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Tibetische Schrift

Die tibetische Schrift gehört zu den indischen Schriften.


Wie diese ist sie eine Zwischenform aus Alphabet- und Tibetische Schrift
Silbenschrift, eine sogenannte Abugida. Durch ihre Schrifttyp Abugida
Silbenstruktur unterscheidet sie sich aber grundlegend
Sprachen Tibetisch
von den anderen indischen Schriften. Die tibetische Dzongkha
Schrift wird hauptsächlich zur Schreibung der tibetischen Ladakhisch
Sprache in Tibet, des Dzongkha in Bhutan sowie des
Erfinder Thonmi Sambhota
Bhoti im indischen Unionsterritorium Ladakh verwendet.
Sie ist die Schrift, in der die heiligen Texte der tibetischen Verwendungszeit seit 650
Buddhisten abgefasst sind. Verwendet in China (Tibet), Bhutan, Indien
(Ladakh)
Offiziell in Bhutan
Inhaltsverzeichnis Abstammung Protosinaitische Schrift
 → Phönizische Schrift
Geschichte   → Aramäische Schrift
   → Brahmi-Schrift
Schriftschnitte     → Gupta-Schrift
     → Siddham
Verwendung       → Tibetische Schrift
Funktionsprinzip Abgeleitete Lepcha-Schrift
Vokale Phagpa-Schrift

Konsonanten Besonderheiten Gehört zur indischen


Schriftenfamilie.
Ligaturen
Unicodeblock U+0F00–U+0FFF
Erweiterungen für das Sanskrit
ISO 15924 Tibt
Vokale
Konsonanten
Sonstige Zeichen
Satzzeichen
Ziffern
Umschrift
Tibetisch in Unicode
Schriftbeispiel
Buchstaben mit Strichfolge und Aussprache
Siehe auch
Literatur
Einzelnachweise
Weblinks

Geschichte
Wie viele andere indische Schriften hat die tibetische Schrift ihren
Ursprung in der Brahmi-Schrift, die erstmals im 3. Jahrhundert v.
Chr. belegt ist. Aus dieser Schrift entwickelten sich im Laufe der
Zeit zahlreiche regionale Varianten, die sich teilweise stark
unterscheiden.

Die Erfindung der tibetischen Schrift wird traditionell Thonmi


Sambhota zugeschrieben. Dieser soll im Jahr 632 n. Chr.[1] auf
Befehl des Königs von Tibet Songtsen Gampo nach Nordindien
mongolische, tibetische, chinesische
(wahrscheinlich nach Kaschmir[2]) geschickt worden sein, um die
und mandschurische Schrift im
dortige Schrift zu erlernen und an die tibetische Sprache
Lamatempel von Peking
anzupassen. Die dadurch entstandene tibetische Schrift basiert nach
heutigen Erkenntnissen auf der Gupta-Schrift.[2]

Obwohl diese Erzählung noch weit verbreitet ist, wird zunehmend bezweifelt, dass Thonmi Sambhota
wirklich die tibetische Schrift erfunden hat. In tibetischen Annalen, die in Dunhuang entdeckt wurden, steht
geschrieben, dass im Jahr 655 die buddhistischen Texte übersetzt seien, was angesichts der Zeitspanne
jedoch kaum so kurz nach der Erfindung der Schrift erfolgt sein kann.[3] Außerdem wurde im indischen
Gopalpur eine Inschrift in einer der tibetischen fast gleichen Schrift gefunden, die auf das Jahr 500 n. Chr.,
also weit vor der angeblichen Erfindung der tibetischen Schrift, datiert wurde.[4]

Auf der Grundlage der tibetischen Schrift entstand im 17. Jahrhundert die Lepcha-Schrift.[5] Die
Buchstabenformen der Phagspa-Schrift sind ebenfalls aus der tibetischen Schrift abgeleitet. Seit 1992 gibt
es mit der tibetischen Brailleschrift eine Übertragung der tibetischen Schrift auf Brailleschrift.[6]

Schriftschnitte
Der ältere Duktus dieser Schrift དབུ་ཅན dbu can („mit Kopf“) aus dem 7. Jahrhundert ist bis heute die
gebräuchliche Druckschrift. Er ist in den Formen der Gupta-Inschriften äußerst ähnlich. Die als
Schreibschrift gebräuchliche དབུ་མེ ད dbu med („ohne Kopf“) kam erst um das 12. Jahrhundert auf. Es
gibt zahlreiche unter dem Begriff dbu med zu fassende Schreibschriften; zu den bekanntesten Vertretern
zählen die འབྲུ་ཚ 'bru tsha und die འཁྱུག་ཡི ག 'khyug yig.[7] Der Unterschied zwischen den beiden
Schriftarten liegt darin, dass die dbu can eine Oberlinie (einen Kopf) hat, die bei der etwas kursiveren dbu
med fehlt.

Verwendung
Die tibetische Schrift wird überwiegend für zwei nah verwandte Sprachen verwendet: die tibetische
Sprache, offizielle Sprache im Autonomen Gebiet Tibet der Volksrepublik China, sowie das Dzongkha, die
Amtssprache von Bhutan. Für den Großteil der Dialekte des Tibetischen wie die Ladakhische Sprache oder
auch das Sherpa wird ebenfalls die tibetische Schrift gebraucht. Für das Balti, welches heute mit der
arabischen Schrift geschrieben wird, wird ein Wechsel zur tibetischen Schrift ebenfalls in Erwägung
gezogen, hierzu müssten aber zusätzliche Buchstaben geschaffen werden, da nicht alle Laute des Balti
durch die vorhandenen tibetischen Schriftzeichen dargestellt werden können.

Funktionsprinzip
Wie bei den anderen indischen Schriften handelt es sich bei der
tibetischen Schrift um eine Zwischenform aus Alphabet und
Silbenschrift, eine sogenannte Abugida. Bei einer Abugida hat
jeder Konsonant, der kein Vokalzeichen besitzt, den inhärenten
Vokal a. Dieser inhärente Vokal lässt sich durch das Hinzufügen
von Vokalzeichen ändern, die über oder auch unter dem
Konsonantenzeichen positioniert werden. Der Konsonant ཀ ist
damit ein ka, ཀི hingegen ein ki. Die tibetische Schrift wird von
links nach rechts geschrieben und unterscheidet nicht zwischen
Groß- und Kleinbuchstaben.

Als großer Unterschied zu den anderen indischen Schriften werden


die Silben in der tibetischen Schrift durch ein Zeichen namens ཚེ ག
tsheg abgetrennt, das in etwa wie ein kleines Dreieck aussieht und
sich auf Höhe der Oberlinie befindet. In einer Silbe können nach
den Regeln der tibetischen Orthographie Anlaut, Grundbuchstabe
gegebenenfalls mit Vokalzeichen und ein Auslaut vorkommen. So
besteht z. B. das Wort བདུད bdud („Dämon“) aus dem Anlaut b,
Titelseite eines tibetisch-englischen
Wörterbuchs
dem Grundbuchstaben du und dem Auslaut d. Die An- und
Auslaute werden in modernem Tibetisch in der Regel nicht mehr
gesprochen, jedoch weiterhin geschrieben.

Ein weiterer Unterschied zu anderen indischen Schriften ist, dass die Ligaturen für Konsonantencluster
ausschließlich vertikal von oben nach unten geschrieben werden, und nie horizontal von links nach rechts
wie beispielsweise bei den meisten Ligaturen in Devanagari.

Vokale
Verglichen mit den anderen indischen Schriften verfügt die tibetische Schrift nur über wenige Vokale, was
darauf zurückzuführen ist, dass im klassischen Tibetisch die Vokallänge nicht bedeutungsunterscheidend
war.[8]

Die tibetische Schrift besitzt im Gegensatz zu den anderen indischen Schriften keine selbständigen
Vokalzeichen. Um einzelne Vokale ohne zugehörigen Konsonanten darzustellen, wird daher das Zeichen
ཨ benutzt. Dieser dient als eine Art Vokalträger, da es selber keinen Lautwert besitzt, aber jeden der vier
Vokalzeichen oder auch den inhärenten Vokal a tragen kann.

Die tibetische Schrift kennt ebenso keine Zeichen für Diphthonge, diese lassen sich allerdings behelfsmäßig
mit dem Konsonanten འ ' bilden, zum Beispiel um fremde Eigennamen in der tibetischen Schrift
darzustellen.[9]
Zeichen Transliteration Lautwert

ཨ a ​[⁠a⁠]​

ཨི i ​[⁠i⁠]​

ཨུ u ​[⁠u⁠]​

ཨེ e ​[⁠e⁠]​

ཨོ o ​[⁠o⁠]​

Konsonanten
Die tibetische Schrift besitzt 30 Konsonantenzeichen
(einschließlich des Vokalträgers, welcher selber keinen Laut
darstellt).[10] Die Transliteration wird in dieser Tabelle ohne den
inhärenten Vokal a dargestellt, der normalerweise immer vorhanden
ist, wenn der Konsonant kein Vokalzeichen besitzt.

Die Buchstaben ཙ ts, ཚ tsh und ཛ dz entstanden durch die


Hinzufügung eines kleinen Hakens namens ཙ་འཕྲུ tsa 'phru an die
jeweiligen Buchstaben ཅ c, ཆ ch und ཇ j, da sie keine
Entsprechungen in anderen indischen Schriften finden. Das tsa
'phru wird manchmal auch – ähnlich wie das indische Nukta –
benutzt, um weitere Schriftzeichen zur Darstellung von
Fremdwörtern zu erstellen, etwa ཕ༹ f aus ཕ ph oder བ༹ v aus བ b.
Diese Laute werden heute meist durch Konsonantencluster
dargestellt, so schreibt man zum Beispiel für das f ཧྥ h+ph.[11] Das
Zeichen ཝ w entstand erst später, um Fremdwörter aus dem
Sanskrit schreiben zu können, die mit diesem Buchstaben
beginnen.[12]
Konsonantentabelle der tibetischen
Der Konsonant འ ', in der tibetischen Sprache ཨ་ཆུང a chung Schrift

genannt („kleines a“, im Gegensatz zum ཨ, welcher ཨ་ཆེ ན a


chen „großes a“ genannt wird[13]), hat keinen Lautwert. Er steht üblicherweise als Vokalträger im In- und
Auslaut, kann aber auch wie das ཨ als Grundbuchstabe vorkommen.[12]
Zeichen Transliteration Lautwert

ཀ k ​[⁠k⁠]​

ཁ kh [kʰ]

ག g ​[⁠ɡ⁠]​

ང ng ​[⁠ŋ⁠]​

ཅ c [tɕ]

ཆ ch [tɕʰ]

ཇ j [dʑ]

ཉ ny ​[⁠ɲ⁠]​

ཏ t ​[⁠t⁠]​

ཐ th [tʰ]

ད d ​[⁠d⁠]​

ན n ​[⁠n⁠]​

པ p ​[⁠p⁠]​

ཕ ph [pʰ]

བ b ​[⁠b⁠]​

m ​[⁠m⁠]​

ཙ ts ​[⁠ts⁠]​

ཚ tsh [tsʰ]

ཛ dz ​[⁠dz⁠]​

ཝ w ​[⁠w⁠]​

ཞ zh ​[⁠ʑ⁠]​

ཟ z ​[⁠z⁠]​

འ ' —

ཡ y ​[⁠j⁠]​

ར r ​[⁠r⁠]​

ལ l ​[⁠l⁠]​

ཤ sh ​[⁠ɕ⁠]​

ས s ​[⁠s⁠]​

ཧ h ​[⁠h⁠]​

Ligaturen
Im Gegensatz zu den meisten anderen indischen Schriften verschmelzen Konsonantencluster in der
tibetischen Schrift nicht in horizontalen Ligaturen, sondern werden vertikal von oben nach unten
geschrieben. Dabei entfällt gegebenenfalls die Unterlänge, die Konsonanten selber verändern jedoch ihre
Form nicht. Das Vokalzeichen u wird dabei stets unter allen Konsonanten geschrieben. So entsteht zum
Beispiel aus den Konsonanten ས s und ད d und dem Vokalzeichenུ u der Konsonantencluster སྡུ sdu. In
modernem Tibetisch können bis zu drei Konsonanten untereinander geschrieben werden, in klassischen
Texten sind teils auch weit größere Ketten anzutreffen.[14]

Allerdings gibt es hier einige Ausnahmen, die beachtet werden müssen:

Ein ར r am Anfang eines Konsonantenclusters verschmilzt in den allermeisten Fällen mit

dem darunterliegenden Konsonanten zu einer Ligatur. Dabei verbindet sich in der Regel der
untere Strich des r mit dem oberen Strich des darauffolgenden Konsonanten. Ausnahmen

bilden dabei die Cluster རྙ rnya und རླ rla, die keine Ligaturen bilden, sowie rwa, wo das w

eine Sonderform annimmt (siehe unten).

Stehen die Buchstaben ར r, ཡ y oder ཝ w am Ende eines Konsonantenclusters, bilden sie

Sonderformen. Ein r am Ende eines Konsonantenclusters wird zu einem Haken nach links.
Das y wird zu einem Haken, der erst nach links geht, dann aber bogenförmig nach rechts
schweift. w am Ende eines Konsonantenclusters bildet ein kleines hohles Dreieck, das sich
an die Unterlänge anhängt; in dieser Position wird es auch Wazur genannt[15] und wird
hauptsächlich zur Unterscheidung von Homophonen verwendet, da das Zeichen im
modernen Tibetisch verstummt ist.[16]

Die folgende Tabelle zeigt alle genannten Sonderfälle am Beispiel des Konsonanten ཀ ka.

Zeichen Transliteration Lautwert

རྐ rka

ཀྲ kra

ཀྱ kya

ཀྭ kwa

Erweiterungen für das Sanskrit


Häufig werden auch Wörter aus dem Sanskrit ins Tibetische
übernommen. Um die Laute des Sanskrit auch in der tibetischen
Schrift wiedergeben zu können, wurden verschiedene
Erweiterungen eingeführt. Diese werden in aller Regel nicht zum
tibetischen Alphabet gezählt.[17]

Vokale

Das Sanskrit unterscheidet im Gegensatz zum Tibetischen Manistein mit Mantras in tibetischer
zwischen kurzen und langen Vokalen. Um die Vokallänge in der
Schrift darzustellen, wird ein verkleinertes འ ' unten rechts an den
Schrift

Konsonanten angehängt. Dieses signalisiert einen langen Vokal


und kann mit den normalen Vokalzeichen kombiniert werden.

Zeichen Transliteration Lautwert

ཨཱ A

ཨཱི I

ཨཱུ U

ཨཱེ E

ཨཱོ O

Weiterhin kennt das Sanskrit die Vokale ṛ und ḷ. Um diese Vokale darzustellen, wird eine gespiegelte Form
des Vokalzeichens i benutzt. Dieses Zeichen wird stets zusammen mit dem jeweiligen Konsonantenzeichen
r oder l verwendet, welches wie bei einem Konsonantencluster unter dem Konsonanten geschrieben wird.
Dies kann zusätzlich mit dem Zeichen für Vokallänge kombiniert werden, um langes vokalisches ṝ/ḹ
darzustellen. Da bereits ein Konsonant vorhanden ist, wird im Falle, dass vokalisches ṛ/ḷ am Wortanfang
auftritt, nicht der Vokalträger ཨ, sondern das jeweilige Konsonantenzeichen r/l benutzt.
Zeichen Transliteration Lautwert

རྀ r-i

རཱྀ r-I

ལྀ l-i

ལཱྀ l-I

Die Diphthonge ai und au aus dem Sanskrit werden durch Verdoppelung der entsprechenden Vokalzeichen
e und o dargestellt.

Zeichen Transliteration Lautwert

ཨཽ au

ཨཻ ai

Konsonanten

Das Sanskrit kennt mehr aspirierte Konsonanten als das Tibetische. Die fehlenden aspirierten Konsonanten
werden dargestellt, indem der Buchstabeཧ h unter dem nicht aspirierten Konsonanten geschrieben wird.
So wird zum Beispiel der Konsonant gh aus dem Sanskrit in der tibetischen Schrift als གྷ g+ha dargestellt.

Die Zerebrale, die dem Tibetischen fehlen, werden dargestellt, indem die entsprechenden dentalen
Konsonanten gespiegelt werden.
Zeichen Transliteration Lautwert

ཊ T

ཋ Th

ཌ D

ཎ N

ཥ Sh

Sonstige Zeichen

Es wurden auch einige Sonderzeichen übernommen, um Wörter des Sanskrit korrekt darzustellen, die diese
Zeichen benutzen. Dazu zählen das Visarga, Anusvara, Chandrabindu, das Virama und das Avagraha.

Zeichen Name Transliteration Lautwert

ཿ Visarga H aḥ /ḥ/

ཾ Anusvara M aṃ /ṃ/

ྃ Chandrabindu ~M aṃ /ṃ/

྄ Virama (srog med) ? unterdrückt den inhär. Vokal

྅ Avagraha (paluta) & verlängert den Vokal

Satzzeichen
Die tibetische Schrift benutzt eigene Satzzeichen. Abgesehen vom bereits erwähnten tsheg gibt es noch das
ཤད shad, einen vertikalen Querstrich, der in mehreren Varianten vorkommt. Ein einzelnes shad schließt
einen Absatz ab, zwei aufeinanderfolgende shad einen ganzen Textabschnitt.[18]

ཡི གོ
Daneben gibt es noch das ༄, genannt ཡི ག་མགོ yig mgo („Kopfzeichen“). Dieses diente früher dazu,
die Titelseite eines Buches zu markieren, da auf den traditionellen Manuskripten meist nicht ersichtlich ist,
welches die Titelseite ist, es wird aber auch in modernen Texten verwendet.[18]
Zeichen Name Verwendung

༄ ཡི ག་མགོ ་

Textanfang
yig-mgo

༈ སྦྲུལ་ཤད།

Trennt Themen und Unterthemen


sbrul-shad

་ ཚེ ག
Trennzeichen (Morphemtrenner)
tseg

། ཆི ག་ཤད།

Pause (beendet einen Absatz)


chig-shad

༎ ཉི ས་ཤད།
Pause (beendet einen ganzen Textabschnitt)
nyis-shad

༒ བསྡུས་རྟགས།
Ende eines Paragraphen in buddh. Texten
rgya gram shad

༴ བསྡུས་རྟགས།
Wiederholung
bsdus-rtags

༺ གུག་རྟགས་གཡོ ན།
Linke Klammer
gug rtags g.yon

༻ གུག་རྟགས་གཡས།

Rechte Klammer
gug rtags g.yas

༼ ཨང་ཁང་གཡོ ན་པ།

Linke große Klammer


ang-khang g.yon

༽ ཨང་ཁང་གཡས་པ།
Rechte große Klammer
ang-khang g.yas

༉ བསྐུར་ཡི ག་མགོ །
Listenaufzähler (nur in Dzongkha)
bskur yig mgo
Ziffern
Die tibetische Schrift besitzt eigene Ziffern, die denselben Ursprung haben wie die Ziffern des Devanagari.

Zahl 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Ziffer ༠ ༡ ༢ ༣ ༤ ༥ ༦ ༧ ༨ ༩

Es gibt auch sogenannte „halbe Ziffern“. Diese sehen genauso aus


wie die normalen Ziffern, haben aber einen diagonalen Querstrich.
Sie werden benutzt, um Brüche darzustellen, sind jedoch sehr
selten.[19][20]

Zahl −0,5 0,5 1,5 2,5 3,5 4,5 5,5 6,5 7,5 8,5

Ziffer ༳ ༪ ༫ ༬ ༭ ༮ ༯ ༰ ༱ ༲

Umschrift
Tibetische 7½-Skar-Briefmarke,
Zur Umschrift der tibetischen Schrift gibt es mehrere Systeme. Die angegeben mit dem Zeichen ༱
Schwierigkeit besteht darin, zu entscheiden, ob das Schriftbild in
der Umschrift dargestellt werden soll oder die Aussprache, da sich
beide im Tibetischen erheblich voneinander unterscheiden.

Im Westen etabliert hat sich die Umschrift nach Wylie. Diese ist eine sogenannte Transliteration, d. h., die
Umschrift stellt das Schriftbild genau dar, lässt aber nicht auf die Aussprache der Wörter zurückschließen.
Ganz im Gegensatz dazu steht die Offizielle Transkription der Volksrepublik China für das Tibetische,
welche eine Transkription ist und damit die Aussprache darstellt, aber keinen Rückschluss auf die
Schreibweise zulässt. Einen Mittelweg zwischen beiden Systemen stellt die THDL-Transkription dar.

Tibetisch in Unicode
Unicode kodiert die tibetische Schrift im Unicodeblock Tibetisch im Codebereich U+0F00–U+0FFF.
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 A B C D E F

F00 ༀ ༁ ༂ ༃ ༄ ༅ ༆ ༇ ༈ ༉ ༊ ་ ༌ ། ༎ ༏

F10 ༐ ༑ ༒ ༓ ༔ ༕ ༖ ༗ ༘ ༙ ༚ ༛ ༜ ༝ ༞ ༟

F20 ༠ ༡ ༢ ༣ ༤ ༥ ༦ ༧ ༨ ༩ ༪ ༫ ༬ ༭ ༮ ༯

F30 ༰ ༱ ༲ ༳ ༴ ༵ ༶ ༷ ༸ ༹ ༺ ༻ ༼ ༽ ༾ ༿

F40 ཀ ཁ ག གྷ ང ཅ ཆ ཇ [A 1] ཉ ཊ ཋ ཌ ཌྷ ཎ ཏ

F50 ཐ ད དྷ ན པ ཕ བ བྷ མ ཙ ཚ ཛ ཛྷ ཝ ཞ ཟ

F60 འ ཡ ར ལ ཤ ཥ ས ཧ ཨ ཀྵ ཪ ཫ ཬ [A 1]

F70 [A 1] ཱ ི ཱི ུ ཱུ ྲྀ ཷ ླྀ ཹ ེ ཻ ོ ཽ ཾ ཿ

F80 ྀ ཱྀ ྂ ྃ ྄ ྅ ྆ ྇ ྈ ྉ ྊ ྋ ྌ ྍ ྎ ྏ

F90 ྐ ྑ ྒ ྔ ྕ ྖ ྗ [A 1] ྙ ྚ ྛ ྜ ྜྷ ྞ ྟ
ྒྷ

ྠ ྡ ྣ ྤ ྥ ྦ ྨ ྩ ྪ ྫ ྭ ྮ ྯ
FA0
ྡྷ ྦྷ ྫྷ

FB0 ྰ ྱ ྲ ླ ྴ ྵ ྶ ྷ ྸ ྺ ྻ ྼ [A 1] ྾ ྿
ྐྵ

FC0 ࿀ ࿁ ࿂ ࿃ ࿄ ࿅ ࿆ ࿇ ࿈ ࿉ ࿊ ࿋ ࿌ [A 1] ࿎ ࿏

FD0 ࿐ ࿑ ࿒ ࿓ ࿔ ࿕ ࿖ ࿗ ࿘ ࿙ ࿚ [A 1]

FE0 [A 1]

FF0 [A 1]

1. Codepunkt ist nicht zugewiesen

Schriftbeispiel
Der folgende Text ist die tibetische Übersetzung des ersten Artikels der Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte.[21]
འགྲོ ་བ་མི འི ་རི གས་རྒྱུད་ཡོ ངས་ལ་

སྐྱེ ས་ཙམ་ཉི ད་ནས་ཆེ ་མཐོ ངས་དང༌།

ཐོ བ་ཐང་གི ་རང་དབང་འདྲ་མཉམ་དུ་ཡོ ད་ལ།

ཁོ ང་ཚོ ར་རང་བྱུང་གི ་བློ ་རྩལ་དང་བསམ་ཚུལ་


Tibetische Schrift
བཟང་པོ ་འདོ ན་པའི ་འོ ས་བབས་ཀྱང་ཡོ ད།

དེ ་བཞི ན་ཕན་ཚུན་གཅི ག་གི ས་གཅི ག་ལ་

བུ་སྤུན་གྱི ་འདུ་ཤེ ས་འཛི ན་པའི ་

བྱ་སྤྱོ ད་ཀྱང་ལག་ལེ ན་བསྟར་དགོ ས་པ་ཡི ན༎

'gro ba mi'i rigs rgyud yongs la

skyes tsam nyid nas che mthongs dang/


thob thang gi rang dbang 'dra mnyam du yod la/

khong tshor rang byung gi blo rtsal dang bsam tshul


Umschrift (Wylie)
bzang po 'don pa'i 'os babs kyang yod/

de bzhin phan tshun gcig gis gcig la


bu spun gyi 'du shes 'dzin pa'i
bya spyod kyang lag len bstar dgos pa yin//
Zhopamii riggyü yongla
gyê zamnyinai qê tong tang/
Tobtang ki rangwang zhanyam tu yoi la/
Kong cor rangqungki lozai tang samcü
Offizielle chinesische Umschrift
sangbo doin bai oipab gyang yoi/
Têxin paincün jigkijigla

pubünkyiduxê zinbai
qajoi gyang laglêndar goibayin//
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.
Übersetzung Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im
Geist der Brüderlichkeit begegnen.

Buchstaben mit Strichfolge und Aussprache


In der folgenden Tabelle werden die Grundbuchstaben in ihrer üblichen Lernreihenfolge aufgeführt.
Die
Silbe in lateinischer Schrift unter jedem tibetischen Buchstaben folgt der Wylie-Schreibung.
Die Über- und
Unterstriche gehören nicht zur Wylie-Transliteration, sondern kennzeichnen die Töne, ā bedeutet a mit
hohem Ton, a bedeutet a mit tiefem Ton.[22]
Links neben jedem Buchstaben ist ein kleiner Film der die
Strichfolge und die Aussprache zeigt.[23]
ཀ ཁ ག ང
kā khā ga nga

ཅ ཆ ཇ ཉ
cā chā ja nya

ཏ ཐ ད ན
tā thā da na

པ ཕ བ མ
pā phā ba ma
ཙ ཚ ཛ ཝ
tsā tshā dza wa

ཞ ཟ འ ཡ
zha za 'a ya

ར ལ ཤ ས
ra la shā sā

ཧ ཨ
hā ā

Siehe auch
Tibetische Literatur

Literatur
Wolfgang-Ekkehard Scharlipp, Dieter Back: Einführung in die tibetische Schrift. 3. Auflage.
Helmut Buske Verlag, Hamburg 2006, ISBN 3-87548-114-3 (eingeschränkte Vorschau (http
s://books.google.de/books?id=RYL4SF9ThhgC) in der Google-Buchsuche).
Joan Aliprand: The Unicode Standard, version 4.0. Hrsg.: The Unicode Consortium.
Addison-Wesley, Boston 2003, ISBN 0-321-18578-1, Chapter 9: South Asian Scripts
(unicode.org (http://www.unicode.org/versions/Unicode4.0.0/ch09.pdf) [PDF; 1,4 MB]).

Einzelnachweise
1. Scharlipp & Back, S. 11
2. David L. Snellgrove: The Cultural Effects of Territorial Expansion. In: Alex McKay (Hrsg.):
The History of Tibet. The Early Period: to c. AD 850. The Yarlung Dynasty. Routledge,
London 2003, ISBN 0-415-30842-9, S. 442.
3. Scharlipp & Back, S. 12
4. Stephan V. Beyer: The Classical Tibetan Language. State University of New York Press,
Albany 1992, ISBN 0-7914-1100-1, S. 41.
5. Proposal for encoding the Lepcha script in the BMP of the UCS (http://std.dkuug.dk/jtc1/sc2/
wg2/docs/n2947.pdf) (PDF; 1,2 MB)
6. Braille Without Borders – Projektbeschreibung. (http://www.braillewithoutborders.org/GERM
AN/index.html) Abgerufen am 16. Februar 2011.
7. Tibetan Calligraphy (http://calligraphy.youngtibet.com/calligraphy.html) (Seite nicht mehr
abrufbar, Suche in Webarchiven (http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/http://calligraphy.yo
ungtibet.com/calligraphy.html))   Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den
Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
8. Scharlipp & Back, S. 23
9. BabelStone – Tibetan Shorthand Contractions (http://babelstone.blogspot.com/2006/09/tibet
an-shorthand-contractions.html)
10. Scharlipp & Back, S. 15ff
11. BabelStone – Tibetan Extensions 2 : Balti (http://babelstone.blogspot.com/2006/08/tibetan-e
xtensions-2-balti.html)
12. Scharlipp & Back, S. 18
13. Beyer, S. 43
14. BabelStone – Stacking Diacritics and Complex Tibetan Stacks (http://babelstone.blogspot.c
om/2006/02/stacking-diacritics-and-complex.html)
15. The Unicode Standard, S. 254 f.
16. Beyer, S. 81
17. Philip Denwood: Tibetan. John Benjamins Publishing Company, Amsterdam 1999, ISBN
90-272-3803-0, S. 55.
18. The Unicode Standard, S. 256
19. The Unicode Standard, S. 257
20. BabelStone – Numbers that Don’t Add Up: Tibetan Half Digits (http://babelstone.blogspot.co
m/2007/04/numbers-that-dont-add-up-tibetan-half.html)
21. Universal Declaration of Human Rights – Tibetan, Central (http://www.unicode.org/udhr/d/ud
hr_bod.html)
22. Nicolas Tournadre, Sangda Dorje: Manual of Standard Tibetan, Snow Lion Publications,
2003, ISBN 1-55939-189-8, S. 41, 42, 44
23. Tibetan (https://www.omniglot.com/writing/tibetan.htm) bei omniglot.com. Abgerufen am 20.
Dezember 2018.
Weblinks
Commons: Tibetische Schrift (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Tibetan_writing?u
selang=de) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Tibetische Schrift (http://www.ancientscripts.com/tibetan.html) (englisch)
Dungkar’s Great Encyclopaedia: The Tibetan Script (http://readingtibetan.wordpress.com/re
sources/dungkar/) (englisch)
Tibetische Fonts und Utilities (http://www.nitartha.org/downloads.html) von Nitartha
International – The Home for Digital Tibetan (englisch)
Tibetische Fonts Download (http://www.thlib.org/tools/#wiki=/access/wiki/site/26a34146-33a
6-48ce-001e-f16ce7908a6a/tibetan%20machine%20uni.html) (englisch) von „The Tibetan &
Himalayan Digital Library“
Textverarbeitung und Lernprogramm mit Tibetischen Fonts incl. Sanskrit-zeichen (http://ww
w.clearlook.com/) (englisch, deutsch)
tibet-encyclopaedia.de (http://www.tibet-encyclopaedia.de/schriften-bod-yig.html)

Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Tibetische_Schrift&oldid=202062948“

Diese Seite wurde zuletzt am 20. Juli 2020 um 19:59 Uhr bearbeitet.

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