Sie sind auf Seite 1von 40

Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum

von Rastko V a s i c, Belgrad

mit Tafel 5

Während der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends gehörten Doppelna-


deln zu den wichtigsten Schmuckgegenständen auf der Balkanhalbinsel, sie wurden
besonders in Bosnien, in der Herzegowina, in Süddalmatien und Makedonien in
größeren Mengen gefunden1. Zwar stammen auch aus Italien, Frankreich, Skythien
und Kleinasien Doppelnadeln2, doch treten sie dort viel seltener auf als in Bosnien
oder Makedonien, so daß sie als balkanischer Typ bezeichnet werden können. Sie
werden meistens in Gräbern, gewöhnlich in Männerbestattungen und nur seltener
bei Frauen gefunden. Einige Nadeln stammen auch aus Siedlungen und Heiligtü-
mern und eine Reihe sind außerdem Einzelfunde von archäologisch nicht weiter
erforschten Plätzen. Ihrem Aussehen nach erinnert die Doppelnadel mit ihren
beiden Schenkeln und dem Kopf an eine moderne Haarklammer, aber aufgrund
archäologischer Quellen und klassischer Abbildungen ist bekannt, daß die Nadel in
der Regel zum Zusammenhalt der Kleidung benutzt wurde und somit eine Fibel-
funktion hatte3.

1
Es ist mir eine große Freude, vielen Kollegen, die mir Nachrichten über Doppelnadeln verschiedener
Museen gaben, und besonders den Kollegen, die mir das Publizieren noch nicht oder nur teils
veröffentlichter Nadeln ermöglichten, an dieser Stelle meinen Dank abzustatten. Dazu gehören
F. Aupert, Athen; D.M.Bailey, London; V.Bitrakova, Skopje; M. Bruskari, Athen; P. G. Calligas,
Athen; B.Covic, Sarajevo; K.Despini, Thessaloniki; N.Djuric, Pristina; R.Drechsler, Zagreb; H.
Eiwanger-Donder, Volos; B. Govedarica, Sarajevo; B. Hansel, Berlin; A.Hochstetter, Berlin; K. Ki-
lian, Athen; H.Koukouli-Chrysanthaki, Kavala; I.Kriseleit, Berlin; P. Kuzmanoski, Ohrid; C.H.
Lagrand, Marseille; I.Marovic, Split; M. Parovic-Pesikan, Belgrad; R.Pasic, Skopje; S.Perisic, Bel-
grad; Z. Petacki, Titov Veles; J. Petrovic, Novi Sad; Lj. Popovic, Belgrad; F. Prendi, Tirana; O. Radu,
Timi§oara; K. Rhomiopoulou, Thessaloniki; V.Rychner, Neuchatel; M.Siganida, Pella; D.Srejovic,
Belgrad; A.Sonje, Porec; M. Stojic, Svetozavevo; N.Tasic, Belgrad; B.Terzan, Ljubljana; I.Vokoto-
poulou, Thessaloniki; M. Zotovic, Titovo Uzice. Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. B. Hansel für
die Möglichkeit, diesen Beitrag in der Prähistorischen Zeitschrift publizieren zu können, wie auch Frau
A. Hochstetter für die Übersetzung des Textes.
Die Hauptliteratur zu den Doppelnadeln: P.Jacobsthal, Greek Pins (1956) 135—141; F.Maier,
Germania 34, 1956, 63ff.; J.Alexander, Proc. Prehist. Soc. N.S.30, 1964, 170ff. — Vgl. auch
C. Marchesetti, Boll. Soc. Adriat. sc. nat. Trieste 15,1893, 267f.; M.Hoernes, Mitt. Anthr. Ges. Wien
24,1894,165.
2
Jacobsthal a.a.O. (Anm. 1) 138f.; V.G.Petrenko, Ukrasenija Skifiji VII—III v. do n.e., Arheologija
SSSR, SAI D4—5 (1978) 19; G. L. Carancini, Die Nadeln in Italien, Prähist. Bronzefunde XIII, 2
(1975) 376ff.; C. Lagrand u. J. P.Thalmann, Les habitats protohistoriques du Pegue (Drome), Centre
de Documentation de la Prehistoire Alpine 2, 1973, 23 f.
3
Über den Volutenkrater aus Spina mit der Darstellung einer Doppelnadel: Jacobsthal ebd. 109,
Abb. 334; über den möglichen Gebrauch der Doppelnadeln als Haarnadeln in Italien ebd. 135.
Die Position der balkanischen Nadeln in Gräbern weist sie als Gewandnadeln aus, jedoch ist es bei
der großen Anzahl und auch bei den verschiedenen Formaten der balkanischen Nadeln möglich, daß
einige Stücke auch als Haarnadeln benutzt worden sind.

Brought to you by | Simon Fraser University


0079-4848/0082/0572-0003$2.00 Authenticated
Copyright by Walter de Gruyter & Co. Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelhadeln im Balkanraum 221

Aufgrund der Kopfform können die Doppelnadeln in mehrere Typen gegliedert


werden, die sich chronologisch und geographisch differenzieren lassen. Trotzdem
wurden viele unterschiedliche Typen zusammen gefunden und der gleichen Zeitstel-
lung zugewiesen, so daß die Doppelnadeln gewöhnlich als Einheit behandelt worden
sind. Diese Ansicht vertrat P. Jacobsthal in seinem Buch über die griechischen
Nadeln, indem er die Doppelnadeln entweder auf illyrischen oder illyrischen und
griechischen Ursprung zurückführte und ihr unabhängiges Vorkommen sowohl im
Norden als auch im Süden der Balkanhalbinsel erklärte4. F. Maier differenzierte als
erster zwischen einzelnen Nadeltypen in seinem Aufsatz zu einigen bosnisch-
herzegowinischen Bronzen in Griechenland und unterschied einen Typ „Glasinac"
sowie einen Typ „Trebeniste". Er nahm an, daß die Nadeln bosnischen Ursprungs
seien und sich von dort aus gegen Ende des 6. Jahrhunderts nach Südosten verbreitet
hätten5. Diese Annahme einer bosnischen Herkunft wurde von den meisten jugosla-
wischen Archäologen aufgegriffen, zuerst von A.Benac und B.Covic in ihrer
monographischen Bearbeitung der Glasinac-Funde, in der sie vier Nadeltypen
unterschieden6, und dann von V. Lahtov, der für Makedonien fünf Typen herausar-
beitete7, sowie von weiteren Autoren. Es gibt aber auch eine entgegengesetzte
Meinung, besonders zu der Herkunft der M-förmigen Doppelnadel, des Typs
„Trebeniste": M. Parovic-Pesikan hält diesen Typ für griechisch, da er sich auch bis
nach Südrußland ausgebreitet hätte8. I. Mikulcic verweist ihn eher nach Kleinasien,
da er dort unter den Funden von Bogazköy und Alishar Hüyük vertreten ist9. Er
unterstreicht gleichzeitig, daß der M-förmige Typ jünger sei als derjenige mit zwei
Schleifen, und daß er jenen in Makedonien gegen Ende des 6. Jahrhunderts ersetzte10.
J. Alexander erwähnte unter jugoslawischen Doppelnadeln sechs Typen, begnügte
sich aber im übrigen, die zitierten Meinungen zu referieren11. In jüngerer Zeit habe
ich den einfachen oder Grundtyp der Doppelnadeln im Balkanraum behandelt und
ihn in verschiedene Varianten untergliedert12. Die von Jacobsthal, Maier, Lahtov,
Alexander und mir zitierten Fundorte sind inzwischen durch Neufunde und Publi-
kation bislang unveröffentlichten Materials wesentlich bereichert worden, so daß
sich das Verbreitungsbild völlig geändert hat: Es ist nun nicht länger möglich, wie
bislang, alle balkanischen Doppelnadeln zusammen zu behandeln, jeder Typ muß
gesondert gesehen werden. Im folgenden sollen deshalb die einzelnen Typen separat
besprochen werden, ehe dann nach Gemeinsamkeiten gesucht wird. Dies geschieht
in der Hoffnung, die Kenntnis über die territoriale und chronologische Zugehörig-
keit der Doppelnadeln auf der Balkanhalbinsel zu vergrößern. Die Nadeln werden
hier aufgrund der Kopf- und Schenkelformen in sechs Haupttypen gegliedert, die

4
Die letztgenannte Ansicht wird durch die Datierung des Fundes von Aegion begründet, der vier
Doppelnadeln enthielt und in die erste Hälfte des 7.Jahrhunderts gehören soll: Jacobsthal a.a.O.
(Anm. 1) 136 selbst spricht jedoch von der Unsicherheit der Fundes in seiner Geschlossenheit. — Über
die wahrscheinliche Datierung der Nadeln von Aegion in das S.Jahrhundert s. unten.
5
F. Maier, Germania 34, 1956, 68—70.
6
A. Benac u. B. Covic, Glasinac 2 (1957) 95, 105 ff., 111 f., 114.
7
V. Lahtov, Problem Trebeniske kulture (1965) 68 f.; ders., Situla 8, 1965, 60 ff.
8
M. Parovic-Pesikan, Starinar N. S. 11, 1960, 31 f.
9
L Mikulcic, Pelagonija u svetlosti arheoloskih nalaza (1966) 32.
10
C.Truhelka, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 8, 1902, 29, hat auch diesen Unterschied in der
Datierung der zwei Typen in der Herzegowina bemerkt.
11
J.Alexander, Proc. Prehist. Soc. N.S.30, 1964, 170ff., 181 f.
12
R. Vasic, Acta Praehist. et Arch. 5—6, 1974—75, 195f.; ders., Starinar N.S.27, 1976, 11 ff.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
222 Rastko Vaiic

0
l
2 3 4 5

10 12

Abb. 1. Doppelnadeln der Typen I und II. Typ I a: l Korfu (?). Typ I b: 2 Gotovusa, aus Hügelgrab 4/2.
Typ Ic: 3 Citluci, Glasinac, aus Hügel III; 4 Brankovici, Glasinac, aus Hügelgrab XII, 3; 5 Vrane, Arilje,
aus Hügelgrab; 6 Radanje, Krivi Dol, aus Grab; 7—8 Tri Celjusti, Ochrid, aus Gräbern; 9 Sidirokastro
(Demirhissar); 10 Aidonochori, aus Grab. Typ II a: 11 Recica, aus Grab; 12—13 Aidonochori, aus
Gräbern. Typ IIc: 14 Radoliste, aus Grab XVIII. 11 Eisen, 14 Silber, sonst Bronze. Maßstab 2:3.

ihrerseits in mehrere Varianten zu unterteilen sind13. Gleichzeitig muß jedoch betont


werden, daß Elemente der einzelnen Varianten und sogar der Typen manchmal zu
weiteren Formen kombiniert werden, was in einigen Fällen eine präzise Zuweisung
erschwert14.
13
Im Vergleich zu der Unterteilung der Doppelnadeln durch Alexander entspricht unser Typ I teilweise
seinem Typ I, Typ II teilweise seinen Typen I und VI, Typ III seinem Typ V, Typ IV seinem Typ II,
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum 223

Abb. 2. Verbreitung der Doppelnadeln vom Typ I.

Typ V teilweise seinem Typ II und der Typ VI seinem Typ IV. In der Einteilung Lahtovs entspricht
unser Typ I dem Typ I, der Typ II umfaßt die Typen IV und V, der Typ III entspricht dem Typ II und
der Typ IV dem Typ III. Unsere Typen IV und VI sind von Lahtov nicht erfaßt.
Eine Nadel von Aidonochori und einige Exemplare vom Glasinac (Hrastovaca Hügel II, l—3; Mehagin
Do XLII, Saranceve Vrtace VII, 2) sind Übergangsformen zwischen den Typen I a und I c: ihre Köpfe
stellen eine Zwischenform zwischen Kreis und Dreieck dar. Eine Nadel von Brezje Hügel VII, l mit
schulterförmigen Schenkeln steht zwischen den Typen I a und II a. Eine Anzahl der Nadeln des Typs
III a hat ebenfalls geschulterte Schenkel und erinnert an den Typ II.
Marchesetti a.a.O. (Anm. 1) 267 und Hoernes a.a.O. (Anm. 1) 165 erwähnen eine Doppelnadel
aus Dodona (C. Carapanos, Dodone et ses ruines [1878] Taf.51,11), die eigentlich ein Teil der"
sogenannten Lanzenfibel ist, dann auch eine von Pizzughi in Istrien, bei der es sich nach einer
freundlichen Mitteilung von A.Sonje vielleicht um eine Pinzette handelt. Jacobsthal a.a.O. (Anm. 1)
136 zitiert eine Nadel von Tegea (Bull. Corr. Hellenique 1921, 377 Abb. 111), die wahrscheinlich keine
Doppelnadel ist, dann eine aus Boeotia, die nach dem freundlichen Hinweis von I. Kriseleit auch eine
Pinzette sein kann. Maier, Germania 34, 1956, 73 erwähnt eine „M"-förmige Nadel in Lindos
(Chr. Blinkenberg, Lindos I, Les petits objets [1931] Taf. 12,310), die nicht zu den Doppelnadeln
gehört.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
224 Rastko Vasic

Typ I (Abb. 1—2)

Typ I ist der einfachste Typ der Doppelnadel, Er besitzt einen leicht betonten
Kopf und zwei Schenkel unterschiedlicher Länge, die gespreizt oder eng beieinander
angeordnet sein können. Er besteht meistens aus Bronze, selten aus Eisen, und seine
Größe schwankt zwischen 5 und 20cm. Drei Varianten sind deutlich zu unterschei-
den: die erste mit einfachem rundem Kopf (Abb. 1,1), die zweite mit entsprechen-
dem, jedoch tordiertem Kopf (Abb. 1,2) und die dritte mit triangulärem Kopf
(Abb. 1,3). Einige Einzelfunde dieses Typs weisen Besonderheiten auf und können
als Subvarianten angesehen werden. Dazu gehören zwei Nadeln aus dem griechi-
schen Makedonien — die eine aus Mikrokastro bei Kozani und die andere aus dem
Museum Thessaloniki (Taf. 5,1) — mit einer eckigen Verdickung auf dem runden
Kopf und unterhalb des Kopfes einer entsprechenden Verbindung zwischen den
beiden Schenkeln15. Diese Nadeln können ebenso wie eine weitere aus Finiq in
Südalbanien, die zwei Ringe unter dem runden Kopf aufweist16, zur ersten Variante
gerechnet werden, während eine Nadel von Brankovici auf dem Glasinac mit zwei
Ringen unter dem triangulären Kopf17 (Abb. 1,4) und eine Nadel von Tri Celjusti bei
Ohrid, bei der der obere Teil des triangulären Kopfes zu einer Spirale gerollt ist18
(Abb. 1,8), als Subformen der dritten Variante angesehen werden können.

Typ

(Die folgende Auflistung und alle weiteren Listen geben nach dem Fundort mit
einer Ziffer die Anzahl der gefundenen Nadeln und mit einem Kleinbuchstaben das
Material an, aus dem sie hergestellt sind: b = Bronze; e = Eisen; g = Gold; s =
Silber.)
Aiani, Nomos Kozani, Griechenland — 2 b.
A. Andriomenou, Athens Ann. Arch. l, 1968, 244 Abb.3.
Donja Dolina, Bosanska Gradiska, Nordbosnien — Ib.
Z. Marie, Glasnik Sarajevo Arh. N. S. 19, 1964 Taf. 6,1.
Glasinac, Ostbosnien
Borovsko — Ib. Zemaljski Muzej Sarajevo.
Brezje — Ib. Zem. Muz. Sarajevo.
tardak — Ib. Zem. M\iz. Sarajevo.
Citluci — 2b. Benac u. Covic, Glasinac 2 (1957) 105 Taf. 29,9 (im folgenden zitiert: Glasinac 2).
Gosinja planina — 5b und l e. Zem. Muz. Sarajevo; letztere: Glasinac 2, 95 Taf. 11,18.
Hrastovaca — 4b. Zem. Muz. Sarajevo.
Ilijak — 3b. Glasinac 2, 95 Taf.7,11; F.Fiala, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 3, 1895, 16.
Mehagin Do — Ib. Zem. Muz. Sarajevo.
Podgradac, Kusace — l b. Truhelka, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina l, 1893, 96 Abb. 140.
Podilijak — l b und l e. Covic, Glasnik Sarajevo Arh. N. S. 14, 1959, 63, Taf. 6,2; 7,22.
Sjeversko — Ib. Zem. Muz. Sarajevo.
Sokolac — l b. M.Hoernes, Mitt. Anthr. Ges. Wien 19,1889, 141 Abb. 182.
Sokolacko polje — Ib. Zem. Muz. Sarajevo.
Saranceve Vrtace — 2b. Zem. Muz. Sarajevo.
Taline — l b. Zem. Muz. Sarajevo.
Glogovik, Hercegnovi, Montenegro — Ib.
I. Pusic, Arh. Pregled 4,1962, 76 Taf. 11,13.

15
Mus. Kozani, Inv. AE 795; Mus. Thessaloniki, Inv.7212:
16
D.Budina, Iliria l, 1971, 295 Taf. 10,2.
17
Hügelgrab XII, 3. Zem. Muz. Sarajevo, Inv. 17962.
18
V. Malenko, Macedoniae Acta Arch. l, 1975, 147 Abb. 13.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum 22 5

Gotovusa, Plevlja, Montenegro — Ib.


Covic, Ölanci i Gradja 7, 1967, Abb. 19.
Korfu, Griechenland — l b (Abb. 1,1).
British Museum, Reg. Nr. 1868, 1—10.314 (BMC Bronzes 2392).
Nova Vas (Villanova), Istrien — 2b.
Hoernes, Mitt. Anthr. Ges. Wien 24, 1894, 155 Abb. 207.
Pilatovici, Uzicka Pozega, Westserbien — l b.
R. Vasic, The Chronology of the Early Iron Age in Serbia, Brit. Arch. Reports Suppl. Ser.31 (1977)
Taf.26,17.
Ston (Stagno), Süddalmatien — Ib.
J. Posedel, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 11, 1909, Taf.21,1.
Die frühesten Nadeln sind anscheinend einige Exemplare vom Glasinac, die in das
Ende der Phase IV b und den Anfang der Phase IV c nach A.Benac und B.Covic
datiert werden können, also der zweiten Hälfte des Z.Jahrhunderts angehören19. Die
Nadel von Pilatovici kann ebenfalls in den Beginn der Phase IV c datiert werden,
während die übrigen Funde im westlichen Balkanraum, Gotovusa, Glogovik und
Ston, dem 6. oder spätestens dem beginnenden S.Jahrhundert angehören20. Die
Nekropole von Aiani wird in das 9. Jahrhundert datiert, doch dürfte Grab 6, in dem
die beiden Nadeln gefunden wurden, aufgrund der übrigen Beigaben, einer Fibel
und Armringen, nicht älter als die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts sein21.
Außerhalb der Balkanhalbinsel sind einige Stücke dieser Variante aus Italien
anzuführen (Abb. 2), von denen nur eines aus Moie di Pollenza mit den balkanischen
Stücken identisch ist22. Es könnte sein, daß die balkanischen Nadeln von den
italienischen Exemplaren, die in das 8. und 7.Jahrhundert gehören, beeinflußt
worden sind, doch spricht die einfache Form eher für ein unabhängiges Entstehen,
da ihre Erfindung keine besondere geistige Leistung voraussetzt.

Typlb
Glasinac, Ostbosnien
Arareva gromila— l b. Glasinac 2, 111 Taf.41,8.
Godomilje — Ib. Zem. Muz. Sarajevo.
Ilijak — Ib. Zem. Muz. Sarajevo.
Kovacev do — Ib. Zem. Mus. Sarajevo.
Mladj — Ib. Zem. Muz. Sarajevo.
Rusanovici — 2b. Glasinac 2, 108 Taf. 36,20.
Gotovusa, Plevlja, Montenegro — 2 b. (Abb. 1,2}.
C.Markovic, Starine Crne Gore 3—4, 1965—66, 221 Taf. 1,6; 3,20.

19
So enthalten die Gräber in Gosinja planina XXV,3, Ilijak IV,2 und XIII, Sjeversko 111,2 und Podilijak
B,2 zusammen mit diesen Nadeln auch eiserne Brillen- und Bogenfibeln, Ketten, Gürtelscheiben,
Kalottenbuckel, Spiralarmringe, bronzene verzierte Beinschienen usw. — also das Material, das
meistens der Phase Glasinac IV b angehört. — Vgl. F.Fiala, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 3,
1895, 16; Benac u. Covic, Glasinac 2 (1957) 90—99; B.Covic, Glasnik Sarajevo Arh. N.S. 14, 1959,
73ff.
20
Die Nadel aus Pilatovici stammt aus Grab 21, einem der ältesten im Hügel III, das spätestens an den
Beginn des 6Jahrhundert gehört (M.Zptovic,v Arch. lugoslavica 15, 1974, 28). Die jüngsten
Gegenstände im Hügel II von Gotovusa (Covic, Clanci i Gradja 7, 1967, 38 Taf. 3), in dem die Nadel
gefunden worden ist, gehören an den Beginn des S.Jahrhunderts. Einige Objekte aus Ston und
Glogovik, wie die zweischleifigen Bogenfibeln mit Schildfuß, die Kalottenbuckel, die Diademe, die"
eisernen Ärmchenbeile usw., können mit einiger Sicherheit ins 6. Jahrhundert datiert werden (Posedel,
Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 11, 1909 Taf.21—22; Pusic, Arh. Pregled 4, 1962 Taf. 11).
21
Dünne Armringe mit vierkantig profilierten Stempelenden haben ihre Parallele in dem Grabfund von
Valanida zwischen Kavala und Drama (K.Kilian, Prähist. Zeitschr. 50, 1975, 101 Taf. 27,17; 33,15;
18,19) wie auch in dem Grab aus Tri Celjusti bei Ohrid (Malenko, Macedoniae Acta Arch. l, 1975
Abb. 9—10) und datieren in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts.
22
Carancini a.a.O. (Anm.2) 376 Taf. 102, 3380—3383.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
226 Rastko

Der Typ I b kommt wie der Typ I a vorwiegend im Glasinac-Bereich vor (Abb. 2)
und wird in die Phase IVc, also vom Ende des 7. bis zum Beginn des S.Jahrhunderts
datiert".

Typ Ic

Aicionochori, Nomos Serres, Griechenland — 2 b (Abb. 1,10).


H. Koukouli-Chrysanthaki, Arch. Dcltion, Chron. 24, 1969, 355 Taf.363b.
Amphipolis, Nomos Serres, Griechenland — l b.
S.Foltmy, Mitt. Anthr. Ges. Wien 93—94, 1964, 100 Taf.4,3.
Axiokastro, Nomos Kozani, Griechenland — Ib.
Ph.Petsas, Arch. Deltion, Chron, 17, 1961—62, 214 Abb.2b.
Belsh, bei Elbasan, Albanien — l b.
N.Ceka, Studime Historike Tirana 1975, 2, 160 Taf.4,1.
Chalkidike, Griechenland — Ib.
T.Makridis, Arch. Ephemeris 1937 Taf.5, z.
Donja Dolina, Bosanska Gradiska, Nordbosnien — 2 b.
Truhelka, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 9, 1904 Taf.59,3; Z.Marie, Glasnik Sarajevo Arh.
N. S. 19, 1964Taf.9,3.
Glasinac, Citluci, Ostbosnien — l b (Abb. 1,3).
Zem. Mus. Sarajevo.
Gogo§u, Jud. Mehedinti, Rumänien — l b.
D.Berciu, E.Com§a, Mat. §i Cercet. Arh. 2, 1956 Abb. 141,1; 179,5.
Jannitsa, Nomos Pella, Griechenland — Ib.
Freundliche Mitteilung K. Despini.
Kadin Most, Okr. Kjustendil, Bulgarien — l b.
I. Venedikov, Izvestija Varna 14, 1963, 16 Abb. 3, e.
Karagac, Kosovska Mitrovica, Kosovo — l b.
D. Srejovic, Balcanica 4, 1973 Taf. 8, 2.
Kastanas, Nomos Thessaloniki, Griechenland — Ib.
Freundliche Mitteilung B. Hansel.
Kolonje, bei Korc^a, Albanien — mehrere.
Freundliche Mitteilung F. Prendi.
Kozani, Nomos Kozani, Griechenland — ca. 25 b.
B. Kallipolitis, D.Feytmans, Arch. Ephemeris 1948—49, 103
Abb. 17,20; Praktika 1950, 281 ff.; Praktika 1958, 96ff. Abb.2.
Kuc. i Zi, bei Korga, Albanien — 3 b.
Z. Andrea, Iliria 7—8, 1977—1978, 135; Taf. 2 u. 6.
Leukadia bei Naoussa, Nomos Imathia, Griechenland — 3 b.
Mus. Veria, Inv. 1050.
Marvinci, Valandovo, Jugosl. Makedonien — 2 e.
Vasic, Acta Praehist. et Arch. 5—6, 1974—75, 194 f.
Mikrokastro, Nomos Kozani, Griechenland — l b.
Mus. Kozani, Nr. AE 795.
Olympia, Nomos Elis, Griechenland —l b.
Mus. Olympia, o. Nr., Neg. 68/897.
Pateli, Nomos Florina, Griechenland — mehrere b, e.
S. Foltiny, Mitt. Anthr. Ges. Wien 93—94, 1964, 100 Anm. 125.
Radanje, §tip, Jugosi. Makedonien — Ib. (Abb. 1,6).
M. und D. Garasanin, Zbornik Stipskiot Narodn. Muz. l, 1958—59 Abb. 73.
Sidirokastro (Demirhissar), Nomos Thessaloniki, Griechenland — l b (Abb. 1,9).
British Museum, Reg. Nr. 1919. 11—19. 66.
Thessaloniki, Umgebung, Nomos Thessaloniki, Griechenland — l b (Taf. 5,2).
Mus. Thessaloniki, Inv. 7211.

23
Die Nadeln von Gotovusa sind zusammen mit einer Pinzette, einer Nadel mit profiliertem Kopf und
einigen Gürtelscheiben gefunden und gehören in die erste Hälfte der Phase Glasinac IV c. Die Nadeln
aus Rusanovici und besonders die aus Arareva Gromila mit einem korinthischen Helm älterer Form
datieren spätestens in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum 227

Tri teljusti, Ohrid-See, Jugosl. Makedonien — 4 b (Abb. 1,7).


Malenko, Macedoniae Acta Arch. l, 1975 Abb. 13, 15.
Tsotyli, Nomos Kastoria, Griechenland — mehrere b.
Nat. Mus. Athen, Inv. 16886, 16890; vgl. Kallipolitis u. Feytmans, Arch. Ephemeris 1948—49, 103.
Vrane, Arilje, Westserbien — l b (Abb. 1,5).
Mus. Titovo Uzice, Inv. 933.

Die Konzentration dieser Form in Westmakedonien spricht für seine Herkunft


aus diesem Gebiet, eine Annahme, die durch die Datierung weitgehend bestätigt
wird. Die Nadeln von Kozani werden aufgrund der aus der Nekropole stammenden
attischen Keramik in das 5. und 4. Jahrhundert datiert, aber einige der dort geborge-
nen Gegenstände gehören zweifellos einer früheren Periode an, wie etwa ein
„illyrischer" Helm, der spätestens der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts zuzuweisen
ist24, so daß einige der Nadeln ebenfalls früh anzusetzen sein sollten. Die jüngsten
Funde von Pateli datieren in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts, die dortigen
Doppelnadeln können folglich dieser Periode oder sogar einer etwas älteren zuge-
ordnet werden25. Etwa in die gleiche Zeit sind die Funde von Tri Celjusti bei
Trebeniste zu setzen, die zeitlich vor den bekannten Prunkgräbern,' die der zweiten
Hälfte des O.Jahrhunderts angehören26, stehen. Auch die Nadeln von Kastanas,
Jannitsa, Amphipolis, Marvinci und Aidonochori sind nicht später als die zweite
Hälfte des 6. Jahrhunderts, und die albanischen Funde gehören in die gleiche Zeit27.
Zwei der Glasinacer Nadeln stammen aus Gräbern der fortgeschrittenen Phase IV c;
sie sind am ehesten in die Mitte des O.Jahrhunderts zu datieren28, und auch die
Nadeln von Donja Dolina, die der dortigen Phase II b nach Z. Marie zugewiesen
werden, sind nicht älter als die erste Hälfte des O.Jahrhunderts29. Die Nadel von
Gogo§u ist wahrscheinlich zeitgleich mit denjenigen von Donja Dolina, während die
Funde von Vrane und Karagac später sein und der zweiten Hälfte des 6. Jahrhun-
derts angehören könnten30. Schließlich ist noch die Nadel von Kadin Most zu

24
Kallipolitis-Feytmans, Arch. Ephemeris 1948—49 Abb. 19. — Vgl. R.Vasic, Godisnjak, Centar
balkan. ispitivanja Sarajevo 14, 1975, 88; K. Kilian, Prähist. Zeitschr. 50, 1975, 96.
25
Vgl. L.Key, Albania 4,44, Abb. 10.11; W.Heurtley, Prehistoric Macedonia (1939) 104, Abb. 112;
T.Makridis, Arch. Ephemeris 1937 Taf. 6; N. G. L.Hammond, History of Macedonia I (1972)
340—344; Coll. Stathatos I, Abb. 34.35.42.43. Nach dem Bericht des Russischen Archäologischen
Instituts in Istanbul (Izvest. RUSS. Arh. Inst, v Konstantinopole 4,2, 1899, 157 ff. und 6,2—3, 1901,
477) wurden in Pateli insgesamt 27 bronzene und acht eiserne Doppelnadeln gefunden. Eine von ihnen
ist von L. Rey publiziert und gehört zum Typ III c. Die meisten, jedoch besonders die eisernen, sollen
dem Typ I c angehören.
26
Jacobsthal a.a.O. (Anm. 1) 201—208.
27
Für die Information über die Datierung der Nadel von Kastanas danke ich Frau A. Hochstetter. Eine
der Nadeln von Aidonochori ist zusammen mit einem korinthischen Aryballos mit Augen gefunden
und soll der Mitte des 6.Jahrhunderts angehören (H. Koukouli-Chrysanthaki, Arch. Deltion 24,
Chron.355 Taf. 363 a). Für die übrigen Funde aus Jannitsa siehe Arch. Deltion 26, 1971, Chron. 395
Taf. 396, g. d.
28
Das Hügelgrab XII,3 von Brankovici (vgl. Anm. 17) enthielt neben einer Nadel zwei zweischleifige
Bogenfibeln mit Schildfuß, eine kleine Brillenfibel, zwei dünne Armringe, eine Gürtelscheibe mit
Blütenblättern und eine durchbrochene Bommel, die zusammen spätestens in die Mitte des 6. Jahrhun-
derts gehören können. Das Material von Citluci III, 3—7 ist vermischt und enthielt zwei Brillenfibeln,"
zwei Bogenfibeln mit rechteckigem Fuß, eine Fibel mit trapezoidem Fuß, eine Gürtelscheibe usw. Das
Inventar dürfte insgesamt etwas jünger sein.
29
Marie, Glasnik Sarajevo Arh. N. S. 19, 1964, 38 Taf. 25,5.
30
In Vrane ist das Material gemischt und datiert in die zweite Hälfte des 6. und die erste Hälfte des
5. Jahrhunderts. Das Grab 4 mit der Nadel in Karagac scheint älter zu sein als das Grab l und gehört in
die Zeit vor dem Beginn des 5.Jahrhunderts. Vgl. Vasic, Chronology of the early Iron Age in Serbia
(1977) 25 Taf. 39.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
228 Rastko Vasio

erwähnen, die aufgrund einer zweischleifigen Bogenfibel mit Schildfuß an den


Beginn des 6. Jahrhunderts datiert werden kann, doch ist es auch möglich, daß die
drei Gräber dieses Ortes mit ihren vermischten Funden nicht vollständig zeitgleich
sind.
Diese Daten belegen zwar nicht überzeugend, daß die makedonischen Nadeln
älter sind als diejenigen aus dem Inneren der Balkanhalbinsel, aber dennoch erscheint
uns diese Ansicht zutreffend, da auch einige andere Hinweise in diese Richtung
deuten. Einige innerbalkanische Nadeln, nämlich diejenigen von Radanje, Karagac
und Vrane, behalten nicht die exakte trianguläre Kopfform bei, lassen aber deutlich
erkennen, daß diese Form ihr Vorbild war. Diese Vorbilder finden sich sehr
wahrscheinlich im Süden, wo solche Nadeln in großer Menge und in unterschiedli-
chen Größen vorkommen, nicht aber im Norden, von wo nur eine begrenzte Zahl
relativ kleiner Nadeln bekannt ist. Weiterhin läßt sich feststellen, daß einige Nadeln
des noch zu besprechenden Typs III in den makedonischen Funden von Kozani, Tri
Celjusti und Titov Veles einen triangulären Kopf besitzen — eine Tatsache, die dafür
spricht, daß der so gestaltete Kopf zuerst in Westmakedonien verbreitet war.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die Varianten I a und I b hauptsächlich
im westlichen Balkanraum gefunden wurden (Abb. 2), aus dem sie auch vermutlich
stammen, während die Variante I c sich von Makedonien aus verbreitete, wo sie auch
wahrscheinlich erstmals in Erscheinung trat. Ausgehend von der relativen Chrono-
logie der Glasinac-Funde kann ferner angenommen werden, daß die Variante I a die
älteste ist und in die Mitte des Z.Jahrhunderts datiert werden kann. Eine gewisse
Einschränkung dieser Aussage ergibt sich durch die Schwierigkeit, die ältesten
makedonischen Nadeln der Variante I c, die an das Ende des Z.Jahrhunderts gehören
könnten und die in einem gewissen Umfang im Glasinac-Bereich nachgeahmt
wurden, zeitlich präzise zu fixieren. Jedenfalls stammen die meisten Exemplare aller
drei Varianten aus dem O.Jahrhundert, dem Höhepunkt der Beliebtheit dieser
Formen. Im S.Jahrhundert begegnen sie nur noch gelegentlich, da sie durch andere,
dekorativere Typen verdrängt worden sind.

Typ II (Abb. l und 3—4)

Der Typ II, ebenfalls zwischen 5 und 20cm lang, besteht aus Nadeln mit
Schultern bildenden Schenkeln, weist aber Unterschiede in der Kopfform auf, die
sich in drei Varianten erfassen lassen. Die Exemplare der ersten Variante haben einen
runden oder eiförmigen Kopf (Abb. l, 11—13) und weisen Beziehungen zum Typ I
auf, diejenigen der zweiten Variante besitzen einen langen tordierten Hals mit
schmalem rundem Kopfaufsatz, und diejenigen der dritten Variante sind durch einen
gewöhnlich getrennt gegossenen stabförmigen Kopf gekennzeichnet (Abb. 1,14).

Typ Ha

Aidonochori (Tragilos), Nomos Serres, Griechenland — 2 b (Abb. /, 12—13).


Mus. Kavala, Inv. M 924 und M 926.
Belacevac, Pristina, Kosovo — Ib.
N.Djuric, Glasnik Muz. Kosova 10, 1965—70, 218 ff. Taf.5,4.
Chalkidike, Griechenland — Ib.
Coll. Stathatos III (1963) 103 Taf. 14,43.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum 229

• Typ Ha o Typ IIb Typ llc

Abb. 3. Verbreitung der Doppelnadeln vom Typ II.

Glasinac, Cavarine, Ostbosnien — 1s.


F.Fiala, Wiss. Min. Bosnien u. Herzegowina 1,1893, 145 Abb. 44.
Jerma (Antigonea), bei Gjirokastra, Albanien — 1s.
D.Budina, Iliria 2, 1972, 334 Abb. 48,1.
Kozani, Nomos Kozani, Griechenland — 2 b.
Kallipolitis u. Feytmans, Arch. Ephemeris 1948—49 Abb. 17,22; Arch. Ephemeris 1973, 138.
Kug i Zi, bei Korga, Albanien — Ib.
Z. Andrea, Iliria 7—8, 1977—1978, 135 Taf. 3.
Marvinci, Valandovo, Jugosl. Makedonien — ca. 10 e.
Vasic, Acta Praehist. et Arch. 5—6, 1974—75, 194 f.
Recica, Ohrid-See, Jugosl. Makedonien — l e (Abb. 1,11).
Mus. Ohrid, o. Nr.
Trebeniste, Ohrid-See, Jugosl. Makedonien — 2s.
N.Vulic, JahresL Österr. Arch. Inst. 28, 1933, 172 Abb. 78, 2—3.
Visoji, Bitola, Jugosl. Makedonien — 2 b.
I.Mikulcic, Pelagonija u svetlosti arheoloskih nalaza (1966) 24 Abb. 11 a.
Vlasko Selo, Okr. Vraca, Bulgarien — I b .
R.Popov, Izvestija Arch. Inst. Sofia 2,1923—24, 112 ff. Abb. 54, v.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
2}0 Rastko Vasic

Die ältesten Exemplare sind anscheinend die großen bronzenen und eisernen
Nadeln von Reiica und Visoji, die in das Ende des 7. und an den Beginn des
O.Jahrhunderts datiert werden können, während diejenigen von Marvinci und
Kozani spätestens in die Mitte des 6. Jahrhunderts gehören31. Eine fragmentarisch
erhaltene Nadel von Vlasko Sclo könnte sogar der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts
zugerechnet werden, doch sind die Daten der Gräbergruppe so ungenau, daß keine
befriedigenden Schlußfolgerungen gezogen werden können. Silberne und vergoldete
Nadeln dieses Typs, die gewöhnlich durch einen dünnen Silberdraht um den Hals
verstärkt werden, kommen seit der zweiten Hälfte des 6Jahrhunderts vor und
ersetzen.die Bronzenadeln. Dank der Funde von Trebeniste, die der zweiten Hälfte
des O.Jahrhunderts angehören, ist ihre Datierung weitgehend abgesichert. Während
des 5. Jahrhunderts ist diese Form noch im Gebrauch, wie eine Silbernadel von
Cavarine auf dem Glasinac zeigt, die aufgrund der Beifunde im Hügel nicht älter als
die Jahrhundertmitte sein kann.
Zwei Doppelnadeln aus Le Pegue, Südfrankreich, datiert in das letzte Drittel des
6. und die erste Hälfte des S.Jahrhunderts v. Chr., gehören zu diesem Typ und
stehen vielleicht in Verbindung mit makedonischen Stücken313.

Typ II b

Typ II b wurde ausschließlich im Gräberfeld von St.Lucia (Most na Soci) in


Nordwestslowenien gefunden (Abb. 4). Von den sechs bronzenen Exemplaren
haben drei eine einfache und drei eine komplizierte „barocke" Form mit einem
langen tordierten Hals und Schleifen auf der Schulterinnenseite32. Aufgrund der
Begleitfunde und den Beziehungen zu dem Gräberfeld von Este können die Nadeln
von der Mitte des 7. bis zum Beginn des 6. Jahrhunderts datiert werden33. Die Form,
die vielleicht teilweise durch die italischen Nadeln des Typs I der gleichen oder etwas
früheren Epoche beeinflußt worden ist, fand in St. Lucia keine allzu große Verbrei-
tung. Deshalb ist es -auch fraglich, ob sie einen Einfluß auf die makedonischen
Nadeln dieses Typs hatte, selbst wenn zwei einfache Nadeln von St. Lucia Ähnlich-
keiten mit den dortigen Stücken besitzen.

31
Die Gräber von Visoji enthalten neben den Nadeln auch einige „Makedonische Bronzen", die nicht
später als an den Beginn des 6.Jahrhunderts zu datieren sind (I.Mikulcic, Pelagonija u svetlosti
arheoloskih nalaza [1966] Abb. 11,h), während die Nadel von Recica, die, nach freundlicher Mitteilung
von P. Kuzmanoski, mit den großen Kalottenbuckeln und Spiralarmringen zusammen gefunden
worden ist, zur gleichen Periode gehört.
Ma
Lagrand u. Thalmann a.a.O. (Anm.2) 23f. Taf. 37,4—5. Die erste Nadel aus Bronze ist ähnlich den
balkanischen Exemplaren; die zweite aus Eisen ist wahrscheinlich ein lokales grobes Produkt, es nähert
sich formal auch dem Typ II b.
32
Marchesetti a.a.O. (Anm. 1) Taf.23,1 (Grab 1442) und 29,6 (Grab 2923). Szombathy hat in St. Lucia
vier Doppelnadeln entdeckt. Nach dem freundlichen Hinweis von Fräulein B.Terzan befinden sich
eine im Mus. Civ. Trieste Inv. 30122 (aus dem Grab 531) und drei im Naturhist. Mus. Wien Inv. 32287
(Grab 1784), 58595 (Grab 2147) und 58658 (Grab 2169).
33
Das Grab 1442 enthielt auch eine Urne mit Ornamentik, die in die Phase Este II c gehört (Marchesetti
a. a. O. [Anm. 1] Taf. 4,3), während die Doppelnadel einen Spitzenschutz hat, der auf den Nadeln der
Phasen Este II c und II—III erscheint (O.H.Frey, Die Entstehung der Situlenkunst [1969] 24
Taf. 11,4; 14,1). B.Terzan — ich danke ihr für den Hinweis — datiert diese Nadeln im St. Lucia-
Katalog (in Vorbereitung) in die Zeit vom Ende der Phase St. Lucia I b bis zum Beginn der Phase II a,
d.h. vom Ende der ersten Hälfte des 7. bis zum Beginn des 6.Jahrhunderts.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum 23I

Abb. 4. Doppelnadeln des Typs II b aus St. Lucia (Most na Soci): 1—2 aus Gräbern 2923 und 1442
(Marchesettis Ausgrabung); 3—6 aus Gräbern 531, 1784, 2147 und 2169 (Szombathys Ausgrabung). —
Alle Exemplare aus Bronze. Maßstab ca. l :3.

Ein Exemplar aus Bardhoc im nordöstlichen Albanien, das in das 6. bis 5.


Jahrhundert datiert34 und dieser Variante nahesteht, sollte besser mit dem Typ II c in
Verbindung gebracht werden. Das gleiche gilt für einen ähnlichen unpublizierten
Einzelfund aus Sarine Medje, Svetozarevo, Serbien, jetzt im Museum von Sveto-
zarevo.

Typ II c

Amphipolis, Nomos Serres, Griechenland — 1s.


Mus. Kavala.
Chalkidike, Griechenland — 1s.
Coll. Stathatos I (1953) 50 Taf. 24,146.
Karabournaki, Nomos Thessaloniki, Griechenland — 2s.
L.Rey, Albania 3, 1928, 62 Abb. 51; Albania 4, 1932, 67.
Olymh, Nomos Chalkidike, Griechenland — 1s.
Lahtov, Problem Trebeniske Kulture (1965) 69.
Radoliste, Ohrid-See, Jugosl. Makedonien — l s (Abb. 1,14).
Lj. Popovic. Zbornik Narodnog Muz. Beograd l, 1956, Taf.8,12/L.
Sindos, Nomos Thessaloniki, Griechenland — mehrere.
Freundliche Mitteilung K. Despini.
Trebeniste, Ohrid-See, Jugosl. Makedonien — 4s.
B. Filow u. K. Schkorpil, Die archaische Nekropole von Trebenischte am Ochrida-See (1927) 35
Abb. 32,4; N. Vulic, Jahresh. Österreich. Arch. Inst. 27, 1931, 16 Abb. 24; ebd. 28, 1933, 173
Abb. 78,5.
Der verlängerte stabartige Kopf dieses Typs kann profiliert sein (Radoliste, -
Trebeniste) oder eine konische Verdichtung besitzen (Trebeniste, Karabournaki),
manchmal wurden auch Schlangenköpfe in symmetrischer Anordnung an den Seiten
angebracht (Trebeniste, Chalkidike). Der Typ II c kann überzeugend in die zweite

1
D.Komata, Iliria 6, 1976, 333 Taf.3,2.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
132 Rasiko Vasic

Hälfte des 6. und die erste Hälfte des S.Jahrhunderts datiert werden*5 und repräsen-
tiert so eine Gruppe wertvoller Schmuckgegcnstände aus Silber, die während einer
Phase intensiver Herstellung von Doppclnadeln in Makedonien auf der Basis des
Ila-Schemas entstanden.

Typ III (Abb.5—7)

Das Hauptcharaktcristikum des Typs III ist der bogenförmige Kopf mit zwei
kleinen Schleifen, der, wie bereits B.Covic erkannte36, wohl von der zweischleifigen
Bogenfibel abgeleitet werden kann. Der Typ III wird zweischleifige oder hufeisen-
förmige Doppelnadel oder auch „Omega"-Nadel genannt. Letzterer Name führte zu
einer gewissen Verwirrung, weil auch Typ IV teilweise so bezeichnet worden ist.
Maier nannte die hier behandelte Form Typ „Glasinac" aufgrund der großen Zahl
dort gefundener derartiger Nadeln. Der Typ III besteht in der Regel aus Bronze,
doch sind unter den jüngeren Funden auch Silbernadeln bekannt. Die Länge variiert
zwischen 5 und 25 cm. Es lassen sich vier Hauptvarianten unterscheiden, die in sich
weiter durch unterschiedliche Kopfgestaltung und Größe untergliedert sind. Das
fällt besonders beim Typ III a auf, dessen Kopf aus einem einfachen gebogenen
Draht besteht, und dessen Varianten (nach Kopfform und Größe, Abb. 5,1—7)
zeitliche und geographische Unterschiede erkennen lassen. Typ III b besitzt einen
tordierten Kopf (Abb. 5,8—10), ähnlich wie Typ Ib. Bei Typ IIIc lassen sich unter
dem Kopfbogen und oberhalb der Schleifen zwei größere und eine Serie von
kleineren Ringen nachweisen (Abb. 6), während bei Typ III d der Kopfbogen
verdickt ist und manchmal durch Punkte und Ritzungen verziert sein kann
(Abb. 5,11—14).

Typ III a

Aegion, Nomos Achaia, Griechenland — 4 b.


Jacobsthal, Greek Pins (1956) 136 Abb. 392,9.13.16.17.
Chauchitsa, Nomos Kilkis, Griechenland — l b (Abb. 5,1).
S.Casson, Ann. Brit. School Athens 26, 1923—25, l ff. Taf.II2d.
Crvenica, Duvno, Herzegowina — 7b.
B.Covic, Vjesnik Split 63—64, 1961—62, 40 Abb. 8,1—2.
Debelo Brdo, Sarajevo, Bosnien — Ib.
F. Fiala, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 5, 1897, 129 Taf. 54,2.
Delphi, Nomos Phokis, Griechenland — l b (Abb. 5,2).
Mus. Delphi, o. Nr., Neg. 33134.
Donja Dolina, Bosanska Gradiska, Nordbosnien — Ib.
Truhelka, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 9, 1904 Taf. 44,22.
Glasinac, Ostbosnien
Bandin Odzak — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Borovsko — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Brankovici — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Crvena Lokva — 2 b, Zem. Muz. Sarajevo.
Cardak — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Cavarine — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Duboki Do — 2 b, Zem. Muz. Sarajevo.
Gosinja planina — 6 b, Zem. Muz. Sarajevo.

35
Für Trebeniste vgl. Anm. 26. — Nach dem freundlichen Hinweis von Frau K. Despini gehören die
Nadeln aus Sindos in die Zeit zwischen 540/30 und 480/70 v. Chr. Das Grab 10 von Amphipolis
enthielt neben der Nadel ein rhombisches Goldblech, das für diese Periode charakteristisch ist.
36
Benac u. Covic, Glasinac 2 (1957) 90.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum

14

Abb. 5. Doppelnadeln des Typs III a—b.d. Typ III a: l Chauchitsa, aus Grab l (Ausgr. 1922); 2 Delphi;
3 Siroko, Suva Reka; 4 Kriva Reka, Titovo Uzice, aus Hügelgrab; 5 Pecka bara, Eisernes Tor, aus
Siedlung; 6 Ljubuski; 7 Prozor, Otocac, aus Grab. Typ III b: 8—9 Kriva Reka, Titovo, Uzice, aus.
Hügelgräbern; 10 Eisernes Torgebiet (?), Museum Banatului Timifoara. Typ III d: 11 Zagradje, Glasinac,
aus Hügelgrab 1,3; 12 Höhle Zlot; 13—14 Sarajevo, Kamenjaca, aus Gräbern. 13,14 Silber, sonst Bronze.
Maßstab 2:3.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
234 Rartko Vasic

Hrastovaca — 4b, Zcm. Muz. Sarajevo; Glasinac 2, 109 Taf,37,17.


Ilijak — 3 b, Zem. Muz. Sarajevo.
Kovacev Do — l b, Zem. Muz» Sarajevo.
Kusacc — 1 b, Glasinac 2, 90, Taf. 2,16.
Mladj — l b, Zcm. Muz. Sarajevo.
Podlaze — l b; Truhclka, Wies. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 1,1893, 96 Abb. 137.
Potpecinc — 3 b; Glasinac 2, 112 Taf. 38,11.12.
Rudinc — l b, Zcm. Muz. Sarajevo.
Rüsanovici — l b und l s; Glasinac 2, 114 Taf.48,13.
Sokolac— l b; Hocrnes, Mitt. Anthr. Ges. Wien 19,1889, 141 Abb. 183.
Sokolacko polje — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Sarajevo VrtaSe — l b, Zem. Mus. Sarajevo.
Taline— l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Vrlazijc — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Gorica, LjubuSki, Herzegowina — 13 b.
Truhelka, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 8, 1902, 27 Abb. 47—48.
Gubavica, Mostar, Herzegowina — l b.
T. Andjelic, Glasnik Sarajevo Arh. N. S. 24, 1969, 110 Taf. 1,14.
Imotski, Umgebung, Süddalmatien ~ 2 b.
Franziskaner-Kloster, Imotski.
Kompolje, Otocac, Lika, Kroatien — Ib.
Arch. Muz. Zagreb.
Kostan Polje, Delimedie, Novi Pazar, Westserbien — Ib.
Muz. Novi Pazar.
Krajcinovici, Priboj, Westserbien — 2 b.
Muz. Titovo Uzice, o. Nr.
Kriva Reka, Titovo Uzice, Westserbien — l b (Abb. 5,4).
Muz. Titovo Uzice, Inv. 186.
Livno, Umgebung, Herzegowina — Ib.
Arch. Muz. Split.
Livno, Vasarovine, Herzegowina — mehrere b.
Muz. Livno.
Ljubuski, Herzegowina — l b (Abb. 5,6).
Zem. Muz. Sarajevo, Inv. 82.
Mati-Tal, bei Tirana, Albanien — mehrere b.
S. Islami u, H. Ceka, Studia Albanica 1,1964 Taf. 14,10.
Mostar, Umgebung, Herzegowina — 4 b.
Arch. Muz. Split.
Myonia bei Amfissa, Nomos Chokis, Griechenland — Ib.
A. Keramopoullos, Arch. Ephemeris 1927—28, 106 Abb. 66.
Olympia, Nomos Elis, Griechenland — 2 b.
Mus. Olympia B 4852 und o. Nr.
Ostrovul Märe, Jud. Mehedinji, Rumänien — l b (Taf. 5,3).
D.Berciu, Mat. sj Cercet. Arh. 1,1952, 615 Taf. 40,4.
Pecka Bara, Eisernes Tor, Ostserbien — l b (Abb. 5,5).
Mus. Eisernes Tor, in der Gründung.
Pilatovici, Uzicka Pozega, Westserbien — 4b.
Vasic, Chronology of the early Iron Age in Serbia (1977) 63 Taf. 26,7.16.
Postranje, Imotski, Süddalmatien — Ib.
I.Bulic, Vjesnik Split 21,1898, 152 Taf. 7,8.
Potocani, Livno, Herzegowina — Ib.
M.Mandic, Glasnik Sarajevo Arh. 49, 1937, 5 Taf. 2,8.
Progon, Bukri, Bitola, Jugosl. Makedonien — l b.
Nach Mikulcic, Pelagonija u svetlosti arheoloskih nalaza (1966) 32.
Prozor, Otocac, Lika, Kroatien — l b (Abb. 5,7).
Arch. Muz. Zagreb.
Siroko, Suva Reka, Kosovo — l b (Abb. 5,3).
Lj.Dasic, Glasnik Muz. Kosova i Metohije 2, 1957, 249 Taf. 8,8.
Strpci, Rudo, Ostbosnien — 2 b.
Zem. Muz. Sarajevo.
Vratnice, Visoko, Bosnien — mehrere b.
Freundliche Mitteilung B. Öovic.
2ivojno, Bitola, Jugosl. Makedonien — Ib.
Nach Mikulcic, Pelagonija u svetlosti arheloskih nalaza (1966) 32.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum

Abb. 6. Doppelnadeln des Typs III c: l Radava, Glasinac, aus Hügel IX; 2 Sjeversko, Glasinac, aus
Hügelgrab 1,1; 3 Saranceve vrtäce, Glasinac, aus Hügelgrab VII,2; 4 Srednja Dobrinja, Uzicka Pozega,
aus Hügelgrab; 5 Skodra, Umgebung; 6—7 Razana, Kosjeric, aus Hügelgräbern; 8—9 Titov Veles,
Umgebung, wahrscheinlich aus Gräbern; 10 Radanje, Krivi dol, aus Grab; 11—14 Tri Celjusti, Ochrid,
aus Gräbern. — Alle Exemplare aus Bronze. Maßstab 2:3.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Rastko Vasic

Abb. 7. Grabfund 60 von Kompolje, Kroatien. Maßstab 1:2.

Die frühesten Stücke vom Glasinac dürften an den Anfang der Phase IV c, also an
die Wende vom 7. zum O.Jahrhundert datiert werden, und desgleichen einige
Nadeln von Pilatovici37. Die übrigen anhand der Fundzusammenhänge datierbaren
Exemplare — von Strpci, Ostrovul Märe (Taf. 5,3) und Donja Dolina — sind jünger
und zwischen der zweiten Hälfte des 6. und dem Ende des 4. Jahrhunderts anzuset-
zen38. Die dalmatinischen und herzegowinischen Nadeln sind schwieriger zuzuwei-
sen und dürften höchstwahrscheinlich zum größten Teil dem S.Jahrhundert angehö-
ren, obwohl einige auch früher sein könnten. Zwei Exemplare aus der Lika fallen
durch ihren sehr kleinen Kopfbogen über den Schleifen auf und sollten aus typologi-
schen Gründen jünger datiert werden. Das zeigt auch eine derartige Nadel aus Grab
60 von Kompolje, die aufgrund der übrigen Beigaben (Abb. 7) nicht älter als die
Mitte des S.Jahrhunderts sein kann39. Eine Nadel aus Grab l von Chauchitsa in
Makedonien dürfte der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts angehören40, und von den
griechischen Funden kann nur das Stück von Myonia aufgrund der Vergesellschaf-
tung mit einem korinthischen Helm des frühen S.Jahrhunderts präzise datiert
werden41. Es ist auffallend, daß alle griechischen Funde (Myonia, Delphi, Aegion
und Olympia) eine schulterartige Krümmung des Schaftes aufweisen und vielleicht

Die Nadel von Kusace, Hügelgrab III, l, früher in die Phase Glasinac IVa datiert (Benac u. Covic,
Glasinac 2 [1957] 90), gehört eigentlich in die Phase IVc (B. Covic, tlanci i Gradja 6,1965, 70). — Für
Pilatovici: Zotovic, Arch. lugoslavica 15, 1974, 27ff.
Die Nadel von Strpci ist mit einem fragmentarischen Skyphos gefunden (Fiala, Wiss. Mitt. Bosnien u.
Herzegowina 6, 1899, 59), der kaum älter als das ausgehende 6. Jahrhundert sein kann. Die Nadel von
Ostrovul Märe stammt aus einem Grab, das eine Imitation einer griechischen Oinochoe und eine
späthallstattische Fibel (verloren) enthielt, und das deshalb auch nicht vor dem Ende des 6. Jahrhun-
derts datiert werden kann (Berciu, Mat. §i Cercet. Arh. l, 1952, 615 Taf. 36,1). Das Grab auf der Greda
von M.Petrovic Junior in Donja Dolina (Truhelka, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 9, 1904
Taf. 44, 12—24) enthielt neben der Nadel auch zwei Certosafibeln der Gruppe XIII h, die in das
4. Jahrhundert datieren (B.Terzan, Arh. Vestnik 27, 1976, 340).
Eine Certosafibel mit Tierkopf auf dem Fuß kann nicht vor dem S.Jahrhundert datiert werden, vgl.
S.Gabrovec, Arh. Vestnik 17, 1966, 30.
K.Kilian, Prähist. Zeitschr. 50, 1975, 77 datiert das Grab (1) in Chauchitsa in seine Phase IIa, d.h. in
die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts, doch scheint ein späteres Datum wahrscheinlicher zu sein. Vgl. die
Parallelen für den Krug aus dem Grab (1) im Plattengrab von Chauchitsa (S. Casson, Arm. Brit. School
Athens 24,1919—1921 Abb.9b), in Marvinci (Vasic, Acta Praehist. et Arch. 5—6,1974—75,189) und
Gevgelija (R.Pasic, Macedoniae Acta Arch. 3, 1977 Abb. 14), die alle einer späteren Periode angehö-
ren.
Jacobsthal a.a.O. (Anm.l) 136.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum 237

300km
• Typ lila o Typ III b A Typ Nie Typ III d

Abb. 8. Verbreitung der Doppelnadeln vom Typ III.

mit dem Typ II verwandt sind. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß Typ II seine
Hauptverbreitung an der Wende vom 6. zum 5. Jahrhundert aufweist, wird man in
der Annahme bestärkt, daß alle diese ähnlichen Nadeln des Typs III in Griechenland
in die erste Hälfte des S.Jahrhunderts gehören, was auch durch die angeführte
Datierung des Exemplars aus Myonia bestätigt wird.
Die Konzentration des Typs III a im Glasinac-Bereich (Abb. 8) spricht für die
Annahme seines westbalkanischen Ursprungs, doch kann dies erst bestätigt werden,
wenn das gesamte Glasinac-Material publiziert ist. In Süddalmatien entstanden die
Nadeln wahrscheinlich unter Glasinac-Einfluß, zeichneten sich aber durch einige
lokale Charakteristika aus. Zum Beispiel kommen die langen Nadeln hauptsächlich
in Süddalmatien und der Herzegowina vor und werden dort mit verschiedenen
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
238 Rastko Vasic

Anhängern versehen. Typologisch mögen die Nadeln mit einem größeren Bogen, die
den zwcischleifigen Fibeln näher stehen, älter sein als diejenigen mit kleinem Bogen
und großen Schleifen, auch wenn in jüngerer Zeit beide Typen nebeneinander
existierten. Die Blütezeit des Typs IIIa lag jedenfalls im 6. und S.Jahrhundert;
vereinzelt lebte diese Form bis in das 3. und 2. Jahrhundert weiter.

TypIIlb

Eisernes Tor, Umgebung (?) Jud. Mehedinp, Rumänien — l b (Abb. 5,10).


Mus. Banatului, Timisoara, ehem. Sammlung Pongracz.
Gevgelija, Jugosl. Makedonien — l b (Taf.5,6).
R.Pasic, Zbornik Arh. Muz. Skopje 8—9, 1975—78, Abb. 4, g.
Glasinac, Ostbosnien
Borovsko — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Brankovici — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Cardak — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Godomilje — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Gosinja planina — 2 b, Zem. Muz. Sarajevo.
Mehagin Do — 2b, Zem. Muz. Sarajevo.
Osovo — l b; Glasinac 2, 105 Taf. 27,10.
Potpecine — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Sjeversko — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Sokolac — l b, Naturhist. Mus. Wien, Inv. 33144.
Sokolacko polje — 2b, Zem. Muz. Sarajevo.
Saranceve Vrtace — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Vrazici — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Gotovusa, Plevlja, Montenegro — l b.
C. Markovic, Starine Crne Gore 3—4, 1965—66, 222 Taf. 1,7.
Kriva Reka, Titovo Uzice, Westserbien — 2 b (Abb. 5,8—9).
Mus. Titovo Uzice, Inv. 182.185; vgl. D.Garasanin, Zbornik
Narodnog Muz. Beograd 5, 1967, 41 ff. Abb. 13.
Die Nadeln aus dem Glasmac-Bereich können in die Phase IV c und den Beginn
von V a datiert werden. Die ältesten Stücke sind eine Nadel aus Osovo, vergesell-
schaftet mit einem Pferdegeschirr und griechischen Bronzegefäßen der ersten Hälfte
des 6. Jahrhunderts, und eine Nadel aus Gotovusa, die zusammen mit Doppelnadeln
der Typen I b und III c und einer Pinzette, einer Nadel mit profiliertem Kugelkopf
sowie Gürtelscheiben gefunden wurde, einem typischen Inventar der ersten Hälfte
der Phase IV c42. Zu den jüngsten Funden ist eine Nadel von Godomilje zu rechnen,
die zusammen mit attischen Scherben des S.Jahrhunderts geborgen worden ist43.
Die große Nadel von Gevgelija, die zusammen mit einer zweischleifigen Bogenfi-
bel mit Schildfuß (Taf. 5,7) und einem Vogelanhänger im Bereich der Nekropole
außerhalb des Grabes 12 gefunden wurde, ist mit dem ersten Exemplar vom Glasinac
gleichzeitig oder sogar etwas älter als dieses44.

42
Benac u. Covic, Glasinac 2 (1957) 106 ff.; R. Vasic, Chronology of the early Iron Age in Serbia (1977)
32 f.
43
F.Fiala, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 6, 1899, 30. Vgl. M. Parovic-Pesikan, Starinar N. S. 11,
1960, 33.
44
Die zweischleifigen Bogenfibeln mit Schildfuß sind in Makedonien in das letzte Drittel des 7. und das
erste Drittel des 6.Jahrhunderts datiert (K.Kilian, Prähist. Zeitschr. 50, 1975, 108; R.Vasic a.a.O.
[Anm. 42], 19 f.). Der Vogelanhänger hat die beste Paralelle im Grab (10) von Chauchitsa (Casson,
Ann. Brit. School Athens 26, 1923—25, Taf. Via), der etwa der gleichen Zeit angehört.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum 239

Typ III c

Glasinac, Ostbosnien
Radava — l b; Truhelka, Wiss. Mitt. Bosnien und Herzegowina l, 1893, 95 Abb. 135 (Abb. 6,1).
Sjeversko — l b, Zem. Muz. Sarajevo, Inv. 14106 (Abb. 6,2).
Saranceve Vrtace — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Invr726 (Abb. 6,3).
Gotovusa, Plevlja, Montenegro — Ib.
Marko vic, Starine Crne Gore 3—4, 1965—66, 222 Taf.1,8.
Kolonje, bei Korge, Albanien — mehrere.
Freundliche Mitteilung F. Prendi.
Kozani, Nomos Kozani, Griechenland — Ib.
Kallipolitis u. Feytmans, Arch. Ephemeris 1948—49, 102 Abb. 17,21.
Omolio, Nomos Larissa, Griechenland — Ib.
Mus. Volos, Inv. M 2861.
Pateli, Nomos Florina, Griechenland — l b.
L.Rey, Albania 4, 1932, 59 Abb. 11.
Radanje Stip, Jugosl. Makedonien — l b (Abb. 6,10).
Kilian, Prähist. Zeitschr. 50, 1975, 103 Taf. 47,12.
Srednja Dobrinja, Uzicka Pozega, Westserbien— l b (Abb. 6,4).
Muz. Titovo Uzice, Inv. 422.
Titov Veles, Umgebung, Jugosl. Makedonien — 2 b (Abb. 6,8—9).
Muz. Titov Veles, Inv. 379 und 382.
Tri Celjusti, Ohrid-See, Jugosl. Makedonien — 4b (Abb.6,11—14).
Malenko, Macedoniae Acta Arch. l, 1975 Abb. 9—12.15.
Tsotyli, Nomos Kastoria, Griechenland — Ib.
Nat. Mus. Athen, Inv. 20223 a.
Visoji, Bitola, Jugosl. Makedonien — Ib.
Mikulcic, Pelagonija u svetlosti arheoloskih nalaza (1966) Abb. 11 c.
Typ III c hat oberhalb der Schleifen noch zwei Ringe und eine Gruppe von
parallelen Ritzlinien. Diese Zusätze sind mit der Dekoration vieler zweischleifiger
Bogenfibeln mit Schildfuß identisch, so daß besonders für diese Nadelvariante eine
Abhängigkeit von den zweischleifigen Bogenfibeln wahrscheinlich wird.
Die Nadel von Sjeversko gehört an den Beginn der Phase Glasinac IV c, während
diejenigen von Saranceve Vrtace und Gotovusa etwas jünger sind45. Die makedoni-
schen Nadeln sind nicht genauer datierbar, doch können die Stücke von Tri Celjusti,
Visoji, Pateli und Kozani sicher nicht jünger als die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts
sein46. Die Verbreitung der zweischleifigen Bogenfibeln mit Schildfuß und der oben
erwähnten Verzierung des Bogens hilft bei der Lösung dieses Problems kaum. Viele
von ihnen wurden im Glasinac-Bereich gefunden, doch ist auch ihr Vorkommen in
Makedonien üblich47. Aufgrund des hohen Fundanteils von Nadeln des Typs III c in
Makedonien ist anzunehmen, daß sie zuerst in dieser Gegend auftraten. Diese

45
Das Hügelgrab 1,1 in Sjeversko enthielt neben einer Nadel des Typs III c auch eine doppelkonische
Perle aus Bronze, während das Grab 1,2, das vielleicht aus der gleichen Zeit stammt, eine eiserne
Brillenfibel und einen eisernen Armring barg. Das Hügelgrab VII,2 in Saranceve Vrtace, das ebenfalls
nicht publiziert ist, enthielt zwei Doppelnadeln (Typen I a und III c), eine Scheibenfibel, eine spätere
Gürtelscheibe und zwei kleine Bogenfibeln mit Schildfuß, die jünger sind als die Hauptperiode der
Entwicklung dieses Typs. Deshalb könnte die Nadel von Sjeversko schon an den Beginn des
6.Jahrhunderts gehören, während die von Vrtace frühestens dem zweiten Viertel des O.Jahrhunderts"
zuzuordnen ist. Für Gotovusa s. oben.
46
Das Grab 8 in Tri Öeljusti enthielt neben der Nadel zwei dünne Armringe mit vierkantig profilierten
Stempelenden und konzentrischer Kreisverzierung, die der ersten Hälfte des O.Jahrhunderts angehören
sollen. Für Kozani, Pateli und Visoji vgl. Anm.24, 25 und 31.
47
S.Gabrovec, Godisnjak, Centar za balkanoska ispitivanja Sarajevo 8, 1970, Karte 11; R.Vasic, Arch.
lugoslavica 12, 1971, 12f„ Karte II; ders., 2iva Antika 24, 1974, 219f. — Für die neuen Funde dieser
Fibeln in Dedeli, Valandovo: Päsic, Arh. Pregled 21, 1979, 54 f. Taf. 38, 1.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
240 Rastko Vasic"

Vermutung wird durch die Variantenbreite in den Dekorationen der makedonischen


Nadeln unterstützt (Unterschiede in der Zahl und der Stellung der Ritzlinien
oberhalb der Schleifen, die dreieckige Kopfform bei einigen Exemplaren und die nur
einseitige Schleifenbildung bei einer Nadel von Tri Celjusti bei Ohrid41).
Eine Nadel aus der Umgebung von Skodra mit Ritzlinien doch ohne Ringe scheint
von dieser Form beeinflußt zu sein (Abb. 6,5), während zwei Nadeln von Razana bei
Kosjeric die entsprechenden Linien aufweisen (Abb. 6,6—7). Aufgrund ihrer ge-
ringeren Größe könnten sie als örtliche Subvarianten angesehen werden41.

Typ III d

Belsh, bei Elbasan, Albanien — l b.


N.Ccka, Scudime Historike Tirana 1975, 2, 160 Taf.4,3.
Bogdanovci, Vukovar, Nordkroatien — 1s.
J. Brunsmid, Vjesnik Zagreb 10,1908, 234 Abb. 23,6.
Dalj, Osijek, Nordkroatien — 1s.
Z.-K. Vinski, Arh. Rad. Rasprave 2, 1962, 270 Abb. 86.
Donja Dolina, Bosanska Gradiska, Nordbosnien — l b.
Truhelka, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 9,1904, Taf. 81,35.
Durrachion bei Dürres, Albanien — mehrere.
S. Anamaii, Buletin per Shkencat Shoqerore 11, 1957, 58.
Glasinac, Zagradje, Ostbosnien — l b (Abb. 5,11).
Zem. Muz. Sarajevo, Inv. 18189.
Gomolava, Hrtkovci, Syrmien, Vojvodina — l b (Taf. 5,5).
N.Tasic, Rad. Vojvod. Muz. 14, 1965 Taf. 14,4.
Gorica, Ljubuski, Herzegowina — 4 b.
Truhelka, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 8, 1902, 27 Abb. 46'.
Gostilj, Titograd, Montenegro — 4 b und 2 s.
Dj. Basler, Glasnik Sarajevo Arh. N. S. 24, 1969, Taf. 2,9/1, 7,28/10, 9,35/3, 21,105/5, 23,120/5,
25,126/6.
Krajcinovici, Priboj, Westserbien — 2s.
Muz. Titovo Uzice, o. Nr.
Mahrevici, Cajnice, Ostbosnien — Ib.
Truhelka, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 12, 1912, 21 Abb. 14.
Momisici, Titograd, Montenegro — 9 b.
O.2izic, Starinar N. S. 15—16, 1964—65, 197 Abb. 36.
Osanici, Stolac, Herzegowina — 3 b und 2 s.
Zem. Muz. Sarajevo, Inv. 54234, 55569, 56031, 54164, 56029; Z.Marie, Glasnik Sarajevo Arh. N. S.
27—28, 1972—73, 183 Taf. 14,7.
Plana, Bileca, Herzegowina — Ib.
Truhelka, Glasnik Sarajevo Arh. 13, 1901, 6 Taf. 1,11.
Sarajevo, Breza, Bosnien — 2s (Abb. 5, 13—14).
V. Paskvalin, Arh. Pregled 17, 1975, 59 Taf. 32,5—6.
Stolac, Herzegowina — Ib.
Zem. Muz. Sarajevo, Inv. 19783.
Zlot-Höhle, Bor, Ostserbien — l b. (Abb. 5, 12).
N.Tasic, Arh. Pregled 10, 1968, 22 Taf.8,1.
Typ III d entwickelte sich aus der Form III a und zeichnet sich durch einen
verdickten Kopfbogen aus, der sowohl aus praktischen wie auch aus ästhetischen
Gründen erklärbar sein mag. Nadeln mit rundem Kopf können gegenüber denjeni-
gen mit triangulären oder trapezoiden Köpfen früher angesetzt werden. Im inneren
Balkanraum ist einer der frühesten Funde derjenige von Zagradje, Glasinac, der

48
Malenko, Macedoniae Acta Arch. l, 1975 Abb. 9.
49
F.Prendi, Buletin per Shkencat Shoqerore 2, 1958, 125 Abb. 11. Zwei Nadeln von Razana (Muz.
Titovo Uzice, Inv. 658 und 683) gehören wahrscheinlich einer späteren Periode an.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum 241

aufgrund des übrigen Grabinventars — einem griechischen Silberrelief in der Form


eines Ebers — in das letzte Drittel des 6. Jahrhunderts datiert werden kann50. Die
Nadel aus der Höhle von Zlot mit einem vergleichbaren gerundeten Kopf dürfte der
gleichen Phase angehören, da die übrigen Metallfunde dieses Platzes meistens an das
Ende des 7. und in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts datiert werden können51. Die
Stücke von Dalj und Bogdanovci mit etwas abweichenden runden Köpfen werden
vor das Ende des 4.Jahrhunderts gesetzt52, und die Nadeln von Sarajevo und
Mahrevici mit ihren triangulären Köpfen gehören am frühesten dem 3. Jahrhundert
an. Dem 3. und 2. Jahrhundert lassen sich die Nadeln aus der Herzegowina, aus
Montenegro und Albanien, die oft eine trapezoiden oder triangulären Kopf besitzen,
zuweisen. Eine Ausnahme bildet die rundköpfige Nadel von Plana, die vor das Ende
des 4. Jahrhunderts datiert werden dürfte53.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Typ III besonders eng mit der
Balkanhalbinsel verbunden ist (Abb. 8), da er nur hier auftritt. Zudem ist er von der
zweischleifigen Bogenfibel abzuleiten, die ebenfalls hauptsächlich in dieser Zone
vorkommt54. Die Varianten III a—c setzen wahrscheinlich mit dem Beginn der
Glasinac-Phase IV c, also mit dem Ende des 7. Jahrhunderts ein. Aufgrund der
Fundkonzentration läßt sich sagen, daß Typ III hauptsächlich auf diese Gegend
konzentriert ist, obwohl auch eine getrennte Entwicklung in Makedonien möglich
sein könnte. Für eine endgültige Lösung dieses Problems sind jedoch eine detaillierte
chronologische Studie des Glasinac-Inventars und neue, gut datierbare Funde in
Makedonien notwendig.
In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts wurde die große und schwere Nadelva-
riante III c unmodern, und auch Formen des Typs III b wurden seltener, während
die kleineren und feiner ausgeführten Nadeln der Form III d in Gebrauch kamen, die
die neuen Entwicklungen in den heimischen Werkstätten aufgrund griechischer und
italischer Einflüsse im westlichen Balkanraum verdeutlichen. Diese Variante blieb
zusammen mit gelegentlichen Stücken der Basisform III a bis zum 2. Jahrhundert in
Gebrauch.

Typ IV (Abb. 9—12)

Der in Ausführung und Form vollendetste Typ IV ist am weitesten von allen
Formen verbreitet, denn er erscheint in einer beachtlichen Zahl auf der Balkanhalb-
insel, aber auch in Anatolien, Südrußland und Italien. Der Kopf besteht aus einem
dreifach gebogenen Draht, so daß er wie der Buchstabe „M" aussieht. Er wird auch
aufgrund der Ähnlichkeit mit dem kleinen Omega „Omega-Typ" genannt, doch soll
diese Bezeichnung hier vermieden werden, da auch Typ III dem großen Buchstaben
„Omega" ähnelt und so Verwirrung entstehen könnte. F. Maier nannte den Typ IV
50
F.Fiala, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 6, 1899, 51 Abb. 51.
51
Vasic a. a. O. (Anm. 42) 19 Taf. 20.
52
Die Doppelnadeln sind nicht in den latenezeitlichen Nekropolen des 3. und 2. Jahrhunderts in Syrmien
und Slawonien gefunden, so daß sie in diesen Gebieten wahrscheinlich nach dem 4. Jahrhundert nicht
mehr in Gebrauch waren.
53
In Gostilj wurden diese Nadeln zusammen mit Münzen aus dem Beginn des 2. Jahrhuiiderts gefunden
(Basler, Glasnik Sarajevo Arh. N.S.24, 1969, 9 Taf.7,28; 21,105). Für das Material von Plana:
Truhelka, Glasnik Sarajevo Arh. 13, 1901, l ff. Taf. 1.
54
Gabrovec, Godisnjak, Centar za balkanoloska ispitivanja Sarajevo 8, 1970, 43.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Rastko Vasic

10 n

Abb. 9. Doppelnadeln des Typs IV a: l—2 Aidonochorio, aus Gräbern 12 und 41; 3 Chauchitsa; 4 Pella;
5 Korfu (?); 6 Same, Kefallonia; 7 Borovci, Metkovic (Skizze nach dem Inventarbuch); 8 Duvanjsko polje;
9 Grude, Ljubuski, aus Grab; 10 Krehin Gradac, Mostar, aus Grab; 11 Stobi. — Alle Exemplare aus
Bronze. Maßstab 2:3.

„Trebeniste", doch ist dieser Name unangemessen, da die Verbreitung nicht auf
dieses Gebiet begrenzt ist.
Typ IV a besteht meistens aus Bronze, kommt aber auch in Eisen, Silber oder
Gold vor (Abb. 9 u. 10,1). Bei den Silber- und Goldnadeln wird der Kopf zumeist
durch dünne Silber- oder Golddrähte verstärkt. Die Nadellängen variieren zwischen
5 und 18cm. Die Unterteilung des Typs IV in Varianten ist problematisch, da eine
Differenzierung aufgrund der Größe und Form der beiden oberen und der unteren
Kopfbiegungen keine besonders guten .Ergebnisse für eine chronologische und
regionale Zuweisung erbringt. Es läßt sich sagen, daß Nadeln mit gleich großen
Bögen oder einer größeren Mittelbiegung in Makedonien häufiger vorkommen, und
daß Nadeln mit einer nur geringen Mittelbiegung vor allem im Westbalkanraum zu
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum

Abb. 10. Doppelnadeln der Typen IV bis VI. Typ IV a: l Ljuljaci, aus Grab; Typ IVb: 2 Ljubomir, aus
Grab; Typ IV c: 3 Aidonochori, aus Grab; Typ V a: 4 Aidonochori, aus Grab; 5 Strymontal, aus Grab;
6 Srednja Dobrinja, Uzicka Pozega, aus Hügelgrab. Typ Vc: 7 Plana, aus Grab. Typ Via: 8 Kompolje,
aus Grab 107. Typ VIb: 9 Kaldrma, Prilep, aus Grab 22. — l, 2 Silber, 9 Eisen, sonst Bronze. Maßstab
2:3.

finden sind, doch kommen häufig Nadeln verschiedener Bogengröße gleichzeitig am


selben Ort vor (z. B. Aidonochori, Plana, Gosinja pl. usw.). Dennoch lassen sich für
Bosnien und die Herzegowina einige charakteristische Subvarianten herausarbeiten,
doch können diese Formen, von denen noch zu sprechen sein wird, erst dann

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
244 Rastko Vasic

vollständig definiert werden, wenn das gesamte westbalkanische Material publiziert


ist und einige gut daticrbare Stücke vorliegen. Aus diesem Grunde werden der ersten
Variante IV a alle „MMörmigen Nadeln, unabhängig von ihrer Schleifenform und
Größe, zugewiesen, mit der Möglichkeit, Unterschiede später zu definieren, wenn
der Forschungsstand es zuläßt (Abb. 9. u. 10,1). Der zweiten Variante IV b werden
die „M M -förmigen Nadeln mit tordiertem Kopf zugeschrieben (Abb. 10,2), und die
Variante IV c wird durch die „ -förmigen Nadeln mit entsprechendem Spitzen-
schutz repräsentiert (Abb. 10,3). Diese letzte Form, die auch als Fibel bezeichnet
wird, wurde später entwickelt und verhinderte, daß sich der Nadelträger an den
Spitzen stechen konnte.

Typ IVa

Aetos, Ithaka, Nomos Kephallonia, Griechenland — Ib.


S.Benton, Ann. Brit. School Athens 48, 1953, Taf.66, E 215.
Aidonochori, Nomos Serres, Griechenland — 2b (Abb.9,1—2).
H.Koukouli-Chrysanthaki, Arch. Deltion 26, 1971, Chron. 417Taf.415,g.
Appollonia, bei Vlora, Albanien — mehrere (?).
D.Budina, Iliria 2, 1972, 334.
Babino, Kicevo, jugosl. Makedonien — 2 b.
Mikulcic, Pelagonija u svetlosti arheoloskih nalaza (1966) 37 Abb. 19 b.
Bassae, Nomos Elis, Griechenland — l b.
Arch. Ephemeris 1910, 326 Abb. 50,1.
Belgrad, Umgebung, Nordserbien — l b (Taf. 5,8).
Stadt. Mus. Belgrad, Inv.7138.
Belsh, bei Elbasan, Albanien — mehrere b.
N.Ceka, Studime Historike Tirana 1975, 2, 160, Taf. 4,2.
Beranci, Bitola, Jugosl. Makedonien — Ib.
I.Mikulcic, Starinar N.S.21, 1970, 139 Taf. l, i.372.
Blato, Korcula-Inseln, Süddalmatien — 3 b.
P.Lisicar, Crna Korkira (1951) Taf. 18,4.
Borovci, Metkovic, Süddalmatien — l b (Abb. 9,7).
Naturhist. Mus. Wien Inv. 17544.
Brezani, Resen, Ohrid-See, Jugosl. Makedonien — Ib.
P. Lisicar, Sovremenost 4, Skopie 1954, 594.
Chauchitsa, Nomos Kilkis, Griechenland — 2 b (Abb. 9,3).
S. Casson, Ann. Brit. School Athens 26, 1923—25 Taf. 112 j;
Brit. Museum, Reg. Nr. 1919.11—19.22.
Crvenica, Duvno, Herzegowina — Ib.
B. Covic, Vjesnik Split 63—64, 1961—62, 40 Abb. 8,3.
Chalkidike, Griechenland — l b.
Nat. Mus. Athen, Coll. Stathatos, Inv. 819.
Dalmatien — 3 b.
Arch. Mus. Split.
Debelo Brdo, Sarajevo, Bosnien — 3 b.
F.Fiala, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 4, 1896, 66 Abb. 198; 6, 1899, 133.
Delogozda, Struga, Ohrid-See, Jugosl. Makedonien — l b (Taf. 5,13).
Arch. Samml. Struga.
Delos, Nomos Kykladen, Griechenland — Ib.
W.Deonna, Delos XVIII, Le mobüier delien, 276 Abb. 313.
Demetrias, Nomos Volos, Griechenland — l b.
Mus. Volos Inv. DP 78.
Demir Kapija, Jugosl. Makedonien — Ib.
Mikulcic, Pelagonija u svetlosti arheoloskih nalaza (1966) 32.
Dimallum, bei Elbasan, Albanien — Ib.
M. Korkuti, Iliria 2, 1972, 460.
Donja Dolina, Bosanska Gradiska, Nordbosnien — l b.
Z. Marie, Giasnik Sarajevo Arh. N. S. 19, 1964, Taf. 13,4.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum 245

Durrachion (Dürres), Albanien — mehrere b.


S. Anamali, Buletin per Shkencat Shoquerore Tirana 11, 1957, 58.
Dushmani, bei Skodra, Albanien — Ib.
F.Nopcsa, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 12, 1912, 177 Abb. 19.
Duvanjsko Polje, Herzegowina — l b (Abb. 9,8).
Zem. Muz. Sarajevo Inv. 42158.
Eretria, Nomos Euböa, Griechenland — Ib.
Mus. Eretria.
Gajtan, bei Skodra, Albanien — 2 b.
Korkuti, Iliria 2, 460 Abb. 6.
Glasinac, Ostbosnien.
Cavarine — l b, B.Terzan; Arn. Vestnik 27, 1976, 379 Abb. 48,1.
Citluci — 4 b und l s, Zem. Muz. Sarajevo.
Gosinja, pl. — 10b und l s; Glasinac 2,67 106, 114 Taf. 8,3.13; 9,3.4; 47,13.14.19.32.
Ilijak — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Kovacev Do — l e, Zem. Muz. Sarajevo.
Mehagin Do — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Potpecine— 5b; Glasinac 2, 111 Taf.46, 5—7.
Rudine — 3b; Glasinac 2, 114 Taf.49,5.12.
Rusanovici — 3b und l s; Glasinac 2,114 Taf. 48,5 (Variation).
Sokolac — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Sokolacko polje — l b, Zem. Muz. Sarajevo. · *
Taline — 2 b, Zem. Muz. Sarajevo.
Vrazici — 3 b und l s; Fiala, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 3,1895, 21 Abb. 56; B. Terzan, Arh.
Vestnik 27, 1976, Abb. 46,6.
Glogovik, Hercegnovi, Montenegro — Ib.
I.Pusic, Arh. Pregled 4, 1962, 76 Taf. 11,12.
Gorica, Ljubuski, Herzegowina — 9 b.
Truhelka, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 8, 1902, 28 Abb. 49—50; Arch. Mus. Split.
Gorno Pole, Karaorman, Stip, Jugosl. Makedonien — 2 b.
Mikulcic, Starinar N. S. 13—14, 1962—63, 205 Abb. 16.1,b.
Gostilj, Titograd, Montenegro — l b und 3 s.
Basler, Glasnik, Sarajevo Arh. N. S.24, 1969, Taf. 6,27/4.6; 8,34/7; 9,36/6.
Grude, Ljubuski, Herzegowina — l b (Abb. 9,9).
Zem. Muz. Sarajevo, Inv. 7643.
Herzegowina — 4 b.
Arch. Muz. Split.
Imotski, Umgebung, Süddalmatien — l b.
Imotski, Franziskaner-Kloster.
Jerma (Antigonea), bei Gjirokastra, Albanien — Abdruck auf Webgewicht.
Budina, Iliria 2, 1972, 335 Abb. 49.
Jezerine, Bihac, Westbosnien — Ib.
V.Radimsky, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 3, 1895, 165 Abb. 512.
Kabirion, Theben, Nomos Boötien, Griechenland — ib.
Marchesetti a.a.O. (Anm. 1) 276; in Nat. Mus. Athen, nicht bestätigt.
Kacanj, Bileca, Herzegowina — 5 b.
Marie, Glasnik Sarajevo Arh. N. S. 14, 1959, 94 Taf. 3,2.7; N. S. 30—31, 1977, 107 Taf. 2,12.
Kaldrma, Prilep, Jugosl. Makedonien — 2 b.
B.Kitanoski, Macedoniae Acta Arch. l, 1975, 123 Taf. 3,248.263.
Kompolje, Otocac, Lika, Kroatien — Ib.
Arch. Muz. Zagreb.
Korfu (?) Griechenland — l b (Abb. 9,5).
Brit. Museum, Reg. Nr. 1868. 1—10.315 (BMC Bronzes 2393).
Kovacev Do, Petrovici, Niksic, Montenegro — 2 b.
Muz. Niksic, Inv. M 64 und M 65.
Krehin Gradac, Mostar, Herzegowina — l b (Abb. 9,10).
Zem. Mus. Sarajevo, Inv. 38839.
Ku£ i Zi, bei Korc.a, Albanien — Ib.
Z. Andrae, Iliria 7—8, 1977—1978, 135 Taf. 6.
Kukes, bei Cinamak, Albanien — mehrere b, e, s.
B.Jubani, Stud. Alb. 9,1, 1972, 205,209.
Latinsko Polje, Delimedje, Novi Pazar, Westserbien — l b.
Mus. Novi Pazar.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
246 Rastko Vasic

Leukadia bei Naoussa, Nomos Imathia, Griechenland — 2$.


Mus. Veria, Inv. 1056 und 1069.
Livno VaSarovine, Herzegowina — mehrere b.
Mus. Livno.
Ljubomir, Trcbinje, Herzegowina — ca. 15 b und einige e.
V. Atamckovi6-Salci6, Tribunia 3, 1977, 29 Taf.3,1.
Ljuljaci, Kragujcvac, Serbien — l s (Abb. 10,]).
Mus. Kragujevac.
Mari-Tal, bei Tirana, Albanien — mehrere b.
D. Kurti, Iliria 4, 1974, 242 Taf. 3,5.
MomiSici, Titograd, Montenegro — 6 b.
O.2iüc, Starinar N. S. 15—16, 1964—65, 197 Abb. 35.
Mostar, Umgebung, Herzegowina — 6 b.
Arch. Mus. Split.
Negotino, Gradiste, Jugosl. Makedonien — l b (Taf. 5,10).
Muz. Titov Veles.
Negotino, Ziegelei, Jugosl. Makedonien — Abdrücke auf vier Webgewichten (Taf. 5,11).
Muz. Titov Veles.
Nemea, Nomos Korinth, Griechenland — l b.
S. Miller, Hesperia 49,2, 1980, 179 Taf. 35 b.
Neum, Gradac, Herzegowina — 12b.
Zem. Muz. Sarajevo, Inv. 14955.14957—65,16393—94.
Nin, Norddalmatien — 2 b.
Nin, Problemi arh. istrazivanja 1968, Taf. 12 und 17.
Novi Pazar, Westserbien — 4s.
Dj. Manozisi u. Lj.Popovic, SO.Ber. RGK, 1969, 203 Taf. 85,1—4.
Olympia, Nomos Elis, Griechenland — 7 b.
Mus. Olympia, B 1421, 1430, 3229, 3240, 3587, 4673, 8233.
Osanici, Stolac, Herzegowina — 3 b.
Zem. Muz. Sarajevo, Inv. 54233, 55279, 55437; Z. Marie, Glasnik Sarajevo arh. N. S. 30—31, 1977,
Taf. 29,3.
Patras, Nomos Achaia, Griechenland — 2g.
H. Comfort, Amer. Journal Arch. 54, 1950,121 Abb. 3 c.
Pella, Nomos Pella, Griechenland — l b (Abb. 9,4).
Mus. Pella, Inv. 341.
Pecka Banja, Pec, Kosovo — 2s.
Mus. Pristina.
Philia, Nomos Karditsa, Griechenland — 2 b.
Mus. Volos.
Phtiotisch Theben, Nomos Magnesia, Griechenland — Ib.
Mus. Volos, Inv. M 4458.4.
Plana, Bileca, Herzegowina — 23 b.
Truhelka, Glasnik Sarajevo Arh. 13,1901, 6f. Taf. 1,5—11.13.
Potocani, Livno, Herzegowina — Ib.
M.Mandic, Glasnik Sarajevo Arh. 49, 1937, 5 Taf. 1,5.
Prozor, Otocac, Lika, Kroatien — Ib.
S. Ljubic, Popis arkeol. odj. Narod. zem. muzeja u Zagrebu I, l, 1889 Taf. 17,24.
Radanja, Krivi Dol, Stip, Jugosl. Makedonien — l b.
K.Kilian, Prahlst. Zeitschr. 50, 1975,103 Taf. 47,6.
Radimlja, Stolac, Herzegowina — Ib.
Truhelka, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 3, 1895, 515 Abb. 26.
Radoliste, Ohrid-See, Jugosl. Makedonien — Ib.
Lj. Popovic, Zbornik Narodn. Muz. Beograd l, 1956—57, Taf. 8,15/1.
Rakitno, Zagradina, Herzegowina — 2 b.
V. Radimsky, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina l, 1893,176 Abb. 12.
Recica, Ohrid-See, Jugosl. Makedonien — 1s.
V.Lahtov, Situla 8, 1965, 60 ff. Taf. 2,4.
Ripes, bei Gjirokastra, Albanien — I b .
D.Budina, Iliria l, 1971, 78 Taf. 5.
Ruzici, Ljubuski, Herzegowina — 2 b.
V. Curcic, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 11, 1909, 99 Taf. 3,4.5.
Same, Nomos Kefallonia, Griechenland — l b (Abb. 9,6).
Musee de prehistoire, Neuchätel, Inv. 181.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum 247

Sanski Most, Westbosnien — 8 b.


Fiala, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 6, 1899, Abb. 18.71.
Selce Posthme, bei Podgradec, Ohrid-See, Albanien — mehrere b.
N. Ceka, Iliria 2,174 Taf. 8,2.
Seuthopolis, Kazanlak, Okr. Stara Zagora, Bulgarien — Ib.
V. Lahtov, Situla 8, 1965, 61.
Sindos, Nomos Thessaloniki, Griechenland — mehrere s.
Freundliche Mitteilung K. Despini.
Sisak, Kroatien — Ib.
Marchesetti a.a.O. (Anm. 1): in Arch. Mus. Zagreb nicht bestätigt.
Sitno, Split, Dalmatien — Ib.
P.Kaer, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 6, 1899, 520 Abb. 2.
Solina, Tuzla, Ostbosnien — Ib.
R Jovanovic, tlanci i gradja l, 1957, 246 Taf. 1,2.
Sremska Mitrovica, Syrmien, Vojvodina — Ib.
Fiala, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 6, 1899, 115; in Arch.
Mus. Zagreb nicht bestätigt.
Stobi, Gradsko, Jugosl. Makedonien — l b (Abb. 9,11).
Arch. Mus. Skopje.
Ston (Stagno), Süddalmatien — 5 b.
J.Posedel, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 11, 1909,102 Taf.21,2—6.
St. Erasmo, Ohrid-See, Jugosl. Makedonien — Ib.
Lahtov, Situla 8, 1965, 61.
St. Lucia (Most na Soci), Nordwestslowenien — Ib.
Freundliche Mitteilung B. Terzan.
Tanagra, Nomos Boötien, Griechenland — l b.
Nat. Mus. Athen, Inv.8216.
Thessalien, Griechenland — Ib.
Mus. Volos, Inv. M 6911/882.
Thessaloniki, Umgebung (?), Griechenland — l b (Taf. 5,12).
Mus. Thessaloniki, Inv. 7210.
Trebeniste, Ohrid-See, Jugosl. Makedonien — 4 b und 9 s.
Filow u. Schkropil, Die archaische Nekropole von Trebenischte am Ochrida-See (1927) 33 f.
Abb. 31,1—5; Vulic, Jahreshefte Österr. Arch. Inst. 27, 1932, 16 Abb. 23—24,1; V. Lahtov u.
J.Kastelic, Lihnid l, 1957, 48 Taf. 5,8—10; 18,9.
Umcari, Smederevo, Nordserbien — 2s.
D. Garasanin, Starinar N. S. 11, 1960, 88 Abb. 6. u. 7.
Vica Luka, Brac-Insel, Dalmatien — 18b.
I.Marovic u. M.Nikolanci, Vjesnik Split 70—71, 1968—69, 44 Abb. 10,4—5; 15,8; Taf. 4 u. 7.
Vinica, Kocani, Jugosl. Makedonien — Ib.
Freundliche Mitteilung R. Pasic.
Vitsa, Nomos loannina, Griechenland — 6 e.
Freundliche Mitteilung I. Vokotopoulou.
Vratnica, Visoko, Bosnien — mehrere b.
Freundliche Mitteilung B. Covic.
Vrucica, Tesanj, Doboj, Bosnien — Ib.
Truhelka, Glasnik Sarajevo Arh. 13, 1901, 14 Taf. 1.
Zeitinlik, Nomos Thessaloniki, Griechenland — 1s.
L. Key, Albania 2, 1927, 38 Abb. 18.
2rnovnica, Split, Dalmatien — Ib.
Arch. Mus. Split.
Herkunft unbekannt — Ib.
Nat. Mus. Athen, Inv. 8215.
Die frühest«! Nadeln auf dem Glasinac können in die späte Phase IV c datiert
werden und kommen dort bis zur Phase Vb vor, waren demnach von der zweiten
Hälfte des 6. bis zum Beginn des 3.Jahrhunderts in Gebrauch. Die übrigen
bosnischen Funde gehören höchstwahrscheinlich in das 5. und 4. Jahrhundert55,
55
Über die Datierung von Sanski Most zwischen 500 und 350 v. Chr.: F. Fiala, Wiss. Mitt. Bosnien u.
Herzegowina 6, 1899, 128. — Über die etwas späteren Daten der Certosafibeln aus Sanski Most:
B. Terzan, Arh. Vestnik 27,1976,380. — Die Gräber von Vrucica und Solina enthalten frühlatenezeit-
liche Gegenstände und gehören am ehesten in das 4. Jahrhundert.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
248 Rastko Vasic

2 3 4
Abb. 11. Grabfund 28 von Kompolje, Kroatien. Maßstab 1:2.

dagegen sind die Silbernadeln aus Serbien etwas früher: Die Stücke von Novi Pazar
und Pecka Banja können aufgrund der Vergesellschaftung mit attischer Keramik in
den Übergang vom 6. zum 5. Jahrhundert datiert werden, und die Nadeln vom
Umcari sind typologisch ein wenig jünger56. Die Nadel des Grabes 28 von Kompolje,
die zusammen mit einer Armbrustfibel gefunden wurde, dürfte nicht älter als das
S.Jahrhundert sein (Abb. 11), und auch die Nadel aus Grab 520 von St. Lucia kann
aufgrund eines konischen Anhängers in die gleiche Zeit datiert werden. Die Nadel
aus Grab 17 von Nin kann sicher dem 4. Jahrhundert zugewiesen werden, während
das andere Stück von Nin sehr wahrscheinlich nicht dem frühen Grab 85 angehört57.
Zweifelhaft ist auch die Zuweisung einer solchen Nadel von Sitno bei Split zu einem
Hort der Periode Hallstatt B58. Die „MMörmigen Nadeln aus der Herzegowina und
Süddalmatien geben nicht viele Anhaltspunkte für eine Datierung. Viele gehören in
das S.Jahrhundert, viele sind aber auch jünger und in das 3. und 2.Jahrhundert zu
setzen59. In Albanien ist die Situation ähnlich; dort können alle Nadeln mit Ausnah-
me derer von Mati, Qinamak und Dushmani in die hellenistische Zeit datiert werden.
Die Funde um den Ohrid-See, aus Trebeniste, Radoliste und Recica sind älter und
reichen von der Mitte des 6. bis in die Mitte des S.Jahrhunderts, und die übrigen
Nadeln aus Jugoslawisch-Makedonien (Babino, Beranci, Gorno Pole und Kaldrma
bei Prilep) gehören in die gleiche oder eine etwas spätere Periode. Die Silbernadeln
um Thessaloniki, aus Sindos und Zeitinlik sind in das letzte Drittel des 6. und das
S.Jahrhundert zu datieren, während zwei Bronzenadeln aus den Gräbern 12 und 41
von Aidonochori aufgrund ihrer Vergesellschaftung mit spätkorinthischer Keramik
wahrscheinlich vor der Mitte des 6. Jahrhunderts anzusetzen sind60. Die eisernen
Nadeln von Vitsa gehören meistens dem 5. und 4. Jahrhundert an, während das

56
Manozisi u. Popovic, 50. Bericht RGK 1969, 204 f. Für die Datierung der attischen Vasen aus Pecka
Banja danke ich Frau M. Parovic-Pesikan.
57
Das Grab 17 enthielt auch einige Certosafibeln und eine fragmentarische griechische Schale aus dem
4. Jahrhundert. Für Grab 85 vgl. S.Batovic, Arch. lugoslavica 6, 1965 Abb. 13.
58
Der Kopf der Nadel hat eine etwas abweichende Form, eine unabhängige Entstehung ist nicht
auszuschließen. Jedoch sind die Fundangaben nicht sicher; die Nadel muß wahrscheinlich später datiert
werden.
59
In Gostilj und Gajtan wurden solche Nadeln in Gräbern zusammen mit Münzen aus dem Beginn des
2.Jahrhunderts gefunden (Basler, Glasnik Sarajevo Arh. N. S. 24, 1969, Taf.8,34; Korkuti, Iliria 2,
1972, 455 f.).
60
Sindos verdanke ich den Hinweis von Frau K. Despini, Für die Datierung der korinthischen Keramik in
Aidonochori bin ich Frau H. Koukouli-Chrysanthaki dankbar.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum 249

(Mb 300km
, TypIVo oTypIVb xTypIVc =d

Abb. 12. Verbreitung der Doppelnadeln vom Typ IV.

Stück aus Nemea in das dritte Viertel des S.Jahrhunderts datiert werden muß61.
Besonders bemerkenswert ist die Darstellung einer solchen Nadel auf einem Krater
aus Spina, der in das zweite Viertel des 5. Jahrhunderts zu datieren ist62. Wie auch im
westlichen Balkanraum bleiben die Nadeln in Makedonien und Griechenland (Pa-
tras) bis in die fortgeschrittene hellenistische Zeit in Gebrauch.
Aufgrund dieser Ausführungen kann man den Schluß ziehen, daß die frühesten
„MMörmigen Doppelnadeln im Balkanraum zuerst in Makedonien in der ersten
Hälfte des 6. Jahrhunderts auftraten und sich von dort während der zweiten Hälfte

61
Nach I. Vokotopoulou — ich bin dankbar für die Mitteilung — gehören fünf Nadeln von Vitsa in das 5.
und 4. Jahrhundert, eine weitere vielleicht ins 8. bis 7. Jahrhundert. Letztere Datierung ist jedoch nicht
gesichert.
62
Jacobsthal a.a.O. (Anm.l) 109 Abb.334; N.Alfieri u. P.E.Arias, Spina (1958) 32 Taf.16—17.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
250 Rastko Vasio

des gleichen Jahrhunderts im westlichen Balkangebiet verbreiteten (Abb. 12). Diese


Folgerung wird durch die Datierung der Silbernadel mit Drahtverstärkung am Kopf
unterstützt: Die Exemplare von Trebcniste, Recica und Sindos gehören, wie gezeigt,
in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts, diejenigen von Novi Pazar und Pecka Banja
an die Jahrhundertwende, und die Funde von Umcari, Ljuljaci und Vrazici aus
Glasinac sind jünger. In Griechenland entstand dieser Typ wahrscheinlich ebenfalls
unter makedonischen Einfluß, doch ist seine Entstehung in der Herzegowina und
dem südlichen Adria-Bereich noch nicht geklärt. Die Kulturbeziehungen mit Ma-
kedonien waren besonders in den jüngeren Perioden intensiv, doch hat anscheinend
die Glasinac-Zone eine wichtige Rolle bei der Verbreitung nach Westen gespielt.
Gerade in Bosnien und der Herzegowina haben viele Nadeln eine wenig tief
gebogene Mittelzone mit kleinem gerundetem Ende und vergrößerte Seitenbiegun-
gen (Sanski Most, Debelo brdo, Grude, Krehin Gradac usw.). Eine derartige
Kopfbildung kann auch bei zwei Silbernadeln von Umcari und einem Exemplar von
Ljuljaci festgestellt werden. Nahezu alle erwähnten Funde dürften in das S.Jahrhun-
dert datiert werden, die Zeit, in der diese Modeform als eine Art Subvariante zum
Typ IV a im innerbalkanischen Bereich auftauchte. Einige Nadeln aus Süddalmatien
mit flacher Mittelbiegung und großen Seitenbögen mögen als Weiterentwicklung
oder Vereinfachung dieser Mode interpretierbar sein (Ston, Kacanj).

Typ IVb

Kacanj, Bileca, Herzegowina — l b und l s.


Z.Marie, Glasnik Sarajevo Arh. 30—31, 1977, 107ff. Taf.2,9.13.
Ljubomir, Trebinje, Herzegowina — 1s (Abb. 10,2).
V. Atanackovic-Salcic, Tribunia 3,1977, 29 Taf. 3,2.
Neum, Gradac, Herzegowina — Ib.
Zem. Muz. Sarajevo, Inv. 14596.
Typ IV b wurde nur in der südlichen Herzegowina gefunden und kann deshalb als
lokaler Versuch einer Variation des Grundschemas verstanden werden. Das Verhält-
nis von kleiner Mittelschleife und vergrößerten Seitenbiegungen ist wie bereits
gezeigt, ebenfalls eine örtliche Erscheinungsform. Aufgrund weiterer Funde von
Kacanj und Ljubomir dürfte diese Nadelform in das S.Jahrhundert zu setzen sein.
Diese Datierung wird indirekt durch die Typen I b und III b mit tordiertem Draht
bestätigt, die nicht jünger als jene Phase sind.

Typ IV c

Aidonochori, Nomos Serres, Griechenland — l b (Abb.


Mus. Kavala, Inv. M 925.
Belgrad, Umgebung, Nordserbien — l b (Taf. 5,9).
Stadtmus. Belgrad, Inv. 7137, 7139.
Derveni, Nomos Thessaloniki, Griechenland — 3g.
Treasures of Ancient Macedonia Catalogue Nr. 232, 233, 241 Taf. 33.
Kaldrma, Prilep, Jugosl. Makedonien — Ib.
Kitanoski, Macedoniae Acta Arch. l, 1975, 123 Taf.2,262—263.
Katerini, Nomos Pierias, Griechenland — Ig.
Treasures of Ancient Macedonia Catalogue Nr. 30 Taf. 5.
Olympia, Nomos Elis, Griechenland — 4 b.
Mus. Olympia, Br. 420, 1608, 3646, 4853, 8179, o. Nr.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum 251

Philia, Nomos Karditsa, Griechenland — 2b.


Mus. Volos.
Stavroupolis, Nomos Thessaloniki, Griechenland — l g.
Treasures of Ancient Macedonia Catalogue Nr. 274.
Tsotyli, Nomos Kastoria, Griechenland — lg.
Treasures of Ancient Macedonia Catalogue Nr. 39 Taf. 9.
Vergina, Nomos Imathia, Griechenland — 2g.
Treasures of Ancient Macedonia Catalogue Nr. 93; D. Pandermalis, Makedonika 12,1972,165 Taf. 5, g.
Es ist schwierig, den Typ IV c zu identifizieren, da im Grunde jede „M"-förmige
Nadel hierzu gerechnet werden könnte, denn die Variante läßt sich nur durch den
Spitzenschutz erkennen. Die meisten Nadeln werden zwischen 400 und 300 v. Chr.
datiert, so daß angenommen werden kann, daß der Typ, der bis in das 2. Jahrhundert
in Gebrauch blieb63, sich gegen Ende des S.Jahrhunderts aus der Basisform entwik-
kelte.
Die Beziehungen balkanischer Doppelnadeln des „M"-Typs zu entsprechenden
Stücken in Kleinasien, Südrußland und Italien sind noch nicht ausreichend klar
darzustellen. Etwa 30 derartige Nadeln, die zum Großteil aus Bronze und im
übrigen aus Eisen bestehen, wurden in Bogazköy gefunden64, zwei weitere stammen
aus Alishar Hüyük65, aber von den übrigen Fundplätzen dieser Region sind keine
Doppelnadeln bekannt. Die ältesten vier Nadeln von Bogazköy wurden in Schicht II
der Festung Büjük Kaie gefunden und können in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts
datiert werden, doch gehören die meisten Nadeln in spätere Perioden bis in die
hellenistische Zeit. Das früheste Auftreten dieses Nadeltyps in Makedonien spricht
in gewisser Weise für eine Beziehung der ältesten balkanischen Exemplare mit
Anatolien, doch kann diese Annahme ohne neue und exakte Daten nicht endgültig
akzeptiert werden66. Andererseits sollte nicht übersehen werden, daß der neue
Doppelnadeltyp in Makedonien zu einer Zeit aufkam, als Doppelnadeln allgemein
sehr populär waren und erfahrene Schmuckhersteller sich nach neuen und interes-
santen Formen umsahen, wie ja auch die Varianten der Typen II, V und VI zeigen.
Der Kopf des Typs IV aus wellenartigen Biegungen, ähnlich der Technik von Typ V
und VI, könnte das Ergebnis dieser Experimente in neuen Formen und Darstellungs-
arten sein. Etwa 15 Nadeln dieses Typs aus Skythien, die dem S.Jahrhundert
angehören67, entstanden wahrscheinlich unter makedonischem oder griechischem
Einfluß.
Schließlich sind noch zwei ähnliche Nadeln aus dem Picenum, aus Fermo, Grab
16, und Novilara-Molaroni, Grab 87, zu erwähnen, die kürzlich in das 8. Jahrhun-
dert datiert wurden68. Ohne auf dieses Datum näher einzugehen, soll hier nur betont
werden, daß zwei Exemplare nicht ausreichen, um als Ursprung der in Bosnien und

63
Die silberne Nadel von Zeitinlik, die in das dritte Viertel des S.Jahrhunderts datiert ist (Jacobsthal
a. a. O. (Anm. 1) 137, Hat einige Schutzelemente an den Schenkeln und kann etwas früher als die ersten
Nadeln des Typs III c angesetzt werden. Die späteste Nadel ist anscheinend ein Stück von Vergina aus
der Mitte des 2. Jahrhunderts (Pandermalis, Makedonika 12, 1972, 170 f.).
64
R.M.Boehmer, Die Kleinfunde von Bogazköy, Bogazköy-Hattusa VII (1972) 92 Taf.
23,530.530a.545—554; 24,555.588.589.589a; 49,1360.1366. Ders., Die Kleinfunde aus der Unter-.
Stadt von Bogazköy, Bogazköy-Hattusa X (1979) 13 f. Taf. 14,3093.3094.
« E. F. Schmidt, The Alishar Hüyük II (1933) 69 Abb. 96; H. H. von der Osten, The Alishar Hüyük III
(1937) 53 Abb. 58,5 und 110 Abb. 105.
66
Eine Steinplatte aus Arsada, Lykien, mit fragmentarischer Inschrift und einer „M"-Nadel (?), G. E.
Bean, Journal Hellen. Studies 68, 1948, 42 Abb. 9.
67
Petrenko a.a.O. (Anm.2) 19 Taf. 14, 1—13.
68
Carancini a. a. O. (Anm. 2) 376 f. Taf. 102,3384.3385.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
2j2 RastkoVasi£

Makedonien so zahlreich vertretenen Nadeln zu gelten. Es ist vielleicht wichtig,


darauf hinzuweisen, daß die beiden italischen Stücke keine runden, sondern längli-
che Biegungen besitzen und außerdem einer Doppelnadel des Typs I von Peschiera
ähnlich sind, deren Oberteil nach vorn gebogen ist und die ebenfalls in das
S.Jahrhundert datiert werden kann69. Deshalb mögen diese italischen Nadeln ebenso
wie einige uncharakteristische Einzelfunde der östlichen Adria von der allgemeinen
Entwicklung des „M"-förmigen Typs unabhängig sein und in die Zeit gehören, die
durch seltene und individuelle Funde von Doppelnadeln verschiedener Formen
gekennzeichnet ist, also nicht mit einer organisierten Produktion bestimmter For-
men in Verbindung stehen.

Typ V (Abb. 10 u. 13)

Typ V (Abb. 13) wird durch einen kleeblattförmigen Kopf gekennzeichnet, dessen
Blätter unterschiedliche Größe und Stellung haben können, so daß sich mehrere
Varianten unterscheiden lassen. Bei der ersten Variante sind alle Blätter vertikal
ausgerichtet; das Mittelblatt ist generell das größte, gelegentlich sind aber auch alle
Blätter gleich. Die zweite Variante entwickelte sich aus der ersten und besitzt
mehrere Ringe auf der flachen Oberseite des Mittelblattes. Bei der dritten Variante
sind das Mittelblatt vertikal und die beiden anderen horizontal angebracht, so daß
sich die Form eines Kreuzes ergibt. Die vierte, von der dritten Variante ableitbare
Form besitzt fünf Blätter, ein vertikales und vier horizontale. Die Länge der Nadeln
dieses Typs variiert zwischen 5 und 15cm und neben bronzenen kommen auch
einige silberne Stücke vor.

Typ Va

Aidonochori (Tragilos), Nomos Serres, Griechenland — l b (Abb. 10,4).


H.Koukouli-Chrysanthaki, Arch. Deltion 24, 1969, 355 Taf.363b.
Chalkidike, Griechenland — l b mit vier vertikalen Blättern.
Coll. Stathatos III, 103 Nr. 42 Taf. 14.
Cupramarittima, Picenum, Italien — 3 b.
Carancini a. a. O. (Anm. 2) 377 Taf. 102,3386.
Italien — l b, Variation.
Jacobsthal, Greek Pins (1956) 138 Abb. 398.
Krizna Gora, Stari Trg kod Loza, Slowenien — l b mit vertikalen Blättern gleicher Form.
M. Urleb, Krizna Gora pri Lozu (1974) 84 Taf. 7,1.
Makedonien, Griechenland — 2b.
Coll. Canellopoulos, Athen, Inv. 675, 676.
Novilara-Servici, Picenum, Italien — Ib.
Carancini a. a. O. (Anm. 2) 377 Taf. 102, 3388.
Olympia, Nomos Elis, Griechenland — Ib.
Mus. Olympia, Br 123.
Srednja Dobrinja, Uzicka Pozega, Westserbien — l b mit triangulärem Mittelblatt (Abb. 10,6).
Muz. Titovo Uzice, Inv. 456.
Strymon-Tal, Griechenland — l b (Abb.
Brit. Museum, Reg. Nr. 1918.4—15.4.
Thessalien, Griechenland — Ib.
Mus. Volos, Mm 7047/1018.

69
Ebd. Taf. 102,3381.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum

eTypVa oTypVb A TypVc xTypVd o TypVIa 0 Typ VI b

Abb. 13. Verbreitung der Doppelnadeln der Typen V und VI.

Zur Chronologie läßt sich das Grab aus der Mitte des 6. Jahrhunderts von
Aidonochori heranziehen. „A grave on the Strymon", vielleicht von Amphipolis,
heute im Britischen Museum, enthielt neben der Nadel einen handgemachten
tiefbauchigen Krug, eine ionische Kylix, einen Fingerring mit Endspiralen und zwei
rhombische Bleche aus Gold und Silber. Diese besitzen Parallelen in Aivasil,
Aidonochori und in einem Grab aus der Gegend zwischen Kavala und Drama und
gehören der gleichen oder einer etwas früheren Periode an70. Für die übrigen
balkanischen Nadeln gibt es keine präzisen chronologischen Anhaltspunkte.

Brit. Museum Reg. No. 1918, 4—15, l—6. Für die Angaben danke ich Herrn D.M.Bailey. — Als
Parallele: K.Kilian, Prähist. Zeitschr. 50, 1975, 101 f. Vgl. auch einen tiefbauchigen Krug aus dem
Grab 3 in Saraj, der von Kilian (ebd. 87 Taf.62,5) in die Mitte des 7. Jahrhunderts datiert worden ist.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
154 RastkoVasio

Die italischen Nadeln werden in das 7. Jahrhundert datiert, eine Zeitstellung, die
indirekt auch durch die Nadel von Krifcna Gora in Slowenien bestätigt wird, die
spätestens an das Ende des 7 Jahrhunderts gesetzt werden muß und wahrscheinlich
unter italischem Einfluß entstand". Aus diesem Grunde kann man annehmen, daß
der Typ in Italien früher als in Makedonien auftritt; eine von Westen nach Osten
gehende Beeinflussung ist daher nicht auszuschließen. Doch bedarf es auch hier noch
neuer und genauer datierbarer Funde, bevor endgültige Schlüsse gezogen werden
können.

Typ Vb

Typ V b entwickelte sich aus Typ V a durch das Hinzufügen von Ringen zum
oberen Teil des Mittelblattes. Auf diese Weise wirkt es flacher, und die seitlichen
Blätter erreichen eine fast horizontale Stellung. Nadeln der Form Vb stammen
ausschließlich aus dem Picenum, aus Cupramarittima und Novilara, und sind mit
dem Typ V a gleichzeitig72. Im inneren Balkanraum gibt es einige Nadeln des Typs
V b ähnliche Ausbildungen, einmal das erwähnte trianguläre Mittelblatt der Nadel
von Srednja Dobrinja und außerdem der spiralig gebogene obere Teil einer der
Nadeln des Typs Ic von Tri Celjusti, doch ist es fraglich, ob hier wirklich
Beziehungen zwischen den Funden vorliegen.

Typ Vc

Amphipolis, Nomos Serres, Griechenland — Ib.


Mus. Kavala.
Debelo Brdo, Sarajevo, Bosnien — Ib.
F.Fiala, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 5, 1897, 124 Taf.54,1.
Glasinac, Ostbosnien
Cavarine — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Citluci — l s; Glasinac 2, 105 Taf. 29,13.
Gosinja planina — 2b und lis; Glasinac 2,82 Taf. 47,33.
Hrastovaca — 2 b, Zem. Muz. Sarajevo.
Ilijak — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Kusace — l b; Truhelka, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina l, 1893, 96 Abb. 139.
Mehagin Do — 2 b, Zem. Muz. Sarajevo.
Potpecine — 5b; Glasinac 2, 112 Taf.44,15; B.Terzan, Arh. Vestnik 27, 1976, 377 Abb.45,6.
Rudine — l s; Glasinac 2, 114 Taf. 49,13.
Saranceve Vrtace — l b, Zem. Muz. Sarajevo.
Livno, Vasarovine, Herzegowina — Ib.
Muz. Livno.
Plana, Bileca, Herzegowina — l b (Abb. 10f7).
Truhelka, Glasnik Sarajevo Arh. 13, 1901, 6 Taf. 1,4.
Sanski Most, Westbosnien — 7 b.
Fiala, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 1899, 78 Abb.57; B.Terzan, Arh. Vestnik 27, 1976, 380
Abb.50;8.
Die Biegungen könnten unterschiedlich sein: Kurze und breite Blätter sind für den
Glasinac und Debelo Brdo typisch, während flache Biegungen mit kleinen runden

71
Die jüngsten Gräber 95 und 115 in Krizna Gora sind in die Phase IIb, d.h. in den Beginn des
6. Jahrhunderts datiert, während das Grab 34 mit der Doppelnadel aufgrund der Keramik zu der Phase
II a gehört (Urleb, Krizna Gora pri Lozu [1974] 84 f.)
72
Carancini a. a. O. (Anm. 2) 377 Taf. 102,3390—3392.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum 255

Enden, ähnlich der Formung des Mittelbogens einiger „M"-förmiger Nadeln, dort
nur in zwei Fällen vorkommen, wohl aber in Sanski Most und Plana häufig sind. Die
frühesten kreuzförmigen Doppelnadeln gehören im Glasinac-Bereich in die späte
Phase IV c und die jüngsten in die Phase V b, sie können also von der zweiten Hälfte
des 6. bis in das fortgeschrittene 4. Jahrhundert datiert werden73. Typ V c entwickelte
sich in Bosnien und der Herzegowina wahrscheinlich aus dem Typ V a, wie mehrere
Hinweise vermuten lassen. Erstens ist Typ V a älter als Vc, zweitens gibt es
Übergangsformen in Makedonien, wie die Nadel von Amphipolis mit sehr kurzen
und breiten Blättern, drittens ist bei einigen bosnischen Exemplaren die Mittelbie-
gung breiter als diejenige der Seitenblätter und viertens sind kreuzförmige Nadeln
mit breiten und kurzen Bögen, die dem Typ V a näherstehen, älter als diejenigen mit
schmalen Bögen74.

Typ Vd

Chauchitsa (?), Nomos Kilkis, Griechenland — l b (Taf. 5,14).


Mus. Thessaloniki, Inv. 5826.
Glasmac, Mehagin Do, Ostbosnien — Ib.
Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina l, 1893, 123 Abb. 27.
Die drei oberen Bögen oder Blätter der doppelkreuzförmigen Nadel aus dem
Museum von Thessaloniki ähneln dem Typ V a, während die beiden unteren an den
Typ Vc erinnern, so daß hier eine Übergangsform vorliegt, die den vermuteten
Einfluß von V a auf V c hervorhebt.

Typ VI (Abb. 13)

Zu Typ VI werden die Doppelnadeln gerechnet, deren Köpfe ein geschlossenes


Rechteck bilden, so daß die Nadelform dem Buchstaben „T" entspricht. Dieser Typ
besitzt zwei unabhängige Varianten, von denen sich eine in der Lika, im westlichen
Balkanraum, und die andere in Westmakedonien entwickelte.

Typ Via

Der obere Kopfteil der Lika-Variante besteht aus einem in Achterschleifen


gelegten Draht, während die Schenkel entweder glatt oder tordiert sein können, so
daß sich noch Untervarianten abtrennen lassen (Abb. 10,8). Die Nadeln bestehen

73
Das vermischte Material aus den Hügelgräbern XII, l—3 in Hrastovaca enthielt neben einer kreuzför-
migen Doppelnadel zwei Doppelnadeln vom Typ I a und eine vom Typ II a, eine kleine Bogenfibel mit
Schildfuß, eine zweischleifige Bogenfibel mit viereckigem durchlochten Fuß, eine kleine Brillenfibel
usw. — Formen, die spätestens der zweiten Hälfte des 6.Jahrhunderts angehören. Gleichzeitig ist
wahrscheinlich die silberne Nadel aus titluci. Andererseits gehört die fragmentarische Nadel aus dem
Grab 121 in Sanski Most wegen der Certosafibel des Typs XIII h im gleichen Grab der Mitte oder
zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts an (Terzan, Arh. Vestnik 27, 1976, 380 Abb. 50).
74
Die Nadeln von Hrastovaca und ötulci haben breite und kurze Bögen, während die Nadel von
Potpecine mit schmalen Bögen aufgrund der Vergesellschaftung mit einer Certosafibel der Variante
III b in die zweite Hälfte des S.Jahrhunderts zu setzen ist.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
256 Rastko Vasic

ausschließlich aus Bronze und sind zwischen 15 und 30cm lang, V. Vejvoda unter-
suchte speziell diesen Typ und zählte etwa 60 Nadeln in Kompolje und Prozor sowie
nur ein Exemplar in Italien75. Die frühesten Nadeln aus Kompolje wurden in
Gräbern zusammen mit frühen Plattcnanhängern, großen Pinzetten und dreischleifi-
gen Fibeln gefunden, die jüngsten kamen zusammen mit Certosafibeln vor, so daß
der Typ vor allem in das 6. und S.Jahrhundert datiert werden kann. Die Nadel von
Alfedena, die in das 6, Jahrhundert gehört, entstand vermutlich unter balkanischem
Einfluß*.

Typ VI b

Kaldrma, Prilep, Jugosl. Makedonien - l e (Abb. 10,9).


Kitanoski, Macedoniae Acta Arch. l, 1975, 109 Taf.11,364.
Kozani, Nomos Kozani, Griechenland — 3 b.
Kallipolitis u. Feytmans, Arch. Ephemeris 1948—49, Abb. 17,23.
Razana, Kosjeric, Westserbien — l — 2 b (?).
Muz. Titovo Uzice, Inv. 697.
Tsotyli, Nomos Kastoria, Griechenland — 3 b.
Nat. Mus. Athen, Inv. 16887.
Typ VI b besitzt statt der Achterschleifen einfache vertikale Bögen und ist nicht
länger als 10cm. Für die Nadeln von Kozani und Tsotyli gibt es keine sicheren
Daten, sie könnten aber teilweise noch in das O.Jahrhundert gehören. In das
4.Jahrhundert wurde Grab 22 von Kaldrma mit einer groben Eisennadel und
Messerfragmenten datiert, doch wenn man sich vergegenwärtigt, daß das älteste
Grab dieser Nekropole in die erste Hälfte des S.Jahrhunderts gehört, mag man auch
an eine frühere Datierung denken77. Die auf Westmakedonien begrenzten unüblichen
und auch unpraktischen Nadeln hatten vermutlich keine lange Benutzungsdauer. Da
sie teilweise auf Einflüsse des Typs V a zurückgeführt werden können, dürften sie
sicher vor der Mitte des S.Jahrhunderts entstanden sein.

Wir haben mehrmals darauf hingewiesen, daß viele Verbindungsglieder bei der
Bestimmung von Typen und Varianten fehlen, doch lassen sich einige Tendenzen in
der Entwicklung dieser Doppelnadeln auf der Balkanhalbinsel erkennen. Doppelna-
deln begegnen zuerst in Bosnien und vielleicht in Makedonien im Laufe des
/.Jahrhunderts in Gestalt der Typen I und II, während der Beginn des Typs III
möglicherweise gegen Ende dieses Jahrhunderts angesetzt werden kann. Diese
Nad$n sind gewöhnlich groß und grob und aus Bronze oder Eisen hergestellt; sie
stimmen so in vieler Hinsicht mit der allgemeinen Entwicklung bosnischer
Schmuckstücke überein, desgleichen mit der in Makedonien, wo derartige Tenden-
zen noch während der letzten Phase der sogenannten „Makedonischen Bronzen"
beobachtet werden können. Ab der Mitte des 6. Jahrhunderts ist eine Veränderung
bemerkbar, die zuerst in Makedonien, etwas später auch im westlichen Balkanraum
auftritt. Die Nadeln werden schmaler und zierlicher, und neben der Bronze werden
nun auch Silber und Gold verwendet. Neue Formen, die Typen IV, V und VI, treten

75
V.Vejvoda, Vjesnik Zagreb 2, 1961, 115ff. Für neue Funde aus Prozor: R.Drechsler ebd. 6—7,
1972—73 Taf. 7,2; 23,3.
76
Carancini a.a.O. (Anm.2) 378 Taf. 102,3393.
77
Z.B. Gräber 2,3 und 29: Kitanoski, Macedoniae Acta Arch. l, 1975, 125 Taf. l und 13.
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Tafel 5

14

Doppelnadeln verschiedener Typen und einige ihrer Beifunde, l—2 Thessaloniki, Umgebung (?);
3—4 Ostrovul Märe; 5 Gomolava; 6—7 Djevdjelija; 8—9 Belgrad; 10—11 Negotino; 12 Thessaloniki,
Umgebung (?); 13 Delagozda Struga; 14 Chauchitsa (?). Maßstab der Metallgegenstände: ca. 2:3.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Brought to you by | Simon Fraser University
Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM
Ein Beitrag zu den Doppelnadeln im Balkanraum 257

neben die bekannten Typen I, II und III, und innerhalb dieser lassen sich Ähnlich-
keiten und Unterschiede feststellen. Dieser Formenreichtum kann generell in die
zweite Hälfte des 6. und die erste Hälfte des S.Jahrhunderts datiert werden, die
Typen gehören in eine Zeit, in der die Doppelnadeln den Höhepunkt ihrer Beliebt-
heit erreicht hatten. Es ist dies auch die Phase ihrer größten geographischen
Verbreitung in Südosteuropa: sie konzentrieren sich vor allem auf Bosnien, die
Herzegowina und Makedonien, kommen aber auch häufig in der Lika, Süddalma-
tien, Montenegro und Albanien vor, selbst in Griechenland und Serbien sind sie
recht zahlreich; doch weiter östlich und nördlich, in Bulgarien, Rumänien und der
Vojvodina, sind sie seltener und begegnen nur gelegentlich in den Randzonen. Ab
der Mitte des S.Jahrhunderts nimmt der Variantenreichtum ab und viele hypotrophe
Formen ebenso wie die einfachen Typen kommen außer Gebrauch; nur die funk-
tionsgerechtesten und ästhetischsten Nadeln leben weiter: Typ IV mit dem „M"-
förmigen Kopf in Makedonien und der gleiche Typ sowie Typ III mit zwei Schleifen
unterhalb des Kopfes im westlichen Balkanraum. Für beinahe dreihundert Jahre
werden dann diese Nadeln, die manchmal einen hohen Perfektionsgrad aufweisen,
die führende Schmuckform in Makedonien und dem südwestlichen Balkanraum, der
Herzegowina, Süddalmatien und Albanien, bis durch die römische Okkupation der
illyrischen und makedonischen Staaten in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts die
materielle Kultur radikaler verändert wird.
Doppelnadeln begegnen, wie angedeutet, auch außerhalb der Balkanhalbinsel und
können zum Teil älter als die balkanischen Nadeln sein, so daß ihr Einfluß auf die
Herausbildung einiger Typen nicht ausgeschlossen werden kann. Doch können diese
Funde, die größtenteils isoliert in lokalen Werkstätten erstellt wurden, nur schwer-
lich als die Quelle aller westbalkanischen und makedonischen Nadeln angesehen
werden, die aufgrund ihrer Menge und ihres Variantenreichtums als hauptsächliche
und bedeutendste Gruppe aller Doppelnadeln gelten können.

Brought to you by | Simon Fraser University


Authenticated
Download Date | 5/31/15 2:28 PM

Das könnte Ihnen auch gefallen