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34 Epidemiologisches
2020 Bulletin
20. August 2020
Inhalt
Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2020/2021
Die Impfempfehlungen der STIKO wurden auf der 94. bis 96. Sitzung der STIKO verabschiedet. Die folgen-
den Ausführungen ersetzen die im Epidemiologischen Bulletin des RKI (Epid. Bull.) 34/2019 veröffentlichten
Impfempfehlungen. Die Begründungen zu den Empfehlungen zur Pertussis-Impfung in der Schwanger-
schaft, zur Impfung gegen Japanische Enzephalitis bei Reisen in Endemiegebiete und für Laborpersonal, zur
Grundimmunisierung mit dem 6-fach-Impfstoff nach dem reduzierten 2+1-Impfschema sowie die Anglei-
chung der beruflich indizierten Masern-Mumps-Röteln-(MMR-) und Varizellen-Impfung wurden bereits im
Epid. Bull. veröffentlicht bzw. sind auf den Internetseiten des RKI (www.stiko.de) verfügbar. Inhaltliche
Änderungen gegenüber 2019/2020 sind am Rand gekennzeichnet. Die aktuellen Empfehlungen werden auch
im Pocket-Format veröffentlicht oder können über die STIKO-App aufgerufen werden (s. S. 64).
▶▶ Redaktionelle Änderungen
Impressum
Herausgeber Allgemeine Hinweise/Nachdruck
Robert Koch-Institut Die Ausgaben ab 1996 stehen im Internet zur Verfügung:
Nordufer 20, 13353 Berlin www.rki.de/epidbull
Telefon 030 18754 – 0
Inhalte externer Beiträge spiegeln nicht notwendigerweise
Redaktion die Meinung des Robert Koch-Instituts wider.
Dr. med. Jamela Seedat
Telefon: 030 18754 – 23 24 Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons
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Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.
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Inhaltsverzeichnis
1. Vorbemerkung 4
2. Impfkalender 5
5. Postexpositionelle Impfungen bzw. andere Maßnahmen der spezifischen Prophylaxe übertragbarer Krankheiten 39
5.1 Übersicht 39
5.2 Impfungen bei gehäuftem Auftreten oder Ausbrüchen von Meningokokken-Erkrankungen 41
5.3 Postexpositionelle Hepatitis-B-Immunprophylaxe 42
5.4 Postexpositionelle Tetanus-Immunprophylaxe im Verletzungsfall 44
5.5 Postexpositionelle Tollwut-Immunprophylaxe 45
6. Empfehlungen zu Nachholimpfungen 46
6.1 Vorbemerkung 46
6.2 Ungeimpfte und Personen mit unklarem Impfstatus 46
6.3 Teilgeimpfte Personen 46
6.4 Vorgehen bei fehlender Impfdokumentation 46
6.5 Anamnestische Angaben zu Varizellen 47
6.6 Indikation für serologische Titerbestimmungen 47
6.7 Ist „Überimpfen“ gefährlich? 47
6.8 Wahl der Impfstoffe 47
6.9 Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Poliomyelitis und Pertussis ab dem Alter von 5 – 6 Jahren 48
6.10 Altersabhängige Empfehlungen zur Durchführung von Nachholimpfungen 49
6.11 Literatur zum Abschnitt „Empfehlungen zu Nachholimpfungen“ 57
8. Stichwortverzeichnis 61
9. STIKO-App 64
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1. Vorbemerkung
Die Ständige Impfkommission (STIKO) ist ein im In der Bundesrepublik Deutschland werden Imp-
Infektionsschutzgesetz (IfSG) verankertes unab- fungen und andere Maßnahmen der spezifischen
hängiges Expertengremium aus 12 bis 18 Mit Prophylaxe von den obersten Gesundheitsbehörden
gliedern, das vom Bundesministerium für Gesund- der Länder auf Grundlage der STIKO-Empfehlun-
heit (BMG) im Benehmen mit den obersten Landes- gen entsprechend § 20 Abs. 3 IfSG „öffentlich emp-
gesundheitsbehörden alle 3 Jahre berufen wird. Die fohlen“. Die Versorgung bei anerkannten Impfschä-
Kommission gibt in Deutschland gemäß dem IfSG den durch „öffentlich empfohlene“ Impfungen wird
Empfehlungen zur Durchführung von Schutzimp- durch die Bundesländer sichergestellt.
fungen und anderen Maßnahmen der spezifischen
Prophylaxe übertragbarer Krankheiten. Bei der Er- Es ist eine wichtige ärztliche Aufgabe, für einen aus-
arbeitung von Impfempfehlungen führt die Kom- reichenden Impfschutz bei den betreuten Personen
mission in erster Linie eine medizinisch-epidemio- zu sorgen. Dies bedeutet, die Grundimmunisierung
logische Nutzen-Risiko-Bewertung auf Basis der bei Säuglingen und Kleinkindern frühzeitig zu be-
besten verfügbaren Evidenz durch. ginnen, ohne Verzögerungen durchzuführen und
zeitgerecht (vor dem 2. Geburtstag) abzuschließen.
Dabei berücksichtigt sie auch den Nutzen einer Neben der Grundimmunisierung im Säuglingsalter
Impfung auf Bevölkerungsebene (z. B. zu erwarten- sind auch die Standardimpfungen im Jugend- und
de epidemiologische Effekte einer Impfempfeh- Erwachsenenalter sowie regelmäßige Auffrischimp-
lung). Die STIKO-Empfehlungen dienen den obers- fungen sicherzustellen, um einen lebenslangen um-
ten Landesgesundheitsbehörden als Grundlage für fassenden Impfschutz zu erzielen. Impfungen auf
deren öffentliche Empfehlungen und bilden gemäß Grund individueller und beruflicher Indikationen
Sozialgesetzbuch Fünftes Buch (SGB V) die Grund- runden den Impfschutz weiter ab. Grundsätzlich
lage für die Entscheidung des Gemeinsamen Bun- sollte jeder Arztbesuch von Kindern, Jugendlichen
desausschusses (G-BA), ob eine Schutzimpfung als und Erwachsenen dazu genutzt werden, die Impf-
Pflichtleistung von der gesetzlichen Krankenkasse dokumentation zu überprüfen und gegebenenfalls
übernommen wird. den Impfschutz zu vervollständigen.
Impfungen gehören zu den wirksamsten und wich- Die ärztliche Impfleistung umfasst neben der
tigsten medizinischen Maßnahmen. Moderne Impfung:
Impfstoffe sind gut verträglich; bleibende gravieren-
de unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) ▶▶ Informationen über den Nutzen der Impfung
werden nur in sehr seltenen Fällen beobachtet. Un- und die zu verhütende Krankheit,
mittelbares Ziel einer Impfung ist es, Geimpfte vor
einer bestimmten Krankheit zu schützen. Bei einer ▶▶ Hinweise auf mögliche unerwünschte Arznei-
bevölkerungsweit hohen Akzeptanz von Impfungen mittelwirkungen und Komplikationen,
können hohe Impfquoten erreicht werden. Dadurch
ist es möglich, bestimmte Krankheitserreger regio- ▶▶ Erheben der Anamnese und der Impfanamnese
nal zu eliminieren und schließlich weltweit auszu- einschließlich der Befragung über das Vorliegen
rotten. Die Eliminierung von Masern, Röteln und möglicher Kontraindikationen,
Poliomyelitis ist erklärtes und erreichbares Ziel
nationaler und internationaler Gesundheitspolitik.
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▶▶ Feststellen der aktuellen Befindlichkeit zum egen Pneumokokken wird nur bis zum 2. Geburts-
g
Ausschluss akuter Erkrankungen, tag und die Hib-Impfung nur bis zum 5. Geburtstag
nachgeholt.
▶▶ Empfehlungen über Verhaltensmaßnahmen im
Anschluss an die Impfung, Zu den zeitlichen Mindestabständen zwischen zwei
Impfungen sowie zur Möglichkeit der Koadministra
▶▶ Aufklärung über Beginn und Dauer der tion von Impfstoffen sind die Fachinformationen
Schutzwirkung, der jeweiligen Impfstoffe zu beachten. Für einen
lang dauernden Impfschutz ist es von besonderer
▶▶ Hinweise zu Auffrischimpfungen, Bedeutung, dass bei der Grundimmunisierung der
empfohlene Mindestabstand zwischen vorletzter
▶▶ Dokumentation der Impfung im Impfausweis und letzter Impfung nicht unterschritten wird.
bzw. Ausstellen einer Impfbescheinigung.
Für die Impfprophylaxe genutzt werden sollen ins-
besondere die Früherkennungsuntersuchungen für
2. Impfkalender Säuglinge und Kinder (U1 – U9 sowie evtl. U10 und
Der Impfkalender für Säuglinge, Kinder, Jugendliche U11), die Schuleingangsuntersuchung, Schulunter-
und Erwachsene (s. Tab. 1, S. 6) umfasst Imp suchungen, die Jugendgesundheitsuntersuchungen
fungen zum Schutz vor Tetanus (T), Diphtherie (D/d), (J1 und evtl. J2), die Untersuchungen nach dem Ju-
Pertussis(aP/ap), Haemophilus influenzae Typ b (Hib), gendarbeitsschutzgesetz und die Vorsorgeuntersu-
Poliomyelitis (IPV), Hepatitis B (HB), Herpes zoster chungen im Erwachsenenalter, sowie die Routine
(HZ), Pneumokokken, Rotaviren (RV), Meningo untersuchungen von Müttern innerhalb der ersten
kokken C (MenC), Masern, Mumps, Röteln (MMR), 6 – 8 Wochen nach der Geburt. Die im Impfkalen-
Varizellen (V) sowie gegen humane Papillomviren der empfohlenen Standardimpfungen sollten auch
(HPV) und Influenza. alle Personen mit chronischen Krankheiten erhal-
ten, sofern keine spezifischen Kontraindikationen
Das empfohlene Impfalter wird in Wochen, Mona- vorliegen.
ten und Jahren angegeben. Beispiel: Impfung im
Alter von 5 – 6 Jahren: d. h. vom 5. Geburtstag bis Wegen der besonderen Gefährdung in der frühen
zum Tag vor dem 7. Geburtstag. Die Impfungen Kindheit ist es notwendig, empfohlene Impfungen
sollten zum frühestmöglichen Zeitpunkt erfolgen. für Säuglinge möglichst frühzeitig durchzuführen
Soweit Kombinationsimpfstoffe verfügbar sind und und spätestens bis zum Alter von 14 Monaten (bzw.
Empfehlungen der STIKO dem nicht entgegenste- 23 Monaten bei MMR, Varizellen) die Grundimmu-
hen, sollten Kombinationsimpfstoffe verwendet nisierungen zu vollenden. Erfahrungen zeigen, dass
werden, um die Zahl der Injektionen möglichst ge- Impfungen, die später als empfohlen begonnen
ring zu halten. Die Überprüfung und ggf. Vervoll- wurden, häufig nicht zeitgerecht fortgesetzt werden.
ständigung des Impfstatus ist in jedem Lebensalter Bis zur Feststellung und Schließung von Impflü-
sinnvoll. Fehlende Impfungen sollten sofort, ent- cken, z. B bei der Schuleingangsuntersuchung, ver-
sprechend den Empfehlungen für das jeweilige fügen unzureichend geimpfte Kinder nur über
Lebensalter, nachgeholt werden. Es ist zu beachten, einen mangelhaften Impfschutz. Vor dem Eintritt
dass bestimmte Impfungen nur in einem bestimm- in eine Gemeinschaftseinrichtung, spätestens aber
ten Zeitfenster möglich bzw. empfohlen sind. Die vor dem Schuleintritt, ist für einen altersentspre-
RV-Impfung muss bis zum Alter von 24 bzw. 32 Le- chenden vollständigen Impfschutz Sorge zu tragen.
benswochen abgeschlossen sein. Die Impfung
Tabelle 1: Impfkalender (Standardimpfungen) für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene; 2020/2021
Impfung Alter in
Alter in Monaten Alter in Jahren
Wochen
Rotaviren G1 a G2 (G3)
Hib b
G1 G2 G3 c
H. influenzae Typ b
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Poliomyelitis b G1 G2 G3 c A1
Meningokokken C G1
20. August 2020
Masern G1 G2 S f
Mumps, Röteln G1 G2
Varizellen G1 G2
HPV
G1 d G2 d
Humane Papillomviren
Influenza S
(jährlich)
Empfohlener Impfzeitpunkt a Erste Impfstoffdosis bereits ab dem Alter von 6 Wochen, je nach verwendetem Impfstoff 2 bzw. 3 Impfstoffdosen im Abstand von mind. 4 Wochen
b Frühgeborene: zusätzliche Impfstoffdosis im Alter von 3 Monaten, d. h. insgesamt 4 Impfstoffdosen
c Mindestabstand zur vorangegangenen Dosis: 6 Monate
Nachholimpfzeitraum für Grund- bzw. Erstim- d Zwei Impfstoffdosen im Abstand von mind. 5 Monaten, bei Nachholimpfung beginnend im Alter > 14 Jahren oder bei einem Impfabstand von < 5 Monaten
munisierung aller noch nicht Geimpften bzw. für zwischen 1. und 2. Dosis ist eine 3. Dosis erforderlich
6
Komplettierung einer unvollständigen Impfserie e Td-Auffrischimpfung alle 10 Jahre. Nächste fällige Td-Impfung einmalig als Tdap- bzw. bei entsprechender Indikation als Tdap-IPV-Kombinationsimpfung
f Einmalige Impfung mit einem MMR-Impfstoff für alle nach 1970 geborenen Personen ≥ 18 Jahre mit unklarem Impfstatus, ohne Impfung oder mit nur einer
Erläuterungen Impfung in der Kindheit
G Grundimmunisierung g Impfung mit dem 23-valenten Polysaccharid-Impfstoff
(in bis zu 3 Teilimpfungen G1 – G3) h Zweimalige Impfung mit dem adjuvantierten Herpes-zoster-Totimpfstoff im Abstand von mindestens 2 bis maximal 6 Monaten
A Auffrischimpfung Impfungen können auf mehrere Impftermine verteilt werden. MMR und V können am selben Termin oder in 4-wöchigem Abstand gegeben werden
*
S Standardimpfung
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3. Standardimpfungen des Erwachsenenalters, Indikations- und Auffrischimpfungen
sowie Impfungen aufgrund eines erhöhten beruflichen Risikos oder einer Reise
3.1 Übersicht
Zur Umsetzung des Impfkalenders für Säuglinge, Wenn die individuell gestellte Impfindikation nicht
Kinder, Jugendliche und Erwachsene (s. Tab. 1, S. Bestandteil einer für Deutschland gültigen Zulas-
6) sollte der Impfstatus regelmäßig überprüft sung und der Fachinformation des entsprechenden
und gegebenenfalls ergänzt werden; dafür sollte je- Impfstoffes ist, erfolgt die Anwendung außerhalb
der Arztbesuch genutzt werden. der zugelassenen Indikation. Das hat im Schadens-
fall Folgen für Haftung und Entschädigung und un-
Neben den Standardimpfungen (S) können auch In- terliegt daher besonderen Dokumentations- und
dikationsimpfungen (I) bei besonderer epidemiolo- Aufklärungspflichten (s. Kapitel 4.1 und Kapitel 4.2).
gischer Situation oder Gefährdung für Kinder, Ju- Versorgungsansprüche wegen eines anerkannten
gendliche und Erwachsene indiziert sein. Bei den Impfschadens gemäß § 60 IfSG werden nur bei den
Impfungen der Kategorien B (Impfungen aufgrund von den Landesgesundheitsbehörden öffentlich
eines beruflichen Risikos) und R (Reiseimpfungen) empfohlenen Impfungen gewährt.
handelt es sich um Sonderfälle einer Indikations-
impfung. Reiseimpfungen können aufgrund der in- Die in Tabelle 2 (s. S. 8 ff.) genannten Impfun-
ternationalen Gesundheitsvorschriften (Gelbfieber- gen unterscheiden sich sowohl hinsichtlich ihrer
Impfung) erforderlich sein oder werden zum indi- epidemiologischen Bedeutung als auch hinsichtlich
viduellen Schutz empfohlen. ihrer Kostenübernahme (s. Hinweise zur Kosten-
übernahme von Schutzimpfungen, S. 37); sie
Die Empfehlung über Art und zeitliche Reihenfolge werden in folgende Kategorien eingeteilt:
der Impfungen gehört zu den ärztlichen Aufgaben
und ist im Einzelfall unter Abwägung der Indikati- S
Standardimpfungen mit allgemeiner Anwen-
on und gegebenenfalls bestehender Kontraindikati- dung (s. a. Impfkalender, Tab. 1, S. 6)
onen zu treffen.
A Auffrischimpfungen
Tabelle 2: E
mpfehlungen zu Standardimpfungen des Erwachsenenalters sowie zu Indikations- und Auffrischimpfungen
für alle Altersgruppen
Cholera R Aufenthalte in Infektionsgebieten unter Nach Angaben in den Fachinformationen des Herstellers.
mangelhaften Hygienebedingungen bei aktuellen
Ausbrüchen, z. B. in Flüchtlingslagern oder bei
Naturkatastrophen.
Diphtherie S/A Alle Personen bei fehlender oder unvollständiger Erwachsene sollen die nächste fällige Diphtherie-
Grundimmunisierung oder wenn die letzte Impfung der Impfung einmalig als Tdap-Kombinationsimpfung
Grundimmunisierung oder die letzte Auffrischimpfung erhalten, bei entsprechender Indikation als
länger als 10 Jahre zurückliegt. Tdap-IPV-Kombinationsimpfung.
Ungeimpfte oder Personen mit fehlendem Impfnach-
weis sollten 2 Impfungen im Abstand von 4 – 8 Wochen
und eine 3. Impfung 6 – 12 Monate nach der
2. Impfung erhalten.
Eine Reise in ein Infektionsgebiet sollte frühestens nach
der 2. Impfung angetreten werden.
FSME I Personen, die in FSME-Risikogebieten zeckenexponiert Grundimmunisierung und Auffrischimpfungen mit einem
(Früh- sind. für Erwachsene bzw. Kinder zugelassenen Impfstoff nach
sommer- Angaben in den Fachinformationen.
B Personen, die durch FSME beruflich gefährdet sind
meningo- Entsprechend den Empfehlungen der Gesundheits-
(exponiertes Laborpersonal sowie in Risikogebieten, z. B.
enzephalitis) behörden; Hinweise zu FSME-Risikogebieten –
Forstbeschäftigte und Exponierte in der Landwirtschaft).
und andere veröffentlicht im Epid. Bull. 8/2020 – sind zu beachten.
TBE- R Personen, die in TBE-Risikogebieten außerhalb Saisonalität beachten: April – November
(Tickborne Deutschlands zeckenexponiert sind.
encephalitis)- Risikogebiete in Deutschland sind zurzeit:
Subtypen ▶▶ Baden-Württemberg
▶▶ Bayern:
(außer einigen Landkreisen [LK] in Schwaben
und im westlichen Teil Oberbayerns)
▶▶ Hessen:LK Odenwald, LK Bergstraße,
LK Darmstadt-Dieburg, SK Darmstadt,
LK Groß-Gerau, LK Offenbach, SK Offenbach,
LK Main-Kinzig-Kreis, LK Marburg-Biedenkopf
Nach Aktualisierung der FSME- ▶▶ Niedersachsen: LK Emsland
Risikogebiete sind 2021 folgende
▶▶ Rheinland-Pfalz: LK Birkenfeld
5 Kreise neu hinzugekommen:
Bayern: LK Dillingen a.d. Donau ▶▶ Saarland: LK Saarpfalz-Kreis
Hessen: LK Fulda ▶▶ Sachsen:LK Vogtlandkreis, LK Erzgebirgskreis,
Sachsen: LK Mittelsachsen LK Bautzen, LK Zwickau;
Sachsen-Anhalt: SK Dessau-Roßlau LK Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
Thüringen: LK Weimarer Land 2020 neu hinzugekommen: SK Dresden, LK Meißen
FSME-Risikogebiete (Stand Januar 2021) ▶▶ Thüringen: SK Jena, SK Gera, LK Saale-Holz-
veröffentlicht im Epid Bull 9/2021. land-Kreis, LK Saale-Orla-Kreis,
LK Saalfeld-Rudolstadt, LK Hildburghausen,
LK Sonneberg, LK Greiz, LK Ilm-Kreis,
LK Schmalkalden-Meiningen, SK Suhl
Gelbfieber R Vor Aufenthalt in Gelbfieber-Endemiegebieten im Einmalige Impfung in einer von den Gesundheits-
tropischen Afrika und in Südamerika (Hinweise der behörden zugelassenen Gelbfieber-Impfstelle. Es gibt
WHO zu Gelbfieber-Infektionsgebieten beachten) seltene Konstellationen, bei denen aus medizinischer
Sicht eine Auffrischimpfung zu empfehlen ist
oder (s. Kapitel 3.2).
Das Internationale Zertifikat für eine Gelbfieber-Impfung
entsprechend den Anforderungen eines Gelbfieber- ist lebenslang gültig. Dies betrifft bereits ausgestellte
Impfnachweises der Ziel- oder Transitländer. und neue Gelbfieber-Impfzertifikate. Laut WHO dürfen
Einreisende seit 2016 mit einem Gelbfieber-Impf-
zertifikat nicht mehr mit der Begründung, dass dieses
nach 10 Jahren abgelaufen sei, abgewiesen werden.
Eine Liste der Länder mit der Gefahr einer
Gelbfieber-Übertragung und der Länder, die bei Einreise
eine Gelbfieber-Impfung erfordern, stellt die WHO zur
Verfügung
(www.who.int/publications/m/item/vaccination-require-
ments-and-recommendations-for-international-tra-
velers-and-malaria-situation-per-country-2020-edition;
www.who.int/ith/ITH_Annex_I.pdf?ua=1)
B bei Tätigkeiten mit Kontakt zu Gelbfieber-Virus Einmalige Impfung in einer von den Gesundheits-
(z. B. in Forschungseinrichtungen oder Laboratorien). behörden zugelassenen Gelbfieber-Impfstelle.
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(Fortsetzung Tabelle 2)
Haemophilus I Personen mit anatomischer oder funktioneller Asplenie Einmalige Impfung. Ob Wiederholungsimpfungen
influenzae (z. B. Sichelzellanämie). sinnvoll sind, kann aufgrund unzureichender Datenlage
Typ b (Hib) derzeit nicht beurteilt werden.
Hepatitis A I ▶▶ Personen mit einem Sexualverhalten mit erhöhtem Grundimmunisierung und Auffrischimpfung nach
(HA) Expositionsrisiko; z. B. Männer, die Sex mit Männern Angaben in den Fachinformationen.
haben (MSM). Die serologische Vortestung auf Anti-HAV ist nur bei
▶▶ Personen mit häufiger Übertragung von Blutbestand- Personen sinnvoll, die länger in Endemiegebieten
teilen, z. B. i. v. Drogenkonsumierende, Hämophile, gelebt haben oder in Familien aus Endemiegebieten
oder mit Krankheiten der Leber/mit Leberbeteiligung. aufgewachsen sind oder vor 1950 geboren wurden.
(Fortsetzung Tabelle 2)
Humane s. S. 18
Papillom-
viren (HPV)
(Fortsetzung Tabelle 2)
Influenza R/I Für Reisende ab 60 Jahren und die unter I (Indikations- Impfung mit einem quadrivalenten Impfstoff mit
(Fortsetzung) impfung) genannten Personengruppen, die nicht über aktueller von der WHO empfohlener, Antigen-
einen aktuellen Impfschutz verfügen, ist die Impfung kombination.
generell empfehlenswert, für andere Reisende ist eine Für Personen ab dem Alter ≥ 60 Jahren werden
Influenza-Impfung nach Risikoabwägung entsprechend inaktivierte quadrivalente Hochdosis-Impfstoffe
Exposition und Impfstoffverfügbarkeit sinnvoll. empfohlen.
Japanische R Aufenthalte in Endemiegebieten (Südost-Asien, weite Grundimmunisierung mit 2 Dosen gemäß Fachinforma-
Enzephalitis Teile von Indien, Korea, Japan, China, West-Pazifik, tion; eine Auffrischungsdosis vor erneuter Exposition,
(JEV) Nordaustralien) während der Übertragungszeit, frühestens 12 Monate nach der Grundimmunisierung
insbesondere bei:
▶▶ Reisen in aktuelle Ausbruchsgebiete
▶▶ Langzeitaufenthalt ( > 4 Wochen)
▶▶ wiederholten Kurzzeitaufenthalten
▶▶ voraussehbarem Aufenthalt in der Nähe von Reis-
feldern und Schweinezucht (nicht auf ländliche
Gebiete begrenzt)
Masern, B Nach 1970 geborene Personen (einschließlich Insgesamt 2-malige Impfung mit einem MMR-Impfstoff
Mumps, Auszubildende, PraktikantInnen, Studierende und (bei gleichzeitiger Indikation zur Varizellen-Impfung ggf.
Röteln ehrenamtlich Tätige) in folgenden Tätigkeitsbereichen: MMRV-Kombinationsimpfstoff verwenden).
(MMR) ▶▶ Medizinische Einrichtungen (gemäß § 23 (3) Satz 1 Die Anzahl der notwendigen Impfstoffdosen richtet sich
IfSG) inklusive Einrichtungen sonstiger human- nach der Komponente mit den wenigsten dokumen-
medizinischer Heilberufe tierten Impfungen.
▶▶ Tätigkeiten mit Kontakt zu potenziell infektiösem Bei Frauen ist für jede der drei Impfstoffkomponenten
Material (M-M-R) eine 2-malige Impfung erforderlich.
▶▶ Einrichtungen der Pflege (gemäß § 71 SGB XI) Bei Männern ist für die Masern- und Mumps-Impfstoff-
komponente eine 2-malige Impfung erforderlich, zum
▶▶ Gemeinschaftseinrichtungen (gemäß § 33 IfSG) Schutz gegen Röteln reicht eine 1-malige Impfung aus.
▶▶ Einrichtungen zur gemeinschaftlichen Unterbringung Es existieren keine Sicherheitsbedenken gegen weitere
von AsylbewerberInnen, Ausreisepflichtigen, Flücht- MMR-Impfung(en) bei bestehender Immunität gegen
lingen und Spätaussiedlern einzelne Komponenten.
▶▶ Fach-, Berufs- und Hochschulen
Meningo- I Gesundheitlich gefährdete Personen mit angeborener Impfung mit Meningokokken-ACWY-Konjugat-Impfstoff
kokken- oder erworbener Immundefizienz bzw. -suppression, und einem MenB-Impfstoff.
Infektionen insbesondere: Nähere Erläuterungen zur Anwendung (s. S. 20 f).
▶▶ Komplement-/Properdindefizienz,
(Fortsetzung Tabelle 2)
Meningo- B Gefährdetes Laborpersonal (bei Arbeiten mit dem Impfung mit Meningokokken-ACWY-Konjugat-Impfstoff
kokken- Risiko eines N. meningitidis-haltigen Aerosols). und einem MenB-Impfstoff (s. S. 20 f).
Infektionen
R Reisende in Länder mit epidemischem Vorkommen, Impfung mit Meningokokken-ACWY-Konjugat-Impfstoff
(Fortsetzung)
besonders bei engem Kontakt zur einheimischen (s. S. 20).
Bevölkerung (z. B. Entwicklungshelfer-
Innen, KatastrophenhelferInnen, medizinisches
Personal, bei Langzeitaufenthalt); dies gilt auch für
Aufenthalte in Regionen mit Krankheitsausbrüchen und
Impfempfehlung für die einheimische Bevölkerung
(WHO- und Länderhinweise beachten).
R Vor Pilgerreise nach Mekka (Hadj, Umrah). Impfung mit Meningokokken-ACWY-Konjugat-Impfstoff
(s. S. 20; Einreisebestimmungen beachten).
R SchülerInnen/Studierende vor Langzeitaufenthalten in Entsprechend den Empfehlungen der Zielländer.
Ländern mit empfohlener allgemeiner Impfung für
Jugendliche oder selektiver Impfung für SchülerInnen/
Studierende.
Mumps B Siehe unter Masern, Mumps, Röteln (s. S. 11)
Pertussis S/A Erwachsene sollen die nächste fällige Td-Impfung Tdap-Kombinationsimpfstoff, bei entsprechender
einmalig als Tdap-Kombinationsimpfung erhalten. Indikation Tdap-IPV-Kombinationsimpfstoff (zu
verfügbaren Impfstoffen s. a. Tab. 10, S. 54 f.).
I Schwangere Frauen zu Beginn des 3. Trimenons Verwendung eines Tdap-Kombinationsimpfstoffs
(ab der 28. Schwangerschaftswoche). (Covaxis, Boostrix), bei entsprechender Indikation
Bei erhöhter Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt als Tdap-IPV-Kombinationsimpfstoff (Repevax,
sollte die Impfung ins 2. Trimenon vorgezogen werden. Boostrix-Polio).
Impfung unabhängig vom Abstand zu einer vorher
verabreichten Pertussis-Impfung und in jeder
Schwangerschaft.
I Folgende Personen sollen alle 10 Jahre 1 Dosis Tdap-Kombinationsimpfstoff, bei entsprechender
Pertussis-Impfstoff erhalten: Indikation Tdap-IPV-Kombinationsimpfstoff (zu
verfügbaren Impfstoffen s. a. Tab. 10, S. 54 f.).
▶▶ enge Haushaltskontaktpersonen (z.B. Eltern*,
Geschwister, Freunde) und Betreuende (z. B. Tages-
mütter, Babysitter, ggf. Großeltern) eines Neugebo-
renen nach Möglichkeit spätestens 4 Wochen vor
dem voraussichtlichen Entbindungstermin.
*
Ist die in der Schwangerschaft empfohlene Impfung nicht erfolgt,
sollte die Mutter bevorzugt in den ersten Tagen nach der Geburt
geimpft werden.
(Fortsetzung Tabelle 2)
Pneumo- I 2. Sonstige chronische Krankheiten, wie z. B.: 2. Personen ab dem Alter von 16 Jahren erhalten eine
kokken- ▶▶ chronische Erkrankungen des Herzens oder der Impfung mit PPSV23. Personen im Alter von 2 – 15
Krankheiten Atmungsorgane (z. B. Asthma, Lungenemphysem, Jahren erhalten eine sequenzielle Impfung mit PCV13,
(Fortsetzung) COPD) gefolgt von PPSV23 nach 6 – 12 Monaten.* *
▶▶ Stoffwechselkrankheiten, z. B. mit oralen Medikamen-
ten oder Insulin-behandeltem Diabetes mellitus
▶▶ neurologische Krankheiten, z. B. Zerebralparesen oder
Anfallsleiden
3. Anatomische und fremdkörperassoziierte Risiken für 3. Sequenzielle Impfung mit PCV13, gefolgt von PPSV23
Pneumokokken-Meningitis, wie z. B.: nach 6 – 12 Monaten, wobei PPSV23 erst ab dem Alter
▶▶ Liquorfistel von 2 Jahren gegeben werden soll.* *
▶▶ Cochlea-Implantat*
Aufgrund der begrenzten Dauer des Impfschutzes soll die
**
*
Impfung möglichst vor der Intervention Impfung mit PPSV23 in allen drei Risikogruppen mit einem
Mindestabstand von 6 Jahren wiederholt werden.
inweise zur praktischen Umsetzung s. S. 14
H
„Anmerkungen zu einzelnen Impfungen“
B Berufliche Tätigkeiten wie Schweißen und Trennen von Impfung mit PPSV23 und Wiederholungsimpfung mit
Metallen, die zu einer Exposition gegenüber Metall- PPSV23 mit einem Mindestabstand von 6 Jahren,
rauchen einschließlich metalloxidischen Schweiß- solange die Exposition andauert.
rauchen führen.
Poliomyelitis S/A Alle Personen bei fehlender oder unvollständiger Als vollständig geimpft gelten Personen, die eine
Grundimmunisierung. komplette Grundimmunisierung und eine einmalige
Alle Personen ohne einmalige Auffrischimpfung. Auffrischimpfung erhalten haben.
Ausstehende Impfungen sollen entsprechend den
Angaben in den Fachinformationen mit IPV nachgeholt
werden.
Darüber hinaus wird eine weitere routinemäßige
Auffrischimpfung für Erwachsene in Deutschland
nicht empfohlen.
I Für folgende Personengruppen ist eine Impfung indiziert: Personen ohne Nachweis einer Grundimmunisierung
sollten vor Reisebeginn wenigstens 2 IPV-Impfstoff-
▶▶ Reisende in Regionen mit Infektionsrisiko durch dosen in 4-wöchigem Abstand erhalten.
Wild-Poliovirusstämme (WPV) oder durch einen mu-
tierten Impfvirusstamm (circulating vaccine-derived po- Ausstehende oder nicht dokumentierte Impfungen der
liovirus [cVDPV]) (die aktuelle epidemische Situation Grundimmunisierung sollen mit IPV nachgeholt werden.
ist zu beachten, insbesondere die Meldungen der Wenn bei abgeschlossener Grundimmunisierung die
WHO), letzte Impfung > 10 Jahre zurückliegt, sollte eine
einmalige Auffrischimpfung erfolgen.
▶▶ AussiedlerInnen, Flüchtlinge und Asylsuchende, die
in Gemeinschaftsunterkünften leben, bei der Einreise Für bestimmte Länder hat die WHO verschärfte,
aus Gebieten mit Infektionsrisiko, s. S. 35 ff. temporäre Empfehlungen ausgesprochen, hier können
kürzere Impfabstände gelten (Informationen der WHO:
https://www.who.int/news-room/detail/08-04-2020-statement-
of-the-twenty-fourth-ihr-emergency-committee).
B ▶▶ Personal der oben genannten Einrichtungen; Ausstehende Impfungen der Grundimmunisierung
sollen mit IPV nachgeholt werden. Bei Personen mit
▶▶ medizinisches Personal, das engen Kontakt zu weiter bestehendem Expositionsrisiko sollten
Erkrankten haben kann; Auffrischimpfungen alle 10 Jahre erfolgen.
▶▶ Personal in Laboren mit Infektionsrisiko.
Röteln I Ungeimpfte Frauen oder Frauen mit unklarem Zweimalige Impfung mit einem MMR-Impfstoff.
Impfstatus im gebärfähigen Alter.40
Einmal geimpfte Frauen im gebärfähigen Alter.40 Einmalige Impfung mit einem MMR-Impfstoff.
Tetanus S/A Alle Personen bei fehlender oder unvollständiger Erwachsene sollen die nächste fällige Tetanus-Impfung
Grundimmunisierung, wenn die letzte Impfung der einmalig als Tdap-Kombinationsimpfung erhalten, bei
Grundimmunisierung oder die letzte Auffrischimpfung entsprechender Indikation als Tdap-IPV-Kombinations-
länger als 10 Jahre zurückliegt. impfung.
Eine begonnene Grundimmunisierung wird vervoll-
ständigt, Auffrischimpfungen in 10-jährigem Intervall.
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(Fortsetzung Tabelle 2)
Typhus R Bei Reisen in Endemiegebiete mit Aufenthalt unter Nach Angaben in den Fachinformationen.
schlechten hygienischen Bedingungen.
sollten 3 Dosen erhalten. Die Impfung sollte späte- hier der Grundsatz „jede Impfung zählt“: Eine ein-
stens 1 Woche vor der Einreise in ein Endemiege- mal begonnene Grundimmunisierung kann zu je-
biet abgeschlossen sein. der Zeit fortgesetzt werden und es muss KEINE er-
neute Grundimmunisierung erfolgen. Auch wenn
Diphtherie eine Auffrischimpfung erst Jahre nach dem emp-
Für die Grundimmunisierung von Reifgeborenen fohlenen Impfzeitpunkt verabreicht wird, bietet sie
sind im Säuglingsalter drei Impfstoffdosen im Alter je nach Lebensalter wieder 3 – 5 Jahre Schutz (siehe
von 2, 4 und 11 Monaten empfohlen (siehe Epid. Fachinformationen). Beide Impfstoffe schützen so-
Bull. 26/2020) 2. Es ist sinnvoll diese Impfungen wohl vor dem zentraleuropäischen FSME-Virus-
mit einem Kombinationsimpfstoff (z. B. DTaP-IPV- Subtyp als auch vor den fernöstlichen und sibiri-
Hib-HepB) durchzuführen, der gleichzeitig gegen schen FSME-Virus-Subtypen.
Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung,
Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B Gelbfieber
schützt. Für Frühgeborene (Geburt vor der vollende- Die Gelbfieber-Impfung mit dem attenuierten
ten 37. Schwangerschaftswoche) sind 4 Impfstoff Lebendimpfstoff (Stamaril) wird bei Reisen in
dosen im chronologischen Alter von 2, 3, 4 und Gelbfieber-Endemiegebiete empfohlen. Bei eini-
11 Monaten empfohlen. gen Ländern besteht bei Einreise eine Nachweis-
pflicht. Andere Länder fordern den Nachweis ei-
Zwischen der letzten und vorletzten Dosis des je- ner Gelbfieber-Impfung nur bei Einreise aus
weiligen Impfschemas zur Grundimmunisierung gelbfieberendemischen Ländern oder bei Flugha-
sollte ein Abstand von 6 Monaten nicht unterschrit- fentransit > 12 h in einem gelbfieberendemischen
ten werden. Auffrischimpfungen sind mit 5 – 6 Jah- Land. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO)
ren und 9 – 16 Jahren empfohlen und dann in hat 2014 nach Bewertung der verfügbaren Evi-
10-jährigem Abstand. Ab einem Alter von 5 bzw. 6 denz festgelegt, dass in den meisten Fällen nach
Jahren wird zur Auffrischimpfung oder bei eventu- einmaliger Gelbfieber-Impfung von einem le-
ell nicht erfolgter Grundimmunisierung ein Impf- benslangen Schutz auszugehen ist (Strategic Ad-
stoff mit reduziertem Diphtherietoxoid-Gehalt (d) visory Group of Experts on immunization [SAGE]:
verwendet, in der Regel kombiniert mit Tetanus Working Group. Background Paper on Yellow
toxoid und Pertussis-Antigen (TdaP) oder weiteren Fever Vaccine, 19 March 2013). Die Gültigkeit
indizierten Antigenen. eines internationalen Zertifikates für eine Gelb-
fieber-Impfung wurde von 10 Jahren auf lebens-
Frühsommermeningoenzephalitis (FSME) lang geändert. Dies betrifft sowohl bereits ausge-
Ein Impfschutz sollte möglichst zu Beginn der Ze- stellte als auch neue Gelbfieber-Impfzertifikate.
ckensaison aufgebaut sein – ca. 95 % der Erkran-
kungen werden in Deutschland in den Monaten Mai Eine Liste der Länder mit der Gefahr einer Gelbfieber
bis November gemeldet. Bitte beachten Sie die aktu- Übertragung und der Länder, die bei Einreise den
ellen Hinweise zu Risikogebieten in Deutschland: Nachweis einer Gelbfieber-Impfung verlangen,
FSME-Risikogebiete Stand Januar 2020; veröffent- stellt die WHO zur Verfügung:
licht im Epid. Bull. 8/2020. Für die Impfung stehen (www.who.int > Health Topic's > yellow fever;
Kinder-Impfstoffe (FSME-IMMUN Junior, Encepur www.who.int/ith/ITH_Annex_I.pdf?ua=1).
Kinder) und Erwachsenen-Impfstoffe (FSME-
IMMUN, Encepur) zur Verfügung. Eine unterbro- Folgenden Personengruppen wird bei Reiseindika-
chene Grundimmunisierung sollte mit den fehlen- tion eine Auffrischimpfung empfohlen, da bei ih-
den Impfstoffdosen abgeschlossen werden. In der nen die Immunantwort abgeschwächt sein kann
Fachinformation von FSME-IMMUN wird darauf und deshalb nach einmaliger Impfung möglicher-
hingewiesen, dass eine Grundimmunisierung nur weise kein lebenslanger Schutz besteht: (1) Kinder,
nach zwei bereits gegeben Impfstoffdosen durch die im Alter von < 2 Jahren erstmals geimpft wur-
eine zusätzliche Impfung vervollständigt werden den, insbesondere solche, die gleichzeitig zur Gelb-
kann. Nach Auffassung der STIKO gilt jedoch auch fieber-Impfung eine MMR-Impfung erhalten
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 16
Hepatitis-B-Immunprophylaxe bei Neugeborenen von (s. o.) zu kontrollieren. Über das weitere Vorgehen
HBsAg-(Hepatitis-B-Surface-Antigen-)positiven Müt- (evtl. weitere Impfungen) ist individuell zu entschei-
tern bzw. von Müttern mit unbekanntem HBsAg-Status den (s. a. Epid. Bull. 10/2000 und 8/2001).
Entsprechend den Mutterschafts-Richtlinien ist bei
allen Schwangeren nach der 32. Schwangerschafts- Da es aufgrund eines geringen Geburtsgewichtes zu
woche, möglichst nahe am Geburtstermin, das Se- einer verminderten Antikörperantwort kommen
rum auf HBsAg zu untersuchen. Bei positivem Er- kann, ist bei Säuglingen unter 1.000 g bereits 4 Wo-
gebnis ist bei dem Neugeborenen innerhalb von 12 chen nach der 2. Impfung eine serologische Kon-
Stunden nach der Geburt mit der Immunisierung trolle (Anti-HBs) erforderlich. Bei einem Anti-HBs-
gegen Hepatitis B zu beginnen. Dabei werden si- Wert von ≥ 100 IE/l erfolgt die 3. Impfung 5 Monate
multan die 1. Dosis HB-Impfstoff und HB-Immun- nach der 2. Impfung. Bei einem Anti-HBs-Wert
globulin an unterschiedlichen Extremitäten verab- < 100 IE/l ist die 3. Impfung umgehend zu verabrei-
reicht. Zwei Impfschemata können zur Grundim- chen. Vier Wochen später sollte bei diesen Säuglin-
munisierung mit einem monovalenten Impfstoff gen eine erneute Anti-HBs-Kontrolle erfolgen. Bei
zur Anwendung kommen: 0-1-2-12-Monate oder Werten von ≥ 100 IE/l wird eine 4. Impfung 9 Mo-
0-1-6-Monate, wobei das erste Schema eine raschere nate nach der letzten Immunisierung durchgeführt.
Immunantwort bewirkt. Frühgeborene sollten im-
mer das 0-1-2-12-Monate-Schema erhalten. Herpes zoster (HZ)
Kommt das 0-1-2-12-Monate-Schema zur Anwen- In Deutschland sind zwei Impfstoffe gegen Herpes
dung, können die Dosen im Alter von 2 und 12 Mo- zoster (HZ) für Personen ab 50 Jahren zugelassen
naten mit einem hexavalenten Impfstoff verabreicht und verfügbar: Seit 2013 ein attenuierter Lebend
werden. impfstoff (Zostavax) und seit 2018 ein adjuvantierter
Die übrigen Impfstoffdosen der Grundimmuni- HZ-subunit-Totimpfstoff (Shingrix).
sierung gegen DTaP-IPV-Hib können mit einem
Fünffach- oder Sechsfachimpfstoff erfolgen. Wird Adjuvantierter Herpes-zoster-Totimpfstoff
ein Sechsfachimpfstoff verwendet, bekommt der Zur Verhinderung von HZ und Postherpetischer
Säugling zwei Dosen der HB-Impfstoffkomponente Neuralgie (PHN) empfiehlt die STIKO seit Dezem-
mehr als nötig. Dies ist jedoch unschädlich. Wichtig ber 2018 den adjuvantierten HZ-Totimpfstoff
ist, dass am Ende der Impfserie zwischen den letz- Shingrix als Standardimpfung (S) für alle Personen
ten beiden Impfstoffdosen ein Mindestabstand von ≥ 60 Jahren. Zusätzlich empfiehlt die STIKO die
5 Monaten eingehalten wird. Impfung als Indikationsimpfung (I) für Personen
Bei Neugeborenen von Müttern, deren HBsAg- ≥ 50 Jahren mit einer erhöhten gesundheitlichen
Status nicht bekannt ist und bei denen vor bzw. so- Gefährdung für das Auftreten eines HZ infolge ei-
fort nach der Geburt die serologische Kontrolle ner Grundkrankheit oder für Personen mit angebo-
nicht möglich ist, wird unmittelbar post partum die rener bzw. erworbener Immundefizienz bzw. Im-
Grundimmunisierung mit HB-Impfstoff begonnen. munsuppression (Epid. Bull. 50/2018). 7 Dazu gehö-
Bei nachträglicher Feststellung einer HBsAg-Positi- ren u. a. PatientInnen mit HIV-Infektion, rheumat-
vität der Mutter kann beim Neugeborenen inner- oider Arthritis, systemischem Lupus erythematodes,
halb von 7 Tagen postnatal die passive Immunisie- chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, chro-
rung mit Immunglobulin nachgeholt werden. nisch obstruktiven Lungenerkrankungen oder:
Nach Abschluss der Grundimmunisierung des Asthma bronchiale, chronischer Niereninsuffizienz
Neugeborenen einer HBsAg-positiven Mutter ist oder Diabetes mellitus.
eine serologische Titer-Kontrolle beim Säugling
erforderlich. Dazu werden 4 – 8 Wochen nach der Durch die Impfung soll die T-Zell-vermittelte Im-
letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung munabwehr gegenüber Varizella-zoster-Viren (VZV)
die Hepatitis-B-Marker HBsAg, Anti-HBs und gesteigert und so die Reaktivierung der latent in den
Anti-HBc bestimmt. Besteht zu diesem Zeitpunkt Nervenganglien verbliebenen VZV verhindert wer-
keine Immunität, sollte umgehend eine weitere Do- den. Die Impfserie für den HZ-Totimpfstoff besteht
sis appliziert werden. Der Impferfolg ist serologisch aus zwei Impfstoffdosen, die intramuskulär im
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 18
Influenza Masern
Die jährliche Impfung im Herbst ist als Standard Die Impfung gegen Masern sollte mit einem Kombi
impfung für alle Personen ab 60 Jahren sowie als nationsimpfstoff (MMR-Impfstoff) durchgeführt
Indikationsimpfung bei bestimmten Personengrup- werden, in der Regel im Alter von 11 Monaten. Eine
pen (s. Tab. 2, S. 10) empfohlen. Verwendet wer- zweite Impfung sollte mit einem Abstand von
den soll ein quadrivalenter Impfstoff mit aktueller ≥ 4 Wochen erfolgen, spätestens jedoch bis zum
von der WHO empfohlener Antigenkombination 2. Geburtstag, um den frühestmöglichen Impf-
(Epid. Bull. 2/2018) 13. Neben den quadrivalenten in- schutz zu erreichen.
aktivierten Vakzinen (IIV4) zur Injektion, die je
nach Impfstoffhersteller für verschiedene Alters- In folgenden Situationen kann die 1. MMR-Impfung
gruppen zugelassen sind, ist für die Altersgruppe unter Berücksichtigung der gegebenen epidemiolo-
2 bis einschließlich 17 Jahren auch eine quadrivalente gischen Situation bereits ab einem Alter von 9 Mo-
attenuierte Lebendvakzine (LAIV4) zur nasalen naten erfolgen:
Applikation zugelassen. In dieser Altersgruppe kön-
nen die inaktivierten Impfstoffe oder die Lebend- ▶▶ bevorstehende Aufnahme in eine Gemein-
vakzine verwendet werden. Bei Hindernissen für schaftseinrichtung (z. B. Kita);
eine Injektion (z. B. Spritzenphobie, Gerinnungs- ▶▶ nach Kontakt zu Masernkranken. Sofern die
störungen) sollte präferenziell LAIV4 verwendet Erstimpfung im Alter von 9 – 10 Monaten er
werden. Die jährliche Impfung wird auch dann folgte, muss die 2. MMR-Impfung bereits zu
empfohlen, wenn die Antigenzusammensetzung Beginn des 2. Lebensjahres gegeben werden.
des Impfstoffs gegenüber der vorhergehenden
Saison unverändert ist. Für eine MMR-Impfung von Säuglingen unter
9 Monaten fehlen umfassende Daten zur Sicherheit
Japanische Enzephalitis und Wirksamkeit, sodass solche Säuglinge in einem
Derzeit ist in Deutschland nur der inaktivierte adju- Ausbruchsgeschehen in erster Linie durch Impfun-
vantierte Totimpfstoff IXIARO zugelassen. Eine gen der Kontaktpersonen in der Umgebung zu
Impfung gegen das Japanische Enzephalitis Virus schützen sind. Individuelle Risiko-Nutzen-Abwä-
(JEV) ist vor Aufenthalten in Endemiegebieten wäh- gungen können eine Impfung mit 6 – 8 Monaten
rend der Übertragungszeit empfohlen, insbesonde- ausnahmsweise begründen. Säuglinge, die im Alter
re wenn die in Tabelle 2 (S. 11) unter R genann- von 6 – 8 Monaten geimpft wurden, sollen zum
ten Bedingungen vorliegen. Aufbau einer langfristigen Immunität 2 weitere
MMR/V-Impfstoffdosen mit 11 und 15 Monaten
Die Grundimmunisierung besteht bei Erwachse- erhalten.
nen aus 2 Dosen à 0,5 ml im Abstand von 4 Wo-
chen oder im Abstand von 1 Woche (Schnellsche- Nach Kontakt zu Masernkranken sollte die passive
ma: d 0 und d 7, zugelassen für die Anwendung Immunisierung mit Immunglobulinen bis zu
von 18 – 65 Jahren). Bei Kindern im Alter von 2 Mo- 6 Tage nach Exposition bei kontraindizierter aktiver
naten – 3 Jahren werden 2 Dosen à 0,25 ml im Ab- Impfung vor allem für ungeschützte Personen mit
stand von 4 Wochen verabreicht. Ab einem Alter hohem Komplikationsrisiko, z. B. für Säuglinge un-
von 3 Jahren werden volle Impfstoffdosen à 0,5 ml ter 6 Monaten, immundefiziente PatientInnen und
gegeben. empfängliche Schwangere, erfolgen bzw. erwogen
werden. Die Anwendung erfolgt außerhalb der Zu-
Bei einem fortgesetzten Expositionsrisiko wird die lassung. Säuglinge im Alter von 6 – 8 Monaten kön-
1. Auffrischimpfung 12 – 24 Monate nach der Grund nen nach individueller Risiko-Nutzen-Abwägung
immunisierung verabreicht, eine 2. Auffrischimp- alternativ zur 1. Impfung Immunglobuline erhalten.
fung bei weiterhin bestehender Indikation 10 Jahre Nach einer Immunglobulingabe ist die MMR/V-
nach der 1. Auffrischung (siehe Epid. Bull. 18/2020) 19 Impfung für 8 Monate nicht sicher wirksam. Dies
empfohlen. sollte bei der Indikation zur Immumglobulingabe
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berücksichtigt werden (s. a. Tab. 5, S. 39 f. und Probanden. Zudem ist das Risiko, an einer invasi-
Epid. Bull. 2/2017). ven Meningokokken-Infektion zu erkranken je nach
Grundkrankheit unterschiedlich hoch, wie in der
Die MMR-Impfung wird auch als Standardimpfung „Wissenschaftlichen Begründung für die Aktualisie-
für alle nach 1970 geborenen Erwachsenen mit un- rung der Meningokokken-Impfempfehlung“ detail-
klarem Impfstatus, ohne Impfung oder mit nur ei- liert ausgeführt wird (s. Epid. Bull. 37/2015). 22
ner Impfung in der Kindheit empfohlen. Die Imp-
fung erfolgt als einmalige Gabe eines MMR-Impf- Somit sollte die Entscheidung für eine Meningokok-
stoffs. Eine ausführliche Begründung dieser Emp- ken-B-Impfung nach individueller Risikoabschät-
fehlung findet sich im Epid. Bull. 32/2010. 20 zung getroffen werden.
sollte mit einem Abstand von ≥ 4 Wochen erfolgen, Impfstoffe mit reduziertem Pertussis-Antigengehalt
spätestens jedoch bis zum 2. Geburtstag, um den (ap statt aP) verwendet (zu verfügbaren Impfstoffen
frühestmöglichen Impfschutz zu erreichen. Eine s. a. Tab. 10, S. 54 f.).
bereits bestehende Immunität gegen einen oder
zwei der enthaltenen Erreger des Impfstoffs stellt Standardimpfung für Erwachsene: Für alle Erwach-
keine Kontraindikation für die Impfung dar. senen ist empfohlen, die nächste fällige Td-Impfung
einmalig als Tdap-Kombinationsimpfung zu verab-
Zusätzlich ist die zweimalige MMR-Impfung für reichen (siehe dazu Epid. Bull. 15/2019, S. 125 – 127),
nach 1970 geborene Personen in besonderen beruf- bei entsprechender Indikation als Tdap-IPV-Kombi-
lichen Tätigkeitsbereichen indiziert. Hierzu zählt nationsimpfung. Da ein monovalenter Pertus-
das Personal in medizinischen Einrichtungen, Ein- sis-Impfstoff nicht mehr zur Verfügung steht, muss
richtungen der Pflege, Gemeinschaftseinrich einer der genannten Kombinationsimpfstoffe ver-
tungen, Einrichtungen zur gemeinschaftlichen wendet werden. Bei bestehender Indikation zur
Unterbringung von AsylbewerberInnen, Ausreise- Pertussis-Impfung kann auch kurz nach einer er-
pflichtigen, Flüchtlingen und Spätaussiedlern, folgten Td-Impfung eine Impfung mit Tdap-Impf-
sowie in Fach-, Berufs- und Hochschulen (siehe stoff durchgeführt werden. Für einen der Tdap-
Epid. Bull. 2/2020) 21. Impfstoffe konnte in einer Studie gezeigt werden,
dass dieser bereits 1 Monat nach der letzten Td-Imp-
Pertussis fung verabreicht werden kann, ohne dass es zu ver-
Säuglingsimpfung: In Anbetracht der epidemiologi- mehrten Nebenwirkungen kommt (die Vergleichs-
schen Pertussis-Situation in Deutschland und der gruppe hatte zuvor keinen Td-Impfstoff, sondern
Schwere des klinischen Verlaufs einer Pertussis- ein Placebo erhalten; siehe dazu Epid. Bull.
Erkrankung im Säuglingsalter ist es dringend gebo- 33/2009 29, S. 340 – 341).
ten, mit der Grundimmunisierung der Säuglinge
und Kleinkinder zum frühestmöglichen Zeitpunkt, Indikationsimpfung für Schwangere: Eine Impfung
d. h. unmittelbar nach Vollendung des 2. Lebensmo- mit einem Tdap-Kombinationsimpfstoff ist zu
nats, zu beginnen und sie zeitgerecht fortzuführen. Beginn des 3. Trimenons empfohlen. Bei erhöhter
Für die Grundimmunisierung von Reifgeborenen Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt sollte die
im Säuglingsalter sind drei Impfungen im Alter von Impfung ins 2. Trimenon vorgezogen werden. Die
2, 4 und 11 Monaten empfohlen (siehe Epid. Bull. Impfung soll unabhängig vom Abstand zu vorher
26/2020) 2. Es ist sinnvoll diese Impfungen mit ei- verabreichten Pertussis-Impfungen und in jeder
nem Kombinationsimpfstoff (z. B. DTaP-IPV-Hib- Schwangerschaft erfolgen. Das Ziel der Pertussis-
HepB) durchzuführen, der gleichzeitig gegen Teta- Impfung in der Schwangerschaft ist die Reduzie-
nus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung, rung von Erkrankungen bei Neugeborenen und jun-
Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B gen Säuglingen (siehe Epid. Bull. 13/2020) 28.
schützt. Für Frühgeborene (Geburt vor der vollende-
ten 37. Schwangerschaftswoche) sind 4 Impfstoffdo- Vorgehen bei Pertussis-Häufungen: Im Zusam-
sen im chronologischen Alter von 2, 3, 4 und 11 Mo- menhang mit Pertussis-Häufungen kann auch bei
naten empfohlen. vollständig geimpften Kindern und Jugendlichen
mit engem Kontakt zu Erkrankten im Haushalt oder
Zwischen der letzten und vorletzten Dosis des je- in Gemeinschaftseinrichtungen eine Impfung er-
weiligen Impfschemas zur Grundimmunisierung wogen werden, wenn die letzte Impfung länger als
sollte ein Abstand von 6 Monaten nicht unterschrit- 5 Jahre zurückliegt. Speziell vor Geburt eines Kin-
ten werden. des sollte überprüft werden, ob ein adäquater Im-
Auffrischimpfungen sind mit 5 – 6 Jahren und munschutz (Impfung innerhalb der vergangenen
9 – 16 Jahren empfohlen. Ab dem Alter von 5 – 6 Jah- 10 Jahre) gegen Pertussis für enge Haushaltskon-
ren werden sowohl zur Auffrischimpfung als auch taktpersonen und Betreuende des Neugeborenen
für eine ggf. nachzuholende Grundimmunisierung (s. Tab. 2, S. 12) besteht.
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 22
Tabelle 3: U msetzung der sequenziellen Pneumokokken-Indikationsimpfung ab dem Alter von 2 Jahren unter
Berücksichtigung des bisherigen Impfstatus
PPSV23 im Abstand
Keine Impfung PCV13 Ja
von 6 – 12 Monaten*
PPSV23 im Abstand
PCV13 entfällt Ja
von 6 – 12 Monaten
PPSV23 im Abstand
PCV7 oder PCV10 PCV13 Ja
von 6 – 12 Monaten*
PPSV23 im Abstand von
PCV13 im Abstand
PPSV23 vor < 6 Jahren 6 Jahren zur vorangegangenen Ja
von 12 Monaten
PPSV23-Impfung
PPSV23 im Abstand
PPSV23 vor ≥ 6 Jahren PCV13 Ja
von 6 – 12 Monaten*
*
PSV23 (23-valenter Polysaccharid-Impfstoff) kann frühestens 2 Monate nach der PVC13-Impfung (13-valenter Konjugatimpfstoff) gegeben werden (z. B. bei Impfung vor
P
geplanter immunsuppressiver Therapie); ein längerer Abstand von 6 – 12 Monaten ist immunologisch günstiger.
In der Altersgruppe 2 – 15 Jahren soll auch in Grup- HepB) durchzuführen, der gleichzeitig gegen
pe 2 eine sequenzielle Impfung erfolgen. Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung,
Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B
Wiederholungsimpfungen: Aufgrund der begrenz- schützt. Im Alter von 9 – 16 Jahren wird für Jugend-
ten Dauer des Impfschutzes hält die STIKO Wieder- liche eine Auffrischimpfung mit einem Impfstoff,
holungsimpfungen mit PPSV23 in einem Mindest- der IPV enthält, empfohlen. Eine mit OPV begon-
abstand von 6 Jahren aus medizinisch-epidemiolo- nene Grundimmunisierung wird mit IPV komplet-
gischer Sicht für alle in Tab. 2 (S. 12 f.) genannten tiert (s. a. Tab. 2, S. 13).
Gruppen grundsätzlich für sinnvoll. Laut Fachinfor-
mation von PPSV23 sollten jedoch „gesunde Er- Röteln
wachsene nicht routinemäßig erneut geimpft Ein monovalenter Röteln-Impfstoff ist in Deutsch-
werden“. Hingegen können Wiederholungsimp land nicht mehr erhältlich. Die Impfung gegen Rö-
fungen „bei Personen mit erhöhtem Risiko für teln sollte mit einem Kombinationsimpfstoff
schwere Pneumokokken-Erkrankungen in Erwä- (MMR-Impfstoff) durchgeführt werden, in der
gung gezogen werden“. Auf Personen der Kategori- Regel im Alter von 11 Monaten. Eine zweite Impfung
en „I“ und „B“ trifft dies regelmäßig zu. Bei sollte mit einem Abstand von ≥ 4 Wochen erfolgen,
SeniorInnen, die keiner dieser beiden Kategorien spätestens jedoch bis zum 2. Geburtstag, um den
angehören, ist die Indikation individuell zu prüfen. frühestmöglichen Impfschutz zu erreichen.
Die PatientInnen sind auf die stärkere Reaktogenität Eine bereits bestehende Immunität gegen einen
der Wiederholungsimpfung im Vergleich zur Erst oder zwei der enthaltenen Erreger des Impfstoffs
impfung, aber auch auf den möglichen Verlust des stellt keine Kontraindikation für die Impfung dar.
Impfschutzes nach unterbleibender Wiederholungs Ziel der Impfempfehlung ist in erster Linie die Ver-
impfung, hinzuweisen. hinderung von Röteln-Embryopathien sowie die Eli-
Ausführliche wissenschaftliche Begründungen mination der Röteln in Deutschland.
zu diesen Empfehlungen finden sich im Epid. Bull.
36/2016 und 37/2016.34,33 Müttern, die in der Schwangerschaft seronegativ für
Röteln getestet wurden, sollte postpartal eine zwei-
Poliomyelitis malige MMR-Impfung im Abstand von vier Wochen
Typ 2 und 3 des Wildpoliovirus sind ausgerottet. Es verabreicht werden. Für die erste Impfstoffdosis bie-
besteht weiterhin das Risiko der Infektion durch das tet sich die Mutterschaftsnachsorgeuntersuchung
Wildpoliovirus Typ 1 sowie durch mutierte zirkulie- am Ende des Wochenbetts an.
rende Impfviren (circulating vaccine-derived polio
viruses – cVDPV) aller 3 Typen bei Reisen in Regio- Zusätzlich ist die zweimalige MMR-Impfung für nach
nen mit Infektionsrisiko. Der Polio-Lebendimpf- 1970 geborene Personen in besonderen beruflichen
stoff, die orale Polio-Vakzine (OPV), wird wegen des Tätigkeitsberichen indiziert. Hierzu zählt das Perso-
– wenn auch sehr geringen – Risikos einer Vakzi- nal in medizinischen Einrichtungen, Einrichtungen
ne-assoziierten paralytischen Poliomyelitis (VAPP) der Pflege, Gemeinschaftseinrichtungen, Einrichtun-
seit 1998 nicht mehr empfohlen. Zum Schutz vor gen zur gemeinschaftlichen Unterbringung von Asyl-
Poliomyelitis sollte ein zu injizierender Impfstoff, bewerberInnen, Ausreisepflichtigen, Flüchtlingen
inaktivierte Polio-Vakzine (IPV), eingesetzt werden und Spätaussiedlern, sowie in Fach-, Berufs- und
(ggf. als Kombinationsimpfstoff). Für die Grundim- Hochschulen (siehe Epid. Bull. 2/2020) 21.
munisierung gegen Poliomyelitis sind im Säugling-
salter drei Impfstoffdosen im Alter von 2, 4 und 11 Rotaviren (RV)
Monaten empfohlen. (siehe Epid. Bull. 26/2020) 2. Bei der Impfung gegen RV handelt es sich um eine
Zwischen der letzten und vorletzten Dosis des je- Schluckimpfung mit einem oralen Lebendimpf-
weiligen Impfschemas zur Grundimmunisierung stoff. Je nach verwendetem Impfstoff werden ab
sollte ein Abstand von 6 Monaten nicht unterschrit- dem Alter von 6 Wochen 2 (Rotarix) bzw. 3 Impf-
ten werden. Es ist sinnvoll diese Impfungen mit ei- stoffdosen (RotaTeq) in einem Mindestabstand von
nem Kombinationsimpfstoff (z. B. DTaP-IPV-Hib- 4 Wochen verabreicht. Es besteht ein möglicher
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 24
weise geringfügig erhöhtes Risiko für Darminvagi- dosen im chronologischen Alter von 2, 3, 4 und
nationen (ca. 1 – 2 Fälle pro 100.000 geimpfte Kin- 11 Monaten empfohlen.
der) innerhalb der 1. Woche nach der 1. RV-Impfung,
das mit dem Alter des zu impfenden Säuglings zu- Zwischen der letzten und vorletzten Dosis des je-
nimmt. Daher empfiehlt die STIKO dringend, die weiligen Impfschemas sollte ein Abstand von 6 Mo-
Impfserie frühzeitig – spätestens bis zum Alter von naten nicht unterschritten werden. Auffrischimp-
12 Wochen – zu beginnen und vorzugsweise bis fungen sind mit 5 – 6 Jahren und 9 – 16 Jahren
zum Alter von 16 Wochen (Rotarix) bzw. von empfohlen. Alle weiteren Auffrischimpfungen soll-
20 – 22 Wochen (RotaTeq) abzuschließen. Die Impf- ten in 10-jährigen Abstand zur vorangegangenen
serie muss für Rotarix auf jeden Fall bis zum Alter Impfung erfolgen. Jede Auffrischimpfung mit Td
von 24 Wochen und für RotaTeq bis zum Alter von (auch im Verletzungsfall) sollte Anlass sein, die In-
32 Wochen abgeschlossen sein. dikation für eine Pertussis-Impfung zu überprüfen
und g egebenenfalls einen Kombinationsimpfstoff
Eine ausführliche Begründung der Impfempfehlung (Tdap) einzusetzen; bei entsprechender Indikation
findet sich im (Epid. Bull. 35/2013) 41. Zur gleichzei- Tdap-IPV.
tigen Gabe mit anderen Impfstoffen verweist die
STIKO auf die jeweiligen Fachinformationen. Tollwut
Deutschland gilt nach den Kriterien der WHO seit
Auch für Frühgeborene und andere Reifgeborene, 2008 als frei von terrestrischer Tollwut durch das
aber stationär versorgte Säuglinge ist die RV-Imp- Rabies-Virus. Lediglich durch den illegalen Import
fung entsprechend ihres chronologischen Alters ab von Haustieren (Hunde und Katzen) aus nicht toll-
6 Wochen nach der Geburt empfohlen. Der Nutzen wutfreien Regionen besteht weiterhin ein Risiko für
für hospitalisierte Säuglinge, durch die RV-Impfung terrestrische Tollwut. Deutschland zählt in Europa
vor einer nosokomialen RV-Infektion geschützt zu zu den Ländern mit den häufigsten Fledermaus-
werden, überwiegt deutlich das äußerst geringe Er- Tollwutfällen, die durch Fledermaus-Lyssaviren ver-
krankungsrisiko anderer hospitalisierter PatientIn- ursacht werden. Diese können auch auf den Men-
nen durch die denkbare Übertragung von RV- schen übertragen werden. Die präexpositionelle
Impfviren. Das Übertragungsrisiko von Impfviren Grundimmunisierung erfolgt mit Tollwut-Impfstoff
ist z udem bei konsequenter Anwendung der auf (HDC) oder Rabipur durch eine dreimalige intra-
neonatologischen Stationen üblichen Standard
muskuläre Impfung nach dem Schema 0,7,21 oder
hygienemaßnahmen als gering zu bewerten. Zur 28 Tage. Bei fortgesetzter Exposition sind Auffrisch
RV-Impfung von Früh- und Neugeborenen im impfungen für den Tollwut-Impfstoff (HDC) 1 Jahr
stationären Umfeld hat die STIKO gemeinsam mit nach der Grundimmunisierung und dann alle 5 Jah-
der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugend- re empfohlen und für Rabipur alle 2 – 5 Jahre. Zur
medizin e. V. und der Gesellschaft für Neonatologie postexpositionellen Prophylaxe s. Kapitel 5.5.
und Pädiatrische Intensivmedizin e. V. eine
Stellungnahme im Epid. Bull. 1/2015 publiziert. Typhus abdominalis
Für die Impfung stehen in Deutschland ein Leben-
Tetanus dimpfstoff und drei Totimpfstoffe zur Verfügung.
Für die Grundimmunisierung von Reifgeborenen Die Schluckimpfung mit dem Lebendimpfstoff
sind im Säuglingsalter drei Impfstoffdosen im Alter (Typhoral L Kapseln) besteht aus 3 Impfstoffdosen
von 2, 4 und 11 Monaten empfohlen (siehe Epid. an den Tagen 0, 2 und 4. Die Impfserie sollte min-
Bull. 26/2020) 2. Es ist sinnvoll diese Impfungen destens 10 Tage vor der Reise in ein Endemiegebiet
mit einem Kombinationsimpfstoff (z. B. DTaP-IPV- abgeschlossen sein. Die parenteralen Totimpfstoffe
Hib-HepB) durchzuführen, der gleichzeitig gegen (Typhim Vi, Typherix) werden einmalig i. m. spätes-
Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung, tens 2 Wochen vor Betreten des Endemiegebiets
Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B gegeben. Bei einer zusätzlichen Indikation für
schützt. Für Frühgeborene (Geburt vor der vollende- Hepatitis A kann der kombinierte Typhus-Hepatitis-
ten 37. Schwangerschaftswoche) sind 4 Impfstoff A-Totimpfstoff (Viatim) verwendet werden.
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 25
Behandelnde ÄrztInnen haben im Rahmen des Be- 4.1 Aufklärungspflicht vor Schutzimpfungen
handlungsvertrages zwischen ihnen und ihren Pa- Allgemeines
tientInnen die rechtliche Pflicht (§§ 630a ff. BGB), Die Aufklärung ist ein wichtiger Teil der ärztlichen
die PatientInnen oder die Eltern bzw. Sorgeberech- Impfleistung. Die Aufklärungspflichten gegenüber
tigten im Rahmen der vorgesehenen Routineunter- zu impfenden Personen sind im „Gesetz zur Verbes-
suchungen auf die Möglichkeit, Zweckmäßigkeit serung der Rechte von Patientinnen und Patienten“
und Notwendigkeit indizierter Impfungen zum (Patientenrechtegesetz) im Jahr 2013 neu geregelt
Schutz vor Infektionskrankheiten hinzuweisen. Zu- worden (§ 630e BGB).
sätzlich haben sie die Pflicht, PatientInnen über die Vor Durchführung einer Schutzimpfung ist es
Folgen einer unterlassenen Impfung zu informie- ärztliche Pflicht, die zu impfende Person oder den
ren. Diese Pflicht besteht unabhängig von der per- anwesenden Elternteil bzw. Sorgeberechtigten über
sönlichen ärztlichen Auffassung und möglichen die zu verhütende Krankheit und die Impfung auf-
subjektiven Bedenken oder Vorbehalten.1 zu klären, damit eine wirksame Einwilligungserklä-
Literatur rung abgegeben werden kann.
1 Deutsch E, Spickhoff A, Ullrich K: Die Pflicht des Arztes, den Patienten auf
eine Impfung hinzuweisen. Schriftenreihe der Stiftung EINE CHANCE FÜR
KINDER Mai 2017; Band 15: ISBN 978-3-943421-08-8
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Licht geschützt werden. Alle Impfstoffe sollen in desinfiziert werden. Bei der Injektion sollte die
der Originalverpackung in einem separaten Kühl- Haut wieder trocken sein.
schrank bei +2° C bis +8° C gelagert werden. Die Für intramuskulär zu injizierende Impfstoffe ist
Impfstoffe sollten auf keinen Fall Kontakt zur Au- die bevorzugte Impfstelle der M. deltoideus. Solange
ßenwand des Kühlschranks haben und nicht in der dieser Muskel nicht ausreichend ausgebildet ist (z. B.
Kühlschranktür gelagert werden. Besonders ge bei Säuglingen und Kleinkindern), wird empfohlen,
eignet sind Spezialkühlschränke, es können aber in den M. vastus lateralis (anterolateraler Oberschen-
auch Haushaltskühlschränke ohne Eisfach genutzt kel) zu injizieren. Hier ist die Gefahr einer Verletzung
werden. Der Kühlschrank sollte ausschließlich zum von Nerven oder Gefäßen gering. Eine Aspiration ist
Kühlen von Impfstoffen und anderen Arzneistoffen an diesen Injektionsorten nicht erforderlich. Bei In-
verwendet werden. Die Lagertemperatur sollte jektion von Adsorbatimpfstoffen in das subkutane
regelmäßig – am besten morgens und abends, aber Fettgewebe kann es zu schmerzhaften Entzündungen
mindestens einmal täglich – überprüft werden. Zur und zur Bildung von Granulomen oder Zysten kom-
Erfassung eignen sich ein Thermometer, das die men. Darüber hinaus ist bei Injektion in das Fettge-
Minimal- und Maximaltemperatur anzeigt, oder ein webe der Impferfolg in Frage gestellt.
Thermometer-Datenlogger, der die Temperatur fort-
laufend misst. Das Thermometer sollte in der Mitte 4.5 Impfabstände
des Kühlschranks platziert werden. Die Ergebnisse Allgemeines
der Kontrolle sollten dokumentiert werden. Impf- Die im Impfkalender, in den Tabellen 2 (S. 8)
stoffe, die versehentlich falsch gelagert oder einge- und 9 A – E (S. 49) sowie den entsprechenden Fa-
froren wurden, müssen verworfen werden. Durch chinformationen angegebenen Impfabstände soll-
das Einfrieren können Haarrisse in den Ampullen ten eingehalten werden.
entstehen und der Impfstoff kann unsteril werden.
Angefrorene oder tiefgefrorene Adsorbatimpfstoffe Bei dringenden Indikationsimpfungen, wie bei-
sind schlechter verträglich und können zu eitrigen spielsweise der postexpositionellen Tollwutprophy-
Entzündungen oder Spritzenabszessen führen. Be- laxe oder der postnatalen Immunprophylaxe der
sonders empfindlich sind Lebendimpfstoffe (MMR, Hepatitis B des Neugeborenen, ist das empfohlene
Varizellen, LAIV, Rotavirus, Gelbfieber), die ver- Impfschema strikt einzuhalten.
mehrungsfähige Viren enthalten. Bei diesen Impf-
stoffen muss eine lückenlose Kühlkette eingehalten Für einen lang dauernden Impfschutz ist es von be-
werden. sonderer Bedeutung, dass bei der Grundimmuni-
sierung der empfohlene Mindestabstand zwischen
Impfstoffvorbereitung und Injektion des Impfstoffs vorletzter und letzter Impfung (in der Regel 6 Mo-
Der Impfstoff sollte erst kurz vor der Anwendung nate) nicht unterschritten wird.
aus dem Kühlschrank genommen werden. Vor dem Andererseits gilt grundsätzlich, dass es keine un-
Öffnen sollte der Impfstoffbehälter kräftig geschüt- zulässig großen Abstände zwischen den Impfungen
telt werden. Impfstoffe dürfen nicht mit Desinfekti- gibt. Jede Impfung zählt! Auch eine für viele Jahre
onsmitteln in Kontakt kommen. Durchstechstopfen unterbrochene Grundimmunisierung oder nicht
müssen trocken sein. Die Injektionskanüle sollte zeitgerecht durchgeführte Auffrischimpfung, z. B.
trocken sein, insbesondere sollte kein Impfstoff die gegen Diphtherie, Tetanus, Poliomyelitis, Hepati-
Kanüle außen benetzen. Dies macht die Injektion tis B, FSME (s. dazu www.rki.de > Infektionsschutz
schmerzhaft und kann zu Entzündungen im Be- > Impfen > Impfungen A – Z), muss nicht neu be-
reich des Stichkanals führen. Nach Aufziehen des gonnen werden, sondern wird mit den fehlenden
Impfstoffs in die Spritze und dem Entfernen evtl. Impfstoffdosen komplettiert. Dies gilt auch im
vorhandener Luft sollte eine neue Kanüle für die In- Säuglings- und Kleinkindalter. Im Interesse eines
jektion aufgesetzt werden. Der aufgezogene Impf- frühestmöglichen Impfschutzes sollten Überschrei-
stoff soll innerhalb von 2 – 5 Minuten verwendet tungen der empfohlenen Impfabstände besonders
werden. Unter Beachtung der vom Hersteller ange- beim jungen Kind vermieden werden.
gebenen (Mindest-)Einwirkzeit soll die Impfstelle
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 30
Für Abstände zwischen unterschiedlichen Impfun- auftreten. Die Angst oder Sorge vor möglichen
gen gilt: Lebendimpfstoffe (attenuierte, vermeh- Schmerzen kann die Einstellung gegenüber dem
rungsfähige Viren oder Bakterien) können simultan Arztbesuch, dem Impfen und die Akzeptanz von
verabreicht werden. Werden sie nicht simultan ver- Impfungen ein Leben lang negativ beeinträchtigen,
abreicht, ist in der Regel ein Mindestabstand von sowohl bei Kindern als auch ihren Eltern.
4 Wochen einzuhalten. Es gibt inzwischen mehrere evidenzbasierte
Bei Schutzimpfungen mit Totimpfstoffen (inak- Empfehlungen für schmerz- und stressreduziertes
tivierte Krankheitserreger, deren Antigenbestand Impfen. Dort sind bestimmte Injektionstechniken,
teile, Toxoide) ist die Einhaltung von Mindestabstän- altersabhängige Ablenkungsmethoden und andere
den zu anderen Impfungen, auch zu solchen mit Verhaltensweisen aufgeführt, durch die Schmerzen
Lebendimpfstoffen, nicht erforderlich. Impfreaktio- bei der Impfung gemildert werden können. An die-
nen vorausgegangener Impfungen sollten vor er- ser Stelle sollen diese Empfehlungen kurz zusam-
neuter Impfung vollständig abgeklungen sein. Zu mengefasst werden. Wir möchten die Ärzteschaft
den zeitlichen Mindestabständen zwischen zwei ermuntern, diese Hinweise zum schmerzredu
Impfungen sowie zur Möglichkeit der Koadminist- zierten Impfen im Praxisalltag zu berücksichtigen
ration von Impfstoffen sind die Fachinformationen und so die Impfakzeptanz in der Bevölkerung zu
des jeweiligen Impfstoffes zu beachten. fördern. Weiterführende Hinweise finden sich in
den zitierten Veröffentlichungen (s. S. 32).2-8
Zeitabstand zwischen Impfungen und Operationen
Bei dringender Indikation kann ein operativer Ein- Generelle Empfehlungen
griff jederzeit durchgeführt werden, auch wenn eine ▶▶ Gesundheitspersonal sollte beim Impfen eine
Impfung vorangegangen ist. Bei Wahleingriffen ruhige Ausstrahlung haben, kooperativ und
sollte nach Gabe von Totimpfstoffen ein Mindestab- sachkundig sein. Wenn der zu impfenden Per-
stand von 3 Tagen und nach Verabreichung von Le- son das Impfprozedere beschrieben wird, ist es
bendimpfstoffen ein Mindestabstand von 14 Tagen wichtig, auf einen neutralen Sprachgebrauch zu
eingehalten werden. achten und Worte sorgfältig zu wählen, damit
Weder klinische Beobachtungen noch theoreti- Angst nicht eventuell verstärkt oder Misstrauen
sche Erwägungen geben Anlass zu der Befürch- gefördert wird. Unbedingt vermeiden sollte man
tung, dass Impfungen und operative Eingriffe in- fälschlich beruhigende oder unehrliche Phrasen
kompatibel sind. Um aber mögliche Impfreaktio- wie „Das tut überhaupt nicht weh!“.
nen von Komplikationen der Operation unterschei-
den zu können, wird empfohlen, die genannten Schmerzreduzierende Lokalanästhetika
Mindestabstände einzuhalten. ▶▶ In Einzelfällen können Lokalanästhetika-haltige
▶▶ Zur Schmerzreduktion kann auch Eisspray ver- ▶▶ Kinder im Alter von < 2 Jahren, die nicht mehr
wendet werden. Die Aufsprühzeit beträgt 2 – 8 s. gestillt werden, können ein bis zwei Minuten vor
Im Anschluss kann nach Hautdesinfektion so- der Impfung 2 ml einer 25 %-igen Glukose-
fort geimpft werden. Lösung oder eine andere süße Flüssigkeit
bekommen. Da Rotavirus-Impfstoffe Saccharose
Sonstige unterstützende Verfahren enthalten, sollte bei der Durchführung mehrerer
▶▶ Bereits vor dem ersten Impftermin ihrer Kinder Impfungen an einem Termin die RV-Impfung,
(ab 2 Monate) sollten Eltern über die anstehen- sofern geplant, als erste verabreicht werden.
den Impfungen und damit verbundenen
Schmerzen sowie Möglichkeiten der Schmerz Empfehlungen zur Körperposition
reduktion aufgeklärt werden. Das heißt, bereits ▶▶ Kleinkinder im Alter von < 3 Jahren sollten
bei der U3 könnte mit einer entsprechenden während der Impfung am besten auf dem Arm
Aufklärung begonnen werden, um den Einsatz oder auf dem Schoß gehalten und nach der Imp-
schmerzreduzierender Strategien beim Impf fung leicht geschaukelt und liebkost werden.
termin zu fördern.
▶▶ Kinder im Alter von ≥ 3 Jahren sowie Jugendli-
▶▶ Eltern von Kindern im Alter von < 10 Jahren che und Erwachsene sollten bei der Impfung
sollten bei der Impfung ihrer Kinder anwesend möglichst aufrecht sitzen. Kinder können auf
sein. dem Schoß der Eltern sitzen, weil die Eltern so
das Stillhalten der Gliedmaßen unterstützen
▶▶ Kinder im Alter von ≥ 3 Jahren sowie Jugendli- können.
che und Erwachsene sollten direkt vor der Injek-
tion darüber aufgeklärt werden, was beim Imp- ▶▶ Personen, die beim Impfen oder anderen medi-
fen passieren wird und wie sie mögliche zinischen Interventionen schon einmal ohn-
Schmerzen oder Angst am besten bewältigen mächtig geworden sind, sollten im Liegen
können, z. B. durch Drücken der Hand von geimpft werden.
Mutter oder Vater. Kinder im Alter von ≤ 6 Jah-
ren sollten mittels geeigneter Ablenkungs Empfehlungen zu Injektionstechniken
manöver (z. B. durch Aufblasen eines Ballons, ▶▶ Die Nadellänge sollte bei Säuglingen von < 2
▶▶ Säuglinge können, solange sie noch gestillt wer- ▶▶ Werden mehrere Impfungen am selben Termin
den, während der Impfung angelegt werden. gegeben, soll die schmerzhafteste Impfung
Wird der Säugling parallel gegen Rotaviren zuletzt injiziert werden. Besonders schmerzhaft
geimpft, sollte jedoch auf das Stillen vor und können die Injektionen der Pneumokokken-
während der RV-Impfung verzichtet werden, da und der MMR-Impfung sein.
das Stillen zum Zeitpunkt der Impfung die
Wirkung der RV-Schluckimpfung möglicherwei- ▶▶ Durch eine zügige Injektion können Schmerzen
se vermindern kann (s. FAQ zu Rotavirus-Imp- bei der intramuskulären Injektion reduziert
fung und Stillen Epid. Bull. 39/2013). Ersatz werden.
weise kann ein Schnuller benutzt werden.
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Maßnahmen, die nicht zur Schmerzreduktion ÄrztInnen konsultiert werden. Die serologische
empfohlen sind Kontrolle des Impferfolgs ist bei PatientInnen mit
Immundefizienz angezeigt.
▶▶ Erwärmung des Impfstoffs.
▶▶ Manuelle Stimulation der Injektionsstelle z. B. Nicht empfohlene oder nicht dringend indizierte
durch Reiben oder Kneifen. Impfungen sollten während einer Schwangerschaft
▶▶ Orale Analgetika-Gabe vor oder während der nicht durchgeführt werden. Für die Lebendimpf-
Impfung. stoffe gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen
stellt eine Schwangerschaft eine Kontraindikation
Literatur dar. Eine Impfung gegen Gelbfieber darf in der
2. Report to SAGE: On reducing pain and distress at the time of vaccination. Schwangerschaft nur bei eindeutiger Indikation
Geneva: SAGE Technical Consultation Group on Reducing Pain and Distress
at the Time of Vaccination 2015. Einsehbar: www.who.int/immunization/ und nur nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung
sage/meetings/2015/april/1_SAGE_latest_pain_guidelines_March_24_Final.
pdf (Zugegriffen: 23.6.2016) verabreicht werden. Die Impfung gegen Gelbfieber
3. Berrang J, Vosschulte P, Zernikow B: Schmerzreduktion bei Blutabnahmen
und Injektionen. In: Zernikow B (Hrsg) Schmerztherapie bei Kindern,
soll bei stillenden Frauen nicht erfolgen. Es sind
Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Springer Berlin Heidelberg
2015;355 – 367
weltweit vereinzelte Fälle beschrieben, in denen ge-
4. Boerner KE, Birnie KA, Chambers CT, et al.: Simple Psychological stillte Säuglinge nach Impfung der Mutter gegen
Interventions for Reducing Pain From Common Needle Procedures in Adults:
Systematic Review of Randomized and Quasi-Randomized Controlled Trials. Gelbfieber an einer Meningoenzephalitis erkrankt
Clin J Pain 2015;31:90 – 98
sind.
5. SAGE: Meeting of the Strategic Advisory Group of Experts on Immunization,
April 2015: conclusions and recommendations. WER 2015;22(29)261 – 280
6. Taddio A, McMurtry CM, Shah V, et al.: Reducing pain during vaccine Falsche Kontraindikationen
injections: clinical practice guideline. CMAJ 2015;187:975 – 982
Häufig unterbleiben indizierte Impfungen, weil be-
7. WHO: Reducing pain at the time of vaccination: WHO position paper
– September 2015. WER 2015;90:505 – 516 stimmte Umstände irrtümlicherweise als Kontrain-
8. Taddio A, Shah V, McMurtry CM, et al.: Procedural and Physical Interventions
for Vaccine Injections: Systematic Review of Randomized Controlled Trials
dikationen angesehen werden. Dazu gehören zum
and Quasi-Randomized Controlled Trials. Clin J Pain 2015;31:20 – 37 Beispiel:
4.7 Kontraindikationen und falsche Kontra ▶▶ banale Infekte, auch wenn sie mit subfebrilen
indikationen Temperaturen (< 38,5° C) einhergehen;
Kontraindikationen ▶▶ ein möglicher Kontakt der zu impfenden Person
Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit akuten zu Personen mit ansteckenden Krankheiten;
schweren Erkrankungen sollten erst nach Gene- ▶▶ Krampfanfälle in der Familie;
sung geimpft werden (Ausnahme: postexpositionel- ▶▶ Fieberkrämpfe in der Anamnese des zu impfen-
Kontraindikation gegen eine nochmalige Impfung ▶▶ Behandlung mit niedrigen Dosen von Kortiko
mit dem gleichen Impfstoff sein. Impfhindernisse steroiden oder lokal angewendeten steroid
können Allergien gegen Bestandteile des Impfstoffs haltigen Präparaten;
sein. In Betracht kommen vor allem Neomycin und ▶▶ Schwangerschaft der Mutter des zu impfenden
▶▶ Frühgeburtlichkeit: Frühgeborene sollten unab- ▶▶ das Erkennen und Abschätzen der Schwere des
hängig von ihrem Reifealter und aktuellen Immundefekts;
Gewicht entsprechend dem empfohlenen Imp- ▶▶ die Indikation und Kontraindikation für spezifi-
STIKO geimpft werden wie Säuglinge, die insbesondere wenn eine Off-label-Anwendung
Muttermilchersatzprodukte oder andere Baby- unumgänglich ist.
nahrung erhalten.
Eine Expertengruppe hat unter Federführung der
Indizierte Impfungen sollen auch bei Personen mit STIKO Anwendungshinweise für Impfungen bei
chronischen Krankheiten – einschließlich neurolo- PatientInnen mit Immundefizienz bzw. Im-
gischer Krankheiten – durchgeführt werden, da die- munsuppression mit dem Ziel erarbeitet, die imp-
se Personen durch schwere Verläufe und Komplika- fende Ärzteschaft bei den o. g. Punkten zu unter-
tionen impfpräventabler Krankheiten besonders ge- stützen und eine Entscheidungshilfe zu geben. Die
fährdet sind. Personen mit chronischen Krankhei- Anwendungshinweise wurden in vier thematisch
ten sollen über den Nutzen der Impfung im getrennten Dokumenten publiziert und sind online
Vergleich zum Risiko der Krankheit aufgeklärt wer- verfügbar (www.rki.de/immundefizienz): Das
den. Es liegen keine gesicherten Erkenntnisse dar- Grundlagenpapier (Papier I), die Anwendungshin-
über vor, dass eventuell zeitgleich mit der Impfung weise zum Impfen bei primären Immundefekter-
auftretende Krankheitsschübe ursächlich durch krankungen (inkl. autoinflammatorischer Erkran-
eine Impfung bedingt sein können. kungen) und bei HIV-Infektion (Papier II), die
Anwendungshinweise zum Impfen bei hämatolog
4.8 Impfen bei Immundefizienz bzw. ischen und onkologischen Erkrankungen (anti
Immunsuppression neoplastische Therapie, Stammzelltransplantation),
PatientInnen mit Immundefizienz bzw. Im- Organtransplantation und Asplenie (Papier III) so-
munsuppression leiden häufig an Infektionskrank- wie die Anwendungshinweise zum Impfen bei Au-
heiten, die bei diesen Personen mit schwereren Ver- toimmunerkrankungen und unter immunmodula-
läufen einhergehen als bei Immungesunden. Daher torischer Therapie (Papier IV).
sollten Menschen mit Immundefizienz bzw. Im-
munsuppression grundsätzlich einen möglichst 4.9 Impfkomplikationen und deren Meldung
weitreichenden Schutz durch Impfungen erhalten. Kriterien zur Abgrenzung einer üblichen Impfreak-
Daneben spielt ein solider Impfschutz von tion von dem Verdacht auf eine mögliche Impf
Haushalts k ontaktpersonen entsprechend der komplikation
STIKO-Empfehlungen sowie anderer Personen aus Nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) (§ 6 Abs. 1,
dem direkten Umfeld der PatientInnen (z. B. in Nr. 3) ist der Verdacht einer Impfkomplikation dem
Gesundheitsdienst, Kita oder Schule) eine zentrale zuständigen Gesundheitsamt zu melden. Diese
Rolle für die Infektionsprävention. Meldung gehört zu den ärztlichen Aufgaben. Unter
In Tabelle 2 (S. 8 ff.) der STIKO-Empfehlungen einer Impfkomplikation wird eine über das übliche
sind bereits einige Gruppen mit angeborener oder Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehende ge-
erworbener Immundefizienz bzw. -suppression auf- sundheitliche Schädigung verstanden. Um eine
geführt. Bei der Planung und Durchführung von Impfkomplikation von einer üblichen Impfreakti-
Impfungen bei diesem speziellen Personenkreis on, die nicht meldepflichtig ist, abzugrenzen, hat
sind einige Besonderheiten zu beachten, wie z. B.: die STIKO, wie nach IfSG (§ 20 Abs. 2) gefordert,
Merkmale für übliche Impfreaktionen definiert.
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Übliche und damit nicht meldepflichtige Impfreak- chungsmaterialien, wie z. B. Serum oder Stuhlpro-
tionen sind das übliche Ausmaß nicht überschrei- ben, zu asservieren.
tende, vorübergehende Lokal- und Allgemeinreakti-
onen, die als Ausdruck der Auseinandersetzung des Die Meldepflicht besteht unabhängig davon, ob die
Organismus mit dem Impfstoff anzusehen sind. betroffene Schutzimpfung öffentlich empfohlen ist.
Die STIKO hat die folgenden Kriterien für übliche Für die bundesweit einheitliche Meldung eines Ver-
Impfreaktionen entwickelt: dachtsfalls ist vom PEI in Absprache mit der STIKO
und dem BMG ein Berichtsformblatt „Bericht über
▶▶ für die Dauer von 1 – 3 Tagen (gelegentlich län- Verdachtsfälle einer über das übliche Ausmaß einer
ger) anhaltende Rötung, Schwellung oder Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen
Schmerzhaftigkeit an der Injektionsstelle; Schädigung“ entwickelt worden, das online verfüg-
▶▶ für die Dauer von 1 – 3 Tagen Fieber < 39,5° C (bei bar ist: www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/
rektaler Messung), Kopf- und Gliederschmerzen, arzneimittelsicherheit/pharmakovigilanz/ifsg-mel-
Mattigkeit, Unwohlsein, Übelkeit, Unruhe, debogen-verdacht-impfkomplikation.pdf oder vom
Schwellung der regionären Lymphknoten; Gesundheitsamt angefordert werden kann. Die Mel-
▶▶ im gleichen Sinne zu deutende Symptome einer dungen tragen dazu bei, die Datenlage über Impf-
„Impfkrankheit“ 1 – 3 Wochen nach der Verabrei- komplikationen zu verbessern.
chung von attentuierten Lebendimpfstoffen: z. B.
eine leichte Parotisschwellung, kurzzeitige Darüber hinaus sind ÄrztInnen nach § 6 der Berufs-
Arthralgien oder ein flüchtiges Exanthem nach ordnung verpflichtet, die ihnen aus ihrer ärztlichen
der Masern-, Mumps-, Röteln- oder Varizellen- Behandlungstätigkeit bekannt werdenden uner-
Impfung oder milde gastrointestinale Beschwer- wünschten Wirkungen von Arzneimitteln der Arz-
den, z. B. nach der oralen Rotavirus- oder neimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
Typhus-Impfung; mitzuteilen (im Internet unter www.akdae.de > Arz-
▶▶ Ausgenommen von der Meldepflicht sind auch neimittelsicherheit > Unerwünschte Arzneimittel-
Krankheitserscheinungen, denen offensichtlich wirkung melden). Ebenso kann der Hersteller infor-
eine andere Ursache als die Impfung zugrunde miert werden.
liegt. Alle anderen Impfreaktionen sollen ge
meldet werden. Impfschaden und Anerkennung eines
Impfschadens im Sinne des IfSG
Meldung des Verdachts auf eine Impfkomplikation Nach § 2 Nr. 11 (IfSG) ist ein Impfschaden definiert
Nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) (§ 6 Abs. 1, als gesundheitliche und wirtschaftliche Folge einer
Nr. 3) ist der Verdacht einer über das übliche Aus- über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hin-
maß einer Impfreaktion hinausgehenden gesund- ausgehenden gesundheitlichen Schädigung durch
heitlichen Schädigung (Verdacht auf eine Impfkom- die Schutzimpfung. Ein Impfschaden liegt auch vor,
plikation) namentlich an das Gesundheitsamt zu wenn mit vermehrungsfähigen Erregern geimpft
melden. Die Meldung der ÄrztInnen muss vom Ge- (Lebendimpfstoffe) und nach Übertragung des Impf
sundheitsamt gemäß § 11 Abs. 2 (IfSG) unverzüglich virus eine andere als die geimpfte Person geschädigt
der zuständigen Landesbehörde und nach § 77 Arz- wurde. Erleidet eine Person aufgrund einer öffent-
neimittelgesetz der zuständigen Bundesoberbehör- lich von dem Bundesland, in dem sie ansässig ist,
de (PEI) mitgeteilt werden. Die Meldeverpflichtung empfohlenen Impfung einen Impfschaden, so stehen
wurde gesetzlich festgeschrieben, um die zur Klä- ihr aufgrund der gesundheitlichen und wirtschaftli-
rung einer unerwünschten Arzneimittelwirkung re- chen Auswirkungen Versorgungsleistungen nach
levanten immunologischen (z. B. zum Ausschluss dem Bundesversorgungsgesetz i. V. m § 60 IfSG zu.
eines Immundefektes) oder mikrobiologischen Der Antrag auf Versorgung ist beim zuständigen Ver-
(z. B. zum differenzialdiagnostischen Ausschluss ei- sorgungsamt durch die/den Betroffene/n oder die
ner interkurrenten Infektion) Untersuchung unver- Eltern bzw. Sorgeberechtigten zu stellen. Die Bewer-
züglich einzuleiten und dafür notwendige Untersu- tung erfolgt durch das Versorgungsamt auf Landes-
ebene nach den Versorgungsmedizinischen Grund-
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 35
4.10 Lieferengpässe von Impfstoffen ▶▶ Kinder und Jugendliche, die ungeimpft sind
Das PEI informiert seit Oktober 2015 auf seinen In- bzw. deren Impfstatus unklar ist, sollten Imp-
ternetseiten über Lieferengpässe von Impfstoffen fungen gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis
und die voraussichtliche Dauer der Nicht-Verfüg- sowie gegen Poliomyelitis, Masern, Mumps,
barkeit (www.pei.de/lieferengpaesse). Diese Infor- Röteln, Varizellen, Hepatitis B, Meningokok-
mationen beruhen auf Mitteilungen der pharma- ken C und HPV (ab dem Alter von 9 Jahren) be
zeutischen Unternehmen, die einen Lieferengpass kommen. Säuglinge sollten zusätzlich gegen
melden, sobald die Lieferkette für die Auslieferung Rotaviren (Abschluss der Impfserie bis zum
eines Impfstoffes für einen Zeitraum von mindes- Alter von 24 Wochen [Rotarix] bzw. 32 Wochen
tens 2 Wochen unterbrochen ist. In Absprache mit [RotaTeq] und Säuglinge und Kleinkinder gegen
dem RKI und der STIKO informiert das PEI außer- Pneumokokken (bis zum Alter von 24 Monaten)
dem darüber, welche alternativen Impfstoffe dersel- und H aemophilus influenzae Typ b (S. 16 f.)
ben Zusammensetzung verfügbar sind und verwen- (bis zum Alter von 4 Jahren) geimpft werden.
det werden können. Kinder, bei denen eine Grundimmunisierung
gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis und Polio
Ist kein Impfstoff mit gleicher Antigenzusammen- myelitis dokumentiert ist, benötigen eine einma-
setzung verfügbar, gibt die STIKO einen Hand- lige Auffrischimpfung im Abstand von 5 Jahren
lungshinweis, wie die erforderliche Impfung unter zur Grundimmunisierung.
Verwendung anderer Impfstoffe erfolgen kann
(www.rki.de > Kommissionen > Ständige Impfkom- ▶▶ Ungeimpfte Erwachsene bzw. Erwachsene mit
mission > Lieferengpässe). unklarem Impfstatus sollten Erstimmunisierun-
gen gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis und
4.11 Impfempfehlungen für MigrantInnen Poliomyelitis erhalten. Erwachsene, die bereits
und Asylsuchende nach Ankunft in eine Grundimmunisierung gegen Tetanus,
Deutschland Diphtherie, Pertussis und Poliomyelitis aufwei-
In Deutschland lebende MigrantInnen und Asyl sen, sollen in 10-jährigem Abstand zur vorange-
suchende sollen entsprechend den STIKO-Empfeh- gangenen Impfung eine Tdap-IPV-Auffrischimp-
lungen altersgerecht geimpft sein. Asylsuchende fung bekommen. Nach 1970 Geborene sollten
stammen oftmals aus Ländern oder gehören zu Be- einmalig gegen Masern (MMR) geimpft werden.
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Frauen im gebärfähigen Alter sollten zweimal in Deutschland können folgende Ziele erreicht wer-
gegen Röteln (MMR) und seronegative Frauen den:
mit Kinderwunsch zweimal gegen Varizellen
geimpft werden. Ab dem Alter von 6 0 Jahren ist ▶▶ individueller Impfschutz und Schließen von
zusätzlich eine Pneumokokken-Impfung und Impflücken;
jährlich im Herbst eine Influenza-Impfung ▶▶ Begrenzung oder Verhinderung von Ausbrüchen
Tdap-IPV
5 Jahre – 17 Jahre
▶▶ Hepatitis A
MMR-V ▶▶ Hepatitis B
Abweichungen von den Empfehlungen der STIKO darf z. B. ein Arbeitgeber nach § 3 Abs. 3 Arbeits-
sind besonders zu begründen. schutzgesetz die Kosten für Arbeitsschutzmaßnah-
men nicht den Beschäftigten auferlegen. Zu den Ar-
Kommt eine Entscheidung nicht innerhalb von beitsschutzmaßnahmen gehören Impfungen, die
2 Monaten nach Veröffentlichung der Empfehlun- gemäß Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)/Biostoffver-
gen der STIKO zustande, müssen die von der ordnung (BioStoffV)/Verordnung zur arbeitsmedi-
STIKO empfohlenen Schutzimpfungen von den zinischen Vorsorge (ArbMedVV) anzubieten sind.
Krankenkassen erstattet werden, bis die Richtlinie Das Impfangebot richtet sich insbesondere nach
vorliegt. Die Krankenkassen können in ihren Sat- dem Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung.
zungsleistungen die Kostenübernahme auch für
Schutzimpfungen vorsehen, die nicht Bestandteil Die in den STIKO-Empfehlungen mit „B“ gekenn-
der Richtlinie des G-BA sind. Außerdem haben die zeichneten Impfungen umfassen auch solche für
Krankenkassenverbände auf Landesebene gemein- Berufsgruppen, die den genannten Verordnungen
sam und einheitlich Vereinbarungen mit den für die nicht unterliegen. Ebenso werden in dieser Katego-
Durchführung von Impfungen zuständigen Behör- rie auch Impfungen aufgeführt, die vorrangig zum
den der Länder zu treffen, in denen die Förderung Schutz Dritter indiziert sind. Selbst wenn die ge-
der Schutzimpfungen und die Erstattung von Impf- nannten Verordnungen in diesen Fällen nicht grei-
stoffkosten geregelt werden. fen, sollten betroffene Arbeitgeber diese Impfungen
in ihrem eigenen Interesse anbieten, da hierdurch
Für die Kostenübernahme von Schutzimpfungen eventuellen Regressansprüchen entgegengewirkt
kommen außer den Krankenkassen weitere Träger werden kann bzw. Kosten für Ausfallzeiten von Be-
in Frage. Zu diesen zählen der Öffentliche Gesund- schäftigten entfallen. Inwieweit die mit „B“ gekenn-
heitsdienst (ÖGD) für Schutzimpfungen nach § 20 zeichneten Empfehlungen eine Pflichtleistung der
Abs. 5 des IfSG sowie weitere aufgrund gesetzlicher GKV sind, richtet sich nach der Schutzimpfungs-
Vorschriften benannte Stellen (z. B. Arbeitgeber). So Richtlinie des G-BA.
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 39
5.1 Übersicht
Zusätzlich zu den Empfehlungen der Standard- und Weiterverbreitung der Infektionskrankheit zu ver-
Indikationsimpfungen gibt die STIKO Empfehlun- hindern oder den Verlauf einer Erkrankung abzu-
gen zu postexpositionellen Impfungen und zu an- mildern. Als Präventionsmaßnahmen werden die
deren Maßnahmen der spezifischen Prophylaxe von postexpositionelle Impfung, die passive Immunisie-
Kontaktpersonen im privaten und beruflichen Be- rung durch die Gabe von Immunglobulinen oder
reich sowie in Gemeinschaftseinrichtungen. Diese eine Chemoprophylaxe aufgeführt. Informationen
beinhalten Hinweise, wie unzureichend geschützte zur Postexpositionsprophylaxe einzelner Infektions-
Personen nach dem Kontakt zu bestimmten Infek- krankheiten finden sich auch in den „RKI-Ratge-
tionserregern geschützt werden können, um die bern“ (www.rki.de/ratgeber).
Tabelle 5: Postexpositionelle Impfungen sowie andere Maßnahmen der spezifischen Prophylaxe
Prophylaxe Indikation Anmerkungen
gegen (Packungsbeilage/Fachinformation beachten)
Diphtherie Für Personen mit engem (face to face) Kontakt zu Erkrankten. Chemoprophylaxe:
Unabhängig vom Impfstatus präventive antibiotische
Therapie, z. B. mit Erythromycin (s. RKI-Ratgeber
„Diphtherie“, www.rki.de/ratgeber > Diphtherie).
Postexpositionelle Impfung, wenn letzte Impfung
> 5 Jahre zurückliegt.
Bei Epidemien oder regional erhöhter Morbidität. Impfung entsprechend den Empfehlungen der Gesundheits-
behörden.
Haemophilus Nach engem (face-to-face) Kontakt zu PatientInnen mit Chemoprophylaxe:
influenzae invasiver Haemophilus-influenzae-Typ-b-Infektion wird eine Rifampicin:
Typ b Chemoprophylaxe empfohlen:
(Hib) ab 1 Monat: 1 x 20 mg/kg KG (maximal 600 mg)
▶▶ füralle Haushaltsmitglieder der PatientInnen ab einem p. o. für 4 Tage
Alter von 1 Monat, wenn sich dort ein ungeimpftes oder
unzureichend geimpftes Kind im Alter bis zu 4 Jahren oder Erwachsene: 1 x 600 mg p. o. für 4 Tage
aber eine Person mit relevanter Immundefizienz bzw. Da bei Schwangeren die Gabe von Rifampicin kontraindiziert ist,
-suppression befindet, kommt hier zur Prophylaxe ggf. Ceftriaxon in Frage
(1 x 250 mg i. m.).
▶▶ für
ungeimpfte in Gemeinschaftseinrichtungen
exponierte Kinder bis 4 Jahre, Falls eine Prophylaxe indiziert ist, sollte sie zum frühest-
möglichen Zeitpunkt, spätestens 7 Tage nach Beginn der
▶▶ füralle Kinder unabhängig von Impfstatus und Alter sowie Erkrankung des Indexfalls, begonnen werden.
für BetreuerInnen derselben Gruppe einer Gemeinschafts- Zusätzlich zur Chemoprophylaxe sollten ungeimpfte oder
einrichtung für Kleinkinder, wenn dort innerhalb von etwa unvollständig geimpfte Kinder ≤ 4 Jahren gegen Hib
2 Monaten ≥ 2 Fälle aufgetreten sind und in der nachgeimpft werden.
Einrichtung nicht oder nicht ausreichend geimpfte Kinder
betreut werden.
Hepatitis A Kontakt zu Hepatitis-A-Kranken (vor allem in Gemeinschafts- Postexpositionelle Impfung mit monovalentem HAV-Impfstoff
(HA) einrichtungen). innerhalb von 14 Tagen nach Exposition:
Nach einer Exposition von Personen, für die eine Hepatitis A
eine besonders große Gefahr darstellt (z. B. chronisch HBV-
oder HCV-Infizierte), sollte simultan mit der 1. Impfung ein
Immunglobulin-Präparat gegeben werden. (s. a. RKI-Ratgeber
„Hepatitis A“, www.rki.de/ratgeber > Hepatitis A)
Hepatitis B Verletzungen mit möglicherweise HBV-haltigen Gegenständen s. postexpositionelle Hepatitis-B-Immunprophylaxe, S. 42.
(HB) (z. B. Nadelstich) oder Blutkontakt mit Schleimhaut oder
nichtintakter Haut.
Neugeborene HBsAg-positiver Mütter oder von Müttern mit s. Anmerkungen zu einzelnen Impfungen, S. 14.
unbekanntem HBsAg-Status (unabhängig vom Geburts-
gewicht).
Masern Personen mit unklarem Impfstatus, ohne Impfung oder mit Impfung mit einem MMR(V)*-Impfstoff möglichst innerhalb
nur einer Impfung in der Kindheit nach Kontakt zu Masern- von 3 Tagen nach Exposition; zur Anzahl der Impfstoffdosen
kranken: und den Zeitpunkten der Verabreichung sind folgende
altersspezifischen Hinweise zu beachten. geändert am
*
MMR(V) = MMR mit oder ohne Ko-Administration von VZV-Impfung.
26.08.2020
(s. auch
▶▶ im ▶▶ Impfung;
Alter von 6 – 8 Monaten: ausnahmsweise nach Impfkalender
individueller Risiko-Nutzen-Abwägung (Off-label-use). die 2. und 3. Impfung soll im Alter von 11 – 14 und
auf S. 6)
15 – 23 Monaten erfolgen.
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 40
(Fortsetzung Tabelle 5)
Masern
(Fortsetzung) ▶▶ im ▶▶ 1.
Alter von 9 – 10 Monaten. Impfung;
die 2. Impfung soll zu Beginn des zweiten
Lebensjahres erfolgen.
▶▶ im Alter von 11 Monaten – 17 Jahren. ▶▶ Ungeimpfte bzw. Personen mit unklarem Impfstatus erhal-
ten eine zweimalige Impfung im Abstand > 4 Wochen;
bisher einmal Geimpfte erhalten eine Impfung.
▶▶ im Alter von ≥ 18 Jahren, nach 1970 Geborene. ▶▶ Ungeimpfte bzw. Personen mit unklarem Impfstatus oder
mit nur einer Impfung in der Kindheit erhalten eine
einmalige Impfung.
Ungeschützte Personen mit hohem Komplikationsrisiko Postexpositionelle Gabe von Standardimmunglobulinen
bei kontraindizierter aktiver Impfung nach Kontakt zu Masern- (Off-label-use) so schnell wie möglich, möglichst innerhalb
kranken: von 6 Tagen nach Exposition: 1 x 400 mg/kg KG intravenös.
▶▶ Säuglinge im Alter von < 6 Monaten, Bei 6 – 8 Monate alten Säuglingen kann nach individueller
Risiko-Nutzen-Abwägung statt der 1. aktiven Impfung eine
▶▶ Empfängliche Schwangere, passive Immunisierung mit Immunglobulinen erwogen
▶▶ Immundefiziente. werden, z. B. wenn der Kontakt länger als 3 Tage her ist.
Nach Immunglobulingabe ist die MMR-Impfung für 8 Monate
nicht sicher wirksam. Dies sollte bei der Indikationsstellung
berücksichtigt werden (s. a. Epid. Bull. 2/2017).
Meningo- Für Personen mit engem Kontakt zu einer Person, die an einer Chemoprophylaxe:
kokken invasiven Meningokokken-Infektion (alle Serogruppen) Rifampicin:
erkrankt ist, wird eine Chemoprophylaxe empfohlen. Neugeborene: 2 x 5 mg/kg KG p. o. für 2 Tage
Hierzu zählen: Säuglinge, Kinder und Jugendliche bis 60 kg:
▶▶ alle Haushaltskontakte der PatientInnen, 2 x 10 mg/kg KG (max. ED 600 mg) p. o. für 2 Tage
Jugendliche und Erwachsene ab 60 kg:
▶▶ Personen mit Kontakt zu oropharyngealen Sekreten einer 2 x 600 mg p. o. für 2 Tage
erkrankten Person, Eradikationsrate: 72 – 90 %
▶▶ Kontaktpersonen in Kindereinrichtungen mit Kindern unter oder:
6 Jahren (bei guter Gruppentrennung nur die betroffene Ciprofloxacin:
Gruppe), ab 18 Jahren: 1 x 500 mg p. o.
▶▶ Personen mit engen Kontakten in Gemeinschaftseinrich- Eradikationsrate: 90 – 95 %
tungen mit haushaltsähnlichem Charakter (Internate, ggf. Ceftriaxon:
Wohnheime sowie Kasernen). von 2 – 12 Jahren: 1 x 125 mg i. m.
Die Chemoprophylaxe ist indiziert, falls enge Kontakte mit ab 12 Jahren: 1 x 250 mg i. m.
dem Indexfall in den letzten 7 Tagen vor dessen Erkrankungs- Eradikationsrate: 97 %
beginn stattgefunden haben. Sie sollte möglichst bald nach Da bei Schwangeren die Gabe von Rifampicin und Gyrase-
der Diagnosestellung beim Indexfall erfolgen, ist aber bis zu hemmern kontraindiziert ist, kommt bei ihnen zur Prophylaxe
10 Tage nach letzter Exposition sinnvoll. ggf. Ceftriaxon in Frage (1 x 250 mg i. m.).
Eine postexpositionelle Impfung wird zusätzlich zur Ein Indexfall mit einer invasiven Meningokokken-Infektion
Chemoprophylaxe ungeimpften Haushaltskontakten oder sollte nach Abschluss der Therapie ebenfalls Rifampicin
engen Kontakten mit haushaltsähnlichem Charakter erhalten, sofern er nicht intravenös mit einem Cephalosporin
empfohlen, wenn die Infektion des Indexfalls durch die der 3. Generation behandelt wurde.
Serogruppen A, C, W, Y oder B verursacht wurde. Die Impfung Postexpositionelle Impfung:
sollte sobald wie möglich nach Serogruppenbestimmung des
▶▶ Bei Serogruppe C:
Erregers beim Indexfall durchgeführt werden.
Impfung mit einem Konjugat-Impfstoff ab dem Alter von
2 Monaten nach den Angaben in den Fachinformationen
(s. S. 20 f.).
▶▶ BeiSerogruppe A, W oder Y:
Impfung mit Meningokokken-ACWY-Konjugat-Impfstoff ,
sofern für Altersgruppe zugelassen (s. S. 20).
▶▶ BeiSerogruppe B:
Impfung mit einem Meningokokken-B-Impfstoff nach den
Angaben der Fachinformation, sofern für Altersgruppe zu-
gelassen (s. S. 20 f.).
(s. a. Neuerungen Epid. Bull. 33/2010 und Epid. Bull.
31/2012).
Mumps ▶▶ Ungeimpfte bzw. in der Kindheit nur einmal geimpfte Einmalige Impfung mit MMR-Impfstoff.
Personen oder Personen mit unklarem Impfstatus mit
Kontakt zu Mumpskranken; möglichst innerhalb von
3 Tagen nach Exposition.
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 41
(Fortsetzung Tabelle 5)
Pertussis ▶▶ Ungeimpfte Personen mit engen Kontakten zu einer er- Chemoprophylaxe mit einem Makrolid empfohlen (s. a.
krankten Person in Familie, Wohngemeinschaft oder einer RKI-Ratgeber „Pertussis“ unter www.rki.de/ratgeber >
Gemeinschaftseinrichtung. Pertussis).
▶▶ Geimpfte Personen mit engen Kontakten zu einer erkrank-
ten Person, wenn sich in ihrer Umgebung gefährdete Per-
sonen (wie z. B. ungeimpfte oder nicht vollständig geimpfte
Säuglinge, Kinder mit kardialen oder pulmonalen Grundlei-
den oder Schwangere im letzten Trimenon) befinden.
Poliomyelitis Alle Kontaktpersonen von Poliomyelitis-Erkrankten unab- Postexpositionelle Impfung mit IPV ohne Zeitverzug.
hängig von ihrem Impfstatus. Sofortige umfassende Ermittlung und Festlegung von
Maßnahmen durch die Gesundheitsbehörde.
Ein Sekundärfall ist Anlass für Riegelungsimpfungen. Riegelungsimpfung mit IPV und Festlegung weiterer Maßnah-
men durch Anordnung der Gesundheitsbehörden.
Tetanus s. Tabelle 7, S. 44
Tollwut s. Tabelle 8, S. 45
Varizellen 1. Bei ungeimpften Personen mit negativer Varizellen- Postexpositionelle Impfung innerhalb von 5 Tagen nach
Anamnese und Kontakt zu Risikopersonen Exposition* * oder innerhalb von 3 Tagen nach Beginn des
Exanthems beim Indexfall. Unabhängig davon sollte der
Kontakt zu Risikopersonen (wie z. B. die unter 2. Genannten)
unbedingt vermieden werden.
2. Personen mit erhöhtem Risiko für Varizellen- Postexpositionelle Gabe von Varizella-zoster-Immunglobulin
Komplikationen, dazu zählen: (VZIG) sobald wie möglich und nicht später als 96 h nach
▶▶ ungeimpfte Schwangere ohne Varizellen-Anamnese, Exposition.* * VZIG kann den Ausbruch einer Erkrankung ver-
hindern oder deutlich abschwächen.
▶▶ immunkompromittierte Personen mit unsicherer oder feh- Für Applikation und Dosierung von VZIG sind die Angaben in
lender Varizellen-Immunität, den Fachinformationen zu beachten!
▶▶ Neugeborene, deren Mütter 5 Tage vor bis 2 Tage nach der Die postexpositionelle Gabe von VZIG kann ggf. in Verbin-
Entbindung an Varizellen erkrankten, dung mit antiviraler Chemoprophylaxe erfolgen.
▶▶ Frühgeborene ab der 28. Schwangerschaftswoche, deren * *
Exposition heißt:
Mütter keine Immunität aufweisen, nach Exposition in der ▶▶ 1 Stunde oder länger mit infektiöser Person in einem Raum,
Neonatalperiode, ▶▶ face-to-face-Kontakt,
▶▶ Haushaltskontakt.
▶▶ Frühgeborene,die vor der 28. Schwangerschaftswoche
geboren wurden, nach Exposition in der Neonatalperiode,
unabhängig vom Immunitätsstatus der Mutter.
Einbeziehen kann man bei einem Ausbruch in Ana- Die weiteren Maßnahmen hängen vom HBsAg-
logie zur Antibiotikaprophylaxe die engen Kontakt- Status des Indexfalls ab:
personen in den Haushalten der Erkrankten und de-
ren Intimpartner sowie die engen Kontaktpersonen 1. Der Indexfall ist HBsAg-negativ: Weitere Maß-
in Kindereinrichtungen, Schulklassen, Spielgrup- nahmen bzgl. Hepatitis B erübrigen sich (s.* un-
pen und in Gemeinschaftseinrichtungen mit haus- ten, S. 43). Sind Exponierte ungeimpft oder
haltsähnlichem Charakter. unvollständig geimpft, sollte die Grundimmuni-
sierung begonnen bzw. komplettiert werden.
Bei regional gehäuftem Auftreten ist die Entschei- 2. Der Indexfall ist HBsAg-positiv: Das weitere
dung der zuständigen Gesundheitsbehörden in Ab- Vorgehen ist abhängig vom Impfstatus der Ex-
wägung der epidemiologischen und zeitlichen Zu- ponierten und ist weiter unten erläutert.
sammenhänge der Erkrankungen, ihrer Altersver- 3. Der HBsAg-Status des Indexfalls ist unbekannt:
teilung, des Grades der öffentlichen Besorgnis und Hier sollte umgehend (innerhalb von 48 h)
der Machbarkeit der Maßnahmen zu treffen. HBsAg beim Indexfall bestimmt werden. In
Abhängigkeit vom Testergebnis sollte wie unter
Für die Impfungen können die zugelassenen Impf- 1. bzw. 2. beschrieben vorgegangen werden. Ist
stoffe eingesetzt werden, die mit der den Ausbruch eine Testung nicht innerhalb von 48 h oder gar
verursachenden Meningokokken-Serogruppe korre- nicht möglich (z. B. Stich erfolgte durch Kanüle
spondieren (s. S. 20 f. Anmerkungen zu Menin-
im Müllsack), wird der Indexfall grundsätzlich
gokokken). als HBsAg-positiv eingestuft, d. h. weiteres Vor-
gehen abhängig vom Impfstatus der Exponier-
Bei jedem Verdacht auf eine Meningokokken- ten (s. u.).
Meningitis sollte deshalb umgehend Material zur Das nachfolgend beschriebene Vorgehen ist zusätz-
Erregerisolierung an ein geeignetes Labor gesendet lich in Form eines Fließschemas (s. Abb. 1, S. 43)
werden. Das Gesundheitsamt sollte auf die mög- dargestellt.
lichst schnelle Übersendung der isolierten Menin-
gokokken an das NRZ dringen, um deren Feintypi- Für vollständig geimpfte Exponierte gilt:
sierung zu gewährleisten und bei einer Häufung Vorgehen in Abhängigkeit vom letzten Anti-HBs-
eine Impfprävention empfehlen zu können. Wert:
Virus (HBV) ist eine schnelle Prophylaxe erforderlich. • Anti-HBs war 10 – 99 IE/l: Sofortige Bestim-
Die nachfolgenden Hinweise sind für die arbeitsmedizi- mung des aktuellen Anti-HBs-Wertes, das
nische Anwendung formuliert und können analog auf weitere Vorgehen ist vom Testergebnis abhän-
andere Bereiche übertragen werden. gig (s. Tab. 6, S. 44).
• Anti-HBs war < 10 IE/l: Blutentnahme
Ein Infektionsrisiko besteht bei Stich- und Schnitt- (Bestimmung von: HBsAg, Anti-HBc,
verletzungen (insbesondere mit Hohlnadeln) und Anti-HBs), danach sofort simultane Gabe von
bei Blutkontakt mit Schleimhaut oder nicht intakter HB-Impfstoff und HB-Immunglobulin, ohne
Haut. Jedes Ereignis dieser Art (z. B. im Gesund- das Testergebnis abzuwarten (s.* * u.). Ausnah-
heitsdienst bei der Tätigkeit an PatientInnen, nach- me: Wenn zu einem früheren, d. h. mehr als
folgend als Indexfall bezeichnet) sollte durch die Be- 10 Jahre zurückliegenden Zeitpunkt schon
schäftigten (nachfolgend als Exponierte bezeichnet) einmal ein Anti-HBs ≥ 100 IE/l gemessen
als Arbeitsunfall gemeldet werden. Der HBsAg-Sta- wurde, sollte nur HB-Impfstoff (kein HB-Im-
tus des Indexfalls und der HBV-Impfstatus der Ex- munglobulin) gegeben werden
ponierten sollten ermittelt werden. (s. a. Fließschema Abb. 1, S. 43).
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 43
▶▶ Anti-HBs wurde zuletzt vor mehr als 10 Jahren oder Für ungeimpfte Exponierte und bekannte „Non-
noch nie gemessen (oder Ergebnis ist u
nbekannt): Responder“ (d. h. dauerhaft Anti-HBs < 10 IE/l) gilt:
Sofortige Bestimmung des aktuellen Anti-HBs- ▶▶ Blutentnahme (Bestimmung von: HBsAg, Anti-
Wertes. Das weitere Vorgehen ist vom Testergeb- HBc, Anti-HBs), danach sofort simultane Gabe
nis abhängig (s. Tab 6, S. 44). von HB-Impfstoff und HB-Immunglobulin,
ohne das Testergebnis abzuwarten (s.* * u.).
Für unvollständig geimpfte Exponierte gilt: ▶▶ Bei ungeimpften Personen sollten 2 weitere
▶▶ Sofortige Bestimmung des aktuellen Anti-HBs- Impfstoffdosen (im Anschluss an die Erstimp-
Wertes. Das weitere Vorgehen ist vom Testergeb- fung) nach dem üblichen Impfschema gegeben
nis abhängig (s. Tab. 6, S. 44). werden, um eine vollständige Grundimmuni
▶▶ Durchführung der fehlenden Impfungen (gege- sierung zu erreichen. Die Antikörperantwort auf
benenfalls kann ein verkürztes Impfschema an- die HB-Impfung wird durch eine ggf. erfolgte
gewandt werden, s. Fachinformation). simultane Immunglobulingabe nicht
beeinträchtigt.
*
ehr selten können auch HBsAg-negative Personen infektiös sein. Aus
S
Kosteneffektivitätsgründen scheint eine routinemäßige Testung aller Indexfälle
auf HBV-DNA nicht praktikabel.
* *
Ein isoliert positives Ergebnis des Anti-HBc-Tests erfordert u. U. weitere
diagnostische Abklärung. Eine erforderliche Impfung darf dadurch nicht
verzögert werden.
Ja Nur
Impfstoff
Anti-HBs War
innerhalb der Anti-HBs war < 10 IE/l Anti-HBs
letzten jemals
10 Jahre ≥ 100 IE/l?
gemessen Nein Impfstoff
und
Immunglobulin
Vollständig
geimpft
Anti-HBs vor
Anti-HBs war ≥ 100 IE/l
> 10 Jahren
oder nie
gemessen Keine
Aktuelles Anti-HBs ≥ 100 IE/l Maßnahmen
Aktuelles War
Anti-HBs < 10 IE/l Anti-HBs
Ungeimpft # jemals
oder Bestimmung ≥ 100 IE/l?
oder innerhalb von 48 h Nein
„Non-Respon- nicht möglich Impfstoff
der“ (dauerhaft und
Anti-HBs Immunglobulin
negativ bzw.
< 10 IE/l)
Bei unvollständig geimpften oder ungeimpften Personen sollte die Grundimmunisierung komplettiert werden.
#
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 44
▶▶ Möglicherweise kontaminierte Körperstellen ▶▶ Bei erneuter Exposition einer Person, die bereits
und alle Wunden sind unverzüglich und groß vorher mit Tollwut-Zellkulturimpfstoffen
zügig über mindestens 15 Minuten mit Seife geimpft wurde, sind die Angaben des Herstellers
oder Detergenzien zu reinigen, mit Wasser zu beachten.
gründlich zu spülen und mit 70 %igem Alkohol ▶▶ Bei unvollständiger Impfanamnese wird
oder einem Jodpräparat zu behandeln; dies gilt entsprechend Tabelle 8 (S. 45) eine vollstän-
auch bei einer Kontamination mit Impfflüssig- dige Immunprophylaxe durchgeführt.
keit eines Impfstoffköders. Wunden sollten mög- ▶▶ Bei gegebener Indikation ist die Immunpro-
Immunisierung mit humanem Tollwut-Immun- onszeit, die zwischen < 10 Tagen und > 1 Jahr
globulin (20 IE/kg Körpergewicht) durchgeführt. betragen kann, ist bei begründetem Verdacht
Dazu wird vom Tollwut-Immunglobulin so viel eine Postexpositionsprophylaxe auch Wochen bis
wie möglich intramuskulär in und um die Wun- Monate nach Exposition noch sinnvoll.
de instilliert und die verbleibende Menge in den ▶▶ Zu beachten ist die Überprüfung der Tetanus
6. Empfehlungen zu Nachholimpfungen
bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit unvollständigem oder unbekanntem Impfstatus
6.1 Vorbemerkung sonderer Bedeutung, dass bei der Erst- bzw. Grund
Die vorliegenden Hinweise basieren auf den Emp- immunisierung (G) der empfohlene Mindestab-
fehlungen zu Standardimpfungen für Säuglinge, stand zwischen vorletzter und letzter Impfung
Kinder, Jugendliche und Erwachsene (s. Impfkalen- (meist 6 Monate) nicht unterschritten wird. Unter
der, S. 6). dieser Voraussetzung gilt:
Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen. Einen chende Sensitivität und Spezifität aufweisen. Für
Überblick über die aktuellen Impfempfehlungen im manche impfpräventablen Krankheiten (z. B. Per-
Herkunftsland bietet die WHO-Internetseite unter: tussis) existiert kein sicheres serologisches Korrelat,
http://apps.who.int/immunization_monitoring/ das als Surrogatmarker für bestehende Immunität
globalsummary/schedules und die ECDC-Internet- geeignet wäre. Ferner lässt die Antikörperkon
seite https://vaccine-schedule.ecdc.europa.eu/Pa- zentration keinen Rückschluss auf eine möglicher-
ges/Scheduler.aspx, wo die nationalen Impfpläne al- weise bestehende zelluläre Immunität zu. Grund-
ler Länder aufgelistet sind. Grundsätzlich gilt, dass sätzlich gilt, dass routinemäßige Antikörperbestim-
Impfungen, die nicht dokumentiert sind, den mungen vor oder nach Standardimpfungen nicht
STIKO-Empfehlungen entsprechend nachgeholt angebracht sind. Ausnahmen bilden die Überprü-
werden sollen. fung des Impferfolges bei Personen mit Immun
defizienz bzw. -suppression (s. Grundlagenpapier
Bei unbekanntem Impfstatus, das heißt bei fehlen- mit Anwendungshinweisen für Impfungen bei Pa-
der oder unvollständiger Dokumentation von Imp- tientInnen mit Immundefizienz bzw. Immunsup-
fungen, ist im Interesse der zu schützenden Person pression (www.rki.de/immundefizienz) sowie zum
von fehlenden Impfungen auszugehen. Anamnes- Nachweis des Schutzes gegen Hepatitis B bei Perso-
tische Angaben zu bisherigen Impfungen oder nen mit einer Impfindikation gemäß Tab. 2, S.
durchgemachten Krankheiten (z. B. Masern, 8. Empfohlen werden Titerkontrollen außer-
Mumps, Röteln) sind mit Ausnahme von Varizellen dem zum Nachweis eines Varizellen-Schutzes bei
(s. u.) oft unzuverlässig und sollten bei der Planung Frauen mit Kinderwunsch und unklarer Varizel-
von Nachholimpfungen nicht berücksichtigt wer- len-Anamnese.
den. In Einzelfällen ist ein hiervon abweichendes
Vorgehen vertretbar. 6.7 Ist „Überimpfen“ gefährlich?
Von zusätzlich verabreichten Impfstoffdosen geht
6.5 Anamnestische Angaben zu Varizellen in der Regel kein erhöhtes Risiko aus. Deshalb kön-
Meist zuverlässig sind die anamnestischen Anga- nen zur Verringerung der notwendigen Injektionen
ben zu Varizellen (Windpocken). Studien belegen, Kombinationsimpfstoffe auch dann verwendet wer-
dass die Angabe einer früher durchgemachten Vari- den, wenn nicht alle enthaltenen Antigene/Impf-
zellen-Erkrankung mit typischem klinischem Bild stoffkomponenten erforderlich sind (s. a. Wahl der
eine hohe Aussagekraft besitzt.3 Nach anamnestisch Impfstoffe). In Ausnahmefällen kann es nach wie-
durchgemachten Windpocken ist die Varizellen- derholter Gabe von Totimpfstoffen zu Nebenwir-
Impfung nicht erforderlich. In Zweifelsfällen sollte kungen wie einer ausgeprägten lokalen Unverträg-
die Varizellen-Impfung jedoch durchgeführt wer- lichkeitsreaktion mit schmerzhafter Schwellung
den, da insbesondere bei Jugendlichen und jungen und Rötung der betroffenen Extremität (sogenann-
Erwachsenen Komplikationen der Varizellen (z. B. tes Arthus-Phänomen) kommen. Diese selbstlimi-
Pneumonie, Enzephalitis, Risiko der Fetopathie bei tierende Reaktion tritt am ehesten bei hohen vorbe-
Erkrankungen in der Schwangerschaft) zunehmen.4 stehenden Serum-Antikörperkonzentrationen nach
Bei Personen, die aus tropischen Ländern, insbe- sehr häufigen Impfungen mit Tetanus- und/oder
sondere Südostasien einreisen, ist zu beachten, dass Diphtherietoxoid auf. Nach dem Auftreten eines
eine Immunität gegenüber Varizellen bei Jugendli- Arthus-Phänomens sollte vor weiteren Impfungen
chen und jungen Erwachsenen dort deutlich selte- mit Td eine Antikörperbestimmung erfolgen. Für
ner besteht als in Europa. Pertussis-Antigene besteht dieses Risiko nicht.5
(Diphtherie im Kindesalter, Masern, Mumps, Rö- 6.9 Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie,
teln, Pertussis) sind in Deutschland aktuell keine Poliomyelitis und Pertussis ab dem Alter
monovalenten Impfstoffe verfügbar, sodass hier von 5 – 6 Jahren
zwangsläufig Kombinationsimpfstoffe gegeben Ein Schutz gegen Pertussis kann bei älteren Kin-
werden müssen (z. B. zum Nachholen einer fehlen- dern und Erwachsenen bereits durch die einmalige
den Mumps- oder Röteln-Impfung mit MMR-Impf- Gabe eines Kombinationsimpfstoffs mit Pertussis-
stoff). Aufgrund der altersabhängigen Änderungen Komponente erreicht werden, weil bei der derzeiti-
von Impfindikationen (z. B. Haemophilus influenzae gen Durchseuchung mit Bordetella pertussis die zu
Typ b bis zum 5. Geburtstag, Pneumokokken bis impfende Person im Allgemeinen nicht mehr im-
zum 2. Geburtstag) und der Einschränkung der An- munologisch naiv gegen Pertussis ist. In einer Stu-
wendung von zugelassenen Impfstoffen auf be- die wurde bei über 90 % der Geimpften ab dem Al-
stimmte Altersgruppen sind für Nachholimpfungen ter von 11 Jahren bereits durch eine Impfstoffdosis
meist individuelle Impfpläne notwendig. eine Immunantwort induziert.2 Entsprechende
Hinweise finden sich auch in den Fachinformatio-
Die 6-fach-Impfstoffe (DTaP-IPV-Hib-HepB) nen der betreffenden Impfstoffe.
Infanrix hexa, Hexyon und Vaxelis können entspre- Ab dem Alter von 5 – 6 Jahren sollen für Impfun-
chend den aktuellen Fachinformationen für die gen gegen Diphtherie und Pertussis Impfstoffe mit
Grundimmunisierung und Auffrischimpfung von reduzierter Antigenmenge (d statt D und ap statt aP)
Säuglingen und Kleinkindern verwendet werden; verwendet werden. Während die Td-Impfstoffe
ein konkretes Höchstalter ist nicht aufgeführt. Nach (Td-Impfstoff Mérieux, Td-pur) und der monovalen-
Aussage des PEI in seiner Funktion als nationale te IPV-Impfstoff (IPV-Mérieux) nach den Fachinfor-
Zulassungsbehörde existiert in diesem Zusammen- mationen zur Grundimmunisierung zugelassen
hang keine verbindliche Definition des Begriffs sind, sind die entsprechenden Kombinationsimpf-
„Kleinkind“. Die 5-fach-Impfstoffe (DTaP-IPV-Hib) stoffe mit Pertussis-Komponente (Tdap: Boostrix,
Infanrix-IPV+Hib und Pentavac sind laut Fachinfor- Covaxis, Tdap-IPV: Boostrix-Polio, Repevax) primär
mationen ab dem Alter von 2 Monaten anwendbar; zur Auffrischimpfung vorgesehen.
eine obere Altersgrenze ist nicht genannt (s. Nach Auffassung des PEI ist mit dem Begriff
Tab. 10,S. 54 f.). Zur Grundimmunisierung ge- „Grundimmunisierung“ nur die Erstimmunisie-
gen Haemophilus influenzae Typ b reicht ab dem Al- rung im Säuglings- und frühen Kleinkindalter ge-
ter von 12 Monaten eine Impfstoffdosis aus. Trotz- meint, für die Impfstoffe mit höherem Diphtherie-
dem können die üblichen 5-fach- bzw. 6-fach-Impf- und Pertussis-Antigengehalt (groß D bzw. groß P)
stoffe DTaP-IPV-Hib(-HepB) weiter verwendet wer- verwendet werden sollen. Das PEI hat – in seiner
den, wenn dies zur Komplettierung der übrigen Funktion als Zulassungsbehörde für Impfstoffe –
Impfungen zweckmäßig ist. Negative Auswirkun- festgestellt, dass die oben genannten ap-haltigen
gen aufgrund der überzähligen Hib-Impfstoffdosen Impfstoffe zur Erstimmunisierung von älteren Kin-
sind nicht zu befürchten. Alternativ können fehlen- dern, Jugendlichen und Erwachsenen mit unbe-
de Impfungen mit dem 3-fach-Impfstoff Infanrix kannten Impfstatus bzw. ohne bisherige Impfung
(DTaP, zugelassen bis zum 6. Geburtstag) und – gegen Tdap-(IPV) verwendet werden können
simultan oder zeitlich versetzt – mit monovalenten
Impfstoffen gegen Hepatitis B und Poliomyelitis er- Der Gebrauch von Boostrix (Tdap), Boostrix-Polio
gänzt werden. Eine mit einem bestimmten Kombi- (Tdap-IPV), Covaxis (Tdap) und Repevax (Tdap-IPV)
nationsimpfstoff begonnene Impfserie kann mit ist zur Erstimmunisierung ab dem jugendlichen Al-
Impfstoffen eines anderen Herstellers vervollstän- ter ≥ 12 Jahre von der Zulassung gedeckt.
digt werden.
Wenn die aufgeführten Impfstoffe außerhalb der
Für die Hepatitis-B-Impfung werden je nach Le- genannten Altersgrenzen verwendet werden, sollte
bensalter unterschiedlich dosierte Impfstoffe ver- über den Off-label-use entsprechend aufgeklärt (Off-
wendet (Fachinformation beachten). label-use s. S. 27 f.) und dies auch schriftlich
dokumentiert werden.
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 49
Für Auffrischimpfungen können alle genannten Die STIKO hat Hinweise zur „Anwendung von
Impfstoffe für das in der jeweiligen Zulassung ge- Tdap- bzw. Tdap-IPV-Impfstoffen für die Erstimmu-
nannte Alter ohne Einschränkung verwendet wer- nisierung von Personen“ in einer Stellungnahme
den. Dies schließt die Vervollständigung einer frü- im Epid. Bull. 4/2016 veröffentlicht.
her begonnenen Impfserie ein.
In den Tabellen 9A – E sind die empfohlenen Nachholimpfungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachse-
nen mit fehlender Erst- bzw. Grundimmunisierung aufgeführt. Es ist die jeweilige Tabelle für das aktuelle
Alter zu benutzen.
Tetanus N1 N2 N3 A1 A2
Diphtherie (D) N1 N2 N3 A1 A2
Pertussis (aP) N1 N2 N3 A1 A2
Hib N1 N2 N3
Poliomyelitis N1 N2 N3 A1
Hepatitis B N1 N2 N3
Pneumokokken N1 N2 N3
Mindestabstand in Monaten
Alter in Jahren
zur vorangegangenen Impfstoffdosis
Impfung
0 1 – 2a 6 5 – 16
Hib N1
Poliomyelitis N1 N2 N3 A1 c
Hepatitis B N1 N2 N3
N2
Pneumokokken d N1 (Impfabstand
≥ 8 Wochen)
Meningokokken C N1
MMR e N1 N2
Varizellen e N1 N2
Tetanus N1 N2 N3 A1 a
Poliomyelitis N1 N2 N3 A1
Hepatitis B N1 N2 N3
Meningokokken C N1
MMR N1 N2
Varizellen N1 N2
a. J e nach Alter bei Abschluss der Grundimmunisierung sind auch 2 Auffrischimpfungen bis zum Erreichen des Erwachsenenalters möglich (Abstand zwischen G und A1
sowie A1 und A2 jeweils 5 – 10 Jahre).
b. In Deutschland ist kein monovalenter Pertussis-Impfstoff verfügbar. Daher kann die Impfung nur mit Tdap- oder Tdap-IPV-
Kombinationsimpfstoff erfolgen.
c. Grundimmunisierung (G) mit 2 Impfstoffdosen im Abstand von mindestens 5 Monaten (Fachinformation beachten).
Tabelle 9D: Kinder bzw. Jugendliche im Alter von 11 bis < 18 Jahren
Tetanus N1 N2 N3 A1
Diphtherie (d) N1 N2 N3 A1
Pertussis (ap)a N1 A1
Poliomyelitis N1 N2 N3 A1
Hepatitis B N1 N2 N3
Meningokokken C N1
MMR N1 N2
Varizellen N1 N2
9 – 14 Jahre G1 G2
HPV b (Kinder und
Jugendliche)
> 14 Jahre N1 N2 N3
a. I n Deutschland ist kein monovalenter Pertussis-Impfstoff verfügbar. Daher kann die Impfung nur mit Tdap- oder Tdap-IPV-Kombinationsimpfstoff erfolgen.
b. Wenn 1. Impfung im Alter von 9 – 14 Jahren: Grundimmunisierung (G) mit 2 Impfstoffdosen im Abstand von mindestens 5 Monaten; bei Nachholimpfung (N) mit der 1.
Impfung im Alter von > 14 Jahren sind 3 Impfstoffdosen erforderlich (Fachinformation beachten).
Eine Auffrischimpfung mit Tdap bzw. Tdap-IPV soll- Bei Kindern und Jugendlichen im Alter bis 14 Jah-
te 5 – 10 Jahre nach Abschluss der Erstimmunisie- ren sollte eine zweimalige HPV-Impfung im Ab-
rung, möglichst noch vor Erreichen des Erwachse- stand von mindestens 5 Monaten durchgeführt wer-
nenalters, erfolgen. den. Die Impfung soll bis zum Alter von 17 Jahren
nachgeholt werden. Bei Nachholimpfungen mit der
1. Impfung im Alter von > 14 Jahren sind 3 Impf-
stoffdosen erforderlich (Fachinformation beachten).
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 53
Tetanus N1 N2 N3 A
Diphtherie (d) N1 N2 N3 A
Poliomyelitis N1 N2 N3 A1 (einmalig)
a. I n Deutschland ist kein monovalenter Pertussis-Impfstoff verfügbar. Daher kann die Impfung nur mit Tdap- oder Tdap-IPV-Kombinationsimpfstoff erfolgen.
b. Ungeimpfte Frauen oder Frauen ohne Impfdokumentation erhalten 2 Impfungen, einmal geimpfte Frauen
1 Impfung. Mangels eines monovalenten Röteln-Impfstoffs kann MMR-Impfstoff verwendet werden.
c. 2-malige Impfung mit dem Herpes-zoster-Totimpfstoff im Abstand von mindestens 2 bis maximal 6 Monaten
Erwachsene ab 18 Jahren
Auch Erwachsene sollten alle für ihre Altersgruppe Alter sollten eine zweimalige Röteln-Impfung mit
empfohlenen Impfungen und gegebenenfalls Nach- einem MMR-Impfstoff erhalten.
holimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis
und Poliomyelitis erhalten. Ungeimpfte bzw. Perso- Die Varizellen-Impfung (2 Impfstoffdosen im Ab-
nen mit unklarem Impfstatus können 3 Impfstoff- stand von 4 – 6 Wochen) ist für seronegative Frauen
dosen eines Td- oder Td-IPV-Kombinationsimpfstoffs mit Kinderwunsch empfohlen.
(0-1-6 Monate) erhalten. Für den Pertussis-I mpfschutz
sollte bei der ersten Impfung ein Tdap- bzw. Ab dem Alter von 60 Jahren empfiehlt die STIKO
Tdap-IPV-Impfstoff verwendet werden (s. Erläuterun- die Impfung gegen Pneumokokken mit einem Po-
gen S. 48 und Tab. 10, s. S. 54 f.).7 Td-Auffri- lysaccharid-Impfstoff (PPSV23), die Impfung gegen
schimpfungen sollten jeweils 10 Jahre nach der vo- Herpes zoster mit dem Totimpfstoff (zweimalige
rangegangenen Impfung erfolgen. Bei der ersten fäl- Impfung im Abstand von mindestens 2 bis maximal
ligen Auffrischimpfung sollte einmalig ein Tdap-Kom- 6 Monaten) und die jährliche Impfung gegen Influ-
binationsimpfstoff verwendet werden. enza mit einem quadrivalenten Impfstoff als Stan-
dardimpfungen. Eine Wiederholungsimpfung ge-
Nach 1970 geborene Personen ≥ 18 Jahre sollten gen Pneumokokken sollte frühestens nach 6 Jah-
eine einmalige Masern-Impfung mit einem ren erfolgen und sollte individuell geprüft werden
MMR-Impfstoff erhalten. Frauen im gebärfähigen (s. S. 21 f. und Tab. 2, s. S. 8 f.).
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 54
Antigene/
Handelsname Zulassung ab a Anwendung bis a
Zielkrankheit
keine Angabe
Cholera Dukoral 2 Jahren
(Daten bis 65 Jahre vorliegend)
Antigene/
Handelsname Zulassung ab a Anwendung bis a
Zielkrankheit
Td-Immun
Td 5. Geburtstag (60 Monaten) ohne Altersgrenze
(vorübergehend nicht verfügbar)
TdaP-IMMUN
4. Geburtstag (48 Monaten) i ohne Altersgrenze
(vorübergehend nicht verfügbar)
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 56
Antigene/
Handelsname Zulassung ab a Anwendung bis a
Zielkrankheit
Tollwut-Impfstoff (HDC)
Geburt ohne Altersgrenze
Inaktiviert
Tollwut
Rabipur Geburt ohne Altersgrenze
5 Stehr K, Heininger U, Uhlenbusch R, et al.: Im- 11 Knuf M, Zepp F, Meyer C, Grzegowski E, Wolter J,
munogenicity and safety of a monovalent, multi- Riffelmann M, et al.: Immunogenicity of a single
component acellular pertussis vaccine in 15 month- dose of reduced-antigen acellular pertussis vaccine
6-year-old German children. Monovalent Acellular in a non-vaccinated adolescent population. Vaccine
Pertussis Vaccine Study Group. Eur J Pediatr 1995 2006 Mar 15; 24(12):2043 – 2048
Mar;154(3):209 – 214
gen in den Regelungen der Internationalen Ge- TIKO; publiziert im Epid. Bull. 32/2009
S
sundheitsvorschriften zu Gelbfieber; publiziert im (www.rki.de/epidbull > Ausgabe 32/2009)
Epid. Bull. 35/2015 12 Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) für
(www.rki.de/epidbull > Ausgabe 35/2015) Mädchen von 12 bis 17 Jahren – Empfehlung und
Begründung; publiziert im Epid. Bull. 12/2007
Hepatitis B: (www.rki.de/epidbull > Ausgabe 12/2007)
4 Wissenschaftliche Begründung für die Anpassung
der Empfehlungen zur Impfung gegen Hepatitis A Influenza (saisonal):
und B, publiziert im Epid. Bull. 35/2017 13 Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung
(www.rki.de/epidbull > Ausgabe 35/2017) des quadrivalenten saisonalen Influenzaimpfstoffs;
publiziert im Epid. Bull. 2/2018
5 Wissenschaftliche Begründung für die Änderung der
(www.rki.de/epidbull > Ausgabe 2/2018)
Empfehlung zur Impfung gegen Hepatitis B; publi-
ziert im Epid. Bull. 36/37/2013 14 Wissenschaftliche Begründung für die geänderte
(www.rki.de/epidbull > Ausgabe 36/37 2013) Empfehlung zur Anwendung von Influenzaimpf-
stoffen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von
6 Hinweise zur Notwendigkeit der Wiederimpfung 10
2 – 17 Jahren, publiziert im Epid. Bull. 35/2017
Jahre nach erfolgter Grundimmunisierung gegen He-
(www.rki.de/epidbull > Ausgabe 35/2017)
patitis B (HB) im Säuglings- bzw. Kindesalter; publi-
ziert im Epid. Bull. 31/2007 15 Wissenschaftliche Begründung für die Änderung
(www.rki.de/epidbull > Ausgabe 31/2007) der Empfehlung zur Impfung gegen Influenza; pub-
liziert im Epid. Bull. 36/37/2013
(www.rki.de/epidbull > Ausgabe 36/37 2013)
Herpes zoster:
7 Wissenschaftliche Begründung zur Empfehlung ei- 16 Änderung der Empfehlungen zur Impfung gegen
ner Impfung mit dem Herpes zoster-sub- Influenza; Empfehlung zur Impfung von Schwange-
unit-Totimpfstoff; publiziert im Epid. Bull. 50/2018 ren; publiziert im Epid. Bull. 31/2010
(www.rki.de/epidbull Ausgabe > 50/2018) (www.rki.de/epidbull > Ausgabe 31/2010)
Epidemiologisches Bulletin 34 | 2020 20. August 2020 59
17 Begründung der STIKO für die Influenza-Impfung 25 Empfehlung und Begründung einer postexpositio-
bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) mit nellen Meningokokken-Impfung; publiziert im Epid.
durch Infektionen getriggerten Schüben; Bull. 31/2009
publiziert im Epid. Bull. 32/2004 (www.rki.de/epidbull > Ausgabe 31/2009)
(www.rki.de/epidbull > Ausgabe 32/2004)
26 Begründungen zur allgemeinen Empfehlung der
18 Wirksamkeit und Sicherheit der Influenza-Impfung Impfung gegen Meningokokken im Säuglings- und
für Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen Kindesalter – Impfung der Kinder im 2. Lebensjahr
(online verfügbar unter: www.rki.de > Kommissio- mit konjugiertem Meningokokken-Impfstoff der
nen > STIKO > Empfehlung der STIKO > Begrün- Serogruppe C; publiziert im Epid. Bull. 31/2006
dung > Influenza) (www.rki.de/epidbull > Ausgabe 31/2006)
23 Änderung der Empfehlungen zur Indikationsimp- 32 Begründung für die STIKO-Empfehlung einer Per-
fung gegen Meningokokken; publiziert im Epid. tussis-Auffrischimpfung im Vorschulalter; publiziert
Bull. 32/2012 im Epid. Bull. 3/2006
(www.rki.de/epidbull > Ausgabe 32/2012) (www.rki.de/epidbull > Ausgabe 3/2006)
Pneumokokken: Röteln:
33 Wissenschaftliche Begründung zur Aktualisierung 40 Änderung der Empfehlungen zur Impfung gegen
der Empfehlung zur Indikationsimpfung gegen Röteln; publiziert im Epid. Bull. 32/2010
Pneumokokken für Kinder und Erwachsene; (www.rki.de/epidbull > Ausgabe 31/2010)
publiziert imEpid. Bull. 37/2016
(www.rki.de/epidbull > Ausgabe 37/2016) Rotavirus:
41 Empfehlung und wissenschaftliche Begründung der
34 Wissenschaftliche Begründung zur Aktualisierung
der Pneumokokken-Impfempfehlung bei Senioren Empfehlung zur Rotavirus-Standardimpfung von
(Standardimpfung ab 60 Jahren); Säuglingen; publiziert im Epid. Bull. 35/2013
publiziert im Epid. Bull. 36/2016 (www.rki.de/epidbull > Ausgabe 35/2013)
(www.rki.de/epidbull > Ausgabe 36/2016)
Tollwut:
35 Wissenschaftliche Begründung zur Änderung der
42 Änderung der Empfehlungen zur Impfung gegen
Pneumokokken-Impfempfehlung für Säuglinge; pu-
Tollwut; publiziert im Epid. Bull. 31/2010
bliziert im Epid. Bull. 36/2015
(www.rki.de/epidbull > Ausgabe 31/2010)
(www.rki.de/epidbull > Ausgabe 36/2015)
38 Zur Impfung gegen Pneumokokken-Krankheiten; 45 Begründung der STIKO für eine allgemeine
publiziert im Epid. Bull. 31/2005 Varizellenimpfung; publiziert im Epid. Bull. 49/2004
(www.rki.de/epidbull > Ausgabe 31/2005) (www.rki.de/epidbull > Ausgabe 49/2004)
8. Stichwortverzeichnis
A F
Allergien 32 Fieberkrampf 25, 32, 50
ArbMedVV 7, 9, 37 – 38 Fledermaus 24, 45
Arthus-Phänomen 47 Flüchtlinge 8, 11, 13 – 14, 20 – 21, 23, 25
Aspiration 29, 31 Forstbeschäftigte 8, 14
Asplenie 9, 11 – 12, 16, 33, 56 Frühgeborene Säuglinge 6, 15 – 17, 21 – 22, 24, 33, 41
Asthma 10, 13, 17 Frühsommermeningoenzephalitis (FSME) 8, 15, 28,
Asylbewerberheime 9 29, 46, 54
Asylsuchende 13 – 37
Aufklärung 5, 7, 25 – 27, 31, 33, 36, 51, 64 G
Ausbrüche/Epidemien 8, 10 – 12, 19, 36 – 37, 39, 41 – 42 Gebärfähiges Alter 36, 53, 13
Auslandsaufenthalt 37 Gebärmutterhalskrebs 18
Auszubildende 11, 14 Gefängnis 9
Autoimmunerkrankungen 14, 33 Geflügel und Wildvögel 10
Aviäre Influenza 10 Gelbfieber 7 – 8, 15 – 16, 29, 32, 54
Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) 4, 14, 27, 38
B Gemeinschaftseinrichtung 5, 11, 19, 39, 41
Babysitter 12 Gestillte Säuglinge 32 – 33
BCG-Impfstoff 14
Behinderteneinrichtung 9 H
Betreuungsperson 39 Haemophilus influenzae Typ b (Hib) 5 – 6, 9, 16 – 17,
Bissverletzung 45 21 – 24, 36 – 37, 39, 46, 48 – 50, 54
Blutkontakt 39, 42 Hämophilie 9
Haushaltskontaktpersonen 12, 21, 33
C HBsAg-Status 17, 39, 42
Chemoprophylaxe 39, 40 – 41 Hepatitis A 9, 16, 25, 37, 39, 54v55, 58
Cholera 8, 14, 54, 58 Hepatitis B 2, 5 – 6, 9, 16 – 17, 21, 23, 29, 35 – 37, 39,
Cochlea-Implantat 13, 22 42, 47 – 52, 54, 58
COPD 10, 13 Hepatitis C 9
Herpes zoster 5 – 6, 17 – 18, 36, 53, 55, 58
D Herz-Kreislauf-Krankheiten 10
HIV-Positive 9
Diabetes mellitus 10, 13, 17
Hühnereiweißallergie 32
Diphtherie 2, 5 – 6, 8, 15 – 16, 21, 23 – 24, 29, 35, 37, 39,
Humane Papillomviren (HPV) 5 – 6, 10, 18, 35 – 36, 46,
46, 48 – 49, 50 – 53, 58
49, 51, 52
Dokumentation 5, 27, 47, 51
Drogenkonsum (i. v.) 9
I
E Immundefizienz 9 – 12, 17, 20 – 22, 32 – 33, 39, 47
Eculizumab-Therapie 11 Immunglobuline 19
Ehrenamtlich Tätige 9 – 11, 14, 37 Immunprophylaxe 17, 29, 39, 42 – 45
Einwilligungserklärung 25 – 27, 36 Immunsuppression, s. Immundefizienz
EntwicklungshelferInnen 12 Impfabstände 6, 13, 18, 29, 50
ErsthelferInnen 9 Impfausweis 5, 27, 37, 46
Impfdokumentation 4, 27, 28, 45 – 46, 53
Impferfolgskontrolle 9
Impfkalender 2, 5 – 7, 26, 29, 46, 49
Impfkomplikation 33, 34 – 35
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R
M
Reinigungsdienst 9
Masern 2, 4 – 6, 11 – 13, 19, 25, 32, 34 – 37, 40, 47 – 49,
Reiseimpfungen 7, 14, 28
53, 56, 59, 64
Rettungsdienst 9
Medizinisches Personal 10, 12 – 13
Riegelungsimpfung 41
Mehrfachimpfung 28
Rotaviren 5 – 6, 23, 31, 35
Meldepflicht für Komplikationen 34
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W
T Windpocken 18, 47, s. Varizellen
Technischer Dienst 9 Wohnheim 41
Tetanus-Immunglobulin (TIG) 44 – 45
TierärztInnen 14
Tollwut 14, 24, 30, 41, 45 – 56, 60
Tollwut-Immunglobulin 45
Totimpfstoffe 6, 10, 17 – 19, 24 – 25, 30, 33, 47, 53, 58
Tuberkulose 14
Typhus 14, 16, 24 – 25, 34, 54, 56,
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9. STIKO-App
Die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission und Empfehlungen zum Schließen bestehender
am Robert Koch-Institut gibt es auch in Form einer Impflücken gegeben.
App. Die kostenlose STIKO@rki-App für Android
(ab Version 5.1), iOS (ab Version 8.2) und für Abrufbar in der App sind auch die Fachinformatio-
Windows (ab Version 10) wurde für die impfende nen aller Impfstoffe, Antworten auf häufig gestellte
Ärzteschaft entwickelt, um sie bei Fragen zum Imp- Fragen zu Impfungen sowie die RKI-Ratgeber zu
fen im Praxisalltag zu unterstützen. Mit wenigen impfpräventablen Infektionskrankheiten. Über eine
Klicks bekommen NutzerInnen die für die Bera- integrierte News-Feed-Funktion werden NutzerIn-
tung der einzelnen PatientInnen relevanten Infor- nen mit Nachrichten über aktuelle Informationen
mationen. Herzstück ist der interaktive Impfcheck: und Stellungnahmen der STIKO sowie über weitere
Nach Eingabe von Alter, Geschlecht und Impfhisto- wichtige impfspezifische Meldungen (z. B. Liefer-
rie der PatientInnen wird deren Impfstatus über- engpässe von Impfstoffen) informiert.
prüft, noch ausstehende Impfungen identifiziert
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