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Das fiebernde Kind: Diagnostisches


Vorgehen und Behandlung Punkte
3
Tim Niehues
cme
in Großteil aller Vorstellungen beim Kinderarzt Teilnahme nur im
ZUSAMMENFASSUNG E und Hausarzt erfolgt nach Schätzungen auf-
grund von Fieber. In circa 70 % aller wahrgenomme-
Internet möglich:
aerzteblatt.de/cme
Hintergrund: Fieber ist Grund für 70 % aller Beratungen beim
Kinder- oder Hausarzt. Fieber ohne erkennbare Ursache nen Termine beim Hausarzt wird wegen uncharakte-
(< 7 Tage Dauer) und Fieber unklarer Genese (≥ 7 Tage; so- ristischen Fiebers beraten (1). Das Auftreten von
genanntes „fever of unknown origin“, FUO) stellen besondere Fieber bei einem Kind löst bei Eltern, aber zum Teil
Herausforderungen dar. auch bei den behandelnden Ärzten, große Sorge aus
(2, e1, e2).
Methodik: Selektive Literatursuche mit dem Begriff „pediatric
Fieber wird definiert als eine rektale Temperatur
fever management“ und Berücksichtigung von Metaanaly-
sen/systematischen Reviews.
über 38 °C. Fieber entsteht dadurch, dass der Soll-
wert der Körpertemperatur im Hypothalamus ähnlich
Ergebnisse: Im Zentrum der Diagnostik steht die körperliche einem Thermostaten nach oben reguliert wird (Grafik
Untersuchung durch einen mit Kindern und Jugendlichen er- 1). Auslöser für diese Hochregulation des Thermo-
fahrenen Arzt. Die Inzidenz schwerer bakterieller Infektionen stats sind Pyrogene. Pyrogene können exogen oder
(SBI) liegt bei etwa 0,5–1 % (Kleinkinder, ältere Säuglinge) endogen entstehen. Die Grundlagen der Zusammen-
beziehungsweise 5 % (Säuglinge ≤ 3 Monate) bis 10 % (Neu- setzung und Erkennung von Pyrogenen sind in den
geborene). Die Letalität bei Neugeborenen beträgt circa 10 %. letzten Jahren aufgeklärt worden: Molekulare Muster
Starke Warnzeichen für SBI sind das Ausmaß der elterlichen auf Oberflächen oder Bestandteile von Bakterien (pa-
Sorge und der Instinkt des Klinikers. Weitere Hinweise beru- thogen-associated molecular patterns, PAMP, zum
hen auf Zyanose, Tachypnoe, schlechter peripherer Durchblu-
Beispiel Lipopolysaccharid), zerstörte Zellen und de-
tung, Petechien und einer rektal ermittelten Temperatur
ren Bestandteile oder Kristalle (damage-associated
> 40 °C. Der Einsatz von Antipyretika beschränkt sich auf
molecular pattern, DAMP) führen zu einer Aktivie-
spezielle Situationen. Beim FUO sind in > 40 % der Fälle In-
rung von Makrophagen und Zellen des retikuloendo-
fektionen die Ursache, in > 30 % bleibt die Genese ungeklärt.
thelialen Systems und Sekretion von Interleukin-1β
Schlussfolgerung: Von zentraler Bedeutung sind die meist (IL-1β). Das Schlüsselzytokin der Entzündungskas-
wiederholte körperliche Untersuchung und die Aufklärung kade IL-1β agiert ähnlich einem Hormon, indem es
über Warnzeichen für SBI. Forschungsbedarf besteht auf dem im Hypothalamus Endothelzellen zur Produktion von
Gebiet der Diagnosetests und der Entwicklung neuer Impf- Prostaglandin E2 (PGE2) anregt. PGE2 führt zu einer
stoffe. Sollwertverstellung von zum Beispiel normalerweise
►Zitierweise 37 °C auf 40 °C. Der Körper produziert Wärme und
Niehues T: The febrile child: diagnosis and erhöht dann aktiv die Kerntemperatur. Dies geschieht
treatment. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(45): 764–74. durch Aktivierung des Sympathikus (Vasokonstrikti-
DOI: 10.3238/arztebl.2013.0764 on der Hautgefäße und verminderte Wärmeabgabe,
Hemmung des Schwitzens), Aktivierung des Stoff-
wechsels (zum Beispiel braunes Fettgewebe) und
Muskelzittern (3, 4). Nur für die Erzeugung und Auf-
rechterhaltung von Fieber steigert der Körper seinen
Energiebedarf um 20 % (durch Erhöhung der Körper-
temperatur um 2–3 °C) (5).

Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, HELIOS Klinikum Krefeld:


Prof. Dr. med. Niehues
Definition
Fieber wird definiert als eine rektale Tempe-
ratur über 38 °C. Fieber entsteht dadurch, dass
der Sollwert der Körpertemperatur im Hypo-
thalamus ähnlich einem Thermostaten nach
oben reguliert wird.

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GRAFIK 1

Makrophagen
exogene Pyrogene endogene Pyrogene Körperreaktion
+ RES + Endothelzellen

aktivieren ZNS/Hypothalamus
PAMP-Erreger 
IL6 Fieber
 Vasokonstriktion
37º 39º Muskelzittern

DAMP
Wärmeproduktion
(Kristalle,nekrotisches Gewebe)
Toxine PGE2
PRR

antiinfektive Therapie (Erreger) Steroide Zytokinblockade bei Antipyretika


antiinflammatorische Therapie autoinflammatorischen
(Reduktion, Gewebeschaden) Erkrankungen

An verschiedenen Stellen kann durch den Arzt eingegriffen werden. Als Ursache des Fiebers kann beispielsweise eine Infektion durch Antiinfektiva bekämpft
oder eine Entzündung durch antiinflammatorische Medikamente behandelt werden, so dass keine endogenen Pyrogene (z. B. Gichtkristalle) entstehen. Bei den auto-
inflammatorischen Erkrankungen wird genetisch bedingt zu viel Interleukin-1α produziert. Hier können Zytokinantagonisten gegen Interleukin-1 und Interleukin-6
eingesetzt werden. Diese sind aber selbstverständlich nicht zur einfachen Fieberbehandlung geeignet. Die größte Erfahrung besteht mit Prostaglandinsynthesehem-
mern, wie zum Beispiel Paracetamol und Ibuprofen, die durch Cox-Inhibition peripher und zentral die Prostaglandinsynthese (PGE2) und damit die Sollwerthochregu-
lation im Hypothalamus hemmen.
DAMP, damage-associated molecular pattern; IFNα, Interferon α; IL1β, Interleukin 1β; IL6, Interleukin 6; PAMP, pathogen associated molecular pattern;
PGE2, Prostaglandin E2; PRR, pattern recognition receptor; RES, retikuloendotheliales System; TNFα, Tumornekrosefaktor α

Die Tatsachen, dass Fieber durch die Evolution Lernziele:


hindurch hoch konserviert ist und dass Fieber durch Der Leser soll nach Studium dieses Beitrages
das zentrale Nervensystem (ZNS) sehr eng reguliert ● die wichtigsten Schritte benennen, die beim dia-
wird, sprechen dafür, dass die Temperaturerhöhung gnostischen Vorgehen zu berücksichtigen sind,
einen Überlebensvorteil darstellt. Eine Erhöhung der und das Vorgehen je nach Alter des Kindes variie-
Temperatur führt zur Hemmung der Replikation von ren können
Bakterien und Viren und eine positive Beeinflussung ● wissen, welche fiebernden Kinder ein erhöhtes Risi-
auf die Immunität gegen Erreger ist denkbar, wenn ko für schwere bakterielle Infektionen haben und
auch bisher nicht gut belegt (6). Antibiotika kritisch/rational einsetzen
Aufgrund der Physiologie ist die Temperatur in ● Argumente pro und contra Antipyretika kennen und
den frühen Morgenstunden am niedrigsten und am die Indikation für deren Einsatz stellen können.
höchsten in den frühen Abendstunden. Sie variiert
um 0,5 °C mittlere Amplitude (7). Darüber hinaus Methodik
variiert die normale Körpertemperatur mit dem Al- Es wurde eine selektive Literaturrecherche in PubMed
ter (Säuglinge haben eine um circa 0,5 °C höhere durchgeführt mit dem Stichwort „pediatric fever
Temperatur als Kinder und Erwachsene), mit dem management“ und Limitationen „Review“, „controlled
Aktivitätslevel und dem Menstruationszyklus bei Mäd- trial“, „human“, „< 18 years of age“, „publication < 5
chen (3). years“, „systematic review“, „Cochrane analysis“,

Konservierte Reaktion des Körpers Temperaturschwankungen


Fieber ist keine Krankheit, sondern eine in der Die Temperatur ist in den frühen Morgenstunden
Evolution konservierte Reaktion des Körpers auf am niedrigsten, am höchsten ist sie in den frühen
externe oder interne Stimuli. Die Steuerung er- Abendstunden. Sie variiert um 0,5 °C mittlere
folgt im zentralen Nervensystem. Amplitude.

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GRAFIK 2 geführt, Stichtag 29. 8. 2013. Hierbei wurde lediglich


die Leitlinie Fieber unbekannter Ursache der Gesell-
ambulante Vorstellung fieberndes Kind
schaft für Kinder- und Jugendrheumatologie, GKJR,
identifiziert (11). Die Up-To-Date-Datenbank wurde
abgefragt, Stichtag 29. 8. 2013.
Anamnese + körperlicher Untersuchungsbefund
(Fiebermessung wiederholen Fiebermessung
Suche nach Ursache ggf. Urinbefund bei Fehlen von Ursache) Die rektale Temperaturmessung wird als Goldstandard
    
angesehen. Die Überlegenheit gegenüber anderen
   
Messmethoden wurde in systematischen Reviews (5,
auffälliges Kind unauffälliges Kind e3–e5) belegt. Die Ohrtemperaturmessung ist schnel-
(z. B. signifikante Vorerkrankung vorhanden (keine Ursache ler, leichter zu handhaben, kostengünstiger (weniger
z. B. Neugeborenes) oder Ursache, die Zeitaufwand für Pflege) und angenehmer für die Kin-
ambulant behandelt
der, aber die Sensitivität ist unzureichend (12). Bei
werden kann,
z. B. Infekt der speziellen Kollektiven (zum Beispiel Onkologie) kann
oberen Atemwege) die Ohrtemperaturmessung nach guter Säuberung des
Ohrs eingesetzt werden. Die NICE-Leitlinie aus Groß-
britannien (13) und die Leitlinien der italienischen Ge-
Aufklärung Aufklärung sellschaft für Pädiatrie (14, e6) empfehlen zwar bei
stationäre Aufnahme ambulante Neugeborenen die axilläre Messung mit einem digita-
Betreuung len Thermometer, insbesondere bei Neugeborenen,
Säuglingen und Kleinkindern ist aber die zuverlässigs-
Fieber unklarer  
differenziertes Blutbild, CRP
te Methode anzuwenden, das heißt die rektale Mes-
Genese
sung.
erweiterte Î Kulturen: Blut, Urin, Stuhl, Liqour
  Î Urinbefund Vorgehen in drei Schritten
je nach klinischer Î ggf. Röntgenthorax
Î ggf. Pulsoxymetrie
Eine Leitlinie zum Vorgehen für das fiebernde Kind
Präsentation
Reevaluation existiert in Deutschland nicht. Der in Grafik 2 darge-
stellte Algorithmus stellt eine mögliche Vorgehens-
weise dar. Er beruht auf den Empfehlungen des Au-
ggf. empirische   
  iv. Antibiotika tors.

1. Schritt:
Vorgehen beim fiebernden Kind Ursachensuche (Anamnese und körperliche Untersuchung)
rot = 1. Schritt: Fokussuche und kritische Einschätzung ● Die körperliche Untersuchung bleibt das Haupt-
gelb = 2. Schritt: Aufklärung/Entscheidung über weiteres Vorgehen werkzeug eines jeden Arztes, um die Ursache des
grün = 3. Schritt: Diagnostik/Reevaluation und gegebenenfalls Labor/apparative Diagnostik Fiebers zu erkennen.
● Dauer und Fiebermuster sind zu dokumentieren.
● Seit wann und wie hoch ist das Fieber maximal?
● Gibt es tageszeitliche Abhängigkeiten?
Stichtag 29. 8. 2013. Ein besonderer Wert wurde auf ● Sind Begleitsymptome vorhanden (Durchfall, Aus-
Metaanalysen oder systematische Reviews gelegt, die schlag, Husten, Schmerzen)?
nach den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin er- ● Handelt es sich um ein Fieber, das schon länger als
stellt worden sind. Darüber hinaus wurden Lehrbücher eine Woche anhält und dessen Genese unklar bleibt?
der Pädiatrie und spezifische Lehrbücher über Fieber Ist dies der Fall, so handelt es sich um Fieber unkla-
herangezogen (8–10). In diesen Kapiteln und Arbeiten rer Genese (fever of unknown origin, [FUO]).
wurde nach Querverweisen und Zitaten gesucht. Case- Für das weitere Vorgehen ist die Anamnese in Bezug
Reports wurden nicht berücksichtigt. Mit dem Stich- auf Alter und das Vorhandensein von signifikanten Vor-
wort Fieber wurde eine Suche der AWMF-Seite durch- erkrankungen entscheidend:

Besondere Herausforderung Fiebermessung


Anhand detaillierter anamnestischer Informatio- Die rektale Temperaturmessung wird als Gold-
nen, präziser Beobachtung und Untersuchungen standard angesehen. Die Ohrtemperaturmessung
zu beurteilen, ob ein Kind schwer krank ist, ist für ist schneller, leichter zu handhaben, kostengünsti-
jeden im Umgang mit Kindern und Jugendlichen ger und angenehmer für die Kinder, aber die Sen-
erfahrenen Arzt eine Herausforderung. sitivität ist unzureichend.

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Neugeborene und Kinder mit folgenden Ein- handlung, ob diese ambulant oder stationär erfolgen
schränkungen haben eine dreifach erhöhte Wahr- soll, bleibt der Gesamteindruck des Arztes.
scheinlichkeit für eine schwere bakterielle Infektion In den allermeisten Fällen erscheinen fiebernde
(SBI) (15, e7): Kinder wenig beeinträchtigt, und es kann ein ambu-
● erworbene Immundefekte (zum Beispiel immun- lantes Vorgehen ohne Blutabnahme gewählt werden,
suppressive Therapie bei entzündlicher Darm- nachdem das Kind auf signifikante Infektionen der
oder Gelenkerkrankung) unteren und oberen Atemwege und eine Appendizitis
● angeborene Immundefekterkrankungen (zum untersucht worden ist sowie eine Meningitis klinisch
Beispiel Antikörpermangel) ausgeschlossen worden ist. Cave: Meningitiszeichen
● Milzverlust (zum Beispiel nach Verkehrsunfall) < 15 Monate unzuverlässig.
● hämatologische Erkrankungen und Einschrän- Es wird ein Urinbefund erhoben und das Kind un-
kung der Milzfunktion (zum Beispiel Sichelzell- bedingt innerhalb von ein bis zwei Tagen reevaluiert.
anämie) Eine intensive Aufklärung der Eltern ist sehr wichtig,
● liegende zentralvenöse Kathetern für parentera- um sie für Warnzeichen zu sensibilisieren und unnö-
le Ernährung oder Chemotherapie tige Arztbesuche und Medikamentengaben (Antibio-
● angeborene Herzerkrankungen (zum Beispiel tika) zu vermeiden. Erscheint das Kind doch stärker
Klappenvitien) beeinträchtigt und hat auffällige Untersuchungsbe-
● bösartige Erkrankungen (zum Beispiel Leu- funde (verlängerte Rekapillarisierungszeit ≥ 3 Se-
kämien). kunden, Zyanose, Somnolenz, Dyspnoe, Schwellun-
Bei der körperlichen Untersuchung des Kindes wer- gen, Dehydratation, Oligurie, Meningismus, Bewe-
den insbesondere zwei Fragen beantwortet (Grafik 3): gungseinschränkung, zum Beispiel nicht mehr lau-
● Ist der Zustand des Kindes auffällig? fen, Krampfanfall, Erbrechen), oder es bestehen an-
Hier sollte die Atmung, der Puls und der Blutdruck dere Risikofaktoren (Kasten), so ist eine stationäre
überprüft werden. Das Verhalten, das Bewusstsein Aufnahme notwendig.
und die Reaktion auf Reize in Augenschein genom-
men werden, ebenso wie die Hautfarbe und der Haut- 3. Schritt:
turgor. Reevaluation und gegebenenfalls spezifische Labor-
● Lässt sich ein Herd für das Fieber finden? und apparative Diagnostik
Hierzu sollte der Rachen und die Ohren inspiziert Ambulant geführte, weiter fiebernde Kinder werden
werden und eine Auskultation der Lunge und des reevaluiert, um den Verlauf zu beurteilen, gegebenen-
Herzens erfolgen. Wenn das Kind Anzeichen von falls auch um neue Befunde zu erheben. Stationär
Schmerzen zeigt, sollten diese lokalisiert werden. wird eine Diagnostik eingeleitet: erneuter Urinbe-
Die Möglichkeit, Kinder wiederholt in kürzeren fund, Differenzialblutbild, C-reaktives Protein (CRP)
Abständen körperlich durch den gleichen Arzt und und gegebenenfalls eine Röntgenaufnahme des Tho-
eventuell mehrere Ärzte untersuchen zu lassen, kann rax, um unter anderem Infiltrate, Ergüsse oder ver-
ein wesentliches Argument für die stationäre Aufnah- größerte Hilus-Lymphknoten erkennen zu können.
me eines Kindes sein, das krank erscheint und persis- Ziel der Diagnostik ist es, den Erreger zu identifizie-
tierendes Fieber ohne primär erkennbare Ursache hat. ren, daher sollten anaerobe als auch aerobe Kulturen
von Blut und Urin angelegt werden. Je nach klini-
2. Schritt: schem Erscheinungsbild des Kindes kann zusätzlich
Kritische Einschätzung des Kindes und Entscheidung über der Liquor untersucht werden. So lange die Kinder
weiteres Vorgehen (stationäre Aufnahme oder ambulant) schwer krank erscheinen, ist es sinnvoll, eine Puls-
Zunächst wird die Körpertemperatur noch einmal ge- oxymetrie durchzuführen.
nau gemessen, um auszuschließen, dass zum Beispiel Bei Früh- und Neugeborenen sind klinische Hin-
zu warme Kleidung des Kindes für die hohe Tempe- weise auf eine Sepsis sehr unspezifisch und können
ratur verantwortlich ist. Bleibt die nachfolgende Un- weitgehend fehlen. Daher wird die Bestimmung von
tersuchung ohne Befund, stellt dies für jeden Kinder- Interleukin-6 (IL6) inzwischen als Routineuntersu-
arzt eine besondere Herausforderung dar (16). Das chung auf pädiatrischen Intensivstationen eingesetzt,
Wichtigste für die Entscheidung über die weitere Be- um bei Früh- und Neugeborenen an weitere Hinweise

Vorgehen in 3 Schritten Ziel der Diagnostik


1. Ursachensuche (Anamnese und Untersuchung) Ziel der Diagnostik ist es, den Erreger zu identi-
2. Kritische Einschätzung des Kindes und fizieren, daher sollten anaerobe als auch aerobe
Entscheidung über weiteres Vorgehen Kulturen von Blut und Urin angelegt werden. Je
3. Reevaluation und spezifische Labor- und nach klinischem Erscheinungsbild des Kindes
apparative Diagnostik kann zusätzlich der Liquor untersucht werden.

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Auswahl klinisch GRAFIK 3


relevanter Befun-
de, die bei kör-
Konjunktivitis
perlicher Unter- (Viren/Kawasaki-Syndrom)
suchung eines auffällige Pupillomotorik
Uveitis
fiebernden Kin- (Dysfunktion Hypothalamus)
(JIA, Sarkoidose)
des erhoben wer-
Retinitis
den können Sinusklopf-Schmerz (CMV, Toxoplasmose)
CINCA, chronisch- (Sinusitis)
infantiles neuro-
kutaneo-artikuläres gerötetes Trommelfell, Gehörgang geröteter/veränderter Pharynx/Aphthen
(Otitis media/externa) (EBV, HSV, CMV, PFAPA)
Syndrom;
Hörverlust (CINCA) auffälliger Zahnstatus
CMV, Zytomegalie- (Abszesse?)
virus; Proptosis
Lacklippen
EBV, Epstein-Barr- (Orbitatumor,
(Kawasaki-Syndrom)
Virus Thyreotoxikose)

HSV, Herpes-sim- Lymphknoten-Schwellungen


plex-Viren; Meningismus (Lymphadenitis,
(Meningitis) Kawasaki-Syndrom/Lymphome)
JIA, juvenile idio-
pathische Arthritis;
Herzgeräusch
PFAPA-Syndrom, (Endokarditis, RF, Perikarditis)
periodisches Fieber, Fehlen von Schweiß
(Diabetes insipidus,
aphthöse Stomati-
ektodermale Dysplasie) Dys- und Tachypnoe,
tis, Pharyngitis, zer-
auffällige Lungenauskultation
vikale Adenitis; (Pneumonie, Fiebersyndrome, SLE)
RF, rheumatisches
Fieber; Hepato/-Splengomegalie
Petechien/Hautnekrosen
(maligne Erkrankungen,
SLE, systemischer (Meningitis, SLE), (Leukämie)
Kollagenosen)
Lupus erythemato-
des
Rückenschmerzen
Exanthem am Stamm
Diszitis/Osteomyelitis
(diverse Infektionserkrankungen,
Scharlach/HHV6/PARVO B19)

Psoasschmerz
auffälliger Bauch (Appendizitis,
(Abszess/Pyomyositis)
Cholangitis, Gastroenteritis,
Pyelonephritis)

auffällige Finger/Nägel/Nagelbett
(verlängerte Rekapillarisierungszeit,
Abschilferung der Haut,
auffällige rektale Untersuchung kapillare Veränderung,
(Rektum-/Beckenabszess) Nagelbett bei Dermatomyositis)

Funktionseinschränkung,
Schwellung von Gelenken
(JIA, Osteomyelitis,
Fiebersyndrome, Leukämie)
schmerzhafte Palpation Extremitäten
(Osteomyelitis, Abszesse)
Leukämie

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innerhalb der ersten 24 Stunden der Symptomatik zu KASTEN


gelangen (17). Hier sollte zeitnah reagiert werden,
damit bei verdächtigen Befunden sofort Antibiotika
eingesetzt werden können. Die Untersuchung des Risikofaktoren für eine schwere
Procalcitonin-Wertes im Blut (PCT) ist ein teurer La- bakterielle Infektion (SBI)
bortest (CRP: < 2 €/Untersuchung versus PCT ● nach Lehrbuch (8)
> 20 €/Untersuchung). Ob die PCT-Messung mögli-
– Kind erscheint beeinträchtigt
cherweise etwas sensitiver als das CRP ist, um eine
bakterielle Infektion vorherzusagen, wird kontrovers – körperliche Untersuchung auffällig
diskutiert (18, e8–e10). Die derzeit beste Methode – Vorgeschichte anderer Erkrankungen
zum Erregernachweis bleibt die Kultivierung von Er-
regern aus dem Blut. Kulturen sind bei antibiotischer – Labor:
Vorbehandlung meist nutzlos, brauchen viel Zeit und – < 5 und > 15 000 Leukozyten pro μL*1
stellen für Viren keine klinische Routine dar. Dies – 10 % stabkernige Granulozyten
macht die neuen, allerdings noch sehr teuren Verfah- – auffällige Urinanalyse im Stix und/oder Kultur
ren der Multiplex-Polymerasekettenreaktion (PCR)
(300 €/Test) sehr attraktiv, um schneller und breiter ● perinatal relevante Faktoren
Erreger suchen zu können (19, e11). Im ambulanten – Mutter: pathologisches CTG (Kardiotokographie),
Bereich sowie außerhalb von Intensivstationen er- vorzeitiger Blasensprung > 18 h (Neugeborene);
scheint ein isolierter oder kombinierter Einsatz der > 12 h (Frühgeborene), mütterliches Fieber > 38 °C
Labortests der Werte von IL-6, IL-8, Procalcitonin sub partu, druckschmerzhafter Uterus, übelriechen-
und Multiplex-PCR bisher nicht notwendig und des- des Fruchtwasser, fetale Tachykardie
halb nicht gerechtfertigt. – Neugeborenes: Asphyxie des Neugeborenen, unreife
neutrophile Granulozyten > 20 %, CRP > 2 mg/dL*2,
Besondere Herausforderung: erhöhte IL-6/IL-8-Werte
Ursache unbekannt
Das Vorgehen und die Behandlung bei Fieber unkla- ● b) nach Metaanalyse*3 (15, 34, 35)
rer Ursache sind altersabhängig (Tabelle 1).
Neugeborene – Gefürchtet ist die Sepsis des Neu- – strong red flags*4
geborenen, weil sie zum Tod oder zu Defektheilung – Ausmaß der elterlichen Sorge
(ZNS) mit zum Beispiel langfristiger mentaler Retar- – Instinkt des Klinikers
dierung führen kann. Die Mortalität beträgt bei Früh- – red flags*4
und Neugeborenen bis zu 10–16 % (20, 21). Die – Zyanose
Häufigkeit in der Blutkultur nachgewiesener bakte- – Tachypnoe
rieller Infektionen in den ersten drei Lebenstagen – eine schlechte periphere Durchblutung
liegt für reife Neugeborene bei 1/1 000, bei 19/1 000 – Petechien
für Lebendgeborene < 1 500 g. (9). Die Anamnese ist – eine Temperatur von mehr als 40 °C
entscheidend: – zum Ausschluss einer schweren bakteriellen Infektion
● Gab es bei der Mutter Fieber, positive Abstriche – < 0,8 mg/dL CRP
oder einen vorzeitigen Blasensprung? – < 2 ng/L Procalcitonin
● Liegt Frühgeburtlichkeit vor?
Fieber ist bei Neugeborenen eine Seltenheit, eher
*1 Cave: Erythroblasten
sind die Kinder sogar hypotherm. Bei fiebernden Neu- *2 bei Neugeborenen und Säuglingen physiologischerweise 24–36 Stun-
geborenen ist bei 10 % der Fälle mit einer schweren den nach der Geburt erhöht
bakteriellen Infektion (SBI) zu rechnen (Tabelle 1) *3 Metaanalyse aus knapp 4 000 Studien, Auswahl von Studien mit
adäquatem Design und im ambulanten Setting mit Studienteilnehmern
(e12, e13). Für den behandelnden Arzt ist es schwie- zwischen 1 Monat und 18 Jahren
rig, dem Neugeborenen eine Sepsis anzusehen, typi- * keiner der einzelnen Parameter ist für sich aussagekräftig genug, um
4

eine schwere bakterielle Infektion zu beweisen oder auszuschließen


sche Zeichen wie Trinkschwäche, muskuläre Hypoto-
nie und Veränderungen der Hautfarbe (zum Beispiel

Atypische Präsentation Fieber bei Neugeborenen


Es ist zu bedenken, dass es sich bei Fieber unkla- Fieber ist bei Neugeborenen eine Seltenheit, eher
rer Genese wesentlich wahrscheinlicher um eine sind die Kinder sogar hypotherm. Bei fiebernden
atypische Präsentation einer häufigen Erkrankung Neugeborenen ist bei 10 % der Fälle mit einer
handelt als um eine exotische Erkrankung. schweren bakteriellen Infektion zu rechnen.
Cave: Sepsis!

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TABELLE 1

Infektionen ohne erkennbare Ursache bei Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern (adaptiert nach [8, 9, 28])

Altersgruppe Häufigkeit Fieber *1 Erreger nach Häufigkeit *1, 2 Häufigkeit SBI *1 Therapie/Vorgehen
Neugeborene selten GBS, E. coli, Staphylococcus aureus, etwa 10 % immer stationäre Aufnahme,
≤ 3 Tage Klebsiellen, Enterokokken, Streptokok- empirische Therapie mit i. v.
ken (A + C), Listeria monocytogenes, Antibiotika z. B. Ampicillin +
Pilze, Herpes-simplex-Virus (mütterli- Cefotaxim +/- Aminoglykosid
che Rektovaginalflora) (z. B. Tobra-/Gentamycin)
Bei Versagen der initialen
Therapie oder nosokomial
> 3 Tage koagulasenegative Staphylokokken, erworbener Infektion: Cefta-
Pseudomonas, Enterobacter, Citro- zidim + Vancomycin
bacter, Serratien, Klebsiellen, Salmo- Meropenem + Vancomycin
nellen, Haemophilus influenzae Ceftazidim + Netilmicin

Säuglinge bis häufig RSV-Infektionen, Influenza A, (Winter), etwa 5 %


3 Monate Enterobacter (Sommer), GBS, Listeria
monocytogenes, Salmonella enteritidis,
E. coli, Neisseria meningitidis, Pneu- stationäre Aufnahme bei
mokokken, Haemophilus influenza b, Vorliegen von Risikofaktoren
Staphylococcus aureus für SBI (Kasten): i. v.
Antibiotika z. B. Cefotaxim
(empirische Therapie)
Säuglinge und sehr häufig Viren, Pneumokokken, < 0,5–1 %
Kleinkinder > 3 Haemophilus influenza b,
Monate < 6 Jahre N. meningitidis, Salmonella

*1 Die Häufigkeiten werden nicht in detaillierter Form angegeben, weil sich die Häufigkeiten von Fieber (je nach Messmethode und Fieberdefinition),
Erregern (je nach Kollektiv, Praxis, Notfallaufnahme, Klinik) und SBI (peripartaler Vorbehandlung, Impfstatus) wesentlich unterscheiden.
*2 Die Häufigkeit kann sich in anderen Ländern unterscheiden
SBI, schwere bakterielle Infektion; RSV, respiratory syncytial virus; GBS, Gruppe-B-Streptokokken

grau-blass) können fehlen. Besteht auch nur der ge- Alter 3 Monate bis 36 Monate – Es überwiegen
ringste Verdacht auf eine Neugeboreneninfektion, so bei weitem virale Infektionen. Die Rate an SBI liegt
ist das Kind stationär aufzunehmen und eine bei < 0,5–1 % (9, e15). Das Erregerspektrum ist ähn-
Sepsisdiagnostik (Blutbild, Differenzialblutbild, CRP, lich wie das im Alter von ein bis drei Monaten, mit
Interleukin 6 [IL6], Säure-Basen-Haushalt [SBH], Ausnahme der perinatal erworbenen Infektionen. Ei-
Urinbefund) durchzuführen. Blut, Urin, Liquor und ne zunehmende Anzahl von Kindern ist gegen Hae-
gegebenenfalls Stuhl sind zu kultivieren, und eine em- mophilus-influenza-Typ-b (Hib) und Pneumokokken
pirische, intravenöse Behandlung ist einzuleiten. geimpft, die Inzidenz dieser Erreger bei invasiven In-
Kinder zwischen einem Monat und drei Mona- fektionen konnte um etwa 30 (Pneumokokken) bis
ten – Die Wahrscheinlichkeit für eine SBI sinkt in 90 % (Hib) reduziert werden (e16, e17).
dieser Altersgruppe (circa 5 % der Kinder) (e14). In
dieser Altersgruppe herrschen viral bedingte Erkran- Besondere Herausforderung – Fieber hält > 7 Tage an:
kungen vor, im Winter Respiratory-Syncitial-Virus Fieber unklarer Genese (FUO)
(RSV) und Influenzaviren, im Sommer und Herbst Das Vorgehen bei Fieber unklarer Genese ist in einer
Enteroviren. Häufig sind Harnwegsinfektionen (Prä- Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderheil-
valenz 2–20 % je nach Geschlecht/Zustand nach Zir- kunde und Jugendmedizin (DGKJ), der Gesellschaft
kumzision) (22). Erscheint der Säugling krank, so ist für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) und
eine stationäre Aufnahme und sofortige parenterale der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektio-
intravenöse Antibiotikagabe notwendig mit zum Bei- logie (DGPI) gemeinsam festgelegt (11). Eine präzise
spiel Ceftriaxon oder Cefotaxim (23) (Tabelle 1). und detaillierte Anamnese und wiederholte körperli-

Fiebernder Säugling Fieber unklarer Genese (FUO)


Erscheint der Säugling krank, so sind eine Bei der Anamnese sind Familienanamnese, Tier-
stationäre Aufnahme und sofortige parenterale kontakt, Reisen, Gebrauch von Antibiotika, frühere
intravenöse Antibiotikagabe notwendig mit zum Operationen und Dauermedikationen systema-
Beispiel Ceftriaxon oder Cefotaxim. tisch abzufragen. Ein wiederholtes Befragen von
Patient und Eltern ist bei FUO unvermeidlich.

770 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 45 | 8. November 2013


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che Untersuchungen sind wesentlich effizienter als TABELLE 2


ausufernde Labor- und apparative Untersuchungen.
Bei der Anamnese sind Familienanamnese, Tierkon- Ursachen von Fieber unklarer Genese*
takt, Reisen, Gebrauch von Antibiotika, frühere Ope- n = (%) Häufigste Diagnosen
rationen und Dauermedikationen systematisch abzu-
Infektionen 275 (42) Harnwegsinfektion/Pyelonephritis (n = 33)
fragen. Ein wiederholtes Befragen von Patient und EBV-Infektion (n = 31)
Eltern ist bei FUO unvermeidlich. Unterlagen von Osteomyelitis (n = 25)
früheren stationären Aufenthalten oder anderen me- Tuberkulose (n = 22)
Pneumonie/respiratorischer Infekt (n = 22)
dizinischen Kontakten sind unbedingt einzuholen. Virusinfekt (n = 17)
Nur sehr selten sind invasive Methoden wie Laparo- Bartonellose, Brucellose, Typhus (n ≤ 10)
tomie (zum Beispiel Verdacht auf Appendizitis), La- Sepsis, Meningitis, Abszess, Sinusitis
(n ≤ 10)
paroskopie oder Biopsie notwendig. Kürzlich wurden
18 Studien zu Kindern mit FUO (n = 1 638) in einem keine Diagnose zum 202 (31)
Zeitpunkt der Publikation
systematischen Review analysiert (Tabelle 2) (24).
In etwa 10–30 % der Fälle gelingt es nicht, das verschiedenes 72 (11) entzündliche Darmerkrankung (n = 12)
Fieber einer konkreten Ursache zuzuordnen, bei den unklare Autoimmunerkrankung (n = 11)
Medikamenten-Fieber (n = 7)
meisten dieser Kinder kommt es unter symptomati- faktitiöses Fieber, Immundefekt (n ≤ 2)
scher Behandlung zu einer komplikationslosen Ent-
JIA/Kollagenosen 62 (10) juvenile idiopathische Arthritis (JIA),
fieberung (9, 24, e18). Eine empirische antibiotische systemischer Lupus erythematodes,
Therapie (nach Durchführung von Blutkulturen, Ab- unspezifizierte Kollagenosen (keine genau-
strichen etc.) ist bei Hinweis auf eine systemisch ver- en Zahlen, in absteigender Häufigkeit)
laufende bakterielle Infektion indiziert, bevor das Malignome 38 (6) Leukämie, Lymphome, Neuroblastom,
Kind größeren Schaden nimmt. Eine empirische Ste- Wilms-Tumor, myeloplastisches Syndrom
(keine genauen Zahlen, in absteigender
roidtherapie ist solange wie möglich zu vermeiden, Häufigkeit)
und ist erst bei Verdacht auf eine autoimmunologi-
sche Erkrankung nach wochenlangen Verläufen und EBV, Epstein-Barr-Virus; JIA, juvenile idiopathische Arthritis
sicherem Ausschluss einer malignen Erkrankung an- * Acht Studien aus Industrie- und Schwellenländern (USA, Spanien, Deutschland, 649 Kinder) entnommen
gezeigt. aus einer Metaanalyse von 18 Studien (USA, Spanien, Deutschland, Indien, Polen, Tunesien, Serbien,
Georgien, Argentinien, Kuwait, insgesamt 1 638 Kinder) (24)

Aufklärung und Beratung über den Verzicht


auf Antipyretika
Für Eltern stellt Fieber oft nicht ein Symptom, son- enteraler Zufuhr von Kochsalz- oder Glukoselösung,
dern die eigentliche und besorgniserregende Erkran- (bei Kindern < 1. Lebensjahr etwa 100 mL/kg Körper-
kung dar. Daher ist eine kontinuierliche Aufklärung gewicht, Neugeborene bis 200 mL/kg Körpergewicht)
von Eltern und medizinischem Personal (Arzthelfer/ erreicht werden. Zusätzlich sind pro °C 10–15 %
innen, Schwestern, Ärzte) über Fieber sinnvoll. Ziel Flüssigkeitsverlust einzurechnen (zum Beispiel um
der Beratung von Eltern ist, dass unter engmaschiger 30 % erhöhter Bedarf bei Kind mit 40 °C) (27).
Beobachtung mehr auf Zeichen einer schweren Er-
krankung geachtet wird (zum Beispiel Atmung, Haut, Limitierter Einsatz von Antipyretika
Verhalten und Bewusstseinszustand des Kindes) als Antipyretika werden nur noch eingesetzt (25, 28),
auf die Normalisierung der Körpertemperatur. Inzwi- wenn das Kind
schen wird ein routinemäßiger Einsatz von Antipyre- ● stark beeinträchtigt ist
tika in Deutschland, England, den USA und Italien ● sehr hohes Fieber hat (≥ 40 °C)
bei Fieber und anderweitig unauffälligen Kindern ● nur noch sehr wenig Flüssigkeit zu sich nimmt
nicht mehr empfohlen (13, 14, 25, 26, e6). ● sich in einer speziellen Situationen befindet
Eine Verbesserung des Befindens des Kindes kann (Schock, Erkrankungen mit erhöhtem Energie-
in der Erfahrung des Autors auch ohne Einsatz von umsatz, zum Beispiel chronische Herz- und
Antipyretika durch eine ausreichende enterale Flüssig- Lungenerkrankung, akuter Schlaganfall oder
keitszufuhr (50–80 mL/kg Körpergewicht) oder par- Bronchiolitis).

Einsatz von Antipyretika nur noch bei Kindern Dosierung von Antipyretika
• die stark beeinträchtigt sind Antipyretika werden nach Gewicht und nicht nach
• die sehr hohes Fieber haben ( > 40 °C) Alter dosiert.
• die nur noch sehr wenig Flüssigkeit zu sich
nehmen
• die sich in einer speziellen Situation befinden.

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 45 | 8. November 2013 771


MEDIZIN

Antipyretika werden nach Gewicht und nicht nach Fazit


Alter dosiert, sie werden an einem sicheren Ort auf- Im Mittelpunkt des diagnostischen Vorgehens steht
bewahrt. Sowohl Paracetamol als auch Ibuprofen die meist wiederholte körperliche Untersuchung
sind in Bezug auf die Reduktion des Fiebers nach durch einen mit Kindern und Jugendlichen erfahre-
einmaliger Gabe effektiver als Placebo (e19, e20). nen Arzt. Aufwendige und teure Diagnostik ist sehr
Erste Wahl unter den Antipyretika ist das Parace- selten notwendig. Bei der ambulanten Vorstellung ist
tamol aufgrund der langen Erfahrung mit der Sicher- die erste und wichtigste Maßnahme, die Aufklärung
heit dieses Medikamentes. Paracetamol wird in einer der Eltern, dass Fieber dem Kind meist mehr nutzt
Dosierung von 10–15 mg/kg/Dosis alle vier bis als schadet. Antipyretika sind nur in ausgewählten
sechs Stunden oral verabreicht. Es wirkt innerhalb Situationen sinnvoll. Fieber ohne erkennbare Ursa-
von 30–60 Minuten. Es kann sowohl rektal, oral oder che und unklarer Genese stellen besondere Heraus-
intravenös verabreicht werden. Rektalverabreichung forderungen dar, bei denen spezifische Diagnostik
ist sinnvoll bei Erbrechen oder eingetrübtem Kind, und eine zügige Therapie notwendig sein können,
i.-v.-Gaben sind sinnvoll bei Notwendigkeit eines gegebenenfalls bei stationärer Aufnahme.
schnelleren Anflutens im ZNS, zum Beispiel intra-
oder perioperativ (bei Indikation als Analgetikum). Danksagung
Bei adäquater Dosierung ist Paracetamol fast ohne Der Autor dankt Andrea Groth für die exzellente Hilfe bei der Erstellung des Manu-
Nebenwirkungen, die Beschreibung der Hepatoxizi- skriptes und Herrn Prof. Dr. Michael Weiß (Klinik für Kinder- und Jugendmedizin,
Kliniken der Stadt Köln gGmbH) für die kritische Durchsicht des Manuskriptes.
tät beschränkt sich auf wenige Einzelberichte (29).
Eine Überdosierung in akzidenteller Weise oder in
Interessenkonflikt
suizidaler Absicht kann dagegen tödlich sein. Para- Prof. Niehues erhielt Honorare für Beratertätigkeiten von Wyeth. Des Weiteren
cetamol ist mit der Entstehung von Asthma assoziiert bekam er Erstattung von Teilnahmegebühren, Reise- und Übernachtungskosten
worden, eine Kausalität ist nicht belegt und der Zu- und Honorare für Vorträge von: Abbott, Baxter, Novartis, Pfizer, Bristol Myers
Squibb, ZLB Behring, Octapharma und Glaxo SmithKline. Für ein vom ihm initiier-
sammenhang wird kontrovers diskutiert (30). tes Forschungsvorhaben erhielt er Gelder von Glaxo SmithKline.
Die Dosierung von Ibuprofen beträgt 10 mg/kg Kör-
pergewicht alle sechs Stunden, die maximale Tagesdo- Manuskriptdaten
sis ist 40 mg/kg. Der Haupteffekt wird nach drei bis eingereicht: 28. 3. 2013, revidierte Fassung angenommen: 10. 9. 2013
vier Stunden erreicht, er hält nur etwas länger als beim
Paracetamol – nicht vier bis sechs sondern sechs bis LITERATUR
acht Stunden – an. Es gibt keine Evidenz, dass Ibupro- 1. Fink W, Haidinger G: Die Häufigkeit von Gesundheitsstörungen in 10
fen dem Paracetamol signifikant überlegen ist (3, 25, Jahren Allgemeinpraxis. Z Allg Med 2007: 102–8.
31, e21, e22). An Nebenwirkungen gibt es Berichte von 2. Enarson MC, Ali S, Vandermeer B, Wright RB, Klassen TP, Spiers JA: Be-
Einzelfällen mit Gastritis und Magen- und Duodenal- liefs and expectations of Canadian parents who bring febrile children for
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ulzera (32) unter Ibuprofen und Nephrotoxizität (33)
(Vorsicht bei Dehydratation oder Kindern mit komple- 3. Ward M: Pathophysiology and management of fever in infants and chil-
dren. www.uptodate.com,2013. Last accessed 8 September 2013
xen medizinischen Erkrankungen!).
4. Nakamura K: Central circuitries for body temperature regulation and fe-
Physikalische Maßnahmen bedeuten Zuwendung ver. Am J Physiol Regul Integr Comp Physiol 2011; 301: 1207–28.
für das Kind, zweifellos trägt dies zur subjektiven 5. El-Radhi AS: Measurement of body temperature. Clinical Manual of Fe-
Linderung der Beschwerden bei. Äußere Kühlung ver in Children. Heidelberg: Springer 2009; 63–79.
durch Eisbäder oder Wadenwickel sind alleine (ohne 6. El-Radhi AS: Is fever beneficial? Clinical manual of fever in children.
Antipyretika) nicht sinnvoll, da die Vasokonstriktion Heidelberg: Springer 2009; 211–22.
verstärkt und dem thermoregulatorischen Zentrum 7. Mackowiak PA, Wasserman SS, Levine MM: A critical appraisal of
signalisiert wird Wärme zu produzieren. Dies hätte 98.6 degrees F, the upper limit of the normal body temperature, and
zur Folge, dass noch mehr Energie verbraucht wird other legacies of Carl Reinhold August Wunderlich. JAMA1992; 268:
1578–80.
(4, 27, e23). Dagegen ist bei der Hyperthermie (defi-
8. Kliegman RM, Behrman RE, Jenson HB, Stanton BF: Nelson Textbook of
niert als > 41 °C, zum Beispiel bei Hitzeschlag) der Pediatrics 19th edition. Oxford: Saunders 2011.
Sollwert im Hypothalamus nicht verstellt, hier kann
9. Roos R, Bartmann P, Franz A, Knuf M, Handrick W: Neonatale bakterielle
dann eine externe Kühlung von Kindern mit Eisbä- th
Infektionen (5 completely revised edition). DGPI Handbuch Infektionen
dern/Wadenwickeln tatsächlich effektiv sein. bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Thieme 2009; 684–94.

Evidenzlage Kombinationsregime Wadenwickel und Eisbäder


Es liegt keine Evidenz dafür vor, dass alternieren- Der Effekt physikalischer Maßnahmen ist nicht
de oder Kombinationsregimes dem einfachen belegt und insgesamt wird ihre Wertigkeit als
Einsatz von Paracetamol oder Ibuprofen überlegen gering eingestuft.
sind.

772 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 45 | 8. November 2013


MEDIZIN

st
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Dieser Beitrag wurde von der Nordrheinischen Akademie für ärztliche Fort-
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Journal 2008; 27: 302–8. Die erworbenen Fortbildungspunkte können mit Hilfe der Einheitlichen
23. Smitherman HF, Marias CG: Evaluation and management of Fortbildungsnummer (EFN) verwaltet werden.
fever in the neonate and young infant (less than three months of age). Unter cme.aerzteblatt.de muss hierfür in der Rubrik „Persönliche Daten“ oder
www.uptodate.com 2013. Last accessed 8 September 2013 nach der Registrierung die EFN in das entsprechende Feld eingegeben werden
24. Chow A, Robinson JL: Fever of unknown origin in children: a systematic und durch Bestätigen der Einverständniserklärung aktiviert werden.
review. World J Pediatr 2011; 7: 5–10. Die 15-stellige EFN steht auf dem Fortbildungsausweis.
25. Sullivan JE, Farrar HC: Fever and antipyretic use in children. Pediatrics
2011; 127: 580–7.
Wichtiger Hinweis
26. Lava SA, Simonetti GD, Ramelli GP, Tschumi S, Bianchetti MG: Sympto- Die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung ist ausschließlich über das
matic management of fever by Swiss board-certified pediatricians:
results from a cross-sectional, web-based survey. Clin Ther 2012; 34: Internet möglich: cme.aerzteblatt.de
250–6. Einsendeschluss ist der 9. 2. 2014.
27. Kowalzik FZ, Zepp F: Das fiebernde Kind. Grundlagen der Behandlung. Einsendungen, die per Brief oder Fax erfolgen, können nicht berücksichtigt werden.
Monatsschr Kinderheilkd 2013; 161: 196–203.
28. El-Radhi AS: Management of fever. Clinical manual of fever in children. Die Bearbeitungszeiten der folgenden cme -Einheiten sind:
Heidelberg: Springer 2009; 223–50. – „Akute Vergiftungen“ (Heft 41/2013) bis zum 12. 1. 2014
29. Lavonas EJ, Reynolds KM, Dart RC: Therapeutic acetaminophen is not – „Degenerative lumbale Spinalkanalstenose im höheren Lebensalter“ (Heft 37/2013)
associated with liver injury in children: a systematic review. Pediatrics
2010; 126: e1430–44. bis zum 8. 12. 2013
– „Atemnot und Husten bei Palliativpatienten“ (Heft 33–34/2013)
30. Etminan M, Sadatsafavi M, Jafari S, Doyle-Waters M, Aminzadeh K,
Fitzgerald JM: Acetaminophen use and the risk of asthma in children bis zum 17. 11. 2013
and adults: a systematic review and metaanalysis. Chest 2009; 136:
1316–23.
Für Heft 49/2013 ist das Thema „Diagnostik und Therapie der Zöliakie“
31. Pierce CA, Voss B: Efficacy and safety of ibuprofen and acetaminophen
vorgesehen.
in children and adults: a meta-analysis and qualitative review. Ann
Pharmacother 2010; 44: 489–506.

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 45 | 8. November 2013 773


MEDIZIN

Bitte beantworten Sie folgende Fragen für die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung. Pro Frage
ist nur eine Antwort möglich. Bitte entscheiden Sie sich für die am ehesten zutreffende Antwort.

Frage Nr. 1 Frage Nr. 6


Welchem Zytokin wird die Schlüsselrolle bei der Welches der folgenden Argumente spricht für den Einsatz von
Entstehung von Fieber zugeordnet? Antipyretika beim fiebernden Kind?
a) TGFβ a) Entzündungshemmung und damit Abkürzung des Verlaufs der
b) TNFβ zugrundeliegenden Erkrankung
c) IL1β b) Analgesie und damit gegebenenfalls verbesserte Flüssigkeitsaufnahme
d) IL10 c) rasche Senkung der Temperatur und damit Schutz vor Fieberkrampf
e) IL17 d) Beruhigung der Eltern und damit schnellere Temperatursenkung
e) Entzündungshemmung und damit Schutz vor ZNS-Schaden

Frage Nr. 2
Endogene Pyrogene führen im Hypothalamus zu Frage Nr. 7
einer Sollwertverstellung von zum Beispiel Welches der folgenden Argumente spricht gegen den Einsatz von
normalerweise 37 °C auf 40 °C. Welche Gruppe von Antipyretika beim fiebernden Kind?
Mediatoren produzieren die Endothelzellen des a) häufige Nebenwirkungen
Hypothalamus, die für die Sollwerterhöhung b) unzureichende Wirksamkeit bei Temperaturen > 39,5 °C
entscheidend sind? c) Gefahr des Übersehens anderer Symptome
a) Histamine d) zu lange Zeit bis zum Wirkungseintritt bei schweren Verläufen
b) Serotonine e) gute Wirksamkeit nur bei Kombination von Wirkstoffklassen
c) Melatonine
d) Prostaglandine
e) Kallikreine Frage Nr. 8
Ein Neugeborenes fällt der Schwester auf der Wöchnerinnenstation mit
Trinkschwäche auf. Die Mutter hatte einen vorzeitigen Blasensprung und
Frage Nr. 3 Fieber kurz vor der Geburt und will jetzt nach Hause zurück zur Familie.
Ein 3-jähriger Junge mit Fieber seit 2 Tagen Was ist zu tun?
erscheint in der Untersuchung auffällig und zeigt a) stationäre Aufnahme in der Kinderklinik und Abwarten der Untersuchungsergebnisse
einen der unten aufgeführten Untersuchungsbefunde. b) stationäre Aufnahme in der Kinderklinik und i.v. Antibiotika
Welcher Befund hat ein erhöhtes Risiko für eine c) stationäre Aufnahme in der Kinderklinik und p.o. Antibiotika
schwere bakterielle Infektion? d) kurzfristige ambulante Reevaluation und i.v. Antibiotika
a) Exanthem am Stamm e) kurzfristige ambulante Reevaluation und p.o. Antibiotika
b) Konjunktivitis
c) Aphthe im Mund
d) Zyanose Frage Nr. 9
e) Dellwarzen Ein 3-jähriges Kind hat seit 2 Tagen 40 °C Fieber ohne Fokus, erscheint
auffällig lethargisch. Der behandelnde Arzt entschließt sich nach
der stationären Aufnahme dazu, erstmalig Blut abzunehmen. Welche der
Frage Nr. 4 folgenden Untersuchungen ist anzufordern?
Wie wird korrekterweise bei einem 5-jährigen akut a) Multiplex-PCR
krebskranken Kind Fieber gemessen? b) Procalcitonin
a) rektal, digitales Thermometer c) IL6
b) oral, digitales Thermometer d) IL1
c) Ohr, Infrarot-Thermometer e) CRP
d) oral, Infrarot-Thermometer
e) axillär, digitales Thermometer
Frage Nr. 10
Ein sonst völlig gesundes, 3 Monate altes Kind hat seit 2 Tagen 40 °C Fieber
Frage Nr. 5 ohne Fokus, erscheint auffällig lethargisch und ist aufgrund signifikanten
Was ist eine der häufigsten Ursachen für Fieber Flüssigkeitsverlustes dehydriert. Der behandelnde Arzt entschließt sich,
unklarer Genese bei Kindern? Medikamente einzusetzen. Welches Vorgehen ist richtig?
a) Harnwegsinfekte a) Dosierung von Antipyretika nach Alter und nicht nach Gewicht
b) septische Granulomatose b) Gabe von nebenwirkungsarmen Steroiden
c) tuberkulöser Hirnabszess c) Gabe von Interleukin 1 als blockierende Substanz
d) Katzenkratzkrankheit d) Beginn der Medikation eines Kombinationsregimes von Paracetamol und
e) virale Myositis Ibuprofen, weil es dem einfachen Einsatz dieser Mittel überlegen ist.
e) Gabe von Paracetamol oder Ibuprofen als effektives Mittel der Wahl

774 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 45 | 8. November 2013


Das fiebernde Kind: Diagnostisches
Vorgehen und Behandlung 3
Punkte
Tim Niehues
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