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Freiheitsentziehende

Wer entscheidet über freiheitsentziehende Maßnahmen?

Ist es nun eine Vorsichtsmaßnahme und Hilfe, wenn bei diesen Personen zum eigenen
Schutz das Bettgitter angebracht wird, um Stürze und daraus resultierende schwere
Verletzungen zu vermeiden? Oder ist es eine Freiheitseinschränkung für den Patienten und
deshalb sollten auf keinen Fall die Bettgitter angebracht werden? Frei nach dem Motto:
Jeder hat das Recht aus dem Bett zu fallen.
Grundsätzlich ist die ethische Beantwortung dieser Fragen sehr schwierig. Da früher
freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM) in Krankenhäusern und Pflegeheimen sehr schnell
angewendet wurden, mußte der Gesetzgeber hier einen Riegel vorschieben. Aber jeder
Vorteil hat eben auch einen Nachteil. Deshalb sollte jeder Angehörige der vor diesem
Problem steht, sich gut überlegen, ob er für den Patienten Verletzungen in Kauf nimmt oder
ob entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, die ganz unterschiedlichster Art
sein können.
In diesem Beitrag gehe ich zuerst auf die freiheitsentziehenden Maßnahmen und deren
rechtlichen Grundlagen ein. Danach stelle ich noch einige überlegenswerte Alternativen vor,
durch die freiheitsentziehende Maßnahmen oftmals vermieden werden können.
Denn freiheitsentziehende Maßnahmen sollten immer erst in Betracht gezogen werden,
wenn es überhaupt keine anderen Lösungen mehr gibt.

Was sind freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM)?

• Zu den freiheitsentziehenden Maßnahmen gehören unter anderem:


• Das Anbringen von Bettgittern / Bettseitenstützen
• Das Fixieren des Patienten mit Fixiergurten
• Die Unterbringung in abgeschlossenen Zimmern oder in Zimmern, an deren Türen
Trickschlösser angebracht sind
• Der Einsatz von Zwangsjacken
• Die Unterbringung in geschlossenen Stationen
• Das Wegnehmen von Rollatoren, Rollstühlen oder anderen Gehhilfen

Wie ist die Gesetzeslage?

Der Gesetzgeber hat beschlossen, dass freiheitsentziehende Maßnahmen bei einem


Patienten nur mit richterlichem Beschluss zugelassen werden und dem Wohl des
Patienten entsprechen müssen.
Es gibt nur ganz wenige Ausnahmen und nur zur Abwendung akuter Gefahren, wo
für einen kurzen Zeitraum freiheitsentziehende Maßnahmen ohne richterlichen
Beschluss angewendet werden dürfen. Zum Beispiel sind während der Aufwachzeit
nach einer Operation entsprechende Maßnahmen erlaubt.
Die optimale Lösung wäre natürlich, wenn ein einwilligungsfähiger Patient zu seinem
eigenen Schutz selbst den freiheitsentziehenden Maßnahmen zustimmt. Dann
bedarf es keines richterlichen Beschlusses.
Unterschied zwischen freiheitseinschränkenden und freiheitsentziehenden
Maßnahmen

Der Unterschied zwischen freiheitseinschränkenden Maßnahmen und


freiheitsentziehenden Maßnahmen liegt in der Schwere des Eingriffs.
Freiheitseinschränkende Maßnahmen wären zum Beispiel die Unterbringungen in
einer geschlossenen Abteilung. Eine freiheitsentziehende Maßnahme wäre die
Fixierung des Patienten mit Fixiergurten.

Wo wird der Antrag auf freiheitsentziehende Maßnahmen gestellt?

Der richterliche Beschluss auf freiheitsentziehende Maßnahmen muss beim


zuständigen Betreuungsgericht gestellt werden.
Reicht eine Vorsorgevollmacht oder braucht es einen richterlichen Beschluss
Nein. Weder eine Vorsorgevollmacht noch eine Generalvollmacht reicht aus, um
freiheitsentziehende Maßnahmen für seinen Angehörigen anordnen zu können. Es
muss ein richterlicher Beschluss vorliegen.

Alternativen zu freiheitsentziehenden Maßnahmen

Es gibt sehr unterschiedliche Maßnahmen, um ungewollten Stürzen und daraus


resultierenden schweren Verletzungen vorzubeugen.
Einsatz von Schutz bietenden Produkten wie zum Beispiel
• Sturzhelm
• Niederflurbett
• Hüftprotektor
• Gehhilfen
• Sensormatte/Trittmatte vor dem Bett
• Installieren eines Hausnotrufsystems
• Anpassung der häuslichen Umgebung
• Beseitigen von Stolperfallen
• Viel Freifläche zum Gehen
• Stabile Haltemöglichkeiten im gesamten Wohnbereich
• Anbringen von Nachtlampen
• Entfernen von lose herumliegenden Kabeln
• Verwenden von rutschfesten Matten oder Teppichen
• Tragen von geeignetem Schuhwerk oder im Haus von Antirutsch-Socken
• Wenn Treppen unüberwindbar sind, dann Installation eines Treppenlifts

Therapeutische Maßnahmen

• Gymnastik zur Mobilisierung und Stabilisierung


• Gleichgewichtsübungen
• Krafttraining
• Beschäftigungstherapien
• Optimale Medikation
• Durch Ablenkung, Spaziergänge und Beschäftigung das Unruheverhalten reduzieren
• Entspannungsmusik für Senioren

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