interessierenden
Strom im Schwingkreis:
β
I(t) = CU̇C (t) = CU0 e−βt (−β (cos ωt + sin ωt) − ω sin ωt + β cos ωt)
ω
1
= CU0 e−βt (− ) (β 2 + ω 2 ) sin ωt
ω
1
ω 20 = LC
U0 −βt
=− e sin ωt
ωL
U0 −βt
= e sin(ωt + π) . (4.104)
ωL
Dieser ist natürlich ebenfalls exponentiell gedämpft, wobei die Dämpfung mit R zu und
mit L abnimmt.
Bei sehr schwacher Dämpfung β ≪ ω 0 (R ≈ 0) vereinfacht sich obige Lösung zu:
π
ω ≈ ω0 ; φ≈ ,
2
π
UC (t) ≈ U0 e−βt sin (ω 0 t + ) ,
2
√
C −βt
I(t) ≈ U0 e sin(ω 0 t + π) .
L
Der Strom läuft also der Spannung um etwa π/2 voraus. Die Oszillatoren, die UC (t) und
I(t) durchführen, bewirken einen dauernden Austausch zwischen elektrischer Feldenergie
We (Kondensator!) und magnetischer Feldenergie Wm (Spule!):
1
We = C UC2 ∼ e−2βt cos2 ω 0 t ,
2
1
Wm = L I 2 ∼ e−2βt sin2 ω 0 t ,
2
4.2 Quasistationäre Felder 263
t = 0∶ I = 0, UC maximal ⇒ Wm = 0, nur We ≠ 0 ,
t = τ 0 /4∶ UC = 0, I maximal ⇒ We = 0, nur Wm ≠ 0 ,
Kapitel 4
t = τ 0 /2∶ I = 0, UC maximal (Kondensator, aber entgegengesetzt
zum Fall t = 0 aufgeladen)
⇒ Wm = 0, nur We ≠ 0 ,
t = (3/4)τ 0 ∶ UC = 0, I maximal (dem Strom bei τ 0 /4 aber entgegengerichtet)
⇒ We = 0, nur Wm ≠ 0 .
Der Ohm’sche Widerstand R (Verbraucher) sorgt für Energiedissipation. Über ihn wird
Feldenergie in Joule’sche Wärme umgewandelt:
d d 1 1
WFeld (t) = ( C UC2 + L I 2 ) = C UC U̇C + L I İ
dt dt 2 2
(4.93)
= UC I + I(−R I − UC ) = −R I 2 . (4.105)
Dies ist nach (3.12) bzw. (3.13) die Verlustleistung, die sich als Joule’sche Wärme manifes-
tiert.
L
β 2 = ω 20 ⇔ ω = 0 ⇔ R2 = 4 . (4.106)
C
In diesem Fall sind die beiden Wurzeln ω1,2 in (4.98) identisch. Wir können allerdings nun
nicht einfach (4.99) mit ω = 0 übernehmen, da diese Lösung dann nur einen unabhängigen
Parameter enthalten würde:
UC (t) = α e−βt .
Dies wäre lediglich eine spezielle und nicht die allgemeine Lösung. Zu dieser können wir
jedoch kommen, wenn wir diese spezielle Lösung mit
α = α(t)
als Ansatz verwenden (vgl. (2.182), Bd. 1). Mit (4.106) führt dieser dann über (4.96) zu
α̈(t) = 0 ⇔ α(t) = a1 + a2 t ,
wobei wir die beiden unabhängigen Parameter a1 und a2 den Randbedingungen (4.94)
anpassen:
Serienresonanzkreises ab-
fallenden Spannung im Fall
kritischer Dämpfung
Die Spannung am Kondensator führt nun keine Schwingung mehr aus, sondern wird sehr
rasch ohne weiteren Nulldurchgang exponentiell gedämpft. Ganz ähnlich verhält sich na-
türlich auch die Stromstärke I(t):
(1) U0 β (2) U0 β
U0 = (1 − ) ; U0 = (1 + ) . (4.112)
2 γ 2 γ
Die Spannung UC (t) führt auch in diesem Fall keine Schwingung mehr aus, ist vielmehr
mit einer Zeitkonstanten
1
τ= ,
β−γ
4.2 Quasistationäre Felder 265
die größer ist als beim aperiodischen Grenzfall (dort τ = 1/β), exponentiell gedämpft. –
Kapitel 4
Die Spannung UC am Kondensator baut sich also nach Kurzschluss des Schwingkreises im
aperiodischen Grenzfall am schnellsten ab.
4.2.5 Resonanz
Der Schwingungsvorgang, den der Strom I(t) in dem im letzten Abschnitt besprochenen
Schwingkreis ausführt, ist wegen des Ohm’schen Widerstandes R (⇒ Reibung) exponentiell
gedämpft. Soll der Schwingungsvorgang aufrechterhalten werden, so muss eine zusätzli-
che äußere, periodische Spannung angelegt werden. Aus den in Abschn. 4.2.3 erläuterten
Gründen machen wir für diese einen komplexen Ansatz:
Ue (t) = U0 eiωt
und berechnen mit (4.77) den elektrischen Strom. Nach einer gewissen Einschwingzeit, auf
die wir hier nicht näher eingehen wollen, wird der Strom I(t) im Serienresonanzkreis der
erregenden Spannung folgen, d. h. mit derselben Frequenz ω schwingen. Wir wählen des-
halb den Ansatz:
I(t) = I0 ei(ωt−φ) .
Wir versuchen also nicht, die volle inhomogene Differenzialgleichung zweiter Ordnung
(4.77) zu lösen, sondern vereinfachen das Problem durch die Annahme, dass der Ein-
schwingvorgang abgeschlossen ist. Einsetzen in (4.77) liefert dann eine Bestimmungsglei-
chung für die Amplitude I0 :
1
I0 (−Lω 2 + iRω + ) = iωU0 eiφ
C
1
⇒ I0 [R + i (ωL − )] = U0 eiφ .
ωC
Für den komplexen Widerstand (4.79) lesen wir, nicht unerwartet, den Ausdruck (4.91) ab:
Ue (t) U0 iφ 1
Z= = e = R + i (ωL − ) . (4.113)
I(t) I0 ωC
Die Stromamplitude I0 wird damit eine Funktion der Frequenz ω der angelegten Spannung
U0 U0
I0 = =√ . (4.114)
∣Z∣ 2
R2 + (ωL − 1/ωC)
266 4 Elektrodynamik
1
ωR = ω 0 = √ , (4.115)
LC
U0
I0 (ω = ω 0 ) = .
R
Im Z ωL − 1/ωC
tan φ = = .
Re Z R
1
P = U0 I0 cos φ
2
1 Re Z 1 R (1/2)U02 R
= U0 I0 = U0 I0 = . (4.116)
2 ∣Z∣ 2 ∣Z∣ R2 + (ωL − 1/ωC)2
1 U02
Pmax = P(ω = ω 0 ) = . (4.117)
2 R
4.2 Quasistationäre Felder 267
Unter Resonanz versteht man streng genommen eben diese Tatsache, dass es eine Frequenz
Kapitel 4
mit maximaler Leistungsaufnahme gibt.
Die Frequenzen ω 1,2 , bei denen P nur noch die Hälfte des Maximalwertes beträgt,
√
1
! R R2
P (ω = ω1,2 ) = Pmax ; ω1,2 =∓ + ω 20 + ,
2 2L 4L2
R
Δω 1,2 = ω 2 − ω 1 = (= 2β) . (4.118)
L
Die Resonanzkurve ist also umso schärfer, je kleiner die Dämpfung des Kreises ist. Bei sehr
schwacher Dämpfung wird praktisch nur im Intervall
R
Δω = ω 0 ±
2L
√
Leistung aufgenommen. Durch Veränderung von ω 0 = 1/ LC, z. B. mithilfe einer varia-
blen Kondensatorkapazität, lässt sich so aus einem Gemisch von Wechselspannungen ver-
schiedener Frequenz ein definierter Frequenzbereich herausfiltern. Auf diese Weise passt
man ein Rundfunkgerät einem bestimmten Sender an.
4.2.6 Schaltvorgänge
Wir wollen zum Schluss als ein einfaches Anwendungsbeispiel den Auf- und Abbau eines
Gleichstromes in einem RL-Kreis diskutieren.
Zur Zeit t = t0 wird durch Umlegen des Schalters die Gleichspannung
U = const
eingeschaltet. Nach (4.75) befolgt der dann einsetzende Strom die folgende Differenzial-
gleichung:
Einschaltvorgangs in einem
RL -Kreis
U R
Eine spezielle Lösung der inhomogenen Differenzialgleichung liest man direkt an (4.119)
ab:
U
IS = .
R
Man kann diese natürlich auch physikalisch erraten. Der nach dem Einschaltvorgang sich
letztlich einstellende Gleichstrom muss natürlich ebenfalls (4.119) lösen und das Ohm’sche
Gesetz erfüllen.
Die allgemeine Lösung der homogenen und eine spezielle Lösung der inhomogenen Dif-
ferenzialgleichung bilden die allgemeine Lösung der inhomogenen Gleichung:
U
I(t) = + A e−(R/L)t .
R
Die Anfangsbedingung I(t = t0 ) = 0 legt A fest:
U
I(t) = (1 − e−(R/L)(t−t0 ) ) (t ≥ t0 ) . (4.120)
R
Streng genommen erreicht der Strom erst für t → ∞ seinen Sättigungswert
U
I∞ = .
R
Der Einschaltvorgang ist charakterisiert durch die
▸ Zeitkonstante τ = L/R.
Er ist umso langwieriger, je kleiner R und je größer L ist. Letztlich verhindert die Selbstin-
duktivität L, dass der Strom momentan seine volle Stärke erreicht.
Die Energie, die der Gleichstromquelle entnommen wird, wird nicht nur in Joule’sche Wär-
me umgewandelt, sondern zu einem Teil auch zum Aufbau des Magnetfeldes in der Spule
verwendet. Dies erkennt man, wenn man (4.119) mit I multipliziert und von t0 bis t > t0
integriert:
t t
1
U ∫ I(t ′)dt ′ = L I 2 (t) + R ∫ I 2 (t ′ ) dt ′ . (4.121)
2
t0 t0
4.2 Quasistationäre Felder 269
Kapitel 4
Kreis, wenn die Spannung U U/R
bei t = t0 durch Umlegen
eines Schalters eingeschaltet
wird
t0 t
Die linke Seite ist die Energie aus der Quelle. Der erste Term auf der rechten Seite ist die
Energie, die zum Aufbau des Magnetfeldes benötigt wird, und der zweite Summand die in
dem Verbraucher entwickelte Joule’sche Wärme.
Wir untersuchen schließlich noch den analogen Ausschaltvorgang. Mit der Randbedin-
gung
U
I(t) = für t ≤ t1
R
R
İ(t) + I(t) = 0 (4.122)
L
U −(R/L)(t−t1 )
I(t) = e (t ≥ t1 ) (4.123)
R
gelingt.
Der Strom verschwindet nach Abschalten der Spannungsquelle also nicht unmittelbar, son-
dern nimmt exponentiell mit derselben Zeitkonstante wie beim Einschaltvorgang ab.
270 4 Elektrodynamik
4.2.7 Aufgaben
Kapitel 4
Aufgabe 4.2.1
Ra
Ri
Gegeben sei ein Hohlrohrleiter mit Innenradius Ri und Außenradius Ra (Abb. 4.26).
Im inneren Hohlrohr fließe der Strom I, im äußeren ein entgegengesetzt gleich
großer Strom −I.
1. Berechnen Sie die magnetische Induktion im ganzen Raum.
2. Bestimmen Sie die Selbstinduktivität pro Längeneinheit.
Aufgabe 4.2.2
d I1
x
I2
y b
Eine rechteckige Leiterschleife (Länge a, Breite b), in der ein Strom I2 fließt, befindet
sich im Magnetfeld eines dünnen, vom Strom I1 durchflossenen Drahtes (Abb. 4.27).
1. Berechnen Sie den Gegeninduktionskoeffizienten L12 .
2. Welche Kraft wird vom Strom I1 auf die Leiterschleife ausgeübt?
3. Der Strom I1 im Draht werde zur Zeit t = 0 gemäß
I1 (t) = I0 (1 − e−αt )
eingeschaltet. Berechnen Sie die in der Leiterschleife induzierte Spannung. (Die
Selbstinduktivität des Kreises sei zu vernachlässigen.)
4.2 Quasistationäre Felder 271
Kapitel 4
Aufgabe 4.2.3
U
R(t )
Betrachten Sie den abgebildeten RL-Kreis, wobei der Ohm’sche Widerstand R = R(t)
zeitabhängig sein soll.
1. Einschaltvorgang: τ sei die Dauer des Einschaltprozesses. Er beginne zur Zeit
t = 0. Für den Widerstand R gelte:
⎧
⎪
⎪
⎪∞ für t < 0 ,
⎪
⎪
R(t) = ⎨R0 τ/t für 0 ≤ t ≤ τ ,
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪ für τ ≤ t .
⎩R0
Berechnen Sie den Strom I(t) für t ≥ 0. Was ist die Bedingung für schnelles bzw.
langsames Einschalten?
2. Ausschaltvorgang: Dieser beginne ebenfalls bei t = 0 und sei bei t = τ beendet.
⎧
⎪
⎪
⎪R0 für t ≤ 0 ,
⎪
⎪
R(t) = ⎨R0 τ−t
τ
für 0 ≤ t < τ ,
⎪
⎪
⎪
⎪
⎩∞
⎪ für τ < t .
Berechnen Sie I(t) für 0 ≤ t < τ, wobei vor dem Ausschalten I(t) = U/R0 = const
sein soll.
Aufgabe 4.2.4
C
(1)
(2)
U0 R
Abb. 4.29 RC -Kreis mit Schalter zum Ab- und Ankoppeln einer Spannungsquelle
272 4 Elektrodynamik
Kapitel 4
Aufgabe 4.2.5
I1 I2
> >
•U (t) C22
C1
• e
C21
L1 L2
Aufgabe 4.2.6
Abb. 4.31 Mit der Frequenz ω rotierender Drahtring im Feld homogener magnetischer Induktion
4.2 Quasistationäre Felder 273
Kapitel 4
Ein Kreisring vom Radius R rotiere mit konstanter Winkelgeschwindigkeit ω um
einen Durchmesser. Senkrecht zur Drehachse herrsche eine homogene, magnetische
Induktion B.
1. Berechnen Sie die im Ring erzeugte Induktionsspannung als Funktion der Zeit.
2. Der Ring bestehe aus einem Metalldraht der Leitfähigkeit σ. Welcher Strom I(t)
fließt durch den Ring, wenn man annimmt, dass er homogen über den Quer-
schnitt A verteilt sei?
Aufgabe 4.2.7
1. Eine rechteckige Leiterschleife mit den Seitenlängen a1 und a2 liegt in der xy-
Ebene und bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit v in x-Richtung. Im
Bereich 0 ≤ x ≤ d < a1 wirkt eine homogene magnetische Induktion B = B0 ez .
Zur Zeit t = 0 liege die rechte Rechteckseite des Leiters bei x = 0. Berechnen Sie
die in der Leiterschleife induzierte Spannung Uind !
2. Lösen Sie dasselbe Problem für eine kreisförmige Leiterschleife (Radius R), wo-
bei im Bereich x > 0 eine homogene magnetische Induktion B = B0 ez wirken soll.
Die Leiterschleife bewege sich auch in diesem Fall mit v = const in x-Richtung.
Skizzieren Sie Uind (t)!
274 4 Elektrodynamik
Kapitel 4
Aufgabe 4.2.8
Auf der Oberfläche einer Hohlkugel mit dem Radius R sei eine Ladung q gleichmäßig
verteilt. Wie in Aufgabe 3.3.2 rotiere sie zunächst mit der konstanten Winkelge-
schwindigkeit ω 0 um einen ihrer Durchmesser. Von t = 0 an werde sie gemäß
abgebremst.
1. Welches elektrische Feld wird dabei in der quasistationären Näherung (Ḋ ≈ 0)
im Außenraum (r > R) induziert?
2. Unter welchen Bedingungen kann es gegenüber dem elektrostatischen Feld
(t < 0) vernachlässigt werden?
3. Welche Energie wird pro Zeiteinheit von der Kugel „abgestrahlt“?
4. Welche Energie wird insgesamt während des Bremsvorgangs abgegeben?
Zu den bedeutendsten Erfolgen der Maxwell’schen Theorie gehört die Erkenntnis, dass sich
elektromagnetische Felder unabhängig von irgendwelchen Ladungen und Strömen selbst
im Vakuum mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten können. Dies bedeutet nämlich, dass die
Felder nicht nur mathematische Hilfsgrößen zur Beschreibung von Wechselwirkungspro-
zeßen zwischen Ladungen bzw. zwischen Strömen darstellen – so hatten wir sie ja zunächst
4.3 Elektromagnetische Wellen 275
Kapitel 4
diese Tatsache dadurch, dass der vollständige Satz der Maxwell-Gleichungen Lösungen für
die Felder E und B aufweist, die vom Typ her sich im ganzen Raum ausbreitenden Wellen
entsprechen. – Auf die große technische Bedeutung, die die Entdeckung der elektromagne-
tischen Wellen erlangt hat, braucht nicht gesondert hingewiesen zu werden.
ρf ≡ 0 , jf ≡ 0 , σ =0. (4.124)
Ferner setzen wir, wie üblich, ein lineares, homogenes Medium voraus:
B = μr μ 0 H ; D = εr ε 0 E .
div E = 0 ; div B = 0 ,
(4.125)
rot E = −Ḃ ; rot B = εr ε 0 μr μ0 Ė .
Der Verschiebungsstrom ist nun nicht mehr vernachlässigbar; wir gehen also über die qua-
sistationäre Näherung hinaus.
Gleichung (4.125) stellt ein gekoppeltes System von linearen, partiellen, homogenen Diffe-
renzialgleichungen erster Ordnung für die Felder E und B dar. Wir werden sehen, dass sich
das System exakt entkoppeln lässt, sodass wir in diesem Fall nicht auf die Hilfsgrößen φ
und A zurückgreifen müssen.
Aus (4.125) erhalten wir durch nochmalige Anwendung der Rotation auf die Gleichungen
der zweiten Zeile:
Die Konstante
1 c c
u= √ =√ = (4.126)
ε r ε 0 μr μ 0 ε r μr n
276 4 Elektrodynamik
√
n= ε r μr (4.127)
den Brechungsindex des durch εr , μr gekennzeichneten Mediums. u wird sich als die Ge-
schwindigkeit des Lichtes in diesem Medium herausstellen.
Unter der Voraussetzung (4.124) erfüllt also jede Komponente von E bzw. B, so wie im
Übrigen auch jede Komponente des Vektorpotentials A(r, t) (in beiden Eichungen!) und
das skalare Potential φ(r, t) (in der Lorenz-Eichung!), die
homogene Wellengleichung
◻ ψ(r, t) = 0 . (4.128)
Dabei ist der d’Alembert-Operator ◻ wie in (4.30) definiert, wenn man nur die Vakuum-
Lichtgeschwindigkeit c = (ε 0 μ0 )−1/2 durch die im Medium ersetzt:
1 ∂2
◻≡Δ− . (4.129)
u2 ∂t 2
Als Differenzialgleichung ist (4.128) von ähnlich fundamentaler Bedeutung wie die
Laplace-Gleichung der Elektrostatik. Wir werden diese lineare, partielle, homogene Diffe-
renzialgleichung zweiter Ordnung ausgiebig zu untersuchen haben.
Man beachte, dass die Wellengleichung (4.128) durch rot-Bildung aus den Maxwell-
Gleichungen hervorgegangen ist. Ihre Lösungsmenge braucht deshalb nicht unbedingt
mit der der Maxwell-Gleichungen identisch zu sein. Für uns sind aber nur die Lösungen
der für E und B entkoppelten Wellengleichungen interessant, die simultan die von den
Maxwell-Gleichungen geforderten Kopplungen zwischen E und B reproduzieren.
Die homogene Wellengleichung (4.128) wird offenbar von jeder Funktion der Form
gelöst, wobei f− und f+ hinreichend oft differenzierbare, ansonsten aber beliebige Funktio-
nen der Phase
φ∓ (r, t) = k ⋅ r ∓ ωt (4.131)
4.3 Elektromagnetische Wellen 277
sind. Wir können daher o. B. d. A. ω ≥ 0 annehmen, da durch den Ansatz (4.130) bereits
Kapitel 4
beide Vorzeichen impliziert sind. (4.130) ist allerdings nur dann Lösung, wenn zwischen ω
und k eine bestimmte Relation erfüllt ist, die wir durch Einsetzen in die Wellengleichung
leicht finden:
∂2
Δψ = k2 ψ ′′ ; ψ = ω 2 ψ ′′ .
∂t 2
Hier ist mit ψ ′′ die zweite Ableitung nach der Phase φ∓ , also dem vollen Argument, ge-
meint. Die Wellengleichung hat damit die Gestalt:
ω2 ω2 d 2 f− d 2 f+
(k2 − ) ψ ′′ (r, t) = (k2 − 2 ) ( 2 + )≡0
u 2 u dφ− dφ+2
ω = uk . (4.132)
Wir wollen die Lösung (4.130) genauer untersuchen, uns dabei aber auf die Teillösung f−
beschränken.
Bei konstanter Phase φ−(r, t) ist offensichtlich auch f− konstant, d. h., Flächen gleicher Pha-
se sind auch Flächen konstanter f− -Werte. Betrachten wir eine Momentaufnahme bei t = t0 ,
φ− (r, t0 ) = k ⋅ r − ωt0 ,
k ⋅ r = const
definiert. Dieses ist aber die Gleichung einer Ebene (Wellenfront) senkrecht zu k (Abb.
4.34). Für alle Punkte r mit gleicher Projektion k ⋅r auf die Richtung von k hat f− denselben
Wert.
Betrachten wir den gesamten Raum-Zeit-Ablauf, so lautet die Bedingung für die Bewegung
(0)
einer Ebene konstanter Phase φ− :
(0) !
k ⋅ r − ωt = kr∥ − ωt = φ− = const
r ⋅ k 1 (0) ω
⇒ r∥ = = φ− + t .
k k k
Diese bewegt sich offensichtlich mit der Phasengeschwindigkeit
dr∥ ω
= =u (4.133)
dt k
in die Richtung von k. k heißt deshalb auch Ausbreitungsvektor.
278 4 Elektrodynamik
r1
r2
r3
0
Die Teillösung f− (k ⋅ r − ωt) in (4.130) beschreibt also die Ausbreitung einer Störung mit
ebenen Fronten in Richtung von k mit der Phasengeschwindigkeit u. f+ (k ⋅ r + ωt) drückt
dann die entsprechende Bewegung in (−k)-Richtung aus.
Da jedes f− bzw. f+ von der in (4.130) angegebenen Form die Wellengleichung löst, gilt dies
speziell für die periodischen Funktionen:
f− (r, t) = A ei(k⋅r−ωt) ,
f+ (r, t) = B ei(k⋅r+ωt) . (4.134)
Raum-zeitlich periodische Gebilde wie diese, bei denen für feste Werte t die Punkte gleicher
Phase eine Ebene bilden, nennt man
▸ ebene Wellen.
Wir benutzen hier zunächst wieder die zweckmäßige, komplexe Schreibweise, dabei wie
üblich vereinbarend, als physikalisch relevante Größen nur die Realteile anzusehen.
Im Fall der ebenen Wellen wiederholen sich für eine feste Zeit die Flächen gleicher f± -Werte
periodisch im Raum, und zwar für Abstandsvektoren
Δr n ⋅ k = 2πn ; n∈Z.
2π
λ= , (4.135)
k
als die Wellenlänge, k auch als Wellenvektor.
Halten wir statt der Zeit den Ort fest, d. h., beobachten wir von einem festen Raumpunkt
r 0 aus, so ändert sich ψ (bzw. f± ) dort mit der Zeit t, erreicht aber nach der Zeit
2π
τ= (4.136)
ω
4.3 Elektromagnetische Wellen 279
Kapitel 4
Welle
rn
2π
λ=
k π
t=
2
rn
1
ν= (4.137)
τ
ist die Frequenz und ω = 2πν die Kreisfrequenz.
Kombinieren wir die Gleichungen (4.133), (4.135), (4.136), so ergibt sich der wichtige Zu-
sammenhang:
λ
u = λν = . (4.138)
τ
Wir übertragen nun diese allgemeinen Resultate auf das uns eigentlich interessierende elek-
tromagnetische Feld.
Dabei lernen wir alles Wesentliche bereits bei der Betrachtung der Teillösungen:
E = E0 ei(k⋅r−ωt) ,
B = B0 ei(k⋅r−ωt) . (4.139)
Entscheidend ist nun, dass die ebenen Wellen nicht nur die homogene Wellengleichung
erfüllen, sondern gleichzeitig die Kopplungen in den Maxwell-Gleichungen befriedigen.
Aus rot E = −Ḃ folgt zunächst:
Da dieses für alle Raum-Zeit-Punkte gültig sein soll, müssen wir offensichtlich erst einmal
ω=ω; k=k
k × E0 = ωB0 . (4.140)
280 4 Elektrodynamik
B k
k ⋅ E0 = 0 . (4.141)
k ⋅ B0 = 0 . (4.142)
ω
k × B0 = − E0 . (4.143)
u2
Wir quadrieren diese Gleichung, um zu Aussagen über die Beträge der Feldkomponenten
zu kommen:
ω2 2 ω2
(k × B0 )2 = 4
E0 = k2 B20 = 2 B20 ⇒ E20 = u2 B20 .
u u
▸ transversalen Wellen.
k = k ez .
Dann lauten die die Maxwell-Gleichungen (4.125) befriedigenden Lösungen der Wellen-
gleichung:
Kapitel 4
B-Feldes, wenn die z -Achse E
mit der Ausbreitungsrichtung
übereinstimmt
z
y B
Die endgültige Form der Welle ist durch E0x , E0y festgelegt, bei denen es sich allerdings
in der Regel um komplexe Größen handelt. Wir betrachten als Beispiel die physikalischen
Lösungen für reelles E0x und E0y = 0:
Die Lösung (4.144) der Maxwell-Gleichungen (4.125) stellt eine sich in positiver z-
Richtung fortpflanzende, monochromatische (d. h. unifrequente) ebene Welle dar. Sie
repräsentiert die räumliche Ausbreitung einer harmonischen Schwingung. Offensichtlich
ist die elektromagnetische Welle allein durch den E-Vektor (oder allein durch den B-
Vektor) vollständig bestimmt. Die folgende Diskussion bezieht sich deshalb ausschließlich
auf den elektrischen Feldstärkevektor E.
Zunächst bemerken wir, dass es sich bei den beiden Koeffizienten E0x , E0y im Allgemeinen
um komplexe Größen handelt:
E = Ex ex + Ey ey (4.146)
mit
Ex = ∣E0x ∣ cos(kz − ωt + φ) ,
Ey = ∣E0y ∣ cos(kz − ωt + φ + δ) . (4.147)
282 4 Elektrodynamik
Bezüglich der relativen Phase δ lassen sich nun mehrere Fälle unterscheiden:
∎ 1) δ = 0 oder δ = ±π
Dann ist offenbar
Der Koeffizient ist ein orts- und zeitunabhängiger Vektor, d. h., die elektrische Feldstärke
E schwingt relativ zur Ausbreitungsrichtung in einer festen Richtung. Man nennt in einem
solchen Fall die Welle
▸ linear polarisiert
und die Richtung von E die Polarisationsrichtung. Sie ist um den Winkel α gegen die x-
Achse geneigt:
± ∣E0y ∣
tan α = . (4.149)
∣E0x ∣
Man kann offenbar jeden der beiden Summanden in (4.146) als linear polarisierte ebene
Welle auffassen. Dies bedeutet, dass sich jede beliebig polarisierte ebene Welle als Überla-
gerung zweier linear unabhängiger, linear polarisierter ebener Wellen darstellen lässt.
Das obere Zeichen gilt für δ = +π/2, das untere für δ = −π/2. Für einen festen Raumpunkt
z = z∗ stellt die Klammer die Parameterdarstellung des Einheitskreises dar. Der E-Vektor
durchläuft einen Kreis vom Radius E mit der Winkelgeschwindigkeit ω in der Ebene senk-
recht zur Ausbreitungsrichtung. Man nennt die Welle deshalb
▸ zirkular polarisiert.
4.3 Elektromagnetische Wellen 283
y π y π
δ=+ δ=-
Kapitel 4
2 2
E E
x x
links-zirkular rechts-zirkular
Abb. 4.39 Projektion des elektrischen Feldvektors einer in z -Richtung fortschreitenden rechts- bzw.
linkszirkular polarisierten Welle
rechts-zirkular z, k links-zirkular z, k
Abb. 4.40 Raum-Zeit-Verhalten des elektrischen Feldvektors bei einer links- bzw. rechtszirkular polari-
sierten Welle
Je nach Vorzeichen von δ wird der Kreis in einer der beiden möglichen Richtungen durch-
laufen.
Der k-Vektor zeigt senkrecht aus der Zeichenebene heraus (z-Richtung). Bei Blickrichtung
in die negative z-Richtung, d. h. gegen die Ausbreitungsrichtung der ankommenden Wel-
le, dreht der E-Vektor für δ = +π/2 nach links und für δ = −π/2 nach rechts. In diesem
Sinne spricht man von einer rechts- bzw. linkszirkular polarisierten Welle. – Betrachten
wir die vollständige Raum-Zeit-Bewegung, so beschreibt der E-Vektor eine Kreisspirale
(Abb. 4.40):
Ex = ∣E0x ∣ cos(kz − ωt + φ) ,
Ey = ∓ ∣E0y ∣ sin(kz − ωt + φ) . (4.151)
284 4 Elektrodynamik
E0 x
2 2
Ex ⎛ Ey ⎞
( ) + =1. (4.152)
∣E0x ∣ ⎝ ∣E0y ∣ ⎠
Dies ist die Gleichung einer Ellipse mit den Halbachsen ∣E0x ∣ und ∣E0y ∣, die in x- bzw. y-
Richtung liegen. Man spricht deshalb von
Der E-Vektor durchläuft eine elliptische Spirale, seine Amplitude ist offensichtlich nicht
mehr konstant. Die Neigung α des E-Vektors gegen die x-Achse ist im Gegensatz zum Fall
der linearen Polarisation nun orts- und zeitabhängig:
∓∣E0y ∣
tan α = tan(kz − ωt + φ) .
∣E0x ∣
▸ elliptisch polarisiert.
Wir haben uns bereits weiter oben klar gemacht, dass man sich jede beliebige, elliptisch
polarisierte Welle aus zwei senkrecht zueinander linear polarisierten Wellen aufgebaut den-
ken kann. Wir wollen zum Schluss zeigen, dass das auch mit zwei entgegengesetzt zirkular
polarisierten Wellen möglich ist.
Wir verwenden die komplexen Vektoren
1
e± = √ (ex ± i ey ) ,
2
4.3 Elektromagnetische Wellen 285
Kapitel 4
einer elliptisch polarisierten
Welle bei einer beliebigen
Phasenverschiebung zwischen E0 x
E
x - und y -Komponente
x
E+ und E− sind nun reell. Damit lässt sich die ebene Welle (4.144) auch wie folgt schreiben:
1
E = √ [E− ei(kz−ωt+γ− ) e+ + E+ ei(kz−ωt+γ+ ) e− ] .
2
Physikalisch ist nur der Realteil:
1
Re E = E− [cos(kz − ωt + γ− ) ex − sin(kz − ωt + γ− ) ey ]
2
1
+ E+ [cos(kz − ωt + γ+ ) ex + sin(kz − ωt + γ+ ) ey ] . (4.153)
2
Das ist die Summe zweier entgegengesetzt zirkular polarisierter Wellen mit unterschiedli-
chen Amplituden (vgl. (4.150)).
4.3.4 Wellenpakete
Wir hatten als allgemeine Lösung der Wellengleichung (4.128) Ausdrücke der Form
f± (kz ± ωt)
286 4 Elektrodynamik
gefunden, wobei wir die Ausbreitungsrichtung mit der z-Richtung identifizieren. Dabei ha-
Kapitel 4
ben wir uns bezüglich des Wellenvektors k bzw. der Kreisfrequenz ω nicht festlegen müssen.
Es muss lediglich der Zusammenhang (4.132) für die Phasengeschwindigkeit u beobach-
tet werden:
ω
u= .
k
Man kann k als eine unabhängige Variable ansehen, ω ist dann wegen dieser Beziehung
nicht mehr frei wählbar. – Dies bedeutet aber auch, dass neben f± jede lineare Überlagerung
solcher Funktionen zu verschiedenen Wellenvektoren k die Wellengleichung löst, falls nur
der obige Zusammenhang gewahrt bleibt. Eine noch allgemeinere Lösung wäre also
+∞
F± (z, t) = ∫ a(k)f± (kz ± ωt) dk (4.154)
−∞
▸ Dispersion ⇔ εr = εr (ω).
ω = ω(k) .
Die F± aufbauenden Teilwellen f± in (4.154) breiten sich dann mit unterschiedlichen Ge-
schwindigkeiten aus. Man kann keine einheitliche Phasengeschwindigkeit angeben. Das
wird uns zur Definition einer neuen Geschwindigkeit, der so genannten Gruppenge-
schwindigkeit, bringen.
Von praktischer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang gewichtete Überlagerungen
von ebenen Wellen,
+∞
H± (z, t) = ∫ b(k)ei(kz±ωt) dk , (4.155)
−∞
4.3 Elektromagnetische Wellen 287
Kapitel 4
trierte Gewichtsfunktion einer
Überlagerung von ebenen Δk0
Wellen
k0 k
bei denen die Gewichtsfunktion b(k) eine in einem relativ schmalen Bereich Δk0 um ein
bestimmtes k0 herum konzentrierte Funktion darstellt. Der Hauptbeitrag zum obigen In-
tegral stammt dann aus diesem Wellenvektor-Bereich. Wir machen deshalb eine Taylor-
Entwicklung von ω(k) um k0 , dabei voraussetzend, dass es sich bei ω(k) um eine gutartige
Funktion von k handelt:
dω
ω(k) = ω(k0 ) + (k − k0 ) ∣ +...
dk k0
dω
vg = ∣ ∶ Gruppengeschwindigkeit . (4.156)
dk k=k0
+∞
H± (z, t) ≈ e i(k0 z±ω 0 t)
∫ dq b(k0 + q)e
i q(z±vg t)
−∞
i(k0 z±ω 0 t) ̂
= e H± (z ± vg t) . (4.157)
Das ist eine ebene Welle, deren Wellenlänge und Frequenz dem Maximum der Verteilung
b(k) entsprechen, moduliert jedoch mit einer orts- und zeitabhängigen Funktion H ̂ ± . Die
Modulationsfunktion H ̂ ± bewegt sich mit der Geschwindigkeit vg in positiver bzw. nega-
tiver z-Richtung. Konstante Modulationsphase
z ± vg t = const
288 4 Elektrodynamik
bedeutet nämlich
dz
= ∓vg .
dt
▸ Wellenpaket.
In einem solchen Wellenpaket läuft die Welle mit der Phasengeschwindigkeit u0 , das Paket
dagegen mit der Gruppengeschwindigkeit vg .
2 4(k − k0 )2
b(k) = √ exp (− ) . (4.158)
Δk0 π Δk20
bmax
bmax/ e
k0
k0 − Δk0 / 2 k0 + Δk0 / 2
2
bmax = √ .
Δk0 π
4.3 Elektromagnetische Wellen 289
Kapitel 4
Der Abstand der symmetrisch zu k0 liegenden Punkte, bei denen b(k) nur noch den
e-ten Teil des Maximums ausmacht, ist gerade Δk0 . Die Fläche unter der Glocke ist
immer 1, denn:
+∞ +∞
2 4(k − k0 )2 1
∫ dk b(k) = √ ∫ dk exp (− )= √ I,
Δk0 π Δk20 π
−∞ −∞
wobei
+∞
2
I = ∫ dy e−y .
−∞
+∞ ∞ ∞
−(x2 +y 2 ) −ρ 2 1 d 2
I = ∬ dx dy e
2
= 2π ∫ dρ ρ e = − 2π ∫ dρ e−ρ = π .
2 dρ
−∞ 0 0
Es gilt also:
+∞
√
I= π ⇔ ∫ dk b(k) = 1 . (4.159)
−∞
Mit (4.158) ergibt sich eine mögliche Grenzwert-Darstellung für die δ-Funktion:
̂ ± ein:
Wir setzen nun das Gauß’sche b(k) in die Modulationsfunktion H
+∞
̂ ± (z ± vg t) = 2 2 2
H √ ∫ dq e−(4q /Δk0 ) eiq(z±vg t) ,
Δk0 π
−∞
2 2
4q 2q i Δk2
2
− iq(z ± vg t) = ( − Δk0 (z ± vg t)) + 0 (z ± vg t)2 .
Δk0 Δk0 4 16
Wir substituieren:
2q i
y= − Δk0 (z ± vg t) .
Δk0 4
290 4 Elektrodynamik
Kapitel 4
Es erweist sich als richtig, ohne dass wir es an dieser Stelle streng beweisen könnten,
trotz des Imaginärteils von y die Integration von −∞ bis +∞ durchzuführen:
̂ ± (z ± vg t) = √1 I e(−Δk0 /16)(z±vg t) .
2 2
H
π
2 2
H± (z, t) = ei(k0 z±ω 0 t) e(−Δk0 /16)(z±vg t) . (4.161)
Das ist eine ebene Welle, deren Amplitude gaußförmig von (z ± vg t) abhängt. Die
Gauß-Glocke bewegt sich starr mit der Geschwindigkeit vg in ∓z-Richtung. Man
spricht von einem aperiodischen Wellenzug. Die Breite des Wellenpaketes, defi-
niert analog zu der von b(k), ist offenbar:
8
Δz = .
Δk0
Dies bedeutet:
Je breiter die k-Verteilung, desto schmaler die z-Verteilung (das Wellenpaket) und
umgekehrt. Eine scharf lokalisierte Verteilung im k-Raum, b(k) = δ(k − k0 ), d. h.
Δk0 → 0, bedeutet im Ortsraum eine nicht-modulierte ebene Welle,
ist also dort nicht lokalisierbar. – Räumlich scharf lokalisierbar heißt dagegen
1/Δk0 → 0 oder Δk0 → ∞. Die Verteilung im k-Raum ist damit völlig verschmiert.
Alle Wellenvektoren erscheinen dann mit gleichem Gewicht.
Dieser Abschnitt hat gezeigt, dass eine Welle durch zwei Arten von Ausbreitungsgeschwin-
digkeiten gekennzeichnet ist:
ω(k)
Phasengeschwindigkeit: , u=
k (4.163)
dω(k)
Gruppengeschwindigkeit: vg = .
dk
4.3 Elektromagnetische Wellen 291
Erstere beschreibt die Ausbreitung einer ebenen Welle, letztere die eines Wellenpaketes. vg
Kapitel 4
entspricht der Geschwindigkeit, mit der in einer Welle Energie oder Information (Signale!)
transportiert werden kann. Die Spezielle Relativitätstheorie lehrt, dass die Lichtgeschwin-
digkeit c im Vakuum für vg eine obere Schranke darstellt:
vg ≤ c . (4.164)
4.3.5 Kugelwellen
Die in dem letzten Abschnitt diskutierten ebenen Wellen stellen nur einen speziellen, al-
lerdings sehr wichtigen Lösungstyp der homogenen Wellengleichung (4.128) dar. Eine an-
dere Klasse von Lösungen bilden die Kugelwellen. Zu diesen kommen wir, wenn wir den
Laplace-Operator in der Wellengleichung in Kugelkoordinaten formulieren (2.145):
1 ∂ 2∂ 1
Δ= 2
(r ) + 2 Δϑ φ ,
r ∂r ∂r r
1 ∂ ∂ 1 ∂2
Δϑ φ = (sin ϑ ) + .
sin ϑ ∂ϑ ∂ϑ sin2 ϑ ∂φ 2
ψ(r, t) = ψ(r, t) ⇒ Δ ϑ φ ψ ≡ 0
1 ∂ 2 ∂ 1 ∂2
◻ψ = [ (r ) − ]ψ = 0 .
r 2 ∂r ∂r u2 ∂t 2
Mit
∂2 ∂ ∂ψ ∂2ψ ∂ψ 1 ∂ 2 ∂ψ
2
(r ψ) = (r + ψ) = r 2 + 2 = (r )
∂r ∂r ∂r ∂r ∂r r ∂r ∂r
und
∂2 1 ∂2
ψ = (r ψ)
∂t 2 r ∂t 2
292 4 Elektrodynamik
v(r, t) = r ψ(r, t)
∂2 1 ∂2
( − ) v(r, t) = 0 ,
∂r 2 u2 ∂t 2
ω2
k2 = ⇔ ω = ku (ω ≥ 0) (4.165)
u2
wie im Fall der ebenen Wellen gilt. Dies bedeutet also, dass
1
ψ(r, t) = [v+ (kr + ωt) + v− (kr − ωt)] (4.166)
r
eine weitere Klasse von Lösungen der homogenen Wellengleichung darstellt. Wir wollen
sie kurz diskutieren:
1. Die Phase
φ± = kr ± ωt (4.167)
hängt nur vom Betrag des Ortsvektors r ab. Zu einer festen Zeit t = t0 sind die Punkte
gleicher Phase und damit gleichen ψ-Wertes solche gleichen Abstands vom Ursprung,
liegen damit auf Kugelflächen vom Radius r.
2. Die Amplitude nimmt mit wachsendem Abstand vom Ursprung gemäß 1/r ab.
3. Falls v± (kr ± ωt) zusätzlich periodisch ist, also z. B.
v± ∼ ei(kr±ωt) , (4.168)
A± i(kr±ωt)
ψ± (r, t) = e . (4.169)
r
4.3 Elektromagnetische Wellen 293
Kapitel 4
(0)
4. Wie bewegen sich Flächen konstanter Phase φ± ?
(0) !
kr ± ωt = φ± = const .
5. Kugelwellen gleicher Phase haben zu einer festen Zeit t = t0 den radialen Abstand Δr:
k Δr = 2π n ; n∈N. (4.171)
~ 1/ r
müssen z. B.
erfüllt sein:
∂r ∂r ∂r d 1
div E = (E0x + E0y + E0z ) [ ei(kr−ωt) ]
∂x ∂y ∂z dr r
x y z d 1 i(kr−ωt)
= [E0x + E0y + E0z ] [ e ]
r r r dr r
1 d
= (E0 ⋅ r) (. . . ) = 0 ⇒ E0 ⋅ r = 0 .
r dr
Diese Bedingung ist aber für einen konstanten Vektor E0 , der nicht der Nullvektor ist,
und beliebige r nicht erfüllbar. Das gilt auch für die Beziehung
B0 ⋅ r = 0 ,
die analog aus div B = 0 folgt. Die Kugelwellen (4.173) erfüllen also in dieser Form nicht
die Maxwell-Gleichungen.
Wir haben ebene elektromagnetische Wellen als spezielle Lösungen der quellfreien Max-
well-Gleichungen (4.125) erkannt. Es stellt sich aber heraus, dass sich jede beliebige Lö-
sung der homogenen Wellengleichung nach diesen ebenen Wellen entwickeln lässt. Um
4.3 Elektromagnetische Wellen 295
dies zu sehen, führen wir nun ein neues mathematisches Hilfsmittel ein, das in der Theo-
Kapitel 4
retischen Physik einen weiten Anwendungsbereich besitzt und deshalb hier eingehend un-
tersucht werden soll. Gemeint ist die
▸ Fourier-Transformation,
über die wir dann die allgemeinste Lösung der Wellengleichung werden angeben können.
Einen gewissen Vorgeschmack haben bereits die Betrachtungen zum Wellenpaket in Ab-
schn. 4.3.4 geliefert. Dort hatten wir ebene Wellen mit verschiedenen Wellenvektoren k mit
einer bekannten Gewichtsfunktion b(k) versehen und durch Aufsummation (Integration)
zu einem sich im Ortsraum bewegenden Paket „geschnürt“. Häufig ist die Fragestellung
auch anders herum interessant; wie nämlich ein solches b(k) beschaffen sein muss, um ein
gegebenes Wellenpaket zu realisieren. Dieses lässt sich mithilfe der Fourier-Transformation
beantworten.
In Abschn. 2.3.5 über orthogonale und vollständige Funktionensysteme hatten wir gesehen,
dass das Orthonormalsystem der trigonometrischen Funktionen (2.144),
1 1 nπ 1 nπ
√ ; √ cos ( x) ; √ sin ( x) ; n = 1, 2, . . . ,
2a a a a a
im Intervall [−a, +a] ein vollständiges System darstellt, nach dem sich jede dort quadrat-
integrable Funktion f (x) entwickeln lässt:
∞
nπ nπ
f (x) = f0 + ∑ [an cos ( x) + bn sin ( x)] . (4.174)
n=1 a a
Diese Darstellung der Funktion f (x) nennt man ihre Fourier-Reihe. Dabei gilt nach
(2.140) für die Koeffizienten (Beweis als Aufgabe 4.3.7):
+a
1
f0 = ∫ f (x)dx ,
2a
−a
+a
1 nπ
an = ∫ f (x) cos ( x) dx ,
a a
−a
+a
1 nπ
bn = ∫ f (x) sin ( x) dx . (4.175)
a a
−a
f (x + 2a) = f (x) ,
296 4 Elektrodynamik
was wir zunächst voraussetzen wollen, dann gilt (4.174) sogar für alle x. Spezialfälle sind:
Kapitel 4
∎ 1) Gerade Funktionen
f (x) = f (−x) ⇒ bn = 0 ∀n .
∎ 2) Ungerade Funktionen
f (x) = −f (−x) ⇒ f0 = 0 ; an = 0 ∀n .
f (x)
+1
−π +π 2π 3π 4π x
−1
⎧
⎪ 1
⎪
⎪ x+1 für −π ≤ x < 0 ,
⎪
⎪π
f (x) = ⎨
⎪
⎪ 1
⎪
⎪
⎪ x−1 für 0 ≤ x ≤ π .
⎩π
f (x) ist definiert im Intervall [−π, +π], wobei weiterhin gilt:
Kapitel 4
Damit lautet die Fourier-Reihe der Kippschwingung:
2 ∞ sin(nx)
f (x) = − ∑ . (4.176)
π n=1 n
Wir wollen die allgemeine Fourier-Reihe (4.174) weiter untersuchen. Mit der Euler’schen
Formel ((2.146), Bd. 1) und der Definition
1 nπ
vn (x) = √ exp (i x) , n = 0, ±1, ±2, . . . (4.177)
2a a
können wir schreiben:
1 nπ 1
√ cos ( x) = √ (vn (x) + v−n (x)) ,
a a 2
1 nπ −i
√ sin ( x) = √ (vn (x) − v−n (x)) .
a a 2
Eingesetzt in (4.174) heißt das zunächst, dass auch die vn (x) ein vollständiges Funktio-
nensystem darstellen. Es handelt sich zudem um ein Orthonormalsystem:
+a +a
1
v∗n (x)vm (x)dx = −i(π/a)(n−m)x
n≠m
∫ ∫ e dx
2a
−a −a
+a +a
1 π i π
= ∫ cos [ (n − m)x] dx − ∫ sin [ (n − m)x] dx
2a a 2a a
−a −a
+a +a
1 π i π
= sin ( (n − m)x)∣ + cos ( (n − m)x)∣
2π(n − m) a −a 2π(n − m) a −a
=0.
2
Der Fall n = m ist wegen ∣vn (x)∣ = 1/(2a) trivial:
+a
∗
∫ vn (x)vm (x)dx = δ nm . (4.178)
−a
Die Vollständigkeit der Funktionen vn (x) lässt sich durch Einsetzen in die Fourier-Reihe
(4.174) demonstrieren:
∞ √ √
a a
f (x) = f0 + ∑ (an (vn (x) + vn (x)) + bn (−i ) (vn (x) − v−n (x)))
n=1 2 2
∞ √
a
= f0 + ∑ ((an − ibn ) vn (x) + (an + ibn ) v−n (x)) .
n=1 2
298 4 Elektrodynamik
was die Vollständigkeit der vn (x) erkennen lässt, da f (x) eine beliebige quadratintegrable
Funktion sein soll. Man beachte, dass der n = 0-Summand gerade die Konstante f0 darstellt:
√ √
a a 1
(a0 − ib0 ) v0 (x) = 2f0 √ = f0 .
2 2 2a
Für jede in [−a, +a] quadratintegrable, mit der Periodenlänge 2a periodische Funkti-
on f (x) lässt sich also auch schreiben:
+∞
f (x) = ∑ α n ei(nπ/a)x ,
n=−∞
+a
1 1 −i(nπ/a)x
α n = (an − ibn ) = ∫ f (x)e dx . (4.179)
2 2a
−a
die Entwicklung:
1 +∞ i(nπ/a)(x−x0 )
δ(x − x0 ) = ∑ e . (4.180)
2a n=−∞
1 +∞ ̃ ikn x
f (x) = √ ∑ fn e Δk , (4.181)
2π n=−∞
+a
̃ 1
fn = √ ∫ f (x)e−ikn x dx . (4.182)
2π −a
4.3 Elektromagnetische Wellen 299
Kapitel 4
die Summe in (4.181) im Riemann’schen Sinne (Δk → 0) durch das entsprechende Integral
zu ersetzen:
+∞
1
f (x) = √ ∫ dk ̃
f (k)eikx , (4.183)
2π −∞
+∞
̃ 1
f (k) = √ ∫ dx f (x)e−ikx . (4.184)
2π −∞
Man nennt ̃ f (k) die Fourier-Transformierte oder auch die Spektralfunktion der Funkti-
on f (x). Einige ihrer wichtigsten Eigenschaften wollen wir auflisten:
1. f (x) gerade: f (x) = f (−x)
Dann ist offenbar:
+∞
̃ 1
f (k) = √ ∫ dx f (x) cos(kx) .
2π −∞
mit reellen ̃
f1,2 (k) zerlegt werden, wobei ̃
f1 eine gerade und ̃
f2 (k) eine ungerade Funk-
tion von k sind:
̃
f (−k) = ̃
f1 (k) + ĩ
f2 (k) = ̃
f ∗ (k) . (4.187)
300 4 Elektrodynamik
4. Fourier-Transformation linear
Man liest unmittelbar an der Definition ab, dass sich die Fourier-Transformierte ̃
g (k)
Kapitel 4
von
g(x) = α 1 f1 (x) + α 2 f2 (x)
ergibt zu:
g (k) = α 1̃
̃ f1 (k) + α 2̃
f2 (k) ,
die Fourier-Transformierte des Produktes f1 (x)f2 (x) (Beweis als Aufgabe 4.3.10).
6. δ-Funktion
Wegen
+∞
̃ 1 1
f (k) = √ ∫ dx δ(x − x0 ) e−ikx = √ e−ikx0
2π −∞ 2π
ergibt sich nach Fourier-Umkehrung die wichtige Darstellung der δ-Funktion als
Fourier-Integral:
+∞
1 ik(x−x0 )
δ(x − x0 ) = ∫ dk e . (4.189)
2π
−∞
7. Die Faktoren vor den Fourier-Integralen in (4.183) und (4.184) wurden hier symme-
trisch gewählt. Sie sind jedoch weitgehend willkürlich, lediglich das Produkt muss bei
Hin- und Rücktransformation 1/2π ergeben. Das sieht man wie folgt: Man hätte vor
(4.181) auch ansetzen können,
fn = γα n a ↷ Δk ̃
̃ fn = γπα n
mit zunächst beliebigem reellen γ. Alle Überlegungen wären dieselben geblieben und
hätten in (4.183) und (4.184) zu
+∞
1 ̃
f (x) = f (k) eikx dk
γπ ∫
−∞
+∞
̃ 1
f (k) = γ ∫ f (x) e−ikx dx
2
−∞
4.3 Elektromagnetische Wellen 301
Kapitel 4
1 1 1
⋅ γ=
γπ 2 2π
√ dabei eindeutig und fest, wohingegen γ beliebig gewählt werden kann. Die Wahl γ =
ist
2/π ergibt die bisher verwendeten symmetrischen Vorfaktoren. Man benutzt häufig
aber auch γ = 1/π oder γ = 2:
̃ 1
f (k) = ∫ dx . . . ⇔ f (x) = ∫ dk . . .
2π
̃ 1
f (k) = ∫ dx . . . ⇔ f (x) = ∫ dk . . .
2π
Man beachte aber, dass die Vorfaktoren vor den beiden Fourier-Integralen der δ-
Funktion (Punkt 6.) nicht beliebig sind, sondern mit 1/2π festliegen!
8. Willkürlich ist auch das Vorzeichen im Exponenten der e-Funktion in (4.183) bzw.
(4.184). Sie müssen nur für f (x) und ̃
f (k) unterschiedlich sein.
9. Transformation einer Zeitfunktion f (t)
Die Regeln, die wir oben für das Variablenpaar (x, k) abgeleitet haben, gelten in völlig
analoger Weise auch für Zeiten und Frequenzen (k = 2π/λ ⇔ ω = 2π/τ). Es ist hier
jedoch Konvention, die Vorzeichen in den Exponenten gegenüber (4.183), (4.184) zu
vertauschen:
+∞
1
f (t) = √ ∫ dω ̃
f (ω)e−iωt ,
2π−∞
+∞
̃ 1
f (ω) = √ ∫ dt f (t)eiωt . (4.190)
2π−∞
+∞
1
f (r, t) = ∫ d k ∫ dω ̃
f (k, ω)ei(k⋅r−ωt) ,
3
(2π)2
−∞
+∞
̃ 1
f (k, ω) = d3 r ∫ dt f (r, t)e−i(k⋅r−ωt) .
(2π)2 ∫
(4.191)
−∞
rasches Verschwinden der Funktion f (x) für ∣x∣ → ∞ zu fordern. Das schränkt allerdings
Kapitel 4
die Klasse der Funktionen, die sich fourier-transformieren lassen, außerordentlich ein. So
würde z. B. die Funktion
f (x) ≡ c = const
nicht transformierbar sein. Man erweitert deshalb die Definition (4.184) um einen konver-
genzerzeugenden Faktor:
+∞
̃ 1 2
f (k) = lim+ √ ∫ dx e−ikx−ηx f (x) . (4.192)
η→0 2π −∞
Zunächst einmal beeinflusst diese Erweiterung die Funktionen, die sich schon gemäß
(4.184) transformieren lassen, überhaupt nicht. Die Klasse der transformierbaren Funk-
tionen wird aber größer. Nehmen wir z. B. die obige Funktion f (x) ≡ c:
+∞
̃ c 2
f (k) = lim+ √ ∫ dx e−ikx−ηx .
η→0 2π −∞
Ein Integral dieses Typs haben wir bereits im Zusammenhang mit (4.161) berechnet:
c √
̃ 2
f (k) = lim+ √ e−k /4η = 2π c δ(k) . (4.193)
η→0 2η
Im letzten Schritt wurde (4.160) ausgenutzt (s. Aufgabe 1.7.1). Die Rücktransformation ist
dann nach (4.183) automatisch erfüllt. Dies gilt aber nur für dieses Beispiel.
Im Allgemeinen muss derselbe Grenzwertprozess natürlich auch für die Umkehrfunktion
durchgeführt werden:
+∞
1 2
f (x) = lim+ √ ∫ dk eikx−̃η k f (k) . (4.194)
̃η →0 2π−∞
Dieselbe
√ Rechnung wie oben liefert dann zu f (x) = δ(x) die Fourier-Transformierte ̃
f (k) =
1/ 2π, was sich mit (4.189) deckt.
Der Grenzwertprozess (4.192) bzw. (4.194) wird in der Regel nicht explizit ausgeschrieben,
ist aber stets gemeint. Die Integrale in (4.183) und (4.184) sind in diesem Sinne symbolisch
zu verstehen.
4.3 Elektromagnetische Wellen 303
Kapitel 4
Wir kommen nun noch einmal zu unserem Ausgangssproblem zurück, der Lösung der
homogenen Wellengleichung (4.128),
1 ∂2
(Δ − ) ψ(r, t) = 0 ,
u2 ∂t 2
ψ(r, t) stellt damit eine Überlagerung von ebenen Wellen dar, ist selbst aber im Allgemei-
nen keine mehr, da ja alle Ausbreitungsrichtungen k/k im Prinzip zugelassen sind.
Wir setzen den Ansatz (4.196) in die Wellengleichung ein und benutzen:
∂ i(k⋅r−ωt)
e = ikx ei(k⋅r−ωt) ,
∂x
∂ i(k⋅r−ωt)
e = iky ei(k⋅r−ωt) ,
∂y
∂ i(k⋅r−ωt)
e = ikz ei(k⋅r−ωt) ,
∂z
⇒ ∇ei(k⋅r−ωt) = ik ei(k⋅r−ωt)
ω2
( ̃(k, ω) = 0 .
− k2 ) ψ (4.197)
u2
304 4 Elektrodynamik
Das ist ein bemerkenswertes Resultat, da nun aus der ursprünglichen partiellen Differen-
̃(k, ω) geworden ist. Offen-
Kapitel 4
ω = ±u k (4.198)
1
ψ(r, t) = ∫ d k [a+ (k)e + a− (k)ei(k⋅r−kut) ] .
3 i(k⋅r+kut)
(2π)2
1
ψ 0 (r) = ∫ d k e (a+ (k) + a− (k)) ,
3 i k⋅r
(2π)2
i
v0 (r) = ∫ d k e ku (a+ (k) − a− (k)) .
3 i k⋅r
(2π)2
1 1 3 −i k⋅r
√ (a+ (k) + a− (k)) = ∫ d re ψ 0 (r) ,
2π (2π)3/2
1 −i 3 −i k⋅r
√ (a+ (k) − a− (k)) = ∫ d re v0 (r) .
2π ku(2π)3/2
1 i
a± (k) = ∫ d3 r e−i k⋅r (ψ 0 (r) ∓ v0 (r)) . (4.200)
4π ku
Einsetzen in die obige Zwischenlösung ergibt:
1 ′
ψ(r, t) = 3 ∫ d3 k ∫ d3 r′ ei k⋅(r−r ) ⋅
2(2π)
i i
⋅ [ei kut (ψ 0 (r′ ) − v0 (r′ )) + e−i kut (ψ 0 (r′ ) + v0 (r′ ))] .
ku ku
Mit der Abkürzung:
−i d3 k i k⋅r i kut
D(r, t) = ∫ e (e − e−i kut ) (4.201)
2(2π)3 ku
4.3 Elektromagnetische Wellen 305
Kapitel 4
ψ(r, t) = ∫ d3 r′ (Ḋ(r − r ′ , t)ψ 0 (r′ ) + D(r − r′ , t)v0 (r′ )) . (4.202)
Wir wollen die Funktion D(r, t) noch etwas genauer untersuchen. Mit r als Polarachse
lassen sich die Integrationen in (4.201) wie folgt ausführen:
∞ +1
−i k
D(r, t) = 2 ∫ dk ∫ dx e
i krx
(ei kut − e−i kut )
2(2π) u
0 −1
⎧ ∞ ⎫
−1 1 ⎪ ⎪ −i kut −i kr −i kut ⎪
⎪
= ⎨∫ dk [e i kr
(e i kut
− e ) − e (e i kut
− e )]⎬
2(2π) ur ⎪
2
⎪ ⎪
⎪
⎩0 ⎭
+∞
−1
= ∫ dk (e − ei k(r−ut) )
i k(r+ut)
2(2π)2 ur
−∞
−1
= [δ(r + ut) − δ(r − ut)] .
4πur
Im letzten Schritt haben wir noch die Darstellung (4.189) der δ-Funktion ausgenutzt. We-
gen r > 0 und u > 0 bleibt schließlich:
⎧
1 ⎪ ⎪δ(r − ut) , falls t > 0 ,
D(r, t) = ⎨ (4.203)
4πur ⎪
⎩−δ(r + ut) ,
⎪ falls t < 0 .
D(r, t = 0) = 0 . (4.204)
Wir betrachten als Beispiel das Skalarprodukt zweier komplexer Vektoren a und b:
Kapitel 4
1 1
(Re a) ⋅ (Re b) = (a + a∗ ) ⋅ (b + b∗ ) = (a ⋅ b + a ⋅ b∗ + a∗ ⋅ b + a∗ ⋅ b∗ ) .
4 4
Für uns interessant sind die Situationen, in denen die Felder eine harmonische Zeitabhän-
gigkeit aufweisen,
a0 (r) e−iωt ,
a(r, t) = ̂
b(r, t) = ̂
b0 (r) e−iωt ,
t+τ
1
A(t) = ∫ A(t ′ ) dt ′ . (4.205)
τ
t
t+τ
1 ′ a0 ⋅ ̂
̂ b0 −2iωt′ t+τ
a ⋅ b(t) = ̂a0 ⋅ ̂
b0 ∫ dt ′ e−2iωt = i e ∣ =0. (4.206)
τ 2ωτ t
t
Dagegen sind
∗
a∗0 ⋅ ̂
a∗ ⋅ b(t) = ̂ b0 ; a0 ⋅ ̂
a ⋅ b∗ (t) = ̂ b0 ,
1 ∗ ̂ ∗
(Re a) ⋅ (Re b)(t) = a 0 ⋅ b0 + ̂
(̂ a0 ⋅ ̂
b0 )
4
1 1 ∗
= Re (̂ a∗0 ⋅ ̂
b0 ) = Re (̂a0 ⋅ ̂
b0 ) . (4.207)
2 2
1 ∗ 1
(Re a) × (Re b)(t) = a0 × ̂
Re (̂ a∗0 × ̂
b0 ) = Re (̂ b0 ) . (4.208)
2 2
1 ̂0 ⋅ ̂∗
̂ ∗0 )
w(r, t) = Re (H B0 + ̂
E0 ⋅ D (4.209)
4
4.3 Elektromagnetische Wellen 307
Kapitel 4
1 ̂ ∗0 ) .
S(r, t) = Re (̂
E0 × H (4.210)
2
E(r, t) = E0 ei(k⋅r−ωt) ,
B(r, t) = B0 ei(k⋅r−ωt) ,
1 1
B0 = (k × E0 ) ⇒ ∣B0 ∣2 = 2 ∣E0 ∣2 ,
ω u
u2
E0 = − (k × B0 ) ⇒ ∣E0 ∣2 = u2 ∣B0 ∣2 .
ω
Für den elektrischen Anteil der Energiedichte finden wir denselben Ausdruck:
1 ̂ ∗0 ) = 1 εr ε 0 ∣E0 ∣2 .
we (r, t) = Re (̂
E0 ⋅ D (4.212)
4 4
In der ebenen Welle ist im zeitlichen Mittel die elektrische gleich der magnetischen Ener-
giedichte. Für die gesamte Energiedichte bleibt deshalb:
1 1
w(r, t) = εr ε 0 ∣E0 ∣2 = ∣B0 ∣2 . (4.213)
2 2μr μ0
Wir wollen schließlich noch den Poynting-Vektor für die ebene Welle auswerten:
1 ∗ 1
S(r, t) = Re (̂
E0 × ̂
B0 ) = Re [E0 × (k × E∗0 )]
2μr μ0 2μr μ0 ω
1
= Re(k∣E0 ∣2 − E∗0 (E0 ⋅ k)) .
2ωμr μ0
=0
Dies bedeutet:
√
1 εr ε 0 k
S(r, t) = ∣E0 ∣2 . (4.214)
2 μr μ 0 k
308 4 Elektrodynamik
k
S(r, t) = u w(r, t) . (4.215)
k
Wie jede Stromdichte lässt sich auch die Energiestromdichte schreiben als Produkt aus Ge-
schwindigkeit und Dichte der strömenden Substanz. Der Energietransport erfolgt in Rich-
tung des Ausbreitungsvektors.
Wir haben in Abschn. 4.3.1 gezeigt, dass die elektromagnetischen Feldgrößen E und B die
homogene Wellengleichung (4.128) erfüllen, wenn wir zunächst als Medium einen homo-
genen, ungeladenen Isolator voraussetzen. Damit wird von der Maxwell’schen Theorie die
Existenz elektromagnetischer Wellen postuliert. Man erinnere sich, dass diese Aussage
allein daraus resultiert, dass gegenüber den früher diskutierten stationären bzw. quasista-
tionären Feldern nun der Verschiebungsstrom Ḋ mit in die Maxwell-Gleichungen aufge-
nommen wurde. Ohne diesen Term kann man zu den Wellengleichungen für E und B nicht
kommen.
Wir wollen nun die Betrachtungen der letzten Abschnitte erweitern auf
In diesem Fall ist in der inhomogenen Maxwell-Gleichung für H nicht nur der Verschie-
bungsstrom Ḋ, sondern auch der Leitungsstrom
j=σE
div E = 0 ; div B = 0 ;
1 (4.216)
rot E = −Ḃ ; rot B = μr μ0 σ E + Ė .
u2
Wir haben diese wieder direkt für die physikalisch relevanten Felder E und B formuliert.
Die Wellengeschwindigkeit u wurde in (4.126) definiert. Nicht ganz selbstverständlich ist
streng genommen die homogene Gleichung div E = 0. Wir setzen zwar voraus, dass
ρ(r, t = 0) = 0 ,
4.3 Elektromagnetische Wellen 309
d. h., der Leiter anfangs ungeladen ist. Die Tatsache, dass dies dann auch für alle Zeiten t
Kapitel 4
so ist, muss aber erst bewiesen werden:
1
0 = div rot B = μr μ0 σ div E + div Ė .
u2
1
div E = ρ,
εr ε 0
also:
μr μ 0
0= σ ρ + μr μ0 ρ̇
εr ε 0
1 1
⇒ ρ̇ = − ρ; τ = εr ε 0 .
τ σ
Wenn der elektrische Leiter also anfangs ungeladen war, dann ist er es für alle Zeiten:
Die Maxwell-Gleichungen (4.216) sind wegen des Beitrags vom Leitungsstrom zwar etwas
komplizierter als die des ungeladenen Isolators (4.125). Es handelt sich aber wie bei diesem
um ein gekoppeltes System von linearen, partiellen, homogenen Differenzialgleichungen
erster Ordnung für E und B, das sich immer noch exakt entkoppeln lässt:
1
rot rot E = grad (div E) −ΔE = − rot Ḃ = −μr μ0 σ Ė − 2 Ë .
u
=0
Dies ergibt als Verallgemeinerung der homogenen Wellengleichung (4.128) für σ ≠ 0 die
so genannte
Telegraphengleichung
1 ∂2 ∂
[(Δ − 2 2
) − μr μ0 σ ] E(r, t) = 0 , (4.218)
u ∂t ∂t
310 4 Elektrodynamik
(4.216) ergibt sich, dass auch die magnetische Induktion B(r, t) die Telegraphengleichung
erfüllt:
1
rot rot B = grad (div B) −ΔB = μr μ0 σ rot E + 2 rot Ė
u
=0
1
= −μr μ0 σ Ḃ − B̈ .
u2
Daraus folgt:
1 ∂2 ∂
[(Δ − 2 2
) − μr μ0 σ ] B(r, t) = 0 . (4.219)
u ∂t ∂t
Zur Lösung der Telegraphengleichung (4.218) setzen wir eine zeitlich harmonische Welle
an:
E(r, t) = ̂
E0 (r)e−iωt .
ω2
(Δ + + iωμr μ0 σ) ̂
E0 (r) = 0 . (4.220)
u2
ω2 ω2
μ r ε r ≡ + iωμr μ0 σ
c2 u2
μ0 σ c2
⇒ εr = εr + i
ω
σ
⇒ εr = εr + i = εr (ω) . (4.221)
ε0 ω
Für σ → 0 geht εr in die normale Dielektrizitätskonstante εr über. Ganz analog lässt sich
eine komplexe Wellengeschwindigkeit u definieren:
1 c
u= √ =√ . (4.222)
μr ε r μ 0 ε 0 ε r μr
Mit diesen Definitionen nimmt (4.220) formal wieder die Gestalt der homogenen Wellen-
gleichung an:
ω2 ̂
(Δ + ) E0 (r) = 0 . (4.223)
u2
4.3 Elektromagnetische Wellen 311
Wir können also im Prinzip die ausgiebig diskutierte Lösungstheorie zur homogenen Wel-
Kapitel 4
lengleichung (4.128) übernehmen, haben nur im Resultat jeweils εr durch das komplexe εr
zu ersetzen. Wir wollen im Folgenden die Auswirkungen dieser Ersetzung genauer unter-
suchen.
Die Telegraphengleichung wird offensichtlich durch
gelöst, falls
ω k
k= κ; κ= (4.225)
u k
gilt, wobei κ der reelle Einheitsvektor in Ausbreitungsrichtung ist. Wegen u ist nun natür-
lich auch der Wellenvektor k komplex.
In (4.127) haben wir den Brechungsindex n eines Mediums über die Beziehung
√
n= ε r μr (Maxwell’sche Relation)
eingeführt, die die Optik mit der Theorie elektromagnetischer Felder verknüpft. Diesen
Ausdruck verallgemeinern wir:
√
μr εr ≡ n + iγ . (4.226)
Dabei sind n, γ reelle Größen, deren Bedeutung durch die folgende Rechnung klar wird:
μr εr = n2 − γ 2 + 2i γ n .
n2 = n2 − γ 2 ,
σ
μr = 2γ n .
ε0 ω
Wir lösen die zweite Gleichung nach γ auf und setzen das Ergebnis in die erste Gleichung
ein:
2 2
2 1 n2 σ n4 σ
n =n − 2 (
2
) ⇒ n 4 − n2 n2 = ( )
n 2 ε 0 εr ω 4 ε 0 εr ω
^
1 _ n4 n4 2
⇒ n 2 = n2 ± _ ` + σ
( ) .
2 4 4 ε 0 εr ω
312 4 Elektrodynamik
⎡ ^ ⎤
⎢ _ 2⎥
1 2⎢ _
` σ ⎥
n = n ⎢1 +
2
1+( ) ⎥ . (4.227)
2 ⎢⎢ ε 0 εr ω ⎥⎥
⎣ ⎦
Wir erkennen
n
→ n
σ→0
γ 2 = n2 − n2
γ
→ 0 .
σ→0
γ hat also im Gegensatz zu n kein Analogon bei den Isolatoren. Die physikalische Bedeu-
tung von γ wird direkt an der Lösung der Telegraphengleichung klar:
Die Lösung hat also die Form einer gedämpften ebenen Welle. Die Stärke der Dämpfung
wird dabei durch γ bestimmt:
▸ γ ∶ Extinktionskoeffizient.
Die durch γ vermittelte Dämpfung resultiert letztlich aus der Bildung Joule’scher Wärme
im elektrischen Leiter.
4.3 Elektromagnetische Wellen 313
Diskussion:
Kapitel 4
∎ 1) Eindringtiefe
Die elektromagnetische Welle kann nicht beliebig weit in den elektrischen Leiter eindrin-
gen. Die Entfernung Δz = δ, nach der die Wellenamplitude auf den e-ten Teil ihres Aus-
gangswertes gedämpft ist, bezeichnet man als Eindringtiefe:
c λ0
δ= = (4.230)
ωγ 2πγ
(λ 0 : Wellenlänge im Vakuum (c = νλ 0 ).
∎ 2) Wellenzahl
Wegen (4.225) ist die Wellenzahl k komplex:
ω ω
k = k0 + i k1 = = (n̄ + iγ) , (4.231)
ū c
wobei
ω ω
k0 = n; k1 = γ (4.232)
c c
sind. Damit lautet die Lösung der Telegraphengleichung (4.229):
∎ 3) Phasengeschwindigkeit
Aus
!
k0 z − ωt = const
folgt:
dz ω c
up = = = . (4.234)
dt k0 n
∎ 4) Wellenlänge
2π n
λ= =λ <λ. (4.235)
k0 n
λ= u
ν
= 2π
ω
⋅ c
n
ist die Wellenlänge im entsprechenden Isolator (σ = 0).
314 4 Elektrodynamik
∎ 5) Maxwell-Gleichungen
Kapitel 4
Die Lösungen
E(r, t) = E0 ei(k⋅r−ωt) ,
B(r, t) = B0 ei(k⋅r−ωt)
der Telegraphengleichung (4.218), (4.219) müssen noch die durch die Maxwell-Glei-
chungen (4.216) formulierten Kopplungen erfüllen:
div E = 0 ⇒ κ ⋅ E = 0 ,
div B = 0 ⇒ κ ⋅ B = 0 ,
1
rot E = −Ḃ ⇒ κ×E=B .
u
Wie im Isolator bilden also (κ, E, B) in dieser Reihenfolge ein orthogonales Dreibein. Die
elektromagnetischen Wellen sind auch jetzt transversal!
E und B sind aber nicht mehr gleichphasig! Dies sieht man wie folgt:
1
B = (n + iγ)(κ × E) .
c
Die Polardarstellung der komplexen Zahl (n + iγ):
√
n + iγ = n2 + γ 2 eiφ ,
γ
tan φ = (4.236)
n
führt auf
√
1
B= n2 + γ 2 (κ × E) eiφ . (4.237)
c
B und E sind also um den Winkel φ phasenverschoben!
∎ 6) Zeitgemittelte Energiestromdichte
Für diese gilt nach (4.210):
1 ∗
S(r) = Re (̂
E0 (r) × ̂
B0 (r))
2μr μ0
1 1 ∗
= Re (̂
E0 (r) × ∗ (κ × ̂E0 ) )
2μr μ0 u
1 1
= Re ∗ (κ∣̂
E0 (r)∣2 − E∗0 (κ ⋅ E0 ))
2μr μ0 u
=0
1 1
= ∣E0 ∣2 e−2k1 z κ Re(n − iγ) .
2μr μ0 c
4.3 Elektromagnetische Wellen 315
Dies ergibt:
Kapitel 4
∣E0 ∣2 −2γ(ω/c)z
S(r) = e κ. (4.238)
2μr μ0 up
S nimmt im Leiter exponentiell ab. Der Grund ist, wie erwähnt, Energiedissipation durch
Bildung Joule’scher Wärme.
∎ 7) Zeitgemittelte Energiedichte
Für diese gilt nach (4.209):
1 ̂∗0 (r) + ̂
̂ 0 (r) ⋅ B ̂ ∗0 (r)) .
w(r) = Re (H E0 (r) ⋅ D
4
Der elektrische Anteil berechnet sich zu:
1 1
we (r) = εr ε 0 ∣̂
E0 (r)∣2 = εr ε 0 ∣E0 ∣2 e−2k1 z . (4.239)
4 4
Für den magnetischen Anteil ergibt sich:
1 ̂ 1 1
wm (r) = ∣B0 (r)∣2 = ∣κ × ̂
E 0 ∣2 .
4μr μ0 4μr μ0 ∣u∣2
Daraus folgt:
1 ε0 2
wm (r) = (n + γ 2 )∣E0 ∣2 e−2k1 z . (4.240)
4 μr
Wegen
ε0 2 ε0 ε0
εr ε 0 + (n + γ 2 ) = εr ε 0 + (2n2 − n2 ) = εr ε 0 + 2 n2 − ε 0 εr
μr μr μr
2
ε0 c 2
=2 =
μr up μr μ0 up2
2
∣E0 ∣2
w(r) = e(−2γω/c)z . (4.241)
2μr μ0 up2
Der Vergleich mit (4.238) ergibt den zu (4.215) analogen Zusammenhang zwischen Ener-
giedichte und Energiestromdichte:
Magnetfeldverhaltens an 2
ΔF df
Grenzflächen
Δx
Δl1 1 0
Als wichtige Anwendung unserer bisherigen Theorie wollen wir die Brechung und Refle-
xion elektromagnetischer Wellen an
∎ A) Feldverhalten an Grenzflächen
Dieses haben wir bislang nur für die zeitunabhängigen Felder untersucht. Wir benutzen
für die zeitabhängigen Größen jedoch dieselben Verfahren wie in Abschn. 2.1.4 bzw. 3.4.3
(Stichworte: Gauß’sches Kästchen, Stokes’scher Weg).
Die div-Gleichungen haben sich gegenüber dem statischen Fall formal nicht geändert. Wir
können deshalb (2.211) und (3.80) direkt übernehmen (n = Normale der Grenzfläche):
Mit 1. und 2. indizieren wir die beiden aneinandergrenzenden Medien, σF ist die Flächen-
ladungsdichte.
Für die rot-Gleichungen wählen wir den in Abb. 4.49 gezeigten Stokes’schen Weg. Die um-
schlossene Fläche sei so orientiert, dass ihre Normale t tangential zur Grenzfläche liegt,
damit senkrecht aus der Zeichenebene weisend:
df = df t .
jF sei die Flächenstromdichte, stellt also einen Strom pro Längeneinheit auf der Grenzflä-
che dar. Aus der Maxwell-Gleichung für rot H folgt:
∂
∫ df ⋅ rot H = ∫ df ⋅ j + ∫ df ⋅ D .
∂t
ΔF ΔF ΔF
4.3 Elektromagnetische Wellen 317
D ist auf der Trennfläche endlich, deswegen verschwindet der zweite Summand für Δx → 0:
Kapitel 4
∫ df ⋅ rot H
→
Δx→0
jF ⋅ t Δl .
ΔF
∫ df ⋅ rot H = ∫ dr ⋅ H Δx→0
→ H 2 ⋅ Δl2 + H 1 ⋅ Δl1 ,
ΔF ∂ΔF
(t × n) ⋅ (H 2 − H 1 ) = jF ⋅ t . (4.244)
t muss lediglich tangential zur Grenzfläche liegen, hat sonst aber eine beliebige Richtung.
Nutzen wir noch die zyklische Invarianz des Spatproduktes aus, so können wir die Rand-
bedingung für H formulieren:
n × (H 2 − H 1 ) = jF . (4.245)
n × (E2 − E1 ) = 0 . (4.246)
1) n × (E2 − E1 ) = 0 ,
2) n ⋅ (D2 − D1 ) = 0 ,
(4.247)
3) n × (H 2 − H 1 ) = 0 ,
4) n ⋅ (B2 − B1 ) = 0 .
Wellen an Grenzflächen k2
μ(r2) ε(r2) ϑ2
n
μ(r1) ε(r1) x
ϑ1 ϑ1r
1 k1 k1r
Die Beziehung für B1 folgt aus (4.140); κ 1 ist der Einheitsvektor in k1 -Richtung und u1 die
Wellengeschwindigkeit im Medium 1:
1
u1 = √ . (4.249)
(1) (1)
μr μ 0 ε r ε 0
Reflektiert:
E1r = E01r ei(k 1r ⋅r−ω 1r t) ,
1
B1r = (κ 1r × E1r ) . (4.250)
u1
Gebrochen:
E2 = E02 ei(k 2 ⋅r−ω 2 t) ,
1
B2 = (κ 2 × E2 ) , (4.251)
u2
1
u2 = √ . (4.252)
(2) (2)
μr μ 0 ε r ε 0
Wir können o. B. d. A. annehmen, dass die Grenzfläche die xy-Ebene unseres Koordina-
tensystems darstellt und die Flächennormale n = ez zusammen mit dem einfallenden Wel-
lenvektor k1 die xz-Ebene definiert. Bezüglich der Richtungen von κ 1r und κ 2 wollen wir
zunächst nichts festlegen, statt dessen nur annehmen, dass die von n und κ 1r bzw. n und
κ 2 aufgespannten Ebenen mit der xz-Ebene den Winkel φ 1r bzw. φ 2 bilden. Es gilt dann:
κ 1 = sin ϑ 1 ex + cos ϑ 1 ez ,
κ 1r = sin ϑ 1r cos φ 1r ex + sin ϑ 1r sin φ 1r ey − cos ϑ 1r ez ,
κ 2 = sin ϑ 2 cos φ 2 ex + sin ϑ 2 sin φ 2 ey + cos ϑ 2 ez .
Die Randbedingungen (4.247) müssen nun in jedem Augenblick an jedem Ort der Trenn-
fläche (z = 0) erfüllt sein. Dies ist nur dann möglich, wenn sich die Phasen der drei Wellen
auf z = 0 höchstens um ein ganzzahliges Vielfaches von π unterscheiden:
! !
(k1 ⋅ r − ω 1 t)z=0 = (k1r ⋅ r − ω 1r t)z=0 + nπ = (k2 ⋅ r − ω 2 t)z=0 + mπ .
4.3 Elektromagnetische Wellen 319
Kapitel 4
n=m=0.
ω 1 = ω 1r = ω 2 ≡ ω . (4.253)
Es findet bei Reflexion und Brechung an der ruhenden Trennfläche keine Frequenzände-
rung statt. Für r ≠ 0 ist dann zu erfüllen:
! !
(k1 ⋅ r)z=0 = (k1r ⋅ r)z=0 = (k2 ⋅ r)z=0 .
φ 1r = φ 2 = 0 (4.254)
zu erfüllen. (Man beachte, dass φ 1r = π oder φ 2 = π in der ersten Gleichung zum Wider-
spruch führen würde!) Dies bedeutet aber, dass k1 , k1r , k2 in ein- und derselben Ebene
liegen, nämlich in der durch die Einfallsrichtung k1 und die Normale n der Grenzfläche
betimmten
▸ Einfallsebene.
Reflexionsgesetz:
ϑ 1 = ϑ 1r . (4.256)
Brechungsgesetz (Snellius):
sin ϑ 1 k2 n2
= = . (4.257)
sin ϑ 2 k1 n1
n2 > n1
gilt. Wegen 0 ≤ ϑ 1,2 ≤ π/2 ist dann ϑ 1 > ϑ 2 . Die Welle wird also zum Lot hin gebrochen.
Ferner sind u1 > u2 und λ 1 > λ 2 . Ist Medium 2 optisch dünner als Medium 1, d. h. n2 <
n1 , so erfolgt Brechung vom Lot weg. Damit gibt es einen Grenzwinkel ϑ 1 = ϑg , bei dem
Totalreflexion (ϑ 2 = π/2) auftritt. Nach (4.257) ist ϑg durch
n2
sin ϑg = (4.258)
n1
Aussagen leiten wir nun aus den Stetigkeitsbedingungen (4.247) ab, die wir zunächst auf
Kapitel 4
den hier interessanten Fall umschreiben:
E2 = E1 + E1r .
Das gilt für alle Punkte der Grenzfläche z = 0 und beliebige Zeiten. An der Grenzfläche
sind aber die Phasenfaktoren der drei Felder (4.249), (4.250) und (4.251) gleich, sodass
bleibt:
E02 − (E01 + E01r ) = 0 . (4.260)
Mit dem Brechungsgesetz (4.257) können wir cos ϑ 2 noch durch den Einfallswinkel ϑ 1
ausdrücken:
^
√ _ 2
`1 − n1 sin2 ϑ .
cos ϑ 2 = 1 − sin2 ϑ 2 = _ 1
n22
Damit folgt:
E02 2n1 cos ϑ 1
( ) = (1) √
. (4.263)
E01 μ
n1 cos ϑ 1 + r(2) n22 − n21 sin2 ϑ 1
μr
Das Amplitudenverhältnis von gebrochener und einfallender Welle ist hiermit durch
(1,2) (1,2)
den Einfallswinkel ϑ 1 und die Materialkonstanten εr , μr vollständig festgelegt.
Aus (4.260) folgt noch:
E01r E02
( ) =( ) −1 ,
E01 E01
sodass sich mit (4.263) für die reflektierte Welle
(1)
μr
√
n1 cos ϑ 1 − (2) n22 − n21 sin2 ϑ 1
E01r μr
( ) = (1) √ (4.264)
E01 μr
n1 cos ϑ 1 + (2) n22 − n21 sin2 ϑ 1
μr
ergibt.
4.3 Elektromagnetische Wellen 323
Kapitel 4
Wellen an Grenzflächen, wo- ϑ2 B2
n 2
bei der einfallende elektrische
Feldvektor in der Einfallsebe- x
k1 1
ne linear polarisiert ist E1 ϑ1 ϑ1 E1r
B1 B1r k1r
Gleichungen (4.265) und (4.266) lassen sich nach E02 /E01 bzw. E01r /E01 auflösen:
E02 2n1 n2 cos ϑ 1
( ) = (1) √ , (4.267)
E01 ∥ μr
(2) n22 cos ϑ 1 + n1 n22 − n21 sin2 ϑ 1
μr
(1)
μr
√
(2) n22 cos ϑ 1 − n1 n22 − n21 sin2 ϑ 1
E01r μr
( ) = (1) √ . (4.268)
E01 ∥ μr
(2) n22 cos ϑ 1 + n1 n22 − n21 sin2 ϑ 1
μr
∎ D) Fresnel’sche Formeln
Für den häufigen Fall, dass die Medien 1 und 2 dieselbe magnetische Suszeptibilität haben
(s. (3.74)),
(1) (2)
wozu auch der wichtige Spezialfall nicht-magnetisierbarer Körper gehört (μr = μr = 1),
Kapitel 4
vereinfachen sich die allgemeinen Resultate ((4.263), (4.264), (4.267), (4.268)) noch etwas:
Diese Relationen lassen sich mithilfe des Brechungsgesetzes und der Additionstheoreme
für trigonometrische Funktionen weiter umformen:
2n1
n1 n2
Kapitel 4
1 1
2n1 (E02 / E01)⊥ (E02 / E01)||
n1 n2 n2 – n1
n1 n2
0 0
n1 – n2 (E01r / E01)⊥ π/2 ϑ1 ϑB π/2 ϑ1
n1 n2
(E01r / E01)||
–1 –1
Abb. 4.53 Abhängigkeit des Amplitudenverhältnis des gebrochenen (reflektierten) zum einfallenden
elektrischen Feldvektors vom Einfallswinkel ϑ1 bei zur Einfallsebene senkrechter bzw. paralleler linearer
Polarisierung
Die Gleichungen (4.274) bis (4.277) heißen nach ihrem Entdecker Fresnel’sche Formeln.
Es sei Medium 2 das optisch dichtere, d. h.
n2 > n1 ⇔ ϑ 1 > ϑ 2 .
ϑ 1 = ϑB (Brewster-Winkel) ,
bei dem
E01r
( ) =0.
E01 ∥
!
n2 cos ϑ 1 = n1 cos ϑ 2
326 4 Elektrodynamik
wird, d. h.
Kapitel 4
^
√ _ 2
`1 − n1 sin2 ϑ
n2 cos ϑB = n1 1 − sin2 ϑ 2 = n1 _ B
n22
n22 1 n21 n21
⇒ = − tan 2
ϑ = 1 + tan 2
ϑ B − tan2 ϑB .
n21 cos2 ϑB n22 n22
Dies bedeutet:
n2
tan ϑB = . (4.278)
n1
Die reflektierte Welle ist dann vollständig senkrecht zu Einfallsebene linear polarisiert.
∎ E) Senkrechter Einfall (ϑ 1 = ϑ 2 = 0)
Jetzt ist die Einfallsebene nicht definierbar, die Unterscheidung zwischen senkrecht und
parallel wird hinfällig. Aus (4.270) bis (4.273) folgt für diesen Spezialfall:
Man mache sich klar, dass das Vorzeichen in (4.280) keinen Widerspruch bedeutet!
∎ F) Energietransport (Intensitäten!)
Einfallende, gebrochene und reflektierte Wellen transportieren Energie. Für die entspre-
chenden Energiestromdichten gilt nach (4.214):
√
1 εr ε 0 k
S= ∣E0 ∣2 .
2 μr μ 0 k
S1r ⋅ n
R=∣ ∣ , (4.281)
S1 ⋅ n
2. den Transmissionskoeffizienten:
S2 ⋅ n
T=∣ ∣ . (4.282)
S1 ⋅ n
4.3 Elektromagnetische Wellen 327
Wegen
Kapitel 4
k1 ⋅ n = k1 cos ϑ 1 ,
k1r ⋅ n = k1r cos(π − ϑ 1r ) = −k1 cos ϑ 1 ,
k2 ⋅ n = k2 cos ϑ 2
E01r 2
R=∣ ∣ , (4.283)
E01
^
_ ε(2) μ(1) cos ϑ E 2
_ r r
T=_
` 2 02
(1) (2) cos ϑ
∣ ∣ . (4.284)
ε r μr 1 E 01
Die Energieströmungsbilanz
T+R=1 (4.285)
sollte natürlich erfüllt sein. Das lässt sich in der Tat zeigen. Man multipliziere (4.260)
mit (4.261):
^
_ ε(2) μ(1) cos ϑ
2 2 _ r r 2
(E01 ) − (E01r ) = _` (E02 ) .
2
(1) (2) cos ϑ
ε r μr 1
Multiplikation von (4.265) mit (4.266) ergibt den analogen Ausdruck für parallele Kom-
ponenten. Addiert man dann die beiden Gleichungen und beachtet, dass wegen der
Orthogonalität der Komponenten
2
(E⊥0i ) + (E∥0i ) = (E0i )
2 2
Erinnern wir uns nun noch daran, dass mit den Feldtermen stets der Real- oder der
Imaginärteil dieser an sich komplexen Amplituden gemeint war, so können wir die letz-
te Gleichung einmal für den Real- und einmal für den Imaginärteil benutzen und dann
die beiden Ausdrücke addieren. Das ergibt wegen (Re E0i )2 +(Im E0i )2 = ∣E0i ∣2 schließ-
lich
^
_ ε(2) μ(1) cos ϑ E 2
E01r 2
_ r r
∣ =_
` 2 02
1−∣ (1) (2) cos ϑ
∣ ∣
E01 ε r μr 1 E 01
∎ G) Totalreflexion
Kapitel 4
Wir hatten bereits mit (4.258) aus dem Snellius’schen Brechungsgesetz gefolgert, dass es
beim Übergang vom optisch dichteren ins optisch dünnere Medium,
n1 > n2 ,
einen Einfallswinkel ϑ 1 = ϑg gibt, bei dem Totalreflexion auftritt. Die gebrochene Welle
läuft parallel zur Grenzfläche. Was passiert nun aber für ϑ 1 > ϑg ?
Nach dem Brechungsgesetz (4.257) muss zunächst einmal
sin ϑ 2 > 1
sein. Dann kann ϑ 2 aber nicht mehr reell sein. Da wir andererseits ohnehin stets mit kom-
plexen Feldern gerechnet haben, sollte das für unsere Theorie keine Schwierigkeiten ma-
chen, insbesondere sollte das Brechungsgesetz nach wie vor Gültigkeit haben:
n1 sin ϑ 1
sin ϑ 2 = sin ϑ 1 = .
n2 sin ϑg
Zähler und Nenner sind konjugiert komplexe Zahlen, haben damit insbesondere denselben
Betrag:
E01r αe−iφ
⇒ ( ) = = e−2iφ , (4.288)
E01 ∥ αeiφ
√
1 sin2 ϑ 1 − sin2 ϑg
tan φ = . (4.289)
sin2 ϑg cos ϑ 1
4.3 Elektromagnetische Wellen 329
Die parallel zur Einfallsebene schwingende Komponente erleidet also bei der Totalreflexion
eine Phasenverschiebung um (−2φ). Die Amplitude E01r ist offensichtlich komplex.
Kapitel 4
Ganz analog findet man mit (4.275) für die senkrechte Komponente:
cos ϑ 1
E01r sin ϑ 2 cos ϑ 1 − sin ϑ 1 cos ϑ 2 sin ϑg
− cos ϑ 2
( ) = = cos ϑ
E01 sin ϑ 2 cos ϑ 1 + sin ϑ 1 cos ϑ 2 1
+ cos ϑ 2
sin ϑg
√
cos ϑ 1 − i sin2 ϑ 1 − sin2 ϑg
= √ = e−2iψ ,
cos ϑ 1 + i sin2 ϑ 1 − sin2 ϑg
√
sin2 ϑ 1 − sin2 ϑg
tan ψ = . (4.290)
cos ϑ 1
Die Phasenwinkel φ und ψ für die beiden Komponenten sind also nicht dieselben, d. h.,
die beiden Komponenten der reflektierten Welle sind relativ zueinander phasenverscho-
ben. War die einfallende Welle linear polarisiert, so ist die reflektierte Welle nun elliptisch
polarisiert. Für die Phasendifferenz der beiden Komponenten gilt:
δ = 2(φ − ψ) ,
δ tan φ − tan ψ
tan= tan(φ − ψ) =
2 1 + tan φ tan ψ
√
δ cos ϑ 1 sin ϑ 1 − sin ϑg
2 2
⇒ tan = . (4.291)
2 sin2 ϑ 1
Bei den Amplitudenverhältnissen (E01r /E01 )∥ und (E01r /E01 ) handelt es sich um kom-
plexe Zahlen vom Betrag 1, sodass die Bezeichnung Totalreflexion Sinn macht ((4.283) ⇒
R = 1).
Wie sehen die Verhältnisse im Medium 2 aus? Eigentlich dürfte dort bei wirklicher Total-
reflexion gar nichts passieren. Nach (4.251) ist für die Ausbreitung der gebrochenen Welle
der Faktor
verantwortlich. Die Welle ist also in z-Richtung exponentiell gedämpft, klingt damit für
ϑ 1 > ϑg sehr rasch ab.
330 4 Elektrodynamik
^
1_
(2)
_ εr ε 0 k2
S2 ⋅ n = _`
(2)
Re (∣E02 ∣2 n ⋅ )
2 μr μ 0 k2
^
1_
(2)
_ εr ε 0
= _`
(2)
∣E02 ∣2 Re(cos ϑ 2 ) = 0 . (4.292)
2 μr μ 0
Dies erlaubt endgültig, für ϑ 1 > ϑg von Totalreflexion zu sprechen ((4.282) ⇒ T = 0).
▸ Interferenzfähigkeit.
Naiv formuliert ist das die Erscheinung, „dass Licht durch Licht ausgelöscht werden kann“!
Dazu sind allerdings nur kohärente (Licht)wellen in der Lage. Interferierende Wellenzüge
müssen während einer Zeitspanne t ≫ τ = ν1 eine feste Phasenbeziehung aufweisen. Nach
den Erkenntnissen der Atomphysik erfolgt Lichtausstrahlung durch voneinander unabhän-
gige Atome. Es handelt sich dabei um Wellenzüge endlicher Länge. Kohärentes Licht kann
somit nicht aus zwei verschiedenen Quellen stammen. Das Einzelatom kommt natürlich
auch nicht in Frage. Eine Möglichkeit für die Schaffung kohärenten Lichts stellt dagegen
der
▸ Fresnel’sche Spiegelversuch
dar. Bei diesem findet eine Teilung eines Wellenzuges durch Spiegelung, Brechung oder
Reflexion statt, wobei man die entstehenden Teile dann mit sich selbst interferieren lässt.
L1 und L2 im Abstand d sind die virtuellen Bilder der Lichtquelle L, hervorgerufen durch
zwei um den Winkel α gegeneinander geneigte Spiegel. Die von L1 und L2 ausgehenden
Lichtbündel B1 und B2 sind dann sicher kohärent, da sie aus derselben Quelle stammen.
Sie können also miteinander interferieren. Im Punkt P auf dem Schirm S verstärken sich
die Lichtbündel oder sie löschen sich aus, je nachdem ob der Wegunterschied Δ = PL1 −PL2
ein gerad- oder ein ungeradzahliges Vielfaches von λ2 beträgt. Auf dem Schirm erscheinen
Interferenzstreifen als Hyperbeln, da die Hyperbel der Ort aller der Punkte ist, für die die
Differenz der Abstände von zwei festen Orten (L1 , L2 ) konstant ist. Die hellen Hyperbeln
verlaufen durch die Schnittpunkte der Kreise um L1 und L2 , deren Radienunterschiede
0, λ, 2λ, . . . betragen, da sich dort die von L1 , L2 ausgehenden kohärenten Wellen verstär-
ken. Auslöschung tritt dagegen dann auf, wenn der Radienunterschied ein ungeradzahliges
4.3 Elektromagnetische Wellen 331
Kapitel 4
B1 , B2 sind zwei um den Win-
kel α gegeneinander geneigte
Spiegel; L1 , L2 die virtuellen
Bilder der realen Lichtquelle
L . S ist ein Schirm, auf dem
die entstehenden Interferenz-
streifen beobachtet werden
Vielfaches von λ2 darstellt, da dann ein Wellental auf einen Wellenberg trifft. Auf dem
Schirm wechseln also dunkle und helle Streifen.
Eine andere Methode, kohärente, interferierende Lichtwellen zu erzeugen, benutzt die Re-
flexion an zwei planparallelen Spiegeln.
Strahl 1 fällt bei A auf die planparallele Schicht (Brechungsindex n) und wird dort teilweise
reflektiert. Strahl 2 wird in B teilweise nach C gebrochen und dort reflektiert, um bei A mit
Strahl 1 zu interferieren. Der optische Gangunterschied beträgt
λ
Δ = n(BC + CA) − FA + . (4.293)
2
Der dritte Term trägt dem Phasensprung um π bei Reflexion am optisch dichteren Medium
Rechnung (s. Fresnel’sche Formeln (4.274)–(4.277)). Benutzt man noch das Brechungsge-
setz
sin ϑ 1
n= , (4.294)
sin ϑ 2
Bei gegebener Plattendicke d ist der Gangunterschied Δ allein durch den Neigungswinkel
Kapitel 4
▸ Beugung.
Darunter versteht man die Abweichung des Lichtes vom geradlinigen Strahlengang, die
nicht als Brechung oder Reflexion gedeutet werden kann. Es handelt sich um ein Phäno-
men, das bei allen Wellenvorgängen beobachtet wird. Wellenintensität kann in den geo-
metrischen Schattenraum eindringen. Bekannte Beispiele sind die folgenden:
1. Lochblende: Je nach Abstand des Schirms von der Blende werden in der Bildmitte Mi-
nima oder Maxima der Helligkeit beobachtet (s. Abschn. 4.3.15),
2. Scheibchen: Im Zentrum des geometrischen Schattenraums befindet sich stets eine hel-
le Fläche: Poisson’scher Fleck (s. Abschn. 4.3.14),
3. Mondhof: Der Lichtschein um den Mond entsteht durch Beugung an unregelmäßig
verteilten Wassertröpfchen in feuchter Luft (Nebel),
4. Regenbogen: Dieser entsteht durch Brechung und Reflexion im Innern von Regen-
tröpfchen, die von der im Rücken des Beobachters stehenden Sonne beschienen wer-
den. Die vollständige Deutung beruht allerdings wieder auf einem Beugungsproblem,
5. Regenschirm: Das feine Gewebe beugt das Licht einer fernen Quelle, woraus Farbbilder
eines Kreuzgitters resultieren können,
6. Akustik, Schall.
Grundlegend für das Verständnis von Interferenz und Beugung ist das Huygens’sche Prin-
Kapitel 4
zip:
Der künftige Verlauf einer beliebig vorgegebenen Wellenfläche ist bestimmt, wenn
man von jedem ihrer Punkte eine Kugelwelle ausgehen lässt und die Einhüllende
aller dieser kohärenten Kugelwellen konstruiert.
von der auch nur die Ortsabhängigkeit wirklich interessant ist. Man denke, z. B., an eine der
beiden Transversalkomponenten des elektrischen Feldes. Entscheidend für das Folgende
ist nur die Intensität (∼∣E∣2 ). Wegen notwendiger Kohärenz müssen die hier diskutierten
Wellen ohnehin dasselbe ω besitzen.
Die Feldgröße ist Lösung der homogenen Wellengleichung
1 ∂2 ω2
(Δ − ) E = (Δ + ) E0 e−iωt = 0 (4.297)
u2 ∂t 2 u2
ω nω 2π
= = =k (4.298)
u c λ
E und E′ seien Lösungen der Wellengleichung mit demselben ω. Als skalare Felder genügen
sie dem Green’schen Satz (1.67)
′ ′ ′ ′
∫ d r(EΔE − E ΔE) = ∫ (E∇E − E ∇E) ⋅ df .
3
(4.299)
V ∂V
ω2
EΔE′ − E′ ΔE = (− ) (EE′ − E′ E) = 0 . (4.300)
u2
334 4 Elektrodynamik
Es bleibt damit:
′ ′
∫ (E∇E − E ∇E) ⋅ df = 0 . (4.301)
∂V
∂V ist die Oberfläche eines beliebig vorgegebenen Volumens V. Nach Abschn. 4.3.5 wissen
wir, dass neben ebenen auch Kugelwellen die Wellengleichung lösen. Sei E′ eine solche mit
obiger harmonischer Zeitabhängigkeit. Sie möge vom Punkt P (Koordinatenursprung im
Innern von V) ausgehen,
eikr
E′ ∼ . (4.302)
r
Sie spielt hier zunächst nur die Rolle einer mathematischen Hilfsgröße, gewissermaßen
eine Sonde, mit der wir das optische Feld E untersuchen wollen. Sie muss deshalb auch
lediglich Lösung der Wellengleichung sein, nicht notwendig auch noch die Maxwell-
Gleichungen befriedigen (s. Punkt 6. in Abschn. 4.3.5).
Es ist nun aber zu beachten, dass die Kugelwelle für r → 0 divergiert. Wir schließen diesen
Punkt deshalb durch ein kleines Kugelvolumen Vi aus. Bei der Auswertung des Green’schen
Satzes bedenken wir, dass df immer nach außen gerichtet ist. Auf ∂Vi zeigt df deshalb in
Richtung Kugelmittelpunkt.
⎛ ⎞ eikr eikr
0 = ⎜ ∫ + ∫ ⎟ (E∇ − ∇E) ⋅ df . (4.303)
⎝∂V ∂Vi ⎠ r r
Wir betrachten das Integral über die Kugeloberfläche ∂Vi und benutzen, dass E und ∇E
für r → 0 stetig bleiben. er hat die radiale Richtung vom Vi -Mittelpunkt P ausgehend, ist
damit antiparallel zu df .
eikr r→0
−∫ ∇E(−er )r 2 sin ϑdϑdφ
→ 0 . (4.304)
r
∂V i
4.3 Elektromagnetische Wellen 335
Kapitel 4
in (4.305)
eikr 1 ik
∇ = (− 2 + ) eikr er
r r r
ikr
e 1 ik
⇒ ∫ E∇ ⋅ df = ∫ E (− 2 + ) eikr er ⋅ df
r r r
∂V i ∂V i
1 eikr eikr
E(P) = ∫ ( ∇E − E∇ ) ⋅ df . (4.305)
4π r r
∂V
Damit ist das Feld im Punkt P als Integral über die Oberfläche eines beliebigen, P enthalten-
den Volumens V dargestellt. Die rechte Seite der Formel kann als von Kugelwellen bewirkt
interpretiert werden, die von den Flächenelementen der Begrenzung ausgehen und in P zu
E(P) interferieren. Dies deutet auf das Huygens’sche Prinzip hin.
Die Wahl von V ist beliebig, in der Regel aber durch die Versuchsanordnung klar vorgege-
ben. Die Untersuchung mag sich z. B. konkret auf die Beugung des Lichts an einer kleinen
Öffnung in einem undurchlässigen Schirm beziehen:
▸ ̂ mit Öffnung σ
∂V: Schirm ∂V
Die Kirchhoff-Formel benötigt E und ∇E auf ∂V ̂ und σ. Diese Information liegt i. Allg.
nicht vor. Man benutzt deshalb die durch Erfahrung bestens bestätigte Kirchhoff-Nähe-
rung
a) ̂
E, ∇E ≡ 0 auf ∂V
(4.306)
b) E, ∇E auf σ so, als ob der Schirm nicht vorhanden wäre.
förmiger Lichtquelle Q
Wir gehen von einer punktförmigen Lichtquelle Q als primäre Erregung aus. Diese verur-
sacht auf σ das Feld E:
eikr0
E=A . (4.307)
r0
Dies bedeutet:
d eikr0 1 ik r0
∇r E = ∇∣r−x∣ E = (A ) e0 = A (− 2 + ) eikr0 e0 ; e0 = . (4.308)
dr0 r0 r0 r0 r0
A eik(r+r0 ) 1 1
E(P) = ∫ {(− + ik) cos(n, e0 ) − (− + ik) cos(n, er )} df . (4.309)
4π rr0 r0 r
σ
Dabei haben wir bereits die Kirchhoff-Näherung ausgenutzt. In allen praktischen Fällen
kann von
2π
r, r0 ≫ λ ⇔ r−1 , r0−1 ≪ k =
λ
ausgegangen werden, sodass in den obigen Klammern der Imaginärteil dominieren wird:
i eik(r+r0 )
E(P) ≈ A∫ {cos(n, e0 ) − cos(n, er )} df . (4.310)
2λ rr0
σ
Gemäß dieser schon etwas vereinfachten Formel pflanzt sich die auf die Öffnung σ fallen-
ikr
de Lichtwelle so fort, als ob von jedem Element df eine Kugelwelle e r ausginge, deren
Amplitude und Phase durch die auffallende Welle gegeben sind.
4.3 Elektromagnetische Wellen 337
Kapitel 4
Abb. 4.59 Schematische Darstellung eines ebenen Schirms mit kleiner Öffnung σ zur Veranschaulichung
des Flächenintegrals in (4.311). Die Richtungen von R und R0 sind gegenüber denen in Abb. 4.58 gerade
entgegengesetzt gerichtet, was an sich E (P ) → −E (P ) zur Folge hat. Dies ist aber für die hier interessie-
renden Intensitäten unbedeutend
wird sich
cos(n, e0 ) − cos(n, er )
rr0
über die Parameter von σ nur sehr schwach ändern. Man kann also r und r0 durch die festen
Größen R und R0 ersetzen, wenn diese einen charakteristischen Punkt von σ bezeichnen,
z. B. den Mittelpunkt der Öffnung:
Dieser Ausdruck ist symmetrisch in Lichtquelle und Beobachter. Die Vertauschung wech-
selt lediglich das Vorzeichen, was die Intensität nicht ändert. Man spricht von Reziprozität!
Es bleibt also das Flächenintegral zu berechnen. Wir denken an einen
Dieser liege in der xy-Ebene. Den Koordinatenursprung wählen wir in der Öffnung σ. Für
einen Punkt aus σ gilt dann:
r′ = (x′ , y′ , z′ = 0) . (4.312)
338 4 Elektrodynamik
Mit
Kapitel 4
und
r = R − r′ ; r 0 = R0 − r ′ (4.314)
folgt dann:
r 2 = (X − x′ )2 + (Y − y′ )2 + Z 2 (4.315)
′ 2 ′ 2
r02 = (X0 − x ) + (Y0 − y ) + Z02 . (4.316)
Wegen der großen Abstände r, r0 , R, R0 ≫ r′ können wir mithilfe der Formel (Taylorent-
wicklung)
√ 1 1
1 + x = 1 + x − x2 + O (x3 ) (4.317)
2 8
entwickeln:
1/2
r = {X 2 + Y 2 + Z 2 − 2Xx′ − 2Yy′ + x′2 + y′2 }
1/2
Xx′ Yy′ r′2
= R {1 − 2 − 2 + }
R2 R2 R2
⎧
⎪ 2 ⎫
⎪
⎪ 1 Xx′ Yy′ r′2 1 Xx′ Yy′ r′2 ⎪
= R ⎨1 + (−2 2 − 2 2 + 2 ) − (−2 2 − 2 2 + 2 ) + . . .⎬
⎪
⎪ 2 R R R 8 R R R ⎪
⎪
⎩ ⎭
′ ′ ′2 ′3
Xx Yy 1r 1 ′ ′ 2 r
=R−( + )+ − (Xx + Yy ) + O ( 2 ) . (4.318)
R R 2 R 2R3 R
Man beachte, dass X und Y von derselben Größenordnung wie R sein können, d. h. der
vierte Term ist von der Ordnung r′2 /R. Analog findet man:
1 1 r′2 1 r′3
(X0 x′ + Y0 y′ ) + − 3 (X0 x′ + Y0 y′ ) + O ( 2 ) .
2
r 0 = R0 − (4.319)
R0 2 R0 2R0 R0
r + r0 ≈ R + R0 + φ(x′ , y′ ) . (4.320)
4.3 Elektromagnetische Wellen 339
Kapitel 4
X X0 Y Y0
φ(x′ , y′) = −x′ (+ ) − y′ ( + )
R R0 R R0
1 ′2 ′2 1 1
+ (x + y ) ( + )
2 R R0
1 1
− 3 (Xx′ + Yy′ ) − 3 (X0 x′ + Y0 y′ ) .
2 2
(4.321)
2R 2R0
Diese Formel, die wir später für spezielle Geometrien weiter auswerten wollen, kann zur
Klassifikation der Beugungsphänomene verwendet werden:
(a) Fraunhofer-Beugung
liegt dann vor, wenn die quadratischen Terme in φ(x′ , y′ ) vernachlässigt werden kön-
nen, d. h. wenn die beugende Öffnung praktisch von parallelen Strahlen durchsetzt
wird:
R→∞; R0 → ∞ . (4.323)
Realisieren lässt sich das dadurch, dass man die Lichtquelle in den Brennpunkt einer
Linse stellt.
(b) Fresnel-Beugung
findet man, wenn mindestens einer der beiden Abstände R und R0 so klein ist, dass Ter-
me in φ(x′ , y′ ) von der Größenordnung r′2 /R bzw. r′2 /R0 nicht vernachlässigt werden
können.
̂1 ⇔ σ2
∂V ̂2 ⇔ σ1 .
∂V (4.324)
Das, was in der einen Anordnung den Schirm ∂V ̂1,2 darstellt, ist in der anderen Anordnung
die Öffnung σ2,1 . Dafür gilt das Babinet’sche Prinzip
E0 (P) ist die ungestörte primäre Beleuchtung im Punkt P bei Abwesenheit der Beugungs-
schirme; E1 (P) und E2 (P) sind die entsprechenden Feldstärken für die beiden Beugungs-
340 4 Elektrodynamik
anordnungen. Der Beweis ergibt sich unmittelbar aus der Kirchhoff-Formel (4.305) zusam-
Kapitel 4
1 ⎛ ⎞ eikr eikr
E1 (P) + E2 (P) = ⎜ ∫ df + ∫ df ⎟ ( ∇E − E∇ ) . (4.326)
4π ⎝ ⎠ r r
σ1 σ2
∫ df . . . + ∫ df . . . = ∫ df . . . (4.327)
σ1 σ2 ∂V
Wir vereinbaren eine die physikalische Aussage nicht beeinträchtigende, spezielle Anord-
nung, die allerdings die mathematische Auswertung stark vereinfacht:
α = ∢(n, r)
β = ∢(n, r 0 )
ρ = ρ0
r = r0 .
Kapitel 4
der Beugung an einer kleinen
Kreisscheibe (Radius a )
i eik(r+r0 )
E(P) ≃ A∫ (cos(n, r0 ) − cos(n, r)) df . (4.329)
2λ rr0
σ
i e2ikr
E(P) = − A ∫ cos(n, r)df . (4.330)
λ r2
σ
df = 2πxdx . (4.331)
∞ ⎛ ∞ ∞ ⎞
e2ikr 1 ⎜ e2ikr e2ikr ⎟
∫ dr = ∣ + 2 ∫ dr
√ r2 2ik ⎜ r 2 √ ρ 2 +a2 √ r3 ⎟
ρ 2 +a2 ⎝ ρ 2 +a2 ⎠
⎛ ∞ w∞ ∞ ⎞
1 ⎜ e2ikr 1 e2ikr wwww 3 e2ikr ⎟
= ∣ + w + ∫ dr ⎟ . (4.336)
2ik ⎜ r 2 √ ρ 2 +a2 ik r 3 wwww√ 2 2 ik√ r4
⎝ w ρ +a ρ 2 +a2 ⎠
342 4 Elektrodynamik
Die Entwicklung lässt sich so fortsetzen. Wir benutzen nun die Voraussetzung
Kapitel 4
rk ≫ 1 , (4.337)
die zur Ausgangsformel (4.310) für E(P) führte. Sie ist möglicherweise am Scheibenrand
etwas problematisch:
∞ ∞
e2ikr 1 e2ikr
∫ dr ≃ ∣ . (4.338)
√ r2 2ik r 2 √ ρ 2 +a2
ρ 2 +a2
E(P) ≃ A 2 . (4.339)
2 ρ + a2
Die von Q ausgehende Primärwelle hat als Kugelwelle am Scheibenrand (bei P0 ) die Gestalt:
√
eik ρ +a
2 2
E(P0 ) = A √ . (4.340)
ρ 2 + a2
2
I(P) ∣E(P)∣ 1 ρ2
= = . (4.342)
I(P0 ) ∣E(P0 )∣2 4 ρ 2 + a2
Dies ist ein bemerkenswertes Ergebnis für die Lichtintensität auf der Mittellinie hinter
einer undurchsichtigen Kreisscheibe. Außer unmittelbar hinter der Scheibe (ρ ≈ 0) ergibt
sich auf der Mittellinie, also im geometrischem Schattenraum, stets Helligkeit! Man nennt
das den
▸ Poisson’schen Fleck
Dieses Ergebnis wird noch verblüffender, wenn wir im nächsten Kapitel die komplementäre
Beugungsanordnung diskutieren.
4.3 Elektromagnetische Wellen 343
Kapitel 4
1
hinter einer undurchsichtigen –
4
Kreisscheibe als Funktion des
Abstands ρ
Ausgangspunkt ist jetzt eine kreisförmige Öffnung vom Radius a, also die komplementäre
Anordnung zu der des letzten Abschnitts. Es ändern sich im Wesentlichen eigentlich nur
die Integrationsgrenzen des E(P)-Integrals:
√
ρ 2 +a2
e2ikr
E(P) = −iAρk ∫ dr . (4.343)
r2
ρ
ρ 2 ≫ a2
ρ2
→ 1 (4.347)
ρ2 + a2
√ √ 1
ρ 2 + a2 − ρ
→ ρ ( 1 + a2 /ρ 2 − 1) ≃ ρ (1 + a2 /ρ 2 − 1) = a2 /2ρ (4.348)
2
344 4 Elektrodynamik
A 2ikρ ik a2ρ2 a2
E(P) ≃ − e e (2i sin (k )) . (4.349)
2ρ 2ρ
a2
E(P) ≃ −eikρ (i sin (k )) E(P0 ) . (4.351)
2ρ
2
I(P) ∣E(P)∣ a2
= 2 = sin (k
2
) (4.352)
I(P0 ) ∣E(P0 )∣ 2ρ
Als Funktion des Abstands ρ ergeben sich also unendlich viele Intensitätsmaxima (I(P) =
I(P0 )) und Intensitätsminima (I(P) = 0, Auslöschung), die sich in Richtung auf die Blende
(ρ → 0) häufen. Allerdings wird in dieser Grenze unsere obige Abschätzung fragwürdig!
Wir haben damit das an sich „paradoxe Ergebnis“, dass es bei der Kreisscheibe (Ab-
schn. 4.3.14) auf der Mittellinie niemals dunkel wird; bei der komplementären kreisför-
migen Öffnung treten dagegen als Funktion des senkrechten Abstands unendlich viele
dunkle Stellen auf.
Wir wollen zum Schluss unsere Ergebnisse noch durch das Babinet’sche Prinzip (4.325)
kontrollieren, das die Felder der komplementären Beugungsanordnungen aus diesem und
dem vorausgegangenen Kapitel in Relation setzt.
∞
e2ikr
E1 (P) + E2 (P) = −iAρk ∫ dr . (4.353)
r2
ρ
4.3 Elektromagnetische Wellen 345
Falls kein Beugungsobjekt vorliegt, sollte das von der Lichtquelle Q ausgehende Feld in P
wegen QP = 2ρ die folgende Gestalt haben:
Kapitel 4
e2ikρ
E0 (P) = A . (4.354)
2ρ
∞
e2ikρ ! e2ikr
= −ik ∫ dr (4.355)
2ρ 2 r2
ρ
was mit den Abschätzungen (4.338) und (4.344) direkt gezeigt werden kann. Die exakte
Übereinstimmung ist allerdings mehr oder weniger Zufall. Wir kontrollieren (4.355) wei-
terhin durch Ableitung nach ρ:
1 ik ! e2ikρ
(− 3
+ 2 ) e2ikρ = +ik 2 . (4.356)
ρ ρ ρ
In der hier interessierenden Grenze kρ ≫ 1 kann der erste Term in der Klammer auf der
linken Seite vernachlässigt werden, womit die Äquivalenz bewiesen ist. Die exakte Gleich-
heit wird natürlich durch die diversen Abschätzungen verhindert.
Wir wollen in diesem Kapitel ein wichtiges Anwendungsbeispiel aus der Festkörperphysik
diskutieren und müssen dazu zunächst einige elementare Begriffe zusammenstellen, die
aber aus Grundvorlesungen zur Experimentalphysik bekannt sein könnten.
Ein Kristallgitter besteht aus regelmäßig, periodisch angeordneten Atomen, deren Positio-
nen durch „Gittervektoren“
3
Rn = ∑ n i a i (4.357)
i=1
n = (n1 , n2 , n3 ) ; ni ∈ Z
das gesamte Gitter auf. Man macht sich leicht klar, dass die Wahl der primitiven Transla-
tionen in der Regel nicht eindeutig sein wird.
346 4 Elektrodynamik
Gitter • • • • •
• • •a • •
a3 2
• • • a1 • •
• • • • •
Das zweidimensionale Gitter in Abb. 4.63 kann durch (a1 , a2 ), aber auch durch (a1 , a3 )
oder (a2 , a3 ) gemäß Gleichung (4.357) aufgebaut werden. Diese Mehrdeutigkeit in der
Beschreibung hat aber für das Folgende keinerlei Auswirkungen.
Viele physikalische Eigenschaften lassen sich besser als im realen (direkten) Gitter im „re-
ziproken (dualen) Gitter“ darstellen. Der entsprechende „reziproke Gittervektor“ ist ähnlich
wie der „reale“ Gittervektor in Gleichung (4.357) aufgebaut:
3
K p = ∑ p i bi ; p = (p1 , p2 , p3 ) ; pi ∈ Z . (4.358)
i=1
Die „primitiven Translationen des reziproken Gitters“ bi sind eng mit denen des realen Git-
ters verknüpft und durch
ai ⋅ bj = 2πδ ij ∀ i, j (4.359)
definiert.
Wir benötigen für das Folgende noch den Begriff der „Netzebene“. Darunter versteht man
eine Ebene im Kristall, die mit Gitterpunkten besetzt ist. Nach dieser recht allgemeinen
Festlegung gibt es offensichtlich beliebig viele verschiedene Netzebenen in einem Kristall.
Zum Beispiel gibt es praktisch unendlich viele parallele Netzebenen im Kristall, die man
unter dem Begriff „Netzebenenschar“ zusammenfasst. Die Lage bzw. Orientierung einer
Netzebene oder einer Netzebenenschar wird durch die
xi a i (i = 1, 2, 3)
der betrachteten Ebene mit den durch die ai definierten Achsen fest und berechnet über
x−1 −1 −1
1 ∶ x2 ∶ x3 = h ∶ k ∶ l (4.360)
4.3 Elektromagnetische Wellen 347
Kapitel 4
A3 A2 A1 – A2
a1
A1
ein Tripel teilerfremder (!) ganzer Zahlen. Man spricht dann von der
▸ (h, k, l)-Ebene
des Kristalls.
Beweis
bezeichnet. Für einen beliebigen Vektor in der (p1 , p2 , p3 )-Ebene gilt dann
(s. Abb. 4.64):
Das bedeutet:
3
c c c c
K p ⋅ R(p) = ∑ pj bj (γ 1 ( a1 − a2 ) + γ 2 ( a3 − a2 ))
j=1 p1 p2 p3 p2
3
c c c c
= ∑ 2πpj (γ 1 ( δ j1 − δ j2 ) + γ 2 ( δ j3 − δ j2 ))
j=1 p1 p2 p3 p2
= 2π (γ 1 (c − c) + γ 2 (c − c)))
=0.
2π
d(p1 , p2 , p3 ) = (4.361)
∣K p ∣
Beweis
Kp
eK = ⊥ (p1 , p2 , p3 )-Ebene ,
∣K p ∣
gleich Δ ist, definieren die (p1 , p2 , p3 )-Ebene im Abstand Δ vom vorgegebenen Ko-
ordinatenursprung:
2π 2π
Δ = eK ⋅ Rn = (p1 n1 + p2 n2 + p3 n3 ) ≡ Δ m = m.
∣K p ∣ ∣K p ∣
m∈Z
2π
Δ m+1 − Δ m = = d(p1 , p2 , p3 ) .
∣K p ∣
Nach diesen Vorbereitungen betrachten wir nun eine ebene Welle, die auf ein Kristallgitter
fällt und an den Gitteratomen gestreut wird. Sie habe die Amplitude
A(r, t) = A0 ei(k⋅r−ωt) ,
wobei die Zeitabhängigkeit hier keine Rolle spielt und deshalb im Folgenden nicht beachtet
wird. Die Amplitude an den jeweiligen Gitterpunkten lautet dann:
A(Rn ) = A0 eik⋅Rn .
Nach dem Huygens’schem Prinzip (Abschn. 4.3.11) ist jedes Gitteratom, das von der ebe-
nen Welle erreicht wird, der Entstehungsort einer Kugelwelle (Abb. 4.65). Diese hat am
Beobachtungsort P die Amplitude
′
eikr
(A0 eik⋅Rn ) . (4.362)
r′
4.3 Elektromagnetische Wellen 349
Kapitel 4
• • • • r’
k
• • • •
• • • • r
• • • •
• • • •
Rn
0
Dabei wurde verwendet, dass die Streuung elastisch erfolgt (keine Absorption, . . . ):
∣k′ ∣ = ∣k∣ = k .
Dies bedeutet:
k r ′ ≈ k r − k′ ⋅ R n . (4.364)
Die von einem Gitteratom ausgehende Kugelwelle hat also in P die Amplitude:
′ ′
⋅R n
eikr eikr−ik eikr i(k−k′ )⋅Rn
(A0 eik⋅Rn ) ′
≈ (A0 eik⋅R n ) = A0 e . (4.365)
r r r
350 4 Elektrodynamik
Die volle Amplitude ergibt sich aus der Superposition der Beiträge aller Gitterpunkte, wo-
bei der Kristall in aj -Richtung aus Nj ; j = 1, 2, 3 Gitterplätzen bestehen möge:
Kapitel 4
⎧
⎪ Nj −1 i(k−k′ )⋅n a ⎫ ⎪
eikr 3 ⎪ ⎪
A = A0 ∏⎨ ∑ e j j⎬
⎪
r j=1 ⎪nj =−Nj ⎪
⎪
⎩ ⎭
⎧
ikr 3 ⎪ 2N −1 ⎫
⎪
e ⎪ −iNj (k−k′ )⋅a j j
i(k−k′ )⋅n j a j ⎪
= A0 ∏ ⎨e ∑ e ⎬
r j=1 ⎪
⎪ n j =0 ⎪
⎪
⎩ ⎭
′
eikr 3 −iNj (k−k′ )⋅aj ei2Nj (k−k )⋅aj − 1
= A0 ∏e ′
r j=1 ei(k−k )⋅aj − 1
eikr 3 1 sin (Nj (k − k′ ) ⋅ aj )
= A0 ∏ . (4.366)
r j=1 e 2i (k−k′ )⋅a j sin ( 12 (k − k′ ) ⋅ aj )
Für die gesuchte Intensität benötigen wir das Betragsquadrat der Amplitude:
w w2
1 3 wwww sin (Nj (k − k ) ⋅ aj ) wwww
′
I(r) = I0 2 ∏ www w . (4.367)
r j=1 ww sin ( 12 (k − k′ ) ⋅ aj ) wwww
w w
▸ Laue-Gleichungen
aj ⋅ (k − k′ ) = 2πzj ; zj ∈ Z (4.368)
sin2 (Nx)
lim = N2
x→zπ sin2 x
1 3
Imax (r) = I0 ∏ (2Nj ) .
2
(4.369)
r 2 j=1
Dieses Ergebnis ist auch direkt an (4.366) ablesbar, wenn man wie beschrieben die Phasen-
faktoren gleich 1 setzt.
4.3 Elektromagnetische Wellen 351
Kapitel 4
tung der Laue-Bedingungen K
k k’
θ θ’
• • • • • • •
(p1,p2,p3)-Ebene
Entscheidend für die Intensitätsverteilung ist also die Wellenzahldifferenz von einfallender
und gebeugter Welle:
K = k − k′ ⇒ aj ⋅ K = 2πzj ; zj ∈ Z . (4.370)
An der Definitionsgleichung (4.359) für die primitiven Translationen des reziproken Git-
ters erkennt man, dass es sich bei K um einen reziproken Gittervektor handeln muss:
3
K = ∑ z j bj . (4.371)
j=1
Wir wollen nach einer physikalischen Interpretation der Laue-Gleichungen suchen. Da die
Streuung elastisch erfolgen soll, muss gelten:
k = k′ = ∣k − K∣ ⇔ k2 = k2 − 2k ⋅ K + K 2
1
k ⋅ eK = K . (4.372)
2
Die Laue-Gleichungen sind also genau dann erfüllt, wenn die Projektion des einfallenden
Wellenvektors k auf die Richtung eines reziproken Gittervektors gleich dessen halber Länge
ist. Diese Wellenvektoren definieren im reziproken Gitter die sog. „Bragg-Ebene“.
Wir ziehen aus den ganzen Zahlen zj in Gleichung (4.368) bzw. (4.370) den größten ge-
meinsamen Teiler z0 ∈ Z heraus und erhalten dann teilerfremde ganze Zahlen p1 , p2 , p3 :
zj = z0 pj ; j = 1, 2, 3 .
3
1 (4.371)
Kp = K = ∑ p j bj
z0 j=1
352 4 Elektrodynamik
1 2 2 1
• • • • •
• • •
θθ
• •
d
• • • • •
x x
• • • • •
fest. Wie oben bewiesen steht K p und damit auch K senkrecht auf der Netzebene mit den
Miller’schen Indizes p1 , p2 , p3 . Die Situation ist in Abb. 4.66 dargestellt. Wegen k = k′ muss
offensichtlich ϑ = ϑ ′ gelten, was dem Reflexionsgesetz (4.256) entspricht; k und k′ schlie-
ßen denselben Winkel mit der Bragg-Ebene ein. Das bedeutet:
z0
K = 2k sin ϑ = z0 ∣K p ∣ = 2π .
d
Hier haben wir mit (4.361) den (p1 , p2 , p3 )-Netzebenenabstand ins Spiel gebracht. Wegen
k = 2π/λ sind die Laue-Gleichungen damit zur sog. „Bragg-Bedingung“
äquivalent.
Diese kann als Kriterium für konstruktive Interferenz von an parallelen Netzebenen re-
flektierten Strahlen angesehen werden. Der Gangunterschied von Strahl 1 und Strahl 2 in
Abb. 4.67 beträgt
Δ = 2x = 2d sin ϑ .
Die letzten Abschnitte befassten sich mit typischen Phänomenen der Wellenoptik, d. h.
mit elektromagnetischen Wellen wie den Lichtwellen, deren Eigenschaften samt und son-
ders aus den grundlegenden Maxwell-Gleichungen der Elektrodynamik ableitbar sind. Die
4.3 Elektromagnetische Wellen 353
Wellenoptik als übergeordnete Theorie besitzt den Grenzfall der „geometrischen Optik“, der
Kapitel 4
vom Konzept der „Lichtstrahlen“ lebt und unter bestimmten Umständen zu „anschauliche-
ren“ und damit leichter interpretierbaren Resultaten führt als die volle Theorie. Wir stellen
uns deshalb die Frage: Wann spielt die Wellennatur des Lichtes keine wesentliche Rolle
mehr? Wann wird das Konzept der „Lichtstrahlen“ brauchbar und gültig? Wie kommt man
konkret von der Wellen- zur geometrischen Optik?
Es sei angemerkt, dass ein Teil der folgenden Überlegungen in einem anderen Zusammen-
hang bereits in Abschn. 3.6.2 von Bd. 2 dieses Grundkurses: Theoretische Physik benutzt
wurde, um aus einer Analogiebetrachtung zur Beziehung zwischen geometrischer Optik
und Wellenoptik die Klassische Mechanik als „geometrisch-optischen“ Grenzfall der über-
geordneten Wellenmechanik (Quantentheorie) zu verstehen.
Was versteht man nun unter Lichtstrahlen? Bei ebenen Wellen oder bei Kugelwellen ist das
klar. Man definiert
Letztere ergeben sich als Lösungen der skalaren Wellengleichung der Optik (4.128)
n2 ∂ 2 ψ
Δψ − =0. (4.374)
c2 ∂t 2
Dabei steht ψ z. B. für eine kartesische Komponente des elektrischen Feldes E oder der
magnetischen Induktion B. Die erwähnten ebenen Wellen oder Kugelwellen wurden als
Lösungen unter Annahme eines homogenen Mediums gefunden, d. h. der Brechungsindex
ist (außer im Bereich von Grenzflächen) ortsunabhängig:
n(r) ≡ n = const .
In inhomogenen Medien mit ortsabhängigem n(r) kann die ebene Welle allerdings höchs-
tens noch „lokal“ eine Lösung darstellen, und man muss sich fragen, ob das obige „Strah-
lenkonzept“ noch brauchbar ist. Es ist vor allem aber davon auszugehen, dass die Gültigkeit
der Wellengleichung in der Form (4.374) nicht mehr gewährleistet ist. Das soll etwas ge-
nauer untersucht werden. Wir gehen von einer ortsabhängigen Dielektrizitätskonstanten
aus:
√ √
εr = εr (r) ; μr ≈ 1 ↷ n = ε r μr ≈ εr (r) = n(r) . (4.375)
Das kann natürlich nur unter bestimmten Bedingungen akzeptiert werden. Um diese her-
auszufinden, erinnern wir uns an die Ableitung der Wellengleichung. Dabei wurde unter
354 4 Elektrodynamik
anderem benutzt:
Kapitel 4
Damit die skalare Wellengleichung zumindest approximativ gültig bleibt, ist also zu for-
dern:
!
∣2n(r)E(r) × ∇n(r)∣ ≪ ∣n2 (r) rot E(r)∣ ⇔ 2∣E(r) × ∇n(r)∣ ≪ ∣n(r)∇ × E(r)∣ .
n(r)
∣∇n(r)∣ ≪ . (4.376)
λ
Der Brechungsindex n(r) darf sich also über eine Strecke der Wellenlänge λ nur wenig
ändern. Deswegen wird die geometrische Optik bisweilen auch als „λ → 0“-Grenzfall der
übergeordneten Wellenoptik bezeichnet. Die Wellengleichung (4.374) bleibt dann auch bei
n = n(r) in guter Näherung gültig. Das bedeutet, dass
die Gleichung
n2 (r) ω 2
Δψ(r) + ψ(r) = 0 ,
c2
ω 2π
k0 = = ∶ Wellenzahl im Vakuum ,
c λ0
Δψ(r) + n2 (r) k20 ψ(r) = 0 (4.377)
4.3 Elektromagnetische Wellen 355
Kapitel 4
ψ(r) = A(r) eik0 L(r) . (4.378)
L(r) wird als „Eikonal“ (griechisch: „Bild“) oder „Lichtweg“ bezeichnet. Die Flächen L(r) =
const definieren Flächen konstanter Phase und damit die Wellenfronten. Nach der generel-
len Voraussetzung für geometrische Optik ist die Amplitude A(r) nur „schwach ortsab-
hängig“. Mit
ΔA λ 20
∣ ∣ ≪ n2 .
A 4π 2
▸ Eikonal-Gleichung
Sie liefert den Übergang von der Wellenoptik (Interferenz, Beugung) zur geometrischen
Optik (Strahlen, Teilchenbild (Photonen)). Man berechnet aus der Eikonal-Gleichung
L(r), setzt dieses dann in die Bestimmungsgleichung (4.379) für die Amplitude A(r) ein
und erhält damit die vollständige (approximative) Lösung.
356 4 Elektrodynamik
Wo sind nun die Lichtstrahlen? Sie sind natürlich letztlich durch die Richtung des Ener-
Kapitel 4
E(r, t) = ̂
E0 (r) e−iωt
̂
E0 (r) = E0 (r) eik0 L(r) , (4.382)
B(r, t) = ̂
B0 (r) e−iωt
̂
B0 (r) = B0 (r) eik0 L(r) , (4.383)
bestimmt wird. Im Gültigkeitsbereich der geometrischen Optik können wir von einer nur
schwachen Ortsabhängigkeit der Amplituden ausgehen:
E0 (r) = iω̂
rot E = −Ḃ ↷ rot ̂ B0 (r) .
rot ̂
E0 (r) ≈ ik0 (∇L(r) × E0 ) eik0 L(r) .
Damit folgt:
̂ k0
B0 (r) = (∇L(r) × ̂
E0 (r)) .
ω
k0 1 1 1 1
= = =
ω c un u ∣∇L∣
Das bedeutet:
̂ 1
B0 (r) = (l(r) × ̂ E0 (r)) , (4.385)
u
∇L(r)
l(r) = . (4.386)
∣∇L(r)∣
Das bedeutet:
Kapitel 4
l(r) ⋅ ̂
E0 (r) = 0 . (4.387)
Wir stellen fest, dass im Gültigkeitsbereich der geometrischen Optik in guter Näherung
̂
E0 (r) , ̂0 (r)
B und l(r)
ein
▸ lokal-orthogonales Dreibein
darstellen mit
̂0 (r)∣ =
2 1 ̂ 2
∣B ∣E0 (r)∣ . (4.388)
u2
1 ̂⋆0 (r) + ̂
̂ 0 (r) ⋅ B ̂ ⋆0 (r))
w(r, t) = Re (H E0 (r) ⋅ D
4
1 1 ̂ 1
∣B0 (r)∣ + ε 0 εr ∣̂
2 2
= E0 (r)∣
4 μr μ 0 4
(4.388) 1
ε 0 εr ∣̂
2
= E0 (r)∣ , (4.389)
2
1 ̂ ⋆0 (r))
S(r, t) = Re (̂E0 (r) × H
2
1 ⋆
= Re (̂ E0 (r) × ̂ B0 (r))
2μ0 μr
1 1 ⋆
Re (̂E0 (r) × (l(r) × ̂
(4.385)
= E0 (r)))
2μ0 μr u
(4.387) 1 u ̂ 2
= 2
∣E0 (r)∣ l(r)
2μ0 μr u
1
= uε 0 εr ∣̂
2
E0 (r)∣ l(r) . (4.390)
2
Mit Gleichung (4.389) ergibt sich demnach auch hier der bekannte Zusammenhang (4.215)
zwischen Energiestromdichte und Energiedichte:
l(r)
l(r)
∇L(r) ∇L(r)
l(r) = = . (4.392)
∣∇L(r)∣ n(r)
Dieser steht senkrecht auf den „Wellenflächen, Wellenfronten“ L(r) = const (Abb. 4.68).
Wellenflächen und Strahlen bilden in jedem Raumpunkt ein orthogonales System (Satz
von Malus).
Wir wollen zum Abschluss noch ein paar einfache Anwendungen diskutieren:
Ebene Welle
Wie wir wissen ist diese Lösung der Wellengleichung in Medien mit
n = const .
Die Voraussetzung (4.376) für geometrische Optik ist trivial erfüllt und nach (4.378)
muss gelten:
! ! k
eik⋅r = eik0 L(r) ⇔ k ⋅ r = k0 L(r) = L(r) .
n
k k
L(r) = n ( ⋅ r) ⇒ ∇L(r) = n ( ) .
k k
Die Wellenfronten L(r) = const sind demnach Ebenen und die Strahlrichtung ist die
des Ausbreitungsvektors:
∇L(r) k
l(r) ≡ l = = . (4.393)
n k
4.3 Elektromagnetische Wellen 359
Kapitel 4
Grenzflächen
α
n1 l1 n2l2
β
n2
(n2l2)t
Kugelwelle
Es sei auch hier n(r) ≈ n. Dann ist zu fordern:
eikr !
= A(r) eik0 L(r) .
r
! k
kr = k0 L(r) = L(r) ⇒ ∇L(r) = ner .
n
Die Wellenfronten L(r) = const sind jetzt Kugelflächen mit radialer Strahlrichtung
∇L(r)
l(r) = = er (4.394)
n
Brechungsgesetz
Wir betrachten eine gekrümmte Grenzfläche zwischen zwei Medien 1 und 2 mit un-
terschiedlichen aber ansonsten konstanten Brechungsindizes n1 ≠ n2 . Im Güligkeitsbe-
reich der geometrischen Optik muss dann auf beiden Seiten der Grenzfläche
t t
(n1 (r)l1 (r)) = (n2 (r)l2 (r)) .
360 4 Elektrodynamik
Das bedeutet:
Kapitel 4
Wegen ∣l1 (r)∣ = ∣l2 (r)∣ = 1 bleibt schließlich das Snellius’sche Brechungsgesetz (4.257),
das somit, als Verallgemeinerung zur Ableitung von (4.257), auch für gekrümmte Grenz-
flächen gilt.
4.3.18 Aufgaben
Aufgabe 4.3.1
beschrieben. Berechnen Sie die zugehörige magnetische Induktion B(r, t). (Das
tragende Medium sei linear, homogen, ungeladen und isoliert, z. B. Vakuum.)
3. Das Teilchen aus 1. bewege sich in dem Feld aus 2. Stellen Sie die Bewegungs-
gleichung auf.
4. Das Teilchen befinde sich zur Zeit t = 0 im Koordinatenursprung. Wie müssen
die Anfangsbedingungen für die Geschwindigkeit gewählt werden, damit die
Energie W des Teilchens konstant bleibt?
5. Geben Sie den Impuls p des Teilchens an und verifizieren Sie, dass die Richtung
von p = (px , py , 0) zu jedem Zeitpunkt mit der Richtung von B übereinstimmt.
6. Lösen Sie die Bewegungsgleichung mit den Anfangsbedingungen aus 4.
7. Welche Bahn beschreibt das Teilchen in der xy-Ebene?
4.3 Elektromagnetische Wellen 361
Kapitel 4
Aufgabe 4.3.2
E = E0 sin(kz − ωt) ,
b) zirkular polarisiert,
Aufgabe 4.3.3
vorgegeben. Berechnen Sie die elektrische Feldstärke E(r, t) und geben Sie deren
Polarisation an.
362 4 Elektrodynamik
Kapitel 4
Aufgabe 4.3.4
Berechnen Sie die elektrische Feldstärke E(r, t) und untersuchen Sie deren Po-
larisation!
2. Das elektrische Feld E(r, t) sei durch
gegeben (α, β reell). Berechnen Sie die magnetische Induktion B(r, t) und un-
tersuchen Sie deren Polarisation!
Aufgabe 4.3.5
In einem linearen, isotropen, ungeladenen Isolator (εr , μr ) sei die magnetische In-
duktion durch
B(r, t) = ̂
B0 (r) e−iωt ; ̂
B0 (r) = (αex + iγey ) eik⋅r (α, γ ∈ R)
E(r, t) = ̂
E0 (r) e−iωt !
Kapitel 4
Aufgabe 4.3.6
3. f (x) = f (x + 2π)
f (x) = x2 −π ≤ x ≤ +π .
4. Verifizieren Sie mit dem Ergebnis aus 3.) die folgenden Relationen:
(a)
∞
π2 (−1)n
=−∑ .
12 n=1 n2
(b)
π2 ∞ 1
=∑ .
6 n=1 n2
Aufgabe 4.3.7
Beweisen Sie die Relationen (4.175) für die Koeffizienten der Fourier-Reihe (4.174)!
Aufgabe 4.3.8
Aufgabe 4.3.9
1. f (x) sei überall stetig und bei x0 in eine Taylor-Reihe entwickelbar. Zeigen Sie,
dass für
(1) 1 x2
a) δ l (x) = √ exp (− 2 )
2πl2 2l
(2) sin ( l )
πx
b) δ l (x) =
2 sin ( πx
2
)
gilt:
+∞
(i)
lim ∫ dx δ l (x − x0 )f (x) = f (x0 ) i = 1, 2 .
l→0
−∞
2. Begründen Sie mit 1b), dass die δ-Funktion im offenen Intervall (−1, +1) durch
die Summe:
+N
1 1 +∞
δ(x) = lim ∑ exp(iπnx) = ∑ exp(iπnx)
2 N → ∞ n = −N 2 n = −∞
dargestellt werden kann.
3. Überprüfen Sie für das orthonormierte Funktionensystem:
⎧√ ⎫
⎪
⎪ 2 nπ ⎪⎪
⎨ sin ( x)⎬ ; n = 1, 2, 3, . . . ; x ∈ (0, x0 ]
⎪
⎪ x0 x0 ⎪⎪
⎩ ⎭
die Vollständigkeitsrelation:
2 ∞ nπ nπ ′ ′
∑ sin ( x) sin ( x ) = δ (x − x ) .
x0 n = 0 x0 x0
Aufgabe 4.3.10
1. ̃
f1 (k), ̃
f2 (k) seien die Fourier-Transformierten der Funktionen f1 (x), f2 (x):
+∞
̃ 1
f1,2 (k) = √ ∫ dx e−i kx f1,2 (x) .
2π−∞
Kapitel 4
2. Berechnen Sie die Fourier-Transformierten der Funktionen
a) f (x) = e−∣x∣ ;
2 2
b) f (x) = e−x /(Δx ) .
3. Zeigen Sie, dass für jede quadratintegrable Funktion f (x) die Beziehung (Parse-
val)
+∞ +∞
∫ ∣f (x)∣ dx = ∫ ∣̃
f (k)∣2 dk
2
−∞ −∞
gültig ist.
Aufgabe 4.3.11
f (x) = x e−∣x∣ .
Aufgabe 4.3.12
Aufgabe 4.3.13
E(r, t) = E0 ei(k⋅r−ωt) ,
B(r, t) = B0 ei(k⋅r−ωt) .
366 4 Elektrodynamik
Kapitel 4
Aufgabe 4.3.14
k2 = f (ω) .
2. In einem Elektronengas mit der Teilchendichte n0 betrachte man die Bewegung
der Elektronen in dem Feld E = E0 e−iωt unter Vernachlässigung von Kollisionen
und der vom Magnetfeld auf das Elektron ausgeübten Lorentz-Kraft. Berechnen
Sie die Leitfähigkeit σ des Elektronengases.
3. Berechnen Sie die kritische Frequenz ωp für die Ausbreitung einer elektroma-
!
gnetischen Welle im Elektronengas (k2 (ω = ωp ) = 0) sowie die Eindringtiefe für
eine niederfrequente Welle (ω ≪ ωp ).
4. In 2. wurde die vom Magnetfeld der elektromagnetischen Welle auf das Elek-
tron ausgeübte Lorentz-Kraft gegenüber der elektrischen Kraft vernachlässigt.
Begründen Sie mithilfe des Induktionsgesetzes, wann das erlaubt ist.
5. Diskutieren Sie die zirkulare Doppelbrechung von elektromagnetischen Wellen,
die sich in einem Plasma bei Anwesenheit eines äußeren homogenen Magnet-
feldes B0 ausbreiten. Dazu betrachten Sie zirkular polarisierte Wellen, die sich in
Richtung von B0 ausbreiten, und berechnen Sie den Brechungsindex durch Ver-
allgemeinerung der Teile 1. und 2. unter der Annahme, dass die Voraussetzung
aus Teil 4. erfüllt ist.
4.3 Elektromagnetische Wellen 367
Kapitel 4
Aufgabe 4.3.15
(3) (3)
Auf ein Medium 3 (εr ; μr = 1) sei eine dünne Schicht eines Mediums 2 aufge-
(2) (2)
tragen (εr ; μr = 1). Diese soll so beschaffen sein, dass eine senkrecht aus dem
(1) (1)
Medium 1 (εr ; μr = 1) einfallende monochromatische ebene Welle ohne Re-
flexion ins Medium 3 übertritt. Bei allen Medien handele es sich um Isolatoren
(σf = 0, jf = 0). Berechnen Sie den Brechungsindex n2 und die Dicke d dieser Ver-
gütungsschicht.
Aufgabe 4.3.16
Eine elektromagnetische Welle falle aus einem Medium 1 kommend auf eine ebene
Grenzfläche zu einem „optisch dünneren“ Medium 2 (n2 < n1 : Brechungsindizes).
Dort teilt sie sich in eine reflektierte und eine transmittierte Welle auf. Die Situation
ist in Abb. 4.50 dargestellt. Für alle folgenden Überlegungen gelte die dort benutzte
Notation und speziell:
n1 = 2 ; n2 = 1
1. Bestimmen Sie für die gegebene Anordnung den Grenzwinkel der Totalreflexion
ϑg !
2. Der Einfallswinkel ϑ 1 sei durch
!
sin ϑ 1 = cos ϑ 1
Aufgabe 4.3.17
Eine elektromagnetische Welle falle aus einem Medium 1 kommend auf eine ebene
Grenzfläche zu einem Medium 2. Letzteres sei optisch dünner (n2 < n1 ).
1. Wie groß darf das Verhältnis n2 /n1 höchstens sein, damit bei Totalreflexion eine
zirkular polarisierte Welle entstehen kann?
2. Unter welchem Winkel muss die Welle auf die Trennfläche auffallen, um bei ge-
gebenem n2 /n1 nach Totalreflexion zirkular polarisiert zu sein?
Aufgabe 4.3.18
Abb. 4.70 Brechung einer ebenen Welle an der Grenzfläche zweier Medien mit unterschiedlichen
Brechungsindizes
Eine ebene Welle (Frequenz ω) fällt auf die (ebene) Grenzfläche zwischen zwei Medi-
en mit den (unterschiedlichen) Brechungsindizes n und n′ . Sie habe in den Punkten
A und B dieselbe Phase. Leiten Sie aus der Forderung, dass die Phase auch in den
Punkten A′ und B′ gleich ist, das Brechungsgesetz
sin ϑ n′
=
sin ϑ ′ n
ab!
4.4 Elemente der Funktionentheorie 369
Kapitel 4
Aufgabe 4.3.19
1. Paralleles Licht falle auf einen Schirm in der xy-Ebene mit einer rechteckigen
Öffnung σ (Breite 2A, Höhe 2B). Diskutieren Sie die Intensitätsverteilung des
Beugungsbildes (Fraunhofer-Beugung)!
2. Wie sieht die Intensitätsverteilung für den Spalt (B ≫ A) aus? Diskutieren Sie
insbesondere den senkrechten Einfall des Lichtes und leiten Sie Bedingungen
für Beugungsminima ab!
Wir benötigen für den weiteren Ausbau der Elektrodynamik einige Hilfsmittel (Rechen-
techniken) der
▸ Funktionentheorie,
z = x + iy .
Jede komplexe Funktion wird durch ein Paar reeller Funktionen u und v zweier reeller
Variabler x, y ausgedrückt.
Die komplexen Zahlen haben wir bereits in Abschn. 2.3.5, Bd. 1, der Mechanik eingeführt
und dann sehr häufig angewendet. Wir haben gesehen, dass es aus formalen Gründen sehr
nützlich sein kann, die physikalischen, reellen Größen in die komplexe Ebene fortzusetzen,
da sich im Bereich der komplexen Zahlen viele Rechnungen wesentlich eleganter durchfüh-
ren lassen. Einfache komplexwertige Funktionen haben sich z. B. als Ansätze zur Lösung
linearer Differenzialgleichungen außerordentlich bewährt.
Da die Funktionentheorie nicht nur für die Elektrodynamik, sondern für viele Felder in
der Theoretischen Physik unentbehrlich ist, wollen wir ihre wesentlichen Definitionen und
Sätze hier zusammenstellen. Dabei müssen wir im Rahmen dieser Darstellung allerdings
vieles unbewiesen lassen, statt dessen häufig auf die Spezialliteratur verweisen.
370 4 Elektrodynamik
4.4.1 Zahlenfolgen
Kapitel 4
Definition 4.4.1
Definition 4.4.2
lim zn = z0 ,
n→∞
falls
1. in jeder beliebigen Umgebung von z0 fast alle Glieder der Folge liegen
oder
2. falls zu jedem ε > 0 ein n0 (ε) existiert, sodass für alle n > n0
∣zn − z0 ∣ < ε
ist.
lim an = α ; lim bn = β
n→∞ n→∞
gilt:
lim (an ± bn ) = α ± β ,
n→∞
lim an bn = α β ,
n→∞
an α
lim = (falls bn ≠ 0, β ≠ 0) . (4.396)
n→∞ bn β
4.4 Elemente der Funktionentheorie 371
Kapitel 4
Eine komplexe Funktion
stellt eine eindeutige Abbildung der komplexen z-Ebene auf die komplexe w-Ebene dar:
D ∋ z
→ w ∈ W ,
f
Definition 4.4.3
f (z) stetig in z0 , falls zu jedem ε > 0 ein δ > 0 existiert, sodass aus
∣z − z0 ∣ < δ
stets
Definition 4.4.4
Falls zu jedem ε > 0 ein δ > 0 existiert, sodass für alle z, z′ ∈ D mit
∣z − z′ ∣ < δ
folgt:
Definition 4.4.5
Kapitel 4
Die komplexe Funktion f (z) heißt an der Stelle z = z0 differenzierbar, wenn der
Grenzwert
für jede Folge zn → z0 existiert, dabei aber unabhängig von der speziellen Wahl der
Folge ist.
Alle in z0 differenzierbaren Funktionen sind dort auch stetig. Die Umkehrung gilt nicht!
Die Differenzierbarkeit im Komplexen setzt voraus, dass die Zahlenfolge {zn } aus jeder
beliebigen Richtung in der komplexen Ebene an z0 herangeführt werden kann. Dies ist ein
schärferes Kriterium als das für die Differenzierbarkeit einer reellen Funktion zweier reeller
Variabler x, y. So reicht es nicht aus, für die Differenzierbarkeit von f (z) = u(x, y)+i v(x, y)
die von u und v zu fordern. Dies macht man sich wie folgt klar:
u + i v = f (z) = f (x + iy)
∂u ∂v ∂z
⇒ + i = f ′ (z) = f ′ (z) ,
∂x ∂x ∂x
∂u ∂v ∂z
+ i = f ′ (z) = i f ′ (z) .
∂y ∂y ∂y
Multipliziert man die erste Gleichung mit i, dann folgen durch Vergleich der linken Seiten
die Cauchy-Riemann’schen Differenzialgleichungen:
∂u ∂v ∂u ∂v
= ; =− . (4.401)
∂x ∂y ∂y ∂x
Auch die Einzelfunktionen sind nicht völlig frei wählbar. Differenziert man die erste Glei-
chung nach x, die zweite nach y und addiert dann, so folgt:
∂2u ∂2u
+ ≡ Δu = 0 . (4.402)
∂x2 ∂y2
∂2v ∂2 v
+ ≡ Δv = 0 . (4.403)
∂x2 ∂y2
Real- und Imaginärteil einer differenzierbaren komplexen Funktion f (z) genügen also der
Laplace-Gleichung im Zweidimensionalen.
4.4 Elemente der Funktionentheorie 373
Kapitel 4
1) (f1 + f2 )′ = f1′ + f2′ ,
2) (f1 f2 )′ = f1 f2′ + f1′ f2 , (4.404)
′
f1 f2 f ′ − f1 f ′
3) ( ) = 1 2 2 (f2 ≠ 0) ,
f2 f2
dg df
4) Kettenregel: h(z) = g (f (z)) ⇒ h′ (z) = . (4.405)
df dz
Definition 4.4.6
1. Unter einem Gebiet G versteht man eine offene Punktmenge, in der man je zwei
Punkte durch einen ganz in G gelegenen Streckenzug verbinden kann.
2. Man nennt f (z) eindeutig in einem Gebiet G, wenn man z alle möglichen
Wege Cn in G durchlaufen lassen kann, und f (z) nach Rückkehr zum Ausgangs-
punkt stets wieder denselben Wert annimmt.
ϕ
x
Abb. 4.71 Geschlossener Weg in der komplexen Zahlenebene zur Illustration einer mehrdeutigen
Funktion
374 4 Elektrodynamik
Definition 4.4.7
Kapitel 4
f (z) heißt analytisch (regulär) in einem Gebiet G der z-Ebene, wenn f (z) in allen
Punkten z ∈ G differenzierbar und eindeutig ist.
analytisch in G.
2. Sind f1 (z), f2 (z) analytisch in G, so sind dies auch
f1 ± f2 , f1 f2 , f1 /f2 (f2 ≠ 0) .
3. Jede in G analytische Funktion besitzt dort stetige, analytische Ableitungen beliebig (!)
hoher Ordnung.
4.4.3 Integralsätze
f (z) sei eine in einem Gebiet G stetige Funktion der komplexen Variablen z; z0 und z∗
seien zwei beliebige Punkte aus G und C ein zwischen z0 und z∗ ganz in G verlaufender
Weg.
Das komplexe Kurvenintegral
z∗
I = ∫ f (z)dz
z0
(C)
definiert, wobei die zν eine Zerlegung des Weges C bedeuten: zν = z(tν ); α = t0 < t1 < . . . <
tn = β. Die ξ ν sind Zwischenpunkte: ξ ν = z(tν∗ ); tν < tν∗ < tν+1 .
Unmittelbar aus dieser Definition folgen einige einfache Integralsätze, die wir hier in sym-
bolischer Form auflisten. Der Integrand ist stets f (z)dz:
4.4 Elemente der Funktionentheorie 375
Kapitel 4
G
z0 C
1.
z∗ z∗
1 z∗
1
∫ +∫ = ∫ . (4.407)
∗
z0 z z0
(C) (C′ ) (C+C′ )
Die Wegbezeichnung (C+C′ ) bedeutet, dass zunächst von z0 nach z∗ längs C und dann
von z∗ nach z1∗ längs C′ zu gehen ist. Zu (4.407) äquivalent ist die Aussage:
2.
z∗ z∗
1 z∗
∫ =∫ +∫ . (4.408)
z0 z0 z∗
1
(C) (C 1 ) (C 2 )
Dies gilt, wenn z1∗ zwischen z0 und z∗ auf C gewählt wird, wodurch C in C1 und C2
zerfällt:
3.
z∗ z0
∫ =− ∫ . (4.409)
z0 z∗
(C) (−C)
5.
∫ (f1 (z) + f2 (z)) dz = ∫ f1 (z) dz + ∫ f2 (z) dz . (4.411)
C C C
Über eine Summe aus endlich vielen Funktionen darf gliedweise integriert werden.
Wichtig für Abschätzungen von komplexen Kurvenintegralen ist die folgende Formel:
www www
ww w
www∫ f (z) dzwwww ≤ ∫ ∣f (z)∣ ∣dz∣ ≤ M L . (4.412)
ww ww
ww C ww C
w w
L ist die Länge des Weges C und M der Maximalwert von ∣f (z)∣ auf C. Auch diese Beziehung
lässt sich sehr einfach mit der Definition (4.406) beweisen.
Zur Formulierung des wichtigen Cauchy’schen Integralsatzes benötigen wir noch die
Definition 4.4.8
In einem einfach-zusammenhängenden Gebiet lässt sich also ein geschlossener Weg stets
auf einen Punkt zusammenziehen, ohne das Gebiet zu verlassen.
Satz 4.4.1
z∗
∫ f (z)dz
z0
(C)
nur von den Endpunkten z0 , z∗ , nicht aber von der Gestalt von C abhängig.
4.4 Elemente der Funktionentheorie 377
Beweis
Kapitel 4
∫ f (z)dz = ∫ (u + i v)(dx + i dy) = ∫ (u dx − v dy) + i ∫ (v dx + u dy)
C C C C
= ∫ pr ⋅ dr + i ∫ pi ⋅ dr ,
C C
wobei
ww ∂ ∂ wwww
www w ∂v ∂u
rot pr = www ∂x ∂y wwww = − ( + ) ,
w
www www ∂x ∂y
ww u −v ww
www ∂ ∂ wwww
ww w ∂u ∂v
rot pi = www ∂x ∂y wwww =
w − .
ww w
www v u wwww ∂x ∂y
Für alle geschlossenen Wege, die samt der umlaufenen Fläche ganz in einem einfach-
zusammenhängenden Gebiet G liegen, in denen f (z) analytisch ist, gilt:
∮ f (z)dz = 0 . (4.413)
C
Dieser Satz stellt die Basis für alle weitergehenden Betrachtungen über analytische Funk-
tionen dar. Eine wichtige Folgerung ist z. B. der
378 4 Elektrodynamik
Satz 4.4.3
Kapitel 4
falls C1 und C2 denselben Umlaufsinn haben, unabhängig davon, ob das Innere von
C2 ganz zu G gehört oder nicht.
Beweis
G1 C′
C2
C″ G2
−C1
Abb. 4.74 Aufschneiden eines Ringgebiets durch zwei Hilfswege C ′ und C ′′ in zwei zusammen-
hängende Teilgebiete G1 und G2
Wir schneiden das Ringgebiet, wie im Bild angegeben, an zwei Stellen durch Hilfs-
wege C′ und C′′ auf. Damit wird das Ringgebiet in zwei einfach-zusammenhängende
Gebiete G1 , G2 zerlegt, in denen jeweils f (z) analytisch ist. Es sind also die Voraus-
setzungen für (4.413) erfüllt. Die Beiträge an den Schnittstellen heben sich wegen
(4.409) auf. Es ist deshalb:
Kapitel 4
über die komplexe Funktion
f (z ) = (z − z0 )−1 längs eines ρ
C′
beliebigen z0 umschließenden
Weges C
z0 C
Anwendungsbeispiel: f (z) = 1/(z − z0 ) ist überall, mit Ausnahme des Punktes z0 , analy-
tisch. Gesucht sei
I = ∫ f (z)dz ,
C
wobei C ein beliebiger, z0 umschließender Weg sein möge. C′ sei ein Kreis um z0 mit dem
Radius ρ:
C′ ∶ z = z0 + ρ eiφ ; 0 ≤ φ ≤ 2π .
Nach dem obigen Satz können wir bei der Berechnung von I den Weg C durch den Weg C′
ersetzen:
2π 2π
dz i ρ eiφ
I=∮ = ∫ dφ iφ = i ∫ dφ = 2π i .
z − z0 ρe
C′ 0 0
dz
∮ = 2π i . (4.415)
z − z0
C
Als weitere wichtige Folgerung aus dem Integralsatz (4.413) beweisen wir die
f (z) sei in einem Gebiet G analytisch. Dann gilt für jeden geschlossenen, doppel-
punktfreien Weg C, der ganz in G liegt, und für jeden Punkt z0 aus dem Innengebiet
von C:
1 f (z)dz
f (z0 ) = ∮ . (4.416)
2π i z − z0
C
380 4 Elektrodynamik
Dieses ist ein bemerkenswerter Satz, nach dem die Werte der Funktion f auf dem Rand C
Kapitel 4
ausreichen, um die Werte von f für alle Punkte im Inneren von C festzulegen.
Beweis
f (z) − f (z0 )
F(z) = mit F(z0 ) = f ′ (z0 )
z − z0
f (z)dz dz
∮ F(z)dz = 0 = ∮ − f (z0 ) ∮ .
z − z0 z − z0
C C C
Im letzten Schritt haben wir (4.410) ausgenutzt. Gleichung (4.415) führt schließlich
zu der Behauptung.
Die Umkehrung des Integralsatzes (4.413) ist als Satz von Morera bekannt:
∮ f (z)dz = 0 .
C
Ohne Beweis geben wir noch die Integralformel für die Ableitungen an:
Bei denselben Voraussetzungen wie zu (4.416) gilt für jede analytische Funktion f (z):
dn f (z) n! f (ξ)dξ
= ∮ . (4.417)
dz n 2π i (ξ − z)n+1
C
4.4 Elemente der Funktionentheorie 381
Kapitel 4
Definition 4.4.9
Die Reihe
∞
∑ αn ; αn ∈ C
n=0
im Sinne des Abschn. 4.4.1 konvergiert; ansonsten heißt sie divergent. Man nennt
sie absolut konvergent, wenn
∞
∑ ∣α n ∣
n=0
konvergiert.
Definition 4.4.10
konvergiert.
Definition 4.4.11
Die Reihe ∑∞ n=0 fn (z) heißt in M gleichmäßig konvergent, wenn es zu jedem ε > 0
ein n0 (ε) ∈ N gibt, das nur von ε, nicht von z abhängt, sodass für alle n ≥ n0 , p ≥ 1
und alle z ∈ M gilt:
▸ Majoranten-Kriterium.
∣fn (z)∣ ≤ cn (n ∈ N0 )
∞
∫ F(z)dz = ∑ ∫ fν (z)dz , (4.418)
ν=0
C C
∞
(n)
F (n) (z) = ∑ fν (z) . (4.419)
ν=0
Beweis zu 1.
Kapitel 4
Aus der gleichmäßigen Konvergenz folgt: Zu jedem ε > 0 gibt es ein n0 (ε), sodass
für n ≥ n0
ε
∣rn (z)∣ < (für alle z)
3
wird.
Sn (z) ist eine endliche Summe von stetigen Funktionen. Daraus folgt: Zu jedem
ε > 0 und jedem z0 ∈ G existiert ein δ > 0, sodass für alle z mit ∣z − z0 ∣ < δ
ε
∣Sn (z) − Sn (z0 )∣ <
3
folgt.
Es sei also ε > 0 vorgegeben und z0 beliebig aus G. Dann gibt es stets ein δ > 0, sodass
für alle ∣z − z0 ∣ < δ gilt:
∣F(z) − F(z0 )∣ ≤ ∣Sn (z) − Sn (z0 )∣ + ∣rn (z)∣ + ∣rn (z0 )∣ < ε .
Beweis zu 2.
und
n
∫ Sn (z)dz = ∑ ∫ fν (z)dz .
ν=0
C C
L sei die Länge des Weges C, die endlich sein soll. Dann gibt es zu jedem ε > 0 ein
n0 (ε), sodass für n ≥ n0 (ε) gilt:
www www
ww w
ww∫ rn (z) dzwww < ε L .
www www
ww C ww
w w
Damit folgt dann auch:
wwww n wwww
ww w
www∫ F(z)dz − ∑ ∫ fν (z)dzwwww < ε L .
ww ww
ww C ν=0
C ww
Das ist aber gerade die Behauptung in (4.418), da ε beliebig klein gemacht werden
kann.
384 4 Elektrodynamik
Beweis zu 3.
Kapitel 4
∮ F(z)dz = 0 .
C
Beweis zu 4.
∞
∑ fν (z)dz
n! F(z)dz n!
F (n) (z0 ) =
ν=0
=
2πi ∮ (z − z0 )n+1 2π i ∮ (z − z0 )n+1
.
C C
Der Beweis zu 2. benötigte nur die gleichmäßige Konvergenz der Funktionen fν (z)
auf dem Weg C. Sei dieses z. B. ein Kreis um z0 , dann gilt die gleichmäßige Konver-
genz sicher auch für fν (z)(z − z0 )−n−1 . Daraus folgt:
∞ ∞
n! fν (z)dz (n)
F (n) (z0 ) = ∑ ∮ = ∑ fν (z0 ) .
ν=0 2π i (z − z0 )n+1 ν=0
C
fn (z) = α n (z − z0 )n , αn ∈ C
dar.
Bei Potenzreihen ist der Konvergenzbereich MK stets das Innere eines Kreises um z0 , des
so genannten Konvergenzkreises. Es gilt der
▸ Cauchy-Hadamard’sche Satz.
4.4 Elemente der Funktionentheorie 385
Kapitel 4
1. Die Reihe konvergiert nur für z = z0 . Sie hat dann den Konvergenzradius R = 0.
2. Sie konvergiert absolut für alle z ⇔ R = ∞.
3. Sie konvergiert absolut für ∣z − z0 ∣ < R und divergiert für ∣z − z0 ∣ > R mit
√ −1
R = ( lim n ∣α n ∣) , (4.420)
n→∞
Satz 4.4.6
Beweis
Damit können wir für Potenzreihen die Aussagen (4.418) und (4.419) wiederholen:
Satz 4.4.7
∞
∑ α ν (z − z0 )
ν
ν=0
mit α ν aus (4.421), die in jedem Kreis um z0 , der noch ganz in G liegt, konvergiert
und dort f (z) darstellt. (Jede analytische Funktion lässt sich also als Potenzreihe
darstellen!)
Beweis
Wegen
z − z0 ρ
∣ ∣= <1
z ∗ − z0 ρ1
ist nach dem Majorantenprinzip die Reihe gleichmäßig konvergent. Dies gilt auch
für die Reihe
f (z∗ ) ∞ f (z∗ )
=∑ ∗ (z − z0 )n .
∗
z − z n=0 (z − z0 )n+1
Kapitel 4
Satz 4.4.9 Identitätssatz für Potenzreihen
Fα (z) = F β (z)
Beweis
q.e.d.
Wir beweisen nun einen Satz, der uns die starke innere Gesetzmäßigkeit der analytischen
Funktionen wird erkennen lassen, wie sie schon in der Cauchy’schen Integralformel (4.416)
anklang. Allein aus der Forderung der Analytizität, die noch eine sehr große Klasse von
recht allgemeinen Funktionen zulässt, z. B. fast alle in physikalischen Anwendungen benö-
tigte Funktionen, kann auf eine sehr intensive Korrelation der Funktionswerte geschlossen
werden. Sind diese nur für ein beliebig kleines Teilgebiet der komplexen Ebene bekannt, so
auch bereits für die gesamte Ebene.
f1 (z) = f2 (z)
dann ist
Beweis
Kapitel 4
2. Sei nun z∗ beliebig ∈ G. Wir zeigen, dass auch dann f1 (z∗ ) = f2 (z∗ ) sein muss.
C
z0 z …
1 z n = z*
z0 , z1 , z2 , . . . , zn = z ∗ ,
dass die Abstände zwischen benachbarten Punkten auf jeden Fall < ρ sind.
c) Man beschreibe um jeden Punkt zν einen Kreis Kν , der gerade noch in G
hineinpasst. Die Radien dieser Kreise sind dann sicher ≥ ρ. Jeder Kreis enthält
deshalb sicher den Mittelpunkt des nächsten Kreises.
d) In jedem Kν sind f1 , f2 analytisch, also um zν in eine Potenzreihe entwickelbar.
In K0 ist die Identität bereits bewiesen.
e) z1 ∈ K0 ⇒ f1 = f2 auch in z1 und Umgebung. Damit sind die Potenzreihen
auch in K1 identisch.
f) So fortfahren über z2 bis zn = z∗ . Damit gilt schließlich auch:
Häufig liegt die Situation vor, dass eine bestimmte Darstellung einer komplexen Funktion,
wie z. B. die Taylor-Entwicklung, nur in einem gewissen Teilgebiet der komplexen Ebene
konvergiert. Dann kann es aber trotzdem sein, dass die Funktion auch außerhalb dieses
Gebietes sinnvoll definiert ist, dass lediglich die spezielle Darstellung nicht mehr erlaubt
ist. Mit der Methode der
▸ analytischen Fortsetzung
kann man dann bisweilen den Definitionsbereich erweitern. Diese basiert auf dem soeben
bewiesenen Identitätssatz.
G1 , G2 seien zwei Gebiete, die das Teilgebiet G gemeinsam haben mögen. f1 (z) sei eine
in G1 analytische Funktion. Dann gibt es nach dem Identitätssatz keine oder genau eine
390 4 Elektrodynamik
komplexen Funktion
G1 G
G2
f2 (z) ≡ f1 (z) in G
gilt. Gibt es sie, so sagt man, man habe f1 (z) über G1 hinaus in das Gebiet G2 analytisch
fortgesetzt. Genauso gut gilt natürlich die umgekehrte Blickrichtung. f2 (z) ist in G1 die
analytische Fortsetzung von f2 (z).
Nach dem Identitätssatz bedingen f1 (z) und f2 (z) einander vollständig. Sie sind als Ele-
mente ein und derselben Funktion F(z) aufzufassen.
Beispiel
G2
i G
G1
√
Abb. 4.78 Einheitskreise ∣z ∣ < 1 und ∣z − i∣ < 2 in der komplexen Zahlenebene
α n = (1 − i)−(n+1) .
4.4 Elemente der Funktionentheorie 391
Kapitel 4
Wegen
√ z−i
∣z − i∣ < 2 ⇔ ∣ ∣<1
1−i
konvergiert f2 (z) in G2 :
1 z−i n 1 1 1
f2 (z) = ∑( ) = z−i = .
1−i n 1−i 1 − i 1 − 1−i 1−z
Dies gilt wegen ∣z∣ < 1 auch für f1 (z) in G1 . Im Überlappungsgebiet G stimmen also
f1 (z) und f2 (z) überein. Sie stellen damit in ihren Konvergenzkreisen G1 bzw. G2
die Funktion
1
F(z) =
1−z
dar. Diese ist in der gesamten komplexen z-Ebene (außer ∣z∣ = 1) wohldefiniert und
analytisch. Die speziellen Potenzreihenentwicklungen gelten allerdings nur in G1
bzw. G2 .
4.4.5 Residuensatz
Bisher haben wir ausschließlich analytische Funktionen untersucht. Alle Punkte, in denen
eine komplexe Funktion nicht analytisch ist, nennt man
▸ singuläre Punkte.
Man unterscheidet
1. Pole,
2. Verzweigungspunkte,
3. wesentliche Singularitäten.
Ist f (z) in einer Umgebung von z0 analytisch, dagegen keine Aussage über die Analytizität
in z0 möglich, dann nennt man
Ist dagegen (z − z0 )n f (z) für irgendeine positive ganze Zahl n analytisch in z0 , dann sagt
man, f (z) habe an der Stelle z0 einen Pol. Das kleinste n, für das diese Aussage zutrifft,
heißt die Ordnung des Pols.
392 4 Elektrodynamik
Laurent-Entwicklung
z
r1 C1
ρ
C2
z0
r2
C′
Verzweigungspunkt einer Funktion f (z) nennt man einen solchen Punkt z0 , für den f (z)
nach einem Umlauf auf einem Weg C, der z0 umschließt, nicht zum Ausgangswert zurück-
kehrt.
Wesentliche Singularitäten sind alle anderen isolierten, singulären Stellen einer komple-
xen Funktion f (z).
f (z) sei in einem Ringgebiet um z0 analytisch, innerhalb des kleineren und außerhalb des
größeren Kreises sei das Verhalten der Funktion unbekannt. Wir diskutieren deshalb f (z)
für z mit
r1 < ∣z − z0 ∣ = ρ < r2 .
r1 , r2 seien so gewählt, dass f (z) auch auf den Rändern analytisch ist.
Wir zerlegen das Ringgebiet durch zwei Schnitte C′ und C′′ in zwei einfach-zusammen-
hängende Gebiete, die, wie dargestellt, mathematisch positiv durchlaufen werden. Dann
ergibt sich mit der Cauchy’schen Integralformel (4.416):
1 f (ξ)dξ 1 f (ξ)dξ
f (z) = ∮ − ∮ .
2π i ξ−z 2π i ξ−z
C2 C1
1. Integral:
∞
1 (C2 ) 1 1 (C 2 ) (z − z0 )n
= = ∑ .
ξ−z ξ − z0 1 − z−z
ξ−z
0
n=0 (ξ − z0 )
n+1
0
Mit
1 f (ξ)dξ
an = ∮
2π i (ξ − z0 )n+1
C2
4.4 Elemente der Funktionentheorie 393
folgt also:
Kapitel 4
1 f (ξ)dξ ∞
∮ = ∑ an (z − z0 )n .
2π i ξ−z n=0
C2
2. Integral:
n
1 (C1 ) 1 1 (C 1 ) 1 ∞ ξ − z0
= − = − ∑( )
ξ−z z − z0 1 − ξ−z0 z − z0 n=0 z − z0
z−z 0
∞
= − ∑ (ξ − z0 ) n−1
(z − z0 )−n .
n=1
so ergibt sich:
1 f (ξ)dξ ∞
− ∮ = ∑ a−n (z − z0 )−n .
2π i ξ−z n=1
C1
Nach Abschn. 4.3.18 darf in den Definitionen für an und a−n statt C1 , C2 auch jeder an-
dere im Ringgebiet liegende, z0 umlaufende Weg C gewählt werden. Also können wir die
Koeffizienten ganz allgemein wie folgt definieren:
1 f (ξ)dξ
an = ∮ (4.422)
2π i (ξ − z0 )n+1
C
0 < ∣z − z0 ∣ < r ,
Liegt ein Pol p-ter Ordnung vor, so beginnt die Reihe bei n = −p. Die Werte an für n < −p
Kapitel 4
Der Vergleich mit (4.422) führt zum so genannten Residuensatz, der ein mächtiges Hilfs-
mittel zur Integralbestimmung darstellt:
Sei f (z) in der Umgebung von z0 analytisch und C ein z0 umschließender Weg. Dann gilt:
1
Res f (z) = a−1 = f (z)dz .
2π i ∮
(4.424)
z0
C
Man beweist leicht, dass bei mehreren, im Innengebiet von C liegenden, isolierten singu-
lären Stellen zi (endlich viele!) die Formel wie folgt zu erweitern ist:
N
1
∮ f (z)dz = ∑ Res f (z) . (4.425)
2π i i=1 zi
C
Das Residuum eines Poles p-ter Ordnung bestimmt sich häufig zweckmäßig nach der fol-
genden Formel:
1 d p−1 [(z − z0 )p f (z)]
Res f (z) = lim . (4.426)
z0 (p − 1)! z→z0 dz p−1
Der Residuensatz stellt ein wichtiges Hilfsmittel zur Berechnung reeller Integrale dar, was
zum Schluss an zwei Beispielen demonstriert werden soll.
1. Beispiel
+∞
dx
I=∫ .
1 + x2
−∞
−R +R
Kapitel 4
Wir wählen den Weg C wie skizziert und integrieren die Funktion
1
f (z) =
1 + z2
über C. Die Funktion
1 1 1
f (z) = ( − )
2i z − i z + i
hat offenbar zwei Pole erster Ordnung, von denen nur der bei z = i im von C um-
schlossenen Gebiet liegt. Das entsprechende Residuum ergibt sich zu 1/2i.
Daraus folgt:
+R
dz 1 dx dz
= 2π i = π = + .
1 + z2 2i 1 + x2 1 + z2
−R
2. Beispiel
+∞
sin x
I=∫ dx .
x
−∞
C C3
C0
−R C1 −r z0 +r C2 +R
Abb. 4.81 Hilfswege zur Untersuchung von Integranden mit einem Pol auf der reellen Achse
396 4 Elektrodynamik
Kapitel 4
Das ist ein Beispiel für den häufig vorkommenden Fall, dass ein Pol auf der reellen
Achse liegt. Diesen umgehen wir auf einem kleinen Halbkreis C0 mit Radius r. Dann
gilt zunächst einmal nach dem Residuensatz (Ii : Beiträge auf den Teilstücken Ci ):
I1 + I0 + I2 + I3 = 2π i ∑ Res f (z) .
i zi
∞
a−1 a−1
f (z) = + ∑ an (z − z0 )n = + f1 (z) .
z − z0 n=0 z − z0
f1 (z) ist in der Umgebung von z0 analytisch, d. h. stetig und damit beschränkt:
∣f1 (z)∣ ≤ M .
Daraus folgt:
a−1 dz
I0 = ∫ + ∫ f1 (z) dz
z − z0
C0 C0
∫ f1 (z) dz ≤ M π r
→
r→0
0.
C0
dz
I0 = a−1 ∫ = −a−1 π i . (4.427)
z − z0
C0
eiz
f (z) = .
z
Diese Funktion hat bei z = 0 einen Pol erster Ordnung mit dem Residuum:
Kapitel 4
Im Inneren von C liegt kein Pol:
eiz dz
0=∮ = (I1 + I2 + I3 )R→∞ − i π ,
z r→0
C
−r ix R
e eix
I1 = ∫ dx ; I2 = ∫ dx .
x x
−R r
Dies bedeutet:
∞
sin x
(I1 + I2 )R→∞ = 2i ∫ dx .
r→0 x
0
4.4.6 Aufgaben
Aufgabe 4.4.1
Verifizieren Sie die folgende Darstellung der Stufenfunktion:
+∞
i e−ixt
Θ(t) = ∫ dx .
2π x + i 0+
−∞
398 4 Elektrodynamik
Kapitel 4
Aufgabe 4.4.2
Zeigen Sie als Umkehrung zu Aufgabe 4.3.12, dass die Überlagerung ebener Wellen
mit den Amplituden
2
̃(k, ω) =
ψ 2 δ(ω − ω)
k − k2
die Kugelwelle
1
ψ(r, t) = ei(kr−ωt)
r
ergibt. Wir hatten dazu in Abschn. 4.3.6 angenommen, dass k einen infinitesimal
kleinen, positiven Imaginärteil besitzt (k → k + i 0+ ).
1 ∂2
◻ A(r, t) = −μr μ0 j(r, t) (◻ ≡ Δ − );
u2 ∂t 2
ρ(r, t)
◻ φ(r, t) = − .
εr ε 0
Die Lösungen dieser für φ und A vollständig entkoppelten Wellengleichungen haben noch
die Lorenz-Bedingung (4.37),
1 1
div A + φ̇ = 0 ; u2 = , (4.428)
u2 ε r ε 0 μr μ 0
4.5 Erzeugung elektromagnetischer Wellen 399
zu erfüllen. Die mathematische Aufgabe besteht also in der Lösung der Differenzialglei-
Kapitel 4
chung
wobei die Quellfunktion σ(r, t) bekannt sein soll. Wie bei der Poisson-Gleichung der Elek-
trostatik werden wir das Problem so angehen, dass wir (4.429) zunächst für eine Punktla-
dung lösen,
Zur Lösung benutzen wir die Methode der Fourier-Transformation (Abschn. 4.3.6):
1 ik⋅(r−r ′ ) −iω(t−t ′ )
G(r − r ′ , t − t ′ ) = 3
∫ d k ∫ dω G(k, ω)e e ,
(2π) 2
1 ik⋅(r−r′ )
δ(r − r′ ) = 3
∫ d ke ,
(2π)3
+∞
′ 1 −iω(t−t ′ )
δ(t − t ) = ∫ dω e .
2π
−∞
′
ik⋅(r−r ) −iω(t−t ) ′ ω2 1
3
∫ d k ∫ dω e e {G(k, ω) (−k2 + )+ 2} = 0 .
u2 4π
ω2 1
G(k, ω) (k2 − 2
)= 2 . (4.432)
u 4π
Der in der geschweiften Klammer stehende Term ist die schon bekannte Lösung (4.199) der
homogenen Gleichung, die stets hinzugezählt werden muss. Wir haben sie in Abschn. 4.3.7
400 4 Elektrodynamik
−ω0 + ω0 −ω0 + ω0
C
t − t ′< 0
ausgiebig diskutiert, können unsere Betrachtungen hier deshalb auf G0 (k, ω) beschränken:
′ ′
u2 ei(k⋅(r−r )−ω(t−t ))
G0 (r − r′ , t − t ′ ) = ∫ d 3
k ∫ dω ,
(2π)4 ω 20 − ω 2
ω 0 = uk . (4.435)
Das ω-Integral werten wir durch eine komplexe Integration aus (s. Aufgabe 4.5.1). Wegen
1 1 1 1
= ( − )
ω 20 − ω 2 2ω 0 ω + ω 0 ω − ω 0
G0 (r − r′ , t − t ′ ) ⇒ G0 (r − r′ , t − t ′ )Θ(t − t ′ ) .
Bei der komplexen ω-Integration wird der Integrationsweg in der oberen oder unteren
Halbebene auf einem Halbkreis mit einem Radius R → ∞ geschlossen. Der Halbkreis muss
so gewählt werden, dass sein Beitrag zum Integral verschwindet. Wegen der Exponential-
funktion im Integranden gelingt dies für t −t ′ > 0, wenn ω einen negativen Imaginärteil auf
dem Halbkreis annimmt, und für t−t ′ < 0, wenn ω einen positiven Imaginärteil besitzt. Der
Integrationsweg C wird also so wie im Bild gezeigt zu wählen sein.
Um die erwähnte Kausalität zu gewährleisten, verschieben wir den Weg längs der reellen
ω-Achse infinitesimal in die obere Halbebene, d. h.:
+∞ +∞+i0+
∫ dω . . . ⇒ ∫ dω . . .
−∞ −∞+i0+
4.5 Erzeugung elektromagnetischer Wellen 401
Für t − t ′ < 0 wird vom Integrationsweg dann kein Pol umschlossen, sodass der Residuen-
Kapitel 4
satz (4.425)
′ ′ ′
0 (r − r , t − t ) ≡ 0 für t − t < 0
Gret (4.436)
liefert. Für t − t ′ > 0 werden dagegen beide Pole vom Integrationsweg im mathematisch
negativen Sinn umlaufen. Für die Residuen findet man
′
e−iω(t−t ) 1 ∓iω 0 (t−t′ )
a−1 (±ω 0 ) = lim (ω ∓ ω 0 ) =∓ e ,
ω→±ω 0 ω0 − ω
2 2 2ω 0
+∞+i0+
1 ′ −2πi iω 0 (t−t′ ) −iω 0 (t−t′ )
∫ dω e−iω(t−t ) = (e −e ) .
ω 20 −ω 2 2ω 0
−∞+i0+
Wir erkennen auf der rechten Seite die im Zusammenhang mit der homogenen Wellen-
gleichung in (4.201) eingeführte Funktion D(r − r′ , t − t ′ ):
′ ′ ′ ′
0 (r − r , t − t ) = u D(r − r , t − t )
Gret 2
für t > t ′ .
′ ′ 1 ∣r − r′ ∣
0 (r − r , t − t ) =
Gret δ ( − t + t′) . (4.437)
4π∣r − r′ ∣ u
Diese Green’sche Funktion zeigt offensichtlich ein kausales Verhalten. Das Signal, das zur
Zeit t am Ort r beobachtet wird, ist bedingt durch eine Störung bei r′ in der Entfernung
∣r − r′ ∣ vom Beobachtungsort, die zur früheren, zur so genannten
∣r − r′ ∣
retardierten Zeit tret = t − (4.438)
u
gewirkt hat. ∣r − r′ ∣/u ist gerade die Zeit, die das Signal benötigt hat, um von r′ nach r zu
gelangen:
′ ′ δ(t ′ − tret )
0 (r − r , t − t ) =
Gret . (4.439)
4π∣r − r′ ∣
402 4 Elektrodynamik
Es sei am Rande bemerkt, dass die quasistationäre Näherung (Abschn. 4.2) gerade in einer
Kapitel 4
∣r − r′ ∣
tav = t + . (4.440)
u
zu ersetzen ist. (Man überprüfe dies!) In diesem Fall wäre das Kausalitätsprinzip verletzt;
nicht die Vergangenheit, wie in (4.439), sondern die Zukunft würde die Gegenwart be-
einflussen. Wir diskutieren hier deshalb weiterhin die retardierte Lösung, die wir in den
allgemeinen Ansatz (4.431) einsetzen:
σ(r′ , tret )
ψ(r, t) = ∫ d3 r′ . (4.441)
4π∣r − r′ ∣
′
1 3 ′ ρ(r , tret )
φ(r, t) = ∫ d r , (4.442)
4π ε 0 εr ∣r − r′ ∣
′
μ 0 μr 3 ′ j(r , tret )
A(r, t) = ∫ d r . (4.443)
4π ∣r − r′ ∣
Damit haben die elektromagnetischen Potentiale formal dieselbe Struktur wie in der
Elektro- bzw. Magnetostatik. Wegen der Retardierung im Integranden sind die Integrale
in der Regel jedoch nur schwer zu lösen.
Mit (4.442) und (4.443) ist das Problem vollständig gelöst, da sich aus den Potentialen über
die bekannten Beziehungen
B = rot A ; E = − grad φ − Ȧ
die magnetische Induktion B und das elektrische Feld E im ganzen Raum und für alle Zei-
ten t > t ′ bestimmen lassen.
Zu den präsentierten Lösungen kann man jeweils noch die Lösung der freien Wellenglei-
chung hinzuaddieren, die ab (4.434) unterdrückt wurde. Mit ihr lassen sich vorgegebene
Randbedingungen erfüllen.
4.5 Erzeugung elektromagnetischer Wellen 403
Wir müssen zum Schluss noch zeigen, dass die so gefundenen elektromagnetischen Poten-
Kapitel 4
tiale auch tatsächlich die Lorenz-Bedingung (4.428) erfüllen:
′ ′
1 ∂ 1 3 ′ ′ ∂ ′ ′ ρ(r , t )
φ(r, t) = ∬ d r dt G(r − r , t − t )
u2 ∂t u2 ∂t εr ε 0
∂
= −μr μ0 ∬ d3 r′ dt ′ ′ G(r − r′ , t − t ′ )ρ(r′ , t ′ )
∂t
∂
= μr μ0 ∬ d3 r′ dt ′ G(r − r′ , t − t ′ ) ′ ρ(r′ , t ′ )
∂t
(Kontinuitätsgleichung) = −μr μ0 ∬ d3 r′ dt ′ G(r − r′ , t − t ′ ) div j(r′ , t ′)
Beim Übergang von der zweiten zur dritten Zeile wurde eine partielle Integration bzgl. t ′
durchgeführt. Der ausintegrierte Teil liefert keinen Beitrag, da die retardierte Zeit tret end-
lich ist und die Green’sche Funktion damit bei t ′ = ±∞ verschwindet. Beim Übergang von
der fünften zur sechsten Zeile kann das Integral ∫ d3 r′ div(Gj) mit Hilfe des Gauß’schen
Satzes in ein Oberflächenintegral verwandelt werden. Dieses verschwindet aber, da j ≠ 0
nur auf einem endlichen Raumbereich gilt.
Wir betrachten ein zeitlich oszillierendes System von Ladungen und Strömen in einem ab-
geschlossenen Raumbereich und wollen dafür die formalen Lösungen (4.442) und (4.443)
der inhomogenen Wellengleichung diskutieren. Wir nehmen eine Fourier-Zerlegung nach
Frequenzen vor,
1
ρ(r, t) = √ ∫ dω ρ ω (r)e−iωt ,
2π
1
j(r, t) = √ ∫ dω jω (r)e−iωt ,
2π
können uns dabei aber wegen der Linearität der Maxwell-Gleichungen auf eine einzelne
Fourier-Komponente beschränken:
ρ(r, t) = ρ(r)e−iωt ,
j(r, t) = j(r)e−iωt . (4.444)
404 4 Elektrodynamik
r′
ρ≠ 0
j≠0
ρ(r), j(r) werden im Allgemeinen komplex sein. Sie sollen außerhalb eines begrenzten
Raumbereichs (Linearabmessung d) verschwinden. Aus den mit (4.444) abgeleiteten Lö-
sungen erhalten wir durch Linearkombination bezüglich ω dann die elektromagnetischen
Felder E und B.
Im Ausdruck (4.443) benötigen wir für das Vektorpotential:
′
j(r′ , tret ) = j(r′ )e−iωt ei(ω/u)∣r−r ∣ . (4.445)
Über k = ω/u ist A(r) ω-abhängig. Das elektromagnetische Potential oszilliert also mit der-
selben Frequenz wie die Quelle. Liegt r in dem Raumbereich, in dem keine freien Ströme
und Ladungen vorhanden sind, so ist durch A bereits alles bestimmt. Wir brauchen z. B.
das skalare Potential φ(r, t) nicht mehr gesondert zu bestimmen. Dies sieht man wie folgt:
Es gilt rot H = Ḋ außerhalb des (ρ ≠ 0, j ≠ 0)-Gebietes und damit:
Die elektrische Feldstärke ist also bereits durch das Vektorpotential festgelegt:
u2 −iωt
E(r, t) = i e rot rot A(r) . (4.448)
ω
Die Grundformel (4.447) ist im Allgemeinen nicht direkt integrierbar. Man ist auf Appro-
ximationen angewiesen, die allerdings genau definiert sein müssen, da sie häufig nur in
einem sehr engen Wertebereich der typischen Parameter vernünftig sind.
4.5 Erzeugung elektromagnetischer Wellen 405
Erste Vereinfachungen ergeben sich durch die Annahme, dass der die Ladungen und Strö-
Kapitel 4
me enthaltende Raumbereich Linearabmessungen d aufweist, die klein gegenüber der Wel-
lenlänge λ der elektromagnetischen Strahlung und klein gegenüber dem Abstand r zum
Aufpunkt P sind:
Dabei darf das Verhältnis λ/r zunächst beliebig sein. Es bietet sich die folgende Entwick-
lung an, wenn r′ aus dem (ρ ≠ 0, j ≠ 0)-Gebiet stammt:
√
′
√ 2 r
∣r − r ∣ = r 2 + r′2 − 2 r ⋅ r′ ≈ r 1− n ⋅ r′ (n = )
r r
1
≈ r (1 − n ⋅ r′ ) .
r
Das Vektorpotential besteht damit aus einigen charakteristischen Summanden, die wir in
den nächsten Abschnitten nacheinander untersuchen wollen:
μ0 μr eikr 3 ′ ′ μ 0 μr 1 eikr 3 ′ ′ ′
A(r) ≈ ∫ d r j(r ) + ( − ik) ∫ d r j(r )(n ⋅ r ) . (4.451)
4π r 4π r r
Der erste Term entspricht elektrischer Dipolstrahlung (Abschn. 4.5.3), der zweite magne-
tischer Dipol- und elektrischer Quadrupolstrahlung (Abschn. 4.5.4).
Eine weitere effektive Möglichkeit für Approximationen bietet die Aufteilung in so genann-
te Zonen:
∎ 1) Strahlungszone
Kapitel 4
Die Entwicklung, die zu (4.450) führte, benutzen wir zunächst in der Form:
′
eik∣r−r ∣ 1 ikr −ik n⋅r′
≈ e e .
∣r − r′ ∣ r
∎ 2) Nahzone
In der Nahzone ist k∣r − r′ ∣ ≪ 1, sodass man in guter Näherung die Exponentialfunktion
im Integranden von (4.447) gleich 1 setzen kann. Das Vektorpotential ist dann bis auf die
harmonische Zeitabhängigkeit e−iωt mit dem der Magnetostatik identisch. Retardierungs-
effekte sind vollkommen unterdrückt.
Wir gehen nun zurück zu dem Ausdruck (4.451) und untersuchen den ersten Summanden
etwas genauer:
μ0 μr eikr 3 ′ ′
A1 (r) = ∫ d r j(r ) . (4.454)
4π r
V sei das Volumen des (ρ ≠ 0, j ≠ 0)-Raumbereichs. Für stationäre Stromdichten ver-
schwindet das Volumenintegral, wie wir als (3.40) bewiesen haben. Das gilt nun nicht
mehr. Es sei x′i eine kartesische Komponente von r′ . Damit ist:
Kapitel 4
3 ′ ′ 3 ′ ′ 3 ′ ′
∫ d r ji (r ) = ∫ d r div(xi j) − ∫ d r xi div j .
Verwandelt man das erste Integral mithilfe des Gauß’schen Satzes in ein Oberflächenin-
tegral, so erkennt man, dass dieses auf einer Fläche, die das (endliche) j ≠ 0-Gebiet um-
schließt, verschwindet:
3 ′ ′ 3 ′ ′
∫ d r j(r ) = − ∫ d r r div j .
Die Kontinuitätsgleichung
∂
div j(r, t) + ρ(r, t) = 0
∂t
⇒ div j(r) − iωρ(r) = 0
3 ′ ′ 3 ′ ′ ′
∫ d r j(r ) = −iω ∫ d r r ρ(r ) .
Auf der rechten Seite steht das aus der Elektrostatik (2.92) bekannte elektrische Dipolmo-
ment p der Ladungsverteilung ρ,
p = ∫ d3 r′ r′ ρ(r′ ) , (4.455)
μ0 μr eikr
A1 (r) = −iω p . (4.456)
4π r
rot(aφ) = φ rot a − a × ∇φ
μ 0 μr eikr
rot A1 (r) = iω p × (∇ ) ,
4π r
eikr d eikr 1 eikr
∇ =n = n ik (1 − ) .
r dr r ikr r
408 4 Elektrodynamik
μ0 μr 2 eikr 1
B1 (r) = uk (1 − ) (n × p) . (4.457)
4π r ikr
B1 ist transversal zum Ortsvektor r. Legt p die z-Achse fest, so sind die B-Feldlinien kon-
zentrische Kreise um die z-Achse. Die magnetische Induktion weist Zylindersymmetrie
auf. Die Berechnung des elektrischen Feldes ist etwas umständlicher. Ausgangspunkt ist
(4.457):
μ0 μr 2 eikr 1
rot rot A1 (r) = uk { (1 − ) rot(n × p)
4π r ikr
eikr 1
− (n × p) × [∇ (1 − )]} , (4.458)
r ikr
eikr 1 eikr 2 2
∇ (1 − )=n (ik − + 2 ) ,
r ikr r r ikr
eikr 1 eikr 2 2
(n × p) × ∇ (1 − ) = ik (n × p) × n + eikr ( 2 − 3 ) [n(n ⋅ p) − p] ,
r ikr r r ikr
rot(n × p) = (p ⋅ ∇)n − (n ⋅ ∇) p + n div p − p div n ,
6
=0 =0
2
p div n = p ,
r
1 1
(p ⋅ ∇)n = p − n(p ⋅ n) .
r r
Dies setzen wir in (4.458) ein:
1 eikr 2 1 1
E1 (r) = {k [(n × p) × n] + ( − ik) [3n(n ⋅ p) − p]} . (4.459)
4π ε 0 εr r r r
Während B1 transversal zum radialen Einheitsvektor n = r/r polarisiert ist, hat E1 sowohl
longitudinale als auch transversale Komponenten. Wir wollen die Felder für die verschie-
denen Zonen noch etwas genauer untersuchen:
∎ 1) Strahlungszone
Für diese gilt kr ≫ 1 und damit:
k2 k 1
≫ 2 ≫ 3 . (4.460)
r r r
Damit vereinfachen sich die elektromagnetischen Felder wie folgt:
μ0 μr 2 eikr
B1 (r) ≃ uk (n × p) , (4.461)
4π r
E1 (r) ≃ u(B1 (r) × n) . (4.462)
4.5 Erzeugung elektromagnetischer Wellen 409
Kapitel 4
E1
Strahlungszone
n
B1
P r
y
x
In der Strahlungszone ist also auch E1 (r) transversal zu n. E1 , B1 und n bilden lokal ein
orthogonales Dreibein.
Typischerweise fallen Felder in der Strahlungszone wie Kugelwellen mit 1/r ab:
1
∣E1 ∣
→ ,
r→∞ r
1
∣B1 ∣
→ .
r→∞ r
Für die zeitlich gemittelte Energiedichte in diesen Dipolfeldern gilt nach (4.209):
1 1
w1 (r) = ( ∣B1 ∣2 + ε 0 εr ∣E1 ∣2 ) .
4 μ 0 μr
∣E1 ∣2 = u2 ∣B1 ∣2 ,
und damit
1
w1 (r) = ∣B1 ∣2 .
2μ0 μr
1 (k2 p)2
w1 (r) = sin2 ϑ ,
32π 2 ε 0 εr r 2
ϑ = ∢(n, p) . (4.463)
410 4 Elektrodynamik
Kapitel 4
S1 (r) = n u w1 (r)
und damit
2
u (k2 p)
S1 (r) = sin2 ϑ n . (4.465)
32π 2 ε 0 εr r 2
Die Energie strömt mit der Wellengeschwindigkeit u in Richtung des Ortsvektors:
df = df n ,
df = r 2 dΩ ,
Das ist die typische Dipolcharakteristik. Der Dipol strahlt am stärksten senkrecht zum
Kapitel 4
Dipolmoment. Keinerlei Abstrahlung erfolgt längs der Dipolachse. Die Charakteristik ist
rotationssymmetrisch zur p-Achse.
(1)
Die gesamte Strahlungsleistung PS ergibt sich durch Integration über alle Raumwinkel:
+1 +1
1 8π
∫ dΩ sin ϑ = 2π ∫ d cos ϑ(1 − cos ϑ) = 2π (cos ϑ − cos3 ϑ)∣ =
2 2
3 −1 3
−1
(1) u ω
⇒ PS = k4 p 2 (k = ) . (4.467)
12π ε 0 εr u
Wichtig an dieser Formel ist die Proportionalität der Strahlungsleistung zur vierten Potenz
der Frequenz und zum Quadrat des Dipolmoments.
∎ 2) Nahzone
Für diese gilt kr ≪ 1 und damit:
k2 k 1
≪ 2 ≪ 3 . (4.468)
r r r
Wir wollen nun in der Entwicklung (4.451) für das Vektorpotential einen Schritt weiterge-
hen und den nächsthöheren Term diskutieren:
μ 0 μr 1 eikr 3 ′ ′ ′
A2 (r) = ( − ik) ∫ d r j(r )(n ⋅ r ) . (4.471)
4π r r
412 4 Elektrodynamik
A2 lässt sich noch in zwei charakteristische Summanden zerlegen. Dazu wird der Integrand
Kapitel 4
n × (r′ × j) = r′ (n ⋅ j) − j(n ⋅ r′ )
1 1
⇒ (n ⋅ r′ ) j(r′ ) = (r′ × j) × n + [(n ⋅ r′ ) j(r′ ) + (n ⋅ j(r′ )) r′ ] .
2 2
eQ
A2 (r) = AmD
2 (r) + A2 (r) . (4.472)
μ 0 μr 1 eikr 1
2 (r) = −
AmD ( − ik) [n × ∫ d3 r′ (r′ × j(r′ ))] .
4π r r 2
Mit der Definition (3.43) für das magnetische Moment m schreibt sich dieser Ausdruck:
μ0 μr eikr 1
2 (r) = ik
AmD (1 − ) (n × m) . (4.473)
4π r ikr
μ0 μr eikr 1
AeQ
2 = ( − ik) ∫ d3 r′ [(n ⋅ r′ ) j(r′ ) + (n ⋅ j(r′ )) r′ ] .
8π r r
3 ′ ′ ′ ′ 3 ′ ′ ′ ′ 3 ′ ′ ′ ′
∫ d r div [x (n ⋅ r )j(r )] = ∫ d r x div [(n ⋅ r ) j(r )] + ∫ d r (n ⋅ r ) j(r ) ⋅ ∇x .
Die linke Seite ist Null, da j auf einen endlichen Raumbereich beschränkt sein soll
(Gauß’scher Satz!). Es folgt demnach:
3 ′ ′ ′ 3 ′ ′ ′ ′ ′ ′
∫ d r (n ⋅ r )jx (r ) = − ∫ d r x [(n ⋅ r ) div j(r ) + j(r ) ⋅ ∇r′ (n ⋅ r )] .
n
Eine entsprechende Beziehung gibt es auch für die beiden anderen Komponenten:
3 ′ ′ ′ ′ ′ 3 ′ ′ ′ ′
∫ d r [(n ⋅ r ) j(r ) + r (n ⋅ j(r ))] = − ∫ d r r (n ⋅ r ) div j(r )
= − ∫ d3 r′ r′ (n ⋅ r′ ) (iωρ(r′ )) .
4.5 Erzeugung elektromagnetischer Wellen 413
Kapitel 4
1 2 eikr 1 μ 0 μr 3 ′ ′ ′ ′
AeQ
2 (r) = − uk (1 − ) ∫ d r r (n ⋅ r )ρ(r ) . (4.474)
2 r ikr 4π
Im Integranden steht ein Moment zweiter Ordnung für die Ladungsdichte ρ. Es handelt
sich deshalb um einen Quadrupolterm, wie die anschließende Analyse noch weiter ver-
deutlichen wird.
∎ 1) Magnetische Dipolstrahlung
Wir können für diesen Strahlungstyp die elektromagnetischen Felder aus Analogiebetrach-
tungen zur elektrischen Dipolstrahlung (Abschn. 4.5.3) ohne explizite Rechnung auffinden.
Vergleichen wir (4.473) mit (4.457), so erkennen wir die folgende Zuordnung:
i
2 (r) ←→
AmD B1 (r) . (4.475)
m↔p ω
Wegen
iu2 i
E1 (r) = rot B1 (r) = u2 rot ( B1 (r))
ω ω
1
2 (r) ←→
BmD E1 (r) . (4.476)
m↔p u2
Wir können damit an (4.459) direkt die magnetische Induktion des magnetischen Dipols m
der Stromdichte j ablesen:
μ0 μr eikr 2 1 1
2 (r) =
BmD {k [(n × m) × n] + ( − ik) [3n(n ⋅ m) − m]} . (4.477)
4π r r r
i
− rot E1 (r) = B1 (r) .
ω
Der Vergleich mit
iu2
2 (r) = E2 (r)
rot BmD mD
ω
liefert die letzte noch fehlende Zuordnung:
1 k2 eikr 1
2 (r) = −
EmD (1 − ) (n × m) . (4.479)
4π ε 0 εr u r ikr
Alle Aussagen zur elektrischen Dipolstrahlung können mit den Zuordnungen (4.475),
(4.476), (4.478) auf die magnetische Dipolstrahlung übertragen werden, wenn man nur
überall das elektrische (p) durch das magnetische Dipolmoment (m) ersetzt. Es gibt
lediglich kleinere Unterschiede. So ist z. B. nach (4.459) das elektrische Feld der elektri-
schen Dipolstrahlung in der durch n und p aufgespannten Ebene polarisiert, wohingegen
das elektrische Feld der magnetischen Dipolstrahlung senkrecht zu der durch n und m
definierten Ebene orientiert ist.
mD
Zur Berechnung der Energiestromdichte S2 der magnetischen Dipolstrahlung hat man
lediglich in dem entsprechenden Ausdruck (4.465) für die elektrische Dipolstrahlung p
durch m zu ersetzen. Die Zuordnungen (4.476), (4.478) bewirken insgesamt noch einen
Faktor 1/u2 . Für die in den Raumwinkel dΩ abgestrahlte Leistung gilt deshalb wie in
(4.466):
(2)
dPS 1 k4 m 2
= sin2 ϑ . (4.480)
dΩmD 32π 2 ε 0 εr u
Man kann also aus der Winkelverteilung nicht entscheiden, ob es sich um elektrische oder
magnetische Dipolstrahlung handelt.
∎ 2) Elektrische Quadrupolstrahlung
Wir diskutieren nun den Term (4.474) für das Vektorpotential, der, wie bereits erwähnt,
einer elektrischen Quadrupolstrahlung entspricht. Das Integral ist eine vektorielle Größe,
Kapitel 4
3
Ij (ϑ, φ) = ∫ d3 r′ x′j (∑ ni x′i ) ρ(r′ )
i=1
1 3 1
= ∑ ni ∫ d3 r′ (3x′j x′i − r′2 δ ij ) ρ(r′ ) + nj ∫ d3 r′ r′2 ρ(r′ ) .
3 i=1 3
Wir definieren
mit
3
Qi (n) = ∑ Qij nj ,
j=1
1
I= (Q(n) + n ∫ d3 r′ r′2 ρ(r′ )) .
3
eikr 1 μ 0 μr
AeQ
2 (r) = −uk
2
(1 − ) (Q(n) + n ∫ d3 r′ r′2 ρ(r′ )) . (4.482)
r ikr 24π
Die daraus abzuleitenden elektromagnetischen Felder sind recht kompliziert. Wir be-
schränken uns deshalb hier auf eine Diskussion für die Strahlungszone. Für diese gilt die
Abschätzung (4.460) und damit:
eikr μ0 μr
AeQ
2 (r) ≈ −uk
2
(Q(n) + n ∫ d3 r′ r′2 ρ(r′ )) .
r 24π
Man findet:
rot n = 0 ,
1
rot Q(n) = O ( ) ,
r
eikr eikr 1
∇ = n ik [1 + O ( )] ,
r r r
416 4 Elektrodynamik
rot(aφ) = φ rot a − a × ∇φ
μ0 μr 3 eikr
BeQ eQ
2 (r) ≈ ik n × A2 (r) = −i uk (n × Q(n)) (4.483)
24π r
geschrieben werden kann. Vergleicht man dieses Resultat mit dem Ausdruck (4.461) für die
magnetische Induktion B1 (r) der elektrischen Dipolstrahlung, so hat man dort lediglich
das elektrische Dipolmoment p durch (−i(k/6)Q(n)) zu ersetzen, um (4.483) zu erhalten.
Wir können mit der entsprechenden Ersetzung deshalb auch den Ausdruck (4.462) für das
elektrische Feld übernehmen:
k3 eikr
2 (r) ≈ u (B2 (r) × n) ≈ −i
EeQ eQ
[(n × Q(n)) × n] . (4.484)
24π ε 0 εr r
EeQ eQ
2 , B2 , n bilden ein lokales, orthogonales Dreibein.
1 2 1 k6 ∣n × Q∣2
weQ
2 (r) = ∣BeQ
2 ∣ = (4.485)
2μ0 μr 4π ε 0 εr 288π r2
⎛ dPS(2) ⎞ 1 uk6
= ∣n × Q∣2 . (4.487)
⎝ dΩ ⎠ 4π ε 0 εr 288π
eQ
Die Strahlungscharakteristik ist für den allgemeinen Fall recht kompliziert und lässt sich
nur für einfache Geometrien in geschlossener Form angeben.
Beispiel
Qij = 0 für i ≠ j ,
1
Q33 = Q ; Q11 = Q22 = − Q .
2
4.5 Erzeugung elektromagnetischer Wellen 417
Kapitel 4
Der Quadrupoltensor ist spurfrei:
2 2 2
∣n × Q∣2 = (n2 Q3 − n3 Q2 ) + (n3 Q1 − n1 Q3 ) + (n1 Q2 − n2 Q1 ) .
1 1
Q 1 = − Q n1 ; Q 2 = − Q n2 ; Q 3 = Q n3 .
2 2
Es ist also:
2 2 2
1 1 1 1
∣n × Q∣2 = Q2 [(n2 n3 + n3 n2 ) + ( n1 n3 + n1 n3 ) + (− n1 n2 + n1 n2 ) ]
2 2 2 2
9 9 z2 9
= Q2 [(n2 n3 )2 + (n1 n3 )2 ] = Q2 4 (y2 + x2 ) = Q2 cos2 ϑ sin2 ϑ .
4 4 r 4
Damit folgt:
⎛ dPS(2) ⎞
∼ Q2 cos2 ϑ sin2 ϑ . (4.488)
⎝ dΩ ⎠
eQ
Die Strahlungsleistung ist also maximal in den Richtungen ϑ = π/4 und ϑ = 3π/4.
Sie verschwindet für ϑ = 0, π/2 und π. Sie ist rotationssymmetrisch zur z-Achse.
418 4 Elektrodynamik
(4.451) vollzogene werden immer komplizierter, für die sich dann auch elektrische und
magnetische Anteile nicht mehr so ohne weiteres entkoppeln lassen. Ferner ist zu beach-
ten, dass alle durchgeführten Überlegungen streng an die Voraussetzung (4.449) d ≪ λ, r
geknüpft sind.
Eine exakte, hier nicht durchführbare Multipolentwicklung ist möglich, mathematisch
nicht ganz einfach, dafür aber unabhängig von jeglichen Beschränkungen.
Wir wollen zum Abschluss eine spezielle Anwendung der retardierten Potentiale (4.442)
und (4.443) diskutieren. Eine Punktladung q, die sich längs der Bahn R(t) mit der (mo-
mentanen) Geschwindigkeit V(t) bewegt, verursacht ein zeitlich veränderliches elektro-
magnetisches Feld, das nun berechnet werden soll. Wir untersuchen also die Potentiale zu
der Ladungsdichte
∎ 1) Elektromagnetische Potentiale
Wir benutzen für diese den Ausdruck (4.431) mit der retardierten Green’schen Funktion
(4.439):
σ(r′ , t ′ ) ∣r − r′ ∣
ψ(r, t) = ∫ d3 r′ ∫ dt ′ ′
δ( − t + t′) . (4.491)
4π∣r − r ∣ u
ρ(r′ , t ′)
σ(r′ , t ′) = ⇔ ψ(r, t) = φ(r, t) ,
ε 0 εr
σ(r′ , t ′ ) = μ0 μr j(r′ , t ′) ⇔ ψ(r, t) = A(r, t) .
Die r′ -Integration lässt sich wegen (4.489) bzw. (4.490) unmittelbar ausführen:
q ′
δ ( u1 ∣r − R(t ′ )∣ − t + t ′ )
φ(r, t) = ∫ dt , (4.492)
4π ε 0 εr ∣r − R(t ′ )∣
μ 0 μr δ ( u1 ∣r − R(t ′ )∣ − t + t ′ )
A(r, t) = q ∫ dt ′ V(t ′ ) . (4.493)
4π ∣r − R(t ′ )∣
4.5 Erzeugung elektromagnetischer Wellen 419
Kapitel 4
1
f (t ′ ) = ∣r − R(t ′ )∣ − t + t ′ (4.494)
u
n δ(t ′ − tj )
δ[f (t ′)] = ∑ df
.
j=1 ∣( dt ′ )t ′ =t ∣
j
df 1 d 1 (r − R(t ′ )) ⋅ V(t ′ )
′
=1+ ′
∣r − R(t ′ )∣ = 1 − . (4.495)
dt u dt u ∣r − R(t ′ )∣
Wegen des Einheitsvektors auf der rechten Seite können wir abschätzen:
V(t ′ ) df V(t ′ )
1− ≤ ′ ≤1+ .
u dt u
Die Teilchengeschwindigkeit V ist auf jeden Fall kleiner als die Lichtgeschwindigkeit u,
sodass wegen
df
>0
dt ′
f (t ′ ) eine monoton steigende Funktion ist, die deshalb höchstens eine Nullstelle haben
kann. Liegt überhaupt keine Nullstelle vor, so folgt der physikalisch unrealistische Fall
φ ≡ 0, A ≡ 0. Wir können also davon ausgehen, dass f (t ′ ) genau eine Nullstelle t ′ = tret
besitzt, die sich als Lösung der Gleichung
1
tret (r, t) = t − ∣r − R (tret )∣ (4.496)
u
ergibt. Damit können wir nun die t ′ -Integration in den Potentialen formal ausführen:
q
φ(r, t) = , (4.497)
4π ε 0 εr (∣r − R(tret )∣ − u1 (r − R(tret )) ⋅ V(tret ))
μ0 μr q V(tret )
A(r, t) = . (4.498)
4π (∣r − R(tret )∣ − u1 (r − R(tret )) ⋅ V(tret ))
Das sind die elektromagnetischen Potentiale eines beliebig bewegten Teilchens. Man nennt
sie
▸ Liénard-Wiechert-Potentiale.
420 4 Elektrodynamik
Abstandsvektors
0
R(t ) q
r
Dret (r , t )
Sie sind wegen der Retardierung (4.496) für kompliziertere Teilchenbahnen nicht einfach
auswertbar. tret trägt der endlichen Laufzeit der elektromagnetischen Welle vom momen-
tanen Teilchenort R zum Aufpunkt r Rechnung:
retardierter Abstandsvektor
Dret (r, t)
nret (r, t) = , (4.500)
Dret (r, t)
1
κret (r, t) = 1 − nret ⋅ V(tret ) ,
u
q
φ(r, t) = , (4.501)
4π ε 0 εr Dret κret (r, t)
μ0 μr q V(tret )
A(r, t) = . (4.502)
4π Dret κret (r, t)
∎ 2) Spezialfälle
a) Ruhende Punktladung:
V ≡ 0 ⇔ R(t) ≡ R0 .
Aus (4.497) bzw. (4.498) ergibt sich dann das aus der Elektrostatik bekannte Ergebnis:
q
φ(r, t) = ; A(r, t) ≡ 0 .
4π ε 0 εr ∣r − R0 ∣
4.5 Erzeugung elektromagnetischer Wellen 421
Kapitel 4
mig bewegten Punktladung v0
q α D(r , t )
R(t )
r
V ≡ v0 = const ; R(t) = R0 + v0 t .
Da u > v0 und t > tret sein müssen, kann nur das positive Vorzeichen richtig sein, d. h.
D(r, t) √
t − tret = (v 0 cos α + u2 − v20 sin2 α) . (4.504)
u2 − v0
2
q 1
φ(r, t) = √ ,
4π ε 0 εr ∣r − R(t)∣ v2
1 − 02 sin2 α
u
1
A(r, t) = v0 φ(r, t) . (4.505)
u2
∎ 3) Elektromagnetische Felder
Analog zu (4.500) definieren wir noch:
D(r, t)
n(r, t) = ,
D(r, t)
1
κ(r, t) = 1 − n(r, t) ⋅ V(t) . (4.506)
u
∂ 1 1 ∂D ′
δ ( D(r, t ′) − t + t ′ ) = (1 + ) δ (. . .)
∂t ′ u u ∂t ′
1
= (1 − n(r, t ′ ) ⋅ V(t ′ )) δ ′ (. . .)
u
1
= κ(r, t ′ ) δ ′ ( D(r, t ′) − t + t ′ ) . (4.507)
u
∂ Ḋ D Ḋ Ḋ V 1
n(r, t) = − 2 + = − n − = − [− (n ⋅ V(t)) n + V(t)]
∂t D D D D D
1
= n × (n × V) . (4.508)
D
Zur Berechnung des E-Feldes benutzen wir zweckmäßig die ursprüngliche, integrale Form
(4.492):
∂
E(r, t) = −∇φ(r, t) − A(r, t)
∂t
′ ′
V(t ′ ) ∂ δ ( u D(r, t ) − t + t )
1
−q ′
= ∫ dt (∇ r + )
4π ε 0 εr u2 ∂t D(r, t ′ )
−q ′ n(r, t ′ ) 1
= ∫ dt {− 2 δ ( D(r, t ′ ) − t + t ′ )
4π ε 0 εr D (r, t ′) u
1 n(r, t ′) V(t ′ ) 1
+( − ) δ ′ ( D(r, t ′ ) − t + t ′ )}
′
u D(r, t ) u D(r, t )
2 ′ u
4.5 Erzeugung elektromagnetischer Wellen 423
Kapitel 4
1
⋅ δ ( D(r, t ′) − t + t ′ )
u
(part. Integr.) q ′ n(r, t ′) ∂ n(r, t ′ ) − V(t ′ )/u 1
= ∫ dt [ 2 + ( )] δ ( D(r, t ′) − t + t ′ ) .
4π ε 0 εr D (r, t ) ′ ′ ′
∂t u κ(r, t )D(r, t ) ′ u
Wegen der δ-Funktion verschwindet der ausintegrierte Teil an den Grenzen t ′ = ±∞. Die
t ′ -Integration kann nun wie in (4.497) durchgeführt werden:
q 1 n(r, t ′ ) 1 ∂ n(r, t ′) − V(t ′ )/u
E(r, t) = [ ( 2 + )] . (4.509)
4π ε 0 εr κ(r, t ) D (r, t ) u ∂t ′ κ(r, t ′ )D(r, t ′ )
′ ′
t ′ =tret
E(r, t)
q 1 1 ′ V(t ′ ) 1
= { 3 [ (n(r, t ) − ) (n(r, t ′ ) ⋅ V(t ′ ) − V 2 (t ′ ))
′
4π ε 0 εr κ (r, t )D (r, t ) u
2 ′ u u
1
+n(r, t ′)κ 2 (r, t ′ ) + κ(r, t ′) (n(r, t ′ )(n(r, t ′ ) ⋅ V(t ′ )) − V(t ′ ))]
u
1 ′ ′ ′ ′ ′ V(t ′ )
+ 2 3 [−a(t )κ(r, t ) + (n(r, t ) ⋅ a(t )) (n(r, t ) − )]}
u κ (r, t ′ )D(r, t ′) u t ′ =tret
q 1 V n ⋅ V V2
= { 3 2 (n − ) (κ + − 2)
4π ε 0 εr κ D u u u
1 1 V
+ 2 3 [−a (1 − n ⋅ V) + (n ⋅ a) (n − )]} .
u κ D u u t ′ =tret
424 4 Elektrodynamik
q 1 1 V(tret ) V 2 (tret )
E(r, t) = { (n ret (r, t) − ) (1 − )
3
4π ε 0 εr κret (r, t) Dret
2 (r, t) u u2
1 V(tret ) a(tret )
+ ⋅ [nret (r, t) × ((nret (r, t) − )× )]} . (4.510)
u Dret (r, t) u u
μ 0 μr q ′ V(t ′ ) 1
B(r, t) = rot A(r, t) = ∫ dt ∇r × [ ′
δ ( D(r, t ′ ) − t + t ′ )]
4π D(r, t ) u
μ 0 μr q δ ( 1 D(r, t ′) − t + t ′ )
=− ∫ dt ′ V(t ′ ) × ∇r u
4π D(r, t ′ )
μ 0 μr q ′ ′ n(r, t ′ ) 1
=− ∫ dt V(t ) × [− 2 δ ( D(r, t ′ ) − t + t ′ )
4π D (r, t )′ u
n(r, t ′) ′ 1
+ δ ( D(r, t ′) − t + t ′ )]
u D(r, t ′) u
μ 0 μr q V(t ′ ) × n(r, t ′) 1 ∂ V(t ′ ) × n(r, t ′)
= ∫ dt ′ [ + ( )]
4π D2 (r, t ′ ) u ∂t ′ κ(r, t ′ )D(r, t ′ )
1
⋅ δ ( D(r, t ′ ) − t + t ′ ) .
u
Im letzten Schritt wurde erst (4.507) angewendet und dann eine partielle Integration voll-
zogen. Durchführung der t ′ -Integration ergibt das Zwischenergebnis:
Wir wollen einen einfachen Zusammenhang zwischen dem E- und dem B-Feld ableiten:
μ 0 μr q 1 V × n 1 ∂ V 1 V ∂
B(r, t) = { [ 2 + ( ′ )×n+ × ( ′ n)]}
4π κ D u ∂t κ D u κD ∂t t ′ =tret
(4.508) μ0 μr q 1 V × n 1 ∂ V V 1
= { [ 2 + ( ′ )×n+ × ((n ⋅ V)n − V )]}
4π κ D u ∂t κ D uκ D D t ′ =tret
μ 0 μr q 1 V × n V ⋅n 1 ∂ V
= { [ 2 (1 + )+ ( ′ ) × n]} .
4π κ D uκ u ∂t κ D t ′ =tret
V ⋅n 1
1+ = .
uκ κ
4.5 Erzeugung elektromagnetischer Wellen 425
Kapitel 4
μ 0 μr q V(t ′ ) 1 ∂ V(t ′ )
B(r, t) = {[ 2 + ( )] × n(r, t ′ )} .
4π D (r, t ′)κ 2 (r, t ′ ) u κ(r, t ′ ) ∂t ′ κ(r, t ′)D(r, t ′) t ′ =tret
(4.512)
⎧
q ⎪ ⎪ 1 ∂ V(t ′ )/u 1 1 ∂
n×E = ⎨ ( ′ )×n+ [− (n × n) ′ (κ D)]
4π ε 0 εr ⎪
⎪ κ u ∂t κ D κ u (κ D) 2 ∂t
⎩
⎫
⎪
1 1 1 ⎪
+ n × [ (n(n ⋅ V) − V)]⎬
κu κD D ⎪
⎪
⎭
′
q 1 ∂ V(t ) 1
= [ ( ) × n + 2 2 (V × n)] .
4π ε 0 εr κ u2 ∂t ′ κ D κ D u t ′ =tret
1
B(r, t) = (nret (r, t) × E(r, t)) . (4.513)
u
Mit (4.510) und (4.513) sind die elektromagnetischen Felder der bewegten Punktladung q
vollständig bestimmt.
∎ 4) Poynting-Vektor
Die elektromagnetischen Felder zerfallen in zwei charakteristische Terme, von denen der
eine unabhängig von der Teilchenbeschleunigung ist:
Die beiden Felder nehmen in großem Abstand mit dessen Quadrat ab (∼1/Dret 2
; ∼1/r 2 ),
verhalten sich also wie die statischen bzw. stationären Felder von Punktladungen. In (4.514)
haben wir die übliche Abkürzung
1
βret = V(tret ) (4.515)
u
Diese Feldanteile fallen für große Abstände wie 1/Dret ab, dominieren also in der Fernzone
gegenüber denen aus (4.514).
Wir wollen nun die Energieabstrahlung des bewegten Teilchens diskutieren, die durch
den Poynting-Vektor gegeben ist:
1 1
S= E×B = [nret E2 − (nret ⋅ E) E] . (4.517)
μ 0 μr μ 0 μr u
Setzen wir das elektrische Feld nach (4.510) ein, so ergeben sich wegen (4.514) bzw.
(4.516) verschiedene Summanden, die mit wachsendem Abstand Dret des Teilchenorts R
zur Zeit tret vom Aufpunkt r unterschiedlich schnell abklingen. In hinreichend großem Ab-
stand (Fernfeld) können wir uns mit dem (1/Dret 2
)-Term zufrieden geben, der aus (4.516)
resultiert. Die (1/Dret )-Summanden tragen nämlich zur Energieabstrahlung nicht bei, da
3
1 2 1 1
∮ S ⋅ df
→ ∮ D3 r dΩ
→ ∮ r dΩ
→ r r→∞
→ 0 .
ret
2
q2 {nret × [(nret − βret ) × (aret /u)]} 1
S= 2 2 2
nret 2 6 2
+O ( 3)
μ0 μr u 16π ε 0 εr u κret Dret D
2
q2 nret {nret × [(nret − β ret ) × (aret /u)]} 1
⇒ S= 6 2
+O ( 3) . (4.518)
16π 2 ε 0 εr u κret Dret D
Die Energieströmung hat also die Richtung vom Teilchenort R zur Zeit tret zum Aufpunkt r.
Ferner strahlen nur beschleunigte Teilchen (a ≠ 0) Energie ab. Ein gleichförmig bewegtes
Teilchen erzeugt zwar E- und B-Felder, verliert aber keine Energie durch Strahlung.
(S ⋅ nret ) Dret
2
ist die pro Zeiteinheit dt (am Aufpunkt) in Richtung nret in den Raumwinkel
dΩ emittierte Energie. Interessanter ist die Energie, die das Teilchen auf seiner Bahn pro
4.5 Erzeugung elektromagnetischer Wellen 427
Kapitel 4
ten Energie eines bewegten q
geladenen Teilchens R
S
nret
dPS dt
= (S ⋅ nret ) Dret
2
( ′) .
dΩ dt t′ =tret
dt 1 d 1
( ) = (1 + D(r, t ′)) = (1 − n ⋅ V(t ′ ))
dt ′ t′ =tret u dt ′ t ′ =tret u t ′ =tret
= κret (r, t) .
2
dPS q2 {nret × [(nret − βret ) × (aret /u)]}
= 2 5 . (4.519)
dΩ 16π ε 0 εr u (1 − nret ⋅ β ) ret
Diskussion:
∎ 1) nichtrelativistisch
βret ≪ 1 .
dPS μ0 μr q2 aret
2
≈ 2
sin2 ϑ . (4.520)
dΩ 16π u
Dabei ist ϑ der Winkel zwischen Beschleunigung aret und Ausstrahlungsrichtung nret .
Dieser Strahlungstyp ist in Röntgengeräten realisiert. Wenn Elektronen in Metallen ab-
gebremst werden, führt das zu einer elektromagnetischen Strahlung, die man auch als
Bremsstrahlung bezeichnet.
428 4 Elektrodynamik
v , ±a
∎ 2) relativistisch
βret ≲ 1 .
Nehmen wir speziell an, dass das Teilchen in Bewegungsrichtung beschleunigt bzw. abge-
bremst wird, d. h.
dPS μ0 μr q2 aret
2
sin2 ϑ
≈ . (4.521)
dΩ 16π 2 u (1 − βret cos ϑ)5
d dPS ! 1 √
( ) = 0 ⇒ (cos ϑ)max = ( 1 + 15 βret
2 − 1) . (4.522)
d cos ϑ dΩ 3βret
4.5.6 Aufgaben
Kapitel 4
Aufgabe 4.5.1
◻r,t G (r − r′ , t − t ′ ) = −δ (r − r′ ) δ (t − t ′ ) ,
und komplexer Integration gelöst. Versuchen Sie alternativ, die inhomogene Wellen-
gleichung direkt zu integrieren!
1. Zeigen Sie zunächst, dass sich die bekannte Beziehung (1.69),
1
Δ = −4πδ(r) ,
r
auf
e±ikr
(Δ + k2 ) = −4πδ(r)
r
verallgemeinern lässt!
2. Lösen Sie mit dem Ansatz
+∞
1
ψ(r, t) = √ ∫ dω ψ ω (r) e−iωt
2π −∞
+∞
1
σ(r, t) = √ ∫ dω σω (r) e−iωt
2π −∞
Aufgabe 4.5.2
Aufgabe 4.5.3
Aufgabe 4.5.4
ji (r, t) = ji (r)e−ωt (i = 1, 2)
Ei (r, t) sei das von ji (r, t) bewirkte elektrische Feld.
1. Zeigen Sie, dass gilt:
j1 (r, t) ⋅ E2 (r, t) − j2 (r, t) ⋅ E1 (r, t)
= div(H 1 (r, t) × E2 (r, t)) − div(H 2 (r, t) × E1 (r, t)) .
2. Beweisen Sie mit der elektrischen Dipolnäherung für die Strahlungszone den
„Reziprozitätssatz der Strahlungstheorie“
∫ j1 ⋅ E 2 d r = ∫ j2 ⋅ E 1 d r .
3 3
V1 V2
3. Für die Systeme (Volumina) V1,2 sind p1,2 die entsprechenden Dipolmomente
Zeigen Sie, dass in der Dipolnäherung das Ergebnis aus Teil 2. sich auch in der
Form
E2 (r ∈ V1 ) ⋅ p1 = E1 (r ∈ V2 ) ⋅ p2
ausdrücken lässt!
4.5 Erzeugung elektromagnetischer Wellen 431
Kapitel 4
Aufgabe 4.5.5
Es , Bs
ns , η s
Bi
E i,
n i, η
i
Eine monochromatische, ebene Welle (Ei , Bi ) falle auf ein System, dessen Ausmaße
klein gegenüber der Wellenlänge der Strahlung sind (d ≪ λ). Die Umgebung des
streuenden Systems sei Vakuum (μr = εr = 1). Das elektrische Feld Ei sei in Rich-
tung ηi linear polarisiert. Das einfallende Feld induziert in dem System elektrische
und magnetische Multipole, wodurch dieses zur Quelle gestreuter Strahlung (Es , Bs )
wird.
1. Wie lauten die Felder Es , Bs in der so genannten Strahlungszone (kr ≫ 1), wenn
man sich auf den elektrischen Dipolbeitrag beschränkt?
2. Berechnen Sie den differenziellen Wirkungsquerschnitt
dσ gestreuter Energiefluss (ns , ηs )
(ns , ηs ; ni , ηi ) = .
dΩ dΩ ⋅ einfallende Energieflussdichte (ni , ηi )
3. Die einfallende Welle werde speziell an einer dielektrischen Kugel (εr =
const, μr = 1) vom Radius R gestreut. Berechnen Sie dσ/dΩ. Welche Aussage
ist zur Polarisation ηs der gestreuten Strahlung möglich?
4. Im Normalfall ist die einfallende elektromagnetische Welle völlig unpolarisiert,
alle Richtungen des Polarisationsvektors ηi sind gleich stark vertreten. Berech-
nen Sie die Polarisation P(ϑ) der gestreuten Strahlung:
( dΩ
dσ
) − ( dΩ
dσ
)∥
P(ϑ) = .
( dΩ
dσ
) + ( dΩ
dσ
)∥
(dσ/dΩ)∥ () ist der Streuquerschnitt für eine in der (senkrecht zu der) Streu-
ebene linear polarisierten, einfallenden Welle. Unter der Streuebene versteht
man die durch ni und ns aufgespannte Ebene.
432 4 Elektrodynamik
Kapitel 4
Kontrollfragen
Zu Abschn. 4.1
1. Wie lautet das Faraday’sche Induktionsgesetz? Welche experimentellen Beobachtungen
liegen ihm zugrunde?
2. Was versteht man unter der Maxwell’schen Ergänzung?
3. Erläutern Sie den Widerspruch zwischen dem Ampère’schen Gesetz und der Kontinui-
tätsgleichung bei zeitabhängigen Phänomenen.
4. Geben Sie den vollständigen Satz der Maxwell-Gleichungen an.
5. Welchen Sinn hat die Einführung der elektromagnetischen Potentiale φ und A?
6. Welche Eichtransformation ist für die elektromagnetischen Potentiale erlaubt? Zeigen
Sie, dass sich dabei die elektromagnetischen Felder E und B nicht ändern.
7. Was versteht man unter Coulomb-Eichung? Welchen Vorteil bietet sie?
8. Welchen Vorteil bietet die Lorentz-Eichung?
9. Welche Kraft wirkt auf eine Punktladung q im elektromagnetischen Feld?
10. Welche Arbeit leistet das elektromagnetische Feld an einer auf das Volumen V be-
schränkten Ladungsdichte ρ(r, t)?
11. Welche physikalische Bedeutung hat der Poynting-Vektor? Welcher Kontinuitätsglei-
chung genügt er?
12. Wie ist die Energiedichte des elektromagnetischen Feldes definiert?
13. Formulieren Sie den Energiesatz der Elektrodynamik.
14. Was versteht man unter dem Feldimpuls? Wie lautet der Impulssatz der Elektrodyna-
mik?
15. Definieren und interpretieren Sie den Maxwell’schen Spannungstensor.
Zu Abschn. 4.2
1. Was versteht man unter quasistationärer Näherung? Wie lauten die Maxwell-Gleichun-
gen in dieser Näherung?
2. Erläutern Sie den Begriff Induktionsspannung.
3. Was besagt die Lenz’sche Regel?
4. Definieren Sie die Selbst- und Gegeninduktivität.
5. Wie lautet die Selbstinduktivität einer langen Spule?
6. Drücken Sie die magnetische Feldenergie eines Systems stromdurchflossener Leiter
durch die Induktionskoeffizienten aus. Was gilt im Spezialfall eines einzelnen Leiter-
kreises?
7. Welcher Differenzialgleichung genügt der elektrische Strom I in einem Leiterkreis aus
Spule, Kondensator und Ohm’schem Widerstand?
8. Was bedeuten die Begriffe Impedanz, Wirkwiderstand, Blindwiderstand?
9. Was versteht man unter den Effektivwerten von Strom und Spannung?
Kontrollfragen 433
10. Geben Sie die Phasenverschiebungen zwischen Strom und Spannung sowie die zeitge-
Kapitel 4
mittelte Leistung in einem Wechselstromkreis mit Ohm’schem Widerstand, Kapazität
oder Induktivität an.
11. Was versteht man unter Dämpfung und Eigenfrequenz des elektrischen Schwingkrei-
ses?
12. Diskutieren Sie den zeitlichen Verlauf von Strom und Spannung für den Schwingfall,
den Kriechfall und den aperiodischen Grenzfall.
13. Welches mechanische Analogon zum elektrischen Schwingkreis kennen Sie?
14. Wie hängt die Stromamplitude I0 im Serienresonanzkreis von der Frequenz ω der an-
gelegten Spannung ab? Wann spricht man von Resonanz?
15. Wie baut sich der Strom in einem RL-Kreis nach Einschalten einer Gleichspannung auf?
Wie verhält er sich nach dem Ausschalten? Was versteht man in diesem Zusammenhang
unter der Zeitkonstanten?
Zu Abschn. 4.3
1. Unter welchen Bedingungen erfüllen die Komponenten von E und B die homogene
Wellengleichung? Wie lautet diese?
2. Welche Struktur hat die allgemeine Lösung der homogenen Wellengleichung?
3. Was versteht man unter einer ebenen Welle? Definieren Sie für diese die Begriffe Pha-
sengeschwindigkeit, Wellenlänge, Ausbreitungsvektor, Frequenz und Periode.
4. Welche Beziehung besteht zwischen Phasengeschwindigkeit, Wellenlänge und Fre-
quenz?
5. Wie lautet die Lösung der homogenen Wellengleichung, die gleichzeitig die Maxwell-
Gleichungen befriedigt? Welcher Zusammenhang besteht zwischen E, B und k?
6. Was versteht man unter linear, zirkular und elliptisch polarisierten ebenen Wellen?
7. Wann nennt man ein Medium dispersiv?
8. Wie und wann unterscheiden sich Gruppen- und Phasengeschwindigkeit?
9. Was ist ein Wellenpaket?
10. Nennen Sie andere Lösungstypen für die homogene Wellengleichung als ebene Wellen.
11. Beschreiben Sie eine Kugelwelle.
12. Was versteht man unter der Fourier-Reihe einer Funktion f (x)?
13. Wie ist die Fourier-Transformierte der Funktion f (x) definiert? Nennen Sie einige ihrer
wichtigsten Eigenschaften.
14. Was besagt das Faltungstheorem?
15. Wie kann man mithilfe der Fourier-Transformation die allgemeinste Lösung der ho-
mogenen Wellengleichung auffinden?
16. Wie lauten Energiedichte und Energiestromdichte für elektromagnetische Felder mit
harmonischer Zeitabhängigkeit? Was gilt insbesondere für ebene Wellen?
17. Wie verteilt sich bei der ebenen Welle im Zeitmittel die Energiedichte auf magnetische
und elektrische Anteile?
434 4 Elektrodynamik
18. Geben Sie den Zusammenhang zwischen dem Poynting-Vektor und der Energiedichte
Kapitel 4
Zu Abschn. 4.4
1. Wann konvergiert eine komplexe Zahlenfolge {zn } gegen z0 ∈ C?
2. Wann wird eine komplexe Funktion als stetig in z0 bezeichnet? Wann bezeichnet man
sie als gleichmäßig stetig?
3. Wie ist die Differenzierbarkeit einer komplexen Funktion definiert? Was besagen die
Cauchy-Riemann’schen Differenzialgleichungen?
4. Was versteht man unter einem Gebiet G?
5. Wann ist eine Funktion f (z) analytisch in einem Gebiet G?
6. Wie ist das komplexe Kurvenintegral definiert?
7. Wann heißt ein Gebiet einfach-zusammenhängend?
8. Formulieren Sie den Cauchy’schen Integralsatz.
9. Was besagt die Cauchy’sche Integralformel? In welchem Zusammenhang steht sie mit
dem Satz von Morera?
10. Was versteht man unter dem Konvergenzbereich einer Folge komplexer Funktionen?
11. Was besagt der Cauchy-Hadamard’sche Satz über die Konvergenz einer Potenzreihe?
12. Worin besteht die Aussage des Entwicklungssatzes?
13. Wie lauten die Identitätssätze für Potenzreihen und analytische Funktionen?
14. Erklären Sie das Prinzip der analytischen Fortsetzung.
Kontrollfragen 435
15. Was versteht man unter einem Pol n-ter Ordnung, was unter einem Verzweigungspunkt
einer Funktion f (z)?
Kapitel 4
16. Definieren Sie die Laurent-Entwicklung einer Funktion f (z).
17. Die Funktion f (z) habe in z∗ einen Pol p-ter Ordnung. Wie berechnen Sie dann das
Residuum von f (z) an der Stelle z∗ ?
18. Formulieren Sie den Residuensatz.
Zu Abschn. 4.5
1. Skizzieren Sie den Lösungsweg für die inhomogene Wellengleichung. Wie machen sich
Retardierungseffekte in den allgemeinen Lösungen für die elektromagnetischen Poten-
tiale bemerkbar?
2. Was versteht man im Zusammenhang mit elektromagnetischer Strahlung unter den
Begriffen Nahzone und Strahlungszone?
3. Wie verhält sich das Vektorpotential in der Strahlungszone?
4. Wie hängt die pro Raumwinkel abgestrahlte Leistung der elektrischen Dipolstrahlung
in der Strahlungszone von der Wellenlänge λ und vom Dipolmoment ab?
5. Machen sich Retardierungseffekte auch in der Nahzone bemerkbar?
6. Was versteht man unter den Liénard-Wiechert-Potentialen?
7. Wann strahlt ein geladenes Teilchen Energie ab?
8. Was versteht man unter Bremsstrahlung?
Lösungen der Übungsaufgaben
Abschnitt 1.7
Lösung zu Aufgabe 1.7.1
Zu zeigen ist:
1. δ(x − a) = 0 ∀x ≠ a,
⎧
⎪1 ,
β ⎪ falls α < a < β ,
2. ∫ dxδ(x − a) = ⎨
⎪
⎪
⎩0 sonst .
α
Zu 1. x ≠ a:
1 2
lim+ √ e−(x−a) /η = 0 .
η→0 πη
Zu 2.
a) α < a < β:
β
1 2
Fη (a) ≡ ∫ √ e−(x−a) /η dx .
πη
α
√
Mit y = (x − a)/ η folgt:
√
(β−a)/ η
1 2
Fη (a) = √ ∫ dy e−y .
π √
(α−a)/ η
Es folgt weiter:
+∞
1 2
lim+ Fη (a) = √ ∫ dy e−y = 1 .
η→0 π
−∞
b) a < α < β:
α − a = ᾱ > 0; β − a = β̄ > 0
√ √ √
1 β̄/ η 2 1 β̄/ η 1 ᾱ/ η
−y 2 2
Fη (a) = √ ∫ √ dy e−y = √ ∫ dy e −√ ∫ dy e−y
π ᾱ/ η π −∞ π −∞
⇒ lim+ Fη (a) = 1 − 1 = 0 .
η→0
c) α < β < a:
a − α = α ′ > 0; a − β = β ′ > 0
′ √
1 −β / η 2 1 +∞ 2 1 +∞ 2
Fη (a) = √ ∫ √ dy e−y = √ ∫ √ dy e−y − √ ∫ √ dy e−y
π −α ′ / η π −α ′ / η π −β ′ / η
⇒ lim+ Fη (a) = 1 − 1 = 0 .
η→0
β ⎧
⎪1 ,
1 (x − a)2 ⎪ falls α < a < β ,
lim+ ∫ √ exp [− ] dx = ⎨
πη η ⎪
⎪
⎩0 sonst .
η→0
α
β
1
∫ dx δ(x − a) = , falls α = a oder β = a .
2
α
Gleichung (1.7):
1 η
δ(x − a) = lim+ .
η→0 π η 2 + (x − a)2
Daraus folgt:
1 (x − a) ∓ i η η
lim+ Im = lim+ Im = ∓ lim+
η→0 (x − a) ± i η η→0 (x − a) + η
2 2 η→0 (x − a)2 + η 2
= ∓π δ(x − a) .
Lösungen der Übungsaufgaben 439
1.
1 η
δ(g(x)) = lim+ = 0 für g(x) ≠ 0 .
η→0 π η 2 + (g(x))2
Andererseits:
1
∑ δ(x − xn ) = 0 ∀x ≠ xn , d. h. für g(x) ≠ 0 .
n ∣g ′ (xn )∣
2.
β α<xn <β xn +ε
I ≡ ∫ dx δ(g(x))f (x) = ∑ ∫ dx δ(g(x))f (x)
α n xn −ε
α<xn <β xn +ε
g(x) − g(xn )
= ∑ ∫ dx δ [ (x − xn )] f (x) (g(xn ) = 0) ,
n x − xn
xn −ε
α<xn <β xn +ε
+ ′
ε→0 ∶ I= ∑ ∫ dx δ (g (xn )(x − xn )) f (x)
n xn −ε
β
g ′ (xn ) > 0:
z = g ′ (xn ) x
β g ′ (xn )
1 z
⇒ I=∑ ∫ dz δ(z − zn ) f ( )
n g ′ (x n) g ′ (x n)
α g ′ (xn )
1
δ(g(x)) = ∑ δ(x − xn ) .
n g ′ (x n)
440 Lösungen der Übungsaufgaben
g ′ (xn ) < 0:
−β∣g ′ ∣
1 z
I = −∑ ∫ dz δ(z − zn ) f ( )
n ∣g ′ (x n )∣ g ′ (x n)
−α∣g ′ ∣
−α∣g ′ ∣
1 z
= +∑ ∫ dz δ(z − zn ) f ( ′ )
n ∣g ′ (xn )∣ g (xn )
−β∣g ′ ∣
1. I = 9 − 15 + 6 = 0.
2. I = 0.
3.
f (x) = x2 − 3x + 2 = (x − 2)(x − 1) ,
⇒ Nullstellen: x1 = 2 , x2 = 1 .
f (x) = 2x − 3 ⇒ f (x1 ) = 1 = −f ′ (x2 )
′ ′
4.
+∞
1
I = − ∫ dx (ln x)′ δ(x − a) = − .
a
0
5.
π π
⇒ Nullstelle: ϑ 1 = ,
f (ϑ) = cos ϑ − cos
3 3
′ ′ π 1√
f (ϑ) = −sin ϑ ⇒ f (ϑ 1 ) = − sin = − 3,
3 2
π
sin3 ϑ 3
I=∫ δ(ϑ − ϑ 1 ) dϑ = sin2 ϑ 1 = .
∣ sin ϑ 1 ∣ 4
0
Lösungen der Übungsaufgaben 441
y
r0
F
r ρ
ϕ
x
Abb. A.1
r = (x, y) ; (ρ, φ) ,
r 0 = (x0 , y0 ) ; (ρ 0 , φ 0 )
δ(r − r 0 ) = 0 für r ≠ r 0 , (A.1)
⎧
⎪
⎪1 , falls r 0 ∈ F ,
∫ df δ(r − r 0 ) = ⎨ (A.2)
⎪
⎪
F ⎩0 sonst .
1. Kartesisch
Ansatz: δ(r − r 0 ) = α(x, y) δ(x − x0 ) δ(y − y0 ).
Gleichung (A.1) ist offensichtlich erfüllt.
2. Ebene Polarkoordinaten
x = ρ cos φ , y = ρ sin φ ,
∂(x, y)
df = dx dy = dρ dφ = ρ dρ dφ .
∂(ρ, φ)
442 Lösungen der Übungsaufgaben
Ansatz:
Gleichung (1.27):
n
∞ ∞
1 ⎛3 ∂ ⎞ 1
φ(r) = ∑ ∑ xj φ(0) = ∑ (r ⋅ ∇)n φ(0) ≡ exp(r ⋅ ∇)φ(0) .
n = 0 n! ⎝ j=1 ∂xj ⎠ n = 0 n!
1.
∂ i k⋅r
e = i kj ei k⋅r ,
∂xj
3
∂ i k⋅r
∑ xj e = i (k ⋅ r)ei k⋅r ,
j=1 ∂xj
⎛ ∂ ⎞
∑ xj φ(0) = i k ⋅ r ,
⎝ j ∂xj ⎠
n
⎛ ∂ ⎞
∑ xj φ(0) = (i k ⋅ r)n
⎝ j ∂xj ⎠
∞
1
⇒ φ(r) = ∑ (i k ⋅ r)n .
n=0 n!
2. ^
∂ ∂ __∑(x − x )2 = xj − xj0 .
`
3
∣r − r 0 ∣ = i i0
∂xj ∂xj i=1 ∣r − r 0 ∣
Lösungen der Übungsaufgaben 443
n = 0:
φ 0 = r0 .
n = 1:
∂ (−xj0 )
∑ xj φ(0) = ∑ xj
j ∂xj j r0
r ⋅ r0
⇒ φ1 = − .
r0
n = 2:
∂2 ∂ xj − xj0
∑ xj xk ∣r − r 0 ∣ = ∑ xj xk
j,k ∂xk ∂xj j,k ∂xk ∣r − r 0 ∣
δ jk (xj − xj0 )(xk − xk0 )
= ∑ xj xk [ − ]
j,k ∣r − r 0 ∣ ∣r − r 0 ∣3
2
⎛ ∂ ⎞ r 2 (r ⋅ r 0 )2
⇒ ∑ xj φ(0) = −
⎝ j ∂xj ⎠ r0 r03
1 1 2 2
⇒ φ2 = [r r0 − (r ⋅ r 0 )2 ] .
2 r03
r ⋅ r0 r2 (r ⋅ r 0 )2
Insgesamt: φ(r) = r0 − + − +⋯
r0 2r0 2r03
y1 (1,1)
(0,0) dx (1,0) x
Abb. A.2
444 Lösungen der Übungsaufgaben
1.
1 x
I = ∬ dx dy f (x, y) = ∫ dx ∫ dy x2 y3
F 0 0
1 4 x 1
y 1 1
⇒ I = ∫ dx x2 ∣ = ∫ dx x6 = .
4 0 4 28
0 0
2. y
x
F
Abb. A.3
√ √
+R + R 2 −x2 +R + R 2 −x2
y4
I = ∫ dx ∫ dy x y = ∫ dx x ( )∣ √
2 3
=0.2
√ 4 − R2 −x2
−R − R 2 −x2 −R
3. y
Abb. A.4
√
R R 2 −x2
y4
I = ∫ dx x2 ( )∣
4 0
0
R R
1 2 1
= ∫ dx x2 (R2 − x2 ) = ∫ dx (R4 x2 − 2R2 x4 + x6 )
4 4
0 0
1 1 2 1 2 7
= R7 ( − + ) = R .
4 3 5 7 105
Lösungen der Übungsaufgaben 445
F
a
F
y
b
x
Abb. A.5
1. Parameterdarstellung:
a a
F = {r = (x, y, z = −y + √ ) ; 0≤x≤b; 0≤y≤ √ }
2 2
= F(x, y) .
∂r ∂r
df = ( × ) dx dy = (1, 0, 0) × (0, 1, −1) dx dy
∂x ∂y
⇒ df = (0, 1, 1) dx dy .
2. Gesamtfläche:
√
b a/ 2
F = ∬ df = (0, 1, 1) ∫ dx ∫ dy
0 0
ab
⇒ F = √ (0, 1, 1) ;
2
⇒ ∣F∣ = a b .
3. Fluss:
a ⋅ df = (2xy + 3z 2 − x2 )dx dy
√ 3
= (2xy − x2 + 3y2 − 3 2 ay + a2 ) dx dy ,
2
446 Lösungen der Übungsaufgaben
√
b a/ 2
√ 3
φ F (a) = ∫ a ⋅ df = ∫ dx ∫ dy (2xy − x2 + 3y2 − 3 2 ay + a2 )
2
F 0 0
b
a2 a a3 √ a3 3a3
= ∫ dx (x − x2 √ + √ − 3 2 + √ )
2 2 2 2 4 2 2
0
a2 b2 a b3 a3 b
= − √ + √
4 3 2 2 2
ab 1 2 1 2 1
⇒ φ F (a) = √ ( a − b + √ a b) .
2 2 3 2 2
1.
3
a(r) = er ,
r
π 2π
φ 1 (a) = ∫ a ⋅ df = 3R ∫ dϑ ∫ dφ sin ϑ = 12π R .
SK 0 0
2.
r r
a(r) = √ =√ er ,
α + r2 α + r2
R3
φ 2 (a) = 4π √ .
α + R2
3. Kugelkoordinaten:
2π 2π
∫ dφ cos φ = ∫ dφ sin φ = 0 ,
0 0
2π
1 2 2π
∫ dφ sin φ cos φ = sin φ∣ = 0
2 0
0
⇒ φ 3 (a) = 0 .
1. Vektorielle Flächenelemente
Zylinderkoordinaten (ρ, φ, z) erscheinen angemessen.
Wir beginnen mit dem Zylindermantel (ρ = R)
x = R cos φ , y = R sin φ , z = z
L L
→ r = (R cos φ, R sin φ, z) , − ≤ z ≤ + .
2 2
Parameter: φ, z
∂r ∂r
df = ( × ) dφ dz
∂φ ∂z
∂r ∂r
=∣ ∣ ⋅ ∣ ∣ ⋅ (eφ × ez )dφ dz
∂φ ∂z
= R e ρ dφ dz
= Rdφ dz(cos φ, sin φ, 0) .
L
x = ρ cos φ , y = ρ sin φ , z = ±
2
L
→ r = (ρ cos φ, ρ sin φ, ± ) .
2
448 Lösungen der Übungsaufgaben
Parameter: ρ, φ
∂r ∂r
df = ± ( × ) dρ dφ
∂ρ ∂φ
∂r ∂r
= ±∣ ∣ ⋅ ∣ ∣ ⋅ (e ρ × eφ )dρ dφ
∂ρ ∂φ
= ±ρ ez dρ dφ
= ±ρ dρ dφ (0, 0, 1) .
Das Pluszeichen gilt für die „obere“, das Minuszeichen für die „untere“ Stirnfläche
des Zylinders.
2. Fluss des Vektorfeldes durch die Zylinderoberfläche
φZ = ∫ E ⋅ df .
S(Z)
→ φMantel
Z = αR ∫ dφ ∫ dz = 2παR2 L .
2
0 − L2
φZ = ∫ E ⋅ df = φMantel
Z + φStirn
Z = 3παR2 L = 3αV .
S(Z)
Lösungen der Übungsaufgaben 449
3. Gauß’scher Satz
φ Z = ∫ E ⋅ df = ∫ d3 r div E .
S(Z) Z
Mit
div E = α div r = 3α
φZ = 3α ∫ d3 r = 3 α V .
Z
1. Kugel
Gleichung (1.36):
2. Zylinder
z
R L
+
2
0
L
−
2
Abb. A.6
450 Lösungen der Übungsaufgaben
Mantel (1.37):
df = (R dφ dz) e ρ .
Stirnflächen:
Konvention:
Bei geschlossenen Oberflächen zeigt df nach außen:
⇒ ψ z = ∫ a(r) × df = α ∫ (ρ eρ + z ez ) × df
F F
=α ∫ (ρ eρ + z ez ) × (R dφ dz) e ρ
Mantel
+ α ∫ (ρ eρ + z ez ) × (ρ dρ dφ) ez
Stirn
+L/2
− α ∫ (ρ eρ + z ez ) × (ρ dρ dφ)ez
Stirn
−L/2
2π +L/2 R 2π
= α R ∫ dφ ∫ dz z eφ + α ∫ dρ ∫ dφ ρ 2 (−eφ )
0 −L/2 0 0
R 2π
− α ∫ dρ ∫ dφ ρ 2 (−eφ ) ,
0 0
2π 2π
∫ dφ eφ = ∫ dφ(−sin φ, cos φ, 0) = 0
0 0
⇒ ψz ≡ 0 .
Lösungen der Übungsaufgaben 451
Ladung:
Q = ∫ d3 r ρ(r) = ρ 0 ∫ d3 r ,
Kugel
d r = r dr sin ϑ dϑ dφ ,
3 2
R π 2π
4π 3
Q = ρ 0 ∫ r 2 dr ∫ sin ϑ dϑ ∫ dφ = ρ 0 R .
3
0 0 0
Dipolmoment:
R π 2π
p = ρ 0 ∫ ∫ ∫ r 2 dr sin ϑ dϑ dφ(r sin ϑ cos φ, r sin ϑ sin φ, r cos ϑ) ,
0 0 0
2π 2π
∫ dφ cos φ = ∫ dφ sin φ = 0
0 0
R π 2π
⇒ p = ρ 0 ∫ ∫ ∫ r 3 dr dϑ dφ(0, 0, sin ϑ cos ϑ)
0 0 0
4 π
R 1 d R4 π
= 2π ρ 0 ∫ dϑ (0, 0, sin2 ϑ) = π ρ 0 ( 0, 0, sin2 ϑ∣0 ) = 0 .
4 2 dϑ 4
0
1. Entwicklungssatz:
b × (∇ × a) = ∇(a · b) − (b · ∇) a ,
a × (∇ × b) = ∇(a · b) − (a · ∇) b
⇒ b × (∇ × a) + a × (∇ × b) = ∇(a · b) + ∇ (a · b) − ( b · ∇) a − ( a · ∇) b,
Produktregel: ∇ (a · b) = ∇ (a · b) + ∇ (a · b) ⇒ q. e. d.
452 Lösungen der Übungsaufgaben
2. Produktregel:
∇ · (a × b) = ∇ · (a × b) + ∇ · (a × b) = ∇ · (a × b) − ∇ (b × a).
∇ · (a × b) = b · (∇ × a),
∇ · (b × a) = a · (∇ × b) ⇒ q. e. d.
3. Produktregel:
∇ × (a × b) = ∇ × (a × b) + ∇ × (a × b) = ∇ × (a × b) − ∇ × (b × a).
∇ × ( a × b) = (b · ∇) a − b (∇ · a),
∇ × ( b × a) = (a · ∇) b − a (∇ · b) ⇒ q. e. d.
1. (y1 , y2 , y3 ) – krummlinig-orthogonal
y3 -Linie y2 -Linie
df 2
df2
y1-Linie dc
db
da
r( y1 , y2 + dy2 , y3 )
r( y1 , y2 , y3 + dy3 )
r( y1 , y2 , y3 ) 0 r( y1 + dy1 , y2 , y3 )
Abb. A.7
Lösungen der Übungsaufgaben 453
Einheitsvektoren:
∂r/∂yi 1 ∂r
ey i = = .
∣∂r/∂yi ∣ byi ∂yi
Differenzieller Spat, gebildet aus den Koordinatenlinien:
ΔV = da ⋅ (db × dc) .
Taylor-Entwicklung:
∂r
da = r(y1 + dy1 , y2 , y3 ) − r(y1 , y2 , y3 ) ≈ dy1 ,
∂y1
∂r
db = r(y1 , y2 + dy2 , y3 ) − r(y1 , y2 , y3 ) ≈ dy2 ,
∂y2
∂r
dc = r(y1 , y2 , y3 + dy3 ) − r(y1 , y2 , y3 ) ≈ dy3 ,
∂y3
also:
da = by1 dy1 ey1 ; db = by2 dy2 ey2 ; dc = by3 dy3 ey3 ; ey1 ⋅ (ey2 × ey3 ) = 1
⇒ ΔV = by1 by2 by3 dy1 dy2 dy3 ,
df 2 = da × dc∣(y1 ,y2 ,y3 ) = (ey1 × ey3 ) by1 by3 dy1 dy3 = −ey2 by1 by3 dy1 dy3 ,
df 2 = dc × da∣(y1 ,y2 +dy2 ,y3 )
= (ey3 × ey1 ) by1 (y1 , y2 + dy2 , y3 ) by3 (y1 , y2 + dy2 , y3 ) dy1 dy3
=e y 2
1 1 ∂
lim ∮ E ⋅ df = [ (Ey1 by2 by3 )
ΔV→0 ΔV by1 by2 by3 ∂y1
∂ ∂
+ (Ey2 by1 by3 ) + (Ey3 by1 by2 )]
∂y2 ∂y3
= div E .
2. Zylinderkoordinaten (ρ, φ, z)
x = ρ cos φ ,
y = ρ sin φ ,
z=z,
∂r
= (cos φ, sin φ, 0) ⇒ b ρ = 1 ,
∂ρ
∂r
= (−ρ sin φ, ρ cos φ, 0) ⇒ bφ = ρ ,
∂φ
∂r
= (0, 0, 1) ⇒ bz = 1
∂z
1 ∂ ∂ ∂
⇒ div E = [ (ρ E ρ ) + Eφ + (ρ Ez )]
ρ ∂ρ ∂φ ∂z
1 ∂ 1 ∂ ∂
⇒ div E = (ρ E ρ ) + E φ + Ez .
ρ ∂ρ ρ ∂φ ∂z
3. Kugelkoordinaten (r, ϑ, φ)
x = r sin ϑ cos φ ,
y = r sin ϑ sin φ ,
z = r cos ϑ ,
∂r
= (sin ϑ cos φ, sin ϑ sin φ, cos ϑ) ⇒ br = 1 ,
∂r
∂r
= r(cos ϑ cos φ, cos ϑ sin φ, −sin ϑ) ⇒ b ϑ = r ,
∂ϑ
∂r
= r(−sin ϑ sin φ, sin ϑ cos φ, 0) ⇒ bφ = r sin ϑ
∂φ
1 ∂ ∂ ∂
⇒ div E = [ (r 2 sin ϑ Er ) + (r sin ϑ E ϑ ) + (r Eφ )] ,
r 2 sin ϑ ∂r ∂ϑ ∂φ
1 ∂ 1 ∂ 1 ∂
⇒ div E = 2 (r 2 Er ) + (sin ϑ E ϑ ) + Eφ .
r ∂r r sin ϑ ∂ϑ r sin ϑ ∂φ
Lösungen der Übungsaufgaben 455
1. Betrachten Sie die vordere schraffierte Fläche in Abb. A.7 zur Lösung von Auf-
gabe 1.7.14:
dc
C2
da
Abb. A.8
1
n ⋅ rot a(r) = − roty2 (a(r)) = ∮ a ⋅ dr
∣df̄ 2 ∣
C2
1
= [by dy1 ay1 (y1 , y2 , y3 )
by1 by3 dy1 dy3 1
+ by3 (y1 + dy1 , y2 , y3 ) dy3 ay3 (y1 + dy1 , y2 , y3 )
− by1 (y1 , y2 , y3 + dy3 ) dy1 ay1 (y1 , y2 , y3 + dy3 )
− by3 dy3 ay3 (y1 , y2 , y3 )]
1 ∂ ∂
= [−dy1 (by1 ay1 ) dy3 + dy3 (by3 ay3 ) dy1 ] .
by1 by3 dy1 dy3 ∂y3 ∂y1
1 ∂ ∂
roty2 a(r) = [ (by1 ay1 ) − (by3 ay3 )] .
by1 by3 ∂y3 ∂y1
456 Lösungen der Übungsaufgaben
1 ∂ ∂
roty1 a(r) = [ (by3 ay3 ) − (by2 ay2 )] ,
by2 by3 ∂y2 ∂y3
1 ∂ ∂
roty3 a(r) = [ (by2 ay2 ) − (by1 ay1 )] .
by1 by2 ∂y1 ∂y2
1 ∂ ∂
rot ρ a = az − a φ ,
ρ ∂φ ∂z
∂ ∂
rotφ a = a ρ − az ,
∂z ∂ρ
1 ∂ 1 ∂
rotz a = (ρ aφ ) − aρ .
ρ ∂ρ ρ ∂φ
3. Kugelkoordinaten
Mit br = 1, b ϑ = r, bφ = r sin ϑ folgt:
1 ∂ 1 ∂
rotr a = (sin ϑ aφ ) − aϑ ,
r sin ϑ ∂ϑ r sin ϑ ∂φ
1 ∂ 1 ∂
rot ϑ a = ar − (r aφ ) ,
r sin ϑ ∂φ r ∂r
1 ∂ 1 ∂
rotφ a = (r a ϑ ) − ar .
r ∂r r ∂ϑ
∂ 1 ∂ 1 ∂
∇ = er + eϑ + eφ .
∂r r ∂ϑ r sin ϑ ∂φ
α ⋅ r = α r cos ϑ ,
grad(α ⋅ r) = α(cos ϑ er − sin ϑ e ϑ ) .
1 ∂ 2 2
div er = 2
(r ⋅ 1) = ,
r ∂r r
2
grad div er = − 2 er ,
r
rot er = 0 ,
div eφ = 0 ,
1 ∂ 1
rot e ϑ = eφ (r ⋅ 1) = eφ .
r ∂r r
3. α z-Achse ⇒ α = α ez , r = ρ eρ + z ez .
Daraus ergibt sich:
∫ rot b d r = ∮ df × b ,
3
V S(V)
∮ df × F ≡ 0 .
S(V)
458 Lösungen der Übungsaufgaben
∂
rot E = − B (Maxwell-Gleichung, Induktionsgesetz) ,
∂t
div rot E = 0
∂ ∂
⇒ div B = div B = 0 ⇒ div B = const .
∂t ∂t
Voraussetzung ausnutzen:
t = t0 ∶ B(r, t0 ) ≡ 0
⇒ div B(r, t0 ) = 0 ⇒ div B(r, t) ≡ 0 .
Zu berechnen ist:
A = ∮ r × dr .
∂F
1. Direkte Berechnung
α) Kreis
Parametrisierung
r = (R cos φ, R sin φ, 0)
dr
= (−R sin φ, R cos φ, 0)
dφ
dr
→ r× = R2 ez .
dφ
∂F 0
= 2πR2 ez
= 2F .
Lösungen der Übungsaufgaben 459
β) Rechteck
y
C3
b×
C4 C2 x
×
C1 a
Abb. A.9
1 1
auf C1 ∶ ∫ (a ⋅ t, 0, 0) × (a, 0, 0)dt = ∫ 0 ⋅ dt = 0
0 0
1 1
auf C2 ∶ ∫ (a, b ⋅ t, 0) × (0, b, 0)dt = ∫ ab ⋅ ez dt = ab ⋅ ez
0 0
1 1
auf C3 ∶ ∫ (a(1 − t), b, 0) × (−a, 0, 0)dt = ∫ ab ⋅ ez dt = ab ⋅ ez
0 0
1 1
auf C4 ∶ ∫ (0, b(1 − t), 0) × (0, −b, 0)dt = ∫ 0 ⋅ dt = 0
0 0
A = ∮ r × dr = 2ab ⋅ ez = 2F .
∂F
2. Stokes’scher Satz
Allgemein gilt (1.64):
∮ dr ⋯ ≡ ∫ (df × ∇) ⋯ .
∂F F
∮ r × dr = − ∫ (df × ∇) × r .
∂F F
460 Lösungen der Übungsaufgaben
Umformung:
Das Ergebnis aus Teil 1. gilt also sogar für beliebige Flächen. Das Integral haben
wir im Zusammenhang mit dem Flächensatz (Bd. 1, (2.251)) kennengelernt.
3
F = {r(u, v) = r (x, y, 6 − 3x − y) ; 0 ≤ x ≤ 2 , 0 ≤ y ≤ 4 − 2x} .
2
Vektorielles Flächenelement:
∂r ∂r
df = ( × ) du dv ,
∂u ∂v
∂r ∂r 3
= (1, 0, −3) ; = (0, 1, − ) .
∂x ∂y 2
Dies ergibt:
∂r ∂r 3
× = (3, , 1) ,
∂x ∂y 2
3
df = (3, , 1) dx dy .
2
Flächennormale:
1 7
n = (6, 3, 2) ; df = dx dy n .
7 2
Lösungen der Übungsaufgaben 461
2.
2 4−2x
1 1
φ = ∫ df ⋅ a = ∬ dx dy (6, 3, 2) ⋅ (0, 0, y) = ∫ dx ∫ dy 2y
2 2
F F 0 0
2 2
1 1
= ∫ dx (4 − 2x) = ∫ dx (16 − 16x + 4x )
2 2
2 2
0 0
2
2 16
= (8x − 4x2 + x3 )∣ = .
3 0 3
div a(r) = 0 .
∂ ∂
0= βz − βy ,
∂y ∂z
∂ ∂
0 = βx − βz ,
∂z ∂x
∂ ∂
y= βy − βx .
∂x ∂y
C2 :
C3 :
φ = ∫ a ⋅ df = ∫ rot β ⋅ df = ∫ β ⋅ dr
F F ∂F
1
⇒ φ = ∫ dt (0, 2(1 − t) ⋅ 4t, 0) ⋅ (−2, 4, 0)
(C 1 )
1
+ ∫ dt (0, 0 ⋅ 4(1 − t), 0) ⋅ (0, −4, 6)
(C 2 )
1
+ ∫ dt (0, 2t ⋅ 0, 0) ⋅ (2, 0, −6)
(C 3 )
1
32 3 1 16
= ∫ dt 32(t − t 2 ) = (16t 2 − t )∣ = .
3 0 3
0
∫ grad χ(r) ⋅ dr = ∫ dχ = 0 .
∂F ∂F
Lösungen der Übungsaufgaben 463
Mit
b · rot a = b · (∇ × a) = ∇ · (a × b) (Spatprodukt)
= ∇ · (a × b) − ∇ · (a × b) (Produktregel)
= div(a × b) + ∇ · (b × a)
folgt:
V V V
= ∫ d r a ⋅ rot b + ∮ df ⋅ (a × b)
3
V S(V)
(Gauß’scher Satz).
Stokes’scher Satz:
∮ a(r) ⋅ dr = ∫ rot a(r) ⋅ df ,
C FC
1. a(r): Gradientenfeld
div a = 2 ; rot a = 0 .
2. a(r): Gradientenfeld
3. a(r): Rotationsfeld
div a = z − y + x − z + y − x = 0 ,
rot a = (z + y, x + z, y + x) ≠ 0 .
div a = 2xy + y ≠ 0
rot a = (z + 3z 2 sin z 3 , 0 − 0, 0 − x2 ) = (z + 3z 2 sin z 3 , 0, −x2 ) ≠ 0 .
Poisson-Gleichung:
Für
gilt dann:
Δ ψ ≡ 0 in V .
Lösungen der Übungsaufgaben 465
Ferner:
ψ ≡ 0 auf S(V) .
∂ψ
∫ [ψ Δψ + (∇ψ) ]d r = ∮
2 3
ψ df .
∂n
V =0 S(V) =0 auf S(V)
Dies bedeutet:
∫ d r(∇ψ) = 0 ⇒ ∇ψ ≡ 0 ⇒ ψ = const .
3 2
Abschnitt 2.1.6
Lösung zu Aufgabe 2.1.1
Q Q
⇒ Q = R2 α 4π ⇒ α = 2
⇒ ρ(r) = δ(r − R) .
4π R 4π R2
ρ(r) = ρ (̂
ρ , φ, z)
ρ(r) = γ (̂
ρ , φ) δ(z)
„homogen geladen“
ρ(r) = γΘ (R − ̂
ρ) δ(z)
Gesamtladung
Q = ∫ d3 rρ(r)
∞ +∞
ρ̂
= 2πγ ∫ d̂ ρ ∫ dzΘ (R − ̂
ρ) δ(z)
0 −∞
R
ρ̂
= 2πγ ∫ d̂ ρ
0
= πγR 2
Q
→ γ=
πR2
Q
ρ(r) = Θ (R − ̂
ρ) δ(z) .
πR2
Lösungen der Übungsaufgaben 467
Mit
r ′ = ρ ′ e ρ ′ + z ′ ez
ρ(r′ )
4πε 0 φ(zez ) = ∫ d3 r′
∣ zez − r′ ∣
2π R
1
= σ0 ∫ dφ′ ∫ ρ ′ dρ ′
∣ zez − ρ ′ e ρ ′ ∣
0 0
R
ρ′
= 2πσ0 ∫ dρ ′ √
0
z 2 + ρ ′2
√ R
= 2πσ0 z 2 + ρ ′2 ∣0
√
= 2πσ0 ( z 2 + R2 − ∣z∣) .
σ0 1 R 2
φ(z → ±∞) = ∣z∣ (1 + ( ) + ⋯ − 1)
2ε 0 2 z
σ0 R2
= → 0.
4ε 0 ∣z∣
σ0
φ(z = 0) = R.
2ε 0
468 Lösungen der Übungsaufgaben
zez − r′
4πε 0 E(zez ) = ∫ d3 r′ ρ(r′ )
∣ zez − r′ ∣3
2π R
zez − ρ ′ e ρ ′
= σ0 ∫ dφ′ ∫ dρ ′ ρ ′ 3 .
0 0 (z 2 + ρ ′2 ) 2
Wegen
2π 2π
′ ′ ′ ′
∫ dφ e ρ ′ = ∫ dφ (−sin φ , cos φ , 0) = (0, 0, 0)
0 0
bleibt
R
ρ′
4πε 0 E(zez ) = ez σ0 2πz ∫ dρ ′ 3
0 (z 2 + ρ ′2 ) 2
1 1
= ez σ0 2πz (− √ +√ )
z +R
2 2 z2
z z
= ez σ0 2π ( − √ ) .
∣z∣ z 2 + R2
σ0 z z
E(zez ) = ez ( −√ ) .
2ε 0 ∣z∣ z 2 + R2
Die Richtung des Feldes ist aus Symmetriegründen klar. Man sieht, dass das Feld für
z → ∞ verschwindet. Bei z = 0 macht die Feldstärke einen Sprung
σ0
E(z = 0+ ) − E(z = 0− ) = .
ε0
1. Gesamtladung:
Ra π 2π
α
Q = ∫ d3 r ρ(r) = ∫ r 2 dr ∫ sin ϑ dϑ ∫ dφ = 4π α(Ra − Ri ) .
r2
Ri 0 0
2. Gesamtladung:
∞ π 2π
α2 e−αr
Q = ∫ d3 r ρ(r) = q − q ∫ dr r 2 ∫ sin ϑ dϑ ∫ dφ
4π r
0 0 0
∞ ∞
d
= q − q α 2 ∫ dr r e−αr = q + q α 2 ∫ dr e
−αr
dα
0 0
∞
d 1 d 1
= q + q α2 (− e−α r )∣ = q + q α 2
dα α 0 dα α
=q−q =0 .
3. Gesamtladung:
∞ 2π +1
Q = ∫ d rρ(r) = σ0 ∫ drr δ(r − R) ∫ dφ ∫ d cos ϑ cos ϑ
3 2
0 0 −1
+1
1
= 2πσ0 R2 cos2 ϑ∣ = 0 .
2 −1
Dipolmoment:
∞ π 2π
p = ∫ r 2 dr ∫ sin ϑ dϑ ∫ dφ σ0 cos ϑ δ(r − R) r
0 0 0
+1 2π
= σ0 R2 ∫ d cos ϑ ∫ dφ cos ϑ R(sin ϑ cos φ, sin ϑ sin φ, cos ϑ)
−1 0
+1
4π
= 2π σ0 R3 ∫ d cos ϑ (0, 0, cos2 ϑ) = σ0 R3 ez .
3
−1
470 Lösungen der Übungsaufgaben
1. Der Draht definiere die z-Achse. Dann ist ρ(r) sicher unabhängig von φ und z.
Wir wählen deshalb als Ansatz (Zylinderkoordinaten ρ ′ , φ, z):
l 2π R R
⇒ κ l = ∫ d r ρ(r) = ∫ dz ∫ dφ ∫ ρ dρ ρ(r) = 2π l ∫ ρ ′ dρ ′ α(ρ ′) δ(ρ ′) .
3 ′ ′
Zl 0 0 0 0
R
κ l = 2π l a ∫ dρ ′ δ(ρ ′) = π l a
(1.23)
0
κ
⇒ a=
π
κ δ(ρ ′)
⇒ ρ(r) = .
π ρ′
2. Elektrisches Feld:
′
1 3 ′ ρ(r )
E(r) = ∫ d r (r − r′ )
4π ε 0 ∣r − r′ ∣3
∞ 2π +∞
κ 1 1 r − r′
= ∫ ρ ′ dρ ′ ′ δ(ρ ′) ∫ dφ′ ∫ dz′
4π ε 0 π ρ ∣r − r∣3
0 0 −∞
2π +∞′
(1.23) κ 1 1 ′ ′ ρ e ρ + (z − z ) ez
= ∫ dφ ∫ dz 3/2
4π ε 0 π 2 [ρ 2 + (z − z′ )2 ]
0 −∞
+∞ ⎡ ⎤
κ ⎢ ρ eρ y ez ⎥
= ∫ dy ⎢ − ⎥
⎢ (ρ + y ) (ρ + y ) ⎥
4π ε 0 ⎢ 2 2 3/2 2 2 3/2 ⎥
−∞ ⎣ ⎦
d √ 1
e z dy
+∞ ρ 2 +y 2
κρ 1
= e ρ ∫ dy 2 .
4π ε 0 (ρ + y2 )3/2
−∞
+∞
ρ2
1 √ y
2 2
∣ = ρ22
y +ρ −∞
Lösungen der Übungsaufgaben 471
κ
E(r) = eρ ,
2π ε 0 ρ
Ladungsdichte:
ρ(r) = σ δ(z) .
Feldstärke:
+∞
σ ′ ′ (x − x′ , y − y′ , z)
E(r) = ∬ dx dy 3/2
4π ε 0 [(x − x′ )2 + (y − y′ )2 + z 2 ]
−∞
+∞ +∞
σ 1
= z ez ∫ dx̄ ∫ dȳ ,
4π ε 0 (x̄ 2 + ȳ 2 + z 2 )3/2
−∞ −∞
+∞
1
x̄ 2 +z 2
√
2 2 2
ȳ
∣ = 22 2
x̄ +z
x̄ +ȳ +z −∞
+∞
σ 1
E(r) = z ez ∫ dx̄ 2 .
2π ε 0 x̄ + z 2
−∞
1 x̄ +∞ 1 z
arctan ∣ = π
z z −∞ z ∣z∣
σ z
⇒ E(r) = ez ,
2ε 0 ∣z∣
σ
φ(r) = − ∣z∣ + const .
2ε 0
472 Lösungen der Übungsaufgaben
1 −q q
φ(r) = { + } .
4π ε 0 r ∣r − a∣
Taylor-Entwicklung (1.32):
1 1 r ⋅ a 1 3(r ⋅ a)2 − r 2 a2
= + 3 + +⋯
∣r − a∣ r r 2 r5
q r ⋅ a 3(r ⋅ a)2 − r 2 a2
⇒ φ(r) = { 3 + + ⋯} .
4π ε 0 r 2r 5
Große Abstände: r ≫ a.
Dipolmoment: p = q a:
1 r⋅p
φ(r) ≈ .
4π ε 0 r 3
z p
r
r −a
+q
a
−q
y
x
Abb. A.10
2. Polarachse ↑↑ a:
Kugelkoordinaten: ∇ ≡ ( ∂r∂ , 1r ∂
∂ϑ
1
, r sin ϑ
∂
∂φ
).
q q
4π ε 0 φ(r) = − + ,
r ∣r − a∣
E(r) = −∇ φ(r) ,
q q
−∇ (− ) = − 2 er ,
r r
Lösungen der Übungsaufgaben 473
√
∣r − a∣ = r 2 + a2 − 2ra cos ϑ ,
∂ r − a cos ϑ
∣r − a∣ = √ ,
∂r r + a2 − 2ra cos ϑ
2
∂ r a sin ϑ
∣r − a∣ = √ ,
∂ϑ r 2 + a2 − 2ra cos ϑ
∂
∣r − a∣ = 0
∂φ
∂ 1 r − a cos ϑ
⇒ =− 2 ,
∂r ∣r − a∣ (r + a2 − 2ra cos ϑ)3/2
1 ∂ 1 a sin ϑ
=− 2 ,
r ∂ϑ ∣r − a∣ (r + a − 2ra cos ϑ)3/2
2
1 ∂ 1
=0.
r sin ϑ ∂φ ∣r − a∣
q q(r − a cos ϑ)
4π ε 0 Er = − + ,
r 2 (r 2 + a2 − 2r a cos ϑ)3/2
q a sin ϑ
4π ε 0 E ϑ = 2 ,
(r + a − 2r a cos ϑ)3/2
2
4π ε 0 Eφ = 0 .
Kugelsymmetrische Ladungsverteilung:
Gauß’scher Satz:
V S(V)
474 Lösungen der Übungsaufgaben
Maxwell-Gleichung:
1
∫ d r div E(r) =
3 3
∫ d r ρ(r) .
ε0
V V
Daraus folgt:
1
∫ df ⋅ E(r) =
3
∫ d r ρ(r) ,
ε0
S(V) V
⇒ df = er r 2 sin ϑ dϑ dφ
1
⇒ 4π r 2 Er (r) = ∫ d3 r′ ρ(r′ ) .
ε0
Vr
a) 0 ≤ r < Ri :
b) Ri ≤ r ≤ Ra :
r
3 ′ ′ ′2 ′ 1
∫ d r ρ(r ) = 4π α ∫ r dr = 4π α(r − Ri )
r′2
V Ri
α
⇒ Er (r) = (r − Ri ) .
ε0 r2
Unter Berücksichtigung von Aufgabe 2.1.3a und der Gesamtladung:
Q = 4π α(Ra − Ri )
folgt:
Q r − Ri
E(r) = er .
4π ε 0 r 2 Ra − Ri
c) Ra < r:
Ra
3 ′ ′ ′2 ′ 1
∫ d r ρ(r ) = 4π α ∫ r dr = 4π α(Ra − Ri )
r′2
V Ri
Q
⇒ E(r) = er .
4π ε 0 r 2
Lösungen der Übungsaufgaben 475
Dies ist das Feld einer Punktladung im Koordinatenursprung. Insgesamt haben wir
dann:
⎧
⎪ falls r < Ri ,
⎪
⎪
⎪
0,
Q ⎪ r − Ri
⎪
E(r) = er ⎨ , falls Ri ≤ r ≤ Ra ,
4π ε 0 r 2 ⎪ ⎪
⎪ Ra − Ri
⎪
⎪
⎪
⎩1 , falls Ra < r .
Elektrostatisches Potential:
∂φ
E = −∇φ ; Er (r) = − ; φ(r) = φ(r) .
∂r
c)
Q
φ(r) = + const .
4π ε 0 r
Stetigkeit bei r = Ra :
Q Ri
φ(r = Ra ) = (− ln Ra − + const)
4π ε 0 (Ra − Ri ) Ra
! Q
= .
4π ε 0 Ra
const = ln Ra + 1 .
Q Ri r
φ(r) = (1 − − ln ) .
4π ε 0 (Ra − Ri ) r Ra
476 Lösungen der Übungsaufgaben
Q Ra
φ(r) = ln .
4π ε 0 (Ra − Ri ) Ri
⎧
⎪ ln(Ra /Ri )
⎪
⎪ für 0 ≤ r ≤ Ri ,
⎪
⎪
⎪ Ra − Ri
Q ⎪ ⎪
⎪ 1 − Ri /r − ln(r/Ra )
φ(r) = ⎨ für Ri ≤ r ≤ Ra ,
4π ε 0 ⎪
⎪
⎪ Ra − Ri
⎪
⎪
⎪ 1
⎪
⎪ für Ra ≤ r .
⎪
⎩r
1 ′ 3 ′
∫ E ⋅ df = ∫ ρ(r ) d r .
ε0
S(V) V
Ladungsdichte:
e e −(2r′ /a)
ρ(r′ ) = ρ(r′) = δ(r′ ) − e .
4π r′2 π a3
punktförmige Elektron im
Kernladung (Z = 1) Grundzustand
E(r) = Er (r) er .
Wir wählen:
Vr : Kugel mit Radius r, Ursprung im Kugelmittelpunkt, df = r 2 sin ϑ dϑ dφ er : Flä-
chenelement auf S(V).
Dann gilt:
r
e e ′
4π r 2 Er (r) = − 3
4π ∫ dr′ r′2 e−(2r /a) ,
ε0 ε0 π a
0
Lösungen der Übungsaufgaben 477
r r
2 −βx d2 −βx d2 1
∫ dx x e = 2 ∫ dx e = 2
[− (e−βr − 1)]
dβ dβ β
0 0
d 1 −βr r
= [ (e − 1) + e−βr ]
dβ β 2 β
2 −βr 2r −βr r 2 −βr
= [− (e − 1) − e − e ]
β3 β2 β
2 −βr 2 2r r 2
= − e ( + + ) ,
β3 β3 β2 β
r
′ ′2 −(2r /a) ′ a3 a −(2r/a) a2
∫ dr r e = − e ( + a r + r2 )
4 2 2
0
2e −(2r/a) a2
⇒ 4π r 2 Er (r) = e ( + a r + r2 )
ε 0 a2 2
e −(2r/a) 2r 2r 2
= e (1 + + 2 ) .
ε0 a a
dφ
φ(r) = φ(r) mit Er (r) = − .
dr
Daraus folgt:
r
φ(r) = − ∫ Er dr ,
∞
r
′ −(2r /a) ′ 2 1 ′ r 1
∫ dr e = − e−2r /a ∣ = − e−(2r/a) ,
a2 a ∞ a
∞
r r
2
′ 1 −(2r′ /a) d 1 ′ 1
∫ dr ( r′ a + r′2 ) e = − ∫ dr′ ′ [ ′ e−(2r /a) ] = − e−(2r/a) .
dr r r
∞ ∞
e −(2r/a) 1 1
φ(r) = e ( + ) .
4π ε 0 r a
478 Lösungen der Übungsaufgaben
r ≪ a:
e
φ(r) ≈
4π ε 0 r
Zρ
Abb. A.11
ρ, φ, z ,
E(r) = E(ρ) e ρ .
⎧
⎪
⎪ρ0 für ρ ≤ R ,
ρ̄(r) = ⎨
⎪
⎪
⎩0 sonst .
Lösungen der Übungsaufgaben 479
Es sei Z ρ : Zylinder der Länge l, Zylinderachse: z-Achse, ρ: Radius. Mithilfe des phy-
sikalischen Gauß’schen Satzes folgt:
1
∫ E ⋅ df = 3
∫ ρ̄(r)d r .
ε0
S(Z ρ ) Zρ
Mantelfläche (1.37):
df = ρ dφ dz e ρ
⇒ E ⋅ df = ρ E ρ (ρ) dφ dz
⇒ ∫ E ⋅ df = 2π l ρ E ρ (ρ) .
S(Z ρ )
ρ ≥ R:
R l
′ ′ ′
∫ ρ̄(r) d r = ρ 0 2π ∫ ρ dρ ∫ dz = ρ 0 π R l .
3 2
Zρ 0 0
ρ ≤ R:
ρ l
′ ′ ′
∫ ρ̄(r) d r = ρ 0 2π ∫ ρ dρ ∫ dz = ρ 0 π ρ l .
3 2
Zρ 0 0
⎧
⎪ 1
⎪ ρ, falls ρ ≤ R ,
ρ0 ⎪ ⎪2
⎪
E(r) = e ρ ⎨ 2
ε0 ⎪ ⎪
⎪
1R
falls ρ ≥ R .
⎪
⎪ ,
⎩2 ρ
∂ 1 ∂ ∂
E = −( , , ) φ = E ρ e ρ ⇒ φ = φ(ρ) ,
∂ρ ρ ∂φ ∂z
480 Lösungen der Übungsaufgaben
innen:
ρ0 2
φ(ρ) = − ρ + φ0 ,
4ε 0
außen:
R2 ρ 0
φ(ρ) = − ln ρ + φ 1 .
2ε 0
!
φ(ρ = R) = 0 .
Dann ist:
ρ0 2 ρ 0 R2
φ0 = R ; φ1 = ln R .
4ε 0 2ε 0
Also bleibt:
⎧
⎪ 1 ρ2
⎪
⎪ (1 − 2 ) für ρ ≤ R ,
ρ0 R ⎪⎪
⎪2
2 R
φ(r) = φ(ρ) = ⎨
⎪
2ε 0 ⎪
⎪ R
⎪
⎪ln für R ≤ ρ .
⎪
⎩ ρ
Q
ρ(r) = δ(r − R) ,
4π R2
Q: Gesamtladung, R: Kugelradius.
Elektrisches Feld:
Kugelsymmetrische Ladungsverteilung, deshalb:
E(r) = Er (r)er ,
Lösungen der Übungsaufgaben 481
1
d3 r′ ρ(r′ )
!
∫ df ⋅ E = ∫ r 2 sin ϑ dϑ dφ Er (r) er ⋅ er = 4π r 2 Er (r) =
ε0 ∫
S(V r ) S(V r ) Vr
⎧
⎪ Q
⎪
⎪ , falls r > R ,
= ⎨ ε0
⎪
⎪
⎪
⎩0 , falls r < R .
Dies ergibt:
⎧
⎪ Q 1
⎪
⎪ , falls r > R ,
E(r) = er ⎨ 4π ε 0 r 2
⎪
⎪
⎪
⎩0 , falls r < R .
Energiedichte:
⎧
⎪ Q2 1
⎪
⎪ , falls r > R ,
w(r) = ⎨ 32π 2 ε 0 r 4
⎪
⎪0 ,
⎪
⎩ falls r < R .
Gesamtenergie:
∞
ε0 Q2 2 1 Q2
W= ∫ d 3
r∣E(r)∣ 2
= 4π ∫ dr r ⇒ W = .
2 32π 2 ε 0 r4 8π ε 0 R
R
2. Elektrisches Feld:
Wir benutzen Aufgabe 2.1.7:
⎧
⎪ falls r < R1 ,
⎪
⎪0,
Q ⎪ ⎪ r − R1
⎪
E(r) = er ⎨ , falls R1 ≤ r ≤ R2 ,
4π ε 0 r 2 ⎪
⎪
⎪ R2 − R1
⎪
⎪
⎪
⎩1 , falls r > R2 ,
Q = 4π α(R2 − R1 ).
Energiedichte:
⎧
⎪0, falls r < R1 ,
⎪
⎪
ε0 2 Q 1 ⎪2⎪
⎪ r − R1 2
w(r) = ∣E∣ = ⎨( ) , falls R1 ≤ r ≤ R2 ,
2 32π 2 ε 0 r 4 ⎪
⎪
⎪ R2 − R1
⎪
⎪
⎪
⎩1 , falls R2 < r .
482 Lösungen der Übungsaufgaben
Gesamtenergie:
W = ∫ d3 r w(r)
⎡ R2 ∞ ⎤
Q2 ⎢ ⎥
⎢ 2 1 1 2 1⎥
= 4π ⎢ ∫ dr r (r 2
− 2r R + R 2
) + ∫ dr r ⎥
32π 2 ε 0 ⎢ r4 ⎥
1 1
⎢ R1 r 4 (R2 − R1 )2 ⎥
⎣ R 2 ⎦
2
Q 1 1 R2 1 1
= { + [(R2 − R1 ) − 2R1 ln + R21 ( − )]}
8π ε 0 R2 (R2 − R1 )2 R1 R1 R2
Q2 1 1 R2 + R1 2R1 R2
= [ + − ln ]
8π ε 0 R2 R2 R2 − R1 (R2 − R1 )2 R1
Q2 R2 1
⇒ W= [(R2 − R1 ) − R1 ln ] .
4π ε 0 R1 (R2 − R1 )2
Abschnitt 2.2.9
Lösung zu Aufgabe 2.2.1
Q2
R2 r
Q1
R1
Abb. A.12
1. Kugelkondensator:
Q1 = Q ; Q2 = −Q .
Ladungsdichte:
Q1 Q2
ρ(r) = δ(r − R1 ) + δ(r − R2 ) .
4π R21 4π R22
Lösungen der Übungsaufgaben 483
E(r) = Er (r) er .
Es sei Vr das Volumen einer Kugel vom Radius r. Dann berechnet sich das elek-
trische Feld wie folgt:
1 3 ′ ′
∫ df ⋅ E = 4π r 2 Er (r) = ∫ d r ρ(r )
ε0
S(V r ) Vr
r
4π ′ ′2 Q1 Q2
= ∫ dr r [ δ(r′ − R1 ) + δ(r′ − R2 )]
ε0 4π R21 4π R22
0
⎧
⎪
⎪0, falls r < R1 ,
1 ⎪⎪
⎪
= ⎨Q1 , falls R1 < r < R2 ,
ε0 ⎪
⎪
⎪
⎪
⎩Q1 + Q2 ,
⎪ falls R2 < r .
Es bleibt schließlich:
⎧
⎪
⎪0 , falls r < R1 ,
er ⎪ ⎪
⎪
E(r) = ⎨Q1 , falls R1 < r < R2 ,
4π ε 0 r ⎪
2
⎪
⎪
⎪
⎩Q1 + Q2 ,
⎪ falls R2 < r .
Energiedichte:
⎧
⎪
⎪0 , falls r < R1 ,
1 1 ⎪⎪
⎪
w(r) = ⎨Q21 , falls R1 < r < R2 ,
32π ε 0 r ⎪
2 4
⎪
⎪
⎪
⎩(Q1 + Q2 ) ,
⎪ falls R2 < r ,
2
Kugelkondensator: Q1 = Q; Q1 + Q2 = 0.
Gesamtenergie:
⎡ ∞ ⎤
⎢ R2
1⎥
1 ⎢ 2 1 ⎥
W = ∫ d r w(r) =
3
⎢Q1 ∫ dr 2 + (Q1 + Q2 ) ∫ dr 2 ⎥
2
8π ε 0 ⎢ r r ⎥
⎢ R1 ⎥
⎣ R2 ⎦
1 1 1 1
= {Q21 ( − ) + (Q1 + Q2 )2 } .
8π ε 0 R1 R2 R2
Kugelkondensator:
Q2 R2 − R1
W= .
8π ε 0 R2 R1
484 Lösungen der Übungsaufgaben
2a. Q1 = Q, Q2 = −Q/2:
⎧
⎪ falls r < R1 ,
⎪
⎪0,
1 1 ⎪ ⎪
⎪Q2 , falls R1 < r < R2 ,
w(r) = ⎨
32π 2 ε 0 r 4 ⎪
⎪ Q2
⎪
⎪
⎪ falls R2 < r .
⎪
⎩ 4
,
Q2 R2 − R1 1
W= ( + ) .
8π ε 0 R2 R1 4R2
2b. Q1 = −Q/2; Q2 = Q:
⎧
⎪ falls r < R1 ,
⎪
⎪0,
⎪
⎪
1 1 ⎪ ⎪ 2
⎪Q ,
w(r) = ⎨ 4 falls R1 < r < R2 ,
32π 2 ε 0 r 4 ⎪
⎪
⎪
⎪
⎪ Q2
⎪
⎪
⎪ , falls R2 < r .
⎩ 4
Die Energiedichte ist im Inneren des Kugelkondensators nun kleiner, da dort ein
kleineres Feld vorliegt. Im Außenraum bleibt alles wie in 2a.:
Q2 1 R2 − R1 1 1 Q2
W= [ + ]= .
8π ε 0 4 R2 R1 4 R2 32π ε 0 R1
3.
dS1 ∶ Flächenelement der inneren Kugelschale ,
dS2 ∶ Flächenelement der äußeren Kugelschale .
Q2 d S2
d F2
Q1
d F1
r1 d S1
Abb. A.13
Lösungen der Übungsaufgaben 485
Q1
dF 1 = dS1 E (r+1 ) ,
4π R21
Q2
dF 2 = dS2 E (r−2 ) .
4π R22
dF1 Q21
p1 = = ,
dS1 16π 2 ε 0 R41
dF2 ∣Q2 Q1 ∣
p2 = = .
dS2 16π 2 ε 0 R42
1. Q1 = Q, Q2 = −Q:
Q2
p1,2 = .
16π 2 ε 0 R41,2
2a. Q1 = Q, Q2 = −Q/2:
Q2 Q2
p1 = , p2 = .
16π 2 ε 0 R41 32π 2 ε 0 R42
2b. Q1 = −Q/2, Q2 = Q:
Q2 Q2
p1 = , p2 = .
64π 2 ε 0 R41 32π 2 ε 0 R42
Q1 x
EQ1 = ex
2ε 0 F ∣x∣
Q x − x0
EQ = ex
2ε 0 F ∣x − x0 ∣
Q2 x − d
EQ2 = ex .
2ε 0 F ∣x − d∣
486 Lösungen der Übungsaufgaben
Damit ergibt sich als Gesamtfeld im Innern des Kondensators, links von der Q-
Platte:
1
El (x) = (Q1 − Q − Q2 )ex
2ε 0 F
1
Er (x) = (Q1 + Q − Q2 )ex .
2ε 0 F
Spannung am Kondensator:
d
U = − ∫ E dx = − (El x0 + Er (d − x0 ))
0
1
= ((Q1 − Q2 )d − Q(2x0 − d)) .
2ε 0 F
2x0 − d
Q1 − Q2 = Q .
d
Q2
F= (2x0 − d)ex .
2ε 0 Fd
Es gilt also:
d
x0 = → F=0
2
d
x0 > → F ∝ e x
2
d
x0 < → F ∝ −ex .
2
Lösungen der Übungsaufgaben 487
1
Mẍ0 = (Q1 − Q2 ) .
2ε 0 F
Q2
Mÿ = y.
ε 0 Fd
VD (r) = −p ⋅ E(r) .
Damit folgt:
q 3r(r ⋅ p) − p r 2
F D (r) = − .
4π ε 0 r5
3. Für das Feld des Dipols am Ort 0 der Punktladung gilt (2.73):
1 3(−r)[(−r) ⋅ p] − p r 2
ED (r) = .
4π ε 0 r5
Daraus resultiert eine Kraft vonseiten des Dipols auf die Punktladung:
a
ρ b
Abb. A.14
1. Zylinderkoordinaten:
ρ, φ, z ,
Symmetrie:
E(r) = E ρ (ρ) eρ ,
Z: Zylinder, L: Länge, ρ: Radius.
⎧
⎪
⎪0 , falls ρ < a ,
! 1 3 ′ ′ 1 ⎪⎪
⎪
∫ df ⋅ E = E ρ (ρ) 2πρ h = ∫ d r ρ(r ) = ⎨ h q̄ , falls a < ρ < b ,
ε0 ε0 ⎪
⎪
⎪
S(Z) Z ⎪
⎪ falls b < ρ ,
⎩0 ,
q̄: Ladung pro Längeneinheit.
Lösungen der Übungsaufgaben 489
Daraus folgt:
1 q̄
E ρ (ρ) = (im Inneren!) .
2π ε 0 ρ
Nabla-Operator in Zylinderkoordinaten:
∂ 1 ∂ ∂
∇≡( , , ) .
∂ρ ρ ∂φ ∂z
−q̄
φ(r) = ln ρ + const ,
2π ε 0
am Kondensator die Spannung:
−q̄ a
U = φ(a) − φ(b) = ln .
2π ε 0 b
Dies bedeutet für die Ladung pro Längeneinheit:
2π ε 0 U
q̄ = .
ln (b/a)
q̄ 2π ε 0
C= = .
U ln (b/a)
2. Feld am Innenzylinder:
U
E ρ (ρ = a) = ,
a ln (b/a)
d E ρ (a) −U !
= 2 (ln b − 1 − ln a) = 0 .
da (a ln (b/a))
490 Lösungen der Übungsaufgaben
⎡ ⎤
d2 E ρ (a) ⎢⎢ 2U U ⎥
⎥
= ⎢ (ln b − 1 − ln a) 2
+ 2⎥
da 2
⎢ (a ln (b/a)) 3
a(a ln (b/a)) ⎥
⎣ ⎦a=a0
U U e3
= = >0
b e−1 (b e−1 )2 b3
Φ(r) = Φ(r) .
1. Laplace-Gleichung (r ≠ R1 , R2 )
1 ∂ 2∂ 1
Δ= (r ) + 2 Δ ϑ,φ ,
r 2 ∂r ∂r r
1 ∂ ∂Φ
ΔΦ = 0 ⇒ 2 (r 2 ) = 0 (r ≠ 0)
r ∂r ∂r
∂
⇒ r 2 Φ(r) = c
∂r
∂ c
⇒ Φ(r) = 2
∂r r
α
⇒ Φ(r) = Φ(r) = + β .
r
1a. r < R1
Regularität im Ursprung (Φ(0) endlich)
⇒ α=0 Φ 1 (r) = β = Φ 1 .
1b. r > R2
Φ(r
→ ∞) = 0 ⇒ β = 0 ,
α
Φ(r = R2 ) = Φ 2 =
R2
⇒ α = R2 Φ 2
R2
⇒ Φ 2 (r) = Φ 2 .
r
Lösungen der Übungsaufgaben 491
[R1 − ε, R1 + ε] ; ε ≪ R2 − R1 , R1
wR1 +ε
∂Φ wwww Q1
⇒ r2 w =− (ε → 0)
∂r wwww 4πε 0
wR1 −ε
w w
∂Φ wwww ∂Φ wwww (Φ 1 − Φ 2 )R1 R2 1
⇒ (R1 + ε)2 ww −(R1 − ε)2 w = R21 (− 2 ) − (R21 ∗ 0)
∂r www ∂r wwww R2 − R1 R1
wR1 +ε wR1 −ε
Q1
=−
4πε 0
4πε 0 R1 R2 (Φ 1 − Φ 2 )
⇒ Q1 = .
R2 − R1
492 Lösungen der Übungsaufgaben
R +ε
∂Φ 2 Q2
r2 ∣ =−
∂r R −ε 4πε 0
2
−Φ 2 R2 (Φ 1 − Φ 2 )R1 R2 1
⇒ (R2 + ε)2 − (R2 − ε)2 (− )
(R2 + ε)2 R2 − R1 (R2 − ε)2
ε→0 (Φ 1 − Φ 2 )R1 R2
→ −Φ 2 R2 +
R2 − R1
−Φ 2 R22 + Φ 1 R1 R2
=
R2 − R1
R2 (Φ 1 R1 − Φ 2 R2 )
=
R2 − R1
Q2
=−
4πε 0
4πε 0 R2 (Φ 2 R2 − Φ 1 R1 )
⇒ Q2 = .
R2 − R1
As 3
Q0 = C U0 = 10−4 10 V = 10−1 A s ,
V
1 1 As 6 2
W0 = C U02 = 10−4 10 V = 50 W s = 50 J .
2 2 V
Parallelschalten:
1
Q1 = Q2 = Q0 ,
2
1
U1 = U2 = U0 = 500 V .
2
Daraus folgt:
1 U 2 1 U 2 W0 W0 1
W = W1 + W2 = C 0 + C 0 = + = W0 .
2 4 2 4 4 4 2
Ersatzschaltbild:
C C
C C∞ ⇒
C
C∞
Abb. A.15
Daraus folgt:
1 1 1
= +
C∞ C C + C∞
⇒ C(C + C∞ ) = C∞ (2C + C∞ )
1 2 5
⇒ 0 = C∞
2
+ C C∞ − C2 = (C∞ + C) − C2
2 4
√
⎛ 1 5 ⎞
⇒ C∞ = C − + = 0,618 C .
⎝ 2 4⎠
Vorgegebene Ladungsdichte
1. Monopol
+1
q = ∫ d rρ(r) = σ0 R 2π ∫ d cos θ cos2 θ
3 2
−1
4π 2
= R σ0 .
3
494 Lösungen der Übungsaufgaben
2. Dipol
p = ∫ d3 rrρ(r)
+1 2π
= σ0 R3 ∫ d cos θ ∫ dφ cos2 θ (sin θ cos φ, sin θ sin φ, cos θ)
−1 0
+1
= 2πσ0 R3 ∫ d cos θ (0, 0, cos3 θ)
−1
→ p = 0.
3. Quadrupol
Qxx = ∫ d3 rρ(r)(3x2 − r 2 )
2π +1
= σ0 R4 ∫ dφ ∫ d cos θ cos2 θ (3 sin2 θ cos2 φ − 1) .
0 −1
Wir benutzen
2π 2π
∫ dφ cos φ = ∫ dφ sin φ = π ,
2 2
0 0
+1
Qxx = πσ0 R ∫ d cos θ (3 (cos2 θ − cos4 θ) − 2 cos2 θ)
4
−1
2 6
= πσ0 R ( − )
4
3 5
8
= − πσ0 R4
15
Qyy = ∫ d3 rρ(r) (3y2 − r 2 )
2π +1
= σ0 R4 ∫ dφ ∫ d cos θ cos2 θ (3 sin2 θ sin2 φ − 1)
0 −1
= Qxx
Lösungen der Übungsaufgaben 495
0 −1
6 2
= 2πσ0 R4 ( − )
5 3
16
= πσ0 R4 → Spurfreiheit des Tensors
15
Qxy = ∫ d3 rρ(r)(3xy)
2π +1
= 3σ0 R4 ∫ dφ ∫ d cos θ sin2 θ cos φ sin φ
0 −1
= 0 = Qyx .
Die φ-Integration bringt den Term zum Verschwinden. Das gilt auch für die fol-
genden Elemente:
Qxz = ∫ d3 rρ(r)(3xz)
2π +1
= 3σ0 R ∫ dφ ∫ d cos θ sin θ cos φ cos θ
4
0 −1
= 0 = Qzx
Qyz = ∫ d3 rρ(r)(3yz)
2π +1
= 3σ0 R4 ∫ dφ ∫ d cos θ sin θ sin φ cos θ
0 −1
= 0 = Qyz .
Quadrupoltensor:
8 ⎛ −1 0 0 ⎞
Q= πσ0 R4 ⎜ 0 −1 0 ⎟ .
15 ⎝ 0 0 2 ⎠
496 Lösungen der Übungsaufgaben
4π 2 1 1 8
4πε 0 φ(r) = R σ0 + 5 πσ0 R4 (−x2 − y2 + 2z 2 ) + ⋯
3 r 2r 15
4π 2 1 1 1
= R σ0 ( + R2 3 (2 cos2 θ − sin2 θ) + ⋯) .
3 r 5 r
Dies bedeutet
σ0 R2 1 1 R2
φ(r) = ( + (3 cos2 θ − 1) + ⋯) .
3ε 0 r r 3 5
∂ 1 ∂ 1 ∂
∇≡( , , )
∂r r ∂θ r sin θ ∂φ
σ0 R2 1 3 R2
Er = ( 2 + 4 (3 cos2 θ − 1) + ⋯)
3ε 0 r r 5
σ0 R2 R2
Eθ = ( (−6 cos θ sin θ) + ⋯)
3ε 0 5r 4
Eφ = 0 .
σ0 R2 1 3 R2 3R2
E(r) = (( 2 + 4 (3 cos2 θ − 1) + ⋯) er − ( 4 sin 2θ + ⋯) eθ ) .
3ε 0 r r 5 5r
1 r ⋅ p1 1 p1 z
φ 1 (r) = =
4π ε 0 r 3 4π ε 0 r 3
Lösungen der Übungsaufgaben 497
∂φ 1 3p1 xz
E(1)
x =− = ,
∂x 4π ε 0 r5
∂φ 1 3p1 yz
E(1)
y =− = ,
∂y 4π ε 0 r5
∂φ 1 p1 3z 2 1
E(1)
z =− = ( 5 − 3) .
∂z 4π ε 0 r r
Die potenzielle Energie des Dipols p2 im Feld des Dipols p1 berechnet sich dann aus
(2)
VD = −p2 ⋅ E(1) .
Für die gesuchte Richtung wird die potenzielle Energie minimal, d. h., p2 stellt sich
parallel zu E(1) :
3p1 x0 z0
E(1)
x (x0 , 0, z0 ) = ,
4π ε 0 r05
E(1)
y (x0 , 0, z0 ) = 0 ,
p1 1
E(1)
z (x0 , 0, z0 ) = (2z02 − x02 ) .
4π ε 0 r05
(1)
Ez (x0 , 0, z0 ) 2z02 − x02
tan α = (1)
= .
Ex (x0 , 0, z0 ) 3x0 z0
Ez(1)
E (1)
α
E(x1)
Abb. A.16
498 Lösungen der Übungsaufgaben
Ladungsdichte:
Dipolmoment:
⎛3/2⎞
⇒ p = −q d ⎜ 0 ⎟ .
⎝ 0 ⎠
Quadrupoltensor:
1 33
Qzz = Qyy = − Qxx = qd2 ,
2 4
Spurfreiheit!
Lösungen der Übungsaufgaben 499
1. Kugelkoordinaten: r, ϑ, φ,
Axialsymmetrie: ρ(r) = ρ(r, ϑ); ∂ρ/∂φ = 0.
x = r sin ϑ cos φ ,
y = r sin ϑ sin φ ,
z = r cos ϑ .
∞ +1 2π
Qxy = ∫ d3 r ρ(r)(3x y) = 3 ∫ dr r 4 ∫ d cos ϑ sin2 ϑ ρ(r, ϑ) ∫ dφ cos φ sin φ
0 −1 0
1 sin 2 φ∣ 2π =0
2 0
= 0 = Qyx ,
∞ +1 2π
Qxz = 3 ∫ dr r 4 ∫ d cos ϑ sin ϑ cos ϑ ρ(r, ϑ) ∫ dφ cos φ
0 −1 0
=0
= 0 = Qzx ,
∞ +1 2π
Qyz = 3 ∫ dr r ∫ d cos ϑ sin ϑ cos ϑ ρ(r, ϑ) ∫ dφ sin φ
4
0 −1 0
=0
= 0 = Qzy .
2.
Qxx = ∫ d3 r ρ(r)(3x2 − r 2 ) = ∫ d3 r ρ(r)(2x2 − y2 − z 2 ) ,
Qyy = ∫ d3 r ρ(r)(2y2 − x2 − z 2 ) .
0 −1 0
cos 2φ
2π
1
sin 2φ∣ = 0 .
2 0
500 Lösungen der Übungsaufgaben
Es gilt also:
Qxx = Qyy .
3.
1 Q0 2 1 2 1 2
4π ε 0 φ Q (r) = ∑ Qij xi xj = 5 (z − x − y )
2r 5 i,j 2r 2 2
Q0 1 Q0
= 3
(cos2 ϑ − sin2 ϑ) = − 3 (1 − 3 cos2 ϑ) .
2r 2 4r
Dies ergibt:
Q0 1 − 3 cos2 ϑ
φ Q (r) = − .
16π ε 0 r3
∂ 1 ∂ 1 ∂
∇≡( , , ) ,
∂r r ∂ϑ r sin ϑ ∂φ
berechnet man:
∂ 1 − 3 cos2 ϑ 1 − 3 cos2 ϑ
= −3 ,
∂r r3 r4
1 ∂ 1 − 3 cos2 ϑ 3 3 sin 2ϑ
3
= + 4 2 cos ϑ sin ϑ = .
r ∂ϑ r r r4
3 Q0 1
EQ (r) = −∇φ Q (r) = − [(1 − 3 cos2 ϑ) er − sin 2ϑ e ϑ ] .
16π ε 0 r 4
Lösungen der Übungsaufgaben 501
invariant bleiben muss. Bei einer Drehung des Koordinatensystems ändern sich aber
die (kartesischen) Komponenten des Ortsvektors ((1.310), Bd. 1):
x̂i = ∑ dij xj
j
Die dij sind die Elemente der Drehmatrix ((1.307), Bd. 1). Damit nun aber die obige
Doppelsumme invariant bleibt, müssen sich die Quadrupol-Komponenten offen-
sichtlich passend mittransformieren. Wenn die 3 × 3-Matrix Q ein Tensor zweiter
Stufe ist, dann transfomiert sich bei Drehung des Koordinatensystems jede Spalte
und jede Zeile wie der Ortsvektor:
= ∑ ∑ δ ls δ mt Qlm xs xt
l,m s,t
= ∑ Qlm xl xm
l,m
In der zweiten Zeile haben wir die Orthonormalitätsrelation ((1.316), Bd. 1) für die
Zeilen und Spalten der Drehmatrix ausgenutzt.
502 Lösungen der Übungsaufgaben
Abschnitt 2.3.9
Lösung zu Aufgabe 2.3.1
Wir setzen
R R2 1
c = −2 ; d =1+ ; y = c cos ϑ + d ↷ d cos ϑ = dy
r′ r′2 c
und haben dann auszuwerten:
d+c d+c d+c
1
1
(y − d) 1 1 d 1
A= ∫ dy c
= 2 ∫ dy 2 − 2 ∫ dy 3
c y3 c y c y
d−c d−c d−c
d+c
1 1 d 1
= (− + )
c2 y 2 y2 d−c
1 1 1 d 1 1
= (− + + ( − ))
c 2 d + c d − c 2 (d + c) 2 (d − c)2
1 d −4dc 2c −2c −2c
= ( + )= 2 2 2 =
c2 2 (d2 − c2 )2 d2 − c2 (d − c ) (d + c)2 (d − c)2
R 1 R 1
=4 ′ =4 ′ .
r (1 − R′ )4 (1 + R′ )4 r (1 − R′22 )4
r r r
Lösungen der Übungsaufgaben 503
1 q(−q r′ )
R
q2 rR′ 1 1 (2.131) 1 q ⋅ qB
F=− = = .
4πε 0 r′2 (1 − R2 ) 2
4πε 0 (r′ − R′2 )2 4πε 0 ∣r′ − r′B ∣2
r ′2 r
P
V r
ϑ
qB
r′ q
R r′B
Abb. A.17
q 1
φ(r) = + f (r, r′ )
4π ε 0 ∣r − r′ ∣
mit Δ r f (r, r′ ) = 0 in V,
f (r, r′ ): Potential einer außerhalb V liegenden Bildladung, mit der wir die Randbe-
dingungen simulieren. Aus Symmetriegründen ist zu erwarten:
Bildladung = Punktladung qB ,
Der Ansatz
q qB
4π ε 0 φ(r) = +
∣r − r′ ∣ ∣r − rB′ ∣
q/r qB /rB′
4π ε 0 φ(r) = + .
′
∣er − (r /r)er ∣ ∣(r/rB′ ) er − er′ ∣
′
Die Randbedingung
!
φ(r = R) = 0
−1/2 −1/2
q r′2 r′ qB R2 R
0= (1 + 2 − 2 er ⋅ er′ ) + ( + 1 − 2 e r ⋅ e r′ ) .
R R R rB′ rB′2 rB ′
qB q R r′
=− ; =
rB ′ R rB ′ R
2
R R
⇒ rB′ = ′ > R ; qB = −q ′
r r
q 1 R/r′
⇒ φ(r) = ( − ) .
4π ε 0 ∣r − r ∣ ∣r − (R2 /r′2 )r′ ∣
′
∂φ
σ = ε 0 n ⋅ (Ea − Ei ) = ε 0 n ⋅ ∇φ i = ε 0 ∣ ,
∂r r =R
=0
∂ 1 ∂ 2 ′2 −1/2 r − r′ cos ϑ
= (r + r − 2rr′ cos ϑ) =−
′
∂r ∣r − r ∣ ∂r ∣r − r′ ∣3
Lösungen der Übungsaufgaben 505
∂ 1 R − r′ cos ϑ
⇒ ∣ = − 2 ′2 ,
′
∂r ∣r − r ∣ r =R (R + r − 2Rr′ cos ϑ)3/2
∂ R/r′ r − (R2 /r′ ) cos ϑ R
= − ,
∂r ∣r − (R2 /r′2 )r′ ∣ 2 4 ′2
(r + R /r − 2r(R /r ) cos ϑ)
2 ′ 3/2 r ′
Daraus folgt:
Die gesamte influenzierte Ladung ergibt sich durch Integration über die Kugel-
oberfläche:
+1
q R R2 d 1 r′
q̄ = ( ′ ) (1 − ′2 ) ∫ d cos ϑ ( ) .
2 r r d cos ϑ (1 + R2 /r′2 − 2(R/r′ ) cos ϑ)1/2 R
−1
r′ ( 1 1
R ∣1−R/r′ ∣ − 1+R/r′ )
q̄ = −q
(vgl. (2.137)).
506 Lösungen der Übungsaufgaben
r P
R r′
q
r′B qB
Abb. A.18
Ohne Punktladung:
Q verteilt sich gleichmäßig über die Metalloberfläche. Wirkung nach außen so, als
ob Q im Kugelmittelpunkt konzentriert wäre.
Mit Punktladung:
qB wird als Flächenladung zur Erfüllung der Randbedingungen benötigt. Der Rest
Q − qB verteilt sich gleichmäßig über die Oberfläche. Wir können also ansetzen:
R
Q − qB = Q + q
r′
im Kugelmittelpunkt,
1 R/r′
4π ε 0 φ 1 (r) = q ( − ) ,
∣r − r′ ∣ ∣r − (R2 /r′2 )r′ ∣
R 1
4π ε 0 φ 2 (r) = (Q + q ′ ) .
r r
F = F1 + F2 .
−q2 R/r′
F 1 = e r′ 2 ,
4π ε 0 (r′ − R2 /r′ )
Lösungen der Übungsaufgaben 507
q (Q + q(R/r′ ))
F 2 = e r′ .
4π ε 0 r′2
F
} Q/q > 0
R } Q/q < 0 r′
Abb. A.19
Dieses Ergebnis erklärt, warum die Ladungen der Metallkugel diese trotz elektro-
statischer Abstoßung nicht verlassen (Austrittsarbeit). Es ist Energie notwendig,
unabhängig davon, ob Q und q gleich- oder ungleichnamige Ladungen sind.
1
ΔG = − δ(r) ,
ε0
G(r) = G(ρ, φ) = G(ρ) .
↑
keine Randbedingungen
ρ ≠ 0: Laplace-Gleichung:
1 ∂ ∂G ∂G
0 = ΔG = (ρ ) ⇔ ρ = C1
ρ ∂ρ ∂ρ ∂ρ
∂G C1
⇔ =
∂ρ ρ
⇔ G(ρ) = C1 ln C2 ρ .
508 Lösungen der Übungsaufgaben
df
R
0
dϕ
Abb. A.20
∫ dτ div(∇G) = ∫ df ⋅ ∇G ,
FR ∂F R
C1
∇ ≡ ( ∂ρ
∂
, 1 ∂
ρ ∂φ
); ∇G = ρ
eρ ,
1 1
∫ dτ div(∇G) = − ∫ dτ δ(r) = − ,
ε0 ε0
FR FR
2π
C1
∫ df ⋅ ∇G = R ∫ dφ e ρ ⋅ e ρ = 2π C1
R
∂F R 0
1 1 1 √
⇒ C1 = − ⇒ G(ρ) = − ln C2 ρ = − ln C2 x2 + y2 .
2π ε 0 2π ε 0 2π ε 0
2. Interessierender Raumbereich:
V = {r = (x, y) ; x ≥ 0, y ≥ 0} .
y
q
qB3 (x0 , y0 )
ϕ=0 V
ϕ=0 x
qB2
qB1
Abb. A.21
Lösungen der Übungsaufgaben 509
qB 3 : kompensiert q auf x = 0:
Daraus folgt:
q √ √
φ(x, y) = − [ln(C2 (x − x0 )2 + (y − y0 )2 ) − ln(C2 (x − x0 )2 + (y + y0 )2 )
2πε 0
√ √
+ ln(C2 (x + x0 )2 + (y + y0 )2 ) − ln(C2 (x + x0 )2 + (y − y0 )2 )]
q [(x − x0 )2 + (y − y0 )2 ][(x + x0 )2 + (y + y0 )2 ]
⇒ φ(x, y) = − ln .
4πε 0 [(x − x0 )2 + (y + y0 )2 ][(x + x0 )2 + (y − y0 )2 ]
Man überprüfe:
1) φ löst in V die Poisson-Gleichung Δφ(x, y) = −(q/ε 0 ) δ(x − x0 ) δ(y − y0 ),
2) φ(x = 0, y) = φ(x, y = 0) = 0.
Φ(ρ, φ) = Π(ρ)Θ(φ) ,
G ladungsfrei ⇒ Laplace-Gleichung: ΔΦ = 0:
1 ∂ ∂Π Π(ρ) ∂ 2 Θ
0 = Θ(ϑ) (ρ )+ .
ρ ∂ρ ∂ρ ρ 2 ∂φ 2
510 Lösungen der Übungsaufgaben
ρ d dΠ 1 d2 Θ ρ d dΠ
0= (ρ )+ ⇒ (ρ ) = ν2 ,
Π(ρ) dρ dρ Θ(φ) dφ 2 Π dρ dρ
1 d2 Θ
= −ν 2 .
Θ dφ 2
Π ν = aν ρ ν + bν ρ −ν ,
Θ ν = āν sin(νφ) + b̄ν cos(νφ) .
Randbedingungen:
Φ(ρ, φ = 0) = 0 ⇒ b̄ν = 0 ,
nπ
Φ(ρ, φ = α) = 0 ⇒ ν = ; n∈N.
α
Φ regulär bei ρ = 0 ⇒ bν = 0 .
∞
nπ
Φ(ρ, φ) = ∑ cn ρ nπ/α sin ( φ) .
n=1 α
α
2 nπ mπ
∫ dφ sin ( φ) sin ( φ) = δ nm
α α α
0
α ∞
2 mπ
∫ dφ Φ 0 (φ) sin ( φ) = ∑ cn Rnπ/α δ nm = cm Rmπ/α
α α n=1
0
α
2 nπ
⇒ cn = R−(nπ/α) ∫ dφ Φ 0 (φ) sin φ.
α α
0
Lösungen der Übungsaufgaben 511
Δφ = 0 .
∞
φ(r, ϑ) = ∑(2l + 1) (Al r l + Bl r−(l+1) ) Pl (cos ϑ) ,
l=0
Regularität im Ursprung:
(i)
Bl =0
∞
(i)
⇒ φi (r, ϑ) = ∑ Al (2l + 1) r l Pl (cos ϑ) .
l=0
Verschwinden im Unendlichen:
(a)
Al =0
∞
(a)
⇒ φa (r, ϑ) = ∑(2l + 1)Bl r−(l+1) Pl (cos ϑ) .
l=0
Stetigkeit bei r = R:
φi (R, ϑ) = φa (R, ϑ)
(a) (i)
⇒ Bl = Al R2l+1 .
Flächenladungsdichte:
∂φa ∂φi
σ(ϑ) = −ε 0 ( − )
∂r ∂r r=R
∞
(a) (i)
= −ε 0 ∑(2l + 1)Pl (cos ϑ)[−(l + 1)Bl R−l−2 − l Al Rl−1 ]
l=0
512 Lösungen der Übungsaufgaben
∞
(i)
⇒ σ(ϑ) = ε 0 ∑(2l + 1)2 Al Rl−1 Pl (cos ϑ)
l=0
!
= σ0 (3 cos2 ϑ − 1) = 2σ0 P2 (cos ϑ) ,
+1 +1
4 1
⇒ A(i)
m = σ0 R
1−m
δ m2
5 2ε 0 (2m + 1)
(i) 2σ0
⇒ A2 = ; A(i)m = 0 für m ≠ 2 .
25ε 0 R
Lösung:
2σ0 2
φi (r, ϑ) = r P2 (cos ϑ) ,
5ε 0 R
2σ0 4 P2 (cos ϑ)
φa (r, ϑ) = R .
5ε 0 r3
∂2 ∂2 ∂2
Δφ = ( 2
+ 2 + 2 ) φ(x, y, z) = 0 .
∂x ∂y ∂z
Separationsansatz:
φ(r) = φ 1 (x) φ 2 (y) φ 3 (z) .
1 d2 φ 1
= −α 2
φ1 dx2
1 d2 φ 2
= −β 2
φ2 dy2
1 d2 φ 3
= γ 2 = (α 2 + β 2 ) .
φ3 dz 2
Dirichlet-Randbedingungen:
1.
φ(0, y, z) = φ(a, y, z) = 0 .
2.
φ(x, 0, z) = φ(x, b, z) = 0
erfordert:
mπ
B2 = 0 ; β → βm = .
b
φ(x, y, 0) = φ(x, y, c) = φ 0
erfüllen wir mit einem Trick. Wir suchen zunächst eine Lösung φ(1) (r), die den
Randbedingungen
B3 = 0 .
Mit
√
n 2 m 2
γ nm = π ( ) +( )
a b
folgt als Zwischenergebnis:
∞
φ(1) (r) = ∑ cnm sin(α n x) sin(β m y) sinh(γ nm z) .
n,m = 1
Noch zu erfüllen:
∞
φ(1) (x, y, c) = φ 0 = ∑ cnm sin(α n x) sin(β m y) sinh(γ nm c) .
n,m = 1
16φ 0 1 2n + 1 2m + 1
φ(1) (r) = ∑ sin ( x) sin ( y)
π 2 n,m (2n + 1)(2m + 1) a b
γ nm z)
sinh(̂
⋅ .
sinh(̂
γ nm c)
berechnet werden. Das erfordert aber denselben Lösungsweg. Wir haben nur z
durch c − z zu ersetzen:
16φ 0 1 2n + 1 2m + 1
φ(2) (r) = ∑ sin ( x) sin ( y)
π 2 n,m (2n + 1)(2m + 1) a b
sinh(̂γ nm (c − z))
⋅ .
sinh(̂γ nm c)
16φ 0 1 2n + 1 2m + 1
φ(r) = ∑ sin ( x) sin ( y)
π 2 n,m (2n + 1)(2m + 1) a b
1
⋅ γ nm z) + sinh (̂
[sinh (̂ γ nm (c − z))] .
sinh(̂
γ nm c)
Legendre-Gleichung (2.151):
d d
{(1 − z 2 ) } Pl (z) + l(l + 1)Pl (z) = 0 ; l = 0, 1, 2, . . .
dz dz
516 Lösungen der Übungsaufgaben
d2 d
(1 − z 2 ) Pl (z) − 2z Pl (z) + l(l + 1)Pl (z) = 0 .
dz 2 dz
Das ist eine Differentialgleichung 2. Ordnung, für die wir zwei linear unabhängige
Lösungen benötigen.
1. Ansatz
∞
P(z) = ∑ an z n
n=0
∞ ∞ ∞
0 = (1 − z 2 ) ∑ an n(n − 1)z n−2 − 2z ∑ an nz n−1 + l(l + 1) ∑ an z n
n=0 n=0 n=0
∞
0 = ∑ z n {an+2 (n + 2)(n + 1) − an n(n − 1) − an 2n + l(l + 1)an } .
n=0
Koeffizientenvergleich:
n(n + 1) − l(l + 1)
an+2 = an .
(n + 2)(n + 1)
l gerade:
l ungerade:
2. P4 (z):
Wähle
a0 ≠ 0 ; a1 = 0 .
a1 = a3 = a5 = . . . = 0 .
Ferner:
−4 ⋅ 5
a2 = a0 = −10a0
2
2⋅3−4⋅5 −7 35
a4 = a2 = (−10a0 ) = a0
4⋅3 6 3
4⋅5−4⋅5
a6 = a4 = 0 = a8 = a10 = . . . .
6⋅5
Es bleibt somit:
35 4
P4 (z) = a0 (1 − 10z 2 + z )
3
! 35 8
P4 (1) = 1 = a0 (1 − 10 + ) = a0 .
3 3
Das ergibt schlussendlich:
3 35
P4 (z) = (1 − 10z 2 + z 4 ) .
8 3
P5 (z):
Wähle
a0 = 0 ; a1 ≠ 0 .
a0 = a2 = a4 = . . . = 0 .
Ferner:
1⋅2−5⋅6 14
a3 = a1 = − a1
3⋅2 3
3⋅4−5⋅6 −18 14 21
a5 = a3 = (− a1 ) = a1
5⋅4 20 3 5
5⋅6−5⋅6
a7 = a5 = 0 = a9 = a11 = . . . .
5⋅4
518 Lösungen der Übungsaufgaben
Es bleibt somit:
14 3 21 5
P5 (z) = a1 (z − z + z )
3 5
! 14 21 8
P5 (1) = 1 = a1 (1 − + ) = a1 .
3 5 15
15 14 21
P5 (z) = (z − z 3 + z 5 ) .
8 3 5
Wir benutzen den Laplace-Operator wie in (2.145) und beachten, dass die Ku-
gelflächenfunktionen Ylm (ϑ, φ) Eigenfunktionen des Operators Δ ϑ,φ sind. Das
gilt speziell für die m = 0-Funktionen, die bis auf einen unwesentlichen Faktor
mit den Legendre-Polynomen übereinstimmen. Deshalb gilt auch:
Laplace-Gleichung:
0 = ΔΦ
∞
= Δ ∑ Rl (r)Pl (cos ϑ)
l=0
∞
1 ∂ 2 ∂ 1
=∑{ 2
(r ) Rl (r)Pl (cos ϑ) + 2 Δ ϑ,φ Rl (r)Pl (cos ϑ)}
l=0 r ∂r ∂r r
∞
1 ∂ 2∂ l(l + 1)
=∑( (r )− ) Rl (r)Pl (cos ϑ) .
l=0 r 2 ∂r ∂r r2
1 ∂ 2 ∂ l(l + 1)
2
(r ) Rl (r) − Rl (r) = 0 .
r ∂r ∂r r2
Lösungen der Übungsaufgaben 519
Ansatz:
1
Rl (r) = ul (r) .
r
Damit gilt:
1 d 2d 1 d dul (r)
2
(r ) Rl (r) = 2 (−ul (r) + r )
r dr dr r dr dr
1 dul (r) dul (r) d2 ul (r)
= 2
(− + +r )
r dr dr dr 2
1 d2 ul (r)
= .
r dr 2
Es ist also zu lösen:
d2 ul (r) l(l + 1)
= ul (r) ↷ ul (r) = α l r l + 1 + β l r−l .
dr 2 r2
Damit ist die Radialfunktion bestimmt:
Rl (r) = α l r l + β l r−(l + 1) .
2. Regularität des Potentials im Ursprung (Mittelpunkt der Kugel vom Radius R):
(i)
βl =0 ∀l .
Damit bleibt:
∞
Φi (r, ϑ) = ∑ α l r l Pl (cos ϑ) .
l=0
Erdung:
∞
Φi (R, ϑ) = 0 = ∑ α l Rl Pl (cos ϑ) .
l=0
α l = 0 ∀l ↷ Φi ≡ 0 .
520 Lösungen der Übungsaufgaben
3. Erdung bedeutet:
∞
Φa (R, ϑ) = 0 = ∑ (α l Rl + β l R−(l + 1) ) Pl (cos ϑ) ↷ β l = −α l R2l + 1 .
l=0
∞
R2l + 1
Φa (r, ϑ) = ∑ α l (r l − ) Pl (cos ϑ) .
l=0 rl + 1
Flächenladungsdichte:
∞
∂Φa
σ = −ε 0 ∣ = −ε 0 ∑ α l (lRl − 1 + (l + 1)Rl − 1 ) Pl (cos ϑ)
∂r r = R l=0
!
= ε 0 σ0 cos ϑ = ε 0 σ0 P1 (cos ϑ) .
1
−α 1 (1 + 2) = σ0 ↷ α 1 = − σ0 ; α l = 0 ∀l ≠ 1 .
3
Potential im Außenraum:
1 R3
Φa (r, ϑ) = − σ0 (r − 2 ) cos ϑ .
3 r
r→∞
b) φa
→ 0 ⇒ Aal ≡ 0
∞
φa (r, ϑ) = ∑ (2l + 1)Bal r−(l+1) Pl (cos ϑ) .
l=0
c) Stetigkeit bei r = R:
!
φi (R, ϑ) = φi (R, ϑ)
Orthogonalität der Pl ⇒ Bal R−(l+1) = Ail Rl
⇒ Bal = Ail R2l+1 .
d) Flächenladungsdichte:
w
∂φ a ∂φ i wwww
σ(ϑ) = −ε 0 ( − ) ww
∂r ∂r www
wr=R
∞
= −ε 0 ∑ (2l + 1)Pl (cos ϑ) {−(l + 1)Bal R−(l+2) − lAil Rl − 1 }
l=0
∞
= +ε 0 ∑ (2l + 1)2 Pl (cos ϑ)Ail Rl − 1 .
l=0
522 Lösungen der Übungsaufgaben
R ∞ σl r l
φi (r, ϑ) = ∑ ( ) Pl (cos ϑ) ,
ε 0 l = 0 (2l + 1) R
R ∞ σl R l+1
φa (r, ϑ) = ∑ ( ) Pl (cos ϑ) .
ε 0 l = 0 (2l + 1) r
2. Speziell:
1 1
2m + 1
σm = σ0 (2∫ d cos ϑP2 (cos ϑ)Pm (cos ϑ) + ∫ d cos ϑP1 (cos ϑ)Pm (cos ϑ))
2
−1 −1
2m + 1 2 2
= σ0 (2 δ m2 + δ m1)
2 2m + 1 2m + 1
= σ0 (2δ m2 + δ m1 )
⇒ Potential:
R 2 r 2 1 r
φi (r, ϑ) = σ0 { ( ) P2 (cos ϑ) + ( ) P1 (cos ϑ)} ,
ε0 5 R 3 R
R 2 R 3 1 R 2
φa (r, ϑ) = σ0 { ( ) P2 (cos ϑ) + ( ) P1 (cos ϑ)} .
ε0 5 r 3 r
Lösungen der Übungsaufgaben 523
E = E0ez
z
R x
Abb. A.22
Azimutale Symmetrie:
∞
φ(r, ϑ) = ∑ (2l + 1) [Al r l + Bl r−(l+1) ] Pl (cos ϑ) .
l=0
(i)
Regularität bei r = 0 ⇒ Bl = 0 ∀l
(i)
⇒ Al = 0 ∀l
⇒ φ ≡ 0 im Inneren .
r R2
φ(r, ϑ) = −E0 R ( − ) cos ϑ .
R r2
Flächenladungsdichte:
∂φ
σ = −ε 0 ∣ = 3ε 0 E0 cos ϑ .
∂r r=R
Kugelkoordinaten
∗
Ylm (ϑ ′ , φ′) = (−1)m Yl−m (ϑ ′ , φ′ )
benutzen:
√ √
′ ′ 4π 2 ∗
r =r ( (Y1−1 (ϑ ′ , φ′) − Y11
∗
(ϑ ′ , φ′)) ,
3 2
√
2 ∗
(Y1−1 (ϑ ′ , φ′) + Y11
∗
(ϑ ′ , φ′)) , Y10
∗
(ϑ ′ , φ′ ))
2i
Lösungen der Übungsaufgaben 525
4π ′ 1
⇒ r ⋅ r′ = ∗
rr {− {Y11 (ϑ, φ)Y1−1 (ϑ ′ , φ′) + Y1−1 (ϑ, φ)Y11 ∗
(ϑ ′ , φ′ )
3 2 ∗
− Y11 (ϑ, φ)Y11 (ϑ ′ , φ′) − Y1−1 (ϑ, φ)Y1−1 ∗
(ϑ ′ , φ′ )}
1 ∗
+ {Y11 (ϑ, φ)Y1−1 (ϑ ′ , φ′) + Y1−1 (ϑ, φ)Y11 ∗
(ϑ ′ , φ′ )
2 ∗
+ Y1−1 (ϑ, φ)Y1−1 (ϑ ′ , φ′) + Y11 (ϑ, φ)Y11∗
(ϑ ′ , φ′ )}
∗
+ Y10 (ϑ, φ)Y10 (ϑ ′ , φ′ )}
4π ′
⇒ r ⋅ r′ = ∗
rr (Y11 (ϑ, φ)Y11 (ϑ ′ , φ′) + Y1−1 (ϑ, φ)Y1−1
∗
(ϑ ′ , φ′ )
3
∗
+ Y10 (ϑ, φ)Y10 (ϑ ′ , φ′))
4π ′
⇒ r ⋅ r′ = rr ∑ Y1m ∗
(ϑ ′ , φ′ )Y1m (ϑ, φ) .
3 m=−1,0,1
Additionstheorem (2.161)
+l
2l + 1 ∗
Pl (cos γ) = ∑ Ylm (ϑ ′ , φ′)Ylm (ϑ, φ) ,
4π m=−l
γ = ∢ (ϑ ′ φ′ ; ϑφ) .
γ = ∢(r, r′ )
und damit:
Mit
√
3
Y10 (ϑ, φ) = cos ϑ
4π
526 Lösungen der Übungsaufgaben
1 1 r<l
= 4π ∑ Y ∗ (ϑ ′ , φ′ ) Ylm (ϑ, φ) .
l+1 lm
′
∣r − r ∣ l,m 2l + 1 r >
1. Innenraum: r < R
r< = r ; r> = r ′ .
Potential:
√ ∞ 2π +1
1 4π 1 rl
Φi (r) = σ0 ∫ r′2 dr′ ∑ ′
∫ dφ ∫ d cos ϑ
′
ε0 3 l,m 2l + 1 r ′l+1
0 0 −1
′ ′ ∗ ′ ′ ′
⋅ Y10 (ϑ , φ )Ylm (ϑ , φ )Ylm (ϑ, φ) δ(r − R)
√
1 4π 1 rl
= σ0 ∑ Ylm (ϑ, φ)
ε0 3 l,m 2l + 1 Rl−1
2π +1
⋅ ∫ dφ′ ∫ d cos ϑ ′ Ylm
∗
(ϑ ′ , φ′)Y10 (ϑ ′ , φ′)
0 −1
δ l1 δ m0
√
1 4π 1
= σ0 Y10 (ϑ, φ) r
ε0 3 3
σ0
= r cos ϑ
3ε 0
σ0
↷ Φi (r) = z.
3ε 0
σ0
Ei (r) = − ez .
3ε 0
2. Außenraum: r > R
r< = r ′ ; r> = r .
Lösungen der Übungsaufgaben 527
Potential:
√ ∞
1 4π 1 r′l
Φa (r) = σ0 ∫ r′2 dr′ δ(r′ − R) ∑
l,m 2l + 1 r
ε0 3 l+1
0
2π +1
⋅ ∫ dφ′ ∫ d cos ϑ ′ Y10 (ϑ ′ , φ′)Ylm
∗
(ϑ ′ , φ′) Ylm (ϑ, φ)
0 −1
δ l1 δ m0
√
1 4π 1 R3
= σ0 Y10 (ϑ, φ) 2
ε0 3 3 r
σ0 R3
= cos ϑ 2 .
3ε 0 r
∂ 1 ∂ 1 ∂
Ea = −∇Φa = − (er + eϑ + eφ ) Φa
∂r r ∂ϑ r sin ϑ ∂φ
σ0 2 1
=− (er R3 cos ϑ (− 3 ) + e ϑ R3 3 (−sin ϑ))
3ε 0 r r
σ0 R3 2 cos ϑ sin ϑ
↷ Ea = ( 3 er + 3 e ϑ ) .
3ε 0 r r
4π 3
p= R σ0 ez
3
1 2 cos ϑ
E(r)
a = p
4πε 0 r3
1 sin ϑ
Ea(ϑ) = p 3
4πε 0 r
E(φ)
a =0.
528 Lösungen der Übungsaufgaben
3(r ⋅ p)r p
4π ε 0 ED (r) = − 3 .
r5 r
1b.
(r − a) ⋅ p
4π ε 0 φD (r) = ,
∣r − a∣3
3[(r − a) ⋅ p](r − a) p
4π ε 0 ED (r) = − .
∣r − a∣5 ∣r − a∣3
rB 0 a
PB p
r
Abb. A.23
2. Koordinatenursprung auf der Metalloberfläche, senkrecht gegenüber p. Auf der
Metalloberfläche gilt:
r⋅n=0 .
„Bild-Dipol“ pB außerhalb V
1 1
⇒ 4π ε 0 φ(r) = (r − a) ⋅ p + (r − rB ) ⋅ pB .
∣r − a∣ 3 ∣r − rB ∣3
Symmetrie: rB = −rB n.
Metalloberfläche:
√ √
∣r − a∣ = r 2 + a2 − 2a r ⋅ n = r 2 + a2 ,
√ √
∣r − rB ∣ = r 2 + rB2 + 2rB r ⋅ n = r 2 + rB2 ,
r ⋅ p − a ⋅ p r ⋅ pB − rB ⋅ pB !
4π ε 0 φ(r) = 2 + =0
(r + a2 )3/2 (r 2 + r 2 )
3/2
B
Lösungen der Übungsaufgaben 529
⇒ rB = a , d. h. rB = −a = −a n ,
pB ⋅ n = p ⋅ n p = p + p∥ ,
}
r ⋅ p = −r ⋅ pB pB = p − p∥ .
(r − a) (r + a) 1 1
4π ε 0 φ(r) = p ( + ) + (p∥ ⋅ r) ( − ) .
∣r − a∣ 3 ∣r + a∣ 3 ∣r − a∣ 3 ∣r + a∣3
0 = φ(r)
3 [(r − a) ⋅ p ] (r − a) p
4π ε 0 Ea (r) = −
∣r − a∣5 ∣r − a∣3
3 [(r + a) ⋅ p ] (r + a) p
+ −
∣r + a∣5 ∣r + a∣3
3(r ⋅ p∥ )(r − a) p∥ 3(r ⋅ p∥ )(r + a) p∥
+ − − + .
∣r − a∣ 5 ∣r − a∣ 3 ∣r + a∣ 5 ∣r + a∣3
Oberflächenladungsdichte:
σ = ε 0 Ea ⋅ n∣r⋅n=0
1 3(−a ⋅ p )(−a ⋅ n) p ⋅n 3(a ⋅ p )(a ⋅ n)
= [ − 2 2 3/2 +
4π (r 2 + a2 )5/2 (r + a ) (r 2 + a2 )5/2
p ⋅n 3(r ⋅ p∥ )(−a ⋅ n) 3(r ⋅ p∥ )(a ⋅ n)
− 2 2 3/2 + − ]
(r + a ) (r 2 + a2 )5/2 (r 2 + a2 )5/2
1 3a p − p (r + a ) + 3a p − p (r + a ) − 6a(r ⋅ p∥ )
2 2 2 2 2 2
⇒ σ=
4π (r 2 + a2 )5/2
1 (4a − 2r ) p − 6a(r ⋅ p∥ )
2 2
⇒ σ(r) = , r ∈ Metalloberfläche .
4π (r 2 + a2 )5/2
530 Lösungen der Übungsaufgaben
4a. p∥ = 0, p = p:
1 p(2a2 − r 2 )
σ= ,
2π (r 2 + a2 )5/2
√
σ = 0 für r = r0 = 2a ,
σ > 0 für r < r0 , falls p > 0, d. h. Dipol
}
σ < 0 für r > r0 vom Metall weggerichtet .
−
−
−
r0 −
+
+ p
+
0
+
−
−
−
Abb. A.24
4b. p∥ = p, p = 0:
−
P
−
+
Abb. A.25
1 6a (r ⋅ p)
σ =− ,
4π (r 2 + a2 )5/2
σ > 0∶ r⋅p <0 ,
σ < 0∶ r⋅p >0 .
Lösungen der Übungsaufgaben 531
5. Zu 4a.:
r 2 + a2
r
α
a p
Abb. A.26
√
Q+ : gesamte Ladung innerhalb des Kreises mit dem Radius r0 = 2a:
r0 r0
r(2a2 − r 2 )
Q+ = ∫ σ(r)2π r dr = p ∫ dr ,
(r 2 + a2 )5/2
0 0
a r
cos α = 2 ; sin α = 2 ,
(r + a2 )1/2 (r + a2 )1/2
r a
tan α = ; dr = dα
a cos2 α
r0
a2 r2 1 r
⇒ Q+ = p ∫ dr (2 − 2 )
r2 +a 2 r + a2 r 2 + a2 (r 2 + a2 )1/2
0
α0
a cos2 α
= p∫ dα(2 cos2
α − sin 2
α) sin α
cos2 α a2
0
cos(α 0 )
cos α 0
p p
= ∫ d cos α(1 − 3 cos2 α) = (cos α − cos3 α)∣
a a 1
1
p p a r02
= cos α 0 sin2 α 0 =
a a (r0 + a2 )1/2 (r0 + a2 )
2 2
p 2a3
=
a (3a2 )3/2
2 p
⇒ Q+ = √ .
3 3a
Analog:
∞
p cos(π/2)=0
Q− = ∫ σ(r)2π r dr = (cos α − cos3 α)∣cos α = −Q+
a 0
r0
⇒ Gesamtladung = 0 .
532 Lösungen der Übungsaufgaben
Zu 4b.:
Q: Betrag der positiven Ladung in der unteren Hälfte bzw. negativen Ladung in
der oberen Hälfte des Bildes. Beide Beträge sind aus Symmetriegründen gleich;
die Gesamtladung ist also ebenfalls Null. Wir wählen r ⋅ p > 0; p∥ : Polarachse,
∞ +π/2
Q = ∫ r dr ∫ dβ σ(r, β) ,
0 −π/2
+π/2
p∥ ⋅ r = r p cos β , ∫ cos β dβ = 2 .
−π/2
∞ ∞
3ap r2 3ap r2 1
Q= ∫ dr 2 = ∫ dr 2
π (r + a2 )5/2 π r + a2 (r 2 + a2 )3/2
a dα
0 0
2
cos α
sin 2 α cos 3 α
a3
π/2
1
3p p
= ∫ dα cos α sin 2
α = sin 3
α∣
πa πa 0
0 d sin α
p
⇒ Q= .
πa
∂2 ∂2
Δφ = ( 2
+ 2)φ = 0 .
∂x ∂y
Separationsansatz:
Einsetzen in Laplace-Gleichung:
1 d2 f 1 d2 g
+ =0
f dx2 g dy2
~ ~
nur von nur von
x abhängig y abhängig
1 d2 f 1 d2 g
⇒ 2
= α2 = − .
f dx g dy2
Lösungen der Übungsaufgaben 533
Lösungsstruktur:
Randbedingungen:
φ(x = 0, y) = 0 ⇒ b = −a ,
φ(x, y = 0) = 0 ⇒ ā = 0 ,
nπ
φ(x, y = y0 ) = 0 ⇒ α → α n = ; n∈N.
y0
Zwischenergebnis:
nπ nπ
φ(x, y) = ∑ cn sin ( y) sinh ( x) .
n y0 y0
Weitere Randbedingung:
nπ nπ ! π
φ 0 = φ(x = x0 , y) = ∑ cn sin ( y) sinh ( x0 ) = sin ( y) .
n y0 y0 y0
Orthogonalitätsrelation:
y0
2 mπ π
∫ sin ( y) sin ( y) dy = δ m1
y0 y0 y0
0
y0
nπ 2 nπ mπ
= ∑ cn sinh ( x0 ) ∫ sin ( y) sin ( y) dy
n y0 y0 y0 y0
0
nπ
= ∑ cn sinh ( x0 ) δ nm
n y0
δ m1
⇒ cm = .
sinh ( mπ
y
x0 )
0
Lösung:
sinh( yπ x) π
φ(x, y) = 0
sin ( y) .
sinh( yπ x0 ) y0
0
534 Lösungen der Übungsaufgaben
1. Zylinderkoordinaten: ρ, φ, z,
ρ: Abstand vom Drahtzentrum.
Symmetrien:
E(r) = E(ρ) eρ .
Gauß’scher Satz:
V ρ : Zylinder mit Radius ρ und Höhe L; konzentrisch um Draht:
1 1
∫ d r div E = q(V ρ ) = λ L = ∫ df ⋅ E = E(ρ)2π ρ L .
3
ε0 ε0
Vρ S(V ρ )
Elektrisches Feld:
λ 1
E(r) = eρ .
2π ε 0 ρ
Potential:
λ
φ(r) = − ln ρ .
2π ε 0
2. Bilddraht:
Links der Platte, im Abstand (−x0 ), parallel zur Platte, Ladung pro Länge (−λ).
Potential:
λ √
Draht ⇒ φD (r) = − ln (x − x0 )2 + y2 ,
2π ε 0
λ √
Bilddraht ⇒ φB (r) = + ln (x + x0 )2 + y2 .
2π ε 0
Gesamtpotential:
^
λ _ (x + x0 )2 + y2
φ(r) = ln _
` .
2π ε 0 (x − x0 )2 + y2
Randbedingung:
λ
φ(x = 0, y, z) = ln 1 = 0 .
2π ε 0
Lösungen der Übungsaufgaben 535
3. Induzierte Flächenladungsdichte:
∂φ
∣ , σ = −ε 0
∂x x=0
∂φ λ 1 2(x + x0 ) 2(x − x0 )
= [ − ] ,
∂x 2π ε 0 2 (x + x0 ) + y
2 2 (x − x0 )2 + y2
∂φ λ x0 λ x0
∣ = ⇒ σ =− .
∂x x=0 π ε 0 x0 + y
2 2 π x02 + y2
Abschnitt 2.4.4
Lösung zu Aufgabe 2.4.1
Dipolmoment:
= r 0 ∫ d3 r′ ρE (r′ + r 0 ) + ∫ d3 r′ r′ ρE (r′ + r 0 ) ,
(I) (II)
∞
4e ′ ′2 −2r′ /a
(I) = (e − ∫ dr r e )
a3
0
=a3 /4
2. Rückstellkraft:
F R = eEe (r = 0) .
↑
Feld des Elektrons
e 1 e−2r/a 2r 2r 2
⇒ E(r) = − [ 2 − 2 (1 + + 2 )] er .
4π ε 0 r r a a
Jetzt: Elektron am Ort r 0
e r − r0 2∣r − r 0 ∣ 2∣r − r 0 ∣2
⇒ Ee (r) = − [1 − e(−2∣r−r 0 ∣)/a (1 + + )] .
4π ε 0 ∣r − r 0 ∣ 3 a a2
Rückstellkraft:
e2 2r0 2r02
FR = 2
er0 [1 − e−2r0 /a (1 + + 2 )]
4π ε 0 r0 a a
e2 e
≈ r0 = − p,
3π ε 0 a3 3π ε 0 a3
denn für r0 ≪ a gilt:
2r0 2r02
[1 − e−2r0 /a (1 + + 2 )]
a a
2r0 2r02 4 r03 2r0 2r02
= 1 − (1 − + 2 − + ⋯) (1 + + 2)
a a 3 a3 a a
2r0 2r02 2r0 4r02 4r03
= 1 − (1 + + 2 )+( + 2 + 3)
a a a a a
2r02 4r03 4r04 4 r03 8 r04 8 r05
−( + + ) + ( + + )+⋯
a2 a3 a4 3 a3 3 a4 3 a5
4 r03 r4
= 3
+ 0 ( 04 ) .
3a a
Lösungen der Übungsaufgaben 537
Gleichgewichtsbedingung:
! e
e E0 = −F R = p ⇒ p = 3π ε 0 a3 E0 .
3π ε 0 a3
3.
N
n=
V
P = 3π ε 0 n a3 E0 ,
elektrisches Feld:
1
E = E0 − P = (1 − 3π n a3 )E0 ,
ε0
dielektrische Verschiebung:
D = ε 0 εr E = ε 0 E0 = ε 0 E + P ,
Dielektrizitätskonstante:
1
εr = .
1 − 3π n a3
P
r
ε(r2)
z
R
ε(r1)
E0 E0
Abb. A.27
Δφ = 0 .
538 Lösungen der Übungsaufgaben
a) Azimutale Symmetrie:
∞
φ(r, ϑ) = ∑ (2l + 1) (Al r l + Bl r−(l+1) ) Pl (cos ϑ) (s. (2.165)) .
l=0
b) Regularität bei r = 0:
∞
φi (r, ϑ) = ∑ (2l + 1)Al r l Pl (cos ϑ) .
l=0
d) Stetigkeit bei r = R:
!
φi (r = R, ϑ) = φa (r = R, ϑ)
B0
⇒ A0 = ,
R
3B1
3A1 R = −E0 R + 2 ,
R
Bl
Al = 2l+1 für l ≥ 2 .
R
e) Dn stetig:
∂φi ∂φa
ε(2)
r ( ) = ε(1)
r ( ) ,
∂r r =R ∂r r =R
ε(2)
r ∑ l(2l + 1)Al R
l−1
Pl (cos ϑ)
l
0 = B0 ,
1
3ε(2) (1) (1)
r A1 = −E0 ε r − 6ε r B1 ,
R3
1
ε(2) (1)
r l(2l + 1)Al = −ε r (l + 1)(2l + 1)Bl für l ≥ 2 .
R2l+1
Lösungen der Übungsaufgaben 539
Al = Bl = 0 für l ≠ 1 ,
(1)
εr
A1 = −E0 (1) (2)
,
2εr + εr
(2) (1)
1 εr − εr
B1 = R3 E0 (1) (2) .
3 2εr + εr
f) Lösung:
(1)
3εr
φi (r) = − (1) (2)
E0 r cos ϑ ,
2εr + εr
(2) (1)
εr − εr cos ϑ
φa (r) = −E0 r cos ϑ + E0 R3 (1) (2)
.
2εr + εr r2
g) Elektrisches Feld:
Innen:
(1)
3εr
Ei = (1) (2)
E0 ez .
2εr + εr
(1) (2)
3εr (εr − 1)
P = (ε(2)
r − 1)ε 0 Ei = (1) (2)
ε 0 E0 .
2εr + εr
Außen:
Man setze
(2) (1)
εr − εr
p = 4π ε 0 R3 E0 (1) (2)
ez .
2εr + εr
Dann gilt:
1 p⋅r
φa (r) = −E0 ⋅ r + .
4π ε 0 r 3
6
Dipolpotential (2.71)
540 Lösungen der Übungsaufgaben
1 3(r ⋅ p)r p
Ea = E0 + [ − 3] .
4π ε 0 r5 r
Dem äußeren homogenen Feld E0 überlagert sich also das Feld eines Dipols p,
der im Kugelmittelpunkt angebracht ist und in z-Richtung weist.
Abb. A.28
Q −Q
d
z
εr (z)
Abb. A.29
Die Verschiebungsdichte D hat nur eine z-Komponente, bestimmt durch die wahren,
freien Überschussladungen, deshalb:
Q
Dz = .
F
Ferner gilt:
Dz = ε 0 εr (z)Ez (z) .
Q
Ez (z) = .
F εr (z)ε 0
Lösungen der Übungsaufgaben 541
d
Q dz
U = φ(z = 0) − φ(z = d) = ∫ .
F ε0 εr (z)
0
Q F ε0 C0
C= = = ,
U ∫ d dz 1 d dz
0 εr (z) d ∫0 εr (z)
d (2) (1)
dz d1 d2 d1 ε r + d2 ε r
∫ = + (2) = .
εr (z) ε(1)
r εr
(1) (2)
εr εr
0
1.
DI = εr ε 0 EI ; DII = ε 0 EII ;
DI,II = DI,II ez ; EI,II = EI,II ez .
2.
EI = EII = E ,
DI = εr DII .
3.
DI = σI ; DII = σII wegen div D = ρ .
542 Lösungen der Übungsaufgaben
4.
Q = σI FI + σII FII = DI FI + DII FII = ε 0 E(εr FI + FII )
= ε 0 E b [εr x + (a − x)] = ε 0 E b [a + (εr − 1)x] .
Daraus folgt:
Q
E= ez ,
ε 0 b [a + (εr − 1)x]
DI = εr ε 0 E ; DII = ε 0 E .
5.
1 1
W= ∫ d r E ⋅ D = (E DI FI d + E DII FII d)
3
2 2
1 1
= E d ε 0 E (εr FI + FII ) = ε 0 E2 d b [a + (εr − 1)x]
2 2
ε0 Q2 d b
= .
2 ε 20 b2 [a + (εr − 1)x]
Dies ergibt:
1 d Q2
W= .
2 ε 0 b (a + (εr − 1)x)
6.
F = F ex ,
dW 1 d Q2 (εr − 1)
F=− = ≥0.
dx 2 ε 0 b [a + (εr − 1)x]2
ρ(r′ ) r − r′
4πε 0 φ(r) = ∫ d3 r′ { + P(r ′
) ⋅ 3} .
∣r − r′ ∣ ∣r − r′ ∣
Überschussladungsdichte:
ρ(r′ ) ≡ 0 .
Lösungen der Übungsaufgaben 543
Es bleibt also:
r − r′ 1
4πε 0 φ(r) = P0 ⋅ ∫ d3 r′ = −P0 ⋅ ∇r ∫ d3 r′ .
∣r − r′ ∣
3
∣r − r′ ∣
r′ ≤R r′ ≤R
Für die Berechnung des Integrals wählen wir die Richtung von r als Polarachse:
R +1
3 ′ 1 1
∫ d r = 2π ∫ dr′ r′2 ∫ d cos ϑ √
∣r − r ′∣
r + r − 2rr′ cos ϑ
2 ′2
r′ ≤R 0 −1
R
2π ′ ′
√ +1
=− ∫ dr r r 2 + r′2 − 2rr′ cos ϑ ∣
r −1
0
R
2π ′ ′ ′ ′
= ∫ dr r (∣r + r ∣ − ∣r − r ∣)
r
0
⎧
⎪
r R
⎪
⎪ ′ ′2 ′ ′
⎪
⎪2 ∫ dr r + 2 ∫ dr r r (r < R)
⎪
⎪
⎪
2π ⎪ 0 r
= ⎨ R
r ⎪
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪2 ∫ dr′ r′2 (r > R)
⎪
⎪
⎪
⎩ 0
⎧
⎪ r3 r 2 2
⎪
⎪ + (R − r ) (r < R)
4π ⎪
⎪3 2
= ⎨
r ⎪
⎪
⎪ 1 3
⎪
⎪ R (r > R)
⎩3
⎧
⎪ 1 2 1 2
⎪
⎪ R − r (r < R)
⎪
⎪2 6
= 4π ⎨
⎪
⎪
⎪ 1
⎪
⎪ R 3
(r > R) .
⎩ 3r
⎧
⎪ 1 2 1 2
⎪
⎪
⎪ R − r (r < R)
⎪2 6
4πε 0 φ(r) = −P0 ⋅ ∇r 4π ⎨
⎪
⎪ R3
1
⎪
⎪ (r > R) .
⎪
⎩ 3r
544 Lösungen der Übungsaufgaben
⎧
⎪ 1
⎪
⎪ r (r < R)
1 ⎪
⎪3
φ(r) = P0 ⋅ er ⎨
ε0 ⎪
⎪
⎪
1 3
⎪
⎪ R (r > R)
⎩ 3r 2
⎧
⎪P0 ⋅ r (r < R)
1 ⎪ ⎪
= ⎨ R 3
3ε 0 ⎪
⎪
⎪P ⋅r (r > R) .
⎩ 0 r3
4π 3
p= R P0 .
3
⎧
⎪ 4π
⎪
⎪
⎪ P ⋅r (r < R)
1 ⎪ 3 0
φ(r) = ⎨
4πε 0 ⎪
⎪ 1
⎪
⎪ p⋅r (r > R) .
⎪
⎩ r3
Außerhalb der Kugel ergibt sich also das normale Dipol-Potential (2.96).
2. Elektrische Feldstärke:
E(r) = −∇φ(r) .
⎧
⎪ 1
⎪
⎪
⎪− P0 e z (r < R)
⎪ 3ε 0
E(r) = ⎨
⎪ 3er (er ⋅ p) − p
⎪
⎪ (r > R) .
⎪
⎪
⎩ 4πε 0 r 3
Abb. A.30
3. Polarisationsladungsdichte:
ρP (r) = −div P .
Damit ist
Dies bedeutet:
σP ist die Oberflächenladungsdichte. Wie in Abb. 2.12 legen wir um die Kugel-
oberfläche ein „Gauß’sches Kästchen“ und lassen die Breite Δx der Stirnfläche
gegen null gehen. Dann muss gelten:
∫ d r div P = ∫ df ⋅ P
→ ΔF n ⋅ (Pa − Pi ) .
3
ΔV S(ΔV)
ΔV ΔV
546 Lösungen der Übungsaufgaben
Pa ≡ 0 ; Pi = P 0 .
Wie oben schon ausgenutzt bilden sich an der oberen Kugelgrenzfläche positive,
an der unteren negative Polarisationsladungen.
4. Als Realisierung könnte man sich zwei mit +q und −q homogen geladene Kugeln
vorstellen, deren Mittelpunkte um a mit a ≪ R gegeneinander verschoben sind.
Dabei sind q und a so zu wählen, dass gilt:
4π 3
p = qa = ( R ) P0 .
3
Vakuum Dielektrikum
εr = 1 εr > 1
q q B′ qB x
×
a 0 +a
Abb. A.31
r̂ 0 = +a ex
Lösungen der Übungsaufgaben 547
r 0 = −a ex
ein, die die reale Ladung q dort ersetzt. Das System von Punktladungen führt dann
zu folgenden Potentialen:
⎧
⎪ 1 1
⎪
⎪q + qB x<0
⎪
⎪
⎪ ∣r + ae x ∣ ∣r − aex ∣
4πε 0 φ(r) = ⎨
⎪
⎪
⎪ 1
⎪
⎪q′B x>0.
⎪
⎩ ∣r + aex ∣
⎧ r + aex r − aex
⎪
⎪
⎪q 3 + qB x<0
⎪
⎪ ∣r + aex ∣ ∣r − aex ∣
3
4πε 0 E(r) = ⎨ r + aex
⎪
⎪
⎪q′B
⎪ x>0.
⎪
⎩ ∣r + aex ∣
3
Die Bildladungen bestimmen wir aus den Stetigkeitsbedingungen für das elektrosta-
tische Feld an der
Tangentialkomponente (2.213):
Elt (x = 0) = Ert (x = 0) .
εr
Eln (x = 0) = Ern (x = 0) .
1
Für Punkte der Grenzfläche gilt:
√
∣r + a ex ∣ = ∣r − a ex ∣ = a2 + y2 + z 2 = b(y, z) .
E ⋅ ex ∣x = 0 .
548 Lösungen der Übungsaufgaben
a −a ! a
q + qB 3 = εr q′B 3 .
b3 b b
Das ergibt:
q − qB = εr q′B . (A.3)
E ⋅ e z ∣x = 0 .
z z ! z
q + qB 3 = q′B 3 .
b3 b b
Das ergibt:
q + qB = q′B . (A.4)
2
q′B = q
εr + 1
1 − εr
qB = q .
1 + εr
P = χe ε 0 E ; χe = εr − 1 .
⎧
⎪
⎪
⎪0 x<0
⎪
P(r) = ⎨ q εr − 1 r + aex
⎪
⎪
⎪ x>0.
⎩ 2π εr + 1 ∣r + aex ∣
⎪ 3
Polarisationsladungsdichte (2.189):
r − r0 1
div = − div ⋅ grad
∣r − r 0 ∣
3
∣r − r 0 ∣
= 4π δ (r − r 0 ) = 0 .
Dies gilt da r 0 im linken Halbraum liegt. Ferner wurde (1.69) ausgenutzt. Damit folgt
für alle r mit x < 0 und x > 0:
ρP (r) ≡ 0 .
ρP (r) = σP δ(x) .
Oberflächenladungsdichte (2.193):
σP = − ex ⋅ P∣x = 0 .
q εr − 1 a
σP = − .
2π εr + 1 (a2 + y2 + z 2 ) 32
Abschnitt 3.2.4
Lösung zu Aufgabe 3.2.1
Abb. A.32
Wir legen um den Leiter einen (fiktiven) Zylinder mit dem Radius ρ > R.
⇒ Zylinderkoordinaten ρ, φ, z angemessen, deshalb der folgende Ansatz:
⇒ neuer Ansatz:
B = B ρ (ρ)eρ + Bφ (ρ)eφ .
⇒ B ρ (ρ) = 0
⇒ B = Bφ (ρ)eφ .
Maxwell-Gleichung (F ρ : Stirnfläche des fiktiven Zylinders):
⎧
⎪ falls ρ > R ,
⎪
⎪1
∫ dr ⋅ B = μ 0∫ df ⋅ j = μ 0 ⎨ ρ2
I
⎪
⎪ falls ρ ≤ R ,
∂F ρ Fρ ⎪
⎩ R2
dr = dρeρ + ρdφeφ + dzez
⇒ dr ⋅ B = ρdφBφ (ρ)
2π
⇒ ∫ dr ⋅ B = ρBφ (ρ) ∫ dφ = 2πρBφ (ρ) ,
∂F 0
⎧
⎪ 1
μ0 I ⎪
⎪
⎪ρ falls ρ > R ,
⇒ Bφ (ρ) = ⎨
2π ⎪ ⎪
⎪
ρ
falls ρ ≤ R .
⎪
⎩ R2
μ0 3 ′ ′ r − r′ μ0 ′ r − r′
B(r) = ∮ d r j(r ) × = I ∮ dr × .
4π ∣r − r′ ∣3 4π ∣r − r′ ∣3
c c
„Selbstkraft“
μ0 2 r − r′
F= I ∮ ∮ dr × (dr′ × )
4π ∣r − r′ ∣3
c c
μ0 2 r − r′ r − r′
= I ∮ ∮ (dr′ (dr ⋅ )− (dr′ ⋅ dr)) .
4π ′
∣r − r ∣ 3 ∣r − r′ ∣
c c
552 Lösungen der Übungsaufgaben
r − r′ 1
∮ dr ⋅ ∣r − r′ ∣3 = − ∮ dr ⋅ ∇r ∣r − r′ ∣
c c
Stokes 1
= − ∫ df ⋅ rot grad =0.
∣r − r′ ∣
Fc
0
Es bleibt
μ0 2 r − r′
F=− I ∮ ∮ dr ⋅ dr′ .
4π ∣r − r′ ∣3
c c
Vertauschung der Variablen r und r′ macht F zu −F. Das ist nur möglich, wenn
F=0.
Fazit:
Die Stromschleife übt auf sich selbst keine Kraft aus!
j = j(r, ϑ)eφ
1.
eφ = (−sin φ, cos φ, 0) ,
j = j(r, ϑ)(−sin φ, cos φ, 0)
⇒ jx + ijy = j(−sin φ + i cos φ) = ij(r, ϑ)eiφ .
Aus
′
μ0 3 ′ j(r )
A(r) = ∫ d r
4π ∣r − r′ ∣
folgt
Az (r) = 0 ,
μ0 3 ′ jx + ijy
Ax + iAy = ∫ d r
4π ∣r − r′ ∣
μ0 j(r′ , ϑ ′) iφ′
= i ∫ d3 r ′ e .
4π ∣r − r′ ∣
Lösungen der Übungsaufgaben 553
1 1 r<l
= 4π ∑ Y ∗ (ϑ ′ , φ′)Ylm (ϑ, φ) ,
+ 1 lm
′
∣r − r ∣ m,l 2l + 1 r l
>
r> = max(r, r′ ) ,
r< = min(r, r′ ) ,
^
_ 2l + 1 (l − m)! m
Ylm (ϑ, φ) = _
` P (cos ϑ)eimφ .
4π (l + m)! l
∞
μ0 r l (l − 1)! 1
A(r, ϑ) = ∫ d3 r′ j(r′ , ϑ ′ ) ∑ l +< 1 Pl (cos ϑ ′ ) Pl1 (cos ϑ) .
4π r
l=1 > (l + 1)!
2.
Δ A(r) = −μ0 j(r) (∗)
gilt komponentenweise:
φ-Differenziationen ausführen ⇒
1
(Δ − ) A(r, ϑ) = −μ0 j(r, ϑ) .
r 2 sin2 ϑ
Merke, in (∗) einfach eφ „herauskürzen“ ist nicht erlaubt, führt zum falschen
Resultat!
554 Lösungen der Übungsaufgaben
j = jez
gilt
′
μ0 3 ′ j(r )
A(r) = ∫ d r = A(ρ, φ, z)ez .
4π ∣r − r′ ∣
A(r) = A(ρ)ez
Nabla-Operator:
∂ 1 ∂ ∂
∇ = eρ + eφ + ez ,
∂ρ ρ ∂φ ∂z
⇒ B = rot A(r) = ∇ × A(r) ∼ e ρ × ez = −eφ
⇒ B = B(ρ)eφ .
dr = ρdφeφ ; df = ρdρdφez ,
⇒ ∫ dr ⋅ B = 2πρB(ρ)
∂F ρ
= ∫ df ⋅ rot B = ∫ df ⋅ μ0 j
Fρ
Fρ
= μ0 I(F ρ ) ,
⎧
⎪
⎪
⎪0 falls ρ ≤ R1 ,
⎪
⎪
⎪ ρ 2 − R21
⎪
I(F ρ ) = ⎨I 2 falls R1 ≤ ρ ≤ R2 ,
⎪
⎪ R2 − R21
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪ falls ρ ≥ R2 ,
⎩I
⎧
⎪ falls ρ ≤ R1 ,
⎪
⎪ 0
⎪
⎪
⎪ 2
⎪ ρ− 1 R
μ0 I ⎪
⎪
⎪ ρ
falls R1 ≤ ρ ≤ R2 ,
⇒ B(ρ) = ⎨ 2
2π ⎪ ⎪ R − R 2
⎪
⎪
2 1
⎪
⎪ 1
⎪
⎪
⎪ falls ρ ≥ R2 .
⎪
⎩ρ
Lösungen der Übungsaufgaben 555
Abb. A.33
B = Bφ (ρ)eφ .
!
∫ dr ⋅ B = 2πρBφ (ρ) = μ0 ∫ df ⋅ j .
∂F ρ Fρ
(Ampère’sches Durchflutungsgesetz)
⎧
⎪ ρ2
⎪
⎪
⎪I 0 ≤ ρ ≤ ρ1 ,
⎪ ρ2 ;
⎪
1
⎪
⎪ 1
⎪
⎪
⎪
⎪I1 ; ρ1 ≤ ρ ≤ ρ2 ,
∫ df ⋅ j = ⎨
⎪ ρ 2
− ρ 2
⎪
⎪I1 + I2 2 2
; ρ2 ≤ ρ ≤ ρ3 ,
Fρ ⎪
⎪
⎪
⎪
⎪ ρ − ρ 2
⎪
⎪
3 2
⎪
⎩I1 + I2 ;
⎪ ρ3 ≤ ρ .
556 Lösungen der Übungsaufgaben
⎧
⎪ I1
⎪
⎪ ρ; 0 ≤ ρ ≤ ρ1 ,
⎪
⎪ ρ 12
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪ 1
⎪
⎪
⎪I1 ; ρ1 ≤ ρ ≤ ρ2 ,
μ0 ⎪
⎪
⎪ ρ
Bφ (ρ) = ⎨
2π ⎪
⎪
⎪ ρ 2 − ρ 22 1
⎪
⎪(I1 + I2 2 ) ; ρ2 ≤ ρ ≤ ρ3 ,
⎪
⎪ ρ 3 − ρ 22 ρ
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪ 1
⎪
⎪
⎪(I1 + I2 ) ; ρ3 ≤ ρ .
⎩ ρ
Abb. A.34
Spezialfall: I1 = −I2 = I
⎧
⎪ 1
⎪
⎪ ρ; 0 ≤ ρ ≤ ρ1 ,
⎪
⎪ 2
⎪
⎪
⎪
ρ 1
⎪
⎪
⎪
⎪ 1
μ0 I ⎪
⎪
⎪ ; ρ1 ≤ ρ ≤ ρ2
Bφ (ρ) = ⎨ρ
2π ⎪ ⎪
⎪
⎪
⎪ ρ 32 − ρ 2 1
⎪
⎪ ; ρ2 ≤ ρ ≤ ρ3 ,
⎪
⎪ ρ 32 − ρ 22 ρ
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪0 ; ρ3 ≤ ρ .
⎪
⎩
Lösungen der Übungsaufgaben 557
Abb. A.35
1. Vektorpotential:
′
1 3 ′ j(r )
A= ∫ d r .
4π ∣r − r′ ∣
x
ρ
C
2R
Abb. A.36
Die Symmetrie legt Zylinderkoordinaten (ρ, φ, z) nahe. Wegen j = j ez und
wiederum aus Symmetriegründen kann das Vektorpotential keine z- und φ-
Abhängigkeit aufweisen:
A = A(ρ) ez .
558 Lösungen der Übungsaufgaben
Zu berechnen ist:
B = rot A .
∂ ∂ ∂ ∂ ∂ ∂
rot A = ( Az − Ay , Ax − Az , Ay − Ax )
∂y ∂z ∂z ∂x ∂x ∂y
∂ ∂
=( Az , − Az , 0)
∂y ∂x
∂ y x
= A(ρ) ( , − , 0)
∂ρ ρ ρ
∂
= A(ρ) (sin φ, −cos φ, 0)
∂ρ
∂
= A(ρ) eφ .
∂ρ
B = B(ρ) eφ .
C sei ein konzentrischer Kreis um den Leiter mit dem Radius ρ (s. Abb. A.36).
Dann gilt mit dem Satz von Stokes und der Maxwell-Gleichung (3.31):
a = (−a, 0, 0) .
Wir schließen aus der Linearität der Maxwell-Gleichungen, dass sich das Feld im
Innern der Zylinderbohrung zusammensetzt aus dem Feld des von j homogen
Lösungen der Übungsaufgaben 559
durchflossenen Gesamtzylinders (s. Teil 1.) und dem von −j homogen durchflos-
senen, gebohrten Zylinder vom Radius R0 :
(1) (2)
B = B1 (ρ 1 ) eφ + B2 (ρ 2 ) eφ .
R0
R
P0 a x
r2
" r1
Abb. A.37
(2)
eφ , ρ 2 beziehen sich auf den Ursprung P0 der Zylinderbohrung:
(1) 1
eφ = (−y1 , x1 , 0)
ρ1
(2) 1 1
eφ = (−y2 , x2 , 0) = (−y1 , x1 + a, 0) .
ρ2 ρ2
1 1
B= μ0 j (−y1 , x1 , 0) − μ0 j (−y1 , x1 + a, 0)
2 2
1 1
= μ0 j (0, −a, 0) = − μ0 ja ey .
2 2
Das B-Feld im Innern der Zylinderbohrung ist also homogen und weist in (j×a)-
Richtung:
1
B= μ0 (j × a) .
2
560 Lösungen der Übungsaufgaben
Abschnitt 3.3.3
Lösung zu Aufgabe 3.3.1
eφ = (− sin φ, cos φ, 0)
Ay = A(ρ, z) cos(φ)
′ ′ ′
μ0 3 ′ Iδ(ρ − R)δ(z ) cos φ
= ∫ d r .
4π ∣r − r′ ∣
r = (x, y, z) = (ρ, 0, z)
r′ = (x′ , y′ , z′ ) = (R cos φ′ , R sin φ′ , 0) ,
∞ 2π +∞
μ0 ′ ′ ′ ′ Iδ(ρ ′ − R)δ(z′) cos φ′
Ay
→ A(ρ, z) = ∫ ρ dρ ∫ dφ ∫ dz √
4π
0 (R cos φ′ − ρ)2 + R2 sin2 φ′ + z 2
0 −∞
2π
μ0 1
= IR ∫ dφ′ cos φ′ √ .
4π
0
R + ρ − 2ρR cos φ′ + z 2
2 2
Elliptisches Integral, nicht elementar lösbar! Deshalb diskutieren wir nur zwei
Grenzfälle:
(a) ρ ≪ R
In dieser Grenze lässt sich abschätzen:
−1/2
1 1 ρ 2 − 2ρR cos φ′
√ =√ (1 + )
R2 + ρ 2 − 2ρR cos φ′ + z 2 R2 + z 2 R2 + z 2
1 ρ 2 − 2ρR cos φ′
≃√ (1 − ) .
R2 + z 2 2(R2 + z 2 )
Lösungen der Übungsaufgaben 561
Der erste Summand liefert keinen Beitrag, für den zweiten folgt mit
2π
′ 2 ′
∫ dφ cos φ = π ,
0
1 ρ
A(ρ, z) ≃ μ0 IR2 2 .
4 (R + z 2 )3/2
1 3zρ
Bρ = μ0 IR2 5 ,
4 (R2 + z 2 ) 2
Bφ = 0 ,
1 2
Bz = μ0 IR2 3 .
4 (R + z 2 ) 2
2
(b) ρ ≫ R
− 12
1 1 R2 − 2ρR cos φ′
√ =√ (1 + )
R2 + ρ 2 − 2ρR cos φ′ + z 2 ρ 2 + z2 ρ 2 + z2
1 R2 ρR cos φ′
≃√ (1 − ) + 3 .
ρ 2 + z2 2(ρ 2 + z 2 ) (ρ 2 + z 2 ) 2
Der erste Summand liefert keinen Beitrag zu A(ρ, z), der zweite dagegen:
1 ρ
A(ρ, z) ≈ μ0 IR2 3 .
4 (ρ + z 2 ) 2
2
Zylinderkoordinaten
r = ρeρ + zez
3
⇒ (ρ 2 + z 2 ) 2 = r 3 ,
ez × r = ρez × e ρ = ρeφ .
562 Lösungen der Übungsaufgaben
μ0 m × r
A(r) = ,
4π r 3
m = πR2 Iez .
Daraus resultiert wie zu (3.45) die magnetische Induktion in der für das Dipolfeld
bekannten Gestalt:
μ0 3r(m ⋅ r) m
B(r) = rot A(r) = ( − 3) .
4π r5 r
Abb. A.38
1. Ladungsdichte:
q
ρ(r) = δ(r − R) .
4π R2
Stromdichte:
Oberfläche:
qω
j(r) = sin ϑ δ(r − R) eφ .
4π R
2. Magnetisches Moment
Definition:
1
m= ∫ (r × j(r)) d r ,
3
2
(er × eφ ) = (−cos ϑ cos φ, −cos ϑ sin φ, sin ϑ) = −e ϑ
∞ 2π +1
qω
⇒ m= ∫ dr r δ(r − R) ∫ dφ ∫ d cos ϑ (−sin ϑ e ϑ )
3
8πR
0 0 −1
+1
1
= q ω R2 ∫ d cos ϑ(1 − cos2 ϑ)(0, 0, 1)
4
−1
2− 23
1 1
⇒ m = q ω R2 ez = q R2 ω .
3 3
3. Vektorpotential
Definition:
′
μ0 3 ′ j(r )
A(r) = ∫ d r ,
4π ∣r − r′ ∣
μ0 q 3 ′ ′ r′
A(r) = ω × ∫ d r δ(r − R) .
4π 4π R2 ∣r − r′ ∣
Polarachse ↑↑ r:
r = r(0, 0, 1) ,
r ′ = r′ (sin ϑ ′ cos φ′ , sin ϑ ′ sin φ′ , cos ϑ ′) .
564 Lösungen der Übungsaufgaben
Daraus folgt:
∞ +1
μ0 q x(0, 0, 1)
A(r) = ω × ∫ dr′ r′3 δ(r′ − R) ∫ dx √
8π R 2
0 −1
r + r′2 − 2rr′ x
2
+1
μ0 q R x
= (ω × er ) ∫ dx √ ,
8π r 2 + R2 − 2r Rx
−1
+1
x 1 √ +1
I = ∫ dx √ = − x r 2 + R2 − 2r Rx∣
−1
r 2 + R2 − 2r Rx rR −1
+1
1 √
+ ∫ dx r + R − 2r Rx
2 2
rR
−1
+1
1 1 2 1 3/2
=− (∣r − R∣ + ∣r + R∣) + (− ) (r 2 + R2 − 2r Rx) ∣
rR rR 3 2r R −1
1 1
= − (∣r − R∣ + ∣r + R∣) − 2 2 (∣r − R∣ − ∣r + R∣ ) .
3 3
rR 3r R
r > R:
1
I=− (r − R + r + R)
rR
1
− 2 2 (r 3 − 3r 2 R + 3r R2 − R3 − r 3 − 3r 2 R − 3r R2 − R3 )
3r R
2 1 2R
= − − 2 2 (−6r 2 R − 2R3 ) = + 2 .
R 3r R 3r
r < R:
2 1 r
I = − − 2 2 (−6r R2 − 2r 3 ) = +2 2 .
r 3r R 3R
⎧
⎪ q R2
⎪
⎪ (ω × er ) , falls r > R ,
⎪
⎪ μ 0 2
A(r) = ⎨ 12π r
⎪
⎪
⎪ qr
⎪
⎪ μ0 (ω × er ) , falls r < R .
⎩ 12π R
μ0 m × r
A(r) = .
4π r 3
Lösungen der Übungsaufgaben 565
Damit folgt:
μ0 3er (er ⋅ m) − m
B(r) = .
4π r3
1
m= ∫ d r (r × j(r)) .
3
2
Ladungsdichte der Hohlkugel:
Stromdichte:
j(r) = ρ(r)v(r) .
1. Translatorische Bewegung
v = v ex .
Kugelkoordinaten:
Das magnetische Moment ist damit orthogonal sowohl zur Symmetrieachse der
Ladungsverteilung (∝ ez ) als auch zur translatorischen Geschwindigkeit (∝ ex ):
2π 3
m= R σ0 v ey .
3
2.
v(r) = ω × r∣r = R .
Stromdichte:
Magnetisches Moment:
1
m = σ0 ∫ d3 r cos ϑ δ(r − R) (r × (ω × r))
2
1
= σ0 ∫ d3 r cos ϑ δ(r − R) (ω r 2 − r(r ⋅ ω)) .
2
ω ∝ ez (parallel zur Symmetrieachse der Ladung)
Dann gilt:
+1 2π
1
m = σ0 R4 ∫ d cos ϑ ∫ dφ cos ϑω (ez − cos ϑer )
2
−1 0
+1
= πσ0 R4 ωez ∫ d cos ϑ (cos ϑ − cos3 ϑ)
−1
=0.
Hier hat wiederum die φ-Integration die x- und y-Komponenten von er zum
verschwinden gebracht.
ω ∝ ex (orthogonal zur Symmetrieachse der Ladung)
Dann ist zu berechnen:
+1 2π
1
m = σ0 R4 ∫ d cos ϑ ∫ dφ cos ϑω (ex − er (er ⋅ ex )) .
2
−1 0
Die φ-Integration sorgt nun dafür, dass die y- und die z-Komponenten des
Momentes verschwinden. Es bleibt somit
2π +1
1
m = σ0 R4 ωex ∫ dφ ∫ d cos ϑ (cos ϑ − cos2 φ (cos ϑ − cos3 ϑ)) .
2
0 −1
Man erkennt, dass das Integral über cos ϑ null ergibt. Es gilt also auch jetzt:
m=0.
Dasselbe Ergebnis findet man natürlich auch für die Rotation um die y-Achse.
Das magnetische Moment verschwindet also für Rotationen um jede der drei
kartesischen Achsen, damit auch für Rotationen um beliebige Achsen durch
den Hohlkugelmittelpunkt!
1
m= ∫ (r × j(r))d r .
3
2
1. Vollkugel:
Ladungsdichte
Q
ρ(r) = 4π 3 Θ(r − R) .
3
R
Stromdichte
j(r) = ρ(r)v(r)
= ρ(r)(ω × r) ,
r × (ω × r) = ωr 2 − r(r ⋅ ω) ,
ω ↑↑ Polarachse: ω = ωez ,
3Q
m= ∫ Θ(r − R)(ωr − rrω cos ϑ)d r
2 3
8πR3
R
3Q
= (ω 4π∫ r 4 dr − ω∫ r 2 Θ(r − R) cos ϑ(sin ϑ sin φ, sin ϑ cos φ, cos ϑ)d3 r).
8πR3
0
568 Lösungen der Übungsaufgaben
3Q ⎛ R5 ⎞
R 1
m= ω ⎜4π − 2π ∫ r 4
dr ∫ d cos ϑ cos 2
ϑ ⎟
8πR3 ⎝ 5 ⎠ 0 −1
2
3QR 2
= ω (4π − 2π ⋅ )
40π 3
2 ⋅4π
3
1
⇒ m = QR2 ω .
5
2. inhomogen geladene Hohlkugel:
wie in 1.,
−1
4π
= σ0 R2
3
3Q 1
⇒ σ0 =
4π R2
1 2
⇒ m = QR ω wie in 1.
5
Lösungen der Übungsaufgaben 569
1. Biot-Savart-Gesetz (3.23)
μ0 3 ′ ′ r − r′
B(r) = ∫ d r j(r ) ×
4π ∣r − r′ ∣3
mit
r = (0, 0, z)
r′ = (R cos φ, R sin φ, z′ ) .
I
j(r′ ) → eφ ; d3 r′ = qRdφ .
q
Superpositionsprinzip:
+ L2 2π
μ0 n ′ I r − r′
B(r) = ∫ dz qR ∫ eφ × dφ ,
4π L L q ∣r − r′ ∣3
−2 0
Für Punkte r außerhalb der Achse ist das Integral nicht elementar lösbar! Auf der
z-Achse gilt:
+ L2
μ0 nIR2 ′ 1
B(z) = ∫ dz 2 ez
2L (R + (z − z ′ )2 )3/2
L −2
+L
μ0 nIR2 −(z − z′ ) 2
= ez √ ∣
2L R2 R2 + (z − z′ )2 − L2
nI ⎛ z + L2 z − L2 ⎞
= μ0 ez √ −√ .
2L ⎝
R2 + (z − L2 ) ⎠
2 2
R2 + (z + L2 )
570 Lösungen der Übungsaufgaben
Speziell
nI
Bz (0) = μ0 √
4R2 + L2
L nI
Bz (± ) = μ0 √ .
2 4R2 + 4L2
Bz ≈ 0 .
∣z∣ ≫ L ≫ R:
⎡ − 12 − 12 ⎤
nI ⎢ R 2
R 2 ⎥
Bz = ±μ0 ⎢ ⎢(1 + ) − (1 + ) ⎥ ⎥
2L ⎢ (z + L/2) 2 (z − L/2) 2 ⎥
⎣ ⎦
nI 1 2R 2 1 2R 2
≃ ±μ0 [1 − ( ) −1+ ( )]
2L 2 2z + L 2 2z − L
nIR2 1 1
= ±μ0 [ − ]
L (2z − L) 2 (2z + L)2
nIR2 L −2 L −2
= ±μ0 [(1 − ) − (1 + ) ]
4Lz 2 2z 2z
nIR2 L L
≃ ±μ0 (1 + − 1 + )
4Lz 2 z z
2
nIR
⇒ Bz ≈ ±μ0 3 .
2z
3. Magnetisches Moment
1 ′ ′ 3 ′
m= ∫ (r × j(r )) d r .
2
Lösungen der Übungsaufgaben 571
Wie in 1.:
+ L2 2π
n ′I ′
m= ∫ dz qR ∫ (r × eφ )dφ ,
2L q
− L2 0
Damit:
+ L2 2π
nIR2
m= ez ∫ dz′ ∫ dφ = nI(πR2 )ez .
2L
− L2 0
4. Dipolfeld (3.45)
μ0 3(r ⋅ m)r m
B= ( − 3) .
4π r5 r
Auf der Spulenachse (r = zez ) und mit dem Ergebnis aus 3.:
nIR2
B = μ0 ez .
2∣z∣3
Abschnitt 3.4.5
Lösung zu Aufgabe 3.4.1
V = −m ⋅ B0 .
m ↑↑ B0 , also in x-Richtung
572 Lösungen der Übungsaufgaben
Stromdurchflossener Draht ⇒
Ieφ
B1 (r) = μ0 (s. (3.22))
2πρ
eφ = (− sin φ, cos φ, 0) .
Gesamtfeld
⎛ 1 ⎞ I ⎛ −y ⎞
B(r) = B0 ⎜ 0 ⎟ + μ0 ⎜ x ⎟
⎝ 0 ⎠ 2π(x2 + y2 ) ⎝
0 ⎠
I
B(x0 ) = B0 ex + μ0 ey .
2πx0
Dipol stellt sich parallel zu B, bildet also mit der x-Achse den Winkel α:
I
tan α = μ0 .
2πx0 B0
Kleiner Winkel:
I
tan α ≃ α = μ0 (Strommessung) .
2πx0 B0
rot H = 0
⇒ H ist Gradientenfeld:
H = −∇φ m .
Mit
0 = div B = μ0 div(M + H)
Lösungen der Übungsaufgaben 573
folgt:
Δφ m = div M .
1 M(r′ )
φ m (r) = − ∇r ⋅ ∫ d3 r ′ .
4π ∣r − r′ ∣
M0 d 1
φ m (r) = − ∫ d3 r ′ .
4π dz ∣r − r′ ∣
VK
∇ (a ⋅ b) = (b ⋅ ∇) a + (a ⋅ ∇) b + b × rot a + a × rot b ,
1 r
⇒ H = −∇φ m = − ∇ (m ⋅ 3 )
4π r
1 1
= ∇ (m ⋅ ∇ )
4π r
1 1 1
= ((m ⋅ ∇) ∇ ) (rot (∇ ) = 0)
4π r r
1 r
= − (m ⋅ ∇) 3
4π r
1 d r
=− m
4π dz r 3
1 1 3 z
= − m ( 3 ez − r 4 ⋅ ) .
4π r r r
Damit gilt:
1 3r(m ⋅ r) m
H= ( − 3) für r > R
4π r5 r
Typisches Dipolfeld!
Im Innern der Kugel gilt:
3. Oberflächenstromdichte:
Zylindersymmetrie:
∣j∣ = α(ϑ)δ(r − R) .
↑
keine φ-Abhängigkeit
Plausibel:
j ∼ eφ .
Lösungen der Übungsaufgaben 575
Kontrolle:
Für das magnetische Moment der Kugel muss m ∼ ez gelten:
1
m= ∫ d r (r × j(r))
3
2
∞ +1 2π
1
= ∫ dr ⋅ r δ(r − R) ∫ d cos ϑ α(ϑ) ∫ dφ (er × eφ )
3
2
0 −1 0
+1 2π
1
= R3 ∫ d cos ϑ α(ϑ) ∫ dφ (−e ϑ )
2 ~
−1 0
(−cos ϑ cos φ,−cos ϑ sin φ,sin ϑ)
+1
= πR3 ∫ d cos ϑ α(ϑ) sin ϑ ⋅ (0, 0, 1)
−1
∼ ez q. e. d.
⇒ j(r) = α(ϑ)δ(r − R)eφ .
Wir bestimmen α(ϑ) aus den Randbedingungen der Felder an der Kugelober-
fläche
Abb. A.39
div B = 0 ⇒ mit „Gauß’schem Kästchen“ (s. (3.80)) folgt für die Normalkompo-
nenten:
B2n − B1n = 0
Hier:
Br (R + 0+ ) − Br (R − 0+ ) = 0 .
576 Lösungen der Übungsaufgaben
Tangentialkomponenten:
n = er ; t = eφ ⇒ t × n = e ϑ ,
Δl1 = −Δl2 = Δl(n × t) = RΔϑ (−e ϑ ) .
df = rdrdϑeφ
R+0+
⇒ ∫ df ⋅ j = α(ϑ)Δϑ ∫ rdr ⋅ δ(r − R)
ΔF R−0+
= α(ϑ)RΔϑ .
Andererseits:
∫ df ⋅ j = ∫ dr ⋅ H
ΔF ∂ΔF
m cos ϑ
φ m (r) =
4π r 2
1 ∂ m sin ϑ
⇒ Hϑ = − φm = .
r ∂ϑ 4π r 3
r < R:
M0
H = H0 ez ; H0 =
χm
ez ⋅ e ϑ = −sin ϑ
M0
⇒ Hϑ = (−sin ϑ) .
χm
Lösungen der Übungsaufgaben 577
Somit:
m sin ϑ M0
H ϑ (R + 0+ ) − H ϑ (R − 0+ ) = + sin ϑ
4π R3 χm
1 sin ϑ M0
= R3 M0 3 + sin ϑ
3 R χm
1 1
= M0 sin ϑ ( + ) ,
3 χm
3 + χm
⇒ α(ϑ) = M0 sin ϑ .
3χ m
rot H = j ; div B = 0 .
rot H = 0 ,
H = − grad φm
setzen lässt.
2. Gleichungen (3.33) und (3.85):
′
μr μ 0 3 ′ j(r )
A(r) = ∫ d r ,
4π ∣r − r′ ∣
A(r) = Az (r, φ, z) ez .
578 Lösungen der Übungsaufgaben
Symmetrie:
Az (r, φ, z) = Az (r)
1 ∂Az ∂Aφ ∂Ar ∂Az 1 ∂ 1 ∂Ar
⇒ rot A = er ( − ) + eφ ( − ) + ez [ (r Aφ ) − ]
r ∂φ ∂z ∂z ∂r r ∂r r ∂φ
∂Az
=− eφ = μr μ0 H (s. (1.380), Bd. 1)
∂r
⇒ H = H(r) eφ .
r
Draht
Abb. A.40
I
H(r) = eφ .
2π r
Zylinderkoordinaten:
∂ 1 ∂ ∂
∇≡( , , ) ,
∂r r ∂φ ∂z
1 ∂ ! I
H = −∇φm = −eφ φm = eφ
r ∂φ 2π r
∂ I
⇒ φm = − (r ≠ 0)
∂φ 2π
I
⇒ φm = − φ + const .
2π
Lösungen der Übungsaufgaben 579
y
tan φ =
x−a
y
⇒ φ = arctan
x−a
I y
⇒ φm = − arctan ,
2π x−a
y
P
ϕ
a x
Abb. A.41
a) Δφm = 0 für r ≠ 0.
b) Stetigkeitsbedingungen für die Felder:
∂φm ∂φm
Ht stetig ⇔ ∣ = ∣ ,
∂y x=0− ∂y x=0+
∂φm ∂φm
Bn stetig ⇔ μr(1) ∣ = μr(2) ∣ .
∂x x=0 − ∂x x=0+
4. Bildströme
Bereich 2:
I y I1 y
φ(2)
m =− arctan − arctan .
2π x − a 2π x+a
Bereich 1:
I2 y
φ(1)
m =− arctan .
2π x−a
580 Lösungen der Übungsaufgaben
Magnetische Feldstärke
Bereich 2:
∂ (2)
Hx(2) = − φ
∂x m
I 1 y I1 1 y
=+ [− ]+ [− ]
2π 1 + ( y )2 (x − a)2 2π 1 + ( y )2 (x + a)2
x−a x+a
1 I 1 I1
= (−y) + (−y) ,
2π (x − a)2 + y2 2π (x + a)2 + y2
∂ I 1 1 I1 1 1
Hy(2) = − φ(2) m = +
∂y 2π 1 + ( ) (x − a) 2π 1 + ( ) (x + a)
y 2 y 2
x−a x+a
1 I 1 I1
= (x − a) + (x + a) ,
2π (x − a) + y
2 2 2π (x + a)2 + y2
∂
Hz(2) = − φ(2) =0,
∂z m
also:
1 I 1 I1
H (2) = (−y, x − a, 0) + (−y, x + a, 0) .
2π (x − a) + y
2 2 2π (x + a)2 + y2
Bereich 1:
Ganz analog:
1 I2
H (1) = (−y, x − a, 0) ,
2π (x − a)2 + y2
B(1) = μr(1) μ0 H (1) ; B(2) = μr(2) μ0 H (2) .
also:
(1)
μr
I1 = I
(2) 2
−I
μr
(1)
μr
⇒ I2 = 2I − I
(2) 2
μr
(2) (1) (2)
2μr μr − μr
⇒ I2 = (1) (2)
I; I1 = (1) (2)
I.
μr + μr μr + μr
F = ∫ (j(r) × B(r)) d3 r .
f =j×B
f̂ = I × B .
1 −y I1
Hx(2) (I1 ) =
→ 0,
2π (x + a)2 + y2 Draht
(x=a,y=0)
1 (x + a)I1 I1 1
Hy(2) (I1 ) =
→ ,
2π (x + a) + y Draht 2π 2a
2 2
Hz(2) (I1 ) ≡ 0
I1
⇒ B(I1 ) (x = a, y = 0) = μ0 μr(2) ey ,
4π a
I = I ez
(2) (1) (2)
I 2 μ0 μr (μr − μr )
⇒ fˆ = − (1) (2)
ex .
4π a μr + μr
582 Lösungen der Übungsaufgaben
a) Stromdichte
z
R
r' r − r'
j0
ϕ y
r
x
P
Abb. A.42
Zylinderkoordinaten: ρ, φ, z.
j(r) = j0 (ρ) ez ,
I
j0 (ρ) = Θ(R − ρ) .
π R2
b) Vektorpotential
Allgemeine Lösung:
′
μ0 3 ′ j(r )
A(r) = ∫ d r
4π ∣r − r′ ∣
⇒ A(r) ∼ ez ⇒ A ρ = Aφ = 0 .
Az = Az (ρ, φ, z)
Zylindersymmetrie ⇒ Az = Az (ρ, z) ,
unendlich lang ⇒ Az = Az (ρ) .
c) Poisson-Gleichung
Nach (3.37):
Δ A = −μ0 j ,
1 ∂ ∂ 1 ∂2 ∂2
Δ= (ρ ) + 2 + .
ρ ∂ρ ∂ρ ρ ∂φ 2 ∂z 2
Daher ist zu lösen:
1 ∂ ∂
(ρ Az (ρ)) = −μ0 j0 (ρ) .
ρ ∂ρ ∂ρ
Lösungen der Übungsaufgaben 583
1 ∂ ∂
(ρ Az (ρ)) = 0
ρ ∂ρ ∂ρ
∂
⇔ ρ Az (ρ) = c
∂ρ
∂ c
⇔ Az (ρ) =
∂ρ ρ
⇒ Az (ρ) = c ln ρ + A(0)
z .
∂ ∂ I
(ρ Az (ρ)) = −μ0 ρ
∂ρ ∂ρ π R2
∂ I
⇔ ρ Az (ρ) = −μ0 ρ 2 + c1
∂ρ 2π R2
∂ I c1
⇔ Az (ρ) = −μ0 ρ+
∂ρ 2π R2 ρ
I
⇔ Az (ρ) = −μ0 ρ 2 + c1 ln ρ + c2 .
4π R2
O. B. d. A.: c2 = 0,
Regularität im Ursprung: c1 = 0
I
⇒ Az (ρ) = −μ0 ρ2 ,
4π R2
Stetigkeit bei ρ = R:
I
c ln R + A(0)
z = −μ0
4π
⇒ A(r) = Az (ρ) ez ,
⎧
⎪ I
⎪
⎪−μ0 4π R2 ρ , falls ρ ≤ R ,
2
⎪
Az (ρ) = ⎨
⎪
⎪ ρ
c ln − μ0
I
falls ρ ≥ R .
⎪
⎪ ,
⎩ R 4π
584 Lösungen der Übungsaufgaben
1 ∂ ∂ ∂ ∂
μ0 H = rot A = ( Az − A φ ) e ρ + ( A ρ − Az ) e φ
ρ ∂φ ∂z ∂z ∂ρ
1 ∂ 1 ∂
+( (ρ Aφ ) − A ρ ) ez
ρ ∂ρ ρ ∂φ
1 ∂
H=− Az (ρ)eφ = Hφ (ρ) eφ ,
μ0 ∂ρ
⎧
⎪ I
⎪
⎪ ρ , falls ρ ≤ R ,
⎪ 2
Hφ (ρ) = ⎨ 2π cR
⎪
⎪− falls ρ ≥ R .
⎪
⎪ ,
⎩ μ0 ρ
Stetigkeit bei ρ = R:
c I
− =
μ0 2π
⇒ H = Hφ (ρ) eφ ,
⎧
⎪
ρ
⎪
⎪ , falls ρ ≤ R ,
⎪
I ⎪ R2
Hφ (ρ) = ⎨1
2π ⎪
⎪
⎪
⎪ ρ , falls ρ ≥ R .
⎪
⎩
direkt
→ Hφ (ρ) 2π ρ (dr ↑↑ H)
∮ H ⋅ dr
Kρ
→ ∫ df ⋅ rot H = ∫ df ⋅ j(r)
Stokes
FK ρ FK ρ
ρ
I ′ ′ ′
= 2π ∫ dρ ρ Θ(R − ρ )
π R2
0
⎧
⎪ R2
⎪
⎪
⎪ , falls ρ ≥ R ,
2I ⎪
= 2 ⎨ 22
R ⎪⎪
⎪ ρ
⎪
⎪ , falls ρ ≤ R .
⎩2
Lösungen der Übungsaufgaben 585
Daraus folgt:
⎧
⎪ I 1
⎪
⎪ , falls ρ ≥ R ,
⎪ 2π ρ
Hφ (ρ) = ⎨
⎪
⎪ I ρ
⎪
⎪ , falls ρ ≤ R q. e. d.
⎩ 2π R2
1.
M(r) = M(r) er .
Wir schreiben
M(r)
m(r) =
r
und berechnen
Mit
∂ ∂m ∂r ∂m xi
m(r) = =
∂xi ∂r ∂xi ∂r r
∂m x2 x3 x3 x1 x1 x2
rot M(r) = ( x3 − x2 , x1 − x3 , x2 − x1 ) = 0 .
∂r r r r r r r
Das gilt im ganzen Raum, also innerhalb und außerhalb der Kugelschale, au-
ßerhalb wegen M ≡ 0 natürlich trivialerweise. Da zudem keine Ströme fließen
(j ≡ 0), gilt ebenfalls im ganzen Raum:
rot H = 0 .
B(r) ≡ 0 .
H(r) = −M(r) .
Es ist demnach nur innerhalb der Kugelschale von null verschieden und dort der
Magnetisierung entgegengerichtet.
2.
̂
M(r) = M(ρ) eφ .
∂ 1 ∂ ∂
∇ ≡ eρ + eφ + ez .
∂ρ ρ ∂φ ∂z
1 ∂ ̂
div M(r) = ∇ ⋅ M(r) = M(ρ) = 0 .
ρ ∂φ
1
div H(r) = div ( B(r) − M(r)) = 0 .
μ0
Wegen der fehlenden Ströme ist zudem rot H = 0, sodass nach dem Zerlegungs-
satz (1.71) im ganzen Raum gilt:
H(r) ≡ 0 .
Die magnetische Induktion ist jetzt im Bereich des Hohlzylinders ungleich null:
Abschnitt 4.1.6
Lösung zu Aufgabe 4.1.1
Allgemein:
Σ: Lorentz-Kraft auf Ladung q:
F = q (E + v × B) .
Σ′ : r′ = r − R; R = v0 t.
Hieraus folgt:
v′ = v − v 0 ∶ Teilchengeschwindigkeit in ∑′ .
Lorentz-Kraft:
F ′ = q(E′ + v′ × B′ ) = q[E′ + (v − v0 ) × B′ ] .
E + v × B = E′ + (v − v0 ) × B′ .
Speziell:
Σ: Teilchen in Ruhe, d. h. v = 0
⇒ E′ = E + v0 × B′ .
Nach Voraussetzung: v0 ↑↑ E ⇔ v0 = α E
⇒ E′ = E + α E × B′ .
E′ ⋅ E E 2
= =E.
E E
588 Lösungen der Übungsaufgaben
1. Elektrisches Feld:
2. Magnetische Induktion
3. Feldenergiedichte (Vakuum)
1 1 2
w(r, t) = [ B (r, t) + ε 0 E2 (r, t)]
2 μ0
1 1
= [B2 (r, t) + 2 E2 (r, t)]
2μ0 c
4α 2
= (x − ct)2 .
μ0
4. Poynting-Vektor (Vakuum)
1. Allgemein gilt:
Man benutze
∂ ∂
◻ ... = ◻... ,
∂t ∂t
◻∇. . . = ∇◻. . . ,
◻ rot . . . = rot ◻ . . . ,
2.
∂2
sin(k ⋅ r − ωt) = −k2x sin(k ⋅ r − ωt) .
∂x2
Analog die anderen Komponenten:
Keine Ladungen:
y
div E ≡ 0 = − cos(k ⋅ r − ωt) {Ex0 kx + E0 ky + Ez0 kz }
⇒ E0 ⋅ k = 0 ; E0 k .
590 Lösungen der Übungsaufgaben
Analog:
div B ≡ 0 ⇒ B0 ⋅ k = 0 ; B0 k .
Ferner:
rot E = −Ḃ
y y
⇔ −cos(k ⋅ r − ωt) [ex (ky Ez0 − kz E0 ) + ey (kz Ex0 − kx Ez0 ) + ez (kx E0 − ky Ex0 )]
= −ω B0 cos(k ⋅ r − ωt)
⇔ k × E0 = ω B0 ; B0 E 0 .
3. Energiestromdichte ≙ Poynting-Vektor:
4. Feldenergiedichte:
1
w(r, t) = (E(r, t) ⋅ D(r, t) + H(r, t) ⋅ B(r, t)) .
2
Hier:
1 1 2
w(r, t) = ε 0 E2 (r, t) + B (r, t)
2 2μ0
1 2 1
= sin (k ⋅ r − ωt) (ε 0 E20 + B20 ) ,
2 μ0
1 1
B20 = 2 k2 E20 = 2 E20 = μ0 ε 0 E20
ω c
1
⇒ w(r, t) = ε 0 E0 sin (k ⋅ r − ωt) = B20 sin2 (k ⋅ r − ωt) .
2 2
μ0
Lösungen der Übungsaufgaben 591
rot H = j + Ḋ
1
⇒ rot B = μ0 j + μ0 ε 0 Ė = μ0 j + Ė
c2
dann:
Gauß’sches
Kästchen
z
+Q
d
2
E
d
− −Q
2
R
Abb. A.43
1. Nach (2.211) gilt:
σ = D(a) ⋅ ez − D(i) ⋅ ez ,
D(a) = 0 ,
D(i) = (0, 0, −D)
d Q
⇒ D = ±σ (± ) = .
2 π R2
Elektrisches Feld:
−D −1 Q
E = E(z)ez ; E(z) = = .
ε 0 εr (z) ε 0 εr (z) π R2
Spannung:
+d/2 +d/2
Q dz
U = − ∫ E(z)dz = ∫
ε 0 π R2 ε 1 + (1/2)Δε (1 + 2z/d)
−d/2 −d/2
Q d 1 z +d/2
= ln [ε 1 + Δε (1 + 2 )]∣
ε 0 π R2 Δε 2 d −d/2
Q d ε 1 + Δε
= ln .
ε 0 π R2 Δε ε1
Kapazität:
ε 0 π R2 Δε
C= .
d ln (1 + Δε/ε 1 )
Lösungen der Übungsaufgaben 593
1
P = D − ε 0 E = (1 − )D .
εr (z)
Polarisationsladungsdichte (2.189):
ρp = − div P .
d d Q 1
σp (± ) = ∓P (± ) = ∓ 2 (1 − )
2 2 πR εr (±d/2)
↖ ↗
ortsabhängig
d Q 1
⇒ σp (+ ) = − 2 (1 − ) ,
2 πR ε 1 + Δε
d Q 1
σp (− ) = + 2 (1 − ) .
2 πR ε1
1 Q d 1
ρp = div(−P) = − div [(1 − ) D] = − 2
εr (z) π R dz εr (z)
⇒ ρp = 0 , falls εr ≠ εr (z) ,
Q Δε
ρp = .
π R d [ε 1 + (1/2)Δε (1 + 2z/d)]2
2
2. Gleichung (4.53):
3 3
d (mech) ∂
(pV + p(Feld)
V ) = ∑ ei ∫ d3 r ∑ Tij ,
dt i=1 j=1 ∂xj
V
1 1 1 2
Tij = εr ε 0 Ei Ej + Bi Bj − δ ij (εr ε 0 E2 + B ) .
μr μ 0 2 μr μ 0
Daraus folgt:
1 ⎛−1 0 0⎞
T = εr (z)ε 0 E (z) ⎜ 0
2
−1 0⎟
2 ⎝ 0 0 1⎠
Q 2 1 ⎛−1 0 0⎞
=( ) ⎜ 0 −1 0⎟
π R2 2εr (z)ε 0 ⎝
0 0 1⎠
Kraftdichte:
3 3 3
∂ ∂
f (total) = ∑ ei ∑ Tij = ∑ ei Tiz ,
i=1 j=1 ∂xj i=1 ∂z ↑
nur von z abhängig
∂
f (total) = (0, 0, Tzz ) ,
∂z
∂ 1 Q 2 Δε
fz(total) = Tzz = − ( 2) 2 .
∂z 2ε 0 π R d [ε 1 + (1/2)Δε (1 + 2z/d)]
df
Abb. A.44
Kraftkomponenten (4.54):
Fi = ∫ df ⋅ T i = ∫ df ⋅ ∑ Tij ej = ∫ df ∑ Tij nj .
j j
S(V) S(V) S(V)
d d Q2 1
Fz (+ ) = −π R2 Tzz (+ ) = − 2 .
2 2 π R 2ε 0 (ε 1 + Δε)
Lösungen der Übungsaufgaben 595
d d Q 1
Fz (− ) = +π R2 Tzz (− ) = .
2 2 π R2 2ε 0 ε 1
1. Durch die Rotation ändert sich die homogene Ladungsdichte der Kugel nicht:
⎧
⎪ 4π
⎪q/ R3 , falls r ≤ R ,
ρ(r, t) ≡ ρ(r) = ⎨ 3
⎪
⎪ falls r > R .
⎩0 ,
Damit ist auch das elektrische Feld zeitunabhängig und gleich dem der homogen
geladenen, ruhenden Kugel, das als Beispiel in Abschn. 2.1.3 gerechnet wurde:
⎧
⎪
q ⎪r/R3 , falls r ≤ R ,
E(r) = er ⎨ 2
4πε 0 ⎪ ⎪ falls r > R .
⎩1/r ,
2. Die Drehachse falle mit der z-Achse zusammen; der Kugelmittelpunkt bilde den
Koordinatenursprung. Dann gilt für die Geschwindigkeit des Kugelpunktes bei
r (r < R)
v(r) = ω ez × r .
3q
j(r) = ρ(r) v(r) = ω(ez × r)Θ(R − r) .
4πR3
Mit
gilt auch:
3qω
j(r) = r sin ϑΘ(R − r) eφ .
4πR3
3qω
jx (r) = − r Θ(R − r) sin ϑ sin φ ,
4πR3
3qω
jy (r) = r Θ(R − r) sin ϑ cos φ ,
4πR3
jz (r) = 0 .
Für den nächsten Abschnitt empfiehlt sich eine weitere Umformung. Mit Hilfe
der Kugelflächenfunktion
√
3
Y11 (ϑ, φ) = − sin ϑ eiφ
8π
′
μ0 3 ′ j(r )
A(r, t) = ∫ d r ≡ A(r) .
4π ∣r − r′ ∣
′ ′
μ0 3 ′ jx (r ) + ijy (r )
Ax + iAy = ∫ d r
4π ∣r − r′ ∣
√
′ ′
μ0 8π 3qω 3 ′ r Θ(R − r )
= −i ∫ d r Y11 (ϑ ′ , φ′ )
4π 3 4πR3 ∣r − r′ ∣
1 4π 1 r< l ⋆
= ∑ ( ) Ylm (ϑ ′ , φ′) Ylm (ϑ, φ) ,
∣r − r′ ∣ r> l,m 2l + 1 r>
Lösungen der Übungsaufgaben 597
R 2π +1
r<l ′ ′3 ′ ′ ′ ′ ⋆ ′ ′
⋅ ∫ dr r l+1 ∫ dφ ∫ d cos ϑ Y11 (ϑ , φ ) Ylm (ϑ , φ )
r>
0 0 −1
δ 1l δ 1m
√ R
8π 3qω 1 r<
= −iμ0 Y11 (ϑ, φ) ∫ dr′ r′3 2 .
3 4πR3 3 r>
0
Damit folgt:
qω
Ax + iAy = iμ0 sin ϑ eiφ f (r, R) .
4πR3
Im Einzelnen ergibt sich also für die kartesischen Komponenten des Vektorpo-
tentials:
qω
Ax (r, ϑ, φ) = −μ0 sin ϑ sin φ f (r, R) ,
4πR3
qω
Ay (r, ϑ, φ) = μ0 sin ϑ cos φ f (r, R) ,
4πR3
Az (r, ϑ, φ) = 0 .
598 Lösungen der Übungsaufgaben
Mit
−sin φ ex + cos φ ey = eφ
A(r) = Aφ (r, ϑ) eφ ,
qω
Aφ (r, ϑ) = μ0 sin ϑ f (r, R) .
4πR3
4. Nach (1.380) aus Bd. 1 gilt für die Rotation in krummlinigen Koordinaten
y1 , y2 , y3 :
ww b e by3 ey3 wwww
ww y1 y1 by 2 ey 2
1 www www
rot A = ww ∂ ∂ ∂ w.
www ∂y1 ∂y 3 www
by 1 by 2 by 3 wwb A
∂y 2
w
ww y1 y1 b y 2 Ay 2 by3 Ay3 wwww
Radialkomponente:
1 ∂
Br = ( (r sin ϑAφ (r, ϑ)))
r 2 sin ϑ ∂ϑ
1 ∂ qω
= 2 ( (r sin ϑ μ0 sin ϑ f (r, R)))
r sin ϑ ∂ϑ 4πR3
qω f (r, R)
= μ0 (2 sin ϑ cos ϑ) .
4πR3 r sin ϑ
Mit f (r, R) aus Teil 3.) bleibt:
⎧
⎪ 2R5
⎪
⎪
qω cos ϑ ⎪ 5r 3 , falls r ≥ R ,
⎪
Br (r, ϑ) = μ0 ⎨
4πR3 ⎪ ⎪R2 − 3 r 2 ,
⎪
⎪
⎪ falls r ≤ R .
⎩ 5
Lösungen der Übungsaufgaben 599
Winkelkomponente:
1 ∂
Bϑ = − (r sin ϑ Aφ (r, ϑ))
r sin ϑ ∂r
1 ∂ qω
=− (r sin ϑ μ0 sin ϑ f (r, R))
r sin ϑ ∂r 4πR3
qω sin ϑ ∂
= −μ0 (rf (r, R))
4πR3 r ∂r
⎧
⎪ R5
⎪
⎪ falls r ≥ R
qω sin ϑ ∂ ⎪ 5r ,
⎪
= −μ0 ⎨
4πR3 r ∂r ⎪ 2
⎪ r (R2 − 3 r 2 ) , falls r ≤ R
⎪
⎪
⎪
⎩2 5
⎧
⎪ R 5
⎪−
qω sin ϑ ⎪ ⎪
⎪ 5r 2 , falls r ≥ R
= −μ0 ⎨
4πR 3 r ⎪ ⎪
⎪ 12
⎪rR2 − r 3 , falls r ≤ R .
⎪
⎩ 10
Es bleibt somit für die ϑ-Komponente der magnetischen Induktion:
⎧
⎪ R5
⎪
⎪ falls r ≥ R
qω sin ϑ ⎪ 5r 3 ,
B ϑ (r, ϑ) = μ0 ⎨
4πR3 ⎪
⎪
⎪
6
⎪−R2 + r 2 , falls r ≤ R .
⎩ 5
5. Feldimpulsdichte:
p̄Feld = D × B = ε 0 Er er × (Br er + B ϑ e ϑ )
= ε 0 E(r)B ϑ (r, ϑ) eφ = p̄Feld eφ .
Dabei gilt mit den Ergebnissen aus Teil 1.) und 4.):
⎧
⎪ R5
⎪
⎪ , falls r ≥ R
q 2 ω sin ϑ ⎪
⎪ 5r 5
p̄Feld (r, ϑ) = μ0 ( ) ⎨ 3
4π R3 ⎪
⎪
⎪ 6r r
⎪
⎪ − , falls r ≤ R .
⎩ 5 R3 R
6. Feld-Drehimpuls:
Wegen
2π
∫ dφ cos φ(sin φ) = 0 ,
0
LFeld = L ez
Es bleibt zu berechnen:
∞ +1
L = 2π ∫ r 2 dr ∫ d cos ϑ r sin ϑ pFeld (r, ϑ)
0 −1
+1 ∞
q2 ω ⎛ R 6 r3 r R5 ⎞
= μ0 ∫ d cos ϑ(1 − cos 2
ϑ) ⎜∫ r 3
dr ( − ) + ∫ r 3
dr ⎟
8πR3 ⎝ 5 R3 R 5r 5 ⎠
−1 0 R
2 4 4 4
q ω 2 6R R R
= μ0 (2 − ) ( − + )
8πR3 3 5 7 5 5
q2 R
LFeld = μ0 ω ez .
35π
Dieser hat also die Richtung der Winkelgeschwindigkeit der rotierenden, homo-
gen geladenen Kugel!
Abschnitt 4.2.7
Lösung zu Aufgabe 4.2.1
1. Stromdichte (Zylinderkoordinaten)
j(r) = j(ρ) ez ,
j(ρ) = ji δ(ρ − Ri ) + ja δ(ρ − Ra ) ,
Lösungen der Übungsaufgaben 601
I = ∫ j(r) ⋅ df = 2π ∫ dρ ρ ji δ(ρ − Ri ) = 2π Ri ji
KR KR
I
⇒ ji = .
2π Ri
Ra < R:
0 = ∫ j(r) ⋅ df = 2π(Ri ji + Ra ja ) = I + 2π Ra ja
KR
I
⇒ ja = −
2π Ra
I
⇒ j(r) = (δ(ρ − Ri ) − δ(ρ − Ra )) ez .
2πρ
Quasistationäre Näherung:
rot B ≈ μr μ0 j ⇔ ∮ B ⋅ dr ≈ μr μ0 ∫ j ⋅ df .
C Fc
Aus Symmetriegründen:
B = B(ρ) eφ ,
⎧
⎪
⎪
⎪0, falls ρ < Ri ,
⎪
⎪
∮ B ⋅ dr = B(ρ)2π ρ = ⎨ ⎪
μr μ 0 I , falls Ri < ρ < Ra ,
⎪
⎪
Kρ ⎪
⎪ falls Ra < ρ ,
⎩0 ,
⎧
⎪ I
⎪
⎪ μr μ0 2π ρ , falls Ri < ρ < Ra ,
⇒ B(ρ) = ⎨
⎪
⎪
⎪
⎩0 sonst .
df = dρ dzeϕ
C
lC
I (t )
Abb. A.45
602 Lösungen der Übungsaufgaben
2. Magnetischer Fluss
Tritt nur zwischen Innen- und Außenleiter auf. Dort ist
Ra Ra
I 1
Φ c = ∫ B ⋅ df = ∫ dρ ∫ dz B(ρ) = lc μr μ0 ∫ dρ
2π ρ
Fc Ri Ri
I Ra
= l c μr μ 0 ln .
2π Ri
Hieraus folgt:
Der den Raum Ri < ρ < Ra durchsetzende magnetische Fluss pro Längeneinheit
beträgt:
Φc ln(Ra /Ri )
Φ= = μr μ 0 I.
lc 2π
Hieraus folgt:
Selbstinduktion pro Längeneinheit des Hohlrohrsystems:
ln(Ra /Ri )
L = μr μ 0 .
2π
I1
Abb. A.46
Lösungen der Übungsaufgaben 603
∫ rot H ⋅ df = ∫ H ⋅ dr = 2π ρ H(ρ) ≈ ∫ j ⋅ df = I1
Kρ ∂K ρ Kρ
I1 (1)
⇒ H1 = eφ .
2π ρ
a d+b
I1 dy I1 b
Φ 21 = ∫ B1 df 2 = −μ0 ∫ dx ∫ = −μ0 a ln (1 + ) = L21 I1
2π y 2π d
0 d
a b
⇒ L21 = −μ0 ln (1 + ) .
2π d
L12 = L21
⇒ Wm = L21 I1 I2 .
a −b/d2 μ0 a b
dWm = I1 I2 dL21 = −μ0 I1 I2 dd = I1 I2 dd ,
2π 1 + b/d 2π d(d + b)
dWmech = −dWm = −Fy dd
μ0 a b
⇒ Fy = I1 I2 .
2π d(d + b)
3.
I1 (t) = I0 (1 − e−αt ) ⇒ İ1 (t) = αI0 e−αt .
Das bedeutet:
a b
Uind (t) = −L21 İ1 (t) = μ0 ln (1 + ) αI0 e−αt .
2π a
604 Lösungen der Übungsaufgaben
1. Einschaltvorgang
Zu lösende Differenzialgleichung:
L İ(t) + R(t)I(t) = U .
I(t) = α t .
L İ(t) + R0 I(t) = U
U
⇒ L İ(t) + R0 (I(t) − )=0
R0
d U U
⇒ L (I(t) − ) + R0 (I(t) − ) = 0 .
dt R0 R0
Lösung:
U U R0
I(t) − = (I(τ) − ) exp [− (t − τ)] .
R0 R0 L
Stetigkeit von I(t):
Uτ U τ
I(τ) = = ,
L + R0 τ R0 L/R0 + τ
U U τ U −L/R0
I(τ) − = ( − 1) =
R0 R0 L/R0 + τ R0 L/R0 + τ
U L/R0 R0
⇒ I(t) = {1 − exp [− (t − τ)]} τ≤t.
R0 L/R0 + τ L
Lösungen der Übungsaufgaben 605
2. Ausschaltvorgang
L İ(t) + R(t)I(t) = U .
α İ α
İ(t) + I=0 ⇒ =− ,
τ−t I τ−t
d d
⇒ ln I = ln(τ − t)α
dt dt
⇒ Ihom (t) = c(τ − t)α .
Spezielle Lösung:
Ansatz: IS (t) = β(τ − t).
Einsetzen:
R0 τ U
−β L + β(τ − t) = U ⇒ β = (α ≠ 1)
τ−t L(α − 1)
U
⇒ IS (t) = (τ − t) .
L(α − 1)
U
I(t) = c(τ − t)α + (τ − t) .
L(α − 1)
Randbedingung:
U Uτ
I(0) = = c τα +
R0 L(α − 1)
U −α U τ 1−α
⇒ c= τ −
R0 L(α − 1)
606 Lösungen der Übungsaufgaben
U t α Uτ t α Uτ t
⇒ I(t) = (1 − ) − (1 − ) + (1 − )
R0 τ L(α − 1) τ L(α − 1) τ
t α 1 τ Uτ α t
= U (1 − ) ( − )+ (1 − )
τ R0 R0 τ − L αL α −1 τ
U t α −1 U α t
= (1 − ) + (1 − ) .
R0 τ α − 1 R0 α − 1 τ
Dies bedeutet:
α
U α (1 − t/τ) − (1 − t/τ)
I(t) = .
R0 α−1
Spezialfälle:
U
I(t = 0) = ; I(t = τ) = 0 .
R0
1. t > t0 :
U0 = UC + UR ,
I = Q̇ = C U̇C
⇒ U0 = UC + RC U̇C .
1
U̇C + UC = 0
RC
⇒ UC(hom) (t) = A e−t/RC .
Spezielle Lösung:
UC (t) = U0 + A e−t/RC .
Lösungen der Übungsaufgaben 607
Anfangsbedingungen:
Lösung:
2.
t > t1 ∶ 0 = UC + RCU̇C ,
t = t1 ∶ U0 = UC
⇒ UC (t) = A e−t/RC ; U0 = A e−t1 /RC .
Lösung:
Spannungsbilanzen:
links:
t t
1 ′ 1 ′
Ue (t) − ∫ I1 dt + ∫ I2 dt + UL1 = 0 .
C1 C1
rechts:
t t
1 1 1 1
−( + + ) ∫ I2 dt ′ + ′
∫ I1 dt + UL2 = 0 .
C21 C1 C22 C1
Induktivitäten
1 1 1
( − ω 2 L1 ) (− + ω 2 L2 ) + 2 = 0
C1 C2 C1
C2
↷ (1 − ω 2 C1 L1 ) (1 − ω 2 C2 L2 ) = .
C1
Mit den Eigenfrequenzen der ungekoppelten Kreise,
1 1
ω 21 = ; ω 22 =
L1 C 1 L2 C 2
muss schließlich die Lösung zu
C2 2 2
(ω 21 − ω 2 ) (ω 22 − ω 2 ) = ω ω
C1 1 2
gefunden werden. Das sind dann die Eigenfrequenzen der kapazitiv gekoppelten
Kreise:
√
1 1 2 2 C2
ω±2 = (ω 21 + ω 22 ) ± (ω − ω 22 ) + ω 21 ω 22 .
2 4 1 C1
Lösungen der Übungsaufgaben 609
df = df n ,
∢(n, B) = φ(t) = ω(t − t0 ) ,
∂
Uind = − Φ,
∂t
Φ = ∫ df ⋅ B = ∫ df n ⋅ B = B cos[ω(t − t0 )] ∫ df = B π R2 cos[ω(t − t0 )]
Ring Ring Ring
⇒ Uind = B π R ω sin[ω(t − t0 )] .
2
2.
1
Uind = ∮ E ⋅ dr = ∮ j ⋅ dr , j ↑↑ dr ,
σ
Ring Ring
1 I 2π R
Uind = ∮ j dr = ∮ dr = I
σ σA σA
Ring Ring
1
⇒ I(t) = σ B A R ω sin(ω(t − t0 )) .
2
1. Welcher Teil der rechteckigen Leiterschleife wird von der magnetischen Induk-
tion überdeckt?
Abb. A.47
610 Lösungen der Übungsaufgaben
0 ≤ vt < d:
F(t) = a2 vt
d ≤ vt < a1 :
F(t) = a2 d
a1 ≤ vt < a1 + d:
Φ(t) = ∫ B ⋅ df = ∫ B ⋅ df
F0 F(t)
⎧
⎪ falls 0 ≤ vt < d ,
⎪
⎪vt ,
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪d , falls d ≤ vt < a1 ,
= B0 a 2 ⎨
⎪
⎪a1 + d − vt , falls a1 ≤ vt < a1 + d ,
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪
⎩0 , sonst .
⇒ induzierte Spannung:
Uind = −Φ̇
⎧
⎪+1 , falls 0 ≤ vt < d ,
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪0 , falls d ≤ vt < a1 ,
= −B0 a2 v ⋅ ⎨
⎪
⎪−1 , falls a1 ≤ vt < a1 + d ,
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪
⎩0 , sonst .
Abb. A.48
Lösungen der Übungsaufgaben 611
0 < vt ≤ 2R .
Abb. A.49
Vom Feld überdeckte Fläche ist die Differenz aus Kreissegment
Δ α = αR2
und Dreieck
1
Δ Δ = (R cos α)(2R sin α)
2
= R2 cos α sin α
⇒ F(t) = R2 (α − cos α sin α) .
R − vt
α = α(t) ; cos α(t) = ,
R
v
⇒ α̇(t) sin α(t) = .
R
Außerdem gilt:
Magnetischer Fluss:
Φ = ∫ B ⋅ df = B0 F(t) .
612 Lösungen der Übungsaufgaben
Induzierte Spannung:
Abb. A.50
Man mache sich klar, dass es sich um eine Kreisgleichung handelt:
Uind
x=
2B0 Rv
vt
y=
R
⇒ x2 = 2y − y2 = −(y − 1)2 + 1
⇒ x2 + (y − 1)2 = 1 .
Mittelpunkt bei
(x, y) = (0, 1) .
Lösungen der Übungsaufgaben 613
1. Quasistationäre Näherung
Coulomb-Eichung (div A = 0)
1 1
⇒ Δφ(r, t) = − ρ(r, t) = − ρ(r)
ε0 ε0
ΔA(r, t) = −μ0 j(r, t) ,
q
⇒ φ(r, t) ≡ φ(r) = (r > R) .
4πε 0 r
Bzgl. Vektorpotential dasselbe Problem wie in Aufgabe 3.3.1, allerdings mit zeit-
abhängigem magnetischem Moment!
1
m(t) = qR2 ω(t)
3
μ0 m(t) × r
A(r, t) =
4π r3
Elektrisches Feld
E = E0 + E1
vor der Ab-
bremsung (γ=0)
q
E0 = −∇φ = r
4πε 0 r 3
∫ df ⋅ S(r, t) = ẆS .
S(V)
1 3(r ⋅ m(t))r m
H(r, t) = ( − 3)
4π r5 r
μ0 γqR2
⇒ E1 × H = ((ω × r) × (3(m ⋅ er )er − m))
48π 2 r 6
μ0 γq2 R4
= ((ω × r) × (3(ω ⋅ er )er − ω))
144π 2 r 6
−2(ω⋅r)ω+r(3(ω⋅e r )2 −ω 2 )
2
2 qR2
⇒ er ⋅ (E1 × H) = r ((ω ⋅ er ) − ω 2 ) μo γ ( )
12πr 3
2
qR2
= μ0 γ ( ) rω 2 (cos2 ϑ − 1) .
12πr 3
2 +1
qR2 ω
ẆS (t) = μ0 γ ( ) R3 2π ∫ d cos ϑ(cos2 ϑ − 1)
12πR3
−1
2 −2=− 4
3 3
8π qω 2 3
= −μ0 γ ( ) R
3 12πR
q2 R 2
⇒ ẆS (t) = −μ0 γ ω (t > 0) .
54π
Lösungen der Übungsaufgaben 615
4.
∞
WS = ∫ ẆS (t)dt
0
∞
q2 R 2
= −μ0 γ ω ∫ dte−2γt
54π 0
0
q2 R 2
= −μ0 ω
108π 0
Abschnitt 4.3.18
Lösung zu Aufgabe 4.3.1
1. Lorentz-Kraft:
F = q[E + (v × B)] .
Bewegungsgleichung:
Ẇ = v ⋅ F = q v ⋅ E .
2. Maxwell-Gleichungen (ρ f = 0, jf = 0, σ = 0):
div E = 0 ; div B = 0 ;
1
rot E = −Ḃ ; rot B = 2 Ė ,
u
√
wobei u = 1/ εr ε 0 μr μ0 .
616 Lösungen der Übungsaufgaben
Dies bedeutet:
1 1
B = k E (− sin(kz − ωt), cos(kz − ωt), 0) .
ω ω
Magnetische Induktion:
1 1
B = − (Ey , −Ex , 0) = ez × E ,
u u
1
B= k×E .
ω
3. Bewegungsgleichung:
1
m r̈ = q[E + (ṙ × B)] = q {E + [ṙ × (ez × E)]}
u
1 1
= q [E + ez (ṙ ⋅ E) − E(ṙ ⋅ ez )] .
u u
Komponenten:
ż ż
m ẍ = q Ex (1 − ) = q E (1 − ) cos(kz − ωt) ,
u u
ż ż
m ÿ = q Ey (1 − ) = q E (1 − ) sin(kz − ωt) ,
u u
q
m z̈ = (ṙ ⋅ E) .
u
4. Forderung
Dies bedeutet:
Bewegungsgleichungen:
v0 v0
mẍ = qE (1 − ) cos (ω ( − 1) t)
u u
v0 v0
mÿ = qE (1 − ) sin (ω ( − 1) t) .
u u
Integration:
qE v0
ẋ(t) = − sin (ω ( − 1) t) + ẋ0
mω u
qE v0
ẏ(t) = + cos (ω ( − 1) t) + ẏ0 .
mω u
ẋ0 , ẏ0 noch unbekannt:
!
0 = v ⋅ E = ẋ(t) Ex + ẏ(t) Ey
qE2
= (− sin(kz − ωt) cos(kz − ωt) + cos(kz − ωt) sin(kz − ωt)) + Ex ẋ0 + Ey ẏ0
mω
= Ex ẋ0 + Ey ẏ0 .
Das muss so für beliebige Zeiten t und alle Orte r gelten. Die Anfangsbedingun-
gen sind deshalb so zu wählen, dass
ẋ0 = ẏ0 = 0
qE ⎛ 1 v0 ⎞
x(t) = − − cos (ω ( − 1) t) + x0
mω ⎝ ω( vu0 − 1) u ⎠
qE 1
x(t = 0) = 0 = v0 + x0 .
mω 2 u
−1
618 Lösungen der Übungsaufgaben
qE u v0 − u
x(t) = (cos ( ωt) − 1) .
mω 2 v0 − u u
qE 1 v0
y(t) = sin (ω ( − 1) t) + y0
mω ω ( vu0 − 1) u
y(t = 0) = 0 = y0 .
Es bleibt:
qE u v0 − u
y(t) = sin ( ωt) .
mω v0 − u
2 u
z(t) = v0 t .
7. Man setze
qE u
R=− (u > v0 )
mω 2 v0 − u
2 2
(x(t) − R) + (y(t)) = R2 .
Die Bahn ist also ein Kreis in der xy-Ebene mit dem Radius R und einem Mittel-
punkt bei (R, 0)
1. Magnetische Induktion
rot E = −Ḃ .
Lösungen der Übungsaufgaben 619
a)
∂Ez ∂Ey ∂Ex ∂Ez ∂Ey ∂Ex
rot E = ( − , − , − )
∂y ∂z ∂z ∂x ∂x ∂y
∂ ∂
= (− Ey , Ex , 0) = k(−E0y , E0x , 0) cos(kz − ωt)
∂z ∂z
⇒ Ḃ = (E0y , −E0x , 0)k cos(kz − ωt)
k 1
⇒ B = (−E0y , E0x , 0) sin(kz − ωt) = (k × E) .
ω ω
b)
∂ ∂
rot E = (− Ey , Ex , 0) = −E0 k[cos(kz − ωt) ex + sin(kz − ωt) ey ]
∂z ∂z
⇒ Ḃ = E0 k[cos(kz − ωt) ex + sin(kz − ωt) ey ]
k
⇒ B = E0 [− sin(kz − ωt)ex + cos(kz − ωt) ey ]
ω
k 1
= (−Ey , Ex , 0) = (k × E) .
ω ω
2. Poynting-Vektor
1
S(r, t) = E × H = E × B (Energiestromdichte) .
μr μ 0
1 1
S(r, t) = E × (k × E)
μr μ 0 ω
1 1
= (kE2 − E (E ⋅ k)) = E2 ez
ωμr μ0 ~ uμ μ
r 0
=0
Das bedeutet:
(a) √
εr ε 0 2
S(r, t) = E sin2 (kz − ωt)ez .
μr μ 0 0
(b) √
εr ε 0 2
S(r, t) = E ez .
μr μ 0 0
620 Lösungen der Übungsaufgaben
3. Strahlungsdruck
ε r , μr
dS ud
t
n
Pr
(ϑ)
Abb. A.51
Strahlungsdruck ≙ Impulsübertrag auf Fläche ≙ Normalkomponente (n ⋅ F) der
auf die Ebene ausgeübten Kraft F pro Fläche.
Dichte des Feldimpulses:
1
̂
pFeld = D × B = εr μr ε 0 μ0 S = S,
u2
u: Phasengeschwindigkeit der elektromagnetischen Welle.
Alle Wellenfronten in dem schiefen Zylinder, dessen Volumen
Δ V = u dt cos ϑ dS
beträgt, erreichen in der Zeit dt das Flächenelement dS. Die Ebene sei total ab-
sorbierend, d. h. Feldimpuls auf dS in dt = ̂
pFeld ΔV.
Kraft = Impuls pro Zeit:
F =̂
pFeld u cos ϑ dS .
Strahlungsdruck:
n⋅F cos ϑ
pS = = u cos ϑ n ⋅ ̂
pFeld = n⋅S .
dS u
Lösung:
(a)
1
pS = ∣S∣ cos2 ϑ = εr ε 0 E20 sin2 ωt cos2 ϑ (Wand bei z = 0) .
u
(b)
1
pS = ∣S∣ cos2 ϑ = εr ε 0 E20 cos2 ϑ .
u
Lösungen der Übungsaufgaben 621
1. Linear, homogen: B = μr μ0 H; D = εr ε 0 E.
Ungeladener Isolator: ρf ≡ 0, jf ≡ 0, σ = 0.
Maxwell-Gleichungen:
div E = 0 , div B = 0 ,
1
rot E = −Ḃ , rot B = εr ε 0 μr μ0 Ė = Ė .
u2
2.
1 1
rot rot B = grad(div B ) − Δ B = 2 rot Ė = − 2 B̈ ,
6 u u
=0
1 ∂2
◻B = 0 , wobei ◻ = Δ − .
u2 ∂t 2
3.
rot E = −Ḃ
⇒ ik × E = iωB
1 k E0
⇒ B= k×E = (ez × ex − 2ez × ey )ei(k⋅r−ωt) .
ω ω 5
E0 k
B= (2ex + ey )ei(k⋅r−ωt)
5ω
4.
1
rot B = Ė = ex [−B0 k cos(kz − ωt)] + ey [−B0 k sin(kz − ωt)]
u2
⇒ Ė = −u ω B0 [ex cos(kz − ωt) + ey sin(kz − ωt)]
⇒ E = u B0 [ex sin(kz − ωt) − ey cos(kz − ωt)] ,
1. Aus
E = E0 ei(kz−ωt) B = B0 ei(kz−ωt)
622 Lösungen der Übungsaufgaben
B0 = ̂
B0 (4ex − 3ey )
folgt
k
k × B0 = kB̂0 (4ey + 3ex ) = − E0 .
u
Elektrisches Feld
rot E = −Ḃ .
1. Jede Lösung der Maxwell-Gleichungen ist automatisch auch Lösung der homo-
genen Wellengleichung. Die Umkehrung gilt bekanntlich nicht.
2. Die Wellengleichung
1 ∂2
(Δ − ) B(r, t) = 0
u2 ∂t 2
ω2 ω
(−k2 + 2
)=0 ↷ k= .
u u
3.
div B = 0 ⇔ k ⋅ B = 0 ⇒ αkx + iγky = 0 ⇒ kx = 0 , ky = 0 .
Es ist also:
k = k ez .
4.
1 1 !
rot B = μr μ0 Ḋ = Ė = −iω 2 E = i (k × B) .
u2 u
Damit folgt:
u2
E=− (k × B) = −u(ez × B) = −u(αey − iγex ) ei(k⋅r−ωt) ,
ω
̂
E0 (r) = u(iγex − αey ) ei k⋅r .
5. Zeitgemittelte Energiedichte:
1 ̂ ⋆0 + H ⋆ 1 1 ̂ 2
Re (̂ ̂0 ⋅ ̂
B0 ) = Re (εr ε 0 ∣̂
2
w(r, t) = E0 ⋅ D E0 ∣ + ∣B 0 ∣ ) .
4 4 μr μ 0
Mit
∣̂ ∣̂
2 2
B0 ∣ = (α 2 + γ 2 ) ; E0 ∣ = u2 (α 2 + γ 2 )
bleibt:
1 1
w(r, t) = (α 2 + γ 2 ) .
2 μr μ 0
624 Lösungen der Übungsaufgaben
6. Zeitgemittelte Energiestromdichte
1 ̂ ⋆0 (r))
S(r, t) = Re (̂E0 (r) × H
2
u
= Re ((iγex − αey ) × (αex − iγey ))
2μr μ0
u
= Re(γ 2 ez − α 2 (−ez )) .
2μr μ0
Es ist also
u
S(r, t) = (α 2 + γ 2 ) ez = u w(r, t) ez .
2μr μ0
1. f (x)
−2π −π π 2π x
Abb. A.52
⎧
⎪
⎪−x∶ −π ≤ x ≤ 0 ,
f (x) = ⎨
⎪
⎩+x∶
⎪ 0≤x≤π.
Allgemeine Fourier-Reihe:
Hier:
a=π,
f (x) gerade ⇒ bn = 0 ∀n .
+a +π
1 ⎛ ⎞
π 0
1 1
f0 = ∫ f (x) dx = ∫ f (x)dx = ⎜∫ x dx + ∫ (−x)dx⎟
2a 2π 2π ⎝ ⎠
−a −π 0 −π
Lösungen der Übungsaufgaben 625
π
⇒ f0 = ,
2
+a +π
1 nπ 1
an = ∫ f (x) cos ( x) dx = ∫ f (x) cos(n x)dx
a a π
−a −π
π 0 π
1 1 2
= ∫ x cos(nx)dx − ∫ x cos(nx)dx = ∫ x cos(nx)dx
π π π
0 −π 0
π π
2 2
⇒ an = x sin(nx)∣ − ∫ sin(nx)dx
nπ 0 nπ
0
π
2 2
= 2 cos(nx)∣ = 2 ((−1)n − 1)
n π 0 n π
⎧
⎪ −4
⎪
⎪ , falls n ungerade,
= ⎨ n2 π
⎪
⎪
⎪
⎩0, falls n gerade .
Fourier-Reihe:
π 4 ∞ cos[(2k + 1)x]
f (x) = − ∑ .
2 π k=0 (2k + 1)2
2.
−π − π /2 π /2 π x
Abb. A.53
f (x) gerade ⇒ bn = 0 ∀n .
+π
1 1 −π/2 +π/2 π
f0 = ∫ f (x) dx = [ (−x)∣−π + (x)∣−π/2 + (−x)∣π/2 ] = 0 ,
2π 2π
−π
+π
1
an = ∫ f (x) cos(nx) dx
π
−π
1 −π/2 +π/2 π
= [ − sin(nx)∣−π + sin(nx)∣−π/2 − sin(nx)∣π/2 ]
nπ
1 nπ nπ nπ 4 nπ
= [sin ( ) + 2 sin ( ) + sin ( )] = sin ( ) .
nπ 2 2 2 nπ 2
626 Lösungen der Übungsaufgaben
Fourier-Reihe:
3. f
π2
x
-π +π
Abb. A.54
f (x) = f (−x) ⇒ bn = 0 ∀n .
(b) Für x = π sind f (π) = π 2 und cos(nπ) = (−1)n . Die Fourier-Reihe aus 3.) lie-
fert somit für diesen Spezialfall:
π2 ∞ 1
=∑ .
6 n=1 n2
+a +a
nπ mπ 1 π
∫ dx cos ( a x) cos ( a x) = 2 ∫ dx (cos ((n + m) a x)
−a −a
π
+ cos ((n − m) x))
a
1 a π
= ( sin ((n + m) x)
2 (n + m)π a
+a
a π
+ sin ((n − m) x))∣
(n − m)π a −a
=0.
+a +a
nπ mπ 1 π
∫ dx sin ( x) sin ( x) = ∫ dx (cos ((n − m) x)
a a 2 a
−a −a
π
− cos ((n + m) x))
a
1 a π
= ( sin ((n − m) x)
2 (n − m)π a
+a
a π
− sin ((n + m) x))∣ .
(n + m)π a −a
=0
628 Lösungen der Übungsaufgaben
+a
nπ mπ
∫ dx sin ( x) cos ( x) = 0 .
a a
−a
Hier kann man bereits ausnutzen, dass der Integrand eine ungerade Funktion
von x ist.
+a +a
1 2 nπ 1 2nπ
∫ dx cos ( x) = ∫ dx (1 + cos ( x))
a a 2a a
−a −a
1 a 2nπ +a
= (2a + sin ( x)∣ ) = 1 .
2a 2πn a −a
=0
+a +a
1 2 nπ 1 2 nπ
∫ dx sin ( x) = ∫ dx (1 − cos ( x)) = 2 − 1 = 1 .
a a a a
−a −a
+a
1 nπ nπ
∫ dx sin ( x) cos ( x) = 0 .
a a a
−a
Zusammenfassung:
+a
1 nπ mπ
∫ dx sin ( x) sin ( x) = δ nm (n, m = 1, 2, . . .) ,
a a a
−a
+a
1 nπ mπ
∫ dx cos ( x) cos ( x) = δ nm ,
a a a
−a
+a
1 nπ mπ
dx sin ( x) cos ( x) = 0 .
a∫ a a
−a
Lösungen der Übungsaufgaben 629
= f0 .
2.
+a +a
1 nπ 1 nπ
∫ dx f (x) cos ( x) = ∫ dx f0 cos ( x)
a a a a
−a −a
∞ ⎛ +a
1 mπ nπ
+ ∑ am ∫ dx cos ( x) cos ( x)
m=1 ⎝ a a a
−a
+a
1 mπ nπ ⎞
+ bm ∫ dx sin ( x) cos ( x)
a a a ⎠
−a
f0 nπ +a ∞
= sin ( x)∣ + ∑ (am δ nm + 0)
nπ a −a m=1
=0
= an .
3.
+a +a
1 nπ 1 nπ
∫ dx f (x) sin ( x) = ∫ dx f0 sin ( x)
a a a a
−a −a
∞ +a
⎛ 1 mπ nπ
+ ∑ am ∫ dx cos ( x) sin ( x)
m=1 ⎝ a a
−a
a
+a
1 mπ nπ ⎞
+ bm ∫ dx sin ( x) sin ( x)
a a a ⎠
−a
f0 nπ +a ∞
=− cos ( x)∣ + ∑ (0 + bm δ nm )
nπ a −a m=1
=0
= bn .
f (x) ≡ x2 + (b − a)x − ab .
!
Nullstellen f (xi ) = 0:
x2 + (b − a)x = ab
2
1 1 1
↷ (x + (b − a)) = (b − a)2 + ab = (b + a)2
2 4 4
1 1
↷ x1,2 = − (b − a) ± (b + a)
2 2
↷ x1 = a ; x2 = −b .
Damit gilt:
2
1 1
δ(f (x)) = ∑ δ(x − xi ) = (δ(x − a) + δ(x + b)) .
i=1 ∣f ′ (x )∣
i a + b
Fourier-Transformierte:
+∞
̃ 1 1
f (k) = √ ∫ dx δ(f (x)) eikx = √ (eika + e−ikb ) .
2π−∞ 2π(a + b)
Kontrolle:
+∞
1 1
f (x) = √ ∫ dk ( √ (eika + e−ikb )) e−ikx
2π−∞ 2π(a + b)
+∞ +∞
1 ⎛ 1 1 ⎞
= dk e−ik(x−a) + dke−ik(x+b)
a + b ⎝ 2π ∫ 2π ∫ ⎠
−∞ −∞
1
= (δ(x − a) + δ(x + b)) ↷ q. e. d.
a+b
Lösungen der Übungsaufgaben 631
+∞ +∞
(1)
∞
(1) f (r) (x0 )
∫ dxδ l (x − x0 )f (x) = ∑ ∫ dx δ l (x − x0 ) (x − x0 )r
r = 0−∞ r!
−∞
+∞
∞
f (r) (x0 ) (1)
=∑ ∫ du δ l (u) u
r
r=0 r!
−∞
∞ +∞
f (2r) (x0 ) (1)
=∑ ∫ du δ l (u) u .
2r
r=0 (2r)!
−∞
(1)
Im letzten Schritt haben wir ausgenutzt, dass δ l (u) eine gerade Funktion
von u ist, sodass nur die geraden Potenzen von u zum Integral beitragen. Für
das Integral gilt (Beweis gelingt leicht mit vollständiger Induktion!):
+∞ √
2n −αx2 π (2n + 1)!!
∫ dx x e =
α (2n + 1)(2α)n
−∞
Damit bleibt:
+∞
(1)
∞
f (2r) (x0 )
∫ dxδ l (x − x0 )f (x) = ∑ (2r + 1)!! l2r .
−∞ r = 0 (2r + 1)!
+∞
(1)
lim ∫ dx δ l (x − x0 )f (x) = f (x0 ) (A.5)
l→0
−∞
632 Lösungen der Übungsaufgaben
b)
+∞
(2)
lim ∫ dx δ l (x − x0 )f (x)
l→0
−∞
+∞
sin ( πl (x − x0 ))
= lim ∫ dx f (x)
l→0
−∞
2 sin ( π2 (x − x0 ))
+∞
l sin(πu)
= lim ∫ du f (x0 + lu) (u = 1/l(x − x0 ))
l→0 2 sin ( 12 lπu)
−∞
+∞
sin(πu)
= ∫ du f (x0 )
πu
−∞
+∞
1 sin y
= f (x0 )
π∫
dy .
y
−∞
+∞
sin y
∫ dy =π.
y
−∞
Es gilt also:
+∞
(2)
lim ∫ dx δ l (x − x0 )f (x) = f (x0 ) . (A.6)
l→0
−∞
(2)
lim δ (x − x0 ) = δ(x − x0 ) .
l→0 l
(2) 1 (2)
δ l (x = 0) = ↷ lim δ l (x = 0) → ∞ .
l l→0
(2)
Dagegen bleibt liml → 0 δ l (x) für x ≠ 0 unbestimmt (oszillatorisches Verhal-
ten!). Gleichung (A.6) reicht aber zur Definition der Deltafunktion aus!
Lösungen der Übungsaufgaben 633
1 − eiπ(N+1)x 1 − e−iπ(N+1)x
= + −1
1 − eiπx 1 − e−iπx
2 − (eiπx + e−iπx ) − (eiπ(N+1)x + e−iπ(N+1)x )
=
2 − (eiπx + e−iπx )
eiπNx + e−iπNx
+ −1
2 − (eiπx − e−iπx )
cos(Nπx) − cos ((N + 1)πx)
= .
1 − cos(πx)
Schlussfolgerung:
Man erhält also das entsprechende Verhalten auch in den anderen Intervallen.
Somit bleibt:
1 +∞ iπnx
δ(x) = ∑ e .
2 n = −∞
634 Lösungen der Übungsaufgaben
2 ∞ nπ nπ ′
∑ sin ( x) sin ( x )
x0 n = 0 x0 x0
2 1 ∞ i nπ x −i nπ x i nπ x′ −i nπ x′
= ∑ (e x0 − e x0 ) (e x0 − e x0 )
x0 (2i) n = 0
2
= δ(x − x′ ) .
1.
+∞
1
ḡ(k) = √ ∫ dx e−ikx f1 (x)f2 (x)
2π−∞
+∞ +∞ +∞
1 −ikx i(k1 +k2 )x
= ∫ dx ∫ dk1 ∫ dk2 f̃1 (k1 )f̃2 (k2 ) e e
(2π)3/2
−∞ −∞ −∞
+∞ +∞ +∞
1 1 −i(k−k1 −k2 )x
= √ ∫ ∫ dk1 dk2 f̃1 (k1 ) f˜2 (k2 ) ∫ dx e .
2π−∞ −∞ 2π
−∞
δ-Funktion (4.189):
+∞
1 −ikx
δ(k) = ∫ dx e .
2π
−∞
Lösungen der Übungsaufgaben 635
Damit folgt:
+∞ +∞
1
ḡ(k) = √ ∫ ∫ dk1 dk2 f˜1 (k1 ) f˜2 (k2 ) δ(k − k1 − k2 ) ,
2π −∞ −∞
+∞
1
ḡ(k) = √ ∫ dk1 f˜1 (k1 )f̃2 (k − k1 ) .
2π −∞
+∞
1
f̃ (k) = √ ∫ dx e−∣x∣ e−ikx , e−∣x∣ gerade .
2π−∞
+∞
1 2
f̃ (k) = √ ∫ dx e−∣x∣ cos kx = √ I ,
2π−∞ 2π
∞ ∞
I = ∫ dx e−∣x∣ cos kx = ∫ dx e−x cos kx
0 0
∞ ∞
1 −x 1
= e sin kx∣ + ∫ dx e−x sin kx
k 0 k
0
1 ∞ 1
=0− cos kx e−x ∣0 − 2 I
k2 k
1 1 1
⇒ I (1 + )= 2 ⇒ I=
k 2 k 1 + k2
√
̃ 2 1
⇒ f (k) = (Lorentz-Kurve) .
π 1 + k2
+∞
̃ 1 2 2
f (k) = √ ∫ dx e−(x /Δx ) e−ikx ,
2π−∞
2
x2 x i 1
2
+ ikx = ( + kΔx) + k2 Δx2 ,
Δx Δx 2 4
636 Lösungen der Übungsaufgaben
x i dx
y= + kΔx ⇒ dy =
Δx 2 Δx
+∞+i...
Δx
⇒ ̃
2 2 2
f (k) = √ e−(1/4)k Δx ∫ dy e−y
2π −∞+i ...
Δx
⇒ ̃
2 2
f (k) = √ e−(1/4)k Δx ebenfalls gaußförmig .
2
3. Beweis durch Einsetzen:
+∞ +∞ +∞ +∞
1 ′
∫ dx∣f (x)∣ = f ∗ (k)e−ikx ∫ dk′̃
∫ dx ∫ dk ̃ f (k′ )eik x
2
2π
−∞ −∞ −∞ −∞
+∞ +∞
1 ′
= ∬ dk dk′ ̃ f ∗ (k)̃
f (k′ ) ∫ dx ei(k −k)x
2π
−∞ −∞
+∞
δ(k′ −k)
= ∫ dk ∣̃
f (k)∣2 .
−∞
1. f (x) ist eine ungerade Funktion von x. Deshalb gilt für die Fourier-Transfor-
mierte:
+∞ √ ∞
̃ 1 −∣x∣ −ikx 2 −x
f (k) = √ ∫ x e e dx = −i ∫ x e sin kx dx .
2π −∞ π
0
Wir berechnen:
∞
̂
I ≡ ∫ x e−x sin kx dx
0 ∞
∞
1 1
= − cos kx(x e−x )∣ + ∫ cos kx(1 − x)e−x dx
k 0 k
0
∞ ∞
1 1
= ∫ dxe−x cos x dx − ∫ dxx e−x cos x dx .
k k
0 0
≡I
∞ ∞
̂ 1 1 1
I = I − 2 sin kx (x e−x )∣ + 2 ∫ sin kx (1 − x) e−x dx
k k 0 k
0
∞
1 1 1
↷ ̂I(1 + 2 ) = I + 2 ∫ sin kx e−x dx
k k k
0
∞ ∞
1 1 1
= I − 3 cos kx e−x ∣ + 3 ∫ cos kx (−e−x ) dx
k k 0 k
0
1 1 1
= (1 − 2 ) I + 3
k k k
1 k2 − 1 1 2k
↷ ̂I(1 + k2 ) = + = .
k k + 1 k 1 + k2
2
+∞ +∞
∫ dk ∣̃
!
f (k)∣2 = ∫ dx ∣f (x)∣2 .
−∞ −∞
+∞ +∞ ∞
8 k2
∫ dk = ∫ dx x2 e−2∣x∣ = 2 ∫ dx x2 e−2x
π (1 + k2 )4
−∞ −∞ 0
+∞ 2 ∞
k π
↷ ∫ dk = ∫ dx x2 e−2x
(1 + k )
2 4 4
−∞ 0
∞
π ⎛ d2 ⎞
= ∫ dx e−αx
4 ⎝ dα 2 ⎠
0 α=2
2
π d 1 π
= ( ) = .
4 dα 2 α α=2 16
∞ +1
̂ k̄) = ∫ dr r ∫ dx ei(kr−k̄rx)
⇒ Ψ(
0 −1
∞ ∞
i −ik̄r ik̄r i
= ∫ dr r e ikr
(e − e ) = ∫ dr [ei(k−k̄)r − ei(k+k̄)r ]
k̄r k̄
0 0
i 1 ∞ 1 ∞
= [ ei(k−k̄)r ∣ − ei(k+k̄)r ∣ ] .
k̄ i(k − k̄) 0 i(k + k̄) 0
An der oberen Grenze ist die Gleichung eigentlich nicht definiert, deshalb konver-
genzerzeugender Faktor:
k → k + i 0+ ,
̂ k̄) = 1 ( 1 − 1 ) =
⇒ Ψ(
2
k̄ k + k̄ k − k̄ k̄2 − k2
̃ k̄, ω̄) = 2
⇒ Ψ( δ(ω̄ − ω) .
k̄ − k2
2
1 1 ei(k̄⋅r−ωt)
Ψ(r, t) = ei(kr−ωt) = 2 ∫ d3 k̄ 2 .
r 2π k̄ − k2
Lösungen der Übungsaufgaben 639
1. Ausbreitung in z-Richtung:
k = ±k ez .
Maxwell-Gleichungen:
1 1
⇒ B0 = k × E0 = ± E0 ey .
ω c
↑
Vakuum
Im Halbraum z ≥ 0:
σ = ∞ ⇒ Extinktionskoeffizient ,
⎡ ^ ⎤
⎢ _ 2⎥
1 ⎢ _
` σ ⎥
(4.228)∶ γ = n ⎢−1 + 1 + (
2 2
) ⎥
→ ∞ .
2 ⎢ ⎢ ε 0 εr ω ⎥⎥ σ→∞
⎣ ⎦
Die Welle kann in das Gebiet z ≥ 0 nicht eindringen, d. h. Totalreflektion.
Stetigkeitsbedingung:
n × (E> − E< )∣z=0 = 0 (n = ez ) ,
E> ≡ 0 ; E ∼ ex ⇒ E = 0 bei z = 0 .
Ansatz:
E = ex (E0 eikz + ̂
E0 e−ikz ) e−iωt ,
1
B = ey (E0 eikz − ̂ E0 e−ikz ) e−iωt ,
c
E = 0 bei z = 0 ⇒ ̂ E0 = −E0 .
E=0
t = τ /4
B=0
Abb. A.55
3. Randbedingung:
H > ≡ 0 wegen σ = ∞.
Hieraus folgt:
√
1 ε0
jF = − ez × B(z = 0) = −2E0 cos ωt (ez × ey )
μ0 μ0
√
ε0
⇒ jF = 2E0 cos ωt ex ,
μ0
Wechselstrom in x-Richtung!
4. Energiedichte:
1
w(r, t) = (Re H ⋅ Re B + Re E ⋅ Re D)
2
1 1
= [ (Re B)2 + ε 0 (Re E)2 ]
2 μ0
= 2E20 ε 0 (sin2 kz sin2 ωt + cos2 kz cos2 ωt)
1 1
= 2E20 ε 0 [ (1 − cos 2kz) sin2 ωt + (1 + cos 2kz) cos2 ωt]
2 2
= ε 0 E20 [1 + cos 2kz(cos2 ωt − sin2 ωt)] ,
Zeitgemittelt:
τ
1
w̄(r) = ∫ dt w(r, t) = ε 0 E20 .
τ
0
Die Energiedichte hat eine örtliche Periode von Δz = π/k = λ/2 und oszilliert
zeitlich mit 2ω um den Mittelwert ε 0 E20 .
Energiestromdichte:
√
ε0
S(r, t) = Re E(r, t) × Re H(r, t) = 4E20 sin kz cos kz sin ωt cos ωt ez
μ0
√
ε0
⇒ S(r, t) = E20 sin 2kz sin 2ωt .
μ0
Zeitgemittelt:
1. Telegraphengleichung (4.218):
1 ∂2 ∂
[(Δ − ) − μr μ0 σ ] E(r, t) = 0 .
u2 ∂t 2 ∂t
Ansatz:
E(r, t) ∼ ei(k⋅r−ωt)
1
⇒ −k2 + 2 ω 2 + i μr μ0 σ ω = 0
u
ω2
⇒ k 2 = 2 + i μr μ 0 σ ω .
u
2. Einzelnes Elektron: Masse m, Ladung −e
Bewegungsgleichung:
m v̇ = −e ̂
E 0 e−iωt
êE0 −iωt
⇒ m v(t) = e + const .
iω
642 Lösungen der Übungsaufgaben
i e2 n0
j = −e n0 v = E + const .
mω
Ohm’sches Gesetz:
j = 0 für E = 0 ⇒ const = 0 .
e2 n0 e2 n0
j=i E ⇒ σ =i .
mω mω
3. σ imaginär, da E komplex angesetzt wurde:
ω 2 μr μ 0 e 2 n 0
k2 =
− ,
u2 m
! μr μ 0 e 2 n 0
k2 (ωp ) = 0 ⇔ ωp2 μr μ0 εr ε 0 − =0
m
n0 e2
⇒ ωp2 = .
εr ε 0 m
e2 n0
k2 ≥ 0 für ω ≥ ωp , ω ≪ ωp ⇒ k2 ≈ −μr μ0 = (ik̄)2
m
e2 n0
⇒ k̄2 = μr μ0
m
⇒ E(r, t) ∼ e−k̄z−iωt (k ∥ z-Achse) .
Eindringtiefe k̄ δ = 1:
√
m u
⇒ δ= = ,
μr μ 0 e 2 n 0 ω p
u: Wellengeschwindigkeit im Elektronengas.
4. Eigentliche Gesamtkraft:
F = F1 + F2 ,
F 1 = −e E ,
F 2 = −e v × B
⇒ ∣F 2 ∣ ≪ ∣F 1 ∣ , falls v∣B∣ ≪ ∣E∣ .
1 1
rot E = −Ḃ ⇒ B = k×E , ∣B∣ = k∣E∣
ω ω
e 1 !
⇒ v∣B∣ = ∣E∣ k∣E∣ ≪ k ∣E∣
mω ω
m ω2 m ω2 mω
⇒ ∣E∣ ≪ = √ = √ .
ek e ωu2 − μr μ 0me n0 e√εr ε 0 μr μ0 1 −
2 2
e2 n0
ω 2 mεr ε 0
5. Brechungsindex: k = (ω/c)n
k k2
⇒ n=c ⇒ n2 = .
ω ε 0 μ0 ω 2
Wir suchen die k2 − ω 2 -Beziehung bei Anwesenheit des äußeren Feldes B0 als
Verallgemeinerung zu 1.:
m v̇ = −e E(t) − e v × B0 (B0 = B0 ez ) .
E(t) = ̂
E0 (r)(ex ± i ey )e−iωt ,
j=σE∼v ⇒ v∼E.
ωc = e B0 /m: Zyklotronfrequenz.
Jetzt weiter wie in 2.:
v± (r) !
j = −e n0 v = −e n0 E(r, t) = σ E
̂
E0 (r)
i e2 n0
⇒ σ= .
m(ω ∓ ωc )
644 Lösungen der Übungsaufgaben
ω2 e2 n0
k2 = + i μr μ0 σ ω = μr μ0 εr ε 0 ω 2 [1 − ] .
u 2 m εr ε 0 ω(ω ∓ ωc )
Plasma:
ωp2
k2 = μr μ0 εr ε 0 ω 2 (1 − ) ,
ω(ω ∓ ωc )
ω2 ωp2
k±2 = (1 − )
u2 ω(ω ∓ ωc )
ωp2
⇒ n±2 = εr μr (1 − ) .
ω(ω ∓ ωc )
n+ ≠ n− für B0 ≠ 0, d. h., der Brechungsindex im Plasma ist für rechts- und links-
zirkulare Wellen unterschiedlich. Hieraus folgt die zirkulare Doppelbrechung.
k1r
k1
1
0
k2 d
2
d
n
z
3 k3
Abb. A.56
Grenzflächen: xy-Ebene.
Hieraus folgt:
Normale der Grenzflächen: n = ez ,
Einfallsebene: (n, k1 )-Ebene.
Allgemein:
Einfallende Welle E1 zerlegen in zwei linear polarisierte Wellen, die eine senkrecht,
die andere parallel zur Einfallsebene.
Hier:
Senkrechter Einfall ⇒ Einfallsebene nicht definiert; Unterscheidung zwischen par-
allel und senkrecht unerheblich.
Deshalb o. B. d. A.: E1 = E1 ex .
Medium 1:
Einfallende Welle:
Reflektierte Welle:
ω
E1r = E01r ei(−k1 z−ωt) ex (k1r = n1 = k1 ) ,
c
1 n1
B1r = ( κ 1r × E1r ) = − E01r e−ik1 z−iωt ey .
u1 c
−e z
Die Summe aus beiden Beiträgen liefert das jeweilige Gesamtfeld im Medium 1.
Medium 2:
Medium 3:
Hier nur eine gebrochene Welle:
z = d:
z=d
a) e2ik2 d = 1
m λ2
⇔ k2 d = m π ⇔ d =
2
und
!
(n2 + n1 )(n2 − n3 ) = (n2 − n1 )(n2 + n3 )
!
⇔ n22 + n1 n2 − n2 n3 − n1 n3 = n22 + n2 n3 − n1 n3 − n1 n2
!
⇔ 2n1 n2 = 2n2 n3
⇔ n1 = n3 uninteressant!
b) e2ik2 d = −1
2m + 1 λ2
⇔ k2 d = π ⇔ d = (2m + 1)
2 4
und
n22 + n1 n2 − n2 n3 − n1 n3 = −n22 − n2 n3 + n1 n3 + n1 n2
⇔ 2n22 = 2n1 n3
⇔ n22 = n1 n3 .
Brechungsgesetz:
k2 n2 λ 1
= = .
k1 n1 λ 2
√ n1 λ 1
n2 = n1 n3 ; d = (2m + 1) .
n2 4
n2 1
sin ϑ g = = ⇒ ϑ = 30○ .
n1 2
648 Lösungen der Übungsaufgaben
!
sin ϑ 1 = cos ϑ 1
folgt
1
2 sin2 ϑ 1 = sin2 ϑ 1 + cos2 ϑ 2 = 1 ⇒ sin ϑ 1 = cos ϑ 1 = √ ⇒ ϑ 1 = 45○ .
2
Brechungsgesetz (4.257):
n1 2 √
sin ϑ 2 = sin ϑ 1 = √ = 2 > 1 ,
n2 2
√ √
cos ϑ 2 = 1 − sin2 ϑ 2 = −1 = i .
3. Fresnel-Formel (4.271):
√
E01r n1 cos ϑ 1 − n2 cos ϑ 2 2 − i ∣a∣e−iψ
( ) = =√ = = e−2iψ .
E01 ⊥ n1 cos ϑ 1 + n2 cos ϑ 2 2+i ∣a∣eiψ
Dabei gilt:
1
tan ψ = √ .
2
Fresnel-Formel (4.273):
Dabei gilt:
2 √
tan φ = =2 2.
√1
2
Relative Phasenverscheibung:
δ = 2(φ − ψ) .
Lösungen der Übungsaufgaben 649
Das bedeutet:
δ tan φ − tan ψ
tan= tan(φ − ψ) =
2 1 + tan φ tan ψ
√
2 2 − √12 1 1
= = √ (4 − 1)
1+2 3 2
δ 1
⇒ tan = √ .
2 2
Wäre die reflektierte Welle zirkular polarisiert, dann müsste δ = π/2 sein und
damit tan δ2 = tan π4 = 1. Das ist nicht der Fall. Die reflektierte Welle ist also nicht
zirkular polarisiert!
4. Reflexionskoeffizient (4.283):
E01r 2
R=∣ ∣ .
E01
E01r 2
∣ ∣ =1.
E01 ⊥(∥)
Das bedeutet:
2
∣E01r ∣ = ∣E⊥01r ∣ + ∣E∥01r ∣
2 2
2
= ∣E⊥01 ∣ + ∣E∥01 ∣ = ∣E01 ∣ .
2 2
Damit ist
R = 1 (,,Totalreflexion“) .
π
ϑ 1 = ϑg ⇒ ϑ 2 = .
2
650 Lösungen der Übungsaufgaben
Brechungsgesetz:
n2
⇒ sin ϑg = (n2 < n1 ) .
n1
Bei ϑ 1 > ϑg sind senkrecht und parallel zur Einfallsebene linear polarisierte Kom-
ponenten der reflektierten Welle relativ zueinander um δ phasenverschoben. Nach
(4.291) gilt:
√
δ cos ϑ 1 sin2 ϑ 1 − sin2 ϑg
tan = .
2 sin2 ϑ 1
1. Totalreflexion (4.288):
E01r E01r
∣( ) ∣ = ∣( ) ∣=1
E01 E01 ∥
(b)
π
δ= .
2
∥
∣E⊥01 ∣ = ∣E01 ∣
gilt, was wir hier voraussetzen wollen. Die gesuchte Bedingung für das Verhältnis
n2 /n1 folgt nämlich allein aus der Forderung (b), d. h.:
δ !
tan =1.
2
Dies bedeutet:
cos2 ϑ 1
1= (sin2 ϑ 1 − sin2 ϑg )
sin4 ϑ 1
n2 2 sin4 ϑ 1
⇔ sin2 ϑg = ( ) = sin2 ϑ 1 − .
n1 cos2 ϑ 1
Lösungen der Übungsaufgaben 651
Wir suchen das größte Verhältnis n2 /n1 , für das diese Gleichung noch eine Lö-
sung hat. Das kann man als Extremwertaufgabe auffassen:
x2
y=x−
1−x
dy x2 2x 1 − 2x + x2 − x2 − 2x + 2x2
⇒ =1− − =
dx (1 − x)2 1 − x (1 − x)2
1 − 4x + 2x2 !
= =0
(1 − x)2
1
⇔ x02 − 2x0 = − ,
2
1 1
(x0 − 1)2 = ⇒ x±0 = 1 ± √ .
2 2
1
x0 = 1 − √
2
infrage kommen!
Hieraus folgt:
√ n2 2
ymax = 3 − 2 2 ⇒ ( ) ≈ 0,18 .
n1 max
2.
δ ! n2 2 1. sin2 ϑ 1 (1 − 2 sin2 ϑ 1 )
tan =1 ⇒ ( ) =
2 n1 1 − sin2 ϑ 1
n2 2 n2 2
⇔ ( ) = −2 sin4 ϑ 1 + sin2 ϑ 1 [1 + ( ) ]
n1 n1
2 2
1 n2 2 1 n2 2 1 n2 2
⇒ {sin2 ϑ 1 − [1 + ( ) ]} = − ( ) + [1 + ( ) ]
4 n1 2 n1 16 n1
⎡ ^ ⎤
1⎢
⎢ n2 2 _ 2 4⎥
`1 − 6 ( n2 ) + ( n2 ) ⎥
⇒ sin2 ϑ 1 = ⎢1 + ( ) ± _ ⎥ .
4⎢
⎢ n1 n1 n1 ⎥ ⎥
⎣ ⎦
652 Lösungen der Übungsaufgaben
auch bei A′ und B′ in Phase ist, muss die Phasendifferenz auf den Wegstrecken L
und L′ gleich sein:
2π nω
kL = L=L ,
λ c
2π n′ ω
k′ L′ = ′ L′ = L′ .
λ c
Abb. A.57
Forderung:
kL = k′ L′ ⇔ Ln = L′ n′ .
! !
Betrachte nun die beiden Dreiecke, an denen L und L′ mit der gemeinsamen Hypo-
thenuse CD beteiligt sind:
L L′
sin ϑ = ; sin ϑ ′ =
CD CD
L sin ϑ
⇒ ′ = .
L sin ϑ ′
Das ist mit obiger Forderung gleichzusetzen:
sin ϑ n′
= q. e. d.
sin ϑ ′ n
Lösungen der Übungsaufgaben 653
Q
•
•• ••
z
σ
• ••
•
0 P
Abb. A.58
̂ ist die Amplitude der einfallenden Welle. In der skizzierten Anordnung wird
A
paralleles Licht dadurch realisiert, dass Lichtquelle Q und Beobachter P sich
in Brennebenen von Linsen befinden. Damit sind die Voraussetzungen für
Fraunhofer-Beugung (R → ∞, R0 → ∞) erfüllt, und es gilt nach (4.321):
X X0 Y Y0
φ(x′ , y′ ) = −x′ ( + ) − y′ ( + ) ≡ −x′ (α − α 0 ) − y′ (β − β 0 ) .
R R0 R R0
Hier haben wir zur Abkürzung die Richtungskosinus (s. Abb. 4.59)
X −X0 Y −Y0
α= ; α0 = ; β= ; β0 =
R R0 R R0
654 Lösungen der Übungsaufgaben
+A ′ +B ′
E(P) ≈ Ckeik(R+R0 ) ∫ dx′ e−ik(α−α 0 )x ∫ dy′ e−ik(β−β 0 )y .
−A −B
C ist eine hier unbedeutende komplexe Größe, die im Wesentlichen durch die
Amplitude und die Phase der einfallenden Welle bestimmt ist. Die Integrationen
sind einfach auszuführen:
−2i
E(P) = Ckeik(R+R0 ) { sin(k(α − α 0 )A)}
−ik(α − α 0 )
−2i
⋅{ sin(k(β − β 0 )B)}
−ik(β − β 0 )
sin xA sin yB
= 4AB Ckeik(R+R0 ) { }{ } .
xA yB
xA = k(α − α 0 ) A ; yB = k(β − β 0 ) B .
2
sin xA 2 sin yB
2
I(P) ∝ ∣E(P)∣ ∝ { } { } .
xA yB
Diskussion:
Wir betrachten zunächst nur das Beugungsmuster in x-Richtung.
sin xA cos xA
lim = lim =1.
xA →0 xA xA →0 1
! ! λ
xA = k(α − α 0 )A = nπ ⇔ (α − α 0 )A = n ; n∈Z.
2
„Nebenmaxima“:
x /π
• • • • • • • •
-3 -2 -1 1 2 3 4
Abb. A.59
Abstand zwischen Hauptmaximum und erster Nullstelle:
! λ
xA = π ⇔ α − α 0 = .
2A
Der Winkelabstand wird also größer mit kleiner werdender Spaltbreite. Of-
fenbar werden Beugungsphänomene nur dann beobachtbar sein, wenn die
Linearabmessungen des beugenden Objekts mit der Wellenlänge λ vergleich-
bar sind.
Dieselben Überlegungen gelten für die y-Richtung. Das Beugungsbild ist deshalb
ein Kreuzmuster.
2. Beugung am Spalt:
B≫A.
Das Beugungsbild zieht sich parallel zur y-Achse immer mehr zusammen, sodass
außerhalb von β = β 0 (Zentrum des Beugungsbildes) praktisch keine Lichtinten-
sität mehr vorhanden ist:
2
sin(k(β − β 0 )B)
lim ( ) = 0 (β ≠ β 0 ) .
B→∞ k(β − β 0 )B
Endliche Intensitäten bleiben also nur auf der x-Achse, und zwar genauso wie im
1. Teil diskutiert:
2
I sin(k(α − α 0 )A)
=( ) .
I0 k(α − α 0 )A
α = sin α̂ .
Die Minimumbedingung für den Einzelspalt lautet dann nach Teil 1.):
! 2π !
α k A = n π ⇔ sin α̂ n A = nπ .
λ
Das bedeutet:
2A sin α̂ n = n λ ; n∈Z.
Abschnitt 4.4.6
Lösung zu Aufgabe 4.4.1
a) t > 0:
Im z z
−R +R
Re z
− i 0+
+
Abb. A.60
Den Halbkreis in der unteren Halbebene schließen, dann wird dort für R → ∞
kein Beitrag zum Integral geleistet:
+∞
e−ixt e−izt
⇒ dx = dz .
x + i 0+ z + i 0+
−∞
Residuum:
e−izt
Res f (z) = lim (z − z0 ) =1.
z0 z→z0 z + i 0+
Residuensatz:
e−izt
dz = – 2πi · 1 .
z + i0+ ↑
Pol wird mathematisch negativ umfahren
Also folgt:
i
Θ(t) = (−2π i) = 1 für t > 0 .
2π
b) t < 0:
Im z z
− i 0+ Re z
+
Abb. A.61
Den Halbkreis in der oberen Halbebene schließen, d. h. kein Pol im Inneren
k̄-Integration in Kugelkoordianten,
r = Polarachse, ϑ = ∢(k̄, r), d3 k̄ = k̄2 dk̄ ⋅ sin ϑ dϑ dφ.
∞ +1
1 1
Ψ(r, t) = e−iωt ∫ k̄2 dk̄ 2 ∫ d cos ϑ e
i k̄r cos ϑ
π k̄ − k2
0 −1
−iωt ∞
e k̄
= ∫ dk̄ 2 (eik̄r − e−ik̄r ) .
i πr k̄ − k2
0
658 Lösungen der Übungsaufgaben
Ferner:
k̄ 1 1 1
= ( + )
−k
k̄2 2 2 k̄ − k k̄ + k
e−iωt 1
⇒ Ψ(r, t) = (I+ − I− ) ,
r 4π i
+∞
1 1
I± = ∫ dk̄ ( + ) e±ik̄r .
k̄ − k k̄ + k
−∞
I+ :
k
+k C+
I+
−k
Abb. A.62
Kein Beitrag auf dem Halbkreis. Im Inneren liegt nur ein Pol erster Ordnung: k̄+ =
+(k + i 0+ ).
1 1
Res [( + ) eik̄r ] = eikr
k+ k̄ − k k̄ + k
⇒ I+ = 2π i eikr .
I− :
k
+k
I−
−k
C−
Abb. A.63
Lösungen der Übungsaufgaben 659
Beim Schließen des Halbkreises in der unteren Halbebene erfolgt auf ihm kein Bei-
trag. Im Inneren von C− nun der Pol:
k̄− = −(k + i 0+ ) ,
1 1
Res [( + ) e−ik̄r ] = eikr
k− k̄ − k k̄ + k
⇒ I− = −2π i eikr .
1 i(kr−ωt)
Ψ(r, t) = e q. e. d.
r
Abschnitt 4.5.6
Lösung zu Aufgabe 4.5.1
e±ikr
(Δ + k2 ) = −4πδ(r) .
r
Dabei kann (1.69),
1
Δ = −4πδ(r) ,
r
benutzt werden.
a) r ≠ 0
Laplace-Operator in Kugelkoordinaten:
1 ∂2
Δ= r + Δ ϑ,φ .
r ∂r 2
Damit findet man
e±ikr 1 ∂ 2 ±ikr 1
Δ = e = −k2 e±ikr .
r r ∂r 2 r
Damit ist die erste Bedingung für die δ-Funktion erfüllt:
e±ikr
(Δ + k2 ) = 0 für r ≠ 0 .
r
660 Lösungen der Übungsaufgaben
b) Etwas aufwändiger ist die zweite Bedingung nachzuweisen. Wenn f (r) eine
beliebige Funktion ist, dann gilt zunächst mit dem Ergebnis aus Teil a):
e±ikr e±ikr
∫ d r f (r) (Δ + k ) = lim ∫ d3 r f (r) (Δ + k2 )
3 2
.
r ε→0 r
Kε
Dabei ist Kε eine Kugel mit einem Mittelpunkt bei r = 0 und einem Radius ε.
Wir schätzen ab:
e±ikr 1 1 1 1 ∞
1
Δ = Δ (1 ± ikr − k2 r 2 + (±ikr)3 + (±ikr)4 + ∑ (±ikr)n )
r r 2 6 24 n=5 n!
∞
1 1 1 1 1
= Δ + Δ(±ik − k2 r + (±ik)3 r 2 + (±ik)4 r 3 + ∑ (±ik)n r n−1)
r 2 6 24 n=5 n!
1 1 ∂2
=Δ + r (. . .)
r r ∂r 2
∞
1 1 1 1
=Δ + (−k2 + (±ik)3 r + (±ik)4 r 2 + ∑ n(n − 1)(±ik)n r n−2 )
r r 2 n=5 n!
1 k2 1
=Δ − ∓ ik3 + k4 r + O(r 2 ) .
r r 2
Andererseits gilt:
e±ikr k2 1
k2 = ± ik3 − k4 r + O (r 2 ) .
r r 2
Damit gilt die Abschätzung:
e±ikr 1
(Δ + k2 ) = Δ + O (r 2 ) .
r r
Wir können deshalb schreiben:
e±ikr e±ikr
∫ d r f (r) (Δ + k ) = lim ∫ d3 r f (r) (Δ + k2 )
3 2
r ε→0 r
Kε
1
= lim ∫ d3 r f (r) (Δ + O(ε 2 ))
ε→0 r
Kε
= −4π f (0)
Mit den Ergebnissen aus Teil a) und b) ist die Behauptung bewiesen!
Lösungen der Übungsaufgaben 661
exp (±ik ∣r − r′ ∣)
(Δ + k2 ) = −4πδ(r − r′ ) .
∣r − r′ ∣
+∞ +∞
1 ω2 1
√ ∫ dω (Δ r + 2 ) ψ ω (r) e−iωt = − √ ∫ dω σω (r) e−iωt .
2π −∞ u 2π −∞
Fourier-Umkehr:
ω2
(Δ r + ) ψ ω (r) = (Δ r + k2 ) ψ ω (r) = −σω (r) .
u2
exp (±ik ∣r − r′ ∣)
ψ ω (r) = ∫ d3 r′ σω (r′ ) .
4π ∣r − r′ ∣
+∞
1 exp (±ik ∣r − r′ ∣) −iωt
ψ(r, t) = √ ∫ dω (∫ d3 r′ σω (r′ ) )e .
2π −∞ 4π ∣r − r′ ∣
σ (r′ , t ∓ u1 ∣r − r′ ∣)
ψ(r, t) = ∫ d3 r′ .
4π ∣r − r′ ∣
1
u
∣r − r′ ∣ ist die Zeit, die das Signal benötigt, um von r′ , wo es erzeugt wird, nach r,
wo es beobachtet wird, zu gelangen. Kausalität erfordert das Minuszeichen. Das
Signal wird zur „retardierten Zeit“
1
tret = t − ∣r − r′ ∣
u
Nach (4.457) gilt für die magnetische Induktion der elektrischen Dipolstrahlung:
μ0 μr 2 eikr 1
B1 (r, t) = uk (1 − ) (n × p)e−iωt = B10 (r)ei(kr−ωt) .
4π r ikr
Dabei sind n = r
r
und k = ωu . Die Amplitude B10 (r) ist komplex:
μ 0 μr 2 1 i
B10 (r) = uk ( + 2 ) (n × p)
4π r kr
√
μ 0 μr 2 1 1
= uk (n × p) 2
+ 2 4 eiψ ,
4π r k r
1/kr2 1 u
tan(ψ) = = = .
1/r kr ωr
r ψ
B1 (r, t) ∝ exp (−iω (t − − )) .
u ω
Die Phasengeschwindigkeit ṙ ist die Geschwindigkeit eines Beobachters, der sich so
bewegt, dass
r ψ
φ(r, t) ≡ ω (t − − ) = const .
u ω
Differenzieren nach der Zeit ergibt:
ṙ 1 d u
0=1− − arctan
u ω dt ωr
ṙ 1 1 u
=1− − 2 (− ) ṙ ,
u ω 1+ 2 2u ωr 2
ω r
⎛1 u 1 ⎞
1 = ṙ − ,
⎝ u ω 2 r 2 1 + u22 2 ⎠
ω r
1⎛ 1 ⎞
1 = ṙ 1− .
u⎝ ω 2 r2
+ 1⎠
u2
ṙ > c .
Wegen
′
μ 0 μr 3 ′ j(r , tret )
A(r, t) = ∫ d r
4π ∣r − r′ ∣
muss gelten:
A ∝ ez .
1 ρ(r′ , tret )
φ(r, t) = ∫ d3 r ′ =0.
4πε 0 εr ∣r − r′ ∣
E = −∇φ − Ȧ = −Ȧ → E ∝ ez .
∂2A 1 ∂2A
− = −μ0 μr I0 eiωt δ(x) .
∂x2 u2 ∂t 2
664 Lösungen der Übungsaufgaben
Lösung für x ≠ 0:
⎧
⎪ x
⎪Beiω(t− u ) für x > 0 (nach rechts laufende Welle) ,
A(x, t) = ⎨ iω(t+ x )
⎪
⎪ für x < 0 (nach links laufende Welle) .
⎩Ce
u
Das Integral auf der linken Seite verschwindet und die Gleichung vereinfacht sich
zu
iω
− (Beiωt + Ceiωt ) = −μ0 μr I0 eiωt .
u
Es bleibt somit:
μ 0 μr
B=C= uI0
2iω
Damit ist das Vektorpotential bestimmt:
⎧
⎪
x
μ 0 μr ⎪eiω(t− u ) für x > 0 ,
A(r, t) = uI0 ez ⎨ iω(t+ x )
2iω ⎪
⎪ für x < 0 .
⎩e
u
Wegen
E(r, t) = −Ȧ(r, t)
und
∂ ∂ ∂
B(r, t) = rot A(r, t) = ex Az − ey Az = −ey Az
∂y ∂x ∂x
folgt schlussendlich:
Elektrische Feldstärke
∣x∣
1 iω(t− u )
E(r, t) = − μ0 μr uI0 e ez .
2
Magnetische Induktion
⎧
⎪
x
1 ⎪eiω(t− u ) für x > 0 ,
B(r, t) = μ0 μr I0 ey ⎨ iω(t+ x )
⎪
⎩−e
⎪ für x < 0 .
2 u
Lösungen der Übungsaufgaben 665
Mit (A.8) und (A.10) und der harmonischen Zeitabhängigkeit der Felder ergibt
sich zunächst:
Mit
μ0 μr 2 eikr r
B(r) ≈ uk (n × p) (n = ) ,
4π r r
E(r) ≈ u(B(r) × n) .
666 Lösungen der Übungsaufgaben
Dipolmoment:
p = ∫ d3 r′ r′ ρ(r′ )
⎛ ⎞
⎜
⇒ E × n = u(B × n) × n = −u ⎜Bn − n (B ⋅ n)⎟
2
⎟
⎝ ⎠
=0
1
⇒ B= n×E ,
u
d. h. hier:
1
Bi = n × Ei ; i = 1, 2 .
u
1 1
∫ div(H i × Ej )d r = ∫ div((n × Ei ) × Ej )d r
3 3
u μ 0 μr
V V
1 1
= ∫ div(−n(Ei ⋅ Ej ) + Ei (n ⋅ Ej ))d r
3
u μ 0 μr
V
=0
1 1
=− ∫ (Ei ⋅ Ej )(n ⋅ df ) ,
u μ 0 μr
∂V
Dies bedeutet:
1 1
∫ d r(div(H 1 × E2 ) − div(H 2 × E1 )) = − ∫ (n ⋅ df )(E1 ⋅ E2 − E2 ⋅ E1 )
3
u μ 0 μr
V ∂V
=0.
∫ d r( j1 ⋅ E2 − j2 ⋅ E1 ) = 0
3
⇒ ∫ d3 rj1 ⋅ E2 = ∫ d3 rj2 ⋅ E1 .
V1 V2
Lösungen der Übungsaufgaben 667
3. Nach dem Ansatz der Dipol-Näherung sind die Linearabmessungen der Quelle
klein gegen „andere“ Abstände. Wir können deshalb in guter Näherung anneh-
men, dass die makroskopischen Felder E1 , E2 über den jeweiligen Raumbereich
V2 , V1 konstant sind:
V j V
∂xi 3
= ∑ ∫ jj d r
j V ∂xj
∂ ∂
= ∑∫ ( (jj xi ) − xi jj ) d3 r
j V ∂xj ∂xj
Der erste Term verschwindet, da j auf einem endlichen Raumbereich von null
verschieden ist. Damit:
∫ d rji = − ∫ xi div jd r .
3 3
V V
Kontinuitätsgleichung:
V V V
−iωE2 ⋅ p1 = −iωE1 ⋅ p2 q. e. d.
668 Lösungen der Übungsaufgaben
1. Strahlungszone: d ≪ λ ≪ r
μ0 2 eikr
BS (r) ≈ ck (nS × p) ,
4π r
ES (r) ≈ c(BS (r) × nS ) ,
BS (r, t) = BS (r)e−iωt , . . .
2. Einfallende Welle
Ei = ηi E0 eik ni ⋅r ,
1
Bi = (ni × Ei ) .
c
Der Streuquerschnitt hat die Dimension einer Fläche:
dσ (nS ⋅ SS (nS , ηS )) r 2 dΩ
(nS , ηS ; ni , ηi ) = .
dΩ dΩ ⋅ ni ⋅ Si (ni , ηi )
Wir benutzen:
1 1
S= Re(E × B∗ ) = Re (E × (n × E∗ ))
2μ0 2μ0 c
1 ∣E∣2
= [Re(n∣E∣2 ) − Re(E∗ ( E ⋅ n ))] = n .
2μ0 c 6 2μ0 c
=0
∣ηS ⋅ ES ∣2
SS (nS , ηS ) = nS ,
2μ0 c
∣η ⋅ Ei ∣2 1
Si (ni , ηi ) = ni i = ni ∣E0 ∣2 ,
2μ0 c 2μ0 c
k2 eikr
η S ⋅ ES = η ⋅ [(nS × p) × nS ]
4π ε 0 r S
k2 eikr
= [(ηS ⋅ p) − (ηS ⋅ nS )(p ⋅ nS )] .
4π ε 0 r
Lösungen der Übungsaufgaben 669
ηS ⋅ nS = 0
2 k4 1 2
⇒ ∣ηS ⋅ ES ∣ = 2 2 2
∣ηS ⋅ p∣
16π ε 0 r
dσ 1 k4
⇒ (nS , ηS ; ni , ηi ) = (η ⋅ p)2 .
dΩ 16π ε 0 ∣E0 ∣2 S
2 2
dσ
∼ k4 ∼ λ−4
dΩ
εr − 1
p = 4π ε 0 R3 ( ) Ei
εr + 2
dσ εr − 1 2
⇒ = k4 R 6 ∣ ∣ (ηS ⋅ ηi )2 .
dΩ εr + 2
Polarisation:
Die gestreute Welle ist in der von ηi und nS aufgespannten Ebene senkrecht zu
nS linear polarisiert!
670 Lösungen der Übungsaufgaben
4. z
ϑ
ni
ns
ηi
x
ηi⊥ = η⊥s
ηs
y
Abb. A.64
Das Bild erklärt sich mit vorausgegangenen Teilergebnissen:
(ηi ⋅ ηS )∥ = cos ϑ ,
(ηi ⋅ ηS ) = 1
1 − cos2 ϑ
⇒ P(ϑ) = .
1 + cos2 ϑ
P(ϑ)
π2 ϑ
Abb. A.65
Für ϑ = π/2 hat P sein Maximum. In dieser Richtung ist aus der unpolarisiert
einfallenden Strahlung eine vollständig linear polarisierte Welle geworden.
Sachverzeichnis
A C
Abstandsvektor Cauchy-Hadamard’scher Satz, 384
retardierter, 420 Cauchy-Randbedingungen, 107
Additionstheorem, 129 Cauchy-Riemann-Differenzialgleichungen, 372,
für Kugelflächenfunktionen, 140 374
d’Alembert-Operator, 232, 276 Cauchy’sche Integralformel, 379
Ampere, 57 Cauchy’scher Integralsatz, 377
Ampère’sches Durchflutungsgesetz, 188 Clausius-Mossotti-Formel, 163
Ampère’sches Gesetz, 182 Coulomb, 56
Amperesekunde, 56 Coulomb-Eichung, 189, 213, 231, 247
analytisch, 374 Coulomb-Kraft, 57
Anomalie Coulomb’sches Gesetz, 57
magnetomechanische, 197 Curie-Gesetz, 208
Antiferromagnetismus, 210 Curie-Temperatur, 157, 208
Äquipotentialfläche, 62, 110
Ausbreitungsvektor, 277
Ausschaltvorgang, 269 D
Austausch-Wechselwirkung, 208 Dämpfung, 260
Deformationspolarisation, 156
δ-Distribution, 298
B δ-Funktion, 40, 300
Babinet’sches Prinzip, 339, 344 Ableitung, 5
Bariumtitanat, 157 mehrdimensionale, 6
Beugung, 330 Diamagnetismus, 206
Beugung an der kreisförmigen Blende, 343 Dielektrikum, 150, 156, 316
Beugung an der Kreisscheibe, 340 anisotropes, 157
Bildkraft, 119, 123 isotropes, 157
Bildladung, 117, 119 dielektrische Verschiebung, 154
Biot-Savart-Gesetz, 186, 187 Dielektrizitätskonstante, 158, 163
Blindwiderstand, 254 des Vakuums, 59
Bohr’sches Atommodell, 428 komplexe, 310
Brechungsgesetz, 320 relative, 158
Brechungsindex, 276, 311 Differenziationsregeln, 373
verallgemeinerter, 312 differenzierbar, 372
Bremsstrahlung, 427 Dipol, 84, 141
Brewster-Winkel, 325 Kraft auf den, 88
671
672 Sachverzeichnis
W Z
Wasserstoffatom, 77 Zeigerdiagramm, 254
Wechselströme, 251 Zeit
Wechselstromkreis retardierte, 401
mit Induktivität, 256 Zeitkonstante, 264, 268
mit Kapazität, 257 zeitlich oszillierende Quellen, 403
mit Ohm’schem Widerstand, 255 Zerlegungssatz, 36, 67
Weiß’sche Bezirke, 210 Zirkulation, 23
Welle Zone
ebene, 278 intermediäre, 405
elliptisch polarisierte, 284 statische, 405
linear polarisierte, 282 Zylinderkondensator, 82
transversale, 280 Zylinderkoordinaten, 7
zirkular polarisierte, 283 Zylindermantelfläche, 15